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Spektrum l idea
Nr. 7
16. Februar 2011
G 7405
Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt
Neue Liebe für die Muslime
Kurt Beutler lädt Menschen verschiedener Nationen an den gleichen Tisch Seite 9: Waffen-Initiative
Kirche im Prisma wird Hans Moser erfreut, der SP zu bedrohlich Heiner Studer betrübt Seite 8: Forum in Zürich
Seite 20: Gemeindeleben
Bill Hybels Aufruf: „Bleibt nicht sitzen!“
Was sollen wir nur im Gottesdienst singen?
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Seite 7: Rapperswil-Jona
Seite 4
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INSERATE
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ideaSchweiz l 07/2011
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Was Herzen berühren kann Das schwelende Feuer der Unzufriedenheit mit den HerrscherEliten in Tunesien und Ägypten droht zu einem Flächenbrand zu werden. Kommentatoren sind sich uneins über das mögliche weitere Ausmass der Unruhen im arabischen Raum. Wie immer in solchen Fällen wurden bereits erste Pauschalurteile laut: Kein Nachrichten- oder Geheimdienst habe die Ereignissen vorausgesehen. Kein Experte sei fähig, das ganze Ausmass der Bewegung abzuschätzen. In einem Punkt scheint man sich einig: Im Nachhinein sind alle klüger. Wie klug aber sind wir jetzt, wo Molotowcocktails geworfen, Städte und Staaten erschüttert und Fluchtfahrzeuge bereitgestellt werden? Auch wenn es kaum jemand zugibt, ist doch spürbar: Alle sind überrascht. Niemand weiss genau, auf welche Seite die Entwicklung kippt. Einige sagen, dass Mubarak das kleinere von zwei Übeln gewesen sei. Denn: Was folgt auf den ägyptischen Staatschef, der seit 1981 an der Macht war? Könnten Kräfte die Überhand gewinnen, die man sich gar nicht gewünscht hat? Der Philosoph Avishai Margalit lehrt an der PrincetonUniversität in den USA. Er ist Gründungsmitglied der israelischen Organisation «Peace Now» und sagt: «Die Geschichte lehrt, dass in Zeiten von revolutionärem Chaos gut organisierte Gruppen leicht die Oberhand gewinnen.» Dazu zählt Margalit die Muslimbruderschaft oder die Hamas, ein Zweig der ägyptischen Muslimbruderschaft. Ob er nicht zu pessimistisch sei,
wurde er von einem Kollegen des «Tages-Anzeigers» gefragt. «Nein, ich sage nur, dass es auch schiefgehen kann», meinte Margalit. Und fügte an: «Im Moment ist alles offen.» Der interkulturelle Berater Kurt Beutler blendet die Vorgänge in Ägypten nicht aus. Er schrieb kürzlich: «Betet auch für Ägypten! Die Bevölkerung von Kairo muss nun die ganze Nacht mit Knüppeln und Küchenmessern ihre Besitztümer vor Plünderern schützen. Viele Banken und Geschäfte sind verbrannt worden. Die Leute haben ihre Arbeitsplätze verloren.» Beutler hat erkannt: «Es gibt Abläufe im Grossen, die man nicht stoppen kann. Aber es gibt unzählige von Augenblicken, wo unser Wort und unsere Tat gefragt sind.» Er macht Mut, den einzelnen Menschen zu sehen. «Und zu lernen, wie man das Herz eines Moslems berühren kann», sagt er im Interview auf Seite 4. Die Erlösungstat von Jesus Christus sei genau das, wonach viele Moslems unbewusst gesucht hätten. Der Lebensbericht eines Ex-Muslims (Seite 5) zeigt, warum sich ein ganzheitlich gelebtes Christsein lohnt. «Die schweizerische Polizei behandelte mich fast wie einen Sohn», sagt Habib (Name geändert). In der arabischen Kirche in der Schweiz habe er eine grosse Familie kennengelernt, schildert er sein neues Leben. Er möchte, dass auch seine Landsleute das Evangelium hören können. «Dafür lohnt es sich, zu leben!», meint Habib freudestrahlend. ThOMAs FeUz
3 biblisch Ein Lieblingsbibelwor t von ellen ringier, Präsidentin der Stiftung «Elternsein» und Herausgeberin der Elternzeitschrift «Fritz+Fränzi»:
«ein jegliches hat sein zeit, und alles Vornehmen unter dem himmel hat seine stunde.» (Prediger 3,1) «Mir scheint, je älter ich werde, desto wahrer werde dieser Bibelvers. Früher verstand ich das daraus abgeleitete geflügelte Wor t ‹Alles zu seiner Zeit› als etwas durchsichtige Aufforderung zum Nichtstun. Heute erschliesst sich mir Folgendes: Es sind nicht wir Menschen, die über die Zeit des Menschen ver fügen! Wir bestimmen nicht den Zeitpunkt unserer Gebur t sowenig wie denjenigen unseres Lebensendes. Ein Unfall, eine tödliche Krankheit und vieles mehr sind Ereignisse, die über uns hereinbrechen, unvorsehbar und unabwendbar. Ganz offensichtlich besteht für den Einzelnen - wie für alles auf dieser Welt - ein Plan: Wer schickt uns zur rechten Zeit zum rechten Or t?»
WÖrTlich «Als ich einer guten Freundin – die ist eine richtig erfolgreiche berufsfrau – vom heiratsantrag erzählte, hatte sie Tränen in den Augen. Tief im innern sucht jeder den einzigen Menschen, für den man alles bedeutet und der einem das Wichtigste auf der Welt sein darf.» Olivia Martin, 25-jährige Zürcher Architektin, berichtet in der «Weltwoche» über ihre bevorstehende Hochzeit.
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«Zamzam»-Kurse wollen Liebe und Verständnis für die Moslems in der Schweiz wecken
Von der Kunst, der Wut mit Liebe zu begegnen Demnächst beginnt ein weiterer Kurs. Ja, und ich habe das Gefühl, dass wir jedes Jahr bessere Gruppen haben! Ich persönlich darf mit jedem Jahr und jedem Kurs mehr Erfahrungen sammeln. In ihren Reaktionen äussern sich viele Teilnehmer begeistert.
Das «Zamzam»-Institut bietet eine Ausbildung zum biblischen Umgang mit Moslems an. Erstmals wird auch ein Kurs in Arabisch durchgeführt. «idea Spektrum» im Gespräch mit Kurt Beutler, dem Gründer und Leiter der «Zamzam»-Kurse (Arabisch für: «Brunnen mit lebendigem Wasser», «Sammlungsort»).
«idea Spektrum»: Seit wann ist Evangelisation Ihr Lebensstil? Kurt Beutler: Seit meiner grössten Lebenskrise als Teenager. Ich verbrachte schlaflose Nächte und kämpfte mit Selbstmordgedanken, weil ich keine Antworten auf meine tiefsten Fragen fand. Weshalb sterben alle Menschen? Weshalb sind wir überhaupt da, wenn doch alles keinen Sinn gibt? Ich sehnte mich nach jemandem, der seine Hand auf meine Schulter legt und mir überzeugende Antworten gibt. Das geschah tatsächlich! Jener Evangelist ist mir der wichtigste Mensch geworden. Wie gestalten Sie Ihr Leben? Ganz und gar nicht so, wie die meisten Menschen sich das Leben eines Evangelisten vorstellen. Ich will niemandem meine Glaubensvorstellungen aufdrängen. Vielmehr suche ich nach Menschen, die solche Fragen stellen, die mich damals gemartert haben. Durch praktische Hilfe mache ich die Liebe Jesu sichtbar. Dadurch werden die Leute ermutigt, ihre Lebensfragen auf den Tisch zu legen. Ich bin es dann nicht, der die Antworten gibt. Ich bin nur ein Helfer, vergleichbar mit einer Hebamme. Wann erwachte Ihr Interesse für die arabische Welt? Die islamische Kultur ist der Kul-
Das ist Kurt Beutler Geboren 1960, verheiratet mit Mona, zwei Töchter («und viele geistliche Söhne»). Kurt Beutler wohnt im Kanton Zürich und arbeitet als interkultureller Berater auf christlicher Basis. E-Mail: kurtbeutler@gmx.ch
Bilder: zvg
Kurt Beutler: Engagiert mit Kopf und Herz für die Moslems.
tur der Bibel sehr ähnlich. Es fällt mir schwer, mir einen Christen vorzustellen, der sich nicht dafür interessiert. Meine Erfahrungen mit Muslimen helfen mir, die Bibel mehr zu lieben.
Was bewegt Sie angesichts der Entwicklung in Ägypten? Wir leiden mit den armen Menschen, die durch die Unruhen ihre Arbeitsplätze verloren haben. Die Diktatur ist ungerecht, aber das Chaos noch viel mehr. Die Chancen, dass der Weg zu einer echten Demokratie offen wird, sind leider sehr klein. Doch wir hoffen, dass es nicht das Ende aller demokratischen Bestrebungen ist. Viele leidende Muslime beginnen gerade in schwierigen Tagen, sich nach den «guten alten Zeiten» des Islams zu sehnen. Dann rufen sie nach dem Schariagesetz, um das Chaos zu ordnen. Die islamischen Bruderschaften sind leider viel besser organisiert als die Freunde der Demokratie. Was hat Sie im Orient am meisten beeindruckt? Von allem, was ich in der arabischen Welt gesehen habe, hat mich eine Frau namens Mona am meisten beeindruckt. Deshalb habe ich sie vor zwanzig Jahren geheiratet. Zuvor hatte ich die ägyptische Kultur mit Kopfschütteln und überlegenem Lächeln beobachtet. Durch das Zusammenwirken beider Kulturen ist in unserer Ehe sehr viel Schönes gewachsen. Mir wurde klar, dass die europäische Kultur genauso hinterfragt werden kann wie die arabische. Sie selber lesen den Koran
immer wieder auf Arabisch… Mit einem sehr dicken Wörterbuch, ja. Wenn man bedenkt, dass die Analphabetenrate in manchen arabischen Ländern um die 50 Prozent liegt, bin ich damit fast schon bei der Elite! …und Ihr Herz schlägt für Moslems in der Schweiz. Weshalb? Von klein auf liebte ich die Ausländer. Damals gab es unter unseren Nachbarn Italiener. Diese waren lockerer, fröhlicher und zugänglicher als die meisten Schweizer. Und schon bald war für mich klar: Ich wollte die Schweiz verlassen und mein Leben im Süden verbringen. Später ging ich nach Ägypten und gründete dort eine Familie. Doch nach fünf Jahren wurde ich des Landes verwiesen. Heute weiss ich, dass meine Aufgabe jene eines Versöhners ist. Ich fühle mich unter Schweizern genauso wohl wie Ausländern. Sie haben das «Zamzam»-Institut gegründet. Welches sind Ihre Ziele, wie arbeiten Sie? Wir wollen in den Schweizern Liebe und Verständnis für Muslime wecken, ohne dass sie deswegen blauäugig werden für die Gefahren, die der Islam auch mit sich bringt. Es ist einfach, Muslime zum Zorn zu reizen, indem man heisse Diskussionen führt. Aber die Wut durch Liebe «aufzusaugen» und das Vertrauen der Muslime zu gewinnen, ohne Kompromisse zu machen, das ist eine hohe Kunst. Und dann realisiert man plötzlich, dass die Erlösungstat von Jesus Christus am Kreuz genau das ist, was dieser Moslem sein Leben lang unbewusst gesucht hat!
Sie wünschen sich, dass jede Gemeinde jemanden für diese Tätigkeit freisetzt. Viele Muslime suchen aufrichtig Gott. Ihre Religion schafft diesen Hunger, kann ihn aber letztlich nicht stillen, weil Allah unfassbar bleibt. Aus dieser inneren Verzweiflung wird der Radikalismus geboren. Weil es heute überall in der Schweiz Muslime gibt, sollte jede Gemeinde mindestens eine Person haben, die Grundlagenkenntnisse besitzt und weiss, wie man das Herz eines Muslims berühren kann. Welche Dienste bieten Sie an? Viele Christen haben wertvolle Kontakte zu Moslems. Ich bin jederzeit zu Besuchen bereit oder vermittle Kontakt zu Fachleuten, die in der Nähe wohnen. Über EMail beantworte ich auch Fragen rund um den Islam und den Umgang mit Moslems. Meine Webseite gibt wertvolle Informationen zum Dialog. Überall wo ich eingeladen werde, halte ich Vorträge zu brisanten Themen. Wie kann man Ihre Arbeit unterstützen? Man kann meine Bücher verschenken: «Zwischen Bomben und Paradies» und «Warum gewisse Dinge schief gehen». Durch diese zwei Bücher sind bereits viele Muslime und kirchenferne Schweizer angesprochen worden oder gar zum Glauben gekommen. Was ist neu in diesem Jahr? Zum ersten Mal wird in diesem Jahr durch das neuentstandene «Christlich-Arabische Netzwerk» (CAN) ein Jüngerschaftskurs für ehemalige Muslime durchgeführt. Von so etwas haben wir früher nur geträumt! THOMAS FEUZ www.info-isa.com
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Menschen mit islamischem Hintergrund finden eine geistliche Familie
PODIUM
Er hat nun wahres Licht bekommen
Um Gottes Willen
«Der Zamzam-Kurs hat viel Befreiung in mein Leben gebracht und zeigte mir neue Wege auf. Herzlichen Dank dafür! Deine fröhliche, lockere Art, mit schwierigen Themen umzugehen, sind mir zum grossen Segen und Vorbild geworden», schreibt ein Kursteilnehmer. Erstmals wird dieses Jahr zusätzlich ein Kurs für Jünger Jesu mit islamischem Hintergrund stattfinden.
chische Polizei ist nicht wie die schweizerische! Wer das meint, ist in einem grossen Irrtum. Aber wer es erlebt hat, kennt die Wahrheit.
Eine Familie gefunden
Habib (Name geändert) hat sich für das dreitägige Jüngerschaftstraining in Arabisch angemeldet. Er schildert nachstehend seine Lebensgeschichte und wie er Christ geworden ist.
Hilfreiche Polizisten
«Ich bin in Kurdistan aufgewachsen und führte einen Kiosk. Eines Tages kamen die Extremisten und verbrannten mein Geschäft. Sie drohten, mich umzubringen, weil ich gottlose Hefte verkauft hätte. Dabei bin ich ja Analphabet! So musste ich fliehen. Die Reise war ein Horror. In Griechenland wurde ich schrecklich misshandelt. 36 Personen wurden in einen einzigen Raum ohne sanitäre Anlagen gesteckt. Es schien mir unmöglich, dass jemand das überleben könnte. In Italien wurde ich von meinen eigenen Landsleuten übers Ohr gehauen, von denen ich doch Hilfe erwartete. Sie nahmen mein letztes Geld und versprachen, Essen zu kaufen. Aber sie kamen nicht wieder zurück. Als ich meine Mutter anrief, sagte sie, mein Vater sei ermordet worden, und man habe auf seinem Körper
Der Zamzam-Kurs Das «Zamzam»-Institut will in den Schweizern Liebe und Verständnis für Moslems wecken. Der Wut soll mit liebevoller Zuwendung begegnet und Vertrauen gewonnen werden. Möchten Sie mithelfen, den 350 000 Moslems in der Schweiz die Botschaft Jesu verständlich zu machen? Der Kurs beinhaltet zehn Unterrichtsblöcke, jeweils Freitag/Samstag. Anmeldefrist: 31. März Kontakt: kurtbeutler@gmx.ch Meos: 044 320 00 40
Viele Muslime hören in der Schweiz erstmals die frohe Botschaft von Jesus Christus.
einen Karton mit dem Wort ‹Verräter› gefunden. Ich bat sie, mir sofort Geld zu schicken, sonst werde sie mich auch noch verlieren. Leider ist meine Mutter durch alle diese Probleme schwer herzkrank geworden. Mit dem Geld kam ich in die Schweiz. Ich hatte fürchterliche Angst vor der Polizei. Aber sie brachten mich zu einem richtigen Heim, für mich schon fast ein Palast. Sie holten mir sogar mitten in der Nacht zu Essen und einen Arzt! Ich weinte vor Freude. Nach allem, was ich auf meiner Reise erlebt hatte, fühlte ich, dass in der Schweiz die besten Menschen der Welt wohnen. Doch ich wurde sehr krank und verlor alle Kraft zum Leben. Ich war ja schuld am Tod meines Vaters! Zudem wollte die Schweiz mich nach Griechenland zurückschicken. Ich sagte: ‹Lieber sterbe ich. Die Griechen sind keine Menschen!› Die grie-
Die einzige Hoffnung gab mir meine grosse ‹Schwester›. Das ist eine Schweizerin, die in einer Kirche für uns kocht. Ich konnte zwar nicht mit ihr sprechen, spürte aber ihre reine Liebe zu uns allen. Sie betete immer für uns. Und sie brachte mich zu einem Pastor, der Arabisch spricht. Dieser wurde mein grosser ‹Bruder›. Er brachte mich zu einem Arzt. Dieser notierte die Verletzungen durch die griechische Polizei – die Striemen liessen meinen Rücken und meine Beine noch immer schmerzen – und sandte einen Bericht nach Bern. Nach langer Zeit erhielt ich Bericht, dass ich nicht nach Griechenland zurückkehren muss. Nun besuche ich die arabische Kirche. Vorher ging ich schon in schweizerdeutsche Kirchen, aber dort verstand ich nicht, was die Leute sagten. Ich erzählte meiner Mutter, dass ich einen grossen ‹Bruder› und eine grosse ‹Schwester› in der Schweiz gefunden habe. Sie freute sich riesig und weinte am Telefon. Aber dann sagte ich ihr, dass sie Christen seien. Sie sagte, das sei egal. Deshalb fragte ich sie, ob sie mir erlauben würde, Christ zu werden. Sie antwortete: ‹Es waren Muslime, die deinen Vater umbrachten. Aber sei vorsichtig, lass es niemand wissen!› Wegen meiner dauernden Schmerzen am ganzen Körper war ich so oft beim Arzt, bis dieser mich wegschickte. Er könne mir auch nicht helfen, sagte er. In der Kirche wurde oft für mich gebetet. Aber es half nichts. Doch eines Nachts träumte ich, dass mein grosser ‹Bruder› und ein anderer Freund im Namen Jesu für mich beteten. Am Morgen war ich gesund. Alles war weg! Es ist schrecklich, mit dem Wissen zu leben, dass ich am Tod meines Vaters schuld bin. Doch nun weiss ich, dass Jesus meine Schuld weggenommen hat. Das ist es, was meinem Leben wieder Licht gegeben hat.» Redaktionelle Bearbeitung: THOMAS FEUZ
Kürzlich las ich hier im «Podium» Erstaunliches: Gott habe dem Menschen die nötige Intelligenz geschenkt, um herauszufinden, wie durch Kernspaltung Strom produziert werden könne. «Sollte dies nicht nach dem Willen Gottes sein, wäre eine solche Stromproduktion gar nicht möglich», folgerte der Autor. «Um Gottes Willen...!», entfuhr es mir. Was für eine merkwürdige Haltung und Überzeugung des schreibenden Politikers. Gott hat uns doch auch die Intelligenz gegeben, um zwischen dem Machbaren und dem Sinnvollen zu unterscheiden. Wie kann man nur auf die Idee kommen, menschliche Erfindungen wie Atomkraftwerke einfach als Gottes Wille zu proklamieren! Dieselbe menschliche Intelligenz hat auch die Gaskammern, die Millionen von Tretminen und das atomare Gleichgewicht des Schreckens erfunden. Und wie steht es mit der Genmanipulation und dem Klonen? Alles nach dem Willen Gottes? Ganz sicher nicht. Davon bin ich überzeugt. Auch ich bin sehr dankbar, dass Gott uns Intelligenz schenkt. Sie ist jedoch nur ein Teil seiner Ausstattung. Untrennbar zur Intelligenz gehört auch die Eigenverantwortung. Damit verbunden ist der Auftrag zum Schutz und Erhalt der Schöpfung. Das steht schon im ersten Kapitel der Genesis. Die Verantwortung liegt also bei uns allen. Und wohl insbesondere auch bei uns christlichen Politikerinnen und Politikern, die nicht zuletzt gewählt wurden, um für den Schutz der Schöpfung, für Frieden und Gerechtigkeit einzutreten. Unter anderem dafür hat Gott uns Menschen erschaffen. Und ich bin überzeugt: Er will, dass Sie und ich hier unsere Intelligenz und Eigenverantwortung einsetzen - um Gottes Willen! MARIANNE STREIFF Die Autorin ist Nationalrätin der EVP und wohnt in Köniz.
