Idea Spektrum Schweiz

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Nr. 51/52

22. Dezember 2010

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Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt

Als Hirt mitten unter den Armen

Obdachlosenpfarrer Ernst Sieber über die zentrale Botschaft von Weihnachten Seite 4 Seite 12: Nicole Liechti

Kurz vor Weihnachten ein Säugling gerettet

Auch an Feiertagen im Einsatz für Andere

Seite 13: Leiterforum

Seite 25: Siegfried Fietz

Gibt Gott Europa in die Hand des Islams?

Von guten Mächten geborgen Tag für Tag

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„M-Budget-WG“ will Gewinn verschenke n Seite 13: Missio

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Das Licht des Lebens Licht ist lebensnotwendig. Pflanzen, Tiere und Menschen brauchen Licht. Licht hat Anteil an der Sauerstoffproduktion unseres Planeten und ist wesentlich mitverantwortlich dafür, dass unser Ökosystem überhaupt funktioniert. Darum schafft Gott im Schöpfungsakt zuerst das Licht. In der Finsternis wäre Leben nicht möglich gewesen. So wie natürliches Leben physikalisches Licht braucht, braucht geistliches Leben geistliches Licht. Weil Jesus als dieses geistliche Licht in die Welt gekommen ist, sind die Ereignisse um seine Geburt mit viel Licht verbunden. Dies wird schon in der prophetischen Vorankündigung durch Jesaja betont. Es heisst dort, dass das Volk, das im Finstern wandelt, ein grosses Licht sehen wird, das hell scheint. Die Weihnachtsgeschichte berichtet dann, wie die Hirten vom Licht des Himmels umstrahlt werden, wie die Weisen einen hellen Stern sehen und wie der greise Simeon, als er das Jesuskind in seinen Armen hält, über ihm ausspricht, dass es ein Licht für alle Völker werden wird. Das wahre Licht von Weihnachten dringt also über die natürliche Dimension des Lichtes hinaus und bringt das Licht Gottes in die geistliche Dunkelheit von uns erlösungsbedürftigen Menschen. Wer Jesus annimmt, erfährt das Leben in seiner ganzen Fülle. Wenn sein Licht den Menschen durchfluten kann, erfährt er Vergebung. Er erfährt auch die Wiederherstellung des verloren gegangenen geistlichen Lebens, die Wiederherstellung der Gemeinschaft mit

3 biblisch Ein Lieblingsbibelvers von silvia harnisch, Konzer t­ pianistin, Stettlen BE:

Gott! Darum ist Jesus gekommen, darum wurde es Weihnachten! Doch nur wer sich dem Licht aussetzt, kann auch von seinem Nutzen profitieren. Dies gilt genauso für die Kraft des geistlichen Lichts. Schon Johannes hat in seinem Evangelium darauf hingewiesen, dass es auch Widerstand gegen die verändernde Kraft des geistlichen Lichts gibt, wenn er sagt, dass die Finsternis dieses Licht nicht ergriffen hat. Es ist dann eine äusserst starke Szene, in der Jesus die Worte spricht: «Ich bin das Licht der Welt, wer mir nachfolgt wird nicht in der Finsternis wandeln, sondern das Licht des Lebens haben.» Eben hatte er einer Frau Sündenvergebung zugesprochen. In ihrem Leben wurde es Licht. Die Ankläger jener Frau hingegen setzten sich dem Licht der Vergebung nicht aus, obwohl sie es ebenso nötig gehabt hätten. Sie verharrten unbegreiflicherweise in der Finsternis. Die Lichter der Weihnachtszeit sind nur ein kleiner Abglanz des wahren Lichtes, das durch Jesus gekommen ist. Weihnachten fordert uns auf, nicht nur bei der Faszination äussern Lichts stehen zu bleiben, sondern das wahre Licht aufzunehmen. Und Weihnachten fordert uns gleichfalls heraus, dieses Licht des Lebens an alle Menschen weiterzugeben. Wir lesen davon auch im Interview mit Obdachlosenpfarrer Ernst Sieber (Seite 4). Lassen wir es Weihnachten werden, indem wir uns dem Licht des Lebens aussetzen!

«Das Volk, das in der Finsternis wandelt, sieht ein grosses licht. Über denen, die im lande des schattens wohnen, strahlt ein glanz auf … Denn ein Kind ist uns geboren, ein sohn ist uns gegeben, und die herrschaft ruht auf seiner schulter; und er wird genannt: Wunderbarer ratgeber, starker gott, ewigvater, Friedefürst.» (Jesaja 9, 1+5) «Diesen Text habe ich oft an Weihnachten der Familie vorgelesen. Es beeindruckt mich immer neu, dass Jesaja 700 Jahre vor Chris­ tus in prophetischer Schau auf ihn hinweist, der später als das Licht der Welt erkannt wird. Bei ihm finden wir Weisung, Kraft und Frieden für unser Leben. In ihm begegnen wir dem göttlichen Du. Als Christen leben wir im Advent und war ten auf seine Wiederkunft. Wir befinden uns – nach Karl Bar th – in der Nacht zwischen zwei Tagen: Dem ersten und dem zweiten Kommen Jesu Christi.»

WÖrTlich «gott ist Mensch geworden, er kommt zu uns und bringt uns die hoffnung auf eine neue Welt. Allen, Jungen und Alten, Kirchennahen und Kirchenfernen, soll der himmel mit dieser hoffnung aufgehen. Das schenke uns gott.» gottfried locher, ab dem neuen Jahr Rats­ präsident des Schweizerischen Evangeli­ schen Kirchenbundes (SEK), in der «NZZ am Sonntag».

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BRENNPUNKT

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Pfarrer Ernst Sieber über Weihnachten bei den Obdachlosen und «bäumige Christen»

«An Weihnachten holt Gott die Armen nach vorn» Der liebe Gott hat gerade die Armen und Ausgestossenen wirklich lieb. Diese Botschaft will der Zürcher Obdachlosenpfarrer Ernst Sieber an Weihnachten vermitteln. Er wünscht sich in dieser Zeit nicht nur Christbäume, sondern auch «bäumige Christen».

«idea Spektrum»: Was bewegt Sie an Weihnachten besonders? Pfarrer Ernst Sieber: Mich bewegt, dass heute breite gesellschaftliche Kreise keine Ahnung mehr haben, dass es einen Unterschied gibt zwischen Einnachten und Weihnachten. Und was berührt Sie? Schon seit Wochen berührt es mich, wie viele meiner Mitmenschen, die sozial, wirtschaftlich oder kulturell schwierige Zeiten durchmachen, wie vom Heiligen Geist geleitet reagieren. Mir ging es erst in den letzten Jahren richtig auf, was das Neue Testament meint, wenn es sagt, dass der liebe Gott sein Reich bei den Ärmsten aufbaut und eigentlich die Ärmsten primär die Adressaten der Weihnachtsbotschaft sind. Das heisst nicht, dass die Reichen ausgeschlossen sind. Doch die Reichen sollten etwas ärmer und die Armen ein bisschen reicher werden. Viele Schweizer denken zwar an Weihnachten durchaus einmal an Arme, aber es braucht mehr

Zur Person Ernst Sieber, 83, verheiratet mit der Sängerin Sonja SieberVassalli, vier eigene und vier angenommene Kinder grossgezogen, wohnt in Uitikon ZH. Zuerst Bauernknecht, danach Landwirtschaftliche Schule Strickhof, Matura auf dem zweiten Bildungsweg, Studium der Theologie. 1956 bis 1967 Pfarrer in UitikonWaldegg, dann bis zur Pensionierung 1992 in Zürich-Altstetten. 1987 Ehrendoktor der Theologischen Fakultät der Universität Zürich. 1991 bis 1995 Nationalrat. Seit 1948 intensive Kontakte zu Obdachlosen. Gründung der ersten Obdachlosengemeinschaft im «Bunker» am Zürcher Helvetiaplatz im Seegfrörni-Winter 1963. Damit Grundsteinlegung Bild: idea/av

Will die Leute wecken: Pfarrer Sieber in seinem Heim in Uitikon.

Anstrengungen, damit die Armen nicht in ihrem Alltag versinken.

Wie feiern Sie Weihnachten? Wie immer. Ich beginne beim «Suneboge», gehe weiter in den «SuneEgge», dann in den «Pfuusbus», weiter in unsere Dorfgemeinschaft «Spiesshof». Dann besuche ich noch das Dorf, das es erst in meinen Gedanken gibt. Wo soll dieses Dorf entstehen? Es ist alles noch ein bisschen geheim. Doch es soll ein Dorf für die Ärmsten werden. Es ist heute zum Greifen nah. Eine häusliche Feier mit Christbaum kennen Sie nicht? für zahlreiche Einrichtungen in den Bereichen Seelsorge, Drogen- und Obdachlosenarbeit, Sozialmedizin, Entzug und Therapie. Pfarrer Siebers Überzeugung: «Wir müssen den von uns betreuten Menschen, diesen in ihrem tiefsten Innern Getroffenen und Betroffenen zeigen, dass wir an sie glauben. Nicht mit leeren Worten, sondern mit Taten, mit gelebter Liebe. Geben kann diese Liebe nur, wer selbst einen Sinn im Leben sieht und aus dem Wort Christi Kraft schöpft.» Zahlreiche Publikationen, unter anderen die mehr fach aufgelegten Bücher: «Menschenware – wahre Menschen», «Platzspitz – Spitze des Eisbergs» und «Licht im Tunnel». www.swsieber.ch

Doch doch. Bald wird der Christbaum, den Sonja, meine Frau, so schätzt, hier in der Stube stehen, prächtig geschmückt. Dann feiern wir mit unsern Liebsten. Meist nehmen wir den Christbaum mit in die Ferien, wenn die Nadeln schon abfallen. Ich stecke ihn im Ibrig in den Schnee. Hier bleibt er ein ganzes Jahr stehen, und die Geissen knabbern daran. Sie sind auf nichts so versessen wie auf den Christbaum. Im Geissenstall erlebe ich so etwas wie die Atmosphäre von Bethlehem. Meine Geissen sind eigentlich Weihnachtsgeissen. Geissen sind ja die Kühe der Armen. Kürzlich blieb übrigens das Postauto lange stehen. Es stellte sich heraus, dass zwei meiner Geissen ins Postauto gestiegen waren. Ein Bauer half dann, sie zu bewegen, den Bus zu verlassen. Von diesen Geissen gibt es herrlichen Geissenkäse. Den verschenke ich dann – auch an Weihnachten.

Weihnachten mit Obdachlosen bei Kälte und Eis: Warum tun Sie sich das im biblischen Alter noch an? Kennen Sie den Satz aus Lukas 14: «Geht hinaus auf Strassen und Plätze und holt sie herein!»? Bei unsern Kältepatrouillen in der Stadt begegnen wir immer wieder Menschen, die vor zentnerschwerem Leid in die Knie sinken und die wir vor dem Erfrieren bewahren müssen. Wenn ich mit armen und verlassenen Menschen in meinem «Pfuusbus» zusammen bin, wirds für mich Weihnachten. So erlebe ich es nun seit 62 Jahren.

Was meint Ihr Arzt dazu? Der versucht, mir die beste Medizin zu geben, damit ich es noch lange machen kann. Ich war im letzten Jahr «allpot» im Spital. Wenn die Schmerzen zu stark wurden, habe ich andere Menschen gekniffen – und mich dann entschuldigt. «Bei mir müssen Sie sich gar nicht entschuldigen», sagte die Schwester, als ich wieder einmal gekniffen hatte. «Sie haben nämlich den Arzt gekniffen!» Dazu gibt mir Sonja die besten Lutschtabletten, urheimische Medizin, Infektblocker. Darum bin ich nicht blockiert! Welche Botschaft wollen Sie den Menschen in der Weihnachtszeit vermitteln? Ich habe letzthin an einer Abdankung vom Licht Gottes gepredigt. Als ich am Schluss den Segen gesprochen hatte, standen die Leute einfach nicht auf. Keiner ging heim. Sie wollten mehr von diesem Licht und von Gottes Liebe hören. Schliesslich musste ich meinen Mitchristen sagen: «Jetzt glaube ich, müssen sie heim!» Vom Christuslicht wollen wir reden an Weihnachten. Es ist übrigens auch das Licht von Ostern. Ist das auch die Botschaft für Ihre Obdachlosen? Auf unserm «Pfuusbus» steht der Satz: «Du bisch nöd allei!» Entscheidend für diese armen Menschen ist die Gemeinschaft. Sie wollen Weihnachtslieder singen, Gschenkli verteilen. An Weihnachten spürt man auch, wie viel hängengeblieben ist aus den Kindertagen. An Weihnachten gibts Heimweh, da gibts Tränen. Meine Botschaft ist dann, dass der liebe Gott sie wirklich lieb hat. Und dass er ein Licht in die Dunkelheit bringt. Gott sucht die Nähe zu uns Menschen. Und er holt die nach vorn, die ganz im Hintergrund stehen. Weihnachten gibt den Armen Vordergrund. Was suchen die Obdachlosen vor allem? Wirtschaftskapitäne predigen an Bilanzsitzungen gerne den Leitsatz «Der Mensch im Mittelpunkt». Doch daraus ist etwas ganz anderes geworden: Der Mensch als Mit-


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tel – Punkt. Unsere Obdachlosen möchten einfach mal nicht Mittel zum Zweck sein. Sie möchten auch mal geliebt werden, verwöhnt werden. Dafür sorgen im «Pfuusbus» etwa 60 Freiwillige. Darunter hat es etliche Engel!

Gibt es im «Pfuusbus» auch eine Weihnachtspredigt? Wir feiern im «Pfuusbus» jeden Sonntag Gottesdienst, auch an Weihnachten. In der «Brotstube» und im «Sune-Egge» bei den Aidskranken machen dies Pfarrkollegen von mir. Weihnachten wird es ohnehin nur dann, wenn wir es das ganze Jahr feiern. Wer erfahren will, was der Heilige Geist bewirkt, soll einen Gottesdienst im «Pfuusbus» mitverfolgen. Die ärgsten Haudegen, die Hoffnungslosen, die vom Leben schwer Gezeichneten bekommen plötzlich feuchte Augen, und das «Unser Vater» wird so kräftig gebetet wie sonst nirgends. Nach dem Gottesdienst hocken wir zusammen, wird gegessen, lassen wir uns verwöhnen von der Bevölkerung rundum. Unser Gottesdienst ist immer auch eine Art Vollversammlung. Es gibt ja kaum einen Text aus dem Evangelium, den man nicht auf den Alltag beziehen könnte. Welche Lieder berühren die Obdachlosen? Vor allem «Stille Nacht» wird begeistert gesungen. Das ertönt auch, wenn «Tele Züri» eine Extrasendung aus dem «Pfuusbus» macht. Die Bewohner staunen über einzelne Stellen dieses Liedes. Da heisst es: «Gottes Sohn, oh wie lacht …». Da ist einer, der ein so schweres Schicksal vor sich hat und noch lacht! Das beschäftigt sie. Warum überlassen Sie Ihre Armen nicht einfach dem gut ausgebauten Sozialstaat? Der Sozialstaat kann heute, was die Versicherungsleistungen anbetrifft, das Maximum anbieten. Doch er kann die Seele der Menschen nicht berühren. Dazu ist die Christenheit da, gerade an Weihnachten. Leider sind wir Christen heute eine heisere Armee und keine Heilsarmee mehr! Was malen Sie als begnadeter Maler an Weihnachten? Ich habe heute früh schon gemalt. Für Daniel Lehmann, den Direktor des «Marriott»-Hotels, habe ich wunderschöne Äpfel gemalt.

Der Christbaum und die «bäumigen Christen» Sie haben vor Jahren als Nationalrat einmal gesagt: «Es bräuchte vielleicht ein Zeichen, dass es hier nicht nur Christbäume gibt, sondern auch einige bäumige Christen.» Was ist ein «bäumiger Christ»? Pfarrer Ernst Sieber: Das ist ein Nachfolger Christi. Es ist auch einer, der Nadeln hat, der sticht. Nachfolgen heisst ursprünglich vorausgehen. Er geht voraus wie Johannes der Täufer. Ein Nachfolger bringt Licht und strahlt Hoffnung aus.

Wie kommen wir in unserer Gesellschaft zu mehr «bäumigen Christen»? Indem wir einander näherrücken. Christus lebt als Gemeinde. Hier liegt das grosse Defizit im gesellschaftlichen Christentum. Wenn wir im «Pfuusbus» mit 30 Leuten zusammensitzen, wird etwas vom Heiligen Geist spürbar. Zusammenkommen heisst ursprünglich Gottesdienst feiern. Da kann das Christentum lebendig werden. Das bewirkt der Geist Gottes.

Doch zu Weihnachten male ich eine Schafherde. Je länger je mehr wollen die Leute Schafbilder. Die Nähe dieser Tiere, die Geborgenheit beim Weiden, der gute Hirte – das ist ein Bild für das Volk Gottes. Jesus, der als Mensch auf die Welt kommt, ist der gute Hirte und will die Menschen hüten und behüten. Ich merke immer wieder, dass viele Menschen inwendig gar nicht so weit entfernt sind vom Weihnachtsgeschehen, auch Geschäftsleute nicht.

Leute zu wecken – solange ich lebe.

Welches Weihnachtsgeschenk wünschen Sie sich selber? Ich habe nur einen Wunsch: Meine Sonja soll länger leben als ich. Der liebe Gott möge das schenken! Sie ist für mich wie ein Weihnachtsengel, der einfach da ist und mit ihrem Leben auf Jesus hinweist. Ohne diesen Weihnachtsengel kann ich nicht sein. Materielle Wünsche kennen Sie nicht? Nein, die habe ich nicht. Unglücklich wäre ich nur, wenn ich keine Farbe und keine Meissel mehr hätte für meine Malerei… Welche Rolle aus dem biblischen Weihnachtsgeschehen möchten Sie heute spielen? Ich bin zufrieden mit der Rolle, die ich spiele. Mein Auftrag ist meine Rolle. Am letzten Sonntag kam ich aus dem Tessin zurück zur Predigt im «Pfuusbus». Der Ventilator war so heiss, dass es mich schier in die Luft «gejagt» hat. Am Schluss der Predigt bin ich einfach zusammengesunken. Die Leute meinten schon, ich wolle eine besondere Rolle spielen. Als sie merkten, dass es ernst war, legten sie mich auf eine Matratze, wo ich mich bald erholte. Meine Rolle ist es heute vor allem, die

Wozu wollen Sie die Menschen wecken? Für Gottes Reich. Das bedeutet Veränderung, Zukunft, Hoffnung. Evangelium bedeutet Nachtwache und Tagwache. Die Leute sollen erkennen, dass sie Menschen sind, die vom lieben Gott geliebt werden, und sie sollen wirken, solange es Tag ist. Wie würde Jesus wohl reagieren, wenn er heute nochmals Mensch würde? Nicht anders, als du und ich ihn heute erleben. Jesus ist ja da! Was ich im Gottesdienst erlebe, was ich in mir selber erlebe, das sind Vorboten des Gottesreiches. Wenn ich spazieren gehe und an einem Brunnen vorbeikomme, mache ich mir drei Kreuze auf die Stirn. Wo frisches Wasser quillt, da sind für mich Vater, Sohn und Heiliger Geist. Ich kann nicht alles erfassen, was Gott ist, aber ich will mich immer wieder von ihm fassen lassen. Ich will mir bewusst werden, dass ich mein Leben so planen und gestalten darf, dass der gegenwärtige Christus sichtbar wird. Was stimmt Sie froh und hoffnungsvoll an Weihnachten? Mich stimmt froh, dass Jesus auf die Erde gekommen ist, um uns zu befreien. Er will mich befreien von Lieblosigkeit, Ehrgeiz und Zorn. Er will mir helfen, diese Eigenschaften positiv zu gebrauchen für sein Reich. So kann aus meinem Ehrgeiz eine positive Dynamik werden für seine Sache. Ich will mich an ein Wort aus dem Matthäus-Evangelium halten: «Die Menschen sollen unsere guten Werke sehen, damit sie den Vater im Himmel preisen.» Inter view: ANDREA VONLANTHEN

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Das Licht Christi An Weihnachten feiern wir die Geburt Christi, die Menschwerdung Gottes und gleichzeitig den Anfang einer 33 1/3-jährigen Konvergenz zwischen Zeit und Ewigkeit. Die Jahreszeit, in der wir die Nativität zelebrieren, widerspiegelt auf aussergewöhnliche und eindrückliche Weise die geistige und historische Dimension der Menschwerdung. Jesus ist in jener Zeitspanne geboren, in der die Nächte bei uns am längsten sind und die Dunkelheit überwiegt. Diese Realität der Nord-Halbkugel erinnert uns daran, dass das Licht Christi in der Finsternis leuchtet (Johannes 1,5). Die wunderschönen Weihnachtsbeleuchtungen, welche die Strassen unserer kleinen und grossen Städte schmücken und unsere Augen und Seelen erfreuen, verweisen auch auf den Ausspruch des Sohnes Gottes: «Ich bin das Licht der Welt.» (Johannes 8,12) Am 25. Dezember nimmt die Dauer der Tage wieder zu, obwohl uns die bissigste Kälte meist noch bevorsteht. Es ist die Zeit der geschmälerten und geprüften Hoffnung. Dieses natürliche Paradox steht in tiefer Übereinstimmung mit einem geistigen Paradox. An Weihnachten liest man zu Recht diese berühmte Textstelle der heiligen Schrift: «Die Jungfrau wird schwanger werden und einen Sohn bekommen. Den wird man Immanuel nennen. Das bedeutet ‹Gott mit uns›.» (Matthäus 1,23) Seit der ersten Weihnacht ist der dreieinige Gott uns nah. Aber Christus sagt auch: «Hier auf der Erde werdet ihr viel Schweres erleben. Aber habt Mut, denn ich habe die Welt überwunden.» (Johannes 16,33) Weihnachten ist der Einbruch des Lichtes in die Welt. An Ostern wurde dieses Licht für unsere Erlösung beseitigt. Es wird kräftig und endgütig aufscheinen, wenn Christus in Herrlichkeit wiederkommen wird, um sein Reich aufzurichten. JEAN-PIERRE GRABER Der Autor, Dr. rer. pol., ist Nationalrat der SVP, von Beruf Rektor und wohnt in La Neuveville BE.


