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Spektrum l idea
Nr. 36
8. September 2010
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Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt
Tatbeweis der Liebe in Chur
Andreas Boppart Ăźber die unkonventionelle ÂťAktion GratishilfeÂŤ
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Seite 4: Spiez
Seite 8: Jugendkonferenz
Warnung vor â&#x20AC;&#x17E;Apostelâ&#x20AC;&#x153; nach dem Missbrauch
Lust auf Gemeinschaft und Gaben des Geistes
Seite 9: 50 Jahre
Seite 22: Behinderung
TDS Aarau feiert und steuert die Zukunft an
Wenn Gott einfach keine Heilung schenkt
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Aktion statt Manipulation Nichts spricht gegen Gottes dienste, Evangelisationen oder aktuelle Vorträge. Eine indivi dualistische, zunehmend verein samende Gesellschaft braucht Kirchen und Gemeinden, die auf ihre Angebote, auf das Angebot von Jesus Christus aufmerksam machen. Und damit Alternati ven aufzeigen. Aber ist das genug – und effizient genug? Es spricht alles dafür, hinzu schauen, effektive Bedürfnisse zu erkennen und die eigenen Aktionen danach auszurichten. Hand aufs Herz: Tun wir uns nicht schwer damit? Sind wir nicht oft gefangen in Terminen und Programmen, in starren Verpflichtungen und einem Kräfte zehrenden Aktivismus? In Traditionen, die wir als gut erachten, da sie auch früher nicht hinterfragt worden sind? Und: Erreichen wir unser Zielpublikum? Haben wir überhaupt ein Zielpublikum definiert? Drehen wir uns bei vielen geliebten und schönen Aktivitäten nicht letztlich im Kreis um uns selbst, statt dass unser Glaube Kreise zieht? In der «Vision Chur» haben sich Freikirchen und christliche Organisationen zusammen geschlossen. Sie reden von der Liebe Gottes und leben sie auch konkret. Wenn Christen ihre Arbeitskraft, Zeit und Begabungen in den Dienst von Mitmenschen stellen, geben sie damit bewusst Liebe weiter: gelebte Liebe in Aktion. Ein ermutigender Anfang wurde letztes Jahr gemacht. Die Reakti onen waren «brutal positiv», fasst der Koordinator Andreas «Boppi» Boppart die
3 biblisch Ein Lieblingsbibelvers von claudia Kündig, freischaffende Illustratorin für Computergrafiken und Bühnenbilder, Leiterin einer Mal- und Kreativschule, Bichelsee TG:
Erfahrungen kernig zusammen. Mehr dazu auf Seite 7. Szenenwechsel. Wir befinden uns im idyllisch gelegenen Spiez. In der Gemeinschaft «Life changing ministry» rund um Gabriel Dominik Müller spielen sich bedenkliche Vorkommnisse ab. Betroffene sprechen von totalitä ren Tendenzen, von finanzieller und sexueller Ausbeutung. Was mit der Sehnsucht nach einer «reinen», Christuszentrierten Gemeinde begonnen hat, endete für viele Mitglieder in einer totalitären Gesinnungsdiktatur. «Spektrum» hat recherchiert. Das Ergebnis stimmt nachdenklich, macht traurig. Und unweigerlich taucht die Frage auf, wann die Grenze vom gesunden Gemeinde leben zum ungesunden, sekten haften Verhalten überschritten wird. Siehe das «Brennpunkt» Thema ab Seite 3. Doch die Hoffnung stirbt zuletzt. Es ist die Hoffnung, dass Christ sein mitten im ganz «norma len» Leben, in einem bewussten täglichen Miteinander sichtbar wird. Vorwärts heisst die Devise, nicht Rückzug! Ein Rückzug ins vermeintliche GuruParadies ist nicht Programm. «In der Welt, aber nicht von der Welt» sind und bleiben Christen gefordert. In der letzten Zeit werden viele «Christusse» aufstehen (Matthä us 24,24). Wir sollten kritisch hinschauen. Aber wir dürfen es darob nicht verpassen, unseren Mitmenschen die tätige Liebe vorzuleben. «Chur» zeigt einen Weg auf, wie das möglich ist. Vor «Apo steln» und Entwick lungen wie jenen in Spiez hingegen kann nur gewarnt werden. ThOMAs FeUz
«Der herr, unser gott, sei uns freundlich und fördere das Werk unsrer hände bei uns. Ja, das Werk unsrer hände wollest du fördern!» (Psalm 90,17) «Ich habe mir vor vielen Jahren eine coole Bibel gekauft, in welcher der Text in der Mitte steht und rundherum viel Platz ist für Anmerkungen. Da ich gerne meine Gedanken zum Text nicht in Wor te, sondern in Bildern und Skizzen festhalte, ist mit der Zeit meine ganz persönliche Bilderskizzen-Bibel entstanden. So habe ich auch neben diesem Vers einen Staubsauger, einen Kochlöffel und eine Hand voll Pinsel und Farbbüchsen hingezeichnet und den Vers dick unterstrichen. In all meinen Tätigkeiten als Hausfrau, Mutter oder wenn ich am Zeichnen bin, möchte ich mir bewusst machen, dass es Gott ist, der mir ermöglicht, zu arbeiten und zu wirken. Ich bin froh, dass ich alles mit Jesus anpacken dar f, und er es ist, der mich förder t und ermutigt.»
WÖrTlich «Kein Tag gleicht dem anderen, aber alle beginnen frühmorgens um sechs Uhr. Dann sind meine batterien frisch geladen. ich springe unter die Dusche. Dann folgt das Wichtigste des Tages: ich gehe online, stelle die Verbindung her, finde das zwiegespräch mit ihm: gott.» ernst heller, als erster katholischer Zirkus-, Markthändler- und Schaustellerseelsorger auch «Clown Gottes» genannt, in «Das Magazin», der Samstagbeilage des «TagesAnzeigers» und anderer Blätter.
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«Apostel» Gabriel Müller hat nach dem Ende von «Life changing ministr y» neue Visionen
Er predigte Reinheit und missbrauchte Ehefrauen Viele ehemalige Anhänger der Bewegung «Life changing ministry» (LCM) in Spiez fühlen sich hintergangen und missbraucht. Einzelne sogar sexuell missbraucht. Sie warnen heute vor LCM-Leiter Gabriel Müller, der sich als «von Gott erwählter Apostel» versteht. Offensichtlich ist er bereits daran, eine neue «Vision» in die Tat umzusetzen. Am Anfang stand die Sehnsucht. Stephan und Marlies Bucher, ein Ehepaar in den frühen Vierzigern mit drei Kindern, wollten Gott mit noch mehr Hingabe und Konsequenz dienen. Darum stiessen sie vor zehn Jahren zu «Prepare the way» in Spiez. Drei Jahre später kamen auch Markus und Anna Koller mit ihren vier Kindern dazu. (Namen der beiden Ehepaare geändert) Ihre Motivation: «Wir wollten ganz im Geist leben, so wie es in der Bibel steht. Unser grosses Anliegen war die Anbetung Gottes im Gottesdienst und im Alltag.»
24 Stunden Anbetung
Genau darum hatte Gabriel Dominik Müller um die Jahrtausendwende «Prepare the way» gegründet. Der theologisch und schauspielerisch geschulte Bayer machte seine Vision an Konferenzen bekannt: Den Herrn 24 Stunden am Tag anbeten, schichtweise, in seinem herrschaftlichen Miethaus an der Spiezbergstrasse 21 in Spiez. Inspiriert war Müller vom amerikanischen Charismatiker Les Crause und dessen Bewegung
«Geist des Lichts» Gabriel Müller schreibt in einem «Zeugnis» über sich: «Ich habe mich in esoterische MeditationsTechniken geflüchtet, die unter anderem auch die Arkan-Schule in der Schweiz anbietet … Schliesslich habe ich selbst einen Ableger der Arkan-Schule gegründet, die Merkur-Schule, um an möglichst viele Menschen meine neuesten Entdeckungen weitergeben zu können.» Später habe er Jesus Christus als seinen persönlichen Retter und Erlöser angenommen. Damit habe er «den Geist der Wahrheit und des Lichts» bekommen. «Ich Bild: idea/tf
Mehr Hingabe: Im herrschaftlichen Miethaus von Gabriel Müller in Spiez sollte Gott 24 Stunden täglich angebetet werden.
GMRN (Global Ministry Resource Network). Der fünffältige biblische Dienst als Lehrer, Hirt, Evangelist, Prophet und Apostel sollte konsequent trainiert werden. 2002 zog Crauses Tochter Colette mit ihrer ganzen Familie ins Berner Oberland, um Gabriel Müller zu coachen und dessen Jünger zu trainieren. Doch nach wenigen Monaten kam es zum Streit, offensichtlich um Machtfragen, und zur Trennung mit Getöse. «Das Alte konsequent hinter sich lassen und neu anfangen»: ein Lebensmotto von Gabriel Müller. Er nannte seine Gruppe fortan «Life changing ministry» (Lebensverändernde Dienste) und machte sie zum permanenten Trainingszentrum. Das Ziel: Mit geistlich heisshunghabe vorher auch Licht gesehen», schreibt Müller. «Es war der Engel des Lichts, wie Satan in der Bibel beschrieben wird. Der Kontakt mit der jenseitigen Welt bestärkte mein Ego, bestärkte meine Sexualität, bestärkte mein Machtstreben, mein Wissen, dass ich auf der spirituellen Leistungskurve nach oben gehe und mächtig bin. Esoterik hat immer wieder mit Macht zu tun, dass ich sozusagen ‹heilen› kann, das heisst Lebensenergie austauschen kann.» Seine übersinnlichen Gaben habe er nach dem Befreiungsgebet im Namen Jesu Christi verloren.
rigen Gläubigen den fünffältigen Dienst nach biblischer Vorgabe wiederherstellen. Nach mehrjähriger Trainingszeit sollten die Jünger optimal zugerüstet in die christliche Szene gesandt werden.
Totale Abgrenzung
Müller und seine Frau Esther waren die Leiter einer siebenköpfigen Kerngruppe, zu der auch das Ehepaar Bucher gehörte. Konsequentes geistliches Training und gemeinsames Leben schweisste die Gruppe fast untrennbar zusammen. Immer biblisch begründet, isolierte sie sich zunehmend. Es kam zur totalen Abgrenzung von andern christlichen Bewegungen, Freunden, gar von Familienangehörigen. Die Kinder wurden nur noch privat geschult. Im Gottesdienst und in der Gemeinschaftsrunde waren stets die tiefen Erkenntnisse des grossen Propheten Gabriel Müller zu hören. Seine kleinen Jünger fühlten sich bald nur noch unreif und hilfsbedürftig. Niemand wagte es, dem erleuchteten Meister zu widersprechen. Niemand wollte «vom Teufel» angeleitet sein.
Schläge für Frauen
Aus der Abgrenzung wurde mehr und mehr ein Ausspielen gegeneinander. In den Gemeinschaftsstunden musste das Innerste ausgebreitet werden, bis hin zum Sexualleben. Alles mit der Ab-
sicht, Jesus ähnlicher zu werden. Beeinflussung und Kontrolle innerhalb der Gruppe nahmen massiv zu. Kinder wurden von Eltern getrennt. Auch Ehepaare wurden getrennt, wenn ein Verhalten «vom Teufel» war. «Irgendwann kannte ich meinen Mann nicht mehr», sagt Anna Koller. Ihr Mann wagte es mit der Zeit, leicht kritische Fragen zu stellen. Noch bevor Kollers ihren beabsichtigten Ausstieg aus der Gruppe wahrmachen konnten, wurden sie ausgeschlossen: Nicht mehr tragbar, da Anna Koller nichts von Unterordnung verstanden habe. Sie bringe ihren Mann vom rechten Weg ab. Anna Koller hatte noch Glück: Andere Frauen waren deswegen von Mitgliedern der Kerngruppe geschlagen worden. Ihr Mann stand zu ihr und liess dies nicht zu. Sie hatte sich geweigert, jeden befohlenen Dienst für die Gemeinschaft auf Kosten der eigenen Familie zu leisten und ihre Kinder zu schlagen. Von handfesten Züchtigungen von andern Gruppenmitgliedern wurden die Kinder nicht verschont. Die neunjährige Tochter wurde während des Unterrichts in den Keller verbannt, um «nachzudenken». Andere Kinder wurden in die Toilette gesperrt. Die Schule wurde total kontrolliert durch den Leiter und seine drei Kinder. Übeltäter waren stets alle andern Kinder.
Aussereheliche Beziehung
Die Gruppe war auf 40 Erwachsene und 27 Kinder angewachsen, als ungeahnte Probleme auftauchten. Eigentlich wollte der Meister seine Jünger 2008 in den praktischen Dienst entlassen. Sie seien genug trainiert. Doch die Abnabelung erwies sich als schwierig. Die seelischen Bindungen waren massiv. Im Herbst 2008 stellte sich heraus, dass Gabriel Müller eine sexuelle Beziehung mit einer verheirateten Frau aus der Gruppe führte. Auch sie war seelisch völlig von ihm abhängig geworden. Stets hatte sich der Prophet vehement für sexuelle Reinheit ausgesprochen. Die Schuld für die Affäre schob er der Frau zu. Die Kerngruppe hüllte sich in Schweigen, da sie die Jüngerschaft nicht schockieren wollte. Müller dachte an ein
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Sabbatical, um sich neu zu orientieren. Eine stolze Erbschaft sollte es möglich machen. Er zog in die USA, erstand sich einen luxuriösen Sportwagen und residierte in einer Villa. Von seinen Jüngern forderte er weiterhin finanzielle Unterstützung. Etliche Mütter mussten arbeiten gehen, um seine grenzenlosen finanziellen Erwartungen erfüllen zu können. Zum obligaten «Zehnten» kamen hohe Kosten für die obligatorischen Trainingseinheiten.
Eine «Josefsalbung»
Im vergangenen Frühsommer kam Müller zurück – mit einer neuen Vision im Kopf: Er hatte angeblich eine Offenbarung über die Endzeit und eine grosse Wirtschaftskrise empfangen. Sie stehe vor der Tür. Er sieht sich in einer «Josefsalbung». Sein Auftrag als «ein von Gott erwählter Apostel» sei es, wie einst Josef in Ägypten die Menschen vor dem Hunger zu retten. Dazu sollten grosse Mittel erwirtschaftet und in Gold angelegt werden. Noch bevor er seine erste Konferenz dazu abhalten konnte, wurde ein zweiter Fall von sexueller Verführung bekannt.
Ehemalige Jünger sprechen gar von Vergewaltigung. Opfer war wieder eine verheiratete Frau aus der Gruppe. Jetzt bekam die ganze Gruppe Wind davon. Der Schock sass tief. Gab es gar weitere Fälle von sexuellen Verfehlungen? Ein anderes Ehepaar sagt heute: «Wir haben Gabriel Müller total geglaubt. Genau dieses Vertrauen hat er missbraucht und uns schamlos ausgenutzt. Er hat uns betrogen und uns etwas vorgespielt.» Das war das endgültige Ende von «Life changing ministry». Ausser einer Familie, einer ledigen und einer geschiedenen Frau trennte sich die Gruppe von Müller. Etliche der Betroffenen halten es aber für sehr wahrscheinlich, dass der Spiezer «Apostel» neue Anhänger um sich schart. Nach all den schmerzlichen Erfahrungen warnen sie vehement vor ihm.
Schauspielerische Talente
Wer ist der heute 61-jährige Gabriel Müller? Zu seiner Biografie gehören eine Bibelschule in Berlin, eine Schauspielschule, eine New Age-Karriere, die Bekehrung zu Jesus, Kontakte zur Vineyard in Bern, Engagements bei Campus
für Christus und Tourneen mit der Worshipgruppe «Vinesong». Ehemalige Begleiter beschreiben ihn als gesellig, dynamisch, dominant und machtbewusst. Immer wieder werden seine schauspielerischen Talente erwähnt: mal lustig, mal traurig, mal sanft, mal völlig aufbrausend. Letzteres in zunehmendem Masse. Wer sich Widerspruch erlaubte, riskierte, wegen «Rebellion» verstossen zu werden.
