Idea Spektrum Schweiz 43/2010

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Einzelverkaufspreis: Fr. 4.00

Spektrum l idea

Nr. 43

27. Oktober 2010

G 7405

Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt

Die Bibel, nichts als die Bibel

40 Jahre STH Basel: Rektor Jacob Thiessen Ăźber die positive AlternativeÂ

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Seite 7: Verein 3und20

Seite 9: Jubiläumsfeier

Ein neues Angebot bei FEG will mutig glauben religiĂśsem Missbrauch und Beständiges wirken Seite 15: „Liebe in Aktion“

Seite 19: „Lausanne III“

Diese 40 Tage sollen Menschen verändern

Die ganze Kirche und das ganze Evangelium

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Inserate Freitag, 29. Oktober 2010

Rolf Dubs

Ort: Kirche Oekolampad Allschwilerplatz 22, 4055 Basel

19:00 Uhr Prof. Dr. Dr. h. c. mult. em. Rolf Dubs (ehem. Rektor der Universität St. Gallen) Private Hochschulen – Auslauf- oder Zukunftsmodell?

09:15 bis 09:45 Uhr Gebetsversammlung

Ort: Hotel Bildungszentrum 21 Missionsstr. 21, 4055 Basel

09:30 Uhr Prof. Dr. Jacob Thiessen (Rektor der STH Basel) Probleme der synoptischen Forschung – Stellungnahme zu unterschiedlichen Standpunkten eines zentralen Themas der Evangelienforschung Kaffeepause anschliessend Podiumsdiskussion u.a. mit Prof. Dr. Ekkehard Stegemann (Universität Basel)

Armin Sierszyn

Sonntag, 31. Oktober 2010

Ort: Hotel Bildungszentrum 21 Missionsstr. 21, 4055 Basel

Samstag, 30. Oktober 2010

Jacob Thiessen

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14:30 Uhr Stadtführung 19:00 Uhr Prof. Dr. Armin Sierszyn (Prorektor der STH Basel) 40 Jahre STH Basel: Anfang – Gegenwart – Zukunft

Eddy Lanz

STH BASEL

10:00 Uhr Festgottesdienst Predigt: Jesaja 40,8 Dr. Eddy Lanz Wer auf Gottes Wort setzt, ist auf der Gewinnerseite Musikalische Umrahmung: - Männer-Gesangverein Eintracht Ötlingen - Posaunenchor der Mennonitengemeinde Basel-Holee 12:00 Uhr Mittagessen (Verpflegungsstände) 14:00 Uhr Jubiläumsfeier Grussworte Beiträge von Studierenden und Ehemaligen Verabschiedung der Absolventinnen und Absolventen Musikalische Umrahmung: Studierende der STH Basel unter der Leitung von Drs. Eckhard Gab: „A tribute to Keith Green“

40 Jahre 1970 – 2010 STH Basel

Jubiläumsveranstaltungen vom 29.-31. Oktober 2010

Die Veranstaltungen sind öffentlich – Kollekte

Musikalische Umrahmung: Nauru Quartett

Anmeldung zum Jubiläumskongress erbeten!

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PUBLIREPORTAGE

Erdbestattung, ein Gedanke Gottes! Allerheiligen und Totensonntag erinnern uns allgemein an den Tod. Nicht zufällig befinden sich diese Feiertage im Spätherbst. Es ist die Jahreszeit, in der bei vielen Pflanzen der sichtbare Teil abstirbt. Die Natur geht in den Winterschlaf. Beginnt der Frühling, spriesst neues Leben aus dem scheinbar toten Erdreich. Ein weiteres Beispiel von Tod und Auferstehung können wir bei der Metamorphose von der Raupe zum Schmetterling beobachten. Nachdem sich die Raupe verpuppt hat, wird sie durch ihre eigenen Verdauungssäfte nahezu vollständig aufgelöst und stirbt. Nur einige Ansammlungen von speziellen Zellen, die während des Larvenstadiums keinerlei Funktion erfüllten, bleiben von diesem Verdauungsvorgang verschont.

Aus diesen Zellen entsteht ein vollkommen neues Lebewesen, ein Schmetterling. Gottes Wort vergleicht unseren Leib mit einem Samenkorn. In 1. Kor. 15 Verse 43 und 44 heisst es: «Es wird gesät in Unehre, es wird auferweckt in Herrlichkeit, es wird gesät in Schwachheit, es wird auferweckt in Kraft, es wird gesät ein natürlicher Leib, es wird auferweckt ein geistiger Leib.» Bezugnehmend auf die Auferstehung schreibt Paulus in 1. Kor. 15 Vers 12: «Wenn aber Christus gepredigt wird, dass er von den Toten auferweckt worden ist, wie können einige unter euch sagen, dass es keine Auferstehung der Toten gebe?» Der Schweiz. Verband für Feuerbestattungen (SVFB) verbreitet seit langem die irrtümliche Ansicht,

dass die Erdbestattung aus hygienischen Gründen abzulehnen sei. Im Gegensatz zur Erdbestattung setzt die Kremation diverse giftige Gase und Schwermetalle frei, welche die Umwelt belasten. Seit Ende des 18. Jahrhunderts meinten Freidenker aller Art, mit der Kremation den Auferstehungsglauben auslöschen zu können. Mancher unter ihnen hegte wohl auch den trügerischen Gedanken, dass er durch die Kremation dem Gericht Gottes entgehen könne. Da nun die Bibel lehrt, dass der Leib wie ein Samenkorn in die Erde gelegt wird und zudem hunderte Male von «Begraben, Begräbnis, Grab, Gruft oder Verwesung» spricht, von Leichenverbrennung aber nur in Verbindung mit Gericht, sollten demzufolge Christen sich nicht erdbestatten

lassen? Mit einer Erdbestattung kann ein Christ getrost sein, dass er Gottes Gedanken nicht widerspricht. In vielen Kantonen ist die Kremation der Regelfall. Das heisst: «Wenn nichts anderes verfügt wurde oder die Familienangehörigen nicht ausdrücklich eine Erdbestattung verlangen, wird kremiert». Deshalb empfiehlt der Verein für Erdbestattung und Persönlichkeitsschutz (VE+P), dass wer sich erdbestatten lassen möchte, dies zu Lebzeiten verfügt und es seinen Angehörigen mitteilt. Persönliche Verfügungsformulare für Erdbestattung können unter www.ve-p.ch ausgedruckt oder beim Sekretariat VE+P, Postfach 16, 8514 Bissegg, Tel. Nr. 071 977 32 44 gratis bestellt werden. A.B. Sekretariat VE+P


grÜezi

STH – wichtige Alternative Als die Staatsunabhängige Theologische Hochschule (STH) in Basel vor 40 Jahren unter dem Namen FETA ihre Arbeit aufnahm und die ersten Studenten ihr Studium begannen, war eine Pioniertat von Samuel Külling Wirklichkeit geworden. Eine Alternative zum Studium an den theologischen Fakultäten war geboren. Das heutige Leitbild drückt es so aus: «In der Tradition der Reformation und in Übereinstimmung mit der grossen Mehrheit der Weltchristenheit setzt die STH Basel in Lehre und Forschung axiomatisch das göttlich inspirierte Selbstzeugnis der Heiligen Schrift voraus: vere verbum Dei. Aus dieser Quelle empfängt sie ihre fundamentalen Werte. Die STH begegnet der Heiligen Schrift mit Offenheit und Respekt, verzichtet auf Sachkritik an den biblischen Aussagen, erforscht mit wissenschaftlicher Gründlichkeit deren Bedeutung und bedenkt deren Relevanz für die gegenwärtige Situation von Kirche und Gesellschaft.» Es ist bis heute ein grosses Wagnis, eine Hochschule auf Spendenbasis zu führen. Die hohen Studentenzahlen bis Ende der 80er-Jahre gaben Külling recht. Viele Absolventen, Männer und Frauen, nahmen ihren Dienst in landeskirchlichen Gemeinden, Freikirchen, Missionswerken und im Lehrdienst auf. Dozentenkreis und Studentenschaft waren interkonfessionell zusammengesetzt aus Reformierten, Lutheranern und Freikirchlern aller Couleur. Das bot spannende Begegnungen und liess ein gutes Allianzbewusstsein wachsen. Schattenseiten gab es auch. Da waren Frontbild: Bärbel Hansen

ein sehr rigides, gesetzliches Regime gegenüber den Studenten, Machtkämpfe innerhalb der Dozentenschaft und mangelnde Gesprächsbereitschaft gegenüber anderen Institutionen. Dazu erwies sich die Absicht, durch eine orthodoxe Ausbildung eine Sicherheit (securitas) vermitteln zu wollen, als Trugschluss. Es waren menschliche und weniger theologische Defizite, die dazu führten, dass die STH um die Jahrtausendwende in eine veritable Krise geriet. Manche gaben ihr keine Zukunft. Zwar muss die STH heute um ihren Hochschulstatus kämpfen, der ihr in einer undurchsichtigen Aktion aberkannt wurde. Doch unter der neuen Leitung von Jacob Thiessen entwickelt sich die Hochschule gut. Die Kompetenz des Lehrkörpers hat sich gesteigert. Wissenschaftliche Publikationen werden gefördert. Man scheut sich nicht mehr vor dem Dialog. Das zeigen eine Tagung zur Möglichkeit christlichen Philosophierens im September und die kommende Kongressveranstaltung zu Problemen der synoptischen Forschung. Der STH ist zu wünschen, dass sie in aller Unterordnung unter die Bibel als der Heiligen Schrift ihre Gesprächsfähigkeit ausbaut. Ich wünsche ihr, dass die theologischen Fakultäten wie die Kirchen sie als Alternative und als Gesprächspartnerin anerkennen. Den Professoren und den Studenten wünsche ich eine fruchtbare Studiengemeinschaft und allen Studenten eine grosse Leidenschaft für die theologische Forschung.

3 biblisch Ein Lieblingsbibelwor t von Willi honegger, Pfarrer in Bauma, Präsident der Evangelisch-Kirchlichen Fraktion der Zürcher Kirchensynode:

«Dient dem herrn mit Freuden!» (Psalm 100,2) «Das Wor t ‹Dienen› mag viele Zeitgenossen irritieren. Einige werden sogar verächtlich die Nase darüber rümpfen. Für mich ist es das Schlüsselwor t für die Bewältigung unserer zukünftigen Probleme. Dringender denn je brauchen wir Menschen, die ihre besten Kräfte im Dienst für Gott und für Mitmenschen verbrauchen. In diesem Dienst zu stehen, ist die Er füllung unserer tiefsten Sehnsüchte. Echtes Dienen weckt wahrhaftige und bleibende Freude. Hingabe an Gott ist wirkliche Freiheit. Unter dieser Verheissung schaue ich froh und hoffnungsvoll in unsere Zukunft.»

WÖrTlich «Wenn irgendein imam in Karatschi eine bibel verbrennen wollte, würde niemand nur einen Moment daran denken, vom pakistanischen Präsidenten zu verlangen, dass er diese Tat kritisiere. Wir haben es zugelassen, dass wir in eine situation manövriert wurden, wo wir buchstäblich nicht mehr sehen, was in Wirklichkeit geschieht, sondern alles als Provokation unsererseits ansehen.» Tony blair, ehemaliger britischer Premier, in einem Inter view mit der «Weltwoche», nachdem sich der amerikanische Präsident öffentlich von der angedrohten Koranverbrennung eines unbekannten Pastors distanzier t hatte.

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JÜrg h. bUchegger Der Autor studierte 1977– 1981 an der FETA (heute STH). Er ist Pfarrer in Frauenfeld und Vizepräsident des Landeskirchenforums.

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BRENNPUNKT

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Rektor Jacob Thiessen zum 40-jährigen Bestehen der STH Basel (früher FETA)

«Wir lehnen die ‹Sachkritik› an der Bibel ab» Vor 40 Jahren forderte der Berner Pfarrer Samuel Külling die reformierten Landeskirchen mit der Gründung der Freien Evangelisch-Theologischen Akademie (FETA) Basel heraus. Er sah sie als klare Alternative zur Pfarrerausbildung an den theologischen Fakultäten. Gilt das für die heutige Staatsunabhängige Theologische Hochschule Basel (STH) noch? Ein Gespräch mit Rektor Jacob Thiessen.

«Spektrum»: Sie haben das Erbe des FETA/STH-Gründers Samuel Külling angetreten. Ist die STH noch eine Alternative zu den staatlichen Fakultäten wie bei ihrer Gründung vor 40 Jahren? Jacob Thiessen: Die ursprüngliche FETA war eine Ausbildungsstätte, die besonders das Vertrauen ins Wort Gottes wecken wollte. Als eine solche Alternative ist die STH Basel nach wie vor wichtig. Gibt es unter den STH-Absolventen besonders herausragende Leute? Wir können hier nur mit menschlichen Kategorien messen. Es gibt aber besonders bekannte Absolventen wie etwa den Rektor der FTH in Giessen, Professor Helge Stadelmann, oder den Rektor des Bucer Seminars, Professor Thomas Schirrmacher. In der Schweiz sind Leute wie etwa der Leiter der Allianz-Mission, Jürg Pfister, oder die Brüder Erich und Armin Mauerhofer bekannt, die beide später an der STH Basel doziert haben.

Was haben STH-Absolventen für die Sache des Reiches Gottes geleistet? Uns ist es ein Anliegen, dass sie eine gute Verwurzelung im Wort Gottes haben und dass sie auch gut exegetisch arbeiten können, so dass sie das Wort gründlich auslegen können. Aber auch, dass sie in praktischer Hinsicht wie zum Beispiel in Verkündigung und Seelsorge eine gute Arbeit leisten. Ist es der Alternative STH Basel gelungen, die Landeskirchen theologisch zu stärken, was dem Gründer Samuel Külling besonders wichtig war? Inwiefern das gelungen ist, kann ich schwer beurteilen, denn wir wollen auch selbstkritisch bleiben. Mir war von Anfang an wichtig, eine positive Alternative zur kritischen Theologie anzubieten. Wir wollen eine konstruktive Theologie prägen und uns nicht nur abgrenzen, sondern zeigen, dass die Bibel vertrauenswürdig ist. Insofern hat die STH Basel vieles erreicht. Den Absolventen der STH Basel werden aber nach wie vor viele Hindernisse in den Weg gelegt, wenn sie in eine Landeskirche gehen wollen. Hat sich die Abwehrhaltung der theologischen Fakultäten nicht aufgeweicht? Die Abgrenzung von Seiten der Fakultäten ist nach wie vor stark, und wir erleben oft, wie die liberalen Theologen sehr unliberal und die «antifundamentalistischen» sehr «fundamentalistisch» sein können. Es gab und gibt aber auch

«Eine positive Alternative»: Jacob Thiessen, seit 2004 Rektor der STH Basel.

gute Gespräche mit Vertretern von Fakultäten, insbesondere in Basel, so dass man die heutige Lage differenziert betrachten muss. Es ist wichtig, sich als Menschen zu begegnen und menschlich miteinander umzugehen, um die gegenseitigen Vorurteile auszuräumen. Auf menschlicher Ebene hat sich einiges bewegt. Mir ist auch wichtig, dass unsere Absolventen ihre Position gut und sachlich begründen können und sich nicht zur Polemik hinreissen lassen. Je mehr wir bei der Sache bleiben, desto besser können wir überzeugen!

Mehr als 1000 Studierende an der STH Basel seit der Gründung 1970 Die STH Basel wurde 1970 unter dem Namen «Freie Evangelischtheologische Akademie Basel» (FETA) durch den Berner Pfarrer Samuel Külling gegründet und vom Kanton Basel-Stadt als theologische Hochschule genehmigt. 1977 anerkannte das schweizerische Konkordat der reformierten Landeskirchen Studien an der STH Basel als gleichwertig mit denen an staatlichen Fakultäten an. Im Zusammenhang mit der Lissaboner Konvention (1998) wurde die STH Basel durch das schweizerische Bilder: Bärbel Hansen

Bundesamt für Bildung und Wissenschaft und die Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK) als «universitäre Institution» eingestuft. Seit der Gründung im Jahre 1970 waren an der STH Basel mehr als 1000 Studierende, die heute in aller Welt vor allem als Pfarrer, Evangelisten, Dozenten oder Bibelübersetzer tätig sind. Zehn Prozent der Absolventen haben promoviert, einige auch habilitiert. Zurzeit studieren hier 80 Männer und Frauen. Sie werden von 30 Professoren, Dozenten und Gastdozenten sowie Lehrbeauf-

tragten unterrichtet und begleitet. An der STH Basel kann sowohl der Bachelor- wie auch der Masterabschluss in Theologie erworben werden. Doktoratsstudien werden in Genf angeboten. Die STH Basel hat bei der Umstellung auf das Bologna-Modell zusätzliche Professoren angestellt, die nicht nur Zeit für die Lehre und die Begleitung der Studierenden haben, sondern auch Forschung betreiben. Die STH Basel finanziert sich zu etwa 20 Prozent durch Studiengebühren und zu 80 Prozent durch Spenden.

