Idea Spektrum Schweiz 01/2011

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Nr. 1

6. Januar 2011

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Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt

Auf starken Geleisen sicher zum Ziel

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Seite 7: „PriseCamp10“

Seite 9: Klinik Nottwil

4000 Jugendliche von Gottes Liebe bewegt

Samuel Koch auch seelsorgerlich betreut

Seite 13: Weltmission

Seite 24: Theologie

Missionswerke suchen Was hilft, wenn das dringend Mitarbeiter Gebet zur Last wird?

Viele Menschen kennen Jesus noch nicht!

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Bahn-Pastor Ueli Berger über wichtige Weichenstellungen und Tunnelfahrten

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grÜezi

Land ohne Hoffnung Wer heute jammert, klagt auf hohem Niveau. In der Schweiz geht es uns hervorragend. Die Konjunktur ist robust, die Arbeitslosigkeit tief, die Staatsverschuldung mässig, die Steuerbelastung moderat, die Lohnerwartung für 2011 günstig. Die Schweiz als Erfolgsmodell! Und doch herrscht weit herum Verunsicherung und Verdruss. Viele Menschen kommen mit dem Leben nicht mehr zurecht. Die Hektik des Alltags, die Informationsflut, die rasante Globalisierung überfordern sie. Schon vor dreissig Jahren sinnierte der unvergessene Bundesrat Willi Ritschard: «Der Fortschritt hatte sicher einmal sein Gutes, aber jetzt hört er nicht mehr auf!» Immer mehr Menschen empfinden den technischen Fortschritt als unheilvoll, die Zukunft als bedrohlich. Was hilft? Nicht unbedingt als Hoffnungsträgerin entpuppt sich Bundespräsidentin Micheline Calmy-Rey. In ihrer Neujahrsansprache erklärte sie: «Die Welt ist kleiner geworden. Das ist eine Tatsache. Ich kann gut verstehen, dass einem das Angst machen kann. Doch der Rückzug in unsere Berge ist keine Lösung.» Was dann? Alt Bundesrat Joseph Deiss, momentan Präsident der UNO-Generalversammlung, denkt in andern Kategorien: «Es sollte für uns eine Ehrensache sein, unseren Werten, durch die die Schweiz gross geworden ist, treu zu bleiben.» Er nennt Werte wie Gerechtigkeit, Gleichheit, Demokratie. Näher an menschliche Befindlichkeiten kommt der Co-Chefredaktor des «TagesAnzeigers», Markus Eisenhut: «Die Schweiz muss auch 2011 die Hoffnung der Furcht vorziehen.»

Hoffnung braucht der Mensch! Trotz optimistischer Töne von Chefredaktoren und Chefpolitikern: Von tragender Hoffnung war zum Jahreswechsel wenig zu spüren. Selbst Gottes Bodenpersonal scheint die Hoffnung auf einen Aufbruch im Land verloren zu haben. Das gilt nicht zuletzt für etablierte Freikirchen. Wo wurde zum Neujahr von Visionen für das Land gepredigt? Noch folgenschwerer als alle Kuschelpädagogik ist ein Kuschelchristentum. Gewiss positiv, wenn sich ältere Gläubige zum Gebet zurückziehen und jüngere Christen Worship-Nights feiern. Doch zum biblischen Christentum gehört auch eine Leidenschaft, die schmutzige Hände in Kauf nimmt und Leiden schafft. «U-Boot-Christen» nennt sie Rail-Pastor Ueli Berger in unserm Neujahrsgespräch (Seite 4). Viele Christen sind wohl da, tauchen aber kaum einmal auf. Sie verkriechen sich mutlos in ihre Privatsphäre. Eben wars Weihnachten: Gott schenkt uns seinen Sohn, damit wir eine ganz neue Perspektive bekommen. Damit wir ein erfülltes Leben und eine lebendige Hoffnung finden. Glauben heisst bewusst einsteigen in Gottes Zug. In den Zug, der zum Himmel führt. Gemeint ist kein Himmel auf Erden sozialistischen Zuschnitts. Doch wer Gottes Himmel zum Ziel hat, dem wird die Erde niemals gleichgültig sein. Darum der Wunsch an unsere Leserinnen und Leser für 2011: Eine segensreiche Fahrt auf Gottes Geleisen, um Hoffnungsträger in einer chaotischen Welt zu sein! ANDreA VONlANTheN

3 biblisch Ein Lieblingsbibelwor t von beat Fasnacht, zusammen mit seiner Frau Gaby verantwor tlich für die Leitung des Instituts St. Josef Guglera, Förderzentrum für Jugendliche ohne Lehrstelle, in Giffers:

«Mein sohn, geh und arbeite heute im Weinberg!» (Matthäus 21,28b) «Kann mein Vater von mir verlangen, in seinem Weinberg zu arbeiten? Habe ich nicht das Recht auf Selbstbestimmung? Oder zumindest das Recht, zu bestimmen, wann und wie lange ich im Weinberg arbeiten will? Ich habe durch die Begegnung mit den Ingenbohler Schwestern, die hier im Institut Guglera (und an vielen anderen Or ten) ihr Leben lang zur Ehre Gottes gearbeitet haben, sehr viel lernen können. Alle diese wunderbaren Frauen haben einmal in ihrem Leben entschieden, für immer in ‹Vaters Weinberg› zu Gottes Lohn, mit viel Engagement, Freude und Gottver trauen zu arbeiten. Mein grösster Wunsch ist es, dass Männer und Frauen wieder in Vaters Weinberg, anstelle von Mammons Firmen, arbeiten würden. Ein frommer Wunsch? Ja, ein frommer Wunsch!» www.guglera.ch

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«Mein liebster Witz ist jener über einen rabbiner, der gott anruft: hilfe, mein sohn will christ werden! Da antwortet der liebe gott: Mir ist es genauso ergangen. Der rabbiner fragt: Was hast du gemacht? Antwortet gott: ich habe einfach ein neues Testament geschrieben.» herbert Winter, Präsident des jüdischen Dachverbandes Schweizerischer Israelitischer Gemeindebund (SIG) und Präsident des Schweizerischen Rats der Religionen, im «Migros-Magazin». Reklame Theologische Ausbildung mitten im Leben – praktisch und innovativ.

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BRENNPUNKT

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Bahn-Pastor Ueli Berger über eine sichere Fahr t im neuen Jahr und wichtige Weichenstellungen

«Es kann auch Umwege und Verspätungen geben» Gott verspricht uns im neuen Jahr nicht unbedingt eine problemlose Fahrt. Aber er bringt uns sicher ans Ziel. Das betont Ueli Berger, Pastor der Vereinigung «Rail Hope – Christen bei Bahnen und Ö.V.» Als Lokführer erklärt er aber auch, warum er Tunnelfahrten für nicht bedrohlich hält.

«idea Spektrum»: Welches war 2010 Ihre aufregendste Fahrt? Ueli Berger: Das war an Ostern. Es war eigentlich keine Fahrt, sondern ein Stillstand. Ich kam im Interregio von Basel her in Zürich-Flughafen an. In einer Pendelzugformation gibt es vorn und hinten einen Führerstand. In Zürich-Flughafen wechselt man als Lokführer von einem Führerstand zum andern und hat dazu acht Minuten Zeit. Als ich wieder in Richtung Basel losfahren wollte, blieb die PMS, die Magnetschienenbremse der Lok, am Zugschluss an der Schiene haften. Ich konnte sie vom Führerstand aus nicht lösen. Es kam zum Zugsausfall.

Das gleiche gilt für Brücken.

Welches sind die schlimmsten Albträume eines Lokführers? Das sind schon Situationen, bei denen jemand die Notbremse betätigt und ich im Führerstand nicht recht weiss, was los ist. Ein anderes Problem ist der Suizid. Immer wieder benutzen Menschen den Zug, um aus dem Leben zu scheiden. Im Albtraum kann es auch vorkommen, dass ein Signal falsch interpretiert wird.

«Jeder Tunnel hat ein Ende»: Lokführer und Rail-Pastor Ueli Berger mit dem attraktiven Eisenbahner-Kalender für 2011.

Was haben Sie unternommen? Ich musste die Lok abhängen und im Schritttempo an eine Stelle fahren, an der ich die PMS mühsam von Hand lösen konnte. Anschliessend fuhr ich die Lok nach Zürich in die Werkstatt.

Was ging in dieser unerwarteten Situation in Ihnen vor? Der erste Gedanke ist wohl bei jedem Lokführer der gleiche: Man versucht alle lösungsorientierten Gedanken abzurufen. Man lässt sich mit der Help-Desk verbinden. Sicher gab es auch Stossgebete zum Himmel. Gerade auch in ausserordentlichen Situationen will ich ja mit Gott rechnen. Doch manches Problem lässt sich nicht sofort wunschgemäss lösen. Trotzdem war ich froh um die persönliche Anknüpfung an meinen grossen Gott.

Ihre Ostern waren mit diesem Zwischenfall wohl verdorben. Überhaupt nicht! Zuerst einmal war ich dankbar, dass der Zug in einem Bahnhof stand und nicht auf der Strecke evakuiert werden musste, sondern einfach geräumt werden konnte. Auch Leute mit schwerem Gepäck konnten rasch den Zug wechseln. Ich habe Gott gedankt, dass alles so glimpflich abgelaufen ist. Nachher konnte ich in Zürich in die Kantine gehen und Zmittag essen. Das wäre nicht möglich gewesen, wenn ich normal die Tour hätte fahren müssen.

Zur Person

Rail Hope

Ueli Berger, 49, verheiratet mit der Pflegefachfrau Karin BergerOstertag, drei Kinder, wohnt in Kaiseraugst. Ab 1977 vierjährige Berufslehre als Maschinenschlosser in Olten. 1985 Ausbildung zum Lokführer SBB in Luzern, seit 1987 in Basel bei SBB-Personenverkehr. Von 1993 bis 2007 im Teilzeitpensum in der christlichen Er wachsenenBildung (CfC Schweiz) tätig mit theologischen und psychologischen Weiterbildungen. Seit 2007 Präsident des Dachverbandes «International Railway Mission» (IRM). 2008 Anstellung als Rail Pastor bei der Vereinigung «Rail Hope – Christen bei Bahnen und Ö.V.» im Teilzeitpensum (50 Prozent). Sein Motto: «Geben und vergeben» (Augustinus).

Die Vereinigung wurde 1908 gegründet und zählt heute 285 Mitglieder und 300 Passivmitglieder. Sie will Christen bei Bahnen und Ö.V. vernetzen und Gottes lebendige Hoffnung in die Berufswelt tragen. Dazu dienen auch attraktive Printmedien wie der Wandkalender und das evangelistische Magazin «Rail Light». Herzstück sind 26 lokale Treffpunkte, um Gemeinschaft zu pflegen, zu beten und über Hoffnung und Zweifel ins Gespräch zu kommen. Der Dienst des Rail-Pastors bietet dem Personal auch die Möglichkeit einer geistlichen Begleitung an. Neben schweizerischen Tagungen findet alle drei Jahre eine Konferenz- und Freizeitwoche der internationalen Dachorganisation IRM statt.

Mit welchen Gefühlen fahren Sie jeweils in einen langen Tunnel ein? Für mich haben Tunnelfahrten nichts Bedrohliches. Ein Tunnel hilft ja, Hindernisse wie Hügel oder Berge einfach zu durchdringen. Und jeder Tunnel hat ein Ende. Geistlich gesehen drückt eine Tunnelfahrt für mich auch Hoffnung aus.

Bild: idea/av

www.railhope.ch/www.railway-mission.eu

Doch Sie könnten im Tunnel ein grösseres Problem haben. Es kommt sehr selten vor, dass ein Zug im Tunnel stehen bleibt, auch wenn jemand die Notbremse ziehen sollte. Wir haben im Führerstand die Möglichkeit, eine betätigte Notbremse zu überbrücken. Wenn keine Entgleisung vorliegt, können wir mit einer Höchstgeschwindigkeit von 80 Stundenkilometern aus dem Tunnel fahren und an geeigneter Stelle halten.

Sind solche Albträume für Sie schon wahr geworden? Ja, das war 1993 der Fall. Ich war mit einem Güterzug mit Höchstgeschwindigkeit unterwegs. Die Signale zeigten freie Fahrt. Trotzdem bin ich im nächsten Bahnhof auf einige Güterwagen aufgefahren. Ich konnte den Zug noch auf Tempo 50 abbremsen und blieb darum selber bewahrt, obwohl die Lok und einige Wagen entgleisten. Später stellte es sich heraus, dass die Sicherheitsvorkehrungen ausgeschaltet waren, weil der Bahnhof gerade umgebaut wurde. Von Suiziderlebnissen blieb ich bisher bewahrt. Doch schon drei Mal war gerade der Zug vor mir betroffen. Warum ist Lokführer nach wie vor Ihr Traumberuf? Ich konnte tatsächlich meinen Bubentraum verwirklichen. Der Lokführer muss sehr verantwortungsbewusst, zuverlässig und konzentriert an der Arbeit sein, zu allen Tages- und Nachtzeiten. Doch er kann sehr selbstständig arbeiten und manche Fahrt in zauberhaften Landschaften erleben. Wie hat sich der Beruf des Lokführers in den letzten zwanzig Jahren verändert? Der Beruf ist eintöniger geworden. Wir mussten uns entscheiden zwischen Personen- und Güterverkehr und fahren nicht mehr gleich weite Strecken. Wir fahren heute aber viel mehr Kilometer. Positiv ist, dass uns ein sehr moderner Fahrzeugpark mit vielen hilfreichen technischen Möglichkeiten zur Verfügung steht. Wann sind Sie Gott im Alltag als Lokführer am nächsten?


BRENNPUNKT

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Als Christ kann ich mir während den Fahrten viele Gedanken über Gott machen. Die technische Fahrleitung erinnert mich daran, dass ich auch Gottes Kraft immer wieder empfangen darf. Er ist mein permanenter Begleiter. Wenn der Zug keine Kraft mehr beziehen kann, steht er schnell still. Das gilt auch für mein Leben als Christ.

Was hat Sie bewogen, RailPastor zu werden? Ich bin 2008 zu 50 Prozent RailPastor geworden, weil ich stark den Eindruck hatte, Gott habe mich zum pastoralen Dienst berufen. Seit ich 1984 zum Glauben an Jesus Christus gekommen bin, war es für mich stets ein Thema, anderen Leuten Jesus lieb zu machen, sie geistlich zu begleiten und seelsorgerlich zu unterstützen. Warum brauchen Bähnler einen speziellen Pastor? Viele Leute haben der Kirche als Institution den Rücken gekehrt. Das heisst noch lange nicht, dass sie auch Gott den Rücken gekehrt haben. Treten im Leben ausserfahrplanmässige Ereignisse wie zum Beispiel Verlusterlebnisse auf, stellen sich bald einmal existenzielle Fragen. In dem Sinne kann unsere Vereinigung «Rail Hope» sehr hilfreich sein. An unsere Anlässe kommen auch etliche Kollegen, die in keine Kirche gehen. Wir werfen wohl das Fischernetz aus. Doch die Weiterführung im Glauben muss dann die Kirche übernehmen. Ist der Rail-Pastor also zuerst ein Missionar? Den Begriff «Missionar» gebrauchen wir nicht. Er ist negativ besetzt. Ich habe gestern gerade in der Generaldirektion unsern aktuellen Eisenbahner-Kalender mit biblischen Zitaten verteilt. Da wurde ich auch gefragt, ob das nicht problematisch sei. Meine Antwort: «Das ist ein Angebot, ein Geschenk, das wir niemandem aufzwingen. Man kann es annehmen oder auch nicht.» Ich trage als Pastor mehrere Hüte. Ich fördere Projekte, die mehr missionarisch sind. Ich predige an Feiern und Tagungen. Ich begleite das Netzwerk unserer lokalen Treffpunkte. Und ich nehme seelsorgerliche Aufgaben wahr. Alles in allem bin ich eine Art Pfarrer auf der Schiene. Wie reagiert denn SBB-Chef Andreas Meyer, wenn Sie ihm

«Zu viele U-Boot-Christen in diesem Land» Was wünschen Sie Ihren Mitchristen zum neuen Jahr? Ueli Berger: Der grosse Wunsch ist sicher eine unfallfreie Fahrt. Den Christen nicht nur bei der Bahn, sondern in allen Berufen wünsche ich, dass sie auftauchen aus ihrer U-Boot-Haltung. Es gibt zu viele U-Boot-Christen in unserm Land. Sie sind wohl da, aber man nimmt sie nicht wahr. Christen können in dieser Gesellschaft nur ein Licht sein, wenn sie zu ihrem Glauben stehen und ihn bekennen. Als ich gestern Kalender verteilte in der Generaldirektion,

sagte mir jemand ganz offen: «Ich will euch nicht zu nah treten, aber ich bin halt bekennender Atheist» So wünschte ich mir mehr offen bekennende Christen!

einen Ihrer Kalender geben? Er war selber nicht da, weshalb ich den Kalender in seinem Sekretariat abgegeben habe. Doch er hat auch schon für unsere Zeitschrift «Rail Light» ein Statement abgegeben. Er ist sicher aufgeschlossen für unser Anliegen.

Lokführer auf meiner Reise nicht in den roten Bereich.

Welche Probleme beschäftigen Bähnler heute speziell? Aufgrund der ganzen Wirtschaftsliberalisierung ist der Leistungsdruck auch bei den Bahnen viel grösser geworden. Für die Teamleiter sind die Qualifikationsgespräche viel anspruchsvoller geworden. Die unregelmässigen Arbeitszeiten können für eine Beziehung zur Belastung werden. Zunehmend gibt es Ehen, die nicht mehr funktionieren, oder auch Schwierigkeiten mit den Kindern. Wie fahren Sie sicher durch das neue Jahr? Mir hilft es immer wieder, wenn ich versuche, vor Gott, vor meinen Mitmenschen und vor mir selber ehrlich zu sein. Ich will Gott auch sagen, wie ich mich fühle und was ich nicht verstehe. Das hilft mir, negative Gefühle abzubauen. Wenn ich meinen Mitmenschen auch meine Fehler eingestehe, werde ich zwar verletzbar, aber es schafft Vertrauen. Wie wappnen Sie sich gegen Entgleisungen? Ich will mein Leben bewusst gestalten und haushälterisch umgehen mit meinen Kräften und meinen Zeitfenstern. Ich könnte in meinem Dienst immer etwas machen. Ich will lernen, Schritt für Schritt «vorewäg» zu gehen. Ich kann auch mal etwas erst morgen fertig machen. So komme ich als

Was haben Sie dem bekennenden Atheisten geantwortet? Ich habe ihm keine Lehrmeinung und Bibelverse um die Ohren geschlagen. Ich habe ihm einfach erzählt, was wir machen und wie Kollegen immer wieder mit Gottes Hilfe aus Problemen herausfinden und wieder mehr Lebensqualität gewinnen. Er liess es so stehen.

