Idea Spektrum Schweiz 25/2010

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Einzelverkaufspreis: Fr. 4.00

Spektrum l idea

Nr. 25

23. Juni 2010

G 7405

Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt

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G tt

Brisantes Thema für die 2000 Teilnehmer am «Crea»-Jugendmeeting Seite 7 Seite 4: Religionsartikel

Seite 8: Spendenaufruf

Seite 12: Gunten

Seite 18: Verkündigung

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Predigt soll helfen, den Himmel zu öffnen

Viele Menschen kennen Jesus noch nicht!

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grÜezi

Wenn alles möglich wird «Wir glauben an euch!» Wuchtig verkündete es der «Blick» am Tag des WM-Spieles gegen Spanien. Und siehe da: Die Schweizer Fussballer erkämpften sich einen historischen Triumph. Darauf erbebte der Berner Bahnhof – ich mitten drin. Matchwinner Fernandes und Goali Benaglio wurden mit Lob und Preis überschüttet, Coach Hitzfeld wie ein Messias gepriesen. Sage noch einer, der Fussball weise keine religiösen Züge auf! Kurz zuvor sprach ich im Bundeshaus mit Nationalrat Walter Donzé über die politische Dimension der Religion. Genauer: über einen Religionsartikel in der Bundesverfassung. Mit einer Parlamentarischen Initiative bezweckt der EVP-Politiker dreierlei: Die bewährten christlichen und freiheitlichen Werte sollen nachhaltig geschützt, unsere Rechtsordnung respektiert und der Religionsfrieden gewährleistet werden (Seite 4). Hohe Ziele! Und das in einer multireligiösen Gesellschaft, die ihre gemeinsame Identität weitgehend verloren hat. In einer Zeit, in der die Kirchen von Schwindsucht und die religiösen Bindungen von einem «schleichenden Erosionsprozess» betroffen sind, wie das Allensbacher Institut soeben feststellt. Doch sind Religionsfreiheit und Religionsfrieden unverzichtbare gesellschaftliche Güter. Schon länger haben der Evangelische Kirchenrat und die EVP darum über einem Religionsartikel gebrütet. Nun will Walter Donzé kurz vor seinem Rücktritt als Nationalrat Nägel mit Köpfen machen. Er denkt auch an die Minarett-Initiative. Frontbild: crea/Balz Kubli

Donzé sieht das politische Heil weniger in Verboten als in klaren Ordnungen. Nur: Mit einem Religionsartikel könnten eine Minarett-Initiative oder auch ein Burka-Verbot kaum verhindert werden. Doch Donzés Vorstoss kann mithelfen, die wichtige Diskussion über unsere traditionellen christlichen Werte und das religiöse Miteinander auf breiter Ebene anzustossen. Vielleicht kann dies letztlich auch dazu führen, die Angst vor der Scharia und andern extremen Einflüssen zu mindern. Die Politik soll sich um gute Voraussetzungen für das religiöse Leben kümmern. Die Kirchen jedoch haben sich zuerst auf ihr Kerngeschäft zu konzentrieren. Die besten politischen Rahmenbedingungen verpuffen, wenn die Menschen nicht wissen, warum und was sie glauben sollen. Eine starke christliche Kultur wird ohne starke Glaubenssubstanz auf Dauer nicht zu haben sein. Das Ringen um eine akzeptable Religionspolitik bleibt ohne das Ringen um erlöste Menschen eine fruchtlose Alibiübung. Heimfahrt im Intercity. «Unglaublich, das hätten wir nie für möglich gehalten!», sagt der schicke Geschäftsmann vis-à-vis. Schon steckt ein ganzes Abteil von wildfremden Menschen im Fussballfeuer. Ich denke unweigerlich an Jesu Aussage: «Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt.» (Markus 9,23) Der Glaube an die Schweizer Fussballer ist ziemlich gross momentan. Und der Glaube, den Jesus meint? ANDreA VONlANTheN

3 biblisch Ein Lieblingsbibelwor t von saymon Kuziem, Musikleiter in der Zürcher «Streetchurch», Gefängnis-Evangelist, auch am Christustag im Einsatz:

«er muss immer grösser werden und ich immer geringer.» (Johannes 3,30) «Das sagte Johannes der Täufer, bevor er Jesus live begegnete. Ich überlege mir immer, was für ein demütiger und vor allem simpler Mann er sein musste, dass er so etwas sagen konnte, obwohl er Jesus noch nicht gesehen hatte. Nun, in meinem Fall möchte ich mich so demütigen, dass ich wie Johannes keinen Anspruch auf ein feines Leben habe, keine tolle Kleidung trage und mich nur von ‹Heuschrecken› ernähre. So kann ich tun, was Gott von mir will und muss weniger auf meine menschlichen Ansprüche achten.»

WÖrTlich «Wir reformierten in langnau hatten am vergangenen sonntag wieder einmal einen gottesdienst, in dem die Predigt mich so inspiriert hat, dass einiges ausgelöst wurde und ich ganz ‹beflügelt› in die neue Woche gestartet bin. Und das war keine Ausnahme, und für unseren Nachbarort Adliswil gilt das gleiche.» erika blass, Leserbriefschreiberin aus Langnau am Albis, im «Tages-Anzeiger».

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BRENNPUNKT

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EVP-Nationalrat Walter Donzé über einen Religionsar tikel in der Bundesver fassung

«Der militante Islam ist eine Bedrohung für uns» Der Religionsfrieden könnte durch den militanten Islam und anderen Fundamentalismus gefährdet werden. Das meint der Berner EVP-Nationalrat Walter Donzé. Darum möchte er eine Diskussion über einen neuen Religionsartikel anstossen. In der Sommersession hat er gerade eine Parlamentarische Initiative dazu eingereicht. Und auch sein Rücktrittsschreiben.

«Spektrum»: Wie oft wird im Bundeshaus über Religion gesprochen? Walter Donzé: Man spricht auf parlamentarischer Ebene nicht gerne über Religion. Das zeigte sich gerade gestern. In der Diskussion über den Staatsvertrag mit den USA zitierte ein CVP-Vertreter die Bibelstelle, wonach alles seine Zeit habe. Daraus folgerte er, jetzt sei es Zeit, um den Vertrag zu unterschreiben. Links und rechts wurde negativ reagiert. Das heisst nicht, dass Religion für die Politik nicht relevant wäre. In jüngerer Zeit haben religiöse Themen an Brisanz gewonnen, wie die Abstimmung über die Minarett-Initiative zeigt. Doch viele Politiker halten Religion einfach für Privatsache. Warum braucht es überhaupt Religionen? Der säkulare Staat braucht keine Religionen. Religion entspricht aber einem tiefen Bedürfnis des

Will christliche Werte schützen: Nationalrat Walter Donzé kann sich einen Religionsartikel in der Bundesverfassung vorstellen.

Menschen, der ein Wesen ist, das eine transzendente Dimension braucht. Der Staat hat diese Dimension auf eine freiheitliche Ebene gelegt. Er will nur dort eingreifen, wo es um die Ordnung geht. Doch heute sind Entwicklungen zu beobachten, die den Staat beschäftigen müssen: Stichwort Burka, Dispens vom Schwimmunterricht, Weihnachtsfeiern, muslimische Friedhöfe. Überall dort, wo Religion das gesellschaftliche Leben tangiert, wird sie für die Politik zum Thema.

Fast gleichzeitig mit Ihrem Rücktrittsschreiben als Nationalrat haben Sie jetzt eine Parlamentarische Initiative für einen Religionsartikel einge-

reicht. Eine Art politisches Vermächtnis? Es ist dies die Einlösung eines Versprechens. Im Zusammenhang mit der Minarett-Initiative habe auch ich gesagt, dass der politische Islam zu einer Bedrohung für unser Land werden kann. Ich wollte aber nicht den Weg eines Verbotes gehen. Mein Ansatz war, dass der Staat den Religionsfrieden gewährleisten muss. Er muss sagen, welche Ordnungen bei uns gelten. Er soll sich auf die Freiheit und nicht auf Verbote konzentrieren. Handlungsbedarf besteht. Es lag nun nahe, dass ich diesen Vorstoss noch selber einbringen wollte. Sagen Sie einer politisch durchschnittlich interessierten

Der Rat an Marianne Streiff: «Lass dich von Gott führen!» Hand aufs Herz: Wie leicht fällt Ihnen der Rücktritt aus dem Nationalrat? Walter Donzé: Ich war gerne im Nationalrat. Mein Rücktritt war abgesprochen und geplant. Ich gehe ohne Emotionen. Ich sagte mir immer, mein Einsatz in Bern sei ein befristeter Dienst an der Gesellschaft. Ich betrachte es als Privileg, dass ich während zehn Jahren auf Bundesebene mitwirken durfte. Sie liebäugeln offenbar mit einem Comeback im Ständerat. Ich habe meiner Partei anerboten, bei den Ständeratswahlen von 2011 mitzumachen. Eine Ständeratskandidatur ist für uns als christBild: idea/av

liche Partei ein Muss. Sonst kommen wir in der Öffentlichkeit nicht vor. Doch die Partei hat die Freiheit, für oder gegen eine Kandidatur zu entscheiden. Wo sehen Sie künftig Ihren Auftrag für unser Land? Auf Bundesebene sehe ich mich vor allem als Ermutiger der Leute, die Verantwortung tragen. Auf lokaler Ebene werde ich mich weiter für die Partei einsetzen, neu wahrscheinlich als Präsident der Ortspartei. Welchen Rat werden Sie Ihrer Nachfolgerin Marianne Streiff mit auf den Weg geben? Ich sage ihr auf jeden Fall meine Un-

terstützung in der Einführungsphase zu. Ein Rat könnte dann sein: Geh grosszügig mit dem Papier um, das dauernd auf dein Pult flattert! Ich rate ihr aber auch: Nimm deinen Auftrag gelassen, und lasse dich von Gott führen! Welcher biblische Rat hilft einem Politiker immer? Meine Leitgedanken holte ich mir aus Titus 3. Hier werden wir aufgefordert, uns am Gesamtwohl zu beteiligen, aber nicht gehässig und nicht feindlich. Als Christ ist für mich Politik kein Machtkampf, sondern positive Einflussnahme auf die Entwicklung der Gesellschaft.

Sekundarschülerin bitte, was ein Religionsartikel ist. Ein Religionsartikel soll aufzeigen, wie Menschen mit unterschiedlichen Überzeugungen gut zusammenleben können. Unsere Verfassung kennt ja schon Grundfreiheiten wie die Glaubensfreiheit. Durch einen Religionsartikel sollen wichtige Fragen präzisiert und positiv geregelt werden. Mir gehts um vier Anliegen: 1. Jeder darf seine Religion frei wählen. 2. Jeder darf seine Religion ausüben. 3. Religion ist auf Kommunikation angelegt, und so soll jeder seine Religion frei kommunizieren dürfen. 4. Jeder hat die Freiheit, seine Religion zu wechseln. Beim letzten Punkt denken Sie wohl vor allem an den Islam. Es gibt nicht nur beim Islam Probleme bei einem Ausstieg, doch beim Islam sind sie offensichtlich. Der Islam lässt grundsätzlich keine Kritik zu. Und wer hier konvertiert, kommt in der Regel stark unter Druck. Mir gehts aber darum, die Religionsfreiheit zu gewährleisten. Darum setze ich mich auch seit Jahren für Menschen ein, die aus religiösen Gründen benachteiligt oder verfolgt werden. Sie stellen nun andere Religionen dem Christentum gleich. Der säkulare Staat darf sich nicht einseitig für eine Religion einsetzen. Er muss alle berücksichtigen. Gleichbehandlung ist geboten. Damit wählt er den Weg der Menschenrechte. Christen verstehen in diesem Punkt die Rolle des weltlichen Staates oft nicht ganz. Er muss alle Menschen schützen, die aus religiösen Gründen in Bedrängnis kommen, nicht nur die Christen. Wodurch sehen Sie den Religionsfrieden gefährdet? Aus der Diskussion um die Minarett-Initiative leite ich eine dreifache Sorge ab: 1. Unsere Rechtsordnung darf nicht unterlaufen werden. 2. Unser traditionelles geschichtliches Erbe und unsere christlichen Werte sollen geschützt werden. 3. Der Staat soll dafür sorgen, dass der Religionsfrieden nicht gefährdet wird.


BRENNPUNKT

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Unser Religionsfrieden ist nach Ihrer Ansicht effektiv gefährdet? Ich sehe ihn dann gefährdet, wenn Fundamentalisten Auftrieb bekommen und fundamentalistische Elemente kämpferisch gegen Andersdenkende vorgehen. Ich meine jetzt überhaupt nicht den Absolutheitsanspruch von Christus. Ich bekenne fröhlich, dass ich mich zu Jesus zähle und dass er für mich die Wahrheit ist. Aber ich sehe auch, dass Jesus im Neuen Testament nie die römische Religion bekämpft, sondern immer das Reich Gottes verkündigt hat. Er liess den Menschen immer die freie Wahl. Es gibt auf der Welt immer mehr Christenverfolgung. Auch bei uns sehe ich die Tendenz zur Verstärkung von religiösen Positionen, Spannungen und Fanatismus. Wenn sie in Gewalt ausarten, ist der Staat gefordert. Welchen Einfluss hätte ein Religionsartikel auf die MinarettInitiative haben können? Ich glaube nicht, dass man damit die Minarett-Initiative hätte vermeiden können. Es gibt bei uns eine Tendenz, mit solchen Initiativen politische Zeichen zu setzen. Ob damit auch die Wirkung erzielt wird, die man verspricht, ist eine andere Frage. Ich möchte einen andern Weg aufzeigen. Sonst gefährden wir letztlich unsere eigene Freiheit, das Evangelium zu bezeugen. Mit einer Verbotskultur laufen wir Gefahr, dass bald keine christlichen Symbole, keine Plakate und keine öffentlichen Kundgebungen mehr möglich sind. Und damit könnte unser christliches Erbe bedroht sein? Viele Leute befürchten offensichtlich, dass für einen Teil der Bevölkerung die Scharia eingeführt werden könnte. Oder nehmen wir das Beispiel der Freidenker. Es gab Orte, wo sie ihre Plakate nicht aufhängen durften. Als Folge davon wurden auch christliche Plakate nicht mehr zugelassen. In diesem Sinne kann jede Einschränkung auf uns selbst zurückfallen. Was bewirkt ein Religionsartikel im besten Fall? Gerade zugewanderte Menschen mit anderem religiösen Hintergrund und anderer Kultur könnten sich bewusst werden, dass unser Land seine eigene Geschichte und Tradition hat, die es

Der Wortlaut

EVP verzichtet

So lautet die Parlamentarische Initiative von Nationalrat Walter Donzé: «Verfassung und Gesetz sind so zu ändern, dass bewährte christliche und freiheitliche Werte in einer sich wandelnden Gesellschaft nachhaltig geschützt, unsere Rechtsordnung respektiert und der Religionsfrieden gewährleistet werden. Namentlich ist die Darstellung und Ergänzung der Art. 15 BV (Glaubens- und Gewissensfreiheit) und Art. 72 BV (Kirche und Staat) zu prüfen und eventuell ein neuer Religionsartikel zu schaffen.»

Der Zentralvorstand der EVP Schweiz hat am Samstag beschlossen, auf die Lancierung einer Volksinitiative für einen Religionsartikel zu verzichten. Das Anliegen werde zwar als nötig und wichtig erachtet, wie auch eine Vernehmlassung bei Parteigremien und kirchlichen Organisationen ergab. Über die konkrete Ausgestaltung gingen die Meinungen aber auseinander. Man wolle das grundsätzliche Anliegen nicht gefährden. Dies auch im Blick auf die Parlamentarische Initiative von Walter Donzé zu diesem Thema.

zu respektieren gilt. Ziel meines Vorstosses ist es, darüber nachzudenken, welche Vorkehrungen auf Verfassungs- und Gesetzesstufe notwendig sind, um diesem Anliegen Nachachtung zu verschaffen.

geht um unsere ganze Tradition und unsere Geschichte. Es geht um das Fundament, auf dem wir unsere Werte aufbauen. Im säkularen Staat können wir dem Volk nicht einfach eine Prägung aufzwingen. Doch das Volk will offensichtlich unsere bewährten Werte schützen. Die Bedrohung durch den militanten Islam zum Beispiel ist eine Realität.

