Idea Spektrum Schweiz 17/2011

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Spektrum l idea

Nr. 17

28. April 2011

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Nachrichten und Meinungen aus der eva evangelischen angelischen Welt

Freude am Papst-Buch, Mühe mit der Papst-Kirche

Freikirchen-Präsident Max Schläpfer über die Distanz zur katholischen Kirche Seite 13: Gottvertrauen

Brutale Kreuzigung schockte die Basler

Machen Gebete die Flugreisen sicherer?

Seite 9: Offener Brief

Seite 24: Alltag

Grosse Sorge um die reformierte Kirche

Die Bibel macht die Menschen glücklicher

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ideaSchweiz ideaSchweiz ll 16/2011 17/2011

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Gründe für den Erfolg Ein Grund für das anhaltend gute Wachstum liegt in der Struktur von PROSPERITA. Es handelt sich dabei um eine Non-ProfitOrganisation, die keine Gewinne für Aktionäre erwirtschaften muss. Alle Erträge fliessen nach Abzug der Verwaltungskosten an die Versicherten zurück. Der Stiftungsrat legt das Schwergewicht auf eine gute, schlanke Verwaltungsstruktur. Zudem gilt für alle Kunden der gleiche Risikotarif, es werden keine Branchenzuschläge erhoben. Dank wenig Leistungsfällen – 1,2 % des Versichertenbestandes

Im 3. Quartal 2010 wurden alle 17 Wohnungen in Aarberg vermietet.

Anfang März erfolgte in Win­ ter thur­Wülflingen der Spaten­ stich für das 16­Familienhaus.

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Förderung von preiswertem Wohnraum Als Teil des christlichen Engagements versteht PROSPERITA die Investitionen in den Bau von preiswerten Familien-Mietwohnungen. Kürzlich wurde ein erstes 17-Familienhaus in Aarberg voll vermietet. Ein weiteres 16-Familienhaus wird im Herbst 2012 in WinterthurWülflingen für die Vermietung fertig gestellt. Zudem ist soeben Bauland für ein Projekt in Oberkulm AG erworben worden, mit Baubeginn in diesem Herbst.

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grÜezi

Keine Katholiken im Himmel Jesus stellte die evangelistische Wirkung seiner Jünger in der Welt in direkten Zusammenhang mit ihrer Liebe untereinander (Johannes 13,34f) und ihrer Einheit (Johannes 17,21). Tatsächlich liegt ein gewaltiger Segen auf dem Miteinander von Christen unterschiedlicher kirchlicher Herkunft, wie es schon die Aktion «Neues Leben» (1979–1987) und heute unter anderem die «Alphalive»Initiativen und die regionalen Internet-Evangelisationsprojekte bestätigen. Unsere kirchliche Etikette gerät angesichts des gemeinsamen Zeugnisses für Jesus Christus in den Hintergrund. Im Himmel wird es einmal keine Katholiken geben, aber auch keine Protestanten, keine Pfingstler, keine FEGler und keine Chrischonesen, da wird es nur Jünger Jesu geben. Die mangelnde Einheit und Liebe unter Gottes Kindern macht unser Zeugnis von der Liebe und Vergebung Gottes unglaubwürdig. Mindestens so verhängnisvoll ist es jedoch, wenn wir um der Einheit willen Abstriche am Evangelium machen. Mein Vorfahre mütterlicherseits, Johannes Winzeler, ist mir durch seine diesbezügliche Standfestigkeit ein grosses Vorbild. Er war als Evangelist im Land unterwegs und sammelte die Neubekehrten in kleinen Gemeinden. Die Gründung mehrerer Freier Evangelischer Gemeinden in der Ostschweiz geht auf sein Wirken zurück. Als der Kanton Bern auf Antrag der Berner Reformierten Kirche seinen Evangelisationsdienst verbieten wollte, widersetzte er sich der Aufforderung, den Kanton zu verlassen. Als Folge davon verbrachte er ein Jahr in der geschlossenen

Strafanstalt Thorberg. Statt im Emmental und der Region Thun gab er nun das Evangelium im Berner Gefängnis weiter. Mehrere Aufseher weinten bei seiner Entlassung. Johannes Winzeler liess sich durch nichts davon abhalten, dem Missionsauftrag Jesu Folge zu leisten. Ein Leiter einer katholischen Erneuerungsbewegung in Frankreich bezeichnete es einmal als ihre grösste Herausforderung, dass ihnen durch die Umarmungsversuche ihrer Kirche nie der evangelistische Atem ausgehe. Seine Devise: «Wenn möglich mit, aber nie unter der katholischen Kirche.» Auch Billy Graham’s Motto in Bezug auf die Zusammenarbeit mit Grosskirchen und insbesondere der katholischen Kirche war: «Wenn jemand dabei Kompromisse macht, dann sind es die anderen.» Er passte seine Botschaft nie an, um besser anzukommen. Und auch wir dürfen das bei allem Wunsch nach Einheit nie machen, sonst verlieren wir den Segen Gottes. Wir dürfen jedoch auch nicht aus übergrosser Angst vor theologischer Verführung das Miteinander mit geisterfülllten Geschwistern aus anderen Kirchen zum Vornherein ablehnen, obwohl wir mit der Kirche als Institution in manchen theologischen Fragen nicht einig sind. Das würde unserem Zeugnis von unserem gemeinsamen Herrn und Erretter grossen Abbruch tun.

3 biblisch Ein Lieblingsbibelvers von ernst stocker, Regierungsrat des Kantons Zürich, Leiter der Volkswir tschaftsdirektion:

«Jedermann sei den vorgesetzten Obrigkeiten untertan; denn es gibt keine Obrigkeit ausser von gott, die bestehenden aber sind von gott eingesetzt. somit widersteht der, welcher sich der Obrigkeit widersetzt, der Anordnung gottes; die aber widerstehen, werden für sich ein Urteil empfangen.» (Römer 13,1+2) «Dieser Brief mit der Ermahnung zum Gehorsam gegenüber der Obrigkeit ist natürlich im ersten Augenblick Balsam auf die Seele eines jeden Behördenmitgliedes und eines jeden Ver treters der ‹Obrigkeit›. Er mutet auf den ersten Blick fast wie ein Freipass für die Tätigkeit eines Behördenmitgliedes an. Natürlich entstand dieser Bibelvers in einer Zeit, in der die Menschen nicht über so weitreichende demokratische Rechte ver fügten wie heute in der Schweiz. Und trotzdem hat er noch heute seine Gültigkeit. Es geht mehr um eine Verpflichtung als um einen Freipass. Denn im Römerbrief 13, Vers 5 heisst es auch ‹…sondern um des Gewissens Willen›. Mit unserem Gewissen sind wir alle Gott gegenüber für unser Tun verantwor tlich. Nicht umsonst heisst die Präambel der Bundesver fassung ‹Im Namen Gottes des Allmächtigen›.»

WÖrTlich «Meine Kinder waren gelegentlich im icF, und ich bin dankbar, dass sie dort einen Anstoss für ihr glaubensleben bekamen. Oder sind Teile unserer gesellschaft so weit, dass sie ihre Kinder lieber auf der gasse sehen als in einer Freikirche, wo die biblischen Wahrheiten gelehrt werden?» Martin Wirth, Arzt in Frauenfeld, in einem Leserbrief in der «Thurgauer Zeitung». Er reagier t damit auf einen kritischen Bericht über das ICF unter dem Titel «Wenn Jesus zu einer Ersatzdroge wird». Reklame

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Praktisch

hANsPeTer NÜesch Der Autor ist Leiter der interdenominationellen Bewegung Campus für Christus in Zürich. Siehe dazu den «Brennpunkt» auf Seite 4

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BRENNPUNKT

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VFG-Präsident Max Schläpfer über das Verhältnis zwischen Freikirchen und katholischer Kirche

«Der Papst und seine Kirche waren nie evangelikal» Manches im neuen Buch «Jesus von Nazareth» des Papstes entspricht der Auffassung der Freikirchen. Das stellt der Präsident des Freikirchen-Verbandes (VFG), Max Schläpfer, fest. Doch das Selbstverständnis der katholischen Kirche bleibe aus freikirchlicher Sicht inakzeptabel. Eine Annäherung sei kaum möglich.

«idea Spektrum»: Wann wird in pfingstlichen Hauszellen das neue Jesus-Buch von Papst Benedikt XVI. wohl zur Pflichtlektüre? Max Schläpfer: Das wird kaum der Fall sein. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Leiter von Pfingstgemeinden das Buch eines Papstes in ihren Gemeinden als Pflichtlektüre empfehlen. Wie erklären Sie sich denn, dass das neue Papst-Buch in freikirchlichen Kreisen auf so viel Begeisterung stösst? Der Grund liegt wahrscheinlich darin, dass der Papst in seinem Buch nicht die historisch kritische Position gegenüber Jesus einnimmt, sondern die biblischen Berichte über sein Leben und Werk, seine Herkunft, seinen Tod und seine Auferstehung als tatsächliche Ereignisse sieht. Diese Sichtweise über das Leben Jesu entspricht der Auffassung der Freikirchen.

Das kann man nicht so sehen. Weder der Papst noch die katholische Kirche waren je evangelikal. Es geht in der evangelikalen Position ja nicht einfach um einzelne Aspekte, sondern um ein ganzheitliches Verständnis von Theologie, Gemeindepraxis, Evangelisation und Mission, wie es in der Lausanner Verpflichtung von 1974 dargelegt ist. Aus dieser Perspektive sind dann schnell fundamentale Unterschiede zur katholischen Position auszumachen. Ich glaube nicht, dass die Lausanner Verpflichtung von der katholischen Seite geteilt wird.

Haben die 14 Mitgliedsverbände des VFG heute gegenüber der katholischen Kirche eine gemeinsame Position? Eine gemeinsame Position gibt es nicht. Es war auch nie ein Bedürfnis, in dieser Frage eine gemeinsame Position zu erarbeiten. Der VFG respektiert die katholische Kirche einfach als eine landeskirchliche Institution in unserer Gesellschaft. Wie gestalten sich die Kontakte zwischen dem VFG und der Bischofskonferenz? Es gibt keine Kontakte zur Bischofskonferenz, wie dies zum Beispiel auf der evangelischen Seite zum Schweizerischen Evangelischen Kirchenbund der Fall ist.

Sind der Papst und die katholische Kirche also «evangelikaler» geworden?

Wo sehen Sie die zentralen Hinderungsgründe für eine Annäherung der Freikirchen an die katholische Kirche?

Zur Person

Der VFG

Max Schläpfer, Jahrgang 1952, verheiratet mit Annie, Vater von zwei erwachsenen Kindern, war über 20 Jahre Leiter der Pfingstgemeinde Bern, seit 2006 vollamtlicher Präsident der Schweizerischen Pfingstmission (SPM) und seit 2003 Präsident des «VFGFreikirchen Schweiz». Er ist auch in verschiedenen Aufgaben der internationalen Pfingstbewegung tätig, unter anderem als Präsident der «Commission on Religious Liberty» der World Assemblies of God Fellowship. Neben seiner Leidenschaft für Gottes Reich liebt er Sport, Kochen und Italianità.

«VFG-Freikirchen Schweiz» ist ein freikirchlicher Gemeindeverband, dem 14 Mitgliedverbände angehören. Diese vertreten etwa 700 Lokalgemeinden mit knapp 60 000 erwachsenen Mitgliedern. Er verfolgt das Ziel, die Gemeinschaft der Verbandsleiter untereinander zu fördern und sie in ihrem Kernauftrag von Evangelisation und Gemeindebau zu unterstützen. Und er versteht sich als Ansprechpartner der Freikirchen für Medien, Behörden, politische Parteien, religiöse Institutionen, Kirchen und christliche Werke. www.freikirchen.ch

der Erörterung der wahren Religion festgehalten haben, dass die einzige wahre Religion in der katholischen, apostolischen Kirche verwirklicht ist. Solche Positionen sind aus freikirchlicher Sicht inakzeptabel und machen eine Annäherung sehr schwer.

«Gottes Segen für den Papst»: VFG-Präsident Max Schläpfer.

Auch wenn der Papst ein Jesusbild zeichnet, das dem evangelikalen Verständnis sehr nahe kommt, bleiben zentrale Unterschiede in andern wesentlichen Fragen bestehen. Wir dürfen die Tatsache nicht vergessen, dass Katholiken und Evangelische nicht einmal denselben biblischen Kanon haben. Dann gibt es substanzielle Unterschiede, denken wir zum Beispiel an die Erlösungslehre, an das Marienverständnis, an den Heiligenkult, an das Sakramentsverständnis und vor allem an das Gemeindeverständnis.

Sie denken an die einzig richtige christliche Kirche… Was die Ekklesiologie betrifft, möchte ich an das Dokument «Dominus Iesus» vom 6. August 2000 erinnern, welches der heutige Papst als damaliger Präfekt der Glaubenskongregation hauptsächlich geprägt hat. Darin wird am Selbstverständnis der katholischen Kirche als einzig richtige christliche Kirche festgehalten. Damit wird sofort klar, wie gross die Unterschiede gerade im Gemeindeverständnis sind, wenn dort nämlich gesagt wird, dass kirchliche Gemeinschaften, die «den gültigen Episkopat und die ursprüngliche und vollständige Wirklichkeit des eucharistischen Verständnisses nicht bewahrt haben», nicht Kirchen im eigentlichen Sinn sind. Freikirchen sind demzufolge aus katholischer Optik keine legitimen Kirchen. Im gleichen Dokument wird darauf hingewiesen, dass die Väter des zweiten Vatikanischen Konzils in

Wo sehen Sie die wichtigsten Übereinstimmungen? Die meisten Übereinstimmungen zwischen freikirchlichen Positionen und jenen der katholischen Kirche findet man im ethischen Bereich, zum Beispiel beim Schutz des Lebens, in Familienfragen oder in der Sexualethik. Dies sind aber Einzelfragen, die nicht mit einer Übereinstimmung mit dem Katholizismus als theologisches oder kirchliches System verwechselt werden dürfen. Wenn Jesus von der Einheit seines Leibes spricht – meint er dann nicht auch die Einheit von Freikirchlern und Katholiken? Wir müssen vorerst pragmatisch feststellen, dass es Unterschiede zwischen den verschiedenen Kirchen gibt, auch unterschiedliche Erkenntnis und Überzeugungen. Einheit kann von daher verschieden verstanden werden. Es kann sich aber bei der Einheit, um die Jesus im hohepriesterlichen Gebet bittet, nicht um eine organisatorische Einheit handeln. Es geht Jesus eher um eine Einheit der inneren Verbundenheit der Menschen, die durch den Glauben an ihn und die Vergebung der Sünden eine innere Sicherheit der Erlösung und der Zugehörigkeit zur göttlichen Familie bekommen haben. Diese geistliche Realität ist nicht abhängig von einer Denomination oder kirchlichen Gruppierung. Wie kommt es wohl, dass viele Freikirchler der katholischen Kirche näherstehen als der evangelischen Kirche? Ich weiss nicht, aufgrund welcher Beobachtungen Sie diese Aussage machen. Die Übereinstimmungen in den schon erwähnten ethischen Fragen bedeuten noch lange nicht, dass man dadurch einer kirchlichen Organisation, die diese teilt, grundsätzlich nähersteht. Wenn ich Annäherungen zwi-


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schen Freikirchen und Grosskirchen beobachte, dann eher auf der reformierten Seite. Aber auch dort geschehen sie nur, wenn Landeskirchen nicht auf der Basis der liberalen Theologie arbeiten. Es gibt allerdings katholische Kreise wie die katholischen Charismatiker, die sich den pfingstlich charismatischen Gemeinden nahe empfinden, und zwar wegen der Gottesdienstform und dem Verständnis der charismatischen Erfahrungen. Diese emotional empfundene Annäherung hat aber nichts mit einer effektiven Annährung im grundlegenden Verständnis von Theologie, Gemeinde und Mission zu tun.

Kennen Sie Modelle einer fruchtbaren örtlichen Zusammenarbeit zwischen Freikirchen und Katholiken? Solche Modelle sind mir nicht bekannt. Es gibt freikirchliche Verbände, die in Gremien arbeiten, in denen katholische Vertreter dabei sind, wie etwa die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (AGCK), aber von konkreter örtlicher Zusammenarbeit in einem gemeinsamen kirchlichen oder missionarischen Auftrag ist mir nichts bekannt. Könnten Sie sich in Bern eine gemeinsame Grossevangelisation mit den Katholiken vorstellen? Das kann ich mir nicht vorstellen. Ich glaube nicht, dass wir eine gemeinsame Basis für eine Evangelisation finden könnten. Neben den erwähnten substanziellen Unterschieden würde man sich höchstwahrscheinlich im Evangelisationsverständnis und im Veranstaltungsstil nicht finden. Über welches Thema würden Sie gerne mit dem neuen katholischen Bischof Felix Gmür reden? Dazu habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Persönliche Kontakte sind mir immer wichtig. Aus sachlichen Gründen aber gibt es im Moment keinen Anlass zu einem Treffen. Letzte Woche feierte Papst Benedikt den 84. Geburtstag. Was wünschen Sie ihm? Happy Birthday, viel Kraft für seine verantwortungsvolle Aufgabe und Gottes Segen! Inter view: ANDREA VONLANTHEN

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Gedanken zum zweiten Band «Jesus von Nazareth» von Papst Benedikt XVI.

Ein Buch über Kernstücke des Glaubens Der voraussehbare religiöse Bestseller des Jahres heisst «Jesus von Nazareth, zweiter Teil», geschrieben von Papst Benedikt XVI. Anhand der vier Evangelien erzählt und deutet Benedikt die letzten Tage Jesu. Ein warmes, inspirierendes und zum Glauben einladendes Buch. Papst Benedikt XVI. schreibt nicht in lehramtlicher Funktion, sondern als suchender und fündig gewordener Theologe. Das Buch ist klar, flüssig und verständlich geschrieben, aber keine leichte Kost. Es ist das Produkt eines lebenslangen Bibellesens. Benedikt konzentriert sich im Wesentlichen auf die Auslegung der Tempelreinigung, der Endzeitreden, der Fusswaschung, des hohepriesterlichen Gebets, des letzten Abendmahls, des Geschehens von Gethsemane, des Prozesses und der Kreuzigung, sowie der Grablegung und der Auferstehung. Dabei wird der christliche Glaube denkend und bedenkend erklärt. Ausserordentlich erfreulich: Die ungeschmälerte Treue zu den biblischen Texten, die Deutung des Geschehens von Golgatha als Opfertod und das Festhalten an der Auferstehung Jesu als Grundlage des christlichen Glaubens.

Wie ein Gärtner

Kann sich ein Nichtkatholik mit dem Bibelverständnis des Papstes identifizieren? Ja, er kann! Die Unterschiede der Denkformen, der prägenden theologischen Ansätze und in der Lehre von der Kirche sind unverkennbar, aber in der Art und Weise, wie Benedikt mit der Bibel umgeht, ist er bibeltreu. Er postuliert eine «Hermeneutik des Glaubens». Er vertieft sich in die Schriften des Alten und des Neuen Testaments. Er legt die Bibel mit der Bibel aus. Er hat eine besondere Zuneigung zum JohannesEvangelium. Er schöpft aus dem reichen Fundus der Kirchenväter und setzt sich immer wieder mit der historisch-kritischen Theologie auseinander. Immer sorgfältig bedenkend und erklärend, wie ein Gärtner, der einen bei der Hand nimmt und den Garten, den man zu kennen glaubt, ganz neu erklärt. Man folgt ihm gerne.

re Sprache als das Blut Abels: Es ruft nicht nach Rache und Strafe, sondern es ist Versöhnung. Es wird nicht gegen jemand vergossen, sondern es ist Blut, vergossen für viele, für alle». Und zu den vielen gehört auch das alttestamentliche Bundesvolk.

«Radikaler Mutationssprung»

Joseph Ratzinger/Benedikt XVI., Jesus von Nazareth, zweiter Teil: Vom Einzug in Jerusalem bis zur Auferstehung. Herder, Freiburg i.Br. 2011. 366 Seiten, Fr. 33.50.

Das Entscheidungsdrama

Für Benedikt ist der Tod Jesu am Kreuz «etwas viel Radikaleres als die Angst, die jeden Menschen angesichts des Todes überfällt: Sie ist der Zusammenstoss zwischen Licht und Finsternis, zwischen Leben und Tod, das eigentliche Entscheidungsdrama der menschlichen Geschichte». Das Bild des leidenden Gottesknechtes von Jesaja 53 ist der Deute-Schlüssel des Passionsgeschehens. «Im Kreuz Jesu war das geschehen, was in den Tieropfern vergeblich versucht worden war: Die Welt war entsühnt. Das ‹Lamm Gottes› hat die Sünde der Welt auf sich genommen und weggetragen … Versöhnung war geschehen.» Das Geheimnis des Kreuzes lasse sich nicht in Formeln unseres Verstandes zerlegen und dürfe keinem besserwisserischen Rationalismus geopfert werden, mahnt Benedikt.

