Idea Spektrum Schweiz 25/2011

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25 22. Juni 2011

Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt

www.ideaschweiz.ch

Jetzt hat der Hinterbänkler das Wort SP-Nationalrat Eric Nussbaumer über seine „Auferstehung“ Seite 4 in Bern und seine Predigten in Liestal 7 Senegal: Schwarze Bräute dank

13 Mission: Seit 40 Jahren mit dem

9 “Crea!”: 2000 Jugendliche träumen

22 Marie: Sie ist 18 Jahre alt und

12 Theo Meier: Als Klavierbauer hat

28 Evangelisation: Reichen denn

auf dem „heiligen Berg“ vom Himmel

er auch ein sensibles Ohr für Gott

Helikopter bis ans Ende der Welt

lebt seit 13 Jahren im Wachkoma

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idea Spektrum 25.2011


G RÜ e z i

Auferstehung in Bern Er war der klassische Hinterbänkler. Im Rating der «SonntagsZeitung» landete er vor zwei Jahren auf dem letzten Platz aller Parlamentarier. Heute ist SP-Nationalrat Eric Nussbaumer ein Aushängeschild seiner Partei. «Eric Nussbaumers Auferstehung», titelte die «Basler Zeitung» unlängst. Dabei hatte er als Energiefachmann schon länger einiges zu bieten. Doch erst Fukushima liess ihn aus dem Schatten der parteiinternen Konkurrenz treten. Plötzlich ist Nussbaumer ein gefragter Mann, selbst in der «Arena». Natürlich auch bei «idea Spektrum». Für uns umso mehr, als er sich nicht nur als linker Energiepolitiker, sondern auch als Christ in Szene setzt. Nussbaumer fordert den Ausstieg aus der Atomenergie auch aus ethischen Gründen. In manchem christlichen Zirkel eine umstrittene Haltung. Kann man einen baldigen Atomausstieg verlangen, ohne an mögliche Versorgungsengpässe und volkswirtschaftliche Konsequenzen zu denken? Oder muss man diesen Ausstieg mit aller Vehemenz fordern, weil das Risiko der Atomtechnik viel zu unberechenbar geworden ist? Wie weit soll Gottes Schöpfung nicht nur bewahrt, sondern auch verantwortungsvoll genutzt werden? Die Diskussion muss auch unter Christen gründlich geführt werden. Eric Nussbaumer provoziert weitere Fragen. Kann man als engagierter Christ auch engagierter Sozialdemokrat sein? Nussbaumer selber gibt die Antwort: Er fühle sich in seiner Partei «total gut». Auch die SP ist eine staatstragende Kraft

mit solider demokratischer Tradition. Offensichtlich sitzen aber unter den Linken mehr Atheisten als in bürgerlichen Parteien. Umso nötiger ist hier der Einfluss von überzeugten Christen. Ein Christ wird sich freilich hüten, das gesellschaftliche Heil zuerst beim Staat zu suchen und eine Ideologie mit dem Evangelium zu verwechseln. Doch er weiss, dass das «Salz der Erde», von dem Jesus spricht, nicht bloss in evangelische Süppchen gehört. Heikel wirds für den linken Christen beim Lebensrecht. Zweifel an Abtreibung und Sterbehilfe sucht man in einem SP-Programm vergebens. Nussbaumer ist sich dessen bewusst. Er spricht von individualethischen Fragen, die im christlichen Milieu extrem hoch gewichtet würden. Zu bedenken ist aber, dass der Schöpfer selbst das Leben extrem hoch gewichtet. Auch der linke Politiker sieht sich in die Verantwortung vor Gott gestellt. Und das Gewissen eines Christen ist zuerst an die Autorität Gottes und sein Wort gebunden. Daran darf man in einem Staat erinnern, der sich in seiner Verfassung auf den Namen Gottes beruft. Eric Nussbaumer beweist es: Wer etwas bewegen will, darf nicht auf der Hinterbank sitzen bleiben. Hinterbänkler riskieren die Vergessenheit. Hinterbänkler brauchen eine «Auferstehung». Nur so kann ihre Botschaft gehört werden. Das gilt nicht nur für die Energiepolitik. Auch in den christlichen Gemeinden gibt es Hinterbänkler. Wohl viel mehr als im Bundeshaus. Wann folgt ihre «Auferstehung»?

BiBlisch Ein Lieblingsbibelwort von Markus Dolder, als Liedermacher derzeit auf JubiläumsTournee, Sozialdiakon der reformierten Kirchgemeinde in Köniz:

«seine Geschöpfe sind wir, in christus Jesus dazu geschaffen, in unserem leben die guten Werke zu tun, die Gott für uns im Voraus bereitet hat.» (Epheser 2,10) «Dieses Wort sagt für mich aus, dass es keine guten Werke gibt – und dies gilt auch für künstlerische Werke –, die nicht schon zuvor angelegt und vorbereitet worden sind. Die Aufgabe von kreativen und schöpferischen Menschen ist es, immer wieder nach diesen vorbereiteten Werken zu suchen, um damit Neues zu kreieren. Es sind diese Schätze und Perlen im Acker (Matthäus 13,44), für die es sich lohnt, alles andere zurückzustellen oder aufzugeben, damit Wesentliches und Lebendiges entstehen kann.»

Wörtlich

«ich war vorher nicht ganz ungläubig. ich bin gläubiger geworden in dieser Zeit. Der Pfarrer im Gefängnis war wichtig. ich ging regelmässig am sonntag in die Knastkirche. Das Beten half. ich habe Freunde und eine Firma im Mittleren Westen in den UsA, und ich habe gesehen, wie die leute dort für mich gebetet haben und für die Gerechtigkeit. Es wurde auch in schweizer Klöstern für mich gebetet. Das hat mir halt gegeben.» Jörg Kachelmann, Wetter-Moderator, sass 132 Tage als mutmasslicher Vergewaltiger im Gefängnis, nach langem Prozess freigesprochen, in der «Weltwoche».

Praktisch

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ANDREA VONLANTHEN

Reklame idea Spektrum 25.2011

Bild Frontseite: Keystone

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BR E N N P U N K T

Er will risikoarme Energie und predigt Freiheit ENERGIEPOLITIK UND GLAUBE Die christliche Ethik mache ihm klar, dass wir eine risikoärmere Energieversorgung

brauchen und aus der Atomenergie aussteigen müssen. Das stellt SP-Nationalrat Eric Nussbaumer fest. Er erklärt auch, warum es für ihn als Christ in der SP «total gut aufgeht». Und warum er manchmal auch auf der Kanzel steht. «idea Spektrum»: Sie gehören zum Kader des FC Nationalrat. Auf welcher Position spielen Sie? Eric Nussbaumer: Ich bin defen-

schaft wird einen schrittweisen Anstieg der Strompreise meistern müssen. Bei den privaten Haushalten sind die Strompreise unbedeutend für das Monatsbudget.

siver Aufbauer, wie Beni Huggel beim FC Basel. Diese Rolle gefällt mir, weil ich gerne Laufarbeit verrichte, die Bälle verteile und hinten für Ordnung sorge.

Umweltfachleute aus der Evan­ gelischen Allianz fordern eine neue Mobilität. Wie soll hier ein Umdenken stattfinden?

Auf dem politischen Spielfeld hat man Sie lange weniger beach­ tet. Nun schreibt die «Basler Zeitung»: «Der frühere Hinter­ bänkler ist in Bern über Nacht zum gefragten Energiepolitiker geworden.» Wie erleben Sie den Rollenwechsel?

Ich habe meine politische Arbeit immer sorgfältig gemacht. Es braucht im Parlament aber eine gewisse Zeit, bis man ein Beziehungsnetz geknüpft hat. Die Energiepolitik war in Bern schon lange ein Thema, doch jetzt ist sie ein Topthema. In der SP hat sich geändert, dass mein Basler Kollege Ruedi Rechsteiner nicht mehr im Nationalrat ist. Er hat bisher den energiepolitischen Kampf geführt und stand medial im Mittelpunkt. Bei energiepolitischen Themen bin ich jetzt mehr die prägende Figur und zum energiepolitischen Sprecher unserer Fraktion für die Deutschschweiz geworden.

Zur Person Eric Nussbaumer, 51, verheiratet mit Margrit Wälti Nussbaumer, drei erwachsene Kinder. Während 23 Jahren leitete der Elektroingenieur HTL das Genossenschaftsunternehmen ADEV im Bereich der erneuerbaren Energien und der Energieeffizienz. Heute ist er Verwaltungsratspräsident der Alternativen Bank ABS, der ADEV Energiegenossenschaft und wirkt als Teilhaber eines Elektroinstallations-Unternehmens. Seit 2007 ist er als Vertreter der SP Baselland Mitglied des Nationalrates. Davor wirkte er acht Jahre im Basellandschaftlichen Landrat, den er 2005/06 auch präsidierte. Nussbaumer ist Mitglied der Evangelischmethodistischen Kirche in Liestal. Bild: idea/av

Eric Nussbaumer: «Für mich geht es in der SP total gut auf.»

Mit dem Beschluss des Bundes­ rates und des Nationalrates, grundsätzlich aus der Atomener­ gie auszusteigen, hat sich für Sie offensichtlich eine Vision erfüllt.

Eine Vision? Es ist ein Richtungsentscheid auf den richtigen Weg. Die Nutzung der Atomenergie ist keine menschenfreundliche Entwicklung. Diese Technologie endlich Schritt für Schritt zu verlassen, ist ein Ziel meiner politischen Arbeit. Durch mein berufliches Engagement in der Alternativenergie bin ich sehr nah an der Energiepolitik und den alternativen Möglichkeiten dran. Darum war mir schon lange klar, dass wir die Atomenergie verlassen können.

Doch das ist nicht von einem Tag auf den andern möglich.

Es wird drei Jahrzehnte dauern, bis der Ausstieg vollzogen ist. Der Bundesrat spricht von 2035, bis das letzte AKW vom Netz geht. Nun müssen wir an die Arbeit gehen.

Sie sprechen sich klar für eine Laufzeitbegrenzung für AKWs aus. Reichen Ihnen die 50 Jahre?

50 Jahre Laufzeit für ein AKW sind für mich ein Kompromiss. Konzipiert wurden die Kraftwerke für 40 Jahre. Die Werke Beznau I und II und Mühleberg gehören zu den ältesten der Welt.

Technisch sollte ein AKW darum nach 40 Jahren Laufzeit abgestellt werden. Dass die Betreiber 50 oder 60 Jahre Laufzeit wollen, ist klar. Hier gehts um viel Geld. Verkauft wird die Forderung aber unter dem Deckmantel der Versorgungssicherheit. Als Techniker bin ich für 40 Jahre Laufzeit, als Politiker muss ich mich für den Kompromiss mit 50 Jahren entscheiden und diesen Ausstiegspfad zum Durchbruch bringen.

40 Prozent unseres Strombedarfs werden durch Atomstrom gedeckt. Etliche Fachleute befürchten Probleme bei der Versorgung.

Aus meiner Sicht sind diese Befürchtungen nicht berechtigt. Wir wollen in den nächsten 25 Jahren einen schrittweisen, geordneten Ausstieg. Als nächstes müssen die Rahmenbedingungen für die Energieeffizienz und für erneuerbare Energien verbessert werden. Wir müssen die nächsten Schritte so gestalten, dass die Entwicklung für die Volkswirtschaft verkraftbar bleibt.

Sie denken an die höheren Strom­ preise, die zu erwarten sind.

Die Energiepreise werden steigen, und zwar wegen der Sicherheitsauflagen für die Kernenergie und wegen der Verteuerung der fossilen Brennstoffe. Unsere Volkswirt-

Eine schwierige Frage. Wir haben in den letzten Jahren in der Schweiz eine gute Verkehrspolitik betrieben. Doch sie hat extreme Pendlerströme ermöglicht. Darum hat eine neue Mobilität mit der Frage zu tun, wie wir Arbeitsplatz und Wohnort besser zusammenführen können. Es gibt heute mehr Möglichkeiten, intelligente Verkehrsmittel wie das ElektroVelo einzusetzen. Mobilität ist tendenziell viel zu billig. Doch wir schaffen es immer noch nicht, fossile Treibstoffe zu verteuern. Einen grossen Wurf sehe ich bei der Mobilität momentan nicht.

Sie werden in den Medien auch als «gläubiger Christ» wahr­ genommen. Inwiefern hat Ihre energiepolitische Haltung mit der Bibel zu tun?

Eine wichtige Begründung für meine politische Arbeit liegt in meinem Glauben. Ich war schon Elektroingenieur, als ich 1987 in den USA ein Jahr an einem Seminar der Mennoniten Theologie studiert habe. Da habe ich gespürt, dass ich mit dem, was ich kann, noch etwas Gescheiteres machen möchte. Bei der Lektüre eines Buches über Energie und Ethik ist mir die Endlichkeit unserer Ressourcen bewusst geworden, aber auch der Auftrag, unsere Schöpfung zu bewahren. Die christliche Ethik sagt mir, dass wir eine risikoärmere Energieversorgung anstreben müssen.

Doch Gott fordert in der Bibel dazu auf, «die Erde zu bebauen». Wo sehen Sie die Grenzen?

Nüchtern betrachtet, wirtschaften wir heute so, dass die Erde nicht bebaut, sondern ausgebeutet wird. Erdöl und Erdgas sind idea Spektrum 25.2011


BR E N N P U N K T

in Millionen von Jahren entstanden. Jetzt werden sie in ein paar Hundert Jahren verbraucht. Die Grenze ist schon lange überschritten. Wir beuten die Erde aus und können mit der Atomtechnologie sogar die uns geschenkten Lebensgrundlagen zerstören. Als weiterer ethischer Aspekt kommt das Abfallproblem hinzu. Wir produzieren einen gefährlichen Abfall für Tausende von Jahren, um den sich dann unsere Nachkommen kümmern sollen.

In Lebensfragen, etwa bei der Abtreibung oder der Sterbehil­ fe, stösst Ihre Partei bei vielen Christen auf wenig Verständnis.

Das sehe ich schon. Viele individualethische Fragen werden im christlichen Milieu extrem hoch gewichtet, viel höher als ethische Fragen struktureller Art wie die Energieversorgung. Ich habe Mühe mit der Verkürzung des Lebens auf individualethische Fragen, wie ich sie bei vielen evangelikalen Christen sehe, etwa bei der Abtreibung und den Fragen um die Homosexualität. Individuell kann ich sehr wohl entscheiden, dass ich keine Abtreibungen will. Doch ich kann und will meine individualethischen Massstäbe nicht zum Gesetz für alle machen. Moralisch begründete Entscheidungen kann man nicht mit Gesetzen erzwingen.

Müsste eine christliche Ethik aber nicht auch in die Gesetzgebung eines christlich geprägten Staates einfliessen?

Was nützt es, wenn wir aus einer christlichen Perspektive heraus etwas ins Recht überführen, das die Mehrheit nicht teilt? Nicht alles, was erlaubt ist, muss moralisch korrekt sein. Es gibt auch eine Entscheidungsfindung des Einzelnen jenseits des Gesetzes. Das Gesetz kann nie an die Stelle der ethischen Entscheidungsfindung des Einzelnen treten

Wünschten Sie sich manchmal, einer andern Partei anzugehören?

Nein, das stand nie zur Diskussion. Ich fühle mich sehr wohl in der SP. Wir Christen sollen in der Welt draussen leben, und wir sollen am Arbeitsplatz, im Fussballclub und im Gesangsverein Salz sein. Eine andere Berufung haben wir nicht. Ich erkenne in der SP viele Berührungspunkte zum idea Spektrum 25.2011

Eine Kirche soll selber die Schöpfung bewahren Was raten Sie einem Christen, der politisch aktiv werden möchte? Eric Nussbaumer: Er kann auf verschiedene Arten aktiv werden: in einer Partei, einer Bürgerinitiative, im Einsatz für einen Quartiertreff. Immer dann, wenn sich Menschen mit andern auf den Weg machen, um die Gesellschaft zu prägen und zu formen, wird eigentlich Politik gemacht. Wer in eine Partei will, wird zuerst nach der politischen Grundausrichtung fragen. Wie viel Umweltpolitik erwarten Sie von einer Kirche? Auch in einer Kirche müssen Wort

christlichen Glauben, so bei der Freiheit, der Gerechtigkeit oder dem Einsatz für Bedrängte.

Sie sind auch Predigthelfer, also Laienprediger in der EMK. Welches war Ihre letzte Predigt?

Es war ein Text aus dem Brief an die Korinther, dem der Gedanke zugrunde liegt, dass Gott uns mit Schwäche begegnet, wenn wir glauben, Stärke sei die einzige mögliche Antwort. Ich predige nur etwa zwei oder drei Mal im Jahr. Es ist eine methodistische Tradition, dass auch Gemeindeglieder angefragt werden, ob sie zu dieser Aufgabe bereit wären.

Was ist Ihnen wichtig als Prediger?

Ich achte immer auf befreiende Elemente. «Zur Freiheit seid ihr berufen!» Daraus soll die Kraft entstehen, die zum Handeln führt. Ganz in der biblischen Tradition gehe ich auf die Fragen ein, wie Gerechtigkeit oder Shalom gemehrt werden kann. Ich will den Menschen aufzeigen, dass der christliche Glaube aus allen Bindungen und Gefangenschaften herausführt. Der christliche Glaube sprengt Ketten, er darf nichts Einengendes haben.

Mit welchen Predigten haben Sie selber Mühe?

Mit Predigten, die Angst machen und die Bibel als Drohkeule verwenden. Auch mit Predigten, die stark schwarz-weiss daherkommen und vorgeben, es handle sich um die einzig richtige Interpretation eines biblischen Textes.

Wie reagieren Ihre Parteikollegen auf Ihr christliches Engagement?

und Tat übereinstimmen, wie bei einer Privatperson. Nur dann ist sie glaubwürdig. Sie muss sich also fragen, wie sie selber die Schöpfung bewahrt, wie ökologisch sie ihr Haus baut, wie umweltfreundlich ihre Veranstaltungen sind. Soll sie auf Abstimmungen Einfluss nehmen? Es ist sicher nicht zwingend, dass eine Gemeindeleitung politische Stellungnahmen abgibt. Doch eine Gemeinde soll Hilfen bieten zur Meinungsbildung in politischen Fragen. Das ist letztlich auch Hilfe zur Lebensgestaltung.

Wenn die Leute einen Bezug zur Kirche haben, reagieren sie auf eine gute Art. Dann gibt es im persönlichen Gespräch auch die Möglichkeit zur ethisch-theologischen Reflektion. Aber es gibt natürlich auch etliche, die kirchenfern sind und eher auf Distanz gehen. Doch Anfeindungen gibt es deswegen nicht.

Hat es ein Christ schwer in der SP?

Ich empfinde es in der SP überhaupt nicht als schwer. Nächstenliebe und Solidarität, also biblische Werte, sind doch auch Kernwerte der SP. Für mich geht es in der SP total gut auf.

Welchen Beitrag können Christen leisten, um unser Land in eine gute Zukunft zu führen?

