Idea Spektrum 05/2011

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Spektrum Nr. 05

2. Februar 2011

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Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt

Wenig Nächstenliebe

Seite 7: Evangelisation

«Boppi» und Bühlmann geben neue Impulse

zwischen Kirche und Medien

Seite 8: Züri-Seminare

Freikirchen spannen in Weiterbildung zusammen Seite 12: Firmenporträt

KMU aus Altdorf baut an der Bahnzukunft mit Seite 22: Peter Hahne

Neues Buch «Nur die Wahrheit zählt» Seite 24: Dschungelcamp:

Auch zehn Millionen können sich irren

Professor Thomas Merz über ein wichtiges, aber schwieriges Verhältnis

Seite 4

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INSERATE

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Spektrum Nr. 3

Nachrichten

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Welt

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Andreas Walker zum Thema „Ho Ăźber seine Studie ffnung 2011“ Seite 4

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Das Internet hilft bei der Suche nach Gott

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GRÜEZI

Viel Religion, wenig Gott Sind unsere Medien frömmer, als oft beklagt? In 70 bis 80 Prozent der Sendezeit von Schweizer Fernsehprogrammen tauchen religiöse Symbole oder Gebäude auf. Man sieht Kirchen, vernimmt Ausrufe wie «Mein Gott!», hört Musik mit religiösem Hintergrund. Das zeigt ein nationales Forschungsprogramm «Religionsgemeinschaften, Staat und Gesellschaft». Punkto Qualität jedoch ist das Ergebnis ernüchternd: Die Informationen über Religion und Kirche sind meist «oberflächlich». Das Unwissen über religiöse Themen ist gross. Die christliche Botschaft wird kaum vermittelt. Fazit: In unsern Medien gibt es viel Religion, aber wenig Gott. Der Befund überrascht nicht. Andere Studien belegen, dass sich die meisten Journalisten politisch als links oder linksliberal einstufen. Sie nennen sich aufgeklärt und aufgeschlossen. Sie schwimmen mit dem Mainstream. Und der hat nicht viel übrig für Gott und Glauben. Journalisten von nationalen Medien, die sich als fromm bezeichnen würden, kann man an einer Hand abzählen. Doch Distanz und Desinteresse sind durchaus gegenseitig: In der Kirche gibt es kaum ernsthafte Gesprächspartner für die säkularen Medien. Und auch kaum medientaugliche Angebote. «Es schmerzt mich oft auch», sagt der Zürcher Medienpädagoge Thomas Merz in unserm Interview, «wie schlecht die Kirchen selbst ihre Botschaft oder ihre Leistungen verkaufen.» (Seite 4) Christen sind überzeugt davon: «Wir haben den Menschen das Beste für das Leben und das Sterben anzubieten.» Doch

sie tun mit ihrer Medienarbeit nicht das Beste dafür. Christliche Ausbildungsstätten schulen ihre Besten kaum dafür. Christliche Gemeinden motivieren ihre Besten nicht dazu. Man suhlt sich lieber in den Vorurteilen gegenüber den Medien. Und bekräftigt so die alten Klischees der Medien über die Kirche. «Oberflächlichkeit» weist die erwähnte Studie den kirchlich zugewandten Medienprofis nach. «Für mich ist sicher die Oberflächlichkeit etwas vom Problematischsten», bestätigt Professor Thomas Merz. Oberflächlichkeit greift auch unter Christen um sich. Auch in freikirchlichen Kreisen. Man wählt die Kirche als Mittel, ohne nach der Mitte zu forschen. Man zieht das Wirken in die Breite, ohne in die Tiefe zu graben. «Nur die Wahrheit zählt», heisst der Titel des neuen Buches von Peter Hahne. Wir bieten in dieser Ausgabe einen Vorabdruck. Der deutsche TV-Mann und Bestseller-Autor landet unweigerlich bei dem, der sagt: «Ich bin die Wahrheit.» (Johannes 14,6) Die Wahrheit ist letztlich eine Person: Jesus Christus. Ohne diese Wahrheit, ohne sein Evangelium bleiben Kirchen und Medien an der religiösen Oberfläche. Doch wie kommt Gott mehr in die Medien? «Offene Kontakte mit Medienschaffenden und aktive Information», empfiehlt Medienpädagoge Merz. Sehr passend: Beziehungspflege liegt heute in Kirchen und Gemeinden stark im Trend. Nur von Freundschaften mit Medienleuten ist noch kaum die Rede. ANDREA VONLANTHEN

3 BIBLISCH Ein Lieblingsbibelwort von Yvonne Waldboth, reformierte Pfarrerin, Polizeiseelsorgerin und Seelsorgerin für Rettungskräfte in Stadt und Kanton Zürich:

«Goldene Äpfel in silbernen Schalen, so ist ein Wort, das zur rechten Zeit gesprochen wird.» (Sprüche 25,11) «Eigentlich finde ich, dass in allen Lebensbereichen, auch in unseren Kirchen, eher zu viel als zu wenig geredet wird. Ich selbst suche als Seelennahrung eher die Stille und ziehe mich im Alltag immer wieder gern in die gefüllte Ruhe einer leeren Kirche zurück. Manchmal tue ich das auch mit Menschen, die mich als Seelsorgerin aufsuchen, wenn ich merke, dass sie offen sind für ein Gebet. Wenn es dann gelingt, dass Wor te eine Gefühlslage erfassen können, Menschen sich in einem Bibelwor t oder einem altbekannten Gebet verstanden und getragen fühlen, kommen mir die geschenkten Wor te tatsächlich vor wie eine Fruchtschale des Glaubens; ein Vitaminschub fürs Leben mitten in der kraftvollen Stille.» www.polizeiseelsorge.ch

WÖRTLICH «Bei uns sehen die Leute ihren Einsatz als Dienst an der Allgemeinheit, das prägt alle. Wir sind eine kostenlose Enzyklopädie für alle Menschen auf diesem Planeten in ihrer eigenen Sprache. Das ist die Mission.» Jimmy Wales, Gründer der frei zugänglichen Online-Enzyklopädie Wikipedia, soeben mit dem Gottlieb-Duttweiler-Preis ausgezeichnet, im «Tages-Anzeiger». Wikipedia zählt heute weltweit über 400 Millionen Leser. Reklame

Praktisch

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BRENNPUNKT

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Professor Thomas Merz über das schwierige Verhältnis zwischen Medien und Kirche

«Echte Religiosität kommt in den Medien kaum vor» zeigt klar: Es sind die Emotionen, die zuverlässig hohe Einschaltquoten bringen. Das führt dann zur problematischen Situation, dass unzählige, für die Gesellschaft wertvolle Dienste und Aufgaben kaum mediale Aufmerksamkeit erhalten. Im Vordergrund stehen Skandale – oder oft genug auch zum Skandal aufgebauschte Kleinigkeiten.

Vertreter der Kirche sollten zu Medienschaffenden einen offenen Kontakt pflegen und stets aktiv informieren. Das meint Thomas Merz, Professor für Medienbildung an der Pädagogischen Hochschule Zürich. Der katholische Medienpädagoge äussert sich auch zu Klischees über die Kirche. Und über die «Gefahr» durch fromme Lehrer.

«idea Spektrum»: Worüber haben Sie zuletzt bei der Zeitungslektüre den Kopf geschüttelt? Thomas Merz: Das war nach dem «Swiss Award». Im «Tages-Anzeiger» kritisierte der Kommentator, dass das Publikum zwei unbekannte Helfer in Haiti gewählt habe anstelle eines «Weltstars». Ich hingegen habe mich gefreut, dass damit nicht einfach plumpe Prominenz ausgezeichnet wurde, sondern zwei Personen, die wirklich etwas Sinnvolles tun. Welche Fernseh-Sendung lassen Sie sich nicht entgehen? Da gibt es nicht eine bestimmte. Schon als Kind haben mich stets alle Sendungen interessiert, die sich mit Sachthemen befassten. Ich schätze vertiefte Hintergrundsendungen genauso wie gute Dokumentarfilme. Auch aktuelle Informationsmagazine schaue ich dann gern, wenn sie wichtige Themen aufgreifen und mehr als Oberflächlichkeit bieten. Das gilt übrigens auch für Unterhaltungssendungen. Auch hier erwarte ich eine Aussage, einen Sinn… Welche Sendungen können Sie sich gerne sparen? Als Medienpädagoge sage ich zu

Zur Person Thomas Merz-Abt, 48, verheiratet und Vater von drei Jugendlichen. Seit 20 Jahren in der Lehrerbildung tätig, heute Professor für Medienbildung an der Pädagogischen Hochschule Zürich, zuvor Dozent für Religionspädagogik und Didaktik der Lebenskunde. Zahlreiche Publikationen und Referate im deutschsprachigen Raum. Lizentiat in Theologie mit Nebenfach

«Immer mehr Oberflächlichkeit»: Professor Thomas Merz.

den Studierenden: «Man kann auch die dümmsten Sendungen intelligent schauen.» So schaue ich oft auch Sendungen, einfach um Trends zu verfolgen oder um zu erfahren, mit welchen Fragen und Vorstellungen Kinder und Jugendliche konfrontiert werden. So schaute ich kürzlich sogar das «Dschungelcamp» – das hielt ich dann aber nicht sehr lange aus.

Katholiken und Muslime kommen in den Medien laut einer neuen Nationalfonds-Studie am meisten vor. Was macht sie interessanter? Dahinter stecken verschiedene Gründe. Die katholische Kirche kommt mit ihrer Hierarchie natürlich der Personalisierung der Medien entgegen. Papst, Kardinäle, Bischöfe dienen sehr gut als Gesprächspartner, nur schon ihre Kleidung ist «fotogen und telegen». Dann kommt natürlich auch der Reichtum an Symbolhandlungen den Ansprüchen des Fernsehens entgegen. Der weisse Rauch bei der Papstwahl, eine Mitternachtsmesse mit Weihrauch Psychologie sowie Diplom in Kommunikationswissenschaft an der Universität Fribourg, Promotionsstudium in Medienpädagogik an der Universität Zürich. Die ersten beruflichen Erfahrungen sammelte er als Journalist, später Primarlehrer und Katechet. 16 Jahre Mitglied der katholischen Kirchenvorsteherschaft in Weinfelden, davon elf Jahre als Präsident. CVP-Mitglied des Thurgauer Grossen Rates.

und Kerzenlicht, Gregorianische Gesänge in einem alten Kloster und anderes mehr lassen sich sehr gut mit modernen Medien übertragen. Allerdings zeigte die Studie ja auch die Kehrseite. Gerade letztes Jahr stand die katholische Kirche über lange Zeit in grosser Kritik. Auch hier eignet sich dann die klare Hierarchie und weltweite Präsenz sehr gut für mediale Fortsetzungsgeschichten.

Muslime haben keinen Papst und keinen weissen Rauch… Bei Muslimen ist die Situation etwas anders. Als kleine Religion in der Schweiz haben sie noch nicht den Status des «Normalen». Dahinter kann durchaus von den Medien echtes Interesse stecken. Aber auch hier ist das Risiko stets da, dass sich Medien auf Einzelfälle stürzen. Der junge Schweizer, der zum Islam übertritt und eine extreme Haltung vertritt, ist interessanter als der 55-jährige Türke, der unauffällig seine Religion pflegt. Insgesamt zeigt ja die Studie auch, dass Katholiken und Muslime zwar in den Medien eher präsent sind, dass es aber selten das Interesse der Medien ist, wirklich etwas über deren Glauben zu erfahren. Pfarrer sind offensichtlich viel interessanter bei Missbrauch als beim Missionieren. Das halte ich tatsächlich für hoch problematisch, gilt aber weit über die Kirche hinaus. Je mehr die Medien um Aufmerksamkeit kämpfen müssen, umso mehr greifen sie auf alles zurück, was Emotionen verspricht. Die Medienforschung

Warum haben viele Medienleute ein derart schlechtes Bild von der Kirche? Ich erlebe mich selbst aufgrund meiner Biografie immer wieder in einer Doppelfunktion. Kirchenintern bin ich oft sehr kritisch. Tatsächlich ist aus meiner Sicht in den Kirchen vieles stehen geblieben. Da werden Fragen thematisiert, die niemanden interessieren. Da wird eine Sprache gesprochen, die viele nicht mehr verstehen. Da wird Wert gelegt auf Äusserlichkeiten, die nichts mit der Botschaft Jesu zu tun haben. Und es schmerzt mich oft auch, wie schlecht die Kirchen selbst ihre Botschaft oder ihre Leistungen verkaufen. Wenn ich das bedenke, kann ich natürlich viele Journalistinnen und Journalisten in ihrer kritischen Haltung gut verstehen. Und doch leisten die Kirchen ja auch viel Positives. Gegenüber Aussenstehenden muss ich auch auf all dies hinweisen, was die verschiedenen Kirchen nach wie vor an positiven Impulsen in unserer Gesellschaft einbringen und bewirken. Da will ich auch das Bild korrigieren, als wären keine Neuaufbrüche spürbar oder als wären die Kirchen längst überflüssige Relikte aus dem Mittelalter. Hier nehmen viele überhaupt nicht wahr, was da an Gutem von unzähligen Menschen für diese Gesellschaft geleistet wird. Es ist auf jeden Fall Aufgabe der Kirchen, sich in den öffentlichen Diskurs einzubringen, Fakten und Argumente vorzulegen – auch neue Medien vielfältig zu nutzen. Wie stark tragen die Medien zur schwindenden Religiosität und zum mässigen Kirchenbesuch der Bevölkerung bei? Das wäre für sich allein schon ein


BRENNPUNKT

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Abend füllendes Thema! Medien wirken in aller Regel nicht allein, aber sie haben eine Fülle von oft indirekten und versteckten Wirkungen. Sie präsentieren uns beispielsweise Lebensziele und Glücksvorstellungen. Sie bestimmen, was «in» ist. Sie verstärken sehr ausgeprägt bereits vorhandene Einstellungen und Haltungen. In ihrer Berichterstattung über die Kirchen prägen sie auch das Bild, das wir dann als typisch betrachten. Dieses Klischee der Kirchen beispielsweise, denen die Schäfchen in Scharen davonlaufen, wird von Medien seit Jahrzehnten immer wieder propagiert, trifft die Realität in weiten Teilen der Schweiz aber in keiner Weise. Medien prägen auch, worüber wir überhaupt nachdenken und worüber wir mit andern sprechen. Wenn echte Religiosität in den Medien kaum zur Sprache kommt, dann hat auch das einen Einfluss auf die eigene Auseinandersetzung.

Die erwähnte NationalfondsStudie zum Verhältnis zwischen Medien und Religion besagt, dass Journalisten kaum Interesse an Religion und auch kaum Kenntnisse über sie haben. Woran liegt das? Hier stehen wir tatsächlich vor einem interessanten Phänomen. Auf der einen Seite zeigen zahlreiche Studien, dass Glaube und Religion für viele – auch für junge – Schweizerinnen und Schweizer wichtige Themen sind. Aber sie gelten klar als Privatsache. «Niemand soll mir sagen, was ich zu glauben habe.» Das ist an sich nicht schlimm, doch wenn der Dialog fehlt, fördert dies keine Weiterentwicklung. Erst wo wir über ein Thema nachdenken, wo wir mit andern in einen Austausch treten, wo wir verschiedenen Ansichten begegnen und uns herausfordern lassen, erst dort können wir uns auch entwickeln. Mein Eindruck ist allerdings nicht, dass Journalistinnen und Journalisten wesentlich weniger wüssten als andere. Problematisch ist einfach, dass viele von ihnen offensichtlich auch nicht mehr wissen. Aber auch hier ist Religion keine Ausnahme. Die Arbeitsbedingungen ermöglichen es den Journalistinnen und Journalisten immer schlechter, sich in die Themen wirklich zu vertiefen, um darüber zu berichten. Laut Presseberichten werden

Auch die kirchliche Alltagsarbeit bekannt machen Was raten Sie einem Pfarrer oder Pastor, der mit seiner Kirche mehr Medienpräsenz gewinnen möchte? Thomas Merz: Ich war 16 Jahre in der katholischen Kirchenvorsteherschaft Weinfelden und habe Ende Jahr die Tätigkeit als Präsident abgegeben. Mir war in dieser Zeit sehr wichtig, offenen Kontakt mit Medienschaffenden zu pflegen und stets aktiv zu informieren. Dieser Kontakt ist entscheidend – und es ist wichtig, Journalistinnen und Journalisten mit Fakten zu beliefern. Dabei versuchte ich beispielsweise immer wieder, an-

hand von konkreten Einzelfällen auch die kirchliche Alltagsarbeit zum Thema zu machen. Bei einem Bericht über ein Jugendprojekt in Rumänien kann man auch etwas Grundsätzliches anhängen zum Engagement für die Jugend. Beim Freiwilligenfest kann man Fakten dazu liefern, wo sich die Mitglieder für die Gesellschaft engagieren. Es ist so gewissermassen eine Daueraufgabe, nach Ereignissen und Themen zu suchen, die zugleich interessant sind und etwas Wesentliches über die eigene Gemeinschaft aussagen.

fromme Lehrer gerade an Ihrer Pädagogischen Hochschule teils als «Gefahr» betrachtet. Was dachten Sie als Medienexperte über diese Berichte? Ich war hier natürlich insofern mitbetroffen, als ich Berichte las, die für mich nichts mit der Situation zu tun haben, wie ich sie selbst bei uns erlebe. Teilweise wurde ja das Bild präsentiert, als würde bei uns eine intolerante Religiosität geradezu gefördert. Das Gegenteil ist der Fall, indem klar darauf hingearbeitet wird, dass Lehrpersonen unabhängig von ihrer persönlichen Haltung in ihrer Dialogfähigkeit gefördert werden.

bewältigen, wenn wir sie mit aller Sorgfalt verstehen und auf dieser Basis reagieren wollen. Wenn ich im Internet die Zeitung lese, habe ich oft bei den Leserreaktionen das Gefühl, als müssten wir zwar zu allem eine Meinung haben, dass aber über nichts wirklich nachgedacht wird. Das finde ich sehr problematisch.

