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Spektrum l idea
Nr. 11
16. März 2011
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Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt
EDU und EVP wollen Christen mobilisieren
Parteipräsidenten Hans Moser und Heiner Studer zum grossen Wahljahr Seite 7: Bauernkonferenz
Seite 4
Seite 12: 100 Jahre
Seite 9: Kampagne
Seite 24: Theologie
Die Heilsarmee liest “Leben mit Vision”
Nach der Katastrophe in Japan – was jetzt?
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Bete und politisiere! Noch plagen sie keine schlaflosen Nächte. Hans Moser und Heiner Studer haben als Parteipräsidenten gelernt, Optimismus zu verbreiten. Doch EDU und EVP kommen in den ersten Prognosen für den nahenden Wahlherbst nicht gut weg. Dabei hatten sie schon 2007 je einen Sitz verloren. Mit nur noch drei Sitzen (EDU 1, EVP 2) war auch die gemeinsame Berner Fraktion am Ende. Beide Parteien schlossen sich grossen Fraktionsschwestern an: die EDU der SVP, die EVP der CVP. Womit die politischen Differenzen noch deutlicher sichtbar wurden. (Siehe Seite 4) Christliche Wählerinnen und Wähler stellen sich nun auch kritische Fragen. Warum sollen wir nicht gleich CVP (statt EVP) und SVP (statt EDU) wählen, wenn diese Parteien doch die gleichen Positionen vertreten? Warum finden sich EDU und EVP nicht endlich zu einer gemeinsamen E-Partei? Oder: Wäre es nicht viel nachhaltiger, Christen gingen vermehrt auf die Knie, als grosse politische Töne von sich zu geben? – Klar, dass auch CVP und SVP christliche Werte und Positionen vertreten. Und doch ziehen manche Christen eine bekenntnisstarke EPartei vor. Sie schätzen es auch, wenn an einer Parteiversammlung ein Gebet gesprochen wird. Klar aber auch, dass eine Ehe von EDU und EVP angesichts der markant unterschiedlichen Profile nicht mehr ratsam wäre. Die politischen Ehe-Leute wären bald nur noch mit sich selbst beschäftigt. So wie sich Christen in diversen Kirchen finden, brauchen sie auch diverse politische Räume. Und letztlich:
Wer das Beten beherzigt, leistet der Gesellschaft einen wichtigen Dienst. Wer aber meint, Christen gehörten nicht an die politische Front, würde vom Apostel Paulus eines Besseren belehrt. EDU und EVP rüsten sich nach Kräften für den bevorstehenden Wahlkampf. Das gleiche wäre der staatstragenden christlichen Kirche und verantwortungsbewussten Christen zu empfehlen. Wie wollen sie ihre Kreise vermehrt für die politische Sache sensibilisieren? Wie können sie Kontakte ermöglichen mit Parteien und Politikern? Welche Gebetstreffen sollen speziell für die politische Entwicklung genutzt werden? Eine politisch gleichgültige Kirche darf es in einem grossen Wahljahr nicht geben. Sie nähme den biblischen Auftrag gemäss Jeremia 29,7 nicht ernst. Christen haben demnach «das Beste für die Stadt zu suchen». Noch mehr als das aktuelle Wahljahr beschäftigt viele Christen das Schicksal der kurdischen Familie Hassu. Wir haben darüber berichtet. Gleich vier Nationalräte nahmen letzte Woche das breite Unbehagen auf. EDU-Nationalrat Andreas Brönnimann und die SVPNationalräte Theophil Pfister, Lukas Reimann und Erich von Siebenthal forderten den Bundesrat auf, der gefährdeten Familie Asyl zu gewähren (Seite 7). Diese Entwicklung macht Hoffnung. Sie ist beherzten Politikern zu verdanken. Vor allem aber auch beherzten Betern. Die Schweiz braucht beides. Nicht nur in einem Wahljahr. ANDreA VONlANTheN
3 biblisch Ein Lieblingsbibelvers von Margret Kiener Nellen, Nationalrätin der SP, Bolligen BE:
«es hat darum nichts mehr zu sagen, ob einer Jude ist oder Nichtjude, ob er sklave ist oder frei, ob Mann oder Frau. Durch eure Verbindung mit Jesus christus seid ihr alle zu einem Menschen geworden.» (Galater 3,28) «Es ist mein Konfirmationsspruch. Und er prägt meinen Glauben und mein Leben. Er enthält die klare Aufforderung, dass die Menschen im christlichen Glauben gleich und gleichwer tig sind. Dass sie auf dieser Erde gleiche Rechte und Pflichten haben sollen, ungeachtet ihrer Zugehörigkeit zu einer ethnischen Gruppe, zu einem Geschlecht oder zu einer gesellschaftlichen Klasse. Dieser Vers beflügelt mich tagtäglich als Politikerin und Rechtsanwältin, mich für die Rechte derjenigen einzusetzen, die unter die Räder kommen. Zum Beispiel für gleichen Lohn für die Frauen bei gleichwer tiger Arbeit. Zum Beispiel auch für eine gerechte Ver teilung der Einkommen und Vermögen in einer Welt, in der die Gier einer Minderheit die Mehrheit benachteiligt. Ich wünsche mir Respekt und Wer tschätzung für jeden Menschen!»
WÖrTlich «ich glaube, dass es einen gott gibt. Man kann nicht einfach auf die Welt kommen und niemand hat etwas dazu beigetragen. ich glaube daran, dass es eines Tages noch weitergeht.» Arno Del curto, mit vier Meister titeln für den HC Davos der er folgreichste Trainer im Schweizer Eishockey, im «Tages-Anzeiger». Reklame
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Die Par teipräsidenten Hans Moser (EDU) und Heiner Studer (EVP) zum grossen Wahljahr
«Es gibt starke Gegensätze – das ist einfach so» Ihre Ziele für den Wahlherbst? Studer: Unser Wahlteam heisst «5/11, und es ist identisch mit dem Wahlziel. Schon 2007 hätte unser Wähleranteil für fünf Sitze gereicht. Wegen unseres ungerechten Wahlsystems blieb es bei zwei Sitzen. Darum ist es nicht utopisch, wenn wir sagen, dass wir im Aargau unsern verlorenen Sitz zurückgewinnen wollen und in Zürich und Bern je einen zweiten Sitz anstreben. Auch in einem kleineren Kanton könnte es dank Listenverbindungen zu einer Überraschung kommen.
Politisch sind sich EDU und EVP in den letzten vier Jahren keineswegs näher gekommen. Geblieben ist das gemeinsame christliche Fundament. Deshalb erwarten die beiden E-Parteien in diesem Wahljahr auch eine vermehrte Unterstützung durch christliche Wähler. Eine politische Zwischenbilanz mit den Parteipräsidenten Hans Moser (EDU) und Heiner Studer (EVP) vor dem nationalen Wahlgang vom 23. Oktober.
«idea Spektrum»: Die ersten Wahlprognosen lauten für Ihre beiden Parteien nicht gerade günstig. Nicht beunruhigt? Hans Moser: Prognosen sind Prognosen und als solche einzuordnen. Sie bereiten mir keine Bauchschmerzen. Wir dürfen getrost auf den Herbst blicken, denn die EDU hat in den letzten vier Jahren gute politische Arbeit geleistet. Auf kantonaler Ebene entwickeln wir uns positiv. In den Kantonen Bern und Zürich haben wir heute Fraktionsstärke, und besonders in den Kantonen Aargau, Thurgau und Waadt trägt unsere solide Arbeit Früchte. Heiner Studer: Man muss auch einmal sagen, dass die nationalen Medien über unsere beiden Parteien praktisch nichts bringen. Die BDP und die Grünliberalen kommen meist gleich oft vor wie die grossen Parteien, obwohl die GLP
«Zusammenschluss steht nicht zur Diskussion»: Parteipräsidenten Hans Moser (EDU, links) und Heiner Studer (EVP).
bei den letzten Wahlen schlechter abgeschnitten hat als wir. Für aussagekräftige Prognosen ist es viel zu früh. Was mich viel mehr bewegt, sind die Wählerverluste, die unsere beiden Parteien 2007 ausser dem Kanton Bern in unsern Kerngebieten erlitten haben. Besonders die Zahl der Christen, die EDU oder EVP wählen, ist kleiner geworden.
Ihre Parteien sind national grösseren Fraktionen angeschlossen, der CVP und der SVP nämlich. Die CVP scheint angeschlagen, die SVP weiter im Vormarsch. Was kann das für Sie heissen?
Vor dem Stimmungstest im Kanton Zürich Gespannt blickt die interessierte Öffentlichkeit auf die Kantonsratswahlen vom 3. April im Kanton Zürich, dem grössten Kanton. Gemäss „NZZ am Sonntag“ ist es wissenschaftlich bestätigt, dass die Ergebnisse auf kantonaler Ebene später auf nationaler Ebene ihre Fortsetzung finden. Im Kanton Zürich verliert die EVP gemäss Isopublic-Umfrage 1,2 Prozent der Stimmen, die EDU 0,3 Prozent. 2007 hatte die EVP um 0,1 auf 5,2 Prozent zugelegt (neu 10 Sitze), die EDU um 0,7 auf 2,8 Prozent (neu 5 Sitze). EVP-Präsident Heiner Studer dazu: «Der Zürcher Wahlkampf hat ja erst begonnen. Wir sind überzeugt, Bild: idea/bf
dass die EVP und ihre Leistungen durch die Kandidatur von Maja Ingold als Regierungsrätin besser sichtbar wird. Auch Gerhard Fischer, momentan ja Kantonsratspräsident, hilft mit, unsere christlich geprägte Politik deutlich sichtbar zu machen. Wir rechnen mit einer Stabilisierung.» EDU-Präsident Hans Moser: «Politische Prognosen irren sich nicht selten! Unsere fünfköpfige Fraktion im Zürcher Kantonsrat hat eine gute Arbeit gemacht. Die Bekanntheit der EDU ist darum stark gewachsen. Die «NZZ» schrieb gerade, die EDU spiele oft das Zünglein an der Waage. Ich bin überzeugt, dass wir zulegen werden.»
Moser: Wir führen mit der SVP in Bern eine reine Arbeitsgemeinschaft. Nur so haben wir auch Zugang zu einzelnen Kommissionen. Den Wahlkampf führen wir absolut eigenständig. Für uns spielt es darum keine Rolle, ob die SVP weiter im Aufwind ist. Im Gegenteil, wir fischen absolut auch im SVP-Wählerlager. Wir politisieren rechts. Es sind auch eher SVPLeute aus dem christlichen Lager, die uns die Stimme geben, als EVPLeute. Wir sehen die EVP nicht als Konkurrenz. Studer: Auch bei uns spielt es keine Rolle, ob die CVP angeschlagen ist. Wir machen eine völlig eigenständige Politik. In der gemeinsamen Fraktion behandeln wir die anstehenden Geschäfte miteinander. In ethischen Fragen haben wir viel Übereinstimmung, in andern Fragen aber auch nicht. Ich kenne Katholiken, die EVP wählen, weil ihnen die CVP in ethischen Fragen zu liberal geworden ist. Moser: Wenn die CVP kränkelt – wohin gehen dann die Wähler? Am ehesten wird die EVP profitieren. Auf der rechten Seite gibt es viele Leute, denen die Massierung bei der SVP nicht behagt und die darum die EDU als christliche Partei wählen. Studer: Gäbe es die EVP nicht, würde wahrscheinlich ein Drittel unserer Wähler EDU wählen. Der grössere Teil würde, zumindest auf kommunaler Ebene, Christen in andern Parteien aussuchen.
Listenverbindungen mit wem? Studer: Denkbar sind vor allem Kombinationen mit CVP, EDU und auch mit Grünliberalen. Moser: Unsere Ziele sind klar: Den Berner Sitz halten, den Zürcher Sitz zurückgewinnen und in der Waadt möglichst einen Sitz holen. In Zürich haben wir letztes Mal den Sitz ganz knapp an die Grünliberalen verloren. Wir werden sicher keine Listenverbindungen mehr eingehen, bei denen wir unsern eigenen Sitz gefährden. Macht es denn Sinn, trotzdem in zehn oder fünfzehn Kantonen zu kandidieren? Studer: Bei der SRG wird man nur berücksichtigt, wenn man in mehreren Kantonen kandidiert. Wer am Fernsehen und am Radio vorkommt, bekommt eine Grundwerbung, die einem auch bei kantonalen und kommunalen Wahlen dient. Wir treten im Herbst sicher in 14 Kantonen an, praktisch auch in allen Westschweizer Kantonen. Moser: Wir kandidieren in elf oder zwölf Kantonen, und zwar nicht nur pro forma. Wir wollen überall aufs Ganze gehen! Politisch sind die beiden E-Parteien noch mehr auseinander gedriftet. Wo waren Sie sich eigentlich noch einig? Moser: Wenn man einfach die Parolen betrachtet, dann sind wir heute weit auseinander. Doch wir haben nach wie vor viel gemeinsam, vor allem das christliche Fundament. Und das persönliche Verhältnis mit vielen Leuten aus der EVP ist ungeschmälert positiv. Doch in vielen Sachfragen politi-
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sieren wir heute stark gegensätzlich. Das ist einfach so. Wir sind bürgerlich-rechts, die EVP bürgerlich-links. Wir gehören mit unserer Politik oft zu den Gewinnern. Der Wähler muss entscheiden, welche Politik er unterstützen will. Studer: Vor 2007 waren wir ja mit der EDU in einer Fraktionsgemeinschaft, und sie hat absolut gut funktioniert. Nach aussen wirkte sie meist geschlossen. Doch inhaltlich gab es schon damals grosse Differenzen. In moralischethischen Fragen ist die Übereinstimmung nach wie vor gross, zum Beispiel beim Lebensschutz. Grosse Unterschiede gibt es im Umweltbereich oder in Armutsfragen, zum Teil auch in der Familienpolitik. Wir stehen dafür ein, dass die Eltern bei der Kinderbetreuung Wahlfreiheit haben sollen. Moser: Auch wir nehmen die Flüchtlingsfrage ernst. Doch es kommt nicht gut, wenn wir einfach allen Zuwanderern Tür und Tor öffnen. Wir sehen in der politischen Öffnung und der Islamisierung grosse Probleme auf uns zukommen. Unser Augenmerk gilt besonders auch der Familienund der Bildungspolitik. Studer: Wir haben für die Wahlen ja sechs Flaggthemen formuliert. Zentral sind für uns die ökologische Steuerreform, eine solidarische Aussenpolitik und eben eine Familienpolitik mit einer gestärkten Wahlfreiheit.
Welche drei Begriffe kennzeichnen Ihre Politik in diesem Wahljahr? Moser: Christlich, konstant, ehrlich. Studer: Mensch vor Macht. Dieser uralte EVP-Slogan gilt nach wie vor für jede Ebene. Konservative Werte sind offensichtlich wieder gefragt. Was könnte das für Ihre Partei heissen? Moser: Das kann der EDU weiter Auftrieb geben. Werte wie Eigenständigkeit und Neutralität, die jetzt wieder gefragt sind, waren uns immer wichtig, genau wie die biblischen Grundwerte. Studer: Ich möchte unterscheiden zwischen biblischen Werten und traditionellen gesellschaftlichen Werten. Wertkonservativ heisst für uns nicht einfach politisch rechts. Wichtige biblische Werte sind für uns der Lebensschutz, das Doppelgebot der Liebe und die verant-
wortliche Haushalterschaft. Dazu kommen prägende Werte, wie wir sie ja in einem Wertepapier festgelegt haben.
Wenn EDU und EVP wachsen sollen, braucht es eine verstärkte Mobilisierung der christlichen Wählerschaft. Wie kann das gelingen? Studer: Bei uns engagieren sich heute so viele junge Christen, wie ich das noch nie erlebt habe. Wir müssen immer wieder sichtbar machen, dass das politische Engagement etwas bringt, auch wenn wir in Bern nicht stark vertreten sind. Es gibt viele Beispiele, wo wir das Zünglein an der Waage spielten. Und wir müssen auch immer wieder bewusst machen, dass die Christen eine Verantwortung haben für dieses Land! Moser: Es bringt wenig, vor den Wahlen einfach Briefe an die Freikirchen zu schreiben. Es braucht eine klare Haltung, Überzeugungsarbeit und einen Leistungsausweis im Alltag, damit man andere Christen für die politische Arbeit gewinnen kann. Gerade den Jungen muss man auch deutlich machen, dass sie in der Politik die eigene Zukunft an die Hand nehmen können. Die Minarett-Initiative brachte einige Spannungen in die christlichen Gemeinden. Müssten künftig umstrittene politische Themen einfach ausgeklammert werden? Moser: Das kann man doch nicht! Wenn vier verschiedene Leute miteinander reden, kann es einfach rasch verschiedene Meinungen geben. Und Christen sollen auch politische Diskussionen führen. Doch der Prediger hat am Sonntag keinen politischen Auftrag. Studer: Der Verkündiger darf, ja soll mithelfen, Grundlagen zu schaffen. Ich bin seit über 30 Jahren Laienprediger. Ich predige auch über Gerechtigkeit und Frieden vom biblischen Verständnis aus. Aber ich darf keine Schlüsse für die aktuelle Tagespolitik ziehen. Ideal wäre, in der Woche darauf an einem Gemeindeabend eine Aussprache über aktuelle politische Fragen zu führen. Wer selber in einem politischen Amt steht, predigt übrigens viel weniger politisch als der politische Laie. Moser: Gerade die MinarettInitiative wäre geeignet gewesen, an einem Gemeindeabend offen
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Warum greift Gott nicht mehr in die Politik ein? Wenn Ihre Politik Gottes Absichten entspricht – warum sorgt Gott dann nicht für einen grossen Aufschwung bei den evangelischen Parteien? Hans Moser: Gottes Pläne sind nicht unsere Pläne! Jedes Volk hat seine Regierung. Gott setzt sie ein, aber oft auch wieder ab. Ich denke, dass wir schon in der Bibel erkennen, dass unsere Aufgabe nicht das Regieren ist, sondern «der Stadt Bestes zu suchen». Die EDU will so weit wie möglich diesem Auftrag
nachkommen und darf somit auf eine positive Entwicklung hoffen. Heiner Studer: Jeremias Gotthelf hat in «Zeitgeist und Bernergeist» geschrieben, dass Gott nichts tue, wofür er den Menschen Gaben und Kräfte gegeben habe. Es liegt an uns, Mitchristen für die Politik und für die uns gut befundenen Anliegen zu motivieren. Ich bin jedoch überzeugt, dass Gott Menschen in die politische Verantwortung ruft. Ich sehe meinen Einsatz auch als Berufung.
darüber zu diskutieren. Christen legen halt einzelne biblische Begriffe wie Nächstenliebe ganz verschieden aus. Studer: Auch das Asylgesetz war eine Vorlage, die Christen in eine grosse Spannung bringen konnte. Doch man darf diesen Fragen nicht ausweichen.