Christen sollen sich mit ihren Überzeugungen nicht verstecken und mithelfen, die Gesellschaft zu prägen und zu gestalten. Mit ihrem Leben sollen sie dazu beitragen, dass Grundwerte wie Freiheit, Gerechtigkeit, Solidarität oder Frieden eine neue Kraft bekommen und in der Gesellschaft an Bedeutung gewinnen.

Mit welchem biblischen Motto sind Sie politisch unterwegs?

Im Zentrum stehen für mich Nächstenliebe und Solidarität. Ich denke an Jesu Wort: «Ich war hungrig, und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich war nackt, und ihr habt mich gekleidet.» Damit stellt sich für mich die Frage: Handle ich so? In der Bibel sehe ich immer wieder auch die Aufforderung, dass mein Glaube konkret werden muss. Interview: ANDREA VONLANTHEN

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PODIUM Schöpfungswert? Der Nationalrat will eine Zukunft ohne Atomenergie. Das ist die gute Nachricht. Die Energiewende hat damit begonnen. Das Parlament will die Hürden abbauen, die bisher die Technologieförderung und den Markt mit erneuerbaren Energien behindert hat. Wertschöpfung ist das Thema. Der Nationalrat hält den Ausbau der erneuerbaren Energien für möglich, aber nur – und nun kommt die Kehrseite –, wenn die Umweltverbände ihr Beschwerderecht verlieren. Sie werden entmachtet, um die Stromproduktion aus Wasser, Wind und Sonne ungehindert auszubauen. Und übrigens auch aus Holz. Da war ein unscheinbarer parlamentarischer Vorstoss. Er will für alle Projekte der Wasserkraftgewinnung und Energieholzerzeugung freie Bahn mittels der Blockierung von allen übergeordneten Strategien des Bundes, die diese einschränken könnten, so zum Beispiel die Biodiversitätsstrategie. Ein Steilpass für die Holzwirtschaft. Der Wald ist aber bald das letzte Refugium für die Erhaltung der Artenvielfalt, und für deren Schutz hat sich der Bundesrat sogar international verpflichtet. Die Erhaltung naturnaher Lebensräume für unsere Kinder und Kindeskinder, die Bewahrung der Schöpfung, gehört für mich zum göttlichen Auftrag. Will die Schweiz nun als einziges Land in Europa neben Deutschland auf Atomenergie verzichten, aber gleichzeitig die ökologische Nachhaltigkeit und ihre Verpflichtung unseren nachfolgenden Generationen gegenüber über Bord werfen? Was wird dem Sicherheitsbedürfnis der Schweizer alles geopfert? Folgt dem göttlichen Wert der Schöpfung nun die unbegrenzte materielle Wertschöpfung? Wenn das der Preis ist - und in Sachen CO2 -Klimaziele sind bis jetzt die Schutzbeteuerungen auch ziemlich leise –, dann ist die richtige Güterabwägung noch ausstehend. MAJA INGOLD Die Autorin ist Nationalrätin der EVP und wohnt in Winterthur.


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Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt

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TAG E SSC H AU

Schwarze Bräute bald ganz in Weiss

JOURNAL

VERLEIHSERVICE IM SUDAN Mit gebrauchten Brautkleidern kann eine Sudanesin zum

ICF Bern investiert 4,8 Mio.

Lebensunterhalt ihrer Familie beitragen. Auf die Idee kam die Winterthurer Kommunikationsfrau Esther Reutimann nach der Hochzeit ihrer Tochter Jasmin mit Yien. «Jasmins Hochzeitskleid war das erste, das in den Sudan geschickt wurde», erzählt Esther Reutimann. Die Hochzeit ihrer Tochter mit einem Sudanesen hatte sie auf die Idee gebracht, Brautkleider zu sammeln und der Schwester ihres Schwiegersohnes zur Verfügung zu stellen. Elisabeth wird damit im Sudan einen Verleihservice aufziehen und so zum Familieneinkommen beitragen können. «Wir freuen uns sehr über die Verbindung von Jasmin mit Yien», holt Esther Reutimann aus. «Unser Schwiegersohn ist überzeugter Christ, und wir haben ihn sofort ins Herz geschlossen.» Das junge Paar möchte sich in einem afrikanischen Missionsprojekt engagieren und zieht bald nach Äthiopien.

Kinderlosigkeit als Schande

Yiens Schwester heisst Nyachiew Elisabeth, lebt in Malakal im Südsudan und ist mit einem Evangelisten verheiratet. Bisher konnte sie kein lebensfähiges Kind zur Welt bringen. Das gilt im Sudan als Schande. Üblicherweise würde der Ehemann nun eine Zweitfrau heiraten, um mit ihr eine Familie zu gründen. Als Christ wollte Elisabeths Mann dies auf keinen Fall tun. Die beiden nahmen jedoch die drei Kinder einer verstorbenen Verwandten auf und hoffen weiter auf ein eigenes Baby. Die meisten Menschen im Sudan sind sehr arm. Um die Familie ernähren zu können, ist daher jede Idee willkommen, mit der sich ein wenig Geld verdienen lässt.

Wer macht weiter? Für Nyachiew Elisabeth`s Secondhand-Brautkleidershop reichen die Kleider, welche Esther Reutimann erhalten hat. Sie will nicht weitersammeln, würde ihr Know-how aber gerne einer Privatperson oder Missionsgesellschaft weitergeben, damit noch mehr Frauen glückliche Bräute oder Geschäftsfrauen werden können. Kontakt: Telefon 079 450 23 08 oder esther.reutimann@reutimann.ch

idea Spektrum 25.2011

Die Hochzeit von Jasmin Reutimann und Yien im Sudan war Auslöser für die Aktion «Schweizer Hochzeitskleider für den Sudan».

Mehr als 30 Brautkleider

Viele schwarze Frauen möchten in weissen Kleidern heiraten, doch das ist unerschwinglich für sie. In der Schweiz hängt das geliebte Kleidungsstück in vielen Schränken nutzlos herum. Esther und Willi Reutimann begannen, Hochzeitskleider zu sammeln. Per Flyer und mit einem kleinen Beitrag in «idea Spektrum» hat Redaktionsmitglied Esther ihr Projekt vorgestellt. Bereits sind über dreissig Kleider eingetroffen: rohseidene mit ellenlangen Knopfleisten und Rosen verziert, schneeweisse mit weitem Rock und Puffärmeln, elegante schmale mit bestickter Stola, Schleppen mit St. Galler Stickerei, dazu paillettenbestickte Handschuhe, Täschchen oder mit Perlen besetzter Haarschmuck. Persönlich oder per Post werden diese «Kostbarkeiten» aus der ganzen Schweiz angeliefert. «Die Frauen im Sudan werden sich riesig freuen!», ist Esther Reutimann überzeugt. Das älteste Kleid wurde vor 40 Jahren getragen, das neueste vor zwei Jahren. Es ist das Brautkleid einer jungen Frau, die selber mit ihrem Mann zwei Jahre im Sudan in einem Einsatz war.

Kostspieliger Transport

«Die grösste Herausforderung war, eine vertrauenswürdige Speditionsfirma zu finden», hält die Vermittlerin der Brautkleider

fest. Kleinmengen unter 100 Kilogramm nehmen die meisten Spediteure gar nicht an. «Doch auch da hat Gott eine Türe aufgetan», erzählt Esther Reutimann begeistert. «Der Mann einer Kleiderspenderin organisiert für die Missionsgesellschaft OM Transporte. Dank ihm fand ich schliesslich eine Schweizer Firma, welche die Kleider in den Sudan fliegt – zwar nicht ganz billig, aber das Projekt ist es uns wert.»

Am 19. Hochzeitstag

Doch die nächste Hürde wartete bereits. Denn genaue Adressen gibt es in der südsudanesischen Hauptstadt Juba nicht. Die Kartons werden also mit dem Namen und der Telefonnummer eines Cousins versehen, der sie am Zoll auslösen wird. «Doch, das klappt! So werden bei uns alle Pakete verschickt», versicherte Schwiegersohn Yien. «Es ist mir sehr wichtig, dass Elisabeth die Kleider wirklich bekommt», hält Esther Reutimann fest. Sie fühlt sich ihr und den Frauen verpflichtet, die sich für das Projekt von ihren einmaligen Roben getrennt haben. So wie Sandra Weiss. Auf den Tag genau an ihrem 19. Hochzeitstag gab sie ihr üppig verziertes Kleid mit Schleppe, weitem Unterrock und Kopfschmuck für die Sudanesinnen weg. «Doch, dafür gebe ich es gerne!», sagte diese Spenderin lächelnd. MIRJAM FISCH-KÖHLER

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Die Freikirche ICF hat zwei Stockwerke einer ehemaligen Fabrikhalle an der Fabrikstrasse 12 in Bern erworben. Bis im Herbst sollen im Gebäude der ehemaligen Eisengiesserei Von Roll eine «Celebration Hall» mit Lounge entstehen. Das neue Zentrum umfasst 500 Sitzplätze. Die Investitionen betragen rund 4,8 Millionen Franken. Die «Abend-Celebrations» finden seit 1999 im Theater National in Bern statt, wobei Bestuhlung, Dekoration und Technik jeweils auf- und wieder abgebaut werden müssen. Das ICF will auch in Bern «die zeitlosen Werte des Evangeliums auf ansprechende und zeitgemässe Art vermitteln». – www.icf-bern.ch, www.fabrikhalle12.ch

Das neue Zentrum des ICF Bern.

Neu im STM-Vorstand

Matthias Mauerhofer wurde an der Generalversammlung der Schweizerischen Traktatmission (STM) in den Zentralvorstand gewählt. Mauerhofer ist Pastor der FEG Sumiswald BE. In seinem Grusswort ermutigte Pfarrer Willi Sartorius zur täglichen «Audienz beim König», um so mit der Kraft des auferstandenen Jesus Christus zum Dienst ausgerüstet zu werden. Mit einem Zeugnis- und Gebetsgottesdienst wurden die Traktatverteilenden zum Bekenntnis und Dienst neu gestärkt. (idea) www.christliche-schriften.ch

Erstmals eine Frau

Der Synodalrat der Christkatholischen Kirche der Schweiz wird erstmals von einer Frau präsidiert: Manuela Petraglio-Bürgi aus Magden AG löst nach über zwanzig Jahren den zurückgetretenen Urs Stolz an der Spitze des Synodalrats ab. Mit der Wahl von insgesamt fünf neuen Personen werde eine neue Leitungskultur einhergehen, heisst es in der Medienmitteilung. Die Christkatholische Kirche ist die dritte Landeskirche in der Schweiz und zählt rund 14 000 Mitglieder. (idea)


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Liegenschaften finanzieren EMK-Missionsarbeit JAHRESKONFERENZ Mieteinnahmen aus Liegenschaften sollen verstärkt als Geldquelle für die kirchliche Arbeit genutzt werden. Diese Stossrichtung hat die EMK in Winterthur diskutiert. Drei Neubauten verfolgen dieses Ziel. In der Schweiz besitzt die Evangelisch-methodistische Kirche (EMK) Schweiz-Frankreich Liegenschaften im Wert von rund 300 Millionen Franken. Nun sollen Mieterträge vermehrt für die Finanzierung der Arbeit in den Kirchgemeinden genutzt werden.

Verschiedene Bauvorhaben

Die jährliche Konferenz hat letzte Woche Neubauten in Büren an der Aare BE, Wabern BE und Oerlikon ZH bewilligt. Die Ausgangslage in den beteiligten Gemeinden könnte unterschiedlicher nicht sein: Die Gemeinde Büren ist in den letzten Jahren stark ge-

wachsen und braucht mehr Platz; das geplante Gebäude neben der rund 100-jährigen Kapelle umfasst Kirchenräume und vier Wohnungen. Der Bezirk ZürichNord ist hingegen mit sinkenden Mitglieder- und Gottesdienstbesucherzahlen konfrontiert; damit der Bezirk seine wertvolle Arbeit in der Gesellschaft weiterhin tun kann, werden in Zürich-Oerlikon die Kapelle aus den 60er-Jahren abgerissen und stattdessen neue kirchliche Räumlichkeiten sowie ein Mehrfamilienhaus mit zehn Wohnungen gebaut. In Wabern wird auf einem der EMK gehörenden Grundstück anstelle des

bestehenden Einfamilienhauses ein Mehrfamilienhaus mit vier Wohnungen gebaut.

Kostenobergrenze gefordert

Die beschriebene neuartige Bewirtschaftung der Liegenschaften sichert die finanzielle Gesundheit der EMK auch in Zeiten sinkender Mitgliederzahlen – eine Tendenz, die sich seit Jahrzehnten bemerkbar macht. Eine Konsequenz daraus sind die steigenden Kosten pro Mitglied für die Gesamtkirche. Nun stand eine Obergrenze für diese Kosten pro Kopf zur Diskussion. Der Strategierat als oberstes Leitungsgremium

wurde beauftragt, sich bis 2013 Gedanken über eine Plafonierung bei 400 Franken zu machen. Die Delegierten haben dem Bezirk Biel für die Jahre 2011 bis 2019 einen Betrag von total 225 000 Franken zugesprochen. Das Geld aus dem Projektkonto der EMK kommt der brasilianischen und der französisch-afrikanischen Migrationsgemeinde in Biel zugute. Die Mitglieder und Freunde beider Kirchgemeinden können sich nicht im gleichen Mass finanziell am Unterhalt des Bezirks beteiligen wie die deutschsprachige Kirchgemeinde am gleichen Ort. DANIELA DECK

«mission 21» findet zu einer neuen Perspektive JUBILÄUMSFEIER Nach diversen Krisen kommt die ursprüngliche Vision wieder zum Tragen. Ein buntes Publikum, Gespräche und Musik machten die Jubiläumsfeier des Missionswerks in Basel zum stimmungsvollen Anlass. Die Feierlichkeiten des 10-JahrJubiläums wurden durch einen gemeinsamen Gottesdienst in der Peterskirche eröffnet. Dann zog die Festgemeinde zum Haus der früheren Basler Mission, dem jetzigen Hauptsitz der «mission 21». Den mehreren hundert Gästen aus verschiedenen Kontinenten bot sich in der idyllischen Gartenanlage neben einem reichhaltigen Mittagessen und verschiedenen Programmpunkten vor allem die Möglichkeit der persönlichen Begegnung. Dieses Zusammenkommen und Voneinanderlernen sind mit ein Grund, warum sich vor zehn Jahren vier traditionsreiche Missionswerke zur «mission 21» zusammengetan hatten.

Akzeptierter Ansprechpartner

So erinnerte die erste Direktorin der «mission 21», Madeleine Strub, in ihrer Ansprache daran, dass es mit dem Anliegen begonnen habe, «wirklich zu teilen, auch Macht zu teilen». Die einzelnen Redner waren sich darin einig, viel voneinander profitiert zu haben. Besonders die Zusammenarbeit mit den Kirchen habe sich vereinfacht. Es sei gelungen, zu einem akzeptierten AnsprechpartBilder: zvg / Christof Bauernfeind

wurde dieser Schritt unter anderem mit dem «Druck der Basler Mission, dem grössten der vier Trägervereine», begründet. Die Ursachen wurden aber auch in den komplexen Strukturen des Missionswerkes ausgemacht.

«Das Verkrustete aufbrechen»

Gäste aus aller Welt feierten in Basel zehn Jahre «mission 21».

ner für die Landeskirchen in der Schweiz und die Partnerkirchen in Afrika, Asien und Lateinamerika zu werden. Viele Projekte könnten nun gezielter angegangen werden. Auf der anderen Seite wurde auch deutlich gemacht, dass es für die gemeinsamen Anstrengungen einen langen Atem brauche.

Spannungen und Konflikte

Der «Traum einer internationalen Perspektive durch das Zusammenführen von verschiedenen Missionswerken» beinhalte eben immer auch «Spannungen und Konflikte», räumte Edwin Mora,

Präsident der Missionssynode, ein. Wie schwer das in der Praxis sein kann, zeigte sich im vergangenen April, als erst der Direktor der «mission 21» sein Amt niederlegte und im Mai dann eine der Trägerorganisationen, die Südafrika-Mission (SAM), ihren Austritt per Ende Jahr bekannt gab. Aus Sicht der SAM seien die Beziehungen zu den Kirchen des südlichen Afrika nicht genügend gepflegt worden. Nun ist kurz vor dem Jubiläum in einer Delegiertenversammlung auch noch der Vorstand geschlossen zurückgetreten. In einer Pressemitteilung

Inzwischen wurde ein Übergangsvorstand eingesetzt, der neue Strukturen vorantreiben soll. «Vor zehn Jahren ist die Vision von Unterwegssein und Bewegung in einer jahrhundertealten Tradition geboren worden», so Magdalena Zimmermann, die neue Direktorin ad interim. «Das Lebendige verkrustet und erstarrt. Wir sind eine komplexe Struktur geworden.» Nun sei das «Verkrustete aufgebrochen», die ursprüngliche Vision könne wieder zum Tragen kommen. Zehn Jahre nach ihrer Gründung habe «mission 21» die «Chance, in unserer Zeit und in unserem Kontext auszudrücken, was ihre Vision einer internationalen Lern- und Glaubensgemeinschaft ist», so Magdalena Zimmermann. «Mission 21» scheint den Anschluss ans 21. Jahrhundert (wieder) gefunden zu haben. CHRISTOF BAUERNFEIND idea Spektrum 25.2011


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«Crea!» bot 2000-mal Leidenschaft

ÄXGÜSI

JUGENDKONFERENZ 2000 Jugendliche nahmen am Wochenende am 19. «Crea!» Meeting

Freiheit bitte!

auf St. Chrischona teil. Die aus den verschiedensten Regionen angereisten jungen Menschen genossen drei Tage Gemeinschaft, coole Gespräche und viel Unterhaltung.

Das Crea 2011 stand unter dem Thema «Heaven – the world is not enough». Für Simon Kaldewey, Jugendpastor in der FEG in Riehen BS, wurden diese drei Tage praktisch zu einem örtlichen Heimspiel. Er stellte in den Plenarveranstaltungen die provozierende Frage: «Was ist der Himmel?» In einer einfühlsamen und verständlichen Art gab er viele Antworten und Inputs zu diesem Thema. «Der Himmel ist ein konkreter, realer Ort, über den wir durch das Studium der Bibel vieles lernen können und sollen», meinte er unter anderem. Die kanadische Praise-Band «Starfield», aufgestellte Moderatoren und ein interessantes Rahmenprogramm rundeten die Veranstaltung ab.

