40 5. Oktober 2011
Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt
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Wie viel Kirche braucht das Land?
Bundespräsidentin Micheline Calmy Rey und Bischof Felix Gmür zum Stellenwert der Religion und der Kirche Seite 4 7 Welschland Welschland: Die Di Jugendgruppen J d
13 Ehetipps Ehetipps: NNun gibts ibt auchh einen i
9 „Chrischtehüsli“: Seit 20 Jahren
20 „Beit Al Liqa”: Eine Oase des
12 „Blessed“: Eine Kleidermarke,
23 Pro und Kontra: Soll man mit
Unterstützung in jeder Lebenslage
die auch eine Botschaft verbreitet
Online-Kurs für das Leben zu zweit Friedens im Palästinensergebiet Kleinkindern in den Gottesdienst?
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schrumpfen – es fehlen die Leiter
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Wilf Gasser 23. Oktober 2011:
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ist Religion Privatsache? Seit der Aufklärung hat sich die Überzeugung durchgesetzt, Religion sei einem Hobby vergleichbar. Gott, Sauna und Vitaminpräparate stehen im Bewusstsein vieler Menschen auf der gleichen Stufe. Religion ist wie Sex: Privatsache. Aber die Selbstmordattentate vom 11. September 2001 in den USA, die Ausrufung des «Heiligen Krieges» durch Taliban und Al-Kaida haben der Welt vor Augen geführt, dass Religion keine Nebensache ist. Und schon gar kein Hobby. Zu unsern Grundrechten gehören die Glaubens- und Gewissensfreiheit. Jeder Bürger hat das Recht, seine Religion frei zu wählen und allein oder in Gemeinschaft mit andern zu bekennen. Der Staat hat nicht dreinzureden. Das ermöglicht ein ganz persönliches – aber nicht ein privates – Glaubensleben. Der Glaube hat Kopf, Hand und Fuss und will bezeugt werden. Der Christ lebt aus dem Wissen, dass sein Herr will, dass allen Menschen geholfen wird und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Man muss sich zweimal bekehren, hat der alte Blumhardt gesagt: einmal zu Gott hin und dann wieder von Gott her zur Welt hin. Bischof Felix Gmür hat vergangene Woche als Referent am Besinnungstag «Vision für die Schweiz» in Bern deutlich gemacht, dass der Staat von Voraussetzungen lebt, die er sich selber nicht geben kann. Wenn es um Grundfragen des Lebens geht, müssen sich Staat und Gesellschaft zurückbesinnen auf die Werte der
abendländischen Kultur. (Siehe «Brennpunkt» Seite 4) Und diese hat ihre Wurzeln im jüdischchristlichen Gedankengut. Erwähnt sei etwa die Höchstwürde, die das Menschsein im Christentum erfährt. Der Schriftsteller Heinrich Böll hat den Unterschied zwischen Ländern mit oder ohne christliche Wurzeln auf den Punkt gebracht: «Ich überlasse es jedem Einzelnen, sich den Albtraum einer heidnischen Welt vorzustellen oder einer Welt, in der Gottlosigkeit konsequent praktiziert würde: Den Menschen in die Hände des Menschen fallen zu lassen. Nirgendwo im Evangelium finde ich eine Rechtfertigung für Unterdrückung, Mord, Gewalt. Unter Christen ist Barmherzigkeit wenigstens möglich, und hin und wieder gibt es sie: Christen; und wo einer auftritt, gerät die Welt in Erstaunen. Selbst die allerschlechteste christliche Welt würde ich der besten heidnischen vorziehen, weil es in der christlichen Welt Raum gibt für die, denen keine heidnische Welt je Raum gab.» Ich schätze den weiten Raum, den unser Land den Christen gibt. Denn ich kann meine persönlichen Überzeugungen in Wort und Schrift ungestört publik machen. Aber den Rechten stehen auch Pflichten gegenüber. Zumindest: die Teilnahme an Wahlen und Abstimmungen, die Beachtung demokratischer Regeln und – dies nicht zuletzt – das anhaltende Gebet für das Land.
BiBlisch Ein Lieblingsbibelwort von Déborah Rosenkranz, Sängerin, Songwriterin, Autorin, wohnhaft am Bodensee:
«Denn er hat seinen Engeln befohlen über dir, dass sie dich beschützen, wohin du auch gehst.» (Psalm 91,11) «Davon könnte ich ein Lied singen, und das tue ich auch! In meinem Leben bin ich aufgrund meiner Musik extrem viel unterwegs. Es gäbe genügend Grund, sich Sorgen zu machen. Doch wir alle wissen, dass Gott uns seine Engel mit auf den Weg schickt! Wie wichtig es ist, sich Zeit zu nehmen, um für Bewahrung auf dem Weg zu beten, erfuhr ich, nachdem ich in einem Gottesdienst gesungen hatte. Bei hohem Tempo sprang mir ein Fuchs ins Auto. Ich schleuderte 100 Meter über die Autobahn und knallte gegen die Leitplanke. Währenddessen schrie ich immer wieder: ‹Jesus!› Ich wusste, dass ich das nicht überleben würde. Doch ich spürte gleichzeitig, wie ich gehalten wurde. Ich hatte mich keinen Zentimeter bewegt und konnte ohne Kratzer aussteigen!»
WöRTlich «Bei dieser Frage gebe ich jeweils die Antwort eines älteren Berufskollegen: Dieser wurde gefragt, ob er nicht auf zu viel verzichtet habe, wenn sich nach dem Tod herausstellen sollte, dass es gar keinen Gott gebe. ‹Wissen sie›, hat er geantwortet, ‹ich weiss, dass Gott existiert, und wenn sich nach meinem Tod herausstellen sollte, dass es ihn nicht gibt, dann bin ich wenigstens in der Gewissheit gestorben, dass es ihn gibt.›» Andreas Schönenberger, Ausbildungsleiter der Theologiestudierenden in Fribourg und neuer Pfarrer von Wattwil, Hemberg und Ricken SG, im «St. Galler Tagblatt» zur Frage, ob ihm sein Philosophiestudium nicht den Glauben verleidet habe.
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SAM MOSER Der Autor war Präsident des VFG/Freikirchen Schweiz und Stellvertretender Direktor der Eidg. Oberzolldirektion.
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«… aber die Religion kann nie Privatsache sein» VISION FÜR DIE SCHWEIZ Religion ist eine ganz persönliche Sache, aber sie kann nie Privatsache sein. Das betonte
Bischof Felix Gmür an der jährlichen Besinnung «Vision für die Schweiz» in Bern. In einem Grusswort forderte Bundespräsidentin Micheline Calmy-Rey dazu auf, die Spielregeln des Dialogs und der Demokratie zu beachten.
Von der Religion geprägt
Sie sitzen wie auf Nadeln an diesem Mittwochmittag in der letzten Sessionswoche: CVP-Nationalrat Pius Segmüller als Präsident von «Vision für die Schweiz – Eidgenössische Besinnung» und Bundeshaus-Beter Beat Christen als dessen rechte Hand. Sitzungen und Besprechungen verschiedenster Art nehmen die National- und Ständeräte in Beschlag. Schliesslich kommen 60 Verantwortungsträger aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kirchen ins geschichtsträchtige Hotel «Zum äusseren Stand». «Ist Religion reine Privatsache?» lautet das Thema.
«Liebet eure Feinde…»
Die Berner SP-Nationalrätin Margret Kiener Nellen liest zum Auftakt Verse aus der Bergpredigt (Lukas 6,27-36): «Euch aber, die ihr auf mich hört, sage ich: Liebet eure Feinde. Tut Gutes denen, die euch hassen …» Dann spricht sie ein Tischgebet: «Gott, in der Mitte des Tages danke ich für Deine Gaben, ich danke für die Inspiration durch Deinen Geist, und ich danke für Deine grosse Güte. Wir bitten Dich um gute Gemeinschaft, um das Vertrauen auf Verständnis der Anderen und um die Kraft für unsere Kirchen – evangelisch, katholisch, freikirchlich. Gott, mach mich offen für neue Gedanken, lass mich die Hürden überwinden, die ich selbst oder andere mir stellen, auf dass ich zur Lösung gesellschaftli-
Vision für die Schweiz Die Berner Begegnung «Vision für die Schweiz – Eidgenössische Besinnung» wurde 1998 aus Anlass des Jubiläums «150 Jahre Bundesstaat» ins Leben gerufen. Gründungspräsident war EVP-Nationalrat Otto Zwygart. Die Begegnung findet seither jährlich statt und bezweckt, Verantwortungsträger und Führungskräfte aus den verschiedensten Gesellschaftsbereichen zusammenzuführen und ihnen Inspiration Bilder: idea/av
Gemeinsame Vision für die Schweiz: Bischof Felix Gmür begrüsst den evangelischen Bundeshaus-Seelsorger Alfred Aeppli und dessen Frau.
cher Fragen beitrage. Gib uns Friedfertigkeit, die Konflikte beendet. Gib uns Barmherzigkeit, die den Hass auslöscht. Gib uns Vergebung, die stärker ist als jede Rachsucht. Bestärke alle, nach Deinem Gesetz der Liebe zu leben. Wir danken, dass Du uns Zeit gibst – unser Leben. Für uns selbst, aber vor allem für die Anderen. Amen.»
Gruss der Bundespräsidentin
Und sie kommt doch nicht: Die im Programm angekündigte Bundespräsidentin Micheline CalmyRey entschuldigt sich wegen anderer Verpflichtungen, schickt aber ein Grusswort. Darin stellt sie fest, die religiöse Dimension des und Impulse aus dem Evangelium zu vermitteln. Traditionsgemäss spricht der amtierende Bundespräsident ein Grusswort. Der Anlass wird von einer 15-köpfigen parlamentarischen Gruppe unter der Leitung von CVP-Nationalrat Pius Segmüller vorbereitet. Für das Programm ist der evangelische Pfarrer Alfred Aeppli besorgt, der zu den Leitern der wöchentlichen Besinnungen im Bundeshaus zählt. Generalsekretär ist der Bundeshaus-Beter Beat Christen.
Lebens werde heute gerne zur Privatsphäre erklärt. Leicht lasse sich aber feststellen, dass das Religiöse im öffentlichen Leben und in der Gesellschaft eine wesentliche Rolle spiele. Die Religion präge wesentlich das menschliche Gewissen. Sie leiste einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der Menschenwürde und zur Bekämpfung der Armut. Doch in der globalisierten Welt gebe es nicht mehr nur eine Kirche im Dorf. Wir müssten lernen, mit einer Vielzahl von religiösen Überzeugungen und Werten zu leben. Es gelte, neue Formen des Zusammenlebens zu finden und einzuüben. Der Pluralismus der Lebensweisen und Wertvorstellungen müsse akzeptiert werden. Gefragt seien Geduld, Dialogbereitschaft und der feste gemeinsame Wille, uns auf das zu konzentrieren, was uns verbindet. «Denn woran wir hängen und festhalten wollen, das ist eine politische Kultur, das sind die Spielregeln des Dialogs und der Demokratie, Spielregeln, die unabhängig von der Religion gelten, die aber offen sind für alle Religionen und Glaubensrichtungen – auch für die Menschen, die offen bekennen, nicht zu glauben.» Unsere Demokratie könne dann lebendig bleiben, wenn wir klare Überzeugungen und Visionen hätten.
Zwischen Pouletgeschnetzeltem mit Spätzli und Zwetschgen-Joghurtcreme spricht Bischof Felix Gmür, der sich bewusst auch als Staatsbürger versteht. Er stellt fest, dass Religion heute strikt zur Privatsache erklärt wird. Das treffe insofern zu, als der Glaube auf einem persönlichen Entscheid und einem persönlichen Bekenntnis beruhe. In dieser persönlichen Frage habe der Staat nichts zu suchen. Der Begriff «Privatsache» werde darum besser durch «persönliche Angelegenheit» ersetzt. Die vielfach als Forderung verstandene Aussage «Religion ist Privatsache» sei jedenfalls «schlicht falsch». Wäre dem so, müsste nicht über eine Minarettverbots-Initiative abgestimmt werden. Unsere Kultur, nicht zuletzt Musik und Literatur, sei wesentlich von der Religion geprägt worden. In der Schule, der Erziehung und den Medien werde Religion zur öffentlichen Angelegenheit. Für Bischof Gmür ist deshalb klar: «Religion ist persönlich, nicht privat. Religion ist nicht staatlich, aber öffentlich.»
Die Suche nach Gott
Bischof Gmür sieht ein wesentliches Merkmal einer jeden Religion darin, dass sie den Menschen mit den Grundfragen seiner Existenz konfrontiert: Woher komme ich? Wohin gehe ich? Was ist der Sinn des Lebens? Die Kirche unterstütze und begleite den Menschen bei der Sinnsuche, der Orientierungssuche, der Wahrheitssuche, letztlich bei der Suche nach Gott. Und sie vermittle ihm die Perspektive des Heils. Ins öffentliche Bewusstsein drang die Religion nach Ansicht des Bischofs erst wieder richtig nach den Anschlägen vom 11. September 2001. Auslöser waren die stark in den Fokus gerückten Muslime. Jetzt zeigten sich die Verknüpfungen von Religion und Politik deutlicher. Verstärkt wurde diese Entwicklung durch zahlreiche Migranten, deren Religion keine Aufklärung kennt. Ihre religiöse idea Spektrum 40.2011
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Die Kirche darf nicht schweigen – aber wo und wann soll sie sich einmischen? Wir haben einige Besucher von «Vision für die Schweiz» gefragt, was sie im Referat von Bischof Felix Gmür besonders angesprochen hat. Und wie politisch die Kirche denn sein soll. Margret Kiener Nellen, Nationalrätin SP, Bolligen BE: «Bischof Gmür definierte rasch seine zwei Thesen: ‹Kirche ist nicht privat, sondern persönlich. Kirche ist nicht staatlich, sondern öffentlich.› Er entwickelte diese Thesen auf sehr interessante Weise. Der Auszug aus der Schrift von Karl Barth war ebenfalls sehr gut gewählt: Die Kirche ist aufgefordert, öffentlich Stellung zu beziehen. Insbesondere nimmt sie auch Stellung, wenn sie schweigt. Für mich soll die Kirche in vielen wichtigen gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und Umweltfragen Stellung beziehen. Wenn sie nichts sagt, billigt sie den Status quo. Und eine Gesellschaft soll sich entwickeln. Das Christentum lebt. Und die Gesellschaft lebt. Die Bewegung soll in Richtung Reich Gottes führen.»
Botschaft trage auch einen politischen Kern in sich.
Kirche soll Partei sein
Kann und soll die Kirche politische Ziele verfolgen? Bischof Gmür erinnert ans 18. Kapitel im Johannesevangelium: «Die Kirche als eine Gesellschaft eigener Art ist in dieser Welt, aber nicht von dieser Welt.» Die Herrschaft Gottes breche mit Jesus in dieser Welt an, doch sie sei nicht vollendet. Die politische Herrschaft hingegen sei in und von dieser Welt. Die Kirche hat sich laut Bischof Gmür nun mit der Frage zu beschäftigen, wie sie den staatlichen Institutionen und Obrigkeiten begegnen soll. Der Bischof versteht es als Auftrag der Kirche, sich mit dem politischen Geschehen zu beschäftigen. Er hält es mit Karl Barth, wenn er meint, Kirche habe nicht Partei zu ergreifen, aber Partei zu sein: «Die Kirche kann sich nicht neutral verhalten. Sie hat sich immer einzumischen durch Zustimmung, durch Ablehnung, auch durch Ermunterung. Auch wenn die Kirche schweigt, nimmt sie Stellung – immer.» Der Staat ginge zu weit, wenn er fordern würde, die Kirche habe sich nur noch in der Sakristei zu idea Spektrum 40.2011
Unrecht nennen
Nicht nur das Seelenheil
Klare Positionierung gefragt
Daniel Albietz, Nationalratskandidat und Gemeinderat CVP, Riehen BS: «Das Referat von Bischof Felix Gmür enthielt interessante Denkanstösse, gerade jene, dass der Glaube nie privat sei und die Kirche stets öffentlich sein solle. Spannend auch das Zitat von Karl Barth, wonach die Kirche immer Stellung nehme, auch dann, wenn sie zu einem Thema oder einem Unrecht schweige. Unzufrieden bin ich, wenn im Zusammenhang mit dem Christentum von einer «Religion» die Rede ist. Religionen versuchen, Gott aus eigener Anstrengung zu genügen. Der Allmächtige aber hat sich den Menschen aus Gnade zugewendet. Die Kirche – auch die Evangelische Allianz – soll mindestens so politisch sein, dass sie Mitglieder mit einer politischen Berufung für den Staatsdienst freisetzt, segnet und auch aktiv zur Wahl empfiehlt. In grundlegenden Fragen wie dem Lebensschutz muss die Kirche deutlich Stellung beziehen und Unrecht beim Namen nennen.»
Joel Blunier, Generalsekretär EVP Schweiz, Bern: «Die Ausführungen von Bischof Gmür waren philosophisch, haben mich aber in meiner Beurteilung bestärkt, dass der christliche Glaube zwar persönlich, aber nicht privat und doch gleichzeitig öffentlich, aber nicht staatlich sein muss. Die Kirchen können sich als Institutionen ‹in und von dieser Welt› nicht nur auf das Seelenheil beschränken. Der christliche Glaube macht nur Sinn, wenn er Antworten auf die Fragen der Zeit sucht. Diese Suche setzt Mut und Demut zugleich voraus, denn im Wissen darum, dass unsere – auch politische – Erkenntnis nur Stückwerk ist, müssen Entscheide mutig getroffen und demütig reflektiert werden. Die Kirchen müssen sich dann politisch äussern, wenn die Freiheit des Evangeliums, die Würde des Einzelnen und seine Schöpfung in Gefahr kommen und mahnend auftreten, wenn sich eine Gesellschaft von anderen ‹Göttern› leiten lässt.»