Diskussion. Aber ein Zusammenarbeiten würde die EDU immer gerne sehen. Jedoch liegen die politischen Ansichten und Schwerpunkte oft weit auseinander.
Wie weit sind wir heute von einer grösseren, gemeinsamen E-Partei entfernt? Studer: Ich gehe nicht davon aus, dass sich EVP und EDU einmal zusammenschliessen werden. Neben den Gemeinsamkeiten sind die inhaltlichen Unterschiede zu gross. Ich könnte auch die Frage stellen, wann sich die vielen Freikirchen zu einer einzigen zusammenschliessen. Moser: So wie es in diesem Land viele verschiedene christliche Gemeinden gibt, gibt es verschiedene Parteien. Ein Zusammengehen beider E-Parteien steht heute nicht zur
Wovon träumen Sie als Parteipräsident? Moser: Ich bin eher ein Realist. Ich will meine Möglichkeiten, meine Kräfte und meine Zeit für die EDU und somit für eine positive Entwicklung unserer Gesellschaft einsetzen und die transparente biblische Politik der EDU weiter vorantreiben. Ich will in der Politik wach und realistisch weitergehen. Studer: Ich hoffe zu erleben, dass die EVP im Frühjahr 2019 ihr hundertjähriges Bestehen feiern wird, mit einer eigenen Fraktion im Bundeshaus und im unverminderten Bestreben, biblische Werte in menschliche Politik umzusetzen. Gespräch: ANDREA VONLANTHEN Die Kolumne «Podium» lesen Sie diesmal auf Seite 11.
Die EDU
Die EVP
Gründung der Eidgenössisch-Demokratischen Union: 1975 durch visionäre Vertreter aus den Kantonen Bern, Zürich und Waadt. Heute 3000 Mitglieder. Wähleranteil: 2003 und 2007 je 1,3 Prozent. Nationalrat heute: Andreas Brönnimann, Belp BE. Kantonalsektionen: AG, Appenzellerland (AI+AR), BL, BS, BE, FR, GE, GL, GR, JU, NE, SO, SH, SG, TI, TG, VD, ZH. Parteiorgan: «EDU-Standpunkt» (28 000 Exemplare) und «Impulsion» (4200 Exemplare).
Gründung der Evangelischen Volkspartei: 1919 durch Prof. Dr. Hermann Bächtold. 4700 Mitglieder. Wähleranteil national: 2,3 Prozent im Jahre 2003, 2,4 Prozent im Jahre 2007. Nationalräte heute: Marianne Streiff-Feller, Oberwangen BE, Maja Ingold, Winterthur. Kantonalsektionen: AG, AR, BE, BL, BS, FR, GE, GR, LU, NE, SG, SH, SO, SZ, TG, VD, ZH. Parteiorgan: «akzente» (4000 Exemplare an Mitglieder) und «accents» (französischsprachig, 4000 Exemplare).
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Seite 7: Asylgesuch
Seite 12: Führung
So fand das Ehepaar Hassu neue Hoffnung
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Seite 9: Cevi-Tag
Seite 25: Anthroposophie
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Dritte Bauernkonferenz in Winter thur mit 900 Besuchern
Bauern stellen sich unter Gottes Segen Es ist wichtig, seinen Hof unter Gottes Herrschaft zu stellen. Dies betonte Andreas Keller, Leiter der Stiftung Schleife, an der dritten Bauernkonferenz in Winterthur. Die Konferenz zeigte auf, wie zentral Hoffnung ist und wie Bauern mit Gottes Segen die Gesellschaft prägen können. In der Reithalle herrschte eine Atmosphäre der Fröhlichkeit und Lebendigkeit. Die Anbetung umrahmte das bunte Programm und bildete einen lebendigen Kontrast zu den Vorträgen. In seiner Grussbotschaft fragte Hans Wyss, Direktor des Bundesamts für Veterinärwesen: «Warum haben wir Hoffnung?» Gemäss Wikipedia sei Hoffnung «eine positive Erwartungshaltung, dass etwas Wünschenswertes in der Zukunft eintritt, ohne dass wirkliche Gewissheit darüber besteht». Ähnlich sei die Beschreibung in Hebräer 11: «Gott vertrauen heisst: sich verlassen auf das, was man hofft, und fest mit dem rechnen, was man nicht sehen kann.»
Unmögliches erhoffen
Wyss weiter: «Zwischen Hoffnung und Glaube besteht eine enge Verbindung. Der Glaube beeinflusst alle Bereiche des Lebens.» In seiner täglichen Arbeit versuche er, alles nach bestem Wissen und Gewissen anzupacken. Dabei frage er sich, ob seine Entscheidungen mit seinen Glaubensüberzeugungen übereinstimmten. «Jesus Christus war einer der grössten Möglichkeitsdenker der Geschichte. Haben auch wir
Auf Gott vertrauen statt auf den Zahltag: Nationalräte Theophil Pfister und Elvira Bader mit Moderator Andreas Keller (von links).
Hoffnung für Situationen, die unmöglich erscheinen? Unsere Hoffnung ist für die Gesellschaft oft zu wenig spürbar.» Wyss wünschte sich, dass die Hoffnung auch in der Politik stärker spürbar ist.
Bauern sind Unternehmer
Beim Podiumsgespräch sassen sich zwei Nationalräte gegenüber: Elvira Bader, 56, von der CVP, Bäuerin aus Mümliswil SO, und SVP-Nationalrat Theophil Pfister, 68, Landwirtschaftslehrer und Informatiker aus Flawil SG. Pfister sagte: «Die Familie ist ein zentraler Wert und das Rückgrat unserer Gesellschaft. Der Bauer ist ein Unternehmer, der selbstverantwortlich entscheidet. Als Besitzer des Landes hat er Verantwortung für die Schweiz.» Aufgrund ihrer Eigenständigkeit, die sich im bäuerlichen Alltag bewähre, würden Bauersleute grosses Vertrauen geniessen. Sie könnten gerade auch in der Politik Einfluss nehmen. Soll der Bauernstand vermehrt die Türen für Aussenstehende öffnen? Elvira Bader meinte, es sei wichtig,
«Politiker interessieren sich für unsere Sorgen» Hans-Heinrich und Anita Nett, 54 und 55, verheiratet, vier Kinder, mit eigenem Hof in Pany GR: «An der Bauernkonferenz erhielten wir Impulse im Glauben und wurden in unserer Aufgabe ermutigt. Die Erlebnisberichte stärkten uns, weil wir sahen, dass auch bei anderen nicht alles rund läuft und sie auf Gottes Gnade angewiesen sind. Stark fanden wir das Referat von Andreas Keller über die beiden Herrschaftsbereiche. Wir wollen lernen, auf unserem Hof bewusst mit dieser Realität zu leben.» Bild: Christian Bachmann
Beni Zaugg, 47, verheiratet, Geflügelzüchter aus Höri bei Bülach: «Ich bin zur Bauernkonferenz gekommen, weil mir die bäuerliche Gemeinschaft ein Zusammengehörigkeitsgefühl vermittelt. Das Fundament, das uns verbindet, ist Jesus Christus. Mich beeindruckt, dass sich Politiker unseres Landes nicht zu schade sind, an der Basis teilzunehmen und sich für unsere Sorgen interessieren. Es ist wichtig, dass wir für diese Leute beten, die unsere Anliegen in der Politik vertreten.»
für diese Aufgabe bereit zu sein: «Viele Menschen sind auf der Suche nach dem rechten Weg. Nicht nur Flüchtlinge, auch nahe Verwandte und junge Leute sehnen sich nach einem Ort der Geborgenheit.» Ein Bauernhof biete die Möglichkeit, Einblick in einen geregelten Alltag zu erhalten. Bauern sollten nicht auf den Milchzahltag bauen, sondern gelassen auf Gottes Versorgung vertrauen.
Von der Finsternis ins Licht
Anschaulich demonstrierte Andreas Keller in seinem Referat, wie wichtig es ist, seinen Hof der göttlichen Herrschaft zu unterstellen. Ohne diesen Herrschaftswechsel hätten die finsteren Mächte legal Anrecht auf uns, so dass wir in negativen Verhaltensweisen gebunden blieben. «Der Vater durchbricht die Mauer zwischen den beiden Reichen und bringt dich in ein neues Reich, ins Reich seines Sohnes Jesus.» Die Schöpfung reagiere auf gerechte Menschen. Ohne den Segen Gottes stünden wir unter dem Einfluss der Finsternis und seien machtlos dagegen. Keller ermutigte dazu, den neuen Stand unter Gottes Herrschaft im Berufsalltag einzunehmen.
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Familie Hassu: Verfahren sistiert Vier Nationalräte haben sich für die von der Ausschaffung bedrohte Familie Hassu-Abdulkader eingesetzt. Inzwischen wurde das Zürcher Migrationsamt vom Bund ersucht, das Verfahren «vorerst» zu sistieren. EDU-Nationalrat Andreas Brönnimann und die SVP-Nationalräte Theophil Pfister, Lukas Reimann und Erich von Siebenthal setzten sich letzte Woche für die syrische Familie ein. Sie wollten vom Bundesrat wissen, weshalb die Familie ausgeschafft werden soll. Die ersten drei Asylgesuche seien vom Bundesamt für Migration (BFM) zu oberflächlich begutachtet worden, sagen die Fragesteller. Der abschlägige Bescheid mit der Begründung, Christen seien in Syrien offiziell anerkannt, trage dem speziellen Fall zu wenig Rechnung. Die Antwort des Bundesrates dazu: «Im vorliegenden Fall hat die betreffende Familie erst vor kurzem ein viertes Asylgesuch eingereicht. Das Bundesamt für Migration wird auch dieses vierte Gesuch sorgfältig prüfen.»
Die Familie Hassu freut sich über die grosse Solidarität.
Acht Workshops zeigten auf, wie sich Bauern in Familie und Gesellschaft einsetzen und so den Menschen dienen. Max Stickel und Marco Gmür betonten im Workshop zum Thema «Nachfolge auf dem Hof des Friedens», wie wichtig versöhnte Beziehungen und die Achtung vor der Schöpfung sind, damit Gott als «Besitzer» des Hofes seinen Segen ausgiessen kann.
Inzwischen hat das BFM das zuständige Zürcher Migrationsamt ersucht, das Verfahren «vorerst» zu sistieren. Die Familie befindet sich nun offiziell wieder in einem Asylverfahren. Da sie privat bei der Familie von Daniel Zingg vom «Aktionskomitee gegen die strategische Islamisierung der Schweiz» logiert, entstehen dem Bund und dem Kanton Zürich keine Kosten. Daniel Zingg: «Wir haben uns persönlich und von unserer Firma Aseba aus verpflichtet, für ihren Unterhalt zu sorgen.» Nach wie vor löst der Fall Hassu eine Welle der Solidarität aus. Für die Familie bedeutet dies eine grosse Stärkung: «Bis vor kurzem waren wir fast alleine. Jetzt spüren wir herzliche Liebe und haben viele Freunde gefunden. Danke!»
CHRISTIAN BACHMANN
ANDREA VONLANTHEN
Versöhnte Beziehungen
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TAGESSCHAU
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JOURNAL
GvC Chile Hegi bringt 400 Frauen in Winterhur-Hegi zum Leuchten
Soforthilfe für Japan
Frauen zwischen «Shine» und Sein
Die Überseeische Missions-Gemeinschaft (ÜMG, Zürich) leistet Hilfe nach der grossen ErdbebenKatastrophe in Japan. Zusammen mit anderen Mitgliedern der Japanischen Evangelischen Allianz hat die ÜMG den Sendai-Nothilfefonds gegründet. (idea) – www.omf.ch
Missionale Christologie Das Institut für Gemeindebau und Weltmission (IGW) hat 13 Thesen zur missionalen Christologie veröffentlicht. Diese wird aus den drei Perspektiven systematischtheologisch, neutestamentlich und praktisch-theologisch beleuchtet. Der Kerngedanke: «Jede nachhaltige kirchliche oder persönliche Erneuerung hat ihre Grundlage in der Beschäftigung mit Jesus Christus. Auch die Theologie hat dort zu beginnen.» (idea) – www.igw.edu
Neuer Einkaufsführer Die Christlichen Geschäftsleute Schweiz (CGS) präsentieren ihren neuen, 180 Seiten umfassenden Einkaufsführer. Damit sollen Christen zum bewussten Einkaufen motiviert werden. Von den geschätzten 2000 nach christlichen Gesichtspunkten geführten Unternehmen in der Schweiz figurieren 530 im Einkaufsführer. (idea) www.cgs-net.ch
Fastentag für Arabien Angesichts der historischen Veränderungen in den arabischen Ländern ruft das Missionswerk Frontiers zu einem Gebets- und Fastentag am 23. März auf. «Gott schreibt Geschichte. Schreiben wir mit – durch unsere Gebete», heisst es im Aufruf vom 11. März. (idea)
Neue Muslimorganisation Die beiden nationalen MuslimVerbände Kios (Koordination Islamischer Organisationen Schweiz) und Fids (Föderation Islamischer Dachverbände der Schweiz) planen die Schaffung einer nationalen, demokratisch organisierten Muslimorganisation. Diese soll die staatliche Anerkennung erlangen, wie die Nachrichtenagentur kipa mitteilt. Es sollen mehr Moscheen entstehen, Imame ausgebildet sowie islamische Friedhöfe und Altersheime errichtet werden. (idea) Bild: Andreas Gysin
«Zur Freiheit hat uns Christus berufen», ermutigte Susanne Gysin, Mitglied der Geschäftsleitung der GvC (Gemeinde von Christen) Chile Hegi. An der fünften Frauenkonferenz Shine (Aufleuchten) liessen sich rund 400 Frauen verwöhnen und herausfordern. Frauen seien besonders gefährdet, ihre Gottesbeziehung von Gefühlen abhängig zu machen. Doch Gefühle würden von Gedanken beeinflusst, und Minderwertigkeitsgefühle seien eine Seuche unter Frauen. An der Frauenkonferenz «Shine» wurden Wege aus dieser Negativspirale aufgezeigt. «Getragen von der Liebe Gottes und geführt vom Heiligen Geist können wir frei werden von Verletzungen», bestätigte Gysin ihr eigenes Erleben. In diesem Prozess entstehe die tiefe Gewissheit, ein geliebtes Kind des Vaters im Himmel zu sein.
Die Seele neu füllen
«Shine» ist ein Ort der Begegnung, der auch Generationen verbindet. Frauen zwischen 16 und 80 Jahren konnten auftanken und wurden an Leib und Seele verwöhnt. Dazu gehörten die Dekoration mit Blumen, Schöggeli zum Naschen und stilvoll angerichteten Dessert- und Apérobuffets bis hin zum Prosecco zum Anstossen. «Weil wir sonst je nach Alter eigene Gottesdienste besuchen, gefällt mir dieses Zusammensein sehr. So lerne ich andere Frauen kennen und kann später wieder auf sie zugehen», freute sich Livia Reichenbach. Susanne Gysin war es daher wichtig, genug Zeit einzuräumen fürs Gespräch. Zudem könne jederzeit Gebet und Seelsorge in Anspruch genommen werden.
Die GvC Chile Hegi Das Kongresszentrum Parkarena in Winterthur-Hegi mit 1350 Plätzen gehört der Freikirche GvC Chile Hegi. Hier werden auch Ehe-, Erziehungs- und Budgetberatung, finanzielle Nothilfe, Gebet, Seelsorge, Kreativ-Kurse und Mutter-Kind-Treffs angeboten. Tochtergemeinden gibt es in
Von Frau zu Frau: «Make-up» – einer der 14 Workshops.
Geo-Caching, Facebook...
Die 14 Workshops stellten viele vor die Qual der Wahl. Favorit war mit 43 Interessentinnen das Seminar «Dialog mit Gott», in welchem es ums Erkennen der Stimme Gottes ging, gefolgt von Linedance mit 42 Tänzerinnen und dem Schminkkurs. Man konnte Geo-Caching ausprobieren, die GPS-Schatzsuche im Gelände, oder lernen, kleinere Autopannen selber zu beheben. Auf dem «heissen Stuhl» liessen sich drei Christinnen im mittleren Lebensalter zu allem befragen, was die Anwesenden interessierte. Handwerklich Begabte hämmerten Silberbesteck zu Kleiderhaken, andere bemalten mit Acrylfarben lebensgrosse Bilder von sich selbst. Austausch über Eifersucht liess Frauen erkennen, dass sie nicht andere für ihr Glück verantwortlich machen können. Lernen, Vertrauen zu schenken und die andere Person loszulassen, ist dabei gefragt. Die Einführung ins Facebook baute bei Müttern Angst ab und zeigte dessen positive Möglichkeiten auf. «Ich kann meine Teenager schnell und unkompliziert informieren, sie zu Anlässen einlaBassersdor f, Frauenfeld, Wil und Uster. Auch die sozial-diakonische Quellenhofstiftung gehört zur GvC Chile Hegi. Die Stiftung schafft für 100 Menschen am Rand der Gesellschaft Wohn- und Arbeitsmöglichkeiten. www.qhs.ch www.gvc.ch
den und mit ihnen in Kontakt bleiben», erklärte die Jugendarbeiterin Jessica Gremlich. Sie ermutigte, durch positive Inputs die eigenen Werte im Netz zu vertreten. «Auch Facebook kann für Evangelisation genutzt werden!»
