Idea Spektrum Schweiz 50/2010

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Einzelverkaufspreis: Fr. 4.00

Spektrum l idea

Nr. 50

15. Dezember 2010

G 7405

Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt

Wer hat Angst vor Weihnachten?

Psychiatrie-Chefarzt Christian Schäfer über Belastungen und Hoffnungen in dieser Zeit MAF

Mehr Infos auf Seite 10 Katastrophenhilfe / Mission / Entwicklungshilfe Postcheck-Konto Nr. 85-541047-1 Danke für Ihre Spende!

Seite 8: Gideons

50 000 wollen weltweit mehr Religionsfreiheit

Erziehungsdirektorin empfiehlt Bibel-Abgabe

Seite 9: Allianzgebet

Seite 24: Theologie

Damit das Beten auch auch zu Taten führt

Dürfen Christen mit Gottes Zorn drohen?

... damit Menschen

Hoffnung haben

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Seite 7: Petition

Seite 4

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Inserate

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Wir feiern

20 Jahre Diakoniegeschichte in der Region Winterthur

Weihnachtsstimmung

Kerzen & Herzen & Sterne In unserer Kerzenproduktion entstehen an geschützten Arbeitsplätzen hochwertige Kerzen aus Palmöl. Durch die schönen Farben und die besondere Oberflächenstruktur heben sie sich von jeder herkömmlichen Kerze ab. In unserer Holzwerkstatt entstehen langlebige Dekoherzen und Dekosterne aus unbehandeltem Eschenholz. Geeignet für Ihre Winterdekoration vor oder im Haus. In der Quellenhof-Stiftung erfahren Menschen, dass sie wichtig sind und mit ihren physischen und psychischen Möglichkeiten gebraucht werden; dies ungeachtet ihrer Herkunft und Geschichte. Ziel ist es, dass sich alle in den verschiedenen Wohn- und Arbeitsbereichen gegenseitig dienen und unterstützen.

Wohnen

Arbeiten

Wir beraten und begleiten Menschen mit suchtbedingten und/oder psychischen Problemen.

An den geschützten Arbeitsplätzen finden Menschen mit IV-Rente eine Tagesstruktur, andere ein Arbeitstraining oder eine Lehrstelle.

Wir erarbeiten eine gemeinsame Perspektive, ermutigen zu Entzug, Therapie und Wiedereingliederung und besprechen alle damit verbundenen Ängste und Widerstände. In kleinen Wohneinheiten finden Menschen in der Quellenhof-Stiftung Förderung und Hilfe: • • • •

Fachklinik für Drogenentzug und Krisenintervention Teenager-Wohnhaus Lehrlings-WG Haus für stationäre Therapie und Lebenstraining • Integrationswohngruppen • Aussenwohngruppen

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Unter arbeitsagogischer Anleitung sollen sie in den Beschäftigungsprozess integriert werden. Ziel ist, die Kompetenzen zu erhalten, zu fördern und eine Wiedereingliederung im ersten Arbeitsmarkt zu überprüfen und wenn möglich einzuleiten.

Arbeitsbereiche: Holzwerkstatt, Näh- und Dekoatelier, Kerzenproduktion, Administration, Informatik, Verkauf, Hausunterhalt, Gastronomie, Logistik und Sozialfirmen (Schreinerei, Grafik) • 44 geschützte Arbeitsplätze • 18 Lehrstellen


grÜezi

Angst vor Weihnachten? Erich Kästner beschreibt in seinem autobiographischen Buch «Als ich ein kleiner Junge war», wie Weihnachten bei ihm zu Hause ablief. Er war Einzelkind, und seine Eltern überboten sich darin, die Wünsche ihres Jungen zu erfüllen. Kästner schreibt: «Es war ein Konkurrenzkampf aus Liebe zu mir, und es war ein verbissener Kampf. Es war ein Drama mit drei Personen, und der letzte Akt fand, alljährlich, am Heiligabend statt. Die Hauptrolle spielte ein kleiner Junge. Von seinem Talent aus dem Stegreif hing es ab, ob das Stück eine Komödie oder eine Tragödie wurde.» Das war vor rund hundert Jahren. Wie ist es heute? Und wie werden die heutigen Kinder über ihre Weihnachtserfahrungen dereinst einmal als Erwachsene berichten? Es würde mich nicht wundern, wenn angesichts der vielen schwierigen Familienverhältnisse in Zukunft noch mehr Erwachsene ihre Weihnachtserinnerungen mit Stress und Angst in Verbindung brächten. (Siehe dazu das Interview auf Seite 4) Bundesrat Didier Burkhalter schreibt in seinem Editorial zur neuesten Ausgabe der Verteilzeitschrift «Viertelstunde»: «Heute kann man fast sagen, dass es zwei Weihnachten gibt: ein christliches, ursprüngliches Fest und ein laizistisches Fest der Familien. Sie existieren harmonisch nebeneinander, um wieder zu einem einzigen grossen Fest zu verschmelzen, dem Fest einer ganzen Gesellschaft, die ihrer Freude und ihrer Hoffnung (…) Ausdruck verleiht.» Burkhalter hat Frontbild: iStockphoto

Recht. Es gibt das «laizistische» Fest, das einerseits sehr modern daherkommt, anderseits aber mit der Betonung des Lichts in allen Spielarten wieder an vorchristliche Sonnenwendbräuche erinnert. Und dann gibt es das christliche Weihnachtsfest, das die Geburt von Jesus Christus in den Mittelpunkt stellt. Für mich besteht kein Zweifel: Nur im Rückbezug auf den christlichen Kern des Festes, auf die Geburt des Erlösers, kann die Botschaft von der Überwindung der Angst ihre Kraft entfalten. Dass die beiden Ausprägungen des Weihnachtsfestes dann doch «harmonisch nebeneinander existieren» oder gar «zu einem einzigen grossen Fest verschmelzen», ist keine Selbstverständlichkeit. Das fängt schon dort an, wo Familienmitglieder sich in ihren Glaubenshaltungen unterscheiden oder aus andern Gründen ihre liebe Mühe mit dem gemeinsamen Feiern haben. An uns Christen ist es dann wohl, unsern Glauben an passender Stelle echt und versöhnlich einzubringen. Damit behaupte ich nicht, dass wir Christen bessere oder fröhlichere Weihnachtsfeiern ausrichten als andere. Weihnachten ist auch denkbar ungeeignet, Wettbewerbe im Sinn von «Wer kanns besser?» auszutragen. Die Liebe lebt nicht vom Vergleichen. Ein «Konkurrenzkampf» führt schnell zu Angst und Streit, selbst wenn er «aus Liebe» erfolgt. Christus hat echte Liebe in die Welt gebracht. Echte Liebe ist absichtslos. Nur sie ist geeignet, Angst zu überwinden.

3 biblisch Ein Lieblingsbibelwor t von rolf raggenbass, Musiker und Moderator von Countr y-Gospel-Sendungen, Zumikon ZH:

«singet dem herrn ein neues lied, denn er tut Wunder!» (Psalm 98,1) «Zurzeit sind wir wieder auf Gospeltour. Gospel heisst: Frohe Botschaft! 1997 konnte ich nach einer Kündigung und einer längeren Arbeitslosigkeit mein Hobby zum Beruf machen. Ich betrachte dies als Führung von Gott, als ein Wunder. Ich war während 16 Jahren ein enger Weggefährte des unvergesslichen John Brack. Nachdem ich ihn einmal gesundheitsbedingt als Moderator von Countr y-Gospel-Sendungen ver treten hatte, blieb ich beim ERF/Life Channel hängen. Die wöchentlichen Sendungen vom Samstagabend bedeuten mir sehr viel. Mein Motto ist, andern Menschen Gutes zu tun. Am besten gelingt mir das mit Musik, etwa mit tröstenden Gospels an Beerdigungen. Weihnachten erlebe ich das ganze Jahr über: In jenen Momenten, in denen etwas von Gottes Kraft in meinem Umfeld sichtbar wird. Gerade auch durch die Musik.»

WÖrTlich «Die glaubwürdigkeit, wie ich meine Arbeit verrichte, ist das Wichtigste. Die leute glauben mir, wenn ich etwas sage. ich bin übrigens selber ein im religiösen sinn gläubiger Mensch. Mein Führungsstil basiert auf Vertrauen.» Joseph s. blatter, aus dem Wallis stammender Präsident des Weltfussballverbandes Fifa, in einem Inter view mit der «Weltwoche».

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Der Autor ist Pfarrer und Präsident des Evangelischen Kirchenrates des Kantons Thurgau.

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BRENNPUNKT

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Chefarzt Christian Schäfer über Belastungen und Hoffnungen in der Weihnachtszeit

«An Weihnachten möchte man gerne geborgen sein» Liebe, Geborgenheit und trau­ tes Familienglück wünscht man sich an Weihnachten. Das stellt Chefarzt Christian Schä­ fer von der Klinik SGM in Lan­ genthal fest. Doch die Realität ist oft ganz anders. Gefordert ist darum auch die christliche Gemeinde. Und oftmals auch der Psychiater.

«idea Spektrum»: Was wäre ein Jahr ohne Weihnachten für Sie? Christian Schäfer: Mir würde einer der grossen Höhepunkte des Jahres fehlen. Weihnachten ist für mich vor allem durch die Adventszeit geprägt. Für mich ist dies eine Zeit der inneren Erwartung, in der ich von mir wegschauen will. Ich trage das Bild von Maria und Joseph mit dem Jesuskind in mir und verharre beim Betrachten dieses Bildes. Das gibt mir Ruhe und Ausgeglichenheit. Für mich sind es auch nicht die Silvestertage, an denen ich Entscheidungen für ein neues Jahr treffe. Ich nutze die Weihnachtszeit, um mich neu auszurichten. Welches sind Ihre schönsten Weihnachtserinnerungen? Gerne erinnere ich mich an viele Begegnungen an Weihnachten. Viele meiner Freunde sind in ganz Deutschland verstreut. Seit Jahren treffen wir uns am ersten Weihnachtstag in Schweinfurt zu einem Wiedersehenstreffen. Es sind dies Freunde aus meiner Jugendzeit, als ich im CVJM tätig war. Diese Zeit hat mich geistlich

Zur Person Christian Schäfer, 44, verheiratet, zwei Kinder (8 und 10 Jahre), wohnt in Lörrach. Aufgewachsen in Schweinfurt (Bayern), Studium in Würzburg, dann Ausbildung zum Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie in Regensburg, acht Jahre in der Klinik Sonnenhalde in Riehen, dort stellvertretender Chefarzt, seit Anfang 2010 Chefarzt der Klinik SGM in Langenthal (Stiftung für ganzheitliche Medizin), einer christlichen Fachklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik. www.klinik-sgm.ch

Bild: idea/av

ten nicht mehr so stark verpflichtet. Menschen im mittleren Alter haben meist Kinder, müssen diese unterhalten, sind vielfach an den Feiertagen unterwegs, fahren lange Strecken. Sie kommen als Familie vielfach nicht zur Ruhe.

Staunt über Gottes Gnade: Christian Schäfer in der Klinik SGM.

und auch im Umgang mit andern Menschen stark geprägt.

stärkt sich der Wunsch, aufgehoben, geborgen zu sein.

Wie wirken die vielen zauberhaften Lichter in den Geschäftsstrassen auf Sie? Ich habe diese Lichter lange Zeit überhaupt nicht gemocht. Ich sah vor allem den Kommerz dahinter. Seit ein paar Jahren kann ich mich nun über diese Lichter freuen. Ich geniesse diese Helligkeit in einer dunklen, abweisenden Jahreszeit. Dabei kommt mir immer wieder der Gedanke, dass ja auch Christus als Licht in eine dunkle Welt kam.

Was macht Weihnachten für viele Menschen so belastend? Die Anforderungen an das «Produkt» Weihnachten sind hoch: kein Streit, keine Konflikte, Versöhnung, Liebe, trautes Familienglück und und und… Realistisch gesehen kann das nicht geschehen: Anspruch und Realität klaffen weit auseinander. Weihnachten ist durch die vielfach erzwungene Reisetätigkeit und das schlechte Wetter für viele Menschen ein stressiges Fest. Dann soll man sich mit Angehörigen treffen, denen man lieber aus dem Wege geht. Man lebt mit vielen Menschen in zu engen, überhitzten Wohnungen zusammen. Man isst viel, bewegt sich nicht. Da soll man dann noch friedvoll sein!

Die Lichter werden immer zahlreicher – die Bedeutung von Weihnachten schwindet immer mehr. Wozu die vielen Lichter? Ein spannendes Phänomen! Obwohl viele meiner Patienten mit Weihnachten an sich nichts anfangen können, ist ihnen Weihnachten als Fest doch sehr wichtig. Vielen Menschen ist es immer noch wichtig, Weihnachten zu feiern, obwohl sie die christliche Botschaft ausklammern. Keiner will an Weihnachten alleine sein. Schon seit einigen Wochen taucht in meinen Gesprächen mit Patienten immer wieder die Frage auf: «Was mache ich nur an Weihnachten?» Warum ist den Menschen Weihnachten als festlicher Anlass so wichtig? Weihnachten hat viel mit Emotionen zu tun. Viele Menschen haben Weihnachten früher nicht positiv erlebt. Sie erinnern sich an Streit und Enttäuschungen. Doch der Wunsch nach einem friedlichen Fest, nach Versöhnung, ist überall da. Gerade an Weihnachten ver-

Welches sind die zentralen Bedürfnisse der Menschen in der Weihnachtszeit? Einige sehen die Weihnachtszeit als Gelegenheit, mit wenigen Urlaubstagen viel Freizeit zu bekommen. Andere wollen ruhige, friedvolle Tage haben und gute Gespräche führen. Und dann gibt es auch Menschen, die einfach hoffen, dass die Tage bald vorüber sind… Welche Menschen haben denn am meisten Mühe mit Weihnachten? Das sind die Menschen im mittleren Alter, so zwischen 35 und 55 Jahren. Junge Menschen feiern Weihnachten anders. Sie gehen an Christmas-Partys oder in den Urlaub. Sie fühlen sich den Verwand-

Ältere Menschen kennen diese Probleme weniger? Wenn sie in christlichen Gemeinden oder anderen Gruppen sozialisiert sind, kennen sie diese Probleme weniger. Sie sind oft in ihrem Umfeld engagiert und haben ein Kontinuum wie regelmässige Gruppentreffen. Junge Menschen sind mehr vom Event-Gedanken geleitet und haben weniger Rückhalt in Gemeinschaften. Was beschäftigt Sie in Ihrer Klinik derzeit besonders? Wir überlegen uns, wie wir die Weihnachtstage für unsere Patienten gehaltvoll gestalten können. Wir wünschen uns, dass die Patienten auch an Weihnachten gerne in der Klinik sind. Sie sollen sich nicht unter Druck fühlen, unbedingt nach Hause zu gehen, denn dort warten oft gerade in der Weihnachtszeit nur neue Konflikte. Wir werden zusammen mit Therapeuten und Patienten die Weihnachtstage so gestalten, dass auch die christliche Botschaft ihren gebührenden Platz findet. Hier bin ich für die vielen Mitarbeiter dankbar, die tief im christlichen Glauben verwurzelt sind. Worüber reden Sie mit Ihren Patienten in der Adventszeit? Gerade in dieser Zeit können sich interessante Gespräche über frühere Konflikte oder Leiderfahrungen ergeben. Da Weihnachten sehr emotional belegt ist, können sich die Menschen gut an solche Situationen erinnern. Wir können den therapeutischen Prozess nutzen, damit alte Verletzungen geheilt werden. Weihnachten als therapeutische Chance? Das kann man so sagen. Auch die Weihnachtsgeschichte hat an sich viel mit Leid und Problemen zu tun. Denken wir nur daran, wie ausgestossen Maria und Josef waren. Sie mussten fliehen, wurden


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verfolgt, hatten ein «uneheliches» Kind und waren nicht sehr begütert. Alles Dinge, die auch viele unserer Patienten durchgemacht haben. Ich nehme die Familie von Jesus gerne als Vorbild: In allem Leid hat sie zusammengehalten und ist daran nicht zerbrochen.

Gibt es für Sie so etwas wie eine Weihnachtsdepression? Als Fachbegriff gibt es das nicht, doch es gibt die Winterdepression. Sie kommt nicht selten vor. Man ist gereizter, unruhiger, hat laufend Hunger nach Süssigkeiten. In einer solchen Situation empfehle ich eine Lichttherapie. Oder man kann ganz pragmatisch sagen: Gehen Sie an die Sonne und fahren Sie Ski, oder fahren Sie in ein südliches Land! Was verstehen Sie unter einer Lichttherapie? Ich denke an spezielle Lampen, die auch von der Krankenkasse bezahlt werden. Man setzt sich zweimal am Tag eine halbe Stunde einer bestimmten Lichtstärke aus und lässt sich beleuchten. Das hilft oft gut gegen Winterdepressionen. In Norwegen, wo im Winter die Sonne oft nur ein paar Stunden scheint, gibt es darum sogenannte Lichträume oder Lichtzimmer für depressive Menschen. Wann ist es ratsam, ärztliche Hilfe zu beanspruchen? Betroffene Menschen bemerken Anzeichen einer Depression oft erst später als ihr Umfeld: Deshalb: Achten Sie auf Hinweise von Personen, denen Sie vertrauen, und dann handeln Sie: Gehen Sie lieber einmal zu viel zu Ihrem Hausarzt oder zu einem Psychiater! Eine Depression hat Auswirkungen auf die Partnerschaft, auf ihre Freunde und auf ihr Verhalten am Arbeitsplatz. Leider sind diese Auswirkungen meist nicht positiv. Wo sehen Sie die besondere Aufgabe der christlichen Gemeinde in der Adventszeit? Ich wünsche mir Gemeinden, die allen Generationen ein frohes Weihnachtsfest bieten. An Weihnachten darf es in der christlichen Gemeinde keine einsamen Menschen geben. Ich bin nicht glücklich, wenn «Weihnachtsfeiern für Einsame» angeboten werden. Weihnachten muss ein gemeinsames Freudenfest sein. Die Gemeinde soll darum in diesen Tagen

Weihnachten im Familienrat gut durchplanen Leiden auch Kinder zunehmend unter Depressionen? Christian Schäfer: Neuere Untersuchungen gehen davon aus, dass vermehrt schon Kinder und Jugendliche darunter leiden. Das wird oft verkannt. Wenn wir bei unsern Patienten nachfragen, stellt es sich immer wieder heraus, dass oft schon mit elf oder zwölf Jahren die ersten Symptome wie Stimmungsschwankungen oder Gereiztheit auftraten. Was raten Sie, wenn ein Teen­ ager vor Weihnachten depres­ sive Züge aufweist?

