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Am 23. Oktober stellen sich neun Kolumnisten von «idea Spektrum» zur Wahl. Politisch ticken sie unterschiedlich. 9 Di Diaconia: i Das D Hilfswerk Hilf k bbaut iin
14 Cit City Ch Church: h GGott in i mehreren h
11 Führung: So kam Transport-Chef
20 Juden und Christen: Seit jeher
13 Michael Wespi: Rockmusiker mit
23 Pro und Kontra: Steht uns Israel
Daniel Schöni auf die «drei C»
viel Talent und Jesus als Vorbild
Städten zur gleichen Zeit loben
eine spannungsreiche Beziehung heute näher als andere Länder?
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Drum prüfe, eh du wählst! Noch sieben Wochen. Dann wird das eidgenössische Parlament neu gewählt. Diverse Parteien und unzählige Kandidaten streiten sich um die 200 Sitze im Nationalrat und die 46 Plätze im Ständerat. Das Interesse einer breiten Öffentlichkeit verhält sich aber noch umgekehrt proportional zum enormen Medienaufwand. Leider auch in den meisten christlichen Gemeinden. Dabei verdienten gerade die zahlreichen Christen unter den Kandidaten vermehrte Aufmerksamkeit. Zu ihnen gehören neun Kolumnisten unseres Magazins. Mehr über sie im «Brennpunkt» (Seite 4). Was motiviert christliche Persönlichkeiten zum beherzten Engagement in Bern? «Ich glaube, eine Berufung für die Politik erhalten zu haben», stellt SVPNationalrat Jean-Pierre Graber fest. «Ich mache gerne Politik», erklärt SP-Nationalrat Eric Nussbaumer. «Christsein ohne gesellschaftliches Engagement gibt es nicht.» EVP-Nationalrätin Marianne Streiff bemerkt: «Mir liegt an der Umsetzung und Verankerung der christlichen Grundwerte.» Christliche Grundwerte und Überzeugungen sind in der kommenden Legislaturperiode effektiv gefragt. Auf der politischen Agenda stehen die Atomkraft und die Armee, der Schutz des Lebens und der Umwelt, das Verhältnis zu Europa und zum Islam, die Stärkung der Familie und die Sicherung der Sozialwerke. Gefragt sind Politiker, die sich am Evangelium und an der Präambel der Bundesverfassung orientieren. Sie können wie EDU-Nati-
BIBLISCH Ein Lieblingsbibelwort von Daniel Zindel, Leiter des christlichen Sozialwerks «Stiftung Gott hilft» in Zizers GR, nebenberuflich als Eheseelsorger und Buchautor tätig:
onalrat Andreas Brönnimann sagen: «Ich bin überzeugt, dass ich richtig geführt werde.» Wer wird denn wie geführt? Christen aller Parteien stehen auf dem gleichen Fundament und unter der gleichen Leitung. Doch der Heilige Geist leitet offensichtlich unterschiedlich. Bei der Finanzierung der Abtreibung denkt Hans-Ulrich Bigler (FDP) anders als Maja Ingold (EVP). Bei der Entwicklungshilfe tickt Marc Jost (EVP) anders als Jean-Pierre Graber (SVP). In der Familienpolitik unterscheidet sich Eric Nussbaumer (SP) stark von Daniel Albietz (CVP). Und doch halten alle unsere Kolumnisten gerade ihre Partei für besonders gut wählbar. In der Tat: Nichts wäre problematischer für unsere politische Kultur als eine christliche Einheitspartei. Doch der Christ soll auch als Wähler den Rat des Apostels Paulus beherzigen und prüfen. Und er soll sich gründlich informieren. Nur so kann er zu einem verantwortungsvollen Entscheid finden. Hartnäckig hält sich auch in frommen Gruppen die Einstellung, Politik sei halt doch ein übles Geschäft. Politiker kämpften bloss um Ehre und Eigeninteressen, Macht und Medienpräsenz. Zu empfehlen wäre solchen Politikverweigerern eine Begegnung mit einem der engagierten christlichen Politiker. Aber auch ein offenes Ohr für das Evangelium. «Salz und Licht» sollen Christen sein, bekräftigt Jesus. Er sprach oft vom Auftrag seiner Jünger. Von Ausreden hielt er wenig.
«Geschaffen in Jesus Christus zu einem Leben voller guter Taten, die Gott schon bereitgestellt hat.» (Epheser 2.10) «Das Frottétuch fliegt in die Ecke. Ich hab es eilig. Die Hose und ein frisch gebügeltes Hemd liegen bereit. Sie passen zu meiner Grösse, entsprechen dem Wetter. Wenn es schon von Jesus hiess: ‹Der Sohn kann nichts von sich aus tun, es sei denn, er sehe den Vater etwas tun›, um wie viel wichtiger ist es für uns, mit einem feinen Gehör zu erspüren, was von Gott her dran ist. Bei Anfragen für Aufgaben und in der Terminplanung: Welches sind Gottes vorbereitete Werke? Die Basis eines guten Zeitmanagements ist das innere Gespür für seine offenen Türen. Das Geheimnis für Zielorientierung und Effizienz in unserem Tun. Der Angelpunkt, wo wir nicht einfach für Gott arbeiten, sondern Mitarbeitende sind.»
WÖRTLICH «Ein Abgestumpftsein in unserer Gesellschaft gegenüber dem Leiden ist mit Händen zu greifen. Entweder lasse ich mein Angewiesensein und meine Kreatürlichkeit zu, oder ich halte mich für den, der glaubt, Macht und Kontrolle über das Leben zu haben. Wenn dieser Geist des machtvollen Abwürgens überhandnimmt, hat das brutale Folgen für alle Kreaturen und für die Beziehungsfähigkeit. Echte Nähe – ein radikales Zulassen – etwa ist dann auch in einer Beziehung kaum mehr möglich.» Monika Renz, Leiterin der Psychoonkologie im St. Galler Kantonsspital, im Interview mit dem «Tages Anzeiger».
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BR E N N P U N K T
«Mich motivieren Vorbilder wie Josef oder Daniel» WAHLHERBST Sieben Wochen vor den eidgenössischen Wahlen am 23. Oktober wächst die Spannung. Das erleben
auch neun Kolumnisten unseres Magazins. Sechs von ihnen sitzen bereits im Nationalrat, drei kandidieren neu. Sie alle politisieren bewusst als Christen. Doch politisch sind sie sich in manchen Fragen keineswegs einig.
Was motiviert Sie als Christ, (wieder) für den Nationalrat zu kandidieren? Daniel Albietz, Nationalratskan-
didat CVP: Mich motivieren biblische Vorbilder wie Josef oder Daniel, die im Vertrauen auf Gott Staatsleute von (und nicht nur auf) Weltformat waren. Christen haben einen Auftrag, Verantwortung zu übernehmen. Hans-Ulrich Bigler, Nationalratskandidat FDP: Christen sollen sich in allen Bereichen unserer Gesellschaft einbringen und ganz praktisch «Salz» und «Licht» sein. Andreas Brönnimann, Nationalrat EDU: Es ist wichtig für unser Land, dass viele Frauen und Männer im Nationalrat vertreten sind, die sich an der Bibel orientieren. Jean-Pierre Graber, Nationalrat SVP: Ich glaube, eine Berufung erhalten zu haben, um in der Politik tätig zu sein. Und ich bin überzeugt, dass die christliche Lehre in der Politik viel mehr zu sagen hat, als man denkt. Brigitte Häberli, Nationalrätin CVP: Ich kandidiere nun auch für den Ständerat, weil ich mich für den Thurgau und die Schweiz einsetzen will und eine Politik vertrete, die von unsern Werten wie Verantwortung, Ausgleich und Respekt geprägt ist.
Sie kandidieren
Daniel Albietz, Nationalratskandidat der CVP, 40, verheiratet, drei Kinder, Anwalt und Gemeinderat (Exekutive), Riehen BS Andreas Brönnimann, Nationalrat der EDU seit 2009, 56, verheiratet, fünf erwachsene Kinder, Unternehmer, Belp BE Hans-Ulrich Bigler, Nationalratskandidat der FDP, 53, verheiratet, drei erwachsene Kinder, Direktor Schweizerischer Gewerbeverband, Affoltern am Albis ZH Jean-Pierre Graber, Nationalrat der SVP seit 2007, 65, verwitwet, zwei erwachsene Töchter, Rektor einer Handelsschule während 28 Jahren (bis 2011), La Neuveville BE Brigitte Häberli, Nationalrätin der
Sie möchten gewählt werden (von oben links nach unten rechts): Daniel Albietz (CVP), Hans-Ulrich Bigler (FDP), Andreas Brönnimann (EDU), Jean-Pierre Graber (SVP), Brigitte Häberli (CVP), Maja Ingold (EVP), Marc Jost (EVP), Eric Nussbaumer (SP), Marianne Streiff (EVP).
Maja Ingold, Nationalrätin EVP:
und Religionsfreiheit werden jedoch auf Bundesebene verhandelt. Eric Nussbaumer, Nationalrat SP: Christsein ohne gesellschaftliches Engagement gibt es nicht. Ich mache gerne Politik. Marianne Streiff, Nationalrätin EVP: Eines meiner Ziele ist die Umsetzung und Verankerung der christlichen Grundwerte (siehe www.lebenswerte.ch), wo und wie immer es mir möglich ist.
CVP seit 2003, 53, verheiratet, drei erwachsene Kinder, Kauffrau/Nationalrätin, Bichelsee-Balterswil TG, kandidiert auch für den Ständerat Maja Ingold, Nationalrätin der EVP seit Mai 2010, 48, verheiratet, drei erwachsene Kinder, Erstausbildung Lehrerin, Politikerin, Winterthur Marc Jost, Nationalratskandidat der EVP, 37, verheiratet, vier Kinder, Theologe, Geschäftsführer Hilfswerkverband, Thun Eric Nussbaumer, Nationalrat der SP seit 2007, 51, verheiratet, drei erwachsene Kinder, Dipl. Elektroingenieur HTL, Frenkendorf BL Marianne Streiff, Nationalrätin der EVP seit September 2010, 54, verheiratet, drei erwachsene Kinder, Lehrerin, Oberwangen (Gemeinde Köniz) BE
Was macht Ihnen am meisten Sorgen, wenn Sie an unser Land denken? Daniel Albietz: Der Wertezerfall
Menschen sollen in Ehrfurcht vor Gottes Schöpfung und in Frieden und Gerechtigkeit zusammenleben. Diese Vision motiviert mich, daran zu arbeiten. Marc Jost, Nationalratskandidat EVP: Ich bringe meine Gaben bisher auf kantonaler Ebene ein. Meine wichtigsten Anliegen wie Lebensethik, Armutsbekämpfung
und dessen Folgen.
Andreas Brönnimann: Unsere freiheitlichen Volksrechte sind in grosser Gefahr. Es gibt Bestrebungen, unsere direkte Demokratie zu schwächen. Hans-Ulrich Bigler: Uns geht es dank einer gesunden Wirtschaftspolitik sehr gut. Sorge macht mir die Frankenstärke, die zu einer Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland führen könnte. Jean-Pierre Graber: Dass wir uns immer mehr von den jüdischchristlichen Werten entfernen und zu oft vergessen, wie hervorragend unser politisches System ist.
Brigitte Häberli: Die zunehmende Polarisierung und das Schwinden des Willens, gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Maja Ingold: Dass wir vergessen, was in der Präambel der Bundesverfassung steht. Marc Jost: Die zunehmende Polarisierung, die provoziert ist durch rechtspopulistische Propaganda. Sie schürt Angst und Misstrauen gegenüber Fremden, Kranken und Schwachen. Eric Nussbaumer: Abschottungspolitik in der Europafrage und alle Ausgrenzungspolitik gegen Migranten oder Flüchtlinge. Marianne Streiff: Dass die Reichen immer noch reicher und die Armen immer noch ärmer werden. Welche Entscheidungen der nächsten Jahre halten Sie aus christlicher Sicht für besonders wichtig? Daniel Albietz: Unsere Antwort
auf den Wertezerfall und die sinkenden Geburtenzahlen, unsere Haltung dem Leben gegenüber, die Stärkung der Ehe und Abschaffung der «Heiratsstrafe» (Benachteiligung von Ehepaaren bei den Steuern und der Sozialversicherung). Andreas Brönnimann: Die Harmonisierung der Volksschulen mit dem Harmos-Konkordat und dem Lehrplan 21. Der geplante Sexualunterricht ab dem 4. Lebensjahr ist besonders gefährlich. Natürlich ist auch ein EU-Beitritt abzulehnen. Hans-Ulrich Bigler: Die berufliche Aus- und Weiterbildung muss gestärkt werden, das gibt uns allen eine Perspektive, Einkommen und Beschäftigung. Jean-Pierre Graber: Das Nein zum EU-Beitritt. Dieser Entscheid wird die Zukunft der Freiheitsrechte, der direkten Demokratie und des Föderalismus stark beeinflussen. Auch gesellschaftliche Entscheidungen, die zeigen werden, ob uns die Menschenwürde noch wichtig ist. Brigitte Häberli: Wir müssen unsere Sozialwerke wie zum Beispiel die AHV auf gesunde Beine stellen, eine verantwortungsvolle idea Spektrum 35.2011
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Umweltpolitik betreiben und den Wirtschaftsstandort Schweiz stärken. Wir müssen dafür sorgen, dass wir weiterhin in einem sicheren und friedlichen Land mit einem christlichen Fundament leben können. Maja Ingold: Wie wir mit unserm Sozialstaat umgehen, der die Notlagen von Menschen in unserem Land abfedert. «Die Stärke des Volkes misst sich am Wohl der Schwachen.» (Präambel BV) Marc Jost: Alle Entscheidungen, welche die Menschenwürde stärken und den Satz unserer Bundesverfassung «Die Stärke des Volkes misst sich am Wohl der Schwachen» in die Tat umsetzen. Eric Nussbaumer: Die Einführung einer nationalen Erbschaftssteuer und der Ausstieg aus der Atomenergienutzung. Marianne Streiff: Umsetzung des vom Parlament beschlossenen Wandels in der Energiepolitik. Griffige, längst fällige Bankenregulierungen einführen. Gezielte Förderung von Massnahmen, die zu einer ethischen und nachhaltigen Wirtschaft beitragen.
Wie hilft Ihnen Ihr Glaube im politischen Alltag? Daniel Albietz: Die Beziehung zu
Gott gibt Hoffnung und Inspiration. Der erstaunliche Umstand, dass da ein Gott ist, der die Menschen liebt, eröffnet Perspektiven. Andreas Brönnimann: Ich bin überzeugt, dass ich bei meiner politischen Arbeit durch den Glauben an Jesus Christus immer wieder richtig geführt werde. Hans-Ulrich Bigler: Der Glaube an Jesus Christus gibt mir Gelassenheit, Werte und Orientierung. Jean-Pierre Graber: Mein Glaube hilft mir, weil die christliche Lehre in der Politik viel zu sagen hat, und weil er mir verstehen hilft, dass ich nicht alle meine Ideen durchsetzen kann. Reklame
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Brigitte Häberli: Mein Glaube gibt
mir täglich Kraft, Zuversicht und Gelassenheit und hilft mir, das Wesentliche vom Unwesentlichen zu unterscheiden. Maja Ingold: Der EVP-Slogan «Christliche Werte. Menschliche Politik» gilt für mich konkret. Der Mensch steht im Zentrum, und das Ziel politischen Handelns soll ein Zuwachs an Gerechtigkeit und Verantwortung sein. Marc Jost: Im Glauben auf der Grundlage der biblischen Ethik kann ich mich orientieren. Das Gebet ist gerade in der Politik existenziell. Eric Nussbaumer: Mein Glaube ist Fundament und Hilfe für meine Lebensgestaltung. Dazu gehört auch die politische Arbeit. Marianne Streiff: Hoffnung, Nächstenliebe und Widerstand gegen Unrecht sind für meine politische Arbeit unverzichtbare Grundlagen. Die Kraft schöpfe ich aus Gottes Wort, Verheissungen und Beistand.
Ihre Vision für die Schweiz? Daniel Albietz: Dass das Land sich
seiner Wurzeln bewusst wird und sich daran erinnert, weshalb es in den letzten Jahrhunderten so gesegnet war. Andreas Brönnimann: Eine freie und unabhängige Schweiz mit der direkten Demokratie. Hans-Ulrich Bigler: Eine offene Schweiz, mit gegenseitiger Toleranz und Respekt. Jean-Pierre Graber: Ich habe für die Schweiz präzise Visionen. Auf der andern Seite weiss ich, dass die kurzfristige Reise nicht unbedingt in die Richtung meiner Visionen führen wird. Brigitte Häberli: Die Schweiz ist ein attraktives, sicheres Land mit einer Politik, die von Anstand und Respekt geprägt ist. Sie hat lösungsorientierte Politikerinnen und Politiker. Maja Ingold: Das Reich Gottes. Marc Jost: Eine unabhängige Demokratie, die mit einer fairen Wirtschaft ihre humanitäre Tradition pflegen und Gottes Segen an andere Nationen weitergeben kann. Eric Nussbaumer: Ein Land mit einer gerechteren Verteilung des gemeinsam erarbeiteten Wohlstands. Marianne Streiff: Wohlstand für alle Menschen in der Schweiz, ohne schlechtes Gewissen dem Rest der Welt gegenüber.
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«Warum lieben Sie die Schweiz besonders?» Daniel Albietz: Die Schweiz ist eine Willensnation, deren Ursprung in einem Bund mit dem Allmächtigen liegt. Darum hat sie eine einzigartige Geschichte und Berufung. Und im Vertrauen auf Gott hat sie auch eine einzigartige Zukunft. Andreas Brönnimann: Die Schweiz ist meine Heimat, ich bin in diesem schönen und gepflegten Land geboren und aufgewachsen. Die Schweiz ist ein christliches Land, das sich in der Bundesverfassung auf Gott den Allmächtigen abstützt. Hans-Ulrich Bigler: Es ist meine Heimat. Jean-Pierre Graber: Weil sie mein Heimatland ist und wegen ihrer vielen schönen Besonderheiten. Brigitte Häberli: Die Schweiz ist meine Heimat und die Heimat meiner Familie. Es ist ein Geschenk, in einem so
schönen und sicheren Land zu leben. Maja Ingold: Ich liebe die geschöpfte geschenkte Natur, die Berge, Wildpflanzen, Bäche und Seen. Und ich bin dankbar für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. Marc Jost: Ich bin überaus dankbar, dass ich das Glück habe, ein Land mit diesem Klima, diesen Ressourcen und diesem Wohlstand meine Heimat nennen zu können. Ich liebe die Schweiz wohl vor allem, weil ich hier geboren wurde. Eric Nussbaumer: Ich liebe meine Frau, ich mag die Schweiz. Marianne Streiff: Sie ist meine Heimat. Hier offenbart sich Gottes Schöpfung in einzigartiger Schönheit. Kaum ein anderer Staat garantiert den Bürgerinnen und Bürgern so viele Freiheiten und soziale Sicherheit.
