Einzelverkaufspreis: Fr. 4.00
Spektrum l idea
Nr. 13
28. März 2011
G 7405
Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt
Wenn Suizid
der einzige Ausweg scheint
Jörg Weisshaupt über die hohe Selbstmordrate und christliche Hoffnung Seite 7: Kulturfenster
!
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Vorträge zum Thema Islam Aus der Praxis Kompetent und fundiert Infos: 062 961 05 90 aseba-zingg@bluewin.ch
Seite 12: Zivildienst
«PrixPlus» für drei «Zivis» finden Sinn im gläubige Schauspieler diakonischen Einsatz Seite 9: Bekenntnis
Seite 23: Israel
Familie Hassu freut sich auf ihre Taufe
Wycliff-Übersetzerin ein Opfer des Terrors
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Seite 4
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ideaSchweiz l 13/2011
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Sozialpädagogik HF Angebot 3 Jährige Vollzeitausbildung mit integrierter WG 4 Jährige berufsintegrierte Ausbildung
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Weitere Informationen
Höhere Fachschule für Sozialpädagogik Zizers www.hfszizers.ch 081 307 38 07 info@hfszizers.ch ein Arbeitszweig der
SPENDENKONTO Verschiedene Missionen der Japanischen Evangelischen Allianz haben den SENDAI Nothilfefonds gegründet und unterstützen CRASH (Christian Relief Assistance Support and Hope). www.crashjapan.com
Die ÜMG nimmt Spenden für den Sendai Nothilfefonds entgegen: PK: 80-26221-0; IBAN: CH95 0900 0000 8002 6221 0 (Sendai). Infos: www.omf.ch
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Christliche Werte stärken!
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03.01.2011 14:11:42
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grÜezi
Wenn die Hoffnung stirbt «Ich freue mich, schon sehr bald Jesus umarmen zu dürfen», stand im Abschiedsbrief der jungen Frau. Kurz zuvor war sie aus der Psychiatrischen Klinik entlassen worden. Mit dem Befund, dass sie nicht mehr gefährdet sei. Doch es kam anders, wie in so vielen anderen Fällen auch. Zwischen 1300 und 1400 Menschen nehmen sich jährlich in der Schweiz das Leben. Oder: begehen Suizid. Das tönt weniger hart, weniger endgültig. Denn noch immer haben wir Mühe zu akzeptieren, dass eine uns nahegestandene Person den Freitod gewählt hat. Fachleute weisen darauf hin, dass Witwen von männlichen Suizidopfern häufiger stigmatisiert werden als Männer, die nach dem Freitod ihrer Frau zurückgeblieben sind. Mehr zum Thema erfahren Sie im Interview auf Seite 4. Eltern stellen oft lange die Frage nach dem Warum und was sie falsch gemacht haben. Eine Mutter schildert ihr Erleben auf Seite 5. Eine andere junge Frau hat sich an einem Baum in den Tessiner Bergen aufgehängt. Sie wählte diesen Weg, nachdem sie eine zuvor unterbrochene Lehre als Klassenbeste abgeschlossen und ein tolles Stellenangebot erhalten hatte. Ihr Entscheid war für alle unverständlich und, vor allem für ihre Eltern, hart. Nach vielen Jahren hatten sie Hoffnung geschöpft, nun habe ihre Tochter endlich Fuss gefasst im Leben. Stattdessen wählte sie den Weg in den Freitod. Was hat Coni bewogen, Suizid zu begehen? Und: Warum denn – nach einem exzellenten Lehrabschluss Frontbild: istockphoto
und intakten Berufsaussichten? Die Antwort auf diese Fragen bleibt uns verwehrt. In Conis Zimmer fanden die Eltern eine ausgebreitete Landkarte des Tessins. Und ein aufgeschlagenes Neues Testament. Diese Ausgabe des «idea Spektrum» hat ein herausforderndes Schwerpunktthema. Die Statistik zeigt: In der Schweiz nehmen sich mehr Reformierte als Katholiken das Leben. Nach wie vor hält sich im katholisch geprägten Umfeld ein gewisser moralischer Druck. Suizid galt bis in die 80er-Jahre des letzten Jahrhunderts als Todsünde. Und der Freitod kommt auch in Freikirchen vor. Fachleute attestieren indessen, dass in freikirchlichen Kreisen offener mit dem Thema umgegangen wird. Auch in der Bibel finden sich Berichte über Suizid. Sie verurteilt suizidale Menschen nicht. Wenn die Bibel nicht verurteilt, sollten wir es auch nicht tun. Wir sollten vielmehr (vor)urteilsfrei hinschauen, Anteil nehmen, Hilfe anbieten. Gefragt sind Ehrlichkeit, Authentizität. Conis Eltern durften erleben, dass Bekannte nach dem Suizid ihrer Tochter zu echten Freunden in der Not geworden sind. Keine lieben Schwestern und Brüder, die sie mit Bibelversen trösten wollten. Sondern Menschen, die einfach da waren. Die ihr Mitdenken und Mitfühlen in oft sehr kleinen Dingen gezeigt haben. Aber gerade dies zählt, wenn die Hoffnung schwindet, der Glaube zu sterben droht. ThOMAs FeUz
3 biblisch Ein Lieblingsbibelwor t von Mario Fehr, Nationalrat der SP, Adliswil:
«Alles nun, was ihr wollt, dass es euch die Menschen tun, das sollt ihr vor ihnen tun; denn darin besteht das gesetz und die Propheten.» (Matthäus 7,12) «Die Goldene Regel aus dem MatthäusEvangelium ist die kürzeste Anleitung, wie ein Christ ethisch korrekt durchs Leben schreiten kann. Und sie ist gleichzeitig so herausfordernd, dass alle, die sich auf die Regel einlassen, das eigene Scheitern immer nahe vor Augen haben. Dies gilt auch für mich, und zwar unabhängig davon, ob ich die Goldene Regel als Privatmensch oder als Politiker anzuwenden versuche. Ich bin überzeugt davon, dass das politische Klima in der Schweiz konstruktiver wäre, wenn mehr Politikerinnen und Politiker die Goldene Regel zur Richtschnur ihres Handelns machen würden. Die Regel hilft mir, entsprechend zu handeln. Ich weiss, dass mir das nicht immer gelingen wird. Aber es lohnt sich, es zu versuchen.»
WÖrTlich «Das war tatsächlich eine herbe enttäuschung: ich hatte so grosse erwartungen, so grosse hoffnungen. Aber inzwischen glaube ich daran, dass alles einen sinn hat – auch Niederlagen. gott hat einen Plan, er steuert mein leben, darum kann ich meine Niederlagen rasch akzeptieren.» Fränzi Mägert-Kohli, Spitzen-Snowboarderin aus Steffisburg, die letztes Jahr an den Olympischen Spielen in Vancouver ihrer Favoritenrolle nicht gerecht werden konnte, in der Zeitung «reformier t». Reklame
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BRENNPUNKT
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Jörg Weisshaupt zur hohen Selbstmordrate und zur Hilfe des christlichen Glaubens
«Bewusst auf die Seite des Lebens wechseln» Fast 1400 Menschen nehmen sich in der Schweiz jährlich das Leben. Wie sind Menschen mit glaubensmässigem Hintergrund betroffen? Wir sprachen mit Jörg Weisshaupt von der Fachstelle Kirche+Jugend in Zürich.
«idea Spektrum»: Die Schweiz nimmt einen traurigen Spitzenplatz in der Statistik ein… Jörg Weisshaupt: Seit der Osterweiterung sind wir in die Mitte abgerutscht. Nicht, weil wir weniger Selbsttötungen haben, sondern weil es im Osten mehr Suizide gibt. Gründe können das Drogen- und Alkoholproblem sein, der Wegfall der starren Strukturen mit starker Kontrolle, aber auch die neue Freiheit, die überfordern kann. Wie verhält es sich mit Alter und Geschlecht? Grosse Prozentanteile sind bei den 20- bis 25-Jährigen, im mittleren Alter (Stichwort Midlife-Crisis) und bei den Senioren ab 70 festzustellen. Bei den Frauen resultieren drei Mal mehr versuchte Suizide als bei Männern, etwa 11 000 Suizidversuche pro Jahr. Demgegenüber sind zwei Drittel aller Suizidopfer Männer. Der Grund liegt darin, dass Männer meist einen unwiderruflichen Weg mit der Waffe oder dem Sprung in die Tiefe wählen, während Frauen es mit Tabletten versuchen, wo oft noch Hilfe möglich ist. Viele Frauen äussern einen Notschrei: «Ich möchte nicht sterben, aber so kann ich nicht mehr weiterleben.» Welche Gründe können zu einem Suizid führen? Todkranke Menschen fassen den Schritt ins Auge, weil sie «niemandem zur Last fallen wollen» oder es nicht aushalten, auf jemanden angewiesen sein zu sein – also fal-
Zur Person Jörg Weisshaupt, geboren 1956, verheiratet, drei Kinder, ursprünglich Sekundarlehrer, jetzt Jugendbeauftragter, wohnhaft in Zollikon ZH. Jörg Weisshaupt leitet die Fachstelle Kirche+Jugend des Verbands evangelisch-reformierter Kirchgemeinden der Stadt Zürich. Bilder: idea/tf
ich.» Bei den Hinterbliebenen folgt häufig die Schuldfrage: «Was habe ich versäumt?»
Leben als Geschenk Gottes: Jörg Weisshaupt möchte betroffenen Menschen wieder neue Perspektiven vermitteln.
sche Demut oder falscher Stolz. Viele ältere Menschen haben ein stark ausgeprägtes Gefühl, zu nichts mehr nütze, nichts mehr wert zu sein. Beim mittleren Alter können Ablösungsprozesse, Verluste durch Scheidung oder ein Karriereknick Ursache sein. Bei den jungen Erwachsenen spielt die Sinnfrage eine grosse Rolle: Warum soll ich aufs Kiffen und auf Alkohol verzichten, wenn die Welt sowieso durch eine Atomverseuchung kaputt geht? Warum lebe ich überhaupt? Sehr oft ist ein mangelndes Selbstwertgefühl feststellbar. In den meisten Fällen liegt der Grund für einen Suizid in einer Anhäufung von Ereignissen.
Wie gehen Kirchen mit Suizid um? Ich habe die Erfahrung gemacht, dass in freikirchlichen Kreisen offener mit dem Thema umgegangen wird. Hier wird das Thema weniger tabuisiert. Die katholische Kirche hat Suizid bis in die 1980er Jahre als Todsünde bezeichnet; suizidale Menschen wurden nicht auf dem «normalen» Friedhof bestattet. In der Schweiz nehmen sich mehr Reformierte als Katholiken das Leben. Die Bibel erwähnt suizidale oder suizidgefährdete Menschen (Judas, Jona), beurteilt und verurteilt diese aber nicht. Gibt es äussere Warnzeichen? Mangelndes Selbstwertgefühl kann sich in vernachlässigter Körperpflege und Ernährung oder zu wenig Schlaf ausdrücken. Oder darin, dass Besitz nicht mehr so viel zählt und sich ein Jugendlicher
etwa von seiner CD-Sammlung trennen will. 80 Prozent der Suizide werden von psychisch erkrankten Menschen begangen.
Stimmt es, dass sich nicht umbringt, wer damit droht? Wer mit Selbsttötung droht, muss in jedem Fall ernst genommen werden. Man sollte die Signale ernst nehmen, aber auch nicht unbedingt gleich «alle Hebel in Bewegung setzen». Und zurückfragen: «Das hast du mir doch schon letzte Woche gesagt. Wie ist es jetzt für dich?» Bei der SMS-Seelsorge stellen wir konkrete Fragen, um die Situation einzuschätzen. Meist wird die Sache schon bei der ersten Mitteilung auf den Punkt gebracht. …nicht alle schreiben SMS! Der Tsunami in Japan hat gezeigt, dass viele Menschen eine Maske tragen. Doch plötzlich bricht etwas auf. Viele meinen, ein Nachfragen könne sogar zum Suizid ermutigen. Ich empfehle Offenheit: «Ich habe den Eindruck, dass dir dein Leben nichts mehr wert ist. Könnte es sein, dass du dir das Leben nehmen willst?» Man darf auch ausdrücken, dass man sprachlos ist. «Viel sagen kann ich nicht, aber zuhören kann
Sie bieten Hilfe an Die Fachstelle Kirche+Jugend in Zürich bietet Selbsthilfegruppen für suizidbetroffene Jugendliche und Erwachsene an: In der Gruppe «Nebelmeer» treffen sich Menschen, die einen Elternteil durch Suizid verloren haben. Das Angebot will neue Perspektiven vermitteln. Die
Stichwort Hinterbliebene... Der Fachbegriff für Hinterbliebene lautet «Survivors» (Überlebende). Es ist wichtig, dass betroffene Menschen sich nicht zurückziehen. Viele haben jedoch Angst, die andern zu schockieren oder zu überfordern. Mein Tipp für Betroffene: Aktuelle Bedürfnisse klar kommunizieren. Und «für die anderen»: Konkrete Dienstleistungen anbieten, etwa Kinder hüten oder einkaufen gehen. Das erste Jahr nach einem Suizid ist entscheidend. Welche Hilfe bieten Sie? Wir begleiten Menschen in ihrem komplizierten Trauerprozess. Dabei sind wir auf die Vernetzung mit Fachleuten angewiesen. Ich selber bin im Vorstand von zwei Fachorganisationen, lese viele Bücher und bilde mich autodidaktisch weiter. Wir hätten uns gewünscht, dass im neuen Gesundheitsgesetz auch die psychische Krankheit mehr Gewicht erhält. Sie hängt stark mit der Suizidalität (Anfälligkeit) zusammen. Es kann doch nicht sein, dass das Bundesamt für Gesundheit von 30 Millionen Franken jährlich ein Drittel in die Aids-Prävention investiert, aber keinen einzigen Rappen in die Suizidprävention! Wie gehen Sie persönlich mit Leid und Trauer um? Beim Absenden einer SMS bitte ich Gott um Hilfe bei der Formulierung. «Schenk mir die richtigen Worte!» Für mich sind der Glaube und die Beziehung zum Schöpfer sehr wichtig. Sind gläubige Menschen weniger suizidgefährdet? Gruppe «Refugium» richtet sich an Hinterbliebene, die jemanden durch Suizid verloren haben. SOS per SMS: Nummer 767 kann rund um die Uhr angeschrieben werden. www.kirche-jugend.ch www.nebelmeer.net ww.verein-refugium.ch www.ipsilon.ch www.fssz.ch
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Studien aus Amerika zeigen, dass gläubige Menschen tatsächlich weniger gefährdet sind. Letztlich ist entscheidend, welchen Glauben wir haben: Ist es ein gesunder, lebensbejahender Glaube oder ein gesetzlicher mit dem Gottesbild eines harten, strafenden Gottes?
Kann die «Todesspirale» durchbrochen werden? Wer den Strick auf dem Estrich schon geknüpft hat, kann höchstens durch ein klares Ansprechen von der Tat abgehalten werden. Häufig kann das Rad der Zeit aber nicht zurückgedreht werden. Ich frage mich oft, ob die verschiedenen Hilfsangebote zu hochschwellig sind. Klar ist für mich: Ein zunehmender «Röhrenblick» blendet den Rettungsanker mehr und mehr aus. Sie appellieren an die christliche Öffentlichkeit? Ich denke, christliche Gemeinden sollten mehr niederschwellige Gefässe schaffen, wo Menschen zusammenkommen und sich austauschen können. Psychisch schwache Menschen müssen mit einbezogen werden. Psychiatrie und Seelsorge sollten vermehrt Hand in Hand gehen. Kurz: Hecken überwinden, mehr offene Häuser! Rechnen Sie nach «Japan» mit Selbstmorden? Viele Jugendliche argumentieren so, fühlen sich machtlos und ausgeliefert. Ich hoffe vielmehr, dass viele junge Menschen erwachen und ihre Energie nicht in ihre Zerstörung, sondern in die Umgestaltung bestehender Verhältnisse investieren. Gibt es eine «Prävention im Kleinen»? Ich wünsche mir starke Kinder und Jugendliche, die sagen können: «Ich brauche den Stoff, Pornos oder Gewalt nicht.» Das bedingt ein gutes Fundament. Ein gesundes Selbstwertgefühl ist die Voraussetzung dafür, in dieser Welt zu bestehen und Verantwortung zu übernehmen. Wie lautet Ihr Lebensmotto? Der christliche Glaube schenkt mir Ruhe und Geborgenheit. Dadurch stehe ich auf der Seite des Lebens. Und möchte mich dafür einsetzen, Leben als Geschenk Gottes bewusst zu machen. Inter view: THOMAS FEUZ Bilder: idea/tf
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Im Gespräch mit direkt Betroffenen
PODIUM
Wie sie vergeben lernten
Glaubenskrieg
Was bleibt, wenn nur ein Abschiedsbrief da ist? Was geht in Eltern vor, deren Tochter sich erhängt hat? Zwei Geschichten stimmen nachdenklich. Und wecken trotzdem Hoffnung.
Sehnsucht war stärker
Es ist, als würde Paulus neben mir sagen: «Ich habe Lust, abzuscheiden und beim Herrn zu sein.» Der Abschiedsbrief der jungen Frau tönt ähnlich. Sie wurde die lähmende Angst nicht los. Dazu kamen eine tiefe Sehnsucht und der Wunsch, die Ewigkeit gewaltsam herbeizuführen. Kurz zuvor war die junge Frau aus der Psychiatrie entlassen worden, da sie nicht mehr gefährdet sei. Sie machte ihrem Leben mit Tabletten ein Ende. Sie schrieb einen Abschiedsbrief: «Ich freue mich, schon sehr bald Jesus umarmen zu dürfen.» Zurück bleiben die Angehörigen mit vielen Selbstvorwürfen. Aber auch die Frage: Freue ich mich eigentlich am Leben – und darauf, einmal bei Jesus Christus zu sein?
