Idea Spektrum Schweiz

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28.29 13. Juli 2011

Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt

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Die Schweiz baut auf das Kreuz Bundesrat Ueli Maurer über die christlichen Grundwerte und die Liebe zur Heimat Seite 4 Gewerbe-Direktor die Nächstenliebe

20 Christ im Alltag: Wie können uns

8 Nationaler Gebetstag: Schweizer

25 Satanskulte: Opfer berichten von

12 Neues Leben: Schwerer Unfall

32 Kalebs Tod: Die Familie kehrte

sollen Stimme für Gott erheben

führt Unternehmer näher zu Gott

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G RÜ e z i

Dankbar für unser land Wenn überhaupt, kommen immer mehr Menschen vorwiegend wegen der Wurst, dem Feuerwerk, dem Bier oder einfach den Kindern zuliebe an eine 1. August-Feier. Eine ernsthafte Besinnung, verbunden mit Dankbarkeit und Stolz, ist kaum mehr gewünscht. Die bewusste Auseinandersetzung mit den Ursprungsgedanken eines solchen Festtages ist nicht mehr «in». Was interessiert mich, was gestern war! Ich denke an unsere christlichen Feiertage. Weihnachten, Ostern, Auffahrt und Pfingsten: Diese Feiertage erinnern uns an die heilsgeschichtlichen Geschehnisse. Als Christen wollen wir uns erinnern. Die Erinnerungen an das, was Gott durch Jesus Christus für uns getan hat, stärken unseren Glauben und lassen uns dankbar werden. Dankbarkeit als Kraftquelle und Motivationsspritze. Dankbarkeit bewahrt vor Überheblichkeit. Dankbarkeit als Schlüssel für eine gesegnete Zukunft. Auch Bundesrat Ueli Maurer lässt in seinem Interview in dieser Ausgabe klar erkennen, dass wir genug Gründe haben, dankbar für unser Land zu sein (Seite 4). Auch er erinnert daran, dass unser Land stark von der christlichen Kultur geprägt ist, und dass die christlichen Grundwerte wichtige Orientierungshilfen für die Zukunft sind. Beachtenswerte Aussagen eines Mitglieds unserer Landesregierung. Dankbarkeit? Erinnern wir uns an die einmaligen demokratischen Rechte, an unsere Sicherheit, an unseren Wohlstand

und die sozial weit ausgebauten Auffangnetze. Erinnern wir einander daran, dass die meisten Völker dieser Erde sofort mit uns tauschen würden. Reden wir aber auch über Werte, denn je mehr wir uns an christlichen Werten gemäss der Bibel orientieren, desto weniger Gesetze und Regulierungen müsste der Staat aufstellen. Nichts ist selbstverständlich. Manches muss bewusst gepflegt und erarbeitet werden. Dabei geht es um mehr als nur um politischen, wirtschaftlichen oder persönlichen Erfolg. Es geht auch um Bedürfnisse nach Sicherheit, Solidarität, Zuverlässigkeit, Gerechtigkeit, Menschlichkeit und Vertrauen. Auch diesen immateriellen Werten haben Wirtschaft und Politik Rechnung zu tragen. Darum brauchen wir Frauen und Männer mit einer geistigen Grundhaltung, aus der heraus die Gesellschaft als Gemeinschaft und die soziale Verantwortung ganz allgemein wichtiger sind als eigenes Prestige, Selbstverwirklichung und Gewinnoptimierung. Wir brauchen Frauen und Männer, die nicht nur von Krisen, sondern auch von Chancen sprechen. Wir brauchen Frauen und Männer, die um die Kraft des Glaubens und die Kraft des Gebets wissen, wie es auch Bundeshaus-Beter Beat Christen sagt (Seite 7). Beten ist viel nachhaltiger als nörgeln und kritisieren. Sind Sie dabei?

Am 4. August wieder Diese Ausgabe ist die letzte vor unserer kleinen Sommerpause. Die nächste Ausgabe erscheint am 4. August. Redaktionsschluss ist am Freitag, 29. Juli. Wir wünschen unseren Leserinnen und Lesern rundum erholsame und gesegnete Ferientage.

BiBlisch Ein Lieblingsbibelwort von Barbara Schmid-Federer, Nationalrätin CVP, Männedorf:

«Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere lasten zu tragen habt. ich werde euch Ruhe verschaffen.» (Matthäus 11,28) «Jesus will uns nicht Lasten auflegen, sondern uns zu freien Menschen machen. Wenn wir uns daran orientieren, sind unsere Arbeit, unsere Verantwortungen keine Last, auch dann nicht, wenn wir sie als lästig empfinden. Was aber kann uns wirklich Ruhe und Frieden verschaffen? Für mich ist es der Dienst am Menschen. Überall dort, wo Menschen nicht bereit sind, anderen Menschen zu helfen, bin ich als Politikerin gefordert. Eine der grössten Herausforderungen der Politik liegt deswegen darin, Urbedürfnisse des Menschen nach Hoffnung und Zuversicht nicht durch Bevormundung abzustellen, sondern im Sinne einer menschlicheren Gemeinschaft zu fördern.»

WöRtlich «Mein Bauch gehört mir, hiess der slogan feministischer Abtreibungsbefürworterinnen … Das Recht auf den ‹eigenen Bauch› einzufordern, aber dafür ins Portemonnaie der andern zu greifen: Das geht nicht auf.» Philipp Gut, stellvertretender Chefredaktor der «Weltwoche», unterstützt in seinem Magazin das Anliegen der Volksinitiative «Abtreibungsfinanzierung ist Privatsache».

Praktisch

WERNER MESSMER Der Autor ist Nationalrat der FDP und Präsident des Schweizerischen Baumeisterverbandes.

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Bild Frontseite: VBS

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BR E N N P U N K T

«Das Schweizerkreuz wird nicht verloren gehen» DIE WERTE DER SCHWEIZ Die Zehn Gebote, aber auch die Grundwerte des Neuen Testaments prägen unsere Kultur,

unsere Gesellschaft und unser Staatswesen viel mehr, als wir es uns bewusst sind. Das betont Bundesrat Ueli Maurer in unserm Gespräch zum Nationalfeiertag. Der Chef des VBS erklärt aber auch, warum er die Schweiz liebt. «idea Spektrum»: Was bewegt Sie, wenn Sie wie jüngst vor dem Finalspiel an der U21-Europameisterschaft in Dänemark die Nationalhymne hören? Bundesrat Ueli Maurer: Ich erach-

te es als Privileg, in einem Land zu leben und Verantwortung zu tragen, in dem die Menschen in Freiheit, Frieden und Wohlstand leben. All das ist für uns seit Jahrzehnten gesichert und scheint vielen selbstverständlich. Wer jedoch über die Grenzen der Schweiz und Europas hinausschaut, stellt sehr bald fest, wie schwierig die Zustände in vielen anderen Ländern sind. Der Kampf der Menschen im Nahen Osten um Freiheit und Wohlstand in den letzten Monaten hat uns dies wieder einmal vor Augen geführt. Am Fussballspiel in Dänemark hat es mich besonders gefreut, zu sehen, dass für diese jungen Männer, von denen viele einen Migrationshintergrund haben, der Einsatz für die Nationalmannschaft wichtig ist und sie mit Stolz erfüllt. Der grosse Erfolg unserer U21-Nati ist ein weiteres Beispiel dafür, dass man auch als kleines Land zu ausserordentlichen Leistungen fähig ist und aus eigener Kraft gegen die Grossen bestehen kann.

Wie oft werden Sie den Schweizerpsalm in den nächsten Tagen singen?

An Festivitäten zum Nationalfeiertag werde ich dieses Jahr keinen Mangel haben: Am 31. Juli trete ich in Wildhaus und

Bundesrat Ueli Maurer Geboren am 1. Dezember 1950, verheiratet, 6 Kinder (Jahrgang 1978 -1997), Bürger von Adelboden BE und Hinwil ZH. Kaufmännische Lehre, danach 20 Jahre Geschäftsführer einer landwirtschaftlichen Genossenschaft und 14 Jahre Geschäftsführer des Zürcher Bauernverbandes. Politik: 1978 -1986 Gemeinderat in Hinwil, 1983 -1991 Kantonsrat in Zürich, 1991 -2008 Bild: VBS

Welche gesellschaftlichen Entwicklungen in unserm Land bereiten Ihnen Sorgen?

Bundesrat Ueli Maurer: Dankbar für die vielen Jahre des Friedens.

Rorschach auf, am 1. August in Trubschachen, Bauma, Niederglatt und Bubikon. In der Armee gehören Rituale zum Alltag, und der Schweizerpsalm steht durchschnittlich zwei Mal pro Woche auf meinem Programm.

Welche Bedeutung hat der Schweizerpsalm für unsere Kultur und unsere Identität?

Schon seit jeher machen die unterschiedlichen Kulturen der Kantone und der Sprachregionen die Vielfältigkeit und Stärke der Schweiz aus. Der Schweizerpsalm ist zusammen mit dem Schweizerkreuz, dem Schweizerfranken und anderen Symbolen ein starkes Zeichen für den Zusammenhalt aller Schweizerinnen und Schweizer. Der Schweizerpsalm wird in vier Sprachen gesungen von Jung und

Nationalrat, 1996 -2008 Präsident der SVP Schweiz. Am 10. Dezember 2008 Wahl in den Bundesrat. Vorsteher des Eidgenössischen Departements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS). Hobbys: Biken, Skilanglauf. Fährt mehrmals pro Woche von seinem Wohnort Münsingen aus mit dem Bike zum Bundeshaus. Sein Motto: «Einmal (Militär-)Radfahrer, immer Radfahrer!»

Alt, in den Städten und auf dem Land.

Gemäss jüngster Studie «Psychologisches Klima der Schweiz» lautet die nationale Losung derzeit «Mehr Schweiz denn je». Warum liegt die Schweiz den Schweizern wohl so am Herzen?

Noch in den 90er-Jahren des letzten Jahrhunderts wurde vieles auf grosse Gebilde wie die EU oder die UNO ausgerichtet. Das Nationale wurde entwertet. Es galt nur noch die Einheit im Grossen. Die Menschen in unserem Land sehnen sich wieder vermehrt nach dem Überschaubaren, dem Kleinräumigen. Die Erwartungen an die internationalen Organisationen wurden teilweise sehr hoch geschraubt. Viele Hoffnungen haben sich mittlerweile zerschlagen, nicht zuletzt mit der Finanz-, Wirtschafts- und Währungskrise. Viele Menschen kommen zum Schluss, dass internationale Gremien nicht besser geeignet sind, um die grossen Probleme unserer Zeit anzugehen, als nationale Strukturen. Dann hat es sicher auch mit dem Umgang mit den Finanzen zu tun: Während die USA und viele EU-Länder hoffnungslos überschuldet sind, konnten in der Schweiz Bund, Kantone und Gemeinden ihre Schulden in den letzten Jahren sogar abbauen.

Unser Land lebt stark vom ehrenamtlichen Engagement des Einzelnen. In meinem Departement betrifft dies vor allem Militär, Zivilschutz und Sport. Doch auch die Kommunalpolitik oder das Sozial- und Gesundheitswesen sind darauf angewiesen, dass das Milizprinzip gelebt wird. Hier spüre ich immer wieder, dass es zunehmend schwieriger wird, Leute für die Mitarbeit zu finden. Dann komme ich nicht umhin, festzustellen, dass zunehmend für jedes Problem der Staat zu Hilfe gerufen wird. Die Zahl neuer Gesetze und Verordnungen ist teilweise erschreckend. Es ist wichtig, dass eine gesunde Skepsis gegenüber dem Staat und dem öffentlichen Eingreifen in private Belange gepflegt wird.

Wie kommt es dazu?

Der Staat hat in den letzten Jahrzehnten in immer mehr Lebensbereichen Verantwortung übernommen und entsprechend seine Verwaltungstätigkeit ausgebaut. Professionalisierung ist heutzutage «in». Mit dieser Entwicklung werden viele an den Rand gedrängt, die bis anhin ehrenamtlich engagiert waren. Ihre Tätigkeit wird entwertet. So kommt es dazu, dass sich die beiden oben erwähnten Trends gegenseitig verstärken.

Manche Medienleute und Politiker meinen, Ihre Partei, die SVP, gefährde mit ihrer Haltung zur Zuwanderung und zur Ausschaffung den sozialen Frieden des Landes. Ist die Sicherheit des Landes dadurch zunehmend gefährdet?

Die Sicherheit des Landes ist dann gefährdet, wenn der Staat seine Rechtsordnung nicht mehr durchsetzt. In weiten Teilen der Bevölkerung ist seit Längerem der Eindruck entstanden, dass Kriminalität, vor allem von Ausländern, zu wenig stark verfolgt und geahndet wird, dass im Asylbereich zu wenig konseidea Spektrum 28/29.2011


BR E N N P U N K T

quent verfahren wird und dass unser Land die Regulierung der Zuwanderung zu stark aus der Hand gegeben hat. Davon zeugen nicht zuletzt die Annahme der Ausschaffungsinitiative und verschärfter Asylgesetze in diversen Volksabstimmungen. Was den sozialen Frieden betrifft, wird dieser durch die starke Einwanderung der letzten Jahre einer ausserordentlichen Belastung ausgesetzt. Es ist wichtig, dass diese Sorgen ernst genommen werden.

Wie sicher fühlen Sie sich persönlich in unserm Land?

Ich fühle mich sicher in der Schweiz. Allerdings begegne ich immer wieder Menschen in unserem Land, die in ihrem persönlichen Alltag Unsicherheit verspüren und unter der zunehmenden Kriminalität leiden. Es ist wichtig, dass diese Frauen und Männer mit ihren Sorgen nicht alleine gelassen werden.

Welche Rolle spielt die Armee heute dabei, dass man sich in unserm Land sicherer fühlen kann?

Die Armee vermittelt eine Grundsicherheit. Ihr Vorhandensein bringt zum Ausdruck, dass die Schweiz ein wehrhaftes Land ist, dass sie ihre Sicherheit selber gewährleistet, dass sie sich im extremen Notfall für ihre Freiheit wehrt und dass sie dafür auch Opfer erbringt. Man muss sich aber keine Illusionen machen: Diese Armee kostet, und sie wird in Zukunft nicht billiger. Die Armee kann ihre Aufträge nur erfüllen, wenn sie gute, engagierte Leute hat und wenn man ihr die notwendigen Mittel zur Verfügung stellt.

Was könnten Ihre Enkel von einer militärischen Laufbahn profitieren?

Man kann nirgends so früh im Leben so viel Führungserfahrung sammeln wie im Militär. Ein militärischer Vorgesetzter muss seine Leute an ihre Grenzen führen und kommt dabei auch selber an seine persönlichen Grenzen. Solche Erfahrungen kann man nicht hoch genug einschätzen. Ausserdem entstehen im Militär Beziehungen, die sehr lange bestehen bleiben und die einen wichtigen Beitrag leisten zum gegenseitigen Verständnis in unserem Land der vier Kulturen. Dies galt schon im idea Spektrum 28/29.2011

letzten und vorletzten Jahrhundert, und es wird immer noch für die Enkel meiner Enkel gelten.

Junge Christen suchen oftmals nach «sinnvollen Aufgaben» und wählen deshalb eher den Weg in den Zivildienst. Was kann am Einsatz mit Sturmgewehr und Kampfanzug noch «sinnvoll» sein?

Wer Militärdienst leistet, trägt effizient und sinnvoll zum Frieden bei. Unsere Armee schützt den Frieden! Mit der Wehrhaftigkeit der Armee demonstrieren wir aber auch unsere Bereitschaft, die Freiheit der Schweiz zu verteidigen. Dazu gehört auch die Glaubensfreiheit, was nicht zuletzt den Christen zugutekommt. Weil die Schweiz zurzeit – und wir hoffen alle noch für lange Zeit – nicht unmittelbar bedroht ist, kann es teilweise schwierig sein, solche Zusammenhänge für sich konkret werden zu lassen. Allerdings kann man eine Armee bei einer Verschlechterung der internationalen Lage nicht von einem Jahr aufs andere völlig neu schaffen, organisieren und ausrüsten. Deshalb braucht es eine ständige Bereitschaft auch in ruhigen Zeiten. Zu dieser grossen Aufgabe müssen möglichst viele ihren Beitrag leisten.

Welche Werte kann die Armee vermitteln, welche die Kirche oder die Schule nicht vermitteln kann?

Den Zusammenhalt unter Kameraden in Extremsituationen. Einem anderen zu helfen, der nicht mehr kann. Kirche und Schule können das lehren, erleben kann man so etwas dort aber weniger.

Von den Kirchen sind nach wie vor kaum löbliche Worte für unsere Armee zu vernehmen. Wie erklären Sie sich das?

Vielleicht hat das mit der politischen Ausrichtung gewisser Kirchenvertreter zu tun. In einigen Kreisen war die Unterstützung für die Armee auch in der Vergangenheit nie besonders gross, ausser die Schweiz war gerade in einer Periode der unmittelbaren Bedrohung. Allerdings besteht über die Armeeseelsorge auch eine traditionelle, enge Verbindung zwischen den Kirchen und der Armee.

Gerne wird in der politischen Diskussion auf die «humanitäre

Tradition» der Schweiz verwiesen. Welchen Beitrag leistet die Armee zur Fortführung dieser Tradition?

Die Logistik der Armee ist das Fundament vieler humanitärer Leistungen der Schweiz im Ausland. So wäre das Schweizerische Korps für humanitäre Hilfe (SKH) ohne militärische Unterstützung in seiner heutigen Form völlig undenkbar. Mit dem Kompetenzzentrum Kampfmittelbeseitigung und Minenräumung in Thun leistet die Schweizer Armee ganz direkt wertvolle Hilfe für humanitäre Zwecke. Schliesslich gilt es im VBS das Labor Spiez zu erwähnen, welches in wesentlichen Bereichen des Schutzes vor atomaren, biologischen und che-

«Wer Militärdienst leistet, trägt effizient und sinnvoll zum Frieden bei. Unsere Armee schützt den Frieden!» mischen Bedrohungen und Gefahren zu den weltweit führenden Institutionen gehört.

Wie gross ist die Bedrohung des Landes durch Islamisten heute?

Die Bedrohung durch den Terrorismus ist heute nicht staatsgefährdend. Ein Anschlag in der Schweiz, insbesondere durch einen radikalisierten Einzeltäter, kann aber nie ausgeschlossen werden. Sieht man von solchen Einzelereignissen ab, sehe ich eigentlich keine übergeordnete gesellschaftliche Bedrohung durch den Islamismus. Dieses Gedankengut steht unserer Freiheit und Selbstbestimmung diametral entgegen. Die freie Schweiz ist eine langjährige Erfolgsgeschichte. Solange wir uns dieser Geschichte und der Bedeutung der Freiheit bewusst bleiben, sehe ich keine Gefahr.

Wie gross ist der Anteil nichtchristlicher Offiziere und Wehrmänner in der Armee?

Wir führen keine Statistik über die Religion der Armeeangehörigen. Wahrscheinlich ist der Anteil muslimischer Armeeangehöriger im Steigen begriffen. Unabhängig von der Religionszugehörig-

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keit besteht für alle Schweizer die Pflicht, in der Armee Dienst zu leisten. Die Bereitschaft und das Engagement dazu hängen in aller Regel nicht von der Religion ab.

Können Sie sich vorstellen, bald auch muslimische Militärseelsorger einzusetzen? Nein.

Die Schweizerfahne enthält ein eindeutig christliches Symbol. Wird es auch in einer zunehmend multireligiösen Schweiz zu halten sein?

Davon bin ich überzeugt. Bereits im Jahr 1339, in der Schlacht bei Laupen, verwendeten die alten Eidgenossen das weisse Kreuz als Feldzeichen. Dieses Symbol für die Schweiz, das eindeutig einen christlichen Ursprung hat, ist zu stark verankert, als dass es auch in einer Zeit des religiösen Pluralismus verloren gehen könnte. Gerade das Revival der Schweizerfahne in den letzten Jahren zeigt, dass auch im 21. Jahrhundert die emotionale Verbundenheit mit dem Kreuz genauso stark ist wie in früheren Zeiten.