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Rapperswiler Freikirche und ihr Expansionskurs beschäftigen die Politik
Kirche im Prisma wird für die SP zu bedrohlich An Schlagzeilen fehlts der Rapperswiler Kirche im Prisma momentan nicht. Die kommunale SP stört sich an ihrem Expansionskurs und macht das Thema «Freikirchen» gleich zum Politikum. «Prisma»-Leiter René Christen spricht von «viel positiver Werbung». «SP Rapperswil-Jona will Freikirche ins Gebet nehmen», titelte die «Südostschweiz» Anfang Februar. Gleichentags meldete die «Zürichsee-Zeitung», die Kirche im Prisma betreibe nicht nur eine Kinderkrippe, sondern biete auch Deutschkurse für Asylanten an. Zudem sei «ihr Engagement in der Jugendarbeit sehr stark». Die SP wolle nun wissen, ob der Stadtrat die sozialen Leistungen dieser Freikirche unterstütze und anerkenne. Und sie wünsche, dass punkto missionarischer Tätigkeit von der Stadt Vorgaben gemacht werden. Wenige Tage später doppelte die gleiche Zeitung nach: «Stadthof Süd wird zum Politikum». Demnach kritisiert die SP in einer Eingabe an das «Stadtforum», eine Art runder Tisch der örtlichen Politprominenz, den Umgang der Stadt mit dem Thema Freikirchen als «zu unkritisch».
Saal mit 1000 Plätzen
Ein spezieller Dorn im Auge ist den Linken das Grossprojekt «Stadthof Süd» der Stiftung Fokus. Hier ist ein Saal mit 1000 Plätzen geplant, der auch der Kirche im Prisma zur Verfügung stünde. Die SP befürchtet, dass der Saal zum Missionieren genutzt würde. Berichtet die «Süd-
Des Frommen zuviel
Hugo Stamms Wohlwollen
«Viel positive Werbung»: Schlagzeile über die Kirche im Prisma.
ostschweiz»: «Die Befürchtungen untermauert die SP in ihrer Eingabe mit den Verbindungen von Christian Meier, Vorstandsmitglied der Kirche im Prisma. Er ist auch in der Geschäftsprüfungskommission der Stadt, leitet die beiden Kinos in der Stadt und ist Geschäftsführer der Stiftung Fokus RapperswilJona.» Und Meiers Stiftung will ein Begegnungszentrum mit Ladengeschäften, Alterswohnungen, Restaurant und Saal errichten. Hier möchte sich die Kirche im Prisma einmieten, weil ihre Räumlichkeiten zu platzen drohen. Gemäss «Zürichsee-Zeitung» werden die Bedenken der SP von andern Parteien wenig geteilt. SVPPräsident Raphael Weber verweist auf die Religionsfreiheit: «Solange keine Gesetze oder Verordnungen verletzt werden, gibt es keinen Grund, solche Projekte nicht zu erlauben.» Trotzdem hält es der SVP-Politiker für richtig, wenn sich Quartiervereine und Politik «gemeinsam zum Thema auseinandersetzen».
«Mit einer religiös motivierten Zielsetzung» Marianne Aguilera, Stadträtin/ Leiterin Ressort Gesellschaft (SP) in Rapperswil-Jona: «Die Kirche im Prisma hat in den letzten Jahren ein beachtliches Angebot für Menschen in verschiedenen Lebenslagen aufgebaut und steht mit ihrem diakonischen und seelsorgerischen Wirken in einer langen christlichen Tradition. Die Stadt erfüllt ihre Aufgaben im sozialen Bereich vollumfänglich. In diesem Sinne stellt die Kirche im Prisma ein zusätzliches Angebot. Der Unterschied besteht darin, dass der
«Nächstenliebe leben»: «Prisma»-Leiter René Christen.
terne Besucher an. In der Deutschschule für Asylanten werden gegen 30 Personen unterrichtet. Zwei Dutzend Personen erscheinen am Montag im «Asylpoint». Hier werden den Asylanten Beratung und Gemeinschaft angeboten. Schliesslich lockt die Spielgruppe auf die Woche verteilt 60 Kinder an. 90 Prozent kommen aus Familien, die keine Verbindung zur Kirche im Prisma haben. Dieses stark gefragte soziale Angebot scheint für linke Kreise bedrohlich zu wirken. «Wir machen das, von dem andere meistens nur reden», wendet René Christen ein. «Und wir machen es sehr kostengünstig und überall sehr professionell.» Aber doch mit missionarischem Hintergedanken, wie die Kritiker monieren? «In dieser Beziehung sind wir ganz vorsichtig», erklärt der «Prisma»-Leiter. «Bei uns gibt es keine frontale Evangelisation. Wir wollen den Menschen einfach aus Nächstenliebe dienen. Viele fragen dann ganz automatisch: ‹Warum macht ihr das…?›»
Staat konfessionsneutral ist und die Kirchen ihre Arbeit mit einer religiös motivierten Zielsetzung verbinden. Religionsfreiheit ist in unserer Verfassung verankert. Der Stadtrat legt Wert auf gute Kontakte zu den Kirchen. Im Bereich Asylwesen sowie Kinder- und Jugendarbeit findet ein regelmässiger Austausch statt. Es lässt sich aber nicht verhehlen, dass in der Bevölkerung Skepsis und Besorgnis gegenüber der Expansion und den grossen Bauvorhaben der Kirche im Prima vorhanden sind.»
«Prisma»-Leiter René Christen, 55, kann die Bedenken nachvollziehen. Das starke Wachstum der zum Bund FEG gehörenden Kirche im Prisma muss zu reden geben. An Wochenenden strömen bis 800 Personen in ihre Gottesdienste. Nun zeichnet es sich ab, dass die Gottesdienste ab Ostern auch ins benachbarte Kino Leuzinger übertragen werden, wo 280 Plätze zur Verfügung stehen. Das alles ist offensichtlich des Guten beziehungsweise Frommen zuviel für die SP und ihre Gesinnungsfreunde. Durchgesickert ist auch, dass in der Stiftung Fokus durchwegs überzeugte Christen sitzen.
Breites soziales Engagement
Doch im «Prisma» wird nicht nur gepredigt. Bemerkenswert ist auch das breite soziale Engagement. Dazu wurden selbständige Stiftungen gegründet. Die Stiftung «Kinder, Eltern, Familie» führt die Kindertagesstätte «Prismalino» mit 20 vollbesetzten Plätzen und widmet sich auch der Elternbildung. «Die Stiftung Lebensberatungscenter (LBC) ist ein klassisches Seelsorgecenter und lockt ebenfalls viele ex-
Das führt dazu, dass sich auch Berufskritiker zurückhaltend äussern. In der «Südostschweiz» sagt Sektenexperte Hugo Stamm: «Meine grundsätzlichen Vorbehalte gegen Freikirchen bleiben bestehen. Aber die Kirche im Prisma gehört zu den gemässigten, die sich mit ihren Projekten auch für die Allgemeinheit einsetzen, ohne den Missionsgedanken an erster Stelle zu haben.» Und in der «ZürichseeZeitung» meint Stamm: «Unter dem Strich haben die Angebote des Prisma eine positive Wirkung für die Gesellschaft.» Die Leitung der «Prisma»-Kirche betrachtet die jüngsten öffentlichen Diskussionen als «viel positive Werbung». René Christen betont: «Wir gehen gestärkt aus diesen Diskussionen hervor. Doch wir wollen noch transparenter informieren.» Es versteht sich, dass auch der SP-Präsident zu einer persönlichen Begegnung eingeladen wurde. Aus Überzeugung aber sagt Christen: «Uns geht es um das Wohl der Stadt. Wir wollen in Rapperswil Nächstenliebe leben.» ANDREA VONLANTHEN
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JoURNAL
Bill Hybels stellte sich in Zürich dutzenden von Fragen
Achtungserfolg für Jost
Ausprobieren statt sitzen bleiben
Bei den Ständerats-Ersatzwahlen im Kanton Bern erzielte der Thuner EVP-Grossrat Marc Jost mit 27 553 Stimmen ein beachtliches Resultat. 136 522 Stimmen fielen auf SVPKandidat Adrian Amstutz. Ursula Wyss von der SP erzielte 117 835 Stimmen und Christa Markwalder von der FDP 69 303 Stimmen. An der Stichwahl vom 6. März wird die EVP nicht mehr teilnehmen. Sie empfiehlt Stimmfreigabe. (idea)
Neues Zentrum für ÜMG
Die ÜMG (Überseeische Missionsgesellschaft) plant auf dem Areal der Chrischona-Gemeinde Uster ein neues Missionszentrum. Wie die Gesellschaft mitteilt, sind Büros und sieben Wohnungen vorgesehen. Der Neubau kostet rund sieben Millionen Franken und soll im Frühjahr 2013 bezugsbereit sein. (idea)
Bill Hybels in Zürich: Der Willow-Creek-Leiter will nicht Probleme wälzen, sondern lösen. Denn: «Es gibt immer einen Weg.»
Kindergeld statt Beruf?
Der Seniorpastor und WillowCreek-Leiter Bill Hybels zu Gast im Zürcher «Glockenhof»: Pastoren und Gemeindemitarbeitende löcherten ihn mit Fragen zum Thema Leiterschaft und Gemeindebau.
Mehr Kirchenaustritte
Wie aus dem Nichts ist er aufgetaucht, sitzt da – mitten in Zürich – auf einem Barhocker: Bill Hybels. Der leidenschaftliche Pastor und Leiter legte auf der Durchreise einen Zwischenhalt ein und nahm sich die Zeit, am Morgenforum von Willow Creek Deutschland/Schweiz Leitern und Pastoren aus der Schweiz zu begegnen.
Die Interessengemeinschaft IG 3plus lehnt den vorgeschlagenen Verfassungsartikel für eine umfassende Familienpolitik ab. Statt dem von staatlicher Seite geförderten Druck auf Mütter zur Aufnahme einer ausserhäuslichen Erwerbstätigkeit wird ein verfassungsrechtlich abgesichertes Kindergeld vorgeschlagen. (idea) – www.ig3plus.ch
Im Kanton Zürich treten Katholiken vermehrt aus der Kirche aus, schreibt die «NZZ am Sonntag» – im Jahr 2010 so viele wie nie zuvor. Bis Anfang Dezember wurden 2010 rund 4800 Austritte gezählt, ein Jahr zuvor 3864. Als mögliche Gründe werden die Missbrauchsfälle und das Einsparen der Kirchensteuer genannt. (idea)
Keine klare Vision
«Was braucht ihr, um in den nächsten zwölf Monaten so richtig wachsen zu können? Oder was steht euch im Wege, dass ihrs nicht könnt?», will Hybels von den Anwesenden wissen. Die Antworten malen ein deutliches Bild der Schweiz: «Ich denke, es liegt
daran, dass viele Gemeinden nicht wissen, wo sie stehen und wo sie hinwollen», so ein Votum. Ein weiteres: «Wir haben Mühe, Visionen zu teilen. Und wir lassen uns in der Landeskirche durch Tradition und ‹service public› auffressen. Zum Museumswärter sind wir geworden: stauben schöne, alte Dinge ab.» Hybels trockener Kommentar dazu: «Das ist tatsächlich ein Problem.» Doch Probleme wälzen – das deprimiere ihn, erklärt er. Deshalb geht er rasch zu dem über, was ihm viel Freude bereitet: Probleme lösen.
Energie für Veränderung
«Ihr als Leiter seid von Gott dazu befähigt worden, eure Gemeinde voranzubringen», so der Seniorpastor. «Dass ihr nicht an dem Punkt stehen bleiben wollt, wo ihr seid, sondern ein Ziel definiert und den Weg, dieses zu erreichen – das ist die Grundlage von Leiterschaft.» Als erstes müsse sich eine Gemeinde bewusst machen, wo ihre Probleme sind. «Seid ihr
Bill Hybels – brennende Fragen kurz und bündig beantwortet Zu den Amtsdauern eines Pastors: «Ein guter Pastor, der mit einer Gemeinde einen Vorwärtsprozess gehen will, braucht dazu im Schnitt sieben Jahre. Wechselt er zu schnell, kann er kaum etwas bewirken und die Gemeinde kommt nicht vom Fleck. Doch wer schon mal einen richtig schlechten Pastor gehabt hat, der würde sagen, dass schon vier Jahre zu lang sein können.» Zur Spendefreudigkeit: «Wofür geben Leute gerne? Nicht für die Bild: idea/sn
Glühbirne im Gemeindesaal und auch nicht für mein Gehalt. Leute geben gerne, wenn drei Kriterien erfüllt sind: 1. eine klare Vision, 2. das Projekt einen vertrauensvollen Leiter hat, denn ‹gute Zwecke› gibt es genug, und 3. wenn Transparenz herrscht.» Zum Verhältnis von Risiko und Sicherheit: «Wir planen 25 Prozent des Budgets als Rückstellungen ein. Wie man das schafft? Wir legen es Woche für Woche von der Kollekte zurück. So liegt etwas be-
reit für künftige Visionen und Projekte. Wenn du es brauchst, wirst du froh sein darum.» Zu einem vertrauensvollen Leiter: «Vertrauen wird in kleinen Schritten aufgebaut: Wenn ich pünktlich bin. Versprechen mache und halte. Meine Fehler anspreche. Weisheit zeige in komplexen Situationen und zuerst denke, bevor ich meine Meinung sage. Wenn jemand sagt, ‹ich kann dir nicht vertrauen›, sage ich: ‹Verbringe mehr Zeit mit mir!›»
zu 100 Prozent zufrieden mit der Anzahl Menschen, die bei euch zum Glauben finden? Und seid ihr zu 100 Prozent zufrieden über den geistlichen Hunger der Gemeinde? Oder mit der Anzahl Freiwilliger, der Jugendarbeit, der Barmherzigkeit?», fragt er. Nur einige vereinzelte Hände gehen zögerlich in die Luft, der Rest der Anwesenden blickt nachdenklich zu Boden. «Wo Unzufriedenheit herrscht über den momentanen Zustand, da wird die Energie für Veränderung freigesetzt», erklärt Hybels. Dann gilt es, die Gemeinde zu fragen: «Wollt ihr da stehen bleiben? Oder wo wollt ihr sein in ein paar Jahren? Legt den Finger auf die Wunde, damit sie nicht untergeht in der Routine, die Woche für Woche die Gemeinde zu überrollen droht.» Nun stellt sich natürlich die Frage, wie man zum definierten Ziel kommt. «Ich weiss das jeweils auch nicht», gesteht Hybel. «Aber ich weiss: Wenn eine Gemeinde wirklich vorwärtsgehen will, dann findet sie einen Weg.»
Lösungen suchen
Die Willow Creek Community Church sucht diesen Weg mit Hilfe von kleinen Teams. «Für jedes ‹Problem› suche ich mir Leute, die ein Herz und eine Gabe im betreffenden Bereich haben. Ich lade sie zum Essen ein, gebe ihnen den Auftrag, nach Lösungen zu forschen.» Die Gruppe erhält ein klares Zeitfenster, fokussiert sich auf ihr Thema. «Den anderen Problemen widmen sich andere Gruppen.» Die Aufgabe des Pastors sei, die Gruppen mit Energie zu versorgen, zu unterstützen und zu motivieren. «Ob ein neues Projekt klappt, kann ich im Voraus nicht wissen. Aber besser, ich probiere etwas aus, als stehen zu bleiben», ist Hybels überzeugt. Wer etwas versucht, lernt und bekommt neue, vielleicht sogar bessere Ideen. «Bleibt nicht sitzen!», fordert Hybels – und geht selbst als Vorbild voran. Auf seinem Barhocker hat er es nicht lange ausgehalten. Er ist aufgestanden – so wie er es auch zum Lösen von Problemen immer wieder tut und weiterhin tun will. STEFANIE NIEDERHÄUSER
TAGESSCHAU
ideaSchweiz l 07/2011
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Die Präsidenten von EDU und EVP zur Ablehnung der Waffen-Initiative
ÄXGÜSI
Lieber Freiheit als Lebensschutz?
Problemlöser
Wehrmänner dürfen ihre Waffe weiterhin zu Hause aufbewahren. Die umstrittene WaffenInitiative wurde mit gut 56 Prozent Nein-Stimmen abgelehnt. Die EVP hatte die Vorlage befürwortet, die EDU bekämpft. Die Parteipräsidenten Hans Moser (EDU) und Heiner Studer (EVP) äussern sich zum Ausgang und zu den Konsequenzen des Urnenganges.
Hans Moser: Das Schweizervolk hat wieder einmal gezeigt, dass es sich nicht einschüchtern oder irritieren lässt. Dass vom Bundesamt für Statistik wahrscheinlich falsche Zahlen zu Suiziden mit Schusswaffen in die Welt gesetzt wurden, merkten viele Stimmbürgerinnen und Stimmbürger. Ebenso wurde offensichtlich, dass linke Gruppierungen und Parteien der GSOA (Gesellschaft Schweiz ohne Armee) und ihren Helfern auf den Leim gekrochen sind. Heiner Studer: Ich habe selbstverständlich auf ein Ja gehofft. Als Mitglied des Initiativkomitees habe ich mich mit dem Anliegen dieser Volksinitiative identifiziert. Es zeigt sich ein gewaltiges Gefälle zwischen Deutschschweiz und Tessin einerseits und der Westschweiz andererseits sowie ganz besonders zwischen städtischen und ländlichen Regionen. Wettingen, grösste Gemeinde des Kantons Aargau mit 20 000 Einwohnern, in der ich Vizeammann sein darf, hat auch eine Ja-Mehrheit. Mit dem Links-Rechtsschema ist dies nicht zu erklären, weil es zum Beispiel in Wettingen eine bürgerliche Mehrheit gibt. Was hat diese Abstimmung stark beeinflusst? Hans Moser: Wenn auch stimmt, dass einige tragische Vorfälle mit Armeewaffen passiert sind, wollten sich die Stimmbürger nicht erneut eine Freiheit wegnehmen lassen und der Bürokratie, die eigene Waffe im Zeughaus zu lagern, zustimmen. Im Weiteren hat sicher die Tatsache, dass hinter dieser Vorlage die Absicht gestanden hat, unsere Armee mit einer weiteren Einschränkung wegzudrängen, viele Frauen und Männer erschreckt.
Zufrieden – enttäuscht: Hans Moser (EDU), Heiner Studer (EVP).
