26 29. Juni 2011
Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt
www.ideaschweiz.ch
Einzelverkaufspreis: CHF 4.–
Wie viel Sexkunde brauchen unsere Kids?
Käthi Kaufmann über die Sexualisierung der Volksschule und fragwürdige Experten Segenswort für die CVP-Politikerin
9 Wahlziele: Die EVP will fünf Sitze und Religionsfreiheit für alle
12 Schmerz und Leid: Fachtagung
zeigt auf, dass Hoffnung möglich ist
133 Schweiz 2030 2030: Christen sollten sich
MAF Begegnungstag 2011
auf den Wertewandel vorbereiten
Samstag, 20. August 2011 in Belp 9.30 und 13.30 Uhr
20 Auftrag: Trotz Mord an ihrem Mann bleibt Susanne Geske in der Türkei
32 Samuel Koch: „Über Wunder
spricht man nicht – drauf hofft man“
MAF
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5 Brigitte Häberli Häberli: Ein spezielles
Seite 4
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Wir sind eine Evang.-ref. Kirchgemeinde im Zürcher Oberland mit rund 4500 Mitgliedern. Das Engagement einer Vielzahl von freiwillig Mitarbeitenden und eine gut integrierte Cevi-Arbeit prägen unser Gemeindeleben. Einer unserer Pfarrer tritt nach 37 Jahren in den Ruhestand. Deshalb suchen wir als Ergänzung zu unserem Pfarrehepaar (70/30%) auf den 1. August 2012 oder nach Vereinbarung eine
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Architekt/in FH/ETH als Projektleiter/in Sie sind für die Gesamtleitung von vielseitigen Bauprojekten verantwortlich. Dies beinhaltet als Teamleader das Führen des Projektteams und die Begleitung von Bauvorhaben in allen Phasen der Projektierung und Realisierung. Mit der Möglichkeit, zunehmend Verantwortung und Aufgaben in der Geschäftsleitung zu übernehmen, erhalten Sie auch eine attraktive berufliche Perspektive. Ihr Profil Als Architekt (FH/ETH) mit mehrjähriger Erfahrung in der Schweiz, haben Sie grosses Interesse an architektonisch und technisch hochstehenden Lösungen. Es gelingt Ihnen leicht die Fäden in der Hand zu halten, Meinungen anderer zu berücksichtigen und durchdachte Entscheidungen zu treffen. Sie haben stets das Ziel vor Augen, ohne die entscheidenden Details zu übersehen. Auf Unvorhergesehenes reagieren Sie angemessen; Ihre Erfahrung gibt Ihnen die nötige Sicherheit. Als integre, selbstbewusste und kommunikative Persönlichkeit vertreten Sie das Unternehmen auch gerne nach aussen. Es erwartet Sie Eine spannende, abwechslungsreiche und verantwortungsvolle Aufgabe mit komplexen Bauvorhaben im städtischen Raum. Ihr vernetztes, unternehmerisches Denken und Handeln wird geschätzt. Sie werden von einem Team von qualifizierten Fachleuten unterstützt. Das Arbeitsklima ist angenehm und werteorientiert. Wir freuen uns über Ihre E-Mail Bewerbung oder Ihr komplettes Dossier via Post an unten stehende Adresse. Bei Rückfragen steht Ihnen Herr Oliver Panier unter Tel. 033 439 30 80 (direkt) gerne zur Verfügung. Absolute Diskretion ist für uns selbstverständlich.
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G RÜ e z i
Weckt die liebe nicht …! Unsern Kindern soll spätestens mit der Einführung des «Lehrplan 21» bereits im Kindergarten die «Sexualität» näher gebracht werden. Selten wurde ein schulpolitisches Thema so breit und heiss diskutiert, wie die von den Deutschschweizer Erziehungsdirektoren beabsichtigte Sexualerziehung. Für viele Eltern und zum Glück auch für etliche Politiker ist das Ganze eine weitere Untergrabung der traditionellen Familie und der christlichen Werte. Was letztlich auf den frühestmöglichen Abbau eines natürlichen Schamund Schutzmechanismus zielt, ist für andere nur «ein weiterer Angriff auf den Lehrplan 21». Im Kanton Basel-Stadt wurden im Mai sogenannte Sexkoffer in Schulen und Kindergärten verteilt. Diese lassen erahnen, was Kinder in Schweizer Schulen in Zukunft erwarten könnte. Es geht nicht einfach um sachliche Aufklärung, sondern um «praktische Einführung» in die Sexualität. Oder vielleicht konkreter gesagt: in sexuelle Praktiken. Mich lässt das erschaudern! Wie sollen Kinder, wenn sie schon im Kindergarten von Kreti und Pleti an intimen Stellen zärtlich berührt werden, später die Grenzen zu sexuellen Übergriffen und Missbrauch – sei es durch Erwachsene oder Gleichaltrige – unterscheiden können? Fachfrau Käthi Kaufmann gibt im Interview auf Seite 4 zu bedenken, dass Aufklärung immer auch mit Schamgefühlen zu tun hat. Diese sind aber – so verfechten es gewisse «Fachleute» – nur anerzogen und für ihre Absichten hinderlich. GenderMainstreaming wird
in unserer Gesellschaft mit allen Mitteln gepuscht. Dazu passt auch die Idee der geplanten Sexualkunde. Gleichstellung der Geschlechter ist harmlos gegen die Tendenzen, die da auf uns und unsere Kinder prallen. Das biologische Geschlecht soll nichts weiter sein als eine leere Phrase. Die sexuelle Orientierung und das gefühlte «psychologische» Geschlecht seien frei wählbar, wird uns weisgemacht. Dazu natürlich auch die sexuelle Ausrichtung. Sexualität betrifft den Menschen in intimster Art und Weise. Immer mehr wird sie aber leichtsinnig auf «die Strasse» verlagert. Wir sollten darüber nicht nur den Kopf schütteln. Das Entsetzen sollte uns packen und mobilisieren. Stehen wir auf, zusammen mit Politikern egal welcher Couleur! Wir haben die Möglichkeit, uns mit unserer Unterschrift gegen diese Tendenzen zu wehren (Petition «Gegen die Sexualisierung der Volksschule»). König Salomo sagt im Hohelied der Liebe: «Was wollt ihr wecken, was aufstören die Liebe, bevor es ihr selber gefällt!» Meine Kinder wurden nur durch uns Eltern, sorgfältig, ihrem Alter entsprechend, Schritt für Schritt aufgeklärt ohne praktische Anleitung im Kindergarten oder in der Schule. Trotzdem sind sie weder prüde noch blieb ihnen der Unterschied der Geschlechter verborgen. Mir bleibt die Hoffnung, dass sie den verantwortungsvollen Umgang mit ihrer Sexualität schaffen, wenn die Liebe geweckt wird. Sich selbst und ihren zukünftigen Ehepartnern zuliebe.
BiBlisch Ein Lieblingsbibelwort von Michael Wespi, 23-jähriger Musiker (Singer/Songwriter) aus Bassersdorf:
«simon antwortete und sprach zu ihm (Jesus): Meister, wir haben die ganze Nacht hindurch gearbeitet und nichts gefangen; aber auf dein Wort will ich das Netz auswerfen!» (Lukas 5,5) «Diese Bibelstelle drückt genau das aus, was ich auf meinem Weg als selbstständiger Musiker so oft zu lernen hatte, aber auch erleben durfte. Als ich mich vor eineinhalb Jahren entschied, meinen Beruf aufzugeben, um mich vollständig der Musik zu widmen, hatte ich meine klaren Ziele, Träume und Vorstellungen. Doch bald begann ich zu erkennen, dass vieles davon nicht in meiner Reichweite liegt. Es kam mir vor, als steckte ich all meine Energie und Zeit in dieses Projekt, ohne irgendeinen Fisch zu fangen. Vor einiger Zeit kam mir dann diese Stelle in den Sinn, und mir wurde klar, dass Gott das Unmögliche möglich macht. Oder wie derselbe Petrus sagt: «Alle eure Sorgen werft auf ihn, denn er sorgt für euch.» So möchte ich meinen Blick und mein Vertrauen Gott zuwenden, und meine Sorgen sollen seine Sorge sein. Das wird sich auszahlen.»
Wörtlich «ich war die ganze Zeit über mit samuel und dessen Eltern in Kontakt und habe oft mit ihm telefoniert. Er hat alle meine Bücher gelesen, der christliche Glaube verbindet uns.» Peter Hahne, ZDF-Moderator und Diplomtheologe, zum ersten TV-Interview mit Samuel Koch nach dessen schwerem Unfall mit Sprungstelzen in «Wetten, dass…?», im «SonntagsBlick». Die Zeitung berichtete auch darüber, Samuel Koch lasse sich im Paraplegiker-Zentrum Nottwil täglich aus der Bibel vorlesen.
Kompetent
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HELENA GYSIN
Reklame idea Spektrum 26.2011
Bild: iStockphoto.
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BR E N N P U N K T
«Ein früher Sexunterricht überfordert die Kinder» SEXUALKUNDE Engagierte Christen sollten mehr Zivilcourage aufbringen. Sie sollten sich getrauen, gegen die geplan-
te Sexualisierung der Volksschule aufzustehen. Das betont die Präsidentin der überkonfessionellen Arbeitsgruppe «Jugend und Familie», Käthi Kaufmann. Die sexuelle Aufklärung gehöre zuerst in den Schutzraum der Familie. «idea Spektrum»: Wie wurden Ihre fünf Kinder aufgeklärt? Käthi Kaufmann: Beim ersten unse-
rer Söhne hatten wir es einfach. Er ist in einer bäuerlichen Umgebung aufgewachsen und sah, wie das die Rösslein miteinander anstellten. Da mussten wir nicht viel beifügen. Zwei Jahre später erklärte er alles stolz seiner kleinen Schwester. Als er fünf war, wurde ich zum dritten Mal schwanger, und die Aufklärung wurde damit ziemlich anschaulich.
Wie können Sie als überzeugte Christin dagegen sein, dass die Volksschule die wichtige Aufgabe der sexuellen Aufklärung schon früh übernimmt?
Man kann sich nicht einfach hinsetzen und sagen: «Kinder, heute werdet ihr aufgeklärt!» Das muss spontan passieren bei Gelegenheiten, bei denen solche Fragen auftauchen. Aufklärung hat auch mit dem Schamgefühl zu tun. Darum möchte das Kind so intime Fragen mit jemandem besprechen, den es ganz gut kennt. Und
Zur Person Käthi Kaufmann-Eggler, 47, früher Primarlehrerin, ist verheiratet und Mutter von fünf Kindern. 1985 gründete sie zusammen mit ihrem Mann die Arbeitsgruppe «Jugend und Familie», die sie bis heute präsidiert. Diese Arbeitsgemeinschaft setzt sich ein für die Familie, eheliche Treue, gegen Abtreibung und Euthanasie und für die tragenden christlichen Grundwerte in Schule, Staat und Gesellschaft, getreu dem Gotthelf-Wort: «Zu Hause muss beginnen, was leuchten soll im Vaterland.» Ausserdem leistet «Jugend und Familie» materielle und beratende Hilfe für kinderreiche Familien und alleinerziehende Mütter und Väter in Not. Daraus entstand 1997 der Arbeitszweig der Interessengemeinschaft kinderreicher Familien «IG Familie 3plus» mit heute 1200 Mitgliedsfamilien. www.jugendundfamilie.ch www.ig3plus.ch Bild: idea/av
Für Käthi Kaufmann hat Aufklärung auch mit dem Schamgefühl zu tun.
das ist am besten in der Familie möglich.
Doch vielfach bleibt das Kind mit seinen intimen Fragen allein, weil die Eltern gar nicht da sind.
Auch wenn das Verhältnis in einer Klasse ausgezeichnet ist, sollte eine Lehrperson mit ihren Antworten zuwarten, bis das Kind selber kommt und fragt. Eine kleine Reminiszenz: In dem Schwyzer Bauerndorf, in dem ich Viertklässler unterrichtete, bekam eine Schülerin schon mit elf Jahren die Mens. Eines Tages bat sie mich, ich solle ihr erklären, wie es dazu kommt. Wir setzten uns nach dem Turnen auf eine Matte, und da erzählte ich ihr über Sämchen, Eisprung und noch vieles mehr. Bei einem Elterngespräch sagte mir die Mutter später, sie hätte ihre Tochter sehr wohl aufgeklärt. Doch die Tochter wollte von mir die Bestätigung haben. Zum Glück stimmten meine Aussagen mit jenen der Mutter überein! Heute hat die Tochter von damals selber vier Kinder und ist Mitglied der IG Familie 3plus.
Auch Kindergartenkinder zeigen doch bereits Neugierde an sexuellen Themen, wie es im «Grundlagenpapier» dazu heisst.
Das ist doch nichts Neues. Wo diese Neugierde auftaucht, soll
man zu Hause darauf eingehen. Deswegen brauchen wir keinen Sexunterricht im Kindergarten. Sollte ein Kind von einem Missbrauch betroffen sein, müssen wir dieses Kind stärken. Doch die Sexualität muss nicht schon im Kindergarten zum Riesenthema für alle gemacht werden.
Wie können Kinder durch den Sexunterricht Schaden nehmen?
Kinder sollen ab der fünften Klasse im Fach «Mensch und Umwelt» oder auch Deutsch mit Fragen der Fortpflanzung konfrontiert werden, aber als Sachthema und nicht mit seltsamen Sex-Kistlein voller Puppen und Folien. Ich begreife, dass viele Eltern vom angebotenen SexKoffer geschockt sind. Ein Sexunterricht in dieser Form ist einfach nicht nötig. Er überfordert die Kinder und wirkt sich darum negativ auf ihre Entwicklung aus. Zur Aufklärung gehört die Schutzzone der Familie. Nacktsein – buchstäblich und im übertragenen Sinn – geschieht in der Familie, nicht in der Schule.
Der vorgesehene Sexunterricht sei «eine Abartigkeit», meint CVP-Nationalrat Pius Segmüller. Was empfinden Sie als «abartig»?
Für mich ist es fragwürdig, dass man den Kindern überhaupt
so dreidimensionale Hilfsmittel in die Hand gibt. Die Kinder kennen ihre Geschlechtsorgane selber. Der Sexkoffer entspricht einer Idee von pseudogescheiten Pädagogen. Mich stösst diese Sexkiste mit all den Bäbeli und Holzteili auch ab. Ich finde diesen Inhalt abstossend und «gruusig». Die Sexualität gehört zur Schöpfung des Menschen. Sie ist etwas Heiliges. Deshalb soll man sie nicht einfach mit grobschlächtigem Anschauungsmaterial zu einem mechanischen Vorgang machen. Eine Blume zerlegt man auch nicht einfach in ihre Teile, bis man nicht mehr merkt, dass es eine Blume ist. Eine Blume ist nur als Ganzes schön.
Vier Nationalräte aus CVP, EDU, FDP und SVP haben die erwähnte Petition «gegen die Sexualisierung der Volksschule» gestartet. Was versprechen Sie sich davon?
Dass die sogenannten Fachleute zurückbuchstabieren müssen und der Sexunterricht nicht wie vorgesehen in den Lehrplan 21 kommt. Die Aufklärung soll wie bisher frühestens ab der vierten oder fünften Klasse geschehen.
Noch schweigen die Kirchen, auch die Freikirchen, zu diesem Thema. Wie erklären Sie sich das?
Es ist schwierig. In der katholischen Kirche gibt es so viele interne Querelen, dass man sich offenbar in keinen weiteren Konflikt einmischen will. Dass man sich an der Basis aber an der Sexualisierung der Volksschule stört, zeigt das grosse Echo auch von katholischer Seite. Auf evangelischer Seite und in Freikirchen denkt man möglicherweise, um solche Fragen sollten sich EDU und EVP kümmern. Viele fromme Leute, welche die Kampagne auch abstossend finden, wollen vielleicht lieber beten als aktiv werden.
Was raten Sie Basler Eltern, deren vierjähriges Kind nach den Sommerferien erstmals mit «Sexualkunde» konfrontiert wird?
Sie sollen zuerst mit der Kinderidea Spektrum 26.2011
BR E N N P U N K T
gärtnerin reden. Wie mir der zuständige Regierungsrat Eymann mitgeteilt hat, wird das Thema an Elternabenden besprochen. Dort sollen sich Eltern melden und von dieser Sexualkunde abraten. Wenn alles nichts nützt, würde ich das Kind daheim behalten.
Sie können Ihr Kind nicht einfach zu Hause behalten, wenn die Sexualkunde obligatorisch ist.
Es wird nicht viel passieren, wenn man diesen Unterricht nicht besucht. Es wird vielleicht einen Verweis oder eine Busse geben. Sonst muss man das Kind halt auch einmal krank melden. Das habe ich auch einmal gemacht.
Dann sagen Sie nicht die Wahrheit.
Ich habe damals den Religionslehrer meines Kindes, einen katholischen Priester, nach seiner Meinung gefragt. Er sagte, es könne für Eltern unter Umständen Momente geben, in denen sie lügen müssten, wenn es für das Kinder besser sei.
Christen sollten sich der Obrigkeit fügen, fordert der Apostel Paulus. Gilt das hier nicht?
Nein, das gilt nicht immer. Paulus sagt auch, der Körper sei ein Tempel des Heiligen Geistes.
Wie sollen gehäufte Teenagerschwangerschaften wie in den USA verhindert werden?
Mit elf oder zwölf Jahren sollen die Kinder auch in der Schule sachlich aufgeklärt werden. Man soll ihnen aber auch sagen, dass es ganz schlimm ist, wenn man abtreiben muss. Es gibt übrigens eine christliche Gruppe, die mit dem sexualpädagogischen Programm «TeenSTAR» gerne in die Schule kommt und hilft. Sie weist auch darauf hin, dass die Sexualität ein Geschenk des Schöpfers ist, und dass man verantwortlich damit umgehen soll.
Unter den «Experten» für die Sexualkunde an der Sekundarschule häufen sich die Vertreter von Homosexuellen-Organisationen. Wie kommt es dazu?