Atomkraft, Abtreibungen, Armee – wer denkt wie? Soll die Schweiz rasch aus der Kernenergie aussteigen? Daniel Albietz: Ja, bis 2034. Andreas Brönnimann: Nein, erst ab-
stellen, wenn andere Lösungen in Betrieb sind. Hans-Ulrich Bigler: Ja zu erneuerbarer Energie, trotzdem die Kernenergie als Option offen halten. Jean-Pierre Graber: Wäre schön. Aber ich zweifle, dass es sogar mittelfristig möglich ist. Brigitte Häberli: Rasch – nein, aber schrittweise und mittelfristig. Maja Ingold: Ja, sobald die erneuerbare Energie die Versorgung gewährleistet. Marc Jost: Ja, in etwa 40 Jahren. Eric Nussbaumer: Ja, wir sollten so schnell wie möglich aussteigen. Bis 2025 ist das möglich. Marianne Streiff: Ja, gemäss Vorschlag Bundesrat. Aber aus Sicherheitsgründen Mühleberg sofort abstellen.
Sollen Abtreibungen weiterhin durch die Grundversicherung finanziert werden? Daniel Albietz: Nein, deshalb bin
ich im Komitee der Volksinitiative «Abtreibungsfinanzierung ist Privatsache». Andreas Brönnimann: Nein. Hans-Ulrich Bigler: Nein. Jean-Pierre Graber: Nein. Ich bin gegen diese ethisch sehr fragwürdige Solidarisierung. Brigitte Häberli: Ich habe mich
stark gegen die Fristenregelung engagiert. Doch das Schweizer Volk hat diese in einer Abstimmung angenommen. Das ist zu akzeptieren. Ich will nicht, dass es illegale und medizinisch bedenkliche Zustände gibt, die Leben gefährden. Deshalb stimme ich dieser Volksinitiative nicht zu. Maja Ingold: Ja, es wäre gegen das Gleichheitsgesetz, nur die Frau zu «bestrafen» und den Mann nicht. Marc Jost: Nein, Tötungen im Mutterleib finde ich falsch. Die gute Beratung junger und potenzieller Mütter ist der Schlüssel. Eric Nussbaumer: Ja. Marianne Streiff: Nein.
Soll die Schweiz einen Staat Palästina anerkennen? Daniel Albietz: Nein, das wäre Sym-
bolpolitik zum Nachteil Israels. Andreas Brönnimann: Nein. Siehe meine Interpellation vom 31. Mai: Kein Ja ohne die Anerkennung des Existenzrechts Israels durch die Palästinenserführung. Hans-Ulrich Bigler: Nein. Jean-Pierre Graber: Nein, aus theologischen und politischen Gründen. Brigitte Häberli: Das ist nicht die Aufgabe der Schweiz. Maja Ingold: Ja, wenn dieser auch Israel als Staat anerkennt. Marc Jost: Nein. Der Konflikt im Nahen Osten wird durch einen Fortsetzung Seite 7
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nicht so wohlhabend. Davon profitieren alle. Wir müssen aber dafür sorgen, dass kein Lohndumping geschieht und überall gute Löhne bezahlt werden. Marianne Streiff: Wenn bestehende Gesetze innovativ umgesetzt werden, braucht es keine neuen Regelungen.
solchen Schritt nicht gelöst. Eric Nussbaumer: Wenn die UNO Palästina anerkennt, sollten wir auch anerkennen. Marianne Streiff: Es braucht dringend eine Win-Win Lösung.
Braucht die Schweiz noch eine Armee? Wenn ja – wie gross und wie teuer soll sie sein? Daniel Albietz: Ja, im Minimum
Wie soll die Familie politisch gestärkt werden? Daniel Albietz: Abschaffung der
120 000 Soldaten.
Andreas Brönnimann: Ja, 120 000 Mann, für 6 Milliarden Franken. Hans-Ulrich Bigler: Die Armee als sicherheitspolitisches Instrument ist unverzichtbar. Als Offizier plädiere ich für einen Bestand von 120 000 Mann und ein Budget von 5 Milliarden Franken. Jean-Pierre Graber: Ja. 120 000 Soldaten. Kosten von 5 Milliarden. Brigitte Häberli: Ja. 100 000 Angehörige. 5 Milliarden pro Jahr. Maja Ingold: Ja. Marc Jost: Ja. Sie kann aber noch schlanker und effizienter gestaltet werden (keine neuen Flieger). Eric Nussbaumer: Die Armee sollte auf 50 000 Mann ohne allgemeine Wehrpflicht verkleinert werden. Maximal 3,5 Milliarden Franken pro Jahr. Das ist mehr als genug. Marianne Streiff: Ja. So klein wie möglich, so gross wie nötig (100 000 Armeeangehörige). Sollte die Schweiz die Entwicklungshilfe weiter ausbauen? Daniel Albietz: Nein, besonders
nicht an Staaten, in denen Chris-
Wer wird im Nationalrat in den nächsten vier Jahren mitbestimmen?
ten verfolgt werden.
Andreas Brönnimann: Nein. Siehe
meine Motion vom 17. März: Kein Geld für Länder, die Christen verfolgen. Hans-Ulrich Bigler: Das heutige Budget ist ausreichend. Jean-Pierre Graber: Vergessen wir nicht, dass die Schweiz auf privater Ebene viel leistet. Brigitte Häberli: Eher nicht. Mittel sollen vermehrt für die Hilfe zur Selbsthilfe in den entsprechenden Ländern verwendet werden. Maja Ingold: Ja, um das Ziel der Halbierung der weltweiten Armut zu erreichen. Marc Jost: Ja. Der Bundesrat hat den Ärmsten 0,7 Prozent des BIP zugesagt. Dieses Versprechen sollten wir erfüllen! Eric Nussbaumer: Ja, weiter ausbauen auf 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens. Gleich viel wie für die kleinere Armee: 3,5 Milli-
Warum sollten Christen Ihre Partei wählen? Daniel Albietz: Weil die CVP das C im Namen trägt. Andreas Brönnimann: Weil die EDU eine christliche Partei ist, für die die Wahrheiten der Bibel die Grundlage für die politische Arbeit sind. Und weil die EDU zu Israel steht, dem Volk Gottes. Hans-Ulrich Bigler: Weil die FDP.Die Liberalen für eine Stärkung der Gesellschaft durch Freiheit und Eigenverantwortung steht. Jean-Pierre Graber: Weil die SVP sich mehr als die anderen Parteien für die Freiheitsrechte, die Unabhängigkeit des Landes und viele christliche Werte einsetzt. Brigitte Häberli: Die CVP vertritt eine Politik, die mit Verantwortung, Ausgleich und Respekt die christlichen Werte vertritt. Sie will zum idea Spektrum 35.2011
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Wohle unseres Landes Lösungen erarbeiten, die uns allen eine sichere und gute Zukunft bringen. Maja Ingold: Die EVP steht für eine unideologische, in gelebten christlichen Werten verankerte Politik. Die Liebe zu den Mitmenschen lässt uns gemeinsam nach Lösungen suchen für die Menschenwürde und gegen die Ausgrenzung. Marc Jost: Weil die EVP sich seit 1919 auf der Grundlage des Evangeliums für alle Menschen einsetzt. Eric Nussbaumer: Die SP macht Politik für alle statt für wenige Privilegierte. Marianne Streiff: Die EVP stellt Gewissen über Interessen und politisiert aus der Mitte unabhängig, lösungsorientiert und auch glaubwürdig.
arden Franken.
Marianne Streiff: Ja. Mindestens bis
zum Erreichen von 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens.
Soll die Zuwanderung neu geregelt werden – und wie? Daniel Albietz: Nein. Der bisherige
Weg ist weiter zu verfolgen, Missbrauch ist gezielt zu bekämpfen. Andreas Brönnimann: Ja, es müssen zwingend Kontingente eingeführt werden. «Tage der offenen Türen» ohne Eingangskontrolle führen zwangsläufig zum Kollaps. Hans-Ulrich Bigler: Dies ist nicht notwendig, die Personenfreizügigkeit funktioniert und hat zu neuen Arbeitsplätzen geführt. Jean-Pierre Graber: Ja zu Zuwanderern, die wegen ihres Glaubens oder ihrer Ideen verfolgt werden. Ja zu erwünschten Arbeitskräften. Verschärfung für alle anderen. Brigitte Häberli: Die Möglichkeiten der Steuerung im Rahmen der Personenfreizügigkeit sollen ausgenutzt werden. Wir sind jedoch auf die Arbeitskräfte aus der EU angewiesen. Der Asylmissbrauch muss bekämpft werden, und wer nur aus wirtschaftlichen Gründen in unser Land kommen will, muss zurück. Wer an Leib und Leben gefährdet ist, den sollen wir aufnehmen. Maja Ingold: Wird schon in Ausländer- und Asylgesetz geregelt. Wird eventuell zusätzliche faire Beschränkungen brauchen. Marc Jost: Ja, eventuell Ventilklausel verschärfen: Wenn der Schnitt der drei Vorjahre um 10 Prozent übertroffen wird, wird sie beschränkt. Für hohe Mieten, volle Züge und grossen Stromverbrauch ist allerdings die «Habgier, Wohllust und Völlerei» aller verantwortlich. Eric Nussbaumer: Nein. Die Schweiz wäre ohne Zuwanderung
Heiratsstrafe und Entlastung der Mittelstandsfamilien, die alles selber bezahlen und wenig bekommen. Andreas Brönnimann: Weitere steuerliche Entlastungen für Familien. Keine staatliche Einmischung in die Familien hinein. Hans-Ulrich Bigler: Indem die Politik die Familie nicht durch staatliche Eingriffe zu bevormunden versucht wie die seinerzeitig beabsichtigte Verordnung zum Kinderhüten. Jean-Pierre Graber: Vereinfachung des Systems mit klar erhöhten Kinderzulagen und Streichung der Subventionen im selben Bereich. Brigitte Häberli: Die Heiratsstrafe muss abgeschafft werden und die Ehe gestärkt werden. Kinderund Ausbildungszulagen sind von den Steuern zu befreien und Krankenkassenprämien für Kinder abzuschaffen. Maja Ingold: Entschädigung und vergütete Ferienablösung für pflegende Familienmitglieder, Elternurlaub, fünf Wochen Ferien. Marc Jost: Kinderbetreuung daheim anerkennen, Pflegeeltern fördern. Eric Nussbaumer: Mindestlöhne (damit die Familien genug in der Tasche haben), Kinderkrippen (damit die Eltern, die nicht genug in der Tasche haben und beide Elternteile zur Arbeit müssen, ihre Kinder in gute Hände geben können), Förderung des genossenschaftlichen Wohnungswesens, Ausdehnung der Ergänzungsleistungen für minderbemittelte Familien (aber natürlich wäre der Mindestlohn die bessere Lösung). Marianne Streiff: Angemessene Kinderzulagen, steuerliche Entlastung auch für Eltern, die ihre Kinder selbst betreuen, genügend familienexterne Betreuungsplätze für diejenigen, die darauf angewiesen sind. Umfrage: ANDREA VONLANTHEN
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TAG E SSC H AU
JOURNAL
Wie unsre Kinder echt stark werden
Support für CVP und SVP
VBG-TAGUNG Pädagogik und Psychologie thematisieren immer wieder die vielen Defizi-
Die EDU (Eidgenössisch-Demokratische Union) beschloss am Samstag in Olten, die beiden Familieninitiativen der CVP und die Einwanderungsinitiative der SVP zu unterstützen. Das Ausmass der Zuwanderung in die Schweiz sei «nicht im Interesse unseres Landes». Unterstützt werden auch die beiden Volksbegehren der CVP zur Stärkung der Familie und gegen die Heiratsstrafe. Dem starken Schweizer Franken will die EDU mit «wirtschaftlicher und sozialer Solidarität» begegnen: Im Interesse der eigenen Arbeitsplätze sollten primär Schweizer Produkte gekauft werden. (idea)
Glaube als Privatsache
Glaube soll eine strikt private Angelegenheit bleiben: Dafür sprach sich der Freiburger Nationalrat und Präsident der Sozialdemokratischen Partei (SP), Christian Levrat, in einem Interview mit der Nachrichtenagentur kipa aus. Jeder lebe seinen Glauben und verstehe seine Religion so, wie er es für richtig halte. Kirche und Staat müssten «ziemlich strikte» getrennt bleiben. (kipa)
Das Los – zum Glück
Die evangelisch-reformierten Kirchen der Kantone Aargau, Bern, Solothurn und Zürich lancieren ein «Kirchenglücksspiel». Die 600 000 «Rubbellose» versprechen keinen persönlichen Gewinn; die Gewinne kommen kirchlichen Projekten zugute. Erwartet wird ein «Ertrag» von 30 000 Franken. Die Kampagne ist am 26. August angelaufen und dauert bis zum Bettag, dem 19. September. Die Lose im Format A6 «Gewinnen Sie ein gutes Glücksgefühl» werden der Zeitung «reformiert.», den «Kirchenboten» und in Zürich auch dem «Quartieranzeiger» beigelegt. (idea)
Zürich vor Kirchenfusion?
Die 34 Kirchgemeinden der evangelisch-reformierten Kirche in Zürich sollen auf 15 bis 20 Gemeinden reduziert werden. Dies empfiehlt ein Analysebericht. Die Forderung wird mit schwindenden Mitgliederzahlen und hohen Unterhaltskosten für die 47 Kirchen begründet. Der Reformprozess wird voraussichtlich 2016 abgeschlossen sein. (idea) Bild: Fritz Imhof
te heutiger Kinder. Eine Fachtagung der VBG zeigte auf, unter welchen Voraussetzungen sich Kinder positiv entwickeln und gesundes Selbstvertrauen gewinnen können.
Die Hauptreferentin der Tagung, die Bindungsforscherin Monika Wertfein, untersucht am Staatsinstitut für Frühpädagogik in München das Verhalten von Kindern beim Eintritt in den Kindergarten. Aufgrund ihrer Erfahrungen schilderte sie am Wochenende in Basel, was Kinder in ihrer Entwicklung beeinträchtigt und was sie stark macht.
Positives Familienklima
Vor Fachleuten aus den Bereichen Pädagogik, Psychologie, Psychiatrie und Beratung wies Wertfein darauf hin, was Eltern tun können, um ihre Kinder «stark zu machen». Entscheidend sei ein positives Familienklima: Dieses sei von einer hohen «Positivität» geprägt, das heisst von einem guten Umgang mit Gefühlen, einem konstruktiven Umgang mit Konflikten und «Distress» sowie einem hohen familiären Zusammenhalt. Dies ermögliche, dass Kinder und Jugendliche mit ihren Erfahrungen und Fragen zu den Eltern gehen können. Weiter sei das Familienleben von der Feinfühligkeit der Eltern geprägt. Sie nehmen die Gefühle der Kinder wahr und interpretieren sie richtig. Sie vermitteln ihnen damit emotionale Sicherheit. Monika Wertfein stellte dabei geltende Überzeugungen in Frage: «Man kann kleine Kinder nicht verwöhnen, indem man sich ihnen widmet, wenn sie schreien.» Von den Vätern wünscht sie sich eine «väterliche Spielfeinfühligkeit.»
Vertrauenspädagogik Im Rahmen der Workshops stellte der Pädagoge und Autor Heinz Etter die Grundlage seines Erziehungsmodells vor. Für Etter setzt eine gute Beziehung zwischen Eltern und Kindern auf Vertrauen. Wer aber in der Erziehung auf die Macht setze, verfolge letztlich das Prinzip Misstrauen, das auf die Eltern zurückfalle. Etter nannte ein Beispiel: «Kinder lernen früh von den Erwachsenen, dass Arbeit negativ ist, namentlich
Betonte in Basel den familiären Zusammenhalt und machte sich für ein «Emotionscoaching» stark: Die Bindungsforscherin Monika Wertfein.
Während die Mütter Schutz und Geborgenheit vermitteln, seien die Väter vor allem für die «Exploration» zuständig; sie helfen den Kindern spielerisch, die Umgebung und die Welt zu entdecken. Zu einer gesunden Erziehung gehört laut der Bindungsforscherin ein «Emotionscoaching». Die Eltern vermitteln dem Kind vorerst: Alle Gefühle sind okay, aber nicht jedes Verhalten. Ihre Aufgabe ist es, die Gefühle des Kindes wahrzunehmen und zu respektieren. Wenn sie einfühlsam zuhören, helfen sie dem Kind, seine Gefühle auszudrücken und zu benennen. Auf dieser Grundlage können sie dem Kind auch helfen, seine Probleme zu bewältigen, aber auch Verhaltensgrenzen zu setzen. Sie sollen ihm die BotHausarbeit. Eltern müssen daher Kinder zur Mitarbeit zwingen – oder sie verschonen sie ganz davon.» Wer Kindern vermittle, dass Hausarbeit positiv ist und sogar Spass machen kann, müsse nicht ständig Druck machen, um die Kinder daran zu beteiligen. Im Idealfall würden Eltern und Lehrpersonen auf der Grundlage einer Vertrauenspädagogik zusammenarbeiten. Entscheidend seien konstante Bezugspersonen. www.vertrauenspaedagogik.ch
schaft vermitteln: «Ich traue dir zu, dein Problem selbst zu lösen.» Schliesslich fordert Wertfein die Eltern auf, von den Kindern zu lernen, so von der Unmittelbarkeit, mit der Kinder ihre Gefühle äussern. Sie sollten Gefühle als Beziehungskompass werten, aber auch das Staunen und die Neugier des Kindes wertschätzen.
Was können Pädagogen tun?
Für die Pädagogen ist es laut Wertfein wichtig, das Selbstbewusstsein der Kinder zu stärken, denn viele Verhaltensprobleme lägen in einem geringen Selbstwertgefühl des Kindes. Ihnen müsse geholfen werden, sich selbst zu akzeptieren. Pädagogen und Psychologen sollten auch die Selbstkompetenzen fördern. Der Weg dazu führe über den Aufbau einer guten Beziehung - insbesondere auch zu Kindern mit problematischem Verhalten. Das Lernen stehe unter dem direkten Einfluss der Beziehung zwischen Lehrperson und Kind. Gerade bei verletzlichen Kindern erleichtere eine sichere Basis aufgrund einer guten Beziehung das Lernen. Wenn die Beziehung stimme, lasse sich der Schüler auf die Lehrperson ein und frage auch um Rat und Hilfe. FRITZ IMHOF www.evbg.ch idea Spektrum 35.2011
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Diaconia baut ein «Dorf der Hoffnung» ÄXGÜSI INTERNATIONALE HILFE Zuerst waren es Anfragen für Bibeln, heute sind es Nothilfe,
Kinderheime, Patenschaftsprogramme für Kinder, Berufsausbildung und ein «Dorf der Hoffnung». Das Hilfswerk Diaconia in Beinwil am See AG wird 30 Jahre alt. «Vor lauter Arbeit haben wir gar nicht ans Jubiläum gedacht», sagt der 73-jährige Hans-Rudolf Hintermann, Gründer und Präsident von Diaconia Internationale Hilfe, schmunzelnd. Auf einen grossen Festanlass soll verzichtet werden. Die vorhandenen Mittel sollen voll und ganz in die Projekte fliessen. Aus bescheidenen Anfängen hat sich ein international tätiges Hilfswerk entwickelt, das auch dort anpackt, wo es anderen zu schwierig schien.
Freiwillige packen zu
Die offizielle Gründung des Vereins erfolgte am 28. Juli 1981. Am Anfang von Diaconia stand nicht eine Idee oder eine Vision – und schon gar kein Businessplan. «Bei unserem Verlag trafen damals viele Bitten um Bibeln und christliche Literatur sowie um materielle Hilfe ein», erinnert sich Hintermann. «Viele Leute investierten ihre Ferien, um Hilfsmittel in den kommunistischen Ostblock zu bringen. Mit im Gepäck waren jeweils auch Bibeln und christliche Literatur.» Weil alles «Christliche» im Atheismus verpönt war, waren diese Reisen mit grossen Risiken verbunden. Ein weiterer Dienst in der Pionierphase des Werks: LKW-Chauffeure erhielten auf deutschen Rastplätzen nebst persönlicher Hilfe auch Literatur, die sie zum christlichen Glauben einlud. Das Werk wuchs mit den Bedürfnissen. Heute arbeitet rund ein Dutzend Personen im Schweizer Büro. In den Partnerländern arbeiten 110 fest angestellte Personen und rund 60 Ehrenamtliche.