Das Spezifikum der STH Basel war ihr exklusives Schriftverständnis. Wie wird das heute definiert? Unser Bibelverständnis sollte von der Bibel selbst geprägt sein. Wir fragen also: Wie sieht sich die Bibel selbst? Die Autoren der Bibel betonen immer wieder: Was wir weitergeben, ist Gottes Wort, das den Willen Gottes darstellt. Wir betonen aber auch die heilsgeschichtlichen und zeitgeschichtlichen Zusammenhänge. Die Bibel reiht nicht einfach Wahrheiten auf, die vom Himmel gefallen sind. Wir betonen aber weiterhin, dass die Bibel von Anfang bis Ende «Gottes Wort» ist und lehnen die «Sachkritik» an ihr ab. Wir wollen uns nicht zu Richtern über die Bibel machen, sondern sind bestrebt, mit ihr im Einklang mit Hebräer 4,12-13 umzugehen, wo es heisst, dass Gottes Wort «Richter über die Gedanken und über die Gesinnung des Herzens» ist. Sie soll uns korrigieren, und nicht umgekehrt. Was verstehen Sie unter «Sachkritik» an der Bibel? Sachkritik bedeutet für uns: Wenn ich in der Bibel etwas lese und dann behaupte: «Das ist ein Irrtum.» Wenn zum Beispiel in den Mose-Büchern mehrmals steht, dass Mose geschrieben hat, haben wir keinen Grund, dies anders zu sehen. Das muss nicht heissen, dass er alle fünf Bücher vollständig geschrieben hat – er hat wohl nicht über seinen eigenen Tod geschrieben. Sachkritik wäre aber, zu behaupten: «Es ist nicht Mose gewesen, weil er zum Beispiel gar nicht schreiben konnte. Spätere Erzähler haben Mose die Geschichten in den Mund gelegt.» Heute weiss man, dass man schon längst vor der Zeit von Mose schreiben konnte. Wir haben keinen Grund, die Selbstaussage der Bibel infrage zu stellen. Dass Mose das Gesetz empfangen und weitergegeben hat, ist übrigens auch im Neuen Testament wichtig. Im Johannes-Evangelium sind die Unterschiede zu den ersten drei Evangelien oft so gross, dass man sich fragt, ob sie den gleichen Jesus beschreiben. Wie ist das zu erklären?


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Das Johannes-Evangelium ist später als die anderen geschrieben worden. Johannes wollte offenkundig die anderen Evangelien ergänzen und hat ganz andere Schwerpunkte gesetzt. Wir lesen zum Beispiel, dass Jesus oft in Jerusalem war und dort an den Festen teilgenommen hat. Die anderen Evangelien berichten nicht davon, setzen das aber voraus. So auch Matthäus, wenn er schreibt: «Wie oft habe ich dich versammeln wollen, Jerusalem.»

Bildet die STH Basel vor allem gute Theologen aus? Oder auch gute Praktiker? Uns ist beides wichtig. Gute Theologen sollten grundsätzlich auch gut in der Praxis sein, auch wenn es natürlich unterschiedliche Schwerpunkte bei wissenschaftlichen Theologen und Gemeindepfarrern gibt. Es gibt aber einen engen Zusammenhang: Die Fähigkeit, die Bibel gut auszulegen, ist eine Voraussetzung für eine gute Predigt und für gute Seelsorgearbeit. In der Praktischen Theologie muss man sich auch mit Humanwissenschaften wie Psychologie und Pädagogik sowie dem damit verbundenen Welt- und Menschenverständnis auseinandersetzen. Wir wollen den Studierenden eine gute Grundlage sowohl für die wissenschaftliche wie auch für die praktische Arbeit vermitteln. Etliche Absolventen arbeiten wissenschaftlich weiter, andere gehen in die praktische Arbeit. Wie hat sich das früher angespannte Verhältnis zum Theologischen Seminar St. Chrischona, das in Ihrer Nachbarschaft liegt, entwickelt? Es hat sich meines Wissens bereits zu Lebzeiten von Samuel Külling

Der Rektor

Das Jubiläum

Jacob Thiessen, 46, ist seit 2004 Rektor der STH Basel und Dozent für Neues Testament. Vor seinem Studium an der STH (1989-1994) war der in Paraguay geborene Mennonit Primarlehrer unter Indianern. Nach Abschluss des Theologiestudiums und der Promotion leitete der schweizerisch-paraguayanische Doppelbürger 2000–2003 das Theologische Seminar Loma Plata (Paraguay) und baute dort ein kirchliches Gymnasium auf. Ab 2002 war er Gastdozent an der STH Basel und übernahm nach dem Tod von Rektor Samuel Külling 2004 deren Leitung. Jacob Thiessen ist seit 1995 mit Dorothée, geborene Gyger, verheiratet. Sie haben drei Kinder im Alter von 5, 10 und 12 Jahren.

Die Staatsunabhängige Hochschule Basel (STH) feiert ihr 40-Jahr-Jubiläum vom Freitag, 29. Oktober, bis Sonntag, 30. Oktober, mit einem Jubiläumskongress im Bildungszentrum Mission 21 in Basel. Dabei sprechen der ehemalige Rektor der Universität St. Gallen, Rolf Dubs, über «Private Hochschulen – Auslaufmodell oder Zukunftsmodell?», Rektor Jacob Thiessen über «Probleme der synoptischen Forschung» und Professor Armin Scierszyn über «40 Jahre STH Basel: Anfang – Gegenwart – Zukunft». Am Sonntag, 31. Oktober, findet um 10 Uhr ein Festgottesdienst mit einer Predigt von Pfarrer Eddy Lanz und schliesslich um 14 Uhr die Jubiläumsfeier statt.

verbessert. Es kann nicht primäre Aufgabe der STH Basel sein, sich gegen andere abzugrenzen. Zur Leitung von St. Chrischona und zum Leiter des TSC gibt es heute eine brüderliche Beziehung. Als Rektor der STH Basel treffe ich mich zwei bis drei Mal pro Jahr mit den Leitern der theologischen Seminare in der Region zum Austausch, bei dem wir uns gegenseitig über laufende Projekte informieren. Wir haben mit Werner Neuer einen Gastdozenten, der auch am TSC unterrichtet. Geplant wird für das Jahr 2011 auch ein Studientag über Liturgik, für den mein Kollege Stefan Schweyer zuständig ist, und an dem auch der Studienleiter des TSC, Horst Schaffenberger, mitwirken wird.

sich das Schwergewicht in den letzten Jahren in Richtung Freikirchen verschoben? In den letzten sieben Jahren haben wir wieder einen höheren Anteil von Studierenden aus den Landeskirchen. Wichtig ist uns, dass wir sowohl für die Landes- als auch für die Freikirchen ausbilden, und zwar von landeskirchlichen und freikirchlichen Dozierenden. Wir haben auch festgehalten, dass entweder der Rektor oder der Prorektor der STH Basel aus der Landeskirche kommen muss, während der andere ein Freikirchler sein muss. Weil wir die gleiche biblische Grundlage haben, empfinden wir dies als Bereicherung in der Ausbildung. Es ist eine echte Bereicherung, wenn sich Menschen aus unterschiedlichsten Kirchen in einer Ausbildung begegnen und sich zu verstehen, zu schätzen und zu lieben lernen, ohne dabei die biblische Lehre zu vernachlässigen. Hier hat die STH Basel einen Reichtum weiterzugeben.

Ist es nach wie vor das Ziel der STH, möglichst viele Pfarrer und Pfarrerinnen für die Landeskirche auszubilden? Oder hat

Gute Theologen und gute Praktiker: Rektor Jacob Thiessen mit hoffnungsvollen Studierenden der jubilierenden STH Basel.

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Was wünscht sich der Rektor für das 50-Jahr-Jubiläum im Jahre 2020? Dass wir die Bologna-Reform und die Akkreditierung abgeschlossen haben, dass wir genügend Mittel und Studierende haben und vor allem auch motivierte Dozierende. Und wir hoffen auch, dass sich die Landeskirchen um ihrer selbst willen noch stärker für die STH Basel öffnen, da eine Kirche von der Verkündigung des Evangeliums auf biblischer Grundlage lebt. Inter view: FRITZ IMHOF

5 PODIUM

Gerechtigkeit Ende November stimmen wir über die SP-Initiative unter dem verführerischen Titel «Steuergerechtigkeit» ab. Wer möchte denn nicht für mehr Steuergerechtigkeit sein – und dies gerade auch aus christlicher Perspektive? Die Initiative verlangt, dass in allen Kantonen die gleiche Mindestbesteuerung für hohe Einkommen und Vermögen gelten soll. Mit dieser Neidkampagne wird die SP-Steuerinitiative zu einem eigentlichen Steuererhöhungsprogramm, das in 16 Kantonen zu zwingenden Steuererhöhungen führen würde. Betroffen wären damit alle Steuerpflichtigen. Sogar die SP spricht von «Steuererhöhungen Richtung mittlerer Einkommen». Die Schweiz würde zu einem Hochsteuerland, der gesunde Steuerwettbewerb unter den Kantonen wäre Geschichte. Dass mit dem Zwang zu hohen Steuern auch für sparsame Kantone Ineffizienz angesagt wäre, liegt auf der Hand. Mit Gerechtigkeit hat die SP-Steuerinitiative gar nichts zu tun – im Gegenteil: Angestrebt wird von den SP-Ideologen ein erster Schritt in Richtung Hochsteuerland Schweiz und Gleichmachung der Kantone. Es sind die Initianten selbst, die festhalten: «Die Initiative kann die Basis für allfällige weitere Harmonisierungsschritte sein.» Paulus spricht im Römerbrief davon, dass wir dem Staat geben sollen, was dem Staat zukommt. Persönlich plädiere ich für einen starken Staat – und unter einem starken Staat verstehe ich einen bescheidenen Staat, der Rahmenbedingungen nur dort setzt, wo es für unser Zusammenleben unabdingbar ist. Aus dieser Sicht muss nüchtern betrachtet bei der SP-Steuergerechtigkeitsinitiative von einer eigentlichen Mogelpackung gesprochen werden, die an der Urne am 28. November nur eines verdient – ein wuchtiges Nein. HANS-ULRICH BIGLER Der Autor ist Direktor des Schweizerischen Gewerbeverbandes mit Sitz in Bern und Mitglied der FDP.


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TAGESSCHAU

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JOURNAL

Der Verein 3und20 setzt sich für religiös Missbrauchte ein

Neue Calvin-Plattform

Verarbeiten bringt mehr als Anklagen

Über das Jubiläumsjahr 2009 hinaus bietet ein neues Internetportal zahlreiche Informationen und Dokumente zu Johannes Calvin. Die Internetplattform wurde von internationalen Calvin-Experten entwickelt. Ein Lebenslauf findet sich unter «Calvin bio», «Calvin theo» orientiert über die Theologie Calvins sowie eine Sammlung seiner Texte, während «Calvin aktio» eine spielerische Annäherung ermöglicht. (idea)

Religiöser Missbrauch – wie weiter? Der neugegründete Verein 3und20 bildet eine Anlaufstelle für Betroffene. Sein Ziel: Missbrauchserfahrung aufarbeiten und die Gottesbeziehung des Opfers wahren.

«Etwas fehlt», stellte Marcel Biedermann bei der Verarbeitung seiner eigenen Missbrauchserfahrung fest. Und zwar eine Anlaufstelle Glockengeläute bleibt für Betroffene, die ihre Sprache Infolge eines Blitzschlags blieben spricht und versteht, aber nicht auf die Glocken der Reformierten Kir- Abrechnung abzielt oder Täter anche Thalwil ZH Mitte Juli für zwei prangert. «Mit dem Verein 3und20 Tage still. Eine Anwohnerin forderte wollen wir diese Lücke füllen», zwischen 22 und 7 Uhr den Verzicht erklärt der Präsident des im Juli aufs Glockengeläut. Die Kirchen- gegründeten Vereins. «Wir fokuspflege wies die Forderung ab. Be- sieren unsere Arbeit stark auf Opgründung: Für Menschen, die unter fer. Unser Ziel ist es, dass diese ihre leichtem Schlaf litten, bedeute der Beziehung zu Gott trotz allem, was Glockenschlag einen Trost. (idea) sie in Zusammenhang mit einer Kirche erlebten, nicht aufgeben», Abtreibung – wer zahlt? so der 46-jährige Controller aus Ittigen BE. Die Stärke des Vereins liege Die Anfang Jahr lancierte Volksinitidabei in der Tatsache, dass die Mitative «Abtreibungsfinanzierung ist glieder religiösen Missbrauch am Privatsache» wurde bisher von rund eigenen Leib erlebten und dadurch 50 000 Menschen unterzeichnet. wissen, wie man in dieser Situation Die Initianten verlangen, dass die fühlt und denkt. «Wir sprechen die Kosten eines Schwangerschaftsabgleiche Sprache wie die Menschen, bruchs bis auf einzelne Ausnahmen die zu uns kommen, und verstehen, nicht mehr von der Grundversichewo sie stehen.» Gleichzeitig ist für rung der Krankenkasse übernomBiedermann zentral: «Mitglieder men werden. Damit eine Abstimmüssen ihre eigene Missbrauchsmung möglich wird, braucht es bis erfahrung aufgearbeitet haben und Mitte 2011 mindestens 100 000 dem Thema auf sachlicher Ebene gültige Unterschriften. (idea) begegnen können. Es geht hier weder um Anklage noch darum, das Gebüsst fürs Schächten Thema an der Öffentlichkeit breitVier Männer, die im Dezember zuschlagen.» 2009 in Arisdorf BL drei Schafe geschächtet hatten, sind zu bedingten Gefängnisstrafen sowie Bussen verurteilt worden. Tierschützern geht dies zu wenig weit. Schächten ist in der Schweiz verboten, weil die Tiere vorher nicht betäubt werden. (kipa)

Auslegeordnung wichtig

Der Verein – benannt nach den Kapiteln 23 aus Jeremia, Matthäus und den Psalmen – will die Opfer nicht alleine betreuen. «Wir sind vor allem eine Anlaufstelle. Wenn sich ein potenzielles Opfer meldet, machen wir eine «AuslegeordAus für den Zölibat? nung». Dazu haben wir Begriffe Der Churer Ethik-Professor Hanspewie Macht und Einfluss, Misster Schmitt bezieht Position gegen brauch sowie biblisch-christliches den Pflichtzölibat. Der Priesterberuf Menschenbild definiert und uns auf der Basis einer partnerschaftmit Konflikt-Management auslichen Ehe lasse sich genauso zeieinandergesetzt.» Diese «Auslegechenhaft und theologisch fundiert ordnung» diene vor allem dazu, eigestalten wie auf der Basis des Zölinen Überblick über die Situation bats. Er fordert eine «vorurteilsfreie zu gewinnen, um anschliessend Neubewertung.» (idea) die richtige Fachperson zu finden. Und: «Es geht auch darum, den www.johannes-calvin.org www.mamma.ch möglichen Täter zu schützen. VorBild: zvg

andersetzung konstruktiv und gewinnbringend geschehen kann.»

Ausharren und gedulden

Marcel Biedermann macht Missbrauch zum Thema.

würfe können haltlos sein.» Der Verein versteht sich als eine Art Bindeglied oder Dolmetscher zwischen Betroffenen und Fachpersonen. Die Zusammenarbeit mit christlichen Fachpersonen ist Biedermann deshalb wichtig. Gefunden hat der vierfache Vater bis jetzt einen Psychiater und einen Theologen. Das Team ergänzen soll ein Psychologe sowie eine Fachperson im Bereich Gemeindebau.

Missbrauch ansprechen

Eine weitere Kernaufgabe sieht der Verein 3und20 in der Sensibilisierung von Leitern. «Wir möchten schon während den Ausbildungen mit angehenden Leitern und Pastoren über das Thema sprechen.» Das Wissen darüber und die darausfolgende Erkenntnis, sich zu reflektieren und reflektieren zu lassen, nütze viel. «Damit Prävention geschehen kann, müssen die Kirchen von innen heraus motiviert sein, sich damit auseinanderzusetzen. Dann leisten wir gerne unseren Beitrag, dass diese Ausein-

Eine zentrale Aufgabe des Vereins sei es zudem, mit Betroffenen auszuhalten. «Wir greifen nicht aktiv in eine Situation ein. Wir versuchen den Leiter allenfalls zur Reflexion zu bringen.» Je nach Situation müsse man aber abwarten, um nicht noch mehr kaputt zu machen, erklärt der Präsident und erzählt das Beispiel einer Familie: «Der Mann ist dem Leiter gegenüber kritisch eingestellt. Die Frau loyal. Der Leiter und die Gemeinde beginnen, den Mann zu isolieren. Er besucht die Gottesdienste nicht mehr. Der Leiter fürchtet weiter um seinen Einfluss und treibt einen Keil zwischen das Paar. Die Ehe gerät arg ins Wanken. Wenn wir an diesem Punkt die Missbrauchsdebatte lostreten, steht die Frau zwischen dem Leiter und ihrem Ehemann, zu dem die Beziehung bereits zerrüttet ist. Das wäre der Tod dieser Ehe», so Biedermann. «Wir Christen wären gerne stets am Ziel. Wir sprechen sofort von Vergebung, wenn Unrecht geschah. Wir raten, die Last am Kreuz abzuladen und befreit in die Zukunft zu blicken. Tatsache ist: Opfer können nicht auf der Stelle vergeben und die Aufarbeitung ihrer Erfahrungen braucht Zeit und Geduld.» Damit ein Opfer aus einer Missbrauchssituation herausfinden und wieder eine persönliche Beziehung zu Gott aufbauen kann, ist also Feingefühl nötig – und Gottes Gnade. STEFANIE NIEDERHÄUSER www.3und20.ch

Rechtzeitig reflektieren – Missbrauch verhindern Um religiösem Missbrauch vorzubeugen, ist es wichtig, dass das Thema nicht verschwiegen und verdrängt wird. Folgende Fragen könnten zum Nachdenken darüber anregen: • Wie gehe ich/geht meine Gemeinde mit Schwächeren um? • Ertrage ich/wir Andersdenkende oder sollen sie auf mein/unser Denken umgepolt werden? • Wann habe ich letztmals über mein Verhalten nachgedacht?