Welches war Ihre wichtigste Weichenstellung? Das war 1984. Damals erzählte mir jemand, dass Gott mich lieb hat und Jesus schon lange Ja zu mir gesagt hat. Darum sollte ich auch Ja sagen zu Jesus. Dieses Ja zu Gott war meine wichtigste Weichenstellung. Die zweitwichtigste war, als ich 1991 meine Frau Karin geheiratet habe. Ohne sie könnte ich nicht so in zwei Berufen tätig sein. Was hat sich dadurch verändert auf Ihrer Lebensfahrt? In meinem Leben gab es ganz neue Ziele. Es ging nicht mehr darum, möglichst erfolgreich zu sein und viel Geld zu verdienen. Jesus verspricht kein erfolgreiches, aber ein erfülltes Leben. Erfüllt wird mein Leben, wenn ich das mache, was Gott für mich vorgesehen hat. Das gibt Erfüllung, Gelassenheit und Zufriedenheit. Wie kann die persönliche Fahrt 2011 am besten gelingen? Wer eine Zugreise plant, kauft ein Billett. Dann muss man einsteigen. Doch es gibt keine Garantie, dass es auch eine ruhige Fahrt gibt. Es kann Umwege und Verspätungen geben. Auch Gott verspricht uns nicht unbedingt eine problemlose Fahrt. Aber er verspricht, dass er uns sicher ans Ziel bringt. Den Leuten von heute muss man darum sagen: Schauen Sie, dass Sie zu einer Fahrkarte für Gottes Reich kommen! Dann wissen Sie, dass Sie zu Gott gehören. Und dann gilt Gottes Verheissung, dass Sie auch sicher ans Ziel Ihres Lebens kommen werden! Inter view: ANDREA VONLANTHEN

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Gerechtigkeit? Der Nationalrat will die Invalidenversicherung sanieren, indem er 16 000 bisherigen IV-Bezügern ihre Rente streicht und sie wieder in den ersten Arbeitsmarkt eingliedert. Eine prüfenswerte Absicht, denn wer in unserer Arbeitswelt nicht teilhat, gilt wenig und wird kaum ernst genommen. Ich höre Rentner sagen: «Ich will gar keine Rente, ich will einen Job!» Aber diese Arbeitsplätze gibt es leider nicht. Nur wenige sozial verantwortungsvolle Arbeitgeber stellen Leistungsbeeinträchtigte ein. Und auch in der nationalrätlichen Debatte gab es keine praktikable Idee, wie so viele Arbeitsstellen zu schaffen sind. Eine Verpflichtung der Arbeitgeber wurde abgelehnt, und freiwillig werden die Grossfirmen wie bisher den Tatbeweis schuldig bleiben. Weshalb macht das Parlament eine Politik, die nicht aufgehen kann? Aus dem Prinzip Hoffnung, oder weil es nicht wirklich um die Schicksale von behinderten Menschen geht, sondern nur ums Sparen. Und um die Genugtuung, den allfälligen «Scheininvaliden» auf die Schliche zu kommen. Vor ein paar Jahren wurden in einer polemischen Kampagne alle Sozialhilfebeziehenden unter Generalverdacht gestellt, Betrüger und Schmarotzer zu sein. Jetzt soll mit den «Scheininvaliden» abgerechnet werden. Dass es Missbrauch gibt, bestreitet niemand. Jedes System wird von einigen unterwandert. Das gilt für die Sozialhilfe, die IV, auch für die Krankenversicherungen und das Steuergesetz. Nur: dort werden Augen zugedrückt, dort wird in Schutz genommen. Wenn konsequent Missbrauchsbekämpfung angesagt ist, dann soll man IV-Renten überprüfen, aber auch Ja sagen zu einer klaren Weissgeldstrategie, zu einer ebenso klaren Ablehnung jeder Illegalität im Steuerbereich. Alles andere ist unfair und ungerecht. MAJA INGOLD Die Autorin ist Nationalrätin der EVP und wohnt in Winterthur.


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TAGESSCHAU

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4000 Jugendliche am «PraiseCamp10» auf dem Olma-Gelände in St. Gallen

Eingetaucht in grosse Liebe und grosse Massen Eine «reLOVEution», eine Revolution der Liebe, wollten sie auslösen. 4000 Jugendliche trafen sich dazu im «PraiseCamp10» in St. Gallen. Sie setzten die selber erlebte Liebe Gottes gleich in kreative Aktionen für andere um. «Ich habe mich schon gewundert, woher die vielen jungen Leute kommen», meinte eine Passantin. Es fällt auf, wenn Hunderte von Jugendlichen durch die Innenstadt schwärmen und Schoggiherzli verteilen mit dem Hinweis: «Gott liebt Sie!» Oder wenn eine Gruppe für Sekunden wie erstarrt inne hält, um kurz darauf Flyer zu verteilen, die auf den Fackelzug an Silvester hinweisen. Es überrascht, wenn Teenies auftauchen, um Altglas zu entsorgen, Geschirrberge abzuspülen oder die Wohnung zu putzen. Sie machen dies gratis. Weil die Liebe Gottes auch kostenlos erhältlich sei. Ein paar Jugendliche kauften in einer Bäckerei Gipfeli und liessen diese auf dem Tresen liegen. Kurze Zeit später erschienen sie wieder und erklärten den Anwesenden, so geschehe es oft mit Gottes Liebe. Sie sei parat für alle, werde aber nicht abgeholt.

Olma-Hallen als Jugendherberge

Vom 27. Dezember bis 1. Januar bevölkerten 4000 Jugendliche ab 13 Jahren das Olma-Gelände in St. Gallen und machten die OlmaHallen zur Jugendherberge. Sie nahmen am vierten «PraiseCamp» teil, dem grössten seit seiner Grün-

dung vor acht Jahren. Das Leitungsteam bestand aus Mitarbeitern von King’s Kids, Campus für Christus, SEA-Jugendallianz, des Bibellesebunds und des Besj. 500 freiwillige Helfer zwischen 18 und 70 Jahren aus diversen Organisationen unterstützten sie, weitere 215 leiteten die Kleingruppen. Fast alle reisten in Gruppen an, damit das Erlebte später in ihre Kirchen und ihr lokales Umfeld einfliesst. Dass fürs «PraiseCamp» Menschen verschiedenster Denominationen zusammenarbeiten, freut Referent Andreas Boppart besonders. Dies gelinge, weil einfach Jesus im Zentrum stehe und der Wunsch, ihn bekannt zu machen. «Hier können Gemeinden von den Jungen lernen», ist er überzeugt.

Hunger nach Jesus: Staunen und Stimmung beim Abendplenum.

Senioren dienen Teenies

Erstmals waren 50 Personen im Alter über 60 Jahren eingeladen worden. Sie engagierten sich im Service oder als Seelsorger. Ihre Anwesenheit wurde von den Jugendlichen sehr geschätzt. Auch die Senioren äusserten sich begeistert. «Sie haben einen solchen Hunger nach Jesus, sie wollen ihn erleben», staunte Luise Keller aus Frenkendorf. Die 62-Jährige stand zusammen mit ihrem Mann Peter, 67, als Seelsorgerin zur Verfügung. Beide waren berührt von der Offenheit und Freundlichkeit der jungen Leute. «Sie bedanken sich sogar dafür, dass wir uns Zeit nehmen für sie», sagte Peter Keller. «Es ist mega cool, mit Tausenden anderer Gläubiger im gleichen Al-

Begeistert vom Worship: Jonathan Heller aus Amriswil.

Begeistert von Gottes Liebe: Gespräch mit einer Passantin.

ter zusammen zu sein», schwärmten Jugendliche. Sie würden dadurch sehr ermutigt. Zudem sei es super, dass man immer Mittäter finde, sei es fürs Gebet oder für Brettspiele während der Freizeit. Dorothee Kräuchi, 17, aus Volketswil, schätzte die tiefgehenden Inputs im Plenum und während der Workshops. Ihre 16-jährige Schwes-

ter Corina freute sich, Bekannte aus der ganzen Deutschschweiz zu treffen. Dem Amriswiler Jonathan Heller, 17, gefiel die Worshipzeit in der riesigen Halle. Abends ging dort die Post ab mit Theater, Videoclips und Konzerten.

Die Predigten: Wenn Jesus Christus junge Menschen retten will Jeden Abend fand in der Olma-Halle ein Plenum statt mit verschiedenen Rednern. Jugendevangelist Andreas «Boppi» Boppart nahm die Zuhörer in ein Wechselbad von humorvollen und nachdenklich machenden Geschichten hinein. Nicht nur er, auch jeder im Publikum sei schon mehrere Male in seinem Leben gerettet worden. Warum fühlt es sich aber für manchen so kompliziert an, wenn Jesus ihn retten will? Diese Hürde persönlich zu nehmen, war nach «Boppis» Aufruf dran. Hunderte nahmen sie. An einem anderen Abend sprach Christoph Leu von Vergebung und Bilder: Mirjam Fisch, Pressedienst

der Rückkehr zu Gott. Wenn dies geschieht, tun sich neue Perspektiven auf, und Heilung geschieht. Menschen, die dies in ihrer Vergangenheit erlebten, zeugten davon. Gleiches geschah im Publikum. Es kam zu vielen Durchbrüchen. Senior Ernst Tanner, 83, Mann der ersten Stunde der Helimission, erzählte aus seinem Leben, von seiner Berufung, den Hürden und Rückschlägen beim Verfolgen seiner Ziele. Dann aber auch vom reichen Segen, den er erfahren konnte und vor allem von Gottes genialer Hilfe. Er motivierte die Jugendlichen, sich Gott kompromisslos zur

Verfügung zu stellen, die eigene Berufung zu erfahren und so nicht nur Geschichten, sondern Geschichte zu schreiben. In der letzten Plenumsveranstaltung wünschte Marius Bühlmann, dass jeder seine Berufung in seinem Leben, an seinem Ort und in seinem Alltag umsetzen kann. Es brauche zweierlei: Entscheidungen, mit Mut Risiken einzugehen, Weichen zu stellen und dann zu gehen. Andererseits aber auch warten zu können, sich Gott hinzugeben, ihn machen zu lassen. (pd) www.praisecamp.ch

Aktiv werden für andere

Schon während des Camps entstanden Aktionen zugunsten Anderer. Zehn missionarische Einsätze in der ganzen Welt wurden durch kreative Ideen unterstützt. Die Jungen hatten Socken mitgebracht, die an Bedürftige weitergegeben werden. Zudem sammelten sie Geld, etwa durch eine Minute Rückenmassage für einen Franken oder eine Spendenaktion. So kamen 85 000 Franken zusammen. Auch nach dem St. Galler Camp soll «reLOVEution» bewegen. Auf der Website finden sich viele Anregungen. Jugendliche sollen eine Leidenschaft für Jesus entwickeln und sie mit ihren Freunden leben. Sie sollen im Alltag Gottes Liebe sichtbar und spürbar machen. MIRJAM FISCH-KÖHLER


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JOURNAL

Allianzgebetswoche (Beitrag 3): Die Sektion Sulgen rückt näher zusammen

Friedenskirche weg?

Nun trifft man sich in der Hausallianz

Die Evangelischmethodistische Kirche (EMK) will die Friedenskirche in Bäretswil ZH abreissen und durch einen Neubau mit integrierter Kirche und Mietwohnungen ersetzen. Der Gemeinderat unterstützt das Vorhaben, während kantonale Fachstellen den Kirchenbau von 1923 als schutzwürdig erachten. Vor dem Abriss müsste die Kirche aus dem kommunalen Inventar schützenswerter Bauten gelöscht werden. Am 29. Juni entscheidet die Gemeindeversammlung. (idea)

Locher für Predigtpreis Gottfried Locher will weniger «kopflastige» Gottesdienste. Der neue Ratspräsident des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbunds (SEK) plädiert dafür, die Gottesdienste «weiterzuentwickeln» und traditionelle Elemente wieder zu entdecken. Gottesdienste sollten auch vom Sehen, Riechen, Schmecken und Fühlen geprägt sein. Zudem regte Locher gegenüber der «Aargauer Zeitung» die Schaffung eines Predigtpreises an. (idea)

Subtiler Druck «Eine erleichterte Sterbehilfe bringt leidenden Menschen nicht mehr Freiheit, sondern setzt sie unter einen ‹subtilen Erklärungsdruck›», schreibt Hanspeter Schmitt, Professor für Ethik an der Theologischen Hochschule Chur, in einem Beitrag in der «NZZ am Sonntag». Die vermeintliche Selbstbestimmung bedeute letztlich «einen kulturellen Paradigmenwechsel»: Nicht mehr der Lebensschutz stünde im Zentrum, sondern die «freie Wahl» zwischen Leben und Freitod. (idea)

Kein Verstoss? Martin Schubarth, Rechtsprofessor und ehemaliger Präsident des Bundesgerichts, sieht im Bauverbot für Minarette keine Verletzung der Europäischen Menschenrechtskonvention (EMRK). «Strassburg» müsse erst entscheiden, ob durch das Minarettverbot die Religionsfreiheit eingeschränkt werde oder nur die religiöse Propagandafreiheit. Muslime könnten weiterhin frei ihren Glauben leben und auch Moscheen bauen. (kipa) Bilder: zvg

Begegnungen über die Gemeindegrenzen hinaus – das steht während der Allianzgebetswoche bei der Sektion Sulgen und Umgebung im Vordergrund. Dabei wächst immer stärker die Erkenntnis des gemeinsamen Auftrags. «Die Gebetswoche hat bei uns Tradition. Gleichwohl kommen wir jedes Jahr neu zum Ent­ schluss, dass wir als Gemeinde zusammengehören und dass dies auch sichtbar werden soll», erzählt Hanspeter Herzog, Sek­ tionspräsident der Allianz Sul­ gen und Umgebung. «Wir sind keine Einzelkämpfer. Wir haben einen gemeinsamen Auftrag und wollen dafür einstehen.» Dies geschieht auf vielfältige Weise. «Höhepunkte in der Allianzge­ betswoche sind für mich der ge­ meinsame Gottesdienst und der Kanzeltausch.»

Echte Begegnung

Weil an den traditionellen Gebets­ treffen der Allianz die jüngere und «mittlere» Generation jeweils kaum vertreten war, suchten die Verantwortlichen nach einer zu­ sätzlichen Form. Dabei entstand die Idee, «dezentral» zu beten. An einem Abend in der Gebetswoche treffen sich nun Menschen aus ver­ schiedenen Gemeinden in Hausal­ lianzen. Teilnehmer und Gastgeber tragen sich vor der Gebetswoche in einer Liste ein und werden dann

Allianzgebet – warum? Peter Hiltbrand, Pfarrer der Reformierten Kirchgemeinde Gsteig-Interlaken und Sektionspräsident: «Die Allianzgebetswoche ist unser verbindendes und tragendes Element. Sie soll dazu beitragen, dass die Landeskirche nicht als ungläubig und die Freikirchen nicht als Sekten abgestempelt werden. Es soll das Bewusstsein gestärkt werden, dass wir in einem Boot sind.» Martin Tobler, Pastor der Freien Christengemeinde Toggenburg und Sektionspräsident: «Ich bin sehr motiviert, gemeinsam mit Glaubensgeschwistern den Willen des Herrn zu suchen und dann aus dieser Einheit im Geist grosse Glau-

in eine Gruppe eingeteilt. Herzog nennt drei Hauptziele, die diese Hausallianzen verfolgen. Erstens Gemeinschaft pflegen: «Im klei­ nen Kreis ist Raum für persönliche Begegnung. Raum, sich kennen zu lernen.» Zweitens Bibel lesen: «Die Gruppe setzt sich mit dem vorge­ schlagenen Bibeltext auseinander.

Herzog. Christen aus anderen Gemeinden sind nicht länger nur Namen, Gesichter, Personen, son­ dern Menschen, denen man be­ gegnet ist. «Die Beziehungen über die Gemeindegrenzen hinaus wer­ den echter und tiefer», erklärt der Pfarrer der Evangelischen Kirche Berg TG. Er stellt auch fest: «Die

Sie vertreten die Allianz Sulgen: Hanspeter Herzog beim Inter­ view mit (von links) Alexander von Siebenthal (Landeskirche Berg), Henry Krattiger (EGK Kehlhof), Rolf Messmer (FEG Sul­ gen), Gottfried Schenk (Chrischona­Gemeinde Mattwil) und Beat Hausammann (FCT Christuszentrum Schönenberg).

Sie tauscht darüber aus und hört auf Gott.» Und drittens: Zusam­ men beten.

Ein Stück näher

Mit diesem Konzept konnten die fehlenden Generationen tat­ sächlich abgeholt werden. Doch nicht nur das: «Wenn wir uns als Allianz treffen, gehen die Leu­ te schneller aufeinander zu», so benskraft freizusetzen. Zeiten wie die Gebetswoche haben uns als Allianzgemeinden näher zu dieser zeugnishaften Einheit gebracht. Daraus sind neue Projekte entstanden.» Werner Wydler, Pfarrer der Evangelisch-methodistischen Kirche der Region Greifensee und Sektionspräsident: «Ich erlebe die Allianzgebetswoche seit Jahrzehnten an verschiedenen Orten. Immer haben sie den Glauben gestärkt und neu zum Dienst am Evangelium motiviert. Auch sind diese Gebetswochen für kirchenferne Menschen ein glaubwürdiges Zeugnis, dass Christen nicht gegeneinander schaffen, sondern segensreich zusammenarbeiten.»

Bekanntschaft einer einzelnen Person öffnet die Tür zu deren Gemeinde.» So rücke die ganze Allianz näher zusammen. Und dies sei ein wichtiger Aspekt der Gebetswoche.

Interview mit Folgen

Darum stellte die Allianz kürz­ lich auch das Konzept des Ab­ schlussgottesdienstes um. «Wir luden jeweils einen bekannten Referenten ein, die Predigt zu halten. Dieses Jahr halten nun zwei Allianz­Pastoren die Predigt gemeinsam. Und letztes Jahr war ein Interview mit Vertretern al­ ler Gemeindeleitungen Teil des Gottesdienstes», erzählt Herzog. Solche Aktionen können Folgen haben: «Während dem Interview merkten die Vertreter, dass sie gleiche Anliegen haben und sich alle eine verstärkte Zusammenar­ beit wünschen.» Also trafen sich danach die Gemeindeleitungen zu einem Brunch, um diese Zu­ sammenarbeit zu planen. Denn die Allianz Sulgen will nicht nur eins sein im Beten während der Allianzwoche, sondern zuneh­ mend auch eins sein im Handeln. STEFANIE NIEDERHÄUSER


TAGESSCHAU

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Zum Betreuungskonzept in Nottwil gehör t auch Seelsorge

ÄXGÜSI

Auch Samuel Koch kann profitieren

Stadtgespräch Im letzten «Club»-Gespräch des Schweizer Fernsehens im vergangenen Jahr wurde in die Runde gefragt: «Ist Glaube eigentlich Privatsache?» Man war sich nicht einig. Aber der evangelikale Zürcher Gastronomen Rolf Hiltl hatte eigentlich recht, als er sagte: «Dieses Club-Gespräch beweist ja, dass Glaube nicht Privatsache ist.» Das Schweizer Fernsehen hatte mit dem Thema «Woran glauben Sie?» den Glauben von fünf Personen einmal mehr öffentlich gemacht. Und das ist gut so!