«Geist der Selbstüberhebung»
Hanspeter Nüesch, Leiter von Campus für Christus Schweiz, hat Müller in den 90er-Jahren bei seinem Engagement gegen die Esoterik kennengelernt. Nüesch spricht von einer «faszinierenden Person» mit einem beeindruckenden Bekehrungszeugnis. Es erschien 1996 auch im «Christlichen Zeugnis», der Zeitschrift von Campus. «Superenthusiastisch», so Nüesch, habe sich Müller im Vorfeld der «Explo 2000» in andern Ländern für lokale «Explos» eingesetzt. In dieser Zeit geriet er jedoch in den Einflussbereich des bereits erwähnten Propheten Les Crause. Nun sah er sich definitiv als Prophet, der die richtige prophetisch-
5 apostolische Gemeinde aufbauen sollte. Müller brach auf Anweisung von Les Crause alle bestehenden Brücken zu Kirchen, Gemeinden und Freunden ab. Sonst könne Gott nichts Neues wirken. Für Hanspeter Nüesch ist klar: «Les Crause, der sich selber im Streit von seiner Denomination gelöst hatte, hat den Geist der Rebellion und der Selbstüberhebung mit ausgeprägten sektiererischen Tendenzen auf Gabriel Müller gelegt. Darum muss man vor ihm warnen. Denn er wirkt überall mit grosser Überzeugungskraft.» Dieser Aussage können sich die ehemaligen Jünger des «Apostels» nur anschliessen. «Wir haben sehr viel Gnade erlebt, dass wir uns schon 2006 von ihm lösen konnten», sagt Anna Koller. Doch sie und ihr Mann haben ebenso wie das Ehepaar Bucher noch keine neue Gemeinde gefunden. Als gebrannte Kinder halten sie sich von neuen geistlichen Feuern und Führern fern. Doch ihre Sehnsucht, Gott mit aller Hingabe anzubeten und zu dienen, ist geblieben. ANDREA VONLANTHEN Das «Podium» erscheint ausnahmsweise auf Seite 11.
Wilf Gasser: «Man muss mit Nachdruck vor diesem Mann warnen» Er hat Gabriel Müller persönlich erlebt und dessen Entwicklung in den letzten Jahren kritisch beobachtet: Fragen an Wilf Gasser, Mitglied der Berner VineyardLeitung, Präsident der Schweizerischen Evangelischen Allianz (SEA) und Mitglied des Freikirchen-Leiterkreises. «Spektrum»: Wie haben Sie Gabriel Müller in der Vineyard erlebt? Wilf Gasser: Gabriel hatte in der Vineyard Bern Freunde und Unterstützer. Er war in den 90er-Jahren eine zeitlang regelmässiger Gottesdienstbesucher. Er fiel auf durch eine faszinierende, einnehmende Persönlichkeit, die ich heute als narzistisch bezeichnen würde. Er orientierte sich gerne an den vermeintlich «bedeutenden» Personen. Was ist Ihnen aufgefallen bei seinem Wirken als Leiter von «Life changing ministry»? Aufgefallen ist mir eine zunehmend sektiererische Entwicklung mit elitärem Verhalten, aber auch die Abschottung der Mitglieder gegenüber ihren Ursprungsfamilien
und früheren Freunden. In diesem Treibhaus-Milieu entwickelte sich manipulatives Verhalten, welches sich tragischer weise auch auf die Kindererziehung auswirkte. Kinder wurden zum Beispiel missbraucht, um einander zu disziplinieren. Ich führte Gespräche mit Eltern, Behördenmitgliedern und Gemeindeleitern aus der Region und bezeichnete die Gruppe bereits vor mehreren Jahren als Sekte. Ich mache mir aber im Nachhinein den Vor wur f, mich nicht radikaler auch öffentlich gegen Gabriel ausgesprochen zu haben. Dieses Erleben der Hilflosigkeit hat aber dazu geführt, dass wir im SEA-Zentralvorstand wie auch in der Leiterkonferenz des Freikirchenverbandes darüber diskutierten, welche Verantwortung wir in einer solchen Situation haben, und wie wir uns in einer solchen Situation in Zukunft positionieren müssten. Warum wurden die Behörden nicht aktiv? Die Behörden haben sich mit der Gruppe immer wieder befasst, meinten aber, doch nicht genü-
nun damit auseinandersetzen und soweit möglich Lehren daraus ziehen. Ich würde gerne die Aufarbeitung gemeinsam mit den Betroffenen machen, weil ich der Meinung bin, dass wir einander dabei brauchen.
Wilf Gasser will Lehren ziehen aus den Ereignissen in Spiez. gend Beweise zu haben, um zum Beispiel gegen die eigene Schule der Gruppe konkrete Schritte einzuleiten. Druck von aussen kann ja auch dazu führen, dass sich eine Gruppe noch mehr auf sich selbst zurückzieht, und sich erst recht mit dem Leiter identifiziert. Und selbst nachdem der sexuelle Missbrauch bekannt wurde, hätten die Betroffenen das Geschehen lieber nicht öffentlich gemacht. Mir scheint es wichtig, dass sich Verantwortungsträger
Es gibt Anzeichen dafür, dass Gabriel Müller eine neue Bewegung aufbaut. Welche Bedenken haben Sie? Ich teile die Ansicht einiger Betroffener, dass Gabriel von seiner Persönlichkeit her gar nicht ohne «Publikum» sein kann. Er lebt davon, dass er Menschen beeinflussen beziehungsweise manipulieren kann. Er wird wieder Leute um sich sammeln wollen. Und er wird sich vielleicht auch – wie schon mehr fach in der Vergangenheit – zumindest vorübergehend mit ähnlich gelagerten Machtmenschen zusammentun. Nach allem, was ich heute weiss, muss man mit Nachdruck vor diesem Mann warnen. Man dar f ihm auf keinen Fall in irgendeiner Weise in christlichen Kreisen eine Plattform bieten. Inter view: ANDREA VONLANTHEN
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Christliche Helferinnen und Helfer in Chur engagieren sich unkonventionell
«Gratishilfe» gibt dem Glauben Hand und Fuss Wer profitiert vom Konzept? Primär stellen wir das Label «Aktion Gratishilfe» nur AllianzGemeinden und christlichen Zusammenschlüssen zur Verfügung. Dies ist wichtig, da man als Koordinator die Helfer kennen muss und optimale Voraussetzungen braucht.
Dort helfen, wo konkret Hilfe gewünscht ist: Bei der «Aktion Gratishilfe» in Chur werden dieses Jahr über 100 Freiwillige anpacken. Die erste Aktion unter diesem Namen im Herbst 2009 war ein voller Erfolg. Nun weitet «Vision Chur», ein Verein mit Freikirchen und christlichen Organisationen, den Aktionsradius aus. «Spektrum» im Gespräch mit Andreas Boppart, Event-Prediger, Leiter von «Campus Generation Ministry» und Initiator der Aktion.
«Spektrum»: Was macht glücklicher, Hilfe annehmen oder helfen? Andreas Boppart: Für jemanden, der Hilfe braucht, ist es sicher unbeschreiblich, wenn er diese gratis bekommt. Oft ist es schwer zu sagen, welches Gesicht mehr strahlt: das vom Helfer oder das vom Hilfesuchenden. Überraschte Sie der letztjährige Erfolg? Nicht wirklich. Wir wussten nicht, ob wir fünf oder 100 Anfragen zu bewältigen haben. Trotzdem war uns klar, dass wir damit ein Bedürfnis der Gesellschaft abdecken. Dass die Medien so positiv berichteten, freut uns. Was ist neu in der zweiten Runde? Neu werden die Aufträge mit Computer koordiniert. Und wir haben zusätzliche Angebote, wie einen kostenlosen Mittagstisch oder eine Kinderaufsicht. Was behalten Sie bei? Die Grundidee: Wir lassen die Menschen die Liebe Gottes spüren. Unser Glaube soll nicht nur im Lobpreis Kirchenmauern zum
Zur Person Andreas «Boppi» Boppart, verheiratet mit Tamara, Vater von Lynn (6 Monate), ausgebildeter Sekundarlehrer, Leiter von «Campus Generation Ministr y», Präsident der örtlichen Schulbehörde, Autor und selber immer wieder auf nachsichtige Hilfe seiner Mitmenschen angewiesen. Bild: zvg
Motiviert engagiert: Koordinator «Boppi» packt selber an.
Vibrieren bringen, sondern auch in der Tat sichtbar werden. Wir sind überzeugt, dass wir den Auftrag haben, den Menschen von der Hoffnung zu erzählen, die wir in Jesus haben. Das allein wäre jedoch einseitig. Christ sein bedeutet, Gottes Reich sichtbar werden zu lassen: «Schaut her, dann bekommt ihr einen Vorgeschmack vom Gottes Reich!»
War es schwierig, Mitarbeitende zu rekrutieren? Eigentlich nicht. Sehr viele haben auf eine diakonische Aktion gewartet. Da jeder selber bestimmt, wie viel Zeit er investieren will und kann und was er tun möchte, ist das ein Projekt, bei dem wirklich jeder in irgend einer Form dabei sein kann. Ausnahmsweise ist nicht einmal die denominationelle Zugehörigkeit von Bedeutung. (lacht) Welche Gemeinden machen mit? Es sind vielmehr Menschen, die aus verschiedenen Gemeinden kommen. Wichtig ist aber, dass die Gemeinden unterstützend hinter dem Projekt stehen. Ich fände es erstrebenswert, wenn auch die Staatskirchen mitmachen würden. Es gibt kein stärkeres Zeichen, als wenn sich Christen gemeinsam für Gottes Reich einsetzen. Die Aktion gibt dem Glauben Hände und Füsse. Und das «Wort»? Als Christ kann ich da keinen Un-
terschied machen – mein Leben ist geprägt von Dingen, die ich tue, weil Jesus mich dazu befähigt. Gleichzeitig bin ich bereit, Menschen von meinem lebensverändernden Glauben zu erzählen. Gibt es etwas Besseres, als diese Hoffnung weiterzugeben? Bei unserer Aktion steht das Tun im Vordergrund. Wir wollen aber nicht etwas tun, um von Jesus erzählen zu können. Wir müssen neu lernen, zu lieben «weil» – und nicht «damit».
Was zählt mehr, die gemeinsame Aktion oder die eigene Gemeinde? Die Aktion hat zwei Seiten. Einerseits soll das Bewusstsein geweckt werden, dass unser Christsein «Hand und Fuss» haben muss. Primär soll Menschen in kleineren oder grösseren Notlagen geholfen werden. Damit die Aktion nicht für andere Zwecke missbraucht wird, halten wir uns an zwei Regeln: Wir nehmen kein Geld, was für viele schwer zu akzeptieren ist, und wir evangelisieren nicht. Natürlich nehmen wir Stellung zum Glauben, wenn danach gefragt wird. Aber das Evangelium hat nicht nur «Mund», sondern auch «Hand und Fuss». Sie wollen «einen Stein ins Rollen» bringen. Wie gross ist er, in welche Richtung rollt er? Der Stein darf nationales Ausmass haben und sogar über die Grenzen hinaus rollen, sollte aber niemanden überrollen. (lacht)
Was wäre noch schöner als ein erneuter Erfolg? Schöner wären Aktionen in allen Regionen der Schweiz. Noch schöner wäre es, wenn daraus ein Lebensstil entsteht: Christ sein beschränkt sich nicht nur auf den Sonntagsgottesdienst. Wir haben einen Auftrag gegenüber unserem Umfeld, unserem Wohnort, unserer Region. Wir wollen nicht nur Menschen zur Kirche bringen,
Christen helfen gratis Der Verein «Vision Chur» setzt nebst evangelistischen Projekten die Vision einer tätigen Liebe zu Gott und den Mitmenschen um. Nach dem Erfolg von 2009 sind vom 13. bis 25. September neue Einsätze geplant. «Vision Chur» stellt motiviertes Personal mit Zeit und verschiedensten Fähigkeiten zur Verfügung. Denkbar sind Einsätze wie Aufgabenhilfe, Wohnungsputz, Rasenmähen, Einkäufe erledigen, Velos reparieren… Kontakt: «Aktion Gratishilfe», Andreas Boppart, Schlundstrasse 12, 7205 Zizers, Tel. 081 651 08 14. www.aktiongratishilfe.ch
sondern Kirche zu den Menschen. Wir haben einen Auftrag, uns für Menschen zu investieren – als Nachbar, im Verein oder in einem politischen Amt.
Was motiviert Sie? Die Aufbrüche und die Prozesse, die bei vielen in Gang gekommen sind. Ich glaube an eine Gesellschaft, in der Christen einen Unterschied machen. Es geht um mehr, als einfach nur geduldet zu sein – Nachfolge von Jesus hat immer eine Perspektive der Veränderung. Wenn sich Christen aus ihren netten Ghettos hinaus wagen, werden die Auswirkungen unübersehbar sein. Inter view: THOMAS FEUZ
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Über 700 junge Menschen besuchen die JuKo in Steffisburg
TearFund hilft Sambia
Junge sollen Geistesgaben gebrauchen
Am Afrikalauf von TearFund erliefen am Samstag in Bern 73 Läuferinnen und Läufer über 50 000 Franken für die Schulbildung von Waisenkindern in Sambia. Mitgejoggt ist auch der Schaffhauser Regierungsrat Christian Amsler: «TearFund überzeugt mit professionellem Auftritt. Und es freut mich, wenn sich Jugendliche einsetzen.» (idea)
«Halleluja-Jo» in Ungarn Zehn Männer und Frauen aus der Schweiz haben vom 14. bis 22. August die Heilsarmee Ungarn bei einer Evangelisation unterstützt. 54 Menschen haben sich für Jesus Christus entschieden. Einsatzleiter der «Rollenden Kirche» war «Halleluja-Jo» Schar wächter. (idea)
MAF: 14. Flugzeug Am 16. Begegnungstag der MAF «Mission Aviation Fellowship» erlebten zahlreiche Interessierte in Belp BE das vielseitige Engagement des Hilfswerks. Aktuelles Projekt: ein 14. Flugzeug für die Arbeit in Papua Neuguinea. (idea)
«SchöpfungsZeit» Am 1. September eröffneten die Kirchen im Botanischen Garten St. Gallen die «SchöpfungsZeit» als Beitrag zum Internationalen Tag der Biodiversität. Motto: «Vielfalt – Geschenk Gottes». (oeku)
Mehrheit für Sterbehilfe Gemäss einer Studie des Kriminologischen Instituts der Universität Zürich unterstützt eine Mehrheit die aktive Sterbehilfe. Das Ergebnis hänge mit einer «positiven Sicht auf das selbstbestimmte Sterben» und einer «schwach ausgeprägten Religiosität» zusammen. Die SEA bat das EJPD, «die Ergebnisse dieser telefonischen Umfrage in der Neuregelung der Sterbebegleitung nicht zu berücksichtigen». (idea) Bilder: Daniel Gerber, spektrum/tf, zvg
Andächtig-stimmiges Anbeten, herausfordernde Vorträge und viele fröhliche Gesichter: Es ist Jugendkonferenz der Gemeinde für Christus. «Mehr Power auf die Dauer» will motivieren, mit dem Heiligen Geist in Bewegung zu bleiben. Nach längerem Unterbruch führt die Gemeinde für Christus (GfC, früher Evangelischer Brüderver ein) seit 2003 wieder Jugendkon ferenzen durch. «Sie sind ein Gefäss, mit dem wir die GfC als VierGenerationenGemeinde leben wollen», sagt Erich Chris ten, jugendlich gebliebene Verbin dungsperson zum «Komitee».
Nicht reden, handeln
«Solang i läbe hie, bezüg i d Liebi vo mim Gott. Mit jedem Schnuuf vo mir wott i läbe ihm zur Ehr», singt die GfCJugend im Konfe renzzentrum in Steffisburg, gelei tet von einer Anbetungsgruppe. Ein Plenum über Geistesgaben, ergänzende Workshops und ein evangelistischer Abend runden die Tagung ab. Für Dani Fuchser, GfCAuslän
Frohe Gemeinschaft: Besucher der GfC-Jugendkonferenz.
dermissionar, gehts im Input «übernatürlich natürlich» um Got tes Wirken im Alltag: bei einer Autopanne in Portugal, beim nächtlichen Gespräch mit einer Spiritistin, beim Heilungsgebet mit einer Seniorin. Das Wissen um eine unsichtbare, übernatür liche Welt weckte in ihm den Wunsch, Gott und sein Wort bes ser kennenzulernen. Er ist über zeugt: «Wir sollen nicht nur über Geistesgaben reden, sondern sie anwenden! Es gibt noch viel, viel mehr zu erleben.»
Himmlischer Fruchtsalat
«Der Heilige Geist verändert Menschen», betont der Hauptre ferent Beat Abry. Ein Leben aus dem Geist bleibe nicht ohne Wir
kung, es wirke Frucht. Diese habe gemäss Galater 5,22 neun Eigen schaften. «Wenn Frucht gewirkt wird, sind immer alle Merkmale vorhanden, zumindest ansatzwei se.» So sei bedingungslose Liebe nicht ohne Treue möglich, und Freundlichkeit oder Güte würden nicht aufgesetzt wirken. Nach Ab rys evangelistischem Aufruf voll zogen 40 junge Menschen eine Neuhingabe an Jesus Christus. «Den Heiligen Geist wirken lassen, heisst, sich im Glauben bewusst in Bewegung setzen. Diese Haupt aussage an der JuKo 2010 begleitet den «Spektrum»Redaktor in die neue Woche. THOMAS FEUZ www.juko-gfc.ch, www.gfc.ch
Versöhnungscamp von «Musalaha» und «Open Doors» in Arzier
Wenn Juden und Araber Freunde werden 20 Teenager aus dem Nahen Osten haben an einem Versöhnungscamp gelernt, Hass abzulegen und Freundschaften zu knüpfen. «Zuerst war es schwer für mich, mit Jüdinnen im gleichen Raum zu schlafen», sagte eine junge Araberin. Alle Teilnehmer waren Christen, messianische Juden und christliche Palästinenser, trotzdem waren die Vorurteile gross. «Heute sind sie meine Brü der, Schwestern und Freunde.»