Für Herz, Gemüt und Füsse

In verschiedenen Wahlseminaren gaben kompetente Redner wie Ruedi Josuran, Karl Albietz, Wilf Gasser und viele weitere Referenten Tipps und Erfahrungen weiter über fordernde Themen wie Tod, Schicksalsschläge, Sex und Berufung. Ruedi Josuran, der zum ersten Mal am Crea war, zeigte sich erfreut und überrascht, mit wie viel Leidenschaft die vielen Teilnehmer dabei sind und etwas bewegen wollen, selbst zu einem Thema wie dem Tod. Songwriting, Hiphop, Jazzdance, Fotografie lauteten Themen der Workshops, die angeboten und von den Teilnehmern auch rege genutzt wurden. Auf der riesigen Bühne auf dem Dorfplatz ga-

Das ist «Crea!» Die Jugendkonferenz «Crea!» wird von den Gemeindeverbänden Chri­ schona­Gemeinden, Freie Evange­ lische Gemeinden (FEG), Evangeli­ sche Täufergemeinden (ETG) und Vereinigung Freier Missionsgemein­ den (VFMG) getragen. 2012 wird sie zum 20. Mal durchgeführt. Das nächste «Crea!»­Meeting findet vom 15. bis 17. Juni 2012 wieder auf St. Chrischona statt. www.creameeting.ch

idea Spektrum 25.2011

«Crea!» heisst auch «volles Haus» bei den Plenumsveranstaltungen.

ben am Samstagnachmittag vier Bands aus Deutschland und der Schweiz im Rahmen des BandWettbewerbs «Crea! Award» ihr Bestes. Die Jury und das Publikum waren der Meinung, dass «DJ Freeg» die beste Darbietung bot, und sprachen ihm den begehrten Preis zu. Sein Gewinn: Eine CD-Produktion im Wert von 10 000 Franken.

«Jugendkultur schaffen»

Rund 300 ehrenamtliche Helfer waren teilweise schon seit Monaten am Planen und Organisieren. Sie begannen bereits eine Woche vor der Veranstaltung mit dem Aufbau der gesamten Infrastruktur. Ob die hochprofessionelle Technik, die aufwändige Dekoration, die Foodstände, die Bars und Lounges, die Zeltplätze – es fehlte an nichts. Ursprünglich aus dem Jugendtag der Chrischona-Gemeinden Schweiz hervorgegangen, wird das Crea heute von Jugend Chrischona Schweiz, dem zentralen Dienst für die Teenager- und Jugendarbeit der Chrischona-Gemeinden Schweiz, verantwortet und in Zusammenarbeit mit den Jugendverantwortlichen der Gemeindeverbände FEG, ETG und VFMG durchgeführt. Das Ziel der Veranstaltung ist zunächst einfach, für Jugendliche ein grosses Erlebnis und anregende Jugendkultur zu schaffen. Das Hauptanliegen von

«Was ist der Himmel?» Samuel Kaldewey forderte die Jugendlichen in seinen Referaten heraus.

Peter Bruderer, Hauptverantwortlicher von Crea: «Wir wollen den Jugendlichen einen Raum geben, in dem sie mit ihrem Glauben und ihren Fragen offen umgehen können, ernst genommen werden und Antworten erhalten».

Und die Zukunft?

Markus Müller, Direktor der Pilgermission St. Chrischona und somit auch Vertreter des Gastgebers, liegt viel an dieser Jugendkonferenz. Und auch am Durchführungsort St. Chrischona: «Ich wünsche mir, dass das Crea-Meeting auch in den kommenden Jahren hier auf dem Berg stattfinden wird.» DOROTHEA GEBAUER Bilder: zvg

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Via Sicura – mehr Sicherheit auf der Strasse, weniger Tote bei Verkehrsunfällen. Ja, liebe Frauen und Männer im Parlament, das wollen wir! Aber nur dann, wenn es uns kein bisschen von unserer kostbaren Freiheit kostet – könnte man meinen. Natürlich frage ich mich seit letzter Woche: Wieso ist mein Kopf weniger schützenswert als die Köpfe der unter 14-Jährigen, die künftig beim Velofahren einen Helm tragen sollen? Macht es in Tat und Wahrheit einen grossen Unterschied, ob ich von einer Person über fünfzig mit ungenügendem Sehvermögen oder von einem Raser überfahren werde? Haben Sie den Aufschrei gehört? Die Freiheit von uns Schweizern ist bedroht! Kein Zwang für mich! Dafür ein bisschen Zwang für die jungen Unvernünftigen – natürlich nur zu ihrem Schutz! Gesetze für die Anderen – Hauptsache, ich kann machen, was ich will! Seit die Menschheit besteht, geht von Zeit zu Zeit ein Aufschrei durch die Reihen. Immer dann, wenn ein neues Gesetz das Licht der Welt erblickt. Jedes Gesetz nimmt Freiheit, zwingt zu Grenzen, ruft auf zu Verzicht. Jede Medaille hat zwei Seiten – Gesetze auch: Wer den Velohelm nicht trägt, trägt unter Umständen Verletzungen davon, die sein Leben auf den Kopf stellen. Wer die Ehe bricht, bricht Menschen das Herz. Wer rast, bedroht Leben und Freiheit anderer und raubt sich dümmstenfalls das eigene Leben, die eigene Freiheit. Wer Jesus aus seinem Leben ausklammert, dem bleibt in Ewigkeit nichts, woran er sich klammern kann. «Die Gesetze des Herrn sind köstlicher als Gold und viel feines Gold, sie sind süsser als Honig und Honigseim», sagt David in Psalm 19. Man kann Gesetze betrachten, wie man will - die des Herrn und die der Schweiz. HELENA GYSIN Die Kolumnistin ist Familienfrau, Sekre­ tärin der Baptistengemeinde Bülach und Autorin.


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idea Spektrum 25.2011


F ORU M | M E DI E N

SYNERGIE Lasst uns einen Baum pflanzen! Nukleare Katastrophen, Erdbeben, Tsunamis, Vulkanausbrüche, ökolo­ gischer Frevel, Kriege, Revolutionen, Aufstände, grenzenlose Habgier, Ausschweifungen, Unterdrückung, Wertezerfall. All das und mehr läuft täglich vor unseren Augen ab. Es ist interessant, was wir dazu in den Endzeitoffenbarungen in der Bibel lesen. Keine Angst, ich bin weit davon entfernt, Weltuntergangs­ szenarien an die Wand zu malen. Im Gegenteil. Ich bin ein fröhlicher und hoffnungsvoller Mensch. Fast täglich befasse ich mich mit neuen Projekten im In­ und Ausland. Im Auftrag der Christlichen Ostmission arbeite ich in vielen Projekten in Rumänien, Moldawien, Albanien, Vietnam und Kambodscha, um Menschen eine materiell und geist­ lich bessere Zukunft zu ermöglichen.

Immer wieder sehe ich dort die gleichen Bilder: Armut, Hoffnungs­ losigkeit, Orientierungslosigkeit, missbrauchte und einsame Men­ schen. Jugendliche ohne Arbeit. Aber auch Menschen, die etwas leisten und Situationen verändern möchten, wenn sie nur könnten. Wenn sie nur wüssten wie. Wenn sie nur die nötigen Mittel dazu hätten. Einigen von ihnen können wir mit unseren begrenzten Mitteln helfen. Wir schaffen für sie Arbeitsstellen. Wir ermöglichen ihnen eine Ausbildung. Wir schaffen für sie familiäre Kon­ takte. Wir geben ihnen geistlichen Halt. Wir bringen ihnen Licht und Hoffnung. Aber: Lohnt sich dieser Aufwand überhaupt? Ist es nicht nur ein Tropfen auf einen heissen Stein? Ist es nicht sowieso zu spät? Nein, dafür ist es nie zu spät! Ich habs mit Luther, der noch im Angesicht des Weltuntergangs einen Apfelbaum pflanzen würde. Für Hoffnungslose ist jeder mit Hoffnung gefüllte Tag ein Geschenk. Für Leidende ist jedes

Zeichen der Zuneigung Ermuti­ gung. Für Arbeitslose ist jeder Tag mit Arbeit ein sinnerfüllter Tag. Für Hungernde ist jedes Stück Brot Lebensqualität. Für Suchende ist Jesus die Antwort. Nicht nur die Beschenkten profitie­ ren von dieser Hilfe. Die Gebenden werden ebenso gesegnet. Sie erleben durch das Teilen Befriedigung und Freude. Sie verfallen nicht in Weltuntergangsstimmung. Sie freuen sich über jeden neuen Tag und schauen gelassen dem Wieder­ kommen Jesu entgegen. Hoffentlich kommt er bald! Hoffentlich bleibt uns noch viel Zeit zum Leben, Helfen und Dienen. MARIO BRÜHLMANN Der Autor ist Gründer von Swiss Create, dem Nonprofit-Bereich der Swiss Consulting Group SCG AG, Orpund, und Präsident der Christlichen Ostmission (COM). www.swisscreate.ch

Livenet nun mit internationaler Sicht DIGITALE KOMMUNIKATION Livenet will seine Tätigkeit international und mehrsprachig

erweitern. In Bern fand die erste Versammlung des Vereins «Livenet International» statt.

Neben dem Betrieb eigener Webportale will Livenet Kirchen und Organisationen in anderen Ländern technische Unterstützung für ihre Kommunikation im Internet anbieten. Livenet verfolgt damit auch das Ziel, Christen über die Kulturen hinweg zu vernetzen, um den Auftrag, die Welt für Christus zu erreichen, auch mit den Mitteln der digitalen Kommunikation gemeinsam auszuführen.

Zusammenarbeit mit CGS

An der Generalversammlung der beiden Vereine haben die stimmberechtigten Trägermitglieder Bruno Jordi neu in den Vorstand gewählt. Der in Belp wohnhafte Unternehmer ist Präsident des Vereins «Christliche Geschäftsleute Schweiz» (CGS). Livenet und CGS planen im Bereich Adressverzeichnis und Online-Portal für christliche Führungskräfte eine enge Zusammenarbeit – auch auf Vorstandsebene. Livenet-Präsident Daniel Suter erklärte sich erfreut idea Spektrum 25.2011

über den reichen Erfahrungsschatz, den Bruno Jordi mit seiner vielfältigen Tätigkeit als Unternehmer und Verantwortungsträger in verschiedenen christlichen Organisationen einbringt. Der bisherige Verein Livenet und der neue internationale Verein werden von den gleichen Gremien und Personen geleitet. Auch operativ ist das bisherige LivenetTeam für beide Vereine tätig. Auslöser für die Gründung des neuen Vereins waren auch Vorgaben der Steuerbehörden. Sie verlangen, die Zwecke Gemeinnützigkeit und Kultus (Glaubensverbreitung) zu trennen.

Neu im Trägerkreis

Bruno Jordi (links) und Martin Sägesser gehören neu zur Trägerschaft des Webportals Livenet.

FRITZ IMHOF

Martin Sägesser, Leiter von Meos Schweiz und Leitungsmitglied der Arbeitsgemeinschaft für Interkulturelle Kommunikation (Agik), wurde als stimmberechtigtes Trägerkreismitglied der beiden Livenet-Vereine gewählt. Im Blick auf die multikulturelle Ausrichtung wird er sein Knowhow in die geplante Kooperation von Livenet mit Werken in diesem Bereich einbringen. Bei einem Ausländeranteil von über 20 Prozent in der Schweiz sollen das Verständnis und das Miteinander der verschiedenen Kulturen auch auf Livenet, dem führenden christlichen Portal der Schweiz, stärker zum Tragen kommen. Die beiden Generalversammlungen standen unter der Leitung von Daniel Suter, Moosseedorf, dem Präsidenten der beiden Livenet-Vereine. Geschäftsleiter ist Beat Baumann aus Interlaken. www.livenet.ch

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Verträge aus Vernunft «idea Spektrum» Nr. 24 – «Gerade Christen brauchen Verträge»

Vielen Dank an Daniel Albietz für seinen Beitrag in der Kolumne «Synergie» über schriftliche Abmachungen. Was Sie schreiben, gilt genauso bei Freundschaften. Und wo beides zusammentrifft, steigert sich das Konfliktpotenzial durch noch höhere gegenseitige Erwartungen – die ja meist nicht ausgesprochen werden, da «man sich ja kennt und schätzt» – exponenziell. Wo Geld ins Spiel kommt, endet die Freundschaft beziehungsweise christliche Geschwisterschaft, wenn die Rahmenbedingungen nicht klar geregelt werden. Schade, dass so viele Gutgläubige (Christen oder Freunde wie auch beides) sich statt von der Vernunft von rührseliger Gefühlsduselei leiten lassen. Aus meiner Erfahrung in der Wirtschaft wie auch neuerdings als Pastor kenne ich leider viel zu viele leidige Beispiele. DAVID RUPRECHT, Buchs ZH

Sag die Wahrheit!

«idea Spektrum» Nr. 22 – «Tolle Mutter und toll im Beruf – das schafft keine» Die Aussage von Margot Kässmann: «Wie oft habe ich bei der Arbeit geflunkert und gesagt, ich hätte noch eine Sitzung – dabei musste ich zu den Kindern», hat bei mir Traurigkeit, Erschrockenheit und Enttäuschung ausgelöst. Sind das unsere Vorbilder und prägenden Persönlichkeiten? Dabei musste ich in Dankbarkeit an den letzten Kongress Christlicher Führungskräfte in Nürnberg und an die Aussage des OBI-Gründers Manfred Maus denken, der das viel bessere Verhalten ansprach: «Wenn du nicht mehr weiter weisst, sag die Wahrheit.» Dieser Satz schafft Glaubwürdigkeit und Vertrauen. PETER DREWANZ, Obercunnersdorf/Sachsen

Die Trinität im Bild

«idea Spektrum» Nr. 23 – «Wozu eigentlich noch Pfingsten?» Wie ist die Trinität erklärbar? Wenn Helmuth Matthies die göttliche Trinität mit Duft, Schale und Frucht der Orange vergleicht, so stelle ich mir die göttliche Dreieinigkeit als Bild wie folgt vor: Gott ist als Eisberg weit weg von uns. Als Wasser ist Jesus zu uns herabgekommen, und als Wasserdampf ist der Heilige Geist allgegenwärtig unter uns. Gott erscheint uns eben in verschiedenen Zuständen. EMIL RAHM, Hallau


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W I R T SC H A F T

Wenn Gott auf der Klaviatur des Lebens mitspielt PORTRÄT Er hat mit grossen Konzertpianisten gearbeitet, ist Synodenmitglied der Evangelisch-reformierten Landes-

kirche des Kantons Zürich und Parteipräsident. Die Umstellung vom Berufsleben ins Pensioniertendasein gestaltet Theo Meier aus Adliswil ZH mit seiner Frau und zwei Partnern: einem Klavierbauer – und Gott, der sein Leben «beflügelt».

Einst meinte Theo Meiers Klavierlehrerin, aus ihrem Schüler würde einmal ein Organist. Weit gefehlt! «Ich wollte zur Freude Musik machen, nicht als Beruf», meint der Vater von zwei erwachsenen Kindern rückblickend. Als der junge Mann eine Lehrstelle als Klavierbauer suchte, war nur eine einzige frei. Er bekam sie, «ohne Wenn und Aber». Seine Lehrfirma führte viele Marken im Sortiment. Er kannte jede «Bude» und besuchte sie mehrmals persönlich. Es ging ihm nahe, als eine nach der andern konjunkturbedingt vom Markt verschwunden ist. Theo Meier baute für seine Arbeitgeber, aber auch für sich einen guten Namen auf. Die grossen Firmen verwiesen Kunden darum oft an ihn. Das begünstigte den Weg in die Selbständigkeit vor 15

Impressum Idea Schweiz Herausgeber: Idea Information AG, 4410 Liestal Verwaltungsrat: Heiner Henny, Präsident; Sam Moser, Stellvertreter; Paul Beyeler, Hans Lendi, Hansjörg Leutwyler, Hanspeter Schmutz Ideelle Trägerschaft: Schweizerische Evangelische Allianz (SEA), Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG), Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) Redaktion: Josefstr. 32, 8005 Zürich, Tel. 044 444 16 44, Fax 044 444 16 49 E-Mail: redaktion@ideaschweiz.ch Internet: www.ideaschweiz.ch Chefredaktor: Andrea Vonlanthen Büro: Bahnhofstr. 65, 9320 Arbon Tel. 071 446 70 02, Fax 071 446 74 88 E-Mail: andrea.vonlanthen@ideaschweiz.ch Redaktor: Thomas Feuz Erweitertes Team: Esther Reutimann, Sibylle Zambon, Christian Bachmann, Mirjam Fisch-Köhler, Marlies Reutimann Praktikum: Martina Schnidrig Inserateservice: Jordi AG – das Medienhaus, Roland Rösti, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 25, Fax 031 819 38 54 E-Mail: inserate@ideaschweiz.ch Aboservice: Jordi AG – das Medienhaus, Ursula Seifried Jordi, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 20, Fax 031 819 38 54 E-Mail: abo@ideaschweiz.ch Abopreise: Jahresabo Fr. 145.–, Senioren-abo Fr. 117.–, Halbjahresabo Fr. 77.–. Das Abo ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar. Konto: PC-Konto 40-788586-4 Idea Information AG, 4410 Liestal Layout/Druck/Versand: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp www.jordibelp.ch

Bilder: idea/tf

Jahren. Den Satz: «Egal, welche Firma die Reparatur ausführt, Hauptsache, dass Sie kommen!», hörte er ab und zu. Vom ersten Tag an hatte er genügend Arbeit.

«Lehr- und Wanderjahre»

In 40 Jahren hat der Klavierbauer 25 Lehrlinge ausgebildet, davon fünf Frauen. Er hat in verschiedenen leitenden Funktionen Verantwortung übernommen. Seit der Pensionierung ist Meier wieder Handwerker und Verkäufer. Und erinnert sich immer wieder an die prägenden Jahre im Ausland. Hier lernte er den Klavierbau im grossen Stil kennen. «Ein Schweizer Klavierbauer produzierte damals etwa hundert Klaviere jährlich. Viel Handarbeit prägte seinen Alltag, etwa Resonanzböden verleimen, Saiten aufziehen oder Oberflächen polieren. In England produzierten wir pro Jahr 100 Klaviere.» Richtig gross wurde es in den USA: Pro Tag wurden bis zu 260 Klaviere produziert. Meier fehlte jedoch der Bezug zum einzelnen Instrument, vom Kontakt zu den künftigen Besitzern ganz zu schweigen.

Mit Pianisten unterm Flügel

Bei rund 2000 Konzerten in der Tonhalle Zürich hat Theo Meier grosse Pianisten aus aller Welt kennen gelernt. Zu einigen von ihnen entstand ein feiner Kontakt. «Natürlich hatten sie alle ihre Vorlieben und Eigenheiten. Einer von ihnen lag sogar zusammen mit mir unter dem Flügel, um die allerletzte Feineinstellung vorzunehmen.» Einige Erfahrungen und Episoden hat der Klavierbauer veröffentlicht. Im Bauen und Reparieren von Klavieren und Flügeln ist Theo Meier ein ausgewiesener Fachmann. Seine Kompetenz wird weitherum geschätzt. Obwohl offiziell schon pensioniert, ist der 69-jährige Senior immer noch «im Geschäft». Er sagt: «Meine Kundschaft hat sich an meinen Service gewöhnt. Viele würden es nicht verstehen, wenn ich den langjährigen Kontakt jetzt ein-

Harmonie von Mensch und Instrument: Theo Meier im Verkaufsraum.

fach abbrechen würde.» So ist er noch häufig im Betrieb. Der Rest seiner Zeit gehört seiner Familie, der Kirche und der Partei. Die Enkel besuchen ihn regelmässig in der Werkstatt.