Heiner Studer: Die Gegner haben fälschlicherweise damit argumentiert, die Volksinitiative sei ein Schritt zur Armeeabschaffung, zudem sei man von der GSoA vereinnahmt. Diese Behauptungen und insbesondere das Gewicht des Schützenwesens in den ländlichen Gegenden haben viel bewirkt. Welches sind nun mögliche Konsequenzen? Hans Moser: Eine Konsequenz hat Bundesrätin Simonetta Somaruga schon erwähnt. Die Befürworter der Initiative können den Volksentscheid kaum akzeptieren und fordern nun eine Überarbeitung des bestehenden Waffengesetzes. Eine positive Konsequenz ist, dass viel Geld gespart und ein enormer Aufwand nicht vom Steuerzahler übernommen werden muss. Heiner Studer: Die Problematik der Waffengewalt ist leider eine Realität. Nach einer Volksabstimmung ist das Resultat selbstverständlich zu respektieren. Trotzdem bin ich der Überzeugung, dass es in den kommenden Jahren weitere gezielte Einschränkungen geben wird. Vordringlich ist, dass die Kantone ihre Waffenregister koordinieren, damit nicht jemand, der im einen Kanton keine Waffe erhalten hat, diese in Unkenntnis der Problematik in einem anderen Kanton erhält. Warum nehmen wohl nur wenige christliche Werke und Institutionen zu einer solchen Abstimmung Stellung? Hans Moser: Ich denke, das ist gut so. Diese Vorlage betrifft christliche Werke und Institutionen nicht besonders. Eine der grössten Sportveranstaltungen in der Schweiz ist das Feldschiessen. Gerade da nehmen viele Christen
und Wehrmänner aus allen Kirchen teil. Besonders auch Christen sind in der Lage, den Dienst für ihr Vaterland ernst zu nehmen und wissen mit ihren Waffen umzugehen. Heiner Studer: Viele christliche Werke haben Befürworter und Gegner in ihren Reihen. Sie haben offensichtlich die gestellte Frage – was ich bedaure – zu wenig als Grundsatzfrage gesehen. Auf der anderen Seite verstehe ich, dass bei christlichen Werken eine Zurückhaltung in politischen Fragen besteht, wenn das Werk durch diese Frage nicht direkt betroffen ist.
Was müsste nach dieser Abstimmung gerade unter Christen vertieft diskutiert werden? Hans Moser: Im Zusammenhang mit Armeewaffen gibt es keinen Anlass, in christlichen Kreisen eine Diskussion zu entfachen. Viele andere Fragen stehen weiter vorne an. Ich denke an die immer mehr verstaatlichte Kindererziehung, an die rasante Islamisierung der Schweiz, an den Zerfall der herkömmlichen Familie oder an den Verlust der christlichen Werte allgemein. Heiner Studer: Wir benötigen bei jeder grundsätzlichen Fragestellung eine echte Diskussion unter Christen. In dieser Frage bedaure ich, dass viele christliche Lebensschützer die Freiheit stärker gewichtet haben als den Lebensschutz. Für mich und die EVP hat der Lebensschutz von der Zeugung über alle Lebensphasen bis zum Tod den Vorrang vor allen anderen Interessen. Zum Lebensschutz gehören Fragen wie die Promillegrenze im Strassenverkehr, Tempo 30-Zonen in Wohngebieten und eben auch die Waffenfrage. Inter views: ANDREA VONLANTHEN
Mein Spezialleim war schon länger verschollen. Die Tube kaum angebrochen, einfach unauffindbar! Die Vermutung lag auf der Hand: Der Leim wurde von einem Familienmitglied «ausgeliehen». So deponierte ich am Familientisch eine Vermisstmeldung - ohne Erfolg. Innerlich stieg die Wut. Ich, als ordentlicher Mensch, möchte meine Siebensachen nicht im ganzen Haus suchen müssen! Noch einmal sprach ich das Thema an. «Hast du schon mal in der Schublade (wo er normalerweise versorgt wäre) nachgeschaut?», fragte der Jüngste. Ja, hatte ich natürlich! Er ging hin, öffnete die Schublade - und, oh welch Wunder! Da lag der Leim. Kurz darauf stellte ich noch mal so eine mühsame Mutterfrage. Auch da strahlte er und sagte: «Mami, ich kann all deine Probleme lösen!» Ich schmunzelte, doch das Schmunzeln blieb mir im Halse stecken. Das ist es doch, was ich gerne hätte: Jemand an meiner Seite, der all meine Probleme löst. Oder noch lieber: Jemand, der sie mir aus dem Weg räumt, bevor ich darüberstolpere. Ein universeller Problemlöser! Sicher - nichts ist zu banal, zu menschlich, zu profan, um es vor den himmlischen Vater zu bringen. Aber in letzter Zeit frage ich mich, ob wir Gott nicht manchmal degradieren. Ob wir unsere Probleme hochstilisieren und dabei seine Heiligkeit und Souveränität verkennen. Wie oft geht es in unseren Gebeten um uns, um unser Wohl! Ja, manchmal massen wir uns an, besser zu wissen als Gott, was gut ist für uns. Er ist der Höchste, er regiert. An uns wäre es, unsere Knie zu beugen, ihn anzubeten, seinen Platz auf dem Thron anzuerkennen – nicht nur am Sonntag während des Lobpreises. HELENA GYSIN Die Kolumnistin ist Familienfrau, Sekretärin der Baptistengemeinde Bülach und Autorin.
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PublirePortage
ideaSchweiz l 07/2011
Bund Evangelischer Gemeinden/Newlife
Evangelisation im Trend der Zeit! Diesen Sommer bieten das ISTL (International Seminary and Trainingcenter of Leadership) und «EE Mission» wieder Sommereinsätze an. Sie lassen die alte Newlife-Tradition wieder aufblühen.
Der VFG Zum Verband «VFG – Freikirchen Schweiz» gehören 15 freikirchliche Körperschaften mit über 600 lokalen Gemeinden, vorwiegend in der deutschen Schweiz. Wir berichten auf dieser Seite über Entwicklungen und Aktualitäten aus den Schweizer Freikirchen, unter anderem über interessante Projekte und Entwicklungen in den Mitgliedsverbänden. Diese Seite wurde vom Bund Evangelischer Gemeinden BEG/Newlife als Publireportage in eigener Verantwortung geschrieben.
Stil und Methode der geplanten Evangelisationseinsätze entsprechen der heutigen Zeit. Die Begeisterung, für Jesus unterwegs zu sein, ist für viele jüngere und ältere Christen die gleiche, wie früher. Strasseneinsätze – modernes Evangelisationsmittel Während der vergangenen Jahre wurde oft die Meinung geäussert, Strasseneinsätze, Strassenpredigten und persönliche Evangelisation seien veraltet. Das Gegenteil ist der Fall. Evangelisation bleibt das Uranliegen Christi und hat ein unglaubliches Potenzial, um Menschen freizusetzen und den Geist der Furcht zu besiegen. Diese Einsätze sollen jungen Menschen dienen, ein befreites und mutiges Christenleben zu führen. Unsere Erfahrungen zeigen, dass Menschen interessiert sind, über den Glauben zu sprechen, besonders dann, wenn sie nachvollziehen können, dass der Glaube an Jesus überzeugend gelebt wird. Zwei Schwerpunkte im 2011 1. EE Mission 2 Go 23. Juli bis 6. August 2011 Diese Einsätze sind für Menschen geeignet, die das Risiko und das Abenteuer lieben. Sie lassen sich in Zweierteams Tag für Tag von Gott leiten. Mehr Infos auf: www.mission2go.ch 2. ISTL Sommereinsatz Rumänien: 9. – 15. Juli 2011 Zürich: 16. – 23. Juli 2011
Strasseneinsätze zeitnah
www.freikirchen.ch www.istl.ch
Vorbereitung auf den Missionseinsatz Die beiden Sommereinsätze sprechen Menschen an, die gerne als Team kreative evangelistische Einsätze machen. Sie eignen sich auch für Jugendgruppen. Die Einsätze finden im Juli in Zürich und Rumänien statt. Infos: www.istl.ch/Sommereinsaetze Evangelisationswerkstatt in Zürich Der Samstag, 14. Mai 2011, wird mit Sicherheit ein Power-Tag werden, bei dem das evangelistische Feuer entzündet wird. Nebst Grundsatzreferaten von Heinz Strupler, BEG/Newlife, und Gabriel Häsler, Netzwerk Schweiz, werden in verschiedenen Seminaren Evangelisationsmöglichkeiten aufge-
zeigt, die dann in einem Kurzeinsatz gleich angewandt werden. Zu einem Höhepunkt wird sicher der geplante «Flashmob» werden. www.EvangelisationsWerkstatt.ch Theologische Ausbildung ISTL hat sich in den letzten Jahren stark weiterentwickelt. Neben dem nötigen Praxisbezug wird die theologische Kompetenz stetig vertieft. Das leicht erreichbare Studiencenter befindet sich in Zürich-Oerlikon. Die Studientage finden jeweils montags und dienstags, 8 bis 17 Uhr, statt. Schnupperstudenten sind jederzeit willkommen. Mehr Infos: www.istl.ch
Studierende auf dem Weg zum BTh
BTh – Bachelor in Theologie Seit Januar 2011 wird neben dem dreijährigen ISTL Diplomstudium nun über SATS ein vierjähriges BTh (Bachelor in Theologie) angeboten. SATS ist mit über 2000 Studenten eine der grösseren akkreditierten Ausbildungsstätten. Weiterhin sind das theologische Arbeiten und die praktische Umsetzung miteinander verbunden.
Kontakt und Infos EE Mission 2 Go: www.mission2go.ch ISTL Sommereinsätze: www.istl.ch/Sommereinsaetze Evangelisationswerkstatt Zürich: www.EvangelisationsWerkstatt.ch Bachelor in Theologie: www.istl.ch
Forum
ideaSchweiz l 07/2011
nACHruF
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synerGie
Ein Kauf mit «göttlichem Preis» Anfang Januar bekam ich von einem Joe die Email-Anfrage, ob ich bereit wäre, in der «Parkarena» in Winterthur zum Thema «Risk erlebt» aus meinem Leben zu erzählen. Spontan sagte ich zu, obwohl ich nicht recht wusste, auf was ich mich da einliess. Am Sonntag, 09.15 Uhr, war es soweit. Beeindruckt von dieser Arena, legte ich mit meinem Lebensbericht los. Soweit verlief alles nach Plan. Nur die Zeit wollte für mein Erlebtes nicht ganz ausreichen. Genau beim wichtigsten Teil musste ich kürzen. Aber ich hatte im zweiten Gottesdienst um 11.15 Uhr nochmals die Chance, es besser zu machen. Jetzt konnte ich den Schluss vollumfänglich bringen. Je mehr ich redete, desto mehr wurde mir klar, dass ich vor drei Jahren einige Entscheidungen in der Firma ohne Gott gefällt hatte und dass daraus überhaupt nichts Gefreutes oder besser gesagt, nichts Gesegnetes
entstanden war. Mir wurde auch gleich klar, dass ich aktuell wieder an einem grösseren Handel war, bei dem ich Gott nicht mitreden lassen wollte. Seit drei Jahren schlafe ich von Sonntag auf Montag sehr schlecht, zum Teil gar nicht. An diesem Sonntagabend legte ich mich ins Bett und fühlte mich speziell geborgen und müde. Ich bekannte Gott noch meine Einsicht, dass ich zuletzt viel ohne ihn gehandelt hatte, und bat ihn, mir in der aktuellen Übernahmephase einer weiteren Firma Weisheit und Klarheit zu geben mit einer klaren Grenze, bis wohin ich in Sachen Kaufpreis gehen kann. Augenblicklich «bekam» ich eine Zahl. Diese erschien mir jedoch zu tief, und ich bat Gott, noch einige Hunderttausend nachzulegen – ich wollte diese Firma unbedingt kaufen. Kurz darauf schlief ich tief und fest.
Ich versuchte in den kommenden Tagen, Gott doch noch von einer höheren Zahl zu überzeugen. Ohne Erfolg! In der finalen Übernahmeverhandlung blieb mir also nichts anderes übrig, als meinem Gegenüber vom Sonntag in der «Parkarena» zu erzählen. Ihm zu bekennen, dass ich in jüngster Vergangenheit eigenmächtig gehandelt hatte. Ihn über meine jüngsten Gespräche mit Gott zu informieren und zu sagen, dass ich (respektive Gott) eine klare Vorstellung vom Übernahmepreis habe. Nachverhandlung zwecklos! Der Mann rauchte während meinen Ausführungen wohl fünf Zigaretten. Als ich geendet hatte, sagte er sichtlich bewegt, so etwas hätte er noch nie gehört. Aber er fände das alles sehr spannend, und er hoffe, wir hätten in Zukunft noch Gelegenheit, über meine doch sehr spezielle Beziehung zu diesem Gott zu reden. Dieser «göttliche Preis» sei zwar nicht gerade himmlisch, aber es sei ihm klar, dass er unverhandel-
bar sei. Das wolle er auf jeden Fall respektieren. Die Übernahmeverhandlungen sind abgeschlossen. Der Kauf zum «göttlichen Preis» ist unter Vorbehalt der Buchprüfungen beschlossen. Auch letzten Sonntag schlief ich schnell ein und erlebte einen Tiefschlaf bis am Montagmorgen. Es scheint so, als hätte ich am 30. Januar in der «Parkarena» die Lehre gezogen, die Gott mir in unzähligen schlaflosen Nächten klar machen wollte. Sollten Sie auch Schlafstörungen haben, gehen Sie doch einmal auf eine Kanzel und bekennen Sie, wo Sie nicht auf Gott gehört haben. Das wirkt unheimlich befreiend. DAnieL sCHÖni Der Autor ist Inhaber der Schoeni.ch Holding in Oberbipp. www.schoeni.ch E-Mail: daniel.schoeni@schoeni.ch
Zum Hinschied einer prägenden Persönlichkeit der Vereinigten Bibelgruppen (VBG)
Walter Gasser war in vielem ein Grenzgänger Der Pädagoge und Psychologe Walter Gasser hat die Geschichte der VBG von ihren Anfängen 37 Jahre lang mitgeprägt. Am 31. Januar ist er an einem Herzinfarkt verstorben. Während seiner Ausbildung zum Primarlehrer in Schaffhausen fand Walter Gasser zum Glauben an Jesus Christus und leitete schon bald die dortige Bibelgruppe. Er lernte die Gründer der VBG kennen und wurde 1965 in die Mitarbeit der Bewegung berufen. Gasser betreute die Seminaristen und Junglehrer, die sich auch zu Hausbibelgruppen zusammenfanden. Die Hauskreisarbeit wurde dann von «Mut zur Gemeinde» unter der Leitung von Hans Bürki weitergeführt.
Pädagoge
Durch Begegnungen legte er seine Vorurteile gegenüber Katholiken ab und schuf damit die Grundlage, dass sich bis heute Menschen mit katholischem Hintergrund als VBG-Mitarbeitende engagieren. Eine wichtige Phase in seinem Leben bildete die Auseinandersetzung mit der Charismatik, welche die VBG von 1968 bis 1980 prägte.
Walter Gasser war seit 1965 bei den VBG engagiert.
Daraus entstand die Bewegung «Gemeinde, Gaben, Dienste». Weitere entscheidende Erfahrungsfelder Gassers bildeten die christliche Meditation, wo er in die Fussstapfen von VBG-Gründer Hans Bürki trat. Unter dem Eindruck der 68er-Bewegung gründete Walter Gasser eine Kommission Sexualerziehung, die auch Vernehmlassungen zu Lehrmitteln zuhanden der Zürcher Erziehungsdirektion verfasste. Auch die Anthroposophie forderte ihn heraus.
Psychologe
1977 beschäftigte er sich intensiv mit Gruppendynamik, Jahre später auch mit dem Autogenen Training. Von 1979 bis 1984 liess er sich am Adler-Institut in Zürich
zum Individualpsychologischen Berater ausbilden. Er wollte sich kompetenter der Spannung zwischen Glaube und Psychologie stellen, die damals den evangelikalen Raum beherrschte. Er prägte durch sein Leben den Slogan «Tiefe und Weite». Je tiefer die Gottesbeziehung, desto grösser unsere Freiheit zum Denken. Aus diesem Engagement entstand die Arbeitsgruppe «Psychologie und Glaube», die in Gwatt internationale Kongresse zu Glaube und Psychologie veranstaltete. Er engagierte sich in der Suchtprophylaxe und setzte sich mit der Homosexualität auseinander. Er begleitete Männer, die eine Veränderung ihrer homosexuellen Ausrichtung suchten. Ein Therapie-Kongress 1997 in Baar sorgte für nationale Schlagzeilen.
Kämpfer
Seine physische Konstitution prädestinierte ihn nicht zum Kämpfer. Sein Weg war immer wieder von Krankheiten begleitet. 1992 und 1995 erlitt er Herzinfarkte, die ihn nahe an den Tod heranführten. In zahlreichen Krankheiten fand er Hilfe in der Kombination von Schul- und Alternativmedi-
zin. 2008 fühlte er sich, 71-jährig, wieder so weit gesund, dass er einen neuen Kampf aufnahm, als die Pläne für die Sexualerziehung im Lehrplan 21 bekannt wurden. Gleichzeitig leitete er Kurse über Stille und Kontemplation zusammen mit der VBG-Mitarbeiterin Ruth Maria Michel. Der letzte Kurs fand am Tag vor seinem Hinschied statt. Er hinterlässt seine Frau Monique, einen Sohn und zwei Töchter. FriTZ imHoF
Etwas viel Grösseres «Als Christ vertraue ich darauf, dass Gott meinen schwachen und vergänglichen Körper verwandeln wird. Das Zerfallen meines Leibes ist nur Durchgang zu etwas viel Grösserem. Ich bedauere sehr, dass diese Dimension in einem einseitig rationalen Christentum nicht mehr tragend ist. Hier geht es nicht einfach um die Vertröstung im irdischen Jammertal auf später, sondern um eine unerhörte Ressource: Ich weiss, worauf ich zugehe. Der Tod ist ein Durchgang, er hat nicht das letzte Wort.» Walter Gasser, 1937-2011
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LESERBRIEFE
ideaSchweiz l 07/2011
Es braucht auch Events
Wann ist es Sünde?
