Idea Spektrum Schweiz 01/2010

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36 7. September 2011

Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt

www.ideaschweiz.ch

Einzelverkaufspreis: CHF 4.–

Leidenschaft am Puck und für Gott

HCD-Star Josef Marha über die neue Eishockey-Saison und seine Gebete vor den Spielen 7 Forum Ehe und Familie: Gottes

12 Yves Enderli: Tipps für einen

8 Brief an Bundesrat: Die SEA

22 11. September: 10 Jahre nach

9 Feldarbeit: Chrischona-Gemeinde

28 Bekenntnis: „Ohne Jesus hätte

gegen ein unabhängiges Palästina Buchs erntet 650 Kilo Kartoffeln

positiven Generationenwechsel

inspirierend.

den furchtbaren Terroranschlägen

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idea Spektrum 36.2011


G RÜ E Z I

Eishockey und Leidenschaft Wir schreiben den 3. Mai 2000. Die Eishockey-WM findet in Russland statt. Der grosse Favorit heisst Russland. Die Schweiz ist krasser Aussenseiter. Was sich dann in St. Petersburg auf dem Eis abspielt, ist unglaublich. Mit einer unüberbietbaren Leidenschaft gelingt es den Schweizern, einen historischen Sieg zu erringen. Ralph Krüger, damaliger Coach der Nationalmannschaft, hatte seinen Schützlingen vor dem Spiel eine SMS geschickt. Die Botschaft: «Glaube an das Unmögliche, und es wird möglich, aber egal, was passiert, wir gehen heute nicht als Zweite vom Eis im Bereich Kampf und Einsatz.» Eine grosse Stärke von Krüger: Er ist ein einzigartiger Motivator. Im Interview mit dem Davoser Eishockey-Star Josef Marha begegnet uns noch so ein «Verrückter»: Arno Del Curto, der Trainer des HCD (Seite 4). Marha nennt ihn einen «Supermotivator». Bei Del Curto weiss man nie genau, was als nächstes kommt. Aber meistens kommt es anders, als man denkt. An ihm beeindruckt mich auch besonders, wie er erstklassige Spieler, die nicht unbedingt als pflegeleicht gelten, in die Mannschaft einbinden kann. In den nächsten Tagen startet die neue Eishockey-Saison. Ich selber ziehe heute Übertragungen im Fernsehen vor. Erstens ist das Spiel so schnell geworden, dass ich dem Puck in der Arena manchmal kaum mehr folgen kann. Und zweitens macht es mir Mühe, wenn ich sehe, wie sich manche «Fans», denen der Sport nur

noch Nebensache ist, die Köpfe einschlagen. Die Leistung auf dem Eis aber ist eindrücklich. Früher konnte man manchmal das Gefühl haben, die Spieler seien froh, sich auf den Stöcken etwas abstützen zu können. Heute ist das Niveau unglaublich hoch. Ich selber habe zweimal bei «Plauschspielen» mitgewirkt und dabei für Aufsehen gesorgt, als ich einmal zu einem Gewaltsschuss ausholte. Das Resultat: Ich drehte einige Pirouetten und landete dann auf dem Eis, währenddem der Puck zwei Meter weiter zum Stillstand kam. Tore schiessen und vorbereiten kann Josef Marha ausgezeichnet. Er ist ein leidenschaftlicher Sportler. Doch er ist sich bewusst, dass das Leben mehr ist als nur diese Leidenschaft. Wer ihn beobachtet, spürt es ihm ab, dass er nicht in erster Linie ein angefressener, mediengeiler Akteur ist, sondern ein Mensch mit Herz und Verstand. Er wirkt auch während eines Spiels vorbildlich, obwohl er zwischendurch auch einmal eine Strafe absitzen muss. Er spielt hart, aber fair. Arno Del Curto und Josef Marha: Zwei grossartige Persönlichkeiten im Eishockey, die viele Gemeinsamkeiten haben. Sie sind leidenschaftlich, erfolgreich, aber sie stellen sich nicht in den Mittelpunkt, sondern überlassen das Scheinwerferlicht den anderen. Nur in einer Beziehung scheint der Spieler dem Trainer noch voraus zu sein: In seiner grossen Leidenschaft für Jesus Christus. Aber bei Arno Del Curto weiss man ja nie genau…

BIBLISCH Ein Lieblingsbibelwort von Doris Siegenthaler, dipl. Fitnesstrainerin, Vitalcoach, Leiterin der Internationalen Akademie für Gesundheitsförderung, Gams SG: «Ich

habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben hast. Damit sie eins seien, wie wir eins sind. Ich in ihnen und du in mir.» (Johannes 17,22)

«Man kann zwei Mal drei Dinge nicht trennen: Vater, Sohn und Heiliger Geist. Zum anderen Körper, Seele und Geist. Gott hat uns das Gefäss des Leibes geschenkt, damit er darin wohnen kann. Vertrauen wir Jesus unser Leben an, werden wir drei Mal von innen erfüllt durch den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist und drei Mal von aussen umgeben. Erfüllt und geborgen in dem dreieinigen Gott. Wenn uns das bewusst ist, werden wir Tempelpflege betreiben. Das Wort erinnert mich immer wieder an die Verantwortung, massvoll mit dem, was Gott mir anvertraut hat, umzugehen. Gesundheitsförderung ist somit nicht mehr eine lästige Pflichterfüllung, sondern eine heilige Aufgabe.»

WÖRTLICH «Die Statistik von vielen tausend Farbtests zeigt, dass mehr als ein Drittel der Menschen grundsätzlich unzufrieden ist. Wieso? Diese Menschen wollen immer mehr und prinzipiell etwas anderes, als sie wirklich haben. Liebe hingegen erfordert, dass man in der Partnerbeziehung den Egoismus in all seinen Formen ausschaltet.» Max Lüscher, legendärer Basler Psychoanalytiker und Farbdiagnostiker, in der «Weltwoche».

Praktisch

THOMAS PRELICZ

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Der Autor ist sportbegeisterter Pastor in Arth.

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BR E N N P U N K T

Er betet für die Mitspieler – und für den Gegner EISHOCKEY-MEISTERSCHAFT Eine schwere Verletzung stand am Anfang, als Josef Marha 1998 zu Gott fand. Heute

weiss sich der tschechische Schlüsselspieler im Dress des HC Davos überall von Gott begleitet. Vor dem Spiel bittet er ihn um Bewahrung – auch für den Gegner. Ein Gespräch kurz vor dem Start zur neuen Eishockey-Saison in Davos.

«idea Spektrum»: Warum wird der HC Davos wieder Meister? Josef Marha: In der Schweizer Liga

mache ich heute vielleicht nach drei intensiven Serien zwei weniger intensive. Ich versuche meine Kräfte clever einzuteilen.

gibt es viele gute Mannschaften. Die Konkurrenz ist gross. Alle wollen Meister werden. Meister wird, wer hart arbeitet. Und wir arbeiten hart!

Welches war die schlimmste Niederlage mit dem HCD für Sie?

Das war in der letzten Finalserie gegen Kloten. Mit einem Sieg im fünften Finalspiel hätten wir hier in Davos den Titel feiern können. Wir führten nach zwei Dritteln 3:1. Dann machte Kloten noch zwei Tore, und in der Verlängerung schossen sie das Siegestor. Das war schlimm! Einen Tag darauf haben wir aber das sechste Finalspiel in Kloten gewonnen und wurden doch noch Meister.

Welches war der schönste Triumph für Sie mit dem HCD?

Alle fünf Titel, die ich mit dem HCD gewinnen durfte, waren super! Jeder einzelne war speziell. Ich habe an diese ganze Zeit sehr gute Erinnerungen.

Was empfinden Sie, wenn in der Vaillant-Arena Tausende von Fans «Marha» brüllen?

(lächelt leicht verlegen) Ich bin ein eher scheuer Typ. Wenn Sie «Marha» brüllen, würde ich mich am liebsten verkriechen. Dann denke ich: «Bitte nein, brüllt lieber ‹Arno›, er ist der Chef, das ist mir lieber!» Klar ist es positiv, wenn ich merke, dass mich die Fans lieben. Aber als Tscheche habe ich auch eine andere Einstellung. In unserm Land, das so lange unter kommunistischer Herrschaft war, sagte man uns immer: «Besser den Mund halten und keine Emotionen zeigen!»

Josef Marha Geboren am 2. Juni 1976 in der Tschechoslowakei, 183 Zentimeter, 87 Kilo, verheiratet mit Veronika, zwei Kinder (Simon Jan, 8, Krystina Anna, 20 Monate), EishockeyProfi, seit 2001 beim HC Davos, fünf Meistertitel (2002, 2005, 2007, 2009, 2011). Vorher bei Dukla Jihlava (CZE), Cornwall Aces (AHL), Hershey Bears (AHL), Colorado Avalanche (NHL), Anaheim Mighty Ducks (NHL), Cincinnati Mighty Ducks (AHL), Portland Pirates (AHL), Chicago Blackhawks (NHL), Norfolk Admirals (AHL). Hobbys: Familie, Schach, Fotografieren. Am Freitag, 9. September, 19.45 Uhr, startet Josef Marha in der Vaillant Arena mit dem HCD gegen die SCL Tigers in die neue Saison. Bild: Hedy Züger

Josef Marha steigt neu motiviert in die Eishockey-Saison, die für den HC Davos am Freitag mit dem Spiel gegen die SCL Tigers beginnt.

Schon vor einem Jahr haben Sie eigentlich Abschied genommen – jetzt folgt die elfte Saison beim HCD. Was hält Sie in Davos?

Eine gute Frage! Ich habe viele Freunde in Davos. Arno Del Curto ist mein Trainer, mein Boss, aber privat auch ein guter Freund von mir. Mit ihm kann ich offen über alles reden. Auch Reto von Arx, die Seele dieser Mannschaft, ist ein guter Freund von mir. Mein Sohn geht jetzt in die zweite Klasse. Er kennt nur Davos. Ihm gefällt es hier. Wir waren im Sommer wieder zwei Monate in der Tschechei. Als die Batterien aufgeladen waren, merkte ich, dass es mich wieder nach Davos zieht. Meine Frau, die auch aus der Tschechei kommt, wäre gerne in Prag geblieben. Doch sie fügt sich. Gott weiss, was richtig ist für uns.

Was steckt hinter den grossen Erfolgen des HCD in den letzten zehn Jahren?

Wir haben einen sehr guten Geist in der Mannschaft. Wir sind wie eine Familie. Wenn ein Spieler Probleme hat, sind alle für ihn da. Wir haben einen Supertrainer. Arno kann es super mit den jungen Spielern, aber auch mit den alten, zum Beispiel mit mir. Wir haben sieben, acht Spieler, die

schon lange zusammen sind und den Kern der Mannschaft bilden. Wenn man hart arbeitet, kommt der Erfolg, vielleicht nicht sofort, aber in ein paar Jahren.

Was macht Arno Del Curto anders als andere Trainer?

Wenn Arno auf dem Eis ist, ruft er immer: «Schneller, schneller!» Er setzt uns positiv unter Druck. Er will, dass wir als Spieler und als Mannschaft immer besser werden. Er ist ein harter Trainer, aber vor allem ein Supermotivator. Schon letztes Jahr wollte ich aufhören. Doch nach zwei Monaten Pause merkte ich, dass mein Kopf wieder parat ist. Der Kopf ist alles. Motivation ist alles für mich. Das hat stark mit Arno zu tun.

Was macht Ihnen heute als 35-Jähriger mehr Mühe?

Ich sage mir jeden Morgen: «Ich fühle mich wie zwanzig!» Ich habe viel Spass an meinem Beruf. Die Motivation ist da, die Kraft ist da, das ist kein Problem. Doch ich brauche mehr Erholungszeit. Ich gehe mehr in die Massage, mehr in die Sauna. Wenn ich trainiere, dann muss ich hart arbeiten wie ein 20-Jähriger, denn die Konkurrenz ist da. Doch bei der Sprungschule oder beim Rundenlaufen

Wie verdauen Sie solche Niederlagen?

Niederlagen gehören dazu. In unserer Liga sind alle Mannschaften gut. Man muss versuchen, das Spiel rasch zu vergessen und nach vorne zu schauen. Nach einem Match schlafe ich sowieso nicht gut. Da ist der Adrenalinspiegel viel zu hoch.

Wie erholen Sie sich am besten nach den aufregenden Spielen?

Viel schlafen, gut essen, eine Massage. Oft haben wir ja Doppelrunden am Wochenende, am Spenglercup sogar mehrere Spiele hintereinander. Dann ist man körperlich fertig, das ist normal. Dann ist es entscheidend, was sich im Kopf abspielt.

Leidet Ihre Familie manchmal unter dem Eishockey?

Die Familie spielt eine grosse Rolle in meinem Leben. Doch ich versuche klar zu trennen: Hockey ist Hockey, und Familie ist Familie. Wenn ich frei habe, ist die Familie dran.

Der HCD ist dann auch ein Thema?

Nein, denn meine Frau hasst Hockey! Sorry, aber das ist so. Sie war in den elf Jahren, seit wir hier sind, nie im Stadion. Sie ist mehr der intellektuelle Typ und macht heute null Sport. Sie war früher Englischlehrerin, doch jetzt beidea Spektrum 36.2011


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treut sie unsere beiden Kinder. Und das ist die härteste Arbeit, die man sich denken kann! Sie schaut sich vielleicht einmal ein Spiel unseres achtjährigen Sohnes an, der auch Hockey spielt. Meine Frau nimmt das Leben auch, wie es kommt. Wir können ja nicht wissen, was morgen sein wird.

Und der Papa ist stolz auf seinen kleinen HCD-Star?

(rümpft die Stirn) Ja, ein wenig. Ich wollte eigentlich nicht, dass er Hockey spielt, denn ich weiss ja, wie hart dieser Sport ist. Doch jetzt unterstütze ich ihn natürlich, denn ich sehe, dass er sehr motiviert ist und viel Talent hat. Ich sage ihm: «Du musst hart arbeiten, aber du musst es mit Spass tun!» Simon Jan macht bei den Bambini viel mehr Tore als ich, er hat mehr Talent als ich! Doch ich spiele auch Schach mit ihm. Und ich spreche über Gott mit ihm.

Wie haben Sie selber zu Gott gefunden?

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Meine Frau und ich wurden 1998 Christen. Ich spielte damals in Anaheim in Kalifornien und war schon mit Veronika zusammen. Wegen einer starken Verletzung konnte ich drei Monate nicht spielen. Das war schlimm, denn Hockey war alles für mich. Ich war als Mensch wie leer. Ich suchte und suchte nach einem Ausweg. Eines Abends waren wir mit Freunden zusammen. Dass sie Christen waren, wussten wir nicht. Bevor sie gingen, sagte eine der Frauen, eine Jüdin, zu mir: «Mein Leben hat sich verändert.» Ich fragte sie, ob sie darüber reden wolle. Wir haben zwei Stunden über ihren Glauben an Jesus gesprochen. Darauf begann in Veronika und mir ein Prozess. Wir haben uns den Film über Jesus angeschaut. Diese Jüdin brachte uns mit messianischen Juden zusammen. Wir haben zusammen gebetet. Wir haben uns bekehrt und wurden getauft. Bald haben

wir geheiratet, getraut von einem messianischen Juden.

Wer war Gott vorher für Sie?

In der Tschechei gibt es auf vielen Strassen alle 300, 400 Meter ein Kreuz mit Jesus. Diese Kreuze waren für mich wie Bäume. Sie sagten mir nichts. Ich bin völlig gleichgültig an ihnen vorbeigegangen. Ich habe nie über Gott nachgedacht.

Was bedeutet Ihnen Jesus Christus heute?

Alles! Ich bin überzeugt, dass mich Gott in jedem Moment meines Lebens sieht und begleitet. Ich weiss, dass ich Fehler mache, oft grosse Fehler. Ich weiss, dass ich nie perfekt sein werde. Manchmal frage ich mich auch: «Warum habe ich diesen Fehler gemacht?» Ich frage mich dann auch, ob ich ein guter Christ bin. Doch ich weiss, dass Jesus mich nie verlässt und mir vergibt. Ich weiss, dass ich durch ihn gerettet bin. In meinem Alltag ist er mein Vorbild.

Welcher Bibelvers beflügelt Sie?

Ich denke an Johannes 3,16: «Also hat Gott die Welt geliebt…» Aber auch an Psalm 91,2: «Du bist meine Zuflucht, bei dir bin ich sicher wie in einer Burg!»

Was hilft Ihnen der Glaube im Sport?

Ich weiss, dass mein Job harte Arbeit ist. Doch ich weiss auch, dass Gott den Segen geben wird. Er sorgt für mich. Ihm spielt es keine Rolle, ob ich gewinne oder verliere. Doch er lehrt mich, wie ich mich im Erfolg und im Misserfolg verhalten soll. Erfolg kann sehr gefährlich sein! Ich spüre einfach, dass Gott da ist. Ich spüre, dass er mich führt. Ich fühle mich begleitet. Gott ist immer bei mir, wo ich auch bin.

Wie trainieren Sie Ihren Glauben?

Ich lese die Bibel, vor allem in Englisch, aber auch in Tschechisch. Wir besuchen auch einmal einen Gottesdienst in der HeilsarDurch den Jugendkongress mee oder in der FEG, wenn es an Silvester 2011. möglich ist. Ich versuche, von guten Pastoren www.mission-net.org und andern

Total verändert!

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«Er lebt es vor, was es heisst, Christ zu sein» Pierre Gutknecht, Konditionstrainer des HCD: «Josef Marha ist natürlich eine Ikone beim HCD. Er ist nicht nur bei der Mannschaft, sondern auch beim Trainer extrem beliebt. Der HCD hat immer signalisiert, dass die Türen für ihn stets offen sind. Darum freuen wir uns, dass er noch eine Saison anhängt. Seine technischen und physischen Fähigkeiten sind grossartig. Im Match oder im Training – Joe geht immer voll. Man bringt ihn jeweils kaum von den Schlittschuhen! Er ist sich auch nicht zu schade, für die Mannschaft Drecksarbeit zu machen. Er ist ein

Vorbild für alle. Joe ist ein ruhiger, aber auch sehr fröhlicher Typ. Die Persönlichkeit wird einem von Gott gegeben, doch die Charaktereigenschaften muss man sich erarbeiten. Joe ist charakterlich ein vorbildlicher Typ. Natürlich zeigt auch er einmal Emotionen, das gehört doch im Sport dazu. Doch man merkt, dass er mit diesen Emotionen gut umgehen will. Dass er ein überzeugter Christ ist, ist voll bekannt. In der Kabine wird oft über den Glauben gesprochen. Joe ist ehrlich, man kann ihm vertrauen. Er lebt es vor, was es heisst, Christ zu sein.»