• Was motiviert mich/uns in der/ als Gemeinde? • Wer reflektiert mich/uns und wie häufig? • Wie gehe ich/gehen wir mit Kritik und Fehlern um?


TAGESSCHAU

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Kinder und Jugendliche der BewegungPlus Zug führ ten ein Musical auf

«Die Kaminski-Kids» eroberten die Bühne Weltpremiere im Christlichen Treffpunkt in Baar: Zum ers­ ten Mal wurde eine «Kamin­ ski­Kids»­Geschichte als Mu­ sical aufgeführt. 61 Kinder und Jugendliche studierten das Musical «Unter Ver­ dacht» ein. Sie überzeugten mit leisen und lauten Tönen. Beinahe greifbar war die Spannung im Saal der BewegungPlus Zug. Eine grosse Zuschauerschar schaute fasziniert auf die Bühne, die sich nach und nach mit Kindern und Jugendlichen füllte. Eine intensive Woche hätten sie hinter sich, erzählt Musicalcamp-Leiter Daniel Bishop. Angesehen hat man dies den jungen Sängern und Schauspielern nicht. Aber man spürte, wie viel Zeit und Leidenschaft sie in das Projekt gesteckt haben. Die beiden Aufführungen am Ende der Woche bildeten den Höhepunkt des dritten Musicalcamps in Baar.

Grosses Problem

Die Kaminski-Kids, bekannt aus der gleichnamigen Buch- und Hörspielserie von Carlo Meier,

Die «Banfits» Mirko und Franziska schmieden gefährliche Pläne.

stehen vor einem grossen Problem. Ihre Freunde Loko und Suila stehen unter Verdacht, in den Keller ihres Wohnblocks eingebrochen zu sein. Beim Versuch, die Wahrheit ans Licht zu bringen, werden sie gleich selbst zu Verdächtigten. Doch nicht nur das: Schwester Debora steckt mächtig in der Klemme. Sie hat sich der berüchtigten Jugendbande «Banfits» angeschlossen, deren Aktivitäten sie keinesfalls mit ih-

rem Gewissen vereinbaren kann, wie sie bald feststellen muss. Dazu kommt, dass sie vor der Entscheidung steht: Die Bande oder ihre Familie und Freunde.

Echte Freundschaft

Die Handlung und die dazu passenden Lieder und Tänze von Christian Ringli und Matthias Häfliger regten zum Nachdenken über Freundschaft an. Was sind echte Freunde? Solche, die in

heiklen Situationen nicht plötzlich verschwinden, das zeigte die Geschichte. Und sie machte klar: Die Wahrheit kommt früher oder später ganz bestimmt ans Licht. Die Teilnehmer des Musicalcamps zeigten eine beeindruckende Leistung. Die Texte sassen, die Lieder auch. Die jungen Schauspieler lebten in ihren Rollen auf. Da war der ewig nörgelnde Hausabwart. Mächtig donnerte sein wutentbrannter Redeschwall über die Bühne in den Saal hinaus. Wäre da nicht das jugendliche Gesicht, die feine Gestalt – der Hauswart müsste echt sein. Oder der Gangster Mirko – ein Direktimport aus den Gassen New Yorks? Zum Lachen brachte das Publikum die kleine Raffi Kaminski. Verzweifelt versuchte sie, den Hausabwart und Polizisten vom Keller fernzuhalten und gleichzeitig mit dem Codewort ihre Freunde zu warnen, die dort versteckt waren. So rief und sang sie ein ums andere Mal: «En schöne Tag!» Auch wenns ihren Freunden wenig nützte: Die Zuschauer hatten ihn bestimmt. STEFANIE NIEDERHÄUSER

Musik und Gemeinschaftspflege in Rüti ZH im Doppelpack

«Gospelproject» bietet mehr als Musik Zum 10­Jahr­Jubiläum des «Gospelproject» aus dem Zür­ cher Oberland wurde die erste CD aufgenommen. Und zur Gemeinschaftspflege spontan ein Café gegründet. «Mehr als Musik» lautet das Credo von Chorleiterin Christina Gasser. So wurde auch die CD ge­ nannt: «More Than Music». «Ein Traum ist für uns in Erfüllung gegangen», freut sich Christina Gasser-Zürcher. Sie leitet seit über zehn Jahren das «Gospelproject» in Rüti ZH. Zum 10-JahrJubiläum hat das Organisationsteam einen mutigen Entscheid gefällt und die Produktion einer CD lanciert. Dafür wurden während Konzerten und in einem Profi-Studio 17 Songs aufgenommen. Obwohl alles Laien sind, hat die Produktion hohe Qualität. Bilder: Sidi Meier, Mirjam Fisch-Köhler

Ideales Geschenk

Bandleader Erino Dapozzo war positiv überrascht vom Ergebnis. Er geht davon aus, dass die Chormitglieder von den Texten berührt werden, die sie singen. Bald ist es soweit, und die diesjährige Konzerttournee beginnt. Chorleiterin Christina GasserZürcher freut sich sehr auf die bevorstehenden Erlebnisse. Sie ist glücklich über die gelungene CD-Produktion und meint, dass diese wie auch ein Konzertticket als Weihnachtsgeschenke grosse Freude bereiten werden.

Freude steckt an

Musik und Gemeinschaft gehören beim «Gospelproject» zusammen. Dies entspricht einem grossen Bedürfnis und wird auch gefördert. Weil am Montag die meisten Restaurants geschlossen

Gemeinschaft zu pflegen und als Chor zusammenzuwachsen. «Wenn man einander kennt und mit Überzeugung Gospel singt, hat das eine andere Wirkung», bestätigen zwei Sängerinnen. Sie wollen das Publikum mit ihrer Freude anstecken. MIRJAM FISCH­KÖHLER

«On air»: Das «Gospelproject» Zürcher Oberland hat soeben seine erste CD produziert.

sind, schlug Chorsänger Martin Trüb vor, selber ein Café einzurichten. Schnell bildete sich ein Team von einem Dutzend Freiwilligen, die nach der Chorprobe Tische aufstellen und dekorieren, Snacks darauf verteilen, ein Buffet mit Getränken bestücken und ihre Kolleginnen und Kollegen bedienen. Das Gospelcafé ist ein wichtiger Ort geworden, um

So tönt Gospel Die CD «More Than Music» und Konzerttickets können übers Internet oder an den Konzerten gekauft werden. Konzerte: 20.11. in Rüti ZH (Reformierte Kirche), 27.11. in Tann ZH (Mehrzweckhalle Blatt), 28.11. in Baden (Kurtheater; Gospelation), 4.12. in Zürich (Volkshaus), 10.12. in Winterthur (Parkarena), 11.12. in Uster (Stadthofsaal). www.gospelproject.ch


TAGESSCHAU

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Bund Freier Evangelischer Gemeinden (FEG) feierte 100-jähriges Bestehen

ÄXGÜSI

Mutig glauben und das Richtige tun

Welche Einheit? Als ich vor zehn Jahren in einer Vorlesung zur Kirchengeschichte von der «Lausanner Bewegung» vernahm, war ich mehr als begeistert. Ich dachte: «Wow, ich möchte Teil dieser Bewegung werden! Und wer weiss, vielleicht bin ich eines Tages mit dabei, wenn der dritte Kongress dieser Bewegung stattfindet.» Nun war ich tatsächlich dabei.

Die FEG will mutig in die Zukunft schauen. Das zeigte sich an einem zweitägigen Mitarbeiterkongress und einem festlichen Jubiläumsgottesdienst am Sonntag. So feierte die FEG Schweiz in Sursee ihr hundertjähriges Bestehen. «Mutig glauben» hiess das Leitthema im «Campus Sursee». «Inklusive der Tagesgäste haben über 700 Gemeindeglieder am Kongress und dem Festgottesdienst teilgenommen», berichtet Mediensprecher Jean-Louis Frossard. In 16 Seminaren erfuhren die Gemeindemitarbeiter am Mitarbeiterkongress, wie jeder als Individuum sowie in der Gemeinde effektiver für Gottes Reich wirken kann. Das Seminar «Glauben zu Hause» und wie die Gemeinde dies unterstützen kann, sprach diesen Aspekt besonders an. Die Teilnehmerin Christel Koch zeigte sich beeindruckt: «Das zutiefst ehrliche Gebet von David, ‹Herr, erforsche mein Herz›, hat mich besonders angesprochen. Es zeigt mir, dass es Mut braucht, sein Herz in aller Tiefe von Gott erforschen zu lassen.»

Beständiges bewirken

Im Festgottesdienst vom Sonntag zeigte ein Video den Werdegang der FEG. Regelmässige Evangelisationen beeinflussten die Gesellschaft jahrzehntelang. Grosses Wachstum durfte geschehen, und viele Menschen kamen zum Glauben. Dann aber stagnierte die Bewegung. Erfolg lasse sich nicht nach einem Schema wiederholen, war die Erkenntnis. Die nationale Leitung musste die Strategie über-

«Würdiges Jubiläum»

Daniel Rath, Projektleiter des Mitarbeiterkongresses und Mitglied der Leitung FEG Schweiz, stellte fest: «Es war eine grosse Freiheit bei den Referenten sowie auch den Musikern, Sängerinnen und Tänzerinnen zu spüren. Es war ein würdiges Jubiläum! Die monatelangen Vorbereitungen haben sich in jeder Hinsicht gelohnt!»

Bilder: Daniel Uhland

Anbetung mit Musik und Fahnen: Dankbare Freude in Sursee.

denken und formierte sich 2009 neu. Fortan gibt sich die FEG gemäss aktuellem Motto «mutig», dazu gehört auch, alle Aufgaben kritisch zu überprüfen. «Wir wollen mutig glauben und das Richtige tun, damit aus unserer Arbeit Beständiges erwächst», brachte es Siegfried Nüesch als Vorsitzender der FEG auf den Punkt. Er brachte den dringenden Wunsch an, vor lauter Aktivitäten das persönliche Gebet und das Bibelstudium nicht zu vergessen. «Dort sind alle Antworten zu finden», fügte er an.

Offen und innovativ

Max Schläpfer, Leiter der Schweizerischen Pfingstmission und des Freikirchen-Verbandes, überbrachte Segenswünsche und antwortete auf die Frage, wie er die FEG heute wahrnehme: «Es freut mich, zu sehen, wie sich die FEG für Neues öffnet und innovative Ideen verwirklicht.» Die beiden Gemeindeverbände seien heute näher zusammen. Weiter führte Schläpfer aus: «Die christliche Gemeinde darf ihre Kernkompetenz, den Gemeindebau und die Evangelisation, nicht aus dem Fokus verlieren.» Die Leitungsmitglieder der FEG Schweiz griffen das Beispiel vom Fallschirmspringer auf und erläuterten die künftige Ausrichtung: Dazu brauche es, wie beim Glauben, ein starkes Herz, eine intakte Ausrüstung, den Mut zu springen und allenfalls auch, Bewährtes loslassen zu können.

Nägel mit Köpfen

Dietrich Schindler, Leiter Inlandmission FEG Deutschland, ging in seiner Predigt auf die Befindlichkeit vieler Gläubigen ein. Viele Gläubige seien versucht, Gott ins Leben einzuladen ver-

Segenswünsche überbrachte Max Schläpfer. Links FEG-Vorsitzender Siegfried Nüesch.

bunden mit der Erwartung, er möge bitteschön dafür sorgen, ihre eigenen Pläne zu verwirklichen. «So soll es nicht sein», betonte er. «Jeder Gläubige gibt sich ins Reich Gottes ein und fragt täglich nach Gottes Plänen.» Jeder sei dazu berufen, Gottes vorbereitete Werke zu tun. Dieses Prinzip gelte ebenfalls für die Gemeinden. Schindler stellte drei Fragen in den Raum: Was läuft gut? Was müsste verbessert werden? Was gibt es zu tun, was ich bisher nicht getan habe? Nun wurden Nägel mit Köpfen gemacht: In einer kurzen Stille ging jeder Besucher mit seinen Gedanken vor Gott und machte den Entscheid schriftlich fest.

Choral und Songs

Sketchs und künstlerische Darbietungen bereicherten das Programm. Der Text aus dem alten Choral «Grosser Gott, wir loben dich» sprach ebenso zu den Menschen wie rockige Songs. Der musikalische Leiter Michael Wunderlin hatte extra ein Ensemble aus Musikern und Sängerinnen zusammengestellt. Er sagte: «Wir wollten mit unserer Musik Menschen aller Altersgruppen abholen und sie in eine tiefe Anbetung zu Jesus führen.» MARLIES REUTIMANN

In Kapstadt begegnete ich auch dieser Frage: Wie viel ist dir die Einheit wert? Es ist mein Lieblingsthema: Die Einheit der christlichen Kirche. Wir begegneten dem Thema beim täglichen Studium des Epheserbriefes. 4500 christliche Leiter studierten die Bibel und tauschten sich in Sechsergruppen aus. Uns wurde klar: Es geht nicht um Gleichmachung. Vielmehr geht es darum, unsere unterschiedlichen Gaben füreinander und damit für die Auferbauung der Gemeinde einzusetzen. Die Einheit der Gemeinde beginnt mit dem täglichen Kampf, so zu leben wie Jesus: «Folglich wird euer Leben geprägt sein von Demut, seinem liebevollen Umgang mit Menschen und seiner unerschöpflichen Geduld» (Epheser 4,2). Je näher wir bei Jesus sind, desto näher sind wir als Christen beieinander. Wenn wir mit Christus im Zentrum verbunden sind, so sind wir wie die Speiche am Rad auch mit allen anderen Speichen verbunden. So zu leben entspricht unserer Berufung als Christen. Reicht es, wenn ich einfach in meiner Gemeinde so lebe? «Unsere Einheit ist nicht denominationell oder konfessionell, sondern geistlich», sagte ein Redner. Die Ergänzung der Gaben und das Teilen der Liebe Christi müssen den ganzen Leib Jesu einer Region erfassen. Unsere Liebe für jene, die gleich sind wie wir, ist nicht schwer. Aber Liebe für jene, die anders sind, das ist anspruchsvoll. Sie wird von uns gefordert. Was ist dir die Einheit wert? MARC JOST Der Autor ist Geschäftsführer des Hilfswerkverbandes «Interaction» und Berner Grossrat.


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PublirePortage

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Überprüfen Sie Ihre Pensionskassenlösung und nutzen Sie die Optimierungspotenziale! Jede Firma in der Schweiz, die Mitarbeiter beschäftigt, welche einen Jahreslohn von mehr als CHF 20 880.– haben und eine Beschäftigungsdauer von mehr als 3 Monaten aufweisen, muss nach dem Bundesgesetz vom 25. Juni 1982 über die berufliche Alters-, Hinterlassenen- und Invalidenvorsorge (BVG) für ihre Mitarbeiter über eine Pensionskassenlösung verfügen.

Für viele Firmen ist ihre Pensionskassenlösung aber ein Buch mit sieben Siegeln, das sie lieber nicht öffnen. Dies ist einerseits verständlich, weil das Thema «berufliche Vorsorge» in den letzten Jahren zunehmend komplexer und damit noch schwerer verständlich wurde. Andererseits fliessen aber in jedem Betrieb erhebliche Mittel in dessen Pensionskassenlösung – die jährlichen Gesamtbeiträge für

die berufliche Vorsorge betragen in der Regel 5 – 10 % der Bruttolohnsumme eines Unternehmens – sodass das Thema entsprechende Aufmerksamkeit resp. Interesse von oberster Stelle verdienen sollte. Als Grundsatz empfiehlt es sich, die eigene Pensionskasse oder die eigene Pensionskassenlösung wie ein eigenständiges Unternehmen zu betrachten. Eine solche Herangehensweise gewährt, dass man die richtigen Fragen stellt und bei der Abwägung der verschiedenen Kriterien wie Kosten, Stiftungsrat, Partner, Transparenz, Sicherheit usw. die adäquaten Gewichtungen vornimmt. Je länger bestehende Pensionskassenlösungen nicht mehr hinterfragt worden sind, desto grösser ist die Wahrscheinlichkeit, dass er-

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an den Kapitalmärkten vorbereitet? • Erhalten wir regelmässig aktuelle, verständliche und transparente Informationen über den Stand unserer Vorsorgelösung? • Ist die Dienstleistungsqualität unserer aktuellen Vorsorgelösung zufriedenstellend? • Passen unsere heutigen Partner für die berufliche Vorsorge zu uns? • Welche weiteren/anderen Ansprüche haben wir an unsere Vorsorgelösung? Durch eine systematische Analyse der oben genannten Fragestellungen und der abgeleiteten Neuorganisation oder Neustrukturierung der Pensionskassenlösung können unter anderem die Komplexität der Vorsorgelösung reduziert, die Transparenz erhöht und damit die Kosten gesenkt oder die Leistungen erhöht werden. Jährliche Kosteneinsparungen von bis zu 2 % der versicherten Löhne bei exakt gleichen Leistungen sind nicht selten realistisch!