Wie beurteilen Sie als Christ die «Gefahr» durch fromme Lehrer? Massstab ist für mich der Berufsauftrag, der von der Bildungspolitik festgelegt wird. Eine Lehrperson muss Schülerinnen und Schüler unabhängig von ihrer Religiosität als wertvolle, eigenständige Persönlichkeiten respektieren und in ihrer Entwicklung fördern. Wer Schülerinnen und Schüler einseitig beeinflussen will, nimmt diesen Berufsauftrag nicht wahr. Doch dieser Anspruch gilt genauso für religionskritische Lehrpersonen. In der Regel nehmen Lehrpersonen diesen Auftrag sehr sorgfältig wahr. Welche Lehrer und welche Medienleute sind eine «Gefahr» für unsere Jugend? Für mich ist sicher die Oberflächlichkeit etwas vom Problematischsten. Ich schätze Menschen, die sich gewissenhaft in bestimmte Fragen vertiefen – auch wenn sie ganz andere Meinungen vertreten als ich. Wir werden die Herausforderungen unserer Zeit aber nur

Was müssten Pfarrer und Pastoren an Medienkompetenz in ihr Amt mitbringen? Etwas vom Wichtigsten ist aus meiner Sicht, dass sie gut zuhören können! Das klingt vielleicht etwas paradox. Aber wer gut predigen will, muss die Fragen der Menschen kennen, muss ihre Lebenssituation, ihre Sorgen und Wünsche kennen. Wer in Dialog mit Medienschaffenden tritt und sie überzeugen möchte, dass auch kirchliche Themen wichtig sind, muss ihre Argumente ernst nehmen. Es nützt nichts, ausgezeichnet formulierte Antworten zu geben auf Fragen, die gar niemand stellt. Das gilt auch für neue Medien wie Facebook oder Twitter. Nur wer zuhört, kann Menschen erreichen. Worüber würden Sie an Ostern gerne einen Leitartikel in der «Thurgauer Zeitung» schreiben? Darüber, dass dieser uralte Glaube, der in einer völlig anderen Welt und einer völlig andern Gesellschaft entstanden ist, bis heute nichts von seiner Aktualität eingebüsst hat. Was hindert Sie daran, diesen Artikel zu schreiben? Ich wurde bisher noch nicht gefragt… Inter view: ANDREA VONLANTHEN

5 PODIUM

Nikodemus am WEF Die wichtigsten Manager der Welt trafen sich letzte Woche wieder im winterlichen Davos, am Jahrestreffen des World Economic Forum, kurz WEF. Und wie schon in den Vorjahren diskutierten die vielen Herren über Grundwerte und Prinzipien in einer immer komplexeren Welt. Können die Leader des kapitalistischen Systems wirklich über Grundwerte oder Werte ganz grundsätzlich nachdenken und reflektieren? Natürlich können sie es, und hoffentlich tun sie es auch mit der grössten Ehrlichkeit. Aber im Kern ist eine Wertereflektion bei der Wirtschaftselite nur hilfreich, wenn damit auch ein wirtschaftsethischer Veränderungsanspruch einhergeht. Wer am Jahrestreffen über Grundwerte nachdenkt, reist nachher hoffentlich mit einer klareren ethischen Position nach Hause. Und dann ginge es im Konzern und in den Chefetagen um die ethische Verbindlichkeit. Aber daran hapert es. Kaum zuhause, geht es wieder um den Gewinn, um die Maximierung des Gewinns. Davos war schön, voller Dialoge. Aber ethische Konsequenzen erkennen wir wenige. Es gibt kaum ein sozial- und mitweltverantwortliches Unternehmertum in den Weltkonzernen. Getrieben vom Aktionariat und den Bankanalysten verdrängen die Sachzwänge der Renditesteigerung die Ethik- und Wertedebatten. Ist das Jahrestreffen darum nutzlos? Nein, ich hoffe trotzdem, dass nach Davos bei einzelnen Managern ein biblisches Nikodemuserlebnis haften bleibt. Vielleicht stellen Einzelne für sich in Davos schon die richtigen und offenen Fragen. «Wie kann das geschehen, was wir hier reflektieren?» Und vielleicht folgt als Antwort vereinzelt ein entsprechendes Handeln und Umorientieren. Vielleicht fanden dieses Jahr in Davos Nikodemusgespräche statt. Dann wäre das WEFJahrestreffen nicht nutzlos. ERIC NUSSBAUMER

Der Autor ist Nationalrat der SP und lebt in Frenkendor f BL.


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Gemeindemitarbeiter für junge Erwachsene 50-80% Unsere generationenverbindende Gemeinde mit Schwerpunkt Familien und Jugendliche ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Zur Verstärkung unseres Mitarbeiter/Innen-Teams schaffen wir eine zusätzliche Teilzeitstelle, um unsere Gemeindearbeit gezielt weiterzu entwickeln. Dazu suchen wir einen Mitarbeiter, der folgende Schwerpunkte abdeckt: -

Führung und Betreuung junger Erwachsenen Unterstützung verschiedener Teams im Bereich Lehre Durchführung pastoraler Dienste für alle Altersstufen Koordination der Arbeit der teilzeitlichen Mitarbeitenden

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EVANGELISATION

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Das Forum für Evangelisation von SEA und VFG regte zum Umdenken und Handeln an

Evangelisation: Nicht Event, sondern Lebensstil Gehaltvolle Referate, spannende Diskussionen aber auch Einsätze in den Strassen Zugs erlebten die 130 Teilnehmer am Forum für Evangelisation. Es fand vergangene Woche im Zentrum Ländli statt. Mit dabei: Profilierte Köpfe wie Andreas «Boppi» Boppart, Matthias «Kuno» Kuhn, Gabriel Häsler und Martin Bühlmann. «Mein Erlöser lebt!» singt Stephanie Suhner. Kräftig stimmen die rund 130 Teilnehmer am Forum für Evangelisation in das Lied ein. Es ist für sie mehr als ein Lied. Es ist eine tiefe Überzeugung und Freude. Etwas, das sie weitergeben wollen. Aber wie? Diese Frage stellen sich Christen immer wieder. Am Forum für Evangelisation in Oberägeri dachten sie gemeinsam darüber nach – inspiriert und herausgefordert von verschiedenen Referaten. Andreas Boppart zeigte auf, wie Jesus in der Bibel Menschen begegnete. Egal ob mit Gesprächen, Zeichen und Wundern, Berührungen oder beim Essen: Jesus tat es individuell und ohne Vorurteile. «Lasst uns heute den Menschen ebenso individuell mit dem Evangelium begegnen», fordert «Boppi» die Konferenzteilnehmer auf.

An Bedeutung verloren Martin Bühlmann, Gemeindegründer und Leiter der Vineyard Bern, richtete klare Wort an die Anwesenden: «Die Freikirchen befinden sich heute in der grössten

Evangelisten unter sich: Matthias Spiess bedankt sich bei den Referenten Martin Bühlmann, Andreas «Boppi» Boppart, Matthias «Kuno» Kuhn, Adi Furrer und Patrick Häsler (von links).

Krise ihrer Geschichte. Sie haben ihre Relevanz verloren, weil sie sich aus der Gesellschaft zurückgezogen haben und ein auf sich bezogenes Christsein leben.» So sei auch eine verengte Sicht der Evangelisation entstanden. Bühlmann stellte von Anfang an klar: Mit seinem Referat will er nicht zum Handeln motivieren, sondern zum Über- und Umdenken.

Reich-Gottes-Perspektive «Es geht doch um viel mehr, als dass mein Nachbar das ewige Leben bekommt oder unsere Gemeinden wachsen. Es geht darum, dass sich das Reich Gottes ausbreitet auf dieser Welt.» Doch genau in diesem Punkt sieht Bühlmann das Problem: In vielen Kirchen ist Gottes Reich kaum ein Thema – «wir leiden an einer massiven Unterkühlung, was die Erwartung der Wiederkunft Jesu betrifft» – oder aber Gemeinden versuchen, selbst am Reich Gottes zu bauen. «Das funktioniert nicht. Reich Gottes kann nicht gebaut werden. Es ist Herrlichkeit, und diese breitet

sich aus.» Dies geschehe, wenn die Gemeinde Gottes Gerechtigkeit sichtbar mache. «Wenn wir in die Denkweise des Reichs Gottes hineinkommen, landen wir mitten im Leben.» Denn das Reich Gottes hat Auswirkungen auf Politik, Wirtschaft, den Umgang mit Finanzen – auf alle Bereiche des Lebens. Wo und was einkaufen, das politische Engagement, Einsatz für Ausländer und Arme – dies seien Dinge, mit denen sich ein Christ auseinander setzen müsse. Wie kann ich von Gottes Gerechtigkeit erzählen, solange mir egal ist, dass Kinder unter erbärmlichen Bedingungen meine Hose genäht haben? Oder wie kann ich mit vollem Geldbeutel auf die Idee kommen, es genüge, für die Armen zu beten? – Solche und ähnliche Fragen warf der Referent auf.

Ganzheitliches Evangelium In der anschliessenden Diskussion fragte «Boppi», wie der Spagat zu schaffen sei zwischen Evangelium leben mit Taten und Evangelium verkünden mit Worten.

Evangelisationseinsatz in Zug: Auf ein Wiedersehen im Himmel Am Dienstagnachmittag begab sich ein Grossteil der Konferenzteilnehmer für einen Evangelisationseinsatz nach Zug. Ein Team, angeleitet von Gabriel Häsler (Netzwerk Schweiz), bot verschiedene Möglichkeiten an. Beispielsweise eine Umfrage, die Menschen zum Nachdenken brachte, oder eine Ballonaktion. Passanten konnten ihre Gebetsanliegen auf einen Zettel schreiben, für sich beten lassen und anschliessend das Gebet zusammen mit dem Ballon symbolisch in den Himmel steigen lassen. Bild: idea/sn

Eine weitere Gruppe machte sich mit einer kleinen Kartonschachtel auf den Weg. Sie erklärten Passanten, dass da etwas drin sei, das Gott ganz fest liebt, und fragten sie, was es sein könnte. Ein Herz, eine Weltkugel, Menschen die Passanten rätselten munter. Doch als die Schachtel geöffnet wurde, waren sie jedes Mal überrascht: Über den Spiegel im Innern der Schachtel blickten sie in ihr eigenes Gesicht. «Also, mich kann Gott bestimmt nicht lieb haben. So wie ich lebe...», war die Reaktion einer

jungen Frau am Bahnhof. Schnell entwickelte sich ein Gespräch. Interessiert nahm sie ein Johannes-Evangelium in Empfang: Ihre erste Bibel, oder wenigstens ein Ausschnitt daraus. Wenige Minuten später ging die Frau weiter, verschwand in der Menge. Was wohl aus ihr wird und den anderen Menschen, die an diesem Nachmittag Christen begegnet sind? Bei einer heissen Tasse Kaffee, bestrebt, die klommen Finger zu wärmen, wurde für sie und all die anderen gebetet: «Lass sie uns im Himmel wiedersehen.»

«Das Evangelium ist ganzheitlich, das heisst, man soll Reden und Handeln nicht als zwei Seiten betrachten. Keine Sprache spricht lauter als die Art und Weise, wie ich lebe», so die Antwort Bühlmanns. Er sei für die Menschen da, halte sich aber auch nicht zurück, «hemmungslos zu bezeugen, was Jesus in meinem Leben tut». Matthias Kuhn sprach eine weitere Problematik an: «Wie verhindert man, dass neue Ansätze und Erkenntnisse stets zu einem Paradigmenwechsel führen?» Bühlmann besann sich auf den Anfang seines Referates: «Ziel ist, nicht einfach ein neues Instrument auszuprobieren. Wir sind herausgefordert, immer zuerst Jesus zu fragen: ‹Was bedeutet das Gehörte für uns ganz konkret?›» Heinz Strupler weckte in den Zuhörern das Feuer, sich für Menschen einzusetzen, die Jesus noch nicht kennen. Kurz und prägnant formulierte er seine Botschaft: «In 30 Jahren zählt nicht, ob du Doktor oder Professor geworden bist. Dann zählt, ob du Menschen zu Jesus führen konntest.»

Intensives Programm Gefüllt mit Anregungen und konkreten Ideen, gingen die Konferenzteilnehmer nach drei intensiven Tagen in Oberägeri auseinander. Das Forum für Evangelisation, unter der Gesamtleitung von Matthias Spiess (Jugendallianz), hat sie zum Nachdenken gebracht. Zusammenfassend für die vielen persönlichen Gedanken und Ansätze könnte die Aussage von Adi Furrer stehen: «Evangelisation ist kein Event. Evangelisation ist ein Lebensstil.» STEFANIE NIEDERHÄUSER www.each.ch


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TAGESSCHAU

JOURNAL

Festessen und Podiumsgespräch IG Familie 3plus in Olten

Neue Köpfe

Kinderreich und gut vernetzt

Silvia Kistler-Wuffli löst Claudia Bandixen als Präsidentin des Kirchenparlaments der Reformierten Landeskirche Aargau ab. Beat Abry, langjähriger Mitarbeiter des «Netzwerk Schweiz» (ehemals Janz Team), soll ab Sommer vom Bund Freier Evangelischer Gemeinden angestellt werden. «Netzwerk Schweiz» und Beat Abry planen, in Zukunft im Bereich EvangelistenAusbildung und Event-Evangelisation punktuell zusammenzuarbeiten. (idea) – www.netzwerkschweiz.ch

Auf Erfolgskurs «Fenster zum Sonntag» auf Schweizer Fernsehen DRS erreicht am Wochenende rund 93 400 Zuschauerinnen und Zuschauer, teilt die Stiftung «Alphavision» mit. Seit 2006 kann die Sendung auf SF zwei wie auf SF info empfangen werden. (idea) – www.sonntag.ch

«Klagemauer» im Spital Vom 6. März bis zum Karfreitag wird in der Spitalkirche des Universitätsspitals Zürich eine «Klagemauer» aufgerichtet, meldet die Nachrichtenagentur kipa. Klagen und Sorgen, Dank und Freuden können auf Zettel geschrieben und in den Mauerritzen deponiert werden. Die Mauer wird von Texten umrahmt, die zum Nachdenken anregen und Trost spenden. (kipa)

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Sonntäglich heraus geputzt und erwartungsvoll folgten am 22. Januar zahlreiche kinderreiche Mütter und Väter der Einladung der zu einem «Festessen»: Dieser Festtag mitten im Winter will die Eltern von drei und mehr Kindern ermutigen und im nicht immer ganz einfachen Alltag bestätigen. Die Präsidentin Käthi Kaufmann-Eggler, selber Mutter von fünf Kindern, dankte den grosszügigen Gönnerinnen und Gönnern und begrüsste die Gäste auf dem Podium: Ruth Jucker, Leiterin «Haus Magdalena für Mütter und Kinder», Markus Wäfler, alt Nationalrat (sechs Kinder), Reinhard Füchslin, Reallehrer (vier Kinder), und die Moderatorin Regula Späni, ehemalige Sportredaktorin SF TV (drei Kinder).

Humorvolle Voten erfreuten die kinderreichen Mütter und Väter am diesjährigen Festessen der IG Familie 3plus in Olten.

Mit kernigen Voten begeisterten sie das Publikum. Es gab Applaus für Wäflers Aussage, die Familienpolitik von SP, FDP und CVP bestehe vor allem aus einer Subventionierung berufstätiger Mütter. Aber auch deutlichen Widerspruch der kinderreichen Väter, als Füchslin gestand, seine Kinder nie gewickelt zu haben; das sei «Sache der Mütter».

Die IG Familie 3plus

Strenge und Geborgenheit

Die Interessengemeinschaft ist ein Zusammenschluss von Familien mit drei und mehr Kindern. Ihr gehören rund 1500 Familien an. Nächster Anlass: Familientag vom 21. August auf dem Rütli (Kontakt: igfamilie3plus@ bluewin.ch, 031 351 90 76).

Ruth Jucker ist in ihrem bewegten Alltag oft gezwungen, beides zu sein: Strenger Vater und einfühlsame Mutter, die jungen Müttern und ihren Kindern für eine Weile Geborgenheit schenkt. Sie beklagt die heutige Wegwerfmentalität: «Alles was nicht passt, wird weggeworfen!» Nicht nur Kleider oder Lebensmittel, sondern auch

www.ig3plus.ch

schnelllebige Beziehungen und – was sie besonders beschäftigt – die Abtreibung ungewollter Kinder. «Das müssen Sie sich nicht bieten lassen!», betonte Wäfler und plädierte für die Achtung und Bejahung junger Frauen, die hundertprozentig Mutter sein wollen. Ein anwesender Vater doppelte nach: «Gott wollte die Familie als Keimzelle der Gesellschaft. Dank immer neuen Schulreformen schicken wir bald schon den Embryo zur Schule.» Eine Bäuerin plädierte für die Wiedereinführung von Gesamtschulen, während eine Mutter ihre Kinder zu Hause unterrichtet. Rege ging die Diskussion bei Kaffee und Kuchen weiter. Alte Kontakte wurden aufgefrischt und neue geknüpft und vierstimmige Volkslieder gesungen. ZITA STADLER

Freikirchliche Gemeinden aus Zürich nutzen Synergien und Potenzial

Züri-Seminare: Gemeinsam Neues lernen Christliche Gemeinden in Zürich bieten während vier Wochen gemeinsam Seminare an. Über 200 Personen profitieren von dem breiten Angebot. Aber auch für die Seminarleiter bringt das Konzept viele Vorteile. «Einzelne Gemeinden können oft nicht genug Leute mobilisieren, um ein Seminar durchzuführen. Und sie können nicht alle Themen abdecken, die die Gemeindeglieder interessieren würden.» Das stellte Chrischona-Pastorin Christa Aeschlimann fest. Im Austausch mit anderen Pastoren der Stadt Zürich, der regelmässig Bild: Kurt Stingelin

gepflegt wird, entstand deshalb die Idee, Synergien zu nutzen.

Mehr Tiefe und Freude «Wir entschieden uns, während vier Wochen gemeinsam Seminare durchzuführen. So fördern wir Menschen in ihrer persönlichen und geistlichen Entwicklung und schaffen gezielt Möglichkeiten, die für eine einzelne Gemeinde so nicht oder kaum realisierbar wären.» Insgesamt sieben verschiedene Seminare, angeboten zu drei Zeitpunkten, stehen den Interessierten zur Auswahl. Leiten tun sie Pfarrer, Pastoren und Jugendarbeiter der beteiligten Gemeinden.

«Die Leitung der Seminare wurde nach Interesse, Begabung und Vorlieben der Einzelnen verteilt.» Dies, nachdem die Themen in allen Gemeindeleitungen vorgestellt und dort nach Feedbacks und Ergänzung gefragt wurde. «Die Seminarleiter können sich nun auf ihr Thema konzentrieren. So gehen sie stärker in die Tiefe und sind motivierter.»

teils sogar aus Gemeinden, die nicht zu den Organisatoren gehören. «Wir hoffen, dass die ‹ZüriSeminare 2011› ein Schritt in die richtige Richtung sind, um unsere Gemeindeleute an Ort und Stelle zu schulen und zu fördern. Und auch, um Beziehungen über die Gemeinde hinaus zu knüpfen und zu vertiefen.» STEFANIE NIEDERHÄUSER

Kontakte knüpfen «Ein super Nebeneffekt der Seminare ist, dass Begegnungen über die Gemeindegrenzen hinweg stattfinden», sagt Aeschlimann. Für die Seminare hätten sich über 200 Personen angemeldet,

Die Organisatoren Die sieben Seminare werden getragen und veranstaltet von Pastoren und Pastorinnen von Chrischona, EGA, ETG, FEG und FMG.


TAGESSCHAU

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13. Februar: «Waffen-Initiative». Das meinen Offiziere

ÄXGÜSI

Friedfertig – trotz Gewehr im Haus

Scherben am WEF

«idea Spektrum» hat nachgefragt, wie sich bekennende christliche Offiziere zur Abstimmungsvorlage stellen.

