Idea Spektrum Schweiz 38/2010

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Spektrum l idea

Nr. 38 22. September 2010

G 7405

Nachrichten und Meinungen g aus der evangeli evangelischen g ischen Welt

Wenn Ballone und Gebete zum Himmel steigen

Seite 4

Seite 8: Marsch für s‘Läbe

Seite 9: Bettagskonferenz

Trauer und Busse für viele Abtreibungen

Wie christlich ist die Schweiz denn noch?

Ihre

Seite 12: C-Leaders

Seite 18: Chemnitz

Echte Werte halten auch in Krisen stand

Die Heilsarmee bringt Hoffnung in den Osten

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Nr. 37

G 7405

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Hilfe für die Verfolgten Kaum hatte Jesus seinen Lebensweg auf Erden angetreten, plante man schon seine Beseitigung. Dass ihn seine eigenen Leute verrieten und dass ihn die politische Autorität schutzlos auslieferte, gehört zum Schlimmsten, was einem Menschen widerfahren kann. Wundert euch nicht, wenn es euch nicht besser geht, klärte Jesus seine Jünger auf. «Der Knecht ist nicht grösser als sein Herr.»

gen ihre eigene Justiz. Auch Buddhisten und Hindus bekämpfen Gläubige anderer Bekenntnisse. Marxistische Diktaturen unterbinden die Freiheit der Meinung, des Zusammenkommens und der Religionsausübung. «Christenverfolgung? Gibt es bei uns doch nicht. Die müssen etwas verbrochen haben», lautete die Antwort eines chinesischen Diplomaten auf meine Anfrage zu diesem Thema.

Übergriffe und Repressionen gab es bereits im Römischen Reich. Diktatoren und sogar die Kirche warfen Christen in den Kerker oder brachten sie um. Auch in der Neuzeit und bis in die Gegenwart werden Menschen wegen ihres Glaubens benachteiligt, ausgenutzt, verhöhnt, enteignet, versklavt, gefangen, misshandelt und massakriert – um die 100 Millionen Christen weltweit, das sind 75 bis 80 Prozent derer, die wegen ihres Glaubens gesellschaftlich oder staatlich verfolgt werden. (Siehe dazu den «Brennpunkt» auf Seite 4)

Schätzen wir die Freiheit, die wir im Westen geniessen! Trotz aller Dunkelheit in der Welt gibt es Hoffnung: Gott ebnet Wege für die Frohe Botschaft. Moderne Kommunikationsmittel kommen an. Die im Islam verbreitete Ehrfurcht vor dem religiösen Buch erlaubt da und dort autorisierte Bibelauflagen. Trotz aller Behinderungen wächst die christliche Kirche in erstaunlichem Tempo. Gott hat die Übersicht nicht verloren!

Angeführt wird die Liste der Verfolger-Staaten von Nordkorea, Iran und Saudiarabien. Die Liste ist lang! In der arabischen Welt ist die Situation besonders schlimm. In einigen Ländern sind christliche Minderheiten geduldet, werden aber nicht vor Übergriffen geschützt. Mehrere Staaten sehen für den Übertritt zum Christentum die Todesstrafe vor. Oft geht die Verfolgung von nächsten Angehörigen aus (Ehrenmord). Die Türkei versteht sich als laizistischer Staat, aber ihrer Menschenrechtserklärung liegt die Scharia zugrunde. In unregierbaren Ländern praktizieren radikale GruppierunFrontbild: Christian Bachmann

Der neutrale, demokratische Staat kann nicht einseitig für ein Bekenntnis Partei nehmen. Das hat der Bundesrat auf meine Vorstösse zugunsten verfolgter Christen geantwortet. Einfluss kann praktisch nur über die Menschenrechte genommen werden. Wir können aber öffentlichen Protest auslösen, wie dies am kommenden Samstag in Bern geschehen soll. Wir helfen, staatliche Sicherheitskräfte auszubilden und Armeen zu demokratisieren. Wir informieren und unterstützen unsere Behörden in der Behandlung von Flüchtlingsdossiers. (Davon steht nichts in der Tagespresse.) Und das Wichtigste: Sie und ich – wir können beten!

3 biblisch Ein Lieblingsbibelwor t von roland Thörisch, nationaler Leiter der Gideons (Bibelver teiler), Mellingen:

«Denn wir sind sein Werk, geschaffen in christus Jesus zu guten Werken, die gott zuvor bereitet hat, dass wir darin wandeln sollen.» (Epheser 2,10) «Mir wurde dieser Vers vor Jahren sehr wichtig, und er ist mein Begleiter im Alltag geworden. Wir sind sein Werk, und dies kann nur Gutes versprechen. Nicht nur für unser tägliches Leben, sondern auch für mich selbst. Wenn wir Gottes Werk sind, kann es nur gut sein. Denn unser grosser Gott ist unfehlbar und per fekt in Planung und Ausführung. Und wenn wir dann noch lesen, dass wir in den guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, wandeln sollen, so ist dies für mich die Zusage, der Zuspruch und auch der klare Auftrag, mit offenem Herzen für die Menschen in der Welt da zu sein. Lasst uns in seinen Werken wandeln und den Menschen die verändernde Kraft der Gnade überbringen!»

WÖrTlich «eine christliche – und übrigens auch eine jüdische und moslemische – Theologie hat nicht die Aufgabe, die Welt, wie sie von der Physik wahrgenommen wird, zu erklären. Für den glauben geht es vielmehr darum, über das ‹geheimnis der Welt› ins staunen zu geraten, ehrfürchtig zu werden und zu danken.» Frank Jehle, ehemaliger Pfarrer und Lehrbeauftragter für evangelische Theologie an der Universität St. Gallen, im «St. Galler Tagblatt». Reklame

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BRENNPUNKT

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CSI-Sprecher Ueli Haldemann über Christenver folgung und die grosse Berner Kundgebung

«Christen in islamischen Ländern besonders bedroht» «Es ist eine Tatsache, dass Christen in islamischen Ländern besonders bedroht sind.» Das stellt Ueli Haldemann, Leiter Öffentlichkeitsarbeit von Christian Solidarity International (CSI), fest. Als OK-Chef der kommenden Kundgebung für verfolgte Christen in Bern betont er auch, Christen dürften dazu nicht mehr schweigen.

«Spektrum»: In welchem Land sässen Sie jetzt als Christ garantiert hinter Gittern? Ueli Haldemann: Mit Sicherheit in Nordkorea. Es ist das Land, das im Verfolgungsindex von «Open doors» seit Jahren an der Spitze steht. Dann aber wohl auch in Saudi-Arabien, in Afghanistan, Pakistan, im Iran oder in Eritrea. Wo nimmt die Christenverfolgung besonders drastisch zu? Generell nehmen die Religionskonflikte weltweit zu, weil religiöser Fundamentalismus immer höhere politische Ansprüche stellt. Besonders deutlich sieht man dies in islamischen Ländern. Das führt zu einem enormen Druck auf die Regierungen. Es kommt zu einem Machtkampf zwischen säkularem und religiösem Gedankengut und letztlich auch zwischen Tradition und Moderne. Da der Islam einen ausgeprägten politischen Anspruch hat, nimmt die Verfolgung von Christen in diesen Ländern besonders stark zu. Welche «Gefahr» droht denn dem Islam durch die Christen? Der Islam geht gemäss dem Koran davon aus, dass alle Nichtmuslime Ungläubige und letztlich Feinde sind, die entweder bekehrt oder bekämpft werden müssen. Fundamentalisten sehen ihren Glauben und ihre Traditionen in

Zur Person

Ueli Haldemann, 55, verheiratet, drei erwachsene Kinder, wohnhaft in Dachsen ZH. Gründete und leitete elf Jahre die musikmissionarische Arbeit «Gospel-News». Anschliessend Koordinator des Christustags 1991 in Bern. Später Sekretär der Gemeindegründungsinitiative Focusuisse. FörBild: idea/av.

und Wunder zum Glauben an Jesus Christus finden. Sie leben aber im Untergrund und sind kaum statistisch erfassbar.

Eine Stimme für die Verfolgten: CSI-Sprecher Ueli Haldemann.

Gefahr. Radikale Muslime sagen sich: «Schaut euch nur einmal die westliche Welt mit ihrem moralischen Zerfall und der Zerstörung der Familienwerte an! Wenn das der Ausfluss der christlichen Religion ist, kann das keine gute Religion sein. Dagegen müssen wir ankämpfen.» Und deshalb soll der Westen immer mehr islamisiert werden.

Was müssen Christen im Iran oder in Saudi-Arabien erleiden? Als kleine Minderheiten müssen sie ihren Glauben völlig im Untergrund leben. Sie dürfen sich nicht öffentlich treffen und schon gar nicht missionieren. Letztlich werden sie als Menschen zweiter Klasse angeschaut. Weil sie keine Rechte bekommen, sind sie letztlich gezwungen, sich in der Illegalität zu bewegen, wenn sie ihren Glauben ernsthaft leben wollen. So passiert es sehr leicht, dass Christen ins Gefängnis wandern oder mit dem Tod bedroht werden. Was geschieht mit Menschen, die zum christlichen Glauben übertreten? Konvertiten werden am intensivsderte ab 1998 mit seinem Dienst «Ministries of Hope» die Vision für eine nationale Transformation. Initiierte ab 2001 zusammen mit Walter Bernhard den Nationalen Gebetstag vom 1. August. Seit November 2007 Leiter der Redaktion und Öffentlichkeitsarbeit von CSI Schweiz. OK-Präsident der kommenden Berner Kundgebung.

ten verfolgt. Ein Glaubenswechsel ist die grösste Beleidigung für den Islam. Ein Moslem kann dem Islam gar nicht den Rücken kehren. Wer es trotzdem wagt, verstösst gegen den Kern seiner Religion, und das ist für die eigene Familie und auch für die Gesellschaft ein schlimmes Verbrechen. Konvertiten sind sich ihres Lebens nicht mehr sicher und dürfen umgebracht werden, damit die Ehre der Familie wieder hergestellt wird.

Gibt es Länder, in denen die Christen praktisch ausgestorben sind? Bis heute ist es keinem noch so repressiven System gelungen, das Christentum auszurotten. Aber der Anteil der Christen in Ländern wie dem Irak, Ägypten oder der Türkei ist verschwindend klein geworden. In der Türkei gab es zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch 20 Prozent Christen, heute sind es noch 0,5 Prozent. Ägypten war über Jahrhunderte hinweg ein offener Staat mit einer langen christlichen Tradition. Seit der Gründung der Moslembruderschaft wird auch hier der religiöse Kurs immer radikaler. Vom Irak sagt man, dass bereits 250 000 Christen das Land verlassen haben. Und doch hört man immer wieder, die Zahl der Christen nehme gerade in diesen Ländern zu. Das kann ich bestätigen. Auch wenn viele Christen ihre islamische Heimat verlassen, hören wir von immer mehr Muslimen, die oft durch übernatürliche Zeichen

Gibt es auch in Europa weiterhin Christenverfolgung? Ansätze dazu gibt es überall in Europa, hervorgerufen nicht zuletzt durch die Passivität der christlichen Kirche. Die Kirche spielt im öffentlichen Leben praktisch keine Rolle mehr. Im Gegensatz dazu nutzen die Muslime die grosse Toleranz des Westens, um klare Forderungen zu stellen. Durch den Einfluss des Islams und die Verunsicherung der Öffentlichkeit gerät auch das Christentum zunehmend unter Druck. Wer heute öffentlich christliche Werte fordert, spürt einen kräftiger werdenden Gegenwind, bis hin zu ersten Verfolgungstendenzen. Muslime nicht bekämpfen, sondern bekehren: Dieses Motto hört man in christlichen Kreisen immer wieder. Wie oft kommen Muslime bei uns zum Glauben an Jesus? Das passiert durchaus. Gerade Gruppen mit bekehrten Leuten aus dem arabischen Raum sind am Wachsen. Wir Christen sollten die Chance viel mehr nutzen, ein echtes und transparentes Christsein zu leben. Wenn wir vom Reich-Gottes-Gedanken beseelt sind, konsequent Nächstenliebe, Ehrlichkeit und Solidarität leben, wäre dies die beste Voraussetzung, um Muslime für Jesus zu gewinnen. Lässt sich Christenverfolgung mit politischen Mitteln einschränken? Eine schwierige Frage. Man kann vor allem auf Länder einwirken, die eine demokratische Rechtsordnung kennen und die Menschenrechte achten. Wir versuchen das momentan mit einem Programm in Indien. Die indische Regierung sagt klar, sie wolle die Religionsfreiheit gewährleisten. Also helfen wir Christen, die von Hinduextremisten verfolgt werden, für ihre Rechte zu kämpfen und vom Staat Schutz und Sicherheit einzufordern. Wo Menschenrechte mit Füssen getreten werden, dürfen wir nicht schweigen.


BRENNPUNKT

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Was kann Ihre Kundgebung vom 25. September in Bern bewirken? Ich erwarte, dass es uns gelingt, den leidenden Christen in der islamischen Welt eine Stimme zu geben. Die Problematik soll sichtbar werden. Wir dürfen als Christen in der Schweiz nicht einfach schweigen. Es ist unsere Verantwortung, die Chancen und Möglichkeiten unserer Religions- und Redefreiheit zu nutzen. Könnten sich Muslime durch einen solchen Anlass nicht provoziert fühlen? Das kann durchaus sein. Wir müssen uns aber fragen, wem es dient, wenn wir einfach schweigen und so tun, als bestehe das Problem nicht. Christen und Muslime müssen lernen, miteinander umzugehen und auch kritische Punkte anzusprechen. Wir müssen auch liberal denkenden Muslimen sagen können, dass wir von ihnen klarere Aussagen zu den Diskriminierungen von Christen in ihren Ländern erwarten. Warum geschieht dies kaum? In der Schweiz lebende Muslime sagen, sie lebten jetzt hier und könnten von hier aus in Ländern wie Afghanistan oder Pakistan ohnehin nichts ändern. Sie wollten hier ihre Rechte nutzen und etwas für den Islam bewegen. Sie wollen aber keine globale Verantwortung wahrnehmen. Wurde Ihnen von Christen auch abgeraten, eine grosse Kundgebung durchzuführen? Das nicht gerade. Doch es gab lange Diskussionen darüber, warum wir speziell islamische Länder anprangern wollen. Das werde die ganze Islam-Debatte weiter anheizen. Als Veranstalter betonen wir, dass wir Religionsfreiheit für alle Menschen in allen Ländern fordern. Doch es ist einfach eine Tatsache, dass drei von vier aus religiösen Gründen verfolgte Menschen Christen sind und dass von den verfolgten Christen der weitaus grösste Teil in islamischen Ländern verfolgt wird. Gibt es Anzeichen dafür, dass Bundesrätin Calmy-Rey der Christenverfolgung mehr Beachtung schenken könnte? Von unserer Aussenministerin erwarten wir in dieser Frage ein viel grösseres Engagement. Darum

Kundgebung in Bern

Wer ist CSI?

Am kommenden Samstag, 25. September, 14.30 bis 16.00 Uhr, veranstaltet CSI Schweiz gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft für Religionsfreiheit (AGR) der Schweizerischen Evangelischen Allianz (SEA) auf dem Bundesplatz in Bern eine Kundgebung. Mit dieser Veranstaltung und einer zugleich lancierten Petition werden «volle Religionsfreiheit und Gleichberechtigung für Christen in der islamischen Welt» gefordert.

CSI steht für «Christian Solidarity International». Es ist dies eine christliche Menschenrechtsbewegung für Religionsfreiheit und Menschenwürde. CSI will mit ihrer Arbeit dazu beitragen, dass alle Menschen in Freiheit leben und aus freien Stücken ihren Glauben praktizieren können. CSI Schweiz hat ihren Sitz in Binz ZH. CSI war 1977 durch Pfarrer Hansjürg Stückelberger im Anschluss an Schweigemärsche für verfolgte Christen gegründet worden.

www.csi-schweiz.ch/kundgebung

haben wir jetzt auch eine Petition lanciert, die ebenfalls volle Religionsfreiheit und Gleichberechtigung für Christen in islamischen Ländern fordert. Sie wird den Bundesbehörden am 10. Dezember, dem offiziellen Tag der Menschenrechte, übergeben.