Christen zu lernen. Ich bete für mich und unsere Familie. Ich bete auch vor jedem Spiel. Ich bitte Gott um Bewahrung für mein Team, aber auch für das andere Team. Und ich bitte darum, dass ich ein guter Zeuge Gottes sein kann.

wenn sie harte Arbeit bedeutet.

Wofür danken Sie Gott?

Für alles! Für meine Frau, für unsere Kinder, für das gute Leben hier in Davos. Wir sind gesegnet! Wenn ich an die kommunistischen Regimes früher oder an arabische Länder heute denke, dann kann ich Gott nur dankbar sein für unsere Freiheit.

Reden Sie mit Ihren Mitspielern über den Glauben?

Ja, immer wieder, meist ganz spontan, je nach Situation. Auch mit Arno rede ich über den Glauben, er ist sehr interessiert.

Wie vermitteln Sie Ihren Kindern den Glauben?

Wir beten für sie, das ist das Wichtigste. Wir haben viele Kinderbibeln. Ich will ihnen ein gutes Vorbild sein. Simon Jan ist jetzt acht Jahre alt, Krystina Anna erst 20 Monate. Simon Jan ist kein Baby mehr und noch kein Teenager. Er ist in einem schwierigen Alter. Als er fünf war, konnte ich ihm sagen: «Jesus macht das schon.» Jetzt hat er viele Fragen. Er will alles erfassen können. Doch er ist auf dem Weg des Glaubens.

Was möchten Sie Ihren Kindern mitgeben fürs Leben?

Den Glauben an Gott. Höflichkeit und Hilfsbereitschaft. Mit Motivation und Freude an einer Sache bleiben, auch

Wie sollen sich die Fans einmal an Sie erinnern?

Sie sollen mich nicht nur als Hockeyplayer in Erinnerung behalten, sondern auch als gutes Beispiel ausserhalb des Stadions, als guter Familienvater auch, aber nicht als Showman. Wenn gefeiert wird, bin ich nicht in der vordersten Reihe, aber beim Spielen schon. Daran sollen die Fans denken.

Können Sie sich ein Leben ohne Eishockey vorstellen?

Der Tag wird kommen! Doch ich lasse die Zukunft auf mich zukommen. Vielleicht werde ich auch einmal Coach, vielleicht sogar in der Schweiz. In fünfeinhalb Stunden sind wir ja mit dem Auto in Prag. Es ist gut, wenn meine Frau das weiss…

Welche Pläne hat Gott wohl für Sie?

Keine Ahnung. Gott führt mich. Aber manchmal sehen wir unsern Weg nicht klar. Manchmal führt er uns zehn Schritte vorwärts, dann wieder drei zurück. Ich glaube, dass meine Zukunft im Hockey sein könnte. Wer weiss…

Worauf freuen Sie sich jetzt am meisten?

Ich will einen Tag um den andern nehmen und mich auf den nächsten Tag freuen. Ich will nicht zu weit vorwärtsschauen. Ich habe ein neues Hobby, das Fotografieren. Es kann mir helfen, stehenzubleiben und langsamer zu werden. Ich will lernen, den jetzigen Moment bewusster wahrzunehmen und mich daran zu freuen. Interview: ANDREA VONLANTHEN


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STELLENINSERATE 35 31. August 2011

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2 Wochen auf unserer Website veröffentlicht! www.ideaschweiz.ch Am 23. Oktober stellen sich neun Kolumnisten von «idea Spektrum» zur Wahl. Politisch ticken sie unterschiedlich. 9 Di Diaconia: i Das D Hilfswerk Hilf k baut b in i

14 Cit City Ch Church: h GGott in i mehreren h

11 Führung: So kam Transport-Chef

20 Juden und Christen: Seit jeher

13 Michael Wespi: Rockmusiker mit

23 Pro und Kontra: Steht uns Israel

Daniel Schöni auf die «drei C»

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Neues wagen!

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Auf unserer Fachstelle für Alkoholprobleme wird eine Stelle frei. Wir suchen nach Vereinbarung eine/n qualifizierte/n, im christlichen Glauben verankerte/n

Suchtberaterin / Suchtberater 80 % - Stelle Sie sind gut ausgebildet (Sozialarbeit, Psychologie o.ä.), lieben selbständiges Arbeiten und Teamwork und haben Erfahrung mit Alkoholkranken und Angehörigen. Bei uns beraten Sie Männer und Frauen, leiten Gesprächsgruppen und arbeiten in Kursen und Tagungen mit. Aus berufsethischer Sicht leben Sie alkoholfrei. Wir bieten eine vielfältige Arbeit, Freiraum für neue Ideen, Supervision und einen Arbeitsplatz im Zentrum von St. Gallen. Das Team der Fach- und Geschäftsstelle freut sich auf eine/n innovative/n Kollegin oder Kollegen. Ihre vollständigen Bewerbungsunterlagen mit Bild und Lohnerwartung senden Sie in Papierform bis zum 23. Sept. 2011 an: Blaues Kreuz, Fachstelle für Alkoholprobleme Oberer Graben 12, 9000 St. Gallen 071 278 16 79, info-sg-app@blaueskreuz.ch, www.blaueskreuz-sg-app.ch Auskunft erteilt gerne: Vitus Hug, Leiter der Fachstelle.

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Gottes sicht für ehen und familien

PODIUM

Gesellschaft Nach glücklichen Beziehungen sehnen sich alle Menschen. Das «Forum

Mitgestalten

Ehe+Familie 2011» vom Samstag in Bern ging der Frage nach, was wir für gelingende Beziehungen tun können und wie die Kirche dabei ihren Auftrag wahrnehmen kann. «Wir wollen uns als christliche Werke und Einzelpersonen verbinden, damit Ehepaare und Familien in unserem Land nochmals von Gottes Liebe und Annahme erfasst werden.» So formulierte Hansjörg Forster von FamilyLife, Leiter des «Forums Ehe+Familie», das Hauptanliegen der Konferenz in Bern.

Dysfunktionale familien

Experten in Sachen Familie sind Eberhard und Claudia Mühlan. Sie haben sieben eigene Kinder und sechs Pflegekinder grossgezogen. 1987 gründeten sie den Verein «Neues Leben für Familien», das heutige TEAM.F, ein christliches Werk zum Aufbau von gesunden Beziehungen. TEAM.F bietet jährlich 260 Seminare an. Claudia Mühlan: «In den letzten 25 Jahren hat sich die Gesellschaft verändert. Während früher hauptsächlich gesunde Familien unsere Seminare besuchten, haben wir es heute vor allem mit dysfunktionalen Familien zu tun, mit Patchwork-Familien und Alleinerziehenden.» Immer mehr junge Leute würden präventiv ein Ehevorbereitungsseminar besuchen. Es gebe sogar Wartelisten. Die beiden Familien-Experten

forum ehe+familie Das Forum Ehe+Familie ist eine Arbeitsgemeinschaft der Schweizerischen Evangelischen Allianz (SEA). Es will Ehe, Elternschaft und Familie stärken und vernetzt zu diesem Zweck christliche Organisationen und Einzelpersonen. Das Forum will eine pointierte und lebensbejahende Stimme in der Gesellschaft sein. Das Gründungstreffen fand am 2. September in Bern statt. Initianten des Forums sind Wilf Gasser, Präsident der SEA; Hansjörg Forster, FamilyLife; Markus Giger, Bibellesebund; Stephan Schmid, Family Ministries (Jugend mit einer Mission); Hans Forrer, Initiative «Glaube zuhause leben»; Niklaus Mosimann, Zeitschrift «family». www.forumehefamilie.ch

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Beziehungen sollen Freude machen: Das Moderatorenduo Sabine und Andreas Fürbringer (links) mit Claudia und Eberhard Mühlan.

sprachen über die Herausforderungen, mit denen Leiterehepaare in einem gemeinsamen Dienst konfrontiert sind. Claudia Mühlan: «Die grösste Herausforderung für meinen Mann und mich war unsere grosse Unterschiedlichkeit. Das Persönlichkeitsprofil DISG half, unsere Stärken zu entdecken.» Eberhard Mühlan empfahl, die Schwächen des andern mit den eigenen Stärken zu ergänzen: «Die Partner bleiben auch im Dienst zwei eigenständige Persönlichkeiten. Wichtig ist aber eine gemeinsame geistliche Entwicklung.» Dazu brauche es einen regen Austausch und gegenseitige Freiräume. «Familie und Dienst sind kein Widerspruch, sie gehören zusammen», betonte Eberhard Mühlan. Und seine Frau ergänzte, sie hätten stets alles getan, um ein freundschaftliches Verhältnis zu ihren Kindern zu wahren, auch als diese erwachsen wurden.

acht Workshops

Auf reges Interesse stiessen die acht Workshops zu Themen rund um glückliche und weniger glückliche Ehen und Familien: Wie können wir das neue Kleingruppenmaterial «Gemeinsam» für Ehepaare einsetzen? Ist die Gemeinde auch ein Zuhause für Familien, die nicht dem Idealbild entsprechen? Wie arbeite ich eine Trennung oder Scheidung auf?

Besonders erfrischend war der Workshop «Erfolg in der Schule» von Urs und Heidi Wolf von Campus für Christus mit alltagsnahen Videoclips über diverse Erziehungsstile.

Der Not begegnen

Die Podiumsdiskussion stand unter der Leitung von Hansjörg Forster von FamilyLife. Eberhard Mühlan, Marc Jost, Familienpolitiker und Berner Grossrat, Eheseelsorgerin Käthi Zindel von der Stiftung «Gott hilft» und Katharina von Däniken, Präsidentin des Vereins Teenstar, machten sich Gedanken über «Ehe+Familie 2030». Wie steht es mit den Kompetenzen und Stärken der Kirchen? Jost betonte, es gebe kein besseres Erziehungsmodell als das biblische. Mühlan zeigte sich zuversichtlich über die Entwicklung der nächsten Jahre. Gemäss Statistiken wünschten sich 90 Prozent der Jugendlichen eine verlässliche Partnerschaft. Käthi Zindel stellte fest: «Jugendliche erreicht man nicht mit Moral und Gesetz, beispielsweise ‹Kein Sex vor der Ehe›. Helfen wir ihnen, die Bedeutung von Ehe und Familie zu verstehen, und fragen wir uns, wo die Nöte der Jungen sind.» Katharina von Däniken empfahl, die praktischen, lebensbejahenden Aspekte des Glaubens zu betonen, die auch Junge begeistern. CHRISTIAN BACHMANN Bild: Armin Unger

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Die medialen Schlagzeilen sind momentan dominiert von Frankenstärke, Schuldenwirtschaft in den EU-Ländern, Milliarden-Massnahmenpaket des Bundes oder Forderungen an die Nationalbank. Mich beschäftigt die Sorge um unsere Arbeitsplätze, denn angesichts des starken Frankens droht eine Verlagerung ins Ausland. Aber auch die Binnenwirtschaft ist betroffen, weil der schleichende Verlust von Aufträgen für die Zulieferanten in der Schweiz durch die Exportwirtschaft droht. Was ist die Lösung? Nüchtern gilt es festzustellen, dass die Politik kurzfristig kaum etwas bewegen kann. Dieses Eingeständnis fällt vielen mit Blick auf ihre Wählerschaft schwer, ist aber ehrlich. Die Frankenstärke zu bekämpfen ist einzig und allein Sache der Nationalbank, und die soll ihre Aufgabe unabhängig erfüllen. Ebenso wenig helfen Subventionen, die mit der Giesskanne ausgeschüttet werden. Zielführend sind Massnahmen, die den KMU den Alltag erleichtern, beispielsweise durch eine spürbare Reduktion des enormen Bürokratiedschungels in unserer Gesetzgebung. Das schafft Wachstum. Und aus christlicher Sicht? Wie können wir glaubwürdig Einfluss nehmen, ohne uns auf den Rückzug in unsere frommen Kreise zu beschränken? Einen Hinweis erhalten «Ein ist für wirTraum in der Bibel (5.uns Mosein1,Erfül9-18), lung freut Chriswogegangen», die Bestellung vonsich Richtern und tinadie Gasser-Zürcher. Sie leitet Organisation eines politischen seitSystems über zehn Jahren das Damit «Gosgeschildert werden. pelproject» in Rütikann, ZH.braucht Zumes dies funktionieren 10-Jahr-Jubiläum das OrganiChristen, die sichhat engagieren, mitgesationsteam mutigen Entstalten undeinen ihre Wertvorstellungen scheid gefällt und dieistProduktion einbringen. Politik in erster Liwährend und in einem nie einKonzerten Dienst an der Öffentlichkeit Profi-Studio 17 Songs und mit harter Arbeitaufgenomverbunden. men. Laien sind, hat DasObwohl ist meinealles persönliche Motivadietion, Produktion hoheder Qualität. als Kandidat FDP für die NationalIdeales ratswahlen im Geschenk Kanton Zürich Bandleader anzutreten. Erino Dapozzo war HANS-ULRICH positiv BIGLER ü b e r ra s c h t vom Ergebnis. Er geht davon Der Autor ist Direktor des SchweizeriDie Autorin ist Nationalrätin derund EVPMitglied und schen Gewerbeverbandes wohnt Winterthur. derinFDP. Er wohnt in Affoltern am Albis.


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800 Jugendliche und ein Teddy waren «voll drbi» JUGENDKONFERENZ «I chume zu dir, bätte di a, sueche d Nächi vo dir»: Die GfC-Jugend will Gott begegnen. Sie waren am Samstag «voll drbi» bei Lobpreis, Inputs, Workshops, froher Gemeinschaft. Und wollen dabei bleiben.

Die 800 Jugendlichen besuchten die zweisprachige Jugendkonferenz (Juko) der Gemeinde für Christus (GfC, früher Evangelischer Brüderverein) in Steffisburg bei Thun. Bei der Begrüssung fallen sich viele in die Arme, klopfen sich auf die Schultern. Sie leben das Tagesthema schon vor Programmbeginn.

«Gib alles für Jesus!»

Hunderte von Flaschen mit den Juko-Signeten schmücken die Eingangshalle und die Bühne. Vor den vielen Flaschen steht Theo Büschlen mit einem «Überraschungsgast»: Teddybär Mario mit cooler Sonnenbrille. Mario hat sich wie sein Besitzer auf die Juko gefreut. Für ein «Erinnerungsfilmli» singen die Jugendlichen dem Teddy stehend ein Lied – «damit er sich jeden Tag auf die nächste Juko freuen kann». Der Polizist und Theologiestudent Theo Büschlen holt die Jugendli-

chen ab und fragt: «Was ist, wenn die Freude der Juko nicht mehr da ist, wenn dich der Alltag einholt?» Ein Film könne zwar hilfreich sein, aber nicht wirklich helfen. «Die Juko will mehr sein als ein Hype. Sie will Auswirkungen haben auf den Platz, wo du bist, auf deinen Alltag.» Jesus verdiene ganzen Einsatz. Wie im biblischen Gleichnis vom Bauern, der alles verkauft hat, um den Acker mit einem Schatz zu kaufen (Matthäus 13,44).

Herrlichkeit Gottes wird noch viel mehr durchbrechen, wenn du Gottes Wort im Leben umsetzt.»

Eine Heimat bieten

Herrlichkeit wird sichtbar

«Bei Gott findest du, was dir weiterhilft. Sein Wort spricht konkret ins Leben hinein!», so Theo Büschlen, einer der drei Referenten. Er fordert die Jugendlichen heraus, für Jesus Christus offen zu bleiben. Gefragt seien Gehorsam Gott gegenüber und «action steps»: «Wir nahmen uns in der Jugendgruppe vor, die biblische Aufforderung ‹Ehret das Alter!› zu

Theo Büschlen mit seinem Überraschungsgast, Teddybär «Mario».

leben.» Die Jungen besuchten ältere Gemeindeglieder, reisten mit ihnen einen Tag lang durchs Land oder luden sie zum Grillieren ein. Der 29-Jährige ist überzeugt: «Die

Wie die «erwachsene» GfC liebt auch die junge Generation den Gesang. «Ganz nah a dim Vaterhärz ghör i dini Wort» singen die Jugendlichen, bevor sie einen der fünf Workshops besuchen. Die Juko ermutigt, den Glauben in den Alltag umzusetzen. «Unsere Gemeinden und Jugendgruppen wollen jungen Leuten Heimat bieten. Hier sollen sie aufbauende Gemeinschaft erleben und geistlich auftanken können», sagt Pastor und OK-Chef Matthias Walz. Der Wechsel vom Evangelischen Brüderverein zur Gemeinde für Christus (GfC) scheint gelungen. Ihre Jugendlichen sind auf dem (besten) Weg. THOMAS FEUZ www.juko-gfc.ch, www.gfc.ch

SEA gegen eine überstürzte Anerkennung Palästinas NAHOST Die Schweizerische Evangelische Allianz (SEA) empfindet einen unabhängigen Staat Palästina bestenfalls als «verfrüht». Sie plädiert in einem Brief an den Bundesrat für Frieden und Versöhnung im Nahen Osten.

Auf der Traktandenliste der nächsten UNO-Generalversammlung steht ein Thema mit Zündstoff: Die Anerkennung eines unabhängigen Staates Palästina. Die aussenpolitischen Kommissionen von National- und Ständerat stehen einer einseitigen Anerkennung Palästinas skeptisch gegenüber. Die Entscheidung von Bundesrat und Parlament ist noch offen.

Das ist die SEA Die Schweizerische Evangelische Allianz (SEA) vertritt Christen aus reformierten Landeskirchen, Freikirchen und christlichen Organisationen. Die SEA ist eine von weltweit 128 Evangelischen Allianzen mit schätzungsweise 600 Millionen evangelischen Christen. www.each.ch

Bild: Martin Gfeller

Jerusalem – «Laststein der Völker», «Taumelbecher der Nationen»?

«Wir haben den Bundesrat gebeten, eine einseitige Anerkennung Palästinas abzulehnen. Für eine Anerkennung Palästinas muss die Schweiz auf die Anerkennung Israels durch die Hamas insistieren. Eine Zwei-StaatenLösung ist nur auf dem Verhandlungsweg mit Israel zielführend und friedensfördernd», schrei-

ben Zentralsekretär Hansjörg Leutwyler und Kommunikationsleiter Thomas Hanimann im Brief von Ende August.

