Idea Spektrum Schweiz 37/2011

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37 14. September 2011

Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt

www.ideaschweiz.ch

Einzelverkaufspreis: CHF 4.–

Aufbruch in der christlichen Landschaft?

20 Jahre IGW: Die neuen Absolventen des Instituts für Gemeindeaufbau und Weltmission wollen das Land verändern 6 Zum Bettag: 89 National- und

17 Südsudan: Die Mission einer

13 Palästina: Offener Brief der

22 Streitgespräch: Warum gibt es

14 Innovationsmesse: Impulse

28 Immunschwäche: Seit 20 Jahren

Israel-Werke an Bundespräsidentin

zur Hoffnung auf St. Chrischona

mutigen Lehrerin im jüngsten Staat

inspirierend.

noch keine Einheit der Kirchen?

helfen Christen den AIDS-Kranken

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Ständeräte rufen zum Gebet auf

Seite 4

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I NSE R AT E | 20 JA H R E IG W

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Gott wirkt

von Herzen unterstützen Partnerschaft

Ost-Asiaten

Wir gratulieren dem IGW zum Geburtstag... ... und bedanken uns für die Ausbildung einiger unserer MitarbeiterInnen.

christliche Gemeinschaften

Jesu Liebe

t

kr a iv interkulturell e

Wort & Tat

weitergeben

- IGW -

MAF gratuliert IGW und wünscht weiterhin Gottes Segen!

Herzliche Gratulation zum 20-jährigen Jubiläum. Möge Gott weiterhin viele von euch in die Mission berufen! Interessiert? www.omf.ch Überseeische Missions-Gemeinschaft Kontakt: 043 244 75 60; ch@omf.net

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idea Spektrum 37.2011


G RÜ e z i

Wir gratulieren zweimal IGW, das Institut für Gemeindebau und Weltmission, feiert sein 20-jähriges Bestehen. Eine der jüngsten hat sich zur heute grössten theologischen Ausbildungsstätte im deutschsprachigen Raum gemausert. Das Interesse für die praxisdurchzogene Zurüstung für den Gemeinde- und Missionsdienst ist ungebrochen. 70 Studentinnen und Studenten haben im 20. Studienjahr des IGW ihre Ausbildung begonnen. Das Konzept der gemeindeorientierten Ausbildung hat sich bewährt. Und man ist auch älter geworden. Reifer. Ist von missionarischen Aktionen zu theologisch-inhaltlicher Grundlagenarbeit emporgealtert, ohne die missionarische Stosskraft zu verlieren – zumindest nicht im Gemeindebau. IGW-Abgänger sind bekannt für ihr Geerdetsein, ihr evangelistisches Herz und ihre Liebe zur Gemeinde. Dass die Verantwortlichen bei den Abgängern die klassische Aufgabe als Missionar erst an fünfter und letzter Stelle orten, ist ein Wermutstropfen zum 20-Jahr-Fest des Instituts für Gemeindebau und Weltmission. Ist es Ursache oder Wirkung von dem, was allgemein zu beobachten ist? Mission ja – aber in der Ferne? Vielleicht liegt die Antwort im Traum, den die beiden Leiter in ihrem Interview formulieren: Der Traum von einer Ausbildung, welche heranwachsende Gemeindeleiter befähigt, die Kirche in die Gesellschaft zu führen (Seite 4). Damit wären wir bei der zweiten Gratulation. Mehr als ein Drittel aller National- und Ständeräte aus allen Fraktionen

rufen die Bevölkerung der Schweiz auf, sich am kommenden Sonntag, dem Eidgenössischen Dank-, Buss- und Bettag, auf die christlichen Grundwerte zu besinnen (Seite 6). Herzliche Gratulation! Die Bundeshauspolitikerinnen und -politiker rufen auf, für den Frieden und die Freiheit zu danken, die wir in unserem Land geniessen, sowie Busse zu tun über unser Fehlverhalten. Sie rufen zum Gebet auf: um Gottes Beistand und Segen, um Weisheit für diejenigen, die Verantwortung tragen in Staat, Wirtschaft, Kirchen und Zivilgesellschaft, und für die Menschen, die sich in unserem Land und in der Welt der Benachteiligten und Schwachen annehmen. Die Schweizerische Evangelische Allianz (SEA) freut sich darüber und nimmt die Thematik in ihrer diesjährigen Resolution zum Bettag 2011 gleich auf (Seite 7). Dabei ist ein leises Fragen in der Botschaft der SEA nicht zu überhören. Fliessen diese Werte auch wirklich im politischen Alltag mit ein? Auch dann, wenn die Parteimeinung eine andere ist? Natürlich, bei einigen schon – vielleicht auch bei vielen. Und das lässt hoffen. Da könnte Freude aufkommen. Das liesse den IGW-Traum weiter träumen: von einer Politik eben, welche die Gesellschaft in die Kirche führt. Dass wir uns nicht falsch verstehen: Kirche und Staat sollen nicht miteinander ins Bett steigen – aber sie dürfen durchaus Freunde sein.

BiBlisch Ein Lieblingsbibelwort von Ernst Heller, katholischer Zirkus- und Marktfahrer-Pfarrer, Weggis:

«Freut euch mit den Fröhlichen und weint mit den Weinenden.» (Römer 12,15) «Als Circus-, Schausteller- und MarkthändlerPfarrer habe ich es mit vielen Menschen aus verschiedensten Ländern und in unterschiedlichsten Lebenslagen zu tun. Viel Freude wird den Menschen geschenkt und viel Freude empfangen. Aber auch stillem und verstecktem Leid begegne ich immer wieder – selbst unter den Masken der Clowns. Als Seelsorger will ich bei den Menschen sein – in Freud und Leid – und mit ihnen teilen, was sie bewegt. Wie ist es schön, an einer Premiere die Freude der Artisten mitzuerleben und mich mit ihnen zu freuen! Doch auch die Momente der Trauer und Verzweiflung durchleiden wir besser mit einem Menschen an unserer Seite. An der Seite der Menschen will ich stehen und ihnen so – dem Beispiel des Heiligen Paulus folgend – Christus als Heiland und Erlöser nahebringen.»

WöRtlich «Aus der Kirche austreten? Nicht wirklich ein revolutionärer Akt. Zudem ein gesellschaftlich schädlicher, der nicht ohne persönliches Risiko ist. Denn: studien belegen, dass die Gemeinschaft der Kirche glücklich macht. Nicht nur, aber auch: Der Pfarrer kann auch den Psychiater und Ehetherapeuten ersetzen.» Philippe Welti, Senior Consultant beim Zürcher PR-Unternehmen Klaus J. Stöhlker AG, in «Das Magazin», der Samstagbeilage des «Tages-Anzeigers».

Innovativ

HANSJÖRG LEUTWYLER

www.igw.edu

Der Autor ist Zentralsekretär der SEA.

Reklame idea Spektrum 37.2011

Bild Frontseite: Neue IGW-Absolventen beim Start ins Studium

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BR E N N P U N K T

«Für ein Comeback der Kirchen und des Glaubens» 20 JAHRE IGW INTERNATIONAL Ein Aufbruch in der kirchlichen Landschaft und das Comeback der Kirchen und des Glaubens in der Gesellschaft: Darum geht es dem IGW (Institut für Gemeindeaufbau und Weltmission). Rektor Fritz Peyer und Co-Rektor Michael Girgis erklären, was das IGW unterscheidet. Und wie es zu neuen Ufern aufbrechen will.

«Kaderschmiede für charismatische Pastoren»: So las man es gerade im «Tages-Anzeiger» über das IGW. Ein zutreffender Titel? Fritz Peyer: Wir bilden Pastoren

die Studienfähigkeit auf jeden Fall erhöht. Heute findet der ganze Bereich der Praxisbegleitung auch seinen Niederschlag auf dem Notenblatt. «Bologna» hat uns da in die Hand gearbeitet.

aus mit einer Leidenschaft für das Reich Gottes und einer Sicht für die Kirche vor Ort. Der Titel ist nicht daneben. Michael Girgis: Aus Anlass unseres Jubiläums haben wir recherchiert, wo unsere Absolventen heute stehen. Wir staunen, was durch IGW-Absolventen alles geschieht. Ja, der Titel ist nicht falsch.

Das IGW ist heute wohl die grösste theologische Ausbildungsstätte im deutschsprachigen Raum. Wie kommt das? Peyer: Das eine ist sicher unser

Wie mediengewandt sind Ihre Absolventen nach dem Studium? Girgis: Wir führen mit dem ERF

«Sensationelle Chance»: Fritz Peyer (links) und Michael Girgis.

und die Bereitschaft, sich auf gesellschaftliche Veränderungen einzulassen.

Konzept mit einem theoretischen und einem grossen praktischen Teil. Und wesentlich ist auch, dass wir unsere Absolventen in ihrer Persönlichkeitsentwicklung bewusst herausfordern und fördern. Von allem Anfang an haben wir eine enge Zusammenarbeit mit der lokalen Church gesucht. Unsere Absolventen studieren zu 50 Prozent und werden zu 50 Prozent von der Gemeinde angestellt. Girgis: Als Vorzüge erweisen sich auch das breite Berufsbild, die offene Art des Theologisierens

haben wir sie gefragt, warum sie sich für eine mehrjährige Ausbildung entschieden haben. Und alle haben gesagt, sie wollten das theologische Rüstzeug holen für das, was sie jetzt schon machen. Peyer: Die Bibel kennenlernen und den Glauben vertiefen – das ist die Stossrichtung der Motivation.

Fritz Peyer-Müller

Michael Girgis

Jahrgang 1952, verheiratet, ein Sohn, Lützelflüh BE. Lehre als Metzger. Missions- und Predigerseminar St. Chrischona, kirchlich-theologische Schule Basel, Theologiestudium in Basel, Zürich, Debrecen/ Ungarn, Bern. Dissertation über osteuropäische Kirchengeschichte. Danach Prediger EGW in Luzern, Projektleiter HEKS für Osteuropa, Gemeindeleiter Neues Land Schwarzenburg. Seit 1993 bei IGW, zunächst Studienleiter Bern, Basel und Weiterbildung, seit 2003 Rektor IGW International. Vorstand Gesellschaft Bildung und Forschung Europa, Präsident Stiftung Bildung und Forschung. Mitglied BewegungPlus Burgdorf.

Jahrgang 1970, verheiratet, Vater von drei Töchtern, wohnhaft in Bülach ZH. Aufgewachsen in Seebach und Niederglatt. Absolvierte nach der Matura ein Theologiestudium an der STH Basel, danach diverse Weiterbildungen im Bereich Coaching, Beratung und Seelsorge. Gründer und Pastor/Leiter der Vineyard in Bülach (1993–2002), seit zehn Jahren bei IGW tätig, zunächst als Assistent des Studienleiters in Zürich, dann zusätzlich als Leiter Stabstelle. Heute Studienleiter in Zürich, Bereichsleiter Bachelor-Programm, Mitglied der Schulleitung und Co-Rektor von IGW International. Gehört zur Vineyard Bülach.

Bild: idea/av

Warum kommen Ihre 70 neuen Absolventen gerade ans IGW? Girgis: An der Studieneröffnung

Wie hat sich das IGW in den letzten 20 Jahren verändert? Peyer: 2003/2004 führten wir eine

grosse Studienreform durch, basierend auf der Bologna-Reform. Wir haben damals auch die Praxis akkreditieren lassen. Seit 2005 arbeiten wir auch theologischinhaltlich konsequent. Vorher waren wir vor allem bekannt für missionarische Aktionen und weniger für die theologische Arbeit. Girgis: Wir haben unsern Auftrag breiter definiert. Bei der Mission konzentrieren wir uns jetzt auf drei Kreise: auf das Individuum, die Kirche und die Gesellschaft. So sind auch neue Produkte entstanden wie das «CAS Turnaround», ein zweijähriges Programm, mit dem wir Gemeindeleitungsteams in Veränderungsprozessen begleiten.

Wie haben sich die Studierenden des IGW verändert? Girgis: Es gibt auch Veränderun-

gen, die uns nicht freuen. Die Mentalität hat sich geändert. Früher war das IGW für die Absolventen «ihre Firma», mit der sie sich stark identifiziert haben. Heute nutzen sie unser Institut mehr als Dienstleistungsbetrieb. Peyer: Das ist auch systembedingt. Wir sagen den Studierenden heute, sie sollten ihr Herzblut in die lokale Gemeinde investieren und nicht zuerst ins IGW. So hat sich

alle drei Jahre ein Medienseminar als Wahlfach durch. Doch wir stellen schon fest, dass wir die Medienkompetenz wichtiger finden als die Studierenden selber. Ihr Pastor hat in den meisten Fällen auch keine Ahnung davon. Doch viele Projekte in den Gemeinden sind an sich medienwirksam. Peyer: Die Medienkompetenz ist im Normalfall für den Studierenden kein Thema. Doch er tritt heute selbstbewusster und damit auch öffentlichkeitswirksamer auf. Und er nutzt die modernen Medien ganz automatisch. Doch eine Förderung der Medienkompetenz wäre sinnvoll.

Wie halten es Ihre Studierenden mit der Politik? Girgis: Gewachsen ist sicher das

Bewusstsein, dass die Politik ein Teil des gesellschaftlichen Geschehens ist, für das sich Christen interessieren sollen. Anderseits sind auch wir ein Abbild der Gesellschaft und der Kirche von heute. Und da ist der einzelne nicht so wahnsinnig interessiert an der Politik. Man versucht mehr, das eigene Leben und die eigene Kirche auf die Reihe zu bringen. Peyer: Mit den erwähnten drei Kreisen wollen wir eine gewisse Sensibilisierung für gesellschaftliche Fragen erreichen. Doch dass sich dies auf das politische Bewusstsein auswirkt, können wir bis jetzt nicht sagen. Wir führen jährlich einen gemeinsamen Studientag mit der Fachschule für Sozialmanager durch. Da treten auch Politiker wie Werner Messmer auf. So versuchen wir, auf die Verantwortung für unsere Gesellschaft hinzuweisen.

Wo fällt Ihre Bilanz zwiespältig aus? idea Spektrum 37.2011


BR E N N P U N K T

Girgis: Wir haben im dritten Kreis, der Gesellschaft, noch zu wenig erreicht. Und in Bezug auf den zweiten Kreis, jenen der Kirche, haben wir das Ziel nicht erreicht, wenn es keinen Aufbruch gibt. Wir können nicht zufrieden sein, wenn gute IGW-Absolventen in ihren Gemeinden gute Arbeit leisten, gesellschaftlich aber wenig bewirken. Peyer: Wir bilden die Absolventen ja in erster Linie für die kircheninterne Arbeit aus. Wir möchten gerne mehr erleben, dass die Kirchen in die Gesellschaft hinausgeführt werden. Was macht der typische IGWAbsolvent nach dem Studium? Girgis: Auf Platz eins der berufli-

chen Tätigkeiten steht eindeutig Pastor und auf Platz zwei Jugendpastor. Dann kommen der Reihe nach die Mitarbeit in einem Werk, die sozial-diakonische Mitarbeit und Missionar.

Obwohl Sie die Weltmission in Ihrem Namen tragen, ist der Anteil der Missionare relativ klein. Peyer: Wir verstehen Mission

in einem ganzheitlichen Sinn. Besonders durch die missionale Ausrichtung gehört «Mission» zu jedem vollzeitlichen, teilzeitlichen oder auch ehrenamtlich-

IGW International Das Institut für Gemeindebau und Weltmission (IGW) wurde 1991 von Heinz Strupler in Zürich gegründet. Es bietet eine breite Auswahl an Bachelor- und Masterstudiengängen an, aber auch einjährige Kurzprogramme und Fernstudiengänge. Die Abschlüsse sind international anerkannt. Mit mehr als 320 immatrikulierten Studierenden gilt IGW als eine der grössten theologischen Ausbildungsstätten im deutschsprachigen Europa. Studiencenter befinden sich in Zürich, Bern-Burgdorf, Olten sowie in Essen, Karlsruhe, Chemnitz, Braunschweig und Nürnberg. Bisher haben über 420 Personen das IGW erfolgreich abgeschlossen, diese Woche kommen anlässlich der Absolvierungsfeier 40 weitere dazu. IGWAbsolventen arbeiten als Pastoren, Jugendpastoren, sozialdiakonische Mitarbeiter, Missionare sowie als Bewegungs- und Gemeindeleiter. www.igw.edu

idea Spektrum 37.2011

en Dienst unserer Studierenden.

Wie viele IGW-Leute sind nach fünf Jahren noch in einem vollzeitlichen Dienst? Girgis: Wir haben die letzten 15

Jahre untersucht. 75 Prozent aller Absolventen stehen noch im vollzeitlichen Dienst.

Welches sind die Verdienste von IGW-Gründer Heinz Strupler? Peyer: Er hat das Konzept der ge-

meindeorientierten Ausbildung ins Leben gerufen und gegen starken Widerstand durchgesetzt. Er ist ein Pionier.

IGW und auch ICF wurden von Heinz Strupler gegründet. Was verbindet die beiden Werke heute? Peyer: ICF-Leiter Leo Bigger und

andere ICF-Pastoren sind IGWAbsolventen. Die zwei Werke haben sich verselbständigt und gehen ihre eigenen Wege. Doch erweitern wir jetzt die Ausbildungspartnerschaft mit dem ICF-College.

Wie erleben Sie die Zusammenarbeit mit traditionellen Verbänden? Peyer: Mit einigen Verbänden

haben wir Ausbildungsvereinbarungen, so mit der Pfingstmission, der BewegungPlus, dem EGW und der FEG. Mit andern Verbänden ist das aus politischen Gründen schwieriger. Wir freuen uns, dass die Bandbreite bei unsern Studierenden sehr gross ist: Sie kommen aus 15 bis 20 verschiedenen Verbänden.

Im Gegensatz zu Trendkirchen wachsen die meisten traditionellen Freikirchen kaum. Warum? Peyer: Ein Grund liegt darin, dass

viele Gemeinden ihren Auftrag, ihre Mission verpasst haben. Sie sind Kirche für sich und nicht Kirche für andere. Ein zweiter Grund ist sicher, dass sie nicht bereit sind, Fragen von heute theologisch neu zu überdenken und neu zu verkündigen.

An welche Fragen denken Sie? Peyer: Ein typisches Beispiel ist

die Frauenfrage. Girgis: Die Frauen sind heute im Bundesrat gar in der Mehrheit, und auch in der Bildung nehmen sie manche Führungsposition ein. Die ganzen gesellschaftlichen Veränderungen schaffen Spannungen, und da müssen wir neue Lösungen finden.

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«Zu viele Ausbildungsstätten in der Schweiz» Wo sehen Sie die grössten Knacknüsse für die christliche Ausbildungsszene in der Schweiz? Fritz Peyer: Allein zwischen Zürich und Basel gibt es elf oder zwölf Ausbildungsstätten. Das sind viel zu viele! Die Finanzierung all dieser Institutionen wird zum grossen Problem. Wir finanzieren uns zu 95 Prozent über Eigenleistungen und zu 5 Prozent über Spenden. Doch wir möchten dieses Verhältnis ändern auf 80 und 20 Prozent. Zur grossen

Herausforderung wird in dieser Situation auch die Rekrutierung von Menschen, die mithelfen wollen, im säkularen Umfeld Kirche zu bauen. Michael Girgis: Eine Herausforderung ist auch das Berufsbild des Pastors. Das traditionelle Bild ist immer noch stark verbreitet. Doch die Jungen wünschen neue Modelle mit Team- und Teilzeitarbeit. Darum sehen sich unsere Absolventen meist als Jugendpastor und nicht als Hauptpastor.