Tessiner Bergen erhängt hatte, war ein und dieselbe Person. In Conis Zimmer lag das Neue Testament aufgeschlagen neben einer Tessiner Wanderkarte. «Das Ganze war umso schwieriger für uns, weil wir nach all den schweren Jahren das Gefühl hatten, jetzt würde unsere Tochter es packen.» Einen Abschiedsbrief gab es nicht; das Ereignis somit nicht «abgeschlossen». Die Mutter fühlte sich wie versteinert und unfähig, Gefühle zu zeigen. Das Erlebte zerriss sie innerlich fast. Ganz anders der Vater: Er konnte hemmungslos weinen. Beide hatten grosse Schuldgefühle. Heute sagen sie: «Wir fühlten uns vom Glauben getragen. Im Nachhinein würden wir aber viel früher Hil-
«Nicht abgeschlossen»
Die heute 70-jährige Mutter erzählt: «Coni war ein sehr schwieriges Kind. Durch ihre Behinderung brauchte sie viel Aufmerksamkeit. Sie war eine Einzelgängerin und hinterfragte alles. Die Lehre als Chemielaborantin, ihr Traumberuf, brach sie überraschend ab.» Coni trat in eine Wohngemeinschaft ein und brach alle Kontakte zu ihren Eltern ab. Dann die Veränderung: Coni holte den verpassten Stoff nach und schloss mit 28 Jahren die Lehre als Klassenbeste ab. «An ihrem 31. Geburtstag haben wir sie besucht. Wir verbrachten einen schönen Abend. Coni hatte ein super Stellenangebot erhalten und befasste sich auch damit, ein Studium zu beginnen», erinnert sich die Mutter. Es sollte ihr letztes Zusammensein bleiben. Von der pseudochristlichen WG wechselte Coni in die YogaGruppe eines Gurus. Die Eltern konnten sie nicht von diesem Weg abhalten, mahnten aber zur Vorsicht. Eines Tages baten zwei Polizisten die Eltern um ein Foto ihrer Tochter. Coni und der Mensch, der sich an einem Baum in den
Ostern sagt uns: Das Leben ist stärker als der Tod.
fe beanspruchen. Und auch viel mehr mit den andern Kindern sprechen.» Und: «Unsere Partnerschaft ist seither intensiver geworden. Bekannte sind zu wirklichen Freunden in der Not geworden.» Conis Eltern erkannten: Es gibt nur noch den Weg der Vergebung. «Gott schenkte uns die Einsicht, dass dieses Ereignis zu unserem Leben gehört. In einem längeren Prozess fanden wir ein Ja und auch wieder inneren Frieden.» Die Mutter ergänzt: «Trotzdem möchte ich Gott in der Ewigkeit einmal viele Fragen stellen.» Zusammenstellung/Redaktion: THOMAS FEUZ
Japan bedeutet für mich Leid und Grauen, aber hoffentlich auch der heilsame Schlusspunkt eines hässlichen Schlagabtausches zwischen Christen. Die Kernkraftdebatte drohte während der vergangenen Monate zu einem Glaubenskrieg auszuarten. Sowohl Gegner wie Befürworter der Atomkraft beschworen die «Bewahrung der Schöpfung». Die Arbeitsgruppe Christen und Energie (ACE) leistete schweizweit Informationsarbeit in Kirchgemeinden und Pfarreien «auf Grund christlicher Werte». In der beigelegten Broschüre warb sie für die Kernenergie und berief sich auf «Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung». Ihr Präsident argumentierte mit Überzeugung: «Gottes Schöpfung hat die Kernspaltung vor uns erfunden. Vor zwei Milliarden Jahren …» Fundamental anders positionierten sich der Schweizerische Evangelische Kirchenbund und viele aktive Kirchenmitglieder, aber auch der prominente Solarpionier Josef Jenni, der sagte: «Kernenergie verstösst gegen das Gebot der Nächstenliebe - weil wir unseren Nachkommen Probleme aufhalsen, die sie kaum bewältigen können.» Was lieferten wir Christen uns hier für einen Glaubenskrieg! Für mich war es beschämend, wie biblische Gebote ideologisiert wurden und zur Begründung einer politischen Position herhalten mussten. Schauen wir doch, dass wir nicht in die Ideologiefalle tappen und Gräben reissen zwischen Christen. Ich hoffe sehr, dass die erschütternden Katastrophenmeldungen vom Supergau in Japan und die Konfrontation mit einer brutalen Realität jenseits aller Theorien und Utopien uns lehren, solche christlichen Projektionen zu vermeiden. Wir haben in der Vergangenheit genug Religionskriege geführt und viel Leid unter Menschen verursacht. Unsere Aufgabe ist der Friede. MAJA INGOLD Die Autorin ist Nationalrätin der EVP und wohnt in Winterthur.
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steLLen
Der Verein CDA (Christlich-therapeutische Sozial- und Drogenarbeit) Luzern ermöglicht mit unterschiedlichen Projekten Menschen in besonderen Situationen ein sinnvolles Leben zu gestalten.
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Ha u p t q ua r t ie r
Das Heilsarmee Männerheim Hasenberg ist eine ISO-zertifizierte Sozialinstitution in der Ostschweiz. Sie hat modern eingerichtete Arbeitsplätze. Für unsere Institution suchen wir eine /einen aufgestellte
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KULTUR
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Verleihung des «PrixPlus» in Olten an drei christliche Kunstschaffende
Wenn Schauspieler helfen, Glauben zu vermitteln Beat Müller, Jörg Reichlin und Dorothée Reize: Diese drei christlichen Kunstschaffenden aus dem Bereich Theater und Film wurden im Rahmen des «Kulturfenster 2011» mit dem «PrixPlus» von «arts+» ausgezeichnet. Ein bewegender Event-Abend in Olten. Der «PrixPlus» ist die wichtigste Auszeichnung der christlichen Kulturszene der Schweiz. Er wird jedes Jahr im Rahmen eines öffentlichen Event-Abends jeweils an Vertreter einer bestimmten künstlerischen Sparte vergeben. Dieses Jahr war der Bereich Theater und Film an der Reihe, mit Darbietungen aus Komik, Kurztheater und Cabaret. Ausgezeichnet mit dem «PrixPlus» wurden der Kabarettist Beat Müller, der Schauspieler und Regisseur Jörg Reichlin und die Theater- und Filmschauspielerin Dorothée Reize (siehe Kasten). Jörg Reichlin wurde der Preis in Abwesenheit verliehen, da er zurzeit im Ausland weilt. Gestiftet wird der «PrixPlus» von der Arbeitsgemeinschaft «arts+» der Schweizerischen Evangelischen Allianz (SEA).
Witzig, frech, heiter
Die Zuschauer in der «Schützi», dem Oltener Kulturzentrum Schützenmatt, durften sich zu Recht auf einen bewegten und abwechslungsreichen Abend freuen. Die Einstimmung auf die Preisvergabe machte der Mime und Komiker Peter Wild, der mit der grossen Breite seines Repertoires einmal
Freude an Gott und der Kreativität: Preisträger Dorothée Reize und Beat Müller am grossen christlichen Kultur-Event in Olten.
mehr überraschte. Sein Auftritt war geprägt von «Parodie, Musik, Tempo und Witz», wie schon das Programm versprach. Als «lustig, frech, heiter und faszinierend, garniert mit Musik, Geräuschen und unverwechselbarem Charme» kündigten die Veranstalter den Auftritt des Komikers Andrew Vanoni an. Seine Spezialität liegt im spontanen Einbezug des Publikums. Wer in den vorderen Reihen sass, sah sich plötzlich in die Handlung einbezogen – zum Spass des ganzen Publikums.
Der Spontankomponist
Die Spezialität von Martin Villiger sind Spontankompositionen auf dem Klavier zu frei gewählten Themen, mit denen er das Publikum bezauberte. Einen Zacken drauf legte er, indem er spontan zusammen mit Peter Wild und Andrew Vanoni zwei Nummern
zu Themenvorschlägen aus dem Publikum improvisierte. Dass der Sog von Profis, die in Gemeinden auftreten, mehr als Applaus auslösen kann, demonstrierten Mitglieder der Theatergruppe der Kirche im Prisma in Rapperswil. Deren Leiterin Magdalena Meier-Pfeiffer schreibt seit Jahren Szenen für Gottesdienste und andere Anlässe unter dem Motto «Wir inszenieren Theater, das Kopf und Herz nachhaltig bewegt». Die Gruppe zeigte zwei Stücke: «Im Himmel», mit der Leiterin in der Solorolle, und «David gegen Goliath» in aktualisierter Fassung mit alten Uniformen der Schweizer Armee.
Zarte Pflänzchen
Die Laudatio hielt der Theater- und Filmschauspieler sowie «Insist»-Theaterkritiker Adrian Furrer. Lange hätten die christ-
lichen Gemeinden Distanz zur Kunstszene markiert. Das ändere sich allmählich, und Furrer verwendete dazu eine drastische Bildsprache: «Seit Kurzem wachsen auf dieser verbrannten Erde wieder zarte Pflänzchen.» Im Blick auf die Glaubensvermittlung könne Theater drei Leistungen erbringen: die Spiegelung, die Vertiefung und die Vermittlung des Glaubens und der Geschichte von Gott und den Menschen. Um diese drei Leistungen zu erbringen, brauche es ganz unterschiedliche Persönlichkeiten. Eben solche, wie sie nun ausgezeichnet werden. Furrer verriet, dass zehn Künstler nominiert worden waren, aus denen die Jury dann drei für den Preis würdig befand. Sie werden sich die Preissumme von 2000 Franken teilen.
Die Vernetzung
Als Kontaktplattform und Forum vernetzt der Dachverband «arts+» sowohl christliche Kulturinitiativen als auch kunst- und kulturschaffende Christen untereinander. Er fördert den interdisziplinären Austausch unter den einzelnen Kunstgattungen und stärkt die Künstler in ihrem Schaffen. Mit der jährlichen Vergabe des «PrixPlus» honoriert die Organisation herausragende Leistungen aus dem breiten Feld christlich motivierten Kulturschaffens. Geleitet wird «arts+» von Crescendo, Arts & Act, Profile Productions und dem Tanztheater Dito. FRITZ IMHOF www.artsplus.ch
Die drei Preisträger und ihre Verdienste
«Kirchen könnten Kunstschaffende anstellen»
Beat Müller erhielt den PrixPlus für seine schauspielerische Arbeit und als Gründer und künstlerischer Leiter der Schauspiel «GmbH». Damit verbinde Müller Originalität und Tiefgang auf einzigartige Weise. Müller zeichne sich auch durch sein Engagement für Laienschauspieler aus, die er erfolgreich fördere.
«idea Spektrum»: Haben Sie mit dem Preis gerechnet? Dorothée Reize: Als ich hörte, dass ich nominiert worden war, rechnete ich mir nur eine kleine Chance aus. Als von drei Preisträgern die Rede war, hatte ich schon etwas mehr Hoffnung. Aber es war so oder so eine freudige Überraschung!
Jörg Reichlin, der in Zürich und Los Angeles ausgebildete Regisseur, Autor, Theater- und Filmschauspieler, spielte in rund 40 Kino- und Fernsehfilmen mit und stand in über 120 Theaterrollen auf der Bild: Markus Sommer
Bühne, unter anderem im Schauspielhaus Zürich und dem Stadttheater Freiburg im Breisgau. Dorothée Reize, Theater- und Filmschauspielerin, verbindet gemäss Laudatio «auf eindrückliche Weise professionelles Können mit dem christlichen Glauben». Nebst der Schauspielausbildung bildete sie sich in Gesang weiter. Spartenübergreifende Produktionen sind ihre Spezialität. www.schauspielgmbh.ch www.joerg-reichlin.ch www.dorotheereize.ch
Haben Sie als Künstlerin auch einen Wunsch an die verschiedenen Kirchen? Ich wünsche mir, dass sich die Kirchen entschliessen könnten, Kunstschaffende anzustellen. Zum
Beispiel die Kirchen einer Stadt wie Bern, Basel oder Zürich. Sie könnten sich sagen: «Wir engagieren eine Künstlerin oder einen Künstler, der die Bibel so interpretieren kann, dass sie die Menschen anspricht.» Oder dass sie die Pfarrpersonen und Lektorinnen so schulen, dass sie einen besseren Bezug zu den biblischen Texten finden. Ein solches Engagement würde mir sehr gefallen. Heute reise ich von einer Kirche der Schweiz zu andern. Das ist zwar etwas unruhig, aber schon in Ordnung.
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TAGESSCHAU
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JOURNAL
Freikirchenverband sprach mit Ver tretern der beiden E-Par teien
Verluste für E-Parteien?
EDU und EVP stehen zu den Differenzen
Die EVP wird bei den Zürcher Kantonsratswahlen nur noch 3,2 Prozent Wähleranteil erreichen (2007: 5,2 Prozent), die EDU noch 2 Prozent (3 Prozent). Das sagt eine zweite Isopublic-Umfrage zu den Wahlen vom kommenden Wochenende voraus. Mit 6 Prozent Anteil (- 1 Prozent) gehört auch die CVP als dritte christliche Partei laut Umfrage zu den Verlierern. Die heutige Sitzzahl: CVP 13, EVP 10, EDU 5. (idea)
DVDs «Gott versorgt»
«Crown Life» hat die zweite DVD-Serie «Gott versorgt» präsentiert. Die Film-Sets beinhalten ein Begleitheft zum Selbst- oder Gruppenstudium sowie je drei packend verfilmte biblische Geschichten über Menschen, die Gott als Versorger erleben. Die im Stil des Jesus-Films gedrehten Kurzfilme sind in Englisch, Deutsch und Französisch sowie untertitelt in neun weiteren Sprachen erhältlich. Ein Schulungs- und Beratungsangebot hilft Gemeinden und Einzelpersonen, schuldenfrei zu werden. (idea) – www.crownlife.ch
CDK feiert Jubiläum
Christen im Dienst an Kranken (CDK) hat in Riehen das 35-JahrJubiläum gefeiert. Die Organisation motiviert Mitarbeitende im Gesundheitswesen, den christlichen Glauben authentisch zu leben. CDK ist ein Arbeitszweig von Campus für Christus Schweiz. (idea) www.cdkschweiz.ch
Adonia auf Tournee
1100 Teenager in 18 Chören führen in diesem Frühjahr an 68 Orten in der Schweiz das Musical «De Träumer» (Josef) auf. Die Tournee beginnt am 13. April in Herisau AR und endet am 7. Mai in Pfäffikon ZH. Das Schlusskonzert mit allen 18 Chören findet gemäss Medienmitteilung am 15. Mai in Zofingen statt. (idea) www.deträumer.ch, www.adonia.ch
Viele Reformierte gehen
In den meisten Reformierten Landeskirchen sind 2010 deutlich mehr Mitglieder ausgetreten als in den Vorjahren. An der Spitze stehen Zürich (+ 47 Prozent), Basel-Stadt (+ 34 Prozent) und Luzern (+ 25 Prozent); Glarus verzeichnet gemäss Medienmitteilung 16 und Zug 5 Prozent weniger Austritte. (idea) Bilder: Fritz Imhof
Die EDU steht bei ihren Parolen meistens bürgerlichen Parteien nahe, während die EVP eher mit dem linken Lager abstimmt. Woher kommt diese Diskrepanz? Die Zusammenarbeit zwischen evangelischen Freikirchen und evangelischen Parteien bleibt eine Baustelle. Das zeigte sich an einem Leitertreffen der Freikirchen deutlich. Für alt Nationalrat Christian Waber ist die Sache klar: «Der christliche Politiker weiss, worauf er aufbaut. Der weltliche Politiker muss sich immer neu an die Umstände anpassen.» Mit Berufung auf das Gleichnis vom Haus auf dem Sand und dem Haus auf Felsen sagte der EDU-Politiker: «Christliche Politik baut auf festen Grund und muss sich nicht stets neu orientieren.» Waber, der am 24. März in Bern an der Leiterkonferenz der Freikirchen die Eidgenössisch-demokratische Union (EDU) vertrat, räumte ein, dass es zahlreiche politische Fragen gibt, die aus christlicher Sicht unterschiedlich beurteilt werden können. Klarheit bestehe aber in Fragen wie Homosexualität oder dem Lebensrecht – von der Abtreibung bis zur Euthanasie. Für die politische Entscheidungsfindung ist für Waber keine reflektierte biblische Theologie nötig. Für ihn
Neuer Gästestatus
Der Verband VFG–Freikirchen Schweiz will den interessierten christlichen Organisationen und Werken ein Forum schaffen, bei dem ein gegenseitiger Austausch von Informationen und Anliegen möglich ist. Er hat dafür einen «Gästestatus» geschaffen und die Bedingungen formuliert, die für Aufnahmewillige gelten. Er lädt interessierte Organisationen ein, sich um den Gästestatus zu bewerben. Gäste werden ein Mal jährlich an eine Leiterkonferenz eingeladen. Sie gelten als «assoziiertes Mitglied» und können auch das VFG-Logo verwenden. Rückfragen: Peter Deutsch, Vizepräsident VFG, Effingerstrasse 17, 3008 Bern.
Christian Waber (EDU) argumentiert mit den Fäusten…
Niklaus Hari präsentiert das Parteiprogramm der EVP.
sind zentrale Stellen wie die Zehn Gebote entscheidend. Das erste Gebot habe die EDU bei der Minarett-Initiative geleitet. In vielen Fragen sei für ihn die persönliche Leitung durch den Heiligen Geist ausschlaggebend. Obwohl er der EVP das Recht auf konträre Positionen einräumt, bedauerte er die «Lieblosigkeiten» in der Auseinandersetzung um Sachfragen.
Politik der kleinen Schritte
Niklaus Hari, Mediensprecher der Evangelischen Volkspartei, erläuterte den Grundsatz der EVP: «Wir wollen christliche Werte in eine menschliche Politik umsetzen.» Von diesem Ansatz her komme seine Partei oft zu andern Schlüssen als die EDU. Politik sei immer eine vorläufige Sache, so Hari. «Und Menschen in der Politik können sich irren.» Das EVP-Programm sei vom Reich Gottes-Denken geprägt. Einem «Reich», das zwar schon präsent, aber noch nicht voll durchgebrochen sei. «Es kann nicht unser Ziel sein, einen Gottesstaat zu errichten.» Die EVP könne aber in kleinen Schritten mehrheitsfähigen Lösungen zum
Durchbruch verhelfen, welche die Lebensumstände der Menschen verbessern. Dies schliesse nicht aus, dass in zentralen Fragen wie dem Lebensrecht beide Parteien am gleichen Strick ziehen. Für die EVP sei entscheidend, Lebenswerte wie Ehe- und Familienbeziehungen zu stärken und Hoffnung für die Menschen zu vermitteln. Beide Parteienvertreter hatten sich kritischen Fragen zu stellen. Der mennonitische Theologe Bernhard Ott wollte wissen, auf welcher biblisch-theologischen Basis die Politik der EDU gründe. Für Waber ist entscheidend, dass nur bekehrte Menschen und Politiker für Gottes Wort und Wahrheit zum Wohl der Gesellschaft einstehen können. «Man kann nicht aus einzelnen Bibelstellen politische Positionen ableiten», betonte dagegen Niklaus Hari. Für die EVP sei das christliche Menschenbild entscheidend, das den Menschen in einer Ewigkeitsperspektive sehe. Daraus würden Werte für die Politik abgeleitet. «Wir sind Christen, die in die Politik gehen, wir machen nicht eine ‹christliche Politik›.»
Gegenseitige Wünsche
Freikirchenleiter wünschten, dass beide Parteien den Medien keinen Anlass geben, ihre Differenzen öffentlich auszuschlachten. Waber wandte ein, dass die Differenzen kaum in der Öffentlichkeit, sondern in den Gemeinden ausgetragen würden. Darin sieht er kein Problem. Die Diskussion sei aber besser geworden. Man spreche sich nicht mehr gegenseitig das Christsein ab. Beide Parteien wünschen eine aktivere Rolle der Gemeinden bei der Sensibilisierung der Christen für politisches Engagement oder zumindest für die Teilnahme an Abstimmungen. Skeptisch beurteilen Freikirchenleiter politische Veranstaltungen in der Gemeinde. Auf Allianzebene könnten aber kontradiktorische Veranstaltungen zum Beispiel vor Wahlen stattfinden, wandte Niklaus Hari ein. Er verwies auf ein unlängst durchgeführtes Wahlpodium der Evangelischen Allianz in Winterthur. FRITZ IMHOF
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Kurdische Familie war tet weiterhin auf den offiziellen Asylantenstatus
ÄXGÜSI
Familie Hassu freut sich auf die Taufe
Ein Lernender
Das Verfahren ist sistiert, das vierte Asylgesuch läuft. Inzwischen versucht sich die von der Ausschaffung bedrohte kurdische Familie Hassu-Abdulkader im Bernbiet einzurichten. Gross ist die Vorfreude auf ihre Taufe am 10. April. «Zum ersten Mal in unserem Leben sind wir jetzt vier Wochen am Stück als ganze Familie zusammen», schreibt die Familie Hassu an einige Freunde. «Wir fühlen uns hier schon fast wie zu Hause. Immer wieder kommt die Angst hoch, weil wir noch keinen definitiven Bescheid aus Bern erhalten haben. Wir beten und hoffen weiter.» Nach ihrer Abkehr vom Islam müsste die Familie in ihrer Heimat mit dem Schlimmsten rechnen. Drei Jahre dauerte ihre Odysee durch diverse Durchgangsheime. Vor fünf Wochen fand sie bei der Familie Zingg in Bollodingen eine Bleibe, wie berichtet.