Im Bundesamt für Gesundheit und in den Medien selber gibt es viele Schwule. Und es entspricht ja dem modernen Gender-Mainstreaming, dass man den Kindern sagt, es gebe vielerlei Geschlechter, also heterosexuell, homosexuell, idea Spektrum 26.2011
Gegen die Sexualisierung der Volksschule Ab dem kommenden Schuljahr führt Basel-Stadt den obligatorischen Sexualunterricht auch für Kindergärtler ein. Damit sollen bereits die Vierjährigen «sensibilisiert» werden. Jede Klasse erhält einen «SexKoffer» oder mit fortgeschrittenem Alter eine «Sex-Box» mit Holzpenissen, Plüschvaginas, Puppen und Videos. Auch der restlichen Schweiz droht ab 2014 mit der Einführung des «Lehrplan 21» ein staatlich verordneter, obligatorischer Sexunterricht. Der Protest dagegen erhielt neue Dimensionen, als der «Sonntags-Blick» Ende Mai ausführlich da-
rauf einging und das entsprechende Grundlagenpapier vorstellte. Die Arbeitsgruppe «Jugend und Familie» startete darauf eine Kampagne mit Protestschreiben an die Präsidentin der kantonalen Erziehungskonferenz, Isabelle Chassot, und an Christoph Eymann, Erziehungsdirektor des Kantons Basel-Stadt. Die vier Nationalräte Pius Segmüller (CVP), Andreas Brönnimann (EDU), Werner Messmer (FDP) und Ulrich Schlüer (SVP) wollen das geplante Sexualkunde-Obligatorium mit einer Petition «gegen die Sexualisierung der Volksschule» bekämpfen.
bisexuell und transsexuell. Die Schwulen-Organisationen wollen den Kindern weismachen, dass sie Sexualität früh in vielen Formen erleben sollen.
der 68er-Bewegung. Seither gibt es überall einen Autoritätsverlust. Überall soll man tolerant sein. Man darf gar nicht mehr sagen, was Sache ist. Die Kirchen haben sich davon anstecken lassen und predigen, der Mensch dürfe alles, Gott sei ja barmherzig.
Wie können sich Christen dagegen wehren?
Sie müssen ihre Scheu ablegen und sich getrauen, dagegen aufzustehen. Dann merken sie auch, dass viele Eltern gleich denken. Christen brauchen mehr Zivilcourage! In diesem Sinne haben wir von «Jugend und Familie» blitzartig unsere Kartenaktion an die Präsidentin der Erziehungsdirektorenkonferenz und den Basler Erziehungsdirektor gestartet. Wir wollen damit die Erziehungsrechte der Eltern stärken. Solche Karten wurden bei uns zu Tausenden bestellt. Auch für die Petition gegen die Sexualisierung der Volksschule werden sehr viele Unterschriftenbogen angefordert.
Was läuft moralisch falsch in unserer Gesellschaft?
Ohne Sex geht nichts mehr, sei es in der Werbung oder im Fernsehen. Sex ist zum Wegwerfartikel geworden. Junge Frauen denken sich nichts mehr dabei, wenn sie ihren Körper mit ihrer Ankleide blossstellen. Schlussendlich liegt es daran, dass die Zehn Gebote nichts mehr gelten, gerade auch das Gebot zur Treue. Wenn eine Françine Jordi öffentlich verkündet, sie steige aus ihrer Ehe aus, weil die Liebe abhanden gekommen sei, so nimmt man das heute ohne grosse Emotionen zur Kenntnis.
Wo sehen Sie den Ursprung dieser Entwicklung?
Für mich sind das Nachwehen
Wer oder was kann die schwierige gesellschaftliche Entwicklung stoppen?
Angehende Lehrer sollten wieder in Lehrerseminaren auf ihren eigentlichen Beruf vorbereitet werden und nicht in Pädagogischen Hochschulen. Die Kirchen sollten wieder klar das Evangelium und die biblischen Regeln verkündigen und nicht alles als diskutierbar hinstellen, bis zur geschlechtlichen Ausrichtung. Manchmal habe ich in der Kirche den Eindruck, ich sei an einem Treffen der Grünen statt in einem Gottesdienst.
Woher soll die Kraft dazu kommen?
Also das Beten würde bestimmt helfen, dass es besser wird. Und in all den vielen Worten unserer Zeit sollten wir uns bewusst sein, dass Gott das letzte Wort hat. Darum sollten wir mehr in uns hineinhören und fragen, was Gott in einzelnen Situationen wirklich meint.
Was heisst für Sie Liebe?
Leider ist die Liebe bei der ganzen Sex-Diskussion kein Thema. Liebe ist doch viel mehr, als sich mit einzelnen Körperteilen zu befassen. Auch Nächstenliebe ist viel mehr. Und die Liebe zu meinem Mann ist viel mehr als nur verliebt sein. Sie geht viel tiefer. Sie hilft auch aushalten, wenn einmal nicht alles harmonisch verläuft. Interview: ANDREA VONLANTHEN
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PODIUM Aufbruchsegen Ich habe vor einigen Tagen wieder einmal versucht, auf meinem Pult etwas mehr Ordnung zu schaffen. Besonders nach einer Session in Bern ist dies dringend nötig, denn dann stapeln sich die Berichte, Protokolle, Sitzungsprogramme und Gesetzestexte, und das Suchen nach einem bestimmten Papier wird zunehmend schwierig. Dabei ist mir eine Karte, die ich vor einiger Zeit von einer lieben Freundin erhalten habe, in die Hände gekommen. Sie hat mir neben persönlichen Wünschen auch folgenden Aufbruchsegen mitgegeben: «Es sei mit dir der Segen Gottes wie ein Lächeln der Freundschaft, so nah wie ein Zunicken, so spürbar wie ein Kuss. Es sei mit dir der Segen Gottes im Atemholen, im Träumen, im Wachen, im Schmerz, in der Freude, im Denken, im Tun, im Verweilen, im Fortgehen. Es sei mit dir der Segen Gottes wie eine Hand auf deiner Schulter. Hab keine Angst, wenn sie schon wieder Neues von dir verlangen. Bei jeder Wandlung, bei jeder Neuerschaffung übernimmt der Heilige Geist die schwerere Hälfte der Arbeit. Dein Aufbruch, er soll gesegnet sein.» Wie haben mir diese Worte gut getan! Wie ein wohltuender Balsam haben sie sich auf meine Seele gelegt, mich gestärkt und mir Zuversicht und Vertrauen gegeben. Voll Freude habe ich den Segen ein zweites und ein drittes Mal gelesen. Gerade dann, wenn mich wieder einmal viele Aufgaben und Herausforderungen erwarten, wenn der Terminkalender übervoll ist und ich spüre, dass jetzt doch etwas gar viele Verpflichtungen und Erwartungen auf mich zukommen, sind solch starke Worte ein wirklicher Segen! Plötzlich weiss ich, dass ich nicht alleine bin, sondern getragen und begleitet werde. Mit Ruhe und Gelassenheit darf ich vorwärts blicken, denn der Aufbruchsegen gibt mir Kraft. BRIGITTE HÄBERLI Die Autorin ist Nationalrätin und stellvertretende Fraktionspräsidentin der CVP in Bern. Sie wohnt in Bichelsee TG.
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Tag e ssc h au
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Was ist uns die Mobilität heute wert? JOURNAL VERKEHR UND UMWELT Die Arbeitsgemeinschaft Klima – Energie – Umwelt (AKU)
der Schweizerischen Evangelischen Allianz forderte bekennende Christen am «Klimaforum» in Aarau auf, im Mobilitätsverhalten Verantwortung zu übernehmen.
Peter Füglistaler, Direktor des Bundesamtes für Verkehr (BAV), bestätigte die Beobachtung: «Neue Verkehrsmittel und Reisemöglichkeiten bedeuten immer, dass sich die Mobilität erweitert.» Sie verschaffe uns nicht mehr Freizeit. Die tägliche Reisezeit habe sich in 100 Jahren nicht verändert. Sie habe bereits 1900 1,5 Stunden pro Tag betragen. Nur habe man damals lediglich 280 Kilometer pro Jahr und Person zurückgelegt. Heute seien es 17 000 Kilometer. Der Mehrverkehr habe jedoch soziale Auswirkungen, gab der BAV-Direktor zu bedenken. Daher stelle sich die Frage nach dem Sinn des Reisens. Füglistaler: «Der gesunde Menschenverstand sagt uns: Mehr ist nicht immer besser!» Trotzdem werde das Wachstum nicht gebremst. Denn laut den geltenden Prognosen werde der Güterverkehr bis ins Jahr 2030 um 30 bis 80 Prozent steigen, der Personenverkehr um 15 bis 30 Prozent.
Mobility-Pricing
Zwar wären laut dem BAV-Direktor aus ökonomischer Sicht die gefahrenen Kilometer volkswirtschaftlich erwünscht. «Doch die Infrastrukturen bei allen Verkehrsträgern sind an einer Leistungsgrenze angelangt.» Deshalb, und weil der Verkehr für Mensch und Natur verkraftbar bleiben müs-
Die Expertenrunde mit Jonas Moser (elfar GmbH), alt Nationalrat Markus Wäfler, Nationalrat Eric Nussbaumer, Bernhard Piller (Schweizer Energiestiftung) und AKU-Präsident Werner Hässig (von links).
se, sprach sich Füglistaler für ein umfassendes Mobility-Pricing aus. «Wir müssen uns die Frage stellen: Was ist uns die Mobilität wert?», so Füglistaler. Heute sei sie zu billig. Doch die Erfahrung zeige, dass die Bedürfnisse da seien, nicht aber die Bereitschaft – mehr zu zahlen. Das neue Prinzip müsse daher lauten: «Pay as you drive!» Es brauche die Umstellung von der blossen Nutzerfinanzierung auf die Nutzniesserfinanzierung.
Mobilität – Lust oder Last?
In einem weiteren Grundsatzreferaten sprach Roland Stettler, Oberarzt Ambulante Dienste der Klinik Sonnenhalde in Riehen, über die Frage «Mobilität – Lust oder Last?». Er verwies dabei vor allem auf die gesundheitlichen und psychischen Auswirkungen des Pendelns, insbe-
Individuelle Mobilität ohne AKW-Strom? Kann man die individuelle Mobilität auf Elektrofahrzeuge umstellen, ohne AKWs? Dieser Frage stellten sich in einem Podium Jonas Moser (Geschäftsführer der elfar GmbH), Bernhard Piller (Schweizer Energiestiftung), Nationalrat Eric Nussbaumer und alt Nationalrat Markus Wäfler. Gesprächsleiter und AKUPräsident Werner Hässig fragte: «Wie kann man Menschen begeistern, weniger weit zu reisen?» Markus Wäfler ergänzte: «Kann es Sinn machen, wenn Christen 50 Kilometer weit zum Gottesdienst reisen?» Erich Nussbaumer forderte die Umidea Spektrum 26.2011
stellung des Individualverkehrs auf Elektroantrieb, denn der E-Motor habe einen Wirkungsgrad von 80 Prozent, während der Verbrennungsmotor 80 Prozent der Energie verpuffe. Um den gesamten Individualverkehr elektrisch laufen zu lassen, seien lediglich zehn bis 15 Prozent des heutigen Stromverbrauchs nötig. Der Atomausstieg sei somit auch durch eine solche Umstellung nicht gefährdet. Mit erneuerbarer Energie und Effizienzsteigerungen sei die Umstellung «gangbar und finanzierbar, auch wenn es vier bis fünf Jahrzehnte dauert».
sondere auch des Wochenpendelns über weite Strecken.
Mobiler Gott
Der Theologe Peter Henning ist überzeugt: «Mobilität ist biblisch.» Denn Christen hätten einen mobilen Gott, der schon mit dem Volk Israel unterwegs gewesen sei. Auch Jesus sei immer unterwegs gewesen und habe schliesslich seine Jünger auf die Reise geschickt. Doch heute sei die Mobilität ein Problem, weil sie masslos geworden sei. Es gebe heute sogar eine Mobilitätssucht. Henning präsentierte neun Thesen zu einer zeitgemässen Mobilität der Christen.
In einem Wertekonflikt
In einer Diskussionsrunde stellten sich Fachleute der Frage, ob es ein ökologisches Reisen mit 100 Prozent CO2-Kompensation gebe. Während sich Hans Wiesner von «myclimate» und René Galli (Grüner Fisch) mit ihren Organisationen für eine grösstmögliche Kompensation einsetzen, plädierte Erich Goldenberger, Leiter von «Surprise Reisen», für möglichst ökologisches Reisen mit dem Bus. Für Hannes Wiesmann, Leiter von Wycliffe Schweiz, sind die Liebe zur Schöpfung und zum Menschen Teil des Liebesgebots Gottes. Daraus könne sich ein Wertekonflikt zwischen Missionsauftrag und ökologischer Verantwortung ergeben. FRITZ IMHOF Mehr über die Tagung: www.livenet.ch Bild: Fritz Imhof
«Glaube am Montag»
Ein Netzwerk von Christen startet die Initiative «Glaube am Montag – Natürlich Christ SEIN 2012». In der Schweiz hat ein Trägerkreis die Arbeit aufgenommen und seine Ideen präsentiert. Nach dem «Jahr der Stille 2010» ist dies die zweite grössere Initiative dieser Art. Geleitet wird der Schweizer Trägerkreis von Benedikt Walker von den Vereinigten Bibelgruppen (VBG). Walker: «Die Bewegung will Christen ermutigen und stärken, ihren Glauben vertrauensvoll in ihrem konkreten Alltag auszuleben.» (livenet) www.glaube-am-montag.net
«alive-teens» unterwegs
60 Teenager touren vom 25. bis 30. Juli mit der Heilsarmee durch die Schweiz. Die 60 Teenager im Alter zwischen zwölf und 17 Jahren kommen aus der ganzen Deutschschweiz. Sie werden in Thun, Basel, Winterthur, St. Gallen, Lausanne und Bern Halt machen. Nebst Mu-
sik bereichern ein Anspiel und HipHop-Tanz das Programm. (idea) www.heilsarmee.ch
Popularmusik im Thurgau
Der Kirchenrat der Evangelischen Landeskirche des Kantons Thurgau will mehr populare geistliche Musik im Gottesdienst. Er ist überzeugt, dass Popularmusik einem Bedürfnis entspricht und hat den Weinfelder Musiker Oliver Wendel beauftragt, Materialien für den Gemeindegebrauch zu erarbeiten. Für Februar 2012 ist ein Singtag mit popularer geistlicher Musik geplant. (idea)
Aufklärung von Kindern
Die Schweizerische Evangelische Allianz unterstützt eine Klarstellung der Deutschschweizer Erziehungsdirektorenkonferenz (D-EDK): Die primäre Verantwortung für die Sexualerziehung soll auch in Zukunft bei den Eltern liegen, heisst es in einem Communiquè. Die Schule soll die Eltern dabei im Rahmen des Sexualkundeunterrichts, welcher in der Regel gegen Ende der Primarschulzeit beginne, alters- und stufengerecht unterstützen. (idea) www.each.ch
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Sun, fun and «really something» to do! KURZEINSÄTZE Im Sommer geht es wieder mal in alle Richtungen los: Begeisterte Menschen sind unterwegs mit Musik, Dienen, Beziehung leben und Jesus weitergeben. Drei Porträts von Organisationen mit demselben Ziel.
Diesen Sommer ist in Zürich was los! Auf der Seewiese werden die Teilnehmenden vom ISTL-Einsatz den Menschen auf spontane Art begegnen. Es gibt Streetdance und Rap-Musik mit dem AfroSchweizer Rapper Parel. Dabei werden Streetbibles und Visitenkarten von «GottKennen.ch» verschenkt. Die frohe Botschaft von Jesus soll unkompliziert bleiben und in der Gemeinschaft erfahren werden. Menschen auf den Strassen Zürichs sind eingeladen, bei Beachvolleyball und Baden im See mitzumachen. Sie können Kurzbotschaften, und persönliche Erlebnisse mit Gott erfahren.
Schön «flexibel» bleiben
Wie heisst das Motto bei Operation Mobilisation? «Bleib flexibel!» OM bietet weltweit Einsatzmöglichkeiten an mit international durchmischten Teams an. Der Schwerpunkt liegt auf Beziehungen und der Unterstützung von Kirchen in ihren Projekten. Ein wichtiges Element bei den Einsätzen sind Kreativität und Musik. Es gibt Programme für Kinder und Jugendliche, wie auch handwerkliche und Volontär-Einsätze. Im «Swiss Summer Challenge» werden Moslems, die in der Schweiz im Urlaub sind, auf den christlichen Glauben angesprochen.
Den Horizont erweitern
Die Schweizer Allianz Mission (SAM) ist eine Non-ProfitOrganisation, die sich weltweit in acht Ländern engagiert, mit Schwerpunkt auf Förderung und Ausbildung von Einheimischen in verschiedenen Bereichen. «Expanding my horizon» ist das Motto der Kurzeinsätze der SAM. Es geht um persönliche Horizonterweiterung, um prägende und lebensverändernde Erfahrungen mit Gott und praktisches MitAnpacken. Es gibt organisierte und individuelle Kurzeinsätze. Die SAM legt Wert auf eine sorgfältige Vorbereitung als auch eine
gute Betreuung der Kurzzeiter vor Ort sicherzustellen. MARTINA SCHNIDRIG
Sommereinsätze ISTL bildet Pastoren und Missionare aus und bietet Sommereinsätze in Zürich und Rumänien. Vorbereitungswochenende für die Sommereinsätze: 1. bis 3. Juli. Kurzentschlossene können sich noch anmelden. www.istl.ch www.omschweiz.ch www.saminfo-org
Er hat die Hölle des Holocaust überlebt DUNKLES KAPITEL «Ich kam mir vor wie ein Stück Fleisch, eine Nummer. Ich weiss nicht, wie die Hölle ist, doch dieses Wort wäre hier angebracht.» Shlomo Venezia, ein Holocaust-Überlebender, erzählte in Bern seine Geschichte.
Bis auf den letzten Platz gefüllt ist der Saal des Theater National in Bern, als Shlomo Venezia, ein italienischer Überlebender des Sonderkommandos des KZ Auschwitz-Birkenau, über ein dunkles Kapitel der Geschichte berichtet. Die Veranstalter, die Vineyard Bern sind überzeugt: «Wir dürfen heute nicht schweigen. Wir müssen unsere Stimme denen leihen, die keine mehr haben und sie für die Gerechtigkeit der Welt erheben.»
