Idea Spektrum Schweiz

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Spektrum l idea

Nr. 4

26. Januar 2011

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Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt

Mit hartem Training und starkem Glauben zum Sieg

Seite 12

Seite 4: Brennpunkt

Seite 7: Waffen-Initiative

Pfr. Bernhard Rothen 체ber die freie Schweiz

Maja Ingold gegen Erich von Siebenthal

Seite 9: Israel-Tagung

Seite 22: Glauben

Botschafter Ilan Elgar dankt f체r Solidarit채t

Das Evangelium ist ganz einfach und wahr

Viele Menschen kennen Jesus noch nicht!

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grÜezi

Der Pfarrer und die SVP Die Diskussion um die schleichende Islamisierung und um islamische Symbole ist nicht für die Katz. Da und dort wird die jüdisch-christliche Tradition wieder zum Thema. Auch die provokativen Thesen der Freidenker um einen Gott, «den es wahrscheinlich nicht gibt», führen bald einmal zur Frage: Was ist von der jüdisch-christlichen Tradition geblieben? In der Diskussion um die «Gefahr» durch gläubige Lehrer erinnern sich einige Bildungspolitiker wieder an die jüdisch-christliche Tradition. Und nun lädt die SVP einen Pfarrer ein, an einer nationalen Kadertagung mit dem Thema «Die Bedeutung der Freiheit» über die jüdisch-christliche Tradition zu reden (siehe Seite 4). Pfarrer Bernhard Rothen hat keine Berührungsängste. Der frühere Basler Münsterpfarrer und heutige Appenzeller Dorfpfarrer packte die Chance. Er sprach vor Christoph Blocher, Toni Brunner und andern Wortführern darüber, was unser Land prägte und was ihm Not tut. Er bekam als Vertreter der Kirche natürlich auch einiges zu hören. Selten äussern Kirchenleute ja Sympathie für die SVP. Doch der scharf denkende Theologe sagte gerade heraus, wo der Ursprung der jüdisch-christlichen Tradition liegt. Er sprach von der personalen Zuwendung Gottes zu den Menschen. Von der Vollendung dieser Zuwendung durch Jesus Christus. Vom redenden und handelnden Gott als der Quelle der Freiheit. Von der Wahrheit des Wortes Gottes, das frei macht. Aber auch von den Konsequenzen des schwindenden Gottesglaubens: Je mehr dieser Glaube abnimmt,

umso mehr nimmt der Glaube an die staatlichen Möglichkeiten zu. Umso mehr versucht der Mensch, seine Welt mit Gesetzen und Formularen in den Griff zu bekommen. Umso mehr schränkt er seine eigene Freiheit selber ein. Oder wie es der deutsche Theologe und TV-Mann Peter Hahne sagt: «Ohne die Gebote Gottes gerät ein Staat ausser Fassung, trotz Gott in der Verfassung.» Über diese Zusammenhänge muss man offen reden. Die SVP und Kirchenmann Rothen haben einen wichtigen Schritt getan. Toleranz zeigt sich nicht dort, wo darüber gepredigt wird, sondern dort, wo man sich trifft. Zeigt sich dort, wo man sich erträgt, trotz allem. Das SVP-Kader hat auch Rothens Kritik am Plakat mit dem schwarzen Schaf ertragen. Doch es spürte auch die Wertschätzung durch einen reifen Kirchenmann. Und es spürte, dass dieser weiss, wovon er spricht: Auch in der Kirche werden immer mehr Freiräume durch immer mehr Verwaltung vernichtet. «Betet, freie Schweizer, betet!» wird noch immer mit Inbrunst am 1. August und vor FussballLänderspielen gesungen. Wenn die politisch freien Schweizer merken, wie eng das Gebet und die innere Freiheit zusammenhängen, kanns mit diesem Land aufwärts gehen. Echte Freiheit beginnt mit dem Anschluss an die Quelle der Freiheit: mit dem Vertrauen auf den Gott der Bibel. Das steht in keinem Parteiprogramm. Und das sagen viele studierte Theologen leider viel zu wenig ANDreA VONlANTheN

3 biblisch Ein Lieblingsbibelwor t von Thomas Merz-Abt, Profes­ sor für Medienbildung an der Pädagogischen Hoch­ schule Zürich, Kantonsrat CVP, Weinfelden:

«ich bin gekommen, damit sie das leben haben und es in Fülle haben.» (Johannes 10,10) «Der Vers stand bei unserer Trauung im Zen­ trum, und seither begleitet uns ein Symbol für dieses ‹Leben in Fülle› auf unserm Ehe­ ring. Doch die Aussage reicht ja weit über die Ehe hinaus und verspricht: Wer in die­ sem Glauben lebt, erlebt ein Leben in Fülle. Stimmt das? – Nicht wenn wir damit die Er­ war tung verbinden, wir würden von schwie­ rigen Momenten oder Enttäuschungen ver­ schont. Nicht wenn wir ‹Leben in Fülle› mit ober flächlichem Spass ver wechseln… Der christliche Glaube ist nicht einfach ‹spas­ sig›. Er ist unbequem, verlangt Engagement in Wor t und Tat. Aber er schenkt mir eine Lebensperspektive, gibt meinem Leben Tiefe. Und das ist es, was für mich Leben in Fülle ausmacht: Aufstehen zu können und die Gewissheit zu haben: Mein Tag macht Sinn.» In der nächsten Ausgabe: Prof. Thomas Merz über das Verhältnis von Medien und Kirche

WÖrTlich «Wir sind nicht so edel, wie wir uns gerne sehen. zwischen unsern Worten und unsern Taten gibt es einen breiten graben … Die Neigung zur selbsttäuschung ist ein psychologischer Mechanismus, dem wir immer wieder verfallen.» Allan guggenbühl, Psychologe und Leiter der Abteilung für Gruppenpsychotherapie für Kinder und Jugendliche an der kantona­ len Erziehungsberatung der Stadt Bern und des Instituts für Konfliktmanagement in Bern und Zürich, in der «Weltwoche». Reklame Theologische Ausbildung mitten im Leben – praktisch und innovativ.

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BRENNPUNKT

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Pfarrer Bernhard Rothen zur jüdisch-christlichen Tradition und zu einer Rede vor dem SVP-Kader

«Mit Gottes Hilfe statt derjenigen des Staates» Das Gottvertrauen schenkt die innere Freiheit, die gros­ sen Probleme unseres Lan­ des kraftvoll anzugehen. Das betont Pfarrer Bernhard Ro­ then. Der im Appenzellerland wirkende Theologe sprach vor dem Kader der SVP über die jüdisch­christliche Tradition als Voraussetzung einer freien Gesellschaft. Er sprach auch über schwarze Schafe.

«idea Spektrum»: Fühlen Sie sich als freier Mensch? Bernhard Rothen: Nach dem Evangelium bin ich frei im Geist. Natürlich bin ich vielfach eingebunden in belastende Aufgaben. Gegen das Böse, das ich nicht will, muss ich in mir selber kämpfen. Paulus spricht vom fleischlichen Menschen. Und überall gibt es Zwänge – bei uns in Hundwil noch vergleichsweise wenige. Wem verdanken wir letztlich unsere freie Gesellschaft? Die Freiheit im Geist verdanken wir dem Heiligen Geist. Jeder, der glaubt, hat sie. Niemand kann sie uns nehmen. Auch unsere Glaubensgeschwister, die man wegen ihres Glaubens gefangen hält, sind doch frei, zu seufzen und zu beten. Dem Evangelium verdanken wir Schweizer, dass unsere politischen Ordnungen zurückhaltend ausgestaltet sind. Das schafft Freiräume. Was führt Sie dazu, vor dem Kader der SVP über die jüdischchristliche Tradition und über Freiheit zu referieren? Ein Pfarrkollege hat mein Buch «Das Pfarramt» gelesen. In ihm beschreibe ich, was das Pfarramt zur Freiheit und zur sozialen Verantwortung beiträgt. Dieser Kollege sagte der stellvertretenden Generalsekretärin der SVP, ich hätte zur jüdisch-christlichen Tradition We-

unsere Gesellschaft beruhe auf christlichen Werten. Werte sind Objekte. Wir können sie abwägen, und wir entscheiden souverän, ob wir einen Wert einem anderen vorziehen, zum Beispiel die Toleranz der Sicherheit. Die Werte können sich nicht selber wehren. Gott aber ist eine Person und handelt selber. Das ist die Quelle der Freiheit.

«Auch ein schwarzes Schaf»: Pfarrer Bernhard Rothen in Hundwil.

sentliches zu sagen. Darauf wurde ich angefragt. Ich würde vor jeder Partei reden, die mir ein inhaltlich stimmiges Thema vorschlägt.

Worüber wurde nach Ihrem Referat diskutiert? Ich bekam vor allem zu hören, die Kirche stelle sich immer gegen die SVP. Es gab auch Stimmen, die meinten, unsere Freiheit sei im säkularisierten Staat anders zu begründen als mit dem Evangelium. Grundsätzlich wurde aber positiv gewürdigt, dass jemand von der Kirche kommt und mit Wertschätzung zu Vertretern der SVP spricht. In persönlichen Reaktionen wurde mir auch gesagt, ich hätte eine beunruhigende Entwicklung treffend geschildert: Immer mehr Freiräume werden durch immer mehr Verwaltung vernichtet. Ich bin erschrocken, von kantonalen Parlamentariern zu hören, dass sie Regierung und Verwaltungen nicht wirklich kontrollieren können. Ich kenne das von der Kirche, wusste aber nicht, dass das offenbar auch in unserem politischen System eine Schwachstelle ist.

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Sie haben die SVP-Leute wohl auch geschockt, indem Sie die menschliche Sündhaftigkeit betonten. Seminare mit Geschockt? Überhaupt René Meier nicht! Ich hatte den geRhetorik 29. März 2011 genteiligen Eindruck. Ich habe meine AusSchwierige sage mit der Kritik an Gespräche 10. Mai 2011 den Plakaten mit dem Small Talk 21. Juni 2011 schwarzen Schaf verknüpft. Im Evangelium steht klar, dass wir

Bild: idea/av

alle schwarze Schafe sind. Vereinfacht gesagt: Es ist schlecht, wenn wir die Probleme nur bei andern sehen. Das Plakat mit dem schwarzen Schaf bedient ein selbstgerechtes Denken. Damit zerstören wir einen wesentlichen Pfeiler unserer Freiheit: die Freiheit mir selber gegenüber, dass ich sehe, wo ich ein Teil des Problems bin. Ich bin persönlich nicht dagegen, dass Straftäter hart angefasst werden. Doch das Evangelium betont das andere: Der gute Hirte sucht das verlorene Schaf. Und ich bin auch eines.

Wie erklären Sie es sich, dass heute vermehrt über die jüdisch-christliche Tradition gesprochen wird? Ich weiss nicht, ob das so ist. Doch ich glaube, mancher Politiker merkt, dass unser Land unregierbar wird, wenn es nicht elementare Orientierungspflöcke gibt. Und was könnte uns gemeinsam Orientierung bieten, wenn nicht die jüdisch-christlichen Wurzeln? Welches war der Ursprung der jüdisch-christlichen Tradition? Die personale Zuwendung Gottes. Dass da einer sagt: «Ich bin.» Schon bei der Schöpfung spricht Gott als Person. Er schafft die Welt durch sein Wort. Sie ist kein Zufallsprodukt. Und dann wendet sich Gott an sein Volk Israel, als er es aus Ägypten in die Freiheit führt. «Ich bin der Herr, dein Gott» steht einleitend wie ein Briefkopf über den Zehn Geboten. Diese Zuwendung Gottes kommt durch Jesus Christus zu ihrer Vollendung. Es ist also irreführend, wenn man sagt,

Welches ist das wesentliche Merkmal dieser Tradition? Der Glaube an Gott. Er ist in allem frei. Ich darf ihn zum Beispiel jederzeit um Gesundheit bitten. Ob es gut ist für mich, gesund zu werden, weiss Gott und entscheidet er. Lässt er mich krank bleiben, bin ich frei, mit ihm zu hadern, ihn womöglich anzuklagen, im Gebet seine Hilfe zu suchen. Ich ringe mit Gott, er mit mir, in persönlicher Freiheit. Vielleicht muss auch ein ganzes Dorf so mit Gott ringen, wenn sich ein Drama ereignet. In diesem persönlichen Gegenüber besteht unsere Freiheit. Was gefährdet unsere Freiheit am meisten? Vereinfacht gesagt: Wenn der Gottesglaube schwindet, müssen die Menschen leisten, was man vormals von Gott erwartet hat. Alles koordinieren, alles zum Guten

Zur Person Bernhard Rothen, 56, verheiratet mit Susanne, zwei erwachsene Kinder. Studium der Theologie in Bern, Lund und Heidelberg, theater- und kunstwissenschaftliche Studien in Paris. 1984 –1992 Pfarrer in Zweisimmen BE, 1992– 2010 Basler Münsterpfarrer, nun Pfarrer in Hundwil AR. Dissertation über das Bibelverständnis bei Martin Luther und bei Karl Barth («Die Klarheit der Schrift», Göttingen 1990). Berufsbegleitend 18 Jahre intensiver Forschung zur Frage der sozialen und der kirchlichen Ordnung in moderner Zeit (2009 erschienen unter dem Titel «Das Pfarramt»). Vizepräsident des Schweizerischen Pfarrvereins, Vortrags- und Kurstätigkeit als Präsident der Stiftung Bruder Klaus. Der Vortrag vor dem SVP-Kader im Wortlaut unter www.stiftungbruderklaus.ch/ vortraege


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hin lenken... Der Verfall des Vertrauens wird kompensiert durch immer noch mehr Verwaltungsund Lenkungsmassnahmen. Das sieht man in Staat, Schule, Kirche, im Gesundheitswesen.

Sie meinen auch, die Staatsmacht versuche uns zunehmend geistig und geistlich zu formen? Wie denn? Lessing sagte: «Die Theaterbühne ist meine Kanzel.» Der Staat hat mit vielen seiner Institutionen die Rolle der Kirche übernommen. Staatliche Sozialstellen und Jugendberatungen etwa haben immer auch eine pastorale Funktion. Sie sagen den Menschen, wie sie das Leben gestalten sollen. Doch sie sagen ihnen kaum einmal: «Gehen Sie am Sonntag in eine Kirche!» Sie leiten die Menschen geistig und geistlich anders. Das eidgenössische Gesundheitsamt warb mit dem Spruch «Helm tragen. Oder beten». Das war eine fiese Schlagzeile, die suggeriert: Vernünftige Menschen schützen sich selber, dumme Menschen beten. Wie schützt der Staat unsere Freiheit am wirkungsvollsten? Wenn er seine Grenzen respektiert und die Politiker offen sagen, sie könnten die meisten Probleme auch nicht lösen. Mit Gesetzen kann man nur Übergriffe verhindern. Das ist nötig und gut! Aber die Freiheit schützen wir, indem wir konstatieren, dass wir Menschen nicht für alles zuständig sind und nicht für alles vorsorgen können. Und indem wir in Institutionen wie der Schule darauf achten, dass die Freiräume für den persönlichen Einsatz gewahrt bleiben. Was kann die Kirche zum Schutz unserer Freiheit tun? Die Kirche muss das Evangelium so verkündigen, dass das Wort Gottes die Menschen unruhig macht, Fragen weckt und die Herzen bindet. Dann können die Menschen ihr Schicksal bewältigen – vereinfacht gesagt: Mit der Hilfe Gottes statt derjenigen des Staates. Ein Herz, das an Gott gebunden ist, hat ein Bündnis mit dem, der stärker ist als das Schicksal. Zu Gott kann ich beten. Viele werden dazu frei, so dass auch Schweres sie nicht auf Dauer hinabdrückt. Gottes Wort stellt mich auch in eine Gemeinschaft, in der einer dem andern ein wegweisendes Wort geben kann – ohne dass jemand das

Die Frage nach den Wurzeln nicht vergessen Silvia Bär, stellvertretende Generalsekretärin der SVP Schweiz zum Referat von Pfarrer Bernhard Rothen: «Die SVP hat die diesjährige Kadertagung unter das Thema ‹Die Bedeutung der Freiheit› gestellt, da die Freiheit immer wieder erkämpft werden muss. In dem Sinne war es uns wichtig, die verschiedenen Aspekte der Freiheit zu beleuchten und die Frage nach den Wurzeln der Freiheit nicht zu vergessen. Zentral ist dabei natürlich das Christentum, welches Einheit in Vielfalt oder Vielfalt in Einheit begründet. Des-

halb haben wir uns auf die Suche nach einem Theologen gemacht, der uns diese Aspekte der Freiheit beleuchten sollte. Dies hat Pfarrer Bernhard Rothen in treffender Weise getan. Er hat insbesondere auch die innere Freiheit betont, die Geschenk und Gnade Christi ist. Die meisten Rückmeldungen waren sehr positiv, insbesondere auch, dass sich ein reformierter Pfarrer zur SVP gewagt hat, da sonst die offizielle Kirche, beziehungsweise die Elite der Kirche, fast immer gegen die Positionen der SVP ankämpft.»

organisiert. Das sind Freiräume, die wir pflegen müssen.

auch das unschuldig vergossene. Und das weisse Kreuz steht für die Präsenz von Jesus: Er hat sich geopfert und blieb in allem rein. Darüber wird zu wenig gepredigt.

«Die Wahrheit wird frei machen», sagt Jesus. Wie kann der Politiker dazu finden? Sein Wort, sagt Jesus, führt zur Erkenntnis der Wahrheit. Dazu muss ich die grossen Zusammenhänge in der Bibel ebenso wie das einzelne, sehr präzise Wort bedenken, im Gebet, meditierend, im Gespräch. Den Politikern fehlen oft die kirchlichen Gesprächspartner. An wem liegt das? Respektvoll offene Gespräche zwischen den Politikern und den Pfarrern vor Ort müssten viel intensiver gepflegt werden. Als Grunddokument der jüdisch-christlichen Tradition wird die Bibel kaum noch zur Kenntnis genommen. Welches sind die Folgen? Das Problem ist, dass die Bibel kaum mehr bekannt ist. Eine Ursache liegt darin, dass es in der evangelischen Kirche vor 40 Jahren eine neue Ausrichtung im kirchlichen Unterricht gab. Die Katechetik wurde durch Religionspädagogik ersetzt. Nicht Inhalte wurden vermittelt, sondern gute Stimmungen. So gibt es heute viele Konfirmierte, die weder von Abraham, den Zehn Geboten oder dem Heiligen Geist etwas wissen. In der Kirche müssen wir elementare Kenntnisse weitergeben, damit sich die Menschen ein eigenes, freies Urteil bilden können. Ist die Schweizerfahne noch ein Zeichen unserer Freiheit? Unsere Fahne wird natürlich auch vermarktet. Doch das weisse Kreuz auf dem roten Hintergrund hat nach wie vor eine unerhört starke Aussage. Die rote Farbe steht für die Leidenschaft und das Blut,

Welches ist der grösste Preis unserer Freiheit? Unsere geistig-geistliche Schwäche. Wir wollen keine Zwangsmassnahmen, die ins Innere der Menschen greifen. Wir wollen nicht, dass jemand uns geistlich schlagkräftig ausrichtet. Die Lehrer zum Beispiel dürfen in unseren weltanschaulich neutralen Schulen den Kindern nicht einmal sagen, dass sie beten sollen. So finden wir kaum mehr einen inneren Halt, der uns alle verbindet. Was könnte geschehen, wenn die Schweiz zu einem neuen Gottvertrauen käme? Müssen wir das im Konjunktiv fragen? Es gibt in unserm Land nach wie vor viel Gottvertrauen! Das erfährt jeder Pfarrer. Dieses Gottvertrauen schenkt die innere Freiheit, die grossen Probleme unseres Landes umsichtig und kraftvoll anzugehen. Dieses Gottvertrauen fehlt nach meiner Wahrnehmung vor allem in den Landes- wie in den Freikirchen, bei den Theologieprofessoren bis zu den Predigern. Wie kann das Gottvertrauen gestärkt werden? Der Glaube kommt vom Hören. Oder wie es Luther sagt: Aus dem «Treiben und Reiben des Evangeliums». Je mehr ich das Wort Gottes kennengelernt habe, umso mehr ist mein Vertrauen gewachsen. Die Bibel hat zu allen Lebensfragen etwas Klärendes zu sagen. Das stärkt den Glauben. Inter view: ANDREA VONLANTHEN

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Spuren ziehen Kennen Sie das Bild der Skifahrer, die inmitten sonnig glitzernder Bergwelt im Tiefschnee elegant ihre Spuren ziehen? Daran fühlte ich mich erinnert, als ich in den letzten beiden Ausgaben von «idea Spektrum» über den Auftritt von Pfarrer Ulrich Parzany bei «ProChrist» in Thun las. Meine Gedanken schweiften zurück in die siebziger Jahre. Ich fuhr zusammen mit zwei meiner auch heute noch besten Freunde nach Essen ins deutsche Ruhrgebiet an den Jugendkongress «Christival – Jesus bewegt». Nebst dem bekannten amerikanischen Evangelisten Billy Graham durfte ich auch den damaligen Jugendpfarrer Ulrich Parzany hören. Noch heute erinnere ich mich an seine engagierten, ganz auf das praktische Leben ausgerichteten Predigten. Als junger Christ nahm ich dabei Werte mit, die mein Leben für die Zukunft prägen sollten. Das Fundament dieser Werte liegt in der Person von Jesus Christus begründet, von dem die Bibel sagt, dass in ihm alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis verborgen liegen. Und es sind diese christlichen Werte, die der abendländischen Kultur und auch unserer Gesellschaft zu Grunde liegen und die uns Wohlergehen in vielen Lebensbereichen brachten. Gerade auch mit Blick auf die aktuelle Problematik der Finanzkrise mit immensen Staatsverschuldungen braucht es eine Rückbesinnung auf echte Werte – und es braucht überzeugte Christen, die es in der Öffentlichkeit wagen, die richtigen Fragen zu stellen. Niemand muss perfekt sein, bevor er aktiv werden kann. Fehler müssen erlaubt sein – auf die Gesinnung und Haltung kommt es an. In diesem Sinne wünsche ich uns allen als Christen, dass wir in unserer Umgebung ganz neu deutlich sichtbare Spuren hinterlassen. HANS­ULRICH BIGLER Der Autor ist Direktor des Schweizerischen Gewerbeverbandes mit Sitz in Bern und Mitglied der FDP.


