Idea Spektrum Schweiz 41/2014

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8. Oktober 2014 | 41

Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt

Dagmar C. Müller über sexuellen Missbrauch und den schmerzhaften Prozess der Heilung. Seite 8 7 Reisen Christoph Bührer und seine „Edelline“ | 11 Nothilfe Zu wenig Unterkünfte im Norden des Irak | 13 Porträt Wie Manuel Brun ein Wunder erlebt und „Hairlist“ erfindet 22 Esoterik Professor Helmut Obst über den anhaltenden Esoterik-Boom www.ideaschweiz.ch


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I NSE R AT E | S T E LLE

Bibelbund Schweiz www.bibelbund.ch

Herzliche Einladung zur Bibelbund Tagung 2014

Samstag, 08. November, 10.00 Uhr

Was lösen die Begriffe wie «Willkommen sein, Lebensfreude und Menschlichkeit» in Ihnen aus? Wo finden wir in unserer hektischen Arbeitswelt noch solche Werte? Wir, das Ländli, ein nicht alltägliches, modernes Zentrum für Gesundheit, Ferien und Seminare, versucht diese Werte zu leben. Im Gesundheitszentrum Ländli betreuen wir Patienten nach operativen Eingriffen oder bei Mehrfacherkrankungen sowie Menschen in verschiedenen Lebenslagen mit dem Ziel, sie in ihre Selbstständigkeit zurückzuführen. Zur Ergänzung unseres Teams suchen wir nach Vereinbarung eine

dipl. Pflegefachperson HF oder DN I 70 – 80% Ihre Hauptaufgaben: • Betreuung der Patienten in Grund- und Behandlungspflege sowie Patienten in schwierigen Lebenslagen • Administrative Aufgaben wie erfassen des Pflegebedarfs und der zu treffenden Massnahmen • Interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Ärzten, Physiotherapeuten, Gästeseelsorgern und anderen Berufsgruppen • Bereitschaft für Nachtpikett

„Gott – Mittel oder Mittelpunkt?“ Referenten:

Siegfried Weber und Marcel Malgo Veranstaltungsort: Stadtcasino beim Bahnhof in Frauenfeld Veranstalter: BIBELBUND SCHWEIZ 9630 Wattwil SG Infos und Anmeldung: www.bibelbund.ch / info@bibelbund.ch

Unsere Erwartungen: • Ausbildung als Pflegefachfrau HF oder DN I • Berufliche Erfahrung aus einem vergleichbaren Umfeld • Sie arbeiten gerne im Team und sind selbstständiges Arbeiten gewohnt Wir bieten Ihnen: • Einen attraktiven und vielseitigen Arbeitsplatz • Eine abwechslungsreiche, selbstständige Tätigkeit Interessiert? Für Fragen steht Ihnen Frau E. von Euw, Tel. 041 754 90 32 gerne zur Verfügung oder senden Sie Ihre vollständigen Bewerbungsunterlagen an: Diakonieverband Ländli, CH-6315 Oberägeri Cornelia Storrer, Personalleiterin Tel. 041 754 99 08, cornelia.storrer@laendli.ch Internet: www.zentrum-laendli.ch

Winterquartier

Hotel Artos, CH-3800 Interlaken, T +41 33 828 88 44, www.hotel-artos.ch

idea Spektrum 41.2014


E DI T OR I A L

Das Schweigen brechen Liebe Leserin, lieber Leser Die Odenwaldschule im hessischen Ober-Hambach war bekannt für ihre Reformpädagogik und ihr besonders liberales Konzept. Was viele Jahre später aufflog, erschütterte Deutschland: Mindestens 132 Schüler sind in den Siebziger- und Achtzigerjahren an dieser Schule Opfer sexueller Gewalt geworden. Täter waren die VorzeigePädagogen von damals, inklusive der Lehrerinnen. Letzte Woche zeigte die ARD den beklemmenden Spielfilm „Die Auserwählten“, der die unsäglichen Ereignisse nachstellte. Im Jahr 2012 wurden über 6700 Schweizer Schülerinnen und Schüler der neunten Klasse über ihre Erfahrungen mit sexuellen Übergriffen befragt. Ergebnis: 22 Prozent der Mädchen und 8 Prozent der Jungen hatten mindestens einmal einen sexuellen Übergriff mit körperlichem Kontakt erlebt. Dazu erzählten 9,5 Prozent der Jungen und 28 Prozent der Mädchen von Übergriffen via elektronische Medien. Viele erlebten aber nicht nur einmal Übergriffe, sondern immer wieder. 27 Prozent der Mädchen und 33 Prozent der Knaben sagten, sie seien schon mehrfach Opfer gewesen. In jeder Schweizer Abschlussklasse gibt es zwei oder drei Jugendliche, die schon mindestens einmal einen sexuellen Übergriff mit Körperkontakt erlebt haben. Jeder siebte Jugendliche ist schon einmal zum Sex gezwungen oder gegen seinen Willen an intimen Stellen berührt worden. Eltern tragen Verantwortung. Es spielt eine wichtige Rolle, ob zu Hause über solche Themen gesprochen wird oder nicht. Der beste Rahmen, um den Umgang mit Sexualität zu lernen, ist die Familie. Aber oft mangelt es an Kommunikation und an echtem Interesse. Tatsache ist, dass die Täter meist im engeren Umfeld der Opfer leben. Die Folgen des Missbrauchs greifen tief hinein in die Seele eines Menschen. Weil nur wenige Hilfe suchen, bleibt vieles verborgen, während die Wunden eitern. Diese Menschen leben unter uns. Sie sind psychisch angeschlagen, leiden, werden von unbewussten Ängsten getrieben, fühlen sich unsicher und schmutzig. In der Person von Dagmar C. Müller sprachen wir mit einer Seelsorgerin, die zutiefst darauf vertraut, dass Gott „das geknickte Rohr nicht zerbrechen“, sondern wiederherstellen will. In ihrer Beratung vertraut sie auf die Führung von Gott, der ins Verborgene sieht (ab Seite 8). Rolf Höneisen

Impressum Idea Schweiz Herausgeber: Idea Information AG, 4410 Liestal Verwaltungsrat: Heiner Henny, Präsident, Sam Moser Stellvertreter, Paul Beyeler, Hans Lendi, Helmut Matthies, Matthias Spiess, Andrea Vonlanthen Ideelle Trägerschaft: Schweizerische Evangelische Allianz (SEA), Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG), Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) Redaktion: Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 44, Fax 031 819 71 60 E-Mail: redaktion@ideaschweiz.ch Internet: www.ideaschweiz.ch

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Chefredaktor: Rolf Höneisen (rh) Büro: Steinackerstrasse 4, 9214 Kradolf-Schönenberg, Tel./Fax 071 642 44 21 E-Mail: rolf.hoeneisen@ideaschweiz.ch Redaktion: Thomas Feuz (tf), Christof Bauernfeind (chb) Erweitertes Team: Christian Bachmann (cb), Mirjam Fisch-Köhler (mf ) Verlagsmanager: Bruno Jordi, 031 818 01 26 verlag@ideaschweiz.ch Kundenberatung Anzeigen: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 42; Fax 031 819 38 54 E-Mail: inserate@ideaschweiz.ch

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BIBLISCH Der Glaube aber ist die Grundlegung dessen, was man erhofft, der Beweis für Dinge, die man nicht sieht. Hebräer 11, 1

Dieser Vers macht Mut, von Vorder­ gründigem abzusehen und auf Ihn – Jesus Christus, den Anfänger und Vollender des Glaubens – hinzu­ schauen. Der Briefschreiber führt eine „Wolke von Zeugen“ an, die für den Glauben an den lebendigen Gott eingestanden sind. Das macht Hoffnung, dass wir auch in unserem Leben mit Gottes Beistand rechnen sollen. Das schenkt Vertrauen in die Botschaft der Heiligen Schrift, weil Gott sein Wort hält. Und dieses Fürwahrhalten von Dingen, die man nicht sieht, hilft gegen Mutlosigkeit. Der Mut kann uns verlassen, aber uns ist als Christenmenschen auf­ getragen, mit Ausdauer zu laufen: Jesus Christus ist uns vorangegangen – und seine Auferstehung gibt uns Hoffnung, im Wettlauf zu bleiben. Das ist nicht einfach machbar, aber verheissen. Ein Lieblingsbibelwort von Daniel Reuter, Kirchenrat in Zürich und ab 2015 Ratsmitglied im Schweizerischen Evangelischen Kirchenbund (SEK).

Aboservice: Jordi AG – das Medienhaus, Franziska Schüller, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 20, Fax 031 819 38 54 E-Mail: abo@ideaschweiz.ch Abopreise: Jahresabo Fr. 145.–, Seniorenabo Fr. 117.–, Halbjahresabo Fr. 77.–. Das Abo ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar. Einzelverkaufspreis: CHF 4.– Konto: PC-Konto 40-788586-4 Idea Information AG, 4410 Liestal Layout/Druck/Versand: www.jordibelp.ch Spendenkonto: Idea Information AG, 4410 Liestal PostFinance, 3013 Bern, Konto-Nr. 40-788586-4 IBAN-Nr. CH14 0900 0000 4078 8586 4 BIC-Code POFICHBEXXX


N AC H R IC H T E N SC H W E I Z

PARDON Mir gefällt der Gedanke, das Leben auf dieser Erde mit einer Reise zu vergleichen. Zu einer Reise gehört es, immer wieder aufzubrechen. Wer nicht über alle Annehmlichkeiten verfügt im Leben und nicht schon alles erreicht hat, dem fällt das Aufbrechen mit Sicherheit leichter. Besonders spannend wird die Reise, wenn ich den Weg nicht schon im Detail vor Augen habe. Wer im Voraus wissen will, was kommt, wird nie einen Fuss über die Schwelle setzen, wird das Gewohnte nie hinter sich lassen. Dank Google Street View lassen sich mittlerweile Wander­ touren zu einigen SAC­Hütten virtuell am Bildschirm erkunden. Was für ein Unsinn! Wieso denn noch den Rucksack packen, wenn ich schon im Voraus weiss, welche Bergzacken mir hinter dem nächsten Passüber­ gang entgegenstrahlen? Statt frische Alpenluft und klare Bergsicht das Flimmern des Bildschirms … Ich habe vor einem Jahr eine längere Weiterbildung in Angriff genommen – ohne zu wissen, wie ich sie finan­ zieren sollte. Wenn wir bereit sind, Schritte zu wagen, wird Gott oft auch unseren Weg bestätigen: Die nächste Semestergebühr habe ich fast voll­ umfänglich geschenkt bekommen. Und ich habe Gott nur ein einziges Mal darum gebeten. So hat der Vers aus dem Epheserbrief für mich eine ganz neue Bedeutung erhalten: „Ihr sollt erfahren, mit welch uner­ messlich grosser Kraft Gott in uns, den Glaubenden, wirkt.“ Vielleicht möchte Gott gar nicht, dass wir alles aus eigener Kraft schaffen. Wer von ihm abhängig ist und mit seiner Hilfe rechnet, wird wahre Wunder erleben. Doch den ersten Schritt müssen wir selber tun. Christian Bachmann ist Buchhalter und freier Journalist für „idea Spektrum“.

Wunder geschah in der Kälte der Nacht GEBETSERHÖRUNG In den Weinbergen hat sich die Lage entspannt. Die Kirschessigfliege scheint unter Kontrolle. Hat Gott eingegriffen?

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ie Weinbauern atmen auf. Die Gefahr durch die Kirschessigfliege hat sich entschärft. Experten melden, bis jetzt seien keine grossflächigen Ausfälle zu beklagen. Wer die empfohlenen Massnahmen umsetze, habe den Schädling bisher gut überstanden. Allerdings erfordert der Kampf gegen die Fliege vermehrten Arbeitseinsatz und beim Ablesen der Trauben muss besonders vorsichtig vorgegangen werden. Befallene Trauben dürfen nicht in die Ernte gelangen. Die Weinbauern tun, was ihnen möglich ist. Die Organisation „Gebet für die Schweiz“ hatte im Zusammenhang mit der Bedrohung der Weinernte zur Fürbitte am Bettag aufgerufen. Im Rebbauort Hallau SH traf man sich schon vor dem Bettag in der Bergkirche zum Beten. Der schweizweite Aufruf zum Gebet wurde von vielen Kirchen, Gemeinden und Gruppen aufgenommen. Nach dem Buss- und Bittgottesdienst wegen der Kirschessigfliege wurde in Hallau Erstaunliches festgestellt. In der Nacht fiel die Temperatur ungewöhnlich tief, teils bis unter null Grad. An anderen Orten war es zwischen 4 bis 6 Grad kalt. Wie ein Reb-

Der Schädling ist unter Kontrolle, die Aussichten auf eine gute Ernte sind intakt.

baukontrolleur sagt, habe er nach diesem Kältesturz in den Hallauer Reben viele tote Maden (kleine Würmer) von Kirschessigfliegen gefunden. Robert Rahm, der ehemalige Chef der Rimuss-Kellerei, sagt: „Wir haben gebetet, dass Gott die enorm schnelle Vermehrung der Population stoppt. Welch eine Gebetserhörung! Nun beten wir, dass die restliche Population während der kommenden milden Tage nicht erneut wächst, denn die Blauburgundertrauben werden erst in etwa zwei Wochen geerntet.“ (rh) •

EHRUNG FÜR CHRISCHONA-DIAKONISSE SCHWESTER ROSE SCHWARZ

Ein Leben für den Nächsten Rose Schwarz engagiert sich seit mehr als vier Jahrzehnten für arme, kranke und leidende Menschen in Afrika. Nach dem Eintritt ins Diakonissen-Mutterhaus St. Chrischona und der Ausbildung zur Krankenschwester, reiste sie am 5. Februar 1973 nach Äthiopien. Hier half sie vielen Frauen medizinisch und seelisch. 1978 musste sie fliehen. Sie reiste nach Kenia, wo sie das Gesundheitswesen des Landes mit aufbauen half. Gemeinsam mit einem afrikanischen Pastorenpaar gründete sie schliesslich das Aidswaisenprojekt „Neema ya Mungu – durch Gottes Hilfe“.

Das Projekt bietet den Kindern eine neue, ganzheitliche Lebensperspektive an. Dafür erhielt Schwester Rose Schwarz nun Deutschlands höchste Auszeichnung: das Bundesverdienstkreuz am Bande. (md) b www.chrischona.org

Fotos: Wikipedia; Chrischona; zvg

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NOTIERT Visionja: Blick ins neue Zimmer der Basisstufe (li.), Aussenansicht des neuen Schulhauses.

Wie eine Vision Wirklichkeit wurde PRIVATSCHULE Die christliche Schule Visionja bezog in Herisau AR neue Räume. 250 Interessierte kamen zu einem Tag der offenen Türe.

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it Festzelt, Verpflegung, Hüpfburg und Spielen feierte die vor 18 Jahren gegründete christliche Schule Visionja ihren Fortbestand auf dem neuen Gelände in Herisau. Nach Grussworten des Gemeindepräsidenten Renzo Andreani führte die Mittelstufe das Musical „Samuel“ auf. Im Oktober 2012 konnte das Haus am Sonnauweg 3 samt Umschwung gekauft und sukzessive, ohne Fremdkapital, renoviert werden. Dies stimmt den Präsidenten des Vereins VICB (Verein Infrastruktur Christliche Bildung), Matthias Vogt, dankbar: „Immer wieder erhielten wir unerwartet und oft im letzten Moment private Spenden. Dies hat uns enorm ermutigt!“ Rund 800 000 Franken kamen durch Spenden und zinslose Darlehen zusammen.