Verlässliche Brücke
Versöhnung ist harte, aber loh nende Arbeit. Die Bewegung «Musalaha» (arabisch für «Ver söhnung») hat das Camp ge meinsam mit «Open Doors» durchgeführt. «Ich dachte, dass
Glaube verbindet: Israeli und Palästinenser erleben Versöhnung.
wir nur Feinde sein können. Dann sah ich Juden, die uns Pa lästinenser lieben», sagte ein jun ger Teilnehmer. Campleiter Marc Frei definierte das Ziel so: «Die Jugendlichen sollen als Freunde heimgehen, die sich ihre Fehler vergeben haben – und nicht als
Kumpels, die sich ins Pfeffer land wünschen». Das sollte dank der gemeinsamen Basis gelingen: Der Glaube ist die Brücke, um den Graben zu überwinden.» DANIEL GERBER www.musalaha.org, www.opendoors.ch
TAGESSCHAU
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Theologisch-Diakonisches Seminar Aarau (TDS) feier t 50-jähriges Bestehen
ÄXGÜSI
Wegweisender Beitrag für die Zukunft
Zug der Zukunft
«Christen werden in Zukunft gefragte Fachleute sein.» Davon ist die Aargauer Kirchenratspräsidentin Claudia Bandixen überzeugt. Das TDS Aarau hat seit seiner Gründung vor 50 Jahren über 600 Personen in Sozialdiakonie ausgebildet. Am Jubiläumsfest blickte das TDS dankbar zurück und mutig nach vorne. Vorstandsmitglieder und Ehrengäste, Absolventen, Dozierende und Verwaltungsmitarbeitende: Gut 40 Personen standen am letzten Samstag auf der Bühne. Das Publikum applaudierte, und Moderatorin Ladina Spiess, selber ehemalige TDS-Studierende, eröffnete die Jubiläumsfeier unter dem Motto «gottseidank» im Aarauer Kultur- und Kongresshaus.
Prägende Werte leben
Einer der Ehrengäste war der Aargauer Regierungsrat Urs Hofmann. Er sagte: «Das TDS lebt Werte und Traditionen, die für unsere Gesellschaft wichtig sind. Es fördert Eigenverantwortung und Gemeinschaftssinn.» Was im Studium gelehrt werde, solle die Welt und unsere Gesellschaft prägen. In ihrer Festansprache ging Pfarrerin Claudia Bandixen, Kirchenratspräsidentin des Kantons Aargau, auf das Thema «Wir gehen weiter – Schritte tun – Gott ist ein Weg-Gott» ein: «Visionen schaffen Wege in die Zukunft. Sie geben Auskunft über unsere Hoffnungen.» Je nach den Werten, die wir in unseren Rucksack
TDS Aarau Das Theologisch-Diakonische Seminar (TDS) Aarau ist eine von den reformierten Landeskirchen anerkannte höhere Fachschule für Kirche, Diakonie und Mission. Sie will mit theologisch begründetem, sozial kompetentem Handeln die Gesellschaft prägen. Die Aus- und Weiterbildungen befähigen zu professioneller Arbeit in kirchlichen und sozialen Berufsfeldern im In- und Ausland. Das Kernangebot des TDS ist die vierjährige Diplomausbildung. www.tdsaarau.ch
Bild: Christian Bachmann
Verdiente Geburtstagstorte: Dozierende Felix Studer, Karin Curty-Grösser, Dieter und Elisabeth Kemmler, Christoph Schwarz, Anita Sieber Hagenbach, Rektor Paul Kleiner und Moderatorin Ladina Spiess (von links) im Aarauer Kultur- und Kongresshaus.
packten, sehe die Landkarte unserer Zukunft anders aus. Bandixen gab ihrer Überzeugung Ausdruck, der Beitrag des TDS sei für die Zukunft unseres Landes wegweisend, zum Beispiel im Bereich der «Palliative Care»: «Christen werden in Zukunft gefragte Fachleute sein.» Im Gegensatz zur Sozialarbeit, die einem gesetzlichen Auftrag entspreche, bedeute Diakonie Zuwendung zu den Menschen.
Aufbrechen und Neues wagen
Neun Ehemalige, welche die Ausbildung im Zeitraum von 1975 bis 2007 absolviert hatten, blickten dankbar zurück: «Das TDS hat das Fundament in meinem Leben gestärkt – hat nachhaltige Spuren im Glaubensleben hinterlassen – hat mir den Mut gegeben, aufzubrechen und Neues zu wagen.» Mit dem Projekt «50 Stunden Diakonie» wollte das TDS sichtbare diakonische Zeichen setzen. Zehn Gruppen machten von März bis Juli einen diakonischen Einsatz. Daniel Hasler von der Jury stellte das Siegerprojekt vor, das für seine Originalität und Nachhaltigkeit mit einem Früchtekorb und einem Einkaufsgutschein von TearTrade ausgezeichnet wurde: «SummerOutreach Berlin», ein Projekt der Jugendarbeit der Gellertkirche Basel. 24 junge Leute hatten den Menschen in Berlin eine Woche lang Gottes Liebe gezeigt und Diakonie praktisch eingeübt.
Kreative Antworten bieten
Am offiziellen Festakt ehrte Vorstandspräsident Heiner Studer
den ehemaligen Rektor und Dozenten Peter Henning sowie den langjährigen Dozenten Dieter Kemmler, heute 70-jährig. Christoph Schwarz wurde als Nachfolger von Peter Henning für seinen Lehrauftrag im Bereich Theologie eingesetzt. Die sechs Hauptdozierenden am TDS drückten ihre Hoffnungen und Wünsche für die Zukunft des Seminars aus. Anita Sieber Hagenbach: «Das TDS will kreative, unkonventionelle, nachhaltige Antworten auf die Probleme der Gesellschaft bieten.» Zum Abschluss äusserte Gerhard Henny den Wunsch, der Name Jesu möge durch das TDS durch alle Spiritualitäten der Moderne verherrlicht werden. Die drei Pfarrer Gerhard Henny, Hans Bolliger und Ernst Hunzinger hatten am 4. September 1960, vor exakt 50 Jahren, die Schweizerische Evangelische Bibelschule Aarau gegründet, die 1991 in Theologisch-Diakonisches Seminar umbenannt wurde.
Buntes Festprogramm
Nostalgiewände mit Fotos aus der Anfangszeit brachten die Besucher zum Schmunzeln, und ein Erlebnisparcours «Mission» liess sie in ferne Welten eintauchen. Beim Kultur-Experiment standen das «Eidgenössische Improvisationstheater» und die angolanische Gospel-Familie «The Kuziem Singers» gemeinsam auf der Bühne und begeisterten mit ihrer unkonventionellen Mischung. Daneben blieb genügend Zeit für einen inspirierenden Schwatz mit ehemaligen Studienkollegen. CHRISTIAN BACHMANN
«Wir können uns Pessimismus nicht mehr leisten», sagt er lächelnd in die Kamera. Dabei mimt Hubert Lepka nicht etwa den tumben Zweckoptimisten, sondern belegt mit seinem Handeln konsequent, dass er hofft. «Jetzt kommt es wie nie auf jeden Einzelnen an», doppelt er nach. Während der «Ars electronica» hat er in Linz mit Physikern und einem Künstlernetzwerk den «Zug der Zukunft» vorgestellt. Er trägt den Namen «Baby jet» (nicht etwa «easy jet».) Letzteres absorbiert jede Menge Kerosin, «Baby jet» dagegen ist ein Magnetzug, in dem sich in einem Vakuumtunnel in kurzer Zeit ganz Europa mit Überschallgeschwindigkeit erreichen lässt. Warum fasziniert mich diese Meldung? Hier gehen Kunst und Naturwissenschaft zusammen und entwickeln Lösungen. Man versucht, eine lethargische Öffentlichkeit zu begeistern. Man packt sie an ihrer Würde und an ihrer Selbstverantwortung. Sind auch unsere christlichen Gemeinden «future labs», also «Werkstätten der Zukunft»? Ich unterhalte mich darüber während des Mittagessens mit einem Studenten des Theologischen Seminars St. Chrischona. Umringt sind wir von den Gründern und Pionieren der Pilgermission. Ihre Porträts hängen an der Wand. «Chrischona war immer in der Mitte, wir sind so mittig geworden», jammern wir und gönnen uns bei Schnitzel und Pommes etwas Kulturkritik. Beim Kaffee angekommen, beschliessen wir, dass wir als Einzelne einen Beitrag leisten wollen. Wir können uns Pessimismus nicht leisten. Und wer weiss: Vielleicht lassen sich unter der nächsten Generation von Chrischona-Absolventen Erfinder finden. Ihre Gemeinden sollen Werkstätten der Zukunft sein, ihre Züge umweltfreundlich in die Zukunft fahren. DOROTHEA GEBAUER Die Autorin ist Leiterin Kommunikation und Medien der Pilgermission St. Chrischona in Bettingen BS.
Nichts hören?
Nichts sehen?
Nichts sagen?
Wir dürfen nicht schweigen!
Kundgebung Bundesplatz Bern www.csi-schweiz.ch
www.avc-ch.org
www.ostmission.ch
www.hmk-aem.ch
Samstag 25. September 2010 14.30 -16.00 Uhr Volle Religionsfreiheit und Gleichberechtigung für Christen in der islamischen Welt
Programm ■ Persönliche Zeugnisse von verfolgten Christen ■ Statements von Politikern zum Thema Religionsfreiheit und Menschenrechte
www.lio.ch www .lio.ch
■ Kurzreferate und Hintergrundberichte ■ Petition an die Schweizer Bundesbehörden
www.opendoors.ch
Veranstalter CSI-Schweiz zusammen mit den weiteren Mitgliedern der Arbeitsgemeinschaft für Religionsfreiheit (AGR) der Schweizerischen Evangelischen Allianz (SEA) www.osteuropamission.ch
Die AGR fordert Religionsfreiheit für alle Menschen. Schwerpunkt dieser Kundgebung sind Christen in der islamischen Welt.
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FORUM
LeseRBRIeFe PODIUM
syNeRgIe
Nach dem Tunnel ist manches anders Richtige Unternehmer sehen nicht nur, was vor Augen ist. Sie blicken weit in die Zukunft. Sie denken in Möglichkeiten. Sie malen sich aus, was auf einer grünen Wiese entstehen könnte. Oder wohin sich Menschen entwickeln könnten. Sie betrachten Probleme als Herausforderungen und suchen stets nach Lösungen, nach Weiterentwicklung des Bestehenden, nach Veränderung. Dazu gehört ein gewisses Mass an Risikobereitschaft genauso wie die kindliche Lust am Entdecken und Entwickeln. Das ist ein teilweise lernbares Erfolgsrezept. Die Resultate dieser Erfolgsgeschichten werden schnell publik. Sie bewirken bei vielen Bewunderung und manchmal auch Neid. Die Bewunderer freuen sich an den Vorteilen dieser Entwicklung, geniessen diese und versuchen vielleicht, diese nachzuahmen oder Ähnliches zu realisieren. Einige schaffen es sogar. Das ist gut so. Die Neider suchen krampfhaft nach Elementen in den Erfolgsgeschichten, die sie kritisieren
Was sehr not tut «idea Spektrum» Nr. 35 – «Die biblischen Geschichten sind alle interessant», Interview mit Silvia Blocher Ich danke Ihnen sehr, Herr Vonlanthen, dass Sie die Frechheit, die Offenheit und den Mut haben, auch einmal einer Frau aus dem politischen «Blocher-Umfeld» einen Platz in «idea Spektrum» einzuräumen. Frau Blocher sagt das, was sehr not tut: Endlich auch wieder im gesellschaftlichen Raum der Familie die nötige Aufmerksamkeit zu schenken. Statt die Kindererziehung analog dem Muster der DDR und der alten UdSSR dem Staat und der geplagten Lehrerschaft in die Hände zu geben, gelegentlich auch mit dem unausgesprochenen Ziel, unserer Jugend die nötige Indoktrinierung zu verabfolgen. Vor Jahren entdeckte ich sogar in der ehemals konservativen NZZ einen ganzseitigen Artikel von einer kompetenten Dame, die ohne Scham mit ihren Zeilen plädierte, die Familie sei abzuschaffen. Es ist die Tragik unserer Zeit, dass manche Mütter es vorziehen, ihrem Beruf nachzugehen, statt an das Wohl ihrer Kinder durch op-
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können. Damit wollen sie meist nichts anderes, als von ihrem eigenen Unvermögen ablenken. Das ist für alle schädlich. Es gibt noch eine andere Seite dieser Erfolgsgeschichten. Diese bleibt meist verborgen. Niemand spricht darüber. Es sind die Zeiten der dunklen Tunnels. Die meisten erfolgreichen Unternehmer haben solche erlebt. Sie wissen, was es heisst, wenn ein Plan nicht funktioniert. Wenn das Geld ausgeht. Wenn wichtige Beziehungen abbrechen. Wenn man sogar von den Freunden verlassen wird. Wenn schwere Krankheiten wuchern. Wenn der Boden unter den Füssen zu wanken beginnt. In solchen Momenten sind auch die erfolgreichsten (und gläubigen) Unternehmer mit der Frage konfrontiert: «Wo ist Gott?» Eben haben sie noch zeugnishaft von ihm berichtet. Nun sehen sie ihn nicht mehr. Zweifel steigen auf. Ein Tunnel ist dann am dunkelsten, wenn die Gegenwart Gottes fehlt oder zu fehlen scheint. Dann wird klar, was es heisst, auf sich selbst gestellt zu
ferbereite Erziehung zu denken. Geld und berufliche Entfaltung sind leider wichtiger geworden als eine geordnete gesellschaftliche Zukunft. Die göttlichen Ordnungen scheinen in unserer aufgeklär ten Konsumgesellschaft keinen Platz mehr zu haben. Ich danke Ihnen für Ihren immerforten Einsatz, in den «Spektrum»Heften die Christen durch informative Artikel «aufzurütteln» und zum Nachdenken zu führen. DANIeL ROHNeR, Moutier
Die Bibel als Basis «idea Spektrum» Nr. 35 – «Gideons gewinnen vor Bezirksgericht» In einer Medienmitteilung protestiert die Freidenker-Vereinigung der Schweiz gegen die Verteilung von Gideon-Bibeln an Schaffhauser Schulen, die kürzlich von der Kantonsregierung genehmigt wurde. In der Schweiz geniessen wir nicht nur die Freiheit zu denken, sondern auch die in diktatorischen Ländern verbotene Meinungsäusserungsfreiheit. Wenn die Schulen angesichts der multikulturellen Gesellschaft richtigerweise auch religionsvergleichende
sein. Was es heisst, von Menschen abhängig zu sein, die enttäuschen. Mehrere mir bekannte ErfolgsUnternehmer haben solche Tunnels durchschritten. Und alle kommen zur gleichen Erkenntnis: Nach dem Tunnel ist nicht vor dem Tunnel. Die Zeit im Tunnel hat sie verändert. Sie haben gewonnen. An Tiefe. An Belastbarkeit. An Grossmut. An Geduld. An Nächstenliebe. An Menschenkenntnis und Gotteserkenntnis. Ihr Glaube an Gott wurde zwar geprüft, aber er ging nicht verloren. Im Gegenteil. Er wurde tiefer, differenzierter. Die TunnelGeschichten der Erfolgs-Unternehmer wären es wert, publik zu werden. Sie würden die Bewunderer stärken und die Neider zum Schweigen bringen. MARIO BRÜHLMANN Der Autor, dipl. Betriebsökonom FH/ Executive MBA, ist Gründer von Swiss Create, dem Nonprofit-Bereich der Swiss Consulting Group SCG AG, Orpund. www.swisscg.ch
Information betreiben, so soll doch in unserm christlich geprägten Land vor allem die jüdisch-christliche Bibel Grundlage sein. Moslems, die einen Religionsfrieden fördern, bedauern, dass die Moslems im Westen ein religiöses Vakuum vorfinden. Dies treibt sie umso mehr dazu an, mit dem Islam zu missionieren, aber im Auftrag des islamischen Religionsstifters unter Umständen auch mit Gewalt betrieben, während Jesus Christus Gewalt verurteilt. Die Lehrkräfte und die Steuerzahler müssten eigentlich froh sein, wenn private Organisationen Bibeln auch an Schüler verteilen. So kann im Unterricht darauf aufgebaut werden. Die Bibel mit der Geschichte des jüdischen Volks, mit Aussagen von jüdischen Propheten, die sich zum Teil schon er füllt haben, mit Dichtungen von David, Salomo und andern, mit Grundlagen für die jährlichen christlichen Feste und zum Teil abenteuerlichen Erlebnisse der ersten Christen, dür fte mindestens so berechtigt zur Allgemeinbildung gehören, wie vieles andere, das im Geschichts-, Deutsch- und Lebenskundeunterricht gelehrt wird. eMIL RAHM, Hallau
Das Beten hilft In der Schweiz wird immer noch sehr viel gebetet. Landauf, landab wird mir wiederholt mitgeteilt, dass in Gebetskreisen und Gebetsstunden für unser Land und die Regierung gebetet werde. Diese Gebete werden von Gott ganz sicher erhört und haben entsprechend Auswirkungen auf Land und Leute. In der Bevölkerung spürt man, dass die christlichen Werte in der letzten Zeit wieder etwas aktueller werden und an Bedeutung gewinnen. Sicher hat dies auch einen Zusammenhang mit der gerade durchlebten weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise. Erfahrungsgemäss sucht der Mensch in Krisenzeiten vermehrt die Nähe Gottes. Es ist erstaunlich, wie die Schweiz als Finanzplatz mit ihren vielen und weltweit tätigen Banken die Finanzkrise gut überstanden hat. Mit dem stabilen und starken Schweizer Franken kann man sogar sagen, dass die Schweiz gestärkt aus der Krise herausgekommen ist. Der Schweizer Franken gehört weltweit zu den begehrtesten und sichersten Währungen. Diese Entwicklung ist sicher nicht einfach Zufall oder den guten Leistungen unserer Banken zuzuschreiben. Im Gegenteil, unsere Banken haben leichtgläubig und erfolgsgewohnt auch viele Fehler gemacht. Hier hat bestimmt Gott eingegriffen. Er ist auf die vielen Gebete der Menschen eingegangen. Wir dürfen dankbar sein, dass Gott unser kleines Land in dieser stürmischen Welt immer noch dermassen segnet. Gedankenlos und ohne Ernsthaftigkeit wird oftmals gesagt «Da hilft nur noch beten». Viele Menschen, die das sagen, wissen gar nicht, wie recht sie eigentlich haben! Das Gebet ist das beste Rezept in diesen turbulenten Zeiten. An Gottes Segen ist stets alles gelegen. Halten wir uns zu Gott, so wird er sich weiterhin zu uns halten. ANDReAs BRÖNNIMANN Der Autor ist Nationalrat der EDU und Unternehmer. Er wohnt in Belp BE.