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POLITIK

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Diskussion zur Abstimmung vom 13. Februar: Volksinitiative «Für den Schutz vor Waffengewalt»

Pro: Zeit für den Wechsel Kontra: Ein Nein aus ins 21. Jahrhundert bewusster Verantwortung MAJA INGOLD Nationalrätin EVP, Winterthur 2,3 Millionen Feuerwaffen in Schweizer Haushalten! Zum Glück ist die Bevölkerung der Schweiz mit dieser europäischen Höchstzahl nicht gleichzeitig Spitzenreiterin der Kriminalitätsstatistik! Bei uns geschehen nicht mehr Tötungsdelikte als in anderen Ländern, aber wir belegen den traurigen Spitzenplatz bei den Schusswaffensuiziden. Es nehmen sich in der Schweiz zwar nicht mehr Menschen das Leben als in andern Ländern, aber die sehr hohe Zahl muss uns als Christen beunruhigen. Im Johannes-Evangelium, Kapitel 10, ruft uns Jesus zu: «Ich bin gekommen, damit sie das Leben in Fülle haben.» Wo Menschen Hand an sich legen, hat die ganze Fülle der vielleicht möglichen Hilfe und Unterstützung versagt oder ist zu spät gekommen – eben dann, wenn die Waffe zu schnell greifbar ist und zur tödlichen Kurzschlusshandlung führt.

Schützensports, der Jagd und der guten alten Traditionen schwärmen. In meinen Augen ist diese Art von Waffen-Heimatschutz fehl am Platz und von einer Nostalgie geprägt, die die Realitäten unseres Landes in einer bedrohlichen Welt verkennt. «Schon vor 300 Jahren setzte die Schweiz auf die Bewaffnung der Staatsbürger», hält ein Professor der Militärakademie der ETH als Argument gegen die Initiative fest. Das Graben nach Argumenten in der fernen Vergangenheit fördert nur allzu deutlich den Anachronismus zu Tage, der diese Kampagne prägt. Wo stehen wir denn? Im 21. und nicht im 18. Jahrhundert!

Für eine wirksame Armee

ERICH VON SIEBENTHAL Nationalrat SVP, Gstaad Wir alle, auch ich selber, sind immer wieder sprachlos, wenn schwere Delikte oder Suizide verübt werden. Gerade wenn dies in der eigenen Region oder im Bekannten- oder Verwandtenkreis passiert, stellen sich viele Menschen die Frage, ob man dies nicht hätte verhindern können.

Brutale Einflüsse

Achten wir einmal darauf, was die Medien täglich in unsere Familien und in die Wohnzimmer liefern! Dazu kommen Internet, Videos und vieles mehr, wo uns auf brutalste Weise vorgeführt wird, wie man sich und andere Menschen bedrohen und vernichten kann. Die Einschaltquoten sind offenbar so hoch, dass es sich lohnt, solche Filme auszustrahlen. Und der Verkauf von Brutalo-Videos ist folglich auch ein gutes Geschäft. Ich frage mich, was mit unserer Gesellschaft passiert ist und wohin dies noch führt.

Entfernung der Ordonnanzwaffe aus den Schränken und Estrichen in gesicherte Armeeräume und Vorschriften für einen Bedarfsund Fähigkeitsausweis für Waffenhalter: Das ist keine Patentlösung, aber eine von vielen Massnahmen, um Leben zu schützen. Der Lebensschutz und die Förderung der Gewaltlosigkeit gehören zu den christlichen Grundwerten und zu meinen zentralen Anliegen, und deshalb stehe ich mit Überzeugung für ein Ja zu dieser Initiative ein.

Es ist Zeit für einen Wechsel und für einen Schritt hin auf eine Schweiz, die sich nicht über solche Gewaltsymbole definiert, sondern mit ihrer Armee und dem Umgang mit Waffen die echten Sicherheitsbedürfnisse ihrer Bevölkerung deckt. Initiativgegner unterstellen den Befürwortern die Zerstörung von Schweizer Werten und die Absicht der Abschaffung der Armee. Das Gegenteil ist der Fall! Gerade mit dem Ja bekenne ich mich zu einer Armee, die wirksam unser Land zu verteidigen im Stande ist und nicht mit einer emotionalen Abstimmungskampagne triefende Zerr-Bilder wie den zertretenen Lampion mit dem Schweizerkreuz bemüht. Das sind Nebenschauplätze, die die Hauptsache vernebeln, dass zu viele greifbare Waffen verfügbar sind in diesem Land – Waffen, die nicht einem Sport oder einer anderen bewussten verantwortlichen Nutzung dienen.

Kein Waffen-Heimatschutz

Die Volksinitiative und die wichtigsten Parolen

Schutz des Lebens

Es würde der Schweiz gut anstehen, ein Zeichen zu setzen für Sicherheit und gegen Gewalt. Die Existenz von so vielen Militärwaffen innerhalb der Zivilgesellschaft ist nicht unbedeutend. Waffen sind sowohl Symbole wie handfeste Instrumente der Gewalt. Da kann man noch so lang vom Wert des schweizerischen Kulturgutes, des

Die «Waffen-Initiative» verlangt, dass Armeewaffen künftig im Zeughaus deponiert werden und dass der Bund ein zentrales Waffenregister einrichtet. Zudem soll nur noch eine Waffe erhalten, wer einen Fähigkeits- und Bedür fnisnachweis erbringen kann. Der Bundesrat und das Parlament

Nur 10 Prozent der Waffen

Es ist richtig, dass man nach Lösungen sucht, um die vielen Suizide und Delikte zu verhindern. Alle diejenigen, welche die Waffen-Initiative unterschrieben haben, sehen hier offenbar eine Lösung. Man geht davon aus, dass in der Schweiz rund zwei Millionen Schusswaffen im Umlauf sind. Die persönlichen Waffen der rund 220 000 Armeeangehörigen machen also rund zehn Prozent aus. Die Armee wird einmal mehr wegen dieser zehn Prozent ins Vi-

empfehlen die Ablehnung der Initiative. – Die wichtigsten Parolen: • Ja zur Initiative: CVP-Frauen, CSP, EVP, Grüne, Grünliberale, SP, Schweizerischer Evangelischer Kirchenbund (SEK), EMK • Nein: BDP, CVP, EDU, FDP, SVP, Schweizerischer Bauernverband

sier genommen. Keine generelle Abgabe der persönlichen Waffe ist das Kernstück dieser Initiative.

Vertrauen schenken

Es gilt also abzuwägen: Wollen wir die Armee weiter schwächen und darauf hoffen, dass der Einzug von 10 Prozent der gesamten Waffen, die im Umlauf sind, etwas bewirkt? Oder wollen wir die freiwillige Heimabgabe der Waffe ohne Munition weiterführen und den Waffenträgern weiterhin das Vertrauen schenken?

Möglichst starke Armee

Dass die Initiative aus den Kreisen der Armeeabschaffer kommt, macht mich hellhörig. Wir wissen alle, wie lange unser Land schon in Frieden und Freiheit leben darf. Dass das Gnade ist, ist auch mir klar. Wir haben aber auch unseren Verstand zu gebrauchen. Und da bin ich klar der Meinung, dass es auch als Christ richtig ist, für eine möglichst starke Armee einzustehen. Denn so wie unsere Milizarmee verankert ist, hat das nur positive Auswirkungen auf unsere neutrale Schweiz. Sicherheit und Stabilität haben die Schweiz bis heute gegenüber der Welt als zuverlässigen Partner ausgezeichnet. Und da haben wir auch in Zukunft als christliches Land eine grosse Verantwortung.

Hilfe, die Not tut

Viele der Suizide und Delikte werden von einsam gewordenen Menschen verübt, Menschen, die durch das Einziehen dieser zehn Prozent der Schusswaffen keine Hilfe erwarten können. Die Initiative löst leider das Problem der Vereinsamung der Menschen nicht. Du und ich können viel mehr bewirken, wenn wir auf solche Menschen zugehen. Packen wir es doch an, und geben wir den betroffenen Mitmenschen eine Chance! Das ist der Weg der persönlichen Verantwortung, und nicht diese Initiative. Darum sage ich als Politiker, als Bürger und als Christ aus Überzeugung Nein zu dieser Volksinitiative.


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JoURNAL

BabySong-Gruppen decken Bedür fnisse von Mutter und Kind

Die Kirche und das Alter

Keiner zu klein, ein Sänger zu sein

Nach dem inderdisziplinären Kongress von Ende 2010 («Das Alter neu erfinden») diskutierten die Aargauer Synodalen am 19. Januar ebenfalls das Thema «Megatrend Alter und die Auswirkungen auf die Kirche». «Positiv ist, dass mehr alte Menschen mehr Zeit für andere haben», meinte Ralph Kunz von der Universität Zürich. Reformierte Kirchen verfügten über «grosse Ressourcen an Freiwilligen, die kreativ eingesetzt werden können». (idea)

Kündigung nichtens? Die fristlose Kündigung des Oberstufenlehrers und Freidenkers Valentin Abgottspon aus Stalden VS sei missbräuchlich, heisst es im Gutachten des Basler Rechtsprofessors Markus Schefer. Mit der Forderung im Volksschulgesetz, Kinder «auf ihre Aufgaben als Christen vorzubereiten», nehme der Staat «Stellung zugunsten der christlichen Religion». Dies widerspreche der Bundesverfassung. Das Walliser Kantonsgericht entscheidet demnächst über die Rechtmässigkeit der Entlassung Abgottspons. (idea)

Neue CD – neue Songs Die besten zehn von 180 Einsendungen beim Aargauer Wettbewerb «Neue Songs braucht die Kirche» sind auf einer CD erhältlich. (idea) www.neue-songs.ref-ag.ch

Singen, tanzen, klatschen, stampfen – in der BabySongGruppe müssen Kinder nicht still sitzen. Gemeinsam mit ihren Müttern lernen sie Lieder und Verse, hören Geschichten und spielen zusammen. Das Konzept begeistert Eltern und Kinder.

gesungen und Geschichten aus der Bibel erzählt werden, finde ich gut. Mir gefällt die natürliche Art, mit der Kindern hier die Liebe von Gott nahe gebracht wird», sagt eine Mutter. Für sie ist aber auch klar: «Ebenso wichtig wie das Singen ist das ‹Znüni› danach.» Während die Kinder spielen, können die Eltern sich austauschen und Gemeinschaft pflegen. Durch kurze Inputs und Geschichten erhalten zudem auch die Begleitpersonen die Möglichkeit, in ihrem Glaubensleben zu wachsen.

Wer am Donnerstagmorgen die Kapelle der Heilsarmee Wädenswil betritt, trifft nicht auf andächtige Stille, sondern unzählige Kinderstimmen. Es ist kurz vor halb zehn, in wenigen Augenblicken beginnen Kids- und BabySong.

Einfach und alltagsbezogen

«Das Bedürfnis, Lieder und Verse zu lernen, ist gross», stellt Barbara Bösch, Koordinatorin von BabySong in der Schweiz, fest. «Kinder lieben das Singen, und es lenkt sie ab auf Wanderungen, beim Autofahren oder Wickeln. Zudem fördert es die Entwicklung.» Nicht perfekt und wahn-

Mittelpunkt: Ein glücklicher «Schneemann» im BabySong.

sinnig professionell, sondern alltagsbezogen und von Herzen, ist die Devise bei BabySong. «Die Lieder und Verse sind alle einfach – so, dass man sie zu Hause gut nachmachen kann.» «Dass hier auch christliche Lieder

«Spatzensingen» für Kleinkinder in Rümlang Seit kurzem gibt es in Rümlang auch eine Singgruppe für Kleinkinder, geleitet von Ruth Bircher. «Ich war mit meinem Kind im Babysong in Bülach.» Als sie nach Rümlang zog, wollte sie nicht auf dieses Treffen verzichten.

Also gründete sie ihre eigene Gruppe. «So kann ich Müttern und Kindern hier dieses Erlebnis ermöglichen.» Die Gruppe ist eigenständig und nennt sich «Spatzensingen», ist aber ähnlich aufgebaut wie BabySong.

Kontakte pflegen

Künftig will Barbara Bösch vermehrt den Fokus auch auf weiterführende Angebote legen. «Wenn wir die Eltern zu Erziehungs-, Ehe- und Glaubenskursen einladen, können sie weiter profitieren, wenn ihre Kinder älter sind.» Derweilen zählt für die Kinder im BabySong nur der Moment: Sie dürfen Schneemann sein. Verkleidet mit weisser Bluse, Hut und Stock steht eines nach dem andern in der Mitte. Fasziniert, verzückt, vollkommen glücklich – wenn auch die kleinen Schneemänner nicht dahinschmelzen wollen, wie im Lied gesungen wird, so tun dies sehr wohl deren Eltern. STEFANIE NIEDERHÄUSER

Die Zürcher Sieber-Stiftung wählt Pfarrer Christoph Zingg zum neuen Gesamtleiter

Martin Fischer übergibt ein konsolidiertes Werk Pfarrer Christoph Zingg hat am letzten Montag das Steuer bei der Stiftung Sozialwerke Pfarrer Ernst Sieber (SWS) in Zürich übernommen. Martin Fischer tritt nach fünf Jahren als Gesamtleiter in den Ruhestand. Die Sieber-Stiftung erlebte turbulente Zeiten nahe am Konkurs, als Martin Fischer 2005 ihre Geschicke übernahm. Es galt, Strukturen, Finanzen und Personal auf einen neuen Kurs auszurichten. «Mit viel Weisheit und Erfahrung packte er diese Aufgaben an und schaffte es, professionell und Vertrauen Bilder: idea/sn, zvg

auf den Geschäftsverlauf und das Ansehen bei Institutionen und Spendern ausgewirkt. Das diakonische Unternehmen sei heute «gut aufgestellt und professionell organisiert».

Fundierte Kenntnisse

Stabwechsel: Christoph Zingg (links) löst Martin Fischer ab.

schaffend seine Ziele durchzusetzen», heisst es in einer Mitteilung der SWS zum Wirken Fischers. Das habe sich positiv

Der frühere Chrischona-Theologe und ERF-Leiter Martin Fischer erinnert sich an den ersten Arbeitstag und eine Aussage von Pfarrer Ernst Sieber. Er hätte auf eine Bibel gezeigt und gesagt: «Darauf kommt es an: Christusnachfolge! Er, der Jesus, der weist uns konsequent zu den Leidenden. Und zu diesen gehören nicht nur die Armen,

nein, sehr oft auch die Reichen.» Neuer Gesamtleiter der SWS mit gut 160 Mitarbeitenden ist der 48-jährige Pfarrer Christoph Zingg, zuletzt Leiter Bildung und Gesellschaft für die Reformierte Landeskirche Aargau. Er bringt laut Mitteilung fundierte Kenntnisse in der Seelsorge und im Sozialbereich mit. Seine Erfahrung als ehemaliger Leiter der Zürcher Stadtmission werde ihm ebenso eine Hilfe sein wie die Verankerung in der reformierten Kirche. Der 63-jährige Martin Fischer will sich noch Mandatsaufträgen im Bereich Organisations- und Kirchenentwicklung zuwenden. ANDREA VoNLANTHEN


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«Pro Israel» führ t 23. Nationale Tagung im Berner Kursaal durch

ÄXGÜSI

Viele vertrauen den Verheissungen

Freuen wir uns!

«Pro Israel» hat am Sonntag zur 23. Nationalen Tagung eingeladen. 1400 Personen sind der Einladung in den Kursaal Bern gefolgt. Das Thema «Israel und wir» brachte zum Ausdruck, was den Israelfreunden wichtig ist: Ein Festhalten an den biblischen Prophezeiungen und die Solidarität zum Volk und Staat Israel. Die Israelfahne ist zentral auf der Bühne platziert, zwei grosse Banner hängen von der Decke herab. Am Nachbartisch brennt eine Rechaudkerze auf einer weissen Serviette mit blauem Davidstern. Ein Bläserquartett aus St. Stephan BE intoniert bekannte Melodien wie «Näher, mein Gott, zu dir» oder «Heilig, heilig, heilig». Ilan Elgar, Botschafter des Staates Israel, ist den meisten Anwesenden bekannt. «Ich bin das vierte und letzte Mal unter Ihnen. Im Sommer gehen wir zurück nach Hause.» Er erinnert an die Waldbrände im Norden Israels. «Viele Staaten haben uns geholfen, auch die Schweiz.» Erst kürzlich sprach er in Israel mit der Besatzung der «Swiss Karmel Task Force».

Auf Freunde angewiesen

Ganz Diplomat, schafft Elgar den Übergang souverän: «Der Nahe Osten ist in einem ständigen Brand. Israel ist seit seiner Gründung bedroht. Ein Mitglied der UNO, Iran, droht offen mit der Vernichtung Israels. Ich kann nicht verstehen, dass so etwas heutzutage existiert und toleriert wird.» Er spannt den Bogen zurück bis zu den Nazis. «1935 führten die Nationalsozialisten

Avi Lipkin – wie weiter? Der israelische Autor Avi Lipkin wurde aufgrund eines Vortrags in Wichtrach BE wegen Rassendiskriminierung und Störung der Glaubens- und Kultusfreiheit verurteilt. Der Gründer von «Pro Israel», Werner Scherrer, bestätigt: «Lipkin sprach offen über die Bedrohung des islamischen Terrors. Wir haben per Anwalt eine Begründung des Urteils verlangt und werden danach über allfällige weitere Schritte entscheiden.» Bild: idea/tf

Botschafter Ilan Elgar (links) erhält von Bruno Werthmüller die Urkunde über einen aufgeforsteten Wald.

die Nürnberger Gesetze ein. Die jüdische Bevölkerung wurde gezielt dezimiert. Der zwangsweisen Aufgabe von Geschäften folgte eine systematische Delegitimierung, die mit der Auslöschung des Lebens endete.» Ein Jahr nach der Einnahme der Tschechoslowakei seien die Deutschen in Paris einmarschiert. Was damals begonnen habe, werde heute in einer gut organisierten Kampagne weitergeführt. «Der Terror hat in den siebziger Jahren in Israel begonnen. Es folgten Indonesien, die Philippinen, die USA und Schweden. Wir wissen, wo alles beginnt, aber wir wissen nicht, wo es enden wird.» Für den Botschafter ist klar: «Israel braucht die Hilfe von andern. Deswegen hoffe ich, dass Freunde Israels und viele weitere etwas gegen die Vernichtung Israels unternehmen werden.» Der scheidende Botschafter darf eine Urkunde in Empfang nehmen, wonach sich «Pro Israel» tatkräftig bei der Wiederaufforstung der Wälder engagiert.