Franziska Enderli, Leiterin IVCG Schweiz (Internationale Vereinigung Christlicher Geschäftsleute): «Für mich stachen drei Aussagen heraus: 1. Kirche kann sich nicht neutral verhalten. Sie muss berechenbar und relevant sein. 2. Die Kirche muss Antworten auf die brennenden Fragen der Zeit bieten. 3. Religion ist wohl persönlich, kann aber nie Privatsache sein. Grundsätzlich bin ich für eine Trennung von Kirche und Staat. Die Kirche soll sich auf ihren Hauptauftrag ausrichten und nicht in Staatsgeschäfte einmischen. Gleichzeitig sollte sie ihre ‹Schäfchen› für ein vorbildliches Leben in Gesellschaft und Politik ausrüsten. Mir fehlt oft die Stellungnahme der Kirche zu politischen Angelegenheiten im Lichte des christlichen Glaubens. In Diskussionen muss ich immer wieder feststellen, wie schlecht die Christen informiert sind. Wir sind als Christen aufgerufen, an die Urnen zu gehen. Entsprechend braucht es fundierte Information von dort her, wo ich meine Glaubenswurzeln habe.»
engagieren. Will der Staat dem Bürger glauben machen, aller Nutzen hänge von seinem Wirken ab, so setze er sich an die Stelle der Kirche. «Das aber», so der Bischof, «gereicht dem Menschen nicht zum Wohl.» Zu bedenken sei auch, dass der Staat auf Grundlagen beruhe, die er selbst nicht garantieren kann. Der Staat habe das Wohl des Menschen darum in einen grösseren Zusammenhang zu stellen. Insofern müsse er akzeptieren, dass Religionsgemeinschaften nicht immer einfache Diskussionspartner seien.
darf von den Kirchen zu etwas gezwungen werden, aber es darf auch niemand am persönlichen Bekenntnis gehindert werden. Im offenen Staat bleibt die Religion eine persönliche Sache, aber sie kann nie Privatsache sein.»
werden, und an jene, die neu ankommen werden: «Gottes Kraft stärke dir den Rücken, und sein Wort spreche dich an. Gottes Auge schaue für dich, und sein Ohr höre dich. Gottes Weisheit leite dich, und sein Weg tue sich vor dir auf. Gottes Hand bewahre dich vor allem Bösen, und sein Geist erfülle dein Herz mit Frieden. So segne dich Gott der Allmächtige und Barmherzige, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.»
Die Freiheit nutzen
Die Kirche habe immer wieder die Werte ins Bewusstsein zu bringen, die sich Volk und Stände selber in der Präambel der Bundesverfassung gegeben haben. Auf der Grundlage dieser Werte bleibe die Kirche ein berechenbarer und verlässlicher Partner. Der Staat habe die Ausdrucksfreiheit der Kirche zu respektieren. Die Kirche ihrerseits habe diese Freiheit zu nutzen, indem ihre Botschaft persönlich und öffentlich bezeugt wird und indem sie den Menschen Antworten auf die wichtigen Fragen unserer Zeit bietet. Bischof Gmür abschliessend: «Niemand
Der Zuspruch
Pfarrer Alfred Aeppli, mitverantwortlich für die wöchentlichen Besinnungen im Bundeshaus, spricht abschliessend ein Segenswort an die versammelten Verantwortungsträger, speziell aber an jene Parlamentsmitglieder, die gehen werden, an jene, die bleiben
ANDREA VONLANTHEN
Auch für sie ist Religion eine öffentliche Angelegenheit: BundeshausBeter Beat Christen (links), CVP-Gemeinderat Daniel Albietz, IVCGLeiterin Franziska Enderli am Rande der Berner Besinnung.
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I NSE R AT E | S T E LLE N Die reformierte Kirchgemeinde Wipkingen ist eine stadtzürcherische Kirchgemeinde mit knapp 5000 Mitgliedern. Unser Team wird wegen diversen Pensionierungen stark umgebaut. Wir schaffen darum neu per 1. März 2012 oder nach Vereinbarung eine Stelle für eine /einen
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Den welschen Jugendgruppen fehlen die Leiter JUGENDARBEIT «Um mit jungen Menschen zu arbeiten, muss man kein ‹Freak› sein.» Das bemerkt Eveline Roth, die seit einem Jahr die Jugendgruppe La Côte für Au-Pair Mädchen im Waadtland leitet. Mit Begeisterung berichtet sie über ihre Arbeit. Doch wird dieser evangelistische Zweig nach über 30 Jahren bald nicht mehr existieren?
Die Anfrage vor einem Jahr, ob Eveline Roth die deutschsprachige Jugendarbeit La Côte leiten möchte, kam unerwartet. Sie hatte soeben den Jahreskurs und ihr Mann Alexander das Theologiestudium auf St. Chrischona abgeschlossen. Spontan sagte die 27-jährige begeisterungsfähige Ergotherapeutin zu. Heute bemerkt sie: «Ich wusste damals nicht, was das genau ist. Doch ich bin begeistert! Es ist eine super Arbeit.» Ihr Mann arbeitet als Pastor in der Chrischona-Gemeinde Echandens, wo das Ehepaar seit einem Jahr wohnt.
Echtheit kommt an
Eveline dachte immer, dass man für die Arbeit mit Jugendlichen jemand cooler sein sollte, «freakig» und stets auf dem neusten Trend. Doch sie stellte fest, dass die Jugendlichen sich gerne mit einer Person identifizieren, die authentisch ist: «Wenn man transparent ist und die Jugendlichen ins eigene Herz und Leben sehen lässt, dann hören sie dir zu. Coolness und Oberflächlichkeit haben sie genug. Echtheit spricht sie an.» Paul Egloff, ein mutiger Pionier, stellt vor 36 Jahren vier verschiedene Jugendgruppen im Gebiet von La Côte auf die Beine. Der
Menschen gemeinschaftlich im Haus der reformierten Kirche wohnen.
Mehr als Spiel und Spass
Begegnung im Welschland: Beim ersten Treffen lernen sich die Jugendlichen zuerst einmal kennen. Ganz rechts Leiterin Eveline Roth.
Mangel an Leitern war gross, AuPairs gab es haufenweise. Aus der Not heraus verlässt er seine Arbeit als Metallbauschlosser und setzt sich als 24-Jähriger voll für die Jugendarbeit ein. Er macht Weiterbildungskurse für Leiterinnen und rekrutiert junge Menschen, die ihm als Teammitglieder beistehen. Er ist freier Mitarbeiter der Stadtmission, lebt aber während 15 Jahren ohne Besoldung, ausschliesslich von Gaben und im Vertrauen auf Gott. Bei seinem Wegzug und seiner Anstellung als Pastor im Wallis übernimmt Chrischona auf seine Bitte hin das Weiterbestehen der Jugendar-
Die JG brachte sie dem Himmel und Gott näher Jana Brühlhart, Au-Pair aus der JG La Côte im Jahr 2010, erzählt, dass sie ohne Jugendgruppe die Zeit im Welschland wohl nicht überlebt hätte. In der Familie habe sie sich nie wohl oder integriert gefühlt. In der Jugendgruppe konnte sie so sein, wie sie ist und fühlte sich angenommen. Sie freute sich jeden Dienstag auf das nächste Treffen und die wertvollen Kontakte. Davon sind einige enge Freundinnen geworden. Als ein Gastredner von seiner Begegnung mit Gott erzählte, war sie tief bewegt. In einem Lager in Portugal fühlte sie sich zehn Tage wie im Himmel. Sie spürte, dass es Gott gibt und war immer wieder tief berührt. Christa Binggeli, ehemaliges AuPair aus der JG Yverdon, war völlig idea Spektrum 40.2011
überrascht, als ihre JG-Leiterin Julia Zbinden erzählte, dass sie Jesus liebt. Über Gott diskutieren wollte sie nicht, doch durch die Jugendgruppe hat sie eine Gemeinschaft gefunden, in der sie angenommen war. Sie ist durch diese Zeit in der Jugendgruppe selbstbewusster geworden und durfte die Zweifel, die sie an sich hatte, ablegen. Heute ist sie eine selbstbewusste, fröhliche Frau, die zwar immer noch nicht gerne lange über Gott diskutiert. Doch eines weiss sie ganz gewiss: «Gott ist da für mich!» Das bezeugt sie heute mit einem Strahlen im Gesicht!
www.jg-la-cote.ch.vu www.jg-schaerme.ch www.kirchgemeinde-broyetal.ch http://eemontreux.ch
beit La Côte. Seither werden Jugendarbeiterinnen für ihre Arbeit angestellt und entlöhnt.
Die Gruppen schrumpfen
In den letzten 30 Jahren sind die vielen Jugendgruppen für Au-Pair Mädchen – es waren zehn Chrischona- und Kirchgemeinden beteiligt – zusehends geschrumpft. Heute sind es noch vier: Moudon, Yverdon, Montreux und La Côte. Im Gebiet La Côte und Lausanne gibt es noch eine Gruppe, vor 30 Jahren waren es sechs. Alle kämpfen mit derselben Not: Leitermangel - mit Ausnahme von Moudon, wo junge
Dennoch betont Eveline Roth: «Trotz den kleineren Zahlen gibt es noch so viele, die mit der guten Nachricht erreicht werden können.» Die Jugendlichen, die kommen, sind vor allem Nichtchristen. Sie profitieren von einem einzigartigen Umfeld. Sie kommen zusammen, um Spiel und Spass zu haben. Sie können austauschen, und oft stellen sie interessante Fragen über den Glauben an Gott. An einem spannenden Abend zum Thema «Himmel» stellten sie die Frage: «Dein Himmel klingt gut. Wie kommt man denn in diesen Himmel?»
Was es braucht
Wer gute Ideen, Humor, Liebe zu Jesus hat und zudem ein Auto mitbringt (um die Jugendlichen aus der Region nach Hause zu fahren), könnte sich für die welsche Jugendarbeit eignen. Eveline Roth und andere Jugendgruppen geben gerne Auskunft und helfen auch bei der Suche nach einer Arbeitsstelle und einem Wohnort. MARTINA SCHNIDRIG
So erlebte ich die Jugendarbeit La Côte «Als meine Stelle als Kindergärtnerin in der Schweizerschule in Barcelona auslief, bewarb ich mich für die freie Stelle zur Jugendarbeiterin La Côte. Zwei Jahre arbeitete ich hier als Verantwortliche der Jugendarbeit. Bald stellte sich heraus, dass ihre unkomplizierte und direkte Art mich den Jugendlichen sehr nahebrachte. Es machte mir Freude, mit ihnen Zeit zu verbringen, zu lachen und auszutauschen. Ich habe in dieser Zeit viele Freundschaften geschlossen, die noch heute bestehen. Die Jugendarbeit ist sozusagen von einer Anstellung in eine Berufung übergegangen. Ich durfte als Frau im Glauben vorangehen und offen darüber reden: über mein Leben, meine Erfolge mit Gott, meine Stolpersteine im Leben. Ich
habe das Vorrecht, sie auf ihrem Lebensweg zu begleiten und ihnen Mut zu machen oder einfach nur für sie da zu sein. Einige haben mir gesagt, ich sei für sie wie eine geistliche Mutter. Ich bin überzeugt, dass es viele junge Menschen gibt, die eine geistliche Stütze brauchen und jemanden, der an sie glaubt und sich Zeit nimmt für sie. Ich hoffe, dass ich noch für viele junge Menschen da sein kann. Ich fühle mich dadurch nicht ausgelaugt. Im Gegenteil: Ich darf die Früchte der «Mutterschaft» ernten. Für mich als geschiedene, noch kinderlose Frau ein riesiges Geschenk.» MARTINA SCHNIDRIG
Die Autorin, 36, wohnt in Fribourg und studiert Medien- und Kommunikationswissenschaften. Bilder: zvg
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TAG E SSC H AU
JOURNAL
Die Kunst, das Kreuz und das Leben
Preis für Posaunenchor
«AUFKREUZEN» Kirche und Kunst verband eine enge Erfolgsgeschichte. Bevor sie eige-
Der mit 4000 Franken dotierte Kulturpreis der Stadt Bülach geht diesmal an den örtlichen Posaunenchor, der in diesem Jahr das 100-jährige Bestehen feiert. Stadtpräsident Walter Bossert begründet die Wahl damit, dass das Ensemble einen Beitrag an die Vielfalt des kulturellen Lebens von Bülach leiste. Seit 1984 ist der Posaunenchor zudem mit seinen Turmbläsern immer am ersten Samstag des Monats zu hören, wenn Choräle und bekannte Melodien über die ehrwürdigen Dächer der Altstadt ertönen. (hg)
ISTL Bern gestartet
Nach anderthalbjähriger Vorbereitung fand am 17. September der erste Schulungstag des ISTL Bern mit 30 Teilnehmenden statt. Das ISTL Bern wird getragen von New Life Bern, Vineyard Bern, EMK Bern und Neues Land Emmental. Die Themen sind so gewählt, dass sie die Fachbereiche Theologie/Bibel, Persönlichkeitsentwicklung und Missionaler Lebensstil abdecken. Bis zum 22. Oktober ist es noch möglich, beim Trainingsprogramm einzusteigen. (pd) www.istl-bern.net
Ingold fordert Aktionsplan
Die Winterthurer EVP-Nationalrätin Maja Ingold hat eine Motion eingereicht, mit der sie vom Bundesrat einen Aktionsplan zur Suizidprävention fordert. Laut Schweizer Suizidstatistik ist die Selbsttötung eine der häufigsten Todesursachen von Menschen zwischen 15 und 44 Jahren. «Die beiden Hauptrisiken Depression und soziale Isolation sind erkannt. Hier muss der Bundesrat ansetzen, um die steigenden Suizidraten zu brechen», meint Ingold. (kipa)
Wechsel im «Sunedörfli»
Marco Anselmi hat den bisherigen Betriebsleiter Roger Muther im Drogen-Rehabilitationszentrum Sunedörfli der Sozialwerke Pfarrer Sieber (SWS) abgelöst. Anselmi leitete in den letzten sechs Jahren Alterszentren in Glarus und Rapperswil. Roger Muther, der dem «Sunedörfli» in Hirzel während elf Jahren vorstand, wird neuer Leiter des Alterszentrums am Etzel in Feusisberg. (idea) Bilder: Sibylle Zambon, Doris Hauser
ne Wege gingen. Nun kommt es vermehrt zur Tuchfühlung. Ein Zürcher Projekt zeigt es. wurden. Mit laserverarbeitetem und farbbedampftem Plexiglas wählt der Künstler bewusst leichtes und unbelastetes Material und modernste Technik.
Mit «Aufkreuzen» starteten die katholische und die reformierte Kirche des Kantons Zürich ein ökumenisches Kunstprojekt, in dessen Zentrum das Werk des deutschen Künstlers Ludger Hinse steht. In acht Zürcher Kirchen sind seine Exponate noch bis 8. November zu sehen. Sie gaben bereits Anlass zu Diskussionen über Themen wie «Das Kreuz mit dem (Schweizer-)Kreuz», «Kreuzfahrt», «Kunst und Kreuz» oder «Religiöse Symbole im öffentlichen Raum».
Bewegung in die Kirche
Neues Zeichen
Am 15. September in der Kirche Maur referierte Hinse unter dem Titel «Woran glaubt die Kunst?» zur künstlerischen Auseinandersetzung mit dem christlichen Glauben in Werken von Matisse, Chagall oder Kandinsky und gab Auskunft über seine ganz persönliche Motivation. Unter einem leuchtenden Kreuz aus Plexiglas mit den imposanten Massen von drei mal drei Metern sprach er von
Lichtkreuz in der Kirche Maur.
seinem Anliegen, das Symbol von Tod und Auferstehung wieder ins Bewusstsein der Menschen zu rücken. Seine Lichtkreuze gestaltet er deshalb als griechische Kreuze (Schweizerkreuz), wie sie noch bis ins 11. Jahrhundert häufig waren und als Siegeszeichen verstanden
Das Kreuz zeigte sich im Verlauf des Abends in immer neuer Perspektive, einmal als vollständiges Zeichen, dann nur als rechteckige Fläche und in immer neuen Lichtbrechungen. Unendlich scheint die Vielfalt der im Grunde immer gleich bleibenden Form und erhält so eine transzendente Bedeutung: Gott als der ewig Gleiche, der sich immer wieder neu offenbart. Nicht statisch ist Hinses Kreuz, sondern mobil. «Der Heilige Geist weht, wo er will», meint der Künstler. Das Kreuz bringt so gleichsam Bewegung in die Kirche. Gleichzeitig lässt es seine zentrale Botschaft durchscheinen, die nicht mit dem Tod an Karfreitag endet, sondern auf ein neues Leben hinweist. SIBYLLE ZAMBON
96 000 Franken aus Sponsorenlauf SAMMELAKTION 95 950 Franken wurden am Sponsorenlauf der reformierten Kirchgemeinde Gossau ZH erlaufen. Das Geld kommt Jugendprojekten zugute. Der Sponsorenlauf «Race for Kisangani» bildete den Abschluss einer zweijährigen Sammelaktion, bei der bereits im Vorfeld 123 000 Franken gespendet wurden. «Dass wir zusammen mit dem Sponsorenlauf so viel Geld sammeln konnten, ist überwältigend», sagt Benno Schöb, Leiter der Aktion. Die Kirchgemeinde Gossau unterstützt die Jugendprojekte des kongolesischen Bibellesebundes seit über 30 Jahren. Das Jugendhaus in Kisangani ist das zweite afrikanische «Pöstli», das die Gossauer mit einem Sponsorenlauf aus der Taufe heben. Dabei diente der gleichnamige Jugendtreff von Gossau als Vorbild. Heute haben die Angebote für die Jugend von Matonge und Kisangani dem Gossauer Modell jedoch einiges
voraus. Sie sind praktisch ununterbrochen offen und bieten auch Schulungen zur Aidsprävention und handwerkliche Ausbildungen wie Nähkurse an.
Bald für 250 Jugendliche
Kisangani steht wegen des Bürgerkrieges vor grossen Problemen. Die Zahl der obdachlosen Jugendlichen ist riesig. Mit einem Stipendienprogramm besteht bereits ein Angebot des Bibellesebundes, das seit Jahren zwischen 50 und 150 Jugendliche aufnimmt und ihnen Pflegefamilien und Schulbildung organisiert. Der Leiter vor Ort, Pfarrer Daniel Mukombe, will in Zukunft bis zu 250 Kinder und Jugendliche aufnehmen. Ein Teil des Geldes aus dem Sponsorenlauf, rund 30 000 Franken,
Auch Annika und Sara rannten Runden für Kinder in Kisangani.
erhält der Cevi Gossau. Damit will er dringende Renovationsarbeiten an seinen Liegenschaften finanzieren. MIRJAM FISCH-KÖHLER idea Spektrum 40.2011
TAG E SSC H AU
«Chrischtehüsli» hilft wie eh und je
ÄXGÜSI
GASSENARBEIT So unmittelbar wie vor 20 Jahren helfen die Mitarbeiter des Zürcher
Kein Heiland
«Chrischtehüsli» bis heute. Obdachlose und Randständige finden jederzeit Hilfe.
«Unsere Wohnung war immer voll mit Gassenleuten», erinnert sich Emmanuel Parvaresh an die Zeit vor dem «Chrischtehüsli». Die Anlaufstelle für Drogenabhän gige und Obdachlose in Zürich wurde offiziell 1991 gegründet. Die eigentliche Arbeit hatte aber schon Jahre vorher begonnen. Emmanuel Parvaresh ist mit Herz und Seele bei der Sache. Die Ini tiative für sein Engagement war aber ursprünglich von seiner Frau ausgegangen. Sie packte 1985 ihre Gitarre und ging damit regelmäs sig auf die Strasse, sang Lobpreis lieder, kam mit Drögelern ins Ge spräch und nahm sie manchmal auch mit nach Hause. Mit der Zeit wurden es immer mehr, also fragte sie bei Nachbarn und Be kannten um Mithilfe.