Foto: Rolf Frey; zvg

Geschichte des Umzugs Nach 16 Jahren an der Eggstrasse 21 wurde der Schule im März 2012 aus Sanierungsgründen gekündigt. Matthias Vogt: „Zeitgleich mit der Kündigung hatten zwei Personen eine Vision, ein Bild, des neuen Grundstücks.“ Gefunden wurde ein Abbruchprojekt, ein ehemaliges Industriegebäude mit drei Garagen und einer später aufgestockten Wohnung. Anders als die Baubehörde kam Hans-Christian Schnyder, Vorstandsmitglied und Projektleiter, zum Schluss, dass das Baufundament gut sei. Vor zwei Jahren wurde damit begonnen, jeden Samstag Böden zu erneuern, differierende Bodenniveaus anzugleichen, Decken zu schallen. Die gesamten Arbeiten für Heizung, Sanitär- und ElektroInstallationen sowie Teile der Baumeisterarbeiten wurden kostenlos ausgeführt. Gut 100 Helfer und Handwerker arbeiteten 41.2014

freiwillig mit. „Gott hat den Hauskauf immer wieder bestätigt“, freute sich Matthias Vogt. Mirjam van Haaften von der Schulleitung sieht in der laufenden Entwicklung die Bestätigung, dass die Nachfrage nach christlichen Werten in der Schule bei Eltern wieder zunimmt.

Start trotz Widerstand Obwohl Nachbarn und Behörden positiv eingestellt waren, wurden zwei Gesuche für einen Hausanbau vom Gemeindebaumeister abgelehnt. Die Schule konnte die Begründung nicht nachvollziehen. Die Verzögerung zog finanzielle Verluste nach sich. Der Anbau konnte trotz der inzwischen vorliegenden Bewilligung noch immer nicht realisiert werden. Trotzdem konnte der Schulbetrieb im April starten: 3. bis 6. Klasse im Erdgeschoss, Kindergarten und 1. / 2. Klasse im Obergeschoss. Die Wohnung im zweiten Stock ist zum öffentlich zugänglichen Gebetsraum umgebaut worden. Der Raum für die Spielgruppe konnte im angrenzenden Haus zugemietet werden.

Neu als Verein Die Herisauer Privatschule Visionja ist neu ein gemeinnütziger Verein, die Steuerbefreiung wurde mündlich zugesagt. Der Wunsch von Vereinspräsident Vogt, Kindern auch in der Schule biblische Werte zu vermitteln, darf weiterleben. Wie lange, das weiss auch er nicht. Im Zuge der Harmonisierung im Schweizer Schulwesen könne es in Zukunft für „biblisch orientierte Privatschulen“ eng werden. (rf) • b www.visionja.ch

Christoph Egeler wird neuer VBG-Leiter Der Vorstand der VBG hat Christoph Egeler (40) zum Nachfolger von Benedikt Walker für die Gesamtleitung des Werks gewählt. Der Psychologe Egeler ist seit 2005 Regionalleiter der Studierendenarbeit der VBG in Zürich. Seit 2010 leitet er die gesamte Studierendenarbeit. Teilzeitlich arbeitet er zudem als Dozent im Zentrum für Ausbildung im Gesundheitswesen ZAG in Winterthur. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Egeler folgt auf Benedikt Walker. Die Ablösung an der VBG-Spitze findet im September 2015 statt. b www.vbg.net 10 Jahre Wunderheute.TV Seit zehn Jahren dokumentiert und veröffentlicht Wunderheute.TV Erlebnisberichte von Menschen, die von Gott Hilfe erfuhren. Die überwiegende Mehrheit der Erfahrungsberichte stammt aus dem deutschsprachigen Europa und nicht aus fernen Ländern. „Immer wieder hören wir von Menschen, dass gerade die Tatsache, dass Gott heute hierzulande Wunder tut, ihnen Hoffnung geben würde. Fast täglich erhalten wir E-Mails mit Gebetsanliegen“, sagt Gründer und Leiter Andreas Lange. Die Webseite Wunderheute.TV soll auch künftig ermutigende Erlebnisberichte bringen. Andreas und Johana Lange freuen sich, dass dadurch regelmässig Menschen zum Glauben an Jesus Christus finden. Nach ihren Angaben waren es in den letzten vier Jahren deren 250. b www.wunderheute.tv Vermot-Mangold erhält Preis nicht Wegen antisemitischer Äusserungen erhält Ex-Nationalrätin Ruth-Gaby Vermot-Mangold den mit CHF 50 000.– dotierten Fischhofpreis 2014 nicht. Die Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus (GRA) und die Gesellschaft Minderheiten in der Schweiz (GMS) ziehen ihre Nomination zurück.


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■ Ich wünsche eine Annullationsversicherung (CHF 27.– p.P.) ■ Ich bin bereits ideaSpektrum-Abonnent/in ■ Ich abonniere ein ideaSpektrum Jahresabo (CHF 145.–) und profitiere bei dieser Reise von Fr. 50.– Rabatt, pro Person

Do. 27. – Sa. 29. November, 3 Tage Pauschalpreis pro Person (anstatt CHF 720.–) Einzelzimmerzuschlag SOS-Schutz und Annullationsversicherung Taxi-Service* (Abholen und Heimbringen)

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Detailliertes Programm: auf www.edelline.ch oder auf Wunsch auch per Post

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Der / Die Unterzeichnende meldet sich verbindlich für die London-Flugreise an und akzeptiert die edelline-AGBs Ort / Datum Unterschrift

Information & Buchung: 031 750 55 00, info@edelline.ch Anmeldung einsenden an: edelline AG, Industriestrasse 13, 3210 Kerzers busse mit bordrestaurant und hostess


P OR T R ÄT

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Edel reisen, einzigartige Entdeckungen machen BUSREISEN Mit 50 startete Christoph Bührer nochmals durch. Seit sechs Jahren ist er mit seiner Edelline unterwegs. Beim Reisen sollen Menschen Unerwartetes entdecken. Ein Porträt von Thomas Feuz.

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ir wollen anders sein als die meisten andern“, sagt Firmengründer Christoph Bührer. „Unsere Busse sind nicht nur Transportmittel und damit Mittel zum Zweck, sondern genussreicher Bestandteil einer Reise.“ Bührer hält Wort: Jedes Fahrzeug bietet eine Begegnungszone mit 16 Plätzen und Bordhostess. Die Komfortsitze haben einen Abstand von einem Meter, die hinteren Sitze im Oberdeck können für ein Nickerchen genutzt werden, und selbstverständlich fährt modernste Technik mit. Weil die Verpflegung an Bord möglich ist, entfallen Aufenthalte an Raststätten. Dafür wird während der Fahrt durch einen Lärchenwald in Graubünden eine Bündner Nusstorte serviert oder regionaler Wein kredenzt. Bei besonderen Reisen werden die Gäste am Domizil abgeholt und zu den Einstiegsorten gefahren.

Eine Vision bekommt Konturen Christoph Bührer ohne Cars ist beinahe undenkbar. Der Sohn eines freikirchlichen Pastors entdeckte früh seine unternehmerische Ader. Der Wunsch wuchs, Menschen unvergessliche Momente zu bieten. Wie wäre das besser möglich als auf Reisen? So gilt das berufliche Interesse des Deutschfreiburgers seit rund 30 Jahren dem Bus als „nachhaltigstem aller Transportmittel“, wie er sagt. Einen geschäftlichen Höhepunkt gestaltete Bührer 2008 mit der Gründung des Reiseunternehmens Edelline. Sein Anliegen: die Branche positiv(er)

Fotos: Thomas Feuz; Edelline

Spezial-Angebot für idea-Leser ideaSpektrum-Abonnenten profitieren von 50 Franken Rabatt auf eine London-Reise von Edelline vom 27. bis 29. November, inkl. Besuch des Weihnachtskonzerts der Heilsarmee in der Royal Albert Hall. Auskunft und Buchung: 031 750 55 00 oder www. edelline.ch (Rubrik „Advents- & Festtagsreisen“). b www.edelline.ch

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Ein starkes Team: Edelline-Geschäftsführerin Evelyne Dietrich, Christoph Bührer und Marketingleiter Markus Jampen. Bild rechts: Der visionäre Reisevermittler im Element.

zu prägen. „Ich wollte mithelfen, das Ansehen der Busreisebranche aufzubessern.“ Bührer, der sich immer wieder auch selbst ans Steuer setzt, brachte seine Vision von komfortablen Reisen mit geistigem Tiefgang erfolgreich auf die Strasse. Reise für Reise möchte er Menschen etwas Einzigartiges erleben lassen. Ob unterwegs oder im Betrieb: Der Patron behält ein Auge für den Einzelnen und den Blick fürs Ganze. Das Edelline-Team wuchs von 5 auf heute 13 fest angestellte Mitarbeitende.

Nicht nur Chef, sondern Patron Der Chauffeur und Reiseleiter mit hoher Berufsethik investiert sich ganzheitlich für seine Fahrgäste. Mit der gleichen Leidenschaft ist er für die Belegschaft da. „Ich war nur dank meinem Team erfolgreich, meiner Frau, meinem Schwager und engen Mitarbeitenden.“ Ihnen fühlt er sich verpflichtet. Wenn jemand ein Anliegen hat, steht die Tür des Patrons offen. Im vertraulichen Gespräch kommen auch private Anliegen zur Sprache. Hier erleben Angestellte, wie ihr Chef tickt. Seinen Glauben will er authentisch leben. Nach einem langen Arbeitstag beschäftigen den „Mister Car“, wie er in der Region heisst, oft personelle Fragen. In diesem Umfeld möchte der Unternehmer seine christliche

Grundhaltung leben. Damit ist er bis jetzt gut gefahren, auch wenn „Briefe vom Himmel“ bisher ausgeblieben sind.

Wohin geht die „Reise“? „Car-Business in der Schweiz geht vor allem über den Preis“, sagt Bührer. Für ihn gibt es deshalb nur einen Weg: „Edel unterwegs sein, aber nicht für ‚Mehrbessere‘.“ Die Angebote von Edelline richten sich an Menschen, die eine hohe Reisequalität und einen aufmerksamen Service schätzen. Jede Reise soll zu einem individuellen Höhepunkt werden. Ein Beispiel dafür ist die Themenreise „25 Jahre Mauerfall“ ins Gebiet der ehemaligen DDR, zusammen mit einem Zeitzeugen und Historiker, oder eine Reise im Vorfeld des 100-Jahr-Jubiläums der Heilsarmee nach London. Persönlich spannt der Chef nun einige Tage aus. Seine Reiseziele? „Am ehesten zu mir selbst“, sagt Christoph Bührer. Er will sich Zeit zum Nachdenken und Reflektieren nehmen: „Was ist als Nächstes dran? Wo geht meine Lebensreise hin?“ Er möchte sich für bedürftige Mitmenschen einsetzen und trägt sich mit dem Gedanken, etwas Neues zu starten. Und jetzt schon freut er sich auf eine nächste Genussreise, die den Menschen als ganzheitliches Individuum definiert. P


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BR E N N P U N K T

„Es sind viel mehr als angenommen“ MISSBRAUCH Dagmar C. Müller begleitet Menschen, die missbraucht wurden. Und sie berät andere, um die von sexuellen Übergriffen Betroffenen besser verstehen und ihnen hilfreich begegnen zu können. Sexueller Missbrauch ist weiter verbreitet als angenommen. Von Mirjam Fisch-Köhler Dagmar Müller, weshalb braucht es eine Beratungsstelle, die speziell auf Menschen ausgerichtet ist, die unter sexuellen Übergriffen leiden? Jedes dritte bis vierte Mädchen, jeder sechste bis siebte Junge hat vor dem 18. Lebensjahr einen sexuellen Übergriff in irgendeiner Art erlebt. Das heisst, in jeder Menschengruppe hat es Betroffene, und zwar viel mehr, als allgemein angenommen wird. Und ich habe noch nie erlebt, dass solche Übergriffe keine Spuren hinterlassen hätten. Wie äussern sich die Folgen des Missbrauchs? In Form von Scham, Minderwertigkeits- und Ohnmachtsgefühlen. Sie beherrschen das Leben dieser Menschen, die oft in ihrer späteren Lebensgestaltung eingeschränkt sind. Ihr Vertrauen und ihre Beziehungsfähigkeit sind gestört, Angst und Unsicherheit prägen sie und können auch berufliche Chancen vereiteln. Erleben Sie im Rahmen Ihrer Therapie eine Heilung dieser negativen Gefühle? Ich spreche nicht gerne von Heilung. Es sind oft lange, zum Teil schmerzhafte Prozesse, bis ein Missbrauchsopfer seine Identität neu zu entdecken beginnt. Aber mit Gottes Hilfe und durch die Führung des Heiligen Geistes ist vieles möglich. Man kann lernen, das Erlebte einund zuzuordnen und es dadurch zu verarbeiten. Gebet

Dagmar C. Müller Dagmar C. Müller (49) wohnt in Cham ZG und ist ausgebildete Hebamme und Seelsorgerin. In den USA arbeitete sie zuerst als Beraterin von Schwangeren und Müttern. Dabei erlebte sie, wie Fehlgeburten und Abtreibungen Frauen in Verzweiflung stürzen können. Diese Not führte dazu, dass sich die ehemalige Hebamme zur biblisch-therapeutischen Beraterin ausbildete. Heute begleitet sie in der Schweiz regelmässig Menschen, die sexuell missbraucht wurden. Dies, nachdem sie in Beratungsgesprächen immer wieder damit konfrontiert worden ist. In Cham, Liestal und Siggental führt Dagmar C. Müller Einzeltherapien durch. Ausserdem bietet sie begleitete Selbsthilfegruppen an und leitet Seminare, in denen sie aufzeigt, wie man von sexuellem Missbrauch betroffenen Menschen hilfreich begegnet.

b www.walkingintofreedom.com

gehört dazu, ersetzt aber nicht die aktive Mitarbeit der Betroffenen. Reagieren Frauen und Männer verschieden auf Übergriffe? Ja. Männer reagieren eher mit Aggressionen, drücken ihre Wut und Angst durch Gewalt aus. Sie fühlen sich anderen Männern gegenüber minderwertig, weil sie sich nicht wehren konnten. Dafür schämen sie sich, unterdrücken aber ihre Trauer über dieses vermeintliche Versagen. Wie ist das bei den Frauen? Frauen fühlen sich schuldig, kennen aber den Grund dafür oft nicht. Ihre Wahrnehmung ist verzerrt, sie fühlen sich schmutzig, benutzt und brauchen viel Kraft, um die Gefühle der Demütigung und des Ausgeliefertseins zu unterdrücken. Diese Kraft fehlt ihnen dann für ihr aktives Leben. Sie fühlen sich nie ganz sicher. Meist ist ihre Sexualität gestört und viele werden depressiv. Jeder sexuelle Missbrauch ist zu verurteilen. Trotzdem: Gibt es schlimmere und weniger gravierende Übergriffe? Statistiken zeigen, dass emotional vernachlässigte Kinder eher gefährdet sind. Leben sie zudem in einer Familienkonstellation, in der sich auch die Erwachsenen nicht sicher fühlen oder am Rand der Gesellschaft stehen, werden diese Kinder nicht genügend ernst genommen. Wenn sie etwas erzählen, glaubt ihnen keiner. Je mehr Entwicklungsphasen bei einer heranwachsenden Person von Übergriffen betroffen sind, desto gravierender können die Folgen sein. Aber auch ein einmaliges Erlebnis, zum Beispiel ein Griff zwischen die Beine, kann langjährige Auswirkungen haben. Übrigens: 96 Prozent der Täter sind männlich, 93 Prozent sind dem Kind bekannt und stammen aus dem Familien- oder Freundeskreis. Können Eltern merken, wenn ihr Kind sexuell missbraucht wird? Jedes Kind reagiert anders, die Zeichen sind nicht leicht zu erkennen. Das Kind kann über Bauchweh klagen und andeuten, dass ein Familienangehöriger es unsittlich berührt hat. Dies sollte ernst genommen werden, auch wenn es unvorstellbar ist. Es ist sehr schwierig für eine Familie, mit solchen Andeutungen umzugehen. Deshalb gibt es Beratungsstellen wie Mira oder Castagna sowie kantonale Opferhilfestellen, an die man sich wenden kann. 41.2014


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Wie erkennen Sie, wo der wunde Punkt ist? Durch die Erfahrung und mein Wissen bin ich sensibilisiert. Ich beobachte die Entwicklung unserer Gespräche. Ich bin im Gebet mit dem Heiligen Geist verbunden und folge seinem Pfad. Wenn zum Beispiel jemand der Betroffenen über Schlafstörungen klagt, kann ich darauf hinweisen, dass dies ein Signal des Unterbewusstseins sein kann, das sagt, es muss immer die Kontrolle bewahrt werden. Auch, wenn eine Frau den Besuch des Schwimmbads als Horror bezeichnet oder von einer Bekannten erzählt, bei der sie sexuellen Missbrauch vermutet. Wenn sie dabei selber heftig reagiert, kann das etwas mit ihr persönlich zu tun haben. Oder wenn eine Mutter die Tochter immer dazu anhält, sich zu bedecken und nicht freizügig herumzulaufen, da könnte es sein, dass sie Selbsterlebtes in ihr Kind projiziert.

