46 16. November 2011
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Wie kann Gott Wunder wirken? Andreas Lange über Heilungen und die Auswirkungen von „Wunderheute.TV“ Seite 4
7 Männertag: 500 Teilnehmer hören
13 Chrischona: Fusswaschung und
8 New Leaders: Was braucht denn
23 Pro und Kontra: Sollten wir mehr
11 Anne Sachs: Die Aargauer Ärztin
24 Lebensabend: „Bloss nicht ins
die Jugendarbeit am dringendsten?
macht den gestressten Frauen Mut
Salbung sollen Prediger stärken
Total verändert!
Durch den Jugendkongress an Silvester 2011.
von dem Gericht Gottes predigen?
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Willy Graf über die stolze Auszeichnung des Campus Sursee und motivierte Mitarbeiter 7 Jugendsuizid: Gute Beziehungen
13 Sambia: 850 Freiwillige bringen
8 Schliessung: Klotener Stadtrat
20 Nachfolge: Was heisst es konkret,
9 «Solidfestival»: Mehr als solide
24 Diskussion: Im Gottesdienst nur
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G RÜ e z i
Ein Gott, der Wunder tut Vergangene Woche kamen meine Frau Vreni und ich zusammen mit unseren Projektkoordinatoren Andreas Kaderli und Ives Bron von einem Missionseinsatz in Nepal und Bhutan zurück. In acht Jahren waren in enger Zusammenarbeit mit Campus Nepal und lokalen Christen dank starkem Wirken des Heiligen Geistes im Himalaja erste christliche Gemeinschaften entstanden unter bisher unerreichten Volksgruppen, bis hin ins Tibet. Im Austausch mit den Evangelisten und Gemeindegründern im Himalaja wurde Mal für Mal das wunderbare Eingreifen Gottes erwähnt. Wenn alle Geister versagten, dann wandte man sich an den christlichen Gott, von dem es hiess, er könne Wunder tun. Nach der erlebten Heilung und Befreiung entdeckten die Geheilten, dass Jesus viel mehr ist als nur ein Problemlöser für schwierige Situationen. Viele Geheilte vertrauten ihr Leben fortan Christus an und folgen ihm oft unter grossen persönlichen Opfern nach. Nach der Taufe wurden viele von ihrer Sippe ausgeschlossen. Aber ihre Augen leuchten, denn sie haben Jesus Christus kennengelernt, der sie liebt und durch alle Schwierigkeiten wunderbar hindurch trägt. Für sie sind Gott und Wunder synonym. Warum haben wir im Westen so viele Probleme mit Wundern? Dabei sind auch bei uns die Menschen oft erst offen für das Evangelium, nachdem sie die umwandelnde Kraft Gottes ganz konkret erlebt haben. Natürlich gibt es manch unbiblischen Umgang
mit Themen wie Wunder und Heilung. Aber wir hören ja auch nicht auf zu evangelisieren, nur weil das Evangelium wieder einmal lieblos und auf unsensible Weise weitergegeben wird. In der kurzen Zeit seit wir auf www.Gottkennen.ch die Rubrik «Mini Gschicht mit Gott» geschaltet haben, erleben wir ein noch nie gekanntes Interesse an Glaubensfragen. In dieser Rubrik berichten die verschiedensten Menschen vom wunderbaren Eingreifen Gottes in ihrem Leben. Die heutigen Menschen interessieren sich zwar weniger für theoretische Wahrheiten, aber umso mehr für persönliche Erlebnisse und Erfahrungen mit Gott. Das persönliche Lebenszeugnis ist zur wichtigsten Evangelisationsform geworden, nicht nur im Himalaja, sondern auch in der Schweiz. Das erlebt auch Andreas Lange, der Leiter des evangelistischen Dienstes «Medialog». Er berichtet von seinen Erfahrungen mit Menschen, die Gottes Wunderkraft in ihrem Leben erfahren haben (Seite 4). Ich kenne Andreas Lange von seiner Zeit als Mitarbeiter in unserem Missionswerk. Ich kenne kaum einen nüchterneren Menschen als ihn. Vielleicht ist seine radikale Bibelbezogenheit der Grund, warum er so fest davon überzeugt ist, dass Wunder zu Gottes Alltag gehören. Und dass es unserem Vater im Himmel eine Freude ist, uns seine Liebe zu zeigen, indem er wunderbar in unser Leben eingreift.
BiBlisch Ein Lieblingsbibelwort von Andreas Marti, Kirchenmusiker und Theologe, Direktor der Berner Singstudenten, Liebefeld BE:
«Denn ich bin mir gewiss: Weder Tod noch leben, weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges noch Gewalten, weder hohes noch Tiefes noch irgendein anderes Geschöpf vermag uns zu scheiden von der liebe Gottes …» (Römer 8,38-39) «Der Übervater-Gott ist als kindliche Wunschphantasie längst durchschaut und verschwunden. Das Nachdenken über Gott hat viel gebracht, aber auch dieses Gottesbild ist kein stabiler Haltegriff – jedes weitere Nachdenken verschiebt und verändert ihn. Nur die eine Überlegung hält Stand: Wenn Gott wirklich die Liebe und das Leben will, dann ist diese Kraft auch noch da mächtig, wo scheinbar das Gegenteil am Werk ist. Daran ändert das Erwachsenwerden nichts, nicht das kritische Denken und nicht die Erfahrung fremden oder die Erwartung eigenen Sterbens. Gottes Liebe ist stärker als alles Nichtwissen. Dieser Satz ist der Punkt, auf den sich der Glaube letztlich reduzieren lässt: ausdehnungslos, gestaltlos, aber dennoch da, eine verlässliche Orientierungsmarke, um die herum sich das ganze Leben anordnen lässt.»
WörTlich «ist Gott im spiel bei den Nationalratswahlen? Ob er mit dabei war oder nicht, ist nach den Wahlen eine obsolete Frage. Dass es ihn aber während der nächsten vier Jahre braucht, ist wohl für alle unbestritten.» Peter Wettstein, Leserbriefschreiber aus Brütten ZH, in der «NZZ am Sonntag».
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HANSPETER NÜESCH Der Autor ist Leiter von Campus für Christus Schweiz in Zürich.
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BR E N N P U N K T
«Mangelnde Vergebung kann Heilungen verhindern» WUNDER HEUTE Mangelnde Vergebungsbereitschaft kann Gott hindern, Heilung zu schenken. Das betont Andreas
Lange, Leiter des evangelistischen Werkes Medialog. Immer wieder berichtet er auf «Wunderheute.TV» vom über natürlichen Wirken Gottes und von Heilungen. Wunder erleben auch Leute, die von der Esoterik enttäuscht wurden.
Welches Wunder hat Sie zuletzt stark bewegt? Andreas Lange: Wir erleben viele
bewegende Wunder! Besonders bewegt hat mich gerade eine Heilung bei meiner Frau. Vor drei Monaten hatte sie plötzlich eine Gesichtslähmung. Wir sind tief erschrocken. Wir haben gleich gebetet. Am nächsten Tag gingen wir zum Arzt. Da kam die Diagnose: Gesichtslähmung. Wir haben Freunde zum Beten aufgerufen. Ich habe sie mit Öl gesalbt. Wir haben das Abendmahl gefeiert. Während 30 Tagen vertiefte sich meine Frau täglich in alle Bibelstellen zum Thema Heilung. Das sind etwa 40 Bibelstellen. Sie nahm diese für sich persönlich in Anspruch. Nach einem Monat war die Gesichtslähmung weg. Auch ein befreundeter Arzt hatte für Johana gebetet. Er sagte, dass die Heilung – erst noch in so kurzer Zeit – für ihn eines der grösseren Wunder sei, das er je gesehen hat.
Wie oft haben Sie in diesem Jahr schon von Wundern in unserm Land gehört?
Wann anerkennen Sie ein Wunder?
Die katholische Kirche kennt ja klare Richtlinien für Wunder. Wir halten uns einfach einmal an die Bibel, wo wir von Zeichen und Wundern lesen. Wir anerkennen ein Wunder, wenn etwas Übernatürliches geschehen ist. Natürlich muss das Wunder von Dritten bestätigt werden. Hilfreich ist, wenn eine Heilung auch medizinisch dokumentiert ist.
Wie kann es zu Wundern kommen?
Andreas Lange ist überzeugt, dass Wunder noch und noch geschehen.
Prediger und Evangelist oft unterwegs und darf dabei immer wieder Gottes übernatürliches Handeln erleben. Doch es werden nicht alle Menschen, die dafür beten, geheilt!
nicht nur im Ausland vorkommen. Wir haben einen lebendigen Gott, der auch in Europa wirkt. Bei Jesus sehe ich, dass Wunder ein ganz wichtiger Teil seines Dienstes waren.
Warum konzentrieren Sie sich gerade auf Wunder?
Warum sind Wunder im Vergleich zu biblischen Zeiten heute doch grosse Ausnahmen?
Auf unserer Website haben wir fast 170 Geschichten von Wundern dokumentiert. Ich bin als
Ich begann bei «Medialog» vor siebeneinhalb Jahren, Wunder im Internet zu dokumentieren. Ich wollte damit zeigen, dass Wunder
Andreas Lange
Medialog
51 Jahre alt, in zweiter Generation im vollzeitlichen Dienst tätig, in Zezikon TG wohnhaft. In zweiter Ehe mit Johana verheiratet, zusammen haben sie 4 Kinder (12, 22, 29, 31) und zwei Enkel (1 und 3 Jahre). Seit April 1999 Gesamtleiter von Medialog. Als Prediger und Evangelist im In- und Ausland tätig. 2004 lancierte er zusammen mit seinem Team «Wunderheute. TV». Vor seinem Ruf in den vollzeitlichen Dienst war der eidg. dipl. Betriebsausbilder mit Nachdiplomstudium in Human Resources Management als Manager in der Computerbranche tätig, zuletzt als Direktor und Country Manager. Hobbys: Menschen interviewen, Beziehungen pflegen, Lesen, feines Essen.
Hervorgegangen aus «Gospel Radio», ist Medialog ein evangelistisches Werk mit Sitz in Eschenz TG. Hauptanliegen ist es, Menschen mit Gott in Dialog zu bringen und sie zu ermutigen, im täglichen Leben mit dem Eingreifen Gottes zu rechnen. Über die Landesgrenzen hinaus bekannt wurde Medialog mit «Wunderheute.TV». Durch die zahlreichen Lebensberichte – grösstenteils aus dem deutschsprachigen Europa – will Medialog Menschen jeglicher Herkunft neue Hoffnung vermitteln. Die Zusammenarbeit mit Kirchen und christlichen Gemeinschaften ist Medialog sehr wichtig, wie auch die Vernetzung mit Healing-Rooms und Heilungsdiensten im In- und Ausland.
Bild: idea/av
www.wunderheute.tv
Das kann man für Westeuropa sicher so sagen. In andern Ländern kommen Wunder viel mehr vor als bei uns. Wir sind sehr verstandesorientiert. Alles, was wir nicht gleich erklären können, macht uns Mühe. Ich erlebe unter Christen immer wieder ein Klima mit grosser Skepsis und Kritikgeist, das Wundern nicht förderlich ist. Wir brauchen ein kindliches Vertrauen darauf, dass das Wort Gottes wahr ist und dass Gott auch heute Wunder wirken kann. Dieses Vertrauen fehlt bei uns oft.
Wann sprechen Sie von Wunder?
Ein Wunder ist für mich, wenn die menschliche Suche nach Lösungen am Ende ist und Gott übernatürlich eingreift. Das bezieht sich nicht nur auf Heilungen. Auch in Ehen, die völlig zerrüttet scheinen, erleben wir, dass durch die Liebe von Jesus neue, tiefe Beziehungen entstehen. Das sind genauso Wunder wie eine Heilung bei Krebs im Endstadium.
Gut, dass es dafür keine Methode gibt! Ich glaube fest daran, dass das kindliche Vertrauen in Gott und seine Möglichkeiten entscheidend ist. Halten wir uns doch an Lukas 18,27: «Was bei Menschen unmöglich ist, das ist bei Gott möglich!»
Wie oft spielt ärztliche Hilfe mit?
Das Verhältnis ist wohl 50 zu 50. Ja, es sind eher noch mehr, die medizinische Hilfe in Anspruch nehmen. Ich bin so dankbar für unsere gute medizinische Versorgung und für gute Ärzte. Ich wünsche mir ein enges Miteinander mit Ärzten.
Erleben Sie Wunder nur an Einzelpersonen oder auch an Gruppen, an ganzen Gemeinden etwa?
Es sind vor allem Einzelpersonen. Oft aber wirken sich Wunder dann auf ganze Familien aus. Gerade haben wir im Internet das Wunder eines jungen Mannes dokumentiert, der sieben Jahre lang in den Drogen lebte. Für die Eltern war es eine lange Zeit des Betens, Hoffens und Vertrauens. Durch die Kraft Gottes wurde der Sohn verändert. Das hat Kreise gezogen über die Familie hinaus. Heute sagt der Vater: «Mein Sohn ist mir ein Vorbild geworden in seinem Glauben an Jesus.»
Auch bei uns gibt es immer mehr Heilungsgottesdienste und Healing-Rooms. Wann erweisen sie sich als erfolgreich?
Healing-Rooms sind etwas Neueres. Dahinter steckt die Idee, dass Christen aus unterschiedlichen idea Spektrum 46.2011
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Denominationen im Namen Jesu für Kranke beten. Alle können kommen, aus welcher Kirche auch immer. Gottes Wort betont Einheit und Liebe. Dies ist für mich ein Grund, warum Gott sich hinter den Dienst in den HealingRooms stellt. Bei Heilungsgottesdiensten erlebe ich oft eine besondere Atmosphäre des Glaubens, wodurch Menschen berührt und geheilt werden.
Heilung ist das eine, die Begleitung danach das andere. Worauf legen Sie Wert in der Nachsorge?
Eine berechtigte Frage. Oft sind geheilte Menschen in keine Gemeinde eingebunden, und sie lesen auch die Bibel nicht. Wir versuchen, solche Menschen in einen Gottesdienst einer Gemeinde einzuladen, in der man an Heilungen glaubt und dafür betet. Oder wir versuchen auch, sie für die Teilnahme an einem Alphalivekurs zu gewinnen.
Was kann Heilungen verhindern?
Nach meiner persönlichen Erfahrung ist die mangelnde Vergebungsbereitschaft ein grosser Hinderungsgrund. Wir sehen ja im «Unser Vater» die wichtige Wechselwirkung: «Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.» Ein anderer Punkt: Der Glaube kommt durch die Predigt und die Predigt durch das Wort Gottes. Es ist ganz wichtig, dass wir unsern Glauben durch das Wort aufbauen – in guten Zeiten übrigens.
Liegt es also auch an der Lehre, dass es nicht vermehrt zu Wundern kommt?
Die gute Lehre ist ein zentrales Thema. Die Wunder Gottes sollten vermehrt ganzheitlich gelehrt werden. Dazu gehört der ganze Bereich von Heilung und Befreiung. Mein Wunsch wäre es, dass es ganz normal würde, jeden Sonntag im Gottesdienst auch das Gebet um Heilung und Befreiung anzubieten. Das wäre auch für Leute aus der Landeskirche eine wunderbare Chance.
Erleben Sie auch Wunder an Menschen, die nicht an Jesus glauben?
Es kommt vor, dass sich Menschen, die Jesus noch nicht persönlich kennen, an uns wenden. idea Spektrum 46.2011
Selber von massiven Knieproblemen geheilt Durch welches Wunder kamen Sie selbst zu «Wunderheute.TV»? Andreas Lange: Für mich war es ein Wunder, dass ich eine tiefe Sehnsucht verspürte nach Gottes Kraft und dem sichtbaren Wirken Gottes. Ich begann das Evangelium ganz anders zu lesen und recherchierte dann auch nach Gottes konkretem Eingreifen. Ich sagte mir: «Wunder passieren doch noch und noch. Leider werden sie zu wenig bekannt gemacht.» Das war eigentlich der Auslöser für «Wunderheute.TV» vor siebeneinhalb Jahren, ein Arbeitszweig von «Medialog». Persönlich
habe ich erst vor etwa fünf Jahren ein Heilungswunder erlebt. Ich hatte massive Knieprobleme. Ich ging zum Arzt, einem gottesfürchtigen Mann. Er meldete mich zur Operation an. Vier Tage vor der Operation erlebte ich in einem Heilungsgottesdienst völlige Heilung. Die Operation konnte abgesagt werden.
Dann beten wir im Namen Jesu für sie. Ich glaube, dass ihnen Gott mit einem Wunder zeigen will, dass er der lebendige Gott ist. Nicht selten öffnen sich die Leute nach einem Wunder für Jesus.
Fall Auswirkungen auf eine Ehe, eine Familie, auf ein ganzes Umfeld. Letztes Wochenende hatte ich gerade einen Einsatz im ICF in Schaffhausen. «Jesus ist … Heiler» hiess das Thema. Ich habe besonders auf die Umsetzung des Gehörten in der Familie, der Schule und am Arbeitsplatz hingewiesen. Der Glaube soll zum Lebensstil werden. Wir sollten viel mehr auf andere Leute zugehen und für sie beten.
Was sagen Sie Eltern, die über Jahre hinweg treu für die Bekehrung Ihrer Tochter beten und keine Veränderung erleben?
Schaut nicht auf die Umstände! Richtet euren Blick immer wieder auf Jesus aus und liebt euer Kind, auch wenn es noch nicht den Weg mit Jesus geht.
Was bezwecken Sie eigentlich mit Ihren Wunder-Berichten?
Ganz klar: Jeder Bericht soll auf den lebendigen Gott aufmerksam machen und dazu dienen, dass Menschen Jesus persönlich kennenlernen.
Keine Bedenken, dass Sie damit einen einseitigen Wunderglauben fördern könnten?
Das darf nicht unsere Absicht sein. Wir sind keine Wunderheiler, aber wir haben eine persönliche Beziehung mit dem grössten Heiler aller Zeiten! Klar, Wunder sprechen viele Leute an. Doch uns geht es wirklich um eine Liebesbeziehung mit Jesus und nicht um eine einseitige Wundergläubigkeit. Zu uns kommen auch viele Leute, die auf der Suche nach spirituellen Erlebnissen in der Esoterik schlechte Erfahrungen gemacht haben. Sie finden dann oft über ein Wunder wirklich zum Glauben an Jesus Christus.
Und dieser Glaube zieht dann auch Kreise?
Ein Wunder Gottes hat in jedem
Warum der Name «Medialog» für Ihren Dienst? «Medialog» heisst nichts anderes, als Menschen in Dialog mit Gott zu bringen. Auf Mundart: «Meh Dialog!»
Warum berichten säkulare Medien so selten über reale Wunder?
Kürzlich berichtete die «Thurgauer Zeitung» auf einer ganzen Seite sehr sachlich über unsere Arbeit. Doch das kommt selten vor. Viele Journalisten befürchten wohl, sie würden sich zu stark exponieren, wenn sie auf uns zukommen. Wir wollen dafür beten, dass sich das ändert. Wir Christen sollten uns auch weniger verstecken und den Mut haben, auf säkulare Medien zuzugehen. Wir brauchen mehr Mut zum Dialog. Wir brauchen aber auch mehr Christen an den Schlüsselstellen der Medien.
Für welches Wunder beten Sie intensiv?
Dass wir als ganze Familie in unserer Berufung leben und auch als Team bei Medialog noch vielen Gemeinden im In- und Ausland mit den Gaben dienen dürfen, die uns von Gott geschenkt wurden. Und dass sich bei den nationalen TV-Sendern in der Schweiz, Deutschland und Österreich Türen öffnen, damit dort viele Erlebnisberichte von göttlichen Wundern und Heilungen ausgestrahlt werden können. Interview: ANDREA VONLANTHEN
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PODIUM November Für viele Menschen sind die trüben Tage und die langen Nächte im November eine Herausforderung. Schwere Gedanken und eine negative Stimmung wollen sich in ihrem Alltag breitmachen. Was könnte man dagegen tun? Gerade für uns Christinnen und Christen ist doch der Monat, in welchem wir vermehrt unserer Verstorbenen gedenken, auch ein Monat der Hoffnung und der Vorfreude auf das Leben nach dem Tod. Und bereits ein leises Versprechen, dass bald die schöne Zeit des Advents und damit des Erwartens der Geburt Jesu kommen wird. Dies sollte uns fröhlich stimmen und uns Hoffnung und Mut geben. Manchmal staune ich über Mitmenschen, die ihren christlichen Glauben stets betonen, aber diesen Glauben im täglichen Leben nicht als Quelle der Kraft und der Hoffnung erleben können. Meist sind sie damit beschäftigt, sich selber und ihr Schicksal in allen Details in den Mittelpunkt zu stellen und immer wieder zu schildern. Und vor lauter Selbstmitleid scheinen sie zu vergessen, dass es um sie herum noch Menschen hat, die auch nicht immer auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Kein Wunder, dass wir solch verbitterten und stets klagenden Mitmenschen lieber aus dem Weg gehen. Dies wiederum verstärkt deren Einsamkeit und Unzufriedenheit. Haben wir doch den Mut, und sprechen wir mit diesen traurigen und einsamen Mitmenschen. Fragen wir sie einfach, wie es ihnen geht, und laden wir sie zu einem Kaffee ein. Ich habe es kürzlich ausprobiert. Zu meiner Freude ist nach anfänglichem Klagen und Schimpfen ein schönes und freundschaftliches Gespräch über Gott und die Welt entstanden - und dies an einem nebligen und kalten Novembernachmittag! BRIGITTE HÄBERLI Die Autorin, Nationalrätin und stellvertretende Fraktionspräsidentin der CVP, wurde soeben in den Ständerat gewählt. Sie wohnt in Bichelsee TG.
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Die Stiftung Wendepunkt ist eine innovative und dynamische Sozialunternehmung mit Sitz in Muhen und Betrieben an mehreren Standorten im Kanton Aargau. Als Stiftung verfügt sie über ein marktwirtschaftliches Dienstleistungsangebot in verschiedenen Branchen. Die 550 Arbeits-, Ausbildungs-, Wohn- und Tagesplätze werden von 130 Fachpersonen auf christlicher und sozialer Grundlage geführt mit dem Ziel, Menschen in ihrer beruflichen und sozialen Integration zu unterstützen.
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Er nahm sich vor: «Aber heute wird nicht geheult!» MÄNNERTAG «Ein Mann im Kampf der Götter»: Seine fast unglaubliche Lebensgeschichte erzählte Klaus Kenneth am
Samstag beim 13. Männertag in der Deutschschweiz. Gut 500 Besucher waren der Einladung des Männerforums nach Aarau gefolgt. In offener und herzlicher Atmosphäre erlebten sie einen faszinierenden Anlass. Zu Beginn wird ein Bild auf die Leinwand projiziert. Es zeigt Wasser, das in einen Abgrund fliesst. Stufenweise geht es immer tiefer hinab in die Dunkelheit – der Boden ist nicht mehr sichtbar. Das Bild symbolisiert den spirituellen Werdegang des Referenten Klaus Kenneth. Der in Fribourg lebende Deutsche hat so viel durchgemacht, dass man sich fragt, wie ein Leben dafür ausreicht. Als Kind abgelehnt und missbraucht, probierte er auf der Suche nach innerem Frieden so gut wie alles aus.
Männer unter sich
Männertag bedeutet: Für einmal sind Männer wirklich unter sich. Tatsächlich befand sich keine einzige Frau im Saal der Freien Christengemeinde Aarau, nicht einmal im Lobpreisteam. Ein ungewohnter Anblick, der der Stimmung aber keinen Abbruch tat. Es entwickelte sich eine herzliche, offene Atmosphäre. Thomas Humbel, Präsident des Männerforums, führte locker und witzig durch das Programm. Die Band unter der Leitung von Matthias Eckardt verstand es, die Teilnehmer in die Anbetung zu führen. Man(n) hatte nicht den Eindruck, dass etwas fehlte – zumindest nicht für diesen Tag. Und dann war da ja noch Klaus Kenneth.
Von Mann zu Männern: Ein authentischer Klaus Kenneth in Aarau.
Das Thema der Veranstaltung – «Ein Mann im Kampf der Götter» – spielte auf die vielfältigen religiösen Angebote unserer Zeit an. Der 66-jährige Klaus Kenneth erzählte hauptsächlich seine dramatische Lebensgeschichte. Vom Vater verlassen, von der Mutter geschlagen und abgelehnt, gerät er früh auf die schiefe Bahn. Ein katholischer Erzieher missbraucht ihn jahrelang, Drogen und Selbstmordversuche folgen. «Von der Hölle ging es in die Hölle-Hölle», wie er es ausdrückte. Ihm wird klar, dass er mit jedem Schritt nur «dem Tod näher» kommt. Also startet Kenneth auf der Suche nach Wahrheit und echter Frei-
Was hat sie an Klaus Kenneth beeindruckt? «Es ist gewaltig zu hören, wie Kenneth abgestürzt ist, aber dann Halt in Jesus gefunden hat. Es geht darum, tiefe, wahre Beziehung zu suchen, nicht einfach nur zu leben.» Dani Müller, 49, Hunzenschwil AG «Er hat die Suche nicht aufgegeben. Männer suchen nach Liebe, zeigen es aber oft nicht. Jeder Mann hat den Wunsch nach Frieden.» Martin Lehmann, 35, Oberbuchsitten SO idea Spektrum 46.2011
«Die Geschichte ist wirklich interessant, weil sie erlebt ist. Mit der Demut haben wir Männer oft Mühe.» Urs Felber, 58, Hombrechtikon ZH «Ich nehme es ihm voll ab – sehr nah am Leben. Es ist schwierig, Frieden zu finden. Wir Männer legen Wert darauf, auf etwas stolz sein zu können. Seine Geschichte zu hören, tut uns gut.» Lukas Bieri, 28, Interlaken BE
heit eine religiöse Reise, die ihn um die ganze Welt führt.
Er hatte alles ausprobiert
In Mexiko macht er eine Zauberlehre, im arabischen Raum erforscht er den Islam. Durch eine Zeitungsanzeige gerät er an Yoga und Transzendentale Meditation. In Indien wird er selbst zum Guru. «Liebe und Macht über Menschen» will er gewinnen. Letzteres bekommt er auch, bis er schliesslich vor niemandem mehr Angst hat – «nur noch vor dem Tod.» Um auch diese Angst zu besiegen, besucht er ein Sterbehaus von Mutter Teresa in Kalkutta. Doch dort herrscht zu seiner Verwunderung «ein Friede», der ihn zum Weinen bringt. Mehrmals kehrt er zurück, nimmt sich jedes Mal vor: «Heute wird nicht geheult!» Doch es hilft nichts. Dann versucht er sich im Okkultismus, als buddhistischer Mönch in Kambodscha und wird in Kolumbien fast ermordet. Später in der Schweiz begegnet er einer alten Weggefährtin, die inzwischen Christ geworden war. Sie betet für ihn und stellt Kontakt zu anderen Christen her. 1981 bekehrt sich Kenneth in der Kathedrale von Lausanne und wird dabei frei von dämonischen Mächten.
Demut ist das Zentralste
Kenneth wirkt authentisch, er ist kein konventioneller Typ. Seine Sprache ist nicht aufgesetzt, Bilder: idea/chb
sondern direkt und ehrlich. Zwischendurch sang er zwei Lieder mit der Gitarre; während dem Lobpreis sass er plötzlich am Schlagzeug und spielte mit. So spontan, allerdings etwas auch planlos war dann der Vortrag im Anschluss an sein Zeugnis. Was möchte er den Männern an diesem Tag mitgeben? «Demut ist der zentralste Punkt, besonders für Männer», betonte er. Der Gedanke: «Ich brauche keinen Gott», sei oft der Grund, warum diese nicht in die Kirche gehen. Genau hier würden auch alle Religionen und Philosophien scheitern, da sie nicht die eigene Sündhaftigkeit erkennen wollen. Demütig könne man nur durch den Heiligen Geist werden: «Gott dreht die Pyramide um.»
Nicht zu schnell abfinden
Klaus Kenneth gab viele Impulse und Informationen zu den verschiedenen Religionen weiter. Was aber mit Sicherheit bleibt, ist die erstaunliche Geschichte eines Mannes, der seinem Herzen gefolgt ist. Im «Kampf mit den Göttern» hat er nicht locker gelassen, bis er den Frieden in Christus gefunden hat. Sich nicht zu schnell mit Ersatz abzufinden, ist für Männer sicher eine wichtige Botschaft. Besitz und Macht sind häufig die Götter dieser Zeit. «Bei Gott geht es jedoch nicht um Haben, sondern um Sein», so Klaus Kenneth. CHRISTOF BAUERNFEIND
Das Männerforum Das Männerforum ist eine überdenominationelle christliche Bewegung. Sie entstand 1996, inspiriert durch die amerikanische «Promise Keepers-Bewegung». An Konferenzen, Wochenenden und regionalen Treffs bietet sie Männern eine Plattform, sich in einem lockeren Rahmen zu begegnen, Denkanstösse zu erhalten und persönliche Erfahrungen auszutauschen. www.maennerforum.ch www.klauskenneth.com
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TAG E SSC H AU
JouRNAL
Kraft Gottes auf den Boden bringen
Brigitte Häberli gewählt
«NEWLEADERS.CH» «Was braucht meine Jugendarbeit am dringendsten?» Das fragten
«idea»-Kolumnistin Brigitte Häberli wurde am Wochenende in den Ständerat gewählt. Die 53-jährige Thurgauer CVP-Politikerin holte sich im zweiten Wahlgang 26 777 Stimmen und bezwang damit ihren Gegenkandidaten Max Vögeli (18 348, FDP) klar. Brigitte Häberli war vor acht Jahren in den Nationalrat gewählt worden und gewann seither auch als stellvertretende Fraktionspräsidentin der CVP im Bundeshaus ein hohes Ansehen. (idea)
sich 400 junge Leiterinnen und Leiter am letzten Wochenende auf St. Chrischona.
Evangelium für Migranten
Sie bleiben freudig als Boten des Evangeliums mit Migrantinnen und Migranten unterwegs: Rund 40 voll- und teilzeitlich tätige Personen nahmen letzten Montag am Mitarbeitertag der Arbeitsgemeinschaft für interkulturelle Zusammenarbeit (AGiK) in der Stefanskirche in Zürich teil. Thema der Tagung: «Was, wenn der Erfolg ausbleibt? Was gibt meinem Dienst Wert?» Die AGiK ist unter dem Dach der Schweizerischen Evangelischen Allianz (SEA) tätig. (idea) – www.aem.ch, www.agik.ch, www.meos.ch
Weg der freundschaft
An ihrer Retraite in Giffers FR bekräftigte die EDU am Wochenende ihren Willen, nach vorne zu schauen. «Im Kanton Thurgau bilden EVP und EDU eine Fraktion. Ziel sollte sein, das gemeinsame christliche Wählersegment noch besser zu nutzen», betonte Kantonsrat Daniel Wittwer. Ein «Weg der Freundschaft» könnte dem Verlust weiterer Wählerstimmen vorbeugen. Gemeinsame Listenverbindungen sollten nicht nur rechnerisch motiviert sein. Sie hätten auch eine positive Signalwirkung an christliche Gemeinden. (idea)
Gottesdienst für Politiker
Zum Beginn der Wintersession der eidgenössischen Räte und der neuen Legislaturperiode 2011–2015 findet am 5. Dezember im Berner Münster ein ökumenischer Gottesdienst statt. Der von der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in der Schweiz (AGCK) veranstaltete Anlass ist öffentlich (Türöffnung im Münster um 12.50 Uhr; der Gottesdienst dauert von 13.15 bis 13.45 Uhr). (kipa) Bilder: Matthias Spiess, zvg
Die jungen «new leaders» behalten Bodenhaftung.
«Dass du tief verbunden mit Jesus lebst!» So lautete die Antwort von Thomas Härry, Referent und Buchautor, gleich zu Beginn der Konferenz. Aus dieser Beziehung lasse sich die Kraft und Freude für den herausfordernden Leiteralltag schöpfen. Eine erneuerte, von Jesus «angezündete» Person werde man, indem man sich anhaltend auf den Weg der Erneuerung begebe. «Das beinhaltet, mit Gott zusammen die Punkte anzupacken, die er aufzeigt», meinte Härry.
Leben mit der Sicherheitslinie
Wer sich als Leiter engagiert, sei nicht vor Aktionismus geschützt. Äussere Umstände verlangten einem zwar viel ab, seien aber nie allein verantwortlich für eine Überforderung. Zentral sei die Frage: «Wer bin ich eigentlich? Was bin ich wert?» Die Unterscheidung zwischen dem, was mein Auftrag sei, und dem, was ich mir selber auflade, könne wie eine Sicherheitslinie auf der Autobahn schützen. Junge Leitende müssten
lernen, nicht von der Frage «Wie viel kann ich?», sondern «Wie viel soll ich?» auszugehen. Umrahmt wurde der Kongress von der Worship-Band «heimspiel» und dem Comedian «Mimuk» (Alex Fröhlich). Der Anlass eignet sich für Teams aus der Teenie- und Jugendarbeit. Der Transfer des Gehörten in die Praxis ist wesentlich. Die Referate und Workshops wurden von Reflexionszeiten unterbrochen. So konnten die Inhalte des Gehörten in den Teams vertieft werden. Deborah VaSSen
«newleaders.ch» Die Trägerverbände BESJ (Bund evangelischer Schweizer Jungscharen), Chrischona, Freie evangelische Gemeinden (FEG), Jugendallianz, VFMG (Freie Missionsgemeinden), youngleaders.ch und youthplus wollen Teams aus der Jugend- und Teeniearbeit in ihrer Leiterschaft fördern. Nächster Jugendleiterkongress: 10.–11. 11. 2012. www.newleaders.ch
«Boppi»: «Gott ist nicht fertig mit dir» JuGENDKoNfERENz Andreas Boppart motivierte am «Glow» am 5. und 6. November in
Murten, ein «ufrichtiges» Leben als Christ zu führen. Christen sollen für Jesus «glühen».
Christen würden gerne «Aufrichtetannen» auf ihr geistliches Leben stellen, um wie bei einem Hausbau zu zeigen, dass sie fertig sind. Festgefahrene Meinungen, kirchliche Normen und Gottesdienstformen erzeugten das Gefühl, dass wir die richtige Art gefunden hätten und uns zurücklehnen könnten, meinte Andreas «Boppi» Boppart.
«Baustelle» bleiben
«Die Bibel zeigt uns ein anderes Bild: Jüngerschaft heisst bereit zu sein, Gott am ‹Lebenshaus› weiterbauen zu lassen», betonte «Boppi». Er forderte heraus, das Leben nach «Baustellen» zu durchforschen, auf die vorschnell eine
«Boppi» will keine «Aufrichtetanne».
Nicht wir, sondern Gott soll uns «fertig» machen! Neben Inputs und bewegenden Worship-Zeiten mit der Band «Upstream» gab es diverse Workshops. Die Infuture-Wand hielt Informationen zu Mission und Ausbildungsstätten bereit. Nach dem Kuhmelk-Wettbewerb kam die Gemeinschaft beim MilkShake-Trinken nicht zu kurz. Manuela WielanD
«Tanne» gesetzt wurde. In der Umfrage im prall gefüllten Plenarsaal konfrontierte «Boppi» mit Gegensätzen zwischen Glauben und Handeln. Auf der Bühne wurde die «Aufrichtetanne» gefällt und «Boppi» motivierte, Gott im persönlichen Leben bauen zu lassen.
zum Vormerken Das nächste «Glow» findet am 3.und 4. November 2012 in der FEG Murten statt. www.glow4jesus.ch
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TAG E SSC H AU
Herz der Menschen bleibt im Fokus
ÄXGÜSI
EVANGELISCHE MISSIONEN «Wir können zwar unser Umfeld verändern, die Herzen aber
Pauschaldenken
nur mit dem Evangelium.» Die Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) betont an ihrer Mitgliederversammlung in Zürich ihre Kernkompetenz.
Welche Botschaft haben Missionsgesellschaften im 21. Jahrhundert? «Wenn wir an unseren Schreibtischen sitzen, wenn uns Sorgen beschweren und der Nebel drückt, ist es gut zu wissen: Wir haben eine kraftvolle Botschaft!» So begrüsste AEM-Präsident Daniel Berger die rund 50 Delegierten in der Bethel-Kapelle in Zürich. Diese könnten zwar mit ihrem Engagement und Hilfeleistungen ein Umfeld verbessern. «Die Herzen der Menschen aber kann nur das Evangelium verändern. Darum sollen die Herzen der Menschen in unserem Fokus bleiben. Der Motor unserer Unternehmungen soll die Liebe sein!»
Geistlicher Aspekt im Zentrum
«Du bist erhoben, für immer gehört dir der Thron», sangen die Vertreter verschiedener Werke in der Kapelle mit dem Holzkreuz und der prächtigen Rosette über der Orgel. Für die Begleitung sorgten Regula Zurschmiede, Gitarre, und Urs Trummer am Kontrabass. Das sanft hereindringende Licht unterstrich treffend die Aussage des zweiten Loblieds: «Der Himmel zeugt von der Herrlichkeit des Herrn der Herrn.» Die Lesung aus 5. Mose 6,4 beschrieb die Herzenshaltung wohl aller Anwesenden: «… unser Gott ist ein Herr. Du sollst den Herrn, deinen Gott, von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit aller deiner Kraft lieben …» Damit verband Daniel Berger das Bild der Familie und der Generationen: «Im Reich Gottes geht es nicht nach den Massstäben von Orga-
Wer ist die AEM? Die Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) ist der Dachverband von 40 Missions- und Hilfswerken in der Schweiz. Das Sekretariat in Zürich begleitet die angeschlossenen Werke, vernetzt die Arbeit und vertritt die Werke in der Öffentlichkeit. www.aem.ch, www.mission.ch www.mission-net.ch
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Geschäftsleiter Niklaus Meier (zweiter von rechts) verabschiedet Nik Hartmann (rechts). Links Daniel Berger, Präsident, und die neue Sekretärin Susi Fankhauser. Kleines Bild: das Lobpreisteam.
nisationen, sondern nach Beziehungen. Gott will uns als lebendige Bausteine gebrauchen.» Der familiäre Charakter sei für die AEM bezeichnend. Während einigen Minuten wurde still für die Kinder, «die eigenen, aber auch die geistlichen Kinder», gebetet.
Gekürztes Budget
Alle drei Monate hat der Geschäftsleiter Niklaus Meier bisher einen Quartalsbericht veröffentlicht. Diese Dienstleistung wurde verschiedentlich als unnötig bezeichnet. Weil es aber nicht nur um eine Berichterstattung gehe, sondern auch anstehende Anlässe und Tendenzen kommuniziert würden, möchte der AEM-Vorstand daran festhalten, erklärte Meier. Der Austritt von fünf teils langjährigen Mitgliedwerken löste eine rege Diskussion mit einigen Rückfragen aus. «Wir bedauern das sehr, müssen es aber akzeptieren. Das ist ein Teil des Lebens. Wir wollen trotzdem weiterhin miteinander unterwegs sein», betonte der AEM-Präsident. Die Austritte wurden unter anderem mit veränderten Schwerpunkten und zunehmend international ausgerichteten Partnerschaften begründet. Als Folge dieser Austritte musste das Budget gekürzt werden. Dadurch kann die Akademie für Weltmission (AWM) im süddeutschen Korntal in weniger grossem
Umfang als bisher unterstützt werden. Das Budget wurde nach einigen Rückfragen genehmigt.
Verabschiedung und Willkomm
Nik Hartmann war während drei Jahren als Buchhalter und Sekretär tätig. Er verlässt die AEM auf Ende November und wechselt in die öffentliche Verwaltung. Sein Engagement wurde herzlich verdankt. Die neue AEM-Buchhalterin heisst Susi Fankhauser. Sie wird in einem Teilzeitpensum für die Geschäftsstelle der AEM sowie für die Schweizerische Evangelische Allianz (SEA) tätig sein. Mit Applaus wurden neue Vertreter von Werken begrüsst: HansUeli Beereuter von «Licht im Osten», Christoph Hegerle von der «Kontaktmission Schweiz», Martin Rösch von der «Amzi» (Arbeitsgemeinschaft für das messianische Zeugnis an Israel), Markus Storz von dem in Lima tätigen Missionswerk «Refugio» sowie André Fritz von Wycliffe. Nachdem Gebetsanliegen genannt wurden, beteten die Versammelten für Aktionen der befreundeten Werke. Sie bleiben gemeinsam unterwegs, auch wenn sie organisatorisch zum Teil eigene Wege gehen. Und das Anliegen bleibt unverändert: Herzen für die beste Botschaft gewinnen. THOMAS FEUZ
Es gab eine Zeit der Ostfriesenund Österreicherwitze. Dass sich die Berner über die Fribourger oder die Basler über die Zürcher (und umgekehrt) lustig machen, ist auch kein Witz. Die Thurgauer sollen lange Finger haben. Und die Walliser sind entweder Sportreporter, Winzer, Skilehrer, Hoteliers oder sonst Verrückte. Lachen ist gesund. Aber nicht nur! Das ist dann der Fall, wenn aufgrund von Einzelfällen Rückschlüsse auf das Ganze gezogen werden. Pauschaldenken – damit meine ich jenes Denken, das ein Ganzes aufgrund eines Einzelnen abstempelt und auch abstraft. Ich erschrecke offen gestanden, wie dieses Pauschaldenken auch in christlichen Kreisen aktuell ist. Nicht nur dort begegnet mir gelegentlich viel Angst vor Menschen, deren Namen mit einem «itsch» (wie Prelicz) endet. Darf ich das einfach einmal so offen schreiben: Nicht alle Polen, Serben, Kroaten und so weiter sind Verbrecher, Halunken und Banditen. Nicht alle Österreicher sind dumm und dämlich. Nicht alle Zürcher haben ein grosses Maul. Es gibt auch Thurgauer, deren Finger nicht länger sind als die eines Normalbürgers. Es sind lange nicht alle katholischen Priester pädophil, und wer meint, dass Theologieprofessoren grundsätzlich Atheisten sind, täuscht sich ebenso. Bei der SVP sind nicht alle rechtsextrem, so wie bei den Linksparteien nicht alles Atheisten sind. Pauschaldenken – ich wünschte mir, dass wir unser Hirn ein wenig differenzierter gebrauchen. Nur einem, nämlich Gott selber, steht es zu, pauschal zu denken und zu handeln. Sein Liebes- und Erlösungsangebot durch Jesus Christus gilt grundsätzlich jedem Menschen auf unserem Planeten. Die Tragödie ist die, dass leider nur wenige darauf eingehen wollen. THOMAS PRELICZ Der Autor ist Pfarrer in Arth.
Fotos: idea/tf, zvg
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P u bl i r e P or tag e
Einst verachtet, heute bewundert Kuhbankprojekt Vietnam Bis vor vier Jahren lebte Familie Nguyen Duy Ton in einer armseligen Hütte, verarmt und von der Dorfgemeinschaft verachtet. Dann wurde Herr Nguyen Duy Ton Teilnehmer des Kuhbankprojekts der Christlichen Ostmission. Dies hat das Leben der Familie grundlegend verändert.
Familie Nguyen Duy Ton ist nur ein Beispiel von vielen. Es zeigt, dass das Kuhbankprojekt der Christlichen Ostmission funktioniert, indem es den Teilnehmern hilft, eine gesicherte Existenz aufzubauen. Doch die Leute werden nicht einfach beschenkt: Sie müssen Eigeninitiative beweisen und aktiv mitarbeiten. Sie erhalten eine Kuh, mit der sie arbeiten können. Sie nutzen sie z.B. zum Pflügen oder zum Ziehen von Karren. Das erste weibliche Kalb der Kuh geht an die Kuhbank und damit sind die «Schulden» bezahlt. Weitere Kälber gehören den Bauern, die sie behalten oder verkaufen können. Das sind gute Voraussetzungen für eine gesicherte Zukunft! Die Faszination des Kuhbank-Projekts liegt auch darin, dass es nach sechs Jahren
ohne Hilfe von aussen funktioniert, weil sich die Investitionen multiplizieren. Mit einer Kuh fängt alles an Die meisten Bauern in Vietnam leben mehr schlecht als recht vom Reisanbau. Viele besitzen zu wenig Land, um eine sichere Existenz aufzubauen. Ausserdem sind die Erträge stark vom Wetter abhängig. Manche Familien verarmen und suchen ihr Heil in der Stadt. Das Kuhbankprojekt bietet ihnen eine echte Alternative. Um eine Kuh zu erhalten, müssen interessierte Bauern an Schulungen teilnehmen, wo sie alles Nötige über Viehzucht lernen.
Auch nach dem Erhalt der Kuh werden sie betreut und geschult: Fachleute unterstützen sie dabei, ihren Landwirtschaftsbetrieb zu entwickeln und mit Vieh- oder Geflügelzucht oder mit Gemüsebau Erträge zu erzielen, die eine gesicherte Existenz ermöglichen.
schaftsbetrieb aufzubauen. Nebst dem Reisanabau züchtet die Familie Vieh sowie Hühner und Enten. Seit einiger Zeit ist Herr Nguyen Duy Ton Berater des Kuhbankprojektes und vor einem Jahr hat ihn die Bevölkerung in den Gemeinderat gewählt.
500 Franken, die sich multiplizieren Einer Bauernfamilie eine Kuh zur Verfügung zu stellen, kostet 500 Franken. Darin eingeschlossen sind die Auswahl der Begünstigten sowie die Schulung und die Beratung. Diese läuft in der Regel während zwei bis drei Jahren, bis die Bauern ihren Betrieb soweit ausgebaut haben, dass er ihnen eine sichere Existenz ermöglicht. Sind weitere Investitionen nötig, stellt die Christliche Ostmission Kredite aus einem separaten Budget zur Verfügung.
Initiative, harte Arbeit der Familie sowie engagierte Spenderinnen und Spender aus der Schweiz haben vieles möglich gemacht. Im Kuhbankprojekt geschieht Multiplikation auf allen Ebenen. Lassen auch Sie sich begeistern von diesem faszinierenden Projekt!
Herr Nguyen Duy Ton wird Gemeinderat Familie Nguyen Duy Ton konnte sich eine neue Existenz aufbauen und lebt heute in einem stattlichen Haus. Die Dorfbewohner bewundern sie und staunen, wie es möglich war, in so kurzer Zeit aus der Armut auszubrechen und einen vorbildlichen Landwirt-
Christliche Ostmission Bodengasse 14, 3076 Worb Tel. 031 838 12 12 Fax 031 839 63 44 www.ostmission.ch PC 30-6880-4 mail@ostmission.ch
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F ORU M
SYNERGIE Frauenalltag Sind Sie eine Frau zwischen dem 40. und dem 50. Lebensjahr? Dann dürfen Sie sich jetzt angesprochen fühlen. Desgleichen auch diejenigen, die einmal zu dieser Altersgruppe gehörten oder gehören werden oder diejenigen, die Frauen dieses Alters kennen - also alle Leserinnen und Leser. Warum gerade dieses Altersspektrum und warum ganz besonders Frauen? Es liegt daran, dass ich mich in dieser Gruppe befinde und täglich erlebe, wovon ich schreibe. Als berufstätige Mutter von drei mehr oder weniger pubertierenden Kindern mit sehr vielen ausserschulischen Aktivitäten und einem beruflich voll eingespannten Ehemann muss man einen straff organisierten Alltag führen, in dem nur wenig Zeit für eigene Bedürfnisse bleibt.
Unerträgliche Sünde «idea Spektrum» Nr. 42 – Interview mit Heinrich Bedford-Strohm, Bischof der Lutherischen Kirche in Bayern Professor Bedford-Strohm sagt Folgendes: «Für die einen ist Homosexualität Sünde, die anderen setzen sich in dieser Frage für eine Liberalisierung ein. Beide Seiten orientieren sich mit ganzer Leidenschaft an der Bibel. Man kann also aus der gleichen Quelle zu einem unterschiedlichen Ergebnis kommen. Ich persönlich halte die Liberalisierung für richtig, weil ich aus der Begegnung mit homosexuell Lebenden die Erfahrung gewonnen habe, dass auch sie mit ganzem Herzen Christen sind.» Aus tiefstem Herzensgrund möchte ich Professor Bedford-Strohm innig bitten, in der Heiligen Schrift den Römerbrief Kapitel 1, Verse 18 bis 32, insbesondere Verse 25 bis 27 aufmerksam durchzulesen. Er wird erkennen müssen, dass gleichgeschlechtliches Zusammenleben eine unerträgliche und schwere Sünde gegen die Gebote Gottes ist. Diese verabscheuungswürdige Sünde kann niemals zur Tugend erhoben werden. Auch dann nicht, wenn viele Menschen sie als gut und normal bezeichnen. Sie bleibt vor den Augen Gottes eine widernatürliche, perverse Unzucht. Auch alle Prahlerei mit dieser oder andern Sünden ist - sowohl vor Gott, als auch vor überzeugten Christen - ein Gräuel! ideaSpektrum 46.2011
Allem möchte man gerecht werden und weder Kinder noch Beruf vernachlässigen. Alles soll möglichst perfekt und reibungslos ablaufen, das Haus sauber und aufgeräumt, der Garten gepflegt, die Wäsche gebügelt und das täglich frisch gekochte Essen abwechslungsreich und gesund sein. Ausserdem sind die schulischen Leistungen der Kinder zu überwachen und gegebenenfalls Hilfestellungen zu geben, in die man sich oftmals selbst noch einarbeiten muss. Auch im Berufsleben will man Flexibilität, Engagement und Können beweisen. Dabei darf es gern einmal über das gewöhnliche Mass hinausgehen, natürlich immer freundlich und verbindlich. Der Ehemann, der am späten Abend oft total erschöpft und hungrig nach Hause kommt, darf dann noch die letzte Fahrt der Kinder übernehmen, während die Mutter die Schlacht in der Küche schlägt und versucht, die sich beharrlich wehrenden Kinder zum Schlafen zu schicken.
Damit nicht genug! Frauen dieser Altersgruppe sind auch Töchter. Oft bestehen sehr belastende Situationen mit schwerer Krankheit der Mutter oder des Vaters, die dann zum Pflegeheimaufenthalt führen, ohne dass man selbst etwas dagegen tun oder Hilfe anbieten kann. Eine Tochter möchte zu gerne die Probleme der alten Eltern lösen und empfindet dabei Hilflosigkeit, Trauer und Mitleid. Das bedeutet eine starke seelische Beanspruchung und zieht Energie ab, welche für die Bewältigung des familiären Alltags gebraucht wird. Gerne möchte man auch in der Kirchengemeinde mithelfen, sich um Freunde und Bedürftige kümmern und Kontakte pflegen. Wie soll man das in einem 24-Stunden-Tag unterbringen oder in einem Wochenende mit nur zwei Tagen? Auch sollte man (frau) für das eigene Eheleben etwas tun, damit es nicht zur «Fahrgemeinschaft» mutiert.
Die gleichgeschlechtliche Liebe ist eine jene Verirrungen, die viele Menschen befallen haben, weil sie nicht auf die Stimme Gottes achten wollten. Doch die gute Nachricht ist die, dass jeder Mensch von Gott prinzipiell die Möglichkeit erhält, von allen Sündenketten frei zu werden – durch Busse, Bekehrung und Wiedergeburt. Alles Dinge, die in der Heiligen Schrift nachzulesen sind. Nach meinem Verständnis der Bibel ist es unmöglich, dass homosexuell Lebende mit ganzem Herzen Christen sind. ULRICH BIRCHER senior, Uttigen BE
Israel ablehnend eingestellt. Daher würde mich noch interessieren, welche Haltung Philipp Hadorn gegenüber dem alten Bundesvolk und dem Staat Israel hat. GEORG E. RADECKE, Winterthur
Positiv zu Israel? «idea Spektrum» Nr. 45 – Interview mit SP-Nationalrat Philipp Hadorn Über das Interview mit Philipp Hadorn und vor allem über die Tatsache, dass ein junger, aktiver Christ bei der SP ist und es in den Nationalrat geschafft hat, habe ich mich riesig gefreut. Leider sind links der Mitte besonders viele Politiker gegenüber
Dass Philipp Hadorn als Nationalrat gewählt wurde, freut Georg Radecke.
Die berechtigte Frage: Wie bekommt
Feuer der Retterliebe «idea Spektrum» Nr. 45 – «Wo der reichste Mann arm ist» von Peter Hahne Mir ist das immer wieder unheimlich mit diesen Zufällen, denn ich erlebe es so oft, dass mir zur gleichen Zeit genau dieselben Gedanken durch den Kopf gehen. So auch heute Morgen, bevor ich den Kommentar von Peter Hahne las. Auf meine Frage, wie man der fehlenden Retterliebe begegnen sollte, erhielt ich eine Antwort durch das Lesen aus dem Buch «Harmlos – Kraftlos – Ziellos, Die Krise der Predigt – und wie wir sie überwinden» von Klaus Eickhoff: «Die Predigt, die sich als Sendungsrede versteht, erfüllt die Gemeinde mit der Retterliebe Jesu im Horizont der Ewigkeit. Die Predigt wird diese Liebe nicht durch Appelle hervorrufen, sondern dadurch, dass sie der Gemeinde Jesus vor Augen stellt, der die Verschmachteten und Verlorenen liebt (Galater 3,1). Die Christuspredigt macht die Gemeinde froh und facht zugleich das Feuer der Retterliebe Jesu in ihr an, lebt Christus doch in ihr. Solche Predigt setzt nicht unter Druck, aber sie ruft
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man Familie, Beruf, Eltern und Freunde sowie Gemeinde unter einen Hut? Es ist und bleibt nicht einfach! Aber Hilfe ist nahe. «Alle eure Sorgen werfet auf ihn, denn er sorgt für euch!» Das ist eine starke Zusage und entlastet uns erheblich. Das beinhaltet ein stückweit loslassen und durchatmen, Gedanken ordnen und mit Jesus den Alltag und alles darüber hinaus meistern. Er hat uns seine Hilfe angeboten, nutzen wir sie auch! Zwar werden die Anforderungen nicht kleiner, aber wir können ihnen ruhiger und gelassener begegnen. Und wir finden vielleicht hin und wieder etwas Zeit für uns selbst. ANNE SACHS Die Autorin ist als Ärztin im Bereich der Wirbelsäulen- und Neurochirurgie in einer Aarauer Privatklinik tätig. Sie ist verheiratet, Mutter von drei Kindern und wohnt in Schafisheim.
das Verlangen, die frohe Botschaft weiterzugeben, in der Gemeinde hervor. Dieses Verlangen wird auch in denen geweckt, die keine evangelistische Gaben haben, die mit den ihnen anvertrauten Talenten aber ebenfalls unter dem Vorzeichen der Sendung stehen. Steht die Gemeinde unter dem Vorzeichen der Sendung, dann auch ihre Seelsorge, ihre Lehre, ihre Leitung, ihre Gottesdienste und auch die Evangelisation. Stünde die Sendung dagegen unter dem Vorzeichen der Gemeinde, wäre auch die Evangelisation unter dieses gestellt. Evangelisation würde bald um des Gemeindeaufbaus willen betrieben und nicht um der Rettung der Seelen willen … Die grösste Schuld der Christen hierzulande besteht in der Weigerung, die Menschen mit den Augen Jesu zu sehen. Das hat seine Ursache darin, dass wir den liebenden, leidenden, sich erbarmenden Jesus nicht vor Augen haben. Daran, wie wenig uns sein Erbarmen bewegt, lässt sich ablesen, wie wenig er uns selbst bedeutet. An den Menschen jenseits unserer Gemeinde ist Gott hoch interessiert. Was ihn interessiert, interessiert uns nicht. Unglaube ist das grösste menschliche Unglück. Es bringt Jesus zum Weinen. Aber das rührt die Christen wenig. Ihre Nächstenliebe ist zu sehr nur auf Irdisches gerichtet, nicht auf die Ewigkeit der Menschen.» ELISABETH MEIER, Binningen
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K U LT U R
Gott führt ihre Hand – sie spürt es als Künstlerin ABENTEUER MIT PINSEL Ein Zusammenbruch hat das Leben der Künstlerin Elisabeth Baldenweg aus dem Zürcher
Oberland stark verändert. Heute lässt sie sich vom Heiligen Geist inspirieren. Zu ihrem 20. Jubiläum als Malerin hat sie ein Kunst- und Biografiebuch gestaltet. Dessen Bilder und Texte ermutigen dazu, ganz auf Gott zu vertrauen.
«Als Sechstklässlerin konnte ich zum ersten Mal ein Bild verkaufen», erzählt die Künstlerin in Gossau ZH. Ihre Zeichnungsmatura schloss sie mit der Note 6 ab, obwohl sie sich während der Prüfung auf ihr Bauchgefühl und gegen den Rat des Lehrers entschieden hatte. Anschliessend ermutigte er sie sogar, sich bei der Kunstgewerbeschule anzumelden. Doch sie wurde Primarlehrerin und widmete sich der Erziehung ihrer drei Töchter.
ihrer Gastgeberin nach Leib und Seele verwöhnt. «Ich backe oder koche etwas, und am Anfang der Malstunden gibt es immer einen Input.» Die Künstlerin sieht sich aber nicht als Maltherapeutin. «Mein Ziel ist es, ein Bild zu malen, das gefällt.» Doch weil sie sehr offen von ihrem Leben und Glauben erzählt, geschieht auch Seelsorge, finden Menschen zu Gott.
Kunst- und Lebensbuch
Der Zusammenbruch
Als junge Mutter und Teilzeitlehrerin wollte sie sich mit einem Kindertheater profilieren. «Ich textete und komponierte, malte Kulissen und schneiderte Kostüme für meine Erstklässler. Mit diesem übermässigen Einsatz dräng-
Impressum Idea Schweiz Herausgeber: Idea Information AG, 4410 Liestal Verwaltungsrat: Heiner Henny, Präsident; Sam Moser, Stellvertreter; Paul Beyeler, Hans Lendi, Hansjörg Leutwyler, Hanspeter Schmutz Ideelle Trägerschaft: Schweizerische Evangelische Allianz (SEA), Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG), Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) Redaktion: Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 44, Fax 031 819 71 60 E-Mail: redaktion@ideaschweiz.ch Internet: www.ideaschweiz.ch Chefredaktor: Andrea Vonlanthen Büro: Bahnhofstr. 65, 9320 Arbon Tel. 071 446 70 02, Fax 071 446 74 88 E-Mail: andrea.vonlanthen@ideaschweiz.ch Redaktor: Thomas Feuz Erweitertes Team: Esther Reutimann, Christian Bachmann, Mirjam Fisch-Köhler, Marlies Reutimann Praktikum: Christof Bauernfeind Inserateservice: Jordi AG – das Medienhaus, Roland Rösti, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 25, Fax 031 819 38 54 E-Mail: inserate@ideaschweiz.ch Aboservice: Jordi AG – das Medienhaus, Ursula Seifried Jordi, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 20, Fax 031 819 38 54 E-Mail: abo@ideaschweiz.ch Abopreise: Jahresabo Fr. 145.–, Seniorenabo Fr. 117.–, Halbjahresabo Fr. 77.–. Das Abo ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar. Konto: PC-Konto 40-788586-4 Idea Information AG, 4410 Liestal Layout/Druck/Versand: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp www.jordibelp.ch
Bild: Mirjam Fisch-Köhler
Elisabeth Baldenweg findet ihren Weg durch das Experimentieren.
te ich meine Stellenpartnerin an die Wand.» Als sich diese massiv zur Wehr setzte, wurde die Belastung für Elisabeth Baldenweg zu viel. Sie erlitt einen Nervenzusammenbruch. Panik stieg in ihr hoch, sie hatte keine Kraft mehr. «Ich schrie zu Gott um Hilfe, aber nichts geschah.» Eine Freundin riet ihr, einen Bibelvers ganz persönlich zu nehmen: «Demütigt euch unter die gewaltige Hand Gottes, auf dass er euch erhöhe zu seiner Zeit.» Das wollte Elisabeth tun. «Plötzlich sah ich, wie mit einem Leuchtstift an die Wand gemalt, das Wort ‹Stolz›.» Elisabeth wusste sofort, was gemeint war. Weil sie immer darauf bedacht war, Anerkennung für sich zu bekommen, hatte sie sich körperlich und seelisch völlig überfordert.
Kraft aus Bibelversen
«Mein Mann verstand nicht, was mit mir los war, aber er betete mit mir», erzählt Elisabeth. Ihr Arzt schickte sie mit nervenstärkenden Tabletten nach Hause. Aus Angst vor Abhängigkeit wollte sie trotz Schlaflosigkeit keine weiteren Medikamente schlucken. Doch sie forderte Gott heraus: «Wenn ich bis um ein Uhr früh nicht schlafen kann, nehme ich eine Tablette.» Nun schlief sie jeweils vier bis fünf Stunden, das reichte ihr. Heute würde sie sowohl medikamentöse als auch therapeuti-
sche Hilfe in Anspruch nehmen. Durch das Proklamieren von Bibelversen baute sie sich über zwei Jahre hinweg langsam wieder auf. Sie hatte beschlossen, ihr Leben nun vollständig Gott zu überlassen und nur noch anzupacken, was er ihr vor die Füsse legte. «Er schonte mich nicht, aber er führte mich», erzählt die 58-jährige Künstlerin. Sie hat erlebt, wozu sie nun andere ermutigt: «Übe deine Gaben mit Leidenschaft aus und weihe sie Gott. Er wird sie vermehren!»
Arbeit mit Frauen
Vom Figürlichen entwickelte sich Elisabeth Baldenwegs Malerei immer mehr zur Abstraktion. Inzwischen sucht sie nicht mehr nach einem Sujet, das sie auf die Leinwand bringen will, sondern sie lässt sich vom Heiligen Geist inspirieren. «Es ist, als würde Gott meine Hand führen.» Sie trägt Farbe auf, übermalt, dreht die Leinwand um, betrachtet das Gestaltete. Manchmal stellt sie das Bild dann für eine Weile beiseite. Oft erkennt sie jedoch ein Thema, eine Person oder ein Symbol, das sie mit Kreide herausarbeitet und das dem Bild den Titel gibt. Von prophetischen Beterinnen bekam sie den Hinweis, dass sie mit Frauen arbeiten soll. Nun steht ihr Atelier Menschen offen, die das Malen lernen wollen. Sie werden von
Vor zwanzig Jahren hatte Elisabeth Baldenweg ihre erste Ausstellung. Die meisten ihrer gegen tausend Bilder hat sie verkauft und zwei Bücher illustriert. Ein Arzt kaufte alle 23 Originale, die sie für ein Kinderbuch gemalt hatte. Seit sie in seiner Praxis hängen, herrsche dort eine andere Atmosphäre, habe er ihr erzählt. Zum zwanzigsten Jubiläum, das sie dieses Jahr feiert, wollte sie mit ihren Bildern ein Kunstbuch gestalten. Doch eine ihrer Töchter beharrte darauf, dass ihre Lebensgeschichte dazu gehöre. Während einer Anbetungszeit vernahm sie nochmals die Aufforderung dazu. Und so ist ein wunderschönes Kunstbuch entstanden, das biografische und andere Geschichten, Zitate und Gebete enthält. Ihr körperlicher und seelischer Zusammenbruch hatte bei ihr einen neuen Lebensstil ausgelöst. Damals habe sie sich vorgenommen: «Ich will diesen Gott erleben … als meinen Lebenspartner, der mich berät.» Und dazu ermutigt sie auch die Menschen, die Gott seither zu ihr schickt. MIRJAM FISCH-KÖHLER
«Farbgedanken» Das neue Buch «Farbgedanken» von Elisabeth Baldenweg ist im Eigenverlag erschienen. Ausschnitte davon und viele Kunstkarten sind auf der Homepage zu sehen. Alle Produkte, auch Weihnachtskarten, können in Buchhandlungen oder bei der Künstlerin direkt bestellt werden. www.atelier-baldenweg.ch
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M I SSION
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Gottes Reich in jedem Lebenssegment verkündigen SCHULUNGSKONFERENZ Voneinander beschenkt empfanden sich die 350 Teilnehmenden der Strategie- und Schulungs-
konferenz der Pilgermission St. Chrischona. Ein «Höhepunkt» war die gegenseitige Fusswaschung auf den Knien. «Wir waren dienend miteinander unterwegs und haben unsere Vielfalt genossen», sagt ein Teilnehmer. Das verantwortliche Team entschied sich in der Umsetzung dafür, dass nicht ein berühmter Prediger eingeflogen wurde, sondern dass Chrischona-Prediger selbst in Workshops und Seminaren Erkenntnisse teilten. Die gegenseitige Fusswaschung und Salbung bildeten den symbolischer Auftakt.
«Kontextualisierungs-Schritte zu den Menschen». Vollzeitler stünden in Gefahr, die Menschen ausserhalb der Gemeinde zu vernachlässigen. Wenn es stimme, dass Chrischona-Gemeinden sich gemäss einer Milieustudie eher innerhalb der traditionell-bürgerlichen Mitte aufhielten, müsse man sich anstrengen, Kontakte zu anderen «Lebensweltsegmenten» herzustellen.
Ausstreuen und dann schlafen
Ohne Teamwork geht es nicht
Drei Grundsatzreferate führten in die Tiefe. «Wir sind tatsächlich Pilgermission. Nur ist diese Mission grösser als die der Pilgermission St. Chrischona», so Stefan Fuchser, Pastor in Genf. Gott habe eine Mission von begeisterten Pilgern, die in dieser postmodernen Gesellschaft herumpilgerten. «Diesem König Jesus Christus, der die Macht hat, Frieden in der Welt zu schaffen, sollen wir Tür und Tor öffnen!», ermutigte Raymund Timm, Dozent am Theologischen Seminar
«… wie lieblich sind die Füsse der Freudenboten!» (Jesaja 52.7)
St. Chrischona. «Cool bleiben, die Spannung aushalten»: Dazu mahnte Frieder Wiener, Prediger im deutschen Butzbach. «Unsere Aufgabe ist es, auszustreuen und dann zu schlafen.»
Schritte zu den Menschen
Zwölf Workshops beschäftigten sich mit dem Thema Reich Gottes.
Ob es sich dabei um Veränderung der Gemeindekultur oder um Gemeindegründung, um den Pastor der Zukunft oder den Allianzgedanken handelte: Immer ging es darum, in der Gesellschaft an Relevanz zuzulegen. «Menschen verlieren schnell den Blick für ihr Umfeld», sagte Christian Schmitter, Pastor in Sursee, im Workshop
Neben Grundsatzreferaten holten sich die Veranstalter Inspiration von Daniel Hösli, Kommandant der Kunstflugstaffel «Patrouille Suisse». Vertrauen, Miteinander und Leiterschaft waren Gegenstand eines unterhaltsamen Abends. Ein Rückblick auf das zehnjährige Wirken von Direktor Markus Müller zeigte, wie wichtig dessen visionäre und prophetische Art für das Werk war. Dorothea Gebauer www.chrischona.ch, www.tsc.ch
Sie möchten das grosse Ziel gemeinsam erreichen SPORTLERKONFERENZ «Time to grow»: 85 Sportler, Trainer, Funktionäre und Sportbegeisterte wurden am letzten Wochenende in Sumiswald BE motiviert, in ihrem Umfeld zu Multiplikatoren für den Glauben zu werden. Wachstum durch mentales Training, durch Teamwork, gesunde Ernährung, durch gesunden Glauben und Identitätsfindung. So hiessen die Workshops, die den Teilnehmenden zur Verfügung standen. Nebst der Kopfarbeit in Gruppen und im Plenum stand auch die gemeinsame sportliche Betätigung auf dem Programm.
Menschen fördern
«Wir hatten ‹full house› und erlebten eine super Zeit», schaut Brigitte Blaser zurück. Die Lehrerin aus Thun ist Handballtrainerin im Juniorenbereich und hat den Anlass moderiert. Sie freut sich über das grosse Interesse für die sechste von «Sportler ruft Sportler» (SrS) und «Athletes in Action» (AiA) organisierte nationale Sportleridea Spektrum 46.2011
Nichts für Sesselkleber: Tatendrang und Humor in Sumiswald.
konferenz. Dazu gehörten Inputs im Plenum, interaktive Sequenzen sowie fünf Workshops. «Uns war es wichtig, die Teilnehmenden selber etwas erarbeiten zu lassen. Wir wollten bewusst nicht einfach etwas Fertiges präsentieren, sondern Raum zum Mitden-
ken und Mitformulieren geben.» Wie definiert die Leistungshandballerin die Identität einer christlich motivierten Sportlerin? «Ich finde es befreiend, dass meine Identität nicht auf eine Sache abgestützt ist. Dazu gehören das soziale Umfeld, Arbeit und Freizeit,
die persönlichen Werte. Das Bild von mir selbst und mein Gottesbild entscheiden, wie stark ich im Glauben gefördert und zu einem Multiplikator werden kann.» Das Thema Wachstum, «Time to grow – Vom Talent zum Überflieger», zog sich wie ein roter Faden durchs Programm. «Das ist auch eine Frage der mentalen Einstellung und der Herzenshaltung», betont die 33-Jährige. «Athletes in Action» und «Sportler ruft Sportler» wollen einander dienen, sich gegenseitig fördern und gemeinsam im Sport und im Glauben vorwärtsgehen: So dürften noch aus vielen Talenten «Überflieger» werden. thoMaS FeuZ www.srsonline.ch, www.athletes.ch Bilder: zvg
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Der 13-jährige Daniel erzählt: «Ich war schon drei Mal bei der Familie von Tante Julia. Diesen Sommer verbrachte ich die Ferien bei Tante Lida. Dort gefiel es mir sehr gut. Sie hat Kinder, die sind gleich alt wie ich. Ich spiele gerne mit ihnen. Hoffentlich werden sie mich über Weihnachten wieder einladen. Ich würde so gerne gehen!»
«Ich würde so gerne gehen!» Ferien für Heimkinder Bald ist Weihnachten. Heimkinder sehnen sich in dieser Zeit ganz besonders nach Wärme und Geborgenheit. Die Christliche Ostmission setzt sich dafür ein, dass sie ihre Weihnachtsferien bei einer Pflegefamilie verbringen und so an den Festtagen Nähe und Zuwendung erleben können.
Der 15-jährige Pawel wartet ungeduldig auf Weihnachten. Weil seine Eltern nicht für ihn sorgen konnten, kam er mit sieben in ein Heim der moldawischen Stadt Straseni.
richtet begeistert: «Schon zwei Mal, an Ostern und im Sommer, war ich bei der gleichen Pflegefamilie. Es gefiel mir sehr gut und ich konnte mich richtig erholen. Wir badeten im Fluss Prut, trieben Sport und schauten fern. Ich half auch im Haushalt und gemeinsam mit andern hob ich eine Grube für die Installation einer Toilette aus. Sonntags gingen wir in den Gottesdienst, das war für mich völlig neu. Jetzt lese ich regelmässig in der Bibel und lerne, was für mein Leben
Sein älterer Bruder und seine ältere Schwester sind auch dort. Immer an Weihnachten durften sie bisher ihre Eltern besuchen, aber sie kamen meistens deprimiert zurück. Die Atmosphäre zuhause war angespannt und konfliktbeladen. In diesem Jahr konnte Pawel seine Ferien zum ersten Mal in einer Pflegefamilie verbringen. Er be-
wichtig ist. Ich hoffe sehr, dass ich meine Weihnachtsferien in dieser Familie verbringen darf. Dort würde ich ein richtiges Weihnachtsfest erleben.»
Heimkinder haben ein tiefes Verlangen nach Gemeinschaft und Nähe. Sie sehnen sich danach, Wärme und Geborgenheit zu spüren und Teil einer Familie zu sein. Diese Erfahrung, die sich so positiv auf ihre schlimmen Kindheitserinnerungen auswirkt, kann ihnen kein Heim bieten. Teil einer gesunden Familie zu sein, ist wie Balsam auf ihre Wunden.
Georgij, 12, ergänzt freudig: «Ich mag die Weihnachtsferien sehr und warte das ganze Jahr auf diesen Moment. Ich kann Schlitten fahren und am Weihnachtstag erhalten wir alle Geschenke! Darauf freue ich mich besonders. Ich hoffe, die Zeit vergeht wie im Flug.» Die Kinder werden innerlich gestärkt und fühlen sich danach den täglichen Herausforderungen besser gewachsen. Beatrice Käufeler, Projektleiterin Christliche Ostmission Bodengasse 14, 3076 Worb Tel. 031 838 12 12 Fax 031 839 63 44 www.ostmission.ch PC 30-6880-4 mail@ostmission.ch
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Das Bild der Woche zum Ewigkeitssonntag LETZTE RUHE Der Johannisfriedhof in Dresden-Tolkewitz ist zum schönsten Friedhof Deutschlands gewählt worden. Eine Jury, zu der auch die frühere hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann (Berlin) gehört, vergab jetzt erstmals den „Bestattungen.de-Award“. Den zweiten Platz belegte der Friedhof Ohlsdorf in Hamburg, Platz drei ging an den Stadtgottesacker in Halle an der Saale. Der evangelisch-lutherische Johannisfriedhof in der sächsischen Landeshauptstadt wurde 1881 eingeweiht und war damals mit 24,6 Hektar der größte Friedhof der Stadt. Besonderes Wahrzeichen ist die 1894 errichtete Kapelle mit einer imposanten Kuppel. Auf dem Friedhof fanden viele Opfer des Luftangriffs vom 13. und 14. Februar 1945 ihre letzte Ruhe. www.johannisfriedhof-dresden.de ideaSpektrum 46.2011
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Wenn ein Einzelner Milliarden verspielen kann FINANZMÄRKTE Ist Spekulation ethisch vertretbar? Darüber diskutierte das „Wirtschaftsethische Forum“ in Berlin.
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as Forum wurde veranstaltet vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Akademie zu Berlin und der dortigen Katholischen Akademie. Der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, Heinrich Haasis (Berlin), bezeichnete Bankgeschäfte als grundsätzlich spekulativ. Denn jede Bank spekuliere bei einer Kreditvergabe darauf, dass er vom Kunden zurückgezahlt werde. Ebenso basierten Versicherungen, Kapitalanlagen oder Warentermingeschäfte auf dem Prinzip der Spekulation. Sie ist laut Haasis dann ethisch einwandfrei, wenn bei einem Finanzgeschäft ein realer Austausch von Waren oder Dienstleistungen zugrunde liege. Haasis zufolge sollte die staatliche Regulierung eines Finanzprodukts umso schärfer sein, desto mehr volkswirtschaftliche Risiken von diesem ausgehen. Allerdings sei man von diesem Ziel „noch sehr weit entfernt“. Haasis sprach sich für die Einführung einer Finanztransaktionssteu-
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er aus – eine Steuer auf den Handel mit Finanzprodukten. Allerdings sei sein Verband in dieser Frage gespalten.
Trotz Überschüssen hungern rund eine Milliarde Menschen Der stellvertretende Direktor des Deutschen Instituts für Menschenrechte, Michael Windfuhr (Berlin), sprach von einer „Welternährungskrise“. Trotz Überschussproduktion hungerten weltweit etwa eine Milliarde Menschen, allein in Indien seien es mehr als 200 Millionen. Seit 2008 lägen die Preise für Lebensmittel auf Rekordniveau. Die Agrarmärkte würden von Spekulanten zu-
nehmend als lukrative Anlagemöglichkeit entdeckt. Bis zu 80 % der Geschäfte an Warenterminmärkten würden heute von Spekulanten getätigt. Die starken Preisschwankungen erschwerten für Kleinbauern die Investitionen. Der Professor für Christliche Gesellschaftslehre, der Katholik Joachim Wiemeyer (Bochum), warnte vor dem großen Verführungspotenzial von Spekulationen. Ein Finanzsystem, in dem ein Einzelner Milliarden verspielen könne, laufe völlig aus dem Ruder. Der Staat müsse die Banken für ihre Fehler haftbar machen. Wenn man die Marktwirtschaft ernst nehme, müssten Banken auch pleitegehen können. P
Evangelikale Gottesdienste: Verdrängt die Lobpreismusik alles andere? KIRCHENMUSIK Ein Lobpreismusiker plädiert für mehr musikalische Vielfalt im Gottesdienst.
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Fotos. Börse/dpa; Baltes/PR
ür eine größere musikalische Vielfalt in evangelikal geprägten Gottesdiensten hat sich ein Lobpreismusiker, Guido Baltes, ausgesprochen. Lobpreismusik sei „heute fast überall der neue Mainstream und hat andere Ausdrucksformen christlicher Musik – zumindest in der Jugendarbeit – fast vollständig verdrängt“. Alle negativen
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Guido Baltes
Phänomene, die normalerweise mit dem Hauptstrom einhergingen, hätten deshalb diese Musik schon fest im Griff: Banalisierung, Kommerzialisierung, Profil- und Qualitätsverlust, Ermüdungserscheinungen und vieles mehr. Baltes ist Dozent für Neues Testament und Dogmatik am Marburger Bibelseminar und Lobpreisleiter der Gemeinde „Christus-Treff“ in Marburg. Wie er in der Zeitschrift des CVJM Sachsen unter der Überschrift „Alles Lobpreis oder was?“ kritisiert, mündet die musikalische Energie und Kreativität, die früher in Jugendchöre, Bläserkreise, Gemeindebands, Konzerte, Musicals, Gospelchöre und Mundorgel-Romantik am Lagerfeuer geflossen sei, heute fast ausnahmslos in den Strom der Lobpreismusik ein. Er könne die Klage aus anderen „musikalischen Lagern“, die sich zurückgesetzt
fühlten, gut verstehen. Baltes: „Es ist schade, dass uns hier viel Gutes verloren geht.“ Er plädiert dafür, in den Gemeinden und Jugendkreisen andere Formen der Musik wiederzuentdecken und zu fördern.
Statt 10 nur 4 Lobpreislieder Sein Rat an die Lobpreisteams: „Nehmt euch statt der üblichen zehn Lieder im Gottesdienst nur vier vor und überlasst die übrigen sechs getrost anderen musikalischen Akteuren: dem Gospelchor, der Jazzband, dem Streichquartett oder den Solisten.“ Die vier Lobpreislieder sollten dann aber nicht nur als Musikblock gestaltet werden, sondern als Gebetszeit – ergänzt mit Bibeltexten und Gebeten.
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Die EKD-Synode fordert: „Hinhören – aufbrechen – weitersagen“ „KUNDGEBUNG“ Bei der Mission soll es vorrangig um das Evangelium gehen, nicht um Mitgliedergewinnung.
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iele Menschen können heute mit dem christlichen Glauben nichts mehr anfangen; sie trauen auch der Kirche keine Antworten auf grundlegende Fragen mehr zu. Wie können Christen diesen Mitmenschen die christliche Botschaft nahebringen? Mit dieser Frage hat sich die EKDSynode vom 6. bis 9. November in Magdeburg beschäftigt. Schon vor 12 Jahren war „Mission“ das Schwerpunktthema der Tagung des „Kirchenparlaments“ in Leipzig. Seither habe dieses Thema einen neuen Stellenwert bekommen, heißt es in einer „Kundgebung“, die einmütig bei einer Gegenstimme und einer Enthaltung beschlossen wurde. Zwischen Landeskirchen und missionarischen Bewegungen seien Brücken gebaut worden; Gemeinden hätten sich für eine Vielzahl missionarischer Formen geöffnet, etwa Glaubenskursen. Es gehe nicht vorrangig um die Bewältigung kirchlicher Mangelerscheinungen oder Mitgliedergewinnung, sondern um die Verbreitung der christlichen Botschaft. Dies könne in drei Schritten geschehen: „Hinhören – aufbrechen – weitersagen“.
Wo wir glaubwürdig sind Christen sollten zunächst auf das hören, was Menschen bewegt. So löse etwa die Krise in der Finanzwelt tiefe Verunsiche-
rung aus. Zugleich wachse die Sehnsucht nach Zuspruch, Entlastung und Konzentration. Auch für die Kirche sei das stete Hinhören auf das Evangelium lebensnotwendig. Wörtlich heißt es: „Wir sind als Kirche darin glaubwürdig und anziehend, dass wir nicht immer auf alles eine schnelle Antwort haben, sondern uns von Gott verändern lassen.“ Innere Einkehr öffne die Kirche zu neuem Handeln in der Welt; sie sei politisch
Susanne Mauch-Friz
Ulrich Mack
engagiert. Im Zentrum der Botschaft des Evangeliums stehe „das anstößige Wort von Kreuz und Auferstehung“.
Unterschiedliches von Schwaben Zusammenfassend heißt es: „Mission, die sich am Evangelium von Jesus Christus orientiert, ist fröhlich und zugewandt, kommunikativ und frei. Sie bringt sich ein in die gesellschaftliche Gestaltung von Kultur, Bildung, Wissenschaft, Wirtschaft und Lebensstil.“ Der Sprecher der Pietisten
in der EKD-Synode, Dekan Volker Teich (Schorndorf), und der Stuttgarter Prälat Ulrich Mack wünschten der Kundgebung eine weite Verbreitung. Die Sozialarbeiterin Susanne Mauch-Friz (Stuttgart) beanstandete, dass der Text für „normale“ Menschen schwerverständlich sei. Manche Sätze könne sie weder „Hinz und Kunz“ noch ihren Kindern erklären.
Auch VELKD will missionarisch sein Auch die Generalsynode der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) beschäftigte sich in Magdeburg – im Vorfeld der EKD-Synode – mit dem Thema Mission. Gastfreundschaft könne als Leitbild einer missionarischen Kirche dienen, stellte sie in einer ohne Gegenstimmen bei einer Enthaltung verabschiedeten Entschließung fest. In der Begegnung mit Christen aus anderen Ländern und Kulturen erfahre man oft ein unbefangenes Christentum, das neue Perspektiven eröffne. Die Begegnung mit den anderen – Christen oder Angehörigen nicht-christlicher Religionen oder Menschen ohne Religionsbekenntnis – könne zur Begegnung mit „dem ganz anderen“, nämlich Gott, führen. P
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In Kirche und Diakonie darf nicht gestreikt werden ARBEITSRECHT Trotz des Widerstandes der Gewerkschaft besiegelt die EKD-Synode den „Dritten Weg“.
D
ie Arbeitsbedingungen in Kirche und Diakonie werden weiterhin ohne Streik und Aussperrung geregelt. Das „Kirchenparlament“ der EKD hat mit großer Mehrheit ein Kirchengesetz beschlossen, das den sogenannten „Dritten Weg“ festschreibt. Danach regeln in Kirche und Diakonie Arbeitsrechtliche Kommissionen, die paritätisch mit „Dienstgebern“ und „Dienstnehmern“ besetzt sind, Arbeitszeiten und Löhne. Bei Streit wird ein Schlichter eingesetzt, dessen Spruch verbindlich ist. Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di opponiert gegen diese Regelung, die sich auf Sonderrechte der Religionsgemeinschaften im Grundgesetz stützt. ver.di sieht das Streikverbot als eine Verletzung eines Grundrechts an und demonstrierte mit mehr als 1.000 Mitgliedern dagegen in Magdeburg. Über die Rechtmäßigkeit des „Dritten
Diakoniepräsident Johannes Stockmeier
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Kritik an politisch korrekter Kirche wird Bestseller BÜCHER Auf Platz 1 des Internet-Buchdienstes Amazon zum Thema „Jesus Christus“ hat es das Buch „Jesus war kein Vegetarier“ geschafft. Unter Theologen stößt die Publikation auf ein geteiltes Echo.
I
n seinem Buch übt Sebastian Moll Kritik an der evangelischen Kirche und Theologie, weil sie vor allem politisch korrekt seien. Vielfach würden biblische Texte für aktuelle gesellschaftspolitische Themen vereinnahmt. „Wenn ich mir heutige Debatten anschaue, habe ich den Eindruck, es sei die Hauptaufgabe eines Christen, gegen Klimawandel, Tiertransporte, Diskriminierung von Frauen und Homosexuellen vorzugehen“, erklärte Moll. Diese Themen seien überrepräsentiert. Kirche und Theologen sollten sich deshalb wieder stärker auf das Wesentliche der christlichen Botschaft konzentrieren. Moll: „Vor 20 Jahren war derjenige mutig, der für die Homo-Ehe gekämpft hat. Jetzt ist es mutig zu sagen: Wenn ihr für die Homo-Ehe seid, könnt ihr euch nicht auf die Bibel berufen.“
Protestschreiben an Fakultätsrat
Fotos: S.8 + 9: Moll/privat; Übrige/idea/kairospress
Diese Ansichten riefen Widerspruch von kirchlicher Seite und innerhalb der Evangelisch-Theologischen Fakultät in Mainz hervor, an der Moll Wissenschaftlicher Mitarbeiter ist. Fünf von insgesamt 37 Mitarbeitern der Fakultät distanzierten sich nach Erscheinen des Buches in einem offi-
Molls bleibe von der Publikation unberührt, betonte er.
Falls es Ärger geben sollte
Sebastian Moll
ziellen Schreiben an den Fakultätsrat vom Stil und den Inhalten der Publikation. Dieser sollte sich nun am 9. November damit befassen. Doch das Protestschreiben wurde lediglich im Rahmen des Berichts des Dekans verlesen, nicht in einem eigenen Tagesordnungspunkt diskutiert. Wie Dekan Prof. Ulrich Volp auf Anfrage von idea erklärte, war entgegen anderslautenden Behauptungen nie geplant, Molls Buch in einem eigenen Tagesordnungspunkt zu verhandeln. Mainz habe eine der größten Evangelisch-Theologischen Fakultäten Deutschlands. Da werde viel Kontroverses geschrieben. „Die Fakultät und der Fakultätsrat äußern sich deshalb prinzipiell nicht zu Publikationen von Mitarbeitern.“ Das bis 2014 befristete Dienstverhältnis
Die mittlerweile relativ milde Beurteilung des Dekans könnte allerdings auch damit zusammenhängen, dass ein prominenter evangelischer Journalist angekündigt hatte, Topmedien würden über den „Fall“ Moll berichten, sollte er Ärger bekommen. Moll zeigte sich gegenüber idea erleichtert, dass sein Buch nicht auf der dienstrechtlichen Ebene verhandelt werde. Er hoffe, „dass jetzt wieder Frieden einkehrt“. Wie Moll weiter sagte, will der Mainzer evangelische Dekan Andreas Klodt noch ein Gespräch mit ihm führen – „wohl, um meine Gesinnung zu prüfen“. P
Sebastian Moll: Jesus war kein Vegetarier Berlin University Press ISBN 978-3-86260019-3 19,90 Euro, 28.50 SFr.
Weges“ wird im kommenden Jahr das Bundesarbeitsgericht in Erfurt entscheiden; eventuell wird danach noch das Bundesverfassungsgericht angerufen. Mit insgesamt 1,3 Millionen Mitarbeitern zählen die Kirchen zu den größten Arbeitgebern in Deutschland; allein in der Diakonie sind rund 450.000 Menschen beschäftigt.
müssten mit Sanktionen bis hin zum Ausschluss aus dem Diakonischen Werk rechnen. Diakoniepräsident Johannes Stockmeier (Berlin) sagte vor der EKDSynode, der „Dritte Weg“ sei der Kirche angemessen, effektiv und bringe einen Interessenausgleich zustande. Trotz heftiger Angriffe von ver.di bleibe die Tür für Gespräche über eine Mitwirkung offen.
Ein Gesprächsangebot an ver.di
Auskommen mit dem Einkommen
Der „Dritte Weg“ ist auch innerhalb der evangelischen Finanzexperte Klaus Winterhoff Kirche nicht unumstritten. Aufgrund des schärferen Wettbewerbs auf dem Sozialmarkt greifen immer mehr Diakonieeinrichtungen zu Auslagerungen von Arbeitsbereichen, zahlen Niedriglöhne oder nutzen Leiharbeit. Gegen solche Missstände wendet sich die EKD-Synode in einer „Kundgebung“. Darin wird das kirchliche Leitbild der „Dienstgemeinschaft“ betont. Eine Beschwerdestelle sollte Missständen nachgehen. Regelverstöße
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Beim Thema kirchliche Finanzen verwies Ratsmitglied Vizepräsident Klaus Winterhoff (Bielefeld) auf den „Leitfaden für ethisch-nachhaltige Geldanlagen in der evangelischen Kirche“. Die Zeitung „Financial Times Deutschland“ habe bemerkt, dass man wohl keine Probleme bei Finanzanlagen hätte, wenn man sich danach richte. Kirchliche Haushalte dürften nicht übermäßig schuldenfinanziert werden. Winterhoff: „Auskommen mit dem Einkommen lautet die Maxime.“ P
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Wie geht die Kirche mit Homosexuellen um? PROTEST Der Gemeindehilfsbund übergab 13.000 Unterschriften gegen das Zusammenleben von Homosexuellen im Pfarrhaus.
K
napp 13.000 Unterschriften gegen die Öffnung des Pfarrhauses für homosexuelle Partnerschaften haben Vertreter des Gemeindehilfsbundes während der EKD-Synode in Magdeburg übergeben. Sie wurden von den Vizepräsides des Kirchenparlaments, Ministerpräsident a. D. Günther Beckstein und Oberkirchenrat Klaus Eberl, entgegengenommen. Der § 39 des EKD-Pfarrdienstgesetzes und die damit verbundene Begründung gibt den Landeskirchen die Möglichkeit, schwule
Maße einbringen oder sich eine neue geistliche Heimat suchen.“
Beckstein: Einzelfall entscheidet Beckstein bezeichnete das Pfarrdienstgesetz als „mühsam errungenen Kompromiss“. Das Zusammenleben homosexueller Geistlicher im Pfarrhaus sollte nicht zu einem zentralen Thema gemacht werden; vielmehr solle jede Kirche im Einzelfall entscheiden. Er persönlich sei mit der Regelung der bayerischen Landeskirche nicht glücklich, das Zusammenleben generell zuzulassen, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind. Eberl erklärte, er glaube nicht, dass Homosexuelle sich ihre Orientierung aussuchen: „Das ist doch keine freie Entscheidung.“ Es sei schlimm, wenn Menschen ihre Sexualität verheimlichen müssten.
Diakonie: Nicht diskriminieren v. l.: Beckstein und Oberkirchenrat Eberl nahmen die Unterschriften von Pastor Motschmann, Diakon Neumann und Geschäftsführer Hesse entgegen.
oder lesbische Geistliche in eingetragenen Lebensgemeinschaften im Pfarrhaus zusammenleben zu lassen. Dies stehe im Widerspruch zum Wort Gottes, beklagte der Geschäftsführer des Gemeindehilfsbunds, Johann Hesse (Walsrode). Wie der 2. Vorsitzende der Organisation, Pastor Jens Motschmann (Bremen), sagte, habe der Rat der EKD noch 1996 in der Orientierungshilfe „Mit Spannungen leben“ ein homosexuelles Zusammenleben als nicht dem Willen Gottes entsprechend bezeichnet. Geändert habe die EKD ihre Position „allein im Nachgeben gegenüber dem gewachsenen Druck des Zeitgeistes“. Laut sächsischem Diakon Wolfhart Neumann (Brandis bei Leipzig) haben vor allem engagierte Christen aus den Kerngemeinden das Papier des Gemeindehilfsbundes unterschrieben: „Wenn diese Menschen merken, dass die Kirche den Boden der Heiligen Schrift verlässt, werden sie sich wahrscheinlich nicht mehr in gewohntem
Auch in der EKD-Synode kam es zu einer Diskussion über den Umgang mit Homosexuellen. Anlass war eine Anfrage des Jugenddelegierten Steve Kennedy Henkel (Bonn), wie das Diakonische Werk mit Aktivitäten von Mitgliedsorganisationen umgehe, die „Heilungstherapien“ für Homosexuelle anböten. Als Beispiel nannte er das „Deutsche Institut für Jugend und Gesellschaft“ (Reichelsheim/Odenwald) der Offensive Junger Christen (OJC). Diakoniepräsident Johannes Stockmeier (Berlin) betonte, das Diakonische Werk werde die Diskriminierung homosexuell empfindender Menschen nicht akzeptieren. Die EKD-Synodale und württembergische Synodalpräsidentin Christel Hausding (Langenau bei Ulm) verteidigte das Institut. Sie rief die Kirchenparlamentarier auf, sich genauer mit ihm zu beschäftigen und sich nicht mit Informationen „aus dritter oder vierter Hand“ zufriedenzugeben. Die Mitarbeiter seien hilfesuchenden Homosexuellen sehr zugewandt. Sie diskriminierten niemanden und versuchten auch nicht, jemandem etwas aufzudrängen. P
NOTIERT Endzeit-Tagung: Zeichen für die Wiederkunft Christi mehren sich Die Anzeichen für die Wiederkunft Jesu Christi mehren sich. Diese Ansicht haben Referenten bei einer Tagung evangelikaler Christen in der Tagungsstätte Hohegrete (Pracht/Sieg) vertreten. Als Ereignisse, die nach der Bibel den Beginn der Endzeit anzeigten, nannte der Tagungsleiter, Martin Traut, die Rückkehr der jüdischen Stämme in ihr Heimatland Israel sowie die Häufung von Naturkatastrophen. Auch die hauptsächlich in den Kirchen Westeuropas und Nordamerikas zu beobachtende Gleichgültigkeit gegenüber den Geboten Gottes entspreche den im Neuen Testament angekündigten Zeichen für das bevorstehende Gericht Gottes. Redner bei der Veranstaltung waren u. a. der IsraelExperte Rainer Schmidt, der Verlagslektor Rudolf Ebertshäuser, der Vorsitzende der Bekenntnisbewegung „Kein anderes Evangelium“ in Westfalen und Lippe, Walter Keim, und der Publizist Lothar Gassmann. Sie hätten die rund 400 Tagungsgäste aufgerufen, geistlich wach zu sein. Voraussetzung dazu seien regelmäßige Besuche von Bibelstunden und Gottesdiensten sowie eigenes Bibelstudium.
Nachwuchstheologen: Scharfe Kritik an Jürgen Fliege Scharfe Kritik am ehemaligen Fernsehpfarrer Jürgen Fliege (Tutzing/Starnberger See) üben Nachwuchstheologen. Er missbrauche die Vertrauensposition des Pfarrers und schade dem Berufsbild in der Öffentlichkeit erheblich, heißt es in einer vom Studierendenrat Evangelische Theologie verabschiedeten Erklärung. Flieges Äußerungen wirkten auf viele Christen verletzend und widersprächen „unserem Verständnis einer verantwortungsvollen Ausübung des Pfarrberufs“. Die künftigen Theologen und Religionslehrer beziehen sich mit ihrer Kritik u. a. darauf, dass Fliege den Sühnetod Jesu Christi ablehnt. Anlass der Erklärung ist die Eröffnung eines Disziplinarverfahren der Evangelischen Kirche im Rheinland gegen ihren Ruhestandspfarrer. Der Studierendenrat Evangelische Theologie vertritt die Theologiestudenten an staatlichen Hochschulen in ganz Deutschland, darunter 4.600 angehende Pfarrer.
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Neuer Trend: Das „ewige Leben“ boomt im Internet
TOTENGEDENKEN Die evangelische Kirche hat sich auf einen neuen Trend eingestellt: Verstorbene sollen nicht vergessen werden.
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s gibt ein immer größeres Interesse daran, dass Verstorbene nicht vergessen werden. Das zeigt der Boom entsprechender Internetseiten. Dort können Angehörige das Andenken an ihre Verstorbenen aufrechterhalten. Die Trauerstätten im Netz ermöglichen es Hinterbliebenen, Lieblingsfotos, Videos oder einen Lebenslauf des Toten auf einem speziellen Profil einzustellen. Zudem können dort Grabsteine gestaltet und Kerzen „angezündet“ werden.
Internet: 270.000 Gedenkstätten Mit rund 270.000 Gedenkstätten ist emorial.de (München) das größte InternetTrauerportal in Deutschland. Laut Betreibern registriert die Trauerplattform rund 200 bis 300 Besucher pro Tag. Die evangelische Kirche betreibt seit rund zehn Jahren ein eigenes Portal: trauernetz.de (Düsseldorf) ist eine Kooperation der bayerischen, hannoverschen und rheinischen Kirchen sowie der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD). Gebete, Gedichte, Texte, Musik und praktische Tipps sollen beim Umgang mit der Trauer helfen.
Ein Mausklick zum Verstorbenen Viele Hinterbliebene schätzen an den Angeboten, dass der Verstorbene nur einen Mausklick entfernt ist. „Die Menschen haben sich immer ein Bild vom Jenseits gemacht. Heute dient das Internet als KonideaSpektrum 46.2011
taktstelle zu diesem Jenseits“, sagte Pfarrerin Carmen Berger-Zell, Mitherausgeberin von www.trauernetz.de, zu idea. Damit stehe dieser neue Trauerkult nicht im Gegensatz zum christlichen Glauben an das ewige Leben nach dem Tod. Mit den Profilen im Netz solle vielmehr etwas von den Verstorbenen in dieser Welt bleiben. Die Nutzer der Portale seien meistens Eltern, die ihre Kinder plötzlich verloren haben, oder Angehörige von Suizidopfern und vorzeitig Verstorbenen. Sie fänden in der Kommunikation mit anderen Betroffenen im Netz Halt und Verständnis. Durch diesen Austausch stellten Trauernde fest, dass sie nicht allein mit dem Verlust seien. „Gerade in den ersten drei Jahren nach dem Tod nutzen Angehörige die digitale Möglichkeit, auf den Seiten des Verstorbenen Nachrichten und Berichte zu hinterlassen.“
Internet ersetzt Friedhof nicht Jahrhundertelang war der Friedhof die zentrale Institution des Totengedenkens. Ihn ersetzen werde diese neue Form des Gedenkens aber nicht, so die Seelsorgerin. Friedhöfe, einen Gedächtnisaltar in der Wohnung oder eine Kennzeichnung des Sterbeorts werde es immer geben. Das Internet sei ein zusätzlicher, paralleler Raum. Spiele der Friedhof bei der Trauer keine Rolle, seien auch die digitalen Gedenkstätten nicht gefragt. P
„JesusKanal“ auf Youtube INTERNET Baptist wirbt mit Videos für den christliche Glauben.
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inen „JesusKanal“ hat der IT-Manager und Baptist Steffen Ehl (Düsseldorf) auf dem Videoportal Youtube eingerichtet (Youtube.com/JesusKanal). Mit Kurzfilmen will er zum Glauben an Christus einladen. Dazu erstellt er Videos zu aktuellen Themen, befragt Christen, warum sie glauben und welche Konsequenzen das hat. „Dabei steht in der Startphase Authentizität eindeutig vor Professionalität“, so Ehl. „Videobloggen ist einfach und erreicht eine kirchenferne Zielgruppe. Jeder kann das machen.“ Ehl nimmt die Filme mit einer Handykamera auf. Derzeit sind 37 Videos online. Unter den Besuchern seien viele geistlich Suchende und Atheisten. Die Idee zum JesusKanal bekam Ehl, als er bei Youtube nach Stichworten wie „Jesus“ und „Christ werden“ suchte. Zu seinem Entsetzen fand er dabei bei den meistgesehenen Videos nur solche mit gotteslästerlichem Inhalt. Ehl: „Das wollte ich ändern.“
Kommentare schreiben! Videos eignen sich nach seinen Worten besonders gut als missionarisches Medium, weil sie im Gegensatz zu Texten auch Sympathie und Begeisterung vermitteln könnten. Ehl zufolge kann jeder den JesusKanal unterstützen, indem er die Videos kommentiert. Dafür brauche man nur eine Zugangsberechtigung, die man sich in wenigen Minuten anlegen könne: „Jeder Kommentar hilft, den Kanal weiter in die Top-Platzierungen zu bringen und damit vor die Negativ-Videos.“ Die Videos werden auch auf einer Facebook-Seite gepostet (facebook.com/JesusKanal). P Suchen
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Worauf dürfen wir hoffen? KINO Der Film „Halt auf freier Strecke“ zeigt die letzten Monate eines Hirntumorpatienten. Karsten Huhn hat sich den Streifen angesehen. Dies ist ein Film, bei dem man bis zum Ende des Abspanns sitzen bleibt. Danach möchte man nur noch heulen. Regisseur Andreas Dresen (u. a. „Sommer vorm Balkon“) gehört zu den kreativsten deutschen Filmemachern der Gegenwart. Sein neues Werk „Halt auf freier Strecke“ wirkt wie ein Dokumentarfilm – so unverstellt und erschütternd hält er die Kamera auf ein Menschenleben. Unausgesprochen stellt der Film zwei Fragen: Was ist wichtig im Leben? Und: Worauf dürfen wir hoffen? Die Eingangsszene: Ein Paar wartet beim Arzt auf die Diagnose. Gehirntumor, bösartig, nicht operabel, sagt der Arzt fast flüsternd. Langes Schweigen. Wie viel Zeit noch bleibt? Ein paar Monate. Schweigen. Das Paar sucht nach Worten, der Arzt auch. Ein gemurmeltes Gespräch, Hilflosigkeit. Haben Sie Kinder? Ja, 14 und 8 Jahre alt. Gerade ist die Familie umgezogen in ein Reihenhaus am Rande Berlins, weiß, kühl, modern, mit Gästeklo und Blick aufs Feld. Simone ist Straßenbahnfahrerin, Frank Fabrikarbeiter, beide sind Anfang 40 und berlinern dolle. Beim Abendbrot mit den Kindern fängt Frank – strubbeliges Haar, Brille, unrasiert – plötzlich zu weinen an.
Eine Handvoll Monate Franks Eltern reisen an, unbeholfen, was soll man auch sagen. Die Mutter hat zwei CDs mitgebracht, „Hypnose“ und „Selbstheilungskräfte“, aber da heilt nichts mehr selbst. Es passiert eigentlich nicht viel in dem Film, gezeigt werden unscheinbare Alltagsszenen. Einmal besucht Frank mit seiner Familie das Badeparadies im Bundesland Brandenburg, „Tropical Island“. Sie müssen den Ausflug abbrechen, weil Frank schlecht wird. Frank harkt Blätter im Garten, er versucht ein Hochbett im Kinderzimmer aufzubauen. Dit wird schon
wieder, sagt ein Arbeitskollege, der ihm dabei hilft. Nischt wird. Eine Handvoll Monate bleiben noch, mehr nicht. Eine Lebensberaterin kommt zu Besuch. Haben Sie Angst?, fragt sie Frank. Ja. Man müsse die Krankheit als etwas Freundschaftliches annehmen, rät die Beraterin.
So lange ihr noch könnt … Schleichend breitet sich der Tumor aus. Frank wird wunderlich, pinkelt ins Kinderzimmer, weil er es mit dem Bad verwechselt. Er klaut die Schokolade aus dem Weihnachtskalender seines Sohnes, beschimpft seine Frau. Wohl noch nie ist im Kino eine Krankheit in so quälender Eindringlichkeit gezeigt worden. In einer Szene küssen und lieben sich Frank und Simone, unsichtbar tickt dazu eine Uhr. Alles hat seine Zeit, sagen diese Bilder. Küsst euch, so lange ihr noch könnt. Franks Körper zerfällt weiter. Simone schnürt ihm die Schuhe, Frank geht an der Stütze, später braucht er einen Rollstuhl, schließlich kann er das Bett nicht mehr verlassen. Ist es wahr, dass du stirbst?, fragt der 8-jährige Sohn seinen Vater. Schweigen. Nicken. Krieg’ ich dann dein Handy?
Dann schläft er in die nächste Welt Simone ist eine starke Frau, nun gerät sie ans Ende ihrer Kräfte. Eine Pflegerin wird nötig, Modul „kleine erweiterte Morgenund Abendtoilette“, Mundpflege, Windelwechsel. Die Tage eines Menschen sind wie Gras, sagen die Bilder dieses Films, wenn ein Wind darüber geht, so ist es nimmer da. Und dann ist Weihnachten. Es gibt Gans und Weihnachtsbaum, gesungen wird „O
Tannenbaum“, der ostdeutsche Ersatz für Christkind-Lieder. Es ist ein moderner Film, ohne Gebet, ohne Gott – ohne Hoffnung, ohne Trost. Als Frank noch laufen kann, besucht er ein Bestattungsinstitut. Er sucht sich einen Sarg aus und wählt die Lieder, die zu seiner Beerdigung gespielt werden sollen: das Album „Dead Man“ (Toter Mann) von Neil Young, den Song „Nevermind“ (Mach Dir nichts draus) von Nirvana. Und dennoch gibt es auch in diesem Film zarte Spuren, die auf Gott hinweisen. Irgendwann schläft er ein, sagt die Ärztin zu Simone. Dann schläft er in die nächste Welt. Ein paar Monate zuvor, als er noch laufen kann, greift Frank zu seiner Gitarre und spielt ein bisschen. Love and mercy is what you need, singt er dazu. Liebe und Gnade ist, was du brauchst. Ja: Liebe und Gnade ist, was wir brauchen – im Leben wie im Sterben. P
b Halt auf freier Strecke • Start: 17. November • Regie: Andreas Dresen Darsteller: Steffi Kühnert, Milan Peschel 110 Minuten • FSK: 6
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P RO & KON T R A
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Sollten wir mehr vom Gericht Gottes predigen? EWIGKEITSSONNTAG Der letzte Sonntag im Kirchenjahr soll uns an das ewige Leben und an das Jüngste Gericht erinnern. Besonders Letzteres ist in Vergessenheit geraten. Sollte deshalb heute mehr vom Gericht Gottes, das für alle Menschen gilt, gepredigt werden?
Wir sollten mehr, sachlicher, kontextsicherer, selbstverständlicher und ohne Panikmache über das Gericht Gottes predigen.
PRO
Warum sollten Prediger vom Gericht Gottes sprechen, wenn sie es gar nicht für real halten? Sie stehen dann tatsächlich in der Gefahr, das Gericht als Moralkeule oder Machtinstrument zu missbrauchen. Der Verkündiger müsste sich ja selbst unter diese reale Verantwortung vor Gott stellen. Oder aber wir halten für wahr und glauben, dass der Retter kommen wird, „zu richten die Lebenden und die Toten“ (2. Timotheus 4,1). Sein Richten besteht darin, Gerechtigkeit aufzurichten. Dann sollten wir mehr, sachlicher, kontextsicherer, selbstverständlicher und ohne Panikmache darüber predigen. Wir reden sonst ja auch vom Gericht – etwa vom Verkehrs- oder Arbeitsgericht. Gott nimmt den Vertrag (= Testament, Bund) ernst, den er mit den Menschen geschlossen hat – nicht nur bei einem zukünftigen Gericht. Vertragsverletzung führte bereits zur Verbannung der Menschheit aus dem Paradies, aus
Lass Dein Vertrauen zu Gott wachsen. Dann muss Dir nicht bange sein – weder vor dem Richter noch vor dem Gericht.
Fotos: privat
KONTRA
Es tut mir leid – aber ich kann unmöglich so predigen wie George Whitefield, Ludwig Hofacker oder John Wesley. Bei Wesley klang das zum Beispiel so: „Du gottloser Mensch, der Du diese Worte hörst, Du elender, hilfloser, erbärmlicher Sünder! Ich lade Dich vor Gott, den Richter über alle, gehe geradewegs zu ihm mit all Deiner Gottlosigkeit. Nimm Dich in Acht, dass Du nicht Deine eigene Seele zugrunde richtest, indem Du Deine Gerechtigkeit mehr oder weniger verteidigst.“ Der Holzhammer und das Maschinengewehr sind meine Werkzeuge nicht. Ich rede eher leise vom Glauben: fragend, tastend, zweifelnd, einladend, werbend, lockend. Angst ist kein guter Ratgeber. Ich habe Menschen erlebt, die aufgrund der Predigt vom Gericht Gottes religiös krank geworden sind.
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Friedhelm Appel (Kandern/Schwarzwald) ist Leiter für kreative Evangelisation beim Janz Team, das mit Musik-, Verkündigungs- und Bildungsdiensten sowie durch Freizeiten zu einem Leben mit Jesus Christus einlädt.
einem Leben jenseits dieser Welt. Auch auf Golgatha hat Gott richtend eingegriffen: Sein Sohn hat am Kreuz die negativen Konsequenzen unserer Vertragsverletzung getragen; zudem hat Jesus den Vertrag erfüllt. So bekommt jeder, der den Tod am Kreuz und die Vertragserfüllung durch Jesus für sich akzeptiert, die positiven Konsequenzen ewigkeitsgültig von Gerichts wegen zugesprochen. Wer das nicht für sich in Anspruch nimmt, bekommt vor Gottes Gericht nicht recht: Er bringt sich um ein erfülltes Leben hier und ein ewiges Leben dort. So etwas kann nicht oft genug erklärt werden! Erst von der Perspektive des Gerichtes Gottes her bekommt das Wort vom Kreuz das Gewicht, das ihm angesichts der Heiligkeit Gottes gebührt. Deshalb haben wir grundlegend mehr von den realen, gerichtlichen Auswirkungen unserer Verantwortung vor Gott zu sprechen. P
Johannes Eißler (Stuttgart) ist Pfarrer beim Amt für missionarische Dienste der württembergischen Landeskirche sowie Vorsitzender der Deutschen Evangelistenkonferenz.
Mein Vater war Richter. Wenn ich vom Endgericht rede – und das tue ich bei unseren Zeltevangelisationen –, dann erzähle ich von meinem Vater. Ich bin im Amtsgericht in Bad Urach groß geworden. Oft habe ich es mitbekommen, wenn Angeklagte oder Zeugen vors Gericht geladen wurden. Wie nervös sie waren, wie sie gezittert haben. Ich musste nicht zittern, weil ich den Richter kannte. Weil ich seine Stimme kannte. Weil ich sein Kind war. Und weil ich wusste, dass er die Güte in Person ist. „Lerne auf die Stimme des Vaters im Himmel zu hören“, sage ich. „Lass das Vertrauen wachsen. Dann muss Dir nicht bange sein – weder vor dem Richter noch vor dem Gericht.“ In Lukas 12 spricht Jesus vom Gerichtstag und von den Spatzen. Ich halte mich an die Spatzen-Predigt: „Habt keine Angst: Ihr seid Gott mehr wert als ein ganzer Schwarm Spatzen.“ Ich bin Evangelist: Gute-Nachrichten-Sprecher. Mag sein, dass andere einen anderen Auftrag haben. P
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Keine Angst vorm Altenheim LEBENSABEND Deutschland wird immer älter. Im Durchschnitt steigt die Lebenserwartung pro Jahr um drei Monate. Die negative Folge ist, dass mehr hochbetagte Menschen gepflegt werden müssen. Bereits 2,3 Millionen sind auf Hilfe angewiesen. Die meisten werden von Angehörigen versorgt, denn Heime stehen nicht hoch im Kurs. Ein Beitrag von idea-Redakteur Klaus Rösler. „Nur nicht ins Heim!“ 70 % aller Deutschen halten die Vorstellung, im Alter ins Heim umzuziehen, für „grauenhaft“. Jeder dritte Deutsche erklärte bei einer Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung (Nürnberg) sogar, eher „Schluss machen" zu wollen, als zum Pflegefall zu werden. Die meisten der Über-70-Jährigen wollen bis zum Lebensende zu Hause bleiben. Die Chancen stehen gut: Das Kuratorium Deutsche Altershilfe (Köln) fand heraus, dass nur 6 % der Senioren in „Wohnformen“ für das Alter leben. Längst gibt es nicht mehr nur „das Heim“, sondern vielfältige Wohnangebote für Ältere. Das Diakonische Werk der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hat in einer Handreichung „Neue Wohnformen im Alter“ drei Möglichkeiten aufgeführt:
Zu Hause bleiben, umziehen oder ins Pflegeheim? 1. „So lange wie möglich zu Hause bleiben.“ Das wollen die meisten. Sollte man pflegebedürftig werden, muss die entsprechende Hilfe für zu Hause organisiert werden. 2. „Die Wohnsituation selbst verändern.“ Manche Senioren wollen ihre letzte Lebensphase bewusst in einer neuen Umgebung verbringen – bei den Kindern, in einer attraktiven Wohngegend oder dort, wo Häuser oder Wohnung preiswert angeboten werden. Oder sie wollen mit Freunden zusammenziehen. Wichtig: Für den Fall der Pflegebedürftigkeit sollte diese Wohnung bereits behindertengerecht vorbereitet sein. 3. „Die Wohnsituation verändern, weil es anders nicht mehr geht.“ Dieser Fall tritt spätestens nach einer schweren Erkrankung im Alter ein – wenn die Betreffenden nicht mehr für sich selbst sorgen können. Dann muss ein Pflegeheim gefunden werden.
der heute 73-Jährige mit Freunden in einem Haus zusammen. An seinem Beispiel wird deutlich: Wer im Alter so leben will, muss sich frühzeitig vorbereiten. In der alternativen WG sind sechs Leute in Scherfs Alter (einschließlich seiner Ehefrau) und zwei junge Frauen zu Hause, die immer mal wieder wechseln. „Ich habe das unglaubliche Glück, genau so zu leben, wie ich es mir immer gewünscht habe“, sagt er. Nur ein Termin liegt fest: Am Samstag wird gemeinsam gefrühstückt. Dann wird besprochen, was anliegt – wer Besuch erwartet, das gemeinsame Auto braucht, die Gartenarbeit macht, oder wann alle gemeinsam in den Urlaub fahren. Die Gemeinschaft will sich gegenseitig stützen. Und das ist mehr als ein Lippenbekenntnis: Denn zwei Jahre nach dem Start wurde eine Mitbewohnerin schwer krank. Sie wurde bis zu ihrem Tod gepflegt. Und als kurz darauf ihr Sohn ebenfalls erkrankte, betreute man auch ihn bis zuletzt. Sieben Jahre hat das gedauert. Das schweißt zusammen. Doch Scherf hofft auch, dass er nicht übrig bleibt: „Ich habe Angst vor dem Alleinsein. Ich möchte nicht derjenige sein, der die anderen unter die Erde bringt.“ Zugleich wünscht er sich, dass sie alle noch lange zusammenbleiben können: „Wir sind glückliche Alte.“
Wenn Heime ihre Bewohner betrügen … Auch später können die Weichen für das Leben im Alter noch gestellt werden. Zur Auswahl stehen Seniorendörfer, „Betreutes Wohnen“ oder klassische Pflegeheime. Doch Achtung: „Jedes fünfte Altenheim betrügt seine Bewohner“, titelte jüngst die „Welt am Sonntag“. Das Blatt hatte heraus-
Die letzte Lebensphase gut vorzubereiten ist entscheidend. Obwohl das vermutlich vielen bewusst ist, blenden es zahlreiche Ältere aus. Wenn sie merken, dass sie den Haushalt nicht mehr bewältigen können, einsam sind oder gepflegt werden müssen – dann ist schnelle Abhilfe nötig. Nun muss meist sofort ein Pflegedienst gefunden werden, eine betreute Wohngemeinschaft oder eben doch ein Heim. Die wohl bekannteste Seniorenwohngemeinschaft gibt es in Bremen – mit dem früheren Bürgermeister Henning Scherf (SPD) als prominentem Mitglied. Seit 24 Jahren lebt
In einer alternativen WG lebt Ex-Bürgermeister Henning Scherf (73).
Foto: dpa
Der Vorzeige-Senior: Henning Scherf aus Bremen
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Geschäftsführer Joachim Noß Sie fühlen sich wohl im Pilgerheim: Ehepaar Gerdes
Ein frommes Dorf nur für Senioren: Pilgerheim Weltersbach bei Düsseldorf
gefunden, dass Heime Bewohner und Pflegekassen betrügen, indem sie weniger Personal beschäftigen, als nötig wäre. Die eingesparten Löhne sind ihr Gewinn. Noch schlimmer: Der Medizinische Dienst der Krankenkassen erfuhr bei Kontrollen, dass es in jedem dritten Heim „Ernährungsprobleme“ gibt. Bewohner waren unterernährt, andere ausgetrocknet. In jedem vierten Heim wurden Wunden nicht optimal versorgt. Und das, obwohl die Pflege zwischen 3.000 und 4.000 Euro im Monat kostet.
… und wenn dies nicht geschieht Doch es geht auch anders. Denn es gibt Heime, in denen (fast) alles stimmt und sich die Bewohner rundum wohlfühlen, wie idea feststellte. Und wenn es doch einmal Grund zur Kritik geben sollte, wird schnell für Abhilfe gesorgt. Friedhelm Gerdes etwa ist zufrieden. Der 86-Jährige wohnt mit seiner gehbehinderten Frau u Ruth seit sechs Jah JJahren im Seniorendorf Weltersbach, das vom baptistischen Diakoniewerk Pilgerheim Weltersbach in Leichlingen bei Düsseldorf betrieben wird. 220 Senioren – längst nicht nur Baptisten – leben hier in Bungalows, Appartements und Reihenhäusern, 300 in sechs Heimen im stationären Bereich. Gerdes schwärmt von seiner 100 Quadratmeter großen Wohnung, von den anderen Bewohnern, von der Gemeinde am Ort. Sein Leben „zuvor“ hat der Kaufmann in Altena im Sauerland verbracht, wo er die Baptistengemeinde „Grüne Wiese“ gegründet hat. Warum also der Umzug? „Es war Zeit“, sagt er. Er weiß: Irgendwann wird er sich nicht mehr alleine versorgen können.
Fotos: PR
Gelebte Evangelische Allianz In ihrer behindertengerechten Wohnung können die beiden auch dann bleiben, wenn sie pflegebedürftig werden. Und falls in ihrem Haushalt einmal nicht gekocht wird, dann bestellen sie sich ein Essen aus der Zentralküche.
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„Das ist lecker, preiswert und reichhaltig. Uns reicht meist ein Essen, das wir uns teilen“, freut sich der Senior. Mit seinem Auto ist er noch mobil. Das nutzt er zum Einkaufen – auch für andere. Vor allem die geistliche Gemeinschaft in der Gemeinde schätzt Gerdes. Mit seiner Frau singt er im Chor. Dort haben sie sofort neue Freunde gefunden. Konfl ikte zwischen den Konfessionen gibt es übrigens nicht: „Wir haben hier gelebte Evangelische Allianz.“ Und sie versuchen, die Leute am Ort, die noch keine Christen sind, „mit viel Feingefühl“ für ein Leben mit Jesus Christus zu gewinnen.
Sieben Jahre Wartezeit auf einen Bungalow Weltersbach ist beliebt – deshalb gibt es Wartelisten. Wer in einen Bungalow ziehen möchte, muss bis zu sieben Jahre warten, erläutert Geschäftsführer Joachim Noß. Wer ins „Betreue Wohnen“ Wohnen will, muss sich ein bis zwei Jahre gedulden. Nur bei den Pflegeplätzen geht es d schneller: Innerhalb weniger Wochen s ist i ein Platz in einem der 290 Einzelzimmer m zu haben. Doch Noß empfiehlt, solche c Entscheidungen nicht übereilt zu treffen. Man sollte „sich in guten Tagen t nach einem Heim umschauen“. Um n Weltersbach – oder andere Heime – kenW nenzulernen, sind ein „Probewohnen“ n oder eine „Kurzzeitpflege“ ratsam. Die o Kritik an Missständen in Altersheimen K lässt Noß nicht gelten. Auch in den besl ten t Heimen könnten Fehler geschehen: „Alle fordern mehr Qualität und mehr „ Kontrollen – aber keiner ist bereit, daAus der für mehr Geld ins System zu pumTitelseite pen.“ Außerdem genieße der Beruf der Ausgabe des Altenpflegers kaum Anerkennung vom und werde auch noch schlecht be2. Oktober zahlt, trotz familienunfreundlicher Arbeitszeiten mit Schicht- und Wochenenddiensten. Dennoch seien die meisten Kollegen höchst engagiert. Begeistert sind auch die Gäste des Alten- und Pflegeheims „Elim“ in Bad Laasphe-Oberndorf im Rothaargebirge. Hier O
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Positiv getestet: das Alten- und Pflegeheim „Elim” im Rothaargebirge mit der Pflegedienstleiterin Christel Rohner – hier im Garten
Wo die Persönlichkeit wertgeschätzt wird Die Bewohner zwischen 54 und 101 Jahren sind für die Mitarbeiter im Haus „Kunden“, die wertgeschätzt werden. Ein „biografischer Erhebungsbogen“ sorgt dafür, dass jeder sein auf ihn abgestimmtes Programm mit persönlicher Pflegeplanung erhält. Das beginnt beim Frühstück: Wer Orangensaft gewohnt ist, erhält ihn. Und wer lieber Nutella als Erdbeermarmelade möchte – kein Problem. Im Erhebungsbogen wird notiert, ob der Gast sich das Frühstück selbst zubereiten kann oder ob er mundgerechte Brotstückchen benötigt. Und niemand liegt nur den ganzen Tag im Bett – jeder wird zwei Mal am Tag „mobilisiert“: Er wird im Pflegerollstuhl gelagert und nimmt am Betreuungsprogramm teil. Gute Erfahrungen hat man mit dem „Walker“ („Geher“) gemacht: eine Art Rollstuhl, in dem man sowohl sitzen wie gehen kann. Vor allem sturzgefährdete Menschen können sich darin sicher fortbewegen. Die acht Geräte sind ständig in Gebrauch. Es gibt auch organisierte Programme: Gymnastik, Ausflüge, gemeinsames Singen, Filmnachmittage. Wie kann das alles bewerkstelligt werden? „Alles nur eine Frage der Organisation“, erläutert Pfle-
gedienstleiterin Christel Rohner. Sie ist seit 1999 in Oberndorf tätig, nachdem sie bei Angehörigen in einem anderen Heim miterlebt hat, wie schlecht eine Betreuung auch sein kann: Ihr sehbehinderter Großvater war es nicht gewohnt, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Und weil er niemandem zur Last fallen wollte, aß er nicht – statt sich das Essen mundgerecht zuschneiden zu lassen. Doch das Problem sah das Pflegepersonal nicht. Noch schlimmer erging es ihrer Großmutter im Wachkoma: Sie wurde „ausgesondert“. Die zuständige Pflegerin meinte lapidar: „Schon wieder jemand, der zum Sterben kommt.“
Christliches Leitbild: Jeder Mitarbeiter betet Nach diesen Erfahrungen wollte die gelernte OP-Schwester Altenpflegeheime umkrempeln – von innen heraus. Sie bewarb sich als Krankenschwester und übernahm bald Leitungsaufgaben. Die überzeugte Christin freut sich, dass man in „Elim“ nach einem christlichen Leitbild arbeitet, nämlich nach dem Vers aus dem Matthäus-Evangelium (7,12): „So wie ihr von Menschen behandelt werden möchtet, so behandelt auch sie.“ Ein Tischgebet ist in dem Heim ebenso üblich wie das Lesen der Tageslosung. Jeder Mitarbeiter muss mit den Bewohnern beten können. Am Dienstag trifft man sich zur Bibelstunde, am Sonntag zum Gottesdienst. Zwei Pfarrer schauen regelmäßig vorbei. Auch Dorfbewohner kehren ein, die den Kuchen von „Elim“ schätzen. Die Heim-Feste sind dann auch für das ganze Dorf Höhepunkte. „Unsere Kunden kommen vor allem durch persönliche Empfehlungen“, berichtet Christel Rohner. Dies sei die beste Werbung.
Objektive Testergebnisse vom Verbraucherschutz „Weltersbach“ und „Elim“ – das sind zwei von über 11.600 Pflegeeinrichtungen in Deutschland. Wie soll man da die „richtige“ finden? Der Tipp von Christel Rohner: „Ein Heim muss offen sein. Man muss jederzeit reinkommen und mit den Mitarbeitern reden können.“ Zusätzlich lässt sie ihre Einrichtung von der „Bundesinitiative für Verbraucherschutz“ überprüfen. Auch Weltersbach ist dort – positiv – getestet worden. Hilfe gibt es auch vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Es hat einen Leitfaden zur Wahl eines Pflegeplatzes herausgegeben. Das Ministerium rät, sich von Heimen Informationsmaterial zuschicken zu lassen. Im Ratgeber ist eine 30-seitige Checkliste enthalten, die beim Besuch in mindestens zwei Heimen Punkt für
Fotos. idea/Rösler
hört man sogar Sätze wie: „Ich hätte eher kommen sollen!“ Tatsächlich scheint in diesem Heim mit seinen 72 Betten und fünf „betreuten“ Wohnungen eine gute Stimmung zu herrschen – unter Mitarbeitern wie Bewohnern. Pflegerinnen erklären bei einem Besuch von idea: „Wir sind hier wie eine große Familie.“ Das Haus wurde 1880 als Mühle und Gastwirtschaft errichtet, später als Erholungsheim weitergeführt. 1949 hat es die Neukirchener Mission geerbt. Seitdem wird es als Alten- und Pflegeheim geführt, inzwischen als GmbH mit diakonischer Ausrichtung – eingebettet in ein 10.000 Quadratmeter großes Parkgelände mit Bach und Fischteichen. Ursula Hage, die aus Siegen vor einem Jahr dorthin umgezogen ist, bekennt: „Ich fühle mich hier wohl.“ Dabei wollte die heute 90-Jährige nicht ins Heim – doch sie ist an Parkinson erkrankt. Und als sie zu Hause stürzte, brachten ihre Kinder sie nach Oberndorf. Sie konnte einige Möbel mitbringen – und viele selbst gemalte Blumen-Bilder: Die hängen nun überall im Haus an den Wänden. Das hat ihr das Einleben erleichtert. Was sie an „Elim“ gut findet: „Hier brauche ich keine Angst zu haben. Ich fühle mich sicher.“ Ebenso wichtig ist ihr das Miteinander: „Wenn ich Freunde treffen will, gehe ich einfach vor die Tür. Wenn ich allein sein will, kann ich mich in mein Zimmer zurückziehen.“
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b Informationsbroschüren „Auf der Suche nach einem Heim. Leitfaden zur Wahl eines Pflegeplatzes“ Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Glinkastraße 24, 10117 Berlin 030 185550 • www.bmfsfj.de Punkt ausgefüllt werden sollte: „Trauen Sie sich, als Kunde aufzutreten und Qualität zu fordern!“, heißt es dort. „Prüfen Sie das Preis-Leistungs-Verhältnis der Pflegeheime – was bekommen Sie wo für Ihr Geld?“ Der Fragenkatalog reicht von Beobachtungen bei der Besichtigung – „Wie empfinden Sie den Geruch?“ – über Allgemeines – „Wer ist der Träger des Heimes? Wie ist sein Ruf?“ – bis hin zur Pflege und Betreuung – „Werden Alltagsfähigkeiten durch Aktivierung trainiert? (Anziehen, Waschen, Toilettengang)“ – und zur medizinischen Versorgung: „Arbeitet die Einrichtung mit einem geriatrisch qualifizierten Facharzt zusammen?“ Eine solche Liste kann eine gute Hilfe bei der Entscheidung sein. Dennoch sollte auch der Rat des Ministeriums beherzigt werden: „Wenn Sie sich unsicher fühlen, sprechen Sie mit einer vertrauten Person.“ Und für Christen gilt: Bringen Sie das Anliegen im Gebet vor Gott. P
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„Neue Wohnformen im Alter“ Zentraler Vertrieb des Diakonischen Werkes der EKD Karlsruher Straße 11, 70771 Leinfelden-Echterdingen 0711 9021650 • www.diakonie.de Informationen über die vorgestellten Heime Diakoniewerk Pilgersheim Weltersbach Weltersbach 9, 42799 Leichlingen 02174 73070 www.weltersbach.org Alten- und Pfl egeheim ELIM GmbH Oberndorfer Straße 46a 57334 Bad Laasphe-Oberndorf 02754 37470 www.altenheim-elim-gmbh.de
idea Fernseh- und Hörfunk-Tipps
19. bis 25. November
FE R NSE H E N Sonnabend, 19. November
Sonntag, 20. November
Montag, 21. November
Mittwoch, 23. November
Freitag, 25. November
15.20–15.50 Das letzte Geheimnis der Dresdner Frauenkirche
9.30–10.15 Evangelischer Gottesdienst
11.30–12.00 Tourismus und Glaube – Die Lutherstadt Wittenberg
9.30–10.00 HR Weltreligionen: Judentum
16.30–17.00 „Gottes Plan für mein Leben“: Gespräch mit Michel Youssif, ägyptischer Prediger
15.30–16.00 ERF1 Wert(h)e Gäste mit dem m Musiker Manfred Staiger 20.00–20.30 Der Wasserdoktor: Spielfilm über Pfarrer Sebastian Kneipp
10.00–11.00 Sternstunde Religion: „Geld – die neue Religion“ 11.00–12.00 ERF1 Ev.-meth. Gottesdienstt 17.45–18.15 SFinfo Körperkult und wahre Stärke
20.00–20.30 ERF1 oll Kongress „Christenverfolgung heute“: Bischof Damian 22.45–0.15 Afghanistan im 10. Kriegsjahr – 2 Dokumentationen
14.30–15.00 Grenzenlos: Die Schwestern von Papua Neuguinea 22.00–22.30 Pfarrer Armin Beuscher im Gespräch über seine „Perlen der Trauer“
20.30–21.00 ERF1 HörBar mit Patricia Kelly 22.00–22.30 ERF1 b Vergebung – Beichten befreit. Mit Peter Zimmerling
HÖRFUNK Sonnabend, 19. November
Sonntag, 20. November
Mittwoch, 23. November
Donnerstag, 24. November
13.05–14.00 Geschichten vom Leben & Sterben – Treffpunkt Friedhof
7.05–7.30 „Ruhe in Pixeln“: virtuelle Trauerformen im Internet
9.45–10.00 Ev.-meth. Predigt: Caroline Schröder Field, Winterthur
18.05–18.30 Generation Porno? Internet & Jugendsexualität
8.08–8.30 Blickpunkt Religion
10.00–11.00 Ev.-meth. Gottesdienst
8.30–9.00 Protestanten & ihr gespaltenes Verhältnis zur Hölle
10.05–11.00 Gottesdienst: Kaiser-WilhelmGedächtniskirche Berlin
20.00–21.00 Pfarrer Reda Adly aus Kairo und der „arabische Frühling“
16.00–17.45 Calando – Leichen im Keller? Mut, im Lebenshaus aufzuräumen! Mit Eva Manderla
16.00–17.45 Der Musiker Manfred Staiger 20.00–21.00 Ulrich Parzany: „Angst – ohne Sorgen ins Morgen?“
22.05–23.00 Sklavenmarkt Deutschland
20.00–21.00 Bilanz: „Wunderbar geführt“ – Michael Jahn im Gespräch mit Horst Marquardt
Wer reagieren möchte, kann dies unter folgenden Rufnummern tun: ARD: 089/5900-3344 | Bibel.TV: 040/4450660 | Das Vierte: 0180/5843783 Deutschlandfunk und Deutschlandradio: 0221/345-1831 | DRS 2: (0)848/808080 | ERF: 06441/957-0 | HR (TV): 069/1555111 | Kabel 1: 0180/5011150 KiKa: 0180/2151514 | Luth. Stunde: 04264/2436 | MDR: 0341/300-5401 | NDR: 0511/988-2393 | Phoenix: 0180/28213 | RBB: 030/97993-2171 SF 2: (0)62/2059050 | SR 2: (0)681/6022222 | SWR: 07221/929-0 | WDR (Radio): 0221/5678-333 | WDR (TV): 0221/5678888 | ZDF: 06131/7012164
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Wenn die Kirche Pornos vertreibt KATHOLISCHE KIRCHE Für viele in Deutschland gilt die katholische Kirche als letztes Bollwerk gegen Pornografie. Umso überraschter dürften sie gewesen sein, dass Papst Benedikt XVI. Anfang November die deutsche Kirche kritisierte. Er forderte, sie müsse „entschiedener und deutlicher“ gegen die „Verbreitung von Material esoterischen oder pornografischen Inhalts“ vorgehen. Der Hintergrund: Das riesige Verlagsunternehmen der katholischen Kirche – „Weltbild“ – bietet selbst Pornografisches an. Dazu ein Hintergrundbeitrag von Alexander Kissler (München).
Ein Riesenkonzern „Weltbild“ ist ein in Augsburg ansässiges Verlags- und Handelshaus mit gewaltigem Umsatz und weit verzweigtem Beteiligungsnetz. Es gehört komplett der katholischen Kirche. Zwölf deutsche Bistümer halten Anteile zwischen 13 und 2 %, der Rest ist über den Hauptgesellschafter VDD (den „Verband der Diözesen Deutschlands“) mit im Boot. Gleiches gilt von den 100-prozentigen „Weltbild“-Töchtern „Hugendubel“, einem Buchhändler mit 54 Filialen, und „jokers“. Letzterer bietet in Läden und im Internet Restauflagen von Büchern an, die zuvor eigens aufgekauft wurden. Außerdem ist „Weltbild“ mit 50 % an der Verlagsgruppe „Droemer Knaur“ beteiligt und zu einem Drittel am Internetshop „buecher.de“. Von den ausländischen Allianzen ganz zu schweigen.
1.700 Millionen Euro Umsatz „Weltbild“ erwirtschaftet mit über 6.000 Angestellten einen Jahresumsatz von rund 1,7 Milliarden Euro. Die deutschen Bistümer sind hierdurch „big player“ im Medien- und Handelsgeschäft geworden. „Weltbild“-Chef Carel Halff, ein konfessionsloser Top-Manager, versteht offenbar sein Handwerk. Um welchen Preis aber? Wer im „Weltbild“Katalog blättert oder sich auf der Homepage umsieht, stößt auf allerlei Schnickschack: Schmutzfangmatten, Tierhaar-
Entferner und Boxhandschuhe liefern die Augsburger gern. Keine Berührungsängste hat man mit Erotik jedweder Spielart. „Perfekt im Bett“, „Sex vom Feinsten“, eine Schule für „unvergessliche Orgasmen“ oder „Wie Sie jede Nacht eine andere Frau rumkriegen“ können via „Weltbild“ geordert werden.
Eine eigene Erotik-Sparte Noch fragwürdiger ist das Wirken von „Droemer Knaur“ und „Jokers“. Bei der Verlagsgruppe „Droemer Knaur“ gibt es eine eigene Erotik-Sparte, werden Bücher also nicht nur vertrieben, sondern produziert mit Titeln wie „Wilde Obsession“, ein Roman über „nie geahnte sexuelle Erfüllung“, oder das „Handbuch für Sexgöttinnen“ mit „696 Tipps für den besten Sex Ihres Lebens“. „Jokers“ wiederum, das eben zu 100 Prozent den Bistümern gehört, bedient sich aus eigenem Antrieb und mit vollen Händen bei der Bückware im Grenzbereich von Erotik und Pornografie. Zur Renditesteigerung der katholischen Eigner kaufte „Jokers“ etwa die Bücher „Perfekt im Bett“ oder „Seitensprünge“. Auch ein Plädoyer für die „Vereinbarkeit von Homosexualität und christlichem Glauben“ ließ sich „Jokers“ willentlich in die Regale liefern.
„Buddhas ewige Gesetze“ Damit nicht genug. Problemlos besorgen die vermeintlich katholischen Händler die Werke der antikirchlichen Gegenseite zwischen Dan Brown, Richard Dawkins, Karlheinz Deschner. Die Kirche verdient mit, wenn die Kirche gescholten wird. Und im Juli 2010 übernahm „Droemer Knaur“ einen Fachverlag für buddhistische Literatur, O. W. Barth. Über die „Urkraft Kundalini“ kann man sich dank des katholischen Medienengagements ebenso informieren wie über den „direkten Weg zur Erleuchtung“ und „Buddhas ewige Gesetze“.
Geschehen ist nichts Halten wir fest: Mit Sex, Esoterik und Tinnef treibt die katholische Kirche Geschäfte. Vermutlich heißt kein einziger
Foto: privat
Ist der Teufel in die katholische Kirche gefahren? Diesen Eindruck kann fast gewinnen, wer in diesen Tagen die sich überschlagende Berichterstattung zum sogenannten „Weltbild-Skandal“ verfolgt. Laut dem Chefredakteur der überregionalen katholischen Zeitung „Die Tagespost“ stehen die Bischöfe „in aller Öffentlichkeit als Händler und Produzenten von Pornografie da“. Das „System Weltbild und der Ehrgeiz seiner Macher“ seien mit der kirchlichen Lehre unvereinbar. Im ebenfalls katholischen „Pur Magazin“ lautet die Titelzeile der NovemberAusgabe „Bischöfe als Porno-Produzenten?“. Die Kirche sei „in ziemliche Erklärungsnot geraten“. Kaum schmeichelhafter berichtet die säkulare Presse.
Alexander Kissler
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Nr. 11 / Novem
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PUR m a g a z i n
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Wie das Unternehmen sich selbst sieht:
GERMAN CATHO
Fotos: dpa
LIC MAGAZINE
PUR magazin
Bischöfe als PornoProduzenten?
Wie konservative katholische Medien es sehen
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Bischof diese kommerzielle Entgrenzung gut – niemand aber hat auch bisher Gegenmaßnahmen ergriffen. Man ließ sich offenbar einlullen von den Sirenengesängen des Managements und versäumte seine Aufsichtspflicht. Bereits 2008 schickte die „Initiative Katholisches Weltbild“ den Bistümern eine ausführliche Darstellung über „Sexbücher, Esoterik, Magie und Satanismus“ bei „Weltbild“. Geschehen ist seitdem nichts.
Was passiert am 21. November? Diese Ignoranz werden die Bischöfe sich nicht länger leisten können. Spätestens seit der Ermahnung durch Benedikt XVI. ist das halbseidene Milliardengeschäft Chefsache geworden. Beim Empfang des neuen deutschen Botschafters am Heiligen Stuhl erklärte der Papst Anfang November: Die katholische Kirche in Deutschland müsse „entschiedener und deutlicher“ gegen die „Verbreitung von Material erotischen oder pornographischen Inhalts, gerade auch über das Internet“, vorgehen. Wenn die Ortsbischöfe am 21. November zusammenkommen, steht die gesamte Medienbeteiligung auf dem Prüfstand. Alles andere als ein chirurgisch sauberer Schnitt wäre unglaubwürdig. Vorab geriet die graue Eminenz der katholischen Medienpolitik,
Hans Langendörfer, ins Feuer der Kritik. Der Jesuit ist nicht nur als Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz omnipräsent. Auch müsste er als Aufsichtsratsmitglied von „Weltbild“ und Geschäftsführer des Verbandes der Diözesen Deutschlands wie kein Zweiter über die Schmuddelware informiert gewesen sein. Ob sich auf ihn der Zorn bisher allzu passiver Bischöfe entlädt?
Der Papst warnt Die letzte Rede des Papstes auf deutschem Boden gilt als sein Vermächtnis an die Deutschen. Im Freiburger Konzerthaus rief er vor sieben Wochen die Kirche auf, sich beherzt zu entweltlichen: „Die von ihrer materiellen und politischen Last befreite Kirche kann sich besser und auf wahrhaft christliche Weise der ganzen Welt zuwenden, wirklich weltoffen sein.“ In einem System, in dem die Heuchelei Struktur geworden ist, steht diese Entwelt(bild)lichung dringend an. Sonst weitet sich die neuerliche Glaubwürdigkeitskrise zum existenziellen Flächenbrand aus – zum Nachteil der gesamten Christenheit und zum Schaden all jener, die durch ihre Steuern und Spenden die Kirche so gewaltig haben anwachsen lassen, dass sie an ihrem Reichtum irrezuwerden droht. P
Kirche sagt Rechtsextremismus Kampf an TERROR Angesichts einer mutmaßlich von Neonazis verübten Mordserie fordert die EKD einen stärkeren Einsatz gegen Rechtsextremismus.
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er EKD-Ratsvorsitzende, Präses Nikolaus Schneider, äußerte sich erschüttert über das Ausmaß rechtsterroristischer Gewalt. Die Morde der vergangenen Jahre zeigten, dass die Bedrohung von rechts auf keinen Fall unterschätzt werden dürfe. „Wir sind als evangelische Kirche seit langem besorgt darüber, wie sich besonders in Ostdeutschland rechtsextreme
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Strukturen verfestigen und zur Normalität zu werden drohen“, so Schneider bei der ökumenischen Bundesarbeitsgemeinschaft „Kirche und Rechtsextremismus“ in der Lutherstadt Wittenberg. Die rechtsextreme Ideologie verleugne und verletze alle wesentlichen Grundsätze, die das Christentum ausmachten: „die Gleichheit aller Menschen als Geschöpfe Gottes, ihre
Gottesebenbildlichkeit, die Verpflichtung gegenüber Bedürftigen, zu denen die Fremden gehören, die bleibende Erwählung des Volkes Israel“. Das „Kirchenparlament“ der EKD hatte am 9. November in Magdeburg Christen zu friedlichen Protesten gegen rechtsextreme Ideologien ermutigt und Unterstützung für Proteste gegen Rechtsextremismus gefordert. P
net F O R U M F Ü R J U N G E C H R I S T EN
ei der „Bravo“ ist jetzt auuch Enthaltsamkeit „cool“ SEXUALITÄT Das Blatt rät überraschend Jugendlichen, mit dem Sex zu warten.
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s gibt gute Gründe, sich mit Knutschen und dem ersten Mal Zeit zu lassen.“ Für viele junge Christen ist diese Ansicht eine Selbstverständlichkeit. Doch dass die Internetseite der „Bravo“ so etwas vertritt, hätte sicherlich kaum jemand erraten. Denn das Blatt ist dafür bekannt, Sex anzupreisen. Seit über 50 Jahren setzt die Bravo offensiv auf „nackte Tatsachen“. Mehrfach wurden deshalb schon Ausgaben des Blattes, von dem wöchentlich rund 410.000 Hefte verkauft werden, als jugendgefährdend indiziert. Völlig überraschend sind deshalb zwei Beiträge, die in den letzten Wochen auf bravo.de erschienen sind. In „10 Gründe, warum es cool ist, mit Küssen und Sex zu warten“ rät das Magazin u. a.:
• „Viele Mädchen/Jungs knutschen oder erleben ihr erstes Mal aus Gruppenzwang. Bist Du die/der letzte "Ungeküsste" oder "Jungfrau" in Deiner Clique und wirst deshalb verarscht? Na und?! Lass die anderen reden und setze Dich nicht unter Druck!“ • „Eine Beziehung braucht Zeit, sich entwickeln zu können, bevor man sich körperlich näherkommt. Um sich beim Sex einem anderen Menschen vollkommen ‚hinzugeben’, muss man sehr viel Vertrauen zu diesem Menschen haben.“ • „Um sicher zu verhüten, sollten Mädchen auch hormonelle Verhütungsmittel wie die Pille, Verhütungspflaster etc. verwenden. Dein Körper wird es Dir dan-
ken, wenn Du ihm nicht zu früh solche Hormone zumutest!“
Nähe auch ohne Sex In einem weiteren Artikel gibt bravo.de fünf Tipps für „Nähe ohne Sex“: Bei gemeinsamem Kochen, Backen oder Malen, einer Kopf- oder Nackenmassage oder einem Kinofilm auf einem Pärchensitz könne man dem anderen nah sein und „schöne, sinnliche Momente“ erleben – „auch ohne Sex“. An der grundsätzlichen Ausrichtung der „Bravo“ hat sich trotzdem leider nichts geändert. Im großen Textangebot der Webseite muss man schon gezielt suchen, um diese Artikel zu finden. Aber immerhin! P Simon Jahn
Mehr als nur farbenfrohe Klamotten: „blessed“ (gesegnet) MODE Du bist auf der Suche nach schicker Kleidung, die fair gehandelt ist und gleichzeitig Deinen Glauben nach außen trägt? Dann könnte Dir die Schweizer Kleidermarke „blessed“ gefallen. Wir stellen sie vor.
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‚selig’, ‚beschützt’ und ‚geheilt’. Die T-Shirts sollen ihrem Träger bewusstmachen, dass er alle diese Aussagen für sich beanspruchen darf“, erzählt der Jungunternehmer.
Nur aus fairem Handel sich ganz auf „blessed“ zu konzentrieren. 2009 kam die erste vollständige Kollektion auf den Markt. In seiner Heimatstadt Biel eröffnete er einen „blessed“-Laden inklusive Lager und Büro. Im Sommer 2011 kam ein zweites Geschäft in Bern dazu. Die Klamotten, die vom beliebten Stil der Surfer und Skateboarder inspiriert sind, sprechen vor allem junge Christen an: „‚blessed’ bedeutet ‚gesegnet’ – aber auch
face b ook .com/idealis te n
In der Produktion setzt Georg auf Nachhaltigkeit: Seine Klamotten werden ausschließlich in Betrieben hergestellt, die sich dem fairen Handel („Fairtrade“) verpflichtet haben. Von seinen Einnahmen spendet er 5 % an Schweizer Jugendeinrichtungen und 5 % an die christliche Hilfsorganisation „Metro Ministries“ (New York). P Sarah Baumgartner
b www.blessed.ch
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Fotos: istockphoto.com + PR
ereits in seiner Schulzeit entwarf Simon Georg (Foto, 25) mit einem Freund eine eigene Marke: „reverse“ („umkehren“). Damit bedruckten sie T-Shirts, die mehr als nur gut aussehen sollten: „Du kannst zu jeder Zeit in deinem Leben umkehren! Daran wollten wir erinnern“, erklärt Georg. Sein Interesse fürs Gestalten schlug sich von Anfang an in seiner beruflichen Laufbahn nieder: Georg machte eine Ausbildung zum Polygrafen (grafischer Gestalter für Zeitungen und Zeitschriften). 2006 ließ der damals 20-Jährige 100 T-Shirts mit seinem neuen „blessed“-Logo bedrucken. Der Verkauf lief gut, und Georg konnte drei weitere T-Shirt-Motive in Auftrag geben. Ende 2008 entschied er sich dann,
DI E K LE I N E K A NZ E L z u m Ew ig ke it s s on nt ag ( 2 0 . Nove mber)
» Ich werde nicht sterben, sondern leben und des Herrn Werke verkündigen. «
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Hans-Joachim Martens, Pfarrer aus Woltersdorf bei Berlin
Psalm 118,17
Verräterische Sprache! „Im letzten Jahr sind wieder einige weggestorben“, erklärt sie vor ihrer Gemeinde. Weg-gestorben! Ich fasse es nicht: Weg-Werf-Gesellschaft! Entsorgen – wegräumen, wegmachen, wegschließen. So dröhnt es in meinem Kopf. Was hat sie sich nur dabei gedacht? Wahrscheinlich nichts (obwohl sie den Ausdruck mehrmals verwendet). Wie auch immer – wer an Menschen wirklich interessiert ist, wer sie liebt, kann nicht so reden. Wie viele leiden heute unter dieser Unaufmerksamkeit. Verloren im Dschungel der Bürokratie, abgeschoben im Wartesaal ohne Zukunft. Mangelerscheinungen – oft mitten im Überfluss. Fremd im vertrauten Kreis! „Einsam bist du sehr alleine – und am schlimmsten ist die Einsamkeit zu zweit“, schreibt schon der Schriftsteller Erich Kästner (1899–1974).
Es ist kälter geworden. Mitmenschlichkeit bleibt auf der Strecke. Wenn „Solidarität“ wieder und wieder beschworen – und zugleich ungeniert von Menschenmaterial, Humankapital oder sogar von Stimmvieh und Karteileichen gesprochen wird. Damit dürfen wir uns nicht abfinden. Wir kommen anderen entgegen, sehen sie mit neuen Augen. Nicht nur als Mitmenschen, sondern als Originale. Von Gott mit einzigartiger Würde ausgestattet. Wir achten auf unsere Sprache. Denn die Sprache verrät uns: So sind wir! Ich werde nicht einfach wegsterben, sondern einmal nach Hause kommen. Ankommen in Gottes ewiger Welt! Das ist mein Glaube, meine Hoffnung. Wir sind Hoffnungsträger. Keiner ist abgeschrieben. Wir gehen achtsam mit allen Menschen um – auch wenn sie noch nicht geboren oder schon alt geworden sind. P
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PORTRÄT
Das weggeworfene Findelkind von Leningrad RUSSLAND Alex Krutov war unerwünscht: Seine Mutter warf ihn
Alex hat Glück im Unglück: Passanten finden ihn und bringen ihn zurück in die Klinik. Von dort kommt er in verschiedene Waisenheime in Leningrad, das seit dem Ende der kommunistischen Herrschaft wieder St. Petersburg heißt. Zuwendung gibt es dort nicht – sondern Neid, Prügel und Beschimpfungen. Das Kind versucht, seinen seelischen Schmerz mit Alkohol und Drogen zu betäuben. Das klappt nicht. Mit 10 will Alex sich erstmals das Leben nehmen: Als ein Arzt ihn bittet, Psychopharmaka aus der Apotheke abzuholen, schluckt er die Medikamente gleich selbst. Gerade noch rechtzeitig wird er erneut gerettet.
lizei und bringt ihn zurück. Doch ein Mal ist ein anderes Ehepaar schneller. Es glaubt den Schilderungen über sein Martyrium und unterstützt ihn beim Prozess gegen den Adoptivvater. Er wird tatsächlich zu einer Haftstrafe verurteilt. Doch weil seine Stiefeltern inzwischen ein eigenes Kind bekommen haben, setzt sich Alex dafür ein, dass das Urteil zur Bewährung ausgesetzt wird: „Ich wusste ja, was es heißt, ohne Vater aufzuwachsen.“ Sein Leben ändert sich mit 15. Nach seinem fünften Selbstmordversuch lernt Alex die US-amerikanische Missionarin Melinda Cathey kennen, die ihm von Jesus Christus erzählt. Er wird Christ.
Prügel mit dem Ledergürtel
Und jetzt hilft der Unerwünschte vernachlässigten Jugendlichen
Nichts wünscht Alex sich mehr als eine Familie und ein Zuhause. Und tatsächlich: Ein kinderloses Paar adoptiert ihn. Doch er enttäuscht die Erwartungen seiner Eltern: Er ist nicht das erhoffte Vorzeigekind, sondern ein traumatisiertes Heimkind. Weil er in der Schule nicht der Klassenbeste ist, sondern nur „Mittelmaß“, wird er zu Hause geschlagen – mit dem Ledergürtel. Mehrmals versucht Alex abzuhauen. Doch immer wieder findet ihn die Po-
Das hat Folgen: Er wird in die USA eingeladen, macht eine Ausbildung zum Koch und erwirbt sogar ein Diplom. Doch die Not der Kinder in seiner Heimat lässt ihn nicht mehr los. Er kehrt nach St. Petersburg zurück, zieht durch Straßen und Hinterhöfe und spricht obdachlosen Kindern Mut zu. Schnell wird ihm klar: Sie brauchen Hilfe, weil sie mit 17 aus der staatlichen Förderung herausfallen. Sie müssen lernen, auf eigenen Beinen zu ste-
hen. Alex gründet deshalb zusammen mit Melinda Cathey 2001 das christliche Sozialwerk „The Harbor“ (Hafen). Vier Gruppen leben hier mit jeweils bis zu acht jungen Erwachsenen zusammen – wie eine Familie. Sie lernen, für sich selbst zu sorgen – und sie lernen den christlichen Glauben kennen. Krutov arbeitet als kaufmännischer Geschäftsführer in dem Werk. Von den russischen Behörden wird seine Initiative allerdings nicht unterstützt. Überleben kann das Werk daher nur, weil es von Christen in den USA und aus Deutschland gefördert wird, etwa von der Offensive Junger Christen (OJC, Reichelsheim im Odenwald). Langfristig will man im „Hafen“ bis zu 60 Jugendliche aufnehmen, die jeweils zwei Jahre gefördert werden sollen. Krutov hofft, dass viele Bewohner seinem Beispiel folgen und sich nach ihrem Ausscheiden ebenfalls um Straßenkinder kümmern. Tatsächlich scheint dieses Modell zu funktionieren, denn in Kursk (südlich von Moskau) wurde bereits ein weiterer „Hafen“ eröffnet. P
b www.ojc.de
• 06164 93090
Foto: Jeppe Rasmussen
im Dezember 1977 in Leningrad wenige Tage nach der Entbindung in eine Mülltonne. Er überlebte. Heute sorgt der 33-Jährige selbst dafür, dass Waisenkinder in St. Petersburg eine Zukunft haben. Jeppe Rasmussen hat ihn getroffen.
DAS WORT DER WOCHE zum Ewigkeitssonntag » Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein. « Die Offenbarung des Johannes (21,4) über das ewige Leben ideaSpektrum 46.2011