Wer ist schuld am Tod Jesu?

Für Benedikt gibt es keine Kollektivschuld der Juden. Verantwortlich für den Tod Jesu ist die Tempelaristokratie und allenfalls die Anhänger des Terroristen Barabas sowie ein unbestimmter Haufe Pöbel. Diese zusammengewürfelte Menschenmenge ist nicht das «Volk der Juden» in seiner Gesamtheit. Die Stelle bei Matthäus «sein Blut komme über uns und unsere Kinder» muss im Licht von Hebräer 12,24 gedeutet werden. Denn «das Blut Jesu spricht eine ande-

Mit der Auferstehung geschieht die Wende in der Passion Christi. «Der christliche Glaube steht und fällt mit der Wahrheit des Zeugnisses, dass Christus von den Toten auferstanden ist», betont Benedikt. Für ihn ist die Auferstehung Jesu «ein Ereignis, das den Raum der Geschichte sprengt und über diese hinausreicht». Er gebraucht hiefür den gewöhnungsbedürftigen Ausdruck «radikaler Mutationssprung». Für die Jünger tat sich eine neue Dimension des Lebens auf. Ohne die Begegnung mit dem Auferstandenen wären sie wohl nie über den Tod ihres Meisters hinweggekommen. Durch ihr Zeugnis wurde der Welt verkündet, dass Jesus auferstanden ist. Zu dieser Botschaft gehörte auch die Ankündigung seiner Wiederkunft. So wie Jesus in der Wolke in den Himmel emporgehoben wurde, so wird er wiederkommen. Deshalb sollen wir beten: Dein Reich komme! Komm, Herr Jesus!

Das Fazit

Das Buch hilft dazu, den Glauben an den Gekreuzigten und Auferstandenen zu vertiefen. Aber auch dem suchenden und kirchendistanzierten Zeitgenossen kann es empfohlen werden. Weil es sich auf die Mitte des christlichen Glaubens besinnt, ist es in seinem Anliegen ein evangelistisches Buch, auch wenn es nicht direkt zur Umkehr aufruft. Kurz: Es ist ein aufschlussreiches Besinnungsbuch über die Filetstücke des christlichen Glaubens. SAM MOSER Der Autor war Präsident des Verbandes der Freikirchen und Gemeinden (VFG) und der Freien Missions-Gemeinden (VFMG). Die Kolumne «Podium» erscheint diesmal auf Seite 11


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«Ostern 2011»: Die Siegergeschichte im Wettbewerb der Evangelischen Allianz Winter thur

«Sei einfach still» Wie in der letzten Ausgabe angekündigt, veröffentlicht «idea Spektrum» die OsterGeschichte von Martin Bertschinger, der den Wettbewerb der Evangelischen Allianz Winterthur (EAW) gewonnen hat. «Heute ist das Jugendhaus geschlossen, noch vier lange Tage. Trotzdem sitzen auf der Treppe der alten Jugendstilvilla ein paar Jugendliche. Spucken ins Gartenbeet und zeichnen mit den Turnschuhen Spuren in den Kies. Zwei liegen auf der Wiese im Schatten einer Eibe. Satte Bässe dröhnen aus den Miniboxen und zerreissen die bleierne Stille des

Sonntagnachmittages. Die Langeweile steht zwischen ihnen und ihren Worten, träge und zäh, als wären sie in einem Netz gefangen. Bei den Alten zuhause wollen sie nicht sein, fürs Eiersuchen zu gross und für den Besuch der Tante zu anstrengend und zu mundfaul, und überhaupt die Hosen zu tief und kein Hemd an. Vergiss es. Reissen konzentriert Grashalme aus der Wiese und legen sie auf einen Haufen. Einer isst einen weissen Schokohasen, wie immer zuerst die Ohren, he, die Ohren sind das Beste, aber nur bei den Hasen, bei den Frauen nicht. Sei einfach ruhig. Ja, aber wo sind eigentlich die Girls, keine da, wie sonst? He, die

«Osterbotschaft kann sehr berührend sein» Idea Spektrum: Hatten Sie keine Bedenken, mit einer «frommen» Organisation zusammenzuarbeiten? Jean-Pierre Gubler, Redaktor des «Landboten» und Jurymitglied beim EAW-Wettbewerb: Die Bedenken waren innerhalb der Redaktion tatsächlich da. Der «Landbote» hat ja eine 175-jährige Geschichte als laizistisches Blatt. Wir werden den Text aber klar erkenntlich als nichtredaktionellen Beitrag platzieren. Persönlich habe

ich mitgemacht, weil ich mich seit Jahren immer wieder mit religiösen Themen beschäftige. Wie beurteilen Sie das Ergebnis des Wettbewerbs? Angesichts der kurzen Zeit, welche den Kandidaten zur Verfügung stand, sind gute, originelle Beiträge eingetroffen. Drei, vier Beiträge waren gar hervorragend. Was war für Sie das wesentliche Fazit des Wettbewerbs? Dass die Osterbotschaft – wenigstens in glaubensnahen Kreisen – noch sehr aktuell und berührend sein kann. Interview: BEnJAMIn FISCH

sind in der Kirche und so oder zu den Grosseltern Kuchen essen oder schwatzen über ihre Schuhe. Erzähl keinen Scheiss. Doch ehrlich, heute ist doch so ein Fest von der Kirche. Ja und? Mach mal die Musik ein bisschen lauter. Sei einfach ruhig und gib mir eine Zigarette, ich rufe mal den Guisi an, vielleicht kommt der auch noch. Ja und, ist ja auch keine Frau. Sei einfach ruhig. Schau, die Kids dort beim Spielplatz suchen nach Eiern, so billig. Was billig, ich habe früher auch immer Ostereier gesucht. Ja und, du hast sie ja bis heute noch nicht gefunden. Sei einfach ruhig, Mann, los, gehen wir Frauen suchen. Ah, die sollen uns suchen. Wind kommt auf, es beginnt zu nieseln. Alle lehnen sich unter dem Vordach an die Mauer. Ehrlich, kommt, gehen wir zum Bahnhof. Was willst du denn beim Bahnhof? Nein, komm gehen wir zur Kirche. Wieso? Dort sind die Frauen. Ja was? Doch, Mia hat mir ein SMS geschrieben, sie geht dorthin. Los gehen wir. Aber heute ist doch etwas Spezielles, sonst wäre das Jugendhaus nicht geschlossen und wir könnten Billard spielen und so. Ja, heute ist einer gestorben, der wichtig war. Was erzählst du? Sei einfach ruhig. Früher bei uns in Italien, da war alles weiss und die Frauen in Schwarz haben geweint und so und es war still in der Kirche, es ging um Blut und so und wir haben immer Mandeln, glaube ich, gegessen und so gelbe

Blumen standen überall im Wohnzimmer rum. Mach mal die Musik etwas lauter. Sei einfach still. Und es gab Kuchen mit einem PuderzuckerHasen drauf und süssen Kaffee aus Porzellantassen und Grossvater hat vom Krieg erzählt und immer seinen Orden aus der Jackentasche auf die Bibel gelegt und so. Was erzählst du? Doch, es ging um den Frieden, einer, der da ist und doch nicht da ist und hilft. Mann, vergiss es. Nein. Kommt, wir stehen an die Eingangstüre der Kirche und halten diese Äste mit den gelben Blüten hoch und bilden eine Art Spalier oder so und he, alle Frauen müssen unten durch gehen. Mach es alleine. Nein, ich komme mit, wir streuen noch die Blätter auf den Boden vor der Kirche, da müssen sie darüber gehen, wie wenn sie über ein Meer aus Blumen gehen müssten. Vergiss es und sei einfach still. Ja, das werde ich sein. He, und wir können die Frauen trösten, die weinen, wegen dem der gestorben ist. Sei einfach still.» Zur Jurybewertung: «Dieser Text war als einziger von Anfang an unter den drei Favoriten von allen Jurymitgliedern. Er überzeugte vor allem durch seine konsequente Textform, Atmosphäre und durch sein Tempo. Die spielerische Idee, Teenager derart unbedarft über Jesus sinnieren zu lassen, fand die Jury besonders gelungen.»

Netzwerkbasel ver teilte an der Osterprozession rund 2000 Traktate

Kreuzigungsszene sprach hunderte Basler an Über 90 Basler spielten am Ostersamstag an einem Flashmob eindrücklich die Passionsgeschichte nach. Das Gemeinschaftsprojekt von 13 Basler Gemeinden und Werken organisiert wöchentliche Strasseneinsätze. Tausende Menschen säumten die Strassen, als Jesus unter Gelächter, Schreien, Spott und Wut der beteiligten Statisten sein Kreuz vom Claraplatz via Marktplatz zum Barfüsserplatz trug. Während der 30-minütigen Aktion wurden rund 2000 Ostertraktate verteilt. Bild: zVg

Mehr als nur eine Show

Am Barfüsserplatz wurde Jesus von zwei Legionären und unter den Augen hunderter Schaulustiger gekreuzigt. Verschiedene Gemeindestände luden zum Verweilen ein, boten Kinderprogramme oder führten Umfragen durch. Nach der Kreuzigungsszene fand ein 15-minütiger Gottesdienst statt. «Es war erstaunlich: Hunderte von Menschen wurden durch die Kreuzigungsszene angezogen. Fast alle blieben stehen und hörten das Evangelium», sagt der Initiant Gabriel Häsler. Wenn 90 Prozent

Eindrückliche Ostergeschichte, beeindruckende Szenen.

der Bevölkerung heute denken würde, an Ostern gehe es um Schokoladenhasen, brauche es spektakuläre Aktionen, um auf

die wahre Bedeutung des Osterfestes hinzuweisen. SASCHA GULL www.netzwerkbasel.ch


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Acht Freikirchen aus dem Zürcher Oberland feier ten gemeinsam Ostern

Gott füllt Herzen – und auch den Kochtopf Mitreissende Konzerte, feurige Botschaften und fröhliches Beisammensein mit Menschen vieler Nationen prägten das zweite Osterfest in Rüti ZH. Dieses findet alle zwei Jahre statt. Das Musical «De Träumer» von Adonia und der 60-köpfige Chor Gospelation begeisterten das Publikum, junge Rapper und Breakdancer zeigten ihre Kunst und erzählten Jugendlichen von ihrem Glauben.

Gemeinsame Hoffnung

Die beiden Referenten Ernst Tanner von der Helimission und Sacha Ernst, Gemeindeleiter und Missionar aus dem Engadin,

Grosses Interesse: Der Allianzanlass in der Reithalle Rüti ZH wurde von rund 3000 grossen und kleinen Gästen besucht.

überzeugten mit ihren Botschaften.Tanner predigte übers Ostergeschehen, Sacha Ernst berich-

tete von Wundern, die er erlebt hatte. «Ein Team hatte in einem tunesischen Flüchtlingslager für

500 Personen gekocht. Es waren aber viel mehr Leute da. Im Vertrauen auf Gott begannen sie zu schöpfen und der Topf wurde nicht leer, bis 1000 Personen satt geworden waren!» Ernst forderte dazu auf, sein Leben Jesus zu übergeben und dies zu bezeugen, indem man nach vorne kam. Die Referate wurden in vier Sprachen übersetzt. Hansruedi Kull, Leiter der beteiligten Martus-Gemeinde, wünscht sich, dass für den nächsten Anlass eine andere Gemeinde die Führung übernehmen und ihn durch ihren Stil prägen würde. «Wichtig ist, dass wir als Christen gemeinsam auf die Hoffnung in Jesus hinweisen», betonte er. MIRJAM FISCH-KÖHLER

Am SBT Beatenberg umsorgten über Ostern Studierende die Besucher

140 Gäste feierten den auferstandenen Christus Über Ostern ein paar Tage ausklinken! Referate zum Thema «Jesus ist am Ziel − und alles ist anders», ein spezielles Programm für Kinder, Lobpreis, Mission, Spiel und Ausflüge im Naturparadies Berner Oberland: Das hatten die Gäste des Seminars für biblische Theologie (SBT) Beatenberg aufgrund der Werbung erwartet. Sie wurden nicht enttäuscht. Die 63 Studierenden hatten diese Freizeit möglich gemacht. Es ist Teil ihrer Ausbildung, für Jung und Alt, für Freunde und Fremde eine gehaltvolle Freizeit zu gestalten. Für jeden Bereich wurden Teams gebildet, die sich seit Januar auf den grossen Anlass vorbereitet hatten.

Im Alltag – mit Jesus

Dieses Jahr war Pfarrer Winrich Scheffbuch, Stuttgart als Referent geladen. Bekannt für seine geradlinige Verkündigung des christlichen Glaubens ist er überzeugt, dass Gott selber mit seinem Heiligen Geist den Menschen das Herz für das biblische Wort öffnet. Sie müssen es nur hören. Und so war es denn auch. Gäste und StudieBild: zVg

Ostern feiern im Seminar für biblische Theologie in Beatenberg: Die Mischung von grandioser Schöpfung, Gottes Wort und ungezwungener Gemeinschaft begeistert die Gäste immer wieder.

rende hatten neu vor Augen, was Jesus Christus getan hat: Er hat sich töten und durchbohren lassen, um mit seinem Leben für unsere Schuld zu bezahlen. Karfreitag ist nicht nur ein arbeitsfreier Tag. Es ist ein Festtag, weil wir durch das Opfer von Jesus von unseren Lasten befreit werden. Ein paar Tage später – nach Ostern – sind es dann wieder die Wunden von Jesus, die weiterhelfen. Thomas sieht sie. Das hilft ihm, seinen Zweifel zu überwinden und als Erster zu sagen: «Mein Herr und mein Gott!» Mit

Jesus im Alltag zu leben bringt im Allgemeinen kein Ansehen. Doch ist es die Motivation, auch andere mit Gottes Wort zu beschenken.

Für alle inspirierend

Welch gigantische Auswirkungen das haben kann, war am Beispiel des Missionarsehepaars Lehner zu sehen, das vor 50 Jahren nach Tansania ausgereist war. Durch ihren Einsatz und die Unterstützung weiterer Missionare haben Tausende von Einheimischen gehört und verstanden, dass Jesus sie vom Tod befreit hat. Manche Gäste wollten

einfach ausspannen. Kein Problem, im Gegenteil! Alle sollten merken, dass es hier nicht um Programm geht. Die Gäste durften sich erholen und erleben, dass nur schon die Tischgemeinschaft mit Studierenden für beide Seiten inspirierend war. Ältere Menschen sahen, dass es junge Leute gibt, die ihr Leben sinnvoll gestalten und sich für Mission oder Gemeinde vorbereiten. Und die Jungen hörten, dass ältere Menschen erfahren haben, was es über Jesus heisst: Er enttäuscht niemanden. THEO WÜEST


TAGESSCHAU

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Offener Brief von Pfarrer HJ. Stückelberger an den Zürcher Kirchenrat

ÄXGÜSI

Schafft sich die Kirche selber ab?

Klempner

Die reformierte Kirche trägt viel dazu bei, sich selber abzuschaffen. Dies schreibt Pfarrer Hansjürg Stückelberger, Präsident des Vereins «Zukunft CH», in einem offenen Brief an den Zürcher Kirchenrat. Er macht vier Vorschläge, die eine Wende einleiten könnten. Stückelberger geht von Presseberichten aus, wonach 64 Prozent der Noch-Kirchensteuerzahler als «Distanzierte» gelten. Sie glauben nicht nichts, gehen aber kaum je in die Kirche. Diese Tatsache erwähnt er zusammen mit einem Bericht über eine Zürcher Pfarrerin, die übers Feuer springt und Geister beschwört. «Als Pfarrer der reformierten Landeskirche ist mir bewusst», schreibt der unermüdlich engagierte Kirchenmann, «dass die gesellschaftliche Entwicklung der letzten 40 Jahre unserer Kirche aussergewöhnliche Schwierigkeiten bereitet hat. Aber ich beobachte auch mit wachsendem Kummer, wie unsere Kirche viel dazu beiträgt, sich selber abzuschaffen.» Stückelberger macht darum vier Vorschläge, «die eine Wende einleiten könnten». Sie lauten zusammengefasst wie folgt:

1. Intellektuelle Verteidigung

Darwins Evolutionslehre hat sich zu einer Ideologie des Atheismus entwickelt. Sie hält es für naturwissenschaftlich bewiesen, dass nur intellektuell Minderbemittelte am Glauben an einen Schöpfergott festhalten können. Dabei haben angesehene Naturwissenschaftler nachgewiesen, dass viele Fakten mit der Evolution nicht erklärt werden können, sondern einen intelligenten Schöpfer vor-

Zur Person Pfarrer Hansjürg Stückelberger, geboren 1930, verheiratet mit Christa, wohnt in Binz ZH. Erlebte mit 17 Jahren eine klare Berufung zum Pfarrer. Studium der Theologie in Zürich, Basel, Paris und Göttingen. War Pfarrer in Füllinsdorf BL, Bauma ZH und Zürich Balgrist. Hat die Christliche Ostmission, Christian Solidarity International (CSI) und den Verein «Zukunft CH» gegründet. Bild: idea/av

«Wachsender Kummer»: Pfarrer Hansjürg Stückelberger.

aussetzen. – Stückelbergers Vorschlag: Die Landeskirche richtet zusammen mit anderen ein (ökumenisches?) apologetisches Institut zur intellektuellen Verteidigung des Glaubens ein.

2. Profil durch Bekenntnis

Die Reformatoren wollten nicht in erster Linie gegen etwas protestieren, sondern den biblischen Glauben an Jesus Christus als Sohn Gottes und Erlöser bekennen. Bekanntlich hat die Zürcher reformierte Landeskirche beschlossen, auf ein Bekenntnis zu verzichten. Damit wurde die Tür für jede Philosophie und jede Spiritualität weit geöffnet. Biblisch heisst das, «auf beiden Seiten hinken» (1. Könige 18,21). Manche Noch-Kirchensteuerzahler denken: Auf eine Kirche ohne Bekenntnis können wir verzichten. – Stückelbergers Vorschlag: Die Kirche besinnt sich auf die ursprünglichen Bekenntnisschriften und die zentrale Verkündigung von Jesus Christus, seinem stellvertretenden Tod, seiner Auferstehung und Wiederkunft und verpflichtet die Pfarrer darauf.

3. Christliches Menschenbild

Der 1968 einsetzenden geistigen und gesellschaftlichen Revolution ist es gelungen, das biblische Menschenbild weitgehend aufzulösen. Die reformierte Kirche hat teilweise kräftig mitgeholfen und nicht erkannt, dass sie damit den Ast absägt, auf dem sie sitzt. Neuerdings soll mit dem Gender Mainstreaming die Zerstörung der göttlichen Grundordnung irreversibel gemacht werden, mit fatalen Folgen für die psychische

Entwicklung junger Menschen, für Ehe und Familie und den Aufbau unserer Gesellschaft. Von der Kirche gibt es keine Bemühung, diesem Angriff auf die Überbleibsel des biblischen Menschenbildes entgegenzutreten. Damit verliert sie den letzten Rest moralischer Autorität. Stückelbergers Vorschlag: Das angeregte apologetische Institut sorgt auch dafür, dass die biblische Schöpfungsordnung wieder gelehrt, von den Gläubigen verstanden und von der Öffentlichkeit respektiert wird.

4. Klarheit in der Islamdebatte

Eine Hauptaussage des Islam lautet: Gott hat keinen Sohn. Zwischen der Botschaft der Bibel und dem Islam klaffen Abgründe. Dennoch gibt es kirchenbehördliche Verlautbarungen und Gespräche, in denen behauptet wird, die Gemeinsamkeiten zwischen Christentum und Islam wären grösser als das Trennende. Dass von der Islamisierung der Schweiz eine Gefahr für die Kirche selber und die Religionsfreiheit ausgehen könnte, wird von kirchlichen Behörden oft bestritten oder heruntergespielt. Viele Kirchenmitglieder erkennen darin eine geistliche Irreführung. Stückelbergers Vorschlag: Die Kirche stellt sich der Tatsache, dass der Islam sie selber, aber auch die Freiheit des Denkens und die Demokratie bedroht.