Direkt aus dem Leben
In Interviews erzählten Frauen aus ihrem Leben und verschwiegen die schwierigen Abschnitte nicht. Bettina K. hatte Gott wegen ihrer zunehmenden Kraftlosigkeit um Heilung gebeten. Dennoch musste die Sportbegeisterte infolge ihres extrem tiefen Pulses ins Spital gehen. Die Herzfunktion wurde dauernd überwacht. Eine Krankenschwester meinte nach ein paar Tagen: «Auf dem Monitor waren Sie tot...» Ein Herzschrittmacher wurde eingesetzt, obwohl Bettina fand: «Mit noch nicht mal 40 Jahren fühlte ich mich zu jung dafür.» Kurze Zeit später wurden innere Blutungen festgestellt und eine Herzoperation ins Auge gefasst. In dieser herausfordernden Zeit stärkten sie die Verheissungen in Psalm 27: «Er bietet mir Schutz in schwerer Zeit.» Sie erlebte: «Wenn die Gedanken auf Gott ausgerichtet sind, kommt Ruhe ins Herz.» Zeugnisse wie dieses waren für viele Frauen ein wichtiger Grund für ihre Anwesenheit. Sie würden dadurch sehr ermutigt. «Meine Freundin hat mich eingeladen», erzählte Anna P. «Ich bin zwar katholisch und kenne diese Art des Betens nicht so. Aber es gefällt mir sehr unter all den Frauen hier!» MIRJAM FISCH-KÖHLER
TAGESSCHAU
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Heilsarmee führ t eine landesweite Kampagne durch
ÄXGÜSI
50 Korps lesen «Leben mit Vision»
Sagenabend
Wir leben im Schnitt 25 550 Tage. Wäre es da nicht lohnenswert, wenigsten 40 Tage für die Frage «Welche Ziele hat Gott für mein Leben?» zu investieren? Die Heilsarmee findet «ja» und führt landesweit die Kampagne «40 Tage – Leben mit Vision» durch. «Wir suchten im Gebet und im Hören auf Gott nach einem Weg, wie die Evangelisations-Strategie der Heilsarmeeleitung an der Basis vertieft werden kann», erklärt Fritz Schmid, Leiter der Abteilung Evangelisation. Fündig wurde die Heilsarmeeleitung im Buch «Leben mit Vision» von Rick Warren. «Das Buch behandelt die Schwerpunkte unserer Strategie: Anbeten, Gewinnen, Wachsen, Dienen und die Verknüpfung von Evangelisation und Sozialwerken.» Das Buch ist mit vielen Beispielen aus dem Alltag untermalt und verständlich geschrieben. «Egal ob die Leute noch auf der Suche nach Gott sind, ob sie neu im Glauben stehen oder jahrelang dabei sind: Sie alle werden von Rick Warrens Gedanken und Denkanstössen herausgefordert», ist Schmid überzeugt.
natürlich auch die gegenseitige Motivation und Ermutigung eine grosse Rolle: «Es ist ein faszinierender Gedanke, dass Mitglieder und Freunde der Heilsarmee während einer bestimmten Zeit das gleiche Buch lesen und in den Gottesdiensten über die gleichen Themen gepredigt wird.» Auch die Kleingruppen denken über die gleichen Fragen nach. «Die Heilsarmee Schweiz wird so zu einer grossen Familie».
Spannende Gespräche Fritz Schmid motiviert die Heilsarmeemitglieder, gemeinsam Antworten zu finden.
ken.» Deshalb entschloss sich die Leitung, vom 6. März bis 17. April in den Schweizer Korps die Kampagne «40 Tage – Leben mit Vision» zu starten.
Synergien nutzen
Anstösse gibt das Buch auch für Diskussionen in der Kleingruppe – und diese möchte die Heilsarmee fördern. «Von unserem Glaubensbekenntnis sind wir nicht mit allem einverstanden, was Warren schreibt. Aber es ist dennoch ein sehr wertvolles und hilfreiches Werkzeug, um gemeinsam über die wichtigsten Fragen des Lebens nachzuden-
Diese Kampagne wurde schon vielfach erprobt. So ist das zugehörige Material in verschiedenen Sprachen erhältlich. Normalerweise sind es aber einzelne Gemeinden, die die Kampagne durchführen. Die Kampagne landesweit zu starten, forderte zwar lange und genaue Vorbereitung, letztlich können aber alle davon profitieren. «Wir können Synergien nutzen und beispielsweise das Werbematerial allen beteiligten Korps zur Verfügung stellen.» Auch erwarb die nationale Kampagnenleitung die Lizenz zum Gebrauch der vorhandenen Unterlagen. «So können sich finanzschwache Korps mit ebenso grosser Leidenschaft an der Kampagne beteiligen.» Zudem spielt
Das sind die Themen
Die fünf Ziele
Hilfreiches Werkzeug
An den einzelnen Abenden der Kampagne werden folgende Themen behandelt: 20. März: Wie finde ich Freunde, auf die ich bauen kann? 27. März: Wie kann ich zu einer Persönlichkeit werden? 3. April: Wie kann ich für andere da sein? 10. April: Welchen Auftrag hat mein Leben? 17. April: Lebe mit Vision! Bilder: zvg
Gott hat jeden einzelnen Menschen geschaffen: 1. zu seiner Freude (Anbeten) 2. als Teil seiner Familie (Beziehung) 3. um ihm ähnlich zu werden (Wachsen) 4. um ihm zu dienen (Dienen) 5. um einen Auftrag zu er füllen (Gewinnen). Diese fünf Ziele sind zentrale Elemente der Kampagne.
Die nationale Kampagnenleitung stellte die Idee zuerst den Korpsoffizieren (Gemeindeleiter) der ganzen Schweiz vor. «So hatten diese Gelegenheit, Fragen und theologische Bedenken zu äussern.» Die Offiziere stellten das Konzept sodann in ihren Leitungsgremien vor. Sie erhielten das Buch zum Lesen und mussten bis Mitte Oktober letzten Jahres entscheiden, ob sie als Korps an der Kampagne teilnehmen. «Wir konnten 85 Prozent, das sind rund 50 Schweizer Korps, zur Teilnahme motivieren», berichtet Schmid. Jedes teilnehmende Korps hat seine eigene Kampagnenleitung, unterstützt werden sie von der nationalen Kampagnenleitung.
Bereits im Vorfeld wirkte sich die Kampagne positiv aus: «Das Thema wurde innerhalb der Heilsarmee zum Gespräch. Wir führten schon viele spannende Diskussionen miteinander.» Nach der intensiven Vorbereitungszeit wurde die Kampagne nun gestartet. Auf etwas freut sich Schmid besonders: «Die speziellen, ansprechend gestalteten Gottesdienste sind ein Höhepunkt. Jeder von ihnen soll zu einem Fest werden.» Aber es soll noch weitere Höhepunkte geben: «Wenn Menschen sich aufgrund der Kampagne für ein Leben mit Christus entscheiden.» STEFANIE NIEDERHÄUSER www.heilsarmee.ch
Donnerstag, 20.30 Uhr. Im alten Dorfteil von Saas-Grund huschen dunkle Gestalten durch die engen Gassen. Ziel ist das älteste Gasthaus im Tal, direkt neben dem Friedhof. Das Restaurant ist schon 50 Jahre geschlossen. Das alte Dorf seit Jahren fast ausgestorben. Doch wöchentlich treffen sich nun wieder Gäste und Einheimische dort. Der Raum ist finster. Vorne an einem Tisch brennen ein paar Kerzen. Dort ist mein Platz. Lese alte Sagen aus unserm Tal. Unheimliche Geschichten, auch «gruselige». Eines der Angebote, die ich für Saas-Fee/Saastal Tourismus anbiete. Das Interesse ist gross. Natürlich kann man sich darüber streiten, ob ausgerechnet der evangelische Pastor Sagengeschichten vorzulesen hat. Da gibt es doch so viele unheimliche Geschichten von Tod, Teufel, armen Seelen und Gespenstern. Ich mache es trotzdem. Denn einerseits ist das touristische Angebot in Sachen Kultur und Geschichte wichtig. Anderseits fühle ich mich als Christ kompetent, diese Geschichten nicht bloss zu lesen, sondern auch zu kommentieren. Es beschäftigt mich, dass die Leute mit angsteinflössenden Überlieferungen über Jahrhunderte moralisch im Griff gehalten wurden. Es überrascht mich, wie viele Menschen heute noch Angst haben vor gewissen Ereignissen und Geschichten. Ich habe diese Sagenabende nicht gesucht. Bin nun aber völlig überrascht, wie gerade in diesen dunklen Geschichten das Evangelium zum Leuchten gebracht werden kann. Man erwartet von mir schliesslich, dass ich erkläre. Ich denke, wir Christen sollten uns überhaupt mehr kulturell engagieren. Diese Plattform sollten wir nutzen. Dazu erlebe ich sie als gute Herausforderung für mich selber. Zum Abschluss lese ich übrigens noch einige Kolumnen von mir. Als Gegenpol zur Angst einige Gedanken zur Liebe Gottes, wie ich sie erlebe. CHRISTOPH GYSEL Der Autor ist Pastor und TourismusFachmann in Saas Grund.
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FOrUM
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LEsErBrIEFE PODIUM
syNErgIE
Vom Wert christlicher Bildung Langjährige Leser von «idea Spektrum» erinnern sich vielleicht, dass ich mich vor knapp 16 Jahren in einem offenen Brief sehr kritisch über christliche Schulen äusserte. Heute nun bin ich Präsident einer christlichen Schule in Riehen BS, und die Frage ist natürlich erlaubt, was vorgefallen ist, dass ich in dieser Frage vom Saulus zum Paulus wurde. Am Anfang meines langen Weges vom erklärten Gegner zum Verfechter christlicher Schulen stand die Begegnung mit einem gläubigen Unternehmer, der die Förderung solcher Schulen auf dem Herzen hatte und mich aufgrund des offenen Briefes um eine Unterredung bat. Im Gespräch entdeckten wir schnell eine Gemeinsamkeit: die Leidenschaft für die Ausbreitung des Reiches Gottes. Und so war er die erste Person, die mir glaubwürdig die Sicht vermittelte, dass christliche Schulen kein Ort des Rückzugs sein sollen, an dem Kinder vor der bösen Welt bewahrt
Cannabis für Christen? «idea Spektrum» Nr. 10 – «Brennpunkt»: Hansruedi Seiler zur Aktion time.out des Blauen Kreuzes Es verwundert doch sehr, zu le sen, dass nach Hansruedi Seiler im Rahmen von «time.out» mehr als zehn Prozent unter anderem auf Cannabis verzichten. Was ist aus dieser Antwort zu schliessen? Konsumieren Christen Cannabis?! Na, dann guten Morgen, schöne neue Welt! Dann antworte ich mit Paulus in den Kontext einer Subkul tur hinein: Es ist nicht geil, wenn ihr euch dem Zeitgeist anpasst! PETEr HAUrI, Heilsarmeeoffizier, Gurzelen
Taizé und die Busse «idea Spektrum» Nr. 3 – Leserbrief «Die unbiblische Theologie von Taizé» Anklagen «bibeltreuer» Christen gegen die ökumenische Brüder gemeinschaft von Taizé sind nicht ungewöhnlich. Wer Taizé ein biss chen kennt, merkt sofort, dass es unsinnig ist, anzunehmen, Frère Roger habe Selbsterlösung gelehrt «ohne Busse und gläubige Annah me des stellvertretenden Sühnop fers Jesu». Um mich an der Quelle zu erkundigen, sandte ich diesen Leserbrief an die Brüder und be
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werden, sondern Leuchttürme und qualitativ erstklassige Bildungsstätten, die auch Kinder aus der Welt anziehen, damit sie mitten im Schulalltag die Botschaft des Königreichs hören. Es freut mich besonders, dass die Schule in Riehen heute etwa zur Hälfte von Kindern besucht wird, die nicht in einem christlichen Umfeld aufgewachsen sind. Sie lernen nebst Lesen und Rechnen ganz natürlich auch Gott und sein Wort kennen. Glaube und Alltag verbinden sich zu einer Welt. Beschleunigt wurde mein Sinneswandel, als ich vor einigen Jahren Vater wurde und zunehmend meine Verantwortung für die Erziehung und Bildung meiner Kinder erkannte. Die entscheidende Frage ist, wer meine Kinder auf welche Weise prägt und wem die beste Zeit ihres Tages gehört. Schule besteht im Grunde aus dem Erforschen der Schöpfung. Wenn nun weltliche Bildung und Wissenschaft darauf angelegt sind, dies unter kam eine ausführliche Antwort. Hier heisst es: «Frère Roger hat so viel von Verge bung gesprochen und geschrieben, dass es unmöglich ist, zu sagen, bei ihm fehle ‹völlig die biblische Einordnung des Menschen als Sün der›.» Dies werde in Taizé bezeugt in der täglichen Eucharistie, in der vor der Kommunion die Worte ge sprochen werden: «Seht das Lamm Gottes, das hinweg nimmt die Sün de der Welt.» Weiter: «Es ist unmög lich, die Eucharistie ernst zu neh men und die Sünde zu leugnen.» Die Brüder von Taizé verstehen die Eucharistie im altkirchlichen Sinn als reale Vergegenwärtigung (nicht Wiederholung!) des Kreuzopfers, wo im Kelch das sakramentale Blut Jesu gereicht wird, «das für euch und die vielen vergossen wird zur Vergebung der Sünden». Zur Behauptung der «Allversöh nung» ohne das Opfer Christi schreibt der Bruder aus Taizé: «Ge stützt unter anderem auf 2. Korin ther 5,19 (Gott hat in Christus die Welt mit sich versöhnt), erhoffte Frère Roger das Heil aller Men schen (nicht nur der Christen). Weil aber gerade nicht alle Menschen heil und versöhnt sind, gründete er ja die Communauté de Taizé und wollen wir als Brüder weiterhin uns
Ausklammerung des Schöpfers zu tun, kann man die Qualität der gewonnenen Erkenntnis in etwa abschätzen. Das Bestreben des Staates ist – heute noch mehr als früher – darauf ausgerichtet, die Kinder so früh wie möglich dem elterlichen Einfluss zu entziehen. Und es ist eine Illusion zu glauben, dass Lehrer, die Gott nicht kennen, unsere Kinder «neutral» unterrichten. Demgegenüber möchten wir an unserer Schule den Kindern tragfähige Werte vermitteln, damit sie die Herausforderungen des Lebens meistern, Verantwortung übernehmen und die Gesellschaft aktiv und positiv prägen, was im Ergebnis genau das Gegenteil eines Rückzugs ist. Und das hat mich überzeugt. DANIEL ALBIETZ
Der Autor ist Anwalt in Riehen BS (www. albietz.biz) und Präsident des Vereins Prisma Schulen (www.prismaschulen.ch).
dafür einsetzten, dass immer mehr Menschen Gottes Versöhnung fin den und empfangen können.» TILBErT MOsEr, Kapuziner kloster Olten
Was heisst Versöhnung? «idea Spektrum» Nr. 4 – «Viele vertrauen den Verheissungen» Es ist für mich nicht erstaunlich, dass der israelische Botschafter an einer Veranstaltung von «Pro Israel» für die vor allem auch von EDUVertretern seit Jahren vertre tene Solidarität mit Israel dankte. An einem Gottesdienst informierte Be’yachad, ein Versöhnungswerk zwischen messianischen Christen und christlichen Palästinensern, über ihre Arbeit. Dabei war die In formation zu hören, dass der Staat Israel den Juden, die einwandern wollen und sich zu Jesus Christus bekennen, die Einreise offenbar verwehrt. Ich würde von Botschaf ter Ilan Elgar gerne hören, wie er sich dazu stellt. Für mich ist Ver söhnungsarbeit eher christliche Solidarität als die polarisierende Ansprache von Avi Lipkin, der kürz lich wegen Rassendiskriminierung und Störung der Glaubens und Kul tusfreiheit verurteilt wurde. rOLF BLATTEr, Bollingen
AKW-Busstag Ein Erdbeben erschüttert Japan in unvorstellbarer Weise. Hunderte von Menschen sterben, und die Atomreaktoren werden abgestellt. Nur – abgestellt ist nicht abgeschaltet. Wenn weder Kühlsystem noch Notstromversorgung weiter funktionieren, kann die Überhitzung der noch abklingenden Kernreaktion nicht kontrolliert werden. Steht die unumkehrbare Kernschmelze bevor? Der Druck im Sicherheitsbehälter steigt, erhöhte Radioaktivität wird festgestellt. Niemand weiss genau, was passiert. Vielleicht hat der grösste anzunehmende Unfall (GAU) schon stattgefunden. Vielleicht werden die Lebensgrundlagen für Zehntausende von Menschen für immer zerstört. Bei uns könne so etwas nicht passieren, lese ich in der Zeitung. Es ist eine Expertenmeinung. Ein Erdbeben in der Schweiz könne im schlimmsten Fall auf eine Stärke 7 kommen. Das Wort «Überheblichkeit» geht mir bei diesen Sätzen einfach nicht mehr aus dem Sinn. Immer wieder geben uns Lebenserfahrungen die Möglichkeit, Busse zu tun. Ich meine dabei nicht dieses einfache «Ich bin sündigModell» oder «Ich bereue-Modell». Ich meine diese tiefe Erkenntnis, dass eine Umkehr – weg von der atomaren Überheblichkeit – möglich ist. Ich meine den festen Willen zum Umdenken, zur Neuorientierung. Ich wünsche mir, dass Schweizer Christinnen und Christen mit Japan vor Augen einen AKW-Busstag einlegen. Busse tun bei der Atomenergie ist ein politischer Umkehrprozess: Weg von der lebenszerstörenden Atomenergie, hin zu Cleantech, zu Energieeffizienz und zu erneuerbaren Energien. In der Schweiz wird die Abstimmung über neue Atomkraftwerke hoffentlich zum Atomenergie-Busstag werden. ErIC NUssBAUMEr Der Autor ist Nationalrat der SP und lebt in Frenkendor f BL.
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DIAKONIE
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Diakoniewerk Bethanien Zürich feier t am 19. März sein 100-Jahr-Jubiläum
Die äussere Form ändert sich, das Anliegen bleibt Zum Diakoniewerk Bethanien gehören Wohn- und Pflegheime, Palliative Care, Kindertagesstätten und ein betreutes Mutter-Kind-Wohnen. Auch wenn äussere Formen wechseln, hat die Diakonie Zukunft.
Wohn- und Pflegeheime, eine Institution für Palliative Pflege, Kindertagesstätten und betreutes Mutter-Kind-Wohnen. Zum Werk gehört ebenfalls das Alters- und Pflegeheim Weyergut in Wabern bei Bern mit 83 Plätzen.
299 Diakonissen zählte das Diakoniewerk am Ende des Zweiten Weltkriegs. Ab 1989 können auch Privatpersonen Mitglied des Vereins werden. In den verschiedenen Institutionen werden 200 Menschen beschäftigt. Das Werk steht der Evangelisch-methodistischen Kirche nahe.