Wie gehts weiter mit Ihrer Initiative? Wenn die Initiative von beiden Räten überwiesen wird, muss die Staatspolitische Kommission des Nationalrats klären, wie sie den Auftrag erfüllen will. Dazu gibt es verschiedene Anhörungen, bis dann zusammen mit der Verwaltung Lösungsansätze ausgearbeitet werden. Diese werden dem Parlament vorgelegt. Eine Verfassungsänderung käme vors Volk. Wie sehen Sie die Chancen Ihres Vorstosses? Wenn wir den Religionsfrieden stärken können, trägt dies zur Stabilität der Gesellschaft und zur Sicherheit der Bevölkerung bei. Diese Anliegen sollten eigentlich breite Unterstützung finden. Es gibt bereits eine Standesinitiative Basel-Land und ein Postulat, welchen der Bundesrat seine Unterstützung zugesichert hat. Worin unterscheidet sich ein Religionsartikel von einem Verfassungsartikel, der das Christentum als Referenzkultur verankert, wie ihn die EVP in die Diskussion brachte? Ich möchte deutlich sagen, dass das Anliegen der EVP nicht optimal eingeschätzt wurde. Wir haben nie angestrebt, dass das Christentum irgendwie für verbindlich oder gar zur Staatsreligion erklärt werden soll. Der Begriff Referenzkultur sagt einfach, woran wir uns orientieren wollen. Beim Religionsartikel geht es um mehr. Es

Ein engagierter Christ wird Ihnen sagen, wir sollten besser Evangelisation statt Religionspolitik betreiben. Selbstverständlich. Die Verkündigung des freimachenden Evangeliums muss Priorität haben. Dadurch werden Menschen neu und ihr Leben verändert. Das gilt für alle, auch für Moslems und für Neuheiden. Gerade darum will ich keine Beschränkung der Evangelisation. Wir brauchen beides! Der Staat seinerseits muss Vorkehrungen treffen, damit die Ausübung der Religion und das Zusammenleben gut möglich sind. Kann die Diskussion über die Religion im Bundeshaus auch das Gespräch über den Glauben fördern? Das ist durchaus möglich. Doch ich erwarte im Parlament nicht zuerst eine Glaubensdebatte. Das Zeugnis des Glaubens sehe ich auf der zwischenmenschlichen Ebene. Da wird Glaube sichtbar. Da können wir den Glauben mit persönlichen Erfahrungen und Zuspruch bezeugen. Die Debatte über die Religion aber kann helfen, dass Horizonte erweitert und Lösungen aufgezeigt werden, damit Leute mit andern Prägungen für unsere Bevölkerung nicht zum Ärgernis werden. Inter view: ANDREA VONLANTHEN

5 PODIUM

Wort vom Sport Der Sport hat viele Gemeinsamkeiten mit anderen Tätigkeiten. Aber er unterscheidet sich auch erheblich von ihnen, weil er das Spielfeld gewisser universeller und unantastbarer Wahrheiten geworden ist, wie sie in der Bibel beschrieben sind. Besonders in Europa propagieren die Eliten und ein grosser Teil der Gesellschaft Ideologien und pseudowissenschaftliche Behauptungen, denen die erbarmungslosen Realitäten des Leistungssports widersprechen. Während manche Pädagogen das regelmässige Üben und das schmerzhafte Lernen zugunsten bequemerer, aber auch weniger wirksamer Methoden ablehnen, zeigt uns der Sport, dass nur harte Arbeit, Ausdauer und Disziplin zum Erfolg führen. Während zahlreiche Zeitgenossen sich für eine europäische oder sogar weltweite Union einsetzen und bei jeder Gelegenheit den überholten Charakter der Grenzen betonen, bezeugt die Fussball-WM die natürliche und tief verwurzelte Anhänglichkeit der Völker an ihre Nationalmannschaft, also an ihre Nation – eigentlich eine göttliche Institution, um einen planetarischen Totalitarismus zu verhindern. Während man in der Gesellschaft zunehmend jede Idee von Unterschied zwischen den Geschlechtern zurückweist, beweist uns die Fussball-WM, dass Männer und Frauen zwar zutiefst gleichberechtigt, aber nicht identisch sind. Keine einzige Frau spielt in den 32 Mannschaften in Südafrika! Während die politischen und wirtschaftlichen Mächte behaupten, alles zu beherrschen, akzeptieren die meisten Sportinteressierten die permanente Ungewissheit des Sports und die Tatsache, dass die besten Pläne … durch Gottes Hand umgeworfen werden können! Der Sport kann der heutigen Welt sicherlich viele Lektionen erteilen! JEAN-PIERRE GRABER Der Autor, Dr. rer. pol., ist Nationalrat der SVP, von Beruf Rektor und wohnt in La Neuveville BE.


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TAGESSCHAU

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«Crea»-Jugendmeeting zum Thema «Zehn, Neun, Acht, Sieben, Sex.»

Wie kann man Sex so leben, dass es Gott ehrt? Offen und befreiend über Sex sprechen: Das war das Ziel des «Crea»-Jugendmeetings 2010 auf St. Chrischona. Dabei wurde klar, dass die Kluft zwischen gesellschaftlichen Normen und biblischen Grundlagen tief ist. «Sex ist Gottes Idee», stellte Wilf Gasser gleich zu Beginn klar. Der Sexualtherapeut und Präsident der Schweizerischen Evangelischen Allianz stand zusammen mit seiner Frau Christa auf der «Crea»Bühne und betonte die positiven Seiten der Sexualität. Dies würde gerade auch in der Bibel hervorgehoben: «Sexualität ist eine geniale Möglichkeit, einen andern Menschen zu beschenken und sich selbst beschenken zu lassen.»

Tiefe Zerrissenheit

Und doch scheinen viele mit diesem Geschenk Mühe zu haben. «Eine Umfrage unter 230 Jugendleitern im Vorfeld des «Crea» zeigte, dass offenbar bei vielen eine tiefe Zerrissenheit herrscht», so Peti Bruderer, der von Chrischona als Hauptverantwortlicher fürs

der körperlichen Liebe geschehe oft dann, wenn man mit den anderen Ebenen nicht zurechtkomme. «Intimität bedeutet wörtlich ‹in die Furcht hinein›.» Zu diesem Weg müsse man sich bewusst entscheiden und lernen, mit Unsicherheiten umzugehen: Bin ich geliebt? Bin ich liebesfähig? «Weicht den Unsicherheiten nicht einfach aus, indem ihr Bestätigung durch Sex sucht», forderte Christa Gasser die Jugendlichen heraus. Offen und befreiend über Sex reden: Christa und Wilf Gasser.

«Crea» angestellt ist. «Der Graben zwischen meist hohen biblischen Idealen und der Realität des Lebens ist tief.» Während die meisten Jugendleiter sich wünschten, im Bereich der Sexualität geduldig zu sein, hätten viele es nicht geschafft, entsprechend diesem Wunsch zu leben. «Der Druck, sich den ‹normalen› gesellschaftlichen Regeln unserer Zeit anzupassen, ist gross. Viele von uns kämpfen mit unerfüllten Sehnsüchten oder vergangenen Fehlern», so Bruderer. Auch deshalb sei es an der Zeit, das

Auch bei Dauerregen kann das Campen viel Freude machen.

brisante Thema am «Crea» aufzugreifen. Zu einfache Antworten auf die brennenden Fragen der Jugendlichen wollte man dabei aber nicht liefern. «Wie weit man als Paar sexuell gehen darf, ist gar nicht die Frage», stellten Gassers als Hauptreferenten gleich in der ersten von fünf Plenarveranstaltungen klar. Viel besser frage man sich, ob man mit seinem Körper so umgeht, dass es Gott ehrt.

Drei Ebenen beachten

Gassers betonten, dass Sex in den schützenden Rahmen der Ehe gehöre. «Doch es ist ein langer Weg vom Ich zum Wir», erklärte Christa Gasser, die seit 27 Jahren mit ihrem Mann verheiratet ist. Hilfreich sei ein Intimitätskonzept aus drei Ebenen: Körper, Seele und Wille. Um als Paar wirklich eins zu sein, müsse man die drei damit verbundenen Arten von Liebe im Blickfeld haben. «Eros, die körperliche Liebe, Agape, welche auf das Herz zielt, und Philia, die den gemeinsamen Entschluss eines Paares betont.» Eine einseitige Betonung

Ein «mega cooler» Anlass mit einem Thema, das jeden angeht Rahel Brühwiler, 16, Arbon: «Das Wetter war leider nicht so gut, doch sonst war das Crea mega cool! Wir kamen sehr müde heim, weil wir meist erst um 3 Uhr geschlafen haben. Vorher war immer viel los. Interessant waren die Plenaranlässe zum Thema «Sex». Bis jetzt habe ich mich nicht so stark mit diesem Thema beschäftigt. Mir ist bewusst geworden, dass es sich lohnt, mit dem Sex auf den richtigen Partner zu warten. Dazu ist es nötig, sich Bild: Crea/Balz Kubli

nicht zuerst auf den Partner, sondern auf Gott zu fokussieren.» Andreas Opitz, 19, Schopfheim: «Das Thema rund um die Sexualität betrifft doch eigentlich jeden. Mich hat es angesprochen. Ich war bereits zum vierten Mal am Crea. Es gehört ganz natürlich in meine Jahresplanung. Schon das Campen ist eine tolle Erfahrung. Über allem steht für mich immer die tolle Gemeinschaft!» Sabine Roser, 22, aus Basel, jetzt

in Bern lebend: «Das Crea ist für mich einfach eine Supersache. In meiner Freizeit bin ich Jugendleiterin und trage viel Verantwortung. Am Crea gefällt mir auch, einfach nur geniessen zu können. Ich habe das Seminar über die sexuelle Ausbeutung besucht. Dabei wurde mir wieder ganz klar, wie wichtig es ist, Kindern und Jugendlichen Selbstwert zu vermitteln und sie in ihrer Identität zu stärken. Das möchte ich noch viel ernster nehmen.»

Weisser und schwarzer Wolf

Kaputt gemacht würden Beziehungen durch eine ich-bezogene, orgasmus-orientierte Sexualität. «Pornografie ist ein riesiges Problem – nicht nur bei Männern», stellte Wilf Gasser klar. Wer damit ein Problem hat, könne sich selten von einem Tag auf den anderen davon befreien. «Bildlich gesprochen kämpfen in uns ein weisser und ein schwarzer Wolf gegeneinander. Der schwarze will uns immer wieder versuchen. Gewinnen wird am Ende der, den ich mehr füttere.» Doch, auch wenn der schwarze Wolf siegt, sei eines klar: «Gott hilft uns auch im Bereich der Sexualität immer wieder neu aufzustehen, wenn wir versagen.»

2000 Teilnehmer, 300 Helfer

Das «Crea» fand am Wochenende zum 18. Mal auf St. Chrischona bei Basel statt. Ursprünglich aus dem Chrischona-Jugendtag hervorgegangen, wird es heute von Jugend Chrischona Schweiz verantwortet und in Zusammenarbeit mit den Jugendverantwortlichen der Gemeindeverbände FEG, ETG und VFMG durchgeführt. Ziel des «Crea» ist es, die Teilnehmer mit einem Durchschnittsalter von 19 Jahren zu einem Lebensstil mit Sinn und Inhalt anzuleiten. Neben den Plenarveranstaltungen wird von Freitagabend bis Sonntagnachmittag ein volles Rahmenprogramm geboten: Konzerte, ein Band-Wettbewerb, Workshops, Seminare und ein Missions-Parcours. Dieses Jahr nahmen über 2000 Jugendliche am «Crea» teil. Hinzu kamen 300 meist ehrenamtliche Helfer. DAVID SOMMERHALDER www.creameeting.ch


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TAGESSCHAU

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JOURNAL

Nach dem Christustags zieht der Präsident Bilanz

«Sunnebad» Wie weiter?

René Winkler: «Gewisse Ernüchterung»

Verschiedene Interessenten haben dem Diakonissen-Mutterhaus St. Chrischona (DMH) Angebote für das «Sunnebad» in Sternenberg unterbreitet. Der Stiftungsrat des DMH will bis Ende Juli einen Grundsatzentscheid fällen. Der Betrieb soll auf jeden Fall in einem christlichen Kontext weitergeführt und im Herbst dieses Jahres wieder eröffnet werden. Dies schreibt die Stiftung in einer Medienmitteilung. (idea)

Evakuierte aufgenommen

Nach dem Brand einer Garage im Schaffhauser Quartier Buchthalen am 17. Juni öffnete die Chrischona-Gemeinde Schaffhausen mitten in der Nacht ihre Türen und nahm 120 evakuierte Personen vorübergehend auf. (idea)

Eine Klima-Checkliste

Anlässe von Christen sollen auf ihre Umweltbelastung überprüft werden. Um dies zu unterstützen, hat die Arbeitsgemeinschaft Klima, Energie und Umwelt (AKU) der Evangelischen Allianz den Leitfaden «Veranstaltungen organisieren und auf die Umwelt Rücksicht nehmen» erstellt. Er kann von den Webseiten www.each.ch oder www.sea-aku.ch als PDF heruntergeladen werden. (SEA)

Samuel Moser 75

Der frühere Präsident des Verbandes Evangelischer Freikirchen und Gemeinden, Samuel Moser, hat am 20. Juni in Belp das 75. Lebensjahr vollendet. Von 1986 bis 2002 war er auch Vorsteher der Vereinigung Freier Missionsgemeinden (VFMG), zu deren Mitbegründern er 1967 gehörte. Hauptberuflich war Moser in der eidgenössischen Zollver waltung tätig. Heute ist er weiter in mehreren evangelikalen Organisationen tätig, so als stellvertretender Vorsitzender von idea Schweiz, als Vorstandsmitglied von ideaDeutschland und des Missionswerks Intermission. Er wird häufig zu Vorträgen über Altersfragen und zu Predigtdiensten eingeladen. Seine Er fahrungen im Glauben sieht er als Bestätigung des Prophetenwortes, dass die Sonne der Gerechtigkeit und Heil denen beschieden ist, die Gottes Namen fürchten (Maleachi 3,20). (idea) Bild: csbern

Monatelang hat René Winkler mit einem Komitee auf den Christustag hin gearbeitet – nun gehört der Anlass bereits der Vergangenheit an. Mit einem Spendenaufruf will das Komitee das absehbare Defizit von über 150 000 Franken bekämpfen. René Winkler atmet durch und überlegt, bevor er über den Christustag spricht. «Vor allem spüre ich eine grosse Zufriedenheit. Der Vorbereitungsprozess verlief sehr konstruktiv, es gab keine Bruchstellen. Das Team hat Hand in Hand gearbeitet.» Dies zu erleben sei für ihn der eigentliche Höhepunkt des Tages gewesen. «Viele unterschiedliche Menschen wurden zu einem Ganzen, weil sie an einem Strick gezogen und auf ein Ziel hin gearbeitet haben.»

Positive Rückmeldungen

Die unzähligen positiven Rückmeldungen bestätigten Winkler, dass der Christustag gut gelungen ist. «Viele erzählten, sie seien ermutigt und berührt worden.» Enttäuscht hat Winkler die Teilnehmerzahl. «Es liessen sich weniger Christen mobilisieren für dieses Zeichen der Zusammengehörigkeit, als wir angenommen

hatten. Das ist schade.» Über die Gründe spekuliert der Präsident: War es das Wetter, der ungewohnte Vorverkauf, der Preis – oder eine geringere Bedeutung des Tages bei den Christen?

nehmer. «Es ist eine Nagelprobe für uns. Wir glauben, dass Gott uns auch in dieser praktischen Angelegenheit versorgt, aber wir wissen nicht, wie es herauskommt.»

Stadionkenner im OK

Programm zu dicht

Das Motto «Dominus providebit – Gott versorgt» erlebten Winkler und das Komitee bereits in der Vorbereitung. «Da war beispielsweise der ehemalige Eventmanager des Stade de Suisse, der im OK landete und uns eine riesige Hilfe war, weil er das Stadion hervorragend kennt.» Auch habe er immer wieder gestaunt über Gottes Timing, berichtet Winkler. «Er hat uns versorgt, wenn wir zweifelten.»

Brief an Teilnehmer

Das Motto gelte nach dem Christustag weiter. Aber Winkler gibt zu: «Wir sind noch einmal herausgefordert.» Die tiefere Teilnehmerzahl habe ein Loch von über 150 000 Franken ins Budget gerissen. Genaue Zahlen seien zwar noch nicht bekannt, klar ist jedoch: «Uns fehlen die TagungsBeiträge von etwa 5000 Leuten.» In den nächsten Tagen versende das Christustags-Komitee deshalb einen Spendenaufruf an die Teil-

Anders machen würde Winkler nicht viel. «Am Vorverkauf würde ich festhalten. Daran müssen sich Teilnehmer vielleicht noch gewöhnen, aber das Team kann besser planen.» Das Programm hingegen sei vielen Besuchern zu straff gewesen. «Eine längere Mittagspause und weniger Inputs am Nachmittag – darauf würde ich nächstes Mal achten.»

Nächster Christustag offen

Ist nach dem Christustag vor dem Christustag? «Wir werden diese Frage Ende August diskutieren.» Er verspüre eine gewisse Ernüchterung angesichts der Tatsache, dass sich die Christen nicht wie erhofft mobilisieren liessen, aber: «Die Wahrscheinlichkeit, dass es wieder einen Christustag gibt, ist grösser, als dass es keinen mehr gibt.» Wann und in welchem Rahmen sei aber noch offen. STEFANIE NIEDERHÄUSER Seite 11: Leserbriefe zum Christustag

Zweiter Spor ttag der christlichen Schulen der Schweiz in Bern

450 Kinder wetteiferten in Bern Zum zweiten Mal organisierte die Christliche Schule Bern (csbern) den Sporttag für christliche Schulen der Schweiz. 450 Schülerinnen und Schüler aus 18 christlichen Schulen rei-

sten an. In Fünferteams kämpften die Kinder um Punkte und den Gesamtsieg. Die Siege in den zwölf Kategorien verteilten sich auf sieben Schulen. Je drei Siege gingen an die Schulkooperative aus Biel und an die organisierende CSBern. Weitere zwei Siege si-

Grosser Einsatz am christlichen Schulsporttag in Bern.

cherte sich die Berner Schule auf biblischer Basis (BSBB) aus Zollikofen. Die Rangliste und Bilder des Sporttags sind auf www.csbern.ch zu finden. Nach dem Teamwettkampf erkoren die kräftigsten «Giele» und «Modis» im Seilziehturnier die Finalisten. Bei den Älteren ging der Sieg wie im Vorjahr an die SalZH aus Winterthur und bei der jüngeren Kategorie siegte das Team der Ecole Timothée aus Genf. Neben dem Spass an den sportlichen Wettkämpfen bot der Sporttag eine Plattform fürs gegenseitige Kennenlernen und für den Austausch unter Schulleitern und Lehrkräften. MARKUS ZUBERBÜHLER


TAGESSCHAU

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Die reformier te Landeskirche Aargau sucht neue Musik

ÄXGÜSI

Junge Rockmusik ergänzt Orgelklänge

Gott ist dabei

«Neue Songs braucht die Kirche!» – davon ist die reformierte Landeskirche Aargau überzeugt. Deshalb schrieb sie mit der Erastus-Stiftung einen Musikwettbewerb aus. Er stiess über die Kantons- und sogar Landesgrenzen hinaus auf grosses Echo. «Junge Menschen haben etwas zu sagen. Sie haben einen Platz in der Kirche und sollen das spüren», sagt Christoph Zingg, Projektleiter des Aargauer Musikwettbewerbs. Wer denkt, dieser beschränke sich auf den Kanton Aargau, hat weit gefehlt. Neben Einsendungen aus anderen Kantonen sind Songs aus Deutschland und Österreich dabei. «Ein Song wurde uns aus der türkischen Hauptstadt zugesandt», berichtet Zingg begeistert.