Wie sollen Eltern oder Bezugspersonen reagieren, wenn sie einen Verdacht haben? Sie müssen die Beziehung zum Kind oder der betroffenen Person aufrechterhalten und wachsam bleiben. Es ist wichtig, das Vertrauen zu stärken und zu signalisieren: „Ich glaube dir, ich nehme dich ernst. Ich habe auch keine Angst vor Tränen oder Wut.“ Es braucht Zeit und Feingefühl. Die erwähnten Fachstellen helfen beim weiteren Vorgehen.

Foto: Mirjam Fisch-Köhler

Sind Sie selbst Opfer eines Missbrauchs geworden? Nein, ich bin dankbar, nicht selber betroffen zu sein, aber ich habe viel gelesen und gelernt zum Thema. Man muss nicht das Gleiche erlebt haben, um andere zu beraten. Aber man muss sich einfühlen können in die Betroffenen. Ich bin bereit, mich mit Emotionen wie Minderwert, Scham und Trauer auseinanderzusetzen. Betroffene geben mir als Feedback, dass sie sich wahr- und ernst genommen fühlen. Durch das aufgebaute Vertrauen kann ich Betroffenen helfen, zu dem zu stehen, was passiert ist; es zu benennen. Ich kann auch dazu beitragen, dass sie erkennen, dass die Grenzen ihrer Persönlichkeit nicht beachtet wurden und wie sie diese wieder aufrichten können. So werden weitere Missbräuche vermieden. Können Menschen, die Ihre Beratung in Anspruch nehmen, immer sofort benennen, was ihnen widerfahren ist? Oft spüren meine Klientinnen, dass etwas da ist, sie können es aber nicht benennen. Sie haben gelernt, ihrem Körper und seinen Empfindungen zu misstrauen oder sie zu verdrängen. Aber dabei muss es nicht bleiben. Sie können lernen, Nein zu sagen und zu sich zu stehen. 41.2014

Wie erleben Sie Gottes Hilfe in den Beratungsgesprächen? Gott bereitet Begegnungen vor. Ich erlebe oft, dass Gott im Alltag der Betroffenen Situationen gebraucht, die einen guten Einstieg zum nächsten Beratungsgespräch ermöglichen. Es kommt auch vor, dass der Heilige Geist selber tröstet und Ruhe schenkt oder Gott schenkt der Betroffenen oder mir im Gebet Eindrücke, die weiterhelfen. Wie sehen Sie Ihre Funktion? Ich bin und bleibe Hebamme: Ich verhelfe anderen dazu, selbstständig zu werden. Ich kann unterstützen und anleiten; aber mein Gegenüber muss selber wollen und arbeiten. Gott will uns zu mündigen Menschen machen, er will nicht, dass jemand in der Opferrolle verharren muss. Dies kann ich weitergeben und dazu ermutigen, mit Gottes Hilfe die eigene Identität wieder zu entdecken. Ich habe regelmässig Supervision, wo ich mit einer Ärztin meine Arbeit reflektiere. Wie sieht eine Beratung aus und wie lange dauert sie? Wenn es um das Aufarbeiten sexueller Übergriffe geht, dauert eine erste Beratungssitzung bis zu zwei Stunden. In dieser Zeit wird abgeklärt, worum es geht und welche gesunden Ressourcen vorhanden sind, die in den Aufarbeitungsprozess einbezogen werden können. Wir schauen Reaktionen wie Flucht, Dissoziation (innerlich wegtreten) oder Erstarrung an und wir üben, üben, üben. Zum Beispiel Grenzen zu setzen, Gefühle zu benennen, aus der Opferrolle herauszukommen. Indem ich die Beratungsdauer Dauer beschränke, zeige ich, dass dies möglich ist. Gemeinsam schaffen wir es mit der Zeit, Verletzungen anzuschauen, das Erlebte auszusprechen, Gedanken und Gefühle ein- und zuzuordnen. Scham, Lügen und Schmerzen dürfen im Gebet an Gott abgegeben werden. Dabei bestimmt der Ratsuchende das Tempo und das Thema. Zum Beispiel, indem eine Frau wahrnimmt, wo sie ist, wenn sie mit ihrem Mann schläft. Ist


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nur ihr Körper beteiligt, ihr Geist aber weit weg? Es reicht, kleine Schritte zu machen. Die seelsorgerliche Beratung bei sexuellem Missbrauch kann dann ein bis zwei Jahre dauern. Die Gespräche können ermüden, das Aufarbeiten kostet Kraft. Deshalb sind auch Pausen möglich. Wir definieren, wie diese genutzt werden können.

wir selber agieren. Viele Frauen spürten schon lange, dass etwas nicht gut ist, aber sie erinnern sich an nichts. Wenn sie aber immer wieder auf ein gewisses Thema reagieren, kann das die Erinnerung wecken. Als Beraterin vertraue ich darauf, dass Gott selbst den richtigen Zeitpunkt kennt, an dem die Frau fähig wird, damit umzugehen.

Können sich Betroffene selber helfen? Es ist auf jeden Fall hilfreich, ein Tagebuch zu schreiben, um damit auszudrücken, wie man sich fühlt und was sich durch die Gespräche verändert. Durchs Aufschreiben gelingt es oft besser, sich selber zu reflektieren. Das Wort Gottes können wir nicht nur lesen, sondern auch laut aussprechen. Der Heilige Geist tröstet und lehrt, er ist eine Person. Bibeltexte rezitieren und sich selber Gottes Wort zuzusprechen, das stärkt. Es gibt auch begleitete Selbsthilfegruppen.

Weshalb bieten Sie Weiterbildung an für Personen, die therapeutisch arbeiten? Es geht in erster Linie darum, Betroffene verstehen zu lernen. Sie fühlen sich oft sehr einsam und isoliert. Bevor wir sie beraten, müssen wir verstehen, was sexuell Missbrauchte erlebt haben, was mit ihnen geschehen ist und wie das Erlebte sie geprägt hat.

Warum dauert es oft jahrelang, bis jemand sich dem Geschehenen stellt? Verdrängung ist oft nötig zum Überleben. Aber als Erwachsene sind wir nicht mehr ausgeliefert, nun können

Hilfe bei Verdacht auf sexuellen Missbrauch • Castagna, Beratungsstelle für sexuell ausgebeutete Kinder und weibliche Jugendliche und in der Kindheit ausgebeutete Frauen, www.castagna-zh.ch • Fachstelle mira, Prävention vor sexueller Ausbeutung, Zentralstrasse 156, 8003 Zürich, Tel. 043 317 17 04, www.mira.ch, fachstelle@mira.ch • Walking into Freedom, Dagmar C. Müller, Postfach 437, 6330 Cham, www.walkingintofreedom.ch • Gratis-Beratungstelefon bei Verdacht auf sexuellen Missbrauch: 0800 66 99 11. Der Verein Be Unlimited, 6313 Finstersee, bietet Hilfe. • Opferberatungsstellen der Kantone

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Was motiviert Sie, sich diesem schwierigen Thema zu widmen, anstatt als Hebamme Kinder auf die Welt zu bringen? Ich möchte Gott verherrlichen, indem ich darauf hinweise, welche Hoffnung wir haben, wenn wir ihm nachfolgen. Ich möchte Mut machen, über Missbrauch zu reden. Gott kann zerbrochene Persönlichkeiten wiederherstellen, eine neue Identität schenken. Ich erlebe es immer wieder, wie Menschen innerlich aufleben und sich nicht mehr schämen. Eine Motivation für mich ist, dass Jesus selber sagt, dass er gebrochene Herzen heilen will. Herzlichen Dank für das Gespräch.

Die Zukunft der religiösen Minderheiten im Nahen Osten n

Das IS-Kalifat und die Kriege des Westens in Syrien und im Irak – Eine Kampfansage an die religiöse Vielfalt im Nahen Osten Mittwoch | 8. Oktober 2014 | 18.00 Uhr Hotel Glockenhof | Sihlstrasse 31 | 8001 Zürich

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Wird heute nicht zu rasch ein sexueller Übergriff vermutet? Ich bin dagegen, dass man aus Mücken Elefanten macht. Aber sensible Menschen können auch durch vermeintlich harmlose Erlebnisse stark geprägt werden. Das kann ein sexistischer Witz sein oder obszöne oder sexualisierte Bilder, Blicke, Bemerkungen, Fotos, Berührungen. Solches Verhalten ist entwürdigend und verletzend. Das muss man thematisieren.

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Patrick Cockburn Journalist und Nahost-Experte

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Der Winter kommt und es fehlt an Unterkünften FLÜCHTLINGSHILFE Die Lage vieler Flüchtlinge im Nordirak verschlechtert sich. Es fehlt an Unterkünften. Das berichtet ein Mitarbeiter des Hilfswerks HMK Hilfe für Mensch und Kirche. Er war vor Ort und ist vor wenigen Tagen zurückgekehrt. Aus Sicherheitsgründen wird sein Name hier nicht genannt. „Solidarität der Christen aus der Schweiz“ und „den Hoffnungsschimmer“. Ich habe gestaunt, dass es in den Lagern nur wenige Verzagte gibt. Ja es war sogar beschämend, wie freundlich wir empfangen wurden und wie uns die Flüchtlinge sogar in den einfachsten Zelten gastfreundlich willkommen geheissen haben.

Was haben Sie dort angetroffen, wie geht es den Flüchtlingen? Überall trifft man Flüchtlinge, es sind meist Christen aus Mosul und Karakosch, dazu viele Jesiden aus Sindschar. Zu Tausenden haben sie Unterschlupf in öffentlichen Schulen, Zeltstädten, in Parks, leer stehenden Rohbauten oder auf der Strasse gefunden. Es fehlt überall an Unterkünften. Erschwerend kommt hinzu, dass in diesen Tagen Zigtausende Flüchtlinge die Schulen wieder verlassen müssen, weil in den kurdisch-autonomen Gebieten die Schule wieder beginnt. Sind denn keine Alternativen vorhanden, zum Beispiel Zeltstädte? Leider gibt es noch nicht genügend Zeltstädte, die diese Menschen aufnehmen könnten. Es wird zunehmend kälter und es regnet viel. Der Winter steht bevor. Die Flüchtlinge äusserten grosse Sorge. Sie frieren nachts, haben keine Decken und es fehlt an warmen Kleidern. In Erbil sind sie zumeist mit Essen ausreichend versorgt, aber ausserhalb der Hauptstadt fehlt es an allem Lebensnotwendigen.

Foto: HMK

Zeigen die US-Luftschläge gegen den IS Wirkung? Nicht überall, aber der Vormarsch in Richtung des kurdischen Nordirak, wo die vielen Flüchtlingslager sind, konnte dadurch gestoppt werden. Dies gilt allerdings nicht für den Westen und Süden in Richtung Bagdad, und auch nicht in Syrien. Wie beurteilt man im Irak die Entwicklung des Konflikts, wie ist die Stimmung? 41.2014

Weil die Schulen wieder gebraucht werden, wissen viele Flüchtlinge nicht, wohin sie gehen sollen.

Die Angst vor dem IS und die Traumata derjenigen, die ihre Brutalität mit eigenen Augen ansehen mussten, sind unter den Flüchtlingen allgegenwärtig. Viele unter ihnen haben noch Hoffnung, aber sie hoffen immer noch auf ein Eingreifen und auf Schutz von aussen. Doch es gibt auch viele, die nur noch weg wollen, in den Westen, um ihrer Kinder willen. Eine Frau sagte: „Unsere Generation hat ihre Zukunft verloren, aber helft uns, dass wenigstens unsere Kinder eine Zukunft bekommen.“ Wie kann man ihnen von der Schweiz aus helfen? Unsere Glaubensgeschwister bitten um unsere Gebete. Unsere lokalen Partner haben Nothilfeallianzen ins Leben gerufen und helfen zurzeit regelmässig 18 000 Flüchtlingen. Je nach Notlage erhalten sie Essenspakete, Baby- und Kindernahrung, Kleider, Wasch- und Hygieneartikel, Decken, Matratzen, Zeltmaterial und Unterkünfte. Die Hilfe leisten wir unabhängig von Religion und Herkunft. In welcher Verfassung sind die Vertriebenen? Die meisten Flüchtlinge sind sehr dankbar, nicht wenige haben sich bedankt für die

Sind öffentliche Kundgebungen überhaupt hilfreich? Ja, es ist wichtig, den Verfolgten in der Öffentlichkeit eine Stimme zu geben, zum Beispiel an Solidaritäts-Kundgebungen. Politiker stehen in der Verantwortung, sich für den Schutz religiöser Minderheiten einzusetzen. Und auch die Medien tragen dazu bei, die Öffentlichkeit zu sensibilisieren. Jeder kann etwas tun: Sei es im persönlichen Gespräch, mit Leserbriefen, in sozialen Medien oder bei öffentlichen Debatten. Jegliche Form von religiös motiviertem Dschihadismus muss international geächtet, bekämpft und zur Verantwortung gezogen werden. Es gilt, sich dafür einzusetzen, dass religiöse Minderheiten – gerade auch im Nahen Osten – besser geschützt werden. In ihrer eigenen Heimat wird ihnen die Daseinsberechtigung zunehmend entzogen. Das kann und darf uns nicht gleichgültig sein. • Interview: Rolf Höneisen

b www.hmk-aem.ch

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Sie sind gerade aus dem Irak zurückgekehrt. Wo haben Sie sich aufgehalten? Ich habe unsere Nothilfeprojekte und unsere lokalen Teams im kurdisch kontrollierten Norden Iraks besucht. Das heisst, ich war in den Orten Erbil, Dohuk, Zakho, Kalak und in den umliegenden Dörfern.


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Um Haaresbreite ins Glück JUNGUNTERNEHMER Manuel Brun ist 20 Jahre alt und hat bereits ein Startup

gegründet. Mit seiner App „Hairlist“ lassen sich Coiffeur-Termine buchen. Dabei wurde bei ihm vor acht Jahren Leukämie diagnostiziert. Doch dann änderte sich das Leben der ganzen Familie. Von Christof Bauernfeind Der Markt für Onlinebuchungen hat ein riesiges Potenzial“, ist sich Manuel Brun (20) sicher. Und tatsächlich, über Internet und Smartphone lässt sich heute so ziemlich alles bestellen, buchen oder kaufen, was das Herz begehrt. Nur wer einen CoiffeurTermin vereinbaren möchte, muss noch zum Telefon greifen. Darin sieht Manuel Brun mit der App „Hairlist“ seine Chance. Mit dem von ihm entwickelten Programm kann per Natel der Termin, der Frisurenwunsch und sogar der Lieblingsmitarbeiter des Salons gebucht werden. „In London können schon über 80 Prozent der Coiffeure online gebucht werden“, erklärt er und zeigt damit, dass das Konzept bereits funktioniert. Die Startup-Szene beobachtete er schon lange: „Mich faszinierte, wie eine Idee im Internet innerhalb von Monaten sehr gross werden kann.“ Für seine Maturaarbeit führte der Luzerner eine Marktanalyse durch und erstellte ein – für das FrisurenBusiness passendes – Geschäftsmodell. Dass er dieses tatsächlich umsetzen würde, hätte er sich damals allerdings nicht träumen lassen. Denn Manuel Brun hat mit seinen 20 Jahren auch schon schwere Zeiten durchmacht.