Private Finanzierung
Letzte Woche weilte die junge Familie in Bern, um sich mit einfachen Möbeln einzudecken. Sie lebt in einer kleinen Wohnung im Haus von Daniel und Christine Zingg. Die Spannung bleibt für die kurdische Familie. Noch hat das Bundesamt für Migration nicht auf das neue Asylgesuch reagiert. «Das Verfahren kann zwei Wochen bis zwei Jahre dauern», bemerkt Daniel Zingg, der schon zahlreiche Asylbewerber aus isla-
«Fast wie zu Hause»: Faruq, Horiya und Klein-Tireej mit ihren Gastgebern Christine und Daniel Zingg in Bollodingen.
mischen Ländern begleitet hat. Der erwartete N-Ausweis brächte die Familie in den offiziellen Asylantenstatus. So schnell wie möglich nähme Faruq eine Arbeit auf. «Er ist ein super Cheminéeund Kaminbauer», weiss Zingg. «Im Libanon hat er Villen von namhaften Politikern eingerichtet.» Unterstützt werden die Gäste der Familie Zingg aus dem Familienbudget und dem Verein Aseba. Aseba begleicht auch die Gerichts- und Anwaltskosten von bald einmal 10 000 Franken.
Abends das Alte Testament
Dem 55-jährigen Daniel Zingg liegt daran, dass seine Gäste ein Familienleben mit klaren Strukturen führen können. Dazu gehören ein Morgenspaziergang mit dem Hund um 7 Uhr, Arbeiten in Haus und Garten, auch einmal Einkäufe in Basel oder
Im Kampf gegen die drohende Islamisierung Unterstützt wird die Familie Hassu vom Verein Aseba, 1982 von Daniel Zingg mitgegründet. Im fünfköpfigen Vorstand sitzen heute Hans Lieberherr als Präsident und Zingg als Geschäftsführer. Mit multimedialen Mitteln sollte das Evangelium im deutschsprachigen Europa und zusammen mit Partnermissionen in 14 weiteren Ländern verbreitet werden. Heute widmet sich Aseba weitgehend der Aufklärung über den Islam und der Evangelisation in islamischen Ländern. Finanziert wird die Arbeit durch Spenden (80 Prozent) und eine rege Vortragstätigkeit, vor allem über die Islamisierung und Israel.
Personelle Verbindungen bestehen zum Aktionskomitee «Gegen die strategische Islamisierung der Schweiz» und das Aktionskomitee «Stopp Minarett» in Langenthal, in denen Zingg als Pressesprecher wirkt. «Der Islam ist die absolut grösste Herausforderung für Europa und das Christentum», erklärt Zingg. «Ich will mich für das Evangelium einsetzen, aber auch klar antichristliche Ideologien bekämpfen.» Laut Zingg gibt es in der Schweiz bereits Dutzende von bekehrten Muslimen. Ihnen will die Aseba zur Seite stehen, wenn sie dies wünschen. www.aseba.ch
Bern. Gemeinsam wird jeden Abend um 21 Uhr aus dem Alten Testament gelesen. Momentan werden heilsgeschichtliche Akzente aus dem Alten Testament aufgegriffen. Sonntags fährt man gemeinsam in die FEG Langenthal zum Gottesdienst. Zingg freut sich: «Die Gemeinde hilft, wo sie nur kann.» Gross ist die Vorfreude auf den 10. April: An diesem Sonntag wird die Familie in Langenthal getauft.
Dankbar für Unterstützung
Beeindruckend ist nach wie vor die Solidarität. Auch aus Deutschland häufen sich die Sympathiekundgebungen, seit die dortige Evangelische Allianz über den Fall berichtet hatte. Vereinzelt sind auch bösartige OnlineKommentare zu lesen («Die sind nur ein bisschen Christ, um hier bleiben zu können»). Aus islamistischen Kreisen gab es einen bedrohlichen Anruf. Zusammen mit der Berner Kantonspolizei wird darum ein Sicherheitsdispositiv errichtet. Vielfach taucht die Frage auf, ob man die Familie Hassu besuchen kann. «Sie möchten vorerst lieber im Stillen als Familie leben können», erklärt Zingg. Unterstützung sei freilich jederzeit willkommen: «Das kann finanziell über das Aseba-Konto mit dem Vermerk ‹Familie Hassu› und vor allem über das Gebet geschehen.» Dazu schreibt die Familie Hassu selber: «Wir sind überwältigt und sehr dankbar. Viele Leute haben sich bei uns gemeldet. Freunde zu haben ist schön und stärkt uns.» ANDREA VONLANTHEN
«Woran merkst du eigentlich, ob du etwas gelernt hast?» Diese Frage fuhr mir in die Glieder. Wir waren mit Pastoren und Leitungspersonen an einem Leiterentwicklungsprogramm des Instituts für Führung und Gemeinde–Entwicklung (ifge). Eine Antwort war weder leicht noch schnell zu finden. Ist es nicht so, dass es andere zuerst merken sollten, wenn wir wirklich dazugelernt haben? Zumal Lernen etwas völlig Individuelles ist. Der eine war ein Bücherfresser, der andere ein Bücherhasser. Der eine brauchte Krisen und erfuhr einen Lernschub, der andere ging viele kleine unsichtbare Lernschritte. Allen gemein im Kurs war der Wunsch: Wir wollen Lernende sein und bleiben! Wissensduschen wie im Studium oder in der Schule – darauf möchten wir lieber verzichten. Reflexion von Praxis dagegen zählt. Können Institutionen wie eine Gemeinde einem das Lernen abnehmen? Helfen in Unternehmen Reporting, Mitarbeitergespräche, Zielkontrollen? Nein, so unser Resümee. Ob ich lernen und reifen will und wie ich das mache, ist zuerst meine ureigene Entscheidung und Verantwortung. Woran merke ich, dass ich gelernt habe? Grauenvoll die Vorstellung, dass nichts Neues in mein Leben kommt und ich in eingefahrenen Mustern hängenbleibe! Nach wie vor helfen mir Vorbilder, fleischgewordene Modelle des Umgangs mit Scheitern etwa. Die immer Erfolgreichen interessieren mich nicht. Paulus, einer der weiss, dass Reife seinen Preis hat, sagt kühn: «Macht es doch so wie ich!» Und der Lehrer Jesus ermutigt freundlich: «Lernt von mir. Geht mit mir eine Lernpartnerschaft ein!» Schulter an Schulter, im Joch. Lernziel: «Ruhe der Seele». In didaktisch sanftmütiger Kleinschrittigkeit. Vielleicht ist das der Gradmesser, ob ich etwas gelernt habe: Der Frieden, die Gelassenheit, die Ruhe der Seele. DOROTHEA GEBAUER Die Autorin ist Mediensprecherin der Pilgermission St. Chrischona.
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WirTsCHAFT
LeserBrieFe
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Beruf-ung Doch der Herr sprach zu Samuel: «Lass dich nicht von seinem Äusseren oder seiner Grösse blenden, ich habe ihn nicht erwählt. Der Herr entschei det nicht nach den Massstäben der Menschen! Der Mensch urteilt nach dem, was er sieht, doch der Herr sieht ins Herz.» (1. Samuel 16,7)
zu und her. Man betrachtet das «Äus sere», das Offensichtliche (Fähigkeiten, Erfahrungen, Sympathie) und ent scheidet dann aufgrund dessen. Oder weil gerade ein dringender Bedarf herrscht und sonst niemand verfügbar ist, wird der erstbeste Kandidat einge stellt. Kommt Ihnen das bekannt vor? Wie suchen wir, und nach welchen Kriterien entscheiden wir?
Als ich diesen Text heute Morgen las, war mir sofort klar: Dieser Text hat uns viel zum Thema Mitarbeiteraus wahl zu sagen. Samuel soll den neuen König von Israel salben, und er ist auf der Suche nach ihm. Nun hat er anscheinend den Richtigen gefunden. Aber da greift Gott korrigierend ein und setzt andere Massstäbe. Wie in dieser Situation geht es normalerweise bei der Einstellung von Mitarbeitern
Das Herz hat viel mit dem Charak ter, der Haltung und den inneren Werten zu tun. Was leitet unser Handeln? Was ist unsere Moti vation? Dies ist entscheidend aus Gottes Sicht. Weiter ist die Frage der Berufung wichtig. Was hat Gott für Leidenschaften in einen Menschen hineingelegt? Wo ist aus Gottes Sicht der richtige Platz für eine Person? Das herauszufinden, erfordert einen
Gott hat das letzte Wort «idea Spektrum» Nr. 12 – «Japan nach der Katastrophe» Fast täglich liest man neue Kriegsund Katastrophenberichte. Wo ist da der liebe und gnädige Gott, der dies alles zulässt? Gott hat das Böse nicht geschaffen, aber er hat es auch nicht verhindert. Gott hat uns Menschen nicht als Marionetten geschaffen, sondern als Gegenüber. Ein Engelfürst, Luzifer, den Gott mit seinen Anhängern von seiner Herrlichkeit ausgeschlossen hatte, verführte auch die ersten Menschen, wodurch das Unheil in die Welt kam. Krankheit, Leid und Tod sind die unzertrennlichen Begleiter der Sünde. Deshalb ist die heutige Welt keine heile Welt mehr. Deshalb kann es jeden von uns treffen. «Es geschieht so viel Sinnloses auf der Welt.» (Prediger 8,14) Leid ist nie, was Gott wollte. Jetzt, wo es schon einmal da ist, gebraucht Gott jedoch das Leid, um «eine taube Welt aufzuwecken» (C.S. Lewis). Naturkatastrophen und andere Unglücke führen oft dazu, dass Men-
schen in ihrer Not wieder beten. Gott hat durch das Leiden und Sterben von Jesus Christus deutlich gemacht, dass er mit uns leidet. Er verschont uns nicht vor Leiderfahrungen, aber er ist immer der «innig mitfühlende Gott» (Jakobus 5,11) mit offenem Herzen und offenen Armen für die, die am Leben verzweifeln. Egal, wie viel Unrecht sich in der Weltgeschichte noch ansammeln wird: Gott hat versprochen, keine Rechnung offen zu lassen. Es wird Gerechtigkeit für alle geben. Nicht das Böse, nicht die Willkür der Mächtigen, sondern ein unbestechlich gerechter Gott wird das letzte Wort haben. BernHArD DUrA, Chur
Schon heute beginnen! «idea Spektrum» Nr. 11 – «Podium: AKW-Busstag» und «Sollen Christen für den Atomausstieg kämpfen?» In dieser Ausgabe finde ich den Beitrag im «Podium» sehr gut. Mein Mann und ich sind beide Christen, und wir sehen die Zukunft mit Atomstrom als sehr problematisch. Nun
Die Katastrophenbilder aus Japan erinnern uns mit aller Deutlichkeit daran, dass wir keine heile Welt haben, meint Leser Bernhard Dura.
Prozess der Prüfung. Ein drittes wichtiges Element, auf das in diesem Text nicht explizit eingegangen wird, ist der Kontext, das Umfeld, aus dem jemand kommt. Natürlich spielen auch die Fähigkeiten eine Rolle. Gott blendet das nicht aus. David, der schliesslich von Gott ausgewählt wurde, hatte viele Fähigkeiten. Aber die grössten Fähigkeiten nützen nichts, wenn die anderen Teile nicht stimmen. Oft werden Mitarbeiter aufgrund ihrer Fähigkeiten und ihrer Fachkompetenz eingestellt und dann aufgrund des Charakters entlassen. Samuel hat sich unterbrechen lassen, auf Gott gehört und schliesslich David zum König gesalbt, einen «Mann nach dem Herzen Gottes». Möchten Sie auch «Berufene» in Ihrer Unternehmung haben? Oder habe ich natürlich mit Interesse auch den Beitrag «Atomausstieg ja oder nein?» im Pro und Kontra gelesen. Ich bin mir bewusst, dass es gegensätzliche Meinungen gibt, aber einen Satz im «Kontra» von Paul Nemeth macht mich sehr nachdenklich, ja eigentlich traurig und wütend. Er sagt: «Als Christ sind für mich sowohl die Bewahrung der Schöpfung wie auch die Sicherung des Lebensstandards der Bürger von entscheidender Bedeutung.» Was soll das heissen: die Sicherung des Lebensstandards? Ja wohl so viel wie: Jetzt geht es uns so gut, wir können uns alles leisten, wir leben im Über fluss, und es ist den Menschen nicht zumutbar, dass sie sich etwas einschränken müssen! Genau das ist das Problem. Niemand spricht davon, dass wir zu verschwenderisch, zu egoistisch leben. Viele sind nicht bereit, für den Erhalt unseres Planeten sich einzuschränken! Ja, wir brauchen AKWs, denn wir wollen immer mehr, noch mehr, grösser und grösser… Wo wird das hinführen? Wenn die Mängel unserer AKWs – und die haben sie, auch wenn alle sagen, wir hätten die besten Sicherheitsstandards – zur Katastrophe führen, dann sind wir gezwungen, uns einzuschränken. Aber dann ist es wahrscheinlich zu spät! Warum also beginnen wir nicht heute, uns zu überlegen, wo wir sparen können, und der Welt, die Gott uns geschenkt hat, Sorge zu tragen? sTeFAnie sTUCKi, Oberdiessbach
möchten Sie in Ihrem eigenen Be rufsleben Ihre «Berufung» finden? Dann machen Sie sich am besten mit Gott auf den Weg! Auch wir wollen unseren Beitrag leisten. Mit unserem «Christlichen Stellen und Personalpool CSP» versuchen wir diese beiden Anliegen zusammenzu bringen (www.berufung.ch). Da wir auch viele Unternehmen in der Suche und Auswahl von Mitarbeitern begleiten, ist es uns wichtig, unseren Kunden bei der Anwendung dieser Prinzipien zu helfen. sTeFAn JAKOB Der Autor ist Unternehmensberater und Geschäftsführer vita perspektiv ag in Heimberg. www.vitaperspektiv.ch E-Mail: sjakob@vitaperspektiv.ch
Die frühen Apokryphen
«idea Spektrum» Nr. 12 – «Leserbrief: Eine unbiblische Lehre» Wer wissen will, was die katholische Kirche wirklich lehrt, kann sich leicht, auch mit Internet, an authentischen Quellen informieren. Ich greife hier nur die Behauptung auf, die «Apokryphen» (die alttestamentlichen Spätschriften, die nur im griechischen Schriftkanon enthalten sind) seien erst am Tridentinischen Konzil (16. Jahrhundert) den heiligen Schriften gleichgestellt worden. Die meisten evangelischen Fachleute wissen längst um den wahren Sachverhalt, sonst frage man bei Wikipedia unter «deuterokanonische Schriften». Die meisten alttestamentlichen Zitate im Neuen Testament stammen aus der Septuaginta, der vorchristlichen griechischen Bibel(-übersetzung), welche umfangreicher ist als der hebräische Bibelkanon, erweitert eben von den «Apokryphen». Somit wurden diese zusätzlichen Schriften schon vom (griechischen) Neuen Testament und nicht erst vom Trienter Konzil als Heilige Schrift angenommen. Ein Beispiel: Das Jesaja-Zitat bei Matthäus «Siehe, die Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebären…» stammt aus diesem (erweiterten) griechischen Alten Testament. Es wurde als inspirierte «Fortschreibung» der hebräischen Bibel aufgefasst, welche im genannten Zitat noch nicht «Jungfrau» kennt, sondern allgemeiner «junge Frau». TiLBerT MOser, Kloster Olten
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Zivildiensteinsätze bei christlichen Organisationen machen zunehmend Schule
«Dienst fürs Vaterland» – auch auf der Gasse Der Einsatz von Zivildienstleistenden für gemeinnützige Organisationen mit kirchlichem Hintergrund etabliert sich zunehmend. Immer mehr junge Männer profitieren von den vielfältigen Möglichkeiten und nehmen dafür auch eine Verlängerung der Dienstzeit in Kauf. Ungefähr ein Jahr ist es her, dass Ramon Blum seinen Einsatz als «Zivi» beim «Chrischtehüsli» in Zürich begonnen hat. Das war keine vorhersehbare Entwicklung: Der sportliche junge Mann hatte vor drei Jahren die Rekrutenschule (RS) als Militärpolizeigrenadier absolviert. Die körperliche Herausforderung bei der Elitetruppe hatte ihn gereizt. Nach 21 Wochen RS und einem dreiwöchigen Wiederholungskurs blieben ihm knapp 100 Diensttage, die er als Grenadier hätte leisten müssen.
Impressum Idea Schweiz Herausgeber: Idea Information AG, 4410 Liestal Verwaltungsrat: Heiner Henny, Präsident; Sam Moser, Stellvertreter; Paul Beyeler, Hans Lendi, Hansjörg Leutwyler, Hanspeter Schmutz Ideelle Trägerschaft: Schweizerische Evangelische Allianz (SEA), Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG), Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) Redaktion: Josefstr. 32, 8005 Zürich, Tel. 044 444 16 44, Fax 044 444 16 49 E-Mail: redaktion@ideaschweiz.ch Internet: www.ideaschweiz.ch Chefredaktor: Andrea Vonlanthen Büro: Bahnhofstr. 65, 9320 Arbon Tel. 071 446 70 02, Fax 071 446 74 88 E-Mail: andrea.vonlanthen@ideaschweiz.ch Redaktor: Thomas Feuz Er weitertes Team: Esther Reutimann, Sibylle Zambon, Christian Bachmann, Mirjam Fisch-Köhler, Marlies Reutimann Praktikum: Benjamin Fisch Inserateservice: Jordi AG – das Medienhaus, Roland Rösti, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 25, Fax 031 819 38 54 E-Mail: inserate@ideaschweiz.ch Aboservice: Jordi AG – das Medienhaus, Ursula Seifried Jordi, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 20, Fax 031 819 38 54 E-Mail: abo@ideaschweiz.ch Abopreise: Jahresabo Fr. 145.–, Seniorenabo Fr. 117.–, Halbjahresabo Fr. 77.–. Das Abo ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar. Konto: PC-Konto 40-788586-4 Idea Information AG, 4410 Liestal Layout/Druck/Versand: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp www.jordibelp.ch
Ramon Blum: Vom Grenadier zum Zivildienstleistenden.