So hilft Diaconia Die Schwerpunkte des Hilfswerks Diaconia liegen heute in Armenien, Albanien, Rumänien und Nepal. Diaconia unterhält in der Schweiz Sammelstellen für gut erhaltene Kleider. Das Werk hat den Ehrenkodex der Schweizerischen Evangelischen Allianz (SEA) unterschrieben. www.diaconia.org
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In Rumänien ist ein grosser Landwirtschaftsbetrieb mit Modellcharakter geplant. Aktuell entsteht in Armenien ein «Dorf der Hoffnung». Bis jetzt wurden 76 von geplanten 100 Häusern erstellt. Hier können junge Frauen das Schneiderhandwerk erlernen. Nach der Ausbildung erhalten sie die Nähmaschinen und können ein eigens Atelier aufmachen.
Auszeichnung für Bäckerei
Angedacht wird ebenfalls der Aufbau eines kleinen Baugeschäfts. Aus der Idee des Aufbaus einer Schule entwickelte sich das Projekt eines Berufsausbildungszentrums. Diaconia sieht die Berufsausbildung als Alternative
in den Bergen ein absolut desolates Spital vorgeführt: Es gab keine Medikamente, als Dusche diente ein alter Konfitürenkessel mit Löchern. Unmittelbar vor unserer Ankunft war ein Neugeborenes wegen Fehlens eines Inkubators gestorben», erinnert sich Hintermann. Die Schweizer Delegation bot Hilfe an und staunte, dass eine Reaktion ausblieb. «Wir bekamen schon oft Hilfe angeboten, aber es geschah nichts», lautete die Erklärung. Diaconia jedoch packte an.
Hilfe zur Selbsthilfe
In Albanien leistet Diaconia Nothilfe und unterstützt Heime, Schulen und Kindergärten sowie eine Blinden- und eine Taubstum-
Eine der Näherinnen, die sich eine Zukunft «schneidern» können.
zum Studium an einer Hochschule, deren Abgänger oft keine berufliche Perspektive haben. Ein Erfolg ist die Bäckerei, die kürzlich an einer armenischen Expo grosses Lob erhielt. «Ein Fachlehrer aus der Schweiz berät, passt Rezepte an, entwickelt das Angebot», erklärt Hintermann das «Erfolgsrezept». An dieser Ausstellung verteilte Konstantin Obolensky Köstlichkeiten der Bäckerei. Obolensky wurde inzwischen zum ersten Botschafter der neuen Schweizer Botschaft in Armenien ernannt!
Alle andern zogen sich zurück
Unvergessen bleibt Hans-Rudolf Hintermann ein Erlebnis in Albanien, dem «ersten atheistischen Land Europas». Diaconia hatte ein kleines Ambulatorium renoviert. «Anschliessend wurde uns
menschule. Durch Kuhspenden konnten Frauen von der schweren Arbeit im Steinbruch befreit werden. In Nepal werden drei christlich geführte Kinderheime finanziell unterstützt. In Armenien läuft die Aktion «Einmal spenden, zweimal helfen» zum vierten Mal: «Wir schenken notleidenden Landwirten eine Kuh, ein Schwein, ein Schaf und Hühner. Die Bedingung: Das erste Jungtier muss an andere bedürftige Bauern weitergegeben werden.» Der Nachbarhund bellt. Auch er will etwas von Hans-Rudolf Hintermann. «Er muss warten, er kommt schon nicht zu kurz», meint der Menschen- und Tierfreund aus Beinwil. Sein Herz schlägt für alle, die Hilfe brauchen. Auch wenn «sein» Hilfswerk eigentlich gar nicht geplant war. THOMAS FEUZ Bild: zvg
Risikomanagement Er ist dummerweise direkt auf ein Boot gesprungen. Der Junge, der von der Rheinbrücke bei Diessenhofen einen waghalsigen Sprung tat, ist mittelschwer verletzt, ebenso wie eine Passagierin auf dem Ausflugsboot. Man sollte das Springen vielleicht verbieten, vielleicht auch nicht. Kaum kommt ein Risiko in Sicht, ist die Frage schon im Raum: Welche Vorschriften, Massnahmen braucht es jetzt? Wann springen, wann vorschreiben, wann entscheiden, wann warnen, wann investieren …?
Reglemente sind viele geschrieben worden. Helfen sie uns wirklich zu einem guten Sicherheitsgefühl? Junge Menschen lieben das Risiko besonders: Es trennt die Mutigen von den Feiglingen, die Tollkühnen von den Angsthasen. Mitten im Risiko lassen sich auch die Gangarten erproben: das Opfer anspringen wie ein Tiger, anschleichen wie eine Katze oder in den Bäumen lauern wie die grüne Mamba? Oder lohnt sich die Strategie des Hundes: kläffend darauf zurennen? Andere sind bereit zum Davonrennen wie das Reh oder der Hase. Im Risikomanagement gibt es zwei entgegengesetzte Strategien: Risiko vermeiden oder akzeptieren. Als letzthin der Himmel Blitze in unser Quartier schleuderte, wurde mir klar: Auch weit über uns akzeptiert man das Risiko. Eigentlich gilt das auch in einem ganz spirituellen Sinne. Als Gott das Risiko akzeptierte, uns Menschen eine Sprache zu geben, mit der wir auch lästern können; Gefühle, mit denen wir auch hassen; Hände, mit denen wir auch wehtun; Augen, die wir auch verschliessen können. Bei Gott hat das Risikomanagement einen sicheren Grund: seine bedingungslose Liebe zu uns – gültig sogar bei meinen riskantesten und dümmsten Sprüngen. THOMAS HANIMANN
Der Autor ist Medienbeauftragter bei der Schweizerischen Evangelischen Allianz (SEA) in Zürich. Er wohnt in Schaffhausen.
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P U BL I R E P OR TAG E
Campus für Christus Schweiz
Gottes Liebe in Bewegung Agape international
Gottes Barmherzigkeit in der Entwicklungshilfe wir helfen mitmenschenin der Gottes Barmherzigkeit
Agape international Aktion Gratishilfe gratis - bedingungslos - unkompliziert Entwicklungshilfe Alphalive
Der Alphalive-Kurs – eine Entdeckungsreise in den christlichen Glauben
Athletes in Action
Sportlerbewegung – Sport Camps, Training und Sport Care
Campus Generation Ministry
Die kommende Generation für Jesus gewinnen
CAMPUS live
Studentenbewegung – zukünftige Verantwortungsträger fördern
Campus per Cristo
Die italienischsprachige Arbeit von Campus für Christus Schweiz
Campus pour Christ
Die Westschweizer Arbeit von Campus für Christus Schweiz
CDK
Christen im Dienst an Kranken – Impulse für Mitarbeitende im Gesundheitswesen
Auf der Basis unseres Mottos «Gottes Liebe in Bewegung» engagieren wir uns seit über 35 Jahren in verschiedenen Bereichen, damit geistliche Ströme in Form von Menschen, Know-how und Ressourcen in die Schweiz und ins Ausland fliessen. Überall soll Gottes Liebe ganzheitlich erfahren werden, namentlich – an Schulen und Universitäten – in Beruf und Gesellschaft – in Familie und Gemeinde – und im Ausland
CgH
Christlich ganzheitliche Heilkunde
Christliches Zeugnis
Die Zeitschrift von Campus für Christus – Impulse zur Jesus-Nachfolge im Alltag
Crescendo
Internationale Bewegung christlicher Berufsmusiker für Klassik und Jazz
CROWNLife
Biblische Verwalterschaft – finanzielle Freiheit leben
Explo
Die Konferenz für ein ansteckendes Christsein im Alltag
Profil
Evangelistische Dienste
Denkanstösse für ein erfülltes Leben
FamilyLife
Ehe und Familie mit Vision – Wochenenden für Paare, Ehekurs, Ehevorbereitung
Frauenfrühstück
Frühstückstreffen von Frauen für Frauen
History‘s Handful
Wir leben und fördern eine Kultur der Grosszügigkeit zum Wohl der Menschen
Internet Ministry
Gott kennenlernen auf www.gottkennen.ch
Jesus-Film-Projekt
Jesus in vielen Sprachen bekannt machen
Leadership Link
Der Beraterpool von Campus für Christus
Leben in Freiheit
Gottes Design und Jüngerschaft in der Gemeinde entdecken und leben
NGE Schweiz
Gemeinden natürlich entwickeln
Schülertreff
Die christliche Schülerbewegung an den Oberstufen
youthalpha
Der evangelistische Glaubensgrundkurs für Jugendliche
Vision Unsere Vision ist es, überall in der Schweiz geistliche Bewegungen entstehen zu lassen: Wir möchten Menschen dazu bewegen, dass sie Jesus aktiv nachfolgen und ihrerseits andere dazu anleiten.
Campus für Christus ist eine konfessionell unabhängige Missions- und Schulungsbewegung mit rund zwanzig in der Jugend- und Erwachsenenarbeit, Evangelisation, Diakonie und Mission tätigen Arbeitszweigen. Ziel ist mitzuhelfen, den Missionsauftrag Jesu Christi in unserer Zeit ganzheitlich und gesellschaftsrelevant umzusetzen. Campus für Christus dient Christen in Kirchen, Gemeinden und Gemeinschaften darin, Evangelisation und Jüngerschaft zu leben und weiterzugeben. Durch Ausbildung und praktische missionarische Sendung werden Menschen angeleitet, verbindlich Jesus nachzufolgen, die Kraft und Liebe des Heiligen Geistes zu erfahren und das Evangelium von Jesus Christus in Wort und Tat weiterzutragen.
Kontakt Campus für Christus Josefstrasse 206 • CH-8005 Zürich Tel. 044 274 84 84 • Fax 044 274 84 83 info@cfc.ch • www.cfc.ch
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F ORU M | LE SE R BR I E F E
SYNERGIE Die drei C
In unseren Ferien in Finnland las ich das Buch «Die Kunst des Führens» von Bill Hybels. Schon nach wenigen Seiten sass ich wie vom Blitz getroffen da. Ich hatte mir den Marker geholt, und bald war der halbe Text angeleuchtet. Was Hybels schreibt, traf exakt auf mich zu. Er beschreibt so ziemlich alle meine Führungsfehler der vergangenen Jahre in konzentrierter Form. Das Thema der «drei C» fand besonders meine Aufmerksamkeit. C+C+C=Dreamteam! Beim Rekrutieren von Mitarbeitern muss man auf Charakter, Competenz und Chemie achten. Ist dem so, hast du eine maximale Garantie, dass ein Dreamteam entsteht. Da sitze ich dann in Finnland am See und überlege, wie viele Mitarbeiter in der Vergangenheit meinen Wünschen und Anforderungen gerecht wurden. Zum Beispiel Max: jung, aufstrebend, willig, zu vielem fähig. Chemie und Charakter passten, aber seine Kompetenz reichte bei weitem noch nicht aus für die grosse Aufgabe, die ich ihm mit 24 Jahren übergab. Er scheiterte – ich
Gottes grosse Treue «idea Spektrum» Nr. 34 – «Keine Unterstützung für Israel?» Die antiisraelische Einstellung von Pfarrer Jochen Vollmer ist leider auch unter Katholiken verbreitet. Die heftige Kontroverse pro und kontra Israel geht quer durch die Konfessionen. Ausführlich habe ich mich damit anhand der Bibel auseinandergesetzt im Schreiben «Ist die Heimkehr der Juden in ihr Land ein ‹Zeichen der Treue Gottes›?» (So die These der Rheinischen Kirche, abzurufen unter www.tilbert.info). Freilich ist nicht die konkrete IsraelPolitik mit allem Unerfreulichen ein solches Zeichen der Treue Gottes, sondern der menschlich nicht erklärbare Umstand, dass die unter alle Völker zerstreuten Juden nach fast zweitausendjähriger Verbannung wieder gemäss biblischer Verheissung im Land der Väter als Volk zusammenwachsen konnten, geeint unter der wiedererstandenen biblischen ideaSpektrum 35.2011
auch, und zum Schluss stimmte auch die Chemie nicht mehr. Oder Kurt: Chemie und Kompetenz waren gut. Die Warnungen von Bekannten und meiner Frau wegen seinem Charakter hörte ich nicht. Kurt hinterzog Geld und zog mich zum Schluss im zweistelligen Millionbereich über den Tisch. Oder Fritz: Heute aus der Distanz kann ich eingestehen, dass bei Fritz eigentlich nichts stimmte. Weder Charakter noch Kompetenz. Die Chemie polierten wir mit Sprüchen und viel Witz auf. Er war verfügbar, und ich brauchte nach der letzten menschlichen Enttäuschung sofort jemanden in diese Leitungsfunktion. Kurz darauf sass Fritz mit einem guten Salär ausgestattet auf dem Führungsthron. Nach 18 Monaten endete es im Desaster. Der Geschäftsbereich in roten Zahlen, massive Kundenverluste, Imageschaden für die Unternehmung, irritierte Mitarbeiter und Betrug. Nachdem ich mir in den letzten zwei Jahren viel Wissen über Personalrekrutierung und Führung angeeignet habe, erlaube ich mir, dir heute Mut zu machen: Gehe doch mal in Gedanken deine wichtigsten Mitarbeiter durch: Stimmen die drei C, stimmen Einsatz und Leistung? Wenn nicht, thematisiere
Sprache, was zum Segen auch für die Palästinenser hätte werden können, wenn diese das Kooperationsangebot angenommen hätten, statt mit einem Vernichtungskrieg darauf zu antworten. Wirklich ein «Zeichen der Treue Gottes» für uns alle! TILBERT MOSER, Kapuzinerkloster, Olten
Verrat am Evangelium «idea Spektrum» Nr. 33 - «Lieber Bruder in Rom», prominente Protestanten schreiben Briefe an den Papst Der wichtigste Lehrunterschied des Katholizismus zur Bibel ist nicht die Irrlehre der Marienverehrung oder des Papsttums, sondern die Rechtfertigungsfrage. Die katholische Kirche hat nicht nur die reformatorisch-biblische Lehre der Rechfertigung durch das Konzil von Trient unter den Fluch gestellt – was bis heute gilt –, sie füllt auch die Begriffe «Glauben», «Gnade» und «Jesus aufnehmen» mit einem anderen Inhalt als die Heilige Schrift.
es. Und wenn sich nichts ändert, handle, ehe es dir wie mir ergeht. Wenn du nichts unternimmst, gefährdest du deine Organisation/ Abteilung, welcher du vorstehst, über kurz oder lang. In christlichen Kreisen ist es oft noch schwerer, offen und direkt über solches zu reden. Gott hat ja schliesslich jeden Menschen mit guten Absichten erschaffen. Mit welchem Recht sollte ich dann dieses Geschöpf Gottes kritisieren? Wenn wir Jesus betrachten, wie er seine Jünger unterrichtete und ermahnte, so sehen wir, dass auch er seinen Jüngern klar und deutlich machte, wo sie sich verändern mussten. Machen wir es ihm nach – auch wenn wir in der Liebe zum Nächsten längst nicht den Level Jesu erreicht haben. Es gibt keine schlechten Menschen – nur falsch platzierte! Eine klare und konstruktive Kritik kann dem andern die Augen öffnen und der erste Schritt zu grundlegender Veränderung sein. DANIEL SCHÖNI
Der Autor ist Inhaber der SCHOENI.CH HOLDING in Oberbipp. www.schoeni.ch E-Mail: daniel.schoeni@schoeni.ch
Wie kann ein evangelischer Christ wie Pfarrer Ulrich Parzany angesichts dieser unüberbrückbaren Gegensätze einfach seine Abgrenzung fallen lassen? Europa war auch zur Zeit der Reformation unter starkem Druck und durchlebte turbulente Zeiten. Die Islamisierung stand scheinbar unmittelbar vor der Tür. Und trotzdem liess sich Martin Luther dadurch keinen Sand in die Augen streuen, um gemeinsam mit dem Papst den christlichen Glauben zu verteidigen oder zu evangelisieren. Ich zweifle nicht an Pfarrer Parzanys Motiv, das Evangelium zu fördern. Auch seinen Aufruf an den EKD-Vorsitzenden, Präses Nikolaus Schneider, habe ich erfreut zur Kenntnis genommen. Trotzdem sind die Zeilen an den Papst – wenn auch nicht beabsichtigt – im letzten Grund ein Verrat an der Reformation. Und sie sind – was noch gravierender ist – ein Verrat am Evangelium. JOHANNES PFLAUM, Neu St. Johann
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PODIUM Sicherer Hafen Es ist doch erstaunlich, dass die kleine Schweiz inmitten der mächtigen EU-Staaten als sicherer Hafen für die Ersparnisse vieler EU-Bürger gilt. Kürzlich erklärte mir ein deutscher Lastwagenchauffeur, wenn er Geld hätte, würde er sofort alles in die Schweiz in Sicherheit bringen. Es ist für mich unverständlich, dass es immer noch Schweizer Politiker gibt, die einem verpassten EU-Beitritt nachtrauern. Wie wir alle wissen, sind verschiedene EU-Staaten total überschuldet und liegen finanziell am Boden. Dies zieht natürlich alle andern Mitglieder mit in den Strudel hinunter. Eine Mitgliedschaft der Schweiz in der EU wäre der grösste Fehler aller Zeiten. Ich bin überzeugt, dass uns Gott bis heute vor diesem Fehler bewahrt hat. In unserem Land wird viel für die Politik gebetet, und das hat seine Wirkung. Die vielen Gelder, die tagtäglich aus aller Welt immer noch in die Schweiz fliessen, sind aber nicht etwa unversteuerte Fluchtgelder, sondern Ersparnisse, die in der Schweiz in Sicherheit gebracht werden. Mit diesem vielen Geld auf den Schweizer Banken sinken natürlich auch die Zinsen, was wiederum alle Hausbesitzer freut, die eine Hypothek abzahlen müssen. Der Schweizer Wirtschaft geht es gesamthaft gesehen immer noch sehr gut. Der Import, aber auch der Export der Schweiz weisen nach wie vor Wachstumsraten auf. Trotzdem gibt es einige Zweige der Exportbranche, die unter der Frankenstärke leiden und rote Zahlen schreiben. Der Bundesrat hat sicher richtig entschieden, wenn er diesen Betrieben finanziell unter die Arme greifen will. Es ist wichtig, dass wir einzelne Unternehmen vorübergehend von Steuern und Abgaben wie zum Beispiel der Mehrwertsteuer entlasten. Damit können Arbeitsplätze erhalten bleiben. Die Schweiz ist auf dem richtigen Weg. ANDREAS BRÖNNIMANN Der Autor ist Nationalrat der EDU und Unternehmer. Er wohnt in Belp BE. Bild: VBG
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W I R T SC H A F T
Probleme erkennen, bevor sie entstanden sind BIBLISCHE GESCHÄFTSPRINZIPIEN Wie kann Reich Gottes vermehrt sichtbar werden? Wie gelingt es, im wirtschaft-
lichen Umfeld Lebenssinn und Lebensqualität zu fördern? Die Vita perspektiv AG in Heimberg BE berät und fördert Menschen und berät Firmen. Neu bietet sie ebenfalls Kurse über biblische Geschäftsprinzipien an. Alltagsfragen sollten im gesamtbetrieblichen Kontext betrachtet werden. Neuanstellungen und Nachfolgeregelungen sind dann erfolgreich, wenn sie rechtzeitig und ganzheitlich angegangen werden: Davon ist Stefan Jakob überzeugt, der Geschäftsleiter der Vita perspektiv AG.