Jugendliche sind normalerweise in ein Familiensystem eingebettet, in dem es viele unausgesprochene Regeln gibt. In der Natur des jungen Menschen, der voller Energie ist, liegt es, Grenzen zu überschreiten und Neues zu versuchen. Und Weihnachten ist doch ein Fest der Regeln: Benimm dich, sei freundlich, lächle, bleib beim Essen sitzen… Hier prallt die Erwachsenenwelt mit der Welt eines jungen Menschen zusammen. Deshalb mein Rat: Schon vorher die Weihnachtstage im Familienrat gut durchplanen und Kompromisse finden.

ganz verschiedene gemeinschaftsfördernde Angebote machen.

nen darüber, wie gnädig Gott uns Menschen gegenüber ist.

Was raten Sie einem Menschen, der sich vor der Einsamkeit an Heiligabend fürchtet? Dieser Mensch soll sich einen Zeitplan für Weihnachten machen. Er soll aber auch seine inneren Erwartungen herunterschrauben. Er soll diese Tage füllen mit Dingen, die er auch sonst gerne macht, zum Beispiel mit Sport oder einem Film. Ich empfehle konkret auch christliche Häuser, die an Weihnachten geöffnet sind und wertvolle Angebote für meditative Tage machen. Man kann auch in ein Kloster gehen.

Wie vermeiden Sie einen Geschenk-Stress? Interessanterweise freue ich mich heute, wenn ich Angehörige beschenken kann. Doch wir haben uns eine Limite gesetzt. In diesem Jahr liegt sie bei 20 Euro. Wir haben keinen Geschenk-Stress, weil uns Geschenke nicht so wichtig sind. Wir freuen uns mehr über das Zusammenkommen. Aber sicher freue ich mich auch über strahlende Kinderaugen, wenn Geschenke ausgepackt werden.

Ihre Weihnachtsbotschaft an bekümmerte Menschen? Gott führt uns häufig in schwere Zeiten. Sie sind oft belastende Herausforderungen und hinterlassen Narben. Doch sie helfen uns auch, uns wieder zu uns selbst zu entlassen. Nicht in den guten Zeiten des Lebens, sondern in den «Wüstenzeiten» werden wir zu reifen und erwachsenen Persönlichkeiten. Dieses Wissen gibt mir immer wieder Freude und Hoffnung in meinem beruflichen Alltag. Wie feiern Sie Weihnachten? Nicht nur meine Freunde, sondern auch meine Angehörigen leben in ganz Deutschland verstreut. Deshalb treffen wir uns über Weihnachten in einem Hotel. So reduzieren wir die Stressbelastung und nehmen uns viel Zeit für Gespräche und Entspannung. Auf geistlicher Ebene feiere ich Weihnachten mehr in der Adventszeit. Da wähle ich bewusst stille Abende, lese die Weihnachtsgeschichte und gerate immer wieder ins Stau-

Was halten Sie von der Idee eines Weihnachts-Moratoriums? Einfach einmal fünf Jahre ohne Weihnachten… Ich glaube, das würde niemand durchhalten! Doch die Idee ist interessant. Wenn man an Weihnachten nur an Geschenke und festliches Essen denkt und nicht an Gottes Niederkunft auf Erden, dann lasst uns ein Moratorium machen! Doch Weihnachten ist mehr: Gott kommt auf Erden und wird Mensch. Versöhnung und Erlösung werden möglich. Lasst uns den eigentlichen Ursprung von Weihnachten wieder ausgraben und auf das Wesentliche schauen! «Die Ware Weihnacht ist nicht die wahre Weihnacht», sagt der Berner Schriftsteller Kurt Marti. Welches ist für Sie die wahre Weihnacht? Ich antworte mit einem Liedvers von Paul Gerhardt aus dem Jahre 1653: «Ich steh an deiner Krippe hier, o Jesu, du mein Leben; ich komme, bring und schenke dir, was du mir hast gegeben.» Inter view: ANDREA VONLANTHEN

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Identitätspunkt Am Montag nach der Annahme der Ausschaffungsinitiative waren sich die meisten Kommentatoren der Tageszeitungen einig: Unser Land ist in seiner Mehrheit in einer Identitätskrise. Ein solches Ergebnis sei nur möglich gewesen, weil man der weit verbreiteten Identitätskrise eine Stimme der Angst und der Verunsicherung gegenüber stellte. Diese Analyse stammt in der Regel von Kommentatoren, die nicht im christlichen Glauben verankert sind. Ich frage mich, wie ein christlicher Kommentar lauten könnte. Wie sich christliche Identität herausbildet, erkennen wir in der Veränderungsgeschichte des Saulus zum Paulus. In der Christenverfolgung des Saulus kommt die Angst zum Ausdruck. Angst vor einem anderen Glauben, einem anderen Lebensstil. Erst in der Veränderung vor Damaskus findet Saulus einen neuen Identitätspunkt - eine neue, angstfreie Sichtweise, welche im Glauben an Christus verankert ist. Nicht Gesetzesparagrafen bestimmen fortan seine Sicht, sondern der über den Gesetzen stehende Identitätspunkt Jesus Christus. Wenn der Identitätspunkt Jesus Christus heisst, hat jeder Versuch einer Identitätswahrung durch Ab- und Ausgrenzung keinen Platz mehr. Christen haben diese Form der eigenen Identitätswahrung nicht nötig. Denn der christliche Glaube ist nicht auf eine Kultur oder ein Land fixiert. Der befreiende christliche Glaube sucht die Inklusion und nicht die Exklusion. Wie oft zitieren wir diese biblischen Einladungen an die Zöllner, die Ehebrecherin und alle anderen Ausgegrenzten am Sonntag gerne. Am Abstimmungssonntag müssen aber viele Christen in diesem Land eine Identitätskrise gehabt haben – anders kann ich die Voten für Aus- und Abgrenzung bis in kirchliche Kreise hinein nicht einordnen. ERIC NUSSBAUMER Der Autor ist Nationalrat der SP und lebt in Frenkendor f BL.


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INSERATE

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WIRTSCHAFT

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JOURnAL

Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Allianz will ein Zeichen setzen

Mehr Entwicklungshilfe

Mehr als 50 000 für Religionsfreiheit

Sowohl der Nationalrat als auch der Ständerat votieren für ein Aufstocken der Entwicklungshilfe, nachdem der Nationalrat zuerst 134 Millionen gestrichen hatte (siehe letzte Ausgabe). Die Rahmenkredite für die Entwicklungshilfe sollen für die nächsten beiden Jahre um 640 Millionen aufgestockt werden. Der Nationalrat will nur noch um 17 Millionen kürzen. Endgültig entschieden wird nun aber erst im März beim Entscheid über die Rahmenkredite und nicht im Zuge der Budgetberatungen. (idea)

Ehrenkodex revidiert

Das Gütesiegel «Ehrenkodex SEA» wurde zum vierten Mal in seiner 20-jährigen Geschichte revidiert. Wichtigste Neuerungen sind die Anpassungen in der Rechnungslegung und die explizite Verpflichtung zu einem umfassenden Kinderschutz. Der Ehrenkodex ist ein Bekenntnis christlicher Non-ProfitOrganisationen zu Transparenz und Qualität. (idea)

Marc Jost ins «Stöckli»?

Die EVP Kanton Bern hat am 13. Dezember Grossrat Marc Jost aus Thun als Kandidat für die Ersatzwahlen in den Ständerat vom 13. Februar 2011 nominiert. Die Wählenden hätten damit die Möglichkeit, «einen geeigneten Kandidaten aus der politischen Mitte» zu wählen. Der «Brückenbauer und Konsenspolitiker» Jost sagt: «Mein politischer Einsatz wird nicht nach Schema X er folgen. Lösungen stehen für mich im Zentrum. Das kann auch Kompromisse beinhalten, denn diese sind nicht immer faul.» (idea)

Für Inzestverbot

In seiner Vernehmlassungsantwort zur Revision des Strafgesetzbuches hat sich der Verband VFG– Freikirchen Schweiz gegen eine Straflosigkeit des Inzests ausgesprochen. Er begründet sein Nein mit der Beobachtung, dass viele Menschen «nur noch das Strafrecht als Grenze für ihr Handeln anerkennen». Also: «Was nicht verboten ist, ist erlaubt.» Dies rechtfertige das Verbot, auch wenn es nur noch wenige Verurteilungen gebe. Der VFGVorstand vermutet aber eine hohe Dunkelziffer. (idea/im) Bild: idea/tf

50 152 Personen fordern, dass sich Bundesrat und Parlament vorbehaltlos für die Respektierung der Menschen- und Bürgerrechte einsetzen. 10. Dezember, Tag der Menschenrechte: Die Arbeitsgemeinschaft für Religionsfreiheit (AGR), Teil der Schweizerischen Evangelischen Allianz (SEA), hat dieses Datum bewusst für ihre Medienkonferenz gewählt. Während der Chinese Liu Xiaobo in Oslo den Menschenrechtspreis erhielt, erinnerte die AGR an die Lebensbedingungen von Christen in Ländern mit muslimischer und hinduistischer Mehrheit.

Kein «Blutgas» kaufen

Linus Pfister, Geschäftsleiter der Hilfe für Mensch und Kirche (HMK), betonte: «Wir nehmen eine stete Zunahme von Übergriffen auf die christliche Minderheit wahr, vor allem in islamischen Ländern.» Ausdruck dafür sei eine relativ hohe Zahl von Asylbewerbern, zum Beispiel aus dem Iran. Gründe für die Flucht könnten ein Verbot der ReligionsKonvertierung und Ausübung

Das will die Petition

«Wir sind zutiefst besorgt über die zunehmende Radikalität fundamentalistischer Kreise in islamischen Ländern. (…) Wir fordern von den islamischen Ländern

Für die Religionsfreiheit: Heiner Studer, Ueli Haldemann, Eric Lecomte und Linus Pfister an der Medienkonferenz (von links).

der christlichen Religion sein, aber auch tätliche Übergriffe. Die Blasphemiegesetze würden oft zu willkürlichen Verurteilungen führen. «Kann die Schweiz Energie von einem Land kaufen, das die Menschenrechte zum Teil mit Füssen tritt?», fragte Pfister mit Blick auf den Gasdeal der Schweiz mit Iran. «Wir wollen kein ‹Blutgas›! Der Bundesrat wird aufgefordert, sich für gleiche Bürgerrechte der christlichen Minderheiten in Ländern mit moslemischer oder hinduistischer Mehrheit einzusetzen.»

Ein Zeichen setzen

Eric Lecomte, Vizepräsident des AGR und Repräsentant der franvolle Religionsfreiheit und Gleichberechtigung für Christen. Zudem fordern wir von den Bundesbehörden, sich in ihren politischen Entscheidungen für dieses Anliegen entschieden einzusetzen.»

zösischsprachigen Schweiz, bezeichnete die Übergriffe auf Christen als «gravierendes Problem». Die Demonstration vom 25. September auf dem Bundesplatz habe gezeigt, wie stark die Bevölkerung für diese Fragen sensibilisiert sei («idea Spektrum» hat berichtet). Mit ihrer Bittschrift will die AGR ein deutliches Zeichen setzen. «Wir haben unsere Petition bewusst an den Bundesrat und an das Parlament gerichtet», betonte der Beauftragte für Religionsfreiheit, alt Nationalrat Heiner Studer. «Wir erwarten insbesondere, dass sich die parlamentarischen Kommissionen damit auseinandersetzen.» Vom Bundesrat werde erwartet, dass er bei bilateralen Gesprächen nicht nur wirtschaftliche Interessen miteinbeziehe, sondern auch die Frage der Menschen- und Bürgerrechte inklusive der vollen Religionsfreiheit. THOMAS FEUZ www.each.ch

Neuer Dokumentar film fragt: «Jesus – Zufall oder Vorsehung?»

DVD gibt verblüffende Antworten Marc und Ruth Villiger, Filmproduzenten aus Baden, haben soeben einen neuen Dokumentarfilm erstellt. Die zwei Filmproduzenten stellten Fragen wie: Steht in der Bibel die Wahrheit? Was hat es mit den Prophezeiungen auf sich? Ist Jesus der erhoffte Messias?

Puzzleteile passen

Marc Villiger sagt: «Im Gespräch mit Wissenschaftlern haben wir realisiert, dass viel mehr Puzzleteile zusammenpassen, als wir anfangs

gedacht hatten.» Die Produzenten waren erstaunt, wie viele Verse aus dem Alten Testament sich im Neuen Testament bewahrheiten. In detailgetreuer Filmarbeit haben sie es geschafft, einen modernen Dokumentarfilm zu produzieren. Dieser spricht nicht nur kirchenferne Menschen an, er stillt auch die Neugierde von Theologen und Bibelkennern.

Kurz- und Langversion

Der Dokumentarfilm wurde finanziert von privaten Geldgebern und vom «Club 700», der inter-

nationale christliche Fernsehsendungen anbietet. Die Interviews mit internationalen Fachleuten sind auf wissenschaftlicher wie auf kreativer Ebene bemerkenswert und für einen Dokumentarfilm sehr kurzweilig. Für die Vorführung in Gottesdiensten, Hauskreisen oder Gebetsrunden wurde eine 25-Minuten-Version geschnitten. Doch auch die lange Version (45 Minuten) lässt keine Langeweile aufkommen. IRIS MUHL Kontakt: videotrading@bluewin.ch


TAGESSCHAU

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Empfehlungsschreiben für die Thurgauer Gideons – Kritik von Lehrer verband

Regierungsrätin unterstützt Verteilung von Bibeln Hunderte von Bibeln haben die Gideons in den letzten Wochen an Thurgauer Schulen verteilt. Sie taten dies mit dem Segen von Erziehungsdirektorin Monika Knill. Das stört «Bildung Thurgau», den Berufsverband der Lehrer. Wenn Gideon-Mitglied Rudolf Stark aus Buhwil TG auf einem Pausenplatz Bibeln verteilt, kann er mit der Sympathie von Regierungsrätin Monika Knill rechnen. Die Thurgauer Erziehungsdirektorin hat ihm ein Schreiben an Rektoren, Schulleitungen und Lehrpersonen ausgestellt: «Ich empfehle, bei Anfragen von Herrn Rudolf Stark und weiteren Mitgliedern der Thurgauer Gideon-Gruppe, den Kontakt zu Ihrer Schule zu ermöglichen.»

«Paradoxe Richtung»

Die 38-jährige SVP-Politikerin erklärt dazu: «Nicht nur die Bundesverfassung beginnt mit der

Positive Reaktionen: Monika Knill, Erziehungsdirektorin.

christlichen Präambel, sondern auch unser kantonales Volksschulgesetz definiert unter anderem das Ziel, die Kinder nach christlichen Grundsätzen und demokratischen Werten zu erziehen.» Laut Knill zeigt die Entwicklung «in eine paradoxe Richtung, indem wir unsere eigene christlich geprägte Normalität auf verschie-

dene Seiten rechtfertigen müssen und uns immer mehr auch selber neutralisieren». Rudolf Stark ist dankbar für die politische Unterstützung. Trotzdem bleiben ihm viele Türen verschlossen: «Mehr als die Hälfte der Schulleiter und Lehrer weist uns ab mit der Begründung, die Schule müsse neutral bleiben oder Bibelabgabe sei Sache der Kirche.» Diese Kritik äussert in den kantonalen Medien auch der Lehrerverband «Bildung Thurgau». Er lehnt die Aktionen der Gideons laut Präsidentin Anne Varenne ab: «Kinder und Jugendliche besitzen gemäss Bundesverfassung das Grundrecht auf Glaubensund Gewissensfreiheit.» Mit der Unterstützung solcher Aktionen würden nur Begehrlichkeiten anderer Gruppierungen geweckt. Dem widerspricht Regierungsrätin Knill: Die Bibel sei immerhin «die übergeordnete Verfassungsschrift» unserer christlichen Kultur. Wenn sich

Thurgauer Geschäftsleute für die christlichen Grundwerte einsetzen, so verdiene dies zumindest «ideelle Unterstützung». Knill fühlt sich in ihrem Entscheid bestätigt: «Bis jetzt waren fast alle Reaktionen sehr positiv. Ich bin erstaunt, in welcher Dankbarkeit sich Leute bei mir melden.»