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GESUNDHEIT

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MEDIEN

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SYNERGIE

Tod auf Rezept Sterbehilfe und Beihilfe zum Suizid werden wieder einmal thematisiert. Mir als Ärztin ist dabei etwas mulmig zumute. Sind wir Ärzte, die diesen Beruf eigentlich gewählt haben, um zu heilen, die per Gesetz bestimmten Mörder von morgen? Ich möchte über einen Fall aus meiner Praxis berichten, der den Sterbewillen eines Patienten betrifft. Ich war Stationsärztin auf einer Intensivstation. Als Notfall wurde ein Patient mit rupturierten Aortenaneurysma (geplatzter Hauptschlagader) eingeliefert. Als Folge dessen hatte er schon viel Blut in den Bauchraum verloren, und die Situation war lebensbedrohlich. Eigentlich hätte man sofort handeln und Blutkonserven transfundieren müssen. Aber da gab es plötzlich dieses Problem mit dem «letzten Wil-

len» des Patienten. Als Mitglied der Zeugen Jehovas war es ihm verboten, Blut oder blutähnliche Produkte zu erhalten. Doch angesichts der drohenden Gefahr, zu verbluten, widerrief er mündlich, ohne schriftlichen Beleg, diesen Entscheid. Endlich konnten wir unsere Arbeit tun und versuchen, diesen jungen Patienten, der nunmehr bereits bewusstlos war, zu retten. Doch die Begleitpersonen aus seiner Gemeinde und seine Ehefrau (auch Zeugin Jehovas) waren ganz anderer Meinung. Für sie war die einst in guten Tagen verfasste schriftliche Patientenverfügung unumstösslich. Sie drohten sogar mit rechtlichen Schritten bei Zuwiderhandlung unsererseits. Somit entstand eine extreme Konfliktsituation in unserem Ärzteteam mit einer Diskussion pro und kontra. Aufgrund dieser Unsicherheit verstrich wertvolle Zeit, und

der Allgemeinzustand des Patienten verschlechterte sich. Die unbedingt erforderliche Operation wurde dann ohne Blutersatz durchgeführt und somit die religiösen Vorschriften eingehalten. Allerdings konnte der Patient den grossen Blutverlust nicht selbst ausgleichen. Er verstarb zwei Tage nach der Operation. Ein tragischer Fall, der zwar laut schriftlicher Patientenverfügung vom Patienten im gesunden Zustand einkalkuliert wurde, aber im Ernstfall zu einer völlig anderen Entscheidung führte. Haben Patientenverfügungen im Notfall plötzlich eine Eigendynamik, die man nicht mehr stoppen kann? Vielleicht will man im Angesicht des Todes doch lieber leben und nichts unversucht lassen? Oder ist es nicht manchmal auch so, dass die Gesunden das Leid nicht ertragen können und dem dann lieber ein Ende bereiten wollen? Wir

wissen nicht, was ein Komapatient empfindet, ob er lieber verhungern oder ersticken will, statt zu leben. Wir haben auf jeden Fall nicht das Recht und auch nicht die Pflicht, Menschen auf Verlangen zu töten. Gott hat uns dieses Leben geschenkt, und nur er sollte es beenden. Ärzte sind keine Mörder, welche die Verantwortung für das Leben auf die Patienten oder deren Angehörige abwälzen können. Ärzte sind da, um zu heilen oder Leid zu mindern. Alles Weitere ist Gottes Angelegenheit. ANNE SACHS Die Autorin ist als Ärztin im Bereich der Wirbelsäulen- und Neurochirurgie in einer Aarauer Privatklinik tätig. Sie ist verheiratet, Mutter von drei Kindern und wohnt in Schafisheim.

Zeitung «Vier telstunde für den Glauben» wird dank Patenschaften durch die Post ver teilt

Nachhaltiges Weihnachtsgeschenk fürs ganze Dorf Die evangelistische Verteilzeitung «Viertelstunde für den Glauben» in jedem Briefkasten des eigenen Dorfes: Das ist möglich durch eine Dorfpatenschaft. Menschen erzählen, was sie motiviert, eine solche Patenschaft zu übernehmen. Vor Weihnachten erscheint eine neue Ausgabe der Zeitung «Viertelstunde für den Glauben». Sie bringt das Evangelium auf spannende, lebensnahe Art in die Häuser und Briefkästen der Schweizerinnen

und Schweizer. Die Zeitung wird jedoch weder gekauft noch abonniert. Sie wird verteilt. Mithelfen kann dabei jeder. Entweder, indem er beliebig viele Exemplare bestellt und dann selbst verteilt. Oder, indem er eine Patenschaft übernimmt für ein Dorf oder einen Stadtteil, der ihm wichtig ist.

Unterschiedliche Abdeckung

Das System ist einfach, wie Philipp Möckli, bis vor Kurzem Verteilungsverantwortlicher der «Viertelstunde», erklärt: «Der Pate

Warum sie eine Verteilung per Post finanzieren Martin und Brigitte Breitenmoser, Drogist und Naturheilpraktiker mit Drogerie in Appenzell, Paten für das innere Appenzellerland: «Mein christlicher Glaube wurde selbst durch solche Literatur geweckt. Ich erhoffe mir deshalb von der Patenschaft, dass andere Menschen ebenfalls vom Evangelium berührt werden. Die ‹Viertelstunde› spricht die Sprache der Strasse und zeigt trotzdem klar auf, was unserem Leben unvergänglichen Inhalt gibt. Deshalb nutze ich die Chance gerne, sie durch unsere Patenschaft unter die Leute zu bringen.»

Willy Graf, Leiter Campus Sursee, Nottwil: «Wir möchten, dass die Menschen in unserem katholisch geprägten Ort zumindest die Chance haben, über eine solche Verteilzeitung etwas von Jesus Christus und über Glaubensfragen zu er fahren. Persönlich können wir mangels freier Zeit nichts beitragen. Deshalb finanzieren wir die Verteilung für ganz Nottwil.» Ungefähre Kosten einer Dorfpatenschaft: Kemptthal ZH: CHF 5.–, Kirchdorf BE: 60.–, Belp BE: 580.–, Zürich Altstätten: 1032.80

Chance nutzen: Das Ehepaar Martin und Brigitte Breitenmoser ist einer der vielen Dorfpaten für die «Viertelstunde» (siehe Kästchen).

meldet das Dorf oder mehrere Dörfer bei der Schweizerischen Evangelischen Allianz (SEA). Diese gibt die Verteilung der Zeitungen bei der Post in Auftrag. Der Pate erhält anschliessend die Rechnung der Verteilung.» So konnten von der letzten Ausgabe 245 000 Exemplare verteilt werden. Recht gut abgedeckt seien die Regionen Ostschweiz, Toggenburg, Bern und Zürich. «Durch eine spezielle Aktion konnte letztes Mal sogar der gesamte Kanton Zug beliefert werden», berichtet Möckli. Für die

Nordwestschweiz und die Kantone Graubünden und Wallis hätten sich dagegen nur wenige Paten finden lassen. Eine Dorfpatenschaft – das Weihnachtsgeschenk der aussergewöhnlichen Art. Es soll nicht in erster Linie für glänzende Augen unter dem Christbaum sorgen. Aber für ein Fest im Himmel, wenn ein neuer Name ins «Buch des Lebens» geschrieben wird. STEFANIE NIEDERHÄUSER www.viertelstunde.ch


WIRTSCHAFT

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Die Gebrüder Müller AG, Metallbau und Solaranlagen Bern, baut auf schöpferische Kräfte

Wie auch nachts mit Sonne geheizt werden kann Die Produkte der Berner Traditionsfirma sind in Spitälern und Wäschereien, in Küchen und an Hausfassaden zu finden. Im Solarsegment hat die Firma Gebrüder Müller AG die Nase vorn. Schachbrettartig verlegte Blechplatten bilden den Boden des Empfangsraums. Der Tisch besteht aus einer abgerundeten Glasplatte und einem raffinierten Stahlunterbau. Das Einzelstück ist Ausdruck der Firmenphilosophie der Gebrüder Müller AG: Fast jeder Kundenwunsch wird umgesetzt, Grenzen setzt höchstens das Budget des Kunden. So wird dieser Tisch nicht in Serie gehen. Die wohl prominenteste Einrichtung befand sich anlässlich der Expo.02 im «Monolith» in Murten. Und: In der Firma werden christliche Werte bewusst gelebt.

Impressum Idea Schweiz Herausgeber: Idea Information AG, 4410 Liestal Verwaltungsrat: Heiner Henny, Präsident; Sam Moser, Stellvertreter; Paul Beyeler, Hans Lendi, Hansjörg Leutwyler, Hanspeter Schmutz Ideelle Trägerschaft: Schweizerische Evangelische Allianz (SEA), Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG), Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) Redaktion: Josefstr. 32, 8005 Zürich, Tel. 044 444 16 44, Fax 044 444 16 49 E-Mail: redaktion@ideaschweiz.ch Internet: www.ideaschweiz.ch Chefredaktor: Andrea Vonlanthen Büro: Bahnhofstr. 65, 9320 Arbon Tel. 071 446 70 02, Fax 071 446 74 88 E-Mail: andrea.vonlanthen@ideaschweiz.ch Redaktor: Thomas Feuz Er weitertes Team: Esther Reutimann, David Sommerhalder, Thomas Hanimann, Iris Muhl, Sibylle Zambon, Christian Bachmann, Mirjam Fisch-Köhler, Marlies Reutimann Praktikum: Stefanie Niederhäuser Inserateservice: Jordi AG – das Medienhaus, Roland Rösti, Belpbergstr. 15, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 25, Fax 031 819 38 54 E-Mail: inserate@ideaschweiz.ch Aboservice: Jordi AG – das Medienhaus, Ursula Seifried Jordi, Belpbergstr. 15, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 20, Fax 031 819 38 54 E-Mail: abo@ideaschweiz.ch Abopreise: Jahresabo Fr. 145.–, Seniorenabo Fr. 117.–, Halbjahresabo Fr. 77.–. Das Abo ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar. Konto: PC-Konto 40-788586-4 Idea Information AG, 4410 Liestal Layout/Druck/Versand: Jordi AG – das Medienhaus, Belpbergstr. 15, 3123 Belp, www.jordibelp.ch

Bilder: idea/tf

Schöpferische Kräfte nutzen: Pascal Winkler (links, Leiter Solartechnik) und Peter Oesch präsentieren die Weltneuheit «Solaera». Links das innovative Photovoltaik-Geländer.

Gleich «hoch hinauf»

Dank Innovationskraft, Flexibilität und einer stetigen Ausrichtung auf die Kundenbedürfnisse hat sich die Gebrüder Müller AG behaupten können. Die Firmengeschichte begann 1896 mit einer Schlosserei und einer mechanischen Werkstätte. Die spätere «Eisen-Konstruktionen Müller» wurde 1937 in eine Aktiengesellschaft mit der noch heute gebrauchten Bezeichnung umgewandelt. «Der Betrieb ist mit Artikeln für die Elektroindustrie gross geworden», erklärt Geschäftsleiter und Inhaber Peter Oesch. Die Anschlusskästen an den früheren Telefonmasten prägten das Ortsbild wie auch die Auftragsbücher.

Innovation in Metall

Peter Oesch trat 1986 in die Firma ein. Vor zwei Jahren hat er den Familienbetrieb von seinem Vater übernommen. «Wir setzen auf die drei Standbeine Metallbau/Blechbearbeitung, Maschinenbau und Solarenergieanlagen», sagt der studierte Maschineningenieur. Der Maschinenbau stellt vor allem Vorrichtungen für die eigene Produktion her. Doch auch hier ist die Firma stark: Für eine Grossbäckerei wurden kürzlich Backbleche für die beliebten «Mandelfischli» hergestellt. In Spitälern und Heimen spielen die Wäsche-Wagen der Berner Firma eine wichtige Rolle. «Unsere Stärke liegt darin, auf Kundenwünsche einzugehen», erklärt Oesch. Zum Produktesortiment gehören ebenfalls Zimmeröfen zum CO2neutralen Heizen mit Biomasse.

Im Metallbau schliesslich zeigt sich die Kompetenz im Grossen: Fassadenbauten, Wintergärten, Brandschutztüren, Schaufensteranlagen sowie Treppen und Vordächer. Immer mehr Bedeutung bekommt der Bereich Solar. Wie ist Oeschs Verhältnis zu anderen Solar-Pionieren, wie etwa Joseph Jenni? «Wir sind seit 30 Jahren befreundet. Zu Beginn war Josef Jenni Kunde bei uns. Heute beziehen wir von ihm die Speicher für unsere Anlagen.» Beide betrachten sich eher als Ergänzung denn als Konkurrenz.

Die Kraft der Sonne

Oeschs Firma setzte frühzeitig auf erneuerbare Energien. «Für den Metallbauer bedeutet es einen Kraftakt, in einen neuen Bereich wie die Solartechnik zu gehen», stellt Oesch rückblickend fest. Die Eigenentwicklung einer solaren Aussenwandheizung bildete die Brücke zur Solartechnik. Die neue Ausrichtung hat sich gelohnt: «Solaranlagen machen heute ungefähr 20 Prozent unseres Umsatzes aus.» Die Tendenz ist steigend. Die Innovationskraft der Firma zeigt sich etwa bei den erfolgreich eingesetzten Photovoltaik-Geländern: Zwischen zwei Glasscheiben wandeln Solarzellen das Sonnenlicht in elektrische Energie um. Nach wie vor werden Solaranlagen auch auf Dächern oder an Fassaden montiert. Anfang Jahr hat die Firma die Gebietsvertretung für die Kantone Bern, Wallis und Waadt eines führenden Solaranlagen-Herstellers übernommen. Das Solarheizungssystem

«Solaera» ist eine Weltneuheit. «‹Solaera› ermöglicht die komplette Hauswärmeversorgung mit nur einem System: Bei Sonnenschein heizt die Sonnenstrahlung direkt den Wärmespeicher auf, bei bedecktem Himmel wird der Umgebungsluft Energie entzogen und über den Latentspeicher und die Wärmepumpe an das System abgegeben.» Peter Oesch ist überzeugt davon, dass die erneuerbaren Energien Zukunft haben. «Es ist eine Frage des Willens, ob wir den Import von Öl oder Uran möglichst minimieren wollen. Erneuerbare Energien stellen die grösstmögliche Wertschöpfung dar.» Wird eine seiner Visionen war, drehen sich schon bald auf vielen Hausdächern kleine, hoch effiziente Windräder.

Christliche Werte vorleben

Peter Oesch ist sich seiner sozialen Verantwortung als Arbeitgeber bewusst. Seine Firma beschäftigt 25 Personen, davon sechs Lehrlinge und eine Praktikantin. Zum Team gehören auch Menschen aus dem «Job Placement» der IV. «Es ist für uns selbstverständlich, dass wir christliche Werte leben und unsere Leute anständig behandeln», betont Oesch. Sein Glaube an Jesus Christus hilft ihm persönlich, in angespannten Situationen gelassen und zuversichtlich zu bleiben. Das gilt auch für das Projekt, das eine Siedlung mit 150 Einfamilienhäusern zum grossen Teil mit Energie aus einer Solaranlage versorgen würde. Der Aspekt «Solar» dürfte ein weiteres Kapitel erfolgreicher Firmengeschichte schreiben. THOMAS FEUZ

Was ist «Solaera»? Das neue Heizsystem gewinnt deutlich mehr Energie aus Sonnenkraft als bisherige Systeme – und das rund um die Uhr. Hybridkollektoren nutzen Sonnenstrahlen und Umgebungsluft für die komplette Haus-Wärmeversorgung. Die Gebrüder Müller AG hat das erste solche Heizsystem in der Schweiz montiert. www.solarmueller.ch


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Begegnungszentrum Münsingen führ t «40 Tage Liebe in Aktion» durch

Liebe zeigt sich auch beim Abwaschen Zu Hintergrundmusik läuft ein Countdown ab. Der Slogan «40 Tage Liebe in Aktion» wird eingeblendet. Der Gottesdienst beginnt. Für alle Gemeindeglieder startet eine herausfordernde Kampagne. Stephan Leuenberger ist seit April dieses Jahres Pastor des Begegnungszentrums Münsingen. Die Gemeinde zählt 110 Mitglieder und 85 Kinder und gehört zur Vereinigung Freier Missionsgemeinden. Die vom 17. Oktober bis 28. November laufende Kampagne «40 Tage Liebe in Aktion» will mit lebensrelevanten Predigten, Anspielen, Interviews und Videoclips zeitgemässe Kirche erleben lassen. Nach Schluss der Kampagne folgt mit Daniel Kallauch und «Du lieber Himmel» ein weiterer Höhepunkt.

Geschenk für die Welt

Gemeindeglieder und Gäste wurden beim Eingang von einem Ehepaar begrüsst und mit Unterlagen bedient. Der Flyer bietet eine Zusammenfassung des Gottesdienstes. Der Text kann in Kleingruppen vertieft werden. Sandra und Tim sind eines der Ehepaare, die die nächsten Gottesdienste moderieren werden. Sie danken für das grosse ehrenamtliche Engagement vieler Gemeindeglieder. Eine Vakanz besteht noch: Nach dem gemeinsamen Mittagessen werden noch zwei Personen für den Abwasch gesucht… «Unter einigen Stühlen haben wir

tigt, «wieder bei Gott anzudocken». Wer will, darf für sich beten lassen.

Liebe in Aktion

Über allem die Liebe: Die Freie Missionsgemeinde Münsingen will die Menschen zeitgemässe Kirche erleben lassen.

ein Schokoladeherz hingeklebt», verrät Sandra. Die Hände gehen nach unten, für einmal. Die 170 Personen im Saal fühlen sich wohl. Die meisten erheben sich zum Lobpreis und lassen sich von einer vierköpfigen Band anleiten. Bewegte Lieder gehen in ruhigere über, wie den Kampagnesong «Du bisch Liebi! Mach mi zu me Gschänk vo dyre Liebi a die Wält!»