Viele Schweizer sehen die Geschichte unseres Landes nach wie vor von einer christlichen Leitkultur geprägt. Was taugt diese Kultur zur Bewältigung unserer Zukunft?

Die Schweizer Gesellschafts- und Rechtsordnung, welche unserem Land Freiheit, Friede und Wohlstand ermöglicht hat, baut in grundlegenden Punkten auf einem jüdisch-christlichen Ursprung auf. Die Zehn Gebote, aber auch die Grundwerte des Neuen Testaments prägen unsere Kultur, unsere Gesellschaft und unser Staatswesen viel mehr, als wir es uns bewusst sind. Gerade weil wir die Zukunft nicht kennen, lehrt uns die Vergangenheit, am Bewährten festzuhalten. Die christlichen Grundwerte haben der schweizerischen Eidgenossenschaft jahrhundertelang als wichtige Orientierungshilfe gedient und werden auch in Zukunft Früchte tragen.

An welchen christlichen Werten sollte die Schweiz auf jeden Fall festhalten?

Die Achtung des Menschen, der Schutz seines Lebens, der Respekt Fortsetzung Seite 7


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I nse r at e | s t e lle n

Evangelisches Gemeinschaftswerk DasDas Evangelische Gemeinschaftswerk eigenständigesWerk Werkinnerhalb innerhalb Evangelische Gemeinschaftswerk ist ist ein eigenständiges derder reformierten reformiertenund Landeskirche sich in der evangelischen Allianz. Landeskirche engagiert und sichengagiert in der evangelischen Allianz. Wir ringen darum, Beziehungen nach biblischenWerten Wertenzu zu leben leben • Wir ringen darum, Beziehungen nach biblischen Wir wollen in einem fröhlichen Glauben Jesuswachsen wachsen • Wir wollen in einem fröhlichen Glauben ananJesus Wir helfen einander, Gaben zu entdecken und einzusetzen • Wir helfen einander, Gaben zu entdecken und einzusetzen Wir streben danach, kirchenfernen Menschen Gottes Liebe ganzheitlich nahezubringen • Wir streben danach, kirchenfernen Menschen Gottes Liebe ganzheitlich nahezubringen

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BR E N N P U N K T

PODIUM

vor dem Eigentum, eine Kultur der Wahrheit und Ehrlichkeit, der Zuverlässigkeit, der Eigenverantwortung und der Bescheidenheit. Die Schweiz baut auf christlichen Werten. Aus diesem Fundament soll nichts herausgebrochen werden.

Wertschätzung

In einer Ansprache in Einsiedeln haben Sie kürzlich Gottfried Keller zitiert: «Achte jedes Mannes Vaterland, aber das deinige liebe.» Warum lieben Sie die Schweiz?

Ich liebe die Schweiz, weil hier alle als freie Menschen leben können, weil wir seit Jahrhunderten mit unseren Nachbarn und der Welt im Frieden leben und weil es uns gelungen ist, die notwendigen Lebensgrundlagen für alle Menschen bereitzustellen. Unser Land bietet fantastische Möglichkeiten. Wer sich anstrengt, kann – auch wenn er aus einfachsten Verhältnissen kommt – sehr viel erreichen.

Welche Schweiz möchten Sie Ihren Enkeln als Bundesrat überlassen können?

Ein Land, das eine sichere Zukunft in Freiheit und Wohlstand gewährleistet. Eine Schweiz, die weiterhin auf ihren bewährten Säulen Souveränität, direkte De-

Bundesrat Ueli Maurer schätzt das christliche Fundament des Landes.

mokratie, immerwährende Neutralität, Föderalismus und Subsidiarität baut. Ein Land mit Menschen, die eigenverantwortlich handelnde Bürger sind und ihre weitreichenden Mitbestimmungsrechte wahrnehmen zum Wohle des Ganzen, und deren Privateigentum, Privatsphäre und Familienleben geschützt werden. Ein Land mit einer einsatzbereiten Armee mit dem Kernauftrag der Landesverteidigung und dem Schutz der eigenen Bevölkerung.

heisst es im Schweizerpsalm. Wofür sollen die Schweizerinnen und Schweizer am 1. August beten?

«Betet, freie Schweizer, betet»,

Interview: ANDREA VONLANTHEN

Als Chef des VBS bin ich sehr dankbar dafür, dass wir unsere Armee seit vielen Jahrzehnten nicht mehr in den Krieg schicken mussten. Ich hoffe, dass der Friede auch im 721. Jahr und in vielen folgenden Jahren des Bestehens der Schweizerischen Eidgenossenschaft bestehen bleibt. Ich danke allen, die sich auf irgendeine Art dafür einsetzen!

Beat Christen: «Bundesrat Maurer braucht Gebete um Weisheit und Kraft» Sie sind langjähriger Beter im Bundeshaus. Wie erleben Sie Bundesrat Ueli Maurer? Beat Christen: Ich erlebe ihn als Bundesrat, der mit den traditionellen Werten der Schweiz eng verbunden ist und selber ein solides Fundament hat. Bundesrat Maurer sucht nicht primär den öffentlichen Auftritt, sondern ist ein stiller Schaffer, der versucht, die anstehenden Probleme zu lösen.

Arbeit leistet, heisst es dort, dann geht es uns gut. Wenn wir an unsere Geschichte mit all den Bruder- und Religionskriegen, an unsere vier verschiedenen Kulturen und Sprachen oder an unsere Rohstoffarmut denken, dann ist es doch eine Sensation, dass es die Schweiz noch gibt! Für diese Gnade sollten wir danken. Und wir sollten dafür beten, dass wir unsere Freiheit bewahren können. Wir sollten aber auch dafür beten, dass jeder einzelne seine persönliche Verantwortung für unser Land vermehrt wahrnimmt.

Welche Gebete braucht Bundesrat Maurer besonders? Gebete um Weisheit und um Kraft! Da ist alles Wesentliche enthalten.

Wofür beten Sie im Bundeshaus am meisten? Ich bete zuerst ganz konkret für Menschen und nicht für die Sachpolitik. Ich bete dafür, dass die Menschen im Bundeshaus gut geleitet werden.

«Betet, freie Schweizer, betet», heisst es im Schweizerpsalm. Wofür sollen die «freien Schweizer» heute beten? Nach dem 1. Timotheus-Brief sollen wir Christen grundsätzlich für unsere Obrigkeit beten. Wenn sie gute idea Spektrum 28/29.2011

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Welche Rolle spielt das Gebet sonst im Bundeshaus? Es wird mehr gebetet, als man meint. Wenn die Menschen politisch oder

persönlich an Grenzen kommen, zum Beispiel bei einer schweren Krankheit, dann suchen viele den Kontakt mit Gott. Wie könnte Gott unser Land vermehrt segnen? Wenn sich die Verantwortungsträger und andere Menschen mehr an Gottes Geboten orientieren würden und Gottes Weisungen auch im praktischen Alltag bewusst suchen würden. Was würden Sie in einer Ansprache zum 1. August betonen? Ich würde vor allem an die Präambel in der Bundesverfassung «Im Namen Gottes des Allmächtigen» und an den alten Bund unserer Vorväter mit Gott erinnern. Wir feiern diesen Bund, und nicht eine Revolution wie in Frankreich oder in Russland. Auch «Dominus providebit», den Eidgenössischen Dank-, Buss- und Bettag und das Kreuz im Wappen würde ich erwähnen. Interview: ANDREA VONLANTHEN

Kürzlich nahm ich an einer Podiumsdiskussion zum Thema «LifeWork-Balance» teil. Rasch einmal drehte sich die Diskussion um die Frage, wie verschiedene Ansprüche aus Familie, Beruf, Freizeit, freiwilliges Engagement etc. zum Ausgleich gebracht werden können. Je nach Optik wurden diese Aspekte sehr individuell gewichtet. Eines zeigte sich aber deutlich: Entscheidend für individuelle Lösungen waren die Wertvorstellungen, die dahinterstanden. Auch unsere Gesellschaft basiert auf einem Wertesystem. Noch ist unsere abendländische Kultur vom christlichen Glauben geprägt. Entsprechend durchdringen christliche Werte viele unserer Lebensbereiche. Ob dies so bleibt, hängt allerdings von der Frage ab, inwiefern Christen sich in ihrem Umfeld für deren Erhalt einsetzen. Ein Vers aus dem Buch der Sprüche begleitet mich dabei: «Der Weisheit Anfang ist des Herrn Furcht, und den Heiligen erkennen, ist Verstand.» (Sprüche 9,10) Es ist auffallend, dass in vielen Gesellschaftsbereichen die Frage der Ethik gestellt wird und in Veranstaltungen Wertvorstellungen verschiedenster Art nachgegangen wird. Aus christlicher Sicht meine ich indessen, dass wir nicht bei der theoretischen Fragestellung an sich stehenbleiben können, sondern zur praktischen Umsetzung aufgerufen sind. Dies bedeutet eben auch, die christlichen Werte zu schätzen. Ein ganz einfacher Weg zur praktischen Umsetzung liegt dabei in meinem nächsten Umfeld durch die Wertschätzung, die ich meinen Nächsten zukommen lasse. Damit bekommt das Gebot «Liebe deinen Nächsten wie dich selbst» sowohl eine ganz konkrete Bedeutung als auch eine neue Herausforderung. HANS-ULRICH BIGLER

Der Autor ist Direktor des Schweizerischen Gewerbeverbandes mit Sitz in Bern und Mitglied der FDP.


TAG E SSC H AU

Eins werden, um ein Segen für die Nation zu sein NATIONALER GEBETSTAG Am 1. August treffen sich Christen aus der ganzen Schweiz in Bern. Gott loben, Busse tun und mj-design.ch

Veranstalter

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Übernatürliches von Gott erwarten: Dazu will dieser Anlass auf der Berner Allmend ermutigen.

Gebet für die Schweiz – ein Netzwerk von Gebetswerken und Gebetshäusern in der Schweiz.

Weitere aktuelle Informationen, Kurzfilme, Statements, usw. finden Sie auf unserer Website www.gebetstag.ch

«Beten Sie mit uns für die Schweiz!» Hans Peter Lang, Leiter des Gebetsnetzwerks der Deutsch schweiz, hat ein grosses Ziel: Der  Nationale Gebetstag soll nicht einfach «ein einmaliger Tag» werden;er möchte einen Prozess sichtbar machen, der zu einem  bewussten Lebensstil hinführt  und sie Verantwortung für Land und Bewohner übernehmen lässt.   Lang: «Wir wollen die Menschen zum Gebet für unser Land ermutigen. Und wir wollen bewusst machen, dass die Schweiz wieder ein Segen für die Nationen werden kann.»

Gebet, Gebet, Gebet

Der Anlass vom 1. August wird von «Gebet für die Schweiz», einem Netzwerk von Gebetswerken und Gebetshäusern in der Schweiz, getragen. Seit Monaten wird intensiv für den Gebetstag gebetet. Massgeblich daran beteiligt sind die Fahnenträger und -trägerinnen aus den verschie-

betet! e Schweiz ch, dawruemizkoemr,m, und bete für di S ie e fr Betet, Gott liebt dich

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Der Nationale Gebetstag will Gottes Liebe neu bewusst machen.

denen Kantonen sowie die im 24-Stunden-Gebet engagierten Personen. Annette Walder ist Koordinatorin des Gebetsnetzwerks. Sie bekennt offen: «Ich habe grosse Erwartungen an diesen Tag. Aber ich habe auch einen grossen Gott!» Sie erwartet, dass viele Leute aus einem inneren Engagement nach Bern kommen. Und dass Gott etwas Grosses tun wird. Denn: «Wir brauchen eine Wende in unserem Land. Wir müssen uns als Nation darauf zurückbesinnen, weshalb es uns so gut geht.» Massgebend ist der

Leitspruch: «Wenn der Mensch horcht, redet Gott. Und wenn er gehorcht, dann handelt Gott!»

Ein «schlichter» Anlass

Der diesjährige Gebetstag wird bewusst sehr schlicht gehalten: Es gibt keine Stände und auch kein Kinderprogramm. Stattdessen soll das zentrale Anliegen im Mittelpunkt stehen. Annette Walder: «Wir wollen als Volk vor Gott stehen, ihn anbeten und ihn ehren. Und wir wollen stellvertretend Busse für alles Unrecht tun.» Auch Hans Peter Lang unter-

streicht diesen Aspekt: «Wir wollen nicht einfach einen Redner nach dem andern bieten, und auch keine Show abziehen. Schwerpunkt ist das Gebet.» Die Eckwerte des Anlasses heissen Gebet, Demut, Liebe zum Land sowie Heilung und Segen (2. Chronik 7,14). Lang: «Wir müssen uns bewusst werden, dass unser Land immer gottloser wird. Die Schuld dafür liegt nicht bei den Menschen. Sie können ihren Zustand gar nicht erkennen. Verantwortlich für diesen Umstand sind wir Christen. Denn wir sollten unsere Stimme für Gott erheben und Reich Gottes bauen!» Geleitet vom Geist Gottes soll für die Nationen gebetet werden, inklusive Schweiz und Israel. «So kann unser Land wieder in seine Bestimmung hineingeführt und zu einem Segen für die Nationen werden», ist Lang überzeugt. THOMAS FEUZ www.gebetstag.ch, www.gebet.ch

Machen unsere Gemeinden zu wenig für Singles? SINGLES OFT ALLEINGELASSEN Singles sind in christlichen Gemeinen nicht besser aufgehoben als anderswo. Die Studie von ChristNet zeigt interessante neue Zusammenhänge auf und bestätigt viele Vermutungen. ChristNet hat seinen Sitz in Genf. Dieses Forum will Nächstenliebe in Politik und Gesellschaft fördern. Das Motto heisst: «Nächstenliebe statt Angst», 2011 bereits seit zehn Jahren. Mit der Studie «Singlesein in evangelischen Gemeinden und Gesellschaften» beschenkt sich ChristNet selber zum Jubiläum. Diese bestätigt bisherige Vermutungen.

Die Ehe wird positiv bewertet

52 Prozent der teilnehmenden Singles sind zufrieden, aber nur 22 Prozent der Paare erleben Singles als «glücklich». Einig sind sie sich, dass die Gesellschaft wie auch Kirchen und Gemeinden Singles eher negativ wahrnehmen. Anders die Ehe: Sie wird in evangelikal geprägten Gemeinden mit rund 95 Prozent sehr poBilder: idea/tf, zvg

Singles sind oft auch in Kirchen und Gemeinden auf sich gestellt.

sitiv bewertet. Für 55 Prozent ist Heiraten ein Ziel, für 29 Prozent «manchmal» und für 16 Prozent gar nicht. 44 Prozent meinen, sie hätten es einfacher als Verheiratete; 27 Prozent denken, sie hätten es schwerer. 45 Prozent der Verheirateten meinen, Singles hätten es einfacher als Paare… Die grössten Singles-Probleme:

Einsamkeit, fehlende Zärtlichkeit, gesellschaftliche Isolation. 75 Prozent der Singles und 82 Prozent der Paare meinen, Alleinstehende hätten besondere Bedürfnisse. 43 Prozent der Singles geben an, Gemeinden berücksichtigten ihre Bedürfnisse nicht. 78 Prozent würden spezifische (Schulungs-)Angebote begrüssen.

Bildung als Beziehungskiller?

«Die publizierten Zahlen der (nicht repräsentativen) OnlineUmfrage können allgemeine Tendenzen in evangelischen Gemeinden nachzeichnen», sagt Samuel Ninck-Lehmann. Ninck ist Koordinator von ChristNet. 62 Prozent der Teilnehmenden sind Frauen. 40 Prozent sind älter als 44 Jahre, 30 Prozent sind 30 bis 40 Jahre und neun Prozent 20 bis 25 Jahre alt. 57

Prozent sind alleinstehend, 43 Prozent leben in einer Paarbeziehung, 49 Prozent besuchten eine Uni, 30 Prozent eine Mittelschule. Die Organisatoren wiesen am ergänzenden Diskussionsforum darauf hin, dass die Bibel das Singlesein positiv bewerte und es mit einem spezifischen Auftrag verbinde. Sie sehen diesbezüglich in vielen Gemeinden Nachholbedarf. THOMAS FEUZ

Studie frei nutzbar Die 133 Antwortenden stammen aus dem Umfeld von ChristNet, «Des pas dans le sable» und der Chrischona-Gemeinde Siders VS. Die Zusammenfassung der Studie kann frei verwendet werden. Die Autorin ist Nationalrätin der EVP und www.christnet.ch wohnt in Winterthur. idea Spektrum 28/29.2011


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Strahlende Gesichter auf der Bühne

JOURNAL

KONZERTTOURNEE Diesen Sommer ist Adonia mit dem neuen Musical «De Stei isch wäg»

Wer abtreibt, soll zahlen

unterwegs. Der Erfolg hält unvermindert an – auch nach 32 Jahren. Markus Hottiger und Rahel Schmid verraten, wieso ihre Motivation weiter anhält. Anfangs Juli ging es für die rund 1100 Mitwirkenden der 17 Adonia-Chöre in die Startlöcher. Das neue Musical von Markus Hottiger erzählt die Ostergeschichte aus einer ungewöhnlichen Perspektive. Der Startschuss des Musicals ist die Auferstehung von Jesus. Als Jesus vermisst wird, begegnet er auf dem Weg nach Emmaus zwei von seinen Jüngern. Ob sie ihren vom Tod auferstandenen Herrn wieder erkennen und wie sie reagieren, erzählen die Kinder und Jugendlichen des Adonia-Musicals auf vielfältige Weise.

Immer noch inspiriert

Markus Hottiger, der Liedermacher und Gründer von Adonia, lässt sich durch biblische Geschichten, die sich als Musical auf der Bühne eignen, inspirieren. Die Tatsache, dass jedes Jahr über 1000 Kinder mit der guten Nachricht von Jesus bekannt gemacht werden, motiviert ihn. Er ist fasziniert von der Kombination von Camp, Projekt und Bühne. Die Spannung und Begeisterung der Kinder sind ansteckend und übertragen sich auch auf die Familien und Verwandten. Um ein neues Musical zu schreiben, benötigt Hottiger ein bis zwei Jahre. Die Lieder- und Melodienauswahl werden bewusst dem Geschmack

idea Spektrum 28/29.2011

Abtreibungen sollen aus eigenen Mitteln und nicht mehr von der obligatorischen Krankenversicherung bezahlt werden. Das meinen 53 Prozent der 1446 Leserinnen und Leser, die sich an einer OnlineUmfrage des «Tages-Anzeigers» beteiligt haben. Vergangene Woche wurde eine Volksinitiative mit diesem Ziel eingereicht. Sie war von 111 000 Personen unterschrieben worden. (idea)

«Halt beim Kreuz»

Adonia startet mit Schwung und Begeisterung in die neue Musicalsaison.

eines breiten Publikums angepasst. Hottiger: «Auch die Grossmütter sollen sich an den Musicals erfreuen können.» Das Strahlen und die Begeisterung der Kinder seien die Arbeit wert, sagt Hottiger. So springt der Funke nicht nur aufs Publikum über, sondern immer auch wieder auf die Leitenden. «Die AdoniaCamps sind eine gute Möglichkeit, Leute aus der Nachbarschaft einzuladen», meint Hottiger.