Weiter nach Sri Lanka

Rudolf Stark und seine gut 30 Thurgauer Gideon-Mitkämpfer erfüllen ihren Auftrag unbeirrt weiter. 470 Bibeln gaben sie unlängst am Berufsbildungszentrum in Weinfelden ab, 110 an der Kantonsschule Romanshorn. An beiden Orten hätten sie eine grosse Offenheit erlebt. Doch lange ist der 63-jährige Stark nicht mehr im Land. Der frühere Leiter der Maurerlehrhalle in Sulgen packt im März die Koffer. In Sri Lanka will er zusammen mit der Schweizer Allianz-Mission eine Bauschule aufbauen. ANDREA VONLANTHEN

Leiterkonferenz des Verbandes VFG – Freikirchen Schweiz über internationale Beziehungen

Andere Kulturen bereichern – und irritieren auch Internationale Konferenzen und Kontakte sind zwar ermutigend und inspirierend, können aber auch irritieren. Das zeigte sich an einer Leiterkonferenz des «Verbandes VFG – Freikirchen Schweiz» in Bern. Wilf Gasser, Delegierter der Vineyard-Bewegung, berichtete am letzten Freitag über seine Erfahrungen an der Konferenz für Weltevangelisation in Kapstadt. Die Berichte über evangelistische Aufbrüche in der islamischen Welt, in Indonesien, China und Indien hätten ihn ausserordentlich ermutigt. Besonders angesprochen hätten ihn auch Berichte über die Arbeit der «Storytellers», einer Organisation, welche die wichtigsten Wahrheiten der Bibel in 50 Geschichten aufbereitet hat. Sie trainiert Leute, um die Geschichten unerreichten Menschen zu vermitteln, die noch nicht über eine Bibelübersetzung verfügen. Nach Bild: Fritz Imhof

Von andern Kulturen bereichert: René Winkler, Pilgermission St. Chrischona, Bernhard Ott, Konferenz der Mennoniten, und Markus Häsler, Vereinigung Freier Missionsgemeinden (von links).

der Konferenz habe ihn die Frage beschäftigt, wie das Evangelium Menschen echt berühren und verändern könne und wie ganze gesellschaftliche Bereiche Veränderung erfahren könnten.

Orte der Verständigung

Peter Deutsch, Präsident des Bundes Schweizer Baptistengemeinden, berichtete vom Besuch der Weltkonferenz der Baptistenkirchen auf Hawaii. Deutsch er-

lebte die Konferenz als einen Ort des Austausches zwischen Kulturen aus Ost und West, Nord und Süd. «Es braucht Orte der Verständigung und des Austausches zwischen den Kulturen, in denen Christen leben.» Ermutigend war für Deutsch die Rolle der Baptisten im Libanon während des Krieges zwischen Israel und der Hisbollah. Die unterschiedlichen Kulturen, in denen Christen leben und

die sich auch auf das Leben der Gemeinden und ihre Theologie auswirken, könnten bereichern, aber auch irritieren, bestätigte Daniel Moser, Leiter der Freien Charismatischen Gemeinden. Aus Schweizer Sicht stehe in vielen jungen Kirchen Afrikas das Gesetz über der Gnade. Auch autoritäre Strukturen und der Lebensstil vieler Prediger könnten befremden. Trotzdem erlebten solche Gemeinden erweckliche Aufbrüche. Markus Bach, Delegierter der EMK, ist überzeugt: «Es ist egoistisch, zu fragen, was uns Internationalität bringt. Der Austausch soll zuerst den andern etwas bringen!» Mehr Interesse von Freikirchen verdienen laut VFG-Präsident Max Schläpfer die Immigrationsgemeinden in der Schweiz. Er befürwortet einen verstärkten Austausch und eine Schulung ihrer Leiter. FRITZ IMHOF www.lausanne.org/cape-town-2010


TAGESSCHAU

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Allianzgebetswoche 2011: Sektion Werdenberg lebt das Motto

ÄXGÜSI

Beten und vereint diakonisch handeln

Kampf der Chöre

Die Gebetswoche ist bei der Allianzsektion Werdenberg Teil eines grossen Ganzen. Seit zwei Jahren hat sie sich der Diakonie verschrieben. Die kommende Gebetswoche ist der Start zu einer «Aktion Gratishilfe». Die Allianzgebetswoche gehört bei der Sektion Werdenberg seit langem zum festen Programm. Jedes Jahr suchen die Verantwortlichen neue, kreative Formen und Zugänge zum Gebet. «Wichtig ist uns aber, dass die Woche in die Vision der Gemeinden eingebettet ist», so Sektionspräsident Thomas Beerle. Diakonie ist ein Teil der Vision der neun Gemeinden und Werke. «Seit zwei Jahren setzen wir uns mit diesem Thema auseinander. In dieser Zeit sind verschiedene Projekte gewachsen.» Beispielsweise das Café International, ein Projekt für Migranten. Es ist entstanden in der Gebetswoche 2010 nach einem Abend mit Hanspeter Lang, Gründer der Stiftung Wendepunkt. Im November war Pfarrer Ernst Sieber bei der Allianz Werdenberg zu Gast.

Nichts entstehen. Der Hintergrund muss das Gebet, muss Jesus sein.» So wird in der Gebetswoche ganz konkret für die geplante Aktion gebetet. «Das Gebet wird dadurch fokussiert.» Gleichzeitig sind sich die Beter bewusst, nicht allein beim Beten stehenzubleiben. «Wir beten nicht ‹nur› für die Menschen in der Region und ihre Nöte. Wir legen auch die Schuhe der Bereitschaft an und gehen zu den Menschen hin.» Jesus sei darin ein Vorbild. «Er ging hin. Lebte seine Liebe. Er nahm sich der sogenannt Schwachen an.» Das will die Allianz Werdenberg auch tun. «Es wird uns gut tun, einen anderen Zugang zur Gesellschaft zu bekommen. Ich hoffe, dass es uns auch die Augen öffnet für ihre Anliegen.» Zum Abschluss der Gebetswoche haben die Organisatoren den Initiator der «Aktion Gratishilfe» in Chur, Andreas «Boppi» Boppart, eingeladen. «Ich wünsche mir, dass die Christen hier motiviert werden, aus ih-

rer Komfortzone hinauszutreten. Dass der Funken springt», sagt Beerle. Vor dem Gottesdienst mit «Boppi» treffen sich die Gemeinden der Allianz an zwei Abenden zum Gebet.

Die Einheit leben

Auch gestartet wird die Allianzwoche gemeinsam. «Die Pfarrer gestalten mit einem Team aus ihrer Gemeinde den Gottesdienst in einer anderen Gemeinde.» Dieser gegenseitige Besuch ist Zeichen dafür, dass die Gemeinden einander brauchen. Weil die Bevölkerung die Gemeinden braucht. «Eins sein im Beten und Handeln», das Thema der Allianzgebetswoche, steht im Werdenberg auf den ersten Blick nicht im Vordergrund. Der zweite Blick macht jedoch klar: Es ist der Hintergrund, auf dem Projekte wie eine «Aktion Gratishilfe» überhaupt entstehen und getragen werden. STEFANIE NIEDERHÄUSER

Beten und handeln

In der kommenden Gebetswoche geht die Region einen weiteren Schritt auf ihrem Weg der Diakonie: Sie will eine «Aktion Gratishilfe» durchführen, nach dem Vorbild der Allianz Chur. Die Gebetswoche spiele dabei eine zentrale Rolle, betont Beerle: «Eine solche Aktion kann nicht aus dem

Zeichen der Einheit Die Allianzgebetswoche ist eine Initiative der weltweiten Evangelischen Allianz. Sie beginnt jeweils am zweiten Sonntag eines neuen Jahres. Die nächste wird vom 9. bis 16. Januar 2011 unter dem Thema «Eins sein im Beten und Handeln» durchgeführt. Im Zentrum der Gebetswoche 2011 steht das Gebet, das Jesus in Johannes 17 spricht. Die SEA hat ein Programmheft herausgegeben, das tägliche Impulse und Gebetsvorschläge enthält. Nachfolgend einige Worte daraus von Hansjörg Leutwyler, Zentralsekretär der SEA: «Ziel der GebetswoBild: zvg

Eins sein im Beten und Handeln – das will die Allianz Werdenberg. che ist das gemeinsame Gebet. Wir dürfen zusammenkommen und unseren Dank, unsere Anliegen, unsere Pläne in einfachen Gebeten vor Gott legen. Und wir dürfen einander in diesem Gebet unterstützen. Gleichzeitig hoffen und beten wir, dass die Allianzgebetswoche von den Menschen um uns herum als ein Zeichen der Einheit wahrgenommen wird. Eins sein – auf dass die Welt erkennt, wer Gott ist!» Die Jugendallianz stellt zusätzlich zum Programmheft Diskussionsfragen und Tipps zur praktischen Umsetzung der Themen auf ihre Homepage. Diese eignen sich vor

allem für Jugendliche, die während der Gebetswoche ein «Homecamp» organisieren wollen. «idea Spektrum» stellt im Vorfeld der Gebetswoche einige Projekte von Allianzsektionen und Kirchgemeinden vor, um aufzuzeigen, wie vielfältig diese Woche gestaltet werden kann. Das Programmheft sowie weitere Informationen sind erhältlich bei der Schweizerischen Evangelischen Allianz, Josefstrasse 32, 8005 Zürich, oder über die Website www.allianzgebetswoche.ch Infos und Tipps zum Homecamp sind zu finden auf www.jugendallianz.ch

Die letzten Sonntage waren ausserordentlich intensiv. Neben den «üblichen Aktivitäten» fuhren wir dreimal nach Kreuzlingen, um uns den «Kampf der Chöre» an Ort und Stelle anzuschauen. Die restlichen drei Sendungen übertrugen wir in unserer Stube auf Grossleinwand. Die Stimmung im Stadion wie auch in der Stube war eindrücklich. Über unsere Telefonrechnung schweige ich besser. Die Sendung kam nicht überall gleich gut an. Das ist Geschmackssache. Aber ich bin überzeugt, dass die Leistung der Chöre fast ausnahmslos hervorragend war. Sicherlich viel besser als diejenige gewisser «Journalisten», die einfach nur primitiv-destruktive Meinungen von sich gaben. Warum haben wir einen solchen Aufwand betrieben? Das hätten wir nicht gemacht, wenn nicht Anja, unsere älteste Tochter, im Chor von Padi Bernhard mitgesungen hätte. Weil sie in diesem Projekt mittun konnte, waren wir voll dabei. Mich hat es beeindruckt, mit welcher Hingabe sich die Sängerinnen und Sänger und ihr Leiter in dieses Projekt hineingegeben haben. Sie verfolgten ein grosses Ziel und haben alles andere diesem Ziel unterordnet. Während sie auf dieses Ziel hin arbeiteten, haben sich manche Freundschaften ergeben. Für mich ist die Frage aufgetaucht, ob wir als Christen auch eine solche Zusammengehörigkeit haben. Könnte es sein, dass diese noch steigerungsfähig ist? «Kampf der Chöre» war ein Projekt, das zwei Monate dauerte. Das «Projekt der Christen» zielt auf die Ewigkeit hin. Eigentlich kennen wir dort auch Einen, der voll dabei ist. Ja, der nicht nur dabei ist, sondern der das Zentrum und der Grund des Projekts ist: Jesus Christus selber. Er hat uns nicht dazu berufen, einen Kampf der Kirchen und Gemeinden zu führen, sondern die frohe Botschaft zu leben und hinauszutragen. THOMAS PRELICZ Der Autor ist Pastor in Arth.


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publireportage

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MAF FLY I N G FO R LI FE Mission Aviation Fellowship MAF Switzerland Friedbühlweg 28 3653 Oberhofen Tel. 033 221 57 61 info@maf-swiss.org www.maf-swiss.org Postcheck 85-541047-1 Cessna C208 in Kamusi, Papua-Neuguinea

Medizinische Hilfe aus der Luft nach Lebensmittelvergiftung Im Dorf Long Alango, im Nordosten Indonesiens feierten einige hundert Dorfbewohner am 17. August 2010 den Unabhängigkeitstag. Dabei kam es am Abend des Festes zu einer Lebensmittelvergiftung. Mehr als 200 Menschen klagten über heftige Bauch- und Kopfschmerzen. Viele mussten erbrechen und hatten schweren Durchfall. Ein Kind starb sogar an den Folgen der Vergiftung. Die Verantwortlichen des Festes riefen sofort über den Kurzwellensender das nächste Spital zur Hilfe auf. Das Spital nahm Kontakt mit unserer MAF-Basis auf und schon kurze Zeit später wurden Ärzteteams und medizinisches Fachpersonal hingeflogen. Sie konnten den Vergifteten mit den entsprechenden Medikamenten, Infusionen und dem medizinischen Fachwissen die dringend notwendige Hilfe leisten. Am nächsten Tag wurden nochmals 350 kg Infusionen und Medikamente geflogen um den immer noch stark geschwächten Menschen zu helfen. Viele Leute der umliegenden Dörfer und die behandelnden Ärzte dankten MAF für die schnelle und sichere Hilfe auf dem Luftweg. Ein Arzt sagte: «Ohne den Dienst der MAF wären bestimmt viele Menschen an den Folgen der schweren Lebensmittelvergiftung und der grossen Hitze gestorben. Ohne unseren Flugdienst hätten die Teams Tage gebraucht um auf dem Fluss mit den Booten das Dorf Long Alongo zu erreichen.»

Geschichte der MAF Switzerland Unabhängig voneinander hatten drei Piloten aus England, Australien und Amerika nach dem Zweiten Weltkrieg die Vision, statt Bomben den Menschen in den Drittweltländern etwas Besseres zu bringen. So wurde 1946 die Mission Aviation Fellowship (MAF) gegründet. Es dauerte einige Jahre, bis der Initiant von MAF Switzerland und heutige Vizepräsident, Stefan Heusser, 1982 mit der Arbeit bei uns in der Schweiz begann. Vor sechs Jahren wurde die Organisation in einen Verein umgewandelt, welcher von André Bucher präsidiert wird. Geschäftsführer ist Samuel Jakob. Für die MAF Switzerland arbeiten ca. 30 ehrenamtliche Mitarbeiter. Die weltweite Tätigkeit der MAF ist auf Spenden angewiesen, insbesondere für die Anschaffung und den Unterhalt von Flugzeugen. Unser erklärtes Ziel ist es, dass das Geld in erster Linie den Bedürftigen in den Entwicklungsländern zu Gute kommt. Daneben rekrutieren wir für die Mitarbeit in den Drittweltländern motivierte Piloten mit einer Commercial Pilot Licence (cpl). Berufung und Liebe zum Nächsten ist für diesen Dienst Grundvoraussetzung. Unsere 12 Schweizer Piloten fliegen in Afrika, Madagaskar, Bangladesch, Papua-Neuguinea (PNG) und in Asien. Weltweit werden praktisch alle MAF-Piloten (inkl. Familien) von einem persönlich aufgebauten Freundeskreis finanziell unterstützt. Sie leben daher nicht vom allgemeinen Spendeneingang der Organisation.

Der grössere Rahmen der Organisation

Verfügbare Medien: Buch: «Hoffnung hat Flügel» von Stuart King, Preis inkl. Versand Fr. 27.– DVD: «Flying for Life» Aus der Arbeit von MAF, Preis inkl. Versand Fr. 15.–

MAF ist der grösste internationale, humanitäre und nicht kommerzielle Missions-Flugdienst. Über 36000 Hilfseinsätze wurden 2009 weltweit geflogen. Alle vier Minuten startet oder landet auf einer abgelegenen Piste ein MAF-Flugzeug um Menschen in Not Hilfe aus der Luft zu bringen. Mit einer Flotte von ca. 120 Flächenflugzeugen unterstützt MAF die einheimischen Kirchen, Missionare, Ärzte, Entwicklungshelfer und internationale Hilfsorganisationen. Wir fliegen für rund 1000 Partnerorganisationen in 32 Ländern der Dritten Welt. Viele unserer Destinationen sind so abgelegen, dass ohne unseren Flugdienst keine oder kaum eine Versorgung auf dem Landweg möglich wäre.


WIRTSCHAFT

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LESERBRIEFE

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SYNERGIE

Strategien wider die Gottlosigkeit Einer meiner früheren Beiträge auf dieser Seite handelte davon, dass das Streben des modernen Menschen auf Unabhängigkeit von Gott und damit auf Gottlosigkeit hin angelegt ist. Nicht explizit genannt habe ich damals die Ideologie dahinter: Der Humanismus definiert den Menschen als den Mittelpunkt der Welt und als Mass aller Dinge, weil der Mensch – so die Theorie – im Kern eigentlich gut sei. Im Grunde sollten wir Christen es besser wissen: Der Mensch ist definitiv nicht das Mass aller Dinge. Da er von Gott geschaffen ist, ist er zwar nicht von Grund auf schlecht, aber er ist verdorben und braucht

SPEGZebIAenLbringt Segen

Ungesunde Entwicklung

November 2010

Beilage zu

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Gott liebt und mich

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Ein Quiz und viele Tipps für fröhliche Geber enthielt die Spezialausgabe vom 3. November. RGENHEIT

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Rettung. Und er ist im Grunde durch und durch von seinem Schöpfer abhängig. Bedauerlich ist, dass sich dennoch viele Christen – zumindest zwischen den Sonntagen – von der gelebten Manie zur Selbstversorgung anstecken lassen und so tun, als ob sie Gott nicht kennen würden und für ihr Leben ausschliesslich selber zuständig wären. Zu denken ist dabei ganz allgemein an unseren Umgang mit Geld und weiter an unsere Versicherungen, die Altersvorsorge und das Gesundheits(un)wesen. Eigentlich sollte es doch umgekehrt sein: Früher hat sich das Evangelium als verändernde und gesellschaftsprägende Kraft erwiesen. Heute aber übernimmt Gottes

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Die Gewinner Zur Spezialausgabe «Geben bringt Segen» vom 3. November hat auch ein Quiz zum Thema gehört. Gefragt war ein Lösungssatz, der aus kursiv gesetzten Wörtern in einer Adventsgeschichte zu bilden war. Die richtige Lösung lautet: «Geben ist seliger als nehmen». Redaktionspraktikantin Stefanie Niederhäuser hat unter den zahlreichen Einsendungen folgende Gewinner gezogen:

1. Preis (VCH-Hotelgutschein im Wert von 100 Franken): Sonja Etter, Buchs ZH 2. Preis (Jahresabonnement «idea Spektrum»): A. und K. Schläpfer-Graf, Thun 3.–5. Preis (je ein Magazin-Abo nach Wahl aus dem Bundesverlag): Eugen Güntlisberger, Thun Erika Hartmann, Ostermundigen Gertrud Näf, Speicher Wir gratulieren den Gewinnern herzlich!