Foto: idea/Christof Bauernfeind

Die ganze Familie kommt zum Glauben an Jesus Als Manuel zwölf Jahre alt war, wurde er mit Leukämie ins Spital eingewiesen und musste eine Chemotherapie über sich ergehen lassen. Die religiös interessierte Familie liess nichts unversucht und besuchte mit ihrem schwerkranken Sohn eine christliche Veranstaltung in Deutschland, wo für Kranke gebetet wurde. „Ich habe sofort gewusst, dass ich geheilt bin“, erinnert sich der Jungunternehmer heute. Tatsächlich fand man in der Folge keinen Nachweis der Krankheit mehr. Manuel Brun war wieder gesund und ist es bis heute. Für die Familie bestand kein Zweifel: Ein Wunder ist geschehen. Seine Eltern, zwei Brüder, eine Schwester und er selbst entschieden sich da41.2014

raufhin für den Glauben an Jesus Christus, liessen sich taufen und schlossen sich dem ICF Luzern an. Mit zwei Jahren Verspätung konnte Manuel die Matura machen. Im anschliessenden Sommer reiste er mit der ganzen Familie für einen Missionseinsatz nach Mozambique. Dass er dort auf viele, teils sehr erfolgreiche Businessleute aus der ganzen Welt traf, empfindet Manuel Brun heute als göttliche Führung. „Sie beteten für mich und es kamen von verschiedenen Seiten Eindrücke, ich solle in die Businesswelt einsteigen“, berichtet er. „Das war eine Riesenmotivation. Meinen Matura-Businessplan hätte ich sonst nie real umgesetzt und durchgezogen.“ Der Maturand machte sich an die Verwirklichung der „Hairlist“ und erlebte weiterhin das Wirken Gottes. So hatte er die richtigen Mentoren und bald einen Investor gefunden. Der erste Kunde, den er angerufen habe, sei gerade auf der Suche nach genau so einem Programm gewesen. „Er hat es gleich gekauft, uns sein Netzwerk zur Verfügung gestellt und in seinen Verband eingeladen. Trotz vieler Gebetserhörungen steckt natürlich auch sehr viel Arbeit im Projekt. „Ich habe ein Jahr selbstständig dafür gearbeitet und musste alles selber lernen. Das hat sehr viel Disziplin erfordert.“ Beim Verkauf sei er immer noch am Lernen. Trotzdem nutzen bereits etwa 50 Coiffeursalons die App, bei denen 30 Prozent der Kundschaft die Termine auch online bucht. Damit könne man zufrieden sein, freut sich Manuel, was auch für die Salons gelte, die ihre komplette Planung mit der App gestalten können. Das bedeutet Zeitersparnis und weniger Anrufe. Doch es bleibt noch viel Arbeit zu tun. „Unser Ziel ist eine zentrale Plattform, auf der möglichst viele Coiffeure eingetragen sind und man spontan beim nächstgelegenen Salon buchen kann.“ So Gott will, wird auch dies noch Wirklichkeit. •

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Naturkatastrophen – Zeichen Gottes? PODIUM STUDIENTAGUNG An der Regionaltagung von „Wort und Wissen“ wurde auch über die Bedeutung von Katastrophen nachgedacht.

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ie Endzeitkatastrophen sind ein Be­ standteil der gefallenen Schöpfung, wie Leid, Krankheit und Tod auch“, sagte Martin Ernst vor rund 150 Teilnehmenden am Seminar für biblische Theologie (sbt) in Beatenberg. Trotzdem blieben viele vor Katastrophen verschont. Diese „Zurück­ haltung“ deutete der Geologe als Ausdruck von Gottes Liebe zu seiner Schöpfung.

Foto: sbt Beatenberg/Theo Wüest

Wo ist Gott bei Katastrophen? Bei jeder Katastrophe stellen die Menschen die Frage nach Gott – auch Menschen, die an Gott glauben. Der promovierte Geologe Martin Ernst wies nach, dass Häufigkeit und Stärke von Erdbeben, Vulkanausbrüchen, Wirbelstürmen und Fluten während der letzten 50 Jahre signifikant zunahmen. Und zwar so sehr, dass heute Rückversi­ cherer die Schäden nicht mehr abdecken können. Auch die Bibel berichtet von Naturkatastrophen. In 1. Mose 6 wird das Verhalten der Menschen mit Katastrophen in Verbindung gebracht. Martin Ernst: „Die Bosheit der Menschen schmerzte Gott bis ins Innerste. So entschied er sich, seine Geschöpfe durch die Sintflut zu vernich­ ten. Ihm gehört die Schöpfung. Er hat das Recht, mit ihr zu machen, was er will.“ Gemäss dem Buch der Offenbarung steht der Menschheit und dem Planeten Erde eine Apokalypse bevor. „Die Katastrophen der Endzeit sind die Antwort Gottes auf das Verhalten der Menschen, die ihn ablehnen“, ist der Geologe Ernst überzeugt. Trotzdem sei die Folgerung zu einseitig, dass der Mensch einfach ausbaden muss, was er sich eingebrockt habe. Martin Ernst zufolge sind Naturkatastrophen Be­ standteil der „gefallenen Schöpfung“ wie Leid, Krankheit und Tod. Christen sind da­ von genauso betroffen wie alle anderen Menschen. Nicht jedes Ereignis dürfe als ein besonderes Zeichen Gottes gedeutet werden. Und nicht jeder Mensch ist im sel­ ben Ausmass von Katastrophen betroffen. Viele bleiben verschont, unabhängig da­ von, wie sie zu Gott stehen. 41.2014

Geologe Martin Ernst: „Reaktion Gottes auf das Fehlverhalten der Menschen.“

Diese „Zurückhaltung Gottes“ deutet Martin Ernst als Zeichen von Gottes Liebe: „Gott liebt seine Geschöpfe und möchte, dass wir seine Liebe im Leiden und Ster­ ben von Jesus Christus begreifen. Damit können Zeiten ohne grössere Katastro­ phen Dankbarkeit bewirken. Letztlich ist es entscheidend, wie wir sterben, nicht wodurch: nämlich ob mit Gott versöhnt oder nicht.“

Fundierte Antworten suchen Auch die zehnte Regionaltagung von „Wort und Wissen“ befasste sich mit aktu­ ellen wissenschaftlichen Themen. So er­ läuterte Dr. Harald Binder die neuste Ent­ wicklung bei der Erforschung des mensch­ lichen Erbguts. Offensichtlich ist demnach nicht allein der Bau der Chromosomen für die Funktion der Lebewesen zuständig, sondern neben vielen noch unbekannten Faktoren auch die sich ändernde Lage der zugänglichen Sequenzen der DNA. „Wort und Wissen“ vertritt die biblische Schöp­ fungslehre. Einwände aus dem Bereich der Wissenschaft gegen die Existenz Gottes und die Wahrheit der Bibel werden auf­ gegriffen und nach wissenschaftlich fun­ dierten Antworten gesucht. Theo Wüest

b www.wort-und-wissen.ch

Die Massaker an Christen und Jesiden im Irak und in Syrien schrecken auf. Zu Recht! Dramatisch ist es, mitanzusehen, wie Zugehörige von Minderheiten vertrieben oder gar abgeschlachtet werden. Grauenhaft! Mit Motionen haben wir nun diese Dramatik auf die politische Agenda gesetzt. Gut so! Die Diskriminierung von Andersdenkenden und -glaubenden ist so eine Sache: Fremd muten uns Gewohnheiten und Vorstellungen einiger Menschen an, wenn wir Berichte lesen. Probleme mit Menschen anderer Hintergründe lösen Ängste aus. Erleben Gleichgesinnte oder uns Nahestehende Nachteile, macht uns dies betroffen. Wir ergreifen Partei. Und wie steht es gegenüber Andersdenkenden? Ist es authentisch und glaubwürdig, wenn wir dann die Ausgrenzung anderer unterstützen; Menschen auf der Flucht mit Vorbehalt, Einwanderern mit Argwohn, Andersgläubigen mit Angst und Entwicklungshilfe vor Ort mit Skepsis begegnen? Petrus sagt in Apg. 10,34: „Jetzt erst habe ich richtig verstanden, dass Gott niemanden wegen seiner Herkunft bevorzugt oder benachteiligt. Alle Menschen sind ihm willkommen, ganz gleich aus welchem Volk sie stammen.“ Auch den Nebensatz will ich nicht vorenthalten: „… wenn sie nur Ehrfurcht vor ihm (Gott) haben und so leben, wie es ihm gefällt.“ Stimmt. Dankbar bin ich für das Angebot der Vergebung, da auch ich nicht immer so lebe, wie es Gott gefällt. Dieses Angebot gilt ebenfalls dem Fremden und Andersdenkenden. Das Evangelium, die frohe Botschaft Christi, missachtet und sprengt Grenzen! Philipp Hadorn ist Nationalrat der SP und Gewerkschafter des Verkehrspersonals SEV.


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SYNERGIE BETEN In jedem Unternehmen gibt es Herausforderungen, die Sorgen bereiten; hie und da können Situationen sogar bedrohlich sein. Das Vertrauen in Gottes Zusagen ist dann eine Quelle der Kraft.

Foto: zvg

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uch in einem gut gehenden spreche ich mir den Psalm zwei­ Unternehmen gibt es klei­ oder dreimal zu, bis ich zur Ruhe nere und grössere Probleme. finde und wieder schlafen kann, Da bin ich für die biblischen im Wissen, dass mein allmäch­ Zusagen dankbar. Jesus nennt tiger, himmlischer Vater um das im „Unser Vater“ als erste Bitte: Problem weiss und es in seine „Gib uns heute unser tägliches Hand nehmen wird. Wenn ich Brot.“ Jesus weiss, dass wir als dann am Morgen zusammen mit Robert Rahm hinfällige Menschen darauf an­ meiner Frau einen Abschnitt aus gewiesen sind, dass uns Gott das tägliche der Bibel lese, so fällt mir auf, dass gerade Brot schenkt. Es ist aber sein Wille, ihn in solch umkämpften Situationen Sätze darum zu bitten, um damit zum Ausdruck dastehen wie: „Euer Vater weiss, was ihr zu bringen, dass wir es nicht selbst in der bedürft“ (Mt. 6,8) oder „David suchte Zu­ Hand haben. flucht bei seinem Gott und das Vertrauen Hie und da erlebe ich es, dass ich mor­ auf den Herrn gab ihm wieder Mut und gens um vier Uhr aufwache und mich ein Kraft“ (1. Sam. 30,6). So kann ich getrost Problem belasten will. Da spreche ich oft in den Tag gehen und darf es erleben, wie meiner Seele den 23. Psalm zu: „Und ob das Problem oft eine gute Lösung findet. ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte Dann sollen wir aber nicht vergessen, un­ ich kein Unglück, denn du bist bei mir, dein serem Gott von Herzen zu danken! Stecken und Stab trösten mich …“ Das ist Gott kennt unsere Motive. Wollen wir mit wie Balsam auf die ängstliche Seele! Oft unseren Gebeten von Gott nur etwas ha­

Der Autor ist Mitbegründer der Rimuss­ und Weinkellereien Rahm AG, Hallau SH, und in verschiedenen christlichen Werken engagiert.

„Jesusfäscht“ ohne Medien Seit Jahren findet im August auf dem Landsgemeindeplatz in Zug das so­ genannte „Jesusfäscht“ statt. Veranstalter sind Freikirchen in und um Zug. So auch dieses Jahr bei herrlichstem Sommer­ wetter am 17. August. Es war ein überaus fröhliches Fest mit Gottesdienst, Gratis­ verpflegung, Informationsständen, Pan­ tomime­Aufführungen, dezenter Musik und Erwachsenentaufen. Wirklich ein­ drücklich einzigartig! Ein zahlreiches Publikum erlebte einen friedvollen und denkwürdigen Sonntag. Aber leider un­ ter totaler Absenz der Presse. Weder die Lokalpresse noch kirchliche Medien, weder im Vorfeld noch als Berichterstat­ tung nach dem Fest fanden Worte und Bilder Einzug in die Presse. Es liegt darum die Vermutung nahe, dass wenn es be­ sonders dienlich ist, bei Folkloreanlässen und Sportveranstaltungen jeglicher Art und nichts „kostet“, dann wird gerne auf unseren christlichen Hintergrund hinge­

Besichtigung in der historischen Luther­ stadt Wittenberg, das Superhotel und vieles mehr ist immer noch unser Tages­ thema. Ganz besonders schätzten wir den geist­ lichen Austausch untereinander. Auch die Andacht von Sam Moser und die Sonn­ tagspredigt von Helmut Matthies haben unser Vertrauen zu Gott gestärkt und uns neu gezeigt, dass Gottes Wort wahr und ewig ist. Das Gehörte ist für uns eine Er­ mutigung, dran zu bleiben und nicht auf­ zugeben. Wir haben einen grossen Gott, der uns nie aufgibt! Es lohnt sich, ihm ganz zu vertrauen! Das konnten wir auf dieser Reise immer wieder hautnah sehen und miterleben. Sehr interessant und span­ nend war auch das Podiumsgespräch, das uns Einblick gab in das Wirken Gottes unter den Christen in Wittenberg und Um­ gebung. Wir freuen uns schon jetzt auf die nächste idea­Leserreise. Hanspeter und Magdalena Moret, Burgdorf BE

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wiesen. Geht es aber um ein Fest und die Stellungnahme über das eigentliche Zen­ trum des christlichen Glaubens, üben wir uns in vornehmer Zurückhaltung. Viel­ leicht nach der Devise: Der Glaube gehört in die Kirche, nicht auf die Strasse. Schade und für mich darum unverständlich. Charles Maag, Zug

Eine wertvolle Reise zu: „idea­Leserreise“, (Nr. 40, S. 17) Ganz herzlichen Dank der idea­Redaktion, die trotz eines strengen Wochenendes bereits wieder ein informatives und tolles Heft zusammengestellt hat. Der Reise­ bericht und die Fotos auf Seite 17 sprechen uns natürlich ganz besonders an. Beim Lesen taucht man grad nochmals ein in die einmalige idea­Leserreise! Immer noch sind wir am Verarbeiten von all dem Er­ lebten. Die Wartburg, das Bach­Haus mit dem Musikvortrag, die Busreise mit den eindrücklichen Erlebnisberichten von Helmut Matthies, der Aufenthalt und die

ben, um einfach materiell bestens versorgt zu sein, dann liegt es nahe, dass wir Gott instrumentalisieren. Erhörliche Gebete erfahren wir, wenn wir mit Gott eine in­ time Gemeinschaft pflegen. So sagt Jesus in Joh. 15,7: „Wenn ihr in mir bleibet und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren.“ Ich durfte im Laufe meines Lebens erfahren, dass sich Jesus zu seinen Verheissungen stellt, wie er in Mt. 6,33 sagt: „Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch solches alles zufallen.“ Wenn das zu unserem Lebensmotiv geworden ist, müssen wir nicht mehr so viel bitten, weil uns solches alles zufällt: Segen im Ge­ schäft und in der Familie! M


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Jungen spielen mit Autos und Mädchen mit Puppen WISSENSCHAFT Versuche widerlegen die Gender-Theorien – das zeigen schon Experimente mit Affen.