WIRTSCHAFT
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«Beth Shalom» in Dinhard ZH seit 25 Jahren im Einsatz für Drogensüchtige
Eine Klinik der Tränen – und der neuen Hoffnung Eine Brücke zwischen «Gasse» und Therapie: Das ist die Drogenentzugsklinik Beth Shalom in Dinhard ZH. Sie begleitet Drogenabhängige seit 25 Jahren beim körperlichen Entzug. Dieser fordert viel, von den Patienten und den Mitarbeitern. Es sind Personen, wie sie uns auf der Strasse, beim Einkaufen oder im Quartier begegnen. Sie lachen, reissen Witze – auf den ersten Blick scheint alles in Ordnung. Doch die fünf jungen Menschen, die im Beth Shalom um den Mittagstisch sitzen, befinden sich mitten im Drogenentzug. Hinter den fröhlichen Gesichtern stecken tragische Geschichten. Das Bild des verwahrlosten Junkies gehört weitgehend der Vergangenheit an. Die Suchtproblematik ist damit aber noch lange nicht gebannt. Während der Staat
Impressum Idea Schweiz Herausgeber: Idea Information AG, 4410 Liestal Verwaltungsrat: Heiner Henny, Präsident; Sam Moser, Stellvertreter; Paul Beyeler, Hans Lendi, Hansjörg Leutwyler, Hanspeter Schmutz Ideelle Trägerschaft: Schweizerische Evangelische Allianz (SEA), Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG), Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) Redaktion: Josefstr. 32, 8005 Zürich, Tel. 044 444 16 44, Fax 044 444 16 49 E-Mail: redaktion@ideaschweiz.ch Internet: www.ideaschweiz.ch Chefredaktor: Andrea Vonlanthen Büro: Bahnhofstr. 65, 9320 Arbon Tel. 071 446 70 02, Fax 071 446 74 88 E-Mail: andrea.vonlanthen@ideaschweiz.ch Redaktor: Thomas Feuz Er weitertes Team: Esther Reutimann, David Sommerhalder, Thomas Hanimann, Iris Muhl, Sibylle Zambon, Christian Bachmann, Mirjam Fisch-Köhler, Marlies Reutimann Praktikum: Stefanie Niederhäuser Inserateservice: Jordi AG – das Medienhaus, Roland Rösti, Belpbergstr. 15, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 25, Fax. 031 819 38 54 E-Mail: inserate@ideaschweiz.ch Aboservice: Jordi AG – das Medienhaus, Ursula Seifried Jordi, Belpbergstr. 15, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 20, Fax. 031 819 38 54 E-Mail: abo@ideaschweiz.ch Abopreise: Jahresabo Fr. 145.–, Seniorenabo Fr. 117.–, Halbjahresabo Fr. 77.–. Das Abo ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar. Konto: PC-Konto 40-788586-4 Idea Information AG, 4410 Liestal Layout/Druck/Versand: Jordi AG – das Medienhaus, Belpbergstr. 15, 3123 Belp, www.jordibelp.ch
Bild: idea/sn
dem körperlichen Entzug allein ist es längst nicht getan. «Wir ermutigen die Patienten zu einer Therapie und suchen mit ihnen passende Anschlusslösungen.»
In Gottes Hand
Geborgen und gefordert: Neue Gemeinschaft im Beth Shalom.
auf kontrollierte Abgabe setzt und so die sichtbaren Probleme grösstenteils beseitigt, hält die Drogenentzugsklinik Beth Shalom am vor 25 Jahren gesteckten Ziel fest: «Wir glauben, dass es möglich ist, ganz von den Drogen wegzukommen. Auf diesem Weg begleiten und unterstützen wir unsere Patienten», so Daniel Bertschi, Therapieleiter der Klinik.
Gemeinsam statt einsam
Das Beth Shalom wurde vor 25 Jahren von der Heilsarmee gegründet. Anlass gab die offene Drogenszene im Zürcher Platzspitz und Letten. 1993 übernahm die Quellenhofstiftung die Leitung des Betriebs. Der familiäre Rahmen prägt ihn bis heute. «Neben dem körperlichen Entzug geht es bei uns vor allem darum, den Patienten Tagesstruktur zu geben und sie aus der Einsamkeit, in die Drogensüchtige fallen, in die Gemeinschaft zurückzuführen», so Bertschi. Auf dem Programm stünden deshalb gemeinsame Mahlzeiten, Gruppengespräche und Entscheide, die als Gruppe gefällt werden müssen, wie beispielsweise die Wochenendplanung. Sehr zentral ist für Bertschi die Aufgabe, die die Patienten jeden Mittwoch erhalten: «Sie müssen sich für diesen Tag etwas vornehmen, das sie in der Freizeit erledigen.» Wichtig sei, dass sie lernen, sich ein Ziel zu setzen und dieses aus eigener Initiative zu verfolgen. Daneben helfen die Teilnehmer des dreibis sechswöchigen Entzugsprogramms im Haushalt, erledigen
kleine Renovationsarbeiten oder einfache Vorbereitungen für die Werkstätte der Quellenhofstiftung. Auch Sport und Spiel und eine tiergestützte Therapie mit Eseln gehören zum Programm. Im Ablauf des körperlichen Entzugs hat sich in den letzten 25 Jahren vieles verändert. Früher führte man einen kalten Entzug durch. Von einem Tag auf den anderen mussten die Abhängigen abstinent leben. «Das war körperlich unglaublich hart.» Heute sei die Leidensbereitschaft geringer. «Die Möglichkeit der Methadonabgabe verlängert zwar die Dauer des Entzugs, macht ihn aber viel erträglicher. Dies wiederum erhöht die Erfolgschance.»
Der Glaube als Geschenk
Der körperliche Entzug löst bei den Patienten viel aus: «Die Drogen dienen meist dazu, einen Schmerz zu unterdrücken.» Oft sei dies die Trennung der Eltern im Pubertätsalter. «Kleine Kinder bringen Trauer, Wut und Verunsicherung zum Ausdruck, während Teenager sich hinter Gleichgültigkeit verschanzen.» Ist die Droge weg, lässt sich der Schmerz nicht länger unterdrücken. «Bei uns fliessen viele Tränen», erzählt Bertschi. Gerade in diesen Situationen sei der christliche Glaube der Mitarbeitenden «ein riesiges Geschenk». «Wir können unsere Patienten vor Gott bringen und mit ihnen beten.» Tränen und Schmerz machen neuer Hoffnung Platz. Das Beth Shalom investiert viel Zeit und Energie in persönliche Gespräche. Mit
Glaube und Gebet sind auch für die Mitarbeitenden zentral. «Wir kommen als Team immer wieder vor Gott und legen ihm hin, was uns beschäftigt.» Dadurch erhalten sie neue Kraft und Geduld für ihre anspruchsvolle Aufgabe. «Die Arbeit verlangt uns manchmal viel ab», gibt Bertschi zu. Gerade, wenn ein Patient den Entzug abbricht, sei dies mit Trauer und Enttäuschung verbunden – mit zu viel Leidenschaft und Herzblut engagieren sich die Mitarbeiter, als dass sie jemanden gerne ziehen liessen. «Aber wir wissen die Patienten in den Händen Gottes. Und oft kehren sie zurück und schaffen es im zweiten Anlauf.» Auch durch die Arbeit selbst komme viel zurück. «Die Leute sind nur eine kurze Zeit bei uns. Aber hier geschehen riesige Veränderungen, hier werden Weichen gestellt», so Bertschi. Zu sehen, wie in einem Menschen ein neues Hoffnungsflämmchen entfacht wird, ermutigt die Mitarbeiter stets aufs Neue. Die fünf Menschen am Mittagstisch des Beth Shalom verzichten während ihrem Entzug auf vieles. Doch einer von ihnen betont gegenüber den Anwesenden, aber wohl ebenso für sich selbst: «Das will ich, dafür habe ich mich entschieden.» Eine Entscheidung, die seinem Leben neuen Sinn geben kann. STEFANIE NIEDERHÄUSER
Beth Shalom Das Beth Shalom bietet fünf Entzugsplätze an und weist eine Auslastung von 98 Prozent auf. Finanziert wird es über Krankenkassen und Spenden. Die Patienten werden rund um die Uhr betreut. In den 25 Jahren leisteten die Mitarbeiter – zur Zeit deren zwölf – 28 620 Betreuungstage. Am 11. September findet von 11 bis 17 Uhr der Jubiläumsanlass statt. www.qhs.ch
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TAGESSCHAU
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Die Stiftung Christliches Fernsehen feier t und öffnet die Türen fürs Publikum
«Fenster zum Sonntag» ist 15 Jahre auf Sendung Die Macher der Sendung «Fenster zum Sonntag» schau en auf 15 bewegte Jahre zu rück. Nun lassen sie das inte ressierte Publikum einen Blick hinter die Kulissen werfen. «Das war sehr gut, aber ich hab da noch ein leises Knistern gehört. Bitte, wiederhole nochmals», weist Jürgen Single, Chefredaktor vom «Fenster zum Sonntag», die Moderatorin Jeanette Macchi an. Die Aufnahmeleiterin richtet das Mikrofon neu, und Jeanette Macchi spricht den Text noch einmal. Das sensible Gehör des Chefredaktors nimmt diesmal kein störendes Geräusch wahr. Das Licht ist perfekt eingestellt, und der Kameramann hat die Aufnahme im Kasten. Jeanette Macchi, seit acht Jahren Moderatorin und Redaktorin, sagt: «Ich habe hier die Chance, nebst der Moderation auch als Redaktorin zu arbeiten. Ein Teil dieses Teams zu sein macht mich glücklich und dankbar, aber auch, dass ich viele Geschichten darüber höre, wie Menschen Gott erleben.»
beobachten können, oder wie sie in der Maske auf ihren Auftritt vorbereitet werden», verspricht Jürgen Single. «Die Thematisierung des Evangeliums von Jesus Christus via TV soll auch in Zukunft unser Markenzeichen sein», umreisst der Geschäftsführer von Alphavision/Stiftung christliches Fernsehen, Peter Spörri, das Ziel von «Fenster zum Sonntag». MARLIES REUTIMANN
Ganz dabei: Jürg Ingold sorgt für den richtigen Schnitt und Ton.
Offene Türen
Enge Zusammenarbeit
Am kommenden Samstag, 10–17 Uhr, und Sonntag, 11.30–16.30 Uhr, ist ein Blick hinter die Kulissen möglich. Gleichzeitig lernen Besucher die Macher vom «Fenster zum Sonntag» kennen. Zum Programm gehören der Clown Tschesli und auch ein Wettbewerb. Das «Fenster zum Sonntag» wird von der Alphavision und der Partnerorganisation ERF Medien produziert und ist ein Projekt von Christen aus Freikirchen, Landeskirchen und der Evangelischen Allianz.
Bis eine Sendung ausgestrahlt wird, arbeiten viele Menschen verschiedener Berufe eng zusammen. Die Redaktion trägt die Themen zusammen und wählt je nach Aktualität, Jahreszeit und Gesellschaftsrelevanz die Beiträge aus. Sie legt fest, in welcher Form die Geschichte präsentiert wird. Marianne Plüss arbeitet am Empfang und ist Sekretärin des Chefredaktors. Ihr obliegt die Disposition von Kameramann und Tontechniker sowie die Reservation der Stu-
dioräume. An den Tagen der Aufzeichnung einer Sendung herrscht ein emsiges Kommen und Gehen. Alle wissen genau, was zu tun ist, damit am Schluss eine gelungene Sendung entsteht.
Es darf gefeiert werden
«Fenster zum Sonntag» feiert sein 15-jähriges Bestehen und öffnet darum am kommenden Wochenende die Türen für das Publikum. «Die Besucher werden Zutritt zu allen Räumlichkeiten haben und die Moderatoren bei ihrer Arbeit
www.sonntag.ch
Zwei Christen schaffen mit dem Magazin «Bar t» eine neue Plattform für Kunst
Brücken schlagen zwischen Kunst und Glaube Kunst und Glaube – das passt zusammen, finden Roland Krauer und Andreas Widmer. Weil ihnen ein Magazin fehl te, das sich professionell mit Kunst aus christlicher Sicht auseinandersetzt, produzieren sie selbst eines: «Bart», das Magazin für Kunst und Gott. Roland Krauer, Graphic Designer, und Andreas Widmer, freischaffender Künstler und Lehrer für Bildnerisches Gestalten, haben ein brennendes Herz für Kunst – und für den Glauben. Mit dem Magazin «Bart», dessen erste Ausgabe «idea Spektrum» beiliegt, wollen sie diese beiden Leidenschaften zusammenbringen. «Unser Ziel ist, die Christen unter den professionellen Künstlern aus ihren Löchern zu locken und ihnen eine Plattform zu bieten. Hier sollen sie ihre Werke präsentieren und sich vernetzen können.» Das Magazin Bild: Marlies Reutimann, zvg
Mutig und innovativ: Roland Krauer (links), Andreas Widmer.
richtet sich an Künstler und an alle Kunstinteressierten.
Guter Mix
Das Konzept ist einfach: Einerseits werden pro Ausgabe zwei Künstler und ihre Werke vorgestellt und besprochen. Andererseits setzt sich ein Artikel vertieft mit einem kunst- und gesellschaftsrelevanten Thema auseinander. «So gibt es im Magazin angewandte Artikel, aber auch sehr anspruchsvolle», erklärt Andreas Widmer.
Die beiden Initianten wollen einen Dialog anregen – zwischen kirchlichen und nicht-kirchlichen Künstlern und Kunstinteressierten. «Wir sprechen nicht von christlicher Kunst. Vieles ist nicht explizit erkennbar. Aber in der Kunst von Christen steckt eine geistliche Dimension, die berühren und ansprechen kann, egal, ob sich der Künstler mit religiösen Themen auseinadersetzt oder nicht», ist Krauer überzeugt. Der 28-jährige Winterthurer findet es schade, dass sich viele protestantische Christen von der Kunst abgewendet haben. «Der Bildersturm der Reformation ist noch nicht vergessen.» Die Angst vor Selbstinszenierung und Verherrlichung eines von Menschenhand geschaffenen Werkes sei nach wie vor präsent. «Doch wenn wir Christen keine aktuelle Kunst machen, tun es andere.» Kunst – gerade neuere Formen wie Performance oder In-
stallation – könnte christliche Inhalte packend vermitteln. «Kunst macht erfassbar, was mit Worten nicht auszudrücken ist.»