«idea Spektrum» Nr. 48 – «Podium: Bauern fördern» Mit seinem Artikel im «Podium» trifft Nationalrat Andreas Brönnimann den Nagel auf den Kopf. Die Situation, wie sie im letzten Weltkrieg Realität war, ist längst vergessen. Ich erinnere mich noch gut, wie wir zu Hause, von der Regierung diktiert, Erzeugnisse anbauen mussten, welche uns fremd waren, zum Beispiel Raps und Flachs. Für Eier bekamen wir damals mehr, als wir heute im Laden bezahlen. An den Wochenenden hatten wir regelmässig Besucher aus der Stadt, welche den Direktkauf beim Bauern suchten. Es ist ungesund und beklagenswert, wenn landwirtschaftliche Erzeugnisse zu Billigstpreisen gehandelt werden, die Milch billiger zu kaufen ist als Bier und anderes mehr. Es ist gut möglich, dass die heutige Generation eines Tages erneut die Gunst der Bauern sucht und diese wieder die begehrten Freunde der Konsumenten werden. RUEDI STAUB, pensionierter Pfarrer, Jouxtens-Mézery

Wer bezahlt die Zeche?

«idea Spektrum» Nr. 49 – «Handelte Brönnimann ‹unchristlich›?» Nationalrat Eric Nussbaumer (SP) und Nationalrätin Marianne Streiff (EVP) sprechen dem EDU-Nationalrat Andreas Brönnimann quasi das Christsein ab. Sein Vergehen: Er stimmte zusammen mit anderen christlich gesinnten Mitgliedern des Parlamentes gegen eine

Bodenpersonal eher unkritisch vom Zeitgeist diktierte Lebensgrundsätze. Den Hang zur Selbstversorgung zu durchbrechen, empfinde ich als nicht ganz einfach. Was tun, um wieder mehr von dem Gott abhängig zu sein, der versprochen hat, für uns zu sorgen? Mein grösster Schritt in dieser Hinsicht war der Wechsel vom Monatsgehalt in die berufliche Selbständigkeit: Nie hätte ich erlebt, dass der himmlische Vater in so umfassender Weise um mich besorgt ist, wenn ich diesen Schritt aufs Wasser nicht gewagt hätte. Auch bei der Krankenversicherung gab es Handlungsbedarf: Weil unser Gott eine medizinische Kapazität ist (2. Mose 15,26), haben wir als Familie die Krankenversicherung aufs gesetzliche massive Aufstockung der Entwicklungsgelder. Von Ungerechtigkeit und Würde des Menschen, von Privilegierten, die sich der Hilfe verweigern, ist die Rede. Unsere Willensnation Schweiz hält ihren Rechnungshaushalt einigermassen in Ordnung, die Schleusen sind aber geöffnet, und die Steuergelder decken die Ausgaben schon lange nicht mehr. Schon im Alten Testament können wir lesen, dass dem Volk nicht zu hohe Steuern auferlegt werden, was aber die «barmherzigen Samariter» in Bundesbern nicht stört. Schliesslich bezahlt die Schuldenzeche nicht das Parlament, sondern die Bevölkerung. Schade, dass sich Christen immer wieder dazu hergeben, dem Nächsten das Himmelreich abzusprechen und meinen, das Paradies mit Barmherzigkeit zu erlangen. Alles ist Gnade, auch Steuergelder richtig einzusetzen. Weisheit dazu schenkt der, der die einzige Wahrheit ist: Jesus Christus. CHRISTIAN WABER, alt Nationalrat EDU, Wasen BE

Minimum reduziert und konsultieren vor Telmed und Halbgöttern in Weiss immer zuerst den besten aller Ärzte. Er hat den menschlichen Körper ja erfunden. Auch im Geschäft bin ich herausgefordert, mich vermehrt auf den Schutz und die Fürsorge meines Gottes statt auf die Solidarität einer Versichertengemeinschaft zu verlassen. Und indem ich diese Schritte tue, erlebe ich zunehmend, dass in der Abhängigkeit von ihm wirklich die wahre Freiheit zu finden ist. DANIEL ALBIETZ Der Autor ist Inhaber der Kanzlei Albietz | Anwälte in Riehen BS. www.albietz.biz

nicht vor einem tödlichen Abgrund warnen würde. Umso beschämender ist es für die Organisatoren dieser Jugendveranstaltung, dass sie diesen Mann der klaren Worte ausgeladen haben. Sind sie sich wohl bewusst, dass sie dann den guten, altehrwürdigen Pastor Wilhelm Busch auch hätten ausladen müssen, wenn er heute noch seine klare Botschaft verkünden könnte? Auch ich möchte als Verkündiger noch von Sünde, Gericht und Verlorenheit reden können. Sonst wollte ich nicht mehr Verkündiger sein. Wenn es einen Retter, Jesus Christus, gibt, dann soll auch klar sein, weshalb wir Menschen eine Rettung brauchen. Sonst machen wir uns bei allem Liebesbemühen selber unglaubwürdig. Aber leider ist diese Tendenz heute in vielen evangelistischen Bemühungen festzustellen. Und so haben wir anstatt einer Rettungsbotschaft vielfach nur noch eine «Lebensverbesserungsbotschaft». DANIEL KREIS-CHALOUN, Pfarrer EGW, Ostermundigen

Wir brauchen Rettung

«idea Spektrum» Nr. 49 – «Evangelist Ralf Steinhart soll ‹unangemessen› mit Gottes Zorn gedroht haben» Es ist Evangelist Ralf Steinhart hoch anzurechnen, dass er auch die düstere Seite der Ewigkeit anspricht. Die Klarheit der Schrift ist ja auch in dieser Sache nicht zu leugnen. Warum sollte sie nicht angesprochen werden dür fen? Das wäre, wie wenn man jemanden

Wurde ausgeladen: Evangelist Ralf Steinhart soll in Freiburg zu stark mit Gottes Zorn gedroht haben.


WIRTSCHAFT

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DIAKONIE

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Christliche Werke gehen trotz Finanz-Engpässen zuversichtlich ins neue Jahr

Der Spendenmarkt wird noch härter werden Vor zwei Monaten hat «idea Spektrum» die erste Spezialausgabe zum Thema «Geben bringt Segen» produziert. Die Reaktionen waren positiv. Wir nehmen den Faden wieder auf: Hat sich das Spendenverhalten verändert? Welche Entwicklungen erwarten (Hilfs-) Werke in der Schweiz? Die Anfrage ging an ein Dutzend christliche Werke und Gemeinschaften. Sie äussern sich vorsichtig-zuversichtlich, wenn auch mit einem insgesamt härter werdenden Umfeld gerechnet wird.

Viele treue Spender

Was der Mehrheit der Werke immer wieder zu schaffen macht: Die meisten Spenden treffen erst Ende Jahr ein. Der ERF (Evangelium in Radio und Fernsehen, Life Channel, Fenster zum Sonntag) schreibt: «Das macht es

Impressum Idea Schweiz Herausgeber: Idea Information AG, 4410 Liestal Verwaltungsrat: Heiner Henny, Präsident; Sam Moser, Stellvertreter; Paul Beyeler, Hans Lendi, Hansjörg Leutwyler, Hanspeter Schmutz Ideelle Trägerschaft: Schweizerische Evangelische Allianz (SEA), Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG), Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) Redaktion: Josefstr. 32, 8005 Zürich, Tel. 044 444 16 44, Fax 044 444 16 49 E-Mail: redaktion@ideaschweiz.ch Internet: www.ideaschweiz.ch Chefredaktor: Andrea Vonlanthen Büro: Bahnhofstr. 65, 9320 Arbon Tel. 071 446 70 02, Fax 071 446 74 88 E-Mail: andrea.vonlanthen@ideaschweiz.ch Redaktor: Thomas Feuz Er weitertes Team: Esther Reutimann, David Sommerhalder, Thomas Hanimann, Iris Muhl, Sibylle Zambon, Christian Bachmann, Mirjam Fisch-Köhler, Marlies Reutimann Praktikum: Stefanie Niederhäuser Inserateservice: Jordi AG – das Medienhaus, Roland Rösti, Belpbergstr. 15, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 25, Fax 031 819 38 54 E-Mail: inserate@ideaschweiz.ch Aboservice: Jordi AG – das Medienhaus, Ursula Seifried Jordi, Belpbergstr. 15, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 20, Fax 031 819 38 54 E-Mail: abo@ideaschweiz.ch Abopreise: Jahresabo Fr. 145.–, Seniorenabo Fr. 117.–, Halbjahresabo Fr. 77.–. Das Abo ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar. Konto: PC-Konto 40-788586-4 Idea Information AG, 4410 Liestal Layout/Druck/Versand: Jordi AG – das Medienhaus, Belpbergstr. 15, 3123 Belp, www.jordibelp.ch

Bild: idea/tf

Mission bleibt «Glaubenswerk»: Über Spenden-Projekte entscheiden nicht ausschliesslich finanzielle Kriterien.

uns Non-Profit-Organisationen (NPO) schwer, den richtigen Zeitpunkt zu finden, wann man wie kommunizieren kann.» Ähnlich fällt das Resultat auch bei der Heilsarmee aus. Sie stellt fest, dass die Spenden ungefähr auf gleichem Niveau sind wie letztes Jahr, wenn sie auch tendenziell etwas schwächer ausfallen dürften. In den letzten Jahren hat sich die Tendenz der Monate Dezember und Januar als «spendenfreudigste Zeit» immer mehr verstärkt. Eine etwas andere Beobachtung macht Meos, die unter Fremdsprachigen in der Schweiz tätig ist. Zwar konnten bisher keine markanten Änderungen im Gesamtspendenaufkommen festgestellt werden. Aber: «Wir hatten 2010 nicht im Sommer ein ‹Spendenloch›, sondern erst in den Monaten September bis November.» Wie überall gilt: «Die Konkurrenz schläft nicht.» Gerade gross angelegte Spendenkampagnen wie zum Beispiel die Aktion «Jeder Rappen zählt» machen den kleinen und mittleren NPO das Leben schwer.

Die Zeit drängt

Die an der Umfrage teilnehmenden Organisationen erhoffen sich einen guten Spendenmonat Dezember – «was nach Statistik der Fall sein sollte, aber auch nicht garantiert ist», wie die Meos schreibt. Die meisten Werke können (noch) auf einen treuen Spenderkreis zählen. ERF Medien stehen vor der Herausforderung, bis Ende Jahr das Spen-

dendefizit von knapp einer Million Franken aufzuholen. Werke können ihre Dienstleistungen nicht «verkaufen», ihre Arbeit aber nur mit Spendengeldern wahrnehmen. Fundraiser stossen immer wieder an Grenzen, da viele Christen oft nur ihre eigene Gemeinde unterstützen. Dank eines speziellen Aufrufs hatte Meos 2009 einen doppelt so hohen Spendeneingang wie in der Vergleichsperiode. Gesamthaft sind «gute» Projekte gefragt – und immer wieder kreative Ideen, wie diese präsentiert werden können.

Kurskorrekturen

Welchen Einfluss fehlende Einnahmen auf laufende Projekte haben, darüber wird oft intensiv diskutiert und im Gebet gerungen. Kurzfristige Spendeneinbrüche führen nicht unbedingt zur Einstellung laufender Projekte. Oft kann ein Legat zu etwas mehr Spielraum führen, obwohl diese primär für neue Projekte eingesetzt werden. «Angebote und Dienstleistungen, die einem Bedürfnis entsprechen, rechtfertigen auch das Fundraising», ist die Heilsarmee überzeugt. «Wo das Geld eingesetzt wird, muss immer wieder sorgfältig geprüft werden. Unsere Strategie hält fest,

dass die Organisation immer wieder prüfen muss, ob Angebote noch zeitgemäss sind und allenfalls nicht erfolgreiche Projekte neuen weichen müssen.» Allerdings sei es nicht immer leicht, dieses Kriterium zu definieren. Einige Werke haben sich ausdrücklich für eine Vorwärtsstrategie entschieden. Spezielle Spendenbriefe orientieren über die aktuellen Bedürfnisse. Die Meos etwa rechnet mit einem Zusatzbedarf an Spenden von 15 bis 20 Prozent, da sie für die Arbeit unter Fremdsprachigen neue Mitarbeitende anstellen wird. Ein Unterschied zu Unternehmen im Profit-Bereich besteht jedoch auch in Zukunft: Manchmal muss gehandelt werden, bevor die Finanzierung gesichert ist. Der Begriff «Glaubenswerk» wird trotz strategisch-buchhalterischen Überlegungen auch im neuen Jahr seine Gültigkeit behalten.

Und die Zukunft?

Der Ausblick lautet praktisch unisono wie folgt: Die Spenden dürften etwa auf dem gleichen Niveau verharren, obwohl der Spendermarkt härter werden wird. Der Verdrängungsmarkt spielt auch in diesem Bereich. Haben demnach nur noch grössere NPO eine Chance? Der ERF bejaht: «Entweder fusionieren kleinere NPO oder sie werden mehr und mehr verschwinden. Und damit geht auch viel Herzblut und unkomplizierte Hilfe verloren.» Trotz dem Willen zur Vorsicht sind die Werke offen, Neues zu wagen. «Es gab in unserer Mission schon oft Momente, wo alle Stricke zu reissen schienen... Und sie sind nicht gerissen», schreibt Meos. Denn: «Die wirtschaftliche Situation ist bei der Erfüllung des Missionsauftrags nur eines von vielen Kriterien.» THOMAS FEUZ

Die Fragen von «idea Spektrum» 1. Hat sich das Spendenverhalten 2010 geändert? Stellen Sie im Unterschied zu früheren Jahren markante Änderungen fest? Zeichnen sich Trends ab? 2. Welche Zwischenbilanz ergibt

sich per Mitte Dezember? 3. Inwiefern beeinflusst diese Zwischenbilanz Ihre laufenden Projekte? 4. Ihre Prognosen fürs kommende Jahr?


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Christian Solidarity International

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Inserate

Religionsfreiheit und Menschenwürde Ihre Solidarität zählt! www.csi-schweiz.ch

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Hilfe für inhaftierte Christen in Pakistan

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■ Pakistanische Christen und Angehörige anderer religiöser Minderheiten haben es nicht leicht in ihrer Heimat. In dem islamischen Land sind sie Diskriminierungen und gewalttätigen Übergriffen ausgesetzt. Unter dem strengen pakistanischen Blasphemiegesetz werden Christen immer wieder bezichtigt, Mohammed beleidigt oder den Koran entehrt zu haben. In der Folge sind Christen oft über viele Jahre im Gefängnis. ■ Am 25. November 2010 konnte unser pakistanischer CSI-Vertreter 70 gefangenen Christen ein Hilfspaket überreichen. Das vorgezogene Weihnachtsgeschenk löste bei den Gefangenen grosse Dankbarkeit aus. Sie waren sehr froh über den Inhalt: eine Bettdecke, zwei Leintücher, Shampoo, Seife, ein Frotteetuch sowie Kleidung. Alles Dinge, die ihnen hier im Gefängnis nicht zur Verfügung stehen. ■ Die Freude, dass jemand an sie denkt, war riesig. So berichtet etwa der Gefangene S. (20), dass die Gefängnisaufseher keine Besuche seiner Familienangehörigen und Verwandten zulassen, da sie das erforderliche Bestechungsgeld nicht aufbringen können und wollen.

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TAGESSCHAU

ideaSchweiz l 50/2010

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Weihnachtsfeier in Steffisburg vereint Menschen aus 48 Nationen

Vom Himmel hoch – in die vielen Herzen hinein

370 Personen nahmen letzten Samstag an der Weihnachtsfeier der «Arbeitsgemeinschaft Internationale Weihnachtsfeier» teil. Die Gäste wurden auf Wunsch mit christlichen Schriften beschenkt. Seit 2005 führt die «Arbeitsgemeinschaft Internationale Weihnachtsfeier» (IWF) eine Weihnachtsfeier für Gäste aus aller Welt durch. Ein Nachtessen, eine «Fahnenzeremonie» und Liedbeiträge umrahmten das Programm.

Das ist die IWF Der Arbeitsgemeinschaft «Internationale Weihnachtsfeier» gehören aktuell sieben christliche Gemeinden in der Region Thun an. Sie bietet interkulturelle Cafés, Gesprächskreise und Deutschkurse an. Stephan Wehner, OK-Mitglied und Kontaktperson, zieht ein positives Fazit: «Die Besucherzahlen nehmen jährlich zu. Sogar eine nachts zuvor im Rotlichtmilieu angesprochene Frau folgte unserer Einladung! Die IWF will motivieren, den Auftrag wahrzunehmen oder sogar eine Berufung zu finden.»

Die Flaggen der Heimat wurden von den Gästen stolz präsentiert.

