Idea Spektrum Schweiz

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33 17. August 2011

Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt

www.ideaschweiz.ch

Studentin Sandrine Chanson und Dozent Beat Spirgi über christliche Überzeugungen an unsern Schulen 7 Marianne Streiff: EVP-Politikerin

15 «HolzBauWelt»: Bibellesebund mit

9 «Samba Shine Jesus»: Warum

22 Benedikt XVI. in Deutschland:

14 10 000 Holzmodelle: Brücken

26 Shelter Now: Vor zehn Jahren nahm

es Christen an die Street-Parade zog

zwischen Gott und den Menschen

neuem Projekt und 60 000 Klötzchen

Durch den Jugendkongress an Silvester 2011.

Was Protestanten vom Papst erwarten die Taliban vier Mitarbeiter gefangen

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G RÜ E Z I

Lob den frommen Lehrern Keine zwei Jahre her, da erhoben rührige Medienleute, Sektenspezialisten und andere Meinungsförderer den Mahnfinger: An den Pädagogischen Hochschulen (PH) tummeln sich immer mehr evangelikale Studenten. Sie unterwandern mit ihren religiösen Überzeugungen die Bildungszentren und gefährden mit ihrem fundamentalistischen Gedankengut die aufgeklärte Gesellschaft. Sie drängen scharenweise in die Schulzimmer und indoktrinieren unsern Nachwuchs… Es stimmt: An den PH’s studieren viele fromme Leute. In Bern haben 15 Prozent der Studenten eine «absolute Glaubensgewissheit». Am Institut NMS, in der christlich-pietistischen Tradition stehend und der PH Bern angeschlossen, sind es gar 34 Prozent. Das ergibt eine aktuelle soziologische Studie. Sie unterscheidet zwei Typen von Frommen. Die einen stammen aus Familien, die seit Generationen einer kirchlichen Gemeinschaft angehören. Sie respektieren die Neutralität der Schule und lassen sich intellektuell herausfordern. Bei der zweiten, viel kleineren Gruppe hat die religiöse Praxis «jugendkulturellen Lifestyl-Charakter». Sie stellen ihren Glauben offen zur Schau und treten gerne missionarisch auf. Eine gefährliche Entwicklung? Es stimmt offensichtlich nicht: Fromme PH-Studenten sind kein Problem. Jedenfalls in Bern nicht. Wir haben uns mit zwei Betroffenen unterhalten: Dozent Beat Spirgi und Studentin Sandrine Chanson. (Seite 4) Probleme

mit den Frommen und für die Frommen an der Berner PH? «Überhaupt nicht!», betont Sandrine. «Ich habe es nur über die Medien gemerkt: Aha, wir haben an unserer PH ja ein Problem!» Im Gegenteil, das Klima sei von Offenheit und Toleranz geprägt, stellt der Dozent fest. In der «Berner Zeitung» bestätigt der zuständige Abteilungsleiter in der Erziehungsdirektion, ihm seien keine Lehrpersonen bekannt, «die religiös nicht mehr neutral unterrichten würden». So heiss, wie die «fromme Suppe» in etlichen Medien gekocht wurde, ist sie also bei weitem nicht. Positiv jedenfalls, dass sich so viele junge Christen für den Schuldienst interessieren. Für eine enorm wichtige, anspruchsvolle Aufgabe! Der Glaube an Gott ist doch kein Berufsrisiko, sondern eine unschätzbare Quelle der Kraft und der Hoffnung. Eine einzigartige Voraussetzung gerade für die Lehrperson. Wer so im Blickfeld der Öffentlichkeit steht, soll seine Haltung und seinen Auftritt freilich immer wieder überdenken. Dabei ist es ratsam, von einem grossen und frommen Lehrer zu lernen. Paulus fordert in Kolosser 4,5–6: «Verhaltet euch klug und besonnen denen gegenüber, die keine Christen sind. Redet mit jedem Menschen freundlich, aber scheut euch nicht, die Wahrheit zu sagen.» Zu viele fromme Lehrer? Wir können gar nie genug Lehrer haben, die klug, klar, wahr und respektvoll auftreten. Schlagzeilen brauchen sie weniger zu kümmern. Wichtiger sind die Segensspuren, die sie hinterlassen.

BIBLISCH Ein Lieblingsbibelwort von Peter Wild, Mime und Schauspieler, Wollerau SZ:

«Erkennt, dass der Herr Gott ist! Er hat uns gemacht, und nicht wir selbst, zu seinem Volk und zu Schafen seiner Weide.» (Psalm 100,3) «Möchte ich ein Schaf sein? - Schafe sind ja nicht die Stars unter den Tieren. Sie sind Herdentiere, nicht sehr intelligent, bescheiden in ihren Ansprüchen, lassen sich vom Hirtenhund anschnauzen und müssen oft Haare lassen. Und doch werden sie in der Bibel mehr als jedes andere Tier erwähnt. Warum? Es ist ein Tier, das gut zu mir passt! In unserer modernen Welt fühle ich mich oft wie ein Schaf in der Grossstadt. Ich bin überfordert von der Hektik des Alltags, kann auf viele Lebensfragen nur mit einem «Bäää?» antworten, bin verletzlich und schwach! Und da kommt Jesus in diese Situationen hinein und sagt: ‹Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte lässt sein Leben für seine Schafe.› (Johannes 10,11) Wow! Dann bin ich gerne ein Schaf … auf seiner Weide!»

WÖRTLICH «Über den Geruch von Haarspray kann man geteilter Meinung sein. Wenn es um Urin geht, sind sich alle einig. Er stinkt. Auch dieses Jahr hat dieser unangenehme Gestank für den grössten Ärger gesorgt. Zürich roch am Sonntagmorgen wie ein grosses Pissoir.» Denise Marquard, Reporterin, in einem Beitrag über die Zürcher «Street-Parade» im «TagesAnzeiger».

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BR E N N P U N K T

«Überhaupt kein Problem, an der PH fromm zu sein» FROMME LEHRER Für Schweizer Schulen sind Lehrpersonen mit christlicher Überzeugung kein Problem. Das betont

Beat Spirgi, Dozent für Pädagogische Psychologie an der Pädagogischen Hochschule Bern. Und Sandrine Chanson sieht überhaupt kein Problem, als fromme Studentin an ihrer PH zu studieren. Ein Gespräch am Berner «Tatort».

Wenn man diversen Medienberichten glauben will, findet an Ihrer PH eine Unterwanderung durch evangelikale Studierende statt… Beat Spirgi: Gäbe es an der PH

Bern 15 Prozent fromme Studenten, wie dies eine aktuelle soziologische Studie meint, wären dies etwa 300 Studenten. Es ist schwierig, diese Zahlen zu belegen. Wir machen ja beim Eintritt keinen Gesinnungstest. Doch für mich ist es erfreulich, wenn junge Christen mit einer persönlichen Beziehung zu Gott den Mut haben, an einer PH zu studieren. Aber «Unterwanderung» ist ein tendenziöser, bösartiger Ausdruck, der die frommen Studenten diskreditiert. Sandrine Chanson: Es gibt tatsächlich viele fromme Studenten an der PH Bern. In meinem Umfeld sind es sogar mehr als 15 Prozent.

Studentin Sandrine Chanson und Dozent Beat Spirgi sehen es als grossen Vorteil, dass sie aus dem Glauben Kraft schöpfen dürfen.

sehr viele gute Freundschaften, da viele Mitstudenten die gleichen Grundwerte haben. Aber ich verstehe mich auch mit nichtgläubigen Studenten sehr gut. Es

herrscht allgemein ein angenehmes Klima. Beat Spirgi: Ein wichtiger Punkt: Auch von Studenten, von denen ich vermute, dass sie nicht gläubig sind, erfahren wir im Grossen und Ganzen viel Offenheit und Toleranz. Aber es gibt auch einzelne Studenten, die sich extrem aufregen über gewisse Grundüberzeugungen der Frommen. Das zeigte sich zum Beispiel an-

Beat Urs Spirgi

Sandrine Chanson

Jahrgang 1962, verheiratet, Vater von vier erwachsenen Kindern, wohnhaft in Belp BE. Nach der Ausbildung zum Reallehrer einige Jahre Schulpraxis in den Kantonen Aargau und Bern. Studium der Pädagogik, Pädagogische Psychologie und Philosophie an der Universität Bern. Staatsexamen als Lehrer der Erziehungs- und Bildungswissenschaften. Seit über zehn Jahren als Dozent in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung des Kantons Bern tätig. Hobbys: Musik hören und machen, Berg- und Alpinwandern, Schneeschuhtouren, Velotouren, Wein geniessen, historische Romane lesen, mit seiner Frau etwas gemeinsam tun.

Jahrgang 1989, ledig, Belp BE. Besuch des Gymnasiums in Bern. Nach der Matur dreimonatiger Arbeitseinsatz an der YWAM-Base in Los Angeles (Jüngerschafts- und Bibelschule Youth With A Mission). Anschliessend sechsmonatiges Praktikum in der Suchttherapie Bern für suchtmittelabhängige Frauen. Seit 2008 Studium an der Pädagogischen Hochschule Bern am Institut Sekundarstufe 1 mit den Studienfächern Mathematik, Musik und Sport. Seit 2010 feste Anstellung als Stellvertreterin am Oberstufenzentrum Belp. Vorstandsmitglied des Orchestra Giovane, Spartenhauptleiterin Polysport im Turnverein Toffen. Mitglied der EGW Belp. Hobbys: Violine, Klavier, Sport.

15 Prozent fromme Studenten mit einer - wie die Studie festhält «absoluten Glaubensgewissheit»: Was heisst das für Ihre PH? Sandrine: Für mich bedeutet dies

www.phbern.ch/dozierende/beat.spirgi www.uebrigens.ch

Bild: idea/av

lässlich eines internen Podiums vor etwa zwei Jahren.

Welche Überzeugungen haben die Kritiker besonders genervt? Beat Spirgi: Es sind gewisse Hal-

tungen und Aussagen zu den drei «Paradethemen»: Homosexualität, Sex vor der Ehe, Evolutionstheorie. Sie werden von den Gegnern immer wieder als Beweis dafür gebraucht, wie hinterwäldlerisch die Frommen sind. Oft wird auch gesagt, die Frommen würden nicht differenziert denken oder sich der wissenschaftlichen Reflexion verweigern. Leider trifft das manchmal zu. Die Kritiker scheinen aber vor allem zu befürchten, dass die frommen Studierenden in ihrer zukünftigen Tätigkeit ihre Schüler indoktrinieren oder sich weigern, ihren Unterricht an wissenschaftlichen Standards zu orientieren. Sandrine: Man spürt bei den Gegnern immer wieder die Angst, gläubige Lehrkräfte wollten dann im Schulzimmer evangelisieren und die Kinder bekehren.

Von Kritikern heisst es auch, fromme Studenten würden den Glauben mit christlichen Logos öffentlich zur Schau stellen. Sandrine: Es gibt vereinzelt Leute,

die an der PH ein Kreuzchen tra-

gen oder mit einem wwjd-Bändchen herumlaufen – was aber noch lange nicht bedeutet, dass sie dies auch beim Unterrichten tun. Es gibt ja eine Vorschrift, dass man als Lehrperson keine religiösen Symbole tragen darf. Beat Spirgi: Es handelt sich eigentlich um eine Empfehlung des Dachverbands Schweizer Lehrerinnen und Lehrer. Noch vor zwei, drei Jahren gab es zahlreiche Studenten, die T-Shirts mit Aufschriften wie «Erlöst», «Er lebt» oder «Blessed» trugen. Heute kommt das weniger vor. Doch ich möchte auch eine Lanze brechen für diese frommen Studenten. Oft fallen sie an Veranstaltungen mit guten Fragen auf. Sie bringen vielfach einen wichtigen Erfahrungsschatz aus einer Jungschar oder ihrer Arbeit in der Nachhilfe mit. Man spürt ihre Freude, sich für junge Menschen zu engagieren. Persönlich betrachte ich das als grossen Vorteil. Sandrine: Oft fallen die frommen Leute auch gar nicht speziell auf. Angehende Lehrpersonen sind generell engagierte Leute.

Wie stark sind Bibelgruppen an der PH Bern vertreten? Sandrine: Es gibt wohl noch Bi-

belgruppen, aber sie haben kaum noch Teilnehmer. Das hängt damit zusammen, dass die meisten Frommen ihren Hauskreis und ihre Gemeinde haben und sich da zu Hause fühlen. Es gibt auch einige PH-Studenten, die an der Uni eine Bibelgruppe besuchen. Beat Spirgi: Es haben nicht alle Frommen die gleiche Affinität zu den Vereinigten Bibelgruppen. Gläubige Studenten treffen sich heute vielfach in andern Gruppierungen.

Wie schwierig ist es heute, an Ihrer PH fromm zu sein? Sandrine: Das ist überhaupt kein

Problem! Ich habe erst über die Medien gemerkt: Aha, wir haben an unserer PH ein Problem mit frommen Studenten! Beat Spirgi: Das Problem wurde durch die Medien herbeigeschrieidea Spektrum 33.2011


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ben. Sie haben die These von einzelnen Kritikern, Fromme würden die PH unterwandern, aufgegriffen und aufgeblasen. Soziologen haben das Thema bereitwillig aufgenommen und sprechen nun davon, an der PH Bern gebe es «Irritationen». Diese sollten aber nicht zum Problem hochstilisiert werden. Lehrerinnen und Lehrer mit christlicher Überzeugung sind kein Problem für Schweizer Schulen!

Dann gibt es auch keine Probleme mit frommen Studenten? Beat Spirgi: Es gibt halt verschiede-

ne fromme Studenten. Die vorhin erwähnte Studie des Nationalen Forschungsprogramms 58 hat ja zwei Typen ausgemacht. Problematisch – auch für mich persönlich – ist jener Typ mit Ressentiments gegen wissenschaftliche Denkweisen, der sich der Reflexion verweigert oder Schule als Missionsfeld definiert. Aber das sind wenige. Sie treten ganz pointiert auf und werden darum gesehen. An sie appelliere ich einfach: Seid nicht so radikal und entwickelt Bereitschaft, eure Überzeugungen selbstkritisch und auf dem Hintergrund professioneller Standards zu reflektieren.

Und ein frommer Dozent wie Sie stellt offenbar kein Problem dar? Beat Spirgi: Ich empfinde das Ge-

genteil. Ich bin für einzelne Studierende ab und zu Ansprechperson, wenn sie gerne einmal über Fragen zum Christsein reden. Tatsache ist auch, dass ich einen harten Job mit einigem Druck habe. Es ist ein grosser Vorteil, wenn man dann aus dem Glauben Kraft schöpfen kann.

So ist Ihnen der Glaube in Ihrem Dozenten- und Studentenalltag eine Hilfe? Sandrine: Ich wage zu behaupten, Reklame

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dass ich das Studium auch ohne Glaube problemlos bewältigen könnte. Doch der Glaube macht mein Leben reicher. Er gibt mir Sinn fürs Leben und auch fürs Studium. Wenn irgendwo Probleme auftauchen, weiss ich, dass Gott noch grösser ist. Der Glaube hilft mir auch, meine Mitmenschen mit andern Augen zu sehen. Beat Spirgi: Der Dozentenalltag ist manchmal sehr anstrengend und auch mit vielen Unsicherheiten behaftet. Ich bin froh, dass ich mein Päckli, meine Unvollkommenheit und mein Versagen, immer wieder bei Gott abgeben kann. Bevor ich in meinen Lehrraum komme, bete ich oft für das bevorstehende Seminar und die Besucher. Ich möchte authentisch und sensibel sein für das, was geschieht. Der Glaube und das Gebet sind mir eine grosse Kraftquelle. Doch das Christsein

«Bevor ich in meinen Lehrraum komme, bete ich oft für das bevorstehende Seminar und die Besucher.» Beat Spirgi, Dozent ist heute eine grosse Herausforderung, in einem akademischen Umfeld sowieso. Ich muss auch argumentieren können.

Gibt es in unserm Land Anzeichen einer Christenverfolgung, wie von etlichen Christen befürchtet? Beat Spirgi: Vor zehn Jahren gab es

eine Broschüre «Schule auf christlicher Grundlage?». Da war der christliche Glaube in der öffentlichen Diskussion durchaus noch ein Thema. Noch vor vier Jahren sagte der Dachverband Schweizer Lehrerinnen und Lehrer in einem Positionspapier, Bildung könne nicht sachlich-neutral sein. Die Vermittlung von christlichen Werten gehöre zum Bildungsauftrag. Heute jedoch hört man Forderungen, der christliche Glaube sei aus dem öffentlichen Raum zu verbannen. Religion wird strikt in den privaten Rahmen versetzt. Wenn sich dieser Trend fortsetzt, könnten wir Christen bald einmal Probleme bekommen. Sandrine: Ehrlich gesagt, ich lese gar keine Artikel mehr, in denen

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VBG: Stigmatisierendes Bild verstärkt Hintergrund für das Gespräch mit einem Dozenten und einer Studentin der PH Bern war die Studie «Lehrerausbildung – zwischen Beruf und Berufung?» des Nationalen Forschungsprogramms. Sie ging der Frage nach, ob der Generalverdacht zutreffe, dass gläubige PH-Studierende ihren Glauben missionierend in ihr pädagogisches Handeln einfliessen lassen. Durch Begriffe wie ‹absolute Glaubensgewissheit›, ‹unbeirrbarer Glaube› und ‹streng gläubig› entstehe eine falsche Vorstellung des Glaubens, meinen die Vereinigten Bibelgruppen (VBG) in einer Stellungnahme. Diese Begriffe verstärkten ein ‹stigmatisierendes Bild› der ‹gläubigen Studierenden›. Dass gläubige Menschen in Verbundenheit mit Gott leben wollten, sei nicht nur ein ‹Berufsrisiko›, sondern auch eine Ressource, da zum Beispiel Erfah-

rungen des Leidens und Scheiterns von einem christlichen Welt- und Menschenbild zum Leben gehörten und durch die Glaubenspraxis verarbeitet werden könnten. Der Glaube an einen gütigen Gott schenke auch Zuversicht im Umgang mit schwierigen Jugendlichen und könne die Freude am Unterrichten verstärken. «Wir leben in einer pluralistischen Gesellschaft, in der verschiedene Werte und Weltdeutungen miteinander im Konflikt stehen», schreiben die VBG. Die Frage der Religion sei dabei eine der Kernfragen, wie die Studie als Ganzes deutlich mache. «Einen lebens- und lernförderlichen Umgang mit Religion erwerben wir als Gesellschaft am ehesten dann, wenn wir im Diskurs auch das Verbindende suchen, die eigene Haltung kritisch reflektieren und diese in die öffentliche Diskussion einbringen.»

Christen kritisiert werden. Wenn es einmal keine gläubigen Lehrer mehr geben darf, dann hat die Gesellschaft ein Problem, weil es dann noch weniger Lehrer gibt.

Sandrine: In den Diskussionen mit andern Studenten geht es mehr um Fragen aus dem Alltag, um Lebensweisheiten auch. Doch wenn ich auf die Positionen von Jesus angesprochen werde, dann schwäche ich sie nicht ab. Beat Spirgi: Es gehört zum Sprachcode der Frommen, wie sie bekennen, dass sie sich einem religiösen Konzept verpflichtet wissen, das Absolutheitsansprüche stellt. In einem persönlichen Gespräch kann mein Bekenntnis durchaus in diese Richtung gehen. Doch als Dozent habe ich eine andere Aufgabe. Dennoch ist es mir auch darin wichtig, Wissen und Glauben nicht als zwei völlig unterschiedliche Bereiche zu verstehen.