Was wirklich zählt

Im Ressort «Theater/Anspiel» machen sechs Personen mit. Zwei Damen und ein Teenager stimmen die Gottesdienstbesucher auf das Predigtthema «Was wirklich zählt – Der Schlüssel zum Leben» ein. Der Yuppie Ron macht Karriere und erlebt immer wieder ein Wechselbad der Gefühle. Was ist Liebe eigentlich? Im Theater haben die beiden Mütter das letzte Wort – und produzieren gekonnt einen weiteren Lacher. Pastor Stephan Leuenberger stellt

das Kampagneziel in den Raum: «Die Liebe untereinander soll wachsen. Die Liebe zu Gott soll uns verändern und in unserem Umfeld sichtbar werden. Menschen sollen Gott erfahren und innerlich heilen können.» Das war nicht der Lebensstil des reichen Kornbauers in der Bibel. Er war ein Egoist und wollte seinen Reichtum für sich behalten. Am Schluss verlor er alles. Ganz anders die «Liebesanleitung» in 1. Korinther 13: «Ähnliche Inhalte werden immer wieder in anderen Ausdrücken vermittelt», erklärt Leuenberger. «Liebe ist der Schlüssel zum Leben. Sie ist das, was wirklich zählt. Liebe zu leben ist ein göttliches Gebot.» Liebe sei immer wieder ein Willensentscheid und müsse im Alltag trainiert werden. Wenn die Liebe fehle, fehle es an allem. «Ohne Liebe ist das Wissen wertlos», sagt Leuenberger. «Ohne Liebe sind Worte bedeutungslos, ist der Glaube machtlos, wird der Einsatz wirkungslos.» Der Pastor ermu-

«Es waren viele Besucher da, die man sonst nicht in der Gemeinde sieht. Das hat mich positiv überrascht und enorm gefreut», sagt Leuenberger. Der Flyer mit seinen Hauptgedanken lädt zum persönlichen Überdenken ein. Die Aussagen werden auch in den Hauskreisen vertieft. 28 Gemeindeglieder öffnen dafür die Tür und bewirten ihre Gäste. Die Liebe soll Kreise ziehen, Veränderung wirken, Menschen heil werden lassen. Einen Vorgeschmack bietet das liebevoll zubereitete Mittagessen. Die Freiwilligen für den Abwasch melden sich. Liebe in Aktion? Liebe in Aktion! THOMAS FEUZ

«Du lieber Himmel» Am 30. November kommt Daniel Kallauch mit seiner neuen Weihnachtsshow «Du lieber Himmel» in den Schlossgutsaal Münsingen. Die Gäste erwartet Musik und Spass für die ganze Familie. Eine zentrale Rolle spielt Spassvogel Willibald. Die beliebte Handpuppe ist nicht auf den Mund gefallen, fällt mit ihren flotten Sprüchen aber immer wieder auf. Infos bei Tel. 031 721 22 93, Tickets können direkt bei Starticket bezogen werden. www.fmg-muensingen.ch

Zur Kruzifix-Debatte kommt nun eine weitere Forderung

Bald eine Alterslimite für die Bibellektüre? Parallel zur Kruzifix-Debatte beschäftigt eine weitere Forderung die Gerichte: Eine Bürgerinitiative fordert die Einführung von Alterslimiten für die Lektüre der Bibel. Begründet wird die Forderung wie folgt: «Dieses Buch enthält viele schlimme und brutale Horrorszenen und kinder- und familienfeindliche Verse. Wir haben unsere Forderung darum an mehrere Bilder: idea/tf

Untersuchungsrichterämter geschickt. Wir erhielten die Antwort, dass unsere Bitte nicht professionell abgefasst sei. Nun haben wir diese Bitte an die Obergerichte geschickt», schreibt eine Mitunterzeichnerin. Unterschrieben hat ebenfalls der suspendierte Walliser Lehrer Valentin Abgottspon.

Bibel auf den Index?

Daniel Gerber, freier christlicher Journalist, nahm den Faden auf

und verfasste spontan eine Satire: «Die Unterzeichner haben ja völlig recht. Nach dem Konsum der Bibel sind Kinder immer wieder brandschatzend durch Städte und Dörfer gezogen, haben in der Zürcher Innenstadt mehrere Warenhäuser in die Luft gesprengt und Trams zum Entgleisen gebracht. Ein AntiTerror-Kommando konnte gerade noch verhindern, dass die Limmat zwecks Überflutung und Vernichtung von Sodom und Gomorra,

wie die Kinder Zürich nannten, gestaut wurde. Sonnenklar ist somit, dass die Bibel auf den Index gehört. Die Kinder lernen in Ego-Shootern viel besser, dosiert mit Gewalt umzugehen, und bei ‹DSDS› und Stefan Raab lernt man doch gleich viel mehr fürs Leben!» Wenn der Anlass für die Satire nicht so bedenklich stimmen würde, könnte man sich ruhig ein Schmunzeln erlauben... THOMAS FEUZ


N AC H R IC H T E N

Anglikaner: Kriegsstimmung ENGLAND Im Streit um die geplante Weihe von Bischöfinnen suchen Frauenordinationsgegner Zuflucht in einem neuen „Orden“ oder treten zu „Rom“ über.

P

läne zur Einführung von Bischöfinnen sorgen für Unruhe und Absetzbewegungen in der anglikanischen „Kirche von England“. Gegner der Frauenordination lehnen weibliche Geistliche aus theologischen und kirchenhistorischen Gründen ab. Vier Bischöfe aus dem traditionalistischen Flügel wollen nun zur römisch-katholischen Kirche übertreten: die amtierenden Bischöfe John Broadhurst, Andrew Burnham und Keith Newton sowie der Ruhestandsbischof Edward Barnes. Sie wollen das Angebot des Vatikans nutzen, Sonderdiözesen zu bilden.

Wie einige Evangelikale reagieren Evangelikale, die ihre Kirche nicht verlassen wollen, planen die Gründung einer Gemeinschaft, die ihnen Gewissensschutz gewährt. Die „Society of St Augustine“ (AugustinusGesellschaft) werde Tausenden Pfarrern und Nicht-Theologen aus dem wachsenden evangelikalen Flügel der Kirche einen „sicheren Zufluchtsort“ bieten, schreibt die Tageszeitung „Times“ (London). Die Augustinus-Gesellschaft orientiere sich an Ordensgemeinschaften, die weithin eigenständig agieren könnten. Ziel sei, schwere Kämpfe innerhalb der Kirche zu vermeiden. Der Bischof von Lewes, Wallace Benn, habe bei

einer Tagung der theologisch konservativen Bewegung „Reform“ Mitte Oktober in Hoddesdon (Südwestengland) von einer „Kriegsstimmung“ gesprochen. Zwei „Orden“ traditionalistischer Frauenordinationsgegner bestehen bereits – die Gesellschaften von „St Wilfrid“ und „St Hilda“.

„Rechtsruck“ in der Generalsynode Die ersten anglikanischen Bischöfinnen in England werden voraussichtlich nicht vor 2014 geweiht. Zuvor muss aber die Mehrheit der 44 Diözesen einem entsprechenden Beschluss der Generalsynode zustimmen. Nach einem „Rechtsruck“ – so die „Times“ – bei den jüngsten Synodenwahlen könnte es allerdings Probleme geben. 1994 – als die ersten Frauen zu Priesterinnen geweiht wurden – verließen mehr als 440 theologisch konservative Geistliche die 25 Millionen Mitglieder zählende Kirche von England. Sie hatte sich 1534 von der katholischen Kirche abgespalten. Sie ist theologisch weithin evangelisch, in ihren Ordnungen aber katholisch orientiert. P

b www.reform.org.uk www.cofe.anglican.org

Ein Internetportal wirbt für Ehebruch SEITENSPRUNG Kritik in Deutschland an der Werbung fürs Fremdgehen

E

in neues Internetangebot, das zu Ehebruch ermutigt, stößt bei Christen auf Kritik. Es bringt Menschen zusammen, die „fremdgehen“ wollen. Die Initiatoren der Plattform – der Kanadier Noel Biderman und der Deutsche Constantin Dietrich – führen seit 19. Oktober eine Werbetour durch, um auf den Start ihres SeitensprungPortals in Deutschland aufmerksam zu machen. Es richte sich insbesondere an Frauen, deren Bedürfnisse zu Hause nicht ernst genommen würden. Nach eigenen Angaben suchten bereits sieben Millionen

Personen auf der englischsprachigen Internetseite einen Partner zum Fremdgehen. Der Leiter der christlichen Ehe- und Familienarbeit Team.F, Siegbert Lehmpfuhl (Rangsdorf bei Berlin), protestierte gegenüber idea gegen das neue Internetangebot auf Deutsch. Es zerstöre noch mehr Ehen. Er schlägt als Gegengewicht die Gründung eines „Treue-ErneuerungsPortals“ vor. Ein Schritt in die richtige Richtung sei die Marriage-Week (Woche der Ehepaare), die jährlich vom 7. bis 14. Februar stattfinde. P

NOTIERT Theologische Kommission: Werner Neuer für Peter Beyerhaus Die Theologische Kommission der Internationalen Konferenz Bekennender Gemeinschaften hat einen neuen Vorsitzenden: Werner NeuWerner Neuer er. Der 59-jährige Badener ist seit 2000 (promovierter) Dozent für Dogmatik und Ethik am Theologischen Seminar St. Chrischona (Bettingen bei Basel). Er löst den Missionswissenschaftler Prof. Peter Beyerhaus (Gomaringen bei Tübingen) ab, der die Kommission seit 1972 leitete. Der 81-Jährige habe das Amt aus Altersgründen zur Verfügung gestellt, teilte der Präsident der Internationalen Konferenz Bekennender Gemeinschaften, Pastor Ulrich Rüß (Hamburg), mit. Die in den vergangenen Jahren verabschiedeten Erklärungen der Konferenz zur Zusammenarbeit von bekenntnistreuen Christen (Bekenntnis-Ökumene), zu Christenverfolgungen und zur Trinität haben international Aufmerksamkeit erregt. Die Konferenz unterhält in Gomaringen das von Dekan i. R. Martin Holland (Tübingen) geleitete Institut „Diakrisis“ und gibt eine gleichnamige Quartalszeitschrift heraus.

Glaskathedrale zahlungsunfähig: US-Großgemeinde ist insolvent Eine der im Ausland bekanntesten USGroßgemeinden ist in schwere Finanznot geraten: die Gemeinde der Glaskathedrale in Garden Grove (US-Bundesstaat Kalifornien), aus der der Fernsehgottesdienst „Stunde der Kraft“ ausgestrahlt wird. Sie hat deshalb einen Insolvenzantrag gestellt. Der „Los Angeles Times“ zufolge schuldet die Gemeinde allein ihren Lieferanten 5,5 Millionen Euro. Ihre Grundstücke seien mit Hypotheken von 26 Millionen Euro belastet. Hauptpastorin Sheila Schuller Coleman sieht die Misere als vorübergehend an. Infolge der wirtschaftlichen Rezession seien im vorigen Jahr die Einkünfte schneller gesunken, als man die Haushaltspläne kürzen konnte. Inzwischen komme wieder mehr Geld herein. Alle Aktivitäten einschließlich der Fernseharbeit gingen normal weiter.

Foto: Neuer/privat; S.13: Beichtstuhl/PR

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Wo hilft Seelsorge und wo Psychotherapie? SEELENKUNDE Psychotherapie und Seelsorge haben Gemeinsamkeiten, es muss aber zwischen beiden unterschieden werden, sonst ist keine Hilfe möglich.

D

ie Unterschiede zwischen Psychotherapie und Seelsorge hat eine Fachtagung über „Psychotherapie und Beichte“ im Zisterzienserstift Heiligenkreuz bei Wien herausgestellt. Sie wurde vom „Institut für Religiosität in Psychiatrie und Psychotherapie“ veranstaltet. Dazu sagte Abt Gregor Henckel-Donnersmarck, „nach dem Tod von Karl Marx 1989“ (mit dem Ende des Ostblocks) herrsche in der Gesellschaft nur noch ein dominanter Geist, mit dem es sich auseinanderzusetzen gelte, nämlich der des Begründers der Psychoanalyse, Sigmund Freud (1856–1939). Hingegen befinde sich die Seelsorge – vor allem in Gestalt der Beichte – in einer Krise. Sie hänge vielleicht damit zusammen, dass zwischen Psychotherapie und Beichte nicht mehr unterschieden werde. Nach Worten des in Berlin tätigen Facharztes für Psychiatrie und Psychotherapie, Prof. Michael Linden, kommen viele Menschen mit Schuld und Lebensproblemen zum Psychotherapeuten und andererseits

Menschen mit psychischen Problemen zum Pfarrer. Dabei komme der Therapeut in die Versuchung, „weltanschaulich tätig zu werden“, und mancher Pfarrer auf die Idee, „seine Theologie durch Therapie zu ersetzen“. Zur Aufgabe der Psychotherapie sagte Linden: „Wir wollen die Welt nicht erklären, aber wir wollen, dass jemand, der nicht mehr isst und lacht, wieder isst und lacht.“ Für den Direktor des Instituts, Raphael Bonelli, ist es Aufgabe des Seelsorgers, immer da zu sein, die des Psychotherapeuten, so schnell wie möglich nicht mehr nötig zu sein.

Einem geht es um Gesundheit, dem anderen um den Himmel Der Zisterzienserpater Bernhard Vosicky charakterisierte die unterschiedlichen Ziele so: „Der Psychotherapeut schaut, dass der Mensch gesund wird, der Beichtvater, dass er in den Himmel kommt.“ Für den katholischen Theologen ist „Jesus Christus der Geistheiler schlechthin. Er

Besonders in manchen lutherischen Gemeinden wird die Möglichlichkeit regelmäßiger Beichte angeboten. Einst gab es dafür sogar Beichtstühle wie hier in der evangelisch-lutherischen Kirche St. Peter und Paul in Fürth-Poppenreuth.

therapiert, was verwundet ist, mit dem Finger Gottes, dem Heiligen Geist.“ Beichte sei „nicht Selbstreinigung, sondern Reinigung durch das Blut des Erlösers“. Hätten Seelsorger den Eindruck, dass es sich um psychische Probleme handele, sollten sie fragen, ob der Ratsuchende bereits ärztliche Hilfe in Anspruch nehme und ob es bereits eine Diagnose gebe, wie es in einem Bericht der katholischen Zeitung „Die Tagespost“ (Würzburg) heißt. P

b www.rpp-institut.org Bhutan

DER GEFANGENE DES MONATS NOVEMBER

700.000 Bürger 75 % Buddhisten 22 % Hindus 1 % Christen

Christ in Bhutan zu 3 Jahren Haft verurteilt VERFOLGUNG Der 40-jährige Prem Singh Gurung hatte christliche Filme gezeigt. Als „Gefangenen des Monats November“ haben die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) und die Evangelische Nachrichtenagentur idea den Bhutanesen Prem Singh Gurung benannt und zur Unterstützung für ihn aufgerufen. Ein Gericht in Galephu an der Grenze zu Indien verurteilte den evangelischen Christen am 6. Oktober im Himalaya-Staat Bhutan zu drei Jahren Gefängnis wegen „versuchter Hervorrufung öffentlicher Unruhe“, weil er christliche Filme vorgeführt hatte. Gurung war im Juni verhaftet worden, nachdem ihn einige Bewohner aus zwei Dörfern im Bezirk Jigmecholin angezeigt hatten. In dem Königreich Bhutan ist der Buddhismus ideaSpektrum 43.2010

Staatsreligion. Die geltende Verfassung von 2008 sieht zwar Religionsfreiheit vor, aber auch den besonderen Schutz der einheimischen Kultur und Religion. Christliche Mission und der Druck von Bibeln werden nicht geduldet. Christen können ihren Glauben nur im Privatbereich leben. Die IGFM und idea rufen dazu auf, den 30-jährigen König Jigme Khesar Namgyel Wangchuck in Briefen zu bitten, sich für eine Aufhebung des Urteils einzusetzen. Dabei solle man an die in der Verfassung garantierte Gewissens- und Religionsfreiheit erinnern und darauf hinweisen, dass das Urteil international kein gutes Licht auf die Lage der Menschenrechte in Bhutan werfe. P

CHINA B H UTAN THIMPHU

(Hauptstadt)

Galephu

INDIEN Anschrift: Permanent Mission of the Kingdom of Bhutan to the United Nations S.E. Botschafter Sonam T. Rabgye Chemin du Champs-dÁnier 17-19 1209 Genève GE, Schweiz E-Mail: mission.bhutan@ties.itu. Fax: 022/7990899


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70 % der Welt kennen keine Religionsfreiheit CHRISTENVERFOLGUNG In 64 Staaten werden rund 200 Millionen Christen diskriminiert oder verfolgt. Darüber berichtet auf fast 300 Seiten das jetzt erschienene idea-Jahrbuch „Märtyrer 2010“. as Ausmaß der Christenverfolgung ist zu wenig bekannt. Die Dramatik wird meist erst dann bewusst, wenn Christen aus westlichen Ländern unter den Opfern sind. Zahllose Betroffene auf der Südhalbkugel aber leiden, ohne dass jemand die Stimme für sie erhebt. Das beklagt der Vorsitzende der Österreichischen Evangelischen Allianz, Frank Hinkelmann (Petzenkirchen/Niederösterreich), in einem Vorwort des fast 300-seitigen Jahrbuchs zur Christenverfolgung „Märtyrer 2010“. Es ist jetzt zum 10. Mal als idea-Dokumentation erschienen. Herausgeber sind die Arbeitskreise für Religionsfreiheit der Evangelischen Allianzen in Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM). Anlass der Veröffentlichung ist der von der Weltweiten Evangelischen Allianz veranstaltete Internationale Gebetstag für die verfolgten Christen am 14. November. Wie aus dem Jahrbuch hervorgeht, gibt es in 64 Ländern – also etwa einem Drittel aller Staaten – keine oder nur eine sehr stark eingeschränkte Religionsfreiheit. In diesen Nationen leben 70 % der Weltbevölkerung. Die Hauptleidtragenden sind die Christen: Rund 200 Millionen werden wegen ihres Glaubens benachteiligt oder

verfolgt. Das sind laut Schätzungen 80 % derer, die wegen ihrer religiösen Überzeugung unterdrückt werden. Wie Hinkelmann schreibt, soll das Jahrbuch dazu aufrütteln, sich gegen Christenverfolgung und für Religionsfreiheit zu engagieren.

