10. September 2014 | 37
Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt
Auf neuen Wegen Herausgefordert: Wie sich Kirchen in der säkularen Gesellschaft neu positionieren.
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4 Familientag Grossfamilien trafen sich im Walter Zoo | 13 Porträt René Eberhard fertigt Schmuckstücke mit Signalwirkung | 17 Schlagwort Viel Uneinigkeit um die Einheitskasse 28 Lebensstil Trend in Richtung weniger: Ist Teilen das neue Haben? www.ideaschweiz.ch
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E DI T OR I A L
Muttenz, Manila, Mossul Liebe Leserin, lieber Leser Gottes Herz pulsiert für seine Geschöpfe. Der Schrittmacher des himmlischen Vaters ist die Liebe. Sie zeigt sich im Sohn, der sein Leben hingab. Jeder, der an ihn glaubt, geht nicht ins Verderben, sondern hat ewiges Leben. Auch nach der Auferstehung und der Himmelfahrt von Jesus schlägt das Herz Gottes weiterhin für die Menschen. Jetzt ist es der Heilige Geist, der die Liebe in die Dörfer und Städte trägt. Und zwar durch Menschen, die Gottes Anliegen weitertragen. Kirchen und Gemeinden hierzulande sind herausgefordert. Wie wird Gottes Herzensanliegen in einer veränderten Gesellschaft sichtbar, wie kommt seine Liebe ins Dorf? Eine Gruppe von Theologen und Studierenden besuchte verschiedene Kirchen. Sie informierten sich über Visionen und Strategien, Gebäude und Projekte. Während die eine Kirche ein „Generationenhaus“ erstellte, fusionierten zwei andere und eine dritte macht unter der Woche den Gemeindesaal frei für Kinder aus der Stadt. Über diese und weitere Wege, die Kirchen und Gemeinden eingeschlagen haben um den Menschen unserer Generation neu zu begegnen, berichten wir ab Seite 8. Dieser Report erklärt aber das Unsichtbare nicht, das hinter dem Äusseren stehen soll: Das Herz Gottes, das für seine Geschöpfe pulsiert. Diesen Pulsschlag gilt es zu leben, indem man die Botschaft von Jesus Christus weitergibt. Anders als die Gesellschaft, ändert sich Gottes Nachricht an die Menschen nämlich nicht. Da ich selbst predige, merke ich, wie das Gefühl der Generation Wellness die Verkündigung zu beeinflussen versucht, so nach dem Motto „Fit in einer Stunde mit dem Jesus-Turbo-Wellness-Paket!“ Nicht mehr Sünde und Vergebung, Umkehr und Erlösung stehen im Vordergrund, sondern Wohlstand, Gesundheit und Selbstliebe – abholbar bei Gott durch eine entsprechende Art des Glaubens. Ist das wirklich die Nachricht Gottes an uns? Die Trennlinie durch die Menschheit verläuft nicht zwischen den Reichen und den Armen, auch nicht zwischen den Kranken und den Gesunden oder den Glücklichen und den Unglücklichen. Die grosse Trennung ist dort, wo Menschen durch ihr Vertrauen in Christus vom Reich der Finsternis ins lichtvolle Reich Gottes wechseln. Dafür hat sich Gott hingegeben (vgl. Joh. 3,16). Im Gegensatz zu einem Wohlstandsevangelium kann diese Botschaft überall gepredigt werden – egal ob in Muttenz, in Manila oder in Mossul. Rolf Höneisen
Impressum Idea Schweiz Herausgeber: Idea Information AG, 4410 Liestal Verwaltungsrat: Heiner Henny, Präsident, Sam Moser Stellvertreter, Paul Beyeler, Hans Lendi, Helmut Matthies, Matthias Spiess, Andrea Vonlanthen Ideelle Trägerschaft: Schweizerische Evangelische Allianz (SEA), Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG), Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) Redaktion: Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 44, Fax 031 819 71 60 E-Mail: redaktion@ideaschweiz.ch Internet: www.ideaschweiz.ch
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Bildnachweis: Karin Walz (Titelseite); zvg (Seite 3)
Chefredaktor: Rolf Höneisen (rh) Büro: Steinackerstrasse 4, 9214 Kradolf-Schönenberg, Tel./Fax 071 642 44 21 E-Mail: rolf.hoeneisen@ideaschweiz.ch Redaktion: Thomas Feuz (tf), Christof Bauernfeind (chb) Erweitertes Team: Christian Bachmann (cb), Mirjam Fisch-Köhler (mf ) Verlagsmanager: Bruno Jordi, 031 818 01 26 verlag@ideaschweiz.ch Kundenberatung Anzeigen: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 42; Fax 031 819 38 54 E-Mail: inserate@ideaschweiz.ch
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BIBLISCH Nein! Der Herr hat euch gesagt, was gut ist! Er fordert von euch nur eines: Haltet euch an das Recht, begegnet anderen mit Güte und lebt in Ehrfurcht vor Gott! Micha 6,8 Der Anfang war mir schon lange bekannt. Egal in welcher Übersetzung, für mich klang es meistens so, als ob Gott sich die Haare rauft warum ich immer noch frage, was gut ist. Wie häufig er es mir noch sagen muss! Was ist los – bin ich wirklich so begriffsstutzig oder vielleicht eher unwillig? Den zweiten Teil des Verses kannte ich lange nicht. Nun ist dieser Leitvers von StopArmut mein täglicher Begleiter und fordert mich zu einem verantwortlichen Lebensstil heraus – z. B. konsequent die Güte, die Gott mir gibt, mit anderen zu teilen. Schwierig, vor allem da wegzuschauen in unserem Alltag so einfach ist. Und doch wird Micha 6,8 mir immer mehr zur Ermutigung, mich in dem zu üben, was gut ist. Ein Lieblingsbibelwort von Wiebke SuterBlume, Leiterin Nachhaltigkeit bei StopArmut, Otelfingen ZH. www.stoparmut.ch
Aboservice: Jordi AG – das Medienhaus, Franziska Schüller, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 20, Fax 031 819 38 54 E-Mail: abo@ideaschweiz.ch Abopreise: Jahresabo Fr. 145.–, Seniorenabo Fr. 117.–, Halbjahresabo Fr. 77.–. Das Abo ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar. Einzelverkaufspreis: CHF 4.– Konto: PC-Konto 40-788586-4 Idea Information AG, 4410 Liestal Layout/Druck/Versand: www.jordibelp.ch Spendenkonto: Idea Information AG, 4410 Liestal PostFinance, 3013 Bern, Konto-Nr. 40-788586-4 IBAN-Nr. CH14 0900 0000 4078 8586 4 BIC-Code POFICHBEXXX
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PARDON Kürzlich besuchte ich eine Weiterbildung. Wir erfuhren viel zum Thema Ressourcen nutzen und deren Fallstricke erkennen. So toll es ist, wenn jemand die Initiative ergreift, so schnell kann diese Person Langsamere überfahren. Es ist eine Gabe, Stimmungen wahrnehmen zu können. Aber es erschwert das Vorwärtskommen als Team erheblich, wenn zuerst alles stimmig sein muss, bevor man mit der Arbeit beginnen kann. Sachliche Menschen gehen leicht an die Decke, wenn sie einer „Gschpürsch-mi-Jüngerin“ begegnen, hypersensible Menschen leiden, wenn nur rational begründete Entscheidungen gefällt werden. Spannend war es, das Quadrat der Kernqualität zu definieren. Nehmen wir an, die Kernqualität einer Person ist ihre Vielseitigkeit. Wenn sie dies übertreibt, gerät sie in die Falle, sich zu verzetteln. Sie ist also herausgefordert, sich zu fokussieren. Trifft die Vielseitige auf einen Pedanten, reagiert sie allergisch. Besonders beim Thema Allergie reagierten viele Teilnehmer spontan. „Genau, so sture Typen kann ich nicht ausstehen!“ „Mich regt es auf, wenn jemand immer zu spät kommt!“ „Was ist denn das für eine Organisation? Das hätte man doch planen können!“ Wohltuend war die Feststellung, dass jedes Talent eine Herausforderung birgt, und wir alle davon betroffen sind. Dass es zu Reibungen kommt bei ganz verschiedenen Begabungen, wurde wieder einmal offensichtlich. Aber es sind viele Ressourcen vorhanden und die Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln und einander zu ergänzen. Mirjam Fisch-Köhler ist Familienfrau, Katechetin und freie idea-Journalistin.
Familien bilden das Fundament IG3PLUS FAMILIENTAG Gegen 500 Eltern mit Kindern trafen sich im Walter Zoo in Gossau SG. Mit dabei auch Ständerätin Brigitte Häberli.
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ie Sonne strahlte beim üppigen Morgenbrunch im Gossauer Walter Zoo. Gut gelaunt sammelten sich die aus der ganzen Schweiz angereisten Grossfamilien (drei und mehr Kinder) im Zirkuszelt, wo normalerweise ein Zirkus-Theater die Besucher begeistert. Hier wurden sie von der Präsidentin von ig3plus, Käthi KaufmannEggler, begrüsst, bevor die Thurgauer Ständerätin Brigitte Häberli (drei Kinder) in ihrem Referat betonte, dass Familien das Fundament einer Gesellschaft bildeten. Als CVP-Politikerin sei es ihr wichtig, die Anliegen von Grossfamilien in „Bundesbern“ zu vertreten. „Karriere wird heute oft höher gewertet als eigene Kinder. Dabei bekommt das Kind in einer intakten Familie das Urvertrauen, das es zum Leben braucht“, betonte die Ständerätin.
Grosses Engagement Neben dem Betreiben von Kleidersammelstellen und dem Anbieten günstiger Ferien, vernetzt ig3plus die ihr angeschlossenen rund 1800 Familien, vermittelt wichtige Kontakte und setzt sich auch mal bei Behörden konkret für Familien ein.
Im Dienst für Grossfamilien: Käthi Kauf Kaufmann-Eggler für einmal im Zirkuszelt.
Barbara Leuenberger etwa, Besucherin mit vier Kindern, konnte dank ig3plus Ferien in Frankreich realisieren. Sie selber hilft mit beim Verteilen von Überschussbrot an Bedürftige. Auch die Arbeitsgruppe „Jugend und Familie“ unterstützt dank Spendengeldern in Not geratene Familien, zum Beispiel mit der Abgabe von Lebensmitteln. (rf) • b www.ig3plus.ch b www.jugendundfamilie.ch
5 JAHRE ICF MÄNNERKONFERENZ – „MEN’S WORLD“ AM WOCHENENDE IN SURSEE
Männer dürfen Männer sein „Männer nach dem Herzen Gottes machen den Unterschied aus“, betonte Hauptreferent Tyler Vinyard, Pastor der US-Megakirche „Church of the Highlands“. Das Wachstum seiner Gemeinde sei unter anderem darauf zurückzuführen, dass Männer in seiner Gemeinde noch Männer sein dürf dürften. „Männer sind dazu geboren, Spass zu haben, sie wollen Teil eines Abenteuers sein. Oft sind sie nur halbherzig mit einer Kirche verbunden, weil diese Elemente fehlen“, so Vinyard. Studien würden zeigen, dass niemand so viel Einfluss auf die Entwicklung der Familie hat, wie der Vater.
„Die Chance, dass eine Familie zum Glauben kommt, wenn der Vater Jesus kennenlernt, liegt bei 93 Prozent, wenn die Mutter Christ wird, liegt sie nur bei 17 Prozent.“ Die Hoffnung der Kirche seien folglich die Männer. (fw) b www.icf.ch
Fotos: Rolf Frey; Florian Wüthrich/Livenet
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NOTIERT
Solo-Programm: Als Theo Riemann hinterfragt Peter Wild menschliche Widersprüche.
Selbstironie, Humor und Tiefgang KABARETT „„Theo macht Theater“ heisst das Programm von Peter Wild. Als Prof. Dr. Theo Riemann rast er durch die Schauspielgeschichte.
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wanzig Jahre lang füllten Peter Wild und Alexander Zimmerling alias „Wildlinge“ landauf und -ab Theatersäle, Seminarräume und Kirchen. Nach über 1200 Auftritten im In- und Ausland sowie im Fernsehen (Benissimo, Kassensturz) hörten sie 2010 auf. Darauf begann Peter Wild, Ideen für ein eigenes Programm zu sammeln. Cla Gleiser half ihm textlich, der Pantomime Carlos Martinez übernahm die Regie.
Gemeinsam mit Beat Müller Seit Frühling 2013 ist Peter Wild gut zwanzig Mal aufgetreten, begleitet von seiner Frau Yvonne. Neben der Betreuung der Buchungen ist sie für Licht und Sound zuständig. Zusätzlich tritt der in Wollerau SZ wohnhafte, gelernte Grafiker zusammen mit Beat Müller („Schauspiel GmbH“) in der Co-Produktion „FischAugä“ mehrheitlich in Kirchen auf. Für einen Auftritt in Deutschland hiess es, den ganzen Bühnenstoff ins Hochdeutsche zu übertragen. Mit rund 80 FischAugä-Auftritten darf man von einem Erfolg reden. Die nächsten Auf Auftritte stehen vor der Tür.
Fotos: Peter Wild/zvg
„Nicht nur Theorie, Mann!“ Theo Riemann, der Protagonist im Programm „Theo macht Theater“, ist überzeugt davon, bei seinen Streifzügen durch die Theatergeschichte zu wissen, wovon er redet. So etwa im Mittelalter mit seinen Hofnarren oder der langen Tradition des Marionettenschauspiels. Wie ein roter Fa37.2014
den taucht seine Figur Theo Riemann in diesen Szenen auf. Immer wieder gleitet Theo aber vom Thema ab und erwähnt Episoden und Sehnsüchte aus seinem eigenen Leben. Etwa, dass er auf ein Liebeszeichen einer Nachbarin wartet ... um gleich darauf peinlich berührt wieder den Faden aufzunehmen. Damit offenbart seine Figur Widersprüche nicht nur in sich selber, sondern reflektiert auch unser Menschsein. „Es ist eben vieles doch nur Theorie, Mann, das in unseren Köpfen herumgeistert!“, so Peter Wild alias Theo Riemann. „Letztlich spielt Theo Riemann sich selber, so wie bei jedem Schauspieler viel vom eigenen Charakter zum Ausdruck kommt“, meint Peter Wild.
Fortsetzung mit Theo Logisch? Neben dem Theater arbeitet Peter Wild als selbstständiger Grafiker. Dies hilft mit, die Kosten zu tragen. Der bald 52-jährige Vater von zwei erwachsenen Töchtern steckt voller Ideen für eine Weiterentwicklung der Figur Theo Riemann. Da er einen persönlichen Bezug zum christlichen Glauben hat, könnte das neue Programm etwa „Theo Logisch“ heissen. Dabei möchte Peter Wild „die theoretische Theologie-Logik in unseren Köpfen“ humorvoll hinterfragen. „Selbstironie und Humor sind oft untervertreten bei christlichen Treffen“, meint Peter Wild. Dem möchte er gerne entgegentreten, ohne jemanden zu verletzen. (rf) • b www.peterwild.ch
GfC-Jugend: Authentisch leben FREE! hiess das Thema der gut besuchten GfC-Jugendkonferenz in Steffisburg. Referent Johannes Wirth verknüpfte das Thema mit seiner persönlichen Geschichte. Bewegend, wie er von der Annahme und Liebe durch den himmlischen Vater erzählte: „Er hat sich nicht für mich geschämt, er hat mich gern!“ Dieses Vaterbild sei entscheidend für unser Leben, fuhr Wirth fort. Er ermutigte dazu, keine „lauwarmen Entscheide“ zu treffen, sondern ganz auf Jesus zu setzen. b juko.gfc.ch Mitternachtsruf: Israelkonferenz Rund 800 Personen besuchten die 7. Israelkonferenz. Nebst Referaten über die aktuelle Lage wurde die Frage behandelt: „Hat die Gemeinde Israel ersetzt?“ Gott stehe zu seinem Bund, lautete der Grundtenor. Zugunsten sozialer Einrichtungen wurden 200 000 Franken überreicht. „Israel hat eine Zukunft“, zog Jonathan Malgo Bilanz. Das Freundestreffen vom 21. September findet in Bern statt. b www.mitternachtsruf.ch
Chrischona-Mitarbeiterkonferenz: Zum „Spiritualitäter“ werden Peter Gloor rief die 200 Teilnehmer dazu auf, zum „Spiritualitäter“ zu werden: „Diese haben Leidenschaft, lassen sich begeistern und packen gemeinsam an.“ Ruedi Glanzmann wurde als Regionalleiter Mitte in den Ruhestand verabschiedet und Martin Pfäffli als sein Nachfolger willkommen geheissen. b www.chrischona.ch Bischofszell TG wünscht keine Anti-HIV-Plakate Der Stadtrat von Bischofszell wandte sich brieflich ans Bundesamt für Gesundheit. Er unterstützt die in der Bevölkerung geäusserten Bedenken gegen die Kampagne und wünscht, dass auf dem Gemeindegebiet keine Plakate aufgehängt werden. Die Antwort des BAG steht noch aus.