Momentaufnahmen

Doch weshalb braucht die Kirche neue Songs? Zingg blättert nachdenklich das Kirchen-Gesangbuch durch. «Diese Lieder werden seit Jahrzehnten, gar Jahrhunderten gesungen. Sie haben einen unvergänglichen Charakter.» Doch daneben sei es wichtig, über aktuelle Themen zu singen. «Junge Musik funktioniert anders.» Sie beschreibe eine Lebenslage, erzähle eine Geschichte. Sie drücke Ängste und Zweifel aus, sei sozialkritisch oder zeige Dankbarkeit und Vertrauen. «Musik, die junge Menschen schreiben, hat keinen zeitlosen Anspruch. Sie ist eine Momentaufnahme.» Solche Momentaufnahmen will Zingg in die Kirche bringen. «Die eingesandten Texte sind echt. Sie sind ehrlich. Deshalb be-

Neue Songs braucht die Kirche: Christoph Zingg leitet den Musik-Wettbewerb und nimmt noch bis 30. Juni Beiträge entgegen.

rühren sie.» Er freut sich über die Vielfalt an Songs und Texten, die zusammengekommen ist.

Gott nimmt Anteil

Eine Stärke des Wettbewerbs liege darin, dass er nicht unterscheide zwischen christlich und weltlich. «Viele Lieder, die als weltlich eingestuft werden, haben religiösen Charakter. Und umgekehrt singen Christen Lieder, die das Potenzial haben, in die Welt zu gehen.» Es sei wichtig, junge Menschen spüren zu lassen, dass ihre Emotionen Platz finden in der Kirche und sie mit allem, was sie bewegt, vor Gott kommen dürfen. «Was Menschen manchmal nicht schaffen, gerade Christen leider oft nicht, das schafft Gott: Er hält uns aus, wie wir sind. Er harrt mit uns, er leidet mit uns, er tröstet nicht einfach mit schnellen Worten.»

Einfach und eingängig

Daneben denkt Zingg praktisch: «Wenn ich die Songs höre, sehe

Max Schläpfer: «Ohne Toleranz geht es nicht» «Eine Gemeinde ist generationenübergreifend. Noch nie lagen aber die Bedür fnisse und Vorstellungen der Generationen so weit auseinander, was ganz besonders für die Musik gilt», erklärt Max Schläpfer, Präsident Freikirchen Schweiz (VFG). Darum brauche es gegenseitiges Verständnis und Toleranz in der Anwendung der Musikrichtungen in den Gottesdiensten. Bild: idea/SN

Als oberste Maxime soll Musik in der Gemeinde dem geistlichen Zweck dienen, also der Anbetung Gottes, der Freude an seinen Taten, dem Nachdenken über seine Grösse. Wo sich die Gemeinde in diesen Zielen finde, träten Stilaspekte in den Hintergrund. Die meisten Freikirchen stellten sich dieser Diskussion ständig und fänden gemeinsame Wege mit den Generationen.

ich mich als Pfarrer auf der Kanzel stehen und der Gemeinde das Lied ankündigen. Da frage ich mich: Könnte die Gemeinde das Lied singen?» Ein Lied müsse einfach und eingängig sein. «Es wird Lieder geben, die wir in die Gemeinden bringen, damit sie gesungen werden. Aber es gibt Stücke, die kann man nicht singen. Aber der Künstler hat mit seinem Lied etwas zu sagen.» Für Zingg ist das Projekt «Neue Songs braucht die Kirche» mit einer CD-Aufnahme der Gewinnersongs nicht erledigt. «Ich möchte Workshops anbieten, gerade aus Songs, die bewegen, aber nicht in einem Gottesdienst gesungen werden können.»

Ungeschliffene Diamanten

Neben den Texten und Melodien interessieren Zingg die Talente der Interpreten. «Da hat es ungeschliffene Diamanten drunter, echte Perlen», schwärmt er. Für sie sei es eine Chance, sich der Jury zu präsentieren. «Für die Jury gewannen wir profilierte Köpfe, die sich in der Musikbranche auskennen. Dadurch verknüpft der Wettbewerb junge Talente mit der Musikwelt.» Die Arbeit mit den neuen Songs begeistert Christoph Zingg. Nachdenklich stellt er das Kirchengesangbuch zurück ins Regal. «Wer weiss, vielleicht steht in hundert Jahren eines dieser neuen Lieder da drin.» STEFANIE NIEDERHÄUSER Selbst komponierte Songs können bis am 30. Juni eingereicht werden über www.neue-songs.ref-ag.ch

«Alles, was ihr tut mit Worten oder mit Werken, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater, durch ihn.» (Kolosser 3,17) Was hat dieser Vers mit Fussball zu tun? Als mein Pastor die Gemeinde fragt, wie man Fussball schauen und dabei das Reich Gottes fördern kann, fällt mir spontan nichts ein. Blöde Frage, denke ich. Jetzt kommt wieder einer und versucht auf alles, das wirklich lustig ist, einen frommen Stempel zu drücken. Spielverderber! Gleichzeitig fühle ich mich ertappt. Ich dachte, ich sei längst darüber hinweg, Geistliches vom sogenannt Säkularen zu trennen. Wo er doch Herr über alles ist. Dass die Briten meiner Anglikanischen Kirche in Basel verklemmt wären, liesse sich kaum belegen. Ihr Verhältnis zum Feiern und zum Sport bei gleichzeitigem Tiefgang in geistlichen Fragen ist ansteckend. Nachdem wir also in meiner Gemeinde spontan sammeln, inwiefern Spielfreude und Spass beim Fussball Gott ehren, kommen wir auf das Fairplay zu sprechen: der gegnerischen Mannschaft den Gewinn gönnen, dem Land, das wir nicht so mögen, ehrlichen Herzens den Sieg erlauben. Aber es geht um mehr. Auf Zoten verzichten, auch wenn das noch so männlich rüberkommt. «Unsere Kinder werden uns beobachten und sehen, ob wir sonst fromm säuseln und hier plötzlich die Sau rauslassen», sagt mein Pastor. Leuchtet ein. So wahnsinnig interessiert mich Fussball nicht. Doch während dieser Sonntagspredigt merke ich mir: Nicht nur meine frommen Werke, auch meine Arbeit soll ihn ehren. Alles, was ich tue, tue ich vor dem Herrn. Wann immer ich grossen Spass habe, soll er auch dabei sein. DOROTHEA GEBAUER Die Autorin ist Leiterin Kommunikation und Medien der Pilgermission St. Chrischona in Bettingen BS.


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PublirePortage

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Missionarische Gemeinschaften pflanzen

Biotope der Hoffnung Am 11. Dezember 2009 startete in Stuttgart das erste Gründertraining der Vineyard DACH. Über 30 Teilnehmer waren dabei: von Hamburg über Kassel, Stuttgart und München bis in die Schweiz.

Der VFG – Freikirchen.ch Der 1919 gegründete Verband «VFG – Freikirchen Schweiz» will «die Zusammenarbeit im Blick auf den missionarischen Auftrag in der Gesellschaft verstärken, die Gemeinschaft unter den Verbandsmitgliedern vertiefen, die Akzeptanz der Freikirchen in der Schweizer Öffentlichkeit fördern und für christlich-ethische Werte in der Gesellschaft eintreten.» Zum VFG gehören 15 freikirchliche Körperschaften mit über 600 lokalen Gemeinden, vorwiegend in der deutschen Schweiz. Wir berichten auf dieser Seite über Entwicklungen und Aktualitäten aus den Schweizer Freikirchen, unter anderem über interessante Projekte der Mitgliedsverbände. Diese Seite wurde von Vineyard Schweiz als Publireportage in eigener Verantwortung geschrieben.

Die Mehrheit der Teilnehmenden stammt aus der Vineyard, andere kommen aus Baptistengemeinden, aus Freien evangelischen Gemeinden, der evangelischen oder katholischen Kirche. Das Beispiel Shakleton Der Tag begann mit einem historischen Rückblick auf Ernest Shackleton – einen jener Polarerforscher, die 1901 als erste den Südpol erreichen wollten (er schaffte es nicht als Erster). Die Ausgangslage war ähnlich wie bei einer Gemeindegründung – unbekanntes Territorium, widrige Umstände sowie hohe Ansprüche ans Teamwork und Durchhaltevermögen. Shackleton wurde vor allem dadurch bekannt, dass sein Schiff im Eis stecken blieb und auf dem Weg nach Hause dennoch alle Männer überlebten. Das Thema dieses ersten Moduls ist «Selbstführung» Die Persönlichkeit des Gründers ist extrem wichtig und ein Grundstock, auf dem das Projekt

einer neuen Gemeinde aufbaut. Zweiter Baustein ist der Umgang mit dem eigenen Denken: sich selbst motivieren, konstruktiv denken lernen und Rückschläge wegstecken. Der letzte Teil des Tages ist dem effektiven Führungsverhalten gewidmet.

Die Trainingsleiter Roger Keller ... ... gründete mit Freunden die Vineyard Liestal (CH), die sich in wenigen Jahren sehr dynamisch entwickelte, führte verschiedene Vineyards in Change-Prozessen und ist aktuell 2009 nach Kreuzlingen gezogen, um das Vineyard-Netz Bodensee zu gründen. Er verantwortet die Bewegungs-Entwicklung in der Schweiz. Ein Pionier – leidenschaftlich – überzeugend – das Leben und den König liebend. Roger ist mit Debora verheiratet, sie haben vier Kinder. Jochen Hackstein ... ... zog 2000 nach Berlin und gründete die Evangelische Laienbewegung Vineyard Berlin, die innerhalb der Evangelischen Kirche Berlin (EKBO) an mehr als drei Orten Kleingruppen und Bases unterhält. Sie sind fokussiert auf einen auftragsorientierten Lebensstil, familiäre Beziehungen und eine leidenschaftliche Spiritualität. Jochen ist selbständiger Unternehmensberater, verheiratet mit Steffi, sie haben vier Kinder. Marcus B. Hausner ... ... gründete 2007 die Vineyard Filstal und leitet heute die Evangelischen Vineyard-Gemeinschaften in Württemberg. Er ist Beauftragter der deutschsprachigen Vineyard-Bewegung für Kirche & Ökumene und leitet das Churchplanting-Team der Vineyard D.A.CH. gemeinsam mit Jochen und Roger. Marcus ist verheiratet mit Claudia, sie haben drei Kinder.

Das Gründertraining findet über die nächsten 18 Monate statt. Es ist jederzeit möglich, einzusteigen. Das nächste Modul zeigt, wie man eine geistliche Vision findet und formuliert. Im Oktober 2010 wird ein Training in Ostdeutschland starten und darauf eines in der Schweiz. «Churchplant-Taskforce» Das Training ist ein Ergebnis der Churchplant-Taskforce. Geleitet von Marcus Hausner, Jochen Hackstein und Roger Keller wurde ein Modell für Neugründungen entwickelt. Ausgangspunkt der Gründung ist die Person des Leiters. Um ihn herum findet sich ein Team mit einem Plan für das Vorgehen bei der Gründung. Vervollständigt wird der Ansatz durch die Wirkung nach aussen (Evangelisation) und das Fördern von Menschen in der Nachfolge (Jüngerschaft). Im Verlauf des Trainings finden 8 Module statt, die viel Raum zur Reflektion bieten und Tools vermitteln, um in diesen Bereichen den eigenen Weg zu finden. Das Training ist für einzelne Leiter wie für Teams entwickelt worden. Land entdeckt Insgesamt entfachte der erste Trainingstag eine Aufbruchstimmung unter allen Beteiligten. «Wir wissen jetzt, dass wir nicht alleine sind», meinte ein Teilnehmer. «Wir sind nicht mehr

www.vineyard.ch, www.freikirchen.ch, info@freikirchen. Redaktion: fritz.imhof@gmx.ch

die einzigen Verrückten.» Ein anderer fügte hinzu: «Wir gehen voller Energie zurück. Das Training gibt unsrer Arbeit Würde und zeigt uns, dass wir einen wertvollen Beitrag in unsrer Zeit liefern.» Shackletons Faszination mit der Antarktis begann, als er in einer Expedition als erster das Rossmeer durchfuhr und Land entdeckte. Er schrieb: «Es ist ein einzigartiges Gefühl, Land zu erblicken, das noch kein menschliches Auge gesehen hat.» Roger Keller Leiter Entwicklung Schweiz

Einsteigen Die nächsten Trainings beginnen in der Schweiz im Januar 2011 in Zürich und Olten. Mehr Informationen unter www.gründertraining.com oder direkt bei roger.keller@vineyard.ch.


WIRTsCHAFT

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LEsERBRIEFE

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sYNERgIE

«Ich entschuldige mich …» Das Lebensmotto «Geit nid – Git’s nid!» hatte den jungen Mann, von dem ich hier erzähle, in die ersten politischen Erfolge geleitet. Zuerst wurde er in den Stadtrat (Legislative) der Bundeshauptstadt gewählt, dann, erst 32-jährig, auch ins Kantonsparlament. Inzwischen ist er vom Stadtrat zurückgetreten, und den Sitz im Kantonsparlament musste er noch vor der ersten Session aufgeben. Er tat es zwar freiwillig, faktisch aber von seinen Parteikollegen gezwungen. Der Grund: er hat im Militär Benzin für eigene Zwecke abgezwackt. Eine tragische Geschichte – und extrem banal. Im Alltag sind wir dauernd mit Versagen konfrontiert, mit Versagen der anderen und eigenem. Es geht mir nun nicht darum, Unterscheidungen herauszuarbeiten zwischen

Dürfen wir Gott segnen? «idea Spektrum» Nr. 24 – «Die frohe Botschaft des Fünflibers», Lesermeinungen zum Christustag

Ist Geri Keller Gott … oder sogar höher als Gott? Ich stelle diese Frage, weil Pfarrer Geri Keller zum Abschluss des Christustags sogar Gott gesegnet hat. Das widerspricht dem Prinzip aus Hebräer 7,7, wo steht, dass das Geringere vom Höheren gesegnet wird. Und das Höhere ist und bleibt Gott. Erst recht nach Jubel und Applaus am Christustag. Gott existiert in sich selbst. Auf uns ist er darum eigentlich gar nicht angewiesen. Auf unseren «Segen» schon gar nicht. Dafür sind wir als seine Geschöpfe auf der ganzen Linie auf ihn und seinen Segen angewiesen. Schade, wenn da vor 25 000 Gläubigen etwas so Grundlegendes auf den Kopf gestellt wird. RICHARD FURTER, Scuol Als Teilnehmerin des Christustages war ich einmal mehr dankbar, dass am Schluss dieses Anlasses ein Se-

strafbarem und nicht strafbarem Versagen, zwischen hohem und geringem Deliktbetrag und einem Umfeld, das solche Handlungen fördert oder erschwert. Es geht mir gewiss auch nicht darum, diesen Mann schlecht zu machen. Es geht mir um die Frage: Wie gehen wir mit Versagen um? Ich weiss nicht, ob PR-Profis immer noch zur folgenden Strategie raten: Nur zugeben, was ohnehin bewiesen werden kann. Wahrheiten nie umfassend darstellen, sondern scheibchenweise. Beim erwähnten Jungpolitiker nützte alles nichts: Der Diebstahl war nicht zu leugnen. Was tun? «Ich fühle mich schwach», schreibt er. «Ich entschuldige mich für dieses Vergehen und möchte nicht, dass nun alle Leute schlecht von mir denken.» In einer anderen Zeitung weist er zudem darauf hin, nicht nur er habe Benzin gestohlen. Er gensgebet gesprochen wurde. Nichts ist tröstlicher und wirkungsvoller, als sich unter den Segen Gottes zu stellen. Ich stutzte aber, als Pfarrer Geri Keller in diesem Segensgebet plötzlich die «Vorzeichen» umkehrte und statt uns Menschen Gott segnete, Jesus Christus segnete und den Heiligen Geist segnete. Mir war es bei diesem Segnen nicht wohl. Es war für mich eine Anmassung: Das Geschöpf segnet seinen Schöpfer, der Unwürdige segnet den Allein-Würdigen, der Ungerechte den Gerechten. Meine Fragen: Was soll das? Dürfen wir das? Finden wir in Gottes Wort ein solches Segnen? Wer segnet wen? Bei meiner Bibellese bin ich am darauf folgenden Tag auf Hebräer 7,7 gestossen: «Nun ist aber unwidersprochen, dass das Geringe vom Höheren gesegnet wird.» (Luther) «Nun steht ohne jede Frage der Segnende über dem, der den Segen empfängt.» (Hoffnung für alle) Vielen Dank für eine Antwort von einem kompetenten Theologen und

Gottes Segen durften am Christustag Menschen aus vielen Ländern empfangen. Offen bleibt die Frage, ob Menschen auch Gott selber segnen dürfen. Bild: idea/MK.