Seit Mitte Dezember befindet sich der verunglückte Wettkandidat Samuel Koch im Schweizerischen Paraplegikerzentrum Nottwil (SPZ). Hier erfährt er die denkbar beste medizinische Unterstützung. Das SPZ bietet ein umfassendes Rehabilitationskonzept, das auch Seelsorge einschliesst. Der Auftritt in «Wetten, dass…?» vom 4. Dezember bleibt unvergessen: Beim Versuch, mit Federschuhen über ein Auto zu springen, verunglückt Wettkandidat Samuel Koch schwer. Bis mindestens Ende Mai befindet er sich zur Rehabilitation im Paraplegikerzentrum Nottwil. Bei den Proben vor der Sendung sei er zweimal schwer gestürzt, sagte

Seelsorge im Spital Die seelsorgerliche Betreuung ist wichtig, wie eine Umfrage von «idea Spektrum» zeigt: Die Hirslanden-Kliniken in Bern stellen eine Seelsorge im ökumenischen Sinn sicher. Alle Abteilungen verfügen über eine Adressliste mit Seelsorgern, die direkt kontaktiert werden können. Am Inselspital, Universitätsspital Bern, arbeiten acht Seelsorger. Der seelsorgerliche Dienst ist über den Pikettdienst 24 Stunden und an allen Tagen des Jahres erreichbar. Falls eine bestimmte konfessionelle Begleitung gewünscht ist, wird dieser Kontakt hergestellt. Das Reha-Zentrum Heiligenschwendi BE organisiert auf Wunsch Seelsorge. Gerade ältere Menschen hätten jedoch häufig einen engeren Bezug zur gewohnten Kontaktperson und möchten weiter von dieser betreut werden. Die Klinik SGM für Psychosomatik in Langenthal BE setzt auf Prävention: Die Zeit vor den Feiertagen wird so gut wie möglich «vorweihnachtlich gestaltet», zum Beispiel mit Backen, Basteln und Dekorieren. Die Betreuung erfolgt ganzheitlich nach Geist, Seele und Leib. Basis der Arbeit ist nicht nur das Fachwissen, sondern auch das biblische Menschenbild. Bilder: zvg

Hier wird Seelsorge gross geschrieben: Das umfassende Betreuungsangebot des Paraplegikerzentrums Nottwil beinhaltet ebenfalls die seelsorgerliche Hilfe. Diese steht an jedem Tag zur Verfügung.

Samuel Koch kürzlich in einem Interview.

Risikoreiche Wette

Trotz Zweifeln war er zuversichtlich, dass der Auftritt gelingen könnte. Samuel Koch übersprang galant die ersten zwei Autos und landete sicher auf dem Boden. Am Steuer des dritten Wagens sass Samuels Vater, der an diesem Tag Geburtstag hatte. 20.38 Uhr wars, als Samuel loslief und das Auto übersprang. Nach einem Salto stürzte er auf Gesicht und Oberkörper und blieb regungslos liegen. Mutter Marion, Schwester Rebecca und Bruder Jonathan sassen mit Studienkollegen von Samuel fassungslos im Publikum.

Zur Reha in Nottwil

Samuel Kochs Verletzungen der Halswirbelsäule und des Rückenmarks sind gravierend. Neben den Armen und Beinen ist auch das vegetative Nervensystem betroffen. Der 23-jährige Schauspielstudent wird als Folge seines Unfalls bei «Wetten, dass..?» wohl behindert bleiben. Zuvor hatten die zuständigen Ärzte der Uniklinik Düsseldorf mit Blick auf die Verlegung nach Nottwil Hoffnungen auf eine vollständige Genesung geweckt. Vater Christoph sagt: «Wir brauchen nach wie vor Geduld. Aber Samuels Zustand ist stabil, und das freut uns.» Freude empfindet Familie Koch auch über die grosse Anteilnahme der Bevölkerung. Es gibt zumindest einen klei-

nen Hoffnungsschimmer: Samuel kann sprechen und sich normal ernähren. In der nächsten Zeit wird er die alltäglichen Dinge des Lebens neu lernen müssen. Diesbezüglich verfügt die Klinik über speziell entwickelte Geräte. Ob Samuel seine Bewegungsfähigkeit wieder erlangt, bleibt weiterhin unklar.

Und die Seele?

Doch was, wenn bei diesem intensiven Betreuungsprogramm die Psyche nicht mehr mitmacht? Was, wenn die Ungewissheit, die Zukunftsangst für die Seele zu gross werden? «Unser umfassendes Rehabilitationskonzept erlaubt es uns, jeden Patienten individuell auf seine Bedürfnisse zu betreuen», sagt Janka Hurschler, Leiterin Kommunikation. Die Seelsorge könne ein Teil davon sein, wenn dies von Patienten oder ihren Angehörigen gewünscht wird. «Deshalb ist es für die Seelsorger wichtig, in enger Zusammenarbeit mit der Sozialberatung, dem Psychologischen Dienst und mit der Stationsleitung in der Pflege zu wirken.» Der Dienst steht jeweils auch über die Feiertage zur Verfügung, wobei die fest angestellten Seelsorger die Einsätze unter sich aufteilen. Dieses Angebot hat sich bewährt, weshalb für 2011 keine Änderungen geplant sind. Samuel Koch stammt aus einer christlichen Familie. Er darf für sich in Anspruch nehmen, dass bei Gott nichts unmöglich ist. THOMAS FEUZ

In Thun veranstaltet die Evangelische Allianz zum zweiten Mal «ProChrist-live» mit dem deutschen Pfarrer und Evangelisten Ulrich Parzany. So ein Grossanlass kostet viel Geld, insbesondere wenn die Öffentlichkeit auch darauf aufmerksam gemacht werden soll. Und tatsächlich ist in diesen Tagen in der Region nicht zu übersehen, dass vom 8. bis 16. Januar in Thun «gezweifelt und gestaunt» werden soll. Der Glaube soll Stadtgespräch werden. Wieso denn? In unserer säkularen Gesellschaft droht Religion in eine Schublade versorgt zu werden, die jeder nur heimlich für sich zu Hause öffnet. Das ist in zweierlei Hinsicht schädlich. Zum einen steht eine «Ich-und-mein-Gott-Spiritualität» in der Gefahr, sich nur um sich selber zu drehen und durch Extrempositionen völlig von der Realität entfremdet zu werden. Und zum andern ist der christliche Glaube geradezu daraufhin angelegt, in die Gesellschaft hineinzuwirken. Dies geschieht immer wieder auch öffentlich. Gerade in der öffentlichen Auseinandersetzung wird der Glaube überprüft, geläutert und alltagstauglich. So dass der Christ auch heute «dem Juden ein Jude und dem Griechen ein Grieche werden kann». MARC JOST Der Autor ist Geschäftsführer des Hilfswerkverbandes «Interaction» und Berner Grossrat. Er wohnt in Thun.


LO 14

Christian Solidarity International

INSERATE Religionsfreiheit und Menschenwürde Ihre Solidarität zählt!

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www.csi-schweiz.ch

Familie Namrud mit den drei Töchtern Anwar (links), Athar und Athmar

Christen im Irak 2. Mai 2010: Anschlag auf einen Bus mit christlichen Studierenden – 170 Verletzte. 31. Oktober 2010: Massaker in der syrisch-katholischen Kirche Bagdads – über 50 Tote, viele Verletzte. n Die beiden Ereignisse sind längst aus den Schlag­ zeilen verschwunden. Die Opfer leiden weiterhin unter den Folgen. So erlitt die 20­jährige Anwar eine Stirn­ fraktur mit Gehirnblutung und musste operiert werden. Ihre beiden Schwestern sind ebenfalls verletzt worden. Wir kümmern uns um sie.

CSI-Mitarbeiter Gunnar Wiebalck gibt einer irakischen Familie einen Kerosinofen ab. n CSI übernimmt Behandlungskosten, verteilt Kerosinöfen sowie Wintermäntel und bringt Lebensmittel. Die irakische Regierung fordern wir in Zusammenarbeit mit der einheimischen Menschenrechtsorganisation Hamorabi regelmässig auf, die religiö­ sen Minderheiten zu schützen.

Unterstützen Sie bitte die mit dem Tod bedrohten irakischen Christen!

n Seit der US­Invasion 2003 sind über eine halbe Million irakische Christen aus dem Land geflohen. Der Wegzug hält an. Wir unterstüt­ zen Christen, die weiterhin im Irak bleiben wollen. Helfen Sie mit? n Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung! PC 80-22429-9 n Bitte senden Sie den neben stehenden Talon an: CSI Schweiz, Zelglistrasse 64, 8122 Binz n Haben Sie Fragen? info@csi­schweiz.ch / Tel. 044 – 982 33 33 Christian Solidarity International (CSI) ist eine christliche Menschenrechtsbewegung für Religionsfreiheit und Menschenwürde.

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WirTsCHAFT

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BiLDUng

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synergie

Was wir vermehrt wagen sollten In den letzten Wochen habe ich mir immer wieder Gedanken darüber gemacht, wie ich verhindern kann, dass ich die Worte des Neuen und Alten Testamentes in meinem persönlichen Sein und beruflichen Tun verharmlose. Was wäre schlimmer, als biblische Inhalte zu «verstehen», aber ihre Wichtigkeit und ihr Gewicht zu vernachlässigen? Leider ist diese Tragik in der Geschichte zu oft zu beobachten. Die Konsequenzen auf individueller, aber auch auf kollektiver Ebene in Gesellschaft, Wirtschaft und Kirche sind gravierend! Eine grosse Hilfe ist mir in diesem Zusammenhang Dietrich Bonhoef-

fer (1906 – 1945). Schon sehr früh erkannte er die Herausforderungen durch den Nationalsozialismus. Er nahm öffentlich und unmissverständlich Stellung dazu. In seinem 1937 zum ersten Mal erschienenen Buch «Nachfolge» stellt er in kaum zu übertreffender Klarheit dar, was es heisst, als Christ zu leben. Je nach Inhalt habe ich nach zwei bis vier Seiten Lektüre so viel zu verdauen, dass ich nicht mehr weiterlesen kann. Bekannt ist sein prophetischer Einspruch gegen die billige Gnade. Grossen Wert legt er auf die Verbindung von Glaube und Gehorsam: Nur der Glaubende gehorcht, nur der Gehorsame glaubt. Je länger ich mich mit den Gedan-

kengängen Bonhoeffers befasse, umso klarer werden mir Konturen der Person und der Worte Jesu Christi. Ich spüre etwas von dem Spannungsfeld, das in der Begegnung mit dem Heiligen zum Vorschein kommt: mysterium tremendum und mysterium fascinosum – das furchtauslösende und zugleich anziehende Geheimnis. Plötzlich wird klar, dass es einfacher ist, von «Gott» zu sprechen statt von «Jesus Christus» – auch in der (frei-) kirchlichen Verkündigung! Nur von «Gott» zu sprechen ist allgemeiner, diffuser und unverbindlicher. Es ist aber auch harmloser, wirkungsloser und bedeutungsloser. Wenn Christen es 2011 vermehrt wagen, sich auf die nicht verharmlosten Worte Jesu und die Ungeheuerlichkeit des Geschehens am Kreuz einzulassen, dann werden

neue Dimensionen für den individuellen Lebensstil, für Seelsorge und Verkündigung, für christliches Handeln in Politik und Wirtschaft relevant. Auch wenn es nicht ungefährlich klingt: Wir wären näher bei Jesus, und er wäre näher bei uns! Welche Resonanz hätte Dietrich Bonhoeffer, wenn er heute die gleichen Sätze formulieren würde wie damals? DieTer BÖsser Der Autor, lic. theol. und lic. phil I, ist Studienleiter der Akademie für christliche Führungskräfte (AcF) Schweiz in Basel und Geschäftsleiter des Fachkreises Psychologie und Glaube bei den Ver­ einigten Bibelgruppen (VBG).

Neujahrskurs «Tief glauben – weit denken» der Vereinigten Bibelgruppen (VBG) in Moscia

Christliche Studenten sollen Weiterdenker werden «glauben und Denken ist kein gegensatz, sondern eine ergänzung.» Dies betonte Felix ruther vor 70 studierenden und jungen erwachsenen, die den neujahrskurs «Tief glauben – weit denken» in Moscia besuchten. er ermutigte die Teilnehmer, immer wieder die Begegnung mit gott zu suchen. Der «Neujahrskurs für Studierende» der VBG findet jedes Jahr in Moscia bei Ascona statt. Mit seinem Bezug zur Religionskritik erhielt der Kurs eine besondere Brisanz. So ging Referent Felix Ruther auf Aussagen von Atheisten wie Richard Dawkins ein. Auch um die provokative Frage, die der Immunologe Beda M. Stadler kürzlich in der Sendung «Arena» stellte, machte der Chemiker und Studienleiter der VBG keinen Bogen. «Glaubst du noch oder denkst du schon?», postulierte Stadler damals.

Kategoriefehler «Nur weil die Wissenschaft die Welt ohne Gott erklären kann, heisst das nicht, dass er nicht existiert», betonte Felix Ruther. So könne man wissenschaftlich erklären, wie eine Atombombe ge­ baut wird. «Doch die Wissenschaft sagt mir nicht, ob ich diese Atom­ Bild: VBG

Fröhlich glauben, auch im Alltag: Neujahrskurs der VBG in Moscia.

Diese Frage sei falsch gestellt, konterte Ruther. «Man braucht nicht das Wissen zu beseitigen, um dem Glauben Platz zu machen.» Vielmehr müsse man sich fragen, welche Basissätze die Grundlage des eigenen Denkens und Handelns bildeten. «All diese Prämissen benötigen ein glaubendes Vertrauen – sei es im wissenschaftlichen Denken oder im Leben überhaupt.» bombe auch einsetzen darf.» Bei der Wissenschaft gehe es um eine gewisse Methodik des Forschens, beim christlichen Glauben um die Begegnung mit einem personalen Gott. Für Ruther ist klar: «Wer in Glaube und Wissenschaft einen Widerspruch sieht, macht einen Kategoriefehler.»

Bei Gott Halt finden

Gerade in der Multioptionsgesellschaft sei es wichtig, das Zentrum des Lebens bei Gott festzumachen. «Weil vielen Menschen Stabilität und Orientierung fehlen, flüchten sie in die Konsumsucht oder suchen Stabilität in Ideologien und gesetzlichen Gruppierungen», beobachtet Ruther. «In der heutigen Zeit ist es entscheidend, an den Ort zurückzukehren, wo Halt ist – bei Gott.» Die Bibel spiele in diesem Prozess eine entscheidende Rolle. «Wenn wir in der Bibel lesen, begegnen wir Gott. Wenn wir ihm begegnen, lernen wir ihm zu vertrauen.» Ruther ermutigte die Studierenden, diese Begegnung immer wieder zu suchen: «Wenn ihr euren Glauben so ernst nehmt wie euer

Studium, dann müsst ihr die Bibel studieren!» Gerade im Zeitalter der Mobilität und rasanten technischen Entwicklung erlebten viele Menschen eine Schrumpfung der Gegenwart. «Wir erinnern uns nur noch schwach an das, was gerade war, und sind in Gedanken schon bei dem, was erst kommt.» In dieser Situation sei es wichtig, die persönliche Spiritualität zu pflegen, beispielsweise mit Zeiten des Stillseins vor Gott oder dem Nachdenken über einem Bibelwort. Diese Art der Beziehungspflege werde oft mit «glauben» umschrieben. Wer aber «glauben» gleichsetze mit einem vagen «für wahr halten», habe einen wesentlichen Punkt des Christseins missverstanden.

Das Herz schenken

«Wir treten mit Gott in Beziehung, wenn wir ihm unser Herz schenken», erklärte Ruther. «Es geht dabei um volles Vertrauen, um Treue und eine bestimmte Perspektive auf das Leben.» Trotzdem sei es wichtig, eine Sichtweise des Christentums zu gewinnen, die auch intellektuell überzeugt und Sinn macht. «Es fällt uns schwer, das Herz an etwas zu geben, das unser Verstand ablehnt.» JOnAs BÄrTsCHi www.evbg.ch/uni


ENTWICKLUNGSHILFE

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World Vision wächst dank Transparenz, aktuellem Marketing – und Gottvertrauen

Mit i-Phone echten Brunnen in Mosambik bauen Ein Hilfswerk lebt vom Vertrauen. Davon ist Urs Winkler, Geschäftsführer von World Vision, überzeugt. Deshalb ist ihm ein transparenter Umgang mit Spendengeldern wichtig. Ein Hilfswerk braucht aber auch ein wirkungsvolles Marketingkonzept – und aussergewöhnliche Ideen am Puls der Zeit. World Vision schneidet bei einer Untersuchung über die Transparenz von zehn grossen Schweizer Entwicklungsorganisationen als beste ab. Dies schon zum dritten Mal in Folge. Zudem konnte das Hilfswerk seine Einnahmen 2010 von 56 auf 58 Millionen Franken erhöhen.