Alles aus einer Hand
«Unsere Kunden haben die unterschiedlichsten Fragen», sagt Stefan Jakob. «Es kann darum gehen, Aufgaben und Kompetenzen zu definieren, Abläufe zu regeln oder Prozesse zu optimieren. Erfolgreichen KMU fehlt oft ein Gegenüber, um diese Fragen anzugehen.» Gesamtschweizerisch besteht rund ein Drittel der Nachfolgeregelungen den Praxistext nicht. «Es ist unverantwortlich,
Impressum Idea Schweiz Herausgeber: Idea Information AG, 4410 Liestal Verwaltungsrat: Heiner Henny, Präsident; Sam Moser, Stellvertreter; Paul Beyeler, Hans Lendi, Hansjörg Leutwyler, Hanspeter Schmutz Ideelle Trägerschaft: Schweizerische Evangelische Allianz (SEA), Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG), Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) Redaktion: Josefstr. 32, 8005 Zürich, Tel. 044 444 16 44, Fax 044 444 16 49 E-Mail: redaktion@ideaschweiz.ch Internet: www.ideaschweiz.ch Chefredaktor: Andrea Vonlanthen Büro: Bahnhofstr. 65, 9320 Arbon Tel. 071 446 70 02, Fax 071 446 74 88 E-Mail: andrea.vonlanthen@ideaschweiz.ch Redaktor: Thomas Feuz Erweitertes Team: Esther Reutimann, Sibylle Zambon, Christian Bachmann, Mirjam Fisch-Köhler, Marlies Reutimann Praktikum: Martina Schnidrig Inserateservice: Jordi AG – das Medienhaus, Roland Rösti, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 25, Fax 031 819 38 54 E-Mail: inserate@ideaschweiz.ch Aboservice: Jordi AG – das Medienhaus, Ursula Seifried Jordi, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 20, Fax 031 819 38 54 E-Mail: abo@ideaschweiz.ch Abopreise: Jahresabo Fr. 145.–, Seniorenabo Fr. 117.–, Halbjahresabo Fr. 77.–. Das Abo ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar. Konto: PC-Konto 40-788586-4 Idea Information AG, 4410 Liestal Layout/Druck/Versand: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp www.jordibelp.ch
Bild: idea/tf
Basiskurs und Studiengang
wie leichtsinnig Arbeitsplätze oft aufs Spiel gesetzt werden», meint der 46-jährige Geschäftsführer. Zwar sei die Bereitschaft zu Beratungen und externen Coachings gewachsen. Jedoch: «Oft decken verschiedene Anbieter die nötigen Dienstleistungen ab. Wir bieten die Bereiche Beratung, Personal, Finanzen und Organisationsentwicklung aus einer Hand an.»
Christsein und Geschäft
Werner Jakob, der Vater des heutigen Geschäftsleiters, war in der Führung eines Grosskonzerns tätig, bevor er das Unternehmen 1992 als Einzelfirma gründete. Eine seiner nebenamtlichen Tätigkeiten war die Mitarbeit in der IVCG (Internationale Vereinigung Christlicher Geschäftsleute). «Dort kamen viele Leute zum Glauben», erinnert sich Sohn Stefan. Die Frage war: «Wie bringen wir Christsein und Geschäftswelt zusammen?» Mit Geschäftsleuten wurden Antworten gesucht. Der Ansatz: Unternehmern und Führungskräften eine Hilfestellung aus biblischer Sicht bieten. «Die Vita perspektiv wurde mit dem Ziel gegründet, biblische Prinzipien in die Wirtschaft zu bringen», sagt Stefan Jakob.
Die vier «C»
Jakob und sein Team haben viele Probleme ihrer Kunden in der eigenen Firma durchgespielt. So den Generationenwechsel: Vor sieben Jahren übergab Werner Jakob die Betriebsführung an seinen Sohn, blieb der Firma aber
Perspektiven bieten Die Vita perspektiv AG mit Sitz in Heimberg BE bietet Personalsuche, Beratung, Treuhand, Informatik, Projektmanagement, Organisationsentwicklung und Coaching aus einer Hand. Sie trägt zum Wachstum bei und will ihren Kunden Perspektiven bieten, unter anderem auch mit öffentlichen Kundenevents. www.vitaperspektiv.ch
Geschäftsleiter Stefan Jakob (rechts) und GL-Mitglied Ruedi Thut leben biblische Prinzipien.
als Verwaltungsratspräsident erhalten. Stefan Jakob: «Es braucht mehr, als dass sich Vater und Sohn über die grundsätzlichen Fragen einig sind. Nur ‹Sohn zu sein› ist zu wenig.» In diesem Zusammenhang sprechen die Berater aus Heimberg von der «inneren Linie» (Mensch/ Berufung) und von der «äusseren Linie» (Unternehmen: Vision/ Mission, Werte, Ziele, Finanz-/ Rechtsfragen, Unternehmenskonzept). «Soll der ‹Geist der Firma› weiterleben, muss auch im Nachfolger ein inneres Feuer vorhanden sein.» Solche Fragen müssten angegangen werden, bevor sie zu Problemen geworden sind. Die Vita perspektiv unterstützt Firmen bei der Suche der richtigen Mitarbeiter und Einzelpersonen im Finden ihrer «Berufung». Sie startete den «Christlichen Stellen- und Personalpool CSP». Jakob spricht in diesem Zusammenhang von den vier grossen «C»: Calling (Berufung, Leidenschaft), Context (Umfeld), Charakter und Competence (Fähigkeiten, Kompetenzen). «Diese vier Elemente sind entscheidend. Oft werden Mitarbeiter aufgrund ihrer Fähigkeiten eingestellt und aufgrund von Charakter oder Context wieder entlassen.»
Die vom Institut für Biblische Reformen (IBR) und von der Schule für Biblische Geschäftsprinzipien (SBG) lancierten Schulungsangebote befinden sich neu unter dem Dach der Vita perspektiv. «Ein Unternehmer hat seine Leute 40, 45 Stunden pro Woche um sich herum. Viele Kirchen und Gemeinden sehen ihre Mitglieder höchstens einoder zweimal pro Woche für einige wenige Stunden. Wie ist es da möglich, Inputs zu vertiefen und Jüngerschaft zu leben?» Neu wird ein Wochenend-Basisseminar angeboten, wobei auch ein Fernstudium und Probelektionen möglich sind. Drei Module zu sechs Monaten ergänzen das Basisseminar.
Und der Praxisbeweis?
«Wir verstehen uns als Familie und pflegen den Kontakt untereinander. Unsere Werte wie Ehrlichkeit, Wertschätzung und Vertrauen oder unternehmerisches Denken wurden gemeinsam erarbeitet. Uns sind Persönlichkeitsentwicklung und Spiritualität sehr wichtig», sagt Stefan Jakob. Um diese Kultur zu pflegen, werden einmal monatlich ein «vitaLunch» und viermal pro Jahr ein «vita-Training» organisiert. Die zehn Angestellten werden ermutigt, regelmässige Planungszeit und Stille Tage einzulegen. «Wir müssen uns Zeit nehmen, um mit unserem obersten Chef zu reden», ist Jakob überzeugt. THOMAS FEUZ
Biblische Prinzipien Die «Schule für biblische Geschäftsprinzipien» (SBG) vermittelt biblische Werkzeuge, um in der Arbeitswelt Reich Gottes zu bauen. Die Ausbildung ist modular aufgebaut. Nächstes Angebot: Seminarwochenende «Grundprinzipien für Christen in der Arbeits- und Geschäftswelt» vom 19. bis 20. November in Sursee. www.sbgnet.ch
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Die Rockmusik im Blut und Jesus als Vorbild BEST TALENT Michael Wespi, Zürcher Musiker und engagierter Christ, wurde letzten Juni in Radio DRS 3 als «bestes
Talent» ausgezeichnet. Der 23-jährige Rocker kam mit seiner Ballade «Symphony of love» und seiner unverkennbaren Stimme in den iTunes-Charts auf Platz 12. Dies dank seinem aussergewöhnlichen Talent und auch mit Gottes Hilfe.
In Zürich-Affoltern aufgewachsen, wohnt Michael Wespi seit über drei Jahren mit seiner Frau Christina in einer bescheidenen Wohnung in Bassersdorf. Der junge Rocker spielt Gitarrenpop und singt leidenschaftliche englische Songs. Er sagt von sich, dass er sich sehr für etwas begeistern und sich völlig darin verlieren kann. Er ist nicht nur leidenschaftlich, sondern auch detailverliebt, was offensichtlich ein Grund seines Erfolges ist. Wespi will sich ganz auf seine Musik konzentrieren und arbeitet daher seit gut einem Jahr hauptberuflich als Musiker. Den Job als Informatiker hat er an den Nagel gehängt. «Um aus den Schweizer Bands hervorzustechen, muss man mehr investieren. Und das braucht viel Zeit», so Wespi.
Mit 20 geheiratet
Im Gespräch mit dem Vollblutmusiker kommt immer wieder zum Ausdruck, wie wichtig es ihm ist, sich im Leben auf etwas zu fokussieren und ganz auf etwas einzulassen. Das sagt er nicht nur, das bezeugt er durch seinen Lebensstil. Mit allen Konsequenzen. Warum hat er bereits mit 20 Jahren geheiratet? Für Wespi keine Frage: «Es war von Anfang an klar, dass ich mit dieser Frau alt werden möchte.» Genauso wie er von seiner Frau überzeugt ist, ist er es von seinem Beruf, auch wenn das bedeutet, auf eigenen Beinen
Bald auf Tournee Im Herbst wird Michael Wespi in der Schweiz und in Deutschland auf Tournee gehen. Startschuss ist am 3. September am Openair in Greifensee. CD-Produktionen: «Find Rest now», veröffentlicht 2009, von Michael Wespi selbst produziert und eingespielt, und «Hope», erschien im letzten April und wurde mit dem Produzenten Philipp Erden geplant und mit seiner Band aufgenommen. www. michaelwespi.com
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Wespi hat im April sein zweites Album «Hope» produziert. Der Hit «Symphony of love» war sein letzter Song, den er für das Album komponierte. Es wurde sozusagen in letzter Minute geschrieben. In diesem Lied bewegt Wespi ein aktuelles Thema: Es geht darum, den Leistungsdruck, der in unserer Gesellschaft herrscht, abzulegen. Er stellt schockiert fest, dass der Leistungsdruck unter Christen oft noch grösser ist als bei Nicht-Christen. «Wir sind geschaffen zum Lieben, zum Leben und zum Geliebtwerden. Wir definieren uns aber oft über das, was wir leisten, und nicht über unsere Persönlichkeit und unseren Wert als Mensch.» Auch vor Kirchen mache der Leistungsdruck nicht Halt. Da oftmals die Aufrechterhaltung der Kirchenstrukturen und aufwändige Gottesdienste so viele Ressourcen und Zeit in Anspruch nähmen, bestehe die Gefahr, für die Kirche statt für die Menschen zu leben.
Michael Wespi begeistert sein Publikum mit erstklassigem Gitarrenrock und auch mit tiefgründigen Texten.
zu stehen und ein bescheidenes Leben zu führen. Seine Frau ist gelernte Coiffeuse und arbeitet zurzeit teilzeitlich. Als Kind hat Wespi mehrere Jahre Saxophon gespielt. Mit zwölf Jahren gründete er seine erste Band. Er wechselte mit der Gitarre den Musikstil von Klassik und Jazz zu Pop und Rock. Heute hat er bereits über 50 Solo-Konzerte hinter sich. Er tritt in Clubs, kleinen Cafés und an Festivals auf. In der Schweiz gibt er öfters Konzerte mit seiner Band, bestehend aus drei Musikern (Hannes Forster am Piano, Roger Hintermann am Schlagzeug, Simon Egli am Bass) und seiner Frau, die mitsingt. In Deutschland tritt er meist solo auf, was finanziell für ihn lukrativer und beim Transport einfacher ist.
Abhängig von Gottes Gnade
Wespi betont es: «Meine Musikerkarriere ist völlig von Gottes Gnade und Gunst abhängig.» Er sagt von sich, dass er von Natur aus gerne vieles kontrolliert. Das Wissen aber, dass sein Weg abhängig ist von Gottes Gunst, lasse ihn gelassen sein: «Es chunnt so, wies muss.» Seine Gelassenheit und
Den eigenen Weg gehen
Er hat den Mut zum eigenen Weg.
sein Vertrauen werden in seiner Haltung und seiner Ausstrahlung förmlich spürbar. Michael Wespi will mit seinen Liedern möglichst viele Menschen erreichen, die etwas aus seinen Texten nehmen und seine Musik geniessen können. Er berichtet von dem, was ihn persönlich beschäftigt, auch von christlichen Werten, welche er früh vermittelt bekam. Traditionen hat er jedoch im Verlaufe der Zeit abgestreift. Seine Suche galt immer der Frage: Was ist der Glaube wirklich und wie ist er im Alltag umsetzbar, ganz nach dem Vorbild von Jesus?
Der Jungrocker will sich dem Vorbild von Jesus anschliessen: «Jesus hat mit und bei den Leuten gelebt.» Sein Wunsch ist es, dass Gott wieder relevant wird – nicht nur in der Kirche, sondern im Alltag als Lehrperson, Geschäftsmann oder Musiker - und dass die Vernetzung und Unterstützung untereinander stattfinden darf. Dabei sollen die Gemeinschaft und der Austausch nicht zu kurz kommen. Der bemerkenswert tiefgründige junge Musiker will Menschen Mut machen, den eigenen Weg zu gehen und nicht den Weg, den die Gesellschaft vorgibt. Den Weg eines Traumes zu gehen, dorthin, wo es ihn hinzieht, ist für ihn wichtiger, als den rationalen, vielleicht auch einfacheren Weg zu wählen. Konkret heisst das für ihn auch, mit finanziellen Einschränkungen zu leben, die er als Informatiker nicht hätte. Seine Erkenntnis: «Es gibt auch Wege, die nicht nur auf Sicherheit bedacht und trotzdem gut sind.» MARTINA SCHNIDRIG Bilder: zvg
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Lobpreis soll die Atmosphäre im Land verändern «CITY CHURCH» ZÜRICH Sie beten jeden Montag um 19 Uhr auf dem Helvetiaplatz, treffen sich zu «Celebrations» und «Nights of Proclamation». Die Vision: Gott gleichzeitig in vielen Städten und Regionen der Schweiz loben.
«Gott segnet diese Arbeit. Wir wollen unseren Dienst in Demut tun», stellt Hansjörg Stadelmann klar. Der 40-Jährige ist Pastor der «city church» in Zürich. Anfang Monat hat die Gemeinde auf dem Platzspitz öffentlich Jesus gefeiert – mit Lobpreis, Botschaften und Lebensberichten. Jeden Montagabend findet um 19 Uhr im Herzen Zürichs eine öffentliche Proklamation des Namens Jesus statt. Christen aus der ganzen Stadt loben Gott während einer halben Stunde auf dem Helvetiaplatz. Dieser Dienst nennt sich «opensky». Bereits wird die Vision eines offenen Himmels auch in anderen Schweizer Städten umgesetzt.
Offener Himmel über Zürich
Hansjörg Stadelmann hat vor vier Jahren mit einer Handvoll Leute und einer Gitarre auf dem Helvetiaplatz gebetet. Mitten im Lobpreis sah er in einer Vision
Die «city church» betend und singend unterwegs im Zürcher Kreis 4.
den ganzen Platz voller Leute, die zuhörten, mitsangen, mitklatschten. «Seid ihr bereit, jeden Montag
öffentlich Gott zu loben?», fragte er seine Freunde. Sie bejahten. Inzwischen wurde der «opensky» zum festen Anlass. «Von Anfang an lag der Schwerpunkt auf Gebet und Proklamation von Jesus Christus. Wir erleben, wie sich Menschen für den Glauben entscheiden, wie Jüngerschaft passiert und sich die Stimmung im Kreis verändert», erzählt Stadelmann. Der Himmel ist offen über dem Kreis 4. «Wir haben einen Auftrag von Gott erhalten. Die Ehre gehört ihm. Er macht die Türen auf.» Offene Türen zeigen sich etwa, wenn Menschen offen werden fürs Evangelium, Kranke geheilt werden oder eine Esoterikerin den Himmel offen sieht und ihr Leben unter Tränen Jesus Christus anvertraut.
Veränderte Atmosphäre
«Gott wohnt im Lobpreis seines Volkes. Wenn Christen lobprei-
sen, wird die Atmosphäre gesäubert. Der Kreis 4 wandelt sich. Viele Geschäfte erhielten neue Mieter, die Stimmung ist heute ganz anders als früher», sagt der Pastor der «city church». Diesen Eindruck teilen zum Beispiel auch befreundete Streetworker.
Dreimonatige Trainings
Die «city church» hat dreimonatige Gebetstrainings lanciert. Die Plattform www.onlinekirche.ch und der «city-church»-Blogg werden demnächst realisiert. Bereits gibt es den «opensky» auch in Dübendorf und Davos. «Wir haben die Vision, dass Gott in vielen Regionen der Schweiz jede Woche gleichzeitig eine halbe Stunde lang auf öffentlichen Plätzen angebetet wird», sagt Stadelmann. THOMAS FEUZ www.citychurch.ch www. schweiz-opensky.ch
Geschichte der Täufer: Wider das Vergessen TÄUFEREXODUS Vor 300 Jahren wurden grössere Täufergruppen zur Ausreise aus der Schweiz gezwungen. Eine
Tagung in Liestal geht der Geschichte nach und sucht nach Antworten auf aktuelle Fragen der Gegenwart. «Im Juli 1711 verliessen auf einen Schlag über 300 vorwiegend bernische Täufer auf einem Konvoi von Schiffen ihre Heimat Richtung Niederlande. Die Berner Obrigkeit war nicht gewillt, sie auf eigenem Territorium zu dulden. Zuvor wurde eine grössere Gruppe nach Übersee verfrachtet, jedoch in Holland auf freien Fuss gesetzt», beschreibt Hanspeter Jecker die damaligen Vorkommnisse. Jecker ist Dozent am Theologischen Seminar Bienenberg in Liestal BL und hat das zweitägige Kolloquium initiiert, das am 1. und 2. September die Thematik aufnehmen wird.
Intensiver Dialog
Das Täuferjahr 2007 hat das schwierige Verhältnis zwischen politischen und kirchlichen Obrigkeiten und dem Täufertum in der Schweiz thematisiert. Die damals Bilder: zvg, idea/tf
aufgeworfenen Fragen wurden seither weiter diskutiert, etwa im Rahmen des kürzlich abgeschlossenen bilateralen Dialogs zwischen dem Schweizerischen Evangelischen Kirchenbund (SEK) und der Konferenz der Mennoniten der Schweiz (KMS). Unabhängig vom Täuferjahr erfolgte ebenfalls ein mennonitisch-lutherischer und mennonitisch-katholischer Dialog. «Aus einem jahrhundertelangen Gegeneinander und einem späteren Nebeneinander wurde ein verstärktes Miteinander», stellt Jecker fest. Nach wie vor sei man von einer detaillierten Aufarbeitung der Ereignisgeschichte aber weit entfernt.