Schlimmste Christenverfolger Das Hilfswerk Open Doors ermittelt jährlich, in welchen Ländern Christen am stärks ten unter Verfolgung leiden. Auf den ersten zehn Rängen des Weltverfolgungsindex sind acht islamisch dominierte und zwei kommunistisch regierte Staaten aufgelistet. An der Spitze steht Nordkorea, dessen Machthaber religiöse Aktivitäten als Angriff auf die sozialistischen Prinzipien betrachten und im Keim ersticken wollen. Christen werden deshalb in Arbeitslager gesteckt, gefoltert oder hingerichtet. Dennoch wachse die christliche Gemeinde im Untergrund, heißt es im Jahrbuch.

Wo Christen am stärksten verfolgt werden kommunistisch 2010 1. Nordkorea 2. Iran 3. Saudi-Arabien 4. Somalia 5. Malediven 6. Afghanistan 7. Jemen 8. Mauretanien 9. Laos 10. Usbekistan

islamisch (Vorjahr) (1) (3) (2) (5) (6) (4) (7) (18) (8) (10)

© lideaGrafik; Quelle: OpenDoors

Wehe dem, der Christ wird … Als Grund für die Zunahme der Christenverfolgung in mehreren Ländern wird der islamische Fundamentalismus genannt. Die auffälligsten Beispiele seien Somalia und Pakistan. Dem Jahrbuch zufolge sind Christen, die aus islamischen Familien stammen, am härtesten von Verfolgung betroffen. Ihr Übertritt werde als „Verrat am Islam und als Schande für die Familie“ betrachtet. Konvertiten drohten schlimmste Sanktionen bis hin zum Mord. Jüngere Frauen, deren Übertritt zum Christentum bekanntwerde, würden fast immer mit einem Muslim zwangsverheiratet. Damit beginne ein oft jahrelanges Martyrium mit körperlichen und seelischen Misshandlungen. „Vergewaltigung in der Ehe existiert

Christen in Pakistan demonstrieren gegen die zunehmende Gewalt von Moslems in ihrem Land gegen christliche Gemeinden.

nach islamischem Eheverständnis nicht, da der Ehemann das Recht am Körper seiner Frau hat“, so das Jahrbuch. Einheimische Kirchen böten Konvertiten keinen Schutz, weil sie sonst mit der Schließung ihrer Einrichtungen und gewalttätigen Übergriffen rechnen müssten. Wie es weiter heißt, gingen aber auch fundamentalistische Hindus in Indien und buddhistische Extremisten – insbesondere in Sri Lanka – mit Gewalt gegen Christen vor. P

Die neue idea-Dokumentation Märtyrer 2010 ist zum Preis von 8,90 € / 17.80 sFr. erhältlich. Bestellung bitte an: idea e.V., Postfach 1820, 35528 Wetzlar, Tel. +49(0)6441/915-122 Fax +49(0)6441/915-220, E-Mail: aboservice@idea.de

Foto: Reuters

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Die 90-köpfige deutsche Delegation in Kapstadt. Über die 21 Schweizer wird ideaSchweiz nächste Woche berichten.

Das Evangelium mutig verkünden LAUSANNER WELTKONGRESS Eine Woche lange berieten rund 4.200 Evangelikale in Südafrika über die Zukunft der Weltmission. Mit einem ermutigenden Aufruf ging die größte christliche Tagung des Jahres 2010 zu Ende. Es gab viel Lob, aber auch Kritik – an zu wenig theologischem Tiefgang. Christen sollen die Botschaft von Jesus Christus mutig in Wort und Tat weitergeben. Mit diesem Aufruf ist am 24. Oktober im südafrikanischen Kapstadt der 3. Lausanner Kongress für Weltevangelisation zu Ende gegangen. Acht Tage lang hatten rund 4.200 evangelikale Christen aus 197 Ländern – mehr als zwei Drittel aus Afrika, Asien und Lateinamerika – über die Möglichkeiten der Mission und die Zukunft der Kirchen diskutiert. Die „Lausanner Bewegung für Weltevangelisation“, die das Treffen in Zusammenarbeit mit der Weltweiten Evangelischen Allianz organisierte, versteht sich als Netzwerk missionarisch gesinnter Christen und als Katalysator für die Weltmission. Wie der Internationale Direktor der Lausanner Bewegung, Lindsay Brown (Monmouth/Wales), im Schlussgottesdienst sagte, müsse das Reden und Handeln von Christen übereinstimmen: „Unser Vorbild ist Jesus, der beides tat – er sprach zu den 5.000 und gab ihnen zu essen.“

Foto: idea/Pankau

Die repräsentativste Zusammenkunft der Evangelikalen Christen sollten sich nicht entmutigen lassen, wenn die Früchte ihrer Arbeit nicht sofort zu erkennen seien. Ein Blick in die Geschichte zeige, dass viele Missionare den Grundstein für eine blühende Gemeinde legten, diese Entwicklung selbst aber nicht mehr erlebten. Brown ermutigte Missionswerke, ihre Kräfte zu bündeln: „Wir können nicht vom Wettbewerbsdenken angetrieben werden. Wir müssen Platz schaffen für einen Geist der Partnerschaft.“ Er hoffe, dass infolge des Lausanner Kongresses viele solche Kooperationen entstehen. Brown rief die Kongressteilnehmer auf, sich nicht für die Bezeichnung „Evangelikale“ zu schämen. Weder sei der Begriff neu noch westlich geprägt. Er bedeute schlicht „evangeliumszentriert“. Der Vorsitzende der Lausanner Bewegung, Doug Birdsall (Oxford/England), würdigte den Kongress als „repräsentativste Zusammenkunft evange-

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likaler Christen in der Geschichte“. Das Treffen sei eine beeindruckende Präsentation von Einheit, Vielfalt und Lebendigkeit gewesen. Er hoffe, „dass Gott durch Kapstadt 2010 ein Feuer legt, das nicht wieder verlöscht, sondern sich weiter ausbreitet“.

Weithin positives Fazit und große Hoffnungen Teilnehmer der Konferenz zogen ein überwiegend positives Fazit. „Ich hoffe sehr, dass auch der 3. Lausanner Kongress für Weltevangelisation eine weite und tiefe Wirkungsgeschichte entfaltet“, erklärte der Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz, Hartmut Steeb (Stuttgart), gegenüber idea. Der erste Kongress 1974 habe sich volksmissionarisch nachhaltig in Deutschland ausgewirkt: So seien die „Gemeindetage unter dem Wort“ Treffen der Glaubensstärkung geworden. Von „Lausanne“ inspiriert wurden auch das Jugendtreffen „Christival“, die Evangelisation „ProChrist“, das „Missionarische Jahr“ 1980 oder das Treffen für missionarischen Gemeindeaufbau „Missionale“ in Köln.

Kritik: Der Kongress war zu wenig theologisch Der Generalsekretär der Arbeitgemeinschaft Missionarische Dienste in der EKD, Oberkirchenrat Erhard Berneburg (Berlin/Hannover), erklärte bei einem Abschlusstreffen der 90-köpfigen deutschen Delegation (aus der Schweiz waren 21 Delegierte nach Kapstadt gereist), er wünsche sich, dass ein Teil der Dynamik der evangelikalen Bewegung in die EKD überschwappe, auch wenn es bei dem Kongress „große theologische Leerstellen“ gegeben habe. „Theologischer Tiefgang“ habe bei dem von den USA dominierten Kongress gefehlt. Ähnlich äußerte sich der Direktor des Theologischen Seminars der Liebenzeller Mission, Pfarrer Volker Gäckle (Bad Liebenzell), für den das Treffen „penetrant untheologisch“ war. Der CDU-Bundestagsabgeordnete und frühere Heilsarmee-


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BOTSUANA NAMIBIA Johannesburg

PRETORIA

SWASILAND

S ÜDAFR I K A Atlantik

LESOTHO

Kapstadt

Kap der Guten Hoffnung

Durban

Port Elizabeth

Indischer Ozean

Offizier, Frank Heinrich (Chemnitz), meinte, es habe ihn beeindruckt, dass der Kongress eine breite und am Alltag orientierte Frömmigkeit präsentiert hat und keinesfalls nur Themen, die sonst gern mit Evangelikalen assoziiert würden, wie ein Wohlstandsevangelium, Heilung oder Homosexualität. Wie er gegenüber idea sagte, sollten sich

Christen bei Fragen der Religionsfreiheit oder weltweiter Armut häufiger an die Politik wenden: „Das sind nicht nur Themen für das Gebet.“

„Kapstädter Verpflichtung“ In der Tradition der beiden Vorgängertreffen 1974 in Lausanne (Lausanner Verpflichtung) und 1989 in Manila (Manifest von Manila) wurde auch in Kapstadt eine Erklärung herausgegeben – die Kapstädter Verpflichtung. Die Kongressteilnehmer erhielten zunächst nur den ersten Teil, der die Glaubensgrundlagen evangelikaler Christen in heutiger Sprache darstellt. Der zweite Teil, in dem es um den sozialen Aspekt des christlichen Glaubens gehen wird, soll Ende November veröffentlicht werden. Der nächste Lausanner Kongress für Weltevangelisation könnte nach Birdsalls Angaben in 10 bis 15 Jahren stattfinden. Neben den Teilnehmern in Kapstadt sahen weltweit mehr als 100.000 Menschen an 650 Orten den Lausanner Kongress per Videoübertragungen und über das Internet. P

Lausanner Kongress für Weltevangelisation: Über 4.000 christliche Leiter aus 197 Ländern nahmen daran teil.

Gott setzt in Bewegung EVANGELIKALE Zur Entwicklung der evangelikalen Szene am Beispiel der Lausanner Bewegung ein Kommentar von Dr. Rolf Hille (Heilbronn), dem Vorsitzenden des Arbeitskreises für evangelikale Theologie. Er nahm bereits am ersten Lausanner Kongress für Weltevangelisation 1974 teil. neration an ihren Aufbruch vor 36 Jahren im schweizerischen Lausanne anzuknüpfen. Die Dynamik der weltweiten evangelikalen Bewegung erwies sich in Kapstadt als starker Kraftquell durch alle protestantischen und anglikanischen Kirchen. Die bewusste Anknüpfung an die kirchengeschichtlich bedeutsame erste Weltmissionskonferenz überhaupt – vor hundert Jahren im schottischen Edinburgh – war sicher eine sehr anspruchsvolle Symbolik. Mit dem Datum 2010 verbindet sich die Perspektive der Lausanner, das Erbe evangelischer Mis-

sionsarbeit in einem weiten ökumenischen Horizont weiterzuführen.

Vor dem Ende der Mission: 1968 Die Entwicklung, die Edinburgh 1910 folgte, war dramatisch: Nach einer Reihe von fruchtbaren Missionskonferenzen und der Integration des Internationalen Missionsrates in den Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) kam es in 1968 zunehmend zum Traditionsbruch. Beim ÖRK schien die sozialpolitische Weltverantwortung die Evangelisation abzulösen. Schließlich wurde sogar die ideaSpektrum 43.2010

Fotos: Kongress/Lausanne Movement; Hille/ide

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ott ist erfahrbar. Gott setzt in Bewegung. Diese Erfahrung, dieses Grundgefühl und diese Verpflichtung hat den 3. Kongress der Lausanner Bewegung an der Südspitze Afrikas in Kapstadt bestimmt. „Gott ist nicht tot. Jesus lebt.“ wurde immer wieder und mit großer Begeisterung von den über 4.000 evangelikalen Christen aus 197 Ländern am Kap der Guten Hoffnung gesungen. Mit diesem wahrhaft internationalen und ökumenischen Treffen ist es der Lausanner Bewegung gelungen, mit einer neuen Ge-


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Links: Indische Christen diskutierten darüber, was sich in ihrem Land verändern könnte. Rechts: Mit Folklore wurde der Kongress eröffnet.

Entsendung weißer Missionare in die Dritte Welt mit einem Moratorium belegt und sollte ganz eingestellt werden. Die Frage stellte sich: Soll die Mission sich im Dialog mit den nichtchristlichen Weltreligionen auflösen? Die theologisch konservativen Kirchen und Gruppen – also die Evangelikalen – wollten unbedingt am Ziel der Weltevangelisation festhalten. Sie beriefen sich auf den Aufbruch in Edinburgh 1910. In dieser Situation ergriff Billy Graham mit seiner finanzstarken Organisation 1974 die Initiative, 2.700 Evangelisten und Missionstheologen nach Lausanne einzuladen. Damit war die evangelikale Bewegung als weltweit starke Kraft neben dem auch als Weltkirchenrat bezeichneten ÖRK etabliert. „Lausanne“ 1974 setzte dann eine Vielzahl von missionarischen Impulsen frei und entwickelte eine profunde Missionstheologie. Der zweite Lausanner Kongress 1989 in Manila war zwar für viele jüngere Christen ein wichtiger Anstoß zur Evangelisation, konnte aber wegen mancher internen Auseinandersetzungen die in ihn gesetzten Erwartungen nicht wirklich erfüllen.

Die jungen Kirchen blühen Nun hat sich mit Lausanne III in Kapstadt unübersehbar ein Generationswechsel

vollzogen. Die Welt hat sich durch Globalisierung, Verstädterung, Kommunikationstechnologie und das Ende der Ost-WestKonfrontation grundlegend verändert. Auch in den Kirchen hat ein tiefgreifender Wandel stattgefunden: Der Schwerpunkt der Christenheit befindet sich in Afrika, Asien und Lateinamerika. Die jungen Kirchen blühen vielfach, während das einst christliche Abendland vom Säkularismus bestimmt ist. Der ÖRK ist deutlich von radikalen Positionen abgerückt und pflegt das Gespräch mit den Evangelikalen. Für die heutige Facebook-Generation sind die Kontroversen der 70er Jahre Kirchengeschichte. Die Frauen haben – auch innerhalb der evangelikalen Bewegung – eine neue selbstbewusste Rolle der verantwortlichen Mitarbeit gefunden.

Das Fazit von Lausanne III All diesen Herausforderungen hat sich Lausanne III gestellt und sie insgesamt überzeugend bewältigt: 1. Der lange Streit mit dem ÖRK wird durch Dialog abgelöst. Dass in der Weltmission ökumenisch zusammengearbeitet werden muss, ist inzwischen quer durch alle protestantischen Kirchen zur Selbstverständlichkeit geworden.

2. Die Repräsentanten der Zweidrittelwelt bestimmen ganz entscheidend das Erscheinungsbild der evangelikalen Bewegung. Ihre Art, den Glauben auszudrücken und zu leben, Verfolgung durchzustehen und mit großer Freude zu evangelisieren, ist schlicht ansteckend. In diesen Zusammenhang fügt sich die vielfältige Mitwirkung von Frauen und jungen Teilnehmern nahtlos ein. 3. Im Medienzeitalter prägte eine Überfülle von audiovisuellen Präsentationen, Theaterstücken und Anspielen das riesige Programmangebot. Hier wurde in Kapstadt die theologische Tiefe von Lausanne 1974 nicht wieder erreicht. 4. Entscheidend für „Lausanne III“ sind eine innige Frömmigkeit und die ermutigenden Zeugnisse der Erfahrungen mit Gott. „Gott setzt in Bewegung!“ – von dieser Tatsache ist die Lausanner Bewegung durchdrungen und in Bewegung gesetzt. P

Teilnehmer an den Internationalen Kongressen für Weltevangelisation Lausanne 1974: 2.700 aus 150 Ländern Manila 1989: 4.500 aus 163 Ländern Kapstadt 2010: 4.200 aus 197 Ländern

Kirchen planen Verhaltenskodex für Missionare MISSION Einen Verhaltenskodex für christliche Missionare wollen die großen Konfessionen 2011 verabschieden.

Fotos: Lausanne Movement

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as kündigte der Direktor des Instituts für Religionsfreiheit der Weltweiten Evangelischen Allianz, Prof. Thomas Schirrmacher (Bonn), beim 3. Lausanner Kongress für Weltevangelisation an. Damit solle deutlich gemacht werden, dass der christliche Glaube nichts mit körperlicher oder seelischer Gewalt zu tun ha-

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be. In dem Kodex spreche man sich für Mission aus, verurteile aber unmoralische Formen wie psychologischen Druck oder materielle Anreize für Menschen, die ihre Religion wechseln wollen, erklärte Schirrmacher. Das Dokument solle vom Vatikan, dem Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) sowie der Evangelischen Allianz

verabschiedet werden. Der Vatikan repräsentiert rund eine Milliarde Katholiken, der ÖRK 349 evangelische, orthodoxe und anglikanische Kirchen mit über 560 Millionen Mitgliedern und die Weltallianz rund 420 Millionen Evangelikale. P Weitere Meldungen folgen in der nächsten Ausgabe.