Führen die kritischen Berichte zu einer gewissen Verunsicherung unter gläubigen Studenten? Beat Spirgi: Fromme Studenten

überlegen sich hoffentlich noch mehr, wie sie ihre Überzeugungen so artikulieren, dass sie nicht in die Fundi-Ecke gedrängt werden. Christen müssen sich immer wieder Gedanken machen über ihre Reflexionsbereitschaft. Sandrine: Ich denke, dass sich viele fromme Studenten überlegen, wie sie mit ihrem Glauben auftreten und sich in radikalen Fragen ausdrücken sollen. Wer zu radikal wirkt, eckt an. Es bringt niemandem etwas, wenn ich meine Überzeugungen einfach auf den Tisch haue. Die Toleranz, die wir von Nichtchristen erwarten, müssen wir auch selber leben. Beat Spirgi: Der Sprachcode ist wichtig: Wann, in welcher Art und in welcher Menge sage ich etwas? Dies nicht aus Verunsicherung oder Taktik, sondern aus Weisheit, damit wir als Dialogpartner ernst genommen werden.

«Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben»: Wie gehen Sie mit den radikalen Positionen von Jesus um?

Was bedeutet der Missionsbefehl von Jesus für Sie als Lehrperson? Beat Spirgi: Gott meint jeden Men-

schen, das glaube ich. Doch er lässt dem Menschen auch die Freiheit, selber zu entscheiden. Ich bin nicht Missionar, das ist nicht mein Selbstverständnis. Doch ich lebe meine Überzeugungen, und ich rede auch davon, wenn sich eine Gelegenheit ergibt. Sandrine: Seit ich ein kleines Kind war, trage ich den Glauben an Gott in mir. Ich vertraue darauf, dass dies im Alltag und an meinem Leben sichtbar wird. Und wenn sich ein Gespräch über den Glauben ergibt, schweige ich natürlich nicht. Fortsetzung Seite 7


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PODIUM

Fortsetzung von Seite 5

Was werden Sie als fromme Lehrkraft im Schulzimmer unterlassen? Sandrine: Ich werde nicht evange-

So Gott will…

lisieren. Aber ich werde meinen Glauben als Lehrerin so zu leben versuchen, wie es Gott gefällt.

Werden Sie mit den Schülern auch beten? Sandrine: Nein, das darf ich nicht. Beat Spirgi: Man darf die Schüler religiös nicht beeinflussen, darf sie nicht in Gewissenskonflikte stürzen, darf sich nicht abfällig über andere Orientierungen äussern. Doch man darf christliche Werte vorleben und mit mündigen Schülern auch über die eigene Spiritualität reden.

Und wenn Schüler Fragen zu Jesus oder zum Heiligen Geist stellen? Beat Spirgi: Ich würde dies als

Möglichkeit sehen, um etwas von meinen Überzeugungen zu sagen – unter Berücksichtigung der eben genannten Voraussetzungen. Sandrine: Ich würde mit dem gesunden Menschenverstand reagieren. Je nach Situation und Motivation der Schüler würde ich auf die Frage eingehen.

Sie erleben ein Klima der Offenheit und Toleranz: Sandrine Chanson und Beat Spirgi vor der Pädagogischen Hochschule in Bern.

wird, dürfen wir den Vorrang der christlichen Religion auch nicht vorschnell über Bord kippen.

dass gläubige Lehrer fertiggemacht werden. Ausser Gott gäbe mir einen speziellen Auftrag…

Wie beurteilen Sie das Engagement des Evangelischen Kirchenrates, der Bischofskonferenz und freikirchlicher Gremien in der Diskussion um fromme Lehrer? Beat Spirgi: Die Frage ist sehr be-

Welche Botschaft möchten Sie Ihren Kollegen und Kolleginnen an der PH ans Herz legen? Beat Spirgi: Stellt bitte in Rech-

Werden Sie bei Ihrer Stellensuche darauf achten, ob Sie einen gläubigen Präsidenten oder gläubige Kollegen haben? Sandrine: Nein. Meiden würde ich

nung, dass viele jungen Menschen gerne zu einem Schwarzweissdenken neigen. Das gehört zu dieser Lebensphase. Geht wohlwollender damit um, wenns junge Christen betrifft. Seht auch die Ressourcen, die diese Leute mitbringen. Zügelt eure eigenen Aggressionen gegen den christlichen Glauben. Oft sind es ja eigene schwierige Erfahrungen, die zu einer solchen Anti-Haltung gegenüber dem christlichen Glauben geführt haben. Sandrine: Den allermeisten frommen PH-Studenten geht es in erster Linie darum, gute Lehrkräfte zu werden. Lasst euch also kein Problem einreden, wo kein Problem vorhanden ist!

Sexualkunde: Wichtig, aber erst ab der 5. Klasse

Sind fromme Lehrer eigentlich bessere Lehrer? Beat Spirgi: Müssen sie das? Wa-

Wie viel religiöse Bildung brauchen unsere Schulkinder? Sandrine: Wir leben in einem

christlichen Land. Das Kind soll wissen, worum es beim Christentum geht. Doch es soll auch wissen, worum es in anderen Religionen geht. Beat Spirgi: Religionen sind zivilisierend. Es wäre ein Riesenverlust, wenn die Schüler nichts davon hören würden. Und da unser Land seit vielen Hundert Jahren von der christlichen Kultur geprägt

Wie halten Sie es mit der Sexualkunde in der Schule? Sandrine Chanson: Ich finde Sexualkunde in der Schule wichtig. Aber meiner Meinung nach reicht es, damit in der 5. Klasse zu beginnen. Beat Spirgi: Die Sexualisierung der Schule ist momentan eher eine Angstthese. Noch steht ja nichts in den Lehrplänen. Im momentan diskutierten Grundlagenpapier sehe ich aber zwei Probleme: Es soll moralisch gelten, was gesellschaftsfähig idea Spektrum 33.2011

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rechtigt! Ich würde es begrüssen, wenn sich kirchliche Gremien mehr in diese Diskussion einbringen würden. Mit ihrer vornehmen Zurückhaltung erweisen sie der Sache keinen Dienst. Sie könnten auch einmal auf die vielen Ressourcen hinweisen, die fromme Lehrer in die Schule einbringen. Wäre die Schule wirklich besser dran, wenn es keine Frommen mehr gäbe?

aber einen Ort, von dem ich höre,

ist, also zum Beispiel auch eine Fristenlösung. Und es ist kein Dispensationsrecht der Eltern vorgesehen. Und wie halten Sie es mit der Evolutionstheorie? Sandrine: Ich werde dieses Fach kaum unterrichten. Doch sollte es der Fall sein, werde ich tun, was der Lehrplan verlangt. Ich werde die Evolutionstheorie neben der biblischen Schöpfungsgeschichte vermitteln, ganz sachlich.

rum auch? Ich gehe davon aus, dass jeder Lehrer das Beste für seine Schüler will. Ein Christ muss fachlich und menschlich nicht der bessere Lehrer sein. Doch sein Glaube kann ihm eine Ressource sein, aus der er Kraft und Zuversicht gewinnt. Und das kann auch ein Vorteil für die Schüler sein. Sandrine: Ob jemand ein guter Lehrer ist, hängt nicht davon ab, ob er gläubig ist. Es gibt zahlreiche Beispiele, die das beweisen. Interview: ANDREA VONLANTHEN

Den Willen Gottes «auf sicher zu haben» oder zumindest zuversichtlich daran glauben zu können, gehört seit Jahrhunderten quasi zum Grundbedarf der Gläubigen. «So Gott will und wir leben» zitierten unsere Vorfahren den Jakobusbrief in ganz konkreten Lebenssituationen. So Gott will … wird unser Kind bald wieder gesund sein ... reicht unsere Ernte für uns und unsere Nächsten … werden wir einen würdigen Lebensabend vor uns haben. Leider verbreitet sich in unserem christlichen Abendland und weltweit eine Mentalität, die hauptsächlich nach Gewinnoptimierung und persönlichem Nutzen fragt. Derzeit ereignet sich auf dieser Welt viel Unverständliches, Trauriges, Angstauslösendes. Was wäre wohl vermeidbar, wenn wir bei unseren Entscheiden vermehrt nach Gottes Willen fragen würden? Der moderne Mensch plant, setzt Ziele, stellt Strategien auf, wägt ab und hängt sicher nicht ein «So Gott will», sondern allenfalls noch ein «Wenn nichts schief läuft» an. Denn der Motor zum Vorwärtskommen dreht nach dem Takt: «Noch mehr, noch schneller, noch dies und das!» Dem Wahn nach Optimierung und Maximierung folgt auch die momentane Wahlkampfmaschinerie. Ich kann und darf mich dieser stressigen Dynamik nicht vollständig entziehen. Aber ich bin meinen Vorbildern von Herzen dankbar, die mir gezeigt und mich gelehrt haben, nach Gottes Willen zu fragen und mit ihm zu rechnen. So Gott will und Sie und ich leben, werden wir uns gemeinsam weiterhin mit aller Kraft dafür einsetzen, an dem uns zugewiesenen Platz ganze Arbeit zu leisten. Und mit Überzeugung glauben, dass durch Gottes Willen Hoffnung, Widerstand, Gerechtigkeit und Frieden stärker sind als Gewalt, Unterdrückung und Ausbeutung. MARIANNE STREIFF Die Autorin ist Nationalrätin der EVP und wohnt in Köniz.


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TAG E SSC H AU

Liebe wartet – aber was tun während des Wartens? PRECIOUS YOUTH Die neue Jugendbewegung legt Wert auf einen vorbildlichen Lebensstil und ermutigt die jungen Menschen, ihre Zeit vor der Ehe sinnvoll zu nutzen. Konkret: Wie sollen junge Singles denn warten? Die Bewegung «Wahre Liebe wartet», die 1994 in den USA ins Leben gerufen wurde, will junge Menschen ermutigen, das von Gott gegebene Geschenk der Sexualität bis zur Ehe aufzubewahren. «Precious Youth», auf Deutsch «wertvolle Jugend», eine internationale Bewegung, welche vor einem Jahr in der Schweiz entstanden ist, unterstützt diese Idee. Sie möchte aber junge Singles nicht nur zum Warten ermutigen, sondern auch aufzeigen, wie die Zeit des Wartens genutzt werden kann.

Der einzig(artig)e Partner

Konkret werden Projekte durchgeführt, wie zum Beispiel die Einübung eines Theaters, Schulungen, sowie auch Themenabende in Gemeinden und Jugendgruppen. Die Jugendlichen sollen dabei ermutigt werden, ein Vorbild zu sein, in Wort, Wandel, in der Liebe, im Glauben und in der Reinheit, wie es in 1. Timotheus 4,12 steht. Johannes Läderach, Mitgründer und -leiter der Schweizer Bewegung Precious

«Die Pilgerreise»: Junge Schauspieler zeigen echte Alternativen auf.

Youth, der mit seinen 25 Jahren glücklich verheiratet ist, ist überzeugt: «Es lohnt sich, rein in die Ehe zu gehen und zu sehen, wie Gott dadurch geistlichen Segen schenkt. Ich muss meine Frau nicht mit anderen Frauen vergleichen, weil sie die einzige ist.» Wie schon Wilhelm Busch sagte: «Die Sehnsucht nach Erlösung aus der Einsamkeit verbündet sich mit dem mächtigsten Trieb im Leben, dem Geschlechtstrieb.» Läderach ergänzt: «Wenn jedoch ein Single unter Einsamkeit leidet und

mit sich selbst unglücklich ist, wird er auch mit dem Partner oft unglücklich sein. Liebe ist nicht egoistisch und auf Gefühlen aufgebaut, im Unterschied zur Lust.»

Gift für die Ehe

Das Thema Pornografie soll ein Thema werden. Wichtig hier sei es, aufzuzeigen, was für ein Schaden für jedes geistliche Leben entstehe, sowie auch die Tatsache, dass Pornografie für eine Ehe Gift sei. Dass es und wie es möglich ist, von dieser Sucht vollkommen

frei zu werden, soll in näherer Zukunft aufgezeigt werden. Weiter wird dazu ermutigt, dass man nicht krampfhaft einen Partner suchen muss. Wenn Gott imstand war, Adam eine Eva zu schaffen, sollte er dann nicht auch fähig sein, heute den Singles einen passenden Partner zu finden? Precious Youth schlägt vor, nicht die Gefühle als Leitstab zu nehmen, sondern Gottes Plan zu folgen. Das Problem besteht darin, dass Jugendliche verschiedene Partner ausprobieren und sich – nachdem sie ihrem vermeintlichen Prinzen oder ihrer Prinzessin alles geschenkt haben – leer und verbraucht fühlen. MARTINA SCHNIDRIG

In Ihrer Gemeinde? «Die Pilgerreise, das Theaterstück auf Rädern»: Aufgeführt von 30 Jugendlichen wird die Geschichte eines Mannes auf der Suche nach mehr als dem, was er bereits besitzt. www.preciousyouth.ch

Wie Beziehungen wieder tragfähig werden können EHE UND FAMILIE Wie kann Jesus Christus in Beziehungen sichtbar werden? Wer vermittelt Anleitungen zu gelingenden Beziehungen und kann nachhaltig helfen? Das Forum vom 2. und 3. September gibt und sucht Antworten.

Die gesellschaftlichen Veränderungen gehen an christlich orientierten Paaren und Familien nicht spurlos vorbei. Auch wenn Scheidungen zunehmen und die Ehe nicht mehr «en vogue» ist: Gelingende Beziehungen sind nebst einer guten Gesundheit die am häufigsten genannten Ziele in Mei-

nungsumfragen. Doch wie können Beziehungen gelingen? Und wer hilft, wenn Hilfe nötig wird?

Von Prävention bis Nothilfe

«Es gibt zu diesem zentralen Lebensthema bereits viele gute Angebote im christlichen Bereich. Wir wollen diese vermehrt bekannt

Leitertreffen und Konferenz in Bern Die Arbeitsgemeinschaft «Forum Ehe und Familie» organisiert am 2. September ein Treffen für Leiter und Leiterinnen von interessierten Organisationen. Am 3. September finden eine Schulungskonferenz mit den Autoren und Referenten Claudia und Eberhard Mühlan sowie acht Bild: zvg

praxisorientierte Workshops statt. Die Anmeldung ist bis am 20. August möglich.

Kontakt: FamilyLife, Tel. 044 274 84 65 www.forumehefamilie.ch

und sichtbar sowie für die säkulare Öffentlichkeit besser zugänglich machen», sagt Wilf Gasser. Er hat als Sexualtherapeut und Präsident der Schweizerischen Evangelischen Allianz (SEA) mehrere Interessen an der neuen Arbeitsgemeinschaft «Forum Ehe und Familie». Gasser: «Ich sehe darin eine riesige Chance, wenn Christen nicht nur ihre eigene Beziehungskompetenz verbessern, sondern vermehrt unsere Gesellschaft stärken und ihr dienen wollen.»

Christliche Initiativen stärken

Die Konferenz in Bern will «die Kräfte zur Förderung der Ehe und Familie bündeln». Organisatorin ist eine Arbeitsgemeinschaft der Schweizerischen Evan-

gelischen Allianz (SEA), gebildet von Bibellesebund, FamilyLife von Campus für Christus, Family Ministries von Jugend mit einer Mission, der Initiative «Glaube zuhause leben», MarriageWeek und der Zeitschrift «family». Das Forum bietet Gelegenheit, engagierte Menschen aus verschiedenen Kirchen und Organisationen kennenzulernen, neue Kontakte zu knüpfen und Impulse zu bekommen. Die Organisatoren erwarten zahlreiche Besucherinnen und Besucher aus dem ganzen Land. Aber auch, dass sich weitere Organisationen anschliessen und die gesellschaftliche Relevanz dadurch erhöht werden kann. THOMAS FEUZ idea Spektrum 33.2011


TAG E SSC H AU

Sie hauten für Jesus auf die Pauke

JOURNAL

STREET-PARADE Auch Zürcher Christen waren am Samstag mit Leib und Seele dabei.

EDU und EVP gleichauf

Die Beter im Hintergrund und die Sambatrommler auf der Brücke bildeten bei der 20. Ausgabe ein Team, das für Jesus mutig Farbe bekannte. Ihre Botschaft wurde gesehen. Am Samstag tanzten geschätzte 900 000 Menschen um das Zürcher Seebecken herum. Die Demonstration für Liebe, Friede, Freiheit, Grosszügigkeit und Toleranz wurde 1992 von Marek Krynski ins Leben gerufen. Mit dabei waren damals sieben Lovemobiles und rund 2000 Menschen. Heute sind die Strassen Zürichs voll von verkleideten Menschen, die zum ausgelassenen Feiern und Tanzen zusammenkommen. Sie wollen für einen Tag ihre Sorgen zu Hause lassen und aus ihrer Schweizer Zurückgezogenheit heraustreten. Doch nicht nur die Raver und Partygänger mit Ohrenhasen, farbigen Perücken und Netzstrümpfen setzen sich auf Zürichs Strassen in Szene, auch Christen stehen tanzend und trommelnd auf der Strasse.

Passanten finden Musik cool

Im Gegensatz zu den vielen nur knapp bekleideten Menschen tragen rund 400 Christen ein gelbes T-Shirt mit der Aufschrift «Samba Shine Jesus». Einige tragen Schilder mit den Aufschriften «Jesus ist die Lösung», «Celebrate Jesus Parade», «La Vita e bella», «Ask me about Jesus». Andere trommeln Sambamusik, und wieder andere stehen auf der Strasse und geben Traktate an die Leute weiter. Einige Passanten bleiben stehen und schauen dem Geschehen mit Interesse zu. Ich frage sie, was sie denken, was sie bei dieser Jesus-Parade empfinden. Ein in Zürich lebender Amerikaner meint: «Schwierige Sache, Jesus zu verkaufen.» Zwei Deutsche: «Wir sind nur wegen dem Essen hier stehengeblieben. Aber ist ein cooler Sound!» Eine Passantin sagt auf Englisch: «Wunderschöne Party, sehr süss!» Als ich sie frage, ob sie an Jesus glaube, schüttelt sie den Kopf und meint: «Soso, lala.»

Seit zehn Jahren auf der Brücke

Gabriel Souza, ein bemerkenswerter Trommler, ist bereits zum achten Mal dabei. Vor zehn Jahren ging sein Vater Renato Souza, ein brasilianischer Pastor der idea Spektrum 23.2011

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1,7 Prozent Wähleranteil für die EDU wie für die EVP ergab das aktuelle Wahlbarometer des Forschungsinstituts gfs. Bern. Die EDU legte damit Ende Juli gegenüber der Umfrage im Juni um 0,4 Prozent zu, während die EVP 0,7 Prozent verlor. Bei den Nationalratswahlen 2007 hatte die EDU 1,3 Prozent und die EVP 2,4 Prozent Wähleranteil erreicht. An der Spitze lagen Ende Juli die SVP mit 27,4 und die SP mit 18,5 Prozent Wähleranteil. (idea)

EVP für Erbschaftssteuer

Begabter Trommler: Gabriel Souza macht ganze Sache für Jesus.