Die Augen offen halten «Demnächst werde ich meine militärischen Utensilien abgeben – inklusive Sturmgewehr. Die Armee war eine ‹Lebensschule›, die mich als Christ, im Beruf, aber

auch in Leitungsfunktionen in Kirche und Gemeinde weitergebracht hat. Als Offizier war es für mich selbstverständlich, Verantwortung wahrzunehmen und Vertrauen zu schenken. Die Armee wird seit längerem schlechtgemacht. Natürlich soll sie sich der Kritik stellen. Trotzdem dürfen wir Bestrebungen zur ‹schleichenden Armeeabschaffung› nicht übersehen. Christen können in diesem Umfeld einen Beitrag zur Glaubwürdigkeit leisten. Ich habe Waffen nie glorifiziert. Aber ich schätzte das Vertrauen, das die Armee in ihre Soldaten und Offiziere setzt. Durch den näher rückenden Terror kann sich die Bedrohungslage sehr schnell ändern. Die ‹WaffenInitiative› verschliesst die Augen vor der Realität. Wir sollten die Augen offen halten und die ‹Zeichen der Zeit› erkennen. Ich lehne die Initiative klar ab.» MARKUS FRIEDLI (Major)

Sie sagen Ja Die Befür worter argumentieren, die Initiative sei eine effiziente Massnahme zur Prävention. Waffen seien eine Gefahr und gehörten nicht ins Haus. «Ein Mann ist auch ohne Waffe ein Mann», meinen die CVP-Frauen. Die Ja-Parole haben beschlossen: CSP, CVP-Frauen, EVP, Grüne, Grünliberale, SP; EMK, SEK. Bilder: zvg

Armee nicht schwächen

Wirkt präventiv: Die Armee

«Für das Anliegen, häusliche Gewalt zu bekämpfen und Suizide wenn möglich zu verhindern, habe ich Verständnis. Nur setzt die Initiative bei den Symptomen statt bei den Ursachen an. Niemandem käme es in den Sinn, Eisenbahnen zu verbieten, weil einzelne Menschen sich vor Züge werfen. Kaum jemand würde die Entwaffnung der Polizei oder der Grenzwache verlangen, weil auch mit Dienstwaffen schon Verbrechen begangen wurden.

«Die Schweizer Armee hat viele bekennende Offiziere. Ich habe durch das Zeugnis eines Vorgesetzten in der Offiziersschule zum Glauben gefunden und verteile heute als ‹Gideon› in den Rekrutenschulen Bibeln. Gott hat uns geboten, nicht zu töten. Es mag ein Widerspruch sein, dass ich eine Waffe trage. Aber: Eine Armee kann dem Töten auch Schranken setzen; ich bin überzeugt von der dissuasiven/präventiven Wirkung. Als Mitglied der Waffenstillstandskommission in Korea hatte ich Gelegenheit, mich für einen Waffenstillstand einzusetzen.

Im Grunde sind die Urheber der Initiative unredlich: Der GSoA (Gruppe für eine Schweiz ohne Armee) geht es nicht primär um die Verhinderung von Suiziden, sondern um die Zersetzung der von alters her vorhandenen Wehrbereitschaft. Die Initiative stellt all jene unter Generalverdacht, deren Waffe bisher dazu diente, unser Land (und damit auch Frauen und Kinder) zu verteidigen. Sie schwächt die Armee und ist ein Angriff auf unser Milizsystem. Die Christenheit hat zwar eine lange pazifistische Tradition. Mindestens so stichhaltig und begründbar ist aber die Auffassung, dass es legitim ist, sich gegen Unrecht und Aggression zu wehren. ‹Die Obrigkeit trägt das Schwert nicht umsonst: Sie ist Gottes Dienerin und vollzieht das Strafgericht an dem, der Böses tut› (Römer 13,4). Dies ist der Grund, weshalb ich Militärdienst leisten kann. Ein 17-Jähriger sagte bei einem Podium, dass man in Basel innerhalb einer Stunde illegal eine Waffe samt Munition beschaffen könne. Wer mit einer Waffe Unheil anrichten will, schafft dies trotz ‹Waffen-Initiative› problemlos.» DANIEL ALBIETZ (Major)

Ich kann das Anliegen der Initianten verstehen und auch, dass man Angst vor Waffen hat. Die Initiative schiesst aber weit übers Ziel hinaus. Die Armee hat Massnahmen ergriffen, zum Beispiel die Munition eingezogen und es ermöglicht, dass man Waffen im Zeughaus deponieren kann. Sie ist gegenüber Verhaltensauffälligen vorsichtig geworden. Bei der Entlassung entschliessen sich nur wenige, die Waffe zu behalten. Schweizer haben eine tief verankerte Kultur zu Waffen. Wir sind stolz auf die Geschichte von Wilhelm Tell oder das Taschenmesser. Die Helvetia auf dem Ein- und Zweifränkler trägt einen Speer. Wir werden weltweit dafür bewundert, dass unsere Soldaten ihr Gewehr zu Hause aufbewahren und wir (trotzdem) als friedfertiges Volk gelten. Soll der Staat ausgerechnet jenen Bürgern, die viele Stunden für das Land und die Bevölkerung im Einsatz stehen, Vertrauen entziehen? Ich fände diesen Imageschaden unnötig.» ANDRÉ GROLIMUND (Oberstleutnant) Redaktionelle Bearbeitung: THOMAS FEUZ

Grosse Worte: Klaus Schwab meinte vergangene Woche am WEF, er verspüre unter den Wirtschaftsführern einen «MikroOptimismus». Auf globaler Ebene allerdings hätte sich ein MakroPessimismus eingestellt. In Folge der Finanzkrise leide die Welt an den Symptomen eines «weltweiten Burnouts». Während Schwab über Mikro, Makro und Burnout sprach, fand in der Parallelveranstaltung «Open Forum» tatsächlich eine Diskussion zur grassierenden Krankheit Burnout statt. Mit dabei war Ruedi Josuran, einer, der weiss, wovon er spricht. Zur selben Zeit präsentierte eine Untersuchungskommission ihre Resultate bezüglich sexueller Übergriffe im Kloster Einsiedeln. Diese Untersuchung wurde von Abt Martin Werlen in Auftrag gegeben, damit Licht in diese dunkle Zeit der Mönche kommen kann. Da sehe ich einen grossen Unterschied zu den Mikro- und MakroVertretern, den man vielleicht in einem Satz zusammenfassen kann: «Beginne den Tag nicht mit den Scherben von gestern.» In diesem Zitat steckt für mich aktives Aufarbeiten der Vergangenheit, aktive Vergebung und aktive Neugestaltung. Abt Werlen ist aktiv an der Aufarbeitung der Vergangenheit interessiert und will nicht auf den Scherben von gestern weitergehen. Global-Veranstaltungen wie WEF und andere hinterlassen bei mir immer einen schalen Nachgeschmack. Makromässig wird viel geredet, aber mikrowenig umgesetzt. Wie auch, wenn Typen wie Silvio Berlusconi oder der Gaddafi-Sohn Hannibal in Davos als willkommen erklärt werden. Natürlich gibt es auch Teilnehmende, die nicht auf den Scherben von gestern weitergehen möchten. Die haben es aber extrem schwer, wenn korrupte und diktatorische Herrscher täglich neue Scherben produzieren. VERENA BIRCHLER Die Autorin ist Leiterin Kommunikation bei ERF Medien in Pfäffikon ZH


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INSERATE

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Kommunikation vom Feinsten

Auf zu neuen Horizonten Seit Anfang 2011 am neuen Standort. Jordi AG – das Medienhaus Aemmenmattstrasse 22 · CH-3123 Belp · Telefon 031 818 01 34 · Fax 031 819 88 71 info@jordibelp.ch · www.jordibelp.ch


WIRTSCHAFT

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SYNERGIE

Neues Leben Vergangene Woche feierten wir unseren ersten Gottesdienst im neuen Gebäude. Es hat mich sehr gefreut, dass alle Stühle bis auf den letzten Platz besetzt waren und man fast den Eindruck hätte gewinnen können, der Saal wäre schon wieder zu klein. Wenn Gemeinden wachsen, ist das ein grosser Segen Gottes und sehr ermutigend für die Mitglieder. Als ich mich in den Reihen umsah, bemerkte ich einen erheblichen Anteil an Jugendlichen, die mit ihren Eltern oder allein da waren. Nach dem Ende des Gottesdienstes strömten dann die Kleinen und Kleinsten aus ihren neuen Räumen herein und sorgten für ein lebhaftes Treiben. Hier spürte man förmlich die Entwicklung und das Wachstum. Einige Fami-

lien erwarten erstmals oder nochmals Nachwuchs und vermittelten somit einmal mehr die Freude am Leben. Diese Eindrücke standen ganz im Gegensatz zu einer Pressemitteilung, die Jugendliche verfasst hatten in Bezug auf Familienplanung und Grossfamilien. Hier wurde die Familiengrösse direkt proportional zum Wohlstand gesehen. Und deshalb liegt es natürlich auf der Hand, dass sich «eine durchschnittliche Schweizer Familie nicht viele Kinder leisten kann» (wörtlich zitiert). Nicht viele Kinder heisst: durchschnittlich 1,5. Ich glaube, so darf man das nicht sehen. Die Entscheidung für ein Kind oder mehrere Kinder sollte nicht vom Geldbeutel bestimmt werden. Kann ich mir Kinder

erst leisten, wenn ein bestimmter Betrag auf meinem Konto ist oder wenn ich das Auto, das Haus, die Ferienreise oder die berufliche Karriere in der Tasche habe? Leider reiht sich unser Nachwuchswunsch heute oft in eine lange Reihe noch dringlicherer Wünsche ein. Kaufe ich mir einen Hund oder schaffe ich mir doch lieber ein Kind an? Diese Frage ist für einige vielleicht quälend, zeigt jedoch ganz eindeutig die Werteverschiebung unserer heutigen Zeit auf. Ein Kind als Geschenk Gottes anzunehmen und zu sehen ist heute eine wenig akzeptierte Sichtweise. Wenn man aber dieses Geschenk bewusst aus Gottes Händen annimmt, dann ist es ganz selbstverständlich, dass man sich einschränkt, sowohl finanziell als auch in Beruf und Freizeit.

Man organisiert und lebt sein Leben ganz anders und wird durch die Kinder sehr viel mehr bereichert. Kinder sind keine Frage des Geldbeutels, sondern eine Frage der Bereitschaft, sein Leben verändern zu lassen und eine Frage des Vertrauens zu Gott. Er wird uns genau das geben, was wir brauchen und tragen können, und er will uns Freude schenken. Deshalb freue ich mich am bunten Treiben unserer Gemeinde mit grossen und kleinen Kindern und denen, die noch kommen. ANNE SACHS Die Autorin ist als Ärztin im Bereich der Wirbelsäulen- und Neurochirurgie in einer Aarauer Privatklinik tätig. Sie ist verheiratet, Mutter von drei Kindern und wohnt in Schafisheim.

In Davos engagieren sich auch bekennende Christen für die Sicherheit der WEF-Gäste

Trotz grössten Bemühungen bleibt ein Restrisiko rasch aufgeboten und rückten vor Ort aus.

Zum 41. Mal wird das WEF in Davos durchgeführt. Kantonspolizist Claudio Giger über seine Aufgabe, Restrisiken und das Gebet.

«idea Spektrum»: Wie lautet die Aufgabe der Kantonspolizei am WEF? Carlo Giger: Man kann die Polizei nicht auf einen einzelnen Auftrag festlegen. Ich war im Vorfeld des Anlasses mit Abklärungen und Vorermittlungen beschäftigt. Während des Forums übernehmen wir die Sach- und Ermittlungsarbeit von Delikten, die sich im Zusammenhang mit dem WEF ereignen. Am Donnerstag erfolgte im Posthotel eine kleinere Explo-

Zur Person Claudio Giger, 46, arbeitet seit 22 Jahren bei der Kantonspolizei Graubünden, aktuell beim KripoStützpunkt Davos, wo er kriminalpolizeiliche Aufgaben bewältigt. Er ist verheiratet, hat drei schulpflichtige Kinder und besucht nach Möglichkeit die Gottesdienste der Heilsarmee Davos. Bild: zvg

Gibt es gemeinsame Meetings mit der Armee? Es gibt tägliche Rapporte, je nach aktueller Lage auch mehrere pro Tag. Daran nehmen aber nur die Vorgesetzten teil. Diese leiten dann die Informationen nach unten weiter, sodass auch wir immer aktuell informiert sind.

Claudio Giger vor seinem Arbeitsplatz in der Nähe eines Davoser Nobelhotels.

sion. Was sind andere Delikte, die Sie bearbeiten müssen? Ein Ereignis mit unsicherem Ausgang ist immer die Demonstration vom Samstag. Dank der hohen Polizeipräsenz blieb es in den letzten Jahren relativ ruhig. Wer wird zuerst informiert, wenn sich solche Zwischenfälle wie im Posthotel ereignen? Die Meldungen gehen in einer speziellen Einsatzzentrale für das WEF ein. Diese verteilt die Aufträge. Meine Berufskollegen wurden

Können Sie während des WEF den alltäglichen Aufgaben nachgehen? Die tägliche Grundversorgung der Polizeiarbeit ist natürlich gewährleistet und läuft parallel zum WEF. Trotzdem ist unsere Arbeit während dieser Tage sehr WEForientiert. Fühlen Sie sich während des WEF gefährdeter? Im Pikettdienst bin ich eher etwas angespannt, vor allem nachts. Käme da ein Anruf, könnte es sich um ein grösseres Ereignis handeln, denn Kleinigkeiten werden durch die grosse Polizeipräsenz sofort erledigt. Wenn ich von Anschlägen wie im Flughafen von Moskau höre, denke ich sofort, dass sich

Ähnliches auch bei uns ereignen könnte. Die Explosion im Posthotel zeigt, dass es immer Schwachstellen geben kann, auch wenn die Arbeit seriös gemacht wurde. Ein Restrisiko bleibt.

Sie sind überzeugter Christ. Beten Sie während des WEF mehr um Ihren Schutz? Ich denke oft an die erwähnte Demo und bitte um Schutz für mich und meine Familie. Wissen Sie von Betern im Hintergrund? Ich bin der Christlichen Polizeivereinigung Schweiz (CPV) angeschlossen. Verschiedene ihrer Mitglieder sind am WEF im Einsatz, darunter auch mein Zwillingsbruder. Wenn uns etwas beschäftigt, informieren wir uns per SMS. Ich konnte auch schon Bundeshaus-Beter Beat Christen konkrete Gebetsanliegen weitergeben. Und sicher beten auch viele Glieder von ortsansässigen Gemeinden für den Anlass. Ich empfinde es entlastend, die Sorge um den grossen Anlass mit vielen Ungewissheiten täglich bei Gott abgeben zu können. Inter view: MARINA RACINE


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WIRTSCHAFT

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Die AZI Anlagenbau AG in Altdor f bewirbt sich um Projekte des öffentlichen Verkehrs

Altdorfer Firma will an Bahnzukunft mitbauen Die Altdorfer Firma ist stark, wenn Förderanlagen oder umweltgerechtes Recycling gefragt sind. Die AZI Anlagenbau AG hat ihre Kompetenz und Flexibilität beim Bau des Gotthard-Basistunnels gezeigt. Die milliardenschweren Ausbauprojekte in der Bahn- und Strasseninfrastruktur eröffnen dem Unternehmen zukunftsgerichtete Perspektiven. Ich treffe meinen Interviewpartner im Aufenthaltsraum neben der Werkhalle. Bilder zeigen Anlagen der Firma. Ihre Produkte sind auch am Golf und in Australien präsent.

Die wichtigste Entscheidung Bevor wir übers «Geschäftliche» reden, spricht Betriebsinhaber Klaus Imholz über das wichtigste Thema in seinem Leben: «Ich fand 2002 zum Glauben an Jesus

Impressum Idea Schweiz Herausgeber: Idea Information AG, 4410 Liestal Verwaltungsrat: Heiner Henny, Präsident; Sam Moser, Stellvertreter; Paul Beyeler, Hans Lendi, Hansjörg Leutwyler, Hanspeter Schmutz Ideelle Trägerschaft: Schweizerische Evangelische Allianz (SEA), Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG), Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) Redaktion: Josefstr. 32, 8005 Zürich, Tel. 044 444 16 44, Fax 044 444 16 49 E-Mail: redaktion@ideaschweiz.ch Internet: www.ideaschweiz.ch Chefredaktor: Andrea Vonlanthen Büro: Bahnhofstr. 65, 9320 Arbon Tel. 071 446 70 02, Fax 071 446 74 88 E-Mail: andrea.vonlanthen@ideaschweiz.ch Redaktor: Thomas Feuz Er weitertes Team: Esther Reutimann, David Sommerhalder, Thomas Hanimann, Iris Muhl, Sibylle Zambon, Christian Bachmann, Mirjam Fisch-Köhler, Marlies Reutimann Praktikum: Stefanie Niederhäuser Inserateservice: Jordi AG – das Medienhaus, Roland Rösti, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 25, Fax 031 819 38 54 E-Mail: inserate@ideaschweiz.ch Aboservice: Jordi AG – das Medienhaus, Ursula Seifried Jordi, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 20, Fax 031 819 38 54 E-Mail: abo@ideaschweiz.ch Abopreise: Jahresabo Fr. 145.–, Seniorenabo Fr. 117.–, Halbjahresabo Fr. 77.–. Das Abo ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar. Konto: PC-Konto 40-788586-4 Idea Information AG, 4410 Liestal Layout/Druck/Versand: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp www.jordibelp.ch

Bilder: idea/tf, zvg

Die AZI-Anlagenbau AG realisiert weltweit komplexe Anlagen in der Fördertechnik.

Christus. Diese Entscheidung hat alles verändert, auch mein Auftreten im Betrieb. Ich will meine Hoffnung nach aussen tragen.» Imholz lebt den christlichen Glauben ganz praktisch. Die Belegschaft weiss, dass der Chef einer evangelischen Freikirche angehört. «Wir sitzen häufig nach Feierabend zusammen. Der Glaube ist immer wieder ein Thema.» So gradlinig der Unternehmer im Glauben ist, so konsequent ist er auch in Geschäftsfragen. «Unsere Firma wurde im Oktober 2000 mit Blick auf die NeatBauvorhaben gegründet. Damals beschäftigten wir vier Personen, heute sind es 20. Wer als KMU in unserem Umfeld bestehen will, muss überzeugen.» Die Anlagenbauer aus Altdorf haben immer wieder überzeugt: «Wir wissen, was verlangt wird. Aber wir wissen auch, was wir bieten können.»

«Made in Altdorf» Klaus Imholz glaubt an einen persönlichen Erlöser, aber auch an den Erfolg seines Unternehmens. Das Ausscheiden der beiden Mitgründer vor fünf Jahren bedeutete eine neue Herausforderung. «Ich hatte zu jedem Zeitpunkt inneren Frieden darüber, den Betrieb als Alleineigentümer weiterzuführen.» Das bewährte Konzept Anlagenbau mit einem Rundumservice wurde beibehalten. «Wir entschieden uns zu einer Vorwärtsstrategie und erweiterten den Radius unseres Einsatzgebietes», beschreibt er die

Positionierung am Markt. «Im Bereich Anlagenbau haben wir uns bei der Planung, Herstellung, Montage und beim Service von Förderbändern einen Namen gemacht. Unsere Produkte kommen bei heimischen Kieswerken ebenso zum Einsatz wie am Persischen Golf oder in Australien.» Die Urner Firma wird auch als Zulieferer hochwertiger Komponenten sehr geschätzt. Bei der Wartung der neuen FLIRT-Nahverkehrszüge setzen die SBB auf Arbeitsbühnen aus Altdorf. Wer Qualität und maximale Flexibilität an den Tag legt, bleibt gefragt. Bedeutet ein Innerschweizer Bergkanton also keinen Standortnachteil? «Im Gegenteil», meint Imholz. «Unsere Lage ermöglicht uns rasche Einsätze in der Region, wie auch nach Norden oder Süden.» Wobei die geografische Ausrichtung unbegrenzt scheint. Wie gelingt zum Beispiel der Sprung nach «down under»? Imholz holt ein wenig aus: «Wir präsentieren unsere Dienstleistung einerseits auf dem Internet und orientieren uns laufend über neue Bauvorhaben von Bahnen und Industriekonzernen. Noch wichtiger sind Beziehungen. Die grosse Tunnelbaustelle hat eine internationale Vernetzung ermöglicht.» Anfragen gehen auch von Planungsbüros ein, die national und international grosse Bauvorhaben koordinieren.