Fredy Jorns ist überzeugt, dass der Gedanke der Diakonie aktueller ist denn je. Pfarrer Hans Lanz unterstreicht: «Die sozialen und gesellschaftlichen Herausforderungen bleiben bestehen. Auch heute gibt es Menschen, die durch das soziale Netz fallen.» Nachdem seit 1983 keine Diakonissen mehr eingetreten sind, wurde mit der Möglichkeit einer Vereinsmitgliedschaft ein wichtiger Schritt hin zu einer
Eigenständiger Arbeitszweig
1874 gründeten vier Methodistenpfarrer in Frankfurt am Main das Mutterhaus eines Diakoniewerks, das in weite Teile Europas ausstrahlte. «Das anfänglich kleine Werk dehnte sich in überra-
Impressum Idea Schweiz Herausgeber: Idea Information AG, 4410 Liestal Verwaltungsrat: Heiner Henny, Präsident; Sam Moser, Stellvertreter; Paul Beyeler, Hans Lendi, Hansjörg Leutwyler, Hanspeter Schmutz Ideelle Trägerschaft: Schweizerische Evangelische Allianz (SEA), Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG), Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) Redaktion: Josefstr. 32, 8005 Zürich, Tel. 044 444 16 44, Fax 044 444 16 49 E-Mail: redaktion@ideaschweiz.ch Internet: www.ideaschweiz.ch Chefredaktor: Andrea Vonlanthen Büro: Bahnhofstr. 65, 9320 Arbon Tel. 071 446 70 02, Fax 071 446 74 88 E-Mail: andrea.vonlanthen@ideaschweiz.ch Redaktor: Thomas Feuz Er weitertes Team: Esther Reutimann, Sibylle Zambon, Christian Bachmann, Mirjam Fisch-Köhler, Marlies Reutimann Praktikum: Benjamin Fisch Inserateservice: Jordi AG – das Medienhaus, Roland Rösti, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 25, Fax 031 819 38 54 E-Mail: inserate@ideaschweiz.ch Aboservice: Jordi AG – das Medienhaus, Ursula Seifried Jordi, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 20, Fax 031 819 38 54 E-Mail: abo@ideaschweiz.ch Abopreise: Jahresabo Fr. 145.–, Seniorenabo Fr. 117.–, Halbjahresabo Fr. 77.–. Das Abo ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar. Konto: PC-Konto 40-788586-4 Idea Information AG, 4410 Liestal Layout/Druck/Versand: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp www.jordibelp.ch
Bilder: zvg
…und morgen?
Tätige Nächstenliebe wird von Diakonissen, Kadermitarbeiterinnen und Vereinsmitgliedern im praktischen Alltag gelebt.
schender Weise aus, da die Arbeit der Schwestern von Ärzten und Kranken gesucht und geschätzt wurde», heisst es im Jahresbericht von 1911. 1885 wurde in St. Gallen die erste «Station» eröffnet, 1887 jene am Zeltweg 23 in Zürich. «1911 verselbständigte sich das Werk in der Schweiz. Dem Zürcher Bethanien gehörten bereits 85 Diakonissen an, die vor allem in der privaten Krankenpflege tätig waren», schreibt Hans Lanz, der von 2000 bis 2010 Pfarrer des Diakoniewerks war. Der Verein erwarb eine Liegenschaft am Zürichberg und errichtete hier das Mutterhaus, das erste Spital und eine Krankenpflegeschule. 1930 wurden ein zweites Krankenhaus und ein Schwesternhaus erstellt, 1965 folgte das achtstöckige Hochhaus an der Restelbergstrasse, das heutige Mutterhaus.
Glaube und tätige Liebe
Diakonissen widmen sich bedürftigen und leidenden Menschen. Im Wortlaut des 19. Jahrhunderts ist von «Armen und Elenden» die
100 Jahre Bethanien Am 19. März feiert das Diakoniewerk Bethanien sein 100-JahrJubiläum, unter anderem mit einem Festgottesdienst im Zürcher Grossmünster. Die 100-seitige, reich illustrierte Festschrift würdigt die segensreiche Tätigkeit der Diakonissen. Mit dem geplanten Neubau in ZürichAltstetten schreibt das Werk ein weiteres Kapitel seiner bewegten Geschichte.
Rede und von grossen Nöten im Zusammenhang mit der Industrialisierung. Die Dienerinnen in der Tracht verpflichten sich zu Ehelosigkeit, Gehorsam und Ar-
Stätte des Segens: Das Diakoniewerk Bethanien in Zürich.
mut beziehungsweise Genügsamkeit. In der Glaubens-, Lebensund Dienstgemeinschaft sind alle Schwestern gleichgestellt. Mit veränderten gesellschaftlichen Verhältnissen rückte der Gedanke der Diakonie zeitweise in den Hintergrund.
Alltag – früher und heute
«Die meisten Diakonissen waren in der Pflege und in Altersheimen tätig. Etliche arbeiteten als Gemeindeschwestern oder Krankenschwestern, führten Krippen oder waren in Kinderheimen tätig», beschreibt Fredy Jorns, der Direktor des Diakoniewerks. Zwischen 1992 und 1998 wurden aidskranke Menschen gepflegt. 1994 entstand das «Birke-Huus» mit Wohn- und Lebensraum für Mütter mit Kindern in Umbruch- und Notsituationen. 1999 wurde das Spital aus ökonomischen Gründen aus dem Gesamtwerk ausgegliedert. Heute führt das Diakoniewerk mehrere
zukunftsgerichteten Diakonie getan. Das Werk startet deshalb zuversichtlich ins zweite Jahrhundert. Und es will weiterhin investieren, in Menschen und in Gebäulichkeiten. Auf einer neu erworbenen Parzelle in ZürichAltstetten sind der neue Hauptsitz, ein Palliative-Care-Angebot, eine Kindertagesstätte und eventuell ein Hotel geplant. «Wir sind offen für eine weitere sozial-diakonische Tätigkeit», sagt Eva Meroni, stellvertretende Direktorin. Die gelernte Hotelfachfrau hat einen Mastertitel in Service Management. Sie ist überzeugt, dass nicht äussere Formen erhalten werden müssen, «sondern die Idee dahinter». Die engagierte Fachfrau ist eine jener Frauen und Männer, die das Diakoniewerk Bethanien mutig und glaubensfroh in die Zukunft führen wollen. THOMAS FEUZ www.bethanien.ch
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TAGESSCHAU
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«Dein Wille geschehe – auch wenn ich es nicht verstehe», singt Magdalena Meier
Leben mit der Diagnose Morbus Bechterew Seit über 30 Jahren lebt Magdalena Meier-Pfeifer aus Rapperswil SG mit der rheumatischen Krankheit Bechterew. Die Schmerzen können ihr Vertrauen in Gott nicht erschüttern. Als Autorin in der Theatergruppe der Kirche im Prisma, «PrismArt«, ist sie mit ihrem Team für den «PrixPlus 2011« nominiert. Kaum öffnet sich die Wohnungstür, begrüsst ein wuschliger Hund seine Herrin. «Bacio unterstützt mich tatkräftig, trägt Einkäufe oder holt die Socken unter dem Bett hervor», lobt Magdalena Meier (47) ihre Haushaltshilfe. Haushaltshilfe? Seit ihrem 16. Lebensjahr lebt die zierliche Frau mit rheumatischen Schmerzen. 2004 erlitt sie eine Erschöpfungsdepression. In dieser schwierigen Zeit wies eine Freundin Magdalena Meier auf Morbus Bechterew hin. Nach ei-
nen: «Menschen mit Behinderungen sind häufig produktiver, weil sie sich nicht ‹verzetteln›.»
Nominiert für «PrixPlus»
Sie machen Theater für Gott: Markus Sommer, Magdalena MeierPfeifer, Martin Ritzmann und Tanja Profico (von links).
ner Odyssee bei mehreren Ärzten bestätigte ein erfahrener Rheumatologe die Vermutung. Magdalena Meier war erleichtert: «Endlich konnte ich mich informieren, welche Therapien sinnvoll sind.» Wichtig ist die Bewegung, um
70 000 Menschen leiden an Morbus Bechterew Morbus Bechterew ist eine rheumatische, schmerzhafte und unheilbare Krankheit. Entzündliche Prozesse befallen vor allem das Kreuzbein-Darmbein-Gelenk und die Wirbelsäule. Im Extremfall versteift sich die gesamte Wirbelsäule. In der Schweiz dürften rund 70 000 Menschen an Bechterew leiden. Von den ersten Symptomen bis zur Diagnose dauert es
durchschnittlich sechs Jahre. Die Schweizerische Vereinigung Morbus Bechterew (SVMB) setzt sich dafür ein, dass die Krankheit früher diagnostiziert wird. So können Betroffene die richtigen Therapien beanspruchen und ihre Lebensqualität verbessern. Bei anhaltenden Rückenschmerzen lohnt sich ein Bechterew-Diagnosetest. www.bechterew.ch
Versteifungen vorzubeugen oder zumindest einzudämmen. Magdalena Meier besucht regelmässig ein Fitnessstudio und macht Pilates und Aquafit. «Ich habe meine Lebensumstände kreativ angepasst und gelernt, von anderen gezielt Hilfe anzunehmen.»
Krankheit und Glaube
In ihrem Elternhaus hat Magdalena Meier ein positives Christsein mitbekommen. Daran konnte auch das Schicksal nicht rütteln. «Natürlich erlebe ich auch Phasen des inneren Schmerzes. Doch Gott kennt den besten Weg für mich.» Sie ist dankbar für ihren Ehemann und ihre grossartige Familie. Schliesslich kann sie der Krankheit auch Positives abgewin-
Dass Magdalena Meier produktiv ist, beweist sie als Schriftstellerin. Schon als Teenager hat sie Gedichte verfasst. In ihrer Leidenszeit wandte sie sich mit einem eigenen Lied an Gott: «Dein Wille, Herr, geschehe, auch wenn ich es nicht verstehe.» Heute verfasst sie Theaterstücke, schreibt für die Kirche im Prisma, Rapperswil, und arbeitet mit kirchlichen, pädagogischen und säkularen Institutionen zusammen. «Mich faszinieren Menschen, Gespräche und Konflikte.» Zusammen mit der Theatergruppe PrismArt ist sie für den «PrixPlus 2011» nominiert. «Darüber freuen wir uns riesig.» Der Event findet am 25. März in Olten statt. Bei den beiden Stücken «David und Goliath reloaded» und «Monolog Himmel» ihrer Theatergruppe führt sie Regie. Das Leben als Autorin ist für Magdalena Meier Teil von Gottes Plan. Wegen des Bechterew musste sie ihre Berufspläne loslassen. Dadurch begann sie, sich intensiv mit dem Schreiben auseinanderzusetzen. Durch ihren verlorenen Beruf hat sie eine neue Berufung gefunden. RETO BALIARDA www.meier-pfeifer.ch
Christliche Nationalräte zu möglichen Flüchtlingsströmen aus Libyen
Die Tür für die Flüchtlinge soll offen bleiben In der letzten Ausgabe recherchierte «idea Spektrum» nach Hilfs- und Missionswerken in Libyen. Nun fragen wir bei christlichen Politikern nach, wie es mit den Flüchtlingen weitergehen soll. Der Tenor der drei befragten Nationalräte: «Je länger der Krieg, desto mehr Menschen werden flüchten», so Erich von Siebenthal (SVP, Gstaad). «Sicher wird es Flüchtlinge geben, die in der Schweiz Zuflucht suchen werden», meint Maja Ingold (EVP, Winterthur). Bild: René Eberhard
Andreas Brönnimann (EDU, Belp) meint: «Eine grosse Flüchtlingswelle wird es meiner Ansicht nach aber nicht geben.»
Humanitäre Tradition
Der EDU-Nationalrat weiter: «Selbstverständlich halten wir die Türen für diese Flüchtlinge offen. Die humanitäre Tradition der Schweiz ist auch gegenüber einem Staat gültig, der die Schweiz mehrfach diskriminierte und sogar auflösen wollte.» Von Siebenthal meint: «Wenn Menschen in Gefahr sind, ist es unsere Aufgabe,
sie vorübergehend aufzunehmen. Und die Kräfte zu unterstützen, die eine Rückkehr in ihr Land ermöglichen. Das heisst: Stabilität und Aufbau unterstützen.»
Möge Friede einkehren
«Ich bin sicher, dass Jesus all diese Menschen liebt. Er kann die Wunden dieser geplagten und enttäuschten Menschen heilen. Beten wir dafür, dass er sich diesen notleidenden Menschen offenbart und sie Zuflucht und Geborgenheit in seinen starken Armen suchen und finden werden», sagt
EDU-Mann Brönnimann weiter. Im Sinne aller drei Nationalräte kann Maja Ingolds Statement verstanden werden: «Die Grundwelle des Aufstehens ganzer Bevölkerungen gegen korrupte und autoritäre Diktaturen erfüllt mich neben der grossen Besorgnis auch mit Hoffnung auf mehr Gerechtigkeit in dieser Welt. Möge der Kampf der unterdrückten Mitbewohner dieser Erde für Freiheit, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie zum Frieden beitragen. Das heisst auch zum Religionsfrieden.» BENJAMIN FISCH
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Das Bild der Woche JAPAN Ein Polizeioffizier betet vor einem Toten in der Stadt Sendai City, die weithin zerstรถrt ist. ideaSpektrum 11.2011
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Weltweit wird gebetet: Gott, hilf Japan! KATASTROPHE Was in Japan geschieht, hat unter Christen weltweit eine Welle des Mitgefühls ausgelöst.
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ie schwerste Katastrophe Japans seit dem Zweiten Weltkrieg war am 11. März durch ein Seebeben vor der Nordostküste mit nachfolgendem Tsunami verursacht worden; weitere Nachbeben folgten. Die Zahl der Todesopfer steigt stetig; es wird befürchtet, dass mehr als 10.000 Menschen ihr Leben verloren haben. Hunderttausende mussten ihre Häuser verlassen.
Japanische Allianz: Betet für uns! Die christliche Minderheit in Japan ruft zu weltweiter Fürbitte auf. Nur 1,5 % der Japaner sind Christen; davon sind rund 600.000, etwa 0,5 %, Protestanten. Der Generalsekretär der Japanischen Evangelischen Allianz, Kiyoshi Gushiken (Tokio), erklärte: „Die Menschen leben in Angst; bitte betet für uns!“ Die Generalsekretäre der Asiatischen und der Weltweiten Evangelischen Allianz, Richard Howell (Neu Delhi) und Geoff Tunnicliffe (New York), versichern, dass die evangelikale Gemeinschaft den Betroffenen zu Hilfe eilen werde. Unterstützung komme von den mit der Allianz verbundenen Hilfswerken, die in Japan tätig sind. Dazu gehören u. a. World Vision und die Heilsarmee.
Foto: PR
EKD: Apokalyptisches Ausmaß In vielen Gottesdiensten wurde im deutschsprachigen Europa der betroffenen Japaner gedacht. Evangelische Bischöfe und Kirchenleiter brachten ihr Erschrecken und ihr Mitgefühl zum Ausdruck. Gleichzeitig mahnten sie den Ausstieg aus der Kernenergie an. Der EKD-Ratsvorsitzende, Präses Nikolaus Schneider (Düsseldorf), bezeichnete die Atomkraft als „nicht menschengerecht“: „Wenn Unfälle wie nun in Japan solche apokalyptischen Ausmaße annehmen können, stellt sich die Frage, ob man überhaupt eine Technik wie Atomkraft nutzen soll. Es kann nur eine Antwort geben: Wir müssen so schnell wie möglich aus dieser Technik herauskommen.“ Auch wenn die deutschen Atomkraftwerke einen hohen Sicherheitsstandard hätten, so könne man „auch mit einem Rest an Risiko nicht leben“.
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„Zivilisatorischer Super-GAU“? Nach Einschätzung des Wirtschaftswissenschaftlers Prof. Gerald Mann (München) könnte als Folge der Katastrophe in Japan im schlimmsten Fall ein „zivilisatorischer Super-GAU“ eintreten. Sollte in großer Menge Radioaktivität aus den Atomkraftwerken austreten, so wären die Konsequenzen für Japan verheerend und für die Weltwirtschaft immens, erklärte Mann gegenüber idea. Wenn sich 30 bis 40 Millionen Bewohner des Großraums Tokio auf die Flucht begeben müssten und die Versorgung zusammenbräche, wäre ein Vielfaches an Menschenleben bedroht wie durch das Seebeben und den Tsunami.
Diakonie: Gefahr der Kernenergie „sträflich unterschätzt“ Die Diakonie Katastrophenhilfe (Stuttgart) erklärte, die Gefahren der Atomenergie seien „sträflich unterschätzt“ worden. Wegen der Gefahr einer Verstrahlung musste das christlich-humanitäre Hilfswerk humedica (Kaufbeuren) ein fünfköpfiges Einsatzteam zurückziehen, das sich bereits in Tokio befand. Wie der Öffentlichkeitsreferent des Hilfswerks, Steffen Richter, gegenüber idea sagte, habe man den Einsatz besonders von Ehrenamtlichen angesichts der unsicheren Lage im Blick auf die Radioaktivität nicht verantworten können. Ein späteres Engagement beim Wiederaufbau sei aber möglich.
Religionen in Japan Kirchenmitglieder 1,5% Religionslos 4,3%
4.839 Missionare aus 33 verschiedenen Ländern in Japan. Moslems 0,1 % Baha'i 0,01 %
Neue Religionen 24,4 % Buddhisten/
Schintoisten 69,6%
1.477 aus den USA 546 Korea 122 - Deutschland 87 - Norwegen 80 - Finnland 76 - Großbritannien 74 - Kanada 50 - Australien aus anderen Ländern 2.327
Gesamtzahl der Bewohner Japans 126.475.664
JA PA N TOKIO HAUPTSTADT
Im Vordergrund (rotes Dach): Deutsche Evangelische Kreuzkirche in Tokio. Hier sind keine Häuser zusammengestürzt, aber es brannte und der öffentliche Verkehr wurde eingestellt.
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Viele Missionare wollen bleiben und helfen VERSTRAHLUNG IN JAPAN Wie protestantische Werke mit der Gefahr einer nuklearen Katastrophe umgehen. die Stimmung unter den übrigen 15 Mitarbeitern. Sie hätten sich bei einer Krisensitzung am 13. März entschlossen, im Land zu bleiben. Man versuche, gemeinsam mit der Gemeinde in Inazawa einen Überblick zu bekommen, wie man den Menschen am besten helfen könne.
Marburger Mission: Ein Bibelcamp wird zum Flüchtlingslager Die Stiftung Marburger Mission hat zwei Familien aus dem Großraum Tokio in ein Zwischenquartier in der Missionszentrale in Kobe, rund 450 Kilometer südlich von Tokio, verlegt. „Damit konnten die Familien vorübergehend die potenzielle Gefahrenzone verlassen“, teilte Missionsreferent Wolfgang Winkler (Marburg) mit. Die Mission unterstützt mit sechs Familien und Einzelpersonen die geistliche Entwicklung im Land. Winkler zufolge gibt es Pläne, das Bibelcamp der Mission bei Kobe zu einem Flüchtlingslager umzuwidmen. Dort könne man bis zu 60 Personen aufnehmen, die wegen der drohenden atomaren Strahlung den Norden verlassen haben.
ÜMG: Bewahrung in Sendai
Bewahrt: Das Ehepaar Thomas befand sich zum Zeitpunkt des Erdbebens außerhalb der Stadt. Als sie zurückkehrten, lag ihr Wohnhaus in Trümmern.