Internationalen Evangelischen Gemeinde (IEG) in Zürich, das erste Mal mit etwa zehn bis zwanzig Menschen an die Street-Parade. Heute wirken bereits sieben Gemeinden mit. Gabriel Souza erzählt, dass am Anfang viel Widerstand bei den Veranstaltern und Passanten da war, doch heute seien sie bekannt geworden und akzeptiert. Jedes Jahr dürfen sie auf der Münsterbrücke, gleich neben der Zwinglikirche, ihre JesusParade führen. «Wir sind nicht gegen die Street-Parade oder gegen das Feiern», sagt Souza. «Aber da fehlt bei der Party eine wichtige Komponente: Die Freude von Jesus!» Die Freude ist ihm sichtlich anzusehen: Er strahlt übers ganze Gesicht. Sein grosser Wunsch ist, dass jedes Jahr mehr Christen und Gemeinden dazukommen.

Brasilianerblut tut gut

«Die Liebe Gottes darf nicht verschwiegen werden», sagt Souza mit Überzeugung. «Wir Christen dürfen nicht in den Kirchen drinbleiben, sondern müssen hinausgehen. Zusammen sind wir stärker.» Brasilianer haben mit dieser Art von Jesusverkündigung gestartet, deshalb auch die Sambamusik. Doch heute sind es 70 Prozent Schweizer Christen, die mitmachen. Der Wunsch der IEG: In Zukunft mit zwei Lovemobiles

mitzufahren, um noch näher beim Volk zu sein. Dies wurde jedoch bis heute nicht bewilligt. Homosexuelle Kreise hatten sich 2004 mit dem Hinweis dagegen gewehrt, die Christen seien intolerant.

Im Hintergrund wird gebetet

Jan Walker, Leiter in Fürbitte und Mitarbeiter der Streetchurch, betet mit Freunden für die StreetParade, weil er glaubt, dass das Gebet viel Kraft hat. Er sagt, dass er sich nicht sicher sei, ob die Jesus T-Shirts die Leute nicht eher abschrecken – wenn es um Jesus geht, würden sich die Geister scheiden und sei nicht mehr viel von Toleranz zu spüren. Er meint, dass wir als Christen viel eher die Verantwortung haben, von Jesus zu erzählen, wenn wir in Beziehung mit Menschen stehen und sie wirklich Fragen haben. Auch das Gebetshaus Zürich hat zum Gebet für die Street-Parade aufgerufen. Joelle Major, Mitarbeitende des Gebetshauses, sagt: «Wir haben vor allem das Anliegen, Jesus als König zu erheben und zu proklamieren.» Im Vorfeld haben sie dafür gebetet, dass die Türen der Stadt sich für das Evangelium öffnen werden, Fesseln gelöst werden und die Stadt wie in Jesaja 60 aufsteht und den wahren König anbetet. MARTINA SCHNIDRIG Bilder: idea/ms, zvg

Die EVP hat gestern Dienstag in Bern die Volksinitiative «MillionenErbschaften für unsere AHV besteuern (Erbschaftssteuerreform)» präsentiert. Die Erbschafts- und Schenkungssteuer leiste einen Beitrag zur Sicherung der AHV, ohne dass Lohn- oder Mehrwertsteuerprozente erhöht oder Renten gekürzt werden müssten. Zu den Initianten gehören EVP, ChristNet, CSP, Grüne, Schweizerischer Gewerkschaftsbund und SP. (idea)

43 Prozent glauben an Gott

Von den 16- bis 25-Jährigen besuchen nur sechs Prozent wöchentlich ein Gotteshaus, die Hälfte der 1012 Befragten «nur bei speziellen Anlässen». Nur 43 Prozent der jungen Erwachsenen, die einer christlichen Religionsgemeinschaft angehören, sind überzeugt, dass es einen Gott gibt. Die Studie der Credit Suisse hat ebenfalls die Verhältnisse in den USA und in Brasilien untersucht. In Brasilien glauben rund 88 Prozent, in den USA 69 Prozent an Gott. (idea) – www.credit-suisse. com/jugendbarometer

Für musikalische Akzente

Über 250 Studenten und Dozenten aus 33 Ländern haben das Sommerinstitut von «Crescendo» besucht und vom 25. Juli bis 8. Au-

gust zahlreiche Konzerte gegeben. «Crescendo» will christliche Akzente im internationalen Kulturleben setzen. (idea) – www.crescendo.org


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MAF – oder: Alles Gute kommt von oben ÄXGÜSI HELFER AUS DER LUFT Die MAF (Mission Aviation Fellowship) geht seit 55 Jahren in die

Luft. Sie bringt Menschen und Hilfsgüter in die entlegensten Gebiete oder rettet Menschen. Seit 25 Jahren mit an Bord: Das Schweizer Ehepaar Margrit und Emil Kündig.

Für christliche Werte

Die Geschichte der MAF wird von Schweizer Piloten, Logistikern und Informatikern massgeblich mitgeprägt. Emil Kündig ist einer von ihnen. 1986 erlebte er eine dreimonatige Einführung im Tschad. Die geplante Versetzung in den Sudan kam nicht zustande, weshalb das Ehepaar Kündig in Uganda stationiert wurde. Seither erlebten Emil und Margrit Kündig an Bord von Flugzeugen wie im realen Familienalltag die verschiedensten Höhen und Tiefen.

Seit 25 Jahren stehen Kündigs im Dienst der MAF. Aber nicht nur: «Neben der Aufgabe als Missionspilot habe ich immer ein Engagement in einer lokalen Gemeinde. Das wird über meine Pensionierung hinausgehen», meint Emil Kündig. Sehr wichtig ist ihm die Erhaltung christlicher Werte. «Ich empfinde das als enorme Aufgabe eines jeden Christen in der Heimat. Möge Gott allen helfen, die sich bewusst dafür engagieren, um unser Land als eine christliche Nation zu erhalten!»

Turbulentes Leben

«Unsere erste Tochter kam in den USA, die zwei mittleren Kinder kamen in der Schweiz und der zweite Sohn in Uganda zur Welt. Wegen einem Herzfehler bei unserer zweiten Tochter war eine sofortige Ausreise nicht möglich, die Wiederausreise sogar in Frage gestellt. Beim nächsten Check war sie gesund – ein Wunder von Gott und grünes Licht für unseren Auftrag in der Mission.» Das berufliche Umfeld eines MAF-Piloten setzt seine ganz besonderen Anforderungen. Margrit Kündig war auf den verschiedensten Ebenen gefordert: «Nebst der Familie war die Frauenarbeit eine wichtige Aufgabe. Es ist etwas vom Schönsten zu sehen, wie Menschen Gott erleben.» Kündigs waren 1987 die erste MAF-Familie in Uganda. Nach den Präsidentschaftswahlen begann der Wiederaufbau des Landes. «Die Sicherheit war ein grosses Problem. Man konnte nicht auf den Strassen reisen. Wir wurden völlig überschwemmt von Fluganfragen», erinnert sich Emil Kündig. Via Madagaskar

Begegnungstag Belp Die Crew von MAF Switzerland orientiert am Begegnungstag in Belp über den weltweiten Dienst von MAF und steht für Fragen zur Verfügung: Samstag, 20. August, Alparhalle 4, 9.30 Uhr und 13.30 Uhr. Kontakt: Tel. 033 221 57 61 www.maf-swiss.org.ch

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Margrit und Emil Kündig stehen seit 25 Jahren im Dienst der MAF.

und Kambodscha kam die Familie nach Bangladesch, wo sie seit 2009 im Dienst für die MAF steht.

«Spannende Herausforderung»

Emil Kündig hat seine Berufung zum Beruf gemacht: «Das Fliegen in den hintersten Ecken der Erde ist eine spannende Herausforderung. Den Dienst an anderen Menschen empfinden meine Frau und ich als bereichernd. Missionare in abgelegenen Gebieten aus der Luft zu unterstützen ist eine sinnvolle Aufgabe.» Eines der schönsten Erlebnisse bleibt für ihn die Eröffnung der Buschpiste von Marolambo in Madagaskar. Die Piste befreite dieses Dorf und die Region buchstäblich aus der Isolation. Zu den unvergesslichen Erlebnissen gehören aber auch Notflüge mit dankbaren Patienten, Flüge mit politischen Persönlichkeiten oder Filmstars in humanitärer Funktion, wie auch Flüge mit Mitarbeitern und Hilfsmitteln zu Missionsstationen und Schulen. Und das traurigste Erlebnis? «Das war, als ich in Madagaskar eine norwegische Missionarsfamilie mit ihrer an Malaria verstorbenen vierjährigen Tochter abholen musste. Ich musste mitansehen, wie dieses Kind in einen kleinen Sarg gelegt wurde. Dann machten wir uns auf den Weg in ihre Heimat…»

Wird ein Traum Wirklichkeit?

Beat Moser ist pensionierter Seminarlehrer. Nachdem er während 20 Jahren in Papua Neuguinea ein staatliches Lehrerseminar geleitet hatte, engagiert er sich in der Schweiz als Koordinator im Flüchtlingswesen der Stadt Bern und bei der MAF als Volontär-PRMann. Weltweit stehen 1400 Menschen in 35 Ländern im Dienst der MAF, deren Flotte aktuell 146 Flugzeuge umfasst. Viele der in Papua Neuguinea stationierten Flugzeuge sind durchschnittlich 30 Jahre alt. Die MAF Schweiz koordiniert zusammen mit MAF International eine Werbeaktion für ein neues Flugzeug, eine 12-sitzige Cessna-Maschine. «Das bedeutet einen mutigen Schritt für uns», hält der umtriebige Senior fest. Von den Gesamtkosten von über zwei Millionen Dollar ist bereits die Hälfte zusammengekommen.

Dienst als Vorrecht

«Gott braucht treue Menschen, um uns und viele andere ‹Buschpiloten› zu unterstützen. Wir betrachten es als Vorrecht, dass wir Gott in dieser Aufgabe dienen dürfen», sagt das Ehepaar Kündig mit Überzeugung. Das Gleiche gilt für die MAF als Organisation. Sie will weiterhin begeistert für Menschen und Gott «in die Luft gehen». Voller Glaube und Hoffnung – und demnächst sogar mit einem weiteren Flugzeug. THOMAS FEUZ Bild: zvg

500 Mails Jede Woche lese ich in der «NZZ am Sonntag» im Teil «executive» das Interview mit einer Führungskraft. Sie oder er kriegt die immer gleichen 33 Fragen vorgelegt. Besonders folgende Frage hat einigen Unterhaltungswert: Wie viele E-Mails beantworten Sie pro Woche? Oft lautet die Antwort: «Über 500.» Auch wenn ich kein Mathematikgenie bin, kann ich rechnen. Da sitzt einer zehn bis zwölf Stunden täglich im Büro. Davon ausgehend, dass ein CEO sechs Tage arbeitet, ergibt das rund 70 Wochenstunden. Macht pro Tag 83 Mails, die der Arme bearbeiten muss. Nicht jedes Mail ist in einer halben Minute beantwortet. Gewisse Mails bedeuten sogar Arbeit, wenn man eine sorgfältige Antwort schicken will. So rechne ich pro Mail 5 Minuten Bearbeitungszeit. Grosses Staunen! So ein CEO beantwortet täglich 6,9 Stunden lang Mails. Wie bringt er da noch all seine Sitzungstermine, Businesslunchs und die übrigen Managementaufgaben unter? Ich gehe deshalb davon aus, dass die 500 Mails eine glatte Übertreibung sind oder in einer solchen Mailbox viel Schrott landet. Wenn ein CEO tatsächlich meint, 500 Mails seien ein relevanter Leistungsausweis, dann hat er keine Assistentin oder sitzt auf dem falschen Sessel. In einer Leistungsgesellschaft unterliegen auch viele Christen diesem Leistungswahn: Man muss etwas vorweisen können, sonst ist man ein Niemand. Und wenn es nur fiktive Leistungen sind, die wenigstens Eindruck machen. Dabei ist die Lehre Jesu eine völlig umgekehrte: Was nichts gilt vor der Welt, das hat Gott erwählt. Ansehen im Himmel muss unser Antrieb sein. Das Streben um Ansehen bei den Menschen kann nämlich Auswüchse annehmen, so dass es nur noch lächerlich wirkt. Siehe oben. ESTHER REUTIMANN Die Autorin leitet Fundraising und Öffentlichkeitsarbeit der Quellenhof-Stiftung und wohnt in Winterthur.


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F ORU M | LE SE R BR I E F E

SYNERGIE Kinderglaube «Lasst die Kinder zu mir kommen! Wehrt ihnen nicht! Denn solchen gehört das Reich Gottes. Wahrlich, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht annimmt wie ein Kind, wird dort nicht hineinkommen. Und er nahm sie in seine Arme, legte die Hände auf sie und segnete sie.» (Markus 10, 13-16)

Gemeinschaft im Lager antraf. Die äusseren Umstände konnten dem fröhlichen Treiben nichts anhaben. In dieser Lageratmosphäre spürte ich stark den Geist und Segen Gottes.

Dieser Bibelvers ging mir durch den Kopf, als ich das Sommerlager unserer Gemeinde besuchte. Es waren wirklich keine guten Voraussetzungen für ein Sola. Das Wetter zeigte sich von seiner schlechten Seite. Kälte und starke Regenfälle liessen in mir ein trostloses Bild aufsteigen. Umso überraschter war ich, als ich die Kinder unbekümmert und in froher

Der liebevolle und verständnisvolle Umgang der Kinder und Jugendlichen untereinander zeigte mir, wie selbstverständlich sie genau das lebten, was Jesus meinte. Einen vorbehaltlosen Glauben an ihn leben, der auch feuchten Zelten und schlechtem Wetter standhält. Ein Glaube, der keine äusseren Formalitäten benötigt und keine hochgeschraubten Auslegungen des Bibeltextes. Für die Kinder gehörte die Bibelarbeit einfach dazu. Die Jugendleiter vermittelten auf anschauliche und authentische Weise das Wort Gottes. Ohne Ablenkung durch Fernsehen, Computer oder Handy lernten sie Jesus ein Stück näher kennen und lieben. Einfach nur glauben und

Tolle Frauenbeiträge

Klinik für Entzüge

«idea Spektrum» Nr. 32 – Diverse Artikel

«idea Spektrum» Nr. 30/31 - «Es wird sehr eng für die Abstinenz»

Von Ihrer aktuellen Ausgabe bin ich rundum begeistert. Ich fühle mich gerade mit Esther (Reutimann), Margrit (Läubli), Agnes (Glaus), Marit (Studer), Helene (Morf), Elisabeth (Schirmer), Annelies (Schneller), Sahra (Lohmann) und Andrea (Grosskopf) schwesterlich verbunden. Obwohl ich diesen Frauen bis heute noch nicht begegnet bin, habe ich gemerkt, dass es nicht ganz unwichtig ist, ob Sie von einem Mann oder einer Frau berichten. Natürlich könnte ich auch einfach eine Frauenzeitschrift lesen, aber das wäre mir dann doch zu einseitig. Darum gerne wieder Frauenund Männerbeiträge und weiter so mit starken Frauengeschichten! REBEKKA ILG, Englisberg BE

Im Artikel von Thomas Feuz hat sich ein Fehler eingeschlichen. Seine Aussage, dass es keine christlich geführten Entzugseinrichtungen mehr gibt, ist nicht korrekt. Es gibt in der Schweiz noch mindestens eine christliche Klinik für Drogenentzüge. Das «Beth Shalom» der QuellenhofStiftung befindet sich in Dinhard bei Winterthur und konnte letztes Jahr sein 25-jähriges Jubiläum feiern. Diese Entzugseinrichtung mit fünf Plätzen und durchschnittlich 90-prozentiger Belegung – entspricht seit Bestehen bald 29 000 Pflegetagen – darf nicht unerwähnt bleiben. Zurzeit wird im Kanton Zürich über die neue Spitalliste befunden. Mit Spannung erwartet man im «Beth

Im christlichen «Beth Shalom» in Dinhard gibt es weiterhin Drogenentzüge. ideaSpektrum 33.2011

leben! Dabei traten Eigenschaften wie Zusammengehörigkeitsgefühl, Nächstenliebe und Selbstlosigkeit hervor. Freundschaften wurden geknüpft, und die Lust auf noch mehr Freude an Gott wurde geweckt. Es machte Spass, zuzuschauen, und es steckte mich irgendwie an. Für mich wurde deutlich, dass in der Erwachsenenwelt der Glaube oftmals zu kompliziert und kopflastig gelebt wird und dabei das Herz und die Natürlichkeit des Seins ausser Acht geraten. In unserer Gesellschaft befindet sich das Leben auf hohem Niveau, mit hohen Ansprüchen an sich und andere. Wir sind davon so in Anspruch genommen, dass wir auch in der Bibel gern das hohe Niveau und Anspruchsvolle suchen. Doch dem widerspricht gerade die Einfachheit des Glaubens, so wie die Kinder ihn heute noch annehmen können - ohne Shalom» den Entscheid, ob die Klinikbetriebsbewilligung wieder erteilt wird. ESTHER REUTIMANN, Leiterin Öffentlichkeitsarbeit der QuellenhofStiftung, Winterthur

Wen soll man wählen? «idea Spektrum» Nr. 28.29 – «Die Schweiz baut auf das Kreuz» Wie froh bin ich, dass es überzeugte Christen gibt, die in der Politik aktiv sind. Immer wieder kommen in «idea Spektrum» solche Politiker zu Wort. Das finde ich richtig und besonders wichtig. Nach meiner Überzeugung hat jeder Christ, der stimmberechtigt ist, die Aufgabe, ein Stück Verantwortung für unsere Gesellschaft einschliesslich Politik zu übernehmen. Das Gebet «für Könige und alle, die in obrigkeitlicher Stellung sind», wie es Paulus in 1. Timotheus 2,2 schreibt, ist auch heute total wichtig. Damals hatten die Menschen keine Möglichkeit für politische Mitwirkung. Heute aber in unserer Demokratie ist jeder ein Bruchteil des «Königs». Für mich ist klar, dass damit zum Gebet noch etwas dazukommt: die Teilnahme an Wahlen als erstes, möglichst auch an Abstimmungen. Das ist das Mindeste. Christen, die nur für diesen Mindesteinsatz bereit sind, möchte ich davor warnen, einfach unbesehen eine der grossen Parteien zu wählen. So unterstützen sie kaum genau jene Politiker, die sie aus «idea» kennen.

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Zweifel, mit oder ohne Sonne, im Zelt oder im Schlamm und mit der Gewissheit: Über allem wacht Jesus, und alles liegt in seiner Hand. Wenn ich hin und wieder an meine Grenzen komme, sei es privat oder beruflich, dann denke ich an dieses Erlebnis, und eine tiefe Beruhigung und Zuversicht erfassen mich. Einfach mal runterfahren und sich wieder auf das Wesentliche besinnen! So könnten psychosomatische Krankheitsbilder und BurnoutSyndrome an Bedeutung verlieren. ANNE SACHS Die Autorin ist als Ärztin im Bereich der Wirbelsäulen- und Neurochirurgie in einer Aarauer Privatklinik tätig. Sie ist verheiratet, Mutter von drei Kindern und wohnt in Schafisheim.