Hochbetrieb im Winter Was macht ein KMU in einer Landregion denn eigentlich in den Wintermonaten? «Im Winter herrscht bei uns Hauptsaison», lautet die überraschende Antwort. Der Bau komplexer Anlagen setzt eine minutiöse Planung voraus. «Wir planen mit modernen 3D-CAD-Systemen. Da stimmt alles bis ins kleinste Detail. Jede Montage stellt eine Herausforderung für sich

Wer ist Klaus Imholz? Geboren 1969, verheiratet, 3 Kinder. Ausbildung zum Mechaniker und Maschinentechniker, Nachdiplomstudium. Engagiert sich in der im Mai 2010 gegründeten FEG in Altdorf und in einer Urner Trachtengruppe.

dar, die minutiös geplant und überlegt realisiert werden muss.» Auch Service- und Instandhaltungsarbeiten werden im Winter erledigt, wo zum Beispiel Anlagen in Kies- oder Zementwerken nicht im Betrieb stehen. Auch Wartungsarbeiten in der Lebensmittelindustrie, Chemieindustrie und in Recyclingbetrieben gehören zu den aktuellen Tätigkeiten. Die hauseigene Schlosserei, die Blechbearbeitung und die mechanische Werkstätte fertigen für den Eigenbedarf, aber auch für Privatkunden. Mit neuster Plasmaschneidtechnologie wird Stahl, Aluminium und sogar Verschleissmaterial präzise zugeschnitten. Eigene Kranfahrzeuge liefern die Produkte auf die Baustelle und heben Lasten bis zu zehn Tonnen. Hebebühnen machen das Arbeiten selbst in einer Höhe von 30 Metern möglich. Weil dringliche Arbeiten oft keinen Aufschub dulden, ist das Montageteam 365 Tage pro Jahr im Einsatz.

Und die Zukunft? Ob Imholz über den Glauben oder über Zukunftsprojekte spricht: Er bleibt sich selber treu, spricht ruhig, argumentiert sachlich. Diese Qualitäten dürften auch in der neuen Evaluationsrunde gefragt sein. «Ich möchte als Christ offensiv bleiben. Und das gilt auch fürs Geschäft.» Während der Stier auf der Urner Fahne beim Bahnhof seine Hörner in die Luft hebt, streckt die Firmenleitung der AZI Anlagenbau AG die Fühler nach Arbeiten bei den grossen Infrastrukturprojekten von Bahnen und Strassen aus. Bis 2030 sind Investitionen von 130 Milliarden Franken geplant. Ein Teil davon dürfte auch nach Altdorf fliessen. THOMAS FEUZ www.azi-anlagenbau.ch

Entspannung findet er beim Ski- und Velofahren, beim Lesen und beim Bassund Handörgelispiel.


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Gebet und Freiheit «idea Spektrum» Nr. 4 – «Grüezi: Der Pfarrer und die SVP» Mit Freude las ich das «Grüezi» von Andrea Vonlanthen mit dem Titel «Der Pfarrer und die SVP». Mit Inbrunst wird auf die wählerstärkste Partei eingegangen, auf Werte, Gebet und Freiheit. Der politische Mainstream wird durchbrochen, endlich auch Gutes von den «schwarzen Schafen» gesagt. Es ist klar, dass ein Journalist nicht alle Parteiprogramme auswendig kennt. Bei der EDU muss er das auch nicht. Seit 35 Jahren halten wir in unseren Statuten fest: «Die EDU lässt sich von folgenden Prinzipien leiten – Denken, Reden und Handeln im Glauben an Jesus Christus und im Vertrauen auf die Bibel als Gottes Wort.» Dieser Grundsatz schlägt sich auch im neuen Parteiprogramm nieder, das sollten nicht nur studierte Theologen lesen, sondern Wähler und Wählerinnen, die sich an Jesus Christus und seiner Freiheit täglich freuen! CHRISTIAN WABER, alt Nationalrat EDU, Wasen BE

Effizient und sauber «idea Spektrum» Nr. 3 – «Podium: Saubere Energie» von Andreas Brönnimann Herr Brönnimann hat mir, wie schon oft, aus dem Herzen gesprochen. Mit diesem Artikel greift er in ein Wespennest. Und doch, dieses Thema muss zum Volksthema werden. Ich möchte den letzten Abschnitt von Nationalrat Brönnimann zum Willen Gottes noch ergänzen: Der gütige Gott musste diese effiziente Energie freigeben, der vielen Menschen wegen. Unterstreichen wir: Saubere Energie! Nicht ohne Ironie erinnere ich mich an den Bau des AKW Gösgen. Die Frage war, womit Strom produziert werden soll: mit Öl, Kohle oder Uran? Ein SP-Bundesrat entschied: mit Atom! Man sieht nur, was für Glück wir hatten bei der SP-Initiative nach Tschernobyl. Österreich legte sein 1000-MW-Werk, kaum gebaut, still, Italien ebenso. Knapp konnten wir unsere vier AKWs in der Abstimmung retten, sonst hätten wir auf Öl oder Kohle setzen müssen. Leibstadt kam noch später dazu. In den letzten 20 Jahren verlor niemand sein Leben in einem AKW. Vergleichen wir mit den Kohlegruben und den grausigen Umweltschäden beim Öl! Bedenken wir

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auch, dass die Kernenergie keine 80 Jahre alt ist, sie wird eingestuft als unerschöpflich, uner forscht. Nur mit Atomstrom sind wir auch fähig, dem Elektroauto Auftrieb zu geben. ALOIS MÜLLER, Altdor f

Interessante Sicht «idea Spektrum»Nr. 3 – «Podium: Saubere Energie»von Andreas Brönnimann Nationalrat Andreas Brönnimann hat eine ganz interessante Sicht zum Thema Kernkraft. Die Stromproduktion mit dieser Art von Energieerzeugung sei dadurch legitimiert, dass sie ohne Gottes Willen gar nicht möglich wäre. Diese Aussage verleitet mich zur Annahme, dass dadurch auch der Einsatz oder die Anwendung von Atombomben, Abtreibungen, unverhältnismässig rasenden Autos oder exzessiven Bonibezügen ohne schlechtes Gewissen zulässig sind. All das beruht schliesslich auf der von Herrn Brönnimann gerühmten Intelligenz und Fähigkeit des Menschen. Wenn es nicht Gottes Wille entspräche, dann wäre das alles ja gar nicht möglich?! Persönlich finde ich es toll, dass sich Christen in der «hohen» Politik in Bern engagieren, egal ob ich ihre jeweilige Meinung teile oder nicht. Da nicht davon auszugehen ist, dass Herr Brönnimann meinen erwähnten Beispielen Tür und Tor öffnen will, wäre eine etwas exaktere Argumentation von Nöten, insbesondere von Menschen im Rampenlicht der Politik. MARKUS BOSSARD, Strengelbach

Schlechter Ratgeber «idea Spektrum» Nr. 4 – Pro und Kontra «Waffen-Initiative» Dass bei einem Teil der Befürworter der Waffen-Initiative eine gewisse Angst vor Schusswaffen vorhanden ist, kann ich mir vorstellen. Aber bleiben wir doch ehrlich: Wenn es um Angst vor Bedrohungen und Tötungsdelikten geht, so sind Küchenmesser, Scheren, Hammer, Axt und andere scharfe Gegenstände viel gefährlicher und schneller zur Hand als Sturmgewehre, welche nur mit Munition einsetzbar, unhandlich und auch nicht in der Kleidung versteckbar sind. Suizide sind Langzeitentwicklungen. Sie kommen nie aus heiterem Himmel und werden ohne Ordonanzwaffen nicht weniger. Sturmgewehre sind in der Schweiz reine Verteidigungs- und für viele

Auch im reifen Alter sind Werner Scherrer, 79 (links), und Ernst Tanner, 84, noch aktiv für Gott im Einsatz, wie in Nr. 3 dargestellt.

Auch im Alter aktiv «idea Spektrum» Nr. 3 – «Auch mit 70 oder 80 sind ihre Dienste geschätzt» Danke für diesen Bericht. Oft werden «die Alten» so dargestellt, als ob es sich um eine einheitliche Gruppe mit gleichen Interessen und Bedürfnissen handle. In Wirklichkeit kann man sie grob in vier Gruppen einteilen: 1. Ein 50-Jähriger galt vor 200 Jahren als Greis. Heute ist er zwar definitiv nicht mehr jung, aber noch voll im Berufsleben engagiert. 2. Ab 65 sind die meisten von uns pensioniert, aber körperlich und geistig noch fit. 3. Zehn bis zwanzig Jahre später (mit grossen individuellen Unterschieden) beginnt die Zeit, in der wir punktuell mehr und mehr Hilfe brauchen, sei es durch Verwandte oder die Spitex. Wir leben aber noch selbständig zu Hause.

4. Zuletzt kommt oft eine Phase, in der wir rund um die Uhr Hilfe brauchen, zum Beispiel im Pflegeheim. Altersnachmittage richten sich an die dritte Gruppe – Menschen, die froh sind, wenn sie mit aktiver Unterstützung der Gemeinde einmal aus dem Haus kommen und sich an einen gedeckten Tisch setzen können. Mit meinen 68 Jahren leite ich im Auftrag der Kirchgemeinde die Aufgabenhilfe für Ausländerkinder. Ausserdem predige ich mehrmals im Jahr und besuche Menschen, die zur vierten Gruppe gehören. Kurz gesagt: Die Gemeinde muss für mich kein spezielles Programm aufstellen. Aber ich bin froh, dass sie mich ernst nimmt und mir Aufgaben überträgt, die meinen Interessen und Gaben entsprechen. WALTER WUTTKE, Basel

auch Sportgeräte. Die ganze Welt weiss, dass in unserem Land praktisch in jedem Haus ein Sturmgewehr steht. Das bedeutet für uns alle eine zusätzliche Sicherheit gegen Kriminelle und Einbrecher. Darüber kann ich aus eigener Erfahrung reden. Schon mehrmals wollten in der zweiten Nachthälfte Einbrecher in unser Geschäft eindringen. Meine Frau hörte etwas, öffnete das Fenster und rief: «Gerhard, hols Sturmgwehr!» (natürlich ohne Munition) – wie der Blitz rannten die Einbrecher davon. Das Sturmgewehr gehört zum Schweizer Wehrmann. Oder sollen nur Kriminelle und Verbrecher Schusswaffen besitzen? Hätten Deutschlands Wehrmänner vor dem Zweiten Weltkrieg ihre persönliche Waffe zu Hause gehabt wie die Schweizer Soldaten, so hätte

Adolf Hitler keine Chance gehabt, eine SS aufzubauen! Wir haben heute schon zu viele Gesetze und brauchen nicht unnötig neue, welche uns jährlich 14 Millionen Franken kosten und nur kontraproduktiv wirken. Mit diesem Geld würden wir sinnvoller unsere Hilfswerke unterstützen. Der grosse Teil der Initianten kommt ja aus den Reihen der Armeeabschaffer, welche jetzt mit ihrer Salamitaktik wieder ein dickes Rädchen abschneiden wollen, um die Schweiz zu schwächen. Da Angst ein schlechter Ratgeber ist, habe ich für den erwähnten Teil der Initiativ-Befürworter ein wirksames Rezept: Beten Sie täglich, das lohnt sich in allen Situationen des Lebens. Der Segen von oben nimmt uns die Angst. GERHARD SCHREIBER, Wegenstetten


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INSERATE

AGENDA

ideaSchweiz l 05/2011

Top-Internetadressen

AGENDA FEBRUAR 2011

Ferien

Mission

Ihr

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Juden droht von Muslimen die größte Gefahr ANTI-JÜDISCHE AKTIONEN nehmen in der islamischen Welt zu. Gleichzeitig sind antisemitische Vorfälle im deutschsprachigen Raum stark zurückgegangen, stellte jetzt die Jewish Agency in Jerusalem fest.

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och immer vergehe kein Tag ohne Angriffe auf Juden, berichtete David Hermon, Leiter der Antisemitismus-Arbeitsgruppe der Jewish Agency (Jerusalem) – einer israelischen Einwanderungsorganisation – aus Anlass des Holocaust-Gedenktages am 27. Januar. Nach seinen Angaben hatte die Zahl der antisemitischen Vorfälle im Jahr 2009 nach Einsätzen der israelischen Armee gegen Raketenangriffe der radikal-islamischen Hamas im Gaza-Streifen ein Rekordniveau erreicht. Im vorigen Jahr sei die Zahl der antisemitischen Vorfälle in deutschsprachigen Ländern wieder auf den Stand der neunziger Jahre gesunken (über die Schweizer Zahlen verlautete bisher noch nichts). In den Niederlanden und Schweden

habe es allerdings eine Vielzahl von Anschlägen gegeben, vornehmlich durch radikale Muslime. Der Antisemitismus zeige sich u. a. in Hassparolen und Hakenkreuz-Schmierereien, körperlichen Angriffen auf Juden, der Schändung von Gräbern bis hin zu Terroranschlägen auf jüdische Institutionen. In Kirgistan, Ägypten, Frankreich und Belgien hätten sich Bombenanschläge ereignet. Ein weiteres Ziel sei die Synagoge im schwedischen Malmö gewesen.

Islamisten propagieren: Den Holocaust nachahmen! Laut Jewish Agency werde von Islamisten neben der Leugnung des Holocausts auch der Gedanke propagiert, die Judenvernichtung nachzuahmen. Besonders in arabischen Kreisen sei es zum akzeptierten Sprachgebrauch geworden, dass Juden für ihre Verbrechen sterben müssten. Das iranische Regime setze den Antisemitismus als strategische Waffe gegen Israel ein. Dabei würden links- und rechtsextreme Gruppen vor allem in Europa und Lateinamerika zu Aktionen angeleitet.

Rabbiner: Es gab nach 1945 weitere Völkermorde

Ein Beispiel für islamischen Antisemitismus: Ein Muslim zerstört die Tür einer Synagoge in Surubaya (Indonesien) am 4. Juni 2010.

Nach Ansicht des englischen Rabbiners Jonathan Romain (Maidenhead) habe die nach dem Zweiten Weltkrieg ausgegebene Parole versagt, dass so etwas wie der Holocaust „nie wieder“ vorkommen dürfe. Tatsächlich habe es seither immer wieder Völkermorde gegeben, sagte er der Ökumenischen Nachrichtenagentur (Genf). Einige Beispiele: In der Demokratischen Republik Kongo wurden seit 1998 5,4 Millionen Menschen umgebracht; in Kambodscha töteten die kommunistischen Roten Khmer zwischen 1975 und 1979 schätzungsweise 1,7 Millionen Menschen. P

England: Christen müssen Homosexuelle ins Doppelzimmer lassen URTEIL Ein Hoteliersehepaar muss Geldstrafe zahlen, weil es Homosexuellen ein gemeinsames Zimmer verweigerte.

Foto: AP

I

n England müssen Hoteliers Doppelzimmer an Homosexuelle vermieten, auch wenn dies ihrer christlichen Glaubensüberzeugung zuwiderläuft. Ein Gericht in Bristol verurteilte am 18. Januar ein christliches Ehepaar zu jeweils 3.600 Pfund (4.270 Euro) Schadensersatz, weil es schwulen Partnern ein Doppelzimmer verweigert hatte. Damit hätten Peter und Hazelmary Bull, die das Chymorvah-Hotel nahe dem Badeort Penzance (Südwestengland) betreiben, gegen das Gleichbehandlungsgesetz verstoßen. Standesamtlich registrierte gleichgeschlechtliche Partner seien nicht

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anders zu behandeln als Ehepaare. Die Hotelbetreiber wollen das Urteil anfechten. Im September 2008 hatte Martyn Hall mit seinem Partner Steven Preddy (beide Bristol) ein Zimmer in dem Hotel beziehen wollen. Die Hoteliers lehnten dies mit der Begründung ab, dass man aus Glaubensgründen grundsätzlich keine Doppelzimmer an unverheiratete Paare vermiete, ob heterooder homosexuell.

Christen an den Rand gedrängt Diese Regelung praktiziere man seit der Eröffnung des Gästehauses 1986. Aus Sicht

des Christlichen Instituts (Newcastle upon Tyne), das die Hoteliers rechtlich berät, ist das Urteil ein weiterer Beleg dafür, dass Christen an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden. Homosexuellengruppen begrüßten das Urteil. John Wadham, Direktor der „Gleichheits- und Menschenrechtskommission“ (London), die die Kläger unterstützte: „Das Recht, die eigene Religion auszuüben und den Glauben auszuleben, ist eines der fundamentalsten Rechte jedes Menschen – aber das Gleiche gilt für das Recht, nicht von einem Hotel abgewiesen zu werden, nur weil man schwul ist.“ P


N AC H R IC H T E N

Was Billy Graham (92) alten Menschen rät RATSCHLAG Jeden Tag als Geschenk annehmen und Blick zum Himmel richten

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l te M e ns c h e n sollten jeden Tag als ein Geschenk Gottes annehmen und ihm täglich dafür danken. Außerdem sollten sie die Ewigkeit stärker Billy Graham in den Blick nehmen. Das rät der 92-jährige US-amerikanische Evangelist Billy Graham. „Der Himmel gibt uns Hoffnung und lässt uns die gegenwärtigen Lasten leichter tragen“, sagte er in einem Interview mit der evangelikalen US-Zeitschrift Christianity Today. Graham gehört zu den bekanntesten Verkündigern. Er hat insgesamt vor schätzungsweise 210 Millionen Menschen in 185 Ländern gepredigt, auch mehrfach in Deutschland. Seit dem Tod seiner Ehefrau Ruth am 14. Juni 2007 lebt er zurückgezogen in seinem Haus in Montreat (Nord Carolina). Er leidet u. a. an Schüttellähmung (Parkinson) und ist auf Pflege angewiesen. Er könne nicht sagen, dass er das Alter mit seinen Gebrechen besonders möge, und er wisse, dass es nicht besser werde. Aber er akzeptiere, dass dies zu Gottes Plan gehöre. Graham zitiert dazu ein Bibelwort aus 1. Timotheus 6,6: „Fröm-

migkeit ist ein großer Gewinn für den, der genügsam ist.“ Gleichzeitig sollten sich Christen mehr auf den Himmel einstellen: „Diese Welt mit allen Schmerzen, Sorgen und Lasten ist nicht unsere endgültige Heimat.“ Er wisse – so Graham –, dass es nicht mehr lange dauere, bis er dort sein werde.

Wenn Eltern gebrechlich werden Der Vater von drei Töchtern und zwei Söhnen rät Kindern, sich rechtzeitig darauf einzustellen, dass ihre Eltern alt und gebrechlich werden. Dann sollten sie Geduld aufbringen und aufmerksam auf ihre Bedürfnisse achten – und zwar auch auf die seelischen und geistlichen. Manchmal wollten Eltern nur wissen, dass ihre Kinder da sind und sich um sie kümmern. Es könne unter Umständen auch nötig sein, Eltern im eigenen Interesse etwa die Autoschlüssel wegzunehmen oder ihre finanziellen Angelegenheiten zu regeln oder für ein neues Zuhause zu sorgen, wo sie besser gepflegt werden können. Das könne schwierig sein. Deshalb sollten Kinder versuchen zu verstehen, welche Umstellung ein Umzug für Betagte bedeute. Vor allem sollten sie für ihre Eltern beten, dass sie Gottes Frieden und Trost erfahren. P

Hotelkette schafft pornofreie Gästezimmer MARRIOTT In neuen Zimmern gibt es jetzt keine Sexvideos mehr.