Augenschein vor Ort

Der Geschäftsführer Urs Winkler blickt zufrieden auf das vergangene Jahr zurück. Der Erfolg

Impressum Idea Schweiz Herausgeber: Idea Information AG, 4410 Liestal Verwaltungsrat: Heiner Henny, Präsident; Sam Moser, Stellvertreter; Paul Beyeler, Hans Lendi, Hansjörg Leutwyler, Hanspeter Schmutz Ideelle Trägerschaft: Schweizerische Evangelische Allianz (SEA), Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG), Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) Redaktion: Josefstr. 32, 8005 Zürich, Tel. 044 444 16 44, Fax 044 444 16 49 E-Mail: redaktion@ideaschweiz.ch Internet: www.ideaschweiz.ch Chefredaktor: Andrea Vonlanthen Büro: Bahnhofstr. 65, 9320 Arbon Tel. 071 446 70 02, Fax 071 446 74 88 E-Mail: andrea.vonlanthen@ideaschweiz.ch Redaktor: Thomas Feuz Er weitertes Team: Esther Reutimann, David Sommerhalder, Thomas Hanimann, Iris Muhl, Sibylle Zambon, Christian Bachmann, Mirjam Fisch-Köhler, Marlies Reutimann Praktikum: Stefanie Niederhäuser Inserateservice: Jordi AG – das Medienhaus, Roland Rösti, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 25, Fax 031 819 38 54 E-Mail: inserate@ideaschweiz.ch Aboservice: Jordi AG – das Medienhaus, Ursula Seifried Jordi, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 20, Fax 031 819 38 54 E-Mail: abo@ideaschweiz.ch Abopreise: Jahresabo Fr. 145.–, Seniorenabo Fr. 117.–, Halbjahresabo Fr. 77.–. Das Abo ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar. Konto: PC-Konto 40-788586-4 Idea Information AG, 4410 Liestal Layout/Druck/Versand: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstr. 15, 3123 Belp, www.jordibelp.ch

Bild: zvg

kommt jedoch nicht von ungefähr. «Ein Hilfswerk lebt vom Vertrauen. Vertrauen entsteht, wenn wir offen und ehrlich sind und eine gute Arbeit leisten», erklärt Winkler. Das bedeutet für den 55-Jährigen: Klar kommunizieren, wohin Spendengelder fliessen, wo Projekte vorankommen und wo sie Mühe bereiten. «Offenheit und Ehrlichkeit, das sind christliche Grundsätze. Also sind sie Teil unseres Fundaments.» Über Internet, Jahresberichte, Kundenzeitschrift und Berichte an Spender und Paten versucht World Vision, Informationen weiterzugeben. Das ganze Ausmass der Transparenz zeigt sich aber im persönlichen Kontakt zu den Patenkindern. «Wenn ein Pate will, kann er sein Patenkind besuchen. Dabei zeigen wir ihm unsere Projekte vor Ort. So kann er unsere Arbeit kennenlernen und sehen, wie sein Geld eingesetzt wird.» World Vision hat sich zum Grundsatz gemacht, dass möglichst viel des gespendeten Geldes in Projekte investiert werden kann. So flossen 2009 bereits 80,7 Prozent in die Projektarbeit. «2010 wird diese Zahl sogar noch etwas höher ausfallen.»

Langfristige Projekte

«Was zählt, ist aber nicht allein, wie viel von dem Geld ankommt. Es geht auch darum, mit dem vorhandenen Geld möglichst viel zu erreichen.» Als grosses Hilfswerk könne World Vision effizient arbeiten und auf grosse Ressourcen zurückgreifen. «So erreichen wir langfristig mehr.» Besonders am Herzen liegen World Vision die Kinder: «Sie sind die schwächsten Glieder der Gesellschaft und gleichzeitig deren Zukunft.» 13,2 Prozent der Spendengelder investierte World Vision 2009 in die Mittelbeschaffung. Neben Werbung über die klassischen Kanäle wie Fernsehen oder Printmedien setzt das Werk zunehmend auf neue Medien. «Wir müssen dort präsent sein, wo potenzielle Spender sind. Also im Internet, auf sozialen Netzwerken...» Marketing sei aber immer eine Gratwanderung. «Um Spenden zu erhalten und zu wachsen, müssen

Ein gratis Spiel-App, bei dem virtuell Wasser transportiert werden muss. Die Spieler sammeln Material für einen Brunnen. Ist der Brunnen virtuell errichtet, baut World Vision einen realen Brunnen in Mosambik, finanziert von einem Sponsor. Aus dem Spiel wird Realität – eine Kombination, die überrascht und begeistert. «Bei dem Spiel gibt es nur Gewinner: Der Spieler hat Spass und tut gleichzeitig Gutes. World Vision und der Sponsor sind auf positive Art präsent. Und in Mosambik wird Entwicklungshilfe geleistet.» Das Spiel sei zudem eine ganz neue Art von Marketing.

In Gottes Händen

Urs Winkler, Geschäftsführer.

wir für unsere Sache werben. Sind wir aber zu stark präsent, verärgern wir Spender, die mit ihrem Geld ja nicht Plakate und Spots, sondern Kinder unterstützen wollen.» Das wirkungsvollste Marketing sei deshalb die Arbeit selbst, welche das Werk in den Einsatzländern und in der Schweiz leistet. «Wir müssen die Menschen mit unserer Arbeit überzeugen, sonst ist jede Werbung umsonst.»

Aktuell bleiben

Wichtig für World Vision sind deshalb auch die Charity-Partnerschaften. Eine solche verbindet sie mit der Eventagentur IMG. Diese organisierte unter anderem den Spengler-Cup, an dem World Vision präsent war. So können neue Spender gewonnen und Kontakte zu bestehenden gepflegt werden. Mit neuen Spendengruppen werden auch neue Arten des Spendens gefragt: «Eine grosse Zukunft sehe ich in der Spende per SMS. Dies kostet administrativ kaum etwas, wodurch auch Kleinstbeträge Sinn machen.» Eine weitere Zielgruppe erreicht World Vision mit ihrem neusten Projekt namens «Amanzivision»:

Bei allen guten Ideen, Strategien und treuen Spendern ist sich Urs Winkler jedoch bewusst: «Das Gelingen unserer Aktionen liegt in Gottes Hand. Deshalb sind wir auch auf Gebet angewiesen.» Die Mitarbeiter von World Vision treffen sich freiwillig jede Woche zu einer Andachts- und Gebetszeit. Dass World Vision ein christliches und nicht ein rein humanitäres Hilfswerk sei, zeige sich in verschiedenen Aspekten. «Unser Glaube ist unsere Motivation. Wir arbeiten aus christlicher Nächstenliebe.» Auch versucht das Werk ganzheitlich zu helfen, denn «der Mensch lebt bekanntlich nicht vom Brot allein». «Christliche Werte wie Treue, Ehrlichkeit und Versöhnung sind Bausteine einer soliden Basis für Dorfentwicklung. Diese Werte vermitteln wir und sagen auch, weshalb. Bei alledem sind wir aber kein Missionswerk, sondern ein christlich-humanitäres Hilfswerk.» STEFANIE NIEDERHÄUSER Spiel: www.amanzivision.ch/iTunes Store www.worldvision.ch

Zur Person Urs Winkler, 55, ist verheiratet und Vater von drei erwachsenen Kindern. Er wohnt in Spiez BE und gehört der BewegungPlus Thun an. Er ist Jurist und seit 2005 Geschäftsführer von World Vision. Zuvor war er Vizedirektor des Bundesamtes für Flüchtlinge/Migration.


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MISSION

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Mit welchen Er war tungen, Zielen und Wünschen Missionare das neue Jahr begonnen haben

«Die eigene Berufung entdecken und danach leben» Die Jahreslosung ermutigt, das Böse mit Gutem zu überwinden. Was heisst das für Menschen, die in einem missionarischen Dienst stehen? Wir haben uns umgehört. Unsere Interviewpartner wollen auch 2011 am Reich Gottes bauen. Sie setzen damit ein Zeichen, dass neues Leben werden kann – auf unterschiedliche Weise, aber in einem gemeinsamen Auftrag.

Die Menschenfischer

Hansruedi Bohl wohnt zurzeit im Zürcher Oberland. Er war Prediger der FEG Effretikon, bevor die vierköpfige Familie mit WEC International (Weltweiter Einsatz für Christus) nach Gambia ausreiste. Hier arbeitete das Ehepaar zwölf Jahre lang. Seit 2002 leiten sie die Arbeit der WEC Schweiz. Demnächst reisen sie wieder nach Afrika aus, um die Regionalleitung der 15 WEC-Felder südlich der Sahara zu übernehmen.

gehört das Miterleben, wie in bislang unerreichten Gegenden Gemeinden entstehen. Auch Begegnungen dort und die gemeinsame Anbetung von Jesus Christus gehören dazu. Das Schwierigste: Ohnmächtig mitzuerleben, wie Mitarbeiter entführt, drangsaliert oder umgebracht wurden.

Die grösste Herausforderung? Die über 6000 Volksgruppen in der Welt, unter denen es noch fast keine Christen oder Gemeinden gibt. Die meisten Missionswerke suchen dringend Mitarbeitende. WEC International hat 1200 Stellen ausgeschrieben und sucht Mitarbeiter mit Hingabe und der Bereitschaft, als Partner mit Menschen aus allen Kulturen zusammenzuarbeiten. Ihre Pläne und Wünsche im neuen Jahr? Ich möchte in meiner neuen Aufgabe dazu beitragen, dass die grossen Gemeinden in Afrika die lebensverändernde Liebe Gottes vermehrt über ihre Volks- und Kulturgrenzen hinaustragen. www.wec-international.ch

Die Brückenbauer

Vor der Ausreise: Das Ehepaar Hansruedi und Elfi Bohl beginnt in der ersten Jahreshälfte einen neuen Dienst in Afrika.

«idea Spektrum»: Welches sind Ihre Hauptanliegen? Wir wollen die junge Generation für die Weltmission begeistern. Erfreulicherweise machen immer mehr Jugendliche lebensverändernde Kurzzeiteinsätze mit WEC. Gleichzeitig muss aber eine Stagnation bei der Zahl der Langzeitmitarbeiter festgestellt werden. Während der letzten Jahre gelang es, ein Team von WEC-Mitarbeitern aufzubauen, die unter Immigranten in der Schweiz arbeiten. Was waren jeweils heraus­ ragende Erlebnisse? Zu den schönsten Momenten Bilder: zvg

Christian und Christine Schneider wohnen in Basel. Während neun Jahren lebte die vierköpfige Familie in den Slums von Manila. Sie haben therapeutische Wohngemeinschaften für StrassenTeens und junge Müllsammler gegründet, Schulen aufgebaut und Selbsthilfe-Projekte verwirklicht. Seit acht Jahren engagieren sie sich als «Teilzeit-Missionare» in ihren alten Berufen (Pflegefachmann/

Die Familie Schneider lebt in Basel ein integriertes Christsein.

Lehrerin) und, als ganze Familie, als Brückenbauer zwischen der Schweiz und den Philippinen.

«idea Spektrum»: Ihre Bilanz der letzten Jahre? In Manila hat sich die Arbeit vom einzelnen Strassenkind auf die Familie erweitert. Der Dienst als Ganzes wächst auch ohne uns. Trotzdem waren wir in schwierigen Zeiten mit Hilfestellung präsent. In der Schweiz stellen wir eine gewisse Einseitigkeit in der Verkündigung fest. Gemeinden lehren, wie man Christ wird, aber kaum, wie man als Christ bedeutungsvoll leben soll. Der christliche Lebensstil beschränkt sich bei vielen auf Rituale wie Gottesdienste, Jugendgruppen, Hauskreise … Anfänglich brauchten wir 3000 Franken, heute sind es über 60 000 Franken im Monat. Das Geld kam immer zusammen! Wir blieben unserem Prinzip treu, in der Schweiz weder Löhne noch Büromiete zu bezahlen. Heute bestehen rund 200 Patenschaften, die einen wesentlichen Teil der

Nach Zentralasien Welche Erwartungen und Wünsche hat die Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) für das neue Jahr? Geschäftsleiter Niklaus Meier (Bild): «Ich wünsche mir, dass Christen ihre Berufung entdecken und danach handeln. Es ist mein grosses Anliegen, dass die am Kongress ‹Mission‘10› in Aarau gemachten Entscheide umgesetzt werden. Persönlich fände ich es toll, wenn viele Teilnehmende aus allen Landesteilen der Schweiz am Anlass

‹mission-net› Ende Jahr in Erfurt (D) teilnehmen. Herausforderungen? Im April werde ich unsere ehemalige Arbeit in Zentralasien besuchen. Ich möchte die Gemeinden ermutigen, eigenständige Missionsprojekte zu entwickeln.» www.aem.ch

Brücke zwischen Arm und Reich bilden.

Welche Erlebnisse prägen besonders? In der Schweiz machten uns zwei Suizide von jungen Freunden zu schaffen, die wir zeitweise begleitet haben. Seit unserer Rückkehr hat sich in Manila ein neuer Dienst unter ganz kleinen Strassenkindern und Obdachlosen formiert. Auch die Arbeit unter Teenagern und ihren Familien wächst kontinuierlich. Das ist erfreulich! Die grösste Herausforderung? Viele in der Schweiz nehmen die eigene Bedürftigkeit kaum mehr wahr, da Reichtum und Erfolg satt und träge machen. Die Botschaft von Jesus Christus anzubringen, ohne zu moralisieren, fordert heraus. Persönlich versuchen wir immer wieder, das Gleichgewicht zwischen Beruf, Familienleben, Freizeit und ausserberuflichem Engagement zu halten. Ihre Pläne und Wünsche? Wir freuen uns, dass voraussichtlich wieder ein Team von acht jungen Menschen aus der Schweiz einige Wochen mit den Armen leben wird. Weiter hoffen wir auf eine gute Verbreitung unseres Buchs «Himmel und Strassenstaub», das anfangs Februar herauskommt. Darin geht es ausdrücklich um den alten, radikalen Jesus-Weg in der Mission! Für Manila wünschen wir uns, dass sich die zehn therapeutischen Gemeinschaften und die evangelistische Camp-Arbeit weiter multiplizieren. www.onesimo.ch THOMAS FEUZ


Sommerferien?

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INSERATE

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AGENDA

Top-Internetadressen

JANUAR 2011 www.cvjm-zentrum.ch

www.cvjm-zentrum.ch Ferien Woche 32 –Mission 00.00.2008

Kinderferien?

AGENDA

1. Chance: Wer fĂźr eine Veranstaltung inseriert (mind. Âź-Seite), wird vor dem Anlass vier Mal kostenlos in der Agenda aufgefĂźhrt.

20. Januar, 20 Uhr, Warum brauchen Christen die Freiheit in Christus? mit Dr. Neil T. Anderson. Freie Christengemeinde Buttikon, Buttikon SZ, www.fcgb-buttikon.ch

Woche 39 – 00.00.2008

Gemeindeferien? Skiferien?

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Das Bild der Woche IHR BLUT FLIESST FÜR DAS KREUZ Für das Kreuz Christi ist das Blut von 22 koptisch-orthodoxen Christen geflossen, die in der Neujahrsnacht einem Selbstmordattentat im nordägyptischen Alexandria zum Opfer fielen. So sehen es die Demonstranten, die ihrer Wut und Trauer freien Lauf lassen. Ihr Zorn richtet sich vor allem gegen den Staat, der Christen nicht genügend vor islamischen Extremisten schütze. Auch in Deutschland wird der Polizeischutz verstärkt, seit auf extremistischen Internetseiten Anschläge auf koptische Gemeinden in Frankfurt am Main und Lehrte bei Hannover für die orthodoxe Weihnachtsnacht vom 6. auf den 7. Januar angekündigt wurden. Das Entsetzen über das Blutbad in Ägypten ist groß. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) verurteilte den „barbarischen Terrorakt“ in einem Schreiben an Staatspräsident Hosni Mubarak. Kirchenleiter brachten ihre Trauer gegenüber dem koptisch-orthodoxen Patriarchen Schenuda III. und dem Bischof der rund 10.000 Kopten in Deutschland, Anba Damian (Höxter), zum Ausdruck. Der EKDRatsvorsitzende, Präses Nikolaus Schneider (Düsseldorf), mahnte, nicht mit Gewalt auf Gewalt zu reagieren. Gleichzeitig rief er Muslime in Deutschland auf, noch deutlicher gegen die Verfolgung von Christen, etwa auch in der Türkei, zu protestieren.

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Politischer Streit um Homo-Adoptionen

DEUTSCHLAND „Ich glaube nicht, dass sich Kinder wünschen, in einer homosexuellen Partnerschaft aufzuwachsen.“

M

it diesem einen Satz hat der Vorsitzende der Unionsfraktion im Deutschen Bundestag, Volker Kauder, eine scharfe Kontroverse ausgelöst. Der CDU-Politiker sagte dies in einem Interview in der Frankfurter Rundschau als Beispiel dafür, dass das Kindeswohl Vorrang vor dem Glück der Eltern besitze. Die nordrhein-westfälische Ministerin für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter, Barbara Steffens (Bündnis 90/Die Grünen), erklärte daraufhin gegenüber der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung: „Wegen Menschen wie Kauder haben wir in NRW einen Runden Tisch gegen Homophobie eingerichtet.“ Homophobie bezeichnet die Angst vor Homosexuellen und ihren Lebensweisen. Kritik an Kauder übte auch der Bundesvorsitzende der Schwulen und Lesben in der Union (LSU), Alexander Vogt (Berlin): „Lesben und Schwule erziehen ihre Kinder mit der gleichen Liebe und Fürsorge wie Heterosexuelle. Sie sind keine Eltern zweiter Klasse!“

Der Hintergrund der Debatte Zum Hintergrund: Im November hatten sich die Justizminister der Länder mehrheitlich für ein Adoptionsrecht gleichgeschlechtlicher Partner ausgesprochen. Bisher kann ein Partner in einer solchen

Volker Kauder

Alexander Vogt

Beziehung das leibliche Kind des anderen adoptieren, fremde Kinder jedoch nicht. Befürworter des Adoptionsrechts für Homosexuelle wie der LSU-Vorsitzende Vogt argumentieren mit einer vom Staatsinstitut für Familienforschung der Universität Bamberg 2009 vorlegten Studie. Darin heißt es, dass sich Kinder in homosexuellen oder lesbischen Partnerschaften (sogenannten Regenbogenfamilien) ebenso gut entwickeln wie andere Kinder. Die Untersuchung ist umstritten: So bemängelt die Leiterin des Deutschen Instituts für Jugend und Gesellschaft (Reichelsheim/ Odenwald), die Ärztin Christl Ruth Vonholdt, dass es an empirisch gesicherten Daten fehle. Heikle Fragen wie die nach dem Einfluss eines häufigen Partnerwechsels homosexueller Männer auf die Kinder würden umgangen, schreibt Vonholdt in einer Stellungnahme.

