Idea Spektrum Schweiz 20/2010

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Einzelverkaufspreis: Fr. 4.00

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Spektrum Nr. 20

19. Mai 2010

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Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt

Wie Pfarrer Markus Kleiner und seine Familie den Alltag leben Seite 8: Paar-Seminare

3000 Jungscharleiter Gef端hle in einer Ehe in 16 Staaten geschult wertfrei formulieren Seite 12: Naturfotograf

Seite 20: Kirchentag

Patrick Frischknecht lobt Gott mit Bildern

Vom Kampf um das gemeinsame Mahl

... damit Menschen

Hoffnung haben

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Seite 7: Verein Juropa

Seite 4

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GRÜEZI

Wer Familie wagt, gewinnt Die perfekte Familie sehen wir immer wieder. In der Broschüre meiner Krankenkasse. In der Zeitschrift meiner Bank. In der Fernsehwerbung sowieso. Schlankes, blondes Sexy-Mami, erfolgreicher, gutaussehender Papi und zwei adrette Kinderlein, natürlich ein Junge und ein Mädchen. Eine glückliche Viererschaft, frei von Makel. Einfach wunderbar! Dieses Bild ist unerträglich, weil es lügt. So ist eine echte Familie nicht. Wer sich solche Bilder zum Vorbild nimmt, wird von der Realität sicher enttäuscht. Wenn ich an unsere Familie denke, die jeweils an Weihnachten zusammentrifft, sieht das ganz anders aus. Da waren im Jahr 1952 ein junger Mann und eine junge Frau, die sich liebten und den Bund fürs Leben eingingen. Jahre später hatten sie fünf Kinder. Und heute ist daraus eine Grossfamilie mit gegen 30 Menschen geworden. Es wurde geheiratet, es kamen in der zweiten Generation Kinder, dann Grosskinder und Urgrosskinder dazu. Doch es ist nicht alles wie in der TVWerbung. Es gab Glück und Segen, aber auch Tränen und Trennung. Niemand ist so schön wie die blonde Sexy-Mami und niemand so erfolgreich wie der Werbe-Papi. Alle sind wir ganz normal. Es gibt viel zu danken und manches zu beklagen. Wenn ich mich in meinem Freundeskreis umsehe, ist es überall so und nirgends wie im Hochglanzmagazin. Familie ist für viele junge Menschen der erstrebenswerte Traum. Sie steht für Geborgenheit und

Liebe. Wenn man nicht den überhöhten Ansprüchen der Werbung Glauben schenkt, sondern auf dem Boden der Realität bleibt, kann der Traum Familie gewagt werden. Wo aber soll man sich orientieren? Ein Blick in die Bibel lohnt sich mehr als auf eine Werbefamilie. Wer die grossen Familiengeschichten der Bibel aufmerksam liest, begreift Familie mit allen schönen und tragischen Seiten. Die Bibel ist ehrlich und beschönigt nichts. Auch da, wo Gott mit im Bunde ist, bleibt Familie ein herausforderndes Abenteuer. Menschen machen Fehler und verletzen dadurch besonders ihre Liebsten. Deshalb ist Familie der Übungsort Nummer eins für Herzensangelegenheiten: Lieben und freuen, schuldig werden und Schuld eingestehen, Vergebung erhalten und sich miteinander versöhnen. Wer dies übt und lebt, hat begriffen, was Familie ist. Nämlich das wahre Leben. In unserm Interview verrät Pfarrer Markus Kleiner sein persönliches Familienrezept (Seite 4). Ehrlich gesteht er sein anstrengendes Ringen ein und ermuntert zum Unternehmen Familie. Wir bekommen auch einen Einblick in drei grosse Familien (Seiten 4+ 5). Keine Werbefamilien, aber Familien, die Gott mit im Bunde haben. Fazit: Wer sich dem Traum Familie stellt und es wagt, einem, zwei oder noch mehr Kindern das Leben zu schenken, dem ist auf jeden Fall ein reiches Leben garantiert. Nicht wie in der Werbung, schon eher wie in der Bibel. Wers wagt, gewinnt! ESTHER REUTIMANN

3 BIBLISCH Ein Lieblingsbibelwor t von Gerd Josef Weisensee, Geschäftsführer Verein Pro Life in Bern, Mitglied Zentralvorstand, Zimmerwald BE:

«Wer sich gegen den Sohn stellt, der stellt sich auch gegen den Vater. Doch wer sich zum Sohn bekennt, der hat auch Gemeinschaft mit dem Vater.» (1. Johannes 2,23) «Wir kennen alle den Missionsbefehl Jesu. Ich erinnere mich gut an grossar tige Missionsarbeit, etwa der Basler Mission oder eines Arztes wie Alber t Schweitzer in Gabun. Ich denke an die Arbeit von Frontiers oder der Heilsarmee in Afrika, die wenig bekannt ist. Der Apostel Paulus warnt in einem seiner Briefe vor den Götzen oder ‹Göttern› der Heiden. Warum strömen die Moslems in unsere ehemals christlichen Länder? Weil wir die Mission eingestellt haben. Früher wurden türkische Gefangene aus den Kriegen mit der Türkei in besonderen Dör fern angesiedelt und zu Christen geführ t - so entstanden die Stadt Unter türkheim und andere. Nehmen wir also den Missionsbefehl wieder ernst. Wer nicht sammelt, der zerstreut.»

WÖRTLICH «Dies ist der grösste Bankraub der Geschichte, stoppt diesen Diebstahl, demaskiert diese Götzen!» Gina Schibler, Theologin und Präsidentin des Zürcher Pfarr vereins aus Erlenbach, richtete diese Wor te an der CS-GV an ihren Erlenbacher Mitbürger, CS-Chef Brady Dougan, gemäss dem «Tages-Anzeiger» vom 15. Mai. Anlass für den Angriff der Pfarrerin sind die Boni, die der CS-Chef und andere Topleute der Bank dieses Jahr erhalten. Reklame

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BRENNPUNKT

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Pfarrer Markus Kleiner über Voraussetzungen und Chancen eines harmonischen Familienlebens

«Unsere erste Gemeinde ist immer die Familie» dass die Eltern die Herzen ihren Kindern zuwenden und die Kinder ihre Herzen auch den Eltern zuwenden. Dieses Bild leitet mich in meinem Familienalltag. Und immer, wenn ich im Begriff bin, mich innerlich von meiner Familie zu distanzieren, erinnere ich mich daran. Einander die Herzen zuwenden heisst für uns, dass wir uns Zeit füreinander nehmen, um miteinander Spass zu haben, zu reden, Konflikte auszutragen, die Bibel zu lesen und zu beten. Ausserdem bleibt eine starke Familie nicht unter sich, sondern dient anderen Menschen.

«Im Hause muss beginnen, was leuchten soll im Vaterland!» Der Berner EMK-Pfarrer Markus Kleiner ist überzeugt, dass das bekannte Wort von Jeremias Gotthelf noch immer gültige Weisheit ist. Als vierfacher Familienvater und Familienberater weiss er um die vielfältigen Herausforderungen einer Familiengemeinschaft.

«Spektrum»: Eine aktuelle Studie zeigt, dass Familie und Freunde bei Schweizern das Wichtigste im Leben sind. Warum ist eine eigene Familie trotzdem keine Selbstverständlichkeit mehr? Markus Kleiner: Ich kenne diese Studie, und ich habe Mühe, die Resultate zu verstehen. Ich sehe in viele Familien hinein und stelle fest, dass es sich oft um Zweckgemeinschaften handelt. Irgendwann hat es zwischen zwei Menschen «gefunkt», dann bekamen sie Kinder, und nun lebt jeder sein eigenes Leben. Der Vater kapselt sich ab, bastelt an seiner Karriere und lebt in seiner eigenen Welt. Die Mutter versucht verkrampft, die Familie beisammen zu halten, aber irgendwann ist die Luft raus, und auch sie zieht sich mehr oder weniger resigniert in ihre Welt zurück. In einer solch blockierten Situation kann kein «Family-Groove» entstehen. Spätestens, wenn die Kinder aus dem Hause sind, ist dann auch die Ehe am Ende. Trotzdem kommt die Familie in der Studie zuerst. Warum es die Familie auf den ersten Platz schafft, hat damit zu tun, dass die Familie als Projektionsfläche für Harmonie und Geborgenheit steht. Wir alle suchen Harmonie und Geborgenheit,

Zur Person Markus Kleiner, 40, seit 17 Jahren verheiratet, hat vier Kinder (1 bis 9 Jahre) und arbeitet als Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche Schwarzenburg BE. Er bietet Workshops zur Thematik «Glaube und Jüngerschaft in der Familie» an. Als Junior-Coach begleitet er Jugendliche bei ihren ersten Schritten ins Berufsleben.

Pfarrer Markus Kleiner macht sich stark für Glaube und Jüngerschaft in der Familie.

doch wenn wir nicht bereit sind, daran zu arbeiten, ziehen wir uns bald enttäuscht zurück. Auch hier gilt: Ohne Fleiss kein Preis.

Wie kann sich ein Paar auf eine Familie vorbereiten? Gar nicht! Es kommt alles anders, als man sich das gedacht hat. Was macht eine starke Familie aus? Vor einigen Jahren entdeckte ich, dass der letzte Vers des Alten Testamentes (Maleachi 3,24), ein wunderbares Leitbild für eine starke Familie ist. Es steht dort,

Welches sind die Voraussetzungen, um eine solche Familie zu werden? Es ist die Abhängigkeit von Gott! Ich weiss, dass ich aus mir heraus ein miserabler Vater wäre. Wie oft ging ich nachts - nachdem unsere Kinder den Schlaf gefunden hatten – hinaus auf einen nahe gelegenen Hügel, um zu Gott zu schreien: «Ich kann nicht mehr!» Und immer hat er mir gesagt: «Markus, jetzt bist du genau an dem Punkt, wo ich dir helfen kann, weil du jetzt nicht mehr selber wurstelst, sondern an meiner Kraft anzapfst!» Ich habe gelernt, zu meinen Grenzen und meiner Ohnmacht zu stehen und durfte erfahren, dass Gott Veränderung schafft.

Welches sind die Klimakiller einer gesunden Familie? Einander «die Herzen zuwenden» braucht viel Zeit. Das aber ist ein täglicher Kampf. Natürlich ist es gut, wenn auch jeder seine eigenen Interessen und Hobbys pflegen kann, aber es muss immer darauf geachtet werden, dass die Balance zwischen individueller und gemeinschaftlicher Zeitgestaltung stimmt. An diesem Punkt stehen die christlichen Gemeinden in einer grossen Gefahr, dass sie den Familien ihre Väter und Mütter stehlen. Ich kenne viele engagierte Väter und Mütter, welche manchmal fast mehr Zeit in der Gemeinde als zuhause verbringen. Ich bin überzeugt: Unsere erste Gemeinde ist immer die Familie! Jeremias Gotthelf hat es so formuliert: «Im Hause muss beginnen, was leuchten soll im Vaterland!» Die Anforderungen an den Familienalltag sind vielfältig und anspruchsvoll. Wie bringt man Ruhe ins System? Ruhe ergibt sich durch eine regelmässige Ausrichtung auf das Ziel. Für uns bedeutet das, dass wir jeden Sonntagabend eine «Familienzeit» machen. Da nehmen wir uns ein bis zwei Stunden Zeit, um zu singen, zu beten und auf Gottes Wort zu hören. Wir tauschen uns aus über das Gehörte und

Familie Peter und Barbara Werren, Riedstätt: Glücklich dank dem Glauben «Der Glaube prägt unser Familienleben. Neben Ritualen wie stille Zeiten mit Gott, Tischlieder und gemeinsame Tagesabschlüsse, gibt es viele Anlässe zum Beten, Gespräche über Gott, den Umgang mit Mitmenschen. Gottes Reich beginnt in der Familie. Unser grösster Wunsch war es, dass jedes unserer Kinder einmal eine persönliche Beziehung mit Jesus eingehen wird. Diese lebenswichtige Entscheidung durften wir mit jedem Kind in den vergangenen Jahren feiern. Für unsere Familie, wohnend und arbeitend in guter Gemeinschaft auf einem Mehrgenerationen-Bauernbetrieb, ist Zeitmanagement ein entscheidendes Thema: alle Aufgaben, Termine, Hobbys unter einen Hut zu bringen, braucht gute

Familie Werren aus dem Bernbiet mit Ueli (15), Joana (12), Nora (9), Dania (14), Mutter Barbara (42) und Vater Peter (41). Organisation und gelingt uns oft nicht stressfrei, aber doch immer wieder erstaunlich gut. Besonders die Ablösungsprozesse in der Pubertät und den Umgang mit dem Leistungsdruck in der Schule erleben wir als grosse Herausforderung. Wir sind dankbar, dass wir mit unseren Entscheidungen und

gegenseitigen Verletzungen nicht allein gelassen sind. Und dass wir einander Schuld eingestehen und vergeben können. Wir wollen unseren Kindern Wurzeln und Flügel mit auf den Lebensweg geben. Wir wünschen uns Gelassenheit, Geduld und Barmherzigkeit für den Umgang miteinander.»


BRENNPUNKT

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Familie Marcel und Regula Maag, Winterthur: Glücklich ohne Fernseher «Klar, dass es mit vier Kindern manchmal hoch zu und her geht. Wir sitzen gerne bei Mahlzeiten zusammen und erzählen, streiten und lachen. Wir verzichten auf einen Fernseher, weil wir es vorziehen, die Zeit im Freien zu verbringen. Zum Beispiel beim Velofahren, bei Waldspaziergängen oder auch in unserem grossen Garten. Auch singen und musizieren wir gerne. Durch die Geburt des vierten Kindes hat sich unser Familiengefüge erneut verändert. Zurzeit ist es herausfordernd, allen Kindern gerecht zu werden, sich für jedes

Familie Maag aus Wintethur mit Micha (20 Monate), Flurina (9), Lino (5), Mutter Regula (36), Vater Marcel (42) und Muriel (7). Einzelne bewusst Zeit zu nehmen und aufzufangen, wo es nötig ist. Uns ist wichtig, dass jedes Kind immer wieder seinen Platz in der Familie finden und ausfüllen kann.

Die persönlichen Bedürfnisse von uns Eltern kommen momentan eher zu kurz. Doch wir fühlen uns als Familie getragen durch unseren Glauben an Gott, unsere Ehe und durch unsere Eltern, die für uns beten. Durch unser Vorbild und gemeinsame Andachten versuchen wir, christliche Werte zu vermitteln und Respekt den Menschen gegenüber vorzuleben. Gottesdienst und Sonntagsschule sind uns zum Auftanken wichtig. Unser Wunsch ist es, dass das Vertrauen unserer Kinder in Gott wachsen darf.»

Familie Beat und Damaris Bachmann, Olten: Glücklich ohne Auto «Wir möchten, dass sich unsere Kinder wohlfühlen und für das Leben gerüstet werden. Beim Grenzen setzen fühlen wir uns oft als ‹Polizisten›. Da wir es gerne harmonisch haben, sind wir enorm herausgefordert. Am schwierigsten ist es, konsequent zu sein und eine Linie zu haben. Manchmal wissen wir gar nicht so recht, woran wir uns in der Erziehung orientieren sollen. Wir glauben und hoffen aber, dass Gott uns leitet. Wir unternehmen vieles gemeinsam. Weil wir ohne Auto leben, fah-

versuchen es spielerisch umzusetzen. Das ist der Teil, der unseren Kindern am meisten Spass macht. Es ist auch die gute Gelegenheit, um Familienregeln abzumachen. Ausserdem verschlingen wir dann meistens mindestens eine Tüte Gummibärchen.

