Einzelverkaufspreis: Fr. 4.00
l idea
Spektrum Nr. 8
24. Februar 2010
G 7405
Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt
Stille lernen in lauten Zeiten
Seite 7: Tierschutzanwalt
Seite 9: Gottesdienst
Walter Donzé gegen Andreas Brönnimann
«Wir rufen Gott an, nicht die Liturgie!»
Seite 12: «Good Job»
Seite 24: Kirchenzucht
10 Fairplay-Gebote bei der Stellensuche
Wenn Christen schwer sündigen – was dann?
Seite 4
Viele Menschen kennen Jesus noch nicht!
www.aussendungshaus.ch
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Einkehr in der Schwestern-Kommunität Wildberg im «Jahr der Stille»
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ZUR RUHE KOMMEN UND NEU AUFBRECHEN Sie wollen zur Ruhe kommen in der Hektik und Geschäftigkeit unserer Zeit? Sie mÜchten im HÜren auf das biblische Wort Ihre Beziehung zu Gott vertiefen? Sie suchen nach Antworten auf wichtige Lebensfragen oder sehnen sich nach Neuorientierung? Sie wollen als Einzelgast oder mit einer Gruppe ungestÜrt an einem Thema arbeiten?
Bei uns ďŹ nden Sie eine kleine Schwestern-Kommunität, die ihre Berufung zum Gebet und zur Gastfreundschaft lebt und die Atmosphäre des Hauses prägt, 24 Ein- und Zweibettzimmer, verschiedene Gruppenräume,
eine helle, einladende Kapelle und einen Gebetsraum, ein vielfältiges Kursangebot, auf Wunsch Gesprächsbegleitung und eine Umgebung der Ruhe mit einem grosszßgigen Garten in einer wunderschÜnen Landschaft.
Fßr weitere Auskßnfte und Reservationen nehmen Sie bitte mit uns Kontakt auf: Schwestern-Kommunität Wildberg Haus der Stille und Einkehr Pfarrwiese 2 8489 Wildberg
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Tel. 052 385 15 93 wildberg@diakonissen-riehen.ch www.diakonissen-riehen.ch/wildberg/
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Näher am
Leben.
ideaSchweiz l 08/2010
GRÜEZI
Was soll denn die Stille? Auf meinem Schreibtisch lagen im Januar gleich mehrere Jahresprogramme von Häusern, die sich der Stille und Einkehr verschrieben haben. Da gibt es wunderschöne Klöster, die ihre Türen gestressten Managern öffnen. Und es gibt evangelische Angebote, die Menschen zu innerem Rückzug und Einkehr einladen. Im «Jahr der Stille» könnte man doch ein solches Angebot besuchen, dachte ich mir. Schliesslich wählte ich Einkehrtage für «mutige Frauen», weil mir schien, das passe zu mir. An einem Februartag fuhr ich mit dem Auto los. Die Strassen waren schneebedeckt und sehr rutschig. Ich wusste, dass meine Winterpneus aufs Minimum abgefahren waren... Innerlich ziemlich mutlos und gestresst von dieser Rutschpartie, kam ich jedoch glücklich im «Haus der Stille und Einkehr» auf dem Wildberg an. Von dem Moment an, da eine Diakonisse in Tracht und Windjacke den Schnee für mich vom Parkplatz räumte, fühlte ich mich aufgehoben. Einmal nicht mehr müssen, nur noch dürfen! Allein schon dieser Gedanke entspannte mich. Eine Runde von 22 Frauen vertiefte sich an einem gewöhnlichen Werktag in die biblische Gestalt von Abigail unter dem Motto «Mut, dem Bösen zu wehren». Ein Stilletag in Gemeinschaft – das war für mich eine neue, gute Erfahrung. Jeder ist ganz bei sich, und doch ist man beieinander. Auch ein Essen ohne Smalltalk, schweigend, im Kreis von 30 Personen zu geniessen, das muss man erlebt haben! In der Diskussion am Nachmittag
werden Ansichten und Einsichten über Abigail ausgetauscht und Fragen offen diskutiert. Zu spüren, wie andere Frauen auch aktiv mit der Bibel leben und sich von ihr navigieren lassen, tat mir echt wohl. Für viele Teilnehmerinnen gehören die Einkehrtage auf dem Wildberg längst zum persönlichen Jahresprogramm. Was sie davon in ihren Alltag mitnehmen, lesen Sie im «Brennpunkt» auf Seite 5. Es kann, aber es muss natürlich nicht immer Wildberg sein. Es gibt unzählige und ganz verschiedene Stille-Angebote, die man nutzen könnte. Wer es erträgt, kann auch die grosse Einsamkeit in einer Klosterzelle suchen. Auf den ersten Blick mag es Verzicht sein, sich einfach so aus dem Alltagsgeschehen und dem Gebraucht-Werden auszuklinken. Doch bereits der Entscheid, es zu wagen, ist befreiend. Sobald man die ersten Kilometer auf dem Weg in die Stille hinter sich hat, wird der Rucksack mit den Alltagsnöten leichter. Denn aus Distanz betrachtet, bekommt manches einen anderen Stellenwert. Aber aufgepasst: Wer Stille sucht, um sich selbst zu verwirklichen, ist auf dem Holzweg! Stille soll der Verwirklichung von Gottes Willen und der Übergabe an ihn dienen. Erkenntnisse, die man in der Stille gewonnen hat, sind nicht Privateigentum. Sie sollen im Alltag umgesetzt werden. Und zwar so, dass die Menschen um uns herum etwas von Gottes Licht spüren. ESTHER REUTIMANN
3 BIBLISCH Ein Lieblingsbibelwor t von Samuel Sägesser, Geschäftsführer von «Tischlein deck dich», Lebensmittelhilfe für die Schweiz, Winter thur:
«Geben ist seliger als Nehmen.» (Apostelgeschichte 20,35) «Drei Vier tel meines Lebens habe ich in der Lebensmittelbranche verbracht. In meinen früheren Tätigkeiten ging es stets darum, jedes Jahr noch bessere Umsatzzahlen zu erreichen. Bei mir drängte sich mit der Zeit die Frage nach der wahren Motivation und des tieferen Sinns auf. Bis mich im Jahr 2002 ‹Tischlein deck dich› fand und ich mein Herzblut in diese Nonprofit-Organisation legen konnte. Angefangen als Ein-Mann-Betrieb arbeitete ich Tag und Nacht und schlüpfte dabei in die unterschiedlichsten Rollen: Logistiker, Fahrer, Administrator, Buchhalter, Fundraiser. Es war Knochenarbeit und ein langer, schweisstreibender Weg, bis ‹Tischlein deck dich› zu dem geworden ist, was es heute ist. All die strahlenden Augen, wenn ich den bedür ftigen Menschen Lebensmittel in ihre Taschen gebe, sind der grösste Dank für meine Arbeit und viel wer tvoller als alles andere: Geben ist seliger als Nehmen!» (www.tischlein.ch)
WÖRTLICH «Man soll nicht lügen. Das heisst aber nicht, dass man die volle Wahrheit sagen muss. Wenn mich ein Patient fragt: ‹Hab ich Krebs?›, dann sage ich nicht: ‹Nein›, aber ich brauche nicht zu sagen: ‹Sie haben noch drei Wochen zu leben.› … Ein Patient hat das Recht, die Wahrheit nicht zu kennen.» Franco Cavalli, Direktor des Oncology Institute of Southern Switzerland in Bellinzona und Professor an den Universitäten Bern und Varese, in der «NZZ am Sonntag». Reklame
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BRENNPUNKT
ideaSchweiz l 08/2010
Diakonisse Marianne Graf von der Schwestern-Kommunität Wildberg ZH zum «Jahr der Stille»
«Schwellen einbauen und einen Gang zurückschalten» Was möchten Sie Menschen sagen, die vor Stille eher zurückschrecken? Ich würde fragen, warum sie davor Angst haben. Stille kann man lernen. Zum Beispiel in kleinen Schritten das Ruhigwerden einüben. Man sollte sich nicht gleich zu viel vornehmen. Dann helfen beispielsweise auch Angebote, bei denen Menschen durch die Stille begleitet werden. Schon erste StilleVersuche werden dem Stille-Scheuen die Erfahrung einbringen, wie wohltuend es ist.
Wir können uns der Hektik unserer Zeit nicht entziehen. Doch Stille kann man lernen. Das betont Marianne Graf, Leiterin der Schwestern-Kommunität Wildberg. Doch selbst Diakonissen ringen immer wieder um die Stille vor Gott.
«Spektrum»: Welchen Stellenwert hat die Stille vor Gott im Leben einer Diakonisse? Marianne Graf: (schmunzelt) Keine einfache Frage! Stille hat sicher für alle Diakonissen grundsätzlich einen Stellenwert. Aber nicht für alle den gleich hohen. Es kommt auch auf die Aufgabe an, in der man steht. Auf jeden Fall sehnen auch wir uns nach Stille. Wir bieten sie zwar hier auf dem Wildberg in unserem «Haus der Stille und Einkehr» im Jahresprogramm an, doch wir selbst ringen genau so um die Stille vor Gott wie andere Christen auch. Dann sind Diakonissen keine Stille-Expertinnen? Hier leben wir glücklicherweise in einer sehr ruhigen Umgebung. Auch unsere täglichen drei Gebetszeiten haben unter anderem den Sinn, immer wieder in die Stille einzutauchen. Überhaupt gibt das klösterliche, ordensmässige Leben mit dem festen Tagesrhythmus einen Rahmen und eine Ordnung. Das hilft, dass in einem drin ein gewisser Raum der Stille bewahrt bleibt.
Kommunität Wildberg Die Kommunität Wildberg gehört seit 1973 zur Kommunität Diakonissenhaus Riehen. Ihre sechs Diakonissen sind berufen zur Lebensform nach den evangelischen Räten. Sie leben also ohne Lohn, teilen die empfangenen Güter und Gaben und leben in Ehelosigkeit, um in Freiheit Gott und den Menschen zu dienen. Sie leben gemeinsam in verbindlicher Lebens-, Glaubensund Dienstgemeinschaft und lassen sich unter Mitsprache in praktische Dienste senden. Schwester Marianne Graf, 67, ist seit dem Jahr 2000 Leiterin der Kommunität Wildberg. www.diakonissen-riehen.ch/wildberg
Gottes Stimme hören: Schwester Marianne Graf bereitet die Hauskapelle der Kommunität Wildberg für das Mittagslob vor.
Ihr Haus lädt Menschen in die Stille ein. Warum? Weil wir festgestellt haben, dass sich in der Hektik und Ruhelosigkeit unserer Zeit Menschen vermehrt nach Stille sehnen und diese sowohl als Individuum wie auch in der Gruppe suchen. Was ist im «Jahr der Stille» anders auf dem Wildberg? Äusserlich eigentlich nicht sehr viel. Wir tragen diesem Thema immer Rechnung. Allerdings haben wir in unserem Angebot das Element der Stille verstärkt gewichtet. Erstmals laden wir beispielsweise Mütter ein, die noch mitten drin sind zwischen «Kinder, Kochtöpfen und Karriere». Ihr Jahresprogramm enthält eine Fülle von Angeboten. Wie und von wem werden diese genutzt? Insgesamt werden sie sehr gut genutzt. Ab und zu müssen wir aber auch etwas fallen lassen, weil das Interesse zu klein ist. Die Einkehrtage im Februar waren ausserordentlich gut besucht. Grundsätzlich kommen in unsere «Stillen Wochen», Seminare und Einkehrtage bedeutend mehr Frauen als Männer. Das hat auch damit zu tun, dass viele Frauen an Werktagen mit ihrer Zeit flexibler umgehen können. Männer kommen eher als Einzelgäste zu uns. An den Wochenenden wird unser Haus oft von ganzen Gruppen belegt. Was erhoffen Sie sich für Ihre Gäste von den Einkehrtagen? Es ist ein Bemühen und Ringen,
dass das biblische Wort unsere Gäste so erreicht, dass es als praktische Hilfe fürs Leben nützlich ist. Mit unsern Anstössen wollen wir helfen, dass Menschen Hunger und Durst nach Gottes Wort bekommen und selber daraus schöpfen und mit Gott ins Gespräch kommen. Wir haben es schon oft erlebt, wie Gäste entmutigt hier ankamen und am Abend ermutigt weggegangen sind.
Wie könnten stille Momente vermehrt in den Alltag eingebaut werden? In persönlichen Gesprächen ermutige ich immer wieder, sich bewusst wenigstens eine Zeit im Tag einzuplanen, so wie ein Rendez-vous in der Agenda. Lieber nur fünf Minuten, diese jedoch regelmässig, wie eine andere feste Abmachung. So wird das Gespräch mit Gott zu einer guten Gewohnheit. Ausserdem gibt es viele Momente, in denen ich zwar etwas mit den Händen mache oder irgendwo warte. Die kann ich nutzen, um ganz bei mir und bei Gott zu sein. Glauben Sie, dass Gott unser Stillehalten braucht, um ihn zu hören? Gott ist zwar nicht unbedingt darauf angewiesen, doch ich bin sicher, dass wir viel verpassen, wenn wir nicht in der Stille seine Stimme suchen. Manchmal muss Gott auch sehr deutlich reden, um uns zur Ruhe zu bringen. Ich bin überzeugt, er hat für jeden eine Sprache, sei es die Bibel, seien es Menschen, Träume oder eben gröberes Eingreifen.
Wie soll jemand die Stille gestalten, wenn er sich ganz in die Einsamkeit zurückzieht? Wichtig ist, zuerst bewusst den Alltag zurückzulassen. Eine Möglichkeit ist, ein Lied oder einen Bibeltext mit in die Stille zu nehmen. Andere lassen sich von Gott erst in der Einsamkeit zeigen, was dran ist. Wichtig scheint mir, dass man nicht zu viele verschiedene Themen bewegen will. Gut ist immer, wenn man einer solchen Zeit der Einsamkeit eine Struktur gibt. Zum Beispiel einen Einstieg mit Lobpreiszeit oder Dank. Das Bewegen eines Bibeltextes hilft, mit Gott ins Gespräch zu kommen. Ich würde auch empfehlen, einen Spaziergang oder einen Gebetsspaziergang zu machen. Übrigens, Stille in der Einsamkeit ist nicht immer einfach zu ertragen. Es kann schwierig sein, sich zu konzentrieren, oder es können Anfechtungen kommen. Warum engagieren Sie sich so stark fürs Thema Stille? Damit Menschen für ihren Alltag gestärkt werden. Wir können uns ja der Hektik und den Ansprüchen unserer Zeit nicht entziehen. Doch wir sind selber dafür verantwortlich, dass wir uns ab und zu entschleunigen. Dazu ist es gut, wenn wir Schwellen einbauen, die uns zwingen, einmal einen Gang zurückzuschalten. Es geht ja nicht darum, dass wir zu Emeriten werden. Vielmehr geht es darum, dass wir uns regenerieren und Gottes Stimme hören können. Nur so können wir auf die Dauer kraftvoll in unseren Aufgaben stehen. Inter view: ESTHER REUTIMANN
BRENNPUNKT
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Wie Stille-Suchende einen Einkehr tag im Wildberg erlebt haben
PODIUM
Jesus ist derselbe, auch im Alltag
Tränen im Zug
Stille-Häuser wenden sich im aktuellen «Jahr der Stille» mit besonderen Angeboten an ihre Gäste. Unsere Mitarbeiterin besuchte einen Einkehrtag auf dem Wildberg. Sie hat einige der Teilnehmer befragt, was sie in ihren Alltag mitnehmen.
Anstösse von David und Abigail Ariane Luginbühl, 34, Familienfrau und Primarlehrerin, Zürich: «Ich geniesse die Ruhe solcher Einkehrtage, einfach mal weg aus aller Hektik. Hier habe ich Zeit zum Nachdenken, Lesen, Beten und Entspannen. Da ich schon öfters stille Tage in der Schwestern-Kommunität Wildberg besucht habe, wusste ich, was mich erwartet. Das Betrachten von 1. Samuel 25 hat mir ein Stück von Gottes Wort näher gebracht, und ich bekam Anstösse, worüber ich in meiner Stille nachdenken kann. Die gegenseitige Achtung zwischen David und Abigail hat mich beeindruckt. Daran möchte ich mich im Alltag im Umgang mit meinen Mitmenschen erinnern. Auch schätze ich die gemeinsamen Gebetszeiten.»
Mit neuer Zuversicht erfüllt Werner Ulrich, 59, erwerbslos, Baltenswil (einziger Mann unter 22 Frauen): «Ich besuchte diesen Einkehrtag, um neue Kraft zu schöpfen, im Glauben zu wachsen und meine Zeit mit Sinnvollem zu füllen. Ich spüre hier im Hause Gottes Kraft und Allgegenwart. Was ich mitnehme? Neue Hoffnung und Zuversicht. Und ich fühle mich gestärkt im Glauben. Der Glaube gibt mir Kraft auf dem weiteren Lebensweg und hilft mir,
Viele Anregungen Auf www.jahrderstille.ch erhalten interessierte Leserinnen und Leser viele Anregungen zum Thema sowie Adressen weiterer StilleHäuser und Stille-Orte. Das Ideenheft zum Jahr der Stille kann über diese Website gratis bestellt werden.
trotz Erwerbslosigkeit auch einen Sinn zu haben.»
und weiss, Jesus ist derselbe, hier auf dem Wildberg und zu Hause.»
Mit neuen Augen im Alltag
Den Draht zu Gott gestärkt
Alice Ammann, 67, Krankenpflegerin im Ruhestand, Berg TG: «Zu meinem ersten Einkehrtag ging ich recht kritisch, weil ich mir nicht vorstellen konnte, was das gemeinsame Schweigen bringen soll. Nun möchte ich diese Tage nicht mehr missen. Die Einführung durch eine Diakonisse in einen biblischen Text gibt sehr gute Anstösse, um in der Stille darüber nachzudenken. Dies erfüllt und stärkt mich und hilft mir, in meinem Alltag vieles mit neuen Augen zu sehen.»
Trudy Schenker, 65, Rentnerin, Wetzikon: «Ich besuche diese Einkehrtage, weil sie mir helfen, vieles im Leben besser zu verstehen. Auf dem Wildberg habe ich einen vertieften Draht zu Gott. Diese vertiefte Gemeinschaft mit ihm nehme ich nach Hause mit. Dann fühle ich mich jeweils freier und offener. Es geht mir gut, und ich habe mich nach einem solchen stillen Tag wieder ein Stück näher kennengelernt.»
Respektvoller leben Beatrice Karrer Ulrich, 62, Tramführerin, Baltenswil: «Mein Mann hat mich kürzlich gerügt, weil ich ihn vor andern in ein schlechtes Licht gestellt habe – so jedenfalls hat er es empfunden. Anlässlich dieses Einkehrtages kam ich schon ins Grübeln, ob ich meinem Mann genug Achtung entgegenbringe – so eben wie Abigail gegenüber David. Ich hoffe, dass ich ein Stück weiter gekommen bin und im Alltag Respekt und Achtung gegenüber andern besser leben kann.»
Neu begeistert im Glauben Liselotte Noll, 70, Hausfrau, Dietlikon: «Meine Erfahrung ist, dass hier meine Gedanken über einen Bibeltext erweitert werden. Ausserdem wird mein Glaube durch diese Gemeinschaft mit andern gestärkt. Immer gehe ich froh und begeistert nach Hause und bedauere, dass Menschen, die ich eingeladen habe, nicht gekommen sind. Ihnen ist Glaubensstärkung und ein tiefes Erlebnis entgangen. Mein Dank an Gott, meine Freude an ihm und meine neu gewonnene Zuversicht lassen mich den Alltag wieder bestehen.»