Gemeinsam geniessen

Langsam füllt sich der zum Speisesaal umfunktionierte Flügel des Gemeindezentrums in Steffisburg. Menschen mit unterschiedlicher Hautfarbe unterhalten sich angeregt. Kinder entdecken neue Spielkameraden. Einige Frauen erscheinen mit Kopftuch, andere sehr modern. Mit einem mehrfachen «Hallo, hallo!» verschafft sich Moderator Robert Oppliger Gehör. Nach einem Gebet wird tischweise das Essen geholt. Ich sitze neben Monika, einer Primarlehrerin. Sie hat Liridon und dessen Eltern eingeladen. «Liridon ist ein kosovo-albanischer Name und heisst Frieden», erklärt der Junge stolz. Mein Gegenüber heisst Adel. Er ist im Multimedia-

bereich tätig und entwickelt eine arabische Internetplattform mit Links zu christlichen Organisationen im arabischen Raum. 2012 möchte er Reisegruppen nach Ägypten führen und mit einheimischen Christen in Kontakt bringen.

«Eine fröhliche Zeit»

Wer genug gegessen hat, wechselt in den grossen Gemeindesaal. Eine Brass Band begleitet die Weihnachtslieder. Trotz des Kommens und Gehens findet die Botschaft «vom Himmel hoch» den Weg in die Herzen. Beliebt ist die «Fahnenzeremonie»: Länderweise wird den jeweiligen Staatsangehörigen applaudiert. Auf der Bühne stehen die Fahnenträger friedlich

nebeneinander: Eine Russin neben einem Tschetschenen, ein Kosovare neben einem Serben, eine Amerikanerin neben einem Iraki. «Weihnachten ist eine fröhliche Zeit!», gibt sich der Moderator überzeugt. Die internationale Gemeinschaft auf der Bühne unterstreicht die Aussage farbenfroh. Der Liedervortrag einer jungen Frau aus Armenien berührt. Ihre Stimme füllt den Raum. Mit anmutig erhobener Hand leitet sie das Publikum zum Mitklatschen an. Vom Einssein in Gott singt eine Frauengruppe aus Thailand. In einem Input erzählt die Tochter eines Pastors in Iran, wie Gott in ihr Leben eingegriffen hat. «Ich war kein guter Mensch, aber Gott ist immer gut zu mir.» Die Kurzansprache wird in elf Sprachen übersetzt. «Wir erkennen Gott in seiner wunderschönen Schöpfung. Aber Gott kommt auch in der Person von Jesus Christus zu uns!» Auf die Frage, wer Jesus Christus als persönlichen Retter annehmen will, heben einige die Hand. Für sie wird auch im Himmel ein grosses Fest gefeiert. THOMAS FEUZ

Die EMK ver tieft ihre Missions-Strategie mit der Kurstrilogie «Theologie im Gespräch»

Was bedeutet Nachfolge im 21. Jahrhundert? «Wir wollen Menschen in die Nachfolge Jesu führen, auf dass die Welt verändert wird.» So lautet das «Mission-Statement» der EMK. Weil dies schnell gesagt, aber schwer umzusetzen ist, wird das Thema vertieft behandelt. Ein Ansatz ist eine Kurstrilogie von «Theologie im Gespräch». «Wir wollen die EMK-Strategie auch von theologischer Seite beleuchten und uns kritisch mit ihr auseinandersetzen», so Stefan Moll, einer der Leiter von «Theologie im Gespräch» und Pfarrer der Evangelisch-methodistischen Kirche Zo - fingen. Angesprochen wird folglich ein an Theologie interessiertes, kritisch denkendes Publikum. «Wir beschäftigen uns mit der Frage, was Nachfolge bedeutet – in der heutiBild: idea/tf

gen Zeit, für uns.» Es gehe darum, Theologie zu verknüpfen und zu übersetzen in eine sich schnell wandelnde Welt. Dabei soll das klassische Muster, die Grenze zwischen evangelikal, charismatisch, traditionell, nicht-evangelikal aufgebrochen werden. «Themen, die mehrheitlich von evangelikalen Kreisen ‹besetzt› sind, gehen auch nicht-evangelikale etwas an. Wir versuchen, einen eigenen Zugang zu diesen Themen zu schaffen und zu benennen, worum es geht», erklärt Moll. Ein gutes Beispiel dafür ist das Buch «Die Zukunft gestalten. Innovation und Evangelisation in der Kirche des 21. Jahrhunderts» von Michael Frost und Alain Hirsch. Es wird am zweiten Kurstag behandelt. «Dieses Buch ist eine Provokation. Aber es hat uns eine Menge zu sagen», weiss Moll. Die Autoren legen

die Finger auf wunde Punkte der Kirchen. «Das macht zwar manchmal wütend, aber diese Ehrlichkeit macht das Buch zugleich spannend und bereichernd.»

Augen nicht verschliessen

Damit eine Kirche Nachfolge leben kann in der heutigen Zeit, braucht sie genau das: Ehrlichkeit. Die EMK will die Augen nicht verschliessen vor der Realität. So kommt auch die Studie «Die Zukunft der Reformierten» zur Sprache. «Es bringt nichts, mit einer gewissen Häme auf die Reformierten zu schauen. Die Studie gilt genau so für uns Freikirchen.» Man müsse die Gesellschaft kennen lernen, wenn man in ihr den Auftrag wirkungsvoll leben wolle. Ebenso gilt es, seinen eigenen Evangelisationsstil zu kennen.

Darum ging es am ersten Kurstag, der am vergangenen Samstag stattfand. «Drei ganz unterschiedliche Personen haben ihren Lebensentwurf vorgestellt und sind so zu Vor-Bildern geworden.» Wichtig ist für die EMK nicht, ob Nachfolge charismatisch, traditionell oder diakonisch gelebt wird. Wichtig ist, dass sie gelebt wird. Reflektiert, ehrlich und zeitgemäss. Auf dass die Welt verändert wird. STEFANIE NIEDRHÄUSER

Weitere Kurstage

19. Februar: Thema «Herausforderung!?», 26. März: Thema «Alltagstauglich!!», jeweils von 10.15 bis 15.45 Uhr in der EMK Bern. Die Kurstage können einzeln besucht werden. www.bildungberatung.ch


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N AC H R IC H T E N

SPRACHE Kritik an der „Englischtümelei“ in Kirchen und christlichen Medien

K

ritik an einer „Englischtümelei“ in Kirchen und christlichen Medien übt der Sprachwissenschaftler Reiner Pogarell (Paderborn). „Es kann vorkommen, dass ein Gläubiger während des Gottesdienstes den Eindruck gewinnen kann, im Ausland gelandet zu sein. Der Chor singt – Bach hin, Luther her – Englisch. Der Pfarrer hat weitere englische Lieder ausgewählt, woVerein Deutsche Sprache e. V. (VDS) www.vds-ev.de Ich spreche gern Deutsch

nachrichten

2 3 9 15 18 27

Die Schlagzeile des Jahres Im Gespräch: Kai Diekmann Sprachfehler vor Gericht Denglisch im Sprachvergleich Die Weihnachtsgeschichte 10. Tag der deutschen Sprache

© VDS / nach Pieter Brueghel der Ältere: Der Turmbau zu Babel (1563)

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Zu viele Anglizismen in der Kirche und ihren Medien sind Hauptthema der jüngsten Sprachnachrichten.

bei ihn nicht so stört, dass viele Besucher bereits mit der deutschen Sprache einige Probleme haben“, schreibt Pogarell in der Zeitung des Vereins Deutsche Sprache (Dortmund). Der Beitrag zum Thema Sprache und Religion trägt den Titel „Am Anfang war das Wort – am Ende steht die Peinlichkeit?“ Pogarell zufolge überschlägt sich auch ein christlicher Fernsehsender mit Anglizismen. So sei dort von „one World, one Music, one Hope“ die Rede. Der Autor kritisiert ferner einen katholischen Pfarrer, der in einem Fernsehgottesdienst am letzten Heiligen Abend über den Stall zu Bethlehem sagte: „Das ist kein Ort zum Chillen.“ Dieses Wort der Jugendsprache steht für „Entspannen“. Pogarell: „Die Kirche ordnet sich hier – vor Millionen Zuschauern – in einer Reihe neben Kaugummiwerbung ein. Der Linguist rät von Anglizismen dringend ab: „Der Glaube lässt sich nicht in einer Sprache verbreiten, die nicht von den Gläubigen gesprochen wird.“ P

b

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Jeder Mensch hat einen Gottesinstinkt PSYCHOLOGIE Religiöse Gedanken unterscheiden den Menschen vom Tier.

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arum glauben Menschen an Gott? Warum wenden sich selbst Atheisten in Extremsituationen an ein höheres Wesen? Der US-amerikanische Psychologe Jesse Bering ist überzeugt, dass der Mensch einen religiösen Instinkt in sich trägt, der ihn von anderen Lebewesen – den Tieren – unterscheidet. Es gehöre zum Wesen des Menschen, dass er nach dem Sinn des Lebens suche, sagte Bering in einem Interview mit der britischen Rundfunkanstalt BBC. Der Wissenschaftler präsentiert seine Thesen im Buch „The God Instinct – The Psychology of Souls, Destiny and the Meaning of Life“ (Der Gottesinstinkt – Die Psychologie der Seelen, des Schicksals und des Lebenssinns). Die Annahme, dass es einen moralisch interessierten Gott gebe,

habe der Spezies Mensch einen evolutionären Vorteil verschafft, so Bering, der sich als nicht-religiös bezeichnet. Aber er stellt sich auch nicht in eine Reihe mit Atheisten. An Gott zu glauben sei weder eine Krankheit noch ein Mangel an Bildung, sondern eine natürliche Fähigkeit des Menschen. Es sei außerordentlich leicht, mit vollem Ernst zu sagen „Ich glaube nicht an Gott“, aber aus psychologischer Sicht sei eine solche Aussage „gähnend langweilig“, weil sie wenig darüber offenbare, wie das Denken insgeheim funktioniere. Der Mensch sei „kognitiv vorbereitet, an Gott zu glauben“, so Bering. Das bedeute aber nicht, dass Gott auch tatsächlich existiere. P

b www.jessebering.com

NOTIERT Polen: Schwarzer Pfingstpastor im Parlament Der erste schwarze Abgeordnete im polnischen Parlament ist ein eingebürgerter Pfingstpastor aus Nigeria. Der 40-jährige John Godson (Lodz) rückte Anfang Dezember im Sejm – dem polnischen Unterhaus – für Hanna Zdanowska nach. Sie war zur Stadtpräsidentin von Lodz gewählt worden und legte ihr Mandat deshalb nieder. Beide gehören der liberal-konservativen „Bürgerplattform“ von Ministerpräsident Donald Tusk an. Godson – der in Nigeria Agrarwissenschaft und Theologie studiert hat – wurde auf Mittel- und Osteuropa zuerst in den 80er Jahren durch einen rumänischen Missionar aufmerksam. 1993 besuchte Godson Polen und verliebte sich in eine Stettinerin, die er später heiratete. Godson arbeitete in Polen bis 2008 als Pastor der „Gemeinde Gottes in Christus“. Vor zehn Jahren wurde er polnischer Staatsbürger. Im Jahr 2003 zog er nach Lodz. Dort engagierte er sich in der Kommunalpolitik.

b www.godson.pl Pakistan: „Gefangener des Monats April“ ist auf freiem Fuß Im islamisch bestimmten Pakistan ist ein inhaftierter Christ gegen Kaution auf freien Fuß gesetzt worden: Munir Masih. Er war am 3. März zusammen mit seiner Frau Ruqqiya Bibi zu 25 Jahren Haft verurteilt worden. Wie die pakistanische Menschenrechtsorganisation CLAAS (Lahore) mitteilte, wurde der Mann gegen eine Zahlung von 100.000 pakistanischen Rupien (870 Euro, die Summe entspricht 13 Durchschnittsgehältern) aus der Haft entlassen. Eine Gerichtsentscheidung über die mögliche Freilassung seiner Frau werde in Kürze erwartet. Die IGFM und idea hatten das Ehepaar im April als „Gefangene des Monats“ benannt und zur Unterstützung aufgerufen. Den Eheleuten aus der Provinz Punjab war aufgrund des Blasphemiegesetzes der Prozess gemacht worden, weil sie angeblich den Koran berührt hatten, ohne sich vorher rituell die Hände zu waschen.

Foto: PR

„ . . . am Ende steht die Peinlichkeit“

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Protestanten sollten Maria mehr verehren KONFESSIONEN Was unterscheidet evangelische und katholische Christen, wenn sie an die Mutter Jesu denken?

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ei Protestanten hat die Mutter Jesu Christi – Maria – meist kein besonders hohes Ansehen. Dies wird ihrer Bedeutung jedoch nicht gerecht, schreibt die lutherische Theologin Andrea Grünhagen im Monatsblatt „Lutherische Kirche“, das von der

Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK, Hannover) herausgegeben wird. Wie Katholiken seien auch Lutheraner überzeugt, dass Maria Jungfrau gewesen sei und Jesus vom Heiligen Geist empfangen habe. Dies sei Teil der lutherischen Bekenntnisschriften. Als „Mutter Gottes“ und „Gottesgebärerin“ werde Maria von allen Konfessionen zu Recht verehrt. Dies ergebe sich aus dem biblischen Befund. Unwichtig für die Bedeutung Marias sei hingegen, was Legenden berichten. Niemand wisse, ob Maria ein armes Mädchen gewesen sei, wie der Reformator Luther meinte.

Was Protestanten von „Rom“ unterscheidet

Klassisch und modern: Links die „Sixtinische Madonna“ von Raffael (1512/1513), rechts ein Gemälde der US-amerikanischen Malerin Brigid Marlin aus dem 20. Jahrhundert

Dass Maria auch nach evangelischer Auffassung „der allerhöchsten Ehren Würdigste“ sei, bedeute aber nicht, dass Maria als eine göttliche Person anzubeten sei, so Frau Grünhagen. Das täten Katholiken auch nicht. Sie lehrten jedoch, dass man Maria um Fürsprache bei ihrem Sohn bitten könne, was von allen Protestanten abgelehnt werde. Weitere Unterschiede seien das Dogma von der „Unbefleckten Empfängnis Mariens“, wonach Maria im Unterschied zu allen anderen Menschen ohne Erbsünde geboren wurde, und das Dogma von der „leiblichen Aufnahme Marias in den Himmel“. Über eine „Himmelfahrt Mariens“ mache die Bibel keine Aussagen. P

FILMKRITIK

Säbelgerassel mit versteckter Botschaft KINO Der 3. Teil der „Chroniken von Narnia“ von C. S. Lewis ist unterhaltsam.

Fotos: PR

Wer geistliche Erkenntnisse sucht, sollte aber eher zur Romanvorlage greifen. Diesmal verbringen die Geschwister Edmund und Lucy ihre Sommerferien bei ihrem Cousin Eustachius. Beim Betrachten eines Gemäldes, das ein Meer zeigt, werden sie von diesem auf magische Weise hineingezogen – und landen im Meer der Fantasienwelt von Narnia, wo sie von der Besatzung des Segelschiffes „Morgenröte“ gerettet werden. An Bord erwartet sie ihr Freund König Kaspian und die Maus Riepischiep. Der Reisegesellschaft steht ein neues Abenteuer bevor – diesmal müssen sie die sieben verschollenen Freunde von Kaspians ermordetem Vater finden. Der Film beruht auf dem dritten Band der siebenbändigen Serie „Die Chroniken von Narnia“, die der Literaturwissenschaftler C. S. Lewis zwischen 1950 und 1956 veröffentlichte. In ihr verarbeitete Lewis

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christliche Wahrheiten. Die Bücher verkauften sich über 100 Millionen Mal. Nun ist das Fantasienland Narnia erstmals in 3D zu erleben. So wähnt sich der Zuschauer mitten im Kampfesgetümmel. Die Gefährten erkunden eine Geisterstadt, kämpfen mit Sklavenhändlern, werden von unsichtbaren Fabelwesen entführt und besiegen eine Seeschlange.

Rätselhafter Löwe Etwas schwer fällt es, bei all dem Säbelgerassel eine Botschaft zu entdecken. Manchmal taucht unvermittelt der Löwe Aslan auf, der in der Welt von Narnia Jesus Christus symbolisiert. Warum er plötzlich da ist und dann wieder weg – man erfährt es nicht. „Ich werde immer auf euch aufpassen“, verspricht Aslan jedenfalls. Am

Ende des Filmes haben Edmund, Lucy und Eustachius ihre Mission erfüllt und kehren in die reale Welt zurück. „Werden wir uns wiedersehen?“, fragt Lucy Aslan zum Abschied. „Ja, eines Tages“, sagt der Löwe. Karsten Huhn P Die Chroniken von Narnia – Die Reise auf der Morgenröte, USA 2010, Regie: Michael Apted, Darsteller: Skandar Keynes, Georgie Henley, Ben Barnes, Will Poulter, 111 Minuten, ab 16. Dezember, freigegeben ab 6 J.


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INTERNET

Carsten Polanz

Der Islam ist überall im Internet präsent

Islam im Intern et

SONDERDRUCK Wissenschaftler veröffentlicht eine Studie zu den islamischen Online-Angeboten „Der Islam ist nicht nur längst im Westen angekommen, er ist über das Internet global präsent und vermittelt muslimischen Minderheiten Anleitungen zum Leben in nichtislamischen Gesellschaften“, schreibt der Islamwissenschaftler am Institut für Islamfragen der Deutschen Evangelischen Allianz (Bonn), Carsten Polanz, in einem Sonderdruck seiner Einrichtung. Laut Polanz dient das Internet als wirksames Instrument zur Islamisierung des Lebensstils in nicht-islamischen Kulturen. Dies werde verstärkt durch ungezählte Online-Angebote, die z. B. darüber informieren, welche Kleidung mit dem islamischen Religionsgesetz (Scharia) übereinstimmt. Ferner gebe es Heiratsagenturen, die eine mit islamischen Vorgaben im Einklang stehende Partnervermittlung versprechen. Insbesondere für junge Muslime spiele das

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Internet eine bedeutende Rolle im Alltag. Sie nutzten etwa Netzwerke wie Schüler VZ, StudiVZ und MySpace. Auf Facebook gebe es Hunderte Islam-Foren. Als eine islamische Mischung aus Youtube und StudiVZ präsentiert sich die Multimediaplattform Waymo (www.waymo.de/). Für die Seite verantwortlich ist Ayman Mazyek vom Zentralrat der Muslime in Deutschland (Köln). Das Angebot reicht von Predigten bis zu religiösen Gesängen und HipHop-Videos.