Versöhnung als Ziel

Die SEA äussert in ihrem Brief vom 29. August konkrete Bedenken. Frieden sei nur auf dem Weg direkter Verhandlungen zwischen

beiden Parteien möglich. «Ein unabhängiges Palästina wäre zurzeit ein grosses Sicherheitsrisiko in der Region. Dies auch darum, weil die Hamas als Machthaberin im Gazastreifen das Existenzrecht Israels bisher nicht akzeptiert hat», schreibt die SEA. Und weiter: «Eine Unabhängigkeit, die gegen bisherige Verträge und Abmachungen verstösst, wird der palästinensischen Bevölkerung kaum helfen.» Vielmehr wünscht sich die SEA eine Versöhnung zwischen Israelis und Palästinensern, was der ganzen Region zugute käme. Sie begrüsst deshalb «alle von Privaten oder Staaten initiierten Engagements», die «das Vertrauen festigen und dazu dienen, die jahrzehntelange Feindschaft zu überwinden und den Frieden zu stärken». THOMAS FEUZ idea Spektrum 36.2011


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Gottes Versorgung mit Kartoffeln

ÄXGÜSI

GEMEINDEPROJEKT Die Chrischona-Gemeinde Buchs ZH pflanzt, pflegt und erntet über

Ruhelos

Der Gedanke hat Pastor David Ruprecht beschäftigt, seit er im letzten Jahr einem Landwirt seiner Gemeinde geholfen hat: «Was kosten unsere Grundnahrungsmittel eigentlich wirklich?», fragte er sich. Und damit sind nicht die 2.50 Franken gemeint, die man im Detailhandel für ein Kilo Kartoffeln bezahlt. «Das steht in keinem Verhältnis zur Arbeit, die dahintersteckt», sagt Ruprecht. Ihm sei es wichtig, «ein Verständnis für die Verhältnismässigkeit des Wertes unserer Lebensmittel zu schaffen».

Familien fallen auseinander. Steigende Mietzinse strapazieren das Budget der (Patchwork-) Familien. Erziehung und Verdienst müssen in einem waghalsigen Hochseilakt vereinbart werden. Man arbeitet morgens, abends, nachts oder auch am Tag. Man kauft ein, irgendwo zwischen Arbeit, Fitnesscenter und Zuhause. Kinder werden in die Krippe gebracht, sporadisch auch selber betreut und erzogen. Wenn nicht, dann werden es die Lehrpersonen doch hoffentlich schon richten. Falls die Nerven reichen, setzt man sich gemeinsam vor den Fernseher. Wenns hoch kommt, liegen am Wochenende neben Hausarbeit, Fussballmatch und Geburtstagsparty sogar ein paar Minuten auf dem nahe gelegenen Spielplatz drin.

650 Kilogramm Kartoffeln auf dem Acker eines Gemeindemitglieds. Ein Teil davon soll den Sozialwerken Pfarrer Sieber gespendet werden – damit auch die Freude wächst.

Konkreter Plan entsteht

Es dauerte nicht lange, da hatte er auch schon einen Plan. Kurzerhand fragte er den besagten Bauern an, ob die Gemeinde nicht einen Teil seines Kartoffelackers bewirtschaften könnte. Ohne weitere Überzeugungsarbeit leisten zu müssen, einigte man sich, und der sogenannte «Chrischi-Acker» (Chrischona-Acker) war geboren. Am letztjährigen «Stop-Armut 2015»-Tag stellte Pastor Ruprecht die Idee im Gottesdienst vor und stiess sofort auf helle Begeisterung.

Kolonie einer Strafanstalt?

Schnell bildeten sich etwa 20 Gruppen, die immer eine Person zu einem der sechs benötigten Arbeits- Einsätze schickten. Nachdem der Traktor im Frühjahr 2011 mit dem Pflug das Feld vorbereitet hatte, ging es von Hand ans Setzen

Gemeinde mit Herz David Ruprecht, verheiratet mit Cornelia, schloss 2007 am IGW sein Theologiestudium ab. Schon während dieser Zeit war er in der Leitung der FEG Siebnen tätig. Seit 2009 ist er Pastor der ChrischonaGemeinde Buchs ZH. Die evangelische Freikirche hat eine lange Tradition von über 100 Jahren. Sie zählt heute 95 Gottesdienstbesucher und ist in verschiedenen diakonischen Projekten, wie zum Beispiel einem Mittagstisch, aktiv. www.chrischona-buchs.ch

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Der Einsatz in Buchs hat sich gelohnt: «Kartoffeln für alle!»

der Saatkartoffeln. Danach musste der Boden bewegt und Unkraut gejätet werden, und zwar auf einer Fläche von zwei Furchen zu je 110 Metern. Trotzdem dauerte die Arbeit kaum länger als eine halbe Stunde. Spaziergänger hielten das Ganze erst für eine Kolonie der nahegelegenen Strafanstalt. Dieser Irrtum wurde aufgeklärt, und so entstand das eine oder andere Gespräch mit den Interessierten.

wie Gott aus den Samen tatsächlich etwas Essbares wachsen lässt. Das Thema Nachhaltigkeit und Bewahrung der Schöpfung sei «auch in Freikirchen langsam im Kommen», so Ruprecht. «Schliesslich haben wir ja den Auftrag zu bebauen, aber auch zu bewahren.» Einige Gemeindeglieder nahmen sich vor, beim Einkauf vermehrt auf lokale und «Fair-Trade»-Produkte zu achten.

Reiche Ernte

Gutes Gemeinschaftserlebnis

Vorletzte Woche war es dann soweit: Die Ernte stand an. Auch das konnte teils ohne maschinelle Hilfe bewerkstelligt werden. Man staunte nicht schlecht, als einzelne Kartoffeln von bis zu 500 Gramm Gewicht zum Vorschein kamen. Insgesamt ergab es einen Ertrag von knapp 650 Kilogramm. Diese müssen nun noch sortiert werden. Klar, dass man beim Abtransport nochmals auf die Hilfe des Traktors angewiesen war.

Neues Bewusstsein

Insgesamt beteiligten sich etwa 60 Personen an der Aktion. Für alle war es eine spannende Erfahrung, und es entwickelte sich ein neues Bewusstsein für unser scheinbar selbstverständliches Nahrungsangebot. Der Kartoffelsalat aus eigenem Anbau wurde beim letzten Gemeindeessen ganz anders genossen. Alle konnten miterleben,

David Ruprecht zieht ein positives Fazit. Nicht zuletzt war es ein schönes Gemeinschaftserlebnis. Nach der Arbeit blieb oft Zeit, bei einem Glas Süssmost miteinander zu plaudern. Man ist aktiv geworden und hat zusammen etwas geschafft. «Wir haben einen vollen Bauch, der Bauer hat etwas davon, und wir konnten sogar noch etwas für Bedürftige abgeben.» Der grösste Teil der Kartoffeln wird an die Helfer verteilt und in der Gemeinde verkauft. Auch der Landwirt, der unter dem Strich einen Mehraufwand hatte, soll auf seinen normalen Ertrag kommen. Dennoch hofft Pastor Ruprecht, dass am Schluss noch etwa 130 Kilogramm übrig bleiben. Die werden der Stiftung Sozialwerke Sieber für ein Männerwohnheim und den sogenannten «PfuusBus», eine mobile Notschlafstelle, abgegeben. CHRISTOF BAUERNFEIND Bild: zvg

Falls nicht, kommen bald Ferien. Dann fliegt man um die halbe Welt (den Thunersee, die Rigi und den Munot lernt man ja «theoretisch» in der Schule kennen). Damit das lange Nichtstun während des Fluges nicht pure Zeitverschwendung ist, kommt ein Fachbuch ins Handgepäck, das Englisch-Förderprogramm für die lieben Kinder fliegt mit. Jetzt hat man ja Zeit für solche Dinge… Und? Haben Sie schon einmal die politischen Forderungen der letzten Monate betrachtet? Zum Beispiel die Initiative der FDP? Einkaufen bitte 24 Stunden am Tag, sieben Tage in der Woche, 365 Tage im Jahr. Anscheinend ist das nötig, vor allem mit einem Seitenblick auf den Lebensstil vieler Zeitgenossen. Doch wo bleiben da Ruhe, Stille, Innehalten und Abschalten? In der göttlichen Betriebsanleitung zum Leben als Mensch steht: «… und am siebten Tage sollst du ruhen!» Was für einen fürsorglichen Gott wir doch haben! Vielleicht sollten wir etwas mehr tun, was er uns sagt. HELENA GYSIN Die Kolumnistin ist Familienfrau, Sekretärin der Baptistengemeinde Bülach und Autorin.


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SYNERGIE

Viertel aller Schüler besucht heute das Gymnasium.

Zentrale Fragen für die Schule

Es mangelt auch nicht an Reformbemühungen im Bildungswesen. Lehnen wir uns zwischendurch einmal zurück, lassen alle Reformen, Lehrpläne und Schulleitbilder beiseite und stellen uns einfach die simple Frage: Was sollten meine eigenen Kinder oder die Schüler meiner Klasse oder ganz allgemein die Schulabgängerinnen oder Schulabgänger am Ende der Schulzeit gelernt haben? Oder praktischer: Angenommen, Sie sässen in der 1. Klasse: Was wollen (sollten) sie nach der 9. Klasse alles können? Einen fehlerfreien Text für eine Jugendzeitschrift verfassen können? Eine erfolgreiche Cevi- oder Pfadigruppenleiterin sein? Eine 5 in der Algebra haben? Mindestens einmal eine Freundin gehabt haben? Eine klare Vorstellung über die berufliche Zukunft besitzen? Alle Dinosauriernamen kennen? Meinen Glauben vor meiner Klasse überzeugend bekennen können? Einen guten Nebenjob haben? Die Abstimmungs-

Gott liebt unser Volk

«idea Spektrum» Nr. 28.29 – «Die Schweiz baut auf das Kreuz», Interview mit Bundesrat Ueli Maurer Auf der Bundeshauskuppel thront ein goldenes Kreuz, das bei Sonnenschein strahlt. Der Geist der ersten Eidgenossen von 1291 ist nach 720 Jahren neu im Bundeshaus erwacht. (Bundesräte liebäugeln mit der EUFahne.) Doch Bundesrat Ueli Maurer, ein mutiger Eidgenosse, erhielt die Weisheit, das Schweizerkreuz hochzuhalten. Ihm sind die Werte der Schweiz sehr wichtig. «Die Zehn Gebote, aber auch die Grundwerte des Neuen Testaments prägen unsere Kultur, unsere Gesellschaft und unser Staatswesen viel mehr, als wir es uns bewusst sind.» Das betonte Bundesrat Maurer in diesem Gespräch zum Nationalfeiertag. Und er hat öffentlich bezeugt: «Die Schweiz baut auf das Kreuz.» Die ersten Eidgenossen machten 1291 in sehr schwieriger Situation auf dem Rütli einen Bund mit dem Höchsten. Deshalb beginnt der Bundesbrief: «Im Namen Gottes des Allmächtigen …» Die Innerschweizer Bauern waren sich damals bewusst, welchen Schritt sie wagten. Und dessen ist sich auch der heutige Chef des VBS bewusst. Die Schweiz ist im Alleingang nicht verloren! Sie ist mit dem Gott und Schöpfer verkettet, ideaSpektrum 36.2011

dem alles gehört. Ein Mann oder eine Frau mit Gott ist immer in der Mehrzahl! Das steht auf dem Fünfliber: «Dominus Providebit» – Der Herr wird versorgen! Gott will, dass wir ihm vertrauen. «Die Schweiz baut auf das Kreuz.» Diese klare Mitteilung sollte im ganzen Land auf offene Ohren und Herzen stossen. Die Vertreter der Landeskirchen sind angesprochen. Sie sind aufgefordert, ihren Teil beizutragen, die frohe Botschaft mit Jesus im Mittelpunkt zu verkündigen. Daraus wächst Mut, über den Sinn des Lebens nachzudenken. Das Befolgen der Zehn Gebote gibt Übung, friedlich miteinander umzugehen. Gott liebt unser Volk, dem er das schöne Land im Herzen Europas zugesprochen hat. Der lebendige Gott gibt der 28.29 13. Juli 2011

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Die Schweiz baut auf das Kreuz

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: So sieht der die Nächstenliebe

8 Nationaler Gebetstag: sollen Stimme

12 Neues Leben

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: Schwerer Unfall

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näher zu Gott

20 Christ im Alltag

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32 Kalebs Tod:

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Das Schulsystem ist im Umbruch. Die Diskussion rund um den Lehrplan 21, der akute Lehrermangel und die aus verschiedenen Gründen zunehmende Belastung der Lehrkräfte machen die Schule zur Baustelle. Die Schule ist ein Seismograph unserer Gesellschaft: Der Kindergarten wird ein Ort der Integration von Menschen mit anderem Migrationshintergrund. Immer öfter sind beide Elternteile berufstätig: Der Mittagstisch in der Schule löst den Familientisch ab. Lehrer werden immer mehr mit erzieherischen Aufgaben konfrontiert: Schulsozialarbeiter übernehmen Elternaufgaben auf und neben dem Pausenplatz. Die Anforderungen an die Schüler steigen: Firmeninterne Aufnahmeverfahren und Tests relativieren die Schulzeugnisse. Ein

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Es lohnt sich, auf das Kreuz zu bauen, meint Leserin Ruth Kiener.

unterlagen der Mutter ausfüllen können? … Notieren Sie Ihre fünf wichtigsten Lernziele für die Volksschule nach Prioritäten: Sprechen Sie darüber und beeinflussen Sie damit die Bildungsreform! Anliegen und Fragen, die das Kind ins Zentrum stellen, sind für Schulreformen von zentraler Bedeutung. Damit geben wir den Kindern eine Stimme. Im Gegensatz zu den Lehrern haben die Kinder keine Lobby und werden so gerne überhört. Am Anfang seines öffentlichen Wirkens hat Jesus in der Bergpredigt (Matthäus 5-7) das «pädagogische Leitbild» seiner Schule dargelegt. Vielleicht hilft uns das bei unseren fünf Hauptpunkten. DAVID SCHNEIDER Der Autor ist Geschäftsleiter der Stiftung SalZH (Schulalternative Zürich), FDPGemeinderat und Präsident der Evangelischen Allianz Winterthur.

Schweizerischen Eidgenossenschaft 720 Jahre nach der Gründung nochmals eine Chance! RUTH KIENER, Zetzwil BE

Jesu Wort beachten

«idea Spektrum» Nr. 33 – «Was Protestanten vom Papst erwarten» Ich erwarte vom Besuch des Papstes in Deutschland das Folgende: 1. Ein Rückblick bis zum Weltjugendtag 2005 in Köln. Ich war sehr enttäuscht, dass damals den Evangelischen das «Kirchesein» abgesprochen wurde. Zudem wurden den Besuchern «Sünden-Ablässe» angeboten und öffentlich der Wunsch geäussert, Nichtkatholiken möchten den Empfang der Eucharistie vermeiden. Ich wünsche mir aber, dass evangelische Christen ohne Hemmungen an der katholischen Eucharistie teilnehmen können. Ich habe das schon oft getan, aber das eucharistische Brot bewusst nicht vom Priester entgegengenommen, um ihn als Amtsperson nicht in Schwierigkeiten zu bringen. 2. Dass Papst Benedikt sich als Nachfolger Christi auf das Wort Jesu besinnt (Matthäus 16,18): «Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen» - und die war und ist weder evangelisch noch katholisch! MARTIN HAUSDORF, Heidelberg

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JOURNAL René Winkler für Müller

Der 51-jährige René Winkler aus Muttenz soll neuer Direktor der Pilgermission St. Chrischona werden. Der langjährige Leiter der Chrischona-Gemeinden Schweiz wird am 24. September zur Wahl vorgeschlagen. Der Wahlausschuss hat sich laut Communiqué nach vielen Gesprächen mit möglichen Kandidaten für Winkler entschieden. Er soll die Nachfolge von Markus Müller antreten, der seit 2001 Direktor ist und nach zwei Amtsperioden nicht mehr zur Verfügung steht. (idea)

Blog zum Bettag

«Auch Du betest. Erzähl.»: Die Aktion von Kirchen und Kanton Luzern zum Eidgenössischen Dank-, Bussund Bettag vom 18. September stellt das Beten in den Mittelpunkt, unter anderem mit einem Blog. Dieser steht allen Interessierten zur Verfügung. (idea) www.auch-du-betest.ch

Neu eine Stiftung

«Hoffnungsnetz» ist seit 30. August eine gemeinnützige Stiftung. Der Stiftungszweck: Menschen nach Katastrophen und in Notsituationen rasch und gezielt zu helfen. Aktuell hilft «Hoffnungsnetz» in Ostafrika («idea Spektrum» berichtete). Bis Ende August sind Spenden von 998 000 Franken eingegangen. Mit der Stiftungsgründung bekräftigen AVC, Christliche Ostmission, HMK, Inter-Mission, Licht im Osten und TearFund ihre bisherige Zusammenarbeit. (idea) www.hoffnungsnetz.ch

Erfolgreicher Studienstart

Die theologischen Ausbildungsstätten IGW, ICF und TSC haben ihre neuen Studienjahre erfolgreich gestartet, wie die Mediendienste mitteilen. 30 der 35 seit dem Start 2008 eingeschriebenen ICF-Studenten haben mit Diplom abgeschlossen. (idea) – www.chrischona.ch www.icf.ch, www.igw.edu.ch

DVD «mit dem Kreuz»

In den letzten zwei Jahren wurden rund 130 000 DVD des Films «More than Chocolate and Cheese» an Touristen und Ausländer in der Schweiz verteilt. Der Film zeigt auf, dass die Schweiz und das Kreuz mehr bedeuten als «nur» Käse oder Schokolade. (idea)


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W I R T SC H A F T

Nachfolger gesucht: Zuerst Gott um Rat fragen GENERATIONENWECHSEL Bei vielen kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) steht ein Wechsel an. Spätestens mit

60 sollte ein Geschäftsinhaber seine Nachfolge planen. Das meint der erfahrene Aargauer Managementberater und Coach Yves Enderli. Wer sein Geschäft nach biblischen Grundsätzen führe, werde dabei zuerst Gott um Rat fragen. Warum ist es so erstrebenswert, dass eine Geschäftsidee mehr als eine Generation überlebt? Yves Enderli: Eine Geschäftsidee

wird geboren, aufgebaut und gedeiht in manchen Familien über mehrere Generationen. Gott ist ein Gott der Generationen. In einer Familienfirma kann man vieles miteinander erleben und teilen. So erhalten sich oftmals Werte, Lebenssicht, Vermögen und Gemeinschaftsgefühl.

Gibt es Prozentzahlen über die erfolgreiche Nachfolge in Schweizer Firmen?