Auch bei Protestanten wurde vertuscht

Christl Vonholdt

Markus Hoffmann

„Kinder brauchen Vater & Mutter“ Unterstützung bekommt Kauder auch vom Vorsitzenden des in der Sexualberatung tätigen christlichen Vereins Wüstenstrom (Tamm bei Ludwigsburg), Markus Hoffmann. Gegenüber idea sagte er, „Kinder brauchen Vater und Mutter“. Ob und wie ein Kind unter dem Fehlen eines männlichen oder weiblichen Elternteils bei der Entwicklung seiner sexuellen Identität leide, hänge auch davon ab, welche „Ersatzbeziehungen“ es außerhalb seiner Familie finde. Ähnlich argumentierte der Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz, Hartmut Steeb (Stuttgart), gegenüber idea: „Es muss zuerst um das Kindeswohl gehen“. Das sei auch Kauders Anliegen. Steeb weist darauf hin, dass auf ein zu adoptierendes Kind eine vielfache Zahl adoptionswilliger Elternpaare kommt. P

Beckstein

D

er führend in der deutschen evangelischen Kirche engagierte frühere bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) hat den Umgang mit Opfern sexuellen Missbrauchs in seiner Kirche kritisiert. Nicht nur bei den Katholiken, auch bei den Protestanten sei nicht alles vorbildlich gelaufen, so der 67-Jährige. Mit den Worten „Auch bei uns wurde vertuscht. Wir sind nicht die Heiligen” sagte er in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Es sei ein Fehler gewesen, Missbrauch „unter den Teppich zu kehren, um

die Institution Kirche nicht zu beschädigen“, so Beckstein. Christen wüssten, dass „das Bodenpersonal Gottes“ fehlerhaft sei. Der CSU-Politiker ist seit 2009 Vizepräses der EKD-Synode und gehört seit 1996 dem bayerischen Kirchenparlament an. Er war von 1993 bis 2007 Innenminister und von 2007 bis 2008 Ministerpräsident des Freistaats Bayern. Im aktuellen Interview setzt er sich auch mit seinem politischen Handeln auseinander. Über seine in der Kirche heftig kritisierte Asylpolitik sagte er, die eine oder andere Entscheidung sei über-

zogen, vielleicht auch falsch gewesen. Die Menschen wollten keine herzlosen und kalten Politiker, sondern Volksvertreter mit sozialen und emotionalen Fähigkeiten. Beckstein: „Ich wollte weder ein Heiliger sein noch ein Schwein.” P

Fotos: Kauder/Markus Pletz; Beckstein/idea/Kretschel; Übrige/PR

VIZEPRÄSES der EKD-Synode kritisiert Umgang mit Missbrauchsopfern

ideaSpektrum 1.2011


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Das „Manager Magazin“ meint: „Gott hat irgendwie Konjunktur“

„G

ott hat irgendwie Konjunktur.“ Zu diesem Ergebnis kommt das „Manager Magazin“ (Hamburg) in einem Beitrag über die Religiosität von Unternehmern in Deutschland. Immer mehr Erfolgreiche suchten „die Rückbindung an christliche Werte ohne direkte Fühlung mit den Amtskirchen und ihren strengen Maßstäben“, heißt es. Das Bekenntnis zum christlichen Glauben sei „am ehesten in Mittelstandsdynastien verbreitet, die mit ihrer Scholle und dem lokal jeweils üblichen spirituellen Überbau fest verbunden sind“. Es folgen einige Beispiele: „Im pietistisch gefärbten Ländle wirtschaften die Leibingers (Trumpf) bibelfest, im nordhessischen Melsungen schickt Braun seinen Mitarbeitern Stundengebete, in

Nordrhein-Westfalen bauen die Deichmanns, die Underbergs und die Brenninkmeijers (C&A) auf den Erlöser.“ Dies müsse nichts mit Weltferne zu tun haben, schon eher mit persönlichem Mut: „Denn es gehört ja doch Chuzpe dazu, sich der Mehrheit der bis auf die Knochen säkularen Mitmenschen als Christ zu offenbaren.“

Ein bekehrter Banker Das Magazin stellt unter anderen einen „bekehrten Banker“ vor: Matthias Wittenburg, Bereichsvorstand bei der Commerzbank und seit kurzem Mitglied beim Arbeitskreis Evangelischer Unternehmer (AEU). Er stammt nach eigenen Angaben aus einem Elternhaus, in dem nie gebetet wurde, und fand durch eine persönliche Reflektion in der Lebensmitte zum Glauben. Im Gefühl, „irrsinnig viel Grund zur Dankbarkeit“ zu haben, habe er sich langsam an die Kirche herangetastet, heißt es in dem Beitrag. Jetzt müsse er sich des Öfteren der Anschauung erwehren, ein Investmentbanker stehe geradewegs mit den Heuchlern im Bunde, die „der Wit-

2011

DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN: Immer mehr Erfolgreiche suchen eine Bindung an christliche Werte.

Kongress christlicher Führungskräfte

wen Häuser fressen und wenden lange Gebete vor“ (Matthäus, 23,14). Der Banker nehme es gelassen. Er beanspruche für sich, ethisch fragwürdige Gewinnchancen auszuschlagen. Wittenburg: „Aus diesem Grund habe ich mich beispielsweise kürzlich dagegen entschieden, die Finanzierung einer Produktlieferung in ein Bürgerkriegsland zu unterstützen, da aus diesem Produkt schmutzige Waffen hätten hergestellt werden können.“ In dem Beitrag wird auch auf den Kongress Christlicher Führungskräfte hingewiesen, der vom 24. bis 26. Februar in Nürnberg stattfindet. Dazu werden über 3.000 Teilnehmer erwartet. Veranstalter ist die Evangelische Nachrichtenagentur idea (Wetzlar) in Kooperation mit der Firma „tempus Akademie und Consulting“ (Giengen bei Ulm). P

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Leitlinien zum Umgang mit sexuelle Missbrauch BRÜDERGEMEINDEN IN DEUTSCHLAND Zu oft wird über sexuelle Gewalt unter Christen geschwiegen.

E

ine Broschüre zum Umgang mit sexuellem Missbrauch hat die Christliche Jugendpflege (Basdahl bei Rotenburg/Wümme) herausgebracht. Das Jugendwerk der freien Brüdergemeinden in Deutschland will mit der 24 Seiten umfassenden Schrift unter dem Titel „Vor sexuellem Missbrauch schützen“ zu bewussterem und feinfühligerem Umgang mit dem Thema anleiten. Auch in christlichen Kreisen sei sexuelle Gewalt schon lange angekommen; zu oft werde dazu geschwiegen, heißt es in einer Pressemitteilung. Kinder und Jugendliche benötigten Schutz und Ansprechpartner, die kompetent und feinfühlig mit dem Thema umgehen und Hilfe vermitteln können. In der Broschüre enthalten ist ein Verhaltenskodex, auf den sich Kinder- und ideaSpektrum 1.2011

Jugendmitarbeiter verpflichten können. Dazu gehört auch ein Überblick über die rechtlichen Rahmenbedingungen im Umgang mit sexuellem Missbrauch. Die Christliche Jugendpflege bietet ihre Leitlinien allen Gemeinden und Freizeitveranstaltern an. Zur offenen Brüderbewegung in Deutschland gehören 388 Freie Gemeinden mit rund 15.000 Angehörigen sowie 122 Gemeinden mit rund 9.000 Mitgliedern in der Arbeitsgemeinschaft der Brüdergemeinden im Bund EvangelischFreikirchlicher Gemeinden (Baptisten- und Brüdergemeinden). P Die Broschüre ist eine Sonderausgabe der Mitarbeiterzeitschrift „christ-online Magazin“ und kann kostenlos bei der

Christlichen Jugendpflege (Hundesegen 2, D-27432 Basdahl, Tel: 0049(0)4766-717, Fax: 0049(0)4766-820466) oder im Internet unter www.christ-online.de/shop bestellt werden.


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N AC H R IC H T E N

Ankündigung einer Evangelisation von Schulte 1972. Re.: der Evangelist bei der Jahreskonferenz der Evangelischen Allianz 2006 in Bad Blankenburg

Der deutsche „Billy Graham“ starb mit 85 EVANGELIST Er galt bis in die 80er Jahre als der deutsche „Billy Graham“, weil er so viele Menschen mit seinen volksnahen Predigten erreichte: Anton Schulte. Am 26. Dezember ist er gestorben. ie das von ihm gegründete Missionswerk „Neues Leben“ in Wölmersen (Altenkirchen im Westerwald) mitteilte, verstarb der Evangelist nach kurzer Krankheit im Alter von 85 Jahren. Schulte gehörte zu den bekanntesten Evangelisten Deutschlands. Zu seinen Großevangelisationen strömten vor allem in den 60er bis 80er Jahren tausende Besucher. Vor seiner Hinwendung zum christlichen Glauben und seiner Berufung zum Evangelisten absolvierte der gebürtige Bottroper zunächst eine Lehre zum Müller. 1943 wurde er als 17-Jähriger zum Kriegsdienst eingezogen und geriet Ende des Zweiten Weltkriegs in britische Kriegsgefangenschaft.

In Schottland Christ geworden Bis Januar 1949 lebte er als kriegsgefangener Landarbeiter in Schottland. Dort entschied sich der damals überzeugte Agnostiker durch den Kontakt zu einheimischen Christen für ein Leben als Christ. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland ließ er sich an der Bibelschule Wiedenest zum Evangelisten ausbilden. Er gehörte zu einer (freikirchlichen) Brüdergemeinde.

Mit ihm begann Radiomission Schulte galt Zeit seines Lebens als Visionär und Pionier, wenn es um neue Formen und Wege für die Verkündigung des Evangeliums ging. Das Credo seines Wirkens formulierte er mit den Worten: „Wer die Form bewahren will, verliert den Inhalt.“ So war er 1953 der erste deutsche Evangelist, dessen Rundfunksendungen wöchentlich über Radio Monte Carlo ausgestrahlt wurden. 1954 gründete er den „Verein evangelistisches Jugendwerk“, der we-

nig später in „Neues Leben“ umbenannt wurde und aus dem bis heute zahlreiche eigenständige Werke hervorgegangen sind. Darüber hinaus war Schulte ein geschätzter Impulsgeber für zahlreiche weitere christliche Werke in Deutschland, u. a. gehörte er 1959 zu den Mitgründern des Evangeliums-Rundfunks (ERF) in Wetzlar. 1992 zog er sich aus der verantwortlichen Leitung des Missionswerks zurück. Heute wird es von einem fünfköpfigen Vorstand geleitet, zu dem u. a. seine beiden Söhne Peter und Wilfried Schulte gehören.

Bis zuletzt aktiv 1988 starb Schultes Frau Hermine. 1991 heiratete er die ebenfalls verwitwete Heidi Kühnel. In den vergangenen Jahren lebte das Ehepaar abwechselnd in Balve im Sauerland und auf der Kanaren-Insel Lanzarote, deren Klima dem schwer an Asthma erkrankten Evangelisten zu gesundheitlicher Besserung verhalf. Bis zuletzt leiteten die

beiden gemeinsam die Arbeit von Neues Leben Indonesien, wo das Werk eine Schule mit 300 Schülern unterhält. Schulte hinterlässt seine Ehefrau Heidi, zwei Söhne, zwei Stiefkinder sowie dreizehn Enkel und vier Urenkel. Am 21. Januar findet um 14.30 Uhr in der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde in Wölmersen ein Gedenkgottesdienst statt.

»Während seine Frau Heidi mit ihm betete, ist er still eingeschlafen. In den letzten Stunden seines Lebens sprach er von Jesus. ‚Jesus ist da!‘ Diesen Satz hat er immer wieder gesagt.« Das Missionswerk „Neues Leben“ in einem Rundbrief über den Tod seines Gründers, Anton Schulte P

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ZITIERT

» Dank der Kirchensteuern gehören die deutschen Volkskirchen zu den reichs-

ten in der Welt. Gleichzeitig haben wir einen geistlichen Tiefstand in Deutschland, der weltweit unvergleichlich ist. Hier ist schlicht Buße notwendig. Sie wird unweigerlich dazu führen, dass wir dann auch aufs Neue einen Zugang zur Autorität der Heiligen Schrift in Lehr- und Lebensfragen finden.«

» Das Hauptproblem der deutschen Theologie sehe ich darin, dass man meint,

das Wort Gottes sei in der Bibel enthalten, anstatt die ganze Bibel als Wort Gottes zu akzeptieren. Mit Hilfe der überall maßgebenden historisch-kritischen Methode meint der Mensch mit seiner Vernunft beurteilen zu können, was in der Bibel Gottes Wort ist und was nicht. Das aber ist vermessen.«

Anton Schulte in einem idea-Interview zu seinem 60. Geburtstag 1985

Fotos: idea/Kretschel (1); pravat (2)

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ideaSpektrum 1.2011


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Wo Weihnachten nicht friedlich war GEWALT Anschläge auf Christen wurden in Ägypten, Nigeria, Irak und den Philippinen verübt – in den meisten Fällen bekannten sich islamische Extremisten dazu. Gewalt in Nigeria: Christen beten und fasten In Nigeria fielen zwischen Weihnachten und Neujahr über 100 Menschen Anschlägen zum Opfer, die meisten waren Christen. Die Christliche Vereinigung Nigerias rief zu Gebet und Fasten am ersten Tag jedes Monats im Jahr 2011 auf. Die Anschlagserie begann am Heiligabend. Zu den Anschlägen hat sich die radikalmuslimische Gruppe Boko Haram bekannt. Die Polizei nahm 92 Mitglieder als Tatverdächtige fest. Die Gruppe will das islamische Religionsgesetz im ganzen Land durchsetzen. Es gilt bereits in zwölf der 36 Bundesstaaten. Von den 140 Millionen Einwohnern Nigerias sind knapp 49 % Christen, 45 % Muslime. Die koptische Christin Ahlam Fawzy Saber (Mitte) hat bei dem Bombenanschlag auf eine Kirche im ägyptischen Alexandria am 1. Januar zwei Schwestern und ihre Nichte verloren.

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in friedliches Christfest und ein ruhiger Jahreswechsel blieb für viele Christen in Ägypten, Nigeria, den Philippinen und dem Irak ein Wunschtraum. Weit mehr als 100 Menschen fielen Terroranschlägen zum Opfer, Hunderte wurden verletzt. Als Täter werden islamische Extremisten vermutet. Hingegen blieb in Indien die befürchtete Gewalt von Hindu-Extremisten aus. Auch im Heiligen Land war es ruhig. Der weltweit am meisten beachtete Terroranschlag mit 22 Toten und fast 100 Verletzten ereignete sich in der Neujahrsnacht im nordägyptischen Alexandria. Eine halbe Stunde nach Mitternacht explodierte eine Autobombe vor der koptisch-orthodoxen Markusund Petrus-Kirche, als etwa 1.000 Besucher einen Gottesdienst verließen. Danach entlud sich die Wut der Betroffenen in Attacken gegen die Sicherheitskräfte, die Kirchen schützen sollten. Bei den Ermittlungen des Anschlags nahm die Polizei etwa 25 Personen vorübergehend fest; ein Tatverdacht ergab sich bisher aber nicht. Die Toten wurden im Kloster Marmina von dem koptisch-orthodoxen Patriarchen Schenuda III. beigesetzt. Der ägyptische Staatspräsident Mubarak rief alle Ägypter zur Geschlossenheit in der Bekämpfung des Terrorismus auf. Von den rund 83 Millionen Einwohnern des Landes sind 87 % Muslime und 10 % orthodoxe Kopten.

Foto: AP

Drohungen gegen Kopten in Deutschland Auch in Deutschland fürchten koptisch-orthodoxe Christen um ihre Sicherheit. Das Bundeskriminalamt habe Priester vor Bedrohungen gewarnt, teilte der koptische Bischof für Deutschland, Anba Damian (Höxter), mit. Im Internet gebe es Hinweise auf geplante Anschläge in der Nacht vom 6. auf den 7. Januar, also in der Weihnachtsnacht, die von den orthodoxen Kirchen gefeiert wird. In Deutschland leben rund 10.000 Kopten.

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Bischof lobt Christen in Nigeria und den Philippinen Im Süden der Philippinen wurden am ersten Weihnachtstag bei einem Anschlag auf eine katholische Messe in einer Polizeikaserne auf der Insel Jolo der Priester und acht Gottesdienstbesucher verletzt. Mehrere Granaten explodierten in der Nähe des Altars. Sicherheitsbehörden vermuten, dass es sich um einen Anschlag der islamischen Terrororganisation Abu Sajaf (Schwertkämpfer) handelt. Die Gruppe, der Verbindungen zum Terrornetzwerk El Kaida nachgesagt werden, will einen Gottesstaat in Südostasien errichten. Der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands, der bayerische Landesbischof Johannes Friedrich (München), lobte die Christen in Nigeria und den Philippinen. Sie hätten nicht mit Wut und Vergeltung auf die Anschläge reagiert. Dies sei „im wahrsten Sinne des Wortes entwaffnend“, sagte er in seiner Neujahrspredigt.

Irak: Neue Anschläge nach friedlichem Christfest Im Irak hat es nach einem unerwartet friedlichen Weihnachtsfest zum Jahreswechsel eine Serie von Anschlägen auf Christen in Bagdad gegeben. Vor sechs Häusern von Christen in verschiedenen Stadtteilen explodierten binnen einer Stunde Sprengkörper. Dabei wurden mindesten zwei Personen getötet und 14 verletzt. Es habe sich um eine koordinierte Aktion gehandelt, berichtet der assyrische Informationsdienst Aina. Die Terrororganisation „Islamischer Staat Irak“, die mit dem Netzwerk El Kaida in Verbindung steht, hatte am 22. Dezember im Internet Angriffe auf Christen angekündigt. Die Organisation war auch verantwortlich für das Blutbad in einer katholischen Kirche in Bagdad am 31. Oktober, bei dem 58 Menschen ums Leben kamen. Christen leben seit fast 2.000 Jahren im Irak. Inzwischen hat sich ihre Zahl dezimiert. 1990 waren in dem Land mit heute rund 29 Millionen Einwohnern 1,4 Millionen Christen, heute sind es etwa 200.000. P


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Kosovo: Christ nach Gottesdienst verprügelt FREIKIRCHE Jugendliche warfen an Weihnachten Flaschen auf Gemeindehaus

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n Pristina, der Hauptstadt des Kosovo, ist ein einheimischer Christ nach dem Besuch eines evangelischen Gottesdienstes überfallen und zusammengeschlagen worden. Das erfuhr die Evangelische Nachrichtenagentur idea von einem im Land tätigen Christen, dessen Name aus Sicherheitsgründen nicht genannt werden kann. Der Übergriff ereignete sich an Weihnachten. Die vermutlich muslimischen Täter hätten den Mann auch über die Gemeinde ausgefragt und ihn aufgefordert, seinem christlichen Glauben abzuschwören. Zuvor

SERBIEN

PRISTINA HAUPTSTADT

KO S O V O

ALBANIEN

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hatte das Opfer wiederholt Drohbriefe von einer militanten islamischen Gruppierung erhalten. Der Mann erlitt einen Nasenbeinbruch, den er im Krankenhaus behandeln lassen musste. Wie es weiter hieß, hätten junge Leute versucht, die Glasfront des Gemeindehauses mit Glasflaschen und Konservendosen zu zerstören. Dies sei ihnen jedoch nicht gelungen. Trotz der Übergriffe sei der Weihnachtsgottesdienst mit 150 Gästen sehr gut besucht gewesen. Anschließend habe sich die Gemeinde an einem anderen Ort getroffen, um Weihnachten zu feiern, weil dies zu Hause bei den Mitgliedern – zumeist Ex-Muslimen – nicht möglich sei. Von den 1,8 Millionen Einwohnern des Kosovo sind 88 % muslimische Kosovo-Albaner und 7 % meist orthodoxe Serben. Hinzu kommen etwa 70.000 Katholiken und kleine evangelische Minderheiten. Wie die Evangelische Allianz des Landes mitteilte, setzen militante Muslime die christliche Minderheit immer stärker unter Druck. Die Sorge wachse, dass das Balkanland in einen islamischen Staat verwandelt werden solle. P

NOTIERT Neue Funde im Heiligen Land: Stammt der Urmensch aus Israel? Archäologen wollen die ältesten menschlichen Überreste in Israel gefunden haben. Die Zähne befanden sich in einer Höhle und sollen rund 400.000 Jahre alt sein. Damit würden die bisherigen Annahmen über das erste Auftreten von Homo Sapiens in Afrika infrage gestellt, so der Leiter des Forschungsteams von der Universität Tel Aviv, Avi Gopher. Die afrikanischen Funde seien höchstens 200.000 Jahre alt. Die in Israel gefundenen Zähne könnten das gesamte Bild der Evolution verändern, sagte Gopher der Nachrichtenagentur AP. Die Überreste waren bereits 2006 in tiefen Schichten der Höhle Qesem gefunden worden. Jetzt wurden die Untersuchungsergebnisse im Amerikanischen Journal der Physikalischen Anthropologie veröffentlicht. Noch ist unklar, ob die Zähne Ähnlichkeiten mit den Neandertalern aufweisen. Das Forscherteam will weiter in der Höhle graben und hofft, dabei auf weitere Knochenstücke zu stoßen.