Peyer: Dies umso mehr, als es sich nicht um eine heilsnotwendige Frage handelt.

gen das Christentum gab es schon immer. Bei Paulus waren sie viel schlimmer als bei uns. Auch in vielen andern Ländern ist es schlimmer. In unserer Gesellschaft herrscht eher Gleichgültigkeit. Das Böse ist immer da. Doch wir müssen die offenen Türen sehen und nutzen.

Das IGW widerspricht also in dieser Frage den Weisungen des Apostels Paulus. Girgis: Wir haben keine eigene

IGW-Theologie, und wir indoktrinieren auch niemanden. Bei unseren Studierenden gibt es die ganze Bandbreite der Gemeindelandschaft und von theologischen Richtungen. Da wollen wir einfach einen Rahmen bieten, der hilft, die eigene theologische Meinung zu reflektieren und fundiert zu begründen.

Welche Gemeinde hat Zukunft? Girgis: Die Gemeinde, die es

schafft, ihr Umfeld zu erfassen, dessen Nöte aufzugreifen und passende Antworten zu finden. Sie muss Angebote schaffen, die in den Nöten unserer Zeit helfen. Peyer: Und die Gemeinde, die eine grosse Offenheit hat für das, was Gott an einem Ort tun will. Gott will vor allem, dass Menschen zum Glauben kommen. Ganz wichtig ist, dass die Verkündigung gesellschaftsrelevant ist.

Was ist eine lebendige Gemeinde? Peyer: Ich besuche in Burgdorf

die BewegungPlus. Wir haben offene, wertschätzende Gottesdienste, eine Kleingruppenarbeit mit guter Betreuung des Einzelnen und eine soziale Arbeit, die nach aussen gerichtet ist. Das sind für mich Kennzeichen einer lebendigen Gemeinde. Sie ist letztlich für die Gesellschaft da.

Wie reagiert das IGW auf die starken antichristlichen Strömungen in unserer Gesellschaft, gerade auch in den Medien? Girgis: Gewisse Widerstände ge-

Laut einer neuen CS-Studie sind viele junge Menschen offen für Spiritualität, nicht aber für das Evangelium. Was heisst das für Sie? Peyer: Höchst interessant ist, wie

wichtig heute das soziale Umfeld ist. Laut dieser Studie sind die Freunde zu 64 Prozent und die Familie zu 50 Prozent sehr wichtig für die jungen Menschen. Wir sollten also nicht zuerst vom Glauben her denken, sondern von den Beziehungen her. Junge Leute erachten Beziehungen und auch traditionelle Werte heute als sehr wichtig. Das ist eine sensationelle Chance für die Kirche!

Wo will das IG zu neuen Ufern aufbrechen? Girgis: Wir führen dazu im Mai

2012 einen Studientag durch mit der Frage, wie sich das IGW in den nächsten Jahren entwickeln muss, damit es relevant bleibt. Uns geht es um einen Aufbruch in der kirchlichen Landschaft und ein Comeback der Kirchen und des Glaubens in der Gesellschaft. Dazu wollen wir einen Beitrag leisten und einen Unterschied machen. Peyer: Wie sollen Gemeindeleiter ausgebildet werden, die eine Kirche in die Gesellschaft führen können? Das muss uns beschäftigen. Ich träume stark von einer grossen Vielfalt von Studierenden, die in grosser Vielfalt für das Reich Gottes leben. Interview: ANDREA VONLANTHEN


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Be t tag

89 National- und Ständeräte rufen zum Gebet auf AUFRUF ZUM BETTAG 80 Nationalräte und 9 Ständeräte aus allen Fraktionen rufen die Schweizer Bevölkerung auf,

sich am kommenden Eidgenössischen Dank-, Buss- und Bettag auf die christlichen Grundwerte zu besinnen und um Gottes Segen zu bitten. Die Menschen mögen sich bewusst sein, dass sie Gottes Schutz anbefohlen sind.

Nur Appenzell-Ausserrhoden, Nidwalden, Uri und Glarus sind nicht vertreten. Aus allen andern 22 Kantonen kommen die 89 eidgenössischen Parlamentsmitglieder, die den Bettagsaufruf unterzeichnet haben. Sie erinnern damit an eine in den Kirchen und in der Politik verankerte, jahrhundertealte Tradition, am dritten Sonntag im September einen besonderen Ruhe- und Gedenktag zu begehen. Die Bevölkerung möge sich bewusst sein, dass sie Gottes Schutz anbefohlen ist und Gottes Segen bedarf. Sie wird aufgerufen, zu danken, Busse zu tun und für das Land, die Verantwortungsträger und die menschliche Anteilnahme zu beten (siehe Kasten).

Von SVP bis Grüne

Yves Bichsel, Stabchef im Departement von Bundesrat Ueli Maurer, beschäftigte sich schon vor Monaten mit dem Gedanken an einen Bettagsaufruf. Er wurde in einem Gottesdienst dazu inspiriert: «Vor einem Jahr erwähnte der Pfarrer ein Bettagsmandat der Kantonsregierung aus dem 19. Jahrhundert. Ich fand es bedauerlich, dass man heute kaum mehr von solchen Aufrufen hört. Also ging ich

Der Aufruf an die Schweizer Bevölkerung Im Bewusstsein, • dass die Menschen in unserem Land Gottes Schutz anbefohlen sind, • dass alle Menschen in der Schweiz auch in Zukunft des Segens Gottes bedürfen, rufen wir als National- und Ständeräte alle Menschen in unserem Land auf:

Zu danken • für die Freiheit, in der wir leben, • für den Frieden in der Schweiz und in Europa, • für den vielfältigen Einsatz unseres Landes für Frieden und Freiheit.

mit dieser Sache auf Nationalrat Erich von Siebenthal zu.» Und beim Gstaader SVP-Nationalrat, einem leidenschaftlichen Christen, fand Bichsel sofort Gehör. Der 53-jährige Bergbauer scharte eine Kerngruppe von Christen aus mehreren Fraktionen um sich: Jean-Pierre Graber (SVP), Jacques-André Maire (SP), Werner Messmer (FDP), Eric Nussbaumer (SP), Sylvie Perrinjaquet (FDP) und Pius Segmüller (CVP). Schliesslich lagen die Unterschriften von mehr als einem Drittel der Bundesparla-

Busse zu tun

• über unseren Beitrag zu Ungerechtigkeit und über unser Fehlverhalten.

Zu beten • dass Gott den Menschen in unserem Land beisteht und sie segnet, • für Weisheit für all jene, die Verantwortung tragen in Staat, Wirtschaft, Kirchen und der Zivilgesellschaft, • dass sich die Menschen in unserem Land den Benachteiligten und Schwachen in der Schweiz und in der Welt annehmen.

mentarier vor. Sie kommen aus neun Parteien: SVP 32, CVP 25, FDP 14, SP 7, EVP 2, je 1 aus BDP, CSP, EDU, Grüne. 38 der Unterzeichner sind katholisch, 32 protestantisch. Von 19 liegt keine Konfessionsangabe vor. Fazit von Initiant Yves Bichsel: «Ich rechnete anfänglich mit 20 bis 30 Unterschriften. Ich freue mich nun aber sehr über die grosse Zahl von Parlamentariern aus allen Parteien, für die beten, Busse tun und danken scheinbar auch heute noch wichtig ist.» ANDREA VONLANTHEN

Sie haben den Aufruf zum Dank-, Buss- und Bettag unterschrieben Aebi Andreas (SVP, BE), Amstutz Adrian (SVP, BE), Bader Elvira (CVP, SO), Baettig Dominique (SVP, JU), Barthassat Luc (CVP, GE), Bischof Pirmin (CVP, SO), Bortoluzzi Toni (SVP, ZH), Brändli Christoffel (SVP, GR), Briner Peter (FDP, SH), Brönnimann Andreas (EDU, BE), Büchler Jakob (CVP, SG), Bugnon André (SVP, VD), Cassis Ignazio (FDP, TI), Cathomas Sep (CVP, GR), Caviezel Tarzisius (FDP, GR), Darbellay Christophe (CVP, VS), de Buman Dominique (CVP, FR), Eichenberger Corina (FDP, AG), Estermann Yvette (SVP, LU), Fehr Hans (SVP, ZH), Flückiger Sylvia (SVP, AG), Föhn Peter (SVP, SZ), Frehner Sebastian (SVP, BS), Freysinger Oskar (SVP, VS), Frick Bruno (CVP, SZ), Fuchs Thomas (SVP, BE), Füglistaller Lieni (SVP, AG), Geissbühler Andrea (SVP, BE), Germann Hannes Bild: idea/av

(SVP, SH), Giezendanner Ulrich (SVP, AG), Gilli Yvonne (Grüne, SG), Glanzmann Ida (CVP, LU), Glauser Alice (SVP, VD), Glur Walter (SVP, AG), Graber JeanPierre (SVP, BE), Graf Edith (SP, TG), Grin Jean-Pierre (SVP, VD), Gysin Hans Rudolf (FDP, BL), Häberli Brigitte (CVP, TG), Hany Urs (CVP, ZH), Hassler Hansjürg (BDP, GR), Heim Bea (SP, SO), Hess Hans (FDP, OW), Hochreutener Norbert (CVP, BE), Ineichen Otto (FDP, LU), Ingold Maja (EVP, ZH), Joder Rudolf (SVP, BE), Kiener Nellen Margret (SP, BE), Killer Hans (SVP, AG), Kunz Josef (SVP, LU), Loepfe Arthur (CVP, AI), Lumengo Ricardo (soz.-lib., BE), Lustenberger Ruedi (CVP, LU), Maire Jacques-André (SP, NE), Maissen Theo (CVP, GR), Malama Peter (FDP, BS), Meier-Schatz Lucrezia (CVP, SG), Messmer Werner (FDP, TG), Meyer Theres (CVP,

FR), Miesch Christian (SVP, BL), Müller Walter (FDP, SG), Neirynick Jacques (CVP, VD), Nussbaumer Eric (SP, BL), Perrin Yvan (SVP, NE), Perrinjaquet Sylvie (FDP, NE), Pfister Gerhard, (CVP, ZG), Pfister Theophil (SVP, SG), Reimann Lukas (SVP, SG), Reymond André (SVP, GE), Riklin Kathi (CVP, ZH), Robbiani Meinrado (CVP, TI), Roux Paul-André (CVP, VS), Ruey Claude (FDP, VD), Schibli Ernst (SVP, ZH), Schmidt Roberto (CSP, VS), Schwaller Urs (CVP, FR), Schweiger Rolf (FDP, ZG), Segmüller Pius (CVP, LU), Spuhler Peter (SVP, TG), Stöckli Hans (SP, BE), Streiff Marianne (EVP, BE), Triponez Pierre (FDP, BE), Veillon Pierre-François (SVP, VD), von Rotz Christoph (SVP, OW), von Siebenthal Erich (SVP, BE), Voruz Eric (SP, VD), Wandfluh Hansruedi (SVP, BE), Wehrli Reto (CVP, SZ), Zuppiger Bruno (SVP, ZH).

Nationalrat Erich von Siebenthal

«Den Bettag wieder ernster nehmen» Zu welchem Schluss kommen Sie als treibende Kraft hinter dem Bettagsaufruf: Wird unser eidgenössisches Parlament plötzlich fromm? Erich von Siebenthal: Ich bin sehr

dankbar, dass unser Parlament zum Teil noch fromm ist. Wenn sich 89 National- und Ständeräte an einem Bettagsaufruf beteiligen, zeigt dies, dass der Glaube an Gott für viele Politiker noch eine wichtige Bedeutung hat. Es kann auch sein, dass diese Aktion für weitere Parlamentsmitglieder zu einem Anstoss wird, um über den Glauben nachzudenken. Auf jeden Fall ergaben sich für mich durch diese Aktion sehr gute Gespräche mit Kolleginnen und Kollegen verschiedener Fraktionen.

Warum liegt Ihnen dieser Aufruf am Herzen?

Der Bettag war ja seinerzeit auch von Politikern ins Leben gerufen worden, in einer Zeit, in der die Situation für unser Land nicht einfach war. Auch heute steht die Schweiz vor grossen Problemen. Aber auch aus Erfahrungen im eigenen Leben war mir klar, dass es eine Chance ist für unser Land, wenn wir den Bettag wieder ernster nehmen würden.

Gab es auch offene Ablehnung? idea Spektrum 37.2011


Be t tag | F oru m

PODIUM

Wie bei andern Unterschriftensammlungen auch gab es verschiedene Reaktionen, auch kritische. Es gab solche, die sagten: «Ich will den Glauben für mich persönlich leben.» Das ist zu respektieren, ist der Glaube doch eine andere Dimension als die Politik. Doch insgesamt erlebten wir in allen Fraktionen ein grosses Wohlwollen.

Haben Sie auch Bundesräte angefragt?

Nein, und zwar vor allem aus zeitlichen Gründen nicht. An dieser Aktion konnte man sich nicht einfach per Mail wie bei irgendeiner Umfrage beteiligen, sondern dazu waren persönliche Gespräche erforderlich.

Globale Präambel

Ringen vor Gott für die Schweiz und für gute politische Lösungen.

Werte auch selber leben RESOLUTION ZUM BETTAG Die Schweizerische Evangeli-

sche Allianz freut sich über den Aufruf der 89 Nationalund Ständeräte zum Bettag (siehe Seite 6). Gleichzeitig Dem Volk soll gezeigt werden, dass im Parlament nicht nur Leu- ruft sie diese dazu auf, solche Werte vermehrt und über te sitzen, die Gott und dem Glau- die Parteigrenzen hinaus einzubringen. Was wollen Sie bewirken?

ben aus dem Weg gehen wollen. Der Aufruf soll auch das Volk im Vertrauen auf Gott stärken. Er soll alle motivieren, die sich als Christen aktiv für das Gemeinwohl einsetzen. Andere Bürger sollen ermutigt werden, sich auch Gedanken über den Glauben zu machen.

Was macht Ihnen Hoffnung für unser Land?

Trotz mancher Probleme geht es unserm Land heute gut, in der ganzen Breite. Dafür sollen wir dankbar sein. Doch in unserm Land werden viele Fehler gemacht, auch in der Politik. Dafür müssen wir Busse tun. Und wir müssen für unser Land beten. Als Christen haben wir die Zusicherung Gottes, dass er Gebete erhört, auch die Gebete für unser Land und unser Volk. Das gibt mir Hoffnung für unser Land!

Wie verbringen Sie den kommenden Bettag?

Wenn möglich besuche ich bei uns in Gstaad den Gottesdienst. Im Diemtigtal findet an diesem Wochenende aber auch die AlpkäseMeisterschaft statt. Da muss ich als Nationalrat und als Vertreter des Berggebietes präsent sein. Das, was der Bettag von uns wünscht und abverlangt, soll ja ohnehin nicht nur an einem Tag gelten. Mir ist es wichtig, dass ich Gott das ganze Jahr über danke, dass ich Busse tue und Fürbitte leiste. Interview: ANDREA VONLANTHEN idea Spektrum 37.2011

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Nicht weniger als 89 Parlamentarierinnen und Parlamentarier rufen die Bevölkerung der Schweiz auf, sich am Eidgenössischen Dank-, Buss- und Bettag, auf die christlichen Grundwerte zu besinnen. Sie rufen dazu auf, für den Frieden und die Freiheit zu danken, sowie Busse zu tun über unser Fehlverhalten. Sie rufen zum Gebet auf: um Gottes Beistand und Segen, um Weisheit für diejenigen, die Verantwortung tragen und für Menschen, die sich in unserem Land und in der Welt der Benachteiligten und Schwachen annehmen.

Mutig zu Werten stehen

Dass sich so viele Parlamentarierinnen und Parlamentarier auf diese Art zu den Grundwerten unserer Gesellschaft bekennen, freut uns. Wir rufen sie dazu auf, diese Werte in ihrer Politik auch selber konsequent zu leben. Mutig zu diesen Werten zu stehen, auch da, wo diese der eigenen Parteimeinung entgegenstehen. Auf Wahlpropaganda zulasten der Ausländer zu verzichten. Die Familie als Grundpfeiler unserer Gesellschaft nicht zu relativieren, sondern mit Entschiedenheit zu stärken. Auf eine gerechte Verteilung von Gütern und Lasten in der Gesellschaft zu achten. Solidarität mit den Armen dieser Welt zu zeigen und die versprochenen Gelder zugunsten der Dritten Welt auch zu sprechen. Würde

und Leben des Menschen am Anfang wie am Ende des Daseins zu schützen. Umwelt- und Energiefragen konsequent anzugehen.

Auf Hoffnung hinweisen

Als Christinnen und Christen ist es für uns in den Kirchen und Gemeinden der Schweiz ein Vorrecht und auch eine Verpflichtung, an diesem Bettag vor den Wahlen für die Verantwortungsträger in diesem Land einzustehen. Wir danken Gott für die grosse Freiheit und die vielen kompetenten Politikerinnen und Politiker, die wir in unserem Lande haben. Wir beten, dass sie den Mut haben, sich in erster Linie an den christlichen Werten der Gerechtigkeit, der Solidarität und der Menschenwürde zu orientieren und ihr politisches Entscheiden danach auszurichten. Wir bitten Gott, dem Schweizer Parlament und der Landesregierung bei den vielen grossen Herausforderungen beizustehen. Als Christinnen und Christen wollen wir das Gebet und das Hören auf Gottes Wort selber konsequenter pflegen: beim Ausüben unserer Bürgerpflicht, sei es beim Wählen, Abstimmen oder wenn wir selber ein Amt innehaben. Und als Kirchen und gläubige Menschen wollen wir immer wieder auf die Hoffnung hinweisen, die uns in Jesus Christus, Gottes Macht und seinen Satzungen begegnet. SCHWEIZERISCHE EVANGELISCHE ALLIANZ

Letzte Woche war es soweit. Die Schweizer Nationalbank gab eine Untergrenze beim Wechselkurs zum Euro bekannt. Diese Untergrenze soll verteidigt werden. Wann und wie viel uns das kostet, weiss niemand genau. Aber was immer klar war, für Spekulanten ist jetzt bei 1.20 fertig. Billiger als die Nationalbank bietet niemand mehr Euro an. Das ist gut für unseren Werkplatz. Die Spekulanten wurden zurückgebunden, aber das Problem liegt tiefer. In Tat und Wahrheit sind es die Ungleichgewichte der verschiedenen Volkswirtschaften. Und es sind diese Ungleichgewichte, welche jede Volkswirtschaft für sich zu nutzen versucht. Es gibt in den globalen Märkten kein Gemeinwohl. Der Star-Ökonom Nouriel Roubini schreibt - welche Überraschung! - in seinem neuesten Buch zur Zukunft der Weltwirtschaft über das Gemeinwohl: «Es bleibt jedoch offen, ob die grossen Volkswirtschaften der Welt wirklich bereit sind, im Namen des Gemeinwohls zusammenzuarbeiten, oder ob sie weiterhin ihre nationalen Interessen in den Mittelpunkt stellen und damit die Weltwirtschaft und das globale Finanzsystem früher oder später destabilisieren.» Das gilt zuerst einmal für die USA und für China, aber es gilt auch für die Schweiz. Wechselkurse verteidigen hat nichts mit globalem Gemeinwohl zu tun. Nicht von ungefähr nennen einige dies auch Währungskrieg. Unser Land hat in der Präambel der Bundesverfassung eine Erinnerung, dass «die Stärke des Volkes sich misst am Wohl der Schwachen». Wie lange brauchen wir wohl noch, bis wir erkennen, dass eine sinngemässe Präambel auch für das globale Finanzsystem nötig ist? Wenn die Staatengemeinschaft dies nicht schnell lernt, verlieren am Schluss alle. ERIC NUSSBAUMER Der Autor ist Nationalrat der SP und lebt in Frenkendorf BL.