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Auf der Schwelle zu einer neuen Ära des Glaubens? KONFERENZ Die von der Stiftung Schleife einberufene Konferenz „Renaissance des Glaubens“ befasste sich mit der Frage, was es zu einer Neugeburt, zu einem neuen Entfachen des Glaubens braucht.
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und 850 Personen besuchten am letzten Wochenende die Reithalle in Winterthur, um mehr über dieses Thema zu erfahren. Einer der Referenten war Gary Oates. Der langjährige Freund der Schleife – ein ehemaliger Gemeindeleiter aus den USA – wirkt heute an Konferenzen auf der ganzen Welt mit. Renaissance, so ist Oates überzeugt, beginnt im Denken. Zur Transformation des Denkens gemäss Römer 12,2 gab Oates praktische Tipps. Er schlug beispielsweise vor, jeden Tag ein Kapitel aus dem Buch der Sprüche zu lesen. Wiederkehrende quälende Gedanken solle man zurückweisen und mit einer positiven Bibelstelle ersetzen.
Lautlos, aber hörbar Gary Oates erklärte auch, wie einfach es sei, Gottes Stimme zu hören. Er forderte die Konferenzteilnehmer dazu auf, ihren Namen zu sich selbst zu sagen. Genauso spreche auch Gott – lautlos, aber dennoch hörbar, in unseren Gedanken. Auch Visionen würden so funktionieren. Es seien innere Bilder, die Gott uns gebe. Um dies zu veranschaulichen, bat Oates die Teil-
nehmer, an ihre Küche zu denken und sich darin „umzusehen“. Genauso könne auch Gott durch seine Worte unsere Vorstellungskraft aktivieren. Das Ganze sei – nur weil es sich auf einer Art „innerem Bildschirm“ abspiele – nicht weniger real. Das Übernatürliche ist gemäss Oates sogar „realer als der Stuhl, auf dem du sitzt.“
Engere Beziehung zum Vater Wie Oates stammte auch der zweite Redner, Larry Randolph, aus den USA. In seinen Vorträgen gibt er auch prophetische Eindrücke weiter. In Winterthur sprach er über die Wiedergeburt des Glaubens anhand des Bildes einer hochschwangeren Frau. „Wir sehen heute, wie die Kirche auf jedem Kontinent verfolgt wird. Dies sind die Geburtswehen“, sagte Randolph. Das Kind, das geboren werde, stehe für die Kinder Gottes, die sich bei der Geburt von der Mutter abnabeln und dem Vater näher kommen. Randolph berichtete auch von einer Vision, in der er gesehen habe, wie überall in Europa kleine Feuer entzündet wurden. Es seien gute Feuer, die Gott mit seinem Atem weiter anfachen werde.
Larry Randolph (links): „Eine Geburt steht bevor.“ Rechts Übersetzer Andreas Keller.
Für den Lobpreis wurde der bekannte Liedermacher Lothar Kosse eingeladen. Zusammen mit Lilo Keller und Schleife Musikern schuf er einen musikalischen Rahmen für die Begegnung mit Gott. Die Stiftung Schleife will kirchliche Gemeinden aller Denominationen, christliche Werke sowie andere Gruppierungen fördern und unterstützen. Sie schafft dafür gottesdienstliche, seelsorgerliche und schulische Angebote. Geleitet wird die Stiftung Schleife durch Stephanie und Andreas Keller. (spf) P b www.schleife.ch
PREIS DER PAULUSAKADEMIE 2014 VERLIEHEN
Fotos: zvg; Simone Pflüger
Projekte gewürdigt Der diesjährige Preis der Paulus-Akademie in Zürich ging an zwei Vereine und ihre wegweisende Arbeit mit Menschen mit Behinderung. Die Jury würdigte, dass sie den Wert der Inklusion auf eindrückliche Weise konkret werden lassen. Andreas Rubin, ein junger Mann mit einer Behinderung, engagiert sich beim Treff Treffpunkt „Heitere Fahne“, einem Kultur-, Theater- und Gastronomieprojekt des Kollektivs Frei_Raum Bern. In einer Liegenschaft in Bern wird vorgelebt, wie Inklusion gelingen kann: Es wird an alle gedacht und alle gehören dazu. Menschen mit und ohne Handicap planen, arbeiten, feiern, machen Musik, Theater, Kunst und betreiben ein Restaurant. Zusammen mit Rahel Bucher vom Kollektiv durfte Andreas Rubin den mit 10 000 Franken dotierten Preis entgegennehmen. Auch Gregor Strutz vom Verein „Andere Augen“ aus Berlin gehört zu den Preisträgern. Der Grafikdesigner 37.2014
hat das Foto-Lese-Tast-Hörbuch für Sehbehinderte geschaffen und betont: „Wir müssen behinderte Menschen in die Entwicklung einer barrierefreien Gesellschaft einbeziehen.“ Andernfalls bleibe sie eine Utopie. Den Mitarbeitenden beider Projekte ist es wichtig, Rahmenbedingungen zu schaffen, in denen Menschen sich entfalten können. René Zihlmann, Präsident des Stiftungsrats der Paulus-Akademie, erwähnte dabei Jesus als Vorbild. Die Laudatio hielt der Psychoanalytiker und Schriftsteller Jürg Acklin, der seinen zerebral gelähmten Bruder darin unterstützt, so selbstbestimmt zu leben, wie dies eben möglich ist. (mf)
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Kirchen auf neuen Wegen GEMEINDEBAU Wie definieren christliche Gemeinden ihre Werte? Was sind ihre Ziele, wie ist ihre Strategie? IGW und A+W führten eine gemeinsame Studienreise zu Kirchen und Gemeinden durch. Karin Walz war mit dabei und beschreibt diese „Pilgerfahrt“ der etwas anderen Art. Wo stehen christliche Gemeinden heute? Wie definieren sie ihre Werte, worin sehen sie ihren Auftrag? „Gemeinden auf neuen Wegen – Innovation in Landes- und Freikirchen“ so lautete der Titel einer vom IGW (Institut für Gemeindebau und Weltmission) und von A+W (Aus- und Weiterbildung der reformierten Pfarrerinnen und Pfarrer) in der Schweiz erstmals durchgeführten Studienreise (siehe Kasten). Ebenfalls ein Thema, dem nachgegangen wurde, war das Selbstverständnis der Männer und Frauen an der Spitze der Gemeinden: Sind sie Leiter, Führungskraft, Einzelkämpfer-Superman, Hirte-Gärtner oder Teamplayer? Am erfolgreichsten, so die Erkenntnis in diesem Punkt, sind Gemeinden, die weder Pfarrer-lastig noch Team-lastig sind, sondern in denen ein ausbalancierter, auf Vertrauen basierender situationsbezogener Führungs- beziehungsweise Leitungsstil
herrscht, der eigenverantwortliches, ziel- und werteorientiertes Handeln fördert.
Ein Haus als „Botschaft“ Ein Beispiel dafür, wie ein engagierter Pfarrer mit einer Vision, die Menschen begeistert, eine Gemeinde zu neuen Ufern aufbrechen lässt, ist die in einer eher ländlich geprägten Region liegende reformierte Kirchgemeinde Uznach im Kanton St. Gallen. Sie befindet sich in einem katholischen Umfeld und definiert sich als Familien-Generationen-Kirche. Was ihr fehlte, war ein gemeinsames Dach, ein Begegnungszentrum für die beiden – vier Kilometer auseinander liegenden – Gemeindeorte Uznach und den Kirchenstandort Eschenbach mit ihren 4900 Mitgliedern. Im August 2014 war es soweit: Das für rund 4 Millionen Franken erbaute „Generationenhaus“ wur-
Wo stehen christliche Gemeinden heute? Wie definieren sie ihre Werte, worin sehen sie ihren Auftrag, was sind ihre Zukunftsziele und welche Strategien verfolgen sie, um diese zu erreichen? Was macht Gemeinden erfolgreich und woran scheitern sie? „Gemeinden auf neuen Wegen – Innovation in Landes- und Freikirchen“ lautete der Titel einer vom IGW (Institut für Gemeindebau und Weltmission) Zürich und von A+W (Aus- und Weiterbildung der reformierten Pfarrerinnen und Pfarrer) angebotenen Studienreise. Die Reisegruppe – acht Pfarrer und Diakone, darunter ein Teilneh-
mer aus dem deutschen Böblingen – besuchte zwei evangelischreformierte Kirchgemeinden, eine evangelisch-methodistische Gemeinde, eine Freie Evangelische Gemeinde und zwei Projekte. Die Leitung lag in den Händen von Jacques-Antoine von Allmen, Beauftragter für die Weiterbildung evangelisch-reformierter Pfarrerinnen und Pfarrer, Marc Nussbaumer, Pfarrer einer evangelischmethodistischen Kirche und Studienleiter CAS Turnaround sowie Michael Girgis, Co-Rektor von IGW International. Der vorliegende Beitrag fasst die wesentlichen Eindrücke zusammen.
Foto: Karin Walz
Kirchen auf neuen Wegen – auf der Suche nach Innovation in Landes- und Freikirchen
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de eröffnet. Unter dem Motto „ineinander, miteinander, durcheinander“, soll es Dreh- und Angelpunkt für die Gemeindemitglieder „mit allen Wahlverwandten und Freunden werden“, so Pfarrer Martin Jud, der darin die Theologie der Gastfreundschaft verwirklicht sieht und sich selbst als „Anstossgeber“ versteht. Auch die Standortwahl steht für Offenheit. Schräg fällt der Blick auf die katholische Kirche, das Seniorenzentrum ist in Sichtweite, Schule und Rathaus sind in der Nähe. Dem Projekt vorausgegangen waren eine mehrjährige intensive Situationsanalyse, die Diskussion um ein passendes, in die Zukunft weisendes Projekt, dessen konkrete Planung, Klärung der finanziellen Unterstützung durch die Kantonalkirche über einen Innovationsfond, zusätzliches Fundraising und schliesslich die Umsetzung. Eine wesentliche Rolle für den Erfolg der Baumassnahme habe eine klare, offene und wertschätzende Kommunikation nach innen und aussen gespielt, erklärt Jud. Dies habe Vertrauen auf aufgebaut und Zuversicht vermittelt. „In ein Boot, von dem ich weiss wohin es fährt, steige ich lieber ein als in ein Boot, wo ich nicht weiss, ob es überhaupt abfährt.“ Für ihn setzt der Neubau auch überregional ein wichtiges Zeichen: „Es gibt nicht nur Kirchen, die leerer werden, sondern auch Kirchen, die bauen!“
Eine „hörende“ Gemeinde ändert den Fokus Die methodistische Gemeinde Hombrechtikon ZH stand mit maximal zehn Gottesdienstbesuchern kurz vor dem Aus. Hätten die Mitglieder aufgegeben, gäbe es die Gemeinde heute nicht mehr. Doch sie bewiesen praktisches Gottvertrauen, gingen in die Offensive und stemmten sogar einen Kirchenanbau an ihr Haus. Nach und nach kamen neue Mitglieder dazu, begünstigt auch durch Neuzuzüger. Um dem Selbstverständnis als „Familiengemeinde“ gerecht zu werden, investierte man in die Kinder- und Jugendarbeit, baute die obere Wohnung zum Kindertreffpunkt um und richtete als jüngstes Projekt im Erdgeschoss ein Bistro ein. „Jetzt fehlt uns nur noch eine anständige Küche“, so das Fazit des Leitungsteams. Momentan besuchen um die 60 Erwachsene und etwa 55 Kinder und Jugendliche die Gottesdienste. Der Bezirk bezahlt einen Pfarrer, der jeden dritten Sonntag predigt
Fotos: Karin Walz
EMK Hombrechtikon
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Generationenhaus in Uznach
sowie einen Jugendpfarrer. Ergänzend werden Laienprediger eingesetzt. Einen Hinweis auf das Geheimnis der erfolgreichen „Kehrtwende“ liefert der Auftrag, den sich die ehrenamtlich tätige Gemeindeleitung selbst gegeben hat: „Wir wollen Raum für Initiativen schaffen.“ Die Impulse für die Initiativen holte und holt sich die Gemeinde über das Gebet und über Ideen, die von inspirierten Jugendlichen und Erwachsenen an das Team herangetragen werden. Auffallend ist die ausgeprägte Konsens- und Teamkultur. Das gemeinsam entwickelte Leitbild besteht aus fünf Buchstaben, die aus fünf Glaubensinhalten bestehen: Gemeinschaft, Nachfolge, Anbetung, Dienst, Evangelisation = GNADE. Und die Zukunft? Nach Gemeindeanalysen (Schwarz) und Seminaren (Willow Creek) sieht sich die Familiengemeinde erneut in einer Umbruchphase – die Zahl der jungen Familien ist rückläufig. Ihre Strategie: Sie öffnet sich verstärkt dem diakonischen Gedanken und damit nach aussen. In ihrer Vision sieht sie sich als fest in der Region verwurzelten Baum, ernährt vom Wasser des Lebens, in dessen Krone unterschiedliche Angebote und Aktivitäten ihren geschützten Raum finden.
Eine Gospelkirche muss sich neu definieren In einem rasch wachsenden Neubaugebiet in Jona SG liegt das vor fast 20 Jahren eröffnete Gemeindezentrum der 6500 Mitglieder umfassenden reformierten Doppel-Kirchgemeinde Rapperswil-Jona. Einmal monatlich findet ein gemeinsamer Gottesdienst statt. Der erste Eindruck am Sonntagmorgen vor dem Gottesdienst vermittelt das Gefühl: In Jona kommt eine lebendige, gastfreundliche Gemeinde zusammen. In der Kirche versammeln sich die ersten Gläubigen, im Vorraum warten Tische darauf, um mit den Salatschüsseln und anderen Leckereien der Gemeindemitglieder für das anschliessende Buffet gefüllt zu werden, während einige Männer draussen den Grill Evangelische Kirche Rapperswil-Jona
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installieren. Zwei schwarze Bretter künden von vielen Gemeindeaktivitäten. Der Ablauf des Gottesdienstes, dessen Liturgie ganz klassisch abläuft, wird schnell klar: Der Hauptanziehungspunkt der Jonaer Kirche ist die Musik, ein bis zu 60 Mitglieder umfassender Gospelchor, geleitet von einem charismatischen Chorleiter, begleitet von ein paar Instrumentalisten. Bis zu 400 Personen lassen sich von dieser Musik und mit ihr durch den Gottesdienst tragen. Doch an diesem Tag, an dem zufällig der Chorleiter seinen letzten Auftritt hat, wird auch klar: Tritt eine solche Person, die begeistert und motiviert, von ihrer Funktion zurück, hinterlässt sie eine grosse Lücke. Was unternimmt eine Gemeinde in dieser Situation? Laut deren Leitung wurde bisher kein passender Nachfolger gefunden; es wird weitergesucht. Da nicht alle Sänger und Sängerinnen auch gläubige Christen sind und eine persönliche Bindung zur Gemeinde haben, sei nicht davon auszugehen, dass dieser Personenkreis den Gottesdienst weiter besucht – ob mit einem neuen Chorleiter oder ohne. Und die Hauskreise? „Wir sind da schwach unterwegs“, lautet die kritische Selbsteinschätzung. Nun sollen Gebetswochen neue Impulse setzen. Ein Ort der Stille soll auch unter der Woche eine Rückzugsmöglichkeit schaffen, einige Räume eine neue, noch nicht definierte Funktion erhalten. Diskutiert wird die Vision eines offenen Hauses mit Kaffee-Lounge – allerdings gibt es kaum Laufkundschaft, die dieses Angebot nutzen könnte. Das Fazit: Es ist ein Paradigmenwechsel nötig und ein neues, zukunftsfähiges Konzept. Das Potenzial ist da. Gospel, übersetzt mit Heilsbotschaft, das Evangelium, die frohe Botschaft, bezieht sich ja nicht nur auf das gesungene Wort.