Mutiger heimgekehrt Gesunde Distanz gewonnen Susanne Weber, 54, Bäuerin, Gossau: «Ich gönne mir schon seit 20 Jahren solche kurzen Auszeiten aus dem Familienalltag, um Zeit und Ruhe mit meinem Gott zu geniessen. Es ist Durchatmen und Auftanken. Nebst geistlicher Nahrung gibt es immer auch ein feines Mittagessen, ein unschlagbares Dessert und Tee und Kuchen vor dem Heimkehren. Ich erlebe auch, dass an einem solchen Einkehrtag die Alltagsnöte aus der Distanz gesehen viel weniger dramatisch sind. Ich kehre gestärkt und ermutigt wieder an meinen Platz zurück
Irmgard Rüegg, pensionierte Krankenschwester aus Dietlikon: «Ich kenne das Haus der Stille auf dem Wildberg seit vielen Jahren. Mir gefällt die Atmosphäre hier, und ich schätze die Schwestern. Das Thema ‹Mutige Frauen› hat mich angesprochen. Wie Abigail dem Bösen wehrte, wie sie weise und überlegt und ohne zu Zögern gehandelt hat, das inspiriert mich. Ich wurde ermutigt, hinter der Fassade des Sichtbaren Gottes Wirken zu erspüren. Ich werde mit Gottes Hilfe im Alltag mutiger handeln können.» Umfrage: ESTHER REUTIMANN
Fast alle Plätze in der kleinen Bahn von Wil nach Frauenfeld sind nach 18 Uhr besetzt. Ich bin auf dem Weg zu einer Podiumsdiskussion. Mir gegenüber sitzt ein Jugendlicher, der das Handy am Ohr hat und leise spricht. Plötzlich zieht er seine Kapuze tief ins Gesicht und beginnt kaum hörbar zu schluchzen. Ein verzweifelter junger Mensch sitzt mir gegenüber. Ich bin sehr betroffen und strecke dem Jungen meine Papiertaschentücher hin. Dankbar nimmt er eines und schaut mich traurig an. Stockend erzählt er dann, dass seine Mutter krank sei und soeben in eine Klinik eingeliefert werden musste. Er macht sich grosse Sorgen und muss sich auch noch um seinen jüngeren Bruder kümmern – alles so plötzlich und alles ziemlich viel für einen Jugendlichen. Nach wenigen Minuten hat er sich wieder gefasst. Er erzählt mir von der Lehrstelle, die ihm gefällt, von der Angst um seine Mutter und von der Verantwortung, der er sich nun zuhause stellen will. Er müsse ja vor allem stark sein und auch für den Bruder schauen. Ich biete ihm meine Hilfe an, frage, was ich für ihn tun kann und gebe ihm meine Visitenkarte. Beim Aussteigen bedankt er sich für das Gespräch und die angebotene Hilfe und verschwindet schnell in der Dunkelheit. Den ganzen Abend muss ich immer wieder an den Jungen denken und an die schwierigen Umstände, die ihm das Leben schon aufgebürdet hat. Hoffentlich hat er noch andere Familienmitglieder, die ihm helfen, und einen verständnisvollen Lehrmeister. Vor dem Einschlafen bitte ich Gott um seine Fürsorge für diesen jungen Menschen und seine Angehörigen und sende ihm so meine besten Wünsche. Ich hoffe, dass er einen guten Schutzengel hat. BRIGITTE HÄBERLI
Die Autorin ist Nationalrätin und stellvertretende Fraktionspräsidentin der CVP in Bern. Sie wohnt in Bichelsee TG.
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Kommunikation vom Feinsten bietet die Jordi AG als Medienhaus im unteren Gürbetal. Wir verlegen mehrere Wochen- und Monatszeitschriften und sind für die Akquisition der Inserate und der Abonnemente verantwortlich. Zur Erweiterung unseres Teams im Inserateservice suchen wir per März 2010 oder nach Vereinbarung
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POLITIK
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Diskussion zur Abstimmung vom 7. März: Initiative für Tierschutzanwälte in den Kantonen
Pro: Christsein bitte auch im Kuhstall WALTER DONZE Nationalrat EVP, Frutigen «Wenn jemand Gott ernst nimmt, dann spüren das auch seine Tiere!» So hörte ich es von der Kanzel. Bauern erzählten mir, dass sie aufhörten, ihre Wut an den Kühen auszulassen, als sie sich Gottes Ordnung unterstellten. Ich habe keine enge Beziehung zu Tieren. Zu Hunden halte ich immer noch respektvollen Abstand. Schlangen gehe ich aus dem Weg. Trotzdem, die Welt der Tiere ist faszinierend. Erfahrungen habe ich vor allem mit Haustieren gesammelt. Sie erfordern eine gute Betreuung. Das muss auch den Kindern beigebracht werden, die sich ein Haustier wünschen. Tierhaltung ist Aufgabe, nicht nur Vergnügen. Nein, ich meine nicht, dass man Tiere vergöttern soll. Sie sind den Menschen nicht gleichgestellt. Aber sie sind Geschöpfe Gottes. Sie sind keine Ware.
ist. Nicht fanatisch, aber konsequent. Deshalb stehe ich für gute Tierschutzgesetze ein. Tierquäler sollen wirksam bestraft werden. In vielen Kantonen kommen seit Jahren kaum Tierschutzdelikte zur Anzeige. Und wenn es zu einem Verfahren kommt, fällt das Urteil lächerlich tief aus. Weshalb? Weil sich niemand für das Tier wehrt. Selber kann es ja nicht vor Gericht erscheinen. Deshalb kam die Volksinitiative für einen Tierschutzanwalt zustande. Es stimmt nicht, dass damit ein unverantwortbarer Aufwand verbunden ist. In Zürich berät seit zwölf Jahren ein Tierschutzanwalt vor allem die Strafverfolgungsbehörden. Er erledigt seinen Job unbürokratisch mit 30 Stellenprozenten. Er entlastet mit seiner Tätigkeit nicht nur das Veterinäramt. Ein Teil der Kosten kommt als Bussgelder zurück in die Staatskasse. Die Initiative sieht vor, dass mehrere Kantone gemeinsam einen solchen Anwalt beschäftigen können. Damit ist erwiesen, dass kaum Mehrkosten entstehen müssen.
Tierschutz in der Bibel Gemäss Schöpfungsbericht soll der Mensch über die Tiere «herrschen». Gott stellt den Menschen über das Tier, aber auch in die Verantwortung. Er darf das Tier nutzen, züchten und auch verwerten. Frevel am Tier wird unter Strafe gestellt. Gott schützt die Tiere als seine Geschöpfe. Er sorgt für ihr Überleben in der Arche. Sein Bund, wonach keine Sintflut mehr über die Erde gehen soll, machte er «mit euch und allem lebendigen Getier». Haben Sie gewusst, dass es Tierschutzgesetze in der Bibel gibt? Zum Beispiel 2. Mose 23,5: «Wenn du den Esel deines Widersachers unter seiner Last liegen siehst, so lass ihn ja nicht im Stich, sondern hilf mit ihm zusammen dem Tiere auf.» Für Jesus ist es selbstverständlich, dass ein Schaf auch am Sabbath aus der Grube befreit wird.
Vollzug entscheidend Wenn ich die Bibel lese, komme ich zum Schluss, dass Gott selber der höchste Tierschützer
Gegen die Tierquälerei Nur Tierquäler müssen den Tierschutzanwalt fürchten. Sie schaden dem Ruf der Landwirtschaft, die in der Regel ihre Tiere gut hält. Ich bin auch nicht für überrissene Vorschriften in der Tierhaltung – aber das hat mit der Initiative nichts zu tun. Als Christ billige ich Tierquälerei nicht. Deshalb stimme ich der Initiative zu.
Kontra: Tierschutz Ja! Doch Tieranwalt Nein! ANDREAS BRÖNNIMANN Nationalrat EDU, Belp Die Tierschutzanwalt-Initiative verlangt, dass bei einem Verstoss gegen das Tierschutzgesetz schweizweit zwingend ein Tierschutzanwalt oder eine Tierschutzanwältin beauftragt wird, um die Interessen des misshandelten Tieres zu vertreten. Mit diesem Pflichtanwalt für Tiere wird aus meiner Sicht die Grenze des gesunden Menschenverstandes überschritten. Es hört sich ja auch irgendwie lächerlich an. Das ist doch selbstverständlich: Wenn ein Täter gegen das Tierschutzgesetz verstösst, wird er verurteilt und bestraft, da braucht es nicht noch einen teuren Anwalt, der sich für das misshandelte Tier einsetzt. Dazu kommt die grosse Bürokratie, die unnötig Geld und Zeit verschlingen würde.
Tierschutz ist wichtig Der Schutz des Tieres ist selbstverständlich wichtig und unbestritten. Gott hat die Tiere geschaffen. Es gibt Nutztiere, die uns zur Ernährung dienen, Hühner, die Eier legen, Schafe, die Wolle produzieren. Haustiere können den Menschen Freude bereiten und – wie zum Beispiel die Hunde – gute Freunde sein. Tiere sind Lebewesen, die bei einer Verletzung Schmerzen empfinden, wie wir Menschen auch. Es werden immer
Was meinen Sie zu dieser Abstimmungsvorlage? Wie immer vor wichtigen eidgenössischen Abstimmungen kommen auch diesmal Befür worter und Gegner zu Wort: heute zur Tierschutzanwalt-Initiative. Die Parolen der Parteien: • Ja: EVP, GP, SP • Nein: BDP, CVP, EDU, FDP, SVP, dazu Junge EVP Was meinen Sie zu dieser Vorlage? Ihre Meinung gerade aus christlicher Sicht interessiert uns. Kurze Stellungnahmen werden bevorzugt abgedruckt (bis 1000 Zeichen).
Per Mail: andrea.vonlanthen@ideaschweiz.ch Per Fax: 071 446 74 88
In den letzten Ausgaben waren bereits erschienen: Ausgabe Nr. 6: Verfassungsartikel über die Forschung am Menschen. Pro: Heiner Studer, Präsident EVP Schweiz. Kontra: Christian Waber, alt Nationalrat EDU. Ausgabe Nr. 7: Reduktion des Mindestumwandlungssatzes beim BVG. Pro: Werner Messmer, Nationalrat FDP. Kontra: Eric Nussbaumer, Nationalrat SP.
wieder Fälle bekannt, bei denen Täter schlimme Übergriffe auf Tiere verüben. Es ist unverständlich, dass Menschen zu solchen Verletzungen an einem wehrlosen Tier fähig sind. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich ein Richter in der Schweiz bei einem Strafverfahren auf die Seite des Tierquälers stellen würde. Selbstverständlich wird er den Täter nach der geltenden Tierschutzgesetzgebung verurteilen und entsprechend bestrafen.
Tiere sind keine Sachen Das heutige Tierschutzgesetz ist umfassend und verurteilt sämtliche Übergriffe auf Tiere. In den letzten Jahren wurde in der Schweiz die Tierschutzgesetzgebung massiv verschärft. Im Zivilgesetzbuch (ZGB) steht im Artikel 641a die Kernaussage, dass Tiere keine Sachen sind. Vor zwei Jahren wurde das Tierschutzgesetz revidiert. Verstösse gegen das Tierschutzgesetz werden seit dem 1. September 2008 von Amtes wegen verfolgt und gelten somit als Offizialdelikte. Der oder die Täter werden bei einer Straftat zwingend von den Kantonsbehörden verfolgt und verurteilt.
Weltweit vorbildlich In der Schweiz haben wir punkto Tierschutz einen Standart erreicht, der sich weltweit sehen lassen kann und vorbildlich ist. Die EU zum Beispiel liegt bei diesem Thema noch weit hinter der Schweiz zurück. Zusätzlich hat der Bund in die Ausbildung und die Information der Tierhalter investiert, um Fragen und Antworten zur artgerechten Tierhaltung aufzuzeigen.
Unnötig und übertrieben Mit der Annahme der Initiative würde das heutige Tierschutzgesetz bleiben, wie es ist. Die einzige Änderung wäre, dass die Kantone gezwungen würden, Tieranwälte anzustellen. Doch Anwälte, welche vor dem Richter die Interessen der Tiere vertreten, sind nicht nötig und übertrieben. Entscheiden wir mit dem gesunden Menschenverstand: Lehnen wir die unnötige Tierschutzanwalt-Initiative ab!
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TAGESSCHAU
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JOURNAL
Der Direktor des «Israel College of the Bible» sprach in Weinfelden
Markus Schaaf im Rat
Muslime drohen Juden mit Atombombe
EVP-Kantonsrat Thomas Ziegler, 69, aus Elgg hat seinen vorzeitigen Rücktritt erklärt. Als sein Nachfolger soll Markus Schaaf (Bild) aus Zell am 15. März im Kantonsparlament vereidigt werden. Nach Lehrabschlüssen als Buchhändler und Kaufmann studierte Schaaf, 43, Theologie am Seminar auf St. Chrischona. Später folgte die Diplomausbildung zum Heimleiter. Beruflich wirkt er als Geschäftsführer der Heimstätte Rämismühle. Daneben engagiert er sich in den Vorständen von ERF Medien und der Evangelischen Karmelmission. Schaaf ist verheiratet mit Rose SchaafAuch und hat drei Kinder im Alter von 11 bis 14 Jahren. (idea)
EDU gegen Prostitution Die EDU fordert eine Abkehr von der «Laisser-faire-Politik gegenüber der Sexindustrie». Diese habe Zürich zu einem Mekka für Frauenhändler und Zuhälter gemacht. Konkret will die EDU analog zur Raucherprävention eine Kampagne mit dem Slogan: «Wer Prostituierte aufsucht, fördert den Frauenhandel, die Ausbeutung und Demütigung von Frauen und die Verbreitung von Geschlechtskrankheiten.» Die EDU fordert insbesondere wirksame Massnahmen gegen die Freierflut. (idea)
Erez Soref, Direktor des «Israel College of the Bible», sprach am 18. Februar im vollbesetzten Saal des Hotels Thurgauerhof in Weinfelden über «Israels Kampf – Berufung und Hoffnung». Gemäss Erez Soref ist die Berufung Israels ein grosses Thema der Bibel. Nach der Schöpfung und dem Sündenfall beschreibe die Bibel in 1. Mose 11 Aussergewöhnliches. Bis zum «Turmbau zu Babel» sprachen alle Menschen dieselbe Sprache. Danach verwirrte Gott ihre Sprache und zerstreute sie über die Erde. Erstmals war es den Leuten nicht mehr möglich, miteinander zu kommunizieren. Im Kapitel 12 beginne die Geschichte Gottes mit Abraham und den Verheissungen für die Juden als seinem Volk. Mit dem Ziel, dass durch sein Volk alle Nationen der Erde gesegnet werden. Gott machte mit Abraham einen ewigen Bund (Kapitel 15), der für seine Nachkommen und bis heute gelte. Jesus war Jude und wurde als Messias zum «Retter für alle Nationen». Darin sieht Erez Soref den Ursprung allen Hasses gegenüber den Juden: «Dieser Hass hat nichts mit Israel selber, aber alles mit dem Gott Israels zu tun.» Es sei das erklärte Ziel Satans, Israel zu zerstören. Gott lasse dies aber
Schilderte düstere Zukunftsznearien für Israel: Erez Soref mit seiner Übersetzerin Ruth Marty letzte Woche in Weinfelden.
nicht zu, was sich auch daran zeige, dass Israel trotz übermächtiger Feinde immer noch existiere.
Anti-jüdisches Säbelrasseln Noch vor drei Jahrzehnten habe man in Israel grosse Hoffnung auf ein friedvolles Zusammenleben mit den arabischen Nachbarn gehegt. Seit 15 Jahren nehme aber der Antisemitismus wieder zu. Aus der Sicht westlicher Medien sei Israel Goliath und die Araber David. Israelische Militärs kämen teilweise nicht mehr in europäische Länder rein, da man sie als Kriegsverbrecher betrachte. Hass-Demonstrationen gegen Israel oder Juden nähmen zu. Persien, der heutige Iran, werde in der Bibel 29 Mal erwähnt,
und das sei sehr interessant. Irans Präsident Mahmud Ahmadinejad wolle Israel vernichten und stelle den Holocaust in Frage. Auch Ali Chamenei, geistiges Oberhaupt des Iran, hetze gegen Israel. War zur Zeit von Esther im Alten Testament die Taktik, die Juden mit Waffen zu bekämpfen, werde ihnen heute mit der Atombombe gedroht. Der Iran, noch vor gut 30 Jahren mit Israel befreundet, stelle heute eine ernsthafte Bedrohung für den israelischen Staat dar. Dies zeige, wie wichtig und richtig es sei, anhand des Bibelstudiums die politische Realität zu erkennen, und nicht umgekehrt aufgrund einer Aktualität die Bibel zu interpretieren. ROLF FREY
Gegen Sonntagsverkäufe Im Kanton Aargau bildet sich gemäss «Mittelland-Zeitung» eine Front gegen zusätzliche Sonntagsverkäufe. Angeführt von EVP-Grossrat Martin Bhend wehren sich der Gewerkschaftsbund, die Gewerkschaften Unia und Syna, die SP, die Grünen, die EDU, die Schweizer Demokraten und die EVP gegen zusätzliche Ladenöffnungszeiten. (idea)
Cevi-Zeitung eingestellt Der Vorstand von Cevi Schweiz hat beschlossen, die die CeviMitgliederzeitschrift «Y-News» ersatzlos zu streichen. Die finanziell angespannte Situation des Cevi habe den Entscheid ausgelöst. Nun soll die Website www.cevi.ch attraktiver werden. Zudem soll ein elektronischer Newsletter mehr Lesende finden. (RNA) Bild: Rolf Frey
Christliche Organisationen helfen, die Fastenzeit zu gestalten
Kaffee, Kritik oder Klage fasten Vierzig Tage vor Ostern, vom 23. Februar bis 3. April, ist Fastenzeit. Verschiedene Organisationen bieten den Fastenden Unterstützung, um diese Zeit erfolgreich zu gestalten. Die Aktion «time:out» vom Blauen Kreuz spricht in erster Linie Jugendliche an und lädt sie dazu ein, ihren Konsumalltag zu reflektieren und durch das Ablegen kleiner Süchte im Alltag mehr Freiheit zu erlangen. Das Blaue Kreuz will damit einen «Kontrapunkt zur Wohlstandsgesellschaft» setzen. Parallel zur Aktion sendet Radio Life Channel täg-
lich Inputs zum Thema Fasten und Verzichten.
Dankbarkeit üben Campus für Christus, Gebet für die Schweiz und die Schweizerische Evangelische Allianz rufen gemeinsam zu «40 Tage Gebet und Fasten auf». Der gleichnamige Gebetskalender ermutigt die Leser, in der Fastenzeit das Dankgebet neu zu entdecken und dafür «Bitten, Ansprüche, Kritik und Klage zu fasten». Peter Höhn von Campus für Christus hat für jeden der vierzig Tage einen Bibelvers und eine Auslegung als Grund zum Danken zusammengestellt.
«ChristNet» hat für die Fastenzeit sechs Wochenblätter zu Themen wie Gerechtigkeit, Umwelt oder Einfachheit gestaltet. Sie regen mit Fragen, Gebetsanliegen und Verzichtsvorschlägen zum Nachdenken und Handeln an. Die «Aktion 2 für 1» von Wycliffe hat einige Beispiele zusammengestellt, wie man in der Fastenzeit für ein konkretes Projekt in der Dritten Welt Geld sparen und sich dabei etwas Gutes tun kann, indem man beispielsweise auf das Auto verzichtet. KATHRIN KELLER www.timeoutschweiz.ch; www.fastengebet.ch; www.christnet.ch; www.wycliff.ch
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St. Chrischona: Der christliche Gottesdienst – Geschichte einer Bruchlandung
ÄXGÜSI
Menschengerecht und gottesgerecht
Segen des Herrn
Das christliche Gottesdienstverständnis ist nicht ohne die Katastrophe des Tempel-Gottesdienstes in der jüdischen Geschichte zu erklären. Darauf wies Ralph Kunz, Professor für praktische Theologie an der Universität Zürich, vor Studierenden und Predigern auf St. Chrischona hin. An der Intensivwoche des Theologischen Seminars St. Chrischona sagte Ralph Kunz am 15. Februar: «Wir rufen Gott an, nicht eine Liturgie – wir feiern Gottesdienst, nicht das Ritual.» Gemäss Kunz besteht darin der entscheidende Unterschied zu nichtchristlichen Religionen oder zum vorreformatorischen Gottesdienst, der einen stark theatralischen Charakter hatte. Der biblische Gottesdienst bestehe darin, den Menschen einen Zugang zu Gott zu ermöglichen. Dies könne auf verschiedene Art und Weise geschehen, auch Showelemente hätten darin Platz. Nie aber dürfe das Ritual im Zentrum stehen und verehrt werden. Das Charakteristikum des christlichen Gottesdienstes sei: «Gott kommt zu uns – in und durch uns.» Und: «Wir rufen Gott an, nicht unsere Liturgie!»