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INSERATE

STELLEN

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Evangelische Täufergemeinde Rümlang

Wir sind eine gastfreundliche evangelische Freikirche in Rümlang mit ca.130 Gemeindegliedern. Unsere Gottesdienste werden vorwiegend von Familien, Kindern und jungen Erwachsenen besucht. Wir nutzen unser neues Gemeindezentrum, um als zeitgemässe Freikirche unseren Glauben an Jesus Christus in der Umgebung zu leben. So treffen sich regelmässig Kinder und Jugendliche in verschiedenen Gruppen (Kids-Treff, Teenagerclub, Jugendgruppe, Biblischer Unterricht Oberstufe) vor Ort.

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Leiterpaar für eine Sozialpädagogische Grossfamilie (Vollzeit) Die Stiftung DIHEI besetzt die Leitung einer Sozialpädagogischen Grossfamilie neu. Dafür sucht sie ein Leiterpaar mit sozialpädagogischer Ausbildung, das sich nachhaltig investieren möchte. Erforderlich sind fachliche Kenntnisse und ausgewiesene Eignung, gute Soziale Kompetenzen und durchhaltende Treue. Ebenso wird eine Identifikation mit den Werten der Stiftung DIHEI und eine Verbundenheit mit der christlichen Gemeinschaft in der Schweiz gewünscht.

Die Stiftung DIHEI bietet für diese anspruchsvolle Aufgabe ein Haus an attraktiver Lage und viel Freiraum, sich nach eigener Neigung als Familie entfalten zu können. Regelmässige Fachberatung durch die Leitung der Stiftung, Intervision mit den andern Familiengemeinschaften und eine gute Besoldung der Arbeit ist gewährleistet. Interessenten erfahren mehr auf www.stiftungdihei.ch/jobs oder beim Gesamtleiter der Stiftung DIHEI, der auch gerne Ihre vollständige Bewerbung entgegennimmt: Stiftung Dihei Andreas Schmidt Feldstrasse 8 | 8200 Schaffhausen Tel. 052 743 20 78

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Zur Unterstützung der ehrenamtlichen Mitarbeiter in diesen Gruppen suchen wir per 01.03.2011 (oder nach Vereinbarung) einen:

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Ihr Aufgabengebiet umfasst • Kirchlicher Religionsunterricht auf den Stufen PH-3 (6./7. Klasse) und PH-4 (Konf-Unterricht) • Kinder- und Jugendanlässe (Lager, Gottesdienste) • Begleitung junger Erwachsener • Betreuung der freiwilligen Mitarbeitenden in der Kinder- und Jugendarbeit Bei uns erwartet Sie • eine lebendige, auf klarem Fundament stehende Kirchgemeinde • ein kleines Team mit Pfarrer (100%), Sozialdiakon Erwachsenenund Seniorenarbeit (85%) • freiwillige Mitarbeitende in verschiedenen Arbeitsbereichen • Entlöhnung und Weiterbildung nach den Richtlinien der Reformierten Landeskirche Aargau Wir wünschen uns eine junge, lebensfrohe und kontaktfreudige Person • mit einer lebendigen Beziehung zu Jesus Christus • die neue Impulse mitbringt und Bewährtes mitträgt • mit organisatorischen Fähigkeiten • mit sozialdiakonischer Ausbildung Auskünfte erteilen gerne Hanspeter Steffen, Ressort Pädagogisches Handeln, Telefon 062 752 11 47 oder Erich Blum, Präsident Kirchenpflege, Telefon 062 751 28 30 ab 17 Uhr. Wir freuen uns über Ihre Bewerbung mit den üblichen Unterlagen bis Ende Februar 2011 an folgende Adresse: Ref. Kirchgemeinde Brittnau, Erich Blum, Zofingerstrasse 53, 4805 Brittnau.

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TAGESSCHAU

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«Impuls für xungs Läbe» in Ursenbach hat einen Schutzraum zum Stall umgebaut

Ein Ort der Stille mitten im Weihnachtsrummel Die Stiftung «Impuls für xungs Läbe» hat einen Raum in der Zivilschutzanlage im bernischen Ursenbach in einen Stall umgebaut. Dieser Ort der Stille stösst auf grosses Interesse. Dank einer Mal- und Rätselecke sind auch kleine Besucher begeistert.

Zuspruch. Kinder vergnügen sich mit «Adonette»-CDs oder mit dem Ausmalen weihnächtlicher Zeichnungen. Der Kasten für Rückmeldungen zeugt von vielen berührenden Erlebnissen. Der Zettel eines Kindes drückt die grosse Freude eines kleinen Herzens aus: «Es ist so söön!»

«Wir wollen Menschen in ihrer ganzheitlichen Entwicklung unterstützen und fördern», sagt Manfred Tanner, Pfarrer und Initiant der Stiftung «Impuls für xungs Läbe». «Als Missionswerk suchen wir Wege der Mission vor Ort.» Die Stiftung führt monatlich einen offenen Gottesdienst in einer Mehrzweckhalle durch und bietet Kurse und Seminare an.

Mitten in den Alltag hinein

Die leere Krippe

In seiner Schlichtheit vermittelt

Die Krippe ist leer – «Weihnachten» kann überall sein!

der Stall Geborgenheit und Wärme. Über ein imaginäres Feld betreten die Besucher den Raum mit der leeren Krippe. «Sie sind nicht mehr da, sie sind fort!», stellen viele erstaunt fest. Doch wo sind sie hingegangen? Das «Fenster»

macht den Blick aufs Hirtenfeld frei. Findet sich vielleicht in der Weihnachtsgeschichte ein Hinweis auf den Verbleib der Jesus-Familie? Meditative Texte, CDs mit Weihnachtsliedern und christliche Zeitschriften finden regen

Die Stiftung überlegt sich bereits nächste Projekte. «Wir wollen auch in Zukunft einen aktuellen Bezug zu biblischen Geschichten herstellen.» Noch gibt es keine konkreten Ideen, die Kräfte reichen nicht für alles. Aber Tanner und sein Team wollen beweglich bleiben. So findet sich bestimmt eine neue Idee, um den Glauben mitten in den Alltag und damit zu den Menschen unserer Zeit zu bringen. THOMAS FEUZ

Weihnachtsmusical «D Zäller Wiehnacht» begeister t seit 50 Jahren Gross und Klein

Das «Ur-Musical» hat auch in Winterthur berührt Auch dieses Jahr wird die «Zäller Wiehnacht» in vielen Kirchen und Gemeinden aufgeführt. In Winterthur mussten sogar Interessierte zurückgewiesen werden. Das Werk von Paul Burkhard lässt die altbekannte Weihnachtsgeschichte lebendig werden. Über 2500 Menschen haben am Wochenende die drei Vorstellungen in der GvC Chile Hegi besucht.

Verbindendes Projekt

«Das generationenübergreifende Projekt verband Akteure von fünf bis 75 Jahren. Es fand auch im Quartier und bei kirchenfer-

Die Werke aus Zell Der vormalige Kapellmeister und Leiter des Radio-Orchesters Paul Burkhard komponierte Oratorien, Musicals und Operetten. In Zell im Tösstal ZH entstanden ab 1960 kirchliche Werke wie «D Zäller Wiehnacht» (1960), «D Zäller Glichnis» (1969) und «D Zäller Oschtere» (1971). Burkhard verstarb 1997 in Zell. Bild: idea/tf, Joe Leeman

nen Menschen grosse Aufmerksamkeit», sagt Johannes Wirth, Senior Pastor der GvC Chile Hegi. Wieso fiel die Wahl des diesjährigen Weihnachtsmusicals ausgerechnet auf die «Zäller Wiehnacht»? Wirth: «Es bedeutete ein Wagnis, dieses alte Stück hervorzuholen. Der Erfolg hat uns überrascht. Viele verbinden persönliche Erlebnisse damit, haben es vielleicht einmal sogar selber aufgeführt.» Das Projekt brachte schon in seinen Anfangszeiten Menschen zusammen: Lilo und Geri Keller sollen sich hier kennen gelernt haben...

Vor 50 Jahren komponiert

Paul Burkhard hat «D Zäller Wiehnacht» 1960 komponiert. Die acht Lieder werden mit Spielszenen zu einem Krippenspiel verbunden: «Das isch de Schtärn vo Bethlehem», «Kei Muetter weiss, was irem Chind wird gscheh», «Au für eus wird de Heiland gebore», «Mir händs glatt bim König Herodes», «Wached uf, schlafed nöd!», « Es Schöfli tuen em bringe», «De Kaiser häts befole» und «Was isch das für e Nacht». «Das isch

Starke Ausdruckskraft: Die «Zäller Wiehnacht» in Winterthur.

de Schtärn vo Bethlehem» wurde auch in Kirchengesangsbücher aufgenommen. Texte, Chor- und Begleitsatz blieben bei der Aufführung in Winterthur unverändert.

Ungebrochene Freude

Beim Projekt in Winterthur hatten alle den «Plausch». Die Proben begannen Anfang Oktober, inklusive sechs Samstage. Die Besucher zeigten sich berührt; nicht selten wischte sich jemand verstohlen eine Träne ab. «Das Miteinander war lässig. Kinder haben Erwach-

senen Motivation gegeben – und umgekehrt. Vom fünf- bis zum 75-Jährigen sind sie in diesem Projekt zusammengewachsen», fasst Johannes Wirth die Erfahrungen mit der «D Zäller Wiehnacht» zusammen. Zur Musicalfamilie gehörten auch das zwölfköpfige Orchester, die Bühnenbildner und die Schneiderinnen. Wenn auch Formen ändern mögen: Die Aussagekraft der «Zäller Wiehnacht» bleibt ungebrochen. Auch in ihrem 51. Jahr! THOMAS FEUZ


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TAGESSCHAU

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JOURNAL

Dank dem «Babyfenster» haben sechs Säuglinge das Leben erhalten

World Vision überzeugt

«Weihnachtskind» als grösstes Geschenk

World Vision Schweiz ist erneut das transparenteste Hilfswerk. Die Entwicklungshilfe-Experten von Ideas (Independent Development Experts Association) haben in ihrem «AidRating 2010» die Transparenz von zehn grossen schweizerischen Hilfswerken untersucht. Im Durchschnitt setzt World Vision 80,7 Prozent der Spendeneinnahmen für die Projektarbeit ein; Verwaltungskosten machen 5,7 und die Aufwendungen für die Mittelbeschaffung 12,5 Prozent aus. «Wir wollen unseren mehr als 70 000 Privatspendern transparent aufzeigen, wie die Spendengelder eingesetzt werden», betont Roland Stangl, Leiter Kommunikation von World Vision Schweiz. (idea)

Kurz vor Weihnachten wurde wieder ein Kind ins «Babyfenster» des Spitals Einsiedeln gelegt. Ihm wird die Chance auf ein erfülltes Leben geschenkt. In Einsiedeln war Weihnachtsmarkt, als kurz vor Mittag ein kleines Mädchen ins «Babyfenster» gelegt wurde. Die Mutter hat ihm keinen Namen gegeben und keine Mitteilung hinterlassen. Doch ihr ungewolltes Kind wird für ein kinderloses Ehepaar zum Wunschkind, zum wertvollsten Geschenk, das je unter dessen Christbaum lag.

Kirchen-Kampagne 2011 Chance auch für Mutter Reformierte Kantonalkirchen wollen nächstes Jahr mit einer Kampagne auf den Wert der Kirchenmitgliedschaft aufmerksam machen. Die Kampagne wird den reformierten Kirchen der Romandie kostenlos angeboten. Rund 500 Kirchgemeinden mit insgesamt 1,28 Millionen Mitgliedern werden zum Mitmachen eingeladen. Die Protestantische Kirche im Elsass beteiligt sich ebenfalls an der Aktion, die voraussichtlich vom 26. August bis 11. September 2011 durchgeführt wird. (idea)

Wo bleibt «Nachwuchs»? Auf das Stelleninserat der Deutschschweizer Kapuziner-Mönche haben sich rund zwanzig Personen gemeldet. Fünf davon könnten als Bruder in Frage kommen, meinte Willi Anderau, Vorsteher des Ordens. Nicht in Betracht kommen ein Gärtner, der eine neue Stelle suchte – und eine Frau, die sich ebenfalls beworben hat. (kath.ch)

NE: Mittel gesucht Nach dem Wegfall der (freiwilligen) Steuern des Tabakkonzerns Philipp Morris suchen Neuenburgs Kirchen nach einem finanziellen Ausweg. Taufe, Heirat und Begräbnis sollen künftig etwas kosten, schlägt die Katholische Kirche vor. Die Reformierte Kirche möchte die Seelsorge in Spitälern, Gefängnissen und die soziale Arbeit für Randständige durch Beiträge aus Kantonssteuern kompensieren. Denkbar sei auch ein Solidaritätsbeitrag. (idea) Bild: SHMK (gestellte Szene)

Die Schweizerische Stiftung für Mutter und Kind hat zusammen mit dem Spital Einsiedeln vor zehn Jahren das erste «Babyfenster» eingerichtet. Das Kind kann anonym ins Wärmebettchen gelegt werden. Dort liegt auch ein «Brief an die Mutter» in zehn Sprachen. Sie wird aufgefordert, ihrem Kind zu schreiben und ihm etwas über seine Herkunft mitzuteilen. Das Schreiben bleibt bis zur Volljährigkeit des Kindes bei der Vormundschaftsbehörde. Der Mutter wird im erwähnten Brief kostenlose Beratung und finanzielle Unterstützung angeboten, falls sie doch selber für ihr Kind sorgen möchte.

Alternative zur Abtreibung: Das «Babyfenster» in Einsiedeln.

Sie muss auch keine Strafanzeige befürchten.

Die Lebenswürde wahren

Die Klappe des «Babyfensters» lässt sich nur einmal schliessen. Der Säugling bleibt einige Tage im Spital, bis er in einer Pflegefamilie untergebracht werden kann. Er bekommt einen Vormund, der ihm auch einen Namen gibt. Werner Förster, Gynäkologe am Spital Einsiedeln, ist vom «Babyfenster» überzeugt: «Es soll dazu beitragen, den ethischmoralischen Wert und die Würde des Lebens zu wahren.»

Geschenk statt Abtreibung

2010 wurden in der Schweiz über 10 400 Kinder abgetrieben. Gleichzeitig warten viele adop-

tionswillige Ehepaare auf ein Kind. Oft löst eine Abtreibung nicht Probleme, sondern lässt neue entstehen. Tausende Frauen bereuen ihre Tat und leiden an den Folgen. Warum suchen sie nicht früher Hilfe? Weshalb überlassen werdende Väter die Verantwortung fürs gemeinsame Kind ihren Partnerinnen? Auch wenn Adoption nicht die optimale Lösung ist – sie beinhaltet die Chance, dass ein Mensch leben darf. «Ein Kind ist uns gegeben, ein Sohn ist uns geschenkt», lautet die frohe Botschaft zu Weihnachten. Für das kleine Mädchen und die fünf Kinder, die vor ihm in Einsiedeln abgegeben wurden, soll das gleiche gelten: «Schön, dass es dich gibt! Du bist ein Geschenk.» MIRJAM FISCH-KÖHLER

Innenminister empfing Dachverband Drogenabstinez Schweiz

Burkhalter und die Drogenpolitik Innenminister Didier Burkhalter traf sich vergangene Woche mit Vertretern des Dachverbandes Drogenabstinenz Schweiz. Unter ihnen: Co-Präsident Daniel Beutler-Hohenberger. «Wir konnten unsere Besorgnis ausdrücken», so der Hausarzt und Christ.

äussert. Die abstinenzorientierte Therapie bleibt auf der Strecke», sagt Beutler. Das Gespräch drehte sich zudem um die Vorstösse einiger Städte, die Cannabis-Abgabe ins Auge zu fassen, und um die Ausführungsbestimmungen des revidierten Betäubungsmittelgesetzes.

Diskutiert haben die Drogenfachleute mit Bundesrat Burkhalter und Pascal Strupler, Direktor des Bundesamtes für Gesundheit (BAG), über die aktuelle Drogenpolitik. «Wir haben uns kritisch zum neuen Leitbild des BAG ge-

Therapieplätze sichern

«Wir werden von ständig neuen Substanzen überschwemmt, mit denen sich synthetische Drogen herstellen lassen.» Es müsse deshalb künftig in kurzer Zeit möglich sein, die Einfuhr solcher

neuer Stoffe zu verbieten, so der 48-jährige Arzt aus Mühleturnen. Auch forderten die AbstinenzVertreter den Bundesrat auf, abstinenzorientierte Therapieplätze zu sichern. Die Heroinabgabe sei keine langfristige Lösung. Sie diene höchstens als «Pannenfahrzeug». Perspektive biete nur die Abstinenz. «Uns war wichtig, gewisse Lücken und unsere Bedenken zur eingeschlagenen Drogenpolitik aufzuzeigen», erklärt Beutler. «Wir wurden angehört und gehört. Es war ein konstruktives Gespräch.» STEFANIE NIEDERHÄUSER


TAGESSCHAU

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Allianzgebetswoche (Beitrag 2): Schaffhausen trägt Verantwor tung

ÄXGÜSI

Schulhäuser, Banken, Gefängnis

Stille Nacht

In der Gebetswoche bricht die Allianz Schaffhausen auf zu Schulen, Regierungsgebäuden, Banken, Gefängnis... An Ort und Stelle betet sie für konkrete Anliegen aus Politik und Gesellschaft. So will sie «der Stadt Bestes suchen». «Im Gebet schenkt Gott Weisheit und Erkenntnis. Unsere Vision ist, dass die Regierung unserer Stadt dies erkennt», erklärt Peter Bösch, Präsident der Sektion Schaffhausen. In der Allianzgebetswoche nimmt die Sektion deshalb bewusst den Auftrag aus Jeremia und Timotheus wahr: «Wir wollen ‹der Stadt Bestes› suchen und beten ‹für alle, die in Regierung und Staat Verantwortung tragen›.» Dies geschieht mit einem Gebetsmarsch.

Probleme der Schule

«Ich habe Politiker, Lehrer und andere Verantwortungsträger nach Gebetsanliegen befragt», erklärt der 60-jährige. So wurden von Lehrern dieses Jahr folgende Problemfelder genannt: Schulent-

Sektion Schaffhausen Mitglied der Sektion Schaffhausen der SEA sind: Baptistengemeinde, Chrischona-Gemeinde, Gemeinde von Christen, EMK Region Schaffhausen, Heilsarmee, Imanuel Gemeinde, Kirche des Nazareners Neuhausen, Pfingstgemeinde und Salem-Life.

Hier wird gebetet: Schulhaus Emmersberg in Schaffhausen.

wicklung und Lehrplan, die starke Belastung von Lehrern und Schülern sowie Integration. «Zu jeder Thematik soll sich eine Gruppe bilden aus Menschen, deren Herz für das jeweilige Thema schlägt.»

Gebet ist Schlüssel

Die Gruppen begeben sich darauf zu wichtigen Schauplätzen ihres Gebietes. Vor Schulhäusern, Regierungsgebäuden, dem Gefängnis, Wirtschaftsstandorten und weiteren Plätzen werden aktuelle Anliegen der Stadt vor Gott gebracht. So geschah bei vergangenen Gebetsmärschen Veränderung, wo für Schulklassen oder einzelne Schüler gebetet wurde. Am Ende des Marsches treffen sich alle Beter zu einem gemeinsamen Abschluss mitten in der Stadt. Damit setzen sie ein klares

Zeichen: Christen übernehmen vereint Verantwortung. Für Bösch ist allerdings klar: Eine Gebetswoche allein genügt nicht. «Der Schlüssel unserer Beziehung zu Gott liegt im Gebet. Und doch führt dieses noch immer ein stiefmütterliches Dasein.» Er hofft deshalb, dass die Gebetswoche Folgen hat. «Ich sehne mich danach, öfters zusammenzukommen, um zu beten.» Welches Gewicht das Gebet und die Einheit haben, hänge stark vom Gemeindeleiter ab. «Ich gebe diesen Anlässen Priorität im Gemeindeprogramm.» Sie sollen sich nicht mit gemeindeinternen Anlässen konkurrenzieren. «Wir haben in diesem Bereich noch einiges zu lernen. Aber ich glaube, wir sind auf gutem Weg.» STEFANIE NIEDERHÄUSER

SEA hält Missions-Vor wür fe in den Medien für unbegründet

Christliche Sozialwerke abschaffen? Christlichen Sozialwerken sollte die Betriebsbewilligung entzogen werden, weil sie missionieren. Solche und ähnliche Forderungen stellen Sektenexperten und Jungsozialisten. Die SEA nimmt Stellung. Die Diskussion um christlich geführte soziale Werke wurde in verschiedenen Medien geführt. Egal ob es um Pflegeeltern, christliche Kinderkrippen oder diakonische Einrichtungen ging – SektenexBild: zvg

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perten und Jungsozialisten äusserten den Verdacht, christlich motivierte Hilfe könnte missionarische Zwecke verfolgen. Deshalb sollte sie verboten werden, fordern sie. Die Schweizerische Evangelische Allianz (SEA) verurteilt diese Vorwürfe.