Das Säulenprinzip – ein erfolgreiches Modell
Reklame
Die Kirche im Prisma (Freie Evangelische Gemeinde FEG) Rapperswil zieht Besucher weit über die Region hinaus an. Ihre Vision ist „ein Lebensstil der gelebten Werte“ und die Einstellung: „Wir sind beschenkt, um zu beschenken“. Das dahinterstehende Konzept lässt sich am einfachsten
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Kirche im Prisma Rapperswil
anhand eines Hausmodells erklären. Das gemeinsame Fundament bilden acht Werte: Sich für Jesus entscheiden, evangelisieren und aufatmen durch persönliches Reifen und Wachsen, Beziehung in einer Kleingruppe leben, Begabungen entdecken und einsetzen, die Entwicklung der Gemeinde mit hoher Priorität fördern, die wachsende Gemeinde als Chance feiern und Gutes tun. Auf diesem Wertefundament stehen vier tragende Säulen, die sich an Altersgruppen orientieren: Kinder, Jugend
„Wir sehen uns als Sauerstoff für unsere Umgebung.“ Alexander Sager und Teenies, junge Erwachsene, Erwachsene. Jede Säule arbeitet für sich sehr selbstständig, verfügt über Leiter und Teams. Dazwischen werden Übergänge in andere Bereiche der Gemeinde angeboten. Das Dach verbindet die Gesamtkonstruktion, steht für gemeinsame Kampagnen wie in diesem Jahr das Bibellesen, für die Gesamtvision und ist somit der Gestaltungsbereich der Gemeinde- und Regionalleitung. Alexander Sager zum Beispiel ist Co-Leiter und zuständig für die sogenannten „Groups“ bei O², der Jugendkirche. Als Dreier-Team bieten sie der von ihnen angesprochenen Altersgruppe ein breites Programm. Ihr Ziel: „Wir wollen auf natürliche Weise eine übernatürliche Begegnung ermöglichen.“ Die in einem Klima der Wertschätzung übermittelte Botschaft kommt an. Zu den Abendgottesdiensten finden sich zwischen 110 bis 200 Leute ein. „Wir sehen uns als Sauerstoff (O²) für unsere Umgebung und werden auch so wahrgenommen“, so Sager. Insgesamt zieht die Freikirche mit diesem Konzept bis zu 1000 Mitglieder an. Dadurch ist die Hemmschwelle gera-
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Mit einem landes- und freikirchlich anerkannten Diplom in Sozialdiakonie Theologisch-Diakonisches Seminar Aarau
Fotos: Karin Walz
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BR E N N P U N K T
Evangelische Kirche Wattwil
de für jüngere Besucher tiefer. „Ab einer gewissen Grösse treffe ich Gleichgesinnte, falle nicht mehr so auf und es entsteht eine Sogwirkung“, erklärt Alexander Sager.
Fusion mit Folgen: Struktur kontra Mensch Die Aussenfassade der stattlichen Kirche der reformierten Kirchgemeinde Mitteltoggenburg in Wattwil SG strahlt in frischem, zarten Blau. Das Innere steht im Kontrast dazu. Der Raum wirkt wie im „Dornröschenschlaf“. Nur eine grosse bunte – vermutlich von einer Jugendschargruppe gebastelte – Wanddekoration bringt etwas Farbe und Lebendigkeit in den Raum. Ein symbolisches Bild für den Kraftakt, den die beiden Gemeinden Wattwil (2700 Einwohner) und Lichtensteig (575 Einwohner) mit ihrer erfolgreichen Kirchenfusion 2012 hinter sich gebracht haben. Heute ist die Gemeinde dankbar für den gut vorbereiteten und umgesetzten Zusammenschluss. Die Finanzen stimmen, das Personal ist effizienter einsetzbar und zukunftsfähige Strukturen, etwa ein gemeinsames Sekretariat, wurden geschaffen. Team und Angebote konnten erweitert werden. Und: Unter dem neuen, gemeinsamen Dach sind „verschiedene Frömmigkeitsstile erlaubt“. Das Problem dieser „Vernunftehe“: Es ist nicht gelungen eine neue, gemeinsame Identität zu schaffen, von Leidenschaft für das neue Gebilde ganz zu schweigen. Man hätte, so die Erkenntnis, bestimmte Gruppen, besonders die freiwilligen Helfer, mehr in das Projekt einbeziehen sollen. Die Kommunikation, der emotionale Prozess, sei vernachlässigt worden. Jetzt soll nachjustiert werden, beispielsweise durch verstärkte Jugendarbeit. Ob das ausreicht, um die verbliebenen Gläubigen zu mobilisieren, zu begeistern und neue ins Kirchenschiff zu holen, bleibt offen. Auffällig, so die Beobachtung von Michael Girgis, sei an diesem Beispiel, „dass das Potenzial des Scheiterns sehr stark an einem Pfarrteam liegt, das nicht die gleichen Werte vertritt“.
Fotos: Karin Walz
Die Arche: Ein Sozialprojekt verändert eine Gemeinde Das Kick-Fussallspiel steht direkt unter dem Kreuz. Tische und Stühle verteilen sich im Raum. Musikinstrumente stehen in der Ecke. Die Wände sind reich dekoriert. Ein christlicher Mehrzweckraum? Die Antwort ist „Ja“ und „Nein“. Die Chrischona-Gemeinde in Kreuzligen TG ist von Kindern „besetzt“ worden. Eine gewollte Besetzung. Die Initialzündung dazu gab das Kinderprojekt des Vereins „Arche“. Es wird zu etwa 80 Prozent mit Spendengeldern finanziert, die ausserhalb der Chrischonagemeinde generiert werden, da das Projekt nicht die eigene 37.2014
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Arche, Chrischona Kreuzlingen
Arbeit der Gemeinde schwächen soll. Aktuell beträgt das jährlich zu generierende Budget 350 000 Franken. Verkörpert wird diese Initiative von Matthias Wegmüller, Gründer und Geschäftsführer. Er stellte sich im Jahr 2009 die entscheidende Frage: „Was fehlt nach 30 Jahren in unserem Quartier, wenn unsere Kirche heute für immer die Türe schliesst?“ Die Antwort: „nicht viel“. Denn aus dem Quartier, ein sozialer Brennpunkt mit hoher Armutsquote, fanden nur wenige Menschen den Weg in den Gottesdienst. Das hat sich dank der Arche, vor allem was die Kinder betrifft, verändert. „Wir holen diese von der Strasse, geben ihnen eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung, Hausaufgabenbetreuung, einen Mittagstisch zu einem äusserst sozialen Preis und vor allem Geborgenheit“, betont Matthias Wegmüller, der für die durchschnittlich 45 anwesenden Mädchen und Jungen zu einer wichtigen Vertrauens- und Respektsperson geworden ist. Darunter sind auch muslimische Kinder. „Wir zeigen uns ihrer Religion gegenüber respektvoll, denn es geht uns nicht darum, sie zu christianisieren. Wir fordern diesen Respekt gegenüber unserer eigenen Religion aber in der gleichen Weise ein.“ Dazu tragen die für alle gleichermassen geltenden Regeln für einen wertschätzenden Umgang miteinander bei. Jesus ist trotzdem präsent, wenn auch nicht durch Schrift und Wort. „Er soll sichtbar werden durch uns“, erklärt Matthias Wegmüller stellvertretend für das achtköpfige Team. Er ist davon überzeugt, dass „die Verantwortung der Kirche grösser ist als Gottesdienst zu halten“. Dieser hat jedoch nach wie vor seinen festen Platz. Sonntags verwandelt sich der Mehrzweckraum wieder in eine Kirche. Die Zukunftsvision von Matthias Wegmüller: „Dass sich unser Projekt multipliziert, unser Problemquartier zu einem Vorzeigequartier wird und wir jedes unserer Kinder zur Schulreife führen können“.
Fazit nach vier Tagen Am Ende der vier Tage waren sich die Teilnehmenden darin einig: Es besteht eine grosse Vielfalt an kreativen, innovativen und visionären Ansätzen. Andererseits herrscht oft Ratlosigkeit und Überforderung angesichts einer auf Konsum ausgerichteten Gesellschaft. Und: Scheitern beruht auf menschlichen Schwächen, wie zu kurzfristiges und zu stark auf solide Finanzen und funktionierende Verwaltungsstrukturen ausgerichtetes Denken und Handeln. Es kann sich lohnen, über den Tellerrand zu blicken und von den Ideen, Visionen, aber auch Fehlern anderer Gemeinden zu lernen.
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idea Spektrum 37.2014
P OR T R ÄT
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Diese Schmuckstücke zeichnen Christen aus BEKENNTNIS-SCHMUCK René Eberhard übt ein „goldenes“ Handwerk aus: Er kreiert Schmuckstücke. Dabei inspiriert ihn auch das aktuelle Zeitgeschehen. Das Schicksal der verfolgten Christen lässt ihn nicht kalt.
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Fotos: idea/Thomas Feuz
„Es ist nicht alles Gold ...“ René Eberhard hat einen weiten Weg hinter sich. Als Sohn eines Weltenbummlers erlebte er, was es heisst, entwurzelt zu sein. Er war lange Zeit auf der Suche nach der wahren Liebe. Die Wende kam, als der Teenager während seiner Lehre Gott persönlich kennenlernte. Eberhard: „Ohne diese wegweisende Begegnung weiss ich nicht, ob es mich überhaupt noch geben würde. In Gott habe ich all das gefunden, was mich heute ausmacht.“ Seinen Glauben drückt der zweifache Vater auch in der Musik aus. Als E-Bassist steht er zwar nicht im Vordergrund. Aber er gibt dem Ganzen „Boden“, sorgt für den satten „Groove“. Unter anderem spielte er bei Markus Dolder, Matthias Heimlicher, Silence, Tinu Schweizerhof und Dänu Wisler. Und wie gehts dem Künstler im stillen Kämmerlein, dort also, wo seine einzigartigen Meisterstücke entstehen? „Es gibt keinen grossen Unterschied. Auf der Bühne wie im Atelier bin ich ein Stück Ton in 37.2014
Weites Herz, goldenes Handwerk: René Eberhard präsentiert seinen Schmuck mit dem „N“.
der Hand des Töpfers. Ich möchte meine Gaben zum Wohl des Ganzen einsetzen, ganz unabhängig wo.“ Eberhard ist einer von rund zwei Dutzend Schweizer Künstlerinnen und Künstlern, die sich bei „Art & Act“ zusammengefunden haben. Die christliche Kunst- und Kulturplattform bietet Raum zur Begegnung, fördert die Ausbildung von Lernenden und möchte von Gott inspirierte Kunst in die Gesellschaft hineintragen.
„confessioN“ als Bekenntnis Inspirierte Kunst: Davon zeugt René Eberhards neuste Kreation. Unter dem Namen „confessioN – der Schmuck mit dem N“ produziert er Anhänger. „Das Schicksal verfolgter Christen darf uns nicht kaltlassen“ ist Eberhard überzeugt. „Wenn die IS-Truppen die Häuser von Christen mit einem N kennzeichnen, sollten wir den Mut aufbringen, uns zu solidarisieren.“ So lancierte der Goldschmied eine neue Kollektion von hochwertigen N-Schmuckstücken. Die Idee stammt von einem langjährigen Weggefährten. „Dieser überlegte sich seit Längerem, wie der frühere Fisch in unserem Jahrtausend ‚auferstehen‘ könnte. Zudem wird das Kreuz oft von halbnackten Sängerinnen lächerlich gemacht. Dass das verächtlich hingeschmier-
te ‚N‘ die Christen weltweit einen könnte, finde ich einen genialen Ansatz.“ Bereits befasst er sich mit den Entwürfen für Ringe und Broschen. Das Spezielle an den Anhängern: Sie haben eine Tropfenform – „wie eine Träne“, erklärt Eberhard. Anders als beim bereits existierenden Pin, sind die Materialkosten deutlich höher. Eberhard: „Ihr Glaube kostet vielen Mitchristen das Leben. Auch uns sollte das Bekenntnis zu Jesus aus Nazareth etwas wert sein.“ Die Preisspanne reicht von 80 bis 200 Franken. Eberhards schmucke „Bekenner“ erfüllen einen doppelten Zweck: Sie zeichnen Trägerin und Träger als Christen aus und fördern gleichzeitig die Hilfe für Betroffene. 20 Prozent des Verkaufspreises kommen Hilfswerken und Organisationen zu. P Thomas Feuz b www.goldandpassion.ch, Telefon 033 437 45 53
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oldschmied und Musiker: So lassen sich René Eberhards Beruf und Hobby umschreiben. Der 53-Jährige aber ist noch viel mehr: ein aufmerksamer Zeitbürger, sozial engagiert, leidenschaftlicher Christ. Das Atelier in Heimberg bei Thun besteht seit 14 Jahren. Während der letzten zehn Jahre engagierte sich Eberhard in der Stif Stiftung für berufliche und soziale Eingliederung (sbe) in Trubschachen BE. Dort half er Menschen in einer schwierigen Lebensphase, die Schönheiten am Wegrand ihres Lebens zu entdecken. Viele begegneten dabei sich selbst, lernten ihre Gaben kennen. „Es ist eindrücklich, wie Menschen aufblühen und kreativ werden – sobald sie sich angenommen fühlen und sich in einem ‚Zuhause‘ entwickeln können.“ Seit April bietet er diese Arbeit in Heimberg an. Aktuell bildet er zwei Lehrlinge aus. Eberhards neustes Projekt: Schmuckstücke mit dem arabischen „N“ für Nazarener (Christen).
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S Y N E RG I E | LE SE R BR I E F E
SYNERGIE DENKPROZESSE Die Intellektuellen im Lande scheinen müde zu sein. Wo bleiben angeregte, die Grenzen sprengende Diskussionen? Und was ist der christliche Beitrag in der öffentlichen Diskussion? üde Intellektuelle. Davon von Nord und Süd lassen sich schreibt Martin Meyer in weder leugnen noch überbrüder NZZ vom 1. September. Statt cken. Der Nahostkonflikt lässt wie früher engagiert zu diskutiesich nur mit militärischen Mitteln ren, frönen sie „einer Ironie der nicht lösen, sonst wäre er schon Distanz sowie des deskriptiven gelöst. Dem Horrorgespenst IS Stils“. Seit dem Fall der Berliner ist mit Waffen alleine nicht beiMauer fehlt ihnen der Anlass zu zukommen. Die aufbrechenden Dieter Bösser kontroversen AuseinandersetKonflikte lassen sich mit rein zungen. Der Intellektuelle wird heute ge- pragmatischen Mitteln nicht lösen. Hier duldet, gehört wird er kaum, meint Meyer. sind Reflexionen erforderlich, die über das Unsere Welt wird dominiert vom Geld, Beschreibende hinausgehen. Damit tut von Gesetzen und Vorschriften und von sich das Feld weltanschaulicher und religitechnischen Innovationen. Ökonomen, ös bestimmter Fragen auf, die viele gerne Juristen und Techniker haben grossen Ein- vom Tisch hätten. Es geht u.a. um Fragen fluss. Politiker können in ihren Reaktionen der Identität des Menschen, der Natioauf Entwicklungen nur noch pragmatische nen und Kulturen. Werden die Antworten Entscheidungen treffen. darauf der Beliebigkeit überlassen oder Aktuell erleben wir ein Auseinanderbre- werden verantwortbare Lösungsansätze chen der scheinbar geeinten globalisierten gesucht, die weit über das Pragmatische Welt. Ost und West driften wieder ausei- hinausgehen? Das wäre eine Herausfordenander. Die unterschiedlichen Interessen rung an Intellektuelle, die nicht nur ana-
Das war nicht Konstantin zu: „Fürbitte-Treffen auf dem Chasseral“, (Nr. 32/33, S. 5) Als Kirchengeschichtler staune ich immer wieder, wozu Kaiser Konstantin herhalten muss. Unablässig wird behauptet, er habe das Christentum zur Staatsreligion erhoben. Dazu gibt es kein Edikt. Vielmehr verfasste er im Jahr 313 mit seinem Mitregenten Licinius das sog. „Mailänder Toleranzedikt“. Es beinhaltete, dass das Christentum den anderen Religionen gleichgestellt wurde und die Christen nicht mehr verfolgt wurden. Viele der noch lebenden Christen hatten etwa zehn Jahre zuvor bei der brutalsten aller Verfolgungen unter Kaiser Diokletian viele Angehörige und die Kirche unzählige Bischöfe, Priester, Diakone und Diakoninnen verloren. Erst Kaiser Theodosius erklärte im Jahr 380 durch ein Edikt die katholisch-orthodoxe Kirche zur Staatsreligion! 391 erliess er ein Verbot der übrigen Kirchen auf römischem Staatsgebiet (es gab bereits etwa fünf) und verbot die heidnischen Kulte.