Welche Rolle spielt die Partnerschaft in einer Familie? Eine sehr wichtige! Eine intakte Ehe ist die Basis für eine gute Kindererziehung. Es ist von strategischer Bedeutung, wie Mutter und Vater miteinander umgehen. Die Kinder beobachten! Ich rate, die Ehe unbedingt zu pflegen. Wenn immer möglich, sollte sich ein Paar einen Eheabend pro Woche reservieren. Wir haben gemerkt, wie uns dieser Abend gut tut. Da haben wir endlich Zeit, miteinander im Gespräch zu sein. Wir lernen auch, miteinander über unser Innerstes zu reden, gemäss unserem Motto «Herzen zuwenden». Rituale geben der Familie viel Kitt. Ihre Vorschläge dazu? Wichtig ist wohl, dass man Rituale findet, die zur eigenen Familie pas-

Familie Bachmann aus Olten mit Laurin (4), Vater Beat (38), Tobia (1), Elio (7), Mutter Damaris (32). ren wir oft und gerne mit dem Zug. Aus der Fülle von Angeboten versuchen wir sorgfältig und eher wenig herauszupicken. Vieles lernen unse-

sen. Bei uns sind dies zum Beispiel die erwähnte «Familienzeit» am Sonntagabend. Weiter die «Kinderzeit»: Jede Woche darf eines unserer Kinder ein bis zwei Stunden etwas allein wahlweise mit Papi oder Mami unternehmen. Es darf selber bestimmen, was das sein soll. Diese Zeit ist wertvoll, weil auf diese Art der emotionale Tank des Kindes gefüllt wird. Dann besitzen wir eine «Familienkiste», in der Fotos oder Eintrittstickets von gemeinsamen Ausflügen landen. Wenn wir manchmal darin stöbern, schweisst uns das sehr zusammen. Dann noch das «Fünfliber-Projekt»: Seit einiger Zeit sammeln wir Fünffrankenstücke. Von Zeit zu Zeit setzen wir uns zusammen und beraten darüber, wen wir mit dem gesammelten Geld unterstützen könnten.

Ist der Glaube an Gott Voraussetzung, für eine intakte Familie? Es gibt eine Studie, die untersuchte, was eine starke Familie ausmacht. Hier wird der Glaube als ein positives Kriterium genannt. Gerade zum Umgang mit Schuld und Vergebung kann der Glau-

re Kinder zu Hause, im gemeinsamen Spiel und beim Mithelfen. Der Glaube an Jesus ist in unserer Familie zentral. Einerseits beim gemeinsamen Beten, Singen und bei der abendlichen biblischen Geschichte. Gleichzeitig versuchen wir biblische Grundsätze praktisch zu leben, was nicht so einfach ist. Wir besuchen eine kleine Gemeinde, die ein hohes Engagement erfordert. Manchmal wird uns dieses ‹Doppelengagement› Familie und Gemeinde auch etwas zu viel.»

be wirklich sehr hilfreich sein.

Wenn es nicht der Glaube ist, welches Kriterium könnte es dann sein? Gemeinsame Interessen oder eine Vision, wie zum Beispiel eine Aufgabe, für die man gemeinsam lebt. Wo finden überforderte Eltern Hilfe? Es gibt Beratungsstellen, die sehr hilfreich sein können. Aber ich wünsche mir, dass mehr Familien anderen Familien mit ihren Gaben dienen. Mein Rat an überforderte Eltern: Sucht euch eine Familie, zum Beispiel in eurer Gemeinde, und fragt sie, ob sie euch ein wenig Einblick in ihr Familienleben gibt. Trefft euch als Eltern, um über Probleme zu sprechen. Trefft euch als Familien, um gemeinsam ein Fest zu feiern. In einem Satz: Was bedeutet Ihnen Ihre Familie? Sie ist der Ort, wo ich Herzenszuwendung erlebe, und es ist auch ein Übungsfeld für mich, um Herzenszuwendung bewusst zu leben. Inter view: ESTHER REUTIMANN

5 PODIUM

Bewilligt? «Argus» heisst ein Projekt zur Überprüfung von zu Unrecht abgerechneten Diensttagen im Zivilschutz in den Jahren 2006 und 2007. Es gab Gemeinden, die ihre Zivilschutz-Stellenleiter (vollzeitliche Mitarbeiter der Gemeinde) durch die Erwerbsersatz-Ordnung finanzieren liessen. Das war nicht statthaft und ist zu ahnden. Nun startete aber das Bundesamt für Sozialversicherungen im Namen des Rechts eine pedantische Überprüfung aller Dienstleistungen, welche unverhältnismässig Personal bindet. Bundesgerichtsurteile geben Gemeinden Recht, weil Bestimmungen nicht klar waren und Kontrollen nicht rechtzeitig erfolgten. Mit einer Interpellation mahnte ich zur Verhältnismässigkeit. Zu Unrecht fällt der Schatten ungesetzlichen Handelns auf die Schutzdienstleistenden. Die «Täter» jedoch sitzen in den Behörden und in der Verwaltung. Als Präsident des Zivilschutzverbandes dränge ich auf eine rasche, unbürokratische und rechtlich einwandfreie Lösung des Problems. Gemeinden und Zivilschutzorganisationen haben ihre eigenen Dossiers untersucht, Belege geliefert und Vereinbarungen unterschrieben. Aber jetzt platzt mir der Kragen: Das Bundesamt fordert Rückzahlungen auch von Dienstleistenden oder ihren Arbeitgebern. Wer von ihnen würde je ohne Aufgebot einrücken? Zweitens: Schriftliche Bewilligungen von Einsätzen werden nicht anerkannt, weil man nachträglich (!) nur formale Verfügungen anerkennt. Eine Bewilligung ist eine Bewilligung ist eine Bewilligung… Da hat es uns Gott mit den zehn Geboten schon viel leichter gemacht! Er hat zudem Geduld mit unseren Schwachheiten und prüft unser Herz. Er könnte mich zu Recht verurteilen. Seit Auffahrt sitzt Jesus als mein Fürsprecher neben ihm. WALTER DONZÉ Der Autor ist Nationalrat der EVP und präsidiert das Hilfswerk TearFund Schweiz und den Schweizerischen Zivilschutzverband. Er wohnt in Frutigen.


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TAGESSCHAU

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JOURNAL

Verein «Juropa» sucht Nachfolger für Gründer und Geschäftsführer

Amzi-Leiter geht

3000 Leiter in 16 Ländern geschult

Hanspeter Obrist hat seine Anstellung als Leiter der Arbeitsgemeinschaft für das messianische Zeugnis an Israel (Amzi) nach zehnjähriger Tätigkeit per Ende August gekündigt. Dies teilt der AmziVorstand unter dem Präsidium von Samuel Studer mit grossem Bedauern mit. Der Vorstand dankt Hanspeter Obrist für seinen engagierten und innovativen Einsatz bei der Amzi. Unter seiner Leitung habe die Arbeit an Profil gewonnen. Hanspeter und Annemarie Obrist werden eine Aus- und Weiterbildungszeit gestalten und als Ehepaar zu Fuß vom Dreiländereck in Basel nach Jerusalem wandern und unter wegs die biblischen Orte besuchen. Über ihre Er fahrungen berichten sie auf www.toJerusalem.net. www.amzi.org. (pd)

ICF in Österreich Ein Team aus dem ICF St. Gallen hat Pionierarbeit in Österreich geleistet und eine Tochterkirche gegründet. Vor kurzem strömten 400 Personen an den Gründungsanlass von ICF Vorarlberg nach Hohenems. Ein Würfelballon schwebte über den Dächern der Stadt und wies Interessierten den Weg zur ersten Celebration. Rene und Illana Schubert werden als Pastorenpaar ICF Vorarlberg und damit die erste ICF Church des Landes leiten. (pd)

Fussballer gesucht Athletes in Action (AiA) Schweiz beteiligt sich am Projekt «Road2Africa», das AiA Holland im Rahmen der Fussball-WM organisiert. Dabei werden Projektteams gebildet, welche vor allem nach der Fussball-WM nach Südafrika reisen und dort zusammen mit lokalen Kirchen evangelistische Einsätze bestreiten. AiA Schweiz beteiligt sich am Projekt mit einer Fussballmannschaft, mit der sie Ende Juli für zwei Wochen nach Johannesburg fliegen will. Vor Ort werden sie Fussball spielen gegen einheimische Teams, die sich in der Saisonvorbereitung befinden. Damit soll den Südafrikanern vor Ort auf sportliche Art das Evangelium nahe gebracht werden. AiA-Projektleiter Dave Möller sucht noch zwei bis drei Spieler für das Fussball-Team: dave.e9@gmail.com www.athletes.ch Tel. 044 274 84 75. (pd) Bild: «Juropa»

Der Verein «Juropa» hat sich zum Ziel gesetzt, in jedem europäischen Land eine selbständige Jungscharbewegung ins Leben zu rufen. Dazu hat juropa in den letzten elf Jahren gegen 3000 Personen in 16 Ländern zu Leiterinnen und Leitern ausgebildet. An ihrer Mitgliederversammlung in der Kirche im Prisma in Rapperswil informierten Präsident Walter Gut, Geschäftsführer Kurt Mühlematter und Kassier Walter Berger über ein erfreulich verlaufenes Jahr. Es schloss mit einem Überschuss von 13 000 Franken ab. Ein Höhepunkt im vergangenen Vereinsjahr war das 10-JahreJubiläum von «juropa», das der Vorstand und die 50 Mitglieder mit zahlreichen Gästen am 15. November 2009 in der Freien Evangelischen Gemeinde Langenthal feierten. Juropa hat bisher zur Gründung neuer JungscharBewegungen in 16 europäischen Ländern beigetragen. So sind beispielsweise in Rumänien Jungschargruppen in 20 Ortschaften entstanden, die von durchschnittlich 20 Kindern besucht werden. Mit einem Überblick auf die Entwicklung in den einzelnen Ländern zeigte Geschäftsführer Kurt Mühlematter auf, wie die finanziellen und personellen Ressourcen eingesetzt werden. Überall wirke Juropa nach wie vor in Pioniersituationen. Die Perspektiven seien jedoch motivierend, betonte Mühlematter.

Filiale in Deutschland Ebenfalls im vergangen Jahr schlossen Juropa-Vertreter einen Partnerschaftsvertrag mit dem «Forum Wiedenest» im deutschen Bergneustadt ab. Die weltweit tätige Missions-Organisation mit biblisch-theologischer Akademie und einem Jugend- und Gemeindeforum soll «Juropa» zu neuen Kontakten in weiteren Ländern und zu neuen Mitarbeitenden verhelfen. Hans Brandt stiess als Teamleiter Deutschland mit einem 50 Prozent-Pensum zu Juropa. Darüber hinaus wirken deutsche Praktikanten für Juropa. Laut den Informationen von Präsident Walter Gut haben Vertreter von Juropa

Erfreulicher Jahresbericht: «Juropa»-Vereinspräsident Walter Gut informierte die Mitglieder in Rapperswil über Einsatzmöglichkeiten.

Schweiz mit Hans Brandt beim ersten strategischen Partnerschaftstreffen, eine gute Basis für das weitere gemeinsame Vorgehen gelegt.

zeitig regeln und die Aufgaben des Geschäftsführers bis 2012 in andere Hände übergeben.

Mitarbeiterinnen verabschiedet Mehr Spenden erhalten Kassier Walter Berger präsentierte die Zahlen. Der Aufwand betrug im letzten Vereinsjahr 140 000 Franken und war damit um rund 15 000 Franken höher als im Vorjahr. Obwohl die finanzielle Situation lange anders ausgehen hatte, resultierte schliesslich ein Überschuss von 13 000 Franken. Dieses Ergebnis kam nicht zuletzt dank einer grossen Einzelspende in der Höhe von 30 000 Franken zu Stande. Trotz dieser Ermutigung stellt der Kassier fest, dass die Zahl der Spendenden im Vergleichsjahr von 200 auf 120 Personen abgenommen hat. Weil er für das aktuelle Vereinsjahr auf gleichem Niveau budgetiert hat, wird der Vorstand Massnahmen zur Spendenbeschaffung ergreifen. Neben der Anzahl der Spendenden ist auch die Mitgliederzahl im Verein rückläufig. Deshalb forderte Kurt Mühlematter die Anwesenden dazu auf, selber im Bereich der Mitgliederwerbung für «Juropa» aktiv zu werden.

Geschäftsführer gesucht Eine besondere Herausforderung für den Vereinsvorstand bildet die Nachfolgeregelung des «Juropa»Gründers und Geschäftsführers Kurt Mühlematter. Er wälzt zwar noch keine konkreten Pläne für seine Zukunft. Doch nach über zehn Jahren Aufbau- und Pionierarbeit will er seine Nachfolge früh-

Unterstützt durch einen Personalberater hat der Vorstand bereits ein Stellenprofil erarbeitet. Diese Ausschreibung hat der Vorstand diversen Multiplikatoren zukommen lassen, die Kontakte zu geeigneten Leuten pflegen. Bereits im Verlauf des aktuellen Jahres wird Judith Weinbrecht, die Verantwortliche des Bereichs Coaching, die Geschäftsstelle verlassen. Der Vorstand hat an der GV zudem Irmgard Mazzoleni verabschiedet, die auf der Geschäftsstelle als ehrenamtliche Sekretärin tadellose Arbeit geleistet hat. SIMON LÖFFEL

Was ist «Juropa»? Die Vereinsbezeichnung «Juropa» ist die die Kurzform für «Jungschararbeit in Europa». Der Verein hat seinen Sitz in der Schweiz und führt eine Geschäftsstelle in Uznach. Kurt Mühlematter hat «Juropa» 1999 als Bewegung gegründet. 2004 folgte die Gründung eines gemeinnützigen Vereins. «Juropa» versteht sich als Netzwerk für eine christliche, erlebnisorientierte Kinder- und Jugendarbeit, das den Aufbau nationaler Jungschar-Organisationen unterstützt. Aktuell arbeitet Juropa mit rund einem Dutzend Voll- und Teilzeitmitarbeitern sowie Praktikanten und Kurzzeithelfern in 16 Ländern. www.juropa.net


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TAGESSCHAU

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Der Verein «Begegnung in der Ehe Schweiz» feier te sein zehnjähriges Bestehen in Weggis

Eigene Gefühle im Gespräch wertfrei formulieren Am 7. Mai feierte der Verein «Begegnung in der Ehe Schweiz» (BidE) in Weggis sein zehnjähriges Jubiläum. Über 800 Ehepaare haben bisher an einem BidE-Wochenende teilgenommen, das drei- bis viermal jährlich stattfindet und als Kommunikations-Werkstatt für Paare konzipiert ist. Ein zentrales Element von «Begegnung in der Ehe» ist der vertiefte Dialog in einer Beziehung, zu dem das BidE-Wochenende anregt und ausreichend Gelegenheit bietet. Paare lernen ihre Gefühle wertfrei in Worte zu fassen und die Empfindungen des Partners besser zu verstehen. Das kann den Weg zu einer konstruktiven Kommunikation öffnen und zu neuer Zuneigung führen, wie zwei Echos vom letzten Märzwochenende in Balsthal zeigen. Ein Teilnehmer erklärte: «Früher hatte ich immer Angst, Dinge anzusprechen. Ich war wie ein Dampfkochtopf. Was wir hier gelernt haben, macht mir

«Terre des hommes» im Verkehrshaus Das Schweizer Kinderhilfswerk «Terre des hommes» feiert in diesem Jahr seinen 50. Geburtstag – unter anderem mit einer Sonderschau im Verkehrshaus der Schweiz in Luzern. Unter dem Titel «Interaktive Kinderrechte» konfrontiert sie Kinder und Erwachsene mit Fragen rund um Kinderrechte und lässt sie auf vielfältige Weise erfahren, dass die Verhältnisse in der Schweiz nicht selbstverständlich sind. So können die Besucher beispielsweise aus eigener Kraft eine Rischka ziehen, oder auf einem Parcour den Umgang mit Wasserpumpen kennen lernen. Ziel der Sonderschau «Interaktive Kinderrechte» sei es, dass Kinder und ihre Begleiter «die in der Schweiz weitgehend umgesetzten Kinderrechte schätzen lernen, aber zugleich erfahren, dass sie in anderen Ländern verletzt werden und im wahrsten Sinne des Wortes noch erarbeitet werden müssen», sagte Inge Frey, Präsidentin von «Terre des hommes» Luzern. (pd) Bild: C. + R. Frey

Mut.» Eine Teilnehmerin schildert ihre Erfahrung: «Was mich am meisten bewegt, ist die Tiefe, die ich spüre. Es fühlt sich an, als sei ich frisch verheiratet.» Weitere Bausteine der BidEKommunikations-Werkstatt sind verschiedene Auffrischer sowie ein Vertiefungskurs mit sieben thematisch orientierten Modulen. Die BidE-Wochenenden mit jeweils 15 bis 25 Paaren finden in Hotels in Maienfeld und in Balsthal statt.