Neue Welten
Andreas Widmer möchte, dass die christliche Kunstszene mehr Gewicht erhält. «Ich kenne im Moment nicht einen christlichen Kunstkritiker. Dabei wäre es wichtig, auf professioneller Ebene zu zeigen, was gläubige Künstler schaffen.» Ziel des 43-Jährigen ist, dass Christen in der «normalen» Kunstszene mitreden. «Das Magazin schlägt eine Brücke zwischen den Menschen, die von der künstlerischen Tätigkeit her kommen und sich für Religiöses interessieren, und jenen, die sich auf christlichem Hintergrund für Kunst interessieren. Bei dieser Begegnung tun sich für beide Seiten Welten auf.» STEFANIE NIEDERHÄUSER
www.cvjm-zentrum.ch
www.cvjm-zentrum.ch
oche 26 – 00.00.2008
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www.cvjm-zentrum.ch
Woche 33 – 00.00.2008
INSERATE
Woche 40 – 00.00.2008
AGENDA
onnenterrasse? Geburstagsfest? Familienferien? Top-Internetadressen AGENDA Kinderferien? Gemeindeferien? www.cvjm-zentrum.ch
Woche 32 – 00.00.2008
Ferien
ideaSchweiz l 36/2010
www.cvjm-zentrum.ch
Woche 39 – 00.00.2008
Dienstleistungen
Mission
www.cvjm-zentrum.ch
SEPTEMBER 2010
www.cvjm-zentrum.ch
17. bis 19. September, Ehevorbereiwww.cvjm-zentrum.ch
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Beides gehört zusammen: Die Einladung zum Glauben und der Einsatz für Gerechtigkeit EVANGELIKALE Erstmals in der Geschichte der evangelikalen Bewegung im deutschsprachigen Europa haben theologisch konservative Christen eine Konferenz über den Zusammenhang von Armut, Glaube und Gerechtigkeit durchgeführt.
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er Auftrag Jesu Christi an seine Nachfolger ist umfassender, als viele Christen denken. Dazu gehört neben der Einladung zum Glauben auch das Engagement gegen Armut und für politische und ökonomische Gerechtigkeit. Darauf haben Referenten aus Deutschland und Übersee bei der ersten von evangelikalen Werken getragenen Armutskonferenz im deutschsprachigen Europa hingewiesen, die unter dem Motto „Teilen ist Leben“ im Christlichen Gästezentrum „Schönblick“ in Schwäbisch Gmünd stattfand. Eingeladen hatten außerdem das Kinderhilfswerk Compassion, die Micha-Initiative der Deutschen Evangelischen Allianz und die Gemeindebewegung Willow Creek sowie rund 30 Kooperationspartner.
Für eine gesellschaftliche „Rundum-Erneuerung“ Vor rund 400 Teilnehmern sagte der Missionswissenschaftler Prof. Johannes Reimer (Bergneustadt bei Köln), dass Jesus Christus sein Wirken als Erfüllung der prophetischen Aussagen des Alten Testamentes über das „Gnadenjahr“ verstanden habe. Dieses sah – auch wenn es nicht praktiziert wurde – vor, dass Israel alle 50 Jahre Gottes Erwartungen an eine gerechte Welt umsetzen sollte. Mit Jesus habe eine gesellschaftliche „Rundum-Erneuerung“ begonnen. „Wer so leben will, wie Jesus es vorgemacht hat, muss sich ebenfalls für eine soziale und religiöse Erneuerung der Gesellschaft einsetzen“, so Reimer.
bleme betrachteten sie nicht als geistliche Herausforderung. Auch das Schicksal illegaler Einwanderer sei ihnen häufig gleichgültig, obwohl die Bibel wiederholt zum Schutz von Fremden aufrufe.
Menschen brauchen Essen, Wohnung und Kleidung
Evangelikale vor neuen Herausforderungen
Der lateinamerikanische Theologe und Ehrenpräsident des MichaNetzwerks, René Padilla (Buenos Aires/Argentinien), kritisierte, dass manche Christen ihre missionarischen Aktivitäten auf Aufrufe zu ethischem Verhalten oder zur Hinwendung zu Gott beschränkten: „Wer nur über Gottes Liebe spricht, aber nichts gegen ungerechte Strukturen tut, die Menschen an dieser Liebe zweifeln lassen, vertritt eine Irrlehre.“ Menschen brauchten außer der Botschaft, dass Gott ihnen gnädig sein wolle, auch Essen, Wohnung und Kleidung. Damit dies weltweit möglich sei, müssten sich Christen in den Industriestaaten um mehr politische und ökonomische Solidarität mit der Dritten Welt bemühen.
Nach Ansicht des „Schönblick“-Leiters, Martin Scheuermann, hat die Tagung gezeigt, dass theologisch konservative Christen wirtschaftliche, politische und soziale Entwicklungen zunehmend als Herausforderung für den christlichen Glauben begriffen. In den letzten Jahrzehnten hätten sie sich vor allem auf die Verkündigung des Glaubens konzentriert. Neben der Sammlung von bekennenden Christen sei es schwerpunktmäßig darum gegangen, „Menschen zu Jesus zu führen“. Darüber sei die Sorge für Menschen am Rande der Gesellschaft „etwas aus dem Blick geraten“. In den Anfangsjahren des Pietismus im 17. Jahrhundert sei es selbstverständlich gewesen, dass sich die Frommen auch um Waisen, Behinderte und vernachlässigte Kinder kümmerten. Der Generalsekretär des Evangelischen Missionswerks in Südwestdeutschland, Pfarrer Bernhard Dinkelaker (Stuttgart), beobachtete „wachsende Gemeinsamkeiten“ zwischen landeskirchlichen Organisationen und der evangelikalen Bewegung. Bei der Tagung, an der das Missionswerk als Kooperationspartner mitwirkte, seien Armut und Ungerechtigkeit als zentrale Themen der Bibel herausgestellt worden. P
Kritik an einem selektiven Umgang mit Bibeltexten
Fotos: idea/Grasse
Oben: Sie warben für ein umfassendes Verständnis von Mission (v. l.): Schönblick-Leiter Martin Scheuermann, Compassion-Direktor Steve Volke, Pfarrer Rolf Zwick von der MichaInitiative und der Geschäftsführer von Willow Creek Deutschland, Karl-Heinz Zimmer. Rechts unten: René Padilla aus Buenos Aires
In einer Diskussionsrunde warf der US-amerikanische Pastor Harvey Carey (Detroit) einigen evangelikalen Meinungsführern in seiner Heimat einen selektiven Umgang mit Bibeltexten vor. Sie kritisierten Abtreibungen als Verstoß gegen das 5. Gebot „du sollst nicht töten“, interessierten sich aber nur wenig für die Lebensbedingungen der Geborenen. Soziale und ökologische Pro
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Pfingstkirchen wachsen weltweit am schnellsten
NOTIERT Israel: Keine „blinden“ Freunde
PFINGSTBEWEGUNG Vor allem in der 3. Welt legen Pfingstgemeinden rasant zu. Jetzt ist ein Deutscher in die Leitung eines Weltverbandes berufen worden.
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fingstgemeinden zählen zu den am schnellsten wachsenden Kirchen der Welt. Besonders in Lateinamerika, Asien und Afrika nimmt ihre Mitgliederzahl rasant zu – schneller als die anderer Kirchen. Pfingstler betonen übernatürliche Gaben des Heiligen Geistes wie Prophetie, Heilung und das Gebet in „fremden Zungen“. Zusammen mit Angehörigen der theologisch verwandten charismatischen Bewegung werden 614 Millionen Christen dieser Frömmigkeitsrichtung zugerechnet, die auch zur evangelikalen Bewegung gezählt wird. Ein Deutscher ist jetzt in die Leitung einer internationalen Dachorganisation der Pfingstbewe- Ellßel gung aufgerückt: der 55-jährige Pastor Ingolf Ellßel aus Tostedt bei Hamburg. Er wurde bei der Weltpfingstkonferenz in Stockholm in den Vorstand des WeltPfingst-Forums berufen. Ellßel war von 1996 bis 2008 Präses des deutschen, 751 Gemeinden zählenden Bundes Freikirchlicher Pfingstgemeinden. Vorsitzender ist Pastor Prince Guneratnam aus Malaysia.
ÖRK will mehr Zusammenarbeit Erstmals sprach ein Generalsekretär des Ökumenischen Rats der Kirchen (ÖRK) bei einer Weltpfingstkonferenz. Olav Fykse Tveit (Genf) rief die 1.700 Delegierten aus 74 Nationen zu einer engeren Zusammenarbeit mit der ökumenischen Bewegung auf. Biblisch gesehen seien
alle Christen Glieder am Leib Christi; sie brauchten einander. Daher gelte es, Vorbehalte zu überwinden, sagte Tveit in einem Grußwort. Die meisten Pfingstler und Charismatiker standen bisher dem stark gesellschaftspolitisch engagierten und häufig theologisch liberalen Weltkirchenrat skeptisch gegenüber.
Schweden: Mehr Besucher bei IKEA als in Gottesdiensten Bei der Weltpfingstkonferenz bedauerte der Pfingstpastor Magnus Persson (Malmö), dass in Schweden sonntags mehr Bürger in IKEA-Möbelhäuser strömen als in Kirchen. Auf die Frage nach dem Grund habe ihm ein Nachbar geantwortet: „Weil IKEA-Kunden mit einem Haufen praktischer Dinge nach Hause gehen können.“ Der Evangelist Reinhard Bonnke (Frankfurt a. M.) forderte dazu auf, über zentrale Inhalte des Glaubens zu sprechen: „Wenn ein Prediger mehr über die Vergangenheit redet als über das Kreuz und den Heiligen Geist, ist er fehl am Platz. … Jesus ist nicht dafür gestorben, dass Pastoren einen ruhigen, gut bezahlten Job haben.“ P
Mitgliederstatistik in Millionen Pfingstkirchen und charismatische Bewegung 614 Welt-Pfingst-Forum 250 Zum Vergleich: Der Weltkirchenrat umfasst 550 Millionen Mitglieder in 349 evangelischen, orthodoxen und anglikanischen Kirchen, davon sieben Pfingstkirchen
Anteil der Pfingstler und Charismatiker an der Gesamtchristenheit 0,2%
1910
5,8%
1970
11,0%
1980
21,2%
1990
24,1%
2000
26,8%
Nach Ansicht des Rektors der Freien Theologischen Hochschule Gießen, Prof. Helge Stadelmann, hat Gott den Juden tatsächlich ein Land verheißen und diese Zusage auch nie widerrufen. Die Größe und die Grenzen seien jedoch nicht festgelegt und hätten sich im Laufe der Geschichte immer wieder verändert. Grundsätzlich sollten Christen im Blick auf Israel Gelassenheit an den Tag legen, so Stadelmann. Sie sollten nicht „blinde IsraelFreunde“ sein, die die Erfüllung biblischer Verheißungen politisch einfordern. Sie müssten nicht alles unkritisch rechtfertigen, was die Regierung in Jerusalem tue. Stadelmann sprach auf einer Tagung des Gießener Instituts für Israelogie. Laut dessen Leiter, Prof. Berthold Schwarz, befasst sich das Institut vornehmlich mit der Frage, welche Rolle Israel und das Judentum für den christlichen Glauben spielen.
Pakistan: Ein christliches Dorf wurde absichtlich geflutet In der pakistanischen Provinz Punjab soll ein Dorf mit vornehmlich christlichen Einwohnern absichtlich geflutet worden sein. Das berichtet der katholische Informationsdienst Fides (Rom). Dadurch seien 15 Menschen ums Leben gekommen und 377 obdachlos geworden. Dem Bericht zufolge hatte ein Lokalpolitiker aus der 250.000-Einwohner-Stadt Muzaffargarh Dämme und Schutzvorrichtungen gegen die Flutkatastrophe bauen lassen, um so eigene Grundstücke zu schützen. Dadurch seien die Wassermassen in das Dorf Khokharabad umgeleitet worden. Da die Einwohner vorher nicht informiert worden seien, konnten sie sich nicht in Sicherheit bringen. Der Politiker erklärte, er habe auf Anweisung des landwirtschaftlichen Amtes im Verwaltungsbezirk gehandelt. Die Behörde schob die Verantwortung wiederum dem für die Region zuständigen Gouverneur zu, der jedoch sagte, keine entsprechende Anweisung gegeben zu haben. Von der Flutkatastrophe sind in Pakistan etwa 20 Millionen Menschen betroffen. Von den 174 Millionen Einwohnern sind etwa 95 % Muslime, 2 % Christen.
Foto: PR
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© l ideaGrafik; Quelle: Barrett und Johnson
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Soll die „Stadt dreier Religionen“ geteilt werden?
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LIBANON
ISRAEL Protestantischer Repräsentant skeptisch, katholischer dafür m Zuge der derzeit laufenden Friedensverhandlungen in Washington hat der israelische Verteidigungsminister Ehud Barak vorgeschlagen, Jerusalem in ein israelisches und ein palästinensisches (fast ausschließlich muslimisches) Gebiet zu teilen. Barak: „Westjerusalem und zwölf jüdische Stadtteile, in denen 200.000 Menschen leben, werden bei uns verbleiben. Die arabischen Stadtviertel, in denen beinahe eine Viertelmillion Palästinenser leben, werden ihnen gehören.“ Für die Altstadt, den Ölberg und den archäologischen Park Davidstadt solle es besondere Regelungen geben. Der Leiter des Deutschen Evangelischen Instituts für Altertumswis- Jerusalem senschaft des Heiligen Landes, Prof. 7770.000 Einwohner Dieter Vieweger 63 % Juden 33 % Muslime (Jerusalem), sagte 2 % Christen idea, er würde 2 % Sonstige eine Regelung
Das Weltkulturerbe – die historische Altstadt von Jerusalem – dürfe aber nicht zerstört werden. Er befürchtet, dass im Fall einer Teilung weitere Kontrollpunkte, Stacheldrähte und Mauern errichtet werden, die das Leben in der Stadt zum Erliegen bringen könnten. Dies müsse auf jeden Fall verhindert werden. Das Institut ist eine Forschungseinrichtung der EKD.
ideaSpektrum 36.2010
JERUSALEM
Der Leiter des (katholischen) Franziskaner-Ordens im Heiligen Land, Pierbattista Pizzaballa, begrüßte den Vorschlag Baraks. Die Verwirklichung würde „in vielen Fragen einen rechtlich klareren Rahmen“ schaffen. Allerdings müsse Jerusalem als
umstritten, weil dabei menschliche Embryonen im Frühstadium zerstört werden. Die Synode argumentierte hingegen, dass ein Zellgewebe kurz nach der Befruchtung nicht mit einem menschlichen Lebewesen gleichgesetzt werden könne.
Gegen Kruzifixe an Schulen Ferner sprach sich die Synode gegen Kreuze in staatlichen Schulen aus. Kruzifixe dürften nicht als „Symbol der italienischen Zivilisation und Kultur“ betrachtet werden. Damit unterstützt die Waldenser-Kirche ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte, der im November 2009 Kreuze an staatlichen Schulen als Einschränkung der Menschenrechte gewertet hatte. Heftiger Widerstand kam dagegen aus der katholischen Kirche. Die italienische Regierung klagt gegen das Urteil. P
JORDANIEN
Gazastreifen Grüne Linie (1967)
OstJerusalem
WestJerusalem
Franziskaner für die Teilung
ITALIEN Jede evangelische Gemeinde soll selbst entscheiden
I
Westjordanland
Die Altstadt nicht zerstören
Waldenser erlauben „Homo-Segnungen“ n Italien hat die evangelische WaldenserKirche die Segnung gleichgeschlechtlicher Partner zugelassen. Der Beschluss fiel mit 105 gegen neun Stimmen und 29 Enthaltungen auf der Synodentagung in Torre Pellice bei Turin. Über die Durchführung solcher Segnungen entscheiden die Gemeinden. Die Kirche ruft zur Achtung unterschiedlicher Haltungen auf. Dabei wird betont, dass die Segnungen keine Eheschließungen seien. Sie stehen auch Mitgliedern anderer evangelischer Kirchen offen. Bereits am 7. April hatte die EKD-Auslandspfarrerin Christa Wolf ihre lesbische Partnerschaft in der Waldenser-Gemeinde von Trapani (Sizilien) segnen lassen. Die Waldenser-Kirche in Italien – die seit 1979 eine Gemeinschaft mit Methodisten bildet – hat etwa 47.500 Mitglieder. Außerdem befürwortete die Synode die Forschung an embryonalen Stammzellen. Dies ist ethisch
ISRAEL
unterstützen, die – unter Zustimmung aller Beteiligten – eine Teilung der Stadt ohne Mauern oder Sicherheitskontrollen vorsieht.
