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Spektrum Nr. 21
27. Mai 2010
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Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt
Morgentraining mit Mehrwert
Warum Claudio Minder den neuen Tag mit Gott beginnt Seite 4 Seite 9: Verein Quelle
Wie stehen Christen zu Beziehungen knüpfen einem Burka-Verbot? im Zentrum Rössli Seite 12: Stiftung Schleife
Inspiration und Kraft für 100 Unternehmer
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GRÜEZI
Mit Gott in den neuen Tag Multitasking. Sie wissen, was das ist? Es ist das, was Sie vermutlich auch ständig machen: beliebig und in rascher Folge von einer Aufgabe zur andern springen oder sogar mehrere Tätigkeiten nebeneinander ausführen. Das Betriebssystem des Computers macht uns dies täglich meisterhaft vor, und wir machen es erfolgreich nach. Psychologen beklagen, dass unserer Gesellschaft die Fähigkeit zur Konzentration verloren geht. Unsere Lebenswelt ist bunt und vielfältig, herausfordernd und in stetem Wandel. Und wir meinen, wir seien zu dieser MultitaskingLebensweise gezwungen. Sind wir in gewisser Weise auch. Aber nicht nur. Ein Keim von Sehnsucht nach Stille findet sich in dieser Lebensweise immer irgendwo. Die vielen Reize ermüden. Das Bedürfnis, sich einer Sache konzentriert widmen zu können, ist hoffentlich immer noch da. Ich meine, diese Sehnsucht habe uns Gott eingepflanzt. Denn der Mensch lebt bekanntlich nicht nur vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Munde Gottes kommt. (Matthäus 4,4) Ob diese Bibelstelle der Ursprung der viel gelobten «Stillen Zeit» der Christen ist, habe ich nicht erforscht. Doch gewiss wollen Menschen, die sich einmal bewusst für ein Leben mit Jesus entschieden haben, die Beziehung zu Jesus in irgendeiner Form auch pflegen. Dazu eignet sich die weit verbreitete Praxis der «Stillen Zeit» bestens, eben diese Zeit der Ruhe und Sammlung, nach der wir uns sehnen. In der wir uns selber zwingen, uns zu konzentrieren Frontbild: idea/av.
und nicht noch andere Dinge daneben zu tun. Manche sind überzeugt, dass man Gott nur in der Stille wirklich hören kann. Andere glauben sogar, dass der Tag nur gelingt, wenn die «Stille Zeit» frühmorgens absolviert wurde. Diejenigen, welche das nicht so konsequent sehen, haben es nicht leicht. Zweifellos ein heisses Thema unter Christen. Über die Praxis der «Stillen Zeit» können wir unser Christsein definieren und propagieren. Nach Gesprächen unter Gläubigen bleibt oft der schale Nachgeschmack, dass der andere in einer unerreichbar höheren geistlichen Liga spielt. Wohlverstanden, auch wir können diesen Eindruck bei andern hinterlassen! Im «Brennpunkt» wird diesmal gefragt, wie bekannte Christen in den neuen Tag einsteigen (Seite 4). Der Beitrag zeigt nicht zuletzt, dass die Pflege der Gottes-Beziehung so vielfältig sein kann, wie es die Schar der Gläubigen ist. Vergleichen tut auch da nicht unbedingt gut. Doch es kann nie schaden, sich Inspiration zu holen. Letztlich müssen wir alle selber herausfinden, wie wir am besten in den neuen Tag einsteigen und wie wir Gottes Nähe finden. Wie wir uns auf Gebet und Bibellese konzentriert einlassen können. Gott möchte uns erreichen. Wir müssen ihm keine Stille-ZeitLeistung vorweisen. Aber wir sollten ihm die Chance geben, dass er uns moderne MultitaskingWesen jeden Morgen erreichen kann.
3 BIBLISCH Ein Lieblingsbibelwor t von Rolf Hiltl, Inhaber und Geschäftsführer vom «Haus Hiltl» in Zürich, dem ersten vegetarischen Restaurant in Europa:
«Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.» (Matthäus 22,39) «Wer ist mein Nächster? Es ist zuerst meine Frau, dann unsere Kinder, Freunde, Nachbarn, Arbeitskollegen, Geschäftspartner, Konkurrenten und meine ‹Feinde›. Erst mit Gottes Hilfe und durch Gehorsam bin ich fähig, Menschen zu lieben, die mich enttäuscht oder verletzt haben. Das extremste und beste Beispiel ist Jesus am Kreuz. Er hätte locker runtersteigen können, aber dann wären wir nicht durch ihn errettet worden. Wir beschäftigen 150 Menschen aus 50 Nationen. Jeder hat seine Muttersprache, sieht anders aus, ist anders erzogen und hat eigene Traditionen. Ein ausgezeichnetes Übungsfeld. Dadurch werde ich mir immer bewusster, wie wertvoll Vielfalt ist, und dass wir sehr sorgfältig mit dem von Gott jedem Menschen geschenkten freien Willen umgehen müssen.»
WÖRTLICH «Ich wage nicht auszudenken, was es für die Menschen hier am Ort bedeuten könnte, wenn engagierte Christen sagen würden: Wir lassen unsere ausgetretenen Wege hinter uns, unsere Gedankenlosigkeit und unsere vielfachen Ansprüche. Und wir gehen, äusserlich ärmer vielleicht, aber innerlich von einer neuen Hoffnung getragen, in eine offene Zukunft.» Christoph Naegeli, evangelischer Pfarrer in Frauenfeld, in der «Thurgauer Zeitung».
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ESTHER REUTIMANN Die Autorin, Mitglied der idea-Redaktion, ist dipl. Fundraiserin bei der Quellenhof-Stiftung in Winterthur.
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BRENNPUNKT
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Prominente Christen über die Bedeutung der Stille am Anfang eines neuen Tages
Morgenstund mit Kaffee und Gottes Lob im Mund So frisch wie die Natur jeden Morgen zu neuem Leben erwacht, beginnen nicht alle Menschen ihren Tag. Zum Jahr der Stille verraten einige bekannte Christen, wie sie mit Gott in einen neuen Tag starten.
Orangensaft und Bibel
den bevorstehenden Tag. «Wenn ich Gott alle meine Aktivitäten gewidmet habe, bin ich bereit für den Tag und verlasse das Haus mit der Gewissheit, dass der Himmel über mir offen ist.» Er sei kein sehr stiller Mensch, bei ihm müsse ständig etwas laufen, erzählt Minder. Aber die Zeit der Stille am Morgen brauche er, damit er nachher Vollgas geben könne. «Lieber gehe ich ohne Frühstück aus dem Haus, als meinen Tag nicht Gott hingelegt zu haben.»
mal lese ich in der Bibel, wenn ich nach Hause komme. Mir ist wichtig, die Beziehung zu Gott zu pflegen. Gemeinschaft mit ihm ist für mich aber nicht an eine bestimmte Zeit gebunden.»
Losung in der Nacht
Gewissheit: Gott ist da
Claudio Minders Wecker klingelt standartgemäss um 6.15 Uhr. Dann braucht der Ex-Mister Schweiz und CEO von Joya-Schuhe als erstes eine Dusche: «Erst dann bin ich völlig wach und aufnahmefähig.» Das will der erfolgreiche Jungunternehmer sein. Deshalb gehört zu seinem Morgenritual auch eine Zeit, die er bewusst mit Gott verbringt. Nach seinem allmorgendlich frisch gepressten Orangensaft - «Kaffee trinke ich tagsüber genug» - liest Minder zu Hause in St. Gallen in der Bibel anhand des Andachtsheftes «Orientierung». Er spricht mit Gott im Gebet über
Tipps für den Morgen • Zeiten zu zweit schaffen Verbindlichkeit und Motivation • Anreiz zum frühe(re)n Aufstehen suchen • Stille-Stuhl oder Stille-Zimmer wirken als Gedächtnisstütze • Arbeitsweg mit Gott verbringen • Pflicht- und Schuldgefühle abschütteln, wenn es morgens nicht klappt, eigene Wege und Zeitpunkte suchen, um Gott zu begegnen • Ein automatisches Losungsprogramm beim Starten des Computers einrichten (www.losungen. de/download/download.php oder über E-Mail abonnieren, zum Beispiel www.tagesleitzettel.de)
Ladina Spiess’ Tag beginnt in Ottikon, während die meisten noch schlafen. Die Radiomoderatorin steht oft bereits um halb 3 Uhr auf. Eine Dreiviertelstunde später steht sie im Studio. «Wenn ich aufstehe, überlege ich erst mal gar nichts. Ich mache jeden Morgen die genau gleichen Schritte. Das ist meine Strategie, um zu dieser Zeit überhaupt aufstehen zu können», erklärt sie. Wenn sie dann im Auto sitzt - «ich darf das zwar fast nicht sagen, aber ich höre dann noch kein Radio» -, hat sie etwas Zeit, um über den bevorstehenden Tag nachzudenken. «Da entwickelt sich dann oft eine Art Zwiegespräch mit Gott. Wir halten eine kurze Terminplanung ab.» Bibellesen liegt bei Ladina Spiess am Morgen nicht drin. «Das schaffe ich einfach nicht. Aber ich habe nicht das Gefühl, dadurch ohne Gott in den Tag zu starten. Die Gewissheit, dass Gott bei mir ist, begleitet mich rund um die Uhr. Es ist ein Fundament, das gelegt ist, unabhängig davon, ob ich die ‹Bibellese-Pflicht› am Morgen erfülle.» Sie habe schon einige Rituale ausprobiert, aber: «Sie entsprachen mir einfach nicht.» Sie sei mehr der spontane Typ. «Manch-
Wilhelm Zurbrüggs neuer Tag beginnt bereits in der Nacht. «Ich erwache meist mitten in der Nacht», sagt der Bergbauer und Initiant des Projektes «Bergbibel». Dann ärgert er sich nicht, sondern schaut auf seine Digitaluhr. «Die Zeit, die sie zeigt, bedeutet für mich eine Seitenzahl im Neuen Testament», erklärt der Frutiger. Diese schlägt er spätestens am Morgen nach. «Ich erhalte so von Gott fast täglich eine Losung geschenkt, die jeweils konkret in meine Situation spricht.» Diese Art, mit Gott zu kommunizieren, helfe ihm stark, den Alltag zu meistern. Ihm sei aber bewusst: «Das war nicht meine Idee, das hat Gott wachsen lassen.» Diese Bibelstelle oder ein Wort aus einem Andachtsbuch teilt der vierfache Familienvater am Frühstückstisch mit seiner Familie. «Danach beginnen wir den Tag mit einem gemeinsamen Gebet, bevor jedes an seine Arbeit geht.»
«Langes Ausschlafen kennt mein Körper nicht», sagt die Pfarrerin der reformierten Kirche Thayngen. Während sie noch am Dösen ist, fülle ein Lied, eine Bibelstelle oder ein Gebet ihre Gedanken. «So erwache ich mit Gott.» Aschmann wohnt zusammen mit einer anderen Pfarrerin. Sie gestalten den Tagesbeginn gemeinsam. «Wir starten mit einer Runde joggen», erzählt sie. Unterwegs unterhalten sie sich beispielsweise über eine Bibelstelle, über die sie predigen werden. Nach einer Dusche beginnt für die beiden die Zeit des Gebets. «Wir singen zusammen und beten für einander. Dazu gehören immer die Worte von Bruder Klaus: ‹Mein Herr und mein Gott, nimm alles von mir, das mich hindert zu dir›.» Die anschliessende Tageslosung liest Aschmann im Urtext. «Nicht nur um Hebräisch und Griechisch zu üben, sondern weil der Sinn des Bibelwortes besser verständlich wird», erklärt sie. Je nach Zeit lesen Sabine Aschmann und ihre Kollegin ein Kapitel in der Bibel, manchmal lesen sie sich auch verschiedene Übersetzungen vor. «Der gemeinsame Tagesanfang ersetzt meine persönliche Gebetszeit nicht. Doch die Gemeinschaft hilft mir, Disziplin zu wahren, die Ereignisse des Tages im Auge zu behalten und sie unter den Segen Gottes zu stellen.»
Ein Lied auf den Lippen
Stille zu zweit
Kein Problem mit dem Aufstehen hat Sabine Aschmann. Ihr Wecker klingelt bereits um 5.45 Uhr, aber meist erwacht sie schon vorher.
Christa Gasser dagegen würde morgens lieber noch etwas länger schlafen. Aus dem Bett lockt sie jeweils der Kaffee. «Mein Mann Wilf bringt mir jeden Morgen den frischen Kaffee ans Bett», erzählt die Paar- und Sexualtherapeutin aus Wabern, die auch der Leitung der Vineyard Bern angehört. «Im Bett finde ich Kaffeetrinken aber unbequem, so bin ich motiviert, aufzustehen, bevor er kalt ist.» Wenn
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sie mal auf ist, sei sie wach und fit. «Das gibt mir Zeit, mich hinzusetzen, um zu beten und in der Bibel zu lesen.» Zurzeit lese sie in der Jahresbibel, die täglich eine Stelle angibt, so dass sie in einem Jahr durch die ganze Bibel hindurch ist. «Aus dem Bibeltext ist es meist ein Gedanke, den ich mitnehme.» Durch den Tag begleite sie jedoch oft ein Lied: «Ich erwache schon mit einem Lied auf den Lippen.» Das gehe ihr dann den ganzen Tag nicht aus dem Kopf. «Für mich ist das ein Geschenk Gottes.»
mit Gehorsam, aber auch viel mit Persönlichkeit zu tun hat - und hoffentlich immer wieder mit viel Leidenschaft.»
Zimmer zum Meditieren
Andreas «Boppi» Boppart ist morgens «nicht in der Verfassung, einen einstündigen Lobpreis anzustimmen». Der Eventprediger und Leiter von Campus Generation Ministry arbeitet oft von zu Hause aus. So schlurfe er morgens als erstes ins Büro, um seinen Computer zu starten - «der braucht etwa gleich lange wie ich, um in die Gänge zu kommen». Damit er sich danach nicht direkt in die Arbeit stürze, habe er sich überlistet: «Ich installierte ein Tageslosungs-Programm, das immer als erstes aufpoppt. So verbringe ich die ersten Minuten am Computer mit einer Inspiration und einem Gebet. Völlig unspektakulär – aber wohltuend.» Oft lese er, dass Gott scheinbar nur Menschen gewaltig segnen könne, die bereits am Morgen «zwei Stunden auf den Knien um Erweckung gebetet haben». Dazu meint «Boppi»: «Ich hoffe fest, dass Gott bei weniger Morgen-aktiven Typen wie mir eine Ausnahme macht. Meine zwei Gebetsstunden sind in kleinen Häppchen über den ganzen Tag verteilt. Vielleicht gilt das auch…» Ihm sei Bibellesen, Gebet und Gemeinschaft mit Gott wichtig. «Aber wir müssen uns von christlichen Pflichten befreien und in eine gesunde Gewohnheit hineinfinden, die zwar
PODIUM
Jahr der Stille Das «Jahr der Stille» begann im Advent 2009 und dauert bis Advent 2010. Es wird in der Schweiz getragen von Bibellesebund, Steppenblume Communität Grimmialp, Vereinigte Bibelgruppen VBG sowie bvMedia/ Christliche Medien. www.jahrderstille.ch
Selbst überlistet
Das erste, was Yvette Estermann morgens macht, ist beten. «Ich danke meinem himmlischen Vater, dass ich wohlbehalten erwachen durfte», erzählt die SVP-Nationalrätin aus Kriens. Danach sammle sie sich. «Da kommt mir in den Sinn, was ich zu tun habe, und ich merke: Dazu brauche ich Kraft.» Also bitte sie Gott, dass er ihr helfen möge, gut zu bewältigen, was vor ihr liege. Danach beginnt ihr Tag. Mehr liege am Morgen nicht drin. Deshalb versuche sie, auch unter dem Tag oder am Abend nochmals zur Ruhe zu kommen. «Ich schöpfe Kraft auf einem Spaziergang durch die Natur. Die Schöpfung stimmt mich immer sehr dankbar.» Zudem hat sie ein kleines Zimmer in ihrer Wohnung zum Meditieren eingerichtet. «Dort lese ich alte Mystiker, aber auch die Bibel habe ich stets zur Hand.»
Knurrenden Magen stillen
Mit hungrigem Magen erwacht Etienne Josi jeweils am Morgen. «Ich starte meinen Tag hauptsächlich mit Nahrungszufuhr», erzählt er. «Nahrung, nicht nur für den Leib, sondern vor allem für den Geist.» Der Hauptleiter des Frutiger Jugendgottesdienstes «Ekklesia» nimmt seine geistigen Mahlzeiten an zwei Orten ein: auf seinem «Stille-Stuhl» oder in
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der Natur. Bei schönem Wetter begegne er Gott gerne auf einem Gebetsspaziergang. An anderen Tagen setze er sich auf seinen «Stille-Stuhl», ein bequemer Sessel in einer Ecke des Wohnzimmers. «Hier lasse ich mich von Gottes Wort inspirieren, erfrischen und stärken, schreibe Gedanken auf und rede mit Gott über den kommenden Tag.» Sei er morgens zu müde oder habe keine Zeit, den Tag mit Gott zu beginnen, merke er das im Laufe des Tages recht schnell. «Es fehlt etwas», stellt er fest. «Gott führt mich durch die Stille an einen reich gedeckten Tisch. Wer will schon auf diesen Segen verzichten? Ich nicht.»