Doch dafür war Blum nicht sehr motiviert. «Ich sah keinen Sinn darin, in weiteren Wiederholungskursen Zeit totzuschlagen», sagt er heute. Blum begann sich nach Alternativen im Zivildienst umzusehen. Dass damit seine Dienstzeit um die Hälfte länger dauern würde, nahm er in Kauf. Lange musste er nicht suchen: Ein Bekannter erfüllte in dieser Zeit seine vaterländischen Pflichten als Zivildienstleistender im «Chrischtehüsli» in Zürich. Während eines halben Tages konnte er einen Einblick in die Arbeit nehmen. Was er sah, gefiel ihm. Zwei Wochen später begann er ebenfalls einen Zivildiensteinsatz in der Gassenarbeit des «Chrischtehüsli». Dauer des Einsatzes: 141 Tage. Blum hatte Glück, dass die anerkannte Organisation für Zivildiensteinsätze gerade noch einen Platz frei hatte.
Klare Vorgaben
Die administrativen Schranken für Einsatzbetriebe sind klar definiert. Urs Klingelhöfer, Leiter der Kinderheimat Tabor in Aeschi bei Spiez BE, erklärt: «Die Zivis arbeiten gemeinnützig, sie dürfen nicht in Konkurrenz zu Arbeitsplätzen stehen. Sie sollen dem Betrieb durch ihren Einsatz zusätzliche Leistungen ermöglichen, für die man sonst nicht die Kapazität hätte.» So könnten sich die Zivis etwa mehr Zeit nehmen, um auf die betreuten Menschen einzugehen, da sie nicht an Lohnkosten gebunden seien. Um ein anerkannter Einsatzbetrieb zu werden, müsse ein Pflichtenheft erstellt werden, das den Einsatz des «Zivis» klar regle. Gerade christliche Organisationen
müssten zudem berücksichtigen, dass es einem Zivi per Gesetz untersagt sei, ideologisches Gedankengut weiterzugeben.
satz als «Zivi» darin bestärkt, sich beruflich im sozialen Bereich zu engagieren.
Zivis für mehr Qualität
Etwas anders verlief die Zivildienstkarriere von Lukas Baumgartner aus Winterthur. Für ihn war von Anfang an klar, dass er keinen Militärdienst leisten wollte. Bereits vor der Aushebung informierte er sich ausführlich über die vielfältigen Möglichkeiten im Zivildienst. Während fünf Monaten arbeitete er im christlichen Freitzeitzentrum «Fägt-ory» Dürnten in der Jugendarbeit und beim
In der Kinderheimat Tabor bedeutet der Einsatz der jungen Männer eine klare Qualitätssteigerung. «Obwohl die Arbeit mit den schwererziehbaren Jugendlichen für viele eine Herausforderung bedeutet, meistern sie ihre Aufgabe gut. Sie profitieren von der Möglichkeit, im Umgang mit Menschen dazuzulernen», sagt Klingelhöfer, der Leiter der Sonderschule und des Wohnheims Tabor. Im «Chrischtehüsli» wurde 1998 erstmals ein «Zivi» zur Verstärkung bei der Gassenarbeit eingesetzt. Mittlerweile sind meistens zwei, manchmal gar drei fürs «Chrischtehüsli» tätig. Die Plätze sind begehrt; bereits jetzt sind sie bis im Sommer 2012 ausgebucht.
Vielfältige Möglichkeiten
Herausforderungen meistern
Ramon Blum hat die Entscheidung für den Zivildienst nicht bereut. Die Gassenarbeit hat ihm wertvolle Erfahrungen gegeben und seinen Horizont erweitert. Dies war nicht immer einfach: «Ich erschrak sehr ob all dem Leid in der Stadt Zürich», erinnert sich Blum. Die Arbeit hätte ihn besonders am Anfang sehr gefordert. «Der Einsatz hat mir die Augen geöffnet für die Not der Menschen. Bei der Arbeit mit ihnen war mir meine persönliche Beziehung zu Jesus eine grosse Stütze. Zudem hat mir der Kontakt mit vielen Menschen aus zerrütteten Familienverhältnissen stärker bewusst gemacht, wie dankbar ich für meine eigene Familie sein kann.» Ausserdem wurde Blum durch seinen Ein-
Lukas Baumgartner machte zwei Einsätze als «Zivi».
Unterhalt der Anlagen. Während weiteren sechs Monaten war der 27-jährige Student im Blindenwohnheim Mühlehalde in Zürich im Einsatz. Auch für ihn waren die Erfahrungen aus dem Zivildienst sehr wertvoll: «Durch meine Arbeit im Alterswohnheim für Blinde habe ich viel dazugelernt. Ich habe keine Scheu mehr, auf blinde Menschen zuzugehen, und weiss, wie ich ihnen nützlich sein kann». BENJAMIN FISCH http://www.kinderheimat-tabor.ch/
Selber auswählen
Auf Zürichs Gassen
Die Möglichkeiten für Zivildienstleistende sind vielseitig: Neben Einsätzen im sozialen Bereich sind sie auch im landwirtschaftlichen Sektor gefragte Hilfskräfte. Anders als im Militärdienst haben die Zivis die Möglichkeit, den Dienstort selber auszuwählen, wenn es sich dabei um einen anerkannten Einsatzbetrieb handelt.
Das «Chrischtehüsli» in Zürich ist ein Zweig des Vereins Inklusiv (Christlicher Verein zur Integration randständiger Menschen). Drei Angestellte, Praktikanten und Zivildienstleistende engagieren sich in der Gassenarbeit. Der Verein lebt von Spenden. www.chrischtehuesli.ch
TAGESSCHAU
ideaSchweiz l 13/2011
«PornoFrei»: Neuer Kurs in der Zürcher Trendkirche ICF
Aus der Pornosucht in die Freiheit Pornografie ist mit dem Internet allgegenwärtig geworden, doch kaum jemand thematisiert ihr Suchtpotenzial. Christen sind dabei keine Ausnahme. Ein Kurs des ICF Zürich soll Männer in die Freiheit führen. Pornografiesucht ist ein Problem, das viele Männer betrifft. Auch die Trendkirche ICF weiss dies. Das Thema wird unter Christen nicht weniger tabuisiert als in der Gesellschaft. «Wir wurden von drei jungen Männern angesprochen, die den ständigen Kampf mit den Bildern und Filmen aus eigener Erfahrung kennen», erklärt Daniel Linder, Mediensprecher des ICF Zürich. «Es war ihnen ein grosses Anliegen, davon frei zu werden. Sie regten an, Pornokonsumenten die Möglichkeit zum Ausstieg aus diesem Dickicht zu bieten.»
Ein Fachmann an Bord
«Als diese Anfrage uns erreichte, waren wir gerade in den Startlöchern für einen entsprechenden Kurs. So konnten wir eine Zusam-
Sticht ins Auge: Flyer für den Pornofrei-Kurs des Zürcher ICF.
menarbeit mit der Beratungsstelle ‹Wuestenstrom› aufbauen und deren Leiter Rolf Rietmann an Bord holen», sagt Linder weiter. Rietmann leitet unter anderem auch das Projekt www.libert4you.ch, das Pornosüchtige auf dem Weg zur Freiheit unterstützt. Linder ist überzeugt, dass es möglich sei, aus dem Porno-Dilemma einen Weg zu finden. «Es liegt uns am Herzen, so vielen Männern als möglich zu helfen.»
Nächster Kurs
Am 13. April startet der nächste Kurs des ICF in Zürich. Der erste
Abend vermittelt Informationen, er kann gratis besucht werden. Thema sind Fakten und Hintergründe zu Porno und Sucht. Für Kurzentschlossene ist eine Kursanmeldung noch möglich. Die Zugehörigkeit zum ICF ist keine Voraussetzung für die Teilnahme. Während der folgenden neun Abende gehe es um die eigene Sucht. Es wird Hilfestellung geboten, um ganz davon loskommen zu können. BENJAMIN FISCH www.kurse.icf.ch pornofrei@icf.ch
Das Hilfswerks TearFund und Oli Rust lassen Bilder sprechen
Sambia – Konfrontation mit der Not Der Zürcher Fotograf Oli Rust zeigt seine Bilder aus Sambia in einer Wanderausstellung. Der Erlös des Benefizanlasses vom letzten Freitag kommt Waisenkindern in Sambia zugute. «Die Hilfe von TearFund kommt an», erklärt Rust. Angefangen hat alles mit einer Reise. «Ich reiste zuerst in die Hauptstadt Lusaka, dann in den Norden und in kleinere Dörfer», erzählte Oli Rust am Benefizanlass. Mit 50 seiner aussagestärksten Fotografien von berührenden, lustigen aber auch traurigen Momenten brachte er den Anwesenden den Binnenstaat im südlichen Afrika näher. Ergänzt wurde der Anlass durch eine Ansprache von Nationalrätin Marianne Streiff (EVP) und einen «Apéro riche». Die Eindrücke haben den Fotografen nachhaltig geprägt. «Zum Fotos: zvg
ersten Mal wurde ich so richtig mit grosser Not konfrontiert», erinnert Rust sich. «Diese Menschen haben teilweise wirklich nichts.» Mit der Benefizveranstaltung wollte er für die Not in Sambia sensibilisieren. Sein Engagement gilt auch TearFund, einem Hilfswerk der Schweizerischen Evangelischen Allianz. «Die Hilfe von TearFund kommt wirklich bei den Leuten an und ist
eine Hilfe zur Selbsthilfe. Im unterstützten Projekt wird Kindern Bildung ermöglicht – ein Schlüssel zu einer selbstbestimmten Zukunft mit Perspektive», sagt Oli Rust. Seine Bilder können in einer Wanderausstellung an verschiedenen Orten besichtigt werden. JOSEPHINE MOSER www.tear fund.ch www.olirust.ch
Für einmal vor der Kamera: Fotograf Oli Rust mit sambischen Kindern.
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Schwerer Fall von Missbrauch Für grosses Aufsehen sorgte vergangene Woche ein schwerer Fall von Kindesmissbrauch, von dem indirekt auch das Zürcher Oberländer ICF in Wetzikon betroffen ist. Wie der «Tages-Anzeiger» berichtete, gestand ein 29-jähriger Kleinkindererzieher aus dem Zürcher Oberland, sich an vier anderthalb bis sechs Jahre alten Mädchen vergangen zu haben. In einem Fall war ein Mädchen in der christlichen Kinderkrippe Purzelbaum in Volketswil betroffen. Die weiteren Missbräuche geschahen bei «verschiedenen Betreuungssituationen». Der junge Mann betreute auch im ICF eine Kindergruppe. Die ICF-Leitung gab darum die folgende Stellungnahme ab: «Wie die ermittelnden Behörden bekannt gegeben haben, ist D.O., der als Erzieher in einer Kindertagesstätte in Volketswil angestellt war, wegen des Verdachts auf Pädophilie verhaftet worden … D.O. war auch seit sechs Monaten für ICF Züri Oberland als Volunteer im Chinderexpress, Altersstufe sechs bis neun Jahre, tätig. Insgesamt hat er bisher an neun Sonntagen einen Einsatz geleistet. Soweit unsere internen Abklärungen ergeben haben, können wir davon ausgehen, dass es im ICF Züri Oberland – Gott sei Dank – zu keinen Übergriffen gekommen ist. Das Verfahren ist aber natürlich noch nicht abgeschlossen. Der ganze Vorfall ist selbstredend äusserst gravierend und hat uns alle sehr betroffen gemacht. Selbstverständlich haben wir überprüft, ob unsere eigenen internen Auswahl- und Einsatzregeln, die für die Mitarbeit im Kinder- und Jugendbereich schon seit Langem eingeführt sind, auch im Fall von D.O. korrekt und konsequent angewendet wurden. Zum jetzigen Zeitpunkt können wir sagen, dass wir keine Unregelmässigkeiten oder gar Fahrlässigkeiten feststellen mussten. Dennoch haben wir das Faktum zu akzeptieren, dass es D. O. trotz allen Vorkehrungen gelungen ist, sich auch bei uns als Mitarbeiter einsetzen zu lassen. Wir werden diesen traurigen Fall weiterhin auf allen Ebenen genau analysieren und abschliessend die notwendigen Konsequenzen ziehen.» Wir kommen in der nächsten Ausgabe im Gespräch mit ICF-Mediensprecher Daniel Linder auf den Fall und seine Auswirkungen zurück. ANDREA VONLANTHEN
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Steht Deutschland vor einer Zeitenwende? BADEN-WÜRTTEMBERG Profilierte Christen bewerten den Machtwechsel in der einstigen Hochburg der CDU. öllig unterschiedlich beurteilen Christen den Machtwechsel in BadenWürttemberg. Während etwa für den Kulturjournalisten Alexander Kissler der Wahlsieg der Grünen eine gesellschaftliche Zei-
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tenwende markiert, sieht der Rundfunkjournalist und Baptistenpastor Andreas Malessa in dem Ergebnis einen Sieg demokratischer Vernunft über Klüngel- und Klientel-Politik. Der voraussichtliche künftige
Ministerpräsident, Winfried Kretschmann (62), gilt als wertekonservativ. Doch die Positionen im Wahlprogramm der Grünen zur Landtagswahl klingen alles andere als konservativ. P
„Der Wahlsieg der Grünen markiert eine gesellschaftliche Zeitenwende – sofern sich Winfried Kretschmann an das Wahlprogramm hält. Dann muss er BadenWürttemberg zum ‚Vorreiter bei der Gleichstellung und der Akzeptanz von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgendern, transsexuellen und intersexuellen Menschen’ machen. Dann wird in ‚allen Unterrichtsfächern’ der ‚Alltag verschiedener Familienformen (auch von Regenbogenfamilien)’ abgebildet, wird das Adoptionsrecht für schwul-lesbische Paare via Bundesrat vorangetrieben. Konservativität sah bisher anders aus.“ Alexander Kissler (München), kathoAlexander Kissler lischer Publizist
sie zur Bundestagswahl versprochen wurde, ‚Durchregieren’ (so Bundeskanzlerin Angela Merkel) gar, ist künftig völlig ausgeschlossen.“ Prof. Wolfgang Stock (Woltersdorf /Berlin), Wolfgang Stock Medienforscher
gen die Bildungspolitik von Grün-Rot. Ich hoffe, dass besonders begabte oder förderungswürdige Kinder künftig nicht durch das Netz des Bildungssystems fallen. Noch schlimmer finde ich die Frühbetreuung, die Grün-Rot schon kleinsten Kindern zukommen lassen will. Man kann nicht Kinder ab zwei Monaten in einen Hort stecken wollen, weil man den Eltern nicht zutraut, dass sie ihre Kinder gut erziehen. Besser wäre es, Eltern und Familien so zu stärken, dass sie die Erziehung gut hinbekommen.“ Beate Seitz (Reutlingen), Sozialpädagogin, Mutter von 7 Kindern und HartzIV-Empfängerin Beate Seitz
„Schon der zweite Sieg demokratischer Vernunft über Klüngel- und Klientel-Politik: In Sachsen-Anhalt wählten Steuerzahler nicht die FDP, weil Steuersenkungen Unsinn wären. In Baden-Württemberg wählten Unternehmer nicht die CDU, weil billiger Strom aus maroden Kernkraftwerken Wahnsinn wäre. Der Bürger beweist Besonnenheit, Katholik Winfried Kretschmann (‚Die Botschaft Jesu gilt für alle‘) auch.“ Andreas Malessa (Hochdorf bei Stuttgart), Radio- und Fernsehjournalist sowie Baptistenpastor Andreas Malessa
„,Tradition ist nicht das Bewahren der Asche, sondern das Weitergeben der Flamme.’ Mit diesem Slogan warb Winfried Kretschmann bei der Landtagswahl in Baden-Württemberg. Wenn nach 58 Jahren hier einem Politikwechsel zugestimmt wurde, dann vermutlich geknüpft an die Hoffnung, dass es nicht einfach zu einem Traditionsabbruch kommt. Dem katholischen Christen, der den Reichtum einer christlich-geprägten Kultur schätzt, trauen manche nicht nur eine ökologische Politik zu, sondern auch Augenmaß im Umgang mit den (konservativen) Werten Andersdenkender. Ich hoffe, dass die neue Regierung ihr Amt in Verantwortung vor Gott und den Menschen so ausübt, dass auch in Zukunft christliche Traditionen gefördert, Ehen und Familien unterstützt und die Schöpfung bewahrt werden.“ Dorothea Gabler, Theologiedozentin an der Evangelischen Dorothea Gabler Missionsschule Unterweissach/Stuttgart
„Wer ahnen will, wie es in Berlin weitergehen wird, der schaue auf den Bundesrat: 25 von 69 Stimmen hat Schwarz-Gelb dort jetzt nur noch. Damit ist klar: Politik, wie
„Nach der Wahl bin ich in Sorge. Ich verstehe, dass die Leute keine Atomkraftwerke wollen und die Umwelt schützen möchten. Das finde ich toll. Sorgen macht mir dage-
„Die Stärkung der Wahlbeteiligung ist ein Sieg für die Demokratie. Leider haben die Fragen, nach welchen Werten wir unsere Gesellschaft gestalten wollen, keine Rolle gespielt. Sie wurden aber auch von den bisherigen Regierungsparteien nicht auf den Tisch gelegt. Oft beklagen wir die Kurzsichtigkeit der politisch Verantwortlichen. Für mich hat der Wahltag gezeigt, dass die Wähler leider oft noch viel kurzsichtiger sind. Man entscheidet aufgrund der Tagespolitik. Was bleibt? Wir beten für die Gewählten und für die, die nun mit ihrem Amtsverlust zurechtkommen müssen. Und Christen müssen sich noch viel deutlicher und engagierter zu Wort melden und konstruktiv mitarbeiten.“ Hartmut Steeb (Stuttgart), Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Hartmut Steeb Allianz ideaSpektrum 13.2011
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Baden-Württemberg: Fast jeder vierte Protestant wählte „grün“ LANDTAGSWAHL Die CDU erlitt deutliche Verluste – besonders unter den katholischen Wählern.
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ast jeder vierte evangelische Wähler (23%) hat bei der Landtagswahl am 27. März in Baden-Württemberg Bündnis 90/Die Grünen die Stimme gegeben. Das geht aus einer Wahltagsbefragung von ARD/Infratest dimap hervor. Die Partei verdoppelte ihr Ergebnis von 2006 auf 24,2% (+12,5 Prozentpunkte) und kann zusammen mit der SPD (23,1%) die neue Landesregierung bilden. Die Grünen werden mit Winfried Kretschmann voraussichtlich auch erstmals einen Ministerpräsidenten stellen. Die CDU bleibt mit 39% zwar stärkste Kraft, muss aber erstmals nach 58 Jahren die Macht in ihrer bisherigen Hochburg abgeben. Die FDP schaffte mit 5,3% nur noch knapp den Sprung in das Landesparlament. Der Partei „Die Linke“ gelang dies nicht (2,8%). Die Grünen verzeichneten im Vergleich zu 2006 bei den protestantischen Wählern ein Plus von 12 Prozentpunkten. Von den Katholiken entschieden sich 21% für die Ökopartei (plus 11). Bei den Konfessionslosen und
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Andersgläubigen wurde sie stärkste Partei (34%/plus 15). Die SPD liegt bei den Protes tanten über ihrem Gesamtergebnis (26%/minus 3). Von den Katholiken wählten 20% „rot“ (minus 1) und von den Konfessionslosen/Andersgläubigen 25% (minus 4). Die CDU erlitt bei den Katholiken die größten Verluste (48%/minus 8).