Damit wurde die katholische Kirche zu einer Art Zwangsreligion. Zweitens soll Konstantin die Kirche zu einer Institution gemacht haben. Um die unsäglichen Machtkämpfe wegen unterschiedlicher Meinungen zur Dreieinigkeit Gottes innerhalb der Kirche lösen zu können, berief er ein Konzil nach Nizäa ein. Dort formulierten die Bischöfe das grundlegende Glaubensbekenntnis, das heute noch von allen Kirchen und (fast allen) Freikirchen anerkannt wird. Wie Konstantin jedoch die Kirche zu einer Institution gemacht haben soll, ist mir nicht bekannt. So, wie die Kirche um 306 beim Amtsantritt Konstantins organisiert war und sie sich 337 bei seinem Tod präsentierte, ergab sich kein grundlegender Unterschied, ausser, dass die Christen nicht mehr unter den schlimmen Verfolgungen leiden mussten. Drittens soll Konstantin die jüdischen Wurzeln des Christentums abgeschnitten haben. Dies ist mir völlig neu. Es waren vielmehr gewisse Theologen, die etwa hundert Jahre nach Konstantin gegen die Juden zu predi-
lysieren, sondern auch Orientierung für konkretes Handeln liefern. Was haben sie zu sagen? Werden sie gehört? Was ist der christliche Beitrag in dieser Diskussion? Einige vertreten die These, dass Christen für solche Diskussionen nicht gerüstet sind. Daher können sie in den öffentlichen Diskussion nicht mitreden bzw. werden nicht ernst genommen. Das bezieht sich nicht nur auf Theologen, die allzu häufig nicht in der Lage sind, die Fragen der Menschen zu beantworten. Wo sind geisteswissenschaftlich gebildete Christen (Historiker, Philosophen, Psychologen, Soziologen etc.), die sich kompetent zu brennenden Fragen einbringen können und Lösungsansätze jenseits des Pragmatismus anstossen? M Der Autor ist Studienleiter der Akademie für christliche Führungskräfte (AcF Schweiz) und Leiter des Bereiches Beruf der VBG.
gen und zu polemisieren begannen. Dennoch hatte die Kirche nie die jüdischen Wurzeln aufgegeben. Dies hätte bedingt, dass man das Alte Testament auf die Seite gelegt hätte. Diese von den Gnostikern seit dem 1. Jh. praktizierte Art ist jedoch glücklicherweise zu keiner Zeit von der Kirche übernommen worden. Peter H. Uhlmann, Heimenhausen BE
Miteinander braucht Wahrheit zu: „Landes- und Freikirchen: Miteinander als Chance“, (Nr. 36, S. 7) Der Heilige Geist, den Walter Dürr sich wünscht, wird nach dem Wort Jesu „als Geist der Wahrheit in alle Wahrheit leiten“. Sie kann weder durch Disqualifizierung als Rechthaberei noch als Minimalisierung unseres „Jobs“ auf Liebe ausgehebelt werden. Deshalb ecken wir schon beim ersten „Lebensübergang“ an, der Babytaufe. Ein Miteinander wird nur möglich sein, wenn damit nicht die Wahrheit geopfert wird. Jakob Zopfi, Kreuzlingen TG
Foto: zvg
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N AC H R IC H T E N SC H W E I Z | P ODI U M
Ein Handstand für Jesus BIOGRAFIE Der 73-jährige Peter Lippuner blickt auf ein reich erfülltes Leben zurück. Doch es geht weiter. Einmal mehr ruft Afrika.
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ondays Talk, anfangs September in Oberrieden ZH. Als Gastredner gekommen ist Peter Lippuner. Er berichtet über sein Leben und seinen Glauben. Der Gründer des Missionshaues Güetli in Mettmenstetten ist 73-jährig. Hört man ihm zu, dann klingen seine Worte auf den ersten Blick sehr fromm. „An Gottes Segen ist alles gelegen“, führt er in seinem Referat mit dem Titel „Das Geheimnis der Vermehrung“ aus. Er berichtet aus seinen noch nicht christlich geprägten Jugendjahren, den ersten Erfolgen als Greco-Ringer als 15-Jähriger, von der ekstatischen Musik, die er mit seinen Kollegen gemacht hat.
Mehr als fromme Worte Beim genaueren Hinhören wird klar: Es geht hier um mehr als schöne Worte. Peter Lippuners Glaubensleben ist von einer besonderen Erkenntnis durchdrungen: „Ein Organismus kann nie nur Selbstzweck sein; er dient zur Fortpflanzung und zur Er-
schaffung neuen Lebens.“ Fortpflanzung habe Opfercharakter, ganz gemäss dem Frucht bringenden Weizenkorn-Zitat aus Johannes 12,24. Für Lippuner bedeutet Leben Hingabe. Ansonsten sei dieses Selbstzweck und verfehle Gottes Bestimmung. Als 18-Jähriger fand Lippuner zum persönlichen Glauben an Jesus. Er engagierte sich in der Männerarbeit des CVJM in Basel und London. Dort studierte er am London Bible College zwei Semester Theologie. „Mein geistliches Leben wurde durch den bekannten Theologen Martyn Lloyd-Jones stark geprägt.“
Die etwas andere 68er-Bewegung Die Jugendarbeit liess ihn nicht mehr los. Als während der 68er-Bewegung Menschenmassen lärmend durch die Strassen zogen und Vermehrung im sozialistischen Sinn forderten, sassen Peter Lippuner und ein guter Freund auf dem Flachland des Albis. In der Stille baten sie Gott um eine Vermehrung im christlichen Sinn. 1968 riefen er und sechs Mitarbeitende das Missionshaus Güetli ins Leben. Er habe bei der Aufbauarbeit des Jugend- und Familienzentrums mit Gutsbetrieb nie um Spenden bei Kirche, Staat oder Missionsfreunden aufgerufen und auch nie Bankschulden gemacht, betont Lippuner. Zu seinem Engagement gehörten die Lehrtätigkeit, aber auch die Gründung und Leitung von Bibelgruppen für junge Erwachsene in verschiedenen Städten.
Fotos: Daniel Wagner; zvg
Fit wie ein Turnschuh
Peter Lippuner: Für Jesus macht er alles, wenn es sein muss sogar einen Handstand.
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Noch immer zieht es ihn zusammen mit seiner Frau immer wieder in verschiedene Länder Afrikas. „Mein Leben stelle ich bis heute ganz in den Dienst von Gott“, sagte der dankbare Referent. Er verabschiedete sich von den Mondays-Talk-Teilnehmern in Richtung Äthiopien mit einer eindrücklichen Handstand-Demonstration. So sieht das also aus, wenn man mit 73 noch „fit wie ein Turnschuh“ ist. (dw) P b www.mondaystalk.ch
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PODIUM Die ersten Aprikosen, die ersten Zwetschgen! Endlich lagen sie wieder in den Regalen der Detailhändler und Grossverteiler. Und wir freuten uns auf die feinen süssen Saisonerstlinge. Doch, wie jedes Jahr, waren die Ersten nicht die Besten. Viele davon glichen in Biss und Geschmack dem Genuss einer unreifen Gurke. Wie kommt es eigentlich, dass Händler jedes Jahr tonnenweise unreife Früchte verkaufen können? Ganz einfach: Wir haben das Warten auf Ausgereiftes verlernt. Der junge Dietrich Bonhoeffer sagte es in einer Adventspredigt so: „Warten ist eine Kunst, die unsere ungeduldige Zeit vergessen hat. Sie will die reife Frucht brechen, wenn sie kaum den Sprössling setzte. Aber die gierigen Augen werden nur allzu oft betrogen, indem die scheinbar so köstliche Frucht von innen noch grün ist.“ Ungeduld gehört auch zum Treibstoff jener politischen Parteien, die das einzigartige basisdemokratische Recht der Volksinitiative regelrecht missbrauchen als partei-populistischen Wahlkampfbeschleuniger. Kaum wird irgendwo der Unmut der Bevölkerung über eine Situation festgestellt, gibt es schon fixfertige Ideen für eine neue Volksinitiative. Nicht selten attraktiv in der Aufmachung, jedoch inhaltlich leider unausgereift. In der bunten Auswahl uns bevorstehender Volksinitiativen lohnt es sich sehr, die Reife des jeweiligen Inhaltes genau zu prüfen, ganz im Sinne von 1. Thess. 5, 21: „Prüfet alles und das Gute behaltet.“ Unnötige Abstimmungen und nicht umsetzbare Abstimmungsresultate blieben uns so erspart. Marianne Streiff ist Nationalrätin und Präsidentin der EVP Schweiz.
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Die staatliche Einheitskasse sorgt für Uneinigkeit ÖFFENTLICHE KRANKENKASSE Das schweizerische Gesundheitswesen ist teuer. Grosse Frage vor der Abstimmung am 28. September: Bringt die Verstaatlichung der Krankenkassen gute Besserung? Markus Wäfler, Steinmaur ZH, alt Nationalrat EDU. Er ist überzeugt: „Von einem nachhaltigen Selbstverantwortungsprinzip ist diese Initiative meilenweit entfernt.“
Jacqueline Fehr, Winterthur, SP-Nationalrätin und Mitglied der Kommission für Soziale Sicherheit und Gesundheit: „AHV und Suva zeigen, dass öffentliche Versicherungen funktionieren.“
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Fotos: zvg
Die Volksinitiative will die über 60 privaten Krankenkassen durch eine einheitliche öffentlich-rechtliche mit kantonalen Agenturen ersetzen. Die öffentliche Kasse übernimmt die Grundversicherung; Kinderprämien, Franchisen-Rabatte und die freie Arzt Arztwahl bleiben bestehen. Mit einer öffentlichen Kasse beenden wir den PseudoWettbewerb, den die privaten Kassen heute zulasten der Versicherten veranstalten. Die lästigen Werbeanrufe und der zeitraubende Papierkram beim Wechsel sind nur zwei von vielen Problemen. Um sich schadlos zu halten, versuchen die Kassen, die „teuren Fälle“ abzuwimmeln. Für kranke und alte Menschen bedeutet dies: fiese Schikanen, unfaire Tricks und teurere Prämien. Zweitens stoppt ein Ja die Verschleuderung unserer Prämien: Jahr für Jahr verheizen die Kassen rund 225 Millionen Werbe-Franken, hinzu kommen 100 Millionen an Wechselkosten. Weitere Gelder fliessen in Lobbying und Abstimmungskampagnen. Für Prämienzahlende bedeutet dieser Unsinn immer höhere Prämien. Mit der öffentlichen Krankenkasse bekommen wir – drittens – die Kosten endlich in den Griff, stoppen die Prämienexplosion und sichern unsere gute medizinische Versorgung. Denn diese verdanken wir den Menschen, die im Gesundheitswesen arbeiten und nicht den privaten Kassen. AHV und Suva zeigen, dass öffentliche Versicherungen funktionieren. Das ist gut für alle Versicherten. Kurzfristig wird das Prämienwachstum dank den wegfallenden Marketingund Wechselkosten gebremst. Zusätzlich können durch koordinierte Versorgungsprogramme und mehr Prävention mittel- und langfristig rund zwei Milliarden Franken pro Jahr eingespart werden. Insgesamt ergibt das ein Sparpotenzial von zehn Prozent der gesamten Kosten! Allein das ist eigentlich Grund genug, Ja zu sagen. P
KONTRA
Die SP-Initiative versucht nach 2003 und 2007 erneut, die bisherige obligatorische Grundversicherung durch eine staatliche Einheitskrankenversicherung zu ersetzen. Die Befürworter werben mit der Hoffnung, dass die Prämien günstiger würden. Wer den Initiativtext genau liest, erkennt, dass dies nicht der Fall sein wird. Im Gegenteil: Die Initiative macht keine präzisen Angaben über die Art der Finanzierung der Gesundheitskosten. Diese Fragen würden Bundesrat und Parlament im KVG beantworten müssen. Ziel einer solchen Initiative müsste die Korrektur der Ursachen für den ständigen Anstieg der Prämien respek respektive der Kosten sein. Mit einer automatischen Finanzierung auf Gesetzesbasis wird jedes eigenverantwortliche Kostenbewusstsein abgeschafft. Motor von Gesundheitskosten und Krankenkassenprämien sind nicht primär deren Verwaltungskosten. Das Grundproblem ist eine häufig unvernünftige, teilweise unverantwortliche Lebensweise (Ernährung, Bewegung, Umgang mit Arbeit, Schlaf, Freizeit, Alkohol, Drogen, Sexualität, Psychohygiene, zwischenmenschliche Beziehungen). Die weit verbreitete Selbstbedienungsmentalität – „Ich profitiere, die andern bezahlen“ – garantiert zusammen mit einer Zwangssolidarität, die alles via Grundversicherung bezahlt, weitere Kosten- und Prämienerhöhungen. Kostensenkungen wären nur möglich mit dem Versicherungsprinzip, wonach die Prämie in einem Verhältnis zum Risiko des Versicherten für den Versicherer steht. Darin hätte ein Solidaritätsbeitrag problemlos Platz. Aber von einem nachhaltig wirkenden Selbstverantwortungsprinzip ist diese Initiative meilenweit entfernt. Die Volksinitiative „Für eine soziale Einheitskrankenkasse“ löst kein einziges Problem bei den Gesundheitskosten und Krankenkassenprämien, bringt aber unberechenbare finanzielle Abenteuer. Darum sage ich Nein. P
DARUM GEHT ES BEI DER ABSTIMMUNG Die Initiative möchte die steigenden Kosten im Gesundheitswesen eindämmen. Die Grundversicherung soll von einer Einheitskasse übernommen werden; Zusatzversicherungen sind nicht betroffen. Argumente dafür: Bei einer staatlichen Krankenkasse entfallen Werbekosten. Durch die neue Anreizgestaltung wird eine bessere Behandlung von chronisch Kranken und ein stärkerer Präventionsfokus möglich. Kantonal einheitliche Prämien schaffen Ungleichheiten zwischen den einzelnen Versicherten ab. Argumente dagegen: Die Monopolstellung der Einheitskasse schafft die Anreize zur Kostensenkung und Serviceverbesserung ab. Da die Kosten von den Leistungen und nicht von der Organisationsform der Kasse abhängen, ist nicht mit Prämienverbilligungen zu rechnen. Viele Kassen könnten von den Zusatzversicherungen nicht leben. (www.vimentis.ch; red. tf) 37.2014
Das Bild der Woche Kurdengebiet
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CHRISTENVERFOLGUNG Selbst in schwerster Verfolgung lassen die Christen im Nordirak nicht vom Bekenntnis zu ihrem Glauben ab. „Jesus ist das Licht der Welt“ haben sie in arabischer und teilweise englischer Sprache auf ihre Zelte in einem Flüchtlingslager in Erbil im Kurdengebiet geschrieben, wie das „Bild der Woche“ zeigt. Etwa eine halbe Million Christen, Jesiden (Anhänger einer Mischreligion) und gemäßigte Muslime mussten vor der Terrorherrschaft des „Islamischen Staates“ fliehen. Doch sie geben die Hoffnung nicht auf, eines Tages in ihre Heimat zurückkehren zu können, wo Christen seit fast 2.000 Jahren leben. Jetzt aber steht erst einmal der Winter bevor. Christliche Hilfswerke wie die Diakonie Katastrophenhilfe und die katholische Caritas versuchen, die Vertriebenen unter anderem mit Öfen, Decken, Dämmmaterial, Brennstoff und warmer Kleidung zu versorgen. Denn die Menschen sind bei 40 Grad Hitze aufgebrochen, sie hausen in Zelten oder Rohbauten – und in zwei Monaten wird es bitterkalt. 37.2014
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Anglikanerchef: Der Islamisten-Terror gleicht dem Holocaust WELBY So wie die Nazis Juden markierten, um sie zu töten, so behandelt der „Islamische Staat” Christen.
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as geistliche Oberhaupt der Anglikaner, Erzbischof Justin Welby (London), hat das Vorgehen der Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS) gegen Christen mit dem Holocaust verglichen. Bei einer Mahnwache am 3. September in London erinnerte er an das Schicksal der Juden im Nationalsozialismus: „Dass Menschen gekennzeichnet werden, damit sie verfolgt werden können, haben wir in den 30er und 40er Jahren in Europa erlebt; jetzt erfahren wir es aufs Neue.“ Ähnlich wie die Nazis Juden zum Tragen eines Judensterns verpflichteten, markieren die Islamisten Häuser von Christen mit einem arabischen „N“ für Nazarener (Jesus). Die Terroristen stellen Christen vor die Wahl, eine Schutzsteuer zu zahlen, Muslime zu werden oder getötet zu werden. Inzwischen tragen immer mehr Christen im Westen das Zeichen „N“ aus Solidarität mit den Verfolgten.
Die größte Attacke auf das Christentum seit Dschingis Khan Nach Welbys Worten ist der Versuch, Christen aus dem Nahen und Mittleren Osten zu vertreiben, die größte Attacke auf den christlichen Glauben seit den Feldzügen des mongolischen Führers Dschingis Khan im 13. Jahrhundert. Im Blick auf die Aufnahme von Flüchtlingen in Europa sagte
IS-Extremisten im Irak Mossul Erbil
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Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com
Abu Kamal
Rutba
SAUDI ARABIEN
150 km l ideaGrafik
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Baidschi Ramadi
Kirkuk Tikrit
IRAN Falludscha Bagdad
IRAK IRA RAK RA vom IS kontrolliertes Gebiet KUWAIT
Erzbischof Welby umarmt bei einer Mahnwache gegen Islam-Terror die Rabbinerin Janner-Klauser.
Welby, die Verfolgten brauchten nicht nur Asyl im Ausland, sondern auch Sicherheitszonen in ihrer Heimat, um ihre Gemeinden neu aufbauen zu können.