Sexuelle Enthaltsamkeit bis zur Hochzeit macht die Ehe glücklicher PARTNERSCHAFT Ist Enthaltsamkeit bis zur Ehe eine Garantie für eine glückliche Partnerschaft? Ja, meinen US-Forscher.

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artner, die mit dem ersten Sex bis nach der Hochzeit warten, leben nach Erkenntnissen der Forscher in harmonischeren und stabileren Beziehungen als Partner, die es mit Sex eilig haben, heißt es in einem Bericht der Ärzte-Zeitung (NeuIsenburg bei Frankfurt am Main).

Und was ist die Erklärung? Eine mögliche Erklärung ist für die USForscher: Paare, die mit dem Sex warten, sprechen auch mehr miteinander und lernen besser, gemeinsam Probleme zu lösen. „Wir behaupten nicht, dass es für eine Beziehung keine Hoffnung gibt, wenn man schon früh Sex hat“, so Professor Dean Busby von der Brigham Young University in Provo (US-Bundesstaat Utah).

Offenbar verlören aber durch frühen Sex andere Dinge in einer partnerschaftlichen Beziehung an Bedeutung. Die Studie habe ergeben, dass für Partner, die mit dem Sex bis nach der Hochzeit warteten, ihre Beziehung 22 % stabiler, die Zufriedenheit um 20 % höher, die Qualität der sexuellen Beziehung um 15 % besser ist und die eheliche Kommunikation um 12 % besser funktioniert als bei Paaren, die bereits vor der Ehe Sex hatten. Für ihre Studie haben die Forscher um Busby auf die Angaben in Fragebögen zurückgegriffen, die zwischen den Jahren 2006 und 2009 online ausgefüllt werden konnten. Darin sollten 276 Fragen zur ehelichen Beziehung beantwortet werden, darunter auch die Frage: „Wann wurden Sie in Ihrer Beziehung

sexuell aktiv?“ Busby und seine Kollegen wählten aus 20.000 Datensätzen die Antworten aus 2.035 Fragebögen aus, die einen repräsentativen Querschnitt der Bevölkerung wiedergeben sollten: Bei den Antwortenden handelte es sich um heterosexuelle Personen im Altersdurchschnitt von 36 Jahren, die zum ersten Mal verheiratet waren. 16 % der Fragebögen waren von Paaren ausgefüllt worden, die erstmals nach der Hochzeit Sex hatten. P Ehen von Paaren, die mit Sex bis zur Hochzeit gewartet haben, sind im Vergleich zu anderen • um 22 % stabiler • um 20 % zufriedener • um 12 % kommunikativer

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Die Wahrsager irrten auch 2010 gewaltig PROPHEZEIUNGEN Ein Mathematiker untersuchte die Vorhersagen von Astrologen und Hellsehern. Fazit: Mit ihren Prognosen lagen sie fast durchweg daneben.

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onkrete Vorhersagen von Astrologen und Hellsehern für das vergangene Jahr haben sich fast durchweg als falsch erwiesen. Zu diesem Ergebnis kommt die Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (Roßdorf bei Darmstadt). Für sie hatte der Mathematiker Michael Kunkel rund 110 Vorhersagen von über 60 Auguren überprüft. Als „Fehlprognosenmeisterin“ habe sich die kanadische Wahrsagerin Nikki Pezaro erwiesen. So wurde weder das Flugzeug des USPräsidenten Barrack Obama entführt noch gab es einen Angriff von Fledermäusen auf eine südamerikanische Stadt oder eine Invasion von Reptilien in die texanische Stadt El Paso. Auch die Vorhersagen Pezaros, dass es 2010 zu einer Schiffskollision mit einem Eisberg à la Titanic kommt, die sagenumwobene Stadt Atlantis entdeckt wird und die US-Außenministerin Hillary Clinton den Friedensnobelpreis erhält, trafen nicht ein. Voll daneben lag auch der Wahrsager Thomas Ritter (Bannewitz bei Dresden). Er prophezeite für Juli und August Raketenangriffe auf Flugzeuge in Berlin und Frankfurt am Main – „mit zahlreichen Toten und vielen Verletzten“.

Fotos: Clinton/dpa; Übrige/PR

Deutschland nicht Weltmeister Auch mit ihren Prognoseversuchen bei der Fußballweltmeisterschaft hätten sich Wahrsager blamiert, so Kunkel. So hatte der Handleser Sunil Kumar Das (Witten) einen WM-Sieg der deutschen Nationalmannschaft versprochen; sie wurde aber nur Dritter. Andere Zukunftsdeuter blieben mit ihren Prognosen vage: Das Team werde „sehr weit kommen, aber nicht Weltmeister“ (Wahrsagerin Ramona Kreis/ Augsburg), es könnte ein „zweiter oder dritter Platz rausspringen“ (Kartenleger Hans-Jürgen Butz/Haar bei München), „ein Platz unter den ersten dreien dürfte drin sein“ (Wahrsagerin Astrid Fuhrmann/ Waltershausen bei Gotha). Dazu Kunkel: „Wer behauptet, tatsächlich in die Zukunft schauen zu können, sollte das Ergebnis

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Auch viele bürgerliche Zeitungen propagieren Horoskope, obwohl Jahr für Jahr festgestellt wird, dass die Voraussagen nicht eintreffen. Obiges zeigt eine Schlagzeile der „Welt am Sonntag“ (Berlin) vom 2. Januar. Sie beschäftigte sich auf fünf Seiten mit der Astrologie.

schon ein wenig genauer vorhersagen können und sich nicht hinter den Konjunktiven ‚könnte’ und ‚dürfte’ verstecken.“

Auch 2010 irrten sich die Wahrsager:

Tier „erfolgreicher“ als Hellseher Als „Prognosestar“ habe sich zwar kein Mensch, aber die Krake „Paul“ erwiesen, die bei allen deutschen Spielen sowie beim Finale auf den richtigen Sieger (Spanien) setzte. Das inzwischen verstorbene Meerestier hatte vor den Begegnungen zwei Boxen mit Futter erhalten, die mit den jeweiligen Nationalflaggen der Gegner beklebt waren. Die Futterwahl der Krake galt dann als Vorhersage des späteren Siegers. Kunkel wertet die „Treffer“ als eine zufällige Glücksreihe, da zahlreiche andere Tierorakel weit weniger erfolgreich waren. Flops waren auch die Vorhersagen der Astrologen für die Börse. Weder kam es zu dem von Christiane Durer für den 1. Oktober vorausgesagten Crash, noch ließen sich deutliche Einbußen feststellen – wie sie Claude Weiss (Zürich), Winfried Noé (Berlin) und Henning Schäfer (Karlsruhe) unabhängig voneinander prognostiziert hatten. Einen der wenigen Treffer landete die eingangs erwähnte Wahrsagerin Pezaro: US-Golfprofi Tiger Woods ließ sich tatsächlich scheiden. Doch die wenigen korrekten Vorhersagen könnten „alljährliche Prognosedebakel“ von ihr und der ganzen Zunft nicht retten, so Kunkel. P

b www.gwup.de

Die sagenumwobene Stadt Atlantis (hier eine Computer-Animation, wie sie ausgesehen haben könnte) blieb auch 2010 verschollen.

Weder in Frankfurt am Main noch in Berlin (Foto) wurden Flugzeuge von Raketen getroffen.

US-Außenministerin Hillary Clinton erhielt nicht den Friedensnobelpreis.


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N AC H R IC H T E N

Baseler Theologieprofessor kritisiert Freikirchen BIBELVERSTÄNDNIS Manche Gemeinden missbrauchten die Bibel. Dennoch hätten die Freikirchen Erfolg.

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charfe Kritik an freikirchlichen Gemeinden übt der evangelische Theologieprofessor an der Universität Basel, Reinhold Bernhardt. Sie verhielten sich teilweise „sektenhaft“ und betrieben einen „Missbrauch der Bibel“, sagte er in einem Interview mit der Badischen Zeitung (Freiburg) über die Freikirchen in der Region Basel und Lörrach. Besonders kritisierte er das freikirchliche Bibelverständnis, das meist direkt in Beziehung zu eigenen Lebensfragen gesetzt werde: „Man blendet aus, dass zwischen der biblischen Überlieferung und heute 2.000 Jahre liegen.“ Eine intellektuelle Anstrengung, wie diese Bibeltexte im Zusammenhang mit ihrer Entstehungszeit verstanden wurden und wie sie heute verantwortlich zu übersetzen seien, werde in freikirchlichen Gemeinden nicht immer erbracht.

Wer die Bibel wörtlich nimmt Bernhardt: „Diese Gruppen gehen hoch selektiv mit der Bibel um, indem sie Stellen herausgreifen, die in ihr Glaubensbild passen, und sie dann nach dieser Format-

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vorlage auslegen.“ Bernhardt zitiert den jüdischen Religionsphilosophen Martin Buber (1878-1965): „Wer die Bibel wörtlich nimmt, der nimmt sie nicht ernst.“

„Schlichte Botschaften“ Nach Ansicht Bernhardts sind die in Freikirchen verkündeten Botschaften in der Regel ziemlich schlicht: „Zum Teil wird dort auch unterschwellig Angst geschürt, vom rechten Weg abzukommen.“ Sektenhaft würden sie dann, wenn Gemeindeleiter versuchten, die Gottesdienstbesucher an ihre Gemeinde zu binden, etwa durch „repressive Formen der Sozial- und Moral-, der Glaubens- und Gesinnungskontrolle“.

Weshalb Freikirchen Erfolg haben Dennoch hätten die Freikirchen Erfolg. Das liege daran, dass gerade junge Menschen in landeskirchlichen Gottesdiensten oft nicht das fänden, was sie suchten – „eine Spiritualität, die nah an ihrer Lebenserfahrung ist“. Bernhardt warnte aber davor, dieses Problem wie die Freikirchen zu lösen, nämlich „durch

idea Fernseh- und Hörfunk-Tipps

Verflachung der christlichen Botschaft zu einem religiösen Konsumartikel“.

Zwei Strömungen: WortTheologie und Geist-Theologie Bernhardt unterscheidet zwischen zwei freikirchlichen Strömungen – charismatisch und evangelikal geprägte Gemeinden: „Charismatiker betonen das unmittelbare Wirken des Geistes Gottes. Die Gottesdienste sind betont locker und lebensfroh. Freies Gebet, Heilungen und Segen spielen eine große Rolle.“ Dagegen seien die Evangelikalen streng bibelorientiert: „Sie vertreten eine Wort-Theologie, die Charismatiker dagegen eine GeistTheologie.“ Gemeinsam sei beiden Strömungen, dass sie autonom „von unten“ organisier t seien und über ihre eigenen Gottesdienstformen bestimmten. Deshalb spalteten „sie sich aber auch so leicht“. P Bernhardt

8. Januar – 13. Januar

FE R NSE H E N Sonnabend, 8. Januar 16.30–17.00 Die göttliche Offensive. Wie christlich ist Deutschland wirklich? 16.15–17.45 Luther gegen den Papst. Dokumentation

Sonntag, 9. Januar 18.45–18.50 Glaubwürdig: Sängerin Nina Hagen im Portrait 19.30–20.00 John Wesley – Der große Erweckungsprediger. Dokumentation

Das Vierte 9.30–10.00 „Fragen zum Sühneopfer Christi“ mit Pastor Wegert

11.00–12.00 Evangelischer Gottesdienst aus Trupbach-Seelbach mit Pfarrer Christian Schwark

9.30–10.00 Evangelischer Gottesdienst aus Königsbrunn mit Pfarrer Alan Büching

12.45–13.15 Dranbleiben! Wenn es nicht mehr weitergeht

17.00–17.30 Bauer sucht Gott. Landwirt Tim Treis im Gespräch 22.10–22.30 40.000 Punkte. Ein Schauspiel mit Evangelist Thorsten Hebel aus Berlin

HÖRFUNK Sonntag, 9. Januar 8.30–9.00 Kirche als Heimat. Migrationskirchen in der Schweiz WDR 3 8.30–9.00 Aussteigerinnen erzählen von ihrem Leben in einer Satanistenloge

Montag, 10. Januar 8.35–8.50 Wenn Gott bleibt, bleibt nichts beim Alten 9.45–10.00 Evangelisch-reformierte Predigt mit Pfarrerin Pascale Käser-Huber, Burgdorf

NDR Info 10.00–11.00 Evangelischer Gottesdienst aus Wolfsburg mit Pastorin Anke Döding rbb Kultur 10.00–11.00 Ev.-freikirchlicher Gottesdienst aus Schöneberg mit Pastor Michael Noss

20.00–21.00 Ist der Ehrliche wirklich der Dumme? Mit Pfarrer Ulrich Parzany 21.30–22.00 Gemeinsam beten und dienen – mit Respekt und Demut. Mit Wolfgang Baake

Donnerstag, 13. Januar 20.00–21.00 Geld oder Liebe? Pastor Heinz Weber und seine Frau Brunhilde im Gespräch mit Pastor Horst Marquardt über ihren Entschluss, als Ruheständler noch einmal zu heiraten und damit auf eine Rente zu verzichten

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KOM M E N TA R

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Aber der Herr lachet ihrer ... HARTER WINTER Ein Kommentar von Helmut Matthies über die Hysterie in Deutschland beim Thema Klimawandel.

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s ist erst fünf Jahre her, da fanden sich in Zeitungen Karikaturen zu Weihnachten mit Palmen am Brandenburger Tor. Der Klimawandel sollte es möglich machen. Nun heißt es, in der deutschen Hauptstadt und vielen anderen Regionen habe es seit 110 Jahren noch nie so viel Schnee gegeben. Wir hätten den kältesten Dezember seit mehr als 40 Jahren erlebt. Nach all den Klimaprognosen über die Erderwärmung ist freilich kaum jemand darauf vorbereitet gewesen, obwohl bereits der Winter 2009/10 ungewöhnlich hart war. Damals aber hieß es, das sei eine absolute Ausnahme. Entsprechend waren in Deutschland jetzt erneut weder die Bahn noch Autobahnmeistereien noch erst recht der Flugverkehr genügend gewappnet.

gestartet: „Klimawandel – Lebenswandel“. Manche Kirchenleute sind öffentlich wesentlich mehr bekannt durch ihre Warnungen vor Klimaänderungen als durch die Ermutigung zum Glauben an Gott. Wissenschaftler, die erklären, dass es schon immer Zeiten gegeben habe mit heißen Sommern und milden Wintern, werden geflissentlich überhört. Selbst der jüngste Skandal, bei dem herauskam, dass führende Klimaforscher Daten zugunsten ihrer Thesen von der ständig zunehmenden Erwärmung der Erde gefälscht haben sollen, wurde bislang nicht breit diskutiert. Auch die Tatsache, dass sich seit 1998 die globale Temperatur nicht weiter erhöht hat, lässt keinen in seinen Warnungen innehalten.

Wenn doch die Kirchen

Christen müssten es wissen

Dass sich das Klima ständig erwärmen soll, ist seit Jahren zu einem Dogma geworden, mit dem nicht nur Milliarden verdient werden, sondern an das auch in den Kirchen offensichtlich mittlerweile mehr glauben als an die Jungfrauengeburt Jesu. Sonst wäre es nicht erklärbar, dass es so gut wie keine Synode in den 22 deutschen Landeskirchen gibt, die sich nicht vehement dem Thema widmete – einschließlich der EKD. Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland hat am 2. Januar sogar die Kampagne

Dabei müssten Christen es besser wissen. Der Schöpfer des Klimas selbst hat nach der Sintflut versprochen: „Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht“ (1. Mose 8,22). Gleichzeitig hat er uns aufgefordert, die Schöpfung zu bewahren. Und so ist es natürlich sinnvoll, weniger Auto zu fahren und mehr Bahn und Bus zu benutzen, wie überhaupt sparsam mit der Energie umzugehen. Aber doch nicht mit dem Unterton, damit könnte ein

Auf der Titelseite der überregionalen Tageszeitung „Die Welt“ (Berlin) vom 22. Dezember ideaSpektrum 1.2011

Weltuntergang verhindert werden! Statt gelassen auf entsprechende Propheten zu reagieren, haben kirchliche Gremien manches sogar noch verstärkt. Wie viel Zeit und Energie hätte man stattdessen einsetzen können für die Kernaufgabe der Kirche:

» Den letzten und den jetzigen Winter hätte es so hart eigentlich gar nicht geben dürfen – nach all den Vorhersagen über die ständige Erderwärmung.« den Ruf zur Umkehr zu Gott? Denn wer zu Gott umkehrt, weiß, wem er die Schöpfung verdankt und wie er sie behandeln sollte.

Gottes Humor Oder könnte es gar sein, dass uns Gott mit den letzten beiden Wintern zeigen will, dass er Humor hat? Wie heißt es doch im Psalm 2,4: „Aber der im Himmel wohnt, lachet ihrer, und der Herr spottet ihrer.“ Er lacht über die, die meinen, sie könnten allein über das Schicksal der Welt bestimmen. P Helmut Matthies, idea-Leiter in Deutschland


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IN T ERV IEW

Warum Gebet niemals langweilig sein kann ALLIANZGEBETSWOCHE Anfang jedes Jahres – 2011 vom 9. bis 16. Januar – kommen Christen aus Landes- und Freikirchen zur Gebetswoche der Evangelischen Allianz zusammen. Über die Last und Lust des Betens sprach idea-Redakteur Karsten Huhn mit Pastor Kurt Scherer (Braunfels bei Wetzlar). Der 72-Jährige war stellvertretender Direktor des Evangeliums-Rundfunks (ERF) und dort u. a. Leiter der Seelsorgeabteilung. 1995 musste Scherer die Arbeit nach einem Schlaganfall aufgeben. Er ist verheiratet, hat drei Söhne und drei Enkelinnen. idea: Herr Scherer, was macht Ihr Gebetsleben? Scherer: Es ist lebendig! Ich tausche mit Jesus Gedanken aus, pflege die Beziehung zu ihm. Das Gebet gehört zu meinem Leben dazu wie das Atmen. Die Bedeutung des Gebets hat für mich mit den Jahren eher zugenommen. Früher lebte ich nach dem Motto „Arbeite und bete“ – die Arbeit hatte Vorrang vor dem Gespräch mit Gott. Heute steht für mich das Beten an erster Stelle.

rum, mein Gott?“ – mit all den damit zusammenhängenden Fragen. Um als Seelsorger für andere da zu sein, sind meine Krankheitserfahrungen aber ein Segen.