Nicht nur in der Stille
Der Tag beginnt bei Markus Hottiger in Oftringen mit einem Stück Brot «nature» und einem Espresso. Nach dem Frühstück lesen er und seine Frau Vroni einen Text aus dem Alten und einen aus dem Neuen Testament. «Wir tauschen uns über das Gelesene aus und beten für den Tag und seine Herausforderungen», so der Gründer und Geschäftsführer von Adonia. Diese Stille nimmt er mit auf den Weg zur Arbeit, auf dem er seine Gedanken noch einmal sammelt. Für Hottiger ist jedoch wichtig, die Zeit mit Gott nicht nur auf die sogenannte «Stille Zeit» am Morgen zu beschränken. «Ich betrachte den ganzen Tag als Geschenk von Gott. Ein Geschenk, jeden Tag, dass ich mit ihm leben kann und dass er mit mir ist.» STEFANIE NIEDERHÄUSER
Besinnung Schon bald beginnt in Bern die Sommersession der eidgenössischen Räte. Auch während dieser Session haben die Parlamentarierinnen und Parlamentarier jeweils am Mittwochmorgen um 7.40 Uhr die Möglichkeit, an einer kurzen Besinnung im Bundeshaus teilzunehmen. Diese Besinnungen werden von verschiedenen Theologinnen und Theologen gestaltet und begleitet. Gedanken und Anregungen aus christlicher Sicht sowie ein Gebet geben Kraft, Energie und Motivation für die reichbefrachteten und intensiven Tage im Nationalrat oder im Ständerat. Wenn immer möglich nehme ich an diesen Anlässen teil. Die zehn Minuten der Stille und Einkehr sind wohltuend im oft hektischen Betrieb des Bundeshauses und dem dicht gedrängten Tagesprogramm mit ausführlichen Debatten und stundenlangen Sitzungen. Dass diese Besinnungsminuten in einem Sitzungszimmer stattfinden, wo normalerweise Kommissionen oder Fraktionen über Finanzvorlagen, AHV-Revisionen, Forschungsbestimmungen oder Staatsverträge debattieren und entscheiden, ist eine gute Sache. Kann es doch sein, dass man dann neben einem Kollegen oder einer Kollegin sitzt, mit denen man eigentlich fast keine gemeinsamen politischen Positionen und Meinungen teilt. Doch während der kurzen Besinnung hören alle die Worte Gottes und beten gemeinsam. Das ist ein gutes Gefühl und zeigt, dass trotz vielen gegensätzlichen politischen Ansichten wichtige Gemeinsamkeiten vorhanden sind, nämlich der Glaube an Gott und das Gebet um Beistand und Unterstützung. Falls es die Zeit erlaubt, gehen wir manchmal noch ins Bundeshauscafé. Hier ergeben sich interessante Gespräche über Gott und die Welt - und dies über die Parteigrenzen hinaus. BRIGITTE HÄBERLI
Die Autorin ist Nationalrätin und stellvertretende Fraktionspräsidentin der CVP in Bern. Sie wohnt in Bichelsee TG.
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JOURNAL
Christliche Wor tführer zur Verschleierung von Musliminnen
«Meielisalp» prämiert
Messmer für ein Verbot, Studer dagegen
Das dem Verband christlicher Hotels (VCH) angehörende Hotel Meielisalp in Leissigen wurde für die konsequente Umsetzung eines rustikalen Alp-Ambientes in die moderne Hotellerie mit dem «Thunersee-Stern» prämiert. Es gilt damit als «Unterkunft des Jahres 2010 am Thunersee». Das Alp-Ambiente bleibt in der ganzen Rustikalität modern und bietet dem Gast zeitgemässe Behaglichkeit. Die Hoteliersfamilie Thomas und Elisabeth Bettler wusste mit diesem Konzept die Jury zu überzeugen. (pd)
Ernesto Murri gestorben Eine grosse Trauergemeinde nahm am 11. Mai Abschied von Ernesto Murri, langjähriger Missionssekretär der Schweizerischen Pfingtsmission (SPM). Er war 63-jährig gestorben. Murri war stark am Aufbau der MaranathaGemeindebewegung in Peru tätig. Später wirkte er als Pastor der SPM und als deren Missionssekretär. Unter seiner Leitung eröffnete die SPM neue Missionsfelder in Albanien, Belarus, Kambodscha und Italien. In seinem letzten Pastoraldienst in Burgdorf erlebte die Gemeinde in Burgdorf ein erfreuliches Wachstum. (idea)
Glockengeläut im Center Im Einkaufszentrum Sihlcity in Zürich macht neu eine Glocke auf den hauseigenen Besinnungsraum aufmerksam. Die von der christkatholischen Kirche gestiftete Glocke wurde am 21. Mai mit einem feierlichen Akt eingeweiht. Bis zur Aufhebung der «Sihlpapierfabrik» am heutigen Standort des Einkaufszentrums verrichtete die Glocke aus dem Jahr 1837 beim Pförtnerhaus der Fabrik ihren Dienst. (kipa)
Viele wollen austreten 44 Prozent der Ex-Katholiken haben den Austritt in den letzten fünf Jahren vollzogen, darunter mehrheitlich Frauen und Junge. In den vergangenen zwölf Monaten hat sich dieser Trend noch verstärkt, schreibt NZZ online. 11 Prozent der Katholiken denken «ernsthaft» an einen Austritt, 18 Prozent tun dies «ab und zu». (kipa)
aber als Christ noch einen ganz andern Aspekt ein: «Das Gesicht ist als Kennzeichnung des Individuums gegeben, es gibt ihm eine einmalige Identität. Eine Verhüllung dieser Identität ist meiner Ansicht nach kaum in der Absicht des Schöpfers.»
Die Burka kann als Provokation und fehlender Wille zur Integration verstanden werden. Darum spricht sich FDP-Nationalrat Werner Messmer für ein Verbot aus. Wenn schon, wünscht EVP-Präsident Heiner Studer ein generelles Vermummungsverbot.
Scharia-Recht verhindern Nationalrat Werner Messmer sieht die Frage nüchtern: «Bei den verschleierten Musliminnen handelt es sich um eine mikroskopische Minderheit. Trotzdem bin ich für ein Verbot. Wer eine Burka trägt, vertritt eine Weltanschauung, die unserer Kultur diametral entgegenläuft. Die Burka kann als Provokation und fehlender Wille zur Integration verstanden werden.» Gerade auch für Christen müsse es Grenzen der Toleranz geben. «Wir wehren uns gegen die zunehmende Verwässerungen unserer christlichen Kultur», betont der freisinnige Politiker. «Die Pflege unseres christlichen Glaubens ist zielführender als das Fördern einer falsch verstandenen Toleranz.»
Zwang zur Verschleierung? Messmers Standpunkt ist Wasser auf die Mühlen von Daniel Zingg, Pressesprecher des Komitees «Gegen die strategische Islamisierung der Schweiz». Der Langenthaler EDU-Mann Zingg betont: «Die Verschleierung der Frau hat mit der Religion des Islams so wenig zu tun wie das Minarett. Gesichtsund Ganzkörperverhüllung werden heute provokativ getragen, um politisch-islamistische Präsenz zu demonstrieren.» Doch brauchen Christen die islamische Verschleierung zu fürchten? «Die Burka ist ein demonstratives Dokumentieren einer dem Evangelium feindlichen Ideologie», betont Zingg. «Dieser Manifestation passiv zu begegnen ist bekenntnislos und lässt sich mit christlichem Gedankengut nicht vereinbaren.» Sollte die Burka nicht verboten werden, sei der Zwang zur Verschleierung nur eine Frage der Zeit.
«Regelung des freien Gesichtes» Eher unerwartet rät der St. Galler SVP-Nationalrat Theophil Pfister zur Zurückhaltung: «Ich halte so kurz nach der Minarett-Abstim-
Verschleierte Frauen passen nicht zur christlichen Kultur.
mung eine Diskussion über ein Burka-Verbot angesichts der geringen Zahl von Trägerinnen für unnötig. Es ist sogar besser, wenn das Problem mit der Burka nicht unsichtbar gemacht wird.» Die Kernfrage sollte sich für Christen laut Pfister nicht primär auf die kulturabhängige Burka beziehen, sondern auf die Inhalte in Erziehung und Bildung und die Beibehaltung unseres abendländischen Rechts- und Gesellschaftssystems. «Wenn schon», bemerkt EVP-Präsident Heiner Studer, «bin ich für ein generelles Vermummungsverbot.» Als Christ sei er überzeugt davon, dass alle Menschen in der Öffentlichkeit ihr Gesicht zeigen sollten. Studer würde jedoch lieber positiv eine Art «Regelung des freien Gesichtes» beschliessen. «Aus christlicher Sicht brauchen wir auch nicht in erster Linie Verbote, sondern Menschen, welche in der Nachfolge von Jesus Christus glaubwürdig leben», betont Studer. Er verstünde es auch nicht, «wenn ein Verbot nach dem anderen erlassen würde».
Einmalige Identität Von einem generellen Verbot absehen würde auch Max Schläpfer, der Präsident des Freikirchen-Verbandes. «Das Tragen der Burka müsste aber aus Gründen der Identitätserkennung und der Sicherheit eingeschränkt werden, zum Beispiel in öffentlichen Verkehrsmitteln oder beim Führen von Fahrzeugen.» Sonst würde es Schläpfer den Musliminnen freistellen, eine Burka zu tragen. Schläpfer bringt
Dass die Burka momentan so breit diskutiert wird, stösst auf Erstaunen. «Das Thema verdient nicht diesen Stellenwert», meint Max Schläpfer. «In der IslamDiskussion muss vielmehr darauf geachtet werden, dass sich kein Parallelgesetz entwickeln kann, sondern dass die rechtsstaatlichen Vorgaben für alle Bürger jeder Konfession verbindlich durchgesetzt werden.» Diese Ansicht teilt SVP-Nationalrat Pfister: «Die Minarett-Debatte war wichtig. Das Volk ist sensibilisiert, ein Signal ist gesetzt. Die nächsten Schritte sollten sich darum weniger auf die Burka, als vielmehr auf den Status des Scharia-Rechtes beziehen.» Auch Werner Messmer spricht bei der Burka von einem Nebenschauplatz. Trotzdem sei die Diskussion nötig: «Wir wollen kein Land mit ethnischen Spannungen werden. Bei uns soll jeder den Glauben leben dürfen, den er will, aber integriert in unsere Kultur. Das müssen auch Islam-Gläubige lernen.» Heiner Studer schliesslich möchte die Diskussion auf eine andere Ebene lenken: «In die Bundesverfassung sollte eine Bestimmung aufgenommen werden, welche die christliche Grundlage unseres Staates positiv würdigt.» ANDREA VONLANTHEN
«Unsichtbares» Wesen Die islamische Burka ist nach den Worten von Erwin Tanner, Sekretär der Arbeitsgruppe «Islam» der katholischen Schweizer Bischofskonferenz, aus christlicher Sicht abzulehnen. Durch den Ganzkörperschleier werde das je eigene Wesen der Frau «unsichtbar» gemacht und seine Trägerin «aus dem öffentlichen Bereich verdrängt». Die Bischofskonferenz wolle aber erst nach gründlicher interner Debatte eine Stellungnahme abgeben.
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Die Gemeinde für Christus führ t an vier Or ten Zeltevangelisationen durch
Das Zelt soll helfen, den Himmel zu füllen Beziehungen pflegen
Der Auftrag ist klar: «Gehet hin und machet zu Jüngern», sagte Jesus. Wie genau das getan werden soll, ist offen. «Eine von vielen Möglichkeiten ist das Zelt», sagt Matthias Käser von der Gemeinde für Christus. Sie ist auch diesen Sommer mit dem Zelt auf Evangelisations-Tour. «Ein Zelt fällt auf – viel stärker als eine Kapelle, die schon Jahre am selben Platz steht», sagt Matthias Käser, Leiter der Zeltevangelisation bei der Gemeinde für Christus. Deshalb setzt die Gemeinde nach wie vor auf das Zelt als eine von vielen Evangelisationsmethoden. Das Ziel sei klar, Menschen mit der Botschaft der Liebe Gottes zu erreichen. Dazu lädt die Gemeinde – wie zurzeit in Oftringen – zu Abendveranstaltungen ein. «Wir greifen Lebensthemen auf, die die Menschen ansprechen. Aber auch Musik und Gebet sowie Anspiele haben Platz.»
Anschluss erleichtern Nach dem Gottesdienst steht jeweils ein Team für Seelsorge
Die lockere Atmosphäre eines Zeltes soll den Menschen die Hemmung nehmen, sich mit dem Evangelium auseinanderzusetzen.
und Gespräche bereit. «Es ist uns wichtig, den Kontakt zu den Menschen zu suchen», sagt Käser. Vor allem jene, die sich für ein Leben mit Jesus entschieden haben, versucht man zu begleiten. «Wir bieten ihnen einen Glaubensgrundkurs in ihrer Region an. Darin lernen sie in fünf bis sechs Abenden die wichtigsten Grundlagen kennen und knüpfen Kontakte zu reifen Christen aus der Region.» Die Kurse sollen den frisch Bekehrten auch den Anschluss an eine Gemeinde erleichtern. Das
müsse nicht unbedingt eine Gemeinde für Christus sein, so Käser: «Natürlich freuen wir uns, wenn unsere Gemeinden wachsen. Aber letztlich geht es darum, den Himmel zu füllen. Die Menschen sollen die Ewigkeit bei Gott verbringen, wo sie auf Erden zur Kirche gingen, spielt keine grosse Rolle.» Neben den Abendveranstaltungen liegt ein Schwerpunkt auf dem Kinderprogramm. Zu diesem gehöre Spiel und Spass, die Kinder hören aber auch manche spannende biblische Geschichte.
Die Zeltevangelisationen sollen Menschen motivieren, für Nicht-Christen in ihrer Umgebung zu beten und den Kontakt zu ihnen zu suchen. «Viele bringen Freunde und Bekannte an eine Evangelisationsveranstaltung mit. Das zeigt, dass viel über Beziehungen läuft. Also ist es für uns Christen wichtig, Beziehungen zu pflegen», so Käser. Ein Ziel sei für ihn schon erreicht, wenn die Ortsgemeinde, die die Evangelisation durchführt, die Zeit positiv erlebt. «Schenkt Gott dann noch Bekehrungen, ist das das Beste, was uns passieren kann», sagt er, denn für ihn ist klar: «Wir geben unser Bestes, aber Veränderung schenken kann nur Gott allein.» STEFANIE NIEDERHÄUSER
Zeltevangelisation Die Gemeinde für Christus hat diese Saison bereits einen Einsatz in Elgg durchgeführt. Zurzeit steht das Zelt in Oftringen. Als nächstes wird es nach Buchs SG ziehen und dann Anfang September in Rubigen Halt machen.
«Scholar in Residence»-Projekt des Theologischen Seminars St. Chrischona
Dozenten aus der Zwei-Drittel-Welt einladen afrikanischen Hochschulen. Für seinen Unterhalt muss der Professor übrigens selbst aufkommen, da er von den Universitäten kein Honorar erhält.
Das Theologische Seminar St. Chrischona unterstreicht mit einem neuen Projekt die Rolle der Mission für die Gemeinde. Und es macht sie für die theologische Ausbildung fruchtbar. Die Missionsstelle St. Chrischona und das Theologische Seminar (TSC) haben das Projekt «Scholar in Residence» gestartet. Die Idee dahinter: Missionstheologen aus der Zwei-Drittel-Welt einladen, die sich eine Zeit lang als Dozenten am TSC beteiligen und das Leben auf dem Berg mit Kolleginnen und Kollegen sowie den Studierenden teilen. Damit sollen Informationen aus der Mission in die Ausbildung auf St. Chrischona einfliessen. Umfragen bestätigen, dass Missionare mit einer guten theologischen Bilder: Gemeinde für Christus/zVg
Nicht ohne Gebet
Erster «Scholar in Residence» auf St. Chrischona: Fritz Deininger, Leiter der Missionstelle St. Chrischona, mit Claude Kalemba aus der Demokratischen Republik Kongo.
Ausbildung den Anforderungen im Einsatzland besser gerecht werden und sich auch langfristig in der Missionsarbeit engagieren. Optimal ist es, wenn Fachleute aus einem Missionsgebiet gleich selbst über die Voraussetzungen und das Knowhow informie-
ren. Claude Kalemba war vom 26. April bis 13. Mai der erste «Scholar in Residence» auf St. Chrischona. Der Theologe ist im Kongo aufgewachsen, hat in Südafrika promoviert und unterrichtet Missiologie an einer Universität in Kinshasa und an weiteren
Auf die Frage, was künftige Missionare vor allem brauchen, gab Claude Kalemba zur Antwort: «Persönlich brauchen sie die Gewissheit, von Gott berufen zu sein. Hinzu kommt, dass sie bereit sein müssen, Gottes Willen zu befolgen. Dann sollten sie etwas von den Leuten und deren Kultur verstehen, zu denen sie gehen wollen. Entscheidend für mich ist das Gebet. Wer in die Mission gehen will, muss ein Mann oder eine Frau des Gebets sein. Ohne Gebet kann in der Arbeit nichts erreicht werden.» FRITZ IMHOF
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«Verein Quelle» belebt seit bald zehn Jahren das Zentrum Rössli in Kehrsatz
ÄXGÜSI
Gemeinde als bunter Begegnungsort
Operette Müsste ich mich musikalisch einordnen, dann sähe ich mich als Gospelsänger. Mit dem Gospelchor konnte ich vielen Zuhörern die weltbeste Botschaft mit auf den Weg geben. Es kam vor, dass nach dem Konzert nach dem «schwarzen Sänger» gefragt wurde. Doch nicht mal meine Haare sind schwarz. Die haben sich in eine silbrige Richtung entwickelt.
Vor bald zehn Jahren sind Christine und Kurt Kammermann mit 40 Personen des «Vereins Quelle Kehrsatz» ins neuerbaute Zentrum Rössli in Kehrsatz gezogen. Inzwischen besuchen 200 Personen die Sonntagsanlässe der «Quelle», und ihre kulturellen Anlässe ziehen bis 1500 Personen an. Nach zehnjähriger Aufbauarbeit in der Evangelischen Gemeinde «Newlife» in Bern war Kurt Kammermann erschöpft, erzählt er bei unserem Besuch in Kehrsatz. Für ein Sabbatjahr reiste er mit seiner Frau Christine und den Kindern in die USA. Dort erreichte ihn die Anfrage als Leiter der Evangelischen Gemeinde Wabern, die als Tochter der Berner Gemeinde gegründet worden war. Zurück in der Schweiz übernahm Kurt Kammermann die Aufgabe mit einem Teilpensum neben seiner Arbeit als Assistent einer Geschäftsleitung. Kammermann setzte seine Sicht einer Gemeinde um: Weniger Formalismus, weniger Strukturen, Sitzungen und Protokolle. Dafür mehr Zeit für Beziehungen, Gespräche und Freundschaften. Als Leiter legte er Wert auf die Eigenverantwortung der Einzelnen bezüglich ihres Glaubens und Engagements.