hätte auch schreiben können (und wäre damit in den Chor der meisten Ertappten getreten): «Habt Mitleid mit mir und meinen Angehörigen – entschuldigt meine Handlung, ich war nicht der einzige, dem es ‹passiert ist›, und eigentlich bin ich nicht so schlecht, wie ihr jetzt meint.» Ich bin unendlich dankbar, dass Christen einen andern Weg des Umgangs mit Schuld gehen können, wenn sie sich dazu entschliessen. Im Wissen um die Vergebungsbereitschaft von Jesus muss ich nicht mich und meine Handlung entschuldigen, sondern kann im Gegenteil zu Schuld und Versagen stehen. Ich muss auch nicht mit dem Finger auf mögliche Mitschuldige zeigen, um die eigene Schuld kleiner zu machen. Ich will am Ende um Vergebung bitten – und kann die Vergebung erwarten, obschon ich oft noch an den Folgen eigener Schuld tragen werde. vielleicht auch für eine Erklärung von Pfarrer Geri Keller. MARIANNE VONLANTHEN, Arbon Die Besucher am Christustag wurden immer wieder emotional abgeholt. Bei der Geschichte zu «Dominus providebit» hat Mike Zurbrügg junge und ältere Leute in frohe Bewegung gebracht. Ich sah es mit eigenen Augen, wie eine ältere, rüstige Dame gekonnt an ihrem Platz ruderte! Die Traumgeschichten, wie Jesus Moslems im Schlaf anspricht, sorgfältig von Sascha Ernst vorgetragen, war spannend und emotional erlösend. Nicht nur ich hatte Tränen in den Augen. WALTER BOMMELI, Heilsarmeekorps Zürich

Immer nur Stückwerk

«idea Spektrum» Nr. 24 – «Gottes Wesen antasten?» In seiner Antwort auf den Leserbrief von Hans Peter Ehrsam schreibt Pfarrer Reinhard Möller: «Die Dreieinigkeit Gottes zu leugnen, heisst Vater, Sohn und Heiligen Geist mit Füssen zu treten.» Herr Möller beruft sich, um die Dreieinigkeit zu begründen (dieses Wort kommt in der Bibel nicht vor!) unter anderem auf die Kirchenväter. Die meisten dieser Kirchenväter waren aber stark von der griechischen Philosophie geprägte Heiden. Sie versuchten, die Dreiheit des Menschen (Körper, Geist und Seele – biblisch nicht begründbar) auch auf Gott zu übertragen. So entstand, oft gegen starken Widerstand der immer noch stark jüdisch geprägten Gemeinde, mit der Zeit ein griechisch geprägtes Gottesbild. Dieses Gottesbild wurde

Als PR-Berater dieses Mannes hätte ich geschrieben: «Es stimmt, dass ich mich des Diebstahls schuldig gemacht habe. Keine Umstände rechtfertigen diese Tat. Weil ich das Vertrauen meiner Wähler missbraucht habe, ziehe ich die politischen Konsequenzen. Mich erwartet ein Strafverfahren. Mein Handeln wird von Staates wegen gesühnt, und das finde ich richtig. Darüber hinaus bitte ich auch jene, die durch mein Handeln getroffen wurden, um Vergebung.» Die Achtung vieler Menschen wäre ihm sicher. So aber bleibt ein ungutes Gefühl. Können wir daraus etwas lernen? CHRIsTOPH WYss Der Autor ist Rechtsanwalt und Präsident der Internationalen Vereinigung Christlicher Geschäftsleute (IVCG). christoph.wyss@advobern.ch

– und hier irrt sich Herr Möller – von den Konzilien nach und nach bestätigt. So war zum Beispiel bereits beim ersten Konzil 325 vor Christi in Nicäa das Haupttraktandum das Wesen Gottes beziehungsweise der so genannte «Arianismus». Auch die nachfolgenden Konzilien beschäftigten sich vor allem mit der Natur und dem Wesen von Gott, Jesus, dem Heiligen Geist und von Maria. Da die Bibel keine Definition der Dreieinigkeit liefert, ist es uns auch nicht möglich – und von Gott deshalb vermutlich auch nicht erwünscht -, dass wir ihn zu «definieren» versuchen und «in eine starre Formel packen». Es gibt im Neuen Testament etwa zehn Bibelstellen, die eine Dreieinigkeit zu stützen scheinen. Es gibt aber auch etwa 40 Bibelstellen, die darauf hindeuten, dass Gott, der Vater, über dem Sohn steht, beziehungsweise Jesus dem Vater untergeordnet ist. So sagt Jesus in Johannes 17,3: «Das ist aber das ewige Leben, dass sie dich, den allein wahren Gott, und den, den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen.» Paulus sagt in 1. Korinther 13,9, dass «unser Wissen nur Stückwerk» ist. Bescheiden sollten wir dies anerkennen und uns hüten, einander besserwisserisch zu verurteilen. Wir sollen – und dürfen! – in der Erkenntnis Gottes wachsen. Und deshalb sollte auch die «Dreieinigkeit» ein Thema sein, über das wir nachdenken und diskutieren dürfen. Und wir dürfen guten Gewissens sagen, dass wir alle jetzt erst «durch einen Spiegel ein dunkles Bild» sehen. Warten wir ab: Eines Tages werden wir wirklich erkennen! RAINER TANNER, Wittenbach


WIRTSCHAFT

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Vor 100 Jahren nahm das Parkhotel Gunten am Thunersee seinen Betrieb auf

Ferien und Feste feiern in barocker Umgebung Den hohen Geburtstag des Parkhotels feiert das Direktionspaar Anne-Lise und Philemon Zwygart mit Empfängen und Festen für Behörden, Genossenschafter, Handwerker, einem Tag der offenen Tür, Führungen, einer Fotoausstellung und einem Jubiläumsmenu. «Das Parkhotel Gunten hat sich sehr gut entwickelt», berichtet Direktor Philemon Zwygart bei unserem Besuch im Hotelrestaurant mit Blick in den Park und auf den See. «2009 war für uns ein Rekordjahr mit 14 000 Logiernächten und einer Auslastung der Zimmer von über 80 Prozent in der Hauptsaison von April bis Oktober.» Die Beherbergung steuere einen Drittel zum Gesamtumsatz des Hauses bei. Zwei Drittel erziele das Team mit «Food and Beverage», also in der Restauration. Die Gastgeber richten pro Jahr gegen 250 Ban-

Lockt seit 100 Jahren Gäste an den Thunersee: Das Parkhotel Gunten mit dem Park und der neuen Parkresidenz Gunten (rechts).

kette, Hochzeitsfeste und andere Feierlichkeiten aus. Der restaurierte Neobarockbau mit JugendstilElementen, der grosszügige Park mit altem Baumbestand in der Seebucht und das Alpenpanorama bilden dazu einen geeigneten Rahmen.

Nächstenliebe vorleben Impressum Idea Schweiz Herausgeber: Idea Information AG, 4410 Liestal Verwaltungsrat: Heiner Henny, Präsident; Sam Moser, Stellvertreter; Paul Beyeler, Hans Lendi, Hansjörg Leutwyler, Hanspeter Schmutz Ideelle Trägerschaft: Schweizerische Evangelische Allianz (SEA), Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG), Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) Redaktion: Josefstr. 32, 8005 Zürich, Tel. 044 444 16 44, Fax 044 444 16 49 E-Mail: redaktion@ideaschweiz.ch Internet: www.ideaschweiz.ch Chefredaktor: Andrea Vonlanthen Büro: Bahnhofstr. 65, 9320 Arbon Tel. 071 446 70 02, Fax 071 446 74 88 E-Mail: andrea.vonlanthen@ideaschweiz.ch Redaktor: Manfred Kiener Er weitertes Team: Esther Reutimann, David Sommerhalder, Helena Gysin, Thomas Hanimann, Iris Muhl, Sibylle Zambon, Christian Bachmann, Mirjam Fisch Inserateservice: Jordi AG – das Medienhaus, Roland Rösti, Belpbergstr. 15, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 25, Fax. 031 819 38 54 E-Mail: inserate@ideaschweiz.ch Aboservice: Jordi AG – das Medienhaus, Ursula Seifried Jordi, Belpbergstr. 15, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 20, Fax. 031 819 38 54 E-Mail: abo@ideaschweiz.ch Abopreise: Jahresabo Fr. 145.–, Seniorenabo Fr. 117.–, Halbjahresabo Fr. 77.–. Das Abo ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar. Konto: PC-Konto 40-788586-4 Idea Information AG, 4410 Liestal Layout/Druck/Versand: Jordi AG – das Medienhaus, Belpbergstr. 15, 3123 Belp, www.jordibelp.ch

Bild: Parkhotel

«Wir wollen als Gastgeber Nächstenliebe vorleben und weniger darüber sprechen», schildert Philemon Zwygart die im Haus diskret gelebte christliche Grundhaltung. So liegen in einer Glasschale in der Hotelhalle Kärtchen mit Bibelversen auf. Acht Wochen im Jahr logieren Theologen im Hotel und halten Besinnungen und Vorträge. Fruchtsäfte zur freien Verfügung der Gäste im Erfrischungscorner zeigen Grosszügigkeit. Zwygarts pflegen mit ihrem Team Werte wie Freundlichkeit und Qualität und nehmen sich Zeit für Gespräche mit Gästen. «Wir bestreiten nun die 13. Saison im Betrieb und haben in den letzten Jahren viel erreicht. Es ist für uns eine wichtige und schöne Aufgabe, dieses Niveau zu halten», betont Philemon Zwygart. Gegenüber den Gästen und der Öffentlichkeit wollten sie als Christen punkto Qualität und Freundlichkeit einen positiven Eindruck hinterlassen. «Uns fasziniert die Arbeit im Hotel. Wir lieben Menschen und dienen ihnen gerne.»

Nähe zur BewegungPlus

Mitglieder der damaligen Gemeinde für Urchristentum (GfU),

die sich heute BewegungPlus nennt, gründeten 1957 die Genossenschaft für Evangelische Ferien-, Alters- und Bildungsheime (Gefab). Die Gefab übernahm 1958 den Betrieb und ist seither Besitzerin des Parkhotels. Lange Jahre beherbergte das Parkhotel in den Wintermonaten unter anderem Dozierende und Studierende der Bibelschule Gunten/Emmetten. Bis heute bestehen freundschaftliche Beziehungen zur BewegungPlus. Vertreter der Freikirche finden sich unter den 280 Genossenschaftern der Gefab oder engagieren sich im Vorstand. Die Leiter der BewegungPlus treffen sich für theologische Tagungen im Parkhotel.

Neuer Panorama-Rundweg

Philemon Zwygart präsidiert den

Tourismus-Verein von Aeschlen, Gunten und Sigriswil. Vor wenigen Wochen lehnte die einheimische Bevölkerung ein NaturparkProjekt ab. Das bedauert er als Hotelier und Touristiker. Doch freut er sich auf den geplanten Panorama-Rundweg. Dieser Weg wird Wanderer über Stock und Stein und über Hängebrücken rund um den Thunersee führen. Nach Möglichkeit berücksichtigt die Betriebsleitung Handwerker und Lebensmittel-Lieferanten aus der Region. So bringt der Dorfbäcker Gipfeli und Brote ins Hotel. Zwygarts Engagement und diese Nähe zum Gewerbe haben dem Parkhotel zu einer hohen Akzeptanz in der Bevölkerung verholfen.

Wellnessanlage geplant

Das historische Gebäude, die ausgezeichnete Lage neben dem murmelnden Guntenbach am Thunersee und der Park mit Palmen und uralten Bäumen bilden eindeutige Standortvorteile. Laut Philemon Zwygart führen diese Gegebenheiten auch zu Verpflichtungen. So steht das Gebäude unter Denkmalschutz und liegt in der Hotel-, Gewässer- und Uferschutzzone. Das stellt an sich schon einen Wert dar, hat aber auch seinen Preis. Um vor allem auch in der Nebensaison noch mehr Gäste ins Parkhotel zu locken, planen Zwygarts mit dem Gefab-Vorstand einen Wellnessbereich. MANFRED KIENER

Parkhotel Gunten führt neu eine Parkresidenz Das Parkhotel Gunten ist ein Dreisterne-Ferienhotel und von den Krankenkassen als Kurhaus anerkannter Betrieb mit 80 Betten in 52 Zimmern. 35 Mitarbeitende teilen sich 28 Stellen und bilden sechs Lehrlinge aus. Die Gefab steckte in den letzten Jahren unter Zwygarts Leitung fünf Millionen Franken in die Renovation des Hauses und die Erneuerung von vorerst 37 Zimmer. Im Hotel stehen den Gästen ein Tagungs- und vier Gruppenräume, ein Beauty-Bereich, ein Fitnessraum, eine Internetecke, eine Bibliothek und das Kinder-Spielzimmer «Aqualino» zur Verfügung. Das A-la-carteRestaurant wartet mit 70 und auf

der Garten- und der Seeterrasse mit 140 Sitzplätzen auf. Auf dem Gunten-Delta neben dem Hotel realisierte die Gefab neu die Parkresidenz Gunten mit zwölf Wohnungen für ältere Menschen. Die Wohnungen haben einen gehobenen Ausbaustandard. Die zum See hin runde Südfassade mit der Balkonzone gibt die Sicht frei auf den Park, den See und die Berge. Mieter haben bereits neun der zwölf Wohnungen bezogen. Auf Wunsch stehen ihnen ein Fitnessraum und Dienstleistungen des Parkhotels wie Reinigung oder Verpflegung zur Verfügung. www.parkhotel-gunten.ch


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«Das Reich Gottes besteht nicht in Worten, sondern in Kraft.» (1. Kor 4.20)

Sie sind herzlich eingeladen, mit uns zu feiern!

Vielleicht sehnen Sie sich nach mehr Kraft, doch da lähmen die alten Fragen, Ängste und Zweifel: Warum lässt Gott das zu? Ist Gott wirklich ein Gott der Liebe? Woher kommt das Böse? Hiob – auch mein Schicksal? Wunder – wie denn? «Bergeversetzender» Glaube?

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TAGESSCHAU

ideaSchweiz l 25/2010

Sozialforum der Evangelischen Allianz Basel vermittelt starken Impuls

Spirituelle Erfahrungen im Dreck des Alltags Mit einem Sozialforum – sinnigerweise im Christian Friedrich Spittler Haus – vermittelte die Evangelische Allianz Basel am 10. Juni den Kirchen und Gemeinden einen kräftigen Impuls, um der sozialen und diakonischen Arbeit mehr Priorität einzuräumen. «Wir geben ihnen Geld. Was wir ihnen nicht geben können, ist Liebe.» Auch an diesem Abend zitierte Wendepunkt-Gründer Hanspeter Lang das Bonmot der Zürcher Alt-Stadträtin Monika Stocker. Sie bestätigte ihm damit, dass die Christen neu gerufen sind, sich für die sozial Schwachen einzusetzen. Für ihn bedeutete dies die Gründung der Stiftung Wendepunkt mit ihren Arbeitszweigen, so unter anderem die Schule für Sozialmanagement.

Für das Wohl verantwortlich

Wenn man bei Gemeindebehörden nach den Gruppierungen frage, die ihnen Sorgen machen, seien es die alleinerziehenden Mütter, die überschuldeten Jugendlichen und die Langzeitarbeitslosen, stellte Lang fest. Der Staat könne seine

Das Podium: Rahel Pestalozzi (Stadtmission Basel), Rolf Mägli (Amtsleiter Sozialhilfe BS), Hans-Peter Lang (Stiftung Wendepunkt), Konrad Meyer (Leiter Diakoniestelle reformierte Kirche Basel), Michel Fischer (Vineyard Basel), Elsbeth Oberli (Heilsarmee) und Philippe Waegeli (Vormundschaftsbehörde Basel).

Versprechen der sozialen Wohlfahrt für alle immer weniger einhalten. Daher seien die Christen gefragt. Sie hätten Antworten in einer Zeit, die mehr vom Mangel als von Wohlergehen geprägt sei. Lang wagte die These: «Die Kirche Jesu Christi ist die für das Wohl der Welt verantwortliche Instanz.» Der Gründer der Schule für Sozialmanagement empfahl jeder christlichen Gemeinde, einen Sozialma-

nager anzustellen. Er stellte aber auch fest, dass viele Gemeinden nur wenig Arme und Benachteiligte unter sich haben. «Jesus misst den Zustand einer Gemeinde am Anteil der sozial Schwachen unter ihren Mitgliedern», gab Lang zu bedenken.

Politik ohne Lösungen

Ein Problem seien alleinstehende Menschen ohne familiäres Netz-

werk, stellte der Leiter Amtshilfe Basel, Rolf Maegli, fest. Vor den zunehmenden Aufgaben seien Staat und Politik überfordert. «Sie finden keine Lösungen.» Daher seien Private mehr gefordert. Mägli warnte indessen vor «blindem Aktivismus». Projekte müssten nachhaltig konzipiert sein. Die Heilsarmee-Offizierin Elsbeth Oberli berichtete, ihre Organisation überlege sich, wie sie sich neu der Kernaufgabe stellen könne, sich den Ärmsten der Armen zu widmen.

Ein Paradigmenwechsel

Michel Fischer, Pastor der Vineyard Basel, wünscht sich für die christlichen Gemeinden einen Paradigmenwechsel. Die Christen müssten sich vom Zwang befreien, jederzeit ein Traktat abgeben zu müssen. «Spirituelle Erfahrungen kann man auch mitten im Dreck des Alltags machen.» Zum Abschluss zitierte Pfarrer Edi Pestalozzi Dietrich Bonhoeffer: «Die Kirche ist nur Kirche, wenn sie für andere da ist ... nicht herrschend, sondern helfend und dienend.» FRITZ IMHOF

Verschiedene christliche Weiterbildungs-Angebote im Sommer

Von «Reden ohne Angst» bis zur Worship-Schule Sommerzeit – Ferienzeit? Nicht ausschliesslich. Wer im Sommer Neues lernen will, kommt dank Sommerkurs-Angeboten christlicher Organisationen auf seine Kosten. Das Theologische Seminar auf St. Chrischona bietet während zwei Wochen Kurse an. Vertreten sind theologische Themen, Psychologie und Seelsorge sowie ein Angebot mit dem Titel «Reden ohne Angst». Beat Schweitzer, Leiter der «Summer School», erklärt: «Unser Ziel ist es, eine attraktive Plattform zu schaffen, die den Menschen eine ganzheitliche Lernerfahrung ermöglicht.» Die Summer School sei als ein Weiterbildungsangebot für haupt- und ehrenamtliche Gemeinde-Mitarbeiter gedacht. www.tsc.chrischona.ch Bilder: Fritz Imhof, TSC

statt. Am Nachmittag besteht die Möglichkeit, etwas zu unternehmen. Abends werden die Themen in Diskussionen vertieft», erklärt Giancarlo Voellmy, Leiter der Kurzbibelschule. «Die inhaltliche Qualität liegt im Wechsel zwischen konzentrierten Lektionen, gemeinsamer Verarbeitung und Entspannung in der Natur.» www.sbt-beatenberg.ch Ausspannen und Weiterbilden schliessen sich nicht aus, wie die Sommerkurse zeigen.