«idea Spektrum» Nr. 5 – «Evangelisation: Nicht Event, sondern Lebensstil» Ich habe den Artikel über das Forum für Evangelisation als sehr inspirierend empfunden. Herzlichen Dank! Der Beitrag ist betitelt mit «Evangelisation: Nicht Event, sondern Lebensstil». Das ist meines Erachtens aber ein falscher Gegensatz. Gott braucht alle Werkzeuge und Mittel zur Evangeliumsverkündigung, solange der evangelistische Träger das lebt, was er predigt und mit Liebe und Heiligem Geist er füllt ist. Ein evangelistischer Lebensstil, bei dem man zum Beispiel die Häuser für Freunde öffnet, ist sicher ein mächtiges Zeugnis für Jesus Christus. Gott benutzt aber auch Events wie Alphalive-Kurse und evangelistische Strasseneinsätze sowie Fernsehsendungen, um Menschen zu sich zu ziehen. Gerade vergangene Woche hatten wir eine Person zu Gast, die durch das zufällige Sehen einer Sendung von «Fenster zum Sonntag» für den Glauben offen wurde. Nicht zuletzt bin ich überzeugt, dass in Zukunft gerade auch evangelisti-
«idea Spektrum» Nr. 5 – «Kirchenleitung: Homosexualität ist keine Sünde» Zum Streit über die Homo-Ehen für Geistliche in der Evangelischen Kirche in Deutschland erklärt einer der Sprecher der Evangelikalen in der EKD, man könne es den Gemeinden nicht überlassen, ob sie gleichgeschlechtliche Partner im Pfarrhaus akzeptieren, denn «das würde mit Sicherheit zu einer Spaltung führen». Anders erklärt der Pressesprecher der Landeskirche Bayern, Johannes Minkus, dass solche Paare nur zuzulassen seien, «wo Gemeinde und Kirchenleitung dies einmütig befürworten». Acht evangelische Alt-Bischöfe hingegen stellen sich in einem beispiellosen Schritt gegen den Beschluss der EKD, homosexuell Lebende zum Pfarramt zuzulassen. Zu hinterfragen ist die Behauptung Minkus’: «Homosexualität ist keine sündhafte Verfehlung und auch keine heilbare Krankheit.» Gewiss ist die homosexuelle Veranlagung an sich keine Sünde. Zur Sünde wird sie erst, wenn man sie gegen Gottes Ordnung auslebt, so wie die heterosexuelle, naturgemässe Veranlagung zur Sünde wird, wenn man sie ordnungswidrig auslebt. Homosexuell veranlagte Geistliche sind oft besonders feinfühlige Seelsorger, wenn sie ihre Triebwelt gemäss der Ordnung Gottes lenken. Homosexualität ist nicht angeboren und genetisch bedingt, sondern eine erworbene Sexualneurose durch Fehlentwicklung der eigenen geschlechtsspezifischen Identität mangels genügender Vorbilder. Bei der sogenannten homosexuellen Liebe handelt es sich um einen egozentrischen Missbrauch des Partners, was unglücklich macht. Dass Homosexualität unnatürlich ist, zeigt die Erfahrung: Gemäss der Genfer Studie «Santé gaie» (in «Spectra» 55/2006) können 70 Prozent der Homos ihre sexuelle Orientierung nicht akzeptieren, 41 Prozent litten im Verlaufe der letzten zwölf Monate unter mehrwöchigen depressiven Zuständen, 22 Prozent dachten in dieser Zeit an Selbstmord. Die biblische Begründung liegt nicht in einzelnen Bibelstellen wie jenen gegen die Knabenschänderei, sondern in der Schöpfungsordnung, für die sich Paulus einsetzt und die auch mit gesundem Menschenverstand erkannt werden kann (Römer 1,18-32). Br. TILBERT MOSER, Kapuzinerkloster, Olten
Impressum Idea Schweiz Herausgeber: Idea Information AG, 4410 Liestal Verwaltungsrat: Heiner Henny, Präsident; Sam Moser, Stellvertreter; Paul Beyeler, Hans Lendi, Hansjörg Leutwyler, Hanspeter Schmutz Ideelle Trägerschaft: Schweizerische Evangelische Allianz (SEA), Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG), Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) Redaktion: Josefstr. 32, 8005 Zürich, Tel. 044 444 16 44, Fax 044 444 16 49 E-Mail: redaktion@ideaschweiz.ch Internet: www.ideaschweiz.ch Chefredaktor: Andrea Vonlanthen Büro: Bahnhofstr. 65, 9320 Arbon Tel. 071 446 70 02, Fax 071 446 74 88 E-Mail: andrea.vonlanthen@ideaschweiz.ch Redaktor: Thomas Feuz Er weitertes Team: Esther Reutimann, David Sommerhalder, Thomas Hanimann, Iris Muhl, Sibylle Zambon, Christian Bachmann, Mirjam Fisch-Köhler, Marlies Reutimann Praktikum: Stefanie Niederhäuser Inserateservice: Jordi AG – das Medienhaus, Roland Rösti, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 25, Fax 031 819 38 54 E-Mail: inserate@ideaschweiz.ch Aboservice: Jordi AG – das Medienhaus, Ursula Seifried Jordi, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 20, Fax 031 819 38 54 E-Mail: abo@ideaschweiz.ch Abopreise: Jahresabo Fr. 145.–, Seniorenabo Fr. 117.–, Halbjahresabo Fr. 77.–. Das Abo ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar. Konto: PC-Konto 40-788586-4 Idea Information AG, 4410 Liestal Layout/Druck/Versand: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp www.jordibelp.ch
Bildnachweis: VBG
An eine Renaissance von grossen Events wie dem St. Galler «Praise Camp» vom Jahreswechsel glaubt Campus-Leiter Hanspeter Nüesch. sche Grossevents, also «Evangelisationen», noch eine Renaissance erleben werden. Ich habe mit Andi Furrer wie auch Andreas Boppart, Matthias Kuhn und Patrick Häsler in letzter Zeit recht intensiv Kontakt gepflegt und vor allem über eins gesprochen: über evangelistische Events, die einen missionarischen Lebensstil fördern. Nein, Event und Lebensstil sind keine Gegensätze, sondern fördern sich gegenseitig. HANSPETER NÜESCH, Leiter Campus für Christus, Zürich
Richtige Balance «idea Spektrum» Nr. 6 – «Klar denken statt Worship und gute Gefühle» Der von der Redaktion gesetzte Titel «Klar denken statt Worship und gute Gefühle» ist missverständlich. Der VBG geht es nicht um ein Entweder-Oder. Sie betont schon mit dem Slogan «Glauben und Denken», dass es um eine Balance zwischen Spiritualität und der intellektuellen Verarbeitung des Glaubens geht. Auch die Anbetung und das Sein vor Gott ist der VBG sehr wichtig. Sie hat dazu ja eigens ein Ressort «Spiritualität» geschaffen. FRITZ IMHOF, Möhlin
Das wahre Evangelium «idea Spektrum» Nr. 4 und Nr. 5 – «Das einfache Evangelium» und «Grüezi: Viel Religion, wenig Gott» Mit grossem Befremden, gemischt mit Trauer, ersehe ich, wie sich der Virus einer sogenannt aufgeklärten Verkündigung speziell unter den Theologen der Evangelischen Kirche immer mehr ausbreitet. Als ehemaliger Präsident einer grösseren Kirchgemeinde beobachte ich zunehmend die modernen Auslegungen, echt hübsche Geschichten von weltlichen Wahrheiten, bis hin zu den «Menschenrechten», welche immer wieder in irgendeiner Form eingeflochten werden. «Dabei kann
man auch immer etwas mitnehmen», bemerkte eine ehemalige Vorsteherin aus meiner Zeit. Nun gut, ich kann auch immer etwas mitnehmen aus einem Vortrag über Sozialpädagogik oder einer engagierten Gruppe zum Schutz unserer Umwelt. Entscheidend ist doch, dass man eine Predigt erwarten darf, die den Sinn des Lebens in Bezug auf Jesus Christus und sein Wort erklärt. Jawohl, das Evangelium ist im Grunde einfach und klar, mit dem Ausspruch von Jesus Christus: «Wer an mich glaubt, wird leben, wenn er auch stürbe, und wer da lebt und glaubt an mich, hat schon das ewige Leben.» Sowie: «Mir ist vom Vater alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden.» Weil diese wichtigen Textstellen für den aufgeklärten Christen zu einfach sind und nach Bevormundung klingen, kommen die Theologen moderner Prägung gern mit dem Spruch: «Mit solchen Textstellen werden Menschen buchstäblich erschlagen.» Selber bereits in einem vorgerückten Alter, erlebe ich immer wieder Abdankungen, bei denen kein Wort mehr über die Auferstehung gesagt wird. Sagte Pfarrer Wilhelm Busch doch schon (als Jugendpfarrer in Kassel noch selbst erlebt): «Keine Beerdigung ohne die Erwähnung der Auferstehung mit dem dazu gehörigen Text der biblischen Erklärung, Trost über die persönlichen Trostworte hinaus.» Wo bleibt der Mut der heutigen Theologen, sich der biblischen Wahrheit verpflichtet zu fühlen, sie zu suchen und darüber auch zu predigen? Ich schätze es sehr, dass sich «idea Spektrum» des Evangeliums von den verschiedensten Geschichten und Seiten her annimmt, es beleuchtet und dem Leser damit im wahrsten Sinne des Wortes ein weites Spektrum anbietet! RUEDI HAYN, Arbon
ideaSchweiz l 07/2011
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TAGESSCHAU
«MarriageWeek»-Konferenz ermutigt Paare, Zeit in ihre Beziehung zu investieren
Der Stress als Gift für eine Partnerschaft «Ein Rosthaufen kommt nicht von einem Tag auf den andern»: Mit diesem Bild beschrieb der Psychologieprofessor und Paartherapeut Guy Bodenmann eine unter Stress erodierte Ehe. Er sprach an der «MarriageWeek»-Konferenz am 9. Februar in Bern. «Wir haben alles versucht, ich habe alles versucht... Was uns widerfährt, ist bereits Millionen Menschen widerfahren», sagte die frühere französische Präsidentengattin Cécilia Sarkozy. Und sie lieferte dazu auch ihre Erklärung: «Eines Tages wacht man auf und realisiert, dass man seinen Platz in der Partnerschaft verloren hat...»
Alltagsstress erodiert
Wie Cécilia und Nicolas Sar-
attraktiv machte, erodiert und ist nur noch Erinnerung.
Zeit zum Handeln
Ganz ohne Stress: Christoph Monsch, Franziska Porsius, Konferenz-Initiator Wilf Gasser und Guy Bodenmann (von links).
kozy scheitern viele Paare am alltäglichen Stress. «Bis dass der Stress euch scheidet – oder was können Paare tun?» hiess das
«MarriageWeek» soll noch an Dynamik zulegen Wilf Gasser, Initiator der Konferenz, zieht folgendes Fazit: «Die ‹Woche der Ehepaare› konnte in ihrer Bekanntheit deutlich zulegen. Dies zeigten die rund 130 verschiedenen Aktivitäten für Paare, sowie die gut besuchte ‹MarriageWeek›Konferenz an der Uni Bern. Viel dazu beigetragen haben aber auch mehrere sehr aktive lokale Gruppen mit regionalen Aktivitäten: CandlelightDinners, ein ‹Beziehungsweg›, Tanzkurse, sportliche Aktivitäten bis hin zur Valentins-Schifffahrt auf dem Bielersee oder einem Segnungsgot-
tesdienst für Paare. Auch wenn man ‹Das Abenteuer Ehe› nicht jeden Tag gleich feiern kann, wird doch der Gedanke hängenbleiben, dass man in Beziehungen investieren muss. Und dies erst noch Freude macht! Ich setze mich dafür ein, dass ‹MarriageWeek› in den kommenden Jahren an Dynamik zulegt und die Idee in der Öffentlichkeit noch mehr verankert wird. Alle wissen heute um die Herausforderungen verbindlicher Beziehungen. Langsam wird vielen klar, dass man ja sogar etwas dafür tun könnte.»
Thema des Hauptreferenten Guy Bodenmann an der ersten Konferenz zur «MarriageWeek». Diese wird seit fünf Jahren auch in der Deutschschweiz lanciert. Bodenmann beleuchtete die Probleme von Partnerschaften, bei denen der eine oder beide Partner in der Arbeit Stress erleben und damit nach Hause kommen. Je nach Temperament entlädt sich dieser Stress unterschiedlich: aggressiv – oder man möchte am liebsten in Ruhe gelassen werden. Beides kann für den Partner belastend sein. Es kommt zu einem schwierigen Kommunikationsverhalten: Defensiv, provokativ oder verächtlich gegenüber dem Andern. Man lernt sich immer mehr von der unangenehmen Seite kennen. Was den Partner einst
Für Guy Bodenmann, ordentlicher Professor für Klinische Psychologie an der Universität Zürich, ist es jetzt höchste Zeit, etwas zu tun. Er hat das Programm «Paarlife» entwickelt, mit dem Paare die Kommunikation einüben können. Er geht davon aus, dass sich die meisten Paare auseinanderentwickeln. «Die Folgen sind Entfremdung, Frustration und Unzufriedenheit; gesundheitliche Risiken steigen, die Sexualität leidet.» «Paarlife» fördert und verbessert die Kommunikationsfähigkeit des Paars. «Wichtig ist, wieder mehr gemeinsame Zeit miteinander zu teilen», betonte Bodenmann. An der Konferenz präsentierten elf weitere Anbieter ihre Programme. Der Initiator der Konferenz, der Sexual- und Paartherapeut Wilf Gasser, präsentierte an einem Podiumsgespräch die Idee einer Institution vergleichbar mit «Jugend und Sport». Privatpersonen und private Organisationen können ihre Programme im Rahmen eines vom Bund finanzierten Gesamtprogramms anbieten. Damit könnte ein flächendeckendes Beratungs- und Therapieangebot für Ehe und Partnerschaft geschaffen werden. FRITZ IMHOF www.marriageweek.ch
Internetkirche.com kauft «Event Dome» vom Hotel Seedamm-Plaza in Pfäffikon
Auffallen für Gott mit dem «Church Dome» In Bubikon ZH wird ein neuer Dom errichtet. Die Internetkirche.com, auch bekannt als Familienkirche, zügelt das ZeltProvisorium «Event Dome» von Pfäffikon nach Bubikon. Neu hat es in der Kirche von Pastor Erich Engler Platz für bis zu 320 Kirchgänger. Das ist etwa die Hälfte mehr, als momentan die wöchentlichen Gottesdienste besuchen. «Wir wollen in den nächsten zwei bis drei Jahren unsere Mitgliederzahlen verdoppeln», sagt Engler. Bilder: Fritz Imhof, zvg
Das 900 000 Franken teure Zelt ist von der Bausubstanz her mit einem Element-Bau zu vergleichen. Läuft alles nach Plan, werden die Türen ab Spätherbst 2011 geöffnet. Das Projekt kostet fünf Millionen Franken, eingeschlossen das 5000 Quadratmeter grosse Grundstück und eine grosszügige Küche. Die Internetkirche verzeichnet über 40 000 Gratis-Downloads von Predigten und Inputs. Real entsteht sie in Bubikon.
Keine frommen Mauern
Ausgerechnet einen so auffallenden Dome zu kaufen, macht laut Engler durchaus Sinn: «Der jetzige «Event Dome» ist in der Region
ein bekanntes Wahrzeichen, und wir wollen bewusst für Gott auffallen. Der «Church Dome» wird ein einladendes Gebäude ohne Berührungsängste mit frommen Mauern». Auf sakrale Elemente und religiöse Symbolik wird verzichtet. Durch ansprechende Architektur und das Einsetzen zeitgemässer Medien will Engler die Botschaft der Gnade Gottes lokal wie auch international verkünden. BENJAMIN FISCH www.internetkirche.com
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PublirePortage
ideaSchweiz l 07/2011
Die Fachschule für Gemeindeleitung stellt sich vor
«Erweitere deine Gemeindeleitungskompetenz!» Da geht einer voller Freude und Enthusiasmus in das Leitungsteam seiner Gemeinde vor Ort und ist kurze Zeit danach mutlos. Dabei wähnte er sich rundherum vorbereitet, wollte Gott dienen und einen Teil seiner Freizeit der Gemeinde zur Verfügung stellen. Kein Grund, das Ziel aus den Augen zu verlieren. Dranbleiben, lernen: Dazu ermutigt ein Kurs des Instituts für Gemeindeleitung. Zum Leiten braucht es Handwerk, braucht es einen klaren Blick auf sich selbst und komplexe Gruppenprozesse. Die «Fachschule für Gemeindeleitung» fördert Personen in Gemeinde-Leitungsaufgaben, damit sie als Ehrenamtliche noch besser und umsichtiger die Gemeinde leiten und entwickeln können. Dazu braucht es Fachwissen zu verschiedenen Leitungsthemen. Diese werden während der einzelnen Kurstage durch kompetente Impulse vermittelt. Die Themen werden aktiv in Diskussionen und Reflexionsrunden vertieft und bezüglich der persönlichen Situation und Herausforderungen vor Ort angewendet. Durch den Kurs wird die fachliche und persönliche Leitungskompetenz ausgebaut. Angebote vom ifge • Leiterentwicklungsprogramm Basic (LEP Basic): Für Pastoren und voll- sowie teilzeitlich angestellte Personen im Gemeindebau • Leiterentwicklungsprogramm Advanced (LEP Advanced): Für Absolventen/innen vom LEP Basic • Fachschule für Gemeindeleitung: Für ehrenamtliche Personen in Gemeindeleitungen • Kurz-Kurse (2–3 Tage) zu Themen wie «Mentoringkompetenz erweitern» oder «Zielführend Predigen» und andere mehr Aktuelle Angebote unter www.ifge.ch
Das Programm Die Fachschule für Gemeindeleitung umfasst zehn Kurstage und dauert rund 18 Monate. Der Kurs kann nur als Ganzes besucht werden. 1. Tag: Entwicklung, 29. Oktober 2011 Wie reife ich? Wie können wir als Gemeinde geistliche Reifung unterstützen und fördern? 2. Tag: Persönlichkeit, 3. Dezember 2011 Meine Persönlichkeit im Leitungsteam und deren Auswirkung. Mein Persönlichkeitstyp und mein Leitungsstil. 3. Tag: Führung und Macht, 21. Januar 2012 Was ist Führung und wie funktioniert biblische Führung in der Gemeinde? Entwicklung zu wirkungsvoller und nachhaltiger Leiterschaft. 4. Tag: Kommunikation, 10. März 2012 Voraussetzungen und Grenzen einer erfolgreichen Kommunikation. Eine gute und hilfreiche Kommunikationsstruktur in der Gemeinde etablieren. 5. Tag: Konflikte, 5. Mai 2012 Der biblische Ansatz für Entstehung, Klärung und Lösung von Konflikten. Eskalationsmodell von Friedrich Glasl und dessen Anwendung. 6. Tag: Biblischer Gemeindebau, 30. Juni 2012 Biblisches Verständnis von Gemeinde. Geistgeleitet oder methodengeleitet? Gemeindeentwicklung als auftragsorientierter und zielführender Prozess gestalten. 7. Tag: Veränderungen gestalten, 25. August 2012 Wie funktionieren Veränderungsprozesse? Blockaden, Hindernisse, Fallen und Fehlentwicklungen. Steuerung von sinnvollen Veränderungsprozessen.
8. Tag: Mitarbeiter führen und fördern, 29. September 2012 Durch gezielte Mitarbeiterförderung eine starke Mitarbeitermannschaft aufbauen. Menschen in die Selbstverantwortung führen. 9. Tag: Gruppendynamiken und grosse Gruppen leiten, 17. November 2012 Wie «funktioniert» die Gemeinde als Gruppe? Welche Dynamiken können da abgehen? Gemeindeentwicklung mit sinnvollen und angemessenen «Grossgruppenverfahren». 10. Tag: Seine Rolle finden im Leitungsteam – und seinen Ausstieg planen, 26. Januar 2013 Berufung in die Leitungsaufgabe. Seine Rolle in der Leitung wahrnehmen, definieren und kommunizieren. Wie man eine Leitungsaufgabe beenden kann, ohne in die Krise zu geraten. Die Kursleitung Kursleiter ist Wilf Gasser, Master of Advanced Studies ZFH in Supervision und Coaching in Organisationen (Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften) und Mitglied im BSO (Berufsverband für Supervision und Organisationsentwicklung), diverse Weiterbildungen rund um Führung, Organisationsentwicklung und Veränderungsmanagement. Gemeindeleiter und Pastor der Chrischona-Gemeinde Neftenbach ZH. Führt eine eigene Beratungsfirma (Gasser Entwicklungsberatung & Prozessgestaltung).
Kursleiter Wilf Gasser: «In der Fachschule für Gemeindeleitung werden aus der Praxis für die Praxis professionelle Impulse gesetzt, welche für die Arbeit vor Ort direkt verwertbar sind. Gemeindeleitungspersonen werden dadurch in ihrer Leitungsaufgabe kompetenter.»
Der Veranstalter Das Institut für Führung und Gemeinde-Entwicklung (ifge) bietet verschiedene Weiterbildungen an. Eine davon ist die Fachschule für Gemeindeleitung. Das Institut arbeitet mit dem Theologischen Seminar St. Chrischona in Partnerschaft zusammen. Infos: www.ifge.ch oder wilf.gasser@ifge.ch
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Abraham: Kein Stammvater von 3 Religionen RELIGIONSVERMISCHUNG Ein Islam-Experte kritisiert das Abrahamische Forum als irreführend.