In der Schweiz sind es etwa 60 000 Unternehmen, bei denen in den nächsten fünf bis sieben Jahren ein Führungswechsel fällig wird. Über 50 Prozent aller Nachfolgeregelungen scheitern. Vor allem

Impressum Idea Schweiz Herausgeber: Idea Information AG, 4410 Liestal Verwaltungsrat: Heiner Henny, Präsident; Sam Moser, Stellvertreter; Paul Beyeler, Hans Lendi, Hansjörg Leutwyler, Hanspeter Schmutz Ideelle Trägerschaft: Schweizerische Evangelische Allianz (SEA), Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG), Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) Redaktion: Josefstr. 32, 8005 Zürich, Tel. 044 444 16 44, Fax 044 444 16 49 E-Mail: redaktion@ideaschweiz.ch Internet: www.ideaschweiz.ch Chefredaktor: Andrea Vonlanthen Büro: Bahnhofstr. 65, 9320 Arbon Tel. 071 446 70 02, Fax 071 446 74 88 E-Mail: andrea.vonlanthen@ideaschweiz.ch Redaktor: Thomas Feuz Erweitertes Team: Esther Reutimann, Sibylle Zambon, Christian Bachmann, Mirjam Fisch-Köhler, Marlies Reutimann Praktikum: Christof Bauernfeind Inserateservice: Jordi AG – das Medienhaus, Roland Rösti, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 25, Fax 031 819 38 54 E-Mail: inserate@ideaschweiz.ch Aboservice: Jordi AG – das Medienhaus, Ursula Seifried Jordi, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 20, Fax 031 819 38 54 E-Mail: abo@ideaschweiz.ch Abopreise: Jahresabo Fr. 145.–, Seniorenabo Fr. 117.–, Halbjahresabo Fr. 77.–. Das Abo ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar. Konto: PC-Konto 40-788586-4 Idea Information AG, 4410 Liestal Layout/Druck/Versand: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp www.jordibelp.ch

bei KMU in Familienbesitz ist dies der Fall. Rund 85 Prozent aller KMU sind in Familienbesitz.

Charakteren und Gaben. Ein solches Team aufzubauen kostet oft zwei bis drei Jahre. Doch dann muss es so laufen: Beratung im Team, Entscheid durch den Chef. Also ein Team mit einer Spitze und nicht ein Team an der Spitze!

Wann sollte sich ein Geschäftsinhaber mit einer Nachfolgeregelung auseinandersetzen?

Das ist individuell. Doch ein Geschäftsinhaber sollte spätestens mit 60 ernsthaft seine Nachfolge planen. Nicht nur davon reden, sondern echte, sichtbare und für alle Beteiligten nachvollziehbare Schritte unternehmen! Ein Nachfolger muss wissen, um was es geht und wie er sich menschlich, technisch und in Sachen Führung vorzubereiten hat.

Wenn ein Vater auf seinen Sohn oder seine Tochter als Nachfolgelösung hofft, was soll er besonders beachten?

Er muss früh offen und ehrlich mit allen seinen Kindern reden. Nicht auf Annahmen bauen! Klarheit und Transparenz über gegenseitige Erwartungen auf der Gefühls- und Verstandesebene sind absolute Voraussetzung. Nicht auf die Schiene bauen: «Du bist mein Sohn, daher bist du automatisch mein Nachfolger, und du kannst und willst das auch!» Der Vater muss im Gespräch mit den Kindern die Fakten sicherstellen. Wollen geht vor Können und Dürfen! Der Nachfolger muss zudem systematisch auf die Übernahme vorbereitet werden!

Wenn ein Unternehmer wünscht, dass sein Geschäft weiterhin nach biblischen Grundsätzen geführt wird: Wo soll er suchen, wenn weder familiär noch intern ein Nachfolger in Sicht ist?

Er soll zuerst Gott um Rat fragen! Es sind vielleicht Netzwerke da, wo er sich erkundigen kann. Als wichtig erachte ich auch, die Nachfolgeproblematik mit einem Berater, der die KMU-Welt kennt, zu besprechen. Ein solcher kann menschliche und führungstechnische Begleitung bieten. Er muss aber sowohl das Vertrauen der abgebenden wie auch der nachfolgenden Generation geniessen.

Was heisst es für einen Unternehmer, wenn die Nachfolge nicht gelingt?

«Es müsste nicht sein, dass so viele Nachfolgeregelungen scheitern», meint Yves Enderli.

Welche Hindernisse kann es um die Nachfolge geben?

Das Haupthindernis ist, dass man den emotionalen Teil unterschätzt und nicht genügend miteinander redet. Sagen wir es krass: Für den Vater bedeutet Übergabe oft Verlust der Identität. Das ist auch bei Christen zu beobachten. Beim Nachfolger besteht die Gefahr, dass er meint, es ohne fachliche und menschliche Unterstützung von echten Partnern zu meistern. Ein Coaching VaterSohn/Tochter kann verheerend sein! Das Familiäre, das Emotionale ist wichtig, soll aber durch geeignete Führungsmassnahmen «abgedämpft» werden.

Welche Stärken muss ein Geschäftsinhaber zeigen, wenn es um die Nachfolge geht?

Umsichtig, vorsorglich und ernsthaft die Sache angehen. Kein Aufschieben aus Zeitgründen! Die Bereitschaft, einen externen Nachfolger zu wählen, wenn es familiär keine gute Lösung gibt.

Welche Bereiche müssen im Blick auf eine Ablösung besonders gut beachtet werden?

Die Zusammensetzung der Führungsmannschaft. In der Gründergeneration war es oft eine personenorientierte Führung, das heisst, sie lag beim Patron. Die Folgegeneration ist vielfach ein gut zusammengestelltes Führungsteam aus unterschiedlichen

Das ist eine grosse Niederlage für ihn. Er hat das Wichtigste, das er ab 60 zu lösen gehabt hätte, nicht geschafft! Falls die Angelegenheit noch zu retten ist, muss die zweite Chance gepackt und ernsthaft die ganze Führung neu gestaltet werden – jedoch ohne das Zutun des alten Patrons.

Auf welche biblischen Prinzipien würden Sie achten?

Die Sicht Gottes für Generationen und für die Zusammenarbeit von Jung und Alt studieren. Dabei kommen die Früchte des Geistes aus Galater 5,22 zum Zug!

Wo sind Übergaben an die nächste Generation nach Ihrer Meinung besonders gut gelungen?

Ich kenne einige perfekte Nachfolgesituationen. Meistens da, wo sich beide Parteien rechtzeitig und konsequent gegenseitig «unterordnet» haben. Leider nicht in erster Linie bei Christen! Interview: ESTHER REUTIMANN

Zur Person Yves Enderli, 61, verheiratet mit Franziska, vier erwachsene Kinder, wohnt in Würenlos. Mitinhaber der Familienholding IX-Partners AG, in der sein ältester Sohn Olivier seit zwei Jahren Geschäftsführer ist. Die Firma nimmt Management-/ Beratungs- und VR-Mandate in mittleren und grösseren Unternehmen sowie in Sozialunternehmen wahr. Enderli steht als VR-Präsident einigen Firmen vor. Er engagiert sich auch in der Leitung von «Gebet für die Schweiz», als Präsident eines mittelgrossen Hilfswerks und als Referent bei Seminaren und der IVCG. idea Spektrum 36.2011


Tag e ssc h au

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Wie können wir lernen, offen über Gott zu reden? VBG-TAG «Reden. Mit Gott. Über Gott.» So lautete das Thema des VBG-Tages vom letzten Samstag, zu dem sich rund 120 Personen aus verschiedenen Generationen und Regionen in der Zelthofkirche in Zürich versammelt hatten.

Christoph Egeler, Leiter des Bereichs Uni, formulierte in seiner Begrüssung als wichtiges Ziel der VBG (Vereinigte Bibelgruppen): «Die Bibel kennen und Auskunft geben können, wenn man gefragt wird.» Diesem Anliegen waren denn auch die Schwerpunkte des Programms gewidmet: Die Predigt von VBG-Präsident Heiner Schubert und die Workshops.

Mehr Jesus als «edle Beilagen»

Heiner Schubert eröffnete seine Predigt ungewohnt: mit Stift und Hellraumprojektor. In seiner Eigenschaft als Cartoonist skizzierte er die bewegende Geschichte eines taubstummen Jungen. Mit knappem Strich und humorvollem Kommentar liess er vor den Augen des Publikums jenes traurige Leben eines Kindes entstehen, das ganz in seiner Welt gefangen, nur von der Zuneigung seiner Mutter erreicht wird. Diese unternimmt alles, ihm zu helfen. Doch Gebete wollen nichts nützen, fremde Götter auch nicht, Heilsversprecher schon gar nicht.

Über Gott reden: Der VBG-Tag gab wertvolle Impulse dazu.

Da hört sie von Jesus und bringt ihren Sohn zu ihm. Jesus (Krauskopf mit Heiligenschein) nimmt das Kind (erwartungsvoller Blick) beiseite. Allein mit ihm, legt Jesus dem Jungen den Finger auf die neuralgischen Punkte: Zunge und Ohren. «Ephata! Öffne dich!» So in etwa ist die Geschichte im Markus-Evangelium zu lesen. Eine Geschichte, die alle ansprechen wolle, führte Schubert (nun ganz Theologe) aus. Allzu oft lebten Christen in einer Starrheit, die nur durch ein Wunder beseitigt werden könne. Wichtige Voraus-

setzungen, um über Gott zu reden, seien aber Offenheit, Neugierde und die Bereitschaft, die eigenen Positionen ständig zu hinterfragen. Dazu gelte es, immer wieder den geschützten Bereich bei Jesus aufzusuchen. Ein intimer Raum, wo uns in der Zweisamkeit gleichsam die Ohren geöffnet werden können. Sonst liefen wir Gefahr, die Haupt- mit den Nebensachen zu verwechseln, und ob den vielen «edlen Beilagen» den Ruf Gottes nicht mehr zu hören. Jene Stimme, die uns auffordert, den Elfenbeinturm unserer Überzeu-

gungen oder das wärmende Feuer unseres Hauskreises zu verlassen. Jener Geist auch, der uns davor bewahrt, über theologische Spitzfindigkeiten zu streiten. In diesem Sinne sei es bis heute der Auftrag der VBG, Menschen zu Jesus zu führen. Dies aber nicht nach einem System, denn was Gott mit einem Menschen vorhabe, entziehe sich unserer Einsicht. Als Vermittelnde sieht Heiner Schubert die VBG und den Dienst, den sie leistet, als «Kurier-Dienst».

Sich im Output üben

Der Nachmittag bot den Teilnehmenden Gelegenheit, sich in drei Workshops im Output zu üben: «Glauben bezeugen» mit Benedikt Hitz, «Spuren Gottes im Alltag» mit Benedikt Walker und «Input halten und vorbereiten» mit Daniel Kummer. Der reich gefüllte Tag klang mit einer halbstündigen Begegnungszeit aus: Wer sich beim Lunch noch nicht begrüssen konnte, hatte hier nochmals Gelegenheit dazu. SIBYLLE ZAMBON

Prägt die Spiritualität Ihre Kommunikation? NÄCHSTENLIEBE UND SPRACHE Christliche Spiritualität und achtsame Kommunikation verbinden: Dazu lädt das Zentrum «tecum» in der Kartause Ittingen in Warth TG ein. Der erste Impulstag findet Mitte Monat statt.

Trotz viel (Nächsten-)Liebe, trotz allem Goodwill gibt es immer wieder Missverständnisse, die unsere Kommunikation schwierig machen. Weitet sich ein Problem zur Krise aus, wird der Umgangston schnell einmal ruppig. Worte haben Macht. Was wir sagen, kann Menschen aufblühen lassen. Ebenso können Worte verletzen. Das «tecum – Zentrum für Spiritualität, Bildung und Gemeindebau» in der Kartause Ittingen in Warth TG greift die Thematik mit verschiedenen Angeboten auf.

Neue Muster lernen

«Wenn es hitzig zu und her geht, fallen viele in destruktive Sprachmuster zurück. Und bereuen dies später oft. Im privaten Rahmen idea Spektrum 23.2011

wie am Arbeitsplatz können verbale Fetzen fliegen. Sprachliche Gewalt kann sich auch in politischen Gremien, in Kirchgemeinden und Vereinsvorständen zeigen», beobachtet Thomas Bachofner. Der 46-jährige Theologe leitet seit einem Jahr das «tecum», das zur Thurgauischen Evangelischen Landeskirche gehört und in der Kartause Ittingen beheimatet ist. Bachofner musste erfahren, dass Konflikte oft zu irreparablen Scherbenhaufen werden, weil die Kommunikation nicht mehr möglich ist. Und: «Wahlen werden zunehmend zum Tummelfeld von Leuten, die gerne zum verbalen Zweihänder greifen und nicht davor zurückschrecken, Konkurrenten zu verunglimpfen.»

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Kommunikation und christlicher Spiritualität. Das ist in dieser Form ein Novum. «Zwischen der gewaltfreien Kommunikation und der Botschaft der christlichen Nächstenliebe besteht eine auffallende Nähe», stellt Bachofner fest. Co-Leiterin Piroska GavallérRothe sagt: «Ich möchte mit der Grundhaltung einer gewaltfreien Kommunikation einen Beitrag für ein friedvolles, achtsames und lebendiges Miteinander leisten.» Zum Programm gehören Impulstage, Einführungskurse, Übungsgruppen, Bedürfnismeditation und Dialogabende. Das Angebot startet am 17. September. THOMAS FEUZ

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idea Spektrum 36.2011

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Das Bild der Woche 10 JAHRE „11. 9. 2001“

Zwei Tage nach den Terroranschlägen fand ein Arbeiter in den Trümmern der Zwillingstürme des Welthandelszentrums in New York zwei Stahlträger, die ein Kreuz bilden (großes Foto) – für die Bergungsmannschaften ein Ausdruck der Hoffnung und des Glaubens an Gott. Dieses Kreuz wurde anschließend als Mahnmal auf dem Gelände („Ground Zero“) des Welthandelszentrums aufgestellt. Ende Juli 2011 musste das Kreuz einem Neubau weichen und wurde in den Keller des im Bau befindlichen Gedenkmuseums für den 11. September versetzt (Foto rechts). Nach Fertigstellung der Gedenkstätte Ende September kann das Kreuz dann wieder besichtigt werden.

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Afghanistan: Vermisste Entwicklungshelfer sollen tot sein RAUBMORD Der Provinz-Gouverneur beschuldigt Nomaden – vier Verdächtigte wurden verhaftet.

D

ie beiden in Afghanistan verschwundenen deutschen Entwicklungshelfer sind nach Angaben der örtlichen Behörden tot. Dorfbewohner hätten die Leichen im Parwan-Gebirge nördlich von Kabul 30 bis 40 Kilometer vom nächsten Dorf entfernt entdeckt. Sie seien vermutlich von Nomaden getötet worden, sagte der Gouverneur der Provinz Parwan, Abdul Baschir Salangi. Ein Bergungsteam sei unterwegs, um die Leichen nach Kabul zu bringen. Salangi zufolge seien die Deutschen Opfer eines Raubmordes geworden. Möglicherweise hätten es die Täter auf Wertsachen wie Kameras oder Ferngläser abgesehen. Schon am Tag nach dem Verschwinden der Deutschen waren vier Verdächtige festgenommen worden. Die afghanische Polizei hatte auch über eine mögliche Entführung der beiden Entwicklungshelfer spekuliert.

InZwei den deutsche Bergen nördlich von vermisst. Kabul, nahe des Wanderer Eine Salang-Passes, wurden Leichen gefunden. Entführung wird nichtdie ausgeschlossen.

IRAN

Region Parwan

A FGH A NIS TA N

KABUL HAUPTSTADT

PAKISTAN

Foto: Reuters

Noch keine Bestätigung aus dem Auswärtigen Amt in Berlin Beim Auswärtigen Amt in Berlin gab es für den Tod der beiden Männer keine Bestätigung. Man gehe allen Hinweisen nach, um das Schicksal der beiden Deutschen zu klären, sagte ein Sprecher des Ministeriums gegenüber idea. Bei den Vermissten handelt es sich um zwei Mitarbeiter deutscher Hilfsprojekte: Siegbert Stocker aus Meißen bei Dresden und Willi Ehret aus DitzingenHeimerdingen bei Stuttgart. Die beiden Männer waren am 19. August beim Wandern spurlos verschwunden. Sie hatten ihren Wagen samt Fahrer am Fuß eines Bergs nahe dem Salang-Fluss zurückgelassen und gingen zu Fuß weiter. Als die Männer von ihrem Ausflug nicht zurückkamen, alarmierte der Fahrer die Polizei. Eine Suchaktion blieb erfolglos. Stocker gehört zur evangelischen Christusträger-Bruderschaft mit Hauptsitz im unterfränkischen Triefenstein bei Würzburg. Die Bruderschaft mit weltweit 26 Mitgliedern wollte sich auf idea-Anfrage jedoch nicht zu den aktuellen Vorgängen äußern. „Noch ist überhaupt nichts bestätigt. Wir haben noch eine kleine Hoffnung, dass es sich bei den Toten um andere Menschen handelt“,

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Afghanische Polizisten suchten am Salang-Pass nach den vermissten Deutschen (siehe Rückseite).

sagte der Prior der Bruderschaft, Christian Hauter, gegenüber idea. Stocker ist einer von drei in Afghanistan tätigen Brüdern, wo die Bruderschaft seit 1969 arbeitet. Sie betreibt unter anderem zwei Kliniken für Lepra- und Tuberkulosekranke. 2008 wurde darüber hinaus zusammen mit der katholischen Hilfsorganisation Misereor eine Werkstatt für Metallbauer errichtet. Hier bildete Bruder Siegbert junge Afghanen aus. Der promovierte Agrarwissenschaftler Ehret ist für die staatliche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) tätig. Auch er war ein evangelikaler Christ.

Immer wieder Entführungen In den vergangenen Jahren ist es in Afghanistan immer wieder zu Entführungen gekommen, denen nicht nur westliche Entwicklungshelfer und Geschäftsleute zum Opfer fielen, sondern oft auch vermeintlich wohlhabende Afghanen. In der Regel wurden die Betroffenen gegen die Zahlung

eines Lösegeldes wieder auf freien Fuß gesetzt. Im Jahr 2007 sorgte die Entführung von zwei deutschen Bauingenieuren wochenlang für Aufsehen. Eine Geisel wurde erschossen, die andere kam im Oktober 2007 nach 85 Tagen frei. Wenig später wurde eine deutsche evangelikale Entwicklungshelferin verschleppt: Christina Meier. Sie war damals Büroleiterin der Hilfsorganisation „Ora International“ in Kabul und wurde nach rund 36 Stunden von afghanischen Sicherheitskräften aus den Händen ihrer Entführer befreit. Ein blutiges Ende fand vor gut einem Jahr ein Einsatz eines augenmedizinischen Teams des christlichen Hilfswerks International Assistance Mission (IAM). Zehn Mitarbeiter – darunter die sächsische Dolmetscherin Daniela Beyer – wurden bei der Rückkehr von einem Einsatz in der Provinz Badakstan erschossen. Die Täter sind bis heute nicht ermittelt. P

b www.christustraeger.org • 09395 7770


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2 „Gefangene des Monats“ frei NOTIERT CHINA UND IRAN Pastor bedankt sich fĂźr alle Gebete.