Camps für Jüngere und Ältere

Damit die Vorbereitungen der Camps gut ablaufen, gibt es bei Adonia ein vollzeitliches Sekretariat mit 17 Mitarbeitenden. Die rund 300 ehrenamtlichen Mitarbeitenden sind erst kurz vor Einsatz am Ort. Es gibt Junioren-,

Teens- und Family-Camps. Die Junioren im Alter von neun bis 14 Jahren laufen unter J+S, weshalb es nebst den gesanglichen Herausforderungen auch Actiongames und Spieltourniere gibt. Damit bleiben die Kinder in Bewegung, und von Langeweile kann definitiv nicht die Rede sein. Die Lieder werden bereits zu Hause mit einer CD eingeübt, damit die Proben und anschliessendend zwei Konzerte mit Playback-CD schnell zum Erfolgserlebnis werden. Die Teenscamps, welche bereits nach vier Tagen auf Tournee gehen, werden von einer Liveband begleitet. Die Teenager im Alter von 13 bis 20 Jahren übernachten bei Gastfamilien und geben jeweils an vier verschiedenen Orten ein Konzert. MARTINA SCHNIDRIG

Schwanden bei Sigriswil BE auftreten wird. Nach dem Praktikum wird sich Rahel Schmid zur Oberstufenlehrerin ausbilden, um Deutsch, Französisch und Musik zu unterrichten. Rahel hat in all den Jahren bei Adonia nicht nur ihre musikalische Seite erweitert, sondern wurde durch die Kleingruppen in den Camps und persönlichen Gesprächen mit Leitern im Glauben sehr ermutigt. Auch durfte sie selbstbewusster werden. Als Leiterin motiviert es sie, den Kindern Mut zu machen, sich selber zu sein und innerlich und ihren Gaben gemäss zu wachsen. «Wenn man den Kindern Liebe gibt, kommt so

Zum achten Mal hat die Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) einen Anlass für Mitarbeitende im kulturüberschreitenden Dienst durchgeführt. Diese erlebten in Hasliberg BE nicht nur Frontalunterricht, sondern auch verschiedene Gruppenprozesse. OK-Mitglied Michelle Krauss: «Themen dieser Debriefing-Woche waren persönliche Erlebnisse, kumulativer Stress, Burnout, Transition (Übergangsstadien) sowie Verlust und Trauer. In einem Kreuz-Workshop konnten Zeichnungen oder Gegenstände symbolisch zum Kreuz gebracht werden.» (idea) www.aem.ch; www.omschweiz.ch

Heilsarmee sammelt kräftig

Eine unermüdliche Mitstreiterin macht bereits zum 19. Mal mit Rahel Schmid aus Meinisberg macht dieses Jahr bei Adonia ein Praktikum. Die 20-Jährige hat bereits bei 18 Camps als Teilnehmerin und als Leiterin mitgewirkt. Diesen Sommer leitet sie das sechste Camp. Ihre Gaben und das musikalische Können wurden durch die Camp-Erfahrungen, Kursangebote von Adonia sowie auch am Musik-Gymnasium gefördert. Bei Adonia hat sie den J+S- und den Dirigentinnenkurs besucht. Diesen Sommer dirigiert sie den Junioren-Chor, der am nächsten Wochenende in Burgdorf BE und

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viel zurück. Das Strahlen der Kinder ist etwas vom Schönsten!», sagt sie begeistert. Adonia-Junior-Tour 2011 Die 32. Saison der Adonia-JuniorTour begann am 8. Juli und dauert bis Mitte August. Davon können 16 Konzerte, verteilt auf die ganze Deutschschweiz, besucht werden. Zwei zusätzliche Konzerte in französischer Sprache gibt es im Kanton Jura und Bern. Das Musical «De Stei isch wäg» wird auch in einer Herbsttournee im Oktober von Junior- und Familienchören aufgeführt. www. adonia.ch/konzerte

Bilder : zvg

Die Heilsarmee Schweiz hat letztes Jahr rund zwei Millionen Franken mehr Spenden erhalten. Bei Topfkollekten und anderen Engagements leisteten Freiwillige rund 48 700 Arbeitstage, 7800 Arbeitstage mehr als im Vorjahr. (idea) www.heilsarmee.ch

«Zweiter Segen» für «Blessed» «Blessed», Anbieter trendiger Kleider- und Lifestyleprodukte, hat an der Zeughausgasse 35 in Bern einen zweiten Shop für eröffnet. Inhaber Simon Georg zeigt Mut und Entschlossenheit, nachdem er letztes Jahr von einem Bieler Gymnasium als Sponsor der Schulparty ausgeladen und in den Medien als moderner Missionar betitelt wurde. (idea) – www.blessed.ch


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Bitte veröffentlichen Sie dieses Inserat gemäss folgenden Angaben Inserat  für idea Spektrum CH-Ausgabe Ausgabe:

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in den Nationalrat Christliche Werte. Menschliche Politik. idea Spektrum 28/29.2011


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Bildung und Gebete für den 193. Staat ÄXGÜSI SCHULPROJEKT Seit dem 9. Juli ist der Südsudan ein unabhängiger Staat. Ein langer Weg wurde zurückgelegt, ein steiniger steht bevor. Joseph und Karin Ayok können mit dem Projekt «Schulen unter Bäumen» helfen. Dank Schweizer Unterstützung.

«idea Spektrum»: Wie hat sich der Südsudan auf die Unabhängigkeit vorbereitet? Karin Ayok: Bereits 2005 stimm-

te der Süden darüber ab, semiautonom zu werden und im Januar 2011 ein Referendum zur Unabhängigkeit des Südens durchzuführen. Seit 2005 hat der Süden ein eigenes Parlament mit dem Präsidenten Salva Kiir, der gleichzeitig auch Vize-Präsident des ganzen Sudans war. Die Regierung ist verantwortlich für die zehn Bundesstaaten mit eigener Armee, Polizei-, Sicherheitswesen und Bildung. Im Ausland bestehen politische Büros, die seit dem 9. Juli offizielle Botschaften sind. Auch werden neue Pässe und eine neue Währung eingeführt.

Wie ist die Stimmung im Volk? Karin Ayok: Nach jahrzehntelan-

ger Unterdrückung können viele kaum glauben, jetzt in einem unabhängigen Land zu leben. Zugleich ist man sich bewusst, dass neue Fremdbestimmung droht, zum Beispiel durch Wirtschaftsmächte wie China.

Welche Erfahrungen haben Sie von 2008 bis 2010 als Direktor für Religion im Südsudan gemacht? Joseph Ayok: In den Ministerien

arbeiten Leute, die während des Krieges im Sudan kämpften und keine Möglichkeit hatten, sich weiterzubilden, mit Menschen zusammen, die aus dem Exil zurückgekehrt sind und sich im Ausland weiterbilden konnten. Dies führt zu Konflikten. Erstere haben alles

Ehepaar Ayok Joseph Ayok ist anglikanischer Pfarrer in einer mittelenglischen Gemeinde. Gemeinsam mit seiner Schweizer Frau Karin betreute er über Jahrzehnte sudanesische Flüchtlinge in Uganda, Kenia, Ägypten und England. Im Jahr 2000 gründeten sie «Under Tree Schools» in England und 2006 den Verein «Schulen unter Bäumen» mit Sitz in Winterthur. Die christliche Schule in idea Spektrum 28/29.2011

Karin Ayok: Politische Stabilität und Fürbitte. 73 Prozent der über 15-Jährigen sind Analphabeten, und ein Drittel der Bevölkerung ist unterernährt. Welche Chancen hat dieses Land? Karin Ayok: Dank politischer Stabi-

Joseph und Karin Ayok staunen über Gottes Führung im Südsudan.

für ihr Land gegeben, leben mit Kriegstraumata und betrachten die andern als «Drückeberger». Doch die Exilanten haben auch einen Beitrag zum Frieden geleistet. Sie übten international Druck aus und machten die Unterdrückung im Südsudan publik.

Was konnten Sie erreichen? Joseph Ayok: Wir haben Work-

shops zur Verarbeitung des Krieges durchgeführt, und ich habe die Strukturen der Zusammenarbeit der verschiedenen Religionen und kirchlichen Denominationen erstellt, die vom Parlament verabschiedet wurden. Auch konnte ich durchsetzen, dass die Friedenskommission unabhängig von den Regierungsministerien geführt werden muss.

Was braucht der 193. Staat der Welt am dringlichsten?

Northern-Bahr-Ghazal ermöglicht 300 Mädchen im Alter zwischen 6 und 14 Jahren eine gute Schulbildung. Das Ziel des Vereins ist es, die Arbeit von «Under Tree Schools» ideell und finanziell zu unterstützen. Seit 2005 lebt das Paar mit seinen zwei Kindern wieder in England. Es arbeitet regelmässig im Sudan und unter Flüchtlingen in England. www.schulen-unter-baeumen.ch

lität kann der fruchtbare Südsudan die nötige Infrastruktur aufbauen. Das braucht Zeit. Die Öl- und Mineralvorkommen könnten ein gutes Einkommen sichern, unterliegen aber den Abkommen mit dem Norden, da diese Reserven im Grenzgebiet liegen.

Mit der Mädchenschule «Schulen unter Bäumen» leisten Sie einen Beitrag zur Alphabetisierung des Landes. Wie schätzen Sie die Bedeutung der Schule ein? Joseph Ayok: Durch die Unab-

hängigkeit kehren viele Südsudanesen zurück. Die Schule ist im Gebiet von Aweil weitherum bekannt, und wir haben einen grossen Zustrom von Schülerinnen. Wir setzen ein Zeichen bezüglich des Schulstandards, aber auch der Förderung von Mädchen. Dies wird geschätzt. Die Erwachsenenbildung ist offen für Frauen und Männer.

Welche Erfolge erlebte Ihre Schule, welche Rückschläge? Joseph Ayok: Erfolge sind die sehr

solide Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung, der Zuwachs an Kindern, die Stabilität im Lehrerteam und die neue anglikanische Gemeinde, die in der Schule begonnen hat und nun im Dorf Wurzeln schlägt. Probleme bereiten die Finanzen: Die Kosten des Schulbetriebs sind hoch, da die Preise im Sudan wegen der Güterknappheit hoch sind.

Wie erleben Sie Gottes Führung? Karin Ayok: Wir staunen, wie Gott uns zur rechten Zeit die richtigen Menschen schenkt, die durch ihre Talente beim Aufbau und Unterhalt der Schule mitwirken, und zwar in Malek, in England und in der Schweiz.

Interview: SIBYLLE ZAMBON

Denken verboten? «Der Skandal des evangelikalen Denkens ist, dass es nicht viel evangelikales Denken gibt.» Das Zitat stammt weder von Hugo Stamm noch von Georg Otto Schmid, den beiden bekannten Sektenspezialisten. Nein, es ist aus der Einleitung des Buches «The Scandal of the Evangelical Mind» von Mark Noll, einem der einflussreichsten Evangelikalen Nordamerikas. Der Kirchengeschichtsprofessor hat es vor 15 Jahren geschrieben. Mark Noll schreibt, über viele Jahrhunderte hätten Christen zu den führenden Intellektuellen ihrer Zeit gehört. Ob während der Reformation oder später zur Erweckungszeit mit John Wesley immer sei geistige Aktivität auch eine Form gewesen, Gott zu ehren. Seit Längerem gelte dies jedoch (zumindest) für Nordamerika nicht mehr in derselben Weise. Skepsis gegenüber dem Intellekt sei weniger in der Theologie als viel mehr in allen übrigen Disziplinen zu sehen. Noll charakterisierte die evangelikale Gesinnung als aktivistisch, populistisch und pragmatisch. Nun stellt sich die Frage, ob diese wenig schmeichelhaften Worte auch für die Evangelikalen in Europa gelten. Ich wage es nicht, die Frage umfassend zu beantworten. Aber Tendenzen der Beobachtungen Nolls nehme ich auch bei uns wahr. Ich denke an Debatten zu Kreationismus, Bankengeheimnis, Atheismus oder Minarettverbot. Ich habe zu viele schnelle Urteile, Populismus und Verkürzung gesehen. Hören wir doch auf, einander den Glauben abzusprechen, sobald jemand die Evolutionstheorie oder die Atomkraft verteidigt! Lassen wir uns in einer komplexen Welt auf sachliche, ehrliche und demütige Debatten ein. Der Intellekt ist eine Gabe Gottes, die Angst davor jedoch ein Zeichen der Abwesenheit seines Geistes. MARC JOST Der Autor ist Geschäftsführer des Hilfswerkverbandes «Interaction» und Berner Grossrat. Er wohnt in Thun.


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idea Spektrum 28/29.2011


F oru m | LE SE r Br I E F E

SYNERGIE Zum Greifen nahe «Beruf/Karriere», «Gesellschaft», «Familie»: Das sind die drei Span– nungsfelder, die jeweils an zwei Wochenenden im kleinen Kreis mit einem Referenten erarbeitet werden - einem Referenten, der allerdings Raum gibt für Reflexion und Diskussion. Ich spreche vom Programm «IVCG Young Professionals» (Internationale Vereinigung Christlicher Geschäftsleute). Es begleitet junge Christen mit Potenzial für eine wichtige Funktion im Reich Gottes während zwei Jahren auf ihrem Weg mit Gott. Das Ziel ist nichts

Schon im Kindergarten «idea Spektrum» Nr. 26 – «Die Kinder stärken» Christina Rohner, Basler Primarlehrerin und Pfarrfrau, unterstellt in ihrem Leserbrief Gabriele Kuby pauschal «Boshaftigkeit» und dass «sie sich leider mit der Wahrheit nicht sehr intensiv» befasst habe. Frau Rohner schreibt, dass der «Sexkoffer» der Primarschule Basel lediglich zwei Puppen und ein Puzzle enthalte. Dies mag vielleicht für ihre Schulgemeinde zutreffen. Lea Bühler (21) schreibt in einem Leserbrief im «St. Galler Tagblatt» vom 22. Juni Folgendes: «Von wegen Plüschvaginas und Holzpenis ab der Oberstufe. Ich bin angehende Kindergärtnerin an der Pädagogischen Hochschule Thurgau. Gerade in diesem Semester hatten wir Annika Schiesser, Sexualpädagogin und Fachstellenleiterin der Aids-Hilfe Thurgau, als Dozentin an der PH. Wir bekamen unter anderem von ihr wärmstens empfohlen, Plüschvaginas und Plüschpenis als An-

So will die Schule die Kids früh auf­ klären: Aus dem Buch «Lisa und Jan». ideaSpektrum 28/29.2011

anderes als die Überschrift dieser Kolumne: Synergie, Einüben eines Lebens, das den Glauben integriert, anstelle der so weit verbreiteten Segmentierung. Christsein sonntags von neun bis elf, dann noch während des Hauskreises, ansonsten aber Berufsfrau und Berufsmann: Banker, Managerin, leitender Angestellter ... Dazu ein kleiner Denkanstoss. In einer englischen Übersetzung der Bibel wird beim nahe herbeigekommenen Reich Gottes der Begriff «at hand» verwendet, zum Greifen nahe. Reich Gottes nicht als etwas Zukünftiges, uns Fernes. Vereinfachend gesagt: Reich Gottes ist dort, wo Gottes Wille geschieht, später schauungsunterricht zum besseren Verständnis der Kinder schon im Kindergarten zu gebrauchen. Des weiteren bekamen wir Unterlagen für Aufklärung, die bis anhin an der Oberstufe gebraucht wurden, mit der Empfehlung, das doch auch stufengerecht umzusetzen.» Es scheint mir, dass sich Frau Rohner für ihr doch hartes Urteil bei Frau Kuby entschuldigen sollte. RAINER TANNER, Wittenbach

Gender mitprägen «idea Spektrum» Nr. 24 – Interview mit Gabriele Kuby Seit den 90er-Jahren beschäftige ich mich als Berufsfrau in der Sozialen Arbeit mit Gender und Gender-Mainstreaming. Meine Lebensgrundlagen sind christlich-ethische Werte. Mit dieser Stellungnahme möchte ich einen Beitrag leisten, damit das Thema differenzierter reflektiert und diskutiert wird. Ich finde es zudem wichtig, dass Christen in der GenderThematik konstruktiv mitprägen. Der Begriff Gender kommt aus dem Englischen und bedeutet «Geschlecht». Die englische Sprache unterscheidet dabei zwischen Sex als Bezeichnung des biologischen Geschlechts und Gender als Bezeichnung des sozialen Geschlechts. Gender meint, dass das Geschlecht nicht nur biologisch festgelegt, sondern aufgrund von aktuellen psychologischen und sozial-kulturellen Faktoren mitbestimmt ist. Bei Gender geht es um folgende Werte: • Gleichwertigkeit: Männer und Frauen sind gleichwertig. • Chancengleichheit: Gleiche Bildungschancen für Mädchen und

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einmal in Vollkommenheit, heute in Ansätzen. Ich gehe davon aus, dass es zu jeder Fragestellung unserer komplexen Welt einen (besten) Willen Gottes gibt, dass sein Reich in jedem Problem, in jeder Lebenslage «zum Greifen nahe» ist. Allerdings ist es eine grosse Herausforderung, die Antwort in jedem einzelnen Fall zu erkennen. Gottes Reich zum Greifen nahe in der Energieversorgung unseres Landes? In einer Diskussion um den Umwandlungssatz angesparter Pensionskassenguthaben? Ich persönlich habe auf so viele Fragen keine Antwort!

dass er uns auffordert, es ihm gleichzutun. Dass Gott nicht nur das Wohl des Einzelnen, sondern der Gemeinschaft im Blick hat. Und dass er selber aus der Fülle heraus Leben schenkt, auch wenn nicht immer alles nach grünen Auen aussieht. Gottes Reich ist «at hand», zum Greifen nahe. Ich wünsche Ihnen - in Ihrer Sehnsucht nach Synergie - viele überraschende Entdeckungen!