Sie werden auch Leuten zur Wahl verhelfen, die klar dem Evangelium entgegengesetzt politisieren. Ich denke an Interessenschutz der Reichen bei wenig Solidarität mit den sozial Schwachen, an Fremdenfeindlichkeit, an eine «Kultur des Todes» statt Lebensschutz oder an Geringschätzung bis Demontage von Ehe und Familie. Wenn eine Person nur für den Mindesteinsatz bereit ist, empfehle ich, eine der kleinen christlichen Parteien zu wählen. Dann unterstützt sie christlich motivierte Politiker, wenn auch solche mit ganz unterschiedlichen Glaubensstilen, Politschwerpunkten und Detailansichten. Ich mache keinen Hehl daraus, dass ich als überzeugter EVP-ler die EVP empfehle. Wenn jemand aber merkt, dass er in Sachfragen eher konservativ denkt - das kann sich daran zeigen, dass er meistens gemäss den Parolen von SVP oder FDP abstimmt -, dann möge er EDU wählen. Eigentlich wünsche ich mir, dass immer mehr Christen sich in der Politik über dieses Minimum hinaus einsetzen. Wenn ein Christ bereit ist, sich in eine Schulpflege, in einen Gemeinderat, in ein Parlament wählen zu lassen, dann ist das eine ganz andere Situation. Das kann in jeder Partei geschehen. Er wird Salz und Licht sein in der Behörde und in der Partei. Weil der Heilige Geist in ihm lebt, ist nun eigentlich Gott selber in der Behörde vertreten. GEORG E. RADECKE, Winterthur Bild: Quellenhof-Stiftung


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TAG E SSC H AU

Sie bauen Brücken zwischen Gott und Menschen «BRÜCKE ZU GOTT» Mit zwölf Jahren hat er das «Brückenmodell» kennengelernt, 2006 ist er ihm am Christustag wie-

der begegnet. Eckhard Kohl und sein Team haben bereits 10 000 Holzmodelle produziert. Demnächst erscheint die «Brücke zu Gott» in Arabisch und Chinesisch – damit die frohe Botschaft möglichst gut verstanden wird. Die Gesichter der zwölf Mitarbeitenden strahlen mit der Sonne um die Wette. Umgeben von fertig verpackten Modellen, Halbfabrikaten und einzelnen Bestandteilen kommen sie zu einer kleinen Jubiläumsfeier zusammen. Soeben wurde das 10 000. Modell der «Brücke zu Gott» verpackt.

Holzmodelle zusammengestellt und verpackt. Zusätzlich wurden 1,4 Millionen Kalender und Broschüren gedruckt, zwei Webseiten, eine interaktive Präsentation und eine CD erstellt.

Nur das Kreuz

Fast Liebe auf den ersten Blick

Die Teammitglieder gehen in die verschiedensten Kirchen und Freikirchen von Frutigen. Dora Kunz ist Offizierin der Heilsarmee. Sie sagt: «Wir setzen das ‹Brückenmodell› bei Freiversammlungen und im persönlichen Gespräch mit Passanten ein. Immer wieder hat das Modell durch seine Einfachheit Menschen angesprochen. Es ist das beste Mittel, das wir kennen.» Erst kürzlich durfte sie er-

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Bild: idea/tf

«Brückenbauer» Eckhard Kohl (5. von rechts) und sein Team.

leben, wie sich ein Ehepaar nach der anschaulichen «Lektion» für Jesus Christus entschieden hat. Der Initiant der Produktion heisst Eckhard Kohl. Der Deutsche ist mit einer Schweizerin verheiratet und seit 21 Jahren Pastor der Vereinigung Freier Missionsgemeinden (VFMG). Der frühere Metzgermeister will Menschen auf den Geschmack einer Beziehung zu Jesus Christus bringen.

«Das können wir noch ‹tunen›!»

Nebst seinem Dienst als Prediger ist Kohl innerhalb der VFMG als Motivator für Evangelisation und Mission zuständig. Er ist überzeugt: «Die Menschen müssen Jesus kennenlernen.» Das Dilemma: «Im Allgemeinen wissen Menschen heute nichts mehr von Gott. Sie wissen auch nicht mehr, was in der Bibel steht.» 2006 reifte der Entschluss, die «Brücke zu Gott» als Hilfsmittel für persönliche Gespräche, bei Standaktionen auf dem Markt zu lancieren. «Wir haben bald erkannt, dass wir das Modell noch ‹tunen› können.» Zusammen mit Martin Hochuli von der MSD Frutigen (MedienSchriften-Dienste) wurden Prototypen entwickelt. Heute besteht das Modell aus acht Einzelteilen und einem Booklet. «Wir wollen unser Bestes geben, um die beste Botschaft aller Zeiten anschaulich weitergeben zu

können.» Das ist auch das Ziel des MSD-Grafikers Martin Hochuli. Nebst der Perfektionierung des Brückenmodells hat er das Begleitbooklet gestaltet sowie eine audiovisuelle CD mit dem Titel «Mit Gott per Du» kreiert. Bei der Realisierung der Website assistierten unter anderem Fredy Staub und Markus Dolder. Mit einem Informatiker wurden kürzlich Tools für den Bereich Neue Medien erstellt. Interessierte können die interaktive Animation auf ihre Webseite herunterladen.

Sprachlosigkeit überwinden

«Durch Christus haben wir Zugang zu Gottes himmlischer Welt», heisst es am Anfang des Epheserbriefes. «Gibt es eine gewaltigere Botschaft? Jesus hat sich zwischen mich und den Schöpfer gestellt. Sein Sühnetod ermöglicht den Zugang zu Gott!» Evangelist Kohl kann nicht ganz nachvollziehen, dass während der Arbeitswoche oft so wenig vom sonntäglichen Lobpreis sichtbar wird. «Wir wollen den Menschen helfen, diese Sprachlosigkeit zu überwinden. Die ‹Brücke zu Gott› visualisiert die zentrale Botschaft. Wir fabrizieren das Brückenmodell, damit die Leute wissen, was sie zu sagen haben.» Die Kennzahlen sind eindrücklich: In rund 2500 ehrenamtlichen Arbeitsstunden wurden 10 000

«Das kleinste ‹Brücken-Bestandteilchen› ist das wohl wichtigste: ‹Gute Taten›/‹Religion› heisst es. Und es ist zu kurz, um den Menschen mit Gott zu verbinden. Nur das Kreuz von Jesus Christus hat die nötigen ‹Masse›, um Menschen mit ihrem Schöpfer in Kontakt zu bringen!» Eckhard Kohl erlebte in seiner Tätigkeit, wie ein siebenjähriger Junge auf einem Campingplatz in Korsika das Modell eifrig seinen Eltern «erklärte».

Bald auch Chinesisch

Die «Brücke zu Gott» wurde bisher in den Sprachen Deutsch, Französisch, Italienisch, Spanisch und Portugiesisch produziert. Die Schriften werden in einem spezialisierten Unternehmen in Frutigen hergestellt. Zurzeit wird eine Version in englischer, arabischer und chinesischer Sprache geplant. Eckhard Kohl stellt das Modell auch in interessierten Kirchen, Gemeinden und Jugendgruppen vor. «Damit die beste Botschaft bei den Menschen ankommt und verstanden wird.» THOMAS FEUZ

Der Weg zu Gott

«Am Anfang lebten Gott und Mensch in Gemeinschaft. Doch der Mensch ging seinen eigenen Weg. Er will auf seine Art zum Ziel kommen. Der Tod macht deutlich: Keiner kann vor Gott bestehen. Allein Jesus Christus genügt, durch seine Menschwerdung, sein Leiden und die Versöhnung mit Gott.» Diese Botschaft visualisiert die «Brücke zu Gott». www.bruecke-zu-gott.ch www.msd-online.ch www.mit-gott-per-du.ch

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Kinder bauen mit 60 000 Klötzchen eine neue Welt «HOLZBAUWELT» Der Bibellesebund befindet sich mit einem neuen Projekt in den Startlöchern: Er will Kindern kreativ

begegnen und ihnen Gottes Liebe weitergeben. Der Start ist am 11. September in Winterthur vorgesehen. Seit sieben Jahren gibt es die beliebte «Lego-Stadt». Sie hat letztes Jahr sogar einen Rekord an Einsatztagen verzeichnet. Der Bibellesebund (BLB) wird an verschiedene Orte eingeladen, um mit Kindern eine zwölf Meter lange Stadt aus Lego zu bauen und ihnen durch biblische Geschichten Jesus bekannt zu machen. Der Aufbau dieser Stadt aus Spielsteinen erfolgt nach Plan und dauert drei bis vier Tage. Wegen häufiger Anfragen für kürzere Einsätze hat der Bibellesebund das neue Projekt «HolzBauWelt» entwickelt. Dabei wird mit 60 000 Holzklötzchen ein Gebäude, ein freies Kunstwerk oder ein Turm gebaut. Ein Drechsler hat ein Imitat von Kapla-Holzklötzchen angefertigt, wobei er dem BLB nur den Holzpreis verrechnet. Projektleiter ist Peter Egli. Er wird mit einem Anhänger voll Holzklötzchen an Kin-

der «Lego-Stadt»: «Rund die Hälfte der am Projekt Beteiligten sind kirchenferne Menschen.» Der Bibellesebund möchte nicht nur Kinder aus christlichen Familien einbeziehen. Alle sollen die Möglichkeit haben, mitzumachen und eine biblische Geschichte zu hören. «Wir sind gespannt auf Anfragen und lassen alles Weitere auf uns zukommen», so Giger. MARTINA SCHNIDRIG

Projektleiter Peter Egli versucht sich in der neuen «HolzBauWelt».

dernachmittagen, Gemeindefestivitäten, in Kinderlagern und an weiteren Anlässen im Einsatz sein.

Biblisches Fundament bauen

Die freiwilligen Helfer vor Ort werden vor dem Anlass eingeführt und leiten die Kinder beim Bau an. Der Projektleiter und die ehrenamtlichen Mitarbeiter wirken beim Bau mit. Insgesamt

können sich so bis zu 50 Kinder und zehn Erwachsene mit der «HolzBauWelt» beschäftigen. Das Programm sieht nach einer ersten Phase der «Arbeit» am Turm einen kurzen Unterbruch vor. Während einem kleinen Imbiss gibt ein Leiter einen biblischen Input mit Beispielen aus dem Leben weiter. BLB-Geschäftsleiter Markus Giger erzählt über die Erfahrungen mit

Bibellesebund-Tag Am 11. September von 9.30 bis 15.30 Uhr findet im Zentrum Grüze in Winterthur der BibellesebundTag statt. Zum abwechslungsreichen Programm gehören Familiengottesdienst und Einblick in die Angebote des BLB. Dabei wird das Projekt «HolzBauWelt» lanciert. www.bibellesebund.ch

Viel Spass und die Einladung, mit Gott zu leben «TEN SING» 2000 Teenager und junge Erwachsene aus 20 Ländern feierten in Ziegenhain bei Kassel das Europäische Ten Sing Festival (ETS). «Ewigi Liebi» hiess der Beitrag, mit dem die 31 Schweizer Teilnehmer begeisterten.

«Ten Sing» (Teenager singen) ist ein Angebot des CVJM International, das musisch interessierte Jugendliche fördern und mit dem christlichen Glauben bekannt machen will. Die Jugendlichen kamen aus 20 Ländern Europas, auch aus Malta, Russland und sogar aus Brasilien. Sie gestalteten oft spontane Spiel- oder Tanzeinlagen. Auch während der beiden täglichen Hauptveranstaltungen in der grossen Eventhalle gab es Theater, Videoclips, Spiele und

17 Gruppen In der Schweiz gibt es 17 Ten SingGruppen. Jugendliche erarbeiten eine Bühnenshow und lernen so, selber ein Projekt zu lancieren. Zudem gibt es Ausbildungskurse, zum Beispiel in Dirigieren, Technik und zur Entwicklung der Persönlichkeit. www. tensing.ch

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Tanz für alle. Und immer wieder Einladungen, mit und für Gott zu leben, die Nachricht seiner Liebe in den Alltag zu integrieren.

Unterschiede begeistern

Auf der Openair-Bühne fanden täglich Konzerte der Jugendlichen statt. Die «Jam Stag» diente als Plattform, allein oder mit anderen zusammen zu singen und zu musizieren. Grösstenteils waren dies Popsongs, doch einige der Ukrainer trugen ihre Tracht und zeigten Volkstanz, andere professionelles Ballett. Brasilianerinnen tanzten Samba, die Delegation aus Estland trug eine Ballade vor. «Ich finde es faszinierend, wie verschieden die Gruppen ihre Shows gestalten», sagte Tobias Nägeli, Mitglied des europäischen Ten Sing-Komitees. Er gehörte zu den 31 Schweizer Teilnehmern. Sie gaben das Mundartlied «Ewigi Liebi» zum Besten. Via «Social Me-

Die Schweizer Gruppe wärmt sich für ihren grossen Auftritt auf.

dia» wollen die jungen Leute aus den verschiedenen Ländern miteinander in Verbindung bleiben. 80 Workshops boten Nützliches an, Aufwärmsongs, Rhythmusspiele oder die Gestaltung einer Andacht. Im Kirchenzelt war Raum für Ruhe und Seelsorge. Während der «Devotion-Night» (Nacht der Anbetung) strömten die Jugendlichen zu verschiedenen Anlässen, zu denen auch die 8000 Bewohner von Ziegenhain

eingeladen waren, ins Dorf. Auf einem Spaziergang konnte man Gott an verschiedenen Orten begegnen, so auch in der mit vielen Kerzen geschmückten reformierten Kirche bei einer Taizé-Andacht oder am Openair-Konzert auf dem Dorfplatz. Eine Journalistin bemerkte: «So fröhlich wie diese jungen Leute hier sind andere erst, wenn sie vollgedröhnt sind!» MIRJAM FISCH-KÖHLER Bilder: zvg, Mirjam Fisch-Köhler


Das Bild der Woche REFORMATIONSJUBILÄUM Als eine der wichtigsten Herausforderungen für den Protestantismus in Deutschland und in Europa hat das EKD-Ratsmitglied Marlehn Thieme (Frankfurt am Main) das 500-jährige Jubiläum des Thesenanschlages von Martin Luther (1483-1546) am 31. Oktober 2017 bezeichnet. In sechs Jahren blicke die ganze protestantische Welt auf die Lutherstadt Wittenberg in Sachsen-Anhalt, wo Luther 1517 seine 95 Thesen an die Schlosskirche (siehe Foto) schlug. Das wird als Beginn der Reformation angesehen. Verbände, Staat und Kirchen wollen – so Frau Thieme – das Ereignis gemeinsam begehen. Staatlicherseits würden in der Vorbereitungsphase 35 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, da man das Gedenken an die Reformation als „welthistorische Angelegenheit“ betrachte, wie es der Staatsminister für Kultur, Bernd Neumann (CDU), ausgedrückt habe. Zur Vorbereitung stehe in der gegenwärtigen Lutherdekade jedes Jahr unter einem anderen Thema. 2011 gehe es um die Taufe, 2012 um die Musik. www.luther2017.de ideaSpektrum 33.2011


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Willow Creek ist nicht „anti-homosexuell“ HOMO-LOBBY Kaffeeketten-Chef sagt Auftritt bei Großgemeinde ab.

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omosexuellen-Lobbyisten nehmen eine der größten evangelikalen Gemeinden in den USA ins Visier: die WillowCreek-Gemeinde in South Barrington bei Chicago. Als Konsequenz daraus sagte der Vorstandsvorsitzende der internationalen Kaffee-Kette Starbucks, Howard Schultz (Seattle), seine Mitwirkung beim „Gipfeltreffen für Führungskräfte“ ab. Der Grund: Ein von etwa 700 Personen unterstützter Aufruf hatte behauptet, dass die Großgemeinde eine „lange anti-schwule Geschichte“ habe. Gleichzeitig wurde zum Starbucks-Boykott aufgerufen, da das internationale Unternehmen angeblich stillschweigend anti-homosexuelle Tendenzen dulde. Um diesem Eindruck entgegenzuwirken, wollte Starbucks-Chef jetzt nicht bei „Willow Creek“ auftreten. Dabei hatte die Gemeinde schon lange Vorsorge getroffen, dass sie nicht als „anti-schwul“ eingeordnet werden könne. Sie hatte zwar bis 2009 Beziehungen zur Organisation „Exodus“, die unzufriedene Homosexuelle bei der Abkehr von ihrer Orientierung unterstützt, aber schon vor zwei Jahren ihre Verbindung zu „Exodus“ gekappt. Dies wurde jedoch erst Ende Juni bekannt.

Foto: AP

Hybels: Wir sind gegen niemanden Willow-Creek-Gründungspastor Bill Hybels erklärte, man habe Schultz aus seiner Redeverpflichtung entlassen, nachdem man mit ihm über den Aufruf der HomosexuellenLobbyisten gesprochen habe. Wenn die Organisatoren des Aufrufs die Gemeinde kontaktiert hätten, hätte man ihnen deutlich gemacht, dass „Willow Creek nicht antihomosexuell ist“. Die Gemeinde sei gegen niemanden. Sie zählt rund 23.000 Besucher. Wegen ihres ganzheitlichen Ansatzes, Menschen mit dem Evangelium zu erreichen, hat sie weltweit Aufsehen erregt. Aus Kongressen und Schulungen ist eine Bewegung entstanden, die mehr als 12.000 Gemeinden in 45 Ländern verbindet. P

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Präsident Obama würdigt im Weißen Haus den Einsatz muslimischer US-Soldaten.

US-Präsident lädt zu muslimischem Mahl ein RAMADAN US-Präsident Barack Obama hat aus Anlass des islamischen Fastenmonats Ramadan rund 50 Bürger, Politiker und Diplomaten zu einem Iftar-Mahl ins Weiße Haus eingeladen.

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it einem solchen Mahl wird nach Sonnenuntergang das Fasten gebrochen. (Das arabische Wort Iftar heißt auf Deutsch: Fastenbrechen.) Obama setzte eine Tradition seiner Vorgänger George W. Bush (Amtszeit 2001-2009) und Bill Clinton (1993-2001) fort. In seiner Ansprache ging der Präsident auf den bevorstehenden 10. Jahrestag der Terroranschläge vom 11. September ein. Der Protestant würdigte die muslimischen Opfer und lobte, dass sich US-amerikanische Muslime auch für die Verteidigung ihres Landes, etwa in den Streitkräften, einsetzten.

Baptistischer Repräsentant: Freiheit für alle Religionen Ein führender Evangelikaler gab dem Präsidenten Rückendeckung für die Einladung zum Iftar-Mahl. Richard Land (Washington), Präsident der Kommission für Ethik und Religionsfreiheit des Bundes der Südlichen Baptisten, erklärte, damit bekräftige der Präsident die in den USA herrschende Religionsfreiheit. Evangelikale, Muslime und Anhänger anderer Weltanschauungen genössen dieselben Freiheiten. Dies bedeute freilich nicht, dass alle Religionen „gleich wahr“ seien. Die 16 Millionen Südlichen Baptisten bilden die größte protestantische Kirche in den USA.

Muslime: Stärkste Anerkennung für Obama Unterdessen hat eine Gallup-Umfrage ergeben, dass Obama unter US-amerikanischen Muslimen die höchste Anerkennung genießt. 80 % sind mit seiner Politik einverstanden. Bei den Juden erreicht der Präsident 65 % Zustimmung, bei Religionslosen 60 %, bei Katholiken 50 %, bei Protestanten 37 %. Von den 317 Millionen Einwohnern der Vereinigten Staaten sind 77,6 % Christen, 16,5 % Atheisten, 1,65 % Juden und 1,63 % Muslime. P

Einverständnis mit Obama Muslime: Juden: Atheisten: Katholiken: Protestanten:

80 % 65 % 60 % 50 % 37 %


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Eine Ursache für Krawalle: Die Väter fehlen ENGLAND Premierminister: Wir sind eine gebrochene Gesellschaft.