Eritrea: 24 Christen verhaftet

Z

Das diktatorische Regime im nordostafrikanischen Eritrea geht weiter massiv gegen Christen vor, die nicht zu staatlich anerkannten Kirchen gehĂśren. In der Hauptstadt Asmara wurden 24 Mitglieder der Hausgemeinde „Kirche des lebendigen Gottes“ bei einer Hausdurchsuchung festgenommen. Nach Angaben des Hilfswerks Open Doors handelt es sich um 13 Frauen und 11 Männer – Ăźberwiegend Studenten der Universität von Mai-Nefhi. Sie hatten sich am 13. August zum Gebet in einem Privathaus versammelt. Seit 2002 sind nur die orthodoxe und die katholische Kirche sowie die Lutheraner und der sunnitische Islam anerkannt. Alle anderen Religionsgruppen wurden fĂźr illegal erklärt. Laut einheimischen Kirchenleitern sollen fast 1.500 Christen in Militärlagern, unterirdischen Zellen und Frachtcontainern eingesperrt sein. Von den rund fĂźnf Millionen Eritreern sind 44 % Kirchenmitglieder und 47 % Muslime.

wei wegen ihres Glaubens inhaftierte Christen sind wieder in Freiheit: der chinesische Pastor Zhang Rongliang (61) und der Iraner Vahik Abrahamian (45). Das gab das Hilfswerk Open Doors bekannt. Der Chinese wurde am 31. August aus dem Gefängnis in Kaifeng (Provinz Henan) entlassen. Er war Ende 2004 verhaftet und später zu siebeneinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Der Christ musste insgesamt mehr als zwÜlf Jahre in Gefängnissen und Straflagern verbringen. Durch sein Bekenntnis zu Jesus Christus seien viele Mitgefangene Christen geworden.

Nach idea-Aufruf viele Briefe Die Internationale Gesellschaft fĂźr Menschenrechte (IGFM) und die Evangelische Nachrichtenagentur idea hatten Zhang im Februar 2005 als „Gefangenen des Monats“ benannt und aufgerufen, fĂźr ihn zu beten und sich in Schreiben fĂźr seine Freilassung

einzusetzen. Der Pastor und seine Ehefrau erhielten Tausende von Briefen. Wieder in Freiheit sagte Zhang: „Ich danke allen Menschen, die fĂźr mich gebetet haben.“

Iran: Fast 50 Tage Einzelhaft Im Iran wurde der seit fast einem Jahr inhaftierte Vahik Abrahamian aus dem Gefängnis in Hamadan im Westen des Landes entlassen. Er war dort im September 2010 zusammen mit seiner Ehefrau Sonia Keshish Avanessian und sieben weiteren Christen verhaftet worden. Die BehĂśrden warfen dem Ehepaar – beide sind armenischer Abstammung – Kontakte zu Organisationen im Ausland und Spionage vor. Fast 50 Tage mussten sie in Einzelhaft verbringen. Die Frau von Abrahamian kam nach acht Monaten frei. Beide waren im Februar 2011 „Gefangene des Monats“. Zusammen mit seiner Frau betreute er Drogenabhängige und Prostituierte. P

Auf diese Meldungen reagierten viele idea-Leser:

Februar 2005:

Gefangener des Monats China: Hauskirchenleiter mit Elektroschocks gefoltert 'LH ,QWHUQDWLRQDOH *HVHOOVFKDIW I U 0HQ QDKPWHQ 6LFKHUKHLWVNUlIWH LQ VHLQHU :RKQXQJ LP 'RUI ;X]KDL 3URYLQ] +HQ VFKHQUHFKWH ,*)0 XQG GLH (YDQJHOL 0 XQG GLH (YDQJHOL VFKH 1DFKULFKWHQDJHQWXU LGHD KDEHQ GHQ DJHQWXU LGHD KDEHQ GHQ DQ FKULVWOLFKH '9'V /LWHUDWXU XQG )R fge au d ihm d ng tzu WRV GLH LKQ PLW $XVOlQGHUQ ]HLJHQ 'HU FKLQHVLVFKHQ +DXVNLUFKHQOHLWHU =KDQJ VNLUFKHQOHLWHU =KDQJ n, sucht un seiner UnterstĂź gerichtet werde Januar hin 3DVWRU VWHKW DQ GHU 6SLW]H GHU VWDDWOLFK 3DVWRU VWHKW DQ GHU 6SLW]H GHU VWDDWOLFK 5RQJOLDQJ ]XP Ă…*HIDQJHQHQ GHV 0R Ă…*HIDQJHQHQ GHV 0R bereits am 4. QDWV )HEUXDU´ EHQDQQW XQG ]XU 8QWHUVW W QDQQW XQG ]XU 8QWHUVW W QLFKW UHJLVWULHUWHQ %HZHJXQJ Ă…&KLQD I U &KULVWXV´ GHUHQ $QKlQJHUVFKDIW DXI ELV ]XQJ I U LKQ DXIJHUXIHQ 'HU MlKULJH HUXIHQ 'HU MlKULJH LVW VHLW GHP 'H]HPEHU LQ +DIW =XYRU ]HPEHU LQ +DIW =XYRU ]X ]HKQ 0LOOLRQHQ JHVFKlW]W ZLUG =KDQJ UA R LVW 0LWDXWRU GHV HUVFKLHQHQHQ %X ZDU HU DXIJUXQG VHLQHU 0LVVLRQVDUEHLW HLQHU 0LVVLRQVDUEHLW ENEN DE S MON AT S FEBR NG FA GE E DI FKHV Ă…+DXVNLUFKHQ LQ &KLQD ² LKU *ODX ZLHGHUKROW LQ *HIlQJQLVVHQ XQG 6WUDIOD IlQJQLVVHQ XQG 6WUDIOD JHUQ LQVJHVDPW ]Z|OI -DKUH 'DEHL ZXU ]Z|OI -DKUH 'DEHL ZXU EHQVEHNHQQWQLV´ 'LH ,*)0 VRUJW VLFK XP GLH *HVXQGKHLW GHV .LUFKHQOHLWHUV GH HU X D PLW (OHNWURVFKRFNV JHIROWHUW NWURVFKRFNV JHIROWHUW GHU DQ 'LDEHWHV OHLGHW 'LH ,*)0 UXIW %HL GHU M QJVWHQ )HVWQDKPH EHVFKODJ )HVWQDKPH EHVFKODJ

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TV-Diskussion: Warum ich mit Sex wartete ARD-RUNDE Um die Sexualmoral ging es am 30. August in der ARD-Sendung „Menschen bei Maischberger“.

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m Mittelpunkt stand der umstrittene Sexroman „Schoßgebete“ von Charlotte Roche (Köln). Zu den Gästen gehörte der engagierte Christ Tobias-Benjamin Ottmar, Sprecher des Hilfswerks Geschenke der Hoffnung (Berlin), der dafür eintritt, mit dem Sex bis zur Ehe zu warten. Vor der Hochzeit lebte er sechs Jahre enthaltsam in einer Beziehung mit seiner heutigen Frau. Ottmar plädierte dafür, zunächst den Charakter des Partners kennenzulernen, bevor man Sexualität auslebe. Nur so könne die Beziehung auf eine gute Basis gestellt werden. Es gehe nicht darum, den Sex zu verteufeln, sondern zu prüfen, ob man den richtigen Partner für das Leben gefunden habe. Der 26-jährige Baptist: „Das hat mit Beherrschung zu tun.“

Roche: Gemeinsam ins Bordell Für die zeitweilige (2009–2010) Moderatorin der Fernsehgesprächsreihe „3 nach 9“ – Roche – ist es „totaler Quatsch“, sich den Sex bis zur Ehe aufzusparen. Als Möglichkeit, aus dem „Ehe-Monogamie-Gefängnis“ zu entkommen, schlug sie vor, gemeinsam mit dem Partner ins Bordell zu gehen. Roche: „Wenn ich keinen Sex habe, habe

Zu Gast bei Sandra Maischberger (Mitte): Hellmuth Karasek, Esther Schoonbrood, Charlotte Roche, Bettina Böttinger, Tobias-Benjamin Ottmar und Jutta Ditfurth (v. l.)

ich Angst.“ Ottmar entgegnete, Besuche im Bordell könne er sich für seine Partnerschaft nicht vorstellen – „und ich denke, die Mehrheit der Zuschauer auch nicht“. Prostitution sei Ausbeutung der Frauen: „Es ist wahrscheinlich nur eine Minderheit, die freiwillig im Bordell arbeitet.“

98 % angewidert von Pornos Die Ärztin Esther Schoonbrood (Essen) warnte vor einer „ständigen Übersexualisierung der Gesellschaft“. Sexualität sei heute „trivialisiert und schrankenlos“.

Es verstöre Jugendliche, dass sie durch Pornografie im Internet immer früher mit Sexualität konfrontiert würden. Die Ärztin verwies darauf, dass 98 % der Mädchen im Alter von 14 bis 17 Jahren von pornografischen Darstellungen angewidert seien. Diese Bilder kursierten in jeder Schulklasse. Der Literaturkritiker Prof. Hellmuth Karasek (Hamburg) vertrat dagegen die Ansicht, dass die Übersexualisierung der Gesellschaft ein „finsteres Gerücht“ sei: „Die Gesellschaft ist heute genauso bieder und brav, wie sie vor 100 Jahren war.“ P

Protestantische Post für den Papst

Fotos: Maischberger/ARD; Papst/Osservatore Romano

WILLKOMMENSGRUSS Beim diesjährigen Treffen des Schülerkreises von Papst Benedikt XVI. überreichte der evangelische Theologe Werner Neuer 18 Briefe an den „lieben Bruder in Rom“.

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euer – Dozent für Ethik und Dogmatik am Theologischen Seminar St. Chrischona – war der einzige Protestant bei dem Treffen Ende August in Castel Gandolfo bei Rom. Er überreichte dem Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche ein Buch mit Briefen an den „lieben Bruder in Rom“. Das vor kurzem im Verlag Droemer/Knaur erschienene Buch enthält Willkommensgrüße und Wünsche von 18 evangelischen Autoren im Blick auf den Deutschland-Besuch des Papstes vom

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22. bis 25. September. Beispielsweise wird er gebeten, den Bann gegen den Reformator Martin Luther (1483–1546) aufzuheben. Seit seiner Zeit als Hochschullehrer in Regensburg lädt der Papst einmal jährlich rund 40 ehemalige Doktoranden zu einem Austausch ein. Im Jahr 2008 wurde das Treffen um den „Neuen Schülerkreis Joseph Ratzinger/Papst Benedikt XVI.“ erweitert, dem etwa 20 jüngere Theologen angehören. Die Teilnehmer des Treffens befassten sich mit der Neuevangelisierung Europas.

Werner Neuer und Papst Benedikt XVI.

Nach ihrer Überzeugung muss sich dazu die Kirche der Welt zuwenden. Der Vatikan habe ein neues Ministerium geschaffen mit der Aufgabe, die westlichen Staaten der Welt neu zu missionieren. Es handele sich um bereits christianisierte Länder, die heute „unter einem Kahlschlag des christlichen Erbes“ litten. P


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Antisemitismus? Da widersprechen die Pfarrer ISRAEL Nach heftiger Kritik an einem israelkritischen Beitrag im Deutschen Pfarrerblatt ein erster Rückzug

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um Hintergrund: In der August-Ausgabe des Pfarrerblattes hatte der württembergische, linksorientierte Theologe Jochen Vollmer (Reutlingen) massive Kritik an einer einseitigen Unterstützung Israels durch Kirchen und christliche Israelfreunde geübt. Der pensionierte Pfarrer wirft ihnen vor, das Unrecht weitgehend auszublenden, das der einheimischen palästinensischen Bevölkerung mit der Gründung des Staates Israel geschehen sei. Ein Recht auf Selbstverteidigung, mit dem der Staat Israel viele Aktionen gegen Palästinenser begründe, gebe es nicht für „Eindringlinge und Räuber, die der eingesessenen Bevölkerung das Land nehmen und auf deren gewaltsamen Widerstand stoßen“. Vollmers Ansichten haben eine Flut von kontroversen Leserbriefen und Stellungnahmen ausgelöst. Nach Angaben des Schriftleiters, Pfarrer Peter Haigis (Kernen bei Stuttgart), übt die Mehrzahl Kritik.

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Pfarrerverein: Wir sind für eine gesicherte Existenz Israels Aufgrund des teilweise heftigen Widerspruchs hat sich der Vorstand des Verbandes evangelischer Pfarrerinnen und Pfarrer in Deutschland, der das Pfarrerblatt herausgibt, am 1. September in Hannover zu einer Sondersitzung getroffen. Danach wies der Vorstand alle Versuche zurück, den Pfarrerverband auf die Position von Vollmer festzulegen: Veröffentlichte Aufsätze gäben ausschließlich die Meinung des jeweiligen Verfassers wieder. Der Verband stehe „unmissverständlich“ hinter der Position der Leitung der EKD – des Rates – sowie der Erklärungen zahlreicher Landessynoden, in denen betont werde, dass Gottes Treue zum jüdischen Volk die Verpflichtung für Christen beinhalte, für das Existenzrecht Israels einzutreten. Der Pfarrer-Verbandsvorstand stellt sich – wie es heißt – „mit Nachdruck“ auch hinter die Aussagen der baye-

idea Fernseh- und Hörfunk-Tipps

rischen Landessynode von 1998: „Christen unterstützen das Bestreben des jüdischen Volkes nach einer gesicherten Existenz in einem eigenen Staat.“ Dazu gehöre auch der Satz: „Eine Friedenslösung im Nahen Osten muss auch die Rechte der Palästinenser und insbesondere der Christen unter ihnen einschließen und Sicherheit für alle dort lebenden Menschen gewährleisten.“

Pfarrerblatt: ein „freies Forum“ Ferner stellt der Vorstand des Pfarrerverbandes fest, dass das Pfarrerblatt ein „offenes und freies Forum“ bleiben solle. Auch künftig werde es für unbequeme Positionen Raum bieten. Die eingegangenen Rückmeldungen würden „mit großer Sorgfalt“ geprüft und bewertet. Das Pfarrerblatt werde die kontroversen Leserreaktionen veröffentlichen. Vorsitzender des Pfarrerverbandes ist Klaus Weber (Altenkunstadt/Oberfranken). P

10. bis 16. September

FE R NSE H E N Sonnabend, 10. September

Sonntag, 11. September

12.00–0.00 Thementag zum 11. 9. 2001

10.00–10.30 Wie hat der 11. 9. den Blick auf den Islam verändert?

20.15–21.15 Kepler, Galilei und der Himmel – Dokumentarfilm 21.15–23.30 Martin Luther als Theologe und Mensch – Doku

10.30–11.00 Love and Peace in Pakistan – Eine Reise zum roten Sufi 11.00–12.00 Gottesdienst: Diakonissenmutterhaus Elbingerode

14.35–16.30 10 Jahre 11. 9. 2001: LiveÜbertragung der Gedenkfeier in New York mit USPräsident Obama 17.45–18.15 SFinfo Fenster zum Sonntag – 11. 9. 2001: Der Start ins Katastrophen-Jahrzehnt?

Dienstag, 13. September

Mittwoch, 14. September

20.00–20.30 ERF1 i Pfarrer Stefan Bürgers K Kirchengemeinde im Aufwind

18.00–18.30 ERF1 Chris Tomlin & TobyMac

21.00–22.00 ERF1 W Ulrich Parzany: Werte – Was zählt in meinem Leben?

19.00–19.45 Unterwegs im Heiligen Land mit Landesbischof Friedrich

21.15–22.00 Hoffnung für Burkina Faso

21.00–21.30 ERF1 ten n– Wenn Steine reden könnten Bibel: Legende oder Fakten?

Dienstag, 13. September

Donnerstag, 15. September

HÖRFUNK 7.05–7.30 Selig sind die Friedensstifter

8.08–8.30 Blickpunkt Religion

12.05–12.30 Vom Umgang mit Leid

7.30–8.00 Ev. Morgenfeier mit Pfarrerin Helga Trösken, Langen

8.30–9.00 Perspektiven: Vom Ursprung der religiösen Gewalt

15.05–18.00 11. 9. 2001 – Geschichte eines Terrorangriffs

8.05–9.00 In Gottes Namen? Die Religionen nach dem 11. 9. 2001

9.30–10.30 Evangelisch-ref. Gottesdienst aus Ostermundigen

17.05–17.30 Brücken bauen: Christen, Juden & Muslime in New York

10.05–12.00 Entschieden kinderlos – Leben ohne Nachwuchs 19.15–20.00 Straße nach Tripolis: Der Aufstand in Libyen 20.00–21.00 Aktuelles aus der Mission

13.07–13.30 Länderreport: Kann der Bundesfreiwilligendienst den Zivildienst ersetzen? 20.00–21.00 Bilanz: Leben im Gegenwind. Lotte Bormuth im Gespräch mit Horst Marquardt

Wer reagieren möchte, kann dies unter folgenden Rufnummern tun: ARD: 089/5900-3344 | Bibel.TV: 040/4450660 | Das Vierte: 0180/5843783 Deutschlandfunk und Deutschlandradio: 0221/345-1831 | DRS 2: (0)848/808080 | ERF: 06441/957-0 | HR (TV): 069/1555111 | Kabel 1: 0180/5011150 KiKa: 0180/2151514 | Luth. Stunde: 04264/2436 | MDR: 0341/300-5401 | NDR: 0511/988-2393 | Phoenix: 0180/28213 | RBB: 030/97993-2171 SF 2: (0)62/2059050 | SR 2: (0)681/6022222 | SWR: 07221/929-0 | WDR (Radio): 0221/5678-333 | WDR (TV): 0221/5678888 | ZDF: 06131/7012164

Fotos: PR

Sonntag, 11. September

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G A S T KOM M E N TA R

» Ohne Lehre aus der Tiefe der Bibel bleiben die Herzen so leer wie die Kirchenbänke.« Peter Hahne (Berlin), Fernsehmoderator und Bestsellerautor

Das US-Erfolgschristentum geht pleite Liebe Leserin, lieber Leser, unvergesslich ist mir die Gedenkfeier nach der Tragödie des 11. September 2001: Über 300.000 Berliner und die gesamte Staatsspitze trauerten vor dem Brandenburger Tor. Ich kommentierte live im Fernsehen. Ein Gospelchor sang zwei Lieder als Botschaft für Amerika: das Vaterunser und das uralte Erweckungslied „Amazing Grace“. Bei einer weltlichen Feier angesichts der unfassbaren Katastrophe das Lied von der „wunderbaren Gnade Gottes“. Was für ein Zeugnis!