Ins KZ deportiert
Nachdem sich Italien im September 1943 von Deutschland
Ein packendes Buch Der 87-jährige Shlomo Venezia - einer von vier Überlebenden eines KZ-Sonderkommandos, die heute noch leben – hat vor zehn Jahren sein Schweigen gebrochen und seine Geschichte der Öffentlichkeit anvertraut. Sein Buch heisst: «Meine Arbeit im Sonderkommando Auschwitz» und ist 2007 erschienen. www.vineyard-bern.ch (Podcast)
Shlomo Venezia mit seiner Frau (Mitte) und Übersetzter Ruedi Josuran
getrennt hatte, fielen alle italienischen, in Athen stationierten Soldaten in die Hände der Deutschen. «Wir wurden in ein Büro gerufen, und plötzlich waren viele schwerbewaffnete SS-Soldaten mit bellenden Hunden draussen. Wir wurden auf Lastwagen gezwungen und fuhren in Zugwaggons durch Jugoslawien, Österreich, Ungarn, bis wir nach elf Tagen in Birkenau (Polen) ankamen. Ich war einer der ersten, der ausstieg, da ich meiner Mutter beim Aussteigen helfen wollte. Da bekam ich zwei heftige Hiebschläge in den Nacken», schildert der HolocaustÜberlebende. Plötzlich war mei-
ne Mutter nicht mehr zu sehen. Ein Häftling fasste mich am Arm und führte mich ans Fenster. Er zeigte auf den Schornstein des Krematoriums und sagte: ‹Alle, die nicht mit euch hierhergekommen sind, sind schon dabei, sich von diesem Ort zu befreien.› Es folgte eine Ganzkörperrasur und die erste Dusche nach langer Zeit. Das Wasser war siedend heiss. Wer sich weigerte, wurde mit Stiefeln hart getreten.»
Auftrag im Sonderkommando
«Wir wurden nach Berufen eingeteilt, wobei ich angab, dass ich Friseur sei. Ich wurde zur Baracke des
Sonderkommandos beauftragt, wo ich mit der Aufgabe betraut wurde, den Toten die Haare abzuschneiden. In den Krematorien wurden die hergeführten Juden verbrannt, andere wurden systematisch in Sandgruben erschossen, Neugeborene wurden in ein Tuch gewickelt und weggeworfen. Für grosse Gruppen, wofür das Krematorium zu klein war, wurde ein Bauernhaus zu einer Gaskammer umgebaut. Durch ein Loch in der Wand wurde Zyklon B-Gift geworfen, was eine Massenpanik auslöste. Nach zwölf Minuten war es totenstill. Ich musste die toten Körper herausziehen, zur Grube schleppen und die zurückgebliebenen Kleider sortieren. Ich arbeitete eine Woche tagsüber, die nächste Woche nachts, jeweils zwölf Stunden. Oberhalb des Geschehens war mein Schlafzimmer. Nach dem berühmten zehntägigen Todesmarsch im Januar 1945, in Schnee und eisiger Kälte, wurde ich am 6. Mai 1945 durch die Amerikaner befreit.» Venezias Botschaft liess niemanden kalt. Die Hoffnung besteht, dass sie Auswirkungen haben wird. MARTINA SCHNIDRIG idea Spektrum 26.2011
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EVP: Fünf Sitze und Religionsfreiheit
ÄXGÜSI
NATIONALRATSWAHLEN Fünf Sitze und eine eigene Fraktion: So lautet das Wahlziel der
Klempner Teil 2
EVP. Zu den wichtigsten Wahlthemen gehören Religionsfreiheit für alle, Beseitigung der Ehestrafe und die Halbierung der weltweiten Armut. Die EVP setzt dabei auf den Güggel. Die 1914 gegründete Evangelische Volkspartei nimmt in 14 Kantonen mit 19 Listen und 260 Kandidierenden an den Nationalratswahlen teil. Dies erklärten Parteipräsident Heiner Studer und Generalsekretär Joel Blunier am Montag an einer Medienkonferenz in Bern. In den meisten Kantonen liege für die EVP zwar kein Mandat in Reichweite. Ihr Stimmenanteil aber sei aufgrund von diversen Listenverbindungen von grosser Bedeutung. In den Kantonen Basel-Land und Thurgau zum Beispiel sei durch Listenverbindungen mit BDP, CVP (nur BL), EDU (nur TG) und GLP eine aussichtsreiche Situation entstanden. Die EVP setzt im Wahlkampf stark auf den Güggel als Parteisymbol. Blunier: «Er erinnert uns daran, dass wir unvermindert und wachsam die Augen offen haben und für Anliegen der Gerechtigkeit einstehen wollen.»
Das Christliche stärken
Mit sechs «Wahlthemen» tritt die EVP zu den National- und Ständeratswahlen an. Die Aargauer Grossrätin Lilian Studer machte «Religionsfreiheit für alle» zum Kernthema: «Die Religionsfreiheit ist eine Errungenschaft, die wir durch alle Böden verteidigen. Dieses Grundrecht muss in der Schweiz uneingeschränkt gelten und gegenüber Staaten, in denen Christen verfolgt werden, eingefordert werden. Wir wehren uns gegen die zunehmende Ablehnung alles Christlichen, sei es in der Schule,
Wahlevent in Bern Wie andere Parteien bemüht sich auch die EVP um öffentliche Aufmerksamkeit durch einen Wahlevent in Bern. So findet am 17. September im Anschluss an eine Delegiertenversammlung auf dem Berner Waisenhausplatz ein Wahlevent statt. Geplant sind Ansprachen der Spitzenkandidaten, Musikbeiträge und weitere Attraktionen für die ganze Familie. idea Spektrum 26.2011
Der Güggel setzt sie in Bewegung: EVP-Exponenten Lilian Studer, Maja Ingold, Heiner Studer, Marianne Streiff, Roland Bialek, Joel Blunier (von links).
im Beruf oder in der Gesellschaft allgemein.» Jeder Mensch müsse frei sein, seine Religion zu wählen, auszuüben und zu wechseln, sowohl in der Schweiz als auch im Ausland.
Ehepaare nicht bestrafen
Nationalrätin Marianne Streiff stellt die familienpolitische Forderung «Weg mit der Ehestrafe». Noch immer würden Verheiratete mehr Steuern bezahlen und weniger AHV bekommen als Unverheiratete. «Diese Diskriminierung der Ehe ist ungerecht. Stabile familiäre Strukturen sind zu wertvoll, um sie zu bestrafen. Bei den Steuern heisst die Lösung Familiensplitting, bei der AHV muss gelten: eine Person, eine Rente.» «Prämienwachstum stoppen» ist das zentrale Anliegen von Nationalrätin Maja Ingold. «Die Krankenkassenprämien sind gerade für Familien zu einer echten Belastung geworden.» Ingold fordert eine öffentliche Krankenkasse: «Sie macht Schluss mit unnötigen Werbe- und Verwaltungskosten und der Jagd auf gute Risiken.» Die Spitzenmedizin und die Anschaffung teurer Geräte müssten national koordiniert werden.
Ökologische Steuerreform
Roland Bialek, Grossrat und Listenzweiter (hinter Lilian Studer) im Aargau, vermittelte seine Vision einer nachhaltigen Schweiz: Erstens sei der Energieverbrauch zu verringern, und zweitens müssten erneuerbare Energien gefördert werden. «Wir fordern eine
ökologische Steuerreform, welche die Lohnnebenkosten schrittweise mit Abgaben auf dem Energieverbrauch ersetzt, und unterstützen Bemühungen in Richtung einer 2000-Watt-Gesellschaft.» «Wir dulden keine Schulden» lautet die Kernforderung des Winterthurer Gemeinderats Nik Gugger. «Schuldenabbau kommt vor Steuersenkungen.» Die öffentliche Hand habe eine Vorbildfunktion für die Jugend, welche selber verschuldet sei wie noch nie. Wahlbotschafter für eine solidarische Schweiz mit dem Motto «Armut weltweit halbieren» ist der Thuner Grossrat Marc Jost. «Um die weltweite Armut bis 2015 zu halbieren, hebt die Schweiz ihre Entwicklungshilfe von heute rund 0,4 Prozent schrittweise auf 0,7 Prozent des Bruttoinlandprodukts an.» Den am wenigsten entwickelten Ländern sollten die Schulden erlassen werden. Voraussetzung: Sie treffen wirksame Massnahmen gegen die Korruption.
Erstmals ein Wahlcamp
Um ihre Kernbotschaften unter das Volk zu bringen, organisiert die EVP erstmals ein Wahlcamp. 30 freiwillige Wahlhelfer beteiligen sich während der letzten Septemberwoche an verschiedenen Wahlveranstaltungen. «Das freiwillige Engagement hat angesichts der knappen finanziellen Ressourcen für die EVP einen hohen Stellenwert», betont Joel Blunier. Das Wahlbudget der EVP Schweiz: 250 000 Franken. ANDREA VONLANTHEN Bild: Niklaus Hari
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In meinem letzten «Äxgüsi» berichtete ich von unserem verstopften Wasserrohr in der Küche. Die Geschichte ging noch weiter. Die Ausgangslage: Das Wasser lief nicht mehr ab, und die Rohre waren nicht mehr dicht. Es stank, und der Boden war auch nass. Ein junger Mann brachte es fertig, dass das Rohr wieder dicht wurde. Das Wasser lief auch wieder ab – wenn auch nur langsam. Nach zwei, drei Tagen lief das Wasser gar nicht mehr ab. Noch einmal versuchte ich mit eigenen, beschränkten Mitteln den Schaden zu beheben. Das Resultat: Das Wasser lief nicht ab, dafür waren die Rohre nicht mehr dicht. Ich war grauenhaft frustriert und genervt. Da meine Frau und ich am Tage darauf ins Burgund fahren wollten, mussten wir das in Ordnung bringen. Endlich rief ich den Klempner an. Doch der nahm das Telefon nicht ab. Noch ein Versuch – noch viele Versuche, aber der nahm einfach nicht ab. Es zog mich in die Küche. Verzweifelt stand ich vor dem unlösbaren Problem. Ich tat, was ich in einem solchen Fall selten mache: Ich führte ein Selbstgespräch: «Thomas, ist dein Gott nicht grösser als dieses verstopfte und undichte Rohr? Hat uns Jesus nicht Vollmacht gegeben über Dinge, die noch komplizierter sind als ein solcher Ablauf?» Da wurde ich in meiner Verzweiflung so geführt, dass ich den Stöpsel nahm und etwa dreimal sagte: «Und in Jesu Namen gebiete ich dem Wasser, dass es ablaufe und dem Rohr, dass es dicht werde!» Offen gestanden, ich erschrak, als es plötzlich zu blubbern begann. Innert weniger Sekunden war das Wasser weg. Das Rohr war trocken. Mein Fazit aus dieser Begebenheit: Vielleicht sollte ich öfter an den Rand der Verzweiflung geführt werden, um Gott mehr zuzutrauen. THOMAS PRELICZ Der Autor ist Pfarrer in Arth.
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SYNERGIE Sind Probleme meine Feinde? Über Auffahrt besuchte ich das Geschäftsleuteseminar in der «Schleife» in Winterthur. Am letzten Tag sprach David Scheider zum Thema «Navigation in schwierigen Gewässern» und «beglückte» uns anwesende Geschäftsleute mit der Aussage: «Schwierige Gewässer sind normal. Vom dritten Kapitel in der Bibel bis zu den letzten Kapiteln in der Offenbarung ist davon die Rede. Es geht um Probleme und darum, wie Gott und seine Kinder ihnen begegnen und sie lösen.» Willkommen in der Realität! Da
Die Kinder stärken «idea Spektrum» Nr. 24 – «Das ist ein Programm zur Zerstörung der Familie» Gabriele Kuby möchte mit ihrem Interview «die Wahrheit sagen». Betreffend Sexualkunde-Unterricht an den Basler Schulen hat sie sich leider mit der Wahrheit nicht sehr intensiv befasst und macht Äusserungen, die manipulativ formuliert, respektive gar falsch sind. Ein «Sexkoffer» der Primarschule Basel enthält zwei Puppen (Mädchen und Junge), ein Puzzle, bei dem die einzelnen Körperteile freigelegt und richtig benannt werden können und viel Literatur, aber keine Plüschvaginas und keinen Holzpenis. Jeder Pädagoge wird das Thema auf die Situation und Klasse abgestimmt und mit der nötigen Sensibilität behandeln. Es ist eine boshafte Unterstellung von Frau Kuby, dass den Kindern das Masturbieren beigebracht oder pornografisches Material gezeigt wird. Die erwähnten Gegenstände kommen frühestens in der Sekundarstufe (ab 13 Jahren) zum Zug. Des Weiteren ist es schon lange so, dass wir Lehrpersonen nicht mehr davon ausgehen können, dass die Familien die grundlegenden Erziehungsaufgaben übernehmen. Ausserdem geht es bei diesem Thema in erster Linie darum, Kinder in ihrem Selbstbewusstsein zu stärken und ihnen zu signalisieren, dass es klare Grenzen gibt und sie so vor sexuellen Übergriffen zu schützen. Damit wird die Leistungsfähigkeit der Kinder nicht geschwächt, ideaSpektrum 26.2011
ich seit letzten Herbst auch die SBG (Schule für biblische Geschäftsprinzipien) leite, habe ich diese Woche eine der Lektionen gehört und überarbeitet, welche wir den Interessierten an dieser Ausbildung als Probelektion abgeben. In dieser Lektion geht es auch um das Thema Probleme, unsere Haltung Problemen gegenüber und wie wir Probleme lösen. Also das gleiche Thema! Es geht für uns nicht darum, den Schwierigkeiten zu entfliehen, sondern wir sollen ihnen in der richtigen Haltung begegnen und sie gemäss Gottes Prinzipien lösen. Gott hat Jesus als den «Problemlöser» für das grösste Problem der Menschen gesendet. Auch uns sendet er stellvertretend als Problemlöser in die Welt. Somit stellt sich die Frage: «Sind wir primär Teil des Problems oder sind wir Teil der Lösung?»
Entscheidend dafür ist erstens unsere Haltung Problemen gegenüber. Sehe ich das Problem als Chance oder als Feind? Probleme gehören für Gott zu den wichtigsten Instrumenten, um uns weiterzubringen, uns zu trainieren und darauf vorzubereiten, mehr Verantwortung zu übernehmen. Die Aussage aus der SBG «Macht/ Vollmacht wird durch Probleme bewacht» bringt das zum Ausdruck. Wenn ich also wachsen will und Verantwortung übernehmen möchte, bin ich herausgefordert, Ja zu sagen zu Gottes Trainingsprogramm und zu Problemen, die er mir zutraut und bei denen ich Teil oder Vermittler der Lösung sein darf. Zweitens geht es darum, Problemlösung nach biblischen Prinzipien anzugehen und nicht so, wie es die «Welt» macht. In der erwähnten
sondern bestenfalls gestärkt. CHRISTINA ROHNER, Primarlehrerin, Pfarrfrau und vierfache Mutter, Basel
Ungeachtet der offiziellen Angaben über die diesbezüglich relativ geringen Kosten müssen wir festhalten: Zu allen Zeiten setzten sich entschiedene Christen für das ungeborene Leben und gegen eine Todeskultur ein – und waren damit glaubwürdige Zeugen der Auferstehung. Dies war eines ihrer wesentlichen Merkmale, das sie besonders zu heidnisch-römischen Zeiten ausgezeichnet hatte. Aber für Eric Nussbaumer beginnen die tatsächlichen ethischen Fragen erst mit der Energieversorgung. Vielleicht hat diese Schwerpunktverschiebung ihren Grund in Nussbaumers Bibelund Predigtverständnis, wonach der christliche Glaube «nichts Einengendes» haben dürfe. Doch was ist das für eine Freiheit, die sich auf Kosten anderer auslebt und austobt und die Gebote desjenigen missachtet, der selber die Wahrheit ist, die zur Freiheit führt: Jesus Christus? DANIEL MATTER, Niederurnen
Welche Freiheit? «idea Spektrum» Nr. 25 – «Er will risikoarme Energie und predigt Freiheit» Im grossen Interview antwortet Eric Nussbaumer auf die Frage nach der Abtreibung, er könne individuell sehr wohl entscheiden, dass er keine Abtreibungen wolle. Doch er wolle seine individualethischen Massstäbe nicht zum Gesetz für alle machen. Nussbaumer tut es trotzdem, nur im umgekehrten Sinn. Er stimmt im Nationalrat gegen die Motion von Peter Föhn (gleichzeitig Gegenstand einer derzeit laufenden Volksinitiative), die den (individuellen) Schwangerschaftsabbruch aus dem obligatorischen Leistungskatalog der Krankenversicherung streichen möchte. Hier sollen also alle für die Beendigung eines unerwünschten Lebens und für die Folgekosten bezahlen.
Produkte aus Israel «idea Spektrum» Nr. 25 – «Wie politisch muss die Kirche sein?»
Das Freiheitsverständnis von SPNationalrat Eric Nussbaumer kann Leser Daniel Matter nicht teilen.
Als ich den Artikel über Rainer Stuhlmann las, gab es mir bei seiner Parole «Boykottiert Israel» innerlich einen Stich. Als Kriegsjahrgang fiel mir als ehemaligem Deutschen unser Geschichtsunterricht ein, wo wir hörten, wie feige viele deutsche Christen waren bei der Parole «Kauft nicht bei Juden!». Auch in der Schweiz hört man jetzt leider immer öfter den Boykottaufruf gegen israelische
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Lektion und in weiteren Einheiten der SBG werden biblische Prinzipien zur Problemlösung gemeinsam erarbeitet, und die Studenten werden auch trainiert, wie sie andere zu Problemlösern machen können. Der Platz reicht hier nicht, um diese Prinzipien darzulegen. Falls Sie jedoch an der SBG interessiert sind und gerne die Probelektion «Problemlösung» erhalten möchten, melden Sie sich bei mir oder via Homepage (www.sbgnet.ch). STEFAN JAKOB Der Autor ist Unternehmensberater und Geschäftsführer vita perspektiv ag in Heimberg (www.vitaperspektiv.ch) und Schulleiter SBG (Schule für biblische Geschäftsprinzipien, www.sbgnet.ch). sjakob@vitaperspektiv.ch
Produkte. Ist uns Christen überhaupt klar, dass wir uns damit versündigen? Gott verlangt von uns, dass wir Israel segnen. Natürlich sind Israelis nicht bessere und auch nicht schlechtere Menschen als andere. Natürlich nennt Gott das Volk Israel «halsstarrig». Trotzdem hat er es zu seinem Volk gemacht. Gott hat das Volk Israel erwählt. Da können wir uns biegen, wie wir wollen. Israel ist das einzige Land im ganzen arabischen Raum, in dem Demokratie herrscht. Auch nach der «Revolution» wird es in den arabischen Ländern keine Demokratie geben, da Islam und Demokratie zueinander stehen wie Wasser und Feuer. So ist Israel ständig von Feinden umgeben und im permanenten Kriegszustand. Es muss verschwinden, und jeder Israeli weiss, dass ein Rückzug auf die Grenzen von 1967 Selbstmord bedeuten würde. Als Christen haben wir Verantwortung für Israel. Sie sind im Glauben unsere älteren Geschwister. Deshalb meine «politische» Parole: Kauft so viel wie möglich Produkte aus Israel! Erdnüssli und die grossen Datteln aus Israel sind wunderbar! HUGO WAGNER, Rheineck
Ein grosser Fan «idea Spektrum» macht mir riesig Freude! Es ist topaktuell, gibt geniale Gedankenanstösse und behandelt sehr wichtige Themen. «That’s really a good IDEA!» Ich bin vom ersten Heft an grosser Fan geworden. Vielen Dank! ANDREAS DÖLITZSCH, Thun
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G E SE LL SC H A F T
Freundschaft schliessen mit chronischem Schmerz HOFFNUNG TROTZ SCHMERZ Erlittenes Leid ins Leben zu integrieren, ohne die Hoffnung aufzugeben: Dazu forderten
profilierte Referentinnen und Referenten an einer Fachtagung im «Campus Sursee» auf. Alle brachten viel Erfahrung mit, sei es durch eine eigene Beeinträchtigung, diejenige des Partners, eines Kindes oder von Patienten.