Abwechslungsreich

Im Seminar für biblische Theologie Beatenberg geht es diesen Sommer in der einwöchigen Kurzbibelschule um das Thema «Das Böse und ich». «Morgens findet jeweils ein intensiver Lektionsblock

Geistlich

Ein anderes Konzept verfolgt die Stiftung Schleife in Winterthur mit der «Heart of worship»-Schule. Für zwei Wochen setzen sich die Teilnehmer mit Anbetung in all ihren Formen auseinander. «Unser Ziel ist es», erklärt Co-Leiter Marcus Watta, «dass die Teilnehmer geistlich wachsen und in ihrer Herzensposition weiter kom-

men.» Dazu wurden erfahrene Referenten eingeladen wie Lothar Kosse und Don Potter. Der Kurs steht allen offen, die sich für Anbetung interessieren. «Egal ob Laie oder Profi – wir wollen zusammen einen Blick in die Bereiche Musik, Kunst, Theater und Tanz werfen.» www.schleife.ch

Künstlerisch

Kreative und künstlerisch begabte Menschen kommen in der «Summer Art School» der christlichen Organisation «Art und Act» auf ihre Kosten. Hier sorgen die zur Auswahl stehenden Workshops unter professioneller Leitung für neue Impulse. Die «Summer Art School» findet seit 2002 jährlich in Thun statt. www.summerartschool.ch STEFANIE NIEDERHÄUSER


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Nachrichten

ideaSpektrum 25/2010

Kirchengeschichte: Erweckung und Leben nach den Geboten hängen zusammen

Pfingstkirche ruft zu „heiligem“ Lebensstil auf

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Zu einem „heiligen“ Lebensstil hat die pfingstkirchliche „Gemeinde Gottes“ aufgerufen. Die neueste Ausgabe der Quartalszeitschrift „inSpirit – Zeitschrift für geisterfülltes Christsein“ der Freikirche beschäftigt sich ausschließlich mit dem Thema Heiligung. Präses Erich Schneider (Urbach bei Stuttgart) fragt in einem Beitrag: „Könnte es nicht sein, dass die Schwäche des Christentums in Deutschland gerade im Mangel an Heiligung und heiligem Leben begründet ist?“. Unter „Heiligung“ wird ein Leben nach den Geboten Gottes verstanden. Kritik übt Schneider an den in vielen evangelikalen Gemeinden verbreiteten Slogan „Gott liebt dich so wie du bist“. Es sei falsch, daraus zu folgern, dass man so bleiben könne,

wie man sei. Zwar brauche niemand eine Vorleistung für die Errettung durch Gott zu erbringen, doch bei Gott „muss ich nicht so bleiben, wie ich bin“, so Schneider. Er bedauert, dass „Heiligung und heiliges Leben für viele Christen in unserem Land Relikte der Gesetzlichkeit und falscher Frömmigkeit aus vergangenen Zeiten“ seien. Dabei zeige die Kirchengeschichte, dass Erwekkungsbewegungen immer im Zusammenhang mit einem geheiligten Lebensstil gestanden hätten.

Projekt Gideon: Befreien Im Internet ruft Schneider dazu auf, sich am „Projekt Gideon“ zu beteiligen. Gesucht würden 300 Mitstreiter, die täglich für die Mission in Deutschland beten und ei-

nen Euro pro Tag für diesen Zweck spenden. Das Projekt ist nach einer Erzählung aus dem Alten Testament benannt. Der Anführer des Volkes Israels, Gideon, habe mit einer 300-Mann-Armee das übermächtige Heer der Midianiter geschlagen, weil Gott seinen Segen dazu gegeben hatte, so Schneider. Noch heute sei es Gott möglich, „mit einigen wenigen Getreuen ein ganzes Volk zu befreien und zu retten“, so der Präses. Die „Gemeinde Gottes“ ist Mitglied der Vereinigung Evangelischer Freikirchen. Deutschlandweit gehören zu der Freikirche rund 100 Gemeinden mit etwa 4.800 Mitgliedern. Kontakt: inSpirit, 07191-9140810, www.stimmederwahrheit.de

Das größte deutsche protestantische Missionswerk hat einen riesigen Personalbedarf

4.000 Mitarbeiter für weltweite Einsätze gesucht Das größte protestantische Missionswerk im deutschsprachigen Europa – die Deutsche Missionsgemeinschaft (DMG, Sinsheim bei Heidelberg) – sucht für sich und ihre 105 internationalen Partnerorganisationen rund 4.000 Mitarbeiter. Sie sollen mindestens zwei Jahre lang „Gottes Liebe über Kulturgrenzen hinweg in Wort und Tat im In- und Ausland weitergeben“, heißt es in einer Pressemitteilung. Gesucht würden junge und ältere Christen, „die mit ihren Begabungen und Erfahrungen Menschen ganzheitlich helfen und in kulturell angepasster Weise das Evangelium weitergeben“ wollen.

seien zahlreiche Missionare als Dozenten, theologische Lehrer, Seelsorger, Pastoren, Jugendreferenten und in Gemeinden tätig. Die Deutsche Missionsgemeinschaft hat nach eigenen Angaben 350 Mitarbeiter in 76 Länder entsandt. Ihr Gehalt wird durch Spenden von Freunden und christlichen Gemeinden finanziert. Kurzzeit-

einsätze zwischen sechs Monaten und zwei Jahren seien ebenfalls möglich. Dafür stünden jährlich rund 50 Plätze bereit. Direktor der Missionsgemeinschaft ist Detlef Blöcher, auch Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Evangelikaler Missionen. (Die Liste mit Einsatzmöglichkeiten gibt es unter www.dmgint.de)

Fast alle Berufe werden gesucht Dabei brauche man beinahe alle Berufe – von A wie Administrator bis Z wie Zahnarzt. Als Beispiele für die Aufgaben nennt das evangelikale Werk die Betreuung von Straßenkindern und Aidswaisen, den Unterhalt von Krankenhäusern und Dorfgesundheitszentren, Ausbildungsprojekte für Behinderte und Gehörlose, Schulen für Kinder und Jugendliche in Armenvierteln, landwirtschaftliche Programme und den Bau von Brunnen und Weltweit sind DMG-Mitarbeiter im Einsatz, hier in Haiti nach dem schweren Erdbeben. Energieversorgungsanlagen. Außerdem Fotos: Schneider/PR; Haiti/DMG


Nachrichten

ideaSpektrum 25/2010

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Schweizer Sozialistin: Sexistischen Rollenbildern entgegentreten – Kritik an „Berner“ Zuständen

Europarat: Angriff von links auf den Begriff „Mutter“ Für Wirbel sorgt eine im Europarat diskutierte Vorlage für einen Beschluss. In ihr wird gefordert, sexuelle Klischees in den Medien abzubauen. Dazu zählt nach Ansicht der schweizerischen Sozialistin und Feministin Doris Stump der Begriff „Mutter“. Frauen seien in den Medien entweder unterrepräsentiert, „oder sie werden häufig in Rollen dargestellt, welche ihnen die Gesellschaft traditionellerweise zuschreibt, als passive und minderwertige Wesen, Mütter oder Sexualobjekte“, heißt es in dem Dokument, das Stump dem Europarat vorstellte. Zu der Organisation gehören 47 Staaten. Stump plädiert dafür, in Europa Kampagnen zu fördern, die den „sexistischen Rollenbildern“ entgegentreten. Die Vorsitzende des Vereins „Frau 2000plus“, die Journalistin Birgit Kelle (Bergheim bei Köln), übte scharfe Kritik an der Vorlage. Sie sprach von „Irr-

sinn“, der Stück für Stück gesetzlich verankert werde. Als Beispiel nannte sie die schweizerische Hauptstadt Bern, wo in der offiziellen Sprachregelung die Begriffe „Mutter“ und „Vater“ durch „Elter 1“ und „Elter 2“ ersetzt wurden. Auch die Bezeichnung „Fußgängerüberweg“ sei dort abgeschafft worden, weil sie Fußgängerinnen diskriminiere. „Wenn wir zulassen, dass uns Bürokraten vorschreiben, wie wir zu sprechen haben, dann lassen wir zu, dass sie unser Denken steuern“, so Kelle in der Internetzeitung „Freie Welt“. Der Verein „Frau 2000plus“ setzt sich für ein christliches Frauenbild ein. Der Katholische Familienverband Österreich bezeichnete die Vorlage als „Farce“ und „peinliche Skurrilität“. Die „Entsorgung“ des Begriffs Mutter verfestige die Diskriminierung von Müttern gegenüber kinderlosen Frauen und Männern.

Die Terrororganisation Abu Sajaf will einen islamischen Gottesstaat schaffen

Philippinen: Muslime köpfen drei Christen

Philippinen

89 Millionen Bürger 83% 5%

Katholiken Protestanten

5% Muslime nach Militärangaben von etwa 30 bewaffneten Kämpfern überfallen und verschleppt worden. Der Polizeichef der Provinz Balisan, Antonio Mendoza, sieht die Bluttat als eine Vergeltungsaktion für Militäraktionen Manila Philipinenbecken gegen die Islamisten an. Die Gruppe will eiSüdchinesisches Meer nen islamischen Gottesstaat in Südostasien errichten. Sie zählt zu den brutalsten TerrorPHILIPPINEN organisationen. So hielten ihre Kämpfer von 2001 bis 2002 die US-Missionarin Gracia Burnham mit ihrem Mann 376 Tage lang als Sulusee Islamistische Abu-Sajaf-Rebellen Geiseln fest. Martin Burnham starb dann im Basilan Insel Auf den Philippinen haben Kämpfer der isla- Kugelhagel bei der militärischen Befreiung. mischen Terrororganisation Abu Sajaf Im Jahr 2000 nahmen Abu-Sajaf-Kämpfer (Schwertkämpfer) drei Christen enthauptet. auf einer malaysischen Ferieninsel 21 MenMALAYSIA Die Leichen der Holzfäller wurden am 12. schen als Geiseln, darunter die deutsche FaJuni auf der Insel Basilan entdeckt. Sie hatmilie Wallert aus Göttingen. Die Geiselhaft re Monate, bis sie nach und nach ten in einem Regenwald an einem Fluss nahe von Werner, Renate und Marc Wallert auf der Stadt Maluso gearbeitet. Dabei waren sie der philippinischen Insel Jolo dauerte mehre- freigelassen wurden.

Imbiss-Kette wirbt in Frankreich mit schwulem Schüler – Kritik von Konservativen in den USA

Kontroverse um Homo-Werbespot von McDonald’s Ein homosexuellenfreundlicher Werbespot der Schnellrestaurantkette McDonald’s in Frankreich erregt weltweit Aufsehen. Der Kurzfilm zeigt einen Schüler, der in einem McDonald’s-Restaurant sein Klassenfoto anschaut, mit seinem Freund telefoniert und ihm sagt, dass er ihn liebt und vermisst. In dem Augenblick kommt der Vater Foto: Reuters

mit dem Essenstablett und erklärt seinem Sohn stolz, dass er früher ein „Weiberheld“ gewesen sei. „Schade, dass du in einer reinen Jungenklasse bist“, so der Vater. Zum Bild des vieldeutig lächelnden Sohnes wird der Slogan „Komm, wie du bist“ eingeblendet. Die Werbung soll die Vielfalt der Kunden der Imbiss-Kette herausstellen.

Während Vertreter von Homosexuellengruppen den Werbespot begrüßen, trifft er bei Konservativen in den USA auf scharfe Kritik. Der Präsident der Amerikanischen Vereinigung für Anstand, Bill Johnson (Freemont), erklärte, McDonald’s verrate Millionen Menschen, die für traditionelle Familienwerte einstünden.


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Interview

ideaSpektrum 25/2010

In Wittenberg predigte Martin Luther (hier ein Laiendarsteller für Touristen) einst gegen den Ablasshandel. Heute befindet sich hier das Zentrum für evangelische Predigtkultur.

Die Zahl der Gottesdienstbesucher sinkt: In der katholischen Kirche in Deutschland seit 1975 von 32,6% der Mitglieder auf jetzt 13,4%, in der EKD von 5,5% auf 3,8%. Häufig liegt es daran, dass Predigten als langweilig empfunden werden. Dem will das Anfang dieses Jahres eröffnete EKD-Zentrum für evangelische Predigtkultur in der Lutherstadt Wittenberg abhelfen: Es will die „Lust auf Predigt“ stärken. Das Zentrum ist Bestandteil des Reformprozesses der EKD: „Kirche im Aufbruch“. Wie können Predigthörer begeistert werden? Darüber sprach idea-Redakteur Karsten Huhn mit dem Leiter des Predigtzentrums, Alexander Deeg.

Der Leiter des neuen Predigtzentrums der evangelischen Volkskirche über die Kunst des Predigens

„Wir wollen unseren Hörern den Himmel öffnen“ idea: Herr Deeg, warum werden viele

Predigten als langweilig empfunden? Deeg: Ob es wirklich so viele sind? Manchmal empfinden Hörer Predigten als langweilig, weil das, was gesagt wird, zu erwartbar ist. Das empfinden manche aber als gar nicht so schlimm. Einer Studie des Gottesdienstinstitutes der lutherischen bayerischen Landeskirche in Nürnberg zufolge sind nicht wenige Menschen froh, dass sie während der Predigt Zeit haben, ihren eigenen Gedanken nachzuhängen und mal einen Moment der Ruhe zu haben. idea: Dafür bräuchte man keine Predigt – eine Zeit der Stille würde es auch tun. Deeg: Predigthörer nehmen gerne einzelne Anregungen aus der Predigt auf und denken diese weiter. Sie wollen aber nicht unbedingt, dass sie von Anfang bis Ende der Predigt gepackt werden. Natürlich ist das nicht unbedingt mein Ideal von der Rezeption einer Predigt, aber es gibt eben auch auf der Seite der Hörenden eine große Bandbreite. Ziel der Predigt sollte sein, dass Menschen gedanklich und emotional mitgenommen werden. Eine gute Predigt gilt immer noch als das Herzstück des evangelischen Gottesdienstes. idea: Sind die Predigten wirklich so gut, wie Sie behaupten? Der Philosophieprofessor Herbert Schnädelbach sagt: „Jeden Sonntag eine Predigt hören zu

müssen, ist wohl der sicherste Weg, um Atheist zu werden.“ Deeg: Das halte ich für Polemik! Es mag sein, dass eine normale Sonntagspredigt Herrn Schnädelbach nicht zufriedenstellt, er bezeichnet sich ja auch bewusst als Atheist. Aber er sollte nicht von sich auf andere schließen. idea: Der Schriftsteller Botho Strauß schreibt: „Eine protestantische Predigt, das ist in den meisten Fällen, als spräche ein Materialprüfer vom TÜV über den Heiligen Gral.“ Deeg: Diese Kritik wiederum ist für mich eine echte Anfrage an unsere Predigtkultur: Gelingt es uns, deutlich zu machen, dass es uns um eine Wirklichkeit geht, die höher ist als alle Vernunft? Geben wir nicht nur Lebenshilfe, die man auch woanders kriegen könnte, sondern bringen wir den lebendigen Gott zur Sprache?