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ungen spielen am liebsten mit Autos und Mädchen mit Puppen. Dieses Klischee stellt die Theorie der Gleichstellung der Geschlechter (Gender-Mainstreaming) infrage. Sie besagt, dass jeder Mensch unabhängig von seinem biologischen Geschlecht wählen kann, als Mann oder Frau zu leben. Die Fixierung auf soziale Rollen, etwa als Mutter und Hausfrau, müsse überwunden werden. Aber wissenschaftliche Experimente mit Affen sowie Hirnforschungen am Menschen bestätigen angeborene Verhaltensunterschiede zwischen Mann und Frau. Die englische Neurowissenschaftlerin Prof. Melissa Hines von der Universität Cambridge hat mit ihrer Kollegin Gerianne Alexander Tests mit Rhesusaffen und Südlichen Grünmeerkatzen durchgeführt. Sie gaben den Tieren „männliche“ Spielzeuge wie Autos, „weibliche“ wie Puppen und neutrale, etwa Bücher oder einen ausgestopften Hund. Zur Überraschung der Forscherinnen spielten die männlichen Affen vornehmlich mit Autos und die weiblichen mit Puppen. Beide Geschlechter interessierten sich auch für die neutralen Gegenstände.

„Kerle” balgen sich um Autos Hines kann zwar nachvollziehen, warum weibliche Affen mit Puppen spielen, denn diese kümmerten sich vor allem um die Aufzucht der Nachkommen. Schwerer falle jedoch eine Erklärung dafür, warum sich die männlichen Affen auf die Autos stürzen. Aus biologischer Sicht führt sie die Unterschiede jedoch auf die Konzentration des männlichen Hormons Testosteron kurz vor und nach der Geburt zurück. Auch Mädchen, die in dieser Zeit höheren Testosteron-Konzentrationen ausgesetzt seien, interessierten sich eher für technisches Spielzeug. Das Team der BBC-Fernsehserie „Horizon“ (Horizont) hat nach Angaben von Moderator Michael Mosley diese Forschungsergebnisse in einem Experiment bestätigt gefunden. In einem Safaripark warfen die Mitarbeiter wahllos Spielzeuge in das Affengehege. Die Reaktionen seien „umwerfend komisch“ gewesen, so Mosley. Die weiblichen Affen hätten die Puppen behutsam an sich genommen, während sich die männlichen um die Autos gebalgt hätten.

Die Unterschiede bestehen im Gehirn Zudem habe ein Online-Test mit 200.000 Personen aus 53 Ländern gezeigt, dass sich Männer in der Regel besser in einer Landschaft orientieren, während Frauen besser Gefühle lesen können. Die Neurowissenschaftlerin Prof. Rubin Gur von der US-Universität von Pennsylvania führt die Unterschiede auf verschiedenartige Nervenverbindungen zwischen dem vorderen und dem hinteren Teil sowie der linken und rechten Hälfte des Gehirns zurück. Männer seien besser in der Lage, das, was sie sehen, mit dem zu verbinden, was sie tun. Frauen könnten hingegen eher verschiedene Tätigkeiten gleichzeitig erledigen und Gefühle deuten.

Die Bibel widerspricht der Gender-Bewegung Die Gender-Bewegung, die solche geschlechtsspezifischen Fixierungen verneint, hat in weiten Teilen von Politik, Kirche und Gesellschaft Fuß gefasst. Nach ihr gelten alle Orientierungen wie lesbisch, schwul, bisexuell, transsexuell, transgender und intersexuell als gleichberechtigt. Nach Auffassung christlicher Kritiker widerspricht aber die Gender-Theorie der biblischen Auffassung, dass Gott den Menschen als Mann und Frau geschaffen hat. P b www.neuroscience.cam.ac.uk

Ebola: Manche Afrikaner trauen Zauberern mehr als Ärzten Foto: Jan Tomaschoff/tooonpool.com

WESTAFRIKA Mit dem Herzen einer Kobra oder einer rohen Zwiebel die Krankheit bekämpfen

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m Kampf gegen die Ebola-Epidemie in Westafrika vertrauen viele Einheimische eher traditionellen Zauberern und Wunderheilern als der Medizin. Das berichten Hilfsorganisationen, die in den am stärksten betroffenen Ländern Liberia, Sierra Leone und Guinea tätig sind. So sollen der Verzehr des Herzens einer Kobra und der Augen eines 41.2014

Stachelschweines in Verbindung mit einer Zahlung von umgerechnet 250 Euro von Ebola heilen. Für manche Einheimische sei die Krankheit Hexerei, die deshalb am besten durch die Hilfe von Wunderheilern kuriert werden könne. Manche Medizinmänner setzen auf ein Bad in Salzwasser, den Verzehr einer rohen Zwiebel oder auf die

Einnahme von einem Teelöffel Kondensmilch täglich. Einige „Heiler“ bieten ihre Hilfe kostenlos an, andere verlangen Geld, eine Ziege oder ein Schaf für ihre Beratung. Wie die Weltgesundheitsorganisation WHO mitteilt, sind in Westafrika bisher über 3.500 Menschen an Ebola gestorben und mehr als 6.500 erkrankt. P


N AC H R IC H T E N

Überall soll mehr die Bibel gelesen werden WELTWEITE EVANGELISCHE ALLIANZ Netzwerke für Ehe und Familie

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ie Weltweite Evangelische Almit Freude die Bibel gemeinlianz will sich schwerpunktsam lesen und über die Inhalte mäßig dafür einsetzen, dass die diskutieren. Angedacht sei, dieBibel mehr gelesen wird. Das hat ses Anliegen mit dem 500-jähder stellvertretende Generalserigen Reformationsjubiläum kretär des evangelikalen Dach2017 zu verbinden und eine verbandes, Wilf Gasser (Wabern Dekade „Engagement für die bei Bern), auf dem deutschen Wilf Gasser Bibel“ zu starten. Die Weltalli„Allianztag“ im thüringischen anz will u. a. Filmproduktionen Bad Blankenburg angekündigt. Wie Gas- anregen, um die biblische Botschaft ins ser gegenüber idea sagte, hat die Weltalli- Gespräch zu bringen. Gasser zufolge will anz die nationalen Dachverbände befragt, der Dachverband außerdem ein Netzwerk welche globalen Herausforderungen sie für Ehe und Familie aufbauen. Es solle alle sähen. An erster Stelle hätten sie genannt, Organisationen einbinden, die die Kompedass das Wort Gottes zu wenig gelesen tenz der Gemeinden in diesem Bereich erwerde. Laut Gasser will der evangelika- höhen. Ziel sei es, dass in jeder nationalen le Weltverband gemeinsam mit Kirchen, Allianz ein solches Netzwerk entstehe. In nationalen und örtlichen Allianzen sowie der Schweiz seien bereits 38 Werke miteiJugendverbänden eine Basisbewegung nander verbunden. P in Gang setzen. Ziel sei es, dass Menschen b www.worldea.org • 001 212 2333046

„Grüne“ Evangelikale wird nicht Präsidentin BRASILIEN Silva landet auf dem 3. Platz hinter Rousseff und Neves.

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rasilien wird vorerst keine evangelikale Staatspräsidentin bekommen. Die 56-jährige sozialistische Umweltpolitikerin Marina Silva, die den pfingstkirchlichen „Versammlungen Gottes“ angehört, schaffte es beim 1. Wahlgang am 5. Okto-

Immer mehr Protestanten Brasilien gesamt (195 Mio. Einw.) 92 % 65 %

22 %

1970 2013 1970 2013 Katholiken Protestanten

Wahlen in Brasilien: © l ideaGrafik

5%

ber nicht in die Stichwahl, die am 26. Oktober zwischen der Amtsinhaberin Dilma Rousseff und ihrem Herausforderer Aecio Neves ausgetragen wird. Silva, der vor der Wahl große Chancen auf den 2. Platz eingeräumt worden waren, erhielt 21 % der Wählerstimmen, Neves 34 % und Rousseff 42 %. Die Staatspräsidentin gehört der Arbeiterpartei PT an, Neves der sozialdemokratischen Partei PSDB. Jüngsten Umfragen zufolge liegt Rousseff derzeit 5 % vor Neves. Silva war erst Ende August von ihrer sozialistischen Partei PSB als Kandidatin nominiert worden. Sie wuchs in ärmlichen Verhältnissen im Regenwald auf, besuchte eine katholische Schule und lernte die Befreiungstheologie kennen. Im Jahr 2004 schloss sie sich der Pfingstkirche an. P

Arbeiterpartei (Rousseff) Sozialdemokraten (Neves) Sozialisten (Silva)

42 % 34 % 21 %

NOTIERT Österreich: Mehr geistliche Einheit In Österreich wächst das Bewusstsein für die geistliche Einheit über Gemeindeund Kirchengrenzen hinweg. Das berichtete der Generalsekretär der Österreichischen Evangelischen Allianz, Christoph Grötzinger (Bürmoos bei Salzburg), im Zentrum der deutschen Allianz im thüringischen Bad Blankenburg. Besonders bei Jugendlichen gebe es keine Berührungsängste. Weil verstärkt junge Christen Leitungsämter übernähmen, schwinde das „Kirchturmdenken“ der traditionellen Gemeindebünde. Dazu beigetragen habe auch, dass die Bünde der Baptistengemeinden und der Elia-Gemeinden, der Bund evangelikaler Gemeinden, die Freien Christengemeinden/Pfingstgemeinden und die Mennonitische Freikirche vom Staat als eigenständige Religionsgemeinschaft unter dem Begriff „Freikirchen in Österreich“ anerkannt wurden. Daneben gebe es aber eine ganze Reihe von Gemeinden, die keinen Kontakt zur Allianz suchten. Nicht einfach sei das Verhältnis zu der weitgehend liberalen Evangelischen Kirche Augsburgischen und Helvetischen Bekenntnisses. Nur etwa ein Drittel der rund 200 Pfarrer sei der Evangelischen Allianz wohlgesonnen.

Evangelikaler: Was der Islam vom Dalai Lama lernen könnte Lob von evangelikaler Seite hat das geistliche Oberhaupt der tibetischen Buddhisten, der Dalai Lama, erhalten. Der Direktor des Internationalen Instituts für Religionsfreiheit der Weltweiten Evangelischen Allianz, Thomas Schirrmacher (Bonn), begrüßt in einer Mitteilung, dass der 79-Jährige davon abgeraten hat, für ihn einen Nachfolger zu bestimmen. Die Institution des Dalai Lama habe sich erledigt. Bereits vor zwei Jahren hatte er auf alle politischen Ämter verzichtet. Laut Schirrmacher haben diese Entscheidungen eine große Tragweite für das Verhältnis von Religionen und Staat weltweit. Während in einigen Ländern religiöse Führer Religion für politische Zwecke missbrauchten – etwa in Indien, im Irak, in Russland und der Ukraine –, mache der Dalai Lama das Gegenteil. Vor allem im Islam sei die Trennung von religiöser Führung und Staat oft nicht gewährleistet.

Foto: privat

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Das Bild der Woche BRANDANSCHLAG AUF KIRCHE IN BERLIN

Stecken radikale Muslime hinter dem Brandanschlag auf die koptisch-orthodoxe Kirche in Berlin-Lichtenberg? Der koptische Generalbischof in Deutschland, Anba Damian, vermutet auf jeden Fall religiöse Gründe. „Diese Art von Angriffen erleben wir in Ägypten sehr häufig. Dass es dazu nun auch in Deutschland gekommen ist, ist für uns eine neue, schockierende Erfahrung. Wir sind fassungslos“, sagte er idea. Am frühen Morgen des 4. Oktober hatten Unbekannte eine Mülltonne vor den Eingang der Kirche geschoben und angezündet. Das Feuer griff auf die Eichentür über. Die Feuerwehr konnte ein Ausbreiten des Brandes verhindern. Dennoch wurde der Eingangsbereich stark beschädigt. Wie der Bischof weiter sagte, hat ihm der örtliche koptische Geistliche berichtet, dass ihn zuvor wiederholt Arabisch sprechende Personen eines nahe gelegenen Flüchtlingsheims wegen seines Glaubens beleidigt hätten. Der Vorsitzende der CDU/ CSU-Bundestagsfraktion, Volker Kauder, besuchte den Ort des Anschlags. Er sprach mit dem stellvertretenden Bischof der Kopten in Deutschland, Fouad Khalil (Berlin), und dem Priester der Gemeinde, Guirgis El Moharaki. Danach erklärte Kauder, gerade angesichts der blutigen Auseinandersetzungen mit religiösem Hintergrund im Mittleren Osten müsse man in Deutschland solche Vorkommnisse „mit größter Aufmerksamkeit verfolgen, selbst wenn die Schäden noch überschaubar sind“. Der Regierende Bürgermeister, Klaus Wowereit (SPD), bezeichnete die Tat als „ein Verbrechen gegen das friedliche Zusammenleben aller Berlinerinnen und Berliner“. Zu der Gemeinde gehören rund 200 Familien. In Deutschland leben rund 6.000 Kopten.

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Warum die Esoterik boomt ESOTERIK Wohin wenden sich Menschen, die vom christlichen Glauben nichts (mehr) wissen wollen? Der Religionswissenschaftler Prof. Helmut Obst beobachtet ein Erstarken esoterischer Angebote. Im Interview mit Karsten Huhn beschreibt er, woran das liegt – und was die Kirchen tun können. idea: Herr Professor, Sie beschäftigen sich seit Jahrzehnten mit Veränderungen in der religiösen Landschaft. Welche Trends zeichnen sich derzeit ab? Obst: Die klassischen Sondergemeinschaften bzw. Sekten – wie man früher sagte – verlieren an Anziehungskraft. Es gibt diese Gruppen noch, denken wir etwa an die Zeugen Jehovas, aber ihre große Zeit ist vorbei. Was trat an deren Stelle? In den 1970er und 80er Jahren gab es eine Welle der sogenannten Jugendreligionen. Sie kamen aus den USA und riefen in Europa großes Aufsehen hervor – dazu zählten die Vereinigungskirche des Südkoreaners Sun Myung Moon, die Bhagwan-Bewegung oder die „Children of God“ (Kinder Gottes), die mit Flirten und sexuellen Angeboten neue Mitglieder anwarben. Dazu zählt auch die Transzendentale Meditation des Inders Maharishi Mahesh Yogi, der Der Mensch im Mittelpunkt der Esoterik. Der Mensch inmitten harmonischer Symbole.

das Zeitalter göttlicher Erleuchtung vorhersagte, sowie weitere meist asiatisch geprägte Gruppen. Allerdings ist auch deren große Zeit eindeutig vorbei. Welche Welle kommt als Nächstes auf uns zu? Ich beobachte eine Zunahme esoterischer Angebote sowie ein verstärktes Auftreten von Gurus oder erleuchteten Meistern. Diese Szene ist inzwischen so breit, dass sie selbst für einen Fachmann nur noch schwer zu überblicken ist. Bis zum Jahresende finden Esoterik-Messen in Düsseldorf, Stuttgart, Hannover, Köln und München statt. Angeboten wird dort Chakra, Channeling, Energiearbeit, Energetisches Räuchern, Hellsehen, Hypnose, Kartenlegen, Kontakt zum Jenseits, Quantenheilung, Reinkarnation und Rückführung. Esoterik kann heute im Grunde vieles sein. Sie wird von ihren Befürwortern als positives und von ihren Kritikern als negatives Markenzeichen verwendet. Wörtlich bedeutet Esoterik „das Verborgene“, also eine nur Eingeweihten zugängliche Lehre.

Was Esoterik und Christentum eint

Helmut Obst (73) ist emeritierter Professor für Ökumenik, Konfessionskunde und Religionswissenschaft. 1989 wirkte er maßgeblich an der Wiederherstellung einer freien Universität in Halle an der Saale mit. Von 1992 bis 2003 war er Mitglied des Direktoriums der Franckeschen Stiftungen, von 2002–2003 deren Direktor. Seit 2003 ist er Vorsitzender des Kuratoriums der Franckeschen Stiftungen. Sie wurden einst in Halle vom Begründer des Pietismus, August Hermann Francke (1663–1727), ins Leben gerufen und umfassen heute rund 50 Bildungs- und Sozialeinrichtungen. Obst ist verheiratet und Vater von zwei Kindern.