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ornofreie Gästezimmer will eine der größten Hotelketten schaffen. Die Marriott-Gruppe wird in neuen Zimmern kein Bezahlfernsehen mit Sexfilmen mehr anbieten. Das hat die in Bethesda (US-Bundesstaat Maryland) beheimatete Hotelkette angekündigt. Zur Begründung hieß es, die Erträge aus dem Bezahlfernsehen seien gesunken. Immer mehr Gäste schauten Filme aus dem Internet auf ihren eigenen Computern an. Die Einkünfte aus den Bezahlvideos liegen heute in den USA etwa 39 % niedriger

als vor zehn Jahren, stellten die Meinungsforscher des Instituts PKF Hospitality Research fest. Zu Marriott International gehören 20 Hotelmarken mit insgesamt 3.500 Beherbergungshäusern in 70 Ländern. Moralische Gründe gab das Unternehmen für seine Entscheidung nicht an. Zu den Besonderheiten der Hotelgruppe gehört, dass in den Zimmern neben der Bibel auch das Buch Mormon ausliegt. Das hängt damit zusammen, dass die Gründer der Hotelkette zur religiösen Sondergemeinschaft der Mormonen gehörten. P

NOTIERT Israelische Stadt: Wohnviertel bekommt christlichen Namen Nach einer Jüngerin Jesu soll ein Stadtteil der israelischen Großstadt Tel Aviv benannt werden. Ein kommunaler Ausschuss schlägt vor, dass ein Viertel nahe der Russisch-Orthodoxen Kirche im Ortsteil Jaffa den Namen Tabita tragen soll. Die Frau zeichnete sich durch ihre Wohltätigkeit aus. Der Apostel Petrus erweckte sie vom Tode auf (Apostelgeschichte 9,36–49). Nach Angaben der israelischen Zeitung „Haaretz“ wurde der Name Tabita vor allem gewählt, um christliche Touristen nach Tel Aviv zu locken. Außerdem habe man mit der Wahl eines neutestamentlichen Namens zum Ausdruck bringen wollen, dass Tel Aviv keine rein jüdische, sondern eine kosmopolitische Stadt sei. Insgesamt wurden am 16. Januar Namen für acht Wohnviertel vergeben; sie müssen noch vom Stadtrat und vom Finanzausschuss gebilligt werden.

US-Pastor: Für ein „Jüngstes Gericht“ über den Koran Für Furore sorgt erneut der USamerikanische Pastor Terry Jones (Gainesville). Im vorigen Jahr löste er mit einer angekünJones digten KoranVerbrennung weltweit Empörung aus. Jetzt will er dem Koran in einem Scheinprozess menschenfeindliche Tendenzen nachweisen. Der 58-jährige Jones, Pastor einer knapp 50 Mitglieder zählenden extremen pfingstkirchlichen Gemeinde, hatte im vorigen Jahr angekündigt, am 11. September – dem neunten Jahrestag der Terroranschläge auf das New Yorker Welthandelszentrum – Koran-Exemplare vor seiner Kirche zu verbrennen. Einen Tag vor der geplanten Aktion ließ er sich umstimmen. Jetzt will er am 20. März den Koran einem „Jüngsten Gericht“ unterziehen. Er wirft dem Heiligen Buch des Islam vor, Vergewaltigung, Mord und Betrug zu propagieren. Jones hat Muslime aufgefordert, bei dem Scheinprozess als Verteidiger des Korans aufzutreten.

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Wo der Glaube an Jesus das Leben kosten kann AFGHANISTAN Zwei ehemaligen Muslimen droht die Hinrichtung, weil sie Christen sind. TADSCHIKISTAN

TURKMENISTAN

Kundus

Mazar-e Sharif

IRAN

I

n Afghanistan kann ehemaligen Muslimen das Bekenntnis zu Jesus Christus das Leben kosten. Obwohl ihnen die Hinrichtung droht, weigern sich zwei Afghanen, ihrem christlichen Glauben abzuschwören. Das Land am Hindukusch gilt als einer der strengsten islamischen Staaten. Nach dem muslimischen Religionsgesetz, der Scharia, wird der Abfall vom Islam mit dem Tod bestraft. Der 25-jährige Shoaib Assadullah war am 21. Oktober in Mazar-e Sharif von der Polizei verhaftet worden, weil er einem Landsmann ein Neues Testament in der Landessprache Dari gegeben hatte, berichtet die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM). Zusammen mit idea hatte sie Assadullah als „Gefangenen des Monats Januar“ benannt und zu seiner Unterstützung aufgerufen. Er sollte bereits am 4. Januar hingerichtet werden,

KABUL

A F G H A NISTA N

HAUPTSTADT

PAKISTAN doch aufgrund zunehmender internationaler Aufmerksamkeit wurde der Fall aufgeschoben. Assadullah weigert sich nach wie vor, wieder Muslim zu werden. Er wird im Hauptgefängnis in Mazar-e Sharif gefangen gehalten.

Christ für geisteskrank erklärt Wie idea jetzt aus afghanischen Quellen erfuhr, hat ihn ein Rechtsanwalt aufgesucht und ihm die Freiheit versprochen,

wenn er sagen würde, dass er kein Christ sei. Doch das lehnte Assadullah ab. Danach hätten ihn Polizisten gefesselt und barfuß in ein Krankenhaus gebracht. Ein Arzt habe ihn für geisteskrank erklärt. Ähnlich ergeht es dem 45-jährigen Said Musa, der wegen seines Glaubenswechsels zum Christentum seit über einem halben Jahr in einem Kabuler Gefängnis sitzt. Dort wird er nach eigenen Angaben sexuell missbraucht, misshandelt und gedemütigt. Auch er weigert sich, seinem Glauben abzuschwören. Als er dies einem durch die US-Botschaft vermittelten neuen afghanischen Rechtsanwalt mitgeteilt habe, habe dieser es abgelehnt, ihn vor Gericht zu verteidigen. Jeder Richter werde ihm drei Tage Bedenkzeit geben und ihn dann hinrichten lassen. Musa ist dennoch fest entschlossen, für seinen Glauben einzustehen. P

DIE GEFANGENEN DES MONATS FEBRUAR

2 christliche Ehepaare im Iran im Gefängnis

Arash Kermajani und Arezo Teymouri

Pastor Vahik Abramian und Sonia Keshish Avanessian

VERFOLGUNG Die iranische Führung geht verstärkt gegen

Fotos: PR

missionarisch aktive Mitglieder von Hausgemeinden vor. Zu den „Gefangenen des Monats Februar“ haben die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) und die Evangelische Nachrichtenagentur idea zwei iranische Ehepaare benannt und zur Unterstützung für sie aufgerufen. Es handelt sich um Pastor Vahik Abramian (44) und seine Frau Sonia Keshish Avanessian (37) sowie Arash Kermajani (28) und seine Frau Arezo Teymouri. Sie gehören zu neun Christen, die am 4. September in der westiranischen Stadt Hamadan verhaftet wurden. Die Ehepaare sind dort nach wie vor im Gefängnis. Alle vier Christen mussten die ersten 40 Tage in Einzelhaft verbringen. Was die iranischen Behörden den beiden Ehepaaren vorwerfen, ist bisher nicht bekanntgeworden. Im Iran waren in den letzten Monaten immer wieder missionarisch aktive Christen verhaftet worden. Beobachter sehen die Verhaftungen im Zusammenhang

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mit Äußerungen des iranischen Revolutionsführers Ayatollah Ali Khamenei, der im Oktober vor christlichen Hausgemeinden gewarnt hatte. Die IGFM und idea rufen dazu auf, in Briefen an die iranische Staatsführung die Freilassung der Christen zu fordern. Der Iran hat den „Internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte“ ratifiziert, der umfassende Religionsfreiheit garantiert. Von den 74,2 Millionen Einwohnern sind 99 % Muslime.

Hier kann man protestieren: Seine Exzellenz Ayatollah Sayed ‘Ali Khamenei via: Botschaft der Islamischen Republik Iran Botschafter S.E. Ali Reza Sheikh Attar Thunstraße 68, 3000 Bern 6 E-Mail: ambassador@iranembassy.ch, Fax: 031/3510812


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Hat ein Ex-Nazi seine Morde frei erfunden? KONTROVERSE Immer mehr Zweifel am evangelikalen Bestseller „Der Neonazi“ werden laut. Der Verlag dementiert. ind weite Teile des christlichen Bestsellers „Der Neonazi – Die wahre Geschichte des Nico M.“ über einen Aussteiger aus der Neonazi-Szene in Österreich frei erfunden? Das fragen sich Kritiker des Buches der Schweizer Autorin Damaris Kofmehl, das 2010 im evangelikalen Verlag SCM Hänssler erschienen ist. Der Verlag weist die Anschuldigungen zurück. Nach zahlreichen kritischen Berichten im Internet und zuletzt im Radioprogramm von ERF-Medien am 21. Januar gab es am selben Tag ein Treffen zwischen Kritikern wie dem österreichischen Musiker Leander Müller (Klagenfurt) und dem Verlag, über das beide Seiten Stillschweigen vereinbart haben. Dennoch erneuerte Müller gegenüber idea seine Vorwürfe: „Ich stehe weiter zu meiner Kritik.“ Seine Zweifel seien nicht ausgeräumt worden. In dem Buch werden zahlreiche Verbrechen geschildert, die Nico M. als „Neonazi“ begangen haben soll. Das Buch endet mit der Lebenswende des Mannes: Er wird 2007 Christ, steigt aus der Neonazi-Szene aus und wird dafür von seinem angeblich vermögenden Großvater enterbt. Inzwischen ist die Autorin mit Nico M., dessen wahre Identität nicht preisgegeben wird, wiederholt bei christlichen Veranstaltungen auch öffentlich aufgetreten. Das Buch ist in 3. Auflage erschienen.

Kritiker: Wieso sind Morde ohne Konsequenzen geblieben? Kritiker Müller – der die Identität von Nico M. kennt – hat versucht, den Wahrheitsgehalt des Buches zu überprüfen. Ihm ist bei Besuchen hinter Gittern aufgefallen, dass Häftlinge immer wieder zu deutlichen Übertreibungen neigen. Das hält er auch bei Nico M. für wahrscheinlich. Er hat u. a. mit einer Sozialarbeiterin aus der Jugendstrafanstalt Gerasdorf (Niederösterreich) gesprochen, in der Nico M. inhaf-

Autorin: Damaris Kofmehl

tiert war, sowie mit einem Polizisten, der ihn ebenso kennt: Alle hätten ihm bestätigt, dass „diese Geschichte zu einem großen Teil nicht der Wahrheit entspricht“. So gebe es, anders als behauptet, in Justizanstalten in Österreich keine Dunkelhaft. Nach Aussagen des Buches hat Nico M. u. a. zwei Morde begangen, zu einem Doppelmord bei einem Zeltfest angestiftet und einen Totschlag begangen. Müller wundert sich, dass alle Verbrechen „anscheinend keine rechtlichen Konsequenzen haben“. Wenn die Geschichten nur erfunden seien, müsse dies geklärt werden, und Verlag und Autorin müssten die Verantwortung dafür übernehmen.

Der Täter muss sich stellen ... Wenn die Verbrechen aber Tatsachen seien, müsse sich der Täter der Polizei stellen: „Besonders, da Nico ja nun Christ ist, sollte es ihm persönlich wichtig sein, dass es hier zu einer Klärung kommt.“ Müller ist sich sicher, dass es auch den im Buch beschriebenen Großvater „in dieser Form nie gegeben hat“. Der Musiker hat auch im christlichen Umfeld von Nico M. recherchiert. Er sei – anders als in dem Buch behauptet – psychisch nicht stabil. Er habe betrunken einen Gottesdienst besucht und halte sich immer noch „in zwielichtigen Kreisen“ auf. Nico müsse ein Doppelleben führen, weil er in christlichen Kreisen wie ein „Star“ behandelt werde. Müller empfiehlt ihm, Seelsorge in Anspruch zu nehmen: „Es darf nicht sein, dass Nico einfach nur als Subjekt für eine christliche Sensationsstory benutzt wird.“

SCM: Die Fakten stimmen Der Geschäftsführer der Stiftung Christliche Medien, Frieder Trommer (Holzgerlingen), hat mit einer Presseerklärung auf die Anschuldigungen in den Medien

Kritiker: Leander Müller

Verleger: Frieder Trommer

reagiert: „Alle ... recherchierten Namen, Daten, Fakten und die persönlichen Bestätigungen langjähriger Begleiter sowie die Bereitschaft mehrerer Betroffener und im Buch benannter Personen, als Zeugen uns gegenüber auszusagen, haben für uns derzeitig den Wahrheitsgehalt des Buches bestätigt.“ Trommer ist erschüttert „über die Mutmaßungen gegenüber dem Betroffenen, seiner Vertrauensperson und der Autorin, zumal diese ohne persönliche Begegnungen oder Gespräche erfolgt sind“. Gegenüber idea wies Trommer darauf hin, dass die jüngste Auflage des Buchs an einer Stelle überarbeitet worden sei, weil ein juristischer Begriff hätte missverstanden werden können. Die vorherige Auflage sei deshalb am 3. Dezember gestoppt worden. Er sehe aber keinen Grund, die Auslieferung komplett einzustellen, so Trommer.

Die Autorin: Ein Restrisiko bleibt Die Autorin Kofmehl räumte gegenüber idea ein, dass sie nicht alle Angaben Nicos habe überprüfen können: „Ein Restrisiko bleibt erhalten.“ Wie vor jedem Buch, das sie schreibe, habe sie Gott im Gebet um Rat gebeten und bei ihrer Arbeit ein gutes Gefühl gehabt. Das Buch habe bis heute viele Segensspuren ausgelöst: Ein anderer Neonazi sei nach der Lektüre Christ geworden. Auch die Kritik, dass Nico eher Hilfe als Öffentlichkeit brauche, wies die Autorin zurück. Es gehe ihm gut, auch wenn er „eine unglaubliche Zerbrochenheit“ ausstrahle. Sie wolle auch künftig mit ihm auf Tournee gehen. P

b www.damariskofmehl.org

www.kleozeitung.wordpress.com www.erf.de

2010, 303 Seiten, SCM Hänssler ISBN-10: 3775150862 ISBN-13: 9783775150866 23.40 sFr.

Fotos: PR

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Ägypten: Wie verhalten sich die Christen? DEMONSTRATIONEN Der Patriarch der Kopten unterstützt Mubarak. Evangelikale wirken mäßigend auf beide Seiten.

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chwere politische Unruhen erschüttern Ägypten: Wie verhalten sich die Christen, die rund 10 % der 83 Millionen Einwohner des überwiegend muslimischen Landes stellen? Seit dem 25. Januar kommt es in vielen Großstädten zu gewaltsamen Protesten gegen die Regierung von Hosni Mubarak, der seit 1981 als Staatspräsident amtiert. Die Demonstranten fordern den Rücktritt des 82-Jährigen und mehr Demokratie. Nach amtlichen Angaben sind bei den Unruhen bisher mindestens 100 Menschen ums Leben gekommen. Trotz Ausgangssperre halten die Demonstrationen an. Das geistliche Oberhaupt der Koptisch-Orthodoxen Kirche, Patriarch Schenuda III., hat am 30. Januar die Kopten dazu aufgerufen, nicht an den Protesten teilzunehmen. Die koptische Kirche, die die Mehrheit der Christen repräsentiert, wünsche den Schutz Mubaraks. Darüber zeigte sich die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM/Frankfurt am Main) tief enttäuscht. Denn Christen werden in Ägypten benachteiligt und auch Opfer gewalttätiger Übergriffe. Zum Jahreswechsel waren bei einem Anschlag auf eine koptische Kirche in Alexandria 21 Gottesdienstbesucher getötet worden.

Für mehr Gerechtigkeit, Sicherheit und Offenheit Neben den Kopten gibt es auch kleine evangelikale Gruppen im Land, etwa den Baptistenbund und zumeist aus Ausländern bestehende internationale Gemeinden. Einige Evangelikale versuchen teilweise unter Lebensgefahr, mäßigend auf beide Seiten einzuwirken, berichtet der Geschäftsführer des christlichen Fernsehsenders SAT-7, Terence Ascott (Nikosia/Zypern). Der Sender strahlt sein Programm für den Nahen Osten auf Arabisch aus. Wie Ascott in einem Gebetsaufruf schreibt, sind 65 SAT-7-Mitarbeiter in Ägypten tätig. Sein Sohn sei unter den rund 2.000 Verletzten bei einer Großdemonstration in Kairo gewesen. Ein Gummigeschoss habe ihn im Gesicht getroffen, als er versucht habe, sowohl den Sicherheitskräften wie auch den Demonstranten Wasserflaschen zu reichen. Ascott zeigt Verständnis für die Demonstrationen. Jahrzehnte der wirtschaftlichen und politischen Stagnation hätten dazu geführt, dass sich eine ganze Generation hoffnungslos fühle.

baden) idea auf Anfrage mitteilte, habe es in der von dem Werk betriebenen Klinik in Assuan (Oberägypten) mit zwei Außenstationen in den letzten Tagen keine besonderen Vorkommnisse gegeben.

Baptisten rufen zum Gebet auf

Israel ist für Mubarak

Zugleich betont Ascott, dass es sich bei den Unruhen nicht um eine religiöse, sondern um eine politische Revolte handele. SAT-7 ist Partner der in Sinsheim bei Heidelberg ansässigen Deutschen MissionsGemeinschaft. Zum Gebet für Frieden im Land hat auch der kleine Baptistenbund in Ägypten aufgerufen. Der Vizepräsident der Freikirche, Mounir Jacoub (Alexandria), bat die Europäische Baptistische Föderation (Prag) darum, die 2.100 ägyptischen Baptisten in 18 Gemeinden bei ihren Gebeten für eine positive Entwicklung im Land zu unterstützen.

Rückendeckung erfährt Mubarak aus Israel. Die Jerusalemer Zeitung Haaretz berichtet, dass die Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu den Westen aufgefordert habe, den ägyptischen Diktator zu stützen. Es sei im Interesse des Westens und des gesamten Nahen Ostens, „die Stabilität des ägyptischen Regimes aufrechtzuerhalten“.