Über 50 Mitglieder Hinter «Begegnung in der Ehe» steht ein kirchlich und konfessionell unabhängiger Verein mit über 50 Mitgliedern, welche die Arbeit ideell oder praktisch mittragen. Markus und Gaby Schildknecht aus Maienfeld GR präsidieren den Verein. Martin und Dorothea Schär, ebenfalls aus Maienfeld, leiten den Verein operativ.

Internationale Arbeit Die Seminare werden durch Mar-

Damit Kommunikation auch nach der Hochzeit gelingt: Der Verein «Begegnung in der Ehe Schweiz» bietet seit zehn Jahren Workshops für Ehepaare an (Symbolbild).

kus und Gaby Schildknecht, Martin und Dorothea Schär sowie Peter und Barbara Höhn aus Zürich geleitet. «Begegnung in der Ehe»Seminare gibt es auch in Deutschland und in Österreich und ist als selbständige Arbeit aus der welt-

weiten «Marriage Encounter»-Bewegung herausgewachsen, von der es auch katholische, anglikanische und jüdische Zweige gibt. PETER HÖHN, MARTIN SCHÄR www.bide.ch

Polit- und Umweltseminare über Pfingsten in Filzbach und Rasa

Inspiriert durch den Heiligen Geist Die Pfingsttage sind ein beliebter Zeitpunkt, um Seminare durchzuführen. Aus gutem Grund, wie die Nachfrage bei Organisatoren zeigt. Hanspeter Schmutz, Leiter des Politseminars über Pfingsten in Filzbach GL erklärt: «Das Politseminar ist aus einem Seminar über den Heiligen Geist entstanden, das sinnvollerweise jeweils an Pfingsten stattfand. Das Datum hat man immer wieder diskutiert. Wir sind aber bei Pfingsten geblieben aus dem genannten ‹historischen› und auch theologischen Grund.» Politik habe sehr viel mit dem Heiligen Geist zu tun, betont er. Und so hat Politik auch viel mit Pfingsten zu tun.

Guter Zeitpunkt Daneben hat Pfingsten rein organisatorische Vorteile: «Viele Kinder verbringen diese Tag in einem

Pfingstlager», sagt Schmutz. Für sie ist also bereits gesorgt. Damit haben Eltern Freiraum, ihrerseits die Tage auswärts zu verbringen. Zudem steht über Pfingsten ein Tag mehr zur Verfügung als an einem gewöhnlichen Wochenende. «Das ist optimal», sagt Werner Hässig, Präsident der SEA Arbeitsgemeinschaft Klima Energie Umwelt, die ein Pfingstseminar in Rasa organisiert. «Man hat Zeit, etwas zu vertiefen, ohne dass es gerade eine ganze Woche sein muss.» Am Klima-Seminar nehmen laut Hässig auch Familien mit Kindern teil. «Sie haben an Pfingsten frei, das wäre unter der Woche sonst nicht der Fall.» Die Nachfrage sei über die Jahre relativ überschaubar geblieben, so Hanspeter Schmutz. Am Politseminar würden jeweils gut ein Duzend Leute teilnehmen. «Es dürften aber auch doppelt so viele sein», sagt er. Das Klima-Seminar

wird ebenfalls nicht von Teilnehmern überrannt. «Das liegt wohl weniger am Datum denn am Ort: Rasa ist zwar wunderschön gelegen und für ein Klimaseminar gut geeignet, aber für die paar Tage ist der Anfahrtsweg sehr lange», meint Hässig.

Nachhaltige Tage «Inspiration durch den Heiligen Geist» ist eine Erwartung, die Schmutz an das Politseminar über Pfingsten stellt. Und er erhofft sich dadurch eine «vermehrte strategische Zusammenarbeit von christlichen Politikern über die Parteigrenzen hinaus». Hässig wünscht sich, dass durch das Seminar Glaube und Lebensstil enger zusammen wachsen und die Teilnehmer ihre «Gedanken zu nachhaltigem Leben vertiefen können». STEFANIE NIEDERHÄUSER www.each.ch, www.camporasa.ch


TAGESSCHAU

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Leiter von St. Galler Freikirchen über die Besucher-Entwicklung

ÄXGÜSI

Die Zahlen sind stabil oder wachsen

Selbsterzieher

Eine Studie des Religionssoziologen Jörg Stolz (idea berichtete) prognostiziert einen Rückgang der reformierten Schweizer von heute 33 auf unter 20 Prozent im Jahr 2050. Ist in Freikirchen eine ähnliche Entwicklung zu befürchten? In der Stadt St. Gallen ist die Zahl «freikirchlicher Christen» seit Jahren stabil oder wächst leicht. Dies ergab eine Umfrage unter sechs von sieben Freikirchen der Evangelischen Allianz in St. Gallen. Die Antworten der Freikirchen-Vertreter lassen auf ein intaktes Umfeld schliessen.

Wachstum schwer messbar Für Ernst-Gerhard Fitsch, 62, Pastor der Baptistengemeinde «Kirche Bild», stagnieren die Schweizer Freikirchen gesamthaft eher anstatt zu wachsen. Echtes Wachstum sei nicht an der Zahl der Besucher messbar. Viel mehr sollten sich die Freikirchen auf ihre Kernkompetenzen wie Kinder- und Jugendarbeit, biblische Schulung oder Seelsorge konzentrieren. Wachse eine Kirche zahlenmässig, könne von «doppeltem Wachstum» gesprochen werden, da ja der Verlust alter Menschen oder Austritte zu kompensieren seien. Für den Jugendpastor der Kirche Bild, Andi Dubach, 39, lässt sich die «Frucht» seiner Arbeit schwer messen, da man kirchenferne Teilnehmer bei Camps oder

Literatur zum Wachstum «Das Wachstum der Gemeinde: Exegetische Untersuchungen zum Wesen des Gemeindewachstums im Neuen Testament» von Gust Ledergerber, Verlag der Liebenzeller Mission, 2001. «Weshalb haben Freikirchen eine grosse Anziehungskraft?» von Gust Ledergerber; Kapitel 2 in «Angebot der Volkskirchen und Nachfrage des Gottesvolkes» von Hans Schmid, einsehbar unter www.books.google.ch. Die Werke von Gust Ledergerber können beim Autor zum Preis von zehn Franken bezogen werden, Tel. 071 508 09 52. Bild: Rolf Frey

Die Zahl der Freikirchen-Besucher wächst: Der Spielplatz der «Kirche Bild» ist an Sonntagen belebter als letzten Montag.

sonstigen Treffs später aus den Augen verliere. «Es sind in den letzten Jahren aber doch etliche Leute neu zu uns gestossen und haben sich taufen lassen.»

Beziehungen pflegen Gust Ledergerber, 53, Pastor der Freien Evangelischen Gemeinde (FEG) «Stami», stellt über die letzten zehn Jahre ein Wachstum von 80 auf rund 400 Besucher sowie 100 Junge fest. Dafür gibt er Gott allein die Ehre, glaubt aber, Wachstum entstehe nur dort, wo das Ziel im Vordergrund stehe, Menschen zum Glauben an Jesus Christus zu führen. «Oft unterschätzt wird, liebevolle Beziehungen zu pflegen», sagt er. Da die Stami, nicht zuletzt seit der Eröffnung des Neubaus, stark gewachsen ist, treiben ihre Leiter ihre Umstrukturierung in eine Kleingruppen-Gemeinde voran, um einer Entfremdung der Besucher untereinander entgegenzuwirken.

Positive Entwicklung Als Präsident der Evangelischen Allianz St. Gallen stellt Ledergerber Positives fest. Es gebe sowohl wachsende wie schrumpfende Kirchen, tendenziell nehme die Zahl bekennender Christen aber zu. Bei Schwierigkeiten unterstütze man sich gegenseitig. Neben AllianzGottesdiensten nennt er Ehe- und Erziehungs-Seminare. Ein neuer Sozialrat fördert die Beschäftigung und Wiedereingliederung Benachteiligter. Mut macht ihm das neue «Netzwerk Evangelisation», das die St. Galler Bevölkerung kreativ auf der Strasse erreichen will. Roberto Haas, 34, von «ICF St. Gallen» nennt das Verwenden

moderner Mittel kombiniert mit praxisnahen und verständlichen Botschaften als Geheimnis für ihr Wachstum von 70 auf 250 Besucher in wenigen Jahren. Mit kinderfreundlichen Morgen-Gottesdiensten und «Celebrations» am Abend, «small groups», Schulungen und Camps erreiche ICF verschiedene Generationen. Wichtig ist ihm die «Offenheit nach aussen» und eine positive Stimmung.

Neue soziale Dienste Die FEG Goldbrunnen zählt gemäss Pfarrer Peter Schafflützel, 37, seit Jahren konstant etwa 170 Besucher. Neben der «Konsolidierung der Gemeinde» nach Leiterwechseln nennt er Angebote für Quartierkinder und ihre Eltern als aktuellen Schwerpunkte der Gemeinde. Christa Frey, 63, Pfarrerin der Evangelisch-methodistischen Kirche (EMK), stellt eine leicht rückläufige Besucherzahl fest, hofft aber auf langsames Wachstum, erlebbar beim Mittagstisch. Besonders fördere die EMK die Arbeit für Menschen über 45. Ruedi und Ursula Odermatt, beide 43 und Leiter der Heilsarmee St. Gallen, stellen eine Zunahme an ärmeren Leuten, Ausländern wie auch Schweizern bei den Essensabgaben jeden Freitag fest. Gratisessen offerieren sie zudem an drei Abenden pro Woche. Geplant ist, mit einem Familienfrühstück ab Juni Integrationsarbeit zu leisten, wie es mit dem «Kafi Brückenschlag» bereits geschehe. Die Zahl der Gottesdienstbesucher liege seit Jahren bei 30. ROLF FREY www.allianz-sg.ch

Wir gehören zu der vom Aussterben bedrohten Gattung: Selbsterzieher. Unsere Kinder waren also von ihrem ersten Lebenstag an nicht nur unseren Launen und Schwächen ausgesetzt, sondern auch unserem pädagogisch und psychologisch nicht immer ausgereiften Erziehungsstil. Aber wie die meisten Eltern haben wir unser Bestes gegeben. Nicht fehlerlos, aber mit ganzem Herzen haben wir die drei uns anvertrauten Kinder erzogen. Mittlerweile sind sie im besten Alter: vor und in der Pubertät und schon fast entwachsen. Loslassen und in die Unabhängigkeit führen ist nun unser Job. Liebevoll (von meinem Mann) und entnervt (von meinen Kindern) werde ich ab und zu daran erinnert, dass Sätze wie «Hast du ein Taschentuch?» nun endgültig vorbei und nur noch nervig sind. Freitag, 6.15 Uhr: Wir Eltern schlürfen im Schlafzimmer unter der noch warmen Decke unseren morgendlichen Kaffee. Völlig entspannt und hoffnungsvoll wissend (und doch mit einem Ohr in Küche und Flur), dass unsere beiden Grossen pünktlich aufstehen. Alles klappt bestens. Sohnemann ist im Begriff, das Haus einige Minuten vor seiner grossen Schwester zu verlassen. Und was hören wir? Reges Interesse, echte Besorgnis darüber, was der «kleine Bruder» in welcher Reihenfolge anzieht (Pulli, Jacke, Faserpelz und Regenjacke oder doch besser…?) Und dann ruft sie ihm nach: «Solltest du nicht noch eine Mütze anziehen?» Schmunzeln. Wir wissen nun mit letzter Sicherheit: Unsere Kinder haben sich zu Selbsterziehenden entwickelt. Und sollte es uns ab und zu schwerfallen, der gewachsenen Eigenverantwortung unserer Kinder zu trauen, dann müsste uns die Existenz der geschwisterlichen Kontrolle doch restlos entspannen. Wunderbar! HELENA GYSIN Die Autorin ist Mutter, Hausfrau und arbeitet in der örtlichen Schulbehörde mit. Sie wohnt in Rämismühle.


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WIRTSCHAFT

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SYNERGIE

Auferstehungspower Nach 40 Tagen Fasten befinden wir uns in den 50 Tagen der Feiern zwischen Ostern und Pfingsten. Nach dem Verzicht gilt jetzt der Überfluss, den uns die Auferstehung gebracht hat. Verspürt ihr irgendwelche Auswirkungen dieser Auferstehung? Nachfolgend vier Punkte darüber, was uns die Auferstehung an Auswirkungen verheisst: die Macht zu überwinden; die Seele wird ins Leben gerufen; den Geist der Heiligkeit und die Vision des kommenden Zeitalters. Immer wieder erleben wir Zeiten des Leidens. Seit der Auferstehung

Christi gibt es jedoch eine besondere Kraft zur Überwindung. Einige von uns spüren die Folgen der aktuellen Finanzkrise. Seit Ostersonntag haben wir die einzigartige Möglichkeit, uns für eine Kraft zu entscheiden, um nicht an dieser Krise teilnehmen zu müssen. Die Gefahr ist nun, dass dies zu einer riesigen seelischen Anstrengung für uns wird. Da die Auferstehung vollständig erfolgt ist, also die Seele zusammen mit dem Körper, gibt es auch hier eine Lösung. Meine Seele ist entlastet vom Selber-tun-müssen. Meine eigenen Anstrengungen sind im Grab geblieben. Das neue Leben, das im Geist wirkt, ist

auferstanden und ich kann nun zusammen mit IHM wirken. Genauso entspannend ist der Ruf in die Heiligkeit. Wenn ich mein altes Ich im Grab liegen gelassen habe und mich nach den Auferstehungskräften ausstrecke, kommen mir Mammon, Pornographie, Manipulation etc. viel kleiner vor. Die letzte der vier Auswirkungen von Ostern erklärt auch gleich, warum wir noch immer nicht gänzlich erlöst sind von den irdischen Kämpfen und Versuchungen. Es hat damit zu tun, dass im Himmel Sein Reich bereits etabliert ist, bei uns leider noch nicht. Der Sünden-

fall ist überwunden, die Auswirkungen davon hallen jedoch noch stark nach. Ich bin eingeladen mitzubestimmen, wie viel vom zukünftigen Reich Gottes bereits heute sichtbar ist. Die Power ist da, zapfen wir sie an!? MARC BECK

Der Autor ist Unternehmensberater bei der vita perspektiv ag in Biel. www.vitaperspektiv.ch

Erster Schuldenberater-Grundkurs des Verbandes Freikirchen Schweiz

Verschuldete Personen in Gemeinden sanieren Personen die Massnahmen begreifen. Sie sollen bei den SanierungsVerhandlungen mitwirken und sich mit den Vereinbarungen einverstanden erklären. Ansonsten werde es nicht gelingen, die Abmachungen einzuhalten. Vielen Verschuldeten könne unter die Arme gegriffen werden, wenn sie Menschen begegnen, die bereit sind, sie während zwei bis drei Jahren zu begleiten und Hilfe zu leisten.

Am 8. Mai hat der Verband Freikirchen Schweiz (VFG) seinen ersten Schuldenberater Grundkurs für die Vertreter christlicher Gemeinden im Campus Sursee durchgeführt. Am Aufbaukurs für Budgetberater nahmen 90 Personen aus der ganzen Schweiz teil. «Der Reiche herrscht über den Armen und der Schuldner ist ein Knecht des Gläubigers», heisst es in den Sprüchen. «Sind wir Herr oder Sklave?» fragte Attilio Cibien, Leiter des Schuldenberater-Grundkurses im Referat zum Thema «Schulden aus Gottes Perspektive». Schulden zu haben heisse: Ich habe eine Verpflichtung zur Rückgabe von geliehenem Geld. Schulden stellten für viele eine Form der Sklaverei dar. Sie könnten nicht mehr frei entscheiden, wie sie ihr Geld verwenden.