Kinder werden gezwungen, sich Kreuzigungen anzusehen Seit fast 2.000 Jahren leben Christen im Nahen und Mittleren Osten. Im Norden Iraks haben die Islamisten (IS) rund eine halbe Million Menschen – auch Jesiden und gemäßigte Muslime – vertrieben. In ihrem Islamischen Staat („Kalifat“) setzt die Terrorgruppe das islamische Religionsgesetz, die Scharia, mit brutalsten Mitteln durch. Dazu gehören Massenexekutionen und Vergewaltigungen. 2 US-Journalisten wurden vor laufender Kamera geköpft. Bewaffnete IS-Kämpfer wollen Christen zwingen, ihrem Glauben abzuschwören und den Islam anzunehmen. Wer sich weigert, wird umgebracht. Augenzeugen zufolge hat IS auch Kinderlager eingerichtet, in dem Minderjährige indoktriniert und zu Kämpfern ausgebildet werden. Ein entflohener 13-jähriger Junge sagte, man zwinge die Kinder, Enthauptungen, Steinigungen und Kreuzigungen anzusehen.
Manche IS-Kämpfer aus Europa wollen wieder aussteigen Auch aus Europa nehmen Muslime am IS-Kampf teil, aus Deutschland sollen es rund 400 sein und aus Großbritannien über 500. Zunehmend wollen einige von ihnen aber wieder heimkehren, weil sie desillusioniert sind. Etwa 260 Briten sind bereits aus Syrien zurückgekehrt; 40 von ihnen wird in Kürze wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung der Prozess gemacht. Aus Deutschland soll es etwa 25 Heimkehrer geben. Der USTerrorexperte Daveed Gartenstein-Ross (Washington) zeigt sich darüber wenig überrascht, denn die Kämpfer beim „Islamischen Staat” müssten ungeahnte Gräueltaten verüben.
Gefahr: Islam-Terroristen kehren nach Europa zurück Rückkehrer gelten im Westen als Bedrohung der inneren Sicherheit. Der Bundesverfassungsschutz sieht eine besondere Terrorgefahr in kampferfahrenen Islamisten aus dem syrischen Bürgerkrieg. Man müsse sich auf die Möglichkeit von Anschlägen in Europa einstellen. P
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Evangelikale & Katholiken: Uns verbindet viel EVANGELISCHE ALLIANZ Spitzentreffen im Zentrum der deutschen evangelikalen Bewegung stellt mehr Gemeinsamkeiten fest.
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vangelikale und Katholiken verbindet mehr, als sie trennt. Das erklärten Vertreter des evangelikalen Dachverbandes Weltweite Evangelische Allianz (WEA) und der römisch-katholischen Kirche Anfang September im thüringischen Bad Blankenburg. Sie hatten dort im Zentrum der Deutschen Evangelischen Allianz eine Woche lang theologische Gespräche geführt. Das Treffen war das fünfte in der Reihe eines 2009 begonnenen Beratungsprozesses. Im nächsten Jahr wollen beide Seiten zum Abschluss eine gemeinsame theologische Erklärung vorlegen. Wie der Direktor für ökumenische Angelegenheiten der
Rolf Hille
Usma Gomez
Weltallianz, Rolf Hille (Heilbronn), sagte, soll das 30 Seiten starke Dokument das Gemeinsame des christlichen Glaubens benennen, „ohne Differenzen in Theologie und Frömmigkeitspraxis zu ignorieren“.
„Rom“ näher als Hannover? Die Gespräche seien ein wichtiges Zeichen der Verbundenheit für evangelikale und katholische Christen auf dem Weg zum 500-jährigen Reformationsjubiläum im Jahr 2017. Es gehe darum, auf dem Boden der Heiligen Schrift zusammenzukommen und Verständnis füreinander zu entwickeln. Wie Hille betonte, ist die evangelikale Bewegung der römisch-katholischen Kirche aufgrund ihrer konservativen Haltung sehr viel näher als die liberale evangelische Volkskirche in Deutschland (deren EKD-Zentrale sich in Hannover befindet). Gerade in einer immer säkularer werdenden Gesellschaft sei es wichtig, dass Christen in zentralen ethischen Fragen mit einer Stimme sprächen.
Neues Kapitel im Verhältnis von Katholiken und Evangelikalen Der Beauftragte des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, Juan Fernando Usma Gomez (Rom), sagte, mit Papst Franziskus sei ein neues Kapitel in den Beziehungen zwischen der römischkatholischen Kirche und der evangelikalen Bewegung angebrochen. Er habe viel getan, um das Verhältnis zu verbessern. Gomez erinnerte etwa an den Besuch des Papstes bei dem befreundeten Pfingstpastor Giovanni Treattino in Caserta bei Neapel. Bei dem Treffen Ende Juli hatte Franziskus um Vergebung gebeten für das Unrecht, das Katholiken der (evangelikalen) Pfingstbewegung angetan haben. Der Papst werbe darum, dass katholische Christen Evangelikale als ihre Brüder und Schwestern anerkenBischof Nunez nen, erklärte Gomez.
Einheit ist nicht Gleichheit Bischof Rodolfo Valenzuela Nunez (Coban/Guatemala), der für die römischkatholische Seite an den Konsultationen teilnahm, würdigte das Treffen als wichtigen ökumenischen Beitrag. Nach nahezu 500 Jahren voller Vorurteile seien solche Gespräche unverzichtbar. Beide Seiten sollten das Reformationsjubiläum 2017 nutzen, um die Einheit der Christenheit zu stärken. Dazu sei es nicht notwendig, in allen Fragen einer Meinung zu sein: „Einheit bedeutet nicht Gleichheit.“ Bevor das gemeinsame Dokument im nächsten Jahr der Öffentlichkeit präsentiert werden soll, müssen der Vatikan und das Internationale Komitee der Weltweiten Evangelischen Allianz zustimmen. Die römisch-katholische Kirche hat rund 1,2 Milliarden Mitglieder; die Weltweite Evangelische Allianz repräsentiert etwa 600 Millionen theologisch konservative Protestanten, die als Evangelikale bezeichnet werden. P
NOTIERT Methodisten: Dramatischer Rückgang in Großbritannien In Großbritannien erlebt die Evangelischmethodistische Kirche einen dramatischen Rückgang. Von 2003 bis 2013 ist ihre Mitgliederzahl um 31,6 % auf knapp 209.000 geschrumpft. Auch fiel die Zahl der Gottesdienstbesucher in den 4.800 Gemeinden etwa im gleichen Maße auf 225.000. Bei den Kindern war der Rückgang mit 58 % fast doppelt so stark. Zu den Kindergottesdiensten kommen rund 33.000 Jungen und Mädchen. Die Chefredakteurin der methodistischen Wochenzeitung „Methodist Recorder“, Moira Sleight (London), warnt davor, in Pessimismus zu verfallen. Viele andere methodistische Kirchen in Europa seien zwar sehr klein, verfügten aber über ein reiches geistliches Leben. Als Beispiele nennt sie die ungarischen Methodisten, die sich etwa um Roma kümmern, oder die italienischen, die unter Asylsuchenden und Flüchtlingen arbeiten. Sleight plädiert dafür, mit Gottvertrauen nach vorne zu blicken. In Deutschland gehören knapp 54.000 Personen in 480 Gemeinden zur Evangelisch-methodistischen Kirche.
„SongTalent“: Ein großer frommer Musikwettbewerb Der erstmals 2013 veranstaltete Musikwettbewerb „SongTalent“ geht in die zweite Runde. Ziel ist es, christliche Künstler zu fördern. Bei dem Wettbewerb arbeiten ERF Medien (Wetzlar), der Verlag Gerth Medien (Aßlar bei Wetzlar), das Evangelische Jugendwerk in Württemberg und der Deutsche Evangelische Kirchentag zusammen. 2013 hatten sich 250 junge Musiker mit ihren Liedern beteiligt. 15 schafften es in die Abstimmung via Internet. Fünf Finalisten traten beim Deutschen Evangelischen Kirchentag in Hamburg auf. Sieger war Christian Schellenberg mit seinem Lied „Soviel Du brauchst“. Auf dem kommenden Protestantentreffen vom 3. bis 7. Juni 2015 in Stuttgart werden sich die Musiker einer Jury stellen, die das „SongTalent“ ausruft. Der Gewinner erhält neben einer Studioaufnahme und einer Veröffentlichung des Liedes verschiedene Auftritte und eine zweijährige Förderung. Bewerbungen sind ab November unter www.songtalent.de möglich.
Fotos: idea/Schmitt, PR, PR
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Tausende Mädchen zu Sexsklavinnen gemacht ENGLAND Behörden schauen weg aus Angst vor dem Verdacht der Fremdenfeindlichkeit
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in ungeahntes Ausmaß sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen ist jetzt in Nordengland ans Licht gekommen. Seit den neunziger Jahren haben Banden muslimischer Männer meist pakistanischer Abstammung Tausende Mädchen zu Sexsklavinnen gemacht. Sie kamen bisher weitgehend ungestraft davon. Der Grund: Die Behörden drückten beide Augen zu, weil sie sich nicht dem Verdacht der Fremden- und Islamfeindlichkeit aussetzen wollten. Allein in der Kleinstadt Rotherham bei Sheffield (Grafschaft Süd Yorkshire) sind zwischen 1997 und 2013 mehr als 1.400 Kinder zu Opfern sexueller Gewalt geworden. Das geht aus einem unabhängigen Bericht der früheren schottischen Regierungsberaterin Alexis Jay hervor. Nach ihren Erkenntnissen sind zum Teil elfjährige Mädchen von mehreren Männern vergewaltigt, entführt, geschlagen und eingeschüchtert worden. Die Täter hätten sie zunächst mit Alkohol und Geschenken gefügig gemacht. Obwohl bereits in den Jahren 2002, 2003 und 2006 Berichte vorlagen, ignorierten sie die Behörden größtenteils. Der Vorsitzende des Stadtrates von Rotherham ist jetzt als Konsequenz dieses Versagens zurückgetreten.
Englische Mädchen sieht man als „leichtes Fleisch“ Solche Verbrechen sind seit Jahren aus der britischen Presse bekannt. Das Ausmaß kam unter anderem 2012 bei einem Gerichtsprozess in Liverpool ans Licht. Acht Männer pakistanischer Herkunft und ein abgewiesener afghanischer Asylbewerber wurden wegen Kindesmissbrauchs, sexueller Nötigung und Menschenhandels zu Haftstrafen zwischen vier und 19 Jahren verurteilt. Richter Gerald Clifton sagte, die Angeklagten hätten die englischen Mädchen wie wertlose Wesen behandelt, weil sie „nicht zu Ihrer Gemeinschaft oder Religion gehörten“. Als einen Hintergrund für die Verbrechen hatte die Zeitung „Times“ (London) genannt, dass Muslime gehalten seien, nur pakistanische Jungfrauen zu heiraten. Englische Mädchen betrachteten viele als „leichtes Fleisch“. P
Die perverse Kehrseite des Multikulti-Kults
Schlagzeilen zu den Verbrechen in England
Kein pakistanisches Problem Der Gründer der muslimischen Vereinigung von Rotherham, Muhbeen Hussain, hat den sexuellen Missbrauch scharf verurteilt und die Täter aus der muslimischen Gemeinschaft ausgeschlossen. Er wies jedoch den Vorwurf zurück, dabei handele es sich um ein pakistanisches oder muslimisches Problem. Weder die pakistanische Kultur noch der Islam duldeten solche Verbrechen.
Vergewaltigungen in Rotherham
Wenn politische Korrektheit Missbrauch ermöglicht
Das Wunder von Albanien BALKAN Der einst „erste atheistische Staat“ wird religiös.
Foto: picture alliance / prismaarchivo
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lbanien hat eine religiöse Wiedergeburt erlebt. 1967 hatten die damaligen stalinistischen Machthaber ein Religionsverbot erlassen und das Balkanland zum „ersten atheistischen Staat“ ausgerufen. Bis zum Sturz des Regimes im Jahr 1990 wurde jede Ausübung von Religion mit Gefängnis, Zwangsarbeit oder mit dem Tod bestraft. Kirchen, Klöster und Moscheen wurden ab-
Albanien 20 % 15 % 1% 20 %
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3 Millionen Bürger Orthodoxe Katholiken Protestanten Muslime
gerissen oder in Lagerhallen, Sportstätten, Theater und andere säkulare Gebäude umfunktioniert. Christliche und muslimische Geistliche wurden eingesperrt, hingerichtet oder in Arbeitslagern zu Tode geschunden. Doch inzwischen haben sich die Religionsgemeinschaften wieder größtenteils etabliert, berichtet die Presseagentur kathpress (Wien) vor dem Albanienbesuch von Papst Franziskus ab dem 21. September. Unter der kommunistischen Herrschaft haben nach Worten des vatikanischen Nuntius Ramiro Moliner Ingles (Tirana) allerdings die christlichen Werte gelitten. Gegenseitiger Respekt und Menschenrechte müssten wieder stärker in der Bevölkerung verankert werden. Der in-
Wieder schön und nutzbar: die katholische Kirche in der Hafenstadt Saranda
terreligiöse Dialog sei hingegen vorbildhaft. Einer vom Staat eingerichteten Kommission gehörten Vertreter der orthodoxen, der katholischen und der evangelischen Kirchen sowie der Freikirchen und der Muslime an. Gemeinsam habe man eine Erklärung gegen die Gräueltaten der Terrorgruppe „Islamischer Staat“ verabschiedet und für die verfolgten Christen im Irak gebetet. P
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Muss Europa zum Schwert greifen? MILITÄRBISCHOF Erstmals hat die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) einen hauptamtlichen Militärbischof: Sigurd Rink (53). Er wurde am 8. September in Berlin in sein Amt eingeführt. Wie beurteilt er den Bürgerkrieg in der Ukraine und den Kampf gegen die Terrorgruppe „Islamischer Staat“ im Irak und in Syrien? Mit Rink sprach Karsten Huhn. idea: Herr Militärbischof, Europa befindet sich im Krieg – und ist darauf nicht vorbereitet. Rink: Diese Einschätzung teile ich nicht. Die Ukraine befindet sich in einer sehr ernsten Situation, aber von einem Krieg würde ich derzeit nicht sprechen. Die Kämpfe zwischen ukrainischen Soldaten und den von Russland unterstützten Separatisten sind für Sie kein Krieg? Das ist völkerrechtlich noch unklar. Man spricht von Kampfhandlungen oder kriegsähnlichen Auseinandersetzungen, aber die Lage ist noch unklar – es gibt bisher keinen erklärten Krieg zwischen zwei Nationen. Europa quält sich mit Definitionen, derweil schafft Russlands Präsident Wladimir Putin Fakten. „Wenn ich will, nehme ich Kiew in zwei Wochen ein“, sagte er in einem Telefonat mit EUKommissionschef José Manuel Barroso. Ich zweifle nicht daran, dass die russische Armee der ukrainischen Armee haushoch überlegen ist. Da die Ukraine nicht Teil eines Bündnisses ist, wäre es für die russischen Streitkräfte sicher ein Leichtes einzumarschieren. Die EKD steht den Ereignissen ohnmächtig gegenüber.
Ja, wir haben nur die Kraft des Wortes. Wir können darüber nachdenken, was die angemessenen Schritte sind, und können die Politik bei der Reflexion begleiten.
Darf Deutschland Waffen liefern? Welches Wort hilft in dieser Situation weiter? Für sehr hilfreich halte ich die Argumentation des ehemaligen EKD-Ratsvorsitzenden Wolfgang Huber. Er hat an die EKD-Friedensdenkschrift aus dem Jahr 2007 erinnert. Danach muss das Ziel allen politischen Handelns der gerechte Frieden sein. Darauf hat auch die EKD-Botschafterin für das Reformationsjubiläum, Margot Käßmann, sehr eindrücklich hingewiesen … … das haben Sie aber hübsch diplomatisch formuliert. Wolfgang Huber hat mit seiner Stellungnahme Käßmanns radikalpazifistischen Äußerungen deutlich widersprochen. Jein. Ich habe zu Margot Käßmann meine eigene Lesart: Käßmann hat auf die prophetischen Zielvorstellungen hingewiesen, die am Ende eines realpolitischen Prozesses stehen sollten. Sie weist auf Vorbilder wie Mahatma Gandhi oder Martin Luther King hin …
Militärbischof Rink beim Truppenbesuch im Kosovo. Links ein orthodoxer Geistlicher, rechts Militärgeneraldekan Matthias Heimer. Sigurd Rink (53) ist der erste hauptamtliche Militärbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Er ist Nachfolger von Martin Dutzmann, der seit Oktober 2013 Bevollmächtigter des Rates der EKD bei der Bundesrepublik Deutschland und der Europäischen Union ist. Er hatte das Amt des Militärbischofs wie seine Vorgänger nebenamtlich wahrgenommen. Rink arbeitete elf Jahre als Gemeindepfarrer. Von 1998 bis 2002 war er persönlicher Referent des Kirchenpräsidenten der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Peter Steinacker, und von 2000 bis 2002 auch Pressesprecher dieser Kirche. Seit 2002 war Rink Propst von Süd-Nassau, einer Propstei, zu der acht Dekanate mit 220 Gemeinden gehören. Rink ist verheiratet und hat drei Kinder.