Fotos: dpa

EMO-Krankenhaus: Alles ruhig

Ägyptische Polizisten schützen eine koptische Kirche in Qena, nördlich von Luxor.

ideaSpektrum 05.2011

Von den Unruhen nicht betroffen sind die 24 deutschen, finnischen und ägyptischen Mitarbeiter der Evangeliumsgemeinschaft Mittlerer Osten (EMO) in Oberägypten. Wie Geschäftsführer Martin Müller (Wies-

Der Patriarch der koptischen Kirche, Schenuda III., im Gottesdienst in Alexandria

Angst vor Islamisten Unterdessen hat Israels Staatspräsident Schimon Peres vor einer möglichen Machtübernahme radikaler Muslime in Ägypten gewarnt. Die Herrschaft religiöser Fanatiker wäre nicht besser als ein Mangel an Demokratie unter Mubarak. Peres erinnerte daran, dass Mubarak „den Frieden im Nahen Osten bewahrt“ habe. Ägypten hatte mit Israel 1979 als erstes arabisches Land einen Friedensvertrag abgeschlossen. P


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Kirchenleitung: Homosexualität ist keine Sünde ANTWORT auf die Kritik des Fürsten zu Castell-Castell an der Kirchenleitung

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as Oberhaupt des ältesten evangelischen Adelsgeschlechts in Bayern, Albrecht Fürst zu Castell-Castell, hatte in einem Interview mit idea (Spektrum Nr. 3) die bayerische Kirchenleitung scharf kritisiert, weil sie beschlossen hat, das Zusammenleben Homosexueller im Pfarrhaus unter bestimmten Bedingungen zu erlauben. Darauf antwortet der Pressesprecher der Landeskirche, Johannes Minkus: Albrecht Fürst zu Castell-Castell wirft der bayerischen Kirchenleitung vor, sie habe Sünde legitimiert, als sie beschloss, gleichgeschlechtlich lebenden Pfarrerinnen und Pfarrern das Zusammenleben im Pfarrhaus zu gestatten. Homophile Prägungen und eine gelebte homosexuelle Praxis seien schöpfungswidrig und würden nicht dem Zeugnis der Bibel entsprechen. Hier muss ich energisch widersprechen. Die Entscheidung von Landesbischof, Lan-

Johannes Minkus

Fürst Castell

deskirchenrat und Landessynode wurde sehr wohl im sorgfältigen Hören auf das biblische Zeugnis getroffen. Die Heilige Schrift „ernst nehmen“ ist allerdings nicht so einfach, als könnte man einzelne Sätze aus dem Alten oder Neuen Testament wortwörtlich auf unsere Situation im Jahr 2011 übertragen.

Sollten wir Sklaven halten? Sollten wir die Vielehe praktizieren, wie Abraham, Issak und Jakob es getan haben? Sollten wir Sklaven halten? Paulus hat das erlaubt (1. Kor. 7,20f.)! Natürlich nicht. Die Worte der Bibel müssen in unsere Situation übersetzt werden. Darum lernen Pfarrerinnen und Pfarrer die hebräische und griechische Ursprache der Bibel, lernen, wann und für wen die einzelnen Texte der Bibel geschrieben wurden. Erst wenn ein Pfarrer verstanden hat, was damals gemeint war, und es in Beziehung setzt zum Gesamtzeugnis der Bibel, kann er in der Predigt sagen, was eine Bibelstelle heute bedeuten könnte. Zum Wort Gottes wird die Predigt beim Hörer allerdings nur durch das Wirken des Heiligen Geistes. Die Auslegung ist anspruchsvoll und bleibt immer ein Wagnis. Doch nur so finden wir Christen Antworten auf Fragen, die in der Bibel nicht vorkommen: Wie verhalten wir uns

zu den Möglichkeiten der Präimplantationsdiagnostik und der Kernenergie? Auch beim Thema Homosexualität ist „Übersetzung“ nötig.

Was Paulus wirklich meinte Was Paulus im Korintherbrief vehement ablehnt, würden wir als sexuellen Missbrauch von Jugendlichen bezeichnen. Eine heutige verantwortlich gelebte eingetragene Lebenspartnerschaft kannte Paulus nicht. Darum kann seine Ablehnung homosexueller Handlungen auf heutige homosexuelle Partnerschaften nicht zutreffen. Die Kirchenleitung geht davon aus, dass Homosexualität bei manchen Menschen angelegt ist und sie diese Anlage nicht ablegen können. Darum ist Homosexualität keine sündhafte Verfehlung und auch keine heilbare Krankheit. Darum besteht auch keine Gefahr, dass die große Mehrheit unserer Kirchenmitglieder Ehe und Familie aufgeben, um homosexuell zu werden. Mit ihrer Entscheidung hat die Kirchenleitung den homosexuell lebenden Pfarrerinnen und Pfarrern die Möglichkeit geschaffen, ihre Partnerschaft in Liebe und gegenseitiger Verantwortung auch im Pfarrhaus offen zu leben, aber nur dort, wo Gemeinde und Kirchenleitung dies einmütig befürworten. P

Landesbischof sieht in Europa eine „grassierende Islamfeindlichkeit“

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hristen sollen gegen „die in Europa grassierende Islamfeindlichkeit“ eintreten. Dazu hat der bayerische Landesbischof Johannes Friedrich aufgerufen. Wie er in Mailand bei einem interkulturellen Abend sagte, formiere sich seit einigen Jahren in Deutschland unter der Überschrift „Islamkritik“ eine neue Islamfeindlichkeit. Sie organisiere sich rund um Internetportale wie „Politically incorrect“ oder „Achse des Guten“ und äußere sich unentwegt in Briefen an Politiker und Kirchenleute sowie

in Demonstrationen. Diese Islamgegner unterstellten Muslimen, sie würden zur Erreichung ihrer Ziele bedenkenlos lügen. Friedrich: „Damit ist echter Dialog – sei er nun interkulturell oder interreligiös – sinnlos.“ Außerdem werde behauptet, der Islam strebe nach Weltherrschaft. Auch wenn man dies bei einzelnen islamistischen Vertretern zu spüren meine, für „den Islam“ treffe das nicht zu. Der Bischof vermutet, „dass Islamfeindlichkeit letztlich eine Angst vor dem Unbekannten ist“. Den interreligi-

ösen Dialog bezeichnete er als Dienst am Frieden. Der ureigene Beitrag der Christen zum Zusammenleben im Pluralismus bestehe darin, dass sie ihre eigene religiöse Identität immer neu bestimmten. Dabei dürften sie nicht auf den Wahrheitsanspruch des eigenen Glaubens Johannes Friedrich verzichten. P

Fotos: Minkus/PR; Castell/Pia Vogel; Friedrich/Simon Kratzer

DIALOG DER RELIGIONEN Johannes Friedrich weist den Vorwurf zurück, „der Islam“ strebe nach Weltherrschaft.

ideaSpektrum 5.2011


Das Bild der Woche TRAUER UND ENTSETZEN NACH ZUGUNGLÜCK Unbekannte haben nach dem schweren Zugunglück von Hordorf (SachsenAnhalt) ein Kreuz nahe der Unglücksstelle aufgestellt. In der Nacht zum 30. Januar waren auf einer eingleisigen Strecke ein Regionalexpress und ein Güterzug frontal zusammengestoßen. Zehn Menschen wurden getötet und 23 verletzt, einige von ihnen lebensgefährlich. Neben zahlreichen Rettungskräften waren nach Angaben der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland auch 13 Notfallseelsorger aus dem Raum Magdeburg und Halberstadt im Einsatz – sechs direkt am Unfallort und sieben bei Angehörigen. Die Bischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Ilse Junkermann (Magdeburg), und der Präsident der Evangelischen Landeskirche Anhalts, Joachim Liebig (Dessau), drückten den Angehörigen der Toten ihr tiefes Mitgefühl aus und beten für die Opfer und ihre Familien. Ort und Zeit für den Trauergottesdienst standen bei Redaktionsschluss noch nicht fest. ideaSpektrum 05.2011


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T H E OLO GI E

Nur die Wahrheit zählt GOTT UND POLITIK Er zählt zu den beliebtesten Fernsehjournalisten: Peter Hahne (Berlin). Sein Buch „Schluss mit lustig. Das Ende der Spaßgesellschaft“ war 2004 ein Bestseller. Demnächst erscheint sein neues Buch „Nur die Wahrheit zählt“. idea druckt exklusiv vorab einige Auszüge. Es ist nur ein schlichtes Gleichnis. Doch es fällt mir im Alltag immer wieder ein, weil es so aussagekräftig ist: Da verabreden sich die Spinnen zu einer Konferenz. Es soll um Fragen der Rationalisierung gehen. Wie kann man das Spinnennetz so reduzieren, dass man möglichst wenig Faden braucht? Ganz angetan von den Ergebnissen der Beratungen krabbelt eine der Spinnen wieder in ihr Netz zurück und beginnt, alles zu überprüfen. Sie kommt zu der ernüchternden Erkenntnis, dass sie jeden Faden ihres Netzes braucht, um ihr Futter zu fangen. Allein einen Faden entdeckt sie: Er geht hoch ins scheinbar Unendliche. „Damit habe ich noch nie irgendetwas gefangen. Er ist also sinnlos, wertlos und überflüssig.“ Also schneidet die Spinne den Faden ab. Im gleichen Augenblick bricht ihr ganzes, fein gesponnenes und lebenswichtiges Netz in sich zusammen. In der Biografie von Jesus Christus finden wir eine solch tragische Episode, in der Menschen ihren Lebensfaden abschneiden. Es sind ausgerechnet seine Landsleute, Menschen, mit denen er aufgewachsen ist, mit denen er drei Jahrzehnte gelebt hat. Der Arzt Lukas hat diese Geschichte vor 2.000 Jahren aufgezeichnet (Lukas 4,14–30) – doch sie könnte genauso heute geschehen sein. Jesus Christus predigt in Galiläa, im Norden Israels. Überall strömen die Menschen in die Synagogen. Wie ein Lauffeuer verbreiten sich seine Worte und Wundertaten, sodass er „von jedermann gepriesen wird“. Nun kommt er nach Nazareth. „Ist er nicht einer von uns?“, fragt man sich in seiner Heimatstadt erstaunt und empört zugleich. Warum macht er hier nicht auch ein paar kleine Wunder statt vieler großer Worte? Doch Jesus ahnt: „Kein Prophet gilt etwas in seinem Vaterlande.“ Die Leute lauschen zwar seinen Worten, doch sie regen sie nicht an, die Hörer regen sich auf: Den brauchen wir hier nicht. Der stört, der passt nicht zu uns.

Sie stießen Christus zur Stadt hinaus Seine Zeitgenossen fi nden es einfach unmöglich, dass Christus sie zur Umkehr auffordert. Sie wollen ein bisschen Religion, aber keine Rettung. Ein paar knackige Wunder, aber keine knallharten Wahrheiten. Dann berichtet Lukas als traurige Bilanz seines heimatlichen Auftritts: „Sie stießen Jesus zur Stadt hinaus.“ Ein Satz allerdings, der in kaum einem Predigtbuch zu finden ist. Trotzdem ist er zentnerschwer und folgenreich – und er lastet bis heute auf unserer Welt.

Gott wird aus der Stadt vertrieben. Staat und Politik ohne Gott. Eine Gesellschaft ohne letzte Bindung. Harvey Cox [ein baptistischer Theologieprofessor an der Harvard-Universität in den USA, Anm. d. Red.] beschreibt in seinem Buch „Stadt ohne Gott?“ den modernen Menschen als Kosmopoliten. „Die Welt ist seine Stadt geworden, und seine Stadt hat sich zur Welt erweitert. Der Prozess, der dies in Szene gesetzt hat, wird von uns Säkularisierung genannt.“ Nicht nur die bahnbrechenden Erfindungen der Kommunikationstechnik haben die große Welt zum kleinen Dorf gemacht, man spricht vom „global village“. Während unsere Dörfer und Städte einst als sichtbare Mitte steinerne Kirchen hatten, gähnt dort nun ein riesiges Vakuum. Religion verkommt zum Lorbeerkranz familiärer Feste und kultureller Jubiläen, die Kirchen zu Konzertsälen und Denkmälern, der Glaube der Reformatoren zum bloßen Kulturprotestantismus.

Heute ist Religiösität gefragt. Gott hat keinen Platz mehr. Gott hat keinen Platz mehr. Und wo er noch einen besetzt, da wird er ihm streitig gemacht. Immer mehr Gerichte müssen sich mit Klagen gegen das Kreuz-Symbol in Schulklassen, Gerichtssälen oder Parlamenten beschäftigen. In der Charta der Europäischen Union ist Gott zur Allerweltschiffre „religiös“ geschrumpft. Aus dem deutschen Grundgesetz möchten viele Gott am liebsten streichen. Doch die Geschichte lehrt, wohin das führt. Es hat einen tiefen Sinn, dass die Mütter und Väter des Grundgesetzes nach der barbarischen Nazityrannei nicht einfach sagten: „Nie wieder Krieg.“ In der Stunde Null ging es ihnen um einen radikalen (lateinisch radix = Wurzel), an die Wurzeln gehenden Neuanfang. Und der führte zum Vorsatz aller Grundrechte, zur Präambel des Grundgesetzes: „In Verantwortung vor Gott und den Menschen“. Die Begründung erwähnt die Bayerische Verfassung in ihrer Präambel sogar ausdrücklich: „Angesichts des Trümmerfeldes, zu dem eine Staats- und Gesellschaftsordnung ohne Gott, ohne Gewissen und ohne Achtung vor der Würde des Menschen die Überlebenden des Zweiten Weltkriegs geführt hat …“ Verfassungsrichter Udo Di Fabio erläutert: „Krieg, Verbrechen und Elend hatten tiefes Misstrauen gegen politische Heilsversprechungen erzeugt und wieder christliche Werte in die Erfahrungswelt der Menschen eingeprägt.“ ideaSpektrum 05.2010


T H E OLO GI E

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Interview zu seinem 60. Geburtstag: „Ich bekenne, dass ich, nachdem ich 60 Jahre Erde und Menschen studiert habe, keinen anderen Ausweg aus dem Elend der Welt sehe, als den von Jesus Christus gewiesenen Weg. Es ist unmĂśglich, dass die Erde ohne Gott auskommt.“

Die GĂśtzen der Moderne Wir haben Gott verloren und GĂśtzen gefunden. „Der Mensch von heute glaubt an eine neue Dreifaltigkeit“, schreibt der dänische Satiriker Jens Rasmussen, „an den Sex, an die Zuwachsrate und an die Vorfahrt.“ Die Heiligen Drei KĂśnige des westlichen Wirtschaftswunders heiĂ&#x;en Inflationsrate, Arbeitsmarkt und Bruttoinlandsprodukt. „Zeit, Arbeit und Geld sind an die Stelle der gĂśttlichen Dreieinigkeit getreten“, so der Schriftsteller Franz Werfel. Doch wer nichts von SĂźnde hĂśren will, der ist zu stolz fĂźr die Gnade. Wer nichts mehr zu bereuen hat, lebt in der LĂźge. Wir hĂśren heute eine VersĂśhnungslyrik, sogar auf Kanzeln und BischofsstĂźhlen, die Vergebung (zum Beispiel fĂźr die Stasi-Verbrecher) fordert, ohne BuĂ&#x;e und Reue zu verlangen. Diese „billige Gnade“ (Dietrich Bonhoeffer) macht Kirche zum Discounter, zum Supermarkt der SelbstversĂśhnung. Gott ist kein hĂśheres Wesen und der Glaube an ihn keine Privatsache. Vor allem an der Kehrseite erfahren und erleiden wir, was es heiĂ&#x;t, Gott zum GĂśtzen zu machen und den Herrn der Welt vom Thron zu stĂźrzen. Der Nobelpreisträger Werner Heisenberg, Physiker und Philosoph, sieht den Untergang der „Titanic“ 1912 als Bild fĂźr eine Gesellschaft ohne Orientierung. „Die Welt von heute gleicht einem wundervollen Ozeandampfer. Die komplizierten Maschinen funktionieren gut, die Passagiere tanzen zur Bordmusik, in den KĂźchen wird ausgezeichnet gebraten und gekocht, alle sind vergnĂźgt und tätig. Das Ganze ist groĂ&#x;artig. Nur der Anker fehlt. Und der Kompass funktioniert nicht. Das wundervolle Schiff treibt hilflos auf dem Ozean. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann es an einem Eisberg oder an einer Klippe zerschellen wird.“ Eine Welt ohne Gott ist trostlos. Sie macht sich um den Trost ärmer. Denn Trost heiĂ&#x;t: Gegenwart Gottes im Leid. Der Mensch ohne Gott ist wertlos. Er bringt sich um den Wert, geschaffen zu sein, gesegnet, geborgen, geleitet. „Wenn ich glaube, habe ich „W nichts zu verlieren. Wenn ich i nicht glaube, habe ich nichts zu hoffen“, so der vern storbene Wirtschaftsjournas list li Johannes Gross. P

Der Nobelpreisträger Werner Heisenberg sieht den Untergang der „Titanic“ 1912 mit 1.523 Toten als Bild fĂźr eine Gesellschaft ohne Orientierung: Alles funktioniert, nur der Kompass nicht. Deshalb ist es nur eine Frage der Zeit, bis alles zerbricht.

Wenn Gott weichen muss und der Mensch die erste Stelle einnimmt, sind Extremismus und Fanatismus die Folge. Nationalsozialismus, Kommunismus und totaler Libertinismus bieten bedrohliche Beispiele. Wer Gott vertreibt, verliert seine MaĂ&#x;stäbe. Humanität ohne Divinität wird zur Bestialität. „Der Kommunismus ist eine Kultur der Unbarmherzigkeit“ (Michail Gorbatschow).

„Holt Gott zurĂźck in die Politik!“ Der russische Dichter und BĂźrgerrechtler Alexander Solschenizyn mahnte in seiner Nobelpreisrede: „Holt Gott zurĂźck in die Politik!“ Das Gegenteil hatte er lange genug am eigenen Leib erfahren. Ja, Gott gehĂśrt in die Verfassung, auch in die unseres Staates. Gottes Gebote sind der Rahmen fĂźr seine Ebenbilder. „Hielten wir uns an die Zehn Gebote, wir hätten ein anderes Land“ (Roman Herzog, deutscher Bundespräsident 1994–1999). Jesus stĂśrt – bis heute. Wir wollen ihn und seine Botschaft nicht, also: raus aus der Ethik, aus der Erziehung, aus dem Alltag. HĂśchstens noch rein in den Sonntag, in den Feiertag oder das Familienfest. Ein bisschen Christlichkeit als fromme Garnitur kann ja nicht schaden, mehr aber bitte nicht. Ein bisschen Glauben fĂźr die Kinder, Hoffnung fĂźr die Alten und ein wenig Balsam fĂźr die Seelen, mehr aber bitte nicht. So schneiden wir uns sehenden Auges den Faden nach oben ab. Dann sackt alles nach unten und in sich zusammen.

Foto: dpa

ideaSpektrum 05.2010

Und wir versacken gleich mit. Wer den Halt am Himmel verliert, versinkt ins Bodenlose. Man braucht Gott, um Mensch zu sein. Wir mĂźssen zu Gott umkehren, wenn wir weiterkommen wollen. Den Lebensfaden wieder aufnehmen, indem wir Christus annehmen. Der irische Schriftsteller George Bernard Shaw, der lange unter dem Einfluss der atheistischen Philosophie Nietzsches stand und dem zum Beispiel die Geschichte zum Musical „My fair Lady“ zu verdanken ist, sagte in einem

„Man braucht Gott, um Mensch zu sein“

Pe Hahne: Peter Nur die Wahrheit zählt Nu Verlag mediaKern, 144 Seiten Ve ISBN 978-3-8429-1001-0 IS â‚Ź 99,95 / â‚Ź 10,30 (A) / sFr 15,90


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M E DI E N

Auch 10 Millionen können irren DSCHUNGELCAMP Zwei Wochen lang saßen jeden Abend bis zu 10 Millionen vor dem Fernseher, um sich „Dschungelcamp“ anzuschauen – ausgestrahlt vom Privatsender RTL. Im australischen Dschungel lebten anfänglich 11 (mehr oder minder) bekannte Personen zusammen. Sie mussten sich „Dschungelprüfungen“ stellen und wurden ständig von Kameras beobachet. Die Teilnehmer gaben entweder freiwillig auf oder wurden durch telefonische Abstimmung der Zuschauer „herausgewählt“. Dazu ein Kommentar des Kulturjournalisten Alexander Kissler (München). Können zehn Millionen Menschen irren? So viele Zuschauer hatte in der Spitze die nunmehr fünfte Auflage von „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“, kurz „Dschungelcamp“ gerufen. In den bisherigen Staffeln verzehrten so illustre Gäste wie Lisa Fitz, Carsten Spengemann, Bata Illic, Giulia Siegel im Dschungel zum Gaudium des Publikums Schafshoden, Regenwürmer, Fischaugen, wälzten sich im Kakerlakenbett.