Fotos: picture alliance / Ikon Images, privat

Die Versprechen esoterischer Angebote klingen sehr verlockend: Es geht um Ruhe, Gelassenheit, innere Sammlung, Kraft, Glück und Achtsamkeit. Die Esoterik weist durchaus Schnittmengen mit dem christlichen Weltbild auf: Für viele Anhänger der Esoterik steht die Existenz Gottes und zum Beispiel der Engel außer Frage. Für sie ist es selbstverständlich, dass es neben der erfahrbaren, materiellen Wirklichkeit eine transzendente, also unsichtbare Wirklichkeit gibt. Sie sehnen sich nach Spiritualität – die Frage ist nur, wo sie diese finden. Hoffentlich in der Kirche. Es gehört zu den genuinen Aufgaben der Kirchen, zu Erfahrungen mit Gott einzuladen. Tatsache ist aber, dass in nicht wenigen Teilen der Kirchen und der Theologie eine Distanz zu außergewöhnlichen Glaubenserfahrungen besteht. Deshalb wenden sich nicht wenige unserer Zeitge-

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nossen anderen Anbietern zu. Wie in einem großen Kaufhaus bedienen sie sich auf dem Markt der Esoterik. Laut der Allgemeinen Bevölkerungsumfrage der Sozialwissenschaften (Allbus) wächst die Esoterikbranche rasant. Im Jahr 2000 lag der Umsatz noch bei neun Milliarden Euro, 2010 waren es bereits 20 Milliarden, und bis 2020 soll der Umsatz auf 35 Milliarden Euro jährlich wachsen. Verglichen mit diesem gigantischen Kaufhaus könnten die Kirchen zu einem Tante-Emma-Laden verkümmern.

Die Engel sind aus der Kirche ausgewandert Zum Vergleich: 2013 nahmen die evangelischen Kirchen 4,8 Milliarden Euro an Kirchensteuern ein, bei der römisch-katholischen Kirche waren es 5,5 Milliarden Euro. Die Frage ist, welches geistliche Angebot die Kirchen aus ihrer Tradition dem esoterischen Angebot gegenüberstellen können. Nehmen wir das Thema Engel: Auf dem Buchmarkt und nicht nur dort gibt es einen Engel-Boom. Aus großen Teilen der Kirche scheinen die Engel jedoch ausgewandert zu sein – und das nicht erst seit der Entmythologisierung der Bibel durch den liberalen Theologen Rudolf Bultmann (1884–1976). Zum Teil sind die Engel schon seit der Aufklärung aus den Kirchen verbannt worden. Bestenfalls wurden sie noch aus kunsthistorischen und ästhetischen Gründen auf Kirchengemälden geduldet. Wie wollen Sie die Engel wieder in die Kirchen zurückbringen? Ganz einfach! Indem ich die biblischen Berichte über Engel wieder ernst nehme. Ich glaube, dass die Engel „dienstbare Geister sind, ausgesandt zum Dienst um derer willen, die ererben sollen die Seligkeit“ (Brief an die Hebräer 1,14).

Ist das nicht unwissenschaftlich? Herr Obst, Sie sind doch Professor! Ist es nicht unwissenschaftlich, an unsichtbare Geister zu glauben? Als Christ glaube ich, dass es neben der sichtbaren auch eine unsichtbare Welt gibt. Die exakte Wissenschaft kann darüber keine Aussagen machen. Es ist eine Sache des Glaubens, der Erfahrung und Gewissheit, die durch den Glauben kommt. Ich weiß schließlich durch persönliche Erfahrung, dass es diese dienstbaren Geister gibt. Auch Martin Luther spricht davon in seinem Morgensegen: „Dein heiliger Engel sei mit mir, damit der böse Feind keine Macht an mir finde.“ Von Luther ist auch der Spruch überliefert: „Wo zwanzig Teufel sind, da sind auch hundert Engel. Wenn das nicht so wäre, dann wären wir schon längst zugrunde gegangen.“ Für mich sind Engel keine mythologischen Figuren, sondern Realität. Streichen Sie mal aus der Bibel alle Geschichten weg, in denen Engel vorkommen – dann gäbe es viele leere Blätter! Überhaupt ist die Bibel formal betrachtet eines der okkultesten Bücher, das es gibt! Was ist an der Bibel okkult? Für fromme Leute mag das zunächst gräulich klingen, okkult gilt ja gemeinhin als böse und teuflisch. Tatsächlich 41.2014

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bedeutet das Wort „verborgen“. Es geht also um Dinge, die sich nicht sofort erklären lassen. Wunder und geheimnisvolle Dinge gibt es in der Bibel jede Menge – lesen Sie nur die Geschichte der ersten Christen in der Apostelgeschichte. Angesichts der dort beschriebenen Zeichen und Wunder können einem Materialisten – und vielleicht auch liberalen Christen – die Haare zu Berge stehen!

Was Pfingstgemeinden anziehend macht Heute hört man von Zeichen und Wundern nur selten. Das liegt daran, dass sich immer weniger Menschen trauen, von ihren Wunder-Erfahrungen zu sprechen. Wer es dennoch tut, muss fürchten, zu einem Fall für den Nervenarzt erklärt zu werden. Die weltweite Anziehungskraft der Pfingstgemeinden besteht meines Erachtens unter anderem darin, dass sie für Erfahrungen mit Gott, die urchristlichen Gnadengaben und das Wirken des Heiligen Geistes offen sind. Das alles gehört zum Kern des christlichen Glaubens. Auffällig ist, dass esoterische Angebote Nähe, Wärme und Zuwendung versprechen, etwa beim Salben und Segnen oder beim Heilen durch Handauflegen. Das Salben und Händeauflegen bei Kranken ist eine uralte christliche Praxis. Im Jakobus-Brief 5,14 heißt es dazu: „Ist jemand unter euch krank, der rufe zu sich die Ältesten der Gemeinde, dass sie über ihm beten und ihn salben mit Öl in dem Namen des Herrn.“ Für die Heilung von Kranken gibt es heute Ärzte. Sicher! Schon die Bibel kennt das Lob des Arztes, gleichzeitig sagt Gott aber von sich selbst: „Ich bin der Herr, dein Arzt“ (2. Mose 15,26) – und das gilt für das geistliche wie O

Viel Interesse an Esoterik in Deutschland

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„Bei welchem dieser Themen würden Sie sagen, dass man sich damit näher beschäftigen sollte?“ Meditieren, Yoga 29 Astrologie, Horoskope 19 Bach-Blütentherapie 19 Aromatherapie 13 Farbtherapie 11 Karten legen, Tarot

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Reiki

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Anthroposophie

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Pendeln

3 © l ideaGrafik; Quelle: IfD Allensbach 2014


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das leibliche Wohl des Menschen. Gerade angesichts der Fortschritte in der Medizin wächst die Einsicht, dass nicht alles machbar ist. Zudem tragen Glaube und Gebet zur seelischen Gesundheit bei, und sie wirkt wiederum auf die körperliche Gesundheit zurück. Deshalb kann die ärztliche Heilkunst mit Segen, Salben und Handauflegen zusammenwirken, um den Heilungsprozess zu fördern. Das Christentum muss das nicht erst von der Esoterik lernen. Es reicht, sich auf die eigene Tradition zu besinnen.

Die Dimensionen des Bösen in der Esoterik

Engel als Helfer und Beistand: Jesus wird im Garten Gethsemane von einem Engel gestärkt. Gemälde von Albrecht Altdorfer (1480–1538)

Verstand allein kann uns nicht alle Antworten geben. Hinzu kommt: In den letzten Jahren hat sich die Esoterik zunehmend mit dem Buddhismus verbunden, in dem es keinen Gott gibt. Das macht säkularen Menschen den Übergang zur Esoterik leichter. Anstatt nach Gott sucht man dann das Göttliche in der Schöpfung oder in sich selbst. Warum Akademiker sich für die Esoterik interessieren Was spricht dagegen, wenn man sich mit sich selbst intensiv Was mir bei vielen Esoterik-Vertretern unklar ist: Glauben sie beschäftigt? eigentlich selbst, im Besitz übernatürlicher Fähigkeiten zu sein, Die Frage ist: Was finde ich dabei? Nach christlichem Weltbild trifft man auf einen gefallenen Menschen, in dem oder nehmen sie ihre Kundschaft nur aus? Das ist ein alter Verdacht, dem sich alle neuen religiösen nichts Gutes ist, man trifft auf den „in sich selbst verBewegungen aussetzen mussten – übrigens auch das frü- krümmten Menschen“, so hat es Martin Luther ausgehe Christentum. Sicher gibt es Schwindler, Scharlatane drückt. und Betrüger, die den Glauben ausnutzen, um sich per- Das klingt nach Sünde und Erbschuld – besonders attraktiv sönlich zu bereichern. Nach meiner Überzeugung ist das klingt das nicht. aber die Ausnahme. Die meisten Anbieter sind von ihrer Aber es ist realistischer, als zu meinen, das Göttliche in sich Sache überzeugt, sonst hielten sie es auf Dauer gar nicht selbst antreffen zu können und dadurch zur Befreiung zu kommen. Um Gott und damit auch mich selbst zu finden, durch. Bemerkenswert ist, dass sich unter den Esoterik-Anhängern über- braucht es eine Offenbarung. Diese finde ich in Jesus Christus. Der alte Mensch muss erst in Christus wiedergeboren durchschnittlich viele Akademiker und Gutverdiener befinden. Auch intellektuelle und vermögende Menschen haben eine werden. Sehnsucht nach Erfahrung mit dem Übernatürlichen. Der In der Theologie setzt man sich kaum mit Esoterik auseinander. 2003 2013* VerändeAn den Universitäten wird das Thema weitrung hin nicht ernst genommen. Das ist ein unanSondergemeinschaften in Deutschland gebrachter Hochmut, der sich bereits rächt. • Neuapostolische Kirche 382.800 350.374 – 8,5 % Die Esoterik dringt inzwischen auch in die • Jehovas Zeugen 163.092 167.107 + 2,5 % Gemeinden ein, etwa wenn Christen ihr Ho• Mormonen 36.000 38.739 +7,6 % roskop zurate ziehen. • Christengemeinschaft (anthroposophisch) 10.000 16.000 + 60 % In der jüngsten EKD-Mitgliedschaftsstudie gab • Universelles Leben (früher Heimholungswerk) 4.000 5.000 + 25 % es einen erstaunlichen Befund: Protestanten Moslems 3.500.000 4.500.000 + 28,6 % sind für Esoterik offener als Konfessionslose. So Buddhisten 250.000 270.000 + 8,0 % glauben 14,8 % der Evangelischen an den NutHinduisten 95.000 120.000 + 26,3 % zen von Amuletten, Steinen oder Kristallen; bei Konfessionslose 20.000.000 24.000.000 + 20 % den Konfessionslosen sind es 13,4 %. Zudem © l ideaGrafik; Quelle: Remid; * bzw. letzter verfügbarer Stand

Foto: akg-images / Erich Lessing

Gibt es esoterische Angebote, die Sie für bedenklich halten? Viele Angebote erheben den Anspruch, unbedingt helfen und heilen zu können. Das steht jedoch nur unter Gottes Verfügung. Manche esoterische Angebote öffnen sich auch den Dimensionen des Bösen. In der Regel wirkt Esoterik sehr freundlich, hell und einladend. Da muss man stets genau hinsehen. Traditionell ausgedrückt: Manchmal verstellt sich der Teufel auch als ein Engel des Lichts. Es gibt in der Esoterik auch Verführung und schwarze Magie. Mit Hilfe einer Hexe oder eines Schamanen soll man zum Beispiel anderen Menschen schaden können. Unabhängig davon, ob und wie das wirkt, ist bereits der Ansatz zu verurteilen.

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glauben 22 % der evangelischen Kirchenmitglieder an Astrologie. Woran liegt das? Vermutlich daran, dass die Offenheit für Übersinnliches größer ist. Generell ist Esoterik in kirchlich geprägten Regionen besonders stark, also etwa in Baden-Württemberg, Bayern und Sachsen. Wo der Glaube zu Hause ist, gibt es leicht Übergänge zu religiösen Alternativmodellen und zum Aberglauben. In unkirchlichen Gebieten wie Mitteldeutschland fassen esoterische Gruppen kaum Fuß.

Wie Christen mit Esoterik umgehen sollten Dennoch bin ich immer wieder überrascht, wie viele Menschen in meinem atheistischen Umfeld sich mit Esoterik beschäftigen. Die einen richten ihren Alltag nach dem Mondkalender, andere setzen auf Heilsteine. Eine gute Freundin gibt in den Krug mit Leitungswasser Edelsteine hinein, die positive Energie verleihen sollen. Würden Sie das Wasser trinken, oder lehnen Sie ab? Ich hätte damit kein Problem. Auch im Umgang mit schärferer Esoterik rate ich Christen zur Gelassenheit. Wenn ich an Christus glaube, kann mir – mit Luther gesprochen – Teufel und Welt letztlich nicht schaden. Die im charismatischen Lager verbreitete Furcht vor okkulter Belastung und Dämonen halte ich für kontraproduktiv. Wer sich ständig mit diesem Thema beschäftigt und meint, weil der Großvater einst bei einer Wahrsagerin war, sei nun auch das Enkelkind belastet, praktiziert eine besondere Form des Aber-

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glaubens. Christen sollten da furchtloser sein und mehr auf die Kraft ihres Glaubens und den Sieg des auferstandenen Jesus Christus über alle bösen Gewalten vertrauen. Einer der größten Esoterik-Kongresse nennt sich „Lebensfreude“ und findet in Hamburg, Frankfurt, Lübeck und Kiel statt. Der Name passte auch gut zu christlichen Veranstaltungen. Absolut! Das Christentum ist eine Religion der Freude und Freiheit. Wo sie fehlen, stimmt etwas nicht. Das sage ich auch kritisch zum Pietismus: Wir sollen nicht auf die Freuden, sondern auf die Gemeinheiten der Welt verzichten. Formale Gesetzlichkeit führt oft zur Freudlosigkeit.

„Esoterik ist ein einsames Geschäft“ Welche Zukunft sehen Sie für die Esoterik voraus? Die Mehrzahl der Esoterik-Nutzer weiß im Grunde gar nicht, was sie will. Man probiert heute mal eine Aura-Therapie aus, geht morgen in die indianische Schwitzhütte, übermorgen ein Channeling und danach wieder etwas ganz anderes. Mit der Esoterik kommt man zu keinem Ende. Im Grunde ist die Esoterik ein einsames Geschäft, es fehlt ihr das Gemeinschaftsstiftende. Letztlich verbirgt sich hinter der Suche in der Esoterik eine Sehnsucht nach etwas ganz anderem, im Tiefsten nach Gott. Deshalb ist ein christliches Glaubens- und Lebenszeugnis heute aktueller denn je. Vielen Dank für das Gespräch! P BOLIVIEN

Christenverfolgung unter Indianern?

BRASILIEN

PARAGUAY

PARAGUAY Ein Häuptling droht mit Vertreibung von Christen.

A

nzeichen für eine Christenverfolgung unter Ureinwohnern Paraguays sieht die Deutsche Indianer Pioniermission (Lonsingen bei Reutlingen). Die evangelikale Organisation verbreitet seit 1962 das Evangelium unter Indianerstämmen in Brasilien und Paraguay. Sie gründet Gemeinden und führt medizinische, landwirtschaftliche und Ausbildungs-Programme durch. Inzwischen gibt es in beiden Ländern Kirchenbünde von Indianergemeinden. Wie Missionsleiter Burkhard Heupel beim Jahresfest der Mission berichtete, bekommen die christlichen Indianer zunehmend Gegenwind. In dem rund 350 Kilometer nordöstlich von Paraguays Hauptstadt Asunción gelegenen Dorf Pariri seien etwa 40 Familien vor die Alternative gestellt worden, ent41.2014

Asunción A ARGENTINIEN

weder zum traditionellen Geisterglauben zurückzukehren oder das Dorf zu verlassen. Treibende Kraft sei der Häuptling, der nach Ansicht Heupels von dem Ultimatum finanzielle Vorteile für sich und die übrigen Dorfbewohner erwarte. Der Missionsleiter vermutet Versprechungen von Völkerkundlern, die „ein romantisches Bild vom edlen Wilden“ pflegten, „der sich von Früchten des Waldes ernährt und ohne Kontakt zur Zivilisation friedlich lebt“. In Wirklichkeit litten Indianer unter Armut, Analphabetentum, sexuellem Missbrauch, Alkoholismus und der Angst vor bösen Mächten. Deshalb bäten immer mehr Stämme um Missionare. Heupel zufolge haben sich die christlichen Familien bisher nicht den Drohungen gebeugt. Jetzt erhofften sich die Christen in

(Hauptstadt)

der Indianersiedlung Unterstützung von einem Bezirksgericht, um das in der paraguayischen Verfassung garantierte Recht auf Religions- und Versammlungsfreiheit durchzusetzen. Die Deutsche Indianer Pioniermission beschäftigt etwa 50 Mitarbeiter in Südamerika.