Gebäude angeboten Die Gruppe zog nach Kehrsatz, verliess den Verband der Evangelischen Gemeinden und grün-
Verein Quelle Kehrsatz Der Verein Quelle hat sich zum Ziel gesetzt, Menschen für Lebens- und Glaubensfragen zu sensibilisieren, christliche Werte zu vermitteln und diese in allen Bereichen des Lebens praktisch anzuwenden. Dies beruht auf der Überzeugung, dass jeder Mensch von Gott die Fähigkeit erhält, seine Mitmenschen in diesem Prozess zu unterstützen. Zu diesem Zweck bietet der Verein Quelle verschiedene Plattformen an, auf denen Menschen einander und Gott begegnen können. www.quelleonline.ch www.tanaka-restaurant.ch www.zentrumroessli.ch
Bild: Verein Quelle Kehrsatz
Im Seminar «Gemeinde als Team» lieferten sich die 70 «Quelle»Mitarbeitenden 2009 auch einen Bootswettkampf.
dete den «Verein Quelle Kehrsatz». Gleichzeitig schloss sich der Verein «Foursquare Schweiz» an als Teil der internationalen Foursquare-Bewegung. 1998 kam Jürg Opprecht von der Titus Immobilien AG in Bern auf Kurt Kammermann zu mit der Idee eines neuen Zentrums in Kehrsatz. Er dachte an ein Gebäude mit Büros, Ateliers, Wohnungen, Restaurant und Räumen für eine christliche Arbeit.
Einander unterstützen Im Jahr 2001 zog der «Verein Quelle» mit 40 Erwachsenen ins neue Zentrum Rössli. «Die Zusammenarbeit mit Jürg Opprecht bot uns eine einmalige Chance. Wir mieteten vorerst nur jene Büros und Räume, die wir benötigten, den Rest überliessen wir anderen Mietern.» Quelle-Mitglieder bezogen die Wohnungen im Zentrum. Ein Arzt, der sich zum Verein zählt, eröffnete eine Praxis und ein Musiker ein Tonstudio. 2006 richtete der japanische Meisterkoch Shinji Tanaka im Zentrum Rössli sein Newstyle Restaurant Tanaka ein, das 13 Gaultmillau-Punkte erhalten hat. Als Christ zählt sich Shinji Tanaka ebenfalls zur «Quelle». «Jeder Unternehmer im Haus arbeitet auf eigene Rechnung; wir unterstützen einander jedoch», betont Kurt Kammermann.
Christen und Gott begegnen «Menschen aus verschiedenen Lebenskulturen sollen hier Gott begegnen», erklärt Kurt Kammermann die Vision des Vereins. Es gehe weder um ein Gemeindemo-
dell noch um eine Denomination. «Wir fragen uns vielmehr, welche Kultur wollen wir hier in Kehrsatz entwickeln?» Menschen könnten bei ihnen dazugehören, ob sie Christen seien oder nicht. Sie könnten Kontakt zu Christen aufnehmen und beginnen, in der Bibel zu lesen. «Wer geistlich hungrig ist, soll lernen, sich selber zu versorgen.» Die drei bis vier Anlässe am Sonntag sollen ebenfalls verschiedene Gruppen anziehen. «Wir beginnen gemeinsam. Wer danach dem klassischen Gottesdienst folgen will, bleibt sitzen. Wer andere Referenten zu anderen Themen hören will, kann den Raum wechseln», erklärt Kurt Kammermann.
Wie Glauben erklären? Mitglieder der «Quelle» unterhalten Kleingruppen, die sich im Zentrum oder zu Hause treffen. Einmal im Monat treten Bands im «Rössli Art Bistro» auf. Kurt Kammermann diskutiert im «Rössli Talk» mit Prominenten über Gott und die Welt. Künstler stellen jeweils während der zweiwöchigen Kulturtage ihre Werke aus. «Wir begegnen dabei Menschen, die uns herausfordern: Wie sprechen wir über den christlichen Glauben und über das, was wir hier machen?», sagt die Kulturverantwortliche Erna Aubert. «Wir sind eine Beziehungs-Gemeinde, deshalb investieren wir bewusst in Beziehungen untereinander, aber auch zu Musikern und Künstlern, die sich nicht als Christen bezeichnen würden.» MANFRED KIENER
Nach vielen Jahren Gospel habe ich mich auf musikalisches Neuland gewagt. In unserer Heimat Arth ist die Operette der grosse Kulturanlass. Jedes Jahr eine neue Inszenierung. 30 bis 40 Vorführungen, 12 000 bis 15 000 Zuschauer. «Eine Nacht in Venedig» wurde diese Saison aufgeführt. Über den Inhalt der Operette äussere ich mich nicht. Doch ich erlebte einige Parallelen zur christlichen Gemeinde: 1. Wir arbeiteten gemeinsam intensiv auf ein Ziel hin. 2. Es war ein Miteinander. Alle mussten sich einordnen. 3. Jeder der 170 Mitarbeiter wurde dort eingesetzt, wo er seine Fähigkeiten am meisten entfalten konnte. 4. Egal, ob Solist oder Kulissenschieber – jeder war wichtig. 5. Wir hörten auf den «Chef». Im musikalischen Bereich war dies der Dirigent, auf spielerischer Ebene der Regisseur. 6. Es ging darum, das Werk des Meisters umzusetzen. Es gäbe noch mehr Beispiele aufzuzählen, aus Platzgründen verzichte ich darauf. Einige Leute kamen auf mich zu und drückten ihre Freude über den Anlass aus. Sie lobten meine «Bühnenpräsenz». Ich hätte meine Rolle gut gespielt. Und wie sieht das in Sachen Glauben aus? Wie präsent stehe ich auf der Weltbühne? Nehmen mir die Mitmenschen hier meine «Rolle» ab? Da geht es ja nicht darum, dass ich etwas spiele, sondern lebe. Dies kann nur gut gehen, wenn ich auf Jesus, meinen «Regisseur des Lebens» höre und dementsprechend handle. THOMAS PRELICZ Der Autor ist Pastor in Arth.
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WIRTSCHAFT
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ENTWICKLUNGSHILFE
StopArmut: Positive Signale auf Petition
SYNERGIE
Nutzlose und andere Register Immer mal wieder sind Inhaber von KMU mit der Aufforderung konfrontiert, sich in irgendein wohlklingendes, aber nutzloses Register einzutragen («Branchenverzeichnis der Gelben Seiten», «World Company Register» und so weiter). Die per Fax oder Post eintreffenden Formulare sind bewusst ähnlich gestaltet wie amtliche Korrespondenz oder offizielle Mutationsformulare von seriösen Verzeichnissen. Auf diese Weise schliessen nicht wenige Unternehmen ungewollt einen oft mehrjährigen, teuren Vertrag für den Eintrag in ein bedeutungsloses Register ab, dessen Zweck einzig darin besteht, dem Registerführer einen zweifelhaften Umsatz zu bescheren. Kürzlich bekam ich nun selber gleich zweimal eine verlockende Anfrage, und zwar vom «American Biographical Institute», welches mir mitteilte, dass ich für das Verzeichnis
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«Great Minds of the 21st Century» nominiert sei, «a major reference directory including just 1000 of the world’s top thinkers and intellectuals». Das «Angebot» bestand darin, die 5. Auflage dieses noch zu druckenden Verzeichnisses für 395 Dollar zu erwerben (Luxusausgabe mit Goldschnitt). Im Angebot war ferner eine Münze (Sonderprägung), die mich für 595 Dollar als grosser Geist des 21. Jahrhunderts ausweist. Wie war ich geschmeichelt! Ein paar Wochen später erhielt ich eine weitere Mitteilung, ich sei für den Award «Man of the year in LAW» nominiert, was mit der Gelegenheit verbunden war, für abermals 295 Dollar eine auf diesen Titel lautende Gedenktafel (Goldlettern auf Kirschbaumholz) zu erwerben, die wohl zum Aufhängen im eigenen Büro oder im Sitzungszimmer gedacht wäre. Peinlich berührt ob
so viel erwiesener Ehre legte ich die Formulare ins Altpapier und musste schmunzeln ob dem Gedanken, dass es mittlerweile Anbieter gibt, welche die Eitelkeit ihrer Kunden mit dreistelligen Dollarbeträgen bestrafen. Mein Ratschlag lautet: Seien Sie skeptisch gegenüber jeglichen Verzeichnissen! Es gibt nur ein Register, in welchem Sie unbedingt eingetragen sein müssen: im Buch des Lebens. Der Eintrag ist nicht gratis, jemand anderes hat ihn bezahlt, und zwar mit seinem eigenen Leben. Der Registerführer ist mehr als ein «Mann des Jahrhunderts». Er ist der König der Könige und der Herr aller Herren. Ihm können Sie uneingeschränkt vertrauen! DANIEL ALBIETZ
Der Autor ist selbständiger Anwalt in Riehen BS (www.rupp.albietz.ch).
In ihrer letztjährigen Petition an Bundesrätin Micheline Calmy-Rey forderte die Kampagne StopArmut dazu auf, sich stärker für den Zugang zu Wasser und sanitären Einrichtungen einzusetzen. Die Teilnahme der Schweiz an einer internationalen Konferenz ist ein erster Schritt in diese Richtung. StopArmut zeigt sich in einem Communiqué erfreut über das Vorgehen der Schweiz im Bereich des Zugangs zum Wasser. Am 23. April nahm Ruth Huber, stellvertretende Leiterin des Bereichs Globale Zusammenarbeit beim Deza, am ersten internationalen High-Level Meeting für einen besseren Zugang zu Wasser und sanitären Einrichtungen teil. Die Konferenz wurde von Unicef und der Weltbank organisiert und ist Teil eines globalen Aktionsplanes, mit dem die Anstrengungen für einen verbesserten Zugang zu sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen gestärkt und koordiniert werden sollen.
Herbstaktion von Alphalive richtet sich besonders auch an Unternehmer
Erst der Anfang
Landesweit planen die Organisatoren unter dem Titel «Herbstaktion» von Mitte August bis Mitte September eine Plakatkampagne sowie regionale Pressearbeit und Schnupperanlässe. Unternehmer, die ein Plakat sponsern, erhalten dadurch quasi gleich deren drei: Für jedes gesponserte Plakat platziert Alphalive während der Herbstaktion ein Plakat in der Nähe des Kursstandortes, ein weiteres übernimmt die Plakatgesellschaft. Die «3 für 1»-Aktion läuft bis im Sommer 2011. «Damit kann auch für Kurse geworben werden, die nicht diesen Herbst stattfinden», so Rachel Stoessel. «Die Aktion hilft, die Aufmerksamkeit für die lokalen Kurse im ganzen Land zu stärken und die Teilnahme daran zu ermöglichen.»
StopArmut hat letztes Jahr Bundesrätin Calmy-Rey eine Petition überreicht. Die von über 4000 Personen unterzeichnete Bittschrift ersucht die Schweiz, mehr für Menschen ohne Zugang zu sauberem Wasser zu tun und insbesondere an dieser Konferenz teilzunehmen. «Ich begrüsse den Einsatz von StopArmut. Die Botschaft haben wir verstanden, wir denken genau das gleiche», kommentierte Ruth Huber die Petition. Das Treffen bezweckte die Schaffung einer internationalen Struktur zur Stärkung des Informationsaustausches. StopArmut hofft, dass diese Struktur nur den Anfang bildet und auch vermehrt Gelder investiert werden. Jeder achte Weltenbürger habe keinen Zugang zu sauberem Wasser, und über 2,5 Milliarden Menschen lebten ohne adäquate sanitäre Einrichtungen. StopArmut 2015 ist eine durch den Verband «Interaction» verantwortete Kampagne und bezieht ihre Arbeit auf die acht Millenniumsziele der UNO, die bis 2015 erreicht werden sollten. «Interaction» ist eine Arbeitsgemeinschaft der Schweizerischen Evangelischen Allianz. (pd)
STEFANIE NIEDERHÄUSER
www.stoparmut.ch
Damit Kunden Gott erfahren können den Zeitpunkt bestimmen, an dem es aufgehängt wird. Ziel dieser Aktion sei es, zur richtigen Zeit am rechten Ort für Kurse zu werben, die von Gemeinden vor Ort durchgeführt werden.
Mit einer grossangelegten Werbekampagne im Rahmen der Herbstaktion will Alphalive auf sich aufmerksam machen. Gleichzeitig können so lokale Kurse unterstützt werden. Dafür zählt Alphalive als Kursveranstalter und Koordinator auf die Hilfe von Unternehmen.
Grössere Aufmerksamkeit
«Wollen Sie erleben, wie Ihre Kunden Gott erfahren und den Sinn des Lebens entdecken?» Mit dieser
Alphalive Ziel und Anliegen von Alphalive ist es, Menschen die Grundlagen des christlichen Glaubens nahe zu bringen. Dazu unterstützt die Organisation lokale Gemeinden und Gruppen, die Alphalive-Kurse anbieten und durchführen. Alphalive Schweiz bietet als Teil der internationalen Bewegung Informationsveranstaltung und lokale Schulungen in Gemeinden, Seminare, Schulungskonferenzen sowie telefonische oder schriftliche Beratung an. www.alphalive.ch
Bild: Alphalive Schweiz
Blickfang am Wegrand: Plakatwände sollen auf die Alphalive-Kurse in der Region aufmerksam machen.
Frage ruft Rachel Stoessel, Leiterin von Alphalive Schweiz, christliche Unternehmer auf, sich für örtliche Alphalive-Kurse zu engagieren. Die Unternehmer erhalten die Möglichkeit, für 600 Franken ein Alphalive-Plakat zu sponsern. Dafür können sie aus den zur Verfügung stehenden Plakatwänden die nächstgelegene wählen sowie
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WIRTSCHAFT
ideaSchweiz l 16/2010
15. Geschäftsleute-Seminar der Stiftung Schleife vom 13. bis 15. Mai in Winter thur
Veränderungen nutzen, um Gott einzuladen Glückliche Umstände?
Inspiration abholen, neue Wege erkennen und leere Batterien wieder aufladen: Das konnten gut 100 Unternehmer, leitende Angestellte und Menschen aus dem Geschäftsleben mit ihren Ehepartnern am GeschäftsleuteSeminar der Stiftung Schleife in Winterthur. Hanspeter und Marianne Süess eröffneten die Tage mit Fragen: «Wo bin ich noch nicht immer ein Gewinner? In welchen Bereichen verliere ich noch zu viel? Welche Veränderungen kann ich nutzen, um zum Gewinner zu werden? In welche Bereiche habe ich Gott noch nicht eingeladen?» Gott wolle, dass alle zu Gewinnern werden.
Quelle der Kraft Kurt Ehrat, Unternehmer im Bereich Planung und Realisation von Elektro- und Kommunikati-
Impressum Idea Schweiz Herausgeber: Idea Information AG, 4410 Liestal Verwaltungsrat: Heiner Henny, Präsident; Sam Moser, Stellvertreter; Paul Beyeler, Hans Lendi, Hansjörg Leutwyler, Hanspeter Schmutz Ideelle Trägerschaft: Schweizerische Evangelische Allianz (SEA), Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG), Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) Redaktion: Josefstr. 32, 8005 Zürich, Tel. 044 444 16 44, Fax 044 444 16 49 E-Mail: redaktion@ideaschweiz.ch Internet: www.ideaschweiz.ch Chefredaktor: Andrea Vonlanthen Büro: Bahnhofstr. 65, 9320 Arbon Tel. 071 446 70 02, Fax 071 446 74 88 E-Mail: andrea.vonlanthen@ideaschweiz.ch Redaktor: Manfred Kiener Er weitertes Team: Esther Reutimann, David Sommerhalder, Helena Gysin, Thomas Hanimann, Iris Muhl, Sibylle Zambon, Christian Bachmann, Mirjam Fisch Inserateservice: Jordi AG – das Medienhaus, Roland Rösti, Belpbergstr. 15, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 25, Fax. 031 819 38 54 E-Mail: inserate@ideaschweiz.ch Aboservice: Jordi AG – das Medienhaus, Ursula Seifried Jordi, Belpbergstr. 15, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 20, Fax. 031 819 38 54 E-Mail: abo@ideaschweiz.ch Abopreise: Jahresabo Fr. 145.–, Seniorenabo Fr. 117.–, Halbjahresabo Fr. 77.–. Das Abo ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar. Konto: PC-Konto 40-788586-4 Idea Information AG, 4410 Liestal Layout/Druck/Versand: Jordi AG – das Medienhaus, Belpbergstr. 15, 3123 Belp, www.jordibelp.ch
Bilder: Stefan Weber, Stiftung Schleife
Referierten neben anderen am Geschäftsleute-Seminar: Hanspeter Süess, Yves Enderli und Anna-Lisa Oggenfuss (von links).
onsanlagen, berichtete über «die Quelle von Kraft und Autorität». Menschen beziehen ihre Kraft aus vielen Quellen wie Wasser-, Strom-, Licht- oder Finanzquellen. Die Quelle aller Quellen und vor allem die unseres Herzens aber sei Gott. Wenn Gott den Menschen einen Auftrag erteile, gebe er als Quelle aller Quellen die Kraft und Ressourcen, um ihn umzusetzen.
Titel beeindrucken Gott nicht Michael Herwig, ehemaliger Pfarrer der Evangelischen Kirche im Rheinland, Seelsorger und Teammitglied der Stiftung Schleife, berichtete über sein Anliegen: das Kreuz. Christen glaubten, Gott gefallen zu müssen mit ihrem Dienst, ihrer Arbeit, ihren Titeln und Namen. Tief im Herzen seien jedoch alle wie bedürftige Strassenkinder, die um Liebe betteln. Der Vater habe Sehnsucht nach den Menschen und nicht nach ihren Titeln, Funktionen und Diensten. Er suche nicht den Pfarrer oder den Geschäftsmann in ihnen, sondern den Jungen, der mit seiner verletzten Seele zum Vater schreie und das Mädchen, das herumirre und ihm seine Enttäuschung hinhalte. Wir müssten begreifen lernen, dass der Vater die Menschen liebe um ihrer selbst willen.
Wer bin ich? Anna-Lisa Oggenfuss, Heilpädagogin, Organisationsentwicklerin, Gesprächs- und Traumtherapeutin sowie Geschäftsführerin der
«Rehawork», sprach über «Auswirkungen meiner Identität». Sie fragte: «Wie und was denke ich über mich?» und «Was tue ich, um die Identität zu erlangen, die Gott mir zugesprochen hat?» Christen sollten ihre Gedanken hüten, weil sie der Anfang ihrer Identität sind. Aus Gedanken werden Worte, Worte werden zu Handlungen, Handlungen bilden den Charakter. Unsere Gesellschaft identifiziere sich über Bereiche wie: - die Leiblichkeit mit all ihren Schönheitsidealen oder dem Körperkult - soziale Netzwerke: «Zeig mir deine Freunde, und ich sag dir, wer Du bist.» Menschen seien Teil einer Familie oder Gruppe und stellten sich idealerweise zu diesen Gruppen, auch wenn diese nie fehlerfrei seien. - die Arbeit: «Was ich mache, ist mein Markenzeichen.» In diesen wirtschaftlich herausfordernden Zeiten sei es gefährlich, sich über die Arbeit zu definieren. Was passiert, wenn dieser Teil verändert wird, verloren geht? - materielle Sicherheit, eine weitere, ebenso unsichere Säule, um sich darüber zu identifizieren. Die wichtigsten Fragen zur Identifikation seien folgende: Wie will ich sein? Wofür stehe ich ein? Woran glaube ich? Was ist die letzte Triebfeder meines Handelns? Die Frage nach den Werten sei die zentrale Frage, um die eigene Identität zu finden.