Wie kam es zu dieser Veränderung? Nach gesundheitlichen Problemen erlitt ich 1995 einen Schlaganfall; es folgte eine Herzoperation. Seitdem bin ich Schmerzpatient. Ich musste mein Leben ganz neu ordnen.

Haben Sie manchmal gedacht: „Das Beten kann ich genauso gut sein lassen.“? Nein, nie! Dann hätte ich ja gar kein Gegenüber mehr. Ich bin geprägt von Römer 8,28: „Gott gibt denen das Beste, die ihm die Wahl lassen, weil sie wissen, dass er sie liebhat.“

Wie beten Sie? Ich führe z. B. ein Gebetstagebuch. In eine linke Spalte trage ich mit Datum meine Anliegen ein, in eine rechte, wie und wann Gott darauf geantwortet hat.

Vom Segen unerhörter Gebete Ist die rechte Spalte bei Ihnen gut gefüllt? Etwa 60 % sind gefüllt. Allerdings bedeutet das nicht, dass sich meine Gebete nach meinen Wünschen erfüllt haben – schließlich gibt es auch den Segen unerhörter Gebete. Was soll an unerhörten Gebeten ein Segen sein? Manchmal erkennt man erst im Rückblick, dass Gott weiter geschaut hat als man selbst – auch wenn er mein ursprüngliches Gebet nicht erhört hat. Nach meinem Schlaganfall war ich zum Beispiel mit Gott sehr im Clinch: „Wa-

Sie kennen keinerlei Zweifel am Sinn des Gebetes? Ich kenne den Zweifel an Gottes Wegführung, aber Zweifel am Sinn des Gebetes? Nein! Woher nehmen Sie diese Zuversicht? Der Philosoph Friedrich Nietzsche schrieb: „Gott hört nicht – und wenn er hörte, wüsste er trotzdem nicht zu helfen.“ Diese Aussage spricht für eine enttäuschte Erwartung. Vielleicht hatte Nietzsche sich zu wenig mit der Bibel und deren Umsetzung ins Leben beschäftigt. Denn echtes Beten ist eine Sache des Herzens und nicht des Hirns.

Nietzsche

Jesus versprach: „Alles, was ihr glaubend im Gebet erbittet, werdet ihr erhalten“ (Matth. 21,22). Warum klappt das nicht? Weil wir nicht immer eins mit dem Willen Gottes sind. Ist es nicht der Wille Gottes, dass Lahme gehen, Blinde sehen und Taube hören – kurz, dass alle gesund werden? Das ist sein Wille! Trotzdem ist nicht entscheidend, ob ich gehen, sehen und hören kann, sondern entscheidend ist die heile Beziehung zu Gott. Denken Sie an die zehn Aussätzigen, die Jesus gesund machte (Lukas 17,12ff.). Nur einer der zehn wurde wirklich – im biblischen Sinne – heil,

Fotos: PR

Ist ein Schlaganfall notwendig, damit man mehr betet? Nein, aber in meinem Fall war es so, dass es erst dadurch zu einem Aha-Erlebnis kam. Mein Leben bekam so mehr geistliche Reife. Zum Beispiel bin ich mit dem Zitieren von Bibelworten zurückhaltender geworden. Sie sind zwar wahr und richtig, aber sie sind in manchen Lebenssituationen nicht angebracht. Durch meine Erkrankung habe ich auch ein tieferes Einfühlungsvermögen gewonnen. Man vertraut mir heute eher, da ich selbst krank bin. Ein Kranker wird mir nicht sagen: „Du hast leicht reden.“

Was hilft, wenn man mit Gott hadert? Z. B. das Gebet: „Herr, ich verstehe dich nicht, aber ich vertraue dir.“ Dieses Bekenntnis ist für mich wie ein Geländer, damit ich, wenn ich ins Straucheln komme, nicht abstürze.

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weil er nach seiner Gesundung Gott die Ehre gab. Trotzdem bleiben natürlich auch bei mir Fragen offen. Manchmal verstehe ich Gott einfach nicht. Wäre es anders, könnte ich ja sein Ratgeber sein. „Das Gebet kann keinen objektiven Erfolg, sondern nur eine subjektive Rückwirkung haben, nämlich Beruhigung und Aufrichtung des Gemüts“, schrieb der Philosoph Immanuel Kant (1724–1804). Natürlich richtet das Gebet mein Gemüt auf – aber es ist mehr als nur das! Ich erlebe im Gebet die Kraft Gottes – diese Kraft erzeuge ich nicht aus mir Kant selbst heraus. Es gibt in meinem Leben einfach zu viele Situationen, in denen ich mit Psalm 73 sagen kann: „Dennoch bleibe ich stets bei dir, denn du hältst mich.“

Wenn Gott sowieso alles weiß ... „Euer Vater weiß, was ihr bedürft, bevor ihr ihn bittet“, heißt es in Matthäus 6,28. Wenn Gott sowieso alles weiß, wozu beten Sie dann noch? Kommunikation gehört zu jeder guten Beziehung. Obwohl mich meine Frau nach 47 Jahren Ehe ziemlich gut kennt, höre ich ja auch nicht auf, mit ihr zu reden. Wenn man aufhört, miteinander zu reden, stirbt die Beziehung. So verkümmern viele Christen in ihrem geistlichen Leben, weil ihr Gebetsleben keine Ordnung hat. Wie lernt man, regelmäßig zu beten? Tue es einfach! Nur durch Übung wird man ein Geübter – und dafür braucht es Disziplin. Ist es nicht gesetzlich, wenn man sich selbst zum Gebet zwingt? Nein, es ist sogar biblisch! Das klingt z. B. an im Wort „Jünger“ für die Nachfolger Jesu; es wird im Englischen mit „disciple“ übersetzt – und da steckt Disziplin drin.

Wenn Gebet nur noch ein Selbstgespräch ist

Fotos: PR

Gibt es sinnlose Gebete? Es gibt egoistische Gebete – und die sind meistens sinnlos. Wer nicht die Ehre Gottes sucht, führt beim Beten nur noch ein Selbstgespräch, so wie der Pharisäer in Lukas 18,11: „Ich danke dir, Gott, dass ich nicht so bin wie die anderen Menschen.“ Leider reicht bei manchen das Loben Gottes nur soweit, wie ihre Wünsche von Gott erfüllt werden. „Ich bin sicher, dass von 100 Christen weit über 75 Gott für ihre Zwecke gebrauchen. Das nennen sie dann Beten ...“, sagt einer der Begründer der charismatischen Bewegung in Deutschland, Pastor Wolfram Kopfermann aus Hamburg.

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König David – wie ihn sich Bernhard Strigel (1460–1528) vorstellte

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Diese Gefahr besteht – und deshalb müssen wir immer wieder Buße tun, also umkehren und unser Denken erneuern. König David tut das, wenn er sich in Psalm 103 selbst ermahnt: „Lobe, den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.“ Und dann zählt er alles auf, was Gott uns beständig an Gutem tut – das ist ein seelsorge-therapeutischer Umgang mit der eigenen Seele. Sie zitieren ein Dankgebet. Das klingt in Klagelieder 3,8 allerdings ganz anders: „Und wenn ich gleich schreie und rufe, so stopft er die Ohren zu vor meinem Gebet.“ Da kann ich mit einstimmen, denn dieses Gefühl kenne ich auch. Zugleich heißt es in der Bibel aber immer wieder „Herr, ich hoffe auf dich“. Diese Spannung zwischen dem Gefühl der Gottverlassenheit und dem Vertrauen zu Gott müssen wir aushalten.

Betend durch den Alltag Wie kommt man betend durch den Alltag? An jedem Tag für etwas anderes beten, z. B. für christliche Werke, für die Politik, die Pastoren, für Kranke und Einsame, für die Befriedung von Krisen – so bleibt das Gebet hochaktuell und spannend. So verstanden, kann Gebet niemals langweilig werden! Und bei Durststrecken kann man sich die Gebete anderer (Psalmen, Liedtexte, vorformulierte Gebete) zu eigen machen. Und dann ist es noch wichtig, den Mitmenschen von Gebetserhörungen zu erzählen, denn das macht anderen Mut zum Gebet. Welche Gebetserhörung haben Sie zuletzt erlebt? Ich lag vor kurzem wegen eines Sturzes im Krankenhaus und war in einem Drei-Bett-Zimmer untergebracht. Ich bat Gott um eine Erleichterung, und beim anschließenden Aufenthalt in der Neurologie bekam ich tatsächlich ein Einzelzimmer. Da wurde mein Herz froh und dankbar.

Wenn Gebete nicht erhört werden Wie sollte man mit nicht erhörten Gebeten umgehen? Es gehört zur Aufrichtigkeit dazu, auch darüber zu sprechen – sonst macht man sich und anderen etwas vor. Ich weiß, dass die Bedrängnis oft groß ist und nicht alle unsere Erwartungen sofort erfüllt werden. Wichtig ist jedoch, dass wir wissen: Wir sind in allen Lebenslagen in Jesus Christus geborgen.

Wie soll man „ohne Unterlass“ beten? „Betet ohne Unterlass“, heißt es in 1. Thessalonicher 5,17 – wie soll das gehen? Beten ist eine Frage der Gesinnung. Es geht nicht um ein ständiges Plappern, oft reicht schon ein kurzes Stoßgebet. Wir sollten uns bewusst machen, dass Gott für uns jederzeit erreichbar ist. Vielen Dank für das Gespräch!

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P RO & KON T R A

Sollten sich eigentlich alle Christen duzen? GEMEINDE Dass sich Menschen duzen, nimmt auch im deutschsprachigen Europa zu. Christen sind Geschwister im Glauben. Sollten sie sich nicht deshalb erst recht duzen? Besonders in vielen freikirchlichen Gemeinden ist dies bereits üblich. Dazu ein Pro & Kontra.

PRO

Pastor Herbert Weimer, Vorsitzender des überkonfessionellen Christlichen Jugendzentrums Oranienburg (bei Berlin)

Eine meiner ersten Erfahrungen in einer christlichen Gemeinde war eine familiäre Herzlichkeit, die ich vorher so nicht kannte. Leute luden mich nach dem Gottesdienst zu sich nach Hause in ihre Familie ein. Ganz selbstverständlich redeten wir uns alle mit „Du“ und dem Vornamen an. Persönliche Beziehungen bauen Brücken, auch in eine geistliche Welt, die vielen Menschen unserer Zeit noch verschlossen ist. Das hat mir als jungem Erwachsenen Wege geebnet. Auch heute – nach inzwischen 40 Jahren – kenne ich noch die Vornamen der Glaubensgeschwister, die mir geholfen haben, Jesus Christus persönlich kennenzulernen. Unvorstellbar ist es für mich, dass ich im Himmel mit einem förmlichen „Sie“ begrüßt werde. Zusammen mit Schwestern und Brüdern gehöre ich zur christlichen Gemeinde. Wie in jeder Familie in unserem Land steht das

„Du“ zwischen den Geschwistern und auch zu den „Eltern“ für unsere persönliche Beziehung zueinander. Ich bin Leiter einer sehr jugendlich geprägten Gemeinde und gehöre hier inzwischen zur älteren Generation. Für viele junge Leute bin ich ein „Vater“ und für manche Kinder schon ein „Großvater“. Ganz selbstverständlich reden wir uns mit „Du“ und dem Vornamen an, auch wenn ich dies mit dem nötigen Respekt erwarte. Brücken zu bauen zu den Menschen, die oft aus zerbrochenen Beziehungen kommen, Menschen, denen Förmlichkeit und Abstand wenig hilft – dies ist der Auftrag, den Jesus der Gemeinde gibt. Wo die Liebe Gottes und sein Geist unser Antrieb sind, wird das „Du“ unter „Geschwistern“ als Ausdruck unserer Beziehung logische Folge sein. Denn Gott spricht: „Ich habe DICH bei deinem Namen gerufen, DU gehörst zu mir“ (Jesaja 43,1). P

»Gemeinden sollten neue Besucher respektvoll mit einem ‚Sie’ empfangen.«

Rainer Wälde ist Vorsitzender des Deutschen Knigge-Rats und Herausgeber des „Großen Knigge“. Mit seiner Frau Ilona leitet der engagierte evangelische Christ die TYP Akademie in Limburg.

KONTRA

Wie geht es Ihnen, wenn Sie als Fremder in einem Verein von wildfremden Menschen gleich am Eingang geduzt werden? Schön, dass du da bist. Komm rein – wir fangen gleich an. Ob bei Briefmarkensammlern, Kleintierzüchtern oder Golfspielern: Vermutlich wären Sie irritiert. Warum duzen die mich einfach? Wir kennen uns doch gar nicht! Gute Umgangsformen haben für mich wenig mit Form und viel mit Inhalt zu tun. Wie benehme ich mich richtig? Dies ist eine Frage der Kultur und der Herzenshaltung: Welche Werte möchte ich im Umgang mit anderen Menschen leben? In unserer Kultur ist der Respekt gegenüber Damen und älteren Menschen bis heute Gradmesser des guten Benehmens. Deshalb bietet im Privatbereich die Dame dem Herrn das „Du“ an, der Ältere dem Jüngeren. Im beruflichen Alltag spielt die Rangfolge die zentrale Rol-

le. Hier bietet der Kunde oder der Chef das „Du“ an. Die gleichen Spielregeln gelten auch in Gemeinden. Oder würden Sie Ihren Kunden oder Ihren Chef, den sie beruflich „siezen“, sonntags plötzlich „duzen“? Auch hier verhindert der Wert des Respekts allzu plumpe Vertraulichkeit. Natürlich kann der Chef als „Bruder in Christus“ seinen „Geschwistern“ in der Gemeinde das „Du“ anbieten. Ob er das möchte, entscheidet er selbst. Es sei denn, dass sich alle in der Gemeinde duzen. „Ein jeder achte den anderen höher als sich selbst“ (Philipper 2,3) – dies gilt auch für uns. „Sollten sich alle Christen duzen?“ In unserer Kultur antworte ich darauf mit einem klaren „Nein“. Gemeinden sollten neue Besucher respektvoll mit einem „Sie“ empfangen. Und ich ermutige Jugendliche, dass sie bei älteren „Geschwistern“ in der Gemeinde abwarten, ob ihnen ein „Du“ angeboten wird. P

Fotos: Weimer/PR; Wälde/ Janina Guldner

»Unvorstellbar ist es für mich, dass ich im Himmel mit einem förmlichen ‚Sie’ begrüßt werde.«

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Neuruppin

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G E BE T

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Bundesland Brandenburg BERLIN

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Brandenburg

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Potsdam

Einst „Spielhölle“, heute Gebetshaus (Foto links). Pastor Dieter Begaße leitet im Wechsel mit anderen Christen die Mittagsandachten im Neuruppiner Gebetshaus (Foto rechts).

Beten statt ballern SEGENSREICH In Neuruppin, einer Kleinstadt im Nordwesten Brandenburgs, unterhalten Christen verschiedener Konfessionen ein Gebetshaus – und zwar in einem ehemaligen Spiellokal! Wer in Neuruppin beten möchte, muss dafür nicht unbedingt in die Kirche gehen. Er kann auch ins „Gebetshaus“ kommen. Das ökumenische Projekt mitten in der Stadt besteht seit einem Jahr. Es bietet Menschen die Möglichkeit, in Gebet und Stille vor Gott zu kommen und ihm zu sagen, was sie bewegt. „Für viele Menschen ist die Hürde, hierher zu kommen, niedriger, als in eine Kirche zu gehen“, sagt Pastor Dieter Begaße, Leiter der methodistischen Gemeinde und Initiator des Projektes. „Und Dinge, um die sie Gott bitten möchten, haben die meisten.“ Er persönlich betrachtet vor allem das Bestehen des Gebetshauses selbst als eine Gebetserhörung. Denn das ockerfarbene Haus in der August-Bebel-Straße 11 hat eine Vorgeschichte.

Eine Schaltzentrale für Drogen Über Jahre unterhielt hier eine kriminelle Vereinigung ein Spiellokal. Es war nur eines von zahlreichen „Unternehmungen“ der sogenannten XY-Bande – benannt nach den Nummernschildern ihrer Fahrzeuge, auf denen sämtliche Bandenmitglieder die Buchstaben XY hatten. Die Machenschaften der Bande erregten deutschlandweit aufsehen: Prostitution, Drogenhandel, Glücksspiel, Geldwäsche, Waffenbesitz sowie Nötigung und Bestechung von Polizei und Stadtverwaltung. Dass die Bande vor wenigen Jahren zerschlagen und ihre Köpfe zu Haftstrafen verurteilt wurden – auch darin sieht Pastor Begaße eine Gebetserhörung. Direkt auf der gegenüberliegenden Straßenseite befi ndet sich nämlich das methodistische Gemeindehaus. Über zwei Jahre hinweg traf sich dort eine kleine Gruppe von Christen, die darum betete, dass von dem Haus kein negativer Einfluss mehr ausgehen möge. „Diese geduldigen Gebete hat Gott offenbar erhört“, so Begaße.

Fotos: idea/Pankau

Ein Ort, von dem Segen ausgehen soll Nachdem der XY-Bande das Handwerk gelegt worden war, stand das Haus leer. Einige Christen hatten die Idee, daraus „einen Ort zu machen, von dem Segen ausgehen soll“. Es sollte ein „neutraler“ Ort sein, kein Gemeindehaus, damit

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nicht der Eindruck entsteht, man wolle Christen aus anderen Gemeinden „abwerben“. Als sich ein Spender bereiterklärte, jeden Monat für die Miete aufzukommen, sahen sie sich in ihrem Vorhaben bestätigt. Sie gründeten den gemeinnützigen Verein „Haus der Kirche Neuruppin“. Seit einem Jahr nun haben die Bewohner der Kleinstadt die Möglichkeit, in diesem Haus das Gespräch mit Gott zu suchen. Eine Gebetsecke lädt zur Stille ein. Kleine Tische bieten die Möglichkeit zum Bibellesen und zum Gespräch. An einer Pinnwand können persönliche Gebetsanliegen notiert werden, die bei den Mittagsgebeten in die Fürbitte einbezogen werden. Das Haus ist täglich von 10-17 Uhr geöffnet.