Beratungsstellen bilden

Wie gelingt die Sanierung Verschuldeter? Bernhard Zaugg (links), Leiter der Fachstelle Schuldensanierung Berner Oberland, sprach am ersten Schuldenberater-Grundkurs des VFG in Sursee.

rechnen. Wer Schulden aufnehme, begehe damit zwar keine Sünde, handle aber unklug.

Das Leben ordnen Nicht unklug handeln Heute würde das Schuldenmachen angepriesen. Es gelte: Kaufe heute und zahle später. Das Gewünschte könne sofort mitgenommen und in Monatsraten abgestottert werden. Hier liege eine Gefahr verborgen, betonte Cibien, weil viele sich nicht die Mühe machten, den Gesamtpreis der Raten mit Zinsen im Vergleich zum Barpreis zu beBild: Renate Luginbühl

Gott wolle die Freiheit der Menschen, gerade auch in finanzieller Hinsicht. Dafür habe er uns in der Bibel konkrete Anweisungen gegeben. Für Leute, die in Schulden gefangen sind, gebe es einen Ausweg. Sie sollten ihre Werte und Lebensziele definieren, ihre Beziehung mit Gott bereinigen und ihre Lebensgewohnheiten verändern. Bernhard Zaugg, Leiter der Fach-

stelle Schuldensanierung Berner Oberland, führte die Teilnehmenden ins «Handwerk» der Schuldensanierung ein. Um Verschuldeten zu helfen, brauche es Fachwissen und Abklärungen auf verschiedensten Ebenen. Anhand von Rechenbeispielen und Fakten liess er die Teilnehmer mitdiskutieren. Sie definierten Verschuldung und klärten die Voraussetzungen für eine Sanierung. Bernhard Zaugg kristallisierte die Möglichkeiten zum Ausstieg aus der Schuldenfalle heraus. Zentral sei dabei, dass die verschuldeten

Diese Schulungen verfolgen das Ziel, Menschen in christlichen Gemeinden auszubilden, damit sie fähig werden, anderen bei Finanzproblemen zu helfen. Attilio Cibien plant, bis 2015 in allen Gemeinden der VFG-Mitgliederverbände eine diakonisch-evangelistische Budget- und Schuldenberatung zu etablieren. Die Gemeinden sollten die biblische Haushalterschaft beherrschen, ihren Sinn erkennen und den Nutzen erleben. RENATE LUGINBÜHL

Weitere Schulungen 29. Mai: Budgetberater/in, Campus Sursee; 6. November: Grundkurs Schuldenberater/in, Campus Sursee. www.freikirchen.ch/verwalterschaft


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WIRTSCHAFT

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Der Natur fotograf Patrick Frischknecht will mit seinen Bildern den Schöpfer loben

Selbst ein Adler fliegt nicht immer nur aufwärts Probleme zu lösen», stellt Martina Frischknecht fest. «Oft wäre es aber nötig, einfach gemeinsam auszuhalten.» Es gab auch Lichtblicke: Eine junge Frau spielte regelmässig mit den Kindern und half im Haushalt. «Sie war ein Engel für uns!» Ihre Familien unterstützten das Paar praktisch und trugen es im Gebet. Patricks Gottesbeziehung veränderte sich. Hatte er vorher eine Lobpreisband geleitet, spielt er heute allein vor Gott Lieder auf seiner Gitarre.

Patrick Frischknecht aus Oetwil am See ist ein vielseitiger Künstler. Doch dem begabten Fotografen und Familienvater blieben auch schwere Lebensabschnitte nicht erspart. Die Schöpfung fasziniert Patrick Frischknecht, 36. Der selbständige Naturfotograf ist oft tageund wochenlang unterwegs, um beispielsweise in Alaska einen Adler mit ausgebreiteten Schwingen am Himmel zu beobachten oder in den Alpen Berge im Abendrot abzulichten. Er drückt auf den Auslöser, wenn Vegetation, Wetter und Licht perfekt übereinstimmen. Gelingt das, entstehen Aufnahmen, die mehr sind als Naturbilder. Er hört oft, seine Darstellung der Schöpfung bewege die Betrachter. Patrick Frischknecht will durch hervorragende Fotografien den Schöpfer loben. Er beobachtet genau und ist überzeugt: Das Zusammenspiel der vielen Faktoren in Natur und Tierwelt kann unmöglich zufällig entstanden sein.

Nach vorne blicken Inzwischen ist Patrick Frischknecht wieder gesund. Die Balance zwischen seiner Arbeit und der Familie zu finden, bleibt eine Herausforderung. Es gab immer wieder Zeiten, in denen er sich überlegte, die Selbständigkeit als Fotograf aufzugeben. Trotz Rückschlägen und Konkurrenzkampf öffneten sich ihm immer wieder neue berufliche Türen. Dies betrachtet er als Bestätigung Gottes. Ermutigende Feedbacks motivieren ihn, dran zu bleiben.

Berufsziel Comiczeichner Schon als Junge malte und zeichnete Patrick Frischknecht gern. «Als Teenager wollte ich Comiczeichner werden und übte fleissig.» Zur Konfirmation erhielt er seine erste Spiegelreflex-Kamera. Sein künstlerisches Flair förderte er während der Ausbildung zum Schriftenmaler. Sujets in der Natur versuchte er, realistisch mit Pinsel und Stift wiederzugeben. Weil die Malerei niemals die Exaktheit einer Fotografie erreicht, entwickelte sich die Naturfotografie zu seiner Leidenschaft. Nach der Hochzeit arbeiteten seine Frau und er auf ihren Berufen, besuchten eine Bibelschule in Texas und bereisten die Welt. Wieder zuhause entschied sich Patrick Frischknecht 2003, das Fotografieren zum zweiten beruflichen Standbein auszubauen.

Notfall in Namibia Vor sechs Jahren spürte er in Namibia immer stärkere Schmerzen im Körper und seine Fussgelenke schwollen an. Die Symptome liessen ihn notfallmässig in die Schweiz zurückkehren. MediBild: Frischknecht

Ehrfurcht vor dem Schöpfer und der Natur: Der Fotograf Patrick Frischknecht mit einem seiner Adlerbilder aus Alaska.

zinische Abklärungen führten zur Diagnose der seltenen Autoimmunkrankheit «Sarkoidose». Frischknecht erhielt hohe Cortison-Dosen und andere Mittel und war drei Monate lang arbeitsunfähig. Danach nahm er seine Arbeiten als Fotograf und Werbetechniker teilzeitlich wieder auf. Ein Jahr vor Ausbruch der Krankheit war der kleine Theo geboren worden. Um für die Familie zu sorgen, steigerte der junge Vater sein Arbeitspensum. Wenige Wochen später erlitt er einen Rückfall. Schmerzen, eine ungewisse Zukunft und knappe Finanzen zehrten an seinen Kräften.

Gemeinsam durchhalten Drei Jahre später, nach der Geburt von Tochter Melina, litt Patrick Frischknecht unter Schweissaus-

brüchen und hohem Puls. «Wir dachten an einen weiteren Schub der Sarkoidose», erzählt er. Doch die Ärzte stellten eine Überfunktion der Schilddrüse fest. Erneut war Frischknecht arbeitsunfähig. Über ein halbes Jahr bremsten ihn körperliche und psychischen Beschwerden. Die schwere erste Geburt, drei Schleudertraumata und die Belastung durch Patricks Krankheiten führten bei seiner Frau Martina zu einer Erschöpfungs-Depression. Der Alltag wurde für die junge Familie zum Albtraum und Überlebenskampf. Das eigentlich gesellige Ehepaar zog sich zurück. Ihm fehlte die Kraft, unter die Leute zu gehen. Es war schmerzhaft, zu erfahren, wie Freunde überfordert waren, sie während dieser Schicksalsschläge zu begleiten. «Unsere Gesellschaft ist darauf ausgerichtet,

Als Freischaffender arbeitet er mit Bildagenturen und Verlagen zusammen. Besonders freut ihn, wenn sich seine Bilder mit der christlichen Botschaft verknüpfen lassen. So stammt das Titelbild der nächsten Ausgabe der Zeitschrift «Aufatmen» von ihm. «Ich werde auch Workshops für Naturfotografie anbieten», schildert er seine Pläne. Patrick Frischknecht will mit seiner Fotografie etwas bei den Betrachtern auslösen und sie mit seiner Ehrfurcht vor der Schöpfung und dem Schöpfer anstecken. MIRJAM FISCH

Naturbilder für Räume Patrick Frischknecht hat sich unter anderem auf die Gestaltung von Gewerbe- und Wohnräumen mit grossen Naturbildern spezialisiert. Ausserdem ermöglicht ihm seine professionelle Studioeinrichtung Sach- und Personenaufnahmen innovativ umzusetzen, sei es im Studio oder auswärts. www.naturephotography.ch


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Ökumenischer Kirchentag

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Rund 100.000 nahmen trotz Regens am Abschlussgottesdienst des 2. Ökumenischen Kirchentages auf der Theresienwiese in München teil.

Die Reaktionen auf den 2. Ökumenischen Kirchentag in München sind weithin positiv

Eine große Sehnsucht nach Orientierung Der 2. Ökumenische Kirchentag vom 12. bis 16. Mai in München mit 133.000 Dauerteilnehmern ist weithin auf ein positives Echo gestoßen. In der evangelikalen Bewegung sind die Reaktionen allerdings geteilt. Politiker in Berlin äußerten sich über Parteigrenzen hinweg sehr lobend über das Treffen. Der Bundesvorsitzende des Evangelischen Arbeitskreises der CDU/CSU, der Parlamentarische Staatssekretär Thomas Rachel, nannte das Treffen „sehr beeindruckend“. Überall sei die Sehnsucht der Menschen nach dem spürbar gewesen, „was gerade in Krisenzeiten in Kirche und Politik neue Hoffnung und Orientierung gibt“. Es sei deutlich geworden, „wie viel Hoffnungskraft durch das Christentum in unsere Gesellschaft strahlt“. Für den Kirchenbeauftragten der SPD-Bundestagsfraktion, Siegmund Ehrmann, machte der Kirchentag deutlich, „dass die Ökumene in den Gemeinden lebt und welche positiven Energien von Christinnen und Christen in die Gesellschaft hineinwirken“. Nach den Worten des Kirchenbeauftragten der FDP-Fraktion, Stefan Ruppert, hat der 2. Ökumenische Kirchentag erneut das enorme Mobilisierungspotenzial der Kirchen unter Beweis gestellt. „Das Streben nach Einheit hat – auch trotz kontroverser Diskussionen – einen richtigen Schub bekommen.“

schaftlichen und sozialen Probleme in Deutschland und der Welt ein wichtiges Signal, dass sich in München neben den christlichen Unternehmerverbänden auch die großen Wirtschaftsverbände am Dialog mit der Kirche beteiligt haben. Er begrüßte die Anregung von Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt zu einem neuen „Gemeinsamen Wort zur wirtschaftlichen und sozialen Lage“ und hoffe, dass die Kirchen diesen Impuls aufnehmen. Die Präsidentin der deutschen Vereinigung Evangelischer Freikirche, Bischöfin Rosemarie Wenner (Frankfurt am Main), bezeichnete den Kirchentag als ein Hoffnungszeichen für die Ökumene, die die Vielfalt der Kirchen in Deutschland sichtbar mache. Die evangelischen Freikirchen hätten in vielen Veranstaltungen gezeigt, wofür sie stehen: „Für das gemeinsame Zeugnis der Kirchen in Wort und Tat für Christus, den Grund unserer Hoffnung.“

Evangelische Allianz: Mehr Frömmigkeit, aber … Lob und Tadel äußerte der Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz, Hartmut Steeb (Stuttgart). Er sprach von einer „erfreulichen Tendenz zu mehr Frömmigkeit und klarem Gottesbezug“ im Vergleich zu evangelischen Kirchentagen: „Die geistliche Grundsubstanz hat nach meiner Beobachtung zuund die schrillen Töne des Ärgernisses abgenommen.“ Das sei ein Für ein „Gemeinsames Wort“ Grund zur Freude. Der Ökumenische Ein positives Fazit zogen auch Kirchentag sei auch toleranter als der Arbeitskreis Evangelischer Un- manche Vorgänger auf evangelischer ternehmer. Geschäftsführer Stephan und katholischer Seite gewesen: Klinghardt (Karlsruhe) nannte es „Auch wenn sie nur am Rande aufangesichts der zunehmenden wirtgetreten sind – die messianischen Ju-

den wurden nicht mehr ignoriert und ausgeschlossen.“

Das größte Problem wurde verschwiegen Allerdings blieben laut Steeb Wünsche offen. Dazu gehöre in erster Linie „ein klareres Bekenntnis zur Mission der Herzen und eine stärkere Einladung zum persönlichen Glauben an Jesus Christus“. Außerdem gebe es eine „völlig unverständliche Sprachlosigkeit im Blick auf das größte gesellschaftliche Problem, die tausendfache Tötung ungeborener Kinder“. Steeb fragt: „Warum wird das auf keinem der großen Podien verhandelt und als Problemanzeige bei den großen gemeinsam gefeierten Gottesdiensten konsequent verschwiegen, obwohl das sogar die Todesraten der Hunger- und Armutsopfer, der Krankheitsepidemien und der Naturkatastrophen zusammen übersteigt?“. Zum abschließenden Aufruf des Ökumenischen Kirchentages zu einem Neuaufbruch sagte Steeb, er wünsche sich, dass damit auch „ein neuer Aufbruch zur missionarischen Verkündigung, zum wirksamen Lebensschutz und zu einer nachhaltigen Familienpolitik verbunden ist“. Pietistischer Dachverband „Gnadau“: Lob und Tadel Der Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes, Pfarrer Michael Diener (Kassel),. begrüßte die Ernsthaftigkeit, mit der die Teilnehmer des Kirchentages das Thema sexueller Missbrauch sowie soziale und theologische Fragestellungen behandelt hätten. Dies sei ein ermutigender Foto: dpa


Ökumenischer Kirchentag

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Ausdruck der Glaubensgründung und der Weltverantwortung des Christentums. Es habe sich wieder einmal gezeigt, „dass Christen viel mehr vereint, als sie trennt, und dass einig sein auch gelingen kann, ohne dass wir einheitlich werden“. Allerdings seien in Fragen des interreligiösen Dialogs von manchen Veranstaltungen eher diffuse Signale ausgegangen. Als „ganz und gar unbefriedigend“ empfand es Diener, „dass auch dieser Kirchentag dem Thema Homosexualität einseitig in einer Weise Raum gegeben hat, die weder dem biblischen Menschenbild noch offiziellen Erklärungen der EKD, der katholischen oder gar den orthodoxen Kirchen entspricht“.