Lücke füllen

«Wer christlich motiviertes Helfen abschaffen will, fördert den Sozialabbau und gefährdet die Freiheit», so Thomas Hanimann,

Leiter Kommunikation der SEA. Christliche Hilfe erfolge aus dem Gebot der Nächstenliebe. «Sozial Bedürftige sind keine Ware, sondern Menschen. Der Aufbau von tragfähigen zwischenmenschlichen Beziehungen steht darum für viele christliche Werke im Mittelpunkt.» Damit füllen sie eine grosse Lücke im Sozialsystem. «Dass der positive Beweggrund für die Hilfe auch sichtbar gemacht wird, ist nur natürlich.» STEFANIE NIEDERHÄUSER

Gleich ist es wieder soweit: Stille Nacht. Ich freue mich darauf. Vielleicht kann ich ja wenigstens in dieser Nacht etwas von dem nachholen, was ich im «Jahr der Stille» verpasst habe. Offiziell gehöre ich zwar nicht zur Multitasking-Generation, zu den Teenies von heute, die gelangweilt nach einer Beschäftigung suchen, während sie auf ihrem iPhone am Gamen sind, sich per Kopfhörer mit dem angesagtesten Hiphop-Song berieseln lassen und aus dem Augenwinkel noch ihre Lieblingsserie im Fernseher verfolgen. Doch auch für mich sind Begriffe wie Auszeit und Stille viel zu oft Fremdwörter. Getrieben von Terminen und Erwartungen jage ich durch die Welt. Momente der Ruhe wirken da fast schon bedrohlich. Ich fühle mich dann so, als würde ich etwas verpassen oder wäre zu faul, um mehr zu leisten. Vor Kurzem habe ich wieder einmal nur Musik gehört. Ohne dabei vor dem Computer zu sitzen, ohne gleichzeitig noch kurz die Wäsche zusammenzufalten – einfach nur Musik. Es tat gut, «runterzufahren» und die Klänge wirken zu lassen. Die nächste Übung habe ich noch vor mir: Die Stille geniessen, ohne Musik, ohne nichts. Doch das ist nur etwas für Fortgeschrittene. Die nächste Gelegenheit dazu bietet sich an Weihnachten. Ich wünsche mir, dass aus der stillen Nacht eine heilige Nacht werden kann. Dass ich die Stille zulasse und damit Gott ermögliche, mit seiner Heiligkeit bis zu mir durchzudringen. Ich hoffe, dadurch von Neuem die wahre Botschaft von Weihnachten zu erkennen. Gott wurde Mensch. Für mich. Einfach so, aus Liebe. Wer das wirklich begreift, kann gar nicht mehr anders, als zu schweigen und staunend die stille Nacht zu geniessen. DAVID SOMMERHALDER Der Autor ist Redaktor bei den christlichen Internetportalen Livenet.ch und Jesus.ch.


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publireportage

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Kompetenzen für Pastoren ergänzen und erweitern

«Ein Meister ist, der übt» «Wenn wir dafür sorgen wollen, dass die gut ausgebildeten Pastoren in unseren Gemeinden einen nachhaltigen Dienst tun können, müssen wir sie gezielt unterstützen und fördern,» so Wilf Gasser, Inhaber einer Beratungsfirma für Entwicklungsberatung und Prozessgestaltung. Seit fünf Jahren führt er in der Schweiz die berufsbegleitende Weiterbildung für haupt- und nebenamtliche Gemeindemitarbeiter durch. Das Institut wurde vor einigen Wochen ins Leben gerufen. Drei Fragen an Wilf Gasser, Leiter des Instituts. Und wieder wird ein Fortbildungsinstitut gegründet. Haben wir nicht schon genug? «Es gibt tatsächlich unglaublich viele Weiterbildungsmöglichkeiten in der Schweiz. Was bisher fehlt, ist eine Fortbildung, die optimal auf die Rolle des Pastors, bzw. der voll- oder teilzeitlichen Mitarbeiter/innen in der Gemeinde und Kirche abgestimmt ist. Pastoren sind nicht in der gleichen Situation wie Führungskräfte in Profit- und Nonprofit-Organisationen. LEP Basic schliesst diese Lücke.» Das Leiter-Entwicklungs-Programm (LEP) richtet sich ausschliesslich an Pastoren und Pfarrer im voll- und teilzeitlichen Dienst? «Das ist richtig. Das «LEP Basic» und das «LEP Advanced» als Aufbauprogramm richtet sich nur an diese Personengruppe. Diese Programme sind in ihrem Inhalt konsequent auf deren Rolle abgestimmt. Für ehrenamtliche Führungspersonen in der Gemeinde kommt nächstens der «Kurs für Gemeindeleitung» auf den Markt.» Wer ein solches Institut startet und verantwortet, braucht Überzeugungen. «Klar, ich bin extrem überzeugt davon, dass Führungspersonen in der Gemeinde eine optimal

Dauer: Der 10-tägige Kurs ist auf 2-Tagesmodule verteilt und dauert 18 Monate. Abschluss: Mit einer umfassenden schriftlichen Arbeit zu einem Thema oder Projekt aus der eigenen Gemeinde wird ein Zertifikat erworben.

Wilf Gasser, Leiter des Instituts für Führung und Gemeinde-Entwicklung.

auf ihre Rolle abgestimmt Weiterbildung verdienen. Sie befinden sich aus meiner Sicht in einer herausfordernden Aufgabe als Führungspersonen in der Wirtschaft. Darin unterstütze ich sie mit den Weiterbildungsmöglichkeiten vom ifge.»

Darüber hinaus: 2. LEP Advanced (Leiter-Entwicklungs-Programm) Für Pastoren, Pfarrer/innen, vollund teilzeitlich engagierte Personen im Gemeindebau, die das LEP Basic absolviert haben.

Leistungen des Instituts für Führung und Gemeinde-Entwicklung LEP Basic Für Pastoren/Pfarrer/innen, voll- und teilzeitlich engagierte Personen im Gemeindebau oder Leitungspersonen in christlichen Werken und Kirchen. Dauer Der 17-tägige Kurs ist auf 2- und 3-Tagesmodule verteilt und dauert 18 Monate. Daten und Themen 15.–16. März 2011: Modul 1 «Lernen und Entwicklung» 21.–22. Juni 2011: Modul 2 «Kommunikation und Dialog» 6.–8. September 2011: Modul 3 «Führungsarbeit Basic» 15.–16. November 2011: Modul 4 «Konfliktbearbeitung» 17.–19. Januar 2012: Modul 5 «Systemische Gemeindeentwicklung und Veränderungsmanagement» 27.–28. März 2012: Modul 6 «Teamentwicklung und Gruppendynamik» 5.–6. Juni 2012: Modul 7: «Personen und Teams systemisch beraten und begleiten.»

3. Fachschule für Gemeindeleitung Für Personen, die sich ehrenamtlich in einem Gemeindeleitungsteam engagieren. Dauer: 10 Samstage, verteilt auf 18 Monate. Abschluss: Kurze schriftliche Arbeit über den persönlichen Gewinn aus dem Kurs und einem Aktionsplan zur Umsetzung des Gelernten.

28. August 2012: Modul 8 «Strukturierte Lern-Evaluation» Oktober 2012: Abschlussfeier und Zertifikationsübergabe Pro Modul wird ein Buch als Pflichtlektüre verarbeitet. Kursort Das erste sowie die 3-Tagesmodule finden auf dem Chrischonaberg in Bettingen bei Basel mit Übernachtung statt. Die 2-Tagesmodule werden an einem zentral gelegenen Ort veranstaltet. Kosten Fr. 2890.- (inkl. Unterlagen und Abschlussfeier; ohne Übernachtungskosten und Pflichtlektüre) Abschluss Bei 80 Prozent Besuch der Seminartage und von der Institutsleitung angenommener schriftlicher Zertifikatsarbeit erhält der Teilnehmer ein Kurszertifikat.

Der Leiter Wilf Gasser, Master of Advanced Studies ZFH in Supervision und Coaching in Organisationen (Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften) und Mitglied im BSO (Berufsverband für Supervision und Organisationsentwicklung), diverse Weiterbildungen rund um Führung, Organisationsentwicklung und Veränderungsmanagement. Gemeindeleiter und Pastor Chrischona-Gemeinde Neftenbach (ZH). Führt eigene Beratungsfirma (Gasser Entwicklungsberatung & Prozessgestaltung).

Partnerschaft Das Institut für Führung und Gemeinde-Entwicklung (ifge) arbeitet mit dem Theologischen Seminar St. Chrischona als Partner in theologischer Forschung und Ausbildung zusammen. Weitere Infos: www.ifge.ch Prospekte: wilf.gasser@ifge.ch


WirTsCHAFT

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LeserBrieFe

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synergie

Wie erleben Sie Gott im Alltag? Seit Jahren bin ich neben meiner Aufgabe als Geschäftsführer der Vita Perspektiv AG auch Teil des Teams von Kingdom Ministries (www.kministries.ch), welches Missions- und Gemeindegründungsinitiativen in vielen Ländern weltweit fördert. In der Team-Retraite haben wir uns auch über Europa unterhalten. Wir glauben daran, dass auch in Europa nochmals ein Aufbruch geschieht. Ich bin überzeugt, dass gerade in unserer Kultur die Arbeits- und Geschäftswelt dabei eine wichtige Rolle spielen wird. Wir verbringen viel Zeit in unserem Arbeitsumfeld. Die Arbeits- und Wirtschaftswelt hat eine grosse Bedeutung. Ich glaube daran, dass in der Arbeits- und

Transparenz gefragt «idea Spektrum» Nr. 49 «Handelte Brönnimann unchristlich» Auf den ersten Blick scheint die Einstellung von Herrn Brönnimann wirklich nur auf unsere Finanzlage ausgerichtet. Die Äusserungen von Herrn Nussbaumer haben mich aber stutzig gemacht. Seine Argumentation für die Entwicklungshilfe scheinen christlich gut fundiert zu sein. Bei näherem Hinsehen sind jedoch wichtige Differenzierungen unumgänglich. Sicher ist die Budgetaufstockung für die Schweiz verkraftbar. Das Problem liegt meines Erachtens ganz anderswo. Wie werden staatlich gesprochene Entwicklungsgelder eingesetzt? Gemäss Herr Nussbaumer läuft dies alles richtig, und die Gelder landen am richtigen Ort. Davon bin ich jedoch alles andere als überzeugt. Kürzlich wurde in den Medien die Korruption in den verschiedenen Ländern aufgezeigt. Davon sind leider auch Entwicklungsgelder betroffen. Wenn die Gelder nicht bis zum Endprodukt, das heisst bis zum letzten Handwerker überprüft werden, ist leider Korruption und Bestechung nicht auszuschliessen. Wenn Herr Graber von «kultureller Revolution» spricht, kann ich ihm nur beipflichten. Ich halte daher die praktischen Hilfen, welche über unsere christlichen Organisationen laufen, für viel wirkungsvoller. Wenn Herr Nussbaumer sich so für staatliche Entwicklungsgelder einsetzt, erwarte ich von ihm, dass er sich auch dafür einsetzt, dass die Transparenz bis

Geschäftswelt Gottes Kraft sicht- und spürbar werden soll. Dazu braucht es die Sendung und Zurüstung der Gläubigen zum Dienst in der Arbeits- und Geschäftswelt. Deshalb hier ein persönlicher Einschub. Liebe Pastoren und Gemeindeleiter! Diese Zurüstung zum Dienst ist eine der Hauptaufgaben der Gemeinde. Die Geschäfts- und Führungsleute haben viele Gelegenheiten, Menschen zu prägen. Dazu brauchen sie Ermutigung, Gebet, aber auch Hilfe und Inputs. Es braucht Gruppen, in denen gegenseitige Ermutigung geschieht. Gespräche zeigen, dass viele Gemeindeleiter nicht recht wissen, wie sie das anpacken sollen. Falls das bei Ihnen der Fall ist, melden zum Schluss gewährleistet ist. Ich habe selber in Afrika und Asien an Entwicklungsprojekten gearbeitet und weiss, wovon ich spreche. Ich rate den Herren Brönnimann und Nussbaumer, sich mal an einen Tisch zu setzen. Grundsätzlich liegen sie nicht so weit auseinander, wie es auf den ersten Blick den Anschein macht. ALFreD renTsCH, Gränichen

Maria wird angebetet «idea Spektrum» Nr. 50 «Protestanten sollten Maria mehr verehren» Die Theologin Andrea Grünhagen wird zitiert mit der Aussage, Katholiken würden die Maria «nicht anbeten». Diese Aussage ist total realitätsfremd. Ich war schon einige Male in der Klosterkirche in Einsiedeln und habe auch Pilgerzüge beobachtet, die mit einer unglaublichen Innigkeit und Inbrunst vor der schwarzen Madonna knieten und ihr Lobgesänge und Gebete darbrachten. Sie heissen zwar Bittge-

«Sixtinische Madonna» von Raffael (1512/1513). Auch Maria ist nur ein Mensch, meint Leser Hugo Wagner.

Sie sich doch bei mir. Da ich beide Bereiche gut kenne, unterstütze ich Sie gerne bei der Umsetzung. Wieder zurück zu uns, die wir uns in der Arbeits- und Geschäftswelt bewegen. In Missionsberichten und Zeitschriften hören wir viele Berichte von dem, was Gott wirkt und wie die Menschen dort Gott erleben. Das ermutigt und stärkt den Glauben. Wie sieht es aber bezüglich unserem Leben mit Gott im Alltag, in der Geschäfts- und Arbeitswelt aus? Da hört und liest man sehr wenig darüber. Ich bin überzeugt, dass viele von Ihnen Gott auch in diesem Bereich erleben. Oft nehmen wir es nicht bewusst wahr, sprechen nicht darüber oder denken, dass es nichts «Spezielles» sei. Wir sollten beginnen, solche Erlebnisse mündlich und schriftlich sang, sind aber Anbetung pur. Aus dem Dom zu Speyer habe ich ein Traktat mitgenommen, auf dem der ehemalige Papst Johannes Paul II andächtig vor der Madonna kniet. Im Traktat heisst es: «Wir rufen dich an als unsere Hoffnung und Quelle des Trostes...», «Zu dir kommen die Kranken...» Im Wallfahrtsliederbuch «Jesus und Maria zu Ehren» hat es über 20 Anbetungslieder an die Maria. Natürlich sollten auch wir evangelischen Christen Achtung haben vor der Mutter Maria. Sie war schon in jungen Jahren eine besondere Frau, sonst hätte Gott sie nicht auserwählt als die Mutter seines Sohnes. Als Mensch aber konnte sie auch nur durch den Kreuzestod ihres Sohnes Jesu errettet werden. Wir können «über» Maria reden, aber nicht «zu» ihr. HUgO WAgner, Rheineck

Nur die halbe Wahrheit? «idea Spektrum» Nr. 49 - «Evangelist Ralf Steinhart soll ‹unangemessen› mit Gottes Zorn gedroht haben» Ralf Steinhart hat die Autoren der Bibel auf seiner Seite. So sagt Paulus in Apostelgeschichte 20,27, dass er nichts zurückbehalten, sondern den ganzen Ratschluss Gottes verkündigt hat. Weil Paulus weiss, wie ernst es um den sündigen Menschen steht und welch schreckliche, ewige Strafe ihn erwartet, verkündigt er aus Liebe zu ihnen die ganze Wahrheit Gottes. Es wäre doch lieblos von ihm, ihnen nur die halbe Wahrheit zu sagen.

weiterzugeben. Dies ermutigt und gibt anderen Anregungen, wie das Christsein in der Arbeits- und Geschäftswelt gelebt werden kann. Deshalb würde ich gerne ganz einfache Erlebnisse und Geschichten von Ihnen sammeln, wie Sie Gott in Ihrem Arbeitsalltag erleben. Senden Sie mir Ihre Erlebnisse per Mail. Es muss nichts Spektakuläres sein! Ich wünsche uns, dass wir fürs nächste Jahr von Gott erwarten, dass er uns in unserem Arbeitsumfeld braucht! sTeFAn JAKOB Der Autor ist Unternehmensberater und Geschäftsführer vita perspektiv ag in Heimberg – www.vitaperspektiv.ch sjakob@vitaperspektiv.ch

Welchen Massstab wendet man an, wenn man Steinhart vorwir ft, er rede in «unangemessener Weise vom Zorn Gottes», betreibe «Gehirnwäsche», «Druck», «Drohungen» oder habe «totalitäre Absolutheitsansprüche einer Sekte»? Den biblischen jedenfalls nicht! Wenn sich Christen von einer ganzheitlichen Verkündigung verabschieden, tun sie sich einen Bärendienst. AnDreAs sUs, Pastor FMG, Unterseen Die Evangelische Allianz Freiburg lädt Ralf Steinhart aus, weil er vor dem Gericht Gottes gewarnt hat. Ich kann diesen Rausschmiss nicht nachvollziehen. Diese Allianz definiert ihren Auftrag so: «Jesus Christus als den Gottessohn, der in seiner Person die Menschenliebe und die Vergebung Gottes verkörpert, bekannt zu machen.» Nur schon, dass Jesus die Vergebung Gottes verkörpert, setzt ja voraus, dass vorher Krach war. Und ein Kernpunkt des Evangeliums ist ja, dass, wenn Gnade und Vergebung beim Sünder nicht wirksam wird, dieser Krach ewig bleibt (Johannes 3,36). David schreibt in Psalm 32: «Wohl dem, dem die Übertretungen vergeben sind … Wohl dem, dem der Herr die Schuld nicht zurechnet.» Anders ausgedrückt: Glücklich ist, wer vor Gott im Reinen steht. Und der Umkehrschluss: «Ich möchte nicht in der Haut derjenigen stecken, die in der Endabrechnung vor Gott keine Vergebung haben!» riCHArD FUrTer, Pastor VFMG, Scuol


WIRTSCHAFT

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Nicole Liechti im Einsatz für das Wohl der Mitmenschen – auch an Sonn- und Feier tagen

Wenn Frau Liechti kommt, lächeln die Klienten Sie ist wie viele andere im sozialen Bereich tätig. Das bedeutet, dass sie auch an Sonn- und Feiertagen arbeiten muss. Was motiviert Nicole Liechti zu einem solchen Engagement? Und wie geht die 29-jährige damit um, dass sie dadurch oft am «gesellschaftlichen Leben» vorbei lebt? Seit neun Jahren ist Nicole Liechti in der spitalexternen Pflege und Betreuung älterer Menschen, der Spitex, tätig. Die Idee dahinter: Menschen so lange wie möglich zu Hause betreuen mit dem Ziel, einen Eintritt ins Altersheim oder Pflegeheim möglichst lange hinauszuzögern. Der ökonomische Vorteil liegt auf der Hand. Und bei der richtigen Betreuung fühlen sich Seniorinnen und Senioren in den eigenen vier Wänden am wohlsten. Für diese Betreuung engagiert sich auch

Impressum Idea Schweiz Herausgeber: Idea Information AG, 4410 Liestal Verwaltungsrat: Heiner Henny, Präsident; Sam Moser, Stellvertreter; Paul Beyeler, Hans Lendi, Hansjörg Leutwyler, Hanspeter Schmutz Ideelle Trägerschaft: Schweizerische Evangelische Allianz (SEA), Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG), Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) Redaktion: Josefstr. 32, 8005 Zürich, Tel. 044 444 16 44, Fax 044 444 16 49 E-Mail: redaktion@ideaschweiz.ch Internet: www.ideaschweiz.ch Chefredaktor: Andrea Vonlanthen Büro: Bahnhofstr. 65, 9320 Arbon Tel. 071 446 70 02, Fax 071 446 74 88 E-Mail: andrea.vonlanthen@ideaschweiz.ch Redaktor: Thomas Feuz Er weitertes Team: Esther Reutimann, David Sommerhalder, Thomas Hanimann, Iris Muhl, Sibylle Zambon, Christian Bachmann, Mirjam Fisch-Köhler, Marlies Reutimann Praktikum: Stefanie Niederhäuser Inserateservice: Jordi AG – das Medienhaus, Roland Rösti, Belpbergstr. 15, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 25, Fax 031 819 38 54 E-Mail: inserate@ideaschweiz.ch Aboservice: Jordi AG – das Medienhaus, Ursula Seifried Jordi, Belpbergstr. 15, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 20, Fax 031 819 38 54 E-Mail: abo@ideaschweiz.ch Abopreise: Jahresabo Fr. 145.–, Seniorenabo Fr. 117.–, Halbjahresabo Fr. 77.–. Das Abo ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar. Konto: PC-Konto 40-788586-4 Idea Information AG, 4410 Liestal Layout/Druck/Versand: Jordi AG – das Medienhaus, Belpbergstr. 15, 3123 Belp, www.jordibelp.ch

Bild: idea/tf

Frauen im Allgemeinen sorgfältiger fahren und im Ernstfall gelassener reagieren.» Erlebte sie schon einmal eine Krisensituation? «Das Schlimmste ist schlechte Sicht beim Fahren. Sich nur an den Strassenpfosten orientieren zu können, ist eine unsichere Sache. Wichtiger als Technik und Können ist Gottvertrauen. Damit bin ich bis jetzt gut gefahren.»

Erholung zu Hause Nicole Liechti, bei Wind und Wetter unterwegs zu «ihren» Klienten.

Nicole Liechti aus dem bernischen Schwarzenburg.

Ausbildung zum Dienen

Nach der Schulzeit liess sich Nicole Liechti zur Hauspflegerin ausbilden. Die dreijährige Ausbildung beinhaltete Säuglingspflege und Pflege älterer Menschen, Ernährungslehre und Haushalt. Das lag ihr schon immer. Mit einer Schwester und zwei Brüdern aufgewachsen, gab es schon damals zu Hause das eine oder andere «Ämtli» zu verrichten. Wie kam sie auf die Idee, sich bei der Spitex zu bewerben? «Nach den Praktika war mir klar, dass ich in einer Spitex auf dem Land tätig sein möchte», sagt Nicole Liechti. Daneben engagierte sie sich auch bei Kinderlagern oder Musicals. «Ich schätze die Abwechslung und finde es toll, dass man den Kindern etwas auf ihren Weg mitgeben kann.» Dienen als Lebensstil? «Dem Wort haftet so etwas Heroisches an. Menschen wie ich tun nur ihre Pflicht, wie andere auch», meint sie bescheiden. Und trotzdem: Klienten erwarten den Besuch der Spitexangestellten meist mit Spannung. Und hat «Frau Liechti» Dienst, zeigt sich ab und zu ein Lächeln auf dem Gesicht eines dankbaren älteren Menschen.