Den Teilnehmenden standen Workshops zur Wahl: Yves Enderlin stellte zum Thema «unterwegs zum erfolgreichen Unternehmen» die Frage in den Raum, ob Erfolg ein Resultat glücklicher Umstände oder von Visionen und harter Arbeit ist. Elisabeth Schirmer berichtete über «die grünende Wachstumsstrategie», das Weissgeld in der göttlichen Fülle sowie die Himmels-Ökonomie. Irmgard Haas, angestellte Beterin, ermutigte zum Gebet, das Firmen verändert. Markus Züger zeigte auf, wie man erfolgs- und menschenorientiertes Führen kraftvoll verbinden und nutzen kann. Ilona Ingold und Matthias Asendorf berichteten über die Höhen und Tiefen, die der Sprung in das Jungunternehmertum sowohl geschäftlich als auch privat und in neuen Rollen mit sich bringen kann.
Als Kind beten Pastor Andreas Keller, Leiter der Stiftung Schleife, fasste die Eindrücke und Erlebnisse zusammen. Er rief die Geschäftsleute und Unternehmerinnen dazu auf, als Söhne und Töchter des Vaters zu Gott zu beten und nicht als bedürftige Sklaven. Dieser Unterschied und diese Gewissheit, dass er als Vater den Christen alles gebe, was ein guter Vater für sein Kind bereithalte, werde ihre Gebete, ihre Gedanken und ihre Haltung verändern. Mario Schaub sorgte mit seiner Band für den sowohl zarten als auch mitreissenden Worship am Seminar. Er führte die Herzen der Zuhörenden in die Anbetung und holte damit ein Stück Himmel auf die Erde. MARNIE HUX
Die Stiftung Schleife Im Herbst 1992 traten Gerry und Lilo Keller aus dem Pfarrdienst der reformierten Kirchgemeinde Winterthur-Seen aus, um sich ihrer Berufung widmen zu können: dem Seelsorge- und Versöhnungsdienst im Reich Gottes. Um die neuen Aufgaben durchführen zu können, wurde die Stiftung Schleife gegründet. www.schleife.ch
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WIRTSCHAFT
ideaSchweiz l 21/2010
Pfingstseminar der SEA-Arbeitsgruppe Klima, Energie, Umwelt im Campo Rasa im Tessin
Vorzüge eines umweltbewussten Lebens entdecken Über Pfingsten setzten sich Interessierte im Ferienzentrum Campo Rasa der Vereinigten Bibelgruppen (VBG) unter der Leitung von Felix Ruther mit der Thematik «Nachhaltig leben» auseinander. Zuerst trugen die 15 Teilnehmer ihre Visionen für eine lebenswerte Welt zusammen. Man war sich einig, dass im christlichen und insbesondere im freikirchlichen Umfeld ein Nachholbedarf bezüglich Sensibilisierung für den Klimaschutz besteht. Die Visionen betonten jedoch nicht einen Verzicht zugunsten eines umweltbewussten Lebensstils. Es geht vielmehr darum, die Vorzüge für sich zu entdecken und darin Freude und Erfüllung zu finden. In diesem Zusammenhang wurde die Möglichkeit für einen kommunitären Lebensstil erwähnt, durch welchen Ressourcen eingespart
werden und wo die Gemeinschaft die Lebensqualität fördert. In einem weiteren Schritt analysierten die Teilnehmer ihre persönliche Energiebilanz und tauschten darüber aus, wo sie Verbesserungspotenzial sehen. Auch hier galt es, Vorzüge zu entdecken. Zum Beispiel den Vorteil, beim Zugfahren Zeit für das Arbeiten zu gewinnen und gleichzeitig entspannt am Zielort anzukommen.
Auftrag mit Auflagen Felix Ruther hielt am Pfingstsonntag im Gottesdienst mit weiteren Gästen eine Predigt über Schöpfungsspiritualität. Diese betont, dass Gott die Erde den Menschen mit Auflagen übergeben hat. Der Mensch kann und darf nicht beliebig über die Schöpfung verfügen. Im Anschluss daran haben die SEA-Arbeitsgemeinschaft Klima, Energie, Umwelt (SEA-AKU) und der Verein «Grüner Fisch»
Nicht beliebig über die Schöpfung verfügen: Gäste des Seminars und des Ferienzentrums am Pfingstgottesdienst in Rasa.
ihre Arbeit vorgestellt. Beide verfolgen ähnliche Ziele, wobei die SEA-AKU eher die Herausgabe von Infomaterial und den offiziellen Bezug zur Schweizerischen Evangelischen Allianz (SEA) betont. Der «Grüne Fisch» möchte neben der Motivierung zu einem nachhaltigeren Lebensstil auch Projekte in der Dritten Welt mit
einem Bezug zum Klimaschutz finanziell unterstützen. Ein typisches Beispiel dafür ist ein Projekt von Selam in Äthiopien, wo durch neuartige Bauelemente eine kostengünstigere sowie CO2-ärmere Bauweise gefördert wird. BERNHARD ERNE www.sea-aku.ch; www.gruenerfisch.ch www.selam.ch
Überpar teiliches Politseminar über Pfingsten in Filzbach
Trauer nach Suizid
Wie viel Staat braucht die Schweiz?
Jährlich sterben in der Schweiz beinahe 1400 Menschen durch Suizid. Jeder Suizid hinterlässt rund sechs nahe Angehörige. Ihnen hilft der Verein «Refugium».
Alles vom Staat (Etatismus) oder alles von der Privatinitiative (Liberalismus) zu erwarten, ist aus christlicher Sicht kein gangbarer Weg. Zu diesem Schluss kamen die 13 Teilnehmenden des überparteilichen Politseminars, welches das Institut Insist zusammen mir der Schweizerischen Evangelischen Allianz (SEA) über Pfingsten im Hotel Lihn in Filzbach durchführte.
Staat und Privat, sondern um gemeinsame Verantwortungsteilung für Gemeinwohlziele», betonte SPNationalrat Eric Nussbaumer an der Tagung. Was das heissen könnte, zeigte Barbara Günthard-Maier, die im Winterthurer Parlament für die FDP politisiert, an Beispielen aus Winterthur, wo christliche Gemeinden und Initiativen in einer definierten Partnerschaft mit den Behörden das Wohl der Stadt suchen.
Weder der Weg des Etatismus noch jener des Liberalismus beruhen auf einem christlichen Gottes- und Menschenbild. Christen können deshalb ideologiefrei fragen, wer in welchem Masse einen sinnvollen Beitrag zur Entwicklung der Gesellschaft leisten kann. Die Aufgaben sollen dabei nahe ans Geschehen und an den geeigneten Partner delegiert werden (Subsidiaritätsprinzip).
Auf Gottes Geist hören
Auf Gemeinwohl zielen Dabei gehe es «nicht um die starre Verantwortungsteilung zwischen Bild: Felix Ruther
Hanspeter Schmutz, Publizist und Leiter des Instituts «Insist», zeigte, wie sich seit dem Paradies in Bibel und Kirchengeschichte das Verhältnis zwischen Staat und Privatinitiative immer wieder verändert hat. Für Christen sei es wichtig, die Feinplanung ihres politischen Handelns aus dem Hören auf den Heiligen Geist und im Gespräch mit christlichen Politikern aus allen Parteien vorzunehmen. Nach Grundsatzreferaten, einem inspirierenden Pfingstgottesdienst und Workshops schloss das Politsemi-
nar mit einer Erklärung (1), in der die Rolle der Privatinitiative und des Staates, aber auch der christlichen Gemeinde näher umschrieben wird.
HANSPETER SCHMUTZ
Der Verein «Refugium» ist ein Verein für Hinterbliebene nach einem Suizid. Er trägt in den Städten Zürich, Bern, Basel, Luzern dazu bei, dass diese Menschen in einem tragfähigen Netz aufgefangen werden können. Eine Teilnehmerin meinte: «Durch die Begegnung mit anderen Betroffenen erfuhr ich grosse Unterstützung in meinem eigenen komplizierten Trauerprozess und konnte auch selbst zur Verarbeitung bei anderen Teilnehmern beitragen.» Verena Weisshaupt, dipl. Supervisorin BSO, angestellt als Fachmitarbeiterin des evang.-ref. Stadtverbandes für die Begleitung Hinterbliebener nach Suizid, und eine Betroffene werden die neue Gruppe in Zürich leiten. Ab 29. Juni trifft sich die Gruppe jeweils vierzehntäglich am Dienstag von 19.15 bis 21.00 Uhr in der Stadt Zürich, befristet für ein Jahr. (pd)
(1) Greifbar auf www.insist.ch
www.verein-refugium.ch
Interessen ausgleichen Der Staat ist besonders wichtig für das Regeln des Zusammenlebens und Wirtschaftens, dort, wo die Probleme vom Einzelnen beziehungsweise von der Privatinitiative nicht mehr sinnvoll gelöst werden können, und wenn es darum geht, Interessen und Machtverhältnisse auszugleichen. Die Privatinitiative sei vor allem bei Missständen und für Innovationen gefragt, dort, wo staatliche Strukturen und Mittel fehlen oder versagen und immer dann, wenn es um Beziehung und Nächstenliebe geht. Die christliche Gemeinde solle ihre Mitglieder fähig machen, auf einer christlichen Wertegrundlage in die Gesellschaft einzugreifen.
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Nachrichten
ideaSpektrum 21/2010
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Naher Osten: Jährlich treten allein in Ägypten 15.000 junge Christinnen zum Islam über
Ein Drama – wenn Christen Muslime werden Besorgt über Übertritte von Christen zum Islam im Nahen Osten hat sich der katholische Weihbischof von Jerusalem, William Shomali, geäußert. In Ägypten konvertierten nach seinen Informationen jährlich etwa 15.000 junge Christinnen zum Islam, weil sie Muslime heiraten, sagte Shomali vor Ordensleuten laut einem Bericht von Radio Vatikan. Auch in Palästina und Jordanien gebe es derartige Übertritte. Das sei jedes Mal ein „Drama für die Familien“, so der Weihbischof. Diese „Bekehrungs-Phänomene“ beträfen nicht nur junge Frauen, sondern auch die ausländischen Arbeiter in den Golfstaaten: „Um Arbeit zu finden, hilft ihnen ein
Übertritt zum Islam.“ So hätten sich in dem kleinen Emirat Dubai (1,8 Millionen Einwohner) 2008 über 2.700 Personen aus über 70 Ländern zum Islam bekehrt.
Weil sie benachteiligt werden, wandern viele Christen aus Die Kirchen im Nahen Osten haben außerdem damit zu kämpfen, dass Mitglieder aus der Region abwandern. Einheimische Christen sehen dort häufig keine Perspektive mehr, weil sie benachteiligt oder verfolgt werden. So soll der Anteil der christlichen Bevölkerung im Libanon von 60% im Jahre 1970 auf inzwischen unter 35% gesunken sein. Die Gemeinschaft der Pro-
testantischen Kirchen im Nahen Osten vertritt rund zwei Millionen Christen.
Der Anteil der Christen an der Bevölkerung LIBANON: 34% BEIRUT
ISRAEL: 2% JERUSALEM
SYRIEN: 12% DAMASKUS
AMMAN
JORDANIEN: 6%
KAIRO
ÄGYPTEN: 11%
Fachmagazin veröffentlicht einen Alarmruf gegen die Rechthaberei vieler Christen
Die Wichtigtuer in den Gemeinden nehmen zu Die übersteigerte Selbstliebe (Narzissmus) vieler Christen belastet zunehmend die Gemeinden. Das hat der Pastor und Pädagoge Winfried Hahn beklagt. In den Gemeinden wachse die Zahl „narzisstischer, wichtigtuerischer und von ihrer Meinung begeisterter Mitglieder“, denen man es einfach nicht recht machen könne. „Immer gibt es etwas zu kritisieren, zu nörgeln und zu intrigieren“, schreibt Hahn unter der Überschrift „Narzissmus in Kirche und Gemeinde“ im Magazin „de’ignis“. Die Zeitschrift wird von vier Einrichtungen in Baden-Württemberg herausgegeben, die sich auf christlicher Grundlage mit Psychiatrie und Psychotherapie befassen, darunter die de’ignis-Fachklinik in Egenhausen (Nordschwarzwald). Hahn leitet das de’ignis-Wohnheim „Haus Tabor“ zur außerklinischen psychiatrischen Betreuung.
Wo sind die scharfkantigen Männer Gottes? Nach seinen Worten führen ständige Angriffe auf geistliche Verantwortungsträger dazu, dass sie sich in die Rolle eines Moderators flüchteten, der es allen recht machen wolle. „Wenn jedoch der geistliche Leiter zum Moderator wird, geht die Vision, die Berufung, die göttliche Zielsetzung verloren.“ Er fragt: „Wo sind sie, die scharfkantigen, unerschrockenen Männer Gottes vergangener Tage in Kirchen und Gemeinden?“ Hahn zufolge sind geistliche Leiter mit Überzeugungskraft notwendig, „die das narzisstische Chaos ihrer Gemeinden mit göttlicher Autorität bändigen, ohne dabei rücksichtslos und unfair zu werden“. Allerdings reagierten Verantwortliche in Gemeinden häufig gekränkt auf Kritik an ihrer Person: „Sie fühlen sich unsicher und schlagen zurück.“ Hahn: „Leider häufen sich die Beispiele dafür, dass die Zahl verletz-
ter Leiter, die andere wieder verletzen, zunimmt. So scheint zurzeit eine Entwicklung im Gang zu sein, dass man sich in christlichen Gemeinden zunehmend gegenseitig kränkt und verletzt.“
Das gegenseitige Kränken beenden Um fast jede Gemeinde bilde sich ein Feld von verletzten, gefrusteten ehemaligen Mitgliedern, die sich in keiner Kirche mehr beheimatet fühlten. Ihre Zahl wachse ständig. Hahns Schlussfolgerung: „Das gegenseitige Kränken und Gekränktsein in unseren christlichen Gemeinden muss aufhören. Wir brauchen Veränderungen für unsere selbstbezogenen Einstellungen und Charaktere in Richtung Demut, gegenseitigem Respekt und Wertschätzung, gepaart mit Vergebungsbereitschaft, Verständnis und Liebe füreinander.“
Die Karikatur aus dem Magazin „de‘ignis“ zeigt die Situation von Leitern, die von vielen Seiten kritisiert werden und sich dann gekränkt zu rechtfertigen versuchen.
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Nachrichten
ideaSpektrum 21/2010
Evangelikale werfen Evangelikalen vor: Sie passen sich dem Zeitgeist an
Werden beim „Jahr der Stille“ 2010 „heidnische Praktiken“ propagiert? Kritik an der Entwicklung der evangelikalen Bewegung in Deutschland wurde auf dem „Maleachi-Tag“ in Siegen geübt. Der das Treffen veranstaltende Maleachi-Kreis e. V. versteht sich als Zusammenschluss von konservativen Evangelikalen. Vor den 420 Besuchern sagte der Rektor der Akademie für Reformatorische Theologie, Pastor Wolfgang Nestvogel (Hannover), weite Teile der evangelikalen Bewegung hätten den „biblischen Kompass verloren“. Man beurteile Zeitgeistströmungen nicht mehr nach den Maßstäben der Bibel, sondern passe sich zunehmend an. Als Beispiele nannte er, dass auch in der evangelikalen Bewegung immer häufiger der Schöpfungsbericht im A Alten Testament – nach dem Gott die W Welt in sechs Tagen geschaffen habe – infrage gestellt werde, in evangelikkalen Gemeinschaften und Gemeindden Frauen in der Leitung zugelassen w würden und prinzipiell die biblische L Lehre vernachlässigt werde.
Das umstrittene Buch des Maleachi-Kreises ist bei CLV in Bielefeld erschienen.
E Einst hätte es „Aufschrei der Empörung“ gegeben d Am deutlichsten zeige sich dies g gegenwärtig beim „Jahr der Stille“, z dem 2010 erklärt wurde von über zu 5 meist evangelikalen Organisatio50 nen (Evangelischer Gnadauer Gemeinschaftsverband, Deutsche Evangelische Allianz u. a.) sowie vier Freikirchen: Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden, Bund Freier evangelischer Gemeinden, Heilsarmee, Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche. Grundsätzlich sei es positiv, in der Hektik dieser Welt die Stille vor Gott zu suchen. Das Vorbereitungsmaterial offenbare jedoch eine Anpassung an
Ulrich Skambraks, Wolfgang Nestvogel und Martin Vedder (v. l.).
fernöstliche Religionen, heidnische Praktiken und theologische Irrlehren. Hätte man das, was jetzt zum „Jahr der Stille“ inhaltlich präsentiert worden sei, vor 30 Jahren veröffentlicht, hätte es – so der promovierte Theologe – in der evangelikalen Welt „einen Aufschrei der Empörung gegeben“. Wenn er deshalb eine „neue Bekennende Evangelische Allianz“ fordere, so gehe es nicht um eine neue Organisation, sondern eine Plattform, auf der sich bibeltreue Christen begegnen, miteinander evangelisieren und sich kritisch zu kirchlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen äußern könnten. Der Maleachi-Kreis sei dafür ein guter Anfang. Viele Evangelikale wünschten sich von der Allianz ein „eindeutigeres theologisches Profil und mutigeres Auftreten gegenüber unbiblischen Tendenzen in Kirche und Gesellschaft“.
Unbiblische Praktiken in der evangelikalen Seelsorge Nach Worten des Diplom-Psychologen Roland Antholzer (Sulzberg) hat sich das „Jahr der Stille“ der Mystik geöffnet, die versuche „mit Gott eins zu werden.“ Dies sei aber nach der Bibel dem Menschen unmöglich. Grundsätzlich werde heute auch die evangelikale Seelsorge durch die Psychologie bestimmt, wie aus sei-
ner Sicht die unbiblischen Praktiken „Hörendes Gebet“, „Familienstellen“ und „Innere Heilung“ zeigten.