Neue Rolle für altes Schloss?
Rund um den grossen Täuferexodus von 1711 spielt das Schloss Trachselwald im Emmental eine wichtige Rolle. Nachdem die ber-
Im Turm von Schloss Trachselwald litten auch etliche Täufer.
nische Bezirksverwaltung den Sitz verlassen hat, wird über eine weitere Nutzung nachgedacht. Aus täuferischer Sicht sollte das Schloss
für künftige Nachdenkprozesse verfügbar sein. Bereits wurde auch ein Zentrum für Mediation angeregt, vorab im Bereich Ehe und Partnerschaft. Die täuferischmennonitischen Kirchenbünde Europas planen im Mai 2012 in Sumiswald im Emmental ihre nächste Regionalkonferenz. So ist für weitere Berührungspunkte zwischen Täufertum und bernischer Öffentlichkeit gesorgt. Viele der durch die Täufergeschichte des frühen 18. Jahrhunderts aufgeworfenen Fragen sind von bleibender Aktualität und würden nach einer Stellungnahme rufen. Einige dieser Fragen will die Tagung in Liestal aus Anlass des 300. Jahrestages des grossen Berner Täufer-Exodus darstellen. THOMAS FEUZ www.bienenberg.ch idea Spektrum 35.2011
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Afghanistan: Zwei deutsche Entwicklungshelfer vermisst ENTFÜHRUNG ODER UNFALL? Sicherheitskreise halten beides für möglich. llerdings verdichten sich die Hinweise darauf, dass die beiden, die seit 19. August vermisst werden, Opfer einer Entführung geworden sind. Die französische Nachrichtenagentur AFP zitiert den Polizeichef der Provinz Parwan, in der die beiden zuletzt gesehen wurden, mit der Aussage, man wisse nun, dass die beiden Deutschen von Aufständischen entführt worden seien. Weiter heißt es, die Bundeswehr beteilige sich an der Suche und habe inzwischen Kontakt zu den Entführern. Bestätigen wollten diese Meldung jedoch weder die Bundeswehr noch andere offizielle Stellen. Presseinformationen zufolge handelt es sich bei den beiden Vermissten um Siegbert Stocker aus Wilsdruff bei Dresden und Willi Ehret aus DitzingenHeimerdingen bei Stuttgart. Stocker gehört zur evangelischen ChristusträgerBruderschaft, die weltweit 30 Mitglieder zählt. Stocker ist einer von insgesamt drei in Afghanistan tätigen Brüdern. Dort ist die Bruderschaft seit 1969 aktiv und betreibt u. a. zwei kleine Kliniken für
Lepra- und Tuberkulosekranke. 2008 wurde darüber hinaus zusammen mit der katholischen Hilfsorganisation Misereor eine Werkstatt für Metallbauer errichtet. Hier bildete Bruder Siegbert junge Afghanen aus. Der promovierte Agrarwissenschaftler Ehret ist für die staatliche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit tätig.
bereits vergangene Woche erklärt, er könne nicht ausschließen, dass die beiden „Opfer eines Entführungsverbrechens“ geworden sind. P
Über Forderungen nichts bekannt Das Auswärtige Amt hält sich in dem Fall bedeckt. Ein Sprecher teilte auf Anfrage von idea mit, man stehe in Kontakt mit den afghanischen Behörden und suche intensiv nach den Vermissten. Laut afghanischer Polizei verlor sich die Spur der Deutschen beim Wandern „irgendwo zwischen den Provinzen Baghlan und Parwan“. Sicherheitskreise halten einen Unfall in der unwegsamen Bergregion für möglich. Bislang haben sich weder Aufständische noch kriminelle Banden zu einer Entführung bekannt. Auch über Forderungen ist nichts bekannt. Allerdings hatte Außenminister Guido Westerwelle (FDP)
Siegbert Stocker
Willi Ehret
Zwei deutsche deutscheEntwicklungshelfer Wanderer vermisst.vermisst. Eine Eine Entführung ausgeschlossen. Entführung wirdwird nichtnicht ausgeschlossen.
Region Baghlan
IRAN
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AFG HANI STAN
KABUL HAUPTSTADT
PAKISTAN
Was bringt die Zukunft für Christen in Libyen? UMSTURZ Die wenigen verbliebenen Christen treffen sich jeden Mittag zum Gebet.
Fotos: privat
ideaSpektrum 35/2011
Ein Bibelwort für Gaddafi Libyens bisheriger Machthaber Gaddafi soll jahrzehntelang Terroristen unterstützt und nach Aussagen seines früheren Justizministers Mustafa Abdel Dschalil persönlich den Anschlag auf den PanAm-Jumbojet angeordnet haben, der am 21. Dezember 1988 nahe der schottischen Ortschaft Lockerbie zerschellte. Dabei kamen alle 259 Insassen
und 11 Personen am Boden ums Leben. Die US-Amerikanerin Lisa Gibson, deren Bruder Kenneth bei dem Anschlag getötet wurde, betet seit 2005 für Gaddafi und ist 2009 in New York mit ihm privat zusammengetroffen, als er vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen sprach. Sie habe ihm damals ein Bibelwort gesagt: „Manchem scheint ein Weg recht; aber zuletzt bringt er ihn zu Tode“ (Sprüche 14,12). P Mittelmeer
TRIPOLIS HAUPTSTADT
LIBYEN
6,5 Mio. Bürger 97 % Muslime 1,2 % Christen
ÄGYPTEN
bitte seien daher entscheidend. Der auch von Deutschland anerkannte „Nationale Übergangsrat“ will einen Dialogprozess in Gang setzen, der in demokratische Wahlen münden soll. In Libyen ist der Islam Staatsreligion. Christliche Mission unter Muslimen ist verboten. Die wenigen Christen, die früher Muslime waren, können sich nur im Untergrund versammeln.
TUNESIEN
n Libyen neigt sich die 42-jährige Herrschaft des Diktators Muammar al Gaddafi (69) dem Ende zu. Doch was bedeutet der Machtwechsel für die kleine christliche Minderheit in dem nordafrikanischen Land? Rund 180.000 Christen, vor allem ausländische Gastarbeiter, sind seit dem Beginn des bewaffneten Aufstands am 15. Februar geflohen; nur noch etwa 150 einheimische Christen harren in der Hauptstadt Tripolis und anderen Orten aus. Jeden Mittag um 12 Uhr träfen sie sich, um miteinander zu beten und sich Mut zuzusprechen, berichtet das internationale Hilfswerk Open Doors (Santa Ana/USA). Nach seinen Angaben ist die Zukunft unsicher. Die neue Regierung werde sicherlich islamisch geprägt sein, doch stelle sich die Frage, wie viel Religionsfreiheit der Staat gewähre. Gebet und Für-
ALGERIEN
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Die beliebtesten modernen christlichen Lieder MUSIK Welche neueren Lieder werden – vor allem in freikirchlichen – Gemeinden Deutschlands und der Schweiz besonders gern gesungen?
D
as deutsche Büro der CCLI Lizenzagentur (Christian Copyright Licensing International: Internationale Christliche UrheberrechtsL i z e n z i e r u n g e n) Darlene Zschech (Lüdenscheid) hat dazu eine neue Rangliste veröffentlicht. An der Spitze steht das Lied „Ruft zu dem Herrn“ (Autoren Darlene Zschech, Daniel Jacobi, Peter Eltermann). Dahinter folgen „Groß ist unser Gott“ von Lothar Kosse und „Wo ich auch stehe“ von Albert Frey. Unter den Top 25 ist Frey mit sieben und Kosse mit fünf Titeln vertreten. Die Liste basiert auf Meldungen aus den Gemeinden von Oktober 2010 bis März 2011. Die CCLI-Agentur bietet seit 1991 in Europa Lizenzen für die grafische Vervielfältigung von Liedern im christlichen Bereich an. Nach ihren Angaben verfügen über 200.000 Gemeinden weltweit über CCLILizenzen. Kunden in Deutschland sind u. a. der Bund Evangelisch-Freikirchlicher
Lothar Kosse
Albert Frey
Gemeinden (Baptisten- und Brüdergemeinden), der Bund Pfingstkirchlicher Gemeinden, der CVJM-Gesamtverband, die Charismatische Erneuerung in der katholischen Kirche sowie in der Schweiz die Chrischona-Gemeinden und die Freien Evangelischen Gemeinden.
Über 70 Jahre alte Lieder wurden nicht berücksichtigt Die Rangliste berücksichtigt nur urheberrechtlich geschützte Lieder. Solche, bei denen der Autor vor mehr als 70 Jahren verstorben ist, dürfen ohne Lizenz vervielfältigt werden. P
b www.ccli.de • 02351 6717232
Als „Gefangenen des Monats September“ haben die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) und die Evangelische Nachrichtenagentur idea den chinesischen Pastor Shi Enhao benannt und zur Unterstützung für ihn aufgerufen. Der 55-jährige stellvertretende Leiter der Hauskirchen-Allianz in der Volksrepublik China wurde Mitte Juli zu zwei Jahren „Umerziehung durch Arbeit“ verurteilt. Er war am 31. Mai in Suqian (Provinz Jiangsu) im Osten des Landes verhaftet worden. Die Behörden werfen ihm das „Organisieren illegaler Treffen und Versammlungsorte für religiöse Treffen“ vor. Der Pastor leitet eine Hausgemeindebewegung im Umland von Peking. Die Polizei hat Spendengelder der Gemeinde von Shi beschlagnahmt und ihr Gottesdienste untersagt. IGFM und
Hollywood: Eine Bekehrung zu Jesus Christus wurde verfilmt Selten haben Hollywood-Produktionen geistliche Themen zum Inhalt. Doch ein neuer Film erzählt die Geschichte einer Frau, die eine Bekehrung zu Jesus Christus sowie die Spannungen des Glaubens erlebt. Der Streifen „Higher Ground“ (Fester Grund) ist am 26. August in Kinos in New York und Los Angeles angelaufen. Der Film hat wohlwollende Kritiken u. a. in der Zeitung „New York Times“ erhalten. Der Film basiert auf dem Buch „This Dark World: A Memoir of Salvation Found and Lost“ (Diese dunkle Welt: Eine Erinnerung an gefundenes und verlorenes Heil) der Schriftstellerin Carolyn S. Briggs. Es geht in dem Film um das Leben von Corinne Walker. Sie wächst in einer christlichen Familie auf, aber diese bricht auseinander, nachdem ihre Mutter ein Baby bei der Geburt verliert. In einer Ferienbibelschule trifft Corinne eine Entscheidung für Jesus. Doch später verliebt sie sich in den Gitarristen Ethan, von dem sie ein Kind bekommt. Sie heiraten und werden in einen dramatischen Busunfall verwickelt, den sie als geistlichen Weckruf verstehen. Sie schließen sich schließlich einer evangelikalen Gemeinde an. b www.sonyclassics.com/higherground
RUSSLAND
DER GEFANGENE DES MONATS SEPTEMBER
China: Hauskirchenleiter zu Arbeitslager verurteilt
NOTIERT
MONGOLEI PEKING HAUPTSTADT Provinz Jiangsu Shi Enhao
C H INA
Suqian
idea rufen dazu auf, in Briefen an den chinesischen Ministerpräsidenten Wen Jiabao auf die verfassungsrechtlich garantierte Religionsfreiheit hinzuweisen und um die umgehende Freilassung des Pastors zu bitten. Die Zahl der Christen in China wird auf bis zu 130 Millionen geschätzt. Wer sich für den Pastor einsetzen möchte, schreibe an: Ministerpräsident WEN Jiabao Guojia Zongli über: Seine Exzellenz Botschafter Wu Hongbo Botschaft der Volksrepublik China Kalcheggweg 10, 3006 Bern E-Mail: china-embassy@bluewin.ch Fax: 031 351 4573
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Fotos: PR
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„Abscheu“ über Israelkritik im Pfarrerblatt NAHOST Ein württembergischer Theologe erhebt schwere Vorwürfe gegen Israel. Jetzt gibt es Kritik.
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um Hintergrund: idea berichtete in der letzten Ausgabe, dass der württembergische Pfarrer Jochen Vollmer (Reutlingen) in der August-Ausgabe des Deutschen Pfarrerblatts massive Kritik an einer einseitigen Unterstützung Israels durch Kirchen und christliche Israelfreunde geübt hat. Vollmer wirft ihnen vor, das Unrecht weitgehend auszublenden, das der einheimischen palästinensischen Bevölkerung mit der Gründung des Staates Israel geschehen sei. Ein Recht auf Selbstverteidigung, mit dem der Staat Israel viele Aktionen gegen Palästinenser begründe, gebe es nicht für „Eindringlinge und Räuber, die der eingesessenen Bevölkerung das Land nehmen und auf deren gewaltsamen Widerstand stoßen“. Mit Empörung reagierten darauf die Gesellschaften für christlichjüdische Zusammenarbeit. In einem Brief
an den EKD-Ratsvorsitzenden, Nikolaus Schneider (Düsseldorf), hätten Präsidium und Vorstand ihre „Abscheu“ vor diesem Beitrag zum Ausdruck gebracht, teilte der Dachverband von 80 Gesellschaften mit.
„Juden- und israelfeindlich“ Es provoziere „schwerwiegende Bedenken“, dass dieser „juden- und israelfeindliche Beitrag“ in einem Verbandsorgan erschienen sei, das sich an gut 20.000 Geistliche richte. So frage man sich besorgt, ob diese Position als eine „mögliche Position innerhalb der EKD“ gelten könne. Weiter heißt es: „Kann es vonseiten der EKD unwidersprochen bleiben, wenn in einem der maßgeblichen Publikationsorgane innerhalb der EKD zentrale theologische Positionen der EKD und ihrer Gliedkirchen im Blick auf das Verhältnis zwischen Juden
und Christen sowie Kirche und Israel ins Gegenteil verkehrt werden?“Der Verband evangelischer Pfarrerinnen und Pfarrer in Deutschland (Altenkunstadt/Oberfranken), der das Pfarrerblatt herausgibt, rechtfertigte die Veröffentlichung des Beitrags.
Pfarrerverband für Freiräume Man gebe Autoren Spielräume für Positionen, die auf Widerspruch stießen und von anderen korrigiert würden: „Dieser Freiraum ist aber auch die Stärke des Deutschen Pfarrerblattes, die wir erhalten möchten.“ Der Artikel gebe ausschließlich die Meinung Vollmers wieder und stelle nicht die Ansicht der EKD dar. P
b Verband evangelischer Pfarrerinnen und Pfarrer in Deutschland 09572 790500 • www.pfarrerverband.de
Beim Gedenken an den 11. September 2001 gibt es keine Gebete KONTROVERSE Der New Yorker Bürgermeister stößt mit seiner Anordnung auf scharfe Kritik.
Foto: PR
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ei der offiziellen New Yorker Gedenkfeier zum 10. Jahrestag der Terroranschläge auf das Welthandelszentrum werden keine Kirchenrepräsentanten oder sonstigen religiösen Vertreter mitwirken. Diese Anordnung von Bürgermeister Michael Bloomberg stößt auf scharfe Kritik. Der frühere stellvertretende New Yorker Bürgermeister Rudy Washington, der während der von islamischen Extremisten verübten Anschläge mit annähernd 3.000 Toten amtierte, ist empört. Eine Gedenkfeier ohne Gebete erscheine ihm „irrsinnig“, sagte er der Zeitung Wall Street Journal. Ihm komme es vor, als ob die Vereinigten Staaten „in die Irre gehen“. Washington hatte kurz nach den Anschlägen vom 11. September 2001 eine interreligiöse Zusammenkunft im New Yorker Yankee-Stadion organisiert. „Völlig enttäuscht“ und „schockiert“ über die Abwesenheit von Geistlichen zeigte sich auch Pastor Fernando Cabrera von der Gemeinde New Life
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Outreach International im Stadtteil Bronx. Nach den Anschlägen hätten ungezählte Menschen Seelsorge und Orientierung bei Religionsvertretern gesucht, sagte Cabrera, der dem New Yorker Stadtparlament angehört. Die Stadtverwaltung verteidigt hingegen die Feiern ohne religiöse Beteiligung. Im Mittelpunkt sollten die Angehörigen der Todesopfer stehen.
zusammengeschweißt hatte. Das knapp 6 Meter große Gebilde soll ständiges Ausstellungsstück in einem Museum zum Gedenken an die Anschläge werden. Doch die Organisation „Amerikanische Atheisten“ sieht durch die Aufnahme in das teilweise staatlich finanzierte Museum die verfassungsmäßige Trennung von Religion und Staat verletzt. P
Immer wieder Streit um Religion Auch um die Rolle der Religion an der Gedenkstätte in Manhattan hat es immer wieder Kontroversen gegeben. So wollen Muslime in der Nähe ein islamisches Begegnungszentrum mit Moschee errichten. Das stößt bei Christen auf Unmut, waren es doch Islamisten, die das Attentat verübt hatten. Atheisten wiederum protestieren gegen ein Stahlkreuz (Foto), das an die Terroranschläge erinnert. In den Ruinen des Welthandelszentrums hatte man Stahlträger gefunden, die die Hitze in Kreuzform
Das umstrittene Kreuz am „Ground Zero“
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J U DE N & C H R I S T E N
Eine einmalige Beziehung! JUDEN & CHRISTEN Das ist eine spannungsreiche Beziehung bis heute, die Pastor Klaus Jürgen Diehl (Wetter/Ruhr) nachzeichnet, der bis 2008 das Amt für missionarische Dienste in Westfalen leitete.
Luther: Zuerst judenfreundlich, doch im Alter judenfeindlich Selbst der Reformator Martin Luther (1483–1546), der in jungen Jahren noch die gehässigen Verleumdungen gegen die Juden bekämpfte, schlug im höheren Alter immer unversöhnlichere Töne gegen sie an. In seiner Abhandlung von 1543 „Von den Juden und ihren Lügen“ rief er in einem Rundumschlag dazu auf, die Juden zu bekämpfen, sie zu vertreiben und ihre Synagogen zu verbrennen. Wie konnte sich ein Mann, den wir als Theologen wegen seiner klaren Bibelorientierung bewundern, in seiner Judengehässigkeit so sehr über das Zeugnis der Heiligen Schrift hinwegsetzen? Manche Kirchengeschichtler nehmen an, dass dies vor allem aus der Enttäuschung über sein vergebliches Werben um die Bekehrung der Juden geschah. Auf jeden Fall war Luthers heftiger Antijudaismus mitentscheidend für den Weg des Protestantismus nach ihm. Er hat auf Jahr-
hunderte hinaus das Verhältnis zwischen Juden und Christen belastet. Daran konnte auch der Pietismus ab der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts mit seiner überwiegenden Judenfreundlichkeit nicht mehr viel ändern.