ÄGYPTEN
I
Altstadt
Stadtgrenze
heilige Stadt dreier Religionen seinen „universalen Charakter" bewahren. Der Franziskaner-Orden hat die Aufsicht über die katholischen Stätten in Israel. P
Italien: 60 Millionen Einwohner Katholisch: 80,0 % Konfessionslos: 16,0 % Evangelisch: 0,5 %
Stichwort: Waldenser Die Waldenser-Gemeinschaft hat weltweit etwa 100.000 Mitglieder und gilt als älteste evangelische Kirche. Gründer war der französische Kaufmann Petrus Waldes, der seit 1175 ein Leben in Armut führte und wegen der Ablehnung von Ablass, Fegefeuer und Kriegsdienst von der katholischen Kirche als Ketzer bezeichnet wurde. Die Gemeinschaft breitete sich in Mitteleuropa aus und schloss sich nach der Reformation vielfach evangelischen Kirchen an. Nach massiven Verfolgungen in Frankreich und Italien wanderten 1699 mehr als 3.000 Waldenser und Hugenotten nach Württemberg aus, wo ihnen Herzog Eberhard Ludwig (1676–1733) Asyl gewährte. Die deutsche WaldenserVereinigung umfasst rund 1.000 Mitglieder aus mehr als 20 Gemeinden.
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P RO & KON T R A
Freikirchliche Debatte: Frauen als Pastorinnen? THEOLOGIE In den letzten Jahrzehnten haben in Deutschland erst Landeskirchen und dann mehrere Freikirchen (Methodisten & Baptisten) die Frauenordination erlaubt – im Gegensatz zur katholischen und orthodoxen Kirche. Eine der wachsenden Freikirchen – der 440 Gemeinden zählende Bund Freier evangelischer Gemeinden – will nun am 18. September auf seinem „Bundestag“ darüber entscheiden, ob es bei ihr Pastorinnen geben darf.
Frauen sollen ihre Berufung von Gott als Pastorin in der Gemeinde leben können.
Dr. Wilfrid Haubeck, Dozent für Neues Testament und Griechisch am Theologischen Seminar Ewersbach des Bundes Freier evangelischer Gemeinden in Dietzhölztal (Mittelhessen)
Als Neutestamentler habe ich mich intensiv mit dem Thema beschäftigt. Das hat mich zur Überzeugung geführt, dass vom Neuen Testament her Frauen der Dienst als Pastorin offen steht. Das Neue Testament spricht an mehreren Stellen davon, dass Frauen leitende und verkündigende Aufgaben wahrnehmen. Bei der Auslegung ist der historische und kulturelle Hintergrund zu berücksichtigen. Wichtig ist auch die Situation, in die hinein neutestamentliche Aussagen sprechen. Paulus verbietet in 1. Timotheus 2,11 – 15 Frauen nicht grundsätzlich und für alle Zeiten das Lehren. Vielmehr reagiert er mit seiner Weisung auf Missstände in der Gemeinde in Ephesus. Weil Frauen durch ihr Verkündigen Irrlehren verbreiteten, verbot Paulus ihnen, zu lehren und über die Männer zu herrschen. Es geht also nicht um eine zeitlose Aussage. In 1. Korinther 14,34 – 35 ist kein generel-
les Schweigeverbot für Frauen im Gottesdienst gemeint. Das zeigt schon 1. Korinther 11,2 – 16. Männer und Frauen beten und reden prophetisch in der Gemeinde. Aus der Unterschiedlichkeit von Mann und Frau leitet Paulus nicht verschiedene Aufgaben ab, sondern nur eine unterschiedliche Weise des Dienstes. Die Aussage, dass der Mann Haupt der Frau sei, bezieht sich nur auf die Ehe. Nirgends werden Älteste oder Pastoren Haupt der Gemeinde genannt, sondern nur Christus. Gott gibt den Gliedern der Gemeinde Gnadengaben. Damit gibt er ihnen zugleich die Aufgabe, diese Gaben im Dienst einzusetzen. Das ist ein wichtiger neutestamentlicher Grundsatz. Wenn Gott Frauen zur Verkündigung, Seelsorge und Leitung begabt – also zum pastoralen Dienst −, will er auch, dass sie ihre Gaben im Dienst einsetzen. Deshalb sollen sie ihre Berufung von Gott als Pastorin in der Gemeinde leben können. P
Viele Männer geben die Verantwortung in Gemeinden auf, während Frauen sie anstreben. Hier ist Korrektur erforderlich.
KONTRA
Kein Theologe kann die Frage „Sind Pastorinnen biblisch?“ im engeren Wortsinne positiv beantworten – die Bibel kennt schlichtweg keine Pastorinnen. Vielmehr gebraucht die Schrift verschiedene Worte für die Funktion eines „Pastors“. Keiner der Begriffe wird dabei je in weiblicher Form angeführt und auch bei allen in der Bibel namentlich erwähnten „Pastoren“ handelt es sich ausnahmslos um Männer. Ebenso sehen die Passagen, die direkt die Qualifikation für das Ältestenamt benennen, von dem für gewöhnlich das Pastorenamt als hauptamtliches Ältestenamt abgeleitet wird, dieses Amt nur Männer für vor (1. Timotheus 3,1–7; Titus 1,5-9). Trotzdem kann die Frage nach Frauen im Pastorendienst gestellt werden. Laut Bibel sind Mann und Frau in ihrer Gottesebenbildlichkeit absolut gleichwertig. Auch bestätigt die Bibel, dass Frauen einander lehren (Titus 2,3) und als Diakone wirken
Matthias Lohmann, Pastor der Freien evangelischen Gemeinde München-Mitte
können (Römer 16,1). Daneben benennt die Schrift klar unterschiedliche Rollen für Mann und Frau, sowohl in der Ehe (1. Korinther 11,3; Epheser 5,22-33; Kolosser 3,18; Titus 2,5; 1. Petrus 3,1) als auch in der Gemeinde, wo es Frauen untersagt ist, im Gottesdienst zu lehren und über den Mann zu herrschen (1. Korinther 14,33f; 1. Timotheus 2,12). Dies soll die Unterordnung der Frau unter ihren Ehemann im Gemeindeleben widerspiegeln. Begründet wird das unter Verweis auf Schöpfungsordnung und Sündenfall, also keineswegs zeithistorisch. Auch stellt es ein Bild für die Unterordnung Christi unter den Vater dar (1. Korinther 11). Derzeit geben jedoch viele Männer die Verantwortung in Gemeinden auf, während Frauen sie anstreben. Hier ist Korrektur erforderlich. Gott will, dass begabte Männer das Pastorenamt zur Ehre Gottes und zum Wohle der Gemeinde wahrnehmen. Das ist eindeutig biblisch. P
Fotos: privat
PRO
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INTERNET
Christliche Inhalte für neue Zielgruppen MOBILE ENDGERÄTE Der SCM Shop setzt auf E-Books und MP3s Mobile Lesegeräte wie das iPad von Apple oder der Kindle von Amazon finden immer größere Verbreitung. So kann man überall von unterwegs zum Beispiel die digitale Ausgabe der Tageszeitung oder eines Buches lesen, aber auch Musik hören. Die meist kostenpflichtigen Dateien lädt man sich vorher bei einem Anbieter im Internet herunter. Jetzt trägt auch der christliche SCM Shop dieser Entwicklung Rechnung und erweitert sein digitales Angebot. Erstmalig werden sogenannte E-Books (elektronische Buchausgaben) angeboten, darunter verschiedene Bibelübersetzungen. Joachim Stängle, Leiter des SCM Shops, sieht in den digitalen Angeboten eine Chance, neue Zielgruppen zu erreichen: „Wir setzen uns dafür ein, die Bibel und andere christliche Inhalte überall zugänglich zu machen. Die mobile Nutzung
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auf iPad, iPhone und E-BookReadern ist eine Möglichkeit, die wir fördern.“ Das Angebot umfasst außerdem nicht mehr erhältliche Bücher, die man als PDF herunterladen kann, sowie eine große Auswahl digitaler Musik. Die Lieder aus den Bereichen Rock und Pop bis hin zu Gemeindeliedern werden im Shop im Dateiformat MP3 angeboten. Jede neue CD erscheint gleichzeitig auch in diesem Format. Noten und Liedtexte können als PDF heruntergeladen werden. Der SCM Shop ist ein Teil der Stiftung Christliche Medien (SCM). Zu ihr gehören vor allem die Verlage Hänssler, R. Brockhaus, SCM Collection, ERF-Verlag,
idea Fernseh- und Hörfunk-Tipps
Bundes-Verlag und das Dienstleistungsunternehmen ICMedienhaus. P
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11. – 16. September
FE R NSE H E N Samstag, 11. September
Sonntag, 12. September
16.30-17.00 Horizonte. Gott im Grand Hotel
Das Vierte 9.00-9.30 Bibelstunde mit Pastor Bayless Conley
18.45-18.50 Glaubwürdig. Der aus Südkorea stammende Diakon und Sänger Sangmin Lee im Porträt
9.30-10.00 „Das göttliche Wort“ mit Pastor Wolfgang Wegert
Dienstag, 14. September ERF eins 11.00-12.00 Gottesdienst aus der evangelisch-lutherischen Kirche in Elmshorn mit Pastor Hartmuth Wahnung
11.30-12.00 Fenster zum Sonntag. Trauma-Bewältigung: Airbag für die Seele 21.30-22.00 Der christliche Liedermacher Claas P. Jambor im Gespräch
ERF 18.30-18.55 Unerwünscht im Doppelpack. Die Zwillinge Gerda Preuß und Marlies Schlipat
HÖRFUNK
Fotos: Scheufler/idea/Kretschel; Übrige: PR
Samstag, 11. September BR 13.05-14.00 Liebe ohne Segen. Katholische Priester, ihre Frauen, ihre Kinder ERF eins 15.30-16.00 Als Ärztin in Burkina Faso: Regina Zamoryn
Sonntag, 12. September Kultur 7.05-7.30 Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gnaden. Eine Woche von dem Weltarmutsgipfel 8.30-9.00 Perspektiven: Reinheit
Mittwoch, 15. September BR 8.30-9.00 Von Davids und Goliaths. 30 Jahre Alternativer Nobelpreis
3 8.30-9.00 Wie programmierbar ist der Mensch? Religiöse Erfolgskontrolle
Info 10.00-11.00 Evangelischer Gottesdienst aus der Herrenhäuser Kirche in Hannover, Predigt: Pastorin Catharina Uhlmann
19.42-19.58 Wasser - lebensnotwendig Do., 16. September 20.00-21.00 Hoffnung für Hoffnungslose. Willy Steinmann (Missionsverein Zisterne)
Wer reagieren möchte, kann dies unter folgenden Rufnummern tun: ARD: 089/5900-3344 | Bibel.TV: 040/4450660 | Das Vierte: 0180/5843783 Deutschlandfunk und Deutschlandradio: 0221/345-1831 | DRS 2: (0)848/808080 | ERF: 06441/957-0 | Hessischer Rundfunk (TV): 069/1555111 Kabel 1: 0180/5011150 | Luth. Stunde: 04264/2436 | MDR: 0341/300-5401 | NDR: 0511/988-2393 | NBC-Europe: 0211/9300-665 | Phoenix: 0180/28213 SF 2: (0)62/2059050 | SR 2: (0)681/6022222 | Südwest: 07221/929-0 | WDR (Radio): 0221/5678-333 | WDR (TV): 0221/5678888 | ZDF: 06131/702164
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T H E OLO GI E
THEOLOGIE Zu den Tabuthemen in landes- und auch vielen freikirchlichen Gottesdiensten gehört das Thema Gericht Gottes und Hölle. Warum ein US-amerikanischer Professor für Praktische Theologie darüber häufig predigt, erläutert er in seinem Bestseller in den USA „Warum Gott?“, der nun im Brunnen-Verlag (Gießen) erscheint. Timothy Keller ist Pastor der Presbyterianischen (im deutschsprachigen Bereich: reformierten) Kirche in New York. Im Folgenden ein weiterer Vorabdruck aus seinem Buch.
Eine zeitgemäße Darstellung der Hölle von dem US-amerikanischen Illustrator John Ritter unter dem Titel „Gefangener Mann in Flammen“
Wie kann ein liebender Gott Menschen in die Hölle schicken?
1. Einwand: Einen richtenden Gott kann es nicht geben Unsere Kultur hat keine Probleme mit einem Gott der Liebe, der immer zu uns steht, egal, wie wir unser Leben führen. Sie wehrt sich aber mit aller Entschiedenheit gegen einen Gott, der die Menschen bestraft für das, was sie ernsthaft – wenn auch vielleicht irrigerweise – geglaubt haben. In einem meiner Gespräche sagte mir eine Frau, dass sie die Vorstellung eines richtenden Gottes für anstößig halte. Ich fragte sie: „Und warum halten Sie die Vorstellung eines vergebenden Gottes nicht auch für anstößig?“ Ich erklärte ihr, dass der säkulare Amerikaner oder Europäer die Sache mit der Hölle schlimm fi ndet, aber die Lehre von der Feindesliebe und dem Hinhalten der anderen Wange faszinierend. Ich bat sie, sich vorzustellen, wie jemand, der aus einer ganz anderen Kultur kommt, das Christentum sieht. In traditionell nicht christlich geprägten Ländern erscheint die Lehre von der Feindesliebe absolut sinnlos; sie verletzt die tiefsten Gefühle der Menschen über das, was recht und unrecht ist. Aber die Vorstellung eines richtenden Gottes macht ihnen absolut keine Schwie-
rigkeiten. Diese Gesellschaften fi nden die Aspekte des christlichen Glaubens skandalös, die man im Westen gut findet, und die attraktiv, die man im Westen schier nicht ertragen kann. Warum, so schloss ich, sollten ausgerechnet die kulturellen Sensibilitäten des Westens darüber entscheiden, ob und wo das Christentum recht hat? Ich fragte die Dame, ob sie ihre westliche Kultur etwa für besser hielt als die nicht westlichen. Sie erwiderte: „Nein, natürlich nicht.“ „Nun“, sagte ich, „warum sollen dann die Einwände, die Ihre Kultur gegen das Christentum erhebt, mehr zählen als die der anderen Kulturen?“
2. Einwand: Ein richtender Gott kann kein Gott der Liebe sein Viele Menschen glauben, dass ein Gott der Liebe kein richtender Gott sein kann. Wenn er wirklich liebt und vollkommen ist, warum nimmt er dann nicht einfach alle so an, wie sie sind? Ich beginne meine Antwort immer mit dem Hinweis, dass alle Personen, die lieben, manchmal auch zornig werden, und das nicht trotz, sondern gerade wegen ihrer Liebe. Wenn Sie einen Menschen lieben und es miterleben, wie er von anderen zugrunde gerichtet wird (oder sich selber zugrunde richtet), werden Sie wütend. Die Bibel sagt, dass Gottes Zorn ein Ausdruck seiner Liebe und Freude an seiner Schöpfung ist. Böses und Ungerechtigkeit erzürnen ihn, weil sie Unfrieden und Zerstörung in diese Schöpfung tragen. So heißt es in Psalm 145,17-20: „Gerecht ist der Herr in allem, was er tut, voll Huld in all seinen Werken … Alle, die ihn lieben, behütet der Herr, doch alle Frevler vernichtet er.“ Viele wenden ein, dass jemand, der an einen richtenden Gott glaubt, unmöglich seinen Feinden versöhnlich gegenübertreten kann. Wenn Sie an einen Gott
Foto: Corbis
Das Gericht Gottes ist eine der anstößigsten Lehren des Christentums. Als Pastor predige ich oft über Bibeltexte, die vom Zorn Gottes und dem Jüngsten Gericht reden. In den Predigtnachgesprächen nehmen mich die New Yorker deswegen regelmäßig in die Zange. Ich kann ihre Bedenken, ja ihren Schock gut verstehen. Diese Ablehnung der Lehre von dem Gericht mag häufiger ein allgemeines Abscheugefühl denn ein begründeter Zweifel sein, aber wenn wir sie analysieren, liegen doch mehrere Behauptungen darin verborgen:
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3. Einwand: Ein liebender Gott ließe keine Hölle zu
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So stellte sich vor 400 Jahren der Maler Peter Paul Rubens (1577–1640) den „Höllensturz der Verdammten“ (um 1620) vor.
glauben, der die Übeltäter peinigt, können Sie durchaus versucht sein, ihm dabei etwas zu helfen. Miroslav Volf, ein aus Kroatien stammender Theologe der Yale Universität (New Haven/USA), der die Gewalt auf dem Balkan miterlebt hat, sieht die Lehre vom Gericht Gottes anders: „Ein Gott, der nicht über Ungerechtigkeit und Betrug zornig wäre und nicht eines Tages der Gewalt ein Ende bereiten würde, wäre es nicht wert, angebetet zu werden … Die einzige Möglichkeit, jeden Einsatz von Gewalt durch uns Menschen zu ächten, besteht darin, darauf zu bestehen, dass Gewalt nur dann legitim ist, wenn sie von Gott kommt. … Meine These, dass praktizierte Gewaltlosigkeit den Glauben an die Vergeltung durch Gott voraussetzt, wird vielen … nicht schmecken. [Aber] es braucht die Idylle eines Häuschens am Stadtrand, um auf die Idee zu kommen, dass menschliche Gewaltlosigkeit [aus dem Glauben entsteht], Gott würde auf sein Gerichtsurteil verzichten. In einem Land der verbrannten Erde, dessen Boden vom Blut der Unschuldigen getränkt ist, wird dieser Glaube komplett untergehen … zusammen mit einigen anderen liebgewordenen Überzeugungen, in denen unser liberales Denken gefangen ist.“ Ist es möglich, unseren Hunger nach Gerechtigkeit auf eine Art zu stillen, die nicht unseren Hunger nach blutiger Vergeltung nährt? Ja, sagt Volf, und zwar am besten dadurch, dass wir an Gottes Gerechtigkeit glauben. Wenn ich nicht glaube, dass es einen Gott gibt, der einmal vollkommen Recht schaffen wird, dann werde ich das Schwert nehmen – und lande im endlosen Strudel der Vergeltung. Die Kraft, das Schwert in der Scheide zu lassen, habe ich nur, wenn ich gewiss bin, dass Gott selber für vollkommene Gerechtigkeit sorgen wird.