Deutschland zurückzukehren. Fünf hätten das Angebot genutzt, so Öffentlichkeitsreferent Reinhart Henseling. Vor allem die Eltern der meist jungen (zwischen drei Monaten und zwei Jahren tätigen) Missionare seien in Sorge um das Wohlergehen ihrer Kinder.
„Wir stehen in einem Konflikt“ „Wir stehen in dem Konflikt, dass wir einerseits als Christen den Menschen hier in unseren Gemeinden und den Opfern der Katastrophe helfen möchten, andererseits aber uns selbst nicht unnötig großen Gefahren aussetzen wollen“, zitiert Henseling
Von den zehn deutschen Mitarbeitern der Überseeischen Missionsgemeinschaft (ÜMG) in Japan sind zwei derzeit auf Heimaturlaub in Deutschland. Die anderen richteten sich auf schwere Wochen ein, sagte Missionsleiter Hans Walter Ritter (Mücke bei Gießen). Ein Krisenstab sei eingerichtet. Die meisten Mitarbeiter wollten ausharren. Sollte doch eine Evakuierung nötig werden, würden zunächst die Familien mit Kindern ausgeflogen. Wie Ritter ferner berichtet, habe ein Missionarsehepaar aus Südafrika – Rod und Glenda Thomas – , das für die ÜMG in der Großstadt Sendai im Norden des Landes arbeitet, mitten in der Katastrophe den Schutz Gottes erlebt. Sie hätten Christen im Landesinnern besucht, als ihre Stadt vom Tsunami überschwemmt wurde. Als die beiden von dem Besuch zurückkehrten, lag ihr Wohnhaus in Trümmern. Die Mission
ist mit 120 internationalen Missionaren in Japan tätig.
Die Liebenzeller Mission fliegt Frauen und Kinder aus Die Liebenzeller Mission evakuiert einen Teil ihrer 17-köpfigen Missionsmannschaft. Ein Ehepaar und eine Diakonisse bleiben vor Ort, weil an ihren Einsatzorten in Okutama rund 100 Kilometer westlich von Tokio und Oiso 80 Kilometer südlich von Tokio keine Gefahr droht. Alle anderen Familien wurden am 14. März in den Süden des Landes verlegt. Die Frauen und Kinder werden von dort ausgeflogen, die Männer haben eine vorläufige Unterkunft im Zentrum der Allianz-Mission im Großraum Nagoya im Südwesten Japans gefunden. Wie es dort weitergeht, steht noch nicht fest.
DMG evakuiert Mitarbeiter Die Deutsche Missionsgemeinschaft (DMG) in Sinsheim bei Heidelberg will ihre fünf Missionare aus Yokohama evakuieren, die in einem Gemeindegründungsprojekt und einem christlichen Kindergarten tätig waren. Die Stadt gehört zum Ballungsgebiet von Tokio. Sie seien auf dem Weg in Richtung Süden, um von dort ausgeflogen zu werden. In Tokio habe es kurzfristig keine Flüge mehr gegeben. Man sorge sich um ihre Sicherheit. Wie es mit der Arbeit weitergeht, steht noch nicht fest. Allerdings sei die DMG auch weiter im Land aktiv, nämlich über die Katastrophenhilfe internationaler Partnerorganisationen.
61 katholische Missionare im Land Das überregionale Evangelische Missionswerk in Deutschland (Hamburg) beschäftigt keine Missionare in Japan. Von katholischer Seite gibt es noch keine Informationen, wie es ihren 61 Missionaren aus Deutschland in Japan geht. P
Missionare aus Deutschland in Japan: Katholiken: Evangelikale: Kirchliche:
61 61 0
Foto: ÜMG
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nterschiedlich reagieren in Japan tätige Missionswerke aus Deutschland auf die wachsende nukleare Bedrohung im Land. Einige Werke fliegen ihre Mitarbeiter aus, andere koordinieren vor Ort Hilfseinsätze. Das ergab eine idea-Umfrage. „Die Gefahr durch atomare Strahlung ist zurzeit schlecht abzuschätzen. Es gibt unterschiedliche Berichte über den Zustand in den Kernkraftwerken und die Strahlenbelastung“, teilte die AllianzMission (Dietzhölztal-Ewersbach/Mittelhessen) des Bundes Freier evangelischer Gemeinden mit. Da das Arbeitsgebiet der Mission in Inazawa bei Nagoya rund 600 Kilometer vom Atomkraftwerk Fukushima entfernt ist – dort droht eine Kernschmelze -, seien die Mitarbeiter nicht in akuter Gefahr. Allen neun Kurzzeitmissionaren sei es jedoch freigestellt worden, nach
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P OR T R ÄT
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Fast 60 Jahre als Missionar in Japan – und ohne Angst JAPAN Über 100 Missionare sind aus dem deutschsprachigen Europa in Japan tätig. Einer, der dort am längsten wirkt – nämlich seit 58 Jahren – , ist Gotthold Beck. Ruhestand kennt der 81-Jährige nicht.
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as war wie in einem winzigen Boot auf einem reißenden Fluss.“ So hat Gotthold Beck in Tokio das bisher schwerste Beben in Japan erlebt. Der 81-Jährige ist dort seit 1953 Missionar. Als am 11. März um 14.45 Uhr Ortszeit die Erde zu beben anfängt, leitet Beck gerade eine christliche Versammlung im Haus eines befreundeten Professors in Tokio. 60 Besucher sitzen auf dem Fußboden im Wohnzimmer, um miteinander Gottes Wort zu hören, zu singen und zu beten. „Auf einmal fing es an zu wackeln und zu schütteln. Wir haben Fenster und Türen geöffnet, um für den Fall des Falles nach draußen laufen zu können“, erinnert er sich. Doch von Panik keine Spur. „Im besten Fall gehen wir gemeinsam zum Herrn“ – dies sei die Grundstimmung in der Runde gewesen, wobei Tokio von Schäden relativ wenig betroffen war – im Gegensatz zu anderen Teilen Japans.
Foto. privat
Keine Angst vor Erdbeben Vor Erdbeben hat man in Japan keine Angst, denn täglich bebt irgendwo im Land die Erde. Rund 5.000 Mal im Jahr. Doch eine so starke Erschütterung wie dieses Mal, das ist auch für Japaner eine neue Erfahrung. Man hat aber nicht damit gerechnet, dass durch das Beben und den anschließenden Tsunami auch Atomkraftwerke beschädigt werden. Wie schlimm die Lage wirklich ist, kann man nicht abschätzen. Den Beschwichtigungen der Regierung glaubt Beck jedenfalls nicht. Flucht kommt für ihn dennoch nicht infrage. Sein Platz ist bei der kleinen christlichen Minderheit im Land. Nur 1,5 % der 127 Millionen Japaner sind Christen. Als junger Mann will Beck eigentlich nach Afrika gehen, um zu missionieren. Mission liegt ihm quasi im Blut. Denn sein Vater hat die Deutsche Missionsgemeinschaft (DMG) in Sinsheim bei Heidelberg gegründet. Doch stattdessen erlebt er eine Berufung nach Japan. Der Lehrer aus Baden-Württemberg – der an der Bibelschule Beatenberg in der Schweiz eine theologische Ausbildung absolviert – hört von Japan, dass viele Menschen religiös entwurzelt sind – eine Folge des Zweiten Weltkrieges. Denn da hatte der japanische Kaiser darauf verzichtet, weiter als Gott verehrt zu werden. Für Beck ist klar: Der Kaiser war nie Gott. Doch er will nun den Menschen den Weg zum wahren Glauben weisen. Zunächst reist er mit der DMG und der Liebenzeller Mission aus. Später werden die unabhängigen evangelikalen Brüdergemeinden in Deutschland seine Missionspartner. Nach 15 Monaten kommt seine Verlobte Mina nach. Die beiden heirateten und bekommen sechs Töchter. Im Laufe der Jahre wird der Familie deutlich, dass es für sie kein Zurück nach Deutschland mehr gibt. Sie sind lebenslänglich berufen. Heute bekennt Beck: „Wenn ich Japanisch spreche, fühle ich wie ein Japaner.“ Er startet seinen Missionsdienst im Norden. Als das Ehepaar die Möglichkeit bekommt, kostenlos ein Haus in Tokio zu beziehen, sehen sie in diesem unerwarteten Geschenk den Willen Gottes – und sie ziehen nach Tokio um.
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Gotthold Beck mit seiner Ehefrau Mina
Er gründete bisher 40 Gemeinden Von dort aus gründet Beck im ganzen Land Gemeinden. Inzwischen sind es 40. Doch das sieht er nicht als sein Verdienst an. Er hat von Anfang an auf Teamarbeit gesetzt, sagt er heute. Als Einzelkämpfer hätte er nichts ausrichten können. Warum? „Niemand kommt von sich aus zu einer christlichen Veranstaltung“, beobachtet Beck. Wer kommt, ist vorher von Christen eingeladen worden.
Christliche Hochzeiten sind gefragt, aber … Äußerlich sind die Japaner nach seinen Beobachtungen dem christlichen Glauben nicht abgeneigt. „Christliche Hochzeiten“ ganz in Weiß stehen hoch im Kurs. Doch dadurch werden die Menschen geistlich nicht verändert. Vielmehr bleibt der Buddhismus die dominierende Religion. Das zeigt sich vor allem am Ende des Lebens. Auch wenn die Japaner sich vielfach als säkular verstehen: Man lässt sich trotzdem buddhistisch beerdigen – und zahlt dafür hohe Beträge an einen der Tempel. Das verlangt die Tradition. Beck: „Bei uns Christen gibt es alles gratis – aber das überzeugt die Japaner nicht.“
Es geschieht nichts, was Gott nicht zulässt Im Laufe seines Dienstes ist Beck durch Höhen und Tiefen gegangen. Drei Töchter sind gestorben, eine nach der Geburt, eine an Krebs, eine bei einem Verkehrsunfall. „Sie sind bereits in der oberen Heimat“, sagt er heute. Und er fügt hinzu: „Es geschieht nichts, was Gott nicht zulässt.“ Das gilt nicht zuletzt auch für das Erdbeben. Dennoch kehren die wenigen christlichen Gemeinden nun nicht einfach zur Tagesordnung zurück. Man sucht den Kontakt zu Christen in den am schwersten von der Naturkatastrophe betroffenen Regionen. Und derzeit laufen die ersten Hilfsprojekte an, für Christen wie für Nichtchristen. P
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G L AU BE NSLE BE N
Wie kann ein Gott der Liebe so etwas zulassen? THEOLOGIE Nach jeder großen Katastrophe stellen sich Christen wie Nichtchristen diese Frage. Der evangelische Theologe Prof. Dr. Werner Thiede von der Universität Erlangen-Nürnberg versucht eine Antwort.
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ie Naturkatastrophe in Japan ist in ihren Auswirkungen besonders desaströs, weil sie mit einer von Menschen gemachten Katastrophe verschränkt ist. Bekanntlich haben die Japaner sowohl das negative Potenzial der Naturgewalten als auch das mögliche Versagen der Atom-Technologie sträflich unterschätzt. Gleichwohl stellt sich angesichts dieses furchtbaren Geschehens nicht nur die Frage nach menschlicher Schuld. Vielmehr drängt sich ähnlich wie schon bei früheren Naturkatastrophen – namentlich bei den Seebeben von Lissabon im Jahr 1755 und bei dem noch folgenreicheren, unvergessenen von 2004 – eine Anklage gegenüber Gott auf: Wie kann der angeblich gute Schöpfer solch unermessliches Leid zulassen? Sind derartige Ereignisse nicht Indizien dafür, dass es keinen Gott gibt, der „Liebe“ ist, wie es doch in 1. Johannes 4,8 und 4,16 heißt?
Am Ende wird es sich zeigen …
Der Verzicht auf Allmacht Indem der Schöpfer eine eigenständige Welt als – vorerst unvollkommene, leidvolle – Schöpfung setzt, konstituiert er ein
Die Wucht des Tsunami hob in Otuchi eine Fähre auf ein Hausdach.
Gegenüber, das ihn selbst begrenzt. Er muss sich selbst zurücknehmen, um der unvollkommenen Welt jenseits seiner eigenen Heiligkeit Raum zu geben. Das schließt einen spürbaren Verzicht auf die Ausübung seiner Allmacht ein. Doch dieser für ihn wie für die Welt schmerzliche Verzicht ist so vorläufig wie die Unvollkommenheit der Weltgestalt überhaupt. Er ist so wenig endgültig, wie das Kreuz es gewesen ist. Wenn Gott der einst „alles in allem“ sein wird, wird die Allmacht seiner Liebe am Ziel sein. Christlicher Glaube darf noch inmitten erschütternden Leids auf den Sieg der Liebe Gottes vertrauen. Und er vertraut keineswegs nur blind: Von Jesu Kreuz und Auferstehung her ist er verstehendes Vertrauen.
Katastrophen rufen zum Umdenken auf Jesus zufolge rufen Katastrophen zum Umdenken auf: nicht nur zur Umorientierung hinsichtlich der Verbesserungsmöglichkeiten etwa in Richtung einer menschenfreundlicheren Technologie, sondern vor allem zur Umkehr hin zu Gott. Nicht der Schöpfer ist der Angeklagte, sondern wir Geschöpfe sind es. Wir sind es gerade dann, wenn wir uns dadurch zu entschuldigen suchen, dass wir Gott beschuldigen oder verleugnen. Aber Gott erweist sich im Zeichen des Gekreuzigten als Liebe, indem er die fällige Anklage in Gnade verwandelt. Die berechtigte Frage nach dem Zusammenhang von Gott und Leid kann hier auf tiefste Antwort stoßen. Die Erfahrung von schrecklicher Sinnlosigkeit kann hier zum Anlass werden, letzten Sinn zu entdecken. Möge das Wort vom Kreuz nun im heimgesuchten Japan vermehrt Gehör finden – und auch hierzulande die nachdenklich Gewordenen Der Autor, Prof. neu bewegen! P Werner Thiede
Fotos: Fähre/Reuters; Thiede/PR
Nun stehen diese Bibelstellen freilich in einem Zusammenhang, in dem auf das Kreuz Jesu Christi Bezug genommen wird. Gerade von daher, ja nur von daher lässt sich eine Antwort auf die Frage nach Gottes Schuld oder nach Gottes „Abwesenheit“ erschließen. Selbst wenn fromme Menschen oft geneigt sind zu sagen, es gebe in dieser unserer Welt einfach keine solche Antwort und sie könne erst jenseits dieser Weltzeit erhofft werden, so unterstellen sie damit immerhin, dass sie dereinst möglich sein werde. Anders ausgedrückt: Es muss einen – wenngleich uns noch verborgenen – Sinnzusammenhang geben, der Gott als Liebe und das Leid in seiner Schöpfung auf einen Nenner zu bringen vermag. Wer das abstreitet, der leugnet den guten Gott – und damit jeglichen übergreifenden Sinn des Lebens und der Welt. Will man so weit nicht gehen, sollte man die Möglichkeit offenhalten, dass dieser Sinnzusammenhang sich schon inmitten dieser Weltzeit kundgetan haben könnte. Christlicher Glaube beansprucht, dass genau dies mit dem Kommen, Sterben und Auferstehen Jesu geschehen sei. Gerade am Kreuz des einen Gottessohnes ist darum auch ablesbar, dass Gott trotz und inmitten größten Leids sich als Liebe erkennen und festhalten lässt. Der Tod des von Gott Gekommenen offenbart, dass Gott dort nicht fern ist, wo gelitten wird. Und seine Auferstehung offenbart, dass Gott unterwegs ist, die Vergänglichkeit seiner Schöpfung zu besiegen. Am Ende wird sich zeigen, dass die vollendete Schöpfung in ihrer ewigen Herrlichkeit alles zuvor geschehene Leid weit mehr als aufwiegt. Warum Gott diesen schwierigen Weg mit der von ihm geschaffenen Welt gehen musste, erschließt sich gerade von seinem Wesen als Liebe her.
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China: Wenn Gemeinden zu schnell wachsen VOLKSREPUBLIK CHINA Hier wachsen die christlichen Gemeinden so schnell, dass es kaum noch zu schaffen ist, genügend Pastoren auszubilden.
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egen des starken Wachstums der Christenheit in China ist die Ausbildung von Pastoren und Gemeindeleitern die größte Aufgabe. Das berichtete der Vorsitzende der Patriotischen DreiSelbst-Bewegung, Fu Xianwei (Schanghai), bei einem Besuch in New York. Die Bewegung ist eine Dachorganisation der staatlich anerkannten evangelischen Gemeinden in der Volksrepublik. Laut Fu gibt es mehr als 23 Millionen Protestanten in China, einschließlich der Christen in staatlich nicht anerkannten Gemeinden. Diese Zahl differiert von anderen Schätzungen, die zwischen 40 Millionen und 130 Millionen schwanken. Am häufigsten ist von 90 Millionen Christen die Rede, von denen 18 Millionen Katholiken sein sollen.
Christen in China
Volksrepublik China
1949 1990 2010
1.300 Millionen Bürger Atheisten Chinesische Religion (v. a. Buddhismus) Protestanten Katholiken
2 Millionen 35 Millionen 90 Millionen
Zunahme seit 1949:
Christen 4.400 % Bevölkerung 132 %
49,5 % 36,8 % 6,0 % 1,3 %
(Es handelt sich um Schätzungen)
Auf 15 Gemeinden kommt ein Pastor Fu bezifferte die Zahl der Gemeinden auf etwa 57.000. Jedes Jahr kämen viele neue hinzu. Man habe aber nur 3.700 Pastoren und etwa 5.000 ordinierte Älteste sowie 25.000 nicht-ordinierte Prediger. Die theologische Ausbildung geschehe an 21 Seminaren und Bibelschulen mit insgesamt etwa 1.800 Studenten. Rund 12.000 Absolventen arbeiteten in den Gemeinden. Trotzdem könne man mit dem Gemeindewachstum nicht Schritt halten.
Es dauert lange, bis man Gemeindemitglied wird Zum Glauben an Jesus Christus kämen Chinesen zum einen durch persönliche Kontakte, aber auch durch Großveranstaltungen. Die sogenannten „Erweckungsversammlungen“ fänden meist rund um das chinesische Neujahrsfest statt. Ihre Größe reiche von 1.000 bis 8.000 Besuchern; 4.000 bis 5.000 seien normal. In eine Gemeinde aufgenommen werden könne man nach einer sechsmonatigen Schulung in den Grundlagen des Glaubens. Jeden Abend treffe man sich etwa zwei Stunden lang zu diesen Kursen. Nach fünf Monaten müssten die Teilnehmer Prüfungen ablegen. Wenn der Pastor zustimme, könne der Absolvent danach die Taufe beantragen. Erst dann werde man Gemeindemitglied. P
Die größte staatlich anerkannte evangelische Kirche befindet sich in Hangzhou bei Schanghai. Unten: Besonders in den geheimen evangelikalen Hauskirchen lassen sich immer mehr taufen.