Der Weg zum Ziel

«Das grösste Problem ist oft nicht einmal der eigentliche Dienst in der Wohnung», klärt mich Nicole Liechti auf. Manchmal fangen die Probleme viel früher an, etwa beim Suchen des Hauseingangs.

«Im Emmental, im Schwarzenburgerland und jetzt im freiburgischen Sensebezirk gibt es viele abgelegene Häuser. Auf Anhieb die richtige Adresse zu finden, ist oft ein Kunststück.» Jetzt, nachdem sie die letzte Stelle in Schwarzenburg verlassen hat, wurden dort die Strassen durchgehend bezeichnet und Hausnummern angebracht. «Wegen der rudimentären Ortsbezeichnungen und den sehr kleinen Brandversicherungsnummern statt Hausnummern verbrachten wir oft mehr Zeit vor den Häusern als in den Wohnungen.» Das führte nicht zuletzt dazu, dass Anfahrts- und Betreuungszeiten gestrafft und die Tarife laufend angepasst wurden. «Oft wurden meine Kolleginnen und ich dafür verantwortlich gemacht, was an höherer Stelle beschlossen wurde», ist ihre Erfahrung. Doch gibt es auch lustige Momente: «Ich montierte bei Schneefall die Ketten. Da ging ein Fenster auf und ein Mütterchen fragte, ob sie mir behilflich sein könne. Es war eine Klientin, die kaum einen Fuss vor die Tür setzte.» Noch heute muss Nicole Liechti lachen, wenn sie daran zurückdenkt.

Auch mit Gottvertrauen

Die Spitex-Frauen sind viel unterwegs: «Beruflich und privat fahre ich rund 30 000 Kilometer pro Jahr.» Mir fällt spontan der dumme alte Kehrreim «Frau am Steuer…» ein. Liechti lächelt. «Hin und wieder muss zwar eine von uns mit dem Traktor aus irgendeinem ‹Gräbli› herausgezogen werden. Ich meine aber, dass

«Der heutige Sonntagmorgen war intensiv», schaut Nicole Liechti zurück. Wir sitzen uns im Restaurant gegenüber. «Die Strassenverhältnisse waren ziemlich prekär. Als ich nach sechs Uhr losfuhr, waren die Strassen glatt. Nach Dienstantritt um sieben Uhr stand einige Minuten später schon der erste Einsatz an: Blutdruckmessen und Beine einbinden bei einer 85-jährigen, «härzigen» Seniorin. Diesem Einsatz folgten fünf weitere – während etwa vier Stunden und einer Fahrstrecke von rund 70 Kilometern. Freut sich Nicole Liechti auf den Feierabend? «Ich bin ein unkomplizierter Mensch», sagt sie über sich. «Ein heisser Tee, ein gutes Buch oder ein Film lassen mich ausspannen und den Abend oder einen freien Tag geniessen.» Eine Beziehung hat sich bis jetzt nicht ergeben. Neuerdings macht sie in einem Laientheater mit. «Als Ergänzung zum Beruf möchte ich wieder mit jüngeren Leuten in Kontakt kommen», meint sie. Vorerst aber steigt sie ins Auto und macht sich auf den Weg zu einer weiteren Klientin. THOMAS FEUZ

«Mehr als nur Pflicht» In neun Berufsjahren hat sich Nicole Liechti an drei Arbeitsstellen um bedürftige Menschen gekümmert. «Auch wenn oft die Zeit fürs Gespräch fehlt, spüren die Klienten unsere Herzenseinstellung.» Ihr Engagement bedeutet ihr deshalb mehr als nur eine «Pflicht». «Jeder Tag verläuft anders und jeder Besuch bringt neue Erfahrungen mit sich.» Das motivierte sie kürzlich zu einem Wechsel in eine neue Spitex-Organisation.


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TAGESSCHAU

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Leiter forum der Evangelischen Allianz zum Christsein von gestern, heute und morgen

Übergibt Gott Europa in die Hände des Islams? In Europa besteht ein gros­ ses geistliches Vakuum. Für Pfarrer Armin Sierszyn ist es daher denkbar, dass Gott Eu­ ropa in die Hände des Islams übergeben könnte. Dies sagte der Professor für Kirchenge­ schichte an der STH Basel am Leiterforum der Schweizeri­ schen Evangelischen Allianz (SEA) in Männedorf. Die Freikirchen stehen in einer Phase, in der ganz aktuelle Konzepte für Evangelisation und Gemeindebau Mangelware sind und in der bewährte, in den letzten Jahren erfolgreiche Methoden sich etwas abgenützt haben. Im Gegensatz zu den Landeskirchen wollen sich die Freikirchen dennoch nicht auf den Gedanken eines Schrumpfprozesses einlassen. Dies wurde am 16. und 17. Dezember an der Leitertagung der Evangelischen Allianz in Männedorf sichtbar. Sie vereinigte Leitende aus freikirchlichen Verbänden, Organisationen und Allianzsektionen. Auch die Referenten kamen aus Landes- und Freikirchen.

Geistliches Vakuum

Das Eröffnungsreferat von Pfarrer Armin Sierszyn, Professor für Kirchengeschichte an der STH Basel, war nicht dazu angetan, Optimismus zu verbreiten. Seit dem 18. Jahrhundert hätten sich die intellektuellen Eliten faktisch vom christlichen Glauben verabschiedet, besonders in der Form einer liberalen oder historischkritischen Theologie. Grosse Teile der Bevölkerung hielten bis ins 21. Jahrhundert den Kirchen und einem traditionellen christlichen Bekenntnis die Treue, und auch

Professor Armin Sierszyn sprach vom geistlichen Vakuum in den Ländern Europas.

Die Situation der christlichen Gemeinden diskutieren hier VFG-Vize Peter Deutsch, VFG-Präsident Max Schläpfer und der Adelbodner Allianz-Präsident Ernst Hug (von links).

christliche Werte und Institutionen blieben erhalten. Die akademische Theologie jedoch hatte einem persönlichen Gott längst eine Absage erteilt. Der grosse Bruch erfolgte in Europa durch die 68erBewegung. Sie war eine eigentliche Kulturrevolution, welche die Grundwerte des Christentums hinwegfegte und christliche Institutionen wie Ehe und Familie als überholt ablehnte. In Europa entstand in der Folge ein geistliches Vakuum, das die geschwächten Landeskirchen nicht mehr füllen können. Für Sierszyn ist es daher nicht unwahrscheinlich, dass Gott Europa in die Hände des Islams übergeben könnte.

je nach Familiensituation, Alter und Vorlieben Gebrauch zu machen. «Immer mehr Christen verlangen nach massgeschneiderten Lösungen, die auf ihre eigenen Bedürfnisse zugeschnitten sind», sagte Schläpfer.

Viele Wahlmöglichkeiten

Für Max Schläpfer, Leiter des Verbandes VFG – Freikirchen Schweiz, steht eine andere Herausforderung im Zentrum: Pluralismus, Individualismus und Hedonismus. Diese seien auch an den Freikirchen nicht spurlos vorübergegangen. Auch freikirchliche Christen hätten zuweilen keine Hemmungen, von den grossen Wahlmöglichkeiten unterschiedlicher Gemeinden

Keine besondere Stellung für die Schweiz Sorgen macht sich Freikirchenpräsident Max Schläpfer über nationalreligiöse Tendenzen. Er rührte damit ein heisses Eisen an, wird doch auch in einigen evangelikalen Kreisen die Schweiz als ein besonders gesegnetes Land gepriesen. Davon wird abgeleitet, dass besondere göttliche Verheissungen für Land und Leute beansprucht werden. Zwar sei es nicht falsch, für die Schweiz und ihre Menschen Bilder: Fritz Imhof

zu beten, sagte Schläpfer. Ausser Israel habe Gott aber keiner Nation, auch nicht der Schweiz, eine besondere Stellung eingeräumt. Nation und Glaube dürften nicht miteinander vermischt werden. Stattdessen seien die Gemeinden des Neuen Testaments im Römerbrief aufgefordert, für die Behörden zu beten, damit diese gute Rahmenbedingungen für die Arbeit der Gemeinden schaffen.

Chancen statt Probleme sehen

Parallel zu den sich verändernden Einstellungen und Wünschen sei der Druck gewachsen, ständig neue Formen der Evangelisation zu finden, stellte Schläpfer fest. Keine Lösung sieht er im Import von Erweckungsstrategien aus andern Kontinenten, denn diese ermüdeten die Gemeinden. Schläpfer riet Pastoren, ihren Fokus nicht auf gesellschaftspolitische Vorgänge zu richten, sondern auf die Veränderung der Gedanken und Einstellungen des Einzelnen. Wenn veränderte Christen ihr Leben für Christus einsetzten, werde das Reich Gottes gebaut. Darin liege eine echte Zukunftsperspektive. Schläpfer zitierte den pfingstlichen Theologen Win Lewis: «Wir haben keine Probleme, nur Chancen.» Matthias Spiess, der Jugendbeauftragter der SEA, präsentierte eine Analyse aus der internationalen Konferenz «Kapstadt 2010» und spitzte sie auf die Aussage zu: «Wenn wir Gottes Wort ignorieren, können wir der Welt nichts bringen.» Die Konferenz habe auch für die Schweiz eine Bedeutung, bilanzierte Spiess. Er nannte als Prioritäten die Überwindung des «geistlichen Röstigrabens», die Verbesserung der Stellung der Frau in der Gemeinde sowie den verstärkten Einsatz für Immigranten. Der Direktor der Pilgermission St. Chrischona, Markus Müller,

stellte seine Ausführungen über Zukunftstrends unter das Leitwort «Die Zukunft lieben». Es gelte, in den Zeitereignissen und den sichtbaren Entwicklungen die ReichGottes-Dynamik zu erkennen, riet Müller. Auch er setzte keine Rosa-Zukunftsbrille auf, sondern sprach von den «abnehmenden Sicherheiten» in den Bereichen Ehe, Arbeit, Kirche und Sozialstaat. Diese Entwicklung, gesteuert von zentrifugalen Kräften, beraube die Menschen ihrer Lebensmitte. Hier könnten Christen einsetzen, indem sie den Menschen der «entmitteten» Gesellschaft und ihrem Kampf um Identität Orte zur Verfügung stellten, die sie in ihrem «Kampf um Identität» Raum verschafften. Müller sprach zum Beispiel von «Lebenswerkstätten».

Pfarrer in anderem «Milieu»

Professor Jörg Stolz, Religionssoziologe an der Universität Lausanne, sprach von einer «Entflechtung religiöser Teilsysteme». Er verwies auf die Trennung von Kirchen und Staat und das Zurückdrängen der Kirchen aus der Schule. Parallel dazu verlören die Landeskirchen Mitglieder. Es sei aber nicht sinnvoll, Gebühren zu erheben, wenn ausgetretene Kirchenmitglieder kirchliche Leistungen wünschten. Dies fördere erst recht den Trend zum Austritt, weil es günstiger sei, kirchliche Leistungen einzukaufen, statt Kirchensteuern zu zahlen. Stolz stellte auch eine Distanz zwischen Pfarrerschaft und Gemeinde fest. Pfarrer lebten in einem andern «Milieu» als die meisten Gemeindeglieder. FRITZ IMHOF


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Viele Christen haben Angst vor Weihnachten VERFOLGUNG Während Christen in Europa in Frieden und Freiheit Weihnachten feiern können, geht in Teilen Afrikas und Asiens unter Christen die Angst vor staatlicher Willkür und Anschlägen muslimischer Extremisten um.

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iele Christen weltweit können sich nicht auf ein friedliches Christfest freuen, sondern müssen mit Anschlägen oder Festnahmen rechnen. So verstärkt die Kriegsgefahr auf der koreanischen Halbinsel die Bedrängnis der Christen im kommunistisch regierten Norden; das dortige Regime gilt als schärfster Christenverfolger weltweit. Dort befinden sich bis zu 70.000 Christen in Straflagern, weil sie wegen ihres Glaubens als Staatsfeinde gelten.

Irak: Angst vor Attentätern Im Irak wappnen sich Christen vor Anschlägen muslimischer Terroristen an Weihnachten. Zum Schutz werden um Kirchen in Bagdad und Mossul bis zu drei Meter hohe Betonmauern errichtet. Weihnachtsgottesdienste werden fast nur in bewachten Kirchen gefeiert. Mindestens die Hälfte der bis zu 1,4 Millionen Christen, deren Kirchen seit fast 2.000 Jahren im Irak beheimatet sind, ist seit 2003 geflohen.

Afghanistan: Tod für Konvertiten In Afghanistan sind vor allem Christen muslimischer Herkunft bedroht. Nachdem der Fernsehsender Noorin TV im Mai eine Taufe von zum Christentum übergetretenen Muslimen gezeigt hatte, forderte der stellvertretende Parlamentspräsident Abdul Sattar Khawasi, dass die Afghanen, die in dem Video gezeigt wurden, öffentlich hingerichtet werden sollten. Afghanistan gilt als eines der strengsten islamischen Länder. Dem Religionsgesetz – der Scharia – zufolge ist der Abfall vom Islam verboten; dafür droht im härtesten Fall die Todesstrafe. Staatliche Verfolgung müssen Christen auch im Iran befürchten. Revolutionsführer Ayatollah Ali Chamenei hat im Oktober erstmals vor einem Netzwerk christlicher Hauskirchen in der Islamischen Republik gewarnt. Die im Untergrund operierenden Gemeinschaften bedrohten den islamischen Glauben und verführten

Ein irakischer Polizist bewacht eine Kirche im nordirakischen Mossul

Er rief im afghanischen Parlament zum Mord an Moslems auf, die Christen geworden sind: Vizepräsident Abdul S. Khawasi

Nigeria: Anschläge auf Christen Im Nordosten Nigerias ist es erneut zu Anschlägen auf Christen gekommen. Verantwortlich ist nach Angaben des Generalvikars der katholischen Diözese Enugu, Oniora Ike, die militante muslimische Gruppe Boko Haram. Im Sommer 2009 hatte sie bei fünftägigen Unruhen in drei nordnigerianischen Bundesstaaten eine Spur des Todes und der Verwüstung hinterlassen. Mehr als 700 Personen wurden getötet und etwa 20 Kirchen zerstört, darunter katholische, pfingstkirchliche und andere evangelikale Gemeinden. Tausende Christen wurden vertrieben. Boko Haram will das islamische Religionsgesetz im ganzen Land durchsetzen.

Fotos: Afghanistan/PR; Irak/Reuters

Indonesien: Muslimische Extremisten verhindern Gottesdienste

Pakistan: Ein 26-jähriger Evangelist wurde in Brand gesteckt In Pakistan befürchtet die christliche Minderheit ebenfalls Übergriffe. Erst im November wurde der 26-jährige Evangelist Wilson Augustine in der Provinz Punjab von sechs Muslimen überfallen. Danach steckten sie den bewusstlosen Mann in Brand. Er leidet immer noch unter den Verbrennungen.

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junge Muslime. Die Zahl der Konvertiten zum christlichen Glauben wird auf 250.000 geschätzt. Auf Familienangehörige inhaftierter Christen übt die Justiz Druck aus: Sie sollen die Beschuldigten dazu bringen, ihrem Glauben abzusagen. Sonst müssten sie mit einer Anklage wegen „Abfalls vom Islam“ rechnen. Darauf steht die Todesstrafe durch Erhängen.

In Indonesien ist es in der Adventszeit bereits zu Angriffen muslimischer Extremisten auf Christen gekommen. In einem Wohngebiet nahe der Hauptstadt Jakarta haben Extremisten den „Heiligen Krieg“ ausgerufen. Sie verhindern seit Monaten, dass die Protestantisch-Christliche BatakKirche Gottesdienste feiern kann. Auch in afrikanischen Staaten wie Somalia, Sudan, Kongo und Elfenbeinküste oder in asiatischen Ländern wie Vietnam und Birma befürchten Christen über Weihnachten Übergriffe. P


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„Gut“ und „Böse“ an der Börse NOTIERT INVESTMENT Ein Fachmagazin unter-

Rotterdam: Die größte Moschee Westeuropas wurde eingeweiht

scheidet zwischen tugendhaften und sündigen Geldanlagen

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er Kampf zwischen Gut und Böse tobt auch an der Börse. Auf den Kurstafeln finden sich zahlreiche Aktiengesellschaften, die den klassischen Tugenden und Sünden zugeordnet werden können. Dieser Ansicht ist das Magazin „Börse Online“ (Hamburg). Wer nicht im Höllenfeuer schmoren wolle, könne beispielsweise Öko-Aktienfonds wählen. Dessen Initiator sei die Evangelische Kreditgenossenschaft (Kassel). Der Fonds schließt Unternehmen aus, die beispielsweise in den Bereichen Kernenergie, Glücksspiel, Pornografie, Alkohol und Tabak tätig sind. Für die Tugend „Glaube“ nennt das Blatt den Schwabenverlag, der sein Geld mit dem Drucken von Bibeln und religiöser Literatur verdient. Das Unternehmen schreibe in diesem Jahr eine „schwarze Null“.

Wer die Zehn Gebote befolgen will Bei der Tugend „Liebe“ aufgeführt ist der Internetkonzern „Tomorrow Focus“ (München), der ein Drittel seiner Umsätze mit dem Vermittlungsportal „ElitePartner“ macht. Wie es heißt, sollten sich Anleger beim Tugend-Investment aber keinen Illusionen hingeben. „Wer bei Aktien die Zehn Gebote befolgen will, ist an der Börse falsch“, wird der Kapitalmarktexperte Robert Halver (Frankfurt am Main) zitiert. Nach seinen Worten haben „gerade sündige Branchen

oft eine gewisse Krisenresistenz“ gezeigt. Auf Unternehmen, die Gewinne mit Genussmitteln, Glücksspiel und Rüstung erzielen, setzt beispielsweise der Vice Fund (Laster-Fonds) in Milwaukee (USA). Er verfahre nach dem Grundsatz, dass immer geraucht, gesoffen, gespielt und gekämpft werde, so „Börse Online“. Zu den größeren Positionen des Fonds zählten die Konzerne Philip Morris (Tabak) und Carlsberg (Brauerei). Der Todsünde „Wollust“ ordnet das Magazin u. a. den Bordellbetreiber „Planet Platinum“ zu. Diese Aktie notiere derzeit auf einem Fünf-Jahres-Hoch. „Gewinnbringend“ bei der Sünde „Genusssucht“ sei der Alkoholhersteller Campari: „Wer beispielsweise vor einem Jahr einen Schluck Campari-Aktien nahm, blickt jetzt auf 30 % Kursgewinn.“ P

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Die größte Moschee Westeuropas ist am 17. Dezember in den Niederlanden eingeweiht worden. Das Gebäude mit zwei 50 Meter hohen Minaretten in Rotterdam bietet Platz für bis zu 3.000 Personen. Der den Männern vorbehaltene Gebetsraum im ersten Stock hat eine Fläche von 2.000 Quadratmetern. Der Bau wurde durch Spenden finanziert. Zu den Geldgebern gehört laut Medienberichten der Finanzminister der Vereinigten Arabischen Emirate, Scheich Mohammed bin Raschid el Maktum. Die Höhe der Baukosten ist unbekannt. Zur Eröffnung der Moschee zerschnitt der Bürgermeister von Rotterdam, Ahmed Aboutaleb, ein symbolisches Band. Der Politiker marokkanischer Abstammung ist der erste muslimische Bürgermeister einer westeuropäischen Großstadt.

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Jeder sollte sein geistliches Leben auf den Prüfstand stellen!

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o wie man medizinische Vorsorgeuntersuchungen wahrnehmen sollte, so profitiert auch das geistliche Leben von regelmäßigen Überprüfungen. Das empfiehlt der US-amerikanische Pastor und Buchautor Gordon MacDonald (Belmont). Im Neuen Testament enthielten die Briefe von Paulus an seinen „geistlichen Sohn“ Timotheus Ratschläge für dessen körperliche Gesundheit ebenso wie für sein geist-

liches Leben. Besonders für Leiter sei es auch heute noch besonders wichtig, sich regelmäßig geistlich überprüfen zu lassen. Wenn er der Untersuchende wäre, so MacDonald, würde er sich erkundigen, ob Dinge aus der Vergangenheit immer noch belastend wirkten oder ob der Dienst noch von Gott motiviert oder zu einem „Job“ geworden sei. Es könne auch manchmal nötig sein, das geistliche Leben einem

„Belastungstest“ zu unterziehen. Wie bei einer EKG-Kurve könne angezeigt werden, ob eine Führungsperson etwa „beratungsresistent“ oder kleinkariert und rechthaberisch geworden sei oder ob sie übermäßig sensibel auf Kritik reagiere. Auch die persönlichen Beziehungen gehörten auf den Prüfstand. Zum Beispiel: „Lieben Sie Ihre Frau heute mehr als vor einem Jahr? Ist sie sich Ihrer Liebe noch sicher?“ P

Foto: PR

RATGEBER Christen sollten nicht nur jedes Jahr zum Arzt gehen, sondern auch die Seele überprüfen lassen.

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Strässer (SPD)

Beck (Grüne)

Steinbach (CDU)

Kauder (CDU)

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Bischof Warduni

Bundestag beschließt: Deutschland soll sich weltweit für Religionsfreiheit einsetzen CHRISTENVERFOLGUNG Die Bundesregierung soll sich weltweit mit Nachdruck für Gewissens- und Religionsfreiheit einsetzen. Besonderes Augenmerk soll auf die Lage der christlichen Minderheiten gelegt werden. Einen entsprechenden Antrag von CDU/CSU und FDP hat das Parlament am 16. Dezember auf Empfehlung des Menschenrechtsausschusses in namentlicher Abstimmung angenommen. 374 Abgeordnete stimmten dafür, 69 dagegen, 127 enthielten sich. Die Grünen hatten erklärt, den Antrag von Union und FDP mitzutragen.

