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Spektrum Nr. 28/29
14. Juli 2010
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Der neue ERF-Präsident Markus Schaaf über gute Nachrichten in unguten Zeiten Seite 5
Seite 7: 1. August
Seite 8: Sommereinsatz
Exklusive Ansprachen zur Lage der Schweiz
Nächstenliebe mit der Heugabel im Engadin
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Seite 13: Forum
Seite 20: Gesellschaft
Fortsetzung: Dürfen Wie fromme Pioniere Menschen Gott segnen? die Welt verändern
Personalauswahl 7. Dezember 2010
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Schwierige Gespräche 2. November 2010
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GRÜEZI
Gedanken zum 1. August
BIBLISCH
Welche Werte brauchen wir? Ein Geburtstag und ganz speziell unser Nationalfeiertag ist immer auch ein Tag, um Bilanz zu ziehen. Beim Schreiben dieser Zeilen geniesse ich meinen Urlaub am Ufer des schönen Thunersees im Berner Oberland. Der Ausblick erfüllt mich in erster Linie mit Dankbarkeit, mit der wir auf die wechselvolle Geschichte unseres schönen Landes in den 719 Jahren seit 1291 zurückblicken dürfen. Eine Geschichte, die insgesamt erfolgreich war und die von zahlreichen fleissigen und tapferen Generationen geprägt wurde. Es ist diese Grundlage, auf der sich die Schweiz über die Jahrhunderte hinweg als eigenständiger und unabhängiger Staat innerhalb Europas behaupten konnte. Eine Schweiz, die vielleicht gerade auch wegen dieser Eigenständigkeit insgesamt sehr weltoffen auftritt. Das ist – wenn man an die vielfältigen Konflikte, Krisen und Kriege der Vergangenheit denkt – ein kleines Wunder und eine grossartige Leistung unserer Vorfahren, die uns mit Respekt, Anerkennung und Stolz erfüllen. «In Gottes Namen. Das öffentliche Ansehen und Wohl erfordert, dass Friedensordnungen dauernde Geltung gegeben werde.» Der Bundesbrief von 1291 legt mit diesen Worten die Grundlage für unseren heutigen modernen Bundesstaat. Darin sind die Tradition der Willensnation Schweiz, die Vielfältigkeit unserer Kantone, unseres Landes mit den vier Sprachkulturen und auch die Tradition des Nationalfeiertages begründet. Ohne Vergangenheit keine
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Zukunft! Eigene Identität kennen, auch wenn gewisse Medien dies gerne als Erfindung abtun. Die ständige Rückbesinnung auf unsere christliche Wertekultur ist deshalb zentral. Zentral ist ebenso die Wahrnehmung von Eigeninitiative und Selbstverantwortung, um unsere Erfolgsgeschichte fortzusetzen. Wer unter dem Deckmantel einer falsch verstandenen sozialen Haltung ständig nach dem Staat ruft, verkennt, dass dieser zwangsläufig durch fortwährendes Legiferieren, Reglementieren und Regulieren den Freiraum des Einzelnen einschränkt. Damit wird nicht in erster Linie Leistung honoriert, sondern eine Umverteilungspolitik gefördert, die in der Konsequenz den Anreiz zur eigenen Leistung vermindert und damit schliesslich den Wohlstand insgesamt reduziert. Wir dürfen mit Zuversicht in die Zukunft schauen, denn die Leistungsbereitschaft unseres Landes in der Wirtschaft, in der Miliz, aber ganz besonders auch in den Familien - und dort in erster Linie von nichtberufstätigen Hausfrauen - ist intakt. Dies soll nicht dazu führen, uns auf unseren Lorbeeren auszuruhen oder die Augen vor den anstehenden Problemen und Fragen innerhalb unserer Gesellschaft zu verschliessen. Doch die Schweiz ist in einer guten Verfassung und kann ihren Geburtstag bei guter Gesundheit feiern – darauf dürfen wir stolz, aber auch sehr dankbar sein. HANS-ULRICH BIGLER
Der Autor ist Direktor des Schweizerischen Gewerbeverbandes mit Sitz in Bern.
Ein Lieblingsbibelwor t von Maja Ingold, Ende Mai im Bundeshaus als Nationalrätin der EVP vereidigt, Winter thur:
«Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.» (Galater 6,2) «Was ist das Gesetz Christi? So unmissverständlich kommt selten ein Gesetz daher. Mittragen, mitdenken, Verantwortung übernehmen: Das zeichnet die Christen aus. Der Tatbeweis. An den Früchten werdet ihr sie erkennen, lässt der Evangelist Matthäus Jesus erklären (Matthäus 7,16). Nicht, ob bekennend, bekehrt, geoutet oder gegenüber andern bezeugt, sondern das Gesetz Christi leben. So versuche ich täglich hinzuhören, was andere Menschen benötigen, suche herauszufinden, ob und welche Aufgabe die meine ist. Dafür gibt Jesus im selben Kapitel noch einen anderen Hinweis (Matthäus 7,12): «Wie immer ihr wollt, dass die Leute mit euch umgehen, so geht auch mit ihnen um!»
Am 5. August wieder Wie immer in der Zeit der Sommerferien erscheint «idea Spektrum» jetzt zweimal als Doppelnummer. idea Schweiz hält sich dabei an die langjährige Praxis von idea Deutschland. Jetzt haben Sie die Ausgabe für die Wochen 28/29 vor sich. Sie zählt vier Seiten mehr als üblich. Als Beilage enthält sie erstmals auch den Einkaufsführer der Christlichen Geschäftsleute Schweiz/CGS (siehe auch Seite 11). Die Ausgabe Nr. 30/31 erscheint am Donnerstag, 5. August. Redaktionsschluss für diese Ausgabe ist am Montag, 2. August. Inserate können bis Dienstag, 3. August, 12 Uhr, aufgegeben werden. Wir wünschen unseren Leserinnen und Lesern erholsame und beglückende Ferientage mit vergnüglichem und bereicherndem Lesestoff – mit «idea Spektrum» und/oder einer andern packenden Ferienlektüre. Wir freuen uns auf das «Wiederlesen» am 5. August! Reklame
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BRENNPUNKT
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Wechsel bei ERF Medien: Werner Messmer über seine 20 Jahre als Präsident und Motor
Eine ganz persönliche Frage an Doris Leuthard Nein, als Reporter sähe er sich nicht. Doch als ERF-Präsident hat Werner Messmer 20 Jahre das wichtigste christliche Medium des Landes geführt und geprägt. Nun äussert er sich zu dieser Zeit. Und zum Profil des ERF, der sich heute «ERF Medien» nennt.
«Spektrum»: Angenommen, Sie wären Journalist. Was würden Sie Bundespräsidentin Doris Leuthard gerne fragen? Werner Messmer: Haben Sie schon einmal eine Sendung vom «Fenster zum Sonntag» gesehen? Und wenn ja: Welchen Eindruck haben Sie dabei gewonnen? Warum wurden Sie ERF-Präsident und nicht ERF-Reporter? Weil ich absolut keine Fähigkeiten zum Reporter hätte. Meine Fähigkeiten liegen im Führen, strategischen Denken und Motivieren. Sie haben als Oberst, Baumeisterpräsident und Geschäftsmann breite Führungserfahrung. Was war anders beim Führen des ERF? Beim ERF konnte ich mich auf die strategische Ausrichtung konzentrieren und den stets hochmotivierten Mitarbeitern viel Freiheit gewähren im Drang nach vorne. Meine Aufgabe bestand aber oft darin, den Drang nach vorn so zu steuern, wie es das Budget zuliess. Was hat Sie an der Entwicklung des ERF besonders gefreut? Grundsätzlich faszinierte mich
Zur Person Werner Messmer, 64, war 28 Jahre im Vorstand des ERF (Evangelium in Radio und Fernsehen), davon 20 Jahre als Präsident. Am 8. Juli wurde er durch Markus Schaaf abgelöst. In dieser Zeit entwickelten sich «ERF Medien» in Pfäffikon ZH zu einer Organisation mit 41 Mitarbeitenden und einem Budget von 6 Millionen Franken. Messmer ist seit 1999 (und noch bis Ende 2011) Nationalrat der FDP und seit 2003 Präsident des Schweizerischen Baumeisterverbandes. Er ist Inhaber einer Bauunternehmung in Sulgen. Bild: idea/av
die rasante Entwicklung der Medientechnik. Ich versuchte sie als Herausforderung anzunehmen und einzusetzen. Ein Kernhighlight war sicher der Start der Fernsehsendung «Fenster zum Sonntag» im Jahr 1995. Ein anderer Höhepunkt war die von 51 000 Personen unterschriebene Petition an den Bundesrat, mit der wir ein christliches Radio forderten. Die Petition wurde im Sommer 2004 eingereicht, und im Dezember traf bereits die Konzession für ein christliches Radio schweizweit ein. Ein Jahr später war «Life Channel» auf Sendung.
An welche Krise denken Sie weniger gern? Der ERF stellte ursprünglich einfach Radioprogramme für Lokalradios her. Ein Höhepunkt war es dann, als wir bei Radio Eviva eine eigene Sendezeit bekamen. Kosten und Ertrag stimmten aber immer weniger überein, so dass wir diese Sendeschiene kündigen mussten. Dieser Entscheid kam unserem Team wie ein Absturz vor. Daraus entstand dann jedoch die Idee für die erwähnte Petition und ein eigenes Radio. Was würde der Schweiz fehlen ohne ERF? Der ERF ist das einzige christliche Medium, das über Radio und Fernsehen in viele Haushalte kommt, ob das die Leute wollen oder nicht. Viele Leute stossen quasi aus Zufall auf unsere Programme und bleiben dann an einem Thema hängen. Viele Echos zeigen, dass daraus viel ausgelöst werden kann. Wir wollen die Leute «gluschtig» machen für den Glauben. Wir wollen sie animieren, den Glauben zu wagen. Gäbe es den ERF nicht, würde ein Angebot dieser Art fehlen. Was hat sich an der Aufgabe des ERF verändert? Ganz am Anfang war der ERF Mittel zum Zweck. Er wollte Spenden beschaffen für Radiosendungen in unerreichten Ländern. Damit wurden vor allem gläubige Leute angesprochen. Mit den Jahren wurde der ERF ein evangelistisches Organ, das bewusst Menschen zum Glauben führen will,
aber auch Menschen in speziellen Lebenssituationen helfen will.
Wie könnte der ERF sein Profil als christliches Medienhaus weiter stärken? Wir stehen in einer Wertekrise. Meine Vision für die Zukunft: Der ERF als Ausgangspunkt für echte Werte. Der ERF als Aufrüttler, Motivator und Animator für gelebten Glauben.
das Bekenntnis zu ihm nicht konsequent lebe. Je mehr ich meinen Herrn freimütig bekenne, umso mehr bekennt er sich zu mir. Damit bin ich plötzlich auf eine Ebene gekommen, in der das Bekenntnis zu Jesus zu einem ganz natürlichen Bestandteil meines Lebens geworden ist. Damit habe ich auch meine Hemmungen verloren.
Der ERF ist kein Missionssender. Was ist er denn? Der ERF ist ein Lebenshilfesender. Der ERF macht ein Programm für ein säkulares Publikum und wird von Frommen finanziert. Kein Problem? Doch, zugegeben, das führt hie und da zu Spannungen. Es ist unsere Herausforderung, unseren frommen Geldgebern immer wieder bewusst zu machen, dass wir wirklich zum Glauben aufrufen und nicht um den Brei herumreden. Unsere Spender sollen erkennen, dass wir Evangelisation und Lebenshilfe im biblischen Sinn betreiben. Dann können sie sich auch mit uns identifizieren. Wie könnte es gelingen, noch mehr Evangelium in die säkulare Gesellschaft zu bringen? Einerseits durch neueste Techniken. Man kann uns zum Beispiel dank der DAB-Technik, einer Weiterentwicklung des UKW, immer mehr auch im Auto hören. Anderseits muss die Internetplattform weiter ausgebaut werden. Wir müssen das Konsumverhalten der Leute erkennen und dann mit unserer Botschaft auf der entsprechenden Ebene präsent sein. Wir müssen mit dem Evangelium so präsent sein, dass sich die Zuhörer und Zuschauer in ihrer persönlichen Situation angesprochen fühlen. Sie selber treten immer wieder frank und frei für Ihren Glauben ein. Wie gewinnt man diese Zivilcourage? Das war ein Prozess. Bei mir kam eines Tages die Frage auf: Warum erlebe ich nicht mehr mit Jesus? Ich habe gemerkt, dass ich im Alltag nicht die gewünschten Erlebnisse mit Jesus mache, wenn ich
«Freimütiges Bekenntnis»: Nationalrat Werner Messmer, 20 Jahre Präsident des ERF.
In einem Jahr treten Sie auch als Nationalrat zurück. Übernimmt Werner Messmer dann die Betreuung einer Seniorensendung des ERF? Ich habe mich gerade nochmals für vier Jahre als Präsident des Schweizerischen Baumeisterverbandes wählen lassen. Das lastet mich gut aus. Ich bin aber tatsächlich offen für neue Aufgaben. Ich will meine neue Freizeit in Zukunft auf jeden Fall so nutzen, dass ich meinem Herrn dienen kann. Doch als Medienmann? Wohl kaum. Es kam aber schon vieles in meinem Leben anders, als ich dachte! Welche Frage würden Sie als Journalist gerne christlichen Pastoren und Pfarrern stellen? Animieren Sie Ihre Gottesdienstbesucher in erster Linie dazu, dass sie zu Ihnen in die Kirche kommen? Oder motivieren Sie sie noch mehr dazu, aus der Kirche hinauszugehen und sich als Christen in die Gesellschaft einzumischen? Inter view: ANDREA VONLANTHEN
BRENNPUNKT
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Wechsel bei ERF Medien: Markus Schaaf ist neuer Präsident
PODIUM
Das Evangelium zeitgemäss verbreiten
Ferienzeit
Am 8. Juli hat der Geschäftsführer und EVP-Kantonsrat Markus Schaaf das Präsidium von ERF Medien in Pfäffikon angetreten. Die Vereinsversammlung hatte ihn am 28. April zum Nachfolger von Werner Messmer gewählt.
«Spektrum»: Was hat Sie dazu bewogen, im Vorstand von ERF Medien mitzuwirken? Markus Schaaf: Mir gefällt die Art und Weise, wie es ERF Medien gelingt, die Botschaft des Evangeliums inhaltlich zeitgemäss und mit moderner Technik weiterzugeben. Der Anspruch an die Qualität, welche ERF Medien in allen Bereichen stellt, ist mir ebenfalls positiv aufgefallen. Aus diesem Grund war ich im Jahr 2000 gerne bereit, auf eine Anfrage hin dem Verein beizutreten und ab 2007 im Vorstand mitzuwirken. Die Mitgliederversammlung des Vereins ERF Medien zählt rund 40 Personen. Diese stammen aus Gemeinde-Verbänden und christlichen Werken. Welche Ihrer Stärken wollen Sie als Präsident einbringen? Ich interessiere mich für moderne Medien und neue Technologien, die ich persönlich einsetze und nutze. Durch meinen Beruf und aufgrund meines politischen
Zur Person Markus Schaaf ist 43 Jahre alt, verheiratet mit Rose Schaaf-Auch und hat drei Kinder. Nach seinen Berufslehren als Buchhändler und Kaufmann arbeitete er zunächst in der Informatik-Branche und absolvierte darauf das Studium am Theologischen Seminar St. Chrischona. Später durchlief er die Heimleiterausbildung. Als Geschäftsführer der Heimstätte Rämismühle in der Gemeinde Zell im zürcherischen Tösstal bringt er einen unternehmerischen und theologischen Hintergrund mit. Die Heimstätte Rämismühle umfasst ein Alters- und Pflegeheim und einen Hotel- und Seminarbetrieb und bietet 120 Personen Arbeit. Markus Schaaf ist als EVP-Vertreter Mitglied des Zürcher Kantonsrates. Bild: idea/MK.
Präsidiert ERF Medien neu: Markus Schaaf am Ufer der Limmat.
Engagements habe ich Einblick in verschiedene gesellschaftliche Gruppen und Schichten. Es gelingt mir meistens gut, komplexe Zusammenhänge schnell zu erfassen und sie verständlich zu formulieren. Und ich kann unterscheiden zwischen strategischen und operativen Aufgaben.
Was ist Ihnen wichtig in Ihrer neuen Funktion als Präsident? Ich sehe die Aufgabe des Vorstandes als strategisches Gremium darin, die Grundlagen zu schaffen, damit die Mitarbeitenden des Medienunternehmens operativ gute Arbeit leisten können. Ich bin nun in der komfortablen Lage, einem Unternehmen vorzustehen, das strategisch und operativ hervorragend aufgestellt ist. Welche Rolle spielt ERF Medien in der Evangelisation? ERF Medien macht die christliche Botschaft in ausgezeichneter Qualität täglich Tausenden von Menschen in unserem Land zugänglich. Dieser zeitgemässe Stil über verschiedene Kanäle ist eine der wirksamsten Arten, heute das Evangelium und seine Botschaft zu verbreiten. Das zeigen Rückmeldungen von Zuschauerinnen und Hörern, die an den verschiedensten Stationen ihres Lebens auf unsere Sendungen gestossen sind. Da bleibt jemand als Patient im Spital beim Zappen in einer «Fenster zum Sonntag»-Sendung hängen. Oder eine andere Person hört Beiträge von Radio Life Channel im Internet oder digital. Unsere 23 TV-Sendungen und gut 3000 Ra-
diobeiträge pro Jahr holen Menschen in ihren Herausforderungen und Problemen ab, nehmen sie darin ernst und geben Antworten und Tipps auf christlicher Basis zu Glaubens- und Lebensfragen.