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Gestalten der PR-Arbeit; Missionskandidaten motivieren, auswählen und begleiten; Missionare, Gemeinden und Gebetsgruppen vernetzen; Projektwerbung; Events planen und durchführen

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Nachfolgeregelung für ein etabliertes Architekturbüro in Zürich

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Elim und begleitetes/betreutes Wohnen im niederschwelligen Suchtbereich tätig. Zur Betreuung unserer KlientInnen im Wohnheim Elim sowie im ambulant  begleiteten Wohnen suchen wir in Ergänzung unseres Teams eine 

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7/26/2011 2:38:05 PM

Chance für eine kreative und unternehmerische Persönlichkeit Seit 27 Jahren ist dieses Architekturbüro mit seinem kompetenten Team (6) im Grossraum Zürich bestens etabliert. Dieses Image entstand durch ■ eine hohen Individualberatung bei den Bauherrschaften ■ bedürfnisorientierte Lösungen und Planungen ■ dem langjährigem Ausweis in Architekturqualität ■ Kompetenz in Architektur-, Bau- und Immobilienbereichen Gesucht wird eine Persönlichkeit, die nach einer gut geplanten und mittelfristigen Einführungszeit das Architekturbüro vom heutigen Eigentümer übernehmen wird.

Sozialpädagogin ca. 70–80 % Aufgrund der Teamkonstellation wenden wir uns an eine weibliche Mitarbeiterin. Als Bezugsperson begleiten und betreuen Sie weitgehend selbständig KlientInnen, welche akut suchtkrank und teilweise auch psychisch krank sind. Eventuell übernehmen Sie auch als Praxisausbildnerin die Betreuung der sich in Ausbildung befindlichen MitarbeiterInnen. Ziel unserer Arbeit ist eine Stabilisierung der KlientInnen und - je nach Ressourcen der KlientInnen – Motivation und Unterstützung in Veränderungsschritten. Nebst einer fachlich kompetenten Arbeit ist es uns ein Anliegen, eine gesunde Vertrauens- und Beziehungsebene zu den KlientInnen aufzubauen. Auch arbeiten wir vernetzt mit sozialen und medizinischen Stellen zusammen. Wir setzen eine fundierte Ausbildung und ein paar Jahre Erfahrung in der Sozialpädagogik oder einem ähnlichen Berufsumfeld voraus. Weitere Stärken sollten Flexibilität, Belastbarkeit, Selbständigkeit und Teamfähigkeit sein. Es erwartet Sie eine interessante, abwechslungsreiche und verantwortungsvolle Aufgabe in einem christlichen Team. Wir freuen uns auf ihre Bewerbung, welche Sie an uns z.Hd. Urs Gerber oder via Mail an ugerber@elimbasel.com senden können. Wenn Sie Fragen haben, rufen Sie doch einfach an (Urs Gerber, Tel.dir. 061 511 09 20).

In dieser Übergangsphase sollen folgende wichtigen Faktoren Priorität haben: - Beziehungsaufbau und sukzessive Übernahme der Mitarbeiterführung - Übergabe und aktive Kontaktaufnahme zu bestehenden Kunden - Selbständige Leitung von Projekte (auch grössere) in fachtechnischer, gestalterischer und ausführungsmässiger Betreuung - Konzeptionelle Leistungen zur Akquisition - Projektkostenkontrollen und Nachkalkulationen - Qualitätskontrollen und Ausarbeitung von Honorarofferten - Stellvertretung innerhalb der Leitung Sind Sie der berufserfahrene Architekt oder Architektin mit - abgeschlossenem Architekturstudium ETH oder FH, - Erfahrung in Projektleitung - kundenorientiertem, zielrelevantem und unternehmerischem Handeln - authentischem und kommunikativem Führungsverhalten, - Sensibilität im aktiven Networking für zukünftige Aufträge, - einem Alter ab ca. 35 und bis ca. 45 Jahren, - Deutsch als Muttersprache, verhandlungssicher Wenn Sie sich schon länger, oder spontan mit diesem Inserat Gedanken gemacht haben, eine berufliche Selbständigkeit aufzubauen, dann treten Sie doch bitte mit uns unverbindlich in Kontakt. Senden Sie uns bitte Ihre aussagekräftige Bewerbung per E-Mail an Schulung & Training GmbH, Daniel Brunner unter der Adresse info@schulung-training.ch zu. Wir freuen uns auf Ihre Reaktion und stehen gerne für weitere Informationen zu Verfügung unter +41 (0)56 493 03 80.

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I NSE R AT E

Aufruf an die Berner Wähler Der Berner Jura muss auf die Solidarität der Wähler im ganzen Kanton zählen können. Es gilt, die Wiederwahl des einzigen Vertreters des Berner Jura, Jean-Pierre Graber, zu sichern. Um die Identität des Berner Juras zu bewahren, braucht der Berner Jura auch weiterhin dringend einen direkten Vertreter im Nationalrat.

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Hanspeter Hugentobler Geschäftsführer ERF Medien

Ich wähle EVP,

weil christliche Werte eine gute Grundlage für die Mitgestaltung unseres Staates sind. Nationalratswahlen 2011 www.evp-wählen.ch

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Jean-Pierre Graber (bisher)

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Jean-Pierre Graber wählen wir • weil er die christlichen Werte im Parlament verteidigt. • weil er eine wichtige Vermittlerrolle zwischen Welschland und Deutschschweiz wahrnimmt.

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• weil er sich bereits jetzt durch sein politisches Engagement ausgezeichnet hat. Mehr Informationen unter www.jean-pierre-graber.ch

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TAG E SSC H AU

JouRnAL

Ein starkes Signal für das Leben

Verlieren EDu und EVP?

«MARSCH FÜRS LÄBE» Am Samstag machen sich in Zürich Hunderte für das ungebore-

Auf noch 1,6 Prozent der Stimmen käme die EVP und auf 1,0 Prozent die EDU, wäre bereits Ende August gewählt worden. Das zeigt der jüngste SRG-Wahlbarometer im Blick auf die eidgenössischen Wahlen vom 23. Oktober. Bei den Wahlen von 2007 hatte die EVP 2,4 und die EDU 1,3 Prozent der Stimmen geholt. Spitzenreiter bleibt die SVP mit 28,0 (-0,9), vor der SP mit 20,5 (+1,0), der FDP mit 15,6 (-2,1) und der CVP mit 14,5 (-) Prozent. (idea)

Boldern: neue trägerschaft?

Die Evangelisch-reformierte Landeskirche Zürich prüft, den Bereich Tagungen und Studien des Bildungszentrums Boldern zu übernehmen. Damit würden die finanziell angespannte Situation des Zentrums entlastet und die landeskirchliche Bildungsarbeit aufgewertet, heisst es in einer Medienmitteilung. Das Hotel wird vom Boldern-Verein geführt. (idea)

«Stadtsegen» in Luzern

Vom 17. bis 24. September soll auf zehn Luzerner Dächern ein «Stadtsegen» ertönen. Das «Loba» kommt zwar aus gleichen Trichtern wie der klassische Alpsegen, es werden jedoch neue Texte von Luzerner Rappern zu hören sein. Das ökumenische Projekt wird auch von der islamischen Gemeinde sowie zwei Quartiervereinen unterstützt. (idea)

«jesus.ch» in Schieflage

Das Internet-Portal jesus.ch befindet sich in einer kritischen finanziellen Situation. Gemäss Hinweis auf der Website ist der Kontostand «auf ein bedrohliches Niveau gesunken». Statt der nötigen 1,25 Millionen seien im ersten Halbjahr nur rund 950 000 Franken eingegangen. Die Portale jesus.ch, livenet.ch und lebenshilfe-net.ch beschäftigen knapp 30 Mitarbeitende. (idea)

Projekt für Palliative Care

In der Bündner Region DomleschgHinterrhein soll die Palliative Care wohnortnah und flächendeckend eingeführt werden, meldet die Nachrichtenagentur kipa. Das Projekt wurde von reformierten Seelsorgern angestossen; der Aufbau soll bis Ende 2012 abgeschlossen sein. (idea) Bild: zvg

ne Leben stark. Geplant ist ein Bekenntnismarsch mit Kundgebung und Gottesdienst.

Heilung vom Post Abortion Syndrome ist möglich.» Die zitierten Frauen wollen am 17. September ein Zeichen für das ungeborene Leben setzen. Und das Schweigen durchbrechen, das betroffenen Frauen nach einer Abtreibung oft auferlegt ist.

Bereits zum zweiten Mal wird in Zürich der «Marsch fürs Läbe» durchgeführt. Bei den Leitungen von Kirchen und Gemeinden hat Organisator Daniel Regli «praktisch keine offenen Türen» erlebt. Bei den Mails jedoch sei ein noch grösseres emotionales Interesse spürbar als letztes Jahr. Und: «Dieses Jahr tragen bereits elf Organisationen den Anlass mit. Auch die Steel-Band ‹Samba Shine Jesus› macht wieder mit.»

Betroffene kommen zu Wort

«Abtreibung schöngeredet»

Daniel Regli ist überzeugt, dass «auch Schweizer Christen den Auftrag haben, das Töten der Ungeborenen öffentlich anzumahnen und zu bekämpfen». Vorgesehen sind denn auch Bekenntnis und Fürbitte. Was motiviert Menschen, an einer solchen Kundgebung teilzunehmen? Annette W. ist Mutter von drei erwachsenen Kindern. Sie sagt: «Unsere Gesellschaft wird immer hemmungsloser und massloser, anmassender und unzufriedener. Endlich gibt es auch in der Schweiz solche Märsche. Unsere Bundesverfassung ist ‹Im Namen Gottes des Allmächtigen› abgefasst, und darin steht: ‹Die Stärke des Volkes misst sich am Wohl der Schwachen.›» «Ich möchte für die Ungeborenen einstehen, die sich nicht wehren können. Meine Hoffnung: Dass viele zum Nachdenken kommen

Vor der Kundgebung fürs Leben. F4_Plakat_Marsch_fürs_Läbe_2011_ohne_Jahreszahl.indd 1

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und sich bewusst werden, was sie tun und vor Gott verantworten müssen. Ich erwarte, dass sich viele für das Leben entscheiden!», meint Bea Z., die fünf erwachsene Kinder hat. Thea F. sagt: «Aus eigener Erfahrung weiss ich, dass es einfacher ist, ein Kind zu bekommen und grosszuziehen, als mit den Folgen einer Abtreibung (der Tötung des eigenen Kindes) fertig zu werden. Die allgemein verbreitete Toleranz gegenüber Abtreibung ist meiner Meinung nach nur gut getarnte Gleichgültigkeit. Ich möchte, dass die Gesellschaft um das wahre Gesicht der Abtreibung weiss, das gerne schöngeredet wird. Und ich möchte allen Frauen Hoffnung machen, die an den Folgen einer Abtreibung leiden:

Die Organisatoren des Zürcher Bekenntnismarsches greifen auch das Thema der vorgeburtlichen Selektion auf. «Wir lassen Menschen zu Wort kommen, die heute nur noch geringe Chancen hätten, den Mutterleib lebendig zu verlassen. Sie werden von den Herausforderungen und Freuden ihres Lebens berichten», stellt Daniel Regli in Aussicht. Der Bekenntnismarsch wird unter zwei Aspekten organisiert: einem Trauermarsch und einem farbenfrohen Bekenntnis zum Leben. THOMAS FEUZ

Das Programm 14.00 Uhr: Kundgebung auf dem Helvetiaplatz 15.00 Uhr: Marsch durchs Stadtzentrum (Trauermarsch/ Bekenntnis zum Leben) 16.15 Uhr: «Charta fürs Läbe» 16.30 Uhr: Überkonfessioneller Gottesdienst 17.15 Uhr: Ende der Veranstaltung www.marschfuerslaebe.ch

Aufruf zum Beten und zum Wählen PoLitik unD GEBEt Im Vorfeld der nationalen Wahlen vom 23. Oktober lanciert das Netzwerk ChristNet ein 40-Tage-Gebet. Die Aktion wurde am 13. September gestartet. ChristNet ruft vom 13. September bis zum Wahlsonntag vom 23. Oktober Schweizer Christen zum Gebet auf – «im heutigen politischen Umfeld, das allzu oft von Polemik, Ängsten und Misstrauen geprägt ist». Hauptanliegen des in Genf ansässigen Netzwerks: Kandidierende und Kampagnen sollen vermehrt von Nächstenliebe geprägt sein. Der Leiter von

ChristNet, Samuel Ninck-Lehmann, ist überzeugt: «Emotionen sind einer der entscheidenden Faktoren an der Urne. Studien zeigen, dass sich die Schweizerinnen und Schweizer grosse Sorgen machen. Seit einigen Jahren geht die Tendenz hin zu mehr Misstrauen, Abgrenzung und Suche nach Halt in Traditionen und der nationalen Gemeinschaft.»

An sechs Samstagen wird ChristNet ein Wochenblatt mit einer biblischen Besinnung, einer politischen Betrachtung und Gebetsanliegen für jeden Tag erarbeiten. Mit einem Online-Dossier wird ein Beitrag zur Wahldebatte und zur Meinungsbildung geboten. THOMAS FEUZ www.christnet.ch idea Spektrum 37.2011


TAG E SSC H AU

Den Weg zu den Menschen finden

ÄXGÜSI

LANDESKIRCHENFORUM Mission wird in der Volkskirche neu entdeckt. Ermutigende

Fehlerkultur

Beispiele standen am letzten Samstag im Mittelpunkt einer Tagung in Bern. «Gegenwind aus der Gesellschaft kann die Volkskirchen weiterbringen, wenn sie sich missionarisch ausrichten und das Dienen in den Mittelpunkt stellen». Dies sagte Hans-Hermann Pompe, Leiter des «Zentrum für Mission in der Region» der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), an der Tagung der positiven Synodefraktion der Berner Landeskirche und des Landeskirchenforums in Bern. Die EKD misst in ihrem Reformprozess der Mission als Ruf in die Nachfolge Christi grosse Bedeutung zu. Mission erinnere die Volkskirche an ihren Auftrag, meinte Pompe; die Volkskirche bewahre Mission vor Irrelevanz.

In die Region hineinwirken

Das 2010 lancierte EKD-Zentrum sucht laut Pompe Ortsgemeinde und Region neu abzustimmen. «Was alle angeht, gehört in die Region.» Es sei auf das «Kleinverteilersystem» der Ortsgemeinde zu setzen, auf ihre Nähe und Erreichbarkeit. Die Vermittlung des Evangeliums in postmoderne Milieus und Mentalitäten erfordere Bemühungen in der Region. Eine Gemeinde könne durchaus eine Aufgabe für die Region übernehmen.

Möglich ist vieles …

Der Berner Synodalratspräsident Andreas Zeller zitierte in seinem

Unverfügbares offen zu sein. «Die wesentlichen Weichenstellungen in der Kirchgemeinde waren nie geplant.»

…wenn es gewagt wird

Für ein verstärktes Engagement: Flavia Hüberli-Christen.

Grusswort die Berner Kirchenverfassung von 1946: «Wir müssen den Auftrag nicht suchen; er ist da.» Um die Kirchgemeinden in ihren unterschiedlichen Prägungen und Mitteln wahrzunehmen, erstellt die Kirchenleitung derzeit eine Typologie. Die Tagung zeigte mit fünf Workshops auf, was in Landgemeinden möglich ist. Alex Kurz und Samuel Reichenbach, Pfarrer in Rohrbach im Emmental, fördern das Gespräch über den Glauben in themenbezogenen Gruppen, die sich ein Jahr lang vierzehntäglich treffen. Alex Kurz mahnte, nicht mit Wachstum und Planungen das Überleben der Kirche sichern zu wollen, sondern um Wachheit zu ringen, die Begegnung mit Menschen zu suchen und für

Der passionierte Hobby-Kirchenmusiker Adrian Menzi bringt in Kirchberg BE die Gemeinde zum vielfältigen Singen. An der Tagung gab er Kostproben. Peter Keller knüpft in seiner Thurgauer Landgemeinde im Alltag der Gemeindeglieder an, um das Evangelium auf den Punkt zu bringen. Die Jugendarbeiterin Flavia Hüberli hat in Neukirch an der Thur TG das Bewusstsein für Jugendarbeit geweckt. Ihre Teilzeitstelle finanziert ein Förderverein. Die Gemeinde müsse in freiwillige Angebote investieren, sagte Hüberli. «Wenn Jugendliche die Kirche nur als Pflichtorganisation erleben und in ihr nicht Heimat finden, kommen sie nicht mehr.» «Warum nicht KonfirmandenUnterricht mit der Nachbargemeinde?», fragte Hans-Hermann Pompe im Schlusspodium. «Das Undenkbare ist bei Jesus der Normalfall.» Pfarrer Beat Kunz, Sutz BE, rief dazu auf, auch kleine Aufbrüche bei Jugendlichen und Familien wahrzunehmen. «Gott ist am Wirken.» PETER SCHMID www.lkf.ch

Sie lassen sich nicht (be-)hindern GLAUBE UND BEHINDERUNG Über 90 behinderte Menschen und Angehörige beschäftigten sich im «Nidelbad» in Rüschlikon ZH mit den Themen Glaube, Liebe, Hoffnung.

Seit 22 Jahren setzt sich die Organisation «Glaube und Behinderung» dafür ein, dass behinderte Menschen in christliche Gemeinden integriert werden. Sie will Behinderten helfen, sich in Krisen ihres Lebens auf feste Werte zu stützen.

Krisenfeste Werte

«Solange man das Leben meistern kann, setzt man sich selten bewusst mit den Werten auseinanidea Spektrum 37.2011

der, die einem im Alltag leiten. In Krisen erfahren wir aber, worauf unser Lebensfundament gründet. Wie sehen wir uns selber? Welches Gottesbild leitet uns? Trägt es durch die Krisen hindurch?» Mit diesen Fragen brachte die Referentin Beatrix Böni zum Nachdenken. In Krisenerfahrungen von Menschen in der Bibel entdeckte Böni krisenfeste Werte, die auch heute alltagstauglich sind. Und

nicht zuletzt fand sie auch beim Apostel Paulus im 1. Korinther 13 einen krisenfesten Grund: Glaube, Liebe und Hoffnung bleiben und tragen. Dass Gott uns liebt, fördert gerade in Krisen unseren Glauben an ihn und lässt die Hoffnung auf sein Eingreifen und Durchtragen wachsen.