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or der Abstimmung kam es im Bundestag zu einer heftigen Debatte zur Frage, ob die Religionsfreiheit auch in Deutschland gewahrt sei. Der religionspolitische Sprecher der Fraktion „Die Linke“, Raju Sharma, warf der Unionsfraktion vor, sie wolle eine christliche Staatsreligion. Doch Religionsfreiheit könne nur in einem säkularen Staat gelingen, den es aber in Deutschland nicht gebe, so Sharma. In bayerischen Klassenzimmern hingen trotz eines anderslautenden Urteils des Bundesverfassungsgerichts aus dem Jahr 1995 bis heute vielfach Kreuze an den Wänden.

Fotos: Warduni/PR; Übrige/Bundestag/Achim Melde

SPD: Nicht nur die Christen! Der Sprecher der Arbeitsgruppe Menschenrechte und humanitäre Hilfe der SPD-Fraktion, Christoph Strässer, nannte es wichtig, beim weltweiten Einsatz für Religionsfreiheit auch die Lage anderer religiöser Minderheiten im Blick zu behalten. So seien kürzlich im Iran sieben führende Mitglieder der Glaubensgemeinschaft der Bahai aufgrund ihres Glaubens zu 20 Jahren Haft verurteilt worden. Zudem werde auch in Europa zunehmend über Fragen der Religionsfreiheit gestritten – etwa in Frankreich über das Kopftuchverbot an Schulen und in der Schweiz über den Bau von Minaretten.

Grüne: Mission ist legitim, aber Der menschenrechtspolitische Sprecher von Bündnis 90/Die Grünen, Volker Beck, erklärte, seine Partei sei sich mit der Bundesregierung im Grundanliegen einig,

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weltweit Religionsfreiheit zu erreichen. Es sei legitim, für seinen Glauben zu werben und zu versuchen, andere Menschen dafür zu gewinnen. Allerdings leiste der Bundestag verfolgten Christen in aller Welt einen Bärendienst, „wenn wir den Eindruck erwecken, als ob wir uns als Christen nur um unsere Glaubensbrüder und Glaubensschwestern kümmerten“. Religionsfreiheit könne man nur dann glaubwürdig verteidigen, wenn dies für jede Glaubensüberzeugung und nicht nur aus der christlichen Missionsperspektive gelte. Beck: „Wir dürfen nicht immer nur bei den Christen laut aufschreien und bei den anderen wegschauen.“

CDU widerspricht Beck Dem widersprach die Abgeordnete Erika Steinbach (CDU). Die Regierungskoalition setze sich für vollständige Religionsfreiheit ein. Dies könne jedoch nicht an der klaren Erkenntnis hindern, dass Christen die weltweit am intensivsten verfolgte religiöse Gemeinschaft sind. Weltweit würden über 100 Millionen Christen wegen ihres Glaubens diskriminiert. Steinbach wies auch den Vorwurf zurück, in Deutschland leide die Religionsfreiheit Not: „Jeder kann hier seinen Glauben frei leben. Der Staat schützt die Religionsfreiheit. Wenn es Übergriffe in der einen oder anderen Form gibt, dann ist das strafbar.“

Entwicklungshilfe für Christen Der Fraktionsvorsitzende der CDU/CSU im Bundestag, Volker Kauder, kündigte an, dass die Bundesregierung die Christen im

Irak finanziell unterstützen werde. Man wolle mit der irakischen Regierung über die Gewährung von Entwicklungshilfe für diese Minderheit verhandeln. So sollten Christen in Bildung, Erziehung und im Gesundheitswesen gefördert werden. Ziel müsse es sein, dass Christen im Irak wieder eine Hoffnung für ihre Heimat sehen und deshalb im Land bleiben. Kauder: „Wir lassen verfolgte Christen nicht allein.“

Christen im Irak erleben die Hölle Am Rande der Bundestagsdebatte sagte der Bischof der Chaldäisch-Katholischen Kirche in Bagdad, Shlemon Warduni, vor Journalisten, wer nicht an die Hölle glaube, solle die Christen im Irak besuchen – sie erlebten die Hölle. Immer wieder komme es zu tödlichen Attentaten. Aus Angst vor Verfolgung durch islamische Fundamentalisten verließen immer noch viele Christen den Irak. 1990 lebten 1,4 Millionen Christen im Irak, heute seien es etwa 200.000. Zwar habe die irakische Regierung versprochen, die Christen besser zu schützen, bisher sei dies aber nicht gelungen, so Warduni. So hatte es bei einer Geiselnahme islamischer Extremisten in einem Gottesdienst am 31. Oktober 58 Tote gegeben. Die Täter haben laut Warduni vor dem Zünden ihrer Sprengstoffgürtel Koranverse zitiert. Aus Angst vor Gewalttaten trauten sich immer weniger Christen, einen Gottesdienst zu besuchen. Um Christen besser zu schützen, sei Druck der internationalen Staatengemeinschaft nötig. P


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Familie aus Sachsen macht sich auf die Suche nach Jemen-Geiseln VERSCHOLLEN Die Angehörigen der vor eineinhalb Jahren im Nordjemen entführten evangelikalen Familie aus Sachsen wollen einen Aufruf in der arabischen Welt starten, um Gewissheit über ihr Schicksal zu bekommen.

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azu werden im Januar drei Familienmitglieder in die jemenitische Hauptstadt Sanaa reisen, sagte der Schwager des entführten Familienvaters Johannes Hentschel, Pastor Reinhard Pötschke (Radebeul), auf Anfrage von idea. Außer ihm und dem Vater von Johannes werde noch eine Person aus dem Freundeskreis mitkommen. Vor Ort wollen sie einen Aufruf im Fernsehen starten sowie Postkarten mit dem Bild der Vermissten verteilen, die im Jemen als Entwicklungshelfer tätig waren. Die Angehörigen erhoffen sich von der Aktion Rückmeldungen, die Aufschluss über den Verbleib der Familie geben können, die zur sächsischen Landeskirche gehört. Seit die fünfköpfige Familie im Juni 2009 verschwunden ist, gibt es von den Eltern Sabine und Johannes Hentschel, ihrem Sohn Simon und einem zudem vermissten Briten kein Lebenszeichen. Die Töchter Lydia (6) und Anna (4) kamen im Mai dieses Jahres überraschend frei. Die beiden deutschen Krankenschwestern Anita Grünwald (24) und Rita Stumpp (26) sowie die

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südkoreanische Lehrerin Um Young-Sun, die zusammen mit der Familie unterwegs waren, wurden kurz nach der Entführung erschossen aufgefunden.

Lydia und Anna genießen den ersten Schnee ihres Lebens Wie ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin gegenüber idea sagte, sei der Fall nicht abgeschlossen. Man bemühe sich weiter, den Verbleib der Sachsen zu klären. Allerdings gebe es momentan keine heiße Spur. Von Lydia und Anna, die seit ihrer Rückkehr bei einer Tante leben und dort auch Weihnachten verbringen werden, sei nur Bruchstückhaftes zu erfahren, zum Beispiel, dass der kleine Bruder Simon krank geworden sei, sagte Pötschke. Allerdings hätten die beiden sich inzwischen wieder sehr gut eingelebt. „Sie sprechen schon seit einer ganzen Weile wieder Deutsch miteinander.“ Unmittelbar nach ihrer Rückkehr hatten sie sich nur auf Arabisch unterhalten. „Und sie genießen den ersten Schnee ihres Lebens“, so der Onkel der bei-

idea Fernseh- und Hörfunk-Tipps

Von den im Jemen entführten evangelikalen Entwicklungshelfern Johannes und Sabine Hentschel aus Sachsen sowie dem kleinen Simon fehlt seit Juni 2009 jede Spur. Dagegen sind ihre beiden Töchter im Mai überraschend freigekommen.

den. Beide Kinder haben ihr gesamtes Leben im Jemen verbracht und waren immer nur im Sommer zu Besuch in Deutschland. Dass ihre Eltern verschwunden sind, wissen die Schwestern nach Pötschkes Worten. Erzählungen der beiden ließen es als höchstwahrscheinlich erscheinen, dass sie bereits kurz nach der Entführung von den Eltern getrennt wurden. P

25. Dezember – 2. Januar

FE R NSE H E N Sonnabend, 25. Dezember

Sonntag, 26. Dezember

ERF 11.00–12.00 Gottesdienstliche Feier mit Prof. Dr. Jürgen von Hagen

ERF 16.00–16.30 Der Schlunz. Teil 1 der Kinderspielfilmreihe

14.00–14.45 Die Arche Noah und das Rätsel der Sintflut. Ein Mythos gewinnt durch neuere Untersuchungen historische Realität.

19.30–20.15 Jesus XXL. Vom Zimmermann zum Superstar. Dokumentation mit Spielszenen und Interviews

10.00–10.45 Evangelischer Gottesdienst aus Westhofen mit Pfarrerin Bettina Klünemann 10.45–11.30 Arche Noah. Zeichentrickfilm aus der Sicht des Koalabären Vincent

Freitag, 31. Dezember 12.00–12.30 Himmlische Momente – Gott begegnet Menschen

11.30–13.00 Die 10 Gebote – Uraufführung eines Pop-Oratoriums

15.05–16.10 Die 10 Gebote. Entsprechen die Worte von vor 4.000 Jahren dem, wie wir sie heute auslegen?

Sonnabend, 1. Januar 10.15–11.15 Ev. Gottesdienst aus der Dresdner Frauenkirche mit Landesbischof Bohl

HÖRFUNK

Foto: privat

Sonnabend, 25. Dezember

Sonntag, 26. Dezember

9.30–10.30 Evangelischer Gottesdienst aus Rapperswil mit Pastor Reto Pelli

HR 2 10.30–11.00 Ein leises Singen der Seele. Die Spiritualität der Freude

8.30–9.00 Das Jahr, das war. Höhepunkte und Skandale in der Welt der Religionen 2010

MDR Figaro 10.00–11.00 Evangelischer Gottesdienst aus Ilmenau mit Pfarrer Stefan Wohlfahrt

NDR Info 17.05–17.30 Himmlisches Service-Team. Engel zwischen Konsum, Kitsch und Verkündigung

10.05–11.00 Ev. Gottesdienst aus Darmstadt-Wixhausen mit Pfarrerin Ksenija Auksutat

Sonnabend, 1. Januar 8.30–9.00 3 Und dennoch Gottvertrauen. Zukunft ist mehr als Prognosen NDR Info 10.00–11.00 Ev. Gottesdienst aus Hamburg mit Pröpstin Fehrs

Sonntag, 2. Januar 10.05–11.00 Evangelisch-methodistischer Gottesdienst aus Vaihingen an der Enz mit Pastor Johannes Browa 21.30–22.00 Du, meine Seele, singe. Mit Pastor Horst Marquardt

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DA S I DE A-W E I H N AC H T SR ÄT SE L

Senden Sie die Lösung bitte per Postkarte, Fax oder E-Mail an: idea, „Rätsel“, Postfach 1820, 35528 Wetzlar. Fax: 06441/915-118, E-Mail: raetsel@idea.de Einsendeschluss ist der 7. Januar 2011 (Datum des Poststempels).

Und diese Superpreise gibt es zu gewinnen: Unter den richtigen Einsendern werden verlost: 1. Preis Eine einwöchige Korsika-Reise für 2 Personen einschließlich Flug Köln/Bonn – Calvi im Wert von 1.200 Euro. Sie wohnen in einem schönen Ferien-Appartement in der Résidence Pinéa in Calvi direkt am Mittelmeer. Die Reise kann in der Zeit bis 25. Juni oder ab 3. September 2011 angetreten werden und wird von Neues Leben Reisen (Wesel) und Pinéa-Reisen (Nenndorf) gesponsert. 2. Preis Kostenlose Teilnahme an der idea-Freundeskreisreise nach Brandenburg an der Havel vom 17. bis 19. Juni 2011 3. Preis Gutschein für die Teilnahme am Kongress christlicher Führungskräfte vom 24. bis 26. Februar 2011 in Nürnberg ideaSpektrum 51/52.2010

4. Preis 5. Preis 6. Preis 7. Preis 8. Preis 9. Preis 10. Preis

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Wuppertaler Studienbibel Holzspiel mit magnetischer Kraft (WeyKick) Der große illustrierte ADAC-Weltatlas Armbanduhr aus der ideaSpektrum Edition Aral Tankgutschein im Wert von 25 Euro Aral Tankgutschein im Wert von 15 Euro DVD Film: Treffpunkt Gipfelkreuz, Brunnen Verlag

Außerdem verlosen wir drei Exemplare des Buches „Kreuz und quer gerätselt“ (SCM Hänssler) unseres Rätselautors Hanno Nell unter allen Teilnehmern. Die Gewinner werden in ideaSpektrum Nr. 3/2011 bekanntgegeben. hänssler


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DI E C H R I ST E N DE S JA H R E S

Christen des Jahres 2010 VORBILDER Wer hat im Jahr 2010 couragiert und überzeugend seinen christlichen Glauben gelebt? Es dürften viele sein! Die idea-Redaktionen in der Schweiz und in Deutschland haben einige wenige von ihnen ausgewählt und stellen sie in Kurzporträts vor.

Der Politiker des Jahres Kein anderer christlicher Politiker in der Schweiz gab 2010 so viel zu reden wie Nationalrat Werner Messmer. Er war es, der seine Freisinnig-Demokratische Partei (FDP) mitten in der heftigen Auseinandersetzung um den Schweizer Bankenplatz von einem „sauberen Finanzplatz Schweiz“ zu überzeugen verMessmer mochte. In der Tagesschau des Schweizer Fernsehens vom 1. Februar sagte er klar: „Wir können uns die bisherige Finanzplatzstrategie nicht mehr leisten.“ Damit brachte er nicht nur in seiner Partei eine politische Lawine ins Rollen. Die FDP einigte sich auf eine „Weissgeld-Strategie“ und provozierte dann auch im Bundesparlament ein starkes Umdenken im Kampf gegen die Steuerhinterziehung. Messmer wurde gerade als Christ öffentlich oft verspottet. „Der fromme Baumeister bekehrt die FDP“, schrieb der einflussreiche „Tages-Anzeiger“. Doch der 65-jährige Politiker blieb besonnen und souverän. Den Umgang mit Medien war er ohnehin gewohnt: Nach zwanzig Jahren trat er im Sommer als Präsident des ERF Schweiz zurück. Er hatte massgeblich dazu beigetragen, das wichtigste christliche Medium des Landes national zu verankern: 1995 startete die wöchentliche Fernsehsendung „Fenster zum Sonntag“ und 2005 das christliche Radio „Life Channel“. Vermehrt trat Messmer in diesem Jahr auch als überzeugender Referent der IVCG (Internationale Vereinigung Christlicher Geschäftsleute) auf. Im Hauptberuf amtet er aber weiterhin als Präsident des einflussreichen Schweizerischen Baumeisterverbandes. Harte Verhandlungen sind ihm nicht fremd. Doch auch die Gewerkschaften würdigen ihn als zwar harten, aber fairen und glaubwürdigen Verhandlungspartner. Messmers Bilanz nach einem anforderungsreichen Jahr: „Je mehr ich meinen Herrn freimütig bekenne, umso mehr bekennt er sich zu mir. Darum ist das Bekenntnis zu Jesus zu einem ganz natürlichen Bestandteil meines Lebens geworden.“ Andrea Vonlanthen

Die Wohngemeinschaft des Jahres Die Wohngemeinschaft 331 aus Zürich gewann dieses Jahr den «M-Budget-Wettbewerb» der Migros-Genossenschaft. Dieser wurde zum ersten Mal ausgeschrieben. Die WG überzeugte mit einem kreativen Videospot, in dem sie die Stadt Zürich «m-budgetiete» – sie verschenkte unzählige Produkte der Migros-Eigenmarke. Aufgefallen sind sie aber vor allem auch durch ihr klares Bekenntnis zum christlichen Glauben in den Medien. Dieser ist einer der ausschlaggebenden Gründe, weshalb die WG überhaupt am Wettbewerb teilnahm. Sie wollte die Möglichkeit nutzen, als aufgestellte Christen Zeugnis zu sein. Das Anliegen der WG ist es, «Reich Gottes auf- und Vorurteile abzubauen». Diese Vision lebt sie auf authentische und kreative Art und Weise. So will sie auch den Gewinn des Wettbewerbes – die Jahresmiete ihres Hauses mitten in Zürich – nicht für sich behalten. „Wir haben alles, was wir brauchen, und werden den Gewinn deshalb spenden oder ein eigenes Projekt mit gutem Zweck auf die Beine stellen“, sagen die WG-Leute. Stefanie Niederhäuser WG 331

Der Missionar des Jahres Er gilt als „Vater der vergessenen Kinder“: Charles M. Mully hat in seinem Heimatland Kenia mit seiner Frau Esther eines der grössten christlichen Hilfswerke für Strassenkinder aufgebaut. Der 60-Jährige wurde selbst als Sechsjähriger von seinen Eltern verlassen und musste sich durchschlagen. Mit 17 Jahren wurde er bei einer Evangelisation Christ. Danach stieg er zum millionenschweren TransportideaSpektrum 51/52.2010


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und Versicherungsunternehmer und Gemeindeältesten in Eldoret auf. 1986 kam die Wende: Strassenkinder stahlen sein Auto. Mully reagierte ungewöhnlich: Er fühlte sich berufen, diesen Kindern zu helfen. Nach und nach verkaufte er sein Unternehmen, und am 17. November 1989 gründete er das Hilfswerk Mully Children’s Family (Mullys Kinderfamilie). Heute kümmert es sich an sechs Standorten um Strassenkinder, Waisen, straffällige und körperbehinderte Kinder, junge Mütter, Prostituierte, HIV-Infi zierte und Aids-Waisen. Sie erhalten neben Kleidung und Nahrung vor allem Bildung. Mehr als 7.000 frühere Strassenkinder haben die Schulen des Werks erfolgreich absolviert. Mehr als 100 studieren im In- und Ausland. Die Schulen zählen zu den besten des Landes. Das Karate-Team ist OstafrikaMeister. Wert legen Mully und seine Frau auch auf geistliche Bildung. Ein Missionsteam ist regelmässig unterwegs. Das Werk finanziert sich zu 45 % selbst. Dazu trägt vor allem die Landwirtschaft bei. Ein Ziel steht für Mully im Zentrum: „Die Liebe Christi mitteilen und den bedürftigsten Kindern Ostafrikas Hoffnung geben“. (wp) Kontakt: Tel.: 07072-922306, Mulli www.mully-childrens-family.net)

Die verfolgte Christin des Jahres Nichtiger Anlass mit todbringenden Folgen: Weil sie muslimischen Feldarbeiterinnen einen kühlen Trunk reichte, soll die pakistanische Christin Asia Bibi sterben. Die in einer Obstplantage beschäftigte Tagelöhnerin war am 19. Juni 2009 im Dorf Itanwali verhaftet worden. Die 45-Jährige hatte angeblich den Islam beleidigt. Was war passiert? Bibi hatte auf Geheiss eines Landwirts Wasser für die Feldarbeiterinnen geschöpft. Sie weigerten sich zu trinken, weil das Gefäss von einer Christin berührt und damit „unrein“ geworden sei. Aufgebrachte Muslime schleppten sie zu einer Moschee. Dort sollte sie ihrem Glauben abschwören. Als sie sich weigerte, wurde sie geschlagen und vergewaltigt und dann der Polizei übergeben. Am 8. November 2010 verurteilte sie das Oberste Gericht in Lahore aufgrund des Blasphemiegesetzes zum Tode. Seither ist ihr Schicksal noch unsicherer: Ein Gnadengesuch an Pakistans Staatspräsident Asif Ali Zardari ist noch anhängig. Ein Imam hat eine Kopfprämie von umgerechnet 4.870 Euro für ihre Tötung ausgesetzt. Selbst hinter Gittern ist Bibi nicht davor sicher, gelyncht zu werden. Nach Informationen der Internationalen Gesellschaft für Bibi Menschenrechte (IGFM) wurde sie ideaSpektrum 51/52.2010

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deshalb vorläufig freigelassen und befinde sich im Untergrund bei ihrer Familie. Andere Quellen gehen davon aus, dass sie noch in einem Gefängnis sitzt. Bereits im Oktober 2009 hatten die IGFM und idea Bibi als „Gefangene des Monats“ benannt und zur Unterstützung für sie aufgerufen. Gebete sind nötiger denn je. (wp)

Die Märtyrerin des Jahres Sie wollte helfen und fand den Tod. Die 35-jährige Daniela Beyer aus Chemnitz war für das christliche Hilfswerk „International Assistance Mission“ (IAM) in Afghanistan als Übersetzerin tätig. Dann wurde sie am 5. August zusammen mit sechs US-Amerikanern, einer Britin sowie zwei Afghanen erschossen in der Nähe ihres Fahrzeugs aufgefunden. Die Gruppe befand sich auf dem Rückweg von einem medizinischen Einsatz im Nordosten Afghanistans nach Kabul. Bis heute gilt der Fall als nicht aufgeklärt. Die meisten Beteiligten – darunter die IAM – gehen aber davon aus, dass es sich nicht um einen Raubmord gehandelt hat. Ein Taliban-Sprecher – Zabiuzllah Mujahid – hatte schliesslich nach der Ermordung erklärt: „Es waren christliche Missionare, und wir töteten sie alle.“ Die Pfarrerstochter Daniela Beyer studierte zunächst in Leipzig Englisch und Russisch, machte zudem einen Abschluss als Deutschlehrerin für Ausländer. Anschliessend absolvierte sie ein theologisches Studium an der britischen Universität in Gloucestershire. 2007 reiste Beyer erstmals nach Afghanistan, wo sie die Landessprachen Dari und Paschtu erlernte. Im Juli wurde sie schliesslich von ihrer ehemaligen IAM-Kollegin, der britischen Ärztin Karen Woo, gebeten, bei einem Projekt mitzuarbeiten: Mit einem internationalen Team reisten sie in die Region Badachschan im Nordosten Afghanistans, um die dortige Bevölkerung medizinisch zu behandeln. Beyer half beim Übersetzen – zum letzten Mal in ihrem Leben. Am 20. August wurde die junge Christin in ihrer Heimatgemeinde unter grosser Anteilnahme beigesetzt. Der sächsische Landesbischof Jochen Bohl würdigte die Verstorbene in einer Ansprache: „Das Liebesgebot war Danielas Antrieb. Es ist gut, sehr gut, dass sich Menschen rufen lassen, um ihren fernen Nächsten zu dienen. Dafür sind wir ihnen zu Dank verpflichtet!“ (mp)