Frei von der Drogensucht
Schliesslich fand man Räum lichkeiten für eine Anlaufstelle, das «Chrischtehüsli». Der Name stammt von einem Hilfesuchen den, der hier eben auf lauter Chris ten traf. Inzwischen kümmern sich etwa 30 Mitarbeiter Angestellte,
Emmanuel Parvaresh (links) begrüsst am Jubiläum einen Ehamaligen.
Praktikanten, Zivis und freiwillige Helfer um die Bedürftigen. Man bietet Unterstützung in allen Le benslagen. Zum Beispiel werden Unterkünfte auf Bauernhöfen vermittelt. Jeden Tag gibt es ein gemeinsames Mittagessen sowie Andachten und Gebet. In den letzten 20 Jahren seien schon viele von ihrer Drogensucht frei gewor den. Einige heirateten, haben heu te Kinder und helfen selber in der Gassenarbeit mit.
Knappe Finanzen
Mittlerweile konnten weitere Räu me bezogen und eine Spielgruppe
eröffnet werden. Die Finanzen sind aber immer knapp. Man be nötigt 20 000 bis 25 000 Franken pro Monat. Ausser einer einmali gen «Anerkennung» in Form von 1000 Franken kommt kein Beitrag von der Stadt Zürich. Das Werk ist vollständig auf Spendengelder an gewiesen. Emmanuel Parvaresh: «Wir freuen uns nicht nur über Geld, sondern auch über Besuch. Jedermann ist herzlich willkom men, um uns kennenzulernen und am Essen teilzunehmen.» CHRISTOF BAUERNFEIND www.chrischtehuesli.ch
Mit Kopf und Herz im Dienst für Jesus STUDIENABSCHLUSS 21 ISTL-Studierende nahmen nach einer drei- oder vierjährigen
Ausbildung ihre Diplome in Empfang nehmen. Heinz Strupler sprach vor 200 Gästen.
«Die Kraft zum disziplinierten Studieren und gleichzeitig das Herz für den missionarischen Auftrag kommen aus dem Wort Gottes und aus der Beziehung zu Christus», betonte Heinz Strupler, Direktor des «Seminary and Trai ning Center for Leadership» (ISTL, Glattbrugg ZH). Diplomiert wur den: Karin Anliker, Remo Anli ker, Kathrin Bäurle, Esra Blaser, Rahel Dürst, Miriam FreiKrum me, Daniela Gebistorf, Johannes Hohler, Denis IlosonoBekili Iket, Ali Matthieu Kassafaye, Andreas Leuzinger, Joëlle Leu zinger, AnnaLena Madörin, Mathias Reber, Marcel Sharma, Alessandra Stutz, Fifina Tungisa Senga, Sylvie VogtLongange, idea Spektrum 40.2011
Frisch diplomierte ISTL-Absolventen zusammen mit der Schulleitung.
Mirjam Wiedmer und Marlen Zulliger. Sie investieren sich als Pastor/Jugendpastor in Werken und Gemeinden oder bereiten sich für die Auslandmission vor. Als besondere Stärken betrachtet ISTL die Verbindung von Fach
kompetenz, praktischer Umset zung und Persönlichkeitsentwick lung. In Zusammenarbeit mit dem «South African Theological Seminary» (SATS) bietet ISTL in ternational anerkannte BTh und MThAbschlüsse an. (idea) Bilder: zvg
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Ein intensiver Sommer liegt hinter mir. Gesundheitlich hatte ich Tiefschläge zu verdauen, respektive lerne ich, sie zu akzeptieren. Als Touristiker und Verantwortlicher der Gäste-Animation im Tal hatte ich nicht bloss viel Arbeit, sondern auch Erfolg: Tausende von Gästen und viele Einheimische waren begeistert. Nach meiner Ansprache zum 1. August wurde ich wie ein Rockstar gefeiert. Letzte Woche, bei der Analyse einer Beratungsfirma in Sachen Tourismus und Zukunft des Saastales, die Aussage: Das Schlimmste, was dem Tal passieren könnte, wäre, wenn es mich nicht mehr gäbe… Das liess mich erschaudern. Tat irgendwie doch gut. Sofort wurde ich aber an eine Predigt von mir erinnert. Da hatte ich meiner Gemeinde doch gesagt: «Ich bin nicht der Heiland vom Saas. Ich bin eingeschränkt, fehlerhaft und schon recht alt.» Dass Gott mich noch brauchen kann, ist schön. Aber echte Hilfe ist nur von Gott zu erwarten. Ich will mich, so gut ich noch kann, für das Wohl der Gesellschaft einsetzen. Aber ich bin nicht der Heiland, sondern völlig von ihm, Jesus Christus, abhängig. Er hat die Verantwortung für sein Reich und das Saas. Mitten in besagter Sitzung mit der Beratungsfirma kommt eine Mitteilung auf meinem Handy: Gil, ein Freund von mir, gestorben. Ich meinte, er habe sich von der Krankheit erholt. Habe nicht mehr nachgefragt, ihn nicht besucht. Ich bin betroffen, traurig, aufgewühlt. Ich brauche den Heiland. Es tröstet mich, dass Gil auch mit diesem Heiland lebte und nun bei ihm ist. Übrigens, es ist entlastend, zu wissen, dass nicht ich Menschen, Gesellschaft, Wirtschaft, Beziehungen verändern muss. Das macht der einzig wahre Heiland. Ich als alternder und kranker Christ darf aber dabei sein. Das genügt. CHRISTOPH GYSEL Der Autor ist Pastor und Tourismus-Fachmann in Saas Grund.
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SYNERGIE Warum ich? Gerade bin ich von einem Einsatz in Nordvietnam in die Schweiz zurückgekehrt. Einmal mehr durfte ich im Auftrag der Christlichen Ostmission eine Gruppe von Jungunternehmern ausbilden, damit sie Arbeitsplätze und dadurch Existenzen für etliche Familien schaffen können. Da stand mitten im Seminar ein Teilnehmer auf und fragte mich: «Warum helfen Sie eigentlich ausgerechnet uns – uns einfachen Leuten im unscheinbaren Dorf Kim Chung?» Tatsächlich, dieser Unternehmer ist ein einzelner Mensch unter sieben Milliarden Erdenbewohnern. Und genau er ist für dieses einzigartige Projekt ausgewählt. Wenn er sich Mühe gibt, wird dieses Projekt sein Leben verändern – und das seiner Familie und vielleicht seines ganzen Clans. Aber warum wurde gerade er ausgewählt? War es Zufall? Ich weiss es nicht. Ich weiss auch nicht, warum viele Millionen Vietnamesen dieses Privileg der Unterstützung nicht haben. Ich kenne aber unser
Auswahlverfahren. Wir sind uns bei der Christlichen Ostmission bewusst, dass wir mit unseren beschränkten Mitteln nur sehr beschränkt helfen können. Mitarbeiter und Spender beten aber immer wieder, dass Gott nicht nur den Geldfluss sicherstellt, sondern auch den Einsatz der Mittel und die Empfänger segnet. Kein Teilnehmer landet zufällig in einem unserer Projekte. Die scheinbaren Zufälle sind von Gott gesteuert. Es ist seine Antwort auf viele ernsthafte Gebete. In den Seminaren und Projektarbeiten ist dieses Planen und Steuern Gottes spürbar. Männer und Frauen verschiedener Religionen und politischer Systeme sind offen und interessiert an den betriebswirtschaftlichen und geistlichen Botschaften sowie an deren Überbringern. Die Frage nach dem «Warum gerade ich?» führt ganz natürlich und direkt zum Kern der christlichen Botschaft. Zur bedingungslosen Liebe Gottes. Zur Nächstenliebe, wie sie Jesus predigte und vorlebte. Zum lebendigen Gott, der Gebete erhört und in menschliche Schicksale eingreift. Zum Weg, zur Wahrheit und zum Leben, wie es in der Bibel aufgezeigt ist. Zur persönlichen Entscheidung
eines einzelnen Menschen für Gott. Zum Heraustreten aus der Masse als einzigartiges Geschöpf, das bei Gott namentlich bekannt und von ihm geliebt ist. «Warum gerade ich?» Diese Frage begegnet auch uns in vielen Situationen. Vielleicht fragen Sie sich: Warum muss gerade ich diese unheilbare Krankheit tragen? Warum wurde gerade ich in diesen Unfall verwickelt? Warum haben gerade meine Aktien so viel an Wert verloren? Warum ist gerade mein Sohn auf die schiefe Bahn geraten? Ich weiss es nicht. Ich kenne aber meinen himmlischen Vater, der auch solche Wege offenbar zulässt. Auch Schicksale sind nicht Zufall. Sie können uns verbittern oder näher zu Gott bringen. MARIO BRÜHLMANN Der Autor ist Gründer von Swiss Create, dem Nonprofit-Bereich der Swiss Consulting Group SCG AG in Orpund, und Präsident der Christlichen Ostmission. www.swisscreate.ch
Wie soll der Bund den Armen helfen? UMFRAGE Der Verband Interaction als Träger der StopArmut-Kampagnen hat vor
den eidgenössischen Parlamentswahlen Kandidierende zur weltweiten Armut befragt. Befragt wurden Amtsträger, die der Evangelischen Allianz nahestehen. Auf die Fragen von «Interaction» geantwortet haben Andrea Geissbühler, Jean-Pierre Graber (beide SVP), Maja Ingold und Marianne Streiff (beide EVP). Die Antworten wurden mit dem Verhalten in der vergangenen Legisla-
So stimmten sie Zum Beschluss, die EZA bis 2015 auf 0,5 Prozent des BNE zu erhöhen, stimmten unter anderen ja: Elvira Bader, Brigitte Häberli (beide CVP), Maja Ingold (EVP), Eric Nussbaumer (SP), Marianne Streiff (EVP). Dagegen waren: Andreas Brönnimann (EDU), Jean-Pierre Graber, Andrea Geissbühler, Erich von Siebenthal (alle SVP). Die Vorlage wurde im Nationalrat mit 103:86 Stimmen überwiesen. ideaSpektrum 40.2011
tur verglichen. Maja Ingold und Marianne Streiff haben sich für eine Erhöhung der EZA eingesetzt und wollen dies auch künftig tun. Während Andrea Geissbühler gegen eine Erhöhung stimmte und auch in Zukunft nicht mehr dafür ausgeben will, stimmte ihr Parteikollege Jean-Pierre Graber im Frühjahr gegen eine Erhöhung, will sich aber in Zukunft für mehr EZA einsetzen: «Wir sollten mehr für bilaterale EZA anstatt für multilaterale Organisationen ausgeben, dies unter Bedingung des Respekts der Religionsfreiheit.»
Maja Ingold sammelt
«Welche Massnahmen würden Sie ergreifen, um die extreme Armut zu bekämpfen?» Andrea Geissbühler: «Jedes Volk hat seine eigene Lebensweise, und die Zufriedenheit ist nicht abhängig vom materiellen Besitz. Was ist
Armut? Man kann sehr einfach leben und glücklich sein.» Maja Ingold zu ihrem persönlichen Beitrag: «Ich sammle aktuell im Wahlkampf unter dem Motto ‹Taten statt Reden› für ein Hilfsprojekt in Sambia.» «Sollten die Beiträge des Bundes an Nicht-Regierungsorganisationen (NRO/NGO) erhöht werden?» Jean-Pierre Graber: «Es wäre sinnvoll. Die NRO sind manchmal in der Entwicklungshilfe effizienter als öffentliche Institutionen.» Schliesslich die Frage, ob christliche NGOs vom Bund gleich unterstützt werden sollten wie die übrigen. Marianne Streiff: «Christliche NGOs sollen sich mit guter Arbeit auszeichnen. Es darf aber nicht sein, dass sie weniger bekommen, nur weil sie christlich motiviert sind.» MARC JOST Auswertung Umfrage: www.stoparmut.ch
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PODIUM Gelassenheit Diesen Beitrag für «idea Spektrum» habe ich an einem frühen Morgen während der Herbstsession im Nationalratssaal geschrieben. Es ist wohltuend, im noch ruhigen und fast leeren, wunderschönen, über hundert Jahre alten Saal zu sitzen und die Vorbereitungen für die Tagesgeschäfte zu machen. Den neuen Tag in der Stille beginnen. Die Tage während der Session sind stets ausgefüllt mit Debatten, Fraktions- und Kommissionssitzungen, Gesprächen mit anderen Ratsmitgliedern und vielen anderen Verpflichtungen. Umso wichtiger ist es, solch ruhige und entspannte Momente bewusst zu erleben und zu geniessen. In einem stillen Gebet finde ich dann auch die Kraft für die vielen Aufgaben und die Gewissheit, dass ich von Gott unterstützt und getragen werde. So kann ich meist voll Zuversicht und Gelassenheit die Herausforderungen meistern und die spannende Arbeit in Bern auch geniessen. Der römische Dichter Horaz sagte einmal: «Erhalte in stürmischen Zeiten sorgsam Dein Herz in gelassener Gleichmut. Besinne Dich auf Deine Kraft, vertraue Dir selbst und auf den Sieg des Guten, dem Du dienst. Und überlasse, wenn andere dich kränken oder verletzen, den Ausgleich dem Schicksal mit der gelassenen Einstellung: Wer mir schadet, wird vom Schicksal erzogen.» Gelassenheit und Selbstvertrauen sind natürlich gerade in diesen letzten Wochen vor den eidgenössischen Wahlen, in denen auch bei mir die Zeiten manchmal stürmisch sind, wohltuende Eigenschaften, die es täglich wieder neu zu trainieren gilt. Ich nehme mir auch ein Beispiel an jenen guten und fairen Sportlern, welche sich über krasse Fehlentscheidungen viel seltener aufregen, denn sie kennen das Gesetz der ausgleichenden Gerechtigkeit. BRIGITTE HÄBERLI Die Autorin ist Nationalrätin, stellvertretende Fraktionspräsidentin der CVP und Ständeratskandidatin. Sie wohnt in Bichelsee TG. Bild: VBG
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W I R T SC H A F T
«Blessed» – mehr als farbenfrohe Kreationen NEUERÖFFNUNG Die Kleidermarke «blessed» konnte in den letzten beiden Jahren auf dem christlichen Markt zuneh-
mend Fuss fassen. Die sportlichen Designs sprechen bisher vor allem Jugendliche und jüngere Erwachsene an. Nach der Filiale in Biel hat Simon Georg diesen Sommer in der Bundesstadt einen weiteren Shop eröffnet.
Die Geschichte der Kleidermarke «blessed» liest sich wie eine glanzvolle Erfolgsstory. Ein dynamischer Jungunternehmer schüttelt eine Kleiderlinie mit eigenen Designs aus dem Ärmel und verkauft die T-Shirts an seine Bekannten. 2009 wird der Laden in Biel bezogen, zwei Jahre später expandiert Simon Georg in die Hauptstadt und eröffnet an der Zeughausgasse eine zweite Filiale.
finanzielle Verhältnisse: «Ein Onkel riet mir davon ab, mich von einer Bank abhängig zu machen.»
Kreativität und harte Arbeit
Frühes Interesse
«Ganz so einfach war es natürlich nicht», erklärt der Gründer und Geschäftsführer der «blessed GmbH». Er entwirft fast alle Kleidungsstücke und Designs selber. Bereits in der Sekundarschulzeit gestaltet er – «natürlich nur so als Hobby» – mit einem Kollegen das Label «reverse» (Umkehr). Damit
Impressum Idea Schweiz Herausgeber: Idea Information AG, 4410 Liestal Verwaltungsrat: Heiner Henny, Präsident; Sam Moser, Stellvertreter; Paul Beyeler, Hans Lendi, Hansjörg Leutwyler, Hanspeter Schmutz Ideelle Trägerschaft: Schweizerische Evangelische Allianz (SEA), Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG), Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) Redaktion: Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 44, Fax 031 819 71 60 E-Mail: redaktion@ideaschweiz.ch Internet: www.ideaschweiz.ch Chefredaktor: Andrea Vonlanthen Büro: Bahnhofstr. 65, 9320 Arbon Tel. 071 446 70 02, Fax 071 446 74 88 E-Mail: andrea.vonlanthen@ideaschweiz.ch Redaktor: Thomas Feuz Erweitertes Team: Esther Reutimann, Sibylle Zambon, Christian Bachmann, Mirjam Fisch-Köhler, Marlies Reutimann Praktikum: Christof Bauernfeind Inserateservice: Jordi AG – das Medienhaus, Roland Rösti, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 25, Fax 031 819 38 54 E-Mail: inserate@ideaschweiz.ch Aboservice: Jordi AG – das Medienhaus, Ursula Seifried Jordi, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 20, Fax 031 819 38 54 E-Mail: abo@ideaschweiz.ch Abopreise: Jahresabo Fr. 145.–, Seniorenabo Fr. 117.–, Halbjahresabo Fr. 77.–. Das Abo ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar. Konto: PC-Konto 40-788586-4 Idea Information AG, 4410 Liestal Layout/Druck/Versand: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp www.jordibelp.ch
Bild: Sarah Baumgartner
Jungunternehmer Simon Georg hat in Bern seinen zweiten Shop eröffnet.
bedruckten die Beiden T-Shirts, die mehr als nur gut aussehen sollten. «Du kannst zu jeder Zeit in deinem Leben umkehren! Daran wollten wir erinnern», erklärt der Jungunternehmer. Obwohl sich die Wege der beiden Freunde später trennen, lebt die Idee im gespiegelten Schriftzug des «blessed»-Logos fort.
Eine klare Vision
Der Schriftzug hat eine klare Aussage: «‹Blessed› bedeutet einerseits ‹gesegnet›, und es wird meist auch so verstanden», erklärt Simon Georg. «Aber es kann auch mit ‹beschützt› oder ‹geheilt› übersetzt werden. Ein T-Shirt mit diesem Aufdruck macht seinem Träger bewusst, dass er all diese Aussagen für sich beanspruchen darf.» Die Botschaft ist bewusst nicht plakativ. «Die Marke soll Christen ausrüsten, die mit den Kleidern den Glauben in die Welt hinaustragen wollen. Ein solches T-Shirt kann gut zum Aufhänger für ein Gespräch werden.» Jugendliche mögen bei christlichen Anlässen T-Shirts mit deutlichen Botschaften wie «Jesus liebt dich» tragen, im Alltag jedoch ist das für viele undenkbar. «blessed» kann hier eine Lücke füllen: Die farbenfrohen Kreationen von Simon Georg sind vom Stil der Surfer und Skateboarder inspiriert und treffen den Geschmack der
Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Gleichzeitig vermitteln sie ihre Botschaft so dezent, dass sich Arbeits- und Schulkollegen nicht abgeschreckt fühlen.