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ie Vorstellung, dass Judentum, Christentum und Islam gemeinsam auf den Stammvater Abraham zurückgehen, ist auf Kritik gestoßen. „Abraham spielt in den drei Glaubensweisen eine sehr unterschiedliche Rolle. Er ist keineswegs der gemeinsame ‚Ahnherr’ und eignet sich noch viel weniger als ‚gemeinsamer Nenner’ im Glauben“, heißt es in einer Stellungnahme des Islamexperten Pfarrer Eberhard Troeger (Wiehl bei Gummersbach) für idea. Zum Hintergrund: Christen, Juden und Muslime arbeiten deutschlandweit seit zehn Jahren im „Abrahamischen Forum“ zusammen, um – wie es heißt – Vertrauen zu wecken und den Frieden zu sichern. Die Initiative war von dem evangelischen Theologen und Soziologen Jürgen Micksch (Darmstadt) ausgegangen. Laut Troeger brauchen Christen die „problematische Konstruktion“ von „abrahamischen Religionen“ nicht, um mit Juden und Muslimen
friedfertig und tolerant umzugehen. Sie sollten nur den Worten Jesu folgen und die Mahnungen des Apostels Paulus beherzigen: „Selig sind die Friedfertigen, denn sie werden Gottes Kinder heißen“ (Matthäus 5,9) oder „Habt mit allen Menschen Frieden“ (Römer 12,18). Für das Judentum sei die zentrale Gestalt Mose, für das Christentum Jesus und für den Islam Mohammed. Abraham könne höchstens
Jesus, wie ihn sich Giovanni di Francesco Toscani (um 1370–1430) gedacht hat
für das Judentum als Ahnherr gelten. Für die Kirche sei Abraham „ein alttestamentlicher Zeuge unter vielen“. Für den Islam sei Abraham nur „ein vorbildlicher Verfechter des Eingottglaubens“. Troeger: „Historisch hat Abraham mit Mohammed, den Arabern und dem Islam nichts zu tun.“ Die Behauptung des Islams, Abraham sei über seinen Sohn Ismael Ahnherr der Araber, sei eine Erfindung. P
„Moses Tod“ – eine Farblithographie nach Berta Hummel aus dem 19. Jahrhundert
Mohammed – wie ihn sich ein türkischer Maler vorgestellt hat
Woran liegt es, wenn Gebete nicht erhört werden? PASTORENKONFERENZ US-Geistlicher bekennt: Ich hatte in 20 Jahren keine Gebetserhörung.
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oran liegt es, wenn Gebete nicht erhört werden? Mit dieser Frage beschäftigten sich US-amerikanische Pastoren auf einer Konferenz des Missionswerks Desiring God (Gott begehren) in Minneapolis. In einem Vortrag hatte zunächst der Theologe Francis Chan die Ansicht vertreten, dass Gott treu Gebete erhöre. Doch auf anonym eingereichten Fragekarten breiteten mehrere Pastoren ihren Kummer aus. Einer bekannte, dass er in 20 Dienstjahren nicht eine spezifische Gebetserhörung erlebt habe. Ein anderer zitierte das Jesus-Wort: „Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch zuteil werden“ (Johannes 15,7). Dazu schrieb der Pastor: „Das ist in meinem Dienst niemals geschehen.“ Ein weiterer Geistlicher teilte seine EnttäuideaSpektrum 7.2011
schung mit: „Ich habe eine schwierige Gemeinde übernommen und gebetet, dass Gott mir helfen möge: Drei Monate später hat sie sich gespalten.“
„Bin ich egoistisch? Chan erwiderte, dass es zu einfach sei, auf diese Erfahrung mit der Bemerkung zu reagieren, dass Gott nicht immer Gebete erhöre. Wenn er selbst auf seine Gebete nicht die Antwort erhalte, die er erwarte, dann frage er zunächst, ob seine Beziehungen und seine Motive in Ordnung seien: „Bin ich egoistisch? Wie steht es um meinen Glauben und meine Heiligung? Hege ich Zweifel?“ Chan räumte ein, dass auch er nicht erhörte Gebete kenne. So habe er jahrelang gebetet, dass seine Mutter Christin werde, doch schließlich sei sie als
Buddhistin gestorben. Pastor John Piper von der Bethlehem-Baptistengemeinde in Minneapolis meinte, es komme darauf an, die Bibel und ihre Verheißungen nicht infrage zu stellen: „Gott ist klüger als wir.“
Der Teufel hat die Hände im Spiel Der frühere Präsident des Internationalen Missionswerks der Südlichen Baptisten in den USA, Jerry Rankin (Nashville/Bundesstaat Tennessee), machte auch den Widersacher der Christen, den Teufel, für Gebetsniederlagen verantwortlich. Der Teufel wende raffinierte Methoden an, um Christen vom Beten abzubringen, etwa Geschäftigkeit, Entmutigung oder Ablenkung. P
b www.desiringgod.org
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Schweizer: Warum sollen wir in der Kirche bleiben? VOLKSKIRCHE Die Zahl der reformierten Kirchenmitglieder in der Schweiz geht stetig zurück. Auch in Deutschland wird die Volkskirche ohne Volksmission kaum überleben können, meint Prof. Michael Herbst, bei einem Internationalen theologischen Symposium des Alfried-Krupp-Wissenschaftskollegs im pommerschen Greifswald.
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ehörten im Jahr 1900 noch 58% der Schweizer der reformierten Kirche an (41% waren katholisch), so waren es im Jahr 2000 noch 32% (42% katholisch). Das sagte der Religionssoziologe Jörg Stolz, Direktor des „Observatoire des Religions en Suisse“ an der Universität Lausanne. Er ist Autor der vom Schweizer Evangelischen Kirchenbund in Auftrag gegebenen Studie „Die Zukunft der Reformierten. Gesellschaftliche Megatrends – kirchliche Reaktionen“. Nach seinen Worten verliert der Schweizer Kirchenbund jedes Jahr „eine kleine Stadt“. Rund 12.000 Schweizer kehrten der reformierten Kirche im Jahre 2006 den Rücken, während nur knapp 3.000 eintraten. Dieser Trend setze sich fort. Neben der Bevölkerungsentwicklung – mehr Sterbefälle als Geburten – gebe es dafür noch einen weiteren Grund. „Die Leute wissen einfach nicht mehr, warum sie in der Kirche bleiben sollen“, so Stolz. Das betreffe besonders gut gebildete Männer, die in der Stadt leben und politisch eher links stehen.
Positive Entwicklung: Mission Einen Grund für diese Entwicklung sieht Stolz darin, dass die Kirche zu wenig auf gesellschaftliche Trends reagiere. So verstehe sie sich beispielsweise nach wie vor in erster Linie als traditionelle „Familienkirche“. Dabei sei die Zahl der Haushalte mit fünf oder mehr Personen in der Schweiz von 38% im Jahr 1900 auf 6% im Jahr 2000 zurückgegangen. Im gleichen Zeitraum sei die Zahl der Ein-Personen-Haushalte von 8 auf 35% gestiegen. Stolz: „Wenn die Kirche weiter vor allem Familienkirche sein möchte, schließt sie automatisch große Teile der Bevölkerung aus.“ Die Studie habe darüber hinaus ergeben, dass refor-
Eine der bekanntesten reformierten Kirchen der Schweiz: das Basler Münster
mierte Pfarrer häufig eine andere Lebenswirklichkeit hätten als ihre Gemeindemitglieder, was mitunter dazu führe, dass sie über die Köpfe hinweg predigten. So läsen Pfarrer häufiger Bücher und gäben sich eher künstlerischer Arbeit hin, trieben dafür aber weniger Sport, könnten nichts mit Heimwerken und Gartenarbeit anfangen und gingen weniger tanzen. Positiv an der Mitgliederentwicklung sei, dass die reformierte Kirche sich jetzt zunehmend frage, wie sie wieder mehr Menschen erreichen könne, sagte Stolz. „Vor zehn Jahren sprach niemand von Mission und Evangelisation.“ Jetzt gebe es in vielen Kantonen Werbekampagnen, etwa unter dem Motto „Sieben gute Gründe dazuzugehören“.
Herbst: Volkskirche in Auflösung Nach Ansicht des Direktors des Instituts zur Erforschung von Evangelisation und Gemeindeentwicklung, Prof. Michael Herbst (Greifswald), ist das volkskirchliche System als Mehrheitssystem in Auflösung begriffen. Die Kirche brauche Konversion
NOTIERT Insolvente US-Großgemeinde: Finanzchef tritt zurück Neue Komplikation im Insolvenzverfahren einer weltweit bekannten christlichen Großgemeinde in den USA: Fred Southard, der langjährige Finanzchef der Glaskathedrale in Garden Grove (Kalifornien), ist kurz vor einer Anhörung des Insolvenzgerichts zurückgetreten. Er soll über seine Bezüge befragt werden. In der Glaskathedrale wird der Fernsehgottesdienst „Stunde der Kraft“ aufgezeichnet, der weltweit etwa 20 Millionen Zuschauer hat. Im deutschsprachigen Europa wird er über die Sender Bibel TV und Tele 5 verbreitet. Die vor 55 Jahren vom reformierten Pfarrer Robert H. Schuller (84) gegründete Gemeinde hatte Mitte Oktober ihre Zahlungsunfähigkeit erklärt und sich unter eine gerichtlich überwachte Neuordnung der Finanzen gestellt. Die Gemeinde hat einen Schuldenberg von rund 60 Millionen Dollar (43,8 Millionen Euro) angehäuft. Die Großfamilie Schuller ist mit Führungsaufgaben betraut. Von den 13 leitenden Angestellten zählen zehn zur engeren Familie – neben dem Gründer dessen drei Töchter und ihre Ehemänner, eine Enkelin sowie Sohn Robert A. Schuller mit seiner Ehefrau. Die Insolvenzaufsicht kritisierte im Dezember teilweise überhöhte Bezüge. Insgesamt summierten sie sich auf etwa zwei Millionen US-Dollar (1,5 Millionen Euro) pro Jahr.
– also die Bekehrung von Menschen – , wenn sie fortbestehen wolle. Es sei ihre Aufgabe, „für möglichst viele Menschen konversive Prozesse anzubahnen und den Ruf Jesu weiterzugeben: Kehrt um, denn das Himmelreich ist nah“. Volkskirche und Volksmission gehörten zueinander. Herbst: „Volkskirche ohne Volksmission wäre zu wenig. Darum geht es uns, wenn wir Evangelisation und Gemeindeentwicklung erforschen und sagen: Wer Mission sagt, muss auch Konversion wollen.“ P Schweiz: 1900 2000
Reformierte Katholiken 58 % 41 % 32 % 42 %
Fotos: Basler Münster/imago; Dürer/akg-images
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Was sagt eigentlich die Bibel zu Ägypten? ÄGYPTEN US-Theologe zeigt Verbindungen auf, ein deutscher Theologe warnt vor Spekulationen
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as hat die Bibel zu den Unruhen in Ägypten zu sagen? Lässt sich das aktuelle Geschehen mit Prophezeiungen im Blick auf die Zukunft Israels einordnen? Der Präsident des Missionswerks „Reflections“ (Überlegungen) in Atlanta, Kenneth Boa, ist überzeugt, dass die aktuellen Geschehnisse auf eine Entwicklung im Nahen Osten hinauslaufen können, die in der Bibel vorhergesagt sind. Grundsätzlich spiele die Beziehung zwischen Ägypten und Israel eine große Rolle in der Heiligen Schrift, sagte er in einem Interview mit der Zeitung „Christian Post“ (Washington). So sei Abraham nach Ägypten gezogen, Josef dorthin verschleppt worden, und Mose sei am Nil geboren. Das Volk Gottes habe dort 400 Jahre gelebt, bevor es in das gelobte Land ausgezogen sei. Jesus habe sich als Flüchtlingskind mit Maria und Josef in Ägypten aufgehalten, und der Evangelist Matthäus zitiere im Blick auf Jesus den alttestamentlichen Propheten Hosea: „Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen“ (Matthäus 2,15). Boa, der sich Ende Januar in Ägypten aufhielt, räumt ein, dass es noch keine Klarheit über den Ausgang des Volksaufstands geben könne.
Israel soll zerstört werden Ungewiss sei zum Beispiel die Rolle, die die radikal-islamischen Muslim-Bruderschaften
Mächte aus allen Himmelsrichtungen militärisch gegen Israel vorgehen. Schließlich werde dem Propheten Daniel (9,27) zufolge ein falscher Messias einen Friedensvertrag mit Israel für die Dauer von sieben Jahren schließen; dieser werde jedoch nach der Hälfte der Zeit gebrochen. Es werde eine Zeit der Illusion von Frieden und Sicherheit sein. Schließlich werde es mit der Wiederkunft des wahren Messias eine endgültige Sammlung des Volkes Gottes geben. Bis zu diesem unbestimmten Zeitpunkt könne man Zeichen und Muster erkennen, die auf diese Entwicklung hindeuten.
Kritik: Prophezeiungen kann man nicht auf Tagespolitik beziehen
Ägypten spielt in der Bibel eine große Rolle. Das Gemälde von Albrecht Dürer (1471–1528) zeigt die Flucht der Familie Jesu nach Ägypten.
im künftigen Machtgefüge spielen. Eines aber sei sicher: Es sei ihr erklärter Wunsch, Israel zu zerstören. Eine Radikalisierung des Nahen Ostens könnte endzeitliche Geschehnisse heraufziehen lassen, wie sie beispielsweise im 38. Kapitel des alttestamentlichen Buchs des Propheten Hesekiel beschrieben würden. Da werde vorhergesagt, dass
Zur Vorsicht vor Spekulationen mahnt der Leiter des Instituts für Israelogie in Gießen, Berthold Schwarz. Auf Anfrage von idea sagte der Theologe, die alttestamentlichen Vorhersagen ließen sich nicht auf die aktuelle Situation beziehen. Schwarz: „Wir können die Prophezeiungen nicht eins zu eins auf die Tagespolitik beziehen. Da wäre der Wunsch der Vater des Gedankens. Dies ist zu spekulativ und unkritisch gedacht, weil die Heilgeschichte Gottes mit Israel dies so noch nicht deuten lässt.“ P
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www.kenboa.org, www.israelogie.de
Christen in 350 US-Gemeinden begingen „Anti-Porno-Sonntag“ SEX-SUCHT Wie man den Weg aus der Abhängigkeit findet: Beichte und halte Dich sauber!
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u einem „Anti-Porno-Sonntag“ haben sich Christen in rund 350 Gemeinden der USA versammelt. Die Initiative ging von Pastor Craig Gross (Las Vegas) aus, der ein Missionswerk leitet, das Pornosüchtigen zur Abkehr von ihrer Abhängigkeit verhelfen will. Laut Gross ist der Pornokonsum inzwischen so verbreitet, dass auch die Frömmsten nicht dagegen gefeit sind: „Es könnte ein Ältester, ein Pastor oder ein Opa in der Gemeinde sein.“ Wichtig sei, das Thema nicht
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unter den Teppich zu kehren. Der Pornokonsum habe schlimme Folgen: Er zerstöre Ehen und Familien. Durch das Internet sei der Zugang immer leichter geworden. Nach Schätzungen gebe es etwa 400 Millionen Pornoseiten im weltweiten Netz. Umfragen zufolge sähen Kinder im Durchschnitt erstmals mit 11 Jahren Pornografie. Gross hat ein 40-minütiges Video produziert, in dem US-Football-Stars über ihre Pornosucht sprechen. Der Film wurde in den Gemein-
den gezeigt, die am „Anti-Porno-Sonntag“ teilnahmen. Das Rezept von Gross, wie man von der Pornografie loskommen kann: „Beichte es Gott, beichte es einem Menschen, halte Dich sauber!“ Zur Vorbeugung und Kontrolle bietet Gross ein Programm an, das eine Liste der besuchten Internetseiten an eine Vertrauensperson weiterleitet, zum Beispiel an den Ehepartner. P
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www.craiggross.com
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Was tun gegen Gefahren aus dem Internet? TAG DES SICHEREN INTERNETS Das Bewusstsein für die Risiken des Internets soll geschärft werden.
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as Internet eröffnet ungeahnte Möglichkeiten, birgt aber auch reichlich Gefahren wie Datenklau, Cyber-Mobbing, Pornografie und Gewalt. Das Bewusstsein dafür will der internationale „Safer Internet Day“ („Tag des sicheren Internets“) schärfen, der am 8. Februar stattfand. Besonders Kinder und Jugendliche sind den Gefahren im Netz ausgesetzt. Viele Eltern wissen jedoch nicht über die Internet-Erfahrungen ihrer Kinder Bescheid.
Was Eltern alles nicht wissen
Inhalte. Da Kinder und Jugendliche meist nicht Seiten aufsuchen, die für ihre Altersgruppe ausgelegt sind, kommen auch sie leicht an – meist frei zugängliche – Seiten, die z. B. Gewalt verharmlosen, so das Ministerium für Kultur, Jugend und Sport Baden-Württemberg. Filtersysteme helfen zwar, dass Webseiten mit jugendgefährdenden Inhalten nicht geöffnet werden können. Jedoch haben die Programme auf die Nutzung sozialer Netzwerke kaum Einfluss. Gerade dort lauern Gefahren: Schü-
So hat beispielsweise mehr als die Hälfte aller Eltern keine Kenntnis davon, wenn ihre Sprösslinge online sexuelle Nachrichten erhalten, so die Studie „EU Kids Online 2010“. Dabei ist gerade der Zugang zu pornografischen Webseiten das größte Problemfeld; rund 37 % aller Internetseiten haben laut einer Untersuchung des SoftwareUnternehmens Optenet pornografische
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Internetnutzung der 14- bis 29-Jährigen: 93 % täglich, 6 % mehrmals in der Woche (Laut Studie „Generation Netzwerk“ 2010)
Internet-Verweildauer der 14- bis 29-Jährigen: 157 Minuten pro Tag (nach der ARD/ZDF-Onlinestudie 2010)
idea Fernseh- und Hörfunk-Tipps
ler werden gemobbt oder Handy-Videos von Schlägereien hochgeladen. Beides kann strafrechtliche Konsequenzen haben, wenn Persönlichkeits- oder Urheberrechte verletzt werden. Auch können die Nutzer mit Pädophilen, Drogendealern oder Sekten in Kontakt kommen.
Dechert: Gemeinsame Auseinandersetzung wichtig „Wichtig ist, dass sich Eltern dafür interessieren, was ihre Kinder am Computer und mit dem Handy machen“, erklärte Jörg Dechert, Leiter von ERF Online, gegenüber idea. „Eltern stehen vor der Herausforderung, sich auf der einen Seite diese neue Welt von ihren Kindern erklären zu lassen und ihnen gleichzeitig zu vermitteln, wo die Gefahren liegen. Es muss also eine gemeinsame Auseinandersetzung stattfinden.“ P
b www.klicksafe.de
19. Februar – 25. Februar
FE R NSE H E N Sonnabend, 19. Februar
Sonntag, 20. Februar
17.15–17.45 Fenster zum Sonntag: Winterhelden – Ihre Kämpfe und Enttäuschungen
Sat 1 9.05–9.25 So gesehen: Die Autorin Sarah Kuttner im Gespräch
21.45–22.40 Wie willst Du Deine Gemeinde, Herr?
Das Vierte 9.30–10.00 „Die Gemeinde und ihr Pastor“ – Predigt der Pastoren Purswell und Wegert
Montag, 21. Februar
Freitag, 25. Februar
9.30–10.15 Ev. Gottesdienst aus Wien mit Pfarrerin Lang-Czedik
5.05–7.15 Abenteurer Gottes – Eine Geschichte der Mission
11.00–12.00 Evangelischer Gottesdienst aus Maxdorf bei Mannheim mit Pfarrer Stefan Fröhlich
22.25–23.10 Pastor Joachim Gauck im Gespräch mit dem Journalisten Peter Voß
ERF 20.30–21.30 ERF Hörbar mit dem Liedermacher Arne Kopfermann 22.00–23.30 Talk-Show zum Thema „Generation Weichei – Wie viel Disziplin ist richtig?“
HÖRFUNK Sonntag, 20. Februar 8.30–9.00 Vom Glück zu schenken. Warum es guttut, großzügig zu sein 8.30–9.00 Trennungen, Verluste und Abschiede – Kinder trauern anders
Donnerstag, 24. Februar NDR Kultur 8.40–9.00 Die Lebenden und die Toten – Ist Organspende Nächstenliebe?