Vorsitzende der theologisch konservativen Vereinigung, Pastor Ulrich Rüß (Hamburg). Daneben hätten einzelne Bischöfe zeitgeistgemäß den Missionsauftrag Jesu gegenüber Moslems infrage gestellt und den Wahrheitsanspruch Christi relativiert. Damit habe weder Ökumene noch Kirche eine Zukunftschance. Laut Rüß hat der Kirchentag eine wichtige Chance zu einem gemeinsamen Christuszeugnis der Hoffnung vertan: „Wir brauchen mehr christuszentrierte Kirche. Nur dann hat die Ökumene eine größere Chance und nur dann machen ökumenische Kirchentage Sinn.“

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piert und die apostolische Ethik außer Kraft gesetzt und der Überwucherung des Wahren durch das Falsche Vorschub geleistet. Die Frage nach der rechten und falschen Lehre in der Kirche ist gestellt. Nacharbeit tut not.“

Maleachi-Tag: Ein „Sammelsurium von Irrlehren“ Dem Ökumenischen Kirchentag prinzipiell ablehnend gegenüber steht der Rektor der Akademie für Reformatorische Theologie, Pastor Wolfgang Nestvogel (Hannover). Wie er auf einem Treffen konservativer Evangelikaler – dem „Maleachi-Tag“ – am Himmelfahrtstag in Bekenntnisbewegung: Siegen vor über 400 Besuchern Wider die Heilige Schrift sagte, sei dieser Kirchentag ein Die Bekenntnisbewegung „Kein „Sammelsurium von so ziemlich Gemeinschaften: „Käßmann anderes Evangelium“ zog ebenfalls allen Irrlehren, die in Deutschland inszenierte sich medial“ ein kritisches Fazit. Neben der Ver- vertreten werden“. Kritik übte auch die Internationale kündigung des Wortes Gottes seien Er kritisierte, dass der ArbeitsKonferenz Bekennender Gemeinauch schriftwidrige Voten zur Gelkreis Bekennender Christen in schaften. Vom freudigen Christusbe- tung gekommen, erklärte der Vorsit- Bayern sich einer Bewertung des kenntnis sei zu wenig deutlich gezende, Pfarrer Hansfrieder HellenKirchentages vor Beginn enthalworden, mehr von Missbrauchsfällen schmidt (Filderstadt bei Stuttgart). ten habe. Nestvogel: „Nicht die und „einer viel bejubelten Margot Dies gelte etwa für Behauptungen, unbiblische Haltung des KirchenKäßmann, die sich medial selbst indass alle Religionen samt den Chris- tages hat sich verändert, sondern ten zu dem einen gleichen Gott beszenierte und selbstmitleidig mit die evangelikale Bewegung, die ethisch-theologisch umstrittenen Po- teten und Homosexualität zu akzep- im Gegensatz zu früher vor dem tieren sei. Hellenschmidt: „Damit ist Kirchentag weitgehend geschwiesitionen (‚Gehet in alle Welt, um sie das christliche Bekenntnis korrumzu verbessern’) zelebrierte“, so der gen hat.“

Die frühere EKD-Ratsvorsitzende provozierte im katholischen Liebfrauendom in München

Käßmann: Anti-Baby-Pille ist ein Gottesgeschenk Die Anti-Baby-Pille ist für die frühere EKD-Ratsvorsitzende, Landesbischöfin a. D. Margot Käßmann (Hannover), ein Gottesgeschenk. Es gehe um „Liebe ohne Angst“ und um verantwortliche Elternschaft, sagte sie in einem ökumenischen Frauengottesdienst im katholischen Münchner Liebfrauendom. Bei der Veranstaltung im Rahmen des Ökumenischen Kirchentags plädierte die KÄSSMANN 51-jährige geschiedene Mutter von vier Töchtern für Verhütung und Geburtenkontrolle. Vor allem in den armen Ländern der Erde bedeute eine Geburt für viele Frauen kein Segen, sondern Fluch. Keine Frau wolle weitere Kinder gebären, von denen sie wisse, dass sie sie nicht ernähren könne. Jedes Jahr stürben rund 300.000 Frauen an den Folgen von Schwangerschaft oder Geburt. Käßmann mahnte die Kirchen auch, die Entscheidung für ein Leben ohne Kinder nicht immer gleich abzuwerten. Frau Käßmann stellte sich mit Fotos: idea/Kretschel

ihrem Lob für die vor 50 Jahren eingeführte Anti-Baby-Pille gegen die katholische Sexualmoral. Danach sind künstliche Verhütungsmittel verboten.

Katholische Kirche: Die Pille ist kein Gottesgeschenk Entsprechend widersprach der Vorsitzende der (katholischen) Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch (Freiburg): Die Anti-Baby-Pille sei von Menschen gemacht und nicht etwas, was Gott geschenkt habe. In einer Pressekonferenz auf dem Kirchentag erwiderte der EKD-Ratsvorsitzende, Präses Nikolaus Schneider (Düsseldorf), auf Zollitschs Äußerung, natürlich sei die Pille von Menschen entwickelt. Alles, was jedoch helfe, Sexualität verantwortlich zu leben, könne man nur begrüßen. In diesem Sinne habe er auch KäßZOLLITSCH manns Worte verstanden.


Worte vom Kirchentag „Andere von der eigenen Wahrheit überzeugen zu wollen, ist krank.“ Der jüdische Publizist Günther Bernd Ginzel (Köln) bei der Podiumsrunde „Wie wahr ist die Hoffnung der Anderen?“

„Christen, so ist zu befürchten, werden es in Gottes Gericht nicht leichter haben als all die anderen.“ Dorothea Sattler (Münster), katholische Professorin für Ökumenische Theologie

„Die Verbreitung des FairnessPrinzips, dieser goldenen Regel der Religionen, ist die größte Leistung des Sports.“ Wolfgang Huber, ehemaliger Berliner Bischof und EKDRatsvorsitzender, beim Forum „Keine Bildung ohne Bewegung“

„Ich gehe zweimal die Woche ins Fitness-Studio. Ohne Sport würde ich mich nicht als Mensch fühlen.“ Wolfgang Huber bei der gleichen Veranstaltung

„Fitnessstudios sind eine moderne Form der Selbstgeißelung.“ Der Arzt, Pastorensohn und Kabarettist Eckart von Hirschhausen (Berlin) in seiner Bibelarbeit

„Wer hat eigentlich gekocht auf der Arche, wer hat die Küche aufgeräumt und die Toiletten geputzt?“ Landesbischof a. D. Margot Käßmann (Hannover) bei ihrer Bibelarbeit über die Sintflutgeschichte

„Wenn wir die Hälfte der Zeit, die wir täglich für Körperpflege und Kosmetik brauchen, für die Pflege unserer Seele einsetzen würden, wären viele von uns entspannter und schöner.“ Die Vizepräsidentin des Bundestages und Präses der EKDSynode, Katrin Göring-Eckardt (Grüne)

„Ich fühle mich von Gott geliebt, geschützt und geleitet.“ Nina Hagen (Berlin), Sängerin, die sich 2009 in einer reformierten Gemeinde hat taufen lassen, in einem Kirchentagsinterview

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Katholischer Theologe: Charismatiker, seid „spirituelle Trüffelschweine“!

„Der Heilige Geist setzt sich durch ...“ Wie kann es Kirchen und Gemeinden besser gelingen, Suchenden eine geistliche Heimat zu geben? Bei einer Kirchentagsveranstaltung der (evangelischen) Geistlichen Gemeinde-Erneuerung und der (katholischen) Charismatischen Erneuerung vertrat der Wiener Pastoraltheologe Prof. Paul W. Zulehner die Ansicht, dass Gott mit seinem Geist nicht nur unter Christen, sondern auch an säkularen Menschen wirke. Um Suchende zu gewinnen, müsse sich die Kirche zu einer Gemeinschaft entwickeln, in der sich Menschen gut aufgehoben fühlten und wo sie heilende Erfahrungen machten. Im Blick auf notwendige Veränderungen sagte Zulehner: „Der Heilige Geist wird sich am Ende durchsetzen, auch wenn wir ihn noch so stören.“ Der katholische Theologe ermunterte die charismatischen Kreise in den Volkskirchen, als Mutmacher und „spirituelle Trüffelschweine“ zu fungieren, „die aufspüren, wo Gottes Geist am Werk ist“.

In der Kirche nicht „zutexten“ Der Sprecher des Kreises Charismatischer Leiter in Deutschland, der Baptistenpastor Heinrich-Christian Rust (Braunschweig), kritisierte die Wortlastigkeit in den meisten Kirchen. In charismatischen Gemeinden würden die Menschen nicht nur „zugetextet“, sondern erlebten, wie Gottes Geist unmittelbar wirke. So machten sie die Erfahrung der Heilung. „Menschen gehen anders aus dem Gottesdienst, als sie gekommen sind“, so Rust. Nach Worten des Leiters des

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EKD-Zentrums „Mission in der Region“, Pfarrer Hans-Hermann Pompe (Dortmund), wird die Kirche der Zukunft ärmer sein und weniger Privilegien haben, aber dafür mehr auf die Stimme Gottes hören.

EKD-Zentrumsleiter: „Zu viel Geld macht Mission überflüssig“ Engere finanzielle Spielräume seien für das evangelistische Wirken nicht von Nachteil: „Zu viel Geld macht Mission überflüssig.“ Gemeindepfarrerin Monika Deitenbeck-Goseberg bezeichnete den Heiligen Geist als „Tröster, Zurechtrücker und Lebendigmacher“. Ihre Gemeinde in Lüdenscheid habe sich zu einem „Magneten für Menschen mit Problemsituationen“ entwickelt. So kämen Behinderte, psychisch Kranke und Obdachlose. Die Zahl der Besucher habe sich seit den neunziger Jahren von durchschnittlich 60 bis 70 auf jetzt 250 bis 300 erhöht. Sie führte dies unter anderem auf das treue Gebet kleiner Gruppen in der Gemeinde zurück.

Für eine völlige Neuausrichtung der Wirtschaft – Erzbischof Marx:

Die Welt wird immer kapitalistischer Im Finanzsystem und der Wirtschaft muss sich ein grundlegender Wandel vollziehen. Dies forderten Repräsentanten aus Politik und Kirche auf dem Kirchentag. Der katholische Münchener Erzbischof Reinhard Marx kritisierte, dass Banken ihre Risiken auf die Allgemeinheit abwälzen und die Gewinne selbst kassieren dürften. Seit Beginn der neunziger Jahre habe es eine Beschleunigung in eine „radikale kapitalistische Ideologie“ gegeben. Nötig sei deshalb eine völlige Neuausrichtung. Der Leiter der Grundsatzabteilung im deutschen Bundesfinanzministerium, Markus Kerber (Berlin), sagte im Hinblick auf die riskanten Geschäfte einiger Banken, die die Finanzkrise ausgelöst hatten: „Es kann nicht sein, dass die Haftung der Allgemeinheit

überlassen wird.“ Doch auch im privaten Bereich habe man jahrelang über die Verhältnisse gelebt. Der uralte Grundsatz „Wer den Nutzen hat, muss auch den Schaden tragen“ sei in den letzten 20 Jahren vernachlässigt worden. Der frühere EKD-Ratsvorsitzende, Bischof i. R. Wolfgang Huber (Berlin), sprach von einem „System organisierter Verantwortungslosigkeit“. Er kritisierte, dass bislang keine konkreten Beschlüsse gefasst worden seien, um künftige Finanzkrisen zu verhindern. Der Kapitalismus müsse in eine „nachhaltige, globalisierte soziale Marktwirtschaft“ eingebunden werden. Gleichwohl solle man nicht nur über Veränderungen im System diskutieren, sondern auch die Vorbildfunktion von Personen und Institutionen berücksichtigen. Fotos: idea/Kretschel


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idealisten.net

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forum für junge christen

Mission Stuttgarter St tt t Mi Missionskonferenz: i k f 1.000 JJugendliche dli h iinformierten f i t sich i h üb über A Arbeitsmöglichkeiten b it ö li hk it iin dder 3. W Welt lt

Bei Jugendlichen großes Interesse an einjährigen Auslandseinsätzen Unter Jugendlichen besteht ein großes Interes- Clark (Lima), dankte für ihr Engagement. Sie se an einjährigen Auslandseinsätzen. Das beotrügen dazu bei, dass Menschen die Ewigkeit bei bachtet der Leiter der evangelischen Hilfswerke Gott verbringen dürfen. „Hilfe für Brüder International“, „Christliche 14 freie Stellen bei CFI Fachkräfte International“ und „Co-Workers Laut Weinhold nimmt auch die Zahl der International“, Ulrich Weinhold (Stuttgart). Bewerber bei „Christliche FachBei „Co-Workers“ hätten sich im verkräfte International“(CFI) zu, die gangenen Jahr rund 1.000 JugendliMenschen für eine mindestens che im Internet über Arbeitsmöglichdreijährige Mitarbeit in einer keiten in der Dritten Welt informiert, überseeischen Kirche vermittelt. teilte er idea anlässlich einer KonfeDeshalb könne man nicht von einer renz für Weltmission am 13. Mai in Missionsmüdigkeit in Deutschland Stuttgart mit. Etwa 200 Jugendliche sprechen. Allerdings ließen sich hätten sich für eine befristete Mitarnicht immer die Qualifikationen von beit beworben, 60 seien schließlich Weiinh Weinhold hold ld Bewerbern mit den Anforderungen genommen worden. Etwa ein Drittel sei im erlernten Beruf in Missionsstationen tätig, der überseeischen Kirchen vereinbaren. So bitein weiteres Drittel unterrichte Missionarskinder te eine Kirche im ostafrikanischen Mosambik dringend um die Entsendung einer multitalenmit Materialien der Deutschen Fernschule und tierten Krankenschwester für ein Dorfentwickdie übrigen arbeiteten direkt in überseeischen lungsprogramm. Die Frau solle den Gebrauch Kirchen mit. Die 60 „Co-Workers“ wurden von Heilkräutern lehren, zur Herstellung von Salben anleiten und außerdem helfen, eine rentable Produktion aufzubauen. Ihr Arbeitsplatz sei zwei Tagesfahrten vom nächsten Flughafen entfernt; Internetanschluss gebe es nicht, und telefonieren könne man nur von einem nahe gelegenen Hügel aus. Weinhold bat die rund 1.000 Besucher um Gebetsunterstützung, damit rasch passende Mitarbeiter für Links: Paul Clark; rechts: Eberhard Hahn die vielfältigen Aufgaben gefunden würden. 14 zusammen mit zehn Entwicklungshelfern, die Positionen seien derzeit offen, so werden drinbei „Christliche Fachkräfte International“ angegend Orthopäden und Physiotherapeutinnen stellt sind, während der Konferenz ausgesandt. für Haiti sowie ein Schulleiter als Berater beim Der Leiter des Bibellesebundes von Peru, Paul Aufbau einer Berufsschule in Ruanda gesucht.

Bei der Konferenz wurden auch Beispiele dafür genannt, dass die von „Hilfe für Brüder International“ gesammelten Spenden für kirchliche Projekte „gut angelegt“ seien. So habe die Organisation – die 1980 von der Arbeitsgemeinschaft Evangelikaler Missionen gegründet wurde – vor 20 Jahren dem Bibellesebund im ostafrikanischen Burundi umgerechnet 90.000 Euro gegeben. Damit sei ein Schulungs- und Verwaltungsgebäude in der Hauptstadt Bujumbura gebaut worden. Dies habe eine gewaltige Ausdehnung der Missionstätigkeit ermöglicht. Die Verbreitung von Bibellesezetteln habe dazu geführt, dass praktisch an allen Hauptschulen Gottesdienste und Gebetskreise stattfänden. Die Mitarbeiterzahl sei von vier auf 50 gestiegen. So hätten deutsche Christen geholfen, dass die heranwachsende Generation die Bibel kennenlernen würde. Vorsitzender aller drei Hilfsorganisationen ist der Rektor des Gemeinschafts-DiakonissenMutterhauses Hensoltshöhe, Prof. Eberhard Hahn (Gunzenhausen). Infos: Tel 0711/2102117 www.gottes-liebe-weltweit.de Anzeige

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Ökumenischer Kirchentag

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In manchen Veranstaltungen wurden auch eindeutig biblische Akzente gesetzt