Eine Bruchlandung Laut Kunz ist der christliche Gottdienst aus der Geschichte des Judentums – insbesondere aus der Katastrophe der Tempelzerstörungen – zu verstehen. Bereits Salomon bekannte bei der Einweihung des prachtvollen
Wertvolle Pausengespräche: Teilnehmende diskutieren und vertiefen die Ausführungen der Referenten in Gruppen.
ersten Tempels: « ... sollte Gott wirklich auf Erden wohnen? Siehe, der Himmel und aller Himmel Himmel können dich nicht fassen – wie sollte es dann dieses Haus tun, das ich gebaut habe?» Die Zerstörung des Tempels habe Israel in eine Krise geführt, aber auch das Bewusstsein verstärkt, dass Gott mit der Zerstörung seines Tempels nicht gestorben sei. Diese «Bruchlandung» habe dazu beigetragen, dass Gottesdienst auch ohne einen Tempel möglich ist, da Gott «Geist und Wahrheit» ist, wie es später Jesus formulierte. Der alttestamentliche Gott Jahwe war nicht von einem Gebäude oder einem Land abhängig. «Die christlichen Kirchen sind Erben dieser Bruchgeschichte», so der Theologe.
Vom Ritual zum Wort Aus den Trümmern des Tempels entstand «eine neue Religion», bilanziert Kunz, nämlich die
Aufgewacht
Der Himmel wartet
«D i e A n g l i k a ner sind aufgewacht. Sie haben entdeckt: Zwei Drittel der gesellschaftlichen Gruppen werden durch unsere missionarischen Bemühungen nicht erreicht. Sie wollen sich damit nicht zufrieden geben.» Daniel Geiss, TSC-Dozent, in seinem Seminar zum Thema «Fresh Expressions of Church»
«Während wir hier unten Gottesdienst feiern, wird gleichzeitig auch im Himmel gefeier t. Und die ganze Gemeinde und der Himmel warten darauf, dass es dann einmal, am Ende der Zeit, einen grossen Gottesdienst im Himmel gibt.» Horst Schaffenberger, Leiter des TSC, zur Gottesdienstlehre von Peter Brunner
Bilder: Fritz Imhof, TSC
Schriftreligion der Bibel. Das Zentrum des Gottesdienstes verlagerte sich vom Ritual zum Wort, ganz im Sinne der Reformation. Bereits im Synagogengottesdienst ging es zentral um die Auslegung der Schrift, erläuterte der Referent.
Der zweifache Dienst Doch es bleibt nicht bei der Auslegung der Schrift im christlichen Gottesdienst, denn durch Jesus Christus «wird der Dienst für Gott zum Dienst Gottes an uns». Wir kennen somit einen menschengerechten und einen gottesgerechten Gottesdienst. «Evangelische feiern Gottesdienst mit dem Anspruch, dass die Gemeinde sich beteiligt und in der Erwartung, dass Gott ihr begegnet», betonte Kunz. Jesus kritisierte den religiösen Betrieb seiner Zeit und griff sogar einmal tätlich ein. Und er provozierte seine Zeitgenossen mit dem Ausspruch: «Ich werde den Tempel zerstören und in drei Tagen wieder aufbauen.» Im neutestamentlichen Verständnis ist sogar jeder Gläubige «ein Tempel», wie es Paulus formuliert. Anstelle des Tieropfers tritt das «lebendige Opfer» des Christen, der eine Transformation erfahren hat. Auf dieser Grundlage feiern wir einen «vernünftigen Gottesdienst» (Paulus). Einen Gottesdienst «der von der Verheissung lebt, dass wir kein Theater spielen», so Ralph Kunz. Im Seminar-Programm der «tscintensiv»-Woche sprachen die Dozenten Daniel Geiss und Rainer Behrens über weitere Aspekte des Gottesdienstes. FRITZ IMHOF
Mein jüngstes Enkelkind ist geboren. Er heisst David. Ein schöner Name! Erst seit zwei Tagen blinzelt er dem Neonlicht im Kinderzimmer des Spitals entgegen. Der Winzling schmiegt sich hilflos in meine Arme, und mein Herz wird butterweich. Ich liebe ihn vom ersten Moment an. So ein unverdorbenes, hilfloses Bündel Mensch! Es nur schon halten zu dürfen, ist ein unvergleichliches Erlebnis! Heisst es nicht in der Bibel, dass Kinder ein Segen des Herrn sind? Haben Sie solchen Segen schon einmal leibhaftig in den Armen gehalten? Einfach wunderbar! David schläft und trinkt und weiss noch gar nichts von dieser Welt. Auch die Welt um ihn herum weiss noch nichts über ihn. Er ist ein grosses Geheimnis. Was wird aus David werden? Wird er ein gutes Leben haben? Wird er Matrose oder Opernsänger? Politiker oder Weltenbummler? Mechaniker oder Zahnarzt? Modeschöpfer oder Uhrenmacher? Buchhalter oder Missionar? Welche Eigenschaften wird er von seinen Eltern erben? Was wird er von uns Grosseltern lernen? Wird er Sinn für Humor oder eher ein bedrücktes Gemüt haben? Wird er gesund oder krank durchs Leben gehen müssen? Wird er stark oder schwach, mutig oder ängstlich, klein oder gross sein? Ach, wie könnte man sich jetzt schon Sorgen um ihn machen! Dabei ist er ein privilegiertes Kind. Eltern und Grosseltern, Gotte und Götti, Cousine und Cousin haben bereits oft für ihn gebetet. Mit den Jahren werden all unsere Fragen beantwortet, und man wird sich ein Bild von ihm machen können. Und eigentlich ist nur eines wichtig: dass er ein Mann nach dem Herzen Gottes wird. Es reicht, wenn wir beten, dass er sich als Segen des Herrn erweisen möge. ESTHER REUTIMANN Die Autorin ist diplomierte Fundraiserin und wohnt in Winterthur.
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WIRTSCHAFT
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LESERBRIEFE
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SYNERGIE
Mal kurz beim Chef nachfragen... Es gibt Leute, die Gott sehr oft um Rat fragen. Zum Beispiel wollen sie von ihm wissen, welche Farbe ihr neues Auto haben soll oder wohin sie in die Ferien fahren sollen. Früher habe ich solches Verhalten eher belächelt. Denn ich bin ein freiheitsliebender Mensch. Zwar bin ich meinem Gott grundsätzlich ganz und gar hingegeben. Aber soweit ich in einem gewissen Gebiet Freiheit zu spüren meinte, nahm ich sie bisher meist auch ungekürzt wahr. Durch verschiedene Umstände macht Gott mir langsam begreiflich, dass ich einerseits meine Meinung über Leute, die häufig
Bessere Lösung suchen «idea Spektrum» Nr. 7 – Abstimmung vom 7. März: Pro und Kontra zur Reduktion des BVG-Umwandlungssatzes An der Definition des Rentenumwandlungssatzes und dessen Bedeutung für die der Höhe der Altersrenten in der 2. Säule hat sich seit der Einführung des BVG im Jahre 1985 nichts geändert. Bei der erstmaligen Festlegung dieses Umwandlungssatzes haben sich die Aktuare und der Gesetzgeber von statistisch erhärteten Kennzahlen über die langfristige Entwicklung der Lebenserwartung sowie der Renditeerwartung auf den Vermögensanlagen leiten lassen. Kennzahlen, welche seither in verbesserter Qualität fortgeschrieben worden sind. Was hat sich in unserem Vorsorgeumfeld geändert? Die Entwicklung der Geldwirtschaft er folgte zumindest teilweise abgekoppelt von der Entwicklung der Realwirtschaft. Dies hat zu der sichtbaren Verunsicherung in unserer Gesellschaft geführt. Darum wird in letzter Zeit vor allem kurzfristig geplant, entschieden und investiert. Keine grundsätzlichen Veränderungen sind bei der Entwicklung der Lebenserwartung zu verzeichnen. Warum drängt sich angeblich bereits heute eine zweite Reduktion des Umwandlungssatzes auf? Aufgrund der Feststellungen über die Veränderung im Vorsorgeumfeld sind es ausschliesslich die sehr vorsichtige beziehungsweise negative Beurteilung der Vermögensertragsaussichten und damit auch die Aussichten über die mögliche Entwicklung der Wirtschaft, die den Druck auf den Umwandlungssatz entstehen lassen. Dies widerspricht jedoch dem auf Langfristigkeit ausgelegten Konzept zur 2. Säule. Folgende Alternativen erscheinen prüfenswert und zweckmässig: • Sofortige Einführung des einheitli-
nach seiner Meinung fragen – und anderseits mein eigenes Verhalten in dieser Hinsicht – ändern sollte. Auch bei der Ausübung meines Berufs. Er ist jedenfalls unüberhörbar der Ansicht, ich würde gut daran tun, mehr nach ihm zu fragen. Darin beeindruckt mich vor allem eine Person im Alten Testament in letzter Zeit sehr: David. In vielen Entscheidungen befragte er «den Mund des Herrn». Als es darum ging, zurück nach Juda zu ziehen, bat David den Herrn nicht nur um die Erlaubnis, sondern wollte auch wissen, in welche Stadt er ziehen soll. «Hebron», lautete die Antwort (2. Samuel 2,1). Weiter fragte er den Herrn wiederholt ganz chen Rentenalters 65 für alle. • Ein Generationenumwandlungssatz, welcher der sich weiter entwickelnden Zunahme der Lebenserwartung Rechnung trägt. Beispielsweise 2011: 6,8 Prozent, 2012: 6,77 Prozent, 2013: 6,73 Prozent … 2021: 6,4 Prozent usw. Damit hätte man eine generelle Lösung, welche eher das Attribut «fair» verdient als die vom Gesetzgeber vorgeschlagene überhöhte Reduktion auf 6,4 Prozent. • Der BVG-Mindestzinssatz soll sich künftig nicht nur an der Kapitalmarktrendite orientieren, es ist auch der generellen Lohnentwicklung Rechnung zu tragen. Was geschieht, wenn die Reduktion des Rentenumwandlungssatzes abgelehnt wird? Gar nichts! Man kann und soll die Zeit nutzen, um eine bessere, den ursprünglichen Zielsetzungen des BVG angemessene Lösung zu suchen. Noch zu einer oft zitierten Behauptung, wonach heute jährlich 600 Millionen Franken Renten ausbezahlt werden, die nicht finanziert sind. Erstens ist diese Behauptung aus PK-Expertensicht ernsthaft anzuzweifeln. Zweitens entspricht diese angeblich nicht
direkt, ob er die Philister angreifen soll, und Gott gab ihm nicht nur den Sieg, sondern sagte diesen Sieg vorab auch zu. Dies ging bis zu konkreten Anweisungen, von welcher Seite und zu welchem Zeitpunkt er angreifen soll (2. Samuel 5, 23–25). Und ich meine: Wenn schon David so wenig dem Zufall oder dem eigenen Verstand überlassen wollte, warum sollte ich es dann anders halten? Im Rückblick auf meine eigene Tätigkeit erkenne ich, dass ich mir wohl viel Ärger erspart hätte, wenn ich etwa vor Übernahme eines Mandats bei meinem Herrn nachgefragt hätte, ob ich es annehmen oder bleiben lassen soll, oder wenn ich ihn in strategische finanzierte Rentensumme etwa 0,1 Prozent des aktuell vorhandenen Vermögens der 2. Säule. Man kann sich deshalb getrost Zeit nehmen für eine nachhaltigere Lösung des Problems. ERNST SUTER, Hölstein
Erschreckende Härte «idea Spektrum» Nr. 6 – «Ein besonderes Volk», Offener Brief zum Grundsatzpapier «Israel und die Gemeinde» der Schweizerischen Pfingstmission Die Pfingstmission offenbart beim Thema Israel erschreckende Distanz und Härte, ja sogar eine gewisse Arroganz (von welcher im Römer 11,1721 die Rede ist) gegenüber dem jüdischen Staat. Alles, was prophetisch und theologisch interpretiert und verstanden wird, wird «zwangsweise» voll akzeptiert – dagegen wird fast alles, was mit dem realen Staat Israel zu tun hat, skeptisch, verurteilend und bedeutungslos gewertet. Im erwähnten Grundsatzpapier ist die Frage A, ob es Antisemitismus in der Gemeinde geben dar f, völlig fehl am Platz. Erstaunlich, dass man das überhaupt zur Debatte stellt (unter l 07/2010 ideaSchweiz
PO LIT IK BVG-Umwand Reduktion des vom 7. März: Abstimmung Diskussion zur
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heit – Pro: Ja zu Sichertionen Nein zu Spekula
lungssatzes
ushalter Kontr a: Gute Ha er? oder eher Abzock
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Die Reduktion des BVG-Umwandlungssatzes ist auch unter Christen umstritten, wie das Pro und Kontra in der letzten Ausgabe gezeigt hat.
Entscheidungen konkret einbezogen hätte. Tatsächlich erlebte ich die spannendsten Dinge und eigentliche Durchbrüche in der Vergangenheit in den eher seltenen Situationen, in denen ich zunächst – meist aus Verzweiflung – Gott gefragt habe, was ich tun soll. Und wo ich dann sehr oft auch eine konkrete Antwort erhalten habe. Er weiss in den meisten Dingen so viel besser Bescheid als ich, dass ich ihn künftig vermehrt auch in ganz alltägliche Fragen einbeziehen und nach seinen Weisungen handeln möchte. DANIEL ALBIETZ Der Autor ist selbständiger Anwalt in Riehen BS. (http://www.rupp.albietz.ch)
Christen!). Bei der Frage B heisst es: «Immer wieder hört man, es sei die Pflicht der christlichen Gemeinde, alle politischen Entscheidungen, welche die Nation Israel trifft, kritiklos zu akzeptieren.» Mag sein, dass es ein paar einzelne Christen so sehen, doch man dar f sie bestimmt nicht als drohende Gefahr deuten. Bei der Frage C: «Haben die messianischen Gemeinden eine Sonderstellung?» kristallisiert sich heraus, dass für diese Frage kein Verständnis und keine Sensibilität vorhanden sind. Nur so viel (Apostelgeschichte 15,28-29, Kolosser 2,16): Die Juden, die an Jesus glauben, sind frei. Es gibt diejenigen, die sich komplett an die christliche Gemeinde anpassen, und jene, die sich auf ihre jüdischen Wurzeln besinnen, und zwar aus Freiheit und Gottesfurcht und nicht wegen dem Gesetz. Juden-Christen sind genau so frei, sich an Speisegebote zu halten oder auch nicht! Paulus sagte, dass er um des Evangeliums willen bei den Juden zum (religiösen) Juden «zurückkehrt» (1. Korinther 10,19-20). Es ist auch absurd, zu meinen, Juden in Israel müssten sich, wenn sie an den Messias Jesus glauben, 100 Prozent an die heidenchristliche Gemeinde anpassen. Bei der Frage H wird die Mithilfe zur Rückförderung der Juden in ihr Land abgelehnt, weil man Gott nicht nachhelfen müsse. Natürlich, aber braucht (erwählt) Gott nicht immer wieder Diener, die seine Aufträge ausführen oder mithelfen? Natürlich dar f und soll man auch Israel (konstruktiv) kritisieren. Und man soll sich hüten, alles in und an Israel zu verheiligen. Aber gewisse Argumente und Äusserungen zu Israel gehen zu weit, sind nicht korrekt und zeugen von Unkenntnis und Ignoranz. Gott steht zu Israel, aus Treue und Gnade – so wie er zu uns steht, aus Treue und Gnade. BENJAMIN ZIELKE, Wettingen
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WIRTSCHAFT
ideaSchweiz l 08/2010
Das Stellenpor tal «Good Job» der Stiftung «Acts» förder t Gerechtigkeit auf dem Arbeitsmarkt
«10 Gebote» führen zu Fairplay bei der Jobsuche die erforderlichen Bedingungen erfüllt sind. Bis jetzt musste er niemanden abweisen. Es liege aber eine klare Regelung vor, was in einem solchen Fall zu tun wäre. «Diese Massnahmen sorgen für noch mehr Sicherheit für den Arbeitnehmer», so Stähli. Er ist überzeugt, dass sich «Good Job» auch für die Arbeitgeber lohnt: «Ein motivierter Mitarbeiter, der am richtigen Platz ist, ist auch für die Firma ein Gewinn.»
Weshalb nochmals eine Internetseite zur Stellenvermittlung? «Good Job» unterscheidet sich in wesentlichen Punkten von anderen StellenPlattformen: Dieses Portal basiert auf ethischen Werten, ist kostenlos und bietet eine umfassende Hilfeleistung für Stellensuchende. Auf dem Arbeitsmarkt laufe vieles nicht optimal, erklärt Nicolas Schmid, Personalfachmann und Leiter von «Good Job». «Oft missbrauchen die Arbeitgeber die menschliche Arbeitskraft zur Optimierung des Gewinns und vergessen dabei den Menschen», sagt er. Auf der Plattform «Good Job» sollen sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer finden, welche dieselbe Wertebasis vertreten. Beide Seiten müssen sich mit den «zehn Fairplay-Geboten» einverstanden erklären. Der Ausdruck «Gebote» sei nicht zufällig gewählt, schmun-
Gewusst wie: Ein Berater von «Good Job» hilft einem Stellensuchenden, professionelle Bewerbungsunterlagen zusammenzustellen.
zelt Schmid. Sie sollen aber nicht als aufgezwungene Gesetze verstanden werden, sondern als Leitplanken, die allen Beteiligten zum Besten dienen. «Good Job» streicht vor allem Ehrlichkeit, Transparenz, Respekt und das Einhalten der gesetzlichen Grundlagen hervor.
Teil von «Acts»
Impressum Idea Schweiz Herausgeber: Idea Information AG, 4410 Liestal Verwaltungsrat: Heiner Henny, Präsident; Sam Moser, Stellvertreter; Paul Beyeler, Hans Lendi, Hansjörg Leutwyler, Hanspeter Schmutz Ideelle Trägerschaft: Schweizerische Evangelische Allianz (SEA), Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG), Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) Redaktion: Josefstr. 32, 8005 Zürich, Tel. 044 444 16 44, Fax 044 444 16 49 E-Mail: redaktion@ideaschweiz.ch Internet: www.ideaschweiz.ch Chefredaktor: Andrea Vonlanthen Büro: Bahnhofstr. 65, 9320 Arbon Tel. 071 446 70 02, Fax 071 446 74 88 E-Mail: andrea.vonlanthen@ideaschweiz.ch Redaktor: Manfred Kiener Er weitertes Team: Esther Reutimann, David Sommerhalder, Helena Gysin, Thomas Hanimann, Iris Muhl, Sibylle Zambon, Christian Bachmann, Mirjam Fisch Inserateservice: Jordi AG – das Medienhaus, Roland Rösti, Belpbergstr. 15, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 25, Fax. 031 819 38 54 E-Mail: inserate@ideaschweiz.ch Aboservice: Jordi AG – das Medienhaus, Ursula Seifried Jordi, Belpbergstr. 15, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 20, Fax. 031 819 38 54 E-Mail: abo@ideaschweiz.ch Abopreise: Jahresabo Fr. 145.–, Seniorenabo Fr. 117.–, Halbjahresabo Fr. 77.–. Das Abo ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar. Konto: PC-Konto 40-788586-4 Idea Information AG, 4410 Liestal Layout/Druck/Versand: Jordi AG – das Medienhaus, Belpbergstr. 15, 3123 Belp, www.jordibelp.ch
Bild: Good Job
«Good Job» ist ein Arbeitszweig von «Acts». Dies wiederum ist ein sozialdiakonischer Zweig von ICF Zürich und als gemeinnützige Stiftung organisiert. Somit ist sie in der Rechtsform unabhängig von der Kirche ICF. Von der Idee her entspricht die Arbeit von «Acts» jedoch klar dem christlichen Gedankengut. «Eine Kirche muss auch ausserhalb der Gottesdienste die Prägung von Jesus weitergeben. Wir leisten einen sozialen Beitrag in der Gesellschaft und bringen dabei das Evangelium praktisch erlebbar zu den Menschen», erklärt Andreas Gassmann. Er ist Geschäftsführer der Stiftung «Acts» und zuständig für die strategische Ausrichtung von «Good Job».