Müsste die Schweiz gegenüber islamischen Staaten vermehrt wirtschaftlichen Druck ausüben? Das wäre wünschenswert. Unsere Regierung lässt sich zu sehr nur von Wirtschaftsinteressen leiten und geht nicht konsequent genug gegen Menschenrechtsverletzungen vor. Wir wollen mit der Kundgebung und der Petition die Not der verfolgten Christen mehr ins Blickfeld rücken. Sollte man Ferienaufenthalte in muslimisch geprägten Ländern meiden? Wir haben letztes Jahr alle grossen Reiseveranstalter angeschrieben und gefragt, wie sie zu den Problemen mit den Menschenrechtsverletzungen stehen und ob sie ihre Kunden auf die Christenverfolgung in Ländern wie Ägypten oder den Malediven aufmerksam machen könnten. Sie versuchten sich herauszureden. Das müsse der Kunde letztlich selber wissen. Ich würde nicht generell von solchen Ferien abraten. Aber christliche Touristen sollten sich in solchen Feriendestinationen auch besonders Zeit nehmen, um für die Christen im Land zu beten. Muss man die starke Christenverfolgung ein Stück weit als biblisch-endzeitliches Geschehen akzeptieren? Christen wurden durch alle Jahrhunderte hindurch verfolgt. Letztlich geht es um einen Kampf zwischen Licht und Finsternis. Dieser Kampf wird bleiben, solange es

diese Welt gibt. Doch der religiöse Fundamentalismus und der Hass auf Christen nehmen offensichtlich weltweit zu. Insofern erleben wir ein endzeitliches Geschehen. Auch die ganze Globalisierung läuft ja auf eine weltweite Zentrale zu. Anders ist eine globale Entwicklung fast nicht mehr denkbar. Hier wird ebenfalls eine biblische Prophetie wahr werden.

Der Eindruck bleibt, Sie stünden punkto Christenverfolgung in einem aussichtslosen Kampf. Die heutige Situation könnte einen schon entmutigen. Doch dann halte ich mich an Luthers Ermutigung: «Selbst wenn ich wüsste, dass morgen die Welt untergeht, würde ich heute noch einen Baum pflanzen.» Die Frage ist nicht immer leicht zu beantworten: Sollen wir uns darauf konzentrieren, bei uns Reich Jesu zu bauen, oder sollen wir uns in islamischen Ländern für die Religionsfreiheit einsetzen? Warum entscheiden Sie sich für das zweite? In 1. Korinther 12,26 sagt Paulus: «Wenn ein Glied leidet, dann leiden alle Glieder mit.» Wir können die verfolgten Christen nicht ausklammern. Sie brauchen unsere Stimme und unsere Hilfe. Sie glauben an eine Welt mit breiter Religionsfreiheit und Gleichberechtigung für Christen? (überlegt lange) Ich kann mir das nur im christlichen Kontext vorstellen. Wenn es uns gelingen würde, als Leib Jesu in Einheit zu leben und nach Jesu Beispiel miteinander unterwegs zu sein, dann wäre das die Basis für einen Himmel auf Erden. Ganz theoretisch. Inter view: ANDREA VONLANTHEN

5 PODIUM

Gott zusprechen Ich will es deutlich sagen: Wer Seiten aus dem Koran zerreisst, lebt nicht aus der Gotteserfahrung heraus. Wer damit droht, den Koran zu verbrennen, auch nicht. Wer meint, das «Christliche» müsse verteidigt und durchgesetzt werden, ist nicht im Reich Gottes angekommen. Natürlich gibt es eine Pluralität an Gotteserfahrungen und eine grosse und reiche Vielfalt in der christlichen Glaubenspraxis. Aber es gibt in der Vielfalt auch eine Konstante, die im heutigen sensationshungrigen Medienzeitalter unumstösslich und sichtbar bleiben muss: Christen glauben an einen zuvorkommenden Gott, an einen Gott, der liebend aufrichtet. Alles andere ist im Kern des Evangeliums nicht verankert. Wenn ich mich an das Leben von Jesus erinnere und seine Geschichte für die heutige Zeit zu erfassen versuche, dann geht es immer darum, dass Gott auf die Menschen zugeht, indem er ihnen zuspricht. Jesus spricht nicht über Gott, sondern er spricht den Menschen Gott zu, er spricht ihnen entlastende Liebe zu. Als Jesus durch die Welt zog, sprach er den Menschen zu. Nicht die Drohung zur Verbrennung hellenistischer Schriften war sein Mittel, sondern die Einladung. Es waren Einladungen zum gemeinsamen Essen, zum Dialog. Es waren Einladungen zur Reflektion des eigenen Lebens. «Er reisst die Zäune, die die Religion zwischen Gott und Mensch aufgerichtet hat, nieder und bekundet eine grenzenlose Offenheit», schreibt Heinz Zahrnt. Heute müssen Regierungen religiöse Fanatiker aus allen Lagern zur Toleranz mahnen. Als Christ wünsche ich mir, dass sich insbesondere christliche Politikerinnen und Politiker in der Debatte um die religiöse Toleranz an den Kern ihrer Gotteserfahrung zurückerinnern und sie erkennbar machen. ERIC NUSSBAUMER Der Autor ist Nationalrat der SP und lebt in Frenkendor f BL.


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JOURNAL

Sieben christliche Gemeinden feiern gemeinsames Bettagsfest in Wetzikon

SH: Gruss der Regierung

Der Stadt mit gelebtem Glauben dienen

Am Bettagsgottesdienst der Evangelischen Allianz in Schaffhausen überbrachte Regierungsrat Christian Amsler die Grüsse des Regierungsrats und warb in seinem Grusswort für einen gemeinsamen Einsatz für die Religionsfreiheit. Der Schutz der Glaubensfreiheit für alle Menschen sei eine besondere Verantwortung für Christen in der Schweiz. (th)

Gebet für die Obrigkeit

Wie «Gebet für die Schweiz» mitteilt, haben Christen übers letzte Wochenende auf dem Chasseral, in Aarau, Basel, Bern, Wengen, Weinfelden und anderswo für die Obrigkeit gebetet und «gemäss der schweizerischen Bundesverfassung» Gott den Allmächtigen als Herrn über die Schweiz proklamiert. Nach dem Verlesen des Bettagsaufrufs der Schweizerischen Evangelischen Allianz ertönte auch der Schweizerpsalm. (idea)

Bettag auf dem Säntis

Engagierte Beterinnen und Beter aus der Ostschweiz trafen sich am Bettagnachmittag auf dem Säntis. Im Flattern der Fahnen baten 150 Personen Gott um weiteren Segen

und Schutz. In der Fürbitte wurde auch an die umliegenden Kantone und Staaten sowie an ver folgte Christen und die messianischen Juden gedacht. (idea)

37 Jahre bei der Meos

Hans Schmid war 37 Jahre lang bei der Meos Svizzera im Dienst unter Italienern tätig. Geplant war ursprünglich ein Einsatz in Afrika. Aus bescheidenen Anfängen entwickelte sich unter anderem die Gemeinde «Fonte di Vita» (Lebensquelle) in Pratteln. Als Pensionierter wird sich Schmid hier weiter engagieren. (pd) www.chiesaevangelicaitaliana.ch Bilder: zvg, Christian Bachmann

«Denk mal, dank mal, bet mal»: Unter diesem Motto feierten fünf Freikirchen und die beiden Landeskirchen von Wetzikon ein gemeinsames Bettagsfest. Damit wiesen sie auf ihre Verantwortung für das Wohlergehen der Stadt hin. Wetzikon, das Zentrum des Zürcher Oberlandes, ist die sechstgrösste Stadt im Kanton Zürich. Hier haben sich sieben christliche Gemeinden zusammengeschlossen, um eine Vision zu verwirklichen: einen Anlass für die Stadt, der zeigt, dass sie gemeinsam für den christlichen Glauben und die biblischen Werte des Zusammenlebens einstehen.

Sternmarsch ins Zentrum

Ein sichtbares Zeichen für den gemeinsamen Aufbruch war am Samstag der Sternmarsch ins Zentrum der Stadt von drei Startpunkten aus. Bevor es losging, liessen die Teilnehmer Ballone aufsteigen mit einem Bibelvers für den Finder. Dann setzte sich der Tross von jeweils etwa 70 Personen Richtung Stadtzentrum in Bewegung. Die Fusswege auf dem Festgelände säumten 20 Marktstände von christlichen Organisationen, die sich fast alle um Benachteiligte kümmern. In der Festwirtschaft herrschte reger Betrieb. Verschiedene Bands und Showgroups heizten den Besuchern ein. Lorenz Schwarz begeisterte die Ländlerfans mit dem Psalm «Lobe den Herrn, meine Seele» und seinem «Jünger-Jodel». Die Kinder kamen mit Hüpfburg, aufblasbarer Rutschbahn und Rodeo-Reiten auf ihre Kosten.

Erstes gemeinsames Fest

Um 19 Uhr trafen sich gut 700 Personen zum feierlichen Abschluss in der reformierten Kirche. Pfarrer Karl Heuberger betonte, es sei das erste Mal in der Geschichte von Wetzikon, dass sieben christliche Gemeinden zusammen ein Fest organisierten: «Was uns verbindet, ist stärker als das, was uns unterscheidet.» Die Gemeinden hätten einen gemeinsamen Auftrag in unserer Gesellschaft, denn die christlichen Werte weisen auf die soziale Verantwortung hin.

Am Bettagsfest in Wetzikon kam die ganze Familie auf ihre Rechnung.

Umdenken angesagt

Ursula Schmitter vom ICF las den ersten Teil des Wetziker Bettagsmandats: «‹Denk mal.› Wir rufen die Bevölkerung auf, dem Gott der Bibel zu vertrauen. Profitsucht, Lüge, eheliche Untreue, Zerfall der Familien führen zu familiären und sozialen Nöten. Verlässlichkeit, Treue und Gerechtigkeit sind Grundpfeiler für ein geordnetes Zusammenleben. Ein Umdenken ist angesagt.» Mit dem Gospelsong «Think about», von Kantorin Annette Stopp für das Bettagsfest komponiert, nahm der ad-hoc-Chor die Thematik auf. Den zweiten Teil des Bettagsmandats las Johanna Hirzel von der katholischen Kirche: «‹Dank mal.› Christliche Kirchen sollen Hoffnung vermitteln und Brücken bauen. Mit Gottes Hilfe kann sich eine Gesellschaft erneuern. Starke nehmen Rücksicht auf Schwache, Vermögende unterstützen Arme, Gesunde helfen Kranken. Wir danken Gott, dass durch ihn Veränderung möglich ist.»

Geschenk an die Stadt

Gemeindepräsident Urs J. Fischer stellte in seinem Grusswort fest, in politischen Versammlungen würden oftmals die Unterschiede betont statt die Gemeinsamkeiten. In dieser Hinsicht seien die Kirchen ein Vorbild für die Stadt. Fischer bedankte sich für die «Stadtputzete» vom 4. September, mit der 200 Christen der Stadt ein Geschenk gemacht hatten. In seinem Referat über «Gelebte christliche Werte verändern die Gesellschaft» malte Hans-Peter Lang, Gründer der Aargauer Stiftung Wendepunkt, den Zustand unserer Gesellschaft vor Augen: «Was sind Gründe für das Prädi-

kat ‹jung, diplomiert, arbeitslos›? Mangelnde Sozial- und Handlungskompetenzen.» Dazu trügen neue Formen von Abhängigkeiten wie Gamesucht bei. «Als Christen sind wir Wegweiser und Hoffnungsträger und können die Zukunft unserer Gesellschaft beeinflussen.» Wie in Lukas 4 dargelegt, seien wir zu den Armen und Zerschlagenen gesandt, heute zu den Alleinerziehenden, «Working poor», alten und psychisch kranken Menschen. «Unsere gelebte Liebe und unser Dienst in der Welt machen den Menschen Gott sichtbar.»

Solidarität fördern

Hans Corrodi von der Evangelisch-reformierten Landeskirche las den dritten Teil des Bettagsmandats: «‹Bet mal.› Die Wetziker Kirchen stehen ein für ihre Stadt und die Bewohner. Wir beten für eine Kultur des Lebens und der Gottesfurcht und wehren uns gegen Menschenverachtung. Wir beten für Menschen am Rande der Gesellschaft und arbeiten für eine Umkehr der Gesellschaft hin zu einer Solidarität zwischen Generationen, Parteien und Völkern.» CHRISTIAN BACHMANN

Das Bettagsfest 2010

Hinter dem Wetziker Bettagsfest standen die folgenden sieben Gemeinden: Evangelisch-reformierte Landeskirche, Römisch-katholische Pfarrei, EMK, FEG, Freie Christengemeinde, FMG sowie ICF Zürcher Oberland. OK-Präsident war der reformierte Pfarrer Karl Heuberger. Drei Jahre hatten die Vorbereitungen in Anspruch genommen. www.bettagsfest.ch


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«Marsch für s’Läbe»: Demonstration für das Leben und gegen die Abtreibung

Särge und Kreuze auf Zürichs Bahnhofstrasse Eine eher ungewohnte Demonstration zog am Bettags-Samstag durch Zürich: Weisse Kindersärge und Grabkreuze als Zeichen der Trauer um abgetriebene Kinder, im hinteren Teil «die wunderbare Fülle des Lebens» mit Familien und einer brasilianischen Steelband. Etwa 700 Personen nahmen am «Marsch für s’Läbe» teil, um daran zu erinnern, dass Abtreibung ein Unrecht darstellt. Der Anlass wurde von verschiedenen Kirchen, Werken und Organisa-

Positives Fazit Hauptorganisator Daniel Regli meint rückblickend: «Ich ziehe ein positives Fazit. Viele Menschen aus den verschiedensten Kirchen und Gemeinden haben her vorragend zusammengearbeitet. Leider fiel die Berichterstattung negativ aus. Es ist lächerlich, katholische Priester in Soutane abzubilden und dann die Freikirchen schlecht zu machen. Tele Top berichtete fairer als die Konkurrenz.»

Der Demonstrationszug war in die beiden Teile «Trauermarsch» und «Läbesfäscht» unterteilt. Vorne wurde das «Grab des ungeborenen Kindes» auf einem Wagen transportiert, inklusive passender Trauermusik. Im hinteren Teil wurde die Freude über die sogenannt traditionelle Familie gefeiert. Die Botschaft war unmissverständlich. Und nicht nur japanische Touristen zückten die Kameras. Trauer oder Freude? Lebensschützer bekennen Farbe.

tionen unterstützt. Die meisten Teilnehmenden kamen aus der Deutschschweiz: Familien mit Kindern, Einzelpersonen, Jugendliche und Ältere. Anfang und Schluss der Veranstaltung fanden auf dem Helvetiaplatz statt, wo sich die Teilnehmenden von den akustischen Störmanövern jugendlicher Anarchisten nicht provozieren liessen.

Wie lebendig begraben

Der Sprechchor «Kein Gott, kein Staat, kein Patriarchat!» fand keine Resonanz. Dabei gingen die Lebensberichte von Frauen, die abgetrieben hatten, unter die

Haut. Eine Frau schilderte, wie sie sich nach einer Abtreibung «wie lebendig begraben» gefühlt habe, und begann zu weinen. Lebensfreude habe sie wieder gefunden, nachdem sie Vergebung bekommen habe. Als «Christin und Ärztin» wies Nationalrätin Yvette Estermann (SVP, LU) darauf hin, dass Ärzte indirekt zu Schwangerschaftsabbrüchen gezwungen würden, wenn sie ihre Karriere nicht gefährden wollten. «Dabei gelobten sie im Eid des Hippokrates, Frauen kein Mittel zur Abtreibung zu geben!» Die Kundgebung bezeichnete sie als einen «ganz kleinen Anfang».