Die Kirche reformieren

Stückelberger wirft abschliessend die Frage auf, wie eine Kirche bestehen kann, wenn sie sich in ihren Stellungnahmen der Diktatur des Relativismus beugt. Weltweit wachse das Christentum rasant, nicht durch Anpassung, sondern durch eindeutiges Bekenntnis. «Zum Glück gibt es Pfarrer und Laienbewegungen, welche diesem Trend mutig entgegenwirken und sich vom Evangelium von Jesus Christus inspirieren lassen. Das lässt hoffen, weil die Kirche immer neu zu reformieren ist.» Stückelberger hofft, mit seinen Vorschlägen einen Dialog auszulösen. Er versichert den Kirchenrat seiner Fürbitte. ANDREA VONLANTHEN

«Ich bin Klempner von Beruf. Ein dreifach Hoch dem, der dies gold‘ne Handwerk schuf!» So lautet der Anfang eines Liedes von Reinhard Mey. Vor ein paar Tagen versuchte ich mich in diesem goldnen Handwerk. In der Küche streikte der Ablauf. Wissend um meine, sagen wir gelinde, bescheidenen handwerklichen Fähigkeiten, machte ich mich mit meiner Frau zusammen gut ausgerüstet auf, der Not an den Kragen zu gehen. Unglaublich, was da alles aus dem Rohr herausgespült wurde! Wo kommt denn all dieser Dreck her? Irgendwann verspürten wir eine Art Durchbruch. Welch Erfolgserlebnis! Nach langer, schweisstreibender Arbeit machten wir uns daran, alles wieder am richtigen Ort einzufügen. Danach der grosse Moment: Das Wasser wurde wieder laufengelassen. Die hoffnungsfrohe Zuversicht wich schnell einer frustrierenden Resignation: Das Wasser lief nicht ab. Dazu kam erschwerend, dass die Rohre nicht mehr dicht waren. Das hatte noch eine kleinere Überschwemmung zur Folge. Es geht nicht ohne Fachmann! Etwas wurde mir deutlich gemacht: Im Verlauf der Zeit sammelt sich unwahrscheinlich viel Schmutz an. Schmutz, der als solcher gegen aussen nicht sichtbar ist. Und irgendwann ist es zu viel. Da geht nichts mehr. Am einfachsten ist es, wenn man jeden Tag eine grosse Pfanne voll kochendes Wasser den Ablauf runterlässt. So ist es doch auch in unserem geistlichen Leben. Das Beste, das wir tun können, ist Tag für Tag Vergebung zu empfangen. Wenn wir das nicht beherzigen, kann das zur Folge haben, dass wir irgendwann nicht mehr dicht sind. Es scheint, als befände sich unsere Welt in einem leicht undichten Zustand. Ohne Jesus wird sie das auch bleiben. Er ist der wahre Fachmann! THOMAS PRELICZ Der Autor ist Pastor in Arth.


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PublirePortage

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Connexio – in 20 Ländern und vier Kontinenten

Mit Partnerkirchen wirklich Gutes tun Studierende helfen in den Armenvierteln der Grossstädte Argentiniens Kindern bei den Hausaufgaben. Das ist das neuste von 70 Projekten, bei denen Connexio Methodistenkirchen vor Ort finanziell unterstützt. Die Evangelisch-methodische Kirche (EMK) Schweiz-Frankreich hilft so den Kirchen, diakonisch und missionarisch in der Gesellschaft tätig zu sein. Connexio, das Netzwerk für Mission und Diakonie der EMK, unterstützt Projekte in 20 Ländern auf vier Kontinenten. Marisel Flores bildet sich an der Universität in Túcuman, einer Stadt mit 750 000 Einwohnern im Nordwesten Argentiniens, zur Krankenschwester aus. Sie wohnt mit neun anderen jungen Frauen im Studentinnenheim der Methodistenkirche, wo sie in einer familiären Umgebung zu günstigen Konditionen wohnen und lernen kann. Hier hat sie Zugang zu Informationen über Menschenrechte, Umweltschutz und über andere wichtige Themen. Ausserdem kommt die junge Frau in Kontakt mit der lokalen

Der VFG Zum Verband «VFG – Freikirchen Schweiz» gehören 14 freikirchliche Körperschaften mit über 700 lokalen Gemeinden, vorwiegend in der deutschen Schweiz. Wir berichten auf dieser Seite über Entwicklungen und Aktualitäten aus den Schweizer Freikirchen, unter anderem über interessante Projekte und Entwicklungen in den Mitgliedsverbänden. Diese Seite wurde von der Evangelischmethodistischen Kirche (EMK) als Publireportage in eigener Verantwortung geschrieben. Mit der Form der Publireportage unterstützt der VFG auch die Arbeit von «idea schweiz». www.freikirchen.ch www.emk-schweiz.ch

Abschlussgottesdienst einer Weiterbildung von Laienpredigern in Bolivien. den Slums aus erster Hand kennen. Connexio unterstützt dieses Projekt der argentinischen Methodistenkirche im Sinn einer Anstossfinanzierung vier Jahre lang mit 5000 Franken pro Jahr. Von Bolivien bis Kambodscha Connexio hilft den Methodistenkirchen in Mittel- und Osteuropa, in Algerien, im Kongo, in Simbabwe, in Argentinien, Bolivien, Chile und in Kambodscha, das Evangelium in Wort und Tat zu verkünden. Diese Hilfe geschieht hauptsächlich durch finanzielle Unterstützung, aber auch durch Beratung. Mit Stipendien für Leitungspersonen werden die Kirchen gestärkt. Unterstützt werden ferner Projekte, die der Bekämpfung der Armut dienen. Das umfasst die Bereiche Bildung, Gesundheitsfürsorge und Landwirtschaft.

In Tucuman (Argentinien) helfen Studentinnen Kindern im Armenviertel bei den Hausaufgaben. Methodistengemeinde. Im Gegenzug verpflichtet sie sich, jede Woche zwei Stunden mit Kindern im Armenviertel Alderete zu arbeiten. Zusammen mit ihren Kolleginnen hilft Marisel Flores den Schülern und Schülerinnen bei den Hausaufgaben. Davon profitieren beide Seiten. Die Kinder kommen besser vorbereitet in die Schule, was ihre Chance auf eine Berufsausbildung erhöht. Die angehenden Juristinnen, Ärzte, Lehrerinnen und Ökonomen lernen die Lebensumstände in

Aussergewöhnlich ist die Situation in Kambodscha. Der Völkermord raubte dem Land in den Jahren 1975–79 1,7 Mio. Menschen, darunter die gesamte geistige Elite. Hunderttausende sind in alle Welt geflohen, wo manche der Flüchtlinge mit der Methodistenkirche in Kontakt kamen. Seit Mitte der 90er-Jahre formiert sich im vorwiegend buddhistisch geprägten Kambodscha eine Methodistenkirche, die 2016 selbstständig werden soll. Um dieses Ziel zu erreichen, arbeiten die Methodistenkirchen in den USA, Singapur und Korea, die chinesisch sprechenden Methodisten sowie die EMK Schweiz-Frankreich zusammen. Gegenwärtig gibt es in Kambodscha ungefähr 150 Methodistengemeinden. Connexio engagiert sich bei der Ausund Weiterbildung der Pfarrpersonen sowie bei Dorfentwicklungs- und Bildungsprojekten.

Missionsverständnis im Wandel Connexio entstand 2002 aus dem Zusammenschluss von drei Kommissionen der EMK Schweiz-Frankreich: der Kommission für äussere Mission, der Kommission für innere Mission und der «Hilfe im Sprengel». Mit der Schaffung von Connexio und der Geschäftsstelle in Zürich trägt die Kirche dem Wandel im Missionsverständnis Rechnung. An die Stelle von Missionaren tritt das Coaching der einheimischen Fachkräfte innerhalb der Kirche wie auch bei Organisationen, die von der Kirche unterstützt werden, zum Beispiel Spitäler und Universitäten. Lateinamerika profitiert von einem Schweizer Koordinator, der mit seiner Familie in Bolivien lebt, die übrigen Einsatzgebiete werden von Zürich aus betreut. Daniela Deck

Gemeinsam Gutes tun Unter dem Motto «Gemeinsam Gutes tun» setzt sich Connexio dafür ein, dass alle Menschen in Gerechtigkeit und Frieden leben können. Dieses «Netzwerk für Mission und Diakonie der Evangelisch-methodistischen Kirche Schweiz-Frankreich» unterstützt die Partnerkirchen im In- und Ausland bei deren sozialdiakonischer Tätigkeit in der Gesellschaft. Zentral ist die Hilfe zur Selbsthilfe. Unterstützt werden Projekte, die die Selbstständigkeit der Partner fördern. Connexio ist Teil der EMK SchweizFrankreich. In Zürich befindet sich die Geschäftsstelle von Connexio mit sechs Angestellten, die sich 410 Stellenprozente teilen. Die Einnahmen generiert Connexio aus Spenden sowie Beiträgen der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) und Brot für alle. Das Budget umfasst gut 2 Mio. Franken jährlich.

Arztvisite im Spital Kapanga im Kongo. Connexio zahlt dort die Gehälter von zwei Ärzten.


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FORUM

LESERBRIEFE PODIUM

SynERgIE

Glaubwürdigkeit – Glaube und Würde? Glaubwürdigkeit ist ein interessantes Wort. Es setzt sich zusammen aus den zwei Wörtern Glaube und Würde. Daraus schliesse ich, dass wenn Glaube und Würde zusammenkommen, ein glaubwürdiges Leben entsteht, oder? Glaube heisst, etwas für wahr zu halten, und Glaube bezeichnet eine Grundhaltung des Vertrauens. Der Begriff Würde ist heute nicht mehr sehr aktuell. Mit dem Begriff der Menschenwürde wird die besondere Seinsbestimmung bezeichnet, die uns Menschen von allen anderen Lebewesen unterscheidet. Nur der Mensch hat in seiner Bestimmung Würde. Bezeichnend ist auch die Aussage des ehemaligen Rektors der Universität St. Gallen (HSG), Professor Peter Gomez, welcher sagte: «Glaubwürdigkeit gilt als höchstes Prädikat, das einer Führungskraft zukommen kann.» Dabei wird die Glaubwürdigkeit in fünf Bereiche eingeteilt: •Resultat des Arbeitens an sich selbst (machen wir das gerne?)

Mit okkulten Kräften «idea Spektrum» Nr. 10 und Nr. 16 – «Die okkulten Lehren des Rudolf Steiner» und «Der christliche Samen» Entscheidend hat Rudolf Steiner in seiner Anthroposophie (Lehre von der Weisheit des Menschen) die christliche Lehre mit Elementen fernöstlicher Religionen verbunden und in seiner Theosophie (übersetzt als Weisheit vom Göttlichen) als Lehre festgelegt. Es ist unbestritten, dass im Buddhismus (die sanfte Religion) und in der Lehre von Rudolf Steiner Wege aufgezeichnet sind, die das Gute im Menschen fördern, mit dem Ziel, einmal in den ewigen Frieden des grossen Geistes eingehen zu können. Dies muss der Mensch allerdings aus sich selber schaffen. Dadurch, dass er als Person auf dieser Erde wiedergeboren wird, hat er weitere Möglichkeiten, um sich im Sinne seiner Reife zu verbessern oder auch zu verschlechtern. Rudolf Steiner hat ein umfangreiches, sogenanntes geisteswissenschaftliches Werk aufgebaut, welches in seiner Komplexität erdrückend wirkt. Man muss die ganze Lehre umfassend betrachten, um sich ein klares Bild machen zu

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•Professionalität (Job beherrschen) •Führungsstärke (Vorbildcharakter) •Bescheidenheit •Verantwortungsbewusstsein (und Zivilcourage) Sind das nicht alles Eigenschaften, die unsere Gesellschaft heute dringend nötig hat? Bin ich selbst bereit, mich prüfen zu lassen auf diese Eigenschaften hin? Ich bin überzeugt, dass wir zuerst unsere eigene Identität wiederfinden müssen. Dabei geht es nicht nur um das Erkennen unserer Stärken und Schwächen, sondern auch darum, was wir damit anfangen. Wir können Menschen nur so weit führen, wie wir selbst in der Lage sind, zu gehen. Über die Identität gelangen wir zur Autorität und schaffen die Voraussetzung, um nachhaltig Verantwortung zu übernehmen. Glaube und Würde müssen zusammenkommen.

offenbarte. Ehrfurchtsvoll muss ich bekennen, dass er als würdiger, schuldloser Mensch auf unwürdige Weise gekreuzigt wurde. Gott hat ihn – der mit all unserer Schuld am Kreuz starb - zu höchster Würde im Himmel erhoben! Wie heisst es doch im bekannten Liedtext: «Du bist würdig, o Gott! Du hast uns erlöst und befreit und gereinigt, dein Tod hat uns Leben gebracht! Du nur bist würdig, von uns zu nehmen Preis und Ehre und Dank!» In dieser Dankbarkeit können wir Hoffnungsträger sein. Jesus Christus ist würdig, und diese Würde bietet er uns an: Durch Vergebung unserer Schuld dürfen wir würdig im Glauben vor ihm stehen und in seiner Kraft leben. Das ist unsere GlaubWürdigkeit. Welch frohe Osterbotschaft! ELISABETH

Da sehe ich unsere grosse Chance als Christen: Jesus Christus war und bleibt der grösste Würdenträger, der sich als Sohn Gottes dieser Welt können. Rudolf Steiner mass dem Christus eine zentralere Funktion zu, als dies primär in östlichen, von Brahmanismus und Buddhismus geprägten Religionen der Fall ist. Gemäss seiner Lehre vom «Aethersehen» lehnte er jedoch die leibliche Wiederkunft eines Christus ab. Den anthroposophischen Erkenntnisweg zu gehen, bedeutet hellseherisch okkulte Kräfte zu erlangen - dahinter werden finstere, satanische Bindungen sichtbar. Textstellen der Schrift, aus welchen die Anthroposophen die dauernde körperliche Wiedergeburt erkennen wollen, sind vom biblischen Verständnis her absolut nicht haltbar. RUEDI HAyn, Arbon

Im Zeichen des Abfalls «idea Spektrum» Nr. 16 - «Ein strahlender Kirchentag» Ich bin schockiert, wenn ein Untertitel heisst «Es bleibt dabei: Die Gedanken sind frei» und daneben ein anderer Untertitel «Kein Platz für Judenchristen» steht. Ich weiss, dass messianisch jüdische Gemeinden viele Facetten haben, genau so wie andere Religionsgruppen. Dennoch finde ich es verheerend, gerade Juden, die Jesus Christus als ihren Messias erkann-

SCHIRMER Die Autorin ist Verwaltungsrätin und Familienfrau. Sie wohnt in Lausen. schirmer@bluewin.ch

ten, vom deutschen Kirchentag zu verbannen, das heisst, man kann mit ihnen nicht «in Augenhöhe» diskutieren, und es wird ihnen ein Stand auf dem Markt der Möglichkeiten verweigert. Messianische Juden sind genau wie arabische Christen zwischen die Fronten geraten. Keiner will sie, und das wird Gottes gerechtes Urteil über der abgefallenen Kirche heraufbeschwören. Paulus sagt in seinem grossen Ölbaumgleichnis über die messianischen Juden (Römer 11,23): «Jene aber, sofern sie nicht im Unglauben bleiben, werden eingepfropft werden; denn Gott kann sie wieder einpfropfen.» Zugleich sagt er auch den Christen aus den Nationen (21+22): «Hat Gott die natürlichen Zweige nicht verschont, wird er dich doch wohl auch nicht verschonen. Darum sieh die Güte und den Ernst Gottes: den Ernst gegenüber denen, die gefallen sind, die Güte Gottes aber dir gegenüber, sofern du bei seiner Güte bleibst; sonst wirst du auch abgehauen werden.» Der deutsche Kirchentag steht im Zeichen des Abfalls, worüber der Herr in seinen Abschiedsreden über die Endzeit sprach. CARL FLESCH, Basel

Verseucht 20 Kilometer rund um Fukushima wird der Zugang zum bisherigen Lebensraum von 80 000 Menschen gesperrt. Für immer. Es gibt kein Zurück mehr an den Ort, wo früher Kinder spielten, wo Mütter und Väter aufgewachsen waren, wo sie Lebenskraft teilten und weitergaben. Aus. Fertig. Wiederaufbau unmöglich. «Es ist leichtsinnig, den Kernenergie-Verzicht zu fordern», diktiert derweil unsere Energieministerin Doris Leuthard dem Journalisten in sein Notizbüchlein. Leichtsinnig scheinen mir solche Sätze. Leichtsinnig wäre es, jetzt den Ausstieg nicht zu beschliessen. Denn auch die Schweiz wird noch sicher 15 Jahre mit der Hypothek der in Betrieb stehenden Atomkraftwerke leben müssen. Einige wollen sogar, dass wir die Hypothek noch 25 bis 40 Jahre mit auf den Weg nehmen. Ganz zu schweigen davon, dass wir nicht wissen, wie und wo wir den stark radioaktiven Abfall lagern sollen. Natürlich weiss man, dass ein Schadenereignis ausserhalb des Auslegungsfalles der Atomkraftwerke auch in der Schweiz genau gleich wirken würde wie in Fukushima. Aber irgendwie ist das «System Bundesbern» verblendet. Das ordentliche Betriebsende eines AKW kann man sich nicht vorstellen. Immerhin hat man jetzt eine Vorstellung, wie in einem technologisch hochentwickelten Land eine grosse AtomkraftwerkKatastrophe gemeistert werden kann: Man schafft es definitiv nicht, die ungezähmte Radioaktivität – die entfesselte Bombe – wieder in den Griff zu bekommen. «Macht euch die Erde untertan» wirkt heute bei mir noch viel stärker als Aufforderung zur Bewahrung der Schöpfung. Es gibt für mich nur eine christliche Antwort: Atomausstieg – bevor die Lebensgrundlagen an einem dritten Ort für immer verseucht sind. ERIC nUSSBAUMER Der Autor ist Nationalrat der SP und lebt in Frenkendor f BL.


WIRTSCHAFT

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Jungunternehmer Ranjeet Guptara eröffnet in Zürich das zehnte «King’s Kurr y»

Indische Gastronomie und Gottes spürbare Liebe Er hat einen indischen Vater und eine englische Mutter: der Theologe, Bankkaufmann und Gastronomieunternehmer Ranjeet Guptara. Anfang April hat der 31-Jährige das zehnte Lokal der Restaurant-Kette King’s Kurry eröffnet. Das neue, trendige Lokal steht in der Langstrasse 213, nahe beim Zürcher Limmatplatz. In diesem indischen Spezialitätenrestaurant dominiert wie in den übrigen sechs Lokalen in Zürich und den Restaurants in Luzern und Basel (Zentrum Stücki) ein äusserst gepflegtes Ambiente. Der Chef, der den «Spektrum»-Mitarbeiter schon 2006 im ersten King’s Kurry in Zürich-Wiedikon empfangen hatte, empfängt ihn jetzt in der oberen Etage des zweistöckigen Lokals, zusammen mit seinem «General-Manager» Faisal Khan. Der in Indien auf Univer-

Impressum Idea Schweiz Herausgeber: Idea Information AG, 4410 Liestal Verwaltungsrat: Heiner Henny, Präsident; Sam Moser, Stellvertreter; Paul Beyeler, Hans Lendi, Hansjörg Leutwyler, Hanspeter Schmutz Ideelle Trägerschaft: Schweizerische Evangelische Allianz (SEA), Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG), Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) Redaktion: Josefstr. 32, 8005 Zürich, Tel. 044 444 16 44, Fax 044 444 16 49 E-Mail: redaktion@ideaschweiz.ch Internet: www.ideaschweiz.ch Chefredaktor: Andrea Vonlanthen Büro: Bahnhofstr. 65, 9320 Arbon Tel. 071 446 70 02, Fax 071 446 74 88 E-Mail: andrea.vonlanthen@ideaschweiz.ch Redaktor: Thomas Feuz Er weitertes Team: Esther Reutimann, Sibylle Zambon, Christian Bachmann, Mirjam Fisch-Köhler, Marlies Reutimann Praktikum: Benjamin Fisch Inserateservice: Jordi AG – das Medienhaus, Roland Rösti, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 25, Fax 031 819 38 54 E-Mail: inserate@ideaschweiz.ch Aboservice: Jordi AG – das Medienhaus, Ursula Seifried Jordi, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 20, Fax 031 819 38 54 E-Mail: abo@ideaschweiz.ch Abopreise: Jahresabo Fr. 145.–, Seniorenabo Fr. 117.–, Halbjahresabo Fr. 77.–. Das Abo ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar. Konto: PC-Konto 40-788586-4 Idea Information AG, 4410 Liestal Layout/Druck/Versand: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp www.jordibelp.ch

Bild: Fritz Imhof

getan.» Guptara betont: «Der Businessplan war wichtig.» Aber es geht ihm auch um das christliche Profil des Unternehmens. Er hat dazu die «BRICS» erarbeitet (siehe Kasten), also die geistlichen Prinzipien in den Betrieben. «Welchen Beitrag können wir persönlich zum christlichen Zeugnis in diesem Land beitragen?», fragte sich Guptara. «Und welchen Beitrag können wir dazu als Unternehmung leisten?»

sitätsstufe ausgebildete Hotelfachmann indischer Abstammung teilt die christliche Philosophie der King’s Kurry-Kette.