«Christsein muss man leben»

Der dreifache Grossvater engagierte sich während acht Jahren in der Schulpflege und der Bezirkskirchenpflege sowie 25 Jahre lang im Vorstand des Berufsverbands. Sechs Jahre lang sass Theo Meier für die EVP im Gemeindeparlament von Adliswil, seit 18 Jahren ist er deren Präsident. Er hat sein Christsein nie versteckt. «Ich habe mich nie gescheut, Klartext zu reden.» Seine Fairness und Dienstbereitschaft sind auch in der Synode der Evangelisch-reformierten Landeskirche des Kantons Zürich bekannt. «In meiner Bibel steht das so…», lautet eine gängige Einführung seiner Referate. Meist bekam er nicht sofortige Zustimmung, aber häufig recht im Lauf der Zeit. Er wünscht sich eine Kirche mit mehr Profil und befürwortet ein Glaubensbekenntnis. Klartext ist für Meier auch in der Politik wichtig. «Natürlich wollen wir als EVP nicht zu missionarisch werden. Wir sind ja keine Kirche. Aber wir sollten mit dem politisieren, was wir von der Kirche her bekommen.» Oft ermutigt er Parteimitglieder, hinauszustehen: «Wovor habt ihr Angst? Sagt doch einfach, dass ihr das aus einer christlichen Überzeugung so seht!»

Ob er denn nach einem intensiven Berufsleben nicht einfach loslassen möchte?, frage ich ihn. «Ja, weil man nicht mehr so viel ‹Puste› hat. Andererseits Nein: Es ist einfach zu schön!» Apropos Alter: Seit einiger Zeit widmet sich Meier der «Sonntagsmalerei». Der Erlös aus dem Verkauf geht an ein christliches Waisenhaus in Addis Abeba.

Stets ein offenes Ohr

Bilder an den Wänden zeugen von einem Sprachaufenthalt in der Toskana. Und: Meier trägt keinen Bart mehr. «So werde ich eigentlich im Alter immer jünger.» Und er fühlt sich fit, nebst seinen öffentlichen Ämtern Instrumente zu stimmen und zu warten. Er möchte damit weiterfahren, solange das Gehör noch mitmacht. Er, der zeitlebens genau hingehört hat, will auch auf den hören, der ihm einen Auftrag gegeben hat: «So lange es geht, möchte ich mich für Gott und Mitmenschen einsetzen.» THOMAS FEUZ

«Klavier-Geschichten»

Der Klavierbauer Theo Meier hat lustige Erlebnisse veröffentlicht. Die Sammlung heiternachdenklicher «KlavierGeschichten» kann auf seiner Website heruntergeladen werden.

www.klavier-meier.ch

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Dieses Werk geht für Jesus weltweit in die Luft JUBILÄUM Seit 40 Jahren ist die Helimission unterwegs und verbreitet die frohe Botschaft. Ein Medizinmann, der den Ahnengeistern vier Söhne geopfert hatte, fragte weinend: «Wieso seid ihr nicht früher gekommen?»

Die Helimission hat unzähligen Menschen in abgelegenen Gebieten Hilfe geleistet. Unter anderem auch Perus, einem Medizinmann, der viele Menschen – darunter auch seine Söhne – als Ritualopfer für die Ahnengeister umgebracht hat. Simon Tanner, seit 2001 Geschäftsführer der Helimission, brennt für diese Menschen: «Jeden Tag sterben Leute. Das Evangelium zu hören, ist ein Menschenrecht!»

Die Vision lebt

Das Werk wurde 1971 von Ernst Tanner gegründet. In den Fussstapfen seines Vaters führt Simon Tanner das Werk mit derselben Vision weiter: Die letzten Stämme erreichen, bevor Jesus wieder kommt. Konkret bedeutet das einen sehr aufwändigen Einsatz von Missionaren vor Ort, welche die Kultur und Sprache erlernen, den Stammesmitgliedern Lesen und Schreiben beibringen und die Bibel übersetzen. Tanner ist überzeugt: «Es ist wichtig, die Vision im Auge zu behalten und an Orte zu gelangen, wo

Zwei Generationen Tanner bleiben im gleichen Auftrag unterwegs.

die üblichen Verkehrsmittel nicht hinkommen. Dafür hat Gott Helis geschaffen.» Die Helimission bietet Hilfe im sozialen, medizinischen wie auch geistlichen Bereich und arbeitet zusammen mit Menschen und Gemeinden vor Ort. Sie und ihre Partner sind in Katastrophengebieten bei Dürre, Wirbelstürmen und Überschwemmungen schnell zur Stelle und arbeiten mit internationalen Organisationen, wie beispielsweise dem UNHCR und dem IKRK, zusammen. Die Piloten,

welche Hilfsmittel, Medikamente und Missionare in die Stämme fliegen, leben von Spenden ihres Freundeskreises, der auch im Gebet für sie einsteht und für die Arbeit miteifert.

Im Anflug auf weitere Basis

In den letzten Jahren hat sich die Helimission strukturell verändert und entwickelt. Zur verbesserten Unterstützung der Missionare wurde ein «Member-Care»-Team aufgebaut. Durch Stationsbesuche sowie mittels neuer Techno-

logien wurde eine Plattform geschaffen, um schwierige Themen anzusprechen und den Missionaren einen möglichst langen und zufriedenstellenden Dienst zu ermöglichen. Der Wunsch der Helimission ist es, zu den unerreichten Völkern im Amazonasgebiet von Brasilien, in Sumatra und Indonesien zu gelangen. Vier Stationen bestehen bereits in Äthiopien, Madagaskar und in den indonesischen Provinzen Papua und Sulawesi. Der Mangel an Piloten ist bisher jedoch die grösste Schwierigkeit, um diese Vision weiter voranzutreiben. MARTINA SCHNIDRIG

40-Jahr-Feier 25. Juni: 13.30 Uhr Sponsorenlauf, ab 20 Uhr Darbietungen und OpenAir-Kino in Trogen 26. Juni: ab 8 Uhr Kaffee und Zopf, 9.30 Uhr Festgottesdienst mit Ernst Tanner in der Kirche, ab 11 Uhr Missionsbasar, Darbietungen in der Turnhalle, Heliflugsimulator www.helimission.ch

Die «Totengebeine» erwachen zu neuem Leben VORTRÄGE VON «PRO ISRAEL» Der Direktor der Bibelschule in Netanya, Erez Soref, spricht zum Thema «Israel im Plan Gottes – Gegenwart und Zukunft». Die ersten neun Anlässe in der Ostschweiz wurden rege besucht.

«Israel hat der Welt wesentliche Dinge gegeben: die Bibel, die hebräische Sprache, wegleitende Erkenntnisse in der Forschung und Technologie. Doch das Land befindet sich konstant in grosser Bedrängnis», hält Erez Soref fest. Soref ist Sohn jüdischer Eltern, dozierte an der Universität von Haifa und ist Direktor des «Israel College of the Bible», der Israelischen Bibelschule in Netanya. Er betrachtet den Aufruhr in den arabischen Ländern mit Interesse und Besorgnis: «Diese gewaltigen Umstürze sind Ausdruck von Gottes Plänen. Die Bibel dokumentiert Gottes Absichten in verblüffender Klarheit – von den Anfängen mit Adam und Eva Bilder: idea/tf, zvg

Rechnet mit Erweckung: Erez Soref.

über Abraham bis zu den aktuellen Umwälzungen.»

Erweckung durch Verfolgung?

Der 45-jährige Referent spannt vor den aufmerksamen Zuhö-

rern einen grossen zeitlichen Bogen von mehreren tausend Jahren. Anhand des Textes über die «Totengebeine» (Hesekiel 37) spricht er über die Millionen von Menschen, die in den letzten 60 Jahren nach Israel eingewandert sind. «Die Rückführung all dieser Menschen liegt im Plan Gottes», hält er fest. Er sieht aber noch eine zweite Komponente: die geistliche Erweckung in Israel. Die Bewegung der messianischen Juden ist auf rund 20 000 Menschen angewachsen. Geschickt wechselt der dreifache Familienvater von politischen zu geistlichen Aspekten. «Wir treten zunehmend in die endzeitliche Entwicklung ein», ist er

überzeugt. Und sagt mit grossem Ernst: «Juden und bekennende Christen gehören in Zukunft zu den meistverfolgten Menschen.» Das jedoch könne eine geistige Erweckung durchaus auch positiv beeinflussen. Ein Zuhörer meinte: «Das ist die beste Israel-Veranstaltung, die ich je besucht habe.» THOMAS FEUZ

Noch zwei Vorträge 22. Juni, 20 Uhr, Hotel Bern, Zeughausgasse 9 in Bern 23. Juni, 20 Uhr, Pentorama, Arbonerstrasse 2 in Amriswil www.proisrael.ch


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p u bl i r e p or tag e

C-Leaders: Fachschule für Führungskompetenz

Für Menschen mit Visionen WEITERBILDUNG für Christen in Leitungsverantwortung: www.c-leaders.ch

Die C-Leaders Fachschule will mit ihrem Angebot erreichen, dass christliche Leiterinnen und Leiter ihr Potenzial und ihre Berufung noch besser leben können. «Wir sind überzeugt davon und erleben es in unseren Kurstagen auch immer wieder, dass im Bereich Leiterschaft noch viel ungenutztes Potenzial geweckt und für die Praxis genutzt werden kann», erklärt der Schulleiter Markus Züger.

Schulleiter Markus Züger

Praxisbezogene Gestaltung Zwölf abwechslungsreiche Kurstage mit ausgewiesenen FachreferentInnen vermitteln den LeiterInnen interessante Leiterschaftskompetenzen. Coachingstunden und Praxisbegleitung sorgen für eine individuelle Ausprägung mit viel Praxisbezug. Der nun siebte Lehrgang startet am 25. Januar 2012 in Winterthur. «Diese Fachschule besticht durch eine Breite und Tiefe der Themen und Referate, die eine echte lebens- und praxisnahe Orientierungshilfe für Menschen in christlichen Leitungssituationen anbietet.» bestätigt ein ehemaliger Teilnehmer.

Besonderheiten von C-Leaders • Diese Schule ist ein Ort der besonderen Wertschätzung und der gegenseitigen Stärkung. Das Klima ist locker, offen und frisch. • CH-LeiterInnen schulen, unterstützen und motivieren CH-LeiterInnen. C-Leaders nutzt bewusst Stärken aus unserm Land. • Der Schwerpunkt liegt bei der Umsetzung: ein hoher Praxisbezug ist garantiert. Im Mittelpunkt steht die Nutzung unserer Potenziale und Gaben. • Managementwissen einerseits und geistliche Leiterschaft andererseits verschmelzen zu einer Einheit. Das führt zu einem spirituellen Management. • Und eine Diplomarbeit ist nicht verlangt, weil die meisten LeiterInnen zeitlich schon sehr eingespannt sind. Folgendes Feedback einer Teilnehmerin ergänzt die Besonderheiten dieser Ausbildung. «Markus Züger führt diese Schule mit klarer, gerader Linie. Dank dem roten Faden lernte ich, wer ich bin und wie Beziehungen funktionieren. Es ist genial, wie ich mich dadurch verändern konnte und meine Ziele erreiche.»

Für christliche Leitungsverantwortliche C-Leaders richtet sich an Pastoren, Pfarrpersonen, GemeindeleiterInnen,

Kirchenvorstände, Älteste, Prediger, WerkleiterInnen und christliche Leitungsverantwortliche. Weil diese Jahresschule die Teilnehmenden individuell stärken will und einen hohen persönlichen Gewinn gewährleisten will, ist die Teilnehmerzahl auf 18 Personen beschränkt. Ein Teilnehmer ergänzt: «C-Leaders finde ich spannend, weil sie vielfältig, praktisch und überkonfessionell gestaltet ist. Ich schätze die persönlich und praktisch gehaltenen Fachreferate sehr. Ich profitierte von dieser preiswerten Fachschule sehr!»

Mitwirkende – eine Auswahl Karl Albietz, Fluri und Anni Bärtsch, Leo Bigger, Verena Birchler, Pfr. Karl Flückiger, Samuel Jakob, Helmut Kuhn, Roland Laubscher, Barbara und Peter Höhn, Dr. Rolf Lindenmann, Georges Morand, Siegfried Nüesch, Hanspeter Nüesch, Pfr. Roger Rohner, Urs Schmid, Heinz und Annelies Strupler, Pfr. Christoph Stücklin, Pfr. Leo Tanner, Jacqueline Walcher-Schneider, Anthony Wernli, René Winkler, Johannes Wirth, Andrea Xandry, Markus Züger

Start der Jahresschule 2012 Am Mittwoch, 25. Januar 2012 in Winterthur. Anmeldung und weitere Infos unter www.c-leaders.ch. Der Detailprospekt ist auch erhältlich unter: c-leaders@bluewin.ch.

C - Leaders: Fachschule für Führungskompetenz Praxiserprobt und frisch – für Menschen mit Visionen Jahresschule 2012 www.c-leaders.ch

Statements zur Schule

Hanspeter Nüesch, Leiter von Campus für Christus: «Markus Züger kombiniert profundes Managementwissen sowie eine ausgeprägte analytische Gabe mit einem heissen Herz für Gott und die Menschen. Eine seltene Kombination. Deshalb kann ich den Besuch der Kurse wärmstens empfehlen.» Heinz Strupler, Leiter ISTL: «Die Idee dieser Schule überzeugt mich. Die Mischung von Seminaren und Coachingangeboten ist genau das, was wir heute benötigen. Ich kenne Markus Züger und kann deshalb diese Schule nur empfehlen.» Peter Schneeberger, Pastor FEG Muri-Gümligen und Leitungsmitglied FEG Schweiz: «Mich hat an der C-Leaders Weiterbildung begeistert, wie ganzheitlich Leiterschaft vermittelt wurde. Für meine Leitungstätigkeit in der lokalen Gemeinde und der FEG Schweiz bekam ich viel «Handwerkszeug» und wurde ermutigt entschlossen zu leiten.»

Tagesworkshop «Resilienz – Aktuelles für Leiter/innen heute»: 15. September 2011 Stehaufmännchen sein, an Widerständen wachsen, Wirklichkeitssin entwickeln. mit Verena Birchler, Peter und Barbara Höhn, Daniel Zindel; Leitung Markus Züger Resilienz steht für innere Widerstandkraft und Wieder-Aufstehen-Können. Diese Kompetenz ist für Menschen in Leitungsverantwortung schon heute unerlässlich und wird in Zukunft immer wichtiger werden. Christliche Leiterinnen und Leiter sind vom Alltag, vom Zeitgeschehen und der Lebensintensität herausgefordert. Sie stehen auch in ihrer Organisation oder Kirchgemeinde immer höheren Erwartungen gegenüber. Der Workshop wird als Forumstreffen gestaltet: mit verschiedenen Fachinputs, Diskussionen, mit einem Persönlichkeitstest, Erfahrungsaustausch und persönlichen Interviews. Ort und Datum: GvC Chile Hegi in Winterthur; 15. September 2011; 9 Uhr bis 16.45 Uhr Anmeldung: ist auch per Mail möglich an c-leaders@bluewin.ch; www.c-leaders.ch

C - Leaders: Fachschule für Führungskompetenz Workshop 15. September 2011 Resilienz – Aktuelles für LeiterInnen heute

idea Spektrum 25.2011


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Das Bild der Woche

Mittelmeer

SYRIEN: ZWISCHEN TRADITION UND UMBRUCH In Syrien gehen seit Monaten Hunderttausende Bürger trotz brutaler Unterdrückung durch die Sicherheitskräfte für mehr Demokratie und gegen den diktatorisch regierenden Präsidenten Baschar al-Assad auf die Straße. Menschenrechtsgruppen zufolge wurden seit März mehr als 1.300 Menschen getötet. Die Christen im Land halten sich bei den Protesten bisher zurück: Sie fürchten, von radikal-islamischen Kräften des Volksaufstands unterdrückt und vertrieben zu werden. Unter dem sozialistischen System der seit 1963 regierenden Baath-Partei von Präsident Assad genießt die christliche Minderheit relative Freiheit. Von den rund 20 Millionen Einwohnern Syriens sind etwa 15 % Christen, meist Orthodoxe und Katholiken. Sie blicken auf eine jahrtausendealte christliche Tradition zurück: So hatte etwa der Apostel Paulus vor den Toren von Damaskus sein BekehTÜRKEI rungserlebnis. Etwa 60 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Damaskus liegt in 1.500 Metern Höhe das Dorf Maalula (Bild). IRAK Es ist eines von drei Dörfern, in denen noch Aramäisch geSYRIEN sprochen wird – die Sprache Jesu. In Maalula entstand eine der ersten christlichen Gemeinden der Welt. Ein wichtiges Bauwerk ist das griechisch-orthodoxe Mar-Thekla-Kloster LIBANON Maalula (Bildmitte mit zwei blauen Kuppeln), das der „SchutzpatroDAMASKUS nin“ von Maalula – einer zum Christentum übergetretenen ISRAEL HAUPTSTADT Königstochter und Schülerin des Apostels Paulus – gewidJORDANIEN met ist. Es wurde im 20. Jahrhundert restauriert.

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Spitzensport: Steigert Gebet die Leistung? FRAUENFUSSBALL-WM Weltfußballer Lionel Messi tut es, der deutsche Nationalverteidiger Arne Friedrich tut es, und bei der WM vom 26. Juni bis 17. Juli in Deutschland werden es auch viele Spielerinnen tun: Beten.

I

n anderen Sportarten ist es ebenfalls kein Tabu mehr, Gott anzurufen. Aber was bewirkt das Gebet im Sport? Bringt es den Sieg? Steigert es die Leistung? Der Südkoreaner Jeong-Keun Park von der Universität Seoul hat bei einer Untersuchung über Athleten seines Landes tatsächlich nicht nur eine angsthemmende, sondern auch eine leistungssteigernde Wirkung des Gebets festgestellt – unabhängig von der Religion des Sportlers. Laut einem Bericht der britischen Rundfunkanstalt BBC (London) könne man sich die Auswirkungen der Gebete von Athleten so vorstellen: „Der Glaube, dass eine höhere Macht das eigene Leben lenkt, scheint die Leistung anzukurbeln und den Zweifel zu beseitigen – das kann Sportlern ebenso helfen wie Patienten.“

Kraft aus dem Gebet

Fotos: PR Frauen/dpa; Übrige/PR

Dass das Beten die sportliche Leistung steigert, würde Prälat Bernhard Felmberg (Berlin), Sportbeauftragter der EKD, so pauschal nicht sagen. 2003 war er Initiator für den Bau einer Kapelle im Berliner Olympiastadion und begleitete das Projekt hauptverantwortlich bis zur Fertigstellung 2006. Er ist zudem evangelischer Seelsorger des Fußballclubs Hertha BSC Berlin. Wie Felmberg idea auf Anfrage sagte, sei es eine „ganz klare Erfahrung“ vieler Sportler, dass sie aus dem Beten Kraft und Konzentration zögen und „entkrampfter“ ins Spiel gingen. Man dürfe aber das Gebet nicht gleichsetzen mit Sieg und Erfolg: „Gott ist kein Automat.“ Auch Christen müssten im Sport mit Erfolg und Misserfolg leben. 2010 – im Abstiegsjahr der „Hertha“ – habe er „so viel wie nie“ mit

Lionel Messi

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Arne Friedrich

Die Fußball-Frauen aus der Demokratischen Republik Kongo beten vor Beginn jedes Spiels. Bei der Weltmeisterschaft in Deutschland ist das Team jedoch nicht dabei.