Wo liegen die aktuellen Herausforderungen? Die Herausforderungen liegen, wie wahrscheinlich bei jedem christlichen Werk, das auf Spenden angewiesen ist, vor allem im finanziellen Bereich. Ich freue mich über den treuen Freundeskreis von gegen 12 000 Spenderinnen und Spendern, die ERF Medien unterstützen. Doch muss es uns künftig noch besser gelingen, bei jungen Hörenden etwa von Radio Life Channel das Bewusstsein zu schaffen, dass diese Arbeit zum grössten Teil durch Spenden finanziert wird. Lediglich etwa 300 000 Franken, das sind fünf Prozent der benötigten Mittel, erhalten wir durch Werbeeinnahmen. Was wünschen Sie dem Unternehmen ERF Medien? Medien leben allgemein eher von negativen Situationen, in denen es um Konflikte, Defizite und Probleme von Menschen geht. ERF Medien bringt im Gegensatz dazu gute Nachrichten, die aufbauen und ermutigen. Ich wünsche deshalb diesem Unternehmen, dass es weiterhin mit seinen Sendungen positive Auswirkungen auf das Leben von Tausenden von Menschen hat. Inter view: MANFRED KIENER www.er f.ch
Arbeitsam und fleissig! Das wird den Schweizern nachgesagt, und das sind sicher gute Tugenden. Um unseren Lebensunterhalt finanzieren zu können, gehen wir einer Erwerbstätigkeit nach. In der Bibel steht, dass wir jeden siebten Tag als Ruhetag geniessen dürfen. Der Sonntag ist zu unserer Erholung sehr wichtig. Wir haben zudem die Gelegenheit, ohne alltägliche Hektik in den Kirchen Gottes Wort zu hören. Gestärkt an Leib und Seele nehmen wir jeweils die nächste Woche in Angriff. Bis endlich die grossen Sommerferien vor der Türe stehen! Die Kinder jubeln und können die Schulbücher ohne schlechtes Gewissen im Schrank ruhen lassen. Die Eltern sind fleissig am Packen und im Geist bereits am Ferienziel. Viele gehen auch nach «Balkonia», das heisst, sie bleiben ganz einfach zu Hause und geniessen die Ferien von da aus. Wie auch immer: Es ist wichtig, dass wir uns Zeit für die wohlverdienten Ferien nehmen. In den heutigen hektischen Tagen sind wir alle gefordert und brauchen entsprechende Erholung. Es tut gut, einmal abschalten zu können und Zeit mit der Familie oder guten Freunden zu verbringen. Mit meiner Familie fahre ich Jahr für Jahr ans Meer. Diese Wochen fördern die Gemeinschaft und stärken den Zusammenhalt innerhalb der Familie. Mehr denn je sind wir heute von allen Seiten gefordert und stehen oftmals in der Gefahr, die Ferien zu überspringen. Wenn wir dem Druck der Arbeitswelt nachgeben und - eigentlich gut gemeint - die nötigen Ferien absagen, belasten wir unser privates Umfeld und entwickeln uns zu Burnout-Kandidaten. Gott hat den Menschen so geschaffen, dass er den täglichen Schlaf, den wöchentlichen Ruhetag, aber auch die jährlichen Ferien braucht und geniessen darf. Ich wünsche allen Lesern gesegnete und erholsame Sommerferien! ANDREAS BRÖNNIMANN Der Autor ist Nationalrat der EDU und Unternehmer. Er wohnt in Belp BE.
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GESELLSCHAFT
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Exklusive Kurzansprachen bekannter Schweizer Christen zum 1. August
Verehrte Schweizerinnen, liebe Schweizer!
Training on the job Peter Rahm,
VR-Delegierter der Rimuss- und Weinkellerei Rahm AG, Hallau: Christen leben in starken Spannungsfeldern, welche uns unser Herr Jesus Christus zumutet und als training on the job braucht, um mit uns in der Umgestaltung in sein Wesen weiterzukommen. In der Jahreslosung 2010, Johannes 14,1, sagt Jesus: Euer Herz erschrecke nicht. Glaubt an Gott und glaubt an mich. Es kommt einerseits eine Akzentuierung dieser Spannungsfelder zum Ausdruck, andererseits die uns vertraute Anleitung Gottes, wie wir darin bestehen kÜnnen. Wir erleben nebst Naturkatastrophen auch die EntblÜssung von Scheinheiligkeiten im Christentum, in Religionen und Weltanschauungen. Vieles kommt Gott sei Dank ans Licht, das nicht ewigkeitsbeständig ist. Dieser Prozess ist notwendig, damit das Beständige sichtbar wird und sich das Neue, Lebendige und menschlich gesehen UnmÜgliche etablieren kann. Also: (aus)harren!
Wie ein starker Baum Daniel NĂźesch,
Jugendprediger bei Campus fßr Christus: Jedes Mal, wenn ich meinen roten Schweizer Pass am Flughafen zeige, erfßllt mich eine starke Freude, ein Teil dieses Landes zu sein. Ich liebe die Schweiz! In vielen Ländern sind wir wertgeschätzt als neutrales, friedliebendes Land. Ich bin ßberzeugt, dass wir noch die Auswirkungen einiger Männer und Frauen Gottes geniessen, welche diesem Land ein Gesicht der Barmherzigkeit, des Mutes und
der Dienstbereitschaft gaben. Wir haben uns in der Vergangenheit nicht geschämt, uns auf Gott zu berufen. Ich beobachte jedoch eine Tendenz, uns mit unserer Ăœberzeugung und unserem Glauben immer mehr zurĂźckzuhalten. Wir wollen ÂŤpolitisch korrektÂť sein. Aber nur, wenn wir in unserem Glauben und unseren christlichen Werten tief verwurzelt bleiben, sind wir wie ein starker Baum, der auch bei Krisen nicht entwurzelt wird. Ein solcher Baum kann vielen anderen Schutz und Heimat geben. Es ist unser Glaube, der uns Kraft und ein Fundament schenkt, andere zu lieben und zu respektieren. Unsere politische Neutralität ist nur so lange ein Segen, solange wir nicht neutral in Bezug auf unsere Beziehung zu Gott sind.
Als Christen gefordert Lisa Leisi,
Familienfrau und EDU-Vizepräsidentin St. Gallen, Dietfurt: Die Schweiz hat wie Europa ein sich verschärfendes Demographieproblem. Es gibt immer mehr ältere Menschen und weniger junge Leute, die die Sozialversicherungen sichern helfen. Es drohen riesige Defizite. Viele Leute sind nicht mehr belastbar. Psychische Krankheiten nehmen zu. Die Selbstmordrate ist hoch. Die Wirtschaft dient oft nicht den Menschen. Geld und Neid regiert. Viele Leute wollen keine Familie oder scheitern in ihren Beziehungen. Da sind wir Christen gefordert: Beten wir fßr gesunde Familien, eine gesunde Gesellschaft! Unterstßtzen wir mit vollem Einsatz den Wert des Lebens von der Zeugung bis zum Tod, die Familienarbeit, kinderreiche Familien. Geben wir Freude, Liebe und Geborgenheit weiter. Nehmen wir uns Zeit fßr Beziehungen, die uns Gott zeigt. Lasst uns Vorbilder sein mit unserem Leben nach Gottes Geboten. Nur so kann unsere Gesellschaft gesunden! Nur so hat die Schweiz eine Zukunft! Nur so sind wir Christen glaubwßrdig!
Es braucht uns. Gott befähigt uns und ist mit uns.
Eine Einheit formen Ursulina Huder, Gemein-
derätin, SP, Steffisburg: Am 1. August feiern wir die Geburt der Eidgenossenschaft, welche sich in 719 Jahren zu dem Land entwickelt hat, in dem wir heute leben. Es ist ein Land, entstanden aus vielen verschiedenen Puzzleteilen. Keines dieser perfekten Puzzlespiele, die mit Lasergeräten geschnitten wurden. Eher Puzzleteile, die von Hand aus Holz entstanden sind. Die Kanten: nicht so genau, hin und wieder ein Schnitt in die falsche Richtung und das nicht nur an den Landesgrenzen, sondern auch in den KÜpfen der Menschen. Ein Zusammensetzspiel aus Ideen, Farben und Schattierungen, nicht nur auf den Luftaufnahmen, sondern auch im Denken und Aussehen der Bewohnerinnen und Bewohner unseres Landes. Seien wir uns gerade an diesem besonderen Tag bewusst, was fßr ein Geschenk wir mit unserer ganzen Vielfalt in Händen halten und bemßhen wir uns, gemeinsam eine Einheit zu formen.
Mehr Mut und Profil! Beat Abry,
Evangelist des Janz-Teams, Adetswil: Wir haben viel Grund zum Feiern! Im Ausland bekomme ich zu hÜren: Du kannst stolz sein auf dein Land! Die Grßnde: Unsere Sicherheit, unser Wohlstand, manch mutige Entscheidung unseres Volkes an der Urne. Aber dann sehe ich die Not. Der Mensch ist egoistischer geworden. Man versucht, seine Interessen durchzusetzen. Das zwischenmenschliche Klima wird kälter. Beziehungen brechen auseinander. Christliche Werte gelten kaum mehr. Angst macht sich breit. Die Banken und die Wirtschaft wackeln, weil die Gier so gross ist. Was ich mir
wßnsche? Christliche Politiker, die Profil zeigen, ohne penetrant zu wirken. Christen, die mutiger und frecher fßr Jesus stehen, die die christlichen Werte konsequent leben und auch proklamieren. Christen, die sich sozial engagieren. Die sich um den Drogensßchtigen im Dorf, um die missbrauchte Frau in der Nachbarschaft, um die rumhängenden Jugendlichen kßmmern. Christen, die Jesus forscher als Retter bezeugen.
Schweiz ist ein Vulkan Klaus J. StĂśhlker, Un-
ternehmensberater fßr Öffentlichkeitsbildung, Zollikon ZH: Die Schweiz ist das wohl demokratischste Land der Erde, weil das Volk stets gegen die Entscheide seiner politischen Fßhrung stimmen und sich durchsetzen kann. Wir verfßgen ßber eine soziale Sicherheit und einen Wohlstand, von dem unsere Nachbarn nur träumen kÜnnen. Dieses Idyll ist bedroht, weil ein weiterer Investitionsfehler von UBS-Konzern und CS-Gruppe das Land in den Bankrott stßrzen kann, ganz wie Island. Eine Versicherung dagegen gibt es nicht. Das Schweizer Volk hat begriffen, dass es auf einem Vulkan lebt, der vom Bundesrat, dem Parlament und den bßrgerlichen Parteien auf Dauer nicht kontrolliert werden kann. Die beiden Grossbanken haben es in Geiselhaft genommen und denken nicht daran, ihm die Freiheit zu lassen. Hier hilft nicht beten, sondern strenge Aufsicht. Philipp Hildebrand, Präsident der Nationalbank, ist zu stärken. Umfrage: STEFANIE NIEDERHÄUSER
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Reklame
Die Schweizer Fahnen im Dauereinsatz: Kaum ist die WM vorbei, steht schon der 1. August vor der TĂźr. Idea bat sechs bekannte Christen ans Rednerpult. Hier ihre exklusiven Kurzansprachen.
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TAGESSCHAU
ideaSchweiz l 28/29/2010
Der pensionier te Pastor Fritz Vogt aus Schaffhausen überrascht Bergbauern im Engadin
Nächstenliebe ist auch mit der Heugabel möglich volle Kontakte entstehen.» Es sei wichtig, Beziehungen zu pflegen und den Glauben vorzuleben. «Ich erhalte durch das Heuen die Möglichkeit, ein Stück Leben mit den Bauern zu teilen und ihr Vertrauen zu gewinnen.» Es entstünden immer wieder Situationen, in denen er unaufdringlich, aber ehrlich Zeugnis gebe.
Immer wieder greift der 67-jährige Fritz Vogt zu Gabel und Rechen und hilft beim Heuen im Engadin. «Gelebte Nächstenliebe» ist für den pensionierten Pastor ein zentrales Stichwort, wenn es um die Verkündigung des Glaubens geht. Fritz Vogt steht im Steilhang inmitten grüner Matten. Um ihn herum breitet sich eine prächtige Bergwelt aus. Die Sonne scheint vom wolkenlosen Himmel. Ausser dem Zirpen der Grillen ist kaum etwas zu hören. Während andere in solche Idylle reisen, um Ferien zu machen, kommt er zum Arbeiten hierhin: Vogt hilft im Sommer Bergbauern beim Heuen.
Guter Draht nach oben
Schwitzen fürs Evangelium: Fritz Vogt beim Sommereinsatz.
«Einmal begann es zu tropfen, und schwarze Wolken zogen am Himmel auf, als noch ein grosser Teil des Heus auf den Matten lag. Trotzdem brachten wir alles trocken in die Scheune.» Dies habe die Bauersfrau zutiefst erstaunt, kennen doch die Bergbauern die Anzeichen des Wetters besser als alle andern. «Da sagte ich nur: Ich habe gebetet, dass es noch nicht zu regnen beginnt», berichtet Vogt lächelnd. Einige Zeit später, als die Frau vor einer Operation stand, kam sie wieder auf ihn zu: «Fritz, könntest du für mich beten, es dünkt mich, du hast ei-
nen so guten Draht nach oben.» «Der Inhalt des Evangeliums könnte zwar in fünf Minuten wiedergegeben werden. Doch es bringt nichts, wenn ich ihn den Leuten um die Ohren schlage», erklärt Vogt. «Den Glauben weiterzugeben braucht Zeit und ist auch mal anstrengend und schweisstreibend wie das Heuen.» Aber diese kleine Geste bedeute den Bauern viel. «Es tut ihnen gut, mit der ganzen Arbeit nicht alleine dazustehen, sondern jemanden zu haben, der ihnen hilft.»
Dankbare Bauern Allen Bauern kann Fritz Vogt nicht zu Hilfe eilen. Er ist aber überzeugt, dass viele seinem Beispiel folgen könnten. «Weshalb nicht mal in den Ferien einen halben Tag statt den Rucksack anschnallen zur Heugabel greifen? Die Bauern nehmen jede Hilfe dankend an. Eine kleine Geste kann so viel bewirken.»
«Im Winter reise ich jeweils in abgelegene Täler des Unterengadins, um Kalender und christliche Literatur zu verteilen», erzählt der pensionierte Pastor. Dabei kam
er mit den Bauern ins Gespräch und versprach, im Sommer beim Heuen zu helfen. Von einem Bauern, dem er dieses Versprechen gab, ist es inzwischen zu etlichen geworden – und Vogt hält, was er verspricht. «Mir macht das Heuen Spass. Zudem habe ich gemerkt, dass dadurch wert-
JOURNAL
Privatschule SalZH: 500 Schüler, Lehrer und Angehörige beim Schuljahresende
Spenden für Jugendarbeit
Ausdauer, Schweiss und 44 444 Franken
Wertvolle Kontakte
Die evangelische Kirchgemeinde Neukirch an der Thur startet im September mit einer «Jugendarbeit mit Perspektive», die voll über Spenden finanziert wird. Bereits haben 62 Spender über 50 000 Franken zugesichert. Die neue Jugendarbeit wird von Flavia Christen geleitet, einer Absolventin des TDS Aarau. Sie will sich im Rahmen einer 60-Prozent-Stelle um Jugendliche ab Sekundarschulalter und junge Erwachsene kümmern. (idea)
Mehr Junge ins Parlament Die Aktion «30 unter 30», initiiert vom Netzwerk Junge Erwachsene der reformierten Kirche des Kantons St. Gallen, war ein Erfolg. Das Durchschnittsalter der 180 Mitglieder zählenden Synode liegt bei 50 Jahren. Dies nahm das Netzwerk zum Anlass, die Aktion «30 unter 30» zu lancieren. Vorerst fanden sich 15 junge Erwachsene unter 30 Jahren. Sieben von ihnen wurden an der Sommersynode Anfang Juli bereits vereidigt. (kipa) er Bilder: Privat, Sibylle Zambon
Grosser Ertrag am Sponsorenlauf für die eigene Schule und eine spannende «Zeitreise» auf der Bühne: Schulschlussfeier in der christlichen Privatschule SalZH (Schulalternative Zürich) in Winterthur. Als Privatschule, die ihr Schulgeld möglichst tief halten möchte, ist die SalZH auf Spenden angewiesen. Sie kombinierte deshalb am Schuljahresende das Sportliche mit dem Kulturellen. Der Samstagmorgen stand im Zeichen eines Sponsorenlaufs. In verschiedenen Kategorien lief man für die Finanzierung neuer Klassenzimmer, die angesichts der stetig steigenden Schülerzahl dringend gebraucht werden, aber auch für einen Satz neuer Computer und für die Provision der Lehrenden. Klein und Gross gaben bei über 30 Grad Celsius ihr Bestes. Der stolze Ertrag: 44 444 Franken.
Von Mose bis zum Rütlischwur Das Abendprogramm gestalteten die Schülerinnen und Schüler vom Kindergarten bis zur dritten Oberstufe. Sie hatten in Workshops Szenen zum Thema «Zeitreise» vorbereitet, welche den Bogen von der Urgeschichte bis in die Zukunft spannten. Halt machte man beim rockenden Mose, bei der babylonischen Sprachverwirrung oder beim Wunder wirkenden Jesus, aber auch beim griechischen
STEFANIE NIEDERHÄUSER
König Theseus und seiner Ariadne, beim Rütlischwur oder im tanzenden Wilden Westen. Dazu servierten die Oberstufenschülerinnen Risotto, Wurst und Steak. Bei Kaffee und Kuchen landete man szenisch in einer Unterrichtsstunde der Zukunft: die SalZH im Jahre 2024. Wie hatten die Kinder doch im Chor gesungen? «Every step I take in you, Jesus» - jeden Schritt mache ich mit dir, Jesus. SIBYLLE ZAMBON
Flower Power auf der Zeitreise der SalZH zum Schuljahresende.