«Celebrating Indian Food»

Der Aufbau der Restaurantkette, die 2002 mit der Gründung einer AG begann und noch lange nicht abgeschlossen sein soll, habe viel Arbeit und Schweiss gekostet, räumt Guptara ein. Der Start sei nicht einfach gewesen, doch plötzlich sei die Sache in Fahrt gekommen, bilanziert der Sohn des bekannten Wirtschaftsprofessors und Unternehmers Prabhu Guptara. 2006 konnte ein Take Away eröffnet werden. Ab 2007 ging es ziemlich schnell – im Rhythmus von drei bis vier Monaten – bis zum zehnten Lokal beim Limmatplatz. Das sei nur dank starker Partner möglich gewesen, betont Guptara. Die Mehrheit der Lokale wird von Franchise-Nehmern geführt. Einer von ihnen hat in Zürich selbst ein weiteres Lokal eröffnet. Guptara denkt schon an King’s Kurrys in ganz Europa. «Celebrating Indian Food» lautet das feierliche Firmenmotto. Man habe in den letzten Jahren intensiv in die Qualität und die Marke investiert, betont der Jungunternehmer. Nicht nur die Qualität der Küche muss höchsten Ansprüchen genügen, auch bei der Ausstattung des Lokals und dem Service überlässt er nichts dem Zufall. Er legt Wert auf ein starkes Team, das nicht nur gute Arbeit leistet, sondern auch zu 60 Prozent Mitarbeitende integriert, die einen beruflichen Neustart versuchen: Behinderte, Flüchtlinge, Ausgesteuerte.

Indische Spitzenköche

Ein Hindernis für das Wachstum war vorerst wegen der restriktiven Haltung der Immigrationsbehörden die Rekrutierung von indischen Spitzenköchen. Seit der Realisierung des SchengenRaums sei dies einfacher geworden, erklärt General-Manager Faisal Khan. Seit dem Freizügigkeitsabkommen mit der EU 2009 können indische Spitzenköche auch aus europäischen Ländern angestellt werden. Sie kommen

Die Kasse muss stimmen

Klares christliches Profil: Ranjeet Guptara (links) und Faisal Khan im King’s Kurry-Lokal beim Zürcher Limmatplatz.

aus Holland, Österreich, Italien und Spanien. Guptara betont: «Diese Leute können nicht nur gut kochen, sondern sind schon in die europäische Kultur integriert.» »Und auch in unsere Teamkultur besser integrierbar», ergänzt der King’s Kurry Geschäftsführer für die Region Zürich. Dem tüchtigen Inder, der auch die Kauf-Verhandlungen für das zehnte Lokal geführt hat, ist die Teamarbeit sehr wichtig. Es gelte ja, auch schwächere Leute zu integrieren und trotzdem eine hohe Qualität zu garantieren. «Wir geniessen die Arbeit!», betont er. Die Folge: King’s Kurry muss selten Leute suchen. «Sie kommen und fragen, ob sie bei uns arbeiten dürfen», verrät Khan. «Wir anerkennen ihre Stärken und unterstützen sie dort, wo sie noch Schwächen haben.» Und der Chef nimmt auch Rücksicht auf familiäre Bedürfnisse einer ledigen Mutter. Ein Mitarbeiter sei im King’s Kurry vom Tellerwäscher zum Chef eines Lokals aufgestiegen, erklärt er stolz. «Jemand wollte sogar bezahlen, damit er bei uns arbeiten darf», verrät er mit einem Augenzwinkern.

Geistliche Prinzipien

Die Anstellung beruflicher Randsiedler bedeutet für Guptara eine direkte Anwendung der Zusage Jesu: «Was ihr einem dieser Geringsten getan habt, habt ihr mir

Guptaras Leitspruch lautet: «Im King’s Kurry versuchen wir, Gott zu lieben und unseren Nächsten wie uns selbst.» Das sollen die Gäste spüren. Und es bestimmt auch die Mitarbeitergespräche, «wo wir deutlich machen, dass wir selbst auf die Gnade Gottes angewiesen sind», so der Chef. «Daher können wir bei Fehlverhalten auch eine zweite Chance geben.» Damit verzichte er nicht auf gute Leistung. Die Kasse muss am Abend stimmen. «Man muss auch der Versuchung entgegenwirken», betont Guptara. Die «BRICS» fassen die Firmenphilosophie zusammen und ermutigen die Mitarbeitenden, in jedem Bereich aus dem Glauben heraus gut zu handeln. «Wir gehen davon aus, dass jeder Mitarbeiter dem Bild Gottes entspricht. Jeder Gast, der zu uns kommt, sei es die Miss Schweiz oder ein unscheinbarer Mensch, soll bei uns die Liebe Gottes spüren», resümiert der zielstrebige Jungunternehmer. FRITZ IMHOF

«BRICS» von King’s Kurry

• Believe that you are the Best. – «Alles ist möglich dem, der glaubt.» (Markus 9,23) • Realise you all are Royalty. – «Und er hat sie nach dem Bild Gottes geschaffen, Mann und Frau.» (1. Mose 1,27) • Indian Cuisine Enjoy Cooking. – «Und Gott sah, dass alles gut war, das er gemacht hatte.» (1. Mose 1,31) • Ser ve and Steward all resources, relational, financial and environmental. – Dienen mit der Gabe der Dienstleistung (Römer 12,7)


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TAGESSCHAU

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Ein Ar tikel in der «Luzerner Zeitung» erregt viel Aufsehen

JOURNAL

«Ready for Take-Off» – auch ohne Gebet?

Unruhe bei «Mission 21»

Das Bistum Chur wie auch die Fluggesellschaft Swiss sind gleicher Meinung, wenn es um das Gebet vor dem Abflug geht. Es geht um mehr als nur ein Gebet, sind sich Piloten und ein Pfarrer einig: Gebet ist eine Lebenseinstellung. «Sie sind der fünfte Journalist, der anruft», lacht mir Ernst Heller entgegen. «Diese Geschichte schlägt hohe Wellen, dabei habe ich so etwas gar nie gesagt!» In der «Luzerner Zeitung» vom 17. April erschien ein Artikel, in dem Heller scheinbar ein Gebet vor jedem Abflug der Fluggesellschaft Swiss fordere. Leider wurde die Aussage Hellers vom Journalisten falsch wiedergegeben. «Die Idee der Zeitung, vor jedem Abflug zu beten, finde ich gut. Wir sollten viel mehr Farbe bekennen; beten darf man immer, und schaden tut es bestimmt nicht», meint der 65-jährige katholische Pfarrer. Er unterstützt den Vorschlag und wäre durchaus bereit, der Swiss bei der Zusammenstellung eines Gebets zu helfen. Doch dass ein Flug Gott offiziell anvertraut werde, sei nicht sehr realistisch, das ist auch dem Pfarrer für Circus, Markthändler und Schausteller klar.

Keine grosse Begeisterung

Was meinen die Verantwortlichen bei Swiss zur Anregung, vor Flügen zu beten? «Wir wollen alle gleich behandeln, unabhängig davon, welcher Konfession sie angehören», heisst es bei der Fluggesellschaft. Giuseppe Garcia, Sprecher des Bistums Chur, lässt verlauten, man müsse die «multireligiöse Gesellschaft», zu der auch die Freiheit der Atheisten gehöre, respek-

Der schönste Moment Bei einem Wettbewerb gewann eine junge Frau einen Alpenflug mit der MAF für zwei Personen. Sie nahm ihre nichtgläubige Freundin mit, beide Flight Attendants bei einer Fluggesellschaft. Wie immer betete der Pilot mit den Insassen, bevor er den Motor startete. Nach dem Flug erzählte die Freundin, dass für sie das Gebet vor dem Flug der absolut schönste Moment war. Bild: zVg

15 von rund 70 Angestellten haben seit Sommer 2008 ihre Stelle beim evangelischen Missionswerk Mission 21 gekündigt. Neben zwischenmenschlichen Problemen gibt es gemäss «Basler Zeitung» auch Fragen bei der inhaltlichen Ausrichtung. Der verstärkt evangelikale Aspekt werde nicht von allen Mitarbeitenden getragen. Die 15 Angestellten sind vorwiegend in der Kommunikation und im Fundraising des Werkes tätig. (idea) – www.mission-21.org

Die Zukunft der Kirche Hier wird gebetet: Ein MAF -Pilot bei den Startvorbereitungen.

tieren. Dass das Bistum mit einer solch «lauwarmen und liberalen Antwort» daherkomme und sich sozusagen vom eigenen Glauben und Priester distanziere, findet der Schausteller-Pfarrer Heller schade: «Unsere Gesellschaft ist dermassen säkularisiert, dass man schon schräg angeschaut wird, wenn man regelmässig zur Kirche geht.» Das Gebet werde kaum noch gelebt. Nicht einmal mehr vor dem Essen werde noch eines gesprochen. Auch das auswendige Kennen von Bibelstellen gebe einem Sicherheit, dies sei ein «Herzensgebiet». In anderen Sprachen komme es viel besser zum Ausdruck: «par coeur» im Französischen oder «by heart» im Englischen. «Durch Gebet und Bibelverse sind wir verwurzelt im Glauben – ständig in Kontakt mit unserem Gott!»

Gebet vor dem Abflug

Alle fünf Minuten startet oder landet ein Flugzeug der Mission Aviation Fellowship (MAF) irgendwo auf der Welt. Deren Piloten beten jeden Morgen vor dem ersten Take-Off zusammen mit den Passagieren an Bord um Bewahrung und Gottes Beistand. Das gemeinsame Gebet gehört mit zu ihren Vorbereitungen. Bei vielen kurzen Flügen pro Tag, die teils nur zehn bis zwanzig Minuten dauern, wird aber nicht vor jedem Start gebetet. «Es ist, wie wenn man mit dem Auto in die Ferien fährt: Da beten viele vor der Abfahrt, nicht aber nach jedem WC-Halt,» sagt Samuel Jakob, Leiter der MAF Schweiz. Man sollte nicht das eine gegen das andere ausspielen: «Die Wartungspläne der MAF sind trotz des

Gebets sehr streng. Wir vertrauen stark der Hilfe Gottes und setzen gleichzeitig auf eine gut gewartete Technik und einen hohen Ausbildungsstand.»

Fliegen für viele ungewohnt

Michael* aus dem Zürcher Oberland, der für eine interkontinentale Fluggesellschaft die Boeing 747 fliegt, betet vor seinen Flügen: «Bevor ich das Haus oder Hotel verlasse, lege ich den Flug Gott hin. Ich bitte ihn um eine offene Sensorik und Feingefühl, damit ich sich anbahnende Ereignisse früh erkennen kann.» Andreas*, der seit 22 Jahren in der Fliegerei tätig ist, hält das spezielle Gebet vor jedem Start für übertrieben: «Ansonsten müsste man vor jeder Zug- und Busfahrt auch ein Gebet sprechen.» Statistisch gesehen ist Fliegen das sicherste Verkehrsmittel. «Für die meisten ist das Fliegen einfach sehr ungewohnt. Sie kennen diese Dimension und die Geräusche nicht, die an Bord völlig normal sind,» erklärt der jetzige Buschpilot. Das Gefährlichste an einem Flug sei definitiv die Fahrt von zu Hause zum Flughafen. Andreas fliegt humanitäre Einsätze in Zentralasien und ist Sicherheitsbeauftragter seiner Gesellschaft für dieses Gebiet. Wie bei allen Befragten ist auch für ihn das Gebet ein wichtiger Bestandteil seines Alltags. Das ständige in Kontakt sein mit Gott ist ihm wichtiger als ein spezielles Gebet vor jedem Flug. BENJAMIN FISCH * Namen der Redaktion bekannt. Die Piloten wollen aufgrund interner Richtlinien ihrer Arbeitgeber keine Angaben zu ihren Namen machen.

Die Evangelisch-Reformierte Kirche Bern-Jura-Solothurn führt im Zeitraum Anfang bis Mitte Mai dezentral in verschiedenen Regionen des Kirchengebiets Treffen zwischen Pfarrschaft und Synodalrat durch. Das Hauptthema der Konferenz lautet «Die Zukunft der Volkskirche». Vorgesehen sind Treffen in Burgdorf, Biel, Bern, Solothurn und Thun. (idea) – www.refbejuso.ch

PMC: Digitaler Newsletter

Der elektronische Newsletter «Panorama digital» der Pilgermission St. Chrischona wird erstmals im Mai versandt. Er erscheint voraussichtlich alle zwei Monate im Wechsel mit der Zeitschrift «ChrischonaPanorama», die ebenfalls alle zwei Monate versandt wird. (idea) – www.chri schona.org/panoramadigital

FEG-Jugend feiert in Olten

«Vox», die Jugendarbeit der Freien evangelischen Gemeinde (FEG) Olten, lud am letzten Samstag zum 3-Jahr-Jubiläum ein. Die Besucher wurden von zwei Matrosen begrüsst, eine Theatergruppe nahm die Zuschauer mit auf ein «Kreuzfahrtschiff». Dabei kam die Frage auf, welches Schiff wirklich Sicherheit bietet. (idea) – www.voxolten.ch

Kein «alter Käse»

Die Bewegung Campus für Christus hat 2010 über 200 000 Franken in Mitarbeiter und Gemeindegründer im arabischen Raum investiert. In Zusammenarbeit mit Gemeinden und Werken konnten insgesamt 9000 Exemplare der DVD «More than Chocolate and Cheese» mit dem Jesus-Film in arabischer Sprache an Urlauber aus dem arabischen Raum weitergeben werden. (idea) – www.cfc.ch


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AGENDA

ideaSchweiz l 17/2011

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INSERATE

ideaSchweiz l 17/2011

Bon

n, eide n h c ss n at au gebe b a g Inser n mpfa wei E m a z und rinks d s n e omm Willk niessen. ge

Einladung zum Eröffnungsfest im Jordi Medienhaus Samstag, 28. Mai 2011, 10 bis 15 Uhr

Albrecht E. Arnold / pixelio.de Klaus-Uwe Gerhardt / pixelio.de

Sie sind eingeladen zum Eröffnungsfest des neuen Jordi Medienhauses in Belp. Sehen Sie, woher das idea spektrum kommt. Die Jordi Crew zeigt Ihnen die neue Produktionshalle, erklärt die imposanten Maschinen, insbesondere die 19 m lange Druckmaschine KBA Rapida 106, die pro Stunde bis 18000 Bogen beidseitig farbig bedruckt, sowie Falzmaschinen, Sammelhefter, Foliermaschine und mehr. Ausserdem gibts Helikopterflüge, Kamelreiten, Kinderschminken, Hüpfburg, Kletterwand. Diverse Verpflegungsmöglichkeiten und die BlueCocktailBar erwarten Sie.

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N AC H R IC H T E N

„Gott segne die Ungarn!“ VERFASSUNGSDEBATTE Das neue ungarische Grundgesetz stößt auf viel Kritik – vor allem unter Linksorientierten im In- und Ausland. Lob kommt dagegen von Christen im Lande selbst.

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ährend die neue ungarische Verfassung vor allem in linksorientierten Kreisen im In- und Ausland auf Kritik stößt, wird sie von der Evangelischen Allianz im Land selbst begrüßt. Das Parlament hatte das Grundgesetz mit der Zweidrittelmehrheit des regierenden Ungarischen Bürgerbundes (Fidesz) am 18. April beschlossen. Die oppositionellen Sozialdemokraten und die grün-alternative Partei LMP blieben der Abstimmung aus Protest fern. Gegen die neue Verfassung sind auch die Abgeordneten der rechtsextremen „Bewegung für ein besseres Ungarn“: Sie stimmten mit Nein, weil ihre Forderung nach einer Wiedereinführung der Todesstrafe nicht berücksichtigt wurde. Die Verfassung betont das Christentum als Teil der nationalen Identität. Die Präambel beginnt mit der Bitte: „Gott segne die Ungarn.“ Weiter heißt es: „Wir erkennen die Nationen erhaltende Rolle des Christentums an. “

„Wir beten dafür, dass das Volk wieder zu Gott findet“

Die Ehe wird geschützt

UN-Generalsekretär ist besorgt

Der Präsident der Ungarischen Evangelischen Allianz, Daniel Szabo (Budapest), hält die Vorwürfe für unbegründet. Wie er auf Anfrage von idea sagte, sei das neue Grundgesetz eine Antwort auf die jahrzehntelange kommunistische Herrschaft, deren Folgen Ungarn nach wie vor belasteten. Aufgrund jahrzehntelanger Unterdrückung kenne ein Großteil der Bevölkerung nicht die frohe Botschaft von Jesus Christus. Szabo: „Wir beten und wirken dafür, dass das Volk wieder zu Gott findet.“ Der Allianzvorsitzende begrüßt ferner das klare Bekenntnis in der Verfassung zur Ehe von Mann und Frau und zur Familie. Gegen einen Aspekt wandte sich allerdings die Evangelisch-Lutherische Kirche in Ungarn: gegen die Nennung Gottes in der Verfassung. Gottes Name sei heilig zu halten, so Bischof Tamás Fabiny.

Die Präambel enthält ferner das Bekenntnis, Kritisch zur Verfassung äußerte sich UN„dass die Familie und die Nation den wich- Generalsekretär Ban Ki Moon. Er forderte tigsten Rahmen unseres Zusammenlebens Ungarn auf, sich von internationalen Inbilden und dass die grundsätzlichen Werte stitutionen beraten zu lassen. Es gebe unserer Zusammengehörigkeit Treue, Glau- weltweit Besorgnis über die Verfassung, be und Liebe sind“. Nach der Verfassung sagte er während eines Besuchs in Buschützt Ungarn „die Institution Ehe als ei- dapest. Der CSU-Europaabgeordnete ne Lebensgemeinschaft zwischen einem Bernd Posselt (München) wies die Kritik Mann und einer Frau“ sowie die Familie als „ideologisch einseitig und inhaltlich als Grundlage des Fortbestehens der Nati- völlig abwegig“ zurück. Die Verfassung on. Kritiker werfen der Verfassung wegen enthalte die Grundrechts-Charta der dieser Formulierung vor, dass sie von einer EU und „das weltweit beste Volksgrup„christlich-rechten Ideologie“ geprägt sei, pen- und Minderheitenrecht“. Die Zweidie Atheisten, Homosexuelle und Allein- drittelmehrheit von Ministerpräsident erziehende benachteilige. Die Verbrechen Viktor Orbán im Parlament sei zustandes Kommunismus werden de gekommen, weil die gleichrangig mit denen des Ungarn Ungarn „genug von der Nationalsozialismus geäch- 10 Millionen Bürger Diktatur und ihren linken tet. Ungarische Oppositions- Katholiken Erben haben“. Orbán ist 54,5 % 16,0 % parteien beklagen, dass die Reformierte Mitglied der evangelisch3,0 % Verfassung die Bürgerrechte Lutheraner reformierten Kirche, einer 14,5 % beschneide und die Macht Konfessionslose Minderheitenkirche in ohne Angabe 12,0 % der Regierung ausweite. Ungarn. P

NOTIERT Bei Facebook ist die Bibel die Nr. 1 Die meisten Aktivitäten im sozialen Internet-Netzwerk Facebook bewirken weder der kanadische Popsänger Justin Bieber noch der englische Fußballclub Manchester United, sondern die Bibel. Der Begriff „The Bible“ wies in einer Woche 905.125 Aktionen auf. Das waren rund 33.000 Beiträge oder Klicks mehr als bei der Seite des Teeniestars und 273.000 mehr als beim europäischen Fußballspitzenverein. Die Bibel hat rund 6,7 Millionen Fans bei Facebook. Die Facebook-Seite wird vom Weltbund der Bibelgesellschaften mit verantwortet. Die Deutsche Bibelgesellschaft ist mit einer eigenen Fan-Seite und einer für die „Basisbibel“ in Facebook vertreten. Sie ist die Übersetzung des „Buchs der Bücher“ für eine Generation, die sich vor allem über digitale Medien informiert.