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„Halt!“, sagen Sie jetzt vielleicht, „das Böse und die Ungerechtigkeit in der Welt bekämpfen – okay, aber Menschen in die Hölle schicken, ist etwas anderes. Wie passt das zu der Liebe Gottes?“ Viele denken, dass die Hölle so funktioniert: Gott gibt uns eine Zeitspanne, in der wir das Richtige tun können, und wenn wir es am Ende unseres Lebens immer noch nicht getan haben, wirft er unsere Seelen für immer in die Hölle und sagt dabei: „Zu spät! Du hast deine Chance gehabt! Jetzt musst du büßen!“ Das ist eine Karikatur, die zeigt, dass man das Wesen des Bösen grob missverstanden hat. Das biblische Bild ist, dass die Sünde uns von der Gegenwart Gottes trennt, die die Quelle aller Freude ist. Da Gott uns dazu erschaffen hat, in seiner Gegenwart zu leben, können wir nur vor seinem Angesicht aufblühen und unser Potenzial entfalten. Und Gottes Gegenwart völlig verlieren, das ist die Hölle – der Verlust der Fähigkeit, Liebe und Freude zu geben oder zu empfangen. Die Bibel benutzt für die Hölle häufig das Bild des Feuers. Feuer führt zum Zerfall. Bereits in diesem irdischen Leben können wir sehen, wie eine Seele, die nur um sich selber kreist, gleichsam zerfällt. Wir wissen, dass Selbstsucht zu Bitterkeit, Neid und Angst führt. Jetzt stellen Sie sich die Frage: „Was, wenn unser Leben nicht mit unserem Tod endet, sondern in alle Ewigkeit weitergeht?“ Dann ist die Hölle die Flugbahn einer Seele, die für immer und ewig zu einem selbstsüchtigen, egozentrischen Leben verurteilt ist. Dieses Bild der Hölle wird von dem Gleichnis vom reichen Mann und dem armen Lazarus in Lukas 16,24–31 bestätigt. Lazarus liegt vor der Tür eines herzlosen Reichen und bettelt. Beide sterben. Lazarus kommt in den Himmel, während der Reiche in der Hölle landet. Er sieht in der Ferne Lazarus „in Abrahams Schoß“. Der Reiche bittet Lazarus interessanterweise nicht darum, aus der Hölle herauszukommen, sondern lässt durchblicken, dass Gott ihm nicht genügend Informationen über das Jenseits gegeben hatte. Bibelauslegern ist das erstaunliche Maß an Verdrängung und geistlicher Blindheit aufgefallen. Sie stellen auch fest, dass der Reiche im Gegensatz zu Lazarus nicht mit Namen genannt wird, sondern einfach „reicher Mann“ heißt – ein Hinweis darauf, dass er seine Identität so auf seinen Reichtum und nicht auf Gott baute, dass er zusammen mit seinem Reichtum auch sein Ich verlor. Gott gibt dem Menschen das, was er will, einschließlich der „Freiheit“ von ihm selbst. Was könnte fairer sein? Der englische Schriftsteller C. S. Lewis hat die Hölle deshalb das größte Denkmal der menschlichen Freiheit genannt. Wie es in Römer 1,24 heißt: „Gott hat sie all ihren Trieben und Leidenschaften überlassen.“ Lewis: „Am Ende gibt es nur zwei Arten von Menschen: die, die zu Gott sagen: ‚Dein Wille geschehe’, und die, zu denen Gott am Ende sagt: ‚Dein Wille geschehe.’ Alle, die in der Hölle sind, erwählen sie. Ohne diese Selbstwahl könnten sie nicht in der Hölle sein. Keine Seele, die ernstlich und inständig nach Freude verlangt, wird sie verfehlen.“ P
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Wenn Gott nicht heilt BEHINDERTE 8,6 Millionen Menschen in Deutschland sind behindert, in der Schweiz sind es 865.000 (also jeweils über 10 % der Bevölkerung). Wie sie trotz ihrer Einschränkungen Urlaub machen und als Christen im Glauben gestärkt werden – dazu eine Reportage von Klaus Rösler.
„Brandenburg“ besser als USA Alle zwei Jahre zieht es die Freunde und Mitglieder von „Glaube und Behinderung“ in die Ferne: Israel, Skandinavien, USA, Holland, Italien und Griechenland und jetzt ins deutsche
Bundesland Brandenburg. Sie waren dabei in behindertenfreundlichen Hotels zu Gast. Doch so komfortabel wie in Rheinsberg war es für die 70 Gäste – die meisten sind Schweizer – noch nie. Das 2001 eingeweihte Haus mit seinen 107 Zimmern wurde speziell für Menschen mit Behinderungen konzipiert. Die Zimmer sind nicht nur rollstuhlgerecht, es gibt auf Wunsch auch höhenverstellbare Waschtische, motorbetriebene Fenster und Türen und auch Pflegebetten. Selbst die Sauna und das Schwimmbad sind rollstuhlgerecht gestaltet. Das Büfett im Speisesaal ist so niedrig, dass Müsli, Salate, Brötchen und Nachtische leicht auch im Sitzen zugänglich sind. „In anderen Häusern fühlt mein Mann sich oft als Bremsklotz – hier nicht“, sagt Doris Stettler (Zürich). Ihr Mann Daniel ist seit einer Hirnblutung vor 16 Jahren stark in seiner Bewegung eingeschränkt.
Kann jeder geheilt werden? Doch der Verein „Glaube und Behinderung“ will mehr, als einen schönen Urlaub zu ermöglichen. „Es geht um unsere Beziehung zu Gott“, sagt die Vorsitzende des Vereins, Ruth BaiPfeifer (Pfäffikon bei Zürich). Sie weiß aus eigener Erfahrung, dass manche Betroffene an Gott zweifeln oder ganz ihren Glauben verlieren. Da ist der
1989 gegründete Verein „Glaube und Behinderung“ so etwas wie eine große, überkonfessionelle Selbsthilfebewegung. Ruth Bai-Pfeifer, die selbst mit einer Muskelkrankheit lebt, gibt sich kämpferisch, kritisiert Fehlentwicklungen in neuen christlichen Bewegungen. Als Ehefrau hatte sie die Möglichkeit, 1988 an einer Pastorentagung des US-amerikanischen charismatischen Theologen John Wimber (1934-1997) in der Schweiz teilzunehmen. Er vertrat die These, dass jeder behinderte oder kranke Mensch von Gott geheilt werden könnte, wenn er richtig glaube, genug bete und dem richtigen Heiler begegne. (Er selbst erlag allerdings nach einer Krebserkrankung und einer Bypass-Operation einer Hirnblutung.) Ruth Bai-Pfeifer fragte sich, ob sie ihr ganzes Leben lang falsch geglaubt habe. Konnte sie sich eigentlich noch zu einer christlichen Gemeinde halten, wenn sie nicht geheilt wurde?
Auf Gott wütend Mit ihrer direkten Art hatte sie viele Kontakte zu anderen Behinderten geknüpft. Viele Gesprächspartner erlebte sie entmutigt: Eltern behinderter Kinder, Partner von Betroffenen und ihre Familien. Alle waren trotz Gebete nicht gesund geworden. Sie mussten lernen, mit ihren Behinderungen
Fotos: idea/Rösler
Zwei mit je zwei Pferden bespannte Kutschen halten vor dem Vier-Sterne-„Hotel am See“ in Rheinsberg in Brandenburg – 90 Kilometer nördlich von Berlin. Das Aus- und Einsteigen der Fahrgäste dauert etwas länger. In der ersten Kutsche wird eine Rampe herausgeklappt. Zwei Frauen auf elektrisch angetriebenen Rollstühlen müssen rangieren, bis es passt und sie gefahrlos die Rampe herabrollen können. Ein Mann braucht eine helfende Hand, weil er sehr wackelig auf seinen Beinen steht. Vier Behinderte mit ihren Rollstühlen sowie ihre Begleiter fi nden in der ersten Kutsche Platz. Etwas weniger Probleme scheinen die 20 Gäste in der zweiten Kutsche zu haben. Doch auch sie benötigen meist Hilfe. Sie sind blind oder leiden unter Muskelschwäche. Einige fahren auf dem Rheinsberger See – auf einem rollstuhlgerechten Boot, das direkt am Landungssteg gleich hinter dem Hotel anlegt. Ein normaler Ferientag bei einem Urlaubsangebot des Schweizer Vereins „Glaube und Behinderung“.
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Aktiv für Behinderte: Ruth Bai-Pfeifer mit ihrem Mann, Pastor Ernst Bai – beim Ausflug in einer Pferdekutsche in Rheinsberg
zu leben. Beim Thema Heilung traf Ruth Bai-Pfeifer fast durchweg auf eine für sie unerwartet große Wut gegen Gott, aber auch gegen die sich immer mehr ausbreitenden charismatisch geprägten Gemeinden, falls in ihnen Heilung versprochen wurde.
Damit sie sich nicht abwenden Ihr wurde klar: All diesen, von nicht eingetroffenen Heilungen enttäuschten Behinderten muss ein „Auffangbecken“ geboten werden, damit sie sich nicht vom Glauben an Jesus Christus abwenden. Diese Erkenntnis war für sie so etwas wie ein Berufungserlebnis. 1989 gab es das erste Behindertentreffen in der Schweiz. Obwohl nur durch Mund-zu-MundPropaganda dazu eingeladen wurde, kamen 40. Hauptredner war der nach einem Autounfall erblindete Bibelschul-Dozent Raymond Timm. Zugleich knüpfte sie Kontakte zu der bekannten US-amerikanischen querschnittsgelähmten Autorin Joni Eareckson Tada, die damals Ansprechpartner für ihre Arbeit in Europa suchte. 1992 wurde ein Verein als Arbeitszweig der Schweizerischen Evangelischen Allianz gegründet. Die von ihm herausgegebene Zeitschrift erreicht mittlerweile 1.500 Abonnenten. Der Verein organisiert nicht nur Treffen für Behinderte (auch manche Ehe ist so inzwischen entstanden), sondern sucht auch den Kontakt zu theologischen Ausbildungsstätten, um angehende Pastoren für Behinderte zu sensibilisieren. Und in jedem zweiten Jahr, in dem es keine Auslandsreise ideaSpektrum 36.2010
im Sommer gibt, findet in Interlaken eine Bibelferien-Woche für Behinderte statt.
Der Körper als Gefängnis Die Vorsitzende weiß: Behinderte empfi nden ihren Körper oft als Gefängnis. Sie sind unverschuldet dort hineingeraten. Aber die Entscheidung, wie sie damit umgehen, liegt bei ihnen. Das Bibelwort – „Ich will dich nicht verlassen und dich nicht vergessen“ (Hebräer 13,5) – beziehen christliche Behinderte bewusst auf sich. „Wir dürfen vertrauen, dass Jesus uns bis ans Ziel bringt“, sagt Ruth Bai-Pfeifer. Längst sind Freunde von „Glaube und Behinderung“ Fachleute rund um alle geistlichen Fragen bei Behinderungen. Auch in der Bibel finden sie Stellen, die von Nichtbetroffenen leicht überlesen werden. Wenn etwa Gott zu seinem Volk im alttestamentlichen Buch Zephania 3,19 sagt: „Ich bringe dich, mein Volk, nach Hause, auch diejenigen, die nicht mehr richtig gehen können.“ Für die Behinderten ist klar: „Das gilt uns.“
Jesus: Holt Behinderte rein! Auch Jesus hat mit Behinderten gerechnet, wenn er dazu aufruft, auf die Straßen und an die Zäune zu gehen, um „die Armen und Krüppel, die Blinden und Lahmen hereinzuholen“, damit sein Haus voll werde (Lukas, 14,21). Die Vorsitzende: „Er bringt uns dorthin, wo es kein Leid, keine Behinderung, keine Tränen und keinen Tod mehr gibt.“ Im Vorstand gibt es noch viele Ideen. Ruth Bai-Pfeiler: Man
müsste etwa Ferienlager für behinderte Kinder anbieten, unter geistig behinderten Menschen stärker arbeiten und junge Behinderte begleiten, sie ermutigen und trösten. „Wenn wir mehr Kraft hätten, könnten wir noch viel mehr auf die Beine stellen.“
Vorgeschmack auf den Himmel Trotz der Ernsthaftigkeit des Themas, in der Kutsche, die auf sandigen Pisten entlang des Rheinsberger Sees unterwegs ist, herrscht ausgelassene Fröhlichkeit. Die Tränen fließen, nicht vor Traurigkeit, sondern weil so viel gelacht wird. Da wird ein Schweizer Volkslied nach dem nächsten angestimmt. Hier haben Menschen ihren Frieden gefunden – mit sich, anderen und mit Gott. Und so wird die 90-minütige Kutschenfahrt fast so etwas wie ein Vorgeschmack auf den Himmel, wo es kein Leid mehr gibt. P
b Kontakt: In der Schweiz: Glaube und Behinderung, Postfach 31, 3603 Thun, Schweiz, Tel. +41 (0)33 221 57 63, info@gub.ch In Deutschland: PerspektivForum Behinderung, Deutsche Evangelische Allianz, Esplanade 5-10a, 07422 Bad Blankenburg, Tel.036741/2424, info@ead.de In Berlin und Brandenburg: Roland Walter, Tel. 030/77006031, www.roland-walter.de, rasender.rolli@gmx.de
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Burgherrin und Seelsorgerin: Elisabeth Freifrau von Bibra ideaSpektrum 36.2010
THEMA
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Die Betburg von Bibra GEISTLICHES LEBEN Dank der Wiedervereinigung dient eine einst verfallene Burg heute als geistliches Zentrum – in der Mitte Deutschlands. Ein Beitrag von Matthias Pankau & Thomas Kretschel. Sie wirkt ein wenig wie aus einem Märchen – die Burg Bibra, zwölf Kilometer südlich von Meiningen im Dreiländereck Thüringen-Bayern-Hessen. Hohe Türme, meterdicke Mauern aus riesigen Bruchsteinen und eine Zugbrücke, die über den Burggraben führt. Allerdings dient das Anwesen heute nicht mehr der Verteidigung und dem Schutz vor Angreifern, sondern der geistlichen Erbauung. Seit 1999 leitet Elisabeth Freifrau von und zu Bibra den Verein „Burg Bibra“, einen gemeinnützigen Verein für Erwachsenenbildung auf christlicher Basis, der Christen einen Rückzugsort bietet, um geistlich aufzutanken. Knapp 10.000 Besucher nahmen diese Möglichkeit seitdem wahr. Eine Erfolgsgeschichte, die ohne die deutsche Wiedervereinigung nicht möglich gewesen wäre. Die Geschichte der Burg reicht knapp tausend Jahre zurück. 1117 wird sie erstmals urkundlich erwähnt. Im Bauernkrieg (1524/25) sowie im Dreißigjährigen Krieg (16181648) wird die Burg weitgehend zerstört. In den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts schließlich entscheidet sich die Familie aus finanziellen Gründen, den Besitz – nicht nur die Burg, sondern auch das benachbarte Schloss, das Gutshaus sowie Ländereien – zu verkaufen. Otto Freiherr von und zu Bibra – Schwiegervater von Elisabeth von Bibra – stimmt nur unter der Bedingung zu, dass er mit seinem Anteil die Burg zurückkaufen kann. Doch es sind schlechte Zeiten für Burg-Besitzer. Direkt nach Kriegsende gerät der Oberstleutnant in sowjetische Gefangenschaft. Seiner Ehefrau gelingt es mit zwei Flaschen Schnaps, den zuständigen russischen Offi zier davon zu überzeugen, ihren Mann freizugeben.