KULTUR
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Roland Suter schafft durch seine Werke Begegnung mit Gott
ÄXGÜSI
Aus Fundstücken werden Kunststücke
Rotschwänzchen
Was andere nicht beachten, hängt Roland Suter in einen goldenen Rahmen. Der Berner Künstler macht aus Fundstücken nicht nur Kunststücke: Er schafft Sinnbilder, die einem Gottes Herrlichkeit vor Augen und ins Herz führen sollen. Eine enge, geschlungene Treppe führt in den oberen Stock der alten Mosterei Worb. Durch schwere Türen und verwinkelte Gänge gelangt man in eine Werkstatt. Hier wird gehämmert, gepoltert, ein feiner Geruch von Schmieröl liegt in der Luft. Der Ort ist seit Kurzem auch eine Kunstgalerie. Aus einer kleinen, abgetrennten Oase klingt zarte Musik. Hier verstummen die Werkstattklänge, der Besucher taucht ein in eine Welt der Gegensätze, der sprechenden Bilder: in Roland Suters Welt. Nach dem Motto «Fundstücke werden Kunststücke» fertigt der Künstler liebevolle Kreationen, bei denen alt und neu, matt und glänzend, natürlich und künstlich, wertvoll und scheinbar wertlos aufeinander treffen. Die Kunstwerke sind nicht nur ästhetisch, sondern versinnbildlichen die Beziehung zwischen Gott und den Menschen. Auf rotem Hintergrund sind verrostete Fragmente stimmungsvoll angeordnet. Darunter die Frage: «Was könnte Gott aus den Bruchstücken unseres Lebens machen, wenn wir sie ihm ganz überlassen?»
Tiefgründig: Meist sind es andere Menschen, die Roland Suter die Augen öffnen für die Botschaft seiner Werke.
Gegenstand kommt auch die Inspiration. Eine tiefere Bedeutung erhalte das Werk meist erst im Nachhinein: «Menschen, die es betrachten, öffnen mir die Augen für das, was meine Werke ausdrücken.» So arbeitet er eng mit dem FEG-Pastor Gerhard Prigodda zusammen. Dieser verfasst aussagekräftige Texte zu den Werken. «Ich möchte nicht einfach eine Ausstellung machen», erklärt Suter. In Verbindung mit den Texten bekommt das Ganze eine neue Dimension. «Ich möchte durch meine Werke Herzen berühren und Gott ehren.» Die Ausstellung «R.S. Format» sei deshalb seine Möglichkeit, zum Ausdruck zu bringen, was Gott ihm schenke.
Überrascht und beschenkt
«Ich suche nie bewusst nach Gegenständen. Gott schenkt sie mir», erklärt Suter bei unserer Begegnung. Mit einem neuen
Die Ausstellung widerspiegelt das künstlerische Schaffen der letzten zwölf Jahre. «Manchmal denke ich: Was soll der Schrott hier? Doch dann merke ich, dass es eben mehr ist als Schrott», erzählt Suter. So wie Gott aus den Bruchstücken eines menschlichen Lebens etwas Wertvolles macht, vergoldet der Künstler, was andere Menschen achtlos wegwerfen. In
R.S. Format
Recy Worb
Roland Suter, 51, verheiratet, drei Söhne. Lebt in Kaufdor f und arbeitet teilzeitlich als Betriebsleiter im Beschäftigungsprogramm Recy Worb. Seine Ausstellung an der Industriestrasse 27 in Worb ist offen von Montag bis Freitag, 8.30 bis 11.30 Uhr und 13.30 bis 16.30 Uhr, sowie am 18./25. August von 19.00 bis 21.00 Uhr. Auf Wunsch spezielle Öffnung (031 819 27 52).
Die Ausstellung befindet sich in der Werkstatt des Beschäftigungsprogramms Recy Worb. Es ist ein Betreuungs- und Arbeitsangebot für Langzeiter werbslose und Sozialhilfebezüger. Recy Worb nimmt alte Elektronikgeräte von Privaten und Herstellern entgegen und recyclet sie. Der Betrieb wird vom gemeinnützigen Verein «stay a while» getragen.
Berührende Werke
Bild: Marlene Baumann
der Mitte einer verrosteten und deformierten Blechbüchse platzierte er einen goldenen Stein. «Dies ist mein erstes Werk. Es entstand nach einer schweren Krankheit», erklärt er. Durch die Ausstellung sei ihm neu bewusst geworden: «Ich bin ein Beschenkter und will mich als solcher von Gott überraschen lassen.»
Offene Türen Ein solcher Weg Gottes war auch die Ausstellung. «Marlene Baumann, die ich aus meiner Kirchgemeinde kenne, kam mit der Idee und unterstützte mich tatkräftig», erzählt Suter weiter. Dabei seien Türen aufgegangen, die er nicht erahnt hätte, und er sei in seinem künstlerischen Schaffen über sich hinausgewachsen. «Die Werke präsentieren ein Stück von mir selbst, das macht mich verletzlich.» Mit der Ausstellung verabschiedet sich Suter von Werken, die ihn jahrelang begleitet haben. «Das war nicht immer einfach. Aber jetzt kann ich loslassen, es befreit mich sogar.» Die nun leeren Wände in seinem Haus motivieren und inspirieren ihn. Dabei ist ihm klar: «Ich kann mein Schaffen nicht planen. Wenn ich Neues kreieren soll, schenkt mir Gott das Material dazu.» Vorsichtig rückt er eine Skulptur an den richtigen Platz. Er lässt seinen Blick über gestapelte Pneus und Palette schweifen, die als Plattformen für die Objekte dienen. Ja, es ist der rechte Ort für seine Werke. Fernab von sterilen Kunstgalerien, bodenständig kreativ und doch mit einem klaren Draht nach oben: Das ist Roland Suter. Das ist «R.S. Format». STEFANIE NIEDERHÄUSER
Zwischen den Balken unseres Hauses wohnen Rotschwänze. Deren Familienleben besteht darin, dass die beiden Vogeleltern unermüdlich Futter heranschaffen, pausenlos von Sonnenaufgang bis in die späten Abendstunden. Die Jungen hocken derweil im Nest, und wenn Muetti oder Vati in der Nähe ist, beginnt das Gezwitscher der hungrigen Vögelchen. Sobald das Essen übergeben ist und der Überbringer der Nahrung aus dem Nest hüpft, geht das sehnsüchtige Gezwitscher in ein deutliches Gezänke über. Wahrscheinlich – so meine menschliche Interpretation – meinen nun bis auf eines alle andern jungen Rotschwänzchen, zu kurz gekommen zu sein. Erstaunlich, die Eltern scheinen sich nicht um das Gezänke zu kümmern, sondern machen sich flink auf die Suche nach einem neuen Käferchen oder Würmchen, mit dem sie ihren Kindern die hungrigen Mäuler stopfen können. Ist das Zanken und Zwitschern, das wir manchmal so eifrig betreiben, nicht auch ziemlich kindisch und eigentlich noch sinnloser als das Betteln und Streiten der Rotschwänzchen? Ich bekomme dauernd genug Nahrung und, davon bin ich überzeugt, göttliche Hilfe. Und sogleich fange ich an, zu streiten, zu zanken und andere zu beneiden. «Mein lieber Sohn», versuche ich es in einer Art Selbstgespräch: «Sei dankbar für die tägliche Versorgung und konzentriere dich auf die Aufgaben, die Gott dir heute anvertraut hat und vielleicht morgen noch anvertrauen wird.» Dann denke ich aber auch noch daran, wie barmherzig Gott trotz meines oft kleinlichen Bettelns und Zankens ist. Anstatt mir die wohlverdiente Strafe zu verpassen, hat er mir auch heute wieder unermüdlich neue köstliche Nahrung herbeigeschafft. THOMAS HANIMANN Der Autor ist Medienbeauftragter bei der Schweizerischen Evangelischen Allianz (SEA) in Zürich.
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Neu auf den Schulanfang
Lilli & Billi Diese StrassenďŹ guren entstehen in den geschĂźtzten Werkstätten der Quellenhof-Stiftung. Mit dem Kauf bereiten Sie dem Beschenkten Freude und unterstĂźtzen gleichzeitig eine soziale Institution, welche notbetroffenen Menschen einen Arbeitsplatz und eine Tagesstruktur bietet. In der Quellenhof-Stiftung erfahren Menschen, dass sie wichtig sind und mit ihren physischen und psychischen MĂśglichkeiten gebraucht werden; dies ungeachtet ihrer Herkunft und Geschichte. Ziel ist es, dass sich alle in den verschiedenen Wohn- und Arbeitsbereichen gegenseitig dienen und unterstĂźtzen.
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Wir beraten und begleiten Menschen mit suchtbedingten und/oder psychischen Problemen.
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Wir erarbeiten eine gemeinsame Perspektive, ermutigen zu Entzug, Therapie und Wiedereingliederung und besprechen alle damit verbundenen Ă„ngste und Widerstände. In kleinen Wohneinheiten ďŹ nden Menschen in der Quellenhof-Stiftung FĂśrderung und Hilfe: s &ACHKLINIK FĂ R $ROGENENTZUG UND +RISENINTERVENTION s 4EENAGER 7OHNHAUS s ,EHRLINGSWOHNGRUPPE s (AUS FĂ R STATIONĂ‹RE 4HERAPIE UND ,EBENSTRAINING s )NTEGRATIONSWOHNGRUPPEN s !USSENWOHNGRUPPEN
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Unter arbeitsagogischer Anleitung sollen sie in den Beschäftigungsprozess integriert werden. Ziel ist, die +OMPETENZEN ZU ERHALTEN ZU FÚRDERN UND EINE 7IEDER eingliederung im ersten Arbeitsmarkt zu ßberprßfen und wenn mÜglich einzuleiten. Arbeitsbereiche: 3CHREINEREI (OLZWERKSTATT .ËH UND $EKOATELIER +ERZENPRODUKTION )NTEGRATIONSl RMEN !DMINISTRATION 6ERKAUF ,OGISTIK UND (AUSUNTERHALT s GESCHà TZTE !RBEITSPLËTZE s ,EHRSTELLEN
Kontaktadresse Quellenhof-Stiftung Hauptsitz Barbara-Reinhart-Strasse 20 8404 Winterthur Tel. 052 245 13 13, Fax 052 245 13 19 info@qhs.ch, www.quellenhof-stiftung.ch
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WIRTSCHAFT
MISSION
SYNERGIE
Fussballer aller Länder vereinigt euch! Wieder ist Sommer - und wieder haben wir unser Sommermärchen. Die Fussballweltmeisterschaft in Südafrika versüsst uns das schöne Wetter und lässt unsere Gefühle Achterbahn fahren. Wir taumeln zwischen Freude und Euphorie, zwischen Skepsis und Enttäuschung hin und her. Das Interesse ist weltweit riesengross und zeigt, wie wichtig Fussball für uns sein kann. Dabei geht es gar nicht nur um das sportliche Ereignis schlechthin. Fussball ist ein Politikum, das Regierungswahlen entscheiden kann, von weltweiten politischen Problemen ablenken hilft und Krisen scheinbar zum Schrumpfen bringt. Fussball zeigt uns aber auch, zu welcher solidarischen Leistung die Menschheit in der Lage ist. Unterschiedliche Rassen, Nationen
und Glaubensrichtungen feiern oder leiden zusammen. Jegliche Diskriminierung scheint verschwunden. Wir kennen nur noch eines: das kollektive Glücksgefühl. Selbst Politiker nähern sich im Freudentaumel dem Volk wieder und zeigen ihre menschliche Seite. Ich finde toll, wie eng die Welt bei diesem Ereignis zusammenrückt und wie die Völkerverständigung plötzlich funktioniert. Das, was die diplomatischen Vertretungen ganzer Nationen nicht schaffen, erledigt ein Ball. Vorurteile werden abgebaut. So liest man in der Schweizer Presse, wie lieb ihnen plötzlich die Deutschen sind. Oder man nimmt Anteil an Regierungen afrikanischer Länder, die bis dahin völlig aus dem Blickwinkel geraten waren. Aber vor allem zeigt sich mir, dass die Menschen zu gegenseitigem Respekt
in der Lage sind. Wertschätzung und Anteilnahme treten wieder hervor, und das gibt Hoffnung. Und wir haben eines gesehen: Geteilte Freude ist doppelte Freude, und geteiltes Leid ist halbes Leid. Denn es kann nur einer Weltmeister werden, und auf dem Weg dorthin gibt es viele Verlierer. Aber eine Hoffnung bleibt: Nach der WM ist vor der WM, und dann lassen wir unseren Gefühlen wieder freien Lauf und geniessen die Weltgemeinschaft. In diesem Sinne einen schönen Sommer und sonnige Ferien! ANNE SACHS Die Autorin ist als Ärztin im Bereich der Wirbelsäulen- und Neurochirurgie in einer Aarauer Privatklinik tätig. Sie ist verheiratet, Mutter von drei Kindern und wohnt in Schafisheim.
Der Einkaufsführer der CGS für alle Leser von «idea Spektrum»
Geschäften nach dem Jesus-Prinzip Dieser Ausgabe liegt der Einkaufsführer 2010 der Christlichen Geschäftsleute Schweiz (CGS) bei. Wer kann davon profitieren? CGS-Präsident Bruno Jordi gibt Auskunft.
«Spektrum»: Wer kann in Ihrem Einkaufsführer inserieren? Bruno Jordi: 95 Prozent der Inserenten sind KMU-Betriebe aus allen Branchen. Wir zählen aber auch Einmannbetriebe, einige Konzerne und Nonprofitorganisationen zu unseren «Stammkunden». Gemeinsame Basis ist die Verpflichtung, nach biblischen Prinzipien zu geschäften.
Der Markt diktiert die Preise. Das gilt genauso für Christen. Leute, die ständig nach Rabatt fragen und feilschen, sollten bedenken, dass sie damit den Handlungsspielraum einer Unternehmung einschränken. Das kann langfristig zu einer unguten Entwicklung in einem Betrieb führen. Arbeitsplätze gehen verloren oder die Löhne stagnieren. Für mich gilt das Jesus-Prinzip: Behandle den Andern so, wie du selber behandelt werden möchtest.
Mit wem würden Sie selber
Geschäften christliche Geschäftsleute also seriöser? In der Bibel steht, dass wir Christen keinen Deut besser sind als andere Leute. Auf der anderen Seite sollen wir ein Bestreben nach Exzellenz kultivieren, um die uns anvertrauten Aufträge zur vollen Zufriedenheit der Kunden abzuwickeln. Wer gute Qualität bietet, die Termine einhält, für den Kunden mitdenkt und seine Partner gern hat, der wird auch gut beschäftigt sein. Darf man als Christ um zusätzliche Rabatte kämpfen?
Netzwerk: Bruno Jordi präsentiert den CGS-Einkaufsführer.
nie Geschäfte abwickeln? Mit korrupten Partnern kann es sehr schwierig werden. Wir wurden vor ein paar Jahren von Nigerianern auserwählt, zig-Millionen Wahlzettel zu drucken. Zum Glück kam es nie zum Auftrag. Würde ein einzelner, grosser Auftrag einmal nicht bezahlt, darf die Existenz der Firma nicht bedroht sein. Als Medienhaus wollen wir Botschaften verbreiten, die Menschen glücklich machen. Warum sollten Christen im Geschäftsalltag vermehrt Christen berücksichtigen? 1. Es ginge allen Christen geschäftlich besser. Unternehmen, die gute Resultate erzielen, haben das Potenzial, zu investieren – sei es in neue Arbeitsplätze, in Spenden oder in eine Leitungsfunktion in Gemeinde, Politik oder einer Nonprofit-Organisation. 2. Der Kontakt untereinander wird gestärkt. Gutes Geschäften unter Glaubensgeschwistern muss aber eingeübt werden. 3. Wenn Christen – ähnlich wie die Juden – beginnen, zusammenzuhalten, entsteht ein Netzwerk, das uns in zukünftiger Not oder Verfolgung gute Dienste leisten wird. Inter view: ANDREA VONLANTHEN
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«Mission am Nil» hilft seit 110 Jahren Nächstenliebe und Verkündigung des Evangeliums: Unter diesem Motto engagiert sich die «Mission am Nil» mit einer sozialen und medizinischen Tätigkeit, Bildungsarbeit und Entwicklungsprojekten. Das Werk feiert am 18. Juli sein Jubiläum. 1900 begann die «Mission am Nil» (früher Schweizerische Evangelische Nilland-Mission) in Ägypten ihre Arbeit. Ab 1954 folgten Sudan, Eritrea, Äthiopien, Ruanda, Kongo (Demokratische Republik) und Tansania. Zurzeit erhalten über 2000 Kinder eine Allgemeinbildung und 400 Behinderte eine Schulung und Ausbildung. 60 Heimatlose lernen in einer Schreinerei und Schneiderei, Zehntausende werden in den Bereichen Zusammenleben, Konfliktbewältigung, Basisgesundheit sowie Aids-Prävention geschult. Jährlich werden über 100 000 Menschen medizinisch versorgt, rund 20 000 Frauen werden in Familienplanung, Schwangerschaft, Geburt und Kleinkinderbetreuung begleitet, und über 60 000 Menschen erhalten sauberes Trinkwasser.
Dienst in Demut Noch wichtiger als Zahlen ist dem Werk die «Herzensbildung», indem Menschen praktische Nächstenliebe erfahren und im christlichen Glauben angeleitet werden. «Wir tun den Dienst in Demut, aus Liebe zu unserem Herrn und ohne viel Aufsehen um die eigene Person», sagt Vizepräsident Herbert Guggenbühler. «Nicht wir sind der Mittelpunkt. Gottes Grösse und seine Liebe sind das Thema! Darum reichen sich Wort und Tat die Hand», umreisst Präsident Peter Rade die weitere Ausrichtung des jubilierenden Werks. THOMAS FEUZ
Öffentliche Feier Das Programm der Jubiläumsfeier vom 18. Juli in der reformierten Kirche Mettmenstetten: 9.30 Uhr Festgottesdienst mit Pfarrer Ruedi Reich, 11 Uhr Bildbericht aus dem Sudan. Um 14 Uhr Jahresfest im «Güetli», Rossau-Mettmenstetten. Kontakt: Mission am Nil, Postfach 52, 8934 Knonau
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WIRTSCHAFT/SOZIALES
ideaSchweiz l 28/29/2010
Offene Häuser und Herzen im Rahmen des Vereins Familynetwork.ch
65 Familien nehmen Kinder und Jugendliche auf mit Problemen und Defiziten als Geschöpfe Gottes einzusetzen. In solchen Familien finde man noch «ursoziale Werte», bemerkt dazu Roland Baumgartner, die eigentlich «urschweizerische Werte» seien. Tragfähigkeit, Geduld, Lösungsorientierung und eine dienende Haltung gehörten dazu. Ausserdem müssten solche Familien offen, tolerant, flexibel und belastbar sein. Sie seien dafür in ein Netzwerk von Familien integriert, das den Erfahrungsaustausch, Ermutigung und Beratung ermögliche.