Von Gott abgefallen

Christoph Keel vom Organisationskomitee verwies auf die Präambel der Bundesverfassung, wonach «die Stärke des Volkes sich misst am Wohl der Schwachen». Die Fristenlösung würde gegen Sinn und Geist der Bundesverfassung verstossen. Pfarrer Hansjürg Stückelberger bekannte denn auch: «Unser Volk ist vielfach von Gott abgefallen. Heute sind wir hier, um daran zu erinnern, dass Abtreibung ein Unrecht ist.» Der katholische Pfarrer Roland Graf forderte den Einsatz für jene, «die keine Stimme haben.» Die Veranstaltung schloss mit einem gemeinsamen «Vater unser». THOMAS FEUZ

Steffisburger «Kirche mit Herz» im Sonnenfeld feier te das 50-Jahr-Jubiläum

Wie im Mensch drin ein Sonnenfeld entstehen kann Eine grosse Festgemeinde feierte übers Wochenende im «Schwäbis»-Quartier in Steffisburg ein Doppeljubiläum: 50 Jahre Orgeleinweihung und 50 Jahre Kirche Sonnenfeld. Der Festgottesdienst wurde von Pfarrer Fredy Staub aus Wädenswil ZH gehalten. War das Benefizkonzert am Samstagabend nur mässig besucht, so war die Kirche am Bettag bis praktisch auf den letzten Platz besetzt. Das bunte Programm beinhaltete nebst dem Auftritt der Formation «Le Männerchor Steffisburg» auch die Auflösung des Wettbewerbs über den Auferstehungsweg.

Heiter-beschwingt

Nach dem Quartierfest im SchwäBild: zvg, idea/tf

bis vom 21. und 22. August folgte am 18. September ein weiterer Höhepunkt im Jubiläumsjahr: Das Benefizkonzert in Erinnerung an die Orgeleinweihung vor 50 Jahren. Brian Boy (Gitarre und Gesang), Tabitha Probst auf der Flöte sowie Eva Probst und Roland Finsterwalder an der Orgel gestalteten ein Programm mit vielen musikalischen Leckerbissen. Das Spektrum reichte von Händels «Alter Musik für Blockflöte» bis zu der von Roland Finsterwalder beschwingt vorgetragenen «Schanfigger Bauernhochzeit» und den eingängigen Songs von Brian Boy.

Froh-besinnlich

In seiner Festpredigt vermochte Event-Pfarrer Fredy Staub sein Publikum bereits im Interview mit Moderator Pfarrer Kurt Bi-

In Festlaune: Die Pfarrer Fredy Staub (links) und Kurt Bienz.

enz zu fesseln. Das Thema «Auferstehung der Freude – so tut glauben gut!» weckte bei der jungen Tauffamilie bis zum ältesten Senior Dankbarkeit und Freude. «Ich wünsche Ihnen, dass tief in Ihnen drin ein ‹Sonnenfeld› entstehen kann», rief Staub der aufmerksam zuhörenden Festgemeinde zu. «Jede Beziehung lebt vom gegenseitigen Ja. Erwi-

dern Sie Gottes Ja zu Ihnen, und richten Sie sich wie die Blumen auf dem Feld immer wieder nach ihm aus!» Staub illustrierte seine oft humorvoll vorgetragenen Gedanken mit einer TV-Satellitenschüssel. «Le Männerchor» setzte mit dem «Sanctus», der «Messe in D» und dem Spiritual «We are marching in the light of God» gekonnt den musikalischen Rahmen. Das «offene Mikrophon» stiess auf ebensolche Ohren und Herzen. Mit der Auflösung des Wettbewerbs zum Auferstehungsweg endete die Ausstellung der eindrücklichen Gemälde. Beim Jubiläumsapero wurde nicht nur auf die Vergangenheit angestossen, sondern auch über neue Projekte ausgetauscht. Tatsächlich: So tut glauben gut! THOMAS FEUZ


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EVP sucht den Konsens darüber, wie christlich die Schweiz heute ist

ÄXGÜSI

Werte einbringen statt «verteidigen»

Meine Sehnsucht Letzte Woche war ich irgendwo unterwegs und fuhr an einem Kloster vorbei. Ich ging hinein und fand das, was ich oft in unseren Gemeinden nicht mehr finde. Ruhe! Einfach nur Ruhe. Dasitzen, auf Gott hören. Keine Musik, keine feurige Predigt, keine Tanz- und Worshipgruppe, kein Theater – einfach nichts. Kein Event. Der Event war einfach nur: Gott und ich.

«Wie christlich ist denn die Schweiz?» Mit dieser Frage beschäftigten sich an der Bettagskonferenz der EVP in Aarau rund 120 Personen. In verschiedenen Voten wurde dazu aufgefordert, christliche Werte in die Diskussion einzubringen. Parteipräsident Heiner Studer begrüsste am Samstag im Grossratssal in Aarau «zu einem Tag des Hörens, nachdem dann am Sonntag gedankt und gebetet wird». Er freute sich über das grosse Altersspektrum der Anwesenden, vom 93-Jährigen Aktivisten bis zur Vertretung der Jungen EVP, «der nächsten Politgeneration».

Vom Christentum geprägt

Jeff Fountain, Direktor des «Schuman Center for European Studies», ging auf die Grundlagen ein, auf denen westliche Staaten und auch die Schweiz gegründet wurden. «Warum haben wir einen Ruhetag pro Woche? Wie kam es zur Festsetzung der Menschenrechte? Wodurch wurden die westliche Literatur, Kunst, Musik, Architektur, die Gesetze geprägt? Warum so viele Spitäler und soziale Einrichtungen gebildet?» Die Antwort gab er mit dem Hinweis auf die Zehn Gebote und die Geburt des Welterretters Jesus Christus, von dem im ersten Jahrhundert einwandernde Völker aus dem Osten berichtet hätten. Fountain befasst sich intensiv mit dem geistlichen Aufbruch im Europa der Nachkriegszeit. Sein Fazit: «Europa ist tief verwurzelt in christlichen Grundwerten. Wir sollten nicht entmutigt sein über die aktuelle Entwicklung.»

Der Weg der Mitte

«Heute siedeln sich viele in der Mitte an. Die EVP war schon immer da und hat die kurzen Wege nach links und rechts genutzt» (Nationalrätin Maja Ingold). Generalsekretär Joel Blunier bezeichnete die Bettagskonferenzen als Instrument, «um aus verschiedenen Blickrichtungen nach Lösungen zu suchen». www.evp-pev.ch

Bild: idea/tf

Am Konsens interessiert: Jeff Fountain, Claudia Bandixen, Maja Ingold, Philippe Gonzalez und Thomas Schlag (von links).

Eine leere Hülle?

Der Soziologe Philippe Gonzalez untermauerte sein Referat mit Zahlen und Statistiken, die eine «bedeutende Veränderung der Schweiz» belegen würden. Bezeichneten sich 1990 noch 88,2 Prozent der Einwohner als Christen, betrug dieser Anteil im Jahr 2000 nur noch 79,2 Prozent. Im gleichen Zeitraum nahm die Zahl der Moslems von 2,2 Prozent auf 4,3 Prozent zu. «Wir kommen aus einer Situation, wo die römisch-katholische und die reformierte Kirche die Mehrheit hatten. Beide sind auf dem Rückmarsch, während sich andere christliche Minderheits-Gemeinschaften ausbreiten. Doch ihr Wachstum ist nicht gross genug, um die Erosion zu kompensieren.» Die christlichen Grundlagen wären zwar immer noch feststellbar, würden aber mehr und mehr zur «leeren Hülle». Religion stelle nicht (mehr) das einigende Moment dar. Der Begriff der «christlichen Schweiz» sei ein Widerspruch in sich selbst. Kirchen und Christen sollten sich an der politischen Debatte beteiligen und so dazu beitragen, «gemeinsame Werte» zu entwickeln.

Kirche und Öffentlichkeit

Professor Thomas Schlag zeigte auf, dass die Kirchen zukunftsfähig seien. «Es gehört zu ihrem Kernauftrag, die eigene Meinung öffentlich zu bezeugen» (Missionsauftrag in Matthäus 28). Dabei hätten sie nicht nur Anspruch auf Verkündigung des Evangeliums, sondern auch auf ethische und kulturelle Kompe-

tenz. Dass Religion als Privatsache betrachtet würde, bezeichnete er als «fragwürdige Einstellung». Ein säkularer Staat könne von einer guten Partnerschaft mit der Kirche profitieren. Im Sinne eines übergreifenden Konsenses solle nach gemeinsamen Betätigungsfeldern gesucht werden. «So lässt sich auch heute noch Staat und Politik machen.» Pfarrerin Claudia Bandixen, Kirchenratspräsidentin der Reformierten Landeskirche Aargau, ergänzte mit einem Referat über Organisation, Funktion und Inhalte der Landeskirchen als «Modell für eine multikulturelle Schweiz».

Folgen für die Politik

Nationalrätin Maja Ingold wies darauf hin, dass geltende Normen hinterfragt und auf ihre wirklichen Hintergründe geprüft werden müssten. «Ich stelle mir immer wieder die Frage: Wie hätte Jesus in unserer multikulturellen und pluralistischen Gesellschaft gewirkt?» Das Evangelium gebe ihr wertvolle «Queranstösse». Gefragt sei eine Absage an Effekthascherei zugunsten einer konstruktiven Sachpolitik. Die Fragerunde wurde rege benützt. Doch die Zeit wurde knapp, und Rückfragen zu den einzelnen Referaten konnten nicht abschliessend beantwortet werden. «Es gehört zum Stil der EVP, dass eine Frage auch einmal unbeantwortet bleiben kann», meinte Generalsekretär Joel Blunier. Auch darüber herrschte Konsens im Aarauer Grossratssaal. THOMAS FEUZ

Natürlich sind die Bedürfnisse unterschiedlich. Und man muss ihnen unterschiedlich begegnen. Aber manchmal erinnern mich unsere Event-Gemeinden ein wenig an die Event-Gastronomie. Immer noch mehr, immer noch schräger, immer noch intensiver. Aber ganz ehrlich, eine Kletterwand in der Kirche bringt mich Gott und dem Himmel auch nicht näher. Und manchmal befürchte ich, dass es in unseren Gemeinden ganz ähnlich kommt wie bei der Event-Gastronomie. Der Event ist wichtiger als das Essen. Der Event ist so gut, dass man gar nicht mehr merkt, dass die Qualität der Gerichte nicht mit dem Unterhaltungswert mithalten kann. Und was, wenn der Event in unseren Gemeinden auch besser als der Inhalt ist? Vielleicht bin auch ich selber das Problem. Irgendwie wird mir manchmal schmerzlich bewusst, dass ich der Sehnsucht nach Gott hinterher renne. Irgendwann ist sie mir (fast) abhanden gekommen. Nicht ganz, aber fast so, als hätte ich keinen Hunger mehr. Keinen Hunger nach Gott, Spiritualität, Nähe. Ich weiss, dass ich mit diesen Empfindungen nicht alleine bin. Im Austausch mit anderen erlebe ich Verständnis und realisiere, dass auch andere Sehnsucht nach der Sehnsucht haben. Als ich letzte Woche aus dem Kloster kam, war sie wieder da. Und ich dankte Gott, dass er immer wieder Wege findet, sie in mir zu wecken. VERENA BIRCHLER Die Autorin ist Leiterin Kommunikation bei ERF Medien in Pfäffikon ZH.


Nichts hören?

Nichts sehen?

Nichts sagen?

Wir dürfen nicht schweigen!

Kundgebung Bundesplatz Bern www.csi-schweiz.ch

www.avc-ch.org

www.ostmission.ch

www.hmk-aem.ch

Samstag 25. September 2010 14.30 -16.00 Uhr Volle Religionsfreiheit und Gleichberechtigung für Christen in der islamischen Welt

Programm ■ Persönliche Zeugnisse von verfolgten Christen ■ Statements von Politikern zum Thema Religionsfreiheit und Menschenrechte

www.lio.ch www .lio.ch

■ Kurzreferate und Hintergrundberichte ■ Petition an die Schweizer Bundesbehörden

www.opendoors.ch

Veranstalter CSI-Schweiz zusammen mit den weiteren Mitgliedern der Arbeitsgemeinschaft für Religionsfreiheit (AGR) der Schweizerischen Evangelischen Allianz (SEA) www.osteuropamission.ch

Die AGR fordert Religionsfreiheit für alle Menschen. Schwerpunkt dieser Kundgebung sind Christen in der islamischen Welt.


WirTsCHAFT

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FÜHrUng

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synergie

Was ist eine «Kingdom Company»? Welcher christliche Unternehmer möchte nicht, dass sein Unternehmen immer mehr zu einer UBG (Unternehmen nach biblischen Geschäftsprinzipien) wird? In meinem Juni-Artikel zu diesem Thema habe ich über Merkmale für die Unternehmensleitung einer UBG geschrieben («idea Spektrum» Nr. 23). Hier im zweiten Teil nun einige wichtige Merkmale für das Unternehmen selber. • Das Ziel des Unternehmens ist die Verwirklichung von Gottes Zielen und Absichten. Die Berufung und der Zweck des Unternehmens sind klar, und es wird in Übereinstimmung mit Gott gehandelt und gearbeitet. • Auf der Grundlage der biblischchristlichen Weltanschauung sind Firmenvision, Zweck und Werte

klar definiert und werden mittels klarer Ziele, Strategie und Massnahmen in den Alltag umgesetzt. • Die Firmenvergangenheit ist bereinigt, wo nötig wurden Fehler wieder gutgemacht, und die Fehler anderer wurden vergeben. • Das Unternehmen ist Gott geweiht, und die Firmenleitung versteht sich als Verwalter und nicht als Besitzer. Der Heilige Geist hat freien Zugang. • Das Unternehmen dient seinen Kunden, Lieferanten, Mitarbeitenden und der Gesellschaft und fügt ihren Leben «Ewigkeitswerte» hinzu. Beziehungen werden gepflegt und wo nötig bereinigt. «Ungute» Beziehungen und Partnerschaften, welche die Umsetzung der definierten Grundsätze verhindern, werden aufgelöst. • Es wird nach dem Grundsatz «Wirtschaft für Menschen» gearbeitet.

Die Mitarbeiterführung hat deshalb hohe Priorität. Die Führungsverantwortlichen werden für ihre Aufgabe trainiert. • Die Mitarbeiter werden gemäss ihrer Berufung, ihrer Fähigkeiten und Gaben eingesetzt und ganzheitlich gefördert. Die Mitarbeiterauswahl wird gemäss biblischen Prinzipien vorgenommen. • Die biblischen Prinzipien werden im Umgang mit den von Gott anvertrauten Ressourcen und Finanzen angewendet. Dies beinhaltet: Transparenz und Rechenschaft, Schliessen des Kreises (wie viel ist genug?), Budgetierung und Controlling, freimütiges Geben, pünktliches Bezahlen und weiser Umgang mit Schulden. • Biblische Richtlinien und nicht Situationsethik bilden die Grundlage für das tägliche Handeln. Jeder im Unternehmen weiss, wie mit Fehlern und Sünde umgegangen wird.