«Hoffnung trotz Schmerz im Leben» lockte 500 Personen zum Campus Sursee, zur dritten Fachtagung, welche der Verein Glaube und Behinderung zusammen mit dem Bildungszentrum für christliche Begleitung und Beratung (bcb) durchführte. Drei Referate und neun Workshops zeigten eine Fülle von Möglichkeiten auf zum Umgang mit Behinderung und chronischem Schmerz. Ganz praktisch standen auch ein Ruheraum und Liegebetten zur Verfügung.
kranz um den Hals gelegt, Verena Kesselring einen Schuhlöffel: «Für Frau Pfannenrand – äh nein, Kesselring, habe ich einen Schuhlöffel mitgebracht. Um ihr den Einstieg zu erleichtern!», verkündete Tilli. Den Titel «Domherr zu Meissen» hatte sie als «Herr der Meisen» verstanden. Deshalb steckte sie dem Theologen Peter Zimmerling aus Leipzig einen bunten Vogel ans Revers.
Mystiker sahen Sinn im Leid
Auch das Gehirn ist betroffen
Der Arzt Samuel Pfeifer, Leiter der Klinik Sonnenhalde in Riehen, machte in seinem Referat deutlich, wie sich nicht nur körperliche, sondern auch seelische Schmerzen im Gehirn nachweisen lassen. «Durch ein Trauma Die Clowns Bert und Tilli (Rita Minder und Beatrix Böni) mit den Referenten Peter Zimmerling, Verena Kesselring und Samuel Pfeifer (links). Impressum Idea Schweiz Herausgeber: Idea Information AG, 4410 Liestal Verwaltungsrat: Heiner Henny, Präsident; Sam Moser, Stellvertreter; Paul Beyeler, Hans Lendi, Hansjörg Leutwyler, Hanspeter Schmutz Ideelle Trägerschaft: Schweizerische Evangelische Allianz (SEA), Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG), Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) Redaktion: Josefstr. 32, 8005 Zürich, Tel. 044 444 16 44, Fax 044 444 16 49 E-Mail: redaktion@ideaschweiz.ch Internet: www.ideaschweiz.ch Chefredaktor: Andrea Vonlanthen Büro: Bahnhofstr. 65, 9320 Arbon Tel. 071 446 70 02, Fax 071 446 74 88 E-Mail: andrea.vonlanthen@ideaschweiz.ch Redaktor: Thomas Feuz Erweitertes Team: Esther Reutimann, Sibylle Zambon, Christian Bachmann, Mirjam Fisch-Köhler, Marlies Reutimann Praktikum: Martina Schnidrig Inserateservice: Jordi AG – das Medienhaus, Roland Rösti, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 25, Fax 031 819 38 54 E-Mail: inserate@ideaschweiz.ch Aboservice: Jordi AG – das Medienhaus, Ursula Seifried Jordi, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 20, Fax 031 819 38 54 E-Mail: abo@ideaschweiz.ch Abopreise: Jahresabo Fr. 145.–, Senioren-abo Fr. 117.–, Halbjahresabo Fr. 77.–. Das Abo ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar. Konto: PC-Konto 40-788586-4 Idea Information AG, 4410 Liestal Layout/Druck/Versand: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp www.jordibelp.ch
Bild: Mirjam Fisch-Köhler
werden in verschiedenen Regionen des Gehirns Veränderungen ausgelöst, die sich aufs Verhalten auswirken.» Es gibt vier Reaktionen auf ein traumatisches Erlebnis: Resilienz bedeutet, zu akzeptieren, dass leidvolle Erfahrungen zum Leben gehören und man seinen Weg trotzdem weiter gehen kann. Recovery (Wiederherstellung) meint, Zeit und Therapie heilen. Amnesie – das Ausblenden und Vergessen – kann eine gesunde akute Reaktion des Organismus sein. Doch wenn die Erinnerungen wieder auftauchen, ist es an der Zeit, sie anzugehen. Eine verzögerte Traumaverarbeitung wird oft durch eine Geste ausgelöst, die an das damalige Geschehen erinnert. Psychotherapie bewirkt ebenfalls Veränderung im Hirn; daher besteht Hoffnung auf Heilung von traumatischen Erlebnissen.
Gebet ist eine Kraftquelle
Verena Kesselring, Ärztin an der Rehabilitations-Klinik in Valens, hielt fest: «Schmerztherapie braucht ein Team, das die verschiedenen Therapien anbietet
und koordiniert.» Als günstige Bewältigungsstrategien nannte sie das aktive, ressourcenorientierte Verändern der eigenen Haltung. Sie hob besonders das soziale Netz und körperliche Aktivität hervor. «Bei körperlicher Betätigung werden Hirnzellen regeneriert und neu gebildet.» Aktivitäten sollten den eigenen Kräften angepasst werden. Aber: «Gar nichts tun ist zu wenig!» Weiter ermutigte sie zu positiven Phantasien über Handlungsmöglichkeiten. «Eine junge Mutter von zwei kleinen Kindern, die mit der Diagnose Multiple Sklerose konfrontiert war, mochte zuerst nicht bei ihren Eltern um Hilfe bitten. Als sie es trotzdem tat, waren diese gerne bereit, anzupacken». Gebet nannte sie als weitere wertvolle Quelle beim Umgang mit Schmerz.
Der Professor hat einen Vogel
Die Clowns Bert und Tilli, alias Beatrix Böni und Rita Minder, setzten mit ihren humorvollen Einlagen einen wohltuenden Kontrapunkt zum herausfordernden Konferenzthema. Samuel Pfeifer bekam einen Blumen-
So geschmückt zeigte Zimmerling den Umgang mit Leid in der christlichen Tradition zwischen Leidensmystik und Heilungssucht auf. Mystiker hätten auf den Sinn des Leidens hingewiesen und auf den Reifeprozess, der dadurch ausgelöst werden könne. «Nur das, wofür ich Sprache habe, kann mir zur Erfahrung werden», erklärte Zimmerling und verwies auf die Psalmen als Sprachhilfe für Leid und Schmerz. Zur charismatischen Fokussierung auf Wunder meinte er: «Wunder kann es nicht in Serie geben. Gottes Wille ist nicht verfügbar. Ein Wunder muss ein Wunder bleiben.» In den Workshops sprachen Frauen und Männer von ihrem Umgang mit Leid. Einige waren selber an Krebs oder Depression erkrankt, andere betreuen Ehepartner nach einem Hirnschlag oder Kinder mit einer degenerativen Muskelerkrankung. Eine 46-jährige Seelsorgerin bedankte sich beim blinden Christoph Marti und seiner Frau Ruth: «Ihre Offenheit hat mich sehr berührt.» MIRJAM FISCH-KÖHLER
Leben mit Schmerz Ruth Bai-Pfeifer vom Verein Glaube und Behinderung begründete die Fachtagungen. Als Gegenpol zu Heilungsveranstaltungen stossen sie auf zunehmendes Interesse: «Viele unserer Leute tragen Verletzungen mit sich, die aus immer wieder enttäuschter Hoffnung auf Heilung entstanden sind.» idea Spektrum 26.2011
TAG E SSC H AU
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Schafft die Schweiz den Anschluss an die zukunft? Schweiz 2030 Was wird die Schweiz in zwanzig Jahren zusammenhalten? Die Schweizerische Vereinigung für Zukunftsforschung hat in Zürich eine Studie mit vier Szenarien vorgestellt und mit Fachleuten diskutiert.
Unter Leitung des Zukunftsforschers Georges T. Roos hat «Swissfuture» vier Zukunftsszenarien entwickelt. Grundlage bildeten die vom Bundesamt für Statistik errechneten Bevölkerungsszenarien sowie umfangreiche Analysen und Expertengespräche.
Land zu einem Forschungs- und Innovationszentrum Europas gemacht. Die Sozialwerke wurden den demografischen Entwicklungen angepasst, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie die Qualität von Quartieren und Wohnvierteln verbessert. Das Werte-Set ist sozial, ökologisch und ökonomisch nachhaltig.
Die ego-Schweiz
Das erste Szenario geht davon aus, dass die Schweiz über die nächsten Jahre einen spürbaren Wohlstandszuwachs verzeichnen kann. Die Forscher erwarten in einer solchen Schweiz ein Werte-Set, das lockere Bindungen bevorzugt: Sei es familiär, zum eigenen Land oder zum Arbeitgeber. Sie erwarten Werte, die eine hohe Selbstverantwortung verlangen und gesellschaftliche und ökonomische Auf- und Abstiege akzeptieren.
Die clash-Schweiz
Das zweite Szenario geht davon aus, dass über die nächsten 20 Jah-
Die Bio-control-Schweiz Welche Werte? Dazu diskutierten (von links) Georges T. Roos, Roland Jeanneret, Annemarie Huber-Hotz, Klaus J. Stöhlker, Diskussionsleiterin Gabriela Amgarten (Unterhaltungschefin SRF), Nationalrätin Barbara Schmid-Federer, Manfred Fleischmann und Beat W. Zemp.
re der Wohlstand in der Schweiz deutlich gesunken sein wird. Die Schweiz hat eine grosse Zuwanderung an schlecht integrierbaren Migranten aus Kriegsgebieten. Die Forscher erwarten für eine solche Schweiz, dass tiefe Gräben aufbrechen, deren Konflikte
nicht selten ideologisch aufgeheizt sind. Angst und Verunsicherung sind weit verbreitet und nähren Missgunst und Misstrauen.
Die Balance-Schweiz
Die geglückte Integration der Schweiz in die EU hat unser
Die Schweiz ist politisch und ökonomisch isoliert. Anders als im Szenario Clash-Schweiz, kapituliert die Politik aber nicht vor der Krise, sondern versucht sie zu gestalten. Gesellschaftliche Probleme wie Jugendgewalt, Volksgesundheit, Bildungschancen werden mit einem Bündel von präventiven und repressiven Mitteln angepackt. FRITZ IMHOF Weitere Infos zur Untersuchung: www.livenet.ch
Von Jesus lernen, immerzu Lernende zu bleiben ORDiNATiONSFeieR 20 Frauen und Männer wurden am Sonntag am Theologischen Seminar St. Chrischona (TSC) ordiniert. Sie errangen einen Bachelor in «Gemeindepädagogik» (BACE) oder in «Theologie» (BATH).
Bei der Ordinationsfeier mit 750 Besuchern versprachen die Absolventen in einer «Ordinationsverpflichtung» unter anderem, das «Evangelium von Jesus Christus, wie es in der Heiligen Schrift gegeben und in den Bekenntnissen der alten Kirche und der Reformation bezeugt ist, unverfälscht und unverkürzt zu bezeugen und die Sakramente recht zu verwalten und der Gemeinde Jesu mit den geschenkten Gaben zu dienen.» Auch bezeugten sie, «sich der Notleidenden anzunehmen, der kranken, behinderten und alten Menschen.»
Alles da für eine gute Reise
«Ihr seid startklar! Seid bereit, Jesus Christus zu vertrauen. Seid aber auch bereit, verbündeten Menschen zu vertrauen. Vertraut euch auch selbst! Ihr seid nicht idea Spektrum 26.2011
gendarbeit und Diakonie einen zukünftigen Dienst antreten. Ein fröhliches Fest, welches das Motto «ready for take-off» trug, kommentierte auf unterhaltsame Art das mehrjährige Studium. Kabarett, Grillen, Frust und Lust eines langen Studiums wurden humorvoll aufbereitet. DOROTHEA GEBAUER
Frisch ordiniert Sie haben abgeschlossen, bleiben aber ein Leben lang Lernende.
niemand! Traut euch, etwas zu tun!», sagte René Winkler, Leiter Chrischona-Gemeinden Schweiz, in seiner Ansprache. Man solle aber nicht meinen, irgendwann fertig zu sein. Von Jesus könne man lernen, immerzu Lernender zu bleiben.
… hinaus in die ganze welt
Die frisch gebackenen Theologinnen und Theologen werden in befreundeten Werken in Deutschland, der Schweiz, aber auch in Tschechien und Übersee freikirchliche oder landeskirchliche Gemeinden leiten oder in Ju-
Cornelia Drodofsky, Xiaodan Gang, Anne Grätz, Hanna Lederer, Kristina Koch, Esther Schanz, Anita Spoehel, Tabita Tanusaputra, Rebekka von Känel, Stefanie Walter, Richard Deutsch, Christoph Heinemann, Matze Koch, Darius Kuhl, Benjamin Müller, Nathanael Müller, Andreas Schanz, Michael Soldner, Jiri Vales, David von Känel. Bilder: Fritz Imhof / zvg
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Türkei: Die Christen werden weiter bedroht EVANGELISCHE ALLIANZ Sechs Pastoren arbeiten unter Polizeischutz.
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n der Türkei ist zwar bei den jüngsten Wahlen erstmals seit 50 Jahren wieder ein Christ in das Parlament eingezogen, dennoch ist die christliche Minderheit nach wie vor bedroht und benachteiligt. Jedes Jahr gebe es mehr als ein Dutzend Fälle von Angriffen auf Christen in der Türkei, berichtete der Generalsekretär der dortigen Evangelischen Allianz, Umut Sahin (Izmir), idea. Die Allianz vertritt 33 kleine evangelische Kirchen mit 3.500 Mitgliedern. Zudem gibt es in der 78 Millionen Einwohner zählenden Türkei knapp 120.000 Christen anderer Konfessionen. Sahin erinnerte an die Ermordung der drei Christen Necati Aydin, Ugur Yuksel und Tilman Geske 2007 im südosttürkischen Malatya. Das Verbrechen sei für die türkische Öffentlichkeit ein Schock gewesen. Danach sei die Einstellung gegenüber Christen etwas freundlicher geworden. Allerdings werde christliche Mission in der Türkei noch immer als Bedrohung angesehen. Sechs evangelische Pastoren stünden unter Polizeischutz.
Verleumdungen setzen sich fort Als Christ könne man in der Türkei keine Karriere als Beamter, General oder Richter machen, so Sahin. Zudem enthielten türkische Schulbücher immer noch Schmähungen gegen Christen. Das türkische Fernsehen sende weiterhin verleumderische Beiträge gegen Christen. Auch sei die theologische Ausbildung von Pastoren in der Türkei weiterhin nicht erlaubt. Stu-
denten könnten ein theologisches Studium nur im Ausland absolvieren. Die christliche Geschichte der Türkei werde verleugnet.
In Kleinasien Christen besuchen Dabei sei das Christentum bereits auf heutigem türkischen Gebiet vertreten gewesen, bevor es nach Europa gekommen sei (in den Briefen von Paulus ist hier von „Kleinasien“ die Rede). Angesichts der angespannten Situation sei es für die Christen in der Türkei sehr wichtig, Besuche von deutschen Ministern und Abgeordneten zu bekommen. Dadurch werde deutlich, dass die Christen in der Türkei nicht allein seien. Zudem wird laut Sahin in der Türkei genau beobachtet, wie Muslime in Europa behandelt werden. Wenn etwa Deutschland seine muslimischen Bürger gut behandle, sollte man auch die Christen in der Türkei gut behandeln – dieses Denken nehme in der türkischen Bevölkerung zu. Das Gespräch mit dem Allianz-Generalsekretär fand anlässlich einer Begegnung mit christlichen Repräsentanten und Politikern aus Deutschland statt. Der Bundestagsabgeordnete Axel Knoerig (CDU) sicherte dabei den Christen in der Türkei bei ihrem Einsatz für Religionsfreiheit und Menschenrechte die Unterstützung der CDU/CSU-Bundestagsfraktion zu. Die Reisedelegation wurde geleitet vom Vizepräsidenten der Internationalen Konferenz Bekennender Gemeinschaften, Andreas Späth (Windsbach/Mittelfranken). P
In der Baptistengemeinde trafen sich (v. l.): der Generalsekretär der Türkischen Evangelischen Allianz, Umut Sahin, Pastor Ertan Cevik mit Frau Marlene, der Bundestagsabgeordnete Axel Knoerig sowie der Vizepräsident der Bekennenden Gemeinschaften, Andreas Späth.
NOTIERT Indien: Wieder ein Pastor getötet Erneut ist im hinduistisch geprägten Indien ein Pastor getötet worden: Der 24-jährige Deepak Kumar war am 17. Juni zusammen mit Deepak Kumar einem Bekannten mit dem Fahrrad auf dem Heimweg von einer Hochzeit, als sich von hinten eine Gruppe Unbekannter in einem Kleinbus näherte und die beiden überfuhr. Wenig später fanden Dorfbewohner die beiden Schwerverletzten. Sie wurden ins Krankenhaus gebracht. Der Pastor erlag seinen schweren Verletzungen, als er in eine andere Klinik transportiert wurde. Die Polizei geht davon aus, dass die Tat vorsätzlich begangen wurde. Wie das Missionswerk Empart (Bremen) berichtet, hatte Kumar zuvor Drohungen erhalten. Darin wurde er aufgefordert, nicht mehr das Evangelium zu predigen und die Region zu verlassen. Erst Ende Mai waren in der Region zwei Pastoren getötet worden.