Vordenker der Evangelikalen 90 Kein anderer Theologe hat als Vordenker die evangelikale Bewegung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts so geprägt wie er: der Engländer John Stott, der am 27. April 90 Jahre alt wurde. Mit 17 Jahren ist er Christ geworden. 1939 John Stott begann er sein Theologiestudium in Cambridge. Nach seiner Ordination zum anglikanischen Geistlichen wurde er 1945 Hauptpfarrer in London. Stott ist Ehrenvorsitzender der Lausanner Bewegung für Weltevangelisation. Mehrere Grundsatzpapiere der weltweiten evangelikalen Bewegung tragen seine Handschrift, darunter die Lausanner Verpflichtung von 1974 und das Manifest von Manila von 1989. Außerdem gründete er 1982 das Londoner Institut für zeitgenössisches Christentum, eine Fortbildungsstätte für Nicht-Ordinierte. Von 1959 bis 1991 gehörte er zu den Predigern am Königshaus. Königin Elisabeth II. zeichnete ihn mit einem der höchsten Orden des Vereinigten Königreichs aus. Er ist Kommandeur des Britischen Imperiums. Stott hat mehr als 40 Bücher geschrieben, die in 72 Sprachen übersetzt wurden. 2005 zählte ihn das US-Magazin Time zu den 100 einflussreichsten Personen der Welt.

Foto: PR

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„Thron und Altar“ bei der Prinzenhochzeit GROSSBRITANNIEN Warum ein Monarch kein Katholik sein darf.

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enn sich Prinz William und Kate Middleton am 29. April in der anglikanischen Westminster Abbey in London das Ja-Wort geben, wird die jahrhundertealte Verbindung von „Thron und Altar“ einem Millionenpublikum offenbar werden. Die Trauung nehmen der Dekan von Westminster, John Hall, und der Erzbischof von Canterbury, Rowan Williams, vor. Williams – geistliches Oberhaupt der Anglikaner – wurde 2003 von Königin Elisabeth II. auf Vorschlag des damaligen Premierministers Tony Blair (Labour) ernannt. Die Monarchin ist „Oberste Gouverneurin“ und „Verteidigerin des Glaubens“ der anglikanischen Kirche von England. Dieser Titel war 1562 geschaffen worden, nachdem König Heinrich VIII. (1491–1547) im Jahr 1534 mit der römisch-katholischen Kirche gebrochen hatte. Prinz William (28) wird – falls er den Thron besteigt und sich an der Bindung zur Kirche nichts ändert – ebenfalls anglikanische Bischöfe und Erzbischöfe ernennen. Der Monarch muss ein konfirmiertes Mitglied der Kirche von England sein. Prinz William steht in der Thronfolge an zweiter Stelle nach seinem Vater, Prinz Charles. Die Braut – Kate Middleton – wurde erst am 10. März konfirmiert.

Ein Katholik müsste anglikanische Bischöfe ernennen Auch darf ein Thronanwärter aufgrund eines Gesetzes aus dem Jahr 1701 keine Katholikin heiraten. Der Grund: Wenn die Kinder aus einer Mischehe katholisch erzogen werden, könnte später ein König oder eine Königin in einen Loyalitätskonflikt zwischen „Rom“ und der „Kirche von England“ geraten. Außerdem würde dann ein Katholik anglikanische Bischöfe und Erzbischöfe ernennen. Die Westminster-Abtei in London ist seit 1066 die Krönungskirche des Landes.

Bischöfe machen Politik Angesichts der bevorstehenden Prinzenhochzeit ist in England erneut eine Debatte über eine Reform der Beziehungen zwischen Königshaus und Kirche entbrannt. Premierminister David Cameron (Konservative) hat sich „im Prinzip“ für eine Abschaffung des Gesetzes ausgesprochen, das Katholiken vom Thron fernhält. Vizepremier Nick Clegg (Liberaldemokraten) soll bereits an einem Gesetzentwurf arbeiten. Die Kirche von England hat sich gegen eine Reform ausgesprochen. In Großbritannien bestehen weitere enge Verbindungen von Kirche und Staat.

So sind von den 792 Mitgliedern der zweiten Parlamentskammer – des Oberhauses – 25 Bischöfe. P

Großbritannien Einwohner: Anglikaner: Protestanten: Katholiken: Muslime: Religionslose:

61 Millionen 27 Millionen 11 Millionen 6,0 Millionen 1,6 Millionen 9,0 Millionen

Christen in Peking wurden beim Ostergottesdienst verhaftet VOLKSREPUBLIK In Peking sind am Ostersonntag Dutzende Christen festgenommen worden.

Fotos: China/Reuters; Übrige/PR

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ie meisten von ihnen befanden sich am Abend noch in Polizeigewahrsam. Betroffen waren Mitglieder der staatlich nicht anerkannten evangelikalen Shouwang-Gemeinde, die sich zum Gebet im Freien in der Nähe des Pekinger Universitätsbezirks versammeln wollten. Während sie von Sicherheitskräften in Busse verfrachtet wurden, sangen sie Kirchenlieder. Die ShouwangGemeinde kann ihre Gemeinderäumlichkeiten nach einem staatlichen Verbot nicht mehr nutzen. Bereits am 10. und am 17. April hatte die Polizei einen Gottesdienst von Gemeindemitgliedern im Freien gewaltsam verhindert; mehrere Pastoren der Gemeinde

ideaSpektrum 17.2011

stehen unter Hausarrest. Von den bis zu 130 Millionen Christen in der Volksrepublik versammeln sich die meisten in staatlich nicht anerkannten Hausgemeinden, weil sie sich nicht der Kontrolle des kommunistischen Regimes unterwerfen wollen.

„Wir wollen keinen Umsturz“ „Der Staat fürchtet den großen Zulauf, den die Hauskirchen haben, und dass das eines Tages die politische Macht bedrohen könnte“, sagte der Präsident der chinesischen Hauskirchen-Allianz, Zhang Mingxuan, dem deutschen Fernsehen (ARD) noch vor seiner Verhaftung am Karsams-

Mitglieder der Shouwang-Gemeinde werden am Ostersonntag verhaftet.

tag. „Dabei wollen wir als echte Christen doch gar keinen Umsturz. Wir wünschen uns, dass mehr Menschen den Weg zu Jesus finden, wir wollen, dass sich das Land gut entwickelt.“ P


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Obama: Die Auferstehung rückt das Leben ins rechte Licht WEISSES HAUS Der US-Präsident hat zum Ostergebetsfrühstück ins Weiße Haus eingeladen.

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S-Präsident Barack Obama hat vor Ostern dazu aufgerufen, innezuhalten und Jesu Leiden, Sterben und Auferstehung zu bedenken. Im geschäftigen Alltag rücke dies alles ins rechte Licht, sagte er vor über 100 Politikern und christlichen Führungspersonen, die er zum Ostergebetsfrühstück ins Weiße Haus geladen hatte. Darunter waren Bischof T. D. Jakes (Dallas/Bundesstaat Texas) sowie die Pastoren Tim Keller (New York) und Joel Hunter (Oviedo/ Florida). Der Präsident kündigte an, dass er diese Veranstaltung jährlich durchführen werde. Obama rief die biblischen Ereignisse in Erinnerung: „Der Triumph am Palmsonntag. Die Demut Jesu, als er seinen Jüngern die Füße wusch. Sein beschwerlicher Weg auf den Hügel. Die Schande und der Spott am Kreuz. Wir werden daran erinnert, dass er die Sünden der Welt auf sich nahm – die Sünden der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft. Und er bot uns das unermessliche Geschenk der Gnade und Errettung durch seinen Tod und seine Auferstehung an.“ Obama zitierte aus dem alttestamentlichen Buch des Propheten Jesaja (53,5): „Er ist um unserer Missetat willen verwundet und um unserer Sünde willen geschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt.“ Diese „überwältigende und

umfassende Gnade“ veranlasse ihn zum Nachdenken und Beten, sagte Obama. Er bitte Gott um Vergebung für Situationen, in denen er anderen keine Gnade erwiesen habe. Das Nachdenken über die Passion und Auferstehung Christi helfe, in der Hektik des Alltags die richtige Perspektive zu wahren. Obama lud auch jüdische Repräsentanten zu einem Seder-Mahl ein. P

b

www.whitehouse.gov

Warum Christen die konservativen „Wahren Finnen“ wählten FINNLAND Zum Wahlerfolg der EU-kritischen Partei haben offenbar viele Christen beigetragen. Keine Fremdenfeindlichkeit

Parlamentswahlen in Finnland Wahlergebnis 2011

20,4 %

19,1

19,0 15,8 8,1

7,2

Konser- Sozial- Wahre Zentrum Linke vative demokraten Finnen (liberal) (konservativ) Gewinne/Verluste gegenüber 2007 +14,9

Grüne

-0,7

-1,3

-1,9

-2,3

-7,3

© l ideaGrafik; Quelle: Finn. Justizministerium

idea. Seiner Ansicht nach ist der Erfolg der „Wahren Finnen“ zu einem Großteil eine Reaktion darauf, dass die etablierten Parteien in ethischen Fragen weitgehend liberale Positionen vertreten. Dazu komme die Sorge vieler Bürger vor einem wachsenden Einfluss von Muslimen.

Die Forderungen der „Wahren Finnen“ nach einer restriktiven Einwanderungspolitik seien vermutlich nicht ausschlaggebend gewesen, so Keskitalo. Die meisten Einwanderer kämen aus christlich geprägten Ländern, so dass die „Wahren Finnen“ keine extreme Fremdenfeindlichkeit hätten propagieren können. Außerdem habe der Parteivorsitzende ständig mit Ausländern zu tun, denn die kleine katholische Kirche, in der er mitarbeite, bestehe hauptsächlich aus polnischen Einwanderern. Allerdings hätte seine Kritik an der Asylpolitik bei gesellschaftspolitisch engagierten Christen große Besorgnis ausgelöst, so Keskitalo. P

Finnland 5,3 Millionen Bürger 80 % Lutheraner 1,0 % Orthodoxe 0,2 % Katholiken

Foto: dpa

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ie von Medien als „Rechtspopulisten“ bezeichnete Partei erreichte bei den Parlamentswahlen 19 % und steigerte ihren Stimmenanteil damit um das Viereinhalbfache gegenüber der Wahl von 2007. Die liberale Zentrumspartei – die bisher die Regierungschefin stellte – erhielt nur 15,8 %. Beobachter gehen davon aus, dass die drei Parteien mit den höchsten Stimmenanteilen die künftige Regierung bilden. Im Wahlkampf hatte sich die Partei „Wahre Finnen“ unter Führung des zur katholischen Kirche übergetretenen Parteivorsitzenden Timo Soini gegen den EU-Rettungsschirm für finanzschwache Länder wie Griechenland und Portugal gewandt sowie für einen Ausstieg Finnlands aus der EU ausgesprochen. Im Parteiprogramm stehen aber auch einige Punkte, die für Christen bedeutsam sind, etwa die Ablehnung von Abtreibungen und gleichgeschlechtlichen „Ehen“. Das hat sie für Christen attraktiv gemacht, sagte der Vorsitzende der Finnischen Evangelischen Allianz, Timo Keskitalo, gegenüber

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Der Spruch „Jesus hat Sie lieb“ kostete ihn seinen Arbeitsplatz URTEIL Der gefeuerte Telefonist Zekarias T. erläutert seine Motive.

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ein Fall erregte in ganz Deutschland Aufsehen: Der Bochumer Student Zekarias T. arbeitete als Teilzeitmitarbeiter in einem Telefonzentrum des Fernsehversandhandels QVC. Seine Gesprächspartner verabschiedete er stets mit den Worten „Jesus hat Sie lieb. Vielen Dank für Ihren Einkauf bei QVC und einen schönen Tag“. Weil er entgegen der Anweisung seines Arbeitgebers auf den Zusatz „Jesus hat Sie lieb“ nicht verzichten wollte, wurde er gekündigt. Dagegen klagte er. Das Landesarbeitsgericht Hamm entschied nun in letzter Instanz, dass die Kündigung rechtmässig war.

„Ich wollte Zeugnis für Christus abgeben“ Zekarias T. gehört zum äthiopischen Zweig einer Bochumer Baptistengemeinde. Gegenüber idea berichtete er: „Nachdem vor einigen Jahren mein Vater gestorben ist, war ich sehr isoliert und habe viel Zeit mit Gott und der Bibel verbracht. Dadurch hat sich bei mir vieles verändert.“ Dies habe sich auch auf seiner Arbeitsstelle ausgewirkt. Über seine Motive sagte Zekarias T.: „Aus der Furcht Gottes heraus wollte ich Zeugnis abgeben für Christus.“ Dass es ihm nicht gelungen sei, seinen Arbeitsplatz zu erhalten, bedauerte er.

Wie weit reicht die Freiheit des Glaubens im Berufsleben? Nach Angaben des Landesarbeitsgerichts Hamm hat der tiefgläu-

bige Kläger nicht ausreichend darlegen können, warum ihn ein Verzicht auf die Formel „Jesus hat Sie lieb“ in innere Nöte gebracht hätte. Im Spannungsfeld zwischen Glaubensfreiheit und unternehmerischer Betätigungsfreiheit sei ein Abwägungsprozess gefordert. Ein Arbeitnehmer, der sich bei der Verweigerung einer Arbeitsanweisung auf eine Beeinträchtigung seiner Glaubensfreiheit berufe, müsse „nachvollziehbar darlegen, dass er ohne innere Not nicht von einer aus seiner Sicht zwingenden Verhaltensregel absehen könne“, so das Gericht. P

Volle Kirche nach Todesanzeige NÜRNBERG Die Initiative eines Dekans lockte in die Gottesdienste.

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it einer ungewöhnlichen Aktion hat der Nürnberger Dekan Dirk Wessel das Interesse an den Gottesdiensten an Karfreitag und Ostern gesteigert. Er schaltete in den beiden Lokalzeitungen eine Todesanzeige für „Jesus Ben Josef“, der von 4 v. Chr. bis 34 n. Chr. gelebt habe. Verbunden damit war die Ankündigung, dass die evangelische St. LeonhardGemeinde zur Todesstunde des „Königs der Juden“ am Karfreitag um 15 Uhr eine Trauerfeier abhält. Die Anzeige enthielt auch einen Hinweis aus dem Alten Testament auf Jesus Christus: „Fürwahr, er trug unsere Krankheit und lud auf sich unsere Schmerzen“ (Jesaja 53,4). Wie Wessel auf idea-Anfrage mitteilte, kamen zu dem Karfreitagsgottesdienst rund 100 BesuideaSpektrum 17.2011

cher, etwa doppelt so viele wie in den vergangenen Jahren. Viele Gäste seien zur Osternacht-Feier wiedergekommen. Der Ostergottesdienst sei mit rund 200 Besuchern überfüllt gewesen. Wessel betrachtete die Aktion als nachahmenswert. Sie habe gezeigt, wie man Menschen auf den Glauben aufmerksam machen könne und dass es gelinge, mit neuen Ideen Gespräche über Jesus Christus auszulösen. Das erste Gespräch habe er in der Anzeigenabteilung geführt.

Christen bekommen Familienpreis Er habe die Mitarbeiter überzeugen können, dass Christen Angehörige von Jesus Christus seien und dementsprechend Anspruch auf den günstigen Familienpreis

Todesanzeige für Jesus in Nürnberger Zeitung

hätten. Für Vereine oder Firmen seien Anzeigen wesentlich teurer. Mit der Aktion wollte Wessel zeigen, dass Jesus bei der Kreuzigung einen echten Tod erlitt und dass seine Jünger allen Grund hatten, verzweifelt zu sein. Er stelle zunehmend fest, dass viele Menschen keine Ahnung P


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P RO & KON T R A

Brauchen wir spezielle Heilungsgottesdienste? GOTTESDIENST Im deutschsprachigen Europa finden immer mehr „Heilungsgottesdienste“ neben den „normalen“ Gottesdiensten statt. Es gibt darüber hinaus Heilungskonferenzen oder spezielle „Heilungsräume“. Zu Pfingsten lädt die schweizerische „Schule der Heilung“ zu den „Tagen der Heilung“ nach Thun. Brauchen wir eine „organisierte Heilung“?

PRO

So wie im Leben Jesu und in der urchristlichen Gemeinde Verkündigungs- und Heilungsdienst miteinander verbunden waren, sollte auch heute von jedem Gottesdienst heilsame Kraft ausgehen. Nun sind im Laufe der Kirchengeschichte besondere Gottesdienstformen für verschiedenste Anlässe entstanden. Hierbei haben sich auch Gottesdienste entwickelt, in denen Menschen in besonderer Weise Gott um sein heilendes Eingreifen bitten. Die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands (VELKD) hat diesbezüglich eigens eine Agenda entwickelt und empfiehlt ausdrücklich, den Namen „Salbungs- und Heilungsgottesdienst“ zu verwenden. Aus Sicht der konfessionsverbindenden Bewegung „Christen im Gesundheitswesen“ ist weniger die Namensgebung entscheidend als vielmehr die zielgruppen- und situationsgerechte Verständlichkeit des Anliegens, die Au-

»Werbewirksame Ankündigungen von Heilungen im Gottesdienst, die zu einer bestimmten Zeit geschehen werden, sind ein Übergriff der Menschen in die Freiheit Gottes.«

KONTRA

Bei Jesus war die Verkündigung des Evangeliums und die Heilung von Kranken eine Einheit, die sich nicht institutionell auf verschiedene „Veranstaltungsformen“ aufteilen lässt. Aber Heilung war in jedem Fall ein wichtiger Teil seines Auftrags. Dazu kann es kein Kontra geben! Die einzige Form von Krankenheilung, die das Neue Testament speziell vorsieht und dafür eine Art Verfahren institutionalisiert, findet sich im Jakobusbrief Kapitel 5,13–16. Dort wird die Krankensalbung im häuslichen Umfeld durch die Ältesten der Gemeinde geordnet. Es geht keineswegs um die generelle Zusage der Heilung, sondern um Hilfe für den kranken Menschen in Verbindung mit Sündenbekenntnis und Sündenvergebung. Es ist also ein sehr persönlicher und vertrauter Rahmen und kein öffentlich angebotener Heilungsgottesdienst. Nun sind im Namen von Jesus Christus auch immer wieder Kranke in der Öffent-

Dr. med. Georg Schiffner (Hamburg) ist Facharzt für Innere Medizin, Geriatrie und Palliativmedizin sowie Vorsitzender der Organisation „Christen im Gesundheitswesen“.

thentizität der Durchführung und eine theologisch, seelsorgerlich und medizinisch stimmige Praxis. Hierzu kann die Gestaltung durch Mitarbeiter aller genannten Bereiche sowie insbesondere auch von Krankheit betroffener Christen helfen, die Gottes Eingreifen in ihrem Alltag erfahren haben. Die „Christlichen Gesundheitskongresse“ geben hierzu viel Inspiration und konkrete Schulung. So laden etwa in Hamburg viermal im Jahr gemeinsam mehr als ein Dutzend Ärzte ihre Patienten und Angehörige zu ökumenischen „Patienten-Gottesdiensten“ ein, die in Zusammenarbeit mit den Pastoren katholischer, landes- oder freikirchlicher Gemeinden durchgeführt werden. Jeweils 150–200 Gottesdienstteilnehmer erleben Ermutigung durch Erfahrungsberichte. Ein „Heilungs-Gottesdienst“, dessen Form viele – auch kirchenferne – Mitarbeiter anspricht, gerade weil Namensgebung und Gestaltung authentisch sind. P

Dr. Rolf Hille (Heilbronn) ist Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für evangelikale Theologie. Er war zwischen 1995 und 2009 Rektor des Tübinger Albrecht-Bengel-Hauses.

lichkeit gesund geworden. Nur ist in diesem Zusammenhang wichtig, dass die Unverfügbarkeit des göttlichen Wunders in jeder Gottesdienstform gewahrt bleibt. Werbewirksame Ankündigungen von Heilungen, die im Rahmen eines Gottesdienstes zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort geschehen werden, sind ein Übergriff der Menschen in die Freiheit Gottes. Wer beispielsweise charismatische Gottesdienste in Slumgebieten Afrikas oder Lateinamerikas miterlebt hat, weiß um die Verzweiflung vieler Kranker und ihre tief verständliche Sehnsucht nach Heilung; aber er weiß auch um die Grenzen der Heiler. Nirgendwo sollten deshalb Gottesdienste, die sich auf den Aspekt der Heilung konzentrieren, dazu führen, dass Christen sich aufgrund ihrer Krankheit schuldig fühlen, weil sie nicht genügend geglaubt hätten. Gott kann und will gerade auch Zeiten der Krankheit segnen und so die Macht seiner Gnade sichtbar machen. P

Fotos: idea

»Von jedem Gottesdienst sollte heilsame Kraft ausgehen. Im Laufe der Geschichte haben sich aber auch Gottesdienste entwickelt, in denen Menschen Gott besonders um Heilung bitten.«

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Als die große Flut kam GOTTESGERICHT Zu den Wendepunkten der Menschheitsgeschichte gehört die Flut, mit der Gott seine abtrünnigen Geschöpfe nahezu vollzählig vernichtete (1. Mose 6–9). Diese Katastrophe wird nicht nur in der Bibel, sondern weltweit in vielen alten Kulturen berichtet. Noah und seine Familie überlebten und konnten inmitten der Vernichtung einen Blick auf die Güte des Schöpfers werfen. Der Bestsellerautor Titus Müller (München) hat diese Geschichte für idea nacherzählt. Denn siehe, ich will eine Sintflut kommen lassen auf Erden, zu verderben alles Fleisch, darin Odem des Lebens ist, unter dem Himmel. Alles, was auf Erden ist, soll untergehen. 1. Mose 6,17 „Warum so knauserig, Noah?“, sagte der rothaarige Bauer. „Gib mir zum Schmuck deiner Frau gleich noch dein Haus dazu! Wozu brauchst du’s, wenn Gott die Welt mit einer Wasserflut vernichtet?“ Noah half seinen Söhnen, die prall mit Heu gefüllten Säcke auf den Wagen zu laden. „Ein Haus für eine Wagenladung Heu, das wäre ein schlechter Handel“, sagte Noah. „Was willst du überhaupt mit dem vielen Futter? Gehst du jetzt unter die Viehzüchter?“ „Gott hat mir aufgetragen, Nahrung für uns und die Tiere zu sammeln und die Vorräte ins Schiff zu laden.“ „Du glaubst im Ernst daran, dass es Gott ist, der da mit dir redet, ja?“ Der Bauer lachte. „Vor hundert Jahren, als wir deinen fünfhundertsten Geburtstag gefeiert haben, da warst

Fotos: Müller/PR; Sintflut/akg-images

So sah Matthäus Merian der Ältere (1593–1650) „Die Sintflut“.