Pfarrer Alexander Deeg (38) studierte Theologie und Judaistik in Erlangen und Jerusalem. Er ist Mitherausgeber der Göttinger Predigtmeditationen und Leiter des Zentrums für evangelische Predigtkultur der EKD in der Lutherstadt Wittenberg in Sachsen-Anhalt.

i Hä fi iist Glauben zur Sprache bringt. Häufig die Überlieferung des Glaubens aber so groß, dass ich als Prediger mit meiner kleinen Person nicht immer hundertprozentig dafür stehen, geschweige denn dafür garantieren könnte – das würde mich auch heillos überfordern. Manchmal ist das Herz eines Predigers zweifelnd und fragend – und dennoch gilt es zu sagen „Er ist wahrhaftig auferstanden“. Aber Auch Paulus war kein Glaubensheld auch dann, wenn ich als Pfarrer in mir idea: Ich befürchte: Oft gelingt das nicht. selbst gerade wenig davon spüre, kann Deeg: Eine Predigt ist eben eine gigan- Gott in der Gemeinde etwas bewegen. idea: Der Pfarrer muss also kein Glautische Herausforderung – in unseren bensheld sein? menschlichen Worten soll mehr hörbar Deeg: So würde ich es sagen. Auch sein, nämlich Gottes Wort selbst. idea: So schwer kann das doch gar Mose, die Propheten oder der Apostel nicht sein, denn „wovon das Herz voll ist, Paulus waren keine Glaubenshelden, sondavon geht der Mund über“ (Mt. 12,34). dern Glaubenskämpfer, das heißt, sie ranDeeg: Sie sprechen damit die Authenti- gen mit ihrem Glauben und bemühten zität des Verkündigers an, der seinen sich, ihre Zweifel auszuhalten. Fotos: Deeg/PR; Wittenberg/Luther/imago; Montage: idea


Interview

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„Das größte Drama“ idea: Von vielen Kanzeln wird ein sehr verzagtes Evangelium verkündigt. Schlüsselereignisse wie die Jungfrauengeburt, die Auferstehung, die Himmelfahrt und die bevorstehende Wiederkunft Jesu werden kaum noch gepredigt – oder sie werden umgedeutet. Deeg: Die englische Schriftstellerin Dorothy L. Sayers (1893-1957) nannte die biblische Botschaft „das größte Drama, das jemals auf die Bühne gebracht wurde“. In manchen Predigten werden diese gewaltigen Ereignisse zu schnell in eine kleine Münze umgewandelt. Der Schriftsteller Arnold Stadler beschreibt das sehr treffend in seinem Roman „Salvatore“: Ein Mensch, der Sehnsucht nach Gott hat, besucht zu Christi Himmelfahrt einen katholischen Gottesdienst. Der Pfarrer bemüht sich sehr, leidet aber sichtlich an der Himmelfahrtsbotschaft. Er sagt: „Ein Stückchen Himmel ist schon da, wo wir den Nächsten anlächeln.“ Natürlich ist ein Lächeln etwas Schönes, aber wir Pfarrer dürfen unseren Hörern mit solchen Aussagen nicht den Himmel ausreden. Wir haben die Aufgabe, unseren Hörern den Himmel zu öffnen! Leiden Sie selbst? idea: Leiden Sie selbst, wenn Sie zu Christi Himmelfahrt eine Predigt halten müssen? Deeg: Ja, aber ich habe aufgehört, mich in der Rolle des Apologeten, also eines Verteidigers des Glaubens, zu sehen, der seinen Hörern erst über den garstigen, breiten Graben helfen muss, der uns angeblich von der Bibel trennt. Stattdessen habe ich mich bei meiner letzten Himmelfahrtspredigt gedanklich mit in die Menge der Jünger gestellt, die die Himmelfahrt Christi miterlebt hatten. Ich finde diese Abschiedsszene sehr beeindruckend: Jesus segnet seine Jünger und verlässt sie dann – eine Szene, die meinem Leben sehr nahe ist. Ich erlebe es oft, dass Jesus, der uns verheißen hat, alle Tage bis an der Welt Ende bei uns zu sein (Matthäus 28,20), eben nicht nah und greifbar ist. Jesu Zuspruch, dass er in seinem Geist gegenwärtig sei, macht mich also zunächst nicht unbedingt euphorisch, aber sehr erwartungsvoll. Denn Gott sitzt im Regiment – auch wenn die Jünger zunächst verängstigt in ihren Häusern bleiben. idea: Das waren Angsthasen! Deeg: Nein, sie waren erwartungsvolle Realisten. Sie begannen nicht, Positionspapiere für die christliche Gemeinde im ersten Jahrhundert zu entwickeln, denn sie wussten, dass sie ohne Gottes Geist

nichts tun können – für die Kirche der Gegenwart ist das ein gutes Bild.

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Unrecht dieser Welt zurechtbringen. 2. Wir erwarten aber, dass Unrecht von Gott selbst zu Recht gebracht wird. Wir brauchen also den Mut, diese Wirklichkeit Gottes in unseren Predigten so groß wie irgend möglich zu machen.

Schweigen über die Wiederkunft idea: Auch über die Wiederkunft Christi schweigen sich viele Pfarrer aus. Wie predigen Sie darüber? Deeg: Wir Christen sind als Mitarbeiter Gottes wartend unterwegs – wir gehen der Gerechtigkeit Gottes, der Wiederkunft Christi und dem Gericht entgegen. Das macht mich einerseits unendlich gelassen, weil ich nicht derjenige bin, der das Entscheidende tut. Das macht mich andererseits aber auch unendlich aktiv, weil ich schon jetzt ein Mitstreiter für die Erneuerung der Welt werden kann. Ich werde mich aber hüten, konkrete Aussagen über das Wie und Wann der Wiederkunft Jesu zu machen.

Mit Lust und Leidenschaft idea: Nur, wie macht man das? Deeg: Mit Leidenschaft! Begeisterung für die Predigt können wir nur haben, wenn wir Lust und Leidenschaft für die Bibel haben. Wer die Bibel nur als alten Text betrachtet, dessen Predigt wirkt verlässlich öde und wenig inspiriert. Der amerikanische Theologe Don M. Wardlaw schrieb dazu: „Ich hatte mich über Jahre daran gewöhnt, irgendwo Brombeeren zu pflücken und hatte überhaupt nicht bemerkt, dass neben mir der Dornbusch brennt.“ Wir müs-

Die Misere der Predigt idea: Der Praktische Theologe Rudolf Bohren (1920-2010) schrieb in seiner zum Standardwerk gewordenen „Predigtlehre“: „Es könnte wohl sein, dass die Misere unserer Predigt ihren Grund in unserer Unfähigkeit hat, der Gemeinde und der Welt den kommenden Richter anzusagen.“ Deeg: Bohren schrieb auch von einer „Predigtnot“ oder „Predigtkrise“. Das erlebe ich so nicht. Die Predigt könnte aber eine neue Größe und Würde gewinnen. Anstelle der 3,8% der Kirchenmitglieder, die derzeit am Sonntag einen Gottesdienst besuchen, könnten wir sehr viel mehr Leute erreichen, wenn wir mit größerer Deutlichkeit sprechen würden – dazu gehört auch die Botschaft vom kommenden Richter. Das ist keine Botschaft, die Menschen ängstigen muss. Sie stellt sie aber in Verantwortung und in Erwartung vor Gott: 1. Wir müssen nicht alles

sen also so predigen, dass wir den brennenden Dornbusch wiederentdecken. idea: Der brennende Dornbusch ist im Gottesdienst die Ausnahme. Stattdessen gibt es abgelesene Predigten mit christlichem Routinevokabular und frommem Funktionärs-Chinesisch. Deeg: Die Leidenschaft für die Bibel muss kombiniert werden mit der Leidenschaft für die Sprache. Viele Prediger haben eine große Begabung zu reden, vollziehen in der Predigt aber eine rhetorische Vollbremsung. Manche denken, eine Predigt müsse auf eine bestimmte Weise klingen … idea: … der berüchtigte Kanzelton … Deeg: … den manche Pfarrer automatisch anschlagen, sobald sie die Kanzel betreten. Das Tragen des Talars und das Betreten der Kanzel scheint eine bestimmte Erwartungshaltung freizusetzen. Das beginnt schon bei Theologiestudierenden:


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Interview

Im Vorgespräch reden sie sehr feurig über ihr Predigtthema. Sobald sie aber auf der Kanzel stehen, reden sie konventionelle Sätze, die man schon oft gehört hat. Dagegen behalten große Prediger wie die ehemalige EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann oder Helmut Thielicke (19081986) ihre eigene Sprache, wenn sie auf der Kanzel stehen.

Was ich nicht hören will idea: Welche Sätze wollen Sie in einem Gottesdienst nicht hören? Deeg: Leider schleichen sich immer wieder unschöne Formulierungen ein, zum Beispiel: „Wir wollen jetzt auf den Text des 2. Petrusbriefes hören.“ – „Wir wollen“ würde man im Alltag so nicht sagen. Das mag eine Kleinigkeit sein, schlimmer wird es, wenn wir unsere Botschaft zerreden. Zum Beispiel habe ich in vielen Predigten die Aussage gehört: „Gott schenkt uns seine Gnade. Wir müssen sie nur an uns wirken lassen.“ idea: Was ist daran ein Problem? Deeg: Das ist theologisch falsch! Das Geschenk der Gnade Gottes wird durch die Aufforderung „Wir müssen“ zu einem Druckmittel. Jetzt müssen wir etwas tun – aber wie soll man diesen Befehl, Gottes Gnade an sich wirken zu lassen, ausführen? idea: Die Predigt hat heute einen schlechten Ruf. Umgangssprachlich sagt man: „Halt’ mir doch keine Predigt!“. Vor kurzem hörte ich bei einer Tagung sogar einen Pfarrer, der seinen Vortrag mit

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den Worten begann: „Keine Sorge, ich will jetzt nicht predigen!“ Deeg: Predigthörer haben hohe Erwartungen an die Predigt – und diese werden in den meisten Fällen auch erfüllt. Von daher verwundert mich der landläufig schlechte Ruf der Predigt sehr. Vielleicht sprechen unsere Predigten eben doch zu oft eine innerkirchliche Sprache. Oft steht Pfarrern für die Predigtvorbereitung nicht genug Zeit zur Verfügung. Wer nur zwei Stunden dafür hat, dem kann ich es nicht verübeln, wenn er sein Predigtmaterial schnell aus dem Internet zieht. Wir müssten unsere Pfarrerinnen und Pfarrer deshalb dringend von anderen Aufgaben entlasten! idea: Ein Pfarrer sagte mir: „Ich brauche eigentlich gar keine Tagung des Predigtzentrums zu besuchen. Was dort vermittelt werden soll, weiß ich im Tiefsten meines Herzens längst.“ Deeg: Wenn das so wäre, würde es mich sehr freuen! Allerdings könnte es sich dennoch lohnen, mal eine Auszeit zu nehmen und sich aufs eigene Handwerk schauen zu lassen. Denn oft schleichen sich beim Predigen schlechte Gewohnheiten ein, die man an sich selbst gar nicht mehr wahrnimmt.

Die Kernfrage lautet: Wie halte ich es mit der Bibel? idea: An welche Gewohnheiten denken Sie? Deeg: Zum Beispiel schreiben die meisten Verkündiger ihre Predigt von „Liebe Gemeinde“ bis „Amen“ wie einen Aufsatz an einem Stück durch. Sinnvoller ist es, eine Predigt in Teilstücke zu zerlegen, ähnlich wie beim Szenenschnitt in einem Film. Es fällt leichter, eine Predigt

vorzubereiten, die aus mehreren kleinen Abschnitten besteht als aus einem einzigen Block. Zudem kommt dies unseren Hörgewohnheiten entgegen. idea: Oft kann man bei Predigten beobachten, dass der Predigttext eigentlich gar nicht ausgelegt wird, sondern nur als Sprungbrett für die Gedanken des Predigers dient. Deeg: Martin Luther schreibt dazu: „Darum, liebe Christen, hinein, hinein und lasst mein und aller Lehrer Auslegen nur ein Gerüst sein zum rechten Bau, damit wir da selbst Gott finden.“ Die Predigt soll also ein Gerüst sein, das zum eigentlichen Bau, die Bibel, führt. Auf dem Weg zum Reformationsjubiläum 2017 ist das eine Kernfrage: Wie halten wir es mit der Bibel? Sie sollte für uns mehr sein als ein Stichwortlieferant, denn sie bietet Worte für gute wie für schlechte Zeiten, fürs Leben und fürs Sterben.

Worüber nicht gepredigt wird idea: Folgt man der Perikopenordnung, die für jeden Gottesdienst einen Predigttext empfiehlt, bleiben jedoch weite Teile der Bibel ungepredigt. Deeg: Leider! Mein Wunsch wäre es, die ganze Bibel zu Wort kommen zu lassen. Zum Beispiel kommen die Geschichten aus dem Buch Daniel zwar im Kindergottesdienst vor, sie werden aber in aller Regel nicht gepredigt. Aus dem Buch Hiob ist in sechs Jahren nur ein einziger Abschnitt als Predigttext vorgesehen, dabei kommen in unserem Leben Hiobs-Botschaften weit häufiger vor. Auch die Speisegesetze oder die abgründige Geschichte von Nadab und Abihu, die sterben müssen, weil sie Gott eigen-

Regelmäßige Gottesdienstbesucher In Klammern die Gottesdienstbesucher in Bezug zu den Kirchenmitgliedern

8,8 Mio. (32,6 %) Römisch-katholische Kirche

6,8 (25,8 %) 5,2 (18,6 %) 3,4 (13,4 %)

EKD 1,5 Mio. (5,5 %)

1975*

1,3 (5,4 %)

1,4 (4,9 %)

1985*

1995

© lideaGrafik; Quelle: EKD, fowid; * nur Westdeutschland

0,93 (3,8 %)

2008


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mächtig ein Feueropfer dargebracht haben (3. Mose 10,1ff.), ließen sich mit viel Gewinn predigen. idea: Wollen Sie auch über das Hohelied der Liebe von König Salomo predigen lassen? Darin heißt es zum Beispiel: „Deine Brüste gleichen den Trauben des Weinstocks“. Deeg: Ja, wobei ich vermeiden würde, dieses äußerst weltliche Liebeslied allegorisch zu deuten, wie es in der Kirchengeschichte oft geschah. Die beiden Brüste stehen eben nicht – wie oft behauptet – für Taufe und Abendmahl, sondern für die Schönheit der Liebe zwischen Mann und Frau. Dies ist ein Grund, den Schöpfer zu preisen! Ich muss allerdings zugeben, dass ich über diesen für kirchliches Reden auf den ersten Blick doch befremdenden Text bisher noch nicht gepredigt habe.

Negatives gelingt eher idea: Wieso befremdend? Die Liebe zwischen Mann und Frau ist doch eines der uns am nächsten liegenden Themen. Deeg: Ja, da haben Sie recht. Ich habe aber die Erfahrung gemacht, dass es uns Predigern schwerfällt, die Güte und die Fülle des Lebens zur Sprache zu bringen. Umgekehrt gelingt es uns meist ganz gut, das Negative unserer Lebenswirklichkeit, etwa das Scheitern oder die Krise, in Worte zu fassen. Heute kann ich manche meiner früheren Predigten nicht mehr lesen, etwa den Satz: „Dann kam die Diagnose:“ – und man ahnt schon, was kommt. Schönheit und Lebensfreude auszudrücken, ohne in Kitsch abzugleiten – das ist eine Kunst, um die wir uns bemühen sollten. Texte wie das „Hohelied der Liebe“ könnten uns dabei helfen. idea: Der Philosoph Friedrich Nietzsche (1844-1900) empfahl als Schlusssatz für eine Predigt: „Dies ist, was ich glaube. Es könnte aber auch anders sein.“ Was halten Sie davon? Deeg: Die Predigt ist keine Wahrheitssuche, sondern der gemeinsame Weg von Prediger und Gemeinde hinein in die Wirklichkeit Gottes. Ich kann als Prediger zwar meine Fragen und Zweifel zum Ausdruck bringen. Diese dürfen aber nicht so dominant sein, dass Nietzsches Empfehlung der letzte Satz meiner Predigt sein könnte. Ich würde eher der Bibel das letzte Wort lassen. idea: Danke für das Gespräch! l

Bücher

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Wie man vom Kreuz reden sollte Michael Herwig, Komm zum Kreuz, Schleife Verlag, CH-Winterthur 2009, 240 S., 13,95 EUR/ 23,90 sFr. „Der Weg zum Kreuz war meine eigene Rettung und Heilung“, schreibt der Autor, ein Pfarrer der Evangelischen Kirche im Rheinland, seit 1998 Mitarbeiter der Stiftung Schleife im schweizerischen Winterthur. Der Titel scheint aus der christlichen Insidersprache zu stammen. Bedenkt man aber, dass die zentrale Botschaft des Neuen Testamentes die Botschaft vom Kreuz ist, dann versteht man den Wunsch des Autors, Menschen unserer Tage zu verdeutlichen, dass das Kreuz Antwort auf alle existenziellen Fragen des menschlichen Lebens gibt. Sechs Jahre Theologiestudium haben ihn dem Kreuz nicht nähergebracht, berichtet Michael Herwig: „Ich habe erst nach einem langen Weg zu dem Geheimnis des Kreuzes gefunden“. Herwig schreibt anschaulich, nie langweilig, gibt neuen Zugang zu zentralen biblischen Aussagen, weckt Liebe zum Gekreuzigten und Auferstandenen und setzt denen ein Halt entgegen, die „mit fast missionari-

sscher Leidenschaft eine H Heilsbedeutung des Kreuzzes für uns bestreiten“. Er m macht deutlich, dass z. B. eein Theologe wie Klaus-Petter Jörns mit seinem Buch „„Notwendige Abschiede“ nnicht richtigliegt. Jörns ist dder Meinung, „die Sühneoopfervorstellung steht heute ddem Evangelium von Jesus C Christus im Wege und muss vverabschiedet werden“. Der A Autor sieht klar, dass zurzzeit durch unsere Kirchen eeine große Scheidung geht. Bis in die Leitungskräfte hinein gibt es Menschen, die das Kreuz und die Botschaft vom Kreuz als nicht mehr zeitgemäß betrachten (s. Jörns), und da sind die anderen, die bezeugen, dass sie ihr irdisches und ewiges Leben an den Gekreuzigten und Auferstandenen binden. Die darum auch bezeugen, dass „in keinem anderen Heil ist“ (Apg. 4,12). Christlicher Glaube ohne Anerkennung des Sühnopfers Christi ist wie ein Körper ohne Blutkreislauf – tot! Ich wünsche dem Buch weite Verbreitung und Beachtung, Zustimmung und ruhig auch Kontroversen. Das Kreuz hält’s aus! Horst Marquardt

Ein Leben in zwei Diktaturen Kurt Schein, „Ja, ich erinnere mich“ – Ein Leben unter zwei Ideologien – und mehr, Selbstverlag, Pritzwalk, 6,50 EUR, Tel. 03395/30500 „… da er aber politisch eine negative Einstellung zu unserem Staat hat, ging bisher seine Entwicklung abwärts. Er war schon stellvertretender Dienststellenleiter, jetzt ist er aber nur einfacher Angestellter“, so heißt es in einer Stasi-Notiz von 1975 über Kurt Schein. Das war die Strafe für einen Mann, der sich als bekennender Christ nicht für die Verbreitung des Marxismus-Leninismus einsetzen wollte. Der Autor (Jahrgang 1925) hält Rückschau. Wie viele seines Alters war er von der NS-Bewegung und vom „Jungvolk“ begeistert. Doch las er als junger Mensch viel und erkannte deshalb die Hohlheit der Hitler-Ideologie eher als

aandere. Listig entgingen er uund andere einer Übernahm me in die SS. Als Soldat w wechselte er im Sommer 1943 13-mal die Einheit uund lernte so die ganze B Bandbreite der Stimmung iim „Reich“ kennen. Aus eeiner Taschenausgabe des N NT schöpfte er Kraft. S Schein schildert, warum nnach seiner Meinung für ddie große Menge der Deutsschen die perversen Ideen Hitlers lange verborgen blieben. Er verdeutlicht auch, warum nach dem Krieg die Bürger der DDR ihren Unrechtsstaat so lange ertragen konnten. Im Rückblick kommt der Autor zu dem meines Erachtens berechtigten Schluss, dass zurückliegende Zeiten eigentlich nur dann richtig bewertet werden können, „wenn man sie aus nächster Nähe bewusst miterlebt hat“. Horst Marquardt


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Seelsorge

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Krisenmanagement: Vom Hinfallen und wieder Aufstehen

Scheitern will gelernt sein Menschliche Größe zeigt sich nicht darin, dass man unangefochten und ohne Krisen durchs Leben kommt. Sondern dass ein Mensch die Krise nutzt, um einen anderen Weg einzuschlagen, Scheitern und Schuld eingesteht und mit Gottes Hilfe einen neuen Anfang sucht. Das ist manchmal auch eine Befreiung. Altes, Belastendes hinter sich zu lassen und neu anzufangen. Ein Beitrag von Luitgardis Parasie.