Aber einige Dinge weiss ich, und an die will ich mich halten. Dass Gott Menschen leidenschaftlich liebt und

Der Autor ist Rechtsanwalt und Präsident der Internationalen Vereinigung Christlicher Geschäftsleute (IVCG). Er wohnt in Bern. christoph.wyss@advobern.ch

für Jungen. • Gleichstellung: Gleiche Rechte im juristischen Sinn. • Geschlechterdemokratie: Frauen und Männer sind gleichermassen am öffentlichen und politischen Leben beteiligt. Für mich geht es bei Gender um die Würde von Frau und Mann – ein prioritärer christlicher Wert. Gender-Mainstreaming ist eine politische Strategie: «Gender Mainstreaming bezeichnet den Prozess und die Vorgehensweise, die Geschlechterperspektive in die Gesamtpolitik aufzunehmen. Dies bedeutet, die Entwicklung, Organisation und Evaluierung von politischen Entscheidungsprozessen und Massnahmen so zu betreiben, dass in jedem Politikbereich und auf allen Ebenen die Ausgangsbedingungen und Auswirkungen auf die Geschlechter berücksichtigt werden, um auf das Ziel einer tatsächlichen Gleichstellung von Frauen und Männern hinwirken zu können.» (Schweiker in Rose 2004). Mit Gender-Mainstreaming werden gewünschte Verfahren und ein Grobziel, jedoch keine Inhalte oder Richtungen benannt. So haben wir die Chance, den Gender-Mainstreaming in Institutionen und im Ausbildungsbereich mitzugestalten. Kürzlich besuchte ich die nationale Fachtagung zu Gender und Sucht. Ziel eines Workshops war, Männer und Frauen zu motivieren, sich mit ihrer Prägung als Mann respektive Frau oder ihrer Rolle als Vater respektive Mutter auseinanderzusetzen. Für mich ist Genderarbeit in diesem Sinne ein Beitrag für gesunde Familien. ESTHER SCHLÄPPI-BURKHALTER, Oberhofen

Schwache Qualität

CHRISTOPH WYSS

«idea Spektrum» Nr. 26 – Interview mit Chrischona-Direktor Markus Müller Beim Vergleich der Jahresberichte der Pilgermission St. Chrischona 2005 bis 2010 sticht mir ins Auge, dass die Chrischona-Gemeinden in der Schweiz und in Deutschland in den letzten Jahren kontinuierlich drei bis vier Prozent der Besucher verloren haben, bei den Kindern und Jugendlichen noch deutlich mehr. Andere grosse Gemeindeverbände haben vergleichbare Probleme. Hier mein Lackmus-Test: Können Sie Ihre Arbeitskollegen in Ihre Gemeinde mitnehmen, ohne dass Sie sich für die Qualität – nicht für den Inhalt – fast entschuldigen müssen? Gerade hinsichtlich Personen mit höherer Bildung würde ich diese Frage in Bezug auf die meisten ChrischonaGottesdienste mit Nein beantworten: Amateurhafte Vorbereitung und Organisation, Pannen bei der Technik, Lieder, die nicht einmal vom Musikteam richtig beherrscht werden, Predigtinhalte mit wenig Relevanz für die Lebenswelt Ungläubiger etc. sind eher die Regel als die Ausnahme. Damit kann man mediengewohnte Zeitgenossen kaum mehr begeistern. Schlimmer noch: Wer bereits die Präsentation schwach bis peinlich findet, wird sich auch mit dem Inhalt nicht auseinandersetzen. Gottesdienste, die nur von wohlwollenden Insidern als gut beurteilt werden, lassen Gemeinden aber leider nicht wachsen. Ohne Wachstum werden Gemeinden (und Verbände) längerfristig aber nicht überleben können. HANSRUEDI TANNER, Lawrenceville/USA


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W I R T SC H A F T

Nach dem schweren Unfall wurde manches anders NEUES LEBEN «Dieser Unfall musste sein.» Daran zweifelt der Unternehmer Peter Niedermann aus dem Zürcher Ober-

land keinen Moment. Doch sein Geschäft musste er aufgeben. Und auf die Fähigkeiten seines Kopfes kann er sich nicht mehr verlassen. Auf dem schwierigen Weg in eine neue Zukunft war ihm ein Pfarrer eine grosse Hilfe. «Er ist gefahren wie ein ‹Gepickter›, mit über 50 Stundenkilometern», erzählt Peter Niedermann. «Er fuhr links am wartenden Auto vorbei, und unsere Köpfe knallten mit voller Wucht zusammen.» Auf einem Fussgängerstreifen war der damals 41-Jährige aus Sulzbach mit einem Rennvelofahrer zusammengeprallt. Fast zwei Tage lag er im Koma, hatte starke Prellungen an Kopf und Körper, gebrochene Rippen und ein mittelstark erschüttertes Gehirn. Nach dem Erwachen erinnerte er sich an nichts, weder an den Unfall noch an Telefonnummern und andere Fakten, die bisher problemlos abrufbar waren. Zehn Tage später wurde er aus dem Spital entlassen. Äusserlich sah man ihm kaum mehr etwas an. Er solle sich zu Hause viel ausruhen, sein Hirn er-

Impressum Idea Schweiz Herausgeber: Idea Information AG, 4410 Liestal Verwaltungsrat: Heiner Henny, Präsident; Sam Moser, Stellvertreter; Paul Beyeler, Hans Lendi, Hansjörg Leutwyler, Hanspeter Schmutz Ideelle Trägerschaft: Schweizerische Evangelische Allianz (SEA), Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG), Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) Redaktion: Josefstr. 32, 8005 Zürich, Tel. 044 444 16 44, Fax 044 444 16 49 E-Mail: redaktion@ideaschweiz.ch Internet: www.ideaschweiz.ch Chefredaktor: Andrea Vonlanthen Büro: Bahnhofstr. 65, 9320 Arbon Tel. 071 446 70 02, Fax 071 446 74 88 E-Mail: andrea.vonlanthen@ideaschweiz.ch Redaktor: Thomas Feuz Erweitertes Team: Esther Reutimann, Sibylle Zambon, Christian Bachmann, Mirjam Fisch-Köhler, Marlies Reutimann Praktikum: Martina Schnidrig Inserateservice: Jordi AG – das Medienhaus, Roland Rösti, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 25, Fax 031 819 38 54 E-Mail: inserate@ideaschweiz.ch Aboservice: Jordi AG – das Medienhaus, Ursula Seifried Jordi, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 20, Fax 031 819 38 54 E-Mail: abo@ideaschweiz.ch Abopreise: Jahresabo Fr. 145.–, Seniorenabo Fr. 117.–, Halbjahresabo Fr. 77.–. Das Abo ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar. Konto: PC-Konto 40-788586-4 Idea Information AG, 4410 Liestal Layout/Druck/Versand: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp www.jordibelp.ch

Bild: Mirjam Fisch-Köhler

ma erneut auslösen könne. Die Operation gelang gut, doch seine Seele und sein Körper verkrafteten den Eingriff nicht. Der 47-Jährige trifft nun regelmässig eine Neuropsychologin und einen Trauma-Therapeuten, mit denen er verschiedene Lebensthemen verarbeitet. Auch die enge Freundschaft mit seinem einstigen Pfarrer gibt ihm immer wieder Kraft, um auf dem Weg zu bleiben.

Neue Lebensaufgaben Peter Niedermann kann wieder lachen, trotz neuer Lebenssituation.

hole sich mit der Zeit schon, wurde ihm gesagt. Weitere Therapien wurden nicht verordnet.

Ein anderer Kopf

Peter Niedermann war Unternehmer. «Mein Kopf war mein Kapital», betont er. Damit hatte er seine Beratungsfirma PNP im IT-Bereich aufgebaut, bis vier Mitarbeitende beschäftigt und sich einen komfortablen Lebensstil geleistet. Er konnte schnell, vernetzt und ganzheitlich denken und exklusive EDV-Konzepte anbieten. Diese berufliche Tätigkeit musste Niedermann aufgeben. Er braucht heute viel mehr Schlaf und Erholung. Eine gewisse Zeit kann er sich konzentrieren, «doch plötzlich fährt mein System runter». Er verhaspelt sich beim Reden, bekommt Gliederschmerzen, wird schnell müde und vergisst vieles. «Yvonne merkt es manchmal vor mir», beschreibt er die Symptome. Seine neue Lebenspartnerin ist sein «zweites Gehirn» und «ein Geschenk Gottes» für ihn.

Werkzeug Gottes

In der schwierigen Zeit nach dem Unfall wurde Peter Niedermann durch Freunde auf einen Alphalive-Kurs aufmerksam gemacht. Er entschloss sich, daran teilzunehmen. «Für die Kursleiter war ich eine rechte Herausforderung», erklärt er schmunzelnd. «Ich bin ein sehr kritischer Mensch.» Peter

Niedermann hatte Gott als einengende Instanz in Erinnerung. Bei Christen nahm er die Kluft zwischen Sein und Schein genau wahr. Thomas Bachofner, reformierter Pfarrer und Kursleiter, spürte, was Peter Niedermann brauchte. «Thomas war ganz klar ein Werkzeug Gottes. Er redete auf Augenhöhe mit mir und engte mich nicht ein.» Der Perfektionist Niedermann konnte sein Herz neu öffnen, fand den Weg zurück zu Gott. «Ohne den Unfall wäre das nicht passiert», meint er. Voll Wissensdurst nahm er nach dem Alpha-Kurs auch am Beta-Kurs teil, den der Pfarrer anbot.

Nicht ohne Vergebung

Der Glaube hilft Peter Niedermann auch in der problematischen Situation mit der Mutter seiner achtjährigen Tochter. Diese erschwere ihm das Leben immer wieder massiv, wenn er sich um das Wohl seines Kindes kümmern möchte. Durch Vergebung gegenüber der Mutter und anderen Menschen komme er zur Ruhe und zum inneren Frieden. «Ohne Vergebung geht es nicht, das durfte ich lernen.» Dies half ihm auch, als der Trigeminus (Gesichtsnerv) unerträgliche Schmerzen verursachte. Deshalb musste er Anfang dieses Jahres am Schädel operiert werden. Die Ärzte unterliessen es, darauf hinzuweisen, dass eine Operation das früher erlebte Trau-

Von seiner Art her ist Peter Niedermann Unternehmer geblieben. Gerne gibt er sein Wissen und seine Lebenserfahrungen weiter, sei es an andere Hirnverletzte oder als Verwaltungsrat beim Aufbau einer neuen Internetplattform für Kunst. «Solange ich nicht operativ tätig sein muss, geht es recht gut.» Mit seiner Lebenspartnerin engagiert er sich zudem als Regionalberater für das Zürcher Oberland bei der Stiftung Pro Integral. Diese unterstützt Menschen mit Hirnverletzungen und ihre Angehörigen bei der Umstellung auf die neue Lebenssituation. Weiter betätigt er sich aktiv in der Kirche. Bei einzelnen Gottesdiensten engagiert er sich als Techniker. Der stets Aktive musste aber lernen, sich so zu organisieren, dass er genug Pausen und Erholungszeit einhalten kann. «Yvonne hilft mir dabei», meint er mit liebevollem Blick zu der zierlichen Frau neben ihm. Gemeinsam ist das Paar unterwegs auf den neuen Wegen ihres Glaubens und ihres gemeinsamen Lebens mit Hirnverletzung. MIRJAM FISCH-KÖHLER

«Pro Integral» Die Stiftung Pro Integral plant den Aufbau eines Pflege-, Wohn- und Beschäftigungszentrums für Menschen mit einer Hirnverletzung. Zudem bestehen an zehn Orten in der Schweiz Regionalvertretungen, wo Betroffene jeweils von zwei Personen unentgeltlich beraten und begleitet werden. www.prointegral.ch

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tag e ssc h au

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«In der Spur des Meisters» bis auf den Gipfel SOMMERFREIZEITEN Die Wanderwochen des Seminars für biblische Theologie Beatenberg sind ein Geheimtipp. Die

Teilnehmenden schätzen die Kombination von Bewegung in der freien Natur, Andachten und froher Gemeinschaft. Das Gästehaus des Seminars für biblische Theologie liegt auf dem «Sonnenplateau» des Berner Oberlands. Hier gibt es Drei- und Viertausender, eine vielfältige Alpenflora und viele Tiere zu bestaunen. Die Wanderwoche konnte in zwei Gruppen für Geniesser oder für Trainierte genutzt werden. «Wandern ist Regeneration und Erholung für den ganzheitlichen Menschen», fasst Christine A. ihre Erfahrungen zusammen.

Aussicht – und neue Einsicht

Einige Höhepunkte der diesjährigen Bergwanderwoche waren der Niesen, bekannt als «Swiss Pyramid», mit seiner 360-GradPanoramasicht bis weit ins Mittelland und in den Jura. Weiter war die Wanderung von der Schynigen Platte zum Faulhorn ein aussergewöhnliches Erlebnis. Die Teilnehmenden wurden immer wieder

Gottes Schöpfung hält an jeder Wegbiegung eine neue Überraschung bereit. Im Hintergrund die Schneeberge Mönch und Jungfrau.

an den Psalmdichter erinnert: «O Herr, welch unermessliche Vielfalt zeigen deine Werke! Sie sind alle Zeugen deiner Weisheit, die ganze Erde ist voll von deinen Geschöp-

fen.» (Psalm 104,24) Ein weiteres Highlight war eine Alpkäsereibesichtigung mit deftigem Sennenfrühstück. Der knurrende Magen konnte sich weitgehend mit haus-

gemachten Produkten sättigen: Verschiedene Käse, Wurst, frisches Brot, Alpbutter, Milch und sogar Älplerrösti mit Spiegelei. Ausserdem standen der Jakobsweg, der Bachalpsee, der Panoramaweg Därligen-Aeschi, das Justistal und das Seefeld auf dem Programm. Am Abend traf man sich jeweils zu Andachten mit dem Thema «In der Spur des Meisters.» Alle wurden herausgefordert, in die Fussstapfen des Meisters Jesus Christus zu treten und so den herausfordernden Alltag zu bewältigen. Die Bergwanderwoche war für Leib, Seele und Geist wohltuend und wurde einmal mehr zu einem unvergesslichen Erlebnis. Maya H. meinte: «Viel lachen und lustig sein in entspannter Atmosphäre halfen mir, abzuschalten.» WERNER REICHEN www.gaestehaus.ch

Vom Bibelseminar bis zum Missionscamp in Italien FERIEN MIT MEHRWERT Nur am Strand liegen ist nicht Ihre Sache? Sie möchten etwas für Geist und Seele tun? Verschiedene Gemeinden, Kirchen und Verbände bieten «schönste Tage des Jahres» mit mehr Substanz.

Ferien lassen sich auf «Balkonien», im (VCH-)Hotel oder in einer Ferienwohnung verbringen. Wer das Besondere sucht, dürfte bei den nachstehenden Angeboten Inspiration finden.

bis 23. Juli eine intakte Natur kennen lernen und jeden Tag etwas Lässiges erleben: Muli-Trekking, Lagerfeuer, Sport und Spiel, Inputs, Kinderbetreuung. Starke Väter dürfen auch mal ein Huhn schlachten… (www.youthplus.ch)

Sommer-Bibelseminar

Die Freien Evangelischen Gemeinden (FEG) bieten vom 24. bis 30. Juli ein Sommer-Bibelseminar für Singles, Paare und Familien an: In der Bibel neue Schätze heben, über Gott und die Welt diskutieren, sich mit dem Leben auseinandersetzen… (Kontakt: peter. hauser@feg-wallisellen.ch)

Familien-Musikwoche

Die Evangelisch-methodistische Kirche (EMK) lädt zu einer Familien-Musikwoche mit Konzert nach Adelboden ein. Der Texter und Komponist Christo Fankhauser leitet unter dem Motto: «fätzig und flockig, fröhlich und rockig!» idea Spektrum 28/29.2011

Für die, dies wissen wollen…

Individualreisen oder Gruppen­ ferien? Noch ist fast alles möglich!

Der Bergbahnpass gehört zum Angebot. (www.emk-schweiz.ch)

Family Camp im Jura

Lust auf neue Abenteuer, Gemeinschaft, spannende Austauschzeiten? In La Chaux d‘Abel im Berner Jura können Familien vom 17.

Vom 30. Juli bis 6. August wird auf St. Chrischona die Konferenz für geistliche Erneuerung durchgeführt. Die Organisatoren wollen die Wurzeln unseres Glaubens neu entdecken helfen: Hoffnung und Zuversicht, Frieden und Freiheit, Vertrauen und Liebe: «Entdecken Sie, wie Gott redet. Begegnen Sie Christus!» Anschliessend findet vom 8. bis 12. und vom 15. bis 19. August die «summer school» statt – eine «Sommerwiese für Christen, die es im Urlaub wissen wollen.» Der Campus bietet verschiedene Module an. (www.chrischona.ch)

Berg-Gottesdienste

Ab Ende Juli bis zum Bettag feiert die Evangelisch-Reformierte Landeskirche Frutigen BE an verschiedenen Orten Berggottesdienste. «Viele Wege führen zu Gott, einer führt über die Berge: Im Gehen, im Rasten, in der Gefahr, in der Gemeinschaft, in seiner Schöpfung», sind die Organisatoren überzeugt. Berggottesdienste werden auch von anderen Kirchen und freikirchlichen Gemeinden angeboten.

… oder lieber ein Einsatz?

Die Vereinigung Freier Missionsgemeinden lädt zu einem Missionscamp in Italien ein. Anmeldungen für den Anlass vom 15. bis 27. Juli sind zum jetztigen Zeitpunkt noch möglich. (www.vfmg.ch, 031 722 15 45) Welche Überraschung hält dieser Sommer wohl für Sie bereit? THOMAS FEUZ Bilder: zvg, idea/tf


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P U BL I R E P OR TAG E

Begleitung auf dem Weg in die Berufung

Das Interessentenwochenende (INTWE) auf St. Chrischona vom 28.-30. Oktober 2011 Jedes Jahr im Oktober und im Februar führt das Theologische Seminar St. Chrischona (tsc) ein „Interessentenwochenende“ durch. Darin wird zum einen sehr konkret auf das grosse Thema Zukunftsplanung und Berufung eingegangen, zum anderen werden die vielen Ausbildungsmöglichkeiten am tsc aufgezeigt. Für den einen oder anderen wird das kostenlos angebotene Wochenende zu einem spannenden Kurzurlaub mit manchmal weitreichenden Folgen für die Zukunft.

So haben vergangenes Jahr 30 Personen das INTWE besucht, haben Dozenten über die Schulter geschaut, Inputs und Podiumsgespräche miterlebt und sich intensiv mit dem Thema Berufung auseinandergesetzt. Dozenten des tsc machen dabei die Erfahrung, dass junge Herausfinden, was Gottes Weg für einen sein könnte? ● Inputs zum Thema Berufung ● Begegnung mit Studenten und Dozenten ● Infos zu den vielseitigen Ausbildungsmöglichkeiten ● Zeit für Gespräche, um sich persönlich zu orientieren Das Interessentenwochenende (INTWE) ist kostenlos. Gehen Sie auf virtuelle Tour!

Menschen es genau wissen und keine einfachen Antworten hören wollen. Sie wollen erleben, dass Gott handelt. Dann sind sie auch bereit, sich ganz zu investieren. Am Seminar ist man immer wieder beeindruckt, wie diese drei Tage Leben bereichern, verändern und wie Menschen danach mutige Schritte vorwärts gehen.

„Ich hab`s gewagt!“

Früher Besucherin vom INTWE, jetzt Studentin K a r i n S c h i n d l e r, Jahrgang 1980, arbeitete als Mechatronikerin, Papiermacherin, Lernhelferin und Erzieherin in Rumänien in einem Kinderheim. Warum hast du das INTWE besucht? Weil ich eine Berufung in die Mission habe und dazu eine Ausbildung brauche. Ich such-

te einen geeigneten Ausbildungsort. Mein Pastor, der hier studierte, hatte mich auf das tsc aufmerksam gemacht. Welches Berufsziel hast du? Missionarin in Ostasien oder da, wo Gott mich konkret hinstellen will. Selbst wenn man nicht auf St. Chrischona studieren möchte, sollte man sich dieses Wochenende mal „antun“, weil man in die Tiefe geführt wird. Man sollte nicht einfach nach seinem Gefühl handeln. Manchmal sind Gehorsamsschritte erforderlich.

„Gleich wohlgefühlt!“ ... und fürs Theologiestudium entschieden Clemens Böhme, Jahrgang 1989, ist von Beruf Bäcker und Missionar. Ich wollte schon seit längerer Zeit ein theologisches Seminar besuchen. Ehemalige Studienten haben mich ermutigt, mal

das Interessentenwochenende auszuprobieren und so das tsc kennenzulernen. Dabei hatte ich keine grossen Erwartungen. Ich wollte einfach, dass Gott mir zeigt, wo es mit mir hingeht. Dies wurde erfüllt, Gott hat mir eine Richtung gewiesen. Ich erlebte auch, dass ich mich hier wohlfühle. Die Gemeinschaft, die Offenheit und Meinungsfreiheit, die hier herrschen, beeindruckten mich. Weiter hat

Wagst du es auch? Wagst du es auch? Interessente nwochenend e 28.-30. Oktob er 2011

Auf: www.chrischona.org

Welche Erwartungen hattest du an das Wochenende? Ich wollte mal schauen, was es so für Möglichkeiten gibt. Ich war auch neugierig, ob ich hier hinpasse und was so alles auf mich zukommt. Ich wollte meine Berufung klären: Ist das wirklich mein Weg? Was hat dich am Interessentenwochenende berührt und angesprochen? Sehr eindrücklich war der Erlebnisspaziergang mit den Möglichkeiten der Reflektion über das eigene Erleben. Dabei entdeckte ich, wie Gott in meinem Leben gewirkt hat. mich gefreut, dass hier oben die eigene Persönlichkeit gefördert und freigesetzt wird. Meine nächsten Schritte waren rasch klar. Ich meldete mich an und beschloss, alle Hindernisse in Gottes Hand zu legen. Ihm zu vertrauen, dass er alles regelt und seinen Plan durchzieht. Mein Ziel ist es, Menschen, die Freude und das Lächeln, das ich im Herzen habe, weiterzugeben und das Evangelium von Jesus Christus zu verkündigen. tsc.chrischona.ch Theologisches Seminar St. Chrischona Chrischonarain 200 4126 Bettingen/BS Tel. + 41 (0)61 64 64 426 tsc@chrischona.ch Theologisches Seminar St. Chrischona

Theologische s Seminar St.