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Der Pastor des Jahres Als Pastor des Jahres wurde von der deutschen idea-Redaktion Ulrich Rüss aus Hamburg erkoren, der Vorsitzende der Konferenz Bekennender Gemeinschaften in den eva ngelischen K irchen Deutschlands. Zum Hintergrund: Als im Westen Deutschlands in den 60er Jahren die bibelkritische Theologie und infolge der 68er Studentenrebellion auch eine Politisie- Rüss rung der Kirche immer mehr um sich griffen, gründeten theologisch konservative Protestanten überall bekennende Gemeinschaften, die sich 1970 zu einem Dachverband zusammenschlossen. Zeitweise war der Leitungskreis der Konferenz derart gewichtig, dass er in den Medien als Alternative zur Leitung der Volkskirche – dem Rat der EKD – betrachtet wurde. Um die Konferenz ist es freilich seit den 90er Jahren sehr still geworden. Das hat sich geändert, seit 2002 Ulrich Rüss Vorsitzender dieser Sammlung von über 10 Gruppen geworden ist. Besonders in diesem Jahr ist Rüss eine gewichtige Stimme der geistlichen Opposition zu einseitigen kirchlichen Stellungnahmen gewesen. Da, wo manch andere Evangelikale sich nicht zu äussern wagten, erhob er so klar, verständlich und überzeugend seine Stimme, dass auch Tages- und Wochenzeitungen ihn 2010 so oft zitierten, wie es der Konferenz in den letzten 20 Jahren nicht passiert ist. Ob es um die Verharmlosung von PID wie des Islams, die Geringschätzung der Ehe oder Irrlehren beim Ökumenischen Kirchentag ging: Rüss bezog Position von biblischer Warte aus. Seine Hauptbotschaft an die neue Leitung der EKD: „Die evangelische Kirche braucht ein verstärktes Christusprofil, weniger Anpassung an den Zeitgeist und weniger Politisierung.“ Der 67-jährige Pfarrer war bis vor zwei Jahren Pastor der St. Johanneskirchengemeinde in Hamburg-Eppendorf. Seine Gottesdienste zählten zu den bestbesuchten in der Hansestadt überhaupt. (hema)

Der Journalist des Jahres Unter den jungen bekennenden Christen in der katholischen und in den evangelischen Kirchen gibt es Talente, Könner, sogar Genies – aber niemand führte sie bisher zusammen. Ein grosses Potenzial blieb so ungenutzt, wusste doch kaum einer vom anderen. Das wurmte den Hauptstadtkorrespondenten der ARD für „Tagesschau“ und „Tagesthemen“, Markus Spieker. Im Juni gelang es ihm, 100 Pioniere zwei Tage im Gästehaus der Spieker

Evangelischen Akademie Berlin zu diesem Gipfeltreffen der besonderen Art, „20x10“, zu versammeln. Die meisten Teilnehmer waren unter 30. Unter dem Motto „Gott lieben. Welt bewegen“ entstand ein informelles Netzwerk. Höhepunkt des Treffens junger Christen bildete ein langes Interview mit einem 83-Jährigen – dem wohl bedeutendsten christlichen Philosophen unserer Tage: Prof. Robert Spaemann. Die jungen Leute applaudierten ihm im Stehen. Das Treffen motivierte die frommen Spitzenkräfte, mehr zusammenarbeiten. Und das dank der Initiative des Journalisten Markus Spieker sowie der Mit-Organisatoren Dr. Gabriele Spieker und Thorsten Alsleben. Sponsor ist der Kongress christlicher Führungskräfte gewesen. Der 40-jährige Historiker Spieker, der in Giessen und Los Angeles studierte und über das Thema „Hollywoodfilme im Dritten Reich“ promovierte, hat derweil ein neues Buch geschrieben, „Mono: Lust auf Treue“. Erscheinungstermin: Valentinstag (14. Februar). Bei dem Thema vermutlich wieder ein Bestseller wie schon sein letztes Buch „Faithbook: Ein Journalist sucht den Himmel“. (hema)

Der Verleger des Jahres Karlheinz Kern hat einen aussergewöhnlichen Lebensweg: Mit 14 begann er als Schriftsetzerlehrling im Verlag St. Johannis-Druckerei in Lahr bei Offenburg. Mit 48 wurde er Verlagsleiter. Aus „St. Johannis“ wurde einer der erfolgreichsten christlichen Verlage. Einen absoluten Verkaufsschlager landete Kern 2005/6 mit Peter Hahnes Buch „Schluss mit lustig“, von dem mehr Kern als 800.000 Exemplare über den Ladentisch gingen. Auch andere Prominente gewann Kern als Autoren, wie den früheren baden-württembergischen Ministerpräsidenten Erwin Teufel oder Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble. Bei „St. Johannis“ war Kern freilich stets nur Angestellter. Als das Unternehmen 2009 von einer extrem charismatischen, aber wirtschaftlich unfähigen Familie aufgekauft wurde, ging es in wenigen Monaten bergab: leere Versprechungen, chaotische Mitarbeiterführung und kein Geld. Das Unternehmen musste im Frühjahr dieses Jahres Insolvenz anmelden. Kern wurde kurz vor seinem 65. Geburtstag arbeitslos, wie 77 andere Mitarbeiter auch. Andere würden jetzt verbittern, der fromme Kern nicht: Er gründete im Juli einen eigenen Verlag, die mediaKern GmbH. Nach Worten Kerns war die Entscheidung Peter Hahnes, seine christlichen Bücher nur bei ihm zu verlegen, ein wichtiger Meilenstein für seinen Entschluss gewesen. Der Traditionsverlag St. Johannis wurde schliesslich im September von der Stiftung Christliche Medien übernommen. (hema) P ideaSpektrum 51/52.2010


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In bewegten Zeiten von guten Mächten geborgen LIEDERMACHER Er ist einer der großen Pioniere moderner christlicher Musik im deutschsprachigen Raum: der Liedermacher, Komponist und Produzent Siegfried Fietz. Der 64-Jährige komponierte über 4.000 Melodien und nahm mehr als 200 Platten auf. Zudem schrieb er Musicals und Oratorien – unter anderem über Petrus, Paulus und Maria. Weithin bekannt ist Fietz’ Vertonung des Bonhoeffer-Textes „Von guten Mächten wunderbar geborgen“. Anfang nächsten Jahres erscheint die erste Biografie über Fietz. idea druckt exklusiv Auszüge aus dem Buch „Siegfried Fietz – Von guten Mächten und bewegten Zeiten“ von Jan Vering, das bei Gerth Medien erscheint. „Meine größte Liebe war immer die Musik. Alles andere zählte eigentlich nicht“, sagt Siegfried Fietz im Rückblick auf seine Kindheit. Musik war für den Drei-, Vierjährigen vor allem das, was der Vater mit der Geige machte. Oder was in der Gemeinde gesungen wurde. Und: Musik kam aus dem Radio. Der Apparat war bei Familie Fietz übrigens gegen Ende der 50er Jahre – da war Siegfried dann schon 12, 13 Jahre alt – vorwiegend auf „Radio Luxemburg“ oder „Trans World Radio“ eingestellt. Denn über deren Mittelwellen sendeten das „Missionswerk Werner Heukelbach“ oder der frisch gegründete „EvangeliumsRundfunk“. „Ansonsten hörte Vater wohl noch die Nachrichten. Aber Unterhaltungssendungen gehörten nach Meinung unserer Eltern nicht zu den Dingen, die Kinder brauchten.“ Kino gab es zwar auch vor Ort, aber das war „weltlich“, also ebenfalls nichts für Fietzens. Aber diese Geige! „Ich saß auf einem Holzbänkchen meinem Vater zu Füßen, wenn er spielte. Mit etwa fünf Jahren hatte ich mir genug abgeguckt, um das Instrument selbst zu versuchen. Wir besaßen eine zweite Geige. Noten kannte ich keine, aber ich hatte beim Vater genau hingeschaut und hingehört.“

Foto: privat

Bis morgens um vier spielte er Orgel Es war eine überschaubare, fromme, klar strukturierte Welt, in der Siegfried und seine drei Schwestern aufwuchsen. „Meine Eltern waren 1946, in meinem Geburtsjahr, als Flüchtlinge aus Ostpreußen im Wittgensteiner Land angekommen. Sie landeten in Aue-Wingeshausen bei Bad Berleburg, weil da schon eine Schwester meiner Mutter wohnte“, berichtet er. „Als ich fünf war, sind wir nach Hilchenbach (ins nahe Siegerland) umgezogen, weil die Großmutter einen kleinen Lastenausgleich für die in Ostpreußen verlorenen Ländereien bekommen hatte. Mit dem Geld konnte das eigene Haus angezahlt werden.“ Die Musik, an der er sich zuerst orientierte, waren die Songs seiner Familie. Bei Fietzens wurde viel gesungen, zum Beispiel beim Abspülen nach dem Mittag- und Abendessen oder beim gemeinsa-

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Liedermacher Siegfried Fietz mit Astronaut James Irwin (l.) 1991

men Kartoffelentkeimen im Keller. „Erweckliches Liedgut“ erklang da, das mit volksliedhaft einfachen Melodien biblische Texte oder christliche Glaubenserfahrungen transportierte. Als Achtjähriger verzog sich Siegfried oft stundenlang mit seiner Gitarre außer Hör- und Sichtweite. Zur Gitarre kam bald die Flöte, dann auch eine Mundharmonika. Eigentlich interessierte diesen Knaben alles, was irgendwie Musik machte. Ab dem 17. Lebensjahr nahm Siegfried dann auch noch Klavierunterricht. Und als Siegfried gerade 18 geworden war, ergab sich im Kirchenkreis Siegen dann plötzlich die Möglichkeit, den C-Schein als Kirchenmusiker zu machen. Das bedeutete: Orgelspielen lernen. „Es kam vor, dass mich der Pfarrer morgens um vier aus seiner Kirche verscheuchte, wo ich immer noch Orgel übte. ,Du treibst Raubbau an deiner Gesundheit’, mahnte er mich – aber darauf hörte ich nicht. Musik war mein Leben, außer der Arbeit gab es nichts anderes für mich.“

Kanaanäisch – aber von Herzen Zuerst war da ein Gitarrenchor, der einmal wöchentlich in einem Hilchenbacher Altersheim probte. Dann kam ein zweiter in Müsen dazu. Zehn bis zwanzig Mädchen, kaum Jungs, zumeist Schülerinnen und junge Auszubildende. Alle


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Mit 12 (1958): Siegfried mit Gitarre vor dem Elternhaus (hinter ihm Mutter, Vater und Schwester Marlies)

Siegfried Fietz alias Manuel Thaler in den 70er Jahren

mit einer Gitarre auf dem Schoß. Ein christlicher Jugendkreis mit Freude am schönen Klang; gesungen wurde meistens zweistimmig. Ab und zu gab es Einladungen zur Mitgestaltung einer Bibelwoche, eines Gottesdienstes, kurze Auftritte vor Seniorenkreisen oder auf einem Krankenhausflur in der Umgebung. „So allmählich dämmerte mir, dass viele unserer Altersgenossen gar nichts anfangen konnten mit jener Art von Musik, mit der ich aufgewachsen war“, sagt Fietz. Sie verstanden nämlich die heiligen Worte nicht. In ihren Ohren klang das, was Generationen vor ihnen als ihren Glaubensausdruck geprägt hatten, kitschig, unfreiwillig komisch oder schlichtweg unglaubwürdig. „Kanaanäisch“, lautete ein treffendes Spottwort für jene christliche Insidersprache, die sich vor allem in Liedtexten ballte. Fietz brachte es später einmal auf folgende Formel: „Wenn veraltete Formen Menschen daran hindern, das Evangelium zu begreifen, dann liegen nicht die Menschen falsch – falsch sind solche überholten Formen. Sie müssen verändert werden.“ Beim „Fietz-Team“ gab es E-Gitarre, E-Bass, Schlagzeug, sogar eine Philicorda (die ziemlich schräg klingende Großmutter aller heutigen Keyboards). Musikalisch bewegte sich das Repertoire zwischen Pop-Schlager, Beat und Chanson. Ob Siegfried es wollte oder nicht: Im heimischen Siegerland mit seiner tief pietistischen Tradition löste er heftige Debatten aus. Andererseits: Die Einladungen zu Auftritten häuften sich. Wochenende für Wochenende war das „Fietz-Team“ inzwischen auf Achse, sorgte für Großandrang bei Jugendabenden in Essen und Stuttgart, Bremerhaven und Reutlingen. Auch das Medienecho war heftig und meistens positiv. Eine christliche Band, das galt damals als Neuheit, das war aufregend.

„Ein katholisches Mädchen? Da ist kein Segen drauf!“

Schockwellen in der Christenwelt: „Paulus-Oratorium“ Als Siegfried Fietz 1973 sein erstes „Paulus-Oratorium“ unter dem Titel „Lass dir an meiner Gnade genügen“ vorlegte, gingen Schockwellen durch die Christenwelt. Wellen der Begeisterung und Wellen der Empörung. „Was erlaubt sich dieser fromme Pop-Heini?!“, tönte es aus Kirchenmusikerkreisen. „Stark, authentisch, großartig“, so das weitaus kräftigere Echo aus Gemeinden aller Couleur, die hungrig waren nach neuem, musikalisch interessantem Material. Das „Paulus-Oratorium“ war „ganz großes Kino“, und das ist beinahe wörtlich zu verstehen. Diese 20 Fietz’schen Kompositionen, die sich da in knapp 50 Minuten entfalteten, waren so dramatisch auf den Punkt gebracht und manchmal so üppig schwelgend wie erstklassige Filmmusik.

Seine Frau Barbara lernte Siegfried bereits als Jugendlicher kennen. Sie wohnte in Hilchenbach, in derselben Straße wie Familie Fietz. Allerdings: Das Echo auf das „Klick“ zwischen den beiden jungen Liebenden fiel in beiden Familien erst einmal negativ aus. „Bei Jansens hieß es: ,Du kannst dich doch um Gottes willen nicht mit einem Musiker einlassen.‘ Ihr Vater hegte noch längere Zeit die Vorstellung, ich könne doch seine Fahrschule übernehmen, damit seine Tochter nicht in eine unsichere Künstlerexistenz hineingeriete. Und bei Familie Fietz lautete die größte Sorge: ,Ein katholisches Mädchen, oh, Junge, da ist kein Segen drauf, das kann nicht gut gehen!‘ Wobei einige Leute wohl heute noch darauf warten, dass unsere Verbindung scheitert oder – in ihren Augen wäre das vermutlich noch schlimmer – dass ich katholisch werde. Dabei bin ich längst katholisch, genauso wie ich evangelisch bin.“ Sie trat damals um seinetwillen aus der römisch-katholischen Kirche aus und in die Evangelische Landeskirche ein. Er verließ die Freie evangelische Gemeinde und wurde ebenfalls Mitglied der Landeskirche. „Damals dachte ich, wir träfen uns in der Mitte. Heute weiß ich erst, was ich Barbara damit angetan habe, dass sie ihre katholische Heimat verlassen musste. Sie war ein gläubiges Mädchen, tief verwurzelt in ihrer Kirche. Und plötzlich stand sie vor dem Amtsgericht, um ihren Kirchenaustritt zu erklären. Dafür bin ich bis heute in ihrer Schuld.“

Als er es unter dem Pseudonym „Manuel Thaler“ versuchte Im Jahr 1972 tauchte in der deutschen Schlagerbranche ein neuer Name auf: Manuel Thaler. Ein magerer, hochgewachsener junger Mann mit langen rotbraunen Haaren, der opulent produzierte Songs der Sorte „Jeder Sonnenstrahl ist ein Versprechen“ oder „Glaub an das Leben“ unters Volk brachte. Die Songs waren gängige Schlagerware mit weich gespülten Lebenshilfebotschaften, munter, nett und harmlos, allerdings musikalisch besser als das meiste, was damals sonst so über die Rundfunkwellen schwappte. Wer genau hinschaute, konnte in „Manuel Thaler“ den 26-jährigen Siegfried Fietz erkennen. Was war geschehen? Siegfried Fietz erinnert sich: „Ich merkte, dass wir mit unseren Produktionen kein neues Publikum erreichten. Wir hatten immer argumentiert, wir wollten ,an den Hecken und Zäunen‘ Leute einladen, die sonst nicht in unsere christlichen Häuser kämen. Aber tatsächlich hatten wir immer die gleichen Zuhörer. Wir drehten uns im Kreis, im

Fotos: privat

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Familie Fietz in den 80ern

frommen Kreis. Das juckte mich, deshalb schickte ich meine Londoner Produktion (,Weiße Wolke‘) an verschiedene große Plattenfirmen.“ Siegfried wurde zu Vorstellungsgesprächen eingeladen. Ergebnis: ein Fünfjahresvertrag bei der CBS mit der Option auf eine LP pro Jahr. Fietz war begeistert. Endlich würde er seine sorgsam produzierten christlichen Songs, auf deren Marktfähigkeit er so viel Wert legte, einem „normalen“ Publikum präsentieren können. „Sicher, das können Sie, das sollen Sie“, sagten ihm die Plattenbosse. „Aber wir wollen doch bitte behutsam vorgehen. Zuerst einmal müssen wir Sie als Marke etablieren. Da wollen wir doch niemanden mit zu viel Botschaft verschrecken. Produzieren Sie deshalb erst einmal Songs, die Ihr Anliegen etwas leiser transportieren. Ein positives Lebensgefühl ist doch auch eine schöne Sache. Ist das nicht eigentlich auch ein Ziel des Christentums? Und später, wenn Sie dem Publikum ein Begriff sind, dann sehen wir weiter.“

Auf der Bühne mit Heino Pseudonyme waren an der Tagesordnung – Roy Black hieß eigentlich Gerhard Höllerich und Rex Gildo hätte unter seinem wirklichen Namen, Ludwig Franz Hirtreiter, wohl kaum Karriere gemacht. Deshalb also „Manuel Thaler“ – den neuen Namen hatten die Marketingprofis bei CBS ersonnen. „Ich merkte bald, dass das Ganze nicht funktionierte und dass sie mich nie die Songs singen lassen würden, die mir wirklich wichtig waren. Ich war ein Kunstprodukt, lief wie auf Zehenspitzen durch eine Schlagerwelt, in der ich nicht zu Hause war. Bei einer Sendung stand ich neben Heino und Jürgen Drews, um meine Songs 'Wenn ich ein Sonntagskind wär' und 'Ich liebe dich und du liebst mich' zu singen, schwante mir: Das stimmt ja alles nicht, das bin ich gar nicht, ich betrüg die Leute.“ Als er etwa ein Jahr nach Beginn der Manuel-Thaler-Zeit spätabends nach Hause kam und Barbara erzählte, dass er am nächsten Tag eine musikalische Sangesperle mit dem Titel 'Oh Pepita, komm heut Nacht' aufzunehmen habe, sagte sie ihm das, was er längst selbst spürte: „Siegfried, mach Schluss damit.“

Erst Toupet, dann Rauschebart „Mit etwa 20 begann ich, meine Haare zu verlieren“, berichtet Siegfried Fietz. „Das war schlimm damals, denn 1966, als wir gerade mit dem ‚Fietz-Team‘ durchstarteten, waren lange Haare unbedingt angesagt. Alle ließen sich Mähnen wachsen, nur mir ging die Substanz flöten. Mit ideaSpektrum 51/52.2010

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Jan Vering: Siegfried Fietz Von guten Mächten und bewegten Zeiten. Gerth Medien, 2011, 16,99 € (ca. 21,99 sFr), 256 Seiten

23 habe ich mir dann ein kleines Toupet gekauft. Den Tipp hatten mir meine Bandkollegen gegeben. ,Na also‘, hieß es, als ich zum ersten Mal damit ankam, ,endlich siehst du vernünftig aus.‘“ Es war ein ziemlich brav frisiertes Teilchen, das Siegfried sich nun täglich auf den Kopf stülpte. So flott der junge Liedermacher sich nun auch auf der Bühne fühlte – jenseits der Auftritte brachte ihn der künstliche Fiffi manchmal in Schwierigkeiten. „Wir schliefen ja bei unseren Einsätzen damals meistens in Privatunterkünften, in Pfarrhäusern oder so. Ich weiß noch, wie ich nachts in meinem Zimmer, wo ich das Toupet abgesetzt hatte, verzweifelt darauf lauerte, dass auf dem Flur endlich Ruhe war, damit ich ins Badezimmer konnte. Und dann ging plötzlich das Flurlicht an, und jemand stand mir gegenüber, der mich nicht erkannte und vor Schreck aufschrie.“ Was natürlich umgehend die übrigen Hausbewohner aktivierte, die dann allesamt Siegfried „oben ohne“ erlebten. 1974 war Schluss damit. „Ich hatte ein Konzert irgendwo bei Limburg. Ich rief den Pfarrer an und fragte: ,Weißt du, dass ich ein Toupet trage?‘ Er wusste das nicht. ,Ich will das nicht mehr tragen, ich fühle mich nicht wohl damit; ich will den Leuten so gegenübertreten, wie ich wirklich bin, ohne aufgesetzte Gags. Hast du was dagegen, wenn ich heute Abend anders komme, als das Publikum mich von den Plakaten und Plattencovern kennt?‘ Er sagte: ,Komm, wie du willst.‘ Während ich dann meine Anlage aufbaute, waren schon ein paar Leute da, aber niemand erkannte mich. Als ich später auf die Bühne kam, habe ich den Menschen erklärt, dass ich ihnen nicht länger etwas vormachen wollte. Und erstaunlich, es gab kein böses Wort, niemand machte Witze über mich – es ging ganz reibungslos.“