Von den Evangelischen votierten 37% (minus 2) für die Christdemokraten. Bei den Konfessionslosen/Andersgläubigen ist sie nur noch drittstärkste Kraft (23%/minus 3). Die FDP schnitt bei Protestanten (6%) leicht besser ab als bei Katholiken (5%) und Konfessionslosen bzw. Wählern mit anderer Religionszugehörigkeit (4%). P
Baden-Württemberg: Wie haben die Kirchenmitglieder gewählt? Angaben in Prozent; in Klammern: Veränderung zu 2006 SPD GRÜNE FDP LINKE CDU Wahlergebnis 39 (-5,2) 23,1 (-2,1) Evangelische 37 (-2)
5,3 2,8 (-5,4) (-0,3)
24,2 (+12,5)
26 (-3)
6 (-6) 2 (0)
23 (+12)
Katholiken 48 (-8) Konfessionslose/Andere 23 (-3)
20 (-1) 25 (-4)
21 (+11) 34 (+15)
5(-4) 2 (-1)
4(-8) 7(+1)
© l ideaGrafik; Quelle: ARD/infratest dima
idea Fernseh- und Hörfunk-Tipps
2. April – 8. April
FE R NSE H E N Sonnabend, 2. April
Sonntag, 3. April
19.00–19.45 Anita und Rita. Vom Leben und Sterben zweier Bibelschülerinnen im Jemen
Das Vierte 9.30–10.00 „Des Mannes Hilfe“, Predigt der Pastoren Wolfgang Wegert und Andreas Mertin
0.10–1.55 Im Namen des Herrn: Leben hinter Klostermauern. Dokumentation
10.15–11.00 Drei Bischofskandidaten – die bayerische Landeskirche hat die Wahl
Donnerstag, 7. April 11.00–11.30 Evangelischer Gottesdienst enstt aus Lohr am Main mit Dekan Michael Wehrwein 11.30–12.00 Frühlingsputz für Chrom und Seele – Ballast abwerfen bringt Lebensfreude
15.30–17.00 Die 10 Gebote – Uraufführung eines Pop-Oratoriums 17.00–18.00 Gentest am Embryo: Wird d der Mensch zum Schöpfer? Talksendung mit Landesbischof Martin Hein u. a.
18.15–18.45 Friederike und die Heilsarmee – Vom Dorf in die Großstadt. Die 19-jährige Friederike wollte eigentlich ein FSJ im Ausland machen – und landete im Missionsteam der Heilsarmee in Hamburg. Reportage
HÖRFUNK Sonntag, 3. April
Donnerstag, 7. April
8.30–9.00 Vom Punk zur Nonne – Katharina Schriddes Weg in eine ev. Kommunität
8.40–9.00 Mit allen Sinnen glauben – Seelenpflege für demente Menschen
9.45–10.00 Ev.-ref. Predigt von Theologin Manuela Liechti-Genge aus Münchenbuchsee
8.35–8.50 Die Stimmen der Kinder von Tschernobyl – 25 Jahre nach der Katastrophe
9.04–9.30 Gremium für Grenzfragen – Zehn Jahre Ethikrat in Deutschland
10.00–11.00 Ev.-methodistischer Gottesdienst aus Berlin-Neukölln mit Pastor Holger Sieweck
10.00–11.00 Evangelischer Gottesdienst aus Greifswald mit Domprediger Matthias Gürtler 10.04–11.00 Evangelischer Gottesdienst aus Saarbrücken mit Pfarrer Hans Dieter Osenberg
15.30–16.00 Im Wechselbad der Gefühle – Kinder in der Pubertät (Teil 2 am 8. April um 15.30) 20.00–20.30 Brennpunkt Nahost. Mit Journalist Johannes Gerloff und Pastor Horst Marquardt
Wer reagieren möchte, kann dies unter folgenden Rufnummern tun: ARD: 089/5900-3344 | Bibel.TV: 040/4450660 | Das Vierte: 0180/5843783 Deutschlandfunk und Deutschlandradio: 0221/345-1831 | DRS 2: (0)848/808080 | ERF: 06441/957-0 | HR (TV): 069/1555111 | Kabel 1: 0180/5011150 KiKa: 0180/2151514 | Luth. Stunde: 04264/2436 | MDR: 0341/300-5401 | NDR: 0511/988-2393 | Phoenix: 0180/28213 | RBB: 030/97993-2171 SF 2: (0)62/2059050 | SR 2: (0)681/6022222 | SWR: 07221/929-0 | WDR (Radio): 0221/5678-333 | WDR (TV): 0221/5678888 | ZDF: 06131/7012164
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Links: Von den im Juni 2009 im Jemen entführten evangelikalen Entwicklungshelfern Johannes und Sabine Hentschel aus Sachsen sowie dem kleinen Simon fehlt jede Spur. Mitte: Dagegen sind ihre beiden Töchter Anna und Lydia im Mai 2010 überraschend freigekommen. Das Foto zeigt sie nach ihrer Rückkehr nach Sachsen auf dem Schoß von Kindern ihrer Tante, bei der sie jetzt leben. Rechts: Die 2009 mit Hentschels entführten und ermordeten beiden Pflegehelferinnen und Bibelschülerinnen Rita Stumpp (links) und Anita Grünwald aus Wolfsburg.
Jemen: Wurde das entführte deutsche Ehepaar tot aufgefunden? ENTFÜHRUNG Aus dem Jemen gibt es Hinweise darauf, dass die Leichen des vor zwei Jahren entführten deutschen Ehepaares Hentschel aufgefunden wurden. Offiziell bestätigt sind diese bisher jedoch nicht.
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ohannes und Sabine Hentschel aus dem sächsischen Meschwitz bei Bautzen arbeiteten seit 2003 in der nordjemenitischen, islamischen Provinz Saada für das niederländische Hilfswerk „Worldwide Services“ in dem staatlichen Krankenhaus „Mustaschfa al Dschimhuri“. Sie waren am 12. Juni 2009 mit ihren drei Kindern und vier anderen Christen während eines Ausflugs entführt worden. Von den Eltern und ihrem damals einjährigen Sohn Simon sowie von einem britischen Ingenieur fehlt seitdem jede Spur.
Drei wurden sofort erschossen Drei der Opfer – zwei deutsche Pflegehelferinnen und eine südkoreanische Lehrerin – wurden kurz nach der Entführung erschossen aufgefunden. Die Kinder Lydia (6) und Anna (4) Hentschel konnten im Mai 2010 überraschend befreit werden und nach Deutschland zurückkehren. Das gab der Hoffnung Auftrieb, auch ihre Eltern und der Bruder könnten noch leben.
Auswärtiges Amt: Es gibt noch keine gesicherten Erkenntnisse Nun bemüht sich die Deutsche Botschaft gemeinsam mit den jemenitischen Behörden um die Aufklärung von Hinweisen, nach denen die Leichen des Ehepaars im Nordjemen gefunden worden seien, sagte eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes gegenüber idea. Der mutmaßliche Fundort liege jedoch in dem vom Bürgerkrieg erschütterten Teil des Landes, so dass die Aufklärung einige Zeit in Anspruch nehmen werde. Bis Redaktionsschluss gab es vonseiten des Auswärtigen Amtes keine gesicherten Hinweise zur Identität der Toten.
Schwager: „Herr, wenn sie bei dir sind, dann lass es uns wissen“ Auch der Schwager des entführten Familienvaters, Pastor Reinhard Pötschke (Radebeul bei Dresden), sagte idea, die
Ei Eine Spezialeinheit aus Saudi-Arabien befreite am 17. Mai 2010 zwei Töchter der deutschen Familie. Dschabal Schadha Rotes Meer
SAUDIARABIEN
Noshur
Saada
In dieser Provinz wurden am 12. Juni 2009 7 Deutsche, eine Südkoreanerin und ein Brite entführt. In der Nähe Provinz Saada von Noshur fand man kurze Zeit später die Leichen der 2 deutschen Bibelschülerinnen (Anita Grünwald und Rita Stumpp) und der Südkoreanerin. Hier sollen jetzt auch Leichen gefunden worden sein, bei denen es sich SANAA möglicherweise um die Entwicklungshelfer aus Sachsen HAUPTSTADT – Hentschels – handeln könnte. Radaa
ERITREA
JEMEN
Meldungen, dass es sich bei den aufgetauchten menschlichen Überresten um Johannes und Sabine handeln könnte, seien nach wie vor unbestätigt. Da die Leichen nicht ohne weiteres identifiziert werden könnten, werde wohl erst ein DNA-Test Klarheit bringen. Auch wenn in der Vergangenheit im Internet wiederholt ähnliche Hinweise aufgetaucht seien, nehme die Familie die aktuellen Meldungen ernst. Die darin genannten Orte seien „nicht ganz unbekannt“ und passten in die Region, in der die Gruppe unterwegs war. Bei allem Glauben und allem Hoffen müsse nach einer so langen Zeit mit dem Schlimmsten gerechnet werden. Die Familie sei dankbar, dass noch einmal Bewegung in die Sache gekommen sei, und bete so, wie es auf dem Kongress christlicher Führungskräfte Ende Februar in Nürnberg berichtet wurde: „Herr, wenn sie am Leben sind, gib ihnen, was sie zum Leben brauchen, und lass sie nicht den Mut verlieren. Wenn sie bei dir sind, dann lass es uns wissen!“
Lydia und Anna wissen, dass ihre Eltern verschwunden sind Anna und Lydia, die seit ihrer Rückkehr bei einer Tante leben, bekämen die neue Diskussion um ihre Eltern mit, so Pötschke. Sie wüssten, dass ihre Eltern verschwunden sind. Allerdings hätten sie diesen Verlust bereits vor einiger Zeit verarbeiten müssen. Erzählungen der beiden ließen es nämlich wahrscheinlich erscheinen, dass sie bereits kurz nach der Entführung von den Eltern getrennt wurden. Im Großen und Ganzen hätten sich die Schwestern gut eingelebt. P ideaSpektrum 13.2011
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Links: Der Hilfsgüter-Transport der Allianz-Mission mit Helfern aus den Gemeinden – darunter auch Missionar Reinhard Berns mit Sohn Lukas. Rechts: Helfer bringen die Waren in eine große Lagerhalle, wo sie von der Katastrophe betroffene Japaner abholen können.
Japan: Missionare ziehen ins Zentrum der Not NATUR- UND REAKTORKATASTROPHE Weltweit üben Christen Solidarität mit den Japanern.
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hristen aus aller Welt wollen den notleidenden Menschen in Japan helfen, doch viele Japaner tun sich schwer, Hilfe aus dem Ausland anzunehmen. Der Grund: Sie wollen anderen Nationen nicht zur Last fallen. Darauf hat der Öffentlichkeitsreferent der Überseeischen Missionsgemeinschaft (ÜMG), Joachim König (Mücke bei Gießen), gegenüber idea hingewiesen. Mit 120 Missionaren aus aller Welt – darunter zehn aus Deutschland und elf aus der Schweiz – ist die ÜMG eines der größten Missionswerke in Japan. Nach Königs Worten können nur einheimische Christen dieses Dilemma lösen. Wenn sie Lebensmittel oder Kleidung weiterreichten, gebe es keine Missklänge. Acht ÜMG-Missionare aus Australien, England, Kanada und der Schweiz sind von der Insel Hokkaido im Norden Japans für ein halbes Jahr in die mit am schwersten von dem Erdbeben und dem Tsunami betroffene Großstadt Sendai umgezogen, um den Menschen in den Notquartieren beizustehen. Die Missionare arbeiten mit einer kleinen einheimischen Christengemeinde zusammen.
Missionszentrale wurde Notquartier Die Stiftung Marburger Mission hatte kurzentschlossen zehn Tage lang ihre Missionszentrale in Kobe – 500 Kilometer südlich von Tokio – in ein Notquartier umgewandelt und dort 18 Kinder aus Tokio betreut. Wie Missionsreferent Wolfgang Winkler (Marburg) idea sagte, hoffe man, in Zukunft auch Flüchtlinge direkt aus dem Katastrophengebiet im Nordosten aufnehmen zu können.
Fotos: Allianz Mission
Gottesdienst bei Fukushima Auch die Baptisten haben die Verwaltungszentrale des Japanischen Baptistenbundes in Saitama bei Tokio geöffnet, um dort Schwangere und Mütter mit kleinen Kindern aus der Region um das zerstörte Atomkraftwerk Fukushima zu betreuen. Die Baptisten haben ein Krisenzentrum eingerichtet, um Hilfsprojekte besser koordinieren zu können. Der Baptistenpastor Makito Suzuki aus Koryama bei Fukushima berichtete in einer E-Mail, dass die Menschen trotz hoher Radioaktivität ihre Heimat nicht verlassen wollten. Zu einem Gottesdienst seien 27 Besucher gekommen.
ideaSpektrum 13.2011
Die Bedeutung der Ahnen-Gräber Die Allianz-Mission (Dietzhölztal/Mittelhessen) bestätigte, dass es ihren Missionaren und den von ihnen betreuten Gemeinden gelungen sei, mit drei Hilfstransporten von Nagoya im Süden des Landes ins Katastrophengebiet zu gelangen. Nach den Worten von Missionsleiter Erhard Michel wollten vor allem ältere Japaner die Krisenregion nicht verlassen, weil sie die Gräber ihrer Ahnen und die rund 14.000 Vermissten nicht sich selbst überlassen wollten. Wenn die vermutlich Toten nicht traditionell bestattet würden, könnten ihre „Geister“ nach Ansicht der Überlebenden nicht zur Ruhe kommen. Diese Gedanken belasteten die Menschen zusätzlich, so Michel.
Baptisten: Not nicht evangelistisch missbrauchen Unterdessen hat der Generalsekretär der Europäischen Baptistischen Föderation, Tony Peck (Prag), dazu aufgerufen, die Katastrophe in Japan nicht zu evangelistischen Zwecken zu missbrauchen. Wenn Grundlagen des Lebens „massiv ins Wanken“ gerieten und Menschen deshalb ihre Prioritäten und Werte neu ordneten, sollten Christen allerdings bereit sein, über ihre persönliche Hoffnung Rechenschaft abzulegen. Evangelistische Aktionen seien angesichts der Not jedoch unangemessen, so Peck. P
b ÜMG – www.omf.org/Deutschland, 06400 90055 www.omf.org/Schweiz, 043 2447560 Allianz Mission – www.allianz-mission.de, 027774 93140
Religionen in Japan Kirchenmitglieder 1,5% Religionslos 4,3%
Moslems 0,1 %
Gesamtzahl der Bewohner Japans 126.475.664
Baha'i 0,01 %
Neue Religionen 24,4 % Buddhisten/
Schintoisten 69,6 %
Pazifik
AKW Fukushima
TOKIO HAUPSTADT
Epizentrum Vom Erdbeben und Tsunami schwere betroffene Gebiete
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N AC H R IC H T E N
Vieles erfunden: Stopp für Buch „Der Neonazi“ RECHTSRADIKALISMUS Die Auslieferung eines Buches, das vor Rechtsradikalismus warnen sollte, ist von seinem evangelikalen Verlag gestoppt worden. Offensichtlich stimmen wesentliche Fakten nicht.
N
ach wochenlangen Kontroversen über den Wahrheitsgehalt der Biografie „Der Neonazi – Die wahre Geschichte des Nico M.“ hat der evangelikale Verlag SCM Hänssler (Holzgerlingen bei Stuttgart) die Auslieferung gestoppt. In dem Buch erzählt die Schweizer Autorin Damaris Kofmehl die Geschichte eines Aussteigers aus der österreichischen Neonazi-Szene. Beschrieben werden u. a. zahlreiche Verbrechen bis hin zum Mord, die Nico M. – dessen wahre Identität unbekannt bleibt – begangen haben soll. Das Buch endet mit der dramatischen Lebenswende des Mannes: Er wird 2007 Christ, steigt aus der Neonazi-Szene aus und wird dafür von seinem Großvater enterbt. Kritiker bezweifelten, dass sich alle Vorgänge so abgespielt haben. So stellte der Musiker Leander Müller (Klagenfurt), der die echte Identität von Nico M. kennt, verwundert fest, dass die beschriebenen Verbrechen ohne rechtliche Konsequenzen blieben. Er hält viele Begebenheiten für frei erfunden.
Kritiker verlangt Entschuldigung – SCM: Bemühen uns um Aufklärung Mit dem Auslieferungsstopp zeigte sich Müller gegenüber idea „nicht zufrieden“. Er erwartet eine klare Stellungnahme des Verlages, dass das Buch zum größten Teil nicht der Wahrheit entspricht. Der Unter-
NOTIERT AFGHANISTAN ISLAMABAD
titel „Die wahre Geschichte des Nico M.“ sei eine Lüge. Ferner bedauert Müller, dass der Verlag das Buch nicht auch aus dem Handel zurückgezogen habe. Er könne nicht verstehen, dass ein christlicher Verlag nicht zugibt, „einen Riesenfehler gemacht zu haben“. Der Verlag hatte die Anschuldigungen zunächst zurückgewiesen. Geschäftsführer Frieder Trommer hatte im Januar erklärt, dass „alle … Namen, Daten, Fakten … den Wahrheitsgehalt des Buches bestätigt“ hätten. Doch im März erfolgte die Wende. „Auch wenn die Lebensgeschichte von Nico M. grundsätzlich nicht infrage steht, konnten bis heute einige der kritisch angemerkten Punkte nicht endgültig geklärt werden.“ Der Verlag habe sich deshalb dazu entschlossen, das Buch nicht mehr auszuliefern. Auf seiner Internetseite bekräftigt der Verlag, dass er sich sehr um Aufklärung bemüht habe. Doch Prüfung und Klärung könnten noch längere Zeit in Anspruch nehmen, „so dass wir uns dabei nicht dem Vorwurf aussetzen wollen, nur aus wirtschaftlichen Gründen das Buch weiterhin lieferbar zu halten“. P
Die christlichen Bestseller im März 1 Peter Hahne, Nur die Wahrheit zählt, Media Kern, 9,95 Euro, 15.90 sFr 2 Lynn Austin, Ein Fenster ins Leben, Francke, 15,95 Euro, 24.50 sFr 3 Arnd Brummer, Ich war’s – 7 Wochen ohne Ausreden, Hansisches Druck- und Verlagshaus, 10,95 Euro, 18.50 sFr 4 Anselm Grün/Clemens Bittlinger, 7 Wochen ganz gelassen!, Brunnen Verlag, 12,99 Euro, 23.50 sFr 5 Doris Kuegler, Dschungeljahre, Gerth Medien, 14,99 Euro, 22.40 sFr 6 Neue Genfer Übersetzung, Deutsche/Genfer Bibelgesellschaft, 12,90 Euro, 19.90 sFr 7 Bianka Bleier, Kittelschürzenschönheit, SCM Hänssler, 11,95 Euro, 19.20 sFr 8 Patrick Doughtie, Briefe an Gott, Gerth Medien, 14,99 Euro, 22.40 sFr 9 John & Stacy Eldredge, Das wilde Herz der Ehe, Gerth Medien, 16,99, 25.90 sFr 10 Ram Oren, Für dich habe ich es gewagt, Brunnen Verlag, 17,95 Euro, 32.30 sFr
Rubrik 3 Rubrik 8 Rubrik 3 Rubrik 3 Rubrik 8 Rubrik 2 Rubrik 3 Rubrik 8 Rubrik 6 Rubrik 8
Umfrage bei evangelischen Buchhandlungen in Zusammenarbeit mit der Vereinigung Evangelischer Buchhändler und Verleger. Die Rubriken geben die Themen an: (1) Religionen/Weltanschauung; (2) Bibeln/Bibelarbeit/Literatur zur Bibel; (3) Geistliches Leben/Gebet/Meditation; (4) Praxis Gemeindearbeit; (5) Lebenshilfe; (6) Partnerschaft/Ehe/Familie; (7) Kinder-/Jugendbücher; (8) Biografien/Romane/Erzählungen; (9) Geschenkbücher/Sonstiges
(Hauptstadt)
PA K I STA N INDIEN Hyderabad
Pakistan: Zwei Christen ermordet Im islamisch bestimmten Pakistan sind zwei Christen vor ihrer Kirche von muslimischen Jugendlichen erschossen worden; zwei weitere wurden schwer verletzt. In der christlichen Arbeitersiedlung Hurr Camp in Hyderabad wollten am 21. März Mitglieder und Freunde der Heilsarmee das 30-jährige Bestehen ihrer Gemeinde feiern. Junge Muslime störten die Versammlung mit lauter Musik und pöbelten Frauen an. Daraufhin seien vier Christen zu den Muslimen gegangen und hätten sie gebeten, die Frauen in Ruhe zu lassen und die Würde des Gotteshauses zu achten. Zunächst seien die Jugendlichen abgezogen, doch später mit Handfeuerwaffen zurückgekehrt. Sie hätten auf die Männer geschossen und den 47-jährigen Younis Masih sowie den 22 Jahre alten Jameel Masih getötet. Die beiden anderen Männer mussten schwer verletzt in ein Krankenhaus nach Karachi gebracht werden. Younis Masih hinterlässt seine Frau und vier Kinder; Jameel Masih hatte erst vor einem Monat geheiratet.