Chrischona

mehr: tsc.chris chona.ch idea Spektrum 28/29.2011


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N AC H R IC H T E N

Junge Muslime in Deutschland kontra Juden ANTISEMITISMUS Beschimpfungen an vielen Schulen und Jugendeinrichtungen sind gang und gäbe.

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ntisemitische Haltungen unter jungen Muslimen haben eine gefährliche Dimension erreicht. Darauf hat der Islamwissenschaftler Michael Kiefer (Düsseldorf) in einem Beitrag für die „Jüdische Allgemeine“ (Berlin) aufmerksam gemacht. Es gebe zahlreiche alarmierende Berichte aus Schulen und Jugendeinrichtungen. „Beschimpfungen mit judenfeindlichen Inhalten sind vielerorts gang und gäbe“, so Kiefer. Auch Tätlichkeiten kämen immer wieder vor. Kiefer erinnerte an einen Vorfall im Jahr 2010 in Hannover: Dort hatten arabische Kinder eine israelische Tanzgruppe mit Steinen beworfen und antijüdische Parolen skandiert.

Angst vor einer angeblichen Weltverschwörung Nach Angaben des Wissenschaftlers verbreitet sich der aggressive Antisemitismus unter muslimischen Zuwanderern verstärkt seit dem Ausbau des Internets und des Satellitenfernsehens: „Seit 2000 ist es möglich, problemlos und kostengünstig antisemitische Sendungen aus Saudi-Arabien, dem Iran oder der Türkei zu empfangen.“ Darin werde die Angst von einer angeblichen jüdischen Weltverschwörung gegen den Islam geschürt. Als Beispiel führte Kiefer die im Gazastreifen spielende iranische Serie „Sarahs blaue Augen“ an, in der die Israelis als parasitäre Verbrecher dargestellt würden, die Palästinenserkinder für finstere Zwecke missbrauchen. Kiefer spricht von einem modernen Antisemitismus europäischer Prägung, der islamisch übertüncht sei. Es sei notwendig, den Antisemitismus bei Muslimen in Deutschland zu erforschen und eine breite Datenbasis zu erstellen. Kiefer: „Nur so kann die Gesellschaft wirksame Gegenstrategien entwickeln.“ P

Damit begann es, so die Jüdische Allgemeine: „In der Nacht zum 2. Oktober 2000 werfen muslimische Jugendliche mehrere Brandsätze gegen die Synagoge in Düsseldorf. Es ist das erste Mal, dass auf deutschem Boden eine antisemitische Straftat von jungen Menschen mit islamischer Religionszugehörigkeit verübt wird.“

Evangelische Allianz: Im Ramadan für Muslime beten FASTENMONAT Im August erleben Christen in islamisch geprägten Ländern besondere Anfeindungen

Foto: dpa

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m 1. August, wenn Muslime in aller Welt den Fastenmonat Ramadan beginnen, startet auch die Aktion „30 Tage Gebet für die islamische Welt“. Für die etwa 1,2 Milliarden Muslime weltweit gehört das 30-tägige Fasten von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang zu den religiösen Pflichten. Der Verzicht auf Essen und Getränke soll ihnen helfen, ihr Denken und Handeln auf Allah und das Koranstudium auszurichten. Von Christen in islamisch geprägten Ländern wird der Ramadan häufig als Zeit besonderer Anfeindungen erlebt. Nach Ansicht der Initiatoren des christlichen 30-Tage-Gebets soll die Aktion das Wissen über den Islam verbessern und dazu beitragen, dass Christen in der Begegnung mit Muslimen und beim Bekennen ihres Glaubens sprachfähiger werden. In einem Gebetskalender werde auch auf Menschenrechtsverletzungen und die Lage verfolgter Christen in islamischen Ländern aufmerksam gemacht, heißt es in einer Erläuterung der Deutschen Evangelischen Allianz (Bad Blankenburg/Thüringen).

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Tage Gebet für die islamische Welt 1. August bis 30. August 2011

Ramadan 1432 1 8 15 22 29

2 9 16 23 30

3 10 17 24

4 11 18 25

5 12 19 26

6 13 20 27

7 14 21 28

Das Gebetsheft enthält grundlegende Informationen zu islamischen Ländern und Völkern sowie Anregungen zum Gebet. P

b Bestellungen und Download des Gebetsheftes: www.ead.de Deutsche Evangelische Allianz: 036741 2424 Schweizerische Evangelische Allianz: 043 3447200 Österreichische Evangelische Allianz: 06274 5350


N AC H R IC H T E N

Asien: Gemeinden wachsen trotz Verfolgung LAOS & BURMA Auch viele Bedrängnisse können die Ausbreitung des christlichen Glaubens in asiatischen Ländern nicht aufhalten. Das berichtete der Vorsitzende des Ausschusses Weltmission und Ökumene in der bayerischen Landessynode, Fritz Schroth (Bischofsheim/Rhön).

N

ach einer Reise in sechs Länder Südostund Ostasiens nannte Schroth als Beispiel Laos: Obwohl das Land zu den zehn Staaten mit der schlimmsten Christenverfolgung gerechnet werde und Dutzende Kirchenmitglieder im Gefängnis säßen, wachse die Gemeinde Jesu dort ungebrochen. 1990 habe es in der Hauptstadt Vien-

MYANMAR  B UR MA

INDIEN PYINMANA HAUPTSTADT Rangun

CHINA

L AO S

VIENTIANE HAUPTSTADT THAILAND KAMBODSCHA

Einweihung eines christlichen Waisenhauses in Rangun, das von der bayerischen Kirche finanziert wurde. In der Mitte Fritz Schroth

tiane nur zwei Dutzend Christen gegeben. Heute seien es Tausende im ganzen Land. Mitgliederzahlen würden von den dortigen Kirchen zum Schutz der christlichen Minderheit nicht genannt, so Schroth, der die Asienreise zusammen mit Pfarrer Traugott Farnbacher, Referent bei Mission EineWelt (Neuendettelsau/Mittelfranken), unternahm. Sie trafen auch mit dem Leiter der Evangelischen Kirche in Laos, Kamphone Kounthapanya, in Vientiane zusammen. Schroth zitiert ihn mit den Worten: „Wir haben keine Angst vor Verfolgung. Wenn wir verfolgt werden, stärkt das unsere Kirche und wir werden ernst genommen. Aus dem Evangelium heraus wollen wir ein Störfaktor in der Gesellschaft sein.“ Von den 6,8 Millionen Einwohnern des Landes sind 61 % Buddhisten, 31 % Anhänger von Stammesreligionen und 3 % Christen. Schroth äußerte sich auch beeindruckt von den Christen in Myanmar (Burma), wo es fünf kleine lutherische Kirchen gebe. Es sei bewundernswert, „wie sie in ihrem buddhistischen Umfeld ihren Weg gehen, ohne sich abzuschotten“. Im größten Theologischen Seminar des Landes seien rund 1.000 Studenten eingeschrieben. In Myanmar sind etwa 70 % der rund 48 Millionen Einwohner Buddhisten, 8,7 % Christen und 3,6 % Muslime. P

Piloten verweigern „atheistische“ Flüge USA „Amerikanische Atheisten“ werben für ein „gottloses Amerika“

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n den USA haben sich zahlreiche Piloten geweigert, Flugzeuge mit atheistischen Werbebannern zu fliegen. Wie die „Christian Post“ (Washington) berichtet, wollte die Gruppe „Amerikanische Atheisten“ am 4. Juli – dem Nationalfeiertag der USA – an 27 Orten im ganzen Land Flugzeuge mit Werbebannern aufsteigen lassen mit Slogans wie „Atheismus ist patriotisch“

oder „Gottloses Amerika“. Doch die Mehrheit der angefragten Piloten weigerte sich, mit solchen Bannern in die Luft zu gehen: von 85 erklärten sich nur 17 dazu bereit. Ein Pilot wird mit den Worten zitiert: „Ich respektiere unser Land und ich respektiere unsere Kirchen. Wir haben schon genug Probleme und müssen deshalb keine neuen schaffen.“ P

NOTIERT EurECA: 20 Jahre christliche Pädagogenvereinigung Zur gegenseitigen Hilfe und zum Erfahrungsaustausch haben Pädagogen aus mehreren Ländern vor 20 Jahren die Europäische Vereinigung Christlicher Erzieher (EurECA) gegründet. Bei der Jubiläumstagung trafen sich vor kurzem über 50 Pädagogen aus 15 Ländern in Vevey bei Genf. Bei EurECA – dem pädagogischen Arm der Europäischen Evangelischen Allianz – arbeiten Lehrer aller Schultypen, Erzieherinnen, Universitätsprofessoren, Pastoren und Eltern aus mehr als 20 Ländern mit. Vorsitzender ist Matt Kägi (Lindau). Die Geschäftsstelle befindet sich in Kandern bei Lörrach. b www.eureca-online.org

Usbekistan: Christenverfolgung Die Lage der christlichen Minderheit in der früheren Sowjetrepublik Usbekistan hat sich in den vergangenen Wochen verschärft. Wie die Kommission für Religionsfreiheit der Weltweiten Evangelischen Allianz berichtet, wurden kürzlich innerhalb von einer Woche vier Fälle bekannt, in denen Christen Opfer von Gewalt oder Bedrohung wurden. Eine Frau wurde so stark geschlagen, dass sie eine Gehirnerschütterung erlitt, eine andere wurde zu einer Strafe von umgerechnet rund 1.000 Euro verurteilt, weil sie einem Kind ein Neues Testament geschenkt hatte. Ein Mann sei von Polizisten verprügelt und ein anderer mit einer Axt bedroht worden. Nach Ansicht der Kommission für Religionsfreiheit der Weltweiten Evangelischen Allianz steht die Häufung dieser Vorfälle im Zusammenhang mit Versuchen des usbekischen Präsidenten Islam Karimov, am kommunistischen Erbe des Landes festzuhalten. Von den rund 28 Millionen Usbeken sind 89 % Muslime und etwa 8 % russisch-orthodoxe Christen. KASACHSTAN Kaspisches Meer

USBEKISTAN KIRGISISTAN TASCHKENT HAUPTSTADT TADSCHIKISTAN

TURKMENISTAN

AFGHANISTAN

Fotos: Burma/Fritz Schroth; Käßmann (S.13)/dpa

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P RO & KON T R A

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Sind Christen oft die schlechteren Mitarbeiter? WIRTSCHAFT Im christlichen Wirtschaftsmagazin „Faktor C“ äußerte der evangelikale Unternehmer Günter Veit die brisante These, Christen seien oft die schlechteren Mitarbeiter. Stimmt das?

Christen investieren ihre Kraft oft hauptsächlich ins christliche Engagement außerhalb der Firma.

PRO

Wie viele andere Unternehmer habe ich mit christlichen Mitarbeitern leider wiederholt schlechte Erfahrungen gemacht. Christen arbeiten oft weniger und mit geringerem Engagement als andere. Sie gehen pünktlich nach Hause, um genügend Zeit für die Vorbereitungen auf die Gemeindeaktivitäten am Abend zu haben. Während andere Mitarbeiter ihre Energie in die Lösung anstehender Probleme im Betrieb stecken, fließt die Kraft der Christen oft hauptsächlich ins christliche Engagement außerhalb der Firma.

Wenn auf Firmenkosten telefoniert und kopiert wird Häufig sind auch die Beziehungen zu Kollegen und Vorgesetzten mit Problemen belastet: Vermutlich kommt das Eigenbild „Wir sind ja anders als die Welt“ nicht immer gut an. Erst recht schwierig wird es, wenn die Arbeitszeit dazu verwendet wird, um ausführliche Glaubensgespräche zu führen, oder wenn sogar Telefonseelsorge mit Menschen außerhalb

Ich kenne und erlebe unter Christen im Beruf viele erfreuliche Beispiele.

Fotos: idea/Kretschel

KONTRA

Die Frage finde ich etwas merkwürdig. Als Arbeitgeber brauche ich Leute, die ihre Aufgabe erfüllen, die mitdenken, die sich engagieren, die ehrlich und verlässlich sind, die nicht nur an sich, sondern auch an die gemeinsame Aufgabe denken. Ihre religiöse Orientierung tut dabei nichts zur Sache. Auch Christen sind nicht ohne Fehl und Tadel; sie sind auch nicht alle fleißig, ja noch nicht einmal alle ehrlich und loyal. Das ist bitter – aber wahr. Aber schlechtere Mitarbeiter? Nein, das geht mir zu weit! Ich kenne und erlebe unter Christen im Beruf viele erfreuliche Beispiele. Es gibt aber ein Missverständnis: Christen sollen zu jedem lieb sein. Als Arbeitgeber mögen sie gnädig sein, auch bei Schlechtleistung. Sie sollen nicht nur Schwache, sondern auch Faule aufnehmen und schon mal „durch die Finger schauen“, wenn es etwas zu kritisieren gibt. Und sie sollen als Arbeitnehmer pflegeleicht sein. Dieses Bild führt zu Enttäuschun-

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Günter Veit (Landsberg/Oberbayern) ist Gründer und Präsident des internationalen Maschinenbau-Unternehmens VEIT Group.

der Firma praktiziert wird – auf Firmenkosten und während der Arbeitszeit. Christliche Mitarbeiter erwarten von ihrem christlichen Chef natürlich, dass er für all diese Dinge Verständnis hat. Sie meinen, sich Dinge leisten zu können, die andere Mitarbeiter ohne Genehmigung nicht machen – zum Beispiel noch schnell 500 Kopien eines Faltblatts zu erstellen. Ich habe mir immer christliche Mitarbeiter gewünscht – umso mehr haben mich solche Erfahrungen enttäuscht. Mag es auch jeweils gute Gründe geben: Ich sehe dahinter ein fragwürdiges Selbstverständnis, mit dem die tägliche Arbeit eben nicht als Gottesdienst, als Liebesakt gegenüber Jesus gesehen wird! „Alles, was ihr tut, das tut von Herzen als dem Herrn und nicht den Menschen” (Kolosser 3,23). Diese Grundregel nehmen Christen im Berufsleben leider viel zu selten ernst. Allerdings durfte – und darf – ich auch christliche Mitarbeiter so erleben, wie ich mir Christsein im Unternehmen vorstelle. Ihnen will ich hier meinen tiefen Dank aussprechen! P

Prof. Martin Beck (Tübingen) ist Unternehmensberater, Autor, Aufsichtsrat und Hochschullehrer.

gen! Selbst Kirche und Diakonie, die sich in der Vergangenheit noch personalpolitische Biotope leisteten, denken um.

Was ich von Christen wie Nichtchristen erwarte Ich erwarte von Christen wie Nichtchristen, dass sie sich für ihre Arbeit interessieren, tatkräftig mitmachen – und dass sie Konflikten nicht aus dem Weg gehen. Das kann nötig sein, vielleicht sogar barmherzig. Wenn es sich ergibt, kann ein Christ gerne auch am Arbeitsplatz seinen Glauben bekennen, aber das ist nicht der Hauptzweck der beruflichen Betätigung und es darf den Betriebsfrieden nicht stören. Beruflicher Ehrgeiz begegnet mir auch bei Christen. Das ist gut so! Im weltlichen Geschäft sprechen wir von Fehlertoleranz, wenn ein Mitarbeiter eine zweite Chance bekommen soll. Als Christen könnten wir auch von Vergebung reden. Das kommt sich ziemlich nahe – und beides hat auch mit Umkehr zu tun. P


C H R I ST & LE BE N

Vom Segen der Enttäuschungen CHRIST & LEBEN Christen sind häufig enttäuscht über sich selbst, schlechte Predigten, ihre Mitchristen und manchmal über Gott. Doch das müsste nicht sein, nähmen sie die ganze Heilige Schrift ernst – und nicht nur ihre Lieblingsstellen. Ein Kommentar von idea-Leiter Helmut Matthies.

Es ist der Urwunsch jedes Menschen ...

Wie Niederlagen zum Segen werden

Es ist der Urwunsch jedes Menschen zu wissen: Auf was und auf wen kann ich mich wirklich verlassen? Und es ist eine Ur-Enttäuschung zu erfahren: „Ich habe mich geirrt.“ Doch jede Enttäuschung ist auch eine Chance, befreit sie uns doch von Täuschung. Auf diese Weise kann sie uns zur Wahrheit führen und so zum Segen werden. Unsere Zeit ist ja in besonderer Weise davon geprägt, dass Menschen meinen, sie könnten sich auf niemanden und nichts mehr verlassen. Entsprechend nimmt an vielen Wahlen nur noch jeder zweite Bürger teil. Denn immer mehr sind enttäuscht von Versprechungen, die nicht gehalten werden.

Eines ist klar: Ich soll nicht sündigen! Und wenn es doch passiert? Christus wäre umsonst ans Kreuz gegangen, wenn ich dann nicht immer wieder in Anspruch nehme, was allein der christliche Glaube bietet: einen Neuanfang – dank der Vergebung. Martin Luther sagte einmal: „Jeder Tag ist Bußtag.“ Jeden Morgen muss ich neu umkehren zu meinem Herrn mit der bewussten Entscheidung: Auch dieser Tag soll dir gehören! Und jeden Abend habe ich die Möglichkeit, reinen Tisch zu machen: „Herr, das habe ich falsch gemacht, da habe ich gesündigt. Es tut mir leid. Ich will es nicht wieder tun. Bitte vergib mir!“ Und er tut es!

„Du kannst dich auf niemanden verlassen“

Das Internet vergisst nie, aber Gott!

Bei der weltgrößten Buchmesse – der Frankfurter – klebten auf dem Weg zum Messegelände alle paar Meter Plakate für das Buch „Du Narr“. Der Untertitel: „Du kannst dich auf niemanden verlassen.“ Dieses Gefühl führt zu ständig neuen Protestbewegungen: von den Anti-Atommüll-Demos in Gorleben bis hin zu Stuttgart 21. Eine Analyse der Bucherscheinungen des letzten Jahres kommt zu dem Urteil: Es gibt einen Siegeszug der Wut-Literatur. Bücher boomen, die die Ohnmachtsgefühle vieler Bürger ausdrücken. Das Fazit der Analyse: „Das Zetern und Protestieren ist das Gebot der Stunde“ (Süddeutsche Zeitung). Auch unter uns Christen? Wir wissen ja, dass wir unser Vertrauen nicht auf Versicherungen, auf Geld – oder gar Horoskope – setzen dürfen. Wo werden wir dann enttäuscht? Und worauf können wir uns wirklich verlassen?

Die Debatte der letzten Wochen hat uns ja vor Augen geführt: Das Internet vergisst nie! Gott aber bekennt: Mit der Beichte vergesse ich! Das ermöglicht keine andere Religion! Es gäbe sicher mehr fröhliche Christen, nähmen sie dieses Wellnessprogramm für die Seele in Anspruch!

I.

II.

I. Kann ich mich auf mich selbst verlassen? Ich weiß nicht, wie es Ihnen letztes Silvester gegangen ist. Ich habe mir viele Jahre aufgeschrieben, was ich alles im neuen Jahr nicht mehr machen möchte. Das Ergebnis bei mir war schon nach wenigen Tagen so wie bei 90 % aller anderen auch: Ich kann mich nicht auf mich verlassen. Wenn es um den Bauchumfang geht, ist das auch nicht weiter tragisch. Schlimmer ist es bei offensichtlichen Sünden. Da nimmt sich jemand vor: Ich will jeden Sexklick im Internet meiden, bei Intrigen nicht mehr mitmachen und auch bei der Steuererklärung stets ans Jüngste Gericht denken. Und dann stellt er auch hier fest, was Paulus so beschreibt: Das, was ich tun will, tue ich nicht, und das, was ich nicht tun soll, das tue ich (Römer 7,15).