Viel Halleluja, wenig Kyrie eleison Daran dachte ich, als ich später Gottesdienste in den USA besuchte – auch in den letzten Wochen wieder. Doch von dieser geistlichen Tiefe der „Freude in allem Leide“ ist wenig zu spüren in den Mega-Kirchen. Da ist viel Halleluja, aber wenig Kyrie eleison (Herr, erbarme dich), viel „Lobpreis“, der aber in seiner Oberflächlichkeit die radikale Tiefe des Evangeliums schlicht unterschlägt. Dieses Liedgut verdrängt auch in kleinen Gemeinden zunehmend die Choräle vergangener Jahrhunderte, die aus der Not erlittener Katastrophen herrühren. Welch tröstende Kraft steckt doch in Paul Gerhardt (1607–1676), welch ansteckende Gewissheit in Johann Sebastian Bach (1685–1750), geschöpft aus der Tiefe ihrer Lebens- und Leidenserfahrung! Das lässt niemanden kalt. Selbst Jugendliche haben ein untrügliches Gespür für das, was wirklich echt ist. Traditionen wie Liturgie und Psalmgebete bieten Halt und Heimat – und die Erfahrung: Was Generationen vor mir geholfen hat, das kann auch mich tragen. Möge uns in Deutschland erspart bleiben, was ich in den USA gerade erlebe: Kirchen gehen an ihrem Erfolgschristentum zugrunde, rutschen in die Pleite, geideaSpektrum 36.2011

raten in Turbulenzen. Das große Halleluja – „Glaubt an Gott und alles wird gut“ – wandelt sich ins Klagelied, wenn die Tiefendimension fehlt. Wer den Altarraum zur Bühne macht und vor lauter Anspielen und Allotria keinen Platz für die prägende Predigt lässt, braucht sich nicht zu wundern, wenn die Christen in Zeiten globaler Krisen enttäuscht weglaufen. Wo alles nur Theater ist, fällt eben irgendwann der Vorhang.

Ein Strohfeuer: die Wohlfühl-Religion Meine Erfahrung nach zehn Jahren intensiver Beobachtung derselben US-Gemeinden: Nur dort herrscht geistlicher Aufbruch, wo der ToskanaTheologie und ihrer Wellness-Spiritualität mit der Autorität des Wortes Gottes getrotzt wurde. Das zeigt sich auch im Liedgut. Der Flugsand der Moderne trägt nicht! Mit Begeisterung sangen junge Leute in Kalifornien „Welch ein Freund ist unser Jesus“. Doch bei den Strohfeuer-Gemeinden mit ihrer Wohlfühl-Religion ist die Glut längst erloschen. Sie retten sich ins Polit-Soziale, weil sie kein biblisches Lebensbrot haben – das sie verkauft haben um das Linsengericht einer gemeindlichen Wachstumsideologie. Wem das Wasser bis zum Hals steht, dem bleibt selbst der frömmste Lobpreis in demselben stecken. Ohne Lehre aus der Tiefe der Bibel bleiben die Herzen so leer wie die Kirchenbänke. Von der wunderbaren Gnade Gottes kann nur im Lied überzeugen, wer sie im Leid erfahren hat. Da haben uns die Märtyrer und Reformatoren weit mehr voraus als die Helden der Hitlisten. Charts statt Choräle? Das geht nicht gut – Amerika lässt grüßen. Es grüßt Sie herzlich Ihr

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11. SE P T E M BE R 20 01

Die Anschläge des 11. September 2001 bewegten die Welt wie kein anderes Ereignis seit dem Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989. Am Sonntag jähren sich die Anschläge zum 10. Mal. Auf 6 Seiten beleuchtet idea die Folgen: 1. Hat das Ereignis in Deutschland geistliche Spuren hinterlassen? 2. Was hat sich in den USA seither religiös getan? 3. Warum suchen nicht mehr Menschen Gott? 4. Ein Pro & Kontra: Sind die Christen in den USA noch Vorbilder? 5. Auf Seite 3 das Editorial des Fernsehjournalisten Peter Hahne zum „11. 9.“

Hat am „11. 9.“ der Islamismus gesiegt? RELIGION IN DEUTSCHLAND Warum der 11. September in Deutschland keine geistlichen Spuren hinterlassen hat, beschreibt idea-Redaktionsleiter Wolfgang Polzer (Wetzlar).

Deutsche glauben an Gott

Mitglieder der EKD

2000 2011

2001 2010

66 % 58 %

26,4 Millionen 23,9 Millionen

In der gesamten westlichen Welt brachten diese Untaten den Glauben vieler Menschen ins Wanken: den Glauben an die eigene Zivilisation, den Glauben an die alltägliche Sicherheit. Von Endzeit war allenthalben die Rede. Ab sofort werde Schluss sein „mit lustig“, also mit der Spaßgesellschaft, sagten viele voraus. Christen verbanden damit häufig die Erwartung, dass auch Schluss sein werde mit der scheinbar unaufhaltsamen Verweltlichung, mit der alleinigen Ausrichtung auf das Diesseits, mit der weit fortgeschrittenen Gottvergessenheit. Aber ist wirklich alles anders geworden?

Der Materialismus nimmt weiter zu Die Bilanz nach 10 Jahren fällt ernüchternd aus. Im April des Jahres 2000 glaubten laut einer Forsa-Umfrage noch 66,3 % der Deutschen an Gott. Im Mai 2011 waren es nur

noch 58 %, so eine Umfrage des Mitteldeutschen Rundfunks aus Anlass des Deutschen Evangelischen Kirchentags in Dresden. Kurz nach den Anschlägen vom 11. September stellte die Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) fest, dass seit 1999 zwar der Anteil jener Deutschen, die Gott eher vertrauen als der Menschheit, von knapp 20 auf 31 % gestiegen sei. Doch gleichzeitig breitete sich eine materialistische Gesinnung aus: 1999 wollten 23,6 % der Deutschen vor allem viel Geld verdienen; Ende 2001 waren es schon 28,7 %.

Kein Aufbruch in Landes- und Freikirchen Auch gemessen an der Kirchenmitgliedschaft haben die Anschläge vom 11. September keine positiven Spuren hinterlassen. Im Jahr 2001 zählte die EKD 26,4 Millionen Kirchenmitglieder; nach neuesten Angaben waren es 2010 23,9 Millionen – ein Rückgang um 9,5 %, der freilich zum größten Teil dem Bevölkerungsschwund geschuldet ist. Gleichwohl: Eine Hinwendung zum christlichen Glauben und zur Kirche ist aus den Zahlen nicht abzulesen. Der durchschnittliche Gottesdienstbesuch blieb mit 3,9 bzw. 3,8 % aller Kirchenmitglieder fast gleich, und das auf niedrigstem Niveau. Das 1999 mit der Leipziger EKD-Missionssynode gesetzte Aufbruchsignal hat bisher kaum Zählbares gezeitigt, ebensowenig wie der 2006 begonnene Reformprozess unter dem Motto „Kirche der Freiheit“. Auch bei den Freikirchen ist – mit wenigen Ausnahmen – seit 2001 kein Aufschwung festzustellen.

Der islamische Extremismus ist gestärkt Welche Schlüsse kann man daraus ziehen? Haben die Attentäter des 11. September also ihre Ziele erreicht? Man muss diese Frage wohl bejahen. Zum einen ist es ihnen gelungen, die westliche Zivilisation zu erschüttern: Niemand kann sich seither vor Terroranschlägen sicher fühlen. Zum zweiten hat der islamische Extremismus und Terrorismus seinen Weg bis ins Herz Deutschlands gefunden. Davon zeugt etwa die sogenannte Sauerland-Gruppe, eine bis 2007 bestehende Terrorzelle der „Islamischen Dschihad-

Foto: kairospress

„Nichts wird mehr sein, wie es war.“ Mit diesem Gedanken strömten am Abend des 11. September 2001 Hunderttausende schockierte, trauernde und entsetzte Menschen in die Kirchen unserer Region. Zuvor hatten sie am Fernseher live miterlebt, wie über die USA ein von Fanatikern verursachtes, bislang unvorstellbares Inferno hereingebrochen war. Islamistische Terroristen hatten zwei Flugzeuge in das New Yorker Welthandelszentrum gelenkt und die Zwillingstürme zum Einsturz gebracht. Ein weiteres war ins Pentagon (Verteidigungsministerium) in Washington gerast und ein viertes nach Kämpfen mit den Passagieren bei Shanksville (Bundesstaat Pennsylvania) abgestürzt. Annähernd 3.000 Menschen kamen ums Leben, darunter 11 Deutsche. Später wurde bekannt, dass drei der vier Selbstmordpiloten – Mohammed Atta, Marwan Alshehhi und Ziad Jarrah – die Anschläge jahrelang in Hamburg vorbereitet hatten.

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Schlagzeilen nach dem 11. September 2001

Union“, die Anschläge in Deutschland plante. Unter dem Ruf „Allahu akhbar“ (Allah ist groß) erschoss am 2. März 2011 der islamische „Gotteskrieger“ Arid Uka am Frankfurter Flughafen zwei US-Soldaten; zwei weitere wurden verletzt. Hinzu kommt eine wachsende Anziehungskraft der islamisch-extremistischen Salafisten. Und offenbar hat sich ein weiteres Ziel von al-Qaida erfüllt: die Religion der „Ungläubigen“ zu schwächen. Das Mutterland der Refor-

mation verharrt weitgehend in Materialismus, Wohlstandsdekadenz und Gottvergessenheit. Warum sind die Deutschen nach dem anfangs gewaltigen Schock und trotz Hundertausender Menschen, die spontan Zuflucht und Trost in den Kirchen suchten, so schnell in die „alte Leier“ verfallen? Eine Voraussetzung bei Erweckung hat gewiss gefehlt – nämlich der Ruf zur Umkehr: „Tut Buße und glaubt an das Evangelium!“ P

USA: Das Ende des grenzenlosen Optimismus TENDENZEN Drei Wandlungen unter den Christen in den USA als Folge der Anschläge beschreibt der Journalist Uwe Siemon-Netto. Er war am 11. September 2001 in Washington. Der Theologe leitet das Zentrum für Lutherische Theologie und Öffentliches Leben an der Concordia-Universität in Irvine (Kalifornien). Der Theologieprofessor James Voelz in St. Louis ist einer der scharfsinnigsten Betrachter seines Landes. Als ich ihn, mit dem ich gut befreundet bin, jüngst gefragt habe, was sich seit dem 11. September 2001 in den USA geändert habe, verglich er die Gemütsverfassung der USA bis zu jenem Tag mit einem Luftballon: eine „Blase, angefüllt mit zügellosem Optimismus“. Diese Blase sei durch die Terroranschläge auf New York und Washington angepiekst worden. Inzwischen sei der Optimismus gänzlich „verpufft“. Dies sagt viel über die Befi ndlichkeit Amerikas aus. Doch wie sieht es mit Blick auf den Glauben der Menschen aus? Haben die schaurigen Fernsehbilder von Menschen, die aus den explodierenden Wolkenkratzern in den Tod sprangen, auch geistlich langfristig etwas bewirkt?

Foto: privat

Optimismus nein – Hoffnung ja? Oberflächlich betrachtet: wohl nicht. Allerdings ist Optimismus keine geistliche, sondern eine kindische Kategorie, wie der Philosoph Martin Heidegger schon 1935 erkannte. Wenn der Optimismus endet, könnte dies also sogar ein gutes Zeichen sein – zumal wenn an seine Stelle die Hoffnung tritt, eine Tugend christlicher Reife. Hier besteht durchaus Anlass zur Hoffnung! Am 11. September 2001 erlebte ich Washington von seiner besten Seite. Unaufgeregt verließen die Autofahrer die

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Hauptstadt, in der alle Ämter geschlossen worden waren. In meiner Redaktion nahe dem Weißen Haus sprach der stellvertretende Chefredakteur Tobin Beck ein kurzes Gebet, bevor er seine Reporter in den Einsatz schickte. Ich suchte eine schwarze Methodistenkirche auf. Hunderte Menschen sangen Martin Luthers Choral „Ein feste Burg ist unser Gott“. Auf meinem weiteren Weg durch Washington sah ich, dass ein anderes methodistisches Gotteshaus, in dem der vormalige US-Präsident Bill Clinton regelmäßig betete, ein Banner pro Homosexualität von seiner Fassade entfernt hatte. Das Gleiche fiel mir an anglikanischen und presbyterianischen Kirchen auf.

Keine Umkehr von 300 Millionen auf Knopfdruck Waren die traditionellen Konfessionen plötzlich in sich gegangen – wachgerüttelt von Muslimen, die das christliche Amerika für so marode hielten, dass sie glaubten, es mit einem Handstreich aus den Angeln heben zu können? Dies zu glauben, wäre naiv gewesen. Die Umkehr eines 300-Millionen-Volkes erfolgt nicht auf Knopfdruck. Menschen reagieren unterschiedlich auf nationale Katastrophen, die manche als Vorgewitter der Apokalypse interpretieren: Einige kehren um; andere stumpfen ab; wieder andere veranstalten, den Untergang vor Augen, einen frenetischen Tanz auf dem Vulkan. Alle drei Varianten habe ich in den letzten 10 Jahren in Amerika erlebt.


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Theologisch und moralisch verkommen Die ethischen Verirrungen im US-Protestantismus traten kurz nach dem 11. September noch krasser zutage als zuvor. Die Homofahnen flatterten bald wieder von den Kirchtürmen. Die Episkopalkirche weihte einen Homosexuellen zum Bischof, woraufhin das anglikanische Oberhaupt von Nigeria, Peter Akinola, seiner Schwesterkirche in den USA mitteilte, dass sie einem „satanischen Angriff“ erlegen sei. So theologisch verkommen ist diese Glaubensgemeinschaft, dass ihr höchster Würdenträger in Los Angeles gemeinsam mit Hindus das Abendmahl zelebrierte. Liberale Lutheraner stehen ihr an Aberwitz wenig nach. In Pasadena legte eine Pfarrerin bei der Trauung zweier Männer einem Schäferhund die konsekrierte Hostie in die Schnauze. Die Jahressynode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika beschloss die Ordination schwuler Pfarrer – während sie das tat, fegte ein Wirbelsturm das Kreuz vom Dach des berühmten Gotteshauses in Minneapolis, in dem diese Abstimmung stattfand. Ein zorniger Fingerzeig Gottes? Diese Frage schien die wenigsten liberalen Protestanten anzufechten. Sechs USBundesstaaten – einschließlich New Yorks – haben die Schwulenehe zugelassen. Nimmt es da Wunder, dass Oberbürgermeister Michael Bloomberg eine Gedenkfeier zum 10. Jahrestag des Terrorangriffs ohne Geistliche angeordnet hat? Amerika scheint eine religionsfreie Zone geworden zu sein.

Unglaubliche religiöse Unwissenheit Insgesamt ist der wöchentliche Gottesdienstbesuch jedoch konstant geblieben und liegt bei knapp der Hälfte aller Kirchenmitglieder. Nur 1,5 % der Amerikaner sind bekennende Atheisten oder Agnostiker. Die geistliche Landschaft in Amerika leidet also nicht an einem Mangel an Gläubigkeit, sondern an der zunehmenden religiösen Unkenntnis, insbesondere bei der Jugend. Und hier sind wir bei den Abgestumpften, die wahrscheinlich die Mehrheit der US-Bürger bilden. Bei Umfragen konnte nicht einmal die Hälfte der Protestanten die Autoren der vier Evangelien nennen. Jeder zweite Evangelische weiß nicht, dass Martin Luther ein Vater der Reformation war. Zwar gibt es angesichts der sich offenbar häufenden Natur- und Wirtschaftskatastrophen viele Endzeitspekulationen – in deren Szenarien übrigens, wie der Religionswissenschaftler Gerald McDermott sagt, seit dem 11. September 2001 der Islam seinen festen Platz hat, „obwohl er doch früher kaum auf unserem Radarschirm war“. Aber auch

diese Hinweise auf die Apokalypse treiben wenige Christen zur Neugier nach Glaubenssätzen. Der Theologe Robert Benne hält diese Gleichgültigkeit für ebenso gefährlich wie den postchristlichen Tanz auf dem brodelnden Vulkan.

Bibeltreue Gemeinden wachsen Aber auch damit ist noch nicht das letzte und entscheidende Wort über den geistlichen Zustand Amerikas gesprochen: Es fehlt noch das Wort der Hoffnung. Im Schatten des neugnostisch-esoterischen Wahnsinns einerseits und der Ignoranz in den traditionellen Kirchen andererseits ist auch das robuste Wachstum treuer lutherischer, anglikanischer, reformierter, katholischer und unabhängiger Gemeinden nicht zu übersehen. In ihnen werden wunderschöne Liturgien gefeiert, man singt die Choräle mit Inbrunst, und ihre Pfarrer halten wieder satte 20-MinutenPredigten, die nicht nur Lebenshilfe bieten, sondern eindeutig auf Jesus Christus verweisen.

Statt kindischem Optimismus: echte Heilsgewissheit! Es wird – glücklicherweise – viel geschrieben über die bibel- und bekenntnistreuen Gemeinden, die aus den verwahrlosten Glaubensgemeinschaften abgesprungen sind; allein über 1.000 solcher Gemeinden verließen im letzten Jahr die liberale Evangelisch-Lutherische Kirche. Doch ihr Spektrum ist noch größer, als in der Presse zu lesen ist: Ich kenne Gemeinden mit drei Sonntagsgottesdiensten, die alle voll sind und auf die – von Jung und Alt besuchte – theologisch-historische Foren mit höchstem akademischen Anspruch folgen! Diese Gemeinden werden von den Medien kaum wahrgenommen, sind aber überall zu finden und untereinander bestens vernetzt. Es sind zwar keine Megakirchen – und doch lohnt es sich sehr, sie aufzusuchen. Ihre Mitglieder sind oft „Flüchtlinge“ aus den verwahrlosten Traditionskirchen: Menschen, die zum ersten Mal erfahren, was das Kreuz Christi für sie bedeutet – nämlich nicht infantilen Optimismus, sondern Heilsgewissheit! Wer Amerika oberflächlich betrachtet, übersieht, was gerade junge und gebildete Menschen in solche Kirchen treibt: „Das ist das wachsende Sündenbewusstsein in unserer Gesellschaft“, sagt mein Freund, der lutherische Superintendent Daniel Harmelink aus Huntington Beach in Kalifornien, „und dies führt zu einem gewaltigen Durst nach dem Wort der Vergebung, das sie in den anderen Kirchen nicht hören.“ P ideaSpektrum 36.2011


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Können die US-Christen noch ein Vorbild sein? GLAUBE Nach dem 2. Weltkrieg galten Christen in den USA vielen Europäern als Vorbild. Doch angesichts der Lügen rund um den Irak-Krieg, der drängenden gesellschaftlichen Probleme in Amerika und zweier von den USA ausgehenden Weltfinanzkrisen ist die Enttäuschung über den offenbar geringen Einfluss der US-Christen groß. Können sie uns noch als Vorbilder dienen?