10.00–11.00 Ev. Gottesdienst aus Herten-Disteln mit Pfarrerin Daniela Kirschowski
9.45–10.00 Ev.-meth. Predigt von Pfarrerin Caroline Schröder Field aus Winterthur
10.00–11.00 Ev. Gottesdienst aus BerlinWilmersdorf mit Superintendent Harald Grün-Rath
10.00–11.00 Evangelisch-freikirchlicher Gottesdienst aus Zittau mit Pastor Johannes Weiß 11.30–12.00 Die Moral der Bibeltreuen. Ein Beitrag von Pastor Andreas Malessa
20.00–21.00 Missionarin Renate Isert im Gespräch mit Pastor Horst Marquardt über ihre Arbeit unter muslimischen Frauen 21.00–21.30 Geburtenrate kontra Bekehrung: Der Wettlauf zwischen Islam und Christentum
Wer reagieren möchte, kann dies unter folgenden Rufnummern tun: ARD: 089/5900-3344 | Bibel.TV: 040/4450660 | Das Vierte: 0180/5843783 Deutschlandfunk und Deutschlandradio: 0221/345-1831 | DRS 2: (0)848/808080 | ERF: 06441/957-0 | HR (TV): 069/1555111 | Kabel 1: 0180/5011150 KiKa: 0180/2151514 | Luth. Stunde: 04264/2436 | MDR: 0341/300-5401 | NDR: 0511/988-2393 | Phoenix: 0180/28213 | RBB: 030/97993-2171 SF 2: (0)62/2059050 | SR 2: (0)681/6022222 | SWR: 07221/929-0 | WDR (Radio): 0221/5678-333 | WDR (TV): 0221/5678888 | ZDF: 06131/702164
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Das Bild der Woche INDONESIEN Immer wieder Gewalt gegen Christen: Muslime steckten am 8. Februar in Temanggung (Java) diese Kirche einer Pfingstgemeinde in Brand. Sie plünderten eine katholische Kirche und beschädigten ein Waisenhaus und eine Gesundheitsstation schwer. Rund 1.500 Muslime hatten zuvor unter Rufen von „töten, töten“ das Gerichtsgebäude gestürmt. Der Anlass: Sie hielten eine fünfjährige Freiheitsstrafe für einen Christen wegen „Missionsarbeit und Blasphemie“ für zu niedrig. Antonius Bawengan (58) soll sich herabsetzend über die Kaaba, das Heiligtum der Muslime in Indonesien Mekka, geäußert haben. In Indonesien ist die Gewalt gegen E nwoh Ei nw wooh hneer:: 240 4 Milllil one on nen en Christen 2010 stark gestiegen. Musl Musl Mu s ime: im me: e: 80 % 80% 80 75 Angriffe wurden registriert; Chri Ch r sstteen n: 16% 6 2009 waren es 12. Es gab 45 Hiind H ndus: uss: u 2% Anschläge auf Kirchen. Ferner Budd Bu ddhi dd hist isstten en:: 11% % wurden Christen gehindert, Andeere An re: e: 1% Gottesdienste zu feiern.
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Ein Jugendgottesdienst mit modernen geistlichen Liedern: hier mit Florence Joy und Thomas Enns in Troisdorf bei Bonn
Was sollen wir singen? GOTTESDIENST Über kaum etwas sprechen Gottesdienstbesucher so kontrovers wie über die ausgewählten Lieder. Dass gesungen wird, ist zwar unstrittig – nur was sollen wir singen und wie? Der Bremer Pastor und Buchautor Jens Motschmann ist dieser Frage nachgegangen. der Lobgesang so wichtig, dass er sagen konnte: „Wer singt, betet doppelt.“
Das älteste Kirchenlied in deutscher Sprache Die Anfänge des bis heute üblichen Kirchenliedes lassen sich ab dem 9. Jahrhundert nachweisen. In deutscher Sprache ist das Osterlied „Christ ist erstanden“ der vermutlich älteste liturgische Gesang. Er lässt sich zurückverfolgen auf den Anfang des 12. Jahrhunderts. Aus dem 13./14. Jahrhundert stammt das noch heute beliebte Weihnachtslied „In dulci jubilo“.
Der Aufschwung begann mit der Reformation Im Mittelalter wurde der Gottesdienst allerdings noch bestimmt von der lateinischen Messliturgie. Daher war für Lieder in der jeweiligen Landessprache kein Platz. Erst mit Martin Luther (1483–1546) und der von ihm ausgelösten reformatorischen Bewegung bekam das Gemeindelied in deutscher Sprache seinen festen Platz im Gottesdienst – nicht zuletzt, weil Luther die hohe Bedeutung des Singens für die Weiterverbreitung seiner Gedanken erkannte. Vier Lutherchoräle erschienen erstmals in Nürnberg zur Jahres-
Fotos: Jugendgottesdienst/idea ; traditionell/PR
Gesungen wurde im Volk Gottes seit Anbeginn. Wir lesen in der Bibel von Moses Lobgesang in 2. Mose 15: „Ich will dem HERRN singen, denn er hat eine herrliche Tat getan; Ross und Mann hat er ins Meer gestürzt ...“, und vom Lied der Debora im Buch Richter, 5: „Ich will singen, dem HERRN will ich singen, dem HERRN, dem Gott Israels, will ich spielen.“ Wir wissen, dass die Psalmen das Liedgut der Gemeinde des Alten Bundes waren: „Singet dem Herrn ein neues Lied; die Gemeinde der Heiligen soll ihn loben“ (Psalm 149,1). Eine Hochphase erreichte das Musizieren zur Zeit des Königs Salomo. 288 Musiker waren in 24 Abteilungen am Gottesdienst im Tempel beteiligt (1. Chronik 25). Und wir lesen bei Paulus in seinem Brief an die Gemeinde in Kolossä: „Lasst das Wort Christi reichlich unter euch wohnen: lehrt und ermahnt einander in aller Weisheit; mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern singt Gott dankbar in euren Herzen“ (Kolosser 3,16). Wenn die Kirchenväter in der nachapostolischen Zeit vom Psalmengesang sprachen, wiesen sie immer wieder auf diese Bibelstelle hin. Für den Kirchenlehrer Aurelius Augustinus (354–430) war
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Ein Gottesdienst mit meist traditionellen Chorälen in der Lutherkirche in Offenbach bei Frankfurt am Main
wende 1523/24 im „Achtliederbuch“ – der ersten gedruckten evangelischen Liedersammlung auf zwölf (losen) Seiten. Es enthielt außerdem drei Lieder von Paul Speratus, einem vormaligen katholischen Priester, der später lutherischer Bischof in Marienwerder (Preußen) wurde, sowie ein Stück eines anonymen Dichters. Lieder wie „Es ist das Heil uns kommen her“ (Speratus) oder „Aus tiefer Not schrei ich zu dir“ (Luther) aus dem „Achtliederbuch“ sind auch im heutigen evangelischen Kirchengesangbuch enthalten.
Das erste evangelische Gesangbuch 1524 erschien in Wittenberg mit dem „Geystliche gesangk Buchleyn“ das erste evangelische „Gesangbuch“ mit 43 vom Komponisten Johann Walter vertonten Chorälen, für das Luther das Vorwort geschrieben hatte. Insgesamt sind 36 Lieder von Luther überliefert. Sie wurden zu einer Säule des reformatorischen Gottesdienstes und prägten nachhaltig die Geschichte des geistlichen Liedes auf dem europäischen Kontinent. Seither entstand eine kaum überschaubare Fülle an Kirchenliedern. Es ist erstaunlich, wie aussagestark viele Texte der alten Lieder geblieben und wie eingängig ihre Melodien sind. Dennoch muss die Frage erlaubt sein: Ist es nicht ein Armutszeugnis, wenn in den heutigen landeskirchlichen Gottesdiensten ganz überwiegend nur die „alten“ Lieder gesungen werden und andererseits in vielen freikirchlichen bzw. evangelikalen Gottesdiensten diese Lieder gar nicht mehr vorkommen?
Der Maßstab für alle Lieder Eine Messlatte zur Beurteilung eines für den Gottesdienst „geeigneten Liedes“ zu finden, ist nicht so einfach. Und doch ideaSpektrum 7.2011
haben wir eine Orientierungsmarke, an dem sich jedes geistliche Lied messen lassen muss: aus den bereits zitierten Worten des Paulus an die Kolosser „das Wort Christi“ und die „Dankbarkeit gegenüber Gott“. Beides sollte unsere geistlichen Lieder prägen. Gemessen an diesem Maßstab, erscheint die Kritik an einer Reihe von Liedern, die in vielen Gemeinden gern gesungen werden, durchaus berechtigt.
Ist Gottes Liebe tatsächlich „wie Gras und Ufer“? Viele Theologen und Kirchenmusiker stoßen sich an Liedern wie „Herr, deine Liebe ist wie Gras und Ufer“, „Danke für diesen guten Morgen“, „Du hast uns, Herr, gerufen“. Was soll man sich auch vorstellen unter einer Liebe, die wie Gras und Ufer ist? Was soll sich ein seit Jahren Arbeitsloser dabei denken, wenn er singen soll: „Danke für meine Arbeitsstelle“? Und so richtig es ist, dass uns der Herr gerufen hat, so falsch ist es, wenn es in diesem Lied heißt: „Wir sind jetzt deine Gäste und danken dir.“ Nach der Bibel darf sich die Gemeinde anders verstehen: „So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen“ (Epheser 2,19).
Manches ist theologisch peinlich Entsprechend melden sich die kirchenmusikalischen Profis zu Wort. So fragt Kantor Eberhard Brünger (Bielefeld): „Warum tun Pfarrer ihren Gemeinden solche Liedertexte an, die theologisch peinlich sind…? Pfarrer und Kirchenmusiker sollten öfter den Mut haben, offenkundig schlechte Qualität vom Gottesdienst fernzuhalten, und wieder mehr danach fragen, was die Menschen brauchen, anstatt danach, was sie angeblich wollen.“ Claus Bantzer, ein weit über Hamburg hinaus bekannter und geschätzter Kirchen-
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musiker – der nicht in dem Ruf steht, nur auf die Klänge der Vergangenheit fixiert zu sein – befürchtet sogar, dass sich der alte protestantische Choral in den Gottesdiensten auf dem Rückzug befindet: „Da geht uns etwas verloren, was uns bald sehr fehlen wird!“
Jede Generation braucht ihre Musik Allerdings wäre es unfair, mit der Kritik an einzelnen neueren Liedern das ganze moderne Liedgut, das teilweise auch Eingang in das Evangelische Kirchengesangbuch gefunden hat, in Bausch und Bogen abzuwerten. Genauso sollten wir auch die überwiegende Zahl der Lobpreislieder aus dem evangelikal-charismatischen Bereich nicht rundweg ablehnen, nur weil sie uns vielleicht einen Tick zu oberflächlich oder zu wenig geistlich „tiefschürfend“ erscheinen. Jede Generation braucht ihre eigene Form, um sich auszudrücken.
Was die Studie „Singen im Gottesdienst“ ergab Allen jedenfalls, die befürchten, der alte Choral wäre ein Auslaufmodell, sei gesagt: Die Mehrzahl der Kirchgänger singt bis heute lieber die althergebrachten Choräle als moderne geistliche Lieder. Dies ergab eine Studie der Universität Paderborn über das „Singen im Gottesdienst“ im Auftrag der Evangelischen Kirche in Deutschland (in der Ausgabe Nr. 6/2010 berichtete ideaSpektrum darüber). Der Theologe Harald Schroeter-Wittke untersuchte darin gemeinsam mit dem Musikwissenschaftler Heiner Gembris den Gemeindegesang im evangelischen Gottesdienst. Rund 4.600 Gottesdienstbesucher hatten sich an der (nicht repräsentativen) Befragung beteiligt. Allerdings zeigten sich große Unterschiede zwischen den Generationen.
Die drei wichtigsten Ergebnisse: 1. Die Motivation, im Gottesdienst zu singen, ist „besser als erwartet“. 2. Beim Musikgeschmack gibt es offenbar große Unterschiede zwischen den Generationen. Während jüngere Christen die „neue geistliche Musik“ bevorzugen, die auch Elemente aus der Rock- und Pop-Musik enthält, sind bei Gottesdienstbesuchern über 50 Jahren die Choräle eindeutig beliebter. 3. Fast alle befragten Christen plädierten dafür, dass die Lieder von Instrumenten begleitet werden. An erster Stelle steht zwar immer noch die Orgel. Gottesdienstbesucher bis 30 Jahren bevorzugten jedoch Klavier, Gitarre oder Keyboard.
Als große Überraschung erwies sich: 75 % der Befragten singen am liebsten Choräle bzw. traditionelle Lieder, 67 % singen auch gern liturgische Gesänge, 46 % lieben Taizé-Gesänge und fremdsprachige Lieder, 30 % der Befragten bevorzugen moderne Anbetungslieder.
Knapp 70 % der Befragten gaben an, „immer“ im Gottesdienst mitzusingen, mehr als 24 % tun dies „meistens“. Dabei gelte laut der Autoren bis zu einem Alter von 70 Jahren: „Je älter die Menschen sind, desto häufiger wird im Gottesdienst mitgesungen.“ Unterschiede bestünden auch zwischen den Geschlechtern: Frauen singen öfter mit als Männer. Gerade deshalb, weil viele Gottesdienstbesucher sehr gerne mitsingen, ist die Frage nach der Auswahl des Liedgutes also außerordentlich wichtig. Jeder Mensch hat einen eigenen Musikgeschmack und möchte ihn auch im Gottesdienst wiedererkennen – nicht unbedingt hundertprozentig, aber doch wohl zu einem großen Teil.
Den eigenen Weg suchen – und finden Es gibt nun vor allem drei Möglichkeiten: 1. Es werden Gottesdienste je nach musikalischem Geschmack veranstaltet. In Taizé-Gottesdiensten oder Jugendgemeinden gibt es ja beispielsweise jetzt schon eine bestimmte Liedauswahl. Der Vorteil ist: Alle, die diesen Musikstil lieben, sind zufrieden. Der Nachteil: Es ist kein Gottesdienst einer Gemeinde mehr, in der alle Generationen, Bildungsschichten usw. vereint sind. 2. Man macht einmal eine Umfrage unter den Gottesdienstbesuchern, welche Lieder gewünscht werden – unterteilt in Choräle, Erweckungslieder, Lobpreislieder usw. Dann kann man feststellen, welche Erwartungen es in der eigenen Gemeinde gibt. Der Vorteil: Einseitigkeiten werden vermieden. Der Nachteil: Wenn zu viele Ältere oder Jüngere abstimmen, könnte die dann entstehende Mischung wieder als einseitig empfunden werden. 3. Der Pastor (oder in vielen Freikirchen der Gemeindeleiter) achtet selbst darauf, dass nicht nur Choräle oder moderne Lieder gewählt werden, sondern sorgt für eine gute Auswahl entsprechend dem Predigttext und der Kirchenjahreszeit. Auf jeden Fall ist der Gesang im Gottesdienst so wichtig, dass er neben der Predigt die erste Priorität haben sollte. Und: Die Gemeinde sollte bei allen Entscheidungen mit einbezogen werden!
Singen – aber nicht nur im Gottesdienst! Doch ebenso wichtig ist es, die Förderung des Singens nicht nur auf den Gottesdienst zu beschränken, sondern dem Singen im gesamten Gemeindeleben einen neuen Stellenwert zu geben. Warum nicht beispielsweise mit den Kindern im Kindergarten oder Kindergottesdienst einmal ein Lied von Paul Gerhardt singen? Und auf den Gemeindenachmittagen oder im Seniorenkreis auch „neue geistliche Lieder“? Somit würden schon die Jüngsten mit dem wertvollen Schatz der alten Choräle vertraut, und die Älteren lernten neueres Liedgut schätzen und vielleicht sogar lieben. P ideaSpektrum 7.2011
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Sollten Geistliche einen Talar tragen? GOTTESDIENST In den Landeskirchen ist es seit 200 Jahren Pflicht, im Gottesdienst und bei Amtshandlungen einen Talar zu tragen. In Freikirchen ist dieser Brauch hingegen unüblich. Was spricht dafür, einen Talar zu tragen – und was dagegen?
»Der Talar konzentriert seine Träger auf das Wesentliche: die Verkündigung des Evangeliums.«
PRO
Die Pfarrerinnen und Pfarrer der evangelischen Kirche tragen in Gottesdiensten einen Talar. Das ist gut so – und zwar aus mehreren Gründen. Wir handeln, gewiss mit einigen Veränderungen, in bester evangelischer Tradition. Martin Luther trug seit 1524 bei der Predigt einen dunklen, weiten Rock, bei der Austeilung des Abendmahls das (feierliche) Messgewand.
Der Prediger tritt hinter dem Auftrag zurück Der Talar drückt eine besondere geistliche Erfahrung aus, die ich jeden Sonntag mache: Wenn ich den Talar ankleide und gemeinsam mit allen, die im Gottesdienst mitwirken, das Sakristeigebet spreche, ist das eine bewusste Vorbereitung für das Wichtigste, das es gibt: nämlich die Gegenwart Gottes zu bezeugen und zu feiern. Ich trage einen Talar; das heißt: Ich trete als Person
»Mir ist nicht bekannt, dass sich Jesus durch eine besondere Kleidung abgegrenzt hat.«
Fotos: Hein/medio.tv/schauderna; Hörsting/PR
KONTRA
Einverstanden: Ein Talar kann dazu dienen, sowohl Person als auch Modefragen hinter den Dienst am Wort Gottes treten zu lassen. Und das Tragen eines Anzuges mit Krawatte ist kein Garant für eine zeitgemäße und zugleich biblisch fundierte Predigt. Dennoch symbolisiert der Talar ein Verständnis von Glaube und Kirche, das ich nicht teilen kann. Der Talar schafft Distanz, hebt heraus, und das soll er auch. Richter sprechen „im Namen das Volkes“ und tragen deswegen einen Talar. Ein Talar vermittelt, dass der Amtsträger etwas Besonderes ist, anders als das „normale“ Volk. In der Kirche soll der „geistliche Stand“ erkennbar sein und Autorität haben. Doch worum geht es Jesus Christus? Um Nachfolge. Darum, dass wir Jünger Jesu sind und andere dazu machen. Dafür braucht man keinen „geistlichen Stand“ und keine
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Prof. Dr. Martin Hein (Kassel) ist Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck.
hinter den Auftrag zurück, das Evangelium, die Liebe Gottes zu uns Menschen zu verkündigen. Am Altar und von der Kanzel spricht eben nicht das Vorstandsmitglied eines Vereins oder Unternehmens und auch nicht der religiöse Talk- und Showmaster im selbst gewählten profanen Textil. Wer einen Talar trägt, hat durch die Amtstracht kein „Upgrade“ in die „Business-Class“ der Kirche bekommen. Die evangelische Kirche lebt – menschlich gesehen – aus dem Priestertum aller Gläubigen. Pfarrer oder Pfarrerin haben zur Verkündigung des Evangeliums einen Auftrag erhalten. Sie geben ihn sich nicht selber, sondern sind tatsächlich nach der Ordnung der Kirche berufen worden – von der Gemeinde. Die Amtstracht ist sichtbares Zeichen dieser Beauftragung. Der Talar konzentriert damit seine Träger und Trägerinnen auf das Wesentliche. P
Pastor Ansgar Hörsting (Witten) ist Präses des Bundes Freier evangelischer Gemeinden in Deutschland.
Distanz, dafür braucht man ehrliche Männer und Frauen – und Nähe. Genau das fehlt uns in Kirche und Gemeinden aber häufig. Der Talar unterstützt eine Amtsautorität und Abgrenzung, die aus meiner Sicht dem Wirken des Heiligen Geistes nicht dienlich ist. Mir ist nicht bekannt, dass sich Jesus oder die Apostel durch eine besondere Kleidung abgegrenzt haben. Ich selber ziehe mich so an, wie es dem Anlass entspricht. Das kann sehr unterschiedlich sein, es muss nicht, kann aber Anzug mit Krawatte bedeuten, wenn ich in der Öffentlichkeit tätig bin. Sicherlich, es kommt darauf an, was der Mensch, in welcher Kleidung auch immer, sagt und ob er Jesus Christus zur Sprache bringt! Es kommt auch hier auf das Herz an und nicht auf das, was vor Augen ist. Aber am liebsten ist mir, wenn Inhalt und „Verpackung“ stimmen und keine unnötige Hürde entsteht. P
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Alle unter einem Dach MEHRGENERATIONENHÄUSER Sie bringen Jung und Alt zusammen: Mehrgenerationenhäuser haben sich angesichts von Vereinzelung und Überalterung als großer Erfolg erwiesen. Doch im Oktober endet der Zuschuss des deutschen Familienministeriums für die ersten 500 Bürgertreffs. Ihre Zukunft ist unklar. Ein Bericht von Matthias Pankau und Thomas Kretschel (Fotos).