II. Kann ich mich auf Methoden verlassen? Wenn ich mich nun nicht auf mich selbst verlassen kann, dann doch hoffentlich – so meinen viele Christen – auf Methoden à la Mose, Abraham und andere Glaubenshelden. Das jedenfalls schlagen zahlreiche fromme Bücher vor, wie: „Die Moses-Methode“ oder „Jesus für Manager“. Der Wunsch danach ist ja auch verständlich, denn die Zahl der Christen im deutschsprachigen Europa sinkt. Deshalb möchte man sich auf Methoden verlassen, damit mehr Menschen Christen oder Betriebe von Christen erfolgreicher werden. Das gelingt sogar in einzelnen Fällen. Aber was ist, wenn alles danebengeht?

Die Moses Methode (Murmann Verlag)

Jesus für Manager (Verlag Inspire) ideaSpektrum 28.29.2011


C H R I ST & LE BE N

Wenn alles danebengeht … Im letzten Jahr vertrauten über 700 Christen in Deutschland geistlichen Leitern rund 15 Millionen Euro an, hatten diese ihnen doch gesagt: „Wir haben eine Methode, bei der nicht nur eine Menge Geld für euch herausspringt, sondern auch für die Mission.“ Die Folge der falschen Versprechungen vor allem in baptistischen russlanddeutschen Kreisen war, dass diese Christen sehr viel Geld verloren, manche alles. Hier ging es eben nicht in erster Linie um Mission, sondern um das, was Paulus so beschreibt: „Geldgier ist die Wurzel allen Übels“ (1. Timotheus 6,10).

Foto: Bildcollage aus 2 Bildern von istockphoto.com

Wenn die Vision dem Verstand widerspricht Ein anderes Beispiel: Da haben Mitarbeiter eines großen, aber finanziell angeschlagenen Verlages ihren neuen, extrem charismatischen Inhabern vertraut, erklärten diese ihnen doch: „Wir haben die Vision von Gott, dass jetzt alles besser wird. Jeder behält seinen Arbeitsplatz.“ Tatsächlich verloren ihn bald alle 78, was dem Ansehen der Christen dort, wo es passierte – im Schwarzwald –, schwer geschadet hat. Das sind zweifelsohne Ausnahmen. Bei ihnen wurde vergessen: Nicht die Vision, sondern der Verstand ist die normale Gabe Gottes. Und wenn die Vision dem Verstand widerspricht, sollte sie von nüchternen Christen geprüft werden – nach dem Motto: „Habe Mut, dich eines anderen Verstandes zu bedienen, wenn du wenig davon hast.“

Und der Atheist sagt nur: „Es war ganz nett ...“ Doch es gibt natürlich auch begrüßenswerte Methoden: Wir haben einige aus den USA empfohlen bekommen, beispielsweise: wie man Gottesdienste freundlicher gestaltet und sich mehr um Kirchenfremde bemüht. Vermutlich gäbe es ohne die Befolgung dieser Ratschläge noch weni-

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ger Christen. Doch trotz Schulung von Zehntausenden gibt es nicht einmal eine kleine Erweckung – auch nicht in den USA. Viele Christen sind enttäuscht, wenn trotz toller Predigten, eines unterhaltsamen Programms mit Pantomime, Film und Musik der eingeladene Gast zum Schluss nur meint: „Es war ganz nett, aber es sagt mir nichts.“

Wie werden mir diese Enttäuschungen zum Segen? Indem ich ernst nehme, was das Neue Testament über unsere Aufgaben sagt. Als Christen sollen wir auf der einen Seite unser Bestes geben: privat, beruflich, in der Gemeinde. Denn wir werden einmal von Gott danach gefragt, was wir aus den Gaben gemacht haben, die er uns gegeben hat. Und hier ist eine Menge von Lohn die Rede. Wir kommen in den Himmel allein aus Gnade – aber wir empfangen den Lohn, nach dem wie wir gelebt haben. Auf der anderen Seite können wir auch durch noch so großes Engagement nicht einen Menschen bekehren. Jesus sagte zu seinen Jüngern nicht: „Seid Christenmacher“, sondern: „Seid Zeugen, sprecht von mir! Seid Menschenfischer, indem ihr allen meine Botschaft weitersagt!“ Der Heilige Geist kann dann etwas daraus machen. Er ist es, der zum Glauben führt. Wenn mir das bewusst ist, brauche ich nicht enttäuscht zu sein, wenn das Echo mager ist. Das ist bei all unserem Einsatz eine große Entlastung!

Das Wort Erfolg kommt in der Bibel nicht vor Und vergessen wir nicht: Das Wort Erfolg kommt in der Bibel nicht vor. Stattdessen ist von Frucht die Rede. Erfolg wäre, wenn ich beispielsweise in meiner Firma in einem Jahr 30 Neue Testamente an Mitarbeiter weitergereicht hätte. Frucht ist, wenn man an meinem Leben gemerkt hat, dass Botschaft und Botschafter zusammengehören und man sich dann für den christlichen Glauben interessiert.


C H R I ST & LE BE N

Martin Luther (1483–1546): Jeder Tag ist Bußtag!

III

III. Kann ich mich auf unsere Verkündigung verlassen? Zunächst: Es gibt gute Predigten! Die Zahl der Pastoren ist in der Minderheit, die das 7. Gebot missachten: „Du sollst nicht stehlen“ – nämlich auch nicht meine wertvolle Zeit am Sonntagmorgen durch langweilige Reden. Doch wie kommt es, dass trotzdem so wenig passiert? Liegt es eventuell daran, dass sich das Verständnis von Gott geändert hat? Vor 100 Jahren wurde noch häufig verkündet, Gott sei ein richtender, fordernder Gott. Inzwischen klingt vielfach das Gegenteil an: Gott liebt jeden und er vergibt alles. Doch wenn Gott mich liebt, egal was ich tue, warum sollte ich mich dann eigentlich ändern? Dann kann ich ja gleich Atheist bleiben! Und wenn Gott sowieso immer alles so schnell vergibt, warum sollte ich dann die nächste Sünde lassen? Liegt es vielleicht an diesem Gottesbild, dass es so viele lasche Christen gibt und sich nur wenige für Christliches interessieren?

Jeder Mensch glaubt an ein Leben nach dem Tod Jeder Mensch glaubt an ein Leben nach dem Tode. Wir Christen schon vorher, die anderen erfahren es spätestens danach. Wir wissen jetzt schon, dass es zwei Ausgänge gibt: Himmel oder Hölle (u. a. Markus 9,43ff, Matthäus 24f). Der Beginn der Evangelien wird mit zwei Worten zusammengefasst: Tut Buße! Also: Kehrt um! Bleibt nicht, wie ihr seid. Jesus liebt eben nicht die Sünde. Er will, dass ich in den Himmel komme. Also muss ich umkehren.

Wenig Halleluja in der Bibel, aber viel in Liederbüchern Und das ist oft schmerzhaft, kann es doch einen harten Bruch mit Freunden und Gewohnheiten bedeuten. Christ werden heißt eben nicht „Paradies sofort“ – auch wenn wir gern schon jetzt in Halleluja-Stimmung wären. Entsprechend kommt ja auch in unseren modernen Liederbüchern Halleluja viele hundert Mal vor. Aber auf den 1.400 Seiten der Bibel nur 27 Mal – auf nur jeder 51. Seite! Wer also die ganze Bibel ernst nimmt, kann auch hier nicht enttäuscht werden!

IV.

IV. Können wir uns auf unsere Taten verlassen? Jahrhundertelang galt die Verkündigung als entscheidend und die Tat als zweitrangig. Auch hier hat sich ein anderes Extrem herausgebildet nach dem Motto „Es kommt alles auf die Tat an. Wir sind Gottes Hände.“ Doch ist Gott tatsächlich

Nie waren die Kirchen so stark sozial tätig wie heute.

von uns abhängig? Eine Kommunität hat das Motto „Rede nicht (von Christus), wenn du nicht gefragt wirst, aber lebe so, dass man dich fragt“. Das klingt gut und bringt Beifall. Aber wenn die iroschottischen Mönche, die im 7. Jahrhundert das Evangelium nach Germanien brachten, so verfahren wären – also gewartet hätten, bis da mal eine Horde Germanen rüberkommt und nachfragt –, wären wir wohl heute keine Christen, sondern immer noch Heiden. Denn es ist leider oft so, dass nicht gefragt wird. Es wird einfach hingenommen, dass es eben auch gute Menschen gibt.

Nie gab es so viel Gutes wie heute In Deutschland ist von den Kirchen auf sozialem Gebiet noch nie so viel getan worden wie gegenwärtig: 950.000 Mitarbeiter zählen allein Diakonie und Caritas. Die Kirchen stellen jedes 3. Krankenhaus, jeden 2. Kindergarten und die meisten Entwicklungshelfer wie Hilfsorganisationen. So viel Tat war nie! Lob und Preis! Wie sähe es im deutschsprachigen Europa und weltweit aus – ohne all diese Hilfe der vielen Kirchen! Doch trotz all der vielen sozialen Taten nimmt der Einfluss der Christen ab.

Wie kann mir hier Enttäuschung zum Segen werden? Indem ich mir bewusst mache: Soziales tun auch andere. Es gibt auch viel gottlose Barmherzigkeit. Nur wir Christen können eben Christus ins Spiel bringen. Und wenn wir überzeugt sind, dass seine Botschaft für alle Menschen wichtig ist, dann kann sie auch durch die liebevollste Tat nicht ersetzt werden. Beides gehört deshalb zusammen: Evangelisation und Diakonie, Soziales und Verkündigung.

V.

V. Kann ich mich auf meine Mitchristen verlassen? Es ist ein merkwürdiges Phänomen. Die größte Unternehmensberatung McKinsey stellte fest: „Je mehr Christen es gibt, desto besser geht es der Gesellschaft.“ Fromme Protestanten – laut Studie die mit einer hohen Kirchenbindung – sind zufriedener, opferbereiter und setzen sich mehr für die Gemeinschaft ein als andere. Eine weitere Studie hat ergeben, dass Christen weniger schwarzfahren, weniger bei der Steuer betrügen und vieles Positive mehr tun. Eigentlich müsste von daher der Staat Mission geradezu finanziell fördern, um seinen Schuldenberg abzubauen.

Fotos: Luther/akg-images; Kirchen/dpa

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C H R I ST & LE BE N

Warum „leuchten“ Muslime mehr? Die andere Seite ließ Bundeskanzlerin Angela Merkel mit Worten anklingen, die uns nachdenklich stimmen sollten: „Man darf Muslimen nicht vorwerfen, dass sie mit leuchtenden Augen über ihren Glauben sprechen, wir aber nicht in der Lage sind, mit noch leuchtenderen Augen von unserem Glauben zu reden.“ Warum leuchten unsere Augen so wenig? Warum wirken wir häufig wie Leute auf dem Weg zum Zahnziehen? Warum verhalten sich Christen untereinander oft schlechter, als man es bei Heiden beobachten kann? Und dabei ist die Messlatte leider nicht selten: „Je frömmer, desto schlimmer.“ Wie ist das zu erklären, dass die, die genau wissen, wie man in den Himmel kommt, so viel Hölle auf Erden verbreiten?

Wie können uns die Enttäuschungen, die wir uns als Christen untereinander bereiten, zum Segen werden? Zum einen: Indem wir uns nicht gegenseitig überfordern. Es gibt eine Tendenz in Predigten, die steilsten Thesen herauszustellen. Da wird beispielsweise bei Trauungen gern von Paulus zitiert: „Die Liebe erträgt alles, die Liebe deckt alles zu, die Liebe duldet alles“ (1. Korinther 13). Beim ersten Ehekrach stellt sich dann die Frage: Bin ich jetzt eigentlich noch Christ? Warum wird nicht auch erwähnt, dass der große Paulus nicht alles geduldet hat? Ja er trennte sich sogar von einem Mitarbeiter (Apostelgeschichte 15,37–39) im Streit. Auf der einen Seite wird gesagt: Jesus ist nicht nur wahrer Gott, sondern auch wahrer Mensch gewesen. Aber dann wird der Eindruck erweckt: Jesus war immer friedlich. Doch so stimmt es nicht! Sonst wäre Jesus eben nicht auch Mensch gewesen. Jesus konnte – wie wir auch – unduldsam, ja harsch sein. Er hat sogar mit der Peitsche die Händler aus dem Tempel herausgetrieben (Johannes 2,13ff).

Ein einseitiges Bild von biblischen Personen Es wird leider oft ein einseitiges Bild von biblischen Personen gezeichnet, so als seien sie unerreichbare Vorbilder. Doch das Gegenteil ist ja der Fall: Da ist Mose einerseits der beispiellose Führer seines Volkes aus der Sklaverei ins Gelobte Land. Andererseits schlug er einen Ägypter tot und würde heute dafür mindestens 5 Jahre Gefängnis bekommen. Da ist der große, vorbildliche Vater des Glaubens – Abraham. Seine andere Seite: Er log aus Feigheit und wäre als Kirchenvorsteher jeder kleinen Gemeinde abgesetzt worden. Und schließlich der alle überragende Glaubensheld König David. Doch auch er sündigte schwer und säße heute wegen Mordes viele Jahre im Knast. Und und und ... Wenn wir die Sünden und Fehler der Väter verschweigen, kann Verkündigung krank machen. Sie macht aber gesund, wenn wir deutlich sagen: Es gibt für jede Nullnummer, ja sogar jeden Kriminellen eine Chance zur Umkehr! Ein Weiteres: Jedes Schiff wird von Nieten zusammengehalten. Auch das Schiff Gemeinde. In Gebetsgemeinschaften heißt es oft: „Herr, schenke doch unserem ganzen Land eine Erweckung. Mach doch, dass die ideaSpektrum

gesamte Elite von dir ergriffen wird.“ Natürlich könnte Gott das machen. Nur verheißen hat er es nicht! Paulus schreibt viel mehr über die Situation unserer Gemeinden: „Wo sind die Klugen? Wo die Meinungsführer? Wo die Spitzenkräfte dieser Zeit?“ (1. Korinther 1,20+26). Gott hat es offensichtlich so gewollt, dass sie weithin fehlen, damit sich keine Gemeinde rühmen kann: Wir sind toll, weil wir die Besten haben.

Unsere Gemeinde – ein einziges Krankenhaus? Tatsächlich zählen zu uns überdurchschnittlich viele, die nicht zur Elite gehören. Es gibt wahrscheinlich auch keine andere Institution, die so viele seelisch Kranke anzieht, wie die Gemeinde Jesu. Ich höre darüber manchmal ein Stöhnen: „Unsere ganze Gemeinde – ein einziges Krankenhaus.“ Bibelkenner verwundert das nicht, schreibt doch Paulus: „Gott will sich in den Schwachen als stark erweisen“ (1. Korinther 1,27). Gäbe es nur Starke, wofür sollte man dann Gott noch bitten? Und wo wäre dann der Platz für die Schwachen? Wer würde sich denn der seelisch Kranken annehmen – abgesehen von Spezialkliniken?

Wir könnten uns also viel Enttäuschung ersparen ... wenn wir nicht einem Idealbild von Gemeinde folgen, das unbiblisch ist. Im Neuen Testament ist häufig vom Gegenspieler Gottes die Rede, dem Teufel. Sein größter Erfolg ist, dass auch manche Christen glauben, es gäbe ihn gar nicht. Wörtlich übersetzt heißt Teufel: der Durcheinanderwerfer. Seine Hauptaufgabe ist, uns Christen durcheinanderzubringen. Bekommen wir deshalb nicht gleich Panik, wenn es kracht, sondern sehen wir es einmal ganz positiv: Nur da, wo Christen es ernst meinen, ist der Teufel in höchster Aufregung. Nur da wird wahr, was Paulus so beschreibt: „Wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen“ – also mit üblichen menschlichen Auseinandersetzungen –, „sondern mit Mächten und Gewalten“ (Epheser 6,12).

Wir leben als Christen nicht normal Wir leben also als Christen nicht normal – wie die Heiden. Martin Luther sagte einmal: „Wenn wir eine Kirche bauen, baut der Teufel eine Kapelle daneben.“ Mit jedem Bekenntnis zu Christus springen wir dem Teufel ins Gesicht – und er springt zurück und sorgt für Streit. Wir werden nur dann dem Teufel den Sieg vermasseln, wenn wir uns bei Streitthemen fragen: Geht es hier ums Heil oder um Zweitrangiges? Zu den meisten Zerwürfnissen in der Kirchengeschichte kam es jedenfalls nicht, weil es um Himmel oder Hölle ging. Einigkeit gibt es freilich nur dann, wenn allen bewusst wird: Entscheidend ist, dass wir an Jesus als unsern Herrn glauben – nicht ob wir liegend, sitzend oder stehend beten, als Säuglinge oder bereits Glaubende getauft werden oder in einer Landes- oder Freikirche Mitglied sind. In der nächsten Ausgabe kommt zum Abschluss: Kann ich mich eigentlich auf Gott verlassen?

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M E DI E N

SCHÄTZE DES GLAUBENS

Über das Lesen alter Bücher

C. S. Lewis: „Ich erlaube mir zu denken. Essays zu zeitgemäßen und unzeitgemäßen Fragen“, Brunnen-Verlag Basel

GEISTLICHES LEBEN Den Wert alter Bücher betonte Bestseller-Autor C. S. Lewis („Die Chroniken von Narnia“) in einem Essayband von 1982.

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s ist eine gute Regel, sich nach der Lektüre eines neuen Buches nie ein zweites neues zu erlauben, ohne dazwischen ein altes gelesen zu haben. Jedes Zeitalter betrachtet die Welt durch seine eigene Brille. Es hat für bestimmte Wahrheiten einen besonders guten Blick und ist für bestimmte Irrtümer besonders anfällig. Wir alle brauchen darum Bücher, welche die charakteristischen Irrtümer unserer eigenen Zeit korrigieren. Und das heißt alte Bücher. Alle Schriftsteller einer Epoche teilen bis zu einem gewissen Grad die Sicht ihrer Epoche – auch die, welche ihr (wie ich) scheinbar am schärfsten entgegentreten. Wenn ich die Auseinandersetzungen früherer Epochen nachlese, verblüfft mich nichts so sehr wie die Tatsache, dass gewöhnlich beide Seiten viele Dinge ohne Hinterfragen voraussetzten, die wir heute für absolut falsch erklären würden. Sie glaubten, sie stünden sich so entschieden gegenüber, wie zwei Parteien es nur können, dabei stimmten sie in Wirklichkeit die ganze Zeit in einer Unmenge von Punkten heimlich überein – sie waren miteinander eins gegen frühere und

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spätere Epochen. Niemand kann dieser Blindheit ganz entgehen, aber wir fördern sie unweigerlich und schwächen unsere Abwehr, wenn wir nur moderne Bücher lesen. Soweit sie wahr sind, sagen sie uns Wahrheiten, die wir schon halbwegs wussten. Wo sie aber falsch sind, verschlimmern sie den Irrtum, an dem wir ohnehin schon gefährlich kranken. Da gibt es nur ein Heilmittel: Wir dürfen nie aufhören, den klaren, frischen Wind der Jahrhunderte durch unsere Köpfe wehen zu lassen; und das geschieht nur, wenn wir alte Bücher lesen. Nicht, dass in der Vergangenheit alles besser gewesen wäre, gewiss nicht. Die Leute waren damals nicht gescheiter als heute; sie machten genauso viele Fehler wie wir. Aber nicht dieselben Fehler. Sie bestärken uns nicht in den Irrtümern, die wir ohnehin schon begehen; und ihre Irrtümer sind keine Gefahr mehr, da sie ja offen auf der Hand liegen. Zwei Köpfe sind besser als einer; nicht, weil dann sicher einer davon unfehlbar ist, sondern weil es unwahrscheinlich ist, dass sie beide in die gleiche Richtung fehlgehen. P

idea Fernseh- und Hörfunk-Tipps

16. Juli – 5. August

FE R NSE H E N Sonntag, 17. Juli

Sonnabend, 23. Juli

Sonntag, 24. Juli

Sonnabend, 30. Juli

Sonntag, 31. Juli

10.00–10.30 Männer in der Krise? Richard Rohr & Judith Hardegger

ERF1 17.00–17.30 Trauma Abtreibung

9.30–10.15 Ev. Gottesdienst aus der Immanuelkirche Dortmund

ERF1 16.30–17.00 „Vergebung“ mit Kurt Scherer

10.00–10.30 Kind um jeden Preis? Streitfall künstliche Befruchtung

10.00–11.30 Abschlussgottesdienst des 6. Deutschen Chorfestivals

20.15–21.20 Hilferuf aus dem Iran – Dokumentation

10.00–10.30 Die Gottesfürchtigen auf dem Vormarsch in Israel

17.00–17.30 Hof mit Himmel: Lebenswende im Burn-out

10.00–11.30 Das große „Feiert Jesus!“Konzert vom 16.10.2010

SFinfo 17.45–18.15 Traumabewältigung: Airbag für die Seele

ERF1 21.30–22.00 Christen im „Neuen Russland“

ERF1 20.00–21.00 Wartburg-Gespräche über „Die Macht der Medien“

19.00–19.45 Der Verleger Friedrich Hänssler berichtet aus seinem Leben

ERF1 11.00–12.00 Evangelischer Gottesdienst

HÖRFUNK Sonntag, 17. Juli

Donnerstag, 21. Juli

Sonntag, 24. Juli

Donnerstag, 28. Juli

Sonntag, 31. Juli

8.30–9.00 Was macht eigentlich – der Theologe Stephan Pfürtner?