Nächstenliebe leben Bei der Stellenplattform machen aber nicht nur Kirchgänger mit. Es können sich alle beteiligen, die sich mit den Fairplay-Geboten einverstanden erklären, unabhängig von religiöser oder politischer Einstellung. «Die Arbeit ist aber trotzdem evangelistisch», bekräftigt Schmid, «denn die Anbieter leben christliche Nächstenliebe in den Beziehungen, die durch die Stellenvermittlung entstehen.» «Good Job» ist seit Juni 2009
online. Entstanden ist die Idee für eine Stellenplattform aus der Arbeit von «Job Search» heraus. Dies ist ein Angebot von «Acts», welches seit 2006 Stellensuchenden hilft. «Good Job» ist also als Ergänzung zu der bereits bestehenden Arbeit zu verstehen. Ausserdem deckt die Plattform nicht nur den Raum Zürich ab, sondern die ganze Schweiz. Das Angebot auf dem Portal wachse stetig, so Geschäftsführer Gassmann. Zurzeit inserierten 60 Firmen mit 260 Stellen. Seit Juni 2009 seien insgesamt bereits 630 Stellenanzeigen online gewesen.
Sicherheit für Arbeitsuchende Der Betriebsökonom Franz Stähli, der bei «Good Job» ein Praktikum absolviert, überprüft die Glaubwürdigkeit jeder Firma, die Stellenanzeigen aufschalten möchte. Er schaut sich Internetseite und Unterlagen eines Interessenten an und entscheidet darüber, ob
Kostenloses Angebot Eine attraktive Besonderheit von «Good Job» ist, dass die Benutzung nicht nur für die Arbeitnehmer, sondern auch für die Arbeitgeber kostenlos ist. «Wir möchten nicht, dass jemand bezahlen muss, ohne dass er etwas dafür erhält», erläutert Andreas Gassmann. Die «Good Job»-Betreiber erwarten eine Spende der Arbeitgeber, wenn sie durch ihre Vermittlung einen Er folg erzielen konnten, nicht aber im Voraus. Diese Zahlung basiert auf Freiwilligkeit. Die Inserenten melden sich nach er folgreicher Vermitt-
Professionelle Angebote Die Internetseite von «Good Job» macht einen professionellen Eindruck. Dies gelte nicht nur für den Auftritt, sondern auch für den Inhalt, betont Nicolas Schmid. Wie bei einem Stellenportal üblich, können Arbeitgeber Inserate aufschalten und Arbeitnehmer ein Suchprofil erstellen. Darüber hinaus bietet «Good Job» aber auch Musterunterlagen zum Herunterladen und eine persönliche, umfassende Beratung für Suchende. Für die Beratung stellen sich einerseits professionelle Personalberater zur Verfügung, andererseits Volontäre, welche einen Abend oder mehr pro Woche für «Good Job» investieren. Sie beraten Stellensuchende, helfen ihnen durch den Dschungel von Stellenangeboten und ermutigen sie. Ergänzend helfen Profis bei Fragen betreffend IV, Sozialleistungen, RAV und rechtlicher Probleme. Schmid betont: «Wir ersetzen das RAV oder das BIZ nicht, wir sind eine Ergänzung dazu.» KATHRIN KELLER
lung selber beim Stellenportal und überweisen einen Beitrag nach eigenem Ermessen. «Da sich alle mit den Fairplay-Geboten einverstanden erklären, sollte das eigentlich gut klappen», ist Gassmann überzeugt. Eine Überprüfung sei jedoch kaum möglich, da «Good Job» als Fairplayer vorangeht und somit die Selbstverantwortung aller Beteiligten voraussetzt. Alle Spenden, die für «Good Job» getätigt werden, seien steuerlich abzugsberechtigt, betont Gassmann. www.good-job.ch
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TAGESSCHAU
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Zum Tod von Fritz Herrli, dem Medienbeauftragten der Evangelischen Allianz
Er liess sich fallen in Gottes Liebe und Güte Hier wurde auch der jährliche Medientag der SEA organisiert, der die Medienleute für die Anliegen einer zeitgemässen Verkündigung sensibilisierte, Erfahrungsaustausch ermöglichte und den Horizont erweiterte.
Am vergangenen Freitag nahm in Wädenswil eine grosse Trauergemeinde Abschied von Fritz Herrli. Mit seinem Tod haben die Christen dieses Landes einen Mitchristen verloren, der sich mit enormem Engagement für neue Projekte und Werke eingesetzt und sich gleichzeitig als Brückenbauer und Evangelist ausgezeichnet hat. Als Mitarbeiter und Mitleiter der Arbeitsgemeinschaft für ein Christliches Radio ACR war er aktiv unter den ersten Radiopionieren im freikirchlichen Raum. Klares Ziel war für ihn, mit einem neuen Medium dem Glauben zeitgemäss eine Plattform zu geben.
Ein Medienpionier Sehr früh hat er die Beziehungen zu Medienleuten, Bewegungsleitern und Pastoren gesucht und gefunden. Er wusste Vertrauen zu schaffen. Er packte die Herausforderungen an und wurde Gründungsmitglied von neuen
Leben vor dem Tod
Fritz Herrli, 10. Mai 1957 – 11. Februar 2010.
Medien im Raum der Evangelischen Allianz wie «idea Schweiz», dem «Fenster zum Sonntag» oder der Internetplattform Livenet. Er übernahm auch Verantwortung und gab seine Erfahrungen und kreativen Ideen in Vorständen und Kommissionen weiter. Zuletzt unterstützte er auch die Neugründung des Magazins «Insist» als Mitglied der Redaktionskommis-
sion. Gleichzeitig leitete er die Jugendarbeit seiner Gemeinde und war als Musiker und Sänger aktiv. Er gewann nicht nur das Vertrauen von Kirchen- und Werksleitern, sondern führte immer wieder die evangelischen Medienleute aus Kirchen und Organisationen zusammen. In der Arbeitsgruppe Medien der SEA, die er leitete, fand wertvoller Austausch statt.
Die EVP Schweiz tritt für ein Verbot der organisier ten Suizidhilfe ein
Stattdessen palliative Pflege fördern Für die EVP Schweiz ist ein Verbot der organisierten Suizidhilfe die einzige ethisch vertretbare Lösung bei einem gleichzeitigen Ausbau der palliativen Pflege. Sterben in Würde bedeute für die EVP nicht, das Ende selber bestimmen zu können. Sterben in Würde heisse, wenn immer möglich im Kreis seiner Lieben, medizinisch und pflegerisch umsorgt, das Leben loslassen zu können. Nach Ansicht der EVP muss die palliative Pflege gefördert werden, wie es Bund und Kantone erfreulicherweise in der «Nationalen Strategie Palliative Care» planen. Solche Pflege ermögliche in den meisten Fällen ein Lebensende in Würde ohne unerträgliche körperliche und seelische Qualen. Die Suizidhilfeorganisationen seien zu einem staatspolitischen Problem geworden, das der BunBild: SEA
desrat endlich erkannt und thematisiert habe, nicht zuletzt dank den diversen Vorstössen der EVP auf nationaler und kantonaler Ebene. «Die heute gültige Regelung genügt in keiner Weise, weil sie auf Suizidhilfeorganisationen nicht vernünftig anwendbar ist», sagt Nationalrat Ruedi Aeschbacher (EVP, ZH). Insbesondere die Erfahrungen im Kanton Zürich hätten gezeigt, dass die heute für eine Bestrafung erforderlichen selbstsüchtigen Beweggründe bei den Suizidhilfeorganisationen zwar häufig vorhanden sind, der Nachweis dieser Beweggründe für die Staatsanwaltschaft aber ausserordentlich schwierig sei. Nach Ansicht der EVP ist die Würde eines Menschen unteilbar. Sie gehe nicht verloren, wenn er krank, pflege- oder hilfsbedürftig werde. Bei aller Hochhaltung von Werten wie Mündigkeit und Selbstbestimmung gehöre es
Die Zeit seiner Krankheit hat ihn geistlich tiefer geführt. «Ich habe gelernt zu beten», sagte er im ideaInterview Ende September 2009. Er bekannte, noch nie so bewusst gelebt zu haben wie in der Zeit, als er mit dem kommenden Ende konfrontiert war. Regelmässig teilte er seine Freuden und Leiden während der Krankheitszeit mit seinem Freundeskreis. Seine EMails waren glaubensstärkend. «Ich kann mich an so vielem freuen, sei es an den schönen Blumen oder am kräftigen Grün des Sommers, ganz abgesehen von wunderschönen Gegenden ...», schrieb er am 3. August 2009. Und noch im September konnte er sagen: «Ich habe den Humor nie verloren.» Auch den innern Frieden verlor er nicht: «Ich habe Gott besser kennengelernt», bekannte er.
Hoffnung nicht erfüllt
doch zum Sterbeprozess, dass die Selbstbestimmung natürlicherweise aufhöre und Sterbende sich dem Geschehen überliessen. Ist hingegen Suizidhilfe verfügbar, sei die Versuchung gross, Nein zum Geschehen zu sagen. Und das wiege schwer, denn im Nein seien Spannung und Schmerz grösser. Heute bestehe die Gefahr, dass zu oft und zu rasch Suizidhilfe beansprucht werde. Die von den Suizidhilfeorganisationen geforderte Selbstbestimmung könne auch trügerisch sein: Wie autonom kann der Todeswunsch sein, wenn einem vermittelt wird, man sei nur noch eine Last? Für die EVP ist zentral, dass kein sozialer Druck auf Kranke, pflege- oder hilfsbedürftige Menschen entstehen darf, sich selber umzubringen. Dies könne geschehen, um Kosten zu sparen oder weil jemand seinem Umfeld nicht zur Last fallen will.
«Ich möchte geheilt werden!» – Fritz Herrli wollte den Glauben an Gottes Eingreifen nicht aufgeben. Nach der Tumor-Operation vor einem Jahr und anschliessenden Therapien ging es tatsächlich wieder aufwärts, und er konnte seine Arbeit teilzeitlich wieder aufnehmen. Er war Mitglied der Bundesleitung der Evangelischen Täufergemeinde (ETG) geworden und arbeitete an einer neuen Ausgabe der «4telstunde für den Glauben». Er wusste sich von vielen Gebeten getragen. Dann folgte eine ungünstige Diagnose. Die Hoffnung auf Heilung fand keine Erfüllung. Im Interview mit «idea» sagte er: «Ich lasse mich fallen in Gottes Liebe und Güte.» In dieser Haltung begegnete er der raschen Verschlechterung seines Gesundheitszustandes. Die Beschwerden häuften sich. Am 11. Februar ist er im Spital Meilen eingeschlafen. Eine grosse Trauergemeinde nahm jetzt in Wädenswil Abschied von ihm.
MANFRED KIENER
FRITZ IMHOF
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Nachrichten
ideaSpektrum 8/2010
Eine „Eschatologische Orientierungshilfe“ über die Zukunft dieser Welt
Mehr über die Wiederkunft Christi reden
Die Orientierungshilfe ist als Sonderausgabe der Zeitschrift „Diakrisis“ (Schulstr. 1, D-72810 Gomaringen, Fax: 07072/92 03 44, E-Mail: InstitutDiakrisis@tonline.de) zum Preis von 4 Euro erschienen.
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Die Botschaft von der Wiederkunft Jesu Christi sollte in Kirche und Theologie nicht länger vernachlässigt werden. Das fordert die Internationale Konferenz Bekennender Gemeinschaften in einer „Eschatologischen Orientierungshilfe“. Angesichts der Bedrohung der Umwelt und eines Werteverfalls richteten zahlreiche Christen ihr Augenmerk auf das, was die Bibel über das Ende aller Zeit sage: „Aber misslicherweise werden sie von der Universitätstheologie und der kirchlichen Verkündigung weitgehend alleingelassen.“ Dies hänge u. a. damit zusammen, dass viele Theologen unter dem Einfluss der Bibelkritik an der Zuverlässigkeit der Endzeitprophetien zweifelten. Wo die Erwartung der Wiederkunft Christi aufgegeben werde, komme es zu einem „zeitgeistig orientierten Zukunftsoptimismus“.
Die Zeichen der Endzeit … Der evangelikale Dachverband ruft dazu auf, die Zeichen der Endzeit wachsam zu beobachten. Neben einer Zunahme von Naturkatastrophen und Kriegen gehörten dazu Ersatzreligionen ohne
Gottesbezug wie der Nationalismus, Marxismus, Feminismus und Liberalismus.
auch in der steigenden Zahl der Christen, die um ihres Glaubens willen leiden oder getötet werden.
Von der Korruption … „Letzterer führt auch zu einem hemmungslosen Gewinnstreben wie zur Korruption im Weltfinanzhandel.“ Weitere Anzeichen seien die Auflösung von Ehe und Familie. Dazu trügen aggressiv bei die Homosexuellenbewegung und die Ideologie des Gender Mainstreaming.
Was Hoffnung weckt Neben dem ausufernden Bösen gebe es aber auch Zeichen, die die Hoffnung stärkten. Dazu gehöre die Verheißung, dass die Nachfolger Jesu Christi „bis ans Ende standhaft im Glauben ausharren“. Ein weiteres Anzeichen für die Wiederkunft Jesu sei „die Sammlung des ersterwählten Gottesvolkes der Juden in dem ihnen … über größten Massenmord verheißenen Land der Väter“ sowie Ferner wird die Abtreibungspra- eine folgende geistliche Auferwekxis genannt, die der „zahlenmäßig kung. Sie lasse sich seit Ende der größter Massenmord seit Mensechziger Jahre wahrnehmen, indem schengedenken“ sei. Die nominell judenchristliche Gemeinden in Israel christliche Bevölkerungsmehrheit und noch stärker in Amerika und verhalte sich gegenüber diesem Deutschland entstehen. „Es gibt unmassiven ethischen Verfall gleichter Juden ein zunehmendes Interesse gültig oder billige ihn. Jesus Chris- am Messias.“ Christen aller Konfestus habe dieses „Erkalten der Liesionen werden aufgerufen, „der Wiebe“ bei vielen vorhergesagt. derkunft ihres Herrn freudig entgegenzusehen“. Unterzeichnet ist die … bis zur Verfolgung Orientierungshilfe vom Präsidenten Es komme zu einem Glaubensder Internationalen Konferenz Beabfall, „der in eine universale relikennender Gemeinschaften, Pastor giöse Hinwendung zum Antichris- Ulrich Rüß (Hamburg), und vom Ehten einmündet“. Ein Vorzeichen für renpräsidenten, dem Missionswisdie Wiederkunft Christi sehen die senschaftler Prof. Peter Beyerhaus Bekennenden Gemeinschaften (Gomaringen bei Tübingen).
Der Gefangene des Monats März : Ein Baptist in Usbekistan
Zum „Gefangenen des Monats März“ mitglieder berichteten, dass sein Gesicht bei haben die Internationale Gesellschaft für einer kurzen Gerichtsanhörung geschwollen Menschenrechte (IGFM) und die Evangeli- wirkte und er kaum gehen konnte. sche Nachrichtenagentur idea Haydarov ist Mitglied im bapden Baptisten Tohar Haydarov tistischen Kirchenrat, der eine Usbekistan in Usbekistan benannt und zur staatliche Registrierung ab27,7 Mio. Einwohner Unterstützung für ihn aufgerulehnt. Unter Verletzung aller 84% Muslime fen. Er wurde am 18. Januar in eingegangenen Menschen15% Atheisten der Region Syrdarya des zenrechtsabkommen untersagt Us1% Christen bekistan alle nichtregistrierten tralasiatischen Landes verhafreligiösen Aktivitäten, so die tet. Die Behörden werfen ihm Herstellung und Lagerung von Drogen vor. IGFM. Sie wertet den Fall als Kampagne gegen Gläubige, die ihr Recht auf ReligiChristen in seinem Umfeld sind jedoch onsfreiheit ohne staatliche Kontrolle praktiüberzeugt, dass der Vorwurf erfunden ist zieren wollen. Die Menschenrechtsorganiund die in seiner Wohnung gefundenen sation ruft dazu auf, in Schreiben an Drogen dort platziert wurden. Der Baptist Usbekistans Staatspräsidenten Islam Karisei unschuldig und werde wegen seines mow um die Freilassung des Baptisten zu Glaubens verfolgt. Auf der Polizeistation bitten. Dieser habe lediglich die in der Verwurde der 28-Jährige unter Druck gesetzt, seinem Glauben abzuschwören. Gemeinde- fassung und die von Usbekistan im Zivil-
pakt der Vereinten Nationen garantierte Religionsfreiheit in Anspruch genommen. Hier können Sie protestieren: Seine Exzellenz, Staatspräsident Islam Karimow, c/o Botschaft der Republik Usbekistan, Botschafter Bakhtiyar Gulyamov, Perleberger Str. 62, D-10559 Berlin E-Mail: botschaft@uzbekistan.de (in der Schweiz gibt es keine Botschaft) KASACHSTAN
Region Syrdarya TASCHKENT (Hauptstadt) KIRGISISTAN
USBEKISTAN TADSCHIKISTAN
Nachrichten
ideaSpektrum 8/2010
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Nordafrika: 60 Polizisten nahmen 19 Christen fest – darunter fünf Kleinkinder
Marokko: Rieseneinsatz gegen eine Bibelstunde Eine Razzia auf eine Bibelstunde hat die marokkanische Polizei durchgeführt. Dabei wurden ein USAmerikaner und 18 Marokkaner festgenommen, darunter fünf Kleinkinder im Alter zwischen sechs Monaten und vier Jahren. Sie wurden 14 Stunden lang verhört und danach vorerst freigelassen. Unmittelbar danach wurde der US-Amerikaner abgeschoben. Außerdem beschlagnahmten die Sicherheitskräfte Bibeln, Liederbücher, zwei Computer, ein Handy und eine Kamera.