… und wünscht sich Schwerter zu Pflugscharen – aber was hilft das angesichts einer barbarischen Terrororganisation? Das hilft eine ganze Menge! Bei den tagesaktuellen Debatten wie „Sollen wir die Kurden mit Waffen ausrüsten?“ vergessen wir leicht unser Leitbild des gerechten Friedens. Befürworten Sie die von der Bundesregierung beschlossenen Waffenlieferungen? Ich tue mich sehr schwer damit. Ich erkenne an, dass der Bundestag die Debatte mit sehr großer Ernsthaftigkeit geführt hat. Gleichwohl bleibt für mich die Frage nach der Nachhaltigkeit der Waffenlieferung offen: Was passiert mit den Waffen nach dem Kampfeinsatz gegen den „Islamischen Staat“? Ich befürchte, dass die kurdische Bewegung da eine sehr eigene Agenda hat. Die Frage ist sicherlich berechtigt. Gegenfrage: Wäre es nachhaltiger, den „Islamischen Staat“ weiter wüten zu lassen? Mit Sicherheit nicht! Laut Wolfgang Huber sind die Handlungen des „Islamischen Staates“ im Irak schwerste Menschenrechtsverletzungen, die wir nicht zulassen dürfen. In dieser Einschätzung ist sich die evangelische Kirche mit ihrer katholischen Schwesterkonfession einig.
Foto: PR/EKA
Was hilft gegen den „Islamischen Staat“?
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Das ist das erste Mal seit langem, dass sich beide Kirchen mal wieder einig sind. In sozialethischen Fragen ist das häufiger möglich, als man zunächst denkt. Ich gehöre sicher nicht zu denen, die aus einer radikalpazifistischen Position heraus jegliche Militäreinsätze ablehnen. Sonst wären Sie als Militärbischof auch der falsche Mann. So ist es. Dennoch tun Sie sich mit den Waffenlieferungen schwer. Was sonst sollte gegen die Terrorgruppen helfen? Wichtig ist für mich, dass die Waffenlieferungen mit Billigung des irakischen Staates geschehen. Zudem erfolgen sie in Abstimmung mit den europäischen Partnern und der NATO. Gleichwohl frage ich mich: Wo ist angesichts der Bedrängnis eigentlich die UNO? Lässt sich der Kampf gegen den „Islamischen Staat“ theologisch rechtfertigen? Ich finde da die EKD-Friedensdenkschrift sehr stringent. Sie gibt der zivilen, humanitären Hilfe den Vorrang gegenüber einer militärischen Intervention. Aber als „Ultima Ratio“, also wenn nichts anderes mehr greift, darf man verbrecherischem Unrecht auch mit Waffengewalt entgegentreten.
Kämpft in der Ukraine David gegen Goliath? Gilt das für die russischen Grenzverletzungen in der Ukraine? Es ist völlig klar, dass die Ukraine als souveräner Staat dagegen Widerstand leistet, obwohl da ein kleines Land gegen eine militärische Supermacht steht, also ein Kampf von David gegen Goliath geschieht … … würde das Bild zutreffen, müsste die Ukraine als kleiner David am Ende als Sieger hervorgehen. Dafür müsste ihm nach Lage der Dinge allerdings eine stärkere Streitmacht – die NATO – zur Hilfe kommen. Durch den Einbezug der NATO würde der Konflikt weiter eskalieren. Das wäre mit Sicherheit nicht angezeigt. Die Ukraine würde dann zum Schlachtfeld zwischen West und Ost. Die Ukraine hat die NATO um Hilfe gebeten. Ein Teil des Problems ist, dass es nach dem Zerfall der Sowjetunion 1991 Absprachen gegeben haben muss, dass die neu entstandenen mittel- und osteuropäischen Staaten nicht unter den Schutzschirm der NATO kommen. Mir scheint es in Russland eine tiefe Frustration darüber zu geben, dass die NATO sich daran nicht gehalten und nach Osten ausgeweitet hat. Dem Wunsch der Ukraine, den Schutz der NATO zu bekommen, kann der Westen derzeit nicht nachkommen. Sie klingen gerade wie ein Putin-Sympathisant. An der Stelle bin ich unverdächtig. Für die territorialen Übergriffe Russlands auf die Krim und die Ost-Ukraine gibt es keine Rechtfertigung. Dieses Unrecht muss beim Namen genannt werden und mit allen zur Verfügung stehenden diplomatischen und wirtschaftlichen Mitteln bekämpft werden. 37.2014
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Was bewirken die Sanktionen? Sie sprechen die Wirtschaftssanktionen gegen Russland an: Offenkundig spielen Russland und die Europäische Union an zwei verschiedenen Schachbrettern: Putin führt Krieg, die EU versucht, dem mit Sanktionen zu begegnen. Damit ist Putin nicht zu beeindrucken. Das bezweifle ich. Die Sanktionen treffen das russische Volk, aber nicht dessen Regierung. Wenn sie das Volk treffen, wird es früher oder später auch die Regierung treffen. Der Westen hat gegen Putin schwache Karten – und die spielt er auch noch schlecht aus. Ich habe nach wie vor die Hoffnung, dass sich am Ende die Vernunft durchsetzt – sonst wäre ich kein evangelischer Theologe. Ich setze darauf, dass sich in Russland Kräfte finden werden, die besonnener agieren, als das derzeit der Fall ist. Freie Wahlen und freie Meinungsäußerung gibt es in Russland nicht mehr. Putin hat die Opposition faktisch ausgeschaltet. Wer an ihm Kritik übt, wird bedroht, landet im Gefängnis oder wandert aus. Richtig ist, dass man im Fall von Russland nur sehr eingeschränkt von einer Demokratie reden kann. Dennoch gibt es immer wieder kritische Stimmen, die Gehör finden. Diese Stimmen kommen vor allem in Westeuropa zu Wort – aber kaum in Russland. Die Medien sind gleichgeschaltet, das russische Fernsehen weitgehend verstaatlicht. Es gibt jetzt aber eine zarte Gegenbewegung von russischen Soldatenmüttern, die fragen, wo eigentlich ihre Söhne geblieben sind. So wird dem Land deutlich, dass es sich in kriegerischen Auseinandersetzungen befindet.
Hat Europa die Wahl zwischen Schande und Krieg? Die derzeitige Haltung Europas erinnert mich an eine Aussage des britischen Politikers Winston Churchill. Er kritisierte 1938 den britischen Premierminister Neville Chamberlain für dessen unschlüssige Beschwichtigungspolitik gegenüber Hitler: „Sie hatten die Wahl zwischen Krieg und Schande: Sie haben sich für die Schande entschieden und werden trotzdem den Krieg bekommen.“ Solche historischen Analogieschlüsse finde ich schwierig. Putin macht das auf seine Weise auch, indem er die Situation in Donezk als „ein weiteres Stalingrad“ bezeichnet. O
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Ich finde, man kann die 1930er Jahre mit der jetzigen Situation nicht vergleichen. Vor allem sollten wir den Krieg nicht herbeireden. Ich erlebe unsere Politiker nicht auf einem Schmusekurs. Sie finden sehr klare Worte. Es ist der Versuch – vielleicht sogar der verzweifelte Versuch –, immer wieder den Dialog zu suchen. Außenminister Frank-Walter Steinmeier hat erklärt, Gespräche hätten nur Sinn, „wenn Russland mit offenen Karten spielt“. Im Klartext: Die Gespräche sind sinnlos geworden, denn Putin spielt nicht mit offenen Karten. Man soll die Hoffnung nicht aufgeben. Wir befinden uns in einer ausgesprochen schwierigen Situation. Es fällt sehr schwer, mit den ständigen Halbwahrheiten umzugehen. Bundespräsident Joachim Gauck zufolge lehrt die Geschichte, „dass territoriale Zugeständnisse den Appetit von Aggressoren oft nur vergrößern“. Der Westen macht keine Zugeständnisse! Es ist völlig klar, dass die Annexion der Krim und die russische Invasion in der Ostukraine eine massive Verletzung des Territorialrechtes darstellen. Dieses Unrecht wird vom Westen eindeutig benannt. Die Frage ist nur: Welche Maßnahmen hat man dagegen? Martin Luthers Zwei-Reiche-Lehre legt nahe, dass der Staat zum Schwert greifen muss. Dieses Recht hat der angegriffene Staat – die Ukraine –, nicht wir. Gemäß Luthers Zwei-Reiche-Lehre hat jeder Staat das Recht zur Selbstverteidigung. Innerhalb eines Bündnisses wie der NATO gibt es zudem die Bündnispflicht, einem bedrohten Partner zur Hilfe zu kommen. Diese Pflicht gilt aber nicht für Länder außerhalb eines Bündnisses.
Wird das Grundgesetz in der Ukraine verteidigt? 2003 sagte der damalige Verteidigungsminister Peter Struck (SPD), das Grundgesetz werde auch am Hindukusch verteidigt. Muss das Grundgesetz auch in der Ukraine verteidigt werden? Strucks Formulierung war sehr gewagt und hat damals zu großen Diskussionen geführt. Klar ist, dass Deutschland sich immer um eine Verteidigung der Menschenrechte kümmern muss. Allerdings ist unser Einflussbereich begrenzt. Neben den Kämpfen in der Ukraine und im Irak fällt mir auf Anhieb eine Reihe von Ländern ein, in denen die Menschenrechte missachtet werden. Sie plädieren also für das Schweizer Modell: Wir bleiben neutral und halten uns aus allem raus. Die Schweiz ist eine sehr wehrhafte Demokratie! Aber ein Land, das sich von Konflikten fernhält. Ich vertrete weder das Modell der Schweiz noch das von Costa Rica, das auf eine eigene Armee verzichtet. Ich will keinen deutschen Sonderweg, sondern wünsche mir, dass diese Macht im Herzen Europas eingebunden ist in die Europäische Union, die NATO und die UNO. Sie hören sich an wie der EKD-Friedensbeauftragte, Renke Brahms. Wahrscheinlich könnten Sie problemlos die Ämter tauschen. Das weiß ich nicht. So gut kennen wir uns noch nicht. Aber wir versuchen schon, in enger Abstimmung miteinander zu arbeiten. Wir wollen uns jedenfalls nicht in Ecken stellen lassen, in die wir nicht gehören.
KOMMENTAR zu einer brisanten Neuerung bei Facebook
Und was sind Sie? Neue Anmeldefragen im Internet:
Die Gier der Queer INTERNET Früher waren wir einfach nur Frauen und Männer Furz aus dem Elfenbeinturm Im Grunde sind die Theorien der GenderMainstreamer sperrig, kompliziert und herzerwärmend wie kalter Kaffee. Lange Zeit hat die Mehrheit der Bürger sie erfolgreich ignoriert. Niemand hat wirklich verstanden, wie das Lesen aus diesem lauen, akademischen Kaffeesatz funktionierte. Quer sollen die Texte liegen. Und Queer nennen sich die Gender-Ideologen, was soviel bedeutet wie: normzerstörend. Wir haben es abgetan als weltfremdes Etwas, als eine Art trockenen Furz aus dem Elfenbeinturm eben. Was ging uns der Zeitvertreib zwängiger Gleichstellungsbeauftragter in
Kirchen und Ämtern an? Was juckte uns eine politische Utopie, die theoretisch alles auf den Kopf stellt, aber das Leben – unser Leben – nie erreicht, so unklar und nebulös, wie sie daherkommt. Wir erkannten erst spät: Die Verunsicherung ist Programm!
Fotos: picture alliance / dpa
Ein „Meilenstein“ – nach den Amerikanern und Engländern können nun auch deutsche Nutzer von Facebook zwischen „androgyn“, „transsexuell“, „intersexuell“ und vielen anderen Optionen wählen. 60 insgesamt. Es ist nur ein kleiner Schritt für Facebook, aber ein großer Schritt für die deutschsprachige Menschheit. Früher waren wir einfach nur Frauen und Männer, heute aber müssen wir uns ob solcher Wahlmöglichkeiten die Frage stellen: „Wer bin ich – und wenn ja wie viele?“. Das ist der digitale Mehrwert in Zeiten strukturell verordneter Verunsicherung via Gender-Mainstreaming.
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Der Streit um die Militärseelsorge „Militärbischof Sigurd Rink redet viel vom Frieden, vom Frieden, vom Frieden … und meint doch Krieg“, heißt es auf der Internetseite der „Ökumenischen Initiative zur Abschaffung der Militärseelsorge“. Von der Initiative wurde ich auch schon als „Kriegsbischof“ tituliert. Ich sehe mich eher als „Friedensbischof“. Im Kern reicht die Debatte bis zum Militärseelsorgevertrag zwischen Staat und Kirche aus dem Jahr 1957 zurück. Der Initiative zufolge handelt es sich bei der Militärseelsorge „um einen Überrest aus der Zeit, als Thron und Altar, weltliche und geistliche Macht noch gemeinsame Sache gemacht haben.“ Die Militärseelsorge stabilisiere und legitimiere das Militär und unterstütze dadurch den Krieg. Wir haben in Deutschland ein sehr kluges Modell: Der Staat stellt die äußere Form zur Verfügung, überlässt aber die Inhalte, also Gottesdienste und Seelsorge, den Kirchen.
23 Millionen Euro jährlich für die Militärseelsorge Angenehmer Nebeneffekt dieses Modells: Die Kirchen lassen sich die Militärseelsorge vom Staat mit jährlich etwa 23 Millionen Euro vergüten. Dieses Geld ist sehr gut investiert, weil die ungestörte Religionsausübung, Seelsorge und Gewissensbildung der Soldaten dadurch gewährleistet werden. Zudem beteiligen sich auch die Kirchen an den Kosten. Laut Sozialwissenschaftlichem Institut der Bundeswehr (2002) finden zwar 96 % der Soldaten „gut, dass ein Pfarrer im Lager ist“, aber nur 1,3 % sprechen auch mit ihm.
Es greift in Schulen um sich Inzwischen ist Gender-Mainstreaming im Alltag angekommen und beglückt uns regelmäßig mit neuen Projekten, deren Sinn sich uns immer noch nicht erschließt. Es greift in Schulen und Kindergärten um sich. Vielen Eltern macht das inzwischen Sorge. Die Proteste und Demonstrationen gegen den Bildungsplan in Baden-Württemberg sind Vorboten des Widerstands, der sich formt. Immer mehr Bürger gehen auf die Barrikaden.
Fotos: PR, privat
Wer nicht mitzieht, bekommt keine Gelder mehr Ziel des geschlechtslosen Mainstreams: Abschaffung der Mann-Frau-Geschlechterpolarität; Entkopplung der leiblichen von der geschlechtlichen Selbstwahrnehmung, letztlich die Zersetzung unserer Kreatürlichkeit, indem jede/r/s sich 37.2014
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Die Zahlen entsprechen nicht meiner Wahrnehmung. Aber diese Tendenz findet man in den Ortsgemeinden auch: dass die grundsätzliche Zustimmung zur Seelsorge wesentlich größer ist als die Zahl derer, die sich tatsächlich aktiv einbringen. Wozu braucht es Militärpfarrer, wenn sie kaum nachgefragt werden? Ich kann diese Einschätzung nicht bestätigen. Bei meiner ersten Dienstreise zu Soldaten in den Kosovo habe ich eine Pfarrerin erlebt, die in hohem Maß akzeptiert und auch nachgefragt wird.
Kein Segen für das Militär Die Gegner der Militärseelsorge fordern die Kirchen dazu auf, nur noch „auf die Karte der Gewaltlosigkeit“ zu setzen: „Kein Segen für das Militär!“ Wir können nicht davon ausgehen, dass wir in jeder Situation mit rein gewaltlosen Mitteln weiterkommen – ein Staat braucht als äußerstes Mittel militärische oder auch Polizeigewalt. Darin hat er unsere Unterstützung. Weiter heißt es: „Die Militärpfarrer begleiten, trösten und unterhalten die Soldaten … Sie sind ein nützliches Rad im militärischen Getriebe.“ Im Gegensatz zu vielen anderen Armeen der Welt legt die Bundeswehr großen Wert auf die Innere Führung, die Gewissensbildung und das Nachdenken über das eigene Handeln. Ich empfinde die Militärseelsorge eher als ein Widerlager, das auch mal das Getriebe stoppt und fragt, ob man das militärische Handeln rechtfertigen kann. Vielen Dank für das Gespräch!
zum Schöpfer, oder besser Konstrukteur seine/r/s selbst aufschwingt. Die Methode: Verunsicherungspädagogik in Kindergärten und Schulen; Gleichschaltung der zivilen Strukturen mit der neuen Ideologie; mediale Ächtung Andersdenkender; Etablierung der queeren Perspektive in allen wissenschaftlichen Disziplinen; Genderbudgeting: Wer nicht mitzieht, bekommt keine öffentlichen Gelder mehr.