• Die Ordnung und die Organisation im Unternehmen sind so gewählt, dass Frieden herrscht und dass die Unternehmensziele erreicht werden können. Nun ist die Frage für Sie und Ihr Unternehmen: Wo stehen Sie bezüglich dieser Punkte? Nehmen Sie sich eine Zeit der Stille und bitten Sie Gott, er möge Ihnen zeigen, wo es Veränderung, Busse, Wachstum, Training oder andere konkrete Schritte braucht. sTeFAn JAKOB Der Autor ist Unternehmensberater und Geschäftsführer vita perspektiv ag in Heimberg (www.vitaperspektiv.ch) und Vorstandsmitglied Verein UBG «Unternehmen nach biblischen Geschäftsprinzipien» (www.ubgnet.ch). sjakob@vitaperspektiv.ch

Peter Sleebos an der Leiterkonferenz der Freikirchen in Bern

«Märtyrergesinnung» bringt Leiter nicht weiter ein Leiter darf eine ausgeprägte Persönlichkeit haben. Aber er muss in der Lage sein, seinen Führungsstil zu überprüfen und zu ändern. Das betonte der holländische Verbandsleiter der pfingstlichen und charismatischen gemeinden, Peter sleebos, an der Leiterkonferenz der Freikirchen in Bern. Die Leiterkonferenz (LKF) vom 17. September hörte einen Redner, der aus einer gewissen Distanz zu den schweizerischen Verhältnissen heraus an das Thema heranging. Laut dem holländischen Theologen, ehemaligen Missionar und Verbandsleiter Peter Sleebos müssen Leiterpersönlichkeiten die biblischen Ämter «Priester, Prophet und König» ausüben – übertragen auf unsere Zeit und ihre Umstän-

für interessierte Werke und Verbände befasst. Er ist am Kontakt mit weiteren Institutionen interessiert, doch stellt sich die Frage, welche Kriterien diese erfüllen müssen. Sind nur grosse und bedeutende Werke gefragt? Sind auch Gemeinschaften erwünscht, die bislang nicht im VFG vertreten sind? Der Vorstand wird sich nochmals mit der Frage befassen. Sie wünschen sich starke Leiterpersönlichkeiten: ChristustagPräsident René Winkler, Freikirchen-Präsident Max Schläpfer und Franz Boschung, Chefsekretär der Heilsarmee (von links).

de. Sie müssen gute Ratgeber und Träger der Werte des Reiches Gottes sein. Sie sollen nicht nur selbst führen, sondern auch andere zum Führen anleiten. Sie müssen bereit und fähig sein, über den Schatten ihrer eigenen Persönlichkeit zu

Christustag: Dank Spenden kein Defizit Komitee-Präsident René Winkler zog gegenüber der Leiterkonferenz eine Bilanz zum vergangenen Christustag in Bern. Die Organisatoren hatten 6000 Teilnehmer mehr erwartet und auch das Budget darauf ausgerichtet. Weshalb das Interesse bei der freikirchlichen Basis nachgelassen habe, sei nicht Bild: Fritz Imhof

eindeutig geklärt. Diese Tatsache werde aber Auswirkungen auf die Planung eines nächsten Christustags haben. Die Zusammenarbeit unter den beteiligten Organisationen und Personen war laut Winkler hervorragend. Bezüglich Finanzen rechnet er nach einem Spendenappell mit einer «schwarzen Null».

springen und einen situationsgerechten Führungsstil zu pflegen. Konkret heisst das: Auch der stark zielorientierte Leiter muss Verantwortung an Einzelne und an ein Team delegieren und den Mitarbeitern die nötigen Kompetenzen geben oder sie darin fördern. Wer sich dagegen sträube, zeige oft eine «Märtyrergesinnung», die getrieben sei von der Haltung: «Ich muss alles tun, weil es sonst niemand tut.» Die absolut zentrale Eigenschaft des Leiters aber sei seine Glaubwürdigkeit, so Sleebos.

Beobachterstatus schaffen?

Die LKF hat sich auch mit der Einräumung eines Beobachterstatus

Schrift – Bekenntnis – Kirche

Die Leiterkonferenz nahm ausserdem Kenntnis von einer theologischen Stellungnahme des VFG zum Lehrgespräch der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE). Die Stellungnahme «Schrift – Bekenntnis – Kirche» stellt die wichtigsten Positionen der evangelikal-freikirchlichen Bewegungen und Verbände dar und stellt sie den von der GEKE formulierten Positionen gegenüber. Autor der Schrift ist der promovierte Theologe und FEG-Pfarrer Jürg Buchegger. Das Papier gibt Anstösse zu einer freikirchlichen Theologie und Ekklesiologie. Der VFG hat sich ausserdem an der Vernehmlassung zur Suizidhilfe beteiligt (www.freikirchen.ch >Stellungnahmen). FriTZ iMHOF


WIRTSCHAFT

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Fachschule für Führungskompetenz bot Workshop zum Leiten in Krisenzeiten an

Warum Hayeks Prognose (nicht) falsch war «Ein Konflikt ist weder gut noch böse, sondern fruchtbar oder unfruchtbar.» Diesem Grundsatz gemäss lernten die Teilnehmenden des Workshops «Leiten in Krisenzeiten», wie Krisen zur Chance und Konflikte zu Lernprozessen werden. Eingeladen hatte die Fachschule für Führungskompetenz C-Leaders. «Dinge und Menschen sind, wie sie sind», sagte Markus Züger, Leiter der Fachschule, in seiner Einführung. Ausgehend davon sollten Kräfte und Energie nicht darauf verschwendet werden, sich über Bestehendes und Gewesenes zu ärgern. Viel besser setze man diese ein, um Lösungen zu finden. «Damit eine Krise aber in einer Win-Win-Situation endet, geht es darum, das Gegenüber nicht mit Lösungsansätzen zu überzeugen. Entscheidend in Kri-

Impressum Idea Schweiz Herausgeber: Idea Information AG, 4410 Liestal Verwaltungsrat: Heiner Henny, Präsident; Sam Moser, Stellvertreter; Paul Beyeler, Hans Lendi, Hansjörg Leutwyler, Hanspeter Schmutz Ideelle Trägerschaft: Schweizerische Evangelische Allianz (SEA), Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG), Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) Redaktion: Josefstr. 32, 8005 Zürich, Tel. 044 444 16 44, Fax 044 444 16 49 E-Mail: redaktion@ideaschweiz.ch Internet: www.ideaschweiz.ch Chefredaktor: Andrea Vonlanthen Büro: Bahnhofstr. 65, 9320 Arbon Tel. 071 446 70 02, Fax 071 446 74 88 E-Mail: andrea.vonlanthen@ideaschweiz.ch Redaktor: Thomas Feuz Er weitertes Team: Esther Reutimann, David Sommerhalder, Thomas Hanimann, Iris Muhl, Sibylle Zambon, Christian Bachmann, Mirjam Fisch-Köhler, Marlies Reutimann Praktikum: Stefanie Niederhäuser Inserateservice: Jordi AG – das Medienhaus, Roland Rösti, Belpbergstr. 15, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 25, Fax. 031 819 38 54 E-Mail: inserate@ideaschweiz.ch Aboservice: Jordi AG – das Medienhaus, Ursula Seifried Jordi, Belpbergstr. 15, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 20, Fax. 031 819 38 54 E-Mail: abo@ideaschweiz.ch Abopreise: Jahresabo Fr. 145.–, Seniorenabo Fr. 117.–, Halbjahresabo Fr. 77.–. Das Abo ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar. Konto: PC-Konto 40-788586-4 Idea Information AG, 4410 Liestal Layout/Druck/Versand: Jordi AG – das Medienhaus, Belpbergstr. 15, 3123 Belp, www.jordibelp.ch

Bild: idea/sn

heit und Rahmen geben, solange sie halten. Doch: Häge sind da, den Hirten zu ersetzen.» Zäune müssten fallen – und würden fallen. Dann sei es entscheidend, den Hirten zu kennen. «Wie viel Kraft wenden wir auf, verlotterte Zäune zu zementieren, anstatt den Hirten zu akzeptieren?» Sie ermutigte die Anwesenden, sich den Sieg Jesu gerade in Krisen bewusst zu machen.

Keine frommen Ausreden Chancen packen: Markus Züger über den Umgang mit Krisen.

sen und Konflikten ist es, nach den Bedürfnissen und der Bedürftigkeit des Andern zu fragen, die hinter einer Forderung oder einer Meinung stehen. Man lernt sich dadurch besser verstehen und findet nachhaltige Lösungen.»

Gott ist in Krisenzeiten stark

Krisen – um dieses Thema drehte sich alles am Workshop-Forum im Kafi Mühli in Oberwinterthur. Daniel Zindel, Leiter der Stiftung «Gott hilft», liess die Anwesenden teilhaben an der Krise, die er und sein Team durchgemacht haben. Die Stiftung kam im März in die Schlagzeilen, nachdem ihr sexueller Missbrauch vorgeworfen wurde. «Wie eine Bombe» sei die Krise über ihn hereingebrochen. «Die Meldung erreichte mich in Afrika. Als ich in der Schweiz mein Natel einschaltete, dauerte es keine drei Sekunden, und ich hatte einen Radiojournalisten am Telefon. Ab da hatte ich keine ruhige Minute mehr», erzählte Zindel. Trotzdem – oder gerade deshalb habe er Gottes grosse Treue erlebt. «Gott ist immer dort, wo die Not ist. Wenn ich schwach bin, ist er stark.» Er habe sich oft «Worstcase-Szenarien» vorgestellt, bis er gemerkt habe: Das bringt nichts. «Sorgen gehören Gott.» So auch die Sorge um den Ruf und das Image. «Ich übergab sie bewusst Gott und sagte: ‹Das ist ab heute deine Sache›.» Rückblickend habe die Krise für die Institution sehr viele Früchte getragen. «Wenn eine Krise gut gemeistert wird, ist sie einen Wachstumsschub: Persönlich, geistlich und als Team.»

Jesu Sieg in Krisen

Elisabeth Schirmer gab einen Einblick in die Situation ihrer Uhrenfirma Ronda. Eine erste grosse Krise erlebte sie, als ihr Vater, Gründer und bis dahin Leiter des Werks, starb. «Finanziell sah es aussichtslos aus. Wir gingen zu Nicolas Hayek und baten um Rat. Er analysierte die Situation

Was sie sagten Daniel Zindel: «Geht davon aus, dass ihr Gottes Treue trauen könnt!» Elisabeth Schirmer: «Lebt Verheissungs-orientiert, nicht Erfahrungs-orientiert.» Karl Flückiger: «Was brauche ich für ein Gottes- und Kirchenbild, damit es der Krise standhält?» Verena Birchler: «Gestalte die Krise, bevor sie dich gestaltet.» Markus Züger: «Wir haben als Christen zu den Krisen der Welt deshalb so wenig zu sagen, weil wir sie selbst noch nicht überwunden haben.»

und sagte: ‹Ihr habt keine Chance›. Also dachten wir: Wenn wir keine Chance haben, versuchen wir es. Verlieren können wir nicht mehr, als wir ohnehin schon haben.» Jahre später existiert das Unternehmen noch immer. «Nicht, dass Hayek falsch lag. Aber er rechnete nicht mit Gott.» Elisabeth Schirmer betonte, wenn Gott wolle, sei nichts unmöglich. Am biblischen Bild der Schafe zeigte sie, worin viele Krisen der Welt – und auch der Kirchen – begründet seien. «Wir haben uns Häge aufgebaut mit Systemen, die uns scheinbar Sicher-

Nach dem Mittagessen und vielen angeregten Diskussionen sprach Pfarrer Karl Flückiger zum Thema «Theologie der Krise». Es sei wichtig, den Glauben immer wieder kritisch zu hinterfragen. «Was stimmt in meinem Lebensstil nicht mit Gottes Wort überein?» Nur so entstünde eine Theologie, die auch in Krisen hält. «Geht raus aus euren Wohlfühlzonen, damit ihr Krisen erlebt und auf Gott angewiesen seid», forderte er auf. Von einer anderen Seite warf Verena Birchler einen Blick auf Krisen. Die Kommunikationsleiterin und stellvertretende Geschäftsführerin von ERF Medien sprach über das Dilemma zwischen Harmoniebedürfnis und Zielerreichung in christlichen Werken. Christen seien ständig am Fördern, Chancen geben, geistlich Handeln und Geduld üben. Dabei verliere man die Ziele aus den Augen. «Christen brauchen Mut zu Management und Wirtschaftlichkeit. Wir müssen aufpassen, fromme Floskeln nicht als Ausreden zu missbrauchen, einem Konflikt aus dem Weg zu gehen.» Nach diesem Tag, vollgepackt mit wertvollen Informationen und prägnanten Aussagen, machte sich allem voran eine Erkenntnis bei den Teilnehmern breit: Krisen sind grosse Chancen. STEFANIE NIEDERHÄUSER

C-Leaders Die Fachschule für Führungskompetenz ist modular aufgebaut. Ihre Fachgebiete: Führung, Persönlichkeitskompetenz und Coaching. www.c-leaders.ch


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Die Kinder-Evangelisations-Bewegung feier t das 60-jährige Bestehen

Damit Kinder Generationen prägen können Es darf gefeiert werden! Rund 120 Gäste schauten in den Räumlichkeiten der FEG Aarau in Schönenwerd auf sechs Jahrzehnte Kinder-Evangelisations-Bewegung zurück. Das Motto «Kinder erreichen – Generationen prägen» ist zeitlos. Die Arbeit der KEB wurde 1950 durch die kanadische Missionarin Agnes Martens begonnen. Kurz darauf wurden der Verein gegründet, erste Vollzeitmitarbeitende eingestellt und in Bern die Zentrale der KEB Schweiz eröffnet.

Generationenwechsel

Vollzeitliche Kindermissionare unterstützen Gemeinden und Einzelpersonen in sechs Zweigstellen, eine davon in der französischsprachigen Schweiz. Durch ZAK-Kurse (Zielorientierte Arbeit mit Kindern) werden ehrenamtliche Mitarbeitende aus Gemeinden geschult, Kinder mit dem Evangelium zu erreichen, im Glauben zu begleiten und in eine Gemeinde zu

Christopher Hadisaputro (rechts) übernimmt von Roy Harrison das Präsidium. Links Ruth Harrison, rechts Damaris Hadisaputro.

führen. Paul Lehmann, ehemaliger Missionsleiter des Janz-Teams, hat die Anfänge miterlebt und zeigte in seinem Referat die Notwendigkeit auf, die Frohe Botschaft an die junge Generation weiterzugeben. Im Anschluss übergab Präsident Roy Harrison das Amt an seinen Nachfolger, den FEG-Prediger Christopher Hadisaputro aus Wädenswil. Hauptaussage der Darbietung durch die Mitarbeitenden der KEB: «Kinder erreichen – Generationen prägen heisst auch, in

die Zukunft zu investieren.»

Trends erkennen

«Die Leute verfügen nicht mehr über viel freie Zeit. Auch Kinder sind vielbeschäftigt mit Schule, Hobby oder Sport. Deshalb suchen wir nach Formen, um die Kinder mit dem Evangelium zu erreichen», sagt Missionsleiter Daniel von Reitzenstein. Die KEB erarbeitet Unterrichtsmaterial und stellt es den Gemeinden zur Verfügung. Sie arbeitet in erster Linie

mit Erwachsenen zusammen, die sich in der Arbeit unter Kindern engagieren. Auch Schulungen werden angeboten. Von Reitzenstein erläutert die Herausforderung: «Am Inhalt der Botschaft ändert sich nichts, aber die Form der Vermittlung wird auch weiterhin einem Wandel unterworfen sein. Wir wollen herausfinden, wie wir die heutigen Kinder erreichen können.» Oft ergebe sich ein wertvoller Kontakt zu den Eltern, wenn die Kinder über längere Zeit die Anlässe besuchten. Eine Studie stellt in ihrem aktuellen Bericht fest: «Jugendliche haben ein hohes Mass an Bewusstsein für die grossen Themen der Gesellschaft. Was auch auf sie zukommt: Sie suchen eine Lösung.» Wie die Lösung – das Evangelium – in adäquater Form an die nachfolgende Generation weitergegeben werden kann, wird auch künftig das Thema bei der KEB sein. Innovative Ideen und Kreativität bleiben gefragt. MARLIES REUTIMANN

Junge Christen organisieren in Luzern ein Metal-Konzer t mit evangelistischem Hintergrund

Metalszene: Feindbild oder Evangelisationsfeld? Mit einem Konzert machen drei Christen darauf aufmerksam, dass Metal auch positive Aussagen haben kann. Auf ihrer Mission begegnen sie viel Unverständnis und Vorurteilen, aber auch der Grösse Gottes. Er hat weder lange, schwarze Haare noch trägt er Ledermantel und Nietenstiefel. Joel Bigler ist MetalFan, Schlagzeuger, Konzertorganisator – und überzeugter Christ. Mit zwei gleichaltrigen Kollegen organisiert der 19-Jährige das Konzert «Gates of Grace», das am 25. September in Luzern über die Bühne geht. Angekündigt sind christliche und weltliche MetalBands, die mit ihrer Musik eine positive Botschaft verkünden. Metal und Gott – was für viele Christen unvorstellbar ist, macht Bigler keine Probleme. «Als Gott mir die Überzeugung gab, ein Metal-Konzert auf die Beine zu stellen, wusste Bilder: Markus Jungen, idea/sn

Meinung zu haben, aber auch zu ihr zu stehen.»