Ein Beispiel, wie christliche Fachleute in sozialen Brennpunkten wirken und Projekte entwickeln, ist Familynetwork.ch. Der 2006 gegründete Verein mit seiner Geschäftsstelle in Oftringen hat sich in vier Jahren etabliert. Er unterhält ein Netz von 65 Familien, die Kinder mit Defiziten und Jugendliche aus Problemsituationen betreuen. Es gibt verschiedene Gründe, weshalb ein Kind oder ein Jugendlicher für kurze oder auch längere Zeit einen Platz ausserhalb seiner Familie braucht. Für sie stehen zum Beispiel Schulheime bereit. Für viele Jugendliche ist aber ein Platz in einer intakten Familie die bessere und kostengünstigere Lösung. Dies erkannten die Gründer des Vereins Familynetwork.ch, dessen Mitglieder vor allem Familien des Betreuungsnetzes sind.
Impressum Idea Schweiz Herausgeber: Idea Information AG, 4410 Liestal Verwaltungsrat: Heiner Henny, Präsident; Sam Moser, Stellvertreter; Paul Beyeler, Hans Lendi, Hansjörg Leutwyler, Hanspeter Schmutz Ideelle Trägerschaft: Schweizerische Evangelische Allianz (SEA), Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG), Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) Redaktion: Josefstr. 32, 8005 Zürich, Tel. 044 444 16 44, Fax 044 444 16 49 E-Mail: redaktion@ideaschweiz.ch Internet: www.ideaschweiz.ch Chefredaktor: Andrea Vonlanthen Büro: Bahnhofstr. 65, 9320 Arbon Tel. 071 446 70 02, Fax 071 446 74 88 E-Mail: andrea.vonlanthen@ideaschweiz.ch Redaktor: Manfred Kiener Er weitertes Team: Esther Reutimann, David Sommerhalder, Helena Gysin, Thomas Hanimann, Iris Muhl, Sibylle Zambon, Christian Bachmann, Mirjam Fisch Inserateservice: Jordi AG – das Medienhaus, Roland Rösti, Belpbergstr. 15, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 25, Fax. 031 819 38 54 E-Mail: inserate@ideaschweiz.ch Aboservice: Jordi AG – das Medienhaus, Ursula Seifried Jordi, Belpbergstr. 15, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 20, Fax. 031 819 38 54 E-Mail: abo@ideaschweiz.ch Abopreise: Jahresabo Fr. 145.–, Seniorenabo Fr. 117.–, Halbjahresabo Fr. 77.–. Das Abo ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar. Konto: PC-Konto 40-788586-4 Idea Information AG, 4410 Liestal Layout/Druck/Versand: Jordi AG – das Medienhaus, Belpbergstr. 15, 3123 Belp, www.jordibelp.ch
Bild: Fritz Imhof
Sie führen Familynetwork: Der fachliche Leiter Beat Bachmann (links) und der Geschäftsführer Roland Baumgartner.
Engagierte Pflegeeltern Alles begann mit einer Idee engagierter Pflegeeltern. Gottfried (Gody) Grogg, Leiter der Wohngemeinschaft Längmatt in Bützberg, entwickelte sie im Rahmen seiner Diplomarbeit an der Schule für Sozialmanagement weiter und präsidiert heute den Verein. Beat Bachmann, Sozialpädagoge FH mit Erfahrung in der Drogenrehabilitation, liess sich dafür begeistern und übernahm zu Beginn sowohl die Geschäftsführung des Vereins als auch die fachliche Leitung. Es galt, Beziehungen mit Behörden zu knüpfen, Büroräume und vor allem tragfähige Familien zu finden. «Heute machen rund 65 Familien im Familynetwork mit», freut sich Beat Bachmann, 46. Er lebt mit seiner Frau, vier eigenen und einem Pflegekind im aargauischen Brittnau.
13 Mitarbeitende Die Arbeit hat sich rasant entwickelt. Nach vier Jahren beschäftigt der Verein 13 Mitarbeitende in der Geschäftsstelle. Nun will er seine Büroräume erweitern, um genügend Arbeitsplätze anzubieten. Zu den Angestellten gehören auch die mitwirkenden Familien, die für ihre von Fall zu Fall unterschiedlichen Leistungen einen Teilzeitlohn erhalten. Auch finanziell hat sich das junge Unternehmen gut entwickelt. Ein Darlehen der Stiftung Wendepunkt für die Aufbauarbeit und die Einrichtung der Geschäftsstelle hat der Verein
zurückgezahlt. Als Geschäftsführer amtiert inzwischen der Kaufmann KFS Roland Baumgartner, 45. Er wohnt mit seiner Frau und drei Kindern in Kappel SO.
Meist christliche Familien Vorwiegend christliche Familien sind gemäss Bachmann bereit, traumatisierte Kinder, verhaltensauffällige oder rebellische Jugendliche bei sich aufzunehmen. Diese bringen das Familienleben schon mal durcheinander und erfordern oft eine 24 StundenPräsenz. «Die Pflegefamilien wollen einen aktiven Beitrag für die Zukunft von Kindern und Jugendlichen leisten, die ohne intakte Familie aufwachsen müssen.» Am meisten Bereitschaft dazu hat Beat Bachmann bei Bauernfamilien gefunden. Ausserhalb des christlichen Raums sei es schwieriger, Familien für eine solche Aufgabe zu finden. Dass es christliche Familien sind, wecke da und dort den Verdacht der Missionierung, was kürzlich in einer «Kontext»-Sendung von Radio DRS thematisiert worden sei. Christliche Familien seien sich aber bewusst, dass sie im Blick auf Glaubensfragen behutsam vorgehen müssten.
Ursoziale Werte Warum sich vor allem christliche Familien engagieren, sieht Bachmann in der unter Christen ausgeprägten Wertschätzung der Familie. Aber auch in der Bereitschaft, sich für Menschen
Reales Umfeld erleben Ein Familienplatz sei für viele Kinder optimal, weil sie so eine intakte Familie und ein reales soziales Umfeld erleben, ist Bachmann überzeugt. Für Gemeinden, welche einen Platz suchen, sei diese Lösung allerdings teurer als eine Heimeinweisung, bei welcher der Kanton den grösseren Teil der Kosten übernehme. Dies gelte zumindest für den Standortkanton des Vereins im Aargau. Eine Ungereimtheit des geltenden Sozialsystems, das allerdings viele Gemeinden nicht davon abhalte, die Dienste des Familynetworks zu beanspruchen, da sie vom Wert der Familienplätze überzeugt seien, so Bachmann. FRITZ IMHOF
Zur Organisation Familynetwork.ch vermittelt Plätze für Kinder und Jugendliche vor allem in den Kantonen Zürich, Aargau und Bern. Es kann sich um ein Wochenende, zwei Wochen oder mehrere Jahre handeln. Der Betreuungsaufwand und die Entschädigung hängen von den individuellen Bedür fnissen ab. Dabei werden drei Leistungsstufen unterschieden. Mitarbeitende von Familynetwork bilden die Eltern aus und beraten sie. Mitarbeitende stehen für Notfälle 24 Stunden am Tag auf Pikett. Familynetwork. ch ist von der Fachhochschule Nordwestschweiz und von den Höheren Fachschulen für Sozialpädagogik als Praktikums-Organisation anerkannt. www.familynetwork.ch
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LESERBRIEFE
ideaSchweiz l 28/29/2010
Ein «biblizistischer Kurzschluss» am Christustag? Weitere Reaktionen zur Frage «Dür fen wir Gott segnen?» – Siehe «idea Spektrum» Nr. 24-27 Geri Keller und Beat Weber haben natürlich recht, wenn sie darauf verweisen, dass es einige biblische Belege dafür gibt, dass Menschen Gott «segnen». Und doch ist der Schluss auf die Legitimität dessen, dass Menschen Gott segnen dür fen, meines Erachtens ein biblizistischer Kurzschluss. Das biblische Wort für Segen (barach) hat nun einmal eine weitere Bedeutung als unser Wort «segnen». Es kann auch im weiteren Sinn «Lobpreisen» bedeuten. Deshalb muss man unterscheiden, wo barach in welchem Sinn jeweils gebraucht ist. Es heisst eben nicht überall «segnen», sondern manchmal nur «lobpreisen». Genauso wie es unsinnig ist, dort, wo von barach als Handeln Gottes am Menschen die Rede ist, dies im Sinne von «Lobpreis» zu deuten, so ist es meines Erachtens falsch, dort, wo von barach als Handeln des Menschen an Gott die Rede ist, dieses im Sinne von «segnen» zu deuten. Bezeichnend scheint mir übrigens, dass etwa im alten EKL (Evangelisches Kirchenlexikon) im Artikel «Segnen» sich neben einer religionswissenschaftlichen und bibelwissenschaftlichen nur noch eine liturgische Erörterung findet. Das heisst: Man springt von der Exegese direkt in die Praxis, unterlässt aber die systematisch-theologische Reflexion. HELMUT BURKHARDT, Pfarrer, Dr. theol., Grenzach-Wyhlen
Unnötige Polarisierung
Sehr einseitige Sicht
werden können. Es stimmt auch keineswegs, dass es in Gaza «eine massiv notleidende Bevölkerung» gibt. Die US-Regier ung versprach den Gazabewohnern nach der Militäroperation «Gegossenes Blei» eine Hilfszahlung von 900 Millionen US-Dollar. Die Palästinenser beziehen auf einer Basis per Kapital weltweit am meisten Hilfsgelder. Es stimmt auch nicht, dass es in Gaza viele Christen gibt. Es gibt eine kleine christliche Minder heit, die von den Islamisten unterdrückt wird. Vor einigen Jahren wurde der Geschäftsführer der Bibelgesellschaft wegen seinem Glauben ermor det. Es stimmt, dass «sich eine israelische Knessetabgeordnete an Bord des Konvois befand». Das heisst aber noch lange nicht, dass die isra-
«idea Spektrum» Nr. 23 – «War der israelische Militäreinsatz gerechtfertigt?» Die Stellungnahme von Pfarrer Jürgen Blunck war voreilig und basier t auf fragwürdigen Informationen. Es stimmt nicht, dass «gegen alle Hilfsgüter» eine Blockade besteht. Im Jahr 2009 über führ te Israel 738 576 Tonnen humanitäre Hilfe in den Gazastreifen für eine Bevölkerung von 1,5 Millionen. Wie viele Hilfsgüter durch die Tunnels aus dem arabischen Ägypten eingeschleust wurden, entzieht sich meiner Kenntnis. Jedenfalls müssen die Tunneloperationen ein lukratives Geschäft sein. Die israelische Blockade bezog sich primär auf Materialien, die zu Kriegszwecken hätten eingesetzt Bild: idea
Dass das Segnen von Gott zum persönlichen Frömmigkeitsstil von Geri Keller gehört, kann ich stehen lassen. Ob diese Praxis aber auch in die Öffentlichkeit von 25 000 Personen gehört, wage ich zu hinterfragen. Das Ergebnis davon zeigt sich in verschiedensten Leserbriefen: Polarisierung. Diese «Nachwehen» hat der Christustag meines Erachtens nicht verdient. Meine Frage: Was geschähe, wenn Geri Keller schreiben würde: «Es tut mir leid, was aus der Segnung entstanden ist. Ich habe öffentlich ein Zeichen gesetzt, dessen Tragweite mir nicht bewusst war»? Für mich wäre dies ein mutiger und die Gemeinschaft fördernder Beitrag eines Leiters. PETER RAMBOLD, Wetzikon
Papperlapapp! Ich bin zutiefst enttäuscht über diese Diskussion, ob wir nun Gott segnen dürfen oder nicht. Ich sage nur: Papperlapapp! Unser Auftrag ist ganz klar, den Menschen um uns herum zu dienen. Lasst uns das tun und lasst es nicht zu, dass wir uns unsere Zeit stehlen lassen und in unseren Gemeinden Diskussionen führen, die uns von unserem eigentlichen Auftrag ablenken. Liebe Christen, merkt ihr es denn nicht: Da will uns jemand ablenken, und wir lassen es gerne zu, denn eigentlich ist uns unser Auftrag zu unbequem, also stürzen wir uns auf theologische Spitzfindig-
Ein Segen für die Schweiz sollte der Christustag in Bern bedeuten, wie es mit dem verkörperten Schweizerkreuz dargestellt wurde. Die Frage aber beschäftigt viele Christen weiter, ob der Mensch Gott segnen darf, wie am Christustag geschehen. keiten und gestalten die nächsten Bibelstunden und eine Sonderausgabe der nächsten Gemeindezeitung zu diesen Themen und merken nicht, dass in der gleichen Zeit Menschen an Jesus vorbeigehen. Wir haben einen Auftrag! Do it und seid darin gesegnet! MARKUS KLEINER, Pfarrer EMK, Schwarzenburg
Sache öffentlich klären Ich kann den Ausführungen von Geri Keller folgen, und trotzdem bleibt bei mir ein fader Nachgeschmack zurück. Ich selber habe keine theologische Ausbildung. Ich bin jedoch seit meiner Jugendzeit in einer christlichen Gemeinde im bernischen Seeland «daheim», bin gläubig und stehe bewusst in der Nachfolge von Jesus Christus. Als ich in jungen Jahren einen Missi-
elische Regier ung damit einverstanden war. An Bord waren nicht nur «Friedensaktivisten», sondern auch türkische Islamisten, die sich aus politischen Gründen und nicht aus Solidarität mit den Palästinensern an der Aktion beteiligten. Der Tod von neun Jihadisten ist zwar bedauernswert, aber er war – wie sich später herausstellte – auch selbstverschuldet. Im Krieg gelten andere Regeln als im Frieden. Deshalb macht man auch einen Unterschied zwischen Armee und Polizei. Die Frage nach der christlichen Verantwortung gegenüber verfolgten christlichen Minderheiten ist berechtigt. Leider sind es nur wenige Kirchen, die sich für verfolgte Christen in der islamischen Welt einsetzen. THOMAS WIESMANN, Biel
onseinsatz in Nordthailand machte, ist es mir wie Schuppen von den Augen gefallen, wie wichtig, ja zum Teil sogar überlebenswichtig es ist, den Menschen in ihrer Kultur und in ihrem Sprachverständnis zu begegnen. Jedem Land, jedem Volk, jedem Menschen so zu begegnen, dass es keine Missverständnisse gibt: Das ist für mich zentral und wichtig. In unserem Land, davon bin ich überzeugt, halten sich die meisten gläubigen Christen an die Aussage in Hebräer 7,7: «Wer segnet, ist ohne Zweifel höher als der, der gesegnet wird.» Dass sogar auch unsere vielen Namenchristen so denken, merkt man daran, wie empört sie reagieren, wenn wir Christen in Gefahr kommen, unsere Bodenhaftung zu verlieren. Dann wirken wir zu fromm, zu abgehoben, zu fremd. Und genau dieses Empfinden blieb bei mir zurück nach dem Auftritt von Geri Keller. Warum konnte er vor der schweizerischen Öffentlichkeit nicht auch in dieser unserer schweizerischen Sprachkultur seinen Herrn und Heiland Jesus Christus bezeugen und ehren? Wenn Geri Kellers Segen in englischen Ohren, Köpfen und Herzen anders (richtig und aufbauend) angekommen ist und somit für diese Menschen nicht zum Problem des Missverständnisses führte, heisst das eben noch nicht, dass er so auch für einen schweizerischen Christustag richtig war und positiv wirkte! Ich würde es sehr begrüssen, wenn Herr Keller und die ChristustagVerantwortlichen gemeinsam die Sache öffentlich klären würden. So könnte daraus doch noch ein Happy End werden. ERNST PFISTER, Müntschemier
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Teufelsanbeter tötete 19 Menschen
Kenia 39 Millionen Bürger 26 % Katholiken 26 % Anglikaner 12 % Stammesreligionen 9 % Muslime
KENIA Kirchenvertreter warnen vor den tödlichen Gefahren durch Geisterkulte .