Von dem Dichter Samuel Beckett (1906-1989) stammt der Ausspruch: „Hast du es jemals versucht? Bist du jemals gescheitert? Versuch es wieder. Scheitere wieder. Scheitere besser.“ Kann man das denn: besser scheitern? Kinder jedenfalls lernen überhaupt nur durch Scheitern. Hunderte Male fallen sie und stehen wieder auf. Es

Auch privat lief es nicht. Vor vier Jahren hat er sich scheiden lassen, weil in der Beziehung überhaupt keine Wärme und Nähe mehr gewesen sei. Schon als Kind in einer Familie mit drei weiteren Geschwistern hat er Wärme und Nähe vermisst. Über Gefühle wurde nicht geredet. Das kann er auch als Erwachsener nicht, er hat es nie gelernt. Nach der Scheidung hatte er einige Beziehungen mit Frauen, aber die habe er auch alle „in den Sand gesetzt“. Irgendwann ist er an einem Punkt angekommen, wo er nicht mehr weiterkommt. Er sieht keinen Weg mehr für sich. Beruflich und privat die totale Pleite. In dieser Situation kommt er zur Psychotherapie.

PARASIE

Sportgeschäft beantragt er Restschuldbefreiung im Rahmen einer Privatinsolvenz.

Aus der Traum Sein Lebenstraum vom eigenen Geschäft ist geplatzt. Von außen betrachtet hat diese Geschichte kein Happy End. Und doch hat Kai Winter dabei nicht nur verloren. In der Therapie stellt er sich dem Scheitern. Sieht sich seine Pleiten „Hast du es jemals versucht? an, die beruflichen und privaten. Bist du jemals gescheitert? VerKommt seinen Gefühlen auf die Spur, seinen innersten Motiven. such es wieder. Scheitere wieder. Lernt, Nähe zuzulassen und sich zu Scheitere besser.“ Samuel Beckett zeigen mit seiner Angst, wird fähig zu einer tieferen Beziehung. Pergibt keine Fehler, nur Entwicksönlich hat er Gewinn aus dieser lungsschritte. So sieht es die Ärztin Erfahrung gezogen. und Pädagogin Maria Montessori Er trauert um seinen verlorenen „Reinen Wein“ einschenken (1870-1952). Warum sollte das Traum. Aber er hat ihn verwandelt, In der Therapie lernt er, über sei- auf andere Gleise gelenkt. Seit einicht auch für Erwachsene gelten? ne Gefühle zu sprechen, ohne die niger Zeit nimmt er an TriathlonDie übliche Krise Angst haben zu müssen, abgelehnt Wettbewerben teil. Das macht ihm Ein Beispiel möge verdeutlichen, zu werden. Vor einigen Monaten große Freude und stärkt sein wie so eine Krise ablaufen und wie hat er Nicole kennengelernt. Eines Selbstbewusstsein. Auch hier musman wieder aufstehen kann: Das Tages nimmt er seinen ganzen Mut ste er lernen, mit dem zufrieden zu Geschäft war sein Lebenstraum ge- zusammen und erzählt Nicole alles. sein, was sein Körper leistet. 3,8 wesen. Ein kleiner Sportladen im Auch das, was misslungen ist, wo- km schwimmen, 180 km Rad fahHerzen der Kleinstadt, mit Laufmit er gescheitert ist, wie die Insol- ren und anschließend noch 42,195 analyse, Joggingklamotten, Sportvenz. Nicole ist dankbar, dass er ihr km laufen, allein das überhaupt zu bekleidung, Schuhen. Kai Winter, „reinen Wein“ eingeschenkt hat. Es schaffen, ist eine ungeheure Leis38 Jahre alt, ist selbst passionierter hat ihrer Beziehung gutgetan. Die tung. Er muss nicht zur SpitzenLäufer, 198 cm groß, sportliche Fi- beiden können seitdem viel offener gruppe der Triathleten gehören, um gur. Doch es funktionierte nicht so miteinander reden. stolz auf sich zu sein. gut, wie er gehofft hatte. Die Leute Kai Winter findet eine neue ArWenn die Verwirklichung von kauften lieber die Billigangebote beit als Versandleiter in einer Elek- Träumen fehlschlägt, wachen Menim Kaffeegeschäft. Er machte Wer- tronikfirma. Für sein insolventes schen unsanft in der Realität auf. bung, war bei jedem Stadtlauf präAber ist das denn so schlimm? Und sent mit seinem Laden, bot Kurse wäre es besser gewesen, man hätte an, brachte sich ins Gespräch. Das es nie versucht? Vielleicht hätte man kam gut an, aber kaufen wollte zwar schmerzliche, aber wichtige trotzdem keiner oder jedenfalls zu Luitgardis Parasie ist Pastorin in Northeim bei Götwenige. Er arbeitete rund um die tingen. Sie arbeitet ebenfalls als FamilientherapeuUhr und schrieb trotzdem rote Zahtin. „7 Wege zum besseren Scheitern“ zeigen Luitlen. Schließlich musste er Insolgardis Parasie und ihr Mann Dr. Jost Wetter-Parasie venz anmelden. Aus der Traum in ihrem Buch: „Zum Glück fehlt nur die Krise – vom eigenen Sportgeschäft. Pleite, Vom Scheitern und von neuen Chancen“ (Brungescheitert, am Boden. nen) auf. Foto: privat


Seelsorge

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Erfahrungen versäumt und wertvolle Seiten der eigenen Persönlichkeit nie kennengelernt. Stark ist es doch, die Fehlschläge nicht zu beschönigen, ihnen ins Auge zu sehen, daraus Nutzen zu ziehen und dann neue Lebensziele zu definieren.

Krise bedeutet Scheidung Krise, das Wort kommt vom griechischen „krisis“ und bedeutet Scheidung, Entscheidung. Die Entscheidung darüber, was von nun an anders werden soll, wie der Lebensweg weitergehen soll. Überflüssiges über Bord werfen. In Kraft setzen, was ab jetzt im Leben gelten soll. Sich auf Wesentliches besinnen. Das chinesische Schriftzeichen für Krise bedeutet zugleich Chance. Nach einer Krise einfach so weiterzumachen wie immer, würde bedeuten, dass man diese Chance verspielt. Im Neuen Testament hat „Krise“ ganz grundsätzlich mit der Entscheidung für oder gegen Gott zu tun. Jesus sagt: „Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in die ‚krisis‘, sondern er ist vom Tode zum Leben durchgedrungen“ (Johannes 5,24). „Krisis“ meint hier Gottes letztes Gerichtsurteil. Wer an Jesus glaubt, an ihm sein Leben orientiert, dem bleibt diese letzte

Krise erspart, bzw. es steht fest, dass sie gut ausgeht. Für Christen sind Krisen deshalb nicht der Absturz schlechthin. Sie vertrauen mit dem Liederdichter Arno Pötzsch (1900-1956) darauf: „Du kannst nicht tiefer fallen als nur in Gottes Hand, die er zum Heil uns allen barmherzig ausgespannt. Es münden alle Pfade durch Schicksal, Schuld und Tod doch ein in Gottes Gnade trotz aller unserer Not. Wir sind von Gott umgeben auch hier in Raum und Zeit und werden in ihm leben und sein in Ewigkeit.“ Übrigens, die Bibel ist voll von gescheiterten Existenzen, die oft selber kräftig zum eigenen Scheitern mit beigetragen haben: König David, ein Ehebrecher und Mörder, Petrus, bester Freund von Jesus und feiger Verleugner.

Nur wer liegenbleibt „Nur wer nach der Niederlage liegenbleibt, ist ein Versager.“ Dieses Motto hat sich Anne Koark zu eigen gemacht. Die gebürtige Engländerin weiß, wovon sie redet. Ihr Unternehmen ging 2003 pleite. Aber sie ließ sich nicht unterkriegen, gründete den Verein „Bleib im

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Geschäft“ und schrieb ein Buch über ihre Erfahrungen. In Deutschland, so ihre Beobachtung, hafte einer Pleite ein unglaublich schlechtes Image an. Briten gingen viel lockerer damit um. Natürlich verliere man viel, aber man verliere nicht alles. Vor allem verliere man nicht sich selbst. Sie selber habe aus der Insolvenz gelernt, wie wichtig es sei, seinen Humor zu behalten. Denn, so ihr Resümee: „Lachen kann man nicht pfänden.“ l

FERNSEHEN Sonntag, 27. Juni

Montag, 28. Juni

9.00–9.30: Bibelstunde mit Pastor Bayless Conley 9.30–10.00: „Missverstandene Langmut Gottes“

Dienstag, 29. Juni

Freitag, 2. Juli

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Das Vierte

11.00–12.00: Gottes- 11.30–12.00: Fenster dienst aus der Ev.-luth. zum Sonntag. Sicher ist Andreas-Gemeinde Firrel, sicher Predigt: Bernhard Berends

19.30–20.00: Hautnah – Lutz Scheufler, Liedermacher und Evangelist 21.15–21.45: Strafe ohne Gitter – Seehaus 17.30–18.00: Gott und Leonberg 13.03-13.30: Peter die Welt. Meine drei Le9.30–10.15: Ev. Gottes- Hahne. Die erste neue ben – Depression und dienst aus Lippoldsberg Gesprächssendung: mit Neubeginn (Nordhessen), Predigt: Margot Käßmann Christian Trappe

20.00–20.30: Wert(h)e 22-30–0.10: Kommune Gäste: Hans Steinacker, der Seligen. DokumenAutor tarfilm über die Gemeinschaft der Hutterer Mittwoch, 30. Juni 22.45–23.30: Die jüdische Lobby. Spurensuche in Amerika

HÖRFUNK Sonntag, 27. Juni

Montag, 28. Juni

Donnerstag, 1. Juli

BR 2 7.05–7.30 Kultur: Feier- 8.30–9.00: Evangelische 9.30–10.30: Evangetag. Segen – Kraft zum Perspektiven. Habgier lisch-reformierte PreLeben als Wirtschaftstugend digt, Pfarrerin Luzia Sutter Rehmann (Theologin, Binningen) 8.30–9.00: Perspekti- 8.40–9.00 Kultur: Glauven. Stimme geben benssachen. Ein Lob auf und still werden den Zweifel

20.00–21.00: Du sollst 20.00–21.00: Brennein Segen sein. Wilhelm punkt Nahost. JohanLöhe und sein Werk nes Gerloff (Jerusalem) im Gespräch mit Horst Mittwoch, 30. Juni Marquardt, anschließend „Hier werde ich 19.42–19.58: Kirche gebraucht“ zum Thema 10.00–11.00 Figaro: Ev. der Heiligen? – Kirche Demenz Gottesdienst aus St. Mi- der Sünder! chael in Jena 10.00–11.00: Gottesdienst aus der Freien evangelischen Gemeinde Essen-Kettwig, Predigt: Werner Hanschmann

Wer reagieren möchte, kann dies unter folgenden Rufnummern tun: ARD: 089/5900-3344 • Bibel.TV: 040/4450660 • DLF: 0221/345-1831 • DRS 2: (0)1/3661369 • ERF: 06441/957-0 • Kabel 1: 0180/5011150 • Luth. Stunde: 04264/2436 • MDR: 0341/300-5401 • NDR: 0511/988-2393 • NBC-Europe: 0211/9300-665 • Phoenix: 0180/28213 • SF 2: (0)62/2059050 • Südwest: 07221/929-0 • WDR (Radio): 0221/5678-333 • WDR (TV): 0221/5678888 • ZDF: 06131/702164


net

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forum für junge christen

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Mission im Sommer Strandmission für Kinder auf der Nordseeinsel Norderney

Der Sommer ist da und damit auch die arbeitsfreie Zeit zwischen Schule, Studium oder Arbeit. Wer nicht nur in der Sonne braten möchte, sondern etwas Sinnvolles tun will, hat die Möglichkeit, an missionarischen Einsätzen mitzuwirken. idealisten.net hat nachgefragt, wo noch dringend Leute gesucht werden. Nordsee / ab Anfang Juli Für die Strandmission „Frohe Zeit für Kinder“ sucht der Bibellesebund noch etwa zehn Mitarbeiter. An verschiedenen Orten gibt es Kindertreffs, Spiele und Aktionen für die ganze Familie. Alter: ab 16 Jahre; Kosten (inkl. Unterkunft, Verpflegung): 5 Euro/7 SFr pro Tag Kontakt: 0049-(0)2264-4043411 oder j.muehe@bibellesebund.de

Mecklenburg-Vorpommern / ab 5. Juli Auf einem Campingplatz in Graal-Müritz an der Ostsee missionierst Du mit der KinderEvangelisations-Bewegung unter Kindern. Am Vormittag gestaltest Du ein Kinderprogramm mit, nachmittags gibt es Kreativ-Angebote und abends eine Gute-Nacht-Geschichte. Gesucht werden noch etwa zehn Leute. Alter: ab 17 Jahre; Kosten: nur Anreise; Anmeldeschluss: 30. Juni Kontakt: 0049-(0)381-4907232 oder breidenmoser@t-online.de

gibt es einen Vorbereitungskongress. Alter: 14-21 Jahre; Kosten (inkl. Unterkunft, Verpflegung): ab 195 Euro/270 SFr bei Anmeldung bis 30. Juni Kontakt: 0049-(0)7052-17286 oder teensinmission@liebenzell.org

Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg / ab 21. Juli Bei der Aktion „Summer2Go“ des pfingstkirchlichen Missionswerks „No Limit“ reist Du mit einer Gruppe von Jugendlichen zehn Tage durch verschiedene Städte Deutschlands, um auf öffentlichen Plätzen das Evangelium zu verkünden. Sowohl für die West-Tour (Hannover, Ruhrgebiet, Karlsruhe) als auch die Süd-Tour (Karlsruhe, Mannheim, Freiburg, Stuttgart) werden noch rund 20 Leute gesucht. Alter: ab 14 Jahre Kosten (inkl. Busfahrt, Unterkunft, Teilverpflegung): 150 Euro/207 SFr (Süd-Tour) bzw. 180/250 SFr Euro (West-Tour); Anmeldeschluss: 14. Juli Kontakt: 0049-(0)30-49987460 oder c.peters@nolimit.eu

Sachsen-Anhalt / 16. Juli bis 1. August Im Rahmen von „Reach Sachsen-Anhalt“ sucht die Jugendarbeit der Liebenzeller Mission (Teens in Mission) noch rund 50 Christen, die in kleinen Teams missionarische Einsätze in Gemeinden durchführen. Geplant sind u. a. Jugendabende, Kindernachmittage und Aktionen in Schulen. Vor dem zehntägigen Einsatz

Auf zur Mission in der Ukraine:

Ungarn / ab 24. Juli Für zwei Kindercamps sucht der ungarische Bibellesebund noch Unterstützung. Zum Programm gehören neben Sport und Spiel auch kleinere Einheiten mit Deutschunterricht. Alter: ab 18 Jahre; Kosten (inkl. Unterkunft, Verpflegung, ohne Anreise): 140 Euro/193 SFr Kontakt: 0049-(0)2264-4043413 oder b.carstens@bibellesebund.de

Schweiz / 24. Juli bis 6. August Viele Menschen aus islamischen Ländern verbringen in der Schweiz ihre Urlaubszeit. Gemeinsam mit anderen Christen suchst Du Kontakt zu ihnen, um ihnen das Evangelium zu bringen. Noch sind zehn Plätze frei! Alter: ab 18 Jahre; Kosten (inkl. Unterkunft und Verpflegung, ohne

Anreise): 53 Euro pro Tag/73 SFr Kontakt: 0049-(0)6261-9470 oder global.challenge@d.om.org

Ukraine / 1. bis 21. August Rund 15 Leute sucht das überkonfessionelle Missionswerk „Gospeltribe“ noch für einen Einsatz in der ukrainischen Stadt Khmelnitsky und Umgebung. Geplant sind Straßen- und Kinderprogramme, größere Evangelisationen und die Unterstützung von Gemeinden. Alter: ab 14 Jahre; Kosten (inkl. Anreise in die Ukraine, Unterkunft, Verpflegung): 470 Euro/650 SFr ; Anmeldeschluss: 1. Juli Kontakt: 0049-(0)721-8305088 oder info@gospeltribe.de

Mecklenburg-Vorpommern / 5. bis 15. August Auch bei diesem Kurzzeiteinsatz von OM (Operation Mobilisation) sind Kinder die Zielgruppe. Gemeinsam mit einem internationalen Team gestaltest Du in einem sozialen Brennpunkt von Greifswald ein Ferienprogramm. Alter: ab 18 Jahre; Kosten (inkl. Unterkunft und Verpflegung): 250 Euro/345 sFr. Kontakt: 0049-(0)6261-9470 oder timon.moehrer@d.om.org

Hessen / 6. bis 22. August Im Rahmen von „Reach Hessen“ sucht die Jugendarbeit der Liebenzeller Mission (Teens in Mission) noch rund 100 Personen, die in kleinen Teams missionarische Einsätze in Gemeinden durchführen. (s.o.) Alter: 14-21 Jahre (Teamleiter ab 21); Kosten (inkl. Unterkunft, Verpflegung): ab 195 Euro/270 SFr bei Anmeldung bis 30. Juni (Teamleiter: 60 Euro/83 SFr) Kontakt: 0049-(0)7052-17286 oder teensinmission@liebenzell.org

Fotos: PR; rechte Seite: Klammotten/AP; iPhone/PR; Fußball-Spieler/dpa; Hintergrund/istockphoto.com


idealisten.net

ideaSpektrum 25/2010

Das Wort

forum für junge christen

Klamotten Kampf den Hängehosen: So bekommst du Respekt!