Ostern: Gemeinde lockt mit Dollars Um den Gottesdienstbesuch an Ostern zu steigern, verlost eine Baptistengemeinde in den USA unter den Besuchern 1.000 USDollar (705 Euro). Man habe diese Aktion bereits im vorigen Jahr erfolgreich durchgeführt, sagte Pastor Randy Moore von der Baptistengemeinde in Hamilton (US-Bundesstaat Ohio). Je 500 Dollar erhielten ein Gemeindemitglied und ein Gast. 2010 habe er mit 1.000 Besuchern gerechnet, gekommen seien aber 1.140 und damit mehr als doppelt so viele wie an einem normalen Sonntag. Das Geld solle angesichts der angespannten Finanzlage vieler Menschen eine Unterstützung sein. Zudem wolle man die Besucher an dem Feiertag segnen. ideaSpektrum 13.2011
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Verschwörungstheorien unter Frommen ENDZEIT Je mehr Katastrophen passieren, umso häufiger werden auch abstruse Theorien, worin die Ursachen liegen könnten.
V
or der Übernahme von Verschwörungstheorien in „bibeltreuen“ Kreisen hat der Bibelbund (Berlin) gewarnt. In der Zeitschrift der evangelikalen Vereinigung schreibt der Theologe Johannes Pflaum, er werde immer häufiger mit Theorien konfrontiert, die „angeblich die Erfüllung der endzeitlichen Prophetie sein sollen“. So werde etwa behauptet, dass hinter den Anschlägen vom 11. September 2001 in den USA, der Schweinegrippe oder der Weltfinanzkrise Geheimbünde wie die Freimaurer und die Illuminaten steckten, die die UN und die Massenmedien für ihre Zwecke benutzten. Die meisten Verschwörungstheorien stammen laut Pflaum aus fünf Quellen: von Sozialisten, Rechtsextremisten, Esoterikern, Islamisten und erzkatholischen Kreisen. Als Hauptschuldige der Weltverschwörung würden zum einen die USA als „Abgrund allen Bösen“ genannt sowie das Weltjudentum oder Israel. Beide steuerten die USA und das Freimaurertum. Pflaum zufolge enthalten Verschwö-
rungstheorien einzelne wahre Fakten, die aber mit Spekulationen kombiniert würden. So stimme es, dass eine Reihe von US-Präsidenten Freimaurer waren: „Aus diesem wahren Kern wird dann die völlig unbeweisbare Aussage kombiniert, dass die USA und die Weltpolitik seit langer Zeit von den Freimaurern nach Belieben gesteuert werden.“
Wilde Spekulationen Ein Christ habe ihm – Pflaum – auch weismachen wollen, dass – wenn man die auf dem Ein-Dollar-Schein abgebildete Pyramide vergrößere – auf einem Stein der Name CVJM zu lesen wäre. Die Organisation zähle deshalb auch zum Freimaurertum. In Wirklichkeit sei kein einziger dieser Steine beschriftet: „Es ist manchmal erschreckend, wie gerade unter Gläubigen leichtfertig irgendwelche Dinge übernommen werden, nur weil sie scheinbar in das eigene System passen, ohne nachzufragen, aus welchen Quellen sie stammen.“
DER GEFANGENE DES MONATS APRIL kommt aus Äthiopien
Auf den Steinen steht nichts – auch nicht vom CVJM, der angeblich zu den Freimaurern zählt.
Gott hat das Heft in der Hand Pflaum hält es von der Bibel her „für immer wahrscheinlicher, dass all diese Verschwörungstheorien selbst ein Teil der endzeitlichen Verführung sind. Es ist nicht mehr Gott, der aktiv handelt und seine Pläne durchführt, sondern plötzlich hat das angebliche Freimaurertum oder sonst jemand das Heft in der Hand.“ Nach der Bibel gebe es jedoch im Vorfeld des antichristlichen Reiches keine Spur einer jahrzehntelangen Verschwörung oder eines Gesamtplans irgendwelcher Geheimbruderschaften: „Gott bleibt der souverän Handelnde.“ Pflaum lehrt Bibelkunde und Homiletik am „Europäischen Bibel Trainings Centrum“ in Zürich. P
Inhaftiert, weil er „Jesus ist Herr“ schrieb
SUDAN
Zum „Gefangenen des Monats April“ haben die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) und idea den äthiopischen Christen Tamirat Woldegorgis benannt und zur Unterstützung für ihn aufgerufen. Das Mitglied einer Pfingstgemeinde wurde am 18. November in der südäthiopischen Stadt Moyale zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. Woldegorgis leitete eine Schneiderei mit einem muslimischen Geschäftspartner. Dieser beschuldigte ihn, auf ein Stoffstück und in einen Koran den Ausspruch „Jesus ist Herr“ geschrieben zu haben. Der Muslim berichtete dies dem Scheich der nahe gelegenen Moschee. Daraufhin wurde Woldegorgis
ADDIS ABEBA HAUPTSTADT
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wegen Entweihung des Korans verhaftet. Der Christ bestreitet die Tat. Zwei Freunde, die ihn im Gefängnis in Jijiga besuchten und ihm Nahrungsmittel brachten, wurden zu Geldstrafen verurteilt, weil sie einen Islambeleidiger unterstützt hätten. Die Behörden sollen Woldegorgis die Freilassung versprochen haben, wenn er zum Islam übertritt. IGFM und idea rufen dazu auf, sich in Briefen an den äthiopischen Staatspräsidenten Girma Woldegiorgis für die Freilassung des Christen einzusetzen, der vermutlich Opfer einer Intrige sei. Äthiopien hat den Internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte ratifiziert, der den Schutz der Religionsfreiheit garantiert. P
Jijiga
SOMALIA
(Haftort)
ÄT H IOP IE N KENIA Wer protestieren möchte, schreibe an: Seine Exzellenz Staatspräsident Girma Woldegiorgis via: Äthiopische Botschaft Schweiz Rue de Moillebeau 56 1211 Genève 19 Fax: 022/919 70 29 mission.ethiopien@ties.itu.int
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P RO & KON T R A
Sollen wir ausländische Fachkräfte anwerben? EINWANDERUNG Die deutsche Wirtschaft boomt. Immer mehr Firmen klagen über fehlende Fachkräfte, um alle Aufträge erfüllen zu können. Sozialverbände wiederum verweisen auf drei Millionen Arbeitslose, die sich oft seit langem nach einem Arbeitsplatz sehnten. Sollten trotzdem ausländische Fachkräfte angeworben werden?
PRO
Eberhard Grüneberg (Halle/Saale) ist Oberkirchenrat und Vorstandsvorsitzender der Diakonie Mitteldeutschland.
Es ist zu begrüßen, dass in der Politik ein Perspektivenwechsel von der Zuwanderungsabwehr zu einer aktiven Steuerung von Zuwanderung und Integration eingetreten ist. Schon heute ist zum Beispiel im Bereich der Alten- und Krankenpflege ein Fachkräftemangel zu verzeichnen. Er wird sich durch die demografische Entwicklung in Zukunft noch weiter verschärfen. Deshalb sollte Zuwanderung als Normalität bejaht und Migranten sollten als gesellschaftliche Bereicherung wahrgenommen werden. Einwanderung als gesellschaftliche Realität zu begreifen, heißt jedoch nicht, für eine unbegrenzte Aufnahme in Deutschland und Europa einzutreten. Verbunden mit einer fairen Zuwanderungsregelung müssen auch Maßnahmen zur Integration und gesellschaftlichen Teilhabe von Migranten fortgesetzt und verstärkt werden. Notwendig ist vor allem eine Verbesserung
in der Frage der Anerkennung ausländischer Bildungsabschlüsse und Berufsqualifikationen. Gleichzeitig gilt es, die Beschäftigungsquote von bildungsfernen Neuankömmlingen zu erhöhen. Nach christlichem Selbstverständnis müssen gering qualifizierte Migranten und Saisonarbeitskräfte aber auch vor Ausbeutung und Diskriminierung geschützt werden. Die Diakonie stellt sich selbst den Herausforderungen in der Einwanderungsgesellschaft. Menschen anderen Glaubens sind längst in den diakonischen Einrichtungen „angekommen“, Christen aus anderen Ländern und Kulturen bereichern und verändern unsere historisch gewachsenen Glaubensvollzüge in Gemeinden und diakonischen Einrichtungen. Deshalb hat die Diakonie schon vor Jahren eigene Konzepte für eine gelingende interkulturelle Öffnung in der evangelischen sozialen Arbeit entwickelt. P
»Afrika leidet schon jetzt darunter, dass viele seiner Fachkräfte in die reichen Länder des Nordens abgewandert sind.«
Kostas Petropulos ist Leiter des Heidelberger Büros für Familienfragen und soziale Sicherheit (www.heidelberger-familienbuero.de).
KONTRA
Mehr Einwanderer braucht das Land! – Mit Blick auf die Schrumpf-Alterung unserer Bevölkerung gibt es in dieser Frage faktisch eine große Koalition aus Regierung, Parteien, Experten, Verbänden und Gewerkschaften. Trotzdem ist dieses Vorhaben unmoralisch und unvernünftig. Im Kern geht es doch darum, sich die Anstrengungen für mehr einheimischen Nachwuchs zu ersparen. Die gewaltigen Kosten der Erziehung und Ausbildung sollen stattdessen die ärmeren Länder tragen. Billig importiertes „Humankapital“ als eine neue Form des Kolonialismus! Schaut man etwa auf Afrika, dann ist die Unmoral dieser Haltung offenkundig. Die Industrieländer hätten gern mehr Ärzte und Krankenschwestern aus dem schwarzen Kontinent. Aber dort leiden viele der von Aids und anderen Krankheiten geplagten Staaten schon jetzt unter mas-
sivem Personalmangel, weil viele ihrer Fachkräfte in die reichen Länder der Nordhalbkugel abgewandert sind. Auch für den Wirtschaftsriesen Deutschland ist das Konzept Masseneinwanderung äußerst kurzsichtig. Unser Land lebt vom Export. Kauffreudig bleibt das Ausland aber nur dann, wenn dort auch die einheimische Wirtschaft weiterhin floriert. Dafür bedarf es jedoch der Ingenieure, Techniker u. a., die wir künftig gern im eigenen Land hätten. Deshalb hatte z. B. Polens damaliger Ministerpräsident Jaroslaw Kaczynski bereits 2007 seine im EU-Ausland lebenden Bürger zur Rückkehr ins Heimatland aufgerufen. Wenn das Ausland schon beim Kampf gegen den demografisch bedingten Fachkräftemangel mithelfen soll, gibt es nur eine faire und vernünftige Alternative zur Masseneinwanderung: Deutschland muss sein reichlich vorhandenes Kapital und Wissen in diese Länder investieren. P
Fotos:Grüneberg/PR; Petropolus/privat
»Christen aus anderen Ländern und Kulturen bereichern und verändern unsere historisch gewachsenen Glaubensvollzüge in Gemeinden und diakonischen Einrichtungen.«
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KOM M E N TA R
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Glauben im Zeichen des Terrors ISRAEL In der vergangenen Woche explodierte eine Bombe im Zentrum Jerusalems. Wer steckt dahinter? Israelnetz-Korrespondent Johannes Gerloff gibt eine Einschätzung zur Lage in Israel.
Fotos: Gardner/privat; Anschlag/AP
„Den Segen des Wortes Gottes weitergeben“ wollte die 55-jährige Mary Gardner. „Wie könnte ich das nicht tun“, fragte sich die Schottin, „habe ich doch durch Gottes Wort so viel Freude und Frieden erfahren?!“ Federführend war die Wycliff-Bibelübersetzerin zwei Jahrzehnte lang im Mary Gardner westafrikanischen Togo an der Übersetzung des Neuen Testaments in die Stammessprache der Ife beteiligt. 2009 war das Projekt abgeschlossen. Seit Januar 2011 bereitete sich die evangelikale Christin an der Hebräischen Universität in Jerusalem auf die Übersetzung des Alten Testaments vor. Am 23. März explodierte an einer Bushaltestelle zwischen dem Jerusalemer Kongresszentrum und der zentralen Busstation eine Bombe. Mary Gardner stand direkt vor der Tasche mit dem Sprengsatz. Ihr Körper fing die Hauptwucht der Explosion ab. Dadurch wurden viele Menschenleben gerettet. Kurze Zeit später erlag Gardner ihren schweren Verletzungen. Die vergangenen Jahre waren im terror- und kriegsgewöhnten Israel auffallend ruhig. Zuletzt waren im Juli 2008 beim sogenannten „Bulldozer-Anschlag“ drei Menschen ermordet worden, im März desselben Jahres fielen acht Talmudstudenten der „Rav-Kook-Jeschiwa“ einem Selbstmordschützen zum Opfer. Der letzte Selbstmordbombenanschlag hatte im Februar 2004 in Jerusalem stattgefunden. Der Grund für die Ruhe waren nicht etwa die fehlende Motivation oder gar Einsicht aufseiten der Palästinenser, sondern der Mangel an Möglichkeiten, Terroranschläge durchzuführen. Israels Sicherheitskräfte konnten die Ruhezeit erzwingen: durch die Sperranlage in Richtung der Palästinensergebiete und die hervorragende Arbeit der Nachrichtendienste. Bei der Verfolgung von Terroristen achten sie auf keinerlei Grenzen. Entscheidend ist schließlich die beispiellose Zusammenarbeit mit den palästinensischen Sicherheitskräften – begründet in der gemeinsamen Angst vor der radikal-islamischen Hamas.
Unter den mehr als 50 Verletzten des Busanschlags vom 23. März waren auch Schüler der messianisch-jüdischen Schule „Makor HaTikva“.
Zwei Christen wurden zu Blutzeugen Logan und jetzt Gardner wurden im wahrsten Sinne des Wortes zu „Blutzeugen“. „Plötzlich war Bibelübersetzung weltweit im Gespräch“, schrieb Halvor Ronning vom Home of Bibletranslators, an dessen Programm Gardner teilnahm. „Wir erahnen, dass Gott das, was böse gedacht war, für seine Zwecke gebraucht.“
Wer schürt den Konflikt im Heiligen Land? Weder die Fatah in Ramallah noch die Hamas in Gaza und schon gar nicht die israelische Regierung sind derzeit an einer Eskalation interessiert. Aber wer steht dann hinter dem Anschlag? Bislang hat keine Organisation die Verantwortung übernommen. In den letzten beiden März-Tagen fielen mehr als 50 Raketen und Mörsergranaten von Gaza aus auf Südisrael. Mindestens 13 arabische Terroristen verloren ihr Leben durch israelische Versuche, den Raketenbeschuss zu verhindern. Generalmajor Tal Russo – Kommandeur des Südabschnitts der israelischen Armee – befürchtet: „Die Hamas hat die Kontrolle über andere Organisationen im Gazastreifen verloren.“ Das Chaos herrscht. Dabei ist seit Jahren die große Herausforderung der radikal-islamischen Hamas nicht etwa die säkulare Fatah, sondern sogenannte „Al-Qaida nahestehende“ Gruppierungen: Salafiten, die der Hamas Kompromissbereitschaft vorwerfen. P
Jesus-gläubige sind besonders häufig Terroropfer Auffallend war aber nicht nur die Ruhe, sondern auch, dass bei den wenigen Terroranschlägen, deren Durchführung gelang, auffällig viele Jesus-gläubige Menschen betroffen waren. Kurz vor Weihnachten 2010 wurden im Jerusalemer Wald die amerikanische Christin Christine Logan erstochen und ihre israelische Freundin Kaye Wilson schwer verletzt.
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An dieser Bushaltestelle in Jerusalem explodierte die Bombe.
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IN T ERV IEW
Was Jesus der Dieter-BohlenGeneration zu sagen hat … JESUSHOUSE Die größte Evangelisation unter Jugendlichen in Europa findet vom 30. März bis 2. April statt: JesusHouse. Sie wird aus Stuttgart an 402 deutschsprachige Orte übertragen, in denen rund 150.000 Besucher erwartet werden. Hauptredner ist Matthias Clausen. Mit ihm sprach Karsten Huhn.