Konservative Evangelikale beklagen Werbeboykott Der Herausgeber des Informationsdienstes „TOPIC“, Ulrich Skambraks (Kreuztal bei Siegen), kritisierte, dass ein Buch des Maleachi-Kreises zum „Jahr der Stille“ mit dem Titel „Gefährliche Stille! – Wie die Mystik die Evangelikalen erobern will“ von einem evangelikalen Medienunternehmen nicht ausgeliefert werde und auch einem Werbeboykott in einigen Medien unterliege. Der 2002 gegründete Maleachi-Kreis – getragen von 40 leitenden Mitgliedern, darunter Buchhändler Wolfgang Bühne (Meinerzhagen), der Evangelist Alexander Seibel (Wetzlar) und der Leiter des Bibel-Centers Breckerfeld Johannes Vogel steht nach Angaben von Skambraks theologisch sowohl hinter der Chicago-Erklärung von 1978, in der es heiße, dass die Bibel irrtumslos sei, als auch hinter der „Berliner Erklärung“ von 1909, die sich gegen damalige pfingstlerische Entwicklungen wende. Vorsitzender des Kreises ist der Leiter der Zentralafrika-Mission i.R., Martin Vedder (Morsbach bei Siegen).
Sudan: Drei christliche Entwicklungshelfer sind entführt worden Im Sudan sind drei Mitarbeiter eines internationalen christlichen Hilfswerks entführt worden. Zwei einheimische Männer und eine US-Amerikanerin wurden am 18. Mai von Bewaffneten etwa 40 Kilometer südwestlich von Nyala in der umkämpften Provinz SüdDarfur verschleppt. Sie sind für das evangelikale Hilfswerk Samaritan’s Purse (Geldbeutel des Samariters) tätig, das von Franklin Graham, einem Sohn des Evangelisten Billy Graham, ge-
leitet wird. Der Direktor hat um Fürbitte für die baldige Freilassung der Geiseln gebeten. Seit dem Jahr 2001 hat Samaritan’s Purse umgerechnet 66,6 Millionen Euro in Not- und Aufbauhilfe im Sudan investiert. Insbesondere hat sich Graham verpflichtet, etwa 500 Kirchen wiederaufzubauen, die im jahrzehntelangen Bürgerkrieg im gemischt religiösen Süden des überwiegend muslimischen Landes zerstört wurden. Foto: Thorsten Brenscheidt
Nachrichten
ideaSpektrum 21/2010
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Liebenzeller Mission setzt „Interkulturelle Teams“ für Menschen mit Migrationshintergrund ein
Das Verständnis von Mission hat sich stark verändert Das Verständnis von Mission hat sich stark verändert. Dies betonte der Direktor der Liebenzeller Mission, Pfarrer Detlef Krause, beim Pfingstmissionsfest der evangelikalen Organisation. Während man früher vor allem in nicht-christlichen Ländern missionierte, habe man heute die ganze Welt vor Augen, sagte Krause vor rund 4.000 Besuchern. „Mission bedeutet, Menschen zum persönlichen Glauben an Jesus Christus zu rufen. Und das ist KRAU KR AUSE SE auch in Deutschland nötig“, so der Experte. Unverändert KRAUSE sei, dass Mission immer auch eine diakonische und gesellschaftliche Komponente habe. Missionare setzten sich bis heute für bessere Lebensbedingungen sein. Allerdings müsse bei jedem Engagement das Motiv der Handelnden deutlich bleiben, nämlich die Weitergabe der Liebe Gottes. Um in Deutschland mehr Menschen mit dem Evangelium zu erreichen, richtete die Liebenzeller Mission den neuen Arbeitszweig „Interkulturelle Teams Deutschland“ ein. Deren Mitarbeiter wenden sich vor allem an Personen mit Migrationshintergrund. Sie sollten Jesus Christus kennenlernen. Kulturelle Unterschiede würden als Bereicherung verstanden, hieß es.
schöngeistige Zitate oder tagespolitische Besserwisserei könnten nicht verschleiern, dass viele Predigten nicht den Erwartungen gerecht würden. Sie sollten „darstellen, wer Jesus Christus für uns ist und was er für uns getan hat“. Das Pfingstmissionsfest bildete den Höhepunkt mehrerer Missionsveranstaltungen in der zweiten Maihälfte. Zu zwei Kindermissionsfesten kamen rund 4.800 Jungen und Mädchen aus fast allen Bundesländern; am Teenagermissionstreffen beteiligten sich etwa 2.000 Jugendliche aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die Liebenzeller Mission ist mit rund 230 Mitarbeitern in 24 Ländern eine der größten deutschen Missionsgesellschaften.
„Laden Sie Türken in Ihrer Straße zum Essen ein“ Auch der Vorsitzende des Evangelischen Gemeinschaftsverbandes „Die Apis“, Pfarrer Steffen Kern (Walddorfhäslach bei Reutlingen), plädierte für eine stärkere missionarische Zuwendung zu den in Deutschland lebenden Ausländern. Christen, die den Menschen in fernen Ländern das Evangelium bringen wollten, aber ihre Haustüren für Zugereiste verschlossen hielten, seien nicht glaubwürdig. „Laden Sie den Türken in Ihrer Straße zum Essen ein“, forderte Kern. Kritik übte er am Zustand der evangelischen Kirche. Während des Theologiestudiums würden angehende Pfarrer häufig der Bibel entfremdet, so dass ihre Predigten später oft kraftlos seien. Übrig blieben ethische Appelle Ein Chor aus Marbella (Spanien) begeisterte beim Pfingstmissionsfest. und psychologische Ermutigungen. Selbst eine Prise Humor,
Ausländische Entwicklungshelfer sind unerwünscht, da sie missionieren könnten
Marokko weist 28 Protestanten aus Im überwiegend muslimischen Marokko sind protestantische Entwicklungshelfer zunehmend unerwünscht. Das nordafrikanische Land hat in diesem Jahr bereits rund 100 ausländische Christen ausgewiesen – darunter Briten, Neuseeländer, Niederländer, Franzosen, Spanier, Kanadier, Kolumbianer, Koreaner und US-Bürger. Allein im Mai mussten 28 ausländische Protestanten das Land verlassen. Begründet werden die Ausweisungen mit dem Verdacht, die humanitären Helfer hätten versucht, Muslime zu missionieren. Das ist in Marokko verboten. Die Fotos: PR
Betroffenen weisen diese Vorwürfe zurück; sie verfolgten rein humanitäre Ziele. Auch Vertreter einheimischer Protestanten sind besorgt über das staatliche Vorgehen. Einzelne Stimmen sprechen von „Hexenjagd“. Der Pastor einer evangelikalen Gemeinde nahe Marrakesch, der anonym bleiben will, berichtete der Menschenrechtsorganisation International Christian Concern (Washington), man habe vorsichtshalber alle Gottesdienste abgesagt. Die Gemeindemitglieder hätten Angst vor Razzien. Der US-Kongressabgeordnete Frank R. Wolf (Winchester/Bun-
desstaat Virginia) appellierte and die marokkanische Regierung, weiterhin Toleranz und Religionsfreiheit zu praktizieren; dadurch sei Marokko das Königreich lange Zeit ein Vor32 Mio. Bürger zeigemodell in der arabischen Welt 99% Muslime gewesen. Christen können zwar ihren Glauben in Marokko frei RABAT praktizieren, (Hauptstadt) Casablanca dürften aber MAROKKO nicht missionieren. In dem nordafrikanischen Land ist ALGERIEN der Islam Staatsreligion.
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Interview
ideaSpektrum 21/2010
Die evangelikale Repräsentantin in der Leitung der EKD, dem Rat:
Bekennt, Christen zu sein! Die neue Leitung der EKD – der Rat – ist jetzt über ein halbes Jahr im Amt, die Hälfte davon ohne die EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann. Das 14-köpfige Gremium ist die höchste Entscheidungsinstanz der 24 Millionen Mitglieder zählenden Volkskirche. 1979 wurde erstmals ein Repräsentant der evangelikalen Bewegung in den Rat der EKD gewählt: Prof. Erika Kimmich (Stuttgart). Ihr folgte 1991 bis 2009 der Fernsehmoderator Peter Hahne (Berlin). Seit Ende Oktober vertritt wieder eine Schwäbin die evangelikale Bewegung: Tabea Dölker (51). Die Erzieherin aus Holzgerlingen bei Stuttgart ist Mutter von vier Kindern. Mit ihr sprach Helmut Matthies. idea: Nach der ersten Ratssitzung ohne Frau Käßmann wurden Prioritäten für die künftige Arbeit der Leitung der EKD benannt. Da ging es fast nur um gesellschaftspolitische Themen. Aber das Wort „Mission“, von dem in den letzten Jahren ansonsten viel die Rede war, taucht nicht auf. Setzt die EKD jetzt andere Akzente? Dölker: Mission hat nach wie vor großen Vorrang. Die EKD-Synode Ende 2011 wird sich schwerpunktmäßig damit beschäftigen. Gegenwärtig gibt es zahlreiche Gespräche zur Vorbereitung, beispielsweise zwischen missionarischen Arbeitszweigen der Kirche und der Erwachsenenbildung – beides Arbeitszweige, die oft als Gegensatz betrachtet werden.
Gefallene Soldaten, deren trauernde Familien und betroffene Kameraden sind für uns neben der seelsorgerlichen Aufgabe auch eine mahnende Anfrage an das, was dort an politischen Entwicklungen geschieht und wie wir dabei beteiligt sein wollen oder müssen.
leicht irgendwann einmal selbst die Frage stellen: Wäre das nicht auch etwas für mich?
Erfolgsmodell Glaubenskurs idea: Können Sie ein Beispiel nennen? Dölker: Kürzlich traf ich eine Frau, die völlig verzweifelt war, weil sie mit der Die Gemeinde frei wählen können Erziehung ihres Kindes nicht klarkam. idea: Im Reformpapier des Rates der Ich habe ihr dann sagen können, dass ich EKD von 2007 hat man sich ehrgeizige bei meinen vier Kindern auch manche Ziele gesetzt. So soll der Gottesdienstbe- schwierige Situation erlebt habe, aber ich such von jetzt 3,9 auf 10% im Jahr 2030 wüsste jemanden, der mein Kind noch steigen. Bisher – nach drei Jahren – ist viel mehr liebt, als ich es lieben kann, man aber noch nicht einmal bei 4% ... nämlich Gott. Und: Ich kann jedes ProDölker: Das geht natürlich auch nicht blem mit meinem Kind ihm anvertrauen, so schnell, außerdem sollten wir nicht nur denn er will, dass es meinem und auch ihZahlen vor Augen haben, sondern Menrem Kind gutgeht. Es gibt viele MöglichGibt es für die EKD nichts schen, auch einzelne Menschen. Jesus keiten, Menschen in der Nachbarschaft Wichtigeres als Afghanistan? freut sich über einen Sünder, der Buße im Alltag zu begleiten als Handlanger idea: Aber der öffentliche Eindruck ist tut. Und dann müssen wir jetzt umsetzen, Gottes. Und wenn Menschen dann tiefer doch ein anderer. Es ist bekannt, dass in was im Reformpapier steht. Eine Ereinsteigen wollen in den Glauben, kommt den letzten Jahren die Kirchenaustritte kenntnis des Reformpapiers ist, dass es oft der Pfarrer oder die Pfarrerin ins Spiel wieder einen Höchststand erreicht haben. nicht nur die bisherigen parochialen Geals Profi für Seelsorge und GlaubensfraEs wird von Missbrauchsfällen – auch in meindeformen geben soll, d. h. man muss gen. Glaubenskurse, bei denen fragenden der evangelischen Kirche – berichtet. Und nicht unbedingt zu der Gemeinde gehöMenschen Wissen zum Anfassen vermittrotzdem ist ständig in der EKD von Afren, in deren Bezirk man wohnt. Es sollte telt wird, sind in vielen Gemeinden ein ghanistan die Rede. Da fragt sich doch der auch andere Formen geben wie z. B. JuErfolgsmodell. Nicht zuletzt – sondern normale Medienkonsument: Gibt es eigendgemeinden, wo sich junge Menschen vor allem – ist es immer wieder aufs gentlich nichts Wichtigeres für die EKD? angesprochen fühlen und auf ihre Weise Neue ein Geschenk des Heiligen Geistes, Dölker: Was brauchen Menschen und einbringen können. Hier müssen wir flewenn Menschen zum Glauben an Jesus was bieten wir als Kirche aus unserem xibler werden. Christus finden. idea: Wenn Mission ein so wichtiges Auftrag heraus? Diese Fragen sind und Kinder dürfen nicht nur Thema in der Kirche ist, wie kann Kirche bleiben nicht nur angesichts der Mitglienach Ihren Erfahrungen wieder wachsen? von Frauen erzogen werden derentwicklungen eine ständige HerausDölker: Das hängt stark an den einzelidea: Sie sind Erzieherin und Tagesmutforderung. Licht und Salz in der Welt zu nen Gemeinden, aber auch an dem, wie ter. Die Präses der EKD-Synode, Katrin sein, heißt zunächst auch, dass wir in diewir Christen vor Ort leben. Nach einer Göring-Eckardt, setzt sich dafür ein, dass ser Welt mit all ihren Brüchen leben und Untersuchung des Zentrums „Mission in homosexuelle Paare Kinder adoptieren nicht auf irgendeiner Insel. Beileibe nicht der Region“ finden Menschen besonders können – wenn es für das Kind gut sei. alle tagesaktuellen Entwicklungen bedürfen kirchlicher Reaktionen. In den vergan- dann zum christlichen Glauben, wenn sie Kann so etwas für die Kinder gut sein? Dölker: Nichts gibt Kindern eine besChristen begegnen, die z. B. in schwierigenen Wochen zeigte sich wieder, in welsere Chance für ein gelingendes Leben als gen Situationen für sie da sind, die Fracher Gefährdung unsere Soldaten stehen. ein gutes Zuhause. Im Augenblick gibt es Deutsche Soldaten in Afghanistan sind un- gen nicht ausweichen, die Brüche in ihnoch eine ganz andere Diskussion, dass es rem eigenen Leben eingestehen, die aus sere Mitmenschen, viele sind unsere Geder Vergebung leben und im Alltag zu ih- nämlich sehr wichtig ist, dass sowohl meindeglieder. Deren Situation betrifft Männer als auch Frauen an der Erziehung auch uns, auch – und gerade wenn sie tau- rem Glauben stehen. Wer mit solchen der Kinder beteiligt sind, weil man festgesende von Kilometer von uns entfernt sind. Christen zu tun hat, wird sich dann vielFoto: idea/Kretschel
Interview
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stellt hat, dass es negative Folgen hat, wenn Kinder beispielsweise zu Hause, im Kindergarten und in der Schule nur von Frauen erzogen werden. Kinder brauchen in ihrer Erziehung Menschen beiderlei Geschlechts als Vorbilder und Reibungsflächen. Unser Schöpfer hat wohlweislich Vater und Mutter vorgesehen. Dass die Wirklichkeit aus unterschiedlichen Gründen oft anders ist, ist bedauerlich. Wir tun aber einem Kind nichts Gutes, wenn wir es ganz bewusst beispielsweise mit zwei „Müttern“ oder zwei „Vätern“ aufwachsen lassen. Nicht nur in der Schule wird sich das Kind immer wieder der Frage stellen müssen: Warum hast du denn zwei Mütter bzw. Väter? idea: Nun behaupten Untersuchungen, eine Erziehung von homosexuellen Paaren würde den Kindern nicht schaden ... Dölker: Was heißt denn schaden? Ich bezweifle diese Untersuchungsergebnisse aus meiner Erfahrung als Erzieherin. Kinder sind in Bezug auf ihre Eltern überaus empfindlich, und ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Kind in seiner Klasse gerne von seinen beiden Vätern/Müttern erzählen kann, ohne ins Abseits gestellt zu werden. Meiner Meinung nach können zwei pädagogisch bestens ausgebildete gleichgeschlechtliche Menschen nicht Vater und Mutter sein, d. h. die männliche und weibliche Rolle im Erziehungsgeschehen ausfüllen. Freilich gibt es in der Praxis immer wieder Paare, wo zwei gleichgeschlechtliche Menschen Kinder erziehen, weil z. B. Kinder aus früheren Beziehungen zu ihnen gehören. Hier sehe ich einen großen Unterschied zu adoptierten Kindern.
Gegen ein Adoptionsrecht für homosexuelle Paare idea: Nun sagt aber die Präses der EKD-Synode, Göring-Eckardt, eine Adoption sei schon deshalb wichtig, damit eine Lebenspartnerin im Krankheitsfall auch rechtlich für ein Kind sorgen kann ... Dölker: Es gibt andere rechtliche Möglichkeiten als eine Adoption, das Problem zu lösen – z. B. über eine Vollmacht beim Notar, die man sich ausstellen lassen kann. Mögliche Schwierigkeiten dieser Art können meines Erachtens nicht der Grund sein, Gesetze so zu ändern, dass eine Adoption von homosexuellen Paaren prinzipiell erlaubt sein soll. idea: Missbrauch hat es nicht nur in der katholischen Kirche gegeben, sondern auch in evangelischen Einrichtungen. Was empfehlen Sie als Bildungs- und Erziehungsexpertin, wie so etwas künftig besser verhindert werden könnte? Foto: KNA
Das Schamgefühl ist wichtig Dölker: Es ist enorm wichtig, dass man Kindern schon von Anfang an klarmacht: Es gibt Dinge, da müsst ihr sagen: „Das will ich nicht!“. Das wird mittlerweile schon in Kindergärten vermittelt, dass ein Kind lernt, einem andern zu sagen: „Fass mich nicht an!“. Kinder haben ja ein natürliches Schamgefühl. Leider wurde in manchen (auch modernen) pädagogischen Ansätzen nicht selten über das Schamgefühl von Kindern hinweggegangen – nach dem Motto „So etwas ist doch von vorgestern!“. Inzwischen ist belegt, dass das Schamgefühl sehr wichtig ist und man es schützen sollte. Nähe und Distanz – beides gehört zum selbstbestimmten Leben. Kinder und Jugendliche sollen selbst entscheiden lernen, was ihnen guttut und was sie für eine gesunde Entwicklung brauchen. Was ist normal – eine herzliche Umarmung – und was geht darüber hinaus und ist nicht mehr akzeptabel? idea: Reichen Appelle an die Kinder? Dölker: Nein! Ich meine, dass dieser Themenbereich auch immer wieder in den Kollegien diskutiert werden muss, ein entsprechender Verhaltenskodex gehört zur Professionalität der Erziehenden. Darüber zu reden, ist ein Schutz. Denn potenzielle Täter müssen befürchten, dass kein Deckmantel über Zugriffe ausgebreitet wird. Jede Institution – Kindergarten, Schule, Heim – sollte auch eine Vertrauensperson benennen, und zwar außerhalb der angestellten Mitarbeiter – also beispielsweise an Schulen ein Schulseelsorger. Es sollte jemand sein, der sich auskennt, aber nicht abhängig ist. Evangelikale und Liberale idea: Sie sind Repräsentantin der Evangelikalen in der Leitung der EKD. Was wünschen Sie sich von Evangelikalen und was von den „Liberalen“ in der Volkskirche? Dölker: 1. Dass wir uns nicht immer gleich als Allererstes gegenseitig beurteilen – nach dem Motto „Die glauben weniger“ oder „Die glauben falsch“. 2. Dass wir dem anderen abnehmen, dass er es ernst meint, auch wenn ich sein Anliegen nicht teile – z. B. beim Thema Mission. Es gab Zeiten, da wurde man von liberaler Seite geprügelt, wenn man den Begriff auch nur in den Mund nahm, oder bejubelt, erwähnte man ihn auf evangelikaler Seite. Beide Seiten sollten sich bei gegensätzlichen Standpunkten zusammensetzen und mit gegenseitigem Respekt ein Thema diskutieren. Man
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wird dabei oft feststellen, dass man dann gar nicht zu völlig unterschiedlichen Ergebnissen kommt.