„Meine Botschaft kommt heute nur noch von innen“ Siegfried hat dann aus dem Mittelhaupthaarmangel seinen eigenen Look gemacht: Es gab eine Rauschebartzeit, eine Epoche mit lang wallendem Seitenhaar, manchmal trug er auch beides gleichzeitig. Inzwischen mag er’s kurz. Und amüsiert sich über die Zeiten, als Haare so wichtig waren, weil sie eine Botschaft bedeuteten. „Meine Botschaft kommt heute nur noch von innen. Wesentlich ist nicht, wie es auf dem Kopf aussieht, sondern darin.“ P


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BI BL I SC H E S N E U E R Z Ä H LT

Von heute an wird alles anders WEIHNACHTEN – MAL ANDERS ERZÄHLT Eine Geschichte, die wir seit der Kindheit ken-

Joel brach sich ein Stück des runden Gerstenbrots ab und steckte es in den Mund. Sein Freund Ruben sah über die Schafherde. Er blies sich Luft in die Hände und rieb sie aneinander, um sie zu wärmen. „Das Brot isst du noch? Das ist doch fünf Tage alt!“ Joel kaute. „Neues kostet Geld.“ Natürlich hatte Ruben recht. Das Brot schmeckte alt, muffig. Morgen würde es Schimmel ansetzen. „Weizenbrot müsste man essen können, wie die Reichen.“ „Oder Kuchen, hast du mal Zimtkuchen gegessen?“ „Mein Schwager arbeitet im Palast“, sagte Joel, „ich kenne Zimtkuchen.“ Bei jedem Wort, das er sprach, standen ihm Dampfwölkchen vor dem Mund. Im Schein des Feuers schimmerten sie silbrig. Sterne übersäten den Himmel. Es war eine von diesen frostigen, endlosen Nächten, die er das ganze Jahr über fürchtete. Zum Herbstbeginn war er von den Höhen herabgezogen mit der Herde, hier in den Niederungen nahe Bethlehem hatte es noch Gras gegeben. Die Wochen, bevor er die Schafe in ihren Winterstall brachte, gehörten zu den härtesten im Jahr. Joel zog sich den Wollmantel höher zum Kinn hinauf. Er war zu dünn, um die beißende Kälte fernzuhalten. „Goldschmied müsste man sein, oder Sandalenmacher“, sagte Ruben und lehnte sich auf seinen Hirtenstab. „Das sind Berufe, da verdienst du was. Und du hast Ansehen. Wer will schon einem von uns seine Tochter zur Frau geben? Ich hab’s aufgegeben, sage ich dir, ich heirate nicht mehr.“ „Dafür haben wir was zu erzählen. Was kann so ein Sandalenmacher seiner Frau schon sagen? Wir kämpfen gegen Wölfe, Schakale oder Bären! Das bewundern die Frauen.“ „Unsinn. Wenn dich ein Wolf beißt, bewundert dich keine Frau. Frauen wollen Sicherheit. Ein stinkender Hirte gibt ihr die nicht. Wir sind die Letzten im Volk, die Dummen. Gott hat uns Hirten verlassen, Joel.“ Wahrscheinlich hatte Ruben recht. Sie hüteten den Besitz reicher Leute und wurden jämmerlich bezahlt. „Einen Trost gibt es: Unter uns stehen noch die Sklaven.“ „Ach, die haben’s besser als wir! Die müssen nachts nicht arbeiten. Und sie haben einen richtigen freien Tag in der Woche. Was denkst du, warum man uns für einen Hungerlohn die Schafherden anvertraut? Weil ein Sklave teurer ist als wir. Der kriegt gutes Essen und hat einen

Schlafplatz im Haus, und wenn er krank ist, wird er versorgt, das kostet. Wer kümmert sich um uns?“ „Du jammerst wie ein Greis. Kannst dich doch verkaufen als Sklave, wenn dir das lieber ist.“ „Das machen viele“, sagte Ruben, „lach da nicht drüber. Ein alter Freund von mir hat es gerade getan. Ist besser als zu hungern.“ Unruhe entstand unter den Hunderten Schafen. Näherte sich ein Wolfsrudel? Joel, Ruben und die anderen hatten ihre Herden für die Nacht zusammengebracht, damit wenigstens ein paar von den Hirten schlafen konnten. Aber es waren zu viele Tiere. Das Gebiet, das die hüfthohen Mauern umgrenzten, war zu klein für sie. Dass Schafe innerhalb und außerhalb der Mauern ruhten, machte es nicht gerade leicht, sie im Blick zu behalten. Joel kniff die Augen zusammen. Er konnte keinen Schatten sehen und auch nicht ausmachen, wo die Unruhe am stärksten war. „Was ist das ...?“ „Nichts, wahrscheinlich. Einer von deinen Böcken hat angefangen zu drängeln, und jetzt schieben sie sich alle.“ Ruben stieß ihm die Faust gegen die Schulter.. Am Morgen würde jeder der Hirten aufbrechen und seine Tiere mit lauten Rufen fortführen. Die große Herde würde sich aufteilen, jedes Schaf wusste, welcher Stimme es zu folgen hatte. Wenn nur der Morgen endlich kam! Joel rieb sich die Oberarme. Er fror erbärmlich, und er war müde. Eine seltsame Stille legte sich über die Schafe. In die Stille hinein meinte er, Musik zu hören, leise, wie von einem entfernten Fest. Er sah sich um. Nirgendwo war eine Festgesellschaft zu sehen. Plötzlich wurde es hell. Ein Geschöpf erschien vor ihnen, mit prächtigen weiten Flügeln und strahlendem Gesicht. Die anderen Hirten, die geschlafen hatten, schreckten hoch. Joel warf sich zu Boden. „Habt keine Angst“, sagte das Wesen. „Die Nachricht, die ich euch bringe, ist eine große Freude! Euch ist heute der Retter geboren, der Messias, auf den ihr schon so lange wartet. Geht nach Bethlehem, ihr findet ihn dort: ein Kind in einer Krippe.“ Joel wagte es, kurz den Kopf zu heben. Der Himmel füllte sich mit Abertausenden geflügelter, leuchtender Wesen, und Musik war da, eine Melodie, wie er sie noch nie gehört hatte, vieltönig aus wunderbaren Instrumenten. Die Engel

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nen – und doch ist sie kaum zu fassen: Gott lädt ausgerechnet Hirten zur Geburt seines Sohnes ein. Jesus kommt in ihrem Milieu zur Welt: in einem Stall. Dazu eine Auslegung des Bestsellerautors Titus Müller (München).

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„Verkündigung an die Hirten“. Ölgemälde von Christian Wilhelm Ernst Dietrich (1712–1774)

riefen: „Herrlichkeit Gott in der Höhe, und Friede auf Erden den Menschen!“ Vor Freude über die Musik zersprang ihm schier das Herz. Als längst das Licht verschwunden und die Musik verklungen war, lag er noch im Gras und zitterte und weinte und konnte nicht fassen, dass Gott ihn so liebte. Er hatte Engel zu ihm geschickt! Endlich stand er auf. „Gehen wir nach Bethlehem!“, sagte er. Auch die anderen zitterten. Ihnen liefen Tränen über die Gesichter wie ihm. Sie nickten glücklich, keiner fragte nach den Schafen. Gott, der ein Heer von Engeln gesandt hatte, würde auf sie aufpassen. Joel hatte immer gehofft, dass es Gott gab. Von Zeit zu Zeit hatte er gebetet, ohne jedoch eine deutliche Antwort zu erhalten. Die Engel zu sehen, überwältigte ihn: Gott musste ihm näher sein, als er die ganze Zeit gedacht hatte. Wie Kinder liefen sie nach Bethlehem, sie rannten, sie sprangen, sie lachten. „Er hat uns eingeladen, uns!“ Im Ort allerdings blieb Joel verwirrt stehen. Es war still in Bethlehem, er hörte keine Festmusik und keinen Jubel. Wo feierten sie die Geburt des Messias? Irgendwo musste die ausgelassene Menschenmenge sein. „Hier stehen Kamele“, sagte Ruben, „Wer kann sich goldbestickte Satteldecken leisten? Das müssen wichtige

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Leute sein, die sind bestimmt zum Messias gekommen. Lass uns da mal nachfragen.“ Er klopfte an die Tür, vor der die Kamele angebunden waren. Joel trat neben ihn. Ein Mann öffnete. „Wir sind hier“, sagte Joel, „weil wir von der Geburt des Messias gehört haben. Weißt du, wo das Fest –“ „Er schläft“, flüsterte der Mann und legte den Finger auf den Mund. „Kommt herein, aber leise.“ Sie traten in den Stall, fünf schmutzige, glückliche Hirten. Vor einer Krippe hockten fremdländische Männer. Es kümmerte sie nicht, dass sie sich die Seidengewänder mit Ziegenkot befleckten. War dieses Kind ...? Joel sah sich um. Kein rauschendes Fest und keine Menschenmenge von Goldschmieden, Kaufleuten, Königsbeamten oder angesehenen Landbesitzern – ein einfacher Stall. Joel kannte Ställe. Die Tiere, das Stroh, all das war ihm vertraut. Was tat Gott hier? Hier bei ihm? Das Wunder war so unfassbar, dass er kaum wagte zu atmen. Gott feierte die Geburt des Messias, und er hatte sich Hirten dazu eingeladen, mehr noch: Er war zu ihnen gekommen mit dem Retter. In einen Stall. Kümmerte es Gott nicht, wer wichtig war im Volk und wer nichts zählte? Von heute an, dachte Joel, wird alles anders. P


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„Weihnachten feiern wir eine ungeheuerliche Revolution“ THEOLOGIE Die meisten Journalisten können mit dem christlichen Glauben wenig anfangen. Eine Ausnahme ist Matthias Matussek (Hamburg). Aufsehen erregte seine „Spiegel“-Titelgeschichte in diesem Jahr über die Sünde. Mit Matussek sprach Karsten Huhn. idea: Herr Matussek, was ist in Sie gefahren? Jetzt halten Sie schon Predigten über den Satan – und das im „Spiegel“, dem Zentralorgan der Gotteszweifler! Matussek: Diese Titelgeschichte war ein Auftrag der Chefredaktion! Ich hoffe, dass ich in dem Artikel klargemacht habe, dass ich nicht von einer erhöhten Warte auf das sündige Treiben der Moderne schaue. Wenn ich über Sünde schreibe, dann schreibe ich nicht über einen fernen Kontinent. Ich bin damit – Gott sei es geklagt – sehr vertraut. Wie kommt die Chefredaktion des „Spiegel“ dazu, eine Titelgeschichte über die Sünde in Auftrag zu geben? Das habe ich mich auch gefragt! Der Titel war jedenfalls einer der bestverkauften des Jahres 2010. Auch „Spiegel“Leser sind offensichtlich auf religiöse Themen ansprechbar. Sonst kommt Religion bei uns ja meist nur als Gegenstand von Enthüllungen vor … … Journalisten pinkeln eben gerne mal gegen den Dom … … und „Spiegel“-Redakteure pinkeln im Zweifelsfall zweimal dagegen. Der „Spiegel“ ist seit seiner Gründung durch Rudolf Augstein kirchenkritisch. Allerdings war ich überrascht, wie sehr die Redaktion am langsamen Sterben von Papst Johannes Paul II. Anteil nahm. Auch später, als Joseph Ratzinger zum „Wir sind Papst“ gewählt wurde, galt Katholischsein plötzlich gar nicht mehr als so uncool.

Da versteht Gott keinen Spaß In einem in dieser Zeit entstandenen Artikel schreiben Sie allerdings: „Die Welt ist nach dem Fall des gottlosen Kommunismus nicht zum Heil erwacht, sondern ziemlich geschlossen zum gottlosen Kapitalismus übergelaufen. Die Moderne – ein fast übermächtiger Feind für Glauben und Heil.“ So hat es Johannes Paul II. damals empfunden und so empfinde ich es auch. Es gibt heute einen neuen Totalitarismus, den der Konsumgesellschaft. Über das Böse, die Sünde, wird kaum noch öffentlich gesprochen – so die Erkenntnis Ihrer „Spiegel“-Geschichte. Sie schreiben weiter: „Sünde ist Vertrauensbruch. Gott versteht in diesem Punkt keinen Spaß.“

Wir leben in einer Zeit der Auflösung moralischer Kategorien. Fast jede Art von Fehltritt trifft auf grenzenloses Verständnis. Aber wir müssen uns klarmachen, dass Sünde mehr ist als ein Nasch-Verstoß gegen ein Diätgebot. Wenn wir lügen oder fremdgehen, versündigen wir uns nicht nur an uns selbst oder an unseren Mitmenschen, sondern auch an unserem Schöpfer, der uns ja anders gemeint hat. Sie klingen wie ein Evangelist! Ach ja? Das ist ja schrecklich! Es kommt drauf an, welches Bild Sie von einem Evangelisten haben. Papst Benedikt XVI. versteht sich vermutlich auch als Evangelist, also als Verkündiger der frohen Botschaft. Wenn es darum geht, über den christlichen Glauben zu sprechen, ist der Papst tatsächlich der führende Kopf. In Europa fällt es vielen äußerst schwer, über den Glauben zu reden – in anderen Kulturkreisen ist das überhaupt kein Problem. Über den Glauben zu reden, ist ebenso intim wie über Sex. Es fehlt uns die Sprache dafür, es klingt so uncool. Wenn ich über das Wort „Evangelist“ erschrecke, hat das auch damit zu tun, dass ich mit meinen Ansichten um Gottes willen niemandem zu nahe treten will.

Gottesdienst ist wie ein Himmel Aber genau das tun Sie, wenn Sie vom Glauben sprechen! Wie soll ich anders über meinen Glauben reden als persönlich beteiligt? Wie anders kann ich schildern, was zum Beispiel während einer Messe passiert. Die Messe ist für mich die Stunde der Woche, in der der Alltagslärm draußen bleibt. Sie ist wie ein Himmel mit wechselnden Wolkenformationen – der sich manchmal plötzlich verdüstert. Ich bin nicht ständig in einem wundervollen, innigen Kontakt mit Gott, sondern diese Begegnungen sind momentweise. Sie merken: Darüber zu reden, fällt mir schwer. Ich will jedenfalls nicht wie ein salbungsvoller Fernsehprediger klingen. Welcher Ton ist angemessen, um von Gott zu erzählen? Von Gott sollte man möglichst einfach, ironiefrei, vielleicht auch naiv sprechen. Die Zuhörer sollten ein Schwingen mitideaSpektrum 51/52.2010


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Matthias Matussek (56) war SpiegelKorrespondent in New York, Berlin, Rio de Janeiro und London. Von 2005 bis 2008 leitete er in Hamburg das KulturRessort des „Spiegel“. Heute schreibt er als „Spiegel“-Autor und ist Videoblogger bei „Spiegel Online“. 1991 wurde Matussek mit dem Egon-Erwin-Kisch-Preis ausgezeichnet. Sein Buch „Wir Deutschen. Warum die anderen uns gern haben können“ (2006) stand wochenlang auf der Bestseller-Liste. Matussek ist in zweiter Ehe verheiratet und Vater eines Sohnes.

bekommen, es sollte ihnen eine zusätzliche Dimension eröffnet werden. Beten ist für mich ein romantischer Vorgang, den Novalis so definiert hat: „Ich gebe dem Gemeinen einen höheren Sinn, dem Endlichen einen unendlichen Schein.“

Was mich an Protestanten nervt Ihre sanften Töne erstaunen! Sonst greifen Sie gerne mal zur Polemik, etwa wenn es gegen die evangelische Kirche geht. Was nervt Sie an den Protestanten? Der Protestantismus hat die christliche Botschaft teilweise so weit heruntergeregelt, dass sie kaum noch zu hören ist. Er ist zu bloßer Lebenshilfe übergegangen, als hätte er Angst, die Menschen noch zu fordern. Ich finde, der Glaube muss auch eine Herausforderung sein. Man darf die Menschen nicht immer nur dort abholen, wo sie sind, sondern muss ihnen auch mal zurufen: „Setzt euch in Bewegung!“ Was mich außerdem stört, ist der kleinbürgerliche Kult um Margot Käßmanns Scheidung, Alkoholfahrt und ihren Rücktritt. Sie wird ja fast wie eine Heilige verehrt! Gilt das nicht erst recht für die Verehrung des Papstes durch seine katholischen Anhänger? Der Papst steht wegen seines Glaubens im Kreuzfeuer. Käßmann dagegen hat Kultstatus wegen ihrer Verfehlungen.

Ein Vulkanausbruch an Schmutz

Foto: Markus Pletz

Angesichts der zahlreichen Fälle von sexueller Gewalt gleicht Ihr Bekenntnis zu „Rom“ einem Himmelfahrtskommando. Ich mag es eben nicht, mich wegzuducken! Natürlich gab es in der Geschichte der Kirche viele Verirrungen. Die Missbrauchsfälle sind ein Vulkanausbruch an Schmutz, der die Kirche verfi nstert habe, so der Papst. Er hat die Reue um den Missbrauch in die Karfreitagsbitten aufgenommen, also in das Zentrum der Liturgie. Aber auch das ist wahr: Nur 0,1 % der Missbrauchsfälle ereigneten sich in den Reihen der katholischen Kirche, 99,9 % außerhalb. Die Medien tun aber so, als sei es umgekehrt. „Die Kirchen? Leer. Der Glaube? Verschüttet. Die Heiden? Auf dem Vormarsch“, schrieben Sie 1999 in einer Reportage. An diesem Befund hat sich seither nichts geändert.

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Einer der bestverkauften „Spiegel“-Titel in diesem Jahr – geschrieben von Matthias Matussek, der in idea dazu Stellung nimmt.

Das hatte ich in einem Artikel über Bischof Dyba geschrieben – die Welt, wie er sie sieht. Das ist die Perspektive der bedrängten katholischen Kirche. Dazugekommen ist heute ein noch stärker werdender Islam. Aber vielleicht hilft dies auch: Viele merken jetzt, dass Glaube mehr ist als nur ein zusätzlicher Abzug auf der Lohnsteuerkarte. Die Kirche wandelt sich von der Volks- zur Entscheidungskirche: Da kann jeder frei entscheiden, ob er Christ sein will oder nicht. Sie haben mit Ihrem Glauben an Gott weite Teile der Naturwissenschaften gegen sich. Z. B. schreibt der Physiker Stephen Hawking: „Spontane Schöpfung ist der Grund dafür, dass es etwas gibt und nicht nichts.“ Dazu sei ein Gott nicht nötig. Spontane Schöpfung aus dem Nichts? Das kann ich mir noch weniger vorstellen als eine Schöpfung durch Gott. Mein begrenzter Intellekt sagt mir: Aus Nichts kann nichts werden – es braucht schon einen Verursacher, der außerhalb von Zeit und Raum steht. Ein ähnliches Problem sehe ich in der Biologie: Wie kann aus anorganischen Stoffen etwas Organisches werden? Und wie entsteht aus Nicht-Bewusstsein Bewusstsein? Auch da habe ich eine ganz romantische Vorstellung: Ich glaube an den göttlichen Funken in uns allen. Das unterscheidet uns von Tieren: die glauben nicht.

Zum Kommunismus bekehrt Sie kommen aus einem katholischen Elternhaus und haben sich dann zum Kommunismus bekehrt. Warum? Auch der Kommunismus hatte ja etwas Katholisches: Er war für mich eine Art Weltkirche, er steht auf der Seite der Schwachen, zumindest der Theorie nach, und er hat ein Erlösungsziel – die Befreiung vom Kapitalismus. Man kann ja die Bergpredigt durchaus als Anleitung zum Kommunismus lesen. Leider wird der Kommunismus barbarisch, wenn es an seine Umsetzung geht. Er leistete sich erstaunlich viel Denkverbote und knüppelt alles nieder, was sich ihm in den Weg stellt. Ich selbst bin „wegen kleingläubiger Verirrung“ aus der marxistisch-leninistischen Schülergruppe der KPD-ML ausgeschlossen worden. „Eine gottlose Gesellschaft, das heißt eine Gesellschaft ohne jede Orientierung, eine Gesellschaft des reinen Pragmatismus,


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wo man heute das denkt und morgen jenes denkt und überhaupt keine moralisch einigermaßen verbindlichen Maßstäbe mehr hätte“ – das sagt ausgerechnet der Sozialist Gregor Gysi.

Daran, dass er recht hat. Viele Atheisten halten den Glauben an Gott für eine Krankheit.

Gott und Gregor Gysi

Inzwischen nimmt die Zahl der Menschen zu, die nicht einmal mehr Atheisten sind. Sie sind weder für noch gegen Gott, sondern in der Gottesfrage völlig Unbeteiligte. Ich glaube, jeder von uns hat ein spirituelles Hungergefühl. Der britische Schriftsteller Julian Barnes schreibt: „Ich glaube nicht an Gott, aber ich vermisse ihn.“ Jeder spürt doch diese Nervosität, diese eingebaute Unruhe. Und jeder sucht! Von Axel Hacke (Süddeutsche Zeitung) und ZeitChefredakteur Giovanni di Lorenzo stammt zum Beispiel der Bestseller „Wofür stehst Du?“. Ich habe nach 200 Seiten allerdings nicht kapiert, wofür die beiden Autoren stehen. An einer Stelle schreiben sie: Wir verzichten auf Eindeutigkeit, wir stehen für Ambivalenz.