„Gebetshaus, das klingt sehr nach Islam“ Wie viele Interessierte im ersten Jahr gekommen sind, kann Begaße nicht sagen. Denn eine Statistik führt niemand. Auch gibt es niemanden, der täglich aufpassen würde. Dass trotzdem noch nie etwas beschädigt oder zerstört wurde, kann Begaße auch nur mit Gottes Segen erklären. Doch geht man nach der Anzahl der schriftlichen Gebetsanliegen und dem Bekanntheitsgrad des Hauses, so spricht einiges dafür, dass in den ersten 12 Monaten bereits viele Neuruppiner sehen wollten, was es mit diesem Gebetshaus auf sich hat. „Einige hatten auch Bedenken“, erzählt Dieter Begaße. Ein Mann habe zu ihm gesagt: Gebetshaus, das klingt sehr nach Islam. „Es muss uns Christen nachdenklich stimmen, wenn das Gebet zuerst mit dem Islam verbunden wird“, sagt er. Doch immer wieder erlebt Begaße auch Erfreuliches, etwa wenn ihn Grundschüler im Religionsunterricht fragen, ob Gott Gebete wirklich erhört und wie man eigentlich betet. Oder wenn ihm eine Frau, wie jüngst geschehen, sagt: „Ich glaube zwar nicht an Gott. Aber, wenn Menschen hier beten, kann das sicher nicht schaden.“ P

b Gebetshaus, August-Bebel-Str. 11, 16816 Neuruppin; Haus der Kirche Neuruppin e.V., Pastor Dieter Begaße, Gerhart-Hauptmann-Str. 30, 16816 Neuruppin, Telefon: 03391-400243


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M E DI E N

Das größte Fest in den Medien WEIHNACHTEN 2010 IN TAGES- UND WOCHENZEITUNGEN Kein Fest wird so intensiv gefeiert wie Weihnachten. Kein Gottesdienst zählt mehr Besucher wie der an Heiligabend. Was schreiben eigentlich große Massenmedien über das Fest aller Feste? Karsten Huhn hat nachgelesen.

Weihnachten trägt Züge einer Legende Die Neue Zürcher Zeitung widmet ihren Aufmacher auf Seite 1 der Weihnachtsgeschichte. Der Professor für systematische Theologie, Eberhard Jüngel (Tübingen), erkennt in ihr „Züge einer Legende“: „Die gut erzählte Geschichte rührt an, mitunter sogar den ‚religiös Unmusikalischen’. Und das ist gut so. Denn eine gut erzählte Geschichte kann einiges bewirken: in mir selbst und durch mich auch in der mich umgebenden Welt. Doch die der Christenheit so vertraute und liebe Weihnachtsgeschichte ist relativ spät entstanden und hat legendäre bzw. mythische Züge, die sich dem kritischen Blick schnell erschließen. Das muss ihrem Wahrheitsanspruch keineswegs Abbruch tun.“

„Revolution von ganz oben“ In der Süddeutschen Zeitung (München) schreibt Heribert Prantl über das Geheimnis von Weihnachten: „An Weihnachten feiern die Christen einen machtlosen Gott, sie feiern das göttliche Kind – also einen Gott, der sich klein und verletzlich gemacht hat, der nicht mehr allmächtig, sondern menschlich sein will, der Fürsorge braucht. Es ist dies eine Revolution von ganz oben: Die höchste Macht entmachtet sich, sie macht sich freiwillig ganz klein. Sie macht sich zum Opfer der Geschichte, den Menschen ähnlich und ihnen ganz nah; sie macht all das mit, was dem menschlichen Leben widerfährt.“

Wer glaubt das heute noch?

Gott kommt auch alleine klar Auch die Wochenzeitung „Die Zeit“ (Hamburg) macht mit Weihnachten auf. Im Leitartikel auf Seite 1 schreibt Evelyn Finger: „Im Sommer ist Gott unsichtbar. Er lebt zurückgezogen in Deutschlands dunklen, kühlen Kirchen, nur gelegentlich besucht von treuen Mütterlein und flüchtig gegrüßt von durchreisenden Touristen. Denn die meisten Deutschen pilgern, wenn es draußen warm ist, sonntags lieber an den Badesee. Erst gegen Jahresende, wenn es Zeit wird, das Zurückliegende zu überdenken, wenn also die Frage nach dem Sinn des Daseins wieder dringlicher erscheint, dann füllen sich die Kirchen … Vielleicht ist Erlösungssehnsucht tatsächlich universell, etwas, das man nicht verliert. Aber moderner Glaube funktioniert hierzulande eben auch anders als früher, denn er will sich ungern auf Dogmen einlassen. Das ist überhaupt der Grundwiderspruch aller Religion in der Demokratie: dass wir letzte Begründungen für Werte suchen, aber Dogmen ablehnen. Wenn das Christentum diesen Widerspruch anerkennt und offen debattiert, statt sich hinter altem Halleluja zu verstecken, dann hat die Kirche auch nach Weihnachten noch eine Chance. Dann kommt Gott im Sommer auch mal ein paar Wochen alleine klar.“

In der Berliner Zeitung misstraut Arno Widmann der Weihnachtsbotschaft: „Wir singen es wieder voller Inbrunst. Dieses ‚Welt ging verloren, Christ ist geboren’ hat es uns angetan. Es verbindet den grellsten Realismus, die bittersten Erfahrungen mit dem Versprechen einer Erlösung, einer Befreiung, eines – heruntergedimmt gesprochen – Auswegs. Als Kind sang ich dieses ‚verlo-oren’ lauthals und mit Begeisterung … Aber mit der Zeit wurde ich misstrauisch. Die Beschwörung des tiefsten Falls, nur um gleich mit der Rettung winken zu können – das hat etwas Propagandistisches … Wer glaubt, die Welt gehe verloren, weil sie sich gegen Gott stellt, der mag daran glauben, dass einer auftreten muss, der die Welt wieder mit Gott versöhnt. Aber wer glaubt das heute noch? Wer hat das im Ernst je geglaubt?“

Schwere Zeiten für Weihnachtsprediger In der Frankfurter Rundschau sieht Joachim Frank „schwere Zeiten für Weihnachtsprediger“: „Zwei ihrer zentralen Begriffe – Kind und Krippe – sind kontaminiert, das Gift des sexuellen Missbrauchs vergällt die geistliche Rhetorik an Heiligabend. Wer kann in diesem Jahr vom Gotteskind hören, ohne an das zu denken, was Priester und Ordensleute Menschenkindern angetan haben? Viele ideaSpektrum 1.2011


M E DI E N

Pfarrer und Bischöfe werden sich trotzdem scheuen, darüber erneut zu sprechen. Sie werden sich auf die Bedürfnisse gerade jener Gläubigen berufen, die sonst selten oder gar nicht zur Kirche kommen. Für sie sind ‚Stille Nacht’ und die Geschichte vom Stall zu Bethlehem Teil eines Rituals, Ausdruck einer tiefen Sehnsucht nach Geborgenheit und Harmonie. Der Missklang des Missbrauchs-Skandals steht hierzu im denkbar schrillsten Kontrast. Er stört das weihnachtliche Idyll.“

Die Herzenskälte von Christen In der Tageszeitung „Die Welt“ (Berlin) schreibt Herausgeber Thomas Schmid über die Gleichgültigkeit der Deutschen angesichts der Christenverfolgung im Irak: „Wenn anderswo auf der Welt Christen verfolgt und angegriffen und ermordet werden, dann gäbe es guten Grund, das als Angriff auf uns selbst zu sehen: auf die Traditions-, Werteund Erinnerungswelt, der wir entstammen, der wir anhängen. Doch davon ist leider nicht viel zu spüren. Als vor Jahren erstmals verfolgte Christen aus dem Irak in nennenswerter Zahl nach Deutschland kamen und im ehemaligen Ost-West-Auffanglager Friedland – einem symbolträchtigen deutschen Ort – erste Aufnahme fanden, hielten sich Solidarität und öffentliche Aufmerksamkeit in durchaus engen Grenzen … In den Jahren 2007 und 2008 wollte in Baden-Württemberg das Diakonische Werk eine Kampagne für die Aufnahme eines Kontingents irakischer Christen nicht mittragen – mit der Begründung, man sehe lediglich Bedarf für schutzbedürftige Flüchtlinge aus dem Irak. Und auffällig war auch, dass insbesondere Kirchengemeinden, die sich der friedensstiftenden Zusammenarbeit mit Moscheegemeinden verpflichtet sahen, das Thema verfolgte Christen partout nicht anfassen wollten. Hier wird es nun ganz absurd, und es wird eine Herzenskälte sichtbar, die so gar nicht zur Versöhnungsidee passen will: Um Muslime – die hier in Deutschland ziemlich ungestört ihrem Glauben nachgehen können – nicht in Verlegenheit zu bringen oder gar zu brüskieren, verzichtet man darauf, den Angehörigen des eigenen Glaubens beizustehen. Es gibt eine Art von interkultureller Versöhnungsarbeit, die aus Respekt oder Angst vor dem Anderen das Eigene missachtet. Das ist nicht mutig, sondern feige.“

„Liebe nach Terminkalender“ In der grün-alternativen „tageszeitung“ (Berlin) beschreibt Simone Schmollack, wie es bei ihr zu Weihnachten ausschaut: „Heiligabend werden meine Tochter und ich mit ideaSpektrum 1.2011

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einer Freundin, deren beiden Töchtern, dem neuen Freund der Freundin und dessen Kindern verbringen. Mein Freund wird bei seinen drei kleinen Kindern und deren Mutter sein. Am nächsten Tag wandert meine Tochter zu ihrem Vater und mein Freund zu mir. Der Vater meiner Tochter hat eine neue Frau und mit ihr ein weiteres Kind, mein Freund ist von seiner Frau getrennt. Seine drei Kinder verbringen nach Heiligabend einen Tag allein mit ihrer Mutter, dann einen Tag bei ihrem Vater. Danach werden mein Freund, seine Kinder und ich zusammen sein, später kommt noch meine Tochter dazu. Klingt kompliziert? Ist kompliziert. Unsere Weihnachtsferien bestehen aus Taschenpacken, Autofahren, Telefonieren. Stress. Wir sind das, was man eine ganz normale Patchworkfamilie nennt: zusammengewürfelt aus Beziehungen, die nicht mehr bestehen, und Menschen, die sich regelmäßig treffen (müssen), weil sie gemeinsame Kinder haben.“

Kann man noch an Wunder glauben? In der Wochenzeitung „Junge Freiheit“ (Berlin) schreibt der Politologe und Theologe Prof. Klaus Motschmann: „Alle Jahre wieder wird von allen möglichen Seiten bewegte – allerdings kaum noch bewegende – Klage über die ‚Säkularisierung’ und ‚Kommerzialisierung’ des Weihnachtsfestes und den daraus resultierenden Sinnverlust geführt … Dabei wird weitgehend übersehen, dass die christlichen Kirchen – die evangelische mehr als die katholische – einen maßgebenden Anteil an dieser Entwicklung haben. Sie wurde 1940 durch eine kleine Schrift des Marburger evangelischen Theologen Rudolf Bultmann ausgelöst. Eine Kernaussage dieser programmatischen Schrift lautet: ‚Kann die christliche Verkündigung dem Menschen heute zumuten, das mythische Weltbild als wahr anzuerkennen? Das ist sinnlos und unmöglich. (…) Welterfahrung und Weltbemächtigung sind in Wissenschaft und Technik so weit entwickelt, dass kein Mensch im Ernst am neutestamentlichen Weltbild festhalten kann und festhält.’ Damit wurden zentrale Aussagen des Neuen Testaments von einem angesehenen Theologen und einer zunächst kleinen, jedoch einflussreichen Minderheit von Anhängern Bultmanns, die sich aber rasch vergrößerte, zur Disposition gestellt; eben auch das Wunder der Weihnacht. Bultmann und seine Anhänger übersehen, dass der sogenannte moderne Mensch nicht unbedingt Probleme mit dem Glauben an eine Wunderwelt hat. Der polnische Satiriker Stanislaw Lec (1909-1966) hat nach den Erfahrungen zweier Diktaturen den Unterschied von christlichen und ideologischem Welt- und Menschenverständnis prägnant beschrieben: Die ‚Ideologen glauben, dass sie wissen, die Christen wissen, dass sie glauben.’“ P


F O R UM F Ü R JU N G E C H R I S T EN F O R UM F Ü R JU N G E C H R I S T EN

net net

Das alles macht „Taizé“ möglich JUGENDTREFFEN Rund 30.000 Jugendliche aus ganz Europa begaben sich vom 28. Dezember bis 1. Januar auf eine Pilgerreise zum Europäischen Taizé-Jugendtreffen nach Rotterdam. Ihr Anliegen: gemeinsam beten und Menschen begegnen. Auch Esther Maria Jaksch (25) aus Regensburg war dabei.

Die Gebete sind das Schönste Für vier Tage werden die Messehallen Rotterdams zum Wallfahrtszentrum. Mindestens einmal täglich finde ich mich mit 30.000 Jugendlichen dort ein. Wir beten und singen Lieder in vielen europäischen Sprachen. Die Gebete sind das Schönste bei den Treffen. Sie geben die Möglichkeit, Stille zu halten und dem eigenen Glauben näherzukommen. Begegnung im Kleinen erfuhren wir in unseren Gastgemeinden. Vormittags kamen wir dort zum Gebet und Austausch zusammen. Eine eher trostlose Stadtgemeinde mit wenigen Gläubigen beherbergt meine Gruppe. Russen, Polen, Spanier, Niederländer, Deutsche. Unsere Taizé-Lieder klingen durch die beinahe leere Kirche. Mir kommt es so vor, als müssten wir Lebendigkeit und Freude an genau diesen Ort bringen. An den Nachmittagen stehen Workshops auf dem Plan. Untergebracht sind wir in

Gastfamilien. So können wir die Kultur des Landes wirklich erleben. Noch Mitte Dezember sah es so aus, dass es nicht genug Familien für alle geben würde. Kein Problem, war die Antwort der Stadt. Sie hätten für uns Turnhallen mit mobilen Toiletten und Duschen zur Verfügung gestellt. Massenunterkünfte für 30.000 Gäste. Doch es sollte anders kommen. Die Einwohner von Rotterdam fassten sich ein Herz und öffneten ihre Wohnungen für uns. Und so fanden schließlich fast alle Pilger einen Schlafplatz in einer Familie.

Eben nicht Shopping ... Ich treffe einen jungen Rotterdamer, der 15 Jugendliche bei sich aufgenommen hat. Selbst Kapitäne stellen ihre Kajüten zur Verfügung. Zusammen mit Yuliana, einer Ukrainerin, und Eeke aus den Niederlanden bin ich bei einem jungen Paar untergebracht. Das erste Mal in meinem Leben habe ich auf einer Reise das Gefühl, dass nicht das eigene Erleben im Vordergrund steht. Eben kein Shopping, Discobesuche und Stadtbesichtigung. Diesmal bringen wir Freude und Segen zu den Menschen in Rotterdam.

Und das ist Taizé Das alles macht Taizé möglich. Taizé lädt ein, verbindet Menschen. Rund 100 Brüder aus 25 Ländern der Erde und unterschied-

lichen Konfessionen gehören der Gemeinschaft an. Seit mehr als 60 Jahren besteht die französische Kommunität. In dem kleinen Ort in Burgund können Jugendliche das ganze Jahr über für eine Woche an den Gebeten teilnehmen, sich in Kleingruppen austauschen und mitarbeiten. Mit dem großen alljährlichen Jugendtreffen setzt die ökumenische Brüdergemeinschaft den Weg ihres Gründers, Frère Roger, fort. Die Versöhnung unter den Christen und zwischen den Völkern war ihm ein Herzensanliegen. Dieser Pilgerweg hat die Brüder gemeinsam mit Tausenden von Jugendlichen in den vergangenen Jahren bereits nach Posen, Brüssel, Genf, Zagreb, Mailand und Lissabon geführt. Immer zum Jahreswechsel lädt eine andere europäische Großstadt ein. Ende 2011 ist Berlin Gastgeber.

Das Jahr voller Freude beginnen Silvester ist ein ganz besonderer Tag beim Jugendtreffen. Am Abend sind wir bei unserer Gastfamilie zu einem festlichen Dinner eingeladen. Später begrüßen wir das neue Jahr mit dem „Fest der Völker“ in den Gastgemeinden. Polnische Hochzeitstänze, spanische Lieder, afrikanische Gesänge und Tänze – noch nie habe ich ein neues Jahr mit solcher Freude begonnen.

b www.taize.fr/de

Foto: Wiesia Klemens

Das Feuer lodert im Ofen. Draußen liegt meterhoch Schnee. Die Kerzen am Christbaum brennen. Ich aber werde die Weihnachtsidylle für eine Woche gegen Isomatte, Essen aus der Dose und weite Wege durch eine unbekannte Stadt eintauschen. Ich freue mich auf das Europäische TaizéJugendtreffen, auf meinen persönlichen „Pilgerweg des Vertrauens“.

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DI E K LE I N E K A NZ E L

» Der HERR segne dich und behüte dich!«

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Pfarrer Mathias Lauer (Siegen) ist Missionsleiter der Deutschen Zeltmission (DZM).

4. Mose 6,24

... und ein gesegnetes neues Jahr! Gottes Segen zum neuen Jahr! Oft als Wunsch gesagt und geschrieben. Nicht selten vertont, irgendwie biblisch und in christlichen Kreisen politisch korrekt. Und doch hat mancher Segensspruch scheinbar einen komischen Beigeschmack. Wir leben auch 2011 in einer käuflichen Welt. Jeder Mensch scheint manipulierbar. Trotzdem: Gott möchte Sie von Herzen segnen. Er sucht als Ihr himmlischer Vater Ihr Bestes. Aber auf seine Weise! 1. Gott segnet als Herr. Er ist der Chef. Wenn wir uns ihm unterstellen, wirkt sein Segen auf uns. Wie ein guter Vater gibt er, was wir zum Leben brauchen. In Jesus Christus gehören wir ihm ganz. Er selbst ist nun unser Beschützer. 2. Er segnet mit seinem Angesicht und sieht uns freundlich an. Dabei macht er sich im Segen nicht etwa für unse-

re menschlichen Zwecke verfügbar. Im Gegenteil: Er holt uns in seine heilige Gegenwart. Stellt uns in den Dienst. Nur wer im Licht der Wahrheit lebt und sich von Gott reinigen lässt, kann hier bestehen. Wer im Halbdunkel mauscheln will und nur sein vorzeigbares Tun „absegnen“ lassen möchte, findet hier keine Deckung. 3. Er segnet durch Gnade. Hier enden alle Schuldzuweisungen und das Verletzungsgejammer. Aber auch alle geistlichen Ehrenzeichen! Es zählt nur noch, was Gott schenkt. Wo Gott wirklich segnet, zählt nur noch sein Wort. Wo Gott wirklich segnet, werden Menschen nüchtern und wach. Wo Gott wirklich segnet, können uns sogar Scheitern und Schmerzen helfen, weil sie unseren Blick auf das Wesentliche lenken. Wo Gott wirklich segnet, sehen wir Jesus. P

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