Warum schwieg die Kirche weithin zur Judenverfolgung? Ein theologisch begründeter Antijudaismus war bis ins 20. Jahrhundert hinein weithin kirchlicher Konsens. Durch diese Einstellung – „die Juden sind die Christusmörder und daher von Gott verstockt!“ – wurden viele Christen zugleich anfällig für den rassischen Antisemitismus der Nationalsozialisten. So verwundert es nicht, dass selbst führende Männer der 1934 gegründeten, oppositionellen Bekennenden Kirche – wie Martin Niemöller und Otto Dibelius – zunächst sogar noch Verständnis für den staatlichen Boykott jüdischer Geschäfte äußerten und die Auffassung vertraten, das deutsche Volk habe viel unter den Juden gelitten. Als einer der wenigen Männer der Bekennenden Kirche sprach sich Dietrich Bonhoeffer schon früh dafür aus, dass sich die Kirche auch für die nicht zur Kirche gehörenden Opfer der Gesellschaftsordnung einsetzen müsse – gemeint waren dabei natürlich vor allem die Juden. Er hat später den Vikaren im illegalen Predigerseminar der Bekennenden Kirche in Pommern immer wieder den Satz eingeprägt: „Nur wer für die Juden schreit, darf auch gregorianisch singen!“ Die Bekennende Kirche selbst war von einem solchen „Schrei“ für die Juden weit entfernt. Selbst ihr wichtigstes Dokument – die Theologische Erklärung von Barmen vom Mai 1934 – nimmt mit ihrem Be-
Luther war in jungen Jahren judenfreundlich. So empfahl er 1523 den Christen, die Juden nicht zu verachten, „denn aus ihnen kam das Heil, nicht aus uns“. Später konnte er aber auch predigen: „Wie Auch das gab es im Mittelalter: eine Judenverbrennung in Nürnberg. es unmöglich ist, dass die Schlange ihr Stechen lässt, so wenig lässt Holzstich von Michael Wolgemut (1434–1519) der Jude von seinem Sinn, Christen umzubringen, wo er nur kann.“
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Seit der Apostel Paulus von Gott dazu berufen wurde, das Evangelium von Christus den Heidenvölkern zu verkündigen, ist die Frage aktuell: „Und was ist mit den Juden, die Jesus als ihren Messias ablehnen?“ Während Paulus an der Hoffnung festhielt, dass durch Israels Unglauben die Erwählung Gottes keineswegs hinfällig geworden sei (Römer 11,25), brandmarkte die alte Kirche die Juden schon bald als Christusmörder, die Gott verstockt habe. So ist das ganze Mittelalter geprägt von einer christlich motivierten Judenfeindlichkeit, in der Juden als hinterhältig abqualifiziert wurden. Man schob ihnen die Schuld für alles Böse in der Welt in die Schuhe.
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J U DE N & C H R I S T E N
kenntnis und den zugleich ausgesprochenen Verwerfungen mit keinem Wort Bezug auf die immer deutlicheren judenfeindlichen Maßnahmen des Hitler-Regimes.
Unterlassen und Schweigen … mitschuldig geworden sind an dem Frevel, der durch Menschen unseres Volkes an den Juden begangen worden ist.“
Kein Wort in der „Barmer Erklärung“
Nach 1950 ein großes Bemühen um Wiedergutmachung
Der Theologe Karl Barth, der Hauptverfasser dieser Theologischen Erklärung, sah es später in einem Brief an Eberhard Bethge – einem engen Weggefährten Bonhoeffers – als Schuld an, darin kein Wort zur Situation der Juden gesagt zu haben. Selbstkritisch fügte er hinzu: „Eine solche Aussage wäre allerdings von der Versammlung wohl auch nicht akzeptiert worden.“ So hat sich erstmals der radikale Flügel der Bekennenden Kirche – der sich im März 1936 als 2. Vorläufige Kirchenleitung konstituiert hatte – in einem zunächst geheimen Brief im Mai 1936 an den „Führer“ Adolf Hitler erklärt: „Wenn den Christen im Rahmen der nationalsozialistischen Weltanschauung ein Antisemitismus aufgedrängt wird, der zum Judenhass führt, so steht für ihn dagegen das christliche Gebot der Nächstenliebe“. Dieses klare Wort brachte einige der Verfasser sogleich ins Gefängnis und bescherte ihnen eine Anklage wegen Landesverrats.
Man sollte der Kirche zugutehalten, dass sie sich in den vergangenen Jahrzehnten intensiv darum bemüht hat, ein neues Verhältnis zum jüdischen Volk zu erreichen. Diese Bemühungen haben in mehreren von der EKD initiierten Studien zu „Christen und Juden“ sowie in Synodenbeschlüssen der meisten Landeskirchen ihren Niederschlag gefunden. In ihnen wird klar die Mitverantwortung und Schuld der Kirche am Holocaust zum Ausdruck gebracht. Im Anschluss an Römer 9–11 – die drei Kapitel, in denen der Apostel Paulus in seinem Brief auf das Verhältnis von Juden und Christen eingeht – wird die bleibende Erwählung des jüdischen Volkes als Gottes Volk unterstrichen. Die Autoren betonen, dass die Kirche durch Jesus Christus erst in den Bund Gottes mit seinem Volk hineingenommen worden ist – in Konsequenz des Pauluswortes, wonach die Kirche aus Heiden als wilder Ölzweig in den Ölbaum eingepfropft worden ist (Römer 11,17). Erfreulich ist auch die theologische Würdigung der Heimkehr der Juden in das Land der Verheißung und die Gründung des Staates Israel 1948 als Zeichen der Treue Gottes gegenüber seinem Volk.
Es gab einzelne mutige Christen Die Kirche als Organisation hat im Dritten Reich im Blick auf die „Judenfrage“ kläglich versagt – sieht man einmal ab von beherzten Christen, die sich teilweise unter Einsatz ihres Lebens für verfolgte Juden einsetzten, oder von wenigen Initiativen wie dem „Büro Grüber“, einer von dem Berliner Pastor Heinrich Grüber ab September 1938 betriebenen „Hilfsstelle für nichtarische Christen“, das zahlreichen Juden die Ausreise ermöglichte und sie vor dem sicheren Tod im Konzentrationslager bewahrte. Nach dem Kriege hat es Jahre gedauert, bis die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) ihre Mitschuld an der Ermordung der Juden bekannte. So erklärte erst die EKD-Synode 1950 in Berlin-Weißensee: „Wir sprechen es aus, dass wir durch
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Auch das gab es: Christen halfen Juden im 3. Reich. Daran erinnert eine Gedenktafel am Pfarrhaus in der Berliner Hortensienstraße 18.
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Erneute kirchliche Einseitigkeit: Kein Evangelium für Juden Problematisch hingegen ist die zugleich von der Kirche erklärte Absage an jede Form der Judenmission. Würde sie allein mit der historisch einzigartigen Schuld der Deutschen am Holocaust begründet, so könnte man sie nachvollziehen. Denn nach all dem Leid, das unser Volk über die Juden gebracht hat, sind wir Deutschen heute wohl am wenigsten geeignet, glaubwürdige Zeugen für die missionarische Einladung an Juden zu sein. Wenn aber die Judenmission zugleich aus theologischen Gründen abgelehnt
Messianische Juden in Israel. Mittlerweile gibt es weltweit rund 200.000 Judenchristen – also Juden, die an Jesus als Messias glauben.
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wird, ist Widerspruch angezeigt. Die von n Paulus geäußerte Gewissheit, wonach h schließlich ganz Israel gerettet wird (Römer er 11,25), begründet für Israel keinen Sondererweg zum Heil – an Jesus Christus vorbei. Das ganze Neue Testament wird auf den Kopf gestellt, wenn etwa im Anschluss an den Anspruch Jesu in Johannes 14,6 „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben …“ argumentiert ntiert wird, für Juden gelte das nicht, weil sie ja schon beim Vater seien. Wenn die erstrebenswerte Versöhnung zwischen Christen und Juden die Preisgabe der Messianität Jesu – als dem im Alten Testament verheißenen endzeitlichen Heilsbringer – für Juden voraussetzt, wird sie auf Dauer keinen Bestand haben können. Allein die Tatsache, dass es eine wachsende Zahl von messiasgläubigen Juden gibt (mittlerweile weltweit bereits 200.000), macht deutlich: Gott richtet sich in seinem Wirken an seinem auserwählten Volk nicht nach deutschen Synodenbeschlüssen! Dass die EKD die Existenz judenchristlicher Gemeinden hartnäckig ignoriert und ihnen etwa auf Kirchentagen die Mitarbeit verweigert, ist ein geistliches Armutszeugnis und stellt zugleich einen Verrat am universalen Leib Christi aus Juden und Heiden dar.
Linke Israelkritiker und evangelikale Israel-Fans Während theologisch linke Kreise in der Staatsgründung Israels kein Zeichen der Treue Gottes gegenüber den Juden entdecken können und die Politik der Regierung Israels oft heftig kritisieren – wie aktuell im Deutschen Pfarrerblatt (siehe ideaSpektrum – die letzte und diese Ausgabe) –, sehen evangelikale „Israelfreunde“ ihre Berufung darin, sich in unkritischer Solidarität an die Seite Israels zu stellen. Dabei werden die alttestamentlichen Verheißungen der Landnahme religiös so überhöht, dass etwa die Siedlungspolitik Israels im Westjordanland als völlig gerechtfertigt hingestellt wird. Immerhin habe Gott einst dem Volk Israel das ganze Land Palästina verheißen. Und
Auch die rund 270.000 Juden in Deutschland sind sich im Blick auf die Beurteilung Israels nicht einig: Während die Wochenzeitung „Jüdische Allgemeine“ (Berlin) pro Israel schreibt, ist die „unabhängige jüdische Zeitschrift“ „Der Semit“ (Neu-Isenburg) stark kritisch gegenüber der israelischen Politik eingestellt.
während die von palästinensischer Seite ausgehende Gewalt jeweils protokollarisch genau aufgelistet wird, erscheint ihnen Israel als einseitiges Opfer solcher Gewalt, das deshalb die ungeteilte Unterstützung der Christen verdiene. Von evangelikaler Seite ist daher kaum ein kritisches Wort über die unrechtmäßige Enteignung von Palästinensern oder unverhältnismäßig harte Reaktionen auf gewalttätige Aktionen der palästinensischen Hamas zu hören. Solche einseitige Parteinahme pro Israel leistet der dringend notwendigen Verständigung und Versöhnung zwischen Israelis und Palästinensern im Nahen Osten einen Bärendienst!
Ausgleich zwischen Juden und Palästinensern überfällig Als Christen in Deutschland wissen wir uns aufgrund unserer Geschichte in besonderer Weise mit dem Staat Israel verbunden. Doch diese Verbundenheit darf uns nicht blind machen für das Unrecht, das auch auf israelischer Seite geschieht. Als Christen, die dem Auftrag zur Versöhnung verpflichtet sind, haben wir mit dazu beizutragen, dass Israel zu einem gerechten Frieden mit seinen Nachbarn findet. Der wird erst dann erreicht, wenn nicht nur Israel in gesicherten Grenzen lebt, sondern auch die Palästinenser in einem lebensfähigen Staat existieren können. P
Gewalt: Israelis trauern um Angehörige, die bei einem Raketenangriff der islamistischen Terrorbewegung „Hamas“ getötet wurden. Gegengewalt: Ein palästinensischer Vater trägt seine zweijährige Tochter zu Grabe, die beim israelischen Gegenschlag ums Leben kam.
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Steht uns das heutige Israel näher als jedes andere Land? ISRAEL & CHRISTEN Im Deutschen Pfarrerblatt hat der württembergische Pfarrer Jochen Vollmer in einem langen Beitrag die einseitige Unterstützung Israels durch Kirchen und christliche Israelfreunde kritisiert. Dazu ein Pro & Kontra.
Die moderne Wiederherstellung Israels auf biblischem Land bestätigt den uralten Bund Gottes mit Abraham.
PRO
Israel ist natürlich ein besonderes Land für jeden Christen. Jochen Vollmer bestreitet dies, indem er einer „Selbstbedienungstheologie“ anhängt. Er fordert von Israel zwar die Einhaltung der Thora (5 Bücher Mose), wenn es um den gerechten Umgang mit dem Fremden geht (2. Mose 22,20), tut jedoch gleichzeitig die Thora in der Landfrage als „fiktionale Geschichtsschreibung“ ab. Wenn man die Bibel als Gottes Wort achtet, muss man jedoch unweigerlich zur Schlussfolgerung der Evangelischen Kirche im Rheinland kommen, die die Existenz des Staates Israel als Zeichen der Treue Gottes anerkennt. Die moderne Wiederherstellung Israels auf biblischem Land bestätigt den uralten Bund Gottes mit Abraham. Dieser Bund beinhaltet u. a. die Landverheißung an Israel und ebenso, dass im Samen Abrahams alle Völker gesegnet sein sollen. Die frohe Botschaft Jesu Christi ist laut Paulus (Galater 3,8) die direkte Konsequenz dieses Bundes. Dieser Bund wurde von Gott
Seitdem Gott in Christus Mensch wurde, ist seine Offenbarung nicht mehr an ein bestimmtes Land gebunden.
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KONTRA
Staaten haben keine göttliche Mission. Das gilt für alle modernen Staaten – und auch für Israel. Darum stehen Christen diesem Staat nicht näher als allen anderen Staaten, obwohl Christen selbstverständlich eine besondere Nähe und Verantwortung für die Juden haben. Dem jüdischen Staat werden Christen immer eine besondere Aufmerksamkeit entgegenbringen. Sie werden stets darunter leiden, wenn Israel angegriffen wird, weil es sich als Heimstatt der Juden versteht. Und Christen werden die Regierungen ihrer Länder ermutigen, für Israel einzustehen. Aber nicht, weil der Staat Israel etwas Besonderes ist. Auch dieser Staat verdient, verteidigt zu werden, wenn er seinen Auftrag erfüllt, für Frieden und Gerechtigkeit zu sorgen, das Gute fördert und dem Bösen wehrt. Gott ist seinem Volk treu, dem Judentum genauso wie der Kirche. Er braucht dafür keine modernen Nationalstaaten. Er ist Juden in New York, London oder St. Petersburg genauso
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Dr. Jürgen Bühler, Physiker und Pastor, ist Direktor der Internationalen Christlichen Botschaft Jerusalem.
nie aufgehoben (Römer 9,28), sondern auch im Neuen Bund immer wieder bestätigt (z. B. Lukas 1,72f.; Hebräer 6,13–20). Es ist daher nicht überraschend, dass ein tiefes Vertrauen auf die Wiederherstellung Israels eine lange evangelikale Tradition hat, die auf viele bedeutende Gottesmänner wie z. B. John Wesley oder Graf Zinzendorf zurückgeht.
Israel hat eine herausragende Stellung Diese besondere Wertschätzung Israels bedeutet jedoch nicht, dass man als Christ alles gutheißen soll und darf, was Israel tut. Das jüdische Volk ist ebenso erlösungsbedürftig wie die Palästinenser und die Deutschen. Es hat jedoch in seiner heilsgeschichtlichen Berufung eine herausragende Stellung (Johannes 4,22). Die physische Wiederherstellung des Staates Israel lässt uns hoffen, dass sich alle weiteren Verheißungen einer geistlichen Erneuerung ebenso erfüllen werden. P
Frank Fornaçon (Kassel) ist Pastor und Präsidiumsmitglied des Bundes EvangelischFreikirchlicher Gemeinden (Baptisten- und Brüdergemeinden) in Deutschland.
nah wie in Haifa oder Tel Aviv. Die Verantwortlichen in Israel unterliegen denselben Maßstäben, wie sie Gott an die Politiker aller Länder anlegt. Die Menschen in diesem Staat verdienen Respekt und Liebe wie jedermann. Darum – und nicht wegen göttlicher Privilegien dieses Staates – widersprechen Christen allen, die Israel Böses wollen. Sie folgen damit dem Liebesgebot Christi, der für alle da ist: für Juden und Araber in Israel, für die dort lebenden jüdischen, muslimischen und christlichen Menschen und ebenso für die Menschen im ganzen Nahen Osten.
Christen dürfen keine Staaten bevorzugen Seitdem Gott in Jesus Christus Mensch wurde, ist seine Offenbarung nicht mehr an ein bestimmtes Land oder einen Ort wie den Tempel gebunden. Weil Christus alle Menschen liebt, dürfen Christen nicht einige Menschen lieber haben als andere. Und schon gar nicht ihre Staaten. P
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Lernen – selbst im Busch! 40 Jahre Deutsche Fernschule WELTWEITE BILDUNG Über 12.000 Schüler in mehr als 140 Ländern haben bisher mit der Deutschen Fernschule Lesen, Schreiben und Rechnen gelernt und auch die Fähigkeit, sich selbst neues Wissen anzueignen. idea-Redakteur Klaus Rösler hat sich umgeschaut in der ungewöhnlichen Ausbildungsstätte, die vor 40 Jahren von Christen gegründet wurde. Viele Deutsche, Österreicher und Schweizer arbeiten im Ausland – für Unternehmen, als Diplomaten oder Soldaten, als Entwicklungshelfer oder Missionare. Und für nicht wenige Eltern stellt sich die Frage: Welche Schule sollen die Kinder besuchen? Eine deutschsprachige Auslandsschule zu erreichen, ist oft ein schwieriges Unterfangen – bei nur 140 Schulen dieser Art weltweit. So gibt es etwa in Brasilien ganze zwei und im Riesenstaat Indien sogar nur eine. Was tun? Ausweichen auf eine internationale, englischsprachige oder eine einheimische Schule? Oder soll man die Kinder auf ein Internat schicken? Seit 40 Jahren gibt es eine inzwischen vielfach bewährte Alternative: Die Kinder können die gesamte Grundschulzeit zu Hause unterrichtet werden – dank der Deutschen Fernschule mit Sitz in Wetzlar. Das Unterrichtsmaterial ist staatlich zertifiziert; seit 1982 wird die Fernschule vom Auswärtigen Amt in Berlin sogar empfohlen.
550 Kinder in 111 Ländern werden betreut Zurzeit werden 550 Kinder in 111 Ländern betreut. Die 30 Mitarbeiter der Schule haben ein hochgestecktes Ziel: Sie wollen den deutschsprachigen Kindern in aller Welt die bestmögliche Betreuung geben – trotz Tausender Kilometer Distanz! Und wie funktioniert das über Kontinente hinweg? Durch Unterrichtspakete, die in Wetzlar entwickelt und von dort verschickt werden. Für die Eltern kleiner Kinder oder deren Betreuer gibt es pro Fach einen Lehrbrief: „Sie können abends gelesen und am nächsten Tag den Kindern vermitteln werden“, erläutert der Schulleiter, Studienrat Georg Pflüger. Ältere Kinder sollen dagegen schon selbstständig lernen können. Dafür erhalten sie alles, was sie benötigen: Arbeitsblätter, Fibeln, von der Fernschule produzierte CDs – für alle Fächer einer Grundschule: Deutsch, Mathematik, Sachunterricht, Kunst und Englisch. Für Kinder ab fünf Jahren gibt es sogar eine Vorschule. Und für Kinder mit Lernschwächen steht eigenes Lernmaterial zur Verfügung. Schon bei der Erstellung des Unterrichtmaterials achten die Macher darauf, dass es allen Qualitätsansprüchen genügt – dafür sorgt eine eigene Entwicklungsabteilung mit Grafikern, Pädagogen und einem Tonstudio. „Bis zu 200.000 Euro kostet die Herstellung eines Kurses“, teilt Pflüger mit.