Ein moderner „Dorfbrunnen“ Das „Bunte Haus“ ist eines von derzeit 500 Mehrgenerationenhäusern in Deutschland. Es befi ndet sich in Trägerschaft des Christlichen Jugenddorfwerkes (CJD) und gehörte zu den ersten, nachdem das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend das „Aktionsprogramm MehrGenerationenHaus“ im Oktober 2006 ins Leben gerufen hatte. Über ganz Deutschland verteilt sollte dadurch eine moderne Variante des früheren Dorfbrunnens entstehen: Die Bewohner aus der näheren Umgebung treffen sich, besprechen ihre Probleme und helfen sich gegenseitig. Und das Konzept ging auf. Das „Bunte Haus“ hat sich in Freiberg zu einer festen Anlaufstelle für Jung und Alt entwickelt – nicht zuletzt wegen der vielseitigen Angebote: Angefangen von Krabbelgruppen und Hausaufgabenhilfe über kostenlose Rechts- und Arbeitslosenberatung bis hin zu Tanz- und Seniorensportgruppen. Musikbegeisterte
Für sie ist das „Bunte Haus“ ein Herzensanliegen: Leiterin Pasternak
etwa leben ihre Leidenschaft im derzeit 30-köpfigen (nach der Leiterin benannten) Chor der „Hinkel-Singers“ aus, der inzwischen eine feste Größe bei jedem Stadtfest und sogar schon im Bundestag aufgetreten ist. Dienstags wird getöpfert – wie jede Woche seit fast vier Jahren. „Ich hatte schon immer eine Leidenschaft fürs Töpfern und dachte: ‚Warum soll ich das nicht mit anderen teilen?’“, sagt Jutta Trommer, die den Kurs leitet. Wie bei jedem Angebot im „Bunten Haus“ gilt: Jung und Alt zusammen. Jeder, der mitmachen will, kann kommen – und bezahlt lediglich die Materialien, beim Töpfern also Ton und Farben. Heute sitzen rund 15 Frauen um den großen Tisch und formen, was das Zeug hält – Teller, Tassen, Vasen. Mittendrin die siebenjährige Kim. Während ihre Freunde draußen im knöcheltiefen Schnee einen Schneemann bauen, töpfert sie lieber einen. „Meiner hält doch viel länger als der da draußen“, sagt sie lachend.
Der „Wunsch-Oma-Dienst“ ist ein Renner Ihre Mutter Mandy Fischer (36) ist Helferin im Kinder- und Jugendtreff. Auch hier ist immer was los. „Viele Jungs und Mädchen kommen hierher, weil ihnen zu Hause die Decke auf den Kopf fällt“, erzählt Birgitt Pasternak, Leiterin des „Bunten Hauses“. Sie möchte, dass die jungen Leute hier nicht nur „abhängen“, sondern sich einbringen. „Viele haben kein ausgeprägtes Selbstwertgefühl. Doch hier können sie zeigen, was in ihnen steckt. Solche Erfolgserlebnisse sind wichtig!“ Besonders gefragt ist die flexible Kleinkindbetreuung. Eltern, die für ihre Sprösslinge keinen Kindergartenplatz fanden, können sie ins „Bunte Haus“ bringen, für lediglich einen Euro pro Stunde. Ein richtiger Renner ist auch der „Wunsch-Oma-Dienst“, bei dem momentan sieben Seniorinnen mitmachen. Rüstige Rentnerinnen, deren Kinder und Enkel weit entfernt wohnen, holen ihre „Ersatz-Enkel“ vom Kindergarten ab und passen auf sie auf, wenn die Eltern arbeiten oder unterwegs sind. Dafür gebe es inzwischen sogar Wartelisten, erzählt die Leiterin. Pasternak freut sich darüber, wie gut Jung und Alt sich hier verstehen. „Vielfach denken junge Menschen, dass die Rentner auf ihre Kosten leben. Und die Alten halten die Jugend für oberflächlich und sittenlos“, sagt sie. „Das liegt vor allem daran, dass die Generationen kaum noch zusammenkommen und sich daher zu wenig kennen.“ Ihre Erfahrung: „Die Generationen fremdeln nicht, wenn man sie
Fotos: idea/Kretschel
Im „Bunten Haus“ in Freiberg (bei Dresden) geht’s lebhaft zu. Aus einem Raum schallt Musik, aus einem anderen dringt Kindergelächter, in einem dritten werden Märchen vorgelesen. Hier und da laufen einem Kinder über den Weg, Jugendliche, Senioren – allein oder gemeinsam. Sie alle sind hier, weil sie sich hier wohlfühlen. Und weil sie das Gefühl haben, dass sie gebraucht werden. Senioren lesen Kindern vor oder helfen bei den Hausaufgaben. Dafür erklären diese ihnen, wie ein Computer funktioniert oder das Handy. Was in vielen Familien nicht mehr funktioniert, wird hier eingeübt und praktiziert – das Miteinander der Generationen. Täglich!
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zusammenbringt.“ Kamen anfangs knapp 100 Besucher jede Woche in das Begegnungszentrum, sind es inzwischen mehr als 600. Viele kommen regelmäßig. Dass die Freiberger die Arbeit des „Bunten Hauses“ schätzen, zeigt sich auch, wenn Birgitt Pasternak wieder einen Umschlag mit 50 Euro im Briefkasten findet. „Ohne Absender, lediglich mit dem Vermerk: ‚Für eure wichtige Arbeit’“, erzählt sie. „Wir hängen dann einen Zettel mit einem großen ‚Danke’ raus.“ Oder ein anderes Mal bringen Bürger einen Essenskorb vorbei. „Sie wissen, dass wir – vor allem in den Ferien – auch für die Kinder kochen, und wollen uns auf diese Weise unterstützen.“ Auch die nahe gelegene Apotheke, ein Pflegedienst sowie einige Unternehmer greifen dem Haus finanziell unter die Arme.
Ende der Förderung macht ratlos Dennoch ist die Existenz des „Bunten Hauses“ bedroht, denn im Oktober läuft die Förderung durch das Bundesfamilienministerium aus. Das sei von Anfang an so gedacht gewesen, heißt es aus Berlin. Jedes Mehrgenerationenhaus erhielt einen Bundeszuschuss von 200.000 Euro, verteilt auf fünf Jahre. Grundlage für den Förderzuspruch sei gewesen, dass sich das Projekt nach und nach selbst tragen muss, so das Bundesfamilienministerium. Birgitt Pasternak weiß das zwar – ratlos ist sie trotzdem. Denn die meisten Angebote übernehmen ohnehin schon ehrenamtliche Helfer. Ein Sozialpädagoge, 13 „Ein-Euro-Jobber“ und fast 30 Ehrenamtliche halten das Haus mit ihr am Laufen. „Wenn sich nicht einmal Kultureinrichtungen selbst tragen, wie soll das bei sozialer Arbeit funktionieren?“, fragt die engagierte Frau. „Klar kann ich für einen Töpfer- oder Computerkurs 80 Euro nehmen. Aber dann wird die Beteiligung drastisch zurückgehen.“ Es sprudelt nur so aus ihr heraus: „Alle reden über den demografischen Wandel und das Miteinander der Generationen. Und dann soll der Fortbestand solcher Einrichtungen am Geld hängen?“ Zwar hat das Bundesfamilienministerium Ende Januar mitgeteilt, in Kooperation mit den Ländern und Kommunen von 2012 bis 2014 noch einmal 50 Millionen Euro zur Verfügung stellen zu wollen. „Doch wer sagt mir, dass unser Haus auch wieder dabei ist?“, fragt Pasternak. Die Stadt Freiberg, die auch bisher die Gebäudemiete und einen Großteil der Betriebskosten bezahlt hat, ist bereit, den Betrieb des Hauses zunächst bis Ende 2011 zu finanzieren. Wie es danach weitergeht, ist momentan noch unklar. Nur eines steht fest: Einfach aufgeben wird sie nicht. Im Gegenteil: Pasternak träumt sogar schon von Größerem. So führt sie Gespräche mit der örtlichen Wohnungsgesellschaft, ob in den umliegenden Häuserblöcken nicht spezielle Mehrgenerationen-Wohnungen entstehen könnten. „Dann würden Jung und Alt dort Tür an Tür wohnen, und wir würden hier im Haus das Programm dazu machen. Das wär’ doch was!“ P
Hat Spaß am Töpfern: Kim Fischer (7) zusammen mit Mama Mandy, Kursleiterin Jutta Trommer (rechts) und anderen Teilnehmerinnen
STICHWORT: Mehrgenerationenhäuser Der Begriff Mehrgenerationenhaus bezeichnet ein Haus oder Gebäude, das generationenübergreifend als Wohnraum oder offener Treff genutzt wird. Das „Aktionsprogramm MehrGenerationenHaus“ wurde 2006 von der damaligen Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) ins Leben gerufen. 500 Einrichtungen wurden nach und nach aufgenommen und erhielten einen Förderzuschuss von jeweils 200.000 Euro, verteilt auf fünf Jahre. Ziel war die Gründung von offenen Tagestreffpunkten in ganz Deutschland, an denen sich die Generationen begegnen und gegenseitig unterstützen. Im Zentrum der Häuser (die sich in Trägerschaft der Kommune, einer Kirchgemeinde, eines Vereins oder freien Trägers befi nden) steht immer der offene Treff: ein Café oder Bistro, das den Besuchern von morgens bis abends offensteht. Durchschnittlich halten sich dort täglich rund 41.000 Menschen deutschlandweit auf. Die Bewerbungsphase für die finanzielle Förderung der Jahre 2012 bis 2014 startet im Sommer.
b www.mehrgenerationenhaeuser.de
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Warum es ein Leben nach dem Tod gibt DAS GESPRÄCH DER ZWILLINGE Ein Zwillingspaar streitet im Mutterleib über die Frage, ob es ein Leben nach der Geburt gibt. Anhand dieses Gleichnisses geht der Journalist Marcus Mockler (Stuttgart) der Frage nach, ob es Gott und ein Leben nach dem Tod gibt. idea druckt Auszüge aus seinem jüngst erschienenen Buch „Gibt es ein Leben nach dem Leben? Das Gespräch der Zwillinge“.
Der Tod kommt immer zu früh Willkommen im Mutterleib – willkommen im Paradies! Ungeborene Zwillinge haben keinen Grund, über eine ungewisse Zukunft zu diskutieren. Zumindest die ersten Monate nicht. Es geht ihnen im Normalfall glänzend, und sie haben alles, was sie zum Leben brauchen: Wärme, Nahrung, Sauerstoff. Die Grundbedürfnisse stillt die Mutter; deren Leib bildet einen weichen und sanften Schutz gegen alle Härten, die das äußere Leben bringt. Die Ungeborenen können nicht einordnen, wo sie sich befinden. Aber sie spüren
und wissen: Es ist ein guter Ort. – Viele Geborene in unserem Umfeld empfinden ähnlich. Sie haben keinen Grund, über ein Leben nach dem Tod nachzudenken. Zumindest die ersten Jahrzehnte nicht. Es gibt so viel zu sehen, zu entdecken, zu erleben, zu gestalten, zu genießen. Da mag man nicht an das Ende denken. Eigentlich gilt fast für jeden Tod: Er kommt immer zu früh. Wirklich willkommen ist er allenfalls, wenn er ein sehr schweres Leiden beendet.
Was Kinder über das Sterben denken Der Tübinger Medizinprofessor Dietrich Niethammer hat viele Kinder beim Sterben begleitet. Wenn Jungen und Mädchen nachzudenken beginnen, was der Tod bedeutet, kommen ihnen Fragen. Naheliegende Fragen wie die, ob Sterben schwierig ist und ob es wehtun wird. Fragen, wie das Leben nach dem Tod aussehen wird. Aber auch diese Frage, die sehr häufig gestellt wird und die man bei einem Kind vielleicht gar nicht vermutet hätte: „Wird man mich vergessen?“ Niethammer berichtet von einem Jungen, der wusste, dass es bald mit ihm zu Ende sein würde. Er nahm seiner Mutter das Versprechen ab, dass sie das Geld auf seinem Konto dafür verwenden würde, seine Geschwister an Weihnachten zu beschenken. Die Mutter gelobte es. Dann fiel dem Knaben etwas auf: „Mama, wenn du immer für Geschenke Geld von meinem Konto abhebst, dann wird es ja bald leer sein. Ich möchte aber, dass meine Geschwister auch später etwas von mir bekommen.“ Die Mutter beruhigte ihn: „Ich werde einfach weiterhin dein Taschengeld auf dein Konto überweisen – dann ist auch immer Geld für Geschenke da.“ Das tröstete den Jungen, der bald darauf starb.
Wir wollen nicht vergessen werden Wir wollen nicht vergessen werden. Manchmal heißt es in Todesanzeigen, dass der weiterlebt, der nicht vergessen wird. Ob das stimmt, mag dahingestellt sein, aber die Aussage trifft ein Grundbedürfnis von uns: Wenn wir sterben, darf es nicht so sein, als hätten wir nie gelebt. Ein Leben, das endet, ohne bleibende Spuren zu hinterlassen, scheint den meisten von uns sinnlos. Warum das so ist, lässt sich nicht mit letzter Gewissheit sagen. Eine Deutung ist die Sicht, dass der Mensch auf etwas angelegt ist, das über seine Lebenszeit hinausgeht. Man könnte es Ewigkeit nennen. Es gibt eine Frage, die die Verbindung herstellt zwischen Gegenwart und Zukunft.
Fotos: Mockler/PR; Friedhof/idea/Kretschel
Ein ungeborenes Zwillingspärchen unterhält sich im Bauch seiner Mutter. „Sag mal, glaubst du eigentlich an ein Leben nach der Geburt?“ fragt der eine Zwilling. „Ja, auf jeden Fall! Hier drinnen wachsen wir und werden stark für das, was draußen kommen wird“, antwortet der andere Zwilling. „Ich glaube, das ist Blödsinn!“ sagt der Erste. „Es kann kein Leben nach der Geburt geben – wie sollte das denn bitte schön aussehen?“ „So ganz genau weiß ich es auch nicht. Aber es wird sicher sehr viel heller sein als hier. Und vielleicht werden wir herumlaufen und mit dem Mund essen.“ „So einen Unsinn habe ich ja noch nie gehört! Mit dem Mund essen, was für eine verrückte Idee. Es gibt doch die Nabelschnur, die uns ernährt. Und wie willst du herumlaufen? Dafür ist die Nabelschnur doch viel zu kurz!“ „Doch, es geht ganz bestimmt! Es wird eben alles ganz anders.“ „Du spinnst! Es ist noch nie einer zurückgekommen von ‚nach der Geburt’. Mit der Geburt ist das Leben zu Ende. Punktum.“ „Ich gebe ja zu, dass niemand weiß, wie das Leben nach der Geburt aussehen wird. Aber ich weiß, dass wir dann unsere Mutter sehen werden, und sie wird für uns sorgen.“ „Mutter??? Du glaubst doch wohl nicht an so einen Quatsch! Wo ist sie denn bitte?“ „Na, hier – überall um uns herum. Wir sind und leben in ihr und durch sie. Ohne sie könnten wir gar nicht sein.“ „Blödsinn! Von einer Mutter habe ich noch nie etwas bemerkt. Also gibt es sie auch nicht.“ „Doch, manchmal, wenn wir ganz still sind, kannst du sie singen hören. Oder spüren, wenn sie unsere Welt berührt…“ (nach Henry Nouwen, Theologe und Schriftsteller)
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Was kann ich für das ewige Leben tun? Diese Frage lautet: Wenn es ein Leben nach dem Tod gibt – kann ich die Qualität dieses jenseitigen Lebens durch mein diesseitiges Leben beeinflussen? Oder in anderen Worten: Wenn man für die Ewigkeit ein Ticket braucht, muss ich es hier schon kaufen? Wenn es nach dem Tod verschiedene Modelle ewigen Lebens geben sollte – was kann ich heute tun, um das beste Modell zu erreichen? Die wohl wichtigste Botschaft des Neuen Testaments lautet: Jesus Christus ist von den Toten auferstanden. Damit ist ein neues Leben für alle, die an ihn glauben, möglich. Die erste Gemeinde nannte das frohe Botschaft. Ich habe Geschichte studiert und kann nur sagen, dass es wenige Ereignisse in der Antike gibt, die durch die Quellen so gut belegt sind wie die Auferstehung von Jesus Christus. Die Textgattungen, aus denen wir unsere Informationen über Christus speisen, sind von seriösen Autoren. Einer von ihnen war ursprünglich sogar ein Jesus-Hasser, der erst durch eine persönliche Begegnung mit dem Auferstandenen umkehrte und dann selbst die Auferstehung predigte. Sein Name war Paulus. Er berichtet, dass es über 500 Augenzeugen gibt, die eine Begegnung mit dem Auferstandenen hatten (1. Korintherbrief, Kapitel 15). Selbst ein moderner Rich-
Die Menschen möchten nicht vergessen werden. Deshalb bemühen sich manche, auch durch ihre Grabgestaltung im Gedächtnis zu bleiben. Hier ein Grab auf dem protestantischen Friedhof in Rom.
ter könnte sich in einem Indizienprozess dieser Masse von Zeugen nicht einfach widersetzen. Stellen Sie sich vor, sie säßen diesen 500 Zeugen gegenüber. Es würde Ihnen nicht einfallen, diese Gruppe en bloc als Lügner zu bezeichnen. Kann man Christ sein, ohne an die Auferstehung der Toten zu glauben? Wenn wir die Quellen ernst nehmen, so müssen wir mit einem klaren Nein antworten. Jesus weist an mehreren Stellen entschieden darauf hin, dass Gott nicht ein Gott der Toten ist, sondern der Lebenden. Und das wird ausdrücklich auch auf Menschen bezogen, die bereits verstorben sind, nämlich auf Abraham, Isaak und Jakob. Dem Christentum fehlt ohne den Auferstehungsglauben das Eigentliche. Der Theologe Romano Guardini schreibt, dass das, was vom Christentum ohne die Auferstehung übrig bleibt, „keinen Glauben mehr lohnt“.