„Christen in der Wirtschaft“: Neuer Geschäftsführer gesucht

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ie jüngsten Jugendkrawalle in England sind hauptsächlich auf einen Verfall der Moral und der traditionellen Familie zurückzuführen. Sie haben aber auch geistliche Ursachen, nämlich die Abkehr vom christlichen Glauben und den Zehn Geboten. Diese Schlussfolgerungen ziehen Politiker und Vertreter des christlichen Lebens aus den Krawallen in London und anderen englischen Großstädten. Sie hatten in 5 Nächten 5 Todesopfer und ungezählte Verletzte gefordert. Nur durch ein Großaufgebot von rund 16.000 Polizisten konnten Ruhe und Ordnung wiederhergestellt werden. Seit am 6. August im Londoner Stadtteil Tottenham der 29-jährige dunkelhäutige Mark Duggan vermutlich von einer Polizeikugel tödlich getroffen wurde, waren Tausende junge Leute raubend, brandschatzend und plündernd durch die Straßen gezogen.

Die 10 Gebote wurden verdrängt Premierminister David Cameron (Konservative) sprach am 15. August bei einer Veranstaltung in seinem Wahlkreis Witney (Grafschaft Oxfordshire) von einer „gebrochenen Gesellschaft“. Der „moralische Kollaps“ habe sich über lange Zeit wie in Zeitlupe vollzogen und sei jetzt „buchstäblich vor unseren Haustüren explodiert“. Er be-

Eine abgebrannte Ruine in London

trachte die Krawalle als „Weckruf“ für das ganze Land. Cameron erklärte kriminellen Banden „den Krieg“ und versprach, die Stärkung der Familien wieder ins Zentrum der Innenpolitik zu rücken. Rund 120.000 gelten als „Problem-Familien“. Ursachen für die Unruhen sind laut Cameron nicht nur die hohe Jugendarbeitslosigkeit, ein mangelhafter Sozialstaat und schlechte Schulen, sondern auch „vaterlose Familien“. Als ein Gegenmittel will er einen zivilen Pflichtdienst für alle 16-Jährigen einführen. Der Gründer des internationalen Missionswerks Operation Mobilisation (OM), George Verwer (Bromley/Südengland), sieht auch geistliche Ursachen: Die Zehn Gebote und die Ehrfurcht vor Gott seien verdrängt worden. P

Gemeinden, entlasst langweilige Prediger! USA Predigten dürfen die Zuhörer niemals gleichgültig lassen.

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afür spricht sich der Theologieprofessor Carl Trueman am Westminster Theologischen Seminar in Philadelphia (USA) aus. In seinem Internet-Tagebuch im Online-Magazin „Reformation 21“ schreibt er, Predigten dürften die Zuhörer niemals kalt oder gleichgültig lassen. Christliche Lehre und Gottesdienst müssten immer in das Lob Gottes münden. Wenn dies nicht der Fall sei, handele es sich nicht um „wahre Lehre“. Als Vorbild führt Trueman den 1. Brief des Apostels Paulus an Timotheus an. Darin teile Paulus mit, wie er von der Gnade

NOTIERT

Gottes so überwältigt sei, dass es ihn zum Lobpreis führe. Laut Trueman sollten auch heute Predigten die Zuhörer zum Staunen über die großen Taten Gottes bringen. Im Gottesdienst seien deshalb Bibellesungen und gute Auslegungen entscheidend. Wo Predigten nicht in die Anbetung Gottes führten, sollten die Gemeindeältesten ein ernstes Wort mit dem Prediger reden und ihn im äußersten Fall „feuern“. Predigten könnten die Gottesdienstgemeinde aufrütteln oder sogar verärgern, aber sie sollten niemals Langeweile verbreiten. P

Der Geschäftsführer des deutschen Verbandes „Christen in der Wirtschaft“ (Wuppertal), Timo Plutschinski, wird im April Präsident Timo Plutschinski von Europartners, dem Dachverband christlicher Geschäftsleute in Europa. Der Zusammenschluss ist in 35 Ländern aktiv. Zu ihm gehört im deutschsprachigen Raum neben „Christen in der Wirtschaft“ auch die Internationale Vereinigung Christlicher Geschäftsleute (IVCG). Der 35-Jährige wird Nachfolger des Schweizers Dominique Faessler (63). Mit dem neuen Amt wird Plutschinski auch Mitglied im Leitungsteam des Weltverbandes „Christian Businessmen Connection“, der die Interessen von Christen im Wirtschaftsleben vertritt. Erstmals ist mit ihm ein Deutscher in diesem Gremium vertreten. Der ehemalige freikirchliche Jugendpastor will im kommenden Frühjahr den derzeitigen Sitz der Europartners-Zentrale von Zürich nach Hamburg verlegen. Ein Nachfolger für Plutschinski steht noch nicht fest.

Eritrea: Große Christenverfolgung Die staatliche Verfolgung von Christen in Eritrea lässt nicht nach. Schätzungsweise 2.200 Personen sind aufgrund ihres Glaubens in Polizeistationen, Militärlagern oder Frachtcontainern unter teilweise unmenschlichen Bedingungen eingesperrt. Zwei junge Christinnen sind jetzt nach mehr als 2-jähriger Haft in einem Militärlager gestorben: Hiwet Tesfu (23) und Zemame Mehari (27). Sie waren im April 2009 inhaftiert worden, weil sie an einer Gebetsversammlung teilgenommen hatten. Seit Mai sind 90 Christen festgenommen und nur sechs wieder freigelassen worden. Das Ein-Parteien-Regime von Staatspräsident Issayas Afewerki verfolgt viele Christen als Staatsfeinde, vor allem Evangelikale und Katholiken. Seit 2002 sind nur die orthodoxe und die katholische Kirche sowie die Lutheraner und der sunnitische Islam anerkannt.

Fotos: London/AP; Plutschinski/privat

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Hunger in Ostafrika: Warum Spenden bei den Ärmsten ankommen KATASTROPHENHILFE Im Kampf gegen die Hungersnot am Horn von Afrika stehen in den Medien vor allem humanitäre Hilfswerke im Vordergrund. Aber auch zahlreiche evangelikale Missionswerke engagieren sich, um den etwa zwölf Millionen Hungernden in Somalia, Kenia, Äthiopien, Uganda und Dschibuti zu helfen.

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ie Missionswerke haben in der Regel kirchliche Partner vor Ort, die über gewachsene Beziehungen zu den lokalen Behörden verfügen. „Bei Nothilfe ist dies von unschätzbarem Wert“, so der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Evangelikaler Missionen (AEM), Detlef Blöcher (Sinsheim). Im Hauptamt leitet er die Deutsche Missionsgemeinschaft, eines der größten evangelischen Missionswerke in Deutschland. „Unsere kirchlichen Partner kaufen Lebensmittel, Medikamente, Hygieneartikel und Zeltplanen nach Möglichkeit im Land und helfen außer Flüchtlingen – vor allem aus Somalia – auch der einheimischen Bevölkerung, die ebenfalls von der Dürre betroffen ist, doch von großen Hilfsorganisationen oft nicht bedacht wird“, so Blöcher. Laut Blöcher können sich nur noch wenige Menschen Grundnah-

rungsmittel kaufen. Die Ärmsten seien auf fremde Hilfe angewiesen. Die einheimischen Kirchen und christlichen Organisationen garantierten, dass Spenden aus Deutschland bei den Ärmsten der Armen ankommen. Wenn möglich, erwarte man von den Hilfesuchenden eine Gegenleistung.

DSCH IBUTI DSCHIBUTI

SO MALIA

ADDIS ABEBA

ÄTH IO P IE N UGANDA KE NIA

KAMPALA

MOGADISCHU

NAIROBI

„Brot für Arbeit“ So habe ein kenianisches Missionswerk ein „Brot für Arbeit“-Projekt ins Leben gerufen: Menschen in einer von der Dürre betroffenen Region tragen Steine zum Bauplatz einer Klinik und werden mit zwei Kilo Mais pro großem Stein honoriert. Das stärke ihr Selbstwertgefühl. Soll man Katastrophenhilfe auch mit Evangelisation verbinden? Dies lehnt der AEM-Vorsitzende ab: „Dies ist unethisch.“ Hungernden wer-

HAUPTSTADT

de geholfen – unabhängig von ihrer Religion. Das schließe nicht aus, Menschen mit tiefen seelischen Verletzungen seelsorgerlich zu begleiten oder mit Trauernden auf deren Wunsch hin zu beten. P

b Deutsche Missionsgemeinschaft www.dmgint.de • Volksbank Kraichgau BLZ 672 922 00 • Konto 269 204

KOMMENTAR

„Oslo“: Breche nie mit einem Kind! NORWEGEN Als der Massenmord an 77 Menschen in Norwegen geschah, hieß es: Jetzt werde nichts mehr so sein wie vorher. Nun – keine vier Wochen danach – ist in kaum einer Zeitung mehr davon die Rede. Dabei wäre es wichtig, noch viel stärker nach den Hintergründen des Verbrechens zu forschen. Mich bewegte, was zweimal vom Vater des Täters zitiert wurde: Er sei „schockiert“ und glaube, es wäre besser, sein Sohn hätte auch sich selber gerichtet. Dann fügte er noch an, dass er seit 1995 – sein Sohn war damals in der Pubertät – nicht mehr mit ihm gesprochen habe. Zum letzten Mal also vor 16 (!) Jahren, als sein Sohn 16 war. Das klang wie „Mich trifft von daher also keine Schuld!“. Außerdem gab der Vater der Presse bekannt, dass er in Zukunft mit seinem Sohn nichts mehr zu tun haben wolle. Gewiss: Rechtlich trifft den Vater keine Schuld am Geschehenen. Er lebt seit Jahren zurückgezogen in einem Landhaus an der französischen Küste. Und auch moralisch steht es niemandem zu, darüber den Stab zu brechen, dass er seine Familie verließ, als sein Sohn noch ein Kind war. Das tun Tausende. Auch gibt es keine zwingenden Zusammenhänge zwischen der von Kindern und Jugendlichen entwickelten Moral und der Erziehung, der sie ausideaSpektrum 33.2011

gesetzt waren. Wir alle wissen: Auch Kinder aus Familien, wo sich die Eltern intensiv um sie gekümmert haben, können auf die schiefe Bahn geraten. Und umgekehrt gibt es Beispiele, dass Kinder ohne die Fürsorge von Eltern eine Persönlichkeit entwickelt haben, die den Namen Haltung verdient. Aber es gibt eben auch jene Fälle, wo der alte Satz der Bibel gilt: „Was der Mensch sät, das wird er ernten“, wo also Investition und Ertrag in einem Zusammenhang stehen. Bei allen politischen Überlegungen, die anzustellen sind, damit ein zweites „Oslo“ nie wieder geschieht, sollte auch daran gedacht werden: Der Bruch mit einem Kind darf nie eine Lösung sein. Wer also ernsthaft danach fragt, wie Ähnliches wie „Oslo“ verhindert werden kann, dem sei gesagt: „Ladet eure Kinder ein! Sprecht mit ihnen! Und zeigt ihnen, was es bedeutet, das Leben zu meistern!“ P Der Autor – Pfarrer Matthias Schreiber (Düsseldorf) – ist Beauftragter für die Kontakte zu Kirchen und Religionsgemeinschaften in der Staatskanzlei von Nordrhein-Westfalen.


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M E DI E N

INTERNET

Wie Facebook kriminelles Handeln ermöglicht HAMBURG Aufregung in der Hansestadt unter ehrlichen Bürgern: Im sozialen Netzwerk „Facebook“, das 20 Millionen Deutsche nutzen, wird beim Schwarzfahren geholfen. Ein Kommentar von Jochen David Geck. Fährt jemand „schwarz“, behält er das lieber für sich – denkt man zumindest. Doch mit unglaublicher Dreistigkeit tauschen sich neuerdings Hamburger Verkehrsteilnehmer bei „Facebook“ über aktuelle Kontrollen in Bussen, U- und S-Bahnen aus, um ungehindert

Titel der „Hamburger Morgenpost“

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schwarzfahren zu können. Rund 8.000 Sympathisanten „gefällt“ die Gruppe „Schwarzfahren Hamburg“ schon. „U2 Schlump – Jungfernstieg, 3 Uniformierte.“ – Hunderte solcher Einträge findet man auf der Seite. Minütlich kommen neue hinzu – gesendet von Mobiltelefonen. Die meisten Nutzer zeigen keinerlei Schuldbewusstsein. Sie begründen ihr Schwarzfahren mit zu hohen Fahrpreisen. Handelte jeder so, wären die Verkehrsverbünde bald pleite. „In Hamburg fehlen den Verkehrsunternehmen durch das Schwarzfahren Einnahmen von mindestens 20 Millionen Euro. Sie werden durch ehrliche Fahrgäste oder den Steuerzahler ausgeglichen “, erklärt Gisela Becker, Sprecherin des Hamburger Verkehrsverbundes. Doch der neue „Sport“ ist nicht nur moralisch

idea Fernseh- und Hörfunk-Tipps

zu kritisieren: Laut § 265a des Strafgesetzbuches handelt es sich beim Schwarzfahren um das „Erschleichen einer Leistung“, das mit einer Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder einer Geldstrafe geahndet wird. Niemand käme auf die Idee, ohne Karte ins Kino zu gehen. In der U-Bahn scheint das anders zu sein.

Jetzt auch in anderen Städten Indes hat die Seite so viel Echo bekommen, dass sich auch Schwarzfahrer-Gruppen für andere Städte gegründet haben. Einige davon schreiben auf ihrer Facebook-Seite sogar scheinheilig: „Jeder, der ohne Ticket fährt, macht sich strafbar. Diese Seite dient lediglich der Aufzeichnung von Kontrollaktivitäten und deren Nutzen. Wir unterstützen das in keinster Weise!“ P

20. August – 26. August

FE R NSE H E N Sonnabend, 20. August

Sonntag, 21. August

17.00–17.30 Hof mit Himmel: „Gefangen ngen im Alkohol“ mit idea-Bildredakteur Jörg Bannach

8.30–9.15 Stunde des Höchsten: Gottesdienst mit Heiko Bräuning 10.00–11.00 Sternstunde Religion: Mönche

20.30–21.00 Gott sei Dank! Magazin 21.30–22.00 Japan: ERF TV Spezial

11.00–12.00 ERF1 er Ev. Gottesdienst aus der Berliner Stadtmission

Montag, 22. August

Mittwoch, 24. August

17.45–18.15 SFinfo Fenster zum Sonntag – Von Aufsteigern und Absteigern

19.30–20.00 Gesellschaft ohne Gott. Talk mit Dr. Andreas Püttmann

19.00–19.45 Weltjugendtag in Madrid

19.30–20.15 Der Heilige Krieg: Kreuzzug nach Jerusalem (Teil 3: 23.8.)

20.15–21.00 Afrika hungert. Doku

21.30–22.00 Déborah Rosenkranz

20.15–21.00 ALPHA alpha-Forum mit Henryk M. Broder, jüdischer Publizist

22.00–22.30 Wert(h)e Gäste – mit Timo Plutschinski, Geschäftsführer der „Christen in der Wirtschaft“

HÖRFUNK Sonntag, 21. August

Dienstag, 23. August

8.30–9.00 Evangelische Perspektiven

8.08–8.30 Blickpunkt Religion

8.35–8.50 Am Sonntagmorgen: Notlügen und Halbwahrheiten

8.30–9.00 Jesuitenpater Stefan Bauberger auf der Suche nach der letzten Wirklichkeit

9.05–9.20 Zeitzeichen: Todestag des Theologen Nell-Breuning

9.45–10.00 Ev.-ref. Predigt

10.00–11.00 Ev. Gottesdienst aus der Berliner Stadtmission 12.05–12.30 Sex nur in der Ehe: Die Moral der Bibeltreuen 22.05–23.00 Geschäfte mit Organspende

9.05–9.20 Zeitzeichen: Natascha Kampusch entkam vor 5 Jahren ihrem Entführer 21.30–22.00 Glaube & Denken: Gespräche über Martin Luthers Mut zur Freiheit

Donnerstag, 25. August 20.00–21.00 Bilanz: Was du ererbt von deinen Vätern … Hans-Jürgen Steinhoff im Gespräch mit Horst Marquardt 20.05–22.30 Radiofestival 2011: Karl der Große, Kaiser und Heiliger

Wer reagieren möchte, kann dies unter folgenden Rufnummern tun: ARD: 089/5900-3344 | Bibel.TV: 040/4450660 | Das Vierte: 0180/5843783 Deutschlandfunk und Deutschlandradio: 0221/345-1831 | DRS 2: (0)848/808080 | ERF: 06441/957-0 | HR (TV): 069/1555111 | Kabel 1: 0180/5011150 KiKa: 0180/2151514 | Luth. Stunde: 04264/2436 | MDR: 0341/300-5401 | NDR: 0511/988-2393 | Phoenix: 0180/28213 | RBB: 030/97993-2171 SF 2: (0)62/2059050 | SR 2: (0)681/6022222 | SWR: 07221/929-0 | WDR (Radio): 0221/5678-333 | WDR (TV): 0221/5678888 | ZDF: 06131/7012164

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P RO & KON T R A

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Brauchen wir eine andere Weltwirtschaftsordnung? FINANZKRISE Nach 2008 droht erneut eine Weltfinanzkrise, die gerade auch durch das Musterland der Marktwirtschaft – die USA – verursacht wurde. Brauchen wir ein anderes Wirtschaftssystem? Wir sollten jede Wirtschaftsordnung nach biblischen Maßstäben prüfen – und wo nötig verändern. Dazu besteht offensichtlich Anlass!

PRO

Wirtschaftssysteme sollten dem Gemeinwohl dienen. Die Bibel fordert uns an vielen Stellen auf, die Schwachen zu schützen, ehrlichen Lohn zu bezahlen und Habgier zu meiden. Wir sollten jede Wirtschaftsordnung nach diesen Maßstäben prüfen – und wo nötig verändern. Dazu besteht offensichtlich Anlass! Denn ein System, bei dem ein Drittel der Weltbevölkerung mit weniger als 2 US-Dollar (1,40 Euro) pro Tag auskommen muss, ist nicht gesund. Wie ermöglichen wir Familien, die in solchen Umständen gefangen sind, ein Leben in Würde? Arme Nationen wollen eine nachhaltige Landwirtschaft aufbauen und sich durch Handel entwickeln. Doch Agrarsubventionen in den reichen Ländern setzen die Ungerechtigkeit fort. Französische Bauern etwa erhalten jährlich 11 Milliarden Euro Fördermittel von der EU, sodass sie ihre Waren auf dem Weltmarkt billig verkaufen können – manch-

Was wir ändern müssen ist nicht unsere Wirtschaftsordnung, sondern unser Verhalten innerhalb dieser funktionierenden Ordnung.