20.00–21.00 Bilanz: Horst Marquardt und Friedemann Hägele

8.30–9.00 Warum die Soziologie die Religion wiederentdeckt

15.05–16.00 d “ „Wir fressen uns zu TTode“: Der Fleisch-Wahnsinn

8.30–9.00 Was macht eigentlich – der Seelsorger Erwin Koller?

9.45–10.00 Ev.-ref. Predigt mit Pfarrerin Pascale Käser-Huber

20.03–21.00 Ein Grenzfall: DDR-Flucht wird zum Familiendrama

9.45–10.00 Ev.-ref. Predigt mit Theologin Luzia Sutter Rehmann

15.30–16.00 Der unbekannte Gott

10.00–11.00 Ev. Gottesdienst aus Hausen

10.00–11.00 Ev.-luth. Gottesdienst

22.00–22.30 A-Cappella-Festival Leipzig

10.00–11.00 Ev.-Freikirchl. Gottesdienst

20.00–21.00 Bilanz: Horst Marquardt interviewt Roland Auerswald

21.30–22.00 Wohin mit meinen Zweifeln? Kabarettist Torsten Hebel

Wer reagieren möchte, kann dies unter folgenden Rufnummern tun: ARD: 089/5900-3344 | Bibel.TV: 040/4450660 | Das Vierte: 0180/5843783 Deutschlandfunk und Deutschlandradio: 0221/345-1831 | DRS 2: (0)848/808080 | ERF: 06441/957-0 | HR (TV): 069/1555111 | Kabel 1: 0180/5011150 KiKa: 0180/2151514 | Luth. Stunde: 04264/2436 | MDR: 0341/300-5401 | NDR: 0511/988-2393 | Phoenix: 0180/28213 | RBB: 030/97993-2171 SF 2: (0)62/2059050 | SR 2: (0)681/6022222 | SWR: 07221/929-0 | WDR (Radio): 0221/5678-333 | WDR (TV): 0221/5678888 | ZDF: 06131/7012164

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Ein Tabu: Satanismus SATANISMUS An über 80 Stellen spricht die Bibel vom Teufel oder Satan. Doch im Gemeindealltag wird er meist ausgeklammert. Anders in den Medien: Immer wieder gibt es schockierende Berichte über Verbrechen von Satansanhängern. Sie reichen von umgestürzten Kreuzen auf Friedhöfen über Entführung und Vergewaltigung bis zu Mord. Die Psychotherapeutin Gerhild Specht kümmert sich um die Opfer von Satanskulten. idea-Redakteur Klaus Rösler stellt ihre Arbeit vor. Nein, Angst hat sie nicht, beteuert Gerhild Specht aus Meschede im Osten Nordrhein-Westfalens. Sie ist Psycho- und Traumatherapeutin mit eigener Praxis. Die evangelische Christin stieß dabei auf ein Thema, das sie sich nicht gesucht hat: Sie wurde zur Seelsorgerin und Therapeutin von Menschen, die in Satanssekten und Kinderpornoringen misshandelt wurden. Dort waren sie dem Teufel leibhaftig begegnet – meist schon als kleine Kinder – und dabei krank geworden.

Fotos: Specht/Ulrich Bock; Ritual/VISUM/Henner Frankenfeld

Wie im Horrorfilm Was sie berichtet, ist so ungeheuerlich, dass man es nicht aufschreiben möchte. Denn das, was sie schildert, könnte auch aus einem Horrorfilm stammen. Es geht um Leichenfledderei, Entführung, Vergewaltigung, Blutopfer, Mord und Kannibalismus. „Aber genau das will der Teufel, der Vater der Lüge, dass es tabu bleibt“, sagt sie und macht Mut, doch niederzuschreiben, was sie zu erzählen hat. Ihr geht es darum, die Machenschaften der Anhänger der rituellen – oft satanisch motivierten – Gewalt aufzudecken, um weiteren Missbrauch zu verhindern. Das ist für sie auch ein geistlicher Kampf. Deshalb hat sie einen 30-köpfigen Unterstützerkreis hinter sich, der für sie betet – auch für das Gespräch in der idea-Redaktion in Wetzlar und für gute Auswirkungen dieses Beitrages. Sie weiß: Christen stehen auf der Seite des Siegers, Jesus Christus. Er hat den Tod und auch den Teufel längst besiegt. Das sagt sie und strahlt dabei eine ruhige Gelassenheit aus. Seit 1995

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arbeitet sie mit Betroffenen. Nachdem sich bei den ersten Patienten Anzeichen satanischer Gewalt gezeigt hätten, habe sich eine Lawine gelöst. Immer öfter sei bei den Patienten, die aus ganz Deutschland zu ihr ins Sauerland kamen, das Grauen zum Vorschein gekommen – wobei sie vordergründig unter Ängsten, Süchten und Depressionen litten. Alle hatten sich schon aus den Fängen der Teufelsanbeter gelöst. Nachdem Vertrauen aufgebaut war, trauten sie sich nun, über das Entsetzliche zu sprechen – manchmal nur flüsternd. Sie waren bedroht worden, über ihre Erfahrungen zu schweigen. Viele hatten sich auch christlichen Gemeinden angeschlossen, allerdings – so der Eindruck von Gerhild Specht – ohne eine wirkliche Beziehung zu Jesus Christus. Einige hatten sogar einen ausgesprochenen Hass auf Gott, meinten sie doch, der „liebe Gott“ habe sie nicht vor un-

Satanisten bei einem Ritual

menschlichem Leid bewahrt. Sie wollten endlich gesund werden. Therapeuten dürfen nicht über ihre Patienten sprechen. Die Schweigepflicht gilt auch für Gerhild Specht. Deshalb einigen wir uns darauf, dass sie anonym einen Fall schildert, der charakteristisch für alle anderen ist: Ursel ist Lehrerin. Die heute 40-Jährige ist mit Essstörungen zu ihr in die Praxis gekommen. Mit den Kindern in der Schule kommt sie einigermaßen zurecht. Aber sie hat entsetzliche Angst. Jeden Tag steht sie Todesängste aus. Was war passiert?

Wenn die Großeltern den Teufel anbeten Ursel ist bereits als kleines Kind missbraucht worden. Es folgt ein jahrelanges Martyrium. Ihre Mutter ist mit der Erziehung überfordert und bringt sie deshalb zu den Großeltern. Sie sollen sich um die Zweijährige kümmern. Doch beide sind aktive Satanisten. Sie


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DONNERSTAG, T 07. JULI 2011, 17:28 UHR

NEWSTICKER

Satanisten-Mörder bleibt in Haft Bochum - Der Satanisten-Mörder von Witten bleibt auch zehn Jahre nach der T Tat weiter in Haft. Wie das Landgericht Bochum (NRW) mitteilte, wurde ein Antrag des heute 36-jährigen Mannes auf vorzeitige Haftentlassung abgelehnt.

verehren den Teufel und wollen Macht über andere Menschen besitzen. Sie treffen sich zu geheimen Riten. Dazu haben sie unter ihrem Haus eine Tempelanlage angelegt – Folterkammern inklusive. Die Anlage befindet sich gleich neben dem Friedhof. Da werden Leichen ausgegraben, ihnen die Haut abgezogen und zum Transport ins Ausland vorbereitet. Ursel wird Zeugin, wie in der Anlage Menschen bei Teufelsbeschwörungen getötet werden, wie ihr Blut fließt und getrunken wird. In der polizeilichen Statistik heißt es dann, diese Menschen seien vermisst oder die Mordfälle hätten nicht aufgeklärt werden können. Bei den Feierlichkeiten tragen die Männer nur Roben. Und sie missbrauchen Ursel sexuell – schon als Kleinkind. Sie drohen ihr, ja nichts zu erzählen. Die Mutter interessiert sich ohnehin nicht für sie.

Ein Kind getötet, drei abgetrieben Beim Vater sucht sie Nähe und Geborgenheit. Doch der missbraucht sie ebenfalls sexuell. Viermal wird sie schwanger, ein Kind wird geboren und getötet, drei werden abgetrieben. Erst mit 18 Jahren kann sie sich aus den Fängen der Familie und damit der Satanisten lösen. Obwohl sie aufgrund dieser Erlebnisse schwer gestört ist, schafft sie den Schulabschluss und auch das Studium. Nach und nach kommt im Gespräch mit Gerhild Specht die schreckliche Tragödie von Ursels Kindheit ans Licht. Ihren Großeltern kann sie nicht ins Gesicht blicken. Tut sie es doch, sieht sie dort Teufelsfratzen. Sie ist unendlich traurig darüber, dass sie keine Familie hat. Sie weiß: Sie ist anders, aber sie weiß nicht, warum. Sie sehnt sich nach einem Partner, einem Ehemann, aber hat doch zugleich Angst

(siehe dazu Seite 23 Mitte)

vor einer Beziehung, auch vor Berührungen. Ihre seelischen Schmerzen nimmt sie auch körperlich wahr: „Es ist, als wenn 1.000 Nadeln in mich hineingesteckt werden.“ Im Laufe ihres Lebens hat sie viele Süchte entwickelt: Magersucht, Drogensucht, Kaufsucht und als Ausgleich die Sucht nach Askese und Enthaltsamkeit. Auch Freunde dürfen ihr nicht zu nahekommen. Sie hat Angst davor, dass etwas passiert. Dass sie wieder zum Opfer wird.

Selbst Pfarrer können Satanisten sein Gerhild Specht erzählt von anderen Fällen, wo selbst Pfarrer in Satanistenkreisen verkehren. Sie öffnen ihre Kirchen zu spektakulären Satansmessen, in deren Verlauf bereits 10-jährige Mädchen dem Teufel auf dem Altar geweiht werden. Sie sollen ihm als Priesterinnen dienen. Die Patientinnen berichten Gerhild Specht übereinstimmend, dass dann, wenn der Teufel angerufen wird, so etwas wie ein Licht zu sehen ist. Es folgt dann wieder eine rituelle Vergewaltigung. Die Täter gehören allen sozialen Schichten an – vom Akademiker bis zum Hilfsarbeiter. Auch Richter, Ärzte und Polizisten sollen mit dabei sein. Manchmal werden die Mädchen nach einer solchen Orgie einfach auf den Stufen des Altars sich selbst überlassen, manchmal werden sie auch beinahe zärtlich von einer erfahrenen Satanspriesterin gebadet. Wie kann man nach solchen Erfahrungen weiterleben? Gar nicht, weiß die Seelsorgerin zu berichten. Sie brauchen professionelle Hilfe. Gerhild Specht bietet Einzelgespräche und Gruppensitzungen an. Vielen Betroffenen hat sie helfen können. Dabei hat sie auch sehr ermutigende Erfahrungen gemacht. Weil in der Gruppensit-

zung die Patienten füreinander beten, erlebte sie es immer wieder, dass Patienten, die zuvor keine Christen waren, zum Glauben an Jesus Christus gekommen sind. Zugleich warnt sie vor überzogenen Erwartungen. Wer jahrelang misshandelt wurde, wird nicht sofort heil. Wenn Jesus Christus sagt „Ich mache alles neu“ (Offenbarung 21,5), dann beschreibe dies auch einen Prozess. Ihre Patientin Ursel ist seit längerer Zeit in Behandlung. Und sie kommt immer besser mit dem Leben zurecht. Sie hat wieder Boden unter den Füßen gefunden. Um den Betroffenen noch besser helfen zu können, hat Gerhild Specht gemeinsam mit Freunden 1993 den Verein „Brunnenhof - Lebenszeichen“ gegründet. Sie hatten gehofft, dass der Verein, der unter dem Motto „Heil – Heiligung - Heilung“ tätig ist, im großen Stil über satanische Gewalt in Deutschland informieren und auch ein Beratungshaus aufbauen kann, in dem die Opfer während der Zeit ihrer Therapie sicher leben können. Diese Hoffnung ist bislang nicht aufgegangen. Es fehlt das Geld.

Und was macht die Polizei? Eine heikle Frage wird im Gespräch nicht ausgeklammert. Gibt es Beweise dafür, dass das, was in der Therapie hochkommt, auch tatsächlich passiert ist? Oder haben sich die Patienten manches nur ausgedacht? Für Gerhild Specht steht es zweifelsfrei fest, dass ihre Patienten aus der Wirklichkeit berichten. Denn ihr Leiden sei schließlich auch real. Sie räumt ein, dass sie gerne die Großeltern von Ursel auf das unermessliche Leid angesprochen hätte, was sie ihrer Enkelin zugefügt haben. Doch beide sind inzwischen verstorben. Sie sagt: „Was Menschen erfinden, um Säuglinge und Kleinkinder zu foltern, ist so unfassbar, dass es sich ein normaler Mensch nicht vorstellen kann.“ Warum sollten sich Patienten also so etwas ausdenken und ihr Leiden so perfekt spielen? Gerhild Specht: „Für mich geht es hier um ein ganz anderes Phänomen: Einige Kritiker wolideaSpektrum 28.29.2011


SE E L SORG E BE I SATA N I SM US

len das Schreckliche nicht akzeptieren, weil ihnen die Auseinandersetzung damit zu anstrengend und möglicherweise zu schmerzhaft ist. Da ist die Verneinung schon einfacher.“ Auch andere Therapeuten berichten, dass Patienten von ritueller Gewalt erzählen. Doch warum dringt nur so wenig davon an die Öffentlichkeit, obwohl doch Vergewaltigungen und Mord schwer bestraft werden? Weil die Behörden mauern und Täter bis in höchsten Kreisen bei Justiz und Polizei zu fi nden sind, wie manche Therapeuten vermuten?

Was andere Fachleute sagen Auch auf Fachtagungen wird dieses Thema angesprochen, wie etwa 2010 bei der Veranstaltung „Rituelle Gewalt – das Unheimliche unter uns“, die vom Diakonischen Werk der Evangelischen Kirchen Rheinland, Westfalen und Lippe gemeinsam mit der Hauptabteilung Seelsorge des Bischöflichen Generalvikariates Münster organisiert worden ist. Dort wurde darauf hingewiesen, dass schon 1998 die Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages „Sogenannte Sekten und Psychogruppen“ festgestellt hat, dass es eine große Lücke gibt zwischen den vielen Berichten der Opfer und der fehlenden polizeilichen Ermittlung. Bei dem Treffen erklärte dann auch ein Fachmann der Polizeihochschule Münster-Hiltrup, dass es letztlich keine belastbaren Aussagen zum Dunkelfeld satanischer Gewalt gibt. Ähnlich ist die Tendenz auch bei der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW), einer Einrichtung der Evangelischen Kirche in Deutschland. EZW-Referentin Claudia Knepper sagte idea auf Anfrage: „Das gibt es häufig, dass Therapeuten von ritueller Gewalt berichten – aber die Polizei sagt: Wir finden nichts.“ Andererseits brächten die Patienten ein tatsächliches Leid zum Ausdruck. Die Theologin vermutet, dass manche Opfer nach Missbrauchserfahrungen in der Familie satanistische Motive suchten, um so ihr starkes Leiden zum Ausdruck zu bringen. Nach einer in der ideaSpektrum 28.29.2011

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Eine Opferzeichnung: Eine Patientin von Gerhild Specht hat gemalt, wie sie als Kind im Bett liegt und der satanische Täter sich ihr nähert. Rechts: Eine Patientin von Gerhild Specht hat in der Therapie ihre Begegnung mit einer Satanspriesterin in einem buntem Kleid gemalt.

Fachzeitschrift „Psychotherapeut“ veröffentlichten Studie werden Therapeuten in ganz Deutschland von über 5 % ihrer Patienten mit dem Thema satanischer Gewalt konfrontiert.

Bekanntgewordener Satanismus Trotz der relativierenden Aussagen der Polizei sorgen immer wieder Einzelfälle für Schlagzeilen: 1993 töten drei Schüler im thüringischen Sondershausen einen 15-Jährigen aus satanistischen Motiven. 2000 bringen im norditalienischen Bistum Como drei junge Frauen in einem satanischen Ritual eine 61-jährige Ordensfrau um. 2001 ermorden zwei Satanisten aus Witten (Ruhrgebiet) einen Arbeitskollegen mit 66 Messerstichen und Hammerschlägen. Vor Gericht geben sie an, dass der Satan sie zu diesem Mord „beauftragt“ habe. Auf ihrer Todesliste befi nden sich 15 weitere Namen, auch die von Christen. Sie werden zu 15 und 13 Jahren Haft verurteilt und in die Psychiatrie eingewiesen. (In Witten hat sich danach ein Arbeitskreis Rituelle Gewalt gebildet, dem auch Gerhild Specht angehört.) 2002 in Neubrandenburg: Ein junges Paar überfällt einen Passanten und verletzt ihn mit Messerstichen. Die 19-jährige Frau nennt sich selbst eine Hexe und gibt als Motiv an, sie habe Menschenblut trinken wollen. 2008 in Russland in der Stadt Jaroslavl, 280 Kilometer nordöstlich von Moskau: Acht Satanisten füllen vier Teenager mit Wodka ab, töten sie in einer Teufelsmesse mit 666 Messerstichen, schneiden die Herzen heraus, kochen sie, um sie zu essen.

10.000 Satanisten in Deutschland In Deutschland sollen 10.000 Menschen Anhänger von Satanskulten sein. Die Bewegung ist nach EZW-Angaben nur schwer einzuordnen. Es gebe den eher spontan auftretenden Jugendsatanismus, dann den „Privatsatanismus“, bei dem es vor allem um das Ausleben von sexuell-perversen Fantasien geht sowie den virtuellen Satanismus, hinter dem oft nur die Fantasie des jeweiligen Inhabers der Internetseite stehe; schließlich – und er ist besonders gefährlich – fi ndet sich ein organisierter Satanismus. Gerhild Specht warnt davor, leichtfertig mit dem Teufel umzugehen. Sie verweist auf Paulus, der im Brief an die Epheser schreibt: „Wir haben nicht mit Fleisch oder Blut zu kämpfen, sondern mit Fürsten und Gewaltigen, nämlich mit den Herren dieser Welt, die in der Finsternis dieser Welt herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel“ (6,12). Zu Panik sieht sie deshalb keinen Anlass, da Christus stärker sei als der Satan. Zugleich rät sie, wachsam zu sein. Rituell bzw. satanisch misshandelte Kinder fallen auf: Sie sind introvertiert, ängstlich und zurückgezogen. Häufig leiden sie unter Essstörungen. Mitunter sprechen sie auch mit einer verzerrten Stimme. Wer solche Beobachtungen macht, so ihr Rat, sollte nicht zögern und Eltern, Schulen und die Behörden informieren. P

b Brunnenhof – Lebenszeichen e.V. Postfach 1464, 59854 Meschede 0291 51444 www.brunnenhof-lebenszeichen.de Volksbank Sauerland eG Konto 230 929 6400, BLZ 46660022


net F O R UM F Ü R JU N G E C H R I S T EN

Drei Monate im Zentrum des Nahostkonflikts

Ein Grenzwall schottet Israel gegen Islam-Terror ab – doch er zerschneidet auch die Dörfer der Palästinenser.