Sitzenbleiben ist nicht möglich Die Lehrer in Wetzlar stehen in engem Kontakt mit ihren Schützlingen: über E-Mail, per Brief oder übers Telefon. Alle zwei Wochen müssen die Schüler Tests absolvieren. Und am Ende jedes Schuljahres gibt es natürlich ein Zeugnis. Nur Sitzenbleiben ist in der Fernschule nicht möglich. Denn jedes Kind hat in Wetzlar einen Betreuungslehrer, der dafür sorgt, dass das Unterrichtsziel auch erreicht wird. Bei so intensiven Kontakten – ohne Ablenkung durch andere Kinder – genügt ein täglicher Unterricht von vier Zeitstunden. Nicht jeder Schüler arbeitet das ganze Programm durch – auch individuelle Lösungen sind möglich: etwa nur das Fach Deutsch zu belegen. Selbst wenn die Eltern weit abseits der Zivilisation – etwa im afrikanischen Busch – tätig sind, ist ein Unterricht möglich. Dann wird das Unterrichtsmaterial eben postlagernd in die nächstgrößere Stadt verschickt, wo es abgeholt werden kann. Eine solche Betreuung hat allerdings ihren Preis: Bis zu 4.500 Euro kostet der Komplettunterricht pro Kind jährlich. Ein einzelner Kurs ist schon ab 100 Euro im Monat zu haben. Oft übernehmen die Arbeitgeber der Eltern die Kosten.
Einst für Missionare gegründet Die Deutsche Fernschule wurde 1971 gegründet – von dem christlichen Pädagogen Alfred Finken, der für eine Missionarsfamilie die ersten Lehrbriefe schrieb. Damals war es so, dass immer wieder Missionare ihren Dienst im Ausland abbrechen und in die Heimat zurückkehren wollten, sobald ihre Kinder schulpflichtig wurden. Finken sorgte dafür, dass sie ihren Dienst fortsetzen konnten. Die Schule auf- und ausgebaut sowie geleitet hat dann von 1976 bis zu seinem Ruhestand 2001 Studiendirektor Günter Schwesig. Seitdem ist Georg Pflüger für die Inhalte verantwortlich. Er ist Lehrer aus Leidenschaft – und Berufung. Und er ist
Das Jubiläum Am 9. und 10. September feiert die Deutsche Fernschule ihr 40-jähriges Bestehen. Geplant sind u. a. eine Multimedia-Schau, ein Festvortrag und die Aufführung des Musicals „Elisabeth von Thüringen“ durch die Schüler sowie die Gründung der WEiSE-Stiftung. b Deutsche Fernschule • Herbert-Flender-Straße 6 • 35578 Wetzlar 06441 921892 • www.schulexpert.de • info@schulexpert.de
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THEMA
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Einst Militärarchiv: die Zentrale der Deutschen Fernschule in Wetzlar
Eine Schülerin beim Lernen in Yei im Südsudan
sichtlich begeistert von seiner Schule. „Manchmal möchte ich wieder jung sein und selber am Unterricht teilnehmen“, sagt er schmunzelnd und verweist auf das Fach Kunst. Dort können die Kinder die Maltechniken verschiedener Künstler von einst und jetzt einüben.
Art von Schule auch vor Ort funktioniert. Tatsächlich wurde die neue Schule in Hessen offiziell anerkannt. Auch in Stuttgart gibt es bereits einen Ableger. Im Gegensatz zu anderen christlichen Schulen soll sie nicht wachsen – sondern klein bleiben. Man sieht in ihr ein Modell für die Zukunft: Wenn aufgrund sinkender Schülerzahlen überall Schulen geschlossen werden müssen, funktioniert diese „Schulexpert“-Schule trotzdem – auch mit nur wenigen Schülern. Denn dort wird der Unterricht – wie früher auf einer Dorfschule – jahrgangsübergreifend erteilt. Der Namensgeber, Friedrich Wilhelm Raiffeisen (1818–1888), war Bürgermeister im Westerwald. Er erfand die Genossenschaften. Seine Idee: Nicht jeder Bauer braucht eine Maschine anzuschaffen. Man kann sie auch gemeinsam nutzen. In der Fernschule wurde diese Idee auf die Bildung übertragen: Eltern können gemeinsam eine Schule organisieren. Natürlich müssen sie die Kosten für den Schulbetrieb selber tragen. Das Schulgeld ist gestaffelt: Es liegt zwischen 215 für das erste und 115 Euro für das dritte Kind. Die Erfahrungen bündelten die Verantwortlichen unter dem Stichwort „Werteorientierte Erziehung in individualisierten Schuleinheiten mit Eltern“ (WEiSE-Konzept). Derzeit besuchen 32 Schüler diese Zwergschule in den Jahrgängen 1 bis 4. Pro Schuljahr werden nicht mehr als sieben Kinder neu aufgenommen, damit die Schule nicht zu groß wird. Besonders freut es den Rektor, dass unter den Schülern auch Muslime sind. Auch „Kirchenferne” hätten ihre Kinder angemeldet – weil sie das Konzept überzeugt, das auf die Persönlichkeit eines jeden Kindes abgestimmt ist. Im Beratungsgespräch wird der christliche Hintergrund der Träger offen angesprochen. Der „Schulexperte“ Pflüger verweist dabei auf die bisherigen Erfahrungen: Die Schule trägt immer wieder dazu bei, dass Kinder „ganz begeistert von Jesus sind“ – und davon auch zu Hause erzählen. P
Die Schule versteht sich als bewusst christlich Die Schule versteht sich bewusst als christlich. Aber sie ist keine Missionsorganisation und auch keine evangelikale Kaderschmiede: „Eine Schule ist eine Schule – und eine Kirche eine Kirche“, findet der Schulleiter. Und es ist kein Widerspruch, wenn er ergänzt, dass er selbst „begeistert vom Christentum“ ist. Daher regt er auch die Mitarbeiter an, den Kindern die Werte weiterzugeben, „die sie für richtig und wichtig halten“. Woher kommen die Schüler? Georg Pflüger hat die Zahlen im Kopf: 40 % sind Kinder aus Familien, deren Eltern als Missionare oder im kirchlichen Dienst im Ausland tätig sind; 27 % kommen aus dem Geschäftswesen; 16 % aus interkulturellen Ehen; 11 % aus der Entwicklungshilfe. Die übrigen 6 % stammen aus dem Diplomatischen Korps und der Bundeswehr.
Neu: bereits zwei Schulen als Genossenschaft Seit 2007 befi ndet sich in dem Verwaltungsgebäude der Deutschen Fernschule auf dem Gelände der ehemaligen Spilburg-Kaserne ein weiterer Arbeitszweig: die FriedrichWilhelm-Raiffeisen-Schule, eine Grundschule in freier Trägerschaft. Zusammen mit der Fernschule ist sie unter dem Nahmen „Schulexpert“ vereint. Wie kam es zur Gründung? Im Hintergrund standen die guten Erfahrungen aus dem Fernunterricht – und die Gesetze in Deutschland. Denn hier herrscht Schulpflicht. Das heißt: Ein Haus- oder Fernunterricht (im Inland) ist nicht erlaubt. Doch die Verantwortlichen der Fernschule wollten beweisen, dass ihre
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Das Unterrichtsmaterial
Günter Schwesig
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Georg Pflüger
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„Trinken, erbrechen, weitertrinken“ ALKOHOLMISSBRAUCH Vor zunehmendem Alkoholmissbrauch warnt der Gründer des christlichen Kinderhilfswerkes „Die Arche“, Bernd Siggelkow (Berlin), in seinem neuen Buch „Generation Wodka: Wie unser Nachwuchs sich mit Alkohol die Zukunft vernebelt“. Mit ihm sprach Karsten Huhn.
Sie haben sechs Kinder. Dürfen sie Alkohol trinken? Ja! Eine meiner Töchter wollte ihren 16. Geburtstag unbedingt mit Alkohol feiern. Ich fragte sie warum. Sie wollte vor ihren Klassenkameraden dem Ruf gerecht werden, cool zu sein, obwohl sie Christ ist – denn Christen dürfen in den Augen vieler gar nichts. Meine Frau und ich setzen aber nicht nur auf Verbote, sondern finden es wichtig, dass unsere Kinder mit Alkohol Erfahrung sammeln. Als Eltern versuchen wir vor allem, den richtigen Umgang mit Alkohol vorzuleben. Bei uns zu Hause steht kein Alkohol herum, es gibt keine Bar, an der man sich frei bedienen kann, und wir reden offen über heikle Themen wie Alkohol oder Sexualität. Unsere Kinder trinken auch mal ein Bier oder einen Cocktail, und unsere größeren Kinder waren auch schon mal betrunken. Heute sagen sie: Das war keine gute Erfahrung. Hinterher ist man eben oft klüger. Trinken Sie selbst Alkohol? Da ich Mitglied der Heilsarmee bin, trinke ich keinen Alkohol, um anderen ein gutes Vorbild zu sein. Ich war auch noch nie betrunken, obwohl ich in Hamburg auf St. Pauli aufgewachsen bin. Als 19-Jähriger hatte ich ein Schlüsselerlebnis: In einem Männerheim der Heilsarmee fand ich auf der Herrentoilette einen Toten. Er starb an Alkoholvergiftung und war von Kopf bis Fuß grün – ein fürchterliches Bild, das sich mir eingebrannt hat!
Mönche galten als große Braumeister, auch Martin Luther sprach gerne dem Alkohol zu. Er sagte: „Während ich hier sitze und mein Wittenbergisch Bier trinke, läuft das Evangelium durchs Land.“ Ist Alkohol für Sie keine gute Gabe Gottes? Ich kenne die Anweisung von Paulus an Timotheus, dass dieser ein wenig Wein trinken solle (1. Timotheus 5,23). Gegen ein Feierabendbier oder ein Glas Wein zum Abendessen habe ich nichts einzuwenden. Aber oft konsumieren Jugendliche Alkohol, um schwierige Lebensumstände zu betäuben, sie trinken aus Langeweile oder um sich gegenseitig zu beweisen, dass sie ein toller Hecht sind. Andere suchen den Kitzel und bauen mit Alkohol ihre Hemmungen ab. Nehmen Sie allein die Nachrichten aus Berlin: Fast jede Woche gibt es Vergewaltigungen oder Teenie-Schwangerschaften unter Alkoholeinfluss, in der U-Bahn werden Jugendliche ins Koma geschlagen – und keiner warnt vor den Folgen des Alkoholmissbrauchs! Getrunken wurde schon immer. Ja, aber die Jugendkultur hat sich geändert. Zu meiner Zeit hing man mit Gleichaltrigen in einer Gruppe. Heute sitzen 21- mit 12-Jährigen zusammen. Und um dazuzugehören, machen die Jüngeren alles mit. Aber bei einem 12-Jährigen wirkt Alkohol intensiver – manche fallen plötzlich ins Koma, ohne dass vorher jemand bemerkt hat, dass sie betrunken sind.
Katastrophales Berlin ... In Berlin laufen viele mit einer Bierflasche durch die Stadt. Das sollte ebenso verboten werden wie das Rauchen in der Öffentlichkeit! Berlin hat deutschlandweit das schlechteste Bildungssystem, es hat prozentual die meisten Sozialhilfeempfänger und die meisten Singlehaushalte – meines Erachtens hat das auch mit dem übermäßigen Alkoholkonsum zu tun.
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idea: Herr Siggelkow, was haben Sie gegen Alkohol? Bernd Siggelkow: Eigentlich gar nicht so viel! Aber ich sehe die Gefahren, die Alkohol bei Menschen anrichten kann – besonders bei Jugendlichen. Wir können es nicht hinnehmen, dass täglich Dutzende von Jugendlichen ins Krankenhaus müssen, weil sie sich ins Koma saufen.
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WER IST BERND SIGGELKOW? IN T ERV IEW Bernd Siggelkow ist verheiratet und Vater von sechs Kindern. Der 47-Jährige ist in Hamburg aufgewachsen und absolvierte eine theologische Ausbildung bei der Heilsarmee. 1995 gründete er im Ostberliner Stadtteil Hellersdorf das christliche Kinderhilfswerk „Die Arche“. In dem Bezirk wachsen 45 % der unter 15-jährigen Kinder in Hartz-IV-Haushalten auf, bei Kindern unter sechs Jahren sind es sogar mehr als die Hälfte. Inzwischen gibt es die Arche deutschlandweit in 13 Städten, die täglich etwa 2.500 Kinder und Jugendliche erreicht. Das durch Spenden finanzierte Werk beschäftigt 140 hauptamtliche und 210 ehrenamtliche Mitarbeiter und machte 2010 einen Jahresumsatz von 6,7 Millionen Euro. Für seine Arbeit erhielt Siggelkow das Bundesverdienstkreuz.
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DAS BUCH: „GENERATION WODKA“ Links: Bernd Siggelkow bei der Vorstellung seines Buches Generation Wodka: Wie unser Nachwuchs sich mit Alkohol die Zukunft vernebelt, das er zusammen mit Wolfgang Büscher und Markus Mockler herausgibt. adeo-Verlag, 188 Seiten, ISBN: 3-942208-45-8, 14,99 EUR / 21.90 SFr
Auch bei kirchlichen Empfängen wird ganz gern dem Alkohol zugesprochen. Sollte man bei Synoden auf Alkohol verzichten? Ich will den Alkohol auf keinen Fall verteufeln. Ich will aber den Vorbildcharakter betonen, den Christen haben – das gilt auch für Synoden. Neben Politikern und Journalisten gelten Pfarrer als besonders suchtgefährdet. Etwa 7 bis 10 % der theologischen Mitarbeiter haben ein Suchtproblem. Das finde ich schockierend!
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Übertreiben Sie mit dem Buchtitel „Generation Wodka“ nicht? Dieser Titel ist auf meinem Mist gewachsen – und dazu stehe ich! In diesem Buch geht es um eine Entwicklung, die dramatisch ist, denn Alkoholmissbrauch betrifft nicht nur Jugendliche der Unterschicht, sondern alle Gesellschaftsschichten. Jeder fünfte Jugendliche im Alter von 12 bis 17 Jahren hat in den letzten 30 Tagen mindestens einmal bei einem Trinkgelage fünf Gläser Alkohol oder mehr getrunken, so eine Untersuchung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. In jeder Schulklasse mit Jugendlichen gibt es also mehrere Schüler, die sich komplett die Birne zudröhnen! Das ist ein riesiges Problem! Wir haben immer mehr Kinder, die sich in der Schule nicht konzentrieren können: die einen, weil sie zu Hause kein Frühstück bekommen haben, die anderen, weil sie regelmäßig Alkohol trinken.
Es braucht jemanden, der sagt: So geht es nicht weiter! Wir brauchen einen besseren Kinderschutz! Bei „Deutschlands sexueller Tragödie“ wurden wir teilweise zu Recht kritisiert, weil wir von Lebensschicksalen berichteten, ohne diese mit wissenschaftlichen Studien zu belegen. Diesmal haben wir umfangreiche Statistiken ausgewertet – und diese Zahlen sollten jedem zu denken geben. Dennoch: Hängt wirklich eine ganze Generation an der Wodka-Flasche? Ein anderer Titel würde an dem Problem nichts ändern – die Journalisten würden auch ohne diesen Buchtitel auf „Generation Wodka“ kommen. Warum sollen wir also nicht gleich mit einem griffigen Titel arbeiten? Er lädt dazu ein, sich genauer mit der heranwachsenden Generation zu beschäftigen.
... denn die Fakten klingen positiver!
Im Drogen- und Suchtbericht 2011 der Bundesregierung heißt es: „Der regelmäßige Alkoholkonsum von Jugendlichen ist weiter rückläufig und hat 2010 den niedrigsten Stand seit den 1970er Jahren erreicht. Während 2004 noch etwa jeder Fünfte (21 %) der Altersgruppe der 12- bis 17-Jährigen angab, mindestens einmal in der Woche Alkohol zu trinken, lag dieser Anteil 2010 bei rund 13 %.“ Das ist doch ein erfreulicher Trend! Das beschreiben wir in unserem Buch auch! Es trinken nicht mehr so viele Jugendliche, aber diejenigen, die es tun, tun Ist es wirklich so schlimm? es umso mehr! Im Jahr 2009 wurden rund 26.400 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 10 und 20 Jahren Sie schreiben, das Motto der „Generation Wodka“ laute: aufgrund akuter Alkoholvergiftung „Trinken, erbrechen, weitertrinken bis stationär im Krankenhaus behandelt – zum Umfallen“. Steht es wirklich so Es wird weniger „gesoffen“ allein während des Kölner Karnevals schlimm? Von je 100 Jugendlichen trinken regelmäßig Alkohol: sind es täglich mehr als 200. Und eine Bei einem Teil der Jugendlichen ja! Par21 Studie der Krankenversicherung DAK ty machen, Spaß haben – das gibt es bei 12- bis 13 ergab, dass 10 % der Schüler bis zum ihnen nur mit Alkohol. Wir sind in ei- 17-Jährige 12. Lebensjahr wöchentlich Alkohol nem Zeitalter der Extreme: Die einen 44 trinken. Erwachsene können einiges betreiben Extremsportarten, andere 35 vertragen. Aber Jugendliche, die mit betreiben das Trinken als Wettkampf. 12 Jahren anfangen zu trinken und 18bis über Jahre hinweg regelmäßig Alkohol Die Mehrheit der Jugendlichen kommt konsumieren, werden oft nicht älter als ohne regelmäßigen Alkoholkonsum aus. 25-Jährige 2004 2010 25 Jahre. Alkohol sollte deshalb für JuIst der Titel „Generation Wodka“ nicht zu © lideaGrafik; Quelle: Drogenbeauftragte der Bundesregierung gendliche nicht frei verfügbar sein. marktschreierisch?
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Der Jugendschutz wird nicht beachtet Das ist in Deutschland Gesetz: Das Jugendschutzgesetz sieht vor, dass Spirituosen nicht an unter 18-Jährige verkauft werden, Alkohol nicht an unter 16-Jährige. Das wäre mir sehr sympathisch – wenn es denn auch so umgesetzt würde. Für viele Verkäufer zählt aber letztlich nur der Umsatz. Bisher sind die Kontrollen einfach zu lasch. Wir brauchen mehr Testkäufer und drastischere Strafen! Ein Verkäufer, der beim Alkoholverkauf an Jugendliche ertappt wird, sollte für mehrere Monate die Verkaufserlaubnis verlieren. Zudem sollten wir deutschlandweit dem Beispiel Baden-Württembergs folgen: Dort darf an Tankstellen und Kiosken zwischen 22 und 5 Uhr kein Alkohol mehr verkauft werden. Ein weiterer Wunsch: Die Werbung für Alkohol in Kino und Fernsehen sollte auf die Zeit nach 21 Uhr beschränkt werden. Bierwerbung im Nachmittagsprogramm von Kinos finde ich genauso unmöglich wie Kondomwerbung mit Sexszenen, wenn anschließend ein Kinderfilm läuft. Alkohol entspannt und berauscht. Wenn Sie Jugendlichen den Alkohol nehmen: Was ist die Alternative? Viele Jugendliche legen ab dem 13. Lebensjahr den Hebel um und hängen nur noch herum. Sie sind emotional ver-
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armt, ihnen fehlt jeglicher Antrieb – das gilt auch für viele Jugendliche, die in der Mittel- oder der Oberschicht aufwachsen. Ihnen müssen wir eine Perspektive zeigen, die sie erfüllt, zum Beispiel Sport, Musik oder Kunst. Jeder Mensch möchte anerkannt werden und sucht nach Erfolgserlebnissen – diese sollten christliche Gemeinden, Sportvereine und Freizeiteinrichtungen ihnen bieten.