Fließend zum Extremismus Über das Internet rekrutierten freilich auch Islamisten ihren Nachwuchs. Sie gäben sogar Anleitungen zum Bombenbau bis zum Hackerangriff. Laut Polanz können die Übergänge von Informationsangeboten zu extremistischen Glaubens- und Gesellschaftskonzepten fließend sein. Gerade für

idea Fernseh- und Hörfunk-Tipps

In st itu t fü r Islamfragen

Son der dru ck Nr. 10

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jugendliche Muslime sei es schwer zu erkennen, um welche Art von Internetangebot es sich handele, zumal die Webseiten stark miteinander verknüpft seien. P

b www.islaminstitut.de/uploads/media/ sonderdruck10_mH300c_final.pdf. Institut für Islamfragen, Postfach 7427, D-53074 Bonn

18. Dezember – 24. Dezember

FE R NSE H E N Sonnabend, 18. Dezember

Sonntag, 19. Dezember

11.40–12.20 Weihnachten mal anders. Pastor Andreas Malessa im Gespräch

9.30–10.15 Ev.-methodistischer Gottesdienst aus Mainz-Kostheim mit Pastor Markus Weber

16.30–17.00 Horizonte: Weihnachten – aus Freude am Schenken

Das Vierte 9.30–10.00 „Die Anbetung der Maria“ mit Pastor Christian Wegert

Montag, 20. Dezember

Freitag, 24. Dezember

11.00–12.00 Evangelischer Gottesdienst aus Gladenbach mit Pfarrer Herbert Volk

15.30–16.00 Weihnachtsprogramm für Kinder: Das Versteck im Stall (Trickfilm)

15.30–16.15 Ev. Christvesper aus Berlin mit Pfarrer Jörg Machel

20.00–22.30 „Unterwegs für die Hoffnung“ – ERF Adventsgala aus Wetzlar

20.45–21.15 Ein Blick zurück. Die Bilder und Geschichten des Jahres 2010

22.30–23.15 Ev. Christvesper aus Waldeck-Netze (Nordhessen) mit Pfarrerin Karin Lilie

HÖRFUNK Sonntag, 19. Dezember

Mittwoch, 22. Dezember

8.30–9.00 Die neue Rolle der Kirchen in der säkularen Stadt. Theologe Fulbert Steffensky im Gespräch

NDR Info 10.00–11.00 Gottesdienst aus der Freien ev. Gemeinde Hagen mit Pastor Knöppel

8.35–8.50 Josef und das Kuckuckskind

MDR Figaro 10.00–11.00 Gottesdienst aus der Ev.meth. Freikirche Thalheim mit Pastor Michael Wetzel

Freitag, 24. Dezember

Donnerstag, 23. Dezember

BR 2 14.05–15.00 Ox und Esel – Eine Weihnachtsgeschichte für Kinder ab 6 Jahren

BR 2 18.05–18.30 Evangelische Christvesper mit Pfarrerin Jacqueline Barraud-Volk

20.00–21.00 Küsse am Heiligen Abend. Geschichten und Musik zum Weihnachtsfest

15.03–15.30 Josef, der Mann im Schatten. Ein Vorbild für zeitgemäße Männerspiritualität

NDR Info 22.00–23.00 Evangelische Christmette aus Hannover mit Pastorin Anke Merschner-Schüler

19.42–19.58 Es ist ein Ros' entsprungen

Wer reagieren möchte, kann dies unter folgenden Rufnummern tun: ARD: 089/5900-3344 | Bibel.TV: 040/4450660 | Das Vierte: 0180/5843783 Deutschlandfunk und Deutschlandradio: 0221/345-1831 | DRS 2: (0)848/808080 | ERF: 06441/957-0 | HR (TV): 069/1555111 | Kabel 1: 0180/5011150 KiKa: 0180/2151514 | Luth. Stunde: 04264/2436 | MDR: 0341/300-5401 | NDR: 0511/988-2393 | Phoenix: 0180/28213 | RBB: 030/97993-2171 SF 2: (0)62/2059050 | SR 2: (0)681/6022222 | SWR: 07221/929-0 | WDR (Radio): 0221/5678-333 | WDR (TV): 0221/5678888 | ZDF: 06131/702164

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N AC H R IC H T E N

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Sagt bereits die Bibel etwas über Wikileaks? ENTHÜLLUNGEN Ein Judenchrist erinnert an die Mahnung Jesu: „Es ist aber nichts verborgen, was nicht offenbar wird ...“

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st schon in der Bibel ein Hinweis auf die Wikileaks-Enthüllungen zu finden? Das Internetportal veröffentlichte am 28. November rund 250.000 geheime US-Berichte über zahlreiche Regierungen in aller Welt. Dies löste diplomatische Verwicklungen aus. Im Lukas-Evangelium (Kapitel 12, Vers 2-3) steht das Jesus-Wort: „Es ist aber nichts verborgen, was nicht offenbar wird, und nichts heimlich, was man nicht wissen wird. Darum, was ihr in der Finsternis sagt, das wird man im Licht hören; und was ihr hinter verschlossenen Türen ins Ohr flüstert, das wird man auf den Dächern ausrufen.“ Der US-Bestsellerautor Joel C. Rosenberg (Washington), der sich mit Romanen über Terrorismus und biblische Prophetie einen Namen gemacht hat, wurde bei einer Vortragsreise mit der Frage konfrontiert, ob die Stelle im Lukas-Evangelium auf Wikileaks hinweise. Er habe dies zunächst für „kurios“ gehalten, so Rosenberg. Für ihn sei das Vorgehen von Wikileaks-Gründer Juli-

an Assange „gewissenlos“, wenn nicht gar kriminell. Wikileaks habe die Staatssicherheit der USA gefährdet.

Internet: Nichts bleibt verborgen Doch stecke hinter dem Jesus-Wort tatsächlich mehr. So komme heutzutage immer mehr ans Licht, was früher verborgen geblieben sei. Dazu trügen nicht nur Enthüllungsjournalisten bei, sondern auch „ungezählte Blogger, YouTuber, Facebooker und Twitterer“, die über das Internet verbreiten, was sie sehen und hören. Es werde deshalb immer unwahrscheinlicher, dass private Geheimnisse unter der Decke bleiben. „Sollte uns das nicht anreizen, ein heiliges und reines Leben zu führen?“ fragt Rosenberg.

Jedes unvergebene Unrecht kommt ins Jüngste Gericht Die Bibelstelle weise aber auch darauf hin, dass vor Gott nichts verborgen bleibe. Die Heilige Schrift lehre, dass jedes Unrecht

beim Jüngsten Gericht ans Licht komme, sofern man nicht zuvor dafür Vergebung erlangt habe. Verfehlungen würden nicht nur aufge- Rosenberg deckt, sondern der Mensch müsse sich auch dafür vor Gott verantworten. Die gute Nachricht sei, dass Gott die Menschen unendlich liebe und sie nicht richten, sondern erretten wolle. Wer seine Sünde bekenne und bereue und Jesus Christus als persönlichen Heiland annehme, den nehme Gott in seine Familie auf und gebe ihm wahres Leben. Rosenberg wuchs in einer säkularen jüdischen Familie auf. Mit 17 Jahren erlebte er eine geistliche Wiedergeburt. Er sieht sich heute als einen Juden, der an den Messias Jesus glaubt. P

b www.joelrosenberg.com

Evangelikaler trägt zur ökumenischen Diskussion bei AUSZEICHNUNG Johann-Tobias-Beck-Preis an freikirchlichen Theologen Andreas Hahn verliehen

D

er Arbeitskreis für evangelikale Theologie (AfeT) hat am 10. Dezember in Riehen bei Basel dem freikirchlichen Theologen, Missionar und Dozenten Andreas Hahn (Breslau) den JohannTobias-Beck-Preis verliehen. Der 46-Jährige erhielt die mit 1.000 Euro dotierte Auszeichnung für seine Doktorarbeit über das Verhältnis zwischen alttestamentlichen Apokryphen (nicht in die Bibel aufgenommene religiöse Schriften) und der Bibel. Die Feier fand in der Staatsunabhängigen Hochschule Basel (STH) statt. In seiner Laudatio sagte der AfeT-Vorsitzende Rolf Hille (Heilbronn), Hahn habe in seiner Dissertation gezeigt, dass die Christenheit auf einem klar definierten kanonischen Text – dem Alten Testament – aufbauen könne. Er habe damit einen wichtigen Beitrag für die ökumenische Diskussion insbesondere mit der römischkatholischen Kirche geleistet. Hahn ist seit 2001 als Dozent an der Evangelikalen Theologischen Hochschule in Breslau (Polen) tätig. Er ist Mitglied der Freien evangelischen Gemeinde in Hoffenheim bei Heidelberg. Der Preis – die bedeutendste theologische Auszeichnung der deutschsprachigen evangelikalen Bewegung – ist nach dem Tübinger Theologieprofessor Johann Tobias Beck (1804-1878) benannt. Zu den bisherigen Preisträgern gehören

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der württembergische Altbischof Prof. Gerhard Maier (Tübingen), die Professoren Lutz von Padberg (Paderborn/Gießen) und Rainer Riesner (Dortmund), der frühere Direktor des Theologischen Seminars der Liebenzeller Mission, Pfarrer Heinzpeter Hempelmann (Bad Liebenzell), sowie die Dozenten Werner Neuer (St. Chrischona), Wilfried Haubeck (Dietzhölztal), Heinrich von Siebenthal (Gießen) und Oskar Föller (Adelshofen). P

Andreas Hahn bei einem Vortrag in Breslau


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P RO & KON T R A

Darf man mit dem Gericht Gottes drohen? EVANGELISATION In Freiburg wurde von der dortigen Evangelischen Allianz ein beim Janz Team tätiger Evangelist ausgeladen, weil er unangemessen mit Gottes Zorn gedroht haben soll. Darf die Einladung zum Glauben mit der Androhung von Gottes Zorn verbunden sein? Dazu ein Pro & Kontra von zwei Evangelisten.

PRO

Jesus hat nicht nur in der Bergpredigt gedroht. Paulus hat sogar im 2. Timotheus 4,2 zur Drohung aufgefordert. Es geht aber immer um die Drohung, die das Leben will, und ihr Motiv ist die Liebe. Es gibt auch Drohung aus Hass, die andere vernichtet, seelisch und körperlich. Drohende Hassprediger, wie bei den Nationalsozialisten oder im Islam, sind unter den Evangelisten nicht zu finden. Das Problem liegt also nicht in der Drohung, sondern im Gericht Gottes selber. Schon die bloße Erwähnung ist für Unbekehrte eine Bedrohung. Weil viele Prediger die Reaktion der Bedrohten jedoch fürchten, wird das Gericht verschwiegen. Wer davon aber nicht spricht, bringt die Menschen um: Er bringt sie um ein besseres Diesseits und um das himmlische Jenseits. Wer nicht damit rechnet, dass er alles vor Gott verantworten muss, wird leben wie er will. Geschäftsgebaren, Beziehungen in der Familie und Umgang mit Geld werden

„Jesu Predigten waren immer Froh-Botschaft, nie Droh-Botschaft.“

KONTRA

Nein, auf gar keinen Fall! Evangelistische Predigt darf sich an der Predigt und Person Jesu orientieren. Seine Predigt, sein Leben und Sterben waren immer Froh-Botschaft, nie Droh-Botschaft. Drohende Worte führen zur Angst. „Fürchte dich nicht!“ ist eine biblisch häufig zu fi ndende Wortkombination, die Menschen Angst nimmt und zum fröhlichen Glauben an den liebenden, auch aus dem Gericht rettenden, Vater Jesu Christi einlädt! Worte wie diese und eine entsprechende Haltung und Redeweise dürfen auch unsere Evangelisationspredigten bestimmen. Wir dürfen wie Jesus predigen: Er hat den Menschen nie gedroht, sie nicht das Fürchten, sondern das Vertrauen gelehrt. Selbstverständlich gehört auch die Rede vom Gericht Gottes zentral zur Verkündigung Jesu und somit auch zu der unsrigen. Aber doch nicht drohend! Sachlich und sparsam. So, wie Jesus das auch tat.

Lutz Scheufler (Waldenburg bei Zwickau), Jugendevangelist der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens und Leiter vom Evangelisationsteam

nicht verbessert, sondern zum Vorhof der Hölle. Wer nicht weiß, dass das Gericht kommt, begreift nicht, warum Jesus ans Kreuz musste. Ohne Jesus gibt es aber keinen Himmel! Weichei-Evangelisten, die das Gericht unterschlagen, legitimieren Psychotricks, die dem Zeitgeistgenossen einen lieben Gott ohne Konsequenzen und einen Himmel ohne Hölle vorgaukeln. Wenn Jesus das kirchliche Liebesverständnis von heute gehabt hätte, wäre er nie am Kreuz gelandet. Dass die aktuelle Aufregung um das Gericht Gottes gerade von JesusHouse angestoßen wird, überrascht. Dass eine örtliche Evangelische Allianz sich dagegenstellt, ist leider nicht mehr überraschend. Wikipedia schreibt: „Eine Drohung ist die glaubhafte Ankündigung einer unangenehmen Maßnahme gegen jemanden, um ihn in seiner zukünftigen Handlungsweise zu beeinflussen.“ In diesem Sinne müssen nicht nur Evangelisten von der Drohung Gottes reden. P

Carsten Hokema (Oldenburg), Evangelist und Referent im Dienstbereich Mission des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (Baptisten- und Brüdergemeinden)

Wir dürfen wortreich, bild- und ernsthaft, geradezu ausschmückend wie Jesus predigen, wenn es um das Reich Gottes geht. Bei so viel Gutem, das da direkt vor der Tür steht, da sollte und darf man als Predigthörer wirklich nichts mehr angedroht bekommen. Die Umkehr sollte man allerdings ebenso klar werbend und liebevoll angeboten bekommen. Umkehr geschieht dann aus freudigem Vertrauen zum liebenden und rettenden Gott hin. Es ist auffällig, wie häufig Jesus gegenüber den Gläubigen seiner Zeit vom Gericht redet, um ihr Verhalten zu entlarven. Das gibt mir zu denken für Gemeinde-Predigten. Aber stellen wir Fragen nach Gerichtspredigten in der Gemeinde? Ich nehme nicht nur zur Weihnachtszeit für Evangelisationsund Gemeindepredigten gerne Maß an der Predigt der Engel: „Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird!“ P

Fotos: Scheufler/idea Kretschel; Hokema/PR

„Jesus hat gedroht – nicht aus Hass, sondern aus Liebe.“

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Täglich probt g Thomaskantor Georg Christoph Biller mit seinen Thomanern.

90 Knaben für ein Halleluja MUSIK Der Leipziger Thomanerchor ist einer der bekanntesten und besten Knabenchöre der Welt. Damit er es bleibt, gehören Proben zur Tagesordnung. Auch sonst bestimmen feste Regeln das Leben der Jungs. Ein Bericht von Matthias Pankau und Thomas Kretschel (Fotos). Im „Kasten“ geht‘s lebendig zu. Besonders am Abend, wenn die Chorknaben im 30-Minuten-Takt vom großen Waschsaal in die Schlafsäle stürmen – die Jüngsten um halb neun, die Nächsten um neun, halb zehn und die zehnte Klasse schließlich um zehn. Die Elftund Zwölftklässler dürfen selbst entscheiden, wann sie ins Bett gehen. Nur leise müssen sie sein. Denn die Schlafsäle sind nicht nach Altersgruppen getrennt, Junge und Ältere teilen sie sich. Um Mitternacht wird das Haus abgeschlossen. Spätestens dann kehrt Ruhe ein im Kasten, dem Alumnat (vom lat. alumnus – „Zögling“), in dem die Thomaner leben.