Der Großeinsatz mit rund 60 Beam- in Marokko und dem benachbarten ten ereignete sich in der Kleinstadt Algerien wächst die Zahl der ChriAmizmiz, etwa 55 Kilomesten. In Marokko ist der ter südlich von Marrakesch Islam Staatsreligion. Marokko am Fuße des Atlasgebirges. 32 Mio. Bürger Laut Augenzeugen gaben 99% Muslime die Polizisten an, dass JuRABAT (Hauptstadt) Casablanca stizminister Mohammed MAROKKO Naciri den Einsatz angeordnet habe. Der Grund: Ein ausländischer Missionar wolle den „evangelischen Glauben“ in dem überwiegend musALGERIEN limischen nordafrikanischen Land ausbreiten. Vor allem unter Berbern
Warum die Finanzkrise eine Frömmigkeit – „wer richtig glaubt, wird reich“ – besonders hart trifft
Vom Wohlstandsevangelium in die Pleite Vom Wohlstandsevangelium in die Pleite: Im Umfeld jener protestantischen Gemeinden in den USA, die predigen, wer nur richtig glaube, werde auch materiell reich, hat die Wirtschaftsund Finanzkrise besonders schmerzhaft zugeschlagen. Privatinsolvenzen und Zwangsverkäufe von Häusern sind im sogenannten „Sonnengürtel“ – von Florida über Arizona bis nach Kalifornien – auffallend häufig. Darauf macht die Publizistin Hanna Rosin im Magazin „The Atlantic“ (Washington) aufmerksam. Schwarze und Einwanderer aus Lateinamerika (Latinos) hatten besonders unter dem Zusammenbruch der Hypothekenbanken zu leiden; sie stellen auch einen hohen Anteil jener charismatischen, pfingstkirchlichen und unabhängigen Großgemeinden, in denen häufig ein Wohlstandsevangelium gepredigt wird. Kate Bowler, Doktorandin für Amerikanische Religion an der Duke University (Durham), hat herausgefunden, dass 50 der 260 größten protestantischen Gemeinden in den USA ein Wohlstandsevangelium verkündigen. Einer Untersuchung des
Internetseite der Prediger Joel und Victoria Osteen. Die Werbung für den monatlichen Dauerauftrag gehört dazu. Der Slogan lautet: „Wenn Sie sich mit uns zusammenschließen, geschehen Wunder.“
Meinungsforschungsinstituts Pew (Washington) zufolge sind 73 % aller religiösen Latinos Anhänger der einen oder anderen Form von Wohlstandsevangelium.
Finanzmakler versprechen Gemeinden Boni Warum aber haben gerade sie besonders unter der Wirtschafts- und Finanzkrise und dem Bankenzusammenbruch zu leiden? Nach Rosins Ansicht hat die Verkündigung, dass Gott den wirklich gläubigen Christen materiellen Reichtum schenke, viele Christen zu riskanten Finanzanlagen verleitet. Nicht wenige hätten sich im Vertrauen auf Gottes Segen beim Hauskauf mit mangelhaft abgesicherten Hypotheken und Darlehen übernommen. Auch führten Finanzseminare in solchen Gemeinden oft dazu, riskante Geldgeschäfte abzuschließen. In manchen Fällen arbeiteten die Gemeinden mit Finanzberatern zusammen. Für Abschlüsse versprächen sie Bonuszahlungen an die betreffende Gemeinde. Zu den bekanntesten US-Pastoren, die ein Wohlstandsevangelium predigen, gehören laut Rosin Kirbyjon Caldwell und Joel Osteen (Houston/Texas), Tommy Barnett (Phoenix/Arizona) und T. D. Jakes (Dallas/Texas). Kritik: Diese Analyse ist zu oberflächlich Rosins Thesen stoßen freilich auch auf Kritik. Ihr Artikel rege zwar zum Nachdenken an, sei aber zu oberflächlich. Die Soziologin Prof. Michelle Dillon von der Universität von New Hampshire hält dagegen, dass Einwanderung und eine labile Bevölkerungsstruktur eher die Ursache für die hohe Zahl von Zwangsversteigerungen in den „Sonnenstaaten“ sei. Arme Latinos und Schwarze hätten kaum finanzielle „Puffer“, mit denen sie den Versprechungen der Finanzmakler von schnellem Reichtum etwas entgegensetzen könnten. Die weltweit umstrittene Verkündigung eines Gesundheits- und Wohlstandsevangeliums geht davon aus, dass Christen ein Anrecht auf den Segen von Gesundheit und Wohlstand haben und dass sie ihn durch Frömmigkeit und finanzielle Opfer („Aussäen des Samens“ genannt) bekommen.
Personen Christen imVon Blickpunkt 16
ideaSpektrum 8/2010
In Wirtschaft & Kirche Acht inhaftierte US-Baptisten wurden in Haiti freigelassen – Sie hatten mit den Kindern keine kriminellen Absichten aktiv: Martin Beck 60 Richter: derentführung zurück. Nach ihren kann ihnen keine kriminelle AbIn Haiti sind acht von zehn USBaptisten aus der Untersuchungshaft entlassen worden. Ihnen wurde Menschenhandel und die Bildung einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen. Sie hatten versucht, 33 Kinder – vom Säugling bis zum 12-Jährigen – aus dem Erdbebengebiet ohne Adoptionspapiere in eine Herberge in der benachbarten Dominikanischen Republik zu bringen. Die am 29. Januar festgenommene Gruppe setzt sich aus Mitgliedern von zwei Gemeinden der Kirche der Südlichen Baptisten im US-Bundesstaat Idaho zusammen. Die acht Freigelassenen landeten in der Nacht zum 18. Februar an Bord einer US-Luftwaffenmaschine in Miami (Florida). Nach Angaben des haitianischen Untersuchungsrichters Bernard Saint-Vil
Angaben wollte ihre Organisation sicht unterstellt werden. Eltern von ein Waisenhaus mit Schule und Kirmindestens 20 Kindern hätten ihre che in der Dominikanischen RepuZustimmung gegeben, dass die blik bauen. Als ÜbergangsunterBaptisten die Jungen und Mädchen in ihre Obhut nähmen, um ihnen ein kunft für die Kinder aus dem besseres Leben zu ermöglichen. Die Erdbebengebiet sollte ein gepachtetes Hotel dienen. Leiterin der Gruppe, Laura Silsby (Meridian), und ihr Kindermädchen Charisa Coulter (Boise) würden jedoch weiter verhört. Sie seien bereits im Dezember in Haiti gewesen, also noch vor dem Erdbeben vom 12. Januar. Silsby ist Direktorin des Hilfswerks New Life Children’s Refuge (Kinderzuflucht Neues Leben). Sie weist die Drei der freigelassenen Baptisten Vorwürfe der Kin-
Bestsellerautorin Christa Meves 85: 115 Bücher 6 Mio. Mal verkauft Sie gehört zu den meistgelesenen christlichen Autorinnen: die Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin Christa Meves (Uelzen). Sie vollendet am 4. März ihr 85. Lebensjahr. Die Schriftstellerin veröffentlichte 115 Bücher, die in 13 Sprachen übersetzt wurden. Die Gesamtauflage ihrer Werke in deutscher MEV VES S Sprache beträgt über sechs MEVES Millionen Exemplare. Sie tritt dafür ein, christliche Wertmaßstäbe zu befolgen, um der zunehmenden Orientierungslosigkeit zu begegnen. Zweimal im Jahr versendet die Autorin an rund 7.000 Empfänger einen Freundesbrief, in dem sie auf aktuelle Entwicklungen in der Gesellschaft eingeht. In der neuesten Ausgabe zeigt sie sich beunruhigt
über Bestrebungen, Elternrechte zu schmälern. Immer häufiger würden in den Medien Stimmen laut, die Eltern weismachen wollten, sie wären zur Kindererziehung nicht mehr in der Lage. Damit einher gingen Forderungen, den Staat zunehmend einzuschalten und die Betreuung der Kinder hauptamtlich zu übernehmen. Meves sieht darin eine „Beleidigung vieler junger bemühter Eltern“. „Kollektivierte Kleinkinder“ neigen später eher zur Gewalt Als „gefährlich kontraproduktiv“ bezeichnet sie das „Anpreisen der Krippen für Säuglinge“. Täglich von ihrer Mutter getrennte Säuglinge würden seltener ausgeglichene
Schüler: „In vermehrter Zahl werden kollektivierte Kleinkinder ruppige oder gar gewaltbereite Jugendliche.“ Für ihr Engagement bekam sie zahlreiche Ehrungen, darunter 1985 das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse. Von 1973 bis 1984 gehörte Meves der EKD-Synode an. Warum sie katholisch wurde 1987 trat sie zur römisch-katholischen Kirche über. Sie begründete ihren Schritt damit, dass evangelische Kirchenleitungen in wesentlichen ethischen Fragen versagt hätten. So fehle es ihnen an einem unmissverständlichen Engagement gegen Abtreibung, Frühsexualisierung, Pornografie sowie „Irrlehren“ wie der Feministischen Theologie. Dagegen vertrete die katholische Kirche „einen klaren und eindeutigen biblischen Kurs“.
Fotos: Beck/idea/Kretschel;Baptisten/Reuters; Meves/PR
Der kirchlich engagierte Wirtschaftswissenschaftler Prof. Martin Beck (Pliezhausen bei Tübingen) vollendete am 22. Februar sein 60. Lebensjahr. Neben seiner Tätigkeit als freiberuflicher Unternehmensberater, Sanierer, Autor und Dozent an staatlichen und kirchlichen Hochschulen nimmt er Verantwortung in christlichen Organisationen wahr. Er ist ehrenamtlicher Vorsitzender der Bezirkssynode Tübingen, Vorstandsmitglied mehrerer diakonischer Einrichtungen sowie Mitglied in der württembergischen Regionalleitung des Arbeitskreises Evangelischer Unternehmer (AEU). Außerdem verantwortet er den Themenbereich „Soziales“ beim PROF. PR ROF BECK BECK Kongress christlicher Führungskräfte vom 24. bis 26. Februar 2011 in Nürnberg. Beim Christlichen Gesundheitskongress im Januar in Kassel war er Stifter des 1. Christlichen Gesundheitspreises, den die Initiative „Still geboren“ des freikirchlichen Albertinen-Krankenhauses in Hamburg erhalten hat. Sie begleitet Eltern, deren Kinder während der Schwangerschaft oder der Geburt sterben. Becks geistliche Heimat ist das Evangelische Jugendwerk in Württemberg, dessen Landesvorstand er zehn Jahre lang angehörte. In seinen Veröffentlichungen warb er dafür, dass diakonische Einrichtungen wirtschaftlich geführt werden. Heute warnt er davor, über das Ziel hinauszuschießen und hält zum Beispiel den ungezügelten Wettbewerb zwischen Diakoniewerken für eine Verirrung. Anzeige
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Interview
ideaSpektrum 8/2010
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Warum einer der bekanntesten Kirchenhistoriker & Stasiaufklärer jetzt bei der Linkspartei mitwirkt
Die radikale Wende von Professor Besier EEss sschlug ch h ug im H Herbst erb bs iin n kki kirchlichen irchli hlichen h Kreisen Krei en ein K eiin wie wiie eine eiine Bombe: Bombe: b Einer iner der der bekanntesten be anntest t ten Kirchenhistoriker Kirch Ki henhi histtorik iker ist i t vom gelegentlichen ge egentli tlichen h Bera B Beraer ter Helmut Kohls zur Linkspartei gewechselt: Prof. Dr. theol. habil. Dr. phil. Dr. h. c. Gerhard Besier (Dresden). Inzwischen ist er im sächsischen Landtag Vorsitzender des Ausschusses für Wissenschaft, Kultur und Medien. Mit ihm sprach Helmut Matthies. idea: Selten hat ein Theologieprofessor
eine so radikale politische Wende vollzogen wie Sie: vom CDU-Freund zum hochschulpolitischen Sprecher der Linkspartei (vormals PDS, davor SED) ... Besier: Man sollte keine Partei dämonisieren – auch nicht die Partei Die Linke. Man muss immer die Geschichte insgesamt betrachten. Die CDU beispielsweise wurzelt auch in der Zentrumspartei, die zu Beginn des Dritten Reiches elendiglich versagt hat. Nach 1945 hat die neu gegründete CDU auch hochrangige ehemalige NSDAP-Mitglieder in ihre Reihen aufgenommen, die von der Ideologie und den Verbrechen des Dritten Reiches nichts mehr wissen wollten. idea: Auch die SED zählte hochrangige ehemalige Nationalsozialisten in ihren Reihen ... Besier: Als Christen sollten wir nach dem Zusammenbruch von Diktaturen deren ehemaligen Anhängern zugestehen, dass sie ihre Meinung grundlegend ändern können, und ihnen einen Neuanfang ermöglichen.
bezeichnet die Bundestagsabgeordnete im Internet als „Stalinistin“ … Besier: Wagenknecht repräsentiert mit ihren persönlichen politischen Auffassungen nicht die Gesamtpartei – ebenso wenig wie der ehemalige brandenburgische Innenminister Schönbohm die seine.
idea: Das sind doch aber nur die Linksparteiwähler, die einst in der SED waren. Die 280.000 beispielsweise, die zu DDRZeiten in Haft waren, nur weil sie eine andere Meinung als die SED hatten, haben sicher keine positiven Erinnerungen. Besier: 280.000 stehen über 16 Millionen gegenüber, die in der DDR gelebt haben und die nicht ins Gefängnis kamen. Aber um es klar zu sagen: Für mich ist die DDR eine autoritäre Diktatur gewesen, ohne dass man sie mit dem Nationalsozialismus vergleichen darf. idea: Aber sie hat immerhin ein ganzes Volk eingemauert, 400 zu Unrecht hingerichtet und über 1.000 erschossen, nur weil sie ihr Land verlassen wollten ... Besier: Darin unterschied sich die DDR von keinem anderen Land im damaligen Ostblock.
Alle wollen „Mitte“ sein idea: Aber ist denn tatsächlich ein Bruch der Linkspartei zur diktatorischen Vergangenheit erfolgt? Die PDS hat ja Wert darauf geWie nach dem Dritten Reich legt, juristisch Nachfolgepartei idea: Das Problem bei der weitder SED zu sein, während die NShin noch aus ehemaligen SED-MitDAP und alle möglichen Nachfolgliedern bestehenden Linkspartei geparteien verboten worden sind. Besier: Auch die zusammen liegt ja darin, dass – hört man füh- Prof. Besier beim Stadtparteitag der Linkspartei in Dresden mit der SED regierende Blockrende Politiker – gesagt wird, die idea: Sie haben nach der Wiedervereipartei CDU wurde von der gesamtdeutDDR sei gar kein Unrechtsstaat gewesen. nigung eine schonungslose Aufklärung schen CDU mitsamt ihrem Vermögen geMan kann doch nur denen einen Neuanüber die Zusammenarbeit mit der Stasi schluckt. Ähnlich war es bei der fang ermöglichen, die auch wirklich neu gefordert und besonders der evangeliLiberal-Demokratischen Partei Deutschanfangen wollen … Besier: Bei allen inhaltlichen Differen- schen Kirche vorgeworfen, mit der SEDlands (LDPD), sozusagen der DDR-FDP. zen – strukturell ähnlich war es Anfang Diktatur vielfach zusammengearbeitet zu Und wenn sich die SPD 1990 für SEDder 50er Jahre. Auch da hörte man häufig, haben. Hat sich Ihre Sicht über die DDR Mitglieder geöffnet hätte, wäre die Intees sei doch nicht alles im „Dritten Reich“ demnach heute geändert? Im „Spiegel“ gration ähnlich verlaufen. Dann gäbe es schlecht gewesen. Das sind eben Lebens- heißt es, dass Sie die DDR nicht einmal vermutlich heute keine Partei Die Linke, geschichten von Menschen, die in der un- mehr als Unrechtsregime bezeichnet wis- sondern eine linkere SPD. idea: Wo liegen denn die großen Untertergegangenen Diktatur Erfolg hatten und sen wollen ... Besier: Das ist ein Kampfbegriff, der schiede zwischen SPD und Linkspartei? die meist in hohem Alter nicht in der Besier: Sie sind eben so groß nicht! Nach Lage sind, ihre Biografie kritisch zu ana- nicht nur nichts erklärt, sondern im Geder Finanzkrise ist doch die Forderung der genteil Verstehen verhindert. Selbstverlysieren. idea: Aber Sahra Wagenknecht als ständlich ist die DDR kein Rechtsstaat ge- Partei Die Linke nach einer Verstaatlichung Sprecherin der Kommunistischen Plattwesen. Man muss bei der Beurteilung der von Banken längst kein Tabuthema mehr. form der Linkspartei ist relativ jung und Auch in den Reihen der CDU hat man deutDDR aber auch an die vielen denken, die äußert sich dennoch immer wieder lolich gemacht, dass es so mit den Banken ihre Lebensjahre unter diesem Regime bend über die DDR-Zeit. Ihr Ehemann und den unglaublich hohen Gehältern für nicht nur negativ erlebt haben. Foto: imago
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Interview
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Spitzenmanager nicht mehr weitergehen kann. Selbst im Blick auf Afghanistan nähern sich die Positionen an. Nach meiner Meinung rücken die Parteien insgesamt immer mehr zusammen. Alle drängeln sich in die linke oder rechte Mitte.
Bürger im Osten tief enttäuscht idea: Warum sind Sie dann überhaupt in die Linkspartei eingetreten? Besier: Das hat eine persönliche Geschichte. Als Direktor des HannahArendt-Instituts für Totalitarismusforschung war es mir wichtig, im Osten die Demokratie zu stärken. Und hier habe ich, besonders bei der äußerst konservativen sächsischen CDU, erlebt, wie sehr sie sich als Staatspartei geriert. Der bis 2004 als Ministerpräsident amtierende Kurt Biedenkopf wird ja bis heute als „König Kurt“ bezeichnet, weil eben viele Bürger die Verhältnisse so wahrnahmen, als habe eine Staatspartei die andere abgelöst. idea: Aber die absolute Mehrheit der CDU ist doch durch geheime Wahlen zustande gekommen, und die CDU hat Sachsen zum erfolgreichsten Bundesland im Osten gemacht, während die SED weder demokratisch gewählt wurde noch Freiheit gewährte. Und wirtschaftlich führte sie das Land in den Ruin ... Besier: Daran ist vieles richtig. Dennoch bleibt es dabei: Viele Menschen im Osten sind inzwischen tief enttäuscht vom demokratischen System. Und deshalb geht teilweise ja nur noch die Hälfte der Bürger überhaupt zur Wahl. Das ist doch ein Zustand, der alle Demokraten beunruhigen muss. Meine Annäherung an die Partei Die Linke begann, als ich im Spätsommer 2008 von ihr gebeten worden war, in einer historischen Kommission mitzuarbeiten. Dabei habe ich erlebt, dass man mit dieser Partei offen arbeiten kann. idea: Vom Helmut-Kohl- zum Linksaußen-Berater? Besier: Ich habe nur gelegentlich Gespräche mit Helmut Kohl geführt. Aber zur sächsischen Linkspartei: Ähnlich wie sich die CDU in Sachsen von anderen Landesverbänden unterscheidet, gibt es auch zwischen den Landesverbänden Die Linke zum Teil beträchtliche Unterschiede. In dem Papier, das ich gemeinsam mit anderen über die Zeit nach 1989 erarbeitet habe, wurde beispielsweise festgestellt, dass es sich bei der DDR um ein unterdrückerisches Regime gehandelt habe. Dieses Papier wurde als offizielle Diskussionsgrundlage akzeptiert – auch wenn eine ganze Reihe von Delegierten damit nicht einverstanden war. idea: Sie haben früher oft beklagt, dass bei den Kirchen keine Konsequenzen dar-
Kirchenleitung riskiert haben, indem sie sich öffentlich kritisch äußerten. Pfarrer, die der DDR kritisch gegenüberstanden, wurden von ihrer Kirche nicht geliebt, gefördert und erst recht nicht unterstützt – von wenigen Ausnahmen abgesehen. Die Kirche in der DDR ist in der Tat so etwas wie eine Staatskirche „neuen Typs“ gewesen; gleichzeitig ließ sie sich wesentlich vom Westen finanzieren.
Gerhard Besier und Helmut Kohl. Der ehemalige Kanzler stellte dessen Buch „Die Kirche und das 3. Reich“ 2001 in Berlin vor.
aus gezogen worden seien, dass es eine teilweise intensive Zusammenarbeit mit der Stasi gegeben haben soll. Denken Sie heute ganz anders darüber?