Spielern und Vereinsverantwortlichen gebetet. Trotzdem musste der Verein die 1. Bundesliga verlassen. Er schaffte aber ein Jahr später – also jetzt – den direkten Wiederaufstieg. Nach Erfolgen werden laut Felmberg auch Dankgebete gesprochen.

Von Gnade und Leistung Wie er weiter sagte, sei das Gebet im Sport ebenso wichtig wie im übrigen Alltag. Christen, die ihr Leben in Verantwortung vor Gott führen, nähmen ihr Handeln ins Gebet. Wer seine berufliche Existenz im Sport habe, bete genauso wie Christen in Wirtschaft, Politik und Kirche. Das Gebet eröffne die Möglichkeit, „Belastungen der Seele auf Gott zu werfen“. Das gelte für den Kampf im Leben ebenso wie im Sport. Betende Leistungssportler erführen, dass nicht alles vom eigenen „Rennen und Tun“ abhänge, sondern dass das Leben „Gnade“ sei – eine Umkehrung der üblichen Verhältnisse: „Da ist Leistung alles und Gnade gar nichts.“ Felmberg Prälat Felmberg ist im Hauptamt Be-

vollmächtigter des Rates der EKD bei der Bundesrepublik Deutschland und der EU.

SRS: Sportlern bedeutet Gebet viel Bernd Breitmaier, Geschäftsführer der christlichen Organisation SRS (früher: Sportler ruft Sportler) mit Sitz in Altenkirchen (Westerwald), sagte, das Werk verfolge bei der Begleitung von Sportlern einen ganzheitlichen Ansatz: Dazu gehörten Körper, Psyche und Geist. Beim Geistlichen, also der Beziehung zu Jesus Christus, komme es vor allem darauf an, dass Sportler ihr volles Potenzial entfalten. Ihnen bedeute es sehr viel, wenn sie selbst beten könnten und wüssten, dass für sie gebetet werde. Das gelte gerade für Wettkampfsituationen, in denen der Druck besonders hoch sei. Generell rate SRS den Athleten: „Lebe dein Christsein im Sport.“ Freilich dürfe man auch um Erfolg beten, aber noch wichtiger sei es, alles in Gottes Hand zu legen – Erfolg und Niederlage. Vor allem sollten Sportler um einen fairen Wettkampf bitten – und darum, dass man sich selbst so verhalte, „dass Gott seine Freude daran hat“. P

b www.srsonline.de • 02681 941154


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Kardinal: Auf Evangelikale & Freikirchen zugehen VATIKAN: Für mehr Offenheit der katholischen Kirche zu Freikirchen und evangelikalen Bewegungen plädiert der Kurienkardinal Walter Kasper.

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n seinem neuen Buch über „Katholische Kirche – Wesen – Wirklichkeit – Sendung“ (Herder-Verlag, Freiburg) fordert der höchste Mitarbeiter der Zentralregierung (Kurie) des Vatikans seine Kirche auf, Berührungsängste abzubauen. Der Dialog mit den „aus den Erweckungsbewegungen hervorgegangenen evangelikalen Bewegungen und Gemeinschaften“ sei für die katholische Kirche wichtig. Zwar seien diese in Deutschland zahlenmäßig relativ klein, aber weltweit hätten sie viele Millionen Anhänger. In der Vergangenheit wurden sie vielfach vor allem in katholischen Ländern als „Sekten“ abqualifiziert. Doch laut Kasper stehen die Freikirchen bzw. Evangelikalen der katholischen Kirche in vielem nahe, etwa in ethischen Fragen und den biblischen Grundwahrheiten des Glaubens.

Ökumene wird wohl schwieriger Dazu zähle das Bekenntnis zu Jesus Christus als Gottes Sohn und die Heilsbedeutung von Kreuz und Auferstehung. Zur

„Regierungschef“ im Vatikan: Kasper

Ökumene sagte er, auch wenn die Einheit aller Christen bislang nicht erreicht sei, so sei doch ein „Zusammengehörigkeitsgefühl der einen weltweiten Christenheit“ entstanden. Um volle Kirchengemeinschaft zu erreichen, müsse man sich zunächst einig werden, was Kirche sei und was Einheit bedeute. Das sollte das leitende Thema der nächsten Phase des Dialogs zwischen dem Vatikan und den anderen Kirchen sein. Kasper: „Es wird wohl eher schwieriger als einfacher werden.“ P

Christen & Muslime haben nicht denselben Gott BEKENNTNISBEWEGUNG Islam-Experte: Unterschiede sind unüberbrückbar

G

egen die Ansicht vieler Theologen und Politiker, dass Christen und Muslime an denselben Gott glauben, hat sich der Islam-Experte Christoph Wassermann (Stuttgart) gewandt. Muslime könnten vielen Aussagen des Apostolischen Glaubensbekenntnisses nicht zustimmen. Insbesondere die Überzeugung, dass Jesus Christus am Kreuz für die Sünden der Menschen gestorben sei, werde als Gotteslästerung angesehen, sagte Wassermann bei der Mitgliederversammlung des Bundesarbeitskreises der Bekenntnisbewegung „Kein anderes Evangelium“ in Frankfurt am Main. Nach islamischer Überzeugung ist Jesus nicht gestorben, sondern einige Jahre später von Jerusalem aus in den Himmel eingegangen. Deshalb müssten

Muslime die Aussage ablehnen, dass Jesus am dritten Tag nach seinem Tod auferstanden sei, so Wassermann. Während das Neue Testament die Demut Christi hervorhebe, werde Mohammed im Koran als herrschsüchtig beschrieben. Im Christentum werde Gott mit einem gütigen Vater verglichen, während ehemalige Muslime Allah als einen Dämon erfahren hätten. Die 1966 gegründete Bekenntnisbewegung gibt alle zwei Monate einen spendenfinanzierten Informationsbrief in einer Auflage von fast 20.000 Stück heraus. Vorsitzender der Bekenntnisbewegung ist Pfarrer Hansfrieder Hellenschmidt (Filderstadt bei Stuttgart). P

b www.bekenntnisbewegung.de

NOTIERT Bestattung: Per Internet verfolgen Internet-Übertragungen von Bestattungen plant die nordenglische Stadt Bolton. Hinterbliebene brauchten dann nicht mehr persönlich anwesend zu sein, sondern könnten sich mit einem Passwort anmelden und die Trauerfeier am Computer verfolgen. Die Verwaltung der rund 140.000-Einwohner-Stadt bittet die Bürger per Fragebogen auch um Antwort, ob sie ein elektronisches Kondolenzbuch und die Nutzung der Abwärme des Krematoriums zur Heizung von Wohnungen wollen.

„Unchristlich“: Der Libanon verbietet Lady Gagas Album Die libanesische Regierung hat das neueste Album der 25-jährigen US-Popsängerin Lady Gaga verboten und Tausende CDs beschlagnahmt. Begründung: Das Album „Born this Way“ (So geboren) sei unchristlich. Zuvor hatte das Land bereits ihre Single „Judas“ verbannt, weil der Text für Christen anstößig sei. In Malaysia darf der Hit nicht im Radio gespielt werden. Der Titelsong des neuen Albums, das in 21 Ländern an der Spitze der Popcharts steht, ist ein Loblied auf alle sexuellen Ausrichtungen – ob hetero-, homo-, bioder transsexuell. Sie seien alle gleich, weil Menschen „so geboren“ seien. Auch konservative christliche Gruppen in den USA haben den Popsong kritisiert, so die Organisation „Focus on the Family“ (Brennpunkt Familie).

Fotos: Kasper/Bistum Trier; Lady Gaga/PR

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Stimmen die üblichen Thesen nicht mehr? Wird es wieder kälter? SOLARWISSENSCHAFTLER Viele Politiker und fast alle Kirchen reden vom Klimawandel: Es soll immer wärmer werden. Jetzt gibt es Widerspruch.

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uch kirchliche Kreise warnen immer wieder vor höheren Temperaturen, einem weiteren Abschmelzen der Eiskappen, dem darauf folgenden Anstieg des Meeresspiegels und damit einer weitreichenden Zerstörung der Schöpfung. Doch nach jüngsten Erkenntnissen US-amerikanischer Solarforscher könnte sich das Klima in den kommenden Jahren eher abkühlen. Der Grund: Die Aktivität der Sonne mit einer Vielzahl von Flecken hat einen Höhepunkt erreicht. Sie dürfte im bevorstehenden Jahrzehnt in eine Art „Winterschlaf“ fallen, sagen Wissenschaftler des Nationalen Sonnenobservatoriums und des Forschungslaboratoriums der US-Luftwaffe voraus. Die neuen Erkenntnisse wurden bei der Jahrestagung der Abteilung für Sonnenphysik der Amerikanischen Astronomischen Gesellschaft in Las Cruces (Bundesstaat Neu Mexiko) Mitte Juni präsentiert. Voneinander unabhängige Beobachtungen der Sonnenaktivität an sechs Observato-

rien deuteten in dieselbe Richtung, erklärte der Wissenschaftler Frank Hill, nämlich, dass man im nächsten, etwa elfjährigen Sonnenzyklus nur wenige oder gar keine Aktivitäten wie etwa Sonnenflecken erleben werde. Es stelle sich die Frage, ob die Erde wieder auf eine „kleine Eiszeit“ zugehe, wie eine ungewöhnliche Kälteperiode von 1645 bis 1715 genannt wird. Damals war, wie die Londoner Zeitung „The Times“ jetzt berichtet, die normalerweise eisfreie Themse in London regelmäßig zugefroren und bis zu 28 Zentimeter Schnee gefallen.

Der „Winterschlaf“ der Sonne Eine ähnliche Kälteperiode hält Hill jedoch für unwahrscheinlich. Die Wissenschaftler stellten den Klimawandel nicht grundsätzlich infrage. Sie rechneten aber damit, dass der „Winterschlaf“ der Sonne die Erde um 0,3 bis 0,5 Grad abkühlen werde. Ähnlich äußert sich Joanna Haigh, Professorin für Atmosphärenphysik am Londoner Impe-

Die Aktivität der Sonne mit vielen Flecken (siehe Foto) hat einen Höhepunkt erreicht. Jetzt soll es wieder kälter werden.

rial College. Sie rechnet mit einer Abkühlung von einem Grad. Hingegen sei zu erwarten, dass ein ungebremster Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid die Temperaturen bis zum Jahr 2100 um 1,5 bis 4,5 Grad steigen lassen würde. Der „Winterschlaf“ der Sonne könnte diesen Effekt also bestenfalls zeitweise abmildern, sagte sie der Times. P

b

www.nso.edu

Warum die Europäer ihre eigene Kultur „hassen“ EU-KOMMISSAR I. R.: Europa hat den Glauben an die eigene christlich geprägte Zivilisation verloren.

Foto: PR

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uropa hat den Glauben an die eigene christlich geprägte Zivilisation verloren. Das ist der Hauptgrund für eine Multi-Kulti-Politik, die inzwischen von Staatslenkern wie Angela Merkel, Nicolas Sarkozy (Frankreich) und David Cameron (Großbritannien) als gescheitert angesehen wird. Dieser Ansicht ist der niederländische liberale Politiker und frühere EU-Kommissar Frits Bolkestein. Wie er in der Ausgabe des Wall Street Journals (New York) weiter schreibt, sei die europäische Kultur tief vom Christentum geprägt. Aber der „Selbsthass“ der Europäer führe dazu, dass sie nicht mehr für die eigene Kultur einträten. Das habe geistliche Ursachen. So sei das Christentum zu einer „Schuld-Kultur“ geworden. Während früher die Lehre von Sündenbekenntnis und Vergebung noch praktiziert worden sei, arte heute die Tugend der Selbstprüfung und Selbstkritik oft in Selbstgeißelung aus. So akzeptierten viele Europäer bereitwillig die These, dass die Unterentwicklung Afrikas allein Folge des Kolonialismus sei, obwohl dies eine einseitige Sicht sei. In Westeuropa nähmen Christen aus Rücksicht auf andere Religionen Abschied von ihren eigenen Traditionen. So habe die Stadtverwaltung von Oxford (England) beschlossen, Weihnachten durch ein „Winter-Licht-

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fest“ zu ersetzen. Die Verfolgung christlicher Minderheiten in Ländern wie Syrien, Irak, Pakistan und Somalia mache dagegen kaum Schlagzeilen. Als Folge fühlten sich die dortigen Christen verlassen.

Den „kulturellen Abstieg“ umkehren Die Auswirkungen des europäischen Selbsthasses seien rund um den Globus zu spüren. Andere Kulturen setzten ihn gegen Europa ein. So habe es eine „automatische Mehrheit“ in den Vereinten Nationen darauf abgesehen, Europa und Israel zu züchtigen. Als Beispiel dafür nannte Bolkestein, dass der UN-Menschenrechtsrat den libyschen Diktator Muammar al-Gaddafi aufgenommen habe. Ausgerechnet er dürfe damit bewerten, ob in anderen Staaten die Bürgerrechte eingehalten werden. Es sei gut, so Bolkestein, wenn jetzt einige wenige europäische Spitzenpolitiker versuchten, den „langsamen kulturellen Abstieg“ umzukehren: „Wenn Europa wieder auf seine klassischen Werte stolz sein kann, dann wird es dem Kontinent und der Welt bessergehen.“ P

b http://online.wsj.com


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INTERNET

Weil Kirche das Internet nicht ernst nahm: Zahlreiche Austritte SOZIALE NETZWERKE Sie müssen Facebook & Co. mehr nutzen, um in Debatten mitreden zu können. Die evangelischen Kirchen sehen sich zunehmend durch soziale Netzwerke wie Facebook herausgefordert. Das wurde auf der 16. Europäischen Internationalen Christlichen InternetKonferenz (ECIC) in München deutlich. Die teilnehmenden kirchlichen Experten waren sich darin einig, dass sich die Kirchen hier weitaus stärker engagieren müssen, um schneller auf aktuelle gesellschaftliche Debatten einzugehen. Als ein Beispiel, wie Kirche auf diesem Gebiet lernen kann, wurde Finnland genannt. Obwohl rund 35 % aller Finnen Facebook-Nutzer sind, wurde die dortige Evangelisch-Lutherische Kirche von der Wirkung sozialer Medien

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überrascht. Sie hatte nach einer TV-Debatte, in der ein Bischof praktizierte Homosexualität als Sünde bezeichnet hatte, zu lange gewartet, um auf die anfängliche Kritik auf Facebook zu reagieren. Innerhalb von vier Wochen traten deshalb 40.000 Mitglieder aus der Kirche aus. Nachdem auch die konventionellen Medien die Diskussion aufnahmen, kam es zu einer Generaldebatte über die kirchliche Rolle in der Gesellschaft. Die Verantwortlichen zogen die Lehre daraus, viel schneller auf Kritik gerade in sozialen Netzwerken zu reagieren. Heute bloggt sogar der Bischof. Der Exodus aus der Kirche konnte gestoppt werden, teilten finnische Kirchenvertreter mit.

Schweden: Taufseite im Internet Die sozialen Medien bieten aber auch neue Möglichkeiten, um Menschen an die Kirche heranzuführen und zu binden. Das wurde am Beispiel der evangelisch-lutherischen Schwedischen Kirche diskutiert. Obwohl mehr als acht von zehn Einwohnern dieser Kirche angehören, werden in großen Städten weniger als die Hälfte der Neugeborenen getauft. Eine Analyse der Kirche ergab, dass junge Familien kaum etwas über die Taufe wussten. Die Kirche startet jetzt eine Taufseite im Internet, auf der Familien kostenlos einen Blog mit eigenen Fotos, Filmen und Texten und einer Anbindung an Facebook nutzen können. Dafür macht die Kirche auch Werbung auf weltlichen Portalseiten und in Tageszeitungen. P

b www.ecic.org

idea Fernseh- und Hörfunk-Tipps

25. Juni – 1. Juli

FE R NSE H E N Sonntag, 26. Juni 10.00–11.00 Sternstunde Religion: Welcher Glaube für mein Kind? Ein Dokumentarfilm von Marc Burth

13.03–13.30 Peter Hahne & Samuel Koch, der bei „Wetten, dass …“ verunglückte

SFinfo 17.45–18.15 Mehr Lebensqualität. Magazin mit Jeanette Macchi

Montag, 27. Juni

Dienstag, 28. Juni

Donnerstag, 30. Juni

21.00–21.45 Katharina von Bora – Porträt des Lebens von Martin Luthers Ehefrau

22.45–0.10 Der entsorgte Vater: Wenn Trennungsväter ihre Kinder loslassen müssen – Doku

20.15–21.15 Ein Leben für die Kinder. Doku über Friedrich Fröbel, Erfinder des Kindergartens

21.15–21.45 Zwischen Himmel und Meer: Die Situation der Christen in der Normandie – Dokumentation aus Frankreich

13.45–15.55 Superbauten: Kölner Dom, Dresdner Frauenkirche, Mainzer Dom. 3 Dokus

20.15–21.45 Länder, Menschen, Abenteuer: Immer ostwärts. Von Berlin nach Wladiwostok. 5-teilige Dokumentation

HÖRFUNK Sonnabend, 25. Juni

Sonntag, 26. Juni

17.05–17.50 Sinn- und Glaubensfragen / Religion aktuell

8.30–9.00 Perspektiven: Mértola & das islamische Erbe Portugals

21.30–22.00 Der Vorläufer: Johannes der Täufer und seine Rolle als Wegbereiter des Messias. Von Markus Baum

10.05–10.35 Ev. Morgenfeier aus Rosenheim 10.00–11.00 Ev.-luth. Gottesdienst aus Hollen mit Johann Goudschaal

Dienstag, 28. Juni 9.45–10.00 Ev.-freik. Predigt von Majorin Heidi Oppliger, Offizierin der Heilsarmee, Wien 12.05–12.30 SWR2 Glauben: Wahrheit befreit – Aufrichtigkeit als Weg zur Selbsterkenntnis

15.30–16.00 „Was ist Fundamentalismus?“ Der Theologe Thomas Schirrmacher über einen häufigen Vorwurf gegen Christen 19.05–20.00 Glauben und Wissen: Abgründe – Gewalt & das Böse

Donnerstag, 30. Juni 10.10–11.00 Freiwillige vor: Wie Jung und Alt sich für die Gemeinschaft engagieren können 20.00–21.00 Bilanz: Brote backen und beten. Back-Experte Gottfried Selle und Horst Marquardt

Wer reagieren möchte, kann dies unter folgenden Rufnummern tun: ARD: 089/5900-3344 | Bibel.TV: 040/4450660 | Das Vierte: 0180/5843783 Deutschlandfunk und Deutschlandradio: 0221/345-1831 | DRS 2: (0)848/808080 | ERF: 06441/957-0 | HR (TV): 069/1555111 | Kabel 1: 0180/5011150 KiKa: 0180/2151514 | Luth. Stunde: 04264/2436 | MDR: 0341/300-5401 | NDR: 0511/988-2393 | Phoenix: 0180/28213 | RBB: 030/97993-2171 SF 2: (0)62/2059050 | SR 2: (0)681/6022222 | SWR: 07221/929-0 | WDR (Radio): 0221/5678-333 | WDR (TV): 0221/5678888 | ZDF: 06131/7012164

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Darf man Gott auch anklagen? CHRIST UND LEBEN Was sollen wir Christen tun, wenn uns Sorgen drücken, der Alltag bleischwer wird? Dürfen wir uns bei Gott auch beschweren, ihn anklagen? Dazu ein Pro&Kontra.