HEILIGES LAND Bethlehem könnte ein idyllisches Städtchen sein – wäre da nicht die rund zehn Meter hohe Mauer im Norden der Stadt. Sie trennt Bethlehem von Israel, liegt der Geburtsort Jesu doch im Westjordanland, das die Israelis seit 44 Jahren besetzt halten. Die Stadt steht damit nicht mehr nur für Krippe und Jesuskind, sondern ist mittlerweile auch Sinnbild des Konfliktes um das Heilige Land. Anja Reumschüssel (27) hat drei Monate lang in Bethlehem gearbeitet. eh nicht dahin, da sind die Araber. Da ist es nicht sicher“, sagt der Mann mit der Kippa auf dem Kopf. Der jüdische Siedler im Westjordanland hält sein Maschinengewehr auf dem Schoß. Ich will aber trotzdem dahin, wo die Araber sind, ich wohne nämlich zurzeit auch dort: in Bethlehem. Das Städtchen ist auf einem Hügel rund zehn Kilometer südlich von Jerusalem gelegen. Hier stehen jahrhundertealte Olivenbäume zwischen modernen Betonhäusern. Schafherden ziehen manchmal über die Hauptstraße und blockieren den Verkehr. Mit netten Sprüchen und gebrochenem Englisch versuchen die Verkäufer der Innenstadt, Touristen in ihre Läden zu locken. Doch es ist eine trügerische Idylle: Bethlehem liegt geografisch genau im Zentrum der Streitigkeiten zwischen Israelis und Palästinensern.

Politische Botschaften an der Mauer Nach dem Sieg Israels gegen die enorme Überzahl seiner Angreifer aus den benachbarten arabischen Staaten im Sechstagekrieg 1967 ist das Westjordanland für Israel als Pufferzone gegen Jordanien von militärischer Bedeutung – und als Land der Vorväter religiös und emotional wichtig. Die Palästinenser hingegen fühlen sich durch die militärische Präsenz Israels eingeschränkt und häufig diskriminiert. Immer wieder kommt es seitdem zu Anschlägen auf Israel. 1987 und 2001 fand jeweils ein palästinensischer Aufstand gegen die israelische Besatzung statt – die Intifada. Nach der zweiten Intifada begann Israel, eine Mauer um das Westjordanland zu bauen, um palästinensische Attentäter aus dem israelischen Kernland fernzuhalten. Ein Zaun zwischen zerstrittenen Nachbarn – das versteht sicher jeder. Doch ein Zaun auf dem Grundstück des Nachbarn – das verstehen sicher die wenigsten. Denn ein Großteil der israelischen Sperranlage verläuft auf palästinensischem Gebiet, schneidet dort einzelne Familien von ihren Dörfern und ganze Dörfer von ihren Feldern ab. In Bethlehem reicht die Mauer zum Teil in die Stadt hinein. Sie ist Symbol dieses Konflikts und gleichzeitig Anziehungspunkt für die Aggressionen vor allem junger Menschen gegen die Juden. Mit Sprühdosen nutzen sie den grauen Beton als Leinwand für politische Botschaften. B e su cht uns au ch au f

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Aber oftmals verschaffen sich palästinensische Jugendliche auch mit Steinen Luft und bewerfen die israelischen Wachtürme entlang der Mauer. Die Soldaten in den Türmen antworten mit Tränengas, Gummigeschossen oder – in seltenen Fällen – auch mit scharfen Schüssen. Dieses Hin und Her aus Aggression und Gegenaggression wirkt beinahe wie ein Ritual, das sich auch wöchentlich nach den muslimischen Freitagsgebeten bei palästinensischen Demonstrationen gegen die Mauer und die Besatzung an verschiedenen Orten im Westjordanland wiederholt.

Bethlehem: Ein Anziehungspunkt für junge Menschen Drei Monate lang habe ich in Bethlehem ein Praktikum bei der Nachrichtenagentur „Palestinian News Network“ (Palästinensisches Nachrichten-Netzwerk) – die auch auf Deutsch berichtet – gemacht. Ich schrieb über Veranstaltungen, Menschen, Organisationen, Staatsbesuche – die Geschichten lagen in Bethlehem auf der Straße, immer passierte irgendwas. Gerade für junge Menschen aus aller Welt ist die Stadt ein Anziehungspunkt. Nicht unbedingt wegen der Geburtskirche in der Mitte der Stadt oder des Toten Meeres, das nur eine Autostunde entfernt liegt – sondern wegen der unzähligen Möglichkeiten, hier aktiv zu werden. Kinder-, Frauen- und andere Hilfsorganisationen, Vereine zur politischen Aufklärung und für die Rechte der Palästinenser gibt es viele in Bethlehem. Und auch bei den wöchentlichen Demonstrationen gegen die israelische Besatzung sind häufig junge Menschen aus aller Welt und auch aus Israel selbst dabei.

Es war unmöglich, nicht über den Konflikt zu reden Mein Aufenthalt im Westjordanland hatte viele Facetten: Da war der Kontakt mit den ganz normalen Menschen. Sie sind herzlich, offen, einladend. Es ist unmöglich, eine Stunde durch die Bethlehemer Innenstadt zu laufen, ohne mindestens einmal zum Teetrinken eingeladen zu werden. Und sobald klar war, dass ich kein Tourist bin, wurden die Gespräche lockerer und interessanter. Dann war es ebenso unmöglich, nicht über den Nahostkonflikt zu reden. Er betrifft jeden. Die meisten Männer waren schon ein-

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Fotos: Mauer/dpa; Übrige/privat

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Links: Eine der allwöchentlichen Demonstrationen gegen die israelische Mauer. Gerade wurden amerikanische Flaggen verbrannt, weil die USA ihr Veto gegen den Baustopp der israelischen Siedlungen im Westjordanland eingelegt hatten. Rechts: Anja Reumschüssel in Bethlehem

mal in einem israelischen Gefängnis, oft in jungen Jahren. Fast jeder hat in diesem ewigen Konflikt schon ein Familienmitglied, Freunde oder Verwandte verloren. Und jeder Palästinenser spürt den Konflikt, sobald er ein Haus bauen oder irgendwohin reisen will. Nach Israel selbst dürfen sowieso nur wenige, aber auch innerhalb des Westjordanlandes gibt es immer wieder israelische Kontrollen. Ich hörte von nächtlichen Verhaftungen, von palästinensischen Familien, die ihre Grundstücke räumen müssen, weil die Mauer dort durchlaufen soll, von Menschen in Ostjerusalem, die ihre Häuser verlassen müssen, weil Israelis darauf Anspruch erheben. Ich sah den geplanten weiteren Verlauf der Mauer nahe Bethlehem, die einzelne Häuser von den Dörfern und ganze Dörfer von ihren Feldern und Olivenhainen abschneiden wird. Es war unmöglich, objektiv zu bleiben, da ich immer wieder mit der einen Seite konfrontiert wurde. Deshalb war ich auch in Israel selbst. Ich habe einen Jerusalemer Stadtteil besucht, dessen Straßen während der zweiten Intifada vom Westjordanland aus beschossen worden waren. Ich war in Sderot, wo immer wieder Raketen aus dem Gazastreifen einschlagen und alle 500 Meter ein Bunker steht. Ich habe einen jüdischen Siedler im Westjordanland besucht, der mir seine Sichtweise des Konflikts erzählte. Das Argument ist immer das gleiche: Gott hat den Juden dieses Land gegeben, sie waren vor den Arabern hier – und sie haben ja den Krieg gewonnen.

Wut und Frust bei palästinensischen Jugendlichen „Habt ihr den Konflikt schon gelöst?“, spotteten meine Freunde manchmal, wenn ich wieder mit jemandem in ein Gespräch über das Thema vertieft war. Während gerade bei palästinensischen Jugendlichen immer wieder Wut über die israelische Besatzung, über Einschränkungen der Reisefreiheit und Perspektivlosigkeit hochkochen, reagieren die meisten Erwachsenen mittlerweile hilflos oder zynisch. Auf der israelischen Seite der Mauer herrschen ebenfalls zwei Extreme: Gleichgültigkeit und Angst. In der Hitze der Partynächte in Tel Aviv oder an den sonnigen Stränden Haifas ist der Konflikt leicht zu vergessen. Aber auch die Besorgnis des jüdischen Siedlers, der mich mitten im Westjordanland vor den Arabern warnt, ist echt. Und sie ist ein Symptom für das grundlegende Misstrauen, das auf beiden Seiten herrscht.

Olivenbäume pflanzen statt Steine werfen Dieses Misstrauen abzubauen, ist nicht einfach. Begegnungen zwischen den Fronten gibt es selten. Wie auch? Palästinenser dürfen höchstens als Arbeiter nach Israel. Israelis haben Angst, ideaSpektrum 28.29.2011

ins Westjordanland zu gehen. Die jüdischen Siedlungen im Westjordanland sind mit Mauern und Checkpoints abgeriegelt. Israelische Autobahnen, auf denen Palästinenser zum Teil nicht fahren dürfen, verbinden die Siedlungen mit dem Kernland. Auch arabische Dörfer in Israel sind abgeschottet. Doch es gibt Lichtblicke: Im Verein „The Parent's Circle“ („Der Elternkreis“) treffen sich Israelis und Palästinenser. Hier sind die Unterschiede überwunden – wegen einer wichtigen Gemeinsamkeit: Alle haben einen Angehörigen in diesem ewigen Konflikt verloren und wollen ihre Landsleute darüber aufklären, dass der Weg zum Frieden nur über Versöhnung führen kann. Dann gibt es da noch die Initiative „Combatants for Peace“ („Kämpfer für den Frieden“) oder die Organisation „Breaking the Silence“ („Das Schweigen brechen“), in denen sich israelische Soldaten engagieren und die Öffentlichkeit über das häufig erniedrigende und gewaltbereite Verhalten der israelischen Armee im Westjordanland aufklären und ein Miteinander statt ein Gegeneinander fordern. Diese Beispiele machen Mut. Es sind nur kleine Schritte, die sie gehen können, aber jeder junge Soldat, der im Westjordanland Palästinenser als Menschen statt als Feinde sieht, jeder palästinensische Jugendliche, der statt Steine auf israelische Soldaten zu werfen Olivenbäume pflanzt, geht einen Schritt in die richtige Richtung. P

was läuft » was kommt » was geht ab » was läuft » was kommt »

Evangelische Kirche sucht Nachwuchsprediger Mit dem Wettbewerb „Jugend predigt“ will das EKD-Zentrum für Predigtkultur Jugendlichen die Chance bieten, eigene Predigtideen zu verwirklichen. Wer zwischen 16 und 20 Jahren alt ist, kann bis 31. August seine Predigt zum Thema „Soll ich meines Bruders Hüter sein“ (Kain und Abel) oder zur Jahreslosung 2011 „Lasst euch nicht vom Bösen überwinden, sondern überwindet das Böse mit dem Guten“ schriftlich oder als Film einreichen. „Wir sind gespannt, wie sich lustvoller und kreativer Umgang mit der Bibel in einer neuen Kanzelsprache niederschlagen wird“, sagt der Bischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers und Vorsitzende der Wettbewerbsjury, Ralf Meister. Die Verfasser der besten zwölf Einsendungen bekommen eine Einladung, mit professionellen Beratern an Predigtsprache und Präsentation zu arbeiten, um die Jury zu überzeugen. Dem Gewinner winken 500 Euro Preisgeld sowie die Möglichkeit, seine Predigt beim Konfitreff zum Reformationstag Ende Oktober in der Lutherstadt Wittenberg vor 500 Jugendlichen zu halten.

b www.predigtzentrum.de


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GE W I N N E N SI E BE I M …

… großen idea-Sommerrätsel 2011!

Senden Sie die Lösung bitte per Postkarte, Fax oder E-Mail an: idea, „Rätsel“, Postfach 1820, D-35528 Wetzlar. Fax: 06441 915-118 E-Mail: idea@idea.de, Betreff: Rätsel. Einsendeschluss: 10. August. Unter den richtigen Einsendern werden verlost:

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Zusätzlich werden 3 Bücher der neuen Ausgabe „Bibelrätsel” von Hanno Nell verlost:

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Die Namen der Gewinner werden in Spektrum Nr. 34/2011 veröffentlicht. ideaSpektrum 28/29.2011


DI E K LE I N E K A NZ E L

» Jesus sprach: Wer Ohren hat zu hören, der höre! «

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Friedrich Zahn ist Pastor der Freien evangelischen Gemeinde Nürnberg.

Aus dem Markusevangelium 4,9

Fotos: Zahn/privat; Ohr/istockphoto.com

Wer Ohren hat zu hören … Ein Mensch zumeist, wenn er geboren, erhält von Gott einen Satz Ohren, die bei Chinesen, Franken, Sachsen meist rechts und links sind angewachsen.

Seitdem der Mensch zu allen Horen* unendlich viel hat um die Ohren und muss der Mensch (will er was kriegen) den andern in den Ohren liegen.

*= Stunden

Gott hat sich das einst so gedacht, dass alles, was dem Mensch er sagt, wird gut empfangen – ohne Scherz und dringt von da bis in sein Herz.

Er wird auf seinen Lebensauen nicht selten übers Ohr gehauen, muss täglich nun, zu seinem Schrecken, bis über beide Ohr´n in Arbeit stecken.

Warum hat unsre Sprache wohl geboren so viele Worte über Ohren? Warum sagt Jesus mit Beschwören: Höre, wer Ohren hat zu hören?

Jedoch schon erster Mose drei ist das dem Menschen einerlei. Er schaltet sein Gehör auf AUS, so geht es links hinein, und rechts heraus.

Menschen, die frech und ungezogen, werden die Ohren lang gezogen. Wer gar nicht zuhört, was von Nutzen, sagt man, er soll die Ohren putzen.

Spitz Deine Ohren, das ist Gottes Wille, hör auf sein Wort und werde stille. Da staunt sogar der Himmelchor wenn ein Mensch wird für Gott ganz Ohr.

Ja, auch ich abonniere idea Spektrum Impuls-Abo 12 Ausgaben für nur Fr. 25.– Jahres-Abo für Fr. 2.96 pro Ausgabe oder Fr. 145.– pro Jahr Halbjahres-Abo für Fr. 3.01 pro Ausgabe oder Fr. 77.– pro Jahr Geschenk-Abo für Fr. 2.96 pro Ausgabe oder Fr. 145.– pro Jahr Abo 66 für Rentner nur Fr. 2.39 pro Ausgabe oder Fr. 117.– pro Jahr Studenten-Abo für nur Fr. 1.48 pro Ausgabe oder Fr. 72.50 pro Jahr (Alle Preise inkl. Portokosten. Das Abonnement ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar.)

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ideaSpektrum 28.29.2011

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PORTRÄT Heimreise aus dem Urlaub in Spanien – ohne Kaleb SOMMER 2010 Ein schöner Spanienurlaub mit Sonne, Meer und Sandstrand – dass hier der Tod lauert, hätte Familie Kuhn nie gedacht. Doch auf dem Heimweg war ihr ältester Sohn nicht mehr mit dabei. Von Esther Reutimann

Das letzte Familienfoto am Vorabend des Unfalls

„Wer zuerst durchkriecht“ – und dann brach die Röhre

Wie eine Botschaft von Gott

Alle vier Kinder gingen am frühen Nachmittag am Strand spielen. Kaleb und Jim bauten einen tollen Sandtunnel, nur wenige Meter neben der Strandbar. Als er fertig ist, verkündet Kaleb: „Wer zuerst durchkriecht, dem gehört der Tunnel!“ Der neunjährige Jim meldet Bedenken an, doch der große Bruder macht es vor. Doch just als Kaleb mit halbem Körper im Tunnel ist, bricht die Röhre über seinem Kopf zusammen. Sofort buddeln die anderen Kinder den zappelnden Bruder aus. Doch Kaleb ist schon bewusstlos. Die herbeigeeilten Erwachsenen und die Mutter Veronika – sie ist Kinderkrankenschwester – beginnen, Kaleb zu reanimieren. Nach einiger Zeit atmet der Junge wieder, doch er bleibt bewusstlos. Erst nach 40 endlosen Minuten kommt die Ambulanz. Die Sanitäter bemühen sich vergeblich um Kalebs Leben: Kaleb stirbt noch am Strand. Für Familie Kuhn steht die Welt still, obwohl ihnen andere Feriengästen tiefe Solidarität vermitteln. Veronika Kuhn erinnert sich: „Wir wurden von wildfremden Menschen unterstützt, eingeladen, in die Arme genommen und getröstet. Es entstand ein Miteinander, wie wir es noch nie erlebt hatten. Daheim in der Schweiz haben viele Menschen für uns gebetet; dadurch fühlten wir uns unglaublich getragen.“

Familie Kuhn hat rund um dieses schwere Ereignis Ungewöhnliches erlebt. Am Vormittag des Unfalltages beispielsweise hatte Kaleb die Idee, mit Jim am Strand einen Grabstein aus Sand zu bauen. Lisa erzählte am Morgen des Unfalltages, was sie nachts geträumt hatte: Kaleb habe in einem Wettbewerb eine schöne Villa gewonnen und sei deshalb von der Familie weggezogen. Vater Alex’ Ferienlektüre handelte von einem Mann, der seinen Sohn verloren hatte. Und in der Nacht nach dem Unfall träumte Jael, sie seien als ganze Familie im Himmel gewesen und hätten Kaleb gesehen, dem es dort sehr gut ging. Dann mussten sie alle wieder zurück auf die Erde – nur Kaleb blieb im Himmel. „Gerade diese Erlebnisse rund um das Sterben von Kaleb haben mich und die ganze Familie tief getröstet“, sagt Veronika Kuhn. „Sie waren wie eine Botschaft von Gott, dass er alles unter Kontrolle hat. Er hat uns nicht verlassen, sondern Kaleb zu sich gerufen.“ Vater Alex blickt auf dieses Jahr zurück: „Nach einem solchen Ereignis ist man nicht mehr der Gleiche wie vorher. Ich musste meine Beziehung zu Gott überdenken und die Prioritäten in meinem Leben neu setzen. Es wird immer wehtun, es ist ein tiefer Schmerz, den wir stets ins uns spüren – doch wir sind darin von Gott getragen!“ P

Foto: privat

Im Juli 2010 reist Familie Kuhn aus dem schweizerischen Winterthur mit Lisa (14), Kaleb (12), Jim (9) und Jael (5) in den Urlaub nach Spanien. Auf einem Campingplatz haben sie ein kleines Häuschen gemietet, direkt am Strand. Sie erleben als Familie zehn unbeschwerte Tage mit vielen schönen Erlebnissen – bis zum Freitag der zweiten Urlaubswoche.

DAS WORT DER WOCHE » In einem Berliner Antiquariat lagen neue Bücherstapel. Ganz unten in einer dreckigen Ecke ein schwarzer Rücken mit Kreuz. Ich konnte die Bibel da nicht liegen lassen. Die Heilige Schrift auf dem Fußboden, das tat fast körperlich weh. Ich habe sie aufgehoben, saubergewischt und gekauft. Bei mir soll sie es besser haben.« Die Kulturbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Petra Bahr (Berlin), in der Wochenzeitung „Die Zeit“ ideaSpektrum 28.29.2011


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