Wenn ein Pfarrer bei der Stasi … Besier: Nein. Es macht einen erheblichen Unterschied aus, ob ein Pfarrer andere an die Staatssicherheit verrät oder ob ein begeisterter Marxist (also ein SED-Mitglied) meint, seinen Staat (die DDR) vor dem (wie es damals hieß) gefährlichen westlichen Imperialismus schützen zu müssen – eben auch durch eine Zusammenarbeit mit der Stasi. Die Menschen in der DDR, auch wenn sie der Kirche fernstanden, betrachteten diese doch als eine moralische Instanz. Sie erwarteten von den Kirchenvertretern ein politisch integeres, eindeutiges Verhalten, kein Lavieren und keine Doppelzüngigkeit. An dieser Klarheit hat es im Blick auf die Verhältnisse in der DDR im Osten, aber auch im Westen gefehlt. Bis heute wollen die Kirchen verwischen, dass die allermeisten Kirchenleitungen gemeinsam mit dem DDR-Staat oppositionelle Theologen und Laien diszipliniert haben – bis dahin, dass man sie bewusst ins Ausland zum Studium schickte. Bis heute hat die Kirche weder im Osten noch im Westen ein Schuldbekenntnis dafür abgelegt, und sie hat auch nicht die geehrt, die tatsächlich anders gehandelt haben. DDR-Kirche war „Staatskirche“ idea: Stimmt denn nicht, dass die evangelische Kirche entscheidend die friedliche Revolution bestimmt hat? Besier: Nein! Der sächsische Landesbischof (von 1972-1992) Johannes Hempel hat sogar von einem „Grundvertrauen“ zwischen „seinem“ Staat, der DDR, und der Kirche gesprochen. Es war nicht die Kirche als Ganze, sondern es waren einzelne sehr tapfere Pfarrer wie Klaus Schwabe, Harald Bretschneider oder Theo Lehmann, die den Konflikt mit ihrer
Luther-Medaille an den Falschen? idea: Die Luther-Medaille für besonderen Bekenntnismut hat im letzten Herbst, als man des 20. Jubiläums der friedlichen Revolution gedachte, nicht ein Hauptbeteiligter erhalten, wie beispielsweise der Erfinder des Mottos „Schwerter zu Pflugscharen“, Harald Bretschneider. Stattdessen bekam sie Richard von Weizsäcker, der nicht als Förderer des Widerstandes gegen die DDR bekannt ist, sondern sich seiner Kontakte zu Honecker rühmte ... Besier: Die Verleihung solcher Ehrungen ist ein überwiegend politisch-diplomatischer Akt. Man will nicht wirklich Menschen ehren, die es verdient haben, sondern überlegt, wie man solche Ehrungen nutzt, um den politischen Einfluss der EKD zu mehren. Politisch ist ein solches Handeln nachvollziehbar, aber geistlich ist es fatal – das spüren Christen wie Nichtchristen. Und das zeigt sich ja auch daran, dass im angeblichen Zeitalter der „Rückkehr der Religion“ seit langem nicht mehr so viele Menschen aus der evangelischen wie katholischen Kirche ausgetreten sind wie 2008. War Bischof Huber nur Taktiker? idea: Nun ist doch aber unter Bischof Huber als Ratsvorsitzendem die EKD stärker wieder in die Mitte gerückt. Besier: Wolfgang Huber hat sich bekanntlich auf dem Weg – entweder 1994 für die SPD in den Bundestag einzuziehen
Statt Richard von Weizsäcker (links) hätte der führende Bürgerrechtler Harald Bretschneider (oben) die Luthermedaille verdient.
Fotos: Kohl/actionpress; Weizsäcker/dpa; Bretschneider/idea/Kretschel
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© lideaGrafik 2010 *Zahlen von 2004 von der PDS
Sind Evangelikale zahm geworden? ter und Vorsitzender des ParlamentariBesier: Ach, das sind doch nur Etiketschen Ausschusses für Wissenschaft, Kulten, von den jeweils Interessierten getur und Medien kann ich mich darum klebt. Wer ein inneres Verhältnis zu seiner bemühen, dass Sachsen offener, liberaler Kirche hat, sieht sich doch geradezu geund vor allem demokratischer wird. Als größte Oppositionspartei besitzt Die Linke zwungen, an den kirchlichen Zuständen der Gegenwart Kritik zu üben. Leider tun erheblichen Einfluss in Sachsen. Als dies die Evangelikalen nicht mehr, weil Christ und Politiker betrachte ich es als wichtiges Ziel, für mehr soziale Gerechtig- auch sie sich gerne in der Macht der Amtskirche sonnen. Nicht ich habe mich keit in diesem Land einzutreten. idea: Wie wollen Sie das erreichen? vom eigentlichen Zentrum der Kirche entBesier: Ich möchte mithelfen, ein fernt, sondern die Kirche hat das getan. Bündnis aus Sozialdemokraten, Grünen Ich verstehe mich als gläubigen Christen. und Linkspartei zu schmieden, um in 41,1 40,2 Sächsischer Landtag Sachsen endlich den längst überfälligen Ein Vergleich der Wahlergebnisse Politikwechsel herbeizuführen. von 2004 und 2009 idea: Haben Sie noch kirchliche Ziele? Besier: Ich setze mich dafür ein, dass das 23,6* 20,6 allzu enge Verhältnis von Staat und Kirche grundgesetzkonform gelockert wird, weil das nicht nur unserer Gesellschaft, sondern 10 9,810,4 9,2 auch der Kirche selbst außerordentlich gut6,4 5,6 5,9 5,1 täte. Es gehört zu den großen Versuchungen der landes- und freikirchlichen Leiter, 2004 2009 CDU DIE LINKE SPD NPD FDP Grüne politisch Einfluss zu erlangen – sich möglichst einmal neben der Kanzlerin ablichten Warum für Scientology? zu lassen und sich in deren Macht zu sonidea: Warum haben Sie sich dann in nen. Aber widerspricht das nicht allem, Käßmann ist emotional intelligent was das Neue Testament verheißen hat? den letzten Jahren für die Zeugen Jehoidea: Wie sehen Sie seine Nachfolgerin? vas und sogar für Scientology eingesetzt? Besier: Sie ist weniger intellektuell als Was die Kirche nicht bezahlt Besier: Weil ich, gerade als evangelischer idea: Sind Sie weiterhin für die AbHuber, aber sie besitzt ein hohes Maß an Christ, nur überzeugen kann, wenn ich auch schaffung der Kirchensteuer? emotionaler Intelligenz. Es ist schon erdafür eintrete, dass andere ReligionsgeBesier: Kaum jemandem ist bewusst, staunlich, wie sie es geschafft hat, der ja meinschaften sich ebenfalls frei entfalten immer noch relativ konservativen hanno- dass die Kirche – abgesehen von den Gekönnen. Vergessen wir nicht: Die Zeugen verschen Landeskirche ihre Scheidung zu meindepfarrämtern – so gut wie nichts von Jehovas waren im Dritten Reich und in der erklären. Sie wird eine sehr beliebte Rats- dem, was sie betreibt, auch bezahlt. Der Re- DDR mutigere Zeugen als die Kirchen, und ligionsunterricht und die Universitätstheovorsitzende sein – besonders auch, weil Scientology kann sich in vielen Staaten der sie mit den Medien umgehen kann. Auch Welt frei entfalten, nicht aber in Deutschlogie werden zu 100%, Krankenhäuser, deshalb hat man sie vermutlich gewählt. Kindergärten usw. zu fast 100% vom Staat land – auch aufgrund der apologetischen idea: In Zeitungen war zu lesen, dass Anstrengungen kirchlicherseits. Demgegenbezahlt, während die Allgemeinheit denkt, Sie aus Hass auf die CDU und die SPD in zu all dem trage ihre Kirchensteuer bei. über fordere ich wirklich unabhängige emdie Linkspartei eingetreten seien, weil Hier gibt es eine unselige Vermischung, die pirische Untersuchungen als Grundlage für beide Parteien 2008 Ihren Vertrag als Di- dazu führt, dass sich die Kirche nicht mehr Urteile über andere. Eine besondere Gerektor des Hannah-Arendt-Institutes nicht auf ihr Eigentliches konzentriert, nämlich meinheit besteht darin, dieser wissenschaftverlängert haben ... lich klaren und überdies rechtsstaatlichen ohne alle staatliche Unterstützung an der Besier: Nein, Hass gehört nicht zu meinen Basis für das Evangelium zu wirken. Haltung „Sympathisantentum“ nachzusaidea: Sie galten lange als Mann der Antriebsfedern. Ich habe in einem Aufsatz gen. Natürlich entsprechen die Lehren bei(RSG 2008, Heft 1, 93-107) öffentlich ge- Kirche. Seit einigen Jahren gelten Sie als der Gruppierungen nicht meinen persönlieiner ihrer schärfsten Kritiker. Wie ermacht, dass es sich in der Tat um eine Inchen Glaubensüberzeugungen. idea: Danke für das Gespräch. klärt sich dieser Wandel? trige gehandelt hat, die dazu führte, dass mein Vertrag nicht verlängert wurde, denn ich konnte eine beeindruckende Leistungsbilanz aufweisen. Und nur die Linkspartei Wer ist Gerhard Besier? Prof. Besier geriet 1991 in die Schlagzeilen, weil er als Erster ein Buch zum Thema Kirche hat gegen das Verhalten von CDU und Stasi veröffentlichte: „Pfarrer, Christen und Katholiken – das Ministerium für StaatssiSPD protestiert – mit dem Argument: Wie und cherheit der ehemaligen DDR und die Kirchen“ (Neukirchener Verlag). Seitdem hat er kann man einem Mann, der so viel für das mehrere kritische Bücher zum Verhältnis von Kirche und Staat veröffentlicht. Besier war Hannah-Arendt-Institut geleistet hat, den Rektor der Kirchlichen Hochschule Berlin, seit 1992 Professor für Historische Theologie und Vertrag nicht verlängern? Aber es geht hier Konfessionskunde in Heidelberg und von 2003 bis 2008 Direktor des Dresdner HannahArendt-Instituts für Totalitarismusforschung. Seit 2008 hat der 62-Jährige den Lehrstuhl für nicht um mich persönlich. Ich habe einen Europastudien an der Technischen Universität Dresden inne und leitet das Sigmund-NeuLehrstuhl an der Dresdener Universität, mann-Institut für Freiheits- und Demokratieforschung. Das Magazin „Cicero“ (Berlin) zählbin also als Wissenschaftler weiterhin voll te ihn 2008 zu den 25 wichtigsten Theologen im deutschsprachigen Europa – ermittelt arbeitsfähig. Und als Landtagsabgeordne- aufgrund seiner Präsenz in den 36 wichtigsten deutschsprachigen Medien. oder Bischof in Berlin-Brandenburg zu werden – für Letzteres entschieden. Und natürlich wollte er schon sehr früh Ratsvorsitzender werden. Damit das möglich wurde, musste er öffentlich „nachdunkeln“. Dazu gehört, dass er sich den Evangelikalen angenähert hat. idea: Sollte das nur Taktik gewesen sein? Besier: Jemand, der so sehr im liberalen aufklärerischen Denken verwurzelt ist wie Huber und das ja auch bis heute betont, kann sich innerlich kaum einer pietistischen Frömmigkeit angenähert haben. Er hat vielmehr erkannt, dass man die evangelikale Bewegung braucht, weil sie eben weite Teile der aktiven Christen in der Volkskirche umfasst. Und die Evangelikalen sind gerne auf ihn zugekommen, weil sie endlich teilhaben wollten an öffentlicher kirchlicher Anerkennung. Dies halte ich zwar für ganz unpietistisch, aber die evangelikalen Spitzen haben sich eben entsprechend entschieden, obwohl Huber sich beispielsweise in manchen ethischen Fragen – man denke an die Themen Abtreibung oder Familienpolitik – in keinem Punkt den evangelikalen Positionen angenähert hat.
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Ch C Christ h rist rrii sstt & L Leben e b en eb en
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Wie der Musical-König Christ wurde
Mit der Bibel auf der Brust erwacht Er hat im deutschsprachigen Europa die Musicals populär gemacht: Friedrich Kurz. 1986 brachte er den großen Erfolg „Cats“ auf die Bühne, später den „Starlight Express“ und das „Phantom der Oper“. Nach einer tiefen Krise wurde der 61-Jährige aus Nürtingen bei Stuttgart auf spektakuläre Weise Christ. Darüber der 2. Teil des Vorabdrucks seiner Biografie.
Mit der Senatorin in London Ich brauchte ein Theater, ein Haus. Da las ich in derselben Woche, in der ich mit Lloyd Webber einig geworden war, im „Spiegel“ einen Artikel über das Hamburger Operettenhaus. Ich konnte kaum glauben, was ich da las: Dieser Kulturtempel sollte abgerissen werden. Das schien mir umso unglaublicher, als das Haus gerade erst für viel Geld renoviert worden war. Ich sprach mit der Hamburger Kultursenatorin Helga Schuchardt, signalisierte mein Interesse am Operettenhaus und lud sie nach London ein, um ihr Cats zu zeigen. Sie nahm die Einladung an. Das Musical zog sie sofort in ihren Bann. Ja, dieses Stück hätte sie gerne an der Elbe. Sie fragte mich, wie viel Geld ich von der Stadt Hamburg benötigen würde, um dieses Musical zu produzieren. Ihre Verblüffung, als ich antwortete, ich bräuchte kein Geld für den Betrieb, sondern nur das Theater für Friedrich Kurz den Start, war unverkennbar. Das 1991 bei der Premiere des konnte sie zuerst nicht glauben. „Wie Musicals Parsifal rechnet sich denn so eine Show?“, in Hamburg mit wollte sie wissen. seiner damaligen „Wie alle Theater im Westend von Lebensgefährtin London seit Shakespeares Zeiten“, Sibylle Szaggars, erklärte ich ihr. „Vom Eintrittsgeld die er an Robert der Besucher!“ Ihr überraschter EinRedford verlor. wurf klingt mir heute noch in den Ohren: „Was? Das geht? Wenn das Deutschland war im Blick auf Mu- so aussieht, Herr Kurz, dann können sicals Niemandsland. Der KulturbeSie das Operettenhaus gerne mietfrei trieb kaprizierte sich vor allem auf haben.“ hoch subventionierte Häuser in den Der Durchbruch Großstädten (und das tut er bis heuCats wurde ein Megahit und bete). Elitäre Inszenierungen für das deutete den Durchbruch für komBildungsbürgertum, finanziert vom merzielle Musicals in Deutschland. Steuerzahler. Deshalb sollte ich mit meinem Ansinnen in meiner Heimat Hamburg wurde zur Musical-Hauptstadt mit einer neuen Touristenatzunächst auf Unverständnis stoßen. traktion. Damals hatte die Stadt Aber wieder liefen die Fäden auf dank der Werftenkrise 13,5 Prozent günstigste Weise zusammen. Der englische Komponist Andrew Lloyd Webber war in den 80er Jahren bereits ein Weltstar. Zu diesem Zeitpunkt hatte er u. a. schon „Jesus Christ Superstar“ und das Argentinien-Epos „Evita“ auf die Bühne gebracht gehabt. Der Globus begann, seine Melodien zu summen. Bei einer eher zufälligen Begegnung mit Webber in London fragte ich ihn, ob er mir die Rechte für Deutschland abtreten wolle. Seine Reaktion? Er lachte! Der Starkomponist war sich sicher, dass in Deutschland für Musicals kein Markt existierte. Er ließ sich schließlich auf folgenden Deal ein: Ich konnte die Rechte haben – und zwar ohne Vorauszahlungen –, wenn ich im Gegenzug das volle finanzielle Risiko für die Produktion in Deutschland alleine trage. Aus heutiger Sicht war das die genialste Abmachung, die ich unterschreiben konnte.
Arbeitslose – rund 200.000 Menschen setzten sich in den Süden der Republik auf der Suche nach Arbeit ab. Just in dieser Zeit gründete ich die Firma Stella als alleiniger Gesellschafter (damals mit 10.000 DMark Kapital) – und sie erwies sich als ein gigantischer Segen für Hamburg, wo ich über die Jahre rund 1,8 Milliarden Mark umsetzte. Nach vielen Höhen folgten in den 90er Jahren große Tiefen – ich verlor mein Unternehmen an einen habgierigen schwäbischen Geschäftsmann, meine Lebensgefährtin Billy Szaggars an den Schauspieler Robert Redford und zudem sehr viel Geld bei Musicalprojekten in Berlin. Rund ein Jahr hatte ich in der Ferne gelebt, dann kehrte ich 2004 nach Berlin zurück. Die Stadt kam mir sehr leer und kalt vor, ja, ich empfand einen regelrechten Ekel vor ihr. Spontan reiste ich per Zug und Schiff ins schwedische Trelleborg. Dort nahm ich mir ein billiges Hotelzimmer. Ich legte mich sofort hin, ohne mich auszuziehen. Dann passierte das Wunderbare, das mein Leben für immer verändern sollte. Ich möchte noch vorausschicken, dass das nachfolgende Erlebnis in keinerlei Hinsicht mit Alkohol- oder Drogenmissbrauch steht und dass ich auch sonst für Erscheinungen und Visionen eigentlich keine besondere Antenne habe. Umso umwerfender war es, was ich in diesem schlichten Hotelzimmer erlebte: Fotos: actionpress
Christ C Ch h ri r is i sstt & Leben Le L e b en eb en
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war, als ob hundert Sonnen das Todesdunkel verscheuchten. Gleichzeitig war dieses Licht aber nicht aggressiv grell, sondern voller Schönheit und Sanftheit, es füllte den Raum bis in den letzten Winkel. Ich fühlte mich getragen und eingehüllt in diese positive, lebensfreundliche Kraft, in diese Macht, in der ich Gott erkennen konnte.
Vom Segen der Hotelbibel Wie lange diese Vision dauerte, kann ich nicht sagen. Irgendwann fand ich mich auf meinem Hotelbett wieder. Auf meiner Brust lag die Hotelbibel, die der weltweit arbeitende Gideonbund auch in diesem Zimmer platziert hatte. Ich kann nicht sagen, ich sei aufgewacht, denn meine Augen schienen die ganze Zeit offen gewesen zu sein. Später sagte man mir, dass es Vor meinen Augen erschien auch Tagträume gebe. Doch ob ofplötzlich eine große Leinwand wie fene oder geschlossene Augen: Ich in einem gewaltigen Kinosaal. Ge- weiß, dass ich der Herrlichkeit Gotspielt wurde: mein Leben, zumintes, des Schöpfers von Himmel und dest ein sehr wichtiger Teil daraus, Erde und auch von Friedrich Kurz, wie ich sofort erkannte. Ich sah drei begegnet bin. Er hat mir eindrückPersonen: zwei Menschen, deren lich gezeigt, aus welchem Dunkel Namen ich hier nicht nennen möch- er mich herausholen wollte, weil er te, und zwischen ihnen beiden saß die Finsternis besiegt hat. Wenige der Satan und grinste mich an. Ein Stunden zuvor hätte ich mit Leuten extrem verstörender Anblick, der noch akademisch über die Frage mir deutlich machte, dass der Teudiskutieren können, ob es wohl eifel zwei Menschen benutzte, um nen Gott gibt. Jetzt war ich ihm bemich zu zerstören. Wirtschaftlich gegnet. Oder besser: Er war mir bewar das ja bereits gelungen, zu die- gegnet. Sein Licht hatte die sem Zeitpunkt war ich, der einstige Finsternis, in der ich geradezu geMillionär, ruiniert. Das hatte er, der fesselt gewesen war, vertrieben. Die Diabolos, der DurcheinanderbrinGideon-Bibel lag jetzt aufgeschlager, auf eine Art geschafft, die man gen auf dem Bett, und mein Blick sich nach rein menschlichen Katefiel auf einen Vers aus dem zweiten gorien kaum erklären konnte. Brief des Apostels Paulus an Timotheus (1,7): „Denn Gott hat uns Dämonen und Fratzen nicht einen Geist der Furcht gegePlötzlich verschwand der grinben, sondern einen Geist der Kraft, sende Satan, und es folgte eine tota- der Liebe und der Besonnenheit.“ le Finsternis. Aus der undurchDer größte Künstler dringlichen Dunkelheit erschienen Heute arbeite ich an dem Projekt für Momente Dämonen, hässliche Michelangelo – ein Musical über Fratzen, die an meinem Gesicht vorbeihuschten, es mögen acht oder den genialen Renaissance-Künstler, der seine Inspiration aus dem christzehn dieser zerstörerischen Wesen lichen Glauben gewann und damit gewesen sein. Und mitten in diese furchterregende, lebensbedrohende höchste Höhen der Kreativität und Finsternis mit den abstoßenden Dä- künstlerischer Techniken erklomm. Wenn ich mir ansehe, welch schaler monenköpfen hinein erschien auf Blödsinn zurzeit die deutschen Mueinmal ein helles Licht. Ich kann sical-Häuser beherrscht, dann habe die Stärke des Lichtes kaum beich große Lust, dieses Genre wieder schreiben. Es war viel stärker, als mit mehr Kultur anzufüllen. Statt wenn auf einmal jemand im dunkBanalitätenmusicals über den Schuh len Keller das Licht anknipst. Es
des Manitu oder den Urwaldhelden Tarzan (dieses Musical trägt meiner Ansicht nach regelrecht rassistische Züge) möchte ich den Mann auf die Bühne bringen, der vielleicht der größte Künstler aller Zeiten war: Michelangelo. Der Erschaffer der Sixtinischen Kapelle mit ihren epochalen Fresken, der Bildhauer der legendären Skulpturen von David und Mose – dieses Genie verstand sich immer als Werkzeug Gottes. In einer Zeit verwirrender Machtkämpfe zwischen Kirche und Staat erschuf Michelangelo Werke voller spiritueller Botschaften. Er ist ein Künstler, der einem eine neue Welt erschließt. Diesen spannenden und die Seele erhebenden Stoff bringe ich nun nach Deutschland – ins Land der Dichter und Denker, ins Land der Reformation, in ein ehemals christliches Land, das sich seiner Wurzeln immer weniger bewusst ist.