Ich fahre von einer Weiterbildung nach Hause und bewege «fehlerhafte» Gedanken. Wie viele Fehler habe ich in meinem Leben begangen? Das müssen unzählige sein! Wie bin ich damit umgegangen? Was haben diese Fehler ausgelöst? Schnell einmal kam der Gedanke an meine Schreibhefte aus der Schulzeit. Mit Zahlen konnte ich gut umgehen, doch mit dem Schönschreiben stand ich auf Kriegsfuss. Dementsprechend war dieses Heft rot eingefärbt. Das war schlimm! Obwohl es vermutlich nie so kommuniziert wurde, musste man als Kind den Eindruck erhalten, dass Fehler eine Katastrophe darstellen. Der Wert des Lebens schien von der Anzahl der begangenen Fehler abhängig zu sein. Je mehr Fehler, umso weniger wert und auch weniger geliebt. Je perfekter, umso wertvoller und geliebter. Durch dieses Verständnis sind viele Menschen in die Fänge des Perfektionismus geraten. Dabei kann man nie genügen, weil man es immer noch besser machen kann. Nein, Fehler sind nicht nur einfach schlecht, und noch weniger ist unser Wert von Fehlern abhängig. Entscheidend ist doch die Frage, ob ich bereit bin, aus Fehlern zu lernen. In gewissen Fällen benötigen wir sogar Fehler, um weiterzukommen. Vielen bahnbrechenden Erfindungen gingen Fehler voraus. Wir benötigen Fehler, um zu lernen und weiterzukommen. Aber Wert und Liebe hängen nie davon ab. Zumindest bei Gott ist das so. Ich werde weiterhin Fehler begehen. Nicht mutwillig, aber sie werden kommen. Erst dann, wenn ich bei Dem sein werde, der keine Fehler hat, wird das aufhören. Was die Schönschrift anbelangt, bin ich in der guten Lage, dass ich heute fast alles auf dem Laptop schreiben kann. Das ist eine grosse Erleichterung. Doch auf meinen Wert hat dies keinen Einfluss. THOMAS PRELICZ

RUTH BAI-PFEIFER www.gub.ch

Der Autor ist Pfarrer in Arth. Bild: Peter Schmid

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p u bl i r e p or tag e

Mission-Net –worum geht´s? Mission-Net –worum geht´s? Unsere Welt verändern – dazu ermutigen wir am Unsere Welt verändern – dazu ermutigen wir am Mission-Net Kongress über Silvester 2011/12. Mission-Net Kongress über Silvester 2011/12. Wo jungen Leuten zugetraut wird, gemeinsam am Reich Wo jungen Leuten zugetraut wird, gemeinsam am Reich Gottes mitzubauen, entstehen großartige Gottes mitzubauen, entstehen großartigeProjekte. Projekte.Eins Eins davondavon ist Mission-Net, getragen von der Europäischen ist Mission-Net, getragen von der Europäischen Evangelischen Allianz sowie derder Europäischen Evangelischen Allianz sowie Europäischen Evangelischen Missionsallianz! Evangelischen Missionsallianz! Mission-Net hat zwei Ansätze: Mission-Net hat zwei Ansätze: a) ein europaweiter Kongress alle Jahre a) ein europaweiter Kongress alle 2 2Jahre b) der und Wunsch, der Wunsch, eine Bewegungunter unterjungen jungen europäischen europäischen Christen b) und eine Bewegung Christenanzustoßen anzustoßen Der Mission-Net Kongress ist ein großes gesamteuropäisches Treffen junger Christen vom 28.

Der Mission-Net Kongress ist ein großes gesamteuropäisches Treffen junger Christen vom 28. bis 02. Dezember 2011. Die Zielgruppe des Kongresses sind junge Leute von 16 – 30 Jahren bis 02. Dezember 2011. sind junge Leute von 16 – 30 Jahren aus ganz Europa. ZurDie ZeitZielgruppe wird in mehrdes als Kongresses 40 Ländern Werbung für das Treffen gemacht und aus ganz Europa. Zur Zeit wird in mehr als 40 Ländern Werbung für das Treffen gemacht wir erwarten ca. 3000 Teilnehmer, die sich über den Jahreswechsel in Erfurt zusammenfindenund wir erwarten werden. ca. 3000 Teilnehmer, die sich über den Jahreswechsel in Erfurt zusammenfinden werden. Alle 2 Jahre möchten wir junge Menschen zu einem europäischen Kongress einladen, an dem Horizont erweitert Wir ermutigen zu sieeinem an demeuropäischen Kongress und Kongress wünschen uns, dass es Alle 2ihr Jahre möchten wir wird. junge Menschen einladen, an dem nachhaltig in ihrenwird. Heimatländern und Gemeinden wird,und wie wünschen sie neu missional lebenes ihr Horizont erweitert Wir ermutigen sie an demverspürt Kongress uns, dass können, wie sie lokal handeln und global denken. Wie jeder einzelne von ihnen nachhaltig in ihren Heimatländern und Gemeinden verspürt wird, wie sie neu missional leben gesellschaftstransformierend leben kann. Deshalb auch der Slogan von Mission-Net: können, wie sie lokal handeln und global denken. Wie jeder einzelne von ihnen Transforming our world! (Unsere Und daraus kann eine entstehen. gesellschaftstransformierend leben Welt kann.verändern). Deshalb auch der Slogan von Bewegung Mission-Net: Für einige bedeutet es, sich von Gott in die weltweite Mission senden zu lassen, für jemand Transforming our world! (Unsere Welt verändern). Und daraus kann eine Bewegung entstehen. anderen bedeutet es, sich vermehrt an seiner Universität einzusetzen, sich in der Wirtschaft Für einige bedeutet es, sichoder von auch Gott durch in die Kunst weltweite Mission senden zu lassen, für jemand und Politik einzubringen sich auszudrücken. anderen bedeutet es, sich vermehrt an seiner Universität einzusetzen, sich in der Wirtschaft und Politik einzubringen oder auch durch Kunst sich auszudrücken. Auch Menschen mit Migrantenhintergrund und andere bei uns lebende Nationalitäten in Europa sind uns wichtig, dabei zu haben, denn Europa hat sich kulturell sehr stark verändert. Es gibt

noch Gemeinden, wo es nur noch eine wie gehen wir damit um? Auch kaum Menschen mit Migrantenhintergrund und Nationalität andere beihat. unsAber lebende Nationalitäten in Europa Wir wünschen uns, dass diese Interkulturalität, wiesich sie bei Mission-Net geschmeckt wird, Es gibt sind uns wichtig, dabei zu haben, denn Europa hat kulturell sehr stark verändert. Auswirkungen hat auf die Ortsgemeinden, wo die jungen Schweizer herkommen. kaum noch Gemeinden, wo es nur noch eine Nationalität hat. Aber wie gehen wir damit um? Wir wünschen uns, dass diese Interkulturalität, wie sie bei Mission-Net geschmeckt wird, Mehr Infos unter www.mission-net.org Auswirkungen hat auf die Ortsgemeinden, wo die jungen Schweizer herkommen. Evi Rodemann, Direktorin von Mission-Net e.V.

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Evi Rodemann, Direktorin von Mission-Net e.V.

Mission-Net ist: europäisch, interkulturell, missional, gemeindeorientiert, relevant, ganzheitlich, Jesus-zentriert, gebetsstark idea Spektrum 37.2011

Mission-Net ist: europäisch, interkulturell, missional, gemeindeorientiert, relevant, ganzheitlich, Jesus-zentriert,


F oru m | LE SE r Br I E F E

SYNERGIE Segne mich! Ich gestehe, das Buch der Chronik im Alten Testament ist für mich ein mühsames und langweiliges Buch. Da werden Namen aufgelistet, wie Namenslisten auf dem Statistischen Amt, eine langweilige Chronik des Volkes Israel, angefangen von Abraham bis hin zu Israels Rückkehr aus der Gefangenschaft, Jahrtausende später. Nur Statistiker und Historiker mögen so etwas. Bis ich inmitten dieser mühsam zu lesenden Namenslisten plötzlich auf eine kurze Geschichte gestossen bin, die mich aufweckte. «Ein Mann namens Jabez war der angesehenste unter seinen Brüdern. Bei seiner Geburt hatte seine Mutter gesagt, ich habe ihn mit Schmerzen

geboren, und sie nannte ihn deshalb Jabez. Jabez aber hatte zum Gott Israels gebetet: «Segne mich und erweitere mein Gebiet! Stehe mir bei und halte Unglück und Schmerz von mir fern!» Und Gott erhörte seine Bitte (1. Chronik 4,9-10). Dann fährt die Statistik einfach weiter mit der Auflistung der Geschlechterreihe von Juda, als wäre da gar nichts… Dann fand ich ein Büchlein über Jabez, das der amerikanische Pastor Bruce Wilkinson geschrieben hat. Er nennt dieses Gebet den Durchbruch zu einem gesegneten Leben. Gott würde uns gerne mit Freude jeden Tag segnen, wenn wir ihn wahrhaftig darum bitten würden. «Bittet, so wird euch gegeben», heisst es in Matthäus 7,7, und Jakobus schreibt: «Ihr bekommt trotzdem nicht, was ihr wollt, weil ihr Gott nicht darum bittet!» (Jakobus 4,2) Und genau das hat Jabez erkannt. Wir dürfen Gott

täglich bitten, uns zu segnen, denn er hat Segnungen im Überfluss für uns bereit! Gott erwartet von uns, dass wir jeden Tag für uns um seinen Segen und um die Erweiterung unserer Gebiete bitten! Wow! Was will ich noch mehr? Deshalb erfüllt mich das Gebet von Jabez jeden Tag von Neuem mit grosser Freude. Und weil ich keine besseren Worte finde, will ich jeden Morgen sein Gebet benützen: «Segne mich und erweitere mein Gebiet!» HANS-ULRICH ROHRBACH Der Autor ist Mitinhaber der IT Handelsfirma DigComm GmbH für Sicherheitslösungen im Internet und Unternehmensberater in Pfäffikon SZ. Er engagiert sich in verschiedenen christlichen Gruppen. rohrbachconsult@bluewin.ch

Offener Brief an Bundespräsidentin Micheline Calmy-Rey Sehr geehrte Frau Bundespräsidentin An der kommenden UNO-Generalversammlung soll voraussichtlich am 20. September 2011 auf Antrag der Palästinensischen Autonomiebehörde über die Schaffung eines selbstständigen Palästinenserstaates abgestimmt werden. Dies, nachdem ihr Präsident Machmud Abbas die laufenden Friedensverhandlungen mit Israel abgebrochen hat und sich weigert, diese fortzusetzen. Die einseitige Anfrage bei der UNO stellt eine Verletzung der bisher auf Grund früherer UNO-Beschlüsse mit Israel unterzeichneten Abkommen dar. Dieser einseitige Schritt um eine Anerkennung ihrer Eigenstaatlichkeit löst im gegenwärtigen politischen Klima keines der wichtigen Probleme des israelisch-palästinensischen Konflikts, sondern verschärft sie nur und wird nichts dazu beitragen, die Interessen der Israelis oder Palästinenser voranzutreiben. Dazu kommt, dass die Hamas-Organisation als wichtiger Teil eines neuen Staates Palästina überhaupt nicht bereit ist, den Staat Israel anzuerkennen und mit Terroranschlägen und Raketenbeschuss Krieg gegen Israel führt. Weiter hat sich ein Versöhnungsabkommen zwischen Fatah und Hamas als gescheitert erwiesen. Verhandlungen über wirkliche Lösungen schwieriger Probleme und ideaSpektrum 37.2011

deren Eigenstaatlichkeit können nur mit einer friedbereiten Bevölkerung erreicht werden. Sie ist aber im Moment noch nicht im Mindesten dazu bereit. Das Recht auf Rückkehr, Jerusalem, anerkennte Grenzen, Bewegungsfreiheit, Siedlungen, Sicherheit und wirtschaftliche Themen werden nur durch direkte Verhandlungen auf bilateralem Weg zwischen Israel und

Nein zu einem Palästinenserstaat: Alt Nationalrat Werner Scherrer schreibt der Bundespräsidentin im Namen der Israel-Werke Schweiz IWS.

den Palästinensern gelöst werden können. Die Schweiz sollte deshalb nicht mit dem unverantwortlichen und unilateralen Schritt der Palästinenser kooperieren und diese stattdessen ermutigen, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Dass sich die beiden Aussenpolitischen Kommissionen unserer Räte nicht entschliessen konnten, klar für Israel Stellung zu nehmen, enttäuscht uns sehr. Können wir Schweizer abseits stehen, wenn Israel erneut desavouiert, vorgeführt und den Juden nach 2000 Jahren der Verfolgung die Unterstützung versagt wird? Doch wie immer sich die Politiker ducken, im September wird die Schweiz Farbe bekennen müssen. Als Israel-Werke Schweiz, welche 20 Israel-freundliche Organisationen vertritt, bitten wir Sie deshalb, sehr geehrte Frau Bundespräsidentin, in Absprache mit der Landesregierung unserem Schweizer UNO-Delegierten die Weisung zu erteilen, ein Nein zur Bildung des Palästinenserstaates einzulegen. Arbeitsgemeinschaft Israel-Werke Schweiz IWS, der Chairman WERNER SCHERRER, alt Nationalrat, Thun Siehe auch das Pro und Kontra in dieser Ausgabe: «Soll Palästina als Staat anerkannt werden?»

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Würdiger Vertreter

«idea Spektrum» Nr. 35 – «Mehr Christen ins Bundeshaus» Die Wiederwahl von Jean-Pierre Graber, Vertreter des Berner Jura, ins eidgenössische Parlament ist von grosser staatspolitischer Bedeutung, insbesondere für den Kanton Bern. Der Berner Jura muss die Anliegen seiner Bevölkerung im Bundesparlament unbedingt direkt durch einen eigenen Parlamentarier vertreten wissen. Es wäre Wasser auf die Mühle der Befürworter eines Anschlusses des Berner Jura an den Kanton Jura geleitet, wenn der Sitz des Berner Jura verloren ginge. Diese wüssten die fehlende Solidarität des übrigen Kantons auszuschlachten und daraus einen wichtigen Etappensieg im Kampf um die Eingliederung des Berner Jura zu konstruieren. Historisch betrachtet war der Südjura, das heisst der heutige Berner Jura, seit jeher nach Bern ausgerichtet. Politisch wie konfessionell. Die heutige Grenze zwischen Berner Jura und Kanton Jura bildet zugleich die Konfessionsgrenze. Im Gegensatz zum Berner Jura, der den biblischreformatorischen Glauben annahm, blieb die Bevölkerung im Nordjura (heute Kanton Jura) dem katholischen Klerus verpflichtet. Das gegen die Reformation errichtete Bollwerk war so stark befestigt, dass der neue Glaube im nördlichen, weitgehend vom Bistum Basel aus regierten Nordjura, nicht Fuss fassen konnte. Laut Statistik ist dieser Teil des Juras unverändert zu neun Zehntel beim katholischen Glauben geblieben. Die grundlegenden Unterschiede zwischen dem heutigen Berner Jura und dem Kanton Jura sind deshalb vor allem konfessionsbedingt. Zum Ausdruck kommen diese unterschiedlichen Mentalitäten im Demokratieverständnis, im Freiheitsdenken und in der Wesensart der Bevölkerung. Der zweifach – in Politwissenschaft und Volkswirtschaft – promovierte Jean Pierre Graber hat in seiner ersten vierjährigen Amtszeit in Bundesbern seine Rolle als würdiger und aktiver Vertreter des Berner Jura wahrzunehmen gewusst. Mit 67 Vorstössen und 42 Voten war er einer der 30 aktivsten Parlamentarier. Fest im evangelischen Glauben verwurzelt, steht er zu seiner glaubensmässigen und auch ethisch klaren Einstellung. Dies kommt auch in seinen Kolumnen in «idea Spektrum» zum Ausdruck. Er verdient unser Vertrauen. HANS MAURER, Aktion Solidarität zum Berner Jura, Mattstetten


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TAG E SSC H AU

Klares Signal für einen «Mainstream der Hoffnung» INNOVATIONSMESSE Ein Podium mit Persönlichkeiten aus Grossbasel stand im Zentrum der Innovationsmesse vom

10. September auf St. Chrischona. Der Anlass stand unter dem Motto «die Zukunft lieben» und wurde von regionalen Unternehmern mitorganisiert. Er sollte ein Zeichen gegen die zunehmende Resignation im Land setzen. Hoffnung sei heute ein rarer Artikel, sagte Chrischona-Direktor Markus Müller zu Beginn der spannenden Diskussionsrunde mit innovativen Leitern aus den Bereichen Medien, Sozialunternehmen, Pilgermission St. Chrischona und einer grossen Privatschule. In dem vom Chefredaktor der Oberbadischen Zeitung, Guido Neidinger, professionell geleiteten Gespräch, sagte Müller: «Die Leute würden heute sehr weit reisen, wenn sie irgendwo Hoffnung kaufen könnten.» Denn: «Die Zukunft gehört dem, der Hoffnung hat.»

Junge brauchen heute Support

Trotz Weltuntergangsszenarien, Wirtschafts- und Finanzkrisen und vielen weiteren Krisensymptomen bleibt für Robert Roth,

Impressum Idea Schweiz Herausgeber: Idea Information AG, 4410 Liestal Verwaltungsrat: Heiner Henny, Präsident; Sam Moser, Stellvertreter; Paul Beyeler, Hans Lendi, Hansjörg Leutwyler, Hanspeter Schmutz Ideelle Trägerschaft: Schweizerische Evangelische Allianz (SEA), Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG), Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) Redaktion: Josefstr. 32, 8005 Zürich, Tel. 044 444 16 44, Fax 044 444 16 49 E-Mail: redaktion@ideaschweiz.ch Internet: www.ideaschweiz.ch Chefredaktor: Andrea Vonlanthen Büro: Bahnhofstr. 65, 9320 Arbon Tel. 071 446 70 02, Fax 071 446 74 88 E-Mail: andrea.vonlanthen@ideaschweiz.ch Redaktor: Thomas Feuz Erweitertes Team: Esther Reutimann, Sibylle Zambon, Christian Bachmann, Mirjam Fisch-Köhler, Marlies Reutimann Praktikum: Christof Bauernfeind Inserateservice: Jordi AG – das Medienhaus, Roland Rösti, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 25, Fax 031 819 38 54 E-Mail: inserate@ideaschweiz.ch Aboservice: Jordi AG – das Medienhaus, Ursula Seifried Jordi, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 20, Fax 031 819 38 54 E-Mail: abo@ideaschweiz.ch Abopreise: Jahresabo Fr. 145.–, Seniorenabo Fr. 117.–, Halbjahresabo Fr. 77.–. Das Abo ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar. Konto: PC-Konto 40-788586-4 Idea Information AG, 4410 Liestal Layout/Druck/Versand: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp www.jordibelp.ch

Bild: Fritz Imhof

Extrem innovative Bewegung

Innovationsschub: Robert Roth (Zweiter von links) mit Teilnehmenden.

Gründer und Leiter der Job Factory Basel, der Auftrag klar: «Wir haben den Job gefasst, die Welt zu bebauen und zu bewahren.» Das sei heute eine spannende Herausforderung, die er gerne annehme. Wie gross diese ist, zeige sich daran, dass heute europaweit 10 Millionen junge Menschen nicht ohne spezielle Unterstützung in den Arbeitsprozess integriert werden könnten. Initiativen auf diesem Gebiet seien aber nicht ohne Risiken möglich. Heute bestehe die Tendenz zu warten, bis andere die heissen Eisen anpacken – oder bis eine Idee gewinnversprechend werde. Zuerst aber bedeute Innovation, das bisher Unmögliche zu denken. Wenn Jesus die Christen das Gebet «...wie im Himmel so auf Erden» gelehrt habe, so bedeute dies eine Aufforderung zum Mitdenken.