Wann man widersprechen muss idea: Kann es aber nicht manchmal auch ganz anders sein? Das Neue Testament ist ja längst nicht immer auf Konsens angelegt. Da kann der große Paulus im Galaterbrief (1,9) auch sagen: „Wenn jemand euch ein Evangelium predigt, anders als ihr es empfangen habt, der sei verflucht.“ Es kann also Irrlehren geben, denen man entschieden widersprechen muss. Wenn beispielsweise ein Bischof, Theologieprofessor oder Pfarrer erklärt, Jesus sei gar nicht leiblich auferstanden, dann wäre es nach Paulus geboten, öffentlich scharf zu widersprechen ... Dölker: Selbstverständlich. Wenn ich meine Bibel ernst nehme, muss ich sagen: Das sehe ich völlig anders. Das aber sollte ich tun, ohne den anderen zu verunglimpfen.
Die Evangelikale in der Leitung der EKD, dem Rat, Tabea Dölker (rechts). Links von ihr die Präses der EKD-Synode, Katrin Göring-Eckardt und der amtierende EKDRatsvorsitzende, Präses Nikolaus Schneider.
idea: Was haben Sie sich für die sechs Jahre Ihrer Amtszeit vorgenommen? Dölker: Dass es selbstverständlicher wird, in unserer Kirche, aber auch in unserer Gesellschaft überhaupt sich zu Christus als dem Kern unseres Glaubens zu bekennen. Es gibt heute eine weit verbreitete geistliche Furchtsamkeit. Man hat Angst, für fromm gehalten zu werden, wenn man sich als Christ bekennt. Hier möchte ich mit dazu beitragen, dass man sich ganz selbstverständlich zu seinem Glauben und insbesondere zum Herrn der Kirche bekennt – also den Mund aufmacht, und das in einer Sprache, die möglichst jeder versteht. idea: Danke für das Gespräch. l
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Zum 250. Todestag eines der einflussreichsten Christen weltweit: Nikolaus von Zinzendorf (Teil II)
Ein neues Gemeinde-Modell Kaum ein Christ hat weltweit so viel Aufsehen erregt wie Nikolaus Reichsgraf von Zinzendorf. Vor 250 Jahren – am 9. Mai 1760 – ist er gestorben. Er hat Spuren hinterlassen, die bis heute unübersehbar sind: Mission in allen Erdteilen, unzählige Lieder, die Herrnhuter Losungen (gelesen in 100 Ländern). In einer dreiteiligen Serie beschreibt der Präses i. R. des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes, Christoph Morgner (Siegen), das Wirken Zinzendorfs. (Teil I in ideaSpektrum Nr. 18 vom 5. Mai)
siedelten besteht aus Angehörigen der Brüder-Unität, einer Evangelischen Kirche, die sich im Gefolge Für Flüchtlinge aus Böhmen des böhmischen Reformators Jan Zehn geflohene evangelische Hus (1370-1415) noch vor der deutChristen kommen 1722 unter aben- schen Reformation gebildet hat. Unteuerlichen Umständen in der Ober- ter der Habsburger Herrschaft bleibt Nikolaus Ludwig von Zinzendorf 1747 als 47-jähriger lausitz an. Ihr Eigentum mussten sie nur das heimliche Auswandern. Nach der Heirat im Jahr 1722 erzurücklassen. Sie bitten, sich in Ber- Bald stellen sich andere Christen wirbt Zinzendorf das Gut Berthelsthelsdorf niederlassen zu dürfen. ein, die ebenfalls um ihres Glaubens dorf mit dem dazugehörigen Dorf. Bald ist Zinzendorfs Herz für die willen verfolgt werden. Oft handelt Das Schloss ernährt etwa 100 Perso- Glaubensflüchtlinge gewonnen. Er es sich um religiöse Einzelgänger, nen. Zinzendorfs können auf hohem dichtet später: „Wir fragten: Wem Sektierer mit wunderlichen AnsichNiveau präsentieren, auch wenn sie ist dieses Haus? Die Leute sagten: ten und religiösem Absolutheitsandann manchmal fehlendes Geschirr Euer. Da stiegen wir geschwind her- spruch. Da liegen Spannungen in ausleihen müssen. Das Gutshaus aus und wärmten uns am Feuer. Wie der Luft. Hier sieht sich Zinzendorf wird von der Inschrift geziert: „Hier war doch unser Herz entbrannt, da gefordert. Er glättet Wogen und übernachten wir als Gäste, Drum ist Pilger vor uns stunden, die weit weg räumt Missverständnisse aus. Gedies Haus nicht schön noch feste. So von ihrem Vaterland die freie Gnade duldig spricht er mit jedem Einzelreist! Wir haben noch ein Haus Im funden.“ Die Flüchtlinge sollen am nen, um die junge Gemeinschaft Himmel, da sieht’s besser aus.“ Hutberg angesiedelt werden, nur ei- nicht auseinanderbrechen zu lassen. Nun kommt es zu einem Ereignis, nen Kilometer vom Haupt- und Ihm wird klar, dass eine Gruppe das den weiteren Weg Zinzendorfs Kirchdorf Berthelsdorf entfernt. nicht ohne feste Regeln existieren in neue Bahnen lenken sollte. Evan- Dort, an einer vielbefahrenen Strakann. Mit dem Berthelsdorfer Gegelische Christen aus Böhmen haße, entsteht nun die Siedlung Herrn- meindepfarrer Johann Andreas Roben wegen ihres Glaubens die Heihut, ein Ort unter des „Herrn Hut“. the entwirft er eine zweiteilige Satmat bei Nacht und Nebel verlassen. Die Neuankömmlinge bringen zung. Zunächst handelt es sich um Ihr Landesherr ist katholisch, und es handwerkliche Fähigkeiten mit und „Herrschaftliche Gebote und Verbogilt die nach dem Dreißigjährigen arbeiten fleißig. Da der Standort te“, die den äußeren Gang des ZuKrieg ausgehandelte Regelung: günstig ist, können sie vom Ertrag sammenlebens regeln. „cuius regio, eius religio“. Demzuihrer Arbeit leben. Über 100 Jahre im Voraus folge bestimmt der Landesherr die Einzelgänger und Sektierer Geradezu revolutionär wird festreligiöse Zugehörigkeit seiner UnZinzendorf fasst den folgenreigelegt: „Herrnhut soll zu ewigen tertanen. Wer sich nicht fügen will, chen Beschluss, unbefristeten UrZeiten von aller Dienstbarkeit, LeibGnadau laub zu nehmen und mit seiner Frau eigenschaft freigesprochen sein“. 1767 Dessau nach Berthelsdorf zu ziehen. Bald Damit ist Herrnhut seiner Zeit mehr BRANDENBURG SACHSEN-ANHALT POLEN kündigt er sein Amt als Justizrat am als 100 Jahre voraus. Im zweiten Kleinwelka Schlesien Dresdner königlichen Hof vollends Teil werden die geistlichen Aspekte 1751 Niesky Leipzig 1742 auf. Er will auf das Zusammenleben geregelt. Alles zielt auf eine geSACHSEN Berthelsdorf der Ansiedler Einfluss nehmen. De- schwisterliche Gemeinschaft. In Wohnort von Zinzendorf ab 1722 Herrnhut ren Zuzug reißt nicht ab. Fünf Jahre Herrnhut wird „Bruder“ bzw. Erfurt 1727 Neudietendorf „Schwester“ zur üblichen Anrede. später sind es bereits 220 Einwoh1753 Gemeindegründungen von „Herrnhut soll in beständiger Liebe ner, davon 87 Kinder. Zinzendorf THÜRINGEN Herrnhut aus im 18. Jahrhundert Ebersdorf mit allen Brüdern und Kindern Gotsorgt dafür, dass eine Schule für Zusätzlich: 1746 Berlin: 1744; Neuwied/Rhein: 1750; tes in allen Konfessionen stehen, Jungen und Mädchen eingerichtet Zeist/Niederlande: 1746 wird. Die Kerntruppe der neu Ange- kein Beurteilen, Zanken oder etwas muss ins Ausland fliehen oder wird ins Jenseits befördert.
Foto: dpa
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Gemeinsames Leben Die Christen begreifen sich als eine versöhnte Gemeinschaft. Im Zentrum stehen nicht die eigenen Ansichten, sondern die Erlösung durch das Blut Jesu Christi. Die religiöse Eigenbrötelei verschwindet, obwohl sie gelegentlich neu aufEine Erweckung flammt. Hier entsteht ein neues MoZur äußeren Ordnung tritt das Er- dell gelebten Glaubens. Herrnhut fasstwerden von Gottes Heiligem wird zu einem Gemeinwesen mit eiGeist. Am 13. August 1727 kommt ner geistlichen Lebensordnung. es in der Kirche zu Berthelsdorf zu Nicht nur „Gemeinde“ im Sinne von einer Erweckung. Dieser Tag wird Kirchengemeinde, sondern „Gemeibis heute als eigentlicher Start der ne“ als Ausdruck des gemeinsamen Brüdergemeine verstanden. Zinzen- Lebens in allen Bereichen. Es gibt dorf schildert das so: „Das große keine übersehenen Randgruppen. Für und ungemein erweckte Abendmahl sozial Schwache, Alte und Unvermöwurde denn gehalten am 13. Augende wird Sorge getragen. Bald entgust. Zuvor, ehe wir in die Kirche stehen Ableger („Dörfer des Heigingen, und auf dem Wege hinein, lands“) an anderen Orten: Gnadau, redete je einer mit dem anderen und Herrnhaag, Marienborn, Gnadenfrei hie und da fanden sich ihrer zwei, etc. Überall wird ein einfacher, handdie sich miteinander zusammenwerklich orientierter Lebensstil geschlossen unter den Brüdern. In der pflegt. Die Bauten sind in den ästheKirche ward der Anfang gemacht tischen Formen des Barock gehalten. mit dem Liede ‚Entbinde mich, Der Kirchsaal – ein Querbau, ganz in mein Gott’. Danach ward ein recht Weiß gehalten – wird zur guten Stuapostolischer Segen von Herrn Robe der Gemeine. In Herrnhut werden the auf die zwei Konfirmierten gele- Kieswege und Laubengänge angeget und von der Gemeine bekräftilegt. Mehr als 20 kleine Gartenhäuget. Alsbald darauf fiel die Gemeine ser zieren den Ort. vor Gott nieder, fing zugleich an zu Fast alle haben ein Amt weinen und zu singen: ‚Hier legt Weil eine Gemeinde nur lebendig mein Sinn sich vor dir nieder’. Man ist, wenn sich alle mit ihren Gaben konnte kaum unterscheiden, ob gesungen oder geweint würde, und es einbringen, wird die Brüdergemeine geschah beides zugleich mit solcher durchorganisiert und durch Gremien Anmut, dass auch der Prediger ganz geführt. Dass Laien gleichberechtigt mitwirken und leiten, ist in der perplex darüber wurde. Nachdem das Lied vorbei war, beteten etliche pfarrerzentrierten Kirche ein Novum. Brüder mit Gotteskraft, trugen dem Entscheidend für Besetzung der Ämter ist die Qualifikation. Fast alle GeHerrn die gemeinschaftliche Not und sonderlich dieses vor, dass man meindeglieder haben ein Amt. Jeder wird als wichtig betrachtet. Die Gesich um und fast keinen Rat sähe, meine wird in „Banden“ aufgeteilt, ohne Sektiererei oder Trennung in seelsorgerliche Kleingruppen, die durchzukommen und dass doch sich wöchentlich zum Bibellesen, beides der rechten Art nicht sei. Wir baten Ihn also kindlich, er sol- zum Gespräch und zum Gebet treffen. Daneben gibt es „Chöre“. Die le uns die rechte Natur seiner Kirche lehren und uns so leben lassen ledigen Glieder der Gemeine leben in großen „Chorhäusern“: Chöre der und wandeln, dass wir unbefleckt ledigen jungen Männer und Frauen, und dabei unanstößig blieben. Nachdem nun die innigste Salbung Chöre der Witwen und Witwer. Nur die Familien besitzen eigene Häuser. über uns ausgegossen wurde und Barock und Rokoko sind festfreudiwir nicht ferne von IHM waren, ge Zeitalter. Das ist auch in Herrnhut wurde das Mahl des Herrn mit gezu spüren. Zinzendorf: „Eine lebenbeugten und erhöhten Herzen gehalten und wir gingen ziemlich au- dige Gemeine muss sich alle Tage ßer uns wieder heim. Wir brachten zusammen denken und reden und diesen und den folgenden Tag in ei- singen“. Neben der harten Arbeit steht festliches Feiern. Dabei kommt ner stillen und freudigen Fassung dem Singen eine große Rolle zu. zu und lernten lieben.“ Ungebührliches gegen Andersgesinnte vornehmen, wohl aber die evangelische Lauterkeit, Einfalt und Gnade unter sich zu bewahren versuchen.“ Zinzendorf hasst allen religiösen Zwang. Er wird zu einem Vorkämpfer für christliche Toleranz.
Fotos: Ehefrau/PR; Schloss/Freundeskreis Schloss Berthelsdorf
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Mehr als 2.000 Lieder Während der Pfarrer predigt, pflegt Zinzendorf das passende Lied zu dichten, das die Gemeinde anschließend singt. Auf diese Weise entstehen mehr als 2.000 Lieder und Gedichte. Die haben ihren Platz auch in den Sing-GebetsStunden. Lieder, Themen, Berichte und Gebete wechseln ab. Oft gehen diese bis in die Nacht. Weil einmal viele eingenickt sind, stimmt der Reichsgraf ein Lied an: „Erschüttre dich den trägen Sinn, der nichts von Arbeit weiß, und reiß ihn aus der Faulheit hin zu deinem Kampf und Schweiß“. Zugleich „schlug das ganze Uhrgewichte in den Saal hinein, dass alles, was schlief, aufwachte und zusammenfuhr“. Geburtsstunde der Losungen Das Liebesmahl wird zu einer weiteren Besonderheit. Dabei sitzt die Gemeine nach Chören getrennt bei Tee und Gebäck zusammen. Missionare und Besucher berichten. Lieder, Zeugnisse und Ansprachen wechseln ab. Anschließend wird das Abendmahl gefeiert. Am 3. Mai 1728 gibt Zinzendorf den Christen, die zum Singen beieinander sind, ein kurzes Wort für den kommenden Tag mit. Bald wird es gebräuchlich, abends ein Bibelwort oder eine Liedzeile als Losung auszugeben. Morgens geht ein Bruder von Haus zu Haus und gibt sie weiter. Diese Praxis weitet sich aus. Drei Jahre später wird die Losung erstmals gedruckt. Bis zu seinem Tod hat Zinzendorf die Losungen selbst zusammengestellt. Danach bekamen sie ihre jetzige Form. Die gemeinsame Losung hat damals Herrnhut und seine Außenstationen innerlich verbunden. Später haben die Losungen einen Siegeszug durch die weltweite Christenheit angetreten. l
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Di Ehefrau Die Ehefrau f Zin Zi Zinzendorfs ist eine geborene Reichsgräfin Erdmuthe Dorothea von Reuß-Ebersdorf, (1700-1756). Ihr Mann und sie beschlossen bei ihrer Heirat, eine „Streiterehe“ zu führen, d. h. sich gemeinsam für die Sache Gottes zu engagieren. Dies sollte immer und überall Priorität haben.
DAS SCHLOSS BERTHELSDORF
bei Herrnhut (nahe Görlitz), in dem Zinzendorf nach seiner Heirat wohnte. In Berthelsdorf kam es 1727 in der Kirche zu einer Erweckung. Das Schloss wurde in den vergangenen Jahren von einem privaten Freundeskreis restauriert. www.zinzendorfschloss.de
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forum für junge christen
Ehrliche Worte in Zeiten der Krise Vieles war anders bei den diesjährigen „Tagen der Begegnung“. Zum 19. Mal hatten Mitglieder des überkonfessionellen und überparteilichen Gebetsfrühstückskreises des Deutschen Bundestages junge Leute zu einem dreitägigen Treffen nach Berlin eingeladen. Wegen der Griechenland-Krise wurde zwar das Programm für die rund 180 Teilnehmer etwas durcheinandergewirbelt, dennoch bekamen sie einen interessanten Eindruck von der Politik in der deutschen Hauptstadt vermittelt. Ein Beitrag von Tobias-Benjamin Ottmar.
GESUNDHEITSMINISTER PHILIPP RÖSLER BERICHTETE ÜBER SEIN GLAUBENS- UND FAMILIENLEBEN.
Er gibt sich locker, dennoch wirkt er etwas angespannt: Als der FDP-Politiker Otto Fricke am vorvergangenen Mittwoch gemeinsam mit Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Bündnis 90/Die Grünen) die 19. Tage der Begegnung eröffnet, wird in Berlin noch über die milliardenschweren Staatshilfen für klamme Euro-Länder gerungen. Auch auf dem Treffen der jungen Erwachsenen mit den Politikern ist die derzeitige Krise eines der beherrschenden Themen. Fricke, der als haushaltspolitischer Sprecher seiner Fraktion Experte in punkto Finanzen ist, gibt vor den jungen Leuten hinsichtlich des 750-Milliarden-Rettungspakets freimütig zu: „Ich weiß nicht, ob es die beste Lösung ist, aber ich finde im Moment keine bessere.“ Zwei Tage später wird er, wie die Mehrheit des Bundestages, für ein neues Gesetz stimmen, das Staatsgarantien von bis zu 148 Milliarden Euro verspricht – wenn neben Griechenland noch ein Euro-Land zahlungsunfähig wird.