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Titus Müller

du noch ganz vernünftig. Aber du baust wirklich ab, Noah. Hör auf deine Söhne. Sagen die dir nicht, dass du altersdumm geworden bist?“ „Ich meine es gut mit dir“, sagte Noah. „Bau dir auch ein Schiff. Wir können viele Archen bauen, Gott wird sicher jeden verschonen, der sich von der Bosheit dieser Generation abwendet und ihm vertraut.“ „Lass gut sein, alter Mann. Wenn ich du wäre, würde ich mich ranhalten und die Fuhre über die Hügel bringen, ehe die Jäger aus dem Wald zurück sind. Ihr seid wehrlose Beute für sie.“ „Er hat recht, Vater“, sagte Sem, sein Ältester. „Wir sollten aufbrechen.“ Sie kletterten auf den Wagen, bis auf Ham, den Jüngsten. Er ging zu den Ochsen und ließ das Gespann anfahren, und lief dann neben den Ochsen her. Jafet sagte: „Ich glaube dir, Vater. Gott hat zu dir gesprochen. Aber die Aufgabe ist zu schwer. Wie sollen wir all die Tiere fangen? Ich kann einen Bären nicht mal töten, geschweige denn lebendig und unversehrt ins Schiff bringen.“ „Gott wird uns helfen“, sagte er. Er wusste selbst, wie aussichtslos es war. Seit Wochen versuchte er, einen Wolf zu zähmen, indem er ihm Fleisch hinlegte. Aber der Wolf kam immer erst in der Nacht, wenn er sich unbeobachtet fühlte. Er duldete die Nähe eines Menschen nicht. Vor sechs Tagen hatte Gott angekündigt, dass ihnen nur noch eine Woche blieb. Noah fühlte sich wie ein Versager. Er war ein Landmann, einer, der Wein anbaute und Gemüse, kein Viehzüchter. Er kannte sich mit Tieren nicht aus, schon immer hatten ihm wilde Tiere großes Unbehagen bereitet. Wie sollte er erkennen, welcher Tiger männlich und welcher weiblich war? Wie sollte er vierzehn Störche zusammenbekommen? Die erforderliche Anzahl von Tauben hatte er gekauft, auch Schafe, Gänse und Hühner. Aber wenn Gott es tatsächlich vierzig Tage und Nächte regnen und alle Lebewesen umkommen lassen würde, die er geschaffen hatte, dann würde es für die nachfolgenden Generationen eine Vielzahl an Tieren nicht mehr geben, weil er, Noah, daran gescheitert war, sie einzufangen. Wie sollte er denn die Saurier in das Schiff bringen, den gefürchteten Großen mit den gebogenen Zähnen, vor dem selbst die Jäger davonrannten, und die baumgroßen pflan-


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Der christliche Bauunternehmer Johan Huibers hat im Hafen von Schagen (nördlich von Amsterdam) von 2005 bis 2007 die Arche Noah nachgebaut. Sie ist genau halb so groß wie das in der Bibel beschriebene Original. Sein Motiv: „Ich bin einer, der die Bibel ernst nimmt.“

zenfressenden Saurier mit den langen Hälsen? Für sie war unmöglich Platz im Schiff. Er sah besorgt zum Himmel auf. Dunkle Wolken zogen von Osten heran. Hatte er die Küstenbewohner überhaupt deutlich genug gewarnt? In den Städten im Landesinneren war er ausgelacht, zwei Mal sogar verprügelt worden. Daraufhin hatte er das Predigen seinlassen und sich dem Bau des Schiffs gewidmet. War er feige gewesen? Gott, betete er, unser allmächtiger Schöpfer, hast du dir gut überlegt, mich auszuwählen? Gott hätte jemandem den Auftrag geben sollen, der klüger war, der sich Fallen ausdenken konnte für die Tiere und der die anderen Menschen mit seiner Weisheit zur Umkehr bewegte. Wildes Geschrei drang aus dem Wald zur Rechten. Eine Gruppe Jäger stürmte durchs Unterholz und reckte drohend Spieße in die Höhe. „Wir sind verloren“, sagte Sem. Die rauen Gesellen rannten auf den Wagen zu. Ihre Haare hingen lang und verfilzt den Rücken hinunter, die muskulösen Oberkörper waren in die Häute erlegter Tiere gekleidet. An den Armen und im Gesicht trugen einige Jäger Narben von vergangenen Kämpfen. Einer hielt einen brennenden Ast in der Hand. Er brüllte: „Wo sind die Frauen, ihr Feiglinge! Wo habt ihr sie versteckt? Unter dem Heu?“ Keiner wagte etwas zu sagen, weder Noah noch seine Söhne. Jedes Wort konnte die Jäger zusätzlich erzürnen. Was sie wollten, nahmen sie sich, weder ihr Leben noch das Leben anderer war ihnen heilig. Zwei Jäger sprangen auf die Ladefläche des Karrens. Sie durchwühlten das Heu. „Keine Weiber, verflucht!“ „Aber die Ochsen sind noch jung, was haltet ihr davon, wenn wir sie braten?“ „Ich weiß auch schon, wie wir das Feuer machen.“ Der Jäger lachte und warf den brennenden Ast auf das Heu. Es fing sofort Feuer. Noah stieg vom Karren, auch die Söhne flohen vor den Flammen. Die Jäger stachen die Ochsen ab und begannen, während die Beine der Tiere noch zuckten, sie auszuweiden. „Kommt“, sagte Noah leise, „wir gehen, solange sie beschäftig sind.“ Er brachte seine Söhne fort. Stumm wander-

ten sie nach Hause, sprachlos angesichts der Gewalt, die sie erlebt hatten. Erst als die Arche in Sicht kam, besserte sich Noahs Stimmung. „Legen wir die Planke an“, sagte er, „und laden ein, was wir an Tieren haben. Wenn ich Gott richtig verstanden habe, kann es jederzeit losgehen. Und holt eure Frauen. Wir schlafen fortan im Schiff.“ Nachdem sie die schwere hölzerne Rampe an die Tür der Arche angelegt hatten und Schafe, Ziegen, Esel, Pferde, Gänse und Tauben ins Schiff gebracht waren, machte Noah mit seiner Frau einen Rundgang durch alle Stockwerke. Beim Anblick der vielen leeren Kammern seufzte er. Seine Frau wusste, was er dachte. Sie streichelte ihm den Rücken und sagte: „Du hast dein Bestes getan, Noah.“ Da hörte er ein Poltern. „Vater!“, rief Jafet, „komm schnell!“ Waren ihnen die Jäger gefolgt? Oder kamen die brutalen Ziegelbrenner der benachbarten Stadt, um mit Gewalt Tribut einzufordern? Er hatte ihnen doch erst vor einem Monat ein Viertel der Ernte abgegeben! Noah folgte Jafet zur Tür der Arche. Wie angewurzelt blieb er stehen. Aus den Wäldern zogen Tiere zum Schiff: zierliche Rehe, Dachse, Braunbären, ein Luchspärchen. Eichhörnchen sprangen in geschmeidigen Sätzen nebenher. Da war der Wolf mit der weißen Schnauze, den er zu zähmen versucht hatte, mit seiner Partnerin. Wisente, Erdkröten, Borstenschweine kamen herbei. Der Anblick der vielen Tiere raubte ihm den Atem. Von den Sümpfen her näherten sich Alligatoren, Schlangen, Affen. Aus der Steppe trotteten Elefanten heran, Nashörner und ein Löwenpaar, auch seltsame Tiere, die er in seinem ganzen Leben noch nicht gesehen hatte, Tiere mit gefleckten langen Hälsen, Tiere mit gewundenen Hörnern, denen Hyänen um die Beine spielten. „Alles, was du geschaffen hast, großer Gott“, flüsterte er. Wie auf eine unhörbare Einladung des Schöpfers hin liefen sie auf das Schiff zu. Als er zwei Maulwürfe sah, die sich die Rampe hinaufmühten, ging er zu ihnen hinunter und sammelte sie ein. Er brachte sie in eine kleine Kammer. „Sem, Jafet, Ham, wir haben zu tun!“, rief er. „Verteilt die Geschöpfe auf ihre Quartiere!“ Sie trugen Würmer hinein, winzige Frösche, Hamster, sie achteten darauf, die Ameisen, Laufkäfer und Spinnen nicht zu zertreten, lenkten die Schlangen vorsichtig in den richtigen Bereich. Kaum hatten sie Zeit, die Arten zu bestaunen, die sonst nachts und im Verborgenen lebten. Schon schwirrten Libellen, Hummeln, Bienen herbei. Aus der Luft landeten Adler im Eingang der Arche, immer mehr Vögel wurden es, Finken, Reiher, Flamingos. Sie schlugen mit den Flügeln und stießen ihre Schreie aus, ein Lärmen war es, ein Kreischen und Krächzen und Zwitschern. Als Noah erneut aus dem Bauch des Schiffs zurückkehrte, um nach Tieren zu sehen, die er in ihre Räume bringen konnte, standen seine Söhne am Eingang. Sie blickten weh-

Fotos: Arche/AFP; Röger/privat

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mütig nach draußen auf das Grün der Wälder und Wiesen. Die Sonne versank am Horizont und tauchte das Land in ein rotes Glühen. Offenbar waren alle Tiere eingetroffen, die Rampe war leer. „Was wird aus uns?“, fragte Ham. „Wo bringt Gott uns hin?“ „Meine Frau ist schwanger“, ergänzte Sem. „Ich hoffe, es geht weiter mit der Welt.“ Da schloss sich ohne Menschenzutun die Tür. Sie schwang vor ihren Augen zu. Noah flüsterte in die Dunkelheit: „Das war Gott. Es beginnt.“ Und tatsächlich, kurz darauf prasselten die ersten Tropfen auf das hölzerne Dach des Schiffs. Noah fielen die Bauern ein, denen er Stroh und Heu abgekauft hatte, die Jäger, die Stadtbewohner. Welches Entsetzen musste sie befallen! Sie taten ihm leid. Ein Zittern ging durch das Schiff, ein Gluckern war zu hören. Die Quellen der Tiefe brachen auf. Mit Kraft hob das Wasser die Arche in die Höhe, ihre Balken ächzten. Während Noahs Söhne forteilten, blieb er stehen. Es gab etwas, das er ihnen nicht erzählt hatte. Gottes Stimme hatte ihm auch verkündet, dass die Menschen künftig nur einhundertzwanzig Jahre alt werden würden. Ich bin der letzte der Alten, dachte er. Nach mir wird niemand mehr dieses Alter erreichen. Methusalem war bereits vor einigen Jahren gestorben, und Gottes Flut tötete die anderen Alten zusammen mit den

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Jungen. Noah dachte daran, wie Methusalem immer vom ersten Menschen erzählt hatte, er hörte ihn mit seiner unnachahmlichen weichen Stimme sagen: „Vor Tausenden von Jahren gab es einen Mann ohne Bauchnabel. Er war nicht geboren worden. Er war erschaffen. Adam hieß er, und ich habe ihn noch gekannt.“ Es hatte ihn immer erschaudern lassen, wenn Methusalem von dem Moment erzählte, als Adam und Eva begriffen, dass sie das Perfekte zerstört hatten; alles war gut gewesen, ein Gleichgewicht, Freude, Atmen, Freiheit, und sie hatten es zerbrochen mit ihrer Auflehnung. Adam hatte immer wieder berichtet, so erzählte Methusalem, wie dumpf, kalt und schuldig er sich damals gefühlt hatte. War dies nicht ein ähnlicher Moment? Ein düsterer Meilenstein in der Geschichte der Welt, wie damals? Die Menschen waren so boshaft geworden, dass der Schöpfer sie vernichtete. Noah kniete sich nieder auf die Holzplanken, schloss die Augen und sagte: „Gott, seit Urzeiten steht dein Thron fest, vor Beginn aller Zeiten warst du da. Die Fluten toben und tosen, sie brüllen ihr mächtiges Lied. Du bist stärker als das Donnern des Wassers. Du bist größer als die Wogen. Mein Schöpfer, führe uns wohlbehalten durch die Zeit der Vernichtung. Wenn du willst, beginne neu mit uns, deinen Geschöpfen. Ich lege unser Leben in deine Hände.“ P

idea Fernseh- und Hörfunk-Tipps

30. April – 6. Mai

FE R NSE H E N Sonnabend, 30. April 16.30–17.00 Wenn Eltern mit der Berufswahl der Kinder nicht einverstanden sind 18.45–18.50 Der „singende Pilger“ Tilman Ludwig im Porträt

Sonntag, 1. Mai 22.00–0.00 Kongress christlicher Führungskräfte 2011: Aufzeichnung aus Nürnberg mit Reinhard Pötschke, Schwager des seit 2009 im Jemen entführten Familienvaters Johannes Henschel

9.00–9.45 Petrus – der Fels. Wer war der Fischer aus Galiläa? 10.30–11.00 Wo war Gott in Auschwitz? Der Theologe Norbert Reck im Gespräch

Donnerstag, 4. Mai ERF 11.00–12.00 Ev.-freikirchlicher Gottesdienst aus Hamburg mit Pastor Manfred Kasemann 11.30–12.15 Wenn junge Menschen ihren Träumen folgen

ERF 21.30–22.15 Glaube, der krank macht – Glaube, der gesund macht. Aufzeichnung vom mediora 3 Gesundheitskongress 2011 zu den Themen Körper, Seele und Geist

HÖRFUNK Sonntag, 1. Mai

Donnerstag, 4. Mai

7.05–7.30 Wenn's ums Geld geht, geht's um mehr ...

8.30–9.00 Ev. Perspektiven: Das Gewand als religiöses Symbol

8.30–9.00 Perspektiven: Der eilige Seelige. Erinnerung an Papst Johannes Paul II.

9.30–10.00 Ev.-reformierte Predigt von Pfarrerin Pascale Käser-Huber aus Burgdorf bei Bern

BR 1 10.05–10.35 Evangelische Morgenfeier mit Theologie-Professorin Johanna Haberer, Erlangen 11.30–12.00 Wie die Idee des Schabbats die Welt verändert

12.05–12.30 Das Evangelium an der Werkbank 17.05–17.30 Eine Frage der Bildung. Welche Eliten braucht die moderne Gesellschaft?

20.00–20.30 Brennpunkt Nahost. Journalist Johannes Gerloff im Gespräch mit Pastor Horst Marquardt 20.30–21.00 Viele Völker – eine Botschaft. Mit Alfred Schnautz

Wer reagieren möchte, kann dies unter folgenden Rufnummern tun: ARD: 089/5900-3344 | Bibel.TV: 040/4450660 | Das Vierte: 0180/5843783 Deutschlandfunk und Deutschlandradio: 0221/345-1831 | DRS 2: (0)848/808080 | ERF: 06441/957-0 | HR (TV): 069/1555111 | Kabel 1: 0180/5011150 KiKa: 0180/2151514 | Luth. Stunde: 04264/2436 | MDR: 0341/300-5401 | NDR: 0511/988-2393 | Phoenix: 0180/28213 | RBB: 030/97993-2171 SF 2: (0)62/2059050 | SR 2: (0)681/6022222 | SWR: 07221/929-0 | WDR (Radio): 0221/5678-333 | WDR (TV): 0221/5678888 | ZDF: 06131/7012164

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Der Glücksatlas: Wo die glücklichsten und die am wenigsten glücklichen Menschen leben

Farblegende sehr glücklich glücklich mäßig glücklich wenig glücklich am wenigsten glücklich

© lideaGrafik; Quelle: Universität von Leicester

Das Glück und die Bibel GLÜCKSFORSCHUNG Was macht den Menschen wirklich glücklich? Über diese Frage forschen seit jeher Wissenschaftler in aller Welt. Ihre Ergebnisse hat jetzt Leo Bormans im Buch „Glück“ veröffentlicht. idea-Redakteur Karsten Huhn hat die Resultate mit der Bibel verglichen. Das Lesen dieses Buches wird Sie glücklich machen! Das 350 Seiten umfassende Buch „Glück. The World Book of Happiness“ (Das Weltbuch des Glücks) versammelt die Erkenntnisse von über 100 Wissenschaftlern aus der ganzen Welt. Was ihnen gemeinsam ist: Als Vertreter der sogenannten „Positiven Psychologie“ beschäftigen sich diese Forscher weniger mit den Konflikten und Störungen von Menschen, sondern suchen danach, was das Leben lebenswert macht. Oder anders ausgedrückt: Wie entstehen Freude, Vertrauen und Optimismus? Ihre Ergebnisse decken sich auf verblüffende Weise mit den Prinzipien der Bibel. So ist das Buch über das Glück die ideale Ergänzung zur Lektüre der Heiligen Schrift.

Glücklich macht: die Nächstenliebe Der von den Glücksforschern am häufigsten gegebene Rat betrifft den Umgang mit dem Nächsten. „Suchen Sie das Glück nicht in sich selbst, sondern in Ihren Beziehungen zu anderen“, empfiehlt etwa der Psychologieprofessor Christopher Peterson (Michigan/USA), der als einer der Gründungsväter der „Positiven Psychologie“ gilt. „Lieben und ehren Sie die Menschen, die Ihnen wichtig sind: Ihre

Eltern, Lehrer, Familienmitglieder, Kollegen und Freunde.“ Ganz ähnlich heißt es im Römerbrief 12,10: „Seid einander in herzlicher geschwisterlicher Liebe zugetan! Übertrefft euch in gegenseitiger Achtung!“

In der Bibel steht es bereits seit 2.000 Jahren Auf den Zusammenhang zwischen Selbst- und Nächstenliebe weist der spanische Psychologieprofessor José L. Zaccagnini (Madrid) hin: „Um glücklich zu sein, müssen Sie damit anfangen, Ihr ‚wahres Selbst’, Ihr Leben, zu lieben … Auf der anderen Seite rate ich Ihnen, außerhalb Ihrer selbst zu suchen, weil wir heute auch wissen, dass der beste Weg zum Glück darin liegt, sich den Menschen um einen herum zu widmen.“ Bibelkenner denken dabei unweigerlich an Jesu Rat in Matthäus 22,39: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“ Wie das praktisch funktionieren kann, zeigt ein Glückstipp des südafrikanischen Psychologieprofessors D. J. W. Strümpfer (Kapstadt): „Rechnen Sie mit der Unterstützung aller Menschen in Ihrer Umgebung, bemühen Sie sich aktiv darum und unterstützen Sie andere ebenfalls.“ Oder mit den Worten des Galaterbriefes 6,2: „Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.“ ideaSpektrum 17.2011


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Glücklich macht nicht: das Geld Mehrere Forscher haben sich mit der Bedeutung von Geld und Reichtum auseinandergesetzt. Macht Geld glücklich? „Je materialistischer wir sind, desto weniger zufrieden sind wir mit unserem Leben“, schreibt die tschechische Gesundheitsforscherin Helena Hnilicova (Prag). Auf diesen Zusammenhang macht bereits das alttestamentliche Buch Prediger (5,9) aufmerksam: „Wer Geld liebt, wird des Geldes nie satt, und wer Reichtum liebt, bekommt nie genug.“ Hnilicova gibt daher folgenden Rat: „Es scheint, als ob man, um allgemeines Glück und seelische Ruhe zu erreichen, unbedingt mit den vorhandenen Lebensbedingungen zufrieden sein muss, ohne ihre materiellen Seiten über Gebühr zu betonen.“ Diese Sichtweise findet sich wiederum im Neuen Testament: „Ich habe gelernt, mit dem zufrieden zu sein, was ich habe“, schreibt der Apostel Paulus. „Ich kann in Armut leben und mit Überfluss umgehen … Durch den, der mich stark macht, kann ich in allem bestehen“ (aus seinem Brief an die Philipper 4,11–13).