Innovation bedeutet Schub

«Wer innovativ ist, sucht die Nähe zu andern innovativen Menschen», weiss Willy Surbeck, Chefredaktor von Tele Basel. Und der Innovative habe die Bereitschaft, sich dreimal täglich zu blamieren, «weil er zwar eine gute Idee habe, aber noch keine Ahnung, wie sie umgesetzt werden kann». Innovation bedeute, zwei Dinge zusammenzubringen, die eigentlich nicht zusammengehören. Surbeck brauchte das Bild einer Rakete. Diese wird gezündet, indem zwei Stoffe zusammengeführt werden, die sich nicht vertragen.

Doch wenn es gelingt, die Stoffe auf die richtige Weise zu vereinigen, entstehe ein riesiger Schub. In der Chrischona-Gemeinde, in der er aufgewachsen sei, habe er die Innovationskraft vermisst, doch heute motiviere er seine Redaktoren, sich vermehrt um innovative Projekte zu kümmern. «Wenn alle vom Ende der Welt reden, will ich in die Zukunft denken.»

Wachstum kann sich ergeben

Michael Basler ist Geschäftsführer und Vorstand der Freien Evangelischen Schule Lörrach (FES). Diese wurde 1989 mit 23 Schülern eröffnet und zählt heute eindrückliche 1800. Seinen Schub, innovativ zu werden, habe er durch die Erfahrung der Kraft von Jesus Christus erhalten, der ihn aus der Drogenszene befreit habe, bekannte Basler. Das starke Wachstum der Schule sei aber nicht das Ziel gewesen, erläuterte der Schulleiter, denn «uns ist jeder einzelne Schüler wichtig». Die Förderung der Schüler und der Kontakt mit den Eltern stehe bei der FES im Zentrum. Das Wachstum habe sich daraus einfach ergeben. Dennoch ist sich Basler bewusst: «Innovation ist immer an Personen gebunden.» Manchmal seien es Querköpfe, die ihre Idee gegen alle Widerstände bis zur Realisierung durchkämpften. «Wer innovativ ist, muss auch bereit sein, Opfer zu bringen», so der FES-Geschäftsführer.

«Zum Glück gab es in der Region Basel immer wieder Querköpfe», meinte der Chrischona-Direktor Markus Müller. Er erinnerte dabei vor allem an den Pietismus und seine Auswirkungen auf Basel. «Der Pietismus war eine extrem innovative Bewegung», so Müller: Spitäler, Universitäten und der Sozialstaat seien auf seinem Boden gewachsen. Aber auch der Gedanke der Eigenverantwortung und die Losung «Arbeit statt Almosen» kämen aus dieser Quelle. Jesus selbst sei ein «totaler Innovator» gewesen, der eine enorm innovative Bewegung ausgelöst habe. Heute verstehe sich die Pilgermission St. Chrischona als Brückenbauerin, welche im Dreiländereck bei der Tradition des Pietismus anknüpfe. Markus Müllers Fazit lautet: «Innovation hat als Voraussetzung Inspiration. Sie gedeiht nur in einem Milieu der Hoffnung. Ich träume von einem Mainstream der Hoffnung.» FRITZ IMHOF

Innovationsmesse Die von einem Team von Unternehmern und Mitarbeitern der Pilgermission St. Chrischona konzipierte Innovationsmesse zog 20 Aussteller an, die Produkte (von Gesundheitsartikeln bis zur Unternehmensberatung), Tipps zum Geldanlegen, neue christliche Kursangebote und Entwicklungsprojekte präsentierten. Eine Installation des Liestaler Künstlers Brian Haab rundete die Ausstellung ab. In 20 Workshops wurden eine Kreativwerkstatt und Themen wie Unternehmensgründung, Gesundheit, Berufung, «Faith-Investments», Green Economy und «Synergie durch Kooperation» angeboten. Organisiert wurde die Innovationsmesse von den beiden Unternehmern Bernhard Rytz, Basel, und Stefan Roth, Kandern, sowie der Pilgermission St. Chrischona. www.innovationsmesse.ch www.chrischona.org

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Lehrerin baut mit am jüngsten Staat der Welt MISSION Simone Illi arbeitet im Südsudan. Eine spannende Aufgabe für die 30-jährige Sekundarlehrerin. Der jüngste

Staat der Erde schwankt zwischen Aufbruchstimmung und den Problemen seiner bewegten Vergangenheit. «Erst wollte ich eigentlich gar nicht», sagt Simone Illi rückblickend, «aber dann dachte ich, es gibt wohl nichts Besseres, als im Willen Gottes zu leben.» Ihr Entschluss führte sie in eines der unsichersten, aber auch hoffnungsvollsten Länder Afrikas. Statt in einem soliden Haus nach schweizerischem Standard wohnt sie in einer Strohhütte im Südsudan, ohne fliessendes Wasser – «dafür mit einem Gaskocher».

Immer eine «Attraktion»

Das bescheidene Domizil befindet sich auf dem Campus des «Yei Teachers Training College». An der christlichen Schule werden Primarlehrer ausgebildet. Die Ausbildungsstätte wurde 2001 von der Nicht-Regierungsorganisation «Across» gegründet, welche von «TearFund» unterstützt wird. Simone Illi unterrichtet dort Englisch und Mathematik und leitet eine Mentorengruppe. Als einzige Nichtafrikanerin sei sie immer eine «Attraktion», was manchmal etwas anstrengend sei. Trotzdem hat sich die 30-Jährige inzwischen ganz gut eingelebt.

«Life-Skills» vermitteln

2008 reiste Simone Illi zum ersten Mal in den Sudan, um Nachforschungen für ihre Masterarbeit zu machen. Feuer und Flamme für

In Festlaune: Simone Illi mit Studenten am Unabhängigkeitstag.

die Mission war sie deswegen aber noch lange nicht: «Ich wusste danach nicht, wie es weitergeht, nur dass ich nicht immer am gleichen Ort bleiben wollte.» Es brauchte noch viele Gebete und Gespräche, bevor sich Simone Illi im November 2010 auf das Abenteuer Afrika einliess. Heute ist sie sicher, dass es die richtige Entscheidung war. Ihre Arbeit könnte kaum spannender sein. Wann hat man schliesslich die Möglichkeit, einen ganz neuen Staat mitzuprägen? Simone Illi versteht sich als Multiplikatorin, die Leute ausbildet, die dann selbst Ausbildner werden. Es gehe nicht nur darum, Wissen zu vermitteln, sondern «Life-Skills» weiterzugeben. Themen wie: Konfliktschulung, richtiger Umgang mit Geld, Aidsprävention und nicht zuletzt der christliche Glaube.

Neues Selbstvertrauen

Hier einen Beitrag leisten zu können, ist für Simone Illi ein absolutes «Privileg». Durch die neue Unabhängigkeit herrscht eine seltene Euphorie im Land. Studenten, die noch vor Kurzem nicht wussten, ob sie «in einem Jahr noch leben», entwickeln langsam eine Perspektive, gewinnen Hoffnung und Selbstvertrauen. Immer wieder gibt es kleine Erfolgserlebnisse. Einige wollten die Schule schon aufgeben, weil sie nur Arabisch konnten. Inzwischen trauen sie sich sogar, englische Texte laut vorzulesen.

Bürgerkrieg nicht lange her

Allerdings ist die allgemeine Lage alles andere als gefestigt. Die junge Nation hat noch einen langen Weg vor sich, die Herausforderungen sind riesig. 90 Prozent der Be-

völkerung leben von weniger als einem US-Dollar am Tag. Immer wieder kommt es zu Überfällen auf Dörfer, Menschen kommen um und werden entführt. Dennoch fühlt sich Simone Illi sicher. Ausser nachts bewegt sie sich völlig frei in der Stadt Yei. «Man darf heute sogar Fotos von Militär und Polizei machen, was früher unmöglich war.» Aber auch sie weiss, dass eine gute Zukunft von vielen Faktoren abhängt. Besonders von mutigen Menschen, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen und sich für andere einzusetzen. Simone Illi geht mit gutem Beispiel voran. CHRISTOF BAUERNFEIND www.across-sudan.org

Ein neuer Staat Nach Ende des Bürgerkriegs wurde 2005 ein Friedensabkommen unterzeichnet. Der Sudan erhielt eine gemeinsame Nord-Süd-Regierung. Nach einer Abstimmung wurde am 9. Juli der souveräne Staat ausgerufen. Nach wie vor ist die Sicherheitslage angespannt. Bewaffnete Überfälle erschweren den Einsatz der Hilfsorganisationen, teilt das Entwicklungs- und Nothilfewerk TearFund mit. www.tearfund.ch

Für Afrikas Waisen war ihnen kein Weg zu weit SPONSORENLAUF Bei schönstem Wetter fand in Stein im Aargau der Sponsorenlauf von TearFund statt.

Rund 70 Teilnehmende errannten bei 28 Grad rund 40 000 Franken für ein Waisenprojekt von TearFund in Sambia.

«Ich renne eigentlich sehr ungern. Aber das Projekt von TearFund überzeugt mich. Dafür lohnt es sich, zu rennen», sagte eine Teilnehmerin. Am Sportlerlauf war Tempo angesagt, während am Familienlauf auch Kinderwagen und Walkingstöcke zum Einsatz kamen. Am Mittag wartete ein afrikanisches Menü auf die Besucher. Afrikanische Musik trug zur guten Stimmung bei. «Wir waren dabei, weil wir den idea Spektrum 37.2011

Sie alle schenkten Perspektiven!

Kindern in Sambia helfen möchten, die nicht wie wir zur Schule

gehen können», erklärten Selina und Rahel, die beide im Voraus Sponsoren gesucht hatten und am Lauf mitgerannt sind. «Ausserdem rennen wir gerne, und das Gruppenerlebnis war super!» Der Afrikalauf vereinte Sport und Engagement: Nach ersten Hochrechnungen kamen fast 40 000 Franken zusammen. Das Land im Herzen Afrikas ist bitterarm, und besonders Waisen erleben eine starke Benachteili-

gung. Häufig ist der Schulbesuch für sie nicht möglich, weil Geld für Schulmaterial und Schuluniform fehlt. «Durch das Projekt erhalten die Kinder Zugang zu Bildung», erzählte Christa Bauer von TearFund vor dem Start. «Wer Bildung hat, erhält eher Arbeit und findet so langfristig den Weg aus der Armutsspirale.» JOSÉPHINE BILLETER www.tearfund.ch Bilder: zvg


18 P U BL I R E P OR TAG E

Mission - immer ein Herzensanliegen des tsc

600 Absolventen des Theologischen Seminars St. Chrischona (tsc) in der weltweiten Missionsarbeit Zielsetzung der missionarischen Ausbildung Das tsc bietet missionsinteressierten jungen Menschen eine solide theologische und missiologische Grundausbildung. Ziel des missiologischen Ausbildungsangebotes bleibt es, Missionare und Missionarinnen auszubilden, damit die Nachricht von Jesus Christus durch Wort und Tat Menschen unterschiedlicher Kulturen erreicht, und sie lernen, ihr Leben unter Gottes Herrschaft zu gestalten (Matth 28,18–20). Weltweite berufliche Perspektiven Wer die Ausbildung am tsc abschliesst, hat weltweit verschiedenste Möglichkeiten zur missionarischen Arbeit. Absolventen sind zur Zeit in über 50 Ländern tätig: • Evangelisation, Diakonie und Gemeindebau in Europa und Übersee; • Pioniermissionare für unerreichte Volksgruppen; „Zu anspruchsvoller Arbeit angespornt“ „Das TSC hat mir eine sehr gute allgemeine theologische Ausbildung für meine heutige Rolle als Prediger gegeben. Sie ist bis heute unverzichtbare Grundlage meines heutigen Dienstes als Prediger der Chrischonagemeinde Mulhouse und als Präsident von Vision-France (Verband der Chrischonagemeinden in Frankreich). Wir wurden zu einer qualitativ anspruchsvollen Arbeit angespornt.“ Jean-Georges Gantenbein, Präsident „Vision France“, Mitglied Leitungsteam Pilgermission St. Chrischona

• Mitarbeiter in einem Übersetzungsprojekt; Theologische Lehrkräfte; Projekt- und Feldleiter; • Missions- und Gemeindeleiter in der Heimat. Persönlichkeits- und Gabenprofil Aus langjähriger Erfahrung hat sich gezeigt, dass folgende Punkte für die Arbeit auf dem Missionsfeld wichtig sind: • Gewissheit der persönlichen Berufung oder Bereitschaft, intensiv nach der Bestätigung des Rufs in den Missionsdienst Ausschau zu halten; Konfliktund Kontaktfähigkeit; • Bereitschaft zu einem Lebensstil, der von Verzicht geprägt ist; • Freude an anderen Kulturen und an Menschen anderer Nationalität; • Erfahrung mit Ausländern in der Heimat; physische und psychische Belastbarkeit; • Hohe Flexibilität, Teamfähigkeit und Initiative;

• Bereitschaft, neue Sprachen zu lernen; Gesunder Humor und geistlicher Optimismus; • Bereitschaft, einen Freundeskreis aufzubauen und Angehörige, Verwandte und Bekannte zurückzulassen. Validierte Ausbildung mit postgraduierten Perspektiven

tion“ oder einen „Bachelor of Arts in Theology“. Praktische Missionserfahrung Studenten der dreijährigen Ausbildung absolvieren in den Sommermonaten vor dem dritten Studienjahr ein neunwöchiges Missionspraktikum; Studierende der fünfjährigen Ausbildung absolvieren nach dem sechsten Semester ein begleitetes Praxisstudienjahr, das durch das tsc vermittelt wird.

Studenten, die die dreijährige Ausbildung in Gemeindepädagogik oder fünfjährige Ausbildung in Theologie erfolgreich bestanden haben, erhalten von der Middlesex-University einen Hans Ulrich Reifler, „Bachelor of Christian Educa- Dozent am tsc

„Auf nach Brasilien!“

AEM +

Ab September werde ich zehn Monate die Missionsarbeit der Schweizerischen Allianz Mission in Brasilien kennenlernen.

Ich habe mich noch nie ausserhalb von Europa aufgehalten, und habe keine Missionserfahrung. Deshalb nutze ich die Chance, einen solchen Einsatz zu machen.

Die Arbeitsgemeinschaft Evangelikaler Missionen (AEM) in Deutschland ist ein Zusammenschluß von über 90 Missions und Hilfswerken mit 3.900 Missionaren.

Nach zwei Jahren Studium freue ich mich nun auf ein Jahr Mithilfe in der Mission. Mitstudenten und Dozenten haben mich ermutigt, diesen Schritt zu wagen und haben von eigenen Erfahrungen berichtet.

Die AEM Schweiz vereint 40 Missionswerke, 5 Ausbildungsstätten und knapp 1.600 Missionare.

Studentin Tabea Stihl hilft bei Missionsprojekten mit Kooperation mit tsc

Ziel des Projektes „ProPiaui“ ist es, Gemeinden zu bauen, Mitarbeiter zu gewinnen und zu fördern. Ab Februar bin ich in der Stadt Belém und helfe beim Projekt „ProVida“ mit. Darin sollen benachteiligte Kindern und Jugendliche auf der Strasse, in Slums und Gefängnissen ein menschenwürdiges Leben erhalten. Deren Integration in Familie, Gemeinde und Gesellschaft ist das Ziel.

Die Vermittlung mit der Missionsgesellschaft erfolgte durch einen Dozenten. Mein Visum wurde bewilligt, was überhaupt nicht selbstverständlich ist. Dies ist für eine Bestätigung, dass Gott mich in Brasilien haben will.

tsc.chrischona.ch Theologisches Seminar St. Chrischona Chrischonarain 200 4126 Bettingen/BS Tel. + 41 (0)61 64 64 426 tsc@chrischona.ch Theologisches Seminar St. Chrischona

idea Spektrum 37.2011


N AC H R IC H T E N

Abtreibung ist blutiger als der 11. September GEDENKEN AN TERROR US-Präsident zitiert Psalm 46: „Gott ist unsere Zuversicht und Stärke.“

D

as Gedenken an die Terroranschläge vom 11. September vor zehn Jahren bewegt die Welt. Doch so fürchterlich die Untaten islamischer Extremisten mit fast 3.000 Toten auch waren – an jedem Tag werden in den USA mehr Kinder im Mutterleib getötet. Darauf macht die Lebensrechtsorganisation „Created Equal“ (Gleichwertig geschaffen) in Columbus (US-Bundesstaat Ohio) aufmerksam. Täglich fielen in den Vereinigten Staaten etwa 3.200 Kinder Schwangerschaftsabbrüchen zum Opfer, erklärte Direktor Mark Harrington gegenüber der OnlineZeitung Christian Post. Beim offiziellen Gedenken an die Terroranschläge in New York wurden Bibelworte zitiert, obwohl New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg keine religiösen Elemente zulassen wollte. Präsident Barack Obama sprach Psalm 46: „Gott ist unsere Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben.“ Sein Vorgänger George W. Bush las vor rund 10.000 Teilnehmern aus einem Brief vor, den Präsident Abraham Lincoln (1809–1865) an eine Mutter von fünf im Bürgerkrieg gefallenen Söhnen geschrieben hatte: „Ich bete, dass unser himmlischer Vater den Schmerz ihres Verlustes lindern möge.“ Der 2001 amtierende New Yorker Bürgermeister Rudy Giuliani betete: „Gott segne jede Seele, die wir verloren haben ...“ Am Vortag hatten etwa 50 Christen an einem Gebetsmarsch zum sogenannten Ground Zero teilgenommen. P

Täglich sterben weltweit an Abtreibung: 125.000 an Herz-Kreislauf-Erkrankungen: 20.000 an Tuberkulose: 9.500 an AIDS: 9.000 Quelle: WHO (Weltgesundheitsorganisation)

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Glückliches Ende für nach Afrika verschleppte Kinder EXTREMISMUS Eine der spektakulärsten Entführungen hat ein glückliches Ende genommen. Die vier von ihrem Vater Axel Hüls (Hermannsburg bei Celle) nach Nordafrika verschleppten Kinder sind wieder in Deutschland, der 37-jährige, psychisch labile, strenggläubige evangelische Christ befindet sich in Untersuchungshaft.

D

ie Vorgeschichte: Hüls hatte die Kinder Jonas (8), Benjamin (7), Miriam (5) und Lisa (4) am 25. April bei der getrennt lebenden Ehefrau Katja für eine Fahrradtour abgeholt und dabei die Pässe der Kinder entwendet. Vom Flughafen Hannover flogen sie nach Ägypten und reisten später in den Sudan, wo sie von deutschen Urlaubern gesehen wurden. Am 19. Mai kehrten sie nach Ägypten zurück. Danach verlor sich ihre Spur. Am 7. September teilte die Polizei in Celle mit, dass sich die fünf in der Obhut ägyptischer Behörden befänden. Am nächsten Tag wurden sie nach Deutschland geflogen. Axel Hüls ist in Untersuchungshaft.

Pfarrer: Gebetserhörung

Das Fahndungsplakat der Polizei

In Hermannsburg in der Lüneburger Heide – dort lebt auch die Mutter der Kinder – hat die Nachricht große Erleichterung und Freude ausgelöst. Die Große Kreuzkirchengemeinde, die zur Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche gehört, werde einen Lob- und Dankgottesdienst feiern, teilte Pfarrer Wilfried Keller idea mit. Katja Hüls und ihre Schwiegereltern sind Mitglieder der Gemeinde. Axel Hüls war vor fünf Jahren mit der Begründung ausgetreten, die theologisch konservative Freikirche sei ihm zu liberal. Keller bezeichnete das Ende der Entführung als Gebetserhöhung. Die Gemeinde habe in ihren Gottesdiensten regelmäßig an das Schicksal der Kinder erinnert.