Christen haben Grund zum Fröhlichsein Auch an Göring-Eckardt gehen die stressigen Tage nicht spurlos vorbei: „Die Terminpläne werden alle zwei Stunden geändert“, sagt sie. Doch Christen sollten auch in Zeiten der Krise nicht den Kopf hängen lassen. Schließlich hätten sie einen „Grund zum Fröhlichsein“. Gerade in der Krise könne man einen Unterschied machen, ermutigt die 44-Jährige, die auch Präses der EKD-Synode ist. „Wir haben die Gelegenheit, von Jesus Christus zu erzählen.“ Diese Chance gelte es wahrzunehmen.
Bürger schätzen das Ringen um die Wahrheit Noch ein dritter Politiker stellt sich an diesem Abend den jungen Leuten vor: Frank Heinrich (CDU). Vor einem Jahr arbeitete er noch als Heilsarmee-Offizier in Chemnitz. Heute sitzt er im Bundestag. Für ihn eine immer noch ungewohnte Situation, räumt er ein. Hinsichtlich des MilliardenRettungspakets teilt er die Ängste vieler Bürger. Doch die Art, wie in den vergangenen Tagen darüber diskutiert wurde, bewertet er positiv: „Ich glaube, ein Bürger schätzt das Ringen um Wahrheit mehr als ein leichtfertiges Sichersein.“
Das Schwierigste im Amt von Rösler… Ein Höhepunkt des diesjährigen Treffens ist der Besuch des Gesundheitsministers, Philipp Rösler (FDP, Foto Mitte). Er berichtet unter anderem über sein Glaubens- und Familienleben. Vor zehn Jahren sei er nach seinem Medizinstudium in einem Krankenhaus mit den Themen Leid, Tod und Sterben konfrontiert worden. Als er die Krankenschwestern gefragt habe, wie sie damit klarkämen, verwiesen sie auf ihren Glauben. Nachdem er im Gespräch mit seiner damaligen Freundin und heutigen Frau mehr über das Christentum erfuhr, ließ er sich taufen und wurde Mitglied in der katholischen Kirche. Auch heute gehe er regelmäßig in die Kirche und engagiere sich in seiner Gemeinde, berichtet er. Der Wechsel nach Berlin Ende 2009 sei ihm schwergefallen. Wenige Tage vor seiner Berufung als Bundesminister hätten seine Frau und er sich in der Heimatstadt Hannover ein Haus gekauft. Dass er seine Liebste sowie die keine zwei Jahre alten Zwillinge nur noch selten sehe, sei „das Schwierigste am gesamten Amt“. Doch bis zur Pension will der heute 37-Jährige ohnehin nicht Politiker bleiben: „Mit 45 höre ich auf“, hat er sich fest vorgenommen.
Man braucht nicht viel Mut, sich als Christ zu bekennen Auf den Hoffnungsträger der FDP folgt der Generalsekretär der CDU: Hermann Gröhe. Auch er motiviert die jungen Leute, zu ihrem Glauben zu stehen: „In kaum einem anderen Land der Welt gehört so wenig Mut dazu, sich zu seinem christlichen Glauben zu bekennen, wie bei uns.“ Im schlimmsten Fall werde man für seine Überzeugungen verlacht oder kritisiert. Niemand riskiere aber seinen beruflichen Werdegang, weil er beispielsweise an der Schule einen Bibelkreis gründet, sagt der 49-Jährige, der viele Jahre zum Rat der EKD gehörte. Die zunehmende Entchristlichung der Gesellschaft sollte nicht ein Grund zum Klagen sein, sondern Motivation, für seinen Glauben einzustehen.
Sozialdemokraten mussten absagen Die SPD war aufgrund der Bundestagsabstimmungen in diesem Jahr nicht so präsent wie sonst. So konnte SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier seinen geplanten Vortrag nicht halten. Lediglich beim Frühstück mit Bundestagsabgeordneten nahmen auch Sozialdemokraten teil. Zum Abschluss gab es eine Art „Reisesegen“ vom Leiter der Presse- und Kommunikationsabteilung des Bundestages, Guido Heinen. Er ermutigte die Anwesenden, ihr Christsein authentisch zu leben. Man könne nicht im Berufsleben ein anderer Mensch sein als zu Hause. Jesus nachzufolgen sei „eine existenzielle Entscheidung“. Er glaube, dass den jungen Christen „ein Potenzial der Hoffnung“ innewohne. „Diese Politik wartet auf Ihre Akzente!“ Fotos: PR
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idealisten.net
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Pfingsttreffen Treue als Basis des Glaubens Treue wird nach Ansicht des britischen Theologen John Allan (Exeter/Südwest-England) immer seltener. Fußballspieler wechselten von einem Verein zum anderen, und auch im privaten Leben wisse man manchmal gar nicht, wem man noch vertrauen könne. Diesem Trend sollten Christen entgegenstehen. Dazu ermutigte Allan die Teilnehmer der Pfingstjugendkonferenz in Bergneustadt (Oberbergisches Land), an der wie im Vorjahr rund 2.200 junge Leute teilnahmen. Zu dem Treffen hatte die Jugendarbeit von Forum Wiedenest (früher: Missionshaus Bibelschule Wiedenest) eingeladen. Weil Gott die Menschen liebe und selbst treu sei, sollten dies auch Christen sein, so der Brite. Ein solcher Lebensstil sei die Basis, damit andere zu Gott finden. Zwar könne dies bedeuten, Entbehrungen auf sich zu nehmen. Aber auch ein Sportler müsse auf bestimmte Dinge verzichten, um seine Ziele zu erreichen. Während der Konferenz beteten einige Teilnehmer rund um die Uhr für die Nöte der Welt und besondere Anliegen der Stadt Bergneustadt. Im Rahmen der Veranstaltung wurde zudem die „Initiative Hoffnung 2011“ vorgestellt. Dabei sind Jugendliche und Jugendgruppen dazu aufgerufen, im kommenden Jahr in ihrer Umgebung Gutes zu tun. Sie sollen sich unter dem Motto „Dienen durch Wort und Tat“ für die Gesellschaft engagieren. Hinter dem Projekt stehen zahlreiche Privatpersonen, Werke und Gemeindebünde. initiativehoffnung.de
Mehr als eine Facebook-Freundschaft In Puschendorf (Mittelfranken) rief der Leiter der Bibelschule Tauernhof in Schladming (Österreich), Martin Buchsteiner, dazu auf, eine echte, tiefe Beziehung zu Jesus leben. Der Kontakt zu ihm sollte mehr sein als eine oberflächliche „Facebook-Freundschaft“, sagte er vor den rund 250 Besuchern des Pfingsttreffens des Christlichen Jugendbundes Bayern. Einen Zusatznutzen brachte die Veranstaltung für die Menschen in Haiti: Im Vorfeld hatten die örtlichen Gruppen des Christlichen Jugendbundes mit einem Ausgangsbudget von je 20 Euro durch Kuchenverkauf, Candle-Light-Dinner und andere Aktionen knapp 7.100 Euro erwirtschaftet. Das Geld kommt nun den Erdbebenopfern zugute.
Knapp 500 Leute missionieren Düsseldorf In Düsseldorf schwärmten am Pfingstsamstag knapp 500 junge Leute zu Straßenevangelisationen aus. Anlass war die erste deutschlandweite Jugendfeuerkonferenz, die vom Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden und den pfingstkirchlich geprägten Missionswerken „No Limit“ (Keine Grenzen) sowie „Christus für alle Nationen“ (Frankfurt am Main) veranstaltet wurde. Der Leiter von „No Limit“, Werner Nachtigal (Berlin), ermutigte bei dem Treffen zu einem missionarischen Lebensstil: „Wir haben 20 Jahre für Erweckung gebetet.“ Statt sich weiter in die Gemeindehäuser zu verkriechen, sei es nun endlich an der Zeit, unter die Menschen zu gehen und ihnen die christliche Botschaft überzeugend zu vermitteln. Nachtigal berichtete von Heilungen, die er bei evangelistischen Einsätzen erlebt hätte. Wie er gegenüber idea sagte, sei eine Heilung aber kein Automatismus und auch nicht das Wichtigste; das sei die Entscheidung für ein Leben mit Jesus Christus. Sein Anliegen sei es, dass sich die neuen Christen Gemeinden anschließen. Wer wolle, werde über das Online-Netzwerk Facebook bei den ersten Glaubensschritten begleitet.
Das sagten die Teilnehmer: Man hat reichhaltige Informationen von den Politikern auf eine ganz persönliche Art und Weise bekommen, die man sonst in den Medien nicht erfährt. Mich hat zum Beispiel die Fragerunde mit dem Gesundheitsminister beeindruckt, dieser Austausch auf Augenhöhe. Es war eine tolle Erfahrung, mit so vielen Gleichaltrigen zusammenzukommen. Es sind sehr gute Kontakte entstanden. Samuel Conzelmann (21), Wehrdienstleistender aus Stuttgart Es gab ganz viele unglaubliche Begegnungen und sehr viele interessante Themen. Ich fand z. B. die erste Bibelarbeit sehr interessant, in der es um die Werte und Eigenschaften ging, die ein Christ haben sollte. Überrascht hat mich, dass die Politiker zum größten Teil ehrlich geantwortet haben. Anne Breckner (20) studiert Lehramt in Paderborn Fotos: Wiedenest/PR, übrige/idea/Ottmar
Das Treffen hat mich erneut motiviert, mich als Christ in der Gesellschaft zu engagieren und Verantwortung zu übernehmen. Man lernt viele andere Leute kennen, die sich auch in verschiedenen Bereichen einbringen. So merkt man, dass man als Christ nicht alleine ist. Sebastian Sonntag (21) studiert Wirtschaftsingenieurwesen in Dresden Da ich mich schon lange für Politik interessiere, wollte ich unbedingt zu den Tagen der Begegnung. Am Anfang war ich (als Atheistin, Anm. d. Red.) etwas ,irritiert’ angesichts des christlichen Charakters der Veranstaltung. Allerdings freue ich mich auch über Diskussionen über den Glauben, schließlich bin ich ja eigentlich ein suchender Mensch. Ich fand es super, wie offen mir alle gegenübertraten. Der politische Rahmen war sehr spannend. Man merkt, dass die Politiker ganz normale Menschen sind. Carina Kunert (25, Ingolstadt) studiert Lehramt für berufliche Schulen
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Das Geiseldrama
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Angehörige hoffen auf Freilassung der gesamten Familie
„Sollte dem Herrn etwas unmöglich sein ...?“ Die vor einem Jahr im Jemen entführten beiden Schwestern Anna und Lydia nach ihrer Rückkehr nach Sachsen auf dem Schoß von Kindern ihrer Tante, bei der sie jetzt leben.
In Gedanken versunken schauen Gottfried und Ruth Hentschel in die Flamme der blauen Kerze, die auf dem Tisch steht. Es ist die Geburtstagskerze ihres jüngsten Sohnes Johannes (37), der zusammen mit seiner Frau Sabine (37) und den drei Kindern Lydia (5), Anna (4) und Simon (1) im vergangenen Sommer im Jemen entführt wurde. Seit jenem 12. Juni brennt die Kerze jede Woche, wenn sich Christen aus der Region hier in dem kleinen Gemeindehaus irgendwo in der schlesischen Oberlausitz zum Gebet versammeln. Auch wenn Gottfried und Ruth Hentschel nicht wissen, wo sich ihr Sohn Johannes, seine Frau Sabine und der kleine Simon aufhalten, überwiegen an diesem Mai-Abend Dank und Freude. Denn den ganzen Tag über meldeten die Medien die Befreiung ihrer Enkelinnen Lydia und Anna.
Vor einem Jahr – am 12. Juni 2009 – wurde im Jemen eine Gruppe von Christen entführt. Drei der Opfer wurden kurz darauf erschossen aufgefunden. Von den anderen – einer fünfköpfigen Familie aus Sachsen und einem Briten – fehlte seitdem jede Spur. Vergangene Woche dann die große Überraschung: Zwei der drei Kinder wurden befreit und nach Deutschland geflogen. Von den Eltern und dem jüngsten Sohn hingegen gibt es kein Lebenszeichen. Trotzdem gibt die Familie die Hoffnung nicht auf. Ein Beitrag von Matthias Pankau und Thomas Kretschel (Foto).
Wunder. „Noch am Morgen hatte ich nach dem Lesen der Herrnhuter Losung gesagt: Ach, wenn der Herr doch nur bald antworten würde“, erzählt Großmutter Ruth. Die Losung an diesem Montag: „Er wird dir gnädig sein, wenn du rufst. Er wird dir antworten, sobald er‘s hört“ (Jes. 30,19). Jeden Tag hatten sie um eine solche Antwort gebetet – elf Monate lang. Und jetzt ging plötzlich alles so schnell. Noch am selben Tag macht sich eine Tante der Kinder zusammen mit Mitarbeitern des Auswärtigen Amtes auf den Weg ins saudiarabische Riad, um sie dort in Empfang zu nehmen.
Denn als die beiden 2003 erstmals in den Jemen gingen – damals noch ohne Kinder –, herrschte noch kein Krieg. In Deutschland hatte die Entführung aber nicht nur eine gesellschaftliche Debatte über Hilfseinsätze in besonders gefährlichen Ländern ausgelöst, sondern auch zu einer Kontroverse innerhalb der evangelischen Kirche über die Haltung gegenüber verfolgten evangelikalen Christen geführt. Unmittelbarer Anlass waren Medienberichte gewesen, u. a. im ZDF-Magazin „frontal 21“, in denen die Entführten in die Nähe von Fundamentalisten gerückt worden waren. In der Öffentlichkeit war ihnen unterstellt worden, sie seien selbst schuld, hätten sie doch versucht, in dem streng islamischen Land zu missionieren. Einige Medien hatten zuvor Derartiges berichtet – etwa dass Johannes Hentschel mit Muslimen über den christlichen Glauben gesprochen haben soll. Dieser Verdacht erhärtete sich jedoch nicht. Ebenso wenig wie der, dass die beiden getöteten jungen Frauen aus Deutschland christliche Traktate ins Land gebracht hätten. Evangelikale Kreise protestierten gegen die Medienberichte und forderten die EKD auf, sich mit den Entführten zu solidarisieren, was allerdings erst im September – drei Monate nach der Geiselnahme – geschah. Da erklärte der
Der Krieg kam zu ihnen Rückblick: Begonnen hatte das Geiseldrama am 12. Juni 2009. Da arbeiteten Johannes und seine Frau Sabine bereits seit sechs Jahren in dem staatlichen KrankenDie Mädchen sind frei haus „Mustaschfa al Dschimhuri“ in der Die Großeltern erfuhren bereits am nordjemenitischen Provinz Saada. Beide Vortag davon. Zusammen mit Reinhard waren für die kleine christliche HilfsorgaPötschke – dem Schwager des entführten nisation „Worldwide Services“ aus den Familienvaters Johannes – brachte GottNiederlanden dort. Der studierte Maschifried Hentschel gerade den Garten rund nenbauer machte alles – von der Bauleium das 1732 errichtete Umgebindehaus tung über die Reparatur des Notstromagin Meschwitz auf Vordermann. Oma Ruth gregats bis zur Reinigung des verstopften war dabei, „die Wäsche zu plätten“. Da Abflusses. Seine Frau arbeitete als Kranklingelte das Telefon. „Es war so gegen kenschwester. Nach allem, was man weiß, 16 Uhr“, erinnert sich Großvater Gottwar die Arbeit der ausländischen Fachfried. „Dran war ein Herr vom Auswärti- kräfte bei den Einheimischen äuSAUDIgen Amt, der uns betreut. Er meinte, wir ßerst beliebt und angesehen – ARABIEN Spezialeinheit aus sollten uns treffen.“ Kurze Zeit später sit- nicht zuletzt, weil alle auch Saudi-Arabien zen sie zusammen im Haus der GroßelArabisch sprachen. Vorwürfen, Dschabal befreien zwei Töchter Schadha tern in Lauske. „Sie erzählten uns, dass Johannes und seine Familie seider deutschen Familie Provinz sie eine gute und eine schlechte Nachricht en leichtsinnig gewesen, indem Rotes Saada Meer hätten. Die schlechte: Von Johannes, Sasie in ein Krisengebiet wie den Sanaa (Hauptstadt) bine und Simon fehle nach wie vor jede Jemen gegangen seien, halten JEMEN Spur. Die gute: Die Mädchen sind frei“, Gottfried und Ruth Hentschel erzählt der 79-Jährige. entgegen: „Sie sind nicht in ein ERITREA Die Großeltern können es kaum fassen. Kriegsgebiet gegangen. VielFür sie ist das eine Gebetserhörung, ein mehr kam der Krieg zu ihnen.“ Golf von Aden Aden
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Foto: privat
Das Geiseldrama
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Rat der EKD, er nehme diese Mitchristen gegen Verunglimpfung in Schutz. „Viele von ihnen gehören mit ihrer tiefen persönlichen Frömmigkeit, ihrem nachhaltigen Eintreten für eine missionarische Kirche und ihrem diakonischen Engagement zum Kern unserer evangelischen Gemeinden“, hieß es darin weiter.