Fotos: Jackson/privat; Hoster/idea-Archiv

KONTRA

Immobilienkrise, Finanzkrise, dann Staatsschuldenkrise – verständlich, dass da Forderungen nach einer neuen Weltwirtschaftsordnung laut werden. Aber würde eine solche Neuordnung unsere Probleme wirklich lösen? Ich denke: nein. Warum nicht? 1. Jedes Land hat mit unterschiedlichen strukturellen Herausforderungen zu kämpfen. Die Welt lässt sich nun mal nicht über einen Kamm scheren. 2. Staatsverschuldung ist nicht das Resultat einer mangelhaften Wirtschaftsordnung. Sie ist das Ergebnis einer oftmals über viele Jahrzehnte unsoliden Haushaltsführung, die dann durch umfangreiche Rettungspakete für Konjunktur und den Finanzsektor noch verstärkt wurden. Und 3. Unsere marktwirtschaftliche Ordnung hat sich bestens bewährt – in guten wie auch in schlechten Zeiten. In Deutschland hat uns die Soziale Marktwirtschaft viele Jahrzehnte des Wohlstands und des sozialen Friedens gebracht. In Amerika – ich habe dort in Boom- und Krisenzeiten gelebt –

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Amanda Jackson (London), Koordinatorin für Kampagnen und Politik der internationalen evangelikalen Micha-Initiative, die sich gegen die globale Armut und Verschuldung einsetzt.

mal billiger als es den Bauern in Kenia oder Indien möglich ist. Zudem fließen 80 % dieser 11 Milliarden Euro Nahrungsmittelkonzernen zu. Dieses System ist damit sowohl unfair gegenüber Kleinbauern in Frankreich wie in armen Nationen, die auf dem Weltmarkt konkurrieren wollen. Eine weitere Schwachstelle ist die Verschwendung von Geldern durch Korruption und Schwarzarbeit – weltweit mehr als 700 Milliarden Euro jährlich. Die besten Bemühungen scheitern, weil wir Unehrlichkeit ignorieren. Die Griechen zum Beispiel wissen, dass ihnen jährlich 21 Milliarden Euro an Steuergeldern durch Korruption geraubt werden. Es knirscht in der Weltwirtschaftsordnung. Internationale Bemühungen, um Bestechungen oder Steuerhinterziehung zu stoppen, können helfen, um Geldgier zu bremsen und Unrecht zu bestrafen. Wenn wir jedoch selbstgefällig bleiben, verweigern wir den Armen Gerechtigkeit. P

Daniel Hoster (Frankfurt am Main), Managing Director und Mitglied der Geschäftsführung der Vermögensverwaltung einer großen deutschen Bank.

steht sicher der Markt stärker im Mittelpunkt als bei uns. Aber auch dort gibt es eine Fülle von vor allem privat organisierten Zufluchts- und Unterstützungsmöglichkeiten für die sozial Schwachen. Was wir ändern müssen, ist nicht unsere Wirtschaftsordnung, sondern unser Verhalten innerhalb dieser funktionierenden Ordnung: Wir brauchen Regierungen, die eine solide und vor allem nachhaltige Haushalts- und Finanzpolitik betreiben. Wir brauchen Politiker, die sich für Familien-, Bildungs- und Kulturpolitik einsetzen und damit unsere Gesellschaften zukunftsfähig machen. Wir brauchen Familien, in denen Kinder eine gute Kinderstube und ein gesundes Vorbild der Eltern erleben. Und wir benötigen Leistungsträger, die sich an Werten orientieren. Die Präambel des Grundgesetzes sagt, dass wir „in Verantwortung vor Gott und Menschen“ stehen. An diesem Anspruch sollten wir uns alle jeden Tag messen lassen. Dann würde keiner mehr nach einer anderen Wirtschaftsordnung fragen. P


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Was Protestanten vom Papst erwarten PAPST-BESUCH Vom 22. bis 25. September besucht Papst Benedikt XVI. Deutschland. Stationen seiner Reise sind Berlin, Erfurt und Freiburg. Unter anderem ist eine Begegnung mit Vertretern der Evangelischen Kirche in Deutschland im Erfurter Augustinerkloster geplant. Welche Wünsche haben evangelische Christen an das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche? Im Buch „Lieber Bruder in Rom!“ schreiben prominente Protestanten, was sie sich vom Papst erhoffen. Es erscheint Ende August – idea druckt exklusiv vorab Auszüge.

Sehr geehrter, lieber Bruder Benedikt! Europa braucht Jesus Christus. Ja, selbstverständlich braucht ihn die ganze Welt. In vielen Teilen der Welt wächst die Kirche, und das Evangelium wird unter die Leute gebracht – zu unserem Staunen besonders in Ländern wie China, in dem der christliche Glaube mit brutaler Gewalt ausgerottet werden sollte. Aber in Europa stagniert die Kirche, wo wir doch so stolz auf die prächtigen alten Dome und die bedeutenden Theologen sind. Mich treibt um, was der große Apostel Indiens, Sadhu Sundar Singh, schon 1928 als Beobachtung nach einer Reise durch Europa schrieb: Er habe „Christen ohne Christus“ gefunden. Es ist seitdem nicht besser geworden. Der anglikanische Erzbischof von Jos in Nigeria, Benjamin Kwashi, warf im Oktober 2010 auf dem III. Lausanner Kongress für Weltevangelisation in Kapstadt den traditionellen Kirchen des Westens vor, sie hätten ihre Mitglieder planmäßig geimpft und einer Gehirnwäsche unterzogen, so dass sie die Freude, Leidenschaft und Kühnheit zur Verkündigung des Evangeliums von Jesus verloren hätten. Er erlebt mit seiner Kirche diese Freude und Kühnheit, obwohl islamische Fanatiker Hunderte Christen getötet und vor kurzem auch Ulrich Parzany seine Frau halbtot geschlagen haben. Ich gestehe: Ich hätte nicht gedacht, dass ich als evangelischer Christ einmal den Papst bitten würde, die Evangelisation in Europa stärker voranzutreiben. Aber nachdem die Gegner des Evangeliums keine konfessionellen Unterschiede machen, uns alle in einen Sack stecken und draufhauen, mag ich mich nicht mehr innerhalb der Christenheit durch Abgrenzung definieren. Ja, die Unterschiede in Lehre und kirchlichen Ordnungen sind beträchtlich, und ich sage nicht, dass sie belanglos sind. Aber ich bin überzeugt, dass unsere leidenschaftliche Liebe zu Jesus Christus uns stärker zusammenbindet, als die unterschiedlichen Erkenntnisse uns trennen können. Alles wird davon abhängen, dass Jesus Christus im Zentrum ist! Ulrich Parzany (Kassel), landeskirchlicher Pfarrer und Leiter der evangelistischen Aktion „ProChrist“

Schauen Sie dem Volk aufs Maul! Lieber Bruder Benedikt! Katholiken und Protestanten haben die Bibel als gemeinsame Grundlage des Glaubens. Wenn wir Menschen zu Jesus bringen wollen, müssen wir sie auch zur Bibel bringen. Wir sollten sie in das Wort Gottes einführen, sie verstehen lehren, sie dafür begeistern. Dazu braucht es unterschiedliche Übersetzungen – die jeder verstehen kann, wie etwa die Einheitsübersetzung – und auch Übertragungen wie die Volxbibel. Und es braucht Übersetzer: Menschen, die uns die Bibel erklären, sie auslegen und verständlich machen. Sie können dies im Großen tun als Papst, als Heiliger Vater, in der Vollmacht Ihres Amtes und auf der Grundlage der 2.000 Jahre alten Tradition im Um- Martin Dreyer gang mit der Heiligen Schrift. Martin Dreyer (Berlin), Gründer der missionarischen Jugendbewegung der Jesusfreaks und Initiator der „Volxbibel“

Schweigen Sie nicht zum Thema Sex! Lieber Bruder Benedikt, dankbar verfolge ich Ihre klaren Aussagen zu den Themen Identität und Sexualität. Besonders gilt das von der Homosexualität, obwohl diese nur eine der kritischen Fragen christlicher Sexualethik aufwirft. In Ihrem Schreiben über „Seelsorge für homosexuelle Personen“ (1986) haben Sie Grundsätzliches gesagt, woran sich viele Christen orientieren können. Zu Recht gehen Sie dabei von der Schöpfungsordnung aus: Gott schuf Mann und Frau mit-, für- und zueinander. Dies ist biblisches Zeugnis und Lehre. Jeder Einzelne hat Teil an der Ebenbildlichkeit Gottes, aber die volle Gottesebenbildlichkeit ist erst im Zusammensein von Mann und Frau gegeben.

Do Dominik Klenk (Hrsg.): Lieber Bruder in Rom! Ein evangelischer Brief an den Papst Pa • Verlag Droemer/Knaur • ISBN 3-426-78524-2 • 7,99 EUR/12.90 SFr. 3

Fotos: idea-Archiv

Kämpfen Sie gegen ein Christentum ohne Christus!

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Stationen des Papstbesuches

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Schaffen Sie die Kirchensteuer ab! Berlin, 22. September

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Erfurt, 23.–24. September

t (PUUFTEJFOTU JO &SGVSU VOE JN &JDITGFME 8BMMGBISUTLBQFMMF &U[FMTCBDI

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Freiburg, 24.–25. September

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%FVUTDIFO #JTDIPGTLPOGFSFO[ &S[CJTDIPG 3PCFSU ;PMMJUTDI t #FHFHOVOHFO NJU +VHFOEMJDIFO Schon allein deswegen bleibt homosexuelles Verhalten etwas, „das gegen das Wesen dessen steht, was Gott ursprünglich gewollt hat“. Viele homosexuell empfindende Menschen sind überzeugt, dass ihre Leiblichkeit sie auf die Ergänzung durch das andere Geschlecht verweist und dass ihre Heterosexualität deshalb tief in ihnen vergraben sein muss. Das stellt die Seelsorge vor große Herausforderungen. In diesem Bereich kann durchaus mehr getan werden, um den Betroffenen gerecht zu werden. Ist dies nicht ein Feld, auf dem wir enger zusammenarbeiten könnten? Hier kann es ja nicht nur um die Forderung „Tu’s halt nicht!“ gehen. Es braucht – im Licht des Evangeliums – auch intensivere Bemühungen um humanwissenschaftliche Erkenntnisse zur menschlichen Sexualität und zur Homosexualität im Eduard Berger Besonderen. Wo haben wir neue, praxiserprobte Türen geöffnet für homosexuell empfindende Menschen, die nach biblischen Maßstäben leben wollen? Ist es nicht höchste Zeit dafür? Weil Forschung zu Ursachen und Veränderungsmöglichkeiten homosexueller Empfindungen als politisch inkorrekt gilt, gibt es keine Gelder mehr. Warum beginnen wir Christen nicht mit einem eigenen Forschungsinstitut? Therapeuten in Europa, die Menschen helfen, homosexuelle Empfi ndungen zu begrenzen, müssen mit Berufsverbot rechnen. Warum stehen wir ihnen nicht stärker bei? Die Fakten sprechen für uns. Veränderung ist für viele möglich. Christen könnten hier ein Signal setzen und solidarisch werden mit einer Minderheit in der Minderheit. Eduard Berger (Dresden), Bischof der Pommerschen Evangelischen Kirche (von 1991 bis 2001), danach Beauftragter der evangelischen Landeskirchen beim Freistaat Sachsen (bis 2009) ideaSpektrum 33.2011

Lieber Papst Benedikt, Diener der Diener Gottes und Bruder im Herrn! In der Diskussion um die Kirchensteuer in Deutschland wird das unschöne Wort „Zwangsabgabe“ im Allgemeinen vermieden. Doch definiert beispielsweise das katholische „Lexikon für Theologie und Kirche“ die Kirchensteuer als „eine Zwangsabgabe an eine öffentlich-rechtliche Religionsgemeinschaft, die auf staatsgesetzlicher Grundlage in der Regel von der staatlichen Finanzverwaltung für Rechnung und im Namen dieser Religionsgemeinschaft erhoben wird und im Wege des Verwaltungszwanges ‚hoheitlich’ (d. h. ohne vorherige Klageerhebung) beigetrieben werden kann“. Nun wird immer wieder geltend gemacht, man könne sich ja der Kirchensteuer jederzeit durch einen Austritt vor einer staatlichen Stelle wie dem Standesamt entziehen. Wie aber kann es angehen, dass ein Christ nach staatlichem Recht aus der Kirche austreten muss, nur um einem Zwangsverhältnis innerhalb seiner Kirche zu entgehen? Und wie ist es möglich, dass eine Austrittserklärung vor dem Standesamt kirchlicherseits ungeprüft als Lossagung von der Gemeinschaft der Gläubigen angenommen wird? Müsste nicht die betreffende Kirchengemeinde eine solche Erklärung selbst entgegennehmen und jeweils prüfen, ob es sich wirklich um eine Lossagung von der Kirche Christi handelt? Dass eine Austrittserklärung nach staatlichem Recht automatisch die kirchliche Exkommunikation nach sich zieht, sehe ich als Widerspruch zum Evangelium (Matthäus 18,15– 17). Kirchensteuerentzug an sich ist kein exkommunikationswürdiges Fehlverhalten. Für eine Kirche, die sich wesentlich über Steuern finanziert, sehe ich keine Zukunft. Wo der finanzielle Beitrag der Gläubigen eine außerliturgische Zwangsabgabe zu sein hat, kann es keine wirkliche Hingabe an die Gemeinschaft der Heiligen geben. Eine solche Kirche beweist sich entweder als volksreligiöse Tem- Jochen Teuffel pelkultur, wo sich Menschen nehmen, was sie selbst für lebensdienlich halten – oder aber als Garant einer religiösen Weltanschauung, bei der sich Menschen ihr Seelenheil in neuplatonischer Weise selbst denken können. In beiden Fällen kann das Evangelium nicht wirklich zur Sprache kommen. Für mich kann die Zukunft der Kirche nur die einer Gemeinschaftskirche sein. Nur dort weiß man sich mit einer christusbestimmten Lebensform von der bürgerlichen Gesellschaft zu unterscheiden. Der katholische Neutestamentler Gerhard Lohfink hat hierfür die zutreffende Wendung „Kirche als Kontrastgesellschaft“ geprägt. Ich bitte Sie, bei Ihrem anstehenden Besuch in Deutschland zu benennen, welche Reformschritte die Kirchen anzugehen haben, um dem Evangelium treu zu bleiben. Jochen Teuffel (Vöhringen bei Neu-Ulm), Buchautor und Pfarrer der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern


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Schalten Sie um auf Mission! Lieber Bruder Benedikt! Ein ehrlicher Blick in die Geschichte zeigt, dass wir Christen dem letzten Auftrag unseres Meisters häufig untreu waren. Mission war nur selten an der Spitze kirchlicher Tagesordnung. Es waren meist Einzelne, die – oft ohne und manchmal trotz ihrer Kirche – dem Missionsauftrag ihres Herrn Folge leisteten. Die Kirche war mit sich selbst beschäftigt, mit Politik und Machterhalt, mit theologischem Streit, mit der Bekämpfung der aus ihrer Sicht Irrgläubigen – und auch mit dem Irrweg, das Reich ihres Meisters mit Waffengewalt ausbreiten zu wollen. Roland Werner So hatte auch meine evangelische Kirche in den Jahrhunderten nach der Reformation kaum einen Blick für die weltweite Sendung. Und sie tut sich gegenwärtig – nach einer vom Pietismus geprägten Zeit, in der Mission eine hohe Priorität hatte – wieder sehr schwer damit. Lieber Bruder Benedikt, wenn wir gemeinsam den Auftrag Jesu an und in der Welt zu erfüllen trachten, wenn wir das Evangelium ins Zentrum und Jesus Christus auf den Thron stellen, wenn wir in Demut und bewusstem Machtverzicht bloße Zeugen des Auferstandenen sein wollen, wenn wir unter Gebet und Hören auf das Wort Gottes in der Kraft seines Geistes in die Welt gehen – dann kommen wir auch geistlich zusammen. Roland Werner (Marburg), Generalsekretär des CVJM-Gesamtverbandes in Deutschland

Sie haben die richtige Denke, aber die falsche Musik! Lieber Bruder in Rom, lieber Papst Benedikt XVI., lieber Prof. Joseph Ratzinger! In Europa finden immer weniger Menschen den Weg in die Kirche. Ihr Desinteresse oder gar ihre Ablehnung sind meistens nicht rational begründet, sondern intuitiv. Die Gründe sind eher ästhetischer als theologischer Art. Noch bevor die ersten Orgeltasten gedrückt sind und die Pastoren die ersten Worte gesprochen haben, fällen viele die Entscheidung, dass sie nicht in diese Welt, die nicht nur anachronistisch, sondern oft sogar freudlos anmutet, gehören wollen. Wahrheit ist nicht relativ, Geschmack schon – und wenn der christliche Beitrag zur zeitgenössischen Kultur von vielen als fade empfunden wird, sollte uns das weniger Anlass zur Kulturkritik geben als zur selbstkritischen Reflexion. Als evangelischer PfarMarkus Spieker rerssohn habe ich damit meine eigenen Erfahrungen gemacht. Der Orgelunterricht, der mich dazu qualifizieren sollte, in unserer Barockkirche alte Choräle von Paul Gerhardt zu spielen, war für mich eine einzige

Qual. Die Engel wohnten stattdessen in meinen Kopfhörern, wenn ich Filmmusiken von Ennio Morricone hörte, aber auch von Michael Jackson und den Pet Shop Boys. Das Empfinden, dass die Schönheit senkrecht von oben in mich hineinfällt, hatte ich später bei Rockfestivals, aber nicht bei Kirchenkonzerten. Säkulare Performer ließen mich Transzendenz spüren – religiöse Interpreten nur die gegenteilige Immanenz. Ich habe tapfer versucht, mich neu zu konditionieren, bei Freizeiten, Glaubenskonferenzen, Klosterexerzitien. Es half alles nicht. Vor allem in der Musik liebe ich das Elektrische und das Eklektische. Ich bin ein hoffnungsloser Fall – für den klerikalen Status quo. Warum liegt der Fokus der Kirchen so sehr auf dem Rezitieren der alten Weisen? Warum bringen sie den neuen kulturellen Trends so wenig Aufmerksamkeit entgegen? Ich wünsche mir, dass Katholiken und Protestanten sich verstärkt gemeinsam bemühen, der Welt nicht nur mit „guten“, sondern auch mit „schönen“ Werken Appetit auf Gott zu machen. Dann fliegen göttliche Funken. Ich rechne sogar mit Explosionen. Markus Spieker (Berlin), ARD-Hauptstadtkorrespondent und Bestsellerautor

Begegnen Sie dem Islam fröhlich offensiv! Lieber Bruder Benedikt! Wir haben vier Bitten: 1. Wir brauchen weiterhin theologische Klarheit in der Auseinandersetzung mit dem Islam! Wenn wir um die Unterschiede in Glauben und Leben herumlavieren, haben wir noch keinen Meter Boden für den Dialog hinzugewonnen. Unterschiede zu benennen bedeutet nicht, respektlos zu sein! Sie zu verschweigen heißt nicht, ein besserer Dialogpartner zu sein. Klar und deutlich müssen wir Christen zu unserem Glauben stehen und ihn bekennen, ohne Sorge zu haben, dass das für Muslime bereits ein Anstoß sein könnte – mitnichten! Muslime achten nur den Gesprächspartner, der selbst weiß, was er glaubt. 2. Wir bitten Sie um Mut, politisch unbequeme Wahrheiten auszusprechen und die Defizite der Religionsfreiheit im Nahen und Mittleren Osten auch weiterhin zu benennen. Bitte setzen Sie sie weiter auf diese Agenda im Gespräch mit Staatsoberhäuptern wie religiösen Führern aller Länder, in denen Christen unter Unfreiheit leiden. Das bewirkt viel und hilft zudem den Christen vor Ort, denn sie erkennen so, dass sie nicht allein und von der Welt vergessen sind. Die bedrängten Christen im Nahen Osten verdienen unsere volle Solidarität, ganz egal, welcher Konfession und Gruppierung sie angehören. 3. Wir bitten Sie herzlich, sich über die Konfessionsgrenzen hinweg auch für die Christen einzusetzen, die nicht zu Ihrer Kirche gehören. Wir können uns keine Zersplitterung leisten, wenn unsere Stimme gehört werden soll. ideaSpektrum 33.2011