Warum sollte ich Gott etwas vormachen wollen? Gott hält meine Klagen und Anklagen aus.

Pastor Burghard Affeld (Osnabrück) ist Evangelist, Notfallseelsorger und u. a. Vorstandsmitglied des Instituts für Islamfragen der Deutschen Evangelischen Allianz.

Das ist ein großes Glück. Gott hält meine Klagen und Anklagen aus. Ich muss mich nicht verstellen und verbiegen, um von ihm angehört zu werden. Vor ihm kann ich mein Herz ausschütten. In meinem Herzen ist nicht nur Lob und Dank, sondern auch Verzweiflung, Anfechtung, Zorn über und Anklage gegen Gott. Aufrichtig will ich bei ihm sein. Fromme Heuchelei ist Gott zuwider. Die stärkste Anklage hat sein Sohn Jesus am Kreuz gegen Gott erhoben: „Mein Gott, mein Gott! Warum hast du mich verlassen?“ Jesus hat diese Anklage aus den Psalmen aufgenommen und tat dies stellvertretend auch für mich und Millionen andere Menschen. Wie oft verstehe ich Gottes Handeln nicht! Wie oft fühle ich mich von Gott verlassen! Das muss ich ihm sagen dürfen. Aus Liebe zu uns schwachen und oft nicht glaubensstarken Menschen lässt Gott sich unsere Anklagen gefal-

len. Das ist großartig: Er ist nicht in seiner Ehre verletzt, zieht sich nicht beleidigt und enttäuscht von mir zurück, obwohl er allen Grund dazu hätte. Denn wer bin ich, dass ich über Gott zu Gericht sitzen dürfte? Ein Nichts bin ich gegenüber Gott. Dennoch liebt er mich, sieht mich, kennt mich und erkennt meine Gedanken und Gefühle schon von ferne. Warum sollte ich ihm etwas vormachen wollen? Ja, es stimmt: Manchmal möchte ich sein wie Gott – und ihn auf die Anklagebank setzen. Aus Verzweiflung, Wut und Ohnmacht klage ich ihn an. Ich habe keine andere Adresse. So fliehe ich in seine Arme und finde nach der Anklage wie Jesus Christus zu dem Bekenntnis: „Ich befehle meinen Geist in deine Hände.“ In Gottes Liebe und Verständnis kommen meine Anklagen zur Ruhe, und ich finde zu neuem, echtem Frieden mit Gott und der Welt. Das kann jeder ausprobieren! P

„Seid dankbar in allen Dingen, denn das ist Gottes Wille in Christus Jesus für euch!“ (1. Thessalonicherbrief 5,18)

Pfarrer Wolfgang Putschky (Aglasterhausen bei Karlsruhe), Evangelist der Deutschen Zeltmission

PRO

Fotos: PR

KONTRA

Keine Frage: Wir dürfen unser Herz im Blick auf alles bei Gott ausschütten. Der Grat zwischen Klagen und Anklagen ist jedoch sehr schmal. Erfahren wir Leidvolles in unserem Leben oder können wir, was an Schrecklichem in der Welt passiert, nicht verstehen, gleiten wir leicht vom Fragen zum Infragestellen, vom Klagen zum Anklagen ab. Darauf reagiert Gott allergisch! „Sagt auch der Ton zum Töpfer: Was machst du da?“, heißt es beim Propheten Jesaja 45,9. Das Anklagen zerfrisst unser Herz und beschädigt unseren Glauben. Es gibt in der ganzen Bibel nur drei Stellen, wo es ausdrücklich heißt: „Das ist der Wille Gottes!“ Eine davon ist, was Paulus an die Gemeinde in Thessalonich schreibt: „Seid dankbar in allen Dingen, denn das ist Gottes Wille in Christus Jesus für euch!“ Beim Vaterunser beten wir: „Dein Wille geschehe!“ Der Wille Gottes ist: „Seid dankbar in allen Dingen!“ Sind Sie ein dankbarer Mensch? Ein dankbares Herz macht ein schönes Gesicht. Schauen Sie doch mal in den Spiegel!

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Der Dank spielt in der Bibel eine wichtige Rolle. Undank steht zwischen Mord und Ehebruch; so schlimm ist Undank in den Augen Gottes. Darum gilt es, Dankbarkeit zu lernen. „Seid dankbar in allen Dingen“ – für mich ist wichtig, wer so etwas sagt oder schreibt. Das lass ich mir nicht von jedem sagen. In unserem Fall handelt es sich unter anderen um Paulus und Silas. Die werden in Philippi übel verleumdet, unschuldig blutig geschlagen und ins Gefängnis geworfen. Um Mitternacht fluchen sie ihren Peinigern und fragen: „Herr, warum lässt du das zu?“ Nein, das tun sie erstaunlicherweise nicht! Vielmehr loben und preisen sie Gott. Es sind also leiderprobte, vollmächtige Leute, die den Thessalonichern und uns zumuten: „Seid dankbar in allen Dingen.“ Wenn wir wirklich unser Leben mit Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in die Hände Jesu gelegt haben, dann passiert nichts mehr, was nicht an seinen Augen vorübergegangen wäre. Er hat uns und alle und alles in seiner Hand. Dieses Vertrauen befähigt uns zur Dankbarkeit in allen Dingen. P


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Marie Rösler (18) auf dem Gelände der Kinderklinik in Siegen. Die Sonnenbrille trägt sie als Schutz vor Sonnenlicht und Wind. Sie hat keinen Lidschlag. Im Hintergrund die „Kinderinsel”, in der sie seit 2005 lebt. Das rechte Bild zeigt Marie im Alter von fünf Jahren. ideaSpektrum 25.2011


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Marie: Wie im Traum – ein Leben im Wachkoma LEBEN MIT BEHINDERUNG Seit fast 13 Jahren liegt Marie Rösler nach einer Hirnblutung im Wachkoma. Am 2. Juni wurde sie 18 Jahre alt. Was für ein Leben! Der Vater – idea-Redakteur Klaus Rösler (Aßlar bei Wetzlar) – beschreibt, wie sie und die Familie damit klarkommen. In Deutschland leben 20.000 Menschen im Wachkoma, in der Schweiz 3.500 und in Österreich 900. 19. September 1998, ein Sonnabend: Es ist kein Unfall, keine Krankheit – vielleicht ein „Schicksalsschlag“. Marie erleidet eine Hirnblutung. Was wir nicht wissen: Marie hat eine Gefäßmissbildung im Kopf, ein Aneurysma. Fünf Jahre und 47 Tage lang wächst sie auf wie andere Kinder. Sie freut sich, dass sie ihren Namen schreiben kann. Dass sie besser Seilhüpfen kann als ihre fast drei Jahre ältere Schwester Lara. Dass sie – warum auch immer – weiß, dass drei mal sechs 18 ergibt. Doch dann platzt ohne Vorwarnung eine Ader in ihrem Kopf. Das Blut schädigt Stamm- und Kleinhirn. Marie bekommt starke Kopfschmerzen, und innerhalb weniger Sekunden verliert sie das Bewusstsein. Meine Frau beatmet sie, bis der Rettungswagen da ist. Ärzte der Universitätsklinik im hessischen Gießen retten ihr mit mehreren Notoperationen das Leben. Es besteht Lebensgefahr. Wir werden gefragt, ob wir bereit wären, ihre Organe zu spenden. Die Antwort überfordert uns. Wir wollen, dass Marie überlebt und wir sie wiederbekommen. Schließlich stabilisiert sich Maries Gesundheitszustand. Die Mediziner sagen: „Marie hat einen starken Lebenswillen.“ Aber sie bleibt bewusstlos. Sie liegt im Wachkoma. Ein Leben wie im Traum.

Fotos: Klaus Rösler

Leben mit Magensonde und Tracheostoma Sie lebt, kann aber mit ihrer Umwelt nicht kommunizieren. Manchmal schlackert sue mit den Armen oder dreht den Kopf. Sie hat auch einen Wach- und Schlafrhythmus. Sie wird über eine Magensonde ernährt, weil sie nicht schlucken kann. Mal kann sie atmen, mal nicht. Deshalb steckt eine Röhre – ein Tracheostoma – in ihrem Hals. Daran wird die Beatmungsmaschine angeschlossen. Das lange Liegen hat ihr nicht gutgetan. Ihr Rückgrat sieht aus wie ein Fragezeichen. Sie kämpft ständig mit Entzündungen in den Ohren, in der Lunge und in der Blase. Ihre Augen müssen befeuchtet werden. Gegen viele Antibiotika ist sie resistent geworden. Wie es Marie geht, zeigt eine Digitalanzeige. Der Sauerstoffgehalt in ihrem Blut und ihr Herzschlag werden ständig überprüft. Wenn etwas nicht stimmt, gibt es Alarm. Innerhalb weniger Sekunden schaut dann eine Fachkraft nach ihr.

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Zum 18. Geburtstag gibt es Sekt. Alkoholfrei. Eine kleine Feier. Nur meine Frau Sabine, drei Krankenschwestern und Marie nehmen daran teil. Ich bin dienstlich unterwegs. Verhindert. Wie damals, als passiert, was unser Leben komplett durcheinanderwirbelt.

Nach zwei Jahren will die Krankenkasse nicht mehr zahlen Nach zwei Monaten in der Uniklinik wird Marie in die Kinderklinik Park Schönfeld nach Kassel verlegt. Dort wird eine Früh-Reha-Station für Wachkoma-Kinder aufgebaut. Für sieben Jahre wird die Klinik ihr Zuhause. Wir besuchen sie dreimal in der Woche. Nach zwei Jahren gibt es Ärger. Die Krankenkasse will nicht mehr zahlen. Das ist normal. Dann muss der Landeswohlfahrtsverband Hessen einspringen. Doch der will nur zahlen, wenn wir vorher alle unsere Ersparnisse aufbrauchen und uns bereiterklären, das Einkommen bis zum Sozialhilfesatz pfänden zu lassen. Das halten wir für nicht normal. Dass Marie nur ein Schatten ihrer selbst ist – das treibt mir bis heute immer wieder Tränen in die Augen. Aber darüber hinaus dann auch noch arm werden? Was folgt, ist ein peinlicher Kampf mit den Behörden. Peinlich, weil ich nicht mehr für Marie kämpfe, sondern für mich und den Rest der Familie. Die Klinikverwaltung hat Angst, auf ihren Kosten sitzenzubleiben, und


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macht Druck. Sie will Marie abschieben. Doch gegen unseren Willen kann die Klinik gar nichts tun. Wir sitzen das aus. Eine Verlegung in ein Seniorenwohnheim – damit wollen wir uns nicht anfreunden. Ich informiere die Presse und führe Gespräche mit Politikern, auch mit dem damaligen hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch. Als der nicht helfen kann, weil alles nach Gesetzeslage entschieden sei, wende ich mich an den damaligen Bundessozialminister Walter Riester. Bei seinem persönlichen Referenten stoße ich auf offene Ohren. Ich erfahre: Der Minister überarbeitet sowieso gerade das IX. Sozialgesetzbuch (SGB 9), will solche Ungerechtigkeiten abschaffen. Das Problem: Wir hätten davon nichts, weil wir eine „Altlast“ sind. Als der Minister das hört, lässt er das Gesetz zurückdatieren. Wir sind aus dem Schneider. Theoretisch. Denn das Hessische Sozialministerium mauert weiter. Man vertritt den Standpunkt: Nach dem Gesetz werden nur „heilpädagogische Leistungen“ bezahlt. Doch die erhält Marie in Kassel nicht – sondern nur pflegerische. Wir wollen klagen. Bevor es so weit kommt, zeichnet sich doch noch eine Lösung ab: in Gestalt des Landesbehindertenarztes. Er stellt in einem Gutachten fest, dass die Kinderklinik sehr wohl „heilpädagogische Leistungen im Sinne des SGB 9, §§ 55 und 56“ erbringt. An der Finanzierungsfront herrscht daraufhin einige Jahre lang Ruhe.

Ein Zuhause für Kinder, die nicht selbst atmen können Bis Juni 2005 wird Marie in Kassel versorgt – dann eröffnet in der südwestfälischen Großstadt Siegen die „Kinderinsel“. Das ist eine Abteilung des Kinderkrankenhauses des Deutschen Roten Kreuzes, die sich auf die Betreuung von beatmungspflichtigen Kindern spezialisiert hat. Wir haben den Bau von Anfang an verfolgt. Daher möchten wir, dass Marie dorthin verlegt wird. Auch deshalb, weil Siegen viel näher an unserem Wohnort Aßlar (bei Wetzlar) liegt – 65 Kilometer gegenüber 180 nach Kassel. Doch wieder gibt es Probleme: Denn die Kosten dort liegen höher als in Kassel. Dieses Mal stellt sich die Krankenkasse stur. Sie will für ihren Anteil nicht aufkommen. Wir wenden uns sofort an den Vorstandsvorsitzenden. Der ruft uns umgehend an und sorgt dafür, dass Maries Umzug erfolgen kann. Nur der für uns bei der Kasse zuständige Fallmanager ist sauer, weil er sich übergangen fühlt. Ich verstehe bis heute nicht, warum in Behörden manchmal auch Mitarbeiter sitzen, für die nicht das Wohl der ihnen anvertrauten Menschen an erster Stelle steht. Doch es gibt Ausnahmen, beispielsweise die Siegener Kinderklinik und die Deutsche Bahn. Sie hat uns drei Jahre lang eine Jahreskarte für die Besuche bei Marie in Kassel geschenkt. Mit der Betreuung in Siegen sind wir zufrieden. Marie hat ein Zimmer mit eigenen Möbeln. Dort fühlen wir uns wie zu Hause. Die medizinische Versorgung ist trotzdem wie auf einer Intensivstation. Zugleich kümmern sich Heilpädagogen, Krankengymnasten, eine Lehrerin und auch die Krankenhauspfar-

rerin um Marie – und sieben andere Kinder und Jugendliche. Weil sich Qualität durchsetzt, hat die Klinik inzwischen auf dem Gelände eine zweite Kinderinsel eröffnet. Marie erlebt Fortschritte – und Rückschläge. In Kassel hatte sie begonnen, selbstständig zu atmen. In Siegen verliert sie diese Fähigkeit wieder. Dafür melden die Heilpädagogen andere Erfolge. Sie arbeiten mit einem „Big Mac“ – einem Schalter, der so heißt, weil er wie ein Hamburger aussieht. Sie kann damit Licht anschalten oder ihren Kassettenrekorder – je nachdem, was vorher angeschlossen wurde.

Den Geburtstagssekt bekommt auch Marie – über ein Wattestäbchen, mit dem ihre Mundhöhle ausgewischt wird. So kann sie das perlende Getränk wenigstens ein wenig schmecken.

Wo soll Marie als junge Erwachsene leben? Jetzt ist Marie erwachsen – und erneut gibt es Komplikationen, diesmal wieder mit dem Landeswohlfahrtsverband. Er möchte, dass Marie in ein Heim in Hessen verlegt wird. Das Argument: Die Kinderinsel sei auf Kinder spezialisiert. So lange wir dort bleiben, nähmen wir einem anderen bedürftigen Kind den Platz weg. Dass auch andere junge Erwachsene dort betreut werden, die teilweise älter sind als Marie, lässt man nicht gelten. Von der Klinikleitung lassen wir uns bestätigen, dass Marie nach wie vor willkommen ist. Und wir erfahren, dass es Pläne gibt, ein Nachsorgeheim zu errichten. Denn auch andere Kinder werden älter und brauchen dann eine Bleibe. Wir hoffen, dass Marie dort einen Platz findet. Auch vor unserer Haustür in Wetzlar gäbe es ein Heim, das ebenfalls beatmungspflichtige Menschen betreut. Wir haben es uns angesehen – und uns gegen die Einrichtung entschieden. Lange triste Flure, überholte alte Technik – und die medizinische Versorgung ist nicht auf Marie abgestimmt. Wenn sie ernsthaft krank würde, müsste sie immer ins Wetzlarer Klinikum verlegt werden. Ein Vorteil von Wetzlar ist zugleich auch ein Nachteil: Wir könnten sie täglich besuchen – und würden uns wohl schlecht fühlen, wenn wir es nicht täten. Eine gewisse Distanz zur kranken Tochter ist nötig, um Kraft zu schöpfen. In Siegen sind wir – wie in Kassel – drei Mal in der Woche. Dann steht Marie im Mittelpunkt. Wir setzen sie in den Rollstuhl, gehen mit ihr spazieren, lesen ihr vor, weil wir davon überzeugt sind, dass sie vieles – wenn nicht sogar alles – versteht; ich steige mit ihr im Sommer ins Planschbecken, wir spielen Mensch-ärgere-Dich-nicht (wobei wir Marie die Würfel in die Hand drücken und sie dann auf die Tischplatte fallen lassen sowie für sie die Spielfiguren ziehen), singen ihr vor, hören Musik oder bummeln durch die Stadt. Fußgängerzone, Einkaufszentrum und Bahnhof sind nur wenige Hundert Meter entfernt. Doch beim Rückweg geht es steil bergauf. Deshalb benutzen wir den Linienbus. ideaSpektrum 25.2011


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Marie mit ihrer Schwester Lara (20) auf der Rolli-Schaukel

Einmal können wir nicht mitfahren, weil kein Niederflurbus eingesetzt ist und es für den Rollstuhl kein Durchkommen gibt. Ich muss Marie den Berg hochschieben. Ich habe mich bei der Busgesellschaft und der Stadt beschwert sowie die Presse informiert. Und seither fahren auf der Linie zur Kinderklinik nur noch Niederflurbusse.