Warum sehen sich so viele so was an? Illuster waren die minderbekannten Teilnehmer nur für die Dauer des zweiwöchigen Sozialexperiments. Eine tägliche Schlagzeile in Deutschlands größter Tageszeitung ist ihnen dann ebenso gewiss wie die allabendliche Millionenmeute vor dem Bildschirm. Wer am Ende dank maximaler Zuschaueranrufe – das Stück zu 50 Cent – oder geschickter Senderstrategie Dschungelkönig wird, darf sich noch ein paar Tage mehr im falschen Glanz der Popularität sonnen. Wie kam es, dass das „Dschungelcamp“ zum vermeintlich familientauglichen Fernsehspaß werden konnte, zum Lieblingsthema einer schausüchtigen Nation? Der Reiz des

Ekels und der Schadenfreude ist unbesiegbar! Hier machen sich gegen gutes Geld Semiprominente zum Hanswurst. Der seinerseits mit den Wonnen der Alltäglichkeit gesegnete Zuschauer hat zumindest die Illusion, er könne den Kurzfristhelden bei ihrer authentischen Selbsterniedrigung zusehen, ja ihnen durch seine überwachenden Anrufe das Maß der Demütigung zuteilen. Diese Illusion effektvoll am Leben zu erhalten, ist die größte Leistung von RTL – ob die Vorwürfe stimmen, das tägliche „Televoting“ sei ein abgekartetes Spiel, oder nicht. Zweitens ist das „Dschungelcamp“ eine übersichtliche und zuverlässig eskalierende Welt für sich, ein Soziotop. Die „Prüfungen“ an der Ekelschwelle – einst Kern des Interesses – werden zügig abgehandelt. Wir sehen vor allem eine Dailysoap im Tropenklima mit passgenau inszenierten Charakteren. Es gibt Machos und Muttersöhnchen, Hetero- und Homosexuelle, Junge und Alte, Zicken und Tagträumer. So vermittelt es zumindest die Inszenierung, und Inszenierung ist hier alles. Damit eng verknüpft ist der dritte Grund für so viel Neugier auf Maden, Schlamm und Waschbrettbauch. Die abendlichen Beschimpfungen und Versöhnungen zwischen „du bist ein kranker, armseliger Mensch“ (Teilnehmer Khan) und „50 % der Menschen lieben dich immer“ (Teilnehmerin Knappik) erscheinen als Lektionen in Egomarketing. Mit Erfolg wird hier derjenige belohnt, der einerseits klaglos sich fügt, tut, was die Regie ihn heißt, und der andererseits dosiert auf die Pauke haut, damit er nicht übersehen wird. Prämiert mit Sendeminuten und Großaufnahmen wird ein Verhalten, das ein einziges Als-ob ist, perfekt künstlich im Gewand des Authentischen.

Tag 13 im Dschungelcamp: Der einstige Studentenrevolutionär Rainer Langhans sitzt auf Jay Khan, während der Popsänger Kniebeugen macht.

Darin – nicht im Kauen, Spucken, Schwitzen – liegt der tiefere Reiz begründet: Wie weit lässt sich in einer komplett überwachten, absolut geheimnislosen Dschungelgesellschaft, diesem Deutschland in nuce, das Posen und Posieren zum eigenen Vorteil treiben? Wie weit muss ich mich demütigen, um ganz nach oben zu kommen? Letztlich ist das „Dschungelcamp“, weil es nur in diesen Kategorien zu begreifen ist, eine dem Wortsinne nach asoziale Veranstaltung. P

Foto: RTL

Eine asoziale Veranstaltung

ideaSpektrum 5.2011


FILMKRITIK

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Was passiert, wenn du stirbst? KINO Dieser Menschheitsfrage stellt sich Kultregisseur Clint Eastwood. Karsten Huhn sah den Film. Mitten im Leben sind wir vom Tod umfangen – diese Melodie ist der Grundton des Dramas „Hereafter – Das Leben danach“. Drei Geschichten erzählt der Film: Die französische Nachrichtensprecherin Marie wird während eines Thailandurlaubs von einem Seebeben weggerissen und ertrinkt. Sie macht eine Nahtoderfahrung, bis sie geborgen und wiederbelebt wird. Der zwölfjährige Marcus verliert in London seinen geliebten Zwillingsbruder Jason durch einen Verkehrsunfall. Am interessantesten ist der Fabrikarbeiter George in San Francisco. Er hat früher sein Geld als Medium verdient: Er versuchte, Kontakt zu Verstorbenen aufzunehmen und den Hinterbliebenen deren Botschaften zu übermitteln. Eigentlich hat George die Arbeit aufgegeben, weil das damit verbundene Wissen für ihn zu schmerzhaft ist. „Das ist keine Gabe, das ist ein Fluch“, sagt er über seine Fähigkeit, ins Jenseits zu schauen. „Es nimmt mir jede Chance auf ein normales Leben.“ Denn hinter jedem Tod steckt eine Tragödie, hinter jeder Familie ein schmerzhaftes Geheimnis. So viel wird klar: Glücklich macht der Kontakt zum Totenreich nicht. Es

l

ist nicht gut, alles über andere Menschen zu wissen. Aber wie sieht es nun wirklich aus, das Leben nach dem Tod? Der Film ist klug genug, das offenzulassen. Die Jenseitsvisionen sind sehr diskret, sie flackern als Sekundenbruchteile auf, verschwommen. Doch dass der Tod nicht das letzte Wort hat, wird in „Hereafter“ deutlich. Und noch etwas: „Ein Leben, das sich nur um den Tod dreht, ist keins“, erkennt George, der auf den Kontakt mit dem Jenseits endgültig verzichtet. Hereafter – Das Leben danach. Regie: Clint Eastwood. Mit Matt Damon, Cécile De France, Bryce Dallas Howard, Jay Mohr. Produzent: Steven Spielberg. 129 Minuten, FSK: ab 12 Jahren

idea Fernseh- und Hörfunk-Tipps

5. Februar – 11. Februar

FE R NSE HE N Sonnabend, 5. Februar SF info 8.00–8.30 Wie viel Theologie braucht die Kirche? Ein Gespräch mit Gottfried Locher, dem Ratspräsidenten des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes

Sonntag, 6. Februar SF Info 8.30–9.05 Für eine Welt ohne Angst – der Pfarrer, Denker und Dichter Kurt Marti

ZDF 9.30–10.15 Evangelischer Gottesdienst aus Wixhausen/Darmstadt mit Pfarrerin Anja Schwier

18.45–18.50 Kommen Schwule in den Himmel? Vom Sex und der Sünde

11.00–12.00 Gottesdienst aus der Ev.Freik. Gemeinde Derschlag mit Pastor Wesemann

Donnerstag, 10. Februar 13.05–14.00 Jesus Christus – Geheime Mythen. Ein Beitrag über die Funde von Qumran 22.15–22.30 Herrnhut: Zinzendorf und die Losungen. Dokumentarfilm

20.15–21.00 Design der Schöpfung. Ist die Handschrift des Schöpfers in der Endlichkeit zu erkennen? Talkshow mit den Physikern Cornelia Faustmann und Walter Thirring sowie dem Endokrinologen Johannes Huber

HÖRFU NK Sonntag, 6. Februar

Dienstag, 8. Februar

NDR Kultur 8.40–9.00 Theologie der Zärtlichkeit – Kurt Marti, Pfarrer und Poet

MDR Figaro 10.00–11.00 Evangelischer Gottesdienst aus Mulda bei Freiberg mit Landesbischof Jochen Bohl

10.00–11.00 Evangelischer Gottesdienst aus Hamburg mit Pastor Hans-Stephan Haas

RBB Kultur 10.00–11.00 Ev. Gottesdienst aus Berlin mit Pfarrer Nico Steffen

15.00–15.30 Die Gedichte des Pfarrers und Dichters Lothar Zenetti 17.05–17.30 Intimität – Wie ein tiefes Verlangen unser Leben bereichert.

21.30–22.00 Lutherlieder Mittwoch, 9. Februar 19.42–19.58 Wahlen, Wahlen – und danach? Mit Pfarrer Horst Neumann

Donnerstag, 10. Februar 20.00–21.00 Gottes Wort in meinem Leben. Pfarrer Walter Schaal im Gespräch mit Pastor Horst Marquardt. Wiederholung der Sendung anlässlich des ersten Todestages von Walter Schaal.

Wer reagieren möchte, kann dies unter folgenden Rufnummern tun: ARD: 089/5900-3344 | Bibel.TV: 040/4450660 | Das Vierte: 0180/5843783 Deutschlandfunk und Deutschlandradio: 0221/345-1831 | DRS 2: (0)848/808080 | ERF: 06441/957-0 | HR (TV): 069/1555111 | Kabel 1: 0180/5011150 KiKa: 0180/2151514 | Luth. Stunde: 04264/2436 | MDR: 0341/300-5401 | NDR: 0511/988-2393 | Phoenix: 0180/28213 | RBB: 030/97993-2171 SF 2: (0)62/2059050 | SR 2: (0)681/6022222 | SWR: 07221/929-0 | WDR (Radio): 0221/5678-333 | WDR (TV): 0221/5678888 | ZDF: 06131/702164

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net F O R UM F Ü R JUN G E C H R I S T EN

Die christliche Musikszene trifft sich PROMIKON Die größte christliche Künstlermesse – das „Projekt für missionarische Konzertarbeit“, kurz Promikon – öffnet am 5. Februar wieder in der Uni Gießen ihre Tore. Ein Höhepunkt ist die Verleihung des „David Awards“, des Musikpreises der christlichen Musikszene. Der Preis wird in den Kategorien „Bester Newcomer 2011“, „Bester nationaler Künstler“ und „Bestes Album des Jahres“ vergeben. Simon Jahn stellt die neun nominierten Künstler und Bands vor. Sefora Nelson

Lilly Among Thorns

Sara Lorenz

Im zarten Alter von vier Jahren lernte Sefora Nelson (Stuttgart) ihr erstes Instrument: Blockflöte. Mit zehn hatten sich schon Akkordeon und Keyboard dazugesellt. Heute – mit 31 – sitzt die Deutsch-Italienerin vorzugsweise am Klavier und spielt ihre eigenen Lieder. International geprägt sind nicht nur ihre Wurzeln, sondern auch ihr Leben: Ihr Ehemann kommt aus Trinidad, in den Vereinigten Staaten und in Frankreich studierte sie Musik und Theologie. Mit ihrer ausdrucksstarken Stimme überzeugte die Sängerin 2009 die Jury und gewann den Song Contest des evangelikalen Spring Festivals. In der Folge war sie an Produktionen wie „Starke Frauen – Sanfte Töne“ und „Anbetung 2010“ beteiligt. Im März 2010 erschien dann ihre erste CD „Wenn der Tag kommt“. Die meist ruhigen Pop-Songs erzählen aus Nelsons Leben, einem Leben mit Gott. Es geht um die Chancen, die das Leben bietet, die man aber auch ergreifen muss.

Zu ihrem Künstlernamen kam Lilly Murer (Würzburg) beim Lesen ihrer englischen Bibel. „Like a lilly among thorns“ heißt es in Hoheslied 2,2. Und „wie eine Lilie unter Dornen“ möchte auch ihre Musik sein: Sie soll Menschen die Liebe und Leidenschaft zu Gott entdecken lassen. Vor zwei Jahren erst entschied sich die 21-Jährige, ihre selbst geschriebenen Lieder auch außerhalb des Freundeskreises vorzuspielen. Seitdem begeistert die Sängerin immer mehr Menschen mit ihrer eindrucksvollen Stimme. So belegte sie 2009 beim Balinger Rockfestival und beim „EIGENSINNiCH Bandcontest“ des Evangelischen Jugendwerks (EJW) jeweils den 2. Platz. Die teils deutschen, teils englischen Texte der Musikerin handeln von ihrem Leben und ihren Erlebnissen mit Gott. Ende 2009 erschien ihre erste kurze CD, „little music message“.

Ihr musikalisches Talent stellte Sara Lorenz (Herten bei Recklinghausen) schon im Kindesalter auf Produktionen von „Die Rinks“ und Rolf Zuckowski sowie bei Kinderhörspielen unter Beweis. Ende der 90er Jahre gründete sie zusammen mit ihren Cousinen die Band „Sharona“, mit der sie 2000 und 2003 zwei erfolgreiche CDs herausbrachte. Nach einem zweijährigen Besuch des Hillsong International Leadership College in Sydney (Australien) kehrte die Musikerin nach Deutschland zurück und wirkte bei Produktionen wie „In Love With Jesus“, „Du bist Herr“ und „Feiert Jesus!“ mit. Nach einem Soloalbum „Overflowing“ (2007) und einer weiteren CD mit Sharona („Hand in Hand“, 2008) unterstreicht die 27-Jährige mit ihrer zweiten Solo-CD „Ich seh Dich“ nun erneut ihr Talent für kreative Eigenkompositionen. Die deutschsprachigen Lieder sind einfühlsam und ehrlich. Lorenz’ gefühlvolle Stimme, die poetischen Texte und die unaufdringlichen, aber ausgefeilten Arrangements machen aus „Ich seh Dich“ eine Sammlung kleiner, poetischer Pop-Perlen.

Good Weather Forecast

Ihr Name ist Programm: Wenn die Band „Good Weather Forecast“ („Gute Wettervorhersage“) auftritt, ist gute Stimmung garantiert. Das machte sie schnell bekannt. Auf zahlreichen Festivals brachte die Ska-Band schon das Publikum mit einer energiegeladenen Show zum Toben. Doch nicht der Spaß, sondern der Glaube steht bei der achtköpfigen Formation aus Roth bei Nürnberg aan erster Stelle. Ihre evangelistischen TTexte ermutigen dazu, alles für Jesus zu geben. Bei den Auftritten wird die Band von einem Jugendpastor begleitet, der kurze geistliche Impulse gibt. 2010 erschien „Love Radiator“, das erste Album der 2007 gegründeten Band.

Lilly Among Thorns

Good Weather Forecast

Samuel Harfst Sie waren unter den sieben Besten des Newcomer-Wettbewerbs von MTV Unplugged, Vorband für die Popstars Marit Larsen und Whitney Housten, haben die Musik zum iPhone-Werbespot beigesteuert und sich einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde für das längste Straßenkonzert der Welt gesichert: Für Samuel Harfst (24, Hüttenberg bei Gießen) und seine Band geht es seit einiger Zeit steil nach oben. Sie stehen bei der Plattenfirma EMI neben internationalen Top-Künstlern wie Coldplay oder Depeche Mode unter Vertrag. Dort brachten sie 2010 ihr Album „Alles Gute zum Alltag“ heraus.

Fotos: PR

Sefora Nelson

ideaSpektrum 05.2011


Trotz des Erfolgs fühlen sich Samuel Harfst und seine Bandkollegen noch immer der Straßenmusik verbunden, die am Anfang ihrer Karriere stand. Und so hört man den Liedern das Handgemachte in jeder Textzeile und bei jedem Griff an. Sie erzählen von Liebe, Zweifel und ganz alltäglichen Problemen, verpackt in sanfte Pop-Klänge.

Waldemar Grab Gleich zwei „Traumkarrieren“ waren Waldemar Grab (Altenkirchen/Westerwald) beschert: Als Abteilungsleiter in der Flugbereitschaft des Bundesverteidigungsministers war er viele Stunden mit Politikern wie Helmut Schmidt, Hans-Dietrich Genscher und Franz Josef Strauß in der Luft. Nachdem er sein Hobby – das Klavierspielen – zum Beruf gemacht hatte, spielte er mit Musikgrößen wie André Rieu, Paul Kuhn oder Peter Alexander zusammen. Schließlich wurde er als Showpianist des ZDF-Traumschiffs „MS Deutschland“ engagiert, das er auf 87 Weltreisen begleitete. Doch dann entschied sich Waldemar Grab, als Christ zu leben, und strich die Segel seines alten Lebens. Seither ist er Musikevangelist, Autor und Direktor des Missions- und Sozialwerkes „Hoffnungsträger“. Auf seinen CDs taucht der 55-Jährige alte und neue geistliche Lieder in ein ganz neues Licht, indem er sie mit eigenen Swing- und Blues-Arrangements versieht.

modernen Worship-Sound mit leicht nachsingbaren, alltagsnahen deutschen Texten.

Samuel Harfst

Berlin Voices Lange hat es gedauert: Erst im siebten Jahr seines Bestehens brachte das Jazz-Quartett „Berlin Voices“ („Berliner Stimmen“) das erste eigene Album „States of Mind – The Music of Sara Lorenz Billy Joel“ heraus. An fehlender musikaWaldemar Grab lischer Reife kann dies nicht gelegen haben, eher an zu vielen anderen Engagements. 20-jährige Erfahrung gibt der Musiker an Denn Sarah und Esther Kaiser, Marc Secara der Worship Academy in Altensteig, in Semiund Kristofer Benn haben allesamt ihr Jazz- naren und nicht zuletzt in seinem 2009 ergesang-Studium mit Bestnote abgeschlos- schienenen Buch „Das Geheimnis von Lobsen und sind weltweit gefragte Musiker preis und Anbetung“ weiter. Nachdem sich und Dozenten. Konzertreisen führten „Ber- Kopfermanns Produktionen in den letzten lin Voices“ bereits bis nach Aserbaidschan. Jahren vor allem moderner Lobpreis- und Begleitet werden die vier Sänger meist von Anbetungs-Musik im rockigen Gewand einem Swing-Trio. Aber auch mit großen widmeten, kehrt er mit seinem neuen AlOrchestern wie der hr-Bigband spielte das bum „Storys“ („Geschichten“) wieder zu Quartett schon erfolgreiche Konzerte. Mit alten Wurzeln zurück. Im Liedermacher-Stil „About Christmas“ erschien 2010 die zweite erzählt er Geschichten aus dem Leben, über CD von „Berlin Voices“. Die vier Musiker prä- die Suche nach einem Zuhause, nach Glück sentieren darauf bekannte und weniger be- und Gott. P kannte Weihnachtslieder in neuen Jazz- und Swing-Arrangements und überzeugen vor b www.david-award.de www.promikon.de allem durch das harmonische Zusammenspiel der ausdrucksstarken Einzelstimmen.