Ein religiöser Einzelgänger: Distanziere mich von allen Kirchen Hüls verbreitete seine Ansichten vor allem im Internet. Auf seiner Homepage www. gottistwahrheit.de steht folgende Selbstdarstellung: „Ich bin nicht Katholik, nicht Lutheraner, Calvinist, Pfingstler, Protestant, Evangelisch, Zeuge Jehovas, Adventist oder sonst irgendeine Konfession. Nur Christ – im ursprünglichen Sinn eines Nachfolgers, Schülers und Bruders von Jesus Christus.“ Hüls distanziert sich „entschieden von allem, was von Vertretern und Mitgliedern der Kirchen – im Lauf der Geschichte bis zum heutigen Tag – an Grausamkeiten und Ungerechtigkeit verübt wurde und noch immer verübt wird, oftmals angeblich im Namen Gottes“. Besuchern seiner Internetseiten bietet Hüls Gespräche, Vorträge oder Diskussionen an, „auch und insbesondere mit Muslimen und anderen Glaubensrichtungen“. P


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N AC H R IC H T E N

Geistlicher Aufbruch in Grönland ESKIMOS In Grönland hat eine kleine evangelische Gemeinde in diesem Sommer einen geistlichen Aufbruch erlebt.

N

ach Angaben des evangelikalen Missionswerkes „Operation Mobilisation“ (OM) ist ein Missionar seit über 40 Jahren in der grönländischen Hauptstadt Nuuk als Gemeindeleiter tätig gewesen, ohne geistliche Aufbrüche erlebt zu haben. Erst in diesem Sommer habe sich das geändert. Der Grund: Der OM-Mitarbeiter Kenny Gran aus Singapur habe Grönland zum fünften Mal in sechs Jahren besucht. Eine Lokalzeitung habe deshalb einen Bericht über ihn mit einer Einladung zu einem evangelistischen Treffen veröffentlicht, der viele Leser gefolgt seien. Einige hätten sich für den Glauben an Jesus Christus entschieden; andere wollten mehr über das Evangelium hören. Zum ersten Mal seien nun in der Gemeinde mehr gebürtige Grönländer als Europäer anwesend gewesen.

Christen und Schamanen Zwar bezeichnen sich Religionsstatistiken zufolge fast 97 % der Einwohner Grön-

Grönland Autonomer Staat im Königreich Dänemark 2.166.086 Quadratkilometer 57.670 Einwohner

KANADA GR ÖNL A ND (DÄNEMARK)

NUUK HAUPTSTADT

lands als Christen, doch praktizieren viele Naturreligionen und Schamanentum. 88 % der Bevölkerung gelten als Nachfahren von Eskimo-Gruppen; 12 % sind europäischen, meist dänischen Ursprungs. In dem arktischen Land sind Alkoholismus und Kindesmissbrauch weit verbreitet. Nach Angaben der UNICEF leidet jedes sechste grönländische Kind an Unterernährung. P

NOTIERT Baltikum: Estland am weltlichsten? Estland gilt als das am wenigsten religiöse Land der Welt. Das berichtet die britische Rundfunkanstalt BBC. Sie beruft sich auf eine Umfrage, wonach weniger als 20 % der 1,3 Millionen Einwohner Religion für einen wichtigen Faktor ihres Lebens halten. Zum Vergleich: Etwa 70 % der Deutschen stufen sich als religiös ein. Nach BBC-Angaben gehen nur wenige Esten zum Gottesdienst. So habe er im lutherischen Dom zu Tallin (Reval) etwa 70 Gottesdienstbesucher angetroffen; davon seien höchstens 15 Einheimische gewesen. Laut Pfarrer Arho Tuhkru wollten die Esten traditionell wenig mit der Kirche zu tun haben. Gleichzeitig blühe jedoch das Heidentum auf. Jeder Zweite glaube an eine undefinierte Geistes- oder Lebenskraft. Nach Angaben des Gustav-Adolf-Werks (Leipzig), das evangelische Minderheitenkirchen in Europa, Lateinamerika und Nordasien unterstützt, ist Estland aufgrund der 50-jährigen sowjetischen Okkupation ein entkirchlichtes Land geworden.

Waschen, Schneiden, Föhnen – und Beten EVANGELISATION Beim Friseur über den Glauben sprechen.

B

eim Haareschneiden entwickeln sich manchmal Gespräche über Lebensfragen und den christlichen Glauben. Ganz zwanglos ergäben sich sowohl seelsorgliche wie auch missionarische Möglichkeiten, teilte der Vorsitzende der Vereinigung Christlicher Friseure in Deutschland, Erich Schuh (Bad Rappenau bei Heilbronn), idea mit. Der christliche Charakter ihrer Salons zeigt sich laut Schuh u. a. in der Auswahl der ausliegenden Zeitschriften. Christliche Blätter würden zusätzlich angeboten. Schuh hält als Mitglied des Gideon-Bundes auch Neue Testamente bereit. Am Zahlteller böten viele Friseure auch christliche Erich Schuh Verteilschriften an.

Die über 100 Jahre alte Vereinigung Christlicher Friseure hat rund 200 Mitglieder.

Kein Tabu mehr: Abtreibung Im Ausland entdecken Christen ebenfalls zunehmend die seelsorgerlichen und missionarischen Möglichkeiten in FriseurSalons. Bei einer Friseur- und KosmetikMesse in Atlanta (US-Bundesstaat Georgia) haben sich etwa 1.000 Berufsständler verpflichtet, in ihren Salons auch das Thema Abtreibung anzuschneiden. An einem Messestand stellte die Lebensrechtsorganisation Bound4Life (Unterwegs zum Leben) Informationsfilme und Blätter vor. In den Vereinigten Staaten fallen jedes Jahr mehr als 1,3 Millionen ungeborene Kinder der Abtreibung zum Opfer. P

b Erich Schuh: 07268 919411

Durch gemeinsames Bibelstudium will der Lutherische Weltbund (LWB) seine Gemeinschaft nach innen stärken und das christliche Zeugnis nach außen profilieren. Dazu sollen auf dem Weg zum 500. Jahrestag der Reformation am 31. Oktober 2017 mehrere Studienkonferenzen stattfinden. Zur ersten Tagung kamen etwa 35 Theologen und Ethiker jetzt in Nairobi (Kenia) zusammen. Im Mittelpunkt stand das Johannesevangelium, heißt es in einer Mitteilung des LWB. Es gelte, den Blick zu schärfen für die Bibel als Buch für die Kirche sowie als kulturprägende Kraft. Jedes Mal, wenn das Wort Gottes gepredigt und in den Sakramenten mitgeteilt werde, begegne es Lutheranern neu und lebendig. Allerdings seien die Kirchen über die ganze Welt verstreut; daher neigten auch ihre Bibelauslegungen zur Vielfalt, erklärte die Interimsdirektorin der LWBAbteilung für Theologie und Studien, Kathryn Johnson (Genf). Zum LWB gehören 145 Kirchen mit rund 70 Millionen Mitgliedern. b www.lutheranworld.org

Foto: PR

Lutheraner: Mehr Bibellesen

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INTERNET

Christliche Gemeinschaft – auch im Internet FACEBOOK & CO. Christen finden in digitalen Netzwerken zusammen. Kollektiv beten, gemeinsam in der Bibel lesen oder zusammen Abendmahl feiern – Gemeinschaft ist ein wesentlicher Bestandteil des Christentums. Auch im Internet finden sich Christen zusammen, um Gemeinschaft zu erfahren. So gehört bei Facebook die Seite „Jesus Daily“ zu den aktivsten Initiativen. Bereits 8,4 Millionen Nutzern gefällt der Auftritt. Mit 3,4 Millionen Kommentaren sind die Mitglieder der Seite zudem die diskussionsfreudigsten. Jesus Daily sei als tägliche Ermutigung der Menschen gedacht, sagte Gründer Aaron Tabor. Der US-amerikanische Prediger Kenneth Lillard spricht hier von der „größten Chance für religiöse Führer, seit der Buchdruck Martin Luther bei der Verbreitung der Reformation geholfen hat“.

l

idea Fernseh- und Hörfunk-Tipps

Im deutschsprachigen Europa bieten neben Facebook etliche andere Christen an, sich zu vernetzen. So laden Jesus.de, Youthweb.net oder das Portal von idea für junge Erwachsene, idealisten.net, zu Diskussionen in Foren ein. Mitglieder können Profile anlegen, Freundschaften knüpfen oder über den Glauben bzw. alltägliche Dinge diskutieren. Vor allem dort, wo bereits persönliche Kontakte bestehen, sind die Netzwerke interessant. Hauskreise können sich in geschlossenen Gruppen über die regelmäßigen persönlichen Treffen austauschen. So bleibt der christliche Glaube im realen Leben verankert und nutzt ergänzend die Vorteile der neuen Medien. P

b www.facebook.com/JesusDaily

17. bis 23. September

FE R NSE H E N Sonnabend, 17. September

Sonntag, 18. September

Dienstag, 20. September

Donnerstag, 22. September

Freitag, 23. September

16.30–17.30 ERF1 Der Schlunz: Lukas haut utt ab b/ Torte für Frau Rosenbaum

10.00–11.00 Ökumenischer Gottesdienst zum Eidgen. Dank-, Buss- und Bettag – aus dem Gotthard-Basistunnel, Faido

20.15–21.35 Jesus Camp – Die Gotteskrieger in North Dakota

15.55–20.45 Der Papst im Bundestag / Messe im Olympiastadion

10.40–13.00 Papstbesuch in Erfurt

21.00–22.00 ERF1 Wartburg-Gespräche: Gesellschaft ohne Gott?

15.30–16.00 Bad Frankenhausen: Kampf um den schiefen Kirchturm

21.15–22.00 Doku: Hospital in Tansania

21.00–21.30 ERF1 ziin destiny: Jugendmagazin

20.15–22.00 Two a Penny – Spielfilm 22.55–23.00 Das Wort zum Sonntag von Papst Benedikt XVI.

17.45–18.15 SFinfo Fenster zum Sonntag: Hilft beten?

20.15–21.00 Auf der Suche nach dem Lebenssinn (Reportage) 20.30–21.00 ERF1 mme mm e: e: HörBar – Mit souliger Stimme: Sebastian Cuthbert

HÖRFUNK Sonntag, 18. September 8.08–8.30 Blickpunkt Religion

Foto: JesusDaily/screenshot

8.30–9.00 Perspektiven – Den Glauben entrümpeln 9.45-10.00 Ev.-reform. Predigt mit Pfarrerin Henriette MeyerPatzelt, Richterswil

10.00–11.00 Gottesdienst aus der evang. Auferstehungskirche Dehme mit Präses Alfred Buß (auch NDRinfo, RBBkultur, NWR) 10.00–11.00 Gottesdienst aus der evang. Friedenskirche Jenfeld mit Thies Hagge

Dienstag, 20. September

Donnerstag, 22. September

10.00–11.00 Ökum. Gottesdienst: Landeserntedankfest Magdeburg

11.00–12.00 Wartburg-Gespräche: Gesellschaft ohne Gott?

12.05–12.30 Glauben: Anrührende Nähe

20.03–21.00 Erben der Erinnerung: Ein Ausflug nach Auschwitz

20.00–21.00 Bilanz – Glück ist ein Geschenk des Himmels. Horst Marquardt im Gespräch mit Lotte Bormuth

19.05–19.30 „Der Talar war immer dabei”: Porträt über Manfred Kock, ehemaliger Präses der EKD

20.03–21.00 Klein und exklusiv: Das Staatsgebilde des Vatikans

20.03–21.00 Eltern und Schule – eine schwierige Beziehung. Doch warum eigentlich?

Wer reagieren möchte, kann dies unter folgenden Rufnummern tun: ARD: 089/5900-3344 | Bibel.TV: 040/4450660 | Das Vierte: 0180/5843783 Deutschlandfunk und Deutschlandradio: 0221/345-1831 | DRS 2: (0)848/808080 | ERF: 06441/957-0 | HR (TV): 069/1555111 | Kabel 1: 0180/5011150 KiKa: 0180/2151514 | Luth. Stunde: 04264/2436 | MDR: 0341/300-5401 | NDR: 0511/988-2393 | Phoenix: 0180/28213 | RBB: 030/97993-2171 SF 2: (0)62/2059050 | SR 2: (0)681/6022222 | SWR: 07221/929-0 | WDR (Radio): 0221/5678-333 | WDR (TV): 0221/5678888 | ZDF: 06131/7012164

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IN T ERV IEW

Kirchen: Warum noch keine Einheit? ÖKUMENE Angesichts des Deutschlandbesuches von Papst Benedikt XVI. in der nächsten Woche fragen sich Katholiken wie Protestanten: Was haben wir gemeinsam – uns was trennt uns noch? idea lud dazu zwei Experten zum Streitgespräch: den Katholiken Wolfgang Thönissen und den Protestanten Walter Fleischmann-Bisten. Das Gespräch moderierte Karsten Huhn. idea: Herr Fleischmann-Bisten, Herr Thönissen, seit knapp 500 Jahren sind Katholiken und Protestanten getrennt. Warum klappt es nicht mit der Wiedervereinigung? Fleischmann-Bisten (ev.): Wenn wir bedenken, mit wie viel Streit und Gewalt, bis hin zu den Religionskriegen, die Trennung beider Kirchen im 16. Jahrhundert verbunden war, sind wir uns in den letzten 60 Jahren doch schon ein gutes Stück nähergekommen. Es ist wirklich so: Uns verbindet viel mehr als uns noch trennt. Thönissen (kath.): Mit der Reformation tragischerweise verbunden war die Konfessionalisierung, das heißt, beide Seiten haben sich profiliert und voneinander abgegrenzt – das hatte auch die gegenseitige Verurteilung und Verdammung zur Folge. Erst seit der Anfang des 20. Jahrhunderts entstehenden ökumenischen Bewegung werden die Verhärtungen auf beiden Seiten langsam wieder aufgebrochen. Fleischmann-Bisten (ev.): Oft wird vergessen, dass es die Konfessionalisierung nicht nur zwischen Katholiken und Protestanten gab, sondern auch innerhalb des evangelischen Lagers, etwa zwischen Reformierten und Lutheranern. Erst 1973 kam es mit der Leuenberger Konkordie wieder zur Kircheneinheit beider Lager. Wenn es also schon 450 Jahre braucht, bis sich die Protestanten wieder einig sind, sollten wir auch etwas mehr Geduld haben mit der Einheit zwischen Katholiken und Protestanten.

Einig sind sich alle bei der Taufe ... Die evangelische und die katholische Kirche erkennen gegenseitig die Taufe an. Was trennt uns heute eigentlich noch?

Thönissen (kath.): Vor 50 Jahren hätte man gesagt: Die katholische Kirche ist die Kirche des Sakramentes, die evangelische ist Kirche des Wortes. Inzwischen wendet sich die evangelische Kirche wieder stärker dem Abendmahl zu und die katholische Kirche hat die Bedeutung des Wortes Gottes wiederentdeckt. In meiner Jugend war die Bibel noch ein Buch, das fast verschlossen war. Aus der Bibel erfuhr man am Sonntag, aber dass man sie selbst liest, ist etwas, was wir Katholiken erst wieder lernen mussten.

... und bei der Rechtfertigungslehre? Fleischmann-Bisten (ev.): Ein weiterer wesentlicher Fortschritt ist, dass uns die Frage, wie der Mensch vor Gott gerecht wird, nicht mehr trennt. Mit der „Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre“ zwischen Lutherischem Weltbund und der römisch-katholischen Kirche von 1999 sind die gegenseitigen Verketzerungen aus der Welt. Es gab aber mehr als 200 evangelische Professoren, die kritisierten, dass die evangelische Seite das Papier niemals hätte unterschreiben dürfen, weil es evangelische Grundpositionen verrate. Fleischmann-Bisten (ev.): Das war theologische Haarspalterei! Die Bibel selbst kennt in der Frage der Rechtfertigung ein breites Spektrum.

Uneinig ist man beim Papstamt Wenn sich Katholiken und Protestanten schon so einig sind, warum sind sie dann nicht längst wieder zusammen? Dieser Frage sind Sie beide ausgewichen. Thönissen (kath.): Wir reden eben lieber von den Gemeinsamkeiten! Fleischmann-Bisten (ev.): Keine Einigung besteht in der Frage der Leitung

der Kirche, also dem Papstamt. Für die römisch-katholische Kirche ist es eine unaufgebbare Glaubensgrundlage, für Protestanten war es einer der Anlässe für die Trennung … Fleischmann-Bisten (ev.): … Luther bezeichnete den Papst auch als Antichristen. Das könnte ich heute nicht so sagen. Dennoch bleibt der Papst für Protestanten eine Herausforderung. Die Einheit der Kirche wird es deshalb in absehbarer Zeit nicht geben. Der Papst wird nicht evangelisch werden, nur weil er das Augustinerkloster in Erfurt besucht. Thönissen (kath.): Der christliche Glaube bedarf der Verbindlichkeit, es kann eben nicht jeder alles glauben. Dafür brauchen wir eine einende Instanz – und das ist nun mal das Amt des Papstes. Fleischmann-Bisten (ev.): Für evangelische Christen gilt die wunderschöne Formulierung aus dem Augsburger Bekenntnis von 1530: „Denn das genügt zur wahren Einheit der christlichen Kirche, dass das Evangelium einträchtig im reinen Verständnis gepredigt und die Sakramente dem göttlichen Wort gemäß gereicht werden.“ Für Protestanten kommt es nicht so sehr auf Strukturen und Ämter an, sondern auf den Glauben des Einzelnen. Thönissen (kath.): Unstrittig ist, dass die Kirche aus der Verkündigung des Wortes Gottes lebt und mit der Eucharistie der Tod und die Auferstehung Jesu Christi verkündigt werden. Damit ist aber die Frage nach dem Verkündiger, der dieses Amt ausübt, noch nicht beantwortet. Denn das Wort Gottes fällt nicht vom Himmel, sondern muss von jemandem verkündigt werden. Für dieses Amt brauchen wir eine klare Gestalt … ideaSpektrum 37.2011


IN T ERV IEW

Der Katholik

Wolfgang Thönissen ist Professor der Ökumenischen Theologie in Paderborn und Leitender Direktor des Johann-Adam-Möhler-Instituts für Ökumenik in Paderborn (das katholische „Gegenüber“ zu „Bensheim“).

Warum keine Priesterinnen? … die katholische Kirche lehnt beispielsweise die Ordination von Frauen zum Priesteramt ab… Thönissen (kath.): Die Ablehnung der Frauenordination geht zurück auf die Ursprünge der Kirche. Die katholische Kirche kann daran nichts ändern, ohne die Substanz ihrer Struktur aufzugeben. Das ist für uns überlebenswichtig. Fleischmann-Bisten (ev.): Die Frauenordination ist sicher nicht das große Thema, dass evangelische und katholische Kirche trennt. Auch bei den Protestanten gibt es bis heute viele Kirchen, die die Frauenordination ablehnen. Trotzdem arbeiten wir mit diesen Kirchen zusammen. Die Frage des Amtsverständnisses muss also nicht zwingend zur Trennung führen.