Hoffnung für die Uckermark Eine weitere Aufgabe des Missionswerks ist Evangelisation in Deutschland. Dazu gehört neben einem Missionszelt auch die Entsendung von Missionaren in die Uckermark im Nordosten des Bundeslands Brandenburg. Dies sei eines der entkirchlichtsten Gebiete Europas, sagte der Bereichsleiter Reinhold Schwamm. P b www.dipm.de • 07122 180


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Womit alles beginnt PARKINSON Viele Jahre ist er ein einflussreicher evangelikaler Publizist gewesen: Jürgen Mette (62, Marburg). Seit 1997 leitete er die Stiftung Marburger Medien, die jährlich mehr als 18 Millionen missionarische Schriften sowie CDs und DVDs verbreitet. Dann erfuhr er 2009, dass er unter Parkinson leidet. Darüber berichtete er in seinem Bestseller „Alles außer Mikado“ (Gerth Medien). Doch wie geht es ihm heute? Mette schreibt über seinen Alltag für idea. „Sie müssen jetzt einfach das leben, was Sie den Menschen immer gepredigt haben!“, sagte der Arzt, nachdem er mir die ultimative Diagnose serviert hatte und ich in Tränen ausgebrochen war. Und unverdrossen schob er diesen prophetischen Spruch hinterher: „Sie werden wegen Parkinson keine Predigt absagen!“ Das ist jetzt fünfeinhalb Jahre her. Heute darf ich bekennen, dass ich seit diesem ersten Schock keinen Auftritt wegen Parkinson absagen musste. Ich bin mehr als je zuvor unterwegs mit Lesungen, Vorträgen und Predigten. Ich lebe meine Berufung noch einmal ganz neu: Evangelisation als autobiografische Ermutigung.

Am Anfang war es demütigend Der Weg dahin war allerdings mühsam und demütigend. Vor knapp zwei Jahren musste ich meinen Aufsichtsrat bitten, mich vom Vorstandsvorsitz der Stiftung Marburger Medien zu entlasten. Und dann ging alles ganz schnell, so dass die Gefühle kaum hinterherkamen. Ich fühlte mich wie amputiert, herausgeschnitten aus einem vitalen Teamorganismus, vorübergehend vom Informationsfluss getrennt. Mein Aufsichtsrat und meine Vorstandskollegen haben meinen Wunsch auf Entlastung in feiner und vorbildlicher Weise aufgenommen und mich durch diese riskante Umbruchphase begleitet.

Wenn man nicht mehr Leiter ist Ich fühlte mich wie in der Meisterschule meiner Führungsaufgabe. Abtreten ohne Kollateralschäden, ohne Beschädigung bewährter Beziehungen. Es gibt erschütternde Beispiele, wo das nicht gelungen ist. Heute – fast zwei Jahre später – kann ich sagen, dass die ersten Hausaufgaben in der Meisterschule geistlicher Leiterschaft gelungen sind. Dank weiser Berater, dank empathischer Kollegen, die genauso an den Konsequenzen meiner Entscheidung mitgelitten haben wie ich selbst. Wer von einer Führungsposition zurücktritt, aber noch im Dienst bleibt, wird fortan von denen geführt, die er möglicherweise selbst an seine Seite berufen hat. Das ist ein gravierender Positionswechsel, den kein Vollblutleiter einfach so wegsteckt. Ich oute mich mit meiner Geschichte, weil sie a) gelungen ist und weil ich b) andere auf diese letzte große Hürde des Dienstes aufmerksam machen möchte. Die Segensschule geht weiter.

57 Jahre war ich gesund Heute weiß ich, dass ich in den fast zwei Jahrzehnten meiner Leitungsverantwortung eigentlich immer Angst um die finanzielle Lage hatte. Jeden Tag gebanntes Starren auf die Spendenentwicklung, immer in Panik um einen ausgeglichenen Haushalt, immer unter der Last der Finanzen. Einer meiner Ärzte hat gesagt, ich sei als 8-Zylinder beruflich unterwegs gewesen, hätte bereits vier Kolbenfresser hinter mir und hätte dies aber offenbar nicht als notwendendes Frühwarnsignal registriert. Und als ich fast schon auf den Felgen fuhr, hat irgendetwas die möglicherweise seit Jahren in mir schlummernde neurodegenerative Erkrankung entfesselt: Nach 57 Jahren vitalen Wohlbefindens wurde ich durch die Diagnose schlagartig in eine Depression katapultiert. Entweder würde ich in dieser Krise die Tragfähigkeit meines Glaubens an Jesus Christus erfahren, oder ich würde abstürzen – und mit mir der ganze Elfenbeinturm einer bis dahin sicher geglaubten Theologie. Ich werde für den Rest des Lebens krank sein und nach und nach meine Freiheit verlieren.

Ich habe das Zittern verdrängt Mein Körper hatte längst Notrufe gesendet, die sich in einem Burn-out-Syndrom oder einem Tinnitus gegen das Tempo, die Last und den Stress gewehrt haben. Aber ich habe meinem Körper selbst dazu keine Zeit gelassen. Vor 10 Jahren hat sich mein Geruchssinn verabschiedet. Vor sechs Jahren begann das linksseitige Zittern. Ich hab alles verdrängt, hab allen Vorboten das Wort verboten, denn ich hatte beruflich noch große Ziele.

Obwohl es kein Heilmittel gibt, erlebe ich Wunder Als dann endlich die Diagnose „Parkinson“ gestellt wurde, lief mein Lebensmotor nur noch auf zwei Zylindern. Das Nervensystem ist irreparabel geschädigt, das Gleichgewicht der Botenstoffe gestört, die Neurotransmitter geben den Transport von Dopamin dauerhaft auf. Für diese neurodegenerative Krankheit gibt es kein Heilmittel. Alles, was Medizin, Pharmazie und Therapie können, ist das Abbremsen des Krankheitsverlaufs und das Laborieren an den Symptomen. Und da wird viel geleistet, so dass keiner an der Diagnose verzweifeln muss. Die Medikamente schlagen an, ich komme gut mit meinem Alltag zurecht. Aber es liegt noch ideaSpektrum 41.2014


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ein langer Weg vor mir, und die Tabletten produzieren Nebenwirkungen, die Leib und Seele schädigen. Ich muss mich vor Stress schützen, mein Tempo verlangsamt sich, die physische Kraft verzehrt sich schneller, aber meine Kreativität und seelische Vitalität ist von Parkinson nicht betroffen. Und wenn ich auf der Bühne als Prediger oder Autor für die Stiftung Marburger Medien stehe, bin ich nahezu frei von den typischen Symptomen. Das ist ein Wunder. So bin ich darauf eingestellt, dass ich vielleicht die beste Phase meines Lebens noch vor mir habe – höchstwahrscheinlich nie wieder gesund, aber doch heil und geborgen und befriedet. Ich lebe intensiv und mit hoher Qualität, weil ich täglich die Früchte der modernen Medizin genießen kann. Pharmaforscher und Neurologen, Gehirnchirurgen und Therapeuten, von Gott genial begabte Männer und Frauen erfinden so intelligente Medikamente und machen uns Mut, nicht aufzugeben. Insofern erlebe ich latent Heilung. Gesund ist, wer mit seinen körperlichen und seelischen Begrenzungen in einem heilen privaten Umfeld zuversichtlich leben kann.

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Jürgen Mette bei einem seiner vielen Vorträge, die er seit seiner Erkrankung hält.

Wenn wir Gottes Stimme nicht mehr hören Mein Rat an meine Freundinnen und Freunde in geistlicher und geschäftlicher Verantwortung: Alles beginnt damit, dass wir nur noch uns selbst zuhören, keine Stille mehr finden, nichts mehr lesen und nichts mehr lernen. Wir sind ständig online, hochdiszipliniert im Beantworten der Mails. Wir gönnen uns partout nicht den Luxus, mal einen Tag offline zu sein. Nicht erreichbar. Und so nähren wir uns von der kalten abgestandenen Suppe eines einstig frischen und hochmotivierten Dienstes, von Zeiten, in denen wir noch Gottes Stimme vernehmlich gehört haben. Und das ist dann der Anfang vom Ausverkauf unserer Berufung.

Foto: Karlfried Petri

Ich habe vielleicht die beste Zeit noch vor mir Darum möchte ich im Namen des Heilandes einen kleinen Beitrag zur Heilung des Landes leisten. Als chronisch Kranker, als zitternder Zeuge einer inneren Heilung, die ein wankendes Leben hält und trägt. Ich kann wieder glauben, dass ich trotz Parkinson vielleicht die beste Zeit meines Lebens noch vor mir habe. • Nicht eine erfolgreiche, aber eine folgenreiche Zeit. • Nicht eine furchtlose, aber eine tapfere Zeit. • Nicht eine gesunde, aber doch eine geheilte Zeit. • Nicht eine zweifelsfreie, aber dennoch keine verzweifelte Zeit. • Nicht eine überzeugte, aber doch eine zeugnishafte Zeit. • Nicht eine Zeit der Empörung, sondern des Erbarmens. Ich bin allerdings auch ganz nüchtern darauf eingestellt, dass ich möglicherweise die schwerste Phase meines Lebens noch vor mir habe. Wenn Führungskräften die Kraft zum Führen frühzeitig abhandenkommt, beginnt die finale Meisterschule, in der sich die Führungskarriere – im schönsten Falle – durch

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Was ist eigentlich Parkinson? Die Parkinson-Krankheit (auch Schüttel-/Zitterlähmung) ist eine langsam fortschreitende Nervenerkrankung. In der Folge treten – bei jedem jedoch unterschiedlich – Steifheit der Muskulatur, Ruhezittern und Gleichgewichtsstörungen auf. Die Erkrankung beginnt meist zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr. In Deutschland wird von 300.000–400.000 Erkrankten ausgegangen (Schweiz rund 15.000). Es gibt noch keine Möglichkeit, die Ursache von Parkinson zu behandeln. Ärzte konzentrieren sich daher darauf, die Symptome zu kurieren. Die Erkrankung wurde erstmals vom englischen Arzt James Parkinson im Jahre 1817 beschrieben.

Loslassen nachhaltig bewährt oder – im schlimmsten Falle – durch Festhalten zerstört. So betrachtet können seelische und körperliche Leistungseinbrüche ein Durchbruch zu einer neuen Freiheit sein. Glücklich, der diese Einsicht beizeiten lernt. P


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Aber ich bin Jude! ENTSCHEIDUNG Von Heiden, die falsche Götter anbeteten, hielten sich die frommen Juden fern. Sie glaubten, Gott habe die Heiden von seiner Barmherzigkeit ausgeschlossen. Als der Apostel Petrus zu einem römischen Hauptmann nach Cäsarea gerufen wird, dessen Haus er als gläubiger Jude nicht einmal betreten durfte, muss er eine folgenschwere Entscheidung treffen. BestsellerAutor Titus Müller erzählt das 10. Kapitel der Apostelgeschichte exklusiv für idea neu nach. Petrus nahm unter dem Sonnensegel Platz. Er genoss die Ruhe auf dem Dach des Hauses. Die Frau und die Töchter des Gerbers redeten die ganze Zeit, während sie das Essen zubereiteten. Aber hier oben konnte er sich auf seine Gedanken und auf ein Gebet konzentrieren. Die Luft roch herrlich nach Fischen und Tang. Eine kühle Brise wehte. So schlecht war es gar nicht, außerhalb der Stadt zu wohnen. Das Haus des Gerbers stand direkt am Meeresufer. Soweit das Auge reichte, sah man das Blau und das Grünblau des Mittelmeers. Er schloss die Augen, um zu beten. Herr, ich lobe dich für die Güte, die du Äneas und Tabita erwiesen hast. Wunderbar, wie sich Gott seinem Volk wieder zuwandte. So lange hatten die Juden sich verlassen gefühlt, aber er war zu ihnen zurückgekehrt und hatte ihnen seinen Sohn gesandt. Und die Gemeinde in Jerusalem wuchs, sie besaß bereits einige Tausend Mitglieder. Der Himmel riss auf. Petrus erschrak. Seine Augen waren doch geschlossen! Er sah, wie sich ein weißes Leinentuch herabsenkte, an den vier Zipfeln gehalten. Es landete vor ihm wie ein gedeckter Tisch. Aber die Schüsseln enthielten keine dampfende, schmackhafte Speise – Würmer wanden sich darin, Blutegel und Krebse und Schnecken. Ein lebendiger Hase starrte ihn an. Sogar ein Geier hüpfte zwischen den unreinen Tieren umher. Laut befahl eine Stimme: „Petrus, schlachte und iss!“ Er konnte nur mit Mühe seinen Würgereiz unterdrücken. „Auf keinen Fall“, sagte er. „Ich habe noch nie etwas Unreines gegessen.“ Die Stimme wiederholte den Befehl. „Aber ich bin Jude! Wir essen nur das Fleisch von Widerkäuern und Spalthufern. Die Tiere auf dem Tuch sind unrein“, erwiderte er. Nachdrücklich befahl ihm die Stimme ein drittes Mal, zu schlachten und zu essen. Sie sagte: „Wenn Gott etwas für rein erklärt, nenne du es nicht unrein.“ Die Vision verschwand. Er blinzelte und sah auf das Meer. Was wollte Gott ihm sagen? Sollte er etwa die Gebote der Thora brechen? Oder hatte die Vision damit zu tun, dass er bei Rufus, dem Gerber, wohnte? Er hatte lange darüber nachgedacht gehabt. Rufus war Christ geworden und hatte ihn eingeladen, bei ihm zu wohnen. Das hatte er nicht ausschlagen wollen. Ein from-

mer Mann allerdings hätte nie sein Nachtlager unter diesem Dach bezogen, schließlich war der Gerber durch die Arbeit mit den Tierkadavern ständig unrein. Nicht umsonst hatte man ihn aus der Stadt verbannt. Wollte Gott ihm mit der Vision nachträglich sagen, dass es in Ordnung war, hier zu wohnen? „Ich verstehe nicht“, sagte er leise. Die Stimme aus dem Himmel sagte: „Drei Männer suchen dich. Gehe mit ihnen, ohne zu zweifeln. Ich habe sie geschickt.“ Nur Augenblicke später klopfte es unten an der Haustür. Zögerlich verließ er das Dach und stieg hinab. Rufus hatte bereits geöffnet. Ein römischer Soldat und zwei fremdländische Männer standen bei ihm. Der Soldat sagte: „Wir suchen einen Simon, der den Beinamen Petrus trägt.“ „Der bin ich“, sagte Petrus. „Hauptmann Kornelius aus Cäsarea schickt uns. Ein Engel hat ihn angewiesen, dich in sein Haus zu holen und zu hören, was du ihm zu sagen hast.“ Ein Engel Gottes erschien einem römischen Hauptmann? Er musterte die Männer. Sie blieben höflich vor der Tür stehen. Sie wussten, dass Juden keinen Angehörigen anderer Völker in ihr Haus ließen und jede Berührung mit Heiden vermieden. Da entstand ein Gedanke in ihm, ein neuer Gedanke, der ihm Angst machte und ihn zugleich faszinierte. Was, wenn Gott auch unter den Heiden Nachfolger fand? Petrus lud die verdutzten Männer ins Haus ein. „Gerade wird das Essen zubereitet. Kommt, und bleibt über Nacht. Ist es dir recht, Rufus? Morgen will ich sie nach Cäsarea begleiten.“ Beim Essen erzählten sie von ihrem Hauptmann. Er befehlige eine Kohorte, sagten sie, etwa sechshundert Mann. Seine Kohorte werde die Italische genannt. Dass man ihn in Cäsarea stationiert habe, der Residenz der römischen Statthalter, sei ein Vertrauensbeweis der Regierung. Vor zwei Jahren habe der Hauptmann Zweifel an der römischen Vielgötterei bekommen und angefangen, nach dem wahren Gott zu suchen. Er sei nicht beschnitten wie die Juden und halte nicht die jüdischen Gesetze, aber er besuche die Synagoge und glaube an Gott. Sie beteuerten, dass er ein gütiger Mensch sei, beliebt bei den Armen in CäsaideaSpektrum 41.2014