Der Tag, an dem mein Vater starb Im Frühjahr 2009 starb mein Vater. Er hatte von seiner Familie zwar eine christliche Prägung mitbekommen und war Mitglied der evangelischen Kirche. Aber man täte ihm Unrecht, wenn man ihn als einen Mann des Glaubens bezeichnete. Das sollte sich auf dem Sterbebett ändern. Mein Vater hatte die letzten Monate seines Lebens mit einer Herzkrankheit zu kämpfen. Wir klärten ihn darüber auf, dass er mit seinem baldigen Ableben rechnen müsse, und fragten ihn, ob er im Vertrauen auf Jesus Christus sterben wolle. Das bejahte der Mann, dem ein solches Bekenntnis Jahre zuvor sicher kaum über die Lippen gekommen wäre. Er ist im Frieden eingeschlafen. Wir sind der festen Überzeugung, dass ihn dieser Glaube bestens vorbereitet hat auf das „Danach“. Die Dinge waren augenscheinlich bereinigt. Er konnte versöhnt seinem Schöpfer gegenübertreten. Eine mutmachende Erfahrung für alle, die diesen nur wenige Tage währenden Prozess miterlebten. Was soll auf Ihrem Grabstein stehen? Drei ältere Männer unterhalten sich über Todesanzeigen. Schnell ist man bei der Frage: Was soll eigentlich in deiner Todesanzeige einmal stehen? Einer kurzen nachdenklichen Pause folgt der Wunsch des ersten Mannes: „Über mich soll gesagt werden: ‚Er war ein großer Menschenfreund, der sich für das Gemeinwohl eingesetzt hat.’“ Die beiden anderen schauen ihn respektvoll an, dann fasst sich der zweite ein Herz: „Über mich soll man einmal sagen: ‚Er war ein großartiger Ehemann und Vater, der vielen zum Vorbild geworden ist.’“ Zustimmendes Nicken der beiden anderen. Der dritte schließlich gibt ebenfalls seinen Wunschtext preis: „Über mich sollen sie sagen, wenn ich sterbe: ‚Schaut, er zieht um.’“ Was soll einmal auf Ihrem Grabstein stehen? hen? P Marcus Mockler Gibt es ein Leben nach dem Leben? ISBN: 978-3-7751-5296-9 SCM Hänssler Verlag, 144 Seiten, EUR 10,95 / 11,30 (A), sFr 18.90
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Der Schlossplatz-Maler KUNST Unter den bekannten, großen Malern gibt es nur wenige Christen. Einer von ihnen ist Christopher Lehmpfuhl (39). Der Baptist liebt die Mitte Berlins. Auf seinen Bildern hält er fest, wie schnell sich die deutsche Hauptstadt wandelt. Ein Porträt von Karsten Huhn.
Das Licht führt Regie Vor sich hat Lehmpfuhl die Baugruben des Schlossplatzes, in dem Archäologen mittelalterliche Gemäuer freilegen. Auf der rechten Seite leuchtet das kupferne Dach des Berliner Doms, links von ihm das Zeughaus mit seinen rosa verputzten Backsteinen. Lehmpfuhl wartet auf einen ganz bestimmten Eindruck, auf eine Idee, die seinem Bild Spannung gibt. Das Licht führt die Regie und wenn es da ist, malt Lehmpfuhl. Zentimeterdick schmiert er die Farbe auf die Leinwand und wie bei allen, die ihr Handwerk beherrschen, sieht es beiläufig und mühelos aus.
Der spannendste Ort Berlins: Der Schlossplatz Auf dem Berliner Schlossplatz hat Lehmpfuhl in den letzten drei Jahren oft gestanden. Er hat den Abriss des Palastes der Republik beobachtet, malte die Abrissbagger, die am nackten Beton fraßen, bis nichts mehr übrig blieb. Und er hielt fest, wie auf dem Schlossplatz eine Liegewiese entstand. Lehmpfuhl malt gegen die Zeit – in den nächsten Jahren soll hier das Stadtschloss auferstehen. „Für mich ist dieser Platz der spannendste Ort Berlins“, sagt Lehmpfuhl. „Mit seiner ständigen Verwandlung ist er ein Ausdruck unserer Zeit – extrem, schnell, hektisch. Kaum ist etwas da, ist es auch schon wieder weg.“ „Die DDR hat es nie gegeben“, schrieb jemand mit weißer Farbe auf einen Brückenpfeiler am Schlossplatz. Es klang wie ein Nachruf, eine letzte Erinnerung an ein politisches
Experiment, das schon wieder Geschichte ist. Auch dieser Spruch ist bereits wieder verschwunden. Lehmpfuhl hat ihn in einem seiner Bilder verarbeitet.
In „Kunst“ im Abiturzeugnis die Note 4 Lehmpfuhls künstlerisches Talent wurde früh entdeckt. Bereits mit acht Jahren nahm er Malunterricht bei einem Privatlehrer. Im „Kunst“-Leistungskurs bekam er im Abiturzeugnis dennoch nur eine Vier. „Die Lehrerin mochte mich nicht.“ Die Aufnahmeprüfung an der Berliner Hochschule der Künste bestand er dennoch auf Anhieb. „Nur fünf Prozent der Absolventen können von der Malerei leben“, bekam Lehmpfuhl im ersten Semester zu hören, was die meisten nicht vom Malen abhielt. Lehmpfuhl orientiert sich an den Werken der Impressionisten Claude Monet, Lovis Corinth und Max Liebermann. Er malt in Australien und Italien, in China und Indien, auf den Azoren und in Kalifornien. Und zum 20-jährigen Jubiläum der Deutschen Einheit ging er auf Deutschlandreise, um Bilder aus allen Bundesländern zu malen.
„Die Gabe des Malens habe ich von Gott“ „Die Gabe des Malens habe ich von Gott“, sagt Lehmpfuhl. „Mit diesem anvertrauten Pfund versuche ich zu wuchern – und versuche, so ehrlich es geht, meinen Weg zu gehen.“ Lehmpfuhl ist in einem christlichen Elternhaus aufgewachsen. In einer Baptistengemeinde in Berlin-Steglitz hat er die Sonntagsschule und die Jugendgruppe besucht. Später war er selbst Jugendmitarbeiter, sang im Gemeindechor und war Mitglied des Leitungsrates. Obwohl er inzwischen in einen anderen Stadtteil gezogen ist, gehört er bis heute der Gemeinde an. „Ich bin aus Überzeugung in einer Freikirche“, sagt Lehmpfuhl. „Die Liturgie ist dort freier und ich teile das Verständnis der Taufe. Und meine Gemeinde bietet mir ein Umfeld, in dem ich mich wohlfühle.“ 2005 hat Lehmpfuhl geheiratet, heute ist er Vater einer zwei Jahre alten Tochter. „Bevor ich meine Frau kennenlernte, habe ich an nichts anderes als ans Arbeiten gedacht – und wurde ständig krank“, sagt er. „Heute achte ich auf Ruhe, nehme mir Zeit für die Familie, treffe mich mit Freunden, besuche Ausstellungen.“ Dennoch arbeitet Lehmpfuhl schnell und viel. Etwa zwei Stunden braucht er für ein Bild. „Das Arbeiten draußen ist für mich wie eine Kneipp-Kur. Mehrere Stunden volle Konzentration – danach bin ich wohlig müde.“ P
Fotos: Lehmpfuhl/Markus Pletz; Gemälde/C. Lehmpfuhl
Christopher Lehmpfuhl steht auf dem Berliner Schlossplatz und wartet auf das Licht. Er trägt eine Schapka auf dem Kopf, an den Füßen hat er „Moonboots“, astronautenähnliche Schuhe. Er trägt an beiden Händen Gummihandschuhe, statt mit dem Pinsel malt er mit den Händen. „So habe ich einen sinnlicheren Zugang zur Farbe“, sagt Lehmpfuhl. „Im Winter wird sie hart wie Eiscreme, im Sommer weich und flüssig.“ Die Farben mischt er auf einer Mülltüte. Manchmal streift er seine Hand an der Jacke oder am Hosenbein ab. Anorak und Hose sind farbverschmiert. „In Fachkreisen nennt man mich ein Malschwein“, sagt Lehmpfuhl. Seine Bilder sind auf dem internationalen Kunstmarkt Schwergewichte. Ein Bild von ihm kostet bis zu 25.000 Euro – und wiegt über 30 Kilogramm. Mehr als 10.000 Euro gibt Lehmpfuhl im Monat für Farbe aus; ein Fünf-Liter-Eimer Ölfarbe kostet 300 Euro.
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Lehmpfuhl und sein Gem채lde "Schinkelplatz" mit Berliner Dom, Fernsehturm, Rotem Rathaus und den T체rmen der Nikolaikirche ideaSpektrum 7.2011
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F O R UM F Ü R JUN G E C H R I S T EN
Was ist Liebe? NEUES BUCH Mit der „Volxbibel“ erregte er viel Aufsehen. Nun hat Martin Dreyer (45, Berlin) ein weiteres Buch auf den Markt gebracht: „Jesus rockt“. In seiner gewohnt jugendlich-einfachen Sprache erzählt der Bestseller-Autor darin die Geschichte von Jesus, erklärt die zentralen Aussagen seiner Lehre und setzt sie in Beziehung zur heutigen Lebenswelt. Wir drucken einen Auszug aus dem Buch, das Mitte Februar erscheint: Wenn man sich anschaut, was die Menschen alles aus „Liebe“ gemacht haben, kann man manchmal nur noch kotzen. Im Internet begegnet uns auf vielen Seiten eine Liebe, die sich nur auf das Körperliche begrenzt: Liebe ist Sex. Wie arm wäre Liebe, wenn sie nur aus Sex bestehen würde. Sex ist cool, aber Liebe ist viel mehr, sie ist bedingungslose Annahme, sie bedeutet, endlich da angekommen zu sein, wo man schon immer hin wollte. Liebe ist das Ziel des Lebens. Ich glaube, dass sich jeder Mensch nach dieser Liebe sehnt. Wir suchen nach dieser bedingungslosen Liebe auf der Welt und werden immer wieder enttäuscht. Der Partner liebt uns eine Weile, die ersten Jahre vielleicht oder so lange, wie wir attraktiv sind. Aber plötzlich zeigen wir andere Seiten von uns, und dann ist die Liebe verschwunden, wir werden verlassen und manchmal sogar gehasst. So ist Gott nicht! Er liebt die Menschen, ohne dass sie etwas dafür tun müssen. Liebe ist sein ureigener Charakter, seine Ausstrahlung, seine Existenz. Du brauchst nicht um diese Liebe zu kämpfen! Man kann sie nicht verdienen. Egal, ob du lebst wie Mutter Teresa oder wie Charles Manson oder wie Osama Bin Laden, seine Liebe ist immer gleich. Ich bin davon überzeugt, dass alle Menschen das hören müssen: „Jesus liebt dich!“ Und beim Hören darf es nicht bleiben, wir müssen das inhalieren, uns in einem Vers immer wieder aufsagen, es aufsaugen wie ein trockener Schwamm, bis wir das endlich glauben. Dann erst werden wir frei sein. Wir werden frei sein davon, andere beeindrucken zu müssen. Wir werden auch frei
davon sein, uns besser darzustellen, als wir wirklich sind. Wir werden keine Erfolge mehr brauchen, um uns besser zu fühlen, und auch keinen schlankeren Bauch oder noch mehr Muskeln auf den Oberarmen. Und wir brauchen auch kein Koks mehr oder Alk oder sonst was, um uns dieses Gefühl chemisch zu holen.
Wir kämpfen um Liebe Könnte es sein, dass diese Welt voller Leute ist, die unbewusst wie verrückt um diese bedingungslose Liebe kämpfen, die man eigentlich nur von Gott bekommen kann? Ich sehe das überall. Im Fitnesscenter kämpfen die Männer sich ab an den Ge-
wichten, sie stellen ihre Ernährung um, sie nehmen irgendwelche Pillen, sie schuften wie verrückt, um den ersehnten Waschbrettbauch zu bekommen. Und die Frauen hopsen im „Fatburner-Kurs“ um die Wette, damit sie Körperfett verbrennen, schwitzen im „Bauch-Beine-Po“-Trainingsprogramm, um irgendwie schöner auszusehen, als sie sowieso schon sind. Andere hungern sich fast zu Tode, um so schlank zu sein wie die Topmodels auf dem Laufsteg. Wir fühlen uns so, wie wir sind, nicht wertvoll genug, nicht liebenswert genug. [...] Ich habe nichts gegen schöne Klamotten, Schminke, auch nichts gegen eine gesunde Ernährung und einen schlanken Körper. Das ist alles toll. Die Frage ist doch nur: Warum machen wir das? Fühlen wir uns nur geliebt und liebenswert, wenn wir nach diesen Maßstäben „gut“ aussehen? Es ist wirklich wahr: Jesus liebt jeden einzelnen Menschen. Wir sind durch ihn und für ihn entstanden! Er ist für jeden Einzelnen gekommen, damit er mit ihm zusammen sein kann. Gott war bei jedem Menschen dabei, als er geboren wurde, keiner ist zufällig hier auf der Welt. Wenn dir das klar würde und du diese Liebe in Jesus wirklich entdecken könntest, was wäre das für eine unglaubliche Befreiung! Der Kampf nach Liebe ist endlich vorbei! P
Bekannt wurde Martin Dreyer (45) Anfang der 90er Jahre durch die Gründung der „Jesus Freaks“. Mit der „Volxbibel“ löste der freikirchliche Theologe, Suchtberater und Diplompädagoge heftige Diskussionen aus.
„ Jesus rockt“, Pattloch Verlag / Gerth Medien, 256 Seiten EUR 14,99 / 15,50 (A), sFr 22.40, ISBN 978-3-629-02285-1
Foto: www.michael-englert.com
Liebe ist das Ziel des Lebens
ideaSpektrum 7.2011
DI E K LE I N E K A NZ E L
» Du hast mich gebildet im Mutterleib. «
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Peter Fischer, Pfarrer i. R. aus Schönebeck an der Elbe bei Magdeburg (Sachsen-Anhalt)
Psalm 139,13
Foto: privat
Mein Kind ist tot! Noch nie habe ich einen Menschen so bitterlich weinen sehen wie diese junge Frau: Ein Vierteljahr zuvor war sie zur Abtreibung gewesen, seitdem will ihr der Schmerz um das getötete Kind schier das Herz zerreißen. Die Gründe, die Frauen zu diesem Schritt führen, sind mannigfach. Fühlt die junge Frau sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt außerstande, ein Kind zur Welt zu bringen und dann zu versorgen? Oder würde eine Geburt in diesem Moment unabsehbare Probleme in Beruf oder Studium hervorrufen? Oder ist es der Freund beziehungsweise (wie in dem oben beschriebenen Fall) der Ehemann, der seine Partnerin in die Klinik schickt? Immer sind die Frauen die Leidtragenden. Und meistens werden sie dann mit ihrer Trauer und mit ihren nagenden Selbstvorwürfen ganz allein gelassen. Aber nicht bei Gott. Gott hat ein weites Herz für Menschen, die mit dieser Not zu ihm kommen. Ich lese bei Jesaja 1, Vers 18: „Wenn eure Sünde auch blutrot ist“ (in diesem
Fall ist sie ja im wahrsten Sinne des Wortes blutrot gewesen), „so soll sie doch schneeweiß werden.“ Das heißt doch nichts anderes, als dass Gott bereit ist, auch diese schlimme Schuld zu vergeben – und zwar allen, die daran beteiligt sind. Sie dürfen ihn ganz getrost darum bitten. Mehr noch: Die junge Frau, von der ich oben sprach, ist nicht die einzige, die jeder Schwangeren ans Herz legen möchte: „Geh nicht den Schritt, den ich gegangen bin! Die Schmerzen, die eine Abtreibung hinterlässt, sind in jedem Fall größer als die schlimmsten Probleme, die mit der Geburt eines Kindes kommen würden.“ Wie dem auch sei – keine junge Frau soll sich in dieser schwierigen Situation zu einem Schritt nötigen lassen, den sie hinterher bitter bereuen würde. Übrigens: Unsere jüngste Tochter, jetzt selbst schon zweifache Mutter, trug früher gern ein T-Shirt mit der Aufschrift: „Ich wurde nicht abgetrieben. Danke Mami!“
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PORTRÄT
Samuel Koch: „Die Zeit rennt“ „WETTEN, DASS ...?“ Millionen bewegte in der Adventszeit das Schicksal eines jungen Mannes, der in der ZDF-Sendung mit Thomas Gottschalk bei einem Sprung über ein Auto schwer stürzte: Samuel Koch. Ein Bericht von Helmut Matthies. Tagelang wurde über den Unfall auf den Titelseiten berichtet. Nun schrieb am vergangenen Donnerstag der „Stern“ das erste Mal ausführlich über sein Leben. Überraschend dürfte für viele sein, dass Gott im Leben des 23-jährigen Studenten die Hauptrolle spielt.
Es gibt viele tragische Unfälle Es gibt viele tragische Unfälle und Schicksale. Jeder Mensch verdient es, im Gebet vor Gott gebracht zu werden. Samuel Koch aus der evangelischen Kirchengemeinde Wintersweiler, einem kleinen Dorf bei Lörrach an der deutsch-schweizerischen Grenze, hat durch den Unfall während der LiveSendung eine Popularität erlangt, die er sich so nicht gewünscht hat. Samuel ist kein Abenteurer, dem es hauptsächlich um Geld, Ansehen oder Karriere ginge. Er begann ein Schauspielstudium in Hannover auch mit dem Ziel, dass er in diesem Beruf Menschen mit dem Evangelium bekanntmachen kann. Als der mehrfach preisgekrönte Kunstturner gefragt wurde, ob er seine Sprungkünste auch bei „Wetten, dass …?“ einbringen könnte, sah der missionarische Christ eine Chance, sagte zu und übte den Sprung über Autos 500 Mal. Es klappte fast immer fehlerfrei. Fachleute sagen, das Gefahrenrisiko sei nicht höher als beim Snowboardfahren oder Skispringen.
Kann Gott so etwas zulassen? Kann Gott einen solchen Jesusnachfolger vor 8,6 Millionen Zuschauern stürzen lassen? Samuel Koch springt am 4. Dezember fehlerfrei über zwei Autos, eines lässt er aus. Dann kommt der Audi mit seinem Vater Christoph am Steuer. Seine Mutter und zwei seiner Geschwister sitzen im Publikum. Christen aus Gemeinden, die er im letzten Jahr kennengelernt hat, beten vor dem Fernseher. Bei jedem Auto wollte sich Samuel Koch einen Vers aus Psalm 23 („Der Herr ist mein Hirte“) durch den Kopf gehen lassen. Als er stürzte, war Vers 4 dran: „… fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir“. Samuel ist jetzt querschnittsgelähmt: Von den Schultern abwärts kann er fast nichts mehr bewegen. Die wenigen Besucher, die zu ihm im Schweizer Paraplegiker-Zentrum – in dem er sich seit acht Wochen befindet – vorgelassen wurden, erleben trotzdem einen jungen Mann, der an Gott festhält. Nachdem ihn beispielsweise ein Top-Prominenter besucht hatte, äußerte er gegenüber einem Kollegen weinend: „Dieser Junge hat in seinem Elend ja nur von Jesus geredet.“
Was Thomas Gottschalk bewegte Thomas Gottschalk war am letzten Mittwoch (9. Februar) bei ihm. Der Unfall von Samuel Koch und sein Ergehen haben ihn – wie er selbst bekann-
te – zu seinem schrittweisen Rücktritt als Moderator der beliebtesten Fernsehsendung bewegt. Er könne nicht so weitermachen, als wäre nichts geschehen. Samuel bat ihn, in der „Wetten, dass …?“-Sendung am Sonnabend all denen zu danken, die für ihn beten. Gottschalk tat es gleich zu Beginn der Sendung, als 15 Millionen zusahen. Bei den gegenwärtig in Berlin stattfindenden Filmfestspielen fragten Journalisten einen christlichen Kollegen, was denn Samuel Koch damit gemeint habe. Als es ihnen erklärt wurde, falteten sie die Hände. Zwei Stunden vor der „Wetten, dass …?“-Sendung geht es Samuel Koch schlecht. Die Eltern und ein Besucher beten für ihn. Nach dem Vaterunser sagt er: „Die Zeit rennt.“ Viele mögen für ihn beten. Ich werde das flehentliche Gesicht dieses jungen, aber großen Christuszeugen wohl nie vergessen. P
DAS WORT DER WOCHE » Auf den Kanzeln wird zunehmend ein Kuschelgott verkündet, an dem wer auch immer sich fröhlich erwärmen kann. Der zeitgeistaffine Gegenwartsgott ist immer nur reine Liebe, Güte, Gnade und Herzenswärme, ein trostreicher Heizkissengott für jede kalte Lebenslage … So wird das Christentum zu einer Wellness-Religion gemacht. « Der evangelische Theologieprofessor Friedrich Wilhelm Graf (München) im Wochenmagazin „Focus“ ideaSpektrum 7.2011