Facebook legt die Messlatte hoch Facebook ist auf öffentliche Gelder nicht angewiesen, aber geschlechtslose Wesen stehen der postmodernen Firma gut zu Gesicht. Und so huldigt man beflissen den Schwulen-, Lesben- und Transgenderverbänden und anderen Antreibern der Gender-Agenda. Der global player lässt sich nicht lumpen: Die landesüblichen Zusatzgeschlechter der sogenannten LGBTTI
(Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transsexuelle, Transgender, Intersexuelle) hat das mächtige soziale Netzwerk mal locker rechts überholt und mit 60 Identitäten eine neue Messlatte aufgelegt: Facebook schlägt die Brücke vom ideologischen Kaffeesatz zum digitalen Chromosomensatz. Es gibt wenig, was in dieser Welt von Bestand gewesen ist. Die Zweiheit von Mann und Frau gehört dazu. Nun soll sie uns durch die Qual der Wahl verleidet werden. Ein Treppenwitz der Postmoderne – oder nur die durchgeknallte Forderung der Gier der Queer? P Dominik Klenk ist Geschäftsführer des fontis-Verlags in Basel (www.fontisverlag.com).
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GLAUBENSLEBEN Viele Christen wünschen sich zu Recht, ein frommes, überzeugendes Leben zu führen, authentisch zu reden und zu handeln. Doch was heißt das eigentlich? Dieser Frage geht Pastor Arne Völkel in einer neuen idea-Serie nach. Im ersten Beitrag zeigt Völkel, wie das Leben von Jesus Christus unserem Glauben Sinn und Profil verleiht.
Das (deutsche) Bundesministerium für Gesundheit wirbt mit dem Spruch „Deutschland sucht den Impfpass“. Ähnlich suchen wir als Christen die wahre Frömmigkeit. Wir suchen sie – anders als in der Werbung – nicht hinter einem alten Sofa oder im Papierkorb, sondern in glaubhaftem Verhalten und in bewährten geistlichen Übungen (wie Gebet, Bibellesen, Beichte und Ähnliches). Worum geht es dem Ministerium mit seiner Kampagne? Sie soll das Ziel vermitteln: Ein Impfpass ist wichtig! Nicht weil der Pass wichtig ist, sondern weil Impfungen wichtig sind. Der immunisierende Wirkstoff schützt unseren Organismus vor Erkrankung. Worauf kommt es im christlichen Glauben an? Im Glauben kommt es ebenfalls nicht auf das Mitgliedsheft in einer Kirche an, sondern darauf, dass wir mit Gott verbunden Arne Völkel ist Pastor der Freien evangelischen Gemeinde Dortmund. Der Vater von drei Töchtern veröffentlichte bisher fünf Bücher zu geistlichen Themen.
sind. Sind wir das, entfaltet Jesus Christus durch den Heiligen Geist in uns einen „Wirkstoff“, der uns einerseits vor äußeren Infektionen (einer Anpassung an Unchristliches) schützt und andererseits für andere heilsam sein lässt. Eine Tetanusimpfung muss alle paar Jahre wieder aufgefrischt werden, um ihre Wirkung zu behalten. Diese Auffrischung findet fortwährend statt, wenn wir ein geistliches Leben (Spiritualität) praktizieren. Jesus sagt in den Seligpreisungen Gottes Gegenwart den „geistlich Armen“ zu: „Freuen dürfen sich alle, die nur noch von Gott etwas erwarten …“ (Matthäus 5,3). Diese Seligpreisung zielt in zweifache Richtung. So, wie der Evangelist Lukas das Wort Jesu wiedergibt (Lukasevangelium 6,20), geht es vor allem um die sozial Schwachen (die Armen). Ihnen fällt es aufgrund ihrer Lage leichter, alles nur von Gott zu erwarten, denn von anderen bekommen sie ja nichts. Beim Evangelisten Matthäus dagegen schließt die Seligpreisung auch die „geistlich Armen“ mit ein. Geistlich arm sein bedeutet, im Glauben alles nur noch von Gott zu erwarten. Vielleicht fällt uns das
heute schwer, weil wir von Armut normalerweise wenig wissen. Nach der Bibel stehen wir von daher auch in der Gefahr, Gott zu vergessen. Deshalb sollten wir uns als Christen in wohlhabenden Regionen stets vergegenwärtigen, dass wir letztlich alles Gott zu verdanken haben, und ihm entsprechend häufig danken.
Was sind die geltenden Lebensregeln? Und was ist nun wahre Frömmigkeit, die wir als Christen erstreben sollen? Jesus Christus sagt: „Denkt ja nicht, ich bin gekommen, die geltenden Lebensregeln außer Kraft zu setzen. Ich bin nicht gekommen, sie außer Kraft zu setzen, sondern sie zu erfüllen“ (Matthäusevangelium 5,17). Die „BasisBibel“ übersetzt die Worte mit geltenden Lebensregeln. Damals waren es die des Alten Testamentes (Luther übersetzt: „das Gesetz und die Propheten“). Welche davon weiter in Kraft sind, also wahre Frömmigkeit widerspiegeln, das zeigt sich allein am gesamten Leben von Jesus und an seinen Worten. Sie machen christliche Lebensgestaltung nach Gottes Willen aus. Sie setzen dem Glauben Maß und Ziel. An Jesus orientiert sich die Vision von frommem, Gott zugehörigem Leben.
Von Gottes Geist beschenkt Wie können wir nun so leben? Alle vier Evangelien beschreiben übereinstimmend, dass zu Beginn der öffentlichen Wirksamkeit Jesu seine Geisttaufe stand. Das Wort „Christus" heißt übersetzt „der Gesalbte“. Es rückt in den Vordergrund, was an Jesus das Besondere war. Er wurde nicht wie die alttestamentlichen Könige mit Öl gesalbt und zu seinem Dienst für die Welt eingesetzt, sondern durch Salbung „mit Heiligem Geist und Kraft“ (Apostelgeschichte 10,38). In Gestalt einer Taube senkte Gott seinen Geist bleibend auf ihn herab. Die Salbung Jesu mit dem Heiligen Geist ist das Urdatum aller späteren Geist-Erfahrungen bei seinen Jüngern. Und jeder, der in seinem Leben auf Jesus Christus vertraut, erhält ebenso diesen Heiligen Geist. Und so, wie Jesus durch Gott bevollmächtigt und durch seinen Geist ausgerüstet zu den Menschen ging, erfahren auch wir diesen Heiligen Geist, wenn wir uns Gott zur Verfügung stellen, indem wir anderen von ihm berichten, anderen helfen und beistehen. Söhne und Töchter Gottes sind alle, die sich vom Geist Gottes führen lassen. Zeitweises Verzagen, Versagen und Zweifeln ist deshalb nicht das
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Eine Vision fürs Leben
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Ende lebendiger Spiritualität. Weil durch Gottes Geist gewirkte Frömmigkeit mehr ist als gute Absicht, ist punktuelles Scheitern an guten Vorsätzen nicht ihr Bankrott. Genauso wenig wie umgekehrt die Vision eines mit Gott verbundenen Lebens aufhört zu existieren, weil ein gutes Ziel erreicht wurde. Geistliches Wachstum ist nicht durch unerreichte Ziele begrenzt, und es erschöpft sich nicht in der Feier augenblicklicher Erfolge.
Ein Beispiel gelebter Frömmigkeit Zum Schluss ein praktisches Beispiel für gelebte, wahre Frömmigkeit: Ich sitze mit einem 78-jährigen Mann am Tisch. Wir kommen ins Gespräch. Er erzählt von seiner kürzlich verstorbenen Frau. Acht Jahre wurde sie in einem Heim gepflegt. Ihr Gesundheitszustand verschlechterte sich zunehmend. „Ich weiß nicht“, erzählt er, „ob sie mich in den letzten zwei Jahren überhaupt noch erkannte?“ Das hat ihn nicht davon abgehalten, täglich an ihrem Bett zu sitzen, ihr vorzulesen, sie zu füttern, ihr vertraute Lieder vorzusingen und Psalmen zu beten. Bei seinem letzten Besuch, so sagt der Mann, habe er ihre Hand gehalten, und er meint, sie habe seinen Händedruck, wie zum Abschied, zart erwidert. Das tröstet ihn, das lässt ihn glauben und Gott danken, dass er sein in jungen Jahren gegebenes Eheversprechen einhalten konnte.
Wer Frömmigkeit lebt, bewahrt den Schatz Gottes Geistliches Wachstum besteht darin, den „Schatz“ (vgl. Matthäus 6,19–21) der Lebensregeln Gottes im Herzen zu
behalten. Seine Lehre ist der Schutz und Impfstoff, der vor Ansteckung durch die Sünde bewahrt und Christen zum heilenden Wirkstoff im Leben anderer Menschen werden lässt. Glaube bewegt, denn Glaube ist gelebte Frömmigkeit. Glaube bewegt, denn Glaube ist geistliches Wachstum. Glaube bewegt, weil die geltenden Lebensregeln Gottes in Kraft bleiben. P
l idea Fernseh- und Hörfunk-Tipps
13. bis 19. September
FERNSEHEN Sonntag, 14. September
Dienstag, 16. September
Mittwoch, 17. September
Donnerstag, 18. September Freitag, 19. September
10.00–11.00 Der Islam unter Faschismusverdacht – Ein Streitgespräch
17.15–17.45 Die Propagandaschlacht h um Gentechnik. Löst die Gentechnik das weltweite Hungerproblem oder vergiftet sie die Menscheit?
20.15–21.00 Sturm auf Jerusalem – Was W geschah 701 v. Chr.? Dokumentation über die Historie der biblischen Geschichte
21.00–22.00 Was ist die Wahrheit wert? Lügen ist Sünde, so die Bibel. Doch kann eine Lüge auch gut sein? Gesprächsrunde
21.45–22.30 Jan Hus – Alles für die Wahrheit. Dokumentation über den tschechischen Reformer
21.15–21.45 21.55–23.35 Die Spur der Ahnen – Wer „Töte zuerst!“ Der israelische rettete meinen Vater in Geheimdienst Schin Bet Buchenwald?
23.30–0.25 Kierkegaard – Gefährliche Gedanken. Was uns der Theologe heute noch sagt
23.15–0.00 1948 – Jüdischer Traum, arabisches Trauma. Wie der Staat Israel entstand.
7.05–7.30 Gott ist Entwicklungshelfer – Religionen als Evolutionshorizonte
8.40–9.00 Mit sich selbst befreundet sein – Das biblische Liebesgebot neu entdecken
10.00–11.00 Evangelischer Gottesdienst aus der St.-Annenkirche in Annaberg-Buchholz
11.30–12.00 „Da geht mehr ab, das haut mehr rein“ – Warum Gospelchöre boomen
8.35–8.50 „Ich bin so glücklich, dass Sie nicht niesen mussten“ – Martin Luther King und die Schöpfungskraft des Wortes
9.30–10.30 Gottesdienst zu Erntedank aus der evangelischreformierten Mauritiuskirche in Saanen
10.00–11.00 Gottesdienst aus der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde in HamburgFuhlsbüttel
Mittwoch, 17. September
20.00–21.00 ERF Plus Mensch zählt mehr als Zahl –In jungen Jahren schloss Werner Pfefferle mit Gott einen Deal – und Gott ließ mit sich reden. Das erlebte er als Leiter eines Kaufhauses, in einem 5-Sterne-Hotel und als Unternehmensberater.
11.00–11.45 Gottesdienst aus dem Diakonissen-Mutterhaus Hensoltshöhe in Gunzenhausen
HÖRFUNK Sonntag, 14. September
Donnerstag, 18. September
20.00–21.00 Ist der Bettag noch zu retten? Die Debatte um die Abschaffung des Feiertags
Wer reagieren möchte, kann dies unter folgenden Rufnummern tun: ARD: 089/5900-3344 | Bibel.TV: 040/4450660 | Das Vierte: 0180/5843783 Deutschlandfunk und Deutschlandradio: 0221/345-1831 | DRS 2: (0)848/808080 | ERF: 06441/957-0 | HR (TV): 069/1555111 | Kabel 1: 0180/5011150 KiKa: 0180/2151514 | Luth. Stunde: 04264/2436 | MDR: 0341/300-5401 | NDR: 0511/988-2393 | Phoenix: 0180/28213 | RBB: 030/97993-2171 SF 2: (0)62/2059050 | SR 2: (0)681/6022222 | SWR: 07221/929-0 | WDR (Radio): 0221/5678-333 | WDR (TV): 0221/5678888 | ZDF: 06131/7012164
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Teilen ist das neue Haben NACHHALTIGKEIT Mit dem jährlichen „Tag der
20 Umzugskartons, die jahrelang den Keller verstopfen – das braucht kein Mensch. Doch wohin mit den großen Pappungetümen? Einfach wegschmeißen? Die Lösung: Entweder man schenkt sie weiter, oder man verleiht sie. Abgelegte Kleidung, altmodisches Geschirr, ausrangierte Bügelbretter, ausgelesene Bücher, überschüssige Lebensmittel – jeder Deutsche produziert pro Jahr etwa zehn Zentner Müll. Dieser Verschwendung hat die „Sharing Economy“ (Teilende Wirtschaft) den Kampf ansagt. Zu diesem Zweck haben sich Initiativen gegründet, die Überflüssiges mit anderen teilen.
In Gabenkisten (Givebox) bekommt der Besucher alles umsonst.
Teilen befreit von unbenutztem Krempel Die herkömmlichen Formen der Wiederverwertung werden seitdem immer weniger genutzt: Ebay ist für viele zu kompliziert, Kleinanzeigen dauern, und Flohmärkte finden selten statt. Die Mitglieder der „Sharing Economy“ meinen, mit ihrem Konzept mehr bewirken zu können. Wer mitmachen will, hat mehrere Möglichkeiten. Da gibt es Plattformen im Internet, um sich zum Teilen und Tauschen zu verabreden. Doch es entstehen auch immer mehr Tauschbörsen in Dörfern und Stadtteilen. In jedem Fall muss der Teiler ein wenig Zeit mitbringen und Vertrauen in Fremde haben.
1. DAS AUTO-TEILEN („CAR-SHARING“) Das bekannteste Modell ist das „Car-Sharing“: ein Auto, mehrere Nutzer. Dabei gibt es zwei unterschiedliche Varianten. 1. Einer besitzt ein Auto und möchte von A nach B
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Schöpfung“ – begangen am ersten Freitag im September – möchte die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland deutlich machen, dass die gute Schöpfung Gottes nicht ausgebeutet werden darf. Um das zu verhindern, hat sich auch die sogenannte „Sharing Economy“ (Teilende Wirtschaft) gebildet. Statt Dinge zu verschwenden, teilen ihre Mitglieder vieles. In den letzten drei Jahren ist diese Bewegung zum absoluten „Megatrend“ geworden. Ein Beitrag von Julia Bergner.
Ein Viertel der Deutschen teilt bereits Die Idee des Teilens ist eigentlich alt. Schon in der Bibel steht: „Vergesst nicht, Gutes zu tun und mit den anderen zu teilen, denn über solche Opfer freut sich Gott“ (Hebräer 13,16). Die Mitglieder der Jerusalemer Urgemeinde brachten in Anlehnung an diesen Vers ihr gesamtes Eigentum in die Gemeinschaft ein und teilten die Erlöse mit Bedürftigen. Vor ein paar Jahren haben die US-Amerikaner dann mit dem Begriff der „Sharing Economy“ eine neue Trendkultur daraus gemacht. Eine Studie der Universität Lüneburg hat herausgefunden, dass bereits ein Viertel aller Deutschen teilt, was das Zeug hält.
Im Umsonstladen Nürnberg können Interessierte Ausrangiertes abgeben oder ohne Gegenleistung mitnehmen. Bei Kaufland müssten sie zahlen.
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fahren. Via Internet sucht er Mitfahrer, die in die gleiche Richtung fahren wollen (zum Beispiel auf www.blablacar. de). 2. Da private Autos 90 % der Zeit ungenutzt sind und trotzdem Kosten verursachen, stellen einige Privatpersonen ihre PKW anderen zur Verfügung, die mal eben zum Möbelhaus oder zum Großeinkauf möchten (zum Beispiel auf www.tamyca.de). Die Motivation beim „Car-Sharing“ ist einfach: Es ist günstig für den Mitfahrenden, spart dem Autobesitzer Kosten und ist natürlich umweltfreundlich. Inzwischen gibt es 110 verschiedene Plattformen im Netz. 757.000 Bürger haben 2013 beim Autoteilen mitgemacht (67 % mehr als im Vorjahr). Aber Achtung vor kommerziellen Anbietern! Es gibt immer mehr Unternehmen, die aus der Nachbarschaftshilfe ein Geschäft machen, bei dem sie mitverdienen – so zum Beispiel die Deutsche Bahn mit ihrem Programm „Flinkster“ (an vielen Bahnhöfen in Deutschland hat die DB Autos positioniert, die dort von einer Fahrgemeinschaft gegen Gebühr ausgeliehen werden können). Bei jeder Internetplattform sollte man daher genau darauf achten, ob Gebühren zu entrichten sind. Wo der Nutzer zahlt, findet sich nicht mehr die eigentliche Idee der TeilBewegung wieder.