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Foto: privat

So stellte sich der amerikanische Künstler Henry Davenport Northrop (1836–1909) die Vision von Petrus (1894) vor.

rea, weil er ihnen häufig mit Brot und Kleidern helfe. Die Suche nach Gott habe ihn gütig gegenüber den Menschen gemacht. Rufus und er wechselten lange Blicke. Am nächsten Morgen zogen sie los. Rufus und einige Männer aus Joppe, die Christen geworden waren, begleiteten sie. Nach zwei Tagen erreichten sie Cäsarea. Ein gewaltiger Augustustempel thronte auf einem künstlichen Hügel über dem Hafen. Im Süden der Stadt überragte ein Theater die Dächer der Häuser, und von Norden her leiteten Aquädukte (über eine Brücke geführte Wasserleitung) entlang des Mittelmeers Wasser in die prächtige Stadt. Der Soldat und die beiden anderen Männer brachten sie in ein Haus am Rande des Legionslagers. Es war voll mit Menschen, als gebe es etwas zu feiern. Kornelius kam ihnen entgegen. Er fiel vor Petrus nieder und huldigte ihm. „Ich bin ein Mensch wie du“, sagte Petrus eilig und bat ihn, wieder aufzustehen. „Danke, dass du gekommen bist.“ Kornelius geleitete ihn in einen großen Raum. Dicht gedrängt saßen darin mehrere Dutzend Menschen, Kornelius’ Freunde und Verwandte, wie er erklärte. Erwartungsvoll sahen sie Petrus an. Hier waren Menschen, die von Christus hören wollten, keine Juden, sondern Römer, Syrer und Griechen. Er sagte: „Jetzt begreife ich, dass Gott jeden rettet, der ihn seinen

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Herrn nennt.“ Und er erzählte von Jesus, von den Dingen, die er mit ihm erlebt hatte. Als er von der Kreuzigung berichtete, wurde es still im Raum. Würden sie auch an die Auferstehung glauben? Behutsam erzählte er davon. Staunen trat in die Gesichter. „Gott hat Jesus als Richter über die Lebenden und die Toten gesetzt“, sagte Petrus. „Aber ihr müsst euch nicht fürchten. Wer an ihn glaubt, wird von seinen Vergehen reingewaschen. Durch den Tod am Kreuz hat Jesus unsere Strafe auf sich genommen. Die Sünden sind uns verziehen.“ In diesem Moment begann ein Rauschen im Raum. Die Anwesenden lobten Gott in Sprachen, die Petrus noch nie gehört hatte. Hatte der Geist Gottes in ihnen Wohnung genommen? „Wie kann das sein?“, staunte Rufus. „Sie sind Heiden, sie sind nicht getauft, und doch empfangen sie den Heiligen Geist wie wir.“ Petrus musste an die Vision auf dem Dach in Joppe denken. Wenn Gott etwas für rein erklärt, nenne du es nicht unrein. So groß bist du, Gott, dachte er verwundert. Du willst nicht nur uns Juden retten, sondern die Völker der ganzen Welt. Er sagte: „Wenn der Herr ihnen seinen Geist schenkt, dann sollten wir ihnen nicht das Wasser verwehren. Gibt es eine flache Stelle im Hafen? Ich werde diese Männer und Frauen noch heute taufen.“ P


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P RO & KON T R A

Wird heute weniger gelesen? BUCHMESSE Die Mediennutzung hat sich rasch gewandelt: Handys, Tablets und Computer nehmen heute viel Zeit in Anspruch. 111 Minuten nutzte 2013 jeder Mitteleuropäer täglich das Internet, ein Buch las er im Durchschnitt nur 22 Minuten. Wird durch die Digitalisierung heute immer weniger gelesen? Dazu ein Pro & Kontra aus Anlass der Frankfurter Buchmesse vom 8. bis 12. Oktober.

PRO

„Verstehst du auch, was du liest?“ Die Frage des Apostels Philippus an den äthiopischen Kämmerer (Apostelgeschichte 8,30) ist bis heute die entscheidende, wenn es ums Lesen geht. Mag sein, dass die im Minutentakt eintreffenden Postings in den sozialen Netzwerken oder die Nachrichten auf WhatsApp manch einen glauben machen, er lese eigentlich ständig. Die entscheidende Frage aber lautet: Wie viel von dem, was du liest, verstehst du eigentlich? Oder umgekehrt: Wie lang darf ein Text sein, damit du ihn noch verstehst? Längst arbeiten Bibliotheken und Handelskammern gemeinsam daran, die Lesekompetenz von Ausbildungsbewerbern – auch solchen mit Abitur – zu heben, um sie ausbildungsfähig zu machen. Sinnverstehendes Lesen ist aber auch die Voraussetzung für den Zugang zu unserer Kultur, die sich nun einmal maßgeblich auf Texte stützt. Ganz

Heute wird keineswegs weniger gelesen als früher – aber anders.

KONTRA

Nein, heute wird keineswegs weniger gelesen als früher – aber anders. Ein wichtiger Grund hierfür sind zweifellos die technischen Entwicklungen der vergangenen Jahre. Die meisten Texte sind mittlerweile auch als E- Book erhältlich oder online zugänglich. Gelesen wird heute nicht mehr nur in Buchform, sondern auch auf dem Tablet, Smartphone, E-Book-Reader und demnächst wohl auch auf der Smartwatch und mit der Datenbrille. Dadurch haben die gedruckten Bücher, Zeitschriften und Zeitungen eine große Konkurrenz bekommen. Gelesen wird auch deswegen anders, weil sich sowohl das Lebenstempo der Leser als auch der Umgang mit Informationen verändert hat. Fakt ist, dass viele Menschen des digitalen Zeitalters kürzer bei einem Text verweilen, als dies früher der Fall war. Heutzutage liest man lange Texte lediglich quer. Das

Wolfgang Fenske (Berlin) ist lutherischer Pfarrer und Leiter der Bibliothek des Konservatismus.

gleich, ob wir dabei von der Heiligen Schrift, den großen Werken der deutschen Literatur oder den Zeugnissen der abendländischen Geschichte sprechen: Sie alle entfalten erst dann prägende Wirkung, wenn sie gelesen, verstanden und ins Gespräch gebracht werden. „Verstehst du auch, was du liest?“ Die Antwort des Kämmerers ist bezeichnend: „Wie kann ich, wenn mich nicht jemand anleitet?“ Die Kompetenz, längere Texte sinnverstehend zu lesen, muss eingeübt werden. Das beginnt abends auf der Bettkante, wenn den Kindern aus guter Kinderliteratur vorgelesen wird. Das geht weiter in einem Schulunterricht, in dem das Memorieren von Texten nicht wie ein Tabu behandelt, sondern als kulturelle Selbstverständlichkeit erkannt wird. Und es mündet ein in die Bereitschaft, die eigene Freizeit nicht dem Fernsehen oder Internet, sondern dem Buch zu widmen. P

Martin Severin (Düsseldorf) ist Gründer und Geschäftsführer der inner cube GmbH, die christliche Medien in zeitgemäßer und leicht verständlicher Form publiziert.

bedeutet: Ein Text muss das Interesse des Lesers erst wecken, beispielsweise durch Bilder, Überschriften, Markierungen und gekonnten Schreibstil. Natürlich gibt es auch noch die altbekannten Schmökerstunden, in denen sich Leser gemütlich mit einem Buch auf die Couch zurückziehen. Im Allgemeinen lässt sich davon ausgehen, dass die sogenannten Kurztexte am meisten gelesen werden. Sie kosten den Leser wenig Zeit, kommen rasch zum Punkt. Diese Vorliebe für Kurztexte kann man bedauern. Der Trend ist jedoch nachvollziehbar und sogar vorteilhaft in einer Welt, die immer mehr Wissen und Informationen schafft. Das Lesetempo und der Informationsfluss beschleunigen sich in einem ähnlichen Maß. Daher sind die Verfasser heraus gefordert, ihre Textlängen dem veränderten Leseverhalten anzupassen. P

Fotos: fotostudio-charlottenburg, PR

Die Kompetenz, längere Texte so zu lesen, dass man ihren Sinn versteht, muss eingeübt werden.

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DI E K LE I N E K A NZ E L

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Steffen Kern, Pfarrer und Journalist, ist Vorsitzender der Apis, des Evangelischen Gemeinschaftsverbandes Württemberg und Redner bei ProChrist.

» Ich lebe und ihr sollt auch leben. « Aus dem Evangelium des Johannes 14,19

Foto: PR

Wenn Benni eine Predigt tanzt Es war eindrücklich, ergreifend, ein Gänsehautmoment. Es geschah beim großen Sommercamp der Apis „SummerCity“ auf dem Schönblick im August. Ich hatte soeben meine Ansprache eröffnet – mein Thema: „Ich liebe dieses Leben“. Ich hatte davon gesprochen, was mein Leben lebenswert macht: meine Familie, mein Beruf, meine Erlebnisse mit Gott und seiner Schöpfung. Ich hatte erzählt, wie viel mir mein Leben bedeutet. Dann hatte ich die Predigt unterbrochen für zwei, drei Minuten, um ein Lied der Band „Juli“ einzuspielen, das genau diesen Titel trägt: „Ich liebe dieses Leben“. Und dann kam Benni. Benni ist mit seinen Eltern ein Stammgast bei „SummerCity“, einer von über 300 Teilnehmern, den alle kennen. Denn Benni ist anders. Er geht nicht wie die meisten Menschen, er kann kaum reden. Er versteht manches nicht. Er

ist ein junger Mann mit mehrfachen Behinderungen. Aber Benni kann lachen. Er kann jauchzen, so laut, dass ein ganzer Saal es hört. Und Benni kann tanzen. Als ich die Bühne verlassen hatte, damit alle das Lied hörten, stürmte Benni nach vorne. Auf allen vieren kletterte er auf die Bühne. Sein Betreuer kam ihm nur mühsam hinterher, aber da stand Benni schon direkt neben einem Lautsprecher. Er lachte wieder, er jauchzte, und er tanzte. „Ich liebe dieses Leben“, klang aus dem Lautsprecher. Ich hatte Tränen in den Augen – Benni tanzte uns allen das vor, was ich in meiner Predigt noch sagen wollte: Gott will, dass wir leben. Jesus schenkt uns neues Leben. – Wie können wir sagen, ein Leben sei nicht lebenswert, weil es behindert oder eingeschränkt ist? – Tanz, Benni, tanz, damit wir dieses Leben neu lieben lernen! P

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«Mein Beruf fordert mich. Da brauche ich auch ‹good news›. Deshalb lese ich ‹ idea Spektrum ›.» 41.2014

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PORTRÄT

Gottes guter Hirte im Ebola-Gebiet HELFER IN DER NOT Die schreckliche Ebola-Seuche in Westafrika bestimmt derzeit die Schlagzeilen in Europa. Ein ungewöhnlicher Helfer in der Not ist der orthodoxe Geistliche Themi Adamopoulo, der seit 2007 in Sierra Leone lebt – einem der am meisten betroffenen Staaten. idea-Redakteur Thorsten Brückner stellt den früheren Rockstar und Atheisten vor.

Wo verbringe ich die Ewigkeit? Aber eine Frage ließ ihn nicht los: Was passiert mit mir, wenn ich sterbe? Wo verbringe ich die Ewigkeit? Antworten erhoffte er sich von zwei orthodoxen Geistlichen im australischen Melbourne, deren seichte Entgegnung den jungen Intellektuellen aber nicht zufriedenstellte. Er studierte Theologie und promovierte an der katholi-

schen Heilig-Kreuz-Universität in Worcester im US-Bundesstaat Massachusetts. Zurück in Australien war es der desolate Zustand der dortigen orthodoxen Kirche, der ihn dazu brachte, sich wieder der Kirche seiner Kindheit zuzuwenden.

Das Messer an die Kehle Aber das Leben im reichen Australien füllte Themi, der sich seit seiner Universitätszeit für Arme engagierte, bald nicht mehr aus. Im Jahr 2000 kehrte er nach Afrika zurück. In Kenias Hauptstadt Nairobi gründete er eine Nähschule für arbeitslose Frauen. Kurz darauf folgte eine Computerschule für arbeitslose Jugendliche. Mehrfach wurde er für seinen Einsatz angegriffen. Einmal hielten ihm Angreifer ein Messer an die Kehle. Er entkam. 2007 entsandte ihn der griechisch-orthodoxe Patriarch Theodorus II. von Alexandria nach Sierra Leone. Dort bot sich ihm ein Bild des Schreckens. Der von 1991 bis 2002 wütende Bürgerkrieg hatte das Land weithin zerstört. Waisenkinder streunten durch die Straßen, auf der Suche nach etwas Essbarem.

Pater Adamopoulo in Sierra Leone

In Angst vor dem „unsichtbaren Erschießungskommando“ 2014 kämpft nun das Land mit einer ganz anderen Herausforderung: der Ebola-Epidemie. Sie wird durch Körperflüssigkeiten übertragen. „Der Feind kann ein Schulkind sein oder die schwitzende Hand eines Mannes, dem man gerade eine Flasche Milch gekauft hat“, sagt Pater Themi. Aber er denkt nicht daran, sich in seinem Haus zu verbarrikadieren. Er geht durch die Straßen der Millionenstadt, verteilt Atemschutzmasken und Handschuhe. Seine größte Sorge ist allerdings nicht Ebola: „Wenn bald keine Schiffe mehr Sierra Leone anlaufen sollten, wären wir völlig vom Rest der Welt abgeschnitten.“ Denn dann kämen vor allem Lebensmittel nicht mehr ins Land. Zusätzlich zu Ebola drohe dann eine Hungersnot. Pater Themis ungewöhnliches Leben – von den großen Rockbühnen der Welt in die schwarze Hölle von Freetown – hat nun sogar Hollywood auf den Plan gerufen. Im kommenden Jahr beginnen die Dreharbeiten zu dem Film „Themi“. P

Foto: privat

Er ist der gute Samariter in der Ebola-Hölle von Sierra Leone. Den Bürgern der Hauptstadt Freetown ist er nur als Pater Themi bekannt. Dabei war dem heute 70-Jährigen mit dem weißen Bart, der das Haus stets im Priestergewand verlässt, ein anderes Leben vorgezeichnet. Der Sohn griechisch-orthodoxer Eltern, der im ägyptischen Alexandria geboren wurde, verbrachte seine Jugend in Australien. Dort gründete er Mitte der 60er die Rockband „The Flies“ („Die Fliegen“), die im Vorprogramm der Rolling Stones und der Beatles auftrat. Selbst als er seine Rockkarriere zwei Jahre später an den Nagel hängte, blieb er überzeugter Atheist und Marxist.

DAS WORT DER WOCHE » Ich bin reich, nicht um mir selbst ständig etwas Besseres leisten zu können, sondern letztlich, um dieses Geld einzusetzen für die Sache des Reiches Gottes. « Der Chef der größten Schuheinzelhandelskette Europas, der evangelikale Christ Heinz-Horst Deichmann (Essen). Er starb am 2. Oktober kurz nach seinem 88. Geburtstag. 41.2014


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