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... und so wird der dritte Lausanner Kongress für Weltevangelisation beurteilt: Mich hat die Vielfalt an Menschen und Begegnungen begeistert. Es ist toll zu hören, was Gott überall auf der Welt tut, besonders in Ländern, die man sonst eher als problematisch kennt. Das ermutigt, auch in unserer Nation Gott neu zu suchen. Die Botschaft, die ich mitnehme, lautet: Gott kann es tun! Bist du bereit dich einzuklinken? Was mir in dieser Woche gefehlt hat, ist das zentrale Thema von Ehe und Familie. Wenn es um Not in der Welt geht, ist die zerbrochene Familie mit all ihren Auswirkungen eine Hauptursache. Das kam hier zu kurz. Wilf Gasser (Wabern bei Bern), Präsident der Schweizerischen Evangelischen Allianz. Aus der Schweiz war eine 21-köpfige Delegation nach Kapstadt gereist.

Nicht nur alles in Englisch … Gefallen hat mir die große evangelistische Leidenschaft, die in Kapstadt zu spüren war. Gebet war hier kein frommes Anhängsel, sondern zentraler Bestandteil. Gleichzeitig kam die Frage nach dem sozialen Engagement nicht zu kurz. Eine weitere positive Entwicklung im Vergleich zum letzten Treffen in Manila 1989 war die deutlich stärkere Beteiligung von Frauen. Negativ aufgefallen ist mir ein fehlender theologischer und inhaltlicher Tiefgang in manchen Plenumsveranstaltungen, etwa zum Thema AIDS. Auch sollte man überlegen, ob man Redner in anderen Sprachen als nur in Englisch sprechen lässt. Das wäre wesentlich authentischer. Auch Leute, die kein Englisch sprechen, haben Leitungsqualitäten! Für Deutschland wünsche ich mir eine neue missionarische Leidenschaft. Da geschieht momentan vieles zwischen Re-

signation und Super-Aktivismus. Optimal wäre ein gesundes Maß dazwischen. Birgit Winterhoff (Bielefeld), Leiterin des Amtes für missionarische Dienste der Evangelischen Kirche von Westfalen. Sie war Vorsitzende der 90-köpfigen deutschen Delegation in Kapstadt.

Das Positive überwiegt Kapstadt ist zuallererst eine ermutigende Erfahrung. Ich traf Christen, die Gott Großes zutrauen und sich deshalb selbst auch trauen, zeugnishaft zu leben – trotz Armut, trotz Verfolgung. Das macht mich dankbar und demütig. Dem Kongress durch die Sechser-Tischgruppen Gesichter zu geben – kleine Kongressfamilien –, war die Schlüsselidee. Mein Respekt gilt denen, die den Kongress vorbereitet haben und den vielen hilfsbereiten Mitarbeitenden. Doch die Übersetzungsarbeit, die von uns zu leisten sein wird, damit der Kongress für Deutschland fruchtbar werden kann, ist immens. Bei der Vielzahl der Themen standen gut aufbereitetes, statistisches Material und persönliche zeugnishafte Erfahrungen im Vordergrund. Das war bewegend, ging nur öfter auf Kosten einer inhaltlichen und theologischen Durchdringung. Aber das Positive überwiegt eindeutig! Michael Diener (Kassel), Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes (Vereinigung Landeskirchlicher Gemeinschaften)

Jesus angstfrei verkünden Gefallen haben mir die Buntheit von Gottes Volk und der positive Grundton des gesamten Treffens. Besonders an den Abenden unter dem Motto „Gott ist am Wirken“ gab es ermutigende Berichte aus allen Teilen der Welt. Was wir in der westlichen Welt – auch in unseren evangelikalen Gemeinden – von Lausanne III lernen

können, ist zum einen die Zusammengehörigkeit vom Hören auf Gottes Wort und der Tat; der soziale Aspekt ist vielfach noch nicht ausreichend Bestandteil unseres Glaubenslebens. Zum anderen wünsche ich mir, dass Christen in Deutschland aufhören, ständig zu klagen über den rauer werdenden Gegenwind und den gesellschaftlichen Pluralismus. Wir sollen Jesus Christus angstfrei als das Heil der Welt verkündigen und dabei nicht erwarten, dass Menschen zustimmen und applaudieren. Ansgar Hörsting (Witten), Präses des Bundes Freier evangelischer Gemeinden in Deutschland.

Für Evangelisationsideenschmiede Um Lausanne III für Deutschland fruchtbar zu machen, brauchen wir 20 Jahre nach dem Kongress „weitersagen“ ein ähnliches Treffen zur Vervielfältigung der Erkenntnisse, die wir in Kapstadt gewonnen haben – ein „Christival“ für die ganze Gemeinde aller Generationen und Kulturen in Deutschland. Wir brauchen eine Evangelisationsideenschmiede für zusätzliche Evangelisationsbestrebungen. Wenn es bei uns angesichts eines erstarkten Atheismus heißer wird, sollte uns die „Hitze“ nicht verunsichern. Wir brauchen Mut zum Bekenntnis des Glaubens, auch wenn das Nachteile mit sich bringt! Es darf keinen Rückzug aus der Öffentlichkeit geben. Die Missionsaufgabe in Deutschland ist riesengroß. Sie muss erste Priorität der Christenheit und aller Kirchen in Deutschland werden. Das muss sich auch in den Personal- und Finanzentscheidungen auswirken. Hartmut Steeb (Stuttgart), Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz. ideaSpektrum 43.2010

Fotos: Diener,Steeb,Hörsting/idea; Übrige: privat

Was Gott alles in der Welt tut


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Mir gefiel die ganzheitliche Sicht

Wissen nur wir, was richtig ist?

Lausanne III war ein eindrücklicher Aufruf, der Mitarbeit in Gottes Mission höchste Priorität zu geben. Mir gefiel die ganzheitliche Sicht: Die Einladung zum Glauben an Jesus Christus und der Einsatz für menschenwürdiges Leben gehören zusammen. Wir hörten, wie Christen in verschiedenen Kontexten Christus bezeugen. Dabei wurden zum Beispiel neue Chancen durch Migration betont. Partnerschaften zwischen Ost und West, Jungen und Alten, Männern und Frauen bieten neue Chancen. Das nehme ich gern auf. Die Evangelisch-methodistische Kirche entstand aus einer missionarischen Bewegung und kann durch ihre integrierende Theologie und durch ihre internationale Struktur auch heute eine inspirierende Rolle einnehmen, um in Zusammenarbeit mit möglichst vielen Kirchen und Gemeinschaften Menschen in Deutschland und weltweit mit dem Evangelium zu erreichen. Rosemarie Wenner (Frankfurt am Main), Bischöfin der Evangelisch-methodistischen Kirche.

Gelungen fand ich die Balance zwischen Verkündigung und sozialen Themen. Beides wurde als zwei Seiten einer Medaille dargestellt. Für Deutschland wünsche ich mir eine Stärkung des sozialen Aspekts, aber auch der Verkündigung außerhalb der Gemeinden. So sollten wir viel stärker auf Menschen zugehen, mit denen wir tagtäglich am Arbeitsplatz zu tun haben. Zu stark fand ich in Kapstadt den Aspekt, dass wir zu anderen Menschen gesandt sind, weil wir genau wissen, was richtig ist – nach dem Motto: Wir wissen, wie es geht, und wir bringen es anderen bei. Partnerschaften auf Augenhöhe, in denen alle Seiten etwas einbringen und auch alle etwas lernen, sind zielführender. Aber im Ansatz wurde das in Kapstadt bereits praktiziert, was sich in der hohen Teilnehmerzahl aus afrikanischen, asiatischen und südamerikanischen Ländern widergespiegelt hat. Regina Claas (Elstal) ist Generalsekretärin des (deutschen) Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (Baptisten- und Brüdergemeinden).

Ökumeniker und Evangelikale nähern sich an INNERCHRISTLICHER DIALOG Für eine Annäherung zwischen Evangelikalen und dem Weltkirchenrat hat sich dessen Generalsekretär, Olav Fykse Tveit (Genf), ausgesprochen.

Fotos: PR

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eide könnten voneinander lernen, sagte er beim 3. Lausanner Kongress für Weltevangelisation in Kapstadt (Südafrika). Zum ersten Mal richtete ein Generalsekretär des Weltkirchenrates ein Grußwort an die Teilnehmer einer Lausanner Weltkonferenz – einer der beiden evangelikalen Dachorganisationen neben der Weltweiten Evangelischen Allianz. Olav Fykse Tveit bezeichnete die „historische Einladung“ durch den Vorsitzenden des Lausanner Komitees, Doug Birdsall (Oxford/England), als „Zeichen der Versöhnung“. Wie Tveit weiter sagte, habe ihn bei der „Lausanner Verpflichtung“ – der Grundsatzerklärung der Lausanner Bewegung von 1974 – vor allem die Klarheit der Vision beeindruckt, alle Menschen mit dem Evangelium zu erreichen. Die Lausanner Bewegung versteht sich als Netzwerk missionarisch gesinnter, meist evangelikaler Christen. Diese standen bisher dem Ökumenischen Rat der

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Kirchen mehrheitlich distanziert gegenüber. Sie kritisierten vor allem eine überwiegend politische Ausrichtung der ökumenischen Dachorganisation. Dem Weltkirchenrat gehören 349 evangelische, orthodoxe und anglikanische Kirchen mit über 560 Millionen Mitgliedern in 110 Ländern an. Die Weltweite Evangelische Allianz, die die Kapstadter Konferenz mitverantwortete, repräsentiert rund 420 Millionen Evangelikale in 128 Staaten. P

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Und der Preis geht an … I

n diesem Jahr hat die Evangelische Nachrichtenagentur idea zusammen mit dem Verband Evangelischer Bekenntnisschulen erstmals einen Schülerschreibwettbewerb veranstaltet. Schüler der Klassen 8–13 konnten sich dabei um den idealistenPreis bewerben. Unerwartet viele haben mitgemacht: 62. Nun stehen die Gewinner fest. Aus den eingesandten Texten hat eine Jury die sechs besten gekürt. Wer die Klassen 8-10 besucht, war aufgerufen, über „Vergebung“ zu schreiben. Jugendliche aus der Oberstufe konnten Beiträge

zum Thema „Familie“ einsenden. Die Gewinner werden zum Kongress christlicher Führungskräfte vom 24.–26. Februar in Nürnberg eingeladen. Dort werden ihnen auch die Preise verliehen: jeweils ein iPad, ein iPod touch sowie ein iPod nano. Alle Teilnehmer können an einem kostenlosen Medienwochenende vom 1.–3. Juli in Wetzlar mit erfahrenen Journalisten teilnehmen. In der Zeit bis zur Preisverleihung wird idea ausgewählte Texte des Wettbewerbs in ideaSpektrum und auf www.idealisten.net veröffentlichen.

Thema „Vergebung“ (Klassen 8-10): 1. Platz – Laura Bastian (Neulingen) 2. Platz – Juliette Frelon (Berlin) 3. Platz – Julia Reger (Detmold) Thema „Familie“ (Klassen 11-13): 1. Platz – Christina Drechsel (Breitscheid) 2. Platz – Jana Perleth (Rostock) 3. Platz – Ann-Marie Schmidt (Bad Endbach)

Geschwisterliebe WETTBEWERB Als ersten Beitrag des Schülerschreibwettbewerbs veröffent-

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ch h kkam nach hH Hause. D Der lleichte i h Ni Niesell regen vom Nachmittag hatte sich nun endgültig in große, schwere Tropfen verwandelt, die zu Tausenden vom Himmel fielen. Schwarz und bitterkalt stürzten sie in einem stetigen Strom von oben herab. Nur unter den kleinen Inseln aus Licht, die die vereinzelten Straßenlaternen schufen, färbten sie sich silbern. Aber welche Farbe sie auch hatten, bitter schmeckten sie alle. Als ich durch die verlassenen Straßen ging, dachte ich darüber nach, was mich zu Hause erwarten würde. Wie jeden Tag würde Margret vor dem Fernseher in ihrem Zimmer auf dem schmuddeligen Bett liegen. Bis auf die monotonen oder aber viel zu überdrehten Stimmen aus dem Flimmerkasten würde man vor dem nächsten Morgen

nichts von meiner Tante hören oder sehen. Unter Aufwartung all meiner Kräfte, stemmte ich die Haustür auf. Mein Blick fiel auf die Briefkastenschlitze an der gegenüberliegenden Wand. Was einmal dazu gedient hatte, Post aufzubewahren, bestand jetzt nur noch aus Dellen und verbogenem Metall. Meine Schritte hallten dumpf in dem dreckigen Treppenhaus wider, während ich auf unseren ehemaligen Briefkasten zuging. Das vage empfundene Glücksgefühl, das ich verspürt hatte, als mein Chef mir nach Schichtende einen Bonus ausgezahlt hatte, löste sich in Luft auf. Unsere Post war unauffindbar. Jetzt half es mir wenig, dass ich eine wirklich großartige und zuvorkommende Kellnerin war. Wenigstens wusste ich jetzt, wofür ich den Bonus ausgeben würde.

Es tat weh, keine Eltern zu haben Meine Familie – meine beiden jüngeren

Geschwister –, für die es sich lohnte, jeden Morgen aufzustehen. Für die ich zu sorgen hatte, die ich ernähren musste. Ganz allein, mit meinen nicht einmal siebzehn Jahren. Ich setzte den Fuß auf die erste Stufe. Manchmal tat es weh, keine Eltern zu haben. Später an diesem Abend saß ich vor meinen Hausaufgaben an unserem Küchentisch. Es war kurz vor Mitternacht. Ich war allein. Niklas und Biene, zehn und fünf Jahre alt, lagen wohlbehütet in ihren Betten und schliefen – davon hatte ich mich die letzten Stunden Dutzende Male überzeugt. Und wieder überkam mich dieses Drängen, nach meinen Geschwistern zu sehen, mich zu vergewissern, dass es ihnen gutging. Auf Zehenspitzen schlich ich zu der Tür mit dem großen Winnie-PooPoster und drückte so leise ich konnte die Klinke herunter. Dann spähte ich vorsichtig in das dunkle Zimmer. Es war dasselbe Bild,

Fotos: PR

ropachmidt, Eu e 11, S e ri a -M Ann Klass d e n b ac h , schule Gla ilie“ – Platz 3 m Thema „Fa

licht idea die Kurzgeschichte von Ann-Marie Schmidt. Sie erzählt von einer 16-jährigen Schülerin, die nach dem Tod des Vaters und dem psychischen Zusammenbruch der Mutter die Verantwortung für ihre beiden kleinen Geschwister übernimmt.

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I DE A L I S T E N. N E T

das sich mir schon das letzte Mal geboten hatte: zwei kleine Körper, in zwei schmalen Betten, die sich – bis auf das gleichmäßige Heben und Senken ihrer Brustkörbe – nicht rührten. Es war der tröstlichste Anblick, den ich mir vorstellen konnte. Wieder allein in der Küche rief ich mir die Nacht vor über zwei Jahren ins Gedächtnis, in der mich dieser Drang zum ersten Mal überkommen hatte … … gleichmäßiges Rauschen und Prasseln weht von draußen herein. Regen. Meine Augen schließen sich wie von alleine. Mehr schlafend als wach, lasse ich noch einmal den Tag Revue passieren: Da sind die unterdrückten Schluchzer meiner Mutter aus dem Badezimmer; da ist der Pfarrer im Religionsunterricht, der von Jesus und seinen Taten berichtet; das lächelnde Gesicht des Predigers, als er uns alle auffordert, Jesus zu folgen … Doch ich schlafe nicht ein. Etwas hält mich davon ab. Neben den vielen Bildern und Sinneseindrücken des Tages tobt noch etwas Weiteres in mir: das Bedürfnis aufzustehen und nach meinen Geschwistern zu sehen. Unruhig wälze ich mich in meinem Bett hin und her. Meine Mutter würde sich

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schon um sie kümmern … Das Bild ihres verklärten und verhangenen Blicks während des Abendessens lässt mich meine Augen aufschlagen. Nein. Meine Mutter würde nicht nach ihnen sehen. Sie hatte wieder diese Medikamente genommen. Leise stehe ich auf und eile zu dem Zimmer meiner Geschwister.

Wie erstarrt bleibe ich stehen Wie erstarrt bleibe ich im Türrahmen ihres Kinderzimmers stehen. Biene, die in Niklas’ Bett gekrochen ist. Meine weinende Mutter, die Streichhölzer in der Hand hält. Und dann dieser Geruch, den ich von Tankstellen her kenne. Wo kommt er her? Diese Pfütze auf dem Boden. Die tropfenden Kleider meiner Mutter … Nach dieser Nacht folgte ich der Aufforderung des Pfarrers, der uns am Tag vorher besucht hatte, und entschied mich für Jesus. Ich fragte mich oft, warum Gott meine Mutter hatte krank werden lassen. Sie war an dem Tod meines Vaters verzweifelt, der jetzt sechzehn Jahre zurücklag. Auch Affären mit anderen Männern hatten sie nicht davon abhalten können, sich und zwei ih-

idea Fernseh- und Hörfunk-Tipps

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rer Kinder umbringen zu wollen. Ich habe sie einmal gefragt, warum sie mir nichts hatte antun wollen. Sie sagte, dass sie das unmöglich hätte tun können. Sie und mein Vater hatten unbedingt eine Familie gründen wollen und ich war sein einziges Kind, das sie ihm nicht hatte nehmen können. Ich habe meine Mutter danach nie wieder in der Klinik besucht.