Der Bote aus Israel

David Zadok ist Verlagsleiter in Israel und leitet eine jüdisch-messianische Gemeinde. Er erinnert an die zahlreichen Prophezeiungen

Gottes. «Der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs geht nicht nach unsern Handlungen mit uns um, sondern nach seiner Gnade. Dem Bund mit Adam und Eva folgte mit Noah eine neue Schöpfung. Mit dem Einzug nach Kanaan beginnt die Geschichte meiner Nation.» Diese Geschichte geprägt von menschlichem Versagen und Gottes Gnadenbeweisen. Zadok versteht es, die Verbindung vom Alten zum Neuen Testamen zu schlagen. «Gottes Treue gegenüber seinen Verheissungen zeigt sich auch in den Evangelien und in der Apostelgeschichte.» Den grössten Beweis der Treue Gottes sieht er in der Wiederherstellung der hebräischen Sprache, nachdem diese 2000 Jahre lang eine ‹tote› Sprache war, sowie in der Staatsgründung Israels. «So etwas hat es in der Welt noch nie gegeben, dass eine Nation nach Tausenden von Jahren in das Land ihrer Väter zurückkehrt. Doch noch heute müssen wir um unser Recht kämpfen und für das Erbe, das Gott unseren Vorvätern versprochen hat.» Trotz der Bedrohung durch den Iran, durch Hisbollah oder Osama bin Laden zeigt er sich überzeugt: «Gottes Hand ist mit uns.»

Gruppe Schweiz-Israel

Nationalrat Andreas Brönnimann ist Vizepräsident der Parlamentariergruppe Schweiz–Israel, der rund 50 Personen angehören. Er ist nicht nur politisch, sondern auch persönlich ein Freund Israels. «Wenn ich ‹Made in Israel› lese, kaufe ich das Produkt, auch wenn es nicht auf der Einkaufsliste steht.» Seine Ausführungen über die kürzliche Parlamentarierreise nach Israel finden aufmerksame Zuhörer. «Der linke Block im Parlament ist meist Israel-feindlich eingestellt», ist seine Erfahrung. Seine Vorstösse zugunsten Israels ernten Applaus. Die Kerze auf dem Nachbartisch wird zwischenzeitlich ausgewechselt. Sie steht für die Hoffnung, für den Glauben an die Erfüllung der biblischen Verheissungen. «Israel und wir» bleibt Programm und wird eine Fortsetzung finden. THOMAS FEUZ www.vereinigungproisrael.ch

Wie fühlen Sie sich auf einer Skala von 1 bis 10? Was, Sie sind nur bei der 8? Was müsste geschehen, dass Sie auf die 10 kommen? Welche Vision haben Sie? Haben Sie überhaupt eine Vision für Ihr Leben? Wollen Sie nicht auch als Christ unbedingt die 10 erreichen? Vielleicht, um einst mit einem guten Gefühl vor Gott zu treten? Unsere Gesellschaft ist leistungsund zielorientiert. Kinder der Mittelstufe müssen jede Woche ihre Wochenziele formulieren. In der Unterstufe müssen sie jeden Montag ihre Befindlichkeit anhand der Skala 1 bis 10 ausdrücken. Doch Achtung: Kinder begreifen schnell! Sie wissen, wenn man sich nur bei der 5 bewegt, werden unangenehme Fragen gestellt… Man hat sich gut zu fühlen, sonst stimmt etwas nicht! Lassen Sie sich von der Skala der Selbstbewertung nicht ins Bockshorn jagen! Dieses ganze Rennen nach Zielen, Visionen und Bewertungen macht uns sonst fertig. Ist unser Auftrag von Gott her nicht viel einfacher? Leben zu Gottes Lob! Uns freuen an seiner Herrlichkeit! Und das gilt, ob wir uns bei der 3 oder der 5 befinden. Wer meint, es sei leichter, Gott auf der 10 zu loben, der irrt. Die, die sich im oberen Bereich der Befindlichkeitsskala befinden, vergessen meist das Loben. Sie haben mehr Eigenlob im Herzen. Gott wollte vom ersten Tag der Schöpfung an, dass der Mensch sich freut. Und Freude hat nichts mit Erfolg zu tun. Freuen können wir uns ganz einfach über Gott, der uns das Leben geschenkt hat und unsere Zuflucht ist. Verlieren wir dieses kostbare Wissen vor lauter Zielsetzungen und Visionen nicht. Loben wir! Freuen wir uns! ESTHER REUTIMANN Die Autorin leitet Fundraising und Öffentlichkeitsarbeit der QuellenhofStiftung in Winterthur. Ihre Notizen stammen aus einer Predigt von Caroline Schröder-Field, Pfarrerin EMK in Winterthur.


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Inserate

Ein Roman mit Charme

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Carlo Meier

Mit Illustrationen von Lisa Gangwisch

Eine WG in der Londoner Hope Road, zwei Männer, eine Frau, ein ungeklärter Todesfall in der nahen Residenz «Sunny Gardens» … Ein Roman mit Tiefgang, Spannung und Charme. Vom Team der Bestseller-Reihe «Die Kaminski-Kids», das hier erstmals einen Roman für Erwachsene vorlegt! Carlo Meier Hope Road mit Illustrationen von Lisa Gangwisch 224 Seiten, Hardcover, gebunden, mit Schutzumschlag und zweifarbigen Illustrationen. Format 13,5 x 21,0 cm Euro [D] 14.99, Euro [A] *15.40, CHF *26.80 Best.-Nr. 191.113, ISBN 978-3-7655-1113-4 Erscheint Anfang Februar

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FOrUM

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LeserBrieFe

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synergie

Innendruck und Aussendruck Das neue Jahr hat begonnen, die guten Vorsätze sind vielleicht schon der Alltagsroutine gewichen. Lebe ich oder werde ich gelebt? Bei dieser Frage geht es um die Druckverhältnisse: um Aussendruck und Innendruck. Den Aussendruck verspüren wir in Form von Leistungsdruck am Arbeitsplatz, aber auch durch Anforderungen in der Ehe, der Familie, der Kindererziehung oder durch ungelöste Beziehungsnöte. Dazu kommen schwierige Zukunftsaussichten, Systemrisiken, die kaum jemand im Griff hat. Alles Komponenten des Aussendrucks. In Römer 12 werden Christen herausgefordert, sich nicht den Massstäben dieser Welt anzu-

Unsere Verantwortung «idea Spektrum» Nr. 3 – «Podium: Saubere Energie» von Nationalrat Andreas Brönnimann Für alle Nicht-Berner: Wir stimmen am 13. Februar konsultativ über einen Nachfolgebau in Mühleberg ab. Die technischen Aspekte zur Abstimmung lasse ich soweit weg. Nationalrat Andreas Brönnimann ist da kaum ein Spezialist, wie ich auch nicht. Ich möchte aber anfügen: Herr Brönnimann argumentiert grobfahrlässig, wenn er impliziert, eine Technologie sei zu befürworten und von Gott gewollt, wenn es Menschen mit der von Gott geschenkten Intelligenz möglich war, sie zu entwickeln. Ja, Mensch, was hast du denn alles schon entwickelt damit? Das Verfahren, das die Energiefreisetzung durch Kernspaltung erlaubt, hatte eine historisch erste Hauptwirkung, die ich nicht

passen, sondern sich durch die Entwicklung des innern Menschen eine neue Gesinnung schenken zu lassen. Das nenne ich Aufbau des Innendrucks, um dem Aussendruck standhalten zu können. Bildhaft sehe ich mich selbst dabei wie ein quadratisches Haus – die vier Wände haben vier offene Türen, es herrscht Durchzug. Lassen Sie mich mal die Türen benennen: möglicherweise Negativität, Leistungsdruck, Unglaube, Naivität. Es bleibt mir nichts anderes zu tun, als die Türen einzeln zu schliessen, um Ruhe zu finden. Ein Perspektivenwechsel wird nötig. Es kann nicht sein, dass unser Leben nur horizontal bestimmt wird. Wir vertrauen auf Geld, Versicherungen, menschliche Versprechungen, eigene gerne als gottgewollt betiteln möchte. Die heutigen Nebenwirkungen der Atomtechnologie sind bekannt und brutal. Für das Leben mit den Nachwirkungen werden unsere Nachkommen ihre Intelligenz dann wieder voll gebrauchen müssen. Gott hat uns mit der Intelligenz auch Entscheidungsfreiheit und einen Willen mitgegeben, den wir leider vorzugsweise nicht auf den seinigen fokussieren. Denken wir denn daran, dass wir Menschen in der Verantwortung stehen, auf welche Art wir uns die Erde untertan machen? Die Frage, ob «AKW weiter oder stopp?» ist nur ein kleiner Teil davon. «Es ist mir alles erlaubt, aber nicht alles dient zum Guten» (1. Korinther 6,12): Das dar f gerne in unsere persönlichen Überlegungen zu Wettbewerbsdenken, Umweltnutzung, privatem Konsum und vielem mehr einfliessen. ANDREAS WÜTHRICH, Burgdor f

Das Kernkraftwerk Mühleberg und seine Zukunft (Modellaufnahme) beschäftigen die Stimmberechtigten des Kantons Bern. Bild: zvg

Erfahrungen. Wir lassen uns von Menschen (ent)täuschen und sorgen uns um viele Dinge. Vielleicht übernehmen wir Verantwortung, die uns Gott nicht gibt, sind matt und erschöpft. Deshalb ein Perspektivenwechsel: Nach dem Schliessen der Türen öffne ich das Dach und lasse mich von oben inspirieren, abfüllen. Es entsteht Innendruck. So kann ich aktiv meine Türen wieder öffnen, da mein Innendruck grösser ist als der Aussendruck. Ich will die Türen einzeln angehen: • Erstens: Ich definiere meine Haltung nicht durch die vielen negativen Meinungen. • Zweitens: Ich leiste zwar – doch ich bin wertgeachtet und geliebt auch ohne Leistung. • Drittens: Ich stelle mich dem Unglauben und Zweifel ent-

Gefährliche Philosophie Abstimmung zur Waffen-Initiative vom 13. Februar Gläubige Christen möchten möglichst nichts mit Waffen zu tun haben. Sie lassen sich lieber von Jesu Wort leiten, auch die linke Wange hinzuhalten, wenn der Feind sie auf die rechte schlägt. Das gilt für das persönliche Leben und ist eine grosse Hilfe, um im persönlichen Leben Frieden zu stiften. Anders sieht es die Bibel, wenn es darum geht, die Ordnung eines Landes aufrecht zu erhalten. Der Apostel Paulus erkennt realistisch die Macht des Bösen, welche die Ordnung eines Landes gefährdet. Deshalb schreibt er im 13. Kapitel des Römerbriefes, dass Gott, der ein Gott der Ordnung ist, der Obrigkeit das Schwert gegeben hat, um die Ordnung in einem Land zu bewahren. Hinter der Initiative, die persönliche Waffe abgeben zu müssen, stehen die Befürworter der Abschaffung der Armee. Eine bewaffnete Armee für die Verteidigung eines Landes wirkt jedoch friedenserhaltend und bewahrt vor grossem Blutvergiessen. Durch das neue Waffengesetz muss die Munition nach dem Militärdienst abgegeben werden. So bieten private Waffen eine weit grössere Gefahr für Suizidgefährdete als das Sturmgewehr ohne Munition. Die Abgabe der Waffe würde so viele Umtriebe, Komplikationen und Kosten verursachen, dass sich dies nicht lohnen würde.

gegen und vertraue auf Gottes Verheissungen. • Viertens: Ich schaue nicht auf das Vordergründige, das Sichtbare, sondern versuche bewusst «hinter den Vorhang» zu sehen – versuche das Unsichtbare, Ewige zu entdecken, die wahren Motive. Mein Ziel ist es, dass der Innendruck grösser ist als der mir entgegenkommende Aussendruck, um ein Leben mit den vier «F» zu leben: mit Freude, innerem Frieden, in der Freiheit und in der Fülle Gottes. eLisABeTH sCHirMer Die Autorin ist Unternehmerin und Familienfrau. Sie wohnt in Lausen. schirmer@bluewin.ch

Ich möchte auch gläubige Christen ermutigen, sich gegen die gefährliche Philosophie der Armeegegner zu stellen und die Initiative abzulehnen! ROBERT RAHM, Hallau

Ganz starker Tobak «idea Spektrum» Nr. 1 - «Aber der Herr lacht ihrer» Den Klimawandel mit dem Hinweis auf 1. Mose 8,22 theologisch in Abrede zu stellen, ist eine ziemlich abenteuerliche Auslegung. Jene, denen die Umwelt am Herzen liegt, mit dem Hinweis auf Psalm 2,4 in die Ecke der gottlosen Weltverbesserer zu stellen, ist nun wirklich ganz starker Tobak. Da hat man ja nur noch die Wahl, ein bibeltreuer Christ oder ein antichristlicher Weltverbesserer zu sein. Nach uns die Sintflut! Selbst wenn kein Klimawandel stattfindet – es stünde uns Christen besser an, Busse zu tun für unseren ungezügelten Materialismus, der Gottes geliebte Welt (Johannes 3,16) überbeansprucht, als Andersdenkende zu belächeln. Man könnte die Sache ja auch anders herum betrachten: Mit unserem Engagement für den Erhalt des natürlichen Reichtums der Erde demonstrieren wir unsere Liebe zum Schöpfer und weisen gleichzeitig auf die Neuschöpfung hin, auf die wir so sehnlich hoffen. ROLAND HARDMEIER, Dr. theol., Kloten


SPORTLER UND CHRIST

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Christoph Kunz ist auf einem Ski auch in dieser Saison einer der Schnellsten

Als Christ bleibt er auch in Niederlagen Sieger Der Monoskifahrer Christoph Kunz ist motiviert in die neue Saison gestartet. Der Abfahrtssieger der Paralympics 2010 in Vancouver schätzt den christlichen Glauben als Kraftquelle im Wechselspiel von Siegen und Niederlagen. Die wohl grösste Herausforderung, die Christoph Kunz immer wieder meistert, ist seine Behinderung: Er ist nach einem Motorradunfall im Juni 2000 ab dem fünften Brustwirbel gelähmt. Das hat sein Leben auf den Kopf gestellt. Aber es hat ihn nicht daran gehindert, im Schatten der Weltmeisterschaft in Kitzbühel auf seinem Monoski Schweizer Sportgeschichte zu schreiben.

Plötzlich alles anders

Seit elf Jahren sitzt Christoph Kunz im Rollstuhl. Rückblickend sagt er: «Der Unfall war ein

Impressum Idea Schweiz Herausgeber: Idea Information AG, 4410 Liestal Verwaltungsrat: Heiner Henny, Präsident; Sam Moser, Stellvertreter; Paul Beyeler, Hans Lendi, Hansjörg Leutwyler, Hanspeter Schmutz Ideelle Trägerschaft: Schweizerische Evangelische Allianz (SEA), Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG), Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) Redaktion: Josefstr. 32, 8005 Zürich, Tel. 044 444 16 44, Fax 044 444 16 49 E-Mail: redaktion@ideaschweiz.ch Internet: www.ideaschweiz.ch Chefredaktor: Andrea Vonlanthen Büro: Bahnhofstr. 65, 9320 Arbon Tel. 071 446 70 02, Fax 071 446 74 88 E-Mail: andrea.vonlanthen@ideaschweiz.ch Redaktor: Thomas Feuz Er weitertes Team: Esther Reutimann, David Sommerhalder, Thomas Hanimann, Iris Muhl, Sibylle Zambon, Christian Bachmann, Mirjam Fisch-Köhler, Marlies Reutimann Praktikum: Stefanie Niederhäuser Inserateservice: Jordi AG – das Medienhaus, Roland Rösti, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 25, Fax 031 819 38 54 E-Mail: inserate@ideaschweiz.ch Aboservice: Jordi AG – das Medienhaus, Ursula Seifried Jordi, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 20, Fax 031 819 38 54 E-Mail: abo@ideaschweiz.ch Abopreise: Jahresabo Fr. 145.–, Seniorenabo Fr. 117.–, Halbjahresabo Fr. 77.–. Das Abo ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar. Konto: PC-Konto 40-788586-4 Idea Information AG, 4410 Liestal Layout/Druck/Versand: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp www.jordibelp.ch

Bild: idea/tf

Traute Zweisamkeit nach dem sportlichen Einsatz in Öster reich und Italien: Ehepaar Stephanie und Christoph Kunz.

Schock für mich. Trotzdem versuchte ich, nach vorne zu schauen und das Beste aus der Situation zu machen.» Er gewöhnte sich rasch an den Umgang mit dem Rollstuhl und das völlig neue Körpergefühl. «Ich wollte mich so schnell wie möglich wieder in den Alltag integrieren. Der Rollstuhl sollte kein Hindernis sein, um Träume und Ziele zu verwirklichen», sagt er. Nach nur vier Monaten konnte Christoph Kunz das Paraplegiezentrum Nottwil verlassen.

Ein Lob für seine Frau

Auf seinem Weg an die Spitze spielte Christophs Frau Stephanie eine wichtige Rolle. «Ohne sie wäre ich nicht auf die sportliche Überholspur gekommen.» Seit September 2008 sind die beiden verheiratet und in der Nähe von Frutigen BE wohnhaft. «Wir fühlen uns wohl hier», sagen die Beiden. Man glaubt es sofort: Die Wohnung ist hübsch eingerichtet, zahlreiche Auszeichnungen schmücken die gute Stube. Stephanie Kunz ist von Beruf Drogistin. Christoph Kunz schloss nach seinem Unfall das Gymnasium ab, studierte zwei Semester an der Pädagogischen Hochschule in Bern und machte eine verkürzte Banklehre.

Alles – oder nichts

«Ich war immer schon ein Draufgänger und suchte immer wieder neue Herausforderungen», sagt der 28-Jährige. Er wuchs zusammen mit drei Brüdern auf einem Bauernhof in Frutigen auf. «Ich bin meinen Eltern sehr dankbar, dass sie uns ein positives Umfeld geboten haben.» Wenn immer möglich verbrachte Kunz viel

Zeit beim Sport. «Mit 13 begann ich, regelmässig zu trainieren. Schon bald merkte ich, dass ich mit hartem Training viel erreichen kann.» Und dann kam jener 10. Juni 2000, der den jungen Sportler buchstäblich aus der Bahn warf. «Ich war mit dem Motorrad zu schnell unterwegs und stürzte.» Für einmal blieb er liegen. Aber Kunz arbeitete sich wieder nach oben. «Ich musste lernen, den Alltag unter neuen Bedingungen zu meistern. Und ich musste akzeptieren, dass der bisherige Weg im Sport nicht mehr weiterführen würde.» Über Umwege kam er zum Monoski.