Mein Gebet Zum Schluss von Michelangelo singt der Chor den Vers: „Ewiger Schöpfer, erleuchte die Welt!“ Schöpfer und Künstler sind verwandte Begriffe. Der Kosmos, die Natur und auch der Mensch sind ein Kunstwerk. Doch es ist keine heile Welt, in der wir leben, sondern für viele eine recht dunkle Welt. Eine Welt, die Erleuchtung durch den Schöpfer bitter nötig hat. Ich selbst habe trotz eines interessanten, abwechslungsreichen, spannenden Lebens viel Dunkelheit hinter mir. Und ich sehe bei vielen meiner Weggenossen, bei meinen Landsleuten, bei meinen Zeitgenossen, dass sie eine Existenz in einer Dämmerung führen und ihre Zukunftsängste durch Aktivismus, Alkohol oder Drogen dämpfen. Wir alle brauchen Perspektive und Hoffnung für unser Leben. Der Schlusschorus des Leipziger Musicals Michelangelo ist mein Gebet für mich selbst, für Deutschland, für den Globus: „Ewiger Schöpfer, erleuchte die Welt!“ l ERSCHEINT AM 24. FEBRUAR:
Friedrich Kurz mit Marcus Mockler: Der Musical-Mann, Gerth Medien, 224 S., 14,95 EUR/ 27,30 sFr.
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forum für junge christen
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Baustelle Internetsex Immer mehr Menschen – besonders junge Leute – verfallen dem Pornowahn. Der Weg heraus ist schwer und langwierig. Christoph Pahl (Leipzig) war selbst auf den Schmuddelseiten unterwegs. In seinem neuen Buch „Voll Porno – Warum echte Kerle Nein sagen“ berichtet der 28-Jährige über den Weg raus aus der Pornografie. Tobias-Benjamin Ottmar sprach mit ihm. idealisten.net: Du warst selbst Christoph: Ich würde den und anderen Christen erleben. jahrelang in Pornografie verstrickt. schwarzen Peter jetzt nicht nur Gerade wenn ich für Gott im EinWann hat es angefangen? den Frauen zuschieben. Ich wundere mich aber satz war und mich beispielsweise Christoph: Den ersten Kontakt schon teilweise, was auf einigen christlichen in der Jugendarbeit engagiert hatte ich mit etwa 14 Jahren; zwiVeranstaltungen an nackter Haut zu sehen ist. habe, habe ich erlebt, dass meischen 18 und 22 wurde es immer Vielen jungen Frauen ist es wohl nicht bewusst, ne sexuellen Bedürfnisse in den heftiger. Ich war zwar nie süchtig was sie da für Fantasien auslösen. Wir Männer Hintergrund getreten sind. Man in dem Sinne, dass ich täglich auf sind aber für unsere eigenen Gedanken verantsollte aber nicht den Rückschluss den Seiten gewesen wäre, aber wortlich. ziehen, dass mit Gebet, einem es war immer wieder ein Thema. guten Buch und einem Seelsor„Vielen jungen Christinnen ist Seit zwei Jahren lebe ich nun ohne gegespräch das ganze Problem nicht bewusst, was sie auslösen.“ Pornokonsum. gelöst ist. Wir bleiben bis an idealisten.net: Wie sollte die Partnerin eines Poridealisten.net: Was hat Dir geholfen? CHRISTOPH PAHL unser Lebensende bedürftige MenChristoph: Zum einen die Reaktion schen. Ich würde von mir auch nicht nosüchtigen reagieren? Christoph: Es ist gut, dem Partner bewusst zu meiner Frau, mit der ich seit dreieinhalb Jahren behaupten, dass ich geheilt bin. Aber ich habe machen, dass man verletzt ist. Aber man sollte verheiratet bin. Ich merkte, dass sie von meinem gelernt, mit meinen Sehnsüchten umzugehen auch dem Freund eine zweite oder auch dritte Verhalten verletzt war. Zum anderen halfen und nicht mehr zu versuchen, sie durch PornoChance geben und bereit sein zu vergeben. mir die Gespräche mit meinem Seelsorger und grafie zu stillen. Anderenfalls kann es für ihn schwierig werden, guten Freunden. Ich kenne keinen, der in einer idealisten.net: Was ist mit Selbstbefriedigung im Heilungsprozess voranzukommen. leichten Pornoabhängigkeit drin war und ohne ohne Pornobilder? idealisten.net: Wie viel Geduld sollte die Frau die Hilfe von anderen Leuten wieder herausgeChristoph: Der Idealfall ist sicher, ohne Selbsthaben? funden hat. befriedigung zu leben. Für viele ist das aber Christoph: Wenn Männer nicht bereit sind, schwer umzusetzen. Wer es nicht ganz lassen „Das Problem ist, dass Pornografie Pornografie aufzugeben, würde ich Frauen kann, sollte aber lernen, ohne Fantasiebilder unser Frauenbild prägt.“ raten, die Beziehung zu hinterfragen und im auszukommen. Zudem darf Selbstbefriedigung idealisten.net: Wer Single ist, hat aber keinen schlimmsten Fall zu beenden. Anders ist es, nicht in die Abhängigkeit führen oder dazu diePartner, den er verletzen kann … wenn der Wille da ist, die Sucht aber momennen, andere, tiefere Sehnsüchte zu füllen. Wer Christoph: Das Problem ist, dass Pornogratan so stark ist, dass man nicht aufhören kann. bereits verheiratet ist, sollte mit seinem Partner fie unser Frauenbild prägt. Meist werden die Bei vielen Männern erlebe ich aber, dass sie gar über das Thema sprechen. Selbstbefriedigung Frauen in den Filmen als Lustsklaven dargenicht den richtigen Willen haben aufzuhören. sollte nie dazu führen, dass man weniger Lust stellt. Man lernt somit ein Muster von SexualiWenn dies der Fall ist und der Mann nur an sein auf seinen Ehepartner hat. tät kennen, das Auswirkungen auf das eigene eigenes Vergnügen denkt, dann ist er vielleicht „Die volle Erfüllung werden wir erst Leben hat. So kann die Partnerwahl erschwert auch in anderen Lebensbereichen genauso im Himmel erfahren.“ werden, weil man dauernd die Traumfrau aus egoistisch. dem Porno vor Augen hat. Der Sex in den Filidealisten.net: Vielen Dank für das Gespräch. idealisten.net: Wer auf Porno-Entzug ist, ist men hat zudem mit der Realität wenig zu tun. noch empfänglicher für sexuelle Impulse wie etwa Sex lebt von der gegenseitigen Liebe und der Werbeplakate oder attraktiv gekleidete Frauen. Wie Sicher im Netz unterwegs Bereitschaft, sich dem anderen zu schenken kann Mann damit umgehen? Gute Filter gegen Pornos. Christoph Pahl empund von ihm zu empfangen. Außerdem kann es Christoph: Zum einen kann man lernen, fiehlt Safeeyes (ca. 35 Euro/www.internetsafety. auch für die künftige Partnerin verletzend sein, bewusst wegzugucken. Man muss nicht bei der com). Auch die Kindersicherung (ca. 30 Euro/ wenn sie von ihrem Freund hört, dass er irgend- BH-Werbung verweilen und kann sich gegen www.salfeld.de) schützt vor den Sexbildern. wann vor der gemeinsamen Beziehung Pornos den zweiten Blick entscheiden. Zum anderen ist konsumiert hat. es gut, eine gewisse Gelassenheit zu entwickeln. Wichtig: Das Passwort für den Filter sollte man nicht selbst wissen, sondern einer Vertrauensidealisten.net: Viele sagen, dass Gott all unsere Ich kann zwar eine schöne Frau bewundern und person geben. Zudem sagt Christoph: „Filter Sehnsüchte stillen will. Gilt das auch für die sexuelGott dafür danken, dass er so eine tolle Person sind nicht das Allheilmittel, schließlich kann len Bedürfnisse? geschaffen hat. Aber ich darf wissen: Ich hab man auch auf anderen Wegen an Pornos komChristoph: Die volle Erfüllung werden wir erst meine eigene Schönheit zu Hause. men. Aber sie sind eine Hilfe, eine Entscheidung im Himmel erfahren. Aber man kann schon idealisten.net: Auch manch jüngeres Gemeindejetzt viel davon in der Gemeinschaft mit Gott mitglied kleidet sich gern sexy. Ist das Problematisch? gegen Pornos auch umzusetzen.“ Fotos: Autor/privat; Klickfeld/istockphoto.com
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Fernsehen Christlicher Sänger plädiert im Fernsehen bei â&#x20AC;&#x17E;Hart aber fairâ&#x20AC;&#x153; fĂźr eine lebenslange Treue FĂźr lebenslange Treue in der Ehe hat sich der christliche Sänger Thomas Enns (KĂśln) starkgemacht. Er diskutierte in der ARD-Sendung â&#x20AC;&#x17E;Hart aber fairâ&#x20AC;&#x153; mit vier Prominenten Ăźber das Thema: â&#x20AC;&#x17E;Treue war gestern, Weiberfastnacht ist morgen â&#x20AC;&#x201C; Wie viel Freiheit braucht die Liebe?â&#x20AC;&#x153;. Enns ist seit Juni 2008 mit der Sängerin Florence Joy verheiratet. Sie gewann 2004 die Castingshow â&#x20AC;&#x17E;Star Searchâ&#x20AC;&#x153; bei SAT.1. Seit drei Monaten haben die beiden einen Sohn. Sie hatten nach eigenen Angaben keinen Geschlechtsverkehr vor der Ehe. Wie Enns sagte, hätten seine Eltern ihm schon frĂźh ans Herz gelegt, mit dem Sex bis zur Ehe zur warten. FĂźr ihn selbst sei es wichtig gewesen, sich seiner Frau richtig zu schenken. Die Nacht nach der Hochzeit sei somit eine â&#x20AC;&#x17E;richtige Hochzeitsnachtâ&#x20AC;&#x153; gewesen.
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Die Treue liegt nicht in den Genen Enns zufolge liegt Treue nicht in den Genen, sondern ist eine persĂśnliche Ă&#x153;berzeugung. Zudem sei sie schon in den Zehn Geboten enthalten. Das Sechste Gebot lautet â&#x20AC;&#x17E;Du sollst nicht ehebrechenâ&#x20AC;&#x153;. Enns hält es zudem fĂźr falsch, Liebe nur Ăźber Sex zu definieren: â&#x20AC;&#x17E;Es gibt zum Beispiel auch die gĂśttliche Liebe.â&#x20AC;&#x153; Er wolle in der Liebe nicht immer neu anfangen, indem er ständig die Partnerinnen wechsle. Stattdessen sei es sein Ziel, fĂźr immer mit seiner Frau zusammenzubleiben und so in der Liebe zu wachsen. Eine vĂśllig andere Meinung äuĂ&#x;erte der als Flirt-Trainer tätige Maximilian PĂźtz (DĂźsseldorf). Er wolle seinen wechselnden Partnern nicht versprechen, keine sexuellen Beziehungen zu anderen Frauen zu haben. Es gebe zwar eine feste Partnerin, der er â&#x20AC;&#x17E;treu im Herzenâ&#x20AC;&#x153; sei. Er treffe sich aber auch mit anderen Frauen. Sexualität sei ein Trieb, der ausgelebt werden wolle.
Thomas Enns
Wir sind keine Affen Die TV-Moderatorin Lisa Ortgies (Hamburg) entgegnete, dass der Mensch ein Gehirn habe, um seinen Trieb zu beherrschen. Zu einem eingespielten Filmclip, der das Verhalten untreuer Menschen mit dem Sexualverhalten der Affen erklärte, sagte sie: Der Planet werde nicht von Affen, sondern von Menschen beherrscht. Die komplette Meldung gibtâ&#x20AC;&#x2122;s fĂźr Abonnenten auf idea.de (Suchmaske: Enns)
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Das Thema Gemeinde- oder Kirchenzucht ist heute weithin ein Tabu. Zu Recht?
Wenn Christen schwer sündigen Beliebt war sie nie. Ob man sie nun Gemeinde- oder Kirchenzucht nennt: Der Ausschluss vom Abendmahl oder aus der Kirche für Christen, die schwere Sünden begehen, ist heute im Gegensatz zu früher ein Tabuthema. Doch kann man auf Gemeindezucht tatsächlich verzichten? Ein Beitrag von Karsten Huhn.
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Jahrhundertelang war es selbstverständlich, offenkundige Sünde mit Kirchenzucht zu ahnden. Wer mit anderen Gemeindemitgliedern im Streit lag, außereheliche Beziehungen pflegte oder gotteslästerlich redete, wurde nicht zum Abendmahl zugelassen oder musste die Gemeinde verlassen. Schließlich hatte der Apostel Paulus der Gemeinde in Korinth eingeschärft, ein Mitglied auszuschließen, wenn es „ein Unzüchtiger oder Habsüchtiger oder Götzendiener oder Lästerer oder Trunkenbold oder Räuber ist“. Mit einem solchen Menschen solle man nicht einmal essen, schrieb Paulus an die Gemeinde in Korinth (1. Korinther 5,11). Damit war die Erwartung verbunden, dass die Strafe den Sünder zu Reue und Buße veranlasse und ihn in der Folge wieder voll in die Gemeinschaft eingliedere. Entsprechend heißt es in der 1537 von Martin Luther verfassten Bekenntnisschrift der
Schmalkaldischen Artikel, „dass man offenkundige, hartnäckige Sünder nicht zum Sakrament kommen lassen soll, bis sie sich bessern und die Sünde meiden“. Im vor allem für reformierte Christen gültigen Heidelberger Katechismus von 1563 wird die Frage, ob auch Menschen, die sich als Gottlose erzeigen, zum Abendmahl zugelassen werden, mit einem klaren Nein beantwortet.
Landeskirchen: Regeln, die ohne Konsequenzen bleiben Im Alltag der Landeskirchen sind Abendmahlsausschlüsse die absolute Ausnahme. Dennoch sind die Regeln klar geblieben. Die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands, der acht Landeskirchen mit rund 10 Millionen Mitgliedern angehören, hat in den „Leitlinien kirchlichen Lebens“ ausdrücklich die Möglichkeit zum Abendmahlsausschluss vorgese-
EKD: Wer ausgeschlossen werden sollte „Die Kirchenzucht funktioniert in ihrer jetzigen Form nicht mehr. Sie ist zu einer stumpfen Waffe geworden. Sie setzt eine geschlossene, überschaubare Gemeinschaft voraus, die es im 21. Jahrhundert so aber nicht mehr gibt. Über das Thema Kirchenzucht muss deshalb dringend neu nachgedacht werden. Wer allerdings den Ausschluss vom Abendmahl als Instrument der Kirchenzucht abschafft, setzt damit die dafür einschlägigen Aussagen der reformatorischen Bekenntnisschriften außer Geltung. Die Aufhebung oder auch nur aktuelle Präzisierung sollte in Übereinstimmung mit den anderen Gliedkirchen der EKD erfolgen. Eine vorbehaltlose Einladung zum Abendmahl kann es meines Erachtens nicht geben. Die Teilnahme am Abendmahl setzt voraus, das ein Christusverhältnis besteht. Ich kann mir zum Beispiel nicht vorstellen, dass die evangelische Kirche Rassisten, Kinderschänder oder Holocaustleugner zum Abendmahl zulässt. In solchen extremen Fällen kann ich mir den Ausschluss vom Abendmahl vorstellen.“ Michael Beintker, Professor für Systematische Theologie an der Universität Münster und Vorsitzender der Theologischen Kammer der Evangelischen Kirche in BEINTKER Deutschland (EKD)
hen. Die Verantwortung für dieses Instrument der Kirchenzucht liegt bei den Gemeinden. Für die Landeskirchen unierten, reformierten und lutherischen Bekenntnisses, die in der Union Evangelischer Kirchen innerhalb der EKD zusammengeschlossen sind, gilt die „Ordnung des kirchlichen Lebens“, die ebenfalls einen Entzug der Abendmahlszulassung vorsieht. „Wenn ein Kirchenmitglied trotz wiederholter Ermahnung durch Wort oder Tat die Wahrheit des Evangeliums leugnet, die Kirche unglaubwürdig zu machen versucht oder die kirchliche Gemeinschaft zerstört, kann ihm die Zulassung zum Abendmahl entzogen werden“, heißt es in Artikel 35. Es ist aber weder bei den lutherischen noch bei den reformierten oder unierten (die beide Bekenntnisse vereinen) Kirchen in den letzten Jahren ein Ausschluss in der Öffentlichkeit bekanntgeworden.