Diskussion stärkt Glaube

Engagiert: Joel Bigler.

ich, dass es nicht darum geht, einen weiteren Anlass für Christen zu organisieren», erzählt Bigler. Er wollte auch säkulare Metalfans ansprechen. «Um das Evangelium weiterzugeben, muss ich es vorleben», ist der kaufmännische Angestellte überzeugt. Die Beziehungen sind es deshalb, die ihm in der Metalszene wichtig sind. «Diese Leute beschäftigen sich mit dem Sinn des Lebens und diskutieren gerne. Da bin ich als Christ gefragt.» Denn dass er Christ sei, wüssten alle. «Ich habe gelernt, eine eigene

Um überzeugt für seinen Glauben argumentieren zu können, sei es wichtig, auch die Gegenseite und deren Argumente zu kennen. «Die herausfordernden Gespräche mit Un- oder Andersgläubigen bringen mich dazu, meinen Glauben zu reflektieren. Dies stärkt und vertieft ihn. Ich weiss: Nichts kann mich von Gott trennen, aus ser ich selbst.» Er wisse nicht alles. Aber: «Ich könnte immer sagen, ich bräuchte noch eine Schulung, bevor ich rausgehe. Aber ich will etwas bewirken mit dem, was Gott mir gibt. Mein erster Schritt nach einem Leben in der Schule soll nicht ins Altersheim führen!» Eine ausgeprägte Diskussionskultur zu Hause und die Erkenntnis, nicht alles als persönlichen Angriff zu werten, helfen ihm, seinem Standpunkt treu zu bleiben.

«Gott hat das Konzert von langer Hand vorbereitet. So viele Kontakte, die in den letzten Jahren scheinbar zufällig zustande kamen, konnten wir nutzen», erzählt Bigler. Und: «Wir versuchten viel, um an Sponsoren zu kommen, erreichten aber wenig. Da legten wir die Sache in Gottes Hände. Nun haben wir mehr Geld erhalten, als wir budgetierten!» Das Konzert hat sich für die Organisatoren jetzt schon gelohnt: Sie haben gelernt, bei allem auf Gott zu vertrauen. «Wir machen unsere Hausaufgaben, aber Gott schenkt das Gelingen.» STEFANIE NIEDERHÄUSER

Gates of Grace Das Konzert findet am 25. September im Sedel Luzern statt. Türöffnung ist um 18.30 Uhr. Tickets sind erhältlich bei www.starticket.ch und an deren Vorverkaufsstellen.


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N AC H R IC H T E N

Evangelische Kirche soll keine Abtreibungen mehr ermöglichen! MARSCH FÜR DAS LEBEN Mit 1.800 verzeichnete er doppelt so viele Teilnehmer wie 2009. Gegendemonstranten schreckten nicht vor der Schändung des Kreuzes zurück. Ein weiteres wurde von Gegnern des Marsches zerstört. In der vollbesetzten St. Hedwigs-Kathedrale forderte der Geschäftsführer des Gemeindehilfsbundes, Johann Hesse (Walsrode), in seiner Predigt die evangelische Kirche auf, in ihren Beratungsstellen keine Beratungsscheine mehr auszustellen, mit denen Schwangere eine Abtreibung vornehmen lassen können: „Eine Kirche, die die Kultur des Todes in den eigenen Reihen duldet und fördert, wird im kommenden Gericht nicht bestehen können.“ Der Bundesverband Lebensrecht forderte in einer „Berliner Erklärung“ den Staat auf, die Finanzierung von Abtreibungen zu beenden.

40 Milionen Euro Steuergelder für Kindestötungen In Deutschland würden die Kosten für 90 % aller Schwangerschaftsabbrüche in Höhe von jährlich mehr als 40 Millionen Euro aus den Haushalten der Länder bestritten. Statt Hilfe zum Töten fordert der Verband, dass Schwangere und Familien wirksame Hilfe erhalten. Politiker der Unionsparteien und der katholischen Kirche hatten dem Veranstalter des Marsches Grußworte geschickt und sich für dessen Engagement bedankt – unter ihnen Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU), der Fraktionsvorsitzende der CDU/CSU im Bundestag, Volker Kauder, sowie die Kardinäle Meisner (Köln) und Sterzinsky (Berlin). P

b Bundesverband Lebensrecht, Tel: 030/64494039 E-Mail: berlin@bv-lebensrecht.de

Foto: Markus Pletz

B

egleitet von Protesten feministischer und linksradikaler Gruppen haben Abtreibungsgegner einen „Marsch für das Leben“ in Berlin veranstaltet. Nach Angaben der Polizei zogen rund 1.800 Personen schweigend vom Alexanderplatz zur St. Hedwigs-Kathedrale, wo sie einen ökumenischen Gottesdienst feierten. Die Lebensrechtler führten 1.000 weiße Kreuze mit sich, um damit ihre Trauer auszudrücken, dass in Deutschland werktäglich rund 1.000 Kinder im Mutterleib getötet werden. Veranstalter war der Bundesverband Lebensrecht (Berlin), der 14 Mitgliedsorganisationen umfasst. Gegner der Aktion störten mit Trillerpfeifen und Sprechchören. Die Gegendemonstranten verhöhnten die Christen mit Parolen wie „Hätt Maria abgetrieben, wärt ihr uns erspart geblieben“ und warfen entwendete Holzkreuze in die Spree. Die Wasserschutzpolizei fischte 44 Kreuze aus dem Fluss.

KOMMENTAR zum „Marsch für das Leben“

Viel Spott für Christen, aber kein Gruß von evangelischen Bischöfen

Zehntausende demonstrieren in der deutschen Hauptstadt gegen längere Laufzeiten von Atomkraftwerken, knapp 2.000 Christen gegen die massenweise Tötung ungeborener Kinder. Dass nicht mehr Menschen gegen schätzungsweise jährlich 200.000 Kindestötungen im Mutterleib auf die Straße gehen, stimmt nachdenklich. Es zeigt: Christen haben bei diesem Thema ein Mobilisierungsproblem – auch die Evangelikalen. In ihren Reihen wird viel über den Skandal der Abtreibung geklagt, aber wenn es darum geht, öffentlich Farbe zu bekennen, verlässt offenbar viele die Courage. Was hindert örtliche Evangelische Allianzen daran, Busse und Sonderzüge einzusetzen – so wie es die Kernkraftgegner tun? Mit mindestens

10.000 Teilnehmern würde der „Marsch für das Leben“ von den Medien wahrgenommen. Zu fragen ist auch: Wo waren evangelische Bischöfe, die so gerne die Ungerechtigkeiten dieser Welt anprangern, aber zum größten Unrecht, dem Krieg gegen die Ungeborenen, weithin schweigen? Die römisch-katholische Kirche war immerhin mit zwei Weihbischöfen vertreten. Der Vorsitzende der (katholischen) Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, und fünf weitere katholische Bischöfe sandten unterstützende Grußworte. Von landeskirchlicher Seite kam nicht ein einziges Grußwort, obwohl alle Kirchenleiter vom Bundesverband Lebensrecht darum gebeten worden waren. Ein Trauerspiel! Ist das Feigheit oder Ignoranz? Der Marsch bot

angesichts hasserfüllter Gegendemonstranten einen Vorgeschmack auf das, was Christen eines Tages in ganz Deutschland blühen könnte – nämlich, dass sie mit Spott überzogen werden. Man darf gespannt sein, ob sich Politik und Medien nicht nur über eine angekündigte KoranVerbrennung erregen, sondern auch über die Schändung christlicher Symbole. Christenfeinde warfen Kreuze in die Spree oder streckten sie den Marschteilnehmern umgedreht entgegen – ein satanistisches Symbol. Aber die Lebensrechtler ließen sich nicht provozieren und beherzigten die Weisung Jesu „Liebet eure Feinde!“. Ein massives Polizeiaufgebot sorgte dafür, dass es nicht zu Übergriffen kam. P Christian Starke ideaSpektrum 38.2010


N AC H R IC H T E N

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Freikirche: Weg frei für Pastorinnen FREIE EVANGELISCHE GEMEINDEN IN DEUTSCHLAND Nach langen Debatten hat der „Bundestag“ mit großer Mehrheit beschlossen, dass jede Gemeinde entscheiden kann, ob sie eine Pastorin haben will.

A

uch in Freien evangelischen Gemeinden wird es künftig Pastorinnen geben. Mit überwältigender Mehrheit billigten die Gemeindedelegierten und Pastoren auf dem jährlichen „Bundestag“ im Kronberg-Forum (Dietzhölztal-Ewersbach/ Mittelhessen) einen entsprechenden Antrag der Bundesleitung. Er überlässt es den Gemeinden, ob sie Pastorinnen anstellen. Der Antrag erhielt 437 von 573 abgegebenen gültigen Stimmen und übertraf mit 76,3% deutlich die erforderliche Zweidrittelmehrheit. 124 Delegierte (21,6 %) votierten dagegen, 12 (2,1 %) enthielten sich. Über einen Gegenantrag von 5 Pastoren, die die bestehende Regelung, dass nur Männer Pastoren sein können, erhalten wollten, wurde nach dem eindeutigen Ausgang nicht mehr abgestimmt. Nach dem Beschluss warb Präses Ansgar Hörsting (Witten) erneut darum, die Gemeinsamkeit in der Freikirche trotz unterschiedlicher Erkenntnisse zu wahren. Niemand dürfe sich als Sieger oder Verlierer fühlen. Zur Erläuterung des Antrags der Bundesleitung sagte er, in dem Meinungsbildungsprozess sei deutlich geworden, dass es bei der Pastorinnenfrage innerhalb der Freien evangelischen Gemeinden unterschiedliche auf der Bibel gründende Einschätzungen gebe, auch innerhalb der

Bundesleitung. Es komme darauf an, die Vielfalt der Erkenntnisse zuzulassen.

Kritiker: Bibel nicht „entkernen“ In der Begründung des Gegenantrags erwiderte der Nürnberger Pastor Friedrich Zahn, es sei „unrealistisch“ zu meinen, man könne mit zwei verschiedenen biblischen Erkenntnissen in einem Gemeindebund leben. Der Antrag der Bundesleitung missachte die in der Bibel vorgegebene unterschiedliche Beauftragung von Frauen und Männern. Gott habe Männern die Letztverantwortung in Leitung und Lehre übertragen. Im Kern gehe es um die Frage, ob Aussagen der Bibel auch heute gelten oder als überholt verstanden werden sollten. Zahn befürchtet ein „sukzessives Entkernen“ der Bibel. In der Aussprache verteidigten u. a. der Rektor

des Theologischen Seminars Ewersbach der Freikirche, Mi- Ansgar Hörsting chael Schröder, und sein Vorgänger Wilfried Haubeck den Antrag der Bundesleitung. Die Argumente der Befürworter von Pastorinnen seien ebenfalls biblisch begründet. Der Heidelberger Pastor Fritz Weidemann, der Pastorinnen ablehnt, beklagte, dass man beim Schriftverständnis innerhalb der Freikirche „nicht auf einen Nenner“ komme. Das werde Auswirkungen auch auf andere Gebiete haben, etwa auf sexualethische Fragen. Der „Bund“ zählt 38.400 Mitglieder in 454 Gemeinden. 5 Gemeinden wurden neu aufgenommen: Altenburg (Thüringen), Brüchermühle (Sauerland), Eching bei München, Renningen bei Stuttgart und Ulm. P

Die Frauenordination in Deutschland (in Auswahl) Pro (Kirchen mit 24,4 Mio. Mitgliedern):

Kontra (Kirchen mit 26,9 Mitgliedern):

EKD mit 22 Mitgliedskirchen (endg. alle ab 1991) Die Heilsarmee (seit Gründung 1865) Evangelisch-methodistische Kirche (ab 1956) Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden Altkatholische Kirche (seit 1994) Bund Freikirchl. Pfingstgemeinden (seit 2005) Arbeitsgemeinschaft Mennonit. Gemeinden Bund Freier evangelischer Gemeinden (seit 2010)

Römisch-katholische Kirche Orthodoxe Kirche Selbstständige Evang.-Lutherische Kirche Brüdergemeinden Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten Russlanddeutsche Gemeinden Einzelne Gemeinschaftsverbände (wie z. B. Siegerland-Wittgenstein)

KOMMENTAR

Foto: idea/Polzer

Frauenordination: Die Debatte wird nicht zu Ende sein Nun sind fast alle Freikirchen dem Weg der Volkskirche gefolgt und haben die Frauenordination eingeführt – wie zuvor auch die (gemäßigte) historisch-kritische Methode der Bibelauslegung (so bei Methodisten und Baptisten). Dass sich zuletzt auch der Bund Freier evangelischer Gemeinden mit großer Mehrheit für Pastorinnen entschied, ist absehbar gewesen, da bereits seit vielen Jahren die Ausbildungsstätte – das Theologische Seminar Ewersbach (Mittelhessen) – entsprechend lehrt. Der langjährige Präses des evangelikalen Bundes – Peter Strauch – hat es lange vor dem Ende seiner Amtszeit prophezeit: „Nach mir wird das nicht mehr durchzuhalten sein. Es wird Pastorinnen geben.“ Er

ideaSpektrum 38.2010

selbst sieht das als problematisch an, wie er zum Abschluss seiner Präseszeit 2008 in einem idea-Interview sagte. Für die Befürworter ist jetzt Frauen Gerechtigkeit widerfahren, können sie doch nun alle Ämter übernehmen. Gegner befürchten: Wenn man einmal Worte Gottes außer Kraft setzt oder anders interpretiert (wie es die Befürworter der Frauenordination sehen), warum sollte man dann bei der Homosexuellen-Segnung anders verfahren? Bisher gehört der Bund Freier evangelischer Gemeinden zu den wenigen wachsenden Freikirchen. Er kannte bislang kaum öffentliche Auseinandersetzungen. Letzteres könnte sich ändern. P Helmut Matthies


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DA N K DE R E I N H E I T

Die Heilsarmee in Deutschland … hat 47 Korps (Gemeinden). Sie unterhält 42 Sozialeinrichtungen, ist Arbeitgeber für 730 Angestellte und geistliche Heimat für 4.055 Menschen, darunter 154 Offiziere (ordinierte Geistliche). Unterstützt wird die Heilsarmee in Deutschland von rund 19.000 Förderern.

b Heilsarmee Chemnitz/ 614:Projekt, Nicht nur ein Job, sondern Berufung: Jamie Garrington von der Heilsarmee lebt gern im HeckertGebiet in Chemnitz.