I
n dem ostafrikanischen Staat Kenia hat ein 32-jähriger Wachmann – Philip Onyancha – gestanden, 19 Menschen getötet zu haben. Bei seiner Festnahme erklärte er der Polizei, dass er vor zehn Jahren einem Geisterkult beigetreten sei. Der Lehrer in seiner okkulten Gruppe habe ihm gesagt, dass er einer der reichsten Männer des Landes werden könne, wenn er viele Menschen töte und das Blut seiner Opfer trinke. Deshalb habe er sich vorgenommen, 100 Menschen zu töten, vor allem Frauen und Kinder. „Seit ich in diese Gruppe reingeraten bin, hatte ich immer den Drang zu töten“, sagte Onyancha. Das Töten sei nicht seine Schuld gewesen; die Geister in ihm hätten ihn gedrängt. Nach Angaben der Ökumenischen Nachrichtenagentur (Genf ) nahm die Polizei auch einen 22-Jährigen fest: Okoth Otieno. Ihm werde der Mord an sieben Frauen vorgeworfen. Er gehörte ebenfalls zu einer Sekte, die Frauenhaare als Zaubermittel verehrt. Gäbe es doch mehr Mission ... Kirchenvertreter äußern sich besorgt über die Enthüllungen. Der Vorsitzende des Nationalen Kirchenrates von Kenia, der anglikanische Pfarrer Samuel Kibicho (Nairobi), sagte, die Vorfälle berührten die Grund-
lagen der kenianischen Gesellschaft. Die große Armut in seinem Land mache die Menschen anfällig für alle Versprechen, schnell zu Wohlstand zu kommen. Kibicho erinnerte an eine Untersuchung der katholischen Kirche aus dem Jahr 1999 über Okkultismus an kenianischen Hochschulen. Bereits damals sei festgestellt worden, dass Mitglieder von Sekten, die den Teufel anbeteten, ihr Vermögen nutzten, um neue Mitglieder anzuwerben. Allerdings habe niemand die Ergebnisse dieser Untersuchung ernst genommen. Für den Generalsekretär der Evangelischen Allianz von Kenia, Pfarrer Wellington Mutiso, ist die Polizei mit der Bekämpfung dieser Verbrechen überfordert, da es sich um ein religiöses Problem handele. Teufelsanbetung könne nur durch den christlichen Glauben überwunden werden. Laut Mutiso wird in Kenia der christliche Glaube nicht genügend verbreitet. P
SUDAN UGANDA
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TANSANIA
SOMALIA
Anglikanische Kirche: Zerreißprobe wegen Bischöfinnen Die anglikanische „Kirche von England“ steht wegen der geplanten Weihe von Frauen zum Bischofsamt vor einer Zerreißprobe. Äußerst knapp wies die Generalsynode am 10. Juli in York (Nordengland) einen Kompromissvorschlag der beiden Erzbischöfe Rowan Williams (Canterbury) und John Sentamu (York) zurück, der Gegnern der Frauenordination entgegenkommen sollte. Das Konzept einer „geteilten Zuständigkeit“ sah vor, dass einer möglichen Bischöfin in einer Diözese ein Bischof zur Seite gestellt werden sollte, der die theologisch konservativen Gemeinden und Geistlichen betreuen sollte. Die Befürworter der Frauenordination befürchteten, dadurch zu Kirchenmitgliedern „zweiter Klasse“ degradiert zu werden. Wie die Zeitung „Guardian“ berichtet, suchen Evangelikale und andere theologisch Konservative jetzt Dringlichkeitsgespräche mit den Erzbischöfen, um eine Abwanderung von Gemeinden zur katholischen Kirche oder eine Spaltung der anglikanischen Kirche zu verhindern. Die weltweite rund 70 Millionen Mitglieder zählende anglikanische Kirche steht auch wegen der Weihe homosexueller Bischöfe in den USA vor einer Spaltung. Weitere Nachrichten im Internet:
b www.idea.de/nachrichten
Foto: PR
Philipp Onyancha zeigt Polizisten einen Ort am Fluss Naivasha, an dem er die Leichen von zwei Opfern versteckte.
USA: Baptisten setzen auf Mission Die größte protestantische Kirche der USA will missionarisch in die Offensive gehen. Die Delegierten des Bundes der Südlichen Baptisten verabschiedeten auf ihrer Jahrestagung in Orlando (Florida) Empfehlungen, die helfen sollen, den biblischen Missionsauftrag zu erfüllen. Die theologisch konservativ geführte Kirche kämpft gegen einen anhaltenden Rückgang. Die Mitgliederzahl fiel im vergangenen Jahr um 0,4 % auf knapp 16,2 Millionen in 45.000 Gemeinden. Auf der Jahrestagung wurde ferner berichtet, dass von den 6,8 Milliarden Menschen auf der Welt nur etwa 800 Millionen in einer lebendigen Glaubensbeziehung zu Christus lebten. 3,5 Milliarden hätten das Evangelium überhaupt noch nicht gehört.
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Wie Muslime ihre Ansichten verbreiten INTERNET Die von islamischen Organisationen herausgegebenen Seiten sprechen alle Lebensbereiche an.
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as Internet trägt wesentlich zur Werbung für den Islam und zur Stärkung von Muslimen selbst bei. Zu diesem Ergebnis kommt der Islamwissenschaftler Carsten Polanz in einem Beitrag für das Institut für Islamfragen, hinter dem die Evangelischen Allianzen in Deutschland, Österreich und der Schweiz stehen. Auf den von islamischen Organisationen herausgegebenen Seiten würden alle Lebensbereiche angesprochen. Die Themen reichten von Fragen der religiösen Praxis über politische und wirtschaftliche Aspekte zu zwischenmenschlichen Beziehungen wie Gestaltung von Ehe und Familie, Partnerfindung und Sexualität. Angeboten würden Partnervermittlung, Einkaufsführer und Modetipps. Häufig gehe es um sehr spezielle Probleme, etwa, ob man „Spionagesoftware“ nutzen darf, um die Tochter zu überwachen, die im Internet surft oder mit Fremden Gespräche führt. Antworten kämen sowohl von Ge-
lehrten – etwa von der Universität Kairo – als auch von selbst ernannten Auslegern de Korans. Dabei komme es immer wieder zu harten Auseinandersetzungen zwischen streng orthodoxen und modern-liberalen Ansichten, so Polanz. Propaganda für Terroristen Nach seinen Erkenntnissen nutzen zahlreiche Gruppen das Internet auch zur Errichtung einer islamischen Gegengesellschaft. Ihr Ziel sei die Solidarisierung unter Muslimen, um islamische Gesetze und Wertvorstellungen in Deutschland durchzusetzen. Beobachtungen des Verfassungsschutzes zufolge ist das Internet das „wichtigste Kommunikations- und Propaganda-Werkzeug von Islamisten und islamistischen Terroristen“. Drohungen gegen Amerika und Deutschland würden ebenso verbreitet wie Interviews mit Selbstmordattentätern oder Aufrufe zum Heiligen Krieg. P
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Drei islamische Internetdienste
b www.islaminstitut.de, Institut
für Islamfragen, Postfach 7427, D-53074 Bonn, +49(0)228-9650389
Homosexualität: Veränderung ist möglich THERAPIE 50 Experten beschäftigten sich mit den Ursachen und der Therapie weiblicher Homosexualität
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rauen mit homosexueller Neigung können ihre Orientierung verändern, wenn sie bereit sind, ihre Verletzungen aus der Vergangenheit aufzuarbeiten. Das sagte die Psychotherapeutin Janelle Hallman (Denver/US-Bundesstaat Colorado) auf einer Tagung zum Thema „Weibliche Identitätsverletzungen und Homosexualität“ in Kassel. Veranstalter war das Deutsche Institut für Jugend und Gesellschaft der ökumenischen Kommunität Offensive Junger Christen (OJC, Reichelsheim/Odenwald). An der Tagung nahmen rund 50 Therapeuten, Seelsorger und Berater aus sieben Ländern teil. Hallman arbeitet seit vielen Jahren mit Müttern, deren erwachsene Töchter in homosexuellen Beziehungen leben. Nach ihren Worten gibt es keine einfachen Erklärungen oder einen einzelnen ideaSpektrum 28/29.2010
Grund, warum eine Frau sich zum gleichen Geschlecht hingezogen fühle. Mögliche Ursachen könnten unter anderem eine fehlende Bindung zur Mutter oder sexueller Missbrauch sein. Eine Veränderung homosexueller Gefühle sei möglich, wenn Verletzungen erkannt und verarbeitet würden. Betroffene entdeckten dann, dass ihre gleichgeschlechtlichen Gefühle im Grunde nichts mit Sexualität zu tun hätten, sondern in den meisten Fällen Ausdruck frühkindlicher Defizite seien. Wenn Vertrauen da ist Anhand von Fallstudien erläuterte Hallman, dass eine Therapie helfen könne, wenn Betroffene es wagten, sich ihrem tiefen seelischen Schmerz zu stellen und sich auf den Weg machten, um ihre eigene weibliche
Identität zu entfalten. „Bei der Therapeutin erfährt die Klientin erstmals, wie es sich anfühlt, in einer feinfühligen, ,eingestimmten Umgebung’ zu sein,“ so Hallman. „Wenn die Klientin Vertrauen gefasst hat, kann sie in dieser sicheren Umgebung ihr wahres Selbst entdecken.“ Neben geeigneten therapeutischen Verfahren benötige eine Therapeutin dafür ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen, Geduld und Leidenschaft. Hallman ist Gründerin und Direktorin der Organisation „Desert Hope Ministries“, die sich um Personen mit Beziehungsproblemen, sexuellen und anderen Identitätskonflikten kümmert. P
b www.dijg.de, Deutsches Institut für Jugend und Gesellschaft, Tel. 06164/9308-211
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Politikjournalisten stehen meistens „links“ STUDIE Nicht einmal jeder Zehnte fühlt sich der Union verbunden
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Schattenkinder Heidemarie Puls Vom Stiefvater jahrelang missbraucht, von der Mutter vernachlässigt, versucht die 11-jährige Heidi, sich das Leben zu nehmen. Die anschließende Einweisung in ein Kinderheim beendet den Leidensweg des traumatisierten Mädchens jedoch nicht. Erlebtes Unrecht und Gewalt verleiten sie immer wieder zur Flucht. Es folgt eine Odyssee durch die verschiedenen Einrichtungen der DDR-Jugendhilfe für sogenannte „Schwererziehbare“: Durchgangsheime, Jugendwerkhof. Endstation: Geschlossener Jugendwerkhof Torgau. Hier wird mit systematischer Prügelei, Essens- und Schlafentzug, tagelanger Einzelhaft in Dunkelzellen der Wille und Selbsterhaltungstrieb der Jugendlichen gebrochen. Der „Sozialistische Mensch“ soll hier erzogen werden. Heidemarie Puls, 1957 in Neukalen geboren, gelang es erst 2006, diesen Teil ihrer Vergangenheit aufzuarbeiten. Ihre Autobiographie holt einen bisher weitgehend unbekannten Aspekt der DDR-Diktatur ans Licht und macht Gewalt- und Missbrauchsopfern Mut, sich ihrer Lebensgeschichte zu stellen. ISBN 978-3-9811262-3-5 Preis: € 14,95/20,06 sFr.
Dethardingstraße 1 · 18057 Rostock www.rinck-verlag.de mail@rinck-verlag.de Tel. 0178 988 11 94 · 0381 1288926
olitikjournalisten in Deutschland stufen sich als eher „links“ ein. Das hat eine Studie des Instituts für Publizistik und Kommunikationswissenschaft der Freien Universität Berlin ergeben. Demnach schätzen sich Politikjournalisten auf einer „Rechts-Links-Skala etwas links von der Mitte ein und das Medium, bei dem sie tätig sind, etwas mehr rechts als ihre eigene Position“. Auf die Frage, welcher Partei sie am nächsten stehen, antwortete über ein Drittel (36,1 %), keiner Partei zuzuneigen. Mehr als ein Viertel (26,9 %) gab an, den „Grünen“ nahezustehen, gefolgt von der SPD (15,5 %). Der CDU/CSU fühlen sich nur 9 % der Politikjournalisten verbunden, der FDP 7,4 % und der Partei „Die Linke“
4,2 %. Auffällig in diesem Zusammenhang: Gefragt nach ihren Zielen gaben 32,5 % der Befragten an, mit ihrer Arbeit „die politische Tagesordnung beeinflussen und Themen auf die Agenda setzen“ zu wollen. Unter ihren Kollegen anderer Ressorts stimmten dieser Aussage nur 13,8 % zu. Auftraggeber der Studie war der Deutsche Fachjournalistenverband. P
Welche Partei PolitikJournalisten am nächsten stehen B’90/Die Grünen SPD CDU/CSU FDP Linke Keine
26,9 % 15,5 % 9,0 % 7,4 % 4,2 % 36,1 %
Ein virtueller Himmel voller Gebete GEBETSPORTAL Wie das Zwiegespräch mit Gott im Internet Raum findet
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ie Gebete in Gottesdiensten gehen leider oft am alltäglichen Leben vorbei“, findet Jan Dieckmann (Hamburg), Leiter der Evangelischen Radio- und Fernsehkirche im NDR. Er kam deshalb auf die Idee, im Internet ein Angebot zu schaffen, bei dem jeder seine persönlichen Gebete formulieren und diese auf der Seite veröffentlichen kann. So ist mit www.wie-kann-ich-beten.de ein Fürbitt- und Gebetsbuch entstanden, wie man es auch aus Kirchen kennt – nur virtuell. Es bietet den Besuchern die Möglichkeit, ihre Gebetsanliegen unabhängig von Zeit und Ort mit anderen zu teilen. Rund 800 Einträge gibt es schon, die meisten davon sind sehr persönlich. Reaktionen auf große politische oder gesellschaftliche Ereignisse finden eher selten den Weg in das Gebetsportal. Es sind vor allem Beziehungs- und Lebensfragen, Krankheit und Sorge, die die Gebete der Seite prägen. Zusätzlich bietet die Plattform auch Audio-Beiträge und Texte rund um das Thema Gebet an. Hier spiegelt sich der ökumenische Ansatz des Projekts besonders wieder, wenn neben der ehemaligen lutherischen Landesbischöf-
in Margot Käßmann auch der katholische Erzbischof Werner Thissen zu hören ist. „Die Kollegen des Katholischen RundfunkReferats des NDR mit ins Boot zu holen, lag nahe, da wir sowieso eng zusammenarbeiten. Allerdings mussten sie über einen deutlich größeren Schatten springen als wir, da diese freie Form des Laiengebets für den katholischen Glauben sehr ungewohnt ist“, erklärt Dieckman. Die Gestaltung des Internetangebots gefiele vielen Nutzern so gut, dass sie das Portal bei der Abstimmung zum EKD-Internet-Award „WebFish“ in diesem Jahr auf den dritten Platz wählten. Bis zu 7.000 Besucher tummeln sich pro Monat auf der Seite. Es gibt kaum Missbrauch Positiv sei auch, dass es kaum zum Missbrauch des Online-Gebetsbuchs komme. „Wir haben uns am Anfang bewusst entschieden, nicht redaktionell zu filtern. Jedes Gebet erscheint direkt auf der Seite.“ Und da die meisten Einträge so berührend seien, möchte Dieckmann sie vielleicht irgendwann einmal als Buch herausbringen. P ideaSpektrum 28/29.2010
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Deutschland: In 2.600 Kirchengemeinden wurde während der WM Fußball geschaut FUSSBALL Während in deutschen Kirchengemeinden gefeiert und getrauert wurde, durften manche Christen in Holland das Finale ihrer Mannschaft nicht im Fernsehen anschauen. Gab es zu viele Fouls?
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er Sportbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Prälat Bernhard Felmberg (Berlin), hat eine positive Bilanz der Fußball-Weltmeisterschaft gezogen. Bis zu 2.600 Kirchengemeinden hätten in ihren Räumlichkeiten Fußballspiele übertragen und so den Kontakt zu der Bevölkerung in ihrer Umgebung gesucht. „Durch diese Erfahrung konnten Menschen, die bislang wenig oder keinen Kontakt mit der Gemeinde hatten, in anderen Situationen wieder leichter einen Zugang zur Kirche finden“, so Felmberg gegenüber idea. Durch die gemeinsame Freude, aber auch die Trauer über den verpassten Finaleinzug der deutschen Mannschaft seien neue Beziehungen entstanden. Zur Befürchtung einzelner Christen, der Fußball werde nun auch von der Kirche zur Religion erhoben, entgegnete er: „Die Religion, um die es uns geht, ist der christliche Glaube. Das haben wir gerade auch durch unsere Beteiligung bei der FußballWM deutlich gemacht.“ Spieler waren dankbar für Seelsorge Ein positives Fazit zog auch der Leiter der Abteilung Profisport des Missionswerks SRS (früher: Sportler ruft Sportler), Mark Geißbauer (Altenkirchen/Westerwald). Der 29-Jährige war in den vergangenen Wochen mit einem internationalen Team als Seelsorger für die Nationalmannschaften in Südafrika im Einsatz. Wie Geißbauer sagte, seien die Spieler sehr dankbar für die geistlichen Angebote gewesen. Auch mit Profis, die bislang keine Christen sind, hätte man intensive Gespräche über den Glauben führen können. Auch zur deutschen Nationalmannschaft habe es Kontakt gegeben. Fernsehverbot in Holland Allerdings sehen nicht alle die WM nur positiv: In den Niederlanden verhängten kon-
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servative, reformierte Pfarrer für das Finale Holland gegen Spanien ein Fernsehverbot für ihre Mitglieder, weil das Spiel am Sonntag ausgetragen wurde. Ein Prediger ging so weit, für eine Niederlage seines Teams zu beten, hieß es in einer dpa-Meldung. Unterstützung für die kritische Haltung kam auch aus der Politik: Die sehr konservative, calvinistische Partei SGP – die auch mit zwei Abgeordneten im niederländischen Parlament vertreten ist – befürwortete das Fernsehverbot am Sonntag.
Österreich: Kritik an unfairen Spielern Kritik kam auch von dem katholischen, österreichischen Sportlerseelsorger Pater Bernhard Maier (Wien). In einem Interview mit der katholischen Agentur KATHPRESS zeigte er sich von zahlreichen Spielen enttäuscht. Er begründete dies mit den vielen Fouls, die bei der Weltmeisterschaft begangen worden seien. Der „beinharte Kampf um Sieg und Geld“ erfüllt aus seiner Sicht keine Vorbildfunktion mehr für die Jugend. P
Selten spielte „Gott“ in Schlagzeilen eine so große Rolle wie bei der Fußball-WM (hier eine Auswahl): Schlagzeile am 4. Juli, nachdem Uruguay am 2. Juli gegen Ghana 5:3 gewonnen hat.
Die Tageszeitung aus Berlin am 2. Juli über Argentiniens Superstar neben Maradona, Lionel Messi. Am 3. Juli siegte Deutschland über Argentinien 4:0
Ein zweifacher Irrtum: 1. Argentiniens als „Fußball-Gott“ bezeichneter Nationaltrainer Maradona kündigte eine Niederlage Deutschlands gegen seine Mannschaft an. Tatsächlich gewann Deutschland. 2. Aber auch Deutschlands nicht als „Gott“ bezeichneter Nationaltrainer, Jogi Löw, irrte, liest man, was er drei Tage vor der Niederlage gegen Spanien äußerte.