Schweden: Drei Freikirchen wollen sich 2012 vereinigen In Schweden wollen sich drei Freikirchen ab 2012 vereinigen. Diesen Beschluss haben der Baptistenbund, die Evangelischmethodistische Kirche und die Missionskirche gefasst. Die neue Kirche wird rund 70.000 Mitglieder in 900 Gemeinden haben. Beim Gründungstreffen in Stockholm wurde die Satzung verabschiedet und ein Leitungsgremium gewählt. Sitz der Kirche wird das Ökumenische Zentrum in Stockholm. Unklar ist noch der Name. Die 434 Delegierten konnten sich noch nicht einigen. Vorläufig firmiert die neue Kirche unter dem Arbeitstitel „Gemeinsame Zukunft“. Wie es weiter heißt, sei das Gebet Jesu um die Einheit der Christen Hauptmotivation für den Zusammenschluss. Vorreiter waren die Jugendverbände der drei Freikirchen, die sich bereits 2008 verbindlich zusammengeschlossen haben. Das größte Kontingent der neuen Kirche stellt die freie reformierte Schwedische Missionskirche mit 686 Gemeinden.
Fotos: Türkei/kairospress; Indien/PR
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Islam-Netzwerk plant Anschläge auf Kirchen EXTREMISMUS Das Terrornetzwerk El Kaida droht mit weiteren Anschlägen auf Kirchen und Synagogen.
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n einer Videobotschaft hatte El-Kaida-Sprecher Adam Gadahn Anfang Juni extremistische Muslime in westlichen Ländern ermuntert, den sogenannten „Heiligen Krieg“ gegen „Zionisten und Kreuzzügler“ fortzuführen. Ziele seien auch „heilige Stätten“. Im Westen ansässige Muslime seien „perfekt platziert“, um den „Feinden des Islam“ schweren Schaden zuzufügen. Dies sei eine „goldene Gelegenheit und ein Segen“. In dem Video, über das der Fernsehsender ABC (New York) berichtete, zerstreut Gadahn auch Ängste potenzieller Attentäter. Sie brauchten keine lebenslange Inhaftierung zu fürchten; viele seien schon kurze Zeit später wieder frei gekommen. Besonders leicht könne man in den USA an Schusswaffen kommen. Auch sei es nicht schwer, sich führenden Politikern oder Religionsführern zu nähern. So habe eine Frau Papst Benedikt XVI. bei einer Weihnachtsmesse zu Boden stoßen können.
Notfallübungen in christlichen Gemeinden Aufgrund der Drohungen ruft die Direktorin des Christlichen Notfall-Netzwerks, Mary Marr (Anthem/USA), Gemeinden auf, sich auf mögliche Anschläge vorzubereiten. Es gelte, Sicherheitsvorkehrungen zu treffen und regelmäßig Notfallübungen in der Gemeinde durchzuführen. Es sei auch angebracht, Seelsorger für den Ernstfall parat zu haben.
Gadahn: Aus christlicher Familie zu El Kaida Der 32-jährige Gadahn wurde als Adam Pearlman in einer ursprünglich jüdischen Familie in Kalifornien geboren. Nachdem
Bei einem Terroranschlag 2002 auf die Synagoge in Tunesien wurden 21 – darunter 14 Deutsche – getötet. Zu dem Anschlag bekannte sich die Terror-Organisation al-Qaida. Links: Adam Gadahn.
seine Eltern Christen geworden waren, nannten sie sich in Gadahn um. Adam konvertierte zum Islam.
130 potenzielle Terroristen in Deutschland In Deutschland stufen die Polizeibehörden rund 130 Personen als gefährliche islamistische Terroristen ein. Wie das Magazin „Stern“ berichtet, leben die meisten in Ballungsgebieten mit mehreren Millionen Einwohnern. Schwerpunkte seien Hamburg und Berlin. Rund ein Drittel der potenziellen Terroristen wurde in Deutschland geboren; andere haben deutsche Pässe. Zwei Dutzend haben laut Stern in Terrorcamps im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet eine Waffen- und Sprengstoffausbildung durchlaufen. P
Gottes Segen für die Frauen-Fußballweltmeisterschaft SPORT Bei der Fußball-WM der Frauen gibt es an vielen Orten christliche Begleitprogramme.
Fotos: Synagoge/Reuters; Gadahn/PR
D
ie Weltmeisterschaft wurde am 26. Juni mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche eröffnet. Wie der Sportbeauftragte des Rates der EKD, Prälat Bernhard Felmberg (Berlin), gegenüber idea sagte, bestehe zwischen dem Deutschen Fußballbund und den beiden großen Kirchen spätestens seit 2006 ein Konsens darüber, dass Großereignisse mit einem ökumenischen Gottesdienst eröffnet werden sollten. Es gehe darum, dass der Segen Gottes auf dem Zusammenkommen so vieler Nationen und Menschen liege, sagte Felmberg. An der Weltmeisterschaft vom 26. Juni bis 17. Juli nehmen 16 Nationalmannschaften teil. Die 32 Spiele sind
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auf neun Austragungsorte verteilt. Eine seelsorgerliche Betreuung der deutschen Frauen-Fußballnationalmannschaft wird es laut Felmberg „eher am Rande“ geben, aber „als Kirche sind wir an den Spielorten zugegen“. An den neun Sportstätten gebe es eine „relativ erfreuliche Beteiligung“ der Gemeinden. Für die Spielerinnen und ihre Begleiter stehen Seelsorger zur Verfügung. Ehrenamtlichen WM-Mitarbeitern werden ein Segnungsgottesdienst und Impulse für den Tag angeboten.
Notfalltelefon für WM-Spieler Ein 24-Stunden-Notfalltelefon für die WM-Fußballerinnen bietet die sportmissionarische Organisation SRS an. Wer bei
Problemen diese Nummer wählt, wird mit einer SRS-Sportmentorin verbunden. P
Das Bild der Woche AFRIKA: EIN NEUER STAAT ENTSTEHT
ÄTHIOPIEN
TSCHAD
LIBYEN
Der überwiegend christlich geprägte Südsudan wird am 9. Juli ein unabhängiger Staat – der 54. in Afrika. Die rund 8,3 Millionen Einwohner des Landes – das etwa zweimal so groß wie Deutschland ist – hoffen, dass sie dann endlich in Frieden leben können. Bei einem Referendum im Januar sprach sich eine Mehrheit von 99 % für die Trennung des Südens vom Norden aus. Sudans Staatschef al-Bashir erkannte das Ergebnis an. Der Konflikt zwischen dem muslimisch geprägten Norden mit der Hauptstadt Khartum und dem christlich geprägten Süden mit der künftigen Hauptstadt Juba schwelt seit 1956, als das Land selbstständig wurde. 1983 brach ein offener BürgerÄGYPTEN krieg aus. Die Regierung in Khartum wollte die muslimische Scharia auch für Nichtmuslime einführen. S U DAN 2005 wurde ein Waffenstillstand zwischen der im Süden tätigen Sudanesischen VolksbefreiungsarKHARTUM mee und der Zentralregierung geHAUPTSTADT schlossen. Doch immer wieder kam es zu bewaffneten Auseinandersetzungen mit den Truppen des Nordens. Die Bilanz: 2,5 Millionen S ÜDS U DAN Tote und 4 Millionen Flüchtlinge. Das Bild zeigt einen Christen bei JUBA einer Demonstration, bei der eine HAUPTSTADT Trennung vom muslimischen KENIA DEM. REP. KONGO Norden gefordert wurde.
ideaSpektrum 26.2011
G A S T KOM M E N TA R
» Mich lehrt das Schicksal von Samuel Koch, noch entschiedener aus dem Glauben zu leben.« Peter Hahne (Berlin), in dessen ZDF-Sendung der 23-jährige gelähmte Christ am 26. Juni erstmals vor einer Kamera von seinem Glauben berichtete.
„ ... da bin ich mitten unter ihnen“ Liebe Leserin, lieber Leser, viele kennen diesen Bibelvers. Manche summen automatisch die Melodie mit: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen!“ Diese Gottesverheißung, gesungen vor Beginn eines Interviews, das hatte ich noch nie. In 38 Berufsjahren hatte ich sie alle vor der Kamera, Bundespräsidenten, Kanzler, Spitzenpolitiker aller Parteien. Doch kein Gespräch wird mir so in Erinnerung bleiben wie das mit Samuel Koch, dessen tragischer Unfall bei der TVShow „Wetten, dass …“ Millionen schockiert hat (siehe Rückseite dieser Ausgabe).
Ein Gebet vor der Sendung Und weil Millionen dieses Interview sehen werden, weil die Umstände so besonders und die Aufregung so groß war, konnte ich mit dem bekennenden Christen und seinen Eltern im Zimmer der Klinik beten. Als Samuel zum Interview an den Set kam, stimmte seine Mutter leise dieses Lied an. Vor allen Technikern ein Glaubenszeugnis! Mir versagte nach wenigen Tönen die Stimme, weil auch Samuel mitsang und so ruhig wurde, dass er die halbe Stunde an einem Stück durchhielt. Da sitzt ein junger Mann, der von den Schultern ab nichts mehr bewegen kann, und bewegt mit klaren Sätzen die Herzen der Menschen. Kaum jemand im deutschsprachigen Europa, der nicht wenigstens einen Ausschnitt des Interviews gesehen haben dürfte. Das Österreichische Fernsehen änderte sogar das Programm und sendete zeitgleich. Das ZDF-Heute-Journal war laut Moderator Claus Kleber so tief bewegt, dass es ganze Passagen ausstrahlte. Das ist ein neues Kapitel in der alten Apostelgeschichte der Bibel. ideaSpektrum 26.2011
Mich lehrt das Schicksal von Samuel Koch, noch entschiedener aus dem Glauben zu leben, denn „Gott muss man in gesunden Tagen suchen, weil man ihn in schweren oft nicht fi ndet“ (Dietrich Bonhoeffer). Weil Samuel in einer christlichen Familie lebt, findet er in einer Zeit, wo er arm dran ist, Trost und Hoffnung in dem, was ihn seit seiner Kindheit reich gemacht hat.
Glaube bewährt sich im finsteren Tal Glaube bewährt sich nicht auf den sonnigen Höhenwegen des Lebens, sondern im finsteren Tal. Wenn Samuel Koch mit blitzenden Augen und strahlendem Gesicht über seine Hoffnungen redet, dann bewegt diese „Freude in allem Leide“ mehr als mancher Lobpreis-Ohrwurm.
Die tiefste Wahrheit Auch manche Fromme sollten daraus lernen, wenn sie das Evangelium zu einer banalen Wohlfühl- und Wellness-Religion pervertieren wollen. Wenn ich an Samuel denke, diesen hoffnungsfrohen Studenten ohne Verbitterung und Selbstmitleid, dann steht mir die tiefste Wahrheit der biblischen Verheißung in Person vor Augen: „Selig sind, die Leid tragen, denn sie sollen getröstet werden.“ Trost durch Heilung, das wünsche ich ihm. Es grüßt Sie herzlich Ihr
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T I T E LT H E M A
Das Grab von Tilmann Geske auf dem Friedhof in Malatya 2011. Das kleine Bild zeigt Susanne und Tilmann Geske mit ihren drei Kindern vor der Ermordung des Ehemannes 2007.
Hier will Gott uns haben TÜRKEI Kaum ein Ereignis berührte die Christenheit im deutschsprachigen Europa in den letzten Jahren so sehr wie die Ermordung des deutschen Bibelübersetzers Tilmann Geske im südosttürkischen Malatya durch muslimische Extremisten am 18. April 2007. Was ist seitdem geschehen? Die Witwe – Susanne Geske – ist mit ihren drei Kindern trotzdem in der Stadt geblieben. Und: Sie setzt die Arbeit ihres Mannes fort. Karsten Huhn (Text) und Thomas Kretschel (Fotos) haben sie besucht. Am 18. April 2007 schickt der 19-jährige Emre Günaydin in Malatya eine SMS an seine Freundin: „Ich bin auf dem Weg, etwas Großes zu tun. Heute Abend wird mich die ganze Welt kennen.“ Die Freundin schreibt zurück: „Was immer du vorhast, bitte mache es nicht.“ So protokolliert es später die Polizei. Gegen 11 Uhr betritt Emre Günaydin mit vier gleichaltrigen Freunden das Büro des christlichen ZirveVerlags in Malatyas Stadtzentrum. Dort arbeiten Necati Aydin, Ugur Yuksel und Tilmann Geske. Sie werden an ihre Bürostühle gefesselt und gefoltert. Der Autopsiebericht verzeichnet Stiche in die Brust und den Unterleib. Dann werden ihnen die Kehlen durchgeschnitten. Die von Nachbarn alarmierte Polizei nimmt die Mörder noch am Tatort fest. „Wir haben es fürs Vaterland getan“, erklärt die Gruppe. „Sie (die drei Christen) wollen uns unser Land und unseren Glauben nehmen.“
Susanne Geske ist mit ihren Kindern in der Stadt der Mörder ihres Mannes geblieben. Sie ist 48 Jahre alt, eine schlanke und zarte Frau, ihr langes braunes Haar hat sie zu einem Pferdeschwanz gebunden. Sie ist ein Wirbelwind, ständig ruft jemand bei ihr an, manchmal telefoniert Geske mit zwei Handys gleichzeitig. Sie redet in einem beschwingten, fröhlichen Ton, ein leichtes Juchzen liegt in ihrer Stimme, und wenn sie mit ihren Kindern spricht, wechselt sie vom Deutschen ins Türkische.
Die Stadt der Aprikosen und des Militärs Seit 14 Jahren lebt die Familie in der Türkei, seit 7 Jahren in der 400.000 Einwohner zählenden Metropole Malatya. Bis zum Völkermord an den auch dort lebenden christlichen Armeniern durch Muslime 1915 und 1916 war die Stadt ein Zentrum christlichen Lebens. Heute ist die armenische Kirche eine mit Graffiti beschmierte Ruine. Ausländer fallen in der Stadt auf, hier gibt es nur wenige Nicht-Türken. Die Stadt hat eine Universität und ist ein wichtiger Stützpunkt der türkischen Armee. Wer nach Malatya fährt, kommt an Tausenden Aprikosenbäumen vorbei – die ideaSpektrum 26.2011
Türkei
BULGARIEN
78 Millionen Bürger, davon:
Schwarze Meer
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Istanbul
99, 5 % Muslime 0,2 % Christen (125.000) 0,04 % Juden (23.000)
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ANKARA HAUPTSTADT Malatya
Hier geschah 2007 der Mord an den drei Christen
SYRIEN
Das Panorama der Stadt Malatya im Südosten der Türkei
Früchte haben der Stadt Wohlstand gebracht, Malatya ist weltweit einer der bedeutendsten Aprikosenlieferanten. Im Sommer wird es hier bis zu 45 Grad heiß, im Moment sind es nur 27 Grad, es weht ein milder Wind. Die Geskes wohnen im Erdgeschoss eines 5-Etagen-Neubaus im Westen der Stadt. Das Wohnzimmer ist hell. Ein Fernsehapparat, ein E-Piano, an der Wand Bilder von den Kindern – wie in Tausenden von Familien. Dazwischen hängen Fotos der drei ermordeten Männer: Necati Aydin, Ugur Yuksel und Tilman Geske.
Keine Anerkennung der Kirche durch den Staat An Sonntagen verwandelt sich das Wohnzimmer in eine Hauskirche. Susanne Geske schiebt dann das Sofa zur Seite, die Besucher sitzen auf Klappstühlen oder auf dem Fußboden. Etwa 25 Leute kommen regelmäßig, 60 stehen auf der Gemeindeliste. Seit 2003 gibt es in der Türkei ein Gesetz, das die Anerkennung von Kirchen vorsieht, aber in der Praxis ist das dann doch nicht so leicht. Die Hauskirche hat mehrere Versuche unternommen, vom Staat anerkannt zu werden – bisher vergeblich.
Der Ermordete sagte zuvor: Wir müssen bereit sein Wenn Susanne Geskes Kinder in Deutschland zu Besuch sind, fühlen sie sich wie Touristen. „Ich bin mehr Türkin als Deutsche“, sagt Michal Geske. Sie ist 17 Jahre alt, noch ein Jahr geht sie in Malatya zur Schule, danach will sie Architektur studieren. Was ihre Mutter in Malatya macht? Michal überlegt einen Moment, dann sagt sie: „Den Christen in der Gemeinde dienen.“ Sie spricht mit einer Ernsthaftigkeit, hinter der man die Trauer um den Vater ahnen kann. Eine Woche nach der Beerdigung ihres Vaters sprach sie bei einem Gedenkgottesdienst. Damals sagte sie: „Ich glaube, mein Vater hatte in den letzten Monaten seines Lebens eine gewisse Vorahnung, dass etwas passieren würde. Etwas Schlimmes. Etwas Unerwartetes. Mein Papa hat uns immer wieder in unserer Familienandacht daran erinnert, dass Jesus bald wiederkommt und wir bereit sein müssen.“
Die drei Kinder sind über Handys verbunden Michals Bruder Lukas (15) spielt im Nachbarzimmer „Wolf Team“, ein Computerspiel, bei dem man schwerbewaffnete Monster töten muss. In den ersten Monaten nach dem Tod seines Vaters blieb er immer in der Nähe seiner Mutter. ideaSpektrum 26.2011
„Am Anfang durfte ich nicht einmal allein auf den Markt gehen“, erinnert sich Susanne Geske. Jedes Kind hat ein Handy, so dass sie sich gegenseitig immer erreichen können. Ihre Kinder rufen oft bei ihr an. An ihre jüngste Tochter, die 12-jährige Miriam, schreibt Susanne Geske an diesem Tag mehrere SMS. Miriam ist gerade in Ankara, bei einem Turnier für modernen Fünfkampf. Später würde sie gerne für die türkische Nationalmannschaft antreten.