Geld macht nur 4 % des Glücks aus Die isländische Psychologin Dóra Guðrún Guðmundsdóttir (Reykjavik) weist darauf hin, dass die Bedeutung des Geldes allgemein überschätzt wird: „Es macht nur 4 % des Glücks aus und nicht 70 %, wie manche Menschen denken.“ Nicht das Geld, sondern Partnerschaft, Familie und Freunde seien der beste Vorhersagefaktor für Glück. Genauso sieht das der italienische Professor für Volkswirtschaft, Leonardo Becchetti (Rom). Ihm zufolge leben großzügigere Menschen glücklicher. Sein Fazit: „Es erhöht das Glück der Menschen, zum sozialen Wohlergehen anderer beizutragen, selbst wenn dies ihren individuellen monetären Verdienst schmälert.“ Der Apostel Paulus sagt es noch kürzer: „Geben ist seliger als nehmen“ (Apostelgeschichte 20,35).

„Glück kann man kaufen, wenn …“ Eine ungewöhnliche Empfehlung gibt der Glücksforscher Christopher Peterson: „Glück kann man kaufen – wenn man sein Geld für andere ausgibt.“ Auch dieser Rat findet sich mehrfach in der Bibel, zum Beispiel im Lukasevangelium 12,33, wo Jesus sagt: „Verkauft euren Besitz und gebt das Geld für die Armen. Und macht euch Geldbeutel, die keine Löcher bekommen; legt euch einen unvergänglichen Schatz im Himmel an, wo kein Dieb ihn findet und keine Motte ihn zerfrisst.“

Die Gefahr des Vergleichens Einer der häufigsten Tipps der Glücksforscher ist, sich nicht mit anderen zu vergleichen. So schreibt der kolumbianische Wissenschaftler Eduardo Lora: „Auf die meisten Menschen hat es eine sehr schädliche Wirkung, wenn sie ihren materiellen Wohlstand mit anderen vergleichen.“ In noch drastischere Worte kleidet die Bibel die Gefahren des NeiideaSpektrum 17.2011

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des: „Ein gelassenes Herz ist des Leibes Leben; aber Eifersucht ist Knochenfraß“ (so die Sprüche Salomos 14,30).

Glücklich kann machen: der Glaube Die Glücksforscher beschäftigen sich überwiegend mit irdischen Fragen. Manche weisen allerdings auch auf die Bedeutung des Glaubens für das Glück hin. So schreibt der norwegische Psychologieprofessor Reidulf G. Watten (Lillehammer): „Existenzielle Faktoren wie Religion und religiöse Aktivitäten sind positiv mit Glück verbunden: Je stärker die Aktivität, desto größer das Glück.“ Jesus Christus drückt das so aus: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, mit ganzer Seele, mit ganzem Verstand! Das ist das erste und wichtigste Gebot“ (Matthäusevangelium 22,37–38).

„Das religiöseste Jahrhundert aller Zeiten“ Der Ägypter Ahmed M. Abdel-Khalek, der an der Universität Kuwait als Psychologieprofessor lehrt, sieht das 21. Jahrhundert sogar als „das religiöseste Jahrhundert aller Zeiten“. Er sieht einen positiven Zusammenhang zwischen Glauben und persönlichem Wohlbefinden: „Religiöser Glaube (Extremismus ausgenommen) ist ein starker Antriebsfaktor und führt zu besserer körperlicher und geistiger Gesundheit.“ Ganz ähnlich verweist die Bibel in Sprüche Salomos 3,7–8 auf die Beziehung zwischen Gottvertrauen und körperlicher Gesundheit: „Halte dich nicht selbst für weise; fürchte den Herrn und weiche vom Bösen! Das wird deinem Leib gesund sein und deine Gebeine erquicken!“ Das Buch der Sprüche 16,20 sieht soDie „glücklichsten“ Länder gar eine direkte VerbinNach mehr als 100 Untersuchungen zu dung zwischen BibelGesundheit, Wohlstand und Bildung erstudium und Glück: gibt sich folgende Reihenfolge (Auswahl), „Wer auf das Wort achwo die Bürger am zufriedensten sind: tet, findet Glück; und wohl dem, der auf den 1. Dänemark Herrn vertraut!“ 2. Schweiz 3. Österreich 4. Island Glücklich kann machen: 5. Bahamas das Leben zu genießen 6. Finnland Abdel-Khalek empfiehlt 7. Schweden zudem zum Thema 8. Bhutan Glück etwas äußerst 9. Brunei Naheliegendes: „Lernen 10. Kanada Sie, das Leben zu lieben, 15. Niederlande zu genießen und zu 23. USA schätzen, während Sie 35. Deutschland danach streben, das 41. Großbritannien Beste für sich und ande50. Italien 62. Frankreich re zu erstreben.“ Auch 90. Japan wen n ma nc he das Christsein eher mit EntQuelle: Universität von Leicester (GB) sagung als mit Genuss


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verbinden – im Alten Testament wird – teilweise – Genuss ausdrücklich gutgeheißen: „Ich habe erkannt, dass es nichts Besseres gibt, als sich zu freuen und Gutes zu tun in seinem Leben; und wenn ein Mensch isst und trinkt und Gutes genießt bei all seiner Mühe, so ist das auch eine Gabe Gottes“ (Prediger 3,12–13).

Wenn die Seele vernachlässigt wird

Glücklich kann machen: die Schöpfung Dass der Aufenthalt in der Natur Glücksmomente birgt, wird von mehreren Forschern betont, zum Beispiel vom südafrikanischen Psychologieprofessor Strümpfer: „Halten Sie Ihre Augen und Ohren offen für die Schönheit ringsum. Spüren Sie Schönheit auf. Man kann großes Glück gewinnen, wenn man Vögeln beim Singen zuhört, wenn man ihren Flug beobachtet, wenn man aufmerksam Bäume, Pflanzen und Blumen, fließendes Wasser, Wolken, Sonnenaufund -untergänge ansieht.“ Dieselbe Erfahrung macht der Beter in Psalm 104. Er lobt Gott für seine Schöpfung: „Du lässt Brunnen quellen in den Gründen, dass die Wasser zwischen den Bergen fließen, dass alle Tiere auf dem Felde trinken und das Wild seinen Durst lösche. Dort sitzen die Vögel des Himmels und singen unter den Zweigen. Du feuchtest die Berge von oben her; du machst das Land voll Früchte … Du hast den Mond gemacht, das Jahr darnach zu teilen; die Sonne weiß ihren Niedergang. Herr, wie sind deine Werke so groß und viel! Du hast sie alle weise geordnet, und die Erde ist voll deiner Güter.“

Glücklich macht: Dankbarkeit Viele Bibelleser haben Probleme mit der Geschichte von Hiob, der Familie, Haus, Habe und Gesundheit verliert und dennoch zu dem Schluss kommt: „Haben wir Gutes empfangen von Gott und sollten das Böse nicht auch anneh-

men?“ (Hiob 2,10). Ähnlich anstößig erscheint manchen die Aussage im Römerbrief 8,28: „Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen.“ Schwer zu praktizieren scheint auch die Aufforderung, Gott selbst unter schwersten Umständen dankbar zu sein: „Seid dankbar in allen Dingen; denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus für euch“ (1. Brief an die Thessalonicher 5,18). Ist das alles nur frommer Idealismus, fernab jeglicher Realität? Von wegen! Die moderne Glücksforschung bestätigt die uralten Ratschläge eindrucksvoll. So schreibt José de Jesús García Vega, der am Zentrum für Wohlbefindensforschung der Universität Monterrey (Mexiko) arbeitet: „Nehmen Sie die Dinge hin, wie sie kommen. Um glücklich zu sein, müssen wir genießen, was wir haben. Sie haben immer die Freiheit auszusuchen, in welcher Weise Sie mit einer bestimmten Situation umgehen möchten.“ Als hilfreich erachtet Vega dabei das vielen bekannte Gebet: „Gott, gib mir die Gelassenheit, die Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann; gib mir die Kraft, die Dinge zu ändern, die ich ändern kann; und gib mir die Weisheit, beide zu unterscheiden.“

90 % aller Sorgen werden niemals wahr Viele Aussagen der Forscher klingen so, als seien sie geradewegs aus der Bibel abgeschrieben. So schreibt der kanadische Entwicklungspsychologe Gary T. Reker: „Hören Sie auf, sich Sorgen zu machen. Glückliche Menschen machen sich keine Sorgen – weil Sorgen eine Form des unerfreulichen Denkens sind. Sie erkennen, dass 90 % aller Sorgen niemals wahr werden.“ Ganz ähnlich heißt es bereits in der Bergpredigt von Jesus Christus: „Sorgt nicht für den andern Morgen; denn der morgige Tag wird für das Seine sorgen. Es ist genug, dass ein jeglicher Tag seine eigene Plage habe“ (Matthäusevangelium 6,34).

Die Bergpredigt sagt es! Überhaupt die Bergpredigt! Für die heutige Glücksforschung ist sie offenbar eine unentbehrliche Vorlage. Ganz am Anfang der Bergpredigt stehen die Seligpreisungen. In manchen Übersetzungen werden sie treffend wiedergegeben mit „Glückselig“ oder „Glücklich sind …“ Oder wenn Jesus Christus rät: „Sammelt euch nicht Schätze auf der Erde, wo Motte und Rost zerstört, und wo Diebe durchgraben und stehlen; sammelt euch aber Schätze im Himmel, wo weder Motte noch Rost zerstört, und wo Diebe nicht

Foto: istockphoto.com

Laut der Psychologieprofessorin an der Internationalen Islamischen Universität von Malaysia, Noraini M. Noor (Kuala Lumpur), hat die westliche Welt ein zu enges Verständnis vom Glück, weil sie die geistlichen Fragen vernachlässigt: „Seit die Säkularisierung Religion zur Privatangelegenheit marginalisiert hat, widmet der Westen der Seele des Menschen nicht mehr genügend Aufmerksamkeit.“ Auf diese Gefahr hat schon Jesus Christus hingewiesen: „Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme Schaden an seiner Seele? Oder was kann der Mensch geben, damit er seine Seele wieder löse?“ (Matthäusevangelium 16,26). Noor wirbt in ihrem Beitrag für Allah, den Gott des Islams: „Für einen Muslim ist der Weg zum Glück der, sich dem einen und einzigen Gott zu unterwerfen.“ Dem hätte Jesus Christus wohl widersprochen. Damit die Seele Frieden findet, empfiehlt er vielmehr: „Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken … So werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen“ (Matthäusevangelium 11,28–29).

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Glücklich macht: Ehrlichkeit Mit Lebenslügen hat sich die Ärztin Claire Beazley (Lancaster/Großbritannien) beschäftigt. Sie rät: „Betrachten Sie sich selbst durchweg ehrlich, und seien Sie sich selbst und anderen gegenüber ehrlich, in Worten und Taten.“ Entsprechend heißt es in Sprüche 28,13: „Wer seine Verbrechen zudeckt, wird keinen Erfolg haben; wer sie aber bekennt und lässt, wird Erbarmen finden.“ Weiter empfiehlt Beazley: „Wenn Menschen davon befreit werden, die Wahrheit zu unterdrücken, müssen sie nicht mehr versuchen, Lügen zu leben, sondern können sich erlauben, offene und ehrliche Versager zu sein.“ Die Bibel schreibt zum selben Thema: „Zieht den neuen Menschen an, der nach Gott geschaffen ist in rechtschaffener Gerechtigkeit und Heiligkeit. Darum legt die Lüge ab und redet die Wahrheit, ein jeder mit seinem Nächsten“ (aus dem Brief des Paulus an die Epheser 4,24–25).

Und wenn ich scheitere? Der Sozialwissenschaftler und Philosoph Philippe Van Parijs (Louvain, Belgien) hat den Umgang mit Fehlern und Rückschlägen untersucht. Seine Erkenntnis: „Wir müssen lernen, unsere Fehlschläge und Schnitzer zu vergessen – außer um zu lernen, wie wir sie nicht wiederholen – , und immer nach vorne schauen, statt unsere Zeit mit zweckloser Reue zu vergeuden.“ Zum Vergleich: Im Brief an die Philipper beschreibt sich Paulus als strengen Gesetzeshüter und eifrigen Christenverfolger. Seine Vergangenheit betrachtet er als „Schaden“ und als „wertlos“. Er kommt zu dem Schluss: „Ich vergesse das Vergangene und schaue auf das, was vor mir liegt. Ich laufe mit aller Kraft auf das Ziel zu, um den Preis zu gewinnen, für den Gott uns durch Jesus Christus bestimmt hat“ (Brief an die Philipper 3,13–14).

tes Reich nicht wie ein Kind annimmt, wird nie hineinkommen“ (Lukas-Evangelium 18,16–17).

Die Bibel und das Fernsehen Woran liegt es, dass die Glücksforschung uralte Prinzipien bestätigt? Auch darüber haben Wissenschaftler nachgedacht. Der kanadische Politikwissenschaftler Alex C. Michalos (Northern British Columbia) schreibt: „Unsere Suche nach Glück ist universell. Was wir für ein gutes Leben brauchen, hat sich in den letzten 2.000 Jahren wenig verändert.“ Nichts Neues also unter der Sonne! Zugegeben, zu manchen Thesen der Glücksforscher scheint die Bibel nichts zu sagen. Der norwegische Forscher Reidulf G. Watten stellt beispielsweise die Formel auf: „Mehr Fernsehen = weniger Glück. Also schalten Sie den Fernseher ab und das Glück an.“ Nun waren Sendungen wie „Big Brother“ oder „Frauentausch“ zu biblischen Zeiten noch nicht erfunden. Zeitlos gültigen Rat gibt die Bibel aber selbst in diesem Fall: „Achtet genau darauf, wie ihr euer Leben führt – nicht als törichte, sondern als weise Menschen! Kauft die Zeit aus, denn es ist böse Zeit“ (Brief an die Epheser 5,15–16).

Ein guter Rat zum Schluss Zum Abschluss noch eine ganz simple Erinnerung des mexikanischen Forschers José de Jesús García Vega: „Vergessen Sie nicht, glücklich zu sein.“ Steht auch das in der Bibel? Na klar! Zum Beispiel im Brief an die Philipper 4,4: „Freuet euch in dem Herrn allewege! Und abermals sage ich: Freuet euch!“

b Leo Bormans (Hg.): Glück. The World Book of Happiness. DuMont Buchverlag, 349 Seiten, ISBN: 978-3832193577, EUR 25,00/25,70 (A), SFr 37.90 Anzeige

durchgraben noch stehlen; denn wo dein Schatz ist, da wird auch dein Herz sein“ (Matthäusevangelium 6,19–21). Zwei Jahrtausende später weist der Direktor des Studienzentrums zu Lebensqualität und Sozialer Entwicklung, Professor Leon R. Garduno (Puebla/Mexiko), darauf hin, wie vergeblich es ist, Reichtümer zu horten: „Denken Sie nicht nur darüber nach, was Geld Ihnen erkaufen kann. Bedenken Sie die relative Bedeutung der einzelnen Bereiche ihres Lebens und vergessen Sie nicht, dass nichts von Dauer ist.“

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Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt

Sommer Kreuzfahrt in der Ostsee Große

31. August bis 11. September 2011

CUXHAVEN NORD-OSTSEE-KANAL KLAIPEDA RIGA TALLINN ST. PETERSBURG STOCKHOLM VISBY/GOTLAND RØNNE/BORNHOLM KIEL

Was wir von Kindern lernen können Die Sozialpsychologin Teresa Freire (Minho/Portugal) rät Erwachsenen, sich das Glück bei den Kindern abzuschauen: „Von Kindern können wir lernen, dass Offenheit – für Wissen, Neues, Unterschiede, Engagement und andere Menschen – eine der wichtigsten Quellen des Glücks ist.“ Ebenso sieht Jesus kindliche Offenheit und Vertrauen als Vorbild für Erwachsene an: „Lasst die Kinder zu mir kommen und hindert sie nicht daran! Gottes Reich ist ja gerade für solche wie sie bestimmt. Ich versichere euch: Wer GotideaSpektrum 17.2011

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C H R I ST & M E DI E N

„Auch das ist Ostern: Wenn einem die Augen aufgehen.“ PRESSESCHAU So viel über Ostern gab es in der deutschsprachigen Presse lange nicht. Ein Überblick von Karsten Huhn darüber, wie das höchste Fest der Christenheit kommentiert wurde:

Wenn man es so verdreht … Oh Gott, der „Spiegel“! In Glaubensdingen ist das sonst so faktenreiche Nachrichtenmagazin aus Hamburg immer für ein paar steile Thesen gut. Diesmal geht es in seiner OsterTitelgeschichte der überraschenden Frage nach: „War Jesus Christus gewaltbereit?“ Unter den Händen des „Spiegel“ gerät der Gottessohn zum „Rebell Gottes“. Dieser habe einen „Agitationsfeldzug“ geführt, seine Verkündigung wird zur „rohen Botschaft“. Der „Spiegel“ beruft sich dabei unter anderem auf den Neutestamentler Gerd Theißen, der die Jünger Jesu zu „Partisanen Gottes“ erklärt, die mit „deutlicher moralischer Aggression gegen die Mächtigen“ angetreten seien. Mit dem für den „Spiegel“ typischen Zitatkonfetti entsteht so das Leben Jesu neu: Dieser sei ein „Volksverhetzer“, „Rebell“ und „Steuerpirat“ gewesen, der keine Abgaben zahlen wollte. Sein Ziel? „Im Hier und Jetzt die geschundene Nation befreien“. Sein Vorbild? Der alttestamentliche Prophet Elija, „ein antiker Che Guevara und Urvater der Staatskritik“. Das Gerichtsverfahren, das zu Jesu Kreuzigung führte? Wird – dem „Spiegel“ zufolge – „in der Bibel allerdings verzerrt dargestellt“. Die Evangelisten hätten aus taktischen Motiven „Süßholzraspelei“ betrieben, der Kreuzestod sei von ihnen zum Triumph der Auferstehung umgedeutet worden: „Zu diesem Zweck zeichneten sie Jesus besonders sanftmütig und legten ihm gnadenreiche Worte in den Mund. Der wahre Kämpfer für ein besseres Diesseits wurde vertuscht und in den Hintergrund gedrängt.“ Fazit: Wenn man es so verdreht, hat der „Spiegel“ recht.