Fotos: picture alliance / dpa
2. DER UMSONSTLADEN Wer kennt das nicht? Der gute Anzug ist einfach zu klein geworden, aber zum Wegschmeißen viel zu schade. Jemand anderes würde sich darüber mit Sicherheit sehr freuen. Ähnlich sieht es mit dem mittlerweile unvollständigen Porzellangeschirr der Großmutter aus, das einfach nicht mehr dem heutigen Geschmack entspricht. Für diese Fälle gibt es in vielen deutschen Städten inzwischen sogenannte Umsonstläden. Hier kann man funktionierende und gut erhaltene Dinge des täglichen Lebens abgeben oder mitnehmen. Jede dieser kleinen Tauschbörsen wird von Privatleuten ehrenamtlich betrieben und finanziert sich über Spenden.
Bunt gemischtes Warenangebot in einem Umsonstladen – hier in Würzburg. Nur die Qualität muss stimmen. Müll darf man hier nicht abladen.
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Im mittelhessischen Gießen hat beispielsweise Uwe Süßel vor zwei Jahren einen Umsonstladen übernommen. In dem winzigen Raum stapeln sich Bücher, Kleider und Haushaltswaren bis unter die Decke. Auch einen Fernseher und einen Rollator kann man hier bekommen. Vor kurzem hat jemand einen ganzen Sack mit Babykleidung abgegeben. Jeden Dienstag von 10 bis 13 Uhr und jeden Donnerstag von 17 bis 19 Uhr ist der Laden im Ernst-Toller-Weg 3 geöffnet. „Die Leute, die hier Sachen holen, sind völlig unterschiedlich“, erzählt Süßel. „Da kommt die Rechtsanwältin wie der Asylant.“ In Gießen seien auch viele Studenten dabei, denen Haushaltsgegenstände für die Küche fehlen. Es geht bei allen nicht darum, ob jemand bedürftig ist oder nicht, sagt Süßel. „Das Ziel ist es, Gegenstände im Umlauf zu halten und nicht sofort wegzuwerfen. Aber natürlich ist es besonders schön, wenn man einem Menschen in Not eine Freude machen kann.“ Süßel erinnert sich gerne an einen Obdachlosen, der wenige Tage vor Weihnachten in den Laden kam. Kurz zuvor hatte jemand eine original verpackte Daunenjacke – ein typischer Fehlkauf wohl – abgegeben. Der Obdachlose habe sich unbeschreiblich gefreut. Auch für Nicole Thomas vom Umsonstladen in Nürnberg (Rothenburger Straße 51a, 0911 2875699) sind die schönsten Momente die, wenn Kinderaugen wegen eines neuen gebrauchten Teddys zu strahlen beginnen. Seit 2008 betreibt sie mit einer Gruppe der „Jesus Freaks“ die Tauschbörse in der mittelfränkischen Großstadt. „Es gibt so viele Schätze auf dem Dachboden oder im Keller, die einfach zu schade für die Tonne sind“, sagt sie. Das Prinzip des Gebens und Nehmens gefällt ihr. Und den Nürnbergern auch. „Wir haben nur samstags geöffnet, aber da stehen die Leute manchmal schon Schlange, bevor wir aufmachen“, berichtet Thomas. b Eine Liste der Läden findet man unter umsonstladen.de
3. DIE GABENKISTE (GIVEBOX) Eine weitere Idee, die sich seit 2011 über ganz Deutschland ausgebreitet hat, ist die sogenannte „Givebox“ (Gabenkiste). Die Erfinder der Idee – eine Gruppe junger Berliner – handelten nach dem Motto: „Weil teilen sich kümmern heißt.“ In den telefonzellengroßen Buden, die meistens in den Innenstädten zu finden sind, kann jeder seinen aussortierten Hausrat anonym verschenken. Wer etwas in der Givebox entdeckt, das ihm gefällt, darf es ohne Gegenleistung mitnehmen. Dinge, die nach zwei Wochen immer noch da sind, müssen jedoch von den Eigentümern wieder mitgenommen werden, damit die Bude nicht „zumüllt“. Besucher werden aufgefordert, in ein Gästebuch zu schreiben, um „Bitte“ und „Danke“ zu sagen. Momentan gibt es rund 50 Gabenkisten in deutschen Städten. Jede Gabenkiste entsteht auf Privatinitiative hin. Da tun sich beispielsweise Nachbarn zusammen und errichten die Kiste. Eine Bauanleitung und Tipps für den perfekten Standort findet man im Internet. Seit Frühjahr dieses O
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Jahres gibt es auch in Darmstadt eine Gabenkiste. Mitbegründer ist der evangelische Pfarrer Andreas Schwöbel. In der Zeitung hatte er einen Aufruf gesehen, beim Bau der Box und dem Betreiben zu helfen. Schwöbel konnte die 10. Klasse seines Ethikunterrichtes für die Idee begeistern. Gemeinsam mit Anwohnern kümmern sie sich jetzt um die Instandhaltung. Im Vorfeld hatte Schwöbel die Jugendlichen inhaltlich in die Materie eingeführt: „Es geht bei dieser Idee um Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit, Verwertung und bürgerschaftliches Engagement.“ Das Projekt sei ein großer Erfolg geworden, freut sich der Pfarrer. „In der Box herrscht reger Verkehr. Glücklicherweise ist bislang auch noch nichts zerstört worden. Darauf wird sehr geachtet.“ Bevor man jedoch mit großem Tatendrang zu einer „Givebox“ losmarschiert, sollte man sich informieren, ob es sie noch gibt. Viele Projekte gründen sich schnell, verschwinden aber leider wieder genauso flott von der Bildfläche. Das weiß auch Pfarrer Schwöbel: „Jedes Projekt lebt vom ehrenamtlichen Engagement Einzelner. Wer sich entscheidet, so etwas ins Leben zu rufen, sollte Zeit und Geduld mitbringen.“ b www.facebook.com/givebox/info Eine – leider nicht ganz vollständige – Liste der Buden gibt es unter www.givebox.eu
4. LEILA – DAS NACHBARSCHAFTSHAUS Wer einen Gegenstand lediglich für einen begrenzten Zeitraum benötigt, der ist beim sogenannten „Leila“ – einem ehrenamtlich geführten Leihladen – richtig. Ein Leihladen verfügt vor allem über einen großen Bestand an Werkzeugen. Sie können gegen Pfand ausgeliehen werden. Weitere Kosten entstehen nicht. Eine Bohrmaschine läuft beispielsweise im Durchschnitt nur 13 Minuten, bis sie entsorgt wird. Wenn man sie gemeinsam mit dem Nachbarn benutzt, entsteht weniger Elektromüll. „Nicht jeder braucht alles!“, wirbt die Initiative auf ihrer Webseite. „Die wichtigsten Dinge im Leben sind keine Gegenstände.“ „Leilas“ gibt es bislang nur in Berlin (Fehrbelliner Straße 92, 0176 56716303) und in Würzburg (Bahnhofplatz 2, 0175 7367944). Doch das Prinzip ist einfach zu verwirklichen. Wer in der Kirchengemeinde einen kleinen Raum frei hat und Leute findet, die Werkzeug oder Hausrat, der selten verwendet wird, gerne mal abgeben würden, kann einfach loslegen.
5. NAHRUNG-TEILEN („FOOD-SHARING“) Ein großes Anliegen der Tausch-Bewegung ist die Verwertung von Lebensmitteln. 11 Millionen Tonnen Essen landen jedes Jahr im Abfall. Vieles davon wird schlecht, weil zu viel gekauft oder produziert wurde. Auf www.foodsharing.de können Privatpersonen, Händler oder Produzenten seit 2012 Lebensmittel, die sonst weggeworfen würden, kostenlos anbieten oder abholen. Die Regeln: Es dürfen keine Milch- oder Fleischprodukte angeboten werden. Jedes
Nahrung-Teilen in Marburg: Der Kühlschrank steht allen offen.
Produkt muss verschlossen sein. Das Mindesthaltbarkeitsdatum darf noch nicht abgelaufen sein.
Und so macht es eine Kirchengemeinde Was im Internet geht, muss doch auch im realen Leben funktionieren, dachten sich Mitglieder der Marburger Universitätskirchengemeinde. Im Mai dieses Jahres starteten sie ein Projekt: Im Vorraum der Kirche stellten sie einen Kühlschrank auf. Studenten sorgen für einen Grundstock, indem sie nach dem Markt am Samstag die Verkäufer nach übrig gebliebenem Obst und Gemüse fragen, das nicht mehr verkauft werden kann. Privatpersonen befüllen den Kühlschrank zusätzlich mit Produkten, die sie zum Beispiel vor einem Urlaub nicht mehr alleine aufessen können. Sonntags nach dem Gottesdienst zwischen 12 und 16 Uhr steht der Kühlschrank der Öffentlichkeit zur Verfügung. Gemeindemitglieder und Passanten sind eingeladen, sich zu bedienen. Universitätskirchenpfarrer Joachim Simon freut sich über das neue Projekt: „Die Idee entstand im Rahmen der Vorbereitung zum Erntedankgottesdienst letztes Jahr. Die Initiative ist sehr gut angelaufen. Viele wundern sich über einen Kühlschrank in der Kirche und kommen herein, um sich das anzusehen und den ein oder anderen Apfel mitzunehmen.“ Er denke aber besonders auch an die Bedürftigen, die hier natürlich ebenfalls die Möglichkeit haben, Essen zu bekommen. Wichtig sind für ihn eine offene Kirche, klare Regeln bei der Produktauswahl und eine Betreuung des Kühlschranks während der Öffnungszeiten. „Schließlich ist es wichtig, dass auch regelmäßig saubergemacht wird.“ P b www.foodsharing.de
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» Gott hat mir gezeigt, dass ich keinen Menschen meiden soll. «
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Lutz Scheufler (Waldenburg bei Zwickau) ist Evangelist und Liedermacher. Seit 2005 leitet er das Evangelisationsteam Sachsen.
Aus der Apostelgeschichte 10,28
Foto: kairospress
Ich möchte Menschen zu nahe treten Es gibt unangenehme, gewalttätige, stinkende und nervige Menschen. Sie werden oft gemieden. Manche sind erst so geworden, weil sie gemieden werden. Häufig fordern jedoch kulturelle oder religiöse Sitten, dass man um bestimmte Personen einen Bogen machen soll. Petrus kennt die religiösen Vorschriften. Juden war es zum Beispiel untersagt, das Haus von Heiden zu betreten. Doch Petrus bricht die Regel, und er hat einen Grund: JESUS! Wenn es um die Rettung von Menschen geht, interessieren Jesus religiöse Grenzen so sehr wie die Wasserstandsmeldung auf der Zugspitze. Überhaupt nicht! Und deshalb meidet auch der Apostel Petrus keinen Menschen, weil die Botschaft vom Kreuz und der Auferstehung alle Menschen hören müssen. Und weil Jesus nicht nur der Auftraggeber vom Petrus ist, sondern den Auftrag
zur Weltmission allen Christen gegeben hat, deshalb sind Jesus-Leute Grenzverletzer. Wie Missionare mit Anstand den gebührenden Abstand zu Muslimen, Buddhisten und Atheisten einhalten, darf nicht unsere größte Sorge sein. Wir wollen vielmehr anderen Menschen gerne zu nahe treten, also Jesus nahebringen. Auch wenn viele Christen in ihrem kuscheligen Gemeindehaus das merkwürdig finden, ist es würdig, dass wir es uns nicht nur merken, sondern tun.
Es geht ums Leben Die Jesus-Botschaft muss über die Grenzen gebracht werden – zu Juden und Muslimen, Polizisten und Mördern, Millionären und Pennern, Senioren und Kindern. Es geht ums Leben, um das ewige Leben! P
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PORTRÄT
„Ich merke, wozu Gott mich ruft“ POLITIK Mit einem Gebetskreis startet die Bürgermeisterin auf einer der bekanntesten Inseln Europas – Sylt – in jede Arbeitswoche. Die parteilose Petra Reiber ist seit 1991 im Amt und holte bei ihrer letzten Wiederwahl 70 % der Stimmen. Zur Wahl im Dezember tritt die 57-Jährige nicht mehr an. Der Journalist Axel Rothkehl schreibt, warum. „Man kann spüren, ob der Pastor eine Vollmacht hat“, sagt sie. „Wir brauchen auf der Kanzel keinen Gesellschaftsmoderator.“ Im April 2015 endet Reibers Amtszeit. Sie bleibt in Schleswig-Holstein, zieht aber zu ihrem Mann nach Sehestedt am Nord-Ostsee-Kanal. Dann wohnt Reiber 50 Meter von der Kirche entfernt, in der sie sich zukünftig engagieren möchte. Sie kann sich auch vorstellen, ihre Verwaltungserfahrung für die Arbeit in einem christlichen Werk zu nutzen. „Ich werde schon merken, wozu Gott mich ruft.“
Erfolgreicher Kampf gegen Bordell Reiber hat ihr Büro im Rathaus der Insel-Hauptstadt Westerland. Der Ort ist bekannt für ein paar reetgedeckte Häuser, idyllische Dünen, aber auch eine Fußgängerzone mit RuhrpottCharme. Dazu kommen sollte ein Bordell. So jedenfalls wollte es der aus Talkshows bekannte Puff-Magnat Jürgen Rudloff. „Das Projekt haben wir erfolgreich bekämpft“, erklärt Reiber. Traurig macht sie dagegen, dass lokale Politiker die Jugendarbeit der c h a r i sm at i s c hen O rga n i sat ion
„King’s Kids“ (Königskinder) von öffentlichen Spielplätzen verdrängt haben. Auf Initiative einiger Gemeindevertreter wurde eine Nutzungsordnung für die gemeindeeigenen Spielplätze erstellt, um diese Jugendarbeit untersagen zu können. Der Vorwurf: Die Organisation betreibe Missionsarbeit unter Kindern. Enttäuscht ist die Bürgermeisterin, dass ausgerechnet die CDU hier „klein beigegeben hat und sich nicht gegen die Strömung der anderen Fraktionen wehrte. Die CDU hätte sagen können: Hier, das sind Christen, die hervorragende Jugendarbeit machen, und wir gehen in die politische Konfrontation.“
Beschwerde, weil gebetet wird Auch die Gebetsrunde in der Verwaltung wurde schon angegriffen. Eine Beschwerde ging über die nordfriesische Kommunalaufsicht an das Innenministerium in Kiel. Die Beamten schickten eine juristische Stellungnahme „mit Stempel und allem Drum und Dran“ ins Rathaus. Die Gebete seien rechtens, sofern sie „sozialverträglich“ sind. „Das bezieht sich auf die Zeitdauer des Betens“, lacht Reiber, „es darf nicht länger dauern als eine Kaffeepause.“ P
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„Es tut den Kollegen und mir gut, am Beginn der Woche zu Gott zu sprechen. Das gibt uns Kraft und Bodenständigkeit“, sagt Petra Reiber. „Wir beten dort für die politischen Mandatsträger und Weisheit für unsere Arbeit.“ Reiber wurde 1996 nach einem familiären Schicksalsschlag Christin. Ihr damaliger Stadtbaumeister, der auch einen Hauskreis leitete, begleitete sie dabei. Zunächst gehörte Reiber einer Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde an. Weil nach dem Zusammenschluss der Kommunen Westerland und Sylt-Ost ihre Arbeitsbelastung erheblich wuchs und sie sich kaum noch am Gemeindeleben beteiligen konnte, trat sie später wieder aus. „Oft habe ich Termine, wenn der Gottesdienst stattfindet“, bedauert sie. „Die Glaubensgemeinschaft fordert natürlich, dass ich auch regelmäßig präsent bin und mich einbringe. Doch das schaffe ich nicht.“ Das ist einer der Gründe, nach 23 Jahren nicht mehr für eine weitere Amtszeit zu kandidieren. „Ich kann mich nicht mehr so als Christ betätigen, wie ich mir das wünsche. Das belastet mich.“ Wenn sie sonntags Zeit für den Gottesdienst hat, besucht Reiber unterschiedliche Gemeinden.
DAS WORT DER WOCHE » Wir verteidigen (im Westen d. Red.) weiter und unbeeindruckt unseren Besitzstand, die anderen sind uns egal. Die Apathie, mit der wir den Nachrichten von der Christenverfolgung in der arabischen Welt begegnen, ist ein unzweideutiger Beleg dafür, dass wir selbst als Nächste untergehen: der Westen mit all seiner schalen Selbstgerechtigkeit. « Der Chefredakteur von „The European“, Alexander Görlach 37.2014