„Höhere Gewalt“ bremst atheistische Aktion an der Universität Fotos: Eichler/idea/Kretschel; Übrige/PR
US-STUDENTEN Eisige Temperaturen beendeten die atheistische Tauschaktion „Schmutz gegen Schmutz“
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tudenten an der Universität von San Antonio (Texas) boten ihren Kommilitonen an, die Bibel, den Koran oder die Thora (Fünf Bücher Mose) gegen PornoHefte einzutauschen. Die Atheisten wollten damit ihre Ansicht unterstreichen, dass religiöse Texte ebenso „obszön“ seien wie Pornografie; sie enthielten etwa Schilde-
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rungen von Kinder- und Völkermord. Doch heftige Schneefälle und eisige Temperaturen führten dazu, dass die Aktion am 3. Tag abgebrochen wurde, so das atheistische Internetportal wissenrockt.de. Einige Christen konnten der Kampagne sogar etwas Gutes abgewinnen: Immerhin werde so der Glaube zum Gesprächsthe-
ma an der Universität. „Ich sehe, dass Gott dies für einen höheren Zweck nutzt“, meinte der Student Alex Liu. Christliche Gruppen verbündeten sich, um gemeinsam für den Glauben einzustehen. Die Universitätsverwaltung hatte die Aktion der Atheisten gebilligt: Ihnen stehe das verfassungsmäßige Grundrecht der Meinungsfreiheit zu.P
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Brasilien: Aus Karnevalisten wurden Christen TOLLE TAGE Im brasilianischen Karneval haben junge Christen dazu beigetragen, dass mehr als 1.000 Menschen Christen wurden.
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on dieser Steigerung geht der Direktor des Evangelisationseinsatzes in der drei Millionen Einwohner zählenden Stadt Salvador da Bahia, Jorge Santos, aus. Während der „tollen Tage“ sind in der Karnevalshochburg rund 1,5 Millionen Menschen auf der Straße. Rund 400 Mitarbeiter der evangelikalen Organisation „Jugend mit einer Mission“ sowie aus örtlichen Gemeinden mischten sich unter sie und luden zu Gesprächen über Jesus ein. In Brasilien geht der Karneval mit viel Alkohol und sexuellen Ausschweifungen einher.
2020: Jeder 2. evangelikal? Im katholisch geprägten Brasilien erleben evangelikale Gemeinden – vor allem Pfingstkirchen – starkes Wachstum. Der durchschnittliche Jahreszuwachs beträgt mehr als 7,4 %. 2011 wird die Zahl der Evangelikalen auf über 57 Millionen steigen; das wären etwa 30 % der Bevölkerung. 2020 werden sie mehr als die Hälfte der dann 209 Millionen Brasilianer stellen, wenn das Gemeindewachstum anhält. Das hat das Forschungsinstitut „Dienst für Pastoren und Leiter“ (SEPAL) errechnet. Zu den his-
Brasilien: Immer mehr Protestanten 192 Mio. Einwohner
BRASILIA HAUPTSTADT
83,8%
Rio de Janeiro
60% 33% 9% 1991 heute 1991 heute Katholiken Protestanten
2,5% 7,0% 1991 heute Konfessionslose
© lideaGrafik
torischen evangelischen Kirchen zählen rund 5 %, von ihnen sind 0,5 % lutherisch.
Das bedeutet nicht Erweckung Forschungsleiter Luis André Brunet warnt jedoch davor, diese Zahlen mit Erweckung gleichzusetzen. Die Oberflächlichkeit und der zunehmende Materialismus des brasilianischen Lebens färbten auch auf Christen ab. Viele trennten scharf zwischen religiösem und säkularem Leben. Gemeindeleitern fehlten Kenntnisse in Theologie, Kirchenlehre und Missiologie. P
Karneval in Rio: farbenprächtiger Festwagen einer der zahlreichen Sambaschulen
NOTIERT EU: „Skandalentscheidung“ Als „Skandalentscheidung“ hat der Europaabgeordnete Martin Kastler (CSU) die Annahme von zwei Berichten durch das Europäische Parlament in Straßburg gerügt. Dabei ging es um den „Abbau gesundheitlicher Ungleichheiten in der EU“ und um die „Gleichstellung von Frauen und Männern in der EU“. Kastler: „Die Berichte erklären Abtreibung unverhohlen zu einer Methode der Familienplanung und der Verhütung. Das ist grausamer Hohn am Recht auf Leben!“ Vergeblich hatte der katholische Politiker mit anderen christlichen Abgeordneten versucht, diese Passagen zu vermeiden. Dem Bericht der portugiesischen Sozialistin Edith Estrela zufolge sollte die EU garantieren, „dass Frauen sich problemlos Empfängnisverhütungsmittel besorgen können und ein Recht auf einen sicheren Schwangerschaftsabbruch haben“. Es zeige sich, so Kastler, „dass die antichristlichen Kräfte durchaus den Einfluss haben, Mehrheiten für eine ‚Kultur des Martin Kastler Todes’ zu schaffen“.
Neu: Ledige Christen vernetzen Lebensperspektiven für Ledige in Landesund Freikirchen möchte der Verein „Es muss was Anderes geben“ (EmwAg) aufzeigen. „Das Leben in der Fülle, das Gott seinen Nachfolgern schenken will, ist nicht an den Familienstand ‚verheiratet’ gebunden. Doch wenn man in die christlichen Gemeinden blickt, hat man oft den Eindruck, dass es so ist“, sagte Pfarrerin Astrid Eichler zu idea. Die 52-Jährige wurde in einem Festgottesdienst in Berlin in ihr neues Amt als Bundesreferentin des Vereins EmwAg eingeführt. Der Verein wurde 2009 gegründet. „In vielen Regionen gibt es inzwischen Regionalteams, die ein Netzwerk bilden und Freizeiten und Tagungen organisieren“, so Eichler. Auf diese Weise werde ein Leben in Gemeinschaft auch für Alleinstehende möglich. b www.emwag.de Astrid Eichler 03322 439225 ideaSpektrum 11.2011
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Sollen Christen für den Atomausstieg eintreten? JAPAN Angesichts der Katastrophen in Japan wird besonders in Deutschland die Frage diskutiert: Sollte der Betrieb von Atomkraftwerken baldmöglichst eingestellt werden?
„Wir sollten so bald wie möglich auf erneuerbare Energieträger umsteigen.“
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Heute sollten wir überlegen, was wir tun können, um den Menschen in Japan zu helfen. Eine energiepolitische Diskussion ist demgegenüber nachrangig. Die EKD hat sich zur Kernenergie immer wieder und zuletzt in einem Beschluss der Synode vom Herbst 2010 sehr klar geäußert: „Bereits seit 1987 formuliert die Synode der EKD ihre ablehnende Haltung gegenüber dieser Form der Energiegewinnung, die aus ihrer Sicht mit dem biblischen Auftrag, die Erde zu bebauen und zu bewahren, nicht zu vereinbaren ist. Deshalb sollte so bald wie möglich auf erneuerbare Energieträger umgestiegen werden. Im Herbst 2010 hat die Bundesregierung den Energiekonsens aus dem Jahr 2001 aufgehoben und damit eine neue energiepolitische Auseinandersetzung in die Gesellschaft getragen, die zur Erreichung einer zukunftsfähigen Energieversorgung nicht erforderlich gewesen wäre. Der
„Die Sicherheitsstandards für Kernkraftwerke in Deutschland gehören zu den höchsten weltweit.“
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KONTRA
Wir sind zutiefst betroffen über die tragischen Ereignisse in Japan. Unser Mitgefühl gehört der japanischen Bevölkerung. Zunächst gilt es, Japan mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu helfen. Angesichts der Schäden, die das Erdbeben an japanischen Kernkraftwerken verursacht hat, ist darüber nachzudenken, welche Konsequenzen für die Kraftwerke in Deutschland gezogen werden müssen. Die Bundesregierung hat schnell und verantwortungsvoll gehandelt und die Laufzeitverlängerung für die Kernkraftwerke für drei Monate ausgesetzt. Gleiches gilt für die Entscheidung von Ministerpräsident Stefan Mappus und Umweltministerin Tanja Gönner, sofort alle badenwürttembergischen Kernkraftwerke durch Experten auf ihre Sicherheit zu überprüfen. Die Sicherheit hat für uns bei der Kernkraft oberste Priorität. Die Sicherheitsstandards für den Betrieb von
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Prof. Dr. Hans Diefenbacher (Mannheim) ist Beauftragter des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für Umweltfragen.
Umstieg auf erneuerbare Energieträger ist möglich, auch ohne Kernkraft als ‚Brückentechnologie’ zu verwenden. Zwar ist die Eintrittswahrscheinlichkeit eines großen Unfalls in einem Kernkraftwerk aus technischer Sicht sehr niedrig, doch steigt das Risiko großtechnischer Anlagen mit hoher Laufzeit wieder an. Das Schadenspotenzial eines solchen Unfalls wäre so groß, dass der weitere Betrieb solcher Anlagen nicht akzeptabel ist. Es gibt Alternativen der Energieversorgung.“ Über die Katastrophe in Japan wissen wir noch viel zu wenig. Es scheint aber so zu sein, dass auch eine sehr umfassende Sicherheitstechnik in hochindustrialisierten Ländern mit Situationen konfrontiert werden kann, die nicht einkalkuliert worden sind. Das sollte auch jene nachdenklich machen, die Atomenergie bislang für beherrschbar hielten. P
Paul Nemeth (Böblingen) ist Mitglied des Landtags von Baden-Württemberg, energiepolitischer Sprecher der CDULandtagsfraktion und katholischer Christ.
Kernkraftwerken in Deutschland gehören zu den höchsten weltweit. Auch drohen in Deutschland keine katastrophalen Erdbeben wie in Japan. Sollten sich Gefährdungspotenziale auftun, müssen aber umgehend Konsequenzen gezogen werden. Wenn es aus Sicherheitsgründen notwendig ist, werden wir auch einzelne Kraftwerke abschalten. Gleiches sollten unsere europäischen Nachbarn tun. Wir müssen aber prüfen, welche Konsequenzen eine mögliche Beschleunigung des Ausstiegs aus der Kernkraft auf die Energieversorgung hat. Es gilt, auch weiterhin die Klimaschutzziele, Versorgungssicherheit und bezahlbare Energiepreise zu gewährleisten. Bei einem schnelleren Ausstieg aus der Kernkraft sind hier Einschnitte zu befürchten. Als Christ sind für mich sowohl die Bewahrung der Schöpfung wie auch die Sicherung des Lebensstandards der Bürger von entscheidender Bedeutung. P
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T H E OLO GI E
Gerät die Welt aus den Fugen? ENDZEIT Wenn selbst den Kommentatoren säkularer Medien nach den Katastrophen in Japan nur noch das Wort „Apokalypse“ einfällt, stellt sich für Christen umso drängender die Frage, wie sie die dramatischen Ereignisse angemessen deuten können. Ein Kommentar von Pastor Klaus Jürgen Diehl (Wetter/Ruhr), bis 2008 Leiter des Amtes für missionarische Dienste in Westfalen.
Dazu kommen die Unruhen in Nordafrika … Und als ob das nicht alles schon schlimm genug wäre, erschüttern heftige politische Unruhen gleich mehrere arabische Länder, wobei momentan noch gar nicht abzuschätzen ist, ob das zu mehr Freiheit und Gerechtigkeit führt oder aber in Chaos und Anarchie endet und die Situation der in diesen Ländern lebenden Christen weiter verschlimmert.
… und die Gier von Börsenspekulanten Schließlich hat uns die unersättliche Gier von Bankern und Börsenspekulanten eine globale Finanzkrise mit einem gigantischen Schuldenberg beschert. Und das Erschreckendste: Die Verantwortlichen scheinen nichts daraus gelernt zu haben. Längst geht die Zockerei an den Börsen weiter und verantwortungslose Banker und Wirtschaftskapitäne füllen sich mit Millionen-Boni weiter ihre ohnehin schon prall gefüllten Taschen …
Steht das Ende der Welt bevor? Wer als Christ nüchtern die Ereignisse in unserer Welt verfolgt, kommt nicht um die Erkenntnis herum, dass unsere Gegenwart ein immer deutlicheres apokalyptisches Gefälle aufweist, das über die Vorzeichen eines bevorstehenden Weltendes in früheren Epochen weit hinausweist. Gewiss, auch in früheren Jahrhunderten waren die apokalyptischen Zeichen der Zeit deutlich mit Händen zu greifen: So wütete im Mittelalter immer wieder die Pest und raffte dabei große Teile der Bevölkerung dahin. Im 17. Jahrhundert tobte der 30-jährige Krieg, der große Teile Europas in Schutt und Asche legte. In diesen unterschiedlichen Zeiten, in denen oft auch die Christen von Krieg, Chaos und Verfolgung bedroht waren, nahmen sie ihre Zuflucht zu der Hoffnung, die Wiederkunft Jesu Christi stünde unmittelbar bevor. Heute stellen wir fest: Es ist damals nicht eingetreten, was diese Christen erhofften und wofür doch so vieles sprach.
Es gibt keinen exakten Fahrplan Wenn wir die Endzeitreden Jesu und andere apokalyptische Texte des Neuen Testaments wie z. B. die Offenbarung des Johannes aufmerksam studieren, so werden wir darin deutliche Hinweise auf die dramatischen Ereignisse in unsern Tagen als Vorzeichen für ein bevorstehendes Ende entdecken können. Wir sollten dabei allerdings nicht der Versuchung erliegen, daraus einen exakten Fahrplan für die letzte Phase der Weltgeschichte bis zur Wiederkunft Jesu zu entwickeln. Leider haben sich immer wieder Christen dazu verleiten lassen, in ihrer Deutung der Zeichen der Zeit jene Grenze zu überschreiten, die von Jesus selbst klar gezogen wurde: „Von dem Tag aber und von der Stunde weiß niemand, auch die Engel im Himmel nicht, sondern allein der Vater“ (Matthäus 24,36). Wer immer behauptet, er könne genauere Angaben über das Ende der Welt bzw. die Wiederkunft Jesu machen, der maßt sich ein Wissen an, das selbst Jesus nach seinen eigenen Worten verborgen blieb. Doch auch wer diese von Jesus gesetzte Grenze respektiert, sieht sich durch die zahlreichen biblischen Hinweise auf die Endzeit dazu herausgefordert, näher herauszufinden, was die Stunde in Gottes universalem Heilsplan heute geschlagen hat.
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Handelt es sich wirklich um eine Apokalypse, d. h. um einen Fingerzeig Gottes, mit dem er uns Entscheidendes über den Lauf der Welt „enthüllt“ (so die wörtliche Übersetzung)? Hinter uns liegt ein Jahrzehnt, in dem die Menschheit immer wieder bis in ihre Grundfesten erschüttert wurde. Der 11. September 2001 mit dem Anschlag muslimischer Fanatiker auf das Welthandelszentrum in New York und das Verteidigungsministerium in Washington markiert dabei einen tiefgreifenden Einschnitt. Seitdem ist die Welt bedroht durch einen Terrorismus, der vor nichts zurückschreckt und der in vielen Ländern der Erde bisher schon Tausenden von Menschen das Leben gekostet hat. Nicht genug damit: Naturkatastrophen häufen sich in einem Tempo, das uns schwindeln lässt. Es ist ja gerade mal gut ein Jahr her, dass ein schlimmes Erdbeben Haiti verheerte und über 200.000 Menschenleben kostete. Wenige Monate später wurden weite Teile Pakistans durch sintflutartige Regenfälle überschwemmt. Millionen von Menschen wurden obdachlos und verloren Hab und Gut. Erst vor wenigen Wochen erschütterte ein Erdbeben Neuseeland und zerstörte große Teile der Stadt Christchurch. Und nun das schreckliche Erdbeben in Japan mit einer zerstörerischen Tsunamiwelle von ungeheurer Wucht und dem drohenden Super-GAU in mehreren Atomkraftwerken, deren verheerende Folgen man sich noch gar nicht auszudenken wagt.
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Ein Mädchen sitzt weinend in einer Straße der völlig zerstörten Stadt Natori im Nordosten der japanischen Hauptinsel Honshu.
Die Stunde Gottes Dazu nur einige Beispiele. So nennt Jesus als Vorzeichen des Endes „große Erdbeben“ (Lukas 21,11): Das Erdbeben in Japan in der vergangenen Woche war das schwerste je gemessene Beben in diesem so erdbebenanfälligem Land. Jesus kündet an: „Die Kräfte des Himmels werden ins Wanken geraten“ (Markus 13,25). Wir deuten es als Anzeichen der drohenden Klimakatastrophe, die mit Überschwemmungen, orkanartigen Stürmen und sich ausbreitenden Dürreperioden zahlreiche Völker in ihrer Existenz bedroht. Weiter warnt Jesus: „Die Völker werden verzagen vor dem Brausen und Wogen des Meeres“ (Lukas 21,25). Wer denkt dabei nicht unwillkürlich an die zerstörerische Wucht des Tsunamis; ein Phänomen, das uns in dieser Dimension bis vor wenigen Jahren noch gänzlich unbekannt war. Doch nicht genug der Hinweise auf kosmische Krisen und Katastrophen, die zu einem „Gräuelbild der Verwüstung führen“ (Matthäus 24,15), das uns momentan das Fernsehen Tag für Tag vor Augen führt.
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Die Verfolgung der Christen Zu den Vorzeichen des Endes gehören Kriege und Auseinandersetzungen – und vor allem auch die Verfolgung, Verführung und Unterdrückung von Christen: „Sie werden euch der Bedrängnis preisgeben und euch töten. Und ihr werdet gehasst werden um meines Namens willen … (Matthäus 24,9). Wohl in keiner Epoche der bisherigen Kirchengeschichte wurden so viele Christen um ihres Glaubens willen unterdrückt und verfolgt wie in der Gegenwart. So vergeht kaum ein Tag, an dem nicht über einen Anschlag auf einen christlichen Gottesdienst, die Ermordung eines christlichen Politikers oder das Todesurteil gegenüber einem vom Islam konvertierten Christen berichtet wird. Manche biblischen Aussagen, auf die sich Christen früherer Jahrhunderte keinen rechten Reim machen konnten, erscheinen
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THEMA
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mit einem Male höchst brisant und aktuell. Wenn etwa der 2. Petrusbrief das Ende der Welt u. a. mit den Worten ankündet: „Die Elemente aber werden vor Hitze schmelzen“ (2. Petrus 3,10), so lässt uns das heute unwillkürlich an das drohende atomare Inferno angesichts einer Kernschmelze denken. Und wer Offenbarung 17 und 18 mit dem Bild vom Aufstieg und Fall der Hure Babylon aufmerksam liest, bekommt eine Anschauung davon, wie die nächste globale Finanzkrise womöglich zum Zusammenbruch des gesamten kapitalistischen Systems führt, in dem „in einer Stunde der ganze Reichtum verwüstet ist“ (Offenbarung 18,17).
