48 30. November 2011
Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt
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Einzelverkaufspreis: CHF 4.–
Singles müssen nicht einsam bleiben
Pfarrer Jürg Birnstiel über den „Treffpunkt Single“ in Zürich und die Sehnsucht nach Gemeinschaft
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7 Jean-Pierre Graber: Trotz der
13 «ReLOVEution»: Revolutionäre
9 Lagebericht: Ein demokratischer
22 Klar denken: Vernunft und Glaube
12 Innovativ: Ehepaar Altorfer nutzt
25 Seelsorge: Wenn in der Klinik
Islam ist überhaupt nicht in Sicht
erste Internetplattform für Bauern
Botschaft packt 1300 Jugendliche
Total verändert!
Durch den Jugendkongress an Silvester 2011.
schliessen sich keineswegs aus
die Frage nach Gott gestellt wird
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Abwahl von Gott nicht enttäuscht
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idea Spektrum 48.2011
G RÜ e z i
singletreffen mit Folgen An unsere erste Begegnung erinnere ich mich noch genau. Ich schnappte ihr im «Starbucks» förmlich den Kaffee vor der Nase weg … In der Warteschlange vor der Theke war sie dicht hinter mir gewesen. Wir hatten beide den gleichen Kaffee bestellt. Anschliessend wurden wir am Singletreffen in die gleiche Gruppe eingeteilt. Und so kam es, dass die junge Frau mit den langen braunen Haaren wenig später neben mir sass. Wir kamen ins Gespräch. Sie hatte ein paar Eigenschaften, die mich neugierig machten. So schlug ich ihr vor, nach dem Treffen in der Stadt einen Kaffee trinken zu gehen, zu zweit natürlich. Bald sahen wir uns wieder. – Am 8. Oktober haben wir geheiratet. Wer würde sich nicht eine solche Begegnung wünschen, einen solchen Gnadenerweis von Gottes Führung? Oder ist das Thema «Partnersuche» gar nicht das, was die meisten Ledigen beschäftigt? Eine Umfrage in einem christlichen Single-Weekend bestätigt die Sehnsucht, die Gott tief in uns Menschen hineingelegt hat: 90 Prozent möchten gerne oder sogar sehr gerne heiraten. Doch was tun, wenn in meinem Umfeld, meinem Freundeskreis, meiner Kirche kein passender Partner zur Auswahl steht? Gerade in kleineren Gemeinden sind oftmals nur wenige Singles dabei, so dass sich für das Kennenlernen möglicher Partner andere Wege aufdrängen. Die junge Frau mit den langen braunen Haaren habe ich beim «Treffpunkt Single» kennen gelernt, dem wohl grössten christlichen
Singletreffen der Schweiz. Bis zu 100 Singles finden einmal im Monat im «Starbucks Coffee» am Zürcher Stauffacher zusammen. Pfarrer Jürg Birnstiel, Leiter des Treffpunkts, erklärt im Interview auf Seite 4: «Mit unseren Treffen wollen wir einen Ort schaffen, wo es Singles wohl ist, wo sie Gleichgesinnte finden.» Die Gemeinschaft mit anderen Unverheirateten wird denn auch sehr geschätzt. Am besten besucht ist jeweils das Neujahrstreffen. Es scheint so, dass sich nicht wenige Singles schwer tun mit den Feiertagen, zumal Weihnachten als Fest der Familie gilt. Die alljährliche Zusammenkunft mit der Verwandtschaft vermag die Sehnsucht nach jemandem, der ganz zu mir gehört, nur noch zu verstärken. So nimmt man sich vor, im neuen Jahr vermehrt unter die Leute zu gehen – und da bietet sich das Singletreffen im «Starbucks» am ersten Freitag im Januar geradezu an. Genau dort habe ich meine Frau kennen gelernt. Ob auf der Suche nach dem Partner fürs Leben, ob geschieden oder verwitwet: Singles haben mit Beziehungen und dem Alleinsein ganz unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Und doch ist ihnen eines gemeinsam: Sie sehnen sich danach, als Alleinstehende angenommen und wertgeschätzt zu werden. Warum nicht für einmal an Heiligabend zusammen mit anderen Singles feiern? Warum nicht als Ehepaar oder Familie eine ledige Person zum Essen einladen? Gemeinschaft ergibt sich nicht von selbst.
BiBlisch Ein Lieblingsbibelwort von Damaris Kofmehl, in Zürich geborene Bestsellerautorin*, engagiert sich zusammen mit ihrem Mann Demetri Betts auch für Strassenkinder in Brasilien:
«ich will dich unterweisen und dir den Weg zeigen, den du gehen sollst. ich will dich mit meinen Augen leiten.» (Psalm 32,8) «Das ist mein Konfirmationsspruch. Und interessanterweise hat er mich ein Leben lang begleitet, und ich finde ihn einfach wunderschön. Wenn dich jemand gut kennt - zum Beispiel ein guter Freund, eine gute Freundin oder ein Lebenspartner – dann braucht er oft gar keine Worte, um dir etwas mitzuteilen. Er oder sie sieht dich an, und du weisst haargenau, was er meint. Ihr versteht euch ohne Worte, nur mit den Augen. Ein einziger Blick sagt alles. Und deswegen gefällt mir dieses Bild so sehr, dass Gott manchmal nicht einmal Worte braucht, um mich zu leiten. Er schaut mich – geistlich gesprochen – an, und ich spüre haargenau, was er mir sagen möchte. Weil wir miteinander vertraut sind. Und mit seinen liebevollen Augen zeigt er mir den Weg, den ich gehen soll. Ist das nicht einfach genial?» * Das aktuelle Buch: «Lori Glori – Die bewegende Geschichte einer Sängerin», Hänssler Verlag
WöRTlich «Fussball ist für viele ein wichtiger Treffpunkt. im positiven wie im negativen sinn … Doch der positive Aspekt überwiegt. Fussball ist der grösste gemeinsame Nenner, den die Menschheit hat. Nicht die Religion, nicht die Politik. Es ist der Fussball.» Ancillo Canepa, seit 2006 Präsident des FC Zürich, im Interview mit der «NZZ am Sonntag».
Praktisch
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CHRISTIAN BACHMANN
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Bild Frontseite: iStockphoto
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BR E N N P U N K T
«Gezielte Partnersuche ist nicht niederträchtig» SINGLE-TREFFEN Weihnachten gilt als Fest der Familie. Wer keine Familie hat, tut sich oft schwer mit den Feiertagen. Pfarrer Jürg Birnstiel zeigt auf, warum es besonders für Singles wichtig ist, das Leben aktiv zu gestalten. Der Leiter des «Treffpunkt Single» in Zürich verrät auch das Erfolgsgeheimnis des wohl grössten Schweizer Treffens.
Seit 15 Jahren leiten Sie den «Treffpunkt Single». Wie kamen Sie zu Ihrer Aufgabe als Singlepastor? Jürg Birnstiel: Mir ist damals auf-
gefallen, dass die Partnersuche im säkularen Bereich unverkrampfter ist. Im christlichen Bereich ist sie viel schwieriger, weil es nur wenige grosse Gemeinden mit vielen Singles gibt, wo man sich auf natürliche Art kennen lernt. Ich hatte den Wunsch, einen Begegnungsort mit regelmässigen Treffen für gläubige Singles zu schaffen, also etwas Ähnliches wie eine «Jugi» für Alleinstehende, die dem Jugialter entwachsen sind.
Der «Treffpunkt Single» ist das wohl grösste Treffen in der Schweiz mit regelmässig bis zu 100 Teilnehmenden. Was machen Sie anders?
Single-Wochenende haben wir kürzlich eine Umfrage gemacht. Das Resultat: 90 bis 95 Prozent möchten gerne oder sehr gerne heiraten. Es ist doch nicht niederträchtig, aktiv zu werden und auf Partnersuche zu gehen! Dabei gibt es überhaupt nichts zu verlieren. Wenns nicht klappt mit dem Kennenlernen, wars ein schöner Abend mit guter Gemeinschaft.
Pfarrer Jürg Birnstiel rät den Singles, Gleichgesinnte zu treffen.
Erfolg beigetragen haben?
Woran kann das liegen?
Welches ist der grösste Hinderungsfaktor bei der Singlearbeit?
Gibt es andere Faktoren, die zum
Trotz dem breiten Programm mit Weekends, Ferienwochen und Tipps zum Thema Partnersuche bilden sich nur vereinzelt Paare.
Der Singlepastor
Der Treffpunkt
Jürg Birnstiel, 55, verheiratet mit Lilian, drei erwachsene Kinder, wohnt in Schlieren. Er ist Pfarrer der Freien Evangelischen Gemeinde Zürich-Helvetiaplatz. Nach der Handelsschule engagierte er sich in der Randgruppenarbeit mit Pfarrer Ernst Sieber und war Jugendsekretär beim Blauen Kreuz. Nach dem Theologiestudium in Giessen leitete er die FEG Männedorf. Seine Hobbys: Singen im Männerchor Schlieren, Schwimmen und Lesen. Er ist Gründer und Leiter des «Treffpunkt Single», der seit 1996 besteht.
Im «Treffpunkt Single» kommen Christen aus unterschiedlichen Gemeinden zusammen. Im Schnitt nehmen 80 bis 100 Singles an den Treffen teil. Diese finden am ersten Freitag im Monat im «Starbucks Coffee» in Zürich statt. Nächste Termine: 2. Dezember, ab 19.00 Uhr: Singletreffen in Zürich zum Thema «Charakterbildung» 9. – 11. März 2012: Single-Weekend in Seewis GR 14. – 21. Juli 2012: Wanderferien in Savognin GR
Ich weiss nicht, was ich anders mache. Wir hatten einfach das Glück, dass bei unseren Treffen seit Beginn 40 bis 50 Leute dabei waren. Die meisten Initiativen für Singles sind in der Grössenordnung von acht bis 15 Personen. So fällt der Einzelne auf. Wenn ich ein Treffen mit zehn Leuten besuche und die anderen neun nicht auf meiner Wellenlänge sind, werde ich dort nur einmal hingehen. Singles fühlen sich wohler in einer grösseren Gruppe, wo sie sich anonymer bewegen können.
Bilder: Christian Bachmann
Wir haben im Vorfeld Werbung gemacht und auf einen professionellen Auftritt geachtet. Am Anfang haben wir uns im Restaurant Marché im Zürcher Hauptbahnhof getroffen. Wenn der Treffpunkt in einem Restaurant ist und nicht in einer Kirche oder Gemeinde, fällt es Interessierten leichter, das Angebot unverbindlich kennen zu lernen. In Basel und Chur mussten wir ein neues Treffen einstellen, weil wir nicht genügend Besucher hatten. Ich habe kein Erfolgsrezept.
www.treffpunktsingle.ch
Unser Hauptanliegen ist nicht, dass unsere Teilnehmer einen Partner oder eine Partnerin finden. Das Ziel ist, andere Singles kennen zu lernen und Gemeinschaft zu pflegen. Mit unseren Treffen wollen wir einen Ort schaffen, wo es Singles wohl ist, wo sie Gleichgesinnte finden. Manche verbringen gemeinsam Ferien oder gründen eine Wohngemeinschaft, andere finden bei uns den Partner fürs Leben. Die Partnersuche ist aber nicht das Einzige, was uns wichtig ist.
Der Single selber! Die Singlearbeit könnte sich viel stärker entwickeln, wenn man selbstverständlicher an den Treffen dabei wäre. Für einige braucht es unglaublich viel Überwindung, weil sie es wie eine Demütigung empfinden, ein Singletreffen zu besuchen. Sie stellen sich vor, dass man dort nur die Partnerwahl im Kopf hat. Doch Alleinstehende denken nicht nur über die Partnersuche nach. Die Treffen würden nur so boomen, wenn Singles eine unkomplizierte Einstellung zu ihrem Singlesein hätten.
Woher kommt dieses Denken?
Ich vermute, dass viele ein Singletreffen mit Torschlusspanik verbinden. Doch die Partnersuche ist etwas Natürliches. An einem
Einige Singles haben mehrere Beziehungen hinter sich und tun sich schwer damit, sich auf eine neue Bekanntschaft einzulassen. Sind ihre Erwartungen zu hoch?
Viele Singles sind in Beziehungen verletzt worden, manche haben sich scheiden lassen. Einen Zerbruch zu erleben, macht vorsichtig. Man will die Gefahr vermeiden, in einer neuen Beziehung wieder enttäuscht zu werden und bricht deshalb den KennenlernProzess womöglich zu schnell ab. Viele Teilnehmer an unseren Treffen sind nicht mehr so unbedarft wie mit 20. Mit 30 oder 40 Jahren habe ich mein Leben gestaltet. Da stellt sich die Frage: Will ich mein vertrautes Umfeld wirklich aufgeben für eine neue Beziehung? Ich würde nicht sagen, dass die Erwartungen generell zu hoch sind.
Muss der Mann bei der Partnersuche den ersten Schritt machen?
Generell herrscht grosse Verunsicherung. Gläubige Männer beklagen sich, dass Frauen keine Signale senden. Frauen beklagen sich, Männer würden nicht erobern. Die Erwartung, dass der Mann den ersten Schritt macht, ist nach wie vor aktuell. Der Mann aber ist verunsichert und riskiert nichts, weil er Angst hat, abzublitzen. Frauen sollten Signale senden und ihr Interesse zeigen, um den Mann zu ermutigen. An unserem letzten Single-Wochenende in Seewis haben wir uns mit Beuteschemen beschäftigt, also mit althergebrachten Grundprinzipien, die bei der Partnersuche von Bedeutung sind.
Warum reicht es nicht, darauf zu idea Spektrum 48.2011
BR E N N P U N K T
vertrauen, dass Gott den richtigen Partner zu einem führt?
Die Bibel sagt nicht, dass Gott für mich einen Partner bestimmt. Das Bestimmungsdenken ist nicht hilfreich. Paulus sagt in 1. Korinther 7: «Wenn sie (die Unverheirateten) sich aber nicht enthalten können, so sollen sie heiraten.» Das bedeutet, dass wir die Wahl haben. Viele Singles sitzen am Bahnhof im Wartesaal und warten, bis der Partner vorbeifährt. Doch er kommt nicht. Vielleicht ist er ja schon vorbeigefahren, aber sie sind im Wartesaal eingenickt. Ich glaube, dass es verschiedene Optionen gibt, also mehrere Partner, die für eine Heirat in Frage kommen.
Gegenüber Ledigen wird häufig ein Vers aus 1. Mose 2 zitiert: «Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei.» Wird damit ausgesagt, dass der Ledigenstand minderwertig ist?
Aus Gottes Sicht sind Ledige und Verheiratete gleichwertig. Dieser Vers zeigt ein Grundprinzip auf, das für alle Menschen gilt, also nicht nur für Singles: Gott hat uns für die Gemeinschaft geschaffen. Sich in eine Gemeinschaft zu investieren, bedeutet aber auch,
dass ich gewisse Opfer bringen muss. Auch heiraten heisst, Opfer zu bringen, zum Beispiel für den Partner oder die Kinder. Das ist nichts Negatives.
Wie denken Sie über alternative Lebensformen, beispielsweise eine Kommunität mit festen Verbindlichkeiten?
Ich finde das super, egal, in welcher Form. Verbindlich Gemeinschaft zu pflegen, bedeutet, das Leben aktiv zu gestalten. Es muss ja nicht eine Kommunität oder eine WG sein, man kann auch in die Nähe von Freunden ziehen und sich regelmässig treffen. Zum Beispiel hat ein Single aus dem Zürcher Oberland eine Wanderund Freizeitgruppe gegründet, die sich einmal im Monat trifft.
Gemäss einer Studie von «ChristNet» geben 43 Prozent der befragten Singles an, christliche Gemeinden berücksichtigten ihre Bedürfnisse nicht. Was könnten Gemeinden tun, um besser auf Singles einzugehen?
Die Frage ist nicht in erster Linie, was Gemeinden tun könnten. Entscheidend ist die Einstellung der Christen gegenüber Singles. Alleinstehende empfinden es als
störend, wenn sie nur als «ohne Partner» wahrgenommen werden. Oftmals erleben sie nicht die Achtung, die Paulus ihnen entgegenbringen würde. Sie werden als Versager angesehen, als jemand, der es nicht geschafft hat, einen passenden Partner zu finden. Vielleicht haben sie ja grosse Opfer für Gott gebracht, indem sie sich nicht auf eine Beziehung mit einem Ungläubigen eingelassen haben, und sind deshalb alleine.
Was können Singles tun, um sich besser zu integrieren und vermehrt wahrgenommen zu werden?
Das Leben aktiv gestalten und auf andere zugehen. Singles können ihr Leben frei planen und müssen nicht auf andere Rücksicht nehmen. Die Kehrseite der Freiheit ist, dass sie selber aktiv werden müssen. Aus Angst, etwas zu verpassen, bleiben viele unverbindlich. Sie wollen sich nicht festlegen und nicht verpflichten, denn vielleicht kommt ja noch ein besseres Angebot. Sie nutzen ihre Freiheit zur Unverbindlichkeit. So finden sie aber keine tiefe Befriedigung und verpassen letztendlich das Leben. Interview: CHRISTIAN BACHMANN
Die Single-Frau: «Langfristig sehne ich mich schon nach jemandem» Franziska Knecht, Sie sind regelmässig beim «Treffpunkt Single» dabei. Wie erleben Sie Ihr Singlesein? Meistens fühle ich mich gut und pflege auch viel Gemeinschaft mit anderen Leuten. Ich habe gemerkt, dass ich das wirklich brauche. Bis vor Kurzem lebte ich in einer grossen WG. Dort pflegten wir täglich viele Stunden Gemeinschaft und haben sehr viel gelacht. In dieser Zeit erlebte ich intensiv, was es bedeutet, zusammen auf dem Weg zu sein, einander zu ermutigen und zu tragen. Ich denke, ein gutes soziales Netz ist sehr wichtig. Wie gehen Sie mit dem Alleinsein um? Ich muss mich immer wieder bemühen, dass die gemütlichen Stunden alleine zuhause nicht zu kurz kommen. Wenn ich gerade keinen Besuch habe, tendiere ich dazu, zu arbeiten, anstatt mich zu erholen. Eigentlich sollte man sich auch zuhause erholen können. idea Spektrum 48.2011
Was überwiegt bei Ihnen: die Freude über die Unabhängigkeit oder die Sehnsucht nach einem Gegenüber? Das ist sehr wechselhaft. Andere erleben mich als fröhliche und oft lachende Person. Aber langfristig sehne ich mich schon nach jemandem. Ich spüre immer wieder, dass mir Gottes Wille wichtiger ist als mein Wille. Man kann auch als alleinstehende Person coole Dinge mit Gott tun und Grosses erleben. Fühlen Sie sich in Ihrer Gemeinde integriert und wahrgenommen? Ja. Ich besuche eine sehr grosse Gemeinde mit einer eigenen Singlearbeit, wo ich zwar im Moment nicht oft hingehe. Durch die Grösse der Gemeinde gibt es Leute in ganz verschiedenen Lebenssituationen. Ich fühle mich sehr wohl, da ich eine zu mir passende Gruppe gefunden habe. Was würden Sie sich als Single von der Gemeinde wünschen?
Für die 39-jährige Hebamme Franziska Knecht aus Winterthur ist ein gutes soziales Netz sehr wichtig. Für mich als Single ist es wichtig, nicht einfach dabei sein zu dürfen, sondern mit spezifischen Programmpunkten konkret angesprochen zu werden. Was bedeuten Ihnen die Treffen im «Starbucks»? Ich habe bei den Treffen viele gläubige Freundinnen und Freunde kennen gelernt und schätze die Arbeit von Jürg Birnstiel sehr. Er bringt immer spannende Themen und trägt diese lebendig und witzig vor. Interview: CHRISTIAN BACHMANN
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PODIUM Was zählt Kürzlich traf ich einen Bekannten, den ich schon längere Zeit nicht mehr gesehen hatte. Routinemässig fragte ich ihn, wie es ihm gehe. Er antwortete – wie so viele: «Danke, es geht.» Bevor ich etwas erwidern konnte, fuhr er weiter und sagte mir, seine Ehefrau sei ganz plötzlich und unerwartet verstorben. Sie hätten keine Kinder gehabt und seien über viele, viele Jahre glücklich verheiratet gewesen. Der Verlust mache ihm ausserordentlich zu schaffen. Plötzlich wurde aus einem Small Talk, wie er vielfach vorkommt, ein ernsthaftes Gespräch, das sich um die Frage drehte, auf welche Werte es sich wirklich zu setzen lohnt und welche Werte im Leben überhaupt zählen. Im Anschluss daran ging mir der Psalmist durch den Kopf, der zu Gott sagte: «Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen,» um dann mit dem interessanten Hinweis fortzufahren: «auf dass wir klug werden.» Der erste Teil der Aussage ist eine Feststellung, um die wir wissen. Interessanter ist die Frage im zweiten Teil, weshalb wir durch dieses Wissen klug werden sollen. Wer den ganzen Psalm 90 liest, findet die Antwort darauf bereits zu Beginn. Gott ist unsere Zuflucht, er ist von Ewigkeit zu Ewigkeit, wir können uns an ihn wenden mit dem, was uns im Leben beschäftigt. Dieser Gott überdauert auch die Vergänglichkeit unseres Wesens. Wir stehen zu Beginn der Adventszeit, und schon bald ist Weihnachten, an der wir die Geburt Jesu feiern. Und hier wiederholt sich das Angebot der Heiligen Schrift. Wir sind eingeladen, mit dem Sohn Gottes in eine echte Beziehung zu treten, die in sich nicht nur die Geburt, sondern auch die Auferstehung beinhaltet. Vor diesem Hintergrund wünsche ich Ihnen eine besinnliche, aber auch eine erfüllte Adventsund Weihnachtszeit. HANS-ULRICH BIGLER Der Autor ist Direktor des Schweizerischen Gewerbeverbandes und Mitglied der FDP. Er wohnt in Affoltern am Albis.
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P u bl i r e P or tag e
«Unglaublich, hätte nie gedacht, dass ich über das Internet meine Frau fürs Leben finde!» Enthusiastische Rückmeldungen wie diese erreichen die Betreiber von Yourlove regelmässig seit die Online-Partnersuche im Jahre 2005 lanciert wurde. Da sich täglich neue Singles auf der beliebten Plattform registrieren, lohnt sich ein «Visit» allemal. Diejenigen, welche aktiv mitmachen, etwas Geduld mitbringen und sich im Online-Umfeld zurechtfinden, lernen oftmals den Mann oder die Frau fürs Leben kennen. Andreas Kuhn, der Gründer der Dating-Site sagt: «Viele Christen erkennen das Ledig sein nicht als ihre Berufung. Es ist ihnen aber wichtig, einen Partner zu finden, der dieselben Glaubenswerte teilt.» Die Zielgruppe bei Yourlove sind somit Singles aller Altersgruppen aus der Schweiz, welche eine persönliche Beziehung zu Jesus Christus pflegen. Sie stammen mehrheitlich aus freikirchlichen Kreisen. Erfreulicherweise sind aber auch zahlreiche Gläubige aus den Landeskirchen bei Yourlove präsent. Yourlove offeriert die üblichen Möglichkeiten der Kommunikation wie das Versenden von internen Nachrichten, Chatten und anderes mehr. Eine einladende Foto- und Videogalerie hilft dem Teilnehmer sich ansprechend darzustellen. Im Gegensatz zu den grossen Dating-Sites im säkularen Bereich unterscheidet sich Yourlove dadurch, dass beim Profil die christlichen Werte ein Thema sind und diese angemessen berücksichtigt werden. Dabei ist die Anonymität in jedem Fall gewährt. Durch den grossen Bekanntheitsgrad von Yourlove publizieren vermehrt auch Anbieter von Events und Ferien auf Yourlove. Singles, die sich aufmachen und sich ein erstes Mal bei Yourlove registrieren erhalten für eine begrenzte Zeit den vollen Zugang. Ist der Anmeldeprozess abgeschlossen, stehen die Dienste sofort kostenfrei zur Verfügung und sind ohne Verpflichtung abrufbar. Für einen moderaten Betrag kann anschliessend unter «Premium Access» ein Abo ohne automatische Verlängerung gelöst werden. Es ist aber ebenfalls möglich als Passivmitglied auf die Nachrichten anderer Teilnehmer zu warten, welche auch ohne Abo beantwortet werden können. «Wir planen unsere Hochzeit in einem halben Jahr, weil wir überzeugt sind, dass es richtig ist. Danke, dass es eure Website gibt – wir haben uns gefunden.» Dem ist seitens von Yourlove.ch nichts Weiteres hinzuzufügen.
Zu zweit gibt es mehr Raum für Träume Mirjam (28)
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p ol i t i k
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«Es ist Gottes Wille, dass ich abgewählt wurde» ABGEWÄHLT Nationalrat Jean-Pierre Graber war am 23. Oktober auf der Berner SVP-Liste nur erster Ersatz geworden.
Wäre Adrian Amstutz am 20. November als Ständerat bestätigt worden, hätte Graber als Nationalrat nachrücken können. Das ist nun nicht der Fall. «Es ist Gottes Wille», erklärt Graber. «Aber ich kann Gott nicht verstehen.» Ihre letzten Stunden im Bundeshaus. Wie ist Ihnen zumute? Jean-Pierre Graber: Wenn ich ganz
Und ich bin der Typ, der mehr integrierend wirkt.
Wie wollen Sie die neu gewonnene Zeit nutzen?
ehrlich bin: Ich bin einfach traurig. Doch den Mut habe ich nicht verloren. Ich bin 2007 erstmals gewählt worden und hatte immer gehofft, acht Jahre im Bundeshaus wirken zu können.
Gerne bewundere ich die prachtvolle Schöpfung Gottes vom Pilatus, vom Säntis, vom Rochers-deNaye oder vom Monte Generoso aus. Ich werde versuchen, wie einst Bundesrat Couchepin jeden Tag etwas zu laufen oder zu joggen. Ich möchte auch noch mehr schreiben und den Link zwischen Politik und Glaube pflegen.
Zuerst schafften Sie es auf den ersten Ersatzplatz auf der Berner SVP-Liste, jetzt wurde Ihnen der Sitz im Nationalrat endgültig verwehrt. Ihre Erklärung?
Erstens hat der frankofone Berner Jura, als dessen Vertreter ich antrat, nur einen Anteil von 5,3 Prozent der Berner Bevölkerung. Von daher war es schwierig, im ganzen Kanton gewählt zu werden. 2007 war ich auch noch kumuliert aufgeführt worden. Zweitens bin ich kein Lobbyist und bekam von keiner Interessengruppe Unterstützung. Und drittens wurde ich am 1. August pensioniert. Mein Alter spielte auch mit.
Und Ihre Erklärung als Christ?
Für mich ist klar, dass Gott nicht mehr wollte, dass ich gewählt werde. Gott ist absolut allmächtig. Er ist nicht einfach «älterer Bruder», sondern König. Es ist sein Wille,
Zur Person Jean-Pierre Graber, 65, verwitwet, zwei erwachsene Töchter, wohnt in La Neuveville BE. Promovierter Politologe. 28 Jahre Rektor der Ecole Supérieure de Commerce (Handelsschule) von La Neuveville, seit August pensioniert. Mit 21 Jahren ins Stadtparlament von Le Locle gewählt, jüngstes Mitglied des Neuenburger Grossen Rates. Wechsel in den Kanton Bern und Wahl in die Exekutive von La Neuveville. 2007 als Vertreter des Berner Jura in den Nationalrat gewählt. Bei den Nationalratswahlen vom 23. Oktober erster Ersatz auf der Berner SVP-Liste. Da Adrian Amstutz am 13. November als Ständerat nicht bestätigt wurde und nun im Nationalrat bleibt, kann Graber nicht nachrücken. idea Spektrum 48.2011
«Den Mut nicht verloren»: Jean-Pierre Graber empfing den Chefredaktor von «idea Spektrum» wohl zum letzten Mal im Bundeshaus.
dass ich nicht mehr Nationalrat bin. Alles entspricht seinem Willen.
Verstehen Sie Gott in diesem Fall?
Nein, absolut nicht! Ich werde das erst im Himmel verstehen. Mit mangelhaftem Einsatz kann man meine Abwahl bestimmt nicht erklären. Was die Vorstösse in der vergangenen Legislaturperiode betrifft, stehe ich auf dem 13. Rang von 200 Nationalräten. Ich habe viele gehaltvolle Reden gehalten. Ich habe viel geleistet.
Wurden Sie von Gott enttäuscht?
Ich bin von Gott gewiss nicht enttäuscht. Aber ich möchte ihm schon ein paar Fragen stellen. Ich sah meine Berufung ganz klar in der Politik. Warum dies plötzlich nicht mehr gelten soll, möchte ich schon gerne wissen. Zuerst bin ich am 23. Oktober ja mit 28 Stimmen Rückstand auf dem zweiten Ersatzplatz gelandet. Dann merkte eine kleine Gemeinde, dass ihr ein Fehler passiert war. Und so rückte ich mit einer einzigen Stimme Vorsprung auf den ersten Ersatzplatz vor. Viele Mails von Christen haben mir bestätigt, dass dies nur von Gott geführt sein könne. Vielleicht lässt es Gott ja zu, dass ich in den nächsten Monaten noch nachrücken kann.
Warum mutet uns Gott solche Enttäuschungen zu?
Man kann Gott, die Welt und die
Menschen nicht verstehen, wenn einem nicht bewusst ist, dass der Begriff Liebe für Gott einen ganz andern Sinn hat als für uns. Für Gott ist Liebe etwas total anderes. Er will nicht einfach unsere menschlichen Wünsche erfüllen. Er will, dass wir am Tage unseres Todes in seiner Herrlichkeit sein werden. Gott mutet uns Enttäuschungen zu, weil er geistlich das Beste für uns will.
Woran denken Sie im Rückblick mit Genugtuung?
Ich denke an die vielen wertvollen Begegnungen im Bundeshaus. Genugtuung bereitete mir auch, meine Überzeugungen in Reden und Vorstössen präsentieren zu können. Im Frühjahr habe ich zum Beispiel ein Postulat eingereicht, welches fordert, dass die Entwicklungshilfe abhängig gemacht wird von der Religionsfreiheit im entsprechenden Land. Mit grosser Freude habe ich auch Beiträge für «idea Spektrum» und andere Zeitschriften geschrieben.
Haben Sie manchmal auch an Ihrer Partei gelitten?
In drei Bereichen bin ich zu 110 Prozent ein SVP-ler: Ich sage Nein zum EU-Beitritt und Ja zur konsequenten Verfolgung von Straftätern und zu einer starken Landwirtschaft. In sozialen Fragen, zum Beispiel bei den Kinderzulagen, bin ich «grosszügiger».
Welches ist die grösste Gefahr für unser Land?
Die EU ist für mich als Institution die Verkörperung des wiederauferstehenden Römischen Reiches. Der EU-Beitritt ist die grösste Gefahr. Damit würden wir enorm viele von unsern Freiheitsrechten, von der halbdirekten Demokratie und vom Föderalismus verlieren.
Von welcher Schweiz träumen Sie?
Von einer Schweiz, die treu zu ihren christlichen Wurzeln steht, die im Sinne einer Dargebotenen Hand offen ist für die Nöte dieser Welt und die politisch unabhängig bleibt.
Werden Sie am 14. Dezember vor dem Fernseher sitzen?
Ich weiss noch nicht, denn es wäre mir lieber, wenn ich die Bundesräte selber mitwählen könnte.
Welches ist der wichtigste politische Auftrag eines Christen?
Die Bibel ist für mich ein unerhört intelligentes und zutreffendes Werk, das viel aussagt über Politik und Wirtschaft und nicht nur zur Erlösung. Sie ist das Buch der Wahrheit. Ich möchte den Christen sagen: Schaut genau darauf, was in der Bibel steht, und seid überall, auch in der Politik, Zeugen der Wahrheit!
Welche Lebensweisheit ist Ihnen wichtig für die Zukunft? Das Vertrauen in Gott!
Interview: ANDREA VONLANTHEN Bild: idea/av
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Der Gründer müsste sich nicht im Grab umdrehen HEILSARMEE-GENERALIN Auf ihrer Europatournee sprach Linda Bond am 21. November in Bern. Wichtiger als
Schokolade und Geschichte ist ihr die Gegenwart: Freiheit, Hoffnung, Freude und tätige Nächstenliebe.
mich einladen, komme ich sehr gerne als Gast», ruft Linda Bond den 480 Personen zu. Franz Boschung, seit August Leiter der Heilsarmee in der Schweiz, Österreich und Ungarn, verspricht, dass er sich gerne daran erinnern wird.
Ein Meer von Blau im Saal der Heilsarmee Bern, erwartungsvolle Gesichter und ab und zu ein Zeigefinger, der zum Himmel zeigt. Alles wie oft, wäre da nicht die zierliche Frau aus London. Linda Bond ist seit 42 Jahren für die Heilsarmee tätig und seit Anfang Jahr Generalin der weltweit tätigen Bewegung.
Leben in der Gegenwart
(K)eine neue Order
«Ich hätte nicht gedacht, dass an einem normalen Montagabend so viele Leute wegen mir zusammenkommen.» Mehrmals betont die Generalin ihre «Message»: «Hoffnung, Freude, Freiheit.» Diese «Befehlsausgabe» ist an sich keine neue Order. Aber sie kommt aus dem Mund einer Frau, die ihre Verantwortung in engem Kontakt mit «Offizieren, Soldaten, Rekruten und Freunden» wahrnehmen will. Ihre Vision: «An Army on the march», eine Armee in Bewegung und eine, die wirklich vorwärts geht. Das unterscheidet Linda Bond von Vorgängern, die bewahrt statt entwickelt haben. «Ich wünsche mir eine Armee, die von Gott ins Dasein berufen und vom Heiligen Geist erfüllt ist.» Eine Bewegung, die Menschen mit der wunderbaren Botschaft des Evan-
Energiegeladen und beherzt: Die Generalin der Heilsarmee in Bern. Kleines Bild: Charme-Offensive des «idea Spektrum» -Redaktors.
geliums erreicht – «jetzt und hier». An der vorgängigen Offizierskonferenz kommunizierte Linda Bond ihr Motto: «One Army, one vision, one message» – eine Armee, eine Vision, eine Botschaft.
Mehr als eine «charming tour»
«Ich liebe die Heilsarmee, aber die Heilsarmee ist nicht Jesus», betont die kleine grosse Frau. «Wir können die Herzen nicht ändern und Menschen nicht in den Himmel bringen.» Aber: «Unser Dienst kommt von Gott. Wir haben eine Botschaft des Le-
bens. Und: Wir müssen an die Zukunft glauben!» Ihre Fragen zum Schluss der Ansprache gehen tief. «Haben Sie neues Leben in Jesus Christus gefunden? Sind Sie wiedergeboren? Haben Sie Hoffnung für morgen?» Der Schlüssel sei Hingabe und Weihe. «Freiheit, Hoffnung, Leben» würden Gottes Antwort auf eine solche Haltung sein. «In der Heilsarmee ist Freud» und «Jesus is alive» intonieren das Musikkorps und der Jahreschor von «Alive» treffend. «Dieses Mal kam ich im Sinne eines Antrittsbesuchs. Wenn Sie
Der Besuch des 19. Generals der Heilsarmee ist Geschichte. «Was war, ist wichtig. Was jedoch zählt, ist das, was Sie jetzt tun», betonte Linda Bond. Der Auftrag wird in rund 60 Korps (Gemeinden) und im Heilsarmee-Sozialwerk umgesetzt. Und irgendwann wird Generalin Bond ihr Versprechen einlösen und wieder kommen. Zwischen den beiden Besuchen liegt die Gegenwart. Sie mit Hoffnung, Freude, klarem Bekenntnis und beherzter Nächstenliebe zu füllen, ist das Anliegen von Linda Bond. Nicht der Gründer der Heilsarmee habe ihr den Auftrag gegeben, sondern Jesus. Im gleichen Atemzug sagt sie augenzwinkernd: «William Booth müsste sich deswegen nicht im Grab umdrehen. Er selbst war ja von diesem Auftrag getrieben.» THOMAS FEUZ www.heilsarmee.ch
Simon möchte in Erfurt von Gott begeistert werden MISSIONSKONFERENZ Ende Jahr findet in Erfurt der zweite Europäische Jugend-Missions-Kongress «Mission-Net»
statt. «idea Spektrum» begleitet einen jungen Teilnehmer aus der Schweiz vor und nach dem Anlass. Bis jetzt haben sich 330 Personen aus der Schweiz angemeldet. So auch Simon Walser aus Frauenfeld (Bild). Der 21-jährige Elektromonteur nimmt zum ersten Mal an einem solchen Kongress teil.
Gott im Alltag erleben
«Grundsätzlich möchte ich Gott im Alltag mehr erleben», sagt Simon Walser. «Ich hoffe, durch Bilder: Heilsarmee, zvg
meine Erfahrungen vom Kongress meine Teens noch mehr von Gott begeistern zu können.» Auf «Erfurt» aufmerksam geworden ist er durch den Hauptleiter der christlichen Jüngerschafts-WG. Simon war sofort überzeugt, dass das etwas für ihn sein könnte. «Ich weiss zurzeit nicht so recht, was ich als Nächstes machen soll. Ich erwarte von den Seminarangeboten und durch Gespräche mit anderen Leuten Ideen und Inspiration.» Wie in Frauenfeld möchte der Teenieleiter auch in Erfurt auf
die Strasse gehen. «Ich finde Einsätze in der Stadt spannend. Die Gespräche sind immer cool, da es dabei um den Glauben geht. Am Gebet fasziniert mich, dass Gott im Leben von Leuten wirkt, die Jesus noch nicht kennen.» Simon Walser möchte «seinen» Teens vorleben, «dass Gott nichts Langweiliges ist und es in der Nachfolge von Jesus nicht um Gebote geht, sondern darum, in Freiheit zu leben.» Die Impulse von der Konferenz möchte er nicht für sich behalten, sondern im Teen-
agerclub weitergeben. «Ich wünsche mir eine solche Begeisterung von Gott, dass ich allen von ihm erzählen möchte und keine Angst mehr davor habe, wie sie auf mich reagieren.» Fürs neue Jahr wünscht er sich, Gott im Alltag (noch mehr) zu erleben und anderen Personen die Liebe Gottes weiterzugeben. Und herauszufinden, wo ihn Gott konkret haben möchte. Wir werden nach dem Kongress erneut mit dem jungen Mann sprechen. THOMAS FEUZ idea Spektrum 48.2011
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Demokratischer Islam ist nicht in Sicht ÄXGÜSI ISLAMKONFERENZ «Islam und Demokratie – eine Bestandesaufnahme»: Zu diesem
brisanten Thema versammelten sich am Samstag 130 Teilnehmer in Olten. Zudem gab es einen erschreckenden Bericht zur Lage der Christen in Ägypten und im Irak.
«Die Demokratie braucht eine christliche Leitkultur», stellte Pfarrer Hansjürg Stückelberger, Präsident und Gründer des veranstaltenden Vereins «Zukunft CH», fest. Das Vorstandsmitglied Pfarrer Beat Laffer ergänzte: «Die westliche Demokratie hat sich aus dem Christentum entwickelt.» Der Islam dagegen habe in keiner Variation seiner Geschichte eine demokratische Staatsform hervorgebracht. «Religion und Staat sind im Islam deckungsgleich, während sie im Christentum ein Gegenüber sind.»
Notwendigerweise despotisch
Der Knackpunkt liegt also in der Frage: Ist eine westlich kompatible Form des Islams möglich, die eine Trennung von Staat und Glaube anerkennt? Der moslemische Politikwissenschaftler Bassam Tibi aus Göttingen fordert dies, mit seiner Idee eines gemässigten «Euro-Islam». Beat Laffer äusserte sich pessimistisch: «Das christliche Wertesystem und der Islam sind unvereinbar.» Christian Zeitz aus Österreich wurde in seinem Referat noch deutlicher: «Es gibt keine religionsneutralen Handlungen im Islam.» Er sei willkürlich und «notwendigerweise despotisch.» Der Direktor des Wiener Instituts für Angewandte Politische Ökonomie erklärte das unter anderem am Beispiel der «Kairoer Erklärung der Menschenrechte» von 1990, die nur solche Rechte
Zukunft CH Der überkonfessionelle und überparteiliche Verein wurde 2006 gegründet. Er will die freiheitlich demokratische Rechtsordnung der Schweiz erhalten, totalitäre Tendenzen verhindern, zukunftstragende Werte vermitteln und die Familie als Grundpfeiler der Gesellschaft stärken. Alle zwei Monate erscheint dazu das gleichnamige Magazin «Zukunft CH». www.zukunft-ch.ch
idea Spektrum 48.2011
Auf dem Podium: Christian Zeitz, Beat Laffer, Beatrice Gall-Vollrath, Schwester Hatune Dogan und Hansjürg Stückelberger (von links).
anerkennt, welche im Einklang mit der Scharia stehen. «Orientalische Despoten legitimieren sich durch die Überlegenheit ihrer Gewaltanwendung.» Die Kulturtradition Europas dagegen werde der Schöpfungsordnung und Würde des Menschen in hohem Masse gerecht.
Es braucht Weisheit
Abseits der Politik wurde aber auch noch eine andere Seite gezeigt: Im Alltag habe man es bei den Muslimen vor der Haustür mit Menschen zu tun, die «Gott mit der gleichen Würde ausgestattet hat», wie die Geschäftsführerin von «Zukunft CH», Beatrice GallVollrath, hervorhob. Der unter Muslimen tätige Missionar Kurt Beutler erklärte, er versuche nicht, Aggressionen zu wecken, sondern das Herz der Muslime zu erreichen. Es brauche Weisheit, aber dann könne man damit rechnen, dass Durchbrüche geschehen. So berichtete er von ermutigenden Fällen, bei denen Menschen ihr Leben Jesus anvertraut hätten. Allerdings gehe es nach der Bekehrung für die Konvertiten aus Angst vor Vergeltung oft nicht weiter. Diese Angst könne nur «das Kreuz Jesu zerbrechen».
Schwer erträgliche Bilder
Einen erschreckenden Einblick in die Situation heutiger arabischer Länder gab die syrisch-orthodoxe
Ordensschwester Hatune Dogan. Die Trägerin des Bundesverdienstkreuzes leitet die Hilfsorganisation «Helfende Hände», die sich für verfolgte Christen in Krisenregionen einsetzt. Mit teils schwer zu ertragenden Bildern von Gewaltopfern schilderte sie Verfolgungen und Repressalien gegenüber Christen im Irak und in Ägypten. Leider habe sich die Lage nach dem «Arabischen Frühling» nicht verbessert. Im Gegenteil, die Unterdrückung nehme zu. Eine echte Wende hin zu Demokratie scheint nicht in Sicht zu sein.
Gemeinsam Farbe bekennen
Am Podiumsgespräch war man sich einig, dass die «reale Wirklichkeit in Europa» nicht von islamischem Recht geprägt werden dürfe. Leider sei es heute durch das politische Klima kaum noch möglich, sich sachlich und kritisch mit dem Thema auseinanderzusetzen. Es gebe in Europa einen «Druck von Seiten des Islam». Christian Zeitz forderte mit dem Wiener Akademikerbund in einem «Integrations-Manifest» ein klares Bekenntnis der Muslime zum demokratischen Rechtsstaat. Die Christen sollten gemeinsam für die Werte der Schweiz Farbe bekennen und nicht zuletzt «bewusst für die nächsten Bundesratswahlen beten», betonte Beat Laffer. CHRISTOF BAUERNFEIND Bild: idea/chb
Suizid fördern? Vor einigen Jahren erlaubte ich mir einmal, in einem Leserbrief die Praxis der so genannten Sterbehilfeorganisationen kritisch zu kommentieren. Ich schrieb, es sei skandalös, wenn sogar psychisch-kranken Menschen der Todesbecher angesetzt würde. Es dauerte nicht lange, und ich erhielt Post vom Leiter von «Dignitas». Darin schob er mir die Verantwortung für etliche Selbsttötungen zu, weil meine Haltung – darin etwas Falsches zu sehen – Menschen geradezu in den Suizid treiben würde. Fördert eine ablehnende Haltung tatsächlich den Suizid bei gefährdeten Personen? Ich denke nicht. Allerdings sehe ich die Gefahr, dass solche Themen allzu oft tabuisiert werden. Gerade wenn ich diesen Weg, aus dem Leben zu gehen, nicht als Option anbieten kann, sollte ich trotzdem explizit über die Möglichkeit reden. Es totzuschweigen ist problematisch und kontraproduktiv. «Darüber sprechen heisst Leben retten», meinte mein Pfarrerkollege einmal. Das haben auch Psychiater, welche schwerkranke Menschen begleiten, festgestellt: Allein die Tatsache, dass mit betroffenen Menschen vermehrt über ihre Situation gesprochen wird, lässt den Sterbewunsch grösstenteils verschwinden. Neben körperlichen Schmerzen, die heute durch palliative Pflege meist erträglicher werden, sind die Einsamkeit und der psychische Schmerz die grosse Herausforderung. Sind wir bereit, uns Zeit zu nehmen für unsere Angehörigen, unsere Nachbarn und unsere Freunde in Not? Sind wir bereit fürs offene Gespräch und die liebevolle Zuwendung, die in unserer Zeit nötiger denn je sind? Sind wir dazu gerade in der Adventszeit bereit? MARC JOST
Der Autor ist Geschäftsführer des Hilfswerkverbandes «Interaction» und Berner Grossrat. Er wohnt in Thun.
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SYNERGIE Verlassen… Es ist eine spezielle Zeit, die ich gerade durchmache. Nach bald 19 Jahren Ehe hat mich meine Frau vor Kurzem verlassen. Einfach den Koffer gepackt und weg. Was soll man da noch sagen? «Adieu, ich liebe dich – und komm bald wieder zurück!» Bin ich froh, dass es nur für zehn Tage ist! Zehn Tage nach Indien. Nicht in die Ferien, nein, Kinderheime besuchen, Krankenstationen anschauen, Tagesschulen für die ärmsten Mädchen der untersten Kaste an der Grenze zu Butan inspizieren. Ich habe meine Frau sehr stark von dieser Reise überzeugen müssen. Fast zu gross war ihr Mutterherz. Einen feinsäuberlichen Plan hat sie mir hinterlassen, der minutiös aufzeigt, was alles zu machen
und zu bedenken ist. Nebst den 700 Mitarbeitern bin ich jetzt verantwortlich für den Haushalt, drei Kinder und zwei Minishettlandponys. Was es da nicht alles zu machen gibt! Gottlob habe dich das Vorrecht, dass die Haushälterin täglich für einen halben Tag kommt und alles, was wir da so haushaltstechnisch veranstalten, wieder gerade biegt. Mir wird bewusst, welche Privilegien ich habe. Zuerst einmal bin ich froh, dass ich eine so liebe Frau habe, die sich um mich kümmert, mir zuhört, mir mit Rat und Tat zur Seite steht. Dann wird mir klar, was meine Frau den lieben langen Tag alles zu machen hat. Unsere Kinder realisieren, wie gut es doch ist, eine Mutter zu haben, die einfach da ist für sie. Ihnen bei den Aufgaben hilft, einen Znüni macht, einen Zvieri vorbereitet, sie tröstet, erzieht, anzieht, für sie kocht und vieles mehr. Ich realisiere zudem, dass diese
Form des Haushaltens heute nicht mehr zum normalen Alltag gehört. Ein Haushalt, in dem die Mutter zu Hause ist und der Vater arbeitet, gehört eher zu der aussterbenden Form. Viele Alleinerziehende müssen sich wie ich mit all diesen Aufgaben alleine durchschlagen. Bei vielen Paaren sind beide voll berufstätig, damit es für das Leben reicht. Da entstehen Mehrfachbelastungen, über die sich manche Leute wohl auch nicht so viele Gedanken machen. Wie wunderbar ist es, wenn bewährte Strukturen noch existieren und gut funktionieren! Was für ein grosses Geschenk ist es, eine Ehefrau zu haben, die zu einem hält - in guten wie in schlechten Zeiten! Diejenigen, die in einer intakten Ehe leben, unterschätzen diesen Wert wohl oft. Es ist ein grosses Privileg und auch so vorgesehen in Gottes Weltordnung. Den Leserinnen und Lesern möchte ich
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deshalb zurufen: «Wacht auf, freut euch des Lebens, seid dankbar für dieses grosse Vorrecht! Und ganz wichtig: Zeigt es euren Frauen/ Männern mit einer besonderen Aufmerksamkeit!» Denjenigen, die nicht in einer derart privilegierten Situation leben, möchte ich Mut machen. Gott kennt Ihre Situation und ist besonders für Sie da. Petrus schreibt: «Alle eure Sorgen werfet auf ihn, denn er sorgt für euch.» Das gilt für alle Menschen, aber vor allem für solche mit Sorgen und Problemen. Und wir freuen uns schon sehr, dass wir s’Mami am Samstag wieder auf dem Flughafen abholen können! DANIEL SCHÖNI Der Autor ist Inhaber der Schöni.ch Holding in Oberbipp. www.schoeni.ch E-Mail: daniel.schoeni@schoeni.ch
Hoffen auf das neugewählte Parlament JOURNAL ARMUTSBEKÄMPFUNG Der Verband Interaction hat drei neue Mitglieder aufgenommen
und seine Position weiter gestärkt. Geschäftsführer Marc Jost ist zuversichtlich, dass das neugewählte Parlament weitere Entwicklungsgelder sprechen wird. An der Generalversammlung in Bern wurden die Inter-Mission, die Mission Evangélique Braille und «Betsaleel» neu in den Hilfswerk-Verband der Schweizerischen Evangelischen Allianz aufgenommen. Er zählt damit 21 christliche Nonprofit-Organisationen. Mit der Inter-Mission wurde der sechste Partner der Stiftung Hoffnungsnetz Mitglied des Verbandes. So kommt nun neben der Sensibilisierung durch «Stop Armut» und der Entwicklungszusammenarbeit auch die Nothilfe kompetent zum Zug. Durch das Hoffnungsnetz wurden letzthin für die Hungerkrise am Horn von Afrika 1,8 Millionen Franken gesammelt. Marc Jost, seit einem Jahr zu 50 Prozent Geschäftsführer, rechnet mit einem baldigen weiteren Wachstum seines Verbandes: «30 Mitglieder wären eine gute Zahl.»
in der Entwicklungshilfe fokussieren, und wir werden so auch besser wahrgenommen. Zudem können die Mitglieder kompetente fachliche Hilfe erwarten, gerade auch im Umgang mit öffentlichen Stellen.» Interaction will im Frühjahr einen Verhaltenskodex für eine christlich geprägte Entwicklungszusammenarbeit verabschieden. Der Entwurf stammt vom Juristen Michael Mutzner, Generalsekretär der Westschweizer Allianz. «Es geht uns darum, durch eine kompetente Arbeit glaubwürdig nach innen und aussen aufzutreten», erklärt Marc Jost.
Neuer Verhaltenskodex
Für eine Mitgliedschaft gibt es gute Gründe, wie der Geschäftsführer erklärt: «Wir können uns gemeinsam auf unsern Auftrag ideaSpektrum 48.2011
Bekämpfung der Korruption
An der Generalversammlung wurde der Schwerpunkt in der Sensibilisierungsarbeit festgelegt. Dieser soll nun auf der Korruptionsbekämpfung liegen und auch Hauptthema der StopArmut-Konferenz vom 15. September 2012 in Thun sein. Die Lobbyarbeit im neugewählten Parlament wird für Jost ebenso ein Schwerpunkt sein. Es gelte, Einfluss zu nehmen, dass die im Finanzplan aufgeführten 0,5 Prozent des Bruttonationaleinkommens der Schweiz auch wirklich in die Entwicklungshilfe fliessen. Jost ist optimistisch: «Die politische Mitte wurde bei den Wahlen gestärkt, das kommt uns entgegen.» Zum neuen Verbandspräsidenten wurde Norbert Valley gewählt. Er ist Präsident des Réseau évangélique suisse, dem Westschweizer Zweig der Evangelischen Allianz, und Koordinator von «Gebet für die Schweiz». Valley folgt auf Gründungspräsident Hansjörg Leutwyler. ANDREA VONLANTHEN
Norbert Valley leitet neu den Hilfswerk-Verband Interaction.
www.interaction-schweiz.ch
Gloor leitet Chrischona
Der 59-jährige Peter Gloor ist zum neuen Leiter von Chrischona Schweiz gewählt worden. Er übernimmt ab Januar die Aufgabe von René Winkler, der im März neuer Direktor der Pilgermission St. Chrischona wird. Gloor war seit 2000 Regionalleiter Westschweiz. Nachfolger als Regionalleiter West wird der 48-jährige Stefan Fuchser, derzeit noch Pastor in Genf. (idea)
Basel: Ehrendoktorwürde
Die Basler Missionarin Marie-Claire Barth hat die Ehrendoktorwürde der Theologischen Fakultät der Universität Basel erhalten. Marie-Claire Barth ist die Schwiegertochter des Theologen Karl Barth und engagierte sich jahrzehntelang in der Ausbildung von Theologen in Indonesien. (idea)
Grabstätte für Ungeborene
Auf dem Aarauer Friedhof Rosengarten wurde die überkonfessionelle Grabstätte für früh verstorbene Kinder eingeweiht. Neu können auch die nicht meldepflichtigen, vor der 22. Schwangerschaftswoche verlorenen Kinder bestattet werden. (idea) Bild: zvg
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W I R T SC H A F T
Mostbröckli und MuKi-Turnen direkt ab Hof HOFLADEN IM NETZ Als erste Bauern in der Schweiz vertreiben Urs und Franziska Altorfer aus Bertschikon im
Zürcher Oberland ihre Produkte über eine neu geschaffene Internetplattform für Landwirte. Der Direktverkauf ist ein wichtiges Standbein, auf Wunsch mit Hauslieferung. Und auch Frauen und Kinder haben gut lachen. Die Idee eines Online-Shops hatte Urs Altorfer schon, als er vor sechs Jahren den Hof seines Vaters übernahm. Ein befreundeter Informatiker entwickelte nun eine Plattform, deren Tauglichkeit Urs und Franziska Altorfer seit einigen Monaten testen. Inzwischen konnten sie dank wöchentlich vier bis fünf Bestellungen ihren Umsatz um 1000 Franken pro Monat steigern. Der innovative Landwirt hofft jedoch auf zehn bis 20 regelmässige Bestellungen. Es würde ihn auch freuen, wenn sich weitere Bauern an der Plattform beteiligten. «Das ist eine tolle Möglichkeit für viele», findet er.
Beide machen beides
Urs lernte Hochbauzeichner und arbeitete als Projektleiter, Franziska ist Primarlehrerin. «Für uns
Impressum Idea Schweiz Herausgeber: Idea Information AG, 4410 Liestal Verwaltungsrat: Heiner Henny, Präsident; Sam Moser, Stellvertreter; Paul Beyeler, Hans Lendi, Hansjörg Leutwyler, Hanspeter Schmutz Ideelle Trägerschaft: Schweizerische Evangelische Allianz (SEA), Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG), Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) Redaktion: Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 44, Fax 031 819 71 60 E-Mail: redaktion@ideaschweiz.ch Internet: www.ideaschweiz.ch Chefredaktor: Andrea Vonlanthen Büro: Bahnhofstr. 65, 9320 Arbon Tel. 071 446 70 02, Fax 071 446 74 88 E-Mail: andrea.vonlanthen@ideaschweiz.ch Redaktor: Thomas Feuz Erweitertes Team: Esther Reutimann, Christian Bachmann, Mirjam Fisch-Köhler, Marlies Reutimann Praktikum: Christof Bauernfeind Inserateservice: Jordi AG – das Medienhaus, Roland Rösti, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 25, Fax 031 819 38 54 E-Mail: inserate@ideaschweiz.ch Aboservice: Jordi AG – das Medienhaus, Ursula Seifried Jordi, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 20, Fax 031 819 38 54 E-Mail: abo@ideaschweiz.ch Abopreise: Jahresabo Fr. 145.–, Seniorenabo Fr. 117.–, Halbjahresabo Fr. 77.–. Das Abo ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar. Konto: PC-Konto 40-788586-4 Idea Information AG, 4410 Liestal Layout/Druck/Versand: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp www.jordibelp.ch
Bild: Mirjam Fisch-Köhler
dem Haus werden Kartoffeln, Gemüse, Fleisch, Mehl, Most, Eier, Brot und Zopf angeboten – neu auch übers Internet. Die Milch wird von einem Wiederverkäufer abgenommen, für eine Spezialbäckerei baut Altorfer die Getreidesorte Emmer an und er beliefert regelmässig Restaurants und Grossküchen.
Immer wieder Erntedank
«Fescht ä Familie»: Urs und Franziska Altorfer mit ihren Kindern Jana und Lena ( hinten von rechts) sowie Lars und Sina (vorne).
stand immer fest, dass wir auch mit Familie in unseren Berufen weiter arbeiten würden», erklärt das Paar. Vor der Familienphase gehörte der 36-Jährige zum Schweizer OL-Nationalkader und nahm an Europa- und Weltmeisterschaften teil. Damals trainierte er auch Kinder und Jugendliche im Orientierungslauf. Dazu reicht die Zeit heute nicht mehr; die Beiden sind Eltern von vier Kindern zwischen drei und acht Jahren. Die Übernahme des väterlichen Betriebs ermöglicht dem Ehepaar, seine Arbeitszeit flexibel aufzuteilen. Franziska, ebenfalls 36-jährig, unterrichtet mit einem Pensum von 30 Prozent an der Primarschule und hat von der Schwiegermutter das Blumenfeld übernommen. Das Paar bietet «Schule auf dem Bauernhof» und Landdienst für Jugendliche an, ermöglicht Studierenden der ETH Praktika und bildet einen Lehrling aus.
Übernehmen statt auflösen
Seit Kurzem leitet Urs Altorfer das MuKi-Turnen im Dorf. «Es wäre sonst aufgelöst worden», schmunzelt der begeisterte Vater. «Da habe halt ich es übernommen.» Sina, die jüngste Tochter, darf nun regelmässig mit ihrem Papa ins Turnen gehen. Und manchmal sind es auch ihre Eltern, die am Sonntag während dem Gottesdienst mit den Kindern spielen und basteln. Sie ge-
hören zum Pool von Eltern, die das Kinderprogramm der reformierten Kirche Gossau ZH mitgestalten. Gemeinsam beteiligen sie sich auch am «Wii-Chreis», ihrem Familien-Hauskreis. Einmal im Monat treffen sich vier junge Familien und drei Ehepaare. Nach dem Gottesdienst gibt es ein Mittagessen, zu dem alle etwas beisteuern. Anschliessend spielen die fünfzehn Kinder zwischen einem bis zehn Jahren auf dem Hof. Dann widmen sich die Erwachsenen einem Glas Wein und den Wie-Fragen des Lebens: Wie lebt ihr den Glauben mit euren Kindern im Alltag? Wie setzen wir das Thema der Predigt um?
Pferde statt Traktor
«Wenn ich beim Pflügen hinter den Pferden hergehe, habe ich viel Zeit zum Nachdenken, Beten und Planen», erklärt Urs Altorfer. Wie früher sein Vater bewirtschaftet er die Felder mit Pferdegespannen und benutzt nur im Ausnahmefall einen Traktor. Dieses entschleunigte Arbeiten tue gut und sei nachhaltig, erklärt er. Tiere gehören sowieso zum Hof: zwölf Kühe, 100 Legehennen, zwei bis vier Schweine, zehn Mutterschafe und ein Schafbock, Katzen und ein Hund. Die bebaute Landfläche von 15 Hektaren ist eigentlich viel zu klein zum Überleben. Doch die Vielfalt des Angebots gleicht dies aus. Am Stand vor
Die Eltern von Urs Altorfer wohnen im Stöckli auf dem Hof, helfen tatkräftig mit und verdienen so noch etwas zur AHV hinzu. Mutter Altorfer ist für die Hühner und das Brotbacken zuständig, der Vater bewirtschaftet den Wald und packt überall mit an. Ohne die Hilfe der Eltern wäre die Arbeit nicht zu bewältigen, und mehr als zwei Wochen Ferien pro Jahr liegen für beide Familien nicht drin. «Wir haben immer einen Berg Arbeit vor uns, der nie ganz abgetragen ist», stellt Urs fest. Er ist froh um die Freiwilligen, die immer wieder zur Stelle sind. Pensionierte oder Mütter mit Kindern aus der Nachbarschaft erleben so hautnah den Bauernalltag. Sie dürfen als Dank einige Hoferzeugnisse nach Hause nehmen. Einmal im Jahr feiern alle miteinander ein Ernteund Dankesfest. Für Urs Altorfer ist sein Beruf der schönste – auch, weil er so nahe bei Schöpfung und Schöpfer ist. MIRJAM FISCH-KÖHLER
Innovation im Netz Urs und Franziska Altorfer vom Hof Müselacher in Bertschikon ZH beteiligten sich als erste an der eigens für Landwirte entwickelten Internet-Plattform. Stefan Haebler hat die Internetseite eingerichtet. Er möchte weitere Landwirte für die Plattform gewinnen, in deren Suchmaske ein beliebiges landwirtschaftliches Produkt eingetippt werden kann. Als Resultat erscheinen die Bauernhöfe, bei denen man es bekommt. www.direktvomhof.ch www.buureshop.ch
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Die «Revolution der Liebe» erobert Frauenfeld JUGENDEVENT Gute Musik, diverse Tanzeinlagen, Theater, ein Live-DJ und nicht zuletzt viel geistlicher Tiefgang für 1300 Besucher: Die «reLOVEution»-Tour brachte eine «revolutionäre Botschaft» in die Frauenfelder Konvikthalle.
Gott zu setzen. Viele Jugendliche nahmen das Angebot an. Sie liessen für sich beten und nahmen Beratung in Lebensfragen in Anspruch. Während den Aftershow-Partys mit Special-Guest «DJ FreeG» am Freitagabend und dem Hip-Hop-Konzert des rappenden Theologen «Sent» am Samstag erreichte die Stimmung ihren Höhepunkt.
Vom 17. bis zum 20. November begeisterte die «reLOVEution»-Tour jeden Abend über 300 Jugendliche aus Frauenfeld und Umgebung. Insgesamt kamen etwa 1300 Besucher, darunter viele Kirchenferne. «Eine ganze Handvoll Leute» habe sich für Jesus entschieden und etwa 40 Personen suchten das seelsorgerliche Gespräch, berichtet Mitorganisator Peter Bruderer.
Botschaft der Liebe Gottes
Die Idee zur «reLOVEution»-Tour ist im Jugendlager «Praisecamp» entstanden. Zwei Teams unter dem Dach von «Praisecamp» stellen sich zur Verfügung. Eines setzt sich aus verschiedenen Personen unter der Leitung von Aaron Stutz zusammen. Das andere unter der Leitung von Andreas «Boppi» Boppart ist bei CampusGeneration zu Hause, einem Arbeitszweig von Campus für Chris-
Es lebe die «reLOVEution»! Die Band der «Godi-Jugendarbeit».
tus. Als lokale Jugendarbeit kann man diese Teams buchen und bildet mit ihnen gemeinsam ein OK, das den Event veranstaltet.
Seelsorge und Aftershow
Ziel ist es, jungen Menschen in der Sprache und Kultur der heutigen Zeit die revolutionäre Botschaft von der Liebe Gottes zu bringen. In Frauenfeld führte die über-
gemeindliche «Godi-Jugendarbeit» in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Allianz die «reLOVEution» durch. Rund 60 Mitarbeiter und Helfer ermöglichten einen reibungslosen Ablauf. Aaron Stutz und Tanja Ammann griffen in ihren Predigten aktuelle Themen der jungen Generation auf. Sie ermutigten die Besucher, ihr Vertrauen auf
Youthalpha-Kurs
Nun folgt die Nacharbeit. Mit einem Youthalpha-Kurs möchten die Veranstalter den Besuchern der «reLOVEution», aber auch allen anderen interessierten Jugendlichen, die Gelegenheit geben, den christlichen Glauben weiter zu entdecken und ihre Fragen zu diskutieren. CHRISTOF BAUERNFEIND www.godi-frauenfeld.ch
Stimmungsvolle Uraufführung für neues ICF-Album CD-TAUFE Das ICF Zürich hat ein neues «Baby». Letzten Sommer konnte sich die Smash-Single «Take A Stand» auf Platz 12 der offiziellen Schweizer Hitparaden halten. Vor kurzem erschien das Live-DVD-Album dazu.
Rund 100 Personen nahmen am letzten Mittwoch im Eventhouse Rapperswil an der Uraufführung der 60-minütigen DVD teil. Nach dem Apero mit offiziellen Danksagungen wurde die Live-DVD in vollem Umfang gezeigt.
Ein grosses Dankeschön
«Die Stimmung war ausgelassen und die Freude über das neue Album riesig», schwärmt Projektleiter Nicolas Legler. «Für die meisten war es das erst Mal überhaupt, dass sie die DVD in voller Länge schauen und hören durften.» Die Release-Party sei vor allem als Dankeschön für alle Mitarbeiter gedacht gewesen, «die zum Teil schon seit Jahren Sonntag für Sonntag in der ICF Music Minister mitarbeiten.» Zu sehen gab es die komplette «Worship Session», die im Juli 2011 in der Celebration Hall Zürich aufgezeichnet wurde. Das Album, das vor 14 Tagen erschien, idea Spektrum 48.2011
Doppeltes Ziel: Gott loben und einander Dankeschön zusingen.
investiert haben.» Einzig für die Live-Aufnahmen, den Mix und das Mastering seien externe Profis zugezogen worden, so Legler. Angesprochen auf die Erwartungen an das Album, sagt Nicolas Legler: «Wir wünschen uns, dass über den Verkauf des Albums hinaus vor allem die Songs auf dem Album unsere Grenzen überschreiten. Gewisse Songs haben das Zeug, auch international durchzubrechen.» «Take A Stand» erschien beim Brunnen-Verlag und bei Gerth Medien. JOSUA SCHÖCHLI
umfasst neben der Live-DVD, die ein Novum in der Historie des ICF Zürichs darstellt, auch eine CD. Zu sehen und zu hören gibt es 14 englische Worship-Songs, von denen zwölf von ICF-eigenen Songwritern stammen. Legler zum neuen Album: «Das Ziel war es, die Kirche zu den Leuten zu bringen. Dies ist uns mit der schö-
nen Video-Session gut gelungen.»
Vor dem Durchbruch?
Sowohl die DVD als auch die Produktion der Musik wurden nur mit Leuten aus dem ICF aufgenommen, geschnitten und produziert. «Dies war nur möglich, weil viele Leute aus der Kirche ihre Talente und ihre Zeit
Alben und Musicals Das ICF Zürich produziert jährlich ein bis zwei Alben – alternierend in Schweizerdeutsch und Englisch. Demnächst wird auch ein neues Musical aufgeführt. www.icf.ch, www.icf-music.ch
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Hoffnung: Kinder besuchen Schule Hoffnung: Die Kinder besuchen die Schule und Hoffnung: DieDie Kinder besuchen diedie Schule undund die ganze Familie wird von einer Freiwilligen die ganze ganze Familie Familie wird wird von von einer einer Freiwilligen Freiwilligen die unterstützt. Dorca und ihre Familie können wieder unterstützt. Dorca und ihre Familie wieder unterstützt. Dorca und ihre Familie können können wieder lachen. lachen. lachen. freuen uns, wenn Menschen in Sambia Wir freuen uns, wenn Sie Menschen in WirWir freuen uns, wenn SieSie Menschen in Sambia Sambia Form von einer Spende oder durch in Form von einer Spende oder durch ein Bein in Form von einer Spende oder durch einein Be-Besonderes Geschenk (s. Box) unterstützen! sonderes sonderes Geschenk Geschenk (s. (s. Box) Box) unterstützen! unterstützen! TearFund ist ein Hilfswerk der Schweizerischen TearFund TearFund ist ist ein ein Hilfswerk Hilfswerk der der Schweizerischen Schweizerischen Evangelischen Allianz (SEA). Zusammen mit lokaEvangelischen Allianz (SEA). Zusammen Evangelischen Allianz (SEA). Zusammen mit mit lokalokalen, christlichen Partnerorganisationen in Ländern len, christlichen christlichen Partnerorganisationen Partnerorganisationen in in Ländern Ländern len, des Südens fördert und stärkt TearFund benachteides des Südens Südens fördert fördert und und stärkt stärkt TearFund TearFund benachteibenachteiligte Menschen durch Bildung, Basisgesundheit und ligte Menschen durch Bildung, Basisgesundheit ligte Menschen durch Bildung, Basisgesundheit und und Einkommensförderung. Einkommensförderung. Einkommensförderung. TearFund Schweiz | Josefstrasse |34 | 8005 Zürich TearFund TearFund Schweiz Schweiz || Josefstrasse Josefstrasse 34 34 | 8005 8005 Zürich Zürich 44 | info@tearfund.ch | www.tearfund.ch 044 447 44 || www.tearfund.ch 044044 447447 44 00 00 |00 | info@tearfund.ch info@tearfund.ch www.tearfund.ch PC-Konto: 80-43143-0 PC-Konto: PC-Konto: 80-43143-0 80-43143-0
Das Besondere Das Besondere Das Besondere (Weihnachts-)Geschenk (Weihnachts-)Geschenk (Weihnachts-)Geschenk einem BesondeMitMit einem BesondeMit einem Besonderen Geschenk ren Geschenk Geschenk von vonvon ren TearFund erfüllen TearFund erfüllen erfüllen TearFund Hoffnung, SieSie Hoffnung, z.B.z.B. in in Sie Hoffnung, z.B. in Sambia. Sie erhalSambia. Sie Sie erhalerhalSambia. eine Karte zum tenten eine Karte zum ten eine Karte zum Weiterschenken, Weiterschenken, die diedie Weiterschenken, über das Besondere über das das Besondere Besondere über Geschenk informiert. Geschenk informiert. Geschenk informiert. Beispiel: CHF 75.00 können drei Kinder Beispiel: Mit CHF 75.00 können drei Kinder in Beispiel: MitMit CHF 75.00 können drei Kinder in in Sambia die Schule besuchen. Sambia die Schule besuchen. Sambia die Schule besuchen. Esther (Freiwillige) Dorca: danke Gott, dass diese Esther (Freiwillige) mit Dorca: „Ich danke Gott, dass ich diese Esther (Freiwillige) mitmit Dorca: „Ich„Ich danke Gott, dass ichich diese Arbeit tun kann!“ Arbeit Arbeit tun tun kann!“ kann!“
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USA: Ist die Zeit der Mega-Gemeinden vorbei? TREND Seit den 70er Jahren haben in den USA Großgemeinden à la Willow Creek geboomt. Doch jetzt kommen viele Probleme auf sie zu: Finanzschwäche, Führungswechsel, Bevölkerungswandel.
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ie sieht die Zukunft der Großgemeinden in den USA aus, die fast ausschließlich evangelikal sind? Ist der Zwangsverkauf der pleitegegangenen Glaskathedrale in Garden Grove (Kalifornien) an die katholische Kirche ein erstes Anzeichen dafür, dass die Zeit der MegaGemeinden mit jeweils mehr als 2.000 Gottesdienstbesuchern vorbei ist? Zweifel an der Zukunftsfähigkeit speisen sich vor allem aus Folgendem: Die Gründergeneration nähert sich dem Rentenalter und charismatische Nachfolger sind meist nicht in Sicht. Zudem haben die Großgemeinden kostspielige Gebäude und einen personalintensiven Dienstleistungsapparat, der angesichts der Finanzkrise immer schwerer zu finanzieren ist. In den USA gibt es keine Kirchensteuer; die Gemeinden sind zum größten Teil auf Mitgliederbeiträge, Spenden und Kollekten angewiesen. Einige Großgemeinden wie etwa die WillowCreek-Gemeinde in South Barrington bei Chicago oder die Saddleback-Gemeinde in Lake Forest (Kalifornien) sind in Europa zu Vorbildern für missionarischen Gemeindeaufbau geworden.
Foto: Beat Ungricht
50 Millionen Euro Schulden Weltruhm erlangte die Glaskathedrale durch den Fernsehgottesdienst „Hour of Power“ (Stunde der Kraft), der im deutschsprachigen Europa über die Sender Bibel TV und Tele5 zu sehen ist. Spätestens in
drei Jahren muss die Gemeinde von der mit 10.000 Glasscheiben ausgestatteten Kathedrale in eine weniger spektakuläre Kulisse umziehen. Die Gemeinde wurde vor 55 Jahren vom reformierten Pfarrer und Fernsehprediger Robert H. Schuller (85) gegründet, der eine vom positiven Denken geprägte Botschaft verkündigt. Inzwischen hat die Gemeinde mit nach eigenen Angaben etwa 10.000 Besuchern rund 50 Millionen Euro Schulden aufgehäuft. Deshalb war der Verkauf nötig. Die katholische Kirche bekam den Zuschlag.
Pro Woche 50 Gemeinden am Ende In den USA gibt es etwa 2.000 meist evangelikal geprägte Mega-Gemeinden. Fast alle sind in den vergangenen 40 Jahren entstanden. 1970 gab es erst 10 Großgemeinden. Doch insgesamt ist in den USA dadurch der Gottesdienstbesuch nicht gestiegen, schreibt Skye Jethani, Chefredakteur des evangelikalen Magazins „Leadership“ (Nashville). Vielmehr zögen die großen Gemeinden Kirchgänger von kleineren ab. Im Durchschnitt müssten wöchentlich etwa 50 Kleingemeinden schließen. Jethani befürchtet, dass – ähnlich wie bei der Finanzkrise im Jahr 2008 – die „Blase“ des Booms der Großgemeinden in Kürze platzen könnte. Sie hätten oft Hunderte Angestellte, und auf ihren Immobilien lasteten häufig Hypotheken in Millionenhöhe. Ein entscheidender Un-
Ein Gottesdienst in