ÖK U M E N E

4. Wir danken Ihnen, den katholischen Christen in Deutschland, für die Einrichtung der Gebetsinitiative „Solidarität mit verfolgten und bedrängten Christen in unserer Zeit“, mit der Sie in Ihrer Kirche auf die Lage der bedrängten Christenheit aufmerksam machen, sowie für die Einrichtung des Stephanus-Tages im Gedenken an die Verfolgten am 26. Dezember. Beten Sie mit uns für die Verfolgten Christine über die Konfessionsgrenzen hinweg. SetSchirrmacher zen Sie sich dafür ein, dass Ihre Gebetsinitiative und der Stephanus-Tag auch international begangen werden. Prof. Christine Schirrmacher (Bonn), wissenschaftliche Leiterin des Instituts für Islamfragen der Deutschen Evangelischen Allianz

Suchen Sie der Stadt Bestes! Heiliger Vater! Zu Recht verweisen Sie darauf, dass die Ökumene über die bloße Selbstverpflichtung der Kirche weit hinausgeht. Vielmehr könne der ökumenische Dialog „von der Wirklichkeit und dem Leben aus dem Glauben in unseren Kirchen nicht mehr abgetrennt werden, ohne ihnen selbst Schaden zuzufügen“. Das Gelingen der Ökumene wird in dieser Perspektive zu einem Gradmesser für die Bedeutung von Kirche und Religion in unserer Gesellschaft. Das heißt in der Umkehrung: Wir brauchen eine starke Volkskirche, und daher brauchen wir auch ein gutes ökumenisches Miteinander. Auf einen weiteren Aspekt der Ökumene verweist der Prophet Jeremia angesichts des Babylonischen Exils des Volkes Israel: „Suchet der Stadt Bestes, dahin ich euch habe wegführen lassen, und betet für sie zum Herrn; denn wenn’s ihr wohl geht, so geht’s auch euch wohl“ (Jeremia 29,7). Dieser Aspekt ist dem Politiker in mir besonders wichtig: Es ist eine christliche Selbstverständlichkeit, VerantGünther Beckstein wortung für das Zusammenleben im Staat und für das Gemeinwesen zu übernehmen. Wenn es dem Ganzen gutgeht, dann geht es auch dem einzelnen Menschen gut. Gerade der säkulare Staat ist auf diese Grundlagenarbeit angewiesen, weil er sie selbst in seiner weltanschaulichen Neutralität nicht leisten kann. Je mehr Christen vereint daran mitarbeiten, das Fundament eines Staates zu legen und zu stärken, und je mehr Christen im Herrn vereint Zeugnis ihres Glaubens vor ihren Mitmenschen ablegen, desto besser ist es. Daher hat der Auftrag Jeremias nicht zuletzt einen starken ökumenischen Anstrich: „Suchet der Stadt Bestes.“ Günther Beckstein (Nürnberg), bayerischer Ministerpräsident a. D. (CSU). Er ist stellvertretender Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland. ideaSpektrum 33.2011

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Lösen Sie Luthers Bann! Lieber Bruder Benedikt, Einer Ihrer Vorgänger auf dem Stuhl des Petrus, Papst Leo X., hatte den gegen Martin Luther geführten Prozess am 3. Januar 1521 abgeschlossen, indem er den Bann vollzogen hat. Seit nunmehr 490 Jahren ist der Reformator also aus der römisch-katholischen Kirche ausgeschlossen. Diesen Bann zu lösen, ist das Anliegen dieses Briefes. Dass ich mich damit an Sie, lieber Bruder Benedikt, wende, mögen Sie auch als Ausdruck meiner Hochachtung verstehen, die ich für Ihre theologische Arbeit empfinde. Es beeindruckt mich, dass und wie Sie sich als Lehrer der Theologie, als Bischof und als Papst in den Dienst des Wortes Gottes stellen. Das re- Johannes von formatorische Verständnis der Theologie Lüpke sehe ich bei Ihnen in einer Weise aufgenommen, die auch evangelischen Theologen als Vorbild empfohlen sei. Sie legen die Schrift in der Gemeinschaft der Kirche aus, von der reichen Tradition im Glauben lernend. Darin hat Ihre biblische Theologie zweifellos ein spezifisch katholisches Gepräge. Zugleich aber geht es Ihnen darum, die Kirche kritisch auszurichten auf das eine Zentrum, das den Namen Jesus Christus trägt. Das nenne ich gut evangelisch. „Jesus Christus, wie er uns in der Heiligen Schrift bezeugt wird, ist das eine Wort Gottes, das wir zu hören, dem wir im Leben und im Sterben zu vertrauen und zu gehorchen haben.“ Diese These, mit der die Bekennende Kirche 1934 in Wuppertal-Barmen einst gegen die ideologische Verfälschung des Christentums Stellung bezogen hat, könnte auch als Mottosatz über Ihren Jesus-Büchern stehen. Wenn so Kirche und Theologie auf die Quelle zurückgeführt werden, kommt Bewegung in unsere festgefahrenen Debatten. Da bleiben wir nicht mehr im Bann vorgefertigter Begriffe; wir beginnen neu zu begreifen. Und da können auch die geläufigen Etiketten „katholisch“ und „evangelisch“ durcheinandergeraten. Warum auch nicht? Ich entdecke das Evangelische im Gewand des Katholischen. Und was von evangelischer Seite als katholisch kritisiert, verworfen oder auch wertgeschätzt wird, das begegnet mir auch immer wieder innerhalb der evangelischen Kirche. Hat sich also der Bann gelöst? Sind die wechselseitigen Verurteilungen und Exkommunikationen schon durch die Wirklichkeit überholt? Weithin schon … Aber der Bann, der in diesen Debatten zu spüren ist, könnte sich lösen, wenn wir gemeinsam danach trachten, Kirche „im eigentlichen Sinn“, im Sinne Jesu Christi zu werden. In diesem Prozess könnte es ein Zeichen sein, wenn Sie die Exkommunikation Luthers aufheben. Wichtiger ist mir allerdings die Sache, die es zu verdeutlichen gilt, dass wir als evangelische und katholische Christen in der einen Kirche Christi zusammengehören. Johannes von Lüpke, Professor für Systematische Theologie an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal/Bethel. P


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C H R I S T E N V E R F OLG U NG

AFGHANISTAN Ihre Bilder gingen vor zehn Jahren um die ganze Welt: 24 Mitarbeiter – darunter vier deutsche – der christlichen Hilfsorganisation „Shelter Now“ (Zuflucht jetzt) waren damals in Afghanistan vom islamistischen Taliban-Regime inhaftiert worden. 102 Tage verbrachten sie unter katastrophalen Bedingungen in Haft, bis sie im November von US-Truppen befreit wurden. idea-Redakteur Matthias Pankau ist den Geschehnissen nachgegangen.

Kurz nach ihrer Rettung im Jahr 2001: Silke Dürrkopf, Katrin Jelinek, Margrit Stebner und Georg Taubmann (v. l.)

Am schlimmsten waren die Schreie

Der Jesus-Film war der Grund für die Verhaftung Was war geschehen? Es ist der Abend des 3. August 2001. Auf intensives Drängen einer afghanischen Familie zeigen zwei Mitarbeiter der Hilfsorganisation im Haus der Familie einen Dokumentarfilm über das Leben Jesu. Als die beiden mit einem Taxi zurück in ihr Büro fahren wollen, werden sie von mehreren mit Kalaschnikows bewaffneten „Religionswächtern“ der Taliban festgenommen. Der Vorwurf: Die beiden hätten gegen das Missionsverbot in Afghanistan verstoßen. Zwei Tage darauf werden weitere 22 Mitarbeiter von Shelter Now verhaftet. Udo Stolte (Braunschweig), Geschäftsführer des deutschen Zweiges von Shelter Now, ist damals gerade auf dem Weg von Afghanistan zurück nach Deutschland. Die bedrückenden Nachrichten erreichen ihn unterwegs. Im Rückblick hat er den Verdacht, dass es sich bei dem Wunsch der Familie, den Jesus-Film zu sehen, um eine Falle gehandelt haben könnte. Die beiden Festgenommenen kommen noch in derselben Nacht ins Gefängnis. „Die ersten sechs Wochen waren wir in einem ‚Umerziehungslager’ untergebracht“, erzählt Margrit Stebner. Die Frauen aus der Gruppe sind zusammen mit etwa 30 afghanischen Mädchen eingesperrt. Viele von ihnen sind fast noch Kinder: „Ein Mädchen war gerade 12 Jahre alt. Sie war von ihren Eltern mit 11 Jahren mit einem viel älteren Mann verheiratet worden. Er hat-

te sie mehrfach schwer misshandelt, so dass sie weggelaufen war.“ Die Taliban hatte sie aufgespürt und ins Gefängnis gesteckt. Die Entwicklungshelfer müssen miterleben, wie ihre Mitgefangenen tagtäglich Gewalt ausgesetzt sind. „Am schlimmsten waren die Schreie“, erinnert sich Stebner.

„Wir waren lebende Schutzschilde“ in Kabul Am 4. September beginnt der Prozess nach islamischem Recht, der Scharia. Wie der ebenfalls inhaftierte Projektleiter von Shelter Now in Afghanistan, Georg Taubmann, von Gefängniswärtern erfährt, hat aber der oberste Richter in einer Moschee bereits vor Prozessbeginn von der bevorstehenden Todesstrafe gesprochen. Doch die Terroranschläge des 11. September 2001 mit rund 3.000 Toten verändern die Situation schlagartig. Als Reaktion darauf marschieren die USA in Afghanistan ein, wo sie al-Qaida-Chef Osama bin Laden vermuten – er soll für die Anschläge verantwortlich sein. Wegen der Luftangriffe auf Kabul werden die Gefangenen in ein Gebäude des Geheimdienstes mitten in der Stadt verlegt. „Die al-Qaida- und TalibanFührer trafen sich immer in diesem Gebäude. Sie fühlten sich dort sicher, weil sie wussten, dass die Amerikaner unseren Aufenthaltsort kannten“, berichtet Stebner. „Wir waren lebende Schutzschilde und dienten ihnen als Garantie, dass dieses Gebäude nicht bombardiert wird.“

Gefangen in einem unterirdischen Gefängnis Mehrere Male werden sie von den Taliban-Kämpfern an neue Orte gebracht. Die letzten Wochen verbringen sie in einem größtenteils unterirdischen Gefängnis. „Es war wie im fi nstersten Mittelalter“, erzählt Taubmann später. In dem Gefängnis dämmern Menschen ihrer Hinrichtung entgegen oder einer Verstümmelung, etwa dem Abhacken einer Hand, was die Scharia für Vergehen wie Diebstahl vorsieht. Viele von ihnen sind mit Fußketten gefesselt. Erst später erfahren die Inhaftierten, dass sie auf dem Gelände der ehemaligen DDR-Botschaft in Afghanistan untergebracht waren.

Foto: Reuters

Liebevoll deckt Margrit Stebner den Tisch in der deutschen Zentrale von Shelter Now in Braunschweig. Es gibt gebackene Auberginen mit Joghurt, Hühnchenfleisch, Kabuli Palau (Reis), Obst und etwas Süßes zum Dessert – typisch afghanische Gerichte. Denn die 53-Jährige liebt das Land am Hindukusch nach wie vor. Und das, obwohl sie dort die wohl schlimmsten 15 Wochen ihres Lebens verbrachte. Vor zehn Jahren wurde die Bürokauffrau mit 23 anderen Shelter-Now-Mitarbeitern – darunter neben drei weiteren Deutschen auch zwei Amerikaner und zwei Australier – von den islamistischen Taliban verhaftet.

ideaSpektrum 33.2011


IRAN

TURKMENISTAN

CUSBEKISTAN H R I S T E N V E RTADSCHIKISTAN F OLG U NG 27

Inhaftiert vom 3. August 2001 bis zum 13. November, danach sollten sie nach Kandahar verschleppt werden.

A F G H A N I S TA N Ghasni

Auf der Zwischenstation Ghasni wurden sie am 13. November 2001 befreit und mit einem US-Hubschrauber nach Islamabad ausgeflogen.

Kandahar

KABUL ISLAMABAD

PAKISTAN

2001 im Gefängnis Kabul: die Gefangenen in ihren Zellen

„Wir beten gerade – da fing die Schießerei an“ Als die Truppen der gegen al-Qaida gerichteten afghanischen „Nordallianz“ am 12. November Kabul einnehmen, werden die Gefangenen erneut verlegt – nach Ghasni, etwa 80 Kilometer südlich von Kabul. Dann kommt der 15. November, der Tag der Befreiung. „Es war zehn Uhr morgens. Wir beteten gerade – da fing die Schießerei außerhalb des Gefängnisses an.“ Taubmann und seine Mitarbeiter fürchten um ihr Leben. Was sie nicht wissen: Es gab einen Aufstand gegen die Taliban. „Plötzlich öffnete ein bärtiger Krieger mit Patronengurten um den Hals und einer Maschinenpistole in der Hand die Tür und rief nur ‚Ihr seid frei!’“, so Taubmann.

Der Pilot sah sie nicht – da zündete sie ihren Schleier an Er bittet den Kommandeur der Aufständischen, über das Rote Kreuz Kontakt zur US-Botschaft in Pakistan zu bekommen. Gegen Mitternacht warten die acht ausländischen Shelter-Mitarbeiter auf einem verlassenen Platz außerhalb der Stadt. Dort soll sie ein Hubschrauber abholen. Er kommt auch – dreht jedoch nach kurzem wieder ab. „Wir hatten nur eine kleine Laterne bei uns“, erklärt Stebner. „Sie haben uns wohl nicht gesehen.“ Doch dann nimmt eine der beiden US-Amerikanerinnen ihren Schleier ab, tränkt ihn mit dem Kerosin aus der Laterne und zündet ihn an. Mit anderen Kleidungsstücken und etwas Holz wird daraus schnell ein weit sichtbares Feuer. Und tatsächlich: Der Hubschrauber findet die Entwicklungshelfer und bringt sie in die pakistanische Hauptstadt Islamabad. In der US-Botschaft ist eine der Mitarbeiterinnen die Schwester einer Verlagsassistentin bei idea. So kommt es, dass idea damals das erste Interview mit den befreiten Geiseln hat.

Foto: Shelter now

Trotz allem: Alle vier kehrten nach Afghanistan zurück Zurück in Deutschland nahmen die vier zuvor gefangenen deutschen Shelter-Now-Mitarbeiter Georg Taubmann, Margrit Stebner, Katrin Jelinek und Silke Dürrkopf eine mehrmonatige Auszeit. Mit Psychologen und Seelsorgern konnten sie über das Erlebte sprechen. Margrit Stebner ging bereits im Oktober 2002 wieder nach Afghanistan, genau wie die anderen drei. Warum kehrt man zurück an einen Ort, an dem man so Schreckliches erlebt hat? „Ich wollte mithel-

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fen beim Wiederaufbau von Shelter Now, um den Menschen neue Hoffnung und eine Zukunftsperspektive zu geben.“

Wie das Land heute stabilisiert wird Heute liegen die Schwerpunkte der Arbeit von Shelter Now in Afghanistan und dem benachbarten Pakistan in den Bereichen Trinkwasser, Gesundheit, Bildung/Erziehung und Landwirtschaft. In den von Shelter Now geschaffenen „Dörfern der Hoffnung“ wird der Anbau von Obst vorangetrieben. Mit Kleinkrediten fördert das Hilfswerk den Aufbau des Viehbestands in Dörfern. In Kabul betreibt Shelter Now eine Grundschule für Mädchen und Jungen aus verschiedenen Volksgruppen und eine Gehörlosenschule mit Berufsausbildung, ebenso seit kurzem ein Blindenzentrum. „Je mehr Menschen ihre Existenz selbstständig sichern und ein zufriedenes Leben führen können, desto friedlicher und stabiler wird auch die afghanische Gesellschaft“, ist Stolte überzeugt.

Am 15. November ist Geburtstag Das sieht auch Stebner so, die Afghanistan nach vier weiteren Jahren 2006 schließlich verlassen hat. „Ich hatte den Eindruck, dass meine Arbeit dort abgeschlossen ist und Menschen anderswo auf der Welt ebenfalls Unterstützung brauchen.“ Nach eineinhalb Jahren in Deutschland ging sie 2008 nach Israel. Dort arbeitet sie bei einer Hilfsorganisation, die Sozial- und Bildungsprojekte betreibt. Silke Dürrkopf kehrte bereits 2004 nach Deutschland zurück. Sie heiratete und arbeitet heute als Lehrerin. Auch Katrin Jelinek hat geheiratet. Mit ihrem Mann ging sie 2007 wieder nach Afghanistan, musste jedoch schon nach einem Jahr zurückkehren, nachdem ihr Ehemann an Krebs erkrankte. Nur Georg Taubmann ist nach wie vor in Afghanistan – als Internationaler Direktor von Shelter Now. Aber es gibt einen Termin, an dem alle vier in Gedanken beieinander sind: am 15. November, dem Tag ihrer Befreiung. Margrit Stebner: „An diesem Tag wurde uns das Leben noch einmal neu geschenkt.“ P

b Shelter Now Germany e.V. Waisenhausdamm 4 • 38100 Braunschweig 0531 8853957 • www.shelter.de


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J UG E N DE VA NG E L I SAT ION

In eine andere Welt eintauchen

SOLA Die Ferienzeit ist auch die Zeit für Zeltlager. Ein christliches Ferienprogramm, das immer mehr Anklang findet, ist das SOLA (Abkürzung von „Sommerlager“). Es wird meist von – überwiegend evangelikalen – Gemeinden organisiert und wendet sich an christliche wie atheistische Kinder und Jugendliche. idea-Redakteur Klaus Rösler sprach mit einigen Verantwortlichen. Wer Kinder heute – im Zeitalter von Handys, Facebook sowie Fernsehen rund um die Uhr – erreichen will, muss ihnen etwas Besonderes bieten. Die Sommerlager tun das: Da können die Kinder nämlich einmal für eine Woche in eine völlig andere Welt eintauchen – und zwar in ein „Theaterspiel“, das sie vom Aufstehen bis zum Schlafengehen begleitet. Die Handlung mutet mitunter etwas gewalttätig an, doch wissen die Kinder, dass alles nur ein Spiel ist. Außerdem vermitteln ihnen die Mitarbeiter, dass Gewalt kein Mittel zur Konfliktlösung ist. Gefragt sind vielmehr Pfiffigkeit und Kreativität. Beispiele für das ganz unterschiedliche Lagergeschehen: 1. Spielhandlung: 225 junge Leute freuen sich auf ihre Sommerferien. Doch auf dem Flughafen kommt es zu einer schweren Explosion. Die Jugendlichen zwischen 13 und 16 Jahren kommen mit dem Schrecken davon, müssen aber mit Bussen evakuiert werden. Die erste Nacht verbringen sie unter freiem Himmel im Wald, dann stoßen sie auf ein verlassenes Dorf: Nodville. Hier erfahren sie, dass die Explosion wohl doch schlimmere Folgen hatte als erwartet: Alle sind verseucht. Schnell ist klar: Sie müssen sich dort für längere Zeit einrichten. 2. Eine andere Spielhandlung bei einer anderen Freizeit. In der Toruga-Bucht in der Karibik haben die jungen Piraten Probleme: Die Franzosen haben ihren Anführer, Kapitän Bones, gefangen genommen. Auch soll es in der Bucht irgendwo einen riesigen Schatz geben. Nur – wo?