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Junge Christen als Pioniere ENGAGEMENT Es wird oft beklagt, dass sich
Der Jurist „Ich bin eine seltsame Mischung“, sagt Andreas Weiss (30) von sich. Aufgewachsen ist er in Magstadt (bei Stuttgart), in der katholischen Kirche dient er als Ministrant. Ab der 12. Klasse besucht er einen Hauskreis des CVJM, beim Jurastudium in Tübingen arbeitet er beim evangelischen Missionswerk „Campus für Christus“ mit. „Ich bin ein katholischer Pietist“, sagt Weiss deshalb heute. Sein besonderes Interesse gilt der Verbindung von christlicher Ethik und Rechtswissenschaft. Während des Jura-Studiums gründet er einen Kreis christlicher Jurastudenten, der Richter, Rechtsanwälte und Notare zu Gesprächsrunden einlädt. In seiner Doktorarbeit verglich er das Kirchenrecht der Evangelischen Landeskirche in Württemberg mit dem von evangelischen Freikirchen. Ergebnis: Freikirchen
Ich kämpfe als Christ gegen Menschenhandel. können sich von der Landeskirche abschauen, wie man das Recht besser strukturiert. Die Landeskirche wiederum steht in der Gefahr, für alle Lebensbereiche Regeln aufzustellen, etwa eine Bildschirmverordnung für Computerarbeitsplätze. Derzeit durchläuft Andreas Weiss das Referendariat. Die Stationen Zivilgericht und Staatsanwaltschaft liegen bereits hinter ihm. Gerade ist er nach Berlin gezogen, um in einer auf Umwelt- und Klimaschutzrecht spezialisierten Kanzlei zu arbeiten. Neben Doktorarbeit und Referendariat baut Weiss ehrenamtlich mit fünf weiteren Mitstreitern den deutschen Zweig der „International Justice Mission“ auf, ein in den USA gegründetes überkonfessionelles christliches Hilfswerk, das sich weltweit gegen Sklaverei, sexuellen Missbrauch und Menschenhandel einsetzt. Die Organisation arbeitet bei der Ermittlung mit lokalen Behörden zusammen, unterstützt Opfer und kämpft für eine Verbesserung der Rechtssysteme. „In den meisten Ländern sind die Gesetze zur Strafverfolgung ausreichend“, sagt Weiss. „Wir helfen mit, damit sie auch eingehalten werden.“
Andreas Weiss
Die Theologin „Kirchenpolitische Gremien sind spannend“, sagt Elisabeth Nonnenmann (27). Seit 2009 gehört sie dem siebenköpfigen Präsidium der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) an und entscheidet mit über die Zukunft der Kirche. Sie ist das jüngste Mitglied, das je diesem wichtigsten Gremium des Kirchenparlamentes angehörte. So ist sie an den Vorbereitungen der nächsten Synoden unmittelbar beteiligt. Bei der nächsten Tagung im Herbst dieses Jahres ist Bildungsgerechtigkeit der Schwerpunkt, ein Jahr später wird es um Mission gehen. „Mission war in der Kirche lange Zeit ein großes Reizthema“ sagt Nonnenmann. „Inzwischen ist sie rehabilitiert. Dass wir begeistert für unseren Glauben werben, wird wieder selbstverständlich.“ Aufgewachsen ist Elisabeth Nonnenmann mit Kirche und CVJM in Rutesheim (bei Stuttgart). „Ich bin in den Glauben hineingewachsen und habe die Kirche meist positiv erlebt“, sagt sie über ihre Kindheit. Nach dem Abitur verbringt sie ein Jahr auf einer Missionsstation von „Licht in Lateinamerika“ in Costa Rica und unterrichtet dort Missionarskinder. Zurück in Deutschland studiert Nonnenmann in Tübingen Theologie und wohnt im Albrecht-Bengel-Haus, einem pietistischen Studienhaus, das Theologiestudenten vor allem geistlich begleitet. „Die Ängste besorgter Gemeindeglieder, dass man durch das Theologiestudium seinen Glauben verliere, waren bei mir jedenfalls unbegründet“, sagt sie heute. „Durch das Studium habe ich gelernt, mein Bibelverständnis kritisch zu hinterfra-
Ich setze mich für Mission in der Volkskirche ein. gen. Es ist mir wichtig, einen Text in seiner historischen Situation zu verstehen, ohne deshalb sofort seine Glaubwürdigkeit infrage zu stellen. Das betraf mich ganz existenziell, wollte ich doch gerade als Frau mit pietistischem Hintergrund Pfarrerin werden. Die Texte der Bibel sind scheinbar sehr klar zu diesem Thema. Sie sind allerdings
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Christen aus der Gesellschaft zurückziehen und sie zu wenig prägen. Doch es geht auch anders: idea-Reporter Karsten Huhn stellt sechs junge Christen vor, die sich in außergewöhnlicher Weise engagieren.
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Elisabeth Nonnenmann
durch den zeitgeschichtlichen Kontext erklärbar. Gott gebraucht Männer und Frauen in seiner Kirche!“ Für drei Semester studiert Nonnenmann in Greifswald. „Das hat mir die Augen geöffnet“, sagt sie. „In Württemberg ist man verwöhnt fromm, dort spürt man den christlichen Traditionsabbruch nicht so. In Vorpommern ist man als Christ in der Minderheit.“ Mit einer nicht-christlichen Jurastudentin aus Rostock wohnt sie in einer Wohngemeinschaft im Plattenbau. „Das war für sie ebenso befremdlich wie für mich. Es hat lange gedauert, bis wir über den Glauben gesprochen haben. Sie kam zur Predigt, die ich während des Studiums halten musste. Als ich den Gottesdienst mit ihren Augen sah, merkte ich erst einmal, wie fremd und unverständlich unsere Liturgie vielen erscheinen muss. Liturgie kann beheimatend wirken – allerdings nur dann, wenn sie bereits vertraut ist. Wir dürfen aber den Blick für neue Besucher nicht verlieren.“ Seit März 2010 absolviert Nonnenmann in Böblingen ihr Vikariat. Sie gibt Religionsunterricht, im Mai leitete sie erstmals die Liturgie, im Juni hielt sie die Predigt. In wenigen Tagen wird Nonnenmann erstmals ein Kind taufen, im September wird ihre erste Trauung sein. Und irgendwann wird sie auch ihre erste Beerdigung halten.
Der Schriftsteller Er ist erst 21 Jahre alt, schreibt aber bereits sein viertes Buch: Jyoti Guptara aus der Schweiz. Mit seinem Zwillingsbruder Suresh ist er als Kind eines indischen Vaters und einer britischen Mutter in England geboren. Schon mit drei Jahren lernen Suresh und Jyoti das Lesen. Zusammen beginnen sie im Alter von elf Jahren den Fantasy-Roman „Calaspia – Die Verschwörung“ zu schreiben. Ein Vorbild sind für sie dabei die Fantasy-Romane „Herr der Ringe“ von J. R. Tolkien und die „Chroniken von Narnia“ von C. S. Lewis. Die angeschriebenen Verlage lehnen das Manuskript der Gebrüder Guptara zunächst ab. Sechs Jahre lang schreiben die beiden ihren Roman immer wieder um – dann wird er veröffentlicht. In Indien erklimmt das Buch Platz zwei der Bestsellerliste – und macht die beiden zu ideaSpektrum 28/29.2010
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Jyoti Guptara
den jüngsten Bestsellerautoren der Welt. 2008 zählen die Guptara-Zwillinge zu den „100 wichtigsten Schweizern“. Dem 720 Seiten starken ersten Band folgen schnell zwei weitere Teile, „Calaspia - Der Schwertkodex“, 860 Seiten und 720 Seiten stark, die auch in Deutschland und der Schweiz verlegt werden. Die Zwillinge gehen auf Lesereisen und haben Fernsehauftritte bei der BBC, Fox TV und Al Jazeera TV.
Ich habe mit 11 angefangen, Fantasyromane zu schreiben. Prägend war dabei sicher das Elternhaus: Vater Prabhu Guptara war in Neu Delhi Professor für Englische Literatur und interkulturelle Ethik und ist heute Strategieberater und Wissensmanager bei der United Bank of Switzerland (UBS) in Zürich. Vor 14 Jahren zog die Familie von London nach Weinfelden (Kanton Thurgau, Schweiz) und besucht die International Protestant Church Zürich, in der viele Weltreisende ein- und ausgehen. Derzeit macht Jyoti Guptara seinen Zivildienst in der Evangelischen Kirchgemeinde Weinfelden. Er organisiert dort Sommerlager, eine Jüngerschaftswoche und die CVJM-Jungschararbeit. Wie es danach weitergeht? Vielleicht Literatur studieren, vielleicht Filmwissenschaft, sagt Jyoti Guptara. Und in jedem Fall weiter Bücher schreiben.
Die Mutter Vielleicht leistet sie die kreativste Arbeit von den sechs hier Vorgestellten: Lori Weninger (30). Sie ist seit zehn Jahren verheiratet mit Daniel (32) und Mutter von Elischa (6), Julie (4), Leonard (2) und Elaine (2 Monate). Die Familie besucht eine Baptistengemeinde, die Christusgemeinde Osthofen (bei Worms). Bis vor kurzem hat Lori Weninger noch in der Gemeinde mitgearbeitet, beim Kaffeedienst und in der Kinderarbeit, aber seitdem Elaine geboren ist, hat die eigene Familie erst mal Vorrang. Ihr Mann ist Geschäftsführer eines kleinen christlichen Verlages.
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Familie Weninger mit drei ihrer vier Kinder
Ich bin 30, habe vier Kinder und erziehe gern vollzeitig die nächste Generation. Der Alltag mit kleinen Kindern dürfte den meisten Eltern vertraut sein: Am Morgen die Kinder wecken und Frühstück machen, die Großen in den Kindergarten bringen, mit dem Baby spielen, einkaufen und den Haushalt machen, zwischendurch das Baby stillen und Windeln wechseln, das Mittagessen vorbereiten, die Kinder vom Kindergarten abholen, auf den Spielplatz gehen, zwischendurch immer mal wieder das Baby stillen und Windeln wechseln, Abendbrot machen, und abends – kurz vor acht – die Gute-Nacht-Geschichte. Und falls die Kraft noch reicht: noch für sich selbst ein Buch lesen. Lori Weninger hat eine Ausbildung zur Krankenschwester gemacht, zwei Jahre im Krankenhaus gearbeitet und danach eine Bibelschule besucht. Als die ersten beiden Kinder da waren, hat sie noch von zu Hause für ein Reisebüro gearbeitet, aber das Kindergeschrei, wenn Anrufe kamen, das ständige Organisieren und Kinder bei einer Freundin abgeben war auf Dauer zu stressig. „Ich hatte das Gefühl, ich werde weder dem Job noch den Kindern gerecht“, sagt Lori Weninger. Seit der Geburt des dritten Kindes ist die Familie ihr ausschließlicher Arbeitsplatz. „Ich empfinde das als Freiheit“, meint Weninger. „Ich bin total gerne zu Hause. Ich kann meine Zeit in die Kinder investieren. Die Liebe, die ich ihnen schenke, bekomme ich von ihnen wieder zurück. Es gibt viel zu lachen und es wird nicht langweilig. Natürlich gibt es auch Tage, die einfach nur stressig sind – aber das war im Krankenhaus auch oft so. Es ist klar, dass man manchmal zurückstecken muss. Aber die Zeit zu Hause ist auch wieder schnell vorbei und dann hat man die Freiheiten wieder. Es ist nicht so, dass ich auf irgendwas warte. Ich genieße die Zeit, so wie sie jetzt ist. Es ist ein großes Geschenk, Kinder zu haben.“
Nathanael Liminski
Der Öffentlichkeitsarbeiter Er kritisiert „manchen Irrsinn auf Katholikentagen“ und „die Selbstgenügsamkeit der katholischen Kirche“ – aber er ist begeistert von Papst Benedikt XVI.: Nathanael Liminski. Der 24-Jährige ist Mitbegründer des katholischen Netzwerks „Generation Benedikt“. Es will für die Kirche werben – bei Veranstaltungen, durch Veröffentlichungen und in Fernseh-Talkshows. So saß Liminski schon bei Maybrit Illner und Sandra Maischberger, um der Verdunstung des Glaubens entgegenzuwirken. „Mails, Briefe und Anrufe zeigen: Für viele Zuschauer ist es das erste Mal, das sie jemanden sehen, der wirklich zu seinem Glauben steht – und nicht dafür bezahlt wird“, sagt Liminski. „Ja manche halten mich auch für einen Freak, aber damit habe ich kein Problem.“ Liminski ist als achtes von zehn Kindern in einer katholischen Familie in Bonn aufgewachsen. Sein Vater ist Journalist. Wie man Öffentlichkeit herstellt, hat Liminski also früh gelernt. Im Deutschen Bundestag, im US-Repräsentantenhaus in Washington D.C. und im Europäischen Parlament hat er Praktika absolviert, und gerade hat er die letzte Prüfung seines Studiums in Mittelalterlicher und Neuerer Geschichte, Politischer Wissenschaft und Öffentlichem Recht abgelegt. Zuletzt lief das Studium aber eher nebenbei, denn inzwischen arbeitet Liminski als Redenschreiber in der Politik.
Ich werbe im Fernsehen für Gott und Sex nur in der Ehe Für wen er im Hauptberuf arbeitet, will Liminski – wie viele Redenschreiber – nicht offenlegen. Dafür ist sein ehrenamtliches Engagement für die katholische Kirche umso klarer. So heißt es in den Grundsätzen der „Generation Benedikt“: „Die Generation Benedikt orientiert sich an der katholischen Lehre, wie sie im Katholischen Weltkatechismus formuliert ist, auch in allen umstrittenen Punkten, ohne Abstriche.“ Für Liminski bedeutet das zum Beispiel, das Sexualität einen maximal geschützten Rahmen braucht, den
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und wird zudem Kapitän der Jugendnationalmannschaft. Während ihrer Abiturzeit fliegt sie zu Spielen nach Moskau, Madrid und Tel Aviv. Fßr die Prßfungen lernt sie auf dem Flughafen und im Mannschaftsbus. Doch nach dem Abitur entscheidet sie sich gegen den Leistungssport und studiert in Bochum, Edinburgh und Berlin Molekularbiologie und -medizin.
Ich helfe Kindern in sozialen Brennpunkten Christina Lagemann (Mitte) mit SchĂźlern vor dem Kanzleramt in Berlin
so â&#x20AC;&#x17E;nur die Ehe bieten kannâ&#x20AC;&#x153;â&#x20AC;&#x201C; so steht es im 2007 von ihm herausgegebenen Buch â&#x20AC;&#x17E;Generation Benedikt. Lebensfragen junger Menschen â&#x20AC;&#x201C; Antworten im Geiste des Papstesâ&#x20AC;&#x153;. â&#x20AC;&#x17E;Mit Sex bis zur Ehe zu warten, hat seinen tieferen Sinn im totalen Wohlwollen gegenĂźber dem Menschen, den man liebtâ&#x20AC;&#x153;, sagt Liminski. â&#x20AC;&#x17E;NatĂźrlich hat die kirchliche Sexualmoral einen hohen Anspruch â&#x20AC;&#x201C; sie ist aber kein Selbstzweck! Ich vertrete das ja nicht, weil es die Kirche sagt, sondern weil es vernĂźnftig ist. Ich kenne jedenfalls keinen Katholiken, der neben seiner Freundin liegt und dabei an den Papst denkt.â&#x20AC;&#x153; Ist Liminski stolz, ein Katholik zu sein? Die Antwort kommt sofort: â&#x20AC;&#x17E;Total! Ich bin meinen Eltern dankbar, dass sie mich katholisch erzogen haben.â&#x20AC;&#x153;
Als sie vor drei Jahren nach Berlin zieht, lädt ihre Wohngemeinschafts-Mitbewohnerin sie zum Gottesdienst ein. Lagemann hat gerade einen Umzug hinter sich, die Beziehung zu ihrem Freund beendet und muss sich in der neuen Stadt zurechtfinden. â&#x20AC;&#x17E;Bis dahin hatte ich viel funktioniert. Ich war leistungsgetrieben: Einser-Abi, Einser-Bachelor, Einser-Master. Oft habe ich bis in die Nacht im Labor gearbeitet. Gott hat in meinem Leben keine groĂ&#x;e Rolle mehr gespielt. Ich habe nichts mehr von ihm gespĂźrt und habe mich auch selbst nicht mehr gespĂźrt.â&#x20AC;&#x153; Die Gemeinde, zu der die Freundin sie mitnimmt, nennt sich â&#x20AC;&#x17E;Berlinprojektâ&#x20AC;&#x153; und gehĂśrt zum Bund Freier evangelischer Gemeinden. Der Gottesdienst findet in einem Kino mit dem schillernden Namen â&#x20AC;&#x17E;Babylonâ&#x20AC;&#x153; statt. Die Gemeinde wird zu ihrer neuen Heimat. P
Die Lehrerin Eigentlich kĂśnnte die Molekularbiologin Christina Lagemann (26) jetzt im Forschungslabor einer amerikanischen Eliteuniversität stehen. Anstatt einer Karriere in der Forschung zu machen, unterrichtet sie nun an einer Hauptschule in Berlin-Pankow Biologie, Sport und Englisch. Sie gehĂśrt zu den ersten 70 Lehrern in Deutschland, die von der gemeinnĂźtzigen internationalen Initiative â&#x20AC;&#x17E;Teach Firstâ&#x20AC;&#x153; (â&#x20AC;&#x17E;Unterrichte zuerst!â&#x20AC;&#x153;) ausgewählt wurden, um fĂźr zwei Jahre an einer Schule in sozialen Brennpunkten zu arbeiten. Ziel ist es, den dortigen Kindern bessere Bildungschancen zu geben. Neben dem Unterricht bietet Lagemann auch Hausaufgabenbetreuung und eine Basketball-Arbeitsgemeinschaft an und redet mit den SchĂźlern Ăźber eine mĂśgliche Ausbildung nach dem Schulabschluss. â&#x20AC;&#x17E;Viele Kinder kommen aus problematischen Familienverhältnissenâ&#x20AC;&#x153;, sagt Lagemann. â&#x20AC;&#x17E;Deshalb kann man nicht einfach anfangen, Biologie zu unterrichten. Man muss den SchĂźlern erst einmal Selbstbewusstsein geben. Erst wenn sie sich ihrer Fähigkeiten bewusst werden und wissen, dass sie nach der Schule etwas werden kĂśnnen, beginnen sie auch, sich fĂźr den Unterricht zu interessieren.â&#x20AC;&#x153; Lagemann ist in Recklinghausen (Ruhrgebiet) in einem evangelischen Elternhaus aufgewachsen. Als 1,87 Meter groĂ&#x;e Basketballerin schafft sie es bis in die Bundesliga ideaSpektrum 28/29.2010
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Greiz
Thüringen A72
Campingplatz Gunzenberg Plauen
Pöhl
Talsperre Pöhl
Vogtland
Sachsen
„Kirche Unterwegs“ auf dem Campingplatz Gunzenberg an der Talsperre Pöhl im Vogtland.