Den Schritt gewagt
Bis Simon Georg seine T-Shirts produzieren konnte, war es ein weiter Weg. Die Marke «blessed» wird 2006 geschützt. Durch einen Kontakt aus der BeachvolleyballSzene ergibt sich im gleichen Jahr die Chance, hundert T-Shirts mit dem neuen Logo bedrucken zu lassen – für den damals 20-jährigen Leistungssportler ein grosses Wagnis. Der Verkauf ist erfolgreich, und Georg kann drei weitere T-Shirts-Kreationen in Auftrag geben. Während der nächsten beiden Jahre teilt Simon Georg seine Ressourcen zwischen Arbeit, Sport und «blessed» auf. Ende 2008 wird klar, dass er sich entscheiden muss. Bei der Arbeit an seiner Marke sieht er auch für seine Entwicklung im Glauben die besten Möglichkeiten: «Ich wollte in meiner Beziehung zu Gott weiterkommen. Auch deshalb habe ich mich dafür entschieden, mich ganz in die Marke zu investieren.» 2009 kommt die erste vollständige Kollektion auf den Markt. Das Kapital ist zur Hälfte sein eigenes, die andere Hälfte erhält er als Darlehen aus seinem näheren Umfeld. Von Anfang an achtet er auf klare
Der Verkauf der Kleiderlinie ist bei Anlässen und Festivals für junge Christen besonders erfolgreich. Im Sommer 2009 reduziert Georg seine Arbeit als Polygraf auf 60 Prozent, um sich mehr in «blessed» investieren zu können. Noch stapelt er die Kartons mit den Kleidern rund um sein Bett. Der Wunsch nach einem eigenen Lagerraum und Büro wird immer dringlicher. Schliesslich wird er in einer Lagerhalle fündig – wie erhofft in Biel. Mit tatkräftiger Hilfe von Freunden wird die Halle zum ersten «blessed»-Shop inklusive Lager und Büro umgestaltet. Daneben wird der OnlineShop ausgebaut. Obwohl Simon Georg seit Frühling 2010 selbständig ist, zahlt er sich bis heute keinen vollen Lohn – dafür ist der Umsatz zu klein. Nach einem erfolgreichen ersten Jahr stagnieren die Einkünfte im Frühling 2011. «blessed» tritt die Flucht nach vorne an: Im Sommer wird der neue Shop in Bern eröffnet. Die zentrale Lage und die edle Inneneinrichtung sind sicher gute Voraussetzungen, um Neukunden anzuziehen. Wer von Biel und Bern weit entfernt ist, kann sich über den Onlineshop mit «blessed»-Kleidern eindecken. SARAH BAUMGARTNER
Hoher Massstab Simon Georg, 25, wuchs in Brasilien und im Berner Oberland auf. Der ausgebildete Polygraf ist Junioren-Schweizermeister im Beachvolleyball und engagiert sich im ICF Biel. Die Kleidungsstücke von «blessed» werden in Betrieben hergestellt, die sich zum fairen Handel verpflichten. Bei jedem Produkt wird ausgeschildert, welchen Fairtrade-Massstäben es entspricht. Seit 2009 gibt es auch Max Havelaar-zertifizierte Kleider. www.blessed.ch
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Diese Ehen werden wahrscheinlich länger halten EHEVORBEREITUNG Wie ist es möglich, die Scheidungsrate zu senken? Wie können Menschen bestmöglich auf das
Leben zu zweit vorbereitet werden? Es gibt viele Kursangebote. Nun gibt es auch eines im Internet. David Hollenstein ist praktischer Theologe und produziert hauptberuflich Hörspiele für Adonia und Kindersendungen auf Life Channel. Der Autor von Liebesund Eheratgebern bietet neu ein neunteiliges Kursangebot im Internet an.
Lücke wird geschlossen
«Das Thema Liebe und Ehe bewegt mich schon sehr lange», sagt der erfolgreiche Autor von bisher drei Büchern zum Thema. «Das Kilimanjaro-Prinzip der Ehe» und «Wie wars bei euch? 10 Ehepaare erzählen aus ihrem Liebesleben» wurden im Adonia-Verlag veröffentlicht. Hollensteins theologische Diplomarbeit «Ich liebe dich! Ich liebe mich!» ist ebenfalls als Buch erschienen. Zusammen mit seiner Frau Domenika hat David Hollenstein einen Online-Ehevorbereitungskurs ausgearbeitet. «Kein Wunder, scheitern so viele Ehen und Familien», sagt der 32-Jährige. «Für alles Mögliche werden Ausbildungen angeboten, nur für die Liebe nicht! Zwar kennt man die Beratungs- und Vorbereitungsgespräche mit dem Traupfarrer. Doch bisher fehlte ein Angebot für heiratswillige Paare, die sich im Internet auf die Ehe vorbe-
David und Domenika Hollenstein setzen neu auch aufs Internet.
reiten wollen.» Vorteil des neunteiligen Kurses: Er kann mittels E-Learning bequem in der Anonymität des eigenen Zuhauses erarbeitet werden. Domenika Hollenstein ist Lehrerin und betreut heute ihre drei Kinder im Alter von drei Monaten bis fünf Jahren. Sie sagt: «Unser Kursangebot ist säkular aufgebaut und eignet sich deshalb für alle interessierten Paare. Für jene, die sich kirchlich trauen lassen wollen, gibt es pro Lektion eine Sequenz mit dem Hinweis, was die Bibel zum jeweiligen Thema sagt.» Zwar ist das Projekt erst am Anlaufen, doch bisherige Rückmeldungen stimmen die Beiden optimis-
tisch. «Viele fanden die Idee gut und meinten, so etwas brauche es unbedingt. Bis das Projekt richtig anläuft, vergeht noch eine gewisse Zeit. Man macht einen solchen Kurs ja nicht von einem Tag auf den andern. Wir empfehlen, den Kurs online zu machen und sich mit dem Pastor oder erfahrenen Ehepaaren auszutauschen», ergänzt David Hollenstein.
Vernetztes Angebot
Die Lektionen behandeln die folgende Themen: «Was ist die Ehe?», «Was ist Liebe?», «Die fünf Sprachen der Liebe», «Unsere Persönlichkeiten», «Unser Eheleben – das kleine Eheseminar» (1 und 2),
«Unser gemeinsames Büro», «Unser gemeinsamer Haushalt» sowie «Hochzeitsnacht und Co.». Jede Lektion beinhaltet den Abschnitt «Was sagt die Bibel dazu?» für Paare, die sich kirchlich trauen lassen wollen, sowie einen bis zwei anschauliche Trickfilme. Der Online-Ehevorbereitungskurs versteht sich nicht als Konkurrenz, sondern als ergänzendes Angebot. «Wir stehen im Kontakt mit dem ‹Forum Ehe+Familie›, ‹family life› und anderen», sagt Hollenstein. «Unser Angebot lässt sich gut mit anderem Material kombinieren, etwa mit den Kursen vom Weissen Kreuz.» Er ist überzeugt, dass der Online-Kurs auch die Arbeit von Pfarrern und Pastoren erleichtern wird. Weil das Angebot bewusst säkular gehalten ist, eignet es sich für alle interessierten Paare. Und auch der Preis sollte kein Hindernis sein, sich bestmöglich auf die Ehe vorzubereiten: Die Minimalvariante inklusive PDFs kostet 30 Franken, die Maximalvariante mit Beratung per Mail oder Telefon 150 Franken. Interessierte erhalten eine kostenlose Probelektion. THOMAS FEUZ www.ehevorbereitung-online.ch
VBG legt Broschüre mit Fachpersonen neu auf PSYCHOLOGISCHE BERATUNG Der Fachkreis «Psychologie und Glaube» der VBG legt sein Verzeichnis christlicher Fachleute neu auf. Die Broschüre umfasst die detaillierten Angaben von rund 130 Fachpersonen in der Schweiz. «Die Nachfrage nach einem solchen Verzeichnis ist ungebrochen», heisst es im Vorwort der 44-seitigen Broschüre. Nachdem in den letzten drei Jahren 3500 Exemplare weitergegeben wurden, hat das Leitungsteam des Fachkreises «Psychologie und Glaube» der Vereinigten Bibelgruppen in Schule, Beruf, Universität (VBG) eine Neuauflage beschlossen.
Fachkompetenz und Glaube
«In einer Zeit nahezu unüberblickbarer Beratungsangebote soll idea Spektrum 40.2011
Vernetzt christliche Fachleute: Geschäftsleiter Dieter Bösser.
das Verzeichnis ratsuchenden Menschen helfen, eine gut ausge-
bildete, fachlich anerkannte und im Glauben an Jesus Christus verwurzelte Person zu finden», sagt Dieter Bösser. Die Fachkompetenz der fast 130 Personen der Bereiche Psychologie, Psychotherapie, Psychiatrie und Supervision wird von einer Kommission des VBG-Fachkreises überprüft. Die Einträge umfassen die Kontaktdaten, Jahrgang, Behandlungssprache/n, Grund- und Spezialausbildung/en, Angebot, die Zielgruppe und den christlichen Hintergrund der Fachperson.
Der Fachkreis «Psychologie und Glaube» hat die folgenden Ziele: Förderung der persönlichen Spiritualität im Sinne eines biblischchristlichen Glaubens, Unterstützung in Glaube und Arbeit, Austausch zwischen Fachleuten, Förderung der Professionalität, die Arbeit christlicher Fachpersonen in den Bereichen Psychologie, Psychotherapie, Psychiatrie und Supervision bekannt machen. THOMAS FEUZ www.evbg.ch Bilder: zvg
14 P u bl i r e P or tag e
AktionWeihnachtspäckli
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Aktion Weihnachtspäckli 2011
Grosser Einsatz und grosse Freude Begeisterte Rufe hallen durch die kleine Dorfschule in den Bergen Albaniens. Eine Grossmutter im verseuchten Sperrgebiet um Tschernobyl wischt sich Tränen aus den Augen. Ein Mädchen in einem Kinderheim in Moldawien drückt ihren neuen Teddybär ganz fest an sich. Ein blinder Mann in Weissrussland lauscht gespannt der Weihnachtsgeschichte. – Sie alle halten ein Geschenk aus der Schweiz in den Händen.
Diese und unzählige andere Momente der Dankbarkeit und Freude sind nur möglich dank dem grossen Einsatz Tausender von Päcklimacherinnen und -machern. Für viele von ihnen dauert die
Aktion Weihnachtspäckli das ganze Jahr. Schon im Januar kaufen sie bei Sonderangeboten Schreibmaterial ein oder beginnen damit, die Aktion in ihrem Dorf zu organisieren. Herzlichen Dank!
ie die A
usstr
sion: Die Familie hat schon Lebensmittel erhalten und ihre Mutter durfte Kleider für die ganze Familie aussuchen. «Mit den schönen Kleidern wagt man sich auch wieder unter die Leute», erzählt sie. Für die Hilfe aus der Schweiz ist die Familie sehr
dankbar. Beide Eltern sind schwer sehbehindert und der Vater findet trotz vieler Bemühungen einfach keine Arbeitsstelle. Das kümmert Corina im Moment wenig, sie kann es kaum erwarten, ihr grosses Geschenk zu öffnen!
Corina erhält ein Weihnachtspäckli aus der Schweiz.
Corina, Drochia/Moldawien Die 12-jährige Corina kommt kaum zum Staunen heraus, in die Zweizimmerwohnung ihrer Familie drängen unbekannte Besucher: Die Sozialarbeiterin hat Mitarbeiter der Mission mitgebracht und diese halten riesige Weihnachtsgeschenke für sie, ihre Schwester und ihre Eltern in den Händen. Corina kennt die Misidea Spektrum 40.2011
P u bl i r e P or tag e
80’000 Päckli für bedürftige Menschen im Osten!
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Mitmachen
bei der Aktion Weihnachtspäckli
Sammelstellen in Ihrer Nähe und weitere Informationen finden Sie auf www.weihnachtspäckli.ch Sammelschluss: Samstag, 26. November 2011 die o kommen lten. Nur s a h . n n te e is rd L e folgenden t verteilt w sich an die und gerech h ie c S fa n n in e e w n e ar, ll und könn nen dankb rch den Zo Wir sind Ih u d inder e m le b e Pro Paket für Ke Päckli ohn d • Schokola achsene rw E r s fü it t u e k Pak • Bis ons, l iten (Bonb • 1 kg Meh • Süssigke .) ärchen etc • 1 kg Reis • Gummib r e k a c ackung) • 1 kg Zu • Zahnpast riginalverp O n n re a (i w te ig rs e • 1 kg T de • Zahnbü wickelt) t) ln Schokola Alufolie ge tch verkleb • Zwei Tafe iskuits • Seife (in kel mit Sco c e B (D li k o c o ä p P • Ein • Sham er -blöcke tizhefte od • Kaffee • Zwei No reiber • Tee • Kugelsch ) g a kun • Zahnpast • Bleistift inalverpac te (in Orig rs ü b n ) h lt a e Z k • • Gummi wic zstifte lebt) Alufolie ge rk e v all, Seifenh tc al- oder Fil o c M • Seife (in S • it m l ie Puzzle, B e k w c e e g u (D e o lz o ie p to etc. • Sham • 1-3 Sp . er, Spielau r ti ff ie p to a e, Schal etc S p , ib n blase • Schre Handschuh , e tz ü , r M n e e , n rt ke reib Ansichtska • Evtl. Soc • Kugelsch Artikel wie ken, Mütze, re e it e w . tl c So • Ev eichhölzer, Kerzen, Str Schal, Schnur etc. e, Handschuh
www.weihnachtspäckli.ch
Peter Zbinden, Worb/Schweiz «Mich für bedürftige Menschen einzusetzen, erlebe ich als sehr segensreich,» sagt Peter Zbinden, wenn man ihn fragt, wieso er schon im Frühling mit Sammeln von Kartonschachteln beginnt und jedes Jahr palettenweise Lebensmittel, Toilettenartikel und Spielzeug einkauft. Peter Zbinden ist verantwortlich für den Päcklistand seiner Gemeinde am Weihnachtsmarkt. Vorgepackte Päckli werden für 25 Franken verkauft und vor den Käufern, die noch ein Stofftier auslesen und eine Handvoll Süssigkeiten in die Schachtel legen dürfen, mit Geschenkpapier verpackt. «Am Stand ergeben sich interessante Gesprä-
che und unsere Gemeinde wird in der Öffentlichkeit wahrgenommen, so profitieren alle von der Aktion.» Ruth Thomann, Minsk/ Weissrussland Für Ruth Thomann beginnt die Aktion Weihnachtspäckli auch schon Monate vor der Verteilung. Der Transport und vor allem die Verzollung der wertvollen Fracht müssen minutiös vorbereitet werden. Die Vorschriften und verlangten Bescheinigungen für die Einfuhr ändern von Jahr zu Jahr. Es verkehren viele E-Mails zwischen Minsk und Worb, bis alle Dokumente in Ordnung sind. Daneben vereinbart Ruth Thomann
mit allen beteiligten Sozialämtern, christlichen Gemeinden, Behindertenorganisationen, Heimen usw. Termine für die Verteilung der Päckli. Von Dezember bis Januar, wenn im orthodoxen Weissrussland Weihnachten gefeiert wird, sind Ruth Thomann und ihr Team mit dem Verteilen der Geschenke beschäftigt. Herzlichen Dank, wenn auch Sie sich an der Aktion Weihnachtspäckli beteiligen, sei es mit Gebet, dem Packen von Päckli, praktischer Mithilfe beim Sammeln und Verladen der Geschenke oder mit einer Spende für Transport und Verteilung!
Aktion Weihnachtspäckli, Bodengasse 14, 3076 Worb, Telefon 031 838 12 12, Fax 031 839 63 44 www.weihnachtspäckli.ch, PC 30-222249-0
idea Spektrum 40.2011
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P U BL I R E P OR TAG E
Die ideale Generalisten-Weiterbildung
Das Institut für Führung und Gemeinde-Entwicklung (ifge) fördert zukunftsorientierten Gemeindebau Das ifge richtet sich an Personen, die sich in Frei- oder Landeskirchen Führungsaufgaben widmen. Ein Angebot richtet sich an ehrenamtliche Personen in Gemeindeleitungsteams: In der „Fachschule für Gemeindeleitung“ wird Führung reflektiert und trainiert. Eine andere Möglichkeit ist das „LEP“, das „Leiter-Entwicklungs-Programm“ für Pastoren. „Wie Wilf die Themen aufbereitet, spricht mich sehr an. Diese Weiterbildung ist sehr gut kompatibel mit einem 100% Job.“ Christoph Candrian Pastor Winterthur „Ich möchte meinen Führungsstil durchleuchten und verbessern. Da bin ich noch steigerungsfähig.“ Thomas Prelicz Pastor Arth-Goldau Fachschule für Gemeindeleitung Damit Personen im Gemeindeleitungsteam ihr Leitungspotential weiter entwickeln und kompetent einsetzen können. Die Fachschule für Gemeindeleitung umfasst im Verlauf eines Jahres 10 Kurstage und startet am 29. Oktober 2011 zum ersten Durchgang. Es werden Themen wie Führung, Gemeindebau, Moderation von Gruppenprozessen, Konflikthandhabung u.ä. behandelt. Wilf Gasser, Leiter ifge
„Der Kursaufbau mit vielen Modulen und viel Praxis kommt mir entgegen. Ebenso die fachliche Breite gepaart mit geistlicher Ausrichtung.“ Urs Klingelhöfer Heimleiter Jugendheim Aeschi
„Ich will im Leben und mit meinen Aufgaben weiterkommen. Ich will lernen, wie ich selber weiterkommen kann. Auch, wie ich andere weiter bringen kann.“ René Wieland Pastor Frutigen
„Baumeister sein“
Führen heisst: koordinieren, moderieren, strategisch planen Wer lernen will zu führen, kann jede Menge Bücher lesen oder sich theoretisch weiterbilden. Keine Frage, auch das ist wichtig und wird bei Kursen des ifge gepflegt. Während eines Moduls im „LEP basic“ wurde Führung im Rollenspiel geübt. Es ging darum, dass ein Bauleiter zwei Teams koordinieren musste, ohne dass er selbst vor Ort war. Bei diesen Teams sollte jeweils eine Hälfte einer Brücke aus Papier
erstellt werden, die nachher mit der Hälfte der anderen zusammenpassen musste. Die Teams konnten nicht direkt miteinander kommunizieren, sondern nur via delegierte Person beim Bauleiter ihre Pläne und Ziele anmelden. Dabei lernte man spielerisch zu führen, zu koordinieren, zu moderieren, strategisch zu planen und Dinge umzusetzen. Das gelang über gute Kommunikation und Teamarbeit.