Familie ist ein Geschenk Gottes Jahre später denke ich über all das nach und danke Gott für seine Hilfe in jener Nacht – und für sein Geschenk „Familie“. Denn auch wenn dieses Geschenk nicht immer einfach zu bewältigen ist und mich nicht selten verzweifeln lässt, ist es all die schweren Momente wert: das Lachen meiner beiden Geschwister; die Freude der beiden darüber, wenn ich am Abend nach Hause komme, und auch die Briefe meiner Mutter, wenn sie darüber schreibt, dass es ihr besser geht und sie uns alle drei schrecklich liebt. Familie ist ein Geschenk Gottes, das es jeden Tag aufs Neue auszupacken und zu entdecken gilt. Und das einen immer wieder überrascht. P

30. Oktober – 5. November

FE R NSE H E N Sonnabend, 30. Oktober

Sonntag, 31. Oktober

18.45–18.50 Glaubwürdig: Wolf von Bila, Initiator des Lutherpilgerwegs, im Porträt

10.00–11.00 Ev. Gottesdienst aus Wörlitz bei Dessau mit Kirchenpräsident Joachim Liebig

19.45–20.00 Martin Luther – Rebell wider Willen

11.00–12.00 Gottesdienstliche Feier mit Pastor Bernd Bierbaum

Mittwoch, 3. November 13.45–14.30 Der Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche 11.30–12.00 Mit Herzblut zum Erfolg. Ernteglück kommt nicht von alleine.

17.50–18.05 Margot Käßmann – Mitten im Leben. Dokumentation zum Reformationstag

20.12–22.05 Der Einfluss des Vatikans auf Konflikte und Kriege in der Welt

21.00–22.00 Luther. Historienfilm über das Leben des Reformators

23.30–0.15 In Erwartung des Messias. Israel und seine Siedler

HÖRFUNK Sonntag, 31. Oktober 7.05–7.30 Theologie studieren – Kirche reformieren WDR 3 8.30–9.00 Pfarrerskinder: Über ein merkwürdiges familiäres Phänomen

Mittwoch, 3. November 10.05–11.00 Ev. Gottesdienst aus Trier mit den Pfarrern Thomas Luxa und Guido Heppke

NDR Info 17.05–17.30 Die erste EKD-Synode nach dem Rücktritt Käßmanns

Life Channel 10.05–11.00 Gottesdienst der Heilsarmee aus Bülach mit Monika Leiser

Life Channel 21.30–22.00 Fenster zum Sonntag: Arno Backhaus – ein genialer Chaot

19.42–19.58 Wovon Luther singt: Das Evangelium in Kurzform ERF 21.30–22.00 Vater-unser-Lieder von Peter Cornelius

Donnerstag, 4. November ERF 20.00–20.30 Brennpunkt Nahost. Mit Journalist Johannes Gerloff und Pastor Horst Marquardt 20.30–21.00 Missionarsehepaar Jeroma im Gespräch mit Horst Marquardt über Ecuador

Wer reagieren möchte, kann dies unter folgenden Rufnummern tun: ARD: 089/5900-3344 | Bibel.TV: 040/4450660 | Das Vierte: 0180/5843783 Deutschlandfunk und Deutschlandradio: 0221/345-1831 | DRS 2: (0)848/808080 | ERF: 06441/957-0 | HR (TV): 069/1555111 | Kabel 1: 0180/5011150 Life Channel: (0) 44/9533535 | Luth. Stunde: 04264/2436 | MDR: 0341/300-5401 | NDR: 0511/988-2393 | Phoenix: 0180/28213 | RBB: 030/97993-2171 SF 2: (0)62/2059050 | SR 2: (0)681/6022222 | Südwest: 07221/929-0 | WDR (Radio): 0221/5678-333 | WDR (TV): 0221/5678888 | ZDF: 06131/702164

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BUC H BE SP R E C H U NGE N

Die Evangelikalen – mal anders betrachtet Marcia Pally Die Neuen Evangelikalen Berlin University Press, 354 Seiten; 43.50 sFr ISBN 978-3-940-43293-3 Die New Yorker Professorin Marcia Pally zeigt in ihrem Buch „Die Neuen Evangelikalen“ die freundlichen Seiten des christlichen Glaubens und der Evangelikalen. Die Neuen Evangelikalen in den USA sind nicht mehr einseitig auf die Republikanische Partei festgelegt, sondern wählen auch mal die Demokraten. Sie kämpfen nicht nur gegen Abtreibung und die gleichgeschlechtliche Ehe, sondern engagieren sich ebenso gegen Armut, Folter, Konsumismus, Umweltverschmutzung und Klimawandel. Sie verstehen die USA nicht als „christliche Nation“, sondern als neutralen, säkularen Staat, der die Religionsfreiheit aller garantiert. Die Neuen Evangelikalen machen inzwischen etwa 25 % der US-amerikanischen Bevölkerung aus – mit 75 Millionen Menschen entspricht das in etwa der Zahl der Deutschen in der Bundesrepublik. Das ist der Befund der New Yorker Professorin für multikulturelle Studien, Marcia Pally, die derzeit am Wissenschaftskolleg zu Berlin tätig ist. In ihrem Buch „Die Neuen Evangelikalen“ zeigt sie die freundlichen Seiten des christlichen bzw. hier: evangelikalen Glaubens. Die Ideen der Neuen Evangelikalen in den USA könnten, so Pally, auch in

Deutschland „durchaus fruchtbar“ sein. Mit anderen Worten: Evangelikale wollen keinen totalitären Gottesstaat. Vielmehr ist mit ihren Vorstellungen von Freiheit und Solidarität durchaus ein moderner Staat zu machen. Dagegen beobachtet Pally in den USA den Rückgang der „christlichen Rechten“ (sozusagen die „Alten“ Evangelikalen). Sie machten nur noch 13 % der US-Bevölkerung aus und verlören auch politisch an Einfluss. Dass die „christliche Rechte“ nahezu vorbehaltlos die Republikaner unterstützte, habe sich als kontraproduktiv erwiesen, so Pally. In der Amtszeit von George Bush jun. habe sich eine Lücke „zwischen republikanischer Politik und den Lehren Jesu gezeigt“, etwa bei der Liberalisierung der Finanzmärkte, dem Krieg gegen den Irak und bei der Anwendung von Folter.

Viel Lob für Evangelikale Als Hauptakteure der Neuen Evangelikalen nennt Marcia Pally auch in Deutschland bekannte Pastoren wie Bill Hybels (Willow Creek) und Rick Warren (Saddleback), der bei der Amtseinführung von Barack Obama das Gebet sprach. Nicht die Vertröstung aufs Himmelreich sei für sie typisch, sondern die Verbesserung der gegenwärtigen Lebensumstände. So sei auf Drängen der Neuen Evangelikalen die Auslandshilfe von sieben Milliarden unter der Regierung von Bill Clinton auf 19 Milliarden US-Dollar unter der Bush-Regierung aufgestockt worden. Hinzu

kämen zahlreiche private Initiativen wie die der christlichen Hilfsorganisation World Vision, die ein jährliches Budget von fast einer Milliarde US-Dollar aufweist. Das Kapitel, in dem Marcia Pally die Anstrengungen evangelikaler Kirchen im Kampf gegen die Armut schildert, liest sich wie eine Werbebroschüre für den christlichen Glauben. Seitenlang zählt Pally evangelikale Aktivitäten auf: gegen Sexhandel und Sklaverei, Krankheiten, Korruption, Armut und Obdachlosigkeit.

Eigentlich gar nicht so neu Zudem weist Pally darauf hin, dass die Neuen Evangelikalen eigentlich gar nicht so neu sind. Sie „kehren zurück zur politischen Vision und zum sozialen Engagement, das Evangelikale seit dem 17. Jahrhundert bis ins frühe 20. Jahrhundert ausgezeichnet hat … In der Tat verbanden die Evangelikalen durch und durch Glaube und Armutsbekämpfung, so dass einige von ihnen im 19. Jahrhundert nicht nur Fromme, sondern auch Sozialisten waren.“ Und nicht nur das: Bereits im 16. und 17. Jahrhundert seien evangelikale Christen Vorreiter im Kampf um Demokratie, Toleranz und der Trennung von Kirche und Staat gewesen. Karsten Huhn

Eine moderne und (!) bibeltreue Übersetzung Karl-Heinz Vanheiden (Übersetzer) NeÜ bibel.heute Christliche Verlagsgesellschaft (Dillenburg) 1.500 Seiten; 30.40 sFr.; ISBN 978-3-894-36850-0 Es gibt bekanntlich eine echte Unzahl von Bibelübersetzungen – das Angebot ist wirklich inflationär. Andererseits kann das Bemühen um eine Übertragung der biblischen Botschaft in unserer multikulturellen Gesellschaft auch nicht vielfältig genug sein. Nachdem die NeÜ als Übertragung des Neuen Testaments schon einige Jahre vorgelegen hat, gibt es nun auch die gesamte Bibel in dieser Übersetzung, herausgegeben von der Christlichen Verlagsgesellschaft in

Dillenburg. Der Übersetzer Karl-Heinz Vanheiden will die Bibel ins heutige Deutsch über-tragen und hat das auch exzellent bewältigt. Anders als bei anderen Versuchen ist sie sehr nah am biblischen Grundtext orientiert, legt also auch auf den Inhalt größeren Wert als vergleichbare Übersetzungen. Sehr schön finde ich den Hinweis, man habe auch für das laute Lesen bzw. das Vorlesen übersetzt. Hier ist bekanntlich Luther bis heute unübertroffen, und daher gehen viele Lieder mit Bibeltexten auf Luthers Übersetzung zurück. Der Untertitel bibel.heute ist sehr treffend. Er beschreibt genau das, was diese Übersetzung leistet: Sie bringt uns die Botschaft der Bibel wieder ganz nah – und so evangelisiert sie uns wieder, das Evan-

gelium wird hörbar und wirksam.Was will man mehr? Für alle Freunde einer Bibel im modernen Deutsch empfehlenswert. Klaus Meiß ideaSpektrum 43.2010


DI E K LE I N E K A NZ E L

» Denn wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern mit Mächtigen und Gewaltigen, nämlich mit den Herren der Welt, die in dieser Finsternis herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel. «

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Dr. Christian Schwark, Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Trupbach-Seelbach (Siegen)

Paulus im Brief an die Epheser 6,12

Reformationstag: Auf in den Kampf! Kämpfen Sie? Mancher sagt: Kämpfen ist nur etwas für Militaristen. Für Paulus ist klar: Auch Christen kämpfen. Gegen wen? Der Feind ist der Teufel persönlich. Und böse Geister. Für viele ist der Teufel eine Märchenfigur. Aber es gibt ihn wirklich. In dem Reformationslied „Ein feste Burg ist unser Gott“ heißt es: „Der alt böse Feind, mit Ernst er’s jetzt meint“. Auch heute können wir erleben, wie böse Geister am Werk sind: Menschen werden süchtig. Ehepartner betrügen einander. Christen zerstreiten sich. Wer so etwas einmal selbst erlebt hat, weiß um die Macht des Teufels. Was ist zu tun? Den Kopf in den Sand stecken und hoffen, dass man schon irgendwie durchkommt? Nein! Christen sollen kämpfen! Sie sollen gegen alles Böse kämpfen! Wie? Natürlich nicht mit menschlicher Gewalt. Sondern mit geistlichen Waffen. Mit Gottes Wort und Gebet. Und indem sie sich festhalten an dem, was Jesus für uns am Kreuz getan hat. In seinem Tod und seiner Auf-

erstehung hat er den Teufel ein für alle Mal besiegt! Wer sich an Jesus und sein Wort hält, braucht vor dem Teufel und allen bösen Einflüssen keine Angst mehr zu haben. Der kann frei werden von allem, was das Leben zerstört.

Der Teufel möchte uns einflüstern … Der Teufel möchte uns einflüstern: Du bist sowieso nicht gut genug für Gott! Du hast sowieso keine Chance. Gib doch auf! Aber der gekreuzigte Jesus sagt uns zu: Ich bin für alle deine Schuld gestorben. Komm zu mir, ich mache dich frei! Dann kannst du neu anfangen. Auch wenn du schon so oft versagt hast. Schön, dass die Reformatoren neu entdeckt haben, was Jesus für uns getan hat! Das kann uns auch heute neu wichtig werden. Gegen alle Einflüsse des Bösen. Und dann können wir mutig eintreten für das, was Gottes Wort sagt. Wenn wir das tun, wird der Reformationstag heute lebendig. In diesem Sinne: Auf in den Kampf! P

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PORTRÄT

Was würde Luther heute dazu sagen? REFORMATIONSTAG In der Stadt, in der einst die Reformation begann – in Wittenberg in Sachsen-Anhalt –, führt Bernhard Naumann als „Luther“ durch seine Stadt. Von Karsten Huhn. Der Luther von Wittenberg hat als Gartenbauingenieur einst zur DDR-Zeit beim Volkseigenen Betrieb Obstkühllager Eisleben gearbeitet, seit zehn Jahren ist er Kirchmeister an der Stadtkirche und für die SPD sitzt er im Stadtrat. In seiner Freizeit schlüpft Bernhard Naumann (55) ins Luther-Gewand – schwarzer Professorenrock, schwarzer Hut – und spielt den Reformator. Naumann repräsentiert die Stadt beim Reformationsfest oder zum „Tag der Deutschen Einheit“, wenn ein Lutherweg eröffnet wird oder der Bundespräsident zu Besuch kommt. Für seine Auftritte studiert er Luthers Schriften und Tischreden – und aktualisiert sie manchmal, so dass sie in die Gegenwart passen.

Was Luther zum Islam sagte Was würde Luther heute sagen, zum Beispiel zur Islam-Debatte? „Nur wenige wissen, dass Martin Luther sich für die erste deutsche Koran-Übersetzung eingesetzt hat und sogar ein Vorwort für sie geschrieben hat“, sagt Naumann. „Luther wollte, dass man sich mit dem Islam beschäftigt – und ihn widerlegt. Bruder Martin war ein überzeugter Christ, was uns heute teilweise fehlt. Er hat gegen den Islam klar Stellung bezogen. Christen sollten sich für ihren Glauben nicht entschuldigen, sondern mehr Flagge zei-

gen – das ist das Mindeste, was wir von Luther lernen können.“

Der populärste Deutsche Für Naumann ist Luther „die populärste Figur der deutschen Geschichte, konsequent, zugleich gutmütig und lebensnah“. „Wer will schon mit Goethe länger als eine Stunde an einem Tisch sitzen? Aber mit Martin Luther Bier trinken und die ganze Nacht durchzechen – das kann man sich gut vorstellen. Luther kannte die Sorgen der Menschen. Er hat die Bibel nicht nur ins Deutsche übersetzt, sondern auch in die Sprache des Volkes – das gelingt unseren Eliten heute leider kaum noch.“ Und Luthers Schwächen? Naumann will keine „Lobhudelei“ auf Luther anstimmen. Manchmal habe der Reformator gepoltert, er sei oft intolerant gewesen, andererseits habe er aber auch Sinn für Humor gehabt. Naumann erzählt einen Witz, den Luther zu Tisch erzählt haben soll: „Kardinal Albrecht blättert in einer Bibel. ‚Ich weiß gar nicht, was das für ein wunderliches Buch ist’, sagt der Kardinal zu einem seiner Berater. ‚Aber alles, was drinsteht, spricht gegen uns'.“

Nur 9 % in der Lutherstadt evangelisch Naumann ist in einem evangelischen Elternhaus aufgewachsen. Heute spielt sich sein Leben vor allem rund um die

Wittenberger Stadtkirche ab, in der Martin Luther seine Predigten hielt. Als Kirchmeister ist Naumann für die Koordination von Führungen, Ausstellungen, Konzerten, Gottesdiensten und Gebetszeiten zuständig; die Kirche hat 365 Tage im Jahr geöffnet. Auch seine Familie ist mit der Kirche eng verbunden: Seine Frau arbeitet in den diakonischen Werkstätten Wolfen (nahe Bitterfeld) mit geistig Behinderten. Mit ihrem evangelischen Glauben gehört die Familie Naumann in Wittenberg zu einer Minderheit: In der Stadt, von der einst die Reformation ausging, sind nur noch 9 % der knapp 50.000 Einwohner evangelisch. Damit wieder mehr Menschen Christen werden, müsse die Sprache in der Verkündigung volksnäher werden, sagt Naumann. „‚Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder … ’, heißt es in der Bibel (Matthäus 18,3). Ich habe nie begriffen, warum viele Theologen die frohe Botschaft so kompliziert machen.“ Und was bedeutet Reformation heute? „Ganz einfach“, sagt Naumann. „Sich auf den Ursprung einer Sache besinnen. Für Christen bedeutet das, das zu tun, was die Heilige Schrift sagt.“ P

DAS WORT DER WOCHE » Ein feste Burg ist unser Gott, ein gute Wehr und Waffen. Er hilft uns frei aus aller Not, die uns jetzt hat betroffen. Der alt böse Feind, mit Ernst er’s jetzt meint; groß Macht und viel List sein grausam Rüstung ist, auf Erd ist nicht seinsgleichen.« Die 1. Strophe des berühmten Liedes von Martin Luther (1483–1546). Es gilt als das Lied der Reformation überhaupt. ideaSpektrum 43.2010


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