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Mit der Kirche im Urlaub SOMMERZEIT IST URLAUBSZEIT Viele Familien wünschen sich gerade in dieser Zeit geistlichen Beistand und im wahrsten Sinne des Wortes „wert“-volle Kinderbetreuung. Dafür gibt es in ganz Deutschland auf 120 Campingplätzen die „Kirche Unterwegs“. Hier das Beispiel Vogtland (Sachsen). Von Matthias Pankau und Thomas Kretschel (Fotos) Ein wenig erinnert die Szenerie an die Sage vom Rattenfänger zu Hameln. Zu Gitarrenklängen ziehen drei junge Erwachsene singend über den Campingplatz an der Talsperre Pöhl (Vogtland/Sachsen). Schnell schließen sich ihnen zwei Kinder an, die gerade noch vorm Wohnwagen der Eltern gespielt haben. Schon kommt ein drittes dazu, ein viertes, ein fünftes. Am Ende sind es mehr als 30 Jungen und Mädchen. Sie sind eingeladen zu der Gute-Nacht-Geschichte, die Mitarbeiter der Initiative „Kirche Unterwegs“ jeden Abend um 18:30 Uhr auf einer Anhöhe über dem Campingplatz erzählen. Die Gute-Nacht-Geschichte – auch „Sandmann“ genannt – ist nur eine von vielen Aktionen, die die jungen Christen hier in der Urlaubszeit Tag für Tag bieten. Nachmittags gibt es ein Kinder- und ein Teenagerprogramm. Abends laden die Mitarbeiter zu Themen- oder Filmabenden, Nachtwanderungen oder Konzerten ein. Oder man unterhält sich am Lagerfeuer über Gott und die Welt. Im Mittelpunkt steht immer eine Andacht. Ziel ist es, Menschen mit der christlichen Botschaft zu erreichen. Die „Kirche Unterwegs“ im Vogtland ist ein Arbeitsbereich des Evangelisch-Lutherischen Kirchenbezirkes Plauen. Gleichzeitig ist sie wie die anderen regionalen Gruppen – in Deutschland gibt es derzeit in 14 Landeskirchen „Kirche Unterwegs“ – eingebunden in die Arbeitsgemeinschaft Missionarische Dienste innerhalb der EKD.
Viele Christen opfern dafür ihren Urlaub Seit 1971 sind Christen an der Talsperre Pöhl jedes Jahr im Einsatz. Die meisten von ihnen machen das ehrenamtlich und opfern dafür ihren Urlaub. Eine von ihnen ist Grit Sauerbrey (41), die derzeit in Elternzeit ist und ihre zweijährige Finja mitgebracht hat. Für sie ist der Campingplatz ein Teil ihres Lebens. Hier hat sie ihren Mann kennengelernt. Zum ersten Mal war sie Mitte der 1980er Jahre hier – als Mitarbeiterin. Sie war 16. „Damals war das natürlich nicht so einfach wie heute“, erzählt sie. Einerseits war es in der DDR meist verboten, öffentlich zu christlichen Veranstaltungen einzuladen. Andererseits durften sämtliche Treffen nur in der gut 20 Minuten entfernten Kirche in Jocketa stattfinden. Trotzdem sei das Interesse groß gewesen. „Die Menschen waren damals noch nicht so gesättigt wie heute“, meint sie. War die „Kirche Unterwegs“ zu DDR-ZeiideaSpektrum 28/29.2010
ten auf den öffentlichen Campingplätzen unerwünscht, so sind viele Betreiber heute froh, wenn sich die engagierten Christen wieder anmelden. Ein Grund: Es gibt sonst kaum Angebote zur Kinderbetreuung. Aber genau die sind für viele Familien maßgeblich, überhaupt auf diesen Campingplatz zu kommen. Eine große Chance für Christen. „Manche Eltern betrachten uns regelrecht als Animateure“, sagt die dreifache Mutter und lacht. „Aber wenn sie dadurch etwas von Gottes Liebe erfahren, soll uns das recht sein.“ Immer wieder kommen die Mitarbeiter der „Kirche Unterwegs“ über die Kinder auch mit Eltern ins Gespräch. Und nicht wenige von denen sind dankbar, wenn ihnen mal jemand zuhört. „Urlaub auf dem Campingplatz ist keine heile Welt“, sagt Dorothee Simon (45), Leiterin der Arbeit im Vogtland. „Plötzlich hat man Zeit nachzudenken und bei vielen Menschen brechen Beziehungsprobleme auf.“ Da sind die Christen gefragte Gesprächspartner.
Mit Gott kann ich ganz mutig sein Doch die Hauptzielgruppe bleiben die Kinder und Jugendlichen. Heute Abend erzählt Sauerbrey ihnen die Geschichte von David und Goliath. Alle sitzen in einem Kreis und lauschen gespannt. Am Ende gibt sie den Kleinen eine Art Merksatz mit: „Gott ist viel stärker als alle Riesen dieser Welt. Mit ihm kann ich ganz mutig sein.“ Nach einem gemeinsamen Segenslied geht’s ans Lagerfeuer, um Stockbrot zu machen. Einige Jungs spielen noch Räuber und Gendarm. Als ein größerer einem kleineren zuruft: „Hey, ich bin viel stärker als du“, entgegnet der nur: „Na und? Mit Gott kann ich ganz mutig sein.“ P
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Orte und Einsatzzeiten unter: www.kirche-unterwegs.de, „Kirche Unterwegs“ Vogtland: 037439-6440
Kirche Unterwegs „Kirche Unterwegs“ ist ein Angebot der evangelischen Landeskirchen, bei dem sich mehr als 500 meist ehrenamtliche Mitarbeiter um Urlauber kümmern.
Grit Sauerbrey von der „Kirche Unterwegs“
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S C H ÄT Z E DE S GL AU BE NS
Die wahre Ruhe GEISTLICHES LEBEN aus Sicht des Naturwissenschaftlers und Philosophen Blaise Pascal (1623–1662) Auszug aus „Pensées“ (Gedanken)
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an belehrt die Menschen von Jugend auf, für ihre Ehre, für ihr Vermögen ihrer Freunde zu sorgen. Man belädt sie mit Geschäften und Wissenschaften und weist sie darauf hin, dass sie nicht glücklich sein würden, wenn sich nicht ihre Gesundheit, ihre Ehre, ihre Verhältnisse und die ihrer Freunde in gutem Zustande befänden. Deshalb überträgt man ihnen Geschäfte und Angelegenheiten, die sie von Anbruch des Tages an in Anspruch nehmen. Das ist eine seltsame Art, sie glücklich zu machen. Könnte man es besser anfangen, sie unglücklich zu machen? Man brauchte ihnen nur alle diese Sorgen zu nehmen, alsdann würden sie sich selbst erkennen, sie würden nachdenken, wer sie sind, woher sie kommen, wohin sie
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gehen; man kann sie nicht genug beschäftigen, um sie von diesen Fragen abzulenken, und das ist die Ursache, dass man nach Aufbürdung so vieler Dinge ihnen, wenn sie einige Zeit Ruhe haben, den Rat erteilt, die Ruhe dazu anzuwenden, sich zu zerstreuen, zu spielen und niemals müßig zu sein. Was man will, das ist das unruhige Treiben, das uns davon abhält, an uns zu denken, und uns zerstreut. Daher kommt es, dass die Menschen so sehr das Geräusch und die Unruhe lieben und die Freude an der Einsamkeit eine so unbegreifliche Sache ist. Die Menschen haben einen geheimen Trieb, der sie dazu bringt, Beschäftigung nach außen zu suchen; aber sie haben auch einen anderen verborgenen Trieb, der von der Herr-
lichkeit unserer ursprünglichen Natur übriggeblieben ist, der sie erkennen lässt, dass das Glück in der Tat nur in der Ruhe, nicht im unruhigen Treiben sich findet, und aus diesen beiden entgegengesetzten Trieben bildet sich in ihnen ein unklarer Entschluss, der sich im Grunde ihrer Seele vor ihrem eigenen Blick verbirgt und sie darin führt, durch Unruhe nach Ruhe zu streben und sich immer einzubilden, sie würden zu der Befriedigung, die sie nicht haben, gelangen, wenn sie nach Überwindung dieser oder jener Schwierigkeiten die Pforte zur Ruhe sich öffneten. So verläuft das ganze Leben. Man sucht Ruhe, indem man Hindernisse beseitigt, aber nach ihrer Überwindung wird die Ruhe unerträglich. P
idea Fernseh- und Hörfunk-Tipps
17. Juli – 23. Juli
FE R NSE H E N Sonntag, 18. Juli Das Vierte 9.00–9.30 Bibelstunde mit Pastor Bayless Conley
9.30-10.15 Evangelischer Gottesdienst aus Göppingen, Predigt: Sonja Skupch
Das Vierte 9.30–10.00 „Gottes Eifersucht“ mit Pastor Wegert
ERF eins 11.00–12.00 Gottesdienst aus der Stadtmission Worms, Predigt: Andreas Enke
11.30-12.00 Fenster zum Sonntag: Von der Auster zur Mehlsuppe 17.30-18.00 Gott und die Welt: Die Folgen eines Autounfalls
Dienstag, 20. Juli
Donnerstag, 22. Juli
ERF eins 22.00–23.00 Wartburg-Gespräch „Dem Volk aufs Maul geschaut“
20.15–21.15 Johannes Calvin – Gott allein die Ehre
20.45– 21.45 Gospelkonzert mit Kirk Franklin
ERF eins 21.00–21.30 Jugendmagazin: Bloggen ist in
HÖRFUNK 8.30–9.00 Meister Eckhart – Philosoph des Christentums BR 2 8.30–9.00 Evangelische Perspektiven: Verlorene Schöpfung
Dienstag, 20. Juli 8.35–8.50 Am Sonntagmorgen: Vom Umgang mit dem „Elterngebot“
10.00–11.00 Evangelischer Gottesdienst aus Amrum, Predigt: Friederike Heinecke
9.45–10.00 Predigt evangelischer Freikirchen, Heidi Oppliger (Heilsarmee)
17.05–17.30 Lebenswelten: Gerechter Krieg oder Sünde gegen Gott? Die Kirchen und der Afghanistan-Krieg
ERF 21.30–22.00 Glaube + Denken: Selbstmanagement im Einklang mit dem Lebensmanager
Donnerstag, 22. Juli ERF 20.00–21.00 Bilanz: „Leben im Gegenwind“. Lotte Bormuth (Schriftstellerin) im Gespräch mit Pastor Horst Marquardt
Wer reagieren möchte, kann dies unter folgenden Rufnummern tun: ARD: 089/5900-3344 | Bibel.TV: 040/4450660 | DLF: 0221/345-2170 DRS 2: (0)1/3661369 | ERF: 06441/957-0 | Kabel 1: 0180/5011150 | Luth. Stunde: 04264/2436 | MDR: 0341/300-5401 | NDR: 0511/988-2393 NBC-Europe: 0211/9300-665 | Phoenix: 0180/28213 | SF 2: (0)62/2059050 | Südwest: 07221/929-0 | WDR (Radio): 0221/5678-333 WDR (TV): 0221/5678888 | ZDF: 06131/702164
ideaSpektrum 28/29.2010
Fotos: Mauerhofer/privat; Pascal/PR
Sonntag, 18. Juli
P RO & KON T R A
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Soll man Bettlern Geld geben? BETTELN Die Sommerzeit ist auch Hochsaison für Bettler – vor allem aus Osteuropa. In Fußgängerzonen, an Bahnhöfen und vor Kirchen wird in Städten um Geld gebeten. Gebietet die Nächstenliebe, Bettlern etwas zu geben, oder gibt es Gründe, lieber darauf zu verzichten?
Jeder Cent, den ich einem Bettler gebe, wird vom Gebet begleitet
PRO
„Die versaufen das Geld ja doch.“ „Es gibt genügend Hilfsangebote.“ All diese pauschalen Sätze kenne ich. Sie haben einen gewissen Wahrheitsgehalt und werden doch dem einzelnen Wohnungslosen oder Punk, der mich um ein paar Cent „anschnorrt“, nicht wirklich gerecht. Denn jeder Einzelne hat seine persönliche Geschichte. Und häufig erlebe ich diese Sätze bei mir selbst und anderen als schnelle Ausflucht dafür, den Menschen, der mich da um etwas bittet, einfach zu ignorieren, sein Schicksal auszublenden. Gebe ich Bettlern Geld? Ja, manchmal. Ich behalte mir die freie Entscheidung vor. Weil ich der Person, die mich bittet, auf Augenhöhe begegnen will. Weil ich mich ab und zu auf ein Gespräch einlasse. Weil mich ein Schicksal berührt und ich nicht jedem per se unterstellen will, mich zu belügen. Weil ich manchmal nicht glaube, dass ich mit meinen paar Cent die unterstellte Alkoholsucht
Bettlern Geld zu geben, schadet mehr, als es hilft
Fotos: privat
KONTRA
Die Heilsarmee hat sich auf die Fahnen geschrieben, „menschlicher Not ohne Ansehen der Person zu begegnen“. Die Frage, ob ich einem Bettler Geld gebe, ist eine andere. Die Antwort lautet: nein. Denn es schadet mehr, als es hilft. Oft werden Angebote wie Nahrungsmittel - ausgeschlagen, die liebe Mitbürger den Bettlern zukommen lassen wollen. Es gibt von Bettlern tausend Argumente gegen ein belegtes Brot und für einen Euro. Das schlagendste Argument ist der Durst nach Alkohol, der eben nicht durch eine Mahlzeit, einen Fahrschein, eine kostenlose Übernachtung oder ein Kleidungsstück gestillt werden kann. Mehrfach habe ich erlebt, dass Bettler aggressiv die angebotene Hilfe ausschlagen. Es gibt eine weitere Problematik: Wer nicht in die eigene Tasche wirtschaftet, ist oft das schwächste Glied in einer Kette von Zwang und Gewalt. Kinder, Behinderte, Frauen und Män-
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Dr. Rainer Schacke (Berlin), Journalist und Redaktionsleiter des Magazins „Neues Leben“
meines Gegenübers noch verschlimmere – einen kalten Entzug würden viele alkoholkranke Obdachlose gar nicht überleben. Weil ich vielleicht über die Jahre zu Einzelnen, die mir immer wieder begegnen, eine Beziehung gewonnen habe. Weil jeder Cent, den ich gebe, auch von einem Gebet begleitet ist. Weil Jesus sagt: „Gib dem, der dich bittet“ – auch, wenn ich je nach Situation entscheiden darf. Weil ich mit dem Geben nicht einfach mein Gewissen beruhigen, sondern mein Gewissen wachhalten will. Weil ich zum Beispiel in der U-Bahn kaum eine andere Möglichkeit habe, meine Solidarität mit einzelnen Menschen auszudrücken, die gerade wieder von einem ganzen Abteil kollektiv mit Wegschauen gestraft werden. Nachhaltige Hilfe ist unbedingt nötig und mein Kleingeld ist nicht das Entscheidende. Aber manchmal kann es ein Ausdruck der Wertschätzung sein, in einer Sprache, die der, der mich bittet, versteht. P
Major Alfred Preuss (Köln), Redakteur des „Heilsarmee-Magazins
ner werden von Kriminellen missbraucht und ausgebeutet. Wir sollten das nicht unterstützen. Ein letzter Aspekt: Die Mildtätigkeit hat im Allgemeinen einen Nebeneffekt, der vielen nicht bewusst und so auch ganz sicher nicht gewollt ist: Kleine Gaben, ob Geld oder Hilfsgüter, halten den Empfänger auf der Stufe des Bittenden oder Bettelnden. Damit will ich sagen: Die Hilfe aus der Not liegt nicht in der Summierung von milden Gaben. Es ist zwar ein mühevoller und oft auch von Enttäuschungen begleiteter Weg, aber es lohnt sich, Menschen zu helfen, wieder auf eigenen Füßen zu stehen und ihnen ein selbstbestimmtes, würdiges Leben zu ermöglichen. Es gibt nicht wenige Beispiele in der Christenheit, die belegen, dass grundlegende Hilfe möglich ist. Almosen zu verteilen mag im Augenblick eine Befriedigung verschaffen, ist aber auf Dauer keine Lösung – weder für den Empfänger noch für den Geber. P
net F O R UM F Ü R JU N G E C H R I S T EN
Fünf Gründe, eine Jugendgruppe zu verlassen JUGENDARBEIT Kommen immer weniger Jugendliche in Deine Jugendgruppe oder Gemeinde? Andreas Fronius hat fünf Gründe für die Abwanderung junger Christen ausgemacht – und gibt Tipps, wie man es besser machen kann. Der 23-Jährige ist Jugendpastor in der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde (Baptisten) in Lörrach bei Freiburg. Lebensfremde Auslegung der Bibel Wenn Andachten am wirklichen Leben vorbei gehalten werden, schalten die Zuhörer ab. Wichtig ist es, den Bogen von den historischen Fakten zum persönlichen Leben von heute zu spannen. Ob eine Andacht nur 20 oder 60 Minuten lang ist, spielt dabei keine so große Rolle. Viel wichtiger sind die Verständlichkeit und der lebensnahe Input. Es geht darum, den biblischen Inhalt auf die heutige Zeit zu übertragen. Wer sich etwa mit den Paulus-Briefen auseinandersetzt, findet darin viele Tipps für die Gestaltung des heutigen Lebens.