„Als Prediger führe ich, ob ich will oder nicht. Ich möchte lernen, bewusster zu führen. Hier erhalten wir keine Rezepte, sondern lernen mit dem zu kochen, was im Kühlschrank liegt.“ Beat Brugger Pastor Kleinandelfingen Leiter-Entwicklungsprogramm (LEP Kurs 7) Die ultimative Weiterbildung für voll- und teilzeitliche Mitarbeiter/innen im Gemeindebau: Pfarrer/in, Pastor/in, Diakon/in, Pastoralassistent/in. Zur Zeit ist ein LEP Kurs 6 mit zwölf Teilnehmenden unterwegs. LEP Kurs 7 startet im September 2012. Anfang November 2011 erscheint der Flyer dazu und wird auf der Homepage aufgeschaltet. Siehe auf www.ifge.ch
In Partnerschaft mit: Theologisches Seminar St. Chrischona idea Spektrum 40.2011
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Matthäus 25, 40
Millionen Menschen hungern in der Welt. Und das an Leib und Seele. Gleichzeitig richten wir unsere
Umwelt zugrunde. Wir vernachlässigen und zerstÜren Gottes SchÜpfung. natßrliche
Gottesdienst in der grĂśĂ&#x;ten US-Gemeinde: der „Lakewood Church“ in Houston/Texas
Die grĂśĂ&#x;ten US-Gemeinden sind evangelikal MEGA-GEMEINDEN Im Gegensatz zum deutschsprachigen Europa gibt es in den USA zunehmend riesige Gemeinden. Sie sind sämtlich evangelikal und haben inzwischen meist auch Ableger gebildet.
D
ie 100 grĂśĂ&#x;ten Gemeinden sind an insgesamt 328 Standorten vertreten. Das geht aus dem Bericht Ăźber „Amerikas grĂśĂ&#x;te und am schnellsten wachsende Kirchen“ hervor, den das Forschungsinstitut LifeWay (Nashville/Tennessee) erstellt hat, das Ăźber 25.000 Gemeinden befragte. 75 der 100 grĂśĂ&#x;ten Gemeinden haben „Ableger“; die meisten sind an mehr als drei Standorten vertreten. An der Spitze steht die Community Christian Church in Naperville (Bundesstaat Illinois) mit 14 Predigtstätten, gefolgt von der Seacoast Church in Mount Pleasant (SĂźd Carolina) mit 12. Die Mars Hill Church in Seattle (Washington) und die Saddleback Church in Lake Forest (Kalifornien) unterhalten jeweils 9 Standorte. Die grĂśĂ&#x;te „Mega-
Das schnellste Wachstum hatten: Richmond Outreach Center Elevation Church Real Life Church
+ 83 % + 48 % + 111 %
Foto: PR
Die grĂśĂ&#x;ten Gemeinden und ihre Besucherzahl am Wochenende: Lakewood Church North Point Community Church Willow Creek
ideaSpektrum 40.2011
43.500 27.400 24.400
Gemeinde“ in den Vereinigten Staaten ist die Lakewood Church in Houston (Texas) mit durchschnittlich 43.500 Besuchern am Wochenende. An zweiter und dritter Stelle stehen die North Point Community Church in Alpharetta (Georgia) mit 27.400 und die Willow Creek Community Church in South Barrington (Illinois) mit 24.400 Besuchern. Letztere ist auch in Europa durch ihren ganzheitlichen Ansatz bekannt, Menschen mit dem Evangelium zu erreichen. Insgesamt haben die 100 grĂśĂ&#x;ten US-Gemeinden mehr als eine Million Besucher. Laut Forschungsbericht bleibt der Trend zu GroĂ&#x;gemeinden mit mehr als 1.000 Besuchern ungebrochen, obwohl sie auch in den USA nicht unumstritten sind. An erster Stelle der Gemeinden, die am schnellsten wachsen, steht das Richmond Outreach Center (Richmond/ Virginia) mit einem Jahresplus von 2.530 Besuchern bzw. 83 %, gefolgt von der Elevation Church (Charlotte/Nord Carolina) mit einem Zuwachs von 2.744 Personen und 48 % sowie der Real Life Church in Valencia (Kalifornien), die um 1.763 oder 111 % wuchs. P
b Den Bericht verÜentlichte das Magazin Outreach www.outreachmagazine.com
Es kommt nicht nur darauf an, das Wort Gottes im Herzen zu haben. Es kommt auch darauf an, dass es in unserem Leben sichtbar wird. Zum Beispiel‌ • im Dienst am Nächsten • in der Erhaltung gesunder Lebensgrundlagen • in der FÜrderung eines bibelorientierten Glaubens • in der Verantwortung fßr die SchÜpfung
(1*$*,(5(1 6,( 6,&+ $8&+
(6 ,67 1,( =8 63b7 $%(5 (6 :,5' =(,7 Christliche Hirtenschaft
Postfach 1537 • 61118 Bad Vilbel Telefon 06101 80 92 0 37 christliche-hirtenschaft@t-online.de Die Christliche Hirtenschaft ist ein biblisch ausgerichtetes Werk.
N AC H R IC H T E N
Bonnke: Ein Toter wurde auferweckt EVANGELISATION Der Pfingstprediger will in Libyen missionieren.
Europäischer Gerichtshof: Sexualkundeunterricht ist Pflicht
C
hristen sollten in der Evangelisation vor allem auf das „Kraftfeld des Heiligen Geistes“ setzen. Dazu hat der pfingstkirchliche Evangelist Reinhard Bonnke (Orlando/ US-Bundesstaat Florida) aufgerufen. Wenn Gott seinen Geist ausgieße, könne dies „kein Teufel und kein evangelikaler Unglaube“ verhindern, sagte der Leiter des Missionswerks „Christus für alle Nationen“ (Frankfurt am Main) bei der Bundeskonferenz des Bundes Freikirchlicher Pfingstgemeinden in Willingen (Nordhessen). Solange die Gemeinden die Taufe im Heiligen Geist lehrten, werde Gottes Geist wirken und zur weltweiten Evangelisation führen, betonte der 71-Jährige vor rund 1.200 Konferenzteilnehmern. Er ist vor allem durch Großveranstaltungen in Afrika bekanntgeworden. Allein zwischen den Jahren 2000 und 2009 seien 55 Millionen Afrikaner bei seinen Veranstaltungen Christen geworden, sagte Bonnke in Willingen. Die Zahl sei durch ausgefüllte Entscheidungskarten belegt. Seine Evangelisationen sind begleitet von spektakulären „Zeichen und Wundern“, etwa Heilungen von Blinden, Lahmen und anderen Kranken. Bonnke versicherte, dass auch die Totenauferweckung des nigerianischen Pastors Daniel Ekechukwu im Jahr 2001 bezeugt sei.
12.000 bei Totenauferweckung Rund 12.000 Menschen hätten erlebt, dass der Pastor nach einem tödlichen Verkehrsunfall wieder ins Leben zurückgekehrt sei. Dies sei aber nicht sein Werk, betonte Bonnke, sondern die Auswirkung des Heiligen Geistes. Dieser mache scheinbar Unmögliches möglich. So habe er vor Jahren die Vorstellung gehabt, dass er in Libyen predigen sollte. Nach dem Sturz des Diktators Muammar Gaddafi scheine diese Vision heute in neuem Licht. Er bete, dass er
NOTIERT
Reinhard Bonnke
6 Monate lang in dem islamisch geprägten Land evangelisieren könne, und glaube, dass die Bevölkerung Jesus annehmen werde, sagte Bonnke.
Gottes Erntezeit in Europa kommt Die Verantwortung für das Missionswerk gibt er in einem fließenden Übergang an den 30-jährigen Daniel Kolenda (Orlando) ab, der seit Der designierte 6 Jahren mit ihm Nachfolger zusammenarbeitet Bonnkes: Kolenda und evangelisiert. Ihm gehe es um die „Seelenernte“ in aller Welt, betonte Bonnke gegenüber idea. In Afrika sowie Teilen Asiens und Lateinamerikas sei Gottes „Erntezeit“. Die Frucht werde nicht überall gleichzeitig reif, aber auch für Europa werde diese Zeit kommen, zeigte er sich überzeugt. Christen sollten wieder mehr „Herz für die Verlorenen“ zeigen. Das Evangelium zu bezeugen sei ein „Muss“. In Deutschland gelte es, die Scheu abzulegen, sich zu Jesus zu bekennen. Nötig sei auch mehr „evangelistische Schärfe“, so Bonnke. P
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Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg hat eine Beschwerde russlanddeutscher Baptisten abgewiesen, die ihre Kinder nicht am Sexualkundeunterricht teilnehmen lassen wollen. Die Klagen seien „offensichtlich unbegründet und daher unzulässig“. Fünf Elternpaare wollten die Befreiung ihrer Kinder vom Sexualkundeunterricht an einer Grundschule in Salzkotten bei Paderborn erwirken. Darüber hinaus hatten sie es abgelehnt, ihre Kinder an einem Theaterprojekt mit dem Titel „Mein Körper gehört mir“ teilnehmen zu lassen, das ebenfalls Teil der schulischen Sexualerziehung ist. Der Europäische Gerichtshof stellte fest, dass die Menschenrechtskonvention keinen Schutz vor der Konfrontation mit Meinungen gewähre, die der eigenen widersprechen. Der Sexualkundeunterricht habe eine neutrale Wissensvermittlung nach aktuellen wissenschaftlichen und schulischen Standards zum Ziel. Einem solchen Unterricht dürften die Schüler nicht wegen religiöser Bedenken fernbleiben.
b www.echr.coe.int „Qumran“: Texte im Internet Die israelische Altertumsbehörde und der Internetkonzern Google haben die ersten Fragmente der Schriftrollen vom Toten Meer ins Internet gestellt. Sie waren 1947 in einer Höhle nahe der Ruinenstätte Qumran durch Zufall entdeckt worden. Es handelt sich um etwa 900 verschiedene Schriften, 250 davon sind Bibeltexte. In Buchform sind die Texte bereits seit längerem veröffentlicht; allerdings sind sie meist nur in Bibliotheken vorhanden. Nach Ansicht des deutschen QumranExperten Alexander Schick (Westerland/ Sylt) sind für Christen insbesondere die nicht-biblischen Schriften interessant, weil sie den jüdischen Hintergrund des Neuen Testaments beleuchten. So enthalte die in Qumran gefundene Gemeinderegel die Aufforderung, Feinde zu hassen, und beweise dadurch, dass Jesus in der Bergpredigt zu Recht kritisierte, dass Juden zum Feindeshass aufgerufen seien.
b http://Dss.Collections.Imj.Org.Il/
Fotos: S. 12 + 13/PR
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N AC H R IC H T E N
Auch junge Christen sind gefangen im Netz INTERNETSUCHT Experten: Attraktive Jugendarbeit kann schützen
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eelsorger und Therapeuten schlagen Alarm: Rund 560.000 Menschen in Deutschland sind abhängig vom Surfen oder Spielen im Internet. Das ergab eine Studie im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums. Besonders gefährdet sind Jugendliche und junge Erwachsene. In der Gruppe der 14- bis 16-Jährigen sind Mädchen häufiger von der Sucht betroffen als Jungen. Die Forscher erklären dies mit dem wachsenden Einfluss sozialer Netzwerke wie Facebook. Wie bewerten evangelische Experten die Internetsucht und wie können sie helfen? Der Leiter des Fachverbandes für Sexualethik und Seelsorge Weißes Kreuz, Rolf Trauernicht (Ahnatal bei Kassel), und der Diplompädagoge Eberhard Freitag von der Beratungsstelle für exzessiven Medienkonsum „return“ äußerten gegenüber idea, die Symptome der Sucht reichten vom Kontrollverlust über die im Internet verbrachte Zeit bis hin zur kompletten Verwahrlosung. Betroffene vernachlässigten ihre Alltagsaufgaben. In extremen Fällen gingen sie nicht mehr zur Schule oder zur Arbeit. Beziehungen und soziale Kontakte würden immer weniger
Die Hauptaktivitäten im Internet der 14- bis 24-Jährigen, die internetabhängig sind.
Weiblich
Trauernicht: „Wir erhalten täglich E-Mails vor allem von jungen Menschen, die Hilfe suchen.“ Lebensfrust und Gefühle der Überforderung seien wesentliche Ursachen der Mediensucht. Gemeinden sollten sich mit der Internetsucht beschäftigen und über deren Folgen aufklären. Freitag zufolge stellt die Beratungsstelle „return“ – eine Einrichtung des freikirchlichen Diakoniewerks Kirchröder Turm in Hannover – jedes Jahr eine Verdoppelung der Beratungsfälle fest. Derzeit werden rund 100 betreut.
Was man tun kann Die beiden Experten raten Eltern, 1. Schutzprogramme auf dem Computer ihrer Kinder zu installieren, denn sie kämen meist zufällig auf problematische Seiten. Eltern müssten auch die Zeiten am PC mit den Kindern klar festlegen. 2. Trauernicht regt an, in Gemeinden „Programmdiakone für Kinderschutz“ zu ernennen. Sie sollten bei der Installation
E-Mail 11,7
gepflegt. Internetsüchtige lebten fast ausschließlich in einer virtuellen Welt.
Die Ursachen der Sucht
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Besuch 77,1 soziale Netzwerke
%
Onlinespiele 7,2 4,0 Unterhaltung (Musik, Filme, etc.)
Männlich Onlinespiele
Besuch 64,8 soziale Netzwerke
%
33,6
1,5 Internettelefonie © lideaGrafik; Quelle: BMG
der Schutzprogramme helfen und das Thema auf die Tagesordnung setzen. 3. „return“-Leiter Freitag empfiehlt als Vorbeugung gegen Internetsucht eine attraktive Jugendarbeit. In Gruppen könnten Jugendliche lernen, Verantwortung zu übernehmen und durch soziale Kontakte die nötige Anerkennung zu erhalten. „return“ bietet Gemeinden Fortbildungen dazu an. P
b www.weißes-kreuz.de • 05609 83990 www.neuesland-return.de 0511 65580530
DER GEFANGENE DES MONATS OKTOBER TURKMENISTAN: Evangelischer Pastor ist seit einem Jahr inhaftiert. gesetzlich vorgeschrieben ist. Das aber ist Protestanten nicht erlaubt. Seit Dezember befindet sich Nurliev im Arbeitslager Seydi. Der IGFM zufolge wird dem DiabetesPatienten eine medizinische Behandlung ebenso vorenthalten wie eine Bibel. Die turkmenische Verfassung garantiert zwar Religionsfreiheit, in der Praxis wird sie jedoch nur dem Islam und dem orthodoxen Christentum zugestanden. Protestanten dürfen sich nicht einmal zum Gottesdienst treffen. Die IGFM und idea rufen dazu auf, sich in Briefen an den turkmenischen Präsidenten für Nurlievs Freilassung einzusetzen. Rund 90 % der fünf Millionen Einwohner Turkmenistans sind Muslime und 9 % russisch-orthodox. P
S. E. Präsident Gurbanguly Berdimuhammedow via Botschaft von Turkmenistan Langobardenallee 14 • 14052 Berlin Fax: 030 30102453 info@botschaft-turkmenistan.de
KASACHSTAN Kaspisches Meer
Als „Gefangenen des Monats Oktober“ haben die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) und idea einen Pastor im zentralasiatischen Turkmenistan benannt: Ilmyrat Nurliev. Er wurde am 21. Oktober 2010 zu vier Jahren Haft verurteilt. Der 46-jährige Leiter der evangelikalen Gemeinde „Licht der Welt“ war am 27. August 2010 in seinem Haus verhaftet worden. Die Behörden werfen ihm vor, drei Personen Geld abgenommen zu haben und drogenabhängig zu sein. Das weisen seine Frau Maya und Gemeindemitglieder entschieden zurück. Der vermutliche Grund für die Verurteilung: Der Pastor hatte versucht, seine Gemeinde offiziell registrieren zu lassen, wie es
Pastor Ilmyrat Nurliev
USBEKISTAN T UR KM E NIS TA N Seydi
IRAN
ASCHKABAD HAUPTSTADT
AFGHANISTAN
Kinderfest im christlichen Zentrum Beit Al Liqa – im Hintergrund die Stadt Beit Jala
NA H ER OST EN
Jordan
Mittelmeer
JERUSALEM HAUPTSTADT Beit Jala
Gazastreifen
Westjordanland
Bethlehem Totes Meer
JORDANIEN
20
Christen unter Palästinensern: 1948 2011
20 % 2%
Christen bieten eine Oase des Friedens NAHER OSTEN Wegen ihres Antrages auf Mitgliedschaft in den Vereinten Nationen stehen die Pa-
Schon von weitem wirkt das Gelände des christlichen Begegnungszentrums „Beit Al Liqa’“ wie eine grüne Oase. Eine parkähnliche Anlage umschließt das vierstöckige Hauptgebäude. „Beit Al Liqa’“ – das heißt „Haus der Begegnung“. Und zu dem ist es tatsächlich geworden in den vergangenen Jahren. Täglich treffen sich hier Menschen aus Beit Jala und der Umgebung. Beit Jala, der lediglich durch eine Straße getrennte Nachbarort Bethlehems, ist fast das ganze Jahr über heiß, staubig, und schmutzig. Doch die Menschen, die hier leben, können nicht weg. Denn hier verläuft die israelische
Sperranlage, die mit einer bis zu neun Meter hohen Mauer Bethlehem von Jerusalem und kleineren palästinensischen Dörfern trennt. Die Israelis haben sie errichtet, um sich vor islamistischem Terror zu schützen.
Ein Leben wie im Ghetto Marlene Shahwan, die mit ihrem palästinensischen Ehemann Johnny seit 1992 in Beit Jala lebt und das Zentrum mit ihm zusammen gegründet hat, kennt die Situation aus den Klagen ihrer eigenen Kinder, als sie noch im Teenageralter waren. Besonders schlimm ist es an schulfreien Tagen oder während der dreimonatigen
Sommerferien. Urlaub ist für die meisten Familien in der Region ein Fremdwort. Und ohne die Erlaubnis der israelischen Militärbehörden sind selbst ein Besuch in Jerusalem oder ein Ausflug zum nur 70 Kilometer entfernten Mittelmeer undenkbar. „Man fährt höchstens mal nach Bethlehem. Ansonsten gibt es nichts, wo man hin kann“, sagt sie. Viele Bewohner der Region hätten das Gefühl, in einem Ghetto zu leben. Besonders schlimm sei das für die Kinder und Jugendlichen, die rund 70 % der 185.000 Einwohner der Provinz Bethlehem ausmachen. Ihrer Perspektivlosigkeit wollen Johnny und Marlene Shahwan
Foto: dpa
lästinenser gegenwärtig im Fokus der Weltöffentlichkeit. Das 2,5-Millionen-Volk gilt gemeinhin als muslimisch. Doch rund 2 % – 50.000 – sind Christen. Einer von ihnen versucht zusammen mit seiner Frau nahe der Geburtsstadt Jesu – in Bethlehem – Kinder inmitten eines politischen und religiösen Minenfeldes zu Friedensbotschaftern zu erziehen. Von Matthias Pankau.
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mit dem Begegnungszentrum Hoffnung entgegensetzen. Doch um zu verstehen, warum sie dafür nach Beit Jala gezogen sind, anstatt in Deutschland zu bleiben, wo sie sich kennenlernten, ihre vier Kinder geboren sind und wo Johnny studierte, muss man weiter zurückgehen. Johnny wurde in Bethlehem geboren. Er gehört zu einer palästinensischen griechisch-orthodoxen Priesterfamilie. Seit mehr als 600 Jahren lebt die Familie bereits in Beit Jala. Shahwan besuchte dort eine deutsche evangelische Schule. Nach dem Abitur arbeitete er als Schmuckhändler. Aufgrund der unsicheren Lage in der Region ging er nach Kanada, wo sein Bruder Priester einer orthodoxen arabischen Gemeinde war. In Toronto bekam er Kontakt zu evangelischen Christen, deren Gottesdienste er fortan besuchte. Dort hörte er zum ersten Mal, dass Jesus für ihn gestorben ist und sein Leben gestalten will. Diese Botschaft faszinierte ihn. „Ich las die gesamte Bibel in wenigen Wochen und sagte Jesus dann im Gebet, dass er mein Leben fortan bestimmen soll.“ Nach einem Gottesdienst erklärte ihm jemand: „Johnny, eines Tages wirst du diese Botschaft deinem Volk verkünden.“ Zunächst nimmt er das nicht ernst.
Eltern erkannten ihre Kinder nicht wieder Doch nach einem Besuch bei Freunden in Deutschland, die er von einem früheren Schüleraustausch kannte, nahm diese Prophezeiung immer mehr Gestalt an. Dort lernte er nämlich Marlene kennen, seine jetzige Frau. Die beiden heirateten nach sieben Monaten. Immer wenn sie über ihre Zukunft sprachen, kam Johnny wieder der Satz in den Sinn, der ihm in Toronto gesagt wurde: Eines Tages wirst du diese Botschaft deinem eigenen Volk verkünden. So entschließen sie sich, an der Bibelschule Wiedenest (Bergneustadt bei Köln) zu studieren und sich anschließend von der Deutschen Missionsgemeinschaft (DMG, Sinsheim bei Heidelberg) in die Mission entsenden zu lassen. 1992 ist es so weit: Die Familie geht nach Beit Jala. Sie wohnt zunächst im Haus von Johnnys Familie. Bezeichnenderweise wird die Missionarsfamilie vor allem ideaSpektrum 40.2011
wegen ihrer vier Kinder von den arabischen Nachbarn akzeptiert, bei denen der Wert der Frau mit der Anzahl der Kinder wächst. In einem angemieteten 100 Quadratmeter großen Ladenlokal veranstalten die beiden zunächst Kinderstunden, in denen sie basteln und biblische Geschichten erzählen. Das Interesse daran ist riesig. „Kamen anfangs vielleicht 20 Jungen und Mädchen, waren es schon nach zwei Jahren mehr als 200“, erzählt Marlene Shahwan.
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Was im Leben wirklich trägt NA H ER OST EN
Ein Bruder warnt vor dem anderen Mit der Zeit entstanden Bibelgesprächsabende und Jugendkreise. Im Sommer 1998 ließen sich 35 Jugendliche von Johnny Shahwan und dem Gemeindepastor im Jordan taufen. „Unter ihnen waren auch ehemalige Schläger und Alkoholiker“, erzählt er. „Sie hatten sich dermaßen verändert, dass selbst ihre Eltern sie nicht wieder erkannten.“ Doch der griechisch-orthodoxen Kirche sind die Aktivitäten der Shahwans ein Dorn im Auge. Johnnys eigener Bruder, der damals als Priester die orthodoxe Gemeinde in Toronto betreute und inzwischen zurück war, besucht Eltern von Kindern und Jugendlichen und droht ihnen: Sollten sie weiter die Veranstaltungen seines Bruders besuchen, würde er die gesamte Familie exkommunizieren – also aus der griechisch-orthodoxen Kirche ausschließen. Einer der Jugendlichen, die sich im Jordan taufen ließen, schleuderte dem Priester daraufhin empört entgegen: „Früher, als ich noch Drogen nahm, hast du mich nie besucht. Jetzt, wo ich die Bibel lese, kommst du und drohst uns.“
„Ich wusste nicht, ob wir das überleben“ Bald darauf untersagt die Leitung des orthodoxen Sportclubs der Familie, in ihren beliebten Sommercamps – an denen in den Sommerferien regelmäßig mehrere hundert Kinder teilnehmen – Gottes Wort zu verkündigen. Shahwans beginnen mit eigenen Kindercamps in ihren viel zu kleinen Räumen. Was dabei besonders fehlt, ist ein Garten. Ein neues Begegnungszentrum muss her und vor allem ein Spielplatz für die vielen Kinder. Das Ehepaar rührte bei der Deutschen O
„Erfolg. Wohlstand. Wahre Liebe. Viele Menschen jagen diesen Idealen hinterher. Doch keiner würde auf die Idee kommen, dass das Erreichen der großen Ziele das Schlimmste ist, was uns passieren kann.“ Timothy Keller
Gebunden • 256 Seiten • € 14,99 ISBN 978-3-86591-589-4 Erhältlich telefonisch unter 0 64 43 – 68 32 oder unter www.gerth.de
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NA H ER OST EN
Das “Haus der Begegnung” und die Gründer des Zentrums: Marlene und Johnny Shahwan
Missionsgemeinschaft in Sinsheim die Spendentrommel. Im Juli 2000 konnte dann mitten im Zentrum von Beit Jala der erste öffentliche Spielplatz mit 1.000 Quadratmetern Rasen, Spielfläche und Bäumen eingeweiht werden. Doch wenige Monate später, im Oktober, begann die zweite sogenannte Intifada – also der Aufstand der Palästinenser gegen die israelische Militärbesatzung –, was den Bau des Begegnungszentrums fast unmöglich machte. „Da Beit Jala sehr nahe an der Grenze zu Israel liegt, kamen jeden Abend fanatische Moslems aus dem Umland und schossen von hier auf israelisches Gebiet“, erzählt Marlene Shahwan. „Natürlich erwiderten die Israelis das Feuer. Doch während die muslimischen Fanatiker dann wieder von hier verschwanden, mussten wir hier bleiben.“
Jesus soll jetzt wiederkommen Die Stimme der vierfachen Mutter beginnt noch heute zu beben, wenn sie davon erzählt. „Ein Mann aus unserer Stadt wurde von einer israelischen Rakete zerfetzt. Wir haben viele Abende in einem sicheren Raum im Erdgeschoss verbracht und das Glas der Fenster unseres Haus unter dem Beschuss zersplittern hören. Und eine unserer Töchter sagte mir dabei: ‚Mama, ich will, dass Jesus jetzt wiederkommt!’“ Marlene Shahwan: „Ich wusste nicht, ob wir das überleben.“ Doch warum ist das Ehepaar mit seinen Kindern nicht nach Deutschland zurückgegangen? „Johnny hätte mit seinem palästinensischen Pass nicht ausreisen dürfen, und alleine mit den Kindern wollte ich nicht gehen“, bekennt sie freimütig, um dann hinzu-
zufügen: „Wie hätten wir außerdem den Menschen je wieder erklären sollen, dass Gott ihnen stets nahe ist, wenn wir in einer solch scheinbar ausweglosen Situation abgehauen wären?“ Zwischen Oktober 2001 und Oktober 2002 verhängt Israel in Beit Jala an 168 Tagen eine Ausgangssperre – fast das halbe Jahr! „Das führte dazu, dass die Menschen irgendwann kein Geld und auch nichts mehr zu essen hatten“, erzählt das Ehepaar.
Wir mussten helfen Aufgrund der zahlreichen Auslandskontakte bekam es Spenden und Unterstützung. „Uns war klar, dass wir damit den Menschen hier helfen mussten.“ 18 Monate lang packten sie regelmäßig Lebensmittelpakete, die Johnny dann unter Missachtung der Ausgangssperre verteilte. Mitunter setzte er dabei sein eigenes Leben aufs Spiel. So wurde einmal sein Wagen – Sekunden nachdem er ausgestiegen war – von Raketensplittern durchsiebt. „Hätte Gott nicht seine schützenden Hände über mich gehalten, hätte ich das nicht überlebt.“ In dieser Zeit fragen sich immer mehr Palästinenser, warum ein Christ sein Leben für sie riskiert. Viele von ihnen kommen heute regelmäßig ins christliche Zentrum „Beit Al Liqa’“.
Wunder auch von israelischer Seite Aber auch von israelischer Seite erlebten Johnny und Marlene Shahwan kleine „Wunder“, etwa bei den Bauarbeiten für das Begegnungszentrum. Da damals sämtliche Zufahrtswege abgesperrt waren, konnten auch keine Lastwagen mit Baumaterial in die kleine Stadt gelangen, sondern nur bis
zu den israelischen Checkpoints. Johnny ließ kurzerhand einen zweiten Laster aus Beit Jala kommen. Vor Ort lud man das Baumaterial mit einem Kran um. Als ein israelischer Soldat mit vorgehaltener Waffe wissen wollte, was er da tue, antwortete er: „Ich brauche das Material, weil ich ein Haus für Gott baue.“ Der Israeli sei sprachlos gewesen und habe dann nur erwidert: „Okay, aber beeilt euch!“ Um das Zentrum möglichst rasch fertigzustellen, beschäftigte das Ehepaar beim Bau auch zahlreiche arbeitslose Palästinenser aus der Region. „Auf diese Weise bekamen sie nicht nur am Ende jeder Woche ihren Lohn und konnten ihre Familien ernähren“, sagt Marlene. „Das hat auch dazu geführt, dass sie sich bis heute sehr mit dem Begegnungszentrum identifizieren.“ Für die Christen, die im Dreieck von Bethlehem, Beit Sahur und Beit Jala nur 13 % der Bevölkerung ausmachen, ist das Begegnungszentrum mit dem modernen Gästehaus, dem kleinen Café und den schattigen Terrassen ein beliebter Treffpunkt. Aber auch Muslime sind willkommen. „Sie machen 20 bis 30 % der Besucher aus“, so Marlene Shahwan. „Beit Al Liqa’“ soll einen Beitrag zur Versöhnung in der Region leisten. „Unser Ziel ist es, dass die Menschen lernen, aufeinander zuzugehen, wie auch Jesus auf andere zugegangen ist.“ Nur so sei Versöhnung und damit Frieden möglich. P
b Stichwort: „Beit Al Liqa’“: Es ist als gemeinnütziger Verein bei der Palästinensischen Autonomiebehörde registriert und gehört zur Allianz evangelikaler Gemeinden im Heiligen Land. Das Zentrum finanziert sich größtenteils aus Spenden. Beit Al Liqa’ • P. O. Box 11477 91114 Jerusalem/Israel www.beitliqa.org Deutsche Missionsgemeinschaft Buchenauerhof 2 • 74889 Sinsheim www.dmgINT.de • 07265 959130
Fotos: DMG + privat
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P RO & KON T R A
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Ist das gut: Mit dem Kleinkind im Gottesdienst? GOTTESDIENST Sollten Eltern ihre kleinen Kindern zum Gottesdienst mitnehmen – oder sich lieber in einem Nebenraum aufhalten und von dort die Feier mitverfolgen, damit niemand gestört wird? Lesen Sie dazu ein Pro & Kontra.
Kinder sollten unbedingt gerade auch im Gottesdienst dabei sein.
PRO
Kaum zu glauben: Die einen kämpfen für Gottesdienste mit Tieren – die anderen gegen Kleinkinder im Gottesdienst. Kinder gehören in den Gottesdienst! „Lasset die Kinder zu mir kommen, denn ihnen gehört das Himmelreich!“, sagte Jesus – und wies seine Jünger deutlich zurecht, als sie Kinder von ihm fernhalten wollten. Aus der Entwicklungspsychologie wissen wir, dass bereits Säuglinge sehr viel durchs Hören lernen. Deshalb sollten sie gerade auch im Gottesdienst unbedingt dabei sein – wenn es für die Eltern möglich ist und die Geräuschkulisse sich in Grenzen hält. Ich bin dankbar, dass unsere Gemeinde uns diese Möglichkeit mit unseren fünf Kindern immer geboten hat. Den Einwand, dass sich Eltern ohne ihre Kinder besser auf den Gottesdienst konzentrieren können, widerlegen meine Beobachtungen. Häufig sind nicht die Kleinkinder
Die Unruhe von kleinen Kindern überträgt sich oftmals rasch auf die ganze Gemeinde.
Fotos: privat
KONTRA
Keine Frage: Wir wollen Kinder nicht „wegpacken“! Sie sind unsere – auch gemeindliche – Zukunft und gehören zu uns. Schön finde ich einen gemeinsamen Gottesdienstbeginn, am besten noch mit einem Kinderlied als Abschluss: Damit werden die Kinder der Gemeinde „sichtbar“, bevor sie in ihre Gruppen gehen. Doch gerade Kleinkinder sind halt nicht immer „ruhig“ – und „stören“ dann den Gottesdienstverlauf. Die Unruhe von kleinen Kindern überträgt sich oftmals rasch auf die ganze Gemeinde. Die Banknachbarn werden nervös, man schaut angestrengt nach vorn oder blättert im Gesangbuch. Gerade Gemeindeglieder – oftmals Ältere – mit Hörgerät oder Kopfhörer leiden unter der hohen Geräuschkulisse schreiender Kinder besonders. Dann ist es schlicht ein Gebot der Rücksichtnahme, den Raum mit den quengelnden Kindern zu verlassen.
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Pastor Heinrich Derksen (Bonn) ist Schulleiter am Bibelseminar Bonn, wo der Baptist Praktische Theologie und neutestamentliche Exegese unterrichtet.
die Störfaktoren, sondern ein klingelndes Handy oder der tuschelnde Nachbar. Und natürlich können Kinder die Mitmenschen „stören“ – doch Gottesdienstbesucher, die im Liederbuch blättern, zum Fenster rausschauen und gedankenversunken die Wände anstarren, sind auch ohne Babygeschrei nicht konzentriert. Die fehlende Konzentration im Gottesdienst ist ein Problem der Gesellschaft – das mangelnde Verständnis für Kinderlärm auch. Ich wünsche mir mehr Gemeinden, in denen Eltern sich nicht hinter Glasscheiben verstecken und in muffigen Kinderräumen verschanzen müssen, sondern wo sie ihre Babys in den Gottesdienst mitbringen dürfen – und notfalls auch einen Rückzugsraum haben. Damit setzen wir in einer zunehmend kinderfeindlichen Gesellschaft ein klares Signal. Oder wollen wir wirklich Gottesdiensträume mit Schildern versehen: „Hunde und Babys müssen draußen bleiben“? P
Pastor Burkhard Theis (Dietzhölztal/Mittelhessen) ist Bundessekretär der Freien evangelischen Gemeinden für die Region Mitte-West.
Doch nicht nur die Gemeindebesucher „leiden“ unter unruhigen Kindern, sondern auch der Pastor. Muss es erst so weit kommen – wie ich es ein Mal erlebt habe –, dass dieser die betreffenden Eltern bittet, den Raum zu verlassen, weil er sich auf seine eigene Predigt nicht mehr konzentrieren kann und in seiner Predigtfreiheit eingeschränkt ist? Welch unangenehme, ja peinliche Situation für alle Anwesenden. Ich plädiere dafür, vorhandene Eltern-Kind-Räume zu nutzen! Wird der Gottesdienst übertragen – und sind die Räume in gutem Zustand –, haben die Eltern eine gute Möglichkeit, Kinder und Predigt „unter einen Hut“ zu bekommen. Und Gemeinden, die noch keine Alternative zum Gottesdienstraum haben, sollten sich rasch darum kümmern. Solche Räume sind Ausdruck der Wertschätzung junger Familien, eine Visitenkarte einer Gemeinde, in der Kinder willkommen sind. Und nur eine familienfreundliche Gemeinde kann wachsen und Außenstehende einladen! P
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AUSST E LLU NG
Der Nachbau der Arche Noah im Kölner Rheinauhafen
Der Niederländer Aad Peters ist Besitzer der Arche.
Die Arche – mitten in Köln BIBLISCHE GESCHICHTE Wer dieses ungewöhnliche Schiff im Kölner Hafen liegen sieht, weiß sofort: Das soll die Arche sein. Achim Halfmann hat sich in dem schwimmenden Kasten umgeschaut. vielbesuchten Schokoladenmuseum. „Da will ich rein“, bittet ein kleiner Junge, der wohl eigentlich ins Schokoladenmuseum sollte. Jetzt aber zieht er seine Mutter am Ärmel in Richtung des auffälligen Schiffes.
Das Ringen um die Anlegestelle und die Gebühr Dass Peters diese gute Position für den schwimmenden Bibelpark erhielt, war nicht selbstverständlich. Zuerst wurde dem Bibelschiff eine abgelegene Ankerposition 5 Kilometer außerhalb des Stadtzentrums zugewiesen. In den Rheinauhafen gelangte die Arche erst nach zwei Gesprächen zwischen Peters und dem Kölner Oberbürgermeister Jürgen Roters (SPD) sowie nach Verhandlungen mit dem Hafenmeister über eine finanzierbare Anlegegebühr. Mit der historischen Arche hat das Innere des Schiffes indes wenig gemein. An echten Tieren finden sich nur einige Zwergkaninchen auf dem Außendeck. „Das dunkle Schiff eignet sich nicht für lebende Tiere“, sagt Peters und zeigt seine „Kuscheltierecke“ mit großen Stofftieren, die insbesondere die ganz jungen Besucher der Arche ansprechen sollen. Ansonsten sind die Figuren des schwimmenden Museums von tschechischen Kunsthandwerkern aufwendig aus Holz gestaltet und anspruchsvoll arrangiert.
Viele überraschende Details Peters – der kreative Kopf der Ausstellung – arbeitet mit wiederkehrenden Symbolen. Der Besucher wird vom oberen Deck des Schiffes über 4 Stockwerke geleitet und begegnet auf allen Ebenen dem „Baum des Lebens“. Ein wei-
Fotos: idea/Halfmann
Mitten in Köln am Rhein ankert ein Nachbau jenes Schiffes, mit dem Noah, seine Familie und viele Tiere der Sintflut entkamen (1. Mose 7). Mit 70 Metern ist diese Arche etwa halb so lang wie das biblische Original. Mit ihrem fensterlosen Rumpf und den Holzschnitzereien im Inneren gehört das außergewöhnliche Schiff einem ungewöhnlichen Eigentümer: dem Fernsehjournalisten und Puppenspieler Aad Peters aus Oosterstreek in den Niederlanden. Dort ist er durch seine Kinderprogramme und durch Prominenteninterviews bekannt. Peters ist Christ, seit ihm 1974 auf einem Binnenschiff ein Schiffsjunge von Jesus Christus erzählte. Als Reporter bereiste er später über 50 Länder und produzierte zahlreiche Filme – auch für christliche Sender. Im vergangenen Jahr hörte er davon, dass die sieben Jahre alte Arche, in der bisher auf Plakaten Geschichten aus dem Alten und Neuen Testament ausgestellt wurden, zum Verkauf stand. Er erwarb das Schiff, baute das Innere aus und investierte über zwei Millionen Euro, um seiner Vision Gestalt zu geben: „die Bibel auf den Tisch zu bringen“. Anfang des Jahres öffnete die Arche während des Umgestaltungsprozesses in Rotterdam ihre Tore für Besucher. Die weitgehend fertiggestellte Ausstellung wird erstmals in Köln der Öffentlichkeit vorgestellt. Peters will informieren und zum Nachdenken anregen. Sein Grundsatz: „Die Bibel redet selbst. Sie ist ein Teil unserer Kultur, und wir sollten unsere kulturellen Wurzeln kennen.“ Und so präsentiert er biblische Geschichten mit viel Liebe zum Detail. Am Kölner Rheinauhafen liegt die Arche direkt neben dem von Touristen
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Biblische Szenen an Bord der Arche: Links die Versuchung von Adam und Eva, rechts das Werbeplakat für die schwimmende Bibelausstellung.
teres wiederkehrendes Zeichen ist ein mit Nägeln gespicktes Bleiband, das ebenfalls die Arche durchzieht und die Sünde symbolisiert. Es sind die vielen überraschenden Details und die ausdrucksstarken Holzfiguren, die den Aufenthalt so besonders machen. Der Besucher wird durch eine Ausstellung zur biblischen Geschichte geführt, die mit Adam und Eva im Paradies beginnt. Eindrucksvoll sind die Gesichter von Kain – bitter entschlossen – und Abel – fröhlich fragend – gestaltet. Noah ist in der langen Arche auf einem Tretroller unterwegs, bei seiner Frau fällt ins Auge, dass ihr Leib einem Vogelkäfig gleicht. Der kindlich-unschuldig wirkende David blickt auf einen grimmig-entschlossenen Goliath. Besonders dramatisch wirkt die Szene, in der König Salomo einen Säugling unter zwei streitenden Frauen aufteilen lassen will. Und voller hintergründiger Aussagekraft erscheint in einem nächsten Raum die erschlaffende Figur des alten Salomo, den sein Götzendienst und die Ehen mit heidnischen Frauen ermüdet haben.
Was die Arche alles erreicht Ein kleines Theater und ein Restaurant laden zum Verweilen in der Arche ein – und bieten Raum für Gespräche, die sich nach dem Rundgang durch den Schiffskörper häufig um den Glauben und die Bibel drehen. „Das ist schon beeindruckend“, beginnt dort ein älterer Herr die Unterhaltung mit seinen Begleiterinnen. „Aber ob das auch alles so passiert ist?“ Peters erreicht mit der Arche, was er erreichen will: Seine Besucher lassen sich von den biblischen Szenen ansprechen und zum Nachdenken inspirieren.
Noch bis September 2012 vor Anker in Köln Ursprünglich sollte die Arche nur bis Oktober in Köln bleiben. Nun wurde ihr Aufenthalt verlängert – mindestens bis zum September 2012 ist sie dort zu besichtigen. In dieser Zeit wird es auch Sonderprogramme geben, etwa in der ideaSpektrum 40.2011
Weihnachtszeit. Begleitet wird die Ausstellung von einem kleinen Team, darunter Peters Frau und zwei seiner Kinder.
Wer will auf der Arche mitarbeiten? Aad Peters würde sich freuen, auch Christen aus Köln und Umgebung für die Mitarbeit in der Arche zu gewinnen. Das Team will in den kommenden Monaten insbesondere Schulklassen auf die Arche einladen und Schüler mit den biblischen Geschichten bekanntmachen. Bisher haben durchschnittlich 400 Menschen pro Tag die Arche besucht. Durch Schulklassen könnte sich der Besuch weiter steigern. Mit 12,50 Euro liegt der Eintrittspreis der Arche deutlich über dem des benachbarten Schokoladenmuseums. Da macht sich bemerkbar, dass die schwimmende Ausstellung ohne öffentliche Zuschüsse auskommen muss. Während die Arche in Köln ankert, arbeitet Peters weiter am Innenausbau. Derzeit wird die Szene mit dem in seinem Körbchen auf dem Nil schwimmenden kleinen Mose ausgestaltet. P Öffnungszeiten und Preise: Mo.–Fr.: 10–18 Uhr; Sa., So. & Feiertage: 10–19 Uhr Erwachsene: 12,50 € (Mo.–Fr.) bzw. 14,- € (Sa.–So.) Kinder von 3 bis 12 J.: 7,50 € (Mo.–Fr.) bzw. 8,50 € (Sa.–So.) Kinder bis 2 Jahre frei. Für Gruppen und Schulklassen ab 20 Personen gelten Sonderpreise. www.diearchenoah.com • verhalenark@gmail.com
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Wir wollen andere wiedergewinnen DEUTSCHE EVANGELISCHE ALLIANZ Bei der größten Vereinigung evangelikaler Christen in Deutschland steht ein Wechsel bevor: Am 23. September ist Dr. Michael Diener (Kassel) zum neuen, ab 1. Januar amtierenden Vorsitzenden der Deutschen Evangelischen Allianz gewählt worden. Er wird Nachfolger von Jürgen Werth (Wetzlar), Vorstandsvorsitzender von ERF Medien. Diener ist im Hauptamt Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes (Vereinigung Landeskirchlicher Gemeinschaften). Die idea-Redakteure in Deutschland – Helmut Matthies und Matthias Pankau – sprachen mit ihm nach seiner Wahl durch den Hauptvorstand der Allianz in Bad Blankenburg.
idea: Herr Dr. Diener, was ist für Sie Evangelische Allianz? Michael Diener: Ein dem Leib Christi entsprechendes verbindliches Miteinander von Christinnen und Christen. Was heißt das konkret? Wir haben im Rahmen der Evangelischen Allianz eine lange gemeinsame Geschichte und eine sogenannte Glaubensbasis. Wir sind im Tiefsten immer zu verstehen gewesen als eine Bewegung, die sich auf die Grundelemente christlichen Glaubens gestützt hat. Dabei meine ich Christen aus Landes- und Freikirchen gleichermaßen. Zugleich ist die Evangelische Allianz im weitesten Sinne eine Vereinigung evangelikal geprägter Christenmenschen.
Was eint Evangelikale und Katholiken? Der Deutschlandbesuch von Papst Benedikt XVI. war in den letzten Tagen Thema Nummer eins. Was eint Evangelikale und Katholiken, was trennt sie? Es gibt ein uns einigendes Grundvertrauen und Grundverständnis von der Bibel als Wort Gottes, als Heilige Schrift. Es gibt in meinen Augen auch weitreichende Übereinstimmungen in Fragen der Rechtfertigung; wie weit die gehen, ist auch im evangelikalen Bereich umstritten. Nach meinem Verständnis ist noch ein Weg zu gehen, bis wir mit einer gemeinsamen Terminologie formulieren können, was die Mitte des Glaubens in Jesus Christus wirklich ist. Was uns aber definitiv eint, sind sehr viele Übereinstimmungen in ethischen Fragen. Und nicht wenige evangelikale Christen blicken diesbezüglich dankbar auf Verlautbarungen der katholischen Kirche. Durch Papst Benedikt XVI. und seine Jesus-Bücher hat der katholische Glaube sicher für viele Christen in Deutschland eine fassbarere Gestalt gewonnen. Was er darin formuliert, ist in vielen Teilen das, was auch evangelische Christen glauben.
Warum werden Sie nicht katholisch? Warum werden Sie nicht katholisch?
Weil es doch nach wie vor erhebliche Unterschiede in der Lehre gibt. Das fängt an bei der Doppelstellung von Wort und Tradition in der katholischen Kirche. Das geht weiter mit dem Amtsverständnis oder etwa der Rolle Marias und der Heiligenverehrung. Hinzu kommen die jetzt wieder deutlich gewordenen Ablassfragen. All das rührt in meinen Augen daher, dass in der katholischen Kirche neben die Schrift die Tradition getreten ist. Für mich kommt ein Übertritt in die katholische Kirche nicht infrage. Für viele gilt die evangelische Kirche als liberal, die katholische als konservativ. Welche Rolle kann die Evangelische Allianz da als Brückenbauer spielen? Zunächst einmal müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass die katholische Kirche mit der evangelischen nicht auf Augenhöhe umgeht. Wie das im Umgang mit einer Bewegung wie der Evangelischen Allianz sein soll, ist schwer zu sagen. Nun haben ja gerade der Päpstliche Rat für den interreligiösen Dialog, der Ökumenische Rat der Kirchen und die weltweite Evangelische Allianz eine gemeinsame Erklärung – eine Art Verhaltenskodex zum christlichen Zeugnis in der multireligiösen Welt – verabschiedet und veröffentlicht. Das halte ich für sehr hoffnungsvoll. Wir als Allianz wollen uns bemühen, von der Einheit des Leibes Christi her auch katholischen Christen gegenüber offen und einladend zu sein. In diesem Zusammenhang muss unsere evangelische Kirche auch immer wieder darauf hingewiesen werden, dass sie sich in ethischen Fragen auf Positionen begibt, die ökumenisch längst nicht mehrheitsfähig sind. Nicht wir sind in vielen ethischen Fragen als sogenannte Evangelikale in der Minderheitenposition, sondern weltweit betrachtet sind es die europäischen evangelischen Kirchen. Also sind die Evangelikalen stärker geworden? Nicht die Evangelikalen. Aber es gibt weltweit immer noch einen breiteren christlichen Konsens in ethischen Fragen, als das von den evangelischen Kirchen in Europa und speziell in Deutschland wahrgenommen und vertreten wird. ideaSpektrum 40.2011
Michael Diener mit Frau Eveline
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Wer ist Michael Diener? Geistlich aufgewachsen ist er in der Stadtmission Pirmasens. Theologie studierte er zunächst im Geistlichen Rüstzentrum Krelingen (Walsrode), dann in Heidelberg, Erlangen, Tübingen und Denver (US-Bundesstaat Colorado), wo er ein lutherisches wie auch ein baptistisches Theologisches Seminar besuchte. Seine Ehefrau Eveline, mit der er zwei Kinder hat, stammt aus einer Baptistengemeinde. Von 1990 bis 1993 arbeitete der Theologe in Heidelberg an seiner Dissertation über den langjährigen Gnadauer Präses Walter Michaelis (1866-1953). Um auch die freikirchliche Situation in Deutschland besser kennenzulernen, war er – als Landeskirchler – gleichzeitig vier Jahre lang Mitglied und Ältester einer Freien evangelischen Gemeinde in Heidelberg. Von 1996 bis 2005 war er Pfarrer an der Pirmasenser Johanneskirche, anschließend Dekan und Pfarrer an der dortigen Lutherkirche.
Wir wollen uns erweitern Bei Ihrer Vorstellung sagten Sie, Sie möchten die Basis der Deutschen Evangelischen Allianz erweitern. Wie stellen Sie sich das vor? An welche Gruppen denken Sie da? Mein Eindruck ist, dass wir in der Evangelischen Allianz den einen nicht fromm genug sind, den anderen dafür viel zu fromm. Niemand kann es allen recht machen. Aber wir sollten uns bemühen, von der Allianz distanzierte Menschen, beispielsweise Multiplikatoren aus Landes- und Freikirchen, wieder vermehrt an den regionalen Allianztisch einzuladen. Allianz gilt weithin als evangelikal. Das soll sie auch sein. Aber evangelikal hat eben auch einen ganz weiten evangelischen Anteil. Den möchte ich gern in den Mittelpunkt stellen.
Foto: idea/kairospress
„Aus dieser Falle müssen wir heraus“ Nun ist auch manchen Pfarrern das Glaubensverständnis der Evangelischen Allianz zu eng. Wenn Sie die gewinnen möchten, müssen Sie dann inhaltlich nicht Zugeständnisse machen? Ich weiß nicht, ob das Verständnis der Allianz als Bibel-, Gebets- und Christusbewegung der entscheidende Punkt ist, warum Menschen sich distanzieren. Wenn das so wäre, dann können wir unsere Substanz natürlich nicht aufgeben. Damit würden wir das Wesen der Evangelischen Allianz selbst infrage stellen. Ich habe eher den Eindruck, dass man der Allianz eine gewisse einseitige Konzentration auf spezielle ethische Fragen nachsagt, etwa bei der Abtreibung. Fragen des Lebensrechts und des Lebensschutzes sind elementar wichtig. In der Öffentlichkeit kommt das allerdings leider oft so an, als würden sich evangelikale Christen um Kinder sorgen, bevor sie geboren sind, und die anderen um diejenigen, die dann – Gott sei Dank – noch geboren wurden. Aus dieser Falle müssen wir heraus. Als Dekan in Pirmasens war ich mitverantwortlich für zwei Lebensberatungsstellen. Dort gab es auch Konfliktberatung nach §218. Und die Mitarbeitenden waren sehr motiviert, bei Ergebnisoffenheit trotzdem zum Leben hin zu beraten, zu helfen, zu unterstützen. Im evan-
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gelikalen Lager ist das eine strittige Frage, ob es solche Konfliktberatungsangebote in der evangelischen Kirche geben soll. Ich sage aufgrund meiner Erfahrung: Ja, weil wir sonst Frauen in schwierigen Situationen alleinlassen und dem ungeborenen Leben unter den momentan geltenden gesetzlichen Bedingungen nicht wirklich helfen. Hier wünsche ich mir – bei ganzem Einsatz für das ungeborene Leben – eine differenziertere Sicht im evangelikalen Lager.
Wir wollen „Links“ und „Rechts“ zurückgewinnen Die Evangelische Allianz hat ja nicht nur am linken Rand Menschen verloren, sondern auch am rechten. Wollen Sie die auch zurückgewinnen? Ja, selbstverständlich. Trotz aller Angriffe, die auch dieses Interview wieder auslösen wird, gehören Menschen mit sehr konservativen Positionen zu uns. Zugleich gilt: Wer alle auf allen Seiten zurückgewinnen will, wird sich übernehmen. Allerdings ist die Evangelische Allianz bis heute keine Institution, die Organisationen verbindet, sondern sie verbindet Personen. Und das ermutigt mich, in beide Richtungen zu arbeiten. Ich möchte fragen: Ist der Leib Christi nicht größer als unsere eigene Position? Und sollten wir uns um dieser Einheit des Leibes willen nicht stärker umeinander bemühen – auch wenn uns der eine vielleicht zu konservativ, der andere zu liberal ist? Ist die Allianz für Sie ein evangelikaler Dachverband? Ich denke, man kann ohne weiteres sagen, die Evangelische Allianz ist eine Vereinigung evangelischer Christinnen und Christen mit evangelikaler Prägung. Sie heißt bis heute ja auch bewusst „Evangelische“ und nicht „Evangelikale Allianz“. Wenn „evangelikal“ ausgrenzend verstanden wird, wenn dieses Wort nicht auch einschließt, ein ganz großes gemeinsames evangelisches Gut zu haben, dann halte ich den Begriff für schwierig. Wir können als Evangelische Allianz das Wort evangelikal nicht sagen, ohne die breitere Heimat evangelisch mit zu meinen.
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Wo liegt der Unterschied zwischen evangelisch & evangelikal? Was ist denn für Sie der Unterschied zwischen evangelikal und evangelisch? Kennzeichnend für Evangelikale sind in meinen Augen das Verständnis der ganzen Heiligen Schrift als Wort Gottes, ein klares Bekenntnis zu Jesus Christus als Gottes Sohn und Erlöser der ganzen Welt, ein starkes missionarisches Anliegen, das sich auch in der Betonung von Bekehrung und Wiedergeburt zeigt, die aktive Teilhabe in einer Gemeinde sowie gemeinsame Überzeugungen in wichtigen ethischen Fragen. Sie sind ja eigentlich der ideale Allianz-Mann, weil sie weder typisch landes- noch typisch freikirchlich sind. Sie waren Ältester einer Freien evangelischen Gemeinde, dann Dekan, und sind weiterhin Pfarrer der pfälzischen Landeskirche. Wie kam das? Damit da keine Zweifel aufkommen: Ich bin ein durch und durch in meiner evangelischen Landeskirche verwurzelter Pfarrer. Dennoch haben meine eigenen Lebenserfahrungen mich immer dankbar, respektvoll und kooperativ das Miteinander aller Christinnen und Christen suchen lassen. So gesehen war und bleibe ich mit Leib und Seele „Allianzmann“. Meine Frau hat einen freikirchlich-baptistischen Hintergrund, weshalb wir uns entschieden haben, für einige Jahre ganz bewusst in einer Freien evangelischen Gemeinde mitzuarbeiten. Die Gemeinde war damals im Aufbau begriffen. Als wir anfingen, hatte sie etwa 20 Mitglieder, als wir gingen, waren es wohl um die 400. Das war eine ganz spannende und wichtige Phase meines Lebens. Und natürlich gibt es Momente, in denen man sich fragt: Könnte das deine Heimat sein? Aber da ist mir ganz schnell klar geworden, dass ich meine Heimat schon habe. Ich bin ein Landeskirchler.
Evangelischer nge r Gnadaue Gn er Gemeinschaftsverband mein tsve (Landeskirchliche nde iche Gemeinschaften) mein ten Zu ihm hm gehören en rund r 200.000 00.0 Pietisten isten in 38 Gemeinschaftsverbänden mein verb . Vorsitzender: sitz Präses ses Michael el Diener D
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1. Vorsitzender: Vors der: ERFVorsitzender sitz Jürgen Jür Werth; Wert ab 1. Januar Ja 2012: 201 Präses ses Michael el Diener D
Ihre Kinder sind als Babys getauft? Ja. Bisher sagte die Allianz immer, sie sei die älteste ökumenische Bewegung. Nun gibt es aber seit Kriegsende die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK), die auch die katholische und die orthodoxe Kirche mit einschließt. Ist die Allianz damit abgelöst worden? Es hat immer Versuche gegeben, das Miteinander von Christen noch einmal auf einer anderen Basis darzustellen. Ich begrüße jeden dieser Versuche, ökumenisch miteinander ins Gespräch zu kommen. Ich glaube aber nicht, dass die Evangelische Allianz als Bündnis und als Verbindung von Einzelpersonen durch die viel stärker an institutionellen Kirchen orientierte ACK ersetzt werden kann. Wo sehen Sie den Unterschied zwischen Allianz und ACK? Die Allianz verbindet Personen, die ACK Kirchen und dann gibt es gewiss auch unterschiedliche inhaltliche Akzente. Die ACK würde wohl meiner Formulierung zur Allianz „so evangelisch wie möglich, so evangelikal wie nötig“ nicht widerspruchslos zustimmen …
Ein Priester als Allianzvorsitzender?
Zwei evangelikale Dachverbände Deutsche utsc Evangelische nge All Allianz Sie hat an 1.100 00 Orten Allianzkreise anzk und ist mit 35 350 Werken rken und Verb Verbänden verbunden. bun
Warum? Zum einen wegen der reformatorischen Theologie. Aber ich bin auch dankbar für das Konzept einer presbyterialsynodalen Kirche, also einem Verständnis, das die Kirche von der Basis der Gemeinde her auslegt und deutet und demokratische Grundstrukturen setzt. Ich bin auch dankbar, dass evangelische Kirche sich immer als Volkskirche verstanden hat – also für alle Menschen offen war. Diese Weite die Verortung im gesellschaftlichen Leben liebe ich an meiner Kirche. Und auch das will ich als Allianzvorsitzender nicht verschweigen: Bei aller Achtung der Unterschiede in der Tauffrage bin ich doch ein Vertreter einer verantwortungsvoll gebrauchten Kindertaufe.
Welche Möglichkeiten sehen Sie, auch Adventisten und Katholiken mit ins Boot zu holen? Da sind im Hauptvorstand der Evangelischen Allianz noch intensive Diskussionen nötig. Persönlich als Michael Diener sage ich aber, dass das Bekenntnis zu Jesus Christus Menschen zu Christen macht, und dass ich mit all den Menschen, die zum Leib Christi gehören, auch gerne beten möchte. Ob das dann gleich eine qualifizierte Arbeitsgemeinschaft bedeutet, das kann und möchte ich nicht allein entscheiden. Auch muss hier zwischen Adventisten und Katholiken deutlich unterschieden werden. Können Sie sich einen katholischen Priester als örtlichen Allianzvorsitzenden vorstellen? Zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht – aufgrund der nach wie vor vorhandenen Distanz zwischen evangelischer und ideaSpektrum 40.2011
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katholischer Kirche und Lehre. Mir ist aber auch kein Fall bekannt, in dem das mal zur Debatte gestanden hätte.
Homosexuelle Pfarrer: Der Einzelfall entscheidet Der Paragraf 39 des neuen Pfarrdienstrechts der EKD sorgt für Unruhe. Er ermöglicht es den Landeskirchen, das Pfarrhaus für homosexuelle Partnerschaften zu öffnen. Was würden Sie einem Gemeindeglied sagen, das die Gemeinde wechseln will, weil der neue Pfarrer homosexuell ist und dies leben möchte? Wenn ich es recht sehe, bewegt dieser Paragraf nur einen bestimmten Teil der evangelischen und evangelikalen Christen. Außerhalb spielt dieses Thema keine entscheidende Rolle. Aber gerade in den Landeskirchlichen Gemeinschaften – also im Pietismus – gibt es deswegen große Sorgen. Ja, einerseits gibt es große Betroffenheit, andererseits aber auch eine gewisse Müdigkeit, diese Thematik immer wieder zu behandeln. Ich denke, man kann nicht allgemein entscheiden. Es muss der Einzelfall gelten. In manchen Fällen erscheint es mir wichtig, Christen an die altkirchliche Wahrheit zu erinnern, dass die Wirkung von Wort und Sakrament nicht abhängig von der Würdigkeit des Überbringers gemacht werden kann. Was uns im Glauben geschenkt wird, kommt von Christus her. Wenn das anders wäre, wer könnte da noch vor einer Gemeinde stehen? Raten Sie einer solchen Person, in der Gemeinde zu bleiben? Wie gesagt, es kommt auf den Einzelfall an. Grundsätzlich aber ist für viele pietistisch oder evangelikal geprägte Menschen dieser offensichtliche Bruch mit biblischer Ethik so gravierend, dass ich zum Wechsel der Gemeinde raten würde.
Nicht aus der Volkskirche austreten! Kann die Diskussion um den Umgang mit homosexuellen Pfarrern zu Zerreißprobe für die evangelische Kirche werden? Ich denke, dass das Thema Homosexualität insgesamt eine gewisse Sprengkraft hat. Ich würde das gar nicht am Pfarrdienstgesetz fest machen. Das Thema birgt die Gefahr, kurzmittel- und langfristig zur Entfremdung zwischen Kirche und Evangelikalen, auch aus der Gemeinschaftsbewegung, beizutragen. Unsere Devise ist, dass – wo immer Landeskirchen die Thematik behandeln – wir uns mit unserer Position zu Wort melden. Und das findet auch Beachtung. So hat etwa die badische Landeskirche auf eine entsprechende gesetzliche Regelung verzichtet, weil sie um des magnus consensus willen eine ablehnende evangelikale Minderheit nicht an den Rand drängen wollte. Wir ermutigen dazu, sich beim Thema Homosexualität deutlich zu Wort zu melden, in der Kirche aufzutreten, aber nicht aus der Kirche auszutreten. Wir sagen aber auch, dass wir Menschen, die wegen dieser Frage aus Gewissensgründen aus der Kirche austreten, die geistliche Versorgung in unseren Gemeinschaften gewähren werden. Homosexualität: Was vertreten Sie als Allianzvorsitzender? ideaSpektrum 40.2011
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In dieser Frage gibt es zwischen dem Präses des Gnadauer Verbandes und dem Allianzvorsitzenden keinen Unterschied. Unsere Überzeugung ist, dass wir aufgrund des eindeutigen biblischen Zeugnisses kein Ja zu praktizierter Homosexualität sagen können. Aus Gewissengründen sind wir auch an all das gebunden, was aus dem biblischen Nein zu praktizierter Homosexualität folgt. Wir können nicht Ja sagen zu homosexuellen Beziehungen im Pfarrhaus oder bei freikirchlichen Pastoren. Wir können nicht Ja sagen zu Segnungen Homosexueller in Landes- oder Freikirchen. Doch über diese klare Position hinaus müssen wir natürlich einen seelsorgerlichen Umgang entwickeln im Umgang mit Menschen, die homosexuell empfinden oder leben. Was heißt das? Wenn wir über das Thema reden, sollten wir das so tun, dass es von der Liebe Christi bestimmt ist. Gott liebt auch Homosexuelle. Wir vertreten, dass Gott die Sünde hasst, aber den Sünder liebt. Und das muss in der Art und Weise, wie wir mit diesem Thema umgehen, auch deutlich werden. Wir müssen auch unterscheiden zwischen praktizierter Homosexualität und einer eventuell vorhandenen Veranlagung oder Prägung, die aber nicht grundsätzlich ausgelebt wird. Ich kenne solche Fälle aus dem Bereich der Gemeinschaften und der Allianz. Hier sollten wir versuchen, Hilfen anzubieten, die den Menschen einen Verbleib in ihren geistlichen Bezügen und in ihrer Gemeinschaft ermöglichen.
Ein homosexueller Allianzvorsitzender? Wenn ein örtlicher Allianzvorsitzender als Homosexueller leben wollte, könnte er dann im Amt bleiben? Nach meinem Verständnis nicht. Praktizierte Homosexualität halte ich für ein Ausschlusskriterium für leitende Mitarbeiter in Allianz oder etwa der Gemeinschaftsbewegung. Allerdings müssen wir das Thema der Homosexualität in eine Sexualethik einbetten, die auch andere Themen behandelt. Wir können nicht hier Kriterien anwenden, die uns in anderen sexualethischen Fragen nicht interessieren. Was heißt das konkret? Das betrifft etwa das Zusammenleben von Jugendlichen vor der Ehe ebenso wie das so genannte Alterskonkubinat, wenn Menschen im Alter zusammenleben, ohne verheiratet zu sein. Das Geschenk der Sexualität gehört in eine lebenslange verbindliche und öffentlich geführte Ehe von Mann und Frau. Wer außerhalb dieser steht, ist nach der biblischen Botschaft zur Enthaltsamkeit angehalten. Das ist ein richtig schwerer Satz, dessen Bedeutung für das Leben vieler Menschen mir schmerzhaft bewusst ist. Aber zu einer solchen Lebenshaltung sind dann alle zu ermutigen, nicht nur Homosexuelle. Wir können nicht auf dem einen Auge scharf sehen und auf dem anderen blind sein. Vielen Dank für das Gespräch!
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Die Wiederentdeckung des Wunders Das Wunder der Auferstehung: Der „ungläubige Thomas“ legt seinen Finger in die Wunde Christi. Gemälde von Michelangelo Merisi da Caravaggio (1571–1610)
AUSSTELLUNG Kann man als aufgeklärter Mensch noch an Wunder glauben? Ja, behaupten die Macher der Ausstellung „Wunder“ in den Hamburger Deichtorhallen. Sie zeigt, welche Bedeutung das Unerklärliche in Kunst, Wissenschaft und Religion hat. idea-Reporter Karsten Huhn war dort.
Wie die Kunst aus dem Christentum entstand Haben Aufklärung und Rationalismus nicht alle Winkel dieser Welt ausgeleuchtet und entmystifiziert? Ist die Moderne nicht längst entzaubert? Von wegen! Denn Wunder – das zeigt diese Ausstellung – sind nicht totzukriegen. Für Tyradellis besteht zudem ein enger Zusammenhang zwischen dem christlichen Glauben und der Kunst des Abendlandes: Sie ist entstanden, um dem christlichen Wunder ein angemessenes Bild zu verleihen. Die Fähigkeit, sich zu wundern, sei auch heute nötig: Sie treibt den Menschen an, das Neue, Fremde, Unbekannte wahrzunehmen und verstehen zu lernen. So führt das Wundern auch zu neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen – und unglaublichen Kunstwerken.
Ehrfurcht vor dem Sternenhimmel: 30.000 leuchten Zum Beispiel zur 400 Kilogramm schweren BuchenholzKugel des japanischen Künstlers Hiroyuki Masuyama. Drei Jahre arbeitete er an seinem Werk. In der Kugel sollen 30.000 Sterne leuchten. Also zieht man die Schuhe aus und steigt durch eine schmale Luke in die Kugel hinein. Masuyama schließt von außen die Luke. Tatsächlich: Man liegt in der Kugel, umfangen von Dunkelheit, schaut auf ein täuschend echtes Sternenpanorama und fühlt sich an den großen Satz des Philosophen Immanuel Kant (1724–1804) erinnert: „Zwei Dinge erfüllen das Gemüt mit immer neuer und zunehmender Bewunderung und Ehrfurcht, je öfter und anhaltender sich das Nachdenken damit beschäftigt: der gestirnte Himmel über mir und das moralische Gesetz in mir.“
Das größte Wunder aller Zeiten Kein Zufall ist es, dass zum Begleitprogramm ebenso ein Gottesdienst in der Ausstellungshalle gehört wie eine Diskussion mit dem katholischen Erzbischof Werner Thissen (Hamburg). Neben den modernen Ausstellungsstücken erinnern alte Gemälde an biblische Schlüsselereignisse – etwa an den Turmbau zu Babel, bei dem Gott die Sprachen verwirrte, oder an die Herabkunft des Heiligen Geistes zu Pfingsten, der die Menschen wieder zusammenführte. Gezeigt wird auch Caravaggios berühmtes Bild von 1602 des „ungläubigen Thomas“, der dem auferstandenen Jesus Christus den Finger in die Wunde legt. Denn dass ein Toter wieder lebendig wird – das ist das größte Wunder! P
b Ort: Deichtorhallen Hamburg
• Zeit: bis 5. Februar 2012 www.deichtorhallen.de • 040 321030
Repro: idea-Archiv
Diese Ausstellung entlässt den Besucher fröhlich. Sie verführt zum Staunen, sie macht klüger – und sie lehrt, die Welt wieder mit Kinderaugen zu sehen. Gezeigt werden echte und vermeintliche Exponate des Wunderbaren: Eine Videoinstallation zeigt das magische Licht der Sonne in Großaufnahme, die sieben Weltwunder – aber auch die mörderische „Wunderwaffe“ V2, die im Zweiten Weltkrieg das nationalsozialistische Regime retten sollte. In einem Raum schwirren, an Fäden aufgehängt, 54 Zauberstäbe aus den „Harry Potter“-Filmen durch die Luft. Eine Fotokünstlerin dokumentiert mit ihren Aufnahmen die Kreativität und Einzigartigkeit jedes Menschen. Das Wunder liegt wie häufig im Detail. Was das alles mit dem christlichen Glauben zu tun hat? „Das Wunder ist eine Öffnung in der Welt“, sagt der Kurator der Ausstellung, Daniel Tyradellis. Für ihn ist das Wunder etwas, „was nicht in das bestehende Weltbild hineinpasst“.
ideaSpektrum 40.2011
DI E K LE I N E K A NZ E L
» Es müssen ja Ärgernisse kommen, doch wehe dem Menschen, durch welchen Ärgernis kommt. «
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Heiner Martin Henny (Liestal bei Basel) ist Unternehmer und Verlagsleiter von idea Schweiz.
Matthäusevangelium 18,7
Foto: privat
Verantwortung übernehmen! Weil Satan der Fürst dieser gefallenen Welt ist, bleibt niemand vor Ärgernissen verschont. Gerade den treuesten Zeugen der Kirchengeschichte wurden besonders schwierige Lebenssituationen zugemutet. Ihr vorbildhafter Lebenswandel brachte ihnen nicht nur Ansehen, sondern oft auch Verachtung, teilweise Verfolgung und Martyrium. Doch wir haben die frohe Zuversicht von Paulus, der in Römer 8,28 schreibt, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen müssen! Aus einer zeitlichen Distanz gesehen, erweisen sich viele einst unverständliche und schwere Lebensführungen letztlich als etwas Gutes. Dies ist Gottes unfassbare Regierungsweisheit: Er wandelt bei seinen Kindern alles negativ Erscheinende in Gutes um. Das entbindet uns jedoch nicht von der Verantwortung, Ärgernisse, die andere Menschen treffen können, vermeiden zu helfen. Sehr viel Übles kann durch Christen gemildert werden, wenn wir Notleidenden helfen,
Schwache stärken, Kranke pflegen. Wo sich uns die Gelegenheit bietet, sollen wir auch als Friedensstifter auftreten.
Ärgernisse für andere vermeiden Und so groß der Lohn für den ist, der seinem Mitmenschen hilft – so groß ist auch der Zorn Gottes über alle, die durch ihr Verhalten andere zu Ärger und Boshaftigkeit verleiten. „Wehe dem Menschen …“ sagt Jesus in aller Schärfe. Es beschämt mich immer wieder, wie viele Menschen, die einen persönlichen Glauben an Jesus Christus ablehnen, als Entschuldigung „Ärgernisse“ anführen, die durch sogenannte Christen verursacht wurden. Wir haben eine enorme Verantwortung, wie wir uns den Mitmenschen gegenüber verhalten – und wir werden einmal Rechenschaft darüber ablegen müssen, wenn sie sich berechtigterweise über uns geärgert und wir ihnen dadurch den Weg zum ewigen Leben verbarrikadiert haben! P
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PORTRÄT
Sie haben im Winter den „zweiten Frühling“ erlebt SPÄTES GLÜCK Die Hochzeitseinladungen waren verschickt …
In der guten Stube fällt der Kalender ins Auge: „Gott verwandelt den Sturm in Stille, und es legten sich die Wellen“ (Psalm 107,29). „Wir erlebten manchen Sturm, bis wir endlich ein Paar wurden“, erinnern sich Marianne und Beat Neuenschwander. „Gott hat die Wellen um uns herum geglättet und uns einen tiefen Frieden geschenkt.“ Die Stürme bleiben auch heute nicht aus. „Aber Gott lenkt das Lebensschiff. Er richtet uns immer wieder auf.“ Marianne ist auf einem Bauernhof in der Nordostschweiz aufgewachsen, nahe der Grenze zu Deutschland. Mit 16 Jahren erfuhr ihre idyllische Welt einen Riss: Ihr Bruder starb nur 28-jährig an einem Herzversagen. „Ihren 1. Hochzeitstag verbrachte meine Schwägerin als Witwe. Warum lässt Gott so etwas zu?“, fragte sie sich. Seit jeher liebte Marianne die Berge und Seen. Sie heiratete und zog in die bernischen Voralpen um. Das Glück dauerte nicht lange. Mariannes Mann duldete den Glauben seiner Frau nicht. „Immer wieder hatte ich probiert, es den Kindern zuliebe auszuhalten. Nach 20 Jahren ging es einfach nicht mehr.“ Der Umzug von einem grossen Bauernhaus in eine kleine Wohnung bedeutete trotz der plötzlichen Enge einen Befreiungsschlag. Die dreifache
Mutter stieg wieder in die Pflege ein. Hier folgte der nächste Schlag: „Ich verunfallte bei der Arbeit und fand mich im Spital wieder.“ Nach ihrer Entlassung erlitt sie einen Hirnschlag und musste erneut hospitalisiert werden. Seither geht Marianne Menschenansammlungen aus dem Weg, sucht Gott in der Stille. „Früher besuchte ich Gott in der Gemeinde. Heute besucht Gott mich im Programm von christlichen Radiostationen.“
Das Unmögliche wird möglich Während vieler Jahre betete sie: „Wenn ich noch einmal mit einem Mann glücklich werden darf, dann schenk ihn mir!“ Schon beim ersten Kontakt mit Beat war eine sonderbare Verbundenheit spürbar. Beide wussten: „Es passt!“ Erwartungsvoll begann das Paar mit den Vorbereitungen fürs Fest. Die Zivilhochzeit war an Mariannes Geburtstag Ende Oktober geplant. Doch es kam anders: Der Bräutigam musste in eine psychiatrische Klinik eingewiesen werden. Ein Rückschlag, den die Braut nur schwer verkraftete. Sie wurde bewusstlos ins Kantonsspital überführt, während ihr Bräutigam ein Herzversagen erlitt. Die zivile Trauung wurde abgesagt, der Termin für die kirchliche Feier am 9. Dezember aber vorerst beibehalten.
Das Unmögliche geschah: Kurz davor konnte Beat das Spital verlassen. Am Hochzeitsfest nahmen nur das Brautpaar, der Pfarrer und Brautzeugen teil. „Wir können die Wege Gottes oft nicht verstehen. Aber wir dürfen Mut fassen, weil er uns immer wieder hilft“, sagen die beiden. Infolge seiner psychischen Krankheit ist Beat vor Störungen nicht gefeit. In diesen Momenten suchen sie die Einsamkeit in der Natur auf. „Häufig spricht ein Bibelwort zu uns, oder Lieder wie ‹So nimm denn meine Hände und führe mich›. Sie wurden meist in Zeiten tiefster Not geschrieben und sprechen uns deshalb direkt an.“ Marianne und Beat erleben ihr neues Glück sehr intensiv. In schwierigen Momenten wissen sie, dass Gott sie durchträgt. „Gott sieht auch den übernächsten Schritt. Seine Nähe ist ein Geschenk. Er hat alles wunderbar geführt!“ Nach dem Verlust lieber Angehöriger, inmitten gesundheitlicher Rückschläge fanden sie das grösste Glück der Welt: sich selbst und ein Gegenüber. Und Gott „als Dritten im Bund“. Die Liebe von Marianne und Beat ist unabhängig von äusseren Umständen und (Jahres-)Zeit. P
Foto: privat
Dann muss die Braut ins Spital, der Bräutigam in die Klinik eingewiesen werden. Das Fest wird abgesagt. Doch das Paar fand doch noch zusammen. idea-Redaktor Thomas Feuz berichtet.
DAS WORT DER WOCHE » Niemand darf von den Kirchen zu etwas gezwungen werden, aber es darf auch niemand am persönlichen Bekenntnis gehindert werden. Im offenen Staat bleibt die Religion eine persönliche Sache, aber sie kann nie Privatsache sein. « Felix Gmür, Bischof von Basel, vergangene Woche an der Besinnung „Vision für die Schweiz“ vor zahlreichen Verantwortungsträgern und Führungskräften in Bern ideaSpektrum 40.2011