Eine häufige Frage: „Wie haltet ihr das nur aus?“ Marie ist nun erwachsen. Für uns als Eltern heißt das: Wir sind nicht mehr erziehungsberechtigt. Jetzt sind wir Maries Vormund – vom Gericht berufen. Von entfernteren Freunden und Bekannten werden wir immer wieder gefragt: Wir haltet ihr das aus? Fromme Floskeln kommen mir dann nur schwer über die Lippen. Wir halten es aus, weil wir es aushalten müssen. Weil Leid zum Leben dazugehört. Weil es irgendwann jeden treffen kann. Es kann sein, dass der Moment kommt, wo uns die Kraft fehlt, wo wir nicht mehr zustimmen können, wenn wir in der Bibel lesen: „Gott legt uns eine Last auf, aber er hilft uns auch“ (Psalm 68,20). Noch bekommen wir aber die Kraft, die nötig ist, um weiterzuleben. Unser Leben wird stark von Marie bestimmt. Hobbys bleiben auf der Strecke, Freundschaften können nicht gepflegt werden, weil Marie viel Zeit kostet. Aber wir leben weiter unser Leben. Bei Marie ist es anders. Bei ihr hat sich alles verändert. Ihr Leben hat auf einmal eine ganz andere Richtung genommen. Sie gehört nun zu den Allerschwächsten der Gesellschaft. Ohne ständige Hilfe von außen wäre sie längst gestorben. Wer dicht dran ist an einer solchen Erfahrung, merkt, wie unwichtig plötzlich viele andere vermeintlich große Probleme werden. Ohne die Erkrankung von Marie hätte ihre Schwester Lara vielleicht andere Studienfächer gewählt. Jetzt befasst sie sich mit Philosophie (auf der Suche nach Antworten) und Neurowissenschaften. Sie will wissen: Was geht da eigentlich vor im menschlichen Gehirn?

Fotos: Klaus Rösler

Wenn Gebete um Heilung nicht erhört werden Auch unser Glaube an Gott hat sich verändert. Zunächst ist Maries Erkrankung eine Zeit der Prüfung. Wir glauben an Heilung und beten dafür. Wir unternehmen viel. Wir bitten die Ältesten – wie in Jakobus 5 empfohlen –, über Marie zu beten. Befreundete Pastoren schauen vorbei und beten für sie, auch Mitarbeiter einer Heilungsbewegung.

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Marie mit ihren Eltern beim Sommerfest der Kinderinsel

Wir organisieren ein drei Tage langes Gebetstreffen für Marie in unserer Wetzlarer Baptistengemeinde. Und wir müssen ernüchtert feststellen: Nichts ist passiert. Marie bleibt im Koma. Das muss man verdauen – und sich ehrlicherweise auch fragen, was daraus folgt. Interessiert sich Gott nicht für Marie? Glauben wir falsch? Ist das mit Gott alles nur Einbildung? Wir lernen schmerzlich: Der Glaube an Jesus Christus ist keine Garantie für ein sorgenfreies Leben auf der Erde. Es gibt keine generelle Bewahrung. Markige Heilungsversprechen – und ihre Protagonisten – sind mir suspekt geworden. Trost finde ich im Gebet von Jesus im Garten Gethsemane: „Vater, willst du, so nimm diesen Kelch von mir“ (Lukas 22,42). Jesus wurde in dieser Lage durch Engel gestärkt. Unsere Engel sind Freunde in und außerhalb der Gemeinde; auch das hochqualifizierte Personal, dem wir unsere Tochter anvertrauen können. Zur ehrlichen Bilanz gehören auch diese guten Erfahrungen: Dass unsere Wünsche im Blick auf Betreuung, Finanzen und den Bestand unserer Ehe in Erfüllung gegangen sind. Das alles ist keine Selbstverständlichkeit. Das sind Wunder. Wer sich mit Fällen wie Marie befasst, wird feststellen, dass viele Ehen an dieser Belastung zerbrechen. Wichtig ist mir zudem die Ewigkeitsperspektive im christlichen Glauben geworden: Dass Marie bei Gott nicht mehr leiden muss – diese Vorstellung vermag schon hier und jetzt zu trösten. Weil das so ist, besuchen wir mit Marie so oft wie möglich die Gottesdienste im der Kinderklinik.

Im christlichen Rockkonzert: Marie wedelt mit den Armen Und wir nutzen eine Gelegenheit, die sich wenige Tage nach ihrem 18. Geburtstag bietet, als das evangelikale „Forum Wiedenest“ seine traditionelle Pfi ngstjugendkonferenz erstmals in Siegen abhält: Marie ist beim Eröffnungskonzert in der Siegerlandhalle mit dabei – ganz vorne, direkt an der Bühne. 2.500 Jugendliche loben Gott, indem sie gemeinsam mit der Band singen, von ihren Plätzen aufspringen, tanzen. Marie kann das alles nicht. Aber ihr Puls steigt deutlich an, und sie macht mit – auf ihre Weise: Sie wedelt mit beiden Armen. Die sie begleitende Kinderkrankenschwester meint: „Das hat Marie gefallen!“ Und so überlegen wir uns weiter, was wir noch alles mit ihr anstellen können. Wir möchten, dass Maries Leben – trotz aller Einschränkungen – ein gutes Leben ist. P


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Wie politisch muss die Kirche sein? PREDIGT-TAGUNG Sollen Pfarrer sich in ihren Predigten zu tagespolitischen Themen äußern? Wie werden kirchliche Stellungnahmen zu politischen Anlässen wahrgenommen? Mit diesen Fragen beschäftigte sich in Bonn die Tagung „Mit Predigten die Welt verändern? Prophetische Kanzelrede in säkularer Gesellschaft“. Veranstalter war die Evangelische Akademie im Rheinland in Kooperation mit dem Verlag für die Deutsche Wirtschaft (Bonn), der jedes Jahr den ökumenischen Predigtpreis vergibt. idea-Redakteur Karsten Huhn stellt die Ergebnisse der Tagung vor. sei im Recht, wenn sie sich über den Tod des Terroristenführers freue – und er hätte sich gewünscht, dass das etwa im „Wort zum Sonntag“ gesagt worden wäre. Die Angehörigen der Terroranschläge in New York, London oder Madrid hätten ein Recht darauf, sich über den Tod des Terrorchefs zu freuen. Denn Gott sei nicht neutral, sondern parteilich und stehe immer auf der Seite der Opfer. Die Tötung bin Ladens sei eine Befreiungstat gewesen.

Prophetische Parolen Zum Schluss gibt Stuhlmann seinen Zuhörern noch eine Liste mit „Parolen prophetischer Theologie“ an die Hand – Aussagen, mit denen man sich heute garantiert unbeliebt machen könne: • „Frieden schaffen ohne Waffen“ • „Kauft keine Früchte der Apartheid“ • „Atomkraft – nein danke“ • „Abtreibung ist Mord“ • „PID ist Euthanasie“ • „Boykottiert Israel“ • „Globalisierung ist vom Teufel“. Niemand werde alle diese Parolen unterschreiben, sagt Stuhlmann, aber in ihnen zeige sich prophetische Kritik an der Gegenwart. Solche Provokationen seien nötig, um die Welt zu verbessern. Stuhlmann sieht im Streit also keine Gefahr, sondern eine Notwendigkeit. Das ist zunächst sympathisch. In der Bibel sind der Kampf gegen Machtmissbrauch und Korruption sowie der Einsatz für Arme und Unterdrückte immer wieder ein Thema. Daher sollte dies auch in Predigten immer wieder thematisiert werden. Allerdings: Kann sich Stuhl-

Fotos: PR

Hofprediger und „SpeichelSoll ein Pfarrer polecker der Herrschenden“ litisch predigen? aufgetreten. Zudem müsse Für einen der beman vielfach Moralpredigkanntesten Pfarrer der rheiten hören, die oft nichts annischen Kirche, Rainer deres böten als der LeitartiStuhlmann (Köln), ist die Sakel in der Tageszeitung – che klar: Damit sich die Welt und dann zöge er lieber die ändert, sollte ein Pfarrer poZeitung vor, so Stuhlmann. larisieren und provozieren. Rainer Stuhlmann Doch seine Kritik geht noch Stuhlmann fordert ein Ende von „langweiligen kirchlichen Stel- weiter: Die „Denkschriften“ der EKD lungnahmen“ und „moralinsauren und die „Hirtenworte“ der katholiPredigten“. Es gebe tausend Dinge in schen Kirche litten oft unter dem „Dikdieser Welt, die Gottes Willen wider- tat der Ausgewogenheit“. Ebenso brav sprechen – und dazu muss ein Christ und langweilig seien oft auch das sich äußern. So wie der Prophet „Wort zum Sonntag“ im Fernsehen Nathan, der König David seinen Ehe- oder die kirchlichen Andachten im Rabruch unter die Nase reibt (2. Samuel dio. Dort sei zu hören, was man auch 12). Stuhlmann sympathisiert mit den an anderen Orten hören könne. Rebellen der Bibel: mit Propheten wie Elia und Amos, Jesaja und Jeremia, die Sind Freikirchen abhängig? die Herrschenden ihrer Zeit zur Ord- Auch mit den Freikirchen geht Stuhlnung riefen; mit unbequemen Einzel- mann ins Gericht: Keiner sei prophekämpfern wie Johannes dem Täufer; tisch so inkompetent wie eine Freikirund mit Jesus Christus, der rückhalt- che, rügt Stuhlmann. Das Problem sei los für die Wahrheit eingestanden sei, die Abhängigkeit von vermögenden auch wenn er damit den Zorn seiner Geldgebern: „Eine Gemeinde kann nur Widersacher auf sich zog. Mit dem das Lied singen, das der Fabrikant ganzen Leben solle man für seine Bot- singt, der die Gemeinde finanziert.“ schaft einstehen, unabhängig sein und den Mut haben, die eigene Exis- Freude über bin Ladens Tod tenz preiszugeben. Einen echten Pro- So weit Stuhlmanns Analyse. Wie aber pheten könne man bereits äußerlich sieht seine Lösung aus? Bibelorientiert erkennen, denn er sei weder materiell und unbequem, ja bisweilen auch poabgesichert noch fett und verfressen: litisch inkorrekt müsse eine Predigt „Es gibt keine Propheten mit Bauch!“ sein. Denn die Bibel habe die Kraft des Widerspruches und stelle sich dieser Babynahrung & das Wort zum Sonntag Welt entgegen. Durfte die BundesStuhlmanns Beschwerden sind deftig: kanzlerin sich zum Beispiel über den Von evangelischen Kanzeln sei häufig Tod Osama bin Ladens freuen? Stuhl„Babynahrung mit Harmoniesoße“ zu mann findet, die Kanzlerin habe eine hören. Zu oft seien Verkündiger als sehr menschliche Reaktion gezeigt. Sie

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Die Kirchen als Klebstoffproduzenten

mann mit allen seinen Parolen guten Gewissens auf die Bibel berufen? Oder dominiert hier mitunter die Lust an der Provokation um der Provokation willen?

Karikatur: Waldemar Mandzel

Wie Politiker auf die Kirche reagieren Einen gut gewürzten Vortrag hielt auch der Projektleiter für politische Grundsatzfragen im Bildungszentrum Eichholz der Konrad-AdenauerStiftung, Johannes Christian Koecke (Bonn). Er beschäftigte sich mit der Frage, wie kirchli- Johannes C. Koecke che Stellungnahmen in der Politik wahrgenommen würden. Koecke hat dabei drei Reaktionen festgestellt: 1. Die Politik ist den Kirchen „sehr dankbar“ und erklärt zugleich, dass sie bereits zu den gleichen Erkenntnissen gekommen sei – dies galt etwa für das Wort der Kirchen „Demokratie braucht Tugenden“ (2006). 2. Die Stellungnahme wird „totgelobt“ und dann einfach abgeheftet, bleibt also ohne Konsequenzen – dies galt etwa für das Sozialwort der Kirchen „Für eine Zukunft in Solidarität und Gerechtigkeit“ (1997). 3. Die Politik reagiert mit Unverständnis – dies gilt etwa für Äußerungen von Kardinal Meisner zur Abtreibungsfrage oder der damaligen EKD-Ratsvorsitzenden Margot Käßmann zum Krieg in Afghanistan. Grundsätzlich arbeiteten die Kirchen an den Erwartungen der Bevölkerung vorbei.

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Was die Basis wirklich will Einer Umfrage der Adenauer-Stiftung zufolge erwarten nur 22 % der Befragten, dass die Kirche sich zu politischen Grundsatzfragen äußern. Dagegen sehen 98 % die Gestaltung der Gottesdienste als Aufgabe der Kirche, 96 % erwarten, dass die Kirche Seelsorge leistet, und 87 % wünschen sich Hilfen für Familien. Koeckes Fazit: „Kiloweise“ produzierten die Kirchen Stellungnahmen – die Öffentlichkeit habe daran aber nur ein geringes Interesse. Dagegen wollten sich Kirchenspitzen politisch äußern. Koecke nennt dies den „Fluch des Apparates“: In der Kirchenbürokratie wollten sich so viele zu Wort melden, dass auch in Zukunft weiterhin viele Stellungnahmen zu erwarten seien.

Der Grundfehler der Kirchen Der Grundfehler der Kirchen sei, dass sie politisch begründete Papiere schrieben – statt aus dem christlichen Glauben motivierte Stellungnahmen. So seien die derzeitigen Forderungen zum Ausstieg aus der Atomenergie völlig unnötig. Koecke: „Ich erwarte von einem Kirchenmann, dass er etwas sagt, was uns weiterbringt, und nicht in besonders salbungsvoller Weise etwas wiederholt, was wir schon alle wissen.“ Die Kirchen hätten noch nicht begriffen, dass sie ihre „Universalzuständigkeit und Deutungsallmacht“ verloren haben. Die Kirchen würden heute nicht mehr mit einem Vertrauensvorschuss bedacht, sondern mit einem kritischen Röntgenblick, der genau prüft, ob bei Kirche und Diakonie Wort und Tat übereinstimmen.

Eine weitere Beobachtung Koeckes: Von Politikern würden die Kirchen zur „Bundesagentur für Werte“ herabgestuft. So würden die Kirchen als Klebstoffproduzent angesehen, um den Kitt zu liefern, der die Gesellschaft zusammenhält. Als Beleg zitiert Koecke eine Aussage der CDUBundestagsabgeordneten Ingrid Fischbach (Herne/Bochum): „Die Kirchen sichern unsere Wertegrundlagen.“

Wird aus dem „C“ ein „Ö“? Koecke zufolge nimmt die kirchliche Bindung von Politikern ab – „es fehlt an Botschaftern, Kurieren, trojanischen Pferden und Dolmetschern“, die zwischen Politik und Kirche vermitteln. Bei der CDU, so Koecke, wird die Bedeutung des „C“ geringer, es würde zunehmend durch das „Ö“ (Ökologie) ersetzt. Koecke: „Es könnte die Zeit kommen, wo das ‚C’ in der CDU nicht mehr für konstitutiv gehalten wird.“

Die EKD steht der SPD nahe Das traditionelle Bündnis von katholischer Kirche und CDU bestehe schon seit längerer Zeit nicht mehr, die neue Liebe der katholischen Kirche gelte den Grünen. Dagegen stehe die evangelische Kirche der SPD nahe.

Was die Kirche tun sollte Seinen Vortrag schließt Koecke mit einer beunruhigenden Frage: Könnte es sein, dass die Kirche deshalb so viel öffentliche Moral predigt, weil sie theologisch inkompetent geworden ist? Der Wurm des Unglaubens nage an vielen Pfarrern, so Koeckes Eindruck. Und wer nicht mehr im Lichte des Heiligen Geistes stehe, sei gezwungen zu moralisieren. Was Koecke den Kirchen empfiehlt? Sie sollten den „Gestus des Lamentierens“ aufgeben, sich selbst bescheiden und sich weniger politisch einmischen. Anstatt sich zu allem zu äußern, sollten sie sich auf ihre Kernkompetenzen besinnen: Predigt, Seelsorge und Mission. P


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Warum sollte eine Gemeinde evangelisieren? EVANGELISATION In Deutschland nimmt die Zahl der Christen ab: Waren 1950 noch über 90 % der Bürger Kirchenmitglieder, so sind es jetzt nur noch rund 60 %. Die Zahl der Evangelisationen in Gemeinden müsste dadurch eigentlich stark zugenommen haben – tatsächlich sinkt sie seit Jahren. Dazu ein Beitrag von Pfarrer Dr. Christoph Morgner (Garbsen bei Hannover), bis 2009 Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes.

Reichen nicht auch Glaubenskurse und Hauskreise? Erfreulicherweise bieten manche Gemeinden Glaubenskurse und missionarische Hauskreise an. In Gottesdiensten und anderswo wird ebenfalls zum Glauben eingeladen. Doch diese Veranstaltungen erreichen vor allem die Menschen, die bereits am Gemeindeleben teilnehmen. Das Besondere der Evangelisation aber liegt in deren Öffentlichkeitscharakter. Die christliche Botschaft wird zum Tagesgespräch. Das Evangelium liefert Schlagzeilen. Deshalb sollte es der Normalfall eines evangelischen Gemeindelebens sein, in regelmäßigen Abständen Evangelisationen anzubieten, auch für Zielgruppen wie Jugendliche und Senioren.

Evangelisation – weil Gott sie will Dass Gottes Liebe auf alle Menschen zielt, ist eine Kernaussage der biblischen Botschaft (1. Timotheus 2,4). Jeder soll von Jesus hören! Es gibt für ihn keinen Ersatz, denn er ist „Weg, Wahrheit und Leben“ (Johannes 14,6) für jeden. Alle sind zum Glauben an ihn berufen. Dementsprechend soll das Evangelium ausgerichtet werden „an alles Volk“, so die „Barmer Theologische Erklärung“ von 1934. Eine Gemeinde kann nicht kreativ genug sein, um die göttliche Einladung an den Mann und an die Frau zu bringen. Dabei wird die Evangelisation zur „Speerspitze“ missionarischer Gemeindearbeit. Im volkskirchlichen Raum richtet sich der Ruf zum Glauben vor allem an solche, die als Kinder getauft worden sind. Denn mit der vollzogenen Taufe befi ndet sich das

Christsein keineswegs „in trockenen Tüchern“. Taufe und Glaube müssen „zuhauf“ kommen (so Martin Luther). In der Evangelisation werden Menschen gezielt zum Glauben eingeladen und angeleitet.

„Wir leiden daran, dass niemand missioniert“ Wo Evangelisation als entbehrlich betrachtet wird, könnte der „Herzschlag der Kirche“ aus dem Takt geraten sein, wie der Theologieprofessor und langjährige Vorsitzende der Kammer für Theologie der EKD, Eberhard Jüngel (Tübingen), auf der Synode der EKD 1999 in Leipzig formulierte. Doch das lässt sich ändern! Der Theologe Fulbert Steffensky (Hamburg) schrieb in seinem Buch „Mut zur Ehrlichkeit“ 2007 treffend: „Wir leiden daran, dass so wenige Gruppen leidenschaftliche Ideen vertreten. Wir leiden daran, dass niemand missioniert … Wer von etwas überzeugt ist, zeigt sich in seinen Überzeugungen … Christen werden zu Christen, wenn sie sich als Christen zeigen … Was sich verbirgt, stirbt.“ „Weil der Herr zu fürchten ist, suchen wir Menschen zu gewinnen“, schreibt der Apostel Paulus (2. Korinther 5,11). Ob wir gezielt zum Glauben rufen oder nicht, ist nicht in unser Belieben gestellt, sondern es ist unser von Gott gegebener Auftrag. Deshalb versteht Paulus sich als „Schuldner“ (Römer 1,14) bei den Menschen, die Jesus noch nicht kennen. Ihnen Jesus „vor Augen zu malen“ (Galater 3,1), wird ihm zur Lebensaufgabe. Diese Haltung gibt uns die Richtung vor. Gott wird einmal die Leitenden einer Gemeinde fragen, wie sie mit der Verantwortung umgegangen sind, die sie für die Menschen in ihrem Umfeld hatten. Ein florierendes Gemeindeleben in allen Ehren – aber wenn die Sehnsucht nach solchen, die noch fernstehen, nicht in den Herzen brennt und handlungsleitend wird, kreisen alle Aktivitäten um die eigene fromme Achse.