Jesus kommt wieder! Es ist unübersehbar: Vieles spitzt sich heute in einer Weise zu, dass einzig die Wiederkunft Jesu und das mit ihm anbrechende Friedensreich als realistische Lösung für die immens angewachsenen Probleme in unserer Welt erscheint. Offensichtlich hat sich die Menschheit – berauscht von ihren Errungenschaften in Wissenschaft und Technik – maßlos darin überschätzt, die Probleme dieser Welt lösen zu können. Christen sollten angesichts dieser Situation die wiederholt im Neuen Testament ausgesprochene Mahnung zur Nüchternheit und Wachsamkeit beherzigen, weil „der Tag des Herrn kommen wird wie ein Dieb in der Nacht“ (1. Thessalonicher 5,2). Christliche Hoffnung, die diesen Namen verdient, ist darum immer Naherwartung: Sie rechnet damit, dass sich die Wiederkunft Jesu im Horizont des eigenen Lebens ereignet. Sie teilt die sehnsuchtsvolle Erwartung der urchristlichen Gemeinde vom Schluss der Johannes-Apokalypse: „Amen, ja, komm, Herr Jesus!“ (Offenbarung 22,20). Zugleich legt solche Hoffnung nicht die Hände in den Schoß, sondern packt beherzt das an, was Jesus seinen Jüngern zu tun aufgetragen hat: „Handelt bis ich wiederkomme!“ (Lukas 19,13). P
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Der Sohn des lebendigen Gottes ENTSCHEIDENE FRAGE Vor seinem Tod stellte Jesus den Jüngern die große Frage: „Wer bin ich?“ Petrus erhielt ein wunderbares Lob für seine Antwort – und kurz darauf den schlimmsten Tadel seines Lebens. Dabei ging es Jesus darum, den Jüngern den entscheidenden Grund für seine Mission auf der Erde zu erklären. Dazu eine Auslegung des Bestsellerautors Titus Müller (München).
Was hat er vor?, fragte sich Petrus. Sie waren weit in den Norden gewandert, an die Grenze zur Provinz Syrien. Hier lebten nur wenige Juden, man kannte Jesus nicht. Aber obwohl sich jeder der Jünger die gleiche Frage stellte – Petrus sah es an ihren Gesichtern – wagte keiner, den Meister zu fragen. Der leuchtend weiße Marmortempel zu Ehren des Kaisers war weithin zu sehen, er thronte über Paneas als römisches Machtsymbol. In der Stadt und der Region herrschte der Vierfürst Philippus, er hatte Paneas zu Cäsarea Philippi umbenannt, zu „Philippus’ Stadt des Kaisers“. Sie wanderten die Straße nach Damaskus hinauf. Rechts und links schmiegten sich Dörfer an die Hänge, und syrische Baalstempel protzten mit ihren hohen Eingangsportalen. Petrus fühlte sich fremd in diesem Landstrich. Zur Mittagszeit zogen sie sich in den Schatten eines alten Olivenbaums zurück und rasteten. Jesus war still, er wirkte angespannt. Mit einem Stock malte er im Sand der Straße, während sie unter dem Baum im kargen Gras lagerten.
Petrus trank ein paar Schlucke aus dem Wasserschlauch. Das kühle Nass tat ihm gut. Plötzlich sah Jesus hoch und musterte ihn. „Wer bin ich?“, fragte er. Er sah nach Petrus auch den anderen ins Gesicht, bei jedem verharrte er einen Moment. War Jesus deshalb so still gewesen? Petrus wagte kaum zu atmen. Hatte er von ihrem Gespräch gestern Abend gehört? Er war doch fort gewesen, hatte sich zum Gebet zurückgezogen gehabt. Sie hatten in kleiner Runde beisammengesessen und sich gefragt, was es bedeuten würde, wenn sie auf den Falschen gesetzt hätten, wenn er gar nicht der Messias wäre. „Er muss es einfach sein“, hatte Nathanael gesagt. Thomas fragte: „Und wenn nicht?“ „All die Wunder, die Heilungen“, sagte Nathanael. „Und was er von Gott erzählt, diese Weisheit kann kein Mensch besitzen.“
Ist Jesus wirklich der verheißene Messias? Aber Thomas beharrte: „Wir können es nicht sicher wissen. Die Schriftgelehrten zweifeln an ihm, der größte Teil des Volks zweifelt. Müsste der wahre Messias nicht von allen erkannt werden?“ „Hört auf.“ Matthäus schüttelte den Kopf. „So war es doch nie bei Gott. Er hat oft mit den wenigen zusammengearbeitet. Außerdem ist Jesus erst am Anfang des Weges, bald erkennen ihn alle!“ „Wenn er nicht der Messias ist“, hatte Petrus gesagt, „ist unser Leben verpatzt, das ist wahr. Aber ich glaube an ihn. Er kommt von Gott, mehr noch, er ist Gott.“ Er hatte es selbstsicher ausgesprochen. Und anschließend hatte er eine schlaflose Nacht verbracht, in der ihn die Sorge geplagt hatte, dass er es einfach zu sehr glauben wollte und sich in etwas verrannte.
Was sagt ihr, wer ich bin? Jetzt packte sie Jesus bei ihrer Angst. War er deshalb so weit fortgewandert mit ihnen, um in Ruhe, fernab der Volksmengen, mit ihnen über die Zweifel zu reden? Er liest unsere Gedanken, dachte Petrus. Ist das nicht ein weiterer Beweis dafür, dass er Gott ist? Jakobus stammelte: „Die Leute sagen, du bist ein Prophet. Seit vierhundert Jahren hat keiner mehr mit solcher Vollmacht zu uns gesprochen.“ Er blickte zu Boden.
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Da kam Jesus in die Gegend von Cäsarea Philippi und fragte seine Jünger und sprach: Wer sagen die Leute, dass der Menschensohn sei? Sie sprachen: Einige sagen, du seist Johannes der Täufer, andere, du seist Elia, wieder andere, du seist Jeremia oder einer der Propheten. Er fragte sie: Wer sagt denn ihr, dass ich sei? Da antwortete Simon Petrus und sprach: Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn! Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Selig bist du, Simon, Jonas Sohn; denn Fleisch und Blut haben dir das nicht offenbart, sondern mein Vater im Himmel. Und ich sage dir auch: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen. Ich will dir die Schlüssel des Himmelreichs geben: Alles, was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein, und alles, was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel gelöst sein. Da gebot er seinen Jüngern, niemandem zu sagen, dass er der Christus sei. Seit der Zeit fing Jesus an, seinen Jüngern zu zeigen, wie er nach Jerusalem gehen und viel leiden müsse von den Ältesten und Hohenpriestern und Schriftgelehrten und getötet werden und am dritten Tage auferstehen. Und Petrus nahm ihn beiseite und fuhr ihn an und sprach: Gott bewahre dich, Herr! Das widerfahre dir nur nicht! Er aber wandte sich um und sprach zu Petrus: Geh weg von mir, Satan! Du bist mir ein Ärgernis; denn du meinst nicht, was göttlich, sondern was menschlich ist. Matthäusevangelium 16,13–23
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„Jesus im Kreise seiner Jünger“: Kreidezeichnung aus dem Jahr 1634 von Rembrandt van Rijn (1609–1669)
„Manche behaupten, du bist Jeremia“, ergänzte Andreas. „Jeremia, der wiedererstanden ist.“ Johannes sagte: „Und viele im Volk denken, du bist Elia. Oder Johannes der Täufer – sie glauben, er wurde nach seiner Hinrichtung wieder lebendig gemacht.“ Jesus schaute ernst in die Runde. „Und ihr?“, fragte er. „Was sagt ihr, wer ich bin?“
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Ihm schossen Tränen in die Augen Er weiß es, dachte Petrus. Er weiß genau, was in meinem Herzen vorgeht. Ihm schossen Tränen in die Augen. „Du bist Christus“, sagte er, „der Sohn des lebendigen Gottes.“ Das Gesicht des Meisters hellte sich auf. „Du Glücklicher! Das hat dir mein Vater offenbart, der in den Himmeln ist.“ Er erhob sich. „Ihr wisst bereits viel. Aber es gibt noch Dinge, die ihr erfahren müsst. Ich werde nach Jerusalem gehen und dort vieles erleiden vom Hohen Rat. Man wird mich töten. Am dritten Tag werde ich auferweckt …“ „Nur das nicht!“ Petrus stand ebenfalls auf. „Geh nicht nach Jerusalem.“ Er trat an Jesus heran. „Sie wollen dich töten? Dann müssen wir uns von Jerusalem fernhalten. Dir darf nichts zustoßen!“ „Fort von mir, Satan!“, fuhr ihn Jesus an. Petrus verstand nicht. Er wich zurück. Was hatte den Meister so erzürnt? Wollte Jesus sterben? Oder hatte er, Petrus, den Meister beleidigt, indem er seiner Vorhersage widersprochen hatte? „Du willst nicht, was göttlich ist“, erklärte Jesus, „sondern was menschlich ist.“ Petrus hatte das Gefühl, dass sich ihm die Kehle zuschnürte. „Bitte erkläre es mir“, sagte er leise. „Ich versteh’s nicht.“ Da richtete sich Jesus auf. Er schien zu strahlen, und seine Stimme klang machtvoll. „Ich bin das Ebenbild des unsichtbaren Gottes“, sagte er. „Der Erstgeborene vor aller
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Schöpfung. Durch mich ist alles in den Himmeln und auf der Erde geformt, das Sichtbare und das Unsichtbare, Throne und Herrschaften und Naturgewalten, alles ist durch mich und zu mir hin geschaffen.“ Die Frage, die sie alle gehabt hatten – er beantwortete sie in kraftvoller Klarheit. Obwohl er, Petrus, gerade den schlimmsten Tadel seines Lebens erhalten hatte, fühlte er sich gestärkt durch das, was Jesus sagte. Selten hatte der Meister so deutlich von seiner Herkunft gesprochen. Jesus streckte die Arme aus. „Ich bin vor allem, und alles besteht durch mich. Ich bin der Anfang, und ich werde der Erstgeborene von den Toten sein, damit durch mich alles mit mir versöhnt wird. Ich mache Frieden durch mein Blut.“ Da war es wieder. Wieso sprach er von Blut und Tod? Johannes fragte: „Heißt das, dass du sterben wirst?“
„Versteht ihr nicht? … Das war ich!“ „Versteht ihr nicht?“ Jesus kauerte sich nieder und streichelte über die grünen Halme. „Das war ich, ich habe sie gemacht.“ Er stand auf und rührte an die knorrige Rinde des Ölbaums. „Das war ich.“ Er zeigte zum Hang. „Die Ziegen, die dort grasen, sind meine Geschöpfe.“ Er nahm Petrus am Arm. „Auch ihr Menschen, ihr seid mein. Ich wünsche mir, dass ihr bei mir seid. Ich vermisse euch. Deshalb werde ich leiden bis zum Blut.“ „Du sprichst vom Sterben“, sagte Petrus, „als würde es helfen. Aber wie kann der Tod etwas Gutes sein?“ Jesus antwortete: „Das verstehst du noch nicht. Ich bin hier, um euch zu befreien.“ In seinem Kopf drehte sich alles. Es erschien Petrus unmöglich, die Antworten von Jesus zu entwirren. Sicher war, Jesus war Gottes Sohn, sie folgten dem Richtigen. Und wenn Gott etwas tat, um sie zu befreien, war das durch und durch gut. P
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Wenn sich Magere fett fühlen ESS-STÖRUNGEN An Magersucht sowie Bulimie (Fress-Brech-Sucht) leiden im deutschsprachigen Raum fast eine Million Menschen – 90 % sind Frauen. In ihrer demnächst erscheinenden Biografie „So schwer, sich leicht zu fühlen“ beschreibt Déborah Rosenkranz, wie sie sich fast zu Tode hungerte und doch den Weg aus der Krise schaffte. idea druckt vorab exklusiv einige Auszüge. Ja, ich war dick. Ich hasste es, mit meinen superschlanken Freundinnen in ihren winzigen Bikinis im Schwimmbad zu liegen. Dennoch wäre ich nie auf die Idee gekommen, auf Pommes mit Ketchup und Mayonnaise zu verzichten. In der Schule schämte ich mich, wenn ich an der Tafel stand. Immer dachte ich: „Die finden mich bestimmt alle furchtbar fett.“ Als ich in eine neue Klasse kam, riefen alle Mädchen: „Ist das ein Mädchen?“ Und die Jungs: „Ja, und sie ist fett!“ Ich war nicht hübsch genug und eindeutig zu fett. Mit 12 Jahren – ich war knapp 1,70 Meter groß – hatte ich schon 76 Kilogramm erreicht.
Mein Freund – der Hunger Zur gleichen Zeit begann ein Fitness-Kurs, den meine Krankenversicherung anbot – kostenlos, mit eigenem Trainer. Ich war sofort dabei und ging neben meinen HandballTrainingsstunden auch noch ins Fitnessstudio. Noch dachte ich, es würde reichen, als Diät einfach „FDH“ („Friss die Hälfte“) zu machen. Ich fing also an, auf meine Ernährung zu achten. Es waren zu Beginn nur Kleinigkeiten, wie mal das Abendessen zu streichen und stattdessen nur einen Apfel zu essen. Oder Sonntagnachmittags: Es gab immer leckeren Kuchen. Doch ich blieb nun hart und trank nur meinen Kaffee, während mir das Wasser im Mund zusammenlief. Mein Magen knurrte wie verrückt, doch ich blieb eisern. Aus meinem Kampf gegen die Pfunde wurde bald ein Kampf gegen mich selbst. Es ging nicht mehr um die schlanke Linie. Ich wurde magersüchtig. Dabei wurde der Hunger mein Freund. Denn jedes Mal, wenn mein Magen so heftig knurrte, stellte ich mir vor, wie mein Körper jetzt an meine Fettreserven ging und ich dünner wurde! Um den Hunger besser ertragen zu können, ging ich sehr viel früher ins Bett als alle anderen. Somit kam ich nicht in die Versuchung, noch etwas zu essen. Ich lag oft wach und hatte Mühe einzuschlafen, doch das war es mir wert. Dass ich mich schon nach kurzer Zeit ständig an Stühlen und an der Wand festhalten musste, weil mir durch die strenge Diät schwindelig wurde, störte mich nicht. Der Verzicht auf das Abendessen zeigte so viel Wirkung, dass ich bald auch morgens auf das Frühstück verzichtete. Mittags stocherte ich auf meinem Teller herum und kaute jeden Bissen mindestens 100-mal. Hauptsache, ich nahm ab! Eine Weile lebte ich nur noch von Babybrei. Die Waage zeigte nun 58,5 Kilogramm.
Man sah meine Knochen, doch ich fühlte mich fett Mir fiel nicht auf, dass meine Knochen begannen, überall herauszustehen. Dennoch fühlte ich mich fett und aufgeschwemmt. Mir fehlte inzwischen jeder Bezug zur Realität. Immer wieder wurde ich inzwischen von Leuten angesprochen, ob in meinem Elternhaus etwas nicht stimmen würde. Oft wird es einfach darauf geschoben, wenn ein Mädchen magersüchtig wird. Doch in meinem Fall war das nicht so! Meine Mutter arbeitete in einem Büro in der Stadt und mein Vater war Pastor einer richtig tollen Gemeinde, in die ich sehr gern ging. Ich freute mich, wenn ich sonntags auf der Bühne singen durfte. Ich konnte mich dort richtig ausleben. Doch ich merkte auch, dass ich mich aufgrund meines gestörten Essverhaltens mehr und mehr aus allem zurückzog. Ich war es leid, Sonntag für Sonntag Ausreden finden zu müssen, wieso ich kein Stück Kuchen wollte oder weshalb ich beim gemeinsamen Mittagessen nicht dabei sein konnte. Ich wollte nicht jedem erklären müssen, wieso ich meinen Salat ohne Dressing esse oder warum ich auf einmal den Kaffee schwarz trinke.