Singen zur Ehre Gottes Das Alumnat ist eine höchst lebendige mittelalterliche Institution – Internat, Musikschule und Chorakademie in einem. Im Mittelpunkt steht das Werk Johann Sebastian Bachs (1685-1750). Und immer heißt es SDG – „Soli Deo Gloria“, allein zur Ehre Gottes. So hatte der Thomaskantor seine Kompositionen unterzeichnet – oft sogar an Stelle des eigenen Namens. Georg Christoph Biller, 16. Thomaskantor nach Johann Sebastian Bach, sieht die primäre Aufgabe des Chores auch heute noch im „Singen zur Ehre Gottes“. Der 55-Jährige legt Wert darauf, dass alle Jungs den gesungenen Text begreifen. Nicht selten erläutert er in den Proben bestimmte Textpassagen. „Man kann heute leider nicht mehr allzu viel voraussetzen“, sagt er. Nur etwa die Hälfte aller Chorknaben stammt aus christlichen Elternhäusern. Muss man denn Christ sein, um Bach singen zu können? „Nein“, sagt Biller. „Aber man wird gläubig, wenn man sich mit Bach beschäftigt.“ Und so kommt es immer wieder vor, dass sich Jungs während ihrer Zeit bei den Thomanern taufen und später konfirmieren lassen. ideaSpektrum 50.2010

Die Jungs pflegen eine tolle Gemeinschaft Thomaner wird man mit neun Jahren. „Für mich war der Anfang nicht einfach“, erinnert sich der aus Sachsen-Anhalt stammende Biller, der von 1965 bis 1974 Thomaner war. „Ich hatte oft Heimweh. Aber das Singen hat mich getröstet.“ Heimweh spürt man bei den Jungs heute kaum, was auch daran liegen mag, dass die meisten ohnehin aus Leipzig und Umgebung kommen. Sie dürften eigentlich zu Hause wohnen, ziehen aber das Leben in Gemeinschaft im „Kasten“ vor. Ihre Familien besuchen sie am Wochenende. „Hier ist es einfach spannender“, sagt Gregor Reinhold, der mit seinen elf Jahren zu den Jüngsten gehört. Auch für Paul Bernewitz (13) sind die Thomasser, wie sie sich selbst nennen, zu einer Art zweiter Familie geworden. „Eltern und Geschwister können sie zwar nicht ersetzen. Aber es ist eine tolle Gemeinschaft. Bei Problemen helfen wir uns gegenseitig.“ Ein Problem, das auf jeden Thomaner zukommt und bei dem ihm niemand helfen kann, ist der Stimmbruch. Und der setzt immer früher ein – bei den meisten mit 12 Jahren. Ist es so weit, wird man „Dispi“. Man wird von allen Proben und Auftritten „dispensiert“ – befreit. Dennoch bleibt man Teil der Chorgemeinschaft. Die „Dispis“ bekommen besondere Aufgaben. Bis zu zwei Jahre kann der Stimmbruch dauern. Sie verkaufen bei Konzerten Programme und CDs, gehen einkaufen, helfen im Speisesaal, bringen Briefe zur Post oder blättern dem Kantor beim Proben die Noten um. Erscheint das Dasein als „Dispi“ den meisten Jungs wegen der vielen Freizeit anfänglich noch erstrebenswert, können sie es spätestens schon nach einigen Wochen kaum noch erwarten, wieder mitsingen zu dürfen. „Man weiß dann einfach nichts mit


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In der Thomaskirche singen die Thomaner regelmäßig.

Viele Thomaner lieben das Leben im „Kasten“ – Paul Bernewitz (l.) und Gregor Reinhold (2. v. l.) –

der vielen Freizeit anzufangen“, erklärt Sebastian Borleis aus dem brandenburgischen Teupitz. Er hat das schon hinter sich. Der 16-Jährige ist Erster Präfekt und unter anderem verantwortlich für das Heraussuchen, Verteilen und Einsammeln der Noten sowie die Arbeit mit den Stimmgruppen.

Vormittags Schule, nachmittags Proben Vormittags besuchen die Chorknaben die Thomasschule, ein neuhumanistisches Gymnasium mit Latein als erster Fremdsprache. Es liegt direkt auf der anderen Straßenseite. Hier werden auch Mädchen unterrichtet. Trotzdem bleiben die Thomaner unter sich. Sie lernen in eigenen Klassen. Ihr Lehrplan ist auf die vielen Proben abgestimmt. Denn gesungen und musiziert wird täglich bis zu drei Stunden – am Nachmittag nach den Schularbeiten. In der Vorweihnachtszeit ist es besonders eng. Gerade zurück von ihrer Südamerikatournee beginnen schon die Proben fürs Weihnachtsoratorium. In nur wenigen Tagen muss es sitzen. Gregor ist besonders aufgeregt. Er wird das „WO“ zum ersten Mal als Thomaner singen. „Davon habe ich immer geträumt“, erklärt er mit leuchtenden Augen. Paul Bernewitz und Sebastian Borleis sind da etwas gelassener, haben sie doch das grandiose Werk in den vergangenen Jahren schon mit aufgeführt. Thomaskantor Biller möchte dennoch nichts dem Zufall überlassen, zumal in diesem Jahr alle sechs Kantaten gesungen und für einen Jubiläumsfilm aufgezeichnet werden. „Den Tenor höre ich heute überhaupt nicht. Nochmal.“ Biller ist Perfektionist. Er feilt an der Lautstärke und an den Einsätzen. „Macht euch doch einen Bogen über die Noten und guckt nicht so! Das ist hoch unprofessionell.“ Obwohl der eine oder andere ein Gähnen nicht unterdrücken kann, folgen die Knaben den Anweisungen des Kantors geduldig und konzentriert. Der Zuhörer kann nur staunen, in welcher Perfektion sie schließlich die einzelnen Kantaten singen. Dabei vergisst man fast, dass es Kinder und Jugendliche sind, die dieses schwierige Meisterwerk hier einstudieren.

2012 wird der Thomanerchor 800 Jahre alt Doch genau für sie schrieb es Bach. 1734 führte er es erstmals mit dem Thomanerchor auf. Den Kasten gab es da schon mehr als 500 Jahre. 1212 wurde das Thomasstift gegründet zusammen mit der Thomasschule, einer der ältesten und traditionsreichsten Institutionen dieser Art in Deutschland, und der Thomaskirche; übernächstes Jahr feiert das Ensemble sein 800-jähriges Bestehen. Im Mai 1723 unterschrieb Bach seinen Vertrag als Thomaskantor. Eine gewisse Ironie der Geschichte liegt darin, dass der Rat der Stadt Leipzig ihn damals lediglich als Notlösung betrachtete: „Da man die Besten nicht bekommen könne, müsse man Mittlere nehmen“, so die amtliche Verlautbarung. In den folgenden fast drei Jahrzehnten bis zu seinem Tod, die Bach ausschließlich in Leipzig verbringen sollte, schrieb er den bedeutendsten Teil seines kirchenmusikalischen Schaffens – hunderte Kantaten und Motetten, Klaviermusiken, Orchester- und Orgelwerke sowie große Oratorien. Dem Thomanerchor, der Thomaskirche und der Stadt Leipzig hat er damit einen herausragenden Platz in der Musikgeschichte gesichert.

Es gibt Flügelputzer und Notenträger Wahrscheinlich würde es den Chor nicht mehr geben, hätte nicht der spätere Gewandhauskapellmeister Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809-1847) Bach mit der Aufführung der Matthäus-Passion 1829 wieder aus der Versenkung geholt. Er löste damit eine regelrechte Bach-Renaissance aus. Dieser großen Tradition und dem daraus resultierenden Ruf weit über Leipzig und Deutschland hinaus ist es wohl auch zu verdanken, dass der Chor die beiden deutschen Diktaturen des 20. Jahrhunderts mehr oder weniger unbeschadet überstand. „Das Alumnat war immer eine eigene Welt. Es schützte vor Versuchen des Staates, den Chor zu instrumentalisieren“, erklärt Biller. „Selbst die Genossen in der DDR wussten, dieses geistliche System des Soli Deo Gloria ist nicht antastbar.“ Dabei funktioniert der Kasten nicht nur nach einem geistlichen, sondern auch nach einem höchst weltlichen System

Fotos: Thomaskirche/PR; Übrige/idea/Kretschel

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ders gern Fußball. Es gibt richtige Kastenmeisterschaften, bei denen die Stuben gegeneinander antreten. Das sind zugleich die Proben für die zwei wichtigsten Spiele des Jahres, wenn nämlich der Thomanerchor (TC) gegen die Jungs vom Dresdner Kreuzchor (DKC) antritt.

Es gibt mehr Interessenten als Plätze

andere gehen in ihrer Freizeit gern auf den Fußballplatz.

– dem der Übernahme von Verantwortung. Jeder Thomaner hat eine Aufgabe. Da ist der Domesticus, der für die Sauberkeit der Konzertanzüge und die Ordnung in den Stuben zuständig ist, der Tonicus, der Motetten aufnimmt, und die drei Präfekten, die an der Spitze des Chores stehen und so etwas wie die rechte Hand des Kantors sind. Die Großen tragen Verantwortung für die Kleinen und die Kleinen wachsen in diese hinein. Auch sie haben schon Aufgaben. Die Viertklässler sind die Flügelputzer, die Fünftklässler die Notenträger, die Sechstklässler die Stühlesteller, die aus der siebten Klasse sind für die Sauberkeit von Bädern und Toiletten zuständig. Die achte Klasse kehrt die Flure und bringt den Müll weg und die neunte wischt die Tische ab.

Foto: Fußball/Gert Mothes

40 Klaviere, zwei Fernseher und kaum Freizeit Doch im Zentrum des Zusammenlebens im Kasten steht die Musik. Neben Stimmbildung ist auch Instrumentalunterricht Pflicht. Jeder Thomaner beherrscht mindestens ein Instrument. Gregor spielt Klarinette, Paul Klavier. „Früher spielte ich auch noch Horn, aber das geht jetzt nicht mehr“, sagt er, zeigt auf seine Zahnspange und lächelt verlegen. Sebastian Borleis’ Instrumente sind das Klavier und die Orgel. Möglichkeiten zum Üben bietet der Kasten mehr als genug: Es gibt drei Orgeln, zwei Kantorenflügel, etwa 40 Klaviere, aber nur zwei Fernseher. Wer fernsehen möchte, muss das anmelden. „Eine schöne Regelung“, findet der 13-jährige Paul Bernewitz. „Sonst vergessen einige womöglich noch ihre Pflichten.“ Allzu viel Freizeit haben Thomaner ohnehin nicht. Ein ganz normaler Freitag sieht so aus: Halb sieben Wecken, fünf vor sieben Frühstück. Von 7:30 Uhr bis 12:30 Uhr ist Schule, zehn Minuten später Probe. 13:10 Uhr gibt es Mittagessen und um 13:30 Uhr machen sich die Jungs auf den Weg in die Thomaskirche. Dort ist um zwei Kantatenprobe. Anschließend geht’s zurück ins Alumnat – Umziehen für die Motette am Abend. 16:45 Uhr Motettenprobe in der Thomaskirche, 18 bis 19 Uhr Auftritt. 19:30 Uhr Abendessen im Alumnat und anschließend noch eine Stunde zur freien Verfügung. In dieser Zeit spielen die Jungs beson-

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Nicht nur beim Fußball halten die Thomaner zusammen. Haben sie erst einmal die Hürden des Einstiegs überwunden, sind sie eine verschworene Gemeinschaft – getreu dem Motto „Einmal Thomaner, immer Thomaner“. Nicht selten gründen sie nach dem Abi eine WG. Doch nur die wenigsten schlagen eine musikalische Profi-Karriere ein. Formationen wie „Die Prinzen“, das „ensemble amarcord“, „Thios Omilos“ oder „De Morales“ bleiben die Ausnahme. Viele studieren Jura, Medizin oder Theologie. Was Kantor Biller mehr Kopfzerbrechen bereitet als die berufliche Zukunft seiner Zöglinge, ist das Nachwuchsproblem des Chores. Die meisten Kinder finden Computer spannender als Notenblätter. „Und in den Familien wird kaum noch gesungen“, so Biller. „Das kann weder der Kindergottesdienst noch der Musikunterricht in der Schule ersetzen.“ Zwar gebe es nach wie vor mehr Interessenten, als der Chor aufnehmen kann, aber eben nicht mehr 200 wie zu DDR-Zeiten, sondern nur noch 50. Auch deswegen streckt der Chor seine Fühler jetzt schon in Kindergärten und Grundschulen nach potenziellen Chorknaben aus. Sie können sich dann in eigens für sie eingerichteten ersten Klassen schon mal einsingen. Freitagabend im Advent. Auf dem Leipziger Weihnachtsmarkt drängen sich die Menschen. Es duftet nach Glühwein und gerösteten Mandeln. Auch die Thomaskirche ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Doch hier drinnen herrscht erwartungsvolle Stille. Auf dem Grab von Johann Sebastian Bach im Chorraum liegen Rosen. Die Thomaner betreten die Empore – die Kleinen in „Kieler Bluse“ mit Matrosenkragen, die Großen im blauen Anzug mit Krawatte. Dann erklingen die fünf berühmten Paukenschläge und die hellen Trompetenklänge des Gewandhausorchesters und schließlich die kristallklaren Stimmen der Thomaner. „Dienet dem Höchsten mit herrlichen Chören, lasst uns den Namen des Herrschers verehren!“ Genau das geschieht hier. Der Zuhörer bekommt unweigerlich Gänsehaut und spürt: Jetzt kann Weihnachten werden! P

b www.thomana2012.de www.thomanerchor.de Postanschrift: Hillerstraße 8 Hausanschrift: Sebastian-Bach-Straße 3 04109 Leipzig

Der berühmteste Thomaskantor: Johann Sebastian Bach (*1685 in Eisenach). Er leitete die Kantorei von 1723 bis zu seinem Tod 1750.


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T H E OLO GI E

So sah der italienische Dominikanermönch Fra Angelico (1387-1455) „Das Jüngste Gericht“, das Jesus durchführen wird. Rechts von ihm sind die zur Hölle Verdammten und links die, die in den Himmel kommen. Die geöffneten Gräber in der Mitte sollen die Auferstehung der Toten symbolisieren.

Christen, verschweigt nicht das Weltgericht! EVANGELISATION Ein bislang einmaliger Fall sorgt für heftige Debatten: In Freiburg ist der Evangelist Ralf Steinhart vom Missionswerk Janz Team als Redner der Jugendevangelisation „JesusHouse“ wieder ausgeladen worden. Der Grund: Nach Ansicht der örtlichen Evangelischen Allianz habe er in seinen ersten Ansprachen „unangemessen“ mit Gottes Zorn gedroht. Auch Mitarbeiter hätten die Verquickung von der Einladung zum Glauben mit der Androhung von Gottes Gericht als unpassend empfunden. Zum Thema Gericht ein grundsätzlicher Beitrag von Pfarrer Ulrich Parzany (Kassel), Leiter von Europas größter Evangelisationsreihe „Pro Christ“. Tausendfach wird in der Weihnachtszeit das Lied „Stille Nacht, heilige Nacht!“ gesungen. In der zweiten Strophe heißt es: „Hirten erst kundgemacht, durch der Engel Halleluja tönt es laut von fern und nah: Christ, der Retter, ist da.“ Retter – das ist ein starkes Wort. Von Rettung reden wir, wenn es um Tod und Leben geht. Nicht jede Lebenshilfe in Schwierigkeiten verdient die Bezeichnung Rettung. Woraus aber rettet Jesus? Paulus schreibt an die Christen in der griechischen Stadt Thessaloniki, dass man überall von ihnen erzählt, „wie ihr euch bekehrt habt zu Gott von den Abgöttern, zu dienen dem lebendigen und wahren Gott und zu warten auf seinen Sohn vom Himmel, den er auferweckt hat von den Toten, Jesus, der uns von dem zukünftigen Zorn errettet“ (1. Thessalonicher 1,9-10). Die Lebensgefahr, aus der Jesus rettet, ist das Gericht Gottes. Und Jesus selbst sagt: „Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tod zum Leben hindurchgedrungen“ (Johannes 5,24). Wer das Evangelium von Jesus, dem Retter, verkündigt, muss also vom Gericht Gottes reden.

1. Weltgericht, ewiges Leben, ewige Verdammnis Jesus redet klar vom Gericht Gottes und von einem doppelten Ausgang der Weltgeschichte. In der Bergpredigt ruft Jesus: „Geht hinein durch die enge Pforte. Denn die Pforte ist weit und der Weg ist breit, der zur Verdammnis führt,

und viele sind's, die auf ihm hineingehen. Wie eng ist die Pforte und wie schmal der Weg, der zum Leben führt, und wenige sind's, die ihn finden!“ (Matthäus 7,13-14). Jesus redet von sich selbst 79-mal in den vier Evangelien als dem „Menschensohn“. Der Ausdruck stammt aus einer Vision des Propheten Daniel vom Weltgericht (Daniel 7,13-14).

Jesus ist der Weltenrichter Jesus erhebt den Anspruch, der Weltherr und Weltrichter zu sein. Er hat in seinem Erdenleben schon die Vollmacht, Sünden zu vergeben (Markus 2,10-11), als der leidende Menschensohn gibt er sein Leben für uns hin (Markus 10,45), und als der kommende Menschensohn wird er das Weltgericht halten (Matthäus 25,31). Jesus spricht vom doppelten Ausgang der Weltgeschichte: „Wenn aber der Menschensohn kommen wird in seiner Herrlichkeit und alle Engel mit ihm, dann wird er sitzen auf dem Thron seiner Herrlichkeit, und alle Völker werden vor ihm versammelt werden. Und er wird sie voneinander scheiden, wie ein Hirt die Schafe von den Böcken scheidet, ... Und sie werden hingehen: diese zur ewigen Strafe, aber die Gerechten in das ewige Leben“ (Matthäus 25,31–32; 46). Wem das an Klarheit nicht reicht, der soll Lukas 16,19–31 lesen. Dort redet Jesus von der unüberbrückbaren Kluft zwischen der ewigen Gottesgemeinschaft (bildlich „Abrahams Schoß“) und der ewigen Gottesferne (Lukas 16,26). Die Kirche hat das seit alter Zeit im Apostolischen Glaubensbekenntnis zusammengefasst, das zu den Grundlagen der evangelischen und katholischen Kirchen gehört.

Fotos: Gericht/akg; Parzany/PR

Jesus Christus kommt zum Weltgericht!