3. Ein weiteres Spiel: Das Jahr 0 in Jerusalem. Ein neuer Stern ist am Himmel zu sehen. Man rätselt noch, was es damit auf sich hat. Dann heißt es: Sechseinhalb Kilometer weiter soll das Rätsel um den Stern gelöst werden. Also machen sich gleich vier Karawanen auf den Weg dorthin. Es geht um die Geburt Jesu.

Wenn die Uhren anders gehen Nodville, Toruga oder Jerusalem – alle drei Orte liegen in Deutschland und heißen normalerweise anders. Doch es ist Sommer – SOLA-Zeit. Da gehen die Uhren anders. Neben der Spielhandlung wird im SOLA immer auch die christliche Botschaft weitergegeben. Das kommt an: Die SOLAs gehören zu den missionarisch erfolgreichsten Programmen für Kinder und Jugendliche im deutschsprachigen Europa. Viele Teilnehmer werden Christen. „Nodville“ heißt eigentlich Ommerborn und liegt im Bergischen Land, wo das Forum Wiedenest (früher: Missionshaus Bibelschule Wiedenest/Bergneustadt bei Gummersbach) sein 20. SOLA organisiert hat. Die „Toruga-Bucht“ liegt in Elkhausen bei Kirchen im Siegerland. Sie wurde von der Evangelisch-Freikirchlichen Brüdergemeinde in Kirchen gestaltet. Weniger aufwendig ist „Jerusalem“: Der kleine Bauernhof im brandenburgischen Ort Pausin, von dem aus sich die Teilnehmer des SOLA der freikirchlichen Gemeinden aus Schwante und Oranienburg auf den Weg an den Mühlensee bei Vehlefanz machten, wurde nur einige Stunden benötigt. ideaSpektrum 33.2011


J UG E N DE VA NG E L I SAT ION

Die Idee stammt aus der Schweiz Als „Erfinder“ der SOLAs in Deutschland gilt Hans Brandt von Forum Wiedenest – eines der größten deutschen Missionswerke, das der evangelikalen Brüderbewegung nahesteht. Der heute 50-Jährige hatte ein ähnliches Programm in den 80er Jahren in der Schweiz kennengelernt – und war so begeistert, dass er es auch in Deutschland ausprobieren wollte. Also lud er 1988 zu einem ersten Zeltlager unter dem Thema „Ritter“ in Lobenhausen (bei Crailsheim) ein. 85 junge Leute kamen, die von 30 Mitarbeitern betreut wurden. Das Camp war ein voller Erfolg! Nach zwei Jahren wurde man in „Wiedenest“ auf die SOLAs aufmerksam und stellte Brandt als Referenten ein. Heute finden solche Camps an 45 Orten statt. Die SOLAs erreichen pro Jahr rund 5.000 Teilnehmer. Ableger gibt es zudem inzwischen in fast allen europäischen Ländern, darunter 80 Lager in der Schweiz – vom Bund Evangelischer Schweizer Jungscharen.

Die Freizeiten sind konkurrenzlos günstig Alle SOLAs sind ähnlich. Die Mitarbeiter engagieren sich ehrenamtlich, daher sind die Camps konkurrenzlos günstig: Eine Woche kostet mit Verpflegung zwischen 80 und 130 Euro. Und: Bei jedem SOLA findet eine Wanderung mit Übernachtung im Freien statt. Im eigentlichen Lager kann nach Herzenslust gebastelt und gezimmert werden. Auch sind immer viele Helfer dabei: Auf zwei Teilnehmer kommt ein Mitarbeiter. Es sind wohl vor allem die Erfahrungen sowohl mit Abenteuern als auch mit Andachten, die ein SOLA für die Kinder zu einem eindrucksvollen Erlebnis werden lassen. Brandt ist seit 2007 für die SOLAs im Ausland verantwortlich. Ende dieses Jahres steigt er ganz aus der Arbeit aus. Er geht als Mitarbeiter vom „Forum Wiedenest“ nach Pakistan. Neuer Leiter für die Wiedenester SOLA-Arbeit in Deutschland ist nun Viktor Klassen.

Fotos: Piraten/Markus Döring; Übrige/PR

Der Gott im Spiel ist auch der Gott im Leben Bei einer ersten SOLA-Konferenz 2010 haben die Veranstalter in Deutschland eine engere Zusammenarbeit beschlossen, um sich mit Ideen und Materialien zu unterstützen. Einig waren sich alle über das Ziel eines Sommerlagers: „Die Kinder und Jugendlichen sollen etwas erleben.“ Klassen erzählt von einem Camp, das als Sklavenlager in Westafrika konzipiert war. Dort durften die „Sklaven“ beispielsweise nur auf die Toilette gehen, wenn sie zuvor bei ihren Herren gefragt hatten. Entscheidend: Wenn es einem Kind zu viel werden sollte mit der fremden Welt, dann gibt es ein Codewort. Wird es gesagt, endet sofort die Spielwelt. Jeden Tag gibt es eine Andacht in Kleingruppen. Was die jungen Teilnehmer zudem stark beeindruckt, so Klassen, sind die ehrenamtlichen Mitarbeiter, die rund um die Uhr für sie bereitstehen. „Wir sagen ihnen auch immer wieder, dass der Gott aus dem Spiel der gleiche ist wie der Gott im wirklichen Leben.“ Tatsächlich besuchten nach dem SOLA vie-

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le Kinder die Jungschar- oder Jugendstunden der Gemeinden, die hinter einem Sommerlager stehen. Die meisten Teilnehmer sind so begeistert, dass sie im nächsten Jahr wieder mit dabei sind. Und wenn sie dafür zu alt sind, steigen sie als Mitarbeiter ein. Das Beste dabei: Natürlich ist das Camp nicht nur für Christen gedacht! Unter den 180 Teilnehmern eines SOLAs vor kurzem sind nur 25 aus dem direkten Gemeindeumfeld gekommen.

Vier Mütter und die Strapazen Jesu Manchmal bildet auch die Bibel den Rahmen für die Spielhandlung, etwa beim SOLA „Jesus von Nazareth“ in diesem Jahr im brandenburgischen Vehlefanz. Für die Wanderung hatte der Mitorganisator, der Bäcker Karl-Dietmar Plentz, zwei Esel organisiert. Ein weiterer Höhepunkt: Um zu zeigen, welchen Strapazen der neugeborene Jesus bei der Flucht nach Ägypten ausgesetzt war, konnte Plentz vier junge Mütter mit ihren Säuglingen davon überzeugen, bei der Zwei-Tages-Wanderung mitzumachen – samt Übernachtung unter freiem Himmel! Etwas zu schaffen habe dem Sommerlager in diesem Jahr zwar das nasse Wetter gemacht. Immer mal wieder mussten die Teilnehmer sozusagen aus dem Jahr 0 ins Jahr 2011 zurückkehren, um per Mobiltelefon trockene Kleidung zu erbitten.

Die Rückkehr in den Alltag fällt oft nicht leicht Die Verantwortlichen wissen, dass vielen Teilnehmern die Rückkehr in den „normalen“ Alltag schwerfällt. Umso wichtiger sei die Bereitschaft der veranstaltenden Gemeinden, die Jugendlichen durch Nachtreffen und Einladungen in ihre Kreise aufzufangen. Viele machen während eines SOLAs einen Anfang im christlichen Glauben und schließen Freundschaften. Sie können vor Ort in der Jungschar- oder Jugendgruppe weiter gepflegt werden. P

b Wer sich für die Freizeiten interessiert, wende sich an: Forum Wiedenest Eichendorffstraße 2 51702 Bergneustadt 02261 406195 www.sola-deutschland.de klassen@wiedenest.de

„Piraten“ auf einem Schiff in der „Toruga-Bucht“; unten: SOLA-Chef Viktor Klassen bei einem Camp über den Sklavenmarkt in Afrika


net F O R U M F Ü R J U N G E C H R I S T EN

Bernd Domres, Präsident der Stiftung des Deutschen Instituts für Katastrophenmedizin, und Judith Kühl in Äthiopien

Als deutsche Studentin im Flüchtlingslager

HUNGERSNOT Ostafrika erlebt derzeit eine der schlimmsten Hungerkatastrophen. Die Tübinger Theologiestudentin Judith Kühl (25) half mit einem Team des christlichen Hilfswerks humedica (Kaufbeuren) zwei Wochen lang in äthiopischen Flüchtlingslagern. idea-Mitarbeiter Simon Jahn sprach mit ihr.

Eingebrannt hat sich mir die riesige Not der Menschen in den Flüchtlingslagern. Dort fehlt es wirklich an allem: Wasser, Nahrung, Hygiene, medizinische Hilfe. Diese Leute stehen im Kampf um Leben und Tod. Jeder bettelt um Hilfe für sich und sein Kind – wie diese eine Mutter mit ihrer 11-jährigen Tochter Sara. Völlig hilflos kam sie auf mich zu. Sara hatte seit einer Woche nichts mehr gegessen, konnte kaum mehr aufrecht stehen und war extrem apathisch. Doch als erstes humedica-Team vor Ort durften wir den Einzelnen noch nicht helfen. Aufgrund der schwierigen sicherheitspolitischen Lage ist die Regierung Äthiopiens sehr sensibel gegenüber allen Fremden. Organisatorische Dinge – mit der Camp-Behörde zu sprechen, vom Staat eine Arbeitserlaubnis einzuholen – waren deshalb erst einmal unumgänglich, damit unsere anderen Teams umfassend helfen können, was sie inzwischen auch tun. Das war eine echte Herausforderung: Hilfe zu initiieren, aber noch nicht selber anpacken zu dürfen.

Hat sich dein Glaube durch das Leid verändert? Man sieht dort kein Ende des Elends. Einerseits kam mir da natürlich die altbekannte Frage: Wie kann Gott das zulassen? Zum anderen dachte ich auch an meine eigenen Lebensumstände in Deutschland: Ich habe mehr als genug. Warum gibt es diese ungerechte Verteilung? Das ist sowohl eine Frage an mich selbst, an meine Mitmenschen und an die Gesellschaft – als auch an Gott.

Hast du schon Antworten gefunden? Mit Abstand kann man leichter sagen: „Gott sorgt für alle.“ Aber wenn man direkt vor Augen hatte, wie die Leute dort sterben, weil einfach keine Hilfe da ist, hört man auf, vorschnell Antworten zu finden. Deshalb ist es wichtig für mich, am Glauben festzuhalten, obwohl ich manches nicht verstehe. Das habe ich auch durch meiB e su cht uns au ch au f

f a ce b o ok

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nen Einsatz nach dem schweren Erdbeben in Haiti 2010 gelernt. Die Frage, wie Gott das zulassen konnte, kann ich für mich bis heute nicht beantworten.

Hast du ein schlechtes Gewissen, wenn du im Supermarkt unseren Überfluss vor Augen hast? Nein. Ich empfinde eher: Das ist ungerecht. Doch niemand hier in Deutschland hatte Einfluss darauf, wo auf der Welt er geboren wurde. Man kann jedoch nicht ständig darüber nachdenken. Diese zwei Welten sind so extrem verschieden, dass die Verbindung dazwischen fehlt. Die Zustände in Afrika haben mich geprägt, trotzdem muss ich jetzt hier wieder zurechtkommen. Dazu gehört auch, über mein Konsumverhalten nachzudenken. Dennoch halte ich nichts von extremen Reaktionen. Es hilft den Kindern in Ostafrika ja auch nicht , wenn ich nur noch trockenen Reis esse.

Wie bist du zu humedica gekommen? Ich habe bei humedica ein zweimonatiges Praktikum in der Medienabteilung absolviert und anschließend eine Schulung zur Koordinatorin mitgemacht. Eine solche Ausbildung ist Voraussetzung, um an Einsätzen teilnehmen zu können. Ich habe vor allem gelernt, wie man einen Hilfseinsatz strukturiert und das Team unserer Helfer leitet: Wie fange ich an, wenn in einer Krisenregion keine oder kaum mehr Struktur gegeben ist? Wie und wo setze ich das medizinische Team ein? Wo ist unsere Hilfe am nötigsten? Medizinische Hilfskräfte werden in Notfall- und Tropenmedizin sowie in Sicherheitsregeln geschult. Sie lernen, wie man schnell eine mobile Krankenstation aufbaut, wenn man lediglich einen Medizinkoffer dabei hat. Für die Teilnahme an den Trainings ist eine Bewerbung erforderlich. P

b humedica e.V. • 08341 9661480 • info@humedica.org Ko s te n l o s i m A p p -Sto r e e r h ä l t l i c h:

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Fotos: istockphoto.com + PR

Was hat sich dir besonders eingeprägt?


DI E K LE I N E K A NZ E L

» Einer trage des anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen. «

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Wolfgang Isenburg (Enzklösterle/ Nordschwarzwald) ist Leiter der Gefährdetenhilfe Wegzeichen e.V.

Aus dem Brief des Paulus an die Galater 6,2

Foto: idea/Bannach

Wir sollten nicht nur fromm reden … In Deutschland leben rund 330.000 Menschen auf der Straße. Etwa 3 Millionen Mitbürger sind abhängig von Alkohol und geschätzte 150.000 von Heroin und Kokain. Dazu kommen zahllose Mitmenschen, die am Leben verzweifeln, keine Perspektive sehen, kriminell werden, in den Augen der „Gutbürgerlichen“ keine Bedeutung haben. Sehen wir diese Gestrandeten, Ausgestoßenen, Verachteten – die niemals eine Kirche aufsuchen, die ohne eine Beziehung zu Gott leben und ohne ihn sterben? Oder sagen wir im Wegschauen gar „Selber schuld!“? Oft blicken wir lieber nach oben – nicht auf Gott, sondern auf Titel, Ruhm, Geld, den erfolgreicheren Nachbarn und Kollegen. Aber schauen wir auch nach unten – zu den „Randgruppen“? Jesus Christus machte nicht nur fromme Worte – sondern verhalf zu einem frommen Leben. Er verschenkte kei-

ne Almosen – dafür aber eine neue Existenz, ja letztlich sogar sich selbst. Vielleicht sollten auch wir nicht nur fromm reden, sondern fromm vor-leben und solche Menschen in unser Leben, in unsere Familien mitnehmen. Wenn ich jemandem vom Rand der Gesellschaft die Himmelstür öffnen will, muss ich ihm zuerst meine Herzenstür aufmachen – und dann meine Haustür. Helfen kann ich mit ganz schlichten Dingen: satt machen, zuhören, ein geistiges oder sogar räumliches Zuhause schenken. Wir brauchen Plätze in unserer Welt, an denen Wahrhaftigkeit, Herzensgüte und Hoffnung gelebt wird. Sollten wir christliche Familien nicht solche Zellen sein? Dann blüht eine trostlose Seele auf, werden Menschen innerlich gesund. Das macht sowohl die glücklich, denen geholfen wird, als auch die, die helfen! P

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PORTRÄT

Knobeln mit der Bibel AUFLAGENMILLIONÄR ist Karl-Hermann Schneider (Baunatal bei Kassel). Doch sein Name taucht auf keiner Bestsellerliste auf, denn Rätselbücher werden dort nicht erwähnt. idea-Redakteur Klaus Rösler sprach mit dem Kopfnuss-Produzenten für biblische Rätsel.

Über 100.000 Kreuzworträtsel Doch weder Beruf noch seine schwere Herz- und Zuckererkrankung hielten ihn davon ab zu tüfteln. Er las sehr viel – und immer fielen ihm Fragen ein. Heute stehen über 7.000 Bücher in seiner Bibliothek. Sein erstes Rätselbuch wurde 1973 von einem Schweizer Verlag herausgegeben. Nun inter-

essierten sich plötzlich auch Verlage in Deutschland für ihn. Inzwischen hat er 45 Bücher verfasst – in einer Auflage von 1,2 Millionen Exemplaren. Sie heißen etwa „Bibelquiz für jung und alt“, „Rätselbuch Religion“ oder „Das große Buch der biblischen Rätsel für die ganze Familie“. Er schätzt, dass er über 100.000 Kreuzworträtsel entworfen hat und ungezählte andere Rätsel und Spiele. Die ersten entwickelte er noch an einer Schreibmaschine. Erst seit 1994 hat er einen Computer. Das Tüfteln macht ihm Spaß. Doch er hat mehr im Sinn: „Ich bin auch LiteraturMissionar.“ Denn gerade mit seinen biblischen Rätseln möchte er erreichen, dass die Leute die Bibel in die Hand nehmen und nachlesen, um auf die richtigen Lösungen zu kommen, und so spielerisch die Frohe Botschaft kennenlernen.

Diese Einfälle sind eine Gabe Gottes Der „sehr gläubige Baptist“ betrachtet seine vielen Einfälle als eine Gabe Gottes. Und er weiß, dass er ohne die Verbindung zu Gott seine Arbeit nicht tun könnte. Deshalb zieht er sich jeden Nachmittag mit seiner Frau Rena-

te zurück, um sich gemeinsam mit ihr in einer Andacht auf Gott auszurichten. Und wie reagieren seine Leser? Er erhält Briefe aus der ganzen Welt. Da bedanken sich Käufer dafür, dass sie viel Spaß mit seinem Buch hatten, oder auch, dass sie nun eine Bibelstelle ganz anders verstehen. Schneider hofft indes, dass auch säkulare Rätselfreunde durch die Lektüre so angesprochen werden, dass sie immer wieder zur Bibel greifen – und dann Christen werden. Vielleicht ist das auch schon längst passiert. Nur erfahren hat er es bisher nicht.

Ich wäre am liebsten mitgegangen Dafür hat er selber erlebt, welche Kraft von der Bibel ausgeht. Etwa beim überraschenden Krebstod seiner ersten Frau Gisela 1995. „Da wäre ich am liebsten selbst mitgegangen“, erinnert er sich. Dass er sich wieder freuen, einen klaren Kopf bekommen und weiter auf Gott vertrauen kann, das verdankt er vor allem der Bibel, sagt er. Und deshalb wird er nicht müde, weitere Rätselbücher zu konzipieren. Sechs hat er bereits wieder fertig und sie den Verlagen angeboten. P

Foto: Peter Dilling

Was für ein Jubiläum! Seit 50 Jahren ist der 63-jährige Baptist als Autor tätig. Mit 13 Jahren hat er sich für das christliche Kindermagazin „Der Morgenstern“ seine erste Kurzgeschichte über eine Klassenfahrt ausgedacht. „Es hat mich einfach gejuckt zu schreiben“, erinnert er sich. Seine Eltern sahen seine kreative Ader nicht gerne. In Deutschland war das Wirtschaftswunder der Nachkriegszeit in voller Blüte. Da lernte man etwas „Handfestes“. Deshalb durfte Schneider auch nicht aufs Gymnasium, sondern musste eine Lehre als Buchbinder machen. Später wechselte er das Fach – und ging als Sachbearbeiter zum Finanzamt. Dort blieb er bis zu seiner Frühpensionierung – mit 32! – 1980.

DAS WORT DER WOCHE » Was tun Sie, wenn Sie manchmal der Zweifel an Ihrem Glauben packt? « » Warten, bis der Anfall vorübergeht. Und er geht vorüber. Beten hilft. « „Spiegel“-Redakteur und Buchautor Matthias Matussek (Hamburg) in einem Interview mit der „Bild“-Zeitung ideaSpektrum 33.2011


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