Angesichts der großen Löcher im sozialen Netz lindern US-Christen aktiv Not und mischen sich in die Politik ein.

PRO

Können Abraham oder David ein Vorbild für uns sein? Nicht in allen Belangen – aber wir können viel von ihnen lernen. Und ich denke: Wir können auch von den Christen in den USA noch eine ganze Menge lernen. Besonders aufgefallen in der Zeit, während wir in den USA gelebt haben, ist mir das Loben. Kinder, Erwachsene, sogar Männer, die sich ohne Scheu gegenseitig loben. In der Gemeinde finde ich es vorbildlich, wenn eine solche Kultur von Lob und Wertschätzung gepflegt wird. Mein zweites Lernfeld heißt „gemeindenahe Diakonie“. In einem Land, dessen soziales Netz große Löcher hat, wälzen Christen die Verantwortung nicht auf die großen diakonischen Einrichtungen oder den Staat ab, sondern werden selbst kreativ und aktiv, lindern Not und mischen sich in der Politik ein. Ich habe gelernt, dass dadurch Christsein glaubwürdig wird – in den USA und hier bei uns in Europa.

Die US-Christen bewirken gesellschaftlich weniger als Christen in Staaten, wo sich wesentlich weniger als „gläubig“ bezeichnen.

KONTRA

Von den US-Christen habe ich zu evangelisieren gelernt und gute Kontakte geknüpft. Dafür bin ich dankbar. Was mich aber verwundert, ist: Obwohl 52 % der US-Bevölkerung Protestanten sind und sich ein großer Anteil als „wiedergeboren“ – also evangelikal – bezeichnet, sind die sich als bibeltreu bezeichnenden Christen leider nur begrenzt „Salz der Erde“. D. h.: Sie bewirken gesellschaftlich weniger als Christen in Staaten, wo sich wesentlich weniger als „gläubig“ bezeichnen.

Fotos: privat

Ausgerechnet die USA produzieren die meisten Pornofime So vertreten die USA einerseits eine rigide Sexualmoral, sind aber andererseits der größte Pornoproduzent der Welt. Sie predigen das Evangelium des barmherzigen Jesus, doch die Kinderarmut in den USA ist die höchste der westlichen Industriestaaten. Überhaupt ist in keinem westlichen Land

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Stefan Pahl (Gehrden-Lemmie nahe Hannover) ist Pfarrer, geschäftsführender Vorstand von mc² (Marburger Kreis/crossover) und 2. Vorsitzender von Willow Creek Deutschland.

Außerdem hat mich beeindruckt, wie selbstverständlich, alltagsrelevant und ohne Überheblichkeit viele Christen in den USA mit ihren Freunden und Kollegen über Gott und ihren Glauben reden. Bei uns scheint es inzwischen ein unsichtbares Verbotsschild zu geben: „Reden über Gott – verboten“. Schade! Und ich habe gelernt, dass die Gaben der jungen, wilden Technik- und Kunstfreaks in den Gemeinden zum Segen eingesetzt werden, um die gute Nachricht so exzellent, wie sie es verdient, zu vermitteln: mit Theater, Musik, Videound Kunstinstallationen. Ich sehe in unserer Kirche viel Gutes, was wir von den Christen aus Amerika (und vielen anderen Ländern) gelernt haben – und das ist keine Schande, sondern es steht uns gut an! Ich freue mich auf den nächsten Willow-Creek-Kongress im Januar 2012 in Stuttgart und werde genau hinhören, was ich lernen kann – von den deutschen und von den amerikanischen „Vorbildern“. P

Bernd Schlottoff (Sandkrug bei Oldenburg) ist Pfarrer em., Musiker und Evangelist.

die Schere zwischen Arm und Reich so weit offen. Noch immer haben Millionen US-Bürger keine Krankenversicherung. Die vielen Christen in den USA betonen die Heiligkeit der Ehe, und doch ist ihr Land führend bei Scheidungen (auch unter Christen) und erst recht bei Abtreibungen.

Wo bleibt der Mahnruf der Megagemeinden? Die USA ist auch das einzige Industrieland, das das KyotoProtokoll zur Reduzierung der klimaschädlichen Treibhausgase bisher nicht ratifiziert hat. Ich frage: Wo bleibt da der Mahnruf der vielen evangelikalen Megagemeinden und Fernsehprediger, die doch eigentlich die Bewahrung der Schöpfung Gottes nachdrücklich vertreten müssten? Und dass die exorbitante Verschuldung der USA die gesamte Weltwirtschaft bedroht, scheint merkwürdigerweise auch kein Thema der Megagemeinden zu sein. P


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Statt nach Manhattan auf Golgatha schauen! UMKEHR Warum haben die Anschläge keine weltweite Umkehr ausgelöst? Eine Antwort gibt Pfarrer Steffen Kern (Waldorfhäslach), Journalist und Vorsitzender des Evangelischen Gemeinschaftsverbandes Württemberg (die Apis).

Not lehrt nicht immer beten „Not lehrt beten“, sagen wir. Eine Lebensweisheit, die sich in vielen Situationen bewährt hat. Aber sie gilt nicht so einfach pauschal für eine Gruppe von Menschen – oder gar für eine ganze Gesellschaft. Ich werde im Moment öfter gefragt, warum der 11. September 2001 wohl so wenige Spuren in den Kirchen hinterlassen habe: Warum waren die Kirchen danach nicht voller, warum gab es keine Bekehrungen in großer Zahl, keine Erweckung, keine Umkehr eines ganzen Landes? Gewiss können wir solche Katastrophen auch als Reden Gottes verstehen, als einen Ruf zur Umkehr. So hat Gott oft mit seinem Volk gehandelt, das bezeugen viele Passagen des Alten Testaments. Gott redet heute noch – auch durch Katastrophen. Aber dieses Reden braucht sensible Ohren – und die hat unsere Gesellschaft nicht oder zumindest nicht mehr. Zu gering ist die Ahnung von Gott.

Wenn „Bild“ betet Ein Vergleich verdeutlicht das: Wenn ein Kind mit seinem Vater in den Keller geht und dort plötzlich das Licht ausgeht – wenn es also dunkel und unheimlich ist –, dann wird das Kind nach der Hand des Vaters greifen und rufen: „Papa, bist du da?“ Und der Vater wird es festhalten und sagen: „Ja, ich bin bei dir. Hab keine Angst!“ Ein anderes Kind, das auch im dunklen Keller ist, aber um keinen Vater weiß, wird natürlich auch nicht nach ihm fragen, sondern ängstlich und mit zitternder Stimme in den Raum rufen: „Hilfe! Ist da jemand?“ So ängstlich, verloren, um Hilfe rufend ist meist die erste religiöse Reaktion auf besonderen Schrecken. „Bild“ verlieh diesem Stoßgebet am 12. September 2001 Ausdruck durch eine legendäre Schlagzeile: „Großer Gott, steh uns bei!“ Aber dadurch sind weder „Bild“ noch das Land auch nur ein bisschen frömmer geworden.

Wie Glaube nicht entsteht Entscheidend ist: Katastrophen – egal ob weltweit oder „nur“ im persönlichen Leben – führen nicht einfach zur Umkehr. Glaube entsteht nicht aus dem Erschrecken vor dem Grauen – auch dann nicht, wenn es besonders zerstörerisch und furchterregend auftritt. Glaube wächst vielmehr aus dem Vertrauen auf etwas Positives, aus dem erlösenden Wort Gottes. Glaube entsteht auch bei dramatischer Nachrichtenlage durch die Verkündigung der guten Nachricht von Jesus Christus – dem Gott, der in den Terror hineinkam.

Den Seelenfängern nicht glauben

Kirchliches Defizit: Klare Christus-Verkündigung

Dazu kommt, dass im Falle eines schrecklichen Ereignisses – das gilt auch für den 11. September – regelmäßig Scharlatane und Seelenfänger auftreten, die aus den Ereignissen Profit zu schlagen und Menschen für ihre Gruppierungen zu gewinnen suchen. Angst ist (leider) immer auch eine Chance für Verführer verschiedenster Couleur. Daher ist es gut, nicht in eine falsche Endzeithysterie zu verfallen, sondern nüchtern zu bleiben. Was uns aber offensichtlich zunehmend fehlt, ist eine elementare Vertrautheit mit dem Vater im Himmel und seinem Wort. Nur dieser biblische Sinn gibt uns das rechte Gespür für das, was tatsächlich eine endzeitliche Dimension erreicht, was Gottes Reden darstellt. Und das Vertrauen in Gott allein bringt uns auf die Knie und lässt uns beten. Doch gerade dieser Sinn ist gesamtgesellschaftlich nicht vorhanden – immer weniger bei den Eliten, doch auch im Volk nur noch in Grundzügen.

„Ground Zero“ beschreibt im Englischen eigentlich den Punkt auf der Erdoberfläche, über dem die Explosion einer Atombombe stattgefunden hat. Seit dem 11. September 2001 wird dieser Begriff für den Ort gebraucht, an dem bis dahin die Zwillingstürme in New York gestanden hatten. Christus-Glaube entzündet sich aber erst dann, wenn wir auf den wirklichen „Ground Zero“ sehen: auf Golgatha, wo das Kreuz des Gottessohnes stand, der für uns und die ganze Welt in den Tod ging. Es ist dieser Blick, der uns fehlt. Wir starren nach Manhattan – und sehen an Golgatha vorbei. So wächst kein Glaube. Und es ist die schlichte, klare Christus-Verkündigung, die in unseren Kirchen allzu oft durch allzu viel anderes, Überflüssiges, Nebensächliches überlagert wird. Genau diese eindeutig auf Christus hinweisende Verkündigung ist jedoch nötig, damit Menschen umkehren zu Gott – trotz oder wegen aller Schrecknisse dieser vergänglichen Welt. P

Foto: privat

Der 11. September 2001 gehört zweifellos zu den größten Katastrophen der Geschichte. Der islamistische Terrorismus stieß an diesem Tag in eine Dimension vor, die alle bisherigen Vorstellungen sprengte. Mit den Türmen des Welthandelszentrums gerieten die Säulen der Welt und die Stützen vieler Weltbilder ins Wanken. Noch heute habe ich im Ohr, wie ein Journalist im ZDF nüchtern feststellte: „Wir haben Krieg.“ Und ich weiß auch noch, dass ich an diesem Tag mehr und anders gebetet habe als üblich – inniger, suchender, flehender: „Herr, erbarme dich!“

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net F O R U M F Ü R J U N G E C H R I S T EN

Darf ich meine Freunde kritisieren?

Fotos: istockphoto.com; Hintergrund/ CLUPIX images - Fotolia; Kraupner/privat

LIEBE VERSUS KRITIK In jeder Freundschaft trifft man auf das Spannungsfeld zwischen den Stärken und den Schwächen des anderen. Sollten sich Christen dabei immer „in Liebe ertragen“? Der Pädagogikstudent Matthias Kraupner (24) ist dieser Frage nachgegangen. „Die Liebe erträgt alles”, lehrt uns Paulus (1. Korinther 13,7). Sollen wir also die Schwächen und Sünden der anderen stumm aushalten und uns nur um unsere eigenen Probleme kümmern? Diesen Eindruck könnten die folgenden Verse vermitteln: „Wie kommt es, dass du den Splitter im Auge deines Bruders siehst, aber den Balken in deinem eigenen Auge nicht bemerkst? Wie kannst du zu deinem Bruder sagen: ‚Halt still! Ich will dir den Splitter aus dem Auge ziehen’ – und dabei sitzt ein Balken in deinem eigenen Auge?“ (Matthäus 7,3+4) Solange du selbst Probleme hast, solltest du niemanden zurechtweisen, scheinen uns diese Verse aufzutragen. Sie können dann auch zu einer guten „Ausrede“ werden, um andere nicht kritisieren oder ermahnen zu dürfen. Doch das wollte Jesus damit gar nicht sagen . Denn bereits im darauffolgenden Vers fordert er uns dazu auf, unsere Fehler anzugehen, um schließlich auch dem Gegenüber zu helfen: „Du Heuchler! Zieh zuerst den Balken aus deinem eigenen Auge; dann wirst du klar sehen und kannst den Splitter aus dem Auge deines Bruders ziehen.“

Den Freund nicht gleich als Säufer abstempeln Es kommt also auf die richtige Herzenshaltung an, wenn wir andere kritisieren: Möchte ich mich mit meiner Kritik besser darstellen oder vielleicht eigene Fehler überdecken? Habe ich die unbewusste Absicht, den andern schlechtzumachen? Dürfen andere auch etwas an meinem Leben kritisieren? Wenn zum Beispiel ein Freund zu viel Alkohol trinkt, habe ich die Pflicht, mit ihm über seinen Konsum zu sprechen und ihn auf die Gefahren hinzuweisen. Ich sollte jedoch auch bereit sein, dass er mich auf meine Fehler anspricht. Keinesfalls darf man seinen Freund als Säufer oder Lügner abstempeln, der sich nie verändern wird. Wenn wir andere auf diese Weise verurteilen, riskieren wir, selbst von Gott verurteilt zu werden: „Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet“ (Matthäus

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7,1). In Gottes Augen sind wir nicht besser als der andere. Wir alle haben sein Eingreifen nötig!

Wenn wir zu Unrecht kritisiert worden sind Vielleicht halten uns eigene Verletzungen davon ab, unseren Nächsten zu ermahnen, z. B. wenn wir selbst zu Unrecht, zu hart oder vorwurfsvoll auf eigene Fehler oder Sünde aufmerksam gemacht wurden. Wir befürchten, auch unsere Kritik könnte so ankommen. Also vermeiden wir sie lieber. Doch gleichzeitig unterbinden wir damit auch die mögliche Veränderung im Leben des Freundes. Ziehen wir unseren Balken und dann den Splitter des anderen heraus, entzündet die Wunde sich nicht, und Schlimmeres kann vermieden werden (z. B. Alkoholsucht). Ein solches Ermahnen kann also echte Lebenshilfe sein. Das griechische Wort für Ermahnung – „parakaleo“ – beinhaltet auch die Bedeutungen von Auffordern, Ermutigen, Zusprechen und Trösten. Dem entspricht Paulus’ folgender Wunsch an eine Gemeinde: „Ist nun bei euch Ermahnung in Christus, ist Trost der Liebe, ist Gemeinschaft des Geistes, ist herzliche Liebe und Barmherzigkeit, so macht meine Freude vollkommen, dass ihr eines Sinnes seid, gleiche Liebe habt, einmütig und einträchtig seid“ (Philipper 2,1-3). Im Endeffekt müssen Liebe und Kritik also keine Gegensätze sein. Es wäre fahrlässig, Schuld und Verletzungen zu verdrängen. Eine Lebensveränderung kann bei mir und meinem Nächsten notwendig sein – und die wird möglich, wenn wir uns gegenseitig aus und in Matthias Kraupner Liebe ermahnen. P

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IN T ERV IEW

„Ohne Jesus Christus wäre ich nichts“ WIRTSCHAFT Er ist einer der erfolgreichsten Unternehmer, und er ist engagierter Christ: Friedhelm Loh (Haiger/Mittelhessen). Am 9. September feiert er den 50. Jahrestag seiner Firma Rittal. 1974 übernahm Friedhelm Loh als 25-Jähriger von seinem Vater Rudolf die Geschäftsführung der Familienunternehmen Rittal und Ritto mit 200 Mitarbeitern – heute haben seine Firmen 11.500 Mitarbeiter. Mit ihm sprach Karsten Huhn.

Sie sind also kein harter Verhandlungspartner? Als Unternehmer muss ich Entscheidungen treffen, die nicht jedem gefallen. Eine Führungskraft führt mit Kraft, sonst ist sie keine. Auf den Märkten gilt das Gesetz des Stärkeren. Natürlich sind die Sieger auf dem Markt in der Regel auch die Stärkeren. Ich kann in der Wirtschaft nicht die Backe hinhalten und mich schlagen lassen – ich muss mich wehren, auch aus Verantwortung für meine Mitarbeiter. Wirtschaften erfordert immer situationsbezogene Entscheidungen. Ich muss abwägen: Welche Reaktion ist angemessen? Wird sie den Kunden und Mitarbeitern gerecht? Wenn Sie zu nachgiebig sind, ziehen Sie auf Dauer den Kürzeren und können Ihr Unternehmen bald dichtmachen. Mir geht es um vernünftige, nachhaltige Entscheidungen, und das kann mal Nachgeben, mal Kompromiss und mal Härte beinhalten – mit dieser Mischung kann ein Unternehmen langfristig überleben.

Aus biblischer Sicht gibt es keinen Ruhestand Sie sind gerade 65 geworden – Zeit, an Ruhestand zu denken? 65 ist doch kein Alter! Priester gehen mit 75 in den Ruhestand – ein Vorbild für Sie? Gibt es aus biblischer Sicht eigentlich Ruhestand? Nein! So lange jemand Verantwortung tragen will und kann, sollte

er dies auch tun. Solange mir Gott Gesundheit, Kraft und Weisheit schenkt, mache ich weiter. Natürlich kommt es dann darauf an, zum richtigen Zeitpunkt zu gehen. Sie können ohne Arbeit nicht leben? Genau! Wenn es nicht die als Unternehmer wäre – ich würde mir schnell eine andere suchen. Hören Sie nicht, wie der Golfplatz nach Ihnen ruft? Diesen Ruf habe ich nie verspürt – bis heute nicht. Ihre Oldtimer-Sammlung lastet Sie auch nicht aus? Überhaupt nicht! Ich erlebe meinen Beruf als Berufung, daher könnte mich kein Hobby der Welt dazu reizen, mit der Arbeit aufzuhören.

Eine evangelikale Brüdergemeinde als Vorbild Sie sind in einer Brüdergemeinde aufgewachsen. Diese evangelikale freikirchliche Bewegung gilt vielen als eng und strenggläubig. Wie überall im Leben gibt es auch in dieser Frage Vorurteile. Auch in anderen Kirchen gibt es solche und solche Gemeinden – so ist das auch bei den Brüdergemeinden. Ich bin in der Brüdergemeinde Haiger groß geworden, und sie war für mich ein Vorbild. Enge habe ich dort nie empfunden. Ich habe mich in der Gemeinde immer sehr wohlgefühlt. Was haben Sie dort mitgenommen? Das Gemeinschaftserlebnis, besonders beim Abendmahl. Gemeinde ist der Leib Jesu Christi – das habe ich dort erlebt. Zudem hatte die Gemeinde immer Interesse an der säkularen Welt und war missionarisch unterwegs. Aufgabe einer Gemeinde ist es ja nicht, von der Welt abgekapselt zu sein, sondern hinauszugehen und das Evangelium zu verkündigen.