Wo Evangelikale Flagge zeigten Von Christian Starke

che. „Wir haben damit ein wunderbares Zeichen für die geistliche Es war eine der wichtigsten Veran- Einheit der Kirchen gesetzt“, sagt staltungen des Ökumenischen Kir- Koordinator Lerch. Mitarbeiter des chentages, obwohl sie nicht für Kirchentages konnten bei einem Schlagzeilen sorgte: das 72-StunFürbitt-Handy anrufen, wenn es den-Gebet unter dem Motto „stay technische Probleme gab, etwa eine and pray“ (bleibe und bete) in der Lichtanlage nicht funktionierte. Ein Heilig-Geist-Kirche am Viktualien- Mitarbeiter des Gebetsprojekts ging markt. Rund um die Uhr baten dann in den Fürbitte-Raum, um Mitglieder von 36 Gemeinden, Gott um Hilfe zu bitten. „In SpitKommunitäten und geistlichen Be- zenzeiten hat jede halbe Stunde jewegungen Gott um Beistand: zum mand angerufen“, so Lerch. Manch Beispiel für evangelistische Aktio- aufgeklärter Theologe mag es vielnen, Gottesdienste, Podiumsdiskus- leicht belächeln, dass Gott sich sionen. Ihr gemeinsames Anliegen: auch um solche vermeintlichen Die geistlichen Inhalte sollten auf Kleinigkeiten kümmern soll. Aber dem Kirchentag nicht zu kurz kom- ist es nicht ein Problem vieler men. „Wir wollten zeigen: Gott Christen, dass sie das Vertrauen in muss die Mitte des Kirchentages die Macht des Gebets verloren hasein“, sagte einer der Verantwortli- ben? Die Gebetsaktion, die mit dem chen, der katholische Jugendpfarrer ganz konkreten Eingreifen Gottes Daniel Lerch, gegenüber idea. Kir- rechnete, setzte einen wichtigen chentagsteilnehmer und Passanten Gegenakzent zu einem Machbarwaren eingeladen, elf Gebetsstatio- keitsdenken, das viele Veranstaltunnen zu besuchen. gen dominierte: Wenn die Menschen nur guten Willens sind, Ein wunderbares Zeichen können sie die Welt verbessern. Dort konnten sie unter anderem Wider das religiöse Sorgen und Nöte an eine KlageHarmoniestreben mauer heften. In der ersten Nacht Auch auf anderen Gebieten zeigkamen rund 7.000 Besucher. An dem Dauergebet für den Kirchentag ten Evangelikale selbstbewusst beteiligten sich unter anderem Chri- Flagge – allerdings war dies nur in sten aus der Evangelischen Allianz wenigen der insgesamt rund 3.000 München, der Geistlichen Gemein- Kirchentagsveranstaltungen mögde-Erneuerung in der evangelischen lich. Vertreter dieser Bewegung Kirche und der Charismatischen Er- wie der ProChrist-Leiter Ulrich Parzany und der Vorsitzende der neuerung in der katholischen Kir-

Arbeitsgemeinschaft Evangelikaler Missionen (AEM), Detlef Blöcher, nutzten die Möglichkeit, ihr Bibelund Missionsverständnis einzubringen. Sie unterstrichen die Einzigartigkeit Jesu Christi, in dem allein das Heil zu finden ist. Sie setzten damit ein Gegengewicht zu der verbreiteten Tendenz, die Unterschiede zwischen den Religionen im Zuge eines allgemeinen Harmoniestrebens zu verwischen. Blöcher rief dazu auf, Muslime zum christlichen Glauben einzuladen. Sie lebten ohne die Gewissheit, „ob Allah sie im Jüngsten Gericht annehmen wird“. Deshalb sei es eine einzigartige Botschaft für Muslime, dass sie durch Jesus Christus mit Gott versöhnt werden können.

Der Weg zum Heil darf nicht verschwiegen werden In einer weiteren Veranstaltung des Kirchentags kritisierte der Direktor der Liebenzeller Mission, Detlef Krause (Bad Liebenzell), die Entwertung des Begriffs „Mission“, indem man ihm den Jenseitsbezug genommen habe. Zwar gehöre die soziale Tat zur Verkündigung: „Aber wenn wir Menschen nicht sagen, wo sie das Heil finden, versagen wir ihnen das Wichtigste“, mahnte Krause. Er bekräftigte, dass Jesus Christus der einzige Weg zum Heil ist. Diese zentrale Aussage im Neuen Testament könne man nicht wegradieren. Der Missionsdirektor Fotos: PR


Ökumenischer Kirchentag

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Links: 72 Stunden gebetet wurde unter dem Motto „Stay and pray“ (Bleibe und bete) in der Heilig-Geist-Kirche in München während des Ökumenischen Kirchentages.

PARZANY

KRAUSE

befürwortete grundsätzlich einen interreligiösen Dialog. Dabei dürften aber nicht entscheidende christliche Grundlagen auf dem Altar eines Pluralismus geopfert werden. Die evangelikalen Missionsleiter gaben damit eine wichtige biblische Orientierung angesichts der verwirrenden Vielfalt der Meinungen auf dem Kirchentag. Die Besucher quittierten dies häufig mit Beifall. In den Veranstaltungen wurde auch deutlich, dass Evangelikale mit ihren Positionen Orthodoxen und konservativen Katholiken häufig näherstehen als liberalen Kreisen in der evangelischen Kirche.

BLÖCHER Ö

gab es auch differenzierende Stimmen: So warnte der Leiter der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW), Pfarrer Reinhard Hempelmann, vor Pauschalisierungen. So müsse man beim religiösen Fundamentalismus unterscheiden zwischen Gruppen, die ihre Überzeugungen nur mit friedlichen Mitteln vertreten und solchen, die ihre Sicht auch mit Gewalt durchsetzen wollen.

Frommes von je einem SPD- und FDP-Politiker Erfreulich auf dem Ökumenischen Kirchentag war, dass Politiker und Unternehmer sich zum Sind Missionare „krank“? christlichen Glauben als ihrer Auf dem Kirchentag waren aller- Kraftquelle bekannten. Bundesgedings mehr Stimmen zu hören, die sundheitsminister Philipp Rösler den Absolutheitsanspruch einer Reli- (FDP) ermutigte die Zuhörer in seigion und Missionsbemühungen dis- ner Bibelarbeit: „Lasst euch nicht kreditierten. Am weitesten ging hier kleinkriegen von dem Leid, das ihr der jüdische Publizist Günther erlebt, sondern lasst euch von der Bernd Ginzel, der es als „krank“ be- Hoffnung leiten!“. Als Christ sei er zeichnete, andere Menschen von der gewiss, dass Gott dem Menschen eigenen Wahrheit überzeugen zu einmal eine bessere Zukunft schenwollen. Die jüdische Theologin Su- ken werde. Dieser Glaube „gibt mir sannah Henschel forderte, allen Fun- Kraft, mich im Diesseits für andere damentalisten Einhalt zu gebieten, Menschen einzusetzen“, so der Miganz gleich welcher Religion sie an- nister. Der SPD-Fraktionschef im gehören. Aus der Frage „Wer hat Deutschen Bundestag, Frank-Walden wahren Gott?“ drohten viele ter Steinmeier, bekannte ebenfalls, Konflikte zu entstehen bis hin zu ei- dass er Rückhalt im christlichen nem möglichen dritten Weltkrieg. Glauben findet. Nach seiner WahlEin solcher Anti-Fundamentalismus niederlage bei der vergangenen trägt schon selbst wieder fundamen- Bundestagswahl habe er oft an eine talistische Züge, weil er darauf abBibelarbeit über das Thema Zuverzielt, die Religionsfreiheit Anderssicht gedacht, die er auf einem Kirdenkender – nämlich vermeintlicher chentag gehalten habe. „Das hat Fundamentalisten – einzuschränken. mir auch in diesen schweren Tagen Aber wer legt fest, was einen Funda- geholfen“, so der frühere Bundesmentalisten ausmacht? Zum Glück außenminister in einem Interview. Fotos: Parzany/Krause/idea/Kretschel; Übrige/PR

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PFLAUMER

„Die Glaubensgemeinschaft ist mir viel wert.“

Unternehmer warnt vor einem Leben ohne Gott Heinrich Deichmann, Chef der größten Schuheinzelhandelskette in Europa, warnte auf dem Treffen vor einem Leben ohne Gott. Es führe zu Egoismus, Gier, Hass und Zerstörung. Die Sünde des Menschen bestehe darin, sich von Gott zu lösen, sich andere Götter zu suchen oder sich selbst zum Gott zu machen. Mitunter rieb man sich verwundert die Augen: Politiker und Wirtschaftsvertreter sprachen frommen Klartext, während Kirchenvertreter und Theologen häufig politische Rezepte von sich gaben. Bayerns Evangelikale sehen Licht und Schatten Wie bewerten bayerische Evangelikale den Ökumenischen Kirchentag? Martin Pflaumer – Ratsvorsitzender des Arbeitskreises Bekennender Christen in Bayern – findet sowohl lobende als auch kritische Worte. Er habe vor allem Veranstaltungen zum Thema Alter besucht und dort „sehr beglückende Erfahrungen“ gemacht. Die Beiträge hätten aus biblischer Sicht wichtige Impulse gegeben. Er wolle den Kirchentag aber „nicht schönreden“. Für „nicht kirchenkompatibel“ halte er Aktivitäten, die praktizierte Homosexualität als eine Schöpfungsvariante darstellen und dafür werben. Notwendig seien vielmehr Seelsorgeangebote für Betroffene: „Sonst bekommt das Ganze eine Schieflage.“ l

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Ökumenischer Kirchentag

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Über 20.000 Teilnehmer feierten auf dem Münchner Odeonsplatz bei einer orthodoxen Vesper – eine Art Ersatz für das nicht mögliche gemeinsame Abendmahl auf dem Ökumenischen Kirchentag.

Ökumene: Von der Mühsal, als Kirchen und Christen zusammenzufinden

Vom Kampf ums gemeinsame Abendmahl Von Karsten Huhn Wie weit reicht die Ökumene? Was eint, was trennt evangelische, katholische und orthodoxe Christen? Und was ist nötig, um gemeinsam Abendmahl zu feiern? Darüber wurde auch auf dem Ökumenischen Kirchentag in München wieder viel diskutiert – dennoch hat die Ökumene an Schwung verloren. Man bemüht sich, versucht freundlich zu sein, dennoch geht es etwas frostig zu. Die Argumente sind ausgetauscht, man hat sich alles schon gesagt, nun stagniert das Gespräch. Bei einer Podiumsdiskussion wurde deshalb ein bedenkenswerter Vorschlag unterbreitet: Man solle ein „ökumenisches Phrasen-Sparschwein“ einrichten. Bei jeder ökumenischen Floskel seien zwei Euro einzuzahlen. Würde der Vorschlag verwirklicht, könnte man tatsächlich schnell eine fette Sau mästen. Denn der typische Redebeitrag zur Ökumene sieht etwa so aus: „Die Ökumene ist ohne Alternative. Die Ökumene ist eine selbstverständliche Realität. Die Ökumene ist versöhnte Verschiedenheit. Uns einst mehr, als uns trennt. Wir brauchen die Einheit in der Vielfalt. Wir sind in der Ökumene schon weit vorangeschritten. Für die Ökumene braucht es einen langen Atem, denn sie ist ein heißes Eisen und ein dickes Brett.“

Kirche oder Gemeinschaft? Das alles ist auch irgendwie richtig. Nur klingt es manchmal doch so, als würde man sich die Ökumene schönreden. Denn im Hintergrund schwingen dann doch immer wieder Enttäuschungen über die jeweils andere Seite mit. Auf evangelischer Seite ist man vor allem gekränkt über den Standpunkt der römisch-katholischen Kirche, die evangelische Kirche sei „nicht Kirche im eigentlichen Sinne“, sondern eine kirchliche Gemeinschaft. Bei einem Podiums-Gespräch brach es deshalb aus dem amtierenden EKD-Ratsvorsitzenden, Präses Nikolaus Schneider (Düsseldorf) heraus: „Der Papst hat nicht das Recht zu entscheiden, ob wir Kirche sind oder nicht. Das entscheidet jemand anderes.“ Er wolle sich darüber nicht aufregen, so Schneider, aber ein Stich sei schon da. Auch auf katholischer Seite gibt es Verstimmungen. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch (Freiburg), sagte, er sei enttäuscht, dass einige evangelische Professoren die 1999 zwischen Lutherischem Weltbund und römisch-katholischer Kirche vereinbarte Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre kritisiert hatten. Auch eine neue gemeinsame Bibelübersetzung sei nicht zustande gekommen – die evangelische Seite hatte sich aus

dem Projekt zurückgezogen, weil sie fürchtete, überstimmt zu werden. Zollitsch: „Manchmal gibt es zwischen den Kirchen eine Konkurrenz, die nicht aus der Liebe Christi kommt, sondern nur menschlich zu verstehen ist.“

Nähern sich Baptisten an? Gestritten wird auch über die gegenseitige Anerkennung der Taufe. Die gibt es in Deutschland offiziell seit 2007 zwischen Evangelischer Kirche in Deutschland (EKD), (katholischer) Deutscher Bischofskonferenz, orthodoxen und altorientalischen Kirchen sowie einigen Freikirchen. Allerdings haben nicht alle Kirchen die Erklärung unterschrieben. Nicht dabei waren zum Beispiel die Baptisten, die die Säuglingstaufe bisher nicht anerkennen. Aus Sicht des baptistischen Theologieprofessors Kim Strübind (Oldenburg) würde – wie er auf dem Kirchentag sagte – die Anerkennung der Säuglingstaufe für Baptisten aber keinen substanziellen Identitätsverlust bedeuten. Strübind zufolge besteht im Baptismus die Gefahr, die Gläubigentaufe zu einer Tat des Gesetzes zu machen. Zwar gehöre es zur Identität der Baptisten, weiter nur gläubige Menschen zu taufen, dies bedeute aber nicht, über den Glauben anderer zu urteilen. Strübind: „Wir können einander die Taufe glauben.“ Dagegen hatte der Präsident des Fotos: idea/Kretschel


Ökumenischer Kirchentag

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ÖKUMENE BEIM ERÖFFNUNGSGOTTESDIENST:

V.l.: Der lutherische Landesbischof Friedrich Weber (Wolfenbüttel), der katholische Erzbischof Reinhard Marx (München), der lutherische Landesbischof Johannes Friedrich (München) und der griechisch-orthodoxe Metropolit Augustinous (Bonn).

Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (Baptisten- und Brüdergemeinden), Hartmut Riemenschneider (Marl), eine Woche zuvor erklärt: „Diese Brücke in der Tauffrage halten wir für nicht gangbar.“ Eine Aufnahme einer vollen Kirchengemeinschaft zwischen Baptisten und Lutheranern sei gegenwärtig nicht möglich. Eine Arbeitsgruppe von Lutheranern und Baptisten hatte von 2003 bis 2009 theologische Lehrgespräche geführt und ein „Konvergenzdokument“ verabschiedet. Strübind hatte dabei den Bund EvangelischFreikirchlicher Gemeinden vertreten. Obwohl in dieser Frage in bisherigen Dialogen die Differenzen als unüberbrückbar erschienen, kam die lutherisch-baptistische Arbeitsgruppe zu einem gemeinsamen Ergebnis: „Baptisten und Lutheraner können beide Taufverständnisse als unterschiedliche, jedoch legitime Auslegungen des einen Evangeliums anerkennen.“ Eine neue, rein baptistische Arbeitsgruppe soll nun die aufgeworfenen Fragen bearbeiten und dem Präsidium der Baptisten bis 2013 eine Stellungnahme vorlegen.

lässt die Teilnahme ihrer Mitglieder an der orthodoxen Eucharistie zu, nicht jedoch am evangelischen Abendmahl. Nach katholischem Verständnis ist eine gemeinsame Eucharistie nicht möglich, weil dazu die Einheit der Christen im Glauben, in den Sakramenten und im Amtsverständnis fehle. Wegen dieser unterschiedlichen Verständnisse hat der Kirchentag erneut auf eine gemeinsame Feier des Abendmahls verzichtet. Bei einer Vesper auf Einladung der orthodoxen Kirche auf dem Münchener Odeonsplatz feierten über 20.000 Teilnehmer stattdessen ein Liebesmahl – mit Wasser statt Wein und „gesegnetem Brot“ statt gemeinsamem Abendmahl.

ten“ mitgewirkt. Auf dem 2. Ökumenischen Kirchentag in München sagte Plisch, kein Protestant mit einem Funken Selbstachtung könne sich in der katholischen Messe nur mit dem Segen zufriedengeben – und bekam dafür viel Beifall. In der Abendmahlsfrage seien die theologischen Fragen längst geklärt. Es dränge sich der Verdacht auf, dass es nicht um Theologie gehe, sondern um Macht. Plisch: „Das Gefühl von Macht ist umso größer, desto absurder die Vorschrift ist. Aber nur, wenn sich jemand daran hält.“

Gravierende Unterschiede Der Priester der rumänisch-orthodoxen Kirche Ioan Moga (München) Alles längst geklärt? sah das ganz anders. Das EuchariAus evangelischer Sicht scheint stieverständnis der Konfessionen die Lösung des Problems ganz ein- unterscheide sich zum Teil so grafach. Die Bischöfin der Evangelivierend, dass eine Eucharistiegeschen Kirche in Mitteldeutschland, meinschaft weiterhin nicht möglich Ilse Junkermann (Magdeburg), sag- sei. Der katholische Weihbischof te, wenn man ernst nehme, dass Hans-Jochen Jaschke (Hamburg) Christus selbst zum „Tisch des hält immerhin Ausnahmen bei der Herrn“ einlade, könne man sich das Zulassung zur Eucharistie für mögAbendmahl nicht gegenseitig ablich. Nicht-katholische Christen seisprechen. Wenn man die Taufe der en zur katholischen Eucharistiefeier anderen Kirchen anerkenne, müsse eingeladen, wenn es ihr Gewissen man dies auch beim Abendmahl zulasse. Ein Nicht-Katholik, der Wasser statt Wein tun. Noch deutlicher wurde der ehrfürchtig, in guter Haltung und Besonders verbissen geführt wird theologische Referent des Bundes nicht provozierend hinzutrete, werder Kampf um das gemeinsame Evangelischer StudentInnengede von einem katholischen Priester Abendmahl. Die Lage ist unübermeinden, Uwe-Karsten Plisch nicht abgewiesen. Für die Kirchen sichtlich: Die evangelische Kirche (Hannover). Er finde es „blaspheals Ganzes sei die Einheit und damit lädt seit 1975 alle Christen zum Her- misch“, nicht gemeinsam Abenddie gemeinsame Mahlfeier jedoch renmahl ein, die glauben und getauft mahl zu feiern. Beim 1. Ökumeni- noch nicht möglich. sind. Aus orthodoxer Sicht gilt die schen Kirchentag 2003 in Berlin Einheit der Kirche? Die volle Teilnahme an der Eucharistie-Feier hatte Plisch an einem offiziell nicht Kirchengemeinschaft wird es wohl von nicht-orthodoxen Christen als genehmigten gemeinsamen Abend- erst dann geben, wenn der Herr unmöglich. Die katholische Kirche mahl der Initiative „Kirche von un- wiederkommt. l

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Über die Situation der Christen im Nahen Osten sprachen der Theologieprofessor Assaad Elias Kattan, Landesbischof Johannes Friedrich, Moderator Roland Löffler, Sumaya Farhat-Naser und Pater Emanuel Youkhana. Keiner vertrat die Position der israelischen Regierung.