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T H E OLO GI E

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„Zu richten die Lebenden und die Toten“

3. Jesus rettet

In dem heißt es: „Ich glaube an Gott ... und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn ... er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten.“ In den meisten evangelischen Gottesdiensten wird dieses Glaubensbekenntnis Sonntag für Sonntag gemeinsam gesprochen. Gilt das oder ist das eine liturgische Lüge? Paul Gerhardt (1607–1676) hat die Wahrheit in seinem großen Adventslied klar ausgedrückt: „Er kommt zum Weltgerichte: zum Fluch dem, der ihm flucht, mit Gnad und süßem Lichte dem, der ihn liebt und sucht.“ Die Bibel spricht immer wieder auch von Gerichten Gottes innerhalb der Geschichte. Ich weise darauf hin, kann aber an dieser Stelle nicht darauf eingehen.

Man macht sich nicht beliebt, wenn man die Wahrheit sagt. Das hat Paulus schon in Athen erfahren, als er auf dem Areopag sozusagen vor Mitgliedern der Akademie der Wissenschaften sagt: „Zwar hat Gott über die Zeit der Unwissenheit hinweggesehen; nun aber gebietet er den Menschen, dass alle an allen Enden Buße tun. Denn er hat einen Tag festgesetzt, an dem er den Erdkreis richten will mit Gerechtigkeit durch einen Mann, den er dazu bestimmt hat, und hat jedermann den Glauben angeboten, indem er ihn von den Toten auferweckt hat.“ Er stellt Jesus als den von Gott eingesetzten Richter und Retter der Welt vor. Die Reaktion: „Als sie von der Auferstehung der Toten hörten, begannen die einen zu spotten; die andern aber sprachen: Wir wollen dich darüber ein andermal weiterhören“ (Apostelgeschichte 17,30-32). In Europa ist es bis heute so weitergegangen.

2. Jesus droht Oft ist der Satz wiederholt worden, das Evangelium sei eine Frohbotschaft und keine Drohbotschaft. Ja, es ist wirklich eine Freudenbotschaft, dass allen Menschen durch Jesus Christus die Rechtfertigung im Gericht Gottes und die Rettung vor der ewigen Gottesferne angeboten wird. Allerdings hat Jesus, der ja selbst der Inhalt des Evangeliums ist, massiv mit dem Gericht gedroht: „Da fing er an, die Städte zu schelten, in denen die meisten seiner Taten geschehen waren; denn sie hatten nicht Buße getan: … Und du, Kapernaum, wirst du bis zum Himmel erhoben werden? Du wirst bis in die Hölle hinuntergestoßen werden. Denn wenn in Sodom die Taten geschehen wären, die in dir geschehen sind, es stünde noch heutigen Tages. Doch ich sage euch: Es wird dem Land der Sodomer erträglicher ergehen am Tage des Gerichts als dir“ (Matthäus 10,20-24). Auch in Matthäus 12,41–43 lesen wir eine solche Drohung.

Wer Opium verkaufen will

Es geht um die volle Wahrheit

Wer Jesus ablehnt ...

Widerspricht das der Tatsache, dass Jesus die Liebe Gottes in Person ist? Offensichtlich gehört zur Liebe Gottes, dass er den Menschen die volle Wahrheit sagt. Wahrheit, die wir missachten, kann bedrohlich werden. Der schönste Baum wird zur gefährlichen Bedrohung, wenn ein Autofahrer ihn übersieht und dagegen fährt. Wer das Gericht Gottes und die schreckliche Möglichkeit der ewigen Verdammnis verschweigt, belügt die Menschen und bietet Opium-Religion zur Betäubigung der Gewissen an. Schon der Prophet Jeremia musste gegen diesen Betrug sprechen: „Darum bin ich von des HERRN Zorn so voll, dass ich ihn nicht zurückhalten kann ... Denn sie gieren alle, Klein und Groß, nach unrechtem Gewinn, und Propheten und Priester gehen alle mit Lügen um und heilen den Schaden meines Volks nur obenhin, indem sie sagen: ‚Friede! Friede!’ und ist doch nicht Friede“ (Jeremia 6,11.1314). Wie schrecklich aktuell!

In dem gekreuzigten und auferstandenen Jesus Christus erkennen wir den heiligen Gott, den Richter, der die Sünde hasst, und den Gott der Liebe, der die Sünder liebt und rettet. Er rettet dadurch, dass er selbst in Jesus Christus das Gericht, das wir verdient haben, trägt. Am Kreuz zeigt sich der Schrecken des Gerichtes Gottes über uns Sünder und zugleich das Wunder seiner unerhörten Retterliebe. „So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren gehen, sondern ewiges Leben haben“ (Johannes 3,16). Wer Jesus annimmt, ist mit Gott versöhnt und gerettet. Wer ihn ablehnt, den trifft das Urteil Gottes im Gericht. Der Essener Pfarrer Wilhelm Busch schrieb 1956: „Was fehlt denn unserer Predigt, die so gut und sicher und so zeitnah ist – und die trotz aller Bemühungen an Menschen vorbeiredet und keine Bewegung schafft? Dieses fehlt ihr: Es fehlt in ihr die Angst, dass Hörer und Prediger in die Hölle kommen könnten.“ Das ist leider auch heute so. P

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Im Lichte der Rettungsnachricht kann und muss deutlich von der tödlichen Gefahr und Not geredet werden, aus der Christus rettet. Wer Opium-Religion verkaufen will, predige Christentum ohne Gericht Gottes und ohne Kreuz und Auferstehung des Jesus Christus, Religion ohne Bekehrung. Im spirituellen Supermarkt mag der Kunde König sein. Aber Gott und sein Evangelium sind keine Waren. Und seine Boten sind keine Verkäufer, sondern Zeugen und Botschafter des Christus. Paulus fasst zusammen: „Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit sich selber und rechnete ihnen ihre Sünden nicht zu ... So sind wir nun Botschafter an Christi statt, denn Gott ermahnt durch uns; so bitten wir nun an Christi statt: Lasst euch versöhnen mit Gott! Denn er hat den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm die Gerechtigkeit würden, die vor Gott gilt“ (2. Korinther 5,9-21).


net F O R UM F Ü R JUN G E C H R I S T EN

Bleiben oder gehen? KINO Einen Film wie diesen gab es selten im Kino: Christen ringen mit der Frage, wem ihr Leben letztlich gehört. Ein Thema, dem man sich so früh wie möglich stellen sollte. In dem Film müssen es neun Mönche tun, die in einem algerischen Bergdorf von islamistischen Rebellen bedroht werden. Der Film „Von Menschen und Göttern“ erzählt eine wahre Geschichte aus dem Jahr 1996. In Frankreich zählte der Film mehr als drei Millionen Kinobesucher – und gewann zudem beim Internationalen Filmfestival in Cannes 2010 den Großen Preis der Jury. Karsten Huhn hat ihn sich angesehen.

E

s dürfte nur wenige Filme geben, in denen so viel gebetet wird wie in diesem. Gezeigt wird der klösterliche Alltag von neun französischen Mönchen. Sie sitzen im Studierzimmer an Einzeltischen, um die Bibel zu lesen. Sie arbeiten im Garten und in der Küche, wischen die Flure, sie singen und feiern Gottesdienst. Einer ist Arzt und behandelt die Bewohner des benachbarten Dorfes, ein anderer hilft bei Behördengängen und beim Ausfüllen von Formularen. Und immer wieder wird gebetet. Einmal nehmen die neun Mönche an einer islamischen Beschneidungsfeier teil. „Allahu akbar“ – Gott ist größer, betet der Muezzin. „Ermögliche uns den Sieg über die ungläubigen Völker“, singt er beim Gebet.

Der reale Hintergrund Es sind unruhige Zeiten in Algerien. 1991 hat die radikale islamische Heilspartei

die Wahlen gewonnen, aber der Verteidigungsminister annulliert sie, löst das Parlament auf und erklärt den Ausnahmezustand. Doch der eingesetzte Übergangspräsident fällt einem Attentat zum Opfer. Eine islamistische Terrorgruppe stellt ein Ultimatum, das alle Ausländer zum Verlassen des Landes zwingen will. Nur wenige Kilometer vom Kloster der Mönche entfernt werden 14 kroatische Bauarbeiter von einem Terrorkommando ermordet. Und die Mönche? Sie bestellen ihr Feld, läuten die Glocken, feiern Eucharistie, beten. Und dann stehen sie vor der Tür: islamische Rebellen, bewaffnet, bärtig, drohend. Sie wollen, dass der Arzt mitkommt und ihre Verletzten versorgt, und sie wollen alle Medikamente mitnehmen. Der Prior des Klos– ters lehnt die Forderungen ab. Man würde jedoch jeden Patienten behandeln, der ins Kloster kommt. Die Rebellen ziehen ab.

„Wir sind Märtyrer aus Liebe“ Doch was, wenn die Rebellen wiederkommen? Soll man zurück nach Frankreich gehen oder bleiben? Die Mönche sind gespalten. „Ich bin Mönch geworden, um zu leben, nicht um mich brav umbringen zu lassen“, sagt einer. „Weggehen heißt fliehen“, erwidert ein anderer. Das Innenministerium schickt einen Brief, in dem es die Mönche vor der gefährdeten Lage des Klosters warnt. Derweil errichtet die Armee Straßensperren im Land, immer wieder gibt es Tote. Das Kloster wird immer mehr zum Gefängnis, in dem der eigene Tod nur eine Frage der Zeit zu sein scheint. Die Mönche sind schlaflos und erschöpft, sie zweifeln und streiten. Immer wieder die Frage: gehen oder bleiben? „Wir sind Märtyrer aus Liebe“, sagt der Prior und zitiert Matthäus 16,25: „Denn wer sein Leben erhalten will, der wird es verlieren; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es finden.“

Ein tragisches Ende

b Bedroht: Der Leiter des Zisterzienser-Klosters, Christian (Lambert Wilson), mit einem islamistischen Terroristen.

Von Menschen und Göttern, Frankreich 2010, Regie: Xavier Beauvois, Darsteller: L. Wilson, M. Lonsdale, O. Rabourdin, P. Laudenbach, ab 16. 12., frei ab 12 J.

Fotos: PR

Die Mönche bleiben. In der Nacht vom 27. März 1996 werden sie entführt. Sie sollen als Geiseln für einen Gefangenenaustausch dienen. Doch die Verhandlungen scheitern. Der Film endet mit einem stillen Bild: Entführer und Geiseln marschieren durch den Schnee, bis sie im Weiß verschwinden. Am 21. Mai gaben die Entführer die Ermordung der Mönche bekannt. Neun Tage später wurden ihre Köpfe gefunden; die Körper sind bis heute verschollen. P

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DI E K LE I N E K A NZ E L

» Herodes befahl, in Bethlehem und Umgebung alle kleinen Jungen bis zu zwei Jahren zu töten. «

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Dr. Theo Lehmann aus Chemnitz (Sachsen) ist Evangelist und Autor

Matthäusevangelium 2,16

Foto: idea/Kretschel

Wir sind heute schlimmer als einst Herodes Herodes war ein Waisenknabe gegen das, was heute läuft. Weltweit 40 Millionen getötete Kinder pro Jahr. Bei uns töten nicht Soldaten, sondern Ärzte. Nicht im Auftrag von Herodes, sondern der Mütter bzw. der Frauen, die, um nicht Mutter werden zu müssen, lieber zu Mördern werden. Bei uns weinen die Mütter nicht wie in Bethlehem. Sie lassen sich stolz in der Zeitung ablichten: „Ich habe abgetrieben.“ Wir haben wenig Grund, uns über Herodes aufzuregen. Die Herodesgesinnung – Macht gebrauchen, Störenfriede töten, nur an sich denken – steckt in uns allen. Aus dieser Gesinnung kommen alle Sinnlosigkeiten dieser Welt. Was wir brauchen, ist eine neue Gesinnung. Die Bibel schlägt vor: „Ein jeder sei gesinnt, wie Jesus Christus war.“ Wie war er? Gott gehorsam, liebend, vergebend. Was hat es ihm gebracht? Hass, Leiden, Kreuzigung. Und jeder sollte sich im Klaren sein: Wer mit

Jesus geht, riskiert, dass es ihm auch an den Kragen geht. Deshalb ist die Dudelei, die aus Weihnachten eine harmlose Pfefferkuchenparty macht, so verlogen.

„... groß Pein und Marter viel“ An der Krippe fühlen sich alle wohl. Mit Recht. Ist doch gut, wenn’s wenigstens einen Tag im Jahr gibt, an dem die Waffen schweigen. Ist doch gut, dass wir uns an Gottes Liebe freuen können wie die Kinder. Aber der Weg, der an der Krippe anfing, hat am Kreuz geendet. Das Kreuz ist aus dem gleichen Holz wie die Krippe. Es wirft seinen riesigen Schatten über die Menschheit seit Jahrhunderten. Wer das vergisst, sollte an der Krippe etwas vorsichtiger sein. In einem alten Adventslied heißt es: „Und wer dies Kind mit Freuden umfangen, küssen will, muss vorher mit ihm leiden groß Pein und Marter viel.“ P

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PORTRÄT

Ich wollte Gott ganz dienen LEBENSSTIL Im deutschsprachigen Europa findet man kaum noch Diakonissen. Immer weniger fühlen sich zu diesem Dienst berufen. Doch es gibt Ausnahmen. Klaus Rösler sprach mit Carmen Reinhardt und Hayde Nyenhuis, die beide seit einem Jahr dem Frankfurter Diakonissenhaus angehören. Seit sie denken kann, hat die Frankfurterin Carmen Reinhardt (42) mit Gott gelebt. Sie ist gerne in den Kindergottesdienst gegangen und hat den Religionsunterricht in der Schule sehr bewusst erlebt. Sie wurde dann Steuerfachwirtin und engagierte sich ehrenamtlich in ihrer evangelischen Kirchengemeinde. Doch tief im Inneren spürte sie, dass das Leben, das sie führte, nicht das war, was sie wollte. Ihr großer Wunsch war, Gott tiefer und intensiver zu erfahren. Bei einer Kollektensammlung in ihrer Kirchengemeinde hatte sie plötzlich die Idee, ob sie nicht Diakonisse werden sollte. Denn damals wurde für die Frankfurter Diakonissen gesammelt. Der Gedanke ließ sie nicht mehr los. Sie besuchte im Januar 2003 das Missionsfest des Diakonissenhauses und sprach auch mit der Oberin Heidi Steinmetz. Unverbindlich lebte sie anschließend eine Woche im Diakonissenhaus. Das gefiel ihr. Dass der angedachte Weg für sie der richtige war, bestätigte sich in mehreren Etappen. Sie kündigte ihren Beruf und ihre Wohnung und wurde Gruppenschwester: d. h. sie lebte im Mutterhaus wie eine Diakonisse, ohne eine zu sein. 2004 wurde sie Probeschwester, ein Jahr später begann ihr Noviziat. Seitdem trägt sie Tracht. In Biele-

feld-Bethel machte sie drei Jahre lang eine theologisch-diakonische Ausbildung – eine Voraussetzung, um Diakonisse werden zu können. Im September 2009 erfolgte dann die Einsegnung. Nur zum Joggen oder zum Skilanglauf legt sie auch Zivilkleidung an. Beruflich hat sich bei ihr nicht allzu viel verändert. Heute arbeitet sie im Diakonischen Werk Hessen-Nassau in der Abteilung für Steuerrecht. Nebenbei absolviert sie ein Fernstudium in Wirtschaftswissenschaften.

„Das ist auch mein Weg“ Auch Hayde Nyenhuis (37) war sehr aktiv in ihrer Kirchengemeinde in der Nähe von Ibbenbüren (bei Münster) – im Kindergottesdienst, bei Konfirmandenfreizeiten und in der Jugendgruppe. Weil ihr der Umgang mit Kindern Freude machte, wurde sie Erzieherin – auch um die Kinder für die Liebe Gottes zu begeistern. Doch sie wollte mehr: Gott mit ihrer gesamten Existenz dienen. Nur wie? Sie kannte katholische Ordensschwestern. Dass es auch evangelische Diakonissen gibt, wusste sie damals noch nicht. Auch ihr Pfarrer konnte ihr nicht weiterhelfen. Also informierte sie sich in Büchern. Was sie dort las, faszinierte. Sie wusste: „Das ist auch mein Weg.“ Nach langem Suchen stieß sie auf die

Hayde Nyenhuis und Carmen Reinhardt

Diakoniestiftung Lazarus in Berlin. 2001 wurde sie dort Probeschwester. Doch das geistliche Leben hatte für sie hier einen zu geringen Stellenwert. Der Hauptakzent lag auf der Arbeit. Also suchte sie weiter. Seit 2006 lebt sie nun im Frankfurter Diakonissenhaus – und ist glücklich über die Morgen- und Abendandachten jeden Tag und die regelmäßigen Gottesdienste. Sie arbeitet im Kindergarten des Werks. Mit Musik, Singen und dem Erzählen biblischer Geschichten wirbt sie für die Liebe Gottes – unter den Kindern und ihren Eltern.

Wir tragen gerne Tracht Dass sie als jüngere Schwestern einer immer kleiner werdenden Minderheit angehören – von den 46 Diakonissen sind nur vier im aktiven Dienst – stört die beiden nicht. Die Tracht tragen die beiden gerne – um ihre innere Zusammengehörigkeit zu dokumentieren und ein öffentliches Bekenntnis abzulegen: „Unser Dienstherr ist Jesus Christus.“ P

b www.diakonissen.de

DAS WORT DER WOCHE » In diesem Jahr ist die Sorge bei Luxusartikelherstellern groß, dass ihnen bis Weihnachten zu schnell die Lager leer sind. So gut läuft es 2010 im Gegensatz zum letzten Jahr.« Der Geschäftsführer von Vision Media (die auch Zeitschriften für Luxusartikel herausgibt), Gernot Körner. Im Münchener Verlag erscheinen u. a. „Madame“, „Jolie“ und „Mädchen“. ideaSpektrum 50.2010


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