Gracetown Die Band „Gracetown („Gnadenstadt“) gründete sich 2009, nachdem einige der jetzigen Mitglieder bereits 2007 bei JesusHouse in Hamburg und 2008 beim Christival in Bremen zusammen auf der Bühne gestanden hatten. Die Baden-Württemberger wollen neue geistliche Musik in Gemeinden und Jugendarbeit bringen. Seit über einem Jahr schon bereiten die zehn Musiker sich und andere auf JesusHouse vor, das vom 30. März bis 2. April von Stuttgart ausgestrahlt wird. Dafür veröffentlichte die Band im Januar 2010 mit „Du bleibst“ ihr erstes Album mit modernen Gemeindeliedern. Sie sollen Anbetungsmusikern als Vorlage für die Veranstaltungen der Großevangelisation an den Übertragungsorten dienen. Deshalb reisen die Musiker für Bandschulungen, Seminare und Konzerte quer durchs Land. Auf einzigartige Weise verbindet „Du bleibst“

Arne Kopfermann Seine Lieder sind in vielen Gemeinden fester Bestandteil der Anbetungsmusik. Neben über 500 eigenen Songs hat Arne Kopp fermann zahlreiche internap tionale WorshipHits ins Deutsche übersetzt. Berlin Voices Aber auch als Produzent von mehr als 50 Alben hat der 43-Jährige die hiesige Lobpreisszene entscheidend mitgeprägt. Seine mittlerweile

Arne Kopfermann

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Gracetown


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THEMA

„Mirco – Das musste nicht sein“ steht am Sonntag (30. Januar) auf einem Parkplatz bei Grefrath auf einem Blatt Papier.

Mirco kurz vor seiner Entführung: Ich will zu Jesus Christus gehören MIRCO Eine christliche Familie und ihre Freunde tragen tiefes Leid. Kein Ereignis hat die Medien in den letzten Tagen so sehr bewegt wie der Tod von Mirco. Was nur wenige wissen: Der 10-Jährige war Christ, seine Eltern engagieren sich in einer freikirchlichen Gemeinde, die mit ihnen gemeinsam 145 Tage der Ungewissheit durchlitt. Ein Bericht von Achim Halfmann.

Im August ein nachdenklicher Junge Der 10-jährige Mirco ist ein dynamischer Junge in einem wilden Team christlicher Pfadfinder. Acht Mitglieder zählt seine Gruppe, etwa 100 Kinder zwischen 9 und 16 Jahren gehören zu dem Krefelder „Stamm“ der „Royal Rangers“. Am besten gefallen den Jungen Programme in der Natur. Aber Mirco ist auch nachdenklich: Im August verbringt die Familie einen Teil der Sommerferien in Kroatien. Mirco redet mit seiner Mutter über sein Verhältnis zu Gott. Und er sagt ihr, dass er zu Jesus gehören will.

Anfang September wurde er entführt Als der Pastor der Gemeinde, Norbert Selent, am 4. September von Mircos Verschwinden erfährt, will er die Eltern zuerst beruhigen: „Das passiert bei Jungen in seinem Alter, er kommt wieder.“ Der Junge kommt nicht wieder, am 5. September – dem Sonntag nach Mircos Verschwinden – in-

Foto: dpa

„Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.“ Die Worte der Jahreslosung aus dem Römerbrief hängen in einem Fenster des Einfamilienhauses der Familie Schlitter in Grefrath. Hier lebte Mirco mit seinen Eltern und drei Geschwistern, bevor er am Abend des 3. September verschwand. Reinhard und Sandra Schlitter sind aktive Mitglieder der pfingstkirchlichen Christengemeinde Krefeld, ihre Kinder besuchen deren Pfadfindergruppen, die „Royal Rangers“. Die Familie hat viel Böses erlebt: 145 Tage war Mirco verschwunden, jetzt wissen die Eltern: Das Schlimmste ist eingetreten, ihr Sohn ist tot, er wurde Opfer eines Sexualverbrechens. Der Täter ist gefasst und geständig, er führte die Ermittler zum Tatort in einem Waldstück. Wie ertragen eine christliche Familie und ihre Freunde die Monate der Ungewissheit und den schrecklichen Verlust?

ideaSpektrum 05.2011


C H R I ST & LE BE N

formiert Selent seine Gemeinde. Ab diesem Tag beten die Christen jeden Abend eine Stunde lang für Mirco und seine Familie. Der Vater, Reinhard Schlitter, nimmt sich einige Wochen frei von seiner Arbeit. Er will zu Hause sein, seine Frau unterstützen, da sein, wenn etwas passiert, wenn Mirco zurückkommt. Mircos Geschwister besuchen weiter die „Royal Rangers“; der Leiter der Pfadfi nder, Matthias Krebs, stimmt sich mit den Eltern ab: Für die Jungen und Mädchen der Gruppen ist ein ganz normales Programm die beste Hilfe – und ein Gespräch dann, wenn sie es von sich aus anregen. Wenige Wochen nach Mircos Verschwinden starten im Haus der Schlitters wieder ein Hauskreis und ein Gebetskreis, den die beiden verantworten.

Die Sonderkommission im Gottesdienst

Fotos: Eltern/WDR; Übrige/idea/Halfmann

Zwei Opferschutzbeauftragte der Polizei informieren die Schlitters regelmäßig über den Stand der Ermittlungen, in die auch die Krefelder Gemeinde einbezogen wird: Ermittler der Sonderkommission (Soko) „Mirco“ legen Unterschriftslisten in einem Gottesdienst aus, auf denen die Besucher Namen und Adressen hinterlassen. Und die Gemeindeleitung beschließt auf Anfrage der Polizei, ihre Mitgliederliste herauszugeben. Pastor Selent bleibt mit der Soko in den folgenden Wochen in Kontakt. In ihrem Ort erfahren die Schlitters viel Anteilnahme. So bieten die evangelische und die katholische Gemeinde zwei ökumenische Fürbittengottesdienste an; jeweils etwa 500 Menschen nehmen teil. Es gibt aber auch verunsichernde Erfahrungen in der Nachbarschaft und Verdächtigungen. „Da ist mancher, der sich heute eigentlich bei den Eltern entschuldigen müsste“, sagt Selent. Und es gibt irritierende Hilfeangebote: Christen, die in visionären Eindrücken erfahren haben wollen, unter welcher Adresse Mirco gefangen gehalten wird oder was ihm zugestoßen ist. Und Spiritisten, die ihre Unterstützung anbieten. Die Eltern lehnen solche Hilfe ab.

Mircos Eltern – Sandra und Reinhard Schlitter – wandten sich in einem dramatischen Fernsehappell am 25. September an den Täter.

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Die traurige Gewissheit am 26. Januar An einem Mittwochmorgen (26. Januar) informieren die Opferschutzbeauftragten der Polizei Schlitters, dass ein Verdächtiger festgenommen wurde: ein 45-Jähriger, in seiner Nachbarschaft als treusorgender Familienvater bekannt. Am Tattag hat er, wie er sagt, Stress mit seinem Vorgesetzten bei der Deutschen Telekom, fährt ziellos durch die Gegend, will sich abreagieren und trifft gegen 22 Uhr auf Mirco, der sich von einer Skater-Anlage auf den Heimweg gemacht hat. Mirco ist ein „Zufallsopfer“, wird die Polizei später sagen. Kurz nach dem ersten Besuch der Opferschutzbeauftragten erreicht die Familie auch die zweite Nachricht: die Leiche ihres Sohnes ist gefunden, der Beschuldigte führte die Ermittler dorthin. Andere Christen sind an diesem Tag bei Schlitters, neben Selent auch Roman Siewert aus Norddeich, der Präses des Bundes Freikirchlicher Pfingstgemeinden (BFP), zu dem die Krefelder Christengemeinde gehört. Siewert hat das Ehepaar in den zurückliegenden Monaten seelsorgerlich begleitet. Man redet und betet miteinander, gemeinsam mit den Eltern Mircos besucht Siewert die Großeltern mütter- und väterlicherseits.

Und die Familie des Täters? Im 30 Kilometer entfernten Schwalmtal lebt eine andere Familie, die unter der Tat leidet. Es ist die Familie von Olaf H., dem Täter: seine 26-jährige Ehefrau und die drei teilweise aus einer früheren Ehe stammenden minderjährigen Kinder. An dem Freitag, als Polizei und Staatsanwaltschaft über die Tat und den Täter berichten, ist der Notfallseelsorger Bernard Dodier in einer Schule in Schwalmtal, die der 17-jährige Sohn von Olaf H. besucht. Dodier koordiniert die „Psychosoziale Notfallversorgung – Team Niederrhein“ in Krefeld. Schüler, Eltern und Lehrer fragen ihn: Wie war das möglich? Warum haben wir nichts geahnt? Olaf H. war als „freundlicher Mensch“ bekannt, der auch

Die pfingstkirchliche Christengemeinde in Krefeld mit ihrem Pastor Norbert Selent


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THEMA

schon mal Mitschüler seiner Kinder im Auto beförderte. Dodier sagt, dass jeder Mensch auch eine andere, dunkle Seite in sich trage. „Jeder Mensch hat Fantasien, die er niemandem erzählt.“ Aber lange nicht jeder Mensch lebe diese Fantasien aus. Die Jugendlichen in Schwalmtal können zwischen dem Täter und seiner Familie unterscheiden, beobachtet Dodier, der Sohn von Olaf H. soll weiterhin ihr Freund bleiben. In den nächsten Tagen seien Signale des engeren Freundeskreises wichtig, die zeigen: Wir stehen zu euch. Derzeit ist die Familie allerdings unerreichbar; die Polizei hat sie an einen unbekannten Ort gebracht.

Das Leid hinterlässt auch bei den Polizisten Spuren Der Fall gilt als weitgehend aufgeklärt. Für seine akribische und erfolgreiche Ermittlungsarbeit wird der Mönchengladbacher Hauptkom m issar Ingo T h iel i n den Medien als Held gefeiert. idea fragte einen christlichen Polizeibeamten, ob die Begegnung mit dem Leid der Opfer und ihrer Angehörigen im Leben eines Polizisten Spuren hinterlässt: „Es entstehen Narben, die bleiben und die durchaus wieder aufbrechen können, wenn Ähnliches geschieht“, sagt der Dresdener Polizeihauptkommissar Reinhard Ladig, der in zwei Sokos zur Aufklärung von Sexualverbrechen mitgewirkt hat. Der christliche Polizist erlebte dabei, wie unchrist-

liche Gefühle gegenüber dem Täter in ihm wach wurden und wie er sich erst bewusstmachen musste, dass auch diesen Menschen Gottes Gnade und Vergebung gilt. Ladig engagiert sich in der Christlichen Polizeivereinigung, die Veranstaltungen anbietet, bei denen Polizisten miteinander über solche Erfahrungen reden können.

Der Sonntag danach: Gebetsaufruf in 760 Gemeinden Es ist der erste Sonntag nach der Gewissheit über das Schicksal von Mirco. In den 760 Gemeinden im Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden wird ein Gebetsaufruf von Präses Siewert für Mircos Familie und deren Glaubensgeschwister verlesen. Die Ereignisse der zurückliegenden Tage prägen den Gottesdienst der Krefelder Christengemeinde, bei dem diesmal etwa zwanzig Personen fehlen: Es sind die Schlitters und ihre Verwandten, die sich zum größten Teil nach Norddeutschland zurückgezogen haben, dort das Erlebte verarbeiten und die nächsten Schritte vorbereiten wollen. Zum Gottesdienst in einer Pfingstgemeinde gehört der Lobpreis, auch zu diesem Gottesdienst. „Manche Lieder klingen heute für mich anders“, sagt Pfadfinder Matthias Krebs, der den Lobpreis leitet. Über einige Passagen müsse er länger nachdenken, und manchmal frage er sich, ob er diese Texte so mittragen könne.

NIEDERLANDE

„Ich weiß, dass mein Erlöser lebt“ Tatort und Fundort von Mircos Leiche

Wachtendonk A40 Venlo

Wohnort der Familie Krefeld

Grefrath A61

Viersen NordrheinWestfalen

Schwalmtal

A52

Wohnort des Täters

NordrheinWestfalen

An diesem Morgen singt die Gemeinde Lieder wie „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt“ und „Von guten Mächten wunderbar geborgen“. Norbert Selent spricht in der Predigt sehr persönlich: Seine Empfindungen seien unterschiedlich. In den letzten Tagen war er viel beschäftigt, das habe abgelenkt, die Verarbeitung des Erlebten komme später. Selent predigt über Psalm 73 und das „Dennoch“ des Psalmbeters, der nicht für alles erlebte Leid eine Erklärung findet, aber an Gott als seinem Fundament festhält und sich selbst deshalb nicht aufgibt. Manche seiner Zuhörer werden in vier Tagen einen weiteren Gottesdienst besuchen: den in Grefrath geplanten ökumenischen Trauergottesdienst. Einige Tage danach wird Mirco im Familien- und Freundeskreis beigesetzt. P ideaSpektrum 05.2011


DI E K LE I N E K A NZ E L

» Wohlauf, lasst uns eine Stadt und einen Turm bauen, dessen Spitze bis an den Himmel reiche ... «

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Pfarrer Hans-Joachim Martens (Woltersdorf bei Berlin), langjähriger Vorsitzender des Evangelisch-Kirchlichen Gemeinschaftswerks in der DDR und bis 2001 stellvertretender Vorsitzender des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbands

1. Mose 11,4 ff.

Foto: PR

Du kommst nicht in den Himmel! Das Projekt aller Projekte: der Turmbau zu Babel! Wer diese uralte – und doch so hochmoderne – Erzählung als Protest gegen Technik, Zivilisation oder sozialen Aufstieg versteht, hat sie gründlich missverstanden. Gott hat keine Angst vor dem Wissen und Können der Menschen. Geradezu mit Humor wird ja erzählt, wie Gott herabfahren muss, um den Turm, den diese Leute unter Aufbietung aller Kräfte errichten, zu entdecken. Angst muss man vielmehr um die Menschen haben. In ihrer Vermessenheit meinen sie, Gott aus dem Himmel vertreiben und seinen Platz einnehmen zu können. Damit verlieren sie die entscheidende Mitte. Sie setzen etwas anderes an seine Stelle: den eigenen Namen, ihre beispiellose Leistung. „Gigantomanie“! Doch wo Menschen Gott aus ihrer Mitte verdrängen, verlieren sie das, was sie miteinander verbindet. Die gesellschaftliche Balance kommt ins Schleudern. Deshalb müssen sie sich ein neues Zentrum schaffen,

„denn wir werden sonst zerstreut in alle Länder“. Doch gerade das passiert, wie die Geschichte zeigt. Gott lässt sich nicht absetzen. Die „babylonische Sprachverwirrung“ nimmt ihren Lauf. Man redet aneinander vorbei – nicht nur in Babel. Begriffe verwirren sich. Worte werden zu Masken, hinter denen Menschen ihre wahre Gesinnung verbergen. Die „Gottespforte“ („Babel“ nach der babylonischen Erklärung des Wortes) wird nicht zum „Tor des Himmels“, sondern eher zur Ausfahrt in die Hölle. Wenn es zutrifft, was der französische Philosoph Jean-Paul Sartre so oder ähnlich formuliert hat: die Hölle – das sind die anderen! Fazit: Du kommst nicht in den Himmel. Was für dich auch immer der Himmel sein sollte. Für den wahren Himmel in der neuen Welt Gottes gibt es nur einen Zugang: ganz unten bei Jesus! Dort werden aus Menschen – Brüder und Schwestern. P

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PORTRÄT

Liebe zwischen Cholera und Kindersterben in Haiti KARIBIK Haiti ist eines der ärmsten Länder der Welt. Schon bevor das Land durch das Erdbeben vor einem Jahr für Schlagzeilen sorgte, stand für ein Ärzteehepaar aus Recklinghausen fest: Wir wollen dort helfen! Seit einem Jahr sind die Krankenschwester Esther Will (33) und ihr Ehemann, der Gynäkologe Michael (38), vor Ort in der Karibik. Ein Bericht von Klaus Rösler. Für ihren Einsatz in Haiti geben die beiden alles auf: Arbeitsstelle, Wohnung, Freundeskreis. Sogar ihre Ersparnisse setzen sie ein, um die Reise bezahlen zu können. Unterstützung erhalten sie von ihrer Heimatgemeinde – der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde (Baptisten) Marl im Ruhrgebiet – und von der Brüdergemeinde im hessischen Herborn-Uckersdorf, aus der Michael Will ursprünglich stammt. Als Wills hören, dass eine kleine Missionsstation mit Ambulanz, Werkstatt, Schule und Gästehaus im Nordosten Haitis einen Gynäkologen und eine Krankenschwester suchen, wissen sie sich dorthin berufen. Die Missionsstation war 2001 von einem holländischen Ehepaar ins Leben gerufen worden – in enger Zusammenarbeit mit den Baptisten auf Haiti. Von dem heftigen Erdbeben hat man dort zwar nichts gespürt, doch die Folgen sind spürbar: in Form der sich immer stärker ausbreitenden Cholera. „Wir haben in diesem einen Jahr mehr Patienten sterben sehen als in den letzten zehn Jahren, die wir im Krankenhaus in Deutschland

gearbeitet haben“, schreiben Wills in ihrem Rundbrief. Gerade wenn Kinder sterben, ist das für sie nur schwer zu verkraften. Denn die meisten von ihnen könnten noch leben, wenn sie die gleichen medizinischen Möglichkeiten hätten wie in Deutschland.

Wenn ein Kind stirbt … Sie schildern, wie ein dreijähriges Mädchen mit starkem Durchfall zu ihnen in die Ambulanz kommt. Weil die Mutter sich um das kranke Kind nicht kümmern kann, schläft es im Bett des Ärztepaares. Die Nacht ist für alle unruhig, weil die Kleine oft auf die Toilette muss. Trotz aller Hilfe stirbt sie am nächsten Tag. Was nun? „Es ist wichtig, dass wir miteinander trauern und darüber reden. Was uns über allem am meisten hilft, ist Gott. Er tröstet und gibt uns wieder Kraft, um weiter zu helfen.“ Viele Patienten mit schweren Erkrankungen verdanken Wills ihr Leben.

Voodooglaube oder der lebendige Gott? Auch der Geisterglaube macht den beiden Missionaren zu schaffen. Drei von vier Haitianern setzen ihre Hoff-

nungen auf das okkulte Voodoo. Die beiden Missionare lernen deshalb Kreol, die Sprache der Einheimischen. Sie wollen mit den Patienten über den Gott der Bibel reden: „Er ist größer und stärker als alle bösen Geister, vor denen die Menschen hier in Angst leben.“ Bisher brauchen sie die Hilfe von Übersetzern und benutzen die Amtssprache französisch.

Levi: Liebe auf den ersten Blick Der Missionseinsatz hat auch Folgen für sie als Familie. Sie sind jetzt zu dritt, da sie Eltern von „Levi“ geworden sind. Der Junge wird auf dem Weg in die Ambulanz geboren. Die Mutter stirbt kurz danach. Die Oma drückt Esther Will den Jungen in die Hand. Der leibliche Vater erklärt, dass er nicht für das Kind sorgen kann. Nun wollen Wills den Jungen adoptieren. Das kann bis zu zwei Jahre dauern, bis alle Formalitäten geklärt sind. Es ist für sie „Liebe auf den ersten Blick“: „Wir können uns ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen.“ P

b www.passecatabois.blogspot.com www.friedenskirche-marl.de

DAS WORT DER WOCHE » Es wäre schön, wenn man jetzt an einen Gott glauben könnte. Aber ich kann es nicht. Ich beneide alle Menschen, die ihren Trost in einem starken Glauben suchen und finden Einer der beliebtesten Fernsehmoderatoren, Joachim Fuchsberger, im Magazin der „Süddeutschen Zeitung“ (München) über den Tod seines Sohnes, der im Oktober letzten Jahres ertrunken war. ideaSpektrum 05.2011


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