Vergeben – geht das so leicht? „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“ – mit diesen Worten verzieh Susanne Geske den Mördern ihres Mannes am Tag nach seinem Tod. Die Aussage sorgte in der türkischen Öffentlichkeit für großes Aufsehen. Vergeben – geht das so leicht? „Ich habe nie Groll gehabt gegen diese Männer“, sagt Susanne Geske. Sie ist auf ihren Vermieter sauer, weil der sich nicht um die feuchten Wände und die undichten Fenster kümmert, aber nicht auf die Mörder. „Es ist eine Ausnahme, ein Geschenk. Ich kann nicht erklären warum.“
Die Witwe: Ich habe die Nächte durchgeheult Die ersten Monate nach dem Tod ihres Mannes waren für Susanne Geske wie ein Gang durch den Nebel. „Die Nächte habe ich durchgeheult, morgens war es dann wieder gut.“ Freunde empfahlen ihr den Besuch einer Spezialklinik für traumatisierte Menschen in Frankreich. Eine Woche blieb sie dort, um den Freunden einen Gefallen zu tun. „Es war ganz nett dort“, sagt sie. „Eine Woche Ferien ohne die Kinder. Aber ich hätte es nicht gebraucht.“ Susanne Geske stürzte sich lieber in die Arbeit. Wie hat sie den Tod ihres Mannes überwunden? „Ich habe viel gebetet, gesungen und in der Bibel gelesen – das hat mir eigentlich gereicht.“ Vom türkischen Innenministerium bekam sie Personenschutz, aber nach einem Jahr beschloss Geske, künftig darauf zu verzichten. „Ich glaube, dass Jesus mich mehr beschützt als die Sicherheitsbeamten.“ Tilman und Susanne Geske waren ein gegensätzliches Paar. Sie ist euphorisch und optimistisch – ihr Mann sei eher pessimistisch gewesen. Auf den Fotos, die Tilman Geske zeigen, sieht man einen ernsten, schmalen Mann mit Schnurrbart. Susanne Geske beschreibt ihn als still und schüchtern. Sie vermisst das morgendliche Gebet mit ihrem Mann, den Austausch, „das Schwätzen“, wie sie es nennt.
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Mit Geske wurden die türkischen Christen Yüksel (l.) & Aydin ermordet
Susanne Geske und zwei ihrer Kinder am Frühstückstisch
Tilman Geske wurde am 18. Juli 1961 geboren und wächst in der Nähe von Celle in Niedersachsen auf. Von 1982 bis 1987 studiert er an der Staatsunabhängigen Theologischen Hochschule (STH) in Basel. Seine Frau Susanne stammt aus Freiburg. Sie absolvierte ihre theologische Ausbildung an der damaligen Bibelschule Walzenhausen auf der Schweizer Seite des Bodensees.
sprochen. Sie komme leicht ins Gespräch, zudem seien die Türken sehr gastfreundlich. Warum sie immer noch hier ist, wird Susanne Geske oft gefragt. „Weil es mir hier gefällt“, antwortet sie dann. „Und weil Gott mich beschützt.“
Die Bedingung für eine Ehe Bevor Tilman und Susanne Geske 1992 heirateten, hatte sie eine Bedingung für die Hochzeit gestellt: Sie wollte mit ihm in ein muslimisches Land gehen, um dort den christlichen Glauben zu verbreiten. Tilman Geske sagte Ja, 1997 zogen sie in die Zwei-Millionen-Stadt Adana im Süden der Türkei. Sie wussten, dass Mission in einem muslimischen Land gefährlich ist. Als sie in Malatya ankamen, begrüßte sie eine Lokalzeitung mit der Schlagzeile „Hilfe, die Missionare kommen“.
Das Telefon wird abgehört Tilman Geske unterrichtete Englisch und Deutsch und bot Übersetzungsarbeiten an. Er schrieb Anbetungslieder für die türkischen Christen und arbeitete an einer Studienbibel. Zuletzt saß er am Register der Bibel – Tilman Geske kam bis zum Buchstaben „S“. Die Familie wusste, dass sie unter Beobachtung steht. Susanne Geske geht davon aus, dass ihr Telefon auch heute noch abgehört und ihre Post überwacht wird. „Rausgehen und einfach Bibeln verteilen – das hätten wir nie gemacht“, sagt Susanne Geske. Stattdessen suchten sie Beziehungen und knüpften Freundschaften. „Die Fragen kommen dann von allein. Die Leute wollen mehr von Jesus wissen – und sie wollen lebendige Christen kennenlernen.“
Warum sie noch hier ist, wird sie oft gefragt Eigentlich wollte Tilman Geske 2008 nach Deutschland zurückkehren, Susanne Geske wollte bleiben. „Wir waren beide überrascht, dass wir so verschiedener Meinung waren.“ Sie blieben. Zweifelt sie manchmal daran, am richtigen Platz zu sein? „Zweifel – was ist das?“, antwortet sie. „Ich habe keine Zweifel, absolut nicht.“ Ist sie nach den Morden vorsichtiger geworden? „Nein, im Gegenteil“, sagt Susanne Geske. Sie ist inzwischen stadtbekannt, auf der Straße wird sie von Fremden ange-
Hat Gott ihren Mann nicht beschützt? Hat Gott ihren Mann nicht beschützt? Susanne Geske gibt eine Antwort, die den meisten Christen vermutlich nicht über die Lippen gehen würde. „Es war eine von Gott geplante Sache“, sagt sie. „Gott kennt seine Leute. Er hat uns vertraut, er kann uns das zumuten.“ Im türkischen Fernsehen hat sie im letzten Jahr ein langes Interview gegeben und dabei von Jesus erzählt. Ob sie psychologische Hilfe bekommen habe, wurde sie gefragt. „Unser Psychologe ist Jesus Christus, mit dem wir ständig im Gebet verbunden sind“, antwortete sie. „Wir lesen in der Bibel und empfangen Trost. Was die Vergebung anbetrifft: So wie Jesus Christus mir meine Schuld vergeben hat, so vergebe ich auch Menschen, die mir gegenüber schuldig geworden sind. Das ist mein Glaube. Normalerweise ist es doch so, dass Menschen in einer solchen Situation Hass und Rache empfinden Aber so ist es nicht, wenn jemand aus dem Glauben heraus lebt und auf Jesus Christus schaut. Die Kraft, vergeben zu können, kommt allein von Gott.“
Seit drei Jahren läuft der Prozess Das Gerichtsgebäude von Malatya ist ein schmuckloser, ockerfarbener Bau. Auf der Straßenseite gegenüber sitzen Männer auf winzigen Kinderstühlen, spielen Backgammon und trinken Tee. An einem Tisch warten Reporter und Fotografen, sie tauschen ihre Geschichten aus. Ein Personenschützer wartet auf seinen nächsten Einsatz im Gericht. In einer Woche findet hier der nächste Prozesstag im Mordfall Tilman Geske statt. Die fünf Angeklagten verweigern die Aussage. Susanne Geske ist jedes Mal als Nebenklägerin dabei. Sie geht davon aus, dass es Hintermänner gibt, die zum Mord angestiftet haben. Erst vor drei Monaten hat der zuständige Staatsanwalt die Verhaftung von 20 mutmaßlich Beteiligten angeordnet, darunter ein pensionierter Polizeikommandeur, ein islamischer Theologieprofessor und ein Journalist. Mittlerweile gibt es rund 300 Verdächtige, die verhört werden. Seit dreieinhalb Jahren läuft das Verfahren – wann es zu Ende geht, weiß niemand. ideaSpektrum 26.2011
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Die Friedhofsblumen wurden gestohlen
stohlen worden. Geblieben ist nur ein Rosenstrauch. SusanDer Friedhof, auf dem Tilman Geske begraben liegt, erzählt ne Geske ist nicht oft hier. „Das sind nur Steine“, sagt sie. viel über die Situation der Christen in der Türkei. Es ist eine „Entscheidend ist, dass Tilman jetzt bei Gott ist.“ armenische Begräbnisstätte, am Rande „Arbeiten und lernen verboten“ des Stadtzentrums von Malatya gelegen. In der Nachbarschaft befinden sich Nach Susanne Geskes Verständnis ist Autowerkstätten und Schrotthändler. Gemeindeleitung Männersache. DenNur selten kommt es vor, dass hier Mennoch übernahm sie nach dem Tod von schen begraben werden. Zwischen den Necati Aydin, Ugur Yuksel und Gräbern wachsen Maulbeerbäume und Tilman Geske die Leitung der Hauswildes Getreide, das Gras ist verdorrt, gemeinde von Malatya. Denn nach die Blumen verwelkt. Am Eingang des dem Tod der drei Männer gab es keiEiner der Christenmörder bei der Verhaftung Friedhofes wohnt eine Familie, sie hat ne Leiter mehr. Inzwischen hat Geske zwischen den Gräbern ihre Wäsche aufgehängt. Über ei- die Leitung an einen Nachfolger abgegeben. Offiziell ist nem offenen Feuer backen zwei Frauen Brot, aus einem Ra- Susanne Geske Hausfrau, vom türkischen Staat hat sie eine dio tönt Werbung. Ein Huhn läuft über den Friedhof. Vor unbefristete Aufenthaltserlaubnis erhalten – mit der Eineinem Grab liegen eine Kinderschippe und Buddelformen. schränkung „arbeiten und lernen verboten“. Vom deutDas Grab von Tilman Geske liegt etwas abseits. Auf den schen Staat bekommt sie eine Witwenrente – 205 Euro im Marmorplatten des Grabes sind Bibelverse eingraviert. Monat, dazu Kindergeld und eine Halbwaisenrente für die „Christus ist mein Leben und Sterben mein Gewinn“, steht Kinder. Außerdem wird die Familie von einem kleinen auf der linken Seite, „Gott ist Liebe. Er liebt auch Dich“, in Spenderkreis unterstützt. Susanne Geske träumt davon, in der Mitte, und auf der rechten Seite ist zu lesen: „Ich bin Malatya eine christliche Buchhandlung zu eröffnen – oder die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird eine Bäckerei mit deutschen Rezepten. Gerade hat sie einen leben, auch wenn er stirbt.“ Drei Mal hat Susanne Geske Bibelkurs ins Türkische übersetzt. „Wir sind da, wo Gott auf dem Grab Blumen gepflanzt, aber sie sind jedes Mal ge- uns haben will.“ P
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idea Fernseh- und Hörfunk-Tipps
2. Juli – 8. Juli
FE R NSE H E N Sonnabend, 2. Juli
Sonntag, 3. Juli
ERF1 16.00–17.00 Nick Vujicic: Der Mann ohne Arme und Beine lädt jeden ein, auf Gott zu vertrauen
10.00–10.30 SF1 Sternstunde Religion: Georg Schmid im Gespräch mit Norbert Bischofberger
20.15–22.15 Durch den Tod versöhnt – Doku-Drama über fünf getötete Missionare in Ecuador
10.30–11.00 Geschäft Kinderprostitution SFinfo 17.45–18.15 Viel Theater um Gott
Dienstag, 5. Juli
Donnerstag, 7. Juli
ERF1 11.00–12.00 Gottesdienst vom CVJMBundesposaunenfest in Essen mit Hildegard v. Baur
ERF1 21.00–22.00 Ess-Störungen: Welche Ursache steckt wirklich dahinter?
21.00–22.00 Siebenteiliger Ehekurs (bis 18.8.) mit Nicky und Sila Lee
21.15–21.45 Bedrohte Baudenkmäler – Kirchen und Schlösser im Klimawandel
22.05–22.50 Grenzgebiet! Sperrzone! Geschichten entlang des Eisernen Vorhangs. Teil 2: 12.7.
ERF1 21.30–22.30 Eröffnungskonzert der Pfingstjugendkonferenz des „Forum Wiedenest“ in Siegen mit Tobias Hundt
HÖRFUNK Sonnabend, 2. Juli 16.05–17.00 Religionen, u. a.: Verpartnert im Pfarrhaus? Die neue Debatte um Homosexualität in der evangelischen Kirche
Fotos: Mörder/Reuters
18.05–18.30 Traum vom Frieden: Der Südsudan wird unabhängig
Sonntag, 3. Juli 8.30–9.00 Perspektiven: „Nicht bei Trost“. Franz Dodel und sein „Endlos-Haiku“ 9.45–10.15 Ev.-ref. Predigt mit Manuela Liechti-Genge, Theologin, Münchenbuchsee
Donnerstag, 7. Juli 9.00–9.30 Gott & die Welt: Spaniens Kirche und der Kinderhandel
10.00–11.00 Ev. Gottesdienst vom CVJM-Bundesposaunenfest
19.30–20.00 Forschung und Gesellschaft: Zwischen Geist und Gehirn
10.00–11.00 Evangelischer Gottesdienst aus Olbernhau
10.05–11.00 Ev. Gottesdienst, Duisburg
20.00–20.30 Brennpunkt Nahost
20.05–21.00 Freistil: Jugendkultur im Deutschland der 90-er
20.30–21.00 Hier werde ich gebraucht – mit Horst Marquardt
10.05–10.35 Evangelische Morgenfeier
Wer reagieren möchte, kann dies unter folgenden Rufnummern tun: ARD: 089/5900-3344 | Bibel.TV: 040/4450660 | Das Vierte: 0180/5843783 Deutschlandfunk und Deutschlandradio: 0221/345-1831 | DRS 2: (0)848/808080 | ERF: 06441/957-0 | HR (TV): 069/1555111 | Kabel 1: 0180/5011150 KiKa: 0180/2151514 | Luth. Stunde: 04264/2436 | MDR: 0341/300-5401 | NDR: 0511/988-2393 | Phoenix: 0180/28213 | RBB: 030/97993-2171 SF 2: (0)62/2059050 | SR 2: (0)681/6022222 | SWR: 07221/929-0 | WDR (Radio): 0221/5678-333 | WDR (TV): 0221/5678888 | ZDF: 06131/7012164
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CH R IST & ST IL
Das kann doch kein Pastor sein! UMGANGSFORMEN IN DER GEMEINDE Kleidet man sich für den Gottesdienst heute noch anders als sonst? Zog man früher im Sonntagsgottesdienst seine beste Kleidung und im Beruf die „alltägliche“ an, so ist es – besonders im freikirchlichen Bereich – heute oft genau umgekehrt: Freizeitklamotten sind vorherrschend. Selbst unter immer mehr Pastoren gilt das Motto: eher leger als klassisch. Dazu ein Beitrag von Pastor Jens Motschmann (Bremen) in der Serie „Glaube und Gemeinde“ (XII).
Was sind „gute“ Umgangsformen? Zu allen Zeiten gab es eine gesellschaftliche Erwartungshaltung, was die angemessene „äußere Erscheinung“ anbelangt. Zwar verändert sie sich im Lauf der Zeiten – aber es wird immer allgemeine Erwartungen geben. Wer sie nicht erfüllt, dem werden keine guten Umgangsformen bescheinigt. „Guten Manieren“ liegt immer der Respekt vor der Persönlichkeit des andern zugrunde! Das drücken wir durch unsere Worte und Gesten aus – und eben auch durch unsere Kleidung.
Christen“ herausgegeben. Darin schreibt er hinsichtlich der Kleidung: „Unordentliche Menschen provozieren Ablehnung, schillernden Paradiesvögeln begegnet man eher mit Skepsis. Wer sich dagegen seriös kleidet, hat in vielen Lebensbereichen größere Chancen.“ Aber was ist angemessen, wenn es um Kleidung geht? Haben sich nicht unsere Vorstellungen darüber in den letzten hundert Jahren sehr gewandelt? Es gibt nur noch wenige Bereiche, in denen es eine Kleiderordnung gibt – etwa beim Militär, bei der Polizei, in Krankenhäusern, bei Banken. Es sollte sie aber auch im privaten Bereich und bei gesellschaftlichen Anlässen geben.
Immer nur die gleichen Klamotten Natürlich mögen es manche Zeitgenossen für völlig unnötig halten, sich für einen Gottesdienst oder für die Teilnahme an einer Beerdigung besonders zu kleiden. Doch wie armselig ist es, immer nur die gleichen Klamotten zu tragen – ob im Büro, daheim, im Biergarten oder in der Oper! „Damit die richtige Kleiderwahl gelingt“, schreibt Schnepper zutreffend, „sind zwei Fragen hilfreich: • ’Was passt zu mir persönlich?‘ Und: • ’Was passt zu dem Ort, den ich aufsuchen werde?‘“
Für den Besuch des Gottesdienstes sollten tabu sein: • zerschlissene Jeans • kurze Hosen • Minirock • Jogginganzug • grelles (und am liebsten noch heraushängendes!) Hemd • Strandbekleidung …
Kleider machen Leute: Ein Knigge für Christen
Was sagt Jesus über unsere Kleidung?
Umgangsformen können mitunter als lästig empfunden werden – entbehrlich sind sie kaum. Auch der oft gehörte Vorschlag, „aus dem Bauch heraus“ zu entscheiden, wie man sich verhält, hat seine Tücken. So viel Stilsicherheit bringt kaum ein Mensch auf. Allgemein anerkannte Verhaltensnormen sind darum eine gute Hilfe im Umgang miteinander. Pastor Arndt Schnepper vom Bund Freier evangelischer Gemeinden (Witten) hat einen „Knigge für
Ein Gottesdienst ist etwas Besonderes, aus dem Alltag Herausragendes – und sollte dies auch sein, ebenso wie eine Beerdigung, eine Hochzeit oder eine Geburtstagsfeier. Weil es also nicht alltägliche Ereignisse sind, sollten wir auch nicht in alltäglicher Kleidung an ihnen teilnehmen. Das sagt der Herr der Kirche selbst! Im Gleichnis von der königlichen Hochzeit erzählt Jesus: „Da ging der König hinein, sich die Gäste anzusehen, und sah da einen Menschen, der hatte kein
Foto: privat
In einer norddeutschen Kleinstadt wird ein Pastor in ein Trauerhaus gerufen. Kurze Zeit später macht sich der Seelsorger auf den Weg. Er klingelt an der Tür. Eine Frau – die Witwe des Verstorbenen – öffnet, sieht einen Mann in Jeans, Rollkragenpullover und Turnschuhen, mustert ihn kurz von oben bis unten – und schlägt die Tür wieder zu. Der verdutzte Pastor greift zum Handy, lässt sich von der Telefonauskunft die Telefonnummer der Frau geben, ruft sie an und sagt, dass er der Pastor sei und sie ihn doch zu einem Gespräch gebeten habe. Die Frau merkt jetzt, wen sie da an der Tür abgewiesen hat. Es ist ihr peinlich, dass sie ihn nicht als Pastor erkannt hatte. Sie hatte ihn zuvor noch nicht gesehen, weil sie durch Umzug erst kürzlich mit ihrer Familie in die neue Gemeinde kam. Sie entschuldigt sich vielmals … Hätte sich in diesem Fall nicht zuallererst der Pastor entschuldigen müssen, dass er in einer offensichtlich so unangemessenen Kleidung in ein Trauerhaus gehen wollte? Dieser Pastor hatte einfach kein Gespür dafür, dass es Anlässe gibt, die eine angemessene Kleidung erfordern.
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hochzeitliches Gewand an, und sprach zu ihm: Freund, wie bist du hier hereingekommen und hast doch kein hochzeitliches Gewand an? Er aber verstummte. Der König ließ ihn hinauswerfen“ (Matthäusevangelium 22,11–12). Wichtiger als das Äußere, so hört man gelegentlich, sei doch die innere Einstellung. Wenn aber – was Jesus mit diesem Gleichnis sagen will – die innere Einstellung so wichtig ist (was ja richtig ist!), dann sollten wir sie nicht verstecken, sondern sie zeigen – auch und gerade mit der Wahl der Kleidung.