Alfred-Neubert-Str. 17, 09123 Chemnitz, Tel. 0371-2832969, chemnitz.614@heilsarmee.de www.heilsarmee-chemnitz.de

ideaSpektrum 38.2010


DA N K DE R E I N H E I T

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„Hier gibt‘s keine Armee außer der Roten Armee“ HEILSARMEE Dank der Wiedervereinigung gibt es im Osten wieder die Heilsarmee, die zu DDRZeiten verboten war. An sieben Orten gilt sie als Leuchtturm der Hoffnung – auch im einstigen KarlMarx-Stadt, das heute wieder Chemnitz heißt. Von Matthias Pankau & Thomas Kretschel (Fotos). Es ist kurz nach eins. Die ersten Kinder kommen. Zur Hausaufgabenhilfe. Andere haben elementarere Bedürfnisse. Ulli etwa. Der etwas ungepflegt wirkende Mittfünfziger möchte einen Kaffee. Den bekommt er auch. Doch er schmeckt ihm nicht. „Viel zu dünn“, krakeelt er durch den Raum und bietet den Umstehenden einen Schluck aus seinem Becher an. Die lehnen dankend ab. „Wer hat den denn gekocht?“ „Das war ich, Ulli“, antwortet Jamie Garrington, die gerade dazukommt. Sofort hellt sich Ullis Gesicht auf. „Beim nächsten Mal musst du einfach ein paar Löffel mehr Kaffee nehmen“, rät er ihr, um dann leicht wankend, aber friedlich von dannen zu ziehen. „Ulli kommt regelmäßig her. Er ist ein netter Kerl – wenn auch etwas eigen“, erklärt Jamie Garrington.

„Die Heilsarmee“ musste entfernt werden Die 32-Jährige leitet das Projekt der Heilsarmee hier im Chemnitzer Neubaugebiet, das zu DDR-Zeiten als zweitgrößter Plattenbaukomplex der DDR galt. Seit 2001 ist die Heilsarmee hier tätig. Zunächst gab es nur eine mobile Kinderarbeit an einigen Tagen pro Woche. 2006 schließlich bezog die Heilsarmee die Räume in dem ehemaligen Versorgungszentrum. Zu DDR-Zeiten wäre solch ein Engagement nicht möglich gewesen. Denn wie zuvor schon unter den Nationalsozialisten war die 1865 von dem englischen Methodistenpastor William Booth gegründete Freikirche in der DDR verboten. In vielen Gemeindehäusern musste sogar der Schriftzug „Die Heilsarmee“ über dem Eingang entfernt werden mit der Begründung: „Hier gibt’s keine Armee außer der Roten Armee.“ Infolge der friedlichen Revolution engagiert sich die Heilsarmee seit 1990 auch wieder im Osten, hat Niederlassungen in Berlin, Leipzig, Dresden, Guben, Meißen, Naumburg und eben Chemnitz.

Wo sonstige Kirchen nicht tätig sind Jamie Garrington kennt die DDR nur von einem einzigen Besuch. Das war 1986. Ihre Eltern – amerikanische Heilsarmee-Offiziere – arbeiteten seit Mitte der 70er Jahre in der BRD. Sie war damals acht und erinnert sich nur noch an die scharfen Grenzkontrollen: „Wir mussten ewig warten, und die Grenzer kontrollierten uns sehr genau.“ Nach einem mehrjährigen Aufenthalt in den USA zieht Jamie 2000 ideaSpektrum 38.2010

nach Berlin. Dort bekommt sie Kontakt zu Heilsarmee-Mitarbeitern aus England. Die erzählen ihr vom „614:Projekt“ – einer Brennpunktarbeit der Heilsarmee in Gebieten, aus denen sich selbst Kirchen zurückgezogen haben. 614 steht für Jesaja 61,4. Dort heißt es: „Sie werden die alten Trümmer wieder aufbauen und, was vorzeiten zerstört worden ist, wieder aufrichten.“ Bei einem Besuch in Chemnitz wird ihr klar: Eine solche Arbeit müsste es auch hier geben.

Perspektivlosigkeit, Einsamkeit, Sucht Das Heilsarmee-Zentrum befindet sich mitten in dem zu DDR-Zeiten nach dem KPD-Politiker Fritz Heckert benannten Gebiet. 1989 lebten in den umliegenden Elf-Geschossern fast 90.000 Menschen. Heute sind es nicht einmal mehr halb so viele. Viele Häuser wurden abgerissen, andere saniert. Doch die Probleme vieler Menschen sind geblieben: Arbeits- und Perspektivlosigkeit, Einsamkeit, Sucht. Jamie Garrington weiß das. Denn viele kommen zur Heilsarmee: „Und wir wollen ihnen Hilfe an die Hand geben – für ihr Leben hier und jetzt und natürlich für die Ewigkeit“. Getreu dem alten Heilsarmee-Motto „Suppe, Seife, Seelenheil“. So finden in dem Zentrum auch Gottesdienste und Gebetskreise statt. Unter Chemnitzern gilt das Heckert-Gebiet als Problembezirk. Jamie hält dagegen: „Es gibt hier nicht mehr Gewalt als in anderen Teilen der Stadt.“ Vielen Bewohnern fehle einfach ein Sinn im Leben. „In vornehmen Bezirken haben Menschen ganz ähnliche Probleme. Hinter den Fassaden sanierter Jugendstilhäuser fällt das nur nicht so auf.“ Ihre WG liegt nahe beim Zentrum der Heilsarmee – „Platte“, 6. Stock.

Den Sachsen ein Sachse Dass Chemnitz für die Deutsch-Amerikanerin mittlerweile zur Heimat geworden ist, merkt man auch am leicht sächsischen Einschlag ihrer Sprache, wenn sie begeistert ist. „Ich halte es mit Paulus: Den Griechen ein Grieche und den Sachsen ein Sachse“, sagt sie und lacht. Allerdings steht das Engagement der Heilsarmee im Chemnitzer Heckert-Gebiet jetzt auf der Kippe. Ende des Jahres läuft die Finanzierung des Modellprojektes aus. Findet sich bis dahin keine neue Finanzierung – insgesamt sind pro Monat noch 6.000 Euro erforderlich –, muss die Heilsarmee ihre Zelte dort abbrechen. P


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BI BL I SC H E S N E U E R Z Ä H LT

Jesus errettet den ertrinkenden Petrus. So sieht es der junge Künstler Marco Brzozowski aus Brandenburg an der Havel. Der damals 24-jährige Atheist malte das Gemälde während des Kongresses christlicher Führungskräfte Anfang 2009 in Düsseldorf.

Im Sturm DIE GESCHICHTE DER STURMSTILLUNG – MAL ANDERS ERZÄHLT Einer, der es schafft, zu biblischen Geschichten einen neuen Zugang zu ermöglichen, ist der Bestsellerautor Titus Müller. In diesem Monat geht es um die Stillung des Sturms (Matthäus 8, Markus 4, Lukas 8). Dazu schreibt er: Manchmal verlangt Jesus Unverständliches. Wie kann er die Jünger im Boot vorausfahren lassen und sagen, er kommt später nach? Zu ihrer Verblüffung braucht er kein Boot, um den See Genezareth zu überqueren. Das Boot bohrte seinen spitzen Bug ins Wasser. Gischt spritzte in die Gesichter der Männer. Sie tauchten ihre Ruder ein und stemmten sich dagegen, acht Männer ruderten. Ein neunter klammerte sich ans Steuer, drei weitere schöpften Wasser. Wogen brachen über die Reling. Längst schwammen die Brotstückchen, die einer der Männer von der Speisung der großen Menschenmenge mitgenommen hatte, im Boot hin und her. Der See Genezareth war schwarz, ein tosender Kessel kochendes Pech. Blitze zuckten und machten die Nacht hell, um sie kurz darauf in noch tiefere Finsternis zu hüllen. Jakobus, der kleinste der Männer, ächzte: „Gott im Himmel! Willst du uns umbringen?“. Er schnappte nach dem Schöpfeimer, der ihm aus der Hand gerutscht war. Petrus trotzte am Steuer dem Sturm. „Mach weiter“, befahl er. „Kann ja sein, dass ihr Fischer euch damit abgefunden habt, eines Tages zu ertrinken. Ich hab keine Lust zu sterben!“ „Heftiger Sturm“, bestätigte Andreas, und zog mit Kraft das Ruder durch. „So habe ich ihn seit Jahren nicht erlebt.“ Der kleine Jakobus schöpfte und schleuderte eine Ladung Wasser hinaus. „Welchen Sinn hat es überhaupt, Jesus ‚vorauszufahren‘? Er will noch die Leute verabschieden, ha, dass ich nicht lache! Die lassen ihn doch niemals gehen nach dem Wunder, fünf Brote und zwei Fische, und dann diese Volksmenge.“

„Das ist nicht unsere Sache!“, unterbrach ihn Petrus. „Wir hätten bei ihm an Land bleiben sollen. Dann würde uns jetzt nicht der Sturm ersäufen. Wie will er denn nachkommen ohne Boot? Will er über Betsaida zu Fuß gehen, den ganzen weiten Weg um den See herum?“

Das sagte Judas, um sie zu ärgern „Julias heißt euer Städtchen.“ Das sagte Judas immer, um sie zu ärgern. Er kam als Einziger der Zwölf nicht aus Galiläa, sondern aus dem südlichen Judäa, und zog sie gern damit auf, dass der Tetrarch ihren Heimatort einfach umbenannt hatte, um die Frau des Kaisers zu ehren. Natürlich sträubte sich die Bevölkerung, der Heimat einen fremden Namen zu geben, und man nannte Julias weiter Betsaida. Judas sagte: „Der Wind treibt uns südlich ab, so kommen wir nicht nach Kapernaum.“ „Kümmere du dich um dein Ruder“, sagte Petrus, „und lass mich steuern. Ich weiß, wo Kapernaum liegt.“ Andreas schüttelte seinen Kopf, dass das Wasser aus der nassen Haarmähne flog. „Mann, ich hasse diesen Gegenwind. Wir könnten schon dreimal angekommen sein.“ Die meisten von ihnen waren Fischer, sie kannten den See Genezareth und seine plötzlichen Fallwinde. Dass der Sturm die Wellen mannshoch auftürmte, hatten sie jeder schon einmal erlebt. Man nannte den See das Meer von ideaSpektrum 38.2010


BI BL I SC H E S N E U E R Z Ä H LT

Galiläa, zu Recht: Er war stürmisch wie ein Ozean. Die Zedernplanken des Boots knirschten, es wurde in die Höhe gehoben und niedergestürzt. Der Mast zeigte nackt in den Himmel, sie hatten das Segel schon vor Stunden geborgen und zum Schleppnetz unter die Plattform im Heck geräumt.

Foto: privat

Petrus schmerzten die Hände Petrus schmerzten die Hände. Eisern hielt er das Steuerruder fest und lenkte das Boot gegen die Wellen. Ihr Überleben hing davon ab, dass sie nicht kenterten. Nach außen hin verachtete er den ängstlichen Jakobus, aber er wusste, die Landratte hatte recht. Es konnte sein, dass sie aus diesem Sturm nicht mehr lebendig herauskamen. Wie gut, dass Lea noch keine Kinder hatte. Trotzdem, wenn er starb, würde für Lea alles zusammenbrechen. Sie war so jung! Sie würde das Haus in Betsaida verkaufen müssen und das zweite Boot und die Netze. Nicht einmal Andreas, sein Bruder, konnte sich um sie kümmern, er saß ja mit im Boot, er würde genauso tot sein. Ihre Eltern waren arm, wie sollten sie Lea ernähren? Petrus stutzte. Ein Licht näherte sich. War das ein Kugelblitz, der über die Wogen dahinfuhr? Er hatte von solchen Phänomenen gehört. Eine Welle schob sich zwischen sie, das Licht verschwand. Als das Boot von der nächsten Woge emporgehoben wurde, sah er es wieder. Hatte es nicht die Gestalt eines Menschen? „Ein Geist“, schrie Andreas und zeigte über das Wasser. Die Männer wendeten die Köpfe. Nun schrien sie alle. Sie klammerten sich an ihre Ruder. Das Licht rief: „Ich bin es. Habt keine Angst.“ „Jesus?“ Petrus riss die Augen auf. „Jesus, bist du es?“ Der Messias lief auf dem Wasser! Er vermochte nicht nur, Speisen zu vermehren und Krankheiten zu heilen, selbst die Elemente gehorchten ihm! Immer noch unterschätzten sie ihn. Ja, auch er, Petrus, musste ihm mehr zutrauen. Dieser Mann war wirklich Gottes Sohn. „Wenn du es bist, sag mir, dass ich zu dir kommen soll!“ Der Sturm fauchte. „Komm her“, sagte der Mann aus Licht. Petrus ließ das Steuerruder los. Er hangelte sich an der Bordwand entlang, um nicht vom starken Seegang über Bord gestoßen zu werden. „Andreas, übernimm das Steuer“, sagte er. Ein Sprühnebel aus Tropfen ging ihn an, und im Widerschein des göttlichen Lichts sah er die Wellen mannshoch wogen. Er zog die Sandalen aus und kletterte über den Eichenrahmen des Schiffs. Andreas brüllte: „Petrus, hast du den Verstand verloren?“. Er kam ihm nach, wollte ihn packen. Aber da stand er schon auf dem Wasser. Unter den Füßen spürte er die beißende Kälte der Wellen. Wasser überspülte seine Zehen. Er sank nicht ein, das Wasser trug ihn. „Denk an deine Frau, soll sie etwa …“ Andreas verstummte. „Unfassbar“, stammelte Jakobus.

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Petrus ging einen Schritt. Es war nicht leicht, auf dem schwankenden Boden das Gleichgewicht zu halten, die Wellen hoben und senkten sich, und ihn, Petrus, hoben sie mit empor. Er stieg über einen Wellenkamm. Bis zu Jesus, dachte er. Er konnte im Lichtschein schon das Gesicht des Meisters erkennen. Ich gehe auf dem Wasser! Ich gehe wirklich auf dem Wasser! Er drehte sich zum Boot um. Was dachte Andreas, was dachten die Freunde davon? Waren sie stolz auf ihn? Man musste Jesus einfach mehr zutrauen, das war es! Er sah wieder nach vorn. Der Meister war fort. Versperrte ihm die Welle die Sicht? Oder war Jesus verschwunden? Panik stieg in ihm auf. „Jesus?“, hauchte er. Er sah nach unten zum tobenden Wasser. Hielt es ihn wirklich? Sank nicht schon sein rechter Fuß ein? Und der linke, war er nicht längst bis zum Knöchel überspült? Der Wind riss ihm wütend an den Kleidern. Gischt klatschte ihm in die Augen, er blinzelte, er sah nichts mehr. Das Wasser reichte ihm bis an die Knie, bis an die Hüfte. Er sank! „Jesus“, schrie er, „hilf mir!“ Da war plötzlich eine Hand, die nach ihm griff, und ein kräftiger Zug. Der Meister war da, er hievte ihn in die Höhe. Jesus brachte ihn zum Boot. Petrus sackte auf die nassen Planken nieder. Ich lebe, dachte er. Er wischte sich das Seewasser aus dem Gesicht. Was hatte er sich bloß gedacht?