Das häufigste Wort auf den Podien des Ökumenische Kirchentages war „Krise“

Einseitige Vielfalt in Politik und Ethik Von Tobias-Benjamin Ottmar Angela Merkel (CDU). Sie schwor in ihrer Rede die über 6.000 Zuhörer Krise, Krise, Krise. Das war das auf einen harten Sparkurs ein. Wort, das auf vielen Podien des 2. Selbstverständlich werde man aber Ökumenischen Kirchentages oft zu nicht in den Bereichen Bildung und hören war: Vertrauenskrise, GlaubKinder kürzen – ein Seitenhieb auf würdigkeitskrise, Wirtschaftskrise, den hessischen Ministerpräsidenten Finanzkrise, eine moralische Krise Roland Koch. Der Unionspolitiker … Während bei den Kirchentagsbe- hatte kurz zuvor vorgeschlagen, suchern keine Krisenstimmung zu geplante Investitionen in diesen spüren war, beherrschte der Vertrau- Feldern zurückzufahren. Da ist die ensverlust der Institutionen (Kirche Aussage des Leiters der Grundsatzund Staat) die Diskussionsrunden mit abteilung im Bundesfinanzministeriden Repräsentanten aus Kirche und um Markus Kerber, der für seinen Politik. Doch eine schwierige Situati- erkrankten Chef Wolfgang Schäuble on wird nicht besser, wenn man sie eingesprungen war. Der Ex-Bankunzählige Male erwähnt. Klar, der manager stellte konkrete EntscheiKirchentag wollte auch Lösungen dungen zur „Einzäunung“ der Fibieten und Hoffnung vermitteln. Die nanzmärkte in den kommenden Präsidenten des Großereignisses, der Wochen in Aussicht. Und da ist naProtestant Eckhard Nagel (Bayreuth) türlich der immer wieder auf Kirund der Katholik Alois Glück chentagen geäußerte Appell nach (Traunreut/Oberbayern), wurden Versöhnung und Frieden. zwar nicht müde zu betonen, dass Viel Kritik an Israel vom Kirchentag wichtige Impulse Die Suche nach dem Frieden ist zu ausgehen werden. Doch wurden die frommen Wünsche in der Öffentlich- Recht für Christen ein zentrales Anliegen. Das gilt insbesondere für den keit wahrgenommen? Nahen Osten. Doch ob man zu eiWas wird aus den vielen nem gelingenden Miteinander zwiVersprechen der Politiker? schen Palästinensern und Israelis beiDie Medien konzentrierten sich tragen kann, wenn man die Situation auf die Auftritte von Margot Käßnur einseitig beurteilt, ist fraglich. Es mann und Angela Merkel. Und in war erschütternd zu erleben, wie bei der Missbrauchsdebatte beherrsch- dem Podium „Christen im Nahen te die Erstürmung des Kirchentags- Osten“ zwar die Politik Israels verurpodiums durch ein Missbrauchsop- teilt wurde, die israelfeindliche Halfer die Schlagzeilen. Da ist zum tung vieler Muslime aber kaum ErBeispiel die Aussage von Kanzlerin wähnung fand. In einer vollen Kirche

konnte die palästinensische Christin und Friedenspolitikerin Sumaya Farhat-Naser (Bir Zait bei Jerusalem) die israelische „Besatzungspolitik“ kritisieren, ohne dass jemand dagegenhielt. Sie sprach von einem „System der Vertreibung“, unter dem sowohl die muslimischen als auch christlichen Palästinenser zu leiden hätten. Um dies zu beenden, hätten Christen nicht nur das Recht, sondern eine Pflicht, Widerstand zu leisten – allerdings nur mit friedlichen Mitteln. Der Nahost-Beauftragte der EKD, der bayerische Landesbischof Johannes Friedrich (München), gab sich in derselben Veranstaltung zwar nicht ganz so kämpferisch wie Farhat-Naser, lobte aber immerhin einen „Hilferuf“ der palästinensischen Christen. Das Papier kritisiert die israelische Besetzung palästinensischer Gebiete, spricht von Demütigungen und einer Einschränkung der Religionsfreiheit – und ruft zum wirtschaftlichen Boykott Israels auf. Zwar sagte Friedrich klar, dass sich die deutschen Kirchen diesem Boykottaufruf nicht anschließen könnten. Die anderen Aussagen wies er aber nicht zurück, sondern sprach von einer „Versöhnungsbereitschaft“, die in dem Hilferuf zum Ausdruck komme. Auch das Existenzrecht Israels werde darin nicht infrage gestellt. Diese Einschätzung mag zwar stimmen. Der andere Teil der Wahrheit ist aber, dass die gesamte Veröffentlichung eine höchst subjektive Sicht der NahFoto: idea/Ottmar


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Kanzlerin Merkel schwor die Kirchentagsbesucher auf einen harten Sparkurs ein (links oben). Gegen parteipolitisches Geplänkel sprach sich Frank-Walter Steinmeier (Bild links unten) bei einem SPD-Empfang aus. Ein volles Adoptionsrecht auch für Homosexuelle forderten Hana Prigoda, Lisa Wildenrotter, Holger App (Moderator), Psychologin Fabienne Becker-Stoll, Christiane Steinwedel (Jugendamt Frankfurt/Main) sowie die Rechtsanwältin Alexandra Gosemärker.

ost-Problematik liefert, bei der Israel die Hauptschuld trägt. Um es klarzustellen: Es muss natürlich auch hierzulande möglich sein, die Politik Israels kritisch beleuchten zu können, ohne gleich als antijüdisch verurteilt zu werden. Allerdings ist eine objektive Beurteilung nur dann möglich, wenn auch die israelische Seite Gehör findet. Schließlich bleiben die vielen Zugeständnisse Israels gegenüber den Palästinensern – wie zum Beispiel der zeitweilige Stopp des Siedlungsbaus oder die Rückgabe von Land – in der öffentlichen Debatte und nun auch beim Kirchentag unerwähnt.

stischer Tendenzen vom Verfassungsschutz beobachtet. Ob die Verantwortlichen des Kirchentages auch so tolerant bei ihren Einladungen sein würden, wenn Mitglieder aus dem rechtsextremen Spektrum verantwortliche Positionen im Land innehätten? Der Kirchentag sollte sich nicht nur von rechts-, sondern auch von linksextremistischen Tendenzen klar abgrenzen!

zwei Kinder sie adoptiert hat. Diese „Stiefkindadoption“ ist seit 2005 in Deutschland möglich. Lediglich die Adoption von fremden Kindern ist für homosexuelle Paare bislang nicht vorgesehen. Dass Kirchentags-Podium sah Gegenpositionen zu der Thematik nicht vor.

Eintracht bei CDU und SPD Was bei den politischen Veranstaltungen positiv auffiel, war der Für Homo-Adoptionsrecht Wunsch, über Parteigrenzen hinweg Einseitig waren – wie seit Ende die Welt zum Besseren verändern zu der 1970er Jahre – auch die Veranwollen. Es war schon auffällig, wie staltungen des Forums „Homosexu- sowohl Merkel als auch der SPDelle und Kirche“. Das Angebot reich- Fraktionsvorsitzende Frank-Walter te von einer schwul-lesbischen Steinmeier in verschiedenen VeranLinksaußen war stark präsent Stadtführung über theologische Vor- staltungen deutlich machten, dass Einseitig waren einige Kirchenträge bis hin zu einem „Coming-Out- man gemeinsam um Lösungen rintagsveranstaltungen nicht nur beim Workshop“. Die Hauptbotschaft: Ho- gen müsse. Toleranz sei die VorausThema Israel, sondern auch bei der mosexualität ist auch aus christlicher setzung für Zusammenhalt, meinte Auswahl der politischen Gäste. So Sicht kein Problem. Wer dennoch für Merkel. „Wenn ich nur mich toll finerhielten die Politiker der atheistisch sich selbst einen Konflikt sieht, seine de (…), kann ich keine Kompromisgeprägten Partei „Die Linke“ ein Hingezogenheit zum gleichen Gese finden.“ Steinmeier sagte bei eibreites Forum: Bundestagsvizepräsi- schlecht mit dem Glauben zu verein- nem Empfang des Arbeitskreises dentin Petra Pau (Die Linke) und der baren, bekam keine Hilfe. Institutio- Christinnen und Christen in der religionspolitische Sprecher der nen mit entsprechenden Angeboten SPD, man könne sich gerade in der „Linken“ Raju Sharma durften mit – wie zum Beispiel „Wüstenstrom“ jetzigen Situation keine „parteipolidem ehemaligen Präsidenten des oder das „Deutsche Institut für Jutischen Geplänkel“ erlauben. Stellt Zentralkomitees der Deutschen Ka- gend und Gesellschaft“ der OJC – sich nun noch die Frage, wer gerade tholiken, Prof. Hans-Joachim Meyer, waren auf dem Kirchentag nicht ver- in der finanzpolitischen Debatte zudarüber diskutieren, wie viel Religi- treten. Stattdessen wurden mehr erst bereit ist, seine Geschütze einon das Land verträgt. Der Thüringer Rechte für homosexuelle Paare einzufahren? Linke-Fraktionschef Bodo Ramelow gefordert, etwa bei der Adoption von Was bleibt am Ende übrig? konnte seinen Forderungen nach ei- Kindern. Die politischen ForderunWas bleibt vom 2. Ökumeniner strengeren Finanzmarktregelung gen reichten bis zu dem Wunsch schen Kirchentag? Auf jeden Fall Gehör verschaffen. Und der Brannach einer „Mehrelternschaft“. Das denburger Finanzminister Helmuth Sorgerecht sollten sich nicht nur ma- viel Papier. Bei manchen Themen Markov (ebenfalls Die Linke) – der ximal zwei, sondern auch mehr Per- kann man froh sein, wenn sie nicht die gewünschte Beachtung sich selbst als nicht gläubig bezeich- sonen teilen können, forderte die finden. Bei anderen (z. B. Finanznet – hielt ein Kurzreferat zum bibli- Rechtsanwältin Alexandra Goseschen Zinsverbot. Zur Erinnerung: märker (Berlin). Die 42-Jährige lebt politik) bleibt die Hoffnung auf Verwirklichung. l „Die Linke“ wird aufgrund extremi- mit einer Frau zusammen, deren Fotos: HuK/idea/Ottmar; Übrige/idea/Kretschel


Kreuzigung

Zum Tode verurteilt

Judaskuss

Tempelreinigung

Dornenkrテカnung

Jesus am テ僕berg

Kreuzweg


Kultur

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Ein nationales Ereignis: die Oberammergauer Passionsspiele

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as Oberammergauer Passionstheater ist am Premierentag das kälteste Theater Deutschlands. Es regnet, der Himmel ist erst grau, dann dunkel. Die Temperaturen in dem überdachten Freilicht-Theater liegen nur knapp über dem Gefrierpunkt. Nicht wenige Premierengäste sind mit Schal und Mütze angereist, zudem haben die Veranstalter Decken ausgegeben. Dennoch bibbert und hustet sich das Publikum durch die knapp sechsstündige Aufführung. Gezeigt werden die letzten Tage vor Jesu Kreuzigung, Tod und Auferstehung, beginnend mit Jesu Einzug in Jerusalem. Ein in jeder Hinsicht verschwenderisches Stück ist hier zu bestaunen: 48 Chorsänger singen Gott zur Ehre, unsichtbar spielen im Orchestergraben 55 Instrumentalisten. Bis zu 900 Menschen drängen sich auf der Bühne und auch Schafe, Ziegen, zwei Kamele, ein Esel und ein Pferd haben ihren Auftritt. Nicht zuletzt hat man den Eindruck, hier werde fast das gesamte Evangelium zitiert: von Jesu Seligpreisungen, den Auseinandersetzungen mit den Pharisäern, den Verhören vor Pontius Pilatus und Herodes bis zu den letzten Worten am Kreuz.

gie durchbrochen. So hält Jesus nach seiner Ankunft in Jerusalem Auszüge aus der Bergpredigt. Er predigt von der Feindesliebe, von der Backe, die man hinhalten, der zweiten Meile, die man mitgehen soll – und wird ausgelacht. Fremd und sonderbar wirkt Jesus hier. Ein berührender Bußprediger und zugleich unverstandener Avantgardist – ganz so, wie ihn auch die Bibel zeigt. Deutlich wird auch, wie einsam sich Jesus im Garten Gethsemane fühlte. Er betet zu Gott, doch der antwortet nicht. Also wendet sich Jesus an seine Jünger. Doch die schlafen. Also betet Jesus erneut. Wieder bleibt er ohne Antwort.