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Kein Eingehen auf persönliche Probleme Wenn nicht auf Alltagsprobleme eingegangen wird und stattdessen das Programm auf einen bunten Abend hinausläuft, fühlen sich die Jugendlichen schnell vernachlässigt. Es gibt eine Reihe von Themen, die vielen unter den Nägeln brennen, die aber in der Gemeinde zu selten angepackt werden. Beispiele sind Pornografie, Magersucht oder der Umgang mit Mobbing bis hin zur Partner- oder Berufswahl. Solche Fragen kommen oft nur in einer vertrauensvollen Beziehung zum Vorschein. Deswegen halte ich es für wichtig, einige Mitarbeiter zu haben, die nur als Mentoren da sind.
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Jugendliche werden ins kalte Wasser geworfen Natürlich sagt niemand: „In unserer Gemeinde dürfen Jugendliche nichts tun.” Meistens ist es eher so, dass entweder bereits feste Teams (z. B. Musik, Tontechnik oder Moderation) bestehen und die Jugendlichen nicht richtig eingelernt werden. Stattdessen wirft man sie ins kalte Wasser und erwartet sofort, dass sie perfekt funktionieren. Oder sie werden gefragt, ob sie nicht von sich aus ein Team aus dem Nichts auf die Beine stellen – ohne die Hilfe von erfahrenen Leuten. Diese zwei Arten, Jugendliche zu fragen, ob sie in einer Gemeinde Verantwortung übernehmen wollen, sind falsch. Man kommt nicht
drum herum, sich ausreichend Zeit zum Einlernen und Integrieren zu nehmen. Auch hier wird klar, dass es immer erfahrenere Leute braucht, die sich um die Jüngeren kümmern.
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Widersprüchliches Leben der Gemeindeglieder Authentizität ist das A und O. Was eigentlich eine Selbstverständlichkeit für einen jeden Christen sein sollte, gilt in besonderem Maße auch für diejenigen, die Verantwortung tragen – also auch in der Jugendarbeit. Wer beispielsweise predigt, dass man seine Eltern ehren soll, aber selbst über sie ablästert, verliert vor den anderen seine Glaubwürdigkeit. Deshalb müssen Jugendmitarbeiter die Bereitschaft mitbringen, sich von anderen korrigieren und hinterfragen zu lassen. Im Extremfall gilt es, dem heuchelnden Christen den Laufpass zu geben und ihn aus der Mitarbeit auszuschließen. Solch ein Schritt tut zwar sehr weh, gehört aber für einen guten Leiter dazu.
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Fehlendes Gegenüber Beziehungen zwischen gleichaltrigen Jugendlichen sind wichtiger denn je. Wenn ich im Jugendkreis eigene Freunde habe, werde ich ihn eher auch regelmäßig besuchen. Ein Mitarbeiter der Jugendarbeit kann gut den intensiven Kontakt zu drei Jugendlichen pflegen. Aber es ist auch wichtig, dass sich die Jugendlichen selbst umeinander kümmern. Sie sollten außerhalb des Programms Zeit miteinander verbringen, ins Kino gehen, Grillen, Fußball schauen etc. So kann sich ein stabiles Beziehungsgeflecht entwickeln. Solche Aktivitäten können von den Jugendmitarbeitern angestoßen werden – im Optimalfall werden sie dann zu einem Selbstläufer. P
b Weitere Tipps gibt es im Blog von Andreas: www.holysheep.de. Welche Erfahrungen hast Du schon gemacht? Diskutiere mit auf www.idealisten.net!
Foto: istockphoto.com
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Online-Netzwerke machen einsam Wer seine Freundschaften nur noch über Online-Netzwerke wie Facebook und Co. pflegt, kann schnell ganz alleine sein. Das haben Forscher der Universität von Arizona (Tucson/USBundesstaat Arizona) herausgefunden. Demnach helfen soziale Netzwerke nicht dabei, enge Freundschaften zu schließen. Im Gegenteil: Wer ständig vor dem Rechner sitzt, dem drohen Einsamkeit und Schlaflosigkeit. Nach Ansicht des Wiener Psychiaters und Psychotherapeuten Prof. Raphael Bonelli haben die OnlineGemeinschaften den Begriff der Freundschaft verändert. Ging es früher darum, für den Freund da zu sein und ihm Gutes zu tun, will man sich heute im Netz vor allem selbst mitteilen, so der Experte gegenüber dem Informationsdienst pressetext. Der Zulauf zu Portalen wie Facebook sei ein Zeichen dafür, dass viele Menschen besser wahrgenommen werden wollen. Bonelli: „Jeder will gerne viele Freunde haben und sich anderen mitteilen.“ Wenn man aber nur noch per Mausklick Freundschaften schließt und ständig auf der Jagd nach neuen Kontakten ist, werde es problematisch. b www.idealisten.net/kategorie/beziehung
Erfolgreichster jüngster Solokünstler ist Christ Der erfolgreichste jüngste Solokünstler, Justin Bieber (Atlanta/US-Bundesstaat Georgia), hat sich zum christlichen Glauben bekannt. Über den Online-Dienst Twitter erteilte der 16-jährige Sänger Gerüchten über eine Zugehörigkeit zu einer Sekte eine Absage: „Ich bin nicht bei den Illuminaten oder einem anderen Kult. Ich bin Christ und bete vor jedem Auftritt.“ Er sei dankbar, dass er in seinem Leben so gesegnet worden sei. Der Künstler hatte seine Karriere mit selbst erstellten Videos auf Youtube begonnen. Durch das große Interesse an den Musikvideos wurde der Produzent Scooter Braun auf den damals 13-Jährigen aufmerksam. Inzwischen hat Bieber einen Vertrag bei der Plattenfirma Island Records, die auch u. a. Mariah Carey und Bon Jovi vermarktet. Bieber hat bereits über drei Millionen CDs verkauft. Sein zweites Album „My world 2.0“ (Meine Welt 2.0) schaffte es auf Anhieb auf Platz eins der US-amerikanischen Charts (Billboard 200). Damit wurde er zum jüngsten Künstler mit einem Nummer-Eins-Hit seit Stevie Wonder, der 1963 im Alter von 13 Jahren Platz eins belegte. b www.justinbieber.de
was läuft » was kommt » was geht ab » was läuft » was kommt » was geht ab » was läuft » was kommt » was geht
Sommerzeit ist Festivalzeit Im Sommer stehen wieder viele christliche Festivals auf dem Programm. idealisten.net präsentiert hier eine Auswahl. Mehr Veranstaltungstipps gibt es auf unserer Internetseite (www.idealisten.net): 15.7. bis 18.7. / Bochum Total Im Ruhrgebiet steigt eines der größten Musikfeste Europas. Mit dem christlichen Künstler Samuel Harfst. Der Eintritt ist kostenlos. Infos: www.bochumtotal.de oder 0234-65067
Foto: dpa
18.7. / Rock am Stein – Open-Air Musikfestival In Hof treten mit Mek MC, Ebenbild, Freequency und sacrety Gruppen & Künstler aus der christlichen Szene auf. Veranstalter: CVJM, „Entschieden für Christus“ (EC) und Christlicher Jugendbund Bayern. Tickets: 8,50 an der Abendkasse. Infos: www.rockamstein.de oder 09281-86141 24.7. / Rock in the ruins Sechs christliche internationale Bands spielen in einer Burg-Ruine in Forchtenberg bei Heilbronn. Karten im Vorverkauf ab 13 Euro. Infos: www.rockintheruins.de oder 0151-16945178
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28.7. bis 1.8. / Freakstock Zum zweiten Mal sind die „Jesus Freaks“ auf dem Gelände der Koptisch-Orthodoxen Kirche in Borgentreich (Ostwestfalen-Lippe) zu Gast. Tausende junge Christen werden dabei ihren Glauben feiern (mehr dazu in der kommenden Ausgabe). Tickets gibt es ab 65 Euro. Infos: www.freakstock.de oder 0700-53787373 31.7. bis 5.8. / Christian Artists Seminar Zum 30. Mal bietet dieses internationale Künstler-Seminar in Doorn (Niederlande) Schulung und Austausch in den Sparten Popmusik, klassische Musik, Anbetung und Lobpreis, Schauspiel, bildende Kunst, Multimedia uvm. Zudem gibt es auch eine Vielzahl von Konzerten, Ausstellungen und verschiedenen Vorträge, etc. Seminarkosten: 260 Euro zzgl. Unterkunft/Verpflegung. Infos: www.christianartists.org oder 0031-(0)10-4568688
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C H R I S T E N I M BL IC K P U N K T
Ein Leben für Glaube und Sport Die EKD und der Johanniterorden Helmfried Riecker in Aktion
landweit rund 500 ehrenamtliche und 30 hauptamtliche Mitarbeiter in 17 Sportarten. Seit 2009 betreibt die Organisation zudem ein Internationales Sport- und Seminarzentrum in Altenkirchen und bietet gemeinsam mit dem „Neues Leben Seminar“ eine zweijährige theologische Ausbildung mit dem Schwerpunkt Sportmission an. P
Kirchlicher Medienexperte: Riewe 60 Eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der evangelischen Publizistik, Wolfgang Riewe (Bielefeld), vollendet am 22. Juli sein 60. Lebensjahr. 2002 übernahm er die Leitung der Konferenz der Evangelischen Medien- und Presseverbände, die 2005 in dem neu gegründeten Evangelischen Medienverband in Deutschland aufging. Der Zusammenschluss, dem Riewe seit 2009 wieder vorsteht, vertritt die Interessen von 46 Presseverbänden, Medienhäusern, Verlagen und Buchhandlungen. Nach seinem Studium der Theologie und Publizistik in Münster arbeitete der gebürtige Ostwestfale zunächst als Redakteur bei einer Tageszeitung. Anschließend war er zehn Jahre
Gemeindepfarrer in Iserlohn und von 1988 bis 1996 theologischer Studienreferent im Diakonischen Werk der EKD in Stuttgart. Seit 1996 leitet er als Direktor den Evangelischen Presseverband für Westfalen und Lippe, der die Wochenzeitung „Unsere Kirche“ herausgibt. Riewe ist zugleich Chefredakteur. In dieser Funktion trieb er unter anderem den Internetauftritt des Blatts voran. Riewe ist auch Geschäftsführer der Luther Verlag GmbH (Bielefeld) und der Monatszeitschrift „zeitzeichen“ (Frankfurt a.M.). P Riewe
Die EKD hat den Präsidenten der Humboldt-Universität zu Berlin, Prof. Christoph Markschies, zum Beauftragten für den Kontakt zum Johanniterorden berufen. Damit entsprach der Rat dem Wunsch der Johanniter nach einer stärkeren Verbindung zwischen evangelischer Kirche und dem Orden. Der 48-Jährige ist seit 2003 Mitglied des Johanniterordens und gehört seit Markschies 2005 dem Präsidialrat der Johanniter-Unfall-Hilfe an. Der Generalsekretär des Johanniterordens, Egon Freiherr von Knobelsdorff (Berlin), erklärte, Markschies werde den Orden besonders in geistigen und geistlichen Fragen begleiten. Der Kirchenhistoriker ist seit Februar auch Vorsitzender der EKD-Kammer für Theologie. Der Johanniterorden hat rund 4.000 Mitglieder, die „Ritter“ genannt werden. Er wurde 1099 von Kreuzfahrern in Jerusalem gegründet. Bis heute gelten die damals formulierten Ordensziele – die Pflege Kranker sowie die Verbreitung des Glaubens. P
Fotos: Riecker/privat; Übrige/PR
Der Gründer des Missionswerks SRS, Helmfried Riecker (Altenkirchen/Westerwald), vollendet am 25. Juli sein 70. Lebensjahr. Der mehrfache Meister im Motorrad-Geländesport (Motocross und Trial) auf nationaler und europäischer Ebene hatte das Werk 1971 unter dem Namen „Sportler ruft Sportler“ ins Leben gerufen. Es war zunächst eine Abteilung des Missionswerks Neues Leben und wurde 1986 eigenständig. 2003 übergab Riecker die Leitung des Werks an Hans-Günter Schmidts. Ziel der Arbeit ist es, Amateur- und Profisportler nach biblischen Prinzipien zu fördern und zu begleiten. Dafür bietet das Werk Sportcamps, Bibelkreise, Seminare, Sportgottesdienste und seelsorgerliche Begleitung an. Heute engagieren sich deutsch-
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DI E K LE I N E K A NZ E L
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Dr. Armin Mauerhofer, CH-Küttigen, ist Professor an der Staatsunabhängigen Theologischen Hochschule Basel und Pfarrer der Freien evangelischen Gemeinde Aarau
» Vor allem sei du ihnen in jeder Hinsicht ein gutes Vorbild. « Titusbrief 2,7a
Fotos: Mauerhofer/privat; Pascal/PR
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ideaSpektrum 28/29.2010
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PORTRÄT
Ein Pizzabäcker im Ruhrpott begegnet Jesus Christus GIUSEPPE PICONE findet Ausweg aus Spielsucht & Pornografie. Von Tobias-Benjamin Ottmar Schon früh träumt Giuseppe Picone davon, seine Heimat Sizilien zu verlassen und nach Deutschland auszuwandern. Mit 15 wird der Traum wahr. Allerdings aus einem traurigen Grund: Seine Eltern haben sich getrennt. Giuseppes Vater ist wegen beruflicher Probleme zum Alkoholiker geworden. Oft schlägt er im Suff seine Kinder. Schließlich flüchtet seine Frau mit Giuseppe nach Deutschland. Die Geschwister kommen später nach.
Er verlor immer mehr Geld In Deutschland schlägt sich der junge Italiener u. a. als Aushilfe in verschiedenen Pizzerien durch. Seinen Lohn verprasst er in Discotheken. Dabei lernt er Karin kennen. 1980 heiraten sie. Drei Jahre später eröffnet Picone in Essen eine eigene Pizzeria. Bald kommt eine zweite dazu. Einen Teil des Verdienstes gibt Picone bei Pokerrunden mit Freunden aus. Eines Tages will er einen seiner Freunde aus einem Casino abholen. Aus Neugierde setzt er sich kurz an einen Roulettetisch und spielt mit. Picone gewinnt einmal, zweimal, beim dritten Mal verliert er. Er verlässt das Casino, kehrt aber am nächsten Abend wieder, um weiterzuspielen – ein halbes Jahr
lang geht das so weiter. Er verliert viel Geld, so dass er weder Miete noch die Lieferanten seiner Pizzerien bezahlen kann. Er muss die erste Pizzeria schließen, und auch die Existenz der zweiten ist in Gefahr. In dieser Zeit fasst Picone den Entschluss abzuhauen.
Sonntags ist die Pizzeria zu Als er in einer ruhigen Minute Fluchtpläne schmiedet, kommt plötzlich seine Mutter zu ihm. Sie ermutigt ihn, sich an Jesus Christus zu wenden, um die Probleme in den Griff zu kriegen. Picone fühlt sich veralbert, weil er denkt, dass Jesus tot sei. In seiner Verzweiflung bittet er dennoch Gott, ihm ein Wunder zu schenken. Kurz darauf erzählt ihm eine Frau von Christus. Doch Picone bleibt skeptisch, betet aber erneut. Plötzlich sieht er im Gebet Jesus Christus vor sich. Nun ist er überzeugt, entscheidet sich, künftig als Christ zu leben. Er wird seine Spielsucht los. Die durch sein Verhalten angeknackste Beziehung zu seiner Frau wird wieder besser. Der FrischBekehrte erzählt vielen Bekannten von Jesus, einige werden ebenfalls Christen. Schließlich folgt er sogar dem Rat von Mitchristen und lässt die Pizzeria am Sonntag zu. Die Überra-
schung: Unter der Woche steigt der Umsatz deutlich an.
Ohne Gott geht es nicht! Nach fünf Jahren hat Picone seine Schulden abbezahlt. Jetzt – aller Sorgen los – meint er, es ginge auch wieder ohne Gott. Und von nun an geht es wieder bergab: Picone geht häufig fremd, seine Frau trennt sich von ihm. Er versinkt in Pornografie und Sexsucht. Die Pizzeria läuft schlecht, so dass sich wieder Schulden anhäufen. In Picones Herzen wachsen die Aggressionen. Als er spürt, dass er sogar bereit ist, einen Kunden umzubringen, nur weil er ihm auf die Nerven geht, begreift er sein Leben ohne Gott als einziges Elend. Er entscheidet sich für einen Neuanfang. Heute gehört er (wieder) zu einer evangelikalen, italienischen Gemeinde in Mülheim an der Ruhr. Seine Frau hat er mehrmals um Vergebung gebeten – doch bislang ist keine Versöhnung möglich. P
DAS WORT DER WOCHE » Die Frau hatte Todesangst, glaubte, dass sie das nicht überleben werde und Das‚Oh WortJesus.‘ der Woche rief: Diese Äußerung habe bei dem Haupttäter, der früher einmal aktives Mitglied in einer Freikirche war, ein Mitgefühl hervorgerufen. « (Und er hörte auf, sie zu prügeln, so dass sie überlebte.) Die Wetzlarer Neue Zeitung über einen Prozess gegen einen 27-jährigen Deutschen und einen 23-jährigen Ungarn, die eine 49-jährige Frau in Herborn überfallen, beraubt und verletzt hatten. Sie wurden zu vier Jahren und drei Monaten Haft verurteilt. ideaSpektrum 28/29.2010