Mehr Taktgefühl bei Trauerfeiern Besonders die Begegnung mit Trauernden verlangt Taktgefühl. Wer zu einer Trauerfeier wie ein Mitglied der Familie Buntspecht erscheint, riskiert, dass sein Auftritt peinliches Befremden auslöst. So kann eine durchaus herzlich empfundene Anteilnahme das Gegenteil auslösen: Enttäuschung, wenn nicht sogar Ärger. Der in Trauerbegleitung erfahrene pensionierte Pastor Klaus Dirschauer aus Bremen hat seine Beobachtungen in einem „Trauer-Knigge“ zu Papier gebracht: Er habe „schon viele Trauerfeiern gesehen, bei denen die Besucher in Jeans und Pulli aufgetaucht sind und bis kurz vor der Feier vor der Kirchentür Zigaretten rauchten.“ Trauer und Trauerriten seien in den vergangenen Jahren irgendwo zwischen Prunk und Entsorgung verloren gegangen.
Karikatur: Waldemar Mandzel
Mit Cowboystiefeln auf der Kanzel? Die Amtsträger der Kirche sollten – eigentlich selbstverständlich – mit gutem Beispiel vorangehen. Mit dem „Kleinen liturgischen Knigge“ hat Guy Rammenzweig eine Orientierungshilfe für Pfarrer und Liturgen herausgegeben – verbunden mit dem Hinweis, „dass nicht nur Sprechen, Singen und Musizieren dem Gottesdienst seine Gestalt geben, sondern auch das Verhalten und Handeln der Litur-
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ginnen und Liturgen“. Wer einen Gottesdienst leite, solle „die eigene Haltung prüfen und den Blick dafür schärfen, wie das liturgische Verhalten die Feier der Versammelten fördert oder hindert“. Die Ratschläge werden nicht mit streng erhobenem Zeigefinger gegeben, sondern „mit einem Humor, der in der Weisheit gründet, und mit einer Freundlichkeit, die im Herzen ihren Grund hat“: • Schaftstiefel, extrem hohe Stöckelabsätze, Cowboy-Stiefel, Turnschuhe, Pantoffeln oder Freizeitsandalen sind im Gottesdienst tabu. • Pfarrer und Pastoren sollen die Armbanduhr nicht auf die Kanzel oder den Altar legen sowie auf starke Parfüms oder Deodorants verzichten. • Auch das „Spielen mit abgelegten, gebrauchten Taschentüchern“ oder das „Parken von Gesangbuch, Bibel, Agende auf dem Fußboden“ gehört sich nicht. Anstößig im guten Sinne des Wortes sollte in der Gemeinde, im Gottesdienst und im Umgang miteinander tatsächlich nur die Botschaft der Bibel wirken – nämlich als Anstoß zur Begegnung mit Jesus Christus.
b Weitere Literatur zu diesem Thema: Arndt Schnepper: Der Knigge für Christen. Tipps für delikate Situationen, 152 Seiten, Hänssler Verlag, ISBN: 9783775144261, 6,95 EUR Klaus Dirschauer: Herzliches Beileid. Ein kleiner Knigge für Trauerfälle, 48 Seiten, Claudius Verlag, ISBN: 9783532624029, 4,90 EUR Guy Rammenzweig: Kleiner Liturgischer „Knigge“, 24 S., Verlagsgemeinschaft Evangelisches Gottesdienstbuch, ISBN: 9783785805428, www.lutherverlag.de, 3,60 EUR www.gottesdienstbuch.de www.dirschauer.info
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Pietismus heute:
Wenn alles komplizierter wird PIETISMUS Das größte pietistische Werk im deutschsprachigen Raum ist die Pilgermission St. Chrischona. Sie ist gleichzeitig eines der ältesten Unternehmungen dieser Erneuerungsbewegung: 1840 wurde sie von Christian Friedrich Spittler auf dem Hügel St. Chrischona (bei Basel) ins Leben gerufen. Direktor des Werkes ist seit 2001 Dr. Markus Müller. Die Pilgermission gehört zum Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverband. Mit Markus Müller sprach Helmut Matthies.
Wünschen Sie darum eine Kultur der Hoffnung unter Christen? Ja klar! Es geht um Hoffnung, und es geht um Kultur. Wir Christen sollten uns nicht nur auf unseren verinnerlichten Glauben beschränken, sondern auch ganz konkret zunächst unser Leben und dann die Gesellschaft aus dem Glauben (mit)gestalten. Wie das geschehen könnte, darüber gibt es gerade auch heute viel Unsicherheit, beispielsweise bis hinein in den Bereich der Beziehung der Geschlechter zueinander. Viele junge Leute wagen es heute kaum noch, eine Ehe zu schließen, weil sie erfahren haben, wie zahlreiche Ehen zerbrochen sind. Gemeinde Jesu als eine „Kultur der Hoffnung“ zu pflegen, ist ausgesprochen reizvoll. Sie haben vier Kinder. Was sagen Sie Ihrem Sohn, wenn er den Wunsch äußern sollte, er möchte mit seiner Freundin leben? Zunächst: Ich habe ihn trotzdem lieb. Dann würde ich ihm sagen: Auch wenn du manche Pleiten zwischen deinen Eltern erlebt hast, ist es doch so, dass nur das Modell der Ehe
Was gehört alles zur Pilgermission St. Chrischona?
für dich letztlich beglückend sein wird. Entscheide du! Und verzichte auf Halbherzigkeit!
Heute vielfach unklar: Bin ich Mann oder Frau? Warum werden die Beziehungen zwischen Männern und Frauen eigentlich immer komplizierter? Wir sind Kinder ideologischer Einseitigkeiten, z. B. der Verabsolutierung des Individuums, der Erlebniswelt und der Multioptionalität. Nicht nur 1945, sondern auch 2011 gibt es eine Art Trümmerlandschaft, nur – im Unterschied zu 1945 – nicht im materiellen Außen-, sondern im immateriellen Innenbereich – was die Sinn- und Hoffnungsperspektiven anbetrifft. Das 20. Jahrhundert hat man als Jahrhundert der Ideologien bezeichnet. Das 21. Jahrhundert bahnt sich als Jahrhundert gestörter Identitäten an. Das kann im Hinblick auf Beziehungen nicht gutgehen, bis hinein in die Geschlechterfrage: Bin ich denn Mann oder Frau oder etwas zwischendrin? Das macht die Beziehungswelt komplex und kompliziert. Was meinen Sie? Wenn viele Frauen nicht mehr wissen, was Frausein bedeutet, und entsprechend Männer nicht mehr sicher sind, was es eigentlich bedeutet, ein Mann zu sein, dann ist das ein Alarmsignal. Uns fehlen die Selbstverständlichkeiten – vermutlich aufgrund der Dauerkritik an der Ehe und der Idealisierung ungebundener Sexualität. Als Christen haben wir ein Defizit an Reflexion und Lehre zur Frage gelingender Lebensentwürfe wie Ehe, Singlesein oder auch
www.chrischona.org
Sie umfasst heute rund 190 Gemeinden bzw. Gemeinschaften in Deutschland, der Schweiz, im Elsass und im Südlichen Afrika mit zusammen rund 20.000 sonntäglichen Gottesdienstbesuchern. Die Pilgermission unterhält eine der größten evangelikalen Ausbildungsstätten in Europa, das Theologische Seminar St. Chrischona. Insgesamt haben bisher über 6.200 Menschen die Ausbildung absolviert. Weiter gehören dazu die Schwesternschaft des Diakonissen-Mutterhauses mit insgesamt 116 Diakonissen, der Brunnen Verlag Gießen und 40 Alpha-Buchhandlungen in Deutschland, der Brunnen Verlag Basel und 12 Buchhandlungen in der Schweiz sowie die Arbeitsgemeinschaft für das messianische Zeugnis an Israel (amzi).
Foto: Birgit-Cathrin Duval
idea: Herr Dr. Müller, Sie haben ein Buch geschrieben über „Trends 2016“. Was ist der Haupttrend? Markus Müller: Einer der beachtenswerten Trends ist: Die vielbeklagte Null-Bock-Generation ist vorüber. Mittlerweile gibt es unter jungen Leuten sehr hoffnungsvolle Tendenzen, denn sie sagen: Wir müssen selbst anpacken, um die Zukunft zu meistern. Was die Eltern nicht schafften, schaffen wir. Möglicherweise hinkt das christliche Milieu hier noch etwas hinterher.
Markus Müller
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Basel
Rhein
Elsa ss
FRANKREICH DEUTSCHLAND LA AND Bodensee
Pilgermission St. Chrischona
S C H W EI Z BERN
Der Dinkelberg bei Basel mit der Pilgermission St. Chrischona. Im Hintergrund das Dreiländereck Basel (CH), Weil am Rhein (D), Saint-Louis (F)
Diakonisse-Sein. Das ist insbesondere für junge Menschen in der Phase ihrer Identitätsfindung wenig hilfreich.
Wo sündige ich selbst? Ist für Sie praktizierte Homosexualität Sünde? Bevor ich anderen und über andere sage, dass sie sündigen, frage ich mich erst mal selbst, wo ich sündige. Was ist beispielsweise mit meinem Besitz, meinen Finanzen, meiner Ehe, meiner beruflichen Aufrichtigkeit? Bekenne ich meine Sünden, gehe ich zur Beichte, versuche ich, Sünden künftig zu unterlassen? Dummerweise können wir das Phänomen Homosexualität kaum emotions- und vorurteilsfrei diskutieren. Mein Standpunkt: Weil Gott Mann und Frau – und zwar füreinander – geschaffen hat, ist Homosexualität wie viele andere Verhaltensweisen in ganz andern Lebensbereichen Zielverfehlung, mit andern Worten: Sünde.
Bei Gnadenlosigkeit endet die Kultur Bei Ihrem Amtsantritt vor zehn Jahren sagten Sie, Sie wollten eine „Kultur der Gnade“ fördern. Führt das nicht dazu, dass man denken könnte: „Es ist eigentlich letztlich egal, was ich tue, es wird mir sowieso alles gnädig vergeben?“ Das wäre ein ziemlich grobes Missverständnis! Rein historisch lässt sich unschwer nachweisen, dass eine Kultur der Gnade – oder anders ausgedrückt: eine Kultur der göttlichen Annahme, des Vertrauens und der Vergebungsbereitschaft – zu Höchstleistungen in Wissenschaft, Technik und Gesellschaft führt. Einer Kultur aber – das gilt auch für eine Familien- oder Firmenkultur –, die die Gnade aus dem Blick verliert, wird am Ende die Luft ausgehen. Gnadenlosigkeit ist ein guter Indikator für das nahende Ende einer Kultur.
Foto: Wladyslaw Sojka
Warum wird „Chrischona“ nicht Hochschule? Viele evangelikale Ausbildungsstätten – früher meist Bibel-, Prediger- oder Missionsseminar genannt – haben sich darum bemüht, eine Theologische Hochschule zu werden, was in vier Fällen auch bereits gelungen ist. St. Chrischona will das bewusst nicht. Stört Sie etwas an der akademischen Theologie?
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Selbstverständlich nicht! Für uns gilt: Auch wenn unser Theologisches Seminar nur 300 Meter von der deutschen Grenze entfernt liegt, befinden wir uns doch in der Schweiz. Hier gilt ein anderes Hochschulrecht. Beispielsweise wird von einer privaten Hochschule in der Schweiz verlangt, dass sich an ihr nur Abiturienten einschreiben können. Das würde für uns auf St. Chrischona bedeuten, dass wir zwei Drittel derer, die bei uns studieren wollen, per Prinzip ablehnen müssten. Genau das aber wollen wir nicht. Hier bleiben wir bewusst in den Linien der Gründungsväter der Pilgermission. Wir halten Nicht-Gymnasiasten, die größtenteils bereits eine Berufsausbildung absolviert haben, im Hinblick auf den Prediger- und Missionarsberuf für teilweise ausgesprochen begabt. Seit über 10 Jahren arbeiten wir mit einer englischen Universität zusammen und bieten einen akademischen Abschluss ohne die formale Hürde des Abiturs an. Natürlich bin ich und sind wir gegen jede Denkfaulheit, aber: Wir lehnen eine rein kopflastige Ausbildung ab. Mein Ideal wäre es, eine Art „Herzensuniversität“ zu sein, bei der die Vernunft im Herzen verankert ist und „mit dem Herzen gedacht“ wird. Alles intelligente Denken überzeugt nicht, wenn es nicht echt ist und von innen – eben vom Herzen her – kommt. Das merken die Zuhörer in Gottesdiensten ganz genau und lassen sich entsprechend überzeugen oder eben nicht. Insofern halte ich unser Ausbildungsmodell für sehr zukunftsträchtig.
Warum es zwischen deutschen und Schweizer Christen klappt Die Pilgermission St. Chrischona gehört zu den wenigen christlichen Institutionen, die im gesamten deutschsprachigen Raum verankert sind, ohne dass es – trotz zweier Weltkriege – einen Bruch gegeben hätte. Worin besteht das Geheimnis, dass sie – im Gegensatz zu manchen anderen internationalen Werken – nicht auseinandergebrochen sind? Was unsere Internationalität betrifft, haben wir uns stets bemüht, im Wesentlichen beieinanderzubleiben und in nicht fundamentalen Fragen Freiheit zu gewähren. So sind beispielsweise die Chrischona-Gemeinden in der Schweiz
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und in Frankreich freikirchlich organisiert, in Deutschland hingegen verstehen sie sich als der Landeskirche zugehörig. Einig sind wir uns im Inhaltlichen – also im Bereich einer soliden, biblisch orientierten Theologie, aber auch im Bereich von Vision und Grundabsichten. Dies lässt eine große Freiheit in allem Äußerlichen zu.
Der Prediger beim Bürgermeister
Wir erleben eine große Anziehungskraft bei Gemeinden, die sich diakonisch engagieren, die also beispielsweise bei den „Tafeln“ mitmachen, die Hausaufgabenbetreuung für Kinder von Alleinerziehenden oder Ausländern anbieten, sich bei der Organisation von Dorf- und Stadtfesten engagieren usw. Dadurch wird man auf sie aufmerksam, man Christian Friedrich Spittler (1782-1867) gründete die PilDas stärkste Wachstum ist in Frankreich nimmt sie ernst und besucht sie dann auch. Ein germission St. Chrischona. anderes Beispiel: Wir haben Prediger, die sich Und wo funktioniert es am besten? Im Augenblick erleben wir das stärkste Wachstum in Frank- regelmäßig mit dem Bürgermeister ihres Ortes treffen und reich – also besonders im Elsass, wo wir Gemeinden haben, ihn fragen, wofür sie beten sollen und wie sie ihn unterstütin denen ein Drittel der Mitglieder unter 18 Jahre alt ist. zen können. In einem Fall in Deutschland geschah sogar FolAber wir haben auch wachsende Gemeinden in Deutsch- gendes: Der Bürgermeister, der Christ ist, trat ab. Sein nichtland und der Schweiz. Es geht eigentlich überall da auf- christlicher Nachfolger bestand dann darauf, dass die Tradiwärts, wo Christen in einer Gemeinde Persönlichkeiten er- tion, sich jeden Montagmorgen regelmäßig mit dem Chrischoleben, die sie als vorbildlich und nachahmenswert ansehen na-Prediger zu treffen, beibehalten wird. Aber auch im Bereich der missionarisch-evangelistischen Arbeit erleben wir, und erleben. dass die Anziehungskraft nicht nachgelassen hat. Wir legen großen Wert darauf, dass unsere Gemeinden „familiäre“ Ist der frei- oder der landeskirchliche Weg erfolgreicher? Unentschieden. Persönlich lege ich ein starkes Wort für die Strukturen haben und somit unseren Mitgliedern und FreunZugehörigkeit zur Landeskirche ein. Der Grund: Im Kata- den einen Raum bieten, in dem Glaube an Jesus geübt und strophenfall sucht der Mensch Zuflucht in unverdächtigen „gelernt“ werden kann. Wer in unsere Gemeinden kommt – Gebäuden. Sowohl in Winnenden 2009 nach dem Amoklauf ganz gleich ob in Frankreich, in der Schweiz oder in Deutschals auch in Duisburg 2010 nach der Loveparade-Tragödie land –, soll Hoffnung, Wahrheit und Barmherzigkeit erleben. war die Kirche selbstverständlicher Ort des Auftretens auch hochrangiger Politiker. Mein Motto wäre: Lasst uns Sie hören mit 55 in einem Alter auf, wo andere oft gerade mit der doch Geschichtsträchtiges neu zukunftsträchtig mit Leben wichtigsten Aufgabe ihres Lebens beginnen. Warum eigentlich? füllen. Freikirchlich gesinnte Menschen in landeskirchli- Ich höre nur als Direktor von St. Chrischona auf! Wer definiert denn, was die wichtigste Aufgabe im Laufe eines bechen Gebäuden – das wäre dabei keine allzu falsche Idee. ruflichen Lebens ist? Ich würde mich sehr freuen, auch künfEs heißt, Chrischona-Gemeinden fehle es häufig an Ausstrah- tig ganz schlicht etwas Schönes für Jesus tun zu dürfen. lungskraft, um von den Bürgern eines Ortes überhaupt wahrVielen Dank für das Gespräch! genommen zu werden. Was sollte sich hier ändern? P
Foto: PR
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Trendwende: Biblische Geschichten in der Kindheit auswendig lernen THEOLOGE Um mit dem christlichen Glauben vertraut zu werden, sollten Kinder möglichst früh biblische Geschichten und Lieder auswendig lernen. Dafür hat sich der Theologieprofessor Wilfried Härle ausgesprochen.