Was geschah am 12. Juni? Ungeklärt ist bis heute, was an jenem 12. Juni – dem Tag der Entführung – eigentlich genau geschah. „Fest steht, dass Johannes das Krankenhaus an diesem Freitag kurz nach 16 Uhr verlassen und sich ordnungsgemäß bei der Wache abgemeldet hat“, sagt Reinhard Pötschke. Er ist mit Johannes Hentschels nur ein Jahr älterer Schwester verheiratet. Zusammen mit einem Briten, einer Südkoreanerin und zwei deutschen Bibelschülerinnen wollte die Familie noch einen kurzen Ausflug zu einem Picknick machen. „Die Gegend war sicher, sonst wäre eine bewaffnete Begleitung mitgekommen“, betont Pötschke. „Johannes war immer sehr auf Sicherheit bedacht. Er hätte nie seine Familie oder sonst jemanden in Gefahr gebracht.“ Doch die Gruppe kehrte von dem Ausflug nicht zurück. Irgendwann nach 18 Uhr auf dem Rückweg wurde sie von Unbekannten entführt. Drei Tage später wurden die Leichen von Anita Grünwald, Rita Stumpp und der Koreanerin Um Young-Sun gefunden. Sie waren erschossen worden. Von der Familie und dem Briten fehlte jede Spur. Bis heute ist unklar, ob es sich bei den Entführern um Kriminelle oder islamische Terroristen handelt. Seither gab es immer wieder unbestätigte Berichte über Lebenszeichen der Geiseln, Kontakte zu den Entführern und Lösegeldverhandlungen. Bemühungen der Bundesregierung blieben ohne Erfolg. Auch die Hilfsorganisation „Worldwide Services“, die versucht, Licht in das Dunkel dieses Entführungsfalls zu bringen, hat bisher keine Erkenntnisse. Eine vergleichbare Geiselnahme habe es bisher noch nicht gegeben, heißt es dort. Militär befreite die Schwestern Nun letzte Woche ein erster Durchbruch. Nicht nur für die Familie kam die Nachricht von der Freilassung der beiden Kinder überraschend. Wie es hieß, hätten saudiarabische Spezialeinheiten die Schwestern an der Grenze zwischen beiden Ländern „in einer gut vorbereiteten, aber gewaltfreien Aktion“ befreit. Anschließend seien sie deutschen BotFoto: idea/Kretschel
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schaftsangehörigen übergeben worden. Von Lösegeldzahlungen, die in einigen Medien erwähnt wurden, ist nichts bekannt. Doch wie groß das Rätsel um die gesamte Entführung ist, zeigt sich auch daran, dass die Nachricht von der Befreiung aus Saudi-Arabien kam, und nicht – wie zu erwarten gewesen wäre – von der jemenitischen Regierung. Ein Hinweis darauf, dass sie die Lage im Land, zumal in der Unruheprovinz Saada, keinesfalls im Griff zu haben scheint.
fer immer gepackt bereit – seit fast einem Jahr“, erzählt sie. Annett ist mit einem Bruder von Sabine Hentschel verheiratet. Beide Familien stehen sich sehr nah. Deshalb war es für Annett auch keine Frage, dass sie den Kindern entgegenfliegen würde. Und auch nicht, dass Lydia und Anna bis auf weiteres bei ihnen leben werden – mit Einverständnis des Jugendamtes. Hier haben sie das familiäre Umfeld, das sie jetzt brauchen – und fünf andere Kinder zum Spielen.
Jetzt hat Gott euer Gebet erhört Umso mehr grenzt die plötzliche Freilassung an ein Wunder. Darin sind sich die Teilnehmer der Dank-Andacht in dem kleinen Ort nahe Bautzen an diesem Dienstagabend einig. Sie sitzen in einem Stuhlkreis um den Tisch, auf dem die blaue Kerze steht, und singen „Denn du bist groß, ein Gott, der Wunder tut“. Der Gesang der 40-köpfigen Gruppe mit Christen ganz unterschiedlicher geistlicher Heimat ist kräftig und voll. Anschließend erzählen einige, wie sie die Botschaft von der Befreiung der beiden Mädchen erlebt haben. Auch von ihnen kommen viele nicht umhin, die Herrnhuter Losung dieses Tages als direkte Botschaft in diese besondere Situation hinein zu verstehen: „Ich werde mich an euch als der Heilige erweisen vor den Augen der Heiden. Und ihr werdet erfahren, dass ich der Herr bin“ (Hes. 20,41f). Eine Frau in der Runde erzählt, dass ihr in den vergangenen Monaten häufiger eine nichtgläubige Dame aus dem Ort begegnet sei, die jedes Mal gesagt habe: Ihr müsst wirklich Gottvertrauen haben, dass ihr so viele Monate betet, ohne dass etwas geschieht. „Heute traf ich sie wieder und sie sagte: Jetzt hat Gott euer Gebet wohl wirklich erhört.“
Sarah & Fatima statt Lydia & Anna Haben Lydia und Anna die Tante erkannt, als sie sie in Riad erstmals nach über einen Jahr sahen? „Ich hatte Familienfotos eingepackt, die ich ihnen gezeigt habe. Als sie die gesehen haben, haben sich ihre Gesichter sofort aufgehellt.“ Tante und Nichten verstehen sich ohne Worte. Müssen sie auch. Denn nach fast einem Jahr Geiselhaft sprechen die Mädchen nicht mehr Deutsch, sondern Arabisch – miteinander und mit anderen. Vor allem die kleine Anna. Während Lydia vor einem Jahr bereits sprach, hat Anna erst im Jemen richtig angefangen zu sprechen.
Die Koffer standen immer bereit Die Herrnhuter Losung für Mittwoch, den 19. Mai: „Sollte dem Herrn etwas unmöglich sein?“ (1. Mose 18,14) Großmutter Ruth Hentschel hat sie im Kopf. Denn wie schon an den Tagen zuvor scheint sie haargenau auf diesen Tag zu passen: Um 16:20 Uhr landet eine Bundeswehrmaschine auf dem Dresdner Flughafen. Es ist der wohl am sehnlichsten erwartete Flug dieses Tages. An Bord: Lydia und Anna sowie ihre Tante Annett. Sie war es, die sich „trotz Flugangst“ – wie Verwandte verraten – gleich am Montag zusammen mit Mitarbeitern des Auswärtigen Amtes auf den Weg nach Riad gemacht hatte, um die Kinder abzuholen. „Für diesen Fall standen die Kof-
Auch reden sie einander mit anderen Namen an: Die kleine Anna nennt ihre Schwester Sarah. Lydia sagt Fatima zu Anna. „Wir müssen davon ausgehen, dass die Kinder schon vor geraumer Zeit von den Eltern getrennt wurden“, sagt Reinhard Pötschke. Die neuen Namen hätten sie wahrscheinlich bekommen, weil europäische Namen wir Lydia oder Anna für Araber sehr schwierig auszusprechen seien. Außerdem bedeute „Anna“ auf Arabisch „ich“ – so zumindest wurde es der Familie erklärt. Eine Mitarbeiterin des Hilfswerkes „Worldwide Services“, die auch einige Jahre im Jemen gearbeitet hat und Arabisch spricht, unterstützt die Familie derzeit bei der Kommunikation. Sie übersetzt für Lydia und Anna ins Arabi-
Die Großeltern der befreiten Schwestern zusammen mit einer anderen Enkelin. Sie hoffen darauf, dass ihr entführter Enkel Simon, ihr Sohn Johannes und ihre Schwiegertochter Sabine noch am Leben sind.
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ben sieben Kinder und 16 Enkel – auch nicht auf einmal zu Besuch. „Das wäre im Moment zu viel.“ Opa Gottfried und Oma Ruth waren am Wochenende zum ersten Mal zu Gast. „Als ich zu Lydia sagte: ‚Ich bin deine Oma. Kennst du mich noch?’ hat sie genickt“, erzählt die 79-Jährige. „Ich denke, sie hat mich verstanden.“ Man spürt, wie sehr dieses Wiedersehen auch den Großeltern zu Herzen geht.
Die Familie Hentschel vor ihrer Entführung vor einem Jahr im Jemen.
sche, für die anderen ins Deutsche. Tante Annett ist sich aber sicher, dass die Kinder ihre Muttersprache bald wiederfinden werden. Lydia, die Ältere, verstehe Deutsch schon wieder ganz gut.
Die Haare wurden gefärbt Momentan deutet nichts darauf hin, dass Lydia und Anna schlecht behandelt worden wären. „Zunächst war ich über die dunklen Haare der Mädchen erschrocken“, erzählt Reinhard Pötschke. „Ich dachte, sie seien die ganze Zeit eingesperrt gewesen.“ Doch schnell stellt sich heraus, dass die ursprünglich blonden Haare lediglich dunkel gefärbt wurden. Überhaupt wurden die Mädchen für die Übergabe regelrecht herausgeputzt. Sie trugen Kleider und mit Glassteinchen besetzte Sandalen. Ihre kleinen Fingernägelchen waren rosa lackiert. Man hatte sie zurechtgemacht wie kleine Prinzessinnen. Die Familie vermutet deshalb, dass beide von einem Stamm aufgenommen und dort liebevoll behandelt wurden. Doch es sind nur Vermutungen. Genaues weiß niemand. „Und wir werden sie auch nicht fragen“, sagt Tante Annett bestimmt. „Hier sollen sie erst mal zur Ruhe kommen und einfach wieder Kind sein können.“ „Ich bin deine Oma ...“ Das genießen die beiden derzeit in vollen Zügen. Fast den ganzen Tag spielen sie. „Sie haben auch einen gesegneten Appetit und schlafen gut“, verrät Tante Annett. Kein Wunder bei den vielen neuen Eindrücken. Um die beiden nicht zu überfordern, kommt die Großfamilie – Gottfried und Ruth Hentschel ha-
Bleibt weiter im Gebet! Überwältigt ist die Großfamilie vor allem von der Solidarität aus der Bevölkerung. Nahezu täglich gingen Briefe, E-Mails und Anrufe mit Unterstützungsangeboten ein – selbst aus dem Ausland, verrät Reinhard Pötschke. Die Familie möchte deshalb jetzt ein Spendenkonto für Johannes, Sabine und ihre drei Kinder einrichten. „Es ist aber nicht nur das Materielle. Es sind vor allem die vielen Gebete, die uns als Familie tragen und für die wir unendlich dankbar sind“, sagt er und bittet: „Bleibt weiter beharrlich im Gebet. Wir brauchen es weiterhin – ganz besonders die Familie, in der sich Lydia und Anna jetzt einleben.“ Denn bei aller Dankbarkeit über die unversehrte Rückkehr der beiden Kinder ist doch die Freude in der Familie nicht ungetrübt. Von den Eltern und dem kleinen Simon fehlt nämlich nach wie vor jede Spur. Von ihm hatte es zunächst geheißen, er sei wahrscheinlich tot, nachdem eine Kinderleiche gefunden worden war. Unbestätigten Berichten zufolge soll es sich aber nun doch nicht um den kleinen Jungen handeln. Die gesamte Familie hofft weiter auf eine gesunde Rückkehr von Johannes, Sabine und Simon. Auch Friedrun M. – sie ist Johannes‘ älteste Schwester – hat bei der Erziehung mit geholfen. „Wir haben einen Gott, der auch das noch geraderücken kann“, sagt sie. Nachdem sie von der Freilassung der Kinder erfahren und noch einmal die Tageslosung gelesen habe, habe sie ganz plötzlich eine innere Gewissheit verspürt, dass auch die anderen noch am Leben seien. Deshalb wird auch weiterhin jeden Abend in einem anderen Gemeindesaal in der Region um Bautzen (bei Dresden) für die Angehörigen gebetet. l
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Chronologie der Entführung im Jemen: 12. Juni 2009: Johannes und Sabine Hentschel unternehmen mit ihren drei Kindern und vier Arbeitskollegen einen Ausflug. Die evangelikalen Christen arbeiten für die niederländische Wohlfahrtsorganisation „Worldwide Services“ in einem Krankenhaus. Auf dem Rückweg werden sie von bewaffneten Männern verschleppt.
15. Juni 2009: Die Leichen der zwei deutschen Bibelschülerinnen von der Bibelschule Brake (bei Lemgo), die zu einer russlanddeutschen Baptistengemeinde in Wolfsburg gehören, und der koreanischen Lehrerin werden entdeckt. Die Frauen wurden erschossen. Von den restlichen Geiseln fehlt jede Spur. Noch ist unklar, ob Kriminelle oder islamische Terroristen die Täter sind.
23. Dezember 2009: Medien berichten, dass es von den drei Kindern ein Lebenszeichen gebe. Der Bundesregierung soll ein Video der Kidnapper vorliegen. Im Auftrag des Krisenstabes reist der frühere Außenstaatssekretär Jürgen Chrobog als Vermittler in den Jemen. Dort waren er und seine Familie im Dezember 2005 selbst entführt worden.
11. Januar 2010: Zum Abschluss seiner Reise an den Golf macht Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) einen Blitzbesuch in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa. Er spricht mit Vertretern der Regierung über das Schicksal der deutschen Familie. Danach erklärt er, die jemenitische Führung kenne den Aufenthaltsort der Geiseln.
12. Januar 2010: Die jemenitische Regierung hat eigenen Angaben zufolge Kontakt zu den Entführern der sächsischen Familie. Außenminister Abu Bakr al-Kirbi erklärt in der Hauptstadt Sanaa: „Wir verhandeln jetzt über ihre Freilassung.“ Wer die Entführer sind, sagt der Minister nicht.
13. Januar 2010: Medienberichten zufolge verlangen die Kidnapper unter anderem zwei Millionen Dollar (1,4 Millionen Euro) Lösegeld. Sie wollen außerdem Straffreiheit und freies Geleit.
15. März 2010: In der jemenitischen Wüste werden fünf verkohlte Leichen gefunden. Befürchtungen, es könne sich um die fünfköpfige Familie handeln, bestätigen sich nicht.
18. Mai 2010: Eine Spezialeinheit aus Saudi-Arabien rettet die beiden Mädchen. Sie soll die Kinder in der Provinz Saada nahe der saudischen Grenze aufgespürt haben.
19. Mai 2010: Die am Vortag frei gekommenen Kinder Anna und Lydia werden nach Dresden geflogen. An einem geheim gehaltenen Ort in der Lausitz sollen sie sich im Kreis der Großfamilie von den Strapazen erholen und wieder in Deutschland einleben.
12. Juni 2010: In der Michaeliskirche in Bautzen (bei Dresden) – der Heimatgemeinde von Sabine Hentschel – soll ein Dankund Fürbittengottesdienst stattfinden. Foto: privat
Theologie
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Kanzel K l
DR. UWE SWARAT
zum Dreifaltigkeitssonntag (Trinitatis) am 30. Mai
Professor fĂźr Systematische Theologie am Theologischen Seminar Elstal (Fachhochschule) des Bundes EvangelischFreikirchlicher Gemeinden Foto: privat
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Porträt
Mit Gottes Hilfe ging meine 35-jährige „Karriere“ als Trinker zu Ende
Wie ich Kraft für ein Leben ohne Alkohol bekam Von Jörg Bannach
tagspause, damit ich wieder trinken kann? Habe ich noch genug Bier daIch – ein Alkoholiker? Nie und nimheim? Die Flasche war mir wichtiger mer! Bis vor wenigen Jahren war ich als Frau und drei Kinder. Wiederholt noch ungehalten, ja bösartig, wenn verlor ich wegen des Alkohols meiich auf meinen Alkoholkonsum ange- nen Führerschein. Zwölf Jahre war sprochen wurde. „Was wollt ihr denn? ich immer wieder ohne Fahrerlaubnis Ich habe einen Job, verdiene gutes mit dem Auto unterwegs. Geld, kann meine Familie ernähren. Bis 2007 arbeitete ich als RedakDa darf ich doch ruhig einmal ein teur bei der „Pforzheimer Zeitung“ in Bier trinken“, so meine Argumentati- Baden-Württemberg. Meine Alkoholon. Doch das war ein Selbstbetrug. probleme am Arbeitsplatz wurden so Tatsächlich war ich längst ein Alkogravierend, dass ich sie vor Kollegen holiker, ein Säufer. und Vorgesetzten nicht mehr verheimlichen konnte. In meiner Ehe kriselte Täglich ein halber Kasten es, schließlich trennte sich meine Täglich trank ich nicht nur ein Frau von mir. Dann kam es, wie es Bier. Auch nicht zwei oder drei. kommen musste: Ohne Führerschein, Zum Schluss war es täglich mindes- dafür aber mit Promille im Blut geriet tens ein halber Kasten: Zehn Flaich in eine Polizeikontrolle. Trotz eischen, jede zu 0,5 Liter. Macht rund ner Entziehungskur in einer staatli200 Gramm reiner Alkohol. Eine chen Einrichtung folgte schon kurze Dosis, die ich brauchte, um überZeit später der Rückfall. haupt „normal funktionieren“ zu Letzter Ausweg können. „Normal“ waren für mich zwei Promille Alkohol im Blut. Um Gefährdetenhilfe Letzter Ausweg aus der Sucht war diesen Pegel zu halten, musste ich für mich die „Gefährdetenhilfe Wegständig nachfüllen. Der erste Griff zeichen“ in Enzklösterle (Badennach dem Aufstehen war der zur Württemberg). In einer ehemaligen Flasche Bier neben dem Bett. Auf Pension nehmen Gaby und Wolfgang fehlenden Alkohol reagierte mein Körper mit Zittern, Ausbrüchen von Isenburg dort alkohol- und drogenabhängige Männer in ihre Wohngemeinkaltem Schweiß bis hin zu Krampfanfällen und kurzzeitiger Ohnmacht. schaft auf. Auf dem Fundament des christlichen Glaubens lebt und arbeiWichtiger als Frau und Kinder tet man dort zusammen und stellt die Die Sucht hatte mich voll im Griff. Weichen für sein Leben neu. Aus 35 Meine Gedanken kreisten fast nur Jahren Sucht kann man nicht innernoch ums Bier: Wann ist endlich Mit- halb weniger Monate aussteigen. Das
war mir schnell klar. Der Wille zum Neuanfang muss ebenso da sein, wie der Bruch mit dem bisherigen Leben. Dazu gehören der Abschied von falschen Freunden sowie eine geografische Veränderung, raus aus dem alten Umfeld. Die Kraft für ein Leben ohne Alkohol fand ich in einem gelebten Glauben mit Jesus Christus.
Der Teufel in der Flasche Seit April 2010 arbeite ich – 51 – als Fotoredakteur bei idea in Wetzlar. Zudem habe ich in einer Freien evangelischen Gemeinde Anschluss gefunden. Seitdem ich weiß, dass Jesus alle meine Schuld auf sich genommen hat, lebe ich bewusster und befreiter. Befreit auch deshalb, weil ich nun auch anderen Menschen vergeben kann. Aus dem Glauben und dem täglichen Gebet schöpfe ich die Kraft, der Versuchung Alkohol seit nunmehr über zwei Jahren zu widerstehen. Denn der Teufel lässt nicht locker. Er steckt im wahrsten Sinne des Wortes in der Flasche.
Das Wort der Woche
„Die Leiden der Kirche kommen gerade aus dem Innern. Die Sünde existiert im Innern der Kirche. Nötig ist deshalb die Bereitschaft zu Buße und Vergebung. Man muss realistisch sein und anerkennen, dass es immer Attacken des Bösen geben wird; am Ende jedoch ist Christus aber stärker.“ Papst Benedikt XVI. Für ihn kommt – wie er jetzt sagte – die größte Verfolgung der Kirche nicht von außerhalb, sondern „entsteht aus der Sünde innerhalb der Kirche“.