Fotos: idea/Thomas Kretschel

Ist die evangelische keine Kirche? Die katholische Kirche wirft evangelischen Kirchen vor, nicht mehr in der apostolischen Sukzession zu stehen, also keine ununterbrochene, rechtmäßige Nachfolge von den Aposteln bis heute zu haben. Fleischmann-Bisten (ev.): Ein Vorwurf, den wir natürlich zurückweisen! Für uns besteht die ununterbrochene Nachfolge in der Weitergabe des Evangeliums. Was ich mir von der römischkatholischen Kirche erwarten würde, ist die Begegnung auf Augenhöhe. Uns schmerzt es sehr, dass man uns die Anerkennung als Kirche verweigert … … die Evangelischen Kirchen seien „nicht Kirchen im eigentlichen Sinn“,

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Der Protestant

Der Theologe und Historiker Pfarrer Dr. Walter Fleischmann-Bisten leitet das Konfessionskundliche Institut Bensheim, das vom Evangelischen Bund – einem Arbeitswerk der EKD – getragen wird.

hieß es 2000 in dem von der vatikanischen „Kongregation für die Glaubenslehre“ herausgegebenen Dokument „Dominus Jesus“. Thönissen (kath.): Ich kann den Ärger über diese Veröffentlichung gut verstehen. Auch wir ökumenisch gesinnten Katholiken waren über das Papier – vorsichtig ausgedrückt – seltsam berührt. Ich will klar sagen: Wir führen einen Dialog von gleich zu gleich. Zugleich müssen wir die Unterschiede in theologischen Fragen und im Verständnis der Kirche deutlich markieren. Dabei kann es aber nicht darum gehen, den anderen Kirchen zu sagen, sie seien Christen zweiten oder dritten Grades. Fleischmann-Bisten (ev.): In beiden Kirchen gibt es verschiedene Strömungen: Es gibt Katholiken, die die einzig wahre Kirche Christi allein in der römischkatholischen Kirche verwirklicht sehen. Zugleich gibt es auch Protestanten, die an der Ökumene keinerlei Interesse haben. Die Geschichte des Evangelischen Bundes ist leider ein Beispiel dafür: Auch unser Bund hat früher in einer sehr polemischen Weise auf die katholische Kirche eingeschlagen. Wen interessiert eigentlich noch das Theologen-Gezänk, all die feinsinnigen Unterscheidungen, was nun wahre Kirche ist und was nicht? Für die meisten Gemeindeglieder ist das nicht nachvollziehbar. Fleischmann-Bisten (ev.): Es gibt schon einiges an abgehobener ökumenischer Theologie, zugleich berührt sie aber immer wieder ganz alltagsnahe Fragen, etwa die Teilnahme von konfessi-

onsverschiedenen Ehepaaren an der Eucharistie. Wenn wir aufhören, darüber den Dialog zu führen, gibt es auch keine Fortschritte. Dass wir zum Beispiel ökumenische Gottesdienste feiern können, ist erst durch hartnäckige Verhandlungen erreicht worden. Thönissen (kath.): Man kann von keinem Christen verlangen, dass er die Komplexität des christlichen Glaubens in allen Einzelheiten versteht. Für den Einzelnen kommt es darauf an, die Sakramente mitzufeiern, das Vaterunser und das Amen zur Verkündigung sprechen zu können. Zugleich sind die theologischen Kontroversen aber kein Theologengezänk, sondern ein notwendiges Ringen um Lösungen.

Warum kein gemeinsames Abendmahl? Warum ist etwas so Einfaches, wie Wein trinken und Brot essen, nicht gemeinsam möglich? Thönissen (kath.): Weil die Eucharistie das lebendige Zeugnis für Jesus Christus ist! Sie kann nur in Übereinstimmung mit der Stiftung durch Jesus Christus vollzogen werden. Durch die Reformation haben sich hier tiefe Unterschiede aufgetan, die wir nicht einfach überspielen können. Feiern wir die Gegenwart Jesu Christi in, mit und unter den Elementen oder feiern wir nur das Teilen des Brotes? Als katholischer Christ glaube ich an die Wesensverwandlung der Elemente und die reale Präsenz Christi in Brot und Wein. Fleischmann-Bisten (ev.): Die Wandlung ist für uns nicht mit der Heiligen Schrift in Einklang zu bringen. Es ist


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Die Unfehlbarkeit des Papstes

IN T ERV IEW

Das Dogma von der päpstlichen Unfehlbarkeit wurde vom Ersten Vatikanischen Konzil (1869/1870) festgelegt. Unfehlbar sind danach Aussagen nur, wenn der Papst „ex cathedra“ (vom Lehrstuhl) spricht, das heißt, wenn er eine Lehrentscheidung ausdrücklich als unfehlbar verkündet. Bisher wurde nur einmal davon Gebrauch gemacht: Papst Pius XII. verkündete 1950 – unter Verweis auf seine Lehr-Unfehlbarkeit – die leibliche Himmelfahrt Marias. Im 16. Jahrhundert konnte von Ökumene noch keine Rede sein: Jede Konfession bezeichnete die Repräsentanten der anderen als teuflisch. Links eine katholische Karikatur, die Luther als Sackpfeife des Teufels darstellte, rechts eine evangelische, in der der Papst der Teufel ist („Ego sum Papa“ – Ich bin Papst).

Trotzdem ich Theologie studiert habe, habe ich nie verstanden, was beim Abendmahl wirklich geschieht. Ich befürchte: Vielen Christen geht es genauso. Thönissen (kath.): Den Vorwurf höre ich oft, auch von katholischen Christen. Ich sage dann immer: „Gut, wenn das so ist, komme ich morgen mit bischöflicher Genehmigung zu Ihnen in die Gemeinde und nehme den Tabernakel raus.“ – „Aber Sie können doch nicht den Tabernakel rausnehmen, das ist doch der Aufbewahrungsort für das Allerheiligste“, heißt es dann. Aber wenn die Unterschiede wirklich keine Rolle mehr spielen würden, müsste den Leuten der Tabernakel doch egal sein! Die Eucharistie und alles, was damit verbunden ist, ist also für die katholische Gemeinde lebensnotwendig. Deshalb müssen wir auch die damit verbundenen theologischen Fragen ernst nehmen.

Fleischmann-Bisten (ev.): Interessanterweise lassen die orthodoxen Kirchen beim Abendmahl keine Katholiken zu. Auch für sie steht die Abendmahlsgemeinschaft am Ende aller Gespräche über die Einheit. Die römischkatholische Kirche lässt die Teilnahme von Protestanten an der Eucharistie immerhin in Ausnahmefällen zu. Mein Wunsch wäre es, die Ausnahmen zu verallgemeinern. Das wäre allein aus seelsorgerlichen Gründen der richtige Schritt.

Das größte Ärgernis für Katholiken Eine gute Freundschaft verträgt Offenheit. Also: Was ist für Sie das größte Ärgernis an der jeweils anderen Seite? Thönissen (kath.): Die unendliche Vielfalt an Meinungen in der evangelischen Kirche!

... und für den Protestanten Fleischmann-Bisten (ev.): Und ich habe überhaupt kein Verständnis für den Ablass in der römisch-katholischen Kirche. Warum gibt es ihn immer noch? Thönissen (kath.): Der Ablass des 21. Jahrhunderts ist nicht mehr der Ablass, wie wir ihn aus dem 16. Jahrhundert kennen … … das heißt: Im 16. Jahrhundert ist der Ablass falsch gelaufen? Thönissen (kath.): Ja, und das kann man auch benennen: Die damaligen von Martin Luther kritisierten Ablasskampagnen dienten Erzbischof

Albrecht von Brandenburg (1490– 1545) vor allem dazu, Geld einzubringen, um die sogenannte Wahlkapitulation, die er Rom schuldete, zu tilgen. Dazu hatte er bei den Fuggern einen riesigen Kredit aufgenommen. Die Einnahmen aus dem Ablass dienten dann dazu, den Kredit abzutragen. Dieser Ablass hatte in der Tat mit dem Seelenheil der Gläubigen wenig zu tun.

Der Streit um den Ablass Was ist bei den heute vom Papst gewährten Ablässen, zuletzt beim Weltjugendtag im August in Madrid, anders? Thönissen (kath.): Der Ablass kann heute verstanden werden als das fürbittende Eintreten der Christen füreinander. Er ist ein Nachlass zeitlicher Sündenstrafen, die hinsichtlich ihrer Schuld bereits getilgt sind – so die offizielle Definition. Sie schmunzeln, während Sie das sagen. Thönissen (kath.): Weil ich jetzt erklären müsste, was der Unterschied ist zwischen schweren und lässlichen Sünden und zwischen ewigen und zeitlichen Sündenstrafen. Aber das würde uns in eine Diskussion hineinführen, die sehr schwierig ist. Jedenfalls müssen wir heute sehen, dass Martin Luther in vielen Punkten seiner damaligen Kritik am Ablass recht hatte. Er bewegte sich dabei im Rahmen einer durchaus auch in der Kirche möglichen Kritik.

Repros: Papst/akg-images; Luther/idea-Archiv

innerhalb des evangelischen Lagers unstrittig, dass Christus in den Elementen anwesend ist. Aber wie diese Anwesenheit zu verstehen ist, darüber gibt es bei den Protestanten unterschiedliche Ansichten. Luther vertrat die Realpräsenz Christi in Brot und Wein, für Zwingli war das Abendmahl ein reines Erinnerungs- und Gedächtnismahl, bei dem Christus symbolisch anwesend ist. Ich selbst halte es eher mit Calvin und denke, dass Christus im Abendmahl geistlich anwesend ist.

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IN T ERV IEW

Würde Luther heute den großen Ablass zur Jahrtausendwende 2000 oder den Ablass zum Weltjugendtag kritisieren? Thönissen (kath.): Luther hat den Ablass nicht grundsätzlich abgelehnt, sondern nur dessen Praxis. Ich vertrete folgenden modernen Zugang zum Ablass: Die Sünde, die der Einzelne auf sich lädt, beeinträchtigt die Heiligkeit der Glaubensgemeinschaft. Er bedarf der geistlichen Hilfe der anderen, die stellvertretend mit ihrem Gebet für ihn eintreten, damit er vom Weg der Sünde abkommt. Der Ablass setzt selbstverständlich das Sakrament der Buße und damit die Beichte voraus. Der Ablass ist kein Weg daran vorbei. Fleischmann-Bisten (ev.): Den FürbittCharakter des Ablasses verstehe ich wohl, aber theologisch begründet ist der Ablass doch mit der Lehre vom Kirchenschatz: Der Papst hat durch die überschüssigen guten Werke der Märtyrer und Heiligen die Möglichkeit, zeitliche Sündenstrafen zu erlassen. Das ist für evangelische Christen undenkbar! Thönissen (kath.): Es liegt eben in der Macht des Papstes, dass er für die ganze Kirche fürbittend eintreten kann – so wie es auch der Priester für seine Gemeinde, für die Lebenden wie die Verstorbenen, tut. Zugleich hat die katholische Kirche in den letzten Jahren deutlich gemacht, dass es keine Tarifleistungen mehr gibt, nach denen man eine bestimmte Zahl von Jahren zeitlicher Sündenstrafen erlassen könnte. Im Zentrum steht die Umkehr, das heißt die Abkehr von der Sünde. Dass man diese an bestimmten Orten vollzieht, etwa beim Weltjugendtag oder bei einer Wallfahrt, ist eine Idee, für die ich mich durchaus erwärmen kann. Fleischmann-Bisten (ev.): Ich muss einen zweiten Punkt nennen, der viele evangelische Christen irritiert: die katholische Marienfrömmigkeit. Natürlich kommen auch wir Evangelische nicht an Maria als Mutter Jesu vorbei. Aber das päpstliche Dogma von 1950, dass Maria leiblich in den Himmel aufgenommen wurde, bedeutete ja, dass Maria bereits durch das Gericht Gottes hindurchgegangen ist. Damit stände Maria auf einer Stufe mit Christus selbst. ideaSpektrum 37.2011

Thönissen (kath.): Maria ist uns vorausgegangen, aber nicht Kraft eigenen Verdienstes, sondern weil sie vom Erlöser an seine Seite geholt worden ist. Maria ist nicht den Weg des Erlösers gegangen, sondern sie ist unseren Weg vorausgegangen und ist von ihrem Sohn in Gnade aufgenommen worden. Maria ist uns also schon einen Schritt voraus. Das ist für mich kein theologisches Problem, sondern eine große Hoffnung!

Die Stärken des anderen Was schätzen Sie an der jeweils anderen Seite besonders? Thönissen (kath.): An den Protestanten schätze ich die tiefe Bibelfrömmigkeit und die Konzentration auf Christus. Fleischmann-Bisten (ev.): Mich fasziniert an der römisch-katholischen Kirche, dass sie – anders als oft angenommen – kein monolithischer Block ist, sondern eine große Vielfalt aufweist. Ihr gelingt es viel besser, neue Strömungen, etwa die charismatische Bewegung, einzubinden. Evangelischen Kirchen fällt es viel schwerer, die Einheit zu bewahren. Trotz aller gegenseitigen Wertschätzung: Der Kampf um die Einheit der Kirche bleibt ein diplomatischer Eiertanz, oder? Thönissen (kath.): Das mag von außen manchmal so aussehen, aber dabei geht es immer um die Substanz des Glaubens. Immerhin gibt es drei Gesichtspunkte, über die wir uns in der Ökumene einig sind: 1. Wir glauben an Jesus Christus. 2. Dieser Glaube findet seine Gestalt in der Taufe und in der Eucharistie. 3. Wir haben gemeinsame Verantwortung für die Welt. In diesen drei Punkten können wir gemeinsame Sache machen. Fleischmann-Bisten (ev.): Das ist ein schönes Schlusswort. Vielen Dank für das Gespräch!

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Sollte Palästina als Staat anerkannt werden? ISRAEL Am kommenden Montag – dem 19. September – will die palästinensische Regierung vor der Hauptversammlung der Vereinten Nationen beantragen, dass Palästina als eigenständiger Staat aufgenommen wird. idea befragte dazu zwei Experten.

Die Anerkennung wäre ein kraftvolles Zeichen, dass die Weltgemeinschaft keine Lippenbekenntnisse will.

PRO

Die Bibel gibt klare Hinweise hinsichtlich der Menschenrechte und gesellschaftlicher Verantwortung. Aus beidem heraus erscheint die Zwei-StaatenLösung gegenwärtig als geeignete Möglichkeit für die Gestaltung der Situation in Nahost: Ein eigener Staat entspricht dem Souveränitätswillen der Palästinenser. Er ist von allen relevanten Seiten – inklusive Israel – gewollt und eine reelle Option für mehr Sicherheit, Freiheit und Frieden unter gerechten Bedingungen in der Region. Er verpflichtet die Palästinenser, staatspolitisch verantwortungsvoll zu agieren. Schließlich bietet er dem Staat Israel die Perspektive eines geregelten Friedens und der Beendigung einer jahrzehntelangen – mit Unrecht, Ungerechtigkeit, Risiken und Aufwand verbundenen – Besatzungspolitik. Natürlich wird eine palästinensische Staatsgründung nicht alle Probleme lösen, vielmehr werden auch neue geschaffen. Die eigentliche Herausforderung geht über den

Auch nach einer Anerkennung wird „Palästina“ nicht mehr Souveränität haben als vorher.

Fotos: Nieper/EKD; Wolffsohn/dpa

KONTRA

Surrealistisch – also unwirklich – ist die Diskussion über die Anerkennung des Staates „Palästina“. Nur Wirkliches kann man „anerkennen“ – „Palästina“ ist als Staat jedoch unwirklich. Und auch nach einer Anerkennung seitens der UNO ändert sich daran nichts. „Palästina“ wird nicht mehr Handlungsmöglichkeiten nach innen und außen haben als vorher. Diese Souveränität bedarf nämlich der Kooperationswilligkeit Israels – ob uns das gefällt oder nicht. Am „Tag danach“ stellt sich somit dieselbe Frage wie am Tag davor: Wie kommen Palästinenser und Israelis untereinander zurecht? Die Anerkennung wäre lediglich ein Stück Papier. Was folgt durch die Anerkennenden? Besten- oder schlimmstenfalls, je nach Position: Druck auf Israel. Druck bedeutet eine Schwächung Israels – ohne eine Stärkung der Palästinenser. Denn ein Staat „Palästina“ schüfe neue Probleme, ohne die alten zu lösen: Wer wird „Palästina“ ohne Bür-

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Oberkirchenrat Jens Nieper (Hannover) leitet das Nahost- und Ökumenereferat im Kirchenamt der EKD.

Moment der Unabhängigkeitserklärung hinaus und bedeutet einen langen Prozess: Sicherheits- und Minderheitenfragen sowohl für Israel als auch für Palästina sind kontinuierlich zu klären – gerade angesichts der radikalen Extremisten auf beiden Seiten; die Lebensfähigkeit eines Staates Palästina muss innen- wie außenpolitisch gewährleistet werden; viele Strukturen in der palästinensischen Gesellschaft sind noch auf- und auszubauen; die Zukunft der Palästinenser, die in anderen arabischen Staaten und in der weltweiten Diaspora leben, ist noch offen. Aber das scheinen lösbare Aufgaben angesichts eines zunehmend inakzeptablen Ist-Zustandes. Die Anerkennung eines Staates Palästina in der UNO würde vermutlich zunächst wenig an diesem Ist-Zustand ändern; sie wäre aber ein kraftvolles Zeichen, dass die Weltgemeinschaft weiterhin wirklich einen palästinensischen Staat und keine Lippenbekenntnisse will. P

Dr. Michael Wolffsohn (München) ist Professor für Neuere Geschichte an der Universität der Bundeswehr sowie einer der führenden jüdischen Intellektuellen und Autoren in Deutschland.

gerkrieg regieren: die pragmatische PLO oder die islamistische Hamas? Und selbst wenn es hierüber eine Einigung gäbe: Wie sollen die beiden Teilgebiete Palästinas – der Gaza-Streifen am Meer und das Westjordanland – ohne neue Konflikte mit Israel verbunden werden? Doch damit nicht genug der ungelösten Fragen. Drei Viertel der Bürger Jordaniens sind Palästinenser. Warum sollen sie nicht Staatsbürger „Palästinas“ sein? Wird Jordanien seiner Selbstauflösung zustimmen? 1,2 Millionen Einwohner Israels sind Palästinenser. Sie wollen und sollen dort bleiben. Warum aber sollen 300.000 Juden das Westjordanland räumen, wenn sie es nicht wollen und – im Falle einer Räumung – sogar einen Bürgerkrieg riskieren würden? Schon am Anfang muss man das Ende denken. Alles andere ist bloße Gedanken- und Diplomatenspielerei, Beschäftigungspolitik für Politik und Medien – wirkungslos und wirklichkeitsfremd. P


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DI A KON I E

Samariter in der AIDS-Szene DIAKONIE Als in den 1980er Jahren erstmals von AIDS die Rede war, beherrschte das Thema die Medien. Dazu trug bei, dass bald auch Prominente dieser Immunschwächeerkrankung zum Opfer fielen – etwa die US-Schauspieler Rock Hudson und Anthony Perkins, der russische BallettTänzer Rudolf Nurejew und der Sänger der Rockband „Queen“, Freddie Mercury. Angst machte sich breit. In Afrika starb seither in manchen Ländern eine ganze Generation junger Väter und Mütter. Hunderttausende Kinder wurden zu AIDS-Waisen. Inzwischen wird nur noch wenig über AIDS geschrieben – wohl auch infolge neu entwickelter Medikamente, die die Lebenserwartung der Infizierten deutlich verlängern. Doch es ist eine trügerische Ruhe: Denn die Zahl der an AIDS Infizierten steigt wieder an, wie idea-Redakteur Klaus Rösler erfahren hat. Trotz aller Medikamente: AIDS ist immer noch nicht heilbar. Wer AIDS hat, weiß: Ich werde daran sterben. Die Erkrankung wird durch Blut und Spermien übertragen – vor allem durch ungeschützten Sex sowie durch verunreinigte Spritzen im Drogenmilieu, selten auch durch infizierte Blutprodukte. Ist eine Person mit HIV infiziert, bezeichnet man sie als „HIV-positiv“. Tage oder Monate nach der Ansteckung kann es zur akuten HIV-Erkrankung kommen: Die Symptome ähneln einem grippalen Infekt und klingen nach einigen Tagen oder Wochen wieder ab – oft begleitet von einem starken Gewichtsverlust, Ausschlägen und Durchfällen. Danach aber ist der Betroffene über Jahre beschwerdefrei. Irgendwann wird die Immunabwehr des Körpers aber schwächer, und die Krankheit bricht aus. Die Patienten leiden an verschie-

denen, oft schwerwiegenden Infektionen mit Parasiten, Viren, Bakterien, Pilzen. Sie führen zu Erkrankungen wie Tuberkulose, Salmonellen-Infektionen und Lungenentzündungen. Und spätestens dann sind die Betroffenen auf Hilfe angewiesen, weil sie sich selbst nicht mehr helfen können und Angehörige mit der Pflege oft überfordert sind.