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egenüber der Zeitschrift „Impuls Gemeinde“ sagte der 72-jährige Heidelberger, dieses Lernen in den frühen Jahren des Lebens sei immens wichtig, „weil gerade dieser frühe Erwerb an Sprache, Bildern und Inhalten ein Leben lang zugänglich bleibt, auch im Alter“. Härle räumt ein, dass das Auswendiglernen in der Religionspädagogik eine Zeit lang als Rucksackpädagogik verschrien gewesen sei, weil man sie als „bloßen Ballast“ empfunden
habe. Heute gebe es wieder viele Lehrer, „die mit den Kindern singen, Psalmen sprechen, Geschichten erzählen und Feste feiern“. Kinder hätten gegenüber Erwachsenen einen „unverstellteren Zugang zum Leben und zum Glauben“. Sie seien oft „zu ganz tiefen Erkenntnissen in der Lage und können diese meistens in ganz einfachen Formulierungen ausdrücken“. Auch junge Eltern sind nach Härles Beobachtungen auf Religiöses ansprechbar – besonders in
der Zeit um die Geburt ihres ersten Kindes. Im Umfeld der Taufe fragten sich diese Eltern häufig, „wie sie das eigentlich mit der christlichen Erziehung gestalten sollen“. Sie würden dem Kind abends gerne etwas vorsingen, beten oder eine Geschichte erzählen. Doch sie könnten es nicht, weil sie es selbst nicht erfahren hätten. Diesen Menschen könne man durch Glaubenskurse helfen, einen Zugang zum christlichen Glauben zu finden. P ideaSpektrum 26.2011
P RO & KON T R A
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Ist es christlich, Griechenland zu unterstützen? WELTWIRTSCHAFTSKRISE Nur internationale Hilfe kann einen Staatsbankrott Griechenlands verhindern, erklären Experten. Nun hat der Staatsrechtler Prof. Karl Albrecht Schachtschneider (Nürnberg) erklärt, eine Rettung des korrupten Systems des Landes verstoße gegen die christliche Nächstenliebe (Meldung in ideaSpektrum letzte Woche, Seite 7). Zum Thema ein Pro und Kontra.
Christlich ist, den Menschen – auch in Griechenland – die Wahrheit zu sagen und ihnen zu helfen.
PRO
Die Frage unterstellt, es gehe bei Griechenland um eine karitative Frage christlicher Nächstenliebe. Das ist aber nicht so. Es geht schlicht darum, wie Risiken aufgrund der griechischen Staatsschuldenkrise für andere – und auch für uns – möglichst gering bleiben. Bekommt Griechenland neue Kredite durch Internationaler Währungsfonds (IWF) und Euroländer zur Refinanzierung auslaufender Anleihen, besteht die Gefahr, dass dieses Geld nicht komplett zurückkommt. Das Risiko ist aufgrund der bestehenden Verschuldung Griechenlands groß. Viele tun aber so, als gebe es ohne Garantien für Griechenland auch kein Risiko. Das ist aber falsch. Griechenland wäre mit dem Auslaufen der alten Anleihen zahlungsunfähig – und das bliebe dann leider kein isolierbares Ereignis. Im Gegenteil: Spätestens seit der Lehman-Pleite weiß jeder, dass eine Kettenreaktion nicht auf den Finanzsektor beschränkt bleibt.
Hilfe ist nur dann vernünftig, wenn sie zur Besserung führt. Nach dieser Weisheit Salomos sollte man verfahren.
Fotos: PR
KONTRA
Die „Retteritis“ für den Pleitestaat blendet die Sprüche Salomos aus: „Wo man nicht mit Vernunft handelt, da ist auch Eifer nichts nütze“ (19,2). Hilfe ist also nur dann vernünftig und geboten, wenn sie zur Besserung führt. Doch für die Griechen hat sich seit dem Rettungsschirm aus dem Mai 2010 nichts gebessert. Die Wirtschaft schrumpft. Verbessert hat sich die Lage lediglich für die Investoren. Doch das ist nicht Marktwirtschaft, sondern „Sozialismus für Reiche“ – also ungerecht! Vor genau dieser „Konkursverschleppung“ haben nüchterne Ökonomen rechtzeitig gewarnt. Denn Griechenland hat zwei Probleme, die beide gelöst werden müssen: 1. Mangelnde Wettbewerbsfähigkeit, d. h. seine Produkte sind zu teuer. Unverändert wird mehr im- als exportiert. 2. Überschuldung. Bisher wurde keines dieser Probleme wirksam angegangen. Im Gegenteil: Der Schuldenturm
ideaSpektrum 26.2011
Volkmar Klein (CDU, Burbach bei Siegen) ist Diplom-Volkswirt und Mitglied des Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestages.
Die Schleifspuren für die weltweite wirtschaftliche Entwicklung wären schnell schlimmer als damals. Diese Gefahr hält der IWF für so groß, dass er sich erheblich an der Rettungsaktion beteiligt. Viele meinen ja, Hilfe für Griechenland sei ein Stück Euro-Sentimentalität wider bessere ökonomische Erkenntnis. Der IWF – heute zunehmend von Indien oder China geprägt – beteiligt sich aber nach rationaler Bewertung der Risiken für die weltweite wirtschaftliche Entwicklung und sieht gute Chancen, dass Griechenland nach einem klaren Sparkurs langfristig wieder Zugang zum Kapitalmarkt bekommt. Ich teile diese Einschätzung und halte eine Insolvenz Griechenlands für das viel größere Risiko. Christlich ist, abzuwägen und zu entscheiden – und den Menschen, auch in Griechenland, die Wahrheit zu sagen. Daher gehören zum Hilfspaket notwendigerweise auch harte Auflagen für Griechenland. P
Dr. Gerald Mann (München) ist Professor für Volkswirtschaftslehre an der FOM Hochschule für Oekonomie & Management.
wächst weiter, zunehmend verbürgt durch die Steuerzahler in Deutschland und anderen Euro-Staaten. Wie wir vom Spielen mit Bauklötzen wissen, richten umfallende Türme einen umso größeren Schaden an, je höher sie sind! Wer also wirklich helfen und die Retter vor noch größeren Verlusten schützen will, muss 1. endlich einen Schuldenschnitt von mindestens 50 % vornehmen. Das heißt: Die, die Forderungen gegen Griechenland haben, verlieren mindestens die Hälfte davon; damit würde ein Teil der früheren griechischen Importe dem Land nun auch ganz offiziell geschenkt. 2. Griechenland muss aus dem Euro aussteigen und zur Drachme zurückkehren. Dies führt zur Abwertung der eigenen Währung und damit zu Exportüberschüssen, so dass sich verbliebene Schulden bedienen lassen. Dieser Weg ist in der Geschichte schon oft beschritten worden. So könnte der griechische Patient genesen. P
net F O R U M F Ü R JU N G E C H R I S T EN
Überzeugte Christin entert die Charts MUSIK Seit vier Wochen mischt Brooke Fraser mit ihrem sommerlichen Hit „Something in the water“ in den Single-Charts ganz oben mit. Was viele nicht wissen: Die Neuseeländerin ist Christin. Am 1. Juli erscheint ihr Album „Flags“ auch im deutschsprachigen Raum. Simon Jahn stellt die Sängerin und ihre neue CD vor.
„Hosanna“ stammt von ihr „Flags“ wartet auf mit einer bunten n Mischung aus beschwingten, auch mal folkigen Popsongs, zarten Balladen – wie dem hinreißenden Duett „Who are we fooling?“ mit dem Sänger der britischen Formation „Aqualung“ – und nachdenklichen Nummern. Was man dem Album nicht sofort an-
hört: Brooke Fraser ist überzeugte Christin. Seit etlichen Jahren steuert sie Lieder zu den bekannten Lobpreis-CDs der Hillsong Kirche bei. So stammt das auch hierzulande in vielen Gemeinden sehr beliebte „Hosanna“ beispielsweise aus ihrer Feder. Doch ihren Glauben in Lobpreisliedern auszudrücken, gehört für Fraser eher ins Privat- und Gemeindeleben: „Mein Glaube beeinflusst zwar meine Musik, aber ich mache nicht Musik für bestimmte Leute oder eine bestimmte Schublade, sondern für jeden, der einen Herzschlag und Ohren hat.“
„Ihr werdet getröstet werden“ Generell hat Fraser Abstand davon genommen, zu viel von ihren Gefühlen in die Songs S zu packen. Waren d Lieder ihres zweiten die Albums A noch stark geprägt p von persönlichen Erfahrungen, die sie während eines AfrikaTrips gemacht und die sie stark bewegt hatten, fällt „Flags“ deutl weniger emotional lich aus. In den drei Jahren auf Tour nach ihrer Platte „Albertine“ sei es ihr sehr schwergefallen, die persönlichen, teils dramatischen Momente mit den Songs Abend für Abend wieder zu durchleben. Die neuen Lieder bilden nun eher ein Gegengewicht da-
zu – erzählen Geschichten, stellen andere Charaktere in den Fokus. Überraschenderweise hält Fraser dabei auch nicht mit ihren Glaubensüberzeugungen hinterm Berg. So heißt es im Titelstück beispielsweise: „Alle, die ihr trauert, ihr werdet getröstet werden. Alle, die ihr hungert, ihr werdet nicht mehr hungern. ... Denn ich bin mir sicher: Die Letzten werden die Ersten sein.“ Dass sie ein Herz für die Armen und Benachteiligten dieser Welt hat, beweist Fraser immer wieder, indem sie ihre Bekanntheit nutzt, um sich für Hilfsprojekte einzusetzen. So ist sie bei der Kinderhilfsorganisation World Vision seit vielen Jahren engagiert. P idealisten.net verlost 4 x die Hit-Single "Something in the water". Einfach bis 3. Juli eine E-Mail an kontakt@idealisten.net schicken und – mit etwas Glück – gewinnen.
Brooke Fraser live in Deutschland 15.09. – Baden-Baden SWR 3 New Pop Festival 16.09. – Frankfurt, Batschkapp 17.09. – Nürnberg, Hirsch 20.09. – München, Ampere 22.09. – Köln, Kulturkirche 24.09. – Hamburg, Reeperbahn Festival 01.10. – Berlin, Postbahnhof
Foto: PR
Ihr ansteckend-sommerliches „Do, do, do, do, do, do, do, do, do, do“ trällert Brooke Fraser derzeit fröhlich auf allen Radio-Frequenzen. Sie ist eine der Neuentdeckungen dieses Jahres in Europa. In ihrer Heimat hingegen ist die 27-Jährige, die bereits mit 12 eigene Lieder geschrieben hat, schon lange ein Superstar: Im Alter von 18 Jahren veröffentlichte Fraser ihr erstes Album „What to do with the daylight“, das prompt Platz 1 der Charts belegte und sich 66 Wochen lang in der Hitliste hielt! Ähnlich erfolgreich war 2006 ihre zweite Platte „Albertine“. Mit ihrer dritten CD – „Flags“ – setzt Fraser nun auch zum internationalen Durchbruch an: In Australien, wo sie seit einigen Jahren mit ihrem Mann lebt, enterte sie die Top 10. Auf dem hart umkämpften US-amerikanischen Musikmarkt konnte sie immerhin Platz 59 der Hitliste erobern. Jetzt stehen die deutschsprachigen Länder auf dem Programm.
02.10. – Bochum, Zeche
was läuft » was kommt » was geht ab » was läuft » was kommt » was geht ab » was läuft » was kommt » was geht
Ein frommes Sport Camp in Marienberg im Erzgebirge (Sachsen)
b www.sport-camp.org
Du hast Lust auf Sport, Gemeinschaft und geistliche Impulse in den Ferien? Dann ist das Sport Camp vom 9. bis 16. Juli in Marienberg genau das Richtige für Dich! Unter Anleitung kannst Du in Sachen Fitness, Fußball oder Basketball aktiv werden. Außerdem erwarten Dich Gebetszeiten, Andachten, Musik und mehr in herrlicher Camp-Atmosphäre. Wenn Du zwischen 14 und 20 Jahren bist, melde Dich an. Kostenpunkt: 165 Euro. B e su cht uns au ch au f
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ideaSpektrum 26.2011
DI E K LE I N E K A NZ E L
» … und ihre Zusammenkünfte waren von überschwänglicher Freude und aufrichtiger Herzlichkeit geprägt. Sie priesen Gott bei allem, was sie taten, und standen beim Volk in hohem Ansehen. «
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Hansjörg Leutwyler (Suhr bei Aarau), Zentralsekretär der Schweizerischen Evangelischen Allianz
Aus der Apostelgeschichte 2,47
Foto: privat
Was der Heilige Geist bewirkt Pfingsten ist vorüber. Das Brausen, das vor einigen Wochen in der Urgemeinde wie ein daherkommender und gewaltiger Sturm tönte, ist verstummt. Was wie Feuer aussah und sich züngelnd auf jeden Einzelnen verteilte, ist verschwunden. Es sind keine so ungewöhnlichen Zeichen mehr da, kein Rauschen, keine züngelnden Flammen. Der Sturm hat sich gelegt, das Feuer ist erloschen. Der Heilige Geist jedoch ist geblieben! Die Zeichen sind nun andere: Mut zum Beispiel. Das mutige Reden des Petrus vor den Leuten der Stadt ist eines davon. Der Heimlichtuer und Verleugner von Jesus outet sich, hält eine feurige Rede: mutig, direkt, schnörkellos. Er und die Freunde von Jesus verstecken sich nicht mehr in den Wohnungen. Sie treten jetzt in der Öffentlichkeit auf. Ihre überschwäng-
liche Freude und ihre aufrichtige Herzlichkeit zueinander sind allgemein sichtbar – und auch ansteckend. Dazu kommt, dass sich der Heilige Geist im Teilen ihres Besitzes manifestiert: Geisterfüllte gehen auf Notleidende ein. Freude, Herzlichkeit und Solidarität werden zu untrüglichen Merkmalen von Gottes Anwesenheit. Das Pfingstwunder zeigt sich in Einheit und Ganzheitlichkeit. Da werden Wortverkündigung und soziale Gerechtigkeit, Gottesfurcht und Anbetung, Gebet und Abendmahl, Zeichen und Wunder zu Anzeichen für ein geisterfülltes Leben. Was mich bewegt: Der Heilige Geist drängt die Christen in die Öffentlichkeit, um ihren Glauben ganz selbstverständlich und in Einheit zu leben. Dabei fallen sie so positiv auf, dass täglich mehr dazu kommen. Möge uns Gottes Geist täglich neu mit seinem Feuer entflammen! P
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ideaSpektrum 26.2011
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PORTRÄT
„Über Wunder spricht man nicht – da hofft man drauf“ CHRIST & LEBEN Erstmals nach seinem schweren Unfall im Dezember gab Samuel Koch jetzt ein Interview im Fernsehen – und bewegende Einblicke in sein Gefühls- und Glaubensleben.
Große Freude am kleinen Zeh „Ich bin noch weich gelandet, auch wenn es nicht so aussieht“, erzählte Samuel da rückblickend. Auf die Frage, ob er sich auch in der jetzigen Situation in der Hand Gottes wisse, antwortete er: „Ich atme, also auf jeden Fall.“ Andere Patienten mit ähnlichen Verletzungen seien auf eine künstliche Beatmung angewiesen. Samuel sitzt in einem Rollstuhl, den er mit einer Schulter steuern kann. Der zurückhaltende Optimismus, den sich der junge Mann
bewahrt hat, beeindruckt. „Ich kann zumindest glücklich sagen, dass bisher der Heilungsverlauf zu keinem Zeitpunkt stagniert hat.“ Die Heilung gehe allerdings langsam voran – „so langsam, wie ich mir das nie vorstellen konnte“. Kürzlich habe er bei einem Familienbesuch entdeckt, dass er einen Zeh wieder bewusst ansteuern kann. Da sei die ganze Familie tanzend und singend ums Bett gelaufen.
Verzweifelte Momente Auf seinen Glauben an Wunder angesprochen, antwortete Koch: „Über Wunder spricht man nicht, da hofft man drauf.“ Die Hoffnung habe er „nie, zu keinem Zeitpunkt“ aufgegeben. Er habe aber auch manche verzweifelten Momente erlebt. Manchmal sei es einfach nur eine Fliege, die an Nase oder Ohr krabbele und die er nicht verscheuchen könne. Koch: „Das sind Momente, die hart sind.“ Selbstmitleid sei aber nicht sein Ding, und in der Klinik erlebe er ebenso lustige wie traurige Tage. Auf die Frage nach seiner Zufriedenheit antwortete er: „Zufriedenheit ist ein Wort, das mich motiviert. Es kann jetzt nur noch aufwärtsgehen, deshalb freue ich mich auf die Zukunft.“ Natürlich arbeite er darauf hin, wieder laufen zu können. „Trotzdem muss man da ein Stück weit realistisch
sein“, so Koch. Das erfordere Geduld. Über seinen Glauben sagte Koch: „Gerade jetzt, in dieser Zeit, ist er für mich die einzige Alternative.“ Die letzten Monate hätten die Schwerpunkte in seinem Leben verschoben. Bewegung sei für ihn immer das wichtigste Thema gewesen. In der Klinik habe er gemerkt, dass es Wichtigeres gebe, als sich zu bewegen.
Ein Stern heißt Samuel Koch Im Rückblick auf den Unfall während der Sendung „Wetten, dass ...?“ sagte Koch, es sei ihm unangenehm, dass er die Show kaputt gemacht habe. Die große Anteilnahme der Zuschauer und die vielen Briefe, Geschenke und EMails hätten ihm sehr geholfen. Kinder hätten Gedichte für ihn geschrieben und aufgesagt. Sogar ein Stern sei nach ihm benannt worden. Er freue sich über die Gelegenheit, jetzt im Fernsehen Danke zu sagen. Koch: „Allen zu antworten, wenn du nicht mal einen Stift in die Hand nehmen kannst, ist ein bisschen schwer.“ P
Foto: ZDF
Der 4. Dezember 2010 – 20.33 Uhr – hat das Leben von Samuel Koch für immer verändert. Der 23-Jährige hatte in der ZDFShow „Wetten, dass ...?“ versucht, mit Sprungfedern an den Füßen über fahrende Autos zu springen. Die ersten beiden Sprünge gelingen. Beim Sprung über das dritte Auto, an dessen Steuer sein Vater sitzt, läuft etwas schief. Samuel stürzt und bleibt reglos liegen. Die erschütternde Diagnose: Samuel hat sich so schwer an der Halswirbelsäule verletzt, dass er von den Schultern an gelähmt ist. Seit sechs Monaten liegt er inzwischen in einer Schweizer Spezialklinik. Dort besuchte ihn nun als erster Fernsehjournalist der ZDF-Moderator Peter Hahne für seine gleichnamige Sendung.
DAS WORT DER WOCHE » An Jesus Christus zu glauben bedeutet nicht unbedingt, in jeder Hinsicht glücklich zu sein, sondern in Christus etwas zu finden, was einem noch wichtiger wird als das eigene Glück. « Der Tübinger Theologieprofessor Hans-Joachim Eckstein auf „Christustagen“ an Fronleichnam (23. Juni) in Württemberg. ideaSpektrum 26.2011