Jesus sah ihn wütend an „Ist das alles?“ Jesus sah ihn wütend an. „Weiter reicht dein Vertrauen nicht? Eine kleine Angeberei, ein kleines Abenteuer, und das war’s? Petrus, du musst noch lernen.“ Er drehte sich zum Galiläischen Meer um, zum mächtigen See Genezareth, und streckte die Arme aus, als wollte er ein Pferd aufhalten, das durchgegangen war. Jesus summte eine Melodie, er bezähmte den See, so, wie man ein Tier beruhigt, er redete mit ihm, als würde er ihn seit Jahrtausenden kennen. Und der Wind legte sich, er wurde sanft. Die Wellen rollten aus. Bald lag das Boot still im Wasser. Sogar die schwarzen Wolken rissen auf, und der Mond schien friedlich herab auf sie. Andreas, Johannes, Philippus, Matthäus ließen ihre Ruder los. Sie warfen sich nieder vor Jesus. Petrus schossen Tränen in die Augen. Er hatte gedacht, die Kraft des Meisters zu erkennen, aber sie reichte immer noch weiter. Es tut mir leid, dachte er, dass ich dich erzürnt habe, Jesus. Ich will lernen. Jesus sah ihn an, als habe er jedes Wort gehört. In seinem Blick lag Wärme. „Fahren wir nach Kapernaum“, sagte er. „Wir haben viel vor, meine Lie- Bestsellerautor Titus Müller (32) ben.“ P


net F O R UM F Ü R JUN G E C H R I S T EN

Johannes und Elisabeth Hildenbrand

Jakob und D orothee Winterhof f

Die Paare der Einheit

Tobias und Miriam Hoffmann

Tobias-Jonat han Carmen Rottm und ann

OST-WEST-EHEN 20 Jahre nach der Wiedervereinigung sind schon einige Ehen geschlossen worden, von denen ein Partner aus den neuen und der andere aus den alten Bundesländern kommt. idealisten.net hat vier Paare befragt. ein Papa ist Pfarrer, mein Opa war Pfarrer und der andere Opa Katechet. Insofern hatten diese drei durchaus ihre Erfahrungen mit dem DDR-Regime gemacht, die ich selbst aber nur aus Erzählungen kenne. Vor vier Jahren lernte ich meinen Mann auf der Logos II – einem Missionsschiff von OM (Operation Mobilisation) – in der Karibik kennen. Bis auf die Unterschiede im Dialekt haben wir aber keine großen kulturellen Differenzen festgestellt. Offenbar spielt es für unsere Generation keine so große Rolle mehr, aus welchem Landesteil Deutschlands man kommt. Wünschenswert wäre ein stärkerer Austausch zwischen Christen aus Ost und West. Beispielsweise könnten Jugendverbände aus den ,neuen’ und ,alten’ Bundesländern gemeinsame Freizeiten veranstalten.“ Die gebürtige Sächsin Elisabeth (27) und Johannes Hildenbrand (26) aus Mosbach sind seit November 2007 verheiratet. Heute wohnen sie in Mosbach bei Heidelberg. „Erstmals begegnet sind wir uns Ende 2006 im Bibel-Center Breckerfeld (bei Hagen). Jakob ging bereits seit einigen Jahren dorthin zum Gottesdienst und zur Abendbibelschule. Dorothee zog von Pockau im Erzgebirge her, um in der Küche der Bibelschule zu arbeiten. Seit Mai 2009 sind wir verheiratet. Dorothee stellte fest, dass in ihrer neuen Heimat das Geld lockerer sitzt. Jakob kann es bis heute nicht verstehen, dass viele Leute im Erzgebirge übers Jahr

viel sparen, um dann zur Adventszeit fast ununterbrochen die aufwendige Fensterbeleuchtung brennen zu lassen. Nichtsdestotrotz: Die Wiedervereinigung ist für uns beide ein Grund zum Danken, da es nun für alle Deutschen Reise- und Glaubensfreiheit – Dorothees Eltern durften aufgrund ihres christlichen Glaubens in der DDR kein Abitur machen – gibt.“ Der gelernte Baumschul-Gärtner Jakob (24) und die Sächsin Dorothee Winterhoff (25) leben in Wuppertal. „Wir haben uns in der Schule kennengelernt, seit 2002 sind wir ein Paar. Zwar hatten wir beide keine Vorurteile gegenüber ,Ossis’ bzw. ,Wessis’, doch musste Miriam nach dem Umzug von Leipzig nach Hanau feststellen, dass sich viele Mitschüler über ihren Dialekt lustig machten. Sie hatten offenbar ein ziemlich schlechtes Bild von ihren Mitbürgern aus der Ex-DDR. Bei Tobias und seiner Familie spielte das aber keine Rolle. Gleichwohl stellten wir kulturelle Unterschiede fest, vor allem in der Erziehung. Ich (Miriam) habe den Eindruck, dass es im Westen für die Eltern selbstverständlicher ist, die jungen Erwachsenen länger (finanziell) zu unterstützen, während ostdeutsche junge Leute früher selbstständig werden müssen. Was uns traurig stimmt ist, dass viele Deutsche den jeweils anderen Teil nur von der Landkarte kennen. Oft herrschen bis heute Desinteresse bis hin zu Ablehnung vor. Besser wäre es, sich

kritisch mit der anderen Kultur auseinanderzusetzen.“ Die landeskirchliche Jugendreferentin Miriam (26) und der Unternehmensberater Tobias Hoffmann (27) sind seit 2007 verheiratet. Mit ihrem sechs Monate alten Sohn Elija wohnen sie in Köln. „Wir haben uns auf einer Hochzeit in Letschin/Brandenburg kennengelernt: Der Bruder von Tobias-Jonathan heiratete eine Freundin von Carmen. Seit August 2008 sind wir verheiratet. Tobias-Jonathan (gebürtig aus Prieros/Brandenburg) hatte gegenüber den Bürgern aus den alten Bundesländern durchaus Vorbehalte: Wessis sind Warmduscher, nehmen die Führungspositionen weg, sind humorlos und haben nur sich selbst im Blick. Doch je mehr wir uns kennenlernten, desto mehr verschwanden diese Vorurteile. Eine Eigenschaft habe ich (Tobias-Jonathan) aber bis heute: Ich kann Dinge nur schwer wegwerfen, weil ich meine, sie irgendwann wieder gebrauchen zu können. Das liegt wohl an den Entbehrungen aus DDR-Zeiten. Auch 20 Jahre nach der Einheit glauben wir, dass es vor allem bei der älteren Generation mitunter eine ,Mauer im Kopf’ gibt. Ich (Carmen) denke, dass die Wiedervereinigung noch so lange dauern wird, wie Deutschland geteilt war.“ Die Psychologin Carmen (27) stammt aus Stockach/Bodensee. Mit ihrem Mann TobiasJonathan Rottmann (30) – Referendar für das Sonderschullehramt – wohnt sie in Goslar. P ideaSpektrum 38.2010

Fotos: privat

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Zu DDR-Zeiten völlig undenkbar: Ein Feldgottesdienst auf einem Truppenübungsplatz, hier der Altmark in Sachsen-Anhalt

Evangelische Kirche: Dank der Einheit viele Erfolgsgeschichten WIEDERVEREINIGUNG Mit ihr kam 9 Monate später – Mitte 1991 – auch die kirchliche Vereinigung. Matthias Pankau zeigt, wie sich die acht östlichen EKD-Mitgliedskirchen entwickelt haben. Am 27. Juni 1991 trat die Vereinigung der 16 westlichen und damals noch acht östlichen Landeskirchen in Kraft. Veränderungen waren für die Kirchen im Osten fast nur zum Positiven. Zwar sind die Mitgliederzahlen in Landes- und Freikirchen seitdem zurückgegangen – die Gründe dafür sollen im Folgenden noch benannt werden. Gleichzeitig aber hat die Kirche in der Gesellschaft wieder enorm an Bedeutung gewonnen. So wird an staatlichen Schulen wieder Religionsunterricht erteilt. Seit 1990 sind im Osten Deutschland mehr als 200 (!) evangelische Schulen gegründet worden. Die östlichen Landeskirchen haben außerdem die Trägerschaft für Hunderte Kindergärten und Altenheime übernommen. Das Interesse daran ist ungebrochen. Und einer der wohl größten Erfolge: die rund 2.000 Kirchengebäude, die in den vergangenen 20 Jahren saniert und wieder aufgebaut wurden. Ohne Wiedervereinigung gäbe es viele nicht mehr.

Foto: PR

Kirchenmitglieder: Warum ihre Zahl sank Bei der Mitgliederentwicklung gibt es einen eindeutigen Trend nach unten. Hatten die ostdeutschen Landeskirchen 1990 noch gut fünf Millionen Mitglieder, so sind es heute etwa drei Millionen – ein Rückgang um 40 %! Mancher wird sich verwundert fragen: Wie kommt es, dass die Kirche in der DDR-Diktatur mehr Mitglieder hatte als später im wiedervereinigten Deutschland, wo niemand mehr Dis-

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kriminierung befürchten musste? „Nur den wenigsten ist bewusst, dass bis 1991 noch alle mitgezählt wurden, die zu DDR-Zeiten nicht ordentlich ausgetreten waren und das später nachholten“, erklärt Matthias Oelke, Pressesprecher der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens. In der DDR meinten viele, sie gehörten nicht zur Kirche, weil sie seit ihrer Taufe nichts mehr mit ihr zu tun hatten. Tatsächlich aber musste man, um aus der Kirche auszutreten, das beim Standesamt angeben. Das aber wussten die wenigsten. Sie traten erst aus, als ihnen ab 1991 die Kirchensteuerbescheide zugestellt wurden. So ist die Zahl der evangelischen Kirchenmitglieder im Osten seit 1990 zwar drastisch zurückgegangen, hat sich aber in allen Landeskirchen in den vergangenen Jahren stabilisiert.

Vier Landeskirchen vereinigten sich Zum 1. Januar 2004 ging die Zahl der EKD-Mitgliedskirchen von 24 auf 23 zurück. Die Evangelische Kirche BerlinBrandenburg vereinigte sich mit der Evangelischen Kirche der schlesischen Oberlausitz. Es war die erste Fusion seit dem Zusammenschluss der vier lutherischen Kirchen in Schleswig-Holstein und Hamburg zur Nordelbischen Kirche 1977. Dabei hatte es viel Widerstand in der schlesischen Kirche gegeben. Nicht wenige hatten befürchtet, die pietistisch beeinflusste kleine Kirche um Görlitz herum könnte von der sehr liberalen großen berlin-brandenburgischen


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Nach der Wiedervereinigung wurden rund 2.000 Kirchen in der ehemaligen DDR wieder instand gesetzt. Hier die Kirche in Seena bei Naumburg/Saale in Sachsen-Anhalt vor und nach der Sanierung. Die Stiftung KiBa hat sie in den Jahren 2000 bis 2010 mit insgesamt 103.600 Euro gefördert.

Kirchensteuer: Es fließt viel, aber es reicht noch nicht In der DDR wurde die Kirchensteuer nicht wie in der BRD vom Staat eingezogen. Sie war faktisch eine freiwillige Spende, die bestenfalls höflich angemahnt wurde, um nicht weitere Kirchenaustritte zu provozieren. Für die Kirche wirkte sich das nachteilig aus, da Schätzungen zufolge lediglich die reichliche Hälfte der 5,1 Millionen Mitglieder des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR (Stand 1989) diese Steuer zahlte. Ab 1991 wurde die Kirchensteuer in ganz Deutschland nach westdeutschem Muster von den Finanzämtern eingezogen. Gleich im ersten Jahr fiel das Ergebnis im Osten mit insgesamt 136,3 Millionen D-Mark deutlich höher aus als erwartet – und das trotz hoher Kirchenaustrittszahlen. Die Mittel reichten trotzdem bei weitem nicht, um sich selbst zu finanzieren. Bereits zu Zeiten der deutschen Teilung unterstützen die Kirchen im Westen die im

Osten finanziell: Mehr als 4.500 Millionen DM Kirchensteuermittel wie Staatsgelder flossen über die evangelischen Landeskirchen des Westens in den Osten. 40 % bis 60 % der Haushalte der Kirchen in der ehemaligen DDR wurden von den Westkirchen finanziert. Inzwischen ist es freilich deutlich weniger. Doch die Kirchen im Osten sind nach wie vor auf den EKD-Finanzausgleich angewiesen.

Erfolgsgeschichte Nr. 1: Über 200.000 Schüler erhalten inzwischen in der ehemaligen DDR Religionsunterricht In der DDR gab es keinen Religionsunterricht an den Schulen. Zwar hatten Religionsgemeinschaften nach der ersten Verfassung von 1949 das Recht, Religionsunterricht in den Räumen der öffentlichen Schulen zu erteilen. In der neuen Verfassung von 1968 wurde der Religionsunterricht jedoch nicht mehr erwähnt. Deshalb boten die Kirchen und andere Religionsgemeinschaften in eigenen Räumen außerhalb der Schulzeit die sogenannte „Christenlehre“ an. Mit der Wiedervereinigung wurde auch in den neuen Bundesländern der Religionsunterricht wieder als ordentliches Unterrichtsfach (entweder Ethik oder Religion) an allgemeinbildenden Schulen eingeführt. Der Statistik zufolge besuchen im Westen etwa zwei Drittel der Schüler Religion, im Osten ist es rund ein Drittel. Doch auch hier gibt es regionale Unterschiede. Überraschend: Im als besonders entkirchlicht

Teilnahme am Religionsunterricht 2008/09 Bundesland Berlin: Sachsen: MecklenburgVorpommern: Thüringen: Sachsen-Anhalt: Brandenburg:

Teilnehmer am Religionsunterricht 73.283 65.000

Gesamtschülerzahl 2008/09 (323.220) (270.000)

58.000 47.242 31.905 30.134

(145.000) (168.635) (264.350) (287.000)

Fotos: Stiftung KiBa

Kirche dominiert werden. So wurde die nötige Zweidrittelmehrheit in der schlesischen Synode beim ersten Anlauf auch noch verfehlt. Doch die Kirchenleitung ließ nicht locker. Knapp zwei Monate danach gab es eine weitere Abstimmung, bei der die Fusion mit 28 zu 10 Stimmen beschlossen wurde. Fünf Jahre später – zum 1. Januar 2009 – kam es zu einer weiteren Vereinigung, so dass es nur noch 22 EKD-Mitgliedskirchen gab. Die Evangelische Kirche der Kirchenprovinz Sachsen und die Evangelisch-Lutherische Kirche in Thüringen schlossen sich zur Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland zusammen. Auch hier hatte es zum Teil heftige Debatten gegeben – vor allem um den Sitz von Bischof (Magdeburg) und Kirchenamt (Erfurt) sowie um die Aufgabe des traditionsreichen Bischofssitzes Eisenach. Schon 2012 könnte es nur noch 20 EKD-Mitgliedskirchen geben. Der Grund: Nordelbien, Mecklenburg und Pommern planen, sich bis dahin zu einer gemeinsamen Nordkirche zusammenzuschließen.

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Evangelische Landeskirchen in den neuen Bundesländern Rot: Uniert (lutherisch und reformiert) Blau: Lutherisch Schraffiert: beides

1991 8

Greifswald Po mm Mecklenburg ern Schwerin

Magdeburg

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Schlesische Oberlausitz Sachsen Görlitz Dresden

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Berlin

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Greifswald Po mm Mecklenburg ern Schwerin

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Kirchenprovinz Sachsen

2010 6 Landeskirchen

Magdeburg

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Evangelische Kirche in Mitteldeutschland Eisenach

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Sachsen Dresden

Ob

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geltenden Nordosten besuchen mit fast 40 % die meisten Schüler den Religionsunterricht. „Das sind deutlich mehr, als es statistisch gesehen Kirchenmitglieder in Mecklenburg-Vorpommern gibt”, sagt Schulrat Thomas Weßler (Schwerin). An zweiter Stelle steht Thüringen, wo 28 % der Schüler Reli belegen. In Sachsen sind es 24 %, in Berlin 22 %, in Sachsen-Anhalt 12,5 % und in Brandenburg 10,5 %.

Erfolgsgeschichte Nr. 2: Über 200 evangelische Schulen Deutschlandweit gibt es etwa 1.100 Schulen in evangelischer Trägerschaft mit knapp 170.000 Schülern. Tendenz steigend! Der EKD-Handreichung „Schulen in evangelischer Trägerschaft“ zufolge sind in den westlichen Bundesländern 2,15 % aller Schulen evangelische Schulen, in den östlichen Bundesländern liegt der Anteil 20 Jahre nach der Wiedervereinigung mit 2,12 % nur wenig niedriger. Das liegt vor allem an den über 200 Schulneugründungen seit der Wiedervereinigung. Fast ein Drittel der evangelischen Schulen steht im Osten – obwohl nur 8 % aller evangelischen Kirchenmitglieder hier leben. Das bringe besondere Herausforderungen mit sich, heißt es in der EKD-Handreichung, „weil für fast die Hälfte aller Schüler und deren Familien der christliche Glaube und die Kirche fremd sind“. Der Nachfrage tut das keinen Abbruch. Ähnlich ist es in den zahlreichen Kindergärten, die die evangelischen Kirchen seit 1990 aus kommunaler Trägerschaft übernommen haben; allein in Sachsen sind es mehr als 200. Nach Worten von Landesbischof Jochen Bohl (Dresden) gibt es keine besser geeigneten Orte als Schulen und Kindergärten, um Kontakte zu jungen Familien herzustellen.