Gysi ist ein spezieller Fall! Er sieht Religion wie ein Sozialingenieur: Wir brauchen ein Pumpwerk für Moral, ein bisschen ethische Wärme für die Gesellschaft. Gysi hat ein rein funktionales Verhältnis zur Religion. Die Kirche ist aber nicht in erster Linie ein Wertelieferant, sondern eine Gemeinschaft von Gläubigen. Wir glauben, dass Gott durch seinen Sohn Christus in die Geschichte eingegangen ist. Und das glauben Sie wirklich? Ja, ich glaube, das ist das A und O. Mit historischer Bibelkritik komme ich da nicht weit. Christus lässt sich nur aus den Evangelien verstehen: Seine Geburt – und später seine Auferstehung – ist das zentrale Wunder, der entscheidende

» Spontane Schöpfung aus dem Nichts? Das kann ich mir noch weniger vorstellen als eine Schöpfung durch Gott. « Eingriff Gottes in die Weltgeschichte. Sicher habe ich manchmal Glaubenszweifel, aber da halte ich es mit dem Philosophen Søren Kierkegaard (1813-1855): Aus dem Zweifel hilft nur der Sprung zu Gott. Nur: Wie springt man zu Gott? Als Katholik sage ich: durch Gebet, Messe und Feier der Eucharistie. Allerdings lässt sich die Begegnung mit Gott auch dadurch nicht automatisch erzeugen – sie bleibt Gnade, also ein Geschenk.

Ein spirituelles Hungergefühl

Das reicht Ihnen nicht? Nein! Bei vielen Menschen habe ich das Gefühl, dass sie auf einer religiös ungesättigten Suche sind. Sie laufen durch die Straßen, sind wütend auf die Regierung oder auf die Atomkraft. Die Leute sind einfach nicht glücklich, ihre religiöse Energie flottiert, sie suchen. In Ihrer Titelgeschichte über die Sünde schrieben Sie: „Mit der Menschwerdung Gottes in Jesus ändert sich die Lage.“ Jetzt steht das Weihnachtsfest vor der Tür, überall hängen Adventssterne herum – und jeder Zweite weiß nicht, was wir da eigentlich feiern und warum wir Geschenke kaufen. Dabei feiern wir eine ungeheuerliche Revolution: dass Gott durch Jesus auf die Welt gekommen ist – arm, klein, bedürftig, hilflos. Gott wird Mensch – er ist nicht mehr der Ferne, sondern mitten unter uns. Das verändert alles! Und solche Aussagen stehen neuerdings im „Spiegel“! Was würde Rudolf Augstein dazu sagen? Vermutlich, was er immer sagte: 1. hat es Jesus nie gegeben und 2. hat Jesus ganz andere Sachen gesagt.

Die meisten Journalisten halten Frömmigkeit für eine intellektuelle Verirrung. Viele Journalisten pflegen den Aberglauben, dass sie voraussetzungslos, wie mit einer gelöschten Festplatte durch die Welt gehen könnten. Das ist aber Bullshit! Jeder von uns hat Vorurteile, Prägungen, Erfahrungen, die er mit sich trägt und mit denen er die Welt interpretiert. Am ehrlichsten fi nde ich es daher, dem Leser zu sagen, aus welcher Richtung man schaut. Journalisten sollten nicht so tun, als ob sie objektiv wären – sie können fair sein, aber sie sind dabei immer subjektiv. Und wer nicht an Gott glaubt, glaubt eben an etwas anderes.

Der Mut, sich zum Idioten zu machen

Woran glaubt ein Atheist?

Vielen Dank für das Gespräch!

Wer sich als Christ bekennt, brauche „den Mut, sich öffentlich zum Idioten zu machen“, schreiben Sie. Fragen sich Ihre Kollegen jetzt, ob Sie ein frommer Spinner geworden sind? Ich habe eigentlich nie einen Hehl aus meinem Glauben gemacht. Es gibt aber auch Kollegen, die das spannend finden, so monolithisch ist der „Spiegel“ nun auch wieder nicht. Als ich auf „Spiegel online“ begründete, warum ich NICHT aus der Kirche austrete, haben mich einige Kollegen angerufen uns gesagt: Recht hast Du! Aber grundsätzlich ist das journalistische Gewerbe kirchenfeindlich. Es wagen sich nur wenige an die letzten Wahrheiten heran. P

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Der Gründer des Roten Kreuzes war ein evangelikaler Mann JUBILÄUM Henri Dunant, der Gründer des Roten Kreuzes, wird hundert Jahre JU na nach seinem Tod durch verschiedene Publikationen neu wahrgenommen. Der bio biografische Abriss von Dieter und Gisela Riesenberger eignet sich hervorragend, den Christen hinter der Ikone der Menschlichkeit zu entdecken. Eine Buchbesprechu chung von Samuel Moser. Die geistlichen Wurzeln Dunants sind in der freikirchlichen Erneuerungsbewegung des beginnenden 19. Jahrhundert – dem „Genfer Réveil“ – zu suchen. Mit religiösem Eifer strebte Dunant nach einem wirtschaftlich erfolgreichen und gottgefälligen Leben. 1852 gründete er mit Gleichgesinnten den Christlichen Verein Junger Männer (CVJM), der heute über 45 Millionen Mitglieder zählt. Im gleichen Jahr wurde er Sekretär der jungen Evangelischen Allianz in Genf; sein Einfluss im Leitungsgremium ist bis ins Jahr 1867 nachweisbar. Beruflich war er schwergewichtig im von Frankreich kolonisierten Algerien tätig. Er rief dort eine Mühlengesellschaft ins Leben. Dabei kämpfte er erfolglos mit dem französischen Behördenapparat um eine Konzession zur Nutzung von Wasserfällen, die er dringend für den Betrieb der Mühlen benötigte.

In den Folgejahren wurde er an den europäischen Königshöfen empfangen, mit Orden und Ehrenzeichen bedacht.

Ein Bild des Grauens

Späte Anerkennung

So beschloss Dunant 1859, Kaiser Napoleon III. nachzureisen und ihn um Hilfe anzugehen. Dieser war in Oberitalien; dort standen sich die österreichisch-ungarischen und französisch-sardinischen Truppen gegenüber. Den Kaiser traf Dunant allerdings nicht, dagegen stieß er auf die Verwundeten und Verletzten der Schlacht von Solferino. Zu Tausenden lagen sie hilflos auf dem Schlachtfeld. Die militärischen Sanitätseinheiten waren total überfordert. Dunant bot sich ein Bild des Grauens. Er organisierte tatkräftig erste Hilfe. Nachhaltig beeindruckt von dem, was er erlebt hatte, schrieb er, „inspiriert durch den Atem Gottes“, die eindrückliche Schrift „Erinnerung an Solferino“, die bis heute in 21 Sprachen übersetzt worden ist.

Den Gegnern Dunants wäre es beinahe gelungen, ihn vergessen zu machen. Ende 1887 ließ er sich im appenzellischen Heiden nieder. Im Bezirksspital mietete der lebenslang ledig Gebliebene ein Zimmer, das er kaum mehr verließ. Er intensivierte die bereits früher begonnenen Studien der prophetischen Schriften des Alten und des Neuen Testaments. Er war davon überzeugt, dass er in den letzten Tagen der Weltgeschichte lebte und die sichtbare Wiederkunft Christi nach einem letzten Fanal des menschlichen Totalitarismus unmittelbar bevorstand. Verbitterung und Verfolgungsängste hinderten Dunant nicht daran, systematisch seine Rehabilitierung vorzubereiten. Ein paar wenige Freunde waren ihm dabei behilflich. 1901 erhielt der gedemütigte Visionär mit dem weißen Bart den langersehnten, erstmals verliehenen Friedensnobelpreis. Henri Dunants Geist blieb bis zu seinem Tode hellwach. Er entschlief am 1. November 1910. Seine sterblichen Überreste ruhen auf dem Sihlfeld in Zürich. Mit großem Einfühlungsvermögen gelingt es Dieter und Gisela Riesenberger, Licht und Schatten eines menschlichen Unikats sorgfältig darzustellen. P

Der Aufstieg Im Jahre 1863 gründete Dunant mit Hilfe von Gustave Moynier, dem Präsidenten der Genfer Gemeinnützigen Gesellschaft, und Henri Dufour, dem erfolgreichen General des eidgenössischen Sonderbundkrieges, das Rote Kreuz. Im Jahr darauf unterzeichneten zwölf Staaten die „Genfer Konvention betreffend die Linderung des Loses der im Felddienst verwundeten Militärpersonen“. Damit war Dunant auf dem Höhepunkt seines Wirkens. Seine nach Solferino entstandene Vision war Realität geworden. ideaSpektrum 51/52.2010

Der Absturz Nach 1867 erfolgte der jähe Absturz. Die verzweigten Unternehmungen Dunants gingen bankrott. Ein Genfer Zivilgericht sprach ihn des bewussten Betrugs schuldig. Der Schaden wurde auf über eine Million Schweizerfranken beziffert, eine Schuldenlast, die Dunants ganzes weiteres Leben überschattete. Man zwang ihn zum Rücktritt aus der Rotkreuzgesellschaft. Er verließ Genf für immer und zog als mittelloser Vagabund durch Europa. Aber er blieb rastlos tätig. So setzte er sich als Vertreter eines christlichen Zionismus für die Gründung eines kleinen hebräischen Staates auf dem Boden des Heiligen Landes ein und entwarf Siedlungsprojekte.

Dieter und Gisela Riesenberger: Rotes Kreuz und Weiße Fahne, Henri Dunant 1828–1910, Der Mensch hinter seinem Werk, Donat Verlag, Bremen, ISBN 978-3-938275-83-2, 360 Seiten, Euro 19.50/sFr. 29,25


net F O R UM F Ü R JUN N G E C H R I S T EN

Nach dem Abitur auf Missionsreise MISSION Wer 2011 seinen Schulabschluss macht, fragt sich zum Jahresende sicherlich schon, wie es für

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ur eine Stunde blieb ihm zur Vorbereitung. Jonas Kaiser hatte gerade erfahren, dass er zum ersten Mal eine Predigt halten sollte. „Ich dachte, ich wäre nur für die Musik da“, lacht der 20-Jährige, „dann stand ich mit einem Dolmetscher vor 150 Gottesdienstbesuchern in einem mexikanischen Bergdorf und redete über die Liebe Gottes“. Mit jedem Satz sei er sicherer geworden. „Die Leute hörten aufmerksam zu und saugten die Botschaft auf.“

Vielen Leuten von Jesus erzählen Ein paar Monate zuvor hatte Jonas sein Abitur gemacht. Er war längst nicht der einzige aus seinem Jahrgang, der vor dem Studium einen längeren Auslandsaufenthalt einstreute. Erntejobs in Australien oder Rucksacktouren abzureißen, ist heute kaum noch der Rede Wert. Jonas aber wollte bei einem missionarischen Einsatz vielen Menschen von Jesus erzählen. Damit war er in seinem Jahrgang ein Exot. Mit seiner Familie gehört Jonas einer Freikirche in Osnabrück an und spielt dort Schlagzeug im Lobpreisteam. Seine Gemeinde ist Mitglied im Netzwerk „Christiana Comunidad Internacional“, deren Gründungskirche im mexikanischen Monterrey einen dreimonatigen Bibelschulkurs zur Vorbereitung auf Missionseinsätze anbietet. Kurs, Unterkunft, Verpflegung und Reise kosteten insgesamt 2.300 Euro. Jonas’ Eltern finanzierten den Einsatz. Als Vorbild nahm sich Jonas Paulus. „Wir

brauchen keine Angst vor den Begegnungen mit den Menschen haben. Gott hat so viel für uns getan, dass wir uns im Einsatz nicht minderwertig fühlen müssen“, sagt Jonas. Im Kurs hörten sie, wie erfolgreich missionarische Arbeit sein kann. „Neugier und Vorfreude haben uns immer mehr begeistert. Wir wollten sehen, wie sich Menschen komplett verändern, weil Gottes Kraft wirkt.“

„Wir trafen Menschen, die nie einen Ausländer gesehen hatten“ Nach der Bibelschule war Jonas über 20 Stunden unterwegs, bis er mit dem Missionsteam die Stadt Oaxaca als Basis für ihre Arbeit erreichte. Von dort aus fuhren sie in Fünfergruppen weiter in den Dschungel oder wie Jonas in Bergdörfer: „Wir trafen dort Menschen, die noch nie einen Ausländer gesehen hatten. Die hatten bisher nichts vom Evangelium gehört.“ Das Team berichtete von der Bibel und der lebendigen Beziehung zu Gott, der die Sünden vergibt. „Wir haben gemerkt: Die Menschen waren dankbar, dass wir zu ihnen kamen.“ Einige Teams erlebten die Not einheimischer Christen hautnah. „Die wurden verfolgt – und das in Mexiko“, so Jonas.

„Die Augen begannen zu glänzen“ Vor dem Rückflug nach Deutschland machte der 20-Jährige noch Station im US-Bundesstaat Florida. Für die Gemein-

de „The River“ in Tampa zog er „in richtig üblen Gegenden“ von Haus zu Haus, um von Jesus zu erzählen. „Also, ganz ehrlich: Ich fand Evangelisieren immer grausam, weil ich gehemmt war, auf fremde Leute zuzugehen und von Gott zu erzählen. Aber es war Teil des Missionsprogramms, einmal pro Woche rauszugehen.“ Egal, ob an der Haustür oder neben einem Supermarkt – Jonas kam mit den Menschen schnell ins Gespräch. „Einige haben ihr Leben Jesus übergeben. Bei denen hat sich die Gesichtsfarbe verändert und die Augen begannen zu glänzen, weil sie Jesus in ihr Herz aufgenommen haben.“ Inzwischen ist Jonas zurück und studiert Wirtschaftsrecht. Er wohnt wieder bei den Eltern und leitet die Jugendgruppe seiner Gemeinde. Der Aufenthalt in Mexiko und den USA habe einen anderen Menschen aus ihm gemacht, und er wolle anderen jungen Erwachsenen Mut machen, diesen Schritt ebenfalls zu gehen, sagt Jonas. „Es war eine intensive Zeit mit Gott. Er hat für jeden einen persönlichen Plan und lässt keinen ins Ungewisse laufen.“ Besonders gern denke er an die Weihnachtsaktion in Florida zurück, als er mit anderen Missionaren 600 Kinder in die Kirche holte, die mit einem Gebet ihre Zukunft in Gottes Hände legten. „Was für ein Glück zu wissen, dass ich diese Kinder eines Tages im Himmel wiedersehe.“ P

Fotos: privat

ihn danach weitergeht. Eine beliebte Möglichkeit: Die Zeit vor dem Berufseinstieg nutzen, um etwas von der Welt zu sehen. So wie Jonas Kaiser. Er ging nach dem Abitur nach Amerika. Sein Wunsch dabei: vielen Menschen von Jesus erzählen. Axel Rothkehl berichtet über die Erlebnisse des 20-Jährigen.

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DI E K LE I N E K A NZ E L Z U R JA H R E SLOSU NG 2 0 11

» Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem. «

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Jürgen Werth (Wetzlar), Vorstandsvorsitzender von ERF Medien und Vorsitzender der Deutschen Evangelischen Allianz

Paulus im Brief an die Gemeinde in Rom (12,21)

Foto: ERF/Lothar Rühl

„Wenn der Teufel an meine Tür klopft ...“ Die Jahreslosung für das Jahr 2011 ist eine echte Herausforderung: „Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem“ (Römer 12, 21). Paulus schreibt das an die Christen in Rom. Am Ende eines Kapitels, in dem er das Leben der Gemeinde beschreibt. Das Leben, das Gott gefällt. Anklänge an die Bergpredigt finden sich da. „Segnet, die euch verfolgen; segnet und flucht nicht …“ Und: „Seid auf Gutes bedacht gegenüber jedermann.“ Keine Sätze für „die da draußen“. Zunächst. Das Böse lebt auch drinnen. Es ist nicht nur in der Welt, sondern auch in der Kirche, in der Gemeinde. Das Böse ist überall. Um uns herum. In uns. Selbstherrlichkeit und Selbstgerechtigkeit. Eitelkeit und Empfindlichkeit. Gier und Geiz. Das Böse überwinden ist eine Herkulesaufgabe. Denn das

Böse ist der Böse. Der Meister der Nacht, der Lüge, der Unterdrückung. Und wie überwindet man den? Billy Graham hat einmal geschrieben: „Wenn der Teufel an meine Tür klopft, bitte ich Jesus, ihm zu öffnen.“ Anders gesagt: Wenn das Böse an meine Tür klopft, bitte ich den einzig Guten, ihm zu öffnen. Das Böse überwinden kann also nur der, der sich mit dem Guten verbündet. Mit Gott. Der die Liebe seines Sohnes Jesus einziehen lässt. Der seinem guten Geist Tür und Tor öffnet. Dann wächst Gutes. In Menschen. In der Gemeinde. In der Welt. Auch dieses Jahr beginnt mit der Gebetswoche der Evangelischen Allianz. Christen kommen zusammen, um miteinander auf ein Wort der Bibel zu hören, miteinander zu singen und zu beten. Das ist gut. Denn auch die Überwindung des Bösen ist eine Gemeinschaftsaufgabe. P

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PORTRÄT

Ein Unfall führt zu einer großen Gebetskette „WETTEN, DASS …?” Nach der Sendung wird vielerorts für den verletzten Samuel Koch gebetet. Ein Bericht von Klaus Rösler. „Wir beten so lange für Samuel, wie es nötig ist“, sagen Pfarrer Hermann Veldink und seine Frau Jenny aus dem südbadischen Efringen-Kirchen bei Lörrach, die beide Samuel Koch geistlich begleiten. Der 23-jährige Student liegt nach einem Unfall in der ZDF-Sendung „Wetten, dass ...?“ am 4. Dezember in Düsseldorf in der Reha-Klinik Nottwill bei Luzern. Zurzeit hält das Pfarrerehepaar die Gebetsunterstützung durch die Heimatgemeinde von Samuel und seiner Familie für dringend nötig. Auch in jedem Gottesdienst wird von dem jungen Mann erzählt und für ihn gebetet. Samuel hat starke Schmerzen. Am vergangenen Sonnabend war er kurzfristig erneut bewusstlos. Samuel ist bei dem Versuch verunglückt, in mehreren Versuchen mit Sprungfedern an den Beinen über Autos zu springen. Der junge Sportler war erst vor kurzem nach Hannover umgezogen, um an der Hochschule für Musik und Theater zu studieren. Bis dahin engagierte er sich in seiner badischen Kirchengemeinde – u. a. im Kindergottesdienst. Im Gemeindehaus von Mappach betet man seit dem Unfall für ihn jeden Dienstag und Mittwoch. Bis zu 60 kommen zusammen. Immer ist Samuels Vater – der Informatiker Christoph Koch – per Telefon mit den Betern verbunden.

Er erzählt dann von der Reha-Klinik aus, wie es seinem Sohn geht.

Er ist gelähmt Samuel ist derzeit gelähmt und wird laut Ärzten „nicht mehr normal gehen“ können. Der Vater sieht seinen Platz an der Seite seines Sohnes. Deshalb steht auch noch nicht fest, ob er Heiligabend – wie geplant – in der Kirche von Winterweiler die Predigt hält. Samuels Mutter hat ihre Mitarbeit beim Krippenspiel abgesagt. Bei aller Tragik: In der Kirchengemeinde ist gerade unter Jugendlichen neu das Bewusstsein dafür gewachsen, wie abhängig letztlich ihr Leben von Gott ist. Und so reihen sich auch viele junge Leute in die Schar der Beter ein. Selten hat ein Unfall eine solche Gebetslawine ausgelöst – angefangen von ZDFIntendant Markus Schächter, der öffentlich bekannte, für Samuel zu beten, bis hin zum kanadischen Popstar Justin Bieber, der eigentlich in der Sendung auftreten sollte. Er rief über Twitter zur Fürbitte auf. Im Internet wurde auf „evangelisch.de“ ein Gebet im Wortlaut vorgeschlagen.

Hat das ZDF gedrängt? Unterdessen wird in den Medien die Frage diskutiert, ob das ZDF den jungen Wettkandidaten dazu gedrängt hat, ein unnötiges Risiko einzugehen.

Ein Freund von Samuel Koch aus Hannover – Christian H. – hatte an Sprungproben teilgenommen. Samuel sei „da in etwas reingeschlittert, wo er nicht sicher war, ob er das auch machen kann“, sagte Christian H. dem NDR. Vor den Sprüngen über größere Autos habe Samuel ihm gesagt, dass er „Bauchweh“ habe.

Wollte Gott, dass ich das mache? Als Christ habe er sich gefragt, „ob Gott das will, dass er so was macht“. Die Zweifel an seinem Vorhaben waren bei Samuel Koch offenbar so groß, dass er seinen Freund nach einem gemeinsamen Gottesdienstbesuch in einer Freikirche in Hannover bat, noch zurückzubleiben und mit ihm zu beten. Auch in der freikirchlichen Gemeinde gibt es eine per E-Mail gestartete Gebetskette. Offensichtlich beruhigen die Gebete Samuel. Sein Arzt in der Uniklinik Düsseldorf, wo er zuerst behandelt wurde, Prof. Benedikt Pannen, zeigte sich überrascht von der Freundlichkeit des Schwerverletzten: „Samuel hat sich bei jedem, der ihm geholfen hat, bedankt. Das ist außergewöhnlich.“ P

DIE JAHRESLOSUNG 2011

» Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem. « Paulus im Brief an die Gemeinde in Rom (12,21) ideaSpektrum 51/52.2010


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