Wir haben die Sünde, aber keinen Gott mehr Die Wochenzeitung „Die Zeit“ beschäftigt sich unter der schönen Überschrift „Gott ist gnädiger als der Mensch“ mit der Sünde. Die moderne Gesellschaft hat Gott weitgehend verdrängt, geblieben sei jedoch das Sündenproblem: „Kein Wunder, dass das Bedürfnis entstand, dem ewigen Schuldzusammenhang zu entkommen und die Sünde

pragmatisch zu entsorgen. Gelungen ist es nicht. Die wachsende Zahl der Verbote, Maßregelungen und repressiven Ratschläge, mit denen wir uns gegenseitig zu einer gesundheitsbewussten, sozial verantwortlichen und ökonomisch effektiven Lebensweise zwingen, ist Ausdruck der Tatsache, dass dem christlichen Abendland das Christentum abhanden gekommen ist, nicht aber die Sünde … Wir sündigen noch, können aber Verzeihung nur noch von uns selber erbitten. Wir haben die Sünde noch, aber keinen Gott mehr. Ob das ein Gewinn ist?“

Für eine neue Reformation „Die Kirchen sind theologisch verarmt, sie wissen immer weniger zu vermitteln, was christlicher Glaube, Gott, Gebet, Gemeinde im 21. Jahrhundert überhaupt bedeutet. Sucht man nach großen, systematischen Entwürfen in der Theologie, die sich diesen Fragen stellen – man fi ndet nichts. Hört man sich an, was auf den Kanzeln gepredigt wird – man hört kaum etwas dazu. Dass christlicher Glaube kein Glaube an einen kuscheligen Wertekanon ist, sondern an eine deutliche Erlösungsbotschaft, dass er immer Wagnis und Offenbarung ist, sich weder berechnen noch vernutzen lässt, davon müsste die Rede sein. ‚Wir leben’, hat der Theologe Eberhard Jüngel vor über 30 Jahren geschrieben, ‚im Zeitalter der sprachlichen Ortlosigkeit und der Sprachlosigkeit der Theologie.’ Das gilt noch immer, man kann es, unter anderem, an den Austrittszahlen ablesen. Die Kirchen stehen also vor der theologischen Aufgabe einer geistlichen Reformation. Das ist nicht neu in der Kirchengeschichte, selten aber war sie so dringlich wie jetzt.“

Der Glaube hat keinen Zweck, ist aber sinnvoll Im Berliner „Tagesspiegel“ meldet sich der Vizepräsident des EKD-Kirchenamts, Thies Gundlach (Hannover), zu Wort. Unter der überraschenden Überschrift „Der Glaube hat keinen Zweck“ schreibt er: „Im Glauben geht es erst einmal um Gott und um nichts anderes. Der Glaube hat ideaSpektrum 17.2011


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keinen Zweck, er verfolgt kein Ziel, hat keine Absicht und übt keine Funktion aus außer der Verehrung Gottes. Der Glaube kümmert sich um Gott und um Gottes Wahrheit, er ist aber nicht berechnend, er schaut nicht auf nützliche Folgen und preist sich nicht an mit seiner Brauchbarkeit. Der Glaube verkündigt die Herrlichkeit Gottes, dass es ihn gibt und dass er für mich und dich da ist, auch heute, hier und jetzt. Und er vollzieht diesen Lobgesang Gottes, gleichgültig, ob das nützlich, brauchbar oder effektiv ist oder nicht … Der Glaube an Gott bringt nichts, obwohl ich etwas von ihm habe; er nützt nichts, obwohl er sinnvoll ist.“

schützt der Staat Feiertage, von denen die meisten nun einmal aus dem christlichen Festkalender stammen. Dass der Karfreitag dabei einen besonderen Schutz genießt, ist richtig. Keine anderen Tage stehen für den radikalsten Einschnitt, den das Leben kennt: den Tod. Er fordert Menschen jedweder Weltanschauung heraus, sei es der eigene Tod, der von Verwandten oder Freunden … Ist es spießig, am Feiertagsgesetz festzuhalten? Nein. Kleingeistig wäre eher eine Liberalisierung des Gesetzes, die zu mehr Eintönigkeit im Jahresablauf beitrüge. Alles würde gleich gültig und am Ende gleichgültig.“

Man tut sich schwer mit der Auferstehung

Ein Kuss, der die Welt veränderte

Die „Süddeutsche Zeitung“ vergleicht die Beliebtheit des Oster- und des Weihnachtsfestes: „Ostern ist das älteste Fest der christlichen Geschichte, und es ist das höchste in der liturgischen Rangordnung. Ostern ist aber bei weitem nicht so populär wie Weihnachten; das hat damit zu tun, dass zwar jeder weiß, was eine Geburt ist, dass sich aber kaum einer eine Auferstehung vorstellen kann. Das Neue Testament ist da keine Hilfe. Während dort die Geburt im Stall zu Bethlehem anschaulich und anrührend ausgemalt wird, schweigen sich alle Evangelisten über die Auferstehung des toten Gekreuzigten aus. Diese Auferstehung wird von ihnen nicht beschrieben, sondern nur angekündigt oder als vollzogen vermeldet; faktisch bleibt sie unsichtbar … Man tut sich schwer mit der Auferstehung. Und daher beherrschen die Lämmer, Hasen und gefärbten Eier die österliche Szenerie … Sind das die falschen Osterbilder? Zurück zur klassisch-biblischen Ostergeschichte: Da gesellt sich der auferstandene Jesus zu seinen Jüngern, die ihn nicht erkennen und sich mit ihm über seine Kreuzigung unterhalten. Erst beim gemeinsamen Abendessen im Ort Emmaus gehen ihnen, wie es im Evangelium heißt, ‚die Augen auf‘. Auch das ist Ostern: Wenn einem die Augen aufgehen.“

Die in Zürich erscheinende „Weltwoche“ titelt mit dem „größten Verrat der Geschichte“: „Ein Kuss verändert die Weltgeschichte. Judas liefert Jesus an die Römer aus. Ein beispielloser Verrat – aber nötig. Nur so kann der Sohn Gottes seinen Opfertod sterben und das Christentum begründen … Ohne Judas kein Christus, keine Auferstehung, kein Christentum. An diese Gleichung haben sich seine Nachfolger nie wirklich gewöhnen wollen. Selbst die Evangelisten tun sich schwer damit. Außer einem: Johannes. Er hat die Ambivalenz erkannt. Dass dieser Verrat notwendig ist. Gleichwohl wird dem Verräter keine Sympathie entgegengebracht. Der Satan habe von ihm Besitz ergriffen, heißt es, noch während des Abendmahls. Judas kaut am Brot, als ihn Jesus anschnauzt: ‚Beeile dich und tu, was du zu tun hast!‘“

Ist es spießig, am Karfreitag festzuhalten? Auch die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ beschäftigt sich mit der Bedeutung von Feiertagen. Das hessische Feiertagsgesetz sieht für den Karfreitag ein Tanzverbot vor – doch ist dieses noch zeitgemäß? Dazu das Blatt: „Wozu sich länger christlichen Anschauungen beugen, die in einer Stadt wie Frankfurt eine Minderheitenmeinung sind? Wieso sichert ein säkularer Staat per Gesetz christliche Vorstellungen? Säkularität heißt nicht, dass dem Staat Religionen und deren Einsichten einerlei sind. Deswegen ist etwa der Religionsunterricht grundgesetzlich gesichert. Deswegen ideaSpektrum 17.2011

Ostern verschweigen, weil es peinlich ist? Im Magazin „Focus“ (München) bekennt sich der Schriftsteller Arnold Stadler zum christlichen Glauben: „Gerade musste der angeblich für fünf Millionen Euro aus Steuermitteln finanzierte Kalender der EU zurückgezogen werden. Vom Zuckerfest bis zum höchsten hinduistischen Feiertag war alles vermerkt, warum nicht! Es imponierte mir immer schon, wie andere ihren Glauben lebten und ihren Gebetsteppich ausbreiteten. Muss ich nun Angst haben, als Verrückter zu gelten, wenn ich beim Kreuzzeichen erwischt werde? Auf dem EU-Kalender fehlten nämlich sämtliche christlichen Feiertage, angefangen mit Weihnachten. Auch Ostern, höchstes Fest der Christen.“ Soll man Ostern verschweigen, weil es peinlich ist? Nein, für Stadler ist Ostern „ein Ja zum Leben, eine Absage an den Tod, ja, in dem Bericht der Evangelien von der Auferstehung haben wir auch eine Partitur der Hoffnung des Menschen, dass es nicht aus ist mit ihm … Der Unglaube ist auch nur ein Glaube. Der Glaube an etwas ist jedoch viel schöner als der Glaube an nichts.“ P


net F O R UM F Ü R JUN G E C H R I S T EN

PRÜFUNGSZEIT Fürchtest Du Dich vor Prüfungen? Dann geht es Dir wie vielen anderen. Doch wir sind Ängsten nicht hilflos ausgeliefert – man kann sich ihnen bewusst stellen! Diplom-Psychologin Christine Rombouts (29) verrät, wie das geht.

Anders als üblich vorbereiten Zuerst solltest Du klären: Welchen Umfang hat der Lernstoff? Wo liegen die Schwerpunkte, was kommt nur sehr unwahrscheinlich dran? Hat der Prüfer Lieblingsthemen? Antworten auf diese Fragen erhältst Du am besten, wenn Du die Vorlesung bzw. den Unterricht des Prüfers besuchst. Befrage auch frühere Prüflinge und schau Dir die Prüfungsaufgaben der Vorjahre an. Hast Du diese Fragen geklärt, kannst Du besser planen, was alles zu tun ist und wie viel Zeit Du dafür einrechnen musst.

5 Tipps fürs Lernen 1. Versuche bei komplexen Zusammenhängen zuerst einen Überblick zu gewinnen. 2. Nutze visuelle Hilfen wie Diagramme, Bilder oder Farben, um den Text

zu erfassen. 3. Lerne reine Fakten wie Vokabeln oder Formeln mit Karteikartensystem. 4. Sprich den Lernstoff laut aus, das hilft, ihn sich besser einzuprägen. 5. Mach Dir eine Zusammenfassung, dann wird das eigentliche „Pauken“ nicht mehr so schlimm. – Entscheidend ist nicht in erster Linie, wie Du lernst, sondern dass Du Dir den Stoff zu eigen machst!

Pausen nicht vergessen! Unser Gehirn braucht aber auch Zeit, um das Gelernte zu verarbeiten und zu verankern. Lernpsychologisch empfiehlt es sich, viele kurze Pausen zu machen – und wenn es nur der Gang zum Briefkasten ist. Aber auch größere Pausen sind notwendig. Unser Gehirn ist nicht den ganzen Tag aufnahmefähig. In meiner Prüfungszeit bin ich jeden Mittag eine halbe Stunde im Wald spazieren gegangen. Und nicht selten überraschten mich gerade da kreative Ideen für die Prüfung. Auch habe ich in meinen Prüfungszeiten den freien Sonntag besonders schätzen gelernt. Es tut unglaublich gut, einen ganzen Tag nicht an die Prüfung denken zu müssen! Wichtig ist außerdem, dass Du auch während der Lernzeit in Kontakt mit anderen bleibst! Gerade in Belastungsphasen brauchen wir Menschen, die uns unterstützen und auf andere Gedanken bringen. Und nicht zu vergessen: die Zeiten mit Gott. Er ist unser größter Unterstützer. Plane also unbedingt Zeiten für Freunde, Sport, Gemeinde und Gebet ein.

Routine macht sicher Neben guter Vorbereitung gibt es noch ein weiteres wichtiges Mittel gegen die Angst: Routine. Je geübter Du in Prüfungssituationen bist, umso sicherer wirst Du. Nutze also Gelegenheiten wie Probeprüfungen oder Referate. Du kannst Dich auch von Freunden abfragen lassen und in Lerngruppen arbeiten. Oder simuliere die Prüfungssituation für Dich selbst und erzähle den Stoff laut dem imaginär anwesenden Prüfer. Du bist trotzdem aufgeregt? Das ist normal, denn es ist und bleibt eine Prüfungssituation! Wenn Dich vor der Prüfung die Angst überfällt, mache Dir bewusst, was Du alles weißt und kannst. Gerade als Christ darfst Du zudem wissen, dass Deine Zukunft nicht von einer Prüfung abhängt, sondern in Gottes Hand liegt.

Nichts Neues mehr lernen Versuche am Prüfungstag zu entspannen und nichts Neues mehr zu lernen. Iss etwas und sei mindestens 20 Minuten vor Beginn am Prüfungsort. Gib negativen Gedanken keinen Raum, sondern konzentriere Dich auf das Gelernte und: rede mit Gott. Und dann zeige, was Du kannst! Mehr liegt nicht in Deiner Hand.

b Tipp für alle Studenten: „Campus für Christus“ bietet zu diesem Thema an vielen Hochschulen das Seminar „Erfolgreich studieren“ an. www.Campusgruppe.de

Foto: istockphoto.com/Montage/idea

Prüfungen gehören zum Leben – und auch die damit verbundene Angst davor. Deshalb gilt es zunächst, die Angst nicht als Feind, sondern als hilfreiches Signal zu verstehen. Angst rüttelt uns auf: „Achtung, da kommt etwas auf dich zu!“ Wir können entweder vor diesem „etwas“ davonlaufen, indem wir die Gedanken an die Prüfung verdrängen. Doch das wird weder etwas an der bevorstehenden Prüfung noch an unserer Angst ändern – denn die zu bewältigende Aufgabe bleibt diffus. Wir können uns aber auch der Herausforderung stellen und uns gut auf die Prüfung vorbereiten. Dadurch wird die Aufgabe greif- und lösbar – und die Angst lässt nach.

ideaSpektrum 17.2011


DI E K LE I N E K A NZ E L

» In kleinen Dingen bist du treu gewesen, darum werde ich dir größere Aufgaben anvertrauen. «

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Thomas Röger, Geschäftsführer der Deutschen Zeltmission, deren Zentrale sich in Siegen (Nordrhein-Westfalen) befindet

Matthäusevangelium 25,21

Wenn es zurückgeht: Hat es dann noch Sinn? Auch christliche Werke lieben Erfolg und keine Meldung, dass es weniger wird. Nach Jahren großer Zahlen gehen beim ältesten Zeltmissionswerk in Europa – der Deutschen Zeltmission – die Einsätze und die Besuchermengen stark zurück – trotz Modernisierung, viel Werbung und eines Rieseneinsatzes der Mitarbeiter. Wie geht man als Geschäftsführer der Zeltmission damit um, wenn es heißt, die Zeit dieser Art von Evangelisation sei vorbei? Oder: Gott habe seinen Segen – der nachweislich jahrzehntelang auf der Arbeit lag – entzogen? Meine Antwort auf diese Anfrage von idea: Viele Jahrzehnte durfte die Zeltmission im Großen dienen. Jetzt ist es an der Zeit, im Kleinsein Treue zu beweisen. In der Gewissheit, dass Gott gerade dort wirken kann. Und manchmal braucht es genau diese Zeiten, um zu wachsen. Wie in der Natur:

Pflanzen, die man beschneidet, erwachsen zu neuer Schönheit und bringen reiche Frucht. Trotz aller Unkenrufe gehen wir daher dieses Wochenende mutig in den Zeltsommer 2011. Mit weniger Einsätzen (13 gegenüber 22 im Jahr 2000). Kleiner, aber deswegen wirkungsloser? Nur wenn wir in den kleinen Dingen treu sind, wird Gott uns wieder größere Aufgaben anvertrauen. Europa braucht das Evangelium von Jesus Christus. Zelte gehören noch immer zu den meistbesuchten Veranstaltungsorten. Wenn der Begründer der Deutschen Zeltmission – Jakob Vetter (1872–1918) – nicht so oft im Kleinen gedient hätte, wären wohl viele nicht in die himmlischen Wohnungen des Vaters eingezogen. Also: Es hat seinen Sinn! Und vielleicht setzen Zeiten des Kleinseins wichtige Prozesse in Gang, weil wir uns wieder enger an Jesus binden. P

Ja, auch ich abonniere Impuls-Abo 12 Ausgaben für nur Fr. 25.– Jahres-Abo für Fr. 2.96 pro Ausgabe oder Fr. 145.– pro Jahr Halbjahres-Abo für Fr. 3.01 pro Ausgabe oder Fr. 77.– pro Jahr Geschenk-Abo für Fr. 2.96 pro Ausgabe oder Fr. 145.– pro Jahr Abo 66 für Rentner nur Fr. 2.39 pro Ausgabe oder Fr. 117.– pro Jahr Studenten-Abo für nur Fr. 1.48 pro Ausgabe oder Fr. 72.50 pro Jahr (Alle Preise inkl. Portokosten. Das Abonnement ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar.)

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PORTRÄT

Haben es Adelige besser? ADELSFIEBER Millionen werden am Fernseher

Der 43-Jährige ist evangelischer Pfarrer, Vater von sechs Kindern – und ältester Ururenkel des letzten deutschen Kaisers, Wilhelm II., der 1918 abdankte. Wenn es in Deutschland noch eine Monarchie gäbe, wäre Philips Vater heute Kaiser – und er sein Nachfolger. Der Prinz, der sich schlicht Philip Preußen nennt, hat sich oft für eine Parlamentarische Monarchie ausgesprochen.

Wäre eine Monarchie besser? Nicht, weil er dann mehr Einfluss bekäme, sondern, weil er meint, dass ein König als Staatsoberhaupt eine größere Vorbildfunktion hätte als ein Präsident. Es gehöre zum Menschsein dazu, sich an Vorbildern zu orientieren. Doch die Stars von heute – Musiker, Schauspieler, Fußballspieler – könnten diese Erwartungen nur begrenzt erfüllen. Viele Jahrhunderte habe es eine Führungselite gegeben, nämlich den Adel. Und auch in den Märchen gehören Prinzen und Prinzessinnen bis heute zu den Lieblingsfiguren der Kinder. „Welches Mädchen träumt nicht davon, vom Prinzen aus dem Dornröschenschlaf wachgeküsst zu werden?“ Allerdings hält er

Kaiser Wilhelm II.

sich für keinen Fachmann für Adelsfragen. Denn seine Mutter war eine Bürgerliche, die sein Vater aus Liebe geheiratet hatte. Dafür wurden er und seine Nachkommen enterbt. Die Ehe konnte dem dadurch entstandenen Druck auf Dauer nicht standhalten, und so wuchs Prinz Philip bei seiner Mutter auf. Zunächst wurde er Lehrer, mit 30 begann er ein Theologiestudium. Zuvor war er in einem Bibelkreis Christ geworden. Gibt es Netzwerke, die dafür sorgen, dass Adelige im Berufsleben schneller Karriere machen? Ja, meint der Eliteforscher Prof. Michael Hartmann (Darmstadt). Zwar hätten Menschen mit großbürgerlichem Hintergrund am schnellsten Erfolg im Beruf, „die Adeligen sind aber sogar doppelt so erfolgreich“. Prinz Philip hat solche Kontakte nicht. Zu den Feiern in Adelskreisen wird er nicht eingeladen. Er braucht solche Netzwerke auch nicht, „schließlich bin ich mit dem besten Netzwerker – Gott – vernetzt. Der weiß, was gut für mich ist.“ Rund 100.000 Deutsche sind adelig. Einige sind schwerreich, andere haben Einfluss. Einige könnten tatsächlich auch Vorbilder sein mit ihrer Be-

und Ururenkel Philip Prinz von Preußen

scheidenheit und Demut, findet Prinz Philip. So seien unter den Männern des 20. Juli 1944 – dem bedeutendsten Umsturzversuch des militärischen Widerstandes in der Nazi-Zeit – viele Adelige gewesen. In manchen Kindern lebe die Opferbereitschaft fort. Doch es gebe auch die anderen, die seien eingebildet und sorgten teilweise sogar mit rüpelhaftem Benehmen für Schlagzeilen in den Klatschpresse.

Sind Sie wirklich ein Prinz? Prinz Philip wird hin und wieder auf seinen Nachnamen angesprochen, zumal sich die Stadt Oranienburg wieder stärker auf ihre hohenzollernsche Tradition besinne. „Sind Sie wirklich ein Prinz?“, wurde er etwa in einem Traugespräch gefragt. Als er bejaht habe, habe sich das Paar gefreut. Vorbehalte habe es bisher kaum gegeben. Auch wenn er als Pfarrer immer wieder Paare kirchlich traut – die königliche Hochzeit in der Westminister Abtei wird er sich nicht im Fernsehen anschauen. Warum? „Ich habe zu viel zu tun“, sagt er und korrigiert sich: „Den entscheidenden Moment des Jawortes, den schaue ich mir vielleicht doch an!“ P

Foto: idea/Kretschel

sitzen, wenn sich am Freitag in London Prinz William (28) und Kate Middelton (29) das Jawort geben. Woher kommt das Interesse am blauen Blut? Klaus Rösler befragte dazu Philip Kirill Prinz von Preußen (Oranienburg bei Berlin).

DAS WORT DER WOCHE » Was wären wir ohne Ostern? Arm dran. Dann gäbe es z. B. auch unsere Sozialsysteme,

das Hospitalwesen und unser Menschenbild nicht. Ohne Ostern, also ohne die Auferstehung Jesu von den Toten, könnten wir uns den ganzen anderen Glauben sparen. « Aus einem Kommentar von Paul Badde in der Tageszeitung „Die Welt“ (Berlin) zu Ostern ideaSpektrum 17.2011


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