Was haben Sie der Generation „Boah Alter, krass ey“ zu sagen? Ich bin mir nicht sicher, ob Jugendliche noch so reden – das ändert sich ja fast stündlich. Zudem habe ich trotz des Altersunterschiedes mit den Jugendlichen viele Gemeinsamkeiten. Alle Menschen suchen nach Sinn und sind gespannt auf Geschichten, die sie noch nicht kennen – und dazu gehören auch Geschichten aus der Bibel. Wollen die Jugendlichen solche alten Geschichten überhaupt noch hören? Das sind die spannendsten Geschichten, die es überhaupt gibt! Es kommt nur darauf an, dass sie auch so spannend erzählt werden. Dabei geht es auch nicht allein um die Vermittlung theologischer Information. Wenn ich jemandem sage: „Jesus Christus liebt dich, so wie du bist“, wird er nicht sagen: „Aha, danke für diese Information“. Diese Botschaft muss bis ins Herz rutschen, es muss also deutlich werden, was das im Tiefsten bedeutet. Er ist das Idol der CastingGeneration: Popstar Dieter Bohlen („Deutschland sucht den Superstar“)
Was heißt „Jesus liebt dich“? „Jesus liebt dich“ – wie soll ich mir das vorstellen? Man muss Jesus vor Augen malen, und das tue ich mit den biblischen Erzählungen. Sie zeigen, was es bedeutet, dass Jesus uns Menschen liebt. Wir leben im Zeitalter von Dieter Bohlen und Heidi Klum. Was hat uns da ein antiker jüdischer Wanderprediger noch zu sagen? Dieter Bohlen und Heidi Klum predigen: Du bist das wert, was du anderen zu bieten hast – wenn du gut singst oder gut aussiehst, kommst du in die nächste Runde. Jesus sagt dagegen: Du bist mehr wert als das, was andere in dir sehen. Ich liebe dich, so wie du bist. Du bist für Gott unendlich wertvoll. – Diese Botschaft befreit Jugendliche davon, ihren Wert ständig neu ermitteln zu müssen. Das klingt zu schön, um wahr zu sein. Stimmt. Das liegt daran, dass wir Menschen in unserem Leben meist das Gegenteil erleben: Sonst muss für alles, was gut ist, auch bezahlt werden – dagegen bekommen wir von Gott das Wertvollste, seine Liebe, geschenkt. Gott selbst bezahlt den Preis dafür – das ist für menschliche Ohren ein unerhörter Gedanke! Gott bezahlt einen Preis – warum? Was hat das mit mir zu tun? Gott kam in Jesus Christus als Mensch in diese Welt und nahm alles auf sich, was hier verkehrt läuft. Er trägt die Folgen unseres schiefgelaufenen Lebens selbst am Kreuz. Was das mit mir zu tun hat? Ich kann nicht für mein ganzes Leben die Verantwortung übernehmen. Wenn ich es dennoch versuche, muss ich meine Taten am Ende immer schönreden – oder die Schuld auf andere abwälzen, auf die Umstände, die politische Lage, meine Eltern usw. Wenn ich aber weiß, dass Gott für meine Fehler einsteht, dann kann ich endlich ehrlich sein.
Dann gibt es nur drei Möglichkeiten Sie setzen dabei voraus, dass es Gott gibt und die Bibel Gottes Wort ist. Die Mehrheit Ihrer Zeitgenossen tut das nicht. Das würde ich auch nie von meinen Zuhörern erwarten. Dass es Gott gibt und dass Christus Gottes Sohn ist – das
Foto: RTL/Stefan Gregorowius
Herr Clausen, Sie haben über „Evangelisation, Erkenntnis und Sprache“ promoviert. Nun wollen Sie Jugendlichen von 16 bis 21 Jahren das Evangelium verkündigen. Ein Doktor als Jugendevangelist – kann das gut gehen? Bei mir ist es umgekehrt: Ich bin in erster Linie Evangelist, der auch Wissenschaftler ist. Schon lange vor meiner Doktorarbeit habe ich missionarisch unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen gearbeitet.
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JesusHouse in Zahlen 1998 19 998
Nürnberg g
2000 20 000 Hannover
120.000
www.jesushouse.de, 0561 937790 439 4 3 39 9 Orte
225.000
510 5 10 Orte
200 2004 04 04 Berlin
420.000
730 7 3 30 0 Orte
2007 007 07 0 7
Der Hauptredner: Pastor Matthias Clausen aus dem pommerschen Greifwald
ist meine Grundüberzeugung. Beweisen kann ich es nicht. Ich kann nur anbieten, die Welt einmal aus dieser Perspektive zu betrachten. Folgende klassische Begründung finde ich dabei hilfreich: Wenn Christus behauptet, Gottes Sohn zu sein, gibt es nur drei Möglichkeiten: 1. Er hat sich dabei selbst getäuscht; 2. Er ist ein Lügner und hat absichtlich seine Nachfolger getäuscht; 3. Er hat mit seiner Aussage recht. Was davon stimmt? Diese Frage muss jeder für sich beantworten. Ich selbst halte Jesus für vertrauenswürdig.
Foto: jesushouse 2011/Daniel Schneider
Vor kurzem veröffentlichte der promovierte Theologe HeinzWerner Kubitza das Buch „Der Jesus-Wahn. Wie die Christen sich ihren Gott erschufen“. Er schreibt: „Die Bibel ist das am meisten überschätzte Buch der Weltliteratur, Jesus von Nazareth die am meisten überschätzte Person der Weltgeschichte.“ Wer kein Christ ist, muss das so sehen – das ist konsequent zu Ende gedacht. Das hat schon der britische Literaturprofessor C. S. Lewis (1898–1963) gesagt: Wer sagt, Jesus sei ein moralisches Vorbild, wird dem von Jesus selbst erhobenen Anspruch nicht gerecht. Entweder Jesus war der Sohn Gottes oder er ist ein überschätzter Scharlatan – eine andere Möglichkeit lässt uns Jesus nicht. Kubitza hält die blutige Erlösung am Kreuz für „widerlich“; die Auferstehung von den Toten nennt er „Humbug“. In manchen kirchlichen Kreisen wird es immer schwieriger, vom Kreuz zu reden. Für Menschen außerhalb der Kirche ist es aber oft gar nicht so schwer zu verstehen, worum es dabei geht. Die Frage ist doch: Wie komme ich mit dieser Welt klar und wie komme ich mit meinem Leben klar? So anstrengend und schwierig es auch sein mag, vom Kreuz zu reden: Das Kreuz hat den Geschmack der Wirklichkeit. Die Welt ist nun mal ein gefährdeter Ort. Um sie zu retten, braucht es solch eine radikale Maßnahme, wie sie Jesus Christus stellvertretend für uns auf sich genommen hat.
Was soll das Ganze mit Jesus? Der an Knochenkrebs erkrankte Kinderpsychologe Wolfgang Bergmann liegt jetzt in einem Hospiz. Im „Stern“ sagte er: „Jesus schleppt sein Kreuz den Berg hoch, und das Ganze ist ein Opfergang. Für wen? Für uns Menschen? Für jene, die zugu-
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Hamburg
20 2011 011
Stuttgart
400.000 Besucher
750 7 5 50 0 Orte
402 deutschsprachige Orte, davon 5 in Österreich und 4 in der Schweiz: Interlaken, Zürich, Bauma, Geroldswill. Dazu eine noch unbestimmte Zahl in Osteuropa.
cken? Was soll das Ganze? Wir wissen, dass es die Auferstehung des Leibes nicht geben wird, wir trotten ein Leben lang über Milliarden von Toten, eine unendliche Geschichte der immer wiederkehrenden Endlichkeit. Mir fällt es schwer, darüber ernsthaft nachzudenken, irgendeinen Sinn zu erkennen.“ Die Frage nach dem Leid ist eine der größten überhaupt. Der einzige Ansatzpunkt, den ich in solchen Momenten habe, ist, von dem Gott zu reden, der selber leidet: Jesus Christus opfert sich ja tatsächlich für die ganze Menschheit – er hat erlebt, wie es ist, zu leiden und von Gott verlassen zu sein. Zum anderen glaube ich, dass diese Welt mit all ihren Schrecken nicht alles ist, sondern dass es eine Auferstehung des Leibes geben wird. Woher wollen Sie das wissen? Das glaube ich, weil Jesus Christus den Tod überwunden hat und von den Toten auferstanden ist – das ist die Grundlage meiner Hoffnung. Genau das bestreitet Bergmann …
Wer steckt hinter JesusHouse? Die Jugendevangelisation wird getragen von ProChrist (Kassel), dessen Hauptredner der bekannteste Pfarrer im deutschsprachigen Raum ist: Ulrich Parzany. Zum Kuratorium von ProChrist gehören u. a. der Präsident des Europäischen Parlaments, Jerzy Buzek; die Bischöfe der pommerschen Kirche, Hans-Jürgen Abromeit, der sächsischen, Jochen Bohl, der badischen, Ulrich Fischer, der württembergischen, Frank Otfried July; sowie der Präses des Bundes Freier evangelischer Gemeinden in Deutschland, Ansgar Hörsting. Zur Wahl von Matthias Clausen als Hauptredner sagte „Pro Christ“-Geschäftsführer Michael Klitzke: „Er ist ein fundierter Theologe, der sowohl zu Hauptschülern als auch zu Abiturienten verständlich sprechen kann.“
Zur Person des Hauptredners Matthias Clausen Pastor Matthias Clausen (38) ist verheiratet und Vater einer Tochter. Er wurde in Düsseldorf geboren und studierte Theologie in Wuppertal, Heidelberg und London. Von 2000 bis 2004 war er Reisesekretär der Hochschul-SMD (Studentenmission in Deutschland). Von 2004 bis 2006 folgte ein Vikariat in Essen. Seit 2006 ist er Wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts zur Erforschung von Evangelisation und Gemeindeaufbau an der pommerschen Universität Greifswald. Zu seiner Tätigkeit gehört auch die Arbeit als Hochschulevangelist.
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Aber auch für die Auferstehung gibt es Gründe, keine Beweise, aber historische Indizien. Die sind für mich hilfreich. Es wird dann auch gerne gesagt: „Ihr Christen wollt doch bloß vertrösten!“ Aber für mich ist die Hoffnung auf die Ewigkeit oft die einzige Hoffnung, die noch hilft! Einen anderen Trost kenne ich nicht. Ich denke zum Beispiel an die japanischen Kinder, die in den Fluten des Tsunamis umgekommen sind. Da sage ich – auch ohne ausdrücklichen biblischen Beleg: „Natürlich sind diese Kinder jetzt bei Gott!“ Herr Clausen, Sie sind ein peinlicher Mensch! In Ihrem Buch „Ich denke, also bin ich hier falsch? Glauben für Auf- und Abgeklärte“ schreiben Sie: „Jeder, der sich ‚outet’, ein Christ zu sein, wird in vielen Kreisen als peinlich empfunden.“ Das kann jeder selbst testen: Wenn man sich bei einer Party vorstellt und sagt: „Guten Tag, ich heiße XY und ich habe eine persönliche Beziehung zu Jesus Christus“ – dann wird der andere schnell sein Glas leeren und das Weite suchen. In anderen Kulturen ist es dagegen ganz normal, zu seinem Glauben zu stehen. Ich habe aber folgende Erfahrung gemacht: Wenn man gelassen und ohne sich zu entschuldigen für seinen Glauben einsteht, weckt das die Aufmerksamkeit des anderen. Christen brauchen ihren Glauben also nicht zu verstecken.
Sehnsucht nach Gott Was ist, wenn Sie sich Gott nur einbilden? Ich habe gute Gründe, aber einen wasserdichten Beweis habe ich nicht – den hat man aber für nichts im Leben. Oft höre ich den Einwand, Christen bildeten sich Gott nur ein, weil sie mit dem Leben sonst nicht klarkommen. Sie wünschen sich einen Gott, der ihnen hilft … Nicht jeder Mensch sehnt sich nach Gott. Aber ich schon! Und es kann doch genauso gut sein, dass Gott mir diese Sehnsucht ins Herz gelegt hat. Diese Sehnsucht als Einbildung abzutun, wäre unlogisch. Niemand würde doch sagen: „Du hast Hunger – also gibt es kein Essen.“ Es wäre jedenfalls nicht sehr nett, das zu sagen. Ihre Doktorarbeit hat den Untertitel „Über-zeugend predigen unter nachmodernen Bedingungen“. Was fanden Sie heraus? 1. Argumente für den christlichen Glauben sind auch heute – also in der Postmoderne – nötig. 2. Wer postmoderne Menschen für den christlichen Glauben gewinnen will, muss Geschichten erzählen. Der christliche Glaube ist im Kern keine große Theorie, sondern eine wahre Geschichte. Deswegen ist das Beste, was ein Prediger tun kann, zu erzählen, wie Gott im Leben von Menschen handelt. Gut erzählte biblische Geschichten sind ein Angebot, die Welt mit Gottes Augen zu sehen.
Reicht das, um Jugendliche hinter dem Laptop hervorzulocken? Jugendliche wissen es zu schätzen, wenn jemand ehrlich und begeistert ist und eine klare Sprache spricht – so war es zumindest bei mir, als ich 16 Jahre alt war. In Ihrer Doktorarbeit empfehlen Sie, „nicht zunächst ein erschreckendes Szenario zu zeichnen, für das dann das Evangelium großzügig als Lösung präsentiert wird“. Warum nicht? Was es bedeutet, nicht bei Gott zu sein, wird erst deutlich, wenn man eine Ahnung davon bekommen hat, wie genial, heilsam und schön es ist, bei Gott zu sein. Erst wenn man das weiß, begreift man, wie schlimm es wäre, Gott in Ewigkeit nicht zu haben.
Wovon werde ich denn errettet? Die Bibel spricht von „Rettung“ und „Erlösung“. Muss ein Prediger nicht sagen, wovon man gerettet und erlöst wird? Natürlich! Aber Christen haben es nicht nötig, einen Menschen erst abzuwerten, um ihn dann aufzuwerten. Ich rede deshalb zuerst von der Liebe Gottes. Wer sich diesem Angebot versperrt, wird es auch nicht erleben – da gibt es nichts zu beschönigen. Die Ewigkeit ohne Gott zu verbringen, ist deshalb so schlimm, weil Gottes Angebot, die Ewigkeit mit ihm zu verbringen, so großartig ist. Was habe ich davon, Christ zu sein? Man merkt, wozu man da ist, dass man in dieser Welt viel Sinnvolles bewirken kann und … … Sinnvolles bewirken kann ich auch, wenn ich bei Greenpeace mitarbeite. Ich habe großen Respekt vor Greenpeace – und übrigens arbeiten da ja auch viele Christen mit. Allerdings ist es ein Unterschied, ob der Mensch alleine die Welt retten muss oder ob er weiß, dass Jesus Christus bei ihm ist. Wer ohne Gott eine perfekte Welt bauen will, merkt irgendwann, dass er es nicht schafft, und wird frustriert. Dagegen wissen Christen: Unsere Versuche, die Welt zu verbessern, sind nur ein Vorgeschmack auf das, was Gott eines Tages tun wird, wenn er einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen wird. Und die Aussicht auf die Ewigkeit verändert bereits dieses Leben. Weshalb? Wer weiß, dass er noch eine Ewigkeit vor sich hat, kann viel entspannter leben. Er kann zu anderen sagen: „Ich kann dir auch von meiner Zeit abgeben – ich habe ewig viel davon.“ Er braucht nicht mehr die Angst zu haben, etwas zu verpassen – denn das Entscheidende kommt erst noch. Wer nicht mehr krampfhaft aus allem etwas herausholen muss, lernt das Leben hier viel mehr zu schätzen. Wer an den Himmel glaubt, wird also nicht seltsam, abgedreht und schwebt in himmlischen Sphären, sondern wird dadurch geerdet. Vielen Dank für das Gespräch!
P ideaSpektrum 13.2011
Der Dom prägt bis heute die Silhouette der Stadt Turku, die 1827 durch einen Brand fast vollständig zerstört wurde.
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Kulturhauptstadt 2011: Kinder, Kirche & Kultur FINNLAND – Jedes Jahr wird zwei europäischen Städten der Titel
Fahne zum Kulturhauptstadt-Jahr (Åbo ist der schwedische Name von Turku)
„Kulturhauptstadt“ verliehen. Diese Initiative der Europäischen Union soll dazu beitragen, die Vielfalt des kulturellen Erbes in Europa herauszustellen. In diesem Jahr tragen den Titel die estnische Hauptstadt Tallinn und das finnische Turku. Matthias Pankau und Thomas Kretschel (Fotos) haben beide besucht und den Fokus auf die Aktivitäten der deutschsprachigen Christen vor Ort gelegt.
Fröhliches Kindergelächter empfängt einen schon am Eingang. Im hinteren Teil des Gemeindehauses sitzen fünf Jungen und Mädchen um einen Tisch. Die eine malt, andere machen ihre Hausaufgaben, wieder andere spielen. Und mittendrin: Suvi Mäkinen und Bernd Oldendorff. Sie betreuen die Kinder. Seit acht Jahren öffnet die deutsche Gemeinde in Turku an jedem Wochentag nachmittags ihre Räume für Schüler der ersten und zweiten Klasse.
Fotos: idea/Kretschel
„Auf diese Weise sind wir in Kontakt mit den Menschen“ In Finnland gibt es nämlich ein Gesetz, das Kommunen verpflichtet, Grundschulkinder zu betreuen. „Bis 2003 fand in unseren Räumen einmal im Monat Kirchencafé statt und einmal traf sich der Gemeindevorstand“, erzählt Bernd Oldendorff. „Seit die Kinder da sind, ist jeden Tag Leben in der Bude.“ Die Eltern zahlen für die Betreuung 80 Euro, von der Kommune gibt es einen Zuschuss in Höhe von 60 Euro.
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Doch wegen des Geldes macht es die Gemeinde nicht; das meiste geht ohnehin für die Verpflegung der Kleinen drauf. „Auf diese Weise sind wir in Kontakt mit den Menschen hier in der Stadt“, erklärt der gebürtige Hamburger, der mit einer Finnin verheiratet ist und seit 14 Jahren in Turku lebt. Es kommen nicht nur Kinder deutscher Fachkräfte. Auch finnische, gar britische Eltern schicken ihren Nachwuchs nachmittags in die deutsche Gemeinde – die einen, weil sie wissen, dass es ihren Kindern hier gutgeht, die anderen auch, damit ihre Sprösslinge Deutsch lernen. Denn so wird hier gesprochen – egal, ob Märchen vorgelesen oder biblische Geschichten erzählt werden. Im öffentlichen Leben wird heute kaum noch Deutsch gesprochen. Früher war das mal anders. Turku – dessen Geschichte bis ins 12. Jahrhundert zurückreicht und das damit die älteste Stadt des Landes ist – hatte immer enge Handelsbeziehungen zur Hanse – zu Danzig, Lübeck, Tallinn (damals Reval genannt) und Hamburg. Die Bürgermeister Turkus waren jahrhundertelang Hamburger Kaufleute. Im 14. und 15.
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HELSINKI
Sankt Petersburg
HAUPTSTADT
Turku
SCHWEDEN
Kulturhaupstadt 2011
Stockholm
Tallinn (Reval)
RUSS LAND
E S T LA N D LETTLAND Reisepastorin Katja Röker
Helsinki lief Turku den Rang ab Was übrig blieb, fand nie wieder zu altem Glanz zurück – auch wenn es wiederum ein Deutscher war, der das „neue“ Turku entwarf: Carl Ludwig Engel (1778–1840), ein Studienfreund des preußischen Baumeisters Karl Friedrich Schinkel (1781–1841). Zum Bedeutungsverlust trug sicher auch bei, dass der russische Zar Alexander I. bereits 1812 die Hauptstadt von Turku nach Helsinki verlegt hatte; die alte lag dem neuen Herrscher schlicht zu weit von der neuen Residenz St. Petersburg entfernt. Bald war Helsinki, das ebenfalls Baumeister Engel entworfen hat, größer, schöner und bedeutender als Turku. Das Verhältnis der beiden Städte ist bis heute nicht konfliktfrei.