Warum kommt Gott in Ihrem Buch nicht vor? Warum kommt Gott in Ihrem Buch nicht vor? Wer sich mit unserem Kinderhilfswerk „Die Arche“ beschäftigt, merkt sofort: Da ist Gott drin! Das merken sogar unsere Kritiker. Zudem enthält „Generation Wodka“ dezente Hinweise, welches Leben wir führen. Es ist aber nicht unsere Aufgabe zu sagen: „Jesus ist die Antwort“, wenn wir nicht mal die Frage kennen. „Generation Wodka“ soll sensibilisieren, ein besseres Verständnis für unsere Kinder zu entwickeln und sie zu schützen. Wer das Buch liest, wird sich automatisch mit der „Arche“ beschäftigen und feststellen, dass Gott der Motor unserer Mitarbeiter ist, die ihren Glauben den Kindern und Eltern authentisch vorleben. Vielen Dank für das Gespräch!
idea Fernseh- und Hörfunk-Tipps
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3. September – 9. September
FE R NSE H E N Sonnabend, 3. September
Sonntag, 4. September
20.15–23.20 SAT.1 Die Chroniken von Narnia – Fantasy-Film nach C. S. Lewis
8.30–9.15 Stunde des Höchsten
20.15–21.30 Johann A. Bengel: Treuer Diener der Schrift – Doku 21.30–0.00 Die Zuflucht – Spielfilm über die Familie ten Boom
9.30–10.15 Evangelischer Gottesdienst aus Osnabrück 10.00–10.45 Ref. Gottesdienst aus der Kirche in Baden mit Pfarrer Lutz Fischer-Lamprecht
11.00–12.00 ERF1 Gottesdienst aus der Ev. Kirche in Greifenstein 17.45–18.15 SFinfo Fenster zum Sonntag: Schweizer Urgesteine 21.55–23.25 Die Falle 11.9.: Ein Tag, der die Welt veränderte – Doku
Dienstag, 6. September
Mittwoch, 7. September
20.15–21.00 Grenze der Versöhnung: Das Kreuz der Armenier mit der Türkei – Dokumentation
19.00–19.45 Gesichter des Islam: Wissenschaft & Fortschritt – Doku
20.15–21.40 Der Missbrauch an der Odenwaldschule – Doku 20.15–21.30 Themenabend zum 11. 9.
21.00–21.30 ERF1 b r be „Wunder unter uns“ – Überlebende des 11. 9. erzählen 21.30–22.00 ERF1 n Hof mit Himmel: Leben nach dem Kunstfehler
HÖRFUNK Sonntag, 4. September 8.05–8.20 Das Geistliche Wort von Werner Schaube, Hagen 8.30–9.00 Evangelische Perspektiven: Unser Bruder Benedikt? 8.35–8.50 Andacht mit Andreas Malessa
Montag, 5. September 8.08–8.30 Blickpunkt Religion 8.30–9.00 Perspektiven 9.45–10.00 Ev.-reform. Predigt 10.00–11.00 Evangelischer Gottesdienst
10.00–11.00 Gottesdienst aus der Ev. Kirche in Greifenstein 10.05–10.35 f i Evangelische Morgenfeier 22.35–23.00 Lebenszeichen: Der späte Weg zum Glauben
19.30–20.00 Feature zum 11. September 20.00–21.00 Willow Creek – Vom Umgang mit Gefühlen. Mit Pete Scazzero 21.03–22.00 Theo.Logik: Gott & die Welt
Donnerstag, 8. September 19.30–20.00 „Der erfundene Muslim“: Wie Sozialwissenschaftler die Islam-Debatte beobachten 20.00–21.00 Bilanz: Ein Arzt, der sich geführt weiß – Dr. Dietrich Schmoll und Horst Marquardt
Wer reagieren möchte, kann dies unter folgenden Rufnummern tun: ARD: 089/5900-3344 | Bibel.TV: 040/4450660 | Das Vierte: 0180/5843783 Deutschlandfunk und Deutschlandradio: 0221/345-1831 | DRS 2: (0)848/808080 | ERF: 06441/957-0 | HR (TV): 069/1555111 | Kabel 1: 0180/5011150 KiKa: 0180/2151514 | Luth. Stunde: 04264/2436 | MDR: 0341/300-5401 | NDR: 0511/988-2393 | Phoenix: 0180/28213 | RBB: 030/97993-2171 SF 2: (0)62/2059050 | SR 2: (0)681/6022222 | SWR: 07221/929-0 | WDR (Radio): 0221/5678-333 | WDR (TV): 0221/5678888 | ZDF: 06131/7012164
ideaSpektrum 35/2011
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Neue Uni, neue Stadt – wie finde ich Anschluss? START INS STUDIUM Im kommenden Wintersemester erwartet die deutschen Unis ein nie dagewesener Ansturm von Erstsemestern. Christliche Studentengruppen wollen den Neuankömmlingen helfen, sich zurechtzufinden. Christian Enders, Öffentlichkeitsreferent der Studentenmission in Deutschland (SMD), gibt Tipps. Eben noch gehörte der Student zu den Ältesten an seiner Schule – plötzlich steht er wieder ganz am Anfang. Woher bekomme ich eine Mensa-Karte, wie kann ich mir in der Bibliothek ein Buch ausleihen, was ist der Unterschied zwischen Vorlesung und Seminar? Nun heißt es WG- statt Kinderzimmer, Flurfete statt Familienfest, Einkaufen, Wäschewaschen, Saubermachen – selbst ist der Mann – und die Frau!
500.000 Erstsemester erwartet Wer einen solchen Neustart für diesen Herbst plant, droht in der großen Masse unterzugehen. Rund 500.000 Erstsemester werden im Wintersemester an deutschen Universitäten und Fachhochschulen erwartet – so viele wie nie zuvor! Dies liegt an der Abschaffung der Wehrpflicht bzw. des Zivildienstes und an den doppelten Abiturjahrgängen durch die Einführung von G8 in Bayern und Niedersachsen. Umso wichtiger ist es, in der neuen Lebenswelt schnell Anschluss zu finden.
Hilfe bei der Zimmersuche Im Trubel der ersten Semestertage lassen sich zwischen den Angeboten politischer Uni-Listen, Studentenverbindungen oder dem Allgemeinen Hochschulsport auch viele christliche Studentengruppen finden. Wer dort anklopft, kann oftmals schon vor Studienbeginn Hilfe erwarten – sei es in Form eines Schlafplatzes für einige Nächte oder sogar bei der Zimmersuche: Nicht
B e su cht uns au ch au f
selten lässt sich über einen Gruppen-Mailverteiler ein geeignetes Zimmer finden. In Darmstadt beispielsweise bot die örtliche Gruppe der Hochschul-SMD in den letzten Semestern eine Auktion für Studienanfänger an. Für wenig Geld konnten die „Erstis“ hier noch wichtige Dinge für Wohnung oder Studium ergattern – von der Schreibtischlampe bis zum Regal. Christliche Studentengruppen gibt es übrigens an den meisten großen Universitäten. Um schnell Anschluss an eine Gruppe zu finden, lohnt der Besuch des Semesteranfangsabends – wann und wo sie stattfinden, verraten Flugblätter, Aushänge und natürlich das Internet. Auch Semesteranfangsfreizeiten sind eine gute Gelegenheit, neue Leute kennenzulernen.
Mehr als fromme Sammelbecken Die Hochschulgruppen wollen aber mehr sein als fromme Sammelbecken an den Unis. Die Studierenden wollen dort Zeugnis sein für Jesus Christus, wo sie ihren Alltag verbringen. Mit Vorträgen, Gesprächscafés oder Theateraufführungen auf dem Campus sollen Kommilitonen ins Nachdenken über den christlichen Glauben gebracht werden. Jeder Christ, der an die Uni kommt, sollte sich die Frage stellen, ob Gott ihn vielleicht genau dort für seine Sache gebrauchen möchte. Christliche Hochschulgruppen bieten jungen Christen eine Plattform, einen authentischen und missionarischen Lebensstil zu
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entwickeln. Dabei verstehen sie sich nicht als Konkurrenz zur Gemeinde, sondern als ein Begleitangebot. Denn das Studium ist eine begrenzte Zeit im Leben – und das an einem Ort, an dem vieles hinterfragt wird. In dieser prägenden Zeit reifen bei vielen Studenten oft erst das eigene Lebenskonzept und ihre Überzeugungen – und nicht selten werden alte Pläne über Bord geworfen. Willkommen in der aufregenden Welt des Studiums! P
b Studentengruppen in Deutschland Hochschul-SMD www.hochschul.smd.org • 06421 910515 Campus für Christus www.campus-d.de • 0641 975180 Navigatoren www.navigatoren.de • 0228 361031 Deutscher Christlicher Techniker-Bund www.dctb.de • 0711 8380828 Studenten für Christus www.studenten-fuer-christus.de 07681 4939643 Studentengruppen in der Schweiz Vereinigte Bibelgruppen www.evbg.ch • 044 2625247 Campus live www.campuslive.ch • 044 9420326 Zum Weiterlesen: Matthias Clausen: Neu an der Uni, Edition SMD, 2 Euro Zu beziehen unter www.shop.smd.org
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G A S T KOM M E N TA R
» Unsere Rede sei ja und nein, markant und charmant – mit Salz gewürzt. « Jürgen Mette (Marburg) ist geschäftsführender Vorsitzender der Stiftung Marburger Medien.
„Ich sag’s mal so“ – Na dann sag’s doch! Liebe Leserin, lieber Leser, vor etwa zehn Jahren kam ein Spruch auf, der inzwischen in kaum einem Gespräch mehr fehlt und seinen Weg sogar auf die Kanzeln gefunden hat. Ich habe dieses eigentümliche Sprachkonstrukt erstmals in einer Sitzung gehört, in der es satzungsgemäß mit vielen Sätzen zuging. Eigentlich hätten wir abbrechen sollen, weil wir uns nur noch zugetextet haben. Doch dann kam diese Phrase, schneidig aus dem Mund eines ansonsten ganz passablen Redners: „Ich sag’s mal so: ...“ Es war die Geburtsstunde einer Ansage, die sich in leicht variierten Versionen geradezu verbalepidemisch verbreiten sollte. Was kommt denn nach dieser vielversprechenden Ankündigung, die mit dem unausgesprochenen – und doch vernehmbaren – Doppelpunkt große Erwartungen weckt? Die treffende Zusammenfassung eines komplizierten Sachverhalts, eine verblüffende Einsicht, ein weiser Spruch? Nichts von alledem! Es geht einfach weiter im Text. Das zunächst verheißungsvolle „Ich sag’s mal so: …“ ist meist nichts als ein banales Versatzstück zwischen zwei Satzteilen, eine viersilbige Verbalisierung des Stoiberschen „äh“ oder des Geißlerschen „nichwahr“. Mehr nicht. Keine Steilvorlage, kein Überraschungseffekt.
Eine weitere Phrase: „Ja, das ist ein weites Feld“ „Ich sag’s mal so: …“ – dieser Spruch zieht Kreise, sogar bis in die Radio- und Fernsehnachrichten. Immer mehr Leute übernehmen gedankenlos diese Phrase und lassen jede gepflegte Konversation zum Palaver verkommen. Wer einmal diese Nonsens-Formel in sein Repertoire aufgenommen hat, kommt kaum mehr von ihr los. Die Worthülse klebt im Sprachspeicher wie Trocken-
obst im Gebiss. Bietet diese Nonsens-Formel dem Redner eine Pause, um den nächsten Halbsatz zu konstruieren? Soll sie den Nachsatz abschwächen – oder sogar so aufladen, dass die Rede endlich Interesse weckt? Ich weiß es nicht. Kürzlich gab ein Theologe auf die unbekümmerte Frage eines Laien zur Bedeutung der Auferstehung Jesu die beschwichtigende Antwort: „Ja, das ist ein weites Feld!“ Fühlen Sie sich ertappt? Das sagen wir Schriftgelehrten nämlich gern. Wenn wir keine Lust auf einen ausführlichen Disput haben, dann kommt garantiert der Verweis auf das „weite Feld“. Das ist die intellektuelle Variante von „Ich sag’s mal so: …“! Theodor Fontane und Günter Grass lassen grüßen: „Das ist ein weites Feld.“ Würde das ein Mähdrescherfahrer sagen, weil ein Unwetter aufzieht – ich könnte ihn verstehen.
Wir sollten Klartext sprechen: Mit Salz gewürzt Aber wir sollten Klartext sprechen. Unsere Rede sei „ja und nein“, fordert Jesus im Matthäusevangelium (5,37) – und nicht „gleichsam halt eben auch“ und schon gar nicht „dass dieses dein Wort das Leben ein Stück weit gelingen lässt … und wir in dieser Trinitatis-Zeit alle irgendwie von Pfingsten her kommen“. Geht’s denn nicht anders? Doch! Ich sag’s mal nicht so, sondern anders: Lasst uns gemäß dem Brief des Paulus an die Kolosser 4,6 aufeinander achthaben, dass unsere Sprache markant und charmant bleibt – und doch mit Salz gewürzt! Es grüßt Sie herzlich Ihr
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DI E K LE I N E K A NZ E L
» Der Herr ist nahe. «
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Ernst Günter Wenzler (Stuttgart) ist Inspektor des Süddeutschen Gemeinschaftsverbandes.
Aus dem Brief des Paulus an die Gemeinde in Philippi 4,5
Fotos: Wenzler/privat; Uni/dpa
Aber Christus steht doch da! Ein Journalist fragte einst den englischen Erfolgsschriftsteller Gilbert Keith Chesterton (1874–1936): „Wenn der auferstandene Christus in diesem Augenblick plötzlich erscheinen würde und hinter Ihnen stünde – was würden Sie dann tun?“ Chesterton sah den Reporter überrascht an und entgegnete: „Aber er steht doch da!“ Recht hatte er! Schließlich hat es Jesus seinen Leuten schwarz auf weiß gegeben, dass er immer und überall und rund um die Uhr bei ihnen ist. Deshalb wünsche ich Ihnen in allen Herausforderungen dieses Tages, dass Sie mit der Gegenwart des auferstandenen Herrn Jesus Christus rechnen – und dass das Wissen um seine Nähe Ihr Denken und Handeln bestimmt: Er ist da – wenn wir Entscheidungen treffen müssen, deren Tragweite wir nicht überblicken. Er ist da – wenn wir Erfolge
verzeichnen und das Glück uns aus den Augen leuchtet. Er ist da – wenn wir an unserem Versagen zu knabbern haben und an uns selbst verzagen wollen. Er ist da – wenn uns Enttäuschungen treffen und (Selbst-)Zweifel an uns nagen. Denken Sie doch einmal kurz darüber nach, was es bedeutet, dass Jesus jetzt für Sie da ist: Wenn der da ist, der dem Wind und dem Meer gebieten kann; der die Mühseligen und Beladenen annimmt; der dem Versager vergibt – und das nicht nur sieben Mal, sondern sooft wir ihn um Vergebung bitten; der den Tod besiegt hat; der … Ich wünsche Ihnen für den heutigen Tag diesen Blick für die Wirklichkeit: Jesus ist jetzt für mich da! Wer so mit dem auferstandenen Christus rechnet, hat allen Grund – trotz allem, was uns beschäftigt und Kummer bereitet –, getrost zu sein. P
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PORTRÄT Ein Leben für Friedhelm AUSZEICHNUNG Seit 50 Jahren pflegt die Baptistin Renate Meyer (76) aus Baunatal bei Kassel ihren an Autismus leidenden Sohn Friedhelm. Weil sie dabei „große Nächstenliebe gezeigt“ hat, erhielt sie jetzt die Pflegemedaille des Landes Hessen. Klaus Rösler sprach mit ihr. Dass mit Friedhelm etwas nicht stimmt, war der Mutter schnell klar. Schon als Kleinkind schaute er eher durch sie hindurch als sie an. Doch die Beziehungs- und Wahrnehmungsstörung „Autismus“ war 1960 noch kaum bekannt. „Ein Spätentwickler“, meinten die Kinderärzte. Als das Kind auch mit 7 Jahren noch nicht sprechen konnte, informierte sich Renate Meyer durch Fachbücher, auf Tagungen, bei Kinder- und Jugendpsychiatern. Sie wurde zur Kämpferin für ihren Sohn, gründete den Verein „Autismus Nordhessen“ sowie die Autismus-Stiftung in Kassel. Doch der Versuch, ihren Jungen in eine Grundschule einzuschulen, misslang. Sie fand einen Platz an einer Schule für praktisch Bildbare in Kassel, wo Friedhelm Lesen und Schreiben lernte. Sein Vater brachte ihm sogar das Klavierspielen bei. Dann spielte er in einer Behindertenband – bis man ihn wegen seines aggressiven Verhaltens vor die Tür setzte. Heute montiert der 51-Jährige in den diakonischen Baunataler Werkstätten Kleinteile für Volkswagen. Nur in diesen 37,5 Stunden pro Woche kann Renate Meyer sich entspannen. Ansonsten braucht ihr Sohn sie – rund um die Uhr.
Auch ein geistlicher Kampf Friedhelms Krankheit anzunehmen, war für die Mutter auch ein geistlicher Kampf. Ein Evangelist meinte tatsächlich: „Der Junge ist besessen.“ Trotz Gebeten – er wurde nicht gesund. Dafür fühlte sich die Mutter schlecht: War die Erkrankung eine Strafe Gottes für unbekannte Sünden? Ihr fiel nichts ein. Aber sie verlor die Freude am Glauben. Dies änderte sich erst durch ein Gespräch mit einer befreundeten Diakonisse: „Dein Sohn braucht gerade dich! Du hast nicht gesündigt.“ Ein Pastor riet, den Sohn ins Heim zu geben, sonst würde er die ganze Familie zerstören. Nach langem Suchen fand sich ein Platz in Bielefeld – doch schon nach drei Wochen mussten sie den damals Siebenjährigen wieder abholen, weil das
Personal überfordert war. Als sie ihn erstmals wieder zu Bett gebracht habe, sei ihr plötzlich das christliche Lied in den Sinn gekommen: „In dir ist Freude in allem Leide“.
Stammplatz in der Gemeinde Einfach sei es nicht mit Friedhelm, sagt die Mutter. Nichts darf zu Hause verändert werden. Man darf ihn auch nicht ansprechen, „sonst flippt er aus. Da wird er zum Tiger.“ In eine christliche Jugendstunde konnte er nie gehen, weil die anderen mit ihm überfordert waren. Doch er geht regelmäßig mit seiner Mutter in den Gottesdienst: Bei den Baptisten in Baunatal hat er „seinen Stammplatz“. Leider traut sich niemand, ihn zum Gottesdienst mitzunehmen, wenn seine Mutter einmal verhindert ist. In den letzten Jahren hatte Renate Meyer viel zu tun: Sie pflegte – neben ihrer Berufstätigkeit als Bankkauffrau – nicht nur ihren Sohn, sondern auch ihre Schwiegermutter, dann im Ruhestand ihre Mutter und ihren Mann bis zu dessen Tod. Wie soll es nun weitergehen? Noch fühlt sie sich fit. Aber sie weiß, dass auch sie dem Ende entgegengeht. Das muss vorbereitet werden. „Am besten wäre, gemeinsam in eine Einrichtung für betreutes Wohnen zu gehen – am liebsten in Baunatal, wo Friedhelm sich auskennt.“ Sie hofft, dass ihr Gott auch für diese Aufgabe noch die nötige Kraft schenkt. P
DAS WORT DER WOCHE » Wer ist ein Antisemit? Jemand, der Juden hasst, mehr als es erwartet wird. Und wer ist ein Philosemit? Jemand, der Juden liebt, mehr als es nötig ist. « Die unabhängige jüdische Zweimonatszeitschrift „Der Semit“ (Neu-Isenburg bei Frankfurt am Main) ideaSpektrum 35.2011