Was alles möglich ist Wir leben – dem Herrn sei Dank – in einem demokratischen Staat und können uns als christliche Gemeinde frei entfalten. Das betrifft auch die Varianten, in denen heute eine mehrtägige Evangelisation möglich ist: • als Vortragsveranstaltung in einem kirchlichen oder säkularen Raum;

Foto: idea

Die Spatzen pfeifen es von den Dächern: Es geht dem Christlichen in Deutschland nicht sonderlich gut. Rückläufige Zahlen sind an der Tagesordnung. Das Interesse an Kirche schwindet. Was tun? Jede Firma reagiert auf schwindende Zahlen mit Produktverbesserung und verstärkten Werbemaßnahmen. Doch das hat sich in den Kirchen und Gemeinden noch kaum herumgesprochen – sonst würden Evangelisationen längst zu deren Standardprogramm gehören. Inhaltlich kompakt, zeitlich überschaubar, öffentlich zugänglich und durch die Medien wirksam publiziert: So informiert die Evangelisation über die zentralen Inhalte der christlichen Botschaft. Und sie lädt ein, erste Schritte im Glauben zu gehen. Kirche – was willst du mehr?

Christoph Morgner

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Evangelisationen für Zielgruppen (Jugendliche und Senioren) sollten zum Gemeindeleben gehören, wie hier bei der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Bretten bei Karlsruhe. Links Jugendliche vor dem Zelt, rechts Pastor Achim Bothe bei einer Predigt im Zelt.

• als Angebot einer Veranstaltung in modernen Zelten, deren Größe und Ausstattung an die jeweiligen Gegebenheiten angepasst werden kann; • als Übernahme eines evangelistischen Angebotes (z. B. JesusHouse & ProChrist) – mit örtlichen Akzenten. Es wird höchste Zeit, billige Vorurteile abzustreifen, die nach wie vor – bis in den akademischen Raum hinein – Evangelisation als etwas kirchlich Unschickliches karikieren. Als hätten sich in den vergangenen Jahrzehnten hier nur Unglücke und Peinlichkeiten zugetragen! Doch die Segensspur evangelistischer Tätigkeit ist in unserem Land unübersehbar. In einer größeren Versammlung muss sich keiner religiös outen. Der Besucher kann anonym bleiben, Distanz wahren und von ferne hören. Je größer die Veranstaltung ist, desto mehr lässt sie dem einzelnen Freiheit. Diese einzuräumen, erweist sich in unserer postmodernen Zeit als besonders wichtig: Bei unseren Zeitgenossen sind die Ängste groß, sich dauerhaft festzulegen und vereinnahmt zu werden.

Eine Evangelisation tut der Gemeinde gut! Wir müssen bei der Evangelisation nicht nur an die denken, die dem Evangelium noch fernstehen. Die Evangelisation bringt auch der Kerngemeinde reichen Segen! Sie tut sich damit etwas Gutes. Denn Christen bedürfen immer wieder frischer geistlicher Impulse. Sie sollen im Glauben wachsen und die Bedeutung des Glaubens und seine Relevanz für den Alltag neu entdecken. Die Evangelisation erweist sich deshalb auch als ein Bildungsprogramm für die Gemeinde. Christen gewinnen neue Klarheit und Freude im Glauben. Die gemeinsam vorbereitete und veranstaltete Evangelisation wirkt sich außerdem stärkend auf den Zusammenhalt der Mitarbeiter aus. Wenn Menschen neu für Jesus und die Gemeinde gewonnen werden, wird das zu einem unerhörten Motivationsschub für alle, die in der Gemeinde mitarbeiten.

Fotos: Martin Kugele

Pommern ist heute fast überall Der Direktor des Instituts zur Erforschung von Evangelisation und Gemeindeentwicklung, Michael Herbst (Greifswald), sprach es ehrlich aus: „In Pommern können wir uns jedenfalls die vornehme Zurückhaltung nicht mehr leisten, die da behauptet, es gehe in der Evangelisation nicht auch um die Kirchenmitgliedschaft, deren Stärkung und Erwei-

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terung.“ Pommern ist heute fast überall – denn die Zahl der Kirchenmitglieder sinkt nahezu flächendeckend. Eine Evangelisation kann die Gemeinde geradezu aufmischen. Die Frage ist nur: Will sie das? Neu gewonnene Menschen bringen Neues: neue Fragen, neue Gewohnheiten, neue Erwartungen. Will sich die Gemeinde darauf einstellen? Dann sind manche Stammplätze nicht mehr gesichert. Obwohl vielerorts um neue Gemeindeglieder gebetet wird, fürchten viele Christen und Gemeinden insgeheim, zum „Opfer“ der eigenen Gebetserhörung zu werden.

Evangelisation – damit sich unsere Gesellschaft ändert Es kann und darf uns nicht gleichgültig sein, wohin unsere Gesellschaft driftet. Unser Land braucht klare christliche Impulse. Die politische Kultur benötigt Prägekräfte aus dem Evangelium. In der Evangelisation zeigt die christliche Botschaft ihre öffentliche Relevanz. Sie wird zum Gesprächsthema und löst Diskussionen aus. Das Evangelium widerspricht jedoch der postmodernen Wahrheit, dass es keine verpflichtende Wahrheit gebe, die für alle gilt. Solange das Wort Gottes lediglich innerhalb der Gemeinde zirkuliert, regt es keinen auf. Man gesteht uns Christen ja gerne zu, dass wir Jesus als unseren Herrn gläubig verehren. Doch es weckt Widerspruch, wenn wir Jesus als den Herrn der Welt und als den Heiland für jeden einzelnen Menschen verkündigen. Gegenwind kommt auf. Wir setzen uns damit – wie in den ersten Jahrhunderten der Christenheit – in die religiösen und weltanschaulichen „Nesseln“. Wer Konflikte scheut, wird sich deshalb lieber im Binnenraum seiner Gemeinde bewegen. Doch Evangelisation tut not – um der gemeindefernen Menschen, unserer Gesellschaft und um unserer Gemeinden willen! P Infos: Arbeitsgemeinschaft Missionarischer Dienste (AMD), Diakon Dirk Möller, Referent für missionarische Projekte & Evangelisation, 030 83001307 • amd.moeller@diakonie.de Auf www.a-m-d.de finden Sie zudem die Adressen freier Werke, die Evangelisationseinsätze anbieten. Ein Werk, das viele Formen anbietet, ist z. B. die „dzm – die mobile Mission“ (www.deutsche-zeltmission.de). Freikirchen unterhalten eigene Arbeitsgemeinschaften für Evangelisation.


net FORUM FÜR JUNGE CHRIS TEN

Keine Angst vor dem Bewerbungsgespräch BERUF Das Abi ist geschafft, das Studium rum: Nun geht es auf Stellensuche. Wer zum Bewerbungsgespräch eingeladen wird, hat die erste Hürde geschafft. Jetzt muss nur noch der potenzielle Arbeitgeber überzeugt werden. Dazu Tipps vom Leiter der TYP Akademie, Rainer Wälde (Limburg). Er ist Buchautor und Vorsitzender des Deutschen Knigge-Rats.

Viele Leute verschicken Dutzende von Bewerbungen. Natürlich kann man sich da nicht mit jedem Unternehmen intensiv auseinandersetzen. Doch spätestens wenn man zum Bewerbungsgespräch eingeladen wird, sollte man sich gut informieren! Denn das Gegenüber merkt meist schnell, ob man sich mit dem Unternehmen und der Firmenphilosophie beschäftigt hat. Und wer dann bei Rückfragen nicht sagen kann, ob die Firma europaweit aufgestellt ist oder Marktführer in ihrer Branche, ist schnell raus aus dem Rennen um den Job.

Die Kleidung muss zur Stelle passen Das Äußere sollte immer authentisch sein und zur Stelle passen. Im handwerklichen Bereich kann man durchaus in dunkler Jeans, einfarbigem Hemd und Blazer zum Bewerbungsgespräch erscheinen; bei einer Bank oder einer Versicherung sollte ein männlicher Bewerber besser Anzug und Krawatte tragen. Für Frauen empfiehlt sich ein Hosenanzug in Businessfarben (Je nach Farbtyp: Blau, Dunkelbraun, Grau oder Schwarz). Wer einen Rock anzieht, sollte beachten, dass er Knielänge hat. Wichtig: Auch wenn es heiß ist, sollte man sich nie zu zwanglos anziehen!

Mindestens eine Stunde Puffer einrechnen Jeder Bewerber sollte mindestens eine Stunde Puffer für die Anreise einrechnen und lieber etwas zeitiger in der Nähe des Unternehmens sein. Bei Anreise mit Auto oder Bahn empfiehlt es sich sogar, bis zu zwei Stunden zusätzlich einzuplanen. So ist man gegen alle Eventualitäten gewappnet. Sollte man trotzdem unverhofft auf der Autobahn steckenbleiben oder sich der Zug extrem verspäten, ist es wichtig, das Unternehmen rechtzeitig darüber zu informieren. Ansonsten ist Zuspätkommen meist ein K.-o.-Kriterium für die zukünftige Stelle.

Bei der Begrüßung nicht zu forsch sein Wenn das Bewerbungsgespräch beginnt, sollte man einige Punkte beachten: Bei der Begrüßung empfiehlt es sich, nicht zu forsch zu sein. Knigge-Regel ist, dass die zukünftigen Vorgesetzten zuerst die Hand reichen. Auch sollte man stehen bleiben, bis

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einem ein Platz angeboten wird. Eine Tasse Kaffee oder ein Glas Wasser darf man getrost annehmen. Alkohol dagegen sollte man – beispielweise bei einem gemeinsamen Essen – ablehnen. Vorsicht ist auch bei Knabbereien mit Schokolade geboten – da kann man sich schnell verschmieren, ohne es zu bemerken.

So ehrlich wie möglich sein Dem Arbeitgeber geht es in der Regel zuerst einmal darum, den Bewerber kennenzulernen und herauszufinden, ob er soziale Kompetenz hat. Im Gespräch sollte man deshalb so ehrlich wie möglich sein. Also lieber mal offen zugeben, dass beispielsweise die Französisch-Kenntnisse nur bruchstückhaft sind, als seine Schwächen zu beschönigen. Wenn gezielt nach Schwächen gefragt wird, kann man aber gut und gerne auch Dinge aufzählen, die für den Job nicht so relevant sind, wie z. B. Musikalität oder Sportlichkeit. Auf der anderen Seite sollte man auch parat haben, in welchen Bereichen man besonders begabt ist.

Der Glaube: warum nicht? Auch seinen Glauben muss man im Bewerbungsgespräch nicht unter den Tisch kehren. Gerade als Form des ehrenamtlichen Engagements in einer Jugendgruppe oder Kirchengemeinde wird dies von Unternehmen sehr geschätzt.

Fragenstellen zeugt von Interesse Wenn man die Möglichkeit hat, sollte man unbedingt auch selbst dem Gegenüber Fragen stellen: Wie sind die Arbeitszeiten? Wird in einem Team gearbeitet? Wo werde ich eingesetzt? Das zeugt von Interesse und einer guten Vorbereitung. Außerdem gibt es einem als Bewerber auch im Vorfeld die Möglichkeit, sich einen Eindruck vom Wertesystem der Firma und dem Umgang mit den Mitarbeitern zu verschaffen. Schließlich muss auch ich mir überlegen, ob ich mir vorstellen kann, mit der Stelle glücklich zu werden. Tabu ist lediglich die Frage nach dem Gehalt. Darauf geht der mögliche Arbeitgeber immer selbst ein. P Buchtipp: Martin Blath: Das Bewerbungsgespräch, 96 Seiten, Stark Verlag, ISBN 978-3866684393, EUR 6,95 / SFr 11.50

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Eine gute Vorbereitung ist wichtig


DI E K LE I N E K A NZ E L zum Johannistag (24. Juni)

» Johannes sieht, dass Jesus zu ihm kommt, und spricht: Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt. «

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Wolfgang Schillhahn (Oberursel bei Frankfurt am Main) ist Superintendent em. der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche und ehrenamtlicher Mitarbeiter in der Seelsorge der Klinik Hohe Mark (Oberursel).

Johannesevangelium 1,29

Die Sehhilfe von Johannes dem Täufer Wer singt mitten im Sommer ein Weihnachtslied? Jemand, der sowohl im „bürgerlichen“ Kalender als auch im Kirchenjahr lebt – von Sonntag zu Sonntag mit dem auferstandenen Herrn Jesus Christus. So können wir am 24. Juni Johannes den Täufer entdecken und seinen Geburtstag feiern. Mit ihm hat Gott große Pläne: „Johannes, du wirst dem Herrn vorangehen und die Wege für ihn bereitmachen“ (Lukas 1,76). Dieser Tag weist uns wiederum auf den einzigartigen Geburtstag hin, den wir genau sechs Monate später feiern. Johannes hat den Plan Gottes für sein Leben sehr ernst genommen. Seine Kleidung und Lebensweise waren bemerkenswert. Sein Mantel hätte aus einer schlecht sortierten Kleidersammlung stammen können. Die Heuschrecken auf seinem Speiseplan waren nicht jedermanns Sache. Sein Mut kostete ihn schließlich das Leben.

Aber seine Predigt! Seine Worte sind eine einzige Standpauke. Erfüllt von glühender Hoffnung, haben sie die Kraft, Menschen zu versammeln – und zu verändern: „Kehrt um, lasst euch taufen!“ Johannes beschwert sich über ihre Trägheit, er beschimpft sie sogar – und sie standen Schlange, um zu beichten. Doch Johannes will nicht etwa – im Stil heutiger Superprediger – möglichst viele Menschen für sich und seine Gemeinde gewinnen. Er schickt die Menschen damals und heute zu Jesus Christus: „Siehe, das ist Gottes Lamm!“ Mach die Augen weit auf, ruft er, schau genau hin: Wie das Lamm, so ist unser Herr Jesus Christus unschuldig und ohnmächtig für uns gestorben. Danke, Johannes, für deine Sehhilfe. Wir sehen das Lamm Gottes und bekennen, dass dieses Lamm uns selig machen kann. P

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PORTRÄT

Die Jesus-Nachfolgerin mit viel Ballgefühl FRAUEN-WM Am 26. Juni beginnt die 6. Fußball-Weltmeister-

Während ihres Studiums hat die heute 23-Jährige drei Jahre lang für die Mannschaft der Universität von North Carolina gespielt. Noch immer findet sich ihr Profil auf der Internetseite der Hochschule. Die ausgebildete Kommunikationsfachfrau gibt dort als Karriereziel an: „Jesus nachfolgen.“ Ihr Lieblingsbuch ist die Bibel, und die Liste der Leute, die den größten Einfluss auf ihre sportliche Karriere haben, beginnt mit Jesus – gefolgt von ihrer Familie und ihren Freunden. Hier wird deutlich: Da macht eine Frau Ernst mit dem christlichen Glauben. Auch ihre sportlichen Erfolge können sich sehen lassen. Sie ist eine der besten Fußballerinnen in den USA. So gehörte sie zum Team der US-FrauenNationalmannschaft bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking. Dreimal wurde sie eingesetzt und half ihrer Mannschaft, die Goldmedaille zu erringen – als jüngstes Mannschaftsmitglied. Heute kickt sie mit der Nr. 17 auf dem Trikot für die Mannschaft Sky Blue (Somerset im US-Bundesstaat New Jersey) in der obersten USProfiklasse WPS. Der christliche Glauben wurde ihr in die Wiege gelegt. Ihre Eltern haben ihr immer wieder von Jesus erzählt:

„Meine Familie hat mir gezeigt, was wahre Liebe ist.“ Doch was es mit Jesus Christus wirklich auf sich hat, das lernte sie erst später. Durch ihre Karriere als Fußballerin. Auf einmal war sie nämlich getrennt von ihrer Familie, reiste zu Spielen und Trainingslagern im ganzen Land umher. Es habe gedauert, bis sie verstanden habe, dass es im Glauben nicht darum gehe, was ihre Eltern von ihr und ihrer Beziehung zu Gott denken, „sondern dass es um meine Beziehung zu Gott direkt geht“. Seitdem will sie Gott immer besser kennenlernen. Dazu braucht sie die Bibel: „Das ist der wichtigste Weg, wie Gott zu mir spricht.“

Sie lud einen Mormonen ein Die Bibel ist ihr ebenso wichtig wie das Training. An der Uni traf sie sich täglich mit anderen Sportlern zum gemeinsamen Bibellesen. Bewusst war dieses Treffen als offenes Bibelstudium angelegt. Wer wollte, konnte dazu kommen, um zuzuhören oder auch Fragen zu stellen: „Das ist die Zeit für uns, um zu beten, um miteinander zu reden, uns darüber auszutauschen, was Gott in unserem Leben getan hat.“ Über ihre Erfahrungen mit Gott war sie so begeistert, dass sie sogar ih-

ren Uni-Trainer zum Bibelstudium einlud, einen bekennenden Mormonen. In den 33 Jahren – in denen er den Job als Trainer mache – sei ihm noch nie passiert, dass ihn ein Christ zum Bibellesen eingeladen habe, räumte er ein. Beim Sport geht es ihr nicht um Ruhm oder Geld. Sie sagt: „Ich will beim Fußball bezeugen, an wen ich glaube. Ich will mein Leben so führen, dass Gott verherrlicht wird.“ Sie hofft, dass dies die Zuschauer mitbekommen – und ihr dann Fragen stellen: „Und das sind dann diese Gelegenheiten, wo ich anderen sagen kann, wer Jesus ist und was er in meinem Leben getan hat.“ Die sportmissionarische Initiative SRS (früher: Sportler ruft Sportler/Altenkirchen) ist während der FußballWeltmeisterschaft der Frauen in engem Kontakt mit Heath. Die Verantwortlichen um den Leiter von SRS-Profisport, Mark Geissbauer, hoffen, dass es der jungen Amerikanerin auch in Deutschland gelingt, Anstöße zum christlichen Glauben weiterzugeben. P

Foto: PR

schaft der Frauen. Unter den Sportlerinnen in den 16 Mannschaften sind einige Christinnen. Klaus Rösler stellt eine von ihnen vor: die US-Amerikanerin Tobin Heath.

DAS WORT DER WOCHE

» Fußball ist mehr als eine Religion, mehr als alle Religionen zusammen.« Der wiedergewählte Präsident des Weltfußballverbandes, Joseph Blatter (75), laut „die tageszeitung“. Das Blatt aus Berlin kritisiert Blatter heftig: „Korruption brachte ihn 1998 an die Spitze des Verbandes, Korruption war seither immer um ihn.“ ideaSpektrum 25.2011


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