Prof. Inge Scharrer, zu berichten weiß. Etwas Vergleichbares gibt es europaweit nur noch in London. Die Arbeit wurde ins Leben gerufen, weil Frau Scharrer der Not der Aidskranken in ihrer Stadt begegnen wollte. Im Moment leben in der Mainmetropole rund 2.200 AIDS-Infizierte; nur in drei anderen Großstädten sind es noch mehr: in Berlin 6.200, in München 2.750 und in Hamburg 2.500. Und der Eine einzigartige Hilfe Christliche AIDS-Hilfsdienst könnte In Frankfurt am Main fi nden Men- noch viel mehr tun, wenn die Arbeit schen mit HIV und AIDS ein einzigar- stärkere finanzielle und ideelle Untertiges Angebot: den Christlichen AIDS- stützung – gerade auch von Christen – erfahren würde. Hilfsdienst (CAH). Bisher haInge Scharrer hat die Initiben sich nur hier deutschative gegründet, damit landweit Christen der HerAIDS-Kranke „in Würde zu ausforderung gestellt, den Hause leben und sterben Betroffenen ganzheitlich zu können“. Ausschließlich enhelfen und sie zu pflegen. gagierte Christen arbeiten Und das seit 20 Jahren – und mit, um den Patienten die sehr erfolgreich, wie die BeLiebe Gottes durch die prakgründerin, die Internistin Inge Scharrer

Ansteckungswege

Keine Entwarnung bei AIDS Zahl der neu diagnostizierten HIV-Infektionen in Deutschland ca. 3.000 2.843 2.666 2.225

1.689

2000 Jahr

1.719

2002

57% homosexuelle Kontakte 15% heterosexuelle Kontakte 10% Menschen aus Ländern, in denen HIV stark verbreitet ist 4% Drogenabhängige (intravenöser Missbrauch) 14% ohne Angabe © lideaGrafik; Quelle: RKI

2004

2006

2008

2010

© lideaGrafik; Quelle: RKI ideaSpektrum 37.2011


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LEITUNGSKONGRESS 2012

Krankenschwester Nicole Ackermann im Obdachlosenheim, rechts bei der Wundversorgung.

tische Tat zu verdeutlichen. Wo möglich, sollen auch die Angehörigen zur Pflege der Schwerstkranken angeleitet werden. Ergänzt wird diese medizinische Hilfe durch seelsorgerliche und psychosoziale Begleitung, um die seelischen Belastungen besser bewältigen zu können. In den ersten 20 Jahren war das Angebot stark gefragt: 250 Patienten wurden bislang betreut.

Im Bahnhofsviertel unterwegs Zusätzlich sind die Mitarbeiter zweimal in der Woche als Streetworker im Frankfurter Bahnhofsviertel unterwegs. Dabei geht es um praktische Hilfe für Obdachlose und Sozialschwache, die dort vielfach auf der Straße leben: Begleitung beim Arztbesuch, Hilfe beim Schreiben eines Lebenslaufs, Beratung im Umgang mit den Schulden. Kontakte bestehen auch zu Prostituierten in Bordellen. Viele von ihnen kommen aus Südamerika und sind katholisch. Sie freuen sich darüber, dass es Christen gibt, die über ihre Tätigkeit nicht hochnäsig die Nase rümpfen, sondern mit ihnen Freundschaften schließen wollen. Denn dem Christlichen AIDS-Hilfsdienst geht es um Beziehungen. Dass eine Frau als Folge dieser Kontakte aus der Prostitution ausgestiegen ist, hat man erst einmal erlebt.

Fotos: CAH

Vor allem Homosexuelle sind betroffen In Deutschland leben momentan etwa 70.000 HIV-positive Menschen: 57.000 Männer und 13.000 Frauen. Bei rund 12.000 ist die AIDS-Erkrankung ausgebrochen. Seit dem Jahr 2000 nimmt die Anzahl neuer HIV-Diagnosen wieder zu: In den Jahren 2007 bis 2010 traten jeweils etwa 3.000 Neuinfektionen auf, berichtet das Robert-Koch-

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Institut (Berlin). Für die steigende Zahl gibt es unterschiedliche Gründe: Mehr Menschen lassen sich testen. Doch es kommt auch zu Neuansteckungen, weil die Krankheit ihren Schrecken verloren hat. Das ist brisant, weiß Prof. Scharrer: „Manche Leute sind einfach zu leichtfertig!“ Das nach wie vor größte Ansteckungsrisiko besteht für homosexuelle Männer. Circa 42.000 Männer haben in Deutschland auf diese Weise das HIVirus bekommen, gegenüber 10.000 durch heterosexuelle Kontakte und ebenso viele durch Drogengebrauch. Rund 550 Menschen sind in Deutschland im vergangenen Jahr an AIDS gestorben – seit Beginn der Epidemie etwa 29.000.

Sie bekamen die Note 1 Angesichts dieser Zahlen mutet die Arbeit des Christlichen AIDS-Hilfsdienstes bescheiden an: Im Augenblick werden 14 Patienten betreut. Um sie kümmern sich drei Krankenschwestern, ein Krankenpfleger und eine Sozialpädagogin. Ihre Arbeit wurde vom Medizinischen Dienst der Krankenkassen überprüft – und mit der Note 1 bewertet. Und trotzdem sind die Mitarbeiter nicht zufrieden. Sie würden gerne noch mehr tun, sich mehr Zeit für Gespräche und Begleitung der Patienten nehmen. Doch das ist wegen des Kostendrucks im Gesundheitswesen, unter dem auch der Christliche AIDS-Hilfsdienst leidet, nicht möglich. Es könnte einen Ausweg geben: Viele Tätigkeiten – wie einkaufen, Hilfe bei Behördengängen, Gespräche führen, mit den Patienten spielen – könnten auch Ehrenamtliche leisten. Doch nur zwei Interessenten haben sich bislang gemeldet. „Es ist

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DI A KON I E

Eine Mitarbeiterin im Gespräch mit einer HIV-Infizierten

schwer, Ehrenamtliche zu finden“, räumt dann auch Prof. Scharrer ein. Denn es sei „keine schöne Arbeit“.

Ein Wunder in Frankfurt am Main Auch die fi nanzielle Unterstützung für den Hilfsdienst lässt zu wünschen übrig. Dabei braucht er „nur“ 280.000 Euro im Jahr. Und ein großer Teil des Geldes kommt über die Pflegeversicherung, die Krankenkassen und die Sozialämter herein – aber eben nicht alles. Und einmal, so erinnert sich die Vorsitzende, war die Finanzlage so knapp, dass man bereits vor der Insolvenz stand. Das war 2002. Die Zahlungsunfähigkeit konnte nur deshalb abgewendet werden, „weil wir ein Wunder erlebt haben“. Als man nicht mehr weiter wusste, traf sich die Be-

Menschen mit HIV-Diagnose 2010 Weltweit: Deutschland: Österreich: Schweiz:

34 Millionen 78.000 15.000 25.000

Das Jubiläum Der Christliche AIDS-Hilfsdienst feiert sein 20-jähriges Bestehen mit einer Festveranstaltung unter dem Motto „Wer ist mein Nächster?“ am 17. September um 15 Uhr in der Evangelischen NordOst-Gemeinde (Wingertstraße 15–19) in Frankfurt am Main. Mit dabei sind unter anderen der christliche Liedermacher Manfred Siebald und der Vorstandsvorsitzende der hessen-nassauischen Diakonie, Wolfgang Gern.

b Infos und Anmeldungen unter www.cahev.de und 069 490139

Auch um Menschen auf der Straße kümmern sich die Mitarbeiter.

beit werden die Mitarbeiter legschaft zum Gebet. Man las immer wieder mit Leid und in der Bibel und freute sich, Ausweglosigkeit konfrondass die Lesung an jenem Tag tiert. Sie alle tun, was sie einen Zuspruch beinhaltete: können – und müssen doch „Er fand ihn in der Wüste, in miterleben, dass ihre Patiender dürren Einöde sah er ihn. ten sterben. In dieser Lage Er umfing ihn und hatte acht ist ihnen das Gebet wichtig. auf ihn“ (5. Mose 32,10). Galt Petra Habeck Dreimal in der Woche komdieses Wort über den biblischen Stammvater Jakob auch dem men sie dafür zusammen. Dabei beChristlichen AIDS-Hilfsdienst? Man ten sie auch für ihre Patienten. nahm es in Anspruch – und machte eine ungewöhnliche Glaubenserfah- Wenn AIDS-Kranke nach Gott fragen rung. Denn schon wenige Tage später Zu einer ganzheitlichen Pflege gehöre erhielt der Hilfsdienst ein Erbe zuge- es auch, auf die Fragen der Patienten sprochen. „Es war das erste und einzi- einzugehen. Und die haben sie durchge bisher“, erinnert sich Frau Scharrer. aus. Sie wollen wissen, warum der Alle Schulden konnten getilgt werden. Christliche Hilfsdienst das Attribut Diese Erfahrung sei für alle Mitarbei- christlich im Namen führt. Und dann ter sehr glaubensstärkend gewesen. ist man schnell bei Fragen nach dem Aber eine so große Spende gab es Tod und dem ewigen Leben – und seitdem nicht mehr. Überhaupt sei es auch bei der Frage, warum Gott sie schwer, in christlichen Kreisen Inter- vermeintlich bestraft. „Wir können esse an ihrer Arbeit zu wecken. Im- nicht alle Fragen beantworten“, bemer wieder stoßen die Mitarbeiter auf richtet Petra Habeck. „Aber wir könVorurteile: Sind die Patienten an ihrer nen trösten und Hoffnung geben.“ Erkrankung nicht selbst schuld? Ist Und immer wieder bieten die MitarAIDS nicht eine gerechte Strafe Gottes beiter den Patienten an, mit ihnen zu für ein ausschweifendes Sexualleben? beten. Manche nehmen das Angebot Warum also etwas für solche Men- an, andere lehnen es ab. schen tun? Die Mitarbeiter halten dieDie Offenheit der Mitarbeiter se Sicht für nicht Jesus-gemäß. Sie ver- kommt gut an, wie die Patientin Heidi weisen auf das Gleichnis vom Barm- (45) erzählt. Sie hat sich über eine Heherzigen Samariter und sind sicher: roinspritze, die sie mit ihrer Freundin Jesus Christus will, dass allen Men- geteilt hat, infiziert. Was sie am Christschen in Not geholfen wird. lichen AIDS-Hilfsdienst besonders Und was ist neben dem Leitbild schätzt: „Die haben keine Berühchristlich am Christlichen AIDS- rungsängste, auch nicht vor der Hilfsdienst? „Wenn wir keine Chris- Krankheit, und immer ein nettes Wort ten wären, könnten wir den Dienst für mich.“ Sie fühle sich nicht als ein nicht tun“, meint die Pflegedienstlei- Behandlungsobjekt: „Bei denen bin terin Petra Habeck. Denn in der Ar- ich ein Mensch.“ P

Fotos: CAH

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DI E K LE I N E K A NZ E L

» Von Herzen verlangt mich nach dir des Nachts, ja, mit meinem Geist suche ich dich am Morgen. «

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Jürgen Werth (Wetzlar) ist Vorstandsvorsitzender von ERF Medien und Vorsitzender der Deutschen Evangelischen Allianz.

Der Prophet Jesaja 26,9

Foto: Werth/ERF

Graue Gedanken zur Nacht Nachts sind nicht nur alle Katzen grau, sondern auch alle Gedanken. Grau und schwarz und schwer. Die Sorgen um deine Familie liegen dir tonnenschwer auf der Seele. Die Sorgen um die Welt rauben dir den Schlaf. Du möchtest mit jemandem sprechen. Aber das kannst du jetzt nicht. Alle schlafen. Wohl dir, wenn du beten kannst. Wenn du all das, was dich zu Boden drückt, vor dem Gott ausbreiten kannst, der niemals schläft noch schlummert. Der Prophet Jesaja hat es erfahren – und seitdem ungezählte Menschen: Es tut gut, Gott zu suchen und mit ihm zu reden. Es tut gut, sein Herz bei ihm auszuschütten. Denn niemand versteht dich besser. Er ist ja nicht nur der Gott im Himmel. Er ist auch der Gott auf der Erde, der Gott in deinem Alltag. Und er kann helfen. Er kann eine Situation von einem Moment auf

den anderen verändern. Oder er kann dir genug Kraft geben, die unveränderte Situation auszuhalten. Beten: am Morgen, am Mittag, am Abend. Und nachts. Und damit eingestehen: Ich kann dieses Leben nicht alleine bestehen! Ich bin zu klein angesichts der großen Herausforderungen, die auf mich warten. Bin zu schwach, um die Schwierigkeiten zu schultern, mit denen mich andere konfrontieren. Bin zu schlicht, um Antworten auf die vielen Fragen zu finden, die mir gestellt werden. Ich brauche ihn. Ich brauche seine Stärke und seine Weisheit. Ich brauche seine Nähe und seine Liebe. Und er lässt sich bitten. Immer. Martin Luther sagte es so: „Dieweil er Gott ist, kann und weiß er, wie er es aufs Beste mit mir machen soll. Dieweil er Vater ist, wird er es auch tun.“ Wohl dem, der beten kann! P

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PORTRÄT

140 Kilogramm verloren – und Gott gefunden WENDE Felix Klaus ist durch die Tiefen von Alkohol, Drogen und Fettleibigkeit gegangen – und hat erlebt, dass Gott ihn nie aufgegeben hat. Von Mirjam Fisch-Köhler.

Dann lernte er Evi kennen … Doch er blieb nicht dabei, als er Evi kennenlernte – und mit ihr Kokain und Heroin. „Es gibt keine vernünftige Erklärung dafür, eine Flasche Wodka zu kaufen oder Heroin zu spritzen, wenn du genau weißt, dass dir das schadet. Aber ein Süchtiger denkt nicht rational.“ Zwei Ausbildungen musste er abbrechen, mehrere Entzugstherapien misslangen. Vor etwa sechs Jahren spürte er, dass er nur noch zwischen dem Tod und einer völligen Umkehr wählen konnte. „Gott, ich zahle jeden Preis, wenn du mich

aus den Drogen holst“, war sein Gebet. In der christlichen Entzugsstation Beth Shalom bei Winterthur verbrachte er die besten Wochen seines bisherigen Lebens. „Dort lernte ich meine Identität in Christus kennen.“ Er fand zurück zu seiner Beziehung zu Gott, die er als Jugendlicher gestartet hatte.

Mit Gott im Operationssaal Geblieben war ihm allerdings noch sein großes Übergewicht. Als sich Christa ebenfalls vor rund sechs Jahren in ihn verliebte, brachte Felix Klaus schon 160 Kilo auf die Waage. Bei 240 Kilogramm entschied er dann, sich den Magen verkleinern zu lassen. Er sagte zu den Chirurgen: „Machen Sie, was Sie wollen. Ich vertraue Ihnen nicht mehr, aber ich vertraue auf Gott.“ Er war bereit zu sterben. „Ich war nicht lebensmüde“, versichert er. „Aber ich wusste: Es ist alles Gnade. Wenn Gott will, dass ich lebe, dann sorgt er dafür.“ Innerhalb eines Jahres nahm er 80 Kilogramm ab. „Viele Bekannte gratulierten mir, wie gut ich nun aussehe.“ Doch das löste eine Depression aus: „War ich denn nichts wert, als ich noch dicker war?“ Der Prozess, sich als normal wahrzunehmen, dauerte ein weiteres Jahr. Seither hat er viele weitere Pfunde verloren.

Noch fehlte ihm aber ein Berufsabschluss. Er verschickte 80 Bewerbungen – vergeblich. Wer nimmt schon einen Azubi um die 40? Schließlich kam das Angebot von der reformierten Kirche seiner Gemeinde. Nun wird er Fachmann für Betriebsunterhalt. Die Berufsschule besucht er zusammen mit Teenagern – aber das stört ihn nicht.

Die Nummer 1 ist Jesus Christus Felix hat mit Christa „die beste Frau“ an seiner Seite. Und doch spürt er, dass weder sie noch sein Ausbildungsplatz sein Glück ausmachen. Zu seiner zukünftigen Frau sagt er: „Der erste Platz ist für Jesus reserviert. Nur so kann unsere Beziehung gelingen!“ Je mehr Vertrauen er in Jesus setze, desto freier werde er von der Meinung von Menschen. „Der innere Frieden ist das Einzige, was zählt.“ Klaus hat den liebenden Gott entdeckt, der ihn so annimmt, wie er ist, und der ihm Zeit lässt für Veränderungen. „Ich könnte nicht weiterleben, wenn ich nicht wüsste, dass mir vergeben ist!“ Und er strahlt dabei so viel Ruhe und Zufriedenheit aus wie noch nie. P

Foto: Mirjam Fisch-Köhler

Fast zwei Meter groß, breitschultrig, 100 Kilo schwer, kahlrasiert: Felix Klaus aus Gossau im Zürcher Oberland ist eine stattliche Erscheinung. Dass er 20 Jahre lang drogensüchtig war und fast drei Zentner abgenommen hat, ist schwer vorstellbar. „Schon als Oberstufenschüler hatte ich Übergewicht und war zu Tode frustriert“, erzählt der 42-Jährige. „Dann begann ich zu kiffen und zu trinken. Aber da war ein Mädchen an meiner Schule, Ruth, die etwas Besonderes ausstrahlte. Sie nahm mich einfach so an, wie ich war.“ Durch sie fand er zum Glauben an Jesus Christus.

DAS WORT DER WOCHE » Je liberaler eine Kirche ist, je laxer sie mit Bibel und Bekenntnis umgeht, umso mehr laufen ihr die Leute davon. Wenn es so weitergeht, wird es in 20 Jahren keine Landeskirchen mehr geben. « Der frühere deutsche Bundesfinanz- und Verteidigungsminister Prof. Hans Apel (SPD) bei einem idea-Freundestreffen im schlesischen Görlitz. Der lutherische Christ starb am 6. September in seiner Heimatstadt Hamburg im Alter von 79 Jahren. ideaSpektrum 37.2011


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