So intensiv wie 30 Bibelstunden Das Stück hat die Intensität von 30 Bibelstunden – so viel Evangelium wie hier hört man in manchen (oder in vielen?) Gottesdiensten in einem ganzen Jahr nicht. Trotz der Textfülle wird man des Ganzen nicht müde: Chöre und Sprechtheater wechseln sich ab, dazu wird die Handlung von zwölf „lebendigen Bildern“ unterbrochen: Die auftretenden Personen halten still und stellen – wie eingefroren – biblische Szenen des Alten Ein sonderbarer Jesus Testaments nach. Dem Herrenmahl vor Grandios sind vor allem die MassenJesu Kreuzigung wird als Bild das jüdiszenen. „Hosianna“, schreit Judas, der Je- sche Pessach-Mahl vor dem Auszug aus sus am liebsten als König ausrufen würÄgypten gegenübergestellt. Die Errichde. „Hosianna“, schallt es aus dem Volk, tung der ehernen Schlange durch Moses das zu Hunderten – Kinder, Frauen, Män- wird als Vorbild der Kreuzigung gezeigt ner, Alt und Jung – auf die Bühne strömt. und die Blindheit des Pontius Pilatus wird Wenig später wird das Volk „Kreuzigt neben die Zurückweisung Moses durch ihn“ fordern. Der Ruf der Masse verurden Pharao gestellt. So entdeckt man die sacht Gänsehaut. Verwobenheit von Altem und Neuem TesOder Jesu Reinigung des Tempels, in tament: die Verzweiflung Kains über den dem Händler ihre Schafe, Böcke und Tau- Brudermord und die Verzweiflung des Juben verkaufen. Zornig und eifernd tritt das über seinen Verrat an Jesus, Hiobs Jesus auf, stößt einen Krug um und strei- Schmerz und Jesu Todeskampf. Die an tet mit den Pharisäern um das Gesetz. Ikonenmalerei erinnernden Bilder reizen Weitgehend wortgetreu folgt das Stück die Augen: Grell sind die verwendeten der Bibel und man hat das Gefühl, ja, so Farben, bombastisch wirken die Engel könnte das alles tatsächlich gewesen sein. mit ihren meterlangen Flügeln und der Damit klar wird, welche Botschaft JeBetrachter bleibt unentschieden, ob das sus vertrat, wird die biblische Chronolonun Kitsch oder Kunst ist. Fotos: Passionsspiele Oberammergau

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Bayern

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Es ist selten, dass ein Passionsspiel ein nationales Ereignis ist. Alle 10 Jahre ist es in Deutschland so, denn dann finden in Oberammergau die Passionsspiele statt. Am 15. Mai wurde die 41. Saison eröffnet. Seit 377 Jahren wird in der oberbayerischen Gemeinde das Spiel „vom Leiden, Sterben und Auferstehen unseres Herrn Jesus Christus“ aufgeführt. 4.700 Besucher kamen zur Premiere, darunter der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) und über 400 Journalisten. Sie erlebten sechs ergreifende Stunden Volkstheater.

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Gewaltig. Tief. Klug.

München

Oberammergau Garmisch-Partenkirchen

ÖSTERREICH

Ein ungeduldiger Judas Eine heimliche Hauptrolle kommt der Figur des Judas zu: Er wird als ungeduldiger politischer Aktivist dargestellt, der den Umsturz der herrschenden Verhältnisse anstrebt. Er ist es müde, immer nur zu glauben und zu hoffen. Also treibt er die Handlung voran, will Jesus durch seinen Verrat zwingen, selbst aktiv zu werden. Doch als Jesus sich kampflos abführen lässt, ist er erschüttert und verzweifelt. Da möchte man aufspringen, Judas in den Arm nehmen und ihn trösten. Gelungen auch, wie manche Szenen miteinander verbunden wurden: Nach Judas‘ Verrat an Jesus verleugnet auch Petrus seinen Herrn. Der Unterschied wird deutlich: Petrus wird von Johannes getröstet und sagt ihm, dass Jesus ihm vergeben werde. Dagegen bleibt Judas mit seinem Versagen allein – und erhängt sich. Petrus wird zum Fels des Glaubens, Judas zum Abgrund der Verzweiflung. Streit im Hohen Rat Durchweg gelungen sind auch die frei erdichteten Passagen des Stücks: Glaubwürdig ist zum Beispiel die Diskussion im Hohen Rat darüber, ob Jesus Gott gelästert habe. Vergeblich versuchen Nikodemus und Gamaliel ihre Kollegen von Jesu Unschuld zu überzeugen. Der Hohepriester Kaiphas drängt bei Pontius Pilatus auf Jesu Verurteilung zum Tod. Zur Last gelegt wird Jesus Beleidigung, Umgang mit Sündern und Übertretung des Sabbatgebotes. Statthalter Pilatus wiederum wird als gerissener Machtpolitiker gezeigt, der für die innerjüdischen Konflikte um Jesus nur Spott übrig hat. Nur weil er an Ruhe in der Stadt interessiert ist, stimmt er Jesu Hinrichtung zu. Also nimmt die Kreuzigung ihren Lauf. Die Wachen bespeien und verspotten Jesus, ihre Schläge und Tritte werden jedoch nur angedeutet. Auch die Peitschenhiebe bei Jesu Geißelung gehen – anders als etwa in Mel Gibsons brutalem Kinofilm „Passion Christi“ – ins Leere. Die


Kultur

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Oberammergau

Haar-Erlass

Das Oberammergauer Passionsspiel geht zurück auf ein Gelübde im Jahr 1633. Damals wütete in der Gegend die Pest. Viele Menschen starben. Da versprachen die Bürger des Ortes, alle zehn Jahre das Spiel „vom Leiden, Sterben und Auferstehen unseres Herrn Jesus Christus“ aufzuführen. Ab diesem Zeitpunkt forderte die Pest der Überlieferung nach keine neuen Opfer mehr.

Am Aschermittwoch des Jahres 2009 erging in Oberammergau folgender Erlass: „Alle weiblichen und männlichen Mitwirkenden werden vom Spielleiter und der Gemeinde aufgefordert, sich die Haare – die Männer auch die Bärte – wachsen zu lassen. Gezeichnet: Bürgermeister und Erster Spielleiter.“

Die Darsteller Von den 5.000 Einwohnern wirken 2.500 auf oder hinter der Bühne mit. Mitwirken darf nur, wer in Oberammergau geboren ist oder seit mindestens 20 Jahren dort wohnt. Die 21 Hauptrollen (Jesus, Petrus, Judas, Johannes, Maria, Kaiphas, Pontius Pilatus u. a.) sind jeweils doppelt besetzt. Daneben gibt es 120 weitere Sprecherrollen. Jesus 1 – Frederik Mayet (30) – ist im Hauptberuf Pressesprecher im Münchner Volkstheater; Jesus 2 – Andreas Richter (33) – ist Psychologe.

Die Botschaft Im Mittelpunkt der Aufführung steht Jesu Frage: „Was glauben die Leute, wer ich sei?“. Kern des Geschehens ist die Botschaft von der Erlösung durch das Leid, Tod und Auferstehung Jesu Christi. Spielleiter Christian Stückl hofft, dass „etwas von jenem Geist überspringt, von dem der Evangelist Lukas am Ende seines Evangeliums erzählt: ‚Alle, die zu diesem Schauspiel herbeigeströmt waren, und sahen, was sich ereignet hatte, schlugen sich an die Brust und gingen betroffen weg’“ (Lukas 23,48).

Das Orchester

Karten

4 Gesangssolisten und 44 Chorsänger stehen auf der Bühne. Im Orchestergraben sitzen 55 Instrumentalisten. Text und Musik gehen zurück auf Kompositionen von Oberammergauer Musikern des 18. und 19. Jahrhunderts. Auch die Musiker selbst kommen alle aus Oberammergau.

Die Passionsspiele dauern bis zum 3. Oktober. Zu den Aufführungen werden mehr als 500.000 Besucher erwartet. Teil 1 der Aufführungen beginnt um 14.30 Uhr, Teil 2 um 20 Uhr. Karten gibt es ab 49,50 Euro, in der teuersten Kategorie 165 Euro, unter 08822/92310, www.passionsspiele2010.de

größte Strapaze dürfte an diesem Abend die Kälte sein, die der am Ende nur noch mit Lendenschurz bekleidete Jesus ertragen muss.

Nur die Auferstehung enttäuscht Ein gewaltiges, ein tiefes, ein kluges Stück. Nur an zwei Stellen hakt es an diesem Abend: Erst gibt es beim Aufrichten von einem der drei Kreuze Schwierigkeiten. Minutenlang versuchen die römischen Soldaten den Todesbalken zu verankern und man bangt mit ihnen, ob es ihnen gelingt. Weit ärgerlicher ist, dass ausgerechnet die Schlussszene, in der Jesu Auferstehung gefeiert wird, unglaubwürdig wirkt. Zwar brennt ein Osterfeuer auf der Bühne, das von Kerze zu Kerze weitergegeben wird und alles erleuchtet, dennoch zündet diese Szene nicht. Zu plötzlich und zu selbstverständlich kommt hier die Auferstehung daher. Die Niedergeschlagenheit und Hoffnungslosigkeit, die zwischen Karfreitag und Ostern liegt, ist kaum zu spüren. Deshalb werden auch die Überraschung und Freude bei der Begegnung mit dem Auferstandenen nicht wirklich deutlich. Schade – bei einem ansonsten grandiosen Passionsspiel. l

FERNSEHEN Sonntag, 23. Mai

Montag, 24. Mai

Dienstag, 25. Mai

Das Vierte 9.00–9.30: Bibelstunde mit Pastor Bayless Conley 9.30–10.00: „Das Zeugnis des Geistes und seine Wirkung“ mit Pastor Wolfgang Wegert

10.00–11.00: Evangelischer Gottesdienst aus der St. Michaeliskirche Hildesheim, Predigt: Landessuperintendent Eckhard Gorka

11.00–12.00: Gottesdienstliche Feier mit Peter Strauch 2 11.30–12.00: Gerhard Fischer: 30 Jahre Politik

16.30–17.00: tag7. 18.15–19.00: Der Traum 20.00–20.30: Wert(h)e Wahre Liebe wartet vom Gelobten Land. Gäste: Anja Lehmann 19.00–19.30: John Wes- 20.15–21.30: Mein 22.15–22.45: Zur Heirat ley – Der große Erwek- Weg zum Glauben – verurteilt. Dokumentatikungsprediger Norman Rentrop on über Zwangsehen

HÖRFUNK Sonntag, 23. Mai

Mittwoch, 26. Mai

7.05–7.30 Kultur: „Geis- 8.30–9.00: Wenn Kirtesstunde oder Wie che die Vielfalt der LeGott uns hin und wie- bensstile entdeckt. der den Schlaf raubt“ 3 8.30–9.00: Endlich wieder Christ sein dürfen. Irakische Flüchtlinge in Deutschland

Donnerstag, 27. Mai

8.35–8.50: Der heilige 9.45–10.00: Ev.-metho- 19.42–19.58: Der gro- 20.00–21.00: Bilanz. Geist: Das machtvolle distische Predigt, Caro- ße Dolmetscher (zu „Mut zum Bekenntnis“ Wirken Gottes line Schröder Field. Pfingsten) Siegfried Lambeck im Gespräch mit Pastor Horst Marquardt 8.40–9.00: Öffnung 10.03–11.00: Evangelinach oben. Wenn Religi- scher Gottesdienst aus on kein Schutzdach dem Kloster Drübeck, braucht Predigt: Axel Noack

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Wer reagieren möchte, kann dies unter folgenden Rufnummern tun: ARD: 089/5900-3344 • Bibel.TV: 040/4450660 • DLF: 0221/345-2170 • DRS 2: (0)1/3661369 • ERF: 06441/957-0 • Luth. Stunde: 04264/2436 • NDR: 0511/988-2393 • SF 2: (0)62/2059050 • WDR (Radio): 0221/5678-333 • ZDF: 06131/702164

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Theologie

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Kleine

Kanzel K l

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SAMUEL MOSER

(CH-Belp), Präsident i. R. der Vereinigung evangelischer Freikirchen und Gemeinden der Schweiz

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Evangelisches Wochenmagazin ideaSpektrum 20/2010

Porträt

Ein junger Christ aus Sachsen hat die erste Versandbibliothek eröffnet

Die Bibel und andere Bestseller „onleihn“ Von Matthias Pankau Michael Walter könnte Deutschlands Bibliothekswesen revolutionieren. Anfang Mai hat er die erste Versandbibliothek eröffnet. Der 35-jährige bekennende Christ sieht darin nicht nur eine Marktlücke, sondern auch eine missionarische Chance. Eigentlich wollte Michael Walter immer Architekt werden. Schon als Kind faszinierte es ihn, mit Bauklötzen zu spielen und immer neue Gebäude zu schaffen. Während des Abiturs kommen ihm jedoch Selbstzweifel. „Ich war mir nicht sicher, ob ich für so ein Studium gut genug bin“, erinnert er sich. Um Gewissheit zu bekommen, entscheidet er sich, für ein Jahr in einer christlichen Kommunität – der „Offensive Junger Christen“ in Reichelsheim (Odenwald) – zu leben. Die Gemeinschaft tut ihm gut. Aus dem geplanten einem Jahr werden fünf. „In dieser Zeit wurde mir klar, dass ich so ein Architektur-Studium schaffen kann.“

Von Worms nach Zwickau Walter bestellt sich das Hochschulverzeichnis und studiert es sorgfältig. „Ich habe hinten angefangen bei Z“, erzählt er. Und tatsächlich entscheidet er sich schließlich für die Westsächsische Hochschule Zwickau und gegen renommierte Einrichtungen wie Darmstadt, Hamburg oder München. „Die technische Ausstattung, die Zugewandtheit der Mitarbeiter und Dozenten und die Gastfreundlichkeit der Vogtländer haben mich überzeugt“, be-

gründet er seinen Entschluss. So zieht der gebürtige Wormser 2002 nach Sachsen. Als Diplomarbeit gestaltet er vier Jahre später eine Villa für einen Kunstsammler in Dresden. Der Entwurf wird als einer der drei besten seines Jahrgangs ausgezeichnet.

Odyssee durch elf Kliniken Doch 2006 – er hat sein Studium gerade beendet und möchte ins Berufsleben einsteigen – bekommt Walter plötzlich Probleme mit der Haut. Anfänglich ist es nur ein Juckreiz. Doch der wird immer schlimmer und breitet sich aus. Schließlich kann sich der junge Mann vor Schmerzen kaum noch bewegen. Die Ärzte sind sich einig: eine aggressive Schuppenflechte. Nur, was hilft dagegen? Für Walter beginnt eine Odyssee durch elf Kliniken. Er wird von einer Kur zur nächsten geschickt. Doch dauerhafte Besserung bringt keine – trotz unzähliger Gebete. „Es wurde klar, dass ich nicht als Architekt werde arbeiten können“, sagt Walter. „In diesem Beruf hätte ich tagtäglich mit Menschen zu tun. Aber auf viele wirkt so eine Hautkrankheit abstoßend.“ Eine neue Geschäftsidee Walter liest viel in diesen Monaten. Zeit genug hat er ja. „Dabei ist mir aufgefallen, dass man in den meisten Bibliotheken keine aktuellen Bestseller ausleihen kann.“ Es müsste doch möglich sein, auch aktuelle Bücher einfach und kostengünstig auszuleihen, denkt er sich. Die Idee zu „onleihn-Buch.de“ ist geboren. Das Mo-

dell funktioniert so: Interessenten wählen sich auf der Internetseite des Unternehmens einen aktuellen Bestseller aus, von denen Walter in seinem Archiv jeweils mehrere Exemplare vorrätig hat. Sie bekommen das Buch zugeschickt und haben vier Wochen Zeit es zu lesen. Anschließend schicken sie es zurück und zahlen fünf Euro oder sie behalten es zum regulären Buchpreis.

Eine missionarische Chance Die örtliche Bank war von dem Konzept so angetan, dass sie dem Unternehmensgründer sofort einen Kredit über 50.000 Euro gab. „‚Diese Idee kann einfach nur funktionieren’, sagte mir einer der Mitarbeiter“, erinnert sich Walter. Im Augenblick hat der Jungunternehmer ständig etwa hundert Bestseller auf Lager (www.onleihnbuch.de). Nach und nach möchte er das Angebot ausbauen, will dann auch christliche Literatur hineinnehmen. Viele Menschen suchten nicht speziell nach christlichen Büchern, seien aber auf der Sinnsuche, meint er. „Warum dann nicht die tragfähigen Antworten des christlichen Glaubens einweben? Das ist doch eine großartige missionarische Chance.“

Das Wort der Woche

„Nicht nur im (deutschen) Staat, auch in der Kirche herrscht ein Vertrauensverlust ohnegleichen. Wenn an die 90 % der Katholiken sich nicht mehr am Glaubensleben beteiligen und wenn bei den (landeskirchlichen) Evangelischen nicht einmal die ‚5-%-Hürde’ übersprungen wird, ist nüchtern festzuhalten, dass es die Getauften selbst sind, die von Christsein, Kirchesein nichts mehr wissen wollen. Dieses Misstrauensvotum muss endlich in eine schonungslose Fehleranalyse münden.“ Das führende deutschsprachige katholische Wochenblatt „Christ in der Gegenwart“ (Freiburg)


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