„Bleibt stehen“ – schrieben die Sowjets Als sich abzeichnet, dass der Ort Bibra in die sowjetische Besatzungszone geraten wird, entscheidet sich Otto von Bibra zusammen mit seiner Frau, zu bleiben und auf ein angenehmes Leben im „Westen“ zu verzichten. „’Ich hüte die Burg, so lange ich lebe’, entgegnete er jedem, der ihm zu einem bequemeren Dasein raten wollte“, erinnert sich seine Schwiegertochter. Als 1946 eine „Sprengkommission“ durch die sowjetische Besatzungszone reist, um das Land von sämtlichen baulichen Erinnerungen an die „Feudalherrschaft“ zu befreien, führt er sie durch die Burg. „Bleibt stehen“, schreiben die Männer damals auf ihre lange Liste. Für die Familie ein Wunder! Doch nachdem Otto Freiherr von und zu Bibra 1964 stirbt, ist die Burg zunehmend dem Verfall preisgegeben. Zwar wird sein einziger ideaSpektrum 36.2010
Sohn, Otto Siegfried – damals Pfarrer der bayerischen Landeskirche –, als rechtmäßiger Erbe eingetragen, doch darf er nicht ins Land, gilt als „unerwünscht“. Selbst eine Übersiedlung des Pfarrers und seiner Frau Elisabeth aus der BRD in die DDR wird abgelehnt. „Man wollte uns damals einfach nicht haben“, erinnert sich die sechsfache Mutter, Großmutter von 23 Enkeln und dreifache Urgroßmutter.
Sie wollten zurück nach Thüringen Doch Otto und Elisabeth von Bibra schließen mit dem Familiensitz nicht ab, sondern „begleiten ihn betend“, wie die heute 79-Jährige erzählt. „Die Wiedervereinigung unseres Vaterlandes war für meinen Mann damals schon eine unantastbare Gewissheit.“ Die Ereignisse von 1989 und 1990 versteht die Familie als Gebetserhörung und direktes Eingreifen Gottes in die Geschichte. Beiden ist klar, dass ihr Platz in Zukunft wieder in Thüringen sein wird. Ein Architekt entwarf unentgeltlich Pläne für die Sanierung der Anlage, die „Deutsche Stiftung Denkmalschutz“ war zur Mitfinanzierung des knapp eineinhalb Millionen Euro teuren Projektes bereit. Auch als Otto-Siegfried von Bibra 1993 stirbt, hält seine Frau an der Vision fest. Wenige Monate später geht sie nach Thüringen – Warnungen von Freunden zum Trotz, immer das Ziel vor Augen, aus der Burg ein geistliches Zentrum zu machen. Nach vier Jahren Arbeit und unheimlich viel Eigenleistung sind die Sanierungen 1998 so weit abgeschlossen, dass mit der Seminararbeit begonnen werden kann. Im Seminargebäude stehen elf Zimmer mit 17 Betten zur Verfügung. Viele der Seminare – angefangen von Stillen Tagen bis hin zu dem Thema „Konflikte wahrnehmen – Heilung erfahren“ – leitet Elisabeth von Bebra selbst. Bei anderen holt sich der Verein fachkundige Unterstützung. Die Menschen im Ort sind dankbar, dass wieder Leben in die alten Gemäuer eingezogen ist. Und sie profitieren auch davon. So bekocht eine Frau aus dem Ort die Seminargäste regelmäßig. Zwei weitere Frauen kümmern sich um die Gästezimmer. Und der Dorfladen beliefert die Burg mit Lebensmitteln und Getränken. Doch das alles ist für Elisabeth von Bibra nicht das Entscheidende: „Wenn diese restaurierte Burg zur Ehre Gottes und zum Bau seiner Kirche beiträgt, dann hat sie ihren Auftrag erfüllt.“ P
b Kontakt: Elisabeth Freifrau von Bibra, An der Burg, 98631 Bibra (bei Meiningen), Tel: 036944-51199, E-Mail: e.von.bibra@burg-bibra.de
net F O R UM F Ü R JUN G E C H R I S T EN
Von Dreckrädern und Jesus-Fans Keine Angst vor Staub und Dreck – das gilt für die „Riders4Christ“ (Radfahrer für Christus). Junge Christen treffen sich im Erzgebirge, um mit ihren Mountainbikes durch sandige Landschaften zu fahren. Mit dem Sport wollen sie auch Kontakte zu Nichtchristen knüpfen, um sie so für den christlichen Glauben zu begeistern. Ein Bericht von Tobias-Benjamin Ottmar. ein liebstes Gefährt ist nicht das Auto oder Moped, sondern das Mountainbike – besser: sein Dirtbike (Dreckrad). Tobias Mittelbach aus Dorfchemnitz im Erzgebirge ist begeisterter Radsportler. Doch weil ihm die Touren über Landstraßen und Bergpässe irgendwann zu langweilig wurden, wechselte der heute 21-Jährige vor fünf Jahren den Sattel: Gemeinsam mit seinem Bruder Simon und dem besten Freund bastelten sie aus Holzpaletten kleine Rampen und andere Hindernisse und schufen sich so ihren eigenen mobilen Action-Parcours. Statt querfeldein ging's nun hoch durch die Luft. Das Ziel: Möglichst ausgefallene Kunststücke auf dem Rad zu vollbringen, bevor man wieder auf der Erde landet. Gemeinsam mit seinen zwei Mitstreitern gründet der gelernte Zerspanungsmechaniker noch im selben Jahr die „Riders4Christ“. „Wir wollten, dass unsere Begeisterung sowohl für den Sport als auch für Jesus nach außen sichtbar wird“, erklärt Tobias. Also bedruckten sie bald Sticker, Jacken und T-Shirts mit dem Namen. Vor allem die Jugendlichen aus Tobias' geistlicher Heimat – der Landeskirchlichen Gemeinschaft Dorfchemnitz – ließen sich für die Fun-Sportart gewinnen. Bald war das Interesse so groß, dass die provisorisch zusammengezimmerten Rampen nicht ausreichten. Durch den Verein MSC-Thalheim – wo der sechsfache Weltmeister im Fahrradtrial und Christ Marco Hösel seine
Wurzeln hat – kamen sie 2007 an ein etwa 1.000 Quadratmeter großes Grundstück.
de die Aktion mit ähnlichem Erfolg wiederholt.
400 Kubikmeter Schutt und Sand
Er will Sportmissionar werden
Etwa 400 Kubikmeter Erde und Lehm wurden aufgeschüttet und schufen so ein Paradies für die Hobby-Dirtbiker: Nun besitzen sie ihr eigenes Gelände, wo sie nach Herzenslust trainieren können. Finanziert wurde das Projekt durch Mittel der EU. „In der Bauzeit haben wir Gott immer wieder erleben können, indem er uns zu den richtigen Zeiten Dinge für den Bau geschenkt hat, die wir benötigten“, berichtet Tobias. Seit drei Jahren werden nun donnerstags abends freie Trainingseinheiten angeboten, bei der jeder Interessierte für einen kleinen Obolus das Gelände nutzen kann.
Das große Vorbild der Radsportler ist ein gleichlautender Verein aus den USA. „Die nehmen auch immer wieder an Turnieren teil und erreichen so ein großes Publikum, um für den christlichen Glauben zu werben.“ So weit sind die jungen Christen aus dem Erzgebirge noch nicht – aber sie arbeiten dran, damit sie bald auch an Wettbewerben teilnehmen können. Allerdings könnte es sein, dass die christlichen Radler bald ohne ihren Gründer auskommen müssen. Denn derzeit bewirbt sich Tobias beim Neues-Leben-Seminar in Altenkirchen/Westerwald für ein Theologiestudium mit dem Schwerpunkt Sportmission. P
Im Camp gibt’s die gute Botschaft Dank des eigenen Domizils konnten die rund zehn Unterstützer der christlichen Truppe ihre Aktivitäten ausweiten. Schließlich wollen sie mit ihrem Sport auch auf den christlichen Glauben aufmerksam machen. 2009 organisierten die „Riders4Christ“ erstmals ein dreitägiges „Dirt-Camp“. Rund 30 Personen – darunter auch einige Nichtchristen – kamen für ein Wochenende zusammen, um gemeinsam zu trainieren und in kurzen geistlichen Inputs etwas aus der Bibel zu erfahren. Beziehungen wurden geknüpft, Freundschaften entstanden. In diesem Jahr wur-
Geburtstagskinder der Deutschen Einheit, meldet Euch! Am 3. Oktober 1990 kam es zur Wiedervereinigung Deutschlands. Wir suchen Personen, die an diesem Tag geboren sind und uns berichten, was ihnen die Einheit Deutschlands bedeutet. Schick Deinen Beitrag (max. 1.000 Zeichen ohne Leerzeichen) mit Namen, Adresse und Foto bis 16. September an: kontakt@idealisten.net oder Postanschrift idea (siehe Impressum S. 35). Unter allen Einsendungen verlosen wir Bücher und CDs!
Foto: Riders4Christ
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DI E K LE I N E K A NZ E L
» Wenn jemand nicht von neuem geboren wird, kann er das Reich Gottes nicht sehen «
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Lutz Scheufler (Schwaben bei Zwickau in Sachsen), Evangelist & Musiker
Johannes-Evangelium 3,3
Neu geboren am … Die neue Plakataktion des Deutschen Roten Kreuzes ist ein Blickfang und wirbt um Blutspender: „Schenke Leben, spende Blut“ steht kleingeschrieben zwischen den Fotos. Im übertragenen Sinne ist das auch mit dem ewigen Leben so. Jesus will, dass über jedem Leben nicht nur „Geboren am …“ steht, sondern auch „Neu geboren am …“! – der Tag also, an dem ich mich bewusst entschieden habe, als Christ leben zu wollen. Am Kreuz hat Christus sein Blut gespendet, um so jedem Menschen neues Leben schenken zu können. Jesus hat das schon vor 2.000 Jahren dem Nikodemus ins Stammbuch geschrieben: „Wenn jemand nicht von
neuem geboren wird, kann er das Reich Gottes nicht sehen.“ Beide Tage sind die wichtigsten im Leben eines Menschen: Der Tag der Geburt und der Tag der Neugeburt. Mit dem Geburtstag sagt Gott: „Ich will, dass du lebst.“ Am Tag der Neugeburt heißt die Botschaft: „Ich will, dass du ewig lebst.“ Zwischen beiden Tagen gibt es einen gewaltigen Unterschied. Kein Mensch konnte selber entscheiden, ob er geboren werden will. Aber jeder muss entscheiden, ob er neu geboren werden will! So wie eine lebensrettende Blutkonserve angenommen oder abgelehnt werden kann, so muss sich der Mensch für das neue Leben ent-
scheiden. Weil das jeder Mensch erfahren soll, darf die Werbekampagne der Kirche niemals eingestellt werden! P
Ja, auch ich abonniere Impuls-Abo 12 Ausgaben für nur Fr. 25.– Jahres-Abo für Fr. 2.96 pro Ausgabe oder Fr. 145.– pro Jahr Halbjahres-Abo für Fr. 3.01 pro Ausgabe oder Fr. 77.– pro Jahr Geschenk-Abo für Fr. 2.96 pro Ausgabe oder Fr. 145.– pro Jahr Abo 66 für Rentner nur Fr. 2.39 pro Ausgabe oder Fr. 117.– pro Jahr Studenten-Abo für nur Fr. 1.48 pro Ausgabe oder Fr. 72.50 pro Jahr (Alle Preise inkl. Portokosten. Das Abonnement ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar.)
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PORTRÄT Das Problem beseitigen, nicht das Kind LEBENSRECHT Für den 18. September rufen Lebensrechtler zu einem „Marsch für das Leben“ nach Berlin auf. Wie schwer es ist, für Kinder zu wirken, zeigt das Beispiel des christlichen Vereins „Die Wiege“ in Sachsen-Anhalt. Von Karsten Huhn. Kinder, Kinder, Kinder – so lässt sich das Leben von Sieglinde Menzel (69) beschreiben. Mit ihrem Mann Gottfried (73) hat sie drei Kinder und ein Pflegekind großgezogen. Dreizehn Enkel hat das Paar. Bis zur Rente arbeitete Sieglinde Menzel als Kinderkrankenschwester auf der Neugeborenenstation des Schönebecker Klinikums. 1991 gehörte Sieglinde Menzel zu den Mitgründern der Lebensrechtsinitiative „Kaleb“ in Schönebeck (bei Magdeburg). Kaleb steht für Kooperative Arbeit Leben Ehrfürchtig Bewahren. Außerdem ist Kaleb einer von Moses Kundschaftern, der seine Landsleute zur Eroberung Kanaans aufforderte (4. Mose 13 und 14). Weil das aber nur wenige wissen, ist Kaleb in Schönebeck vor allem unter dem Namen „Die Wiege“ bekannt.
Kleiderkammer für Kinder Anfangs führte Sieglinde Menzel die Beratungsgespräche mit Müttern in der Wohnung, später im Raum eines Kindergartens. Seit 2006 hat „Die Wiege“ von der Wohnungsbaugenossenschaft mietfrei mehrere Räume im „Familienzentrum Malzmühle“ bekommen. Am Montag bieten Mitarbeiter der „Wiege“ einen Töpferkurs an, am Mittwoch ein Eltern-Kind-Treffen. In der Kleiderkammer gibt es fast alles, was Eltern brauchen: Schwan-
gerschaftskleidung, Erstausstattung für Neugeborene und Kinderkleidung. Im Lager stehen ein Dutzend Kinderwagen, Badewannen, Autokindersitze, Laufräder und Reisebetten.
Lebenshilfe im Internet Zur Schwangerschaftsberatung in Konfliktsituationen – der Hauptaufgabe von Kaleb – kommen Frauen bei der „Wiege“ in Schönebeck nur selten. Zuletzt gelang es einer „Wiege“-Mitarbeiterin vor elf Jahren, eine Frau davon zu überzeugen, doch nicht abzutreiben. Die Ärzte hatten bei der vorgeburtlichen Untersuchung eine Behinderung des Kindes diagnostiziert. Tatsächlich kam es gesund zur Welt. Seit ein paar Wochen geht Menzel ins Internet auf die Seite www.gofeminin. de. Dort gibt es Foren, in denen sich Frauen über Schönheit, Mode und Astrologie austauschen. Mit 1,9 Millionen Einträgen an der Spitze liegt das Forum Schwangerschaft. Hier geben sich Frauen gegenseitig Tipps – und manche suchen Rat, ob sie ihr Kind bekommen sollen. Zu diesen Frauen sucht Sieglinde Menzel Kontakt.
Leih-Omas zu vermitteln „Uns Lebensrechtlern wird ja oft vorgeworfen, wir würden uns nur um die Ungeborenen kümmern, aber nicht um die Geborenen. Das stimmt aber
nicht! Wir gehen in die Familien, bieten Schuldnerberatung und Hausaufgabenhilfe an, begleiten zu Behörden, helfen beim Ausfüllen von Anträgen für Hartz IV, Eltern- und Kindergeld und Heizkostenzuschuss. Und wir vermitteln ‚Leih’-Omas und –Opas. Und als Willkommensgruß stricken wir für jedes Neugeborene in Schönebeck ein Paar Babyschuhe. In Einzelfällen geben wir auch finanzielle Unterstützung. Unsere Auffassung ist: Wir sollten das Problem beseitigen, nicht das Kind.“ Und wenn eine Frau doch abgetrieben hat? „Der psychische Druck ist enorm“, sagt Sieglinde Menzel. „Viele Frauen wünschen sich, sie könnten ihre Entscheidung rückgängig machen. Wir verurteilen diese Frauen nicht, sondern empfangen sie mit offenen Armen. Auch für sie gilt: ‚Wenn eure Sünde auch blutrot ist, soll sie doch schneeweiß werden’ (Jesaja 1,18). Das ist unsere Hoffnung als Christen.“ P
b www.familienzentrum-malzmuehle. de, Tel. 0160 94413852
DAS WORT DER WOCHE » Redet als Eltern nicht so viel, begründet nicht so viel, erklärt nicht zu viel – eure Erklärungen klingen ohnehin fast immer wie Entschuldigungen. Junge Menschen haben ein Recht auf die Klarheit des ‚Ja, ja, nein, nein’. « Der Leiter des Instituts für Kinderpsychologie und Lerntherapie in Hannover, Wolfgang Bergmann, in seinem neuen Buch: „Geheimnisvoll wie der Himmel sind die Kinder. Was Eltern von Jesus lernen können“, Kösel-Verlag. ideaSpektrum 36.2010