Siege und Niederlagen

Kunz trainierte auch in der «neuen» Sportart hart und verzeichnete bald die ersten Erfolge (siehe Kasten). Doch es gab auch immer wieder Rückschläge. Am Anfang fiel es ihm schwer, sich nach Stürzen oder schlechten Resultaten immer wieder zu motivieren. Zudem sei es schwierig, als Behindertensportler Sponsoren zu finden. Der Aufwand und die Entbehrungen haben sich aber gelohnt. In diesem Winter konzentriert sich Christoph Kunz voll auf den Sport. Mit drei Podestplätzen im Europacup in Kühtai (A) und einem Weltcupsieg im Riesenslalom in Arta Terme (I) begann alles hoffnungsvoll. «Mit diesem Sieg konnte ich sehr erfolgreich ins neue Jahr starten. Auch tags darauf war ich gut unterwegs. Nach meiner Führung im ersten Lauf wurde der zweite Lauf aber wegen Nebels verscho-

ben», erzählt Kunz. «Im Sport ist kaum etwas von Dauer. Das Blatt kann sich sehr schnell wenden.» Wie wahr: Am 16. Januar stürzte Kunz in der WM-Abfahrt in Sestriere (I) und schied aus. «Das tut weh, gerade auch, weil ich mit der besten Zwischenzeit unterwegs war. Aber zu jedem Erfolg gehören zwingend auch Niederlagen.» Am letzten Samstag fuhr er in Sestriere als Bronzegewinner souverän aufs Podest.

Und der Glaube?

Welche Rolle spielt der christliche Glaube in diesem kräftezehrenden Auf und Ab? «Für mich ist der Glaube ein wichtiger Teil meines Lebens und eine Kraftquelle im Alltag.» Und wie kann er sich als bekennender Christ in diesem Umfeld behaupten? «Als Christ bin ich ja nicht ein ‹anderer› Mensch – ausser dass ich vielleicht mal eine andere Ansicht vertrete.» Sind die vielen «sportlichen» Absenzen nicht belastend für das junge Paar? «Es ist sicher nicht immer einfach, wenn ich so viel unterwegs bin. In diesem Winter kann ich mich aber das erste Mal voll auf den Sport konzentrieren. Damit haben wir mehr Zeit zusammen, wenn ich zu Hause bin.» Vor einigen wenigen Stunden ist Christoph Kunz aus Sestriere zurückgekehrt. Ich verabschiede mich, denn der sympathische Sieger hat nun etwas Ruhe verdient. Und die liebevolle Zuwendung seiner Stephanie. THOMAS FEUZ

Das ist Christoph Kunz Jahrgang 1982, kaufmännischer Angestellter, zurzeit Profi-Skifahrer. Hobbys: Sport, Natur, Kino. Sportliche Erfolge: • Gold (Abfahrt) und Silber (Riesenslalom) an den Paralympics 2010 in Vancouver (CAN) • Weltcup: Podestplätze in Abfahrt, Super-G und Riesenslalom • Paralympisches Diplom in Riesenslalom an den Paralympics in Turin 2006 • 9-facher Schweizermeister • Schweizer Behindertensportler 2010 www.christophkunz.ch


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300 Teilnehmer am Männer tag der Chrischona-Gemeinden in Winter thur

Höhere Lebensqualität dank tiefer Freundschaft Fast alle Männer wünschen es sich, doch nur die wenigsten haben es: Eine dicke Freundschaft mit jemandem, der mich wirklich versteht. Die Pastoren Martin Maag und Michael Russenberger gaben am Chrischona-Männertag vom Samstag Tipps, wie man einen solchen Weggefährten findet. Eine vertraute Filmszene, die Erinnerungen an Jugendtage voller Abenteuer weckt: Winnetou und Old Shatterhand besiegeln ihre Blutsbrüderschaft.

Inspirator und Weggefährte

«Gott im Bruder zu begegnen ist ein Geheimnis im Reich Gottes», meinte Jim Bühler vom Lei-

Einander ergänzen Wie eine Zweierschaft unter Männern aussehen kann, erläuterten zweimal zwei Männer in einem Inter view. Michael Hodel und Stefan Eggimann haben die Stiftung Wetterbaum in Frauenfeld gestartet und verbringen gut 45 Stunden pro Woche zusammen. Sie sind total gegensätzlich, er-

tungsteam des Männertags zum Thema «Pferde stehlen!? Was Freundschaft schafft». «Warum Männerfreundschaften?», fragte Martin Maag, Hauptpastor der Zürcher Chrischona-Kirchen Bethel und Saron. «Damit uns jemand wirklich versteht. Als Unterstützung, um grosse Ziele zu erreichen.» Erstens bräuchten wir Inspiratoren, um im Gespräch Ideen zu entwickeln, auf die wir selber nicht gekommen wären. Zweitens dienten uns andere als Schleifstein, an dem wir uns schärfen könnten und der uns hilft, unsere Gaben freizusetzen. Jeder von uns habe «Mödeli» und Schwächen und brauche Freunde, die uns darauf hinwiesen. «Ausserdem brauchen wir Weggefährten, mit denen wir gänzen sich dadurch aber optimal. Paul Fehlmann und Markus Vetsch, beide verheiratet, haben gar einen gemeinsamen «Bund» geschlossen: «Unsere tiefe Beziehung bewirkt eine höhere Lebensqualität, weil wir keine Masken mehr brauchen», fasst Fehlmann den Gewinn ihrer Freundschaft zusammen.

Bereit zum Pferde stehlen: Michael Russenberger (Mitte) und Martin Maag (rechts) im Gespräch mit Jim Bühler vom Leitungsteam.

abenteuerliche Hobbys ausüben können – richtige Freunde eben.»

Wie Freundschaft wächst

Michael Russenberger, Pastor der Chrischona-Gemeinde Hallau, ist Maags Zweierschaftspartner. Er zeigte auf, wie man (Mann) ganz praktisch zu einer Freundschaft kommt, wie sie Winnetou und Old Shatterhand oder David und Jonathan gelebt haben. «Mache dich auf die Suche, und nutze deine Möglichkeiten! Vielleicht lässt sich eine bestehende Freundschaft zu einer Zweierschaft vertiefen.» Eine Freundschaft entfalte sich

durch gute Gewohnheiten wie das gemeinsame Gebet. Sie bestehe aus unterschiedlichen Phasen, und auch schwierige Zeiten gehörten dazu. «Manchmal kann es nötig sein, für eine gewisse Zeit auf Distanz zu gehen.» Russenberger verwies auf eine Studie, gemäss der Männer oftmals Einzelgänger seien. «Manche Männer sind unfähig, eine innige Freundschaft zu leben. Kannst du Nähe und Herzlichkeit zulassen? Wir dürfen uns als Männer auch mal umarmen.» CHRISTIAN BACHMANN

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Der dritte Fokustag der jEVP/EVP zeigt Probleme auf, gibt aber keine Patentrezepte

Jugendgewalt als «Schaufenster der Gesellschaft» Gewalttaten von Jugendlichen häufen sich, die Schwere der Taten hat zugenommen. Gewalt unter Jugendlichen geschieht oft grund- und sinnlos. Am Fokustag am Samstag in Olten versuchten die jEVP und die EVP, das Phänomen zu ergründen. Patentrezepte gibt es keine.

Der Soziologe und JugendgewaltExperte Olivier Steiner geht auf die Entstehung von Gewalt bei Jugendlichen ein. Verschiedene Studien belegen eine Zunahme der Delikte seit den 60er-Jahren. Ursache seien eine sensiblere Wahrnehmung, aber auch Internet und Computergames, die das Verhalten Jugendlicher beeinflussen.

«Jugendgewalt ist das Schaufenster der Gesellschaft», bringt es der ehemalige Thuner Stadtrat Christoph Scheidegger auf den Punkt. «Jugendliche spiegeln die Werte der Erwachsenenwelt wider.» In diesem Punkt sind sich die fünfzig Teilnehmer am dritten Fokustag einig. Welche Wege aus der gesellschaftlichen Misere führen können, danach wird anhand von Referaten und Gruppendiskussionen gesucht.

Eingriffe oft zu spät

Hans Melliger, Leiter der Jugendanwaltschaft des Kantons Aargau, geht auf den Unterschied von Jugendstrafrecht und Erwachsenenstrafrecht ein. Im Jugendstrafrecht geht es darum, die Fehlentwicklung eines Jugendlichen zu korrigieren. Viele der 2500 Anzeigen pro Jahr sind Bagatellfälle und haben keine weitergehenden Folgen. Vier Prozent der straffälligen Jugend-

Bilder: Christian Bachmann, Marlies Reutimann

lichen bilden die problematische Gruppe. «Diese Intensivtäter gilt es frühzeitig zu erfassen und mit geeigneten Massnahmen zu begleiten.» Leider werde oft zu spät eingegriffen. «Zu den Massnahmen können Täter-Opfer-Ausgleich, Mediation oder Anti-AgressionTrainings gehören», erklärt er. Positives weiss Myriam Heidelberger-Kaufmann, Geschäftsführerin Cevi Schweiz, zu berichten. «Wir trauen Gott Grosses zu. Wir trauen Menschen Grosses zu. Wir trauen uns selber Grosses zu.» Diese Kurzformel sei das Kernstück der Jugendarbeit, welche christliche Werte und gegenseitigen Respekt ins Zentrum stellen. Der Cevi arbeitet niederschwellige Angebote aus, wie zum Beispiel mit Kindern Fussball spielen. «So erreichen wir viele Kinder aus sozial schwachen

Schichten. Die ersten Erfahrungen sind vielversprechend.» In den Fokusgruppen werden Lösungsansätze diskutiert. Aus der Arbeit mit straffälligen Jugendlichen resultiert die Erkenntnis, dass vielen eine verlässliche Bezugsperson fehlt.

Freundschaftliche Begleitung

«Ein offenes Ohr kann Wunder wirken und die Karriere eines jungen Menschen entscheidend beeinflussen», meint Philipp Frei vom Blauen Kreuz. Jugendcoach Raphael Mauch spornt zum Neuanfang an: «Es braucht freundschaftliche Kontakte, um einen jungen Menschen vor Gewalt und Kriminalität zu bewahren – einfache Verhaltensweisen mit Auswirkungen. Das ermutigt mich, zu handeln!» MARLIES REUTIMANN


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N AC H R IC H T E N

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Chinas Präsident: Bei Menschenrechten gibt es noch Mängel STAATSBESUCH Erstmals ist China bereit zu Gesprächen über Freiheit

Z

um ersten Mal hat der chinesische Staatspräsident Hu Jintao (Peking) auf internationaler Bühne Defizite bei der Achtung der Menschenrechte in der Volksrepublik eingeräumt. Es sei auf diesem Gebiet „noch eine Menge zu tun“, sagte er vor Journalisten in Washington bei seinem Staatsbesuch in den USA. China sei bereit zu weiteren Gesprächen über dieses Thema auf der Basis gegenseitigen Respekts und ohne Einmischung in die inneren Angelegenheiten der Volksrepublik. US-Präsident Barack Obama begrüßte die Fortschritte, die China im Blick auf den Wohlstand der Bevölkerung und die Menschenrechte gemacht habe. Die USA hätten ein Interesse daran, dass Millionen Menschen aus Armut befreit würden. Die Geschichte zeige, dass es in einer Gesellschaft harmonischer zugehe und die Welt gerechter werde, wenn die Rechte und die Verantwortung aller Völker geachtet würden; dazu gehörten auch die „allgemeinen Rechte jedes Menschen“.

Über Religionsfreiheit reden Vor Hus Staatsbesuch hatten 32 Kongressabgeordnete Obama aufgefordert, mit Hu auch über Religionsfreiheit zu reden. Er solle u. a. die Freilassung von Gewissensgefangenen zum Thema machen. Die Gesamtzahl der Christen in der Volksrepublik wird auf bis zu 130 Mio. geschätzt. Die meisten versammeln sich in staatlich nicht anerkannten Hausgemeinden, weil sie sich nicht der Kontrolle des kommunistischen Regimes unterwerfen wollen. P

Chinas Präsident Hu Jintao im Weißen Haus

ideaSpektrum 04.2011

Ein „kalter Wind“ weht durch das Volk Israel ISRAEL Im Heiligen Land geht es derzeit oft sehr unheilig zu. Ultraorthodoxe und säkulare Juden streiten um den Kurs des Landes.

„I

n den vergangenen Wochen scheint es, als wehe ein kalter Wind durch Israels Gesellschaft“, schreibt die „Jüdische Allgemeine“ (Berlin) in einem Beitrag unter dem Titel „Krieg der Worte“ (Ausgabe vom 20. Januar). Gemeint ist das politische Klima. Immer wieder war in den vergangenen beiden Jahren von einem „Rechtsruck“ in Israel gesprochen worden. Nach den Parlamentswahlen 2009 hatte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu eine Koalition aus sechs Parteien geschmiedet – seiner konservativen LikudPartei, der nationalistischen Partei „Israel Beiteinu“ (Unser Haus Israel), der religiös ultra-orthodoxen Schas-Partei, der rechtsnationalen Siedler-Partei „HaBajit Ha Jehudi“ (Das jüdische Haus), der religiösen Partei „Vereinigtes Thora-Judentum“ und der Arbeiterpartei Awoda, die politisch eher links steht. Die Friedensgespräche mit den Palästinensern hatten auch dadurch einen Rückschlag erlitten.

„Ende der Demokratie ist in Sicht“ Nach Ansicht vieler Israelis spiegelt sich dieser Rechtsruck nun auch im alltäglichen Leben immer stärker wider. So werde in jüngster Zeit häufiger zu Demonstrationen gegen ausländische Arbeiter aufgerufen. Rabbiner forderten, an Araber keine Wohnungen zu verkaufen oder zu vermieten. Einige Politiker wünschten sich einen Loyalitätseid von arabischen Israelis und wetterten gegen „Linke als Terroristenhelfer“. Nun brachte der jüngste Gesetzentwurf der Rechtsaußen-Partei von Außenminister Avigdor Lieberman, „Israel Beiteinu“, das Fass für viele liberale Juden zum Überlaufen. Er sieht vor, dass

eine Untersuchungskommission linksgerichtete israelische Menschenrechtsorganisationen kontrollieren soll. Zwar ist das Gesetz noch nicht beschlossen. Doch es genügte, um tausende Demonstranten auf die Straßen Tel Avivs zu treiben. Das „Ende der Demokratie ist in Sicht“ war auf ihren Plakaten zu lesen.

„Wenn der Staat diskriminiert“ „Wir haben die Nase voll von dieser Politik gegen die Schwachen“, zitiert die „Jüdische Allgemeine“ einen Teilnehmer der Proteste. „Lieberman muss endlich weg. Die Regierung wird ihn nicht entlassen, denn da sitzen ja nur Ja-Sager und Angsthasen. Wenn Netanjahu ihn nicht rauswirft, muss das Volk aufbegehren und klarmachen, dass es genug von diesem Rechtsextremen hat.“ Selbst einigen Ministern geht der Gesetzentwurf zu weit. „Die Idee, dass Politiker Organisationen, die eine andere Meinung haben, überprüfen lassen, ist extrem gefährlich“, sagt Geheimdienstminister Dan Meridor.

Wie im Dritten Reich? „Wenn der Staat diskriminiert, handelt er nicht wie ein jüdischer Staat. Ich bin sehr verwundert über die Art, wie Juden das nationale Gedächtnis ausgelöscht haben. Erinnern sie sich nicht an den Slogan ‚Kauft nicht bei Juden’?“ Für den Direktor des internationalen Programms für Konfliktlösung an der Universität in Tel Aviv, Eppie Ya’ar, ist Rassismus aber kein grundlegendes Problem der israelischen Gesellschaft: „Man muss es im Auge behalten. Aber es ist eine kleine Minderheit, die so denkt.“ P


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England: Muslime schänden Schulmädchen ANGST Eine Untersuchung der „Times“ bringt Schockierendes zutage. Kindesmissbrauch wurde jahrelang aus Angst vor Islamfeindlichkeit vertuscht.

A

us Angst vor Rassismus-Vorwürfen und Islamfeindlichkeit sind in England schwere sexuelle Vergehen an minderjährigen Mädchen jahrelang der Öffentlichkeit vorenthalten worden. Eine Untersuchung der Londoner Tageszeitung „Times“ hat jetzt zu Reaktionen der Regierung geführt. Das Innenministerium ordnete eine Untersuchung durch die Nationale KinderschutzEinheit an. Wie die „Times“ berichtet, treten besonders in Nord- und Mittelengland vor allem muslimische Männer pakistanischer Herkunft an Schulmädchen heran und umwerben sie als „Loverboys“ mit Alkohol, Drogen und Sex. Sie bringen die Minderjährigen von 11 bis 16 Jahren in ihre Abhängigkeit und beuten sie als Sexsklavinnen aus. Als einen Grund nennt die Zeitung, dass Muslime gehalten seien, nur pakistanische Jungfrauen zu heiraten.

„Weiße“ Mädchen gelten für viele als „leichtes Fleisch“ Englische Mädchen betrachteten viele als „leichtes Fleisch“, so der frühere Innenminister Jack Straw. Im nordenglischen Wahlkreis Blackburn des Labour-Politikers sind solche Verbrechen vermehrt aufgetaucht. Straw – auch Außenminister in der Regierung Blair - rief die pakistanische Gemeinschaft auf, offen gegen diese Missstände vorzugehen.

Ex-Minister Straw in der Kritik Straw stieß wegen seiner Äußerungen auf Widerspruch. Der Direktor der muslimischen Jugendorganisation Ramadan-Stiftung, Mohammed Shafiq, erklärte, keine Religionsgemeinschaft sanktioniere solche Verbrechen. Es sei deshalb beleidigend, wenn man unterstelle, dass dies in einer bestimmten Gemeinschaft verwurzelt sei. 1,6 Millionen der knapp 62 Millionen Briten sind Muslime. Sie stammen meist aus Einwandererfamilien aus Pakistan und Bangladesch.

prozesse aus 13 Städten Nord- und Mittelenglands zutage gefördert, in denen jeweils zwei oder mehr Männer wegen sexuellen Missbrauchs und Ausbeutung minderjähriger Mädchen verurteilt wurden. Von den insgesamt 56 Verurteilten waren der „Times“ zufolge drei Weiße, 53 Asiaten, davon 50 mit muslimischen Namen. Die meisten waren pakistanischer Herkunft. Am 7. Januar wurden in der Stadt Nottingham Mohammed Liaqat (28) und Abid Saddique (27) wegen Vergewaltigung und sexuellen Missbrauchs mehrerer weiblicher Jugendlicher zwischen 12 und 18 Jahren zu Freiheitsstrafen verurteilt. Sie reichten die Opfer auch an andere Männer weiter, die sie vergewaltigten und misshandelten.

Erstmals: Protestant führt die Päpstliche Akademie Erstmalig wird ein Protestant Vorsitzender der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften. Papst Benedikt XVI. hat Werner Arber den Schweizer Mikrobiologen und Genetiker Prof. Werner Arber (Basel) an die Spitze des Gremiums berufen. Der 81-jährige Arber – der 1978 den Nobelpreis für Medizin erhielt – ist evangelisch-reformiert. Die Päpstliche Akademie der Wissenschaften wurde vor über 400 Jahren von Papst Clemens VIII. gegründet. Ihr gehören 80 weltweit herausragende Akademiker an, darunter über 20 Nobelpreisträger.

Niederlande: Ähnliche Banden Premierminister David Cameron (Konservative) und sein Stellvertreter Nick Clegg (Liberaldemokraten) äußerten große Sorge und ordneten eine umfassende Untersuchung an. Doch ein Aufklärungsfilm, der vor drei Jahren von einer Strafverfolgungsbehörde als Präventionsmaßnahme in Auftrag gegeben wurde, darf immer noch nicht an Schulen und in Jugendeinrichtungen gezeigt werden. Der „Times“ zufolge sind solche Vorkommnisse kein rein englisches Phänomen. In den Niederlanden gebe es ähnliche Probleme mit organisierten Sexbanden, die sich Mädchen gefügig machen und als Sexsklavinnen ausbeuten. P

b www.thetimes.co.uk

Zur Vergewaltigung weitergereicht Die am 5. Januar veröffentlichte „Times“Untersuchung hat seit 1997 17 Gerichts-

NOTIERT

Zwei der Täter: Abid Saddique (27, li.) und Mohammed Liaqat (28)

Anglikaner: Drei Ex-Bischöfe wurden katholische Priester Drei frühere Bischöfe der anglikanischen „Kirche von England“ sind in der Londoner Westminster-Kathedrale zu katholischen Priestern geweiht worden: die theologisch konservativen Geistlichen John Broadhurst, Keith Newton und Andrew Burnham. Die Weihe nahm der katholische Primas für England und Wales, Erzbischof Vincent Nichols (London), vor. Er erwartet, dass in den kommenden Monaten noch weitere 50 anglikanische Geistliche mit ihren Gemeinden zu „Rom“ wechseln werden. Am 1. Januar waren die Ex-Bischöfe mit ihren Ehefrauen sowie fünf anglikanische Ordensfrauen übergetreten. Die neuen Priester dürfen aufgrund einer Ausnahmeregelung verheiratet bleiben. Der Grund für den Übertritt: Die anglikanische Generalsynode hatte beschlossen, Frauen den Weg ins Bischofsamt freizumachen. 1994 – als die ersten Frauen als Priesterinnen geweiht wurden – verließen mehr als 440 Geistliche die anglikanische Kirche. Weltweit hat die anglikanische Kirche rund 80 Millionen Mitglieder. ideaSpektrum 04.2011


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Was wird aus den Christen in Nordafrika? NORDAFRIKA Der Volksaufstand mit dem Sturz der Regierung in Tunesien könnte in Nordafrika Kreise ziehen.