Freikirchliche Lutheraner: Kirchenzucht ist biblisch Kirchenzucht ist biblisch begründet. Ziel ist es, Mitglieder von falschen Wegen abzubringen und wiederzugewinnen. Dies ist nach dem Augsburger Bekenntnis genuine Aufgabe der Bischöfe und Pfarrer mit ihren Gemeinden. In der Lebensordnung unserer Kirche (‚Mit Christus leben’) heißt es entsprechend: ‚Fehlt dauerhaft die Sündenerkenntnis, muss das Gemeindemitglied im äußersten Fall aus der Gemeinde ausgeschlossen werden.’ In meiner Kirche ist mir aus dem letzten Jahr allerdings kein Fall von Kirchenzucht bekannt. Sie ist kein Thema, das unsere Gemeinden ständig beschäftigt. Ich schließe aber nicht aus, dass einzelne Gemeinden davon Gebrauch machen. Wir gehen mit diesem Mittel jedenfalls äußerst behutsam um. Kirchenzucht muss an die Seelsorge angekoppelt sein und mit großer Geduld geschehen. Im Mittelpunkt muss das Bemühen stehen, den Einzelnen zurückzugewinnen. Sonst besteht die Gefahr, die Gemeinschaft der Reinen und Sündlosen schon hier auf Erden schaffen zu wollen. Häufig bleiben die Menschen, die in offenbarer Schuld leben, aber einfach von der Gemeinde weg. Mit diesen Menschen wieder ins Gespräch zu kommen, ist daher die eigentliche Aufgabe.“ Hans-Jörg Voigt (Hannover), Bischof der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen KirVOIGT VOIG VO IGT T che (SELK) Fotos: PR
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Ausnahme: Rheinland Eine Ausnahme bildet seit 2004 die Evangelische Kirche im Rheinland. Deren Synode hatte vor sechs Jahren entschieden, dass niemand vom Abendmahl ausgeschlossen werden darf. Die Synode berief sich dabei auf Jesus, der Brot und Wein sogar an seinen Verräter Judas austeilte. Deshalb müsse auch die Kirche jeden zum Abendmahl zulassen. Die Bibel habe mehr Gewicht als die Bekenntnisschriften, so die Synode. Diese Entscheidung stieß allerdings auf scharfe Kritik der Theologischen Kammer der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). In einer Stellungnahme zum rheinischen Synodenbeschluss hieß es, die vorgetragenen Argumente hielten einer exegetischen Prüfung „weder im Detail noch im Ganzen stand, so dass sie keinesfalls als hinreichende Rechtfertigung dafür gelten können, unter Berufung auf das Neue Testament den Bekenntnisschriften nicht mehr zu folgen“. Die Synode habe Aussagen übergangen, die der eigenen Auffassung entgegenstehen. Freikirchen praktizieren weiterhin Gemeindezucht In den Freikirchen wird Gemeindezucht weiterhin praktiziert. Bei den Baptisten und den Freien evangelischen Gemeinden entscheiden
Gemeindeversammlung bzw. die Gemeindeleitung über die Streichung aus der Mitgliederliste beziehungsweise den Ausschluss von der Gemeinde. Bei den Methodisten setzen die Gemeinden im Fall eines öffentlichen Ärgernisses einen Ausschuss ein, der bei besonders hartnäckiger Bußverweigerung auch einen Abendmahlsausschluss verfügen kann.
deres Kennzeichen der reformierten Theologie. Art. 44 der Zürcher Kirchenordnung hält darum fest: „Taufe und Abendmahl sind die Sakramente der reformierten Kirche. Sie sind Zeichen für den Bund Gottes mit den Menschen in Jesus Christus und Bekenntnis des Glaubens.“
„Rom“ kennt einige Strafen Eindeutig geregelt sind Maßnahmen zur Kirchenzucht in der röSchweiz: Kein Ausschluss misch-katholischen Kirche. Deren Anders ist die Lage bei den kirchliches Gesetzbuch – der Codex Evangelisch-Reformierten Kirchen Iuris Canonici – bezeichnet es als in der Schweiz: Sie laden im Na„das angeborene und eigene Recht men Christi offen zum Abendmahl der Kirche, straffällig gewordene ein. Die Zürcher Kirchenordnung Gläubige durch Strafmittel zurecht(Kirchenverfassung) hält fest: zuweisen“. Zu den Strafmitteln ge„Zum Abendmahl ist die ganze hören „Besserungs- oder Beugestrachristliche Gemeinde eingeladen“. fen“ und „Sühnestrafen“. Zu den Ausschlussgründe gebe es nicht, Beugestrafen gehören der Aussagt der Kirchenratspräsident der schluss vom Gottesdienst, die Evangelisch-Reformierten LandesDienstenthebung und die Exkommukirche des Kantons Zürich, Ruedi nikation (Kirchenbann). Die ExkomReich. Vom Abendmahl gelte nach munikation bedeutet nicht den Ausreformierter Tradition: „Das Abend- schluss aus der Kirche, sondern aus mahl vergegenwärtigt den Bund, deren aktiver Gemeinschaft. Der Coden Gott in Jesus Christus mit seidex Iuris Canonici gibt für eine Exner Gemeinde geschlossen hat.“ Die kommunikation unter anderem folreformierten Schweizer Kirchen gende Gründe an: Abtreibung, verzichten daher heute auf den Aus- Amtsanmaßung, Glaubensabfall, Irrschluss vom Abendmahl, da Menglauben, Abtrünnigkeit, Attentat auf schen nicht das Recht hätten, andere den Papst, Bruch des Beichtgeheimvom Bund Gottes auszuschließen. nisses und Schändung der eucharisDie Bundestheologie ist ein besontischen Gestalten (Brot und Wein).
Reformierte: Warum Kirchenzucht wichtig ist „Die Kirche darf auf die Möglichkeit der Kirchenzucht nicht verzichten – auch wenn sie von diesem Mittel in den letzten Jahren kaum noch Gebrauch gemacht hat. Die Kirche braucht nicht nur eine Mitte, sondern auch eine Grenze. Wenn die Kirche jemandem die Abendmahlsgemeinschaft verweigert, ist dies keine Strafe, sondern die Feststellung eines Selbstausschlusses aufgrund beharrlichen Fehlverhaltens. Martin Luther nennt die Kirchenzucht ‚eine heilsame Arznei, die uns vor dem Schlimmsten bewahren will’. Und Johannes Calvin nennt sie ‚die Sehne am Leib der Kirche’. Es gehört zu den Aufgaben der Kirche, rechte und falsche Lehre zu unterscheiden und – falls nötig – Konsequenzen zu ziehen. Wo die Evangelische Kirche ihre Lehrautorität und die Feststellung der zerbrochenen Abendmahlsgemeinschaft aufgibt, stellt sie ihr Selbstverständnis als die eine heilige allgemeine christliche Kirche infrage.“ Rolf Wischnath (reformiert), Honorarprof fessor für Systematische Theologie an der Universität Bielefeld
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Freie Gemeinden: Gemeindezucht in allen Gemeinden „Gemeindezucht ist für uns ein wichtiges Thema. Sie ist ein Gradmesser, ob eine Gemeindeleitung geistliche Führungskraft besitzt und die Gemeinde gesund ist. Würden wir auf Gemeindezucht verzichten, verrieten wir die Grundsätze neutestamentlichen Gemeindebaus. Gemeindezucht wird deshalb im Prinzip in allen unseren Gemeinden geübt. Im letzten Jahr lag die Zahl der uns von unseren 430 Gemeinden gemeldeten Fälle im zweistelligen Bereich. In der Vergangenheit gab es vielleicht zu viel Entschlossenheit, heute sind wir eher zu zurückhaltend. Viele Pastoren oder Gemeindeälteste scheuen die Konfrontation. Für Gemeindezucht braucht es Menschen, die die Liebe Jesu haben, selbst unter der Zucht Gottes stehen, die für den Menschen intensiv beten, bevor sie ihn konfrontieren, und zugleich Entschlossenheit zeigen. Diese Verbindung ist nicht sehr häufig. Wir brauchen die Balance: Wir dürfen weder vor der Sünde kapitulieren noch zur totalitären, kaltherzigen Gemeinde werden. Denn Gemeindezucht ist kein Herrschaftsinstrument, sondern soll helfen. Das gerät manchmal zu schnell aus dem Blick. Man muss den Menschen mit seinen Sünden liebevoll konfrontieren und ihm Zeit zur Umkehr geben. Denn sündigen tun wir alle. Das entscheidenHÖRSTING HÖ ÖRSTING de Kriterium für Gemeindezucht ist deshalb,
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Theologie
Was die Bibel zur Gemeindezucht sagt „Wenn dein Bruder sündigt, dann geh zu ihm und stell ihn unter vier Augen zur Rede. Wenn er mit sich reden lässt, hast du deinen Bruder zurückgewonnen. Wenn er nicht auf dich hört, dann nimm einen oder zwei andere mit und geht noch einmal zu ihm, damit alles von zwei oder drei Zeugen bestätigt wird. Wenn er auch dann nicht hören will, bring die Angelegenheit vor die Gemeinde. Wenn er nicht einmal auf die Gemeinde hört, dann behandelt ihn wie einen Gottlosen oder einen Betrüger.“ Jesus laut Matthäusevangelium 18,15-17 „Ihr sollt keinen Umgang mit jemand haben, der sich Bruder nennen lässt und trotzdem in Unzucht lebt oder ein habgieriger Mensch ist oder ein Götzenanbeter, ein Verleumder, ein Trinker oder ein Räuber. Mit solch einem Menschen sollt ihr nicht einmal zusammen essen.“ Paulus im 1. Brief an die Korinther 5,11 „Liebe Geschwister, wenn jemand von euch in eine Sünde hineinstolpert, dann müsst ihr, als vom Geist bestimmte Menschen, ihn verständnisvoll auf den rechten Weg zurückbringen. Du solltest dabei aber gut aufpassen, dass du nicht selbst zu Fall kommst.“ Paulus im Brief an die Galater 6,1 „Wenn jemand unter euch von der Wahrheit abirrt, meine Brüder, und einer bringt ihn zur Umkehr, dann denkt daran: Wer einen Sünder von seinem falschen Weg zurückbringt, wird dessen Seele vom Tod erretten und eine Menge von Sünden zudecken.“ Jakobusbrief 5,19
Was kirchliche Bekenntnisse zur Gemeindezucht sagen „Deshalb ist das bischöfliche Amt nach göttlichem Recht, das Evangelium zu predigen, Sünde zu vergeben, Lehre zu urteilen, und die Lehre, die dem Evangelium entgegensteht, zu verwerfen, und die Gottlosen, deren gottloses Wesen offenbar ist, aus der christlichen Gemeinde auszuschließen, ohne menschliche Gewalt, sondern allein durch Gottes Wort.“ Augsburger Bekenntnis (von 1530, die wichtigste lutherische Bekenntnisschrift), 28. Artikel
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„Sollen aber zu diesem Abendmahl auch zugelassen werden, die sich mit ihrem Bekenntnis und Leben als Ungläubige und Gottlose erzeigen? Nein; denn es wird also der Bund Gottes geschmäht und sein Zorn über die ganze Gemeinde gereizt, deshalb die christliche Kirche schuldig ist, nach der Ordnung Christi und seiner Apostel, solche bis zur Besserung ihres Lebens durch das Amt der Schlüssel auszuschließen.“ Heidelberger Katechismus (von 1563, das bekannteste reformierte Bekenntnis), Frage 82
Der Streit ums Abendmahl Beispiel Berlin: In der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg gab es 1998 eine heftige Kontroverse über die Kirchenzucht gegen einen Politiker. Der damalige Cottbuser Generalsuperintendent Rolf Wischnath forderte, über den Abendmahlsausschluss von Innensenator Jörg Schönbohm (CDU) nachzudenken, weil er für die „brutale und menschenunwürdige“ Abschiebung von 74 bosnischen Kriegsflüchtlingen verantwortlich gewesen sei. Die Kirchenleitung in Berlin wies damals das Ansinnen Wischnaths zurück. Beispiel Rheinland: Im Jahr 1999 schloss der Pfarrer der rheinischen Landeskirche – Dietrich Reuter – in seiner Gemeinde in Duisburg-Laar aufgrund eines Beschlusses des Presbyteriums ein Paar vom Abendmahl aus. Es lebte in wilder Ehe, während beide noch mit anderen Partnern verheiratet waren. Das Paar habe seinen „unchristlichen Lebenswandel“ trotz wiederholter Ermahnungen nicht geändert, so Reuter. Deshalb sei der Ausschluss von Bibel und Bekenntnis (laut Heidelberger Katechismus) her geboten gewesen. Die Kirchenleitung warf dem Pfarrer und dem Presbyterium daraufhin vor, die Kirchenordnung verletzt zu haben, aus der bereits 1996 die „Kirchenzucht“ gestrichen worden war. Reuter berief sich darauf, eine in den Bekenntnisschriften vorgesehene Praxis anzuwenden. Das Presbyterium wurde aufgelöst, Reuter vom Dienst abberufen.
ob jemand unbußfertig in schuldhaftem Verhalten verharrt. Wir müssen beides tun: den Ernst des Zornes Gottes über die Sünde predigen, aber auch die Lösung anbieten: die Vergebung durch Gottes Sohn, Jesus Christus.“ Ansgar Hörsting (Witten), Präses des (deutschen) Bundes Freier evangelischer Gemeinden
hierarchisch strukturiert wie beispielsweise die katholische Kirche, sondern sind ein Zusammenschluss selbstständiger Gemeinden. Früher neigten unsere Gemeinden zur Gesetzlichkeit, das ist heute zum Glück nicht mehr so. Statt eines Ausschlusses praktizieren viele Gemeinden nur noch eine Streichung der Mitgliedschaft. Schließlich wollen wir einen Menschen nicht vom Reich Gottes ausschließen, sondern ihn lediglich zeigen, dass er Baptisten: 2008 wurden 40 ausgeschlossen sich mit seinem Verhalten außerhalb der Gemeinde befindet. In „In unserem Bund gibt es zu dieser Frage eine große Band2008 gab es 444 Streichungen und 40 Ausschlüsse. Eine Streibreite von Auffassungen. Natürlich sollen christlicher Glaube chung erfolgt beispielsweise, wenn jemand trotz mehrfacher und Leben übereinstimmen. Gemeindezucht wird in vielen unEinladung über einen längeren Zeitraum nicht mehr am Geserer Gemeinden praktiziert – aber nicht in allen. Die Notwenmeindeleben teilnimmt. In jedem Fall suchen wir zuvor das digkeit von Gemeindezucht steht im Widerspruch zur postmoseelsorgliche Gespräch. Oft benötigen Menschen viel Zeit, um dernen Lebensweise und führt daher auch in manchen unserer ihr Verhalten zu überdenken. So lange dieses Nachdenken erGemeinden zu intensiven Diskussionen. Was zu tun ist, wenn kennbar ist, muss eine Gemeinde das aushalten und darf den ein Paar unverheiratet zusammenlebt, wird zum Beispiel von Betroffenen nicht vorschnell aufgeben. Gemeinde zu Gemeinde unterschiedlich gesehen: Die eine GeSchließlich gehen wir auch auf ausgeschlosmeinde begleitet das Paar seelsorglich, ohne Druck auszuüben sene Menschen wieder mit Liebe zu. Denn und ohne Konsequenzen. In einer anderen Gemeinde ist in diedas Ziel der Gemeindezucht ist es, Menschen ser Phase eine Pause in der Mitarbeit vorgesehen, andere bezur Umkehr einzuladen und zu einem klaren grenzen diese Pause nur auf leitende Positionen. In etwas Lebenszeugnis zu ermutigen.“ strengeren Gemeinden kann dagegen eine uneheliche LebensgeHartmut Riemenschneider (Marl), Präsident meinschaft zum Ausschluss führen. Ich würde mir schon ein des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Geeinheitlicheres Vorgehen wünschen, aber wir sind eben nicht meinden (Baptisten- und Brüdergemeinden) Fotos: Schönbohm/imago; Reuter/dpa; Riemenschneider/PR
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Kleine
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PFARRER JĂ&#x153;RGEN BLUNCK (Essen),
Vorsitzender des Instituts fĂźr Gemeindeaufbau und Weltmission Deutschland
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Porträt
Der Bochumer Rechtsanwalt Steffen Bundrück erstritt das Urteil zu Hartz IV
Ein Christ kämpft sich nach Karlsruhe durch Von Tobias-Benjamin Ottmar
er. Etwa 300 bis 400 Fälle muss er pro Jahr übernehmen, um einigermaDank seiner Initiative redet ganz ßen über die Runden zu kommen. Deutschland über die Probleme von „Ich verstehe das als eine sozial-diaHartz IV: Der Bochumer Rechtsankonische Aufgabe“, sagt Bundrück. walt Steffen Bundrück kämpfte sich Der Jurist kommt aus einem christlimit drei Kollegen sechs Jahre lang chen Elternhaus in der Pfalz und lebt durch die Instanzen bis zum Bundes- sei zwölf Jahren im Ruhrgebiet. Seit knapp fünf Jahren gehört er zur Lanverfassungsgericht nach Karlsruhe. deskirchlichen Gemeinschaft Lobetal Die Mandanten des evangelikalen in Bochum und engagiert sich im VorChristen, eine fünfköpfige Familie aus Dortmund, klagten gegen die aus stand des Westfälischen Gemeinschaftsverbands. Trotz seiner 50- bis ihrer Sicht willkürlichen Sozialleistungen für ihre Kinder. Je nach Alter 80-Stunden-Woche ist dies für ihn Keine Euphorie nach dem Urteil bekommen die Kinder von Empfän- eine Selbstverständlichkeit: „Man Wie gravierend die Situation manmuss halt abschalten und die Arbeit gern von Arbeitslosengeld II (umcher Familien ist, zeigt der Rechtsanauch mal ruhen lassen können.“ gangssprachlich: Hartz IV) bislang walt an einem aktuellen Fall auf: Ein einen prozentualen Anteil des RegelMandant mit zwei Kindern klage gesatzes für Erwachsene. Aus Sicht der Brauchen Hartz-IV-Kinder weniger? gen die Zahlungen der ARGE, die seit Kläger ist die Berechnung nicht Von der Politik erwartet er auch 2006 jeden Monat rund 300 Euro zu nachvollziehbar. Die Karlsruher nach dem Karlsruher Urteil nicht viel: wenig überweise. „Der erste GerichtsRichter stimmten mit ihrem Urteil „Die werden Statistiken fälschen, termin war vor einem Jahr, auf den am 9. Februar dieser Ansicht zwar aber nicht das eigentliche Problem zweiten warten wir noch.“ Bis zu eizu, kassierten aber nicht das Gesetz ein, wie es aus Bundrücks Sicht hätte angehen.“ Dass die Leistungen für die nem Urteil bleibe der Familie nichts Arbeitslosen, die Kinder zu versorgen anderes übrig, als auf alles, was über sein müssen, sondern forderten lehaben, zu niedrig sind, liegt nach sei- die Lebenserhaltung hinausgeht, zu diglich mehr Transparenz bei den ner Meinung auf der Hand. Denn verzichten. Auch nach dem Urteil von Hartz-IV-Sätzen. Die Kritik des Karlsruhe glaubt Bundrück nicht an während bei den Kindern von Ar42-Jährigen fällt dementsprechend hart aus: „Das Gericht war feige. Es beitstätigen ein steuerliches Existenz- eine grundlegende Wende in der Sozialpolitik. An den Äußerungen der FDP hatte Angst vor den finanziellen Aus- minimum von 7.000 Euro pro Jahr gelte, werde bei Hartz IV nur etwa die sehe er, dass man eher eine Neiddewirkungen.“ Hälfte der Summe für den Lebensun- batte führe, so der Jurist. Und so war Engagement für die Schwachen terhalt zugrunde gelegt. Gerechter die Euphorie nach dem Teilerfolg von Seit Jahren engagiert sich der drei- wäre aus Bundrücks Sicht ein bedinKarlsruhe auch nicht allzu groß. „Als fache Familienvater für die Schwagungsloses Grundeinkommen für alle wir den Gerichtssaal verließen, sprach chen. Er hat sich auf Privat- und Kinder. Die Diskussion um Härtefall- ich mit den ebenfalls klagenden KolKleininsolvenzen spezialisiert. Viel legen und sagte zu ihnen: ,Und, sehen regelungen und Sachleistungen bei Geld verdiene man damit nicht, sagt wir uns in fünf Jahren hier wieder?’.“ Hartz IV wäre vom Tisch.
Das Wort der Woche
„Ein Staat, der sich im Grundgesetz ausdrücklich auf seine Verantwortung vor Gott und den Menschen bezieht, ist selbstverständlich berechtigt, ein Kreuz in öffentlichen Räumen aufzuhängen. Das Christentum ist keine Privatsache, sondern eine Wertordnung, die unsere Gesellschaft über viele Jahrhunderte positiv geprägt hat.“ Prof. Dr. Otto Wulff, Bundesvorsitzender der Senioren-Union, zu Kreuzen in Gerichtssälen und Schulen