Panik – vor dem Abendmahl! Große Panik hatte ich vor dem Abendmahl. Das Einnehmen von Brot und Wein war für alle ein Fest – doch für mich nur ein großer Kampf. Ich durfte doch keine Kohlehydrate zu mir nehmen, geschweige denn Alkohol! So drückte ich mich immer öfter um den Kirchenbesuch. Eigentlich hatte ich Gott immer als meinen guten Freund betrachtet, mit dem ich über alles reden konnte. Auch das änderte sich, und ich sprach immer seltener mit ihm. Dann redete ich mir ein, dass Gott schließlich keine Ahnung davon haben konnte, wie es war, dick zu sein, und mit Kalorienzählen hatte er sicher auch nichts am Hut. Warum ihn also damit belästigen? Es gab allerdings auch Dinge, die mich schockierten. Beim Kämmen fand ich immer wieder große Haarbüschel in der Bürste. Mir war ständig kalt, auch im Sommer, da mein Körper einfach keine Fettschicht mehr besaß. Meine Periode kam immer unregelmäßiger, bis ich sie gar nicht mehr hatte. Das fand ich in den ersten Monaten richtig schlimm, obwohl man von Magersüchtigen ja sagt, sie wollen so wenig Frau wie möglich sein. In meinem Fall war das nicht so! Ich sehnte mich ja gerade danach, eine hübsche, begehrenswerte Frau zu sein! Ich wog noch 47 Kilogramm. ideaSpektrum 11.2011
Folgende Punkte können auf eine Ess-Störung hinweisen:
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• Der/Die Betroffene findet sich immer zu dick, auch dann noch, wenn andere sie oder ihn zu dünn finden. Es besteht eine panische Angst davor, zuzunehmen. • Über bestimmte Körperteile wird immer wieder genörgelt. „Ich habe zu kurze Beine, einen zu dicken Bauch, zu breite Hüften ...“ • Die Gedanken kreisen nur ums Essen und um die Figur. Der/Die Betroffene betrachtet sich häufig im Spiegel, wiegt sich oft. Eine bestimmte Kleidergröße muss erreicht oder eingehalten werden. • Rituale beim Essen. Es wird extrem langsam, extrem heiß oder extrem kalt gegessen. Jeder Bissen wird viele Male gekaut, winzige Portionen genommen, das Essen auf dem Teller hin und her geschoben, aber nichts gegessen, heimlich ausgespuckt usw. • Verzehr von Baby-, Kindernahrung und von breiiger Kost • Mahlzeiten werden ausgelassen. Begründung: Sie/Er hat schon gegessen, hat keinen Hunger, hat Bauchschmerzen … • Der Betroffene kauft gern Essen ein, bekocht andere und animiert sie zum Essen, isst aber selbst nicht mit. • Geschwollene Speicheldrüsen und Verletzungen im Mundwinkelbereich können auf Erbrechen hindeuten. Häufiges Frieren, Kreislaufprobleme, Schwindel, Haarausfall können Warnsignale für Magersucht sein. • Exzessives Sporttreiben: nicht weil es Spaß macht, sondern um abzunehmen – besonders nach dem Essen. Es wird Fahrrad gefahren, gejoggt, egal wie das Wetter ist, beim Fernsehen Gymnastik gemacht usw. • Der/Die Betroffene zieht sich von seinen/ihren Freunden zurück, vernachlässigt Hobbys und ist zunehmend allein. Wenn mehrere der Anzeichen zu beobachten sind, sollten Sie das Verhalten bei einer Beratungsstelle oder einem Arzt abklären lassen. Die deutsche Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hilft unter: 0221 892031 oder www.bzga-essstoerungen.de
Foto: Caro
„ … denn unsere Tochter stirbt …“ Einmal kam ich nach einem Konzert erst kurz vor 2 Uhr morgens wieder nach Hause. So leise wie möglich schlich ich mich am Zimmer meiner Eltern vorbei. Da hörte ich meine Eltern weinen! Ich kapierte, dass sie für mich beteten und dabei beide herzzerreißend schluchzten. Ich sackte zusammen. Mitten in der Nacht lagen sie wach und beteten für ihre Tochter! „Bitte hilf uns, Herr, denn unsere Tochter stirbt …“ Ich konnte nicht glauben, was ich da hörte. Stand es wirklich so schlimm um mich? Ich hatte gedacht, sie würden nur übertreiben, wenn sie meinten: „Du musst etwas essen, sonst geht es nicht mehr lange …“ Konnten sie das tatsächlich ernst gemeint haben? Ich blickte an mir herunter auf meinen ausgemergelten Körper. Es musste etwas dran sein an dem, was sie mir immer wieder sagten, das wurde mir jetzt klar, denn sonst würden sie wohl kaum nachts Gott um meine Rettung anflehen. Ich klopfte an die Tür meiner Eltern. Ich nahm meinen Mut zusammen und erzählte ihnen, dass ich sie gehört hatte. All der Schmerz, den ich in mir getragen hatte, kam nun aus mir heraus. Ich fiel meinen Eltern in die Arme. Ich konnte nicht mehr! Ich sagte ihnen, dass ich unbedingt wieder gesund werden wollte. Außerdem wollte ich gemeinsam mit ihnen auch Gott um seine Hilfe bitten. Ich wollte die gleiche Kraft, die sie aus ihrem Glauben gezogen hatten, um meine Krankheit zu überstehen, auch für mich! Meine Mutter brach vor Freude in Tränen aus. Es war ein Moment, der uns allen gezeigt hat, dass die Liebe alles möglich machen kann.
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Ich lief in mein Zimmer und holte die drei Tafeln Schokolade, die ich dort schon ewig „für später“ aufhob. Ich brach von jeder eine Ecke ab und lutschte sie so langsam wie möglich, um sie richtig genießen zu können. Es war für mich unglaublich schwierig, wieder mehr zu essen. Auch weil mein Magen es überhaupt nicht mehr gewohnt war, richtige Nahrung zu sich zu nehmen. Ich hatte extrem starke Bauchschmerzen und ein ständiges Stechen in der Seite. Doch ich gab mir alle Mühe, mehr zu mir zu nehmen.
Ein Schock: Man sagt, ich sehe wieder gut aus Dass das alles aber noch keine wirkliche innere Veränderung war, bemerkte niemand. Man bekommt nicht einfach aus heiterem Himmel eine Essstörung, und wenn man dann wieder isst, ist alles gut. Die Essstörung ist ja nur ein Symptom für Probleme, die viel tiefer liegen: in einer gestörten Selbstwahrnehmung. Ich litt also nach wie vor, wenn mir wieder jemand sagte, dass es schön sei, dass ich zugenommen hätte. Für mich war es schockierend, wie schnell ich an Gewicht zulegte! All die verbotenen Lebensmittel machten mich plötzlich unwiderstehlich an. Ich hatte mich nicht mehr im Griff. Als nach einigen Wochen von allen Seiten die Bemerkungen kamen: „Du siehst wieder richtig gut aus“, war das für mich der Abgrund. „Du siehst wieder gut aus“ bedeutete für mich so viel wie „Du bist wieder fett!“ Schneller als ich schauen konnte, war ich wieder dick geworden! Ich war 14 Jahre alt und wog 81 Kilogramm.
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In meiner Klasse litten 40 % der Mädchen an Essstörungen
Meine Heilung – ein Wunder!
Wir zogen in eine andere Stadt, was ganz gut für mich war, da ich noch einmal neu anfangen konnte. Doch ich landete in einer Klasse, in der ungefähr 40 % der Schülerinnen an einer Essstörung litten. Ich werde nie vergessen, wie ich einmal nach dem Kochunterricht die Toilette aufsuchte und von allen Seiten von Würgelauten überrascht wurde. Ich hatte mich oft gefragt, wie die Mädchen alle so schlank blieben, obwohl sie so viel ungesundes Zeug in sich hineinstopften. Jetzt wusste ich es: Sie litten an Bulimie und gingen nach dem Essen auf die Toilette, um jede Mahlzeit sofort wieder loszuwerden! Es war ein Klassentrend geworden, über den man offen sprach. Ein Mädchen meinte: „Weißt du, wenn mal nicht alles rauskommt, dann stecke ich mir einfach die Zahnbürste in den Hals.“ Auch Abführmittel, Apfelessig und Nulldiät waren beliebte Methoden, um abzunehmen, und in den Pausen gab es kein anderes Thema. Schon bald hatten die anderen mich mit ihrem Schlankheitswahn wieder angesteckt. Auch wenn ich mich anfangs dagegen gesträubt hatte und es ziemlich eklig fand, hatte mich die Art, das Gewicht zu halten – indem man sich den Finger in den Hals steckt und das Gegessene wieder erbricht –, nun auch in den Fängen. Doch die Bulimie ist eine Krankheit, die einen innerlich zerfrisst. Sie begleitet einen überall hin, und es gibt auch keine Pause von ihr. Nach jedem Essen flüstert sie in dein Ohr: „Lass uns auf Toilette gehen. Merkst du nicht, dass du zu viel gegessen hast?“ Die Krankheit hatte mich komplett von der Außenwelt isoliert und total verändert. Eigentlich lebte ich nicht mehr mein Leben, sondern die Krankheit lebte mich.
Heute habe ich ein normales Gewicht von 62 Kilogramm bei einer Größe von 1,71 m. Wenn ich mein heutiges Leben mit einem Wort beschreiben müsste, würde es „Wunder“ lauten. Es gibt wirklich Heilung von der Magersucht. Auch wenn das ein langer, schwieriger Weg ist. Normalerweise braucht man als essgestörter Mensch allerdings neben der Unterstützung von Familie und Freunden unbedingt die Hilfe eines erfahrenen Therapeuten. Dass ich mich von meinen Essstörungen lösen konnte, ohne eine Therapie zu machen, ist ganz sicher ein Wunder gewesen. Der Glaube an Gott war für mich der wichtigste Punkt. Ich habe daraus die Kraft geschöpft, die ersten Schritte zu tun, weil er mir die Hoffnung gegeben hat, dass ich aus den Ketten dieser Sucht rauskommen kann! Der Hauptunterschied zu damals ist für mich ganz klar: Ich weiß, wer ich bin! Was mich lange wirklich krank gemacht hat, war der ständige Vergleich mit anderen Menschen. Da waren immer diese Fragen: „Esse ich wirklich weniger als alle anderen? Bin ich schlanker als die-und-die?“ Wenn ich mitbekam, dass ein anderes Mädchen abgenommen hatte, wurde ich sofort eifersüchtig. Diese Zeit ist vorbei. Ich habe mich endgültig in das Leben verliebt. Ich lebe, ich lache und – ich esse! P
Die große Wende Eines Tages gab ich mit meiner damaligen Band ein Konzert auf einem christlichen Jugendevent und sprach auch über den Glauben an Gott, so wie es dort erwartet wurde. Ich wusste genau, was ich zu sagen hatte, auch ohne es zu leben. Immerhin war ich damit aufgewachsen. Während ich redete, fühlte ich, wie leer ich doch eigentlich war und wie falsch ich lebte. Diese Menschen im Saal waren viel zufriedener mit ihrem Leben und viel echter als ich, die ich da so wichtig auf der Bühne stand! Nach dem Konzert fühlte ich mich wie die größte Heuchlerin der Welt. An diesem Abend betete ich nach einer langen Zeit zum ersten Mal wieder. Ich schluchzte ganz simple Worte, in der Hoffnung, dass Gott jemandem wie mir noch zuhören würde: „Ich weiß, ich habe so ziemlich alles falsch gemacht, was ich hätte falsch machen können. Ich habe versucht, mein Leben selbst in die Hand zu nehmen, nur um zu erkennen, dass ich ohne dich aufgeschmissen bin. Ich weiß nicht, ob du jemandem wie mir überhaupt noch vergeben kannst. Wenn du noch willst, dann verzeih mir bitte und schenk mir noch eine Chance. Es tut mir leid!“
Die Autorin: Déborah Rosenkranz Sie erkrankte im Alter von 12 Jahren an Magersucht und verfiel später auch der Bulimie. Inzwischen ist sie geheilt. Die 28-jährige Flugbegleiterin und Sängerin lebt am Bodensee. Sie kommt gerne zu Vorträgen in Gemeinden und berichtet von ihren Erfahrungen: booking@deborah-rosenkranz.com www.deborah-rosenkranz.com/de/termine.html
Magersucht & Bulimie Magersüchtige nehmen sich unabhängig von der Realität als zu „dick“ wahr – auch dann noch, wenn sie längst untergewichtig sind. Die Angst vor dem Zunehmen dominiert das Leben und Denken. Nur etwa die Hälfte der Magersüchtigen wird geheilt. Ein Drittel der Patienten stirbt an der Krankheit. Eine der Ursachen ist das in den Medien vorherrschende Schönheitsideal der Schlankheit. Auch wer unter Bulimie (Fress-Brech-Sucht) leidet, denkt ständig ans Essen. Während Magersüchtige immer mehr abnehmen, ist Bulimie „von außen“ nicht so einfach zu erkennen, da viele Betroffene ihr Gewicht halten. Sie werden mehrmals pro Woche oder sogar alle paar Stunden von Heißhunger-Attacken überwältigt und stopfen in kurzer Zeit große Mengen an Nahrungsmitteln in sich hinein. Aus der – ebenfalls krankhaften – Angst vor der Gewichtszunahme erbrechen sie das gerade Gegessene sofort wieder. Bei Bulimie sind die Heilungschancen noch geringer als bei Magersucht. Déborah Rosenkranz: So schwer, sich leicht zu fühlen. Wie ich von meinen Ess-Störungen frei wurde. adeo-Verlag, 160 Seiten, ISBN: 9783942208307 EUR 14,99 / 15,40 (A), 23.50 sFr
ideaSpektrum 11.2011
DI E K LE I N E K A NZ E L
» Seine Jünger fragten ihn: ›Welche Ereignisse werden deine Wiederkunft und das Ende der Welt ankündigen?‹ Jesus antwortete: ›Lasst euch von keinem Menschen täuschen und verführen!‹ «
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Jörg Swoboda (Buckow bei Berlin) ist Pastor im Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden, Evangelist und Liedermacher.
Matthäusevangelium 24,3b–4a
Foto: PR
Steht das Ende der Welt bevor? Katastrophale Einschläge in immer schnellerer Folge. Es trifft uns nur noch nicht. Noch sind wir in Europa wie Zuschauer auf einer sicheren Empore. Doch nun hat ungläubiges Entsetzen auch uns gepackt. Schlag auf Schlag ging es schon im letzten Jahr: 250.000 Erdbebenopfer und Pest auf Haiti, Erdbeben und Seebeben in Chile, mehr als 800 Millionen Liter Erdöl strömen in den Golf von Mexiko, ein Erdbeben in China mit mehreren tausend Toten, in Russland die schlimmste Hitzewelle seit 100 Jahren mit immer noch schwelenden riesigen Flächenbränden, viele Tote und 20 Millionen Obdachlose bei gigantischen Überschwemmungen in Pakistan, verheerende Waldbrände in Israel, politische Umwälzungen in Nordafrika, jetzt am 11. März das Seebeben in Japan, tags darauf die Explosion in einem Atomkraftwerk. Viele Christen fragen aufgeschreckt: Ist das jetzt die Endzeit? Kommt Christus jetzt wieder? Die Bibel sagt uns: Seit
Kreuzigung, Auferstehung und Himmelfahrt leben wir in der Endzeit. Jesus geht auf die Frage seiner Jünger nicht ein. Wann er wiederkommt, sollen sie offenbar nicht erfahren. Entscheidend ist, dass sie unbeirrbar zu Jesus stehen. An anderer Stelle sagt er: „Es steht euch nicht zu, Tag und Stunde meiner Rückkehr zu erfahren.“ Trotzdem haben Christen immer wieder über Termine spekuliert und viel Unheil damit angerichtet. Jesus will das nicht. Wann er wiederkommt, ist allein Gottes Sache. Wir sollen stattdessen wachsam sein, damit wir nicht verführt werden. Denn Christen sind verführbar und nehmen sich falsche Vorbilder. Manche legen mehr Wert auf ihre Erlebnisse als auf Gottes Wort. Andere verwechseln Theologie mit Psychologie oder mischen Esoterik ins Evangelium. Auch die Neutralisierung der Gerichtsbotschaft durch Gefälligkeitspredigten ist nicht selten. Helfen wir uns gegenseitig zurecht, damit wir bereit sind, wenn er kommt! P
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PORTRÄT
Die Welt war aus den Fugen geraten MISSIONARE IN JAPAN Von den protestantischen Missionaren aus Deutschland lebt niemand im direkten Katastrophengebiet. Aber alle sind von dem Geschehen betroffen. Hier Auszüge aus Rundschreiben und Telefonaten: Tobias Schuckert ist Missionar der Liebenzeller Mission (Bad Liebenzell/Schwarzwald). Kurz bevor seine Frau und Kinder nach Deutschland ausgeflogen wurden, schrieb er: „In zehn Jahren Missionsarbeit in Japan haben wir schon einige Erdbeben erlebt. Unsere japanischen Freunde lächeln meistens, wenn sie unser Erschrecken sehen. Aber dieses Beben war anders. Ich hatte das Gefühl, dass es gar nicht mehr aufhören würde. Nach etwa zehn Minuten mit immer wiederkehrenden Schlägen bekam ich Angst. Ich beeilte mich, nach draußen zu kommen. Das Schulgebäude, ein gewaltiger Betonklotz, schwankte hin und her. Neben mir stand unser Vermieter, ein 75-jähriger Mann. ‚So etwas habe ich ja noch nie erlebt’, war sein Kommentar. Unter uns zitterte die Erde. Die Welt war aus den Fugen geraten. Und doch war dieser tiefe Friede da: Egal, was jetzt passiert, Gott hat es in seiner guten Hand. 30 Minuten lang waren immer wieder schwere Erdstöße zu spüren ... Nachdem sich die Ereignisse in den letzten Tagen überschlugen, haben wir oft geweint. Wir haben eine Liebe zu Japan und zu den Japanern
empfunden, wie wir das vorher nicht taten. Mehr als die Angst um die eigene Haut treibt es uns um, wie wir konkret helfen können. Zu all dem Leid kommt nun noch die ständige Angst, dass die nukleare Katastrophe Wirklichkeit wird. Das japanische Fernsehen scheint die Menschen beruhigen zu wollen, die deutschen Medien wühlen uns auf. Was ist wahr?“
Gott hat uns nach Japan berufen Die Mitarbeiter der Allianz-Mission haben an ihre Zentrale in Dietzhölztal (Mittelhessen) geschrieben: „Es ist uns bewusst, dass wir in einem von Erdbeben und Tsunami bedrohten Land leben. Die Empfi ndung dieser Gefahr und der Umgang damit sind subjektiv verschieden. Da unser Arbeitsgebiet ca. 600 Kilometer vom Atomkraftwerk Fukushima entfernt ist, sind wir im Moment nicht in akuter Gefahr, aber die Situation kann sich innerhalb kurzer Zeit gravierend verändern. Schon jetzt herrscht am Flughafen Narita bei Tokio das Chaos. Zu viele Ausreisewillige blockieren die Zufahrtstraßen, man bekommt für die nächsten Tage keine Tickets mehr. Wenn sich die Lage verschlimmert und von der deutschen Botschaft die Ausreise für
Familie Schuckert vor der Katastrophe
alle Deutschen angeordnet wird, wollen wir dennoch keinen dazu zwingen, denn Gott hat uns in den Dienst nach Japan berufen.“
Wir lassen die Japaner nicht im Stich Armin und Heike Messer sind in Kanagi in Nord-Honshu als Missionare der Überseeischen Missionsgemeinschaft (Mücke bei Gießen/Hessen) tätig, rund 400 Kilometer nördlich vom Kernkraftwerk Fukushima: „Wir sind schon etwas angespannt. E-Mail und Internet funktionieren nicht. Viele Tankstellen sind geschlossen. Wir haben vorhin noch 10 Liter Benzin bekommen. Als wir gerade zum Hamsterkauf im Supermarkt waren, waren Milch und viele Konserven schon ausverkauft. Unser Missionsarzt hat empfohlen, dass wir uns mit Jodtabletten eindecken, aber die sind natürlich auch schon ausverkauft. Der Strom wird rationiert. Wir möchten weise sein in dem, wie wir reagieren. Jedenfalls möchten wir die Japaner nicht im Stich lassen. Sie können ja auch nicht einfach fliehen.“ P
Foto: privat
In ständiger Angst …
DAS WORT DER WOCHE » Es sind apokalyptische Ahnungen, die uns beschleichen, wenn wir
den Rauch von Explosionen aus Atomkraftwerken aufsteigen sehen. «
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Nikolaus Schneider, in seiner Predigt im ZDF-Fernsehgottesdienst
ideaSpektrum 11.2011