Foto: PR

Erfolgsgeschichte Nr. 3: 2.000 renovierte Kirchengebäude Eine Erfolgsgeschichte ist auch die Sanierung von Kirchengebäuden im Osten seit 1990. Obwohl in den östlichen Bundesländern nur 8 % der Mitglieder der evangelischen Volkskirche leben, stehen dort 40 % aller Kirchengebäude. Viele

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Seit der Wiedervereinigung sind in der ehemaligen DDR mehr als 200 evangelische Schulen gegründet worden. Hier das Evangelische Schulzentrum Mühlhausen in Thüringen, das im Februar 2010 eingeweiht wurde.

waren nach 40 Jahren Sozialismus in einem baulich denkbar schlechten Zustand. Im Jahr 20 nach der deutschen Wiedervereinigung erstrahlen die meisten von ihnen in neuem Glanz. Nach Angaben der EKD wurden seit 1990 allein 2.000 baufällige Kirchengebäude wieder instand gesetzt. Im wahrsten Sinne des Wortes „Gold wert“ ist besonders für die ostdeutschen Landeskirchen die „Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler“ (KiBa) der EKD. Sie fördert seit 1999 die Erhaltung von evangelischen Kirchen. Wie Martin Ammon von der Stiftung gegenüber idea sagte, wurden von insgesamt 627 Förderzusagen im Gesamtwert von 11,9 Millionen Euro 548 Projekte (87,4 %) in den östlichen Landeskirchen gefördert; hinzu kamen neun Millionen Euro an außerplanmäßigen Förderungen nach dem Elbe-Hochwasser 2002. Den mit Abstand höchsten Förderbetrag erhielt mit rund vier Millionen Euro die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland. Das ist aber auch nicht verwunderlich, befinden sich von den 16.600 unter Denkmalschutz stehenden Gebäuden der EKD doch fast 4.000 in Mitteldeutschland. An zweiter Stelle steht mit Förderbeträgen in Gesamthöhe von knapp 1,7 Millionen Euro die Evangelische Kirche BerlinBrandenburg-schlesische Oberlausitz, gefolgt von der mecklenburgischen (1,4 Millionen), der sächsischen (1,3 Millionen) und der pommerschen (1,1 Millionen) Landeskirche.

Erfolgsgeschichte Nr. 4: Seelsorge auch an 20.000 Soldaten Die evangelische Militärseelsorge in der Bundeswehr wurde in den 50er Jahren mit einem Militärseelsorgevertrag etabliert. In der DDR gab es keine Militärseelsorge. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands waren die ostdeutschen Landeskirchen zunächst nicht bereit, den Militärseelsorgevertrag und die westdeutsche Praxis der Militärseelsorge zu übernehmen. Die acht Kirchen lehnten 1991 die Übernahme des Militärseelsorgevertrages von 1957 wegen des Beamtenstatus der Militärpfarrer ab. Sie befürchteten


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Mitglieder der Landeskirchen 1990

Kirchensteueraufkommen in Euro 1991

2009

Berlin-Brandenburgschlesische Oberlausitz Evangelische Kirche in Mitteldeutschland Sachsen Mecklenburg Pommern Anhalt

1,8 Mio.* 1,1 Mio. 1,1 Mio.** 860.000 1,2 Mio. 785.000 429.000 194.000 305.000 98.000 136.000 46.000

© lideaGrafik; Quelle: Statistisches Bundesamt; * Berlin-Brandenburg und Schlesische Oberlausitz zusammen; ** Thüringen und Kirchenprovinz Sachsen zusammen

eine zu große „Staatsnähe“ und machten Bedenken geltend gegen die Stellung des Evangelischen Kirchenamtes für die Bundeswehr und seine Eingliederung in den Organisationsbereich des Bundesverteidigungsministeriums, die Doppelstellung des Militärgeneraldekans und die Mitwirkungsrechte des Staates bei der Ernennung des Militärbischofs. Ab 1996 galt deshalb in den neuen Bundesländern eine Übergangsregelung, nach der die Soldatenseelsorger dort weiterhin Kirchenbedienstete waren. Erst Anfang 2004 trat der Militärseelsorgevertrag auch dort in Kraft, nachdem alle Landeskirchen zugestimmt hatten. Gemäß evangelischem Militärseelsorgevertrag ist ein Soldatenseelsorger für 1.500 Soldaten mit evangelischem Bekenntnis zuständig. Heute gibt es im Osten Deutschlands nach Angaben der Evangelischen Militärseelsorge 13 Militärpfarrämter.

2009

Berlin-Brandenburgschlesische Oberlausitz Sachsen

17,4 Mio.* 159,2 Mio. 27,1 Mio. 81,0 Mio.

Evangelische Kirche in Mitteldeutschland

16,7 Mio.**

Mecklenburg

5,5 Mio. 19,0 Mio.

Pommern Anhalt

75,0 Mio.

3,8 Mio. 6,0 Mio. 0,9 Mio. 4,3 Mio.

© lideaGrafik; Quelle: Statistisches Bundesamt; * Berlin-Brandenburg und Schlesische Oberlausitz zusammen; ** Thüringen und Kirchenprovinz Sachsen zusammen

Diakonie im Bereich der mecklenburgischen Landeskirche etwa umfasst 600 Einrichtungen, davon allein 133 Altenhilfe- und 90 Behindertendienste. Die 435 Mitglieder des Diakonischen Werkes Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz unterhalten mit 52.000 Mitarbeitern rund 1.470 Einrichtungen im Sozial- und Gesundheitswesen. Die Diakonie Mitteldeutschland, die weitgehend die Bundesländer Thüringen und Sachsen-Anhalt sowie Teile Brandenburgs und Sachsens umfasst, ist mit über 24.000 Mitarbeitenden und mehr als 1.400 Einrichtungen auch der größte Wohlfahrtsverband in den neuen Bundesländern. In Sachsen unterhält die Diakonie fast 1.000 Dienste und Einrichtungen. Alles das wäre ohne die deutsche Einheit nicht möglich geworden. Pee P

Erfolgsgeschichte Nr. 5: Diakonie als größter Arbeitgeber

Diakonie in den östlichen Landeskirchen:

Der Diakonie kamen nach der Wiedervereinigung die vielfältigen Kontakte während der Zeit der deutschen Teilung zugute. Es habe keine Kraft in Deutschland gegeben, die so stark über die Grenzen hinweg für Verbindungen und Zusammenhalt sorgte wie die Evangelische Kirche mit ihrer Diakonie, meint der langjährige Direktor des Diakonischen Werkes der EKD, Karl-Heinz Neukamm. „Die diakonischen Partner in Ost und West kannten sich gut, es bestand ein Netzwerk vielfältiger Partnerschaften, so dass man sich 1990 nicht lange bei organisatorischen oder strukturellen Fragen aufhalten musste.“ In den vergangenen 20 Jahren hat die Diakonie an Vertrauen, Größe und Einfluss gewonnen: Gegen Ende der DDR verfügte die Diakonie über 556 stationäre Einrichtungen – sie stellte u. a. fast 50 % der in der DDR vorhandenen Plätze für Schwer- und Schwerstbehinderte – und 635 Tageseinrichtungen (Kindergärten, Horte, Pflegestationen). In diesen arbeiteten 15.700 Mitarbeiter und betreuten dabei 42.000 Betten bzw. Plätze. Heute zählt die Diakonie zu den größten Arbeitgebern der Region. Die

Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz: 135 stationäre Pflegeeinrichtungen, 21 Seniorenwohnheime, 31 Ausbildungsstätten, 252 Behinderteneinrichtungen, 214 Jugend- und Erziehungshilfen sowie 104 migrationsspezifische Einrichtungen, 396 Kindertagesstätten, 27 Krankenhäuser, 95 Beratungsstellen, 81 Diakoniestationen, 92 Pflegeeinrichtungen Mecklenburg: 5 Krankenhäuser, 4 Weiterbildungsstätten, 133 Altenhilfe-Einrichtungen, 90 Behinderteneinrichtungen, 44 Einrichtungen für psychisch Kranke, 48 Beratungsstellen Mitteldeutschland (inkl. Anhalt): 23 Krankenhäuser, 73 Sozialstationen, 320 Kindergärten, 108 Alten- und Pflegeheime, 207 Behinderteneinrichtungen, 144 Beratungsstellen Sachsen: 14 Krankenhäuser und Rehabilitationskliniken, 100 Altenpflegeheime, 100 Sozialstationen, 50 Wohnheime für Behinderte und psychisch Kranke, 40 Werkstätten für behinderte Menschen, 210 Kindertageseinrichtungen, 50 Heime und Wohngruppen für Kinder und Jugendliche, 230 Beratungsstellen

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DI E K LE I N E K A NZ E L

» Ich bin der Herr, dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft, geführt habe. « (2. Mose 20,2)

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Dr. Theo Lehmann aus Chemnitz (Sachsen) ist Evangelist und Buchautor.

Foto: idea/Kretschel

Mose und der Untergang der DDR Die Rettung des Volkes Gottes aus der Sklaverei beginnt mit einer Reihe von Zufällen. Trotz staatlichen Verbotes gelingt es Mutter und Hebamme, ein männliches Baby leben zu lassen. Die Mutter setzt später den Jungen in einer selbst gebastelten Arche in den Nil und seine ältere Schwester ins Schilf, um das Weitere zu beobachten. Just an dem Tag hat die Tochter Pharaos Lust, ein Bad im Nil zu nehmen. Da wird das Kästchen entdeckt. Von mütterlichen Gefühlen überwältigt, beschließt die Prinzessin, das Bürschlein zu adoptieren. In dem Moment schießt die Schwester aus dem Schilf und fragt, ob sie der Prinzessin eine Amme zum Stillen besorgen soll. Das Mädchen holt die Mutter – das Kind (Mose) ist gerettet. So erlebt der Glaube Gottes Wunder. Die gehen so einfach vor sich, dass der Unglaube sie ganz natürlich erklären kann

– mit Hilfe des Zufalls, der Psychologie usw. Da heißt es dann: „Das war doch kein Wunder. Das ging ja alles ganz natürlich zu.“

Gottes Wunder sind ganz natürlich Natürlich, so ist das bei den Wundern Gottes. Es geht alles ganz natürlich zu, denn Gott tut seine Wunder durch Menschen und Umstände. Er hält sich dabei völlig im Hintergrund. Er selber tritt nicht in Erscheinung. In 2. Mose 2 kommt das Wort „Gott“ überhaupt nicht vor. Alles spielt sich im Vordergrund der Bühne ab. „Zufall“ reiht sich an „Zufall“. Nur der Glaube erkennt hinter den Kulissen die Hand Gottes, die hier Regie führt. So glauben wir Christen, dass es die Hand Gottes war, die uns in der DDR vor 20 Jahren Freiheit und Einheit brachte. Natürlich. P

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PORTRÄT

Der Prinz von Proschwitz HUNDERTTAUSENDE gingen nach der Wiedervereinigung 1990 vom Osten in den Westen. Prinz zur Lippe machte es andersherum. Ein Beitrag von Matthias Pankau. Nicht alle hießen ihn willkommen – damals 1990. Aber der Prinz gab nicht auf. Mit Fleiß, Geduld und Gottvertrauen baute er in Proschwitz (bei Meißen) eines der erfolgreichsten Weingüter Deutschlands wieder auf. Inzwischen gehört er zu den gefragtesten Arbeitgebern der Region und nicht wenige nennen ihn liebevoll „unseren Prinzen“.

Eingesperrt, enteignet, ausgewiesen Georg Prinz zur Lippe gehört zu einem weit verzweigten Fürstengeschlecht, dessen Name bis heute mit einer westfälischen und einer niedersächsischen Region verbunden ist. Seine Vorfahren kamen im 18. Jahrhundert nach Sachsen. Georgs Vater Christian war ein sächsischer Unternehmer. 1943 wurde Schloss Proschwitz von den Nationalsozialisten beschlagnahmt. Als 1945 die Rote Armee näherrückte, weigerte sich Georgs Vater, Sachsen zu verlassen. Er fühlte sich verantwortlich für seine mehreren hundert Mitarbeiter in seinen Unternehmen. Die Folge: Die Familie kam ins Zuchthaus, wurde enteignet und schließlich aus der Sowjetischen Besatzungszone ausgewiesen. Doch die Liebe zur Heimat bleibt. „Mein Vater hat immer wieder von Sachsen geschwärmt“, erzählt Georg Prinz zur Lippe, der als jüngstes von insgesamt sieben Kindern 1957 geboren wird – im Westen. Bis 1980 besteht für die gesamte Familie ein Einreiseverbot in die

DDR. „Wir waren nicht nur ehemalige Großgrundbesitzer, wie es hieß, sondern auch noch Adlige – schlimmer ging es kaum“, schmunzelt er. Mit dem Fall der Mauer eröffnen sich neue Möglichkeiten. „Zu Ostern 1990 rief mich mein Vater zu sich und öffnete eine gute Flasche Wein“, erinnert sich der Betriebswirt. „Dann bat er mich, für 14 Tage nach Sachsen zu reisen und mir die ehemalige Heimat anzusehen.“

„Zurückgeben wird uns niemand etwas“ Die liebliche Landschaft im Elbtal tut es dem jungen Man sofort an. Doch es trifft ein, was ihm der Vater bereits prophezeit hatte: „Zurückgeben wird uns niemand etwas.“ Im Schloss ist eine Förderschule für behinderte Jugendliche untergebracht. Die Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) waren bereits privatisiert worden. Das einzige, was blieb, war der Weinbau, für den sich noch kein Investor gefunden hatte. Aber die Weinberge werden der 1945 enteigneten Familie nicht zurückgegeben. Georg Prinz zur Lippe muss sie Stück für Stück zurückkaufen. Und das tut er. Nicht wenige Freunde halten ihn damals für verrückt. Er gibt seine Position als sehr gut dotierter Geschäftsführer eines japanischen Unternehmens auf, um ganz nach Sachsen zu gehen. Dort schlägt ihm nicht nur Begeisterung entgegen. „Ich bekam anonyme Drohanrufe, in

denen es hieß: ‚Wir brauchen keine Prinzen in Sachsen mehr, hauen Sie bloß wieder ab’“, erzählt er. Doch Georg Prinz zur Lippe geht nicht zur Polizei, sondern auf die Menschen zu. In einer Dorfversammlung versichert er den Bewohnern, dass er von niemandem etwas zurückfordern wird. Schlagartig verbessert sich das Klima. 1996 gelingt es ihm, das Barockschloss der Familie zurückzukaufen. Bis zur Fertigstellung des Neubaus für die Behinderteneinrichtung im Jahr 2000 verbleibt diese im Schloss.

„Ohne Gott hätte das nicht geklappt“ Inzwischen beschäftigt der heute 53-Jährige rund 80 Mitarbeiter. Mit seinen vielfachen Aktivitäten wurde der Prinz 2006 zu Sachsens „Unternehmer des Jahres“ gewählt. Als „Westimport“ der ersten Stunde ist er ein Vorbild geworden für die Rückkehr des Familienunternehmertums in die östlichen Bundesländer. 90 % seiner Mitarbeiter stammen aus der Umgebung. Und er ist demütig geblieben: „Ohne Gott hätte das alles nicht geklappt. Ich habe seine Güte immer wieder erfahren, auch wenn das Geld knapp wurde.“ P

DAS WORT DER WOCHE » Wir haben uns als junge Theologen an der Universität viel Mühe gegeben, den biblischen Wunderbegriff zu verstehen. Ein Wunder ist das, was Menschen nicht für möglich halten und das trotzdem eintrifft. Wir alle haben ein solches Wunder erlebt: den Fall der Mauer und die Der frühere sächsische Oberkirchenrat (bis 1990) und Justizminister des Freistaates (bis 2000), deutsche Einheit.«

Steffen Heitmann (Dresden), in einem idea-Interview. ideaSpektrum 38.2010


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