Fotos: PR

idea: Herr Loh, ich bin gewarnt worden: Sie seien ein harter Gesprächspartner, und wenn Ihnen die Fragen nicht gefielen, würden Sie mich rausschmeißen … Friedhelm Loh: Wer erzählt Ihnen denn so einen Quatsch? Ich hatte schon viele Journalisten hier, und sie haben das Haus alle wohlbehütet und bestens gelaunt verlassen.

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Der Unternehmer Friedhelm Loh …

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Friedhelm Loh ist Vorstandsvorsitzender der Friedhelm-LohGruppe, Präsident des Zentralverbandes Elektrotechnik und Elektronikindustrie sowie Vizepräsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie. Außerdem hat er den Vorsitz des größten protestantischen Verlagsunternehmens inne: der Stiftung Christliche Medien. 2009 erhielt er die höchste Auszeichnung des Landes Hessen: den Hessischen Verdienstorden. Loh ist verheiratet und Vater von drei erwachsenen Kindern.

… und sein Unternehmen mit 11.500 Mitarbeitern Rittal gehört zur Friedhelm-Loh-Gruppe, die zehn inländische und 63 internationale Tochtergesellschaften umfasst und rund 11.500 Mitarbeiter beschäftigt. Die Gruppe erwartet für 2011 einen Umsatz von 2,2 Milliarden Euro. Rittal produziert Schaltschränke und Gehäusesysteme. 1961 hatte Lohs Vater Rudolf die Idee, elektronische Schaltschränke in Standardgrößen zu produzieren und als Großserien zu vermarkten.

Als Unternehmer ist es Ihre Aufgabe, Geld zu verdienen – und sonst nichts. Nein, der Missionsbefehl gilt für mich wie für jeden anderen Christen, da kann ich mich nicht mit meiner wirtschaftlichen Aufgabe herausreden – im Gegenteil. Ich habe aufgrund meiner Führungsposition viel öfter Gelegenheit als andere Menschen, von Gott Zeugnis zu geben. Viele Führungskräfte sind sehr offen für Fragen des Glaubens und des Lebenssinns. Als Anlass reicht dafür oft schon, dass ich vor einem Geschäftsessen still bete – und schon ist man im Gespräch. Als ich noch bei der Deutschen Bank arbeitete, hieß es: Bei Gesprächen mit Kunden gibt es vier Tabuthemen: Religion, Sexualität, Politik und Geld. Trotzdem redeten wir natürlich über Geld. Herr Loh, warum reden Sie über das Tabuthema Religion? Diese Regel klingt sehr vernünftig – alle vier Themen gehören in den Privatbereich. Ein Unternehmen sollte bei diesen Fragen neutral sein. Man muss z. B. den Kunden so akzeptieren, wie er ist, und nicht meinen, man müsste ihn erst mal verändern. Mein Ziel ist es, dem Kunden einen wirtschaftlichen Nutzen zu verkaufen. Oft ergeben sich im Laufe einer solchen Geschäftsbeziehung nebenbei auch noch andere Gespräche – und wer nach seinem Glauben gefragt wird, sollte nicht schweigen. Und dann verkaufen Sie ganz beiläufig den Nutzen des christlichen Glaubens? Von verkaufen kann keine Rede sein, aber wenn sich die Möglichkeit ergibt, erzähle ich gerne von meinem Glauben. Warum glauben Sie eigentlich noch an Gott? Sie haben doch schon alles! Der Glaube an Gott ist etwas, was über die Dinge dieser Welt weit hinausgeht. Er ist mit Geld nicht zu bezahlen. Und die Erkenntnis, dass der Mensch ohne Jesus Christus ideaSpektrum 36.2011

Die Zentrale von Rittal in Herborn (Mittelhessen). Es ist das größte Unternehmen der Friedhelm-Loh-Gruppe.

verloren ist, ist mir sehr deutlich bewusst. Denn ohne ihn wäre ich nichts.

Was in der Bibel steht, gilt Sie führen ein hochmodernes Unternehmen, zugleich halten Sie die im Alten Testament geschilderten Ereignisse für „die geschichtliche Darstellung von Gottes Wirken auf der Erde“. Ich könnte mir vorstellen, dass Sie dafür von manchem Geschäftspartner belächelt werden. Wer Position bezieht, muss immer damit rechnen, dass er die einen damit begeistert und die anderen verärgert. Das kann mich aber nicht davon abhalten, eine Meinung zu haben. Wie sind Sie dazu gekommen, die Bibel so zu verstehen? Das ist für mich eine Glaubenserfahrung. Wer den Sinn der Bibel nachvollzieht, erkennt, dass sie reale Ereignisse wiedergibt, die hochaktuell und modern sind. Was den Menschen ausmacht, erleben wir heute nicht anders als damals die Menschen im Alten Testament. Während der Woche sind Sie in der Welt unterwegs, um Aufträge reinzuholen und Kunden zu pflegen. Am Wochenende kehren Sie ins beschauliche, mittelhessische Ewersbach zurück und besuchen den Gottesdienst einer Freien evangelischen Gemeinde. Was finden Sie dort, was Sie woanders nicht bekommen? In meine Gemeinde gehe ich, um Gemeinschaft zu haben, das Wort Gottes zu hören und zu erleben, dass Gott Realität ist. Ich bekomme dort das Rüstzeug für meinen Alltag. Welchen Eindruck haben Sie von den Kirchen in Deutschland? Sind sie eher vital oder morbid? Ich denke, wir sehen uns zu kritisch! Wir tun gut daran, das Zentrum – den Glauben an Jesus Christus – in den Mittelpunkt zu rücken statt Streitereien über zweitrangige Fragen. Dass der Blumenstrauß christlicher Lebensweisen so


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bunt ist, finde ich toll. Das ist etwas zum Lernen und Nachdenklichwerden, aber kein Grund zum Streiten. Wir sind eben unterschiedlich. Ihre Eltern haben das Familienunternehmen mit der Produktion von Gießkannen und Wärmflaschen aufgebaut. Heute verkaufen Sie riesige Schaltschränke, vollgestopft mit Technik. So ist der Weg technologischer Entwicklungen. Ein Unternehmen muss innovativ sein, um überleben zu können. Sie haben das Unternehmen mit 200 Mitarbeitern übernommen, heute sind es über 11.500. Wo soll das noch hinführen? Wenn ich das wüsste! In Zeiten von Wirtschafts- und Finanzkrisen besteht ein hohes Maß an Planungsunsicherheit. Mein Ziel ist es, den Mitarbeitern eine langfristige Zukunft zu geben.

Ich fühlte mich 2009 handlungsunfähig Beim Kongress christlicher Führungskräfte 2009 berichteten Sie mit Tränen von der Wirtschaftskrise und den Auswirkungen auf Ihr Unternehmen. Sie wirkten damals ratlos. Das war eine Situation, in der ich mich ohnmächtig fühlte. Ich spürte, dass die eigene Kraft und Intelligenz nicht mehr reicht. Ich fühlte mich handlungsunfähig. Es war eine Situation, in der nur noch das Beten half. Wir hatten innerhalb weniger Monate 35% unseres Umsatzes verloren und mussten deshalb Mitarbeiter entlassen. Wir haben damals alles versucht, um so viele wie möglich zu halten – etwa durch Kurzarbeit. Hätten wir gewusst, dass die Krise nur von kurzer Dauer ist, wären wir sicherlich gelassener gewesen. Aber zu diesem Zeitpunkt wusste niemand, wie lange diese Krise dauert. Das Risiko ist auch heute hoch, denn die Anforderungen an uns verändern sich schnell.

Ohne Wachstum geht es nicht Heute wird zunehmend gefordert, auf Wirtschaftswachstum zu verzichten. Warum machen Sie da nicht mit? Weil es nicht funktioniert! Der Wettbewerb wird noch härter werden, als er jetzt schon ist. In den meisten Branchen gibt es jährlich Rationalisierungen zwischen drei und sechs Prozent. Das bedeutet: Wenn wir nicht wachsen, verliert unser Unternehmen jedes Jahr zwischen drei und sechs Prozent des Personals. Wenn wir also zehn Jahre lang auf Wachstum verzichten, haben wir nur noch die Hälfte des Personals. Um Arbeitslosigkeit zu verhindern, müssen wir also weiterwachsen. Zudem: Ohne Wachstum hätten wir nicht den Wohlstand, den wir heute genießen. Wachstum bedeutet für viele: Ressourcen verbrauchen, die Umwelt schädigen, die Erde plattmachen. Da ist etwas Wahres dran! Die Industrie hat aber inzwischen gelernt, dass Wachstum auch möglich ist, wenn wir vernünftig mit den Ressourcen umgehen.

Ich kenne kein „grünes“ Unternehmen Ist Rittal ein „grünes“ Unternehmen? Nein. Ich kenne auch keins. Natürlich investieren wir erheblich in den Bereichen Umwelt- und Energieeffizienz und entwickeln Produkte, die weltweit den Standard setzen für Energieeffizienz innerhalb des Wettbewerbs. Wir wissen aber, dass wir an vielen Stellen noch keine befriedigenden Lösungen haben. Letztlich sind auch die Windkrafträder nicht nur grün – denn sie bestehen aus Stahl, der mit hohem Rohstoff- und Energieeinsatz produziert wurde. Als Vorsitzender der Stiftung Christliche Medien sind Sie in einem Markt aktiv, der alles andere als wächst: Die Auflagen sind klein und an große Gewinne ist nicht zu denken. Mit der Stiftung verfolgen wir auch ein ganz anderes Ziel: Unser Anliegen ist es, das Evangelium unter die Menschen zu bringen und ihnen zu helfen, ein sinnerfülltes Leben zu führen. Wir wollen Wegweiser sein für ein Leben im Glauben an Jesus Christus. Natürlich muss auch ein christlicher Verlag Geld verdienen, denn es ist eine große Herausforderung, Angebote für die neuen Medien zu entwickeln. Die meisten christlichen Medienunternehmen sind Zuschussbetriebe, die durch Spenden am Leben gehalten werden. Viele christliche Werke sind von Spenden abhängig, aber Verlage erhalten in der Regel keine Spenden und sind gezwungen, sich wirtschaftlich zu behaupten. An Bahnhöfen bleiben christliche Zeitschriften meist liegen – viele Menschen können auch ganz gut ohne sie leben. Das hat mit der Zeitschrift als solcher gar nichts zu tun. Es gibt eben viele Menschen, die können grundsätzlich ohne den Glauben an Gott leben. Das war auch schon zu Jesu Zeiten so. Weil wir aber wissen, dass es die Ewigkeit nur mit Jesus Christus gibt, kann uns das nicht davon abhalten, weiter für Jesus zu werben. Hier übernimmt die Stiftung Christliche Medien eindeutig einen missionarischen Auftrag, der nachweislich nicht wirtschaftlich ist.

Ganz einfach: Jesus liebt mich! Was begeistert Sie am christlichen Glauben am meisten? Dass Jesus mich liebt. So einfach ist das? Ja, durch Jesus weiß ich, wer ich bin. Die Frage ist doch: Wie ehrlich sind wir zu uns selbst? Die Bibel ist für mich ein Spiegel, der uns sehr zutreffend beschreibt: In ihr erkennen wir unsere Gottesebenbildlichkeit, aber auch unsere Schuldhaftigkeit und Erlösungsbedürftigkeit. So erkennen wir, dass wir auf Gottes Führung angewiesen sind. Der Glaube an Jesus Christus befreit mich von Schuld und Sünde und gibt mir Kraft und Mut für mein Leben. Vielen Dank für das Gespräch!

P ideaSpektrum 36.2011


DI E K LE I N E K A NZ E L

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Dr. Armin Mauerhofer (Küttingen/Schweiz) ist Theologieprofessor an der Staatsunabhängigen Theologischen Hochschule Basel sowie Pfarrer der Freien Evangelischen Gemeinde Aarau.

» Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. « Aus dem Matthäusevangelium 11,28

Foto: privat

Was wirklich wichtig ist im Leben Als Pfarrer und Dozent spreche ich mit vielen Menschen. Jüngst traf ich ein Ehepaar, das sehr enttäuscht war über das schlechte Wetter in den Ferien. Sie hatten sich so auf diese Tage gefreut – und nun dieser missliche Regen! Eine junge Frau erzählte mir ausführlich, wie unzufrieden sie ist mit ihrer Arbeitsstelle. Das Wetter, die Probleme am Arbeitsplatz waren für meine Gesprächspartner zu etwas ganz Wichtigem geworden. Doch dann sitzt vor mir ein älterer Mann. Sein Arzt hat ihm soeben mitgeteilt, dass er an Krebs erkrankt ist. Für ihn ist eine Welt zusammengebrochen. Oder jüngst erlebte ich am Telefon eine weinende Mutter, deren Baby nicht gesund ist. Die Ärzte wissen nicht, ob das Kind überleben wird. Was sind da schon Schwierigkeiten am Arbeitsplatz? Welche Bedeutung haben da noch die Wetterkapriolen?

In beiden bricht die Frage auf: Was ist jetzt wirklich wichtig im Leben? Entscheidend ist, dass wir eine persönliche Beziehung zu Gott haben, der uns gewollt und erschaffen hat – und der uns wie kein anderer kennt. Er hat uns gezeigt, dass er uns grenzenlos liebt. Er war bereit, in seinem Sohn Jesus Mensch zu werden und stellvertretend für unsere Schuld am Kreuz zu sterben – einfach aus Liebe. Und Jesus ist am dritten Tag auferstanden: Er lebt heute! Wenn wir das im Glauben annehmen, können wir mit ihm Gemeinschaft haben. Wir dürfen ihm – auch und gerade in den schweren Zeiten – unser ganzes Vertrauen schenken und ihm alles sagen, was uns bewegt. Bei ihm wissen wir uns in jeder Situation des Lebens geborgen. Dann gilt auch uns das Wort aus Jesaja 41,13: „Fürchte dich nicht! Ich helfe dir!“ P

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PORTRÄT

Zwei deutsche Christen und ihr Tod am Hindukusch AFGHANISTAN Zwei deutsche Entwicklungshelfer wollten den

Dorfbewohner fanden die Leichen und alarmierten die Behörden. Die Männer lagen in Säcken verpackt unter einem Felsen im Salang-Pass in der Provinz Parwan – nördlich der Hauptstadt Kabul. In der Nähe waren die beiden zu einer Bergwanderung aufgebrochen. Provinzgouverneur Basir Salangi sagte im Fernsehen des Landes, die Deutschen seien erschossen worden. Die Polizei hatte seit Tagen nach ihnen gesucht. Vergeblich. Noch ist das Motiv unklar. Man vermutet Raubmord. Denn keine Organisation – wie etwa die Taliban – hat sich zur Tat bekannt. Das Auswärtige Amt wollte den Tod der beiden offiziell nicht bestätigen. Zwei Leichen seien zur Identifizierung nach Kabul gebracht worden, hieß es. Auch die beiden entsendenden Organisationen wollten keine Erklärungen abgeben. Der Werkzeugmachermeister Siegbert Stocker arbeitete seit zwei Jahren für die Kommunität der Christusträger in Kabul; der promovierte Landwirt Willi Ehret war für die staatliche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) tätig.

Ehret: Berufen, um für Gott zu arbeiten Noch vor wenigen Wochen war Ehret zu Besuch in Deutschland – zu einem Klassentreffen. Er habe keine Angst. Gefährlich sei es in Afghanistan eher für Soldaten, meinte er damals. Ein unvorsichtiger Draufgänger war der Vater von drei erwachsenen Kindern nicht. Als junger Mann hatte er erfahren, was für eine Kraft im christlichen Glauben steckt. War er vorher eher niedergeschlagen, strahlte er nun Freude und Zuversicht aus. Er wusste sich berufen, für Gott im Ausland zu arbeiten. Nach dem Besuch der Bibelschule Wiedenest (Bergneustadt bei Gummersbach) ging er als Missionar der Deutschen Missionsgemeinschaft (Sinsheim bei Heidelberg) nach Nigeria – ins islamisch geprägte Jos. Später wurde er Entwicklungshelfer im Auftrag der GIZ im ostafrikanischen Malawi, einem der ärmsten Länder der Erde. Als er dann in Afghanistan gebraucht wurde, sagte er zu.

Stocker: Ein lebendiger Brief für Gott Siegbert Stocker gehörte seit 1969 zu den Christusträgern. Seit zwei Jahren

Siegbert Stocker

Willi Ehret

war er in Kabul tätig, zusammen mit zwei weiteren Brüdern. Die Bruderschaft betreibt in Kabul zwei Kliniken für Lepra- und Tuberkulosekranke und eine Werkstatt. Im März 2010 übernahm er die Leitung einer neuen Lehrwerkstatt für Metallbauer. Er liebte seine „schöne und anstrengende Arbeit“ – trotz mancher Sprachprobleme. Immer wieder überlegte er, wie er den jungen Afghanen technisches Denken vermitteln könnte. Denn in der Kultur ist es üblich, dass Auszubildende immer nur „Ja“ sagen – auch wenn sie nichts verstanden haben. Was tun? Er beschaffte sich einige Lego-Technik-Bausätze, um das Technikverständnis der Jugendlichen zu fördern. „Mit guter Frucht“, wie er im letzten Rundbrief schrieb. Er wusste sich in seiner Tätigkeit von Gott abhängig. Als etwa seine Arbeitserlaubnis verlängert werden musste, schrieb er, dass er dafür „der himmlischen Abteilung für Auslandsdienste“ vertraue. Was ihn antrieb: In seiner Arbeit wollte er „ein lebendiger Brief Gottes sein“. Das ist er nun auch im Tod. P

Foto: Christusbruderschaft

notleidenden Menschen in Afghanistan helfen. Sie haben dafür einen hohen Preis bezahlt: ihr Leben. Die Leichen der seit dem 19. August am Hindukusch vermissten evangelischen Christen Siegbert Stocker (69) aus Meißen in Sachsen und Willi Ehret (59) aus Heimerdingen in Baden-Württemberg wurden am 5. September entdeckt. Ein Beitrag von idea-Redakteur Klaus Rösler.

DAS WORT DER WOCHE » Kein Mensch redet mehr über das Gericht. Wir reden nur noch sehr vage über das ewige Leben. Die dunkle Seite Gottes, die verborgenen Seiten – dieses Gottesbild lassen wir kaum noch zu. « Der Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, Ralf Meister, in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

ideaSpektrum 36.2011


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