Die Bibel fürs iPhone Die Bibel für das iPhone erfreut sich großer Beliebtheit. Nachdem die Deutsche Bibelgesellschaft im Februar eine Anwendung für das Multifunktionshandy auf den Markt brachte, rangiert das Angebot derzeit unter den Top 100 von 26.240 kaufbaren Apps (iPhone-Anwendungen) im Bereich Bücher. Für 12,99 Euro kann sich der Nutzer bei der Deutschen Bibelgesellschaft die komplette Luther-Bibel auf sein Handy laden. Angesichts der positiven Resonanz soll bald auch die BasisBibel – eine Bibelübersetzung in moderner Sprache – für das iPhone zur Verfügung stehen. Ab Herbst soll es zunächst das Neue Testament sowohl in Buchform als auch im Internet geben. Wer lieber auf kostenlose Angebote ausweichen will, findet unter den Stichwörtern „Lifechurch“ oder „Biblereader“ im Apple-Store weitere deutsche Bibelausgaben.

Beckenbauer

Ein US-Senator hat den „Baggy Pants” (Hängehosen) den Kampf angesagt. Der demokratische Politiker Eric Adams (New York) tritt in Videobotschaften und Plakaten dafür ein, dass junge Leute ihre Hosen wieder hochziehen. Besonders in der HipHop- und Skater-Szene sind die labbrigen Jeans auch in Europa beliebt. Meist werden sie so weit heruntergezogen, dass man einen Teil der Boxershorts sieht. Nach Ansicht von Adams schädigt dieser Trend dem Ansehen. „Du bekommst mehr Respekt, wenn du deine Hose höherziehst“, plädiert er. Es ist nicht das erste Mal, dass Politiker Front gegen die Hängehosen machen: In Riviera Beach in Florida wurde das Tragen von Baggy Pants gleich ganz verboten – derzeit läuft ein Gerichtsverfahren gegen das Verbot. In Großbritannien widersetzte sich ein 18-Jähriger einer ähnlichen Regelung – und bekam vor kurzem vor Gericht recht. Er darf auch weiterhin mit seiner Schlabberhose herumlaufen und seine Boxershorts in der Öffentlichkeit zeigen.

Fussball

Kicken für Kinder Fußballstars kicken für den guten Zweck: Beim Abschiedsspiel für den ehemaligen Präsidenten des FC Bayern München, Franz Beckenbauer, gegen Real Madrid kommt ein Teil der Tageseinnahmen bedürftigen Kindern zugute. Die Stiftung „Profifußballer helfen Kindern“ mit Sitz in Stuttgart profitiert von der Spitzenbegegnung am 13. August. Wer bis zum 2. Juli über die Seite der Stiftung (stars4kids.org) für 30 Euro seine Eintrittskarte kauft, fördert damit auch christliche Projekte. So finanziert die Initiative unter anderem eine von Christen getragene Kinderarche in Sao Paulo, eine Schule in Madras (Indien) sowie den Verein „Stoffwechsel“ in Dresden. Zu den Initiatoren der Stiftung gehören der Christ und Co-Trainer der brasilianischen Nationalmannschaft Jorginho und dessen Landsmann Bebeto. Zu den Unterstützern zählen ferner der deutsche Nationalstürmer Cacau vom VfB Stuttgart, der brasilianische Abwehrspieler Marcelo Bordon von Schalke 04 sowie sein Landsmann Zé Roberto vom Hamburger SV.

Cacau Bordon

Jorginho

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Nachrichten

ideaSpektrum 25/2010

Links der Brasilianer Lucio mit dem nicht erlaubten – da religiös – T-Shirt 2009. Auch der deutsche eutsche Nationalspieler Cacau betet auf dem Rasen wie hier am 3. Juni 2010. Rechts das umstrittene Blasinstrument strument Vuvuzela.

In Somalia ist die WM tabu – Islamisten gehen gegen gen Fußballanhänger vor

Fußball, Fußball über alles … Nicht überall kann die FußballWM so unbeschwert verfolgt werden wie in Europa. Im ostafrikanischen, islamischen Somalia gehen beispielsweise Islamisten mit Gewalt gegen Fußballfans vor. So wurden laut dem britischen Sender BBC in der Hauptstadt Mogadischu mindestens zwei Menschen getötet, die das Sportereignis im Fernsehen ansahen. Zehn weitere seien verhaftet worden. Verantwortlich für den Übergriff sind die radikal-islamischen Shabab-Milizen, die weite Teile Südsomalias kontrollieren und auf eine strenge Auslegung des islamischen Religionsgesetzes, der Scharia, drängen. Dazu zählt auch das Verbot von jeglicher Unterhaltung. „Fußball ist nichts anderes als Zeitverschwendung“, zitierte die französische Nachrichtenagentur AFP Scheich Mohamed Ibrahim, einen Repräsentanten der Shabab-Bewegung.

Muslimen ein warmes und herzliches Willkommen bieten, heißt es auf der Internetseite der Initiative.

Streit um die Vuvuzela Nachdem sich Spieler, Journalisten und Fans anderer Nationen über den nervtötenden Lärm beschwert Gebete auf dem Rasen tabu hatten, war zwischenzeitlich über Auf dem Platz ist die Religion ein Verbot diskutiert worden. Das lodagegen tabu. Das hat der Weltfuß- kale WM-Organisationskomitee ballverband (FIFA) noch einmal stellte jedoch schnell klar, dass man deutlich gemacht. Sowohl Gebete die Plastiktröten auch weiterhin zuals auch andere religiöse Bekunlasse. Rückendeckung bekam es dadungen auf dem Spielfeld sind nicht für indirekt vom Präsidenten des gestattet. Daran hat die FIFA spezi- Südafrikanischen Kirchenrats, Tiell das brasilianische Team erinnert. nyiko Maluleke (Johannesburg). Zum Hintergrund: Im vergangenen Der Lärm ist Erinnerung an Jahr hatten die Spieler nach dem 3:2 Finalerfolg beim Konföderatio- die Leiden des Kolonialismus Der Lärm der Vuvuzela sei eine nen-Pokal gegen die USA Gott auf Reaktion auf den Kolonialismus. dem Spielfeld gedankt. Mannschaftskapitän Lucio zeigte damals Als Erinnerung an die Leiden der Afrikaner sollten der Welt die Ohren ein T-Shirt mit dem Aufdruck „Jedröhnen, meinte der Theologe gesus loves you“ (Jesus liebt dich). genüber der Ökumenischen NachDafür gab es eine Rüge von der richtenagentur (Genf). Im 19. JahrFIFA. Im Regelwerk des Fußballhundert hätten weiße Missionare verbandes heißt es unter Punkt 4: „Die vorgeschriebene Grundausrü- Seite an Seite mit den Kolonialisten stung (der Spieler) darf keine politi- Afrikanern die Bibel gegeben und Willkommen für Muslime ihnen gleichzeitig ihr Land weggeschen, religiösen oder persönliche Im WM-Austragungsort Südafri- Aussagen zeigen.“ Wer sich der Re- nommen. Jetzt werde die Fußballka nutzen dagegen nicht nur ChrisWM von der Vuvuzela beherrscht – gelung widersetzt, muss mit Sankten, sondern auch Muslime das Ertionen rechnen. Wie diese aussehen „eines der widerwärtigsten eignis, um für sich und ihren Instrumente – sehr laut, sehr lästig“. könnten, wollte der Verband auf Glauben zu werben. Insbesondere idea-Anfrage jedoch nicht sagen. an den Spielorten der Teams aus is- Man könne nicht darüber spekulie- Schrei nach Anerkennung Er sehe das Instrument als ein lamisch geprägten Ländern wie Al- ren, „was passieren könnte, wenn gerien kümmern sich Mitglieder der die Regeln während der FIFA-WM Symbol für Afrikas Schrei nach Anerkennung. Es ähnele traditionellen Initiative „Südafrika Muslime“ um 2010 gebrochen werden“, so ein Tierhörnern, mit denen man AufGäste aus dem Ausland. So geben Sprecher. Erlaubt bleibt hingegen merksamkeit erregt habe; nur sei es sie den Fans Tipps, wo sie in der das umstrittene Blasinstrument Vuviel lauter. Mit bis zu 120 Dezibel Umgebung der Stadien günstige Re- vuzela, mit dem die südafrikanikönne die Vuvuzela die Trommelstaurants oder Gebetsmöglichkeiten schen Fans die Mannschaften lautfelle der Europäer löchern. finden. Man wolle auf diese Weise stark anfeuern. Fotos: Lucio/Cacau/dpa; Fan/istockphoto.com


Theologie

ideaSpektrum 25/2010

 Kanzel K l

„Dies ist das Zeugnis Johannes des Täufers: Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen.“ Johannesevangelium 3,30 – zum 24. Juni, dem Johannistag

PASTOR ULRICH RÜSS (Hamburg),

Vorsitzender der Konferenz Bekennender Gemeinschaften in den ev. Kirchen Foto: privat

Kleine

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Keiner ist größer als Johannes Der 24. Juni ist ein bedenkenswertes Datum. Es ist der Tag der Geburt Johannes des Täufers. Genau 6 Monate vor dem Tag der Geburt Jesu. Der Johannistag ist der einzige Geburtstag, den die Kirche außer dem Geburtstag Jesu feiert. Seit dem 4. Jahrhundert ist das so. Auch im Evangelischen Gottesdienstbuch ist die Möglichkeit eines Gottesdienstes vorgesehen. Jesus sagt von Johannes: (Matth. 11,11) “… unter allen, die von einer Frau geboren sind, ist keiner aufgetreten, der größer ist als Johannes der Täufer.“ Wo liegt die einzigartige Bedeutung von ihm? Er ist der Prophet zwischen den beiden Testamenten. Von sich selbst sagt er: „Ich bin eine Stimme, eines Predigers in der Wüste: Ebnet dem Herrn den Weg“, wie der Prophet Jesaja 700 Jahre zuvor ankündig-

te. Mit Eindringlichkeit hält er Bußpredigten, kritisiert die Glaubens- und Lebensweise seiner Zuhörer und fordert die Umkehr zu Gott. Mit seinem Ruf zur Umkehr und Hinwendung zu Gott und mit seinem Christuszeugnis ist er Wegbereiter Jesu. Von ihm sagt er: „Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt“ und bezeugt damit Jesus Christus als Erlöser und Heiland. Und weiter: „Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen.“

Gegen alle Wichtigtuerei Johannes der Täufer nimmt sich ganz zurück und stellt das Zentrum des Glaubens, nämlich die notwendige Bedeutung und Größe Christi, heraus. Wie wichtig ist für uns heute seine Botschaft bei aller Erfahrung von Selbstzentrie-

rung und Wichtigtuerei! Was wir brauchen, sind solche Wegbereiter für Jesus wie Johannes der Täufer.

Ohne Bußpredigt geht es nicht Die Kirche und jeder Einzelne von uns bedarf des wachsenden Christusglaubens und seiner Erneuerung. Ohne eigene Bußfertigkeit und Bußpredigt kann keiner Wegbereiter Jesu sein. Schlimmer noch als menschliche Verfehlungen sind heute eine weitgehende Verkündigungsverweigerung und das Zuwichtignehmen der eigenen Person, Denke, Macht und Ideologie. Wir brauchen dringend solche Menschen wie Johannes den Täufer und sollten ihn als Vorbild haben. Sein Geburtstag, der 24. Juni, will uns daran erinnern.

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Evangelisches Wochenmagazin ideaSpektrum

Porträt

Ruth Bai-Pfeifer leidet an einer Muskelkrankheit und gibt Behinderten eine Stimme

„Kleine Kraft“ mit grosser Wirkung lehnung. Halt und Hilfe fand sie immer wieder in ihrem gläubigen ElRuth Bai-Pfeifer leidet seit ihrer Ge- ternhaus, wo sie sich geborgen und burt an einer seltenen Muskelkrankvon den Eltern und Geschwistern erheit, die ihr das Gehen schwermacht mutigt fühlte. Aber auch ihre Lehrer und das Tragen von Koffern oder Ein- und die meisten Mitschülerinnen unkaufstaschen praktisch verunmögterstützen sie, so dass sie sich gut in licht. Das sieht man ihr allerdings der öffentlichen Schule integrieren nicht an. Selbstbewusst steht sie nekonnte. Mit 17 begann sie eine Lehre ben ihrem Auto, mit dem sie mich ab- zur kaufmännischen Angestellten in holt und zu sich nach Hause fährt. Sie einem Behindertenheim. Das war zuparkt in der Tiefgarage eines Mehrfa- nächst bitter, entsprach es doch gar milienhauses. Von hier bringt uns ein nicht ihrem Berufswunsch. Trotzdem Lift ins Obergeschoss. Solche techni- investierte sie all ihre Kraft in die sche Hilfsmittel erleichtern Ruth Bai- Ausbildung und machte wichtige ErPfeifer den Alltag und ermöglichen fahrungen. Für Ruth Bai-Pfeifer war ihr weitgehende Unabhängigkeit. es eine Lebensschule und eine harte Zeit, denn die Behindertenszene ist Selbstmitleid überlisten geprägt von Resignation und von DeWegen ihrer Krankheit lernte Ruth struktion, Alkohol und DrogenkonBai-Pfeifer erst spät gehen. Sie hatte sum. Wie eine Erlösung war dagegen oft verpflasterte Knie, weil sie immer der darauffolgende Aufenthalt in Engwieder stürzte. Das war wohl land, wo sie eine Bibelschule besuchschmerzhaft, habe sie aber gelehrt, te. Nach ihrer Rückkehr in die aufzustehen und weiterzumachen. Schweiz lernte sie ihren Mann kenAuch eine andere Erfahrung war prä- nen. „Liebe auf den ersten Blick“ sei gend für ihr Leben: ihre Rolle als Zu- es gewesen. Die Ehe empfindet sie schauerin – etwa beim Turnunterricht, bis heute als grosses Geschenk, denn an dem sie nicht teilnehmen konnte. sie und ihr Mann bildeten mit ihren Sie entwickelte deshalb früh die Fäjeweiligen Qualitäten ein gutes Team. higkeit, sich mit andern zu freuen. Auch in Krisenzeiten. Solche Strategien halfen ihr immer Erst beten, dann fallenlassen wieder, allfälliges Selbstmitleid zu Eine solche erlebte sie, als 1989 überlisten. Als sie 14 war, wurde ihr John Wimbers Heilungsbewegung ein Korsett angepasst, das vom Hals Europa erreichte. Die Frage, ob sie bis zu den Hüften reichte. Es wurde nun ihr ständiger Begleiter: fünf Jahre nicht gesund sein könnte, wenn sie lang, Tag und Nacht. Erst jetzt wurde nur „richtig“ glauben würde, quälte sie. Plötzlich fühlte sie den Wert ihres ihr bewusst: Ich bin behindert. Und Lebens infrage gestellt. Sie erlebte, zum ersten Mal erlebte sie auch AbVon Sibylle Zambon

wie für Behinderte gebetet wurde und wie man diese fallenliess, als keine Heilung eintraf. „Es kann doch nicht sein, dass diese Schwachen auch noch von der Kirche ausgegrenzt werden“, sagte sie sich. So reifte in ihr der Entschluss, den Verein „Glaube und Behinderung“ zu gründen, dessen Präsidentin sie ist. Er macht sich stark in der Beratung und Evangelisation von Behinderten, um ihnen auf diesem Weg Selbstwert und Halt zu vermitteln, und sensibilisiert Gemeinden für eine bessere Integration. Ruth BaiPfeifer ist froh, dass sie ein Team engagierter Mitarbeitender hat, denn all diese Aufgaben erfordern immer wieder ein Haushalten mit ihren Kräften. Zumal sie vor drei Jahren auch eine Krebserkrankung zu bewältigen hatte. Sie verlässt sich deshalb gern auf ein Wort im zweiten Korintherbrief: „Wir tragen einen Schatz in einem zerbrechlichen Gefäss“, steht da. Und dass die alles überragende Kraft, die in unserem Leben wirksam ist, Gottes Kraft sei und nicht aus uns selbst komme. Für Ruth Bai-Pfeifer ist es deshalb nochmals ein Geschenk, dass sie ihre „kleine Kraft“ Gott weiterhin zur Verfügung stellen und Behinderten eine Stimme geben kann.

Das Wort der Woche

„In der Bibel gibt es einen schönen Spruch: ‚Wer Gott liebt, dem dient alles zum Besten.’ Das heisst auch, dass es sich lohnt, auch durch schlechte Zeiten hindurchzugehen, in denen man sich sagt: ‚Das ist zu hart, ich kann die Schmerzen nicht aushalten.’ Man lernt dabei sehr viel.“ Der aus Brasilien stammende deutsche Nationalstürmer Cacau (VfB Stuttgart) in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung


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