Reisepastor bietet an 22 Orten deutschsprachige Gottesdienste Doch es gibt in Finnland genug Menschen, die sich freuen, wenn regelmäßig Gottesdienste in deutscher Sprache angeboten werden. Dafür sind Katja und Hans-Martin Röker da. Sie sind von der EKD als Reisepastoren hierher entsandt worden. Der Grund: Zwar hat Finnland nur fünf Millionen Einwohner, doch die verteilen sich auf eine Fläche von 338.424 Quadratkilometer – fast so groß wie Deutschland mit 82 Millionen Bürgern. Rund 45.000 Kilometer legt das Ehepaar pro Jahr in seinem Dienstwagen zurück, um die über ganz Finnland verteilten Christen deutscher Sprache geistlich zu versorgen. An insgesamt 22 Orten bietet es Gottesdienste, Gemeindeabende, Hochzeiten, Taufen und Beerdigungen an. Die Hauptreisezeit
erstreckt sich von Oktober bis Mai. Im Juni, Juli und August ist in Finnland Sommer. Und das kosten die Menschen aus in einem Land, in dem es im Winter nur wenige Stunden am Tag hell ist. Dann sind die Städte nahezu ausgestorben, da sich alle in ihre „Mökkis“ – die kleinen bunten Holzhäuschen auf dem Land – zurückziehen. Den Rökers kommt’s entgegen, denn in dieser Zeit haben auch ihre beiden Kinder Ferien. Und nach fünf Jahren in Finnland haben auch sie die „Mökkis“ schätzen gelernt.
Deutsche Gottesdienste im Dom Im Großraum Turku mit seinen 175.000 Einwohnern hat die deutsche Gemeinde rund 130 Mitglieder. Ihre Gottesdienste feiert sie aber nicht in dem eher unauffälligen Gemeindehaus, das bis 1997 eine Konditorei war, sondern im mächtigen Dom mitten im Zentrum. Er ist das Wahrzeichen der Stadt und eine Art Nationalheiligtum, ältestes Gotteshaus des Landes und Sitz des Erzbischofs der evangelisch-lutherischen Kirche, zu der in Finnland 80 % der Bürger gehören. Seine Ursprünge reichen zurück bis ins 13. Jahrhundert. Im Laufe der Zeit wurde das Gotteshaus immer wieder erweitert und umgebaut – infolge von Kriegen und wegen der mehr als 30 Brände, die die Stadt in ihrer Geschichte heimsuchten. So wurde auch der 101 Meter hohe und weithin sichtbare Turm erst nach dem verheerenden Großbrand von 1827 errichtet.
Der Geist der Reformation Einen passenderen Raum als den Dom könnte es für die deutschsprachigen Gottesdienste kaum geben. Denn an diesem Ort weht der Geist der Reformation, die einst von Wittenberg aus ihren Zug um die Welt antrat. Vor dem mächtigen Gotteshaus steht die Büste von Mikael Agricola (1509–1557), dem wichtigsten Reformator Finnlands. Er studierte in Wittenberg bei Martin Luther (1483–1546) und übersetzte später das Neue Mikael Agricola ist der „Martin Luther“ Finnlands. Er übersetzte das Neue Testament ins Finnische.
Fotos: idea/Kretschel
Jahrhundert stellten Deutsche zwei Drittel des Turkuer Stadtrates. Architektonisch erinnert – anders als in der anderen europäischen Kulturhauptstadt Tallinn – heute aber fast nichts mehr an diese Zeiten. Der Grund: Im Jahre 1827 vernichtete ein gewaltiger Brand drei Viertel der großen und bedeutenden Hafenstadt.
Bernd Oldendorff
ideaSpektrum 13.2011
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Kinderbetreuung am Nachmittag mit Suvi Mäkinen
Testament ins Finnische. Das ist bis heute von Bedeutung, weil Agricola damit die Grundlage fßr die finnische Schriftsprache schuf – und zwar in einer Zeit, als nicht Finnisch, sondern noch Schwedisch Amts- und BehÜrdensprache im Land war.
Die Matthäus-Passion in einem ehemaligen Zug-Depot Die deutsche Gemeinde um Pastorenehepaar RĂśker trifft sich jeden 4. Sonntag in der ScharfschĂźtzenkapelle des Doms zum Gottesdienst. Der Name der Kapelle kommt daher, dass dort frĂźher alle Besucher ihre Waffen abgeben mussten, bevor sie den Dom betraten. Durchschnittlich besuchen rund 20 Leute den Gottesdienst. Zu besonderen Anlässen sind es natĂźrlich mehr. Beim Singen der beliebtesten deutschen Adventslieder etwa – das die Gemeinde seit einigen Jahren veranstaltet – sei der gesamte Dom jedes Mal bis auf den letzten Platz gefĂźllt, berichtet Pfarrerin RĂśker nicht ohne einen gewissen Stolz. Jetzt im Kulturhauptstadtjahr lädt nicht nur die deutsche Gemeinde zusätzlich zu Konzerten oder FĂźhrungen im Dom ein. Auch die finnische lutherische Kirche bietet zahlreiche auĂ&#x;ergewĂśhnliche Veranstaltungen, um die zusätzliche Aufmerksamkeit zu nutzen. So wird etwa zu Ostern Felix Mendelssohn-Bartholdys (1809–1947) Matthäus-Passion in einem ehemaligen Zug-Depot aufgefĂźhrt werden, das zu einem Kulturzentrum umgebaut wurde. FĂźr die Gemeinde ist dies – wie es heiĂ&#x;t – „eine groĂ&#x;artige Chance, Menschen mit der christlichen Botschaft zu erreichen“.
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In der ScharfschĂźtzenkapelle feiert die deutsche Gemeinde Gottesdienst.
Lesen Sie in den nächsten Ausgaben: Ein Gotteshaus fĂźr die deutsche Gemeinde. Nach Jahrzehnten des Verbots unter den Kommunisten kĂśnnten in einer der Hauptkirchen Tallinns bald wieder Gottesdienste stattfinden. Und: Vergangenheitsbewältigung auf Estnisch. Die euro päische Kulturhauptstadt Tallinn nutzt das Jahr auch, um die Zeit zwischen dem Zweiten Weltkrieg und der Unabhängigkeit des Landes 1991 aufzuarbeiten. P Kapellengemeinde Turku, Kaskenkatu 1, 20700 Turku 00358 98026 764 Hans-Martin und Katja RĂśker: 00358 22304539, dg.reisepastor@evl.ďŹ Anzeigen
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Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt
Sommer Kreuzfahrt in der Ostsee GroĂ&#x;e
31. August bis 11. September 2011
Kulturhauptstadt Die Kulturhauptstadt Europas (von 1985 bis 1999 Kulturstadt Europas) ist eine Kulturinitiative der Europäischen Union. Seit ihren Anfängen im Jahr 1985 hat sich die Initiative zu einer der prestigeträchtigsten und hochrangigsten kulturellen Veranstaltungen in Europa entwickelt. Jährlich wird der Titel an mindestens zwei Städte der EU vergeben. Zusätzlich kÜnnen weiterhin Nicht-Mitgliedstaaten Kulturhauptstädte stellen, wie etwa im vergangenen Jahr die Tßrkei mit Istanbul. Die Benennung der Kulturhauptstädte soll dazu beitragen, den Reichtum, die Vielfalt und die Gemeinsamkeiten des kulturellen Erbes in Europa herauszustellen und ein besseres Verständnis der Bßrger Europas fßreinander zu ermÜglichen.
CUXHAVEN NORD-OSTSEE-KANAL KLAIPEDA RIGA TALLINN ST. PETERSBURG STOCKHOLM VISBY/GOTLAND RĂ˜NNE/BORNHOLM KIEL
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ideaSpektrum 13.2011
Postfach 65 . 72222 Ebhausen . Tel. 07458 9999-0 . Fax -18 . www.handinhandtours.de
net F O R UM F Ü R JU N G E C H R I S T EN
Den Glauben online leben INTERNET Facebook, YouTube, Twitter: Soziale Medien sind aus unserem Leben kaum noch wegzudenken. Dabei sind diese Angebote erst im 21. Jahrhundert entstanden! Twitter feierte vergangene Woche gerade einmal seinen 5. Geburtstag. Welche Chancen bieten die Netzwerke jungen Christen und wo lauern Gefahren? Ein Beitrag von Simon Jahn. Die Folgen einer Lästerei Vor wenigen Tagen erst mischte sich der Fall eines 17-Jährigen in die sich überschlagenden Nachrichten aus Japan, Libyen und den zahlreichen anderen Krisenherden: In Berlin wollte ein Junge vermitteln zwischen seiner Freundin und Mitschülern, die sie im Internet massiv gemobbt hatten. Dafür verprügelten sie ihn bis zur Bewusstlosigkeit. Ihren Ausgangspunkt hatte die schreckliche Tat auf einer Plattform, die übersetzt etwa „Ich teile Gerüchte“ heißt. Die Seite prahlt auf perverse Weise damit, dass man auf ihr zu „110 % anonym“ über andere lästern könne. Seit Anfang des Jahres hat sich das Portal unter Jugendlichen rasend schnell verbreitet. Seitdem versucht die Polizei, die Betreiber der Plattform zu ermitteln – ohne Erfolg. Nun setzt sie die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (Köln) auf den Index, was bedeutet, dass man das Portal ab sofort nicht mehr via Suchmaschine finden kann. Sollte die Seite jedoch über die weithin bekannte Adresse erreichbar bleiben, dürfte diese Maßnahme nicht viel nützen. Doch Cybermobbing war auch schon zuvor eine der größten Gefahren im Netz. Wer unvorteilhafte Bilder oder Kommentare auf Facebook, StudiVZ & Co. veröffentlicht, muss sich im Klaren sein: Hat man die Einstellungen nicht selbst angepasst, macht man die Inhalte einem Millionenpublikum zugänglich! Viele Firmen informie-
ren sich genau darüber, wie sich Bewerber im Internet präsentieren. Da schmälern öffentlich zugängliche Party-Fotos schnell die Jobchancen. Und sind unvorteilhafte Dinge erst einmal im Umlauf, lassen sie sich kaum wieder „ausradieren“.
Für den Glauben einstehen Andererseits bieten soziale Netzwerke gerade für junge Christen auch die Chance, für ihren Glauben einzustehen: Ein Facebook-Eintrag über eine Gebetserhörung, den tollen letzten Abend in der Jugendgruppe oder ein „Gefällt mir“ bei einer christlichen Band fällt vielen sicherlich leichter, als in der Clique davon zu erzählen. Zudem erreicht man so viele Menschen auf einen Streich.
Drei Millionen Gebetsaufrufe Der Erfolg von Twitter gründet darin, dass sich interessante Neuigkeiten als „Retweet“ (der Empfänger der Kurzmitteilung leitet sie an seine eigenen Kontakte weiter) blitzschnell weltweit verbreiten. So wurde ein Gebetsaufruf des Sängers Justin Bieber für den verletzten Wettkandidaten Samuel Koch aus „Wetten, dass …?“ am 4. Dezember 2010 innerhalb kurzer Zeit von über 3 Millionen Menschen weitergeschickt. Ähnlich können Jugendgruppen soziale Medien nutzen, um Gebetsanliegen untereinander auszutauschen. Auch Bibelverse lassen sich via Twitter gut verschicken – als
Dank-, Ermutigungs- oder Trostbotschaft. Der Brite Chris Juby hat sich sogar vorgenommen, die ganze Bibel zu twittern. Seit dem 8. August 2010 versendet er täglich ein auf 140 Zeichen komprimiertes BibelKapitel über sein Profil „biblesummary“. Und noch etwas: Nach dem Schulabschluss ist die perfekte Zeit, vor dem Start ins Berufsleben noch ein bisschen die weite Welt zu erkunden. Einige junge Christen machen deshalb ein freiwilliges Auslandsjahr oder einen Missionseinsatz. Da ist es nicht immer einfach, Mama & Co. auf dem Laufenden zu halten. Blogs oder Facebook sind ein ideales Werkzeug, um von den eigenen Erlebnissen zu berichten, beeindruckende Bilder zu teilen und – auch für nichtgläubige Freunde – Zeugnis zu geben! P Der mitteleuropäische InternetNutzer verbringt rund 4 Stunden pro Tag in sozialen Netzwerken Facebook: über 645 Millionen Mitglieder weltweit, in Deutschland: 16,6 Millionen; nach Google die meistgenutzte Seite Deutschlands YouTube: 35 Stunden neues Videomaterial pro Minute; 2 Milliarden Aufrufe pro Tag; Teil des Google-Imperiums Twitter: 1 Milliarde „Tweets“ (Kurznachrichten) pro Woche; ca. 460.000 neue Nutzer täglich; über 200 Millionen Mitglieder weltweit
DI E K LE I N E K A NZ E L
»Ich bin nicht gekommen, damit andere mir dienen. Ich bin gekommen, um mich wie einen Knecht zu verbrauchen und mein Leben hinzuwerfen, wie man Lösegeld hinwirft, mit dem man Sklaven freikauft.«
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Gerd Zelmer ist Prediger der Landeskirchlichen Gemeinschaft Rathenow (bei Brandenburg an der Havel) innerhalb der Evangelischen Kirche und Religionslehrer an vier Grundschulen.
Matthäusevangelium 20,28 (nach Jörg Zink)
Streik: Jetzt auch das noch! „Warnstreik, Streik, Chaos“ – „Arbeitskampf legt Bahnverkehr lahm“. Mir liegt es fern, das so hart erstrittene Recht auf Streik infrage zu stellen. Aber mir stellt sich die Frage: Woran kann ich mich in einer Welt orientieren, in der jeder zusehen muss, wie er über die Runden kommt. Wer denkt an die Lokführer und bezahlt freiwillig einen teureren Fahrpreis? Und wer denkt an mich, wenn nicht ich? Wie stellt sich Zu-Frieden-heit ein, wenn ich immer das Gefühl habe, zu kurz zu kommen? Ich weiß: Reich sein macht nicht glücklich und zufrieden, auch wenn mir das manche bunten Blätter einreden wollen. Aber ohne ein ausreichendes Einkommen lässt es sich ebenfalls nur schwer zufrieden sein. Das merke ich in vielen Bereichen im Osten unseres Landes. Einfache Antworten gibt es nicht „einfach“. Vor allem aber habe ich ent-
deckt, dass sich Zufriedenheit nicht zuerst über meinen finanziellen Mehrwert definiert. Viel eher wohl über den Wert, den ich als Mensch habe. Dort, wo ich geliebt werde, erfahre ich Geborgenheit und Zufriedenheit. Orte dieser Zufriedenheit sind für mich meine Familie und die christliche Gemeinde. Nicht, weil es dort ohne Konflikte abgeht, sondern weil ich dort erfahren und gelernt habe und auch weiter lerne, „wie man miteinander streiten und sich dennoch lieben kann“ (wie der Liedermacher Manfred Siebald singt). Vor allem, weil ich dort von Gottes Menschenliebe gehört habe. In der Passionszeit beeindruckt mich der obige Satz von Jesus besonders. Da ist einer, der nicht zuerst an sich denkt. Daraus gewinne ich die Freiheit, zufrieden und gelassen bleiben zu können und sogar für andere da zu sein, auch wenn noch manche Wünsche offenbleiben. P
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PORTRÄT
Er überrascht Jahr für Jahr von neuem MIT HINGABE AM TELEFON Letztes Jahr gratulierte Ernst Affolter aus Zofingen (Schweiz) über 1.000 Menschen telefonisch zum Geburtstag. Die Anrufe dauern nur fünf Minuten. Aber sie bringen nicht selten Freude für ein ganzes Jahr, schildert der 90-Jährige idea-Mitarbeiter Thomas Feuz. Der Hinweis einer Leserin führte zu einer unvergesslichen Begegnung: »Vor 15 Jahren lernten wir einen älteren Mann kennen. Seither gratuliert er uns treu zum Geburtstag!«
Zwischen Putzen und Jassen Für einmal bin ich es, der telefoniert. »Am Freitag spiele ich Karten, am Mittwoch putze ich die Wohnung. Aber am Donnerstag hab ich Zeit!«, tönt's am andern Ende. Kaum habe ich zwei Tage später an der Tür geklingelt, öffnet sich die Tür und hängt mein Mantel auch schon an einem Kleiderhaken. Und dann: »Ich bin der Ernst!« Der Hausherr strahlt, noch fast mehr als seine Wohnung. »Letztes Jahr habe ich 1.077 Personen aus 30 Ländern gratuliert«, erzählt mein Gastgeber. Eine erstaunliche Leistung, schon nur angesichts der vielen Zeitverschiebungen. Wie läuft ein Anruf denn ab? »Zuerst gratuliere ich herzlich«, sagt Ernst Affolter (natürlich mit korrektem Altersjahr!). »Dann lese ich einen Bibelvers und einen Liedtext und spiele das Lied auf der Mandoline. Schliesslich schenke ich eine Umarmung und sage, dass ich das Geburtstagskind liebhabe.«
Die erwähnte Leserin markiert den Vers in ihrer Bibel mit dem Vermerk »Ernst« und der jeweiligen Jahreszahl.
Ein langer Weg Ernst Affolter lernte als 12-Jähriger Mandoline, ein dickbauchiges Saiteninstrument, spielen. Weil ihn ein Schulkamerad immer geplagt hatte, schlug er ihm kurzerhand das Instrument auf den Kopf. »Es dauerte zwei Stunden, den Jungen von der Mandarine zu befreien«, erinnert sich mein Gegenüber und lacht schelmisch (der Versprecher ist wohl gewollt). 1995 starb seine Frau an Krebs. Ihr Vermächtnis: »Ernst, du kannst nicht mitkommen. Du hast hier noch eine Aufgabe!« Als die Tochter ihn bat, an Weihnachten Lieder zu spielen, kaufte sich der Witwer eine Violin-Mandoline und nahm Unterricht. Nach über 60 Jahren war der Start hart. Umso härter übte er, teils fünf Stunden täglich.
Mit Gott beginnen Unter den 1.077 Einträgen in Ernst Affolters Geburtstagsagenden befinden sind bekannte Namen wie Wilhelm Pahls oder Erich Mauerhofer. Ist jemand am Geburtstag nicht erreichbar, versucht es der Gratulant wieder und wieder.
Wie kommt er zu den Adressen? »Gott sagte mir, ich solle jeweils von meinen Sitznachbarn das Geburtsdatum aufnehmen.« Das macht er nun, mit letzter Konsequenz: »Wer nicht direkt neben mir sitzt, wird nicht notiert!« Die Bibelverse variieren von Jahr zu Jahr. 2011 ist es Psalm 36,6. Die Lieder stellt er individuell zusammen. »Ich habe ein grosses Reservoir.« (Wieder dieses verschmitzte Lächeln!) Um halb neun beginnt sein »Arbeitstag«. Dann sagt er jeweils: »Herr, nun bist wieder du dran!« Seine Anrufe bringen Freude und werden oft mit Spannung erwartet.
Dienen mit Hingabe Ernst Affolter hat im Alter (s)eine Berufung gefunden. Obwohl er sich selber in den Hintergrund rückt, ist sein Anruf oft das Ereignis des Tages. Abschliessend meint er schlicht: »Ich habe es eigentlich irrsinnig schön gehabt im Leben.« Seine Dankbarkeit ist gross. Und auch sein Glaube an Gott, dessen Segen er auf die ihm eigene Art weitergibt. (Geburts-)Tag für Tag. P
DAS WORT DER WOCHE »Missionar bin ich natürlich! Missionar bin ich, indem ich glaubwürdig bekenne, dass ich Christ bin, und mit meinem Leben an vielen Stellen versuche, das auch deutlich zu machen.« Der neue Landesbischof der mit fast 3 Millionen Mitgliedern grössten deutschen Landeskirche: der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, Ralf Meister (49), in einem Interview zu seiner Amtseinführung. ideaSpektrum 13.2011