F

ür die christlichen Minderheiten in Nordafrika und im Nahen Osten lauern darin Gefahren oder auch Chancen. Zum einen wäre es möglich, dass ein Erstarken radikal-islamischer Kräfte die Religionsfreiheit noch weiter einengt. Zum anderen führen unsichere und politisch instabile Zeiten oft zu mehr Aufgeschlossenheit für das Evangelium. Diese Ansicht äußerten Missionsexperten gegenüber idea. Auch in Ländern wie Algerien, Ägypten, Syrien und dem Iran gibt es ähnlich starke soziale wie wirtschaftliche Probleme und damit ein Umsturzpotential wie in Tunesien. Gleichzeitig wächst die Nachfrage nach Bibeln, erklärte der Direktor des jordanischen Missionswerks Manara, Isam Ghatta (Amman). Er beobachtet eine große Sehnsucht nach Lebenssinn in den Herzen vieler Araber.

Wird es besser für die Christen? Das Internet und das Satelliten-Fernsehen öffneten vielen die Augen für das Evangelium. Es gebe aber nicht genügend christliche Mitarbeiter zur Verbreitung der christlichen Botschaft. Seit 2006 sind in dem Manara-Buchladen in Amman mehr als 150.000 Bibeln und andere christliche Bücher über den Ladentisch gegangen. In Tunesien selbst ist unklar, wie sich der

TUNESIEN

MAROKKO

30 Mio. Bürger 99,9% Muslime 0,1% Christen

10 Mio. Bürger 99,7% Muslime 0,2% Christen

ALGERIEN

33 Millionen Bürger 97% Muslime 0,3% Christen

Umsturz auf die winzige christliche Minderheit auswirken wird. Kurzfristige positive Veränderungen seien nicht zu erwarten, so Todd Nettleton von der US-Organisation „Stimme der Märtyrer“, die mit der deutschen „Hilfsaktion Märtyrerkirche“ (Uhldingen/Bodensee) verbunden ist. Auch ein neues Parlament werde keine Gesetze verabschieden, die kritisch zum Islam stehen. Ausländische Christen würden bereits stärker überwacht. Der im Londoner Exil lebende Anführer der extremistischen Bewegung Al Nahda (Wiedergeburt), Raschid Ghannouchi, hat bereits angekündigt, nach Tunesien zurückzukehren. Sein Land brauche noch eine „zweite Revolution“. In Tunesien ist christliche Mission verboten. Die Verfassung sieht jedoch die freie Religionsausübung vor, solange die öffentliche Ordnung nicht gestört wird. Unter den

Mittelmeer

LIBYEN

5,9 Mio. Bürger 97% Muslime 3% Christen

ÄGYPTEN

74 Mio. Bürger 87% Muslime 13% Christen

rund zehn Millionen Einwohnern Tunesiens leben nur einige Hundert einheimische und ausländische Christen. In der Hauptstadt Tunis besteht eine reformierte Gemeinde, in der sich Ausländer versammeln.

Nordafrika war eine Wiege des Christentums – bis der Islam kam Nordafrika zählt zu den Wiegen des Christentums. Zahlreiche Kirchenväter hatten dort ihr Zuhause, unter anderem Tertullian (150-225), Cyprian (200-258) und Augustinus (354-430). Das änderte sich mit dem Vormarsch des Islam in 7. Jahrhundert. Innerhalb von fünf Jahren wurden die nordafrikanischen Kirchen vernichtet. Der Islam ist heute überall Staatsreligion. Die ganz wenigen Christen in Marokko, Algerien und Libyen werden diskriminiert oder verfolgt. P

„Der Geist des Antichristen ist überall“ USA Franklin Graham: Der Name Jesus Christus wird in den USA zunehmend verdrängt

„D

er Geist des Antichristen ist überall.“ Mit diesen Worten hat der US-amerikanische Evangelist Franklin Graham evangelikale Theologiestudenten auf Widerstände eingestimmt, denen sie nach seiner Ansicht im Dienst als Pastoren, Missionare und Evangelisten begegnen werden. Die Verspottung und Verfolgung von Nachfolgern Jesu Christi nähmen zu, sagte der 58-jährige Sohn des Evangelisten Billy Graham (92) bei einem Besuch der privaten christlichen John-Brown-Universität in Siloam Springs (Bundesstaat Arkansas). ideaSpektrum 04.2011

Franklin Graham steht der Billy-GrahamGesellschaft und dem evangelikalen Hilfswerk Samaritan’s Purse (Geldbeutel des Samariters) vor. Nach seinen Worten wird der Name Jesus Christus in zunehmendem Maße aus dem öffentlichen Leben in den USA verdrängt: „Wir werden so schnell säkularisiert.“ So könne man zwar öffentlich zu „einem Gott“ oder zu Buddha und Mohammed beten, aber nicht zu Jesus Christus. Kritisch erwähnte Graham, dass im Gedenkgottesdienst für die Opfer des Attentats in Tucson (Bundesstaat Arizona)

vom 8. Januar ein Indianer „Vater Himmel und Mutter Erde“ angerufen habe. Graham appellierte an die Studenten, der Verkündigung der christlichen Botschaft auch bei humanitären Hilfsaktionen Vorrang zu geben: „Egal, wie viel Gutes Sie tun – wenn Sie Menschen nicht darauf vorbereiten, vor dem ewigen Gott zu stehen, dann vergeuden Sie Ihre Zeit.“ P Franklin Graham


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M USI K

Singt – ein neues Lied! MUSIK Neue, gut zu singende geistliche Lieder – dafür steht seit Jahrzehnten Gerhard Schnitter (Gomaringen bei Tübingen). Er gilt als einer der vielseitigsten Komponisten christlicher Popmusik. Zu seinen bekanntesten Liedern gehören „Groß ist dein Name“ und „Jesus, dir nach, weil du rufst“. Schnitter leitete von 1980 bis 1995 die Musikabteilung des Evangeliums-Rundfunks in Wetzlar. Als Lektor beim Hänssler-Verlag gab er das beliebte Jugendliederbuch „Feiert Jesus“ heraus. idea druckt Auszüge aus den Erinnerungen des 71-Jährigen, die im Februar erscheinen.

„Jetzt komm’n se!“ – dieser Ruf hat sich mir tief eingeprägt. Es war im Mai 1945, als die Rote Armee in Obercunnersdorf in der sächsischen Oberlausitz einzog. Die russischen Soldaten bogen in unseren Hof ein. Was würden sie jetzt mit uns tun? Sie wollten alle Räume sehen, wahrscheinlich um Reste der Wehrmacht zu fi nden. Nach Abschluss dieser Hausbegehung durften wir alle aus dem Keller herauskommen. Das war sicher Gottes Bewahrung, dass uns nichts passierte.

deln zur Verfügung und gründete den Ort Herrnhut. Obercunnersdorf unterhielt freundschaftliche Kontakte hinüber nach Herrnhut. Dazu gehörte die Teilnahme an Veranstaltungen der Brüdergemeine. Was mich als kleinen Jungen beeindruckte: Die ganze Gemeine sang mehrstimmig. Das war nicht nur ein musikalisches Erlebnis, sondern in einer vom Sozialismus umzingelten Gesellschaft auch ein Glaubenszeugnis.

Wenn der Vater von Russland nicht zurückkommt

Der Besuch der Schule in Obercunnersdorf ab Herbst 1945 war für mich eine unangenehme Lebensphase. Anstrengend waren die Auseinandersetzungen mit den Lehrern, die uns mit den sozialistischen Lehren des MarxismusLeninismus vertraut machen sollten. Als die Jugendweihe eingeführt wurde, ließen sich viele aus meiner Klasse nicht zur Teilnahme überreden. Wir gingen stattdessen in die Christenlehre, später in den Konfirmandenunterricht und zur Konfirmation. Mit 17 – nach bestandener Facharbeiterprüfung als Tischler – bewarb ich mich an der Musikhochschule Dresden. Doch meine Stimme versagte bei einer 2. Aufnahmeprüfung. Dieser Weg war also nun verbaut. Deshalb beschloss ich, dem Beispiel meiner beiden älteren Geschwister zu folgen und auch 1957 in den Westen abzuhauen. An der Westfälischen Landeskirchenmusikschule in Herford bestand ich die Aufnahmeprüfung und konnte bereits einen Tag später mit dem Studium beginnen. Dort beschäftigte ich mich unter anderem mit Musikgeschichte, Chorleitung und Orgelmusik. Trotz des erfreulichen Studienbeginns schlich sich im Laufe der Monate Unzufriedenheit bei mir ein. Kirchenmusik – insbesondere der strenge und etwas kühle norddeutsche Kirchenmusikstil – war nicht meine Herzenssache. Ich hatte andere Vorstellungen vom Singen und wollte auf dem Klavier andere Musik spielen. Vor allem wollte ich nie Chorleiter werden. Deshalb bewarb ich mich 1958 an der Staatlichen Musikhochschule in Stuttgart. Ich absolvierte die Prüfung und bestand. Eines Tages bemerkte ich am Schwarzen Brett in der Musikhochschule einen Aushang über die Bewegung der „Moralischen Aufrüstung“. Ich entschied mich, mein Stu-

Hier in Obercunnersdorf (östlich von Dresden) wurde ich 1939 geboren. Die Innere Mission hatte zur Betreuung verarmter Wanderburschen am Anfang des 20. Jahrhunderts ein Wanderarmenheim gegründet. Später gehörten zu den Heimbewohnern auch obdachlose Männer. Mein Großvater hatte die Leitung 1927 übernommen, mein Vater Anfang 1938. 1944 – also kurz vor Kriegsende – wurde er doch noch zur Wehrmacht eingezogen. Obwohl die Briefe von der Front ausblieben, hielt meine Mutter an der Hoffnung auf seine Heimkehr fest. Sie betete jeden Abend mit uns Kindern um seine Bewahrung. Es vergingen Monate – aber noch immer hörten wir nichts von ihm. Endlich – nach drei Jahren – bekam sie 1948 den Brief eines Mitgefangenen mit der Nachricht, dass unser Vater bereits im Herbst 1945 auf dem Heimtransport von Russland verstorben sei. Von den 900 in Viehwagen geladenen Gefangenen seien nur 400 in Deutschland angekommen. Unser Vater war einer der unterwegs Verstorbenen. Er hätte noch in der Krankheit versucht, andere zu trösten, und ihnen von seinem Glauben erzählt.

Singen im Sozialismus Einen Zugang zur Kraftquelle ihres Glaubens fand meine Mutter durch Singen. Sie hatte eine wunderbare Stimme. Und sie sang mit meinen Geschwistern und mir, wo immer es möglich war – am Bettrand vor dem Schlafengehen, bei Spaziergängen oder beim Kaffeetrinken. Manche der Lieder sind mir heute noch im Ohr. Zum familiären Singen kam das öffentliche. Obercunnersdorf liegt in Nachbarschaft zu Berthelsdorf und Herrnhut. 1722 stellte Graf Zinzendorf böhmischen Glaubensflüchtlingen Land zum Sie-

Die Flucht in den Westen

ideaSpektrum 4.2011


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Gerhard Schnitter: Du gibst das Leben das sich wirklich lohnt ISBN: 978-3-7751-5283-9 Verlag SCM Hänssler, Paperback, 176 S. 12,95 Euro, 16.10 CHF

dium zu unterbrechen und mit dem internationalen Ensemble der „Moralischen Aufrüstung“ mitzureisen – u. a. in die USA, nach Indien und nach Brasilien. Insgesamt waren es sechs Jahre, die ich unterwegs war. Wir arbeiteten ohne Gehalt und bekamen nur bei Bedarf ein Taschengeld.

Positiv und negativ: „Moralische Aufrüstung“ Die Moralische Aufrüstung vertrat die „Vier Absoluten Moralischen Maßstäbe“: absolute Ehrlichkeit, absolute Reinheit, absolute Selbstlosigkeit, absolute Liebe. Nach diesen Maßstäben sollte jeder sein Leben überprüfen und in Ordnung bringen. Dieses Überprüfen fand in der sogenannten Stillen Zeit statt – ein Begriff, der seitdem auch in christlichen Kreisen häufig verwendet wird. „Wenn der Mensch horcht, redet Gott. Wenn der Mensch gehorcht, handelt Gott“ – so lautete einer der griffigen Sätze des Gründers, Frank Buchman. Er war ein lutherischer Pastor aus Pennsylvania (USA) und hatte in den 1920er Jahren nach einer persönlichen geistlichen Wende eine Erweckungsarbeit unter Studenten in Oxford begonnen. Die Beobachtung, dass durch Veränderungen bei Menschen auch gesellschaftliche Konflikte gelöst werden können, brachte Buchman dazu, ein ideologisches System zu formulieren. Mit der „Überlegenen Ideologie der Moralischen Aufrüstung“ wollte er eine neue Welt bauen. Nach meiner heutigen Überzeugung beging er damit eine Grenzüberschreitung, die sich nicht mehr mit der biblischen Botschaft begründen lässt. Trotzdem gehörten viele gläubige Christen zum Kern der Bewegung, weil sie dort wichtige Teile der christlichen Botschaft wie Sündenerkenntnis, -bekenntnis und -vergebung erlebten. Aber Formulierungen wie der „Kampf um eine neue Welt“ widersprachen den biblischen Aussagen, dass das Reich Gottes erst mit der Wiederkunft von Jesus Christus vollendet wird.

Wir brauchen wieder Mut, von Jesus zu reden In den Herbst 1969 fiel der überraschende Tod meiner Mutter. Die Schriftstellerin Elisabeth Dreisbach hatte meine Mutter noch kurz vor ihrem Tod kennengelernt und sagte mir danach ohne erkennbaren Zusammenhang: „Wir brauchen wieder Menschen, die den Mut haben, den Namen ideaSpektrum 4.2011

Jesus in den Mund zu nehmen.“ Diesen Satz habe ich nie vergessen. Hatte ich diesen Mut? Wie war überhaupt mein Verhältnis zu Jesus? Ich hatte zwar mein Leben Gott übergeben, aber mit Jesus konnte ich nichts anfangen. Sowieso verband ich mit Christentum nur einen frommen Mief, dem ich durch die weltoffene Art unserer Bewegung meinte entwachsen zu sein. 1970 nahm ich an einem Offenen Abend in Stuttgart teil. Etwa 500 junge Menschen zwischen 18 und 30 füllten den Saal. Der Evangelist Klaus Vollmer sprach von Jesus. Hier fiel es mir nun auf einmal wie Schuppen von den Augen und ich begann zu begreifen, wer Jesus Christus ist: der Sohn Gottes und damit die höchste Autorität; der Gekreuzigte und damit mein und aller Menschen Erlöser. Mit dem Anspruch, der Weg, die Wahrheit und das Leben zu sein, ist er der Anfang und Vollender, der Sinn für mein Leben und für die ganze Welt. Jahrelang hatte ich mich für neue Menschen und eine neue Welt eingesetzt – hier fand ich die Voraussetzung dafür: Ohne den Tod und die Auferstehung von Jesus gibt es keine Lösung der Schuldfrage, also auch keine Vergebung der Sünde. Doch ohne Vergebung ist eine echte Umkehr von Menschen und eine Erneuerung der Welt nicht möglich. Die Menschen und die Welt können nicht von sich selbst aus neu werden – die Hilfe muss von außen kommen. Nur durch Jesus kann in der Welt etwas Neues entstehen.

Eine Geburts- und Todesanzeige in einem Meine Frau Elisabeth ist mir nicht nur zugefallen, sondern sie ist das wunderbarste irdische Geschenk, das mir mein Herr gemacht hat. Bei allem schönen gemeinsamen Erleben freuten wir uns zusammen auch auf eine hoffentlich zahlreich wachsende Familie. In dieser Erwartungszeit hatten wir dann ein Erlebnis, mit dem wir nicht gerechnet hatten. Dazu soll Elisabeth zu Wort kommen: „Als wir geheiratet haben, war für uns von Anfang an klar: Wir wollen eine Familie sein. Gerhard war Lehrer an der Stuttgarter Musikschule, ich war Unterrichtsschwester. Kinder gehörten zu unserem geplanten Lebensprogramm. Aber es gingen Jahre ins Land und wir blieben kinderlos. Untersuchungen, Fehlgeburten, Operationen – immer wie-


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der Hoffen und Warten, Enttäuschungen! Endlich, nach vier Jahren, war es so weit: Wir erwarteten ein Baby! Groß war die Freude bei uns und bei unseren Verwandten und Freunden, die mitgebetet hatten. So kam unsere Tochter Katharina zur Welt. Glücklich hielten wir unser Mädchen im Arm. Aber wir merkten, dass die Atmung nicht richtig in Gang kam. Katharina wurde in die Kinderklinik verlegt. Wieder Hoffen und Bangen. Unsere Freunde trafen sich zum Gebet. Am zweiten Tag stand Gerhard morgens in der Tür der Entbindungsstation – da wusste ich, dass unsere Katharina gestorben war. Wir weinten, beteten und klammerten uns an den 23. Psalm: ‚Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln …‘ Stimmt so ein Vers in so einer Situation? Warum passiert uns so etwas? Gott hatte unsere Gebete nicht erhört. Und doch haben wir Trost und Frieden in seiner Nähe erfahren, wie man es nicht erklären kann. Jemand schrieb uns: ‚Wir dürfen alle Fragen, die nicht beantwortet werden, bei Gott anstehen lassen.‘ Ich habe noch manche Fragen – bis heute. Aber ich habe auch beschlossen, Jesus zu vertrauen, dass er seine Gründe hat. Wir schrieben in der Geburts- und gleichzeitigen Todesanzeige: ‚Schon während der Schwangerschaft beteten wir, dass unser Kind einmal in den Himmel kommen sollte. Nun ist uns unsere Katharina dorthin vorausgesprungen.‘

Was uns in unserer Trauer wirklich half Ich will hier gern anfügen, dass uns in unserer Trauer eine zurückhaltende Sprachlosigkeit vieler Freunde gutgetan hat. Ein Händedruck, eine Umarmung – das war oft wichtiger als mögliche fromme Erklärungen. Winrich Scheffbuch, der Katharina beerdigte, meinte: Was solle man da predigen? Er wolle nur Bibelworte am Grab lesen und auf die Kraft dieser Gottesworte vertrauen. Und so hörten wir Jesusworte von der Auferstehung und vom Leben, von der Hoffnung auf Gottes neue Welt. Das war Trost und Stärkung! Wie es dann bei uns weiterging? Wir bekamen noch vier Kinder! Dann stimmt es also doch: ‚Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.’ Oder?“

gen. Er zeigte aber, welche Wirkung das Radio haben kann. Was bei diesen Mitsingsendungen wohl im Himmel angekommen ist, wenn so viele Menschen verstreut und doch zusammen sangen und Gott lobten? Einmal im Jahr wurden die neu gelernten Lieder unter dem Titel „Freude am Singen“ auf einer Kassette veröffentlicht. Diese Sendereihe habe ich auch nach dem hauptamtlichen Dienst beim ERF weitergeführt, insgesamt fast 20 Jahre lang.

Die Geschichte eines Liederbuches Mein Einstieg in die neuen Aufgaben beim Hänssler Verlag war verbunden mit der Herausgabe eines aktuellen Jugendliederbuches mit dem Titel „Feiert Jesus!“. Berge von Manuskripten lagen bereits vor und warteten auf Bearbeitung. Nun ging es um die Liedauswahl für dieses Buch. Dem ersten Band des Liederbuches folgten im Laufe der Jahre weitere. Für mich eine Segensgeschichte! Denn kein Mensch hätte planen können, dass die Lieder aus den „Feiert Jesus!“Liederbüchern und CDs eine so wichtige Rolle in Jugendkreisen, in Gemeinden, Hauskreisen und in den ungezählten Zimmern junger Menschen, wo sie gesungen werden, spielen würden. Die manchmal geäußerte Kritik, dass die „Feiert Jesus!“-Lieder in ihrer Aussage zu flach seien, dass die kurzen Texte beim Singen bis zu sechs Mal wiederholt würden und dass die Sprache im Gegensatz zur Melodik und Rhythmik der Musik altertümlich frömmelnd sei, kann ich einerseits verstehen. Andererseits halte ich es für wichtig, dass jede Generation ihre Liebe und Hingabe an Gott auch in ihrer eigenen Sprache ausdrückt. Für die Liedinhalte ist allerdings auch die heutige Verkündigung mitverantwortlich. Denn was gepredigt oder geschrieben wird, findet in Liedtexten sein Echo. P

Vom Segen einer Radiogemeinde Ein Anruf vom ERF, dem Evangeliums-Rundfunk in Wetzlar. Ob ich nicht mithelfen könnte, den Musikbereich auszubauen? Schon bald begann ich im ERF mit der Sendereihe „Alte und neue Lieder zum Mitsingen“ – später „Jetzt bitte mitsingen“. In den Sendungen lud ich die Hörer zum Mitsingen am Radio ein. Außer den bekannten Liedern stellte ich in jeder Sendung ein neues Lied vor und übte es mit den Hörern ein. Das war zunächst ein Experiment. Doch Hörerzuschriften aus dem ganzen deutschsprachigen Europa zeigten uns, dass es funktionierte. Die neuen Lieder wurden wirklich gelernt und von Gemeinden und Chören übernommen. Ein Satz wie „Dieses Lied kenne ich; das habe ich schon mit Herrn Schnitter gelernt!“ entsprach zwar nicht ganz der Realität, denn ich hatte mit der Frau nie persönlich gesun-

Im Ruhestand ging Schnitter mit seiner Frau für 2 Jahre nach Paraguay als Dozent an die Musikfakultät der Evangelischen Universität in der Hauptstadt Asunción. Auch leitete er den Chor der großen deutschsprachigen Mennonitengemeinde in der Stadt.

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net F O R U M F Ü R JU N G E C H R I S T EN

Ist das Netzwerk ein Beziehungskiller? UNTREUE 2.0 „Drum prüfe, wer sich ewig bindet“, wusste schon Friedrich Schiller (1759–1805) zu empfehlen. Von den Gefahren des Web 2.0 konnte er freilich noch nichts ahnen. Zahlreiche Scheidungen gehen inzwischen auf das Konto von Facebook. Das zeigen Untersuchungen in den USA. Sind soziale Netzwerke also Beziehungskiller? Dieser Frage geht Marc Schneider für idealisten.net auf den Grund. Der 22-Jährige studiert Theologie an der Universität Greifswald (Vorpommern).

„S

ie schloss schnell den Chat, wenn ich in den Raum kam, oder öffnete ein anderes Bildschirmfenster, wenn ich in der Nähe war.“ So erzählt Ken Savage den Anfang vom Ende seiner Ehe. Er hielt es zuerst für eine gute Idee, als seine Frau Facebook entdeckte. Bis zu dem Augenblick, als er den Grund für die Heimlichtuerei erkannte: Sie hatte einen Ex-Freund auf Facebook wiedergetroffen und sich mit ihm heimlich zu einem Rendezvous in einem Hotel verabredet. Nun ist seine Frau seine Exfrau und Savage wieder Single. Als Folge hat der Amerikaner 2009 die Webseite www. facebookcheating.com („Facebookbetrug“) ins Leben gerufen. Er weist dort auf die Gefahren in sozialen Netzwerken wie Facebook hin, gibt Tipps gegen virtuelle Seitensprünge, bietet Leidensgenossen eine Plattform – und verarbeitet bei all dem wohl insbesondere das, was ihm selber passiert ist. Laut einer Umfrage der „American Academy of Matrimonial Lawyers“ (Ameri-

kanische Akademie der Ehe-Anwälte) geht jede fünfte Scheidung in den USA inzwischen auf das Internetnetzwerk Facebook zurück. 81% der Scheidungsanwälte stellen eine steigende Zahl an Fällen fest, in denen soziale Netzwerke als Belege für eheliche Untreue angeführt werden. Fälle also, die ohne die Online-Plattformen nie zustande gekommen oder aber unerkannt geblieben wären. Auch im deutschsprachigen Europa werden soziale Netzwerke immer beliebter. Aktuell nutzen über 14 Millionen Deutsche und mehr als 2 Millionen Schweizer Facebook – mit stark wachsender Tendenz. Ist Facebook also ein Beziehungskiller? Es bietet in den meisten Fällen mehr den Anlass zur Untreue. Die Ursache liegt gewöhnlich jedoch viel tiefer. Doch selbst wenn Facebook und ähnliche Internetseiten nicht schuld an Untreue sind, bieten sie eine Vielzahl an Möglichkeiten, sie auszuleben. Es ist über soziale Netzwerke ja viel leichter geworden, nach Alternativen zu suchen.

Marc Schneider

Ich muss mich entscheiden Wir leben in einer Multioptionsgesellschaft, die eben auch bei Facebook ihren Ausdruck findet. Nicht nur bei der Partnerwahl haben Menschen unzählige Möglichkeiten. Auch in der Ehe gibt es plötzlich viele Optionen, das Zusammenleben zu gestalten, die vorhandene Zeit zu nutzen oder sich in bestimmte Richtungen zu orientieren. Jede Möglichkeit verlangt aber gleichzeitig eine Entscheidung. Aus der Flut der Möglichkeiten wird eine Flut der Entscheidungen. Eine große Herausforderung ist es, wie wir damit umgehen. Ich muss mich fragen: Was ist mir wirklich wichtig? Wo will ich hin mit meinem Leben? Dienen Angebote, die mir kurzfristig Befriedigung und Glück versprechen, tatsächlich diesem Ziel? Ich muss lernen, Nein sagen zu können. Wenn es sein muss, auch zu Facebook oder zumindest den riskanten Möglichkeiten, die es mir eröffnet. P

was läuft » was kommt » was geht ab » was läuft » was kommt » was geht ab » was läuft » was kommt » was geht ab » was läuf

Dein Lobpreissong auf der SPRING-Bühne?!

Das nächste Christival gibt es 2016

Du spielst in Deiner Gemeinde im Lobpreisteam und hast auch schon eigene Lieder geschrieben? Dann bewirb Dich für die Offene Bühne beim SPRING-Festival 2011! Denn Spring, Gerth Medien und die Worship Academy vergeben den Förderpreis von Gerth Medien an einen Nachwuchskünstler. Die besten selbst geschriebenen, gemeindetauglichen Lobpreislieder werden am 28. April auf der SPRING-Bühne präsentiert. Eine Jury kürt daraus den Siegertitel, der auch auf CD erscheinen wird. Bewerbung: bis zum 28. Februar. Infos: www.gemeindeferienfestival.de

Vom 4. bis 8. Mai 2016 findet wieder ein Christival statt. Die Federführung übernimmt dabei der Referent für Jugendevangelisation des Jugendverbands „Entschieden für Christus" (EC), Karsten Hüttmann (Kassel). Er ist neuer Vorsitzender des Treffens und löst Roland Werner (Marburg) ab, der das Christival 17 Jahre lang leitete. Wo das Festival stattfinden wird, steht noch nicht fest. Die bisherigen Ausrichter waren Essen (1976, 12.500 Besucher), Nürnberg (1988, 18.500), Dresden (1996, 30.000), Kassel (2002, 20.000) und Bremen (2008, 16.400).

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Das Evangelium ist ganz einfach DAS ZENTRUM DES GLAUBENS Was ist wirklich wichtig für Christen, Gemeinden und Kirche? Im Folgenden beschreibt es ein Theologe, der wie kaum ein anderer Evangelikaler im deutschsprachigen Raum die Auseinandersetzungen in Theologie und Kirche in den letzten 50 Jahren miterlebt und gestaltet hat: Rolf Scheffbuch (Korntal bei Stuttgart). Er war Sprecher der Evangelikalen in der EKD-Synode von 1973 bis 1997, Vorsitzender der pietistischen Hofacker-Vereinigung (1980 bis 1999), Regionalbischof in Ulm (1989 bis 1995) und führend im Lausanner Komitee für Weltevangelisation aktiv. Am 25. Januar wurde er 80 Jahre alt.

Rolf Scheffbuch

80 Jahre alt war er geworden – der Theologieprofessor Karl Heim (1874–1958). Die Tübinger Fakultät hatte zu einem Festakt geladen. Der Jubilar – im Rollstuhl – wurde ehrfürchtig bestaunt wie eine Mumie im Museum. Ganz am Ende der Gratulantenschlange stand schließlich auch ich vor dem Greis. Er legte seine Hand auf meine Schulter – mich segnend wie ein Patriarch – und sagte mit brüchiger Stimme: „Bleib’ bloß beim einfachen Evangelium!“ Dieses „einfache Evangelium“ ist heute „rar“ geworden. Es ist wie in den Tagen von Ludwig Hofacker (1798–1828). Damals klagte der württembergische Erweckungsprediger: „An manchen Orten ist es so weit gekommen, dass man das Evangelium von Jesus für eine sektiererische, ketzerische Lehre hält, weil sie schon so lange nicht mehr gehört wurde. … Der Herr bewahre uns vor einem solch weitherzigen Christentum!“

der Sonne, von den schönen Sternen, von einem guten himmlischen Vater, der seine Kinder tun und treiben lässt, was sie nur wollen, und der sie dann ohne Bedenken in seinen Himmel nimmt ... Man hat sich seine eigene Religion gemodelt!“ Dagegen bekennt das „einfache Evangelium“ den Erlöser Jesus Christus, „der sich selbst für unsere Sünden dahingegeben hat, dass er uns errette von dieser gegenwärtigen, bösen Welt nach dem Willen Gottes, unseres Vaters“ (Galaterbrief 1,4). Es gibt kein anderes Evangelium. Es ist auch alles andere als ein „billiges Evangelium“; denn es verlangt „authentische“ Verkündiger. Sie müssen den Mut haben, sich dem ständig wechselnden „Wind der Lehre“ zu entziehen und bei der Wahrheit zu bleiben – ja selbst in der Erkenntnis der Wahrheit zu wachsen.

… und das ist das „einfache Evangelium“

Ehrlichkeit ist die wesentliche Voraussetzung zum Vernehmen des Evangeliums. Denn das Evangelium wendet sich an das Gewissen der Menschen. Es ist bestimmt für Menschen, die ehrlich sind vor Gott und vor sich selbst. So hat es Jesus selbst gemeint: „Wer aus der Wahrheit ist, der hört meine Stimme“ (Johannes 18,37). In der Verkündigung der Kirche sind Wendungen wie „der Text will sagen“, „meint“, „das heißt“ verräterisch. Dieses vermessene Interpretieren ist Mode geworden. Es ist verheerender als alles Leugnen von Wundern. Denn dadurch wird das Heil Gottes vernebelt. Das Evangelium meint, was es sagt! Es lautet: „Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben. Wer aber dem Sohn nicht gehorsam ist, der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt über ihm“ (Johannesevangelium 3,36). Der Segen der Reformation hat damit begonnen, dass ein einzelner Mönch – Martin Luther – mit seinem Gewissen „gebunden war in Gottes Wort“ – und dass er dafür auf sich nahm, gebrandmarkt zu werden als Zerstörer des kirchlichen Friedens und der kirchlichen Einheit. Es hat Verheißung, auch heute wieder solchen Mut aufzubringen. Es hat Zukunft, das Evangelium wortwörtlich ernst zu nehmen – ohne entschärfende Umdeutungen!

In unseren Tagen wird das Fremdwort „Evangelium“ so oft missdeutet. Bei dieser „Frohbotschaft“ geht es doch nicht um eine muntere Hopsassa-Religiosität. Jesus ist doch der Christus Gottes. Er ist das Evangelium in Person. So hat es schon das Markus-Evangelium – das älteste – mit dem ersten Satz klargestellt (Markus 1,1). Der Glaube der Christen besteht nun einmal nicht primär in einem Gedankensystem, das mühsam erläutert werden muss. Der Glaube der Christen besteht auch nicht hauptsächlich in einem Sozialprogramm, das den einen helfen und die anderen beeindrucken will. Vielmehr hat Gott etwas geschehen lassen. Jeder Mensch hat ein Recht darauf, das zu erfahren und an diese Fakten erinnert zu werden. Die Christenheit hat nichts Wichtigeres zu traktieren als die Nachricht vom Christus Jesus! Auch hat die Christenheit seit ihren Anfängen nicht einen „guten Gott“ angerufen, sondern Jesus als den Herrn: „Wer den Sohn nicht ehrt, ehrt auch den Vater nicht“ (Johannes 6,23). Oft war die Christenheit versucht, sich des „einfachen Evangeliums“ zu schämen. Es ist heute gar nicht so sehr anders als in den Tagen Ludwig Hofackers. Er musste damals – um 1824 – diagnostizieren: „Das Mode-Christentum handelt vom Meer, von

Das „einfache Evangelium“ sagt, was gilt

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Das „einfache Evangelium“ ist voll Wahrheit Wenn von einzelnen Kirchen praktizierte Homophilie sogar in den Pfarrhäusern geduldet wird, dann macht das viele Christen zu Fremdlingen in ihrer eigenen Kirche. Was im Pfarrhaus geschieht, soll doch Maßstäbe setzen. Doch hätte Jesus nicht in die Welt kommen müssen, damit seine Leute gegen diese Verwirrungen Partei ergreifen. Es hätte auch keinen Jesus gebraucht, um gegen Krieg, Hunger und die Verschmutzung der Umwelt zu sein. Das Alte Testament hätte dazu völlig ausgereicht. Es hätte auch keinen Jesus gebraucht dazu, um mit Wundern, Bewahrungen und mancherlei Hilfen Gottes rechnen zu können. Das alles hat es lange vor dem Kommen von Jesus in Israel in Fülle gegeben. Darum sollten wir nicht so tun, als seien Gesundheit und Bewahrung, Wunder und Rettungen das Entscheidende, was wir von Jesus erwarten können. Das Entscheidende, was mit Jesus in die Welt gekommen ist, besteht darin: „Christ, der Retter ist da!“. Das ist Wahrheit. Das ist das „einfache Evangelium“ von Jesus. Das sollte viel eindeutiger zu hören sein.

Das „einfache Evangelium“ gehört verteidigt Um 1960 informierte ein kluger Pfarrer in Ulm über das Anliegen von Rudolf Bultmann. Schneidend scharf und eben nur scheinbar „objektiv“ wurde dargelegt, dass man

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Karl Heim (1874–1958)

Ludwig Hofacker (1798–1828)

die Bibel nicht wörtlich nehmen dürfe, und dass weder die Auferstehung noch die Himmelfahrt von Jesus wirklich geschehen seien. Plötzlich gab es Aufregung. Ein angesehener Ulmer Bürger – Prokurist einer Weltfirma – stand auf, nahm seinen Stuhl, zerschmetterte ihn zornig an der Wand und schrie dem Referenten entgegen: „Wer erlaubt Ihnen eigentlich, uns unseren Glauben zu stehlen?!“ Um solcher zutiefst erschütterter Menschen willen gehört das Evangelium verteidigt und bekräftigt. Daran wollte und will auch ich mich beteiligen. P

idea Fernseh- und Hörfunk-Tipps

29. Januar – 3. Februar

FE R NSE H E N Sonnabend, 29. Januar

Sonntag, 30. Januar

SF info 7.40–8.25 Ökum. Gottesdienst zur Gebetswoche für die Einheit der Christen aus Winterthur

Das Vierte 9.30–10.00 „Sexualität, wie die Bibel sie sieht“ mit den Pastoren Wolfgang Wegert und Andreas Mertin

12.40–14.30 Braucht Glaube Kirche? Übertragung eines Forums der Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums in Davos

11.00–12.00 Evangelischer Gottesdienst aus Hessigheim mit Pfarrer Michael Wacker

Mittwoch, 2. Februar 12.00–12.30 Lichtblicke in der Strafanstalt 17.00–18.00 Tacheles: Furcht vor Anschlägen – mit dem Islam gegen den Terror? Talksendung mit Landesbischof Friedrich Weber u. a.

20.15–21.15 An der Schwelle zum Jenseits. Dokumentation über Nahtod-Erfahrungen 21.15–21.30 Franziskus – der Nachfolger. Dokumentation über die Lebensgeschichte des Ordensgründers

21.00–21.30 Und jetzt? Abenteuer im Ruhestand. Wie Gott ein Rentnerehepaar nach Spanien berief 22.00–22.30 Wert(h)e Gäste: Das Musiker-Ehepaar Andrea AdamsFrey und Albert Frey im Gespräch mit Jürgen Werth

HÖRFUNK Sonntag, 30. Januar

Dienstag, 1. Februar

7.05–7.30 Lessings „Nathan der Weise“ und die gegenwärtige Integrationsdebatte

NDR Kultur 8.40–9.00 Als Luther noch katholisch war. Auf den Spuren des Reformators in Rom

10.05–11.00 Evangelischer Gottesdienst aus Cottbus mit Superintendentin Ulrike Menzel

8.30–9.00 Der Theologe und Schriftsteller Kurt Marti wird 90

9.45–10.00 Ev.-ref. Predigt mit Pfarrer Martin Dürr aus Basel

11.30–12.00 Christliche Leibfeindlichkeit

15.30–16.00 Und wo bleibt Gott? Spannungsfeld Glaube – Medien 21.30–22.00 Glaube + Denken: Zum Lachen in die Kirche – Christsein mit Humor. Mit Christoph Morgner

Donnerstag, 3. Februar 20.00–20.30 Brennpunkt Nahost. Mit Journalist Johannes Gerloff und Pastor Horst Marquardt 20.30–21.00 Der Arzt Andrés Guglielmetti über Kambodscha

Wer reagieren möchte, kann dies unter folgenden Rufnummern tun: ARD: 089/5900-3344 | Bibel.TV: 040/4450660 | Das Vierte: 0180/5843783 Deutschlandfunk und Deutschlandradio: 0221/345-1831 | DRS 2: (0)848/808080 | ERF: 06441/957-0 | HR (TV): 069/1555111 | Kabel 1: 0180/5011150 KiKa: 0180/2151514 | Luth. Stunde: 04264/2436 | MDR: 0341/300-5401 | NDR: 0511/988-2393 | Phoenix: 0180/28213 | RBB: 030/97993-2171 SF 2: (0)62/2059050 | SR 2: (0)681/6022222 | SWR: 07221/929-0 | WDR (Radio): 0221/5678-333 | WDR (TV): 0221/5678888 | ZDF: 06131/702164

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Das Problem mit dem Perfektionismus

Nicht eigene Erfolge zählen – sondern Früchte reifen lassen Perfektionismus ist ein Krebsgeschwür im menschlichen Leben. Er zerstört das Wohlbefinden, und die Zufriedenheit und Lebensqualität leiden erheblich. Viele Frauen, Männer und Kinder versuchen perfekt zu leben. Sie wollen tadellos, makellos, fehlerfrei, übergewissenhaft, überordentlich, übersauber und überkontrolliert sein. Sauber ist gut, übersauber ist störend, gewissenhaft ist gut, übergewissenhaft ist krankhaft. Die berufliche Entscheidung wird zur Qual, denn welche Arbeit hat nicht auch Schattenseiten! Menschen, die dem Perfektionismus huldigen, schädigen sich und ihre Umgebung. Der Perfektionist setzt Leib, Seele und Geist unter Druck. Ein Beitrag von Reinhold Ruthe. Auf die Frage, wie Perfektionismus entsteht, gibt es keine Patentantworten. Die Entstehung ist bei jedem Perfektionisten verschieden. Zum einen kann Ohnmacht zu Allmachtsstreben führen. Ohnmachtsgefühle – das Empfinden von Verlorenheit und Hilflosigkeit – können Allmachtsgefühle produzieren. Die Grundangst fördert die Reaktion, mit Perfektionismus den Unvollkommenheiten zu begegnen. Zum anderen kann das „Musterkind“ hierfür anfällig sein: Es verfolgt hohe Ziele. Es will ankommen, es will viel durch mustergültiges Verhalten erreichen. Es wird herausgestellt, wenn es tüchtiger ist als andere. Es wird bewundert, wenn es hohe und perfekte Ziele verfolgt. Eine andere Falle ist Kritiksucht der Eltern, die in den Perfektionismus führen kann. Nicht wenige Eltern sind selbst perfektionistisch. Jede Unvollkommenheit wird kritisiert. Nur wenn das Kind perfektionistisch reagiert, fühlt es sich akzeptiert. Auch „Alles-oder-nichts“-Sympathisanten geraten schnell, ohne dass sie es wollen, in Sackgassen.

Je höher die Ideale, desto tiefer die Enttäuschungen. Kinder – und später Erwachsene –, die nicht gelernt haben, mit „idealisierten Erwartungen“ umzugehen, fliehen in die Resignation. Sie stürzen in die Enttäuschung. Viele haben den Appetit am Leben verloren, sie wollen sterben. Das „Allesoder-nichts“-Denken ist ein menschlicher und geistlicher Irrweg. Einige international anerkannte Autoren halten auch biologische Ursachen für die Entstehung von Perfektionismus für möglich. Abnormitäten im Stirnlappen und im den Nervenzellen des Gehirns fördern Zwänge. Und Zwangspersönlichkeiten neigen verstärkt zum Perfektionismus.

Perfektionisten sind fehlerorientiert Überspitzt formuliert gibt es zwei Sorten von Menschen. Die einen sind erfolgsorientiert, die anderen sind fehlerorientiert. Die Erfolgsorientierten haben ein gutes Selbstvertrauen, packen Arbeiten ruhig und zuversichtlich an. Die Fehlerorientierten haben Befürchtungen und bremsen ideaSpektrum 4.2011


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ihre Leistungen. Sie haben Angst, Fehler zu machen, zu versagen oder durchzufallen. Der Perfektionist will als Christ sehr tugendhaft, moralisch und perfekt in der Nachfolge sein. Aber er spürt nicht, wie selbstkritisch, wie nörglerisch und unzufrieden er wird. Der Perfektionist lebt nicht von der Gnade Gottes. Er durchforscht sich nach Fehlern und macht sich verrückt, weil er sie ausmerzen will. Alle Freude am Leben ist verdorben. Streng genommen braucht der Perfektionist Jesus nicht.

Perfektionismus als Kontrollzwang Viele Menschen fühlen sich im Innern bedroht, weil sie unfähig sind, Ungewissheit und Unvollkommenheit zu tolerieren. Ist es nicht auffällig, dass es in Amerika fünf Millionen Menschen geben soll, die darunter leiden, dass sie Sicherheit, Vollkommenheit und Vorhersehbarkeit nicht beherrschen. Sie werden krank. Sie wollen Sorgen, Befürchtungen, Ängste und Unwägbarkeiten im Griff haben. In Deutschland sieht es nicht anders aus. Kontrollzwänge haben den Sinn, mögliche „ Katastrophen“ abzuwenden. Menschen mit Kontrollzwängen müssen sich ständig vergewissern, dass der Gasherd abgeschaltet ist, Fenster und Türen verriegelt sind, dass ein Schriftstück fehlerfrei erstellt wurde. Das falsch gesetzte Komma stellt den ganzen Aufsatz infrage. Die fatale Folge ist, je verbissener sie den Gedanken, alles kontrollieren zu müssen, bekämpfen, desto mehr halten sie ihn aufrecht. Die Muskeln verspannen sich, Herzschlag und Atmung werden beschleunigt, die Gedanken beginnen zu rasen.

Perfektionismus und Idealismus Viele Christen versuchen, idealistisch zu leben. Ihre Ansprüche an sich und andere sind überhöht. Aber nicht Jesus treibt uns an, das Letzte aus uns herauszuholen und nur das Beste gelten zu lassen. Darf ich also kein Idealist sein? Doch. Wer das Hundertprozentige nicht schafft und mit 80 bis 90 Prozent zufrieden sein kann und nicht am Resultat verzweifelt, der darf frohgemut idealistisch denken und handeln. Aber wer resigniert, wenn er das Vollkommene nicht erreicht, der handelt töricht. Durch den Anspruch, alles unter Kontrolle zu behalten, werden diese Idealisten leicht zu Moralisten, Besserwissern und Pharisäern.

Perfektionismus verringern Was können wir also tun, um nicht vom Perfektionismus beherrscht zu werden und damit sich selbst und andere zu belasten? Führungspersonen, also auch Eltern, sollten ihr Gegenüber nicht ständig antreiben und keine übertriebene Gewissenhaftigkeit verlangen! Wenn moralische Überlegenheit gezeigt wird, sollte dies nicht unterstützt werden. Ein guter Leiter ist nicht fehlerorientiert, und das Vergleichen von Personen und deren Leistungen sollte unbedingt unterlassen werden. ideaSpektrum 4.2011

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Die unbewussten und versteckten Ziele des Perfektionismus müssen enttarnt werden: Will ich allen Menschen gefallen? Muss ich überlegen, muss ich besser sein durch meinen Perfektionismus und meine Selbstüberforderung? Tue ich wirklich alles nur für unseren Herrn? Gott erwartet keine Selbstüberforderung. Deshalb sollten wir das auch nicht tun. Ein gutes Lebens-Management hilft zu erkennen, wo das eigene Herz ist, denn da ist auch der Gott. Wir müssen im Leben Prioritäten setzen und sie leben. Wir entscheiden, wer unser Leben bestimmt, ob es der Ehrgeiz ist, der Anspruch an uns selbst und die anderen oder ob es Gott ist.

Niemand ist perfekt – nur Gott Der Abschied vom Idealismus und Perfektionismus ist entscheidend. Wollen wir das Höchste, das Beste, das Optimalste? Das erreichen wir hier auf Erden sowieso nicht. Perfektionismus ist Selbstüberhöhung und somit Sünde und verfehlt das Ziel. Angeblich ist es Aufopferung und Nächstenliebe. In Wirklichkeit ist es aber nichts anderes als Werkgerechtigkeit. Der kleine Unterschied zwischen Erfolg und Frucht macht es deutlich. Erfolge müssen hart erkämpft werden – Früchte wachsen von selbst. Nicht wir sind die Macher, sondern „wir pflügen und wir streuen den Samen auf das Land, doch Wachstum und Gedeihen sind in des Himmels“ (Matthias Claudius, 1740–1815). Der Mensch an sich ist nicht gut, schon gar nicht perfekt, Gott allein ist gut. Aber jeder Mensch ist gut genug für die Aufgabe, die Gott ihm stellt. Das reicht vollkommen aus. Er muss nicht auch noch fehlerlos sein. Wer fehlerlos sein will, muss die Erde verlassen. Wir sind Gottes Kinder, und er kennt und liebt uns mit unseren Fehlern und Schwächen. Immerhin hat er uns geschaffen. P

Der Autor, Reinhold Ruthe, ist verheiratet und lebt in Wuppertal. Als Eheberater und Psychotherapeut für Kinder und Jugendliche leitete er von 1986 bis 1998 das Magnus Felsenstein-Institut für beratende und therapeutische Seelsorge und war über 20 Jahre als Leiter der Evangelischen Familienberatungsstelle des Diakonischen Werkes in Wuppertal-Elberfeld tätig.


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Teamarbeit

Erfolgreiche Teams aufbauen und führen Mens Menschen M Me ensch chen hen sind ssiin ind unterschiedlich. ind unte un ters te rsch chi hie iedl iedl dliic ich. ich h. Sie Sie haben hab aben ben unterschiedliche unt u nter nt ersc er schi sc hied edli dlich che he Stärken Stär Stär St ärk ken und ken ke und Begabungen, Begabu Bega Be bung nge legen auf verschiedene Dinge Wert und gehen Aufgaben auf ihre eigene Weise an. Das macht es so produktiv, als Team zusammenzuarbeiten. Wir ergänzen uns in unseren Kompetenzen und persönlichen Eigenschaften und können dadurch gemeinsam Projekte verwirklichen, die wir alleine niemals stemmen könnten. Gleichzeitig erleben wir Unterschiedlichkeit aber auch immer wieder als Auslöser für Missverständnisse, Spannungen und Konflikte. Der andere denkt und handelt nach ganz anderen Maßstäben als ich und geht mir dadurch vielleicht sogar auf die Nerven. Ein Beitrag von Susanne Kleider.

Wertschätzung Wie kann es ein Leiter angesichts dieser Herausforderung schaffen, dass sein Team zusammensteht und erfolgreich die gestellten Aufgaben bewältigt? Die wichtigste Voraussetzung dazu ist, dass die Führungskraft jede einzelne Person im Team wertschätzt. Sie muss sich immer wieder bewusst an die Kompetenzen und positiven Eigenschaften der Menschen erinnern und sich ins Gedächtnis rufen, welchen guten Beitrag der Einzelne im Team leistet. Es ist eine Sache der Entscheidung und des Einübens, diese positive Sichtweise immer wieder einzunehmen. In einer Zeit, in der hauptsächlich auf Fehler geschaut wird und „nicht geschimpft schon genug gelobt ist“, fällt das nicht unbedingt leicht. Aber es lohnt sich. Der Teamleiter prägt die Kultur in seinem Team ganz wesentlich!

Persönlichkeit zählt Und auch wenn wir glauben, dass unsere Gedanken niemand sieht, haben sie doch einen enormen Einfluss auf unsere Umgebung. Der Philosoph und Theologe Romano Guardini (1885–1968) beschreibt, dass die Wirkung einer Führungskraft zu 60 Prozent durch die Persönlichkeit bestimmt ist, also durch seine Einstellung, sein Denken, seine Haltung und seinen Charakter. Zu 30 Prozent wirkt der Leiter durch das, was er tut, also durch Kompetenzen, Werkzeuge und das Verhalten und nur zu 10 Prozent durch das, was er sagt. Das ist die große Herausforderung für Führungskräfte, an der eigenen Persönlichkeit zu arbeiten, für den eigenen Charakter Verantwortung zu übernehmen und die persönlichen Werte authentisch zu leben. Das sind Dinge, in denen wir als Christen ja ohnehin Übung haben sollten. Darüber hinaus ist es sehr hilfreich, wenn im Team offen sowohl über ideaSpektrum 4.2011


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die Kompetenzen und persönlichen Stärken als auch über die eigenen Werte und Ziele gesprochen wird. Wenn man weiß, wie der andere tickt und was ihm wichtig ist, dann fällt es viel leichter, ihn zu verstehen und wertzuschätzen. Das ist die Grundlage für eine gute Zusammenarbeit.

Fachliche und organisatorische Kompetenz Neben der Haltung den Menschen gegenüber und der Arbeit an der eigenen Person sind für eine erfolgreiche Teamführung natürlich auch die Managementkompetenzen eine wichtige Voraussetzung. Ein Leiter muss die Arbeit planen können, dazu braucht er strategische Kompetenzen und organisatorische Fähigkeiten. Eine der Aufgaben ist es, Strukturen zu schaffen und aufrechtzuerhalten, in denen die Teammitglieder gut arbeiten können und die dem Zweck und Auftrag des Teams dienen. Weiterhin braucht man Fähigkeiten, um Budgets zu verwalten, Zahlen über den Verlauf der Projekte zu erheben oder die Wirksamkeit der Arbeit zu analysieren. All dies sind Managementkompetenzen, und die Verantwortung des Leiters ist es, diese Aufgaben gut zu erledigen und damit dem Team den Rücken freizuhalten. Dann kann die eigentliche Arbeit von den Teammitgliedern erledigt werden. Sie sind die Spieler, die auf dem Platz stehen. Sie machen die Tore. Die Aufgabe des Chefs ist es, ihnen die besten Bedingungen dazu zu liefern. Diese Managementkompetenzen sind absolut notwendig, sie reichen aber nicht aus. Ein Teamleiter muss dafür sorgen, dass jedes Mitglied seinen Platz findet und die Gruppe zusammenwächst, so dass aus Einzelkämpfern ein Team entsteht. Dazu braucht es Fähigkeiten im sozialen Bereich. Mit sozialen Kompetenzen wie Kommunikationsund Konfliktfähigkeit, emotionaler Intelligenz, und Führungskompetenz lassen sich die Menschen anleiten und die Teamprozesse begleiten und steuern.

Teamphasen erkennen und steuern In der Entstehung eines Teams lassen sich verschiedene Phasen erkennen: das „forming“ (= das Entstehen, das Formen), das „storming“ (= die stürmische Phase), das „norming“ (= das Erstellen von Normen) und das „performing“ (= die produktive Arbeitsphase). Die erste Phase eines entstehenden Teams, das „forming“, ist geprägt durch das Kennenlernen und Zusammenwachsen der Mitglieder. Zunächst herrscht noch Unsicherheit, man kennt sich noch nicht und weiß noch nicht genau über die Aufgabe des Einzelnen und die Betriebsabläufe Bescheid. Für eine erfolgreiche Teamarbeit ist es aber entscheidend, dass über wichtige Faktoren wie den Zweck und die Ziele des Teams, die Verantwortlichkeiten und Abläufe Klarheit herrscht und Einigkeit besteht. Normen, Regeln und Vorgehensweisen helfen dem Team, den Umgang miteinander erfolgreich zu gestalten. Die Aufgabe des Teamleiters in der „forming“Phase ist es, zu diesen Fragen klare Aussagen zu treffen und dadurch zunächst einmal Sicherheit zu vermitteln. ideaSpektrum 4.2011

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Ruhe bewahren und Einigung erzielen Sobald sich die Gruppe besser kennt, kommt es dann zu Diskussionen über diese Elemente. Die Gruppe tritt in die zweite Phase, das „storming“ ein. Unterschiedliche Vorstellungen der Teammitglieder treten jetzt zutage – manchmal mit einiger Vehemenz. Ein professioneller Teamleiter kennt und versteht die verschiedenen Etappen. Er weiß um die Gefahren in jeder Phase und kennt seine sehr unterschiedlichen Aufgaben in den verschiedenen Abschnitten der Teamentwicklung. So wird er in dieser vielleicht heißen und kämpferischen „storming“-Phase die Ruhe bewahren, helfen, die Fragen und unterschiedlichen Sichtweisen zu klären und darauf achten, dass die Auseinandersetzungen verkraftbar bleiben. Im darauffolgenden „norming“, der „Vertragsphase“, geht es darum, in den hervorgetretenen unterschiedlichen Vorstellungen Einigung zu erzielen. Die Aufgabe des Teamleiters ist nun wieder eine andere. Er wird moderieren und sorgfältig darauf achten, dass klare Vereinbarungen getroffen werden. Mit diesen Abmachungen kann die Gruppe in die produktive Arbeitsphase eintreten. Jetzt ist das Gruppenklima im Idealfall von Kooperation geprägt und das Team arbeitet effektiv und effi zient. In dieser Phase ist der Teamleiter eher Beobachter. Er hält sich zurück und greift nur ordnend ein, wenn Schwierigkeiten auftauchen.

Herausforderungen annehmen Es ist herausfordernd, die eigene Persönlichkeit, organisatorische Dinge, Verantwortlichkeiten, Ergebnisse, Teamphasen und die Menschen mit ihren persönlichen Eigenarten im Blick zu behalten. Aber die gute Nachricht ist: Man kann es lernen. Auch das Autofahren ist für den Anfänger zunächst schwierig. Gleichzeitig schalten, lenken, kuppeln, die Straße und die Verkehrsschilder im Blick behalten und auch noch auf die anderen Verkehrsteilnehmer achten. Gott sei Dank hat man da jemanden, der neben einem sitzt und hilft, die Dinge zu koordinieren und zu lernen. Das Autofahren erscheint dem geübten Fahrer als eine einfache und normale Sache, es erfolgt ganz automatisch. Und so ist es auch mit der Teamführung. Mit der entsprechenden Einweisung und der nötigen Praxis lässt sich auch ein scheinbar chaotischer Menschenhaufen in ein effizientes Team verwandeln. P

Die Autorin, Susanne Kleider, lebt in Uffing (zwischen München und Garmisch-Partenkirchen), ist verheiratet und hat drei Kinder. Als Selbstständige berät und schult sie seit 2004 rund um das Thema Führungskräfteentwicklung. Sie ist Bereichsleiterin für die „xpand-leadershipacademy“ in Deutschland.


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Gemeindemitarbeiter

Dienet dem Herrn mit Freuden! Kein Zweifel: Leben und Arbeiten ist mit Stress verbunden. Damit haben wir uns abgefunden. Oder lässt sich das vermeiden? Zumindest müsste es doch möglich sein, innerhalb einer christlichen Gemeinde Arbeit zu tun, ohne aufgrund von Enttäuschungen, Frustration oder Überarbeitung auszubrennen. Gelingen kann das, wenn man sich einmal die Zeit nimmt, über die eigene Situation nachzudenken. Denn der Sieg über den Stress ist eine Einstellungssache. Ein Beitrag von Matthias C. Wolff. Klagen über Stress gehören zum Alltag. Was früher den Beruf von Notärzten und Managern zu kennzeichnen schien, wird heute auch Schulkindern und Rentnern attestiert. Das bundesdeutsche Stressmantra „Ich hab keine Zeit!“ gehört zu den häufigsten Redewendungen der Gegenwart. Neben wachsenden Anforderungen in einer härter werdenden Berufswelt und dem immer komplizierteren Spagat zwischen Familie und Arbeit treten für Christen die Aufgaben und Dienste in der Gemeinde. Wenn der Kollege zum Tennis geht oder der Nachbar den Grill aufbaut, sieht man Christen auf dem Weg zum Gottesdienst oder in Vorbereitung auf den nächsten Hauskreisabend. Dienste, in die m a n f reud ig und motiviert

gestartet ist, werden jedoch bei manchen im Laufe der Zeit zur mühsamen und freudlosen Pflicht.

Was ist überhaupt Stress? Stress ist das Gefühl, den Aufgaben oder Erwartungen nicht gewachsen zu sein. Man kann sich nicht mehr vorstellen, alles zu schaffen, was man will oder soll. Es stellt sich das Empfinden ein, mit sich selbst und allen Verpflichtungen so abgefüllt zu sein, dass der Gemeindedienst zur Belastung wird. „Dient dem Herrn mit Freuden!“ (Ps. 100,2) ist dann nur noch ein historisches Lieddokument. Stress ist aber auch Begleiterscheinung jeder Veränderung. Ein Leben ohne Stress wäre ein Leben ohne Herausforderungen und damit auch ein Leben ohne Wachstum und Fortschritte. Wer glaubt, Stress in seinem Leben ganz vermeiden zu können, der hat auch keine Ziele mehr vor Augen. Paulus gibt sich lieber kämpferisch: „Kämpfe den guten Kampf des Glaubens!“ (1. Tim. 6,12). In diesem Kampf geht es darum, Böses mit Gutem zu überwinden. Das neue Leben, das Gott in den Christen hineingelegt hat, setzt sich gegen die alte egoistische Natur des Menschen durch. Ein guter Kampf, weil er uns Jesus ähnlicher macht. Aber es ist und bleibt ein Kampf. Und der bedeutet Stress! Wir wollen Gott und den Menschen dienen; wir wissen, dass es um ewige Werte geht; wir sind motiviert, uns zu investieren, weil wir von der Sache Jesu überzeugt sind. Aber wir brauchen auch Antworten auf die Hilferufe, die in fast jeder Gemeinde zu hören sind:

1. „Ich habe keine Zeit!“ – Überlastung Wer über Zeitmangel klagt, sollte überprüfen, ob Zeit und Kraft nicht zu sehr in unproduktive Tätigkeiten fl ießen oder gar vertrödelt werden. Zunächst einmal hat jeder die gleiche Zeit zur Verfügung. Doch wofür wird sie genutzt? Zeit haben oder nicht ist eine Frage der Priorität. Was ist wirklich wichtig? Wer auf diese Frage nur schwammige Antworten hat, der macht vermutlich zu viel. Ein Gemeindemitarbeiter braucht eine klare Sicht dessen, was sein Auftrag ist. Anforderungen von anderen an uns gibt es genug; ein klares Erkennen des eigenen Auftrags hält den ideaSpektrum 4.2011


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Zeitplan unter Kontrolle. Überarbeitung ist kein Zeichen besonderen Eifers oder gar herausragender Liebe zu Gott. Eine Rangliste neben dem Terminkalender kann helfen, Wichtiges von Dringlichem zu scheiden.

2. „Der Boden ist zu hart“ – Macht der Sorge Misserfolg wird scheinbar erträglicher, wenn man ihn den Umständen zuschreiben kann. Doch Veränderung kommt nur, wenn die Ausreden aufhören und Verantwortung übernommen wird. Im Übrigen sind Christen dazu da, die Umstände zu ändern. Sie sind Gestalter der Zukunft. Und wenn sich die Umstände nicht ändern lassen, dann braucht es eine neue Einstellung dazu. Jeder entscheidet, ob er in einer Situation eher die Chancen oder die Risiken sieht. Manche Christen starren durch das trübe Glas ihrer Pessimismusbrille und können allem nur eine schlechte Seite abgewinnen. Es wird Zeit, Gottes Perspektive in eine Sache hineinzubringen. Das nennt man auch Glauben.

3. „Es bringt alles nichts!“ – Frustration Ungelöste Probleme und nichterhörte Gebete, Grenzerfahrungen und Frusterlebnisse – nichts davon wird ausbleiben. Die wenigsten Christen erreichen alles, was sie sich vorgenommen haben. Wer sich Ziele setzt und Erwartungen hegt, der muss auch lernen, mit Enttäuschungen fertig zu werden. Es lohnt sich aber auch zu fragen, ob man mit seinen Vorhaben noch im Willen Gottes steht. Manche haben sich zu viel vorgenommen, ihnen geht der eigene Ehrgeiz durch. Doch wer die Sicherheit hat, Gottes Auftrag auszuführen, der kann auch mal Rückschläge einstecken und Misserfolge verarbeiten. Und übrigens, dass „alles nichts bringt“, ist nicht nur eine Übertreibung, sondern schon eine Lüge.

4. „Die wollen mich fertigmachen!“ – Gegenwind Konflikte mit anderen Menschen lassen sich nicht vermeiden. Aber unter Umständen hat man selbst Anteil am Widerstand der anderen. Mit den richtigen Partnern an der Seite lässt sich eine Menge erreichen. Wenn aber Feindschaft besteht oder menschliche Krisen die Atmosphäre belasten, wenn andere unzufrieden mit Leistung, Dienst oder gar der Persönlichkeit sind, kann der Spaß an der Aufgabe schnell wegschmelzen. Doch wichtig ist es zunächst, echte Feindschaft von eingebildeter Gegnerschaft zu unterscheiden. „Vermute das Gute!“ sollte die Grundhaltung eines christlichen Mitarbeiters sein, der sich Kritik oder Widerstand ausgesetzt sieht. Vor allem ist es aber unverzichtbar, sich eine gewisse Widerstandsfähigkeit zuzulegen, wenn man anderen Menschen dienen will. Denn Missverständnisse oder Gegnerschaft wird es immer geben. „Ich bin so verletzt“ ist eine Modediagnose bei christlicher Beziehungsunfähigkeit. Bei näherem Hinsehen stellt sich oft heraus, dass nur Stolz und Eitelkeit verletzt wurden. Doch die sollten eigentlich schon gestorben sein. ideaSpektrum 4.2011

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5. „Du machst mich verrückt!“ – Beziehungsprobleme Zu Hause geht‘s drunter und drüber, aber in der Gemeinde ist man der unentbehrliche Held der Arbeit. Das wird nicht lange gutgehen. Wer in zerrütteten Ehe- oder Familienverhältnissen lebt oder für Zwietracht und Streitsucht bekannt ist, der wird kaum in Gemeindearbeit erblühen können. Ein gesundes Beziehungsleben ist unverzichtbar für einen christlichen Leiter. Da lohnt es sich, lieber mehr Zeit in die Familie zu investieren, als noch eine Dienstpflicht zu erledigen. Am Ende wird ein Leben nicht nach der Zahl der Seelsorgegespräche oder Predigtstunden beurteilt, sondern nach der Qualität von Beziehungen. Die Bibel spricht ganz einfach von Liebe.

6. „Wenn ich so wäre!“ – Vergleiche Manche sind besser als wir, da werden wir schnell neidisch; andere sind schlechter, da kommt der Stolz. Man kann sich mächtig unter Druck setzen, wenn man sich ständig mit anderen vergleicht. Dabei wird jeder anhand seiner Gaben und seines Auftrages gemessen – und nicht im Vergleich zu irgendeinem anderen. Was ist aus Gottes Möglichkeiten in meinem Leben geworden?

7. „An mir liegt es nicht!“ – Verborgene Sünde Vielleicht doch! Auch die persönliche Sünde kann Problemquelle sein. Möglicherweise klappt manches in Mitarbeit oder Führungsverantwortung nicht, weil Schuld der Vergangenheit nicht geklärt ist oder heimliche Sünden die Gottesbeziehung trüben. Nichts scheint so schwer, wie eigene Schuld einzugestehen. Doch nur das Bekenntnis führt zur Vergebung. Und wer Gottes Vergebung empfangen hat, der kann auch anderen vergeben. Denn sonst kann das, was andere mir angetan haben, zu Bitterkeit und Unversöhnlichkeit führen und damit zur eigenen Sünde werden. Zu viel Arbeit ist selten der alleinige Grund für Stress. Vieles kann eine Rolle spielen. Ein Christ tut gut daran, sich immer wieder Zeit zu nehmen, sein Leben zu durchleuchten. Denn die Balance unseres Daseins beginnt in unserem Kopf. Der „Philosophenkaiser“ Marc Aurel (121–180 n. Chr.) hat einmal gesagt: „Unser Leben ist das, was unsere Gedanken daraus machen.“ P

Der Autor, Matthias C. Wolff, ist verheiratet, Vater von vier Kindern und Pastor der Christengemeinde Elim in Hamburg. Außerdem ist er Vorsitzender der „Evangelischen Allianz Hamburg“ und der ökumenischen Initiative „Gemeinsam für Hamburg“. Sein Buch „Voller Einsatz. Sieben Überlebenshilfen für gestresste Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Gemeinden“ ist im Neukirchener Verlag erschienen.


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Auch heute noch gut beraten mit Knigge

Guter Stil in der Arbeitswelt Bei vielen Vorstellungsgesprächen geht es heute auch um die Frage: Kann sich der neue Mitarbeiter auch in schwierigen Situationen stilvoll bewegen? Dazu Empfehlungen von Rainer Wälde, Berater und Trainer (Limburg). Zunächst einmal zeigt eine Person grundsätzlich dann gute Umgangsformen, wenn sie nicht immer und überall nur ihren eigenen Vorteil sucht und ihre Wünsche durchsetzt. Unsere Gesellschaft kann auf Dauer nur im gegenseitigen Nehmen und Geben funktionieren. Zeigen Sie Ihrem Gegenüber möglichst in allen Lebenslagen Ihr Verständnis und signalisieren Sie ihm Hilfsbereitschaft, wenn es die Situation erfordert. Und bitte versuchen Sie auch mit unbequemen Zeitgenossen höflich umzugehen. Wenn Sie unter diesem Vorzeichen die folgenden Beispiele beachten, werden Sie schnell entdecken, dass gute Umgangsformen wirklich Spaß machen. Sie erleichtern das tägliche Miteinander und helfen, auch in schwierigen Situationen stilvoll aufzutreten.

kommen, Herr Albrecht“. Diese neutralen Formulierungen wirken nicht so gestelzt wie „Angenehm, Meier“ oder „Sehr erfreut“. Beim offiziellen Vorstellen und beim formlosen Bekanntmachen gibt es eine Grundregel: Der „König“, also der Ranghöhere, erfährt zuerst die „frohe Kunde“, das heißt den Namen des „Rangniederen“. Im Privatleben sind die „Könige“ zum einen ältere Menschen, zum andern die Damen. Ein Beispiel: „Opa, das ist der Nachhilfelehrer von Tobias, Herr Schuster.“ „Herr Schuster, das ist mein Großvater, Herr Prick.“ Im beruflichen Leben haben der Vorgesetzte und der Kunde Vorrang. Hier spielen Geschlecht und Alter keine Rolle. Im Zeitalter der Gleichberechtigung gibt es auch genügend Abteilungsleiterinnen und junge Chefs. Hier zählt auch heute noch ausschließlich der Rang.

Wir sind (fast) alle gleich

König Kunde

Im Geschäftsleben spielt die Firmenhierarchie immer noch eine wichtige Rolle. Nur am Urlaubsstrand befinden wir uns alle auf einer Ebene. Im Bikini oder in der Badehose gibt es keine Hierarchie. Doch im alltäglichen Miteinander spielen die Ebenen immer noch eine entscheidende Rolle. Und das fängt schon bei der Begrüßung an. Im gesellschaftlichen Umgang gilt immer noch die Regel: Der Mann grüßt zuerst die Dame, der Jüngere den Älteren, der Einzelne die Gruppe. Im beruflichen Alltag gilt: Der Rangniedere grüßt zuerst den Ranghöheren, der Mitarbeiter zuerst den Kunden. Ein kluger Chef sollte diese Regel auflockern und den Mitarbeiter grüßen, wenn er ihn zuerst sieht. Bedenken Sie, dass Sie als Dame, als Älterer oder als Vorgesetzter jederzeit die Regeln aufheben, also zuerst grüßen dürfen. Gute Umgangsformen haben heißt: die Spielregeln kennen, aber nicht unbedingt darauf bestehen.

Eine besondere Regelung gilt im Kontakt mit Kunden. Hier begegnen sich Chef und Besucher auf einer Ebene. Wenn der Kunde eintritt, sollten Sie aufstehen und ihn so auf seiner Ebene begrüßen. Genauso selbstverständlich werden Sie Ihrem Kunden einen Platz anbieten und sich anschließend zu ihm setzen, anstatt stehend auf ihn einzureden. Wenn Sie als Frau einen männlichen Kunden begrüßen, sollten Sie ebenfalls aufstehen und ihn willkommen heißen. Dabei ist in unserem Kulturkreis das Händeschütteln immer noch ein gängiger Brauch, um die anfängliche Distanz zu überwinden.

Vorstellen und bekanntmachen Das offizielle Vorstellen gibt es heute kaum noch, außer bei Staatsempfängen oder im geschäftlichen Bereich. Im Privatleben und im beruflichen Alltag macht man sich dagegen bekannt oder wird miteinander bekanntgemacht. Dieses Bekanntmachen sollte möglichst natürlich ablaufen. Die alten Floskeln „Darf ich vorstellen?“ oder „Gestatten Sie, mein Name ist …“ sind nicht mehr zeitgemäß. Sagen Sie ganz einfach: „Guten Tag, ich bin Peter Albrecht“ oder „Das ist meine Frau Claudia“. Als Antwort können Sie erwidern „Guten Abend, Frau Albrecht“ oder „Herzlich will-

Korrekte Anrede „Könige“ wollen mit dem korrekten Namen angesprochen werden. Nicht nur im persönlichen Gespräch, sondern auch am Telefon. Den Kunden einmal falsch anzusprechen ist schon peinlich. Deshalb sollten Sie spätestens bei der Wiederholung aufmerksam zuhören oder in schwierigen Fällen freundlich um eine Buchstabierung bitten: „Ich möchte Sie gerne richtig ansprechen – würden Sie mir bitte Ihren Namen buchstabieren?“. Zur korrekten Anrede gehört grundsätzlich der Titel: „Guten Abend, Herr Professor Ramminger“ – aber nur in Verbindung mit dem Namen und nur für den „Träger.“ Die Ehefrau von Professor Ramminger wird einfach mit „Frau Ramminger“ angesprochen (natürlich nur, sofern sie nicht selbst Professorin ist). Auch die Version „Guten Morgen, Herr Doktor“ ist nur in einer Klinik oder Arztpraxis angebracht. Alle anderen (nicht akademischen) Titel werden nicht genannt. P ideaSpektrum 4.2011


DI E K LE I N E K A NZ E L

» Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis wandeln, sondern wird das Licht des Lebens haben. «

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Winfried Kohler (Zellingen bei Würzburg) ist Pfarrer im Schuldienst am MozartSchönborn-Gymnasium in Würzburg.

Johannesevangelium 8,12

Wie wird mein Leben wieder hell? Warum ist es in uns Christen oft so finster? Woher kommen Frust, Entmutigung, Gleichgültigkeit? Weil wir Jesus – unser Licht – nicht mehr wahrnehmen. Doch das muss nicht so bleiben! 1. Glauben Sie, dass er da ist, auch wenn wir ihn nicht sehen! Wir glauben doch auch, dass die Sonne scheint – trotz Nebel, Wolken, Stürmen, sogar nachts! Jesus ist bei mir, auch wenn ich nichts spüre. Nicht die Wirklichkeit hat sich verändert, sondern nur meine Wahrnehmung. 2. Bitten Sie um Offenbarung! Niemand kann Gottes Nähe wahrnehmen, wenn sich Gott nicht selbst zeigt. Dass er sich zeigen will, hat er in Jesus klargemacht! Mit dieser Bitte rennen wir bei ihm offene Türen ein. 3. Bitten Sie: Herr, zeige mir meine Sünden! Ich möchte ein reines Herz haben. Wer so betet, sollte sich allerdings auf erschreckende Blicke in die Abgründe der eigenen Seele gefasst machen. Doch wenn er den neu entdeckten Müll – am besten gemeinsam mit einem Seelsorger – vor Gott bringt, wird er erleben, wie das Herz warm und die Seele hell werden.

4. Predigen Sie sich selbst! „Der Glaube kommt aus dem Hören“ (Römer 10,17). Hören Sie nicht auf die Umstände und Ihre Gefühle! Wer den Gedankenschrott glaubt, den negative Umstände in unserem Kopf hinterlassen, erlaubt dem Teufel (und missmutigen Zeitgenossen), das eigene Lebensgefühl zu bestimmen. Bekämpfen Sie das Dunkel mit Gottes Wort: „Der Herr ist mein Licht und mein Heil, vor wem sollte ich mich fürchten?“ (Psalm 27,1). Die Nacht wird aus unserer Seele weichen, wie Jesus den Versucher vertrieb. 5. Suchen Sie die innere Begegnung mit dem auferstandenen Herrn! Bauen Sie in Ihren Alltag immer wieder fünf Minuten Stille ein: „Herr, hier bin ich. Ich will auf dich hören.“ Gott wird mit Ihnen sprechen: durch ein Bibelwort, einen bildhaften Eindruck, inneren Frieden. 6. Danken Sie Gott für das, was Sie schon mit ihm erlebt und von ihm empfangen haben! Die Erinnerung an das Gute, an Gottes Hilfe erhellt den Blick und gibt Hoffnung für die Zukunft: Der mir gestern geholfen hat, der lässt mich auch morgen nicht im Stich! P

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PORTRÄT

Wie ein Lokführer die rechte Schiene fand RAILHOPE Schon in seiner Kindheit fragte Alain Petitmermet, heute Lokführer der SBB, intensiv nach Gott. Als sich seine Suche in der Esoterik und im Okkultismus als Stumpengeleise erwies, begann er, die Bibel zu lesen. Und Gott liess sich finden. Ich bin nicht in der christlichen Tradition aufgewachsen. Schon in meiner Kindheit – ich wurde 1962 geboren – habe ich darunter gelitten, keine Antworten auf meine existenziellen Fragen zu erhalten. Früh interessierte ich mich darum für übersinnliche Praktiken. Aber in jedem esoterischen System, mit dem ich in Berührung kam, stellten sich Zweifel über die An- oder Abwesenheit von Gott ein. Ich suchte ihn, und weil ich ihn nicht fand, setzte ich meine Suche anderswo fort. 1988, während meiner Ausbildung zum Lokomotivführer in Genf, wurde ich eines Abends zu Freunden eingeladen. Unter den Gästen waren Spiritisten und ein Hellseher aus Frankreich. Dabei kritisierten wir die Kirche heftig, wir betrachteten sie als Bastion des Obskuren aus dem Mittelalter. Schon auf dem Heimweg machte ich mir Vorwürfe, dass ich eine Institution derart verleumdet hatte, über die ich gar nichts wusste. Am nächsten Morgen kaufte ich mir eine Bibel, um meine Wissenslücken zu füllen. Die Lektüre war für mich eine Entdeckung! Nichts entsprach dem Bild, das ich mir von ihr gemacht hatte. Die Überlegenheit der biblischen Offenbarung im Vergleich zu allen anderen religiösen Schriften, die ich besass, erschien mir so eindeutig. Auf einer öffentlichen Deponie verbrannte ich all

meine spiritistischen, okkulten und mystischen Bücher. Ich war dabei, den Weg zu finden, der zu Gott führte, aber ich war ihm noch nicht begegnet. Ich konzentrierte von nun an meine Kräfte auf das Verständnis der Bibel. Ich kam der Sache schnell auf den Grund: das Kreuz, welches Geheimnis! Es gab ein Mysterium zu durchdringen, über den wirklichen Sinn des Todes von Jesus, und ich setzte meine ganze Energie ein, um diesen zu verstehen. Eines Nachts stand im Traum ein Mann vor mir und blies mir über das Gesicht. Ich spürte, dass meine Haare mitgerissen wurden durch die Stärke dieses Windes. Dieses Erlebnis war wirklich sehr real. Ich wusste sofort, dass dieser Mann Jesus war, denn er glich den religiösen Bildern, die ich von ihm kannte. Später begriff ich, dass er mir in jener Nacht seinen Heiligen Geist gesandt hatte, damit ich das Evangelium erfassen konnte. So kam nach und nach Licht in meinen Geist, bis zu jenem Abend, als ich aus voller Seele ausrief: „Ich hab’s gefunden! Ich hab’s begriffen! Es ist für mich! An meiner Stelle ist er gekreuzigt worden! Er hat die Bestrafung meiner Fehler freiwillig auf sich genommen – weil er mich liebt!“ Nach der Hinwendung zu Gott habe mich auf die Suche nach Christen gemacht, um mich taufen zu lassen.

Kurze Zeit später habe ich meinen Beruf verlassen, um Theologie zu studieren. Ich wollte Pfarrer werden. Das liess sich aber nicht realisieren, da meine Berufung meinem geistlichen Berater verfrüht erschien. So entschied ich mich nach einem Jahr Studium, meinen Beruf wieder aufzunehmen. Ich kann heute bezeugen, dass Jesus die Wahrheit ist. Der Glaube an ihn allein kann uns von der Gottentfremdung retten. Er verlangt weder Geld noch Opfer, sondern einfach den Glauben an sein Evangelium. Verrückt für den Menschen, der darauf verzichtet! Heute bin ich Lokführer und Pfarrer zugleich. Im Auftrag der Vereinigung „RailHope – Christen bei Bahnen und Ö.V.“ bin ich ehrenamtlich als RailPastor unterwegs. So begleite ich Bahnpersonal geistlich und helfe beim Aufbau von lokalen RailHope-Treffpunkten in der französischen Schweiz mit. P

DAS WORT DER WOCHE » Dass Christen verfolgt werden, wollen manche hierzulande nicht wahrhaben. Dabei ist die Sache einfach. Man muss sich nur fragen: Werden in christlichen Ländern Moslems an der Ausübung ihrer Religion gehindert und Moscheen abgefackelt? Oder ist das eher die Erfahrung von Christen, die das Pech haben, im Irak, in Pakistan und in Nigeria zu leben? « Der jüdische Publizist Henryk M. Broder in der Tageszeitung „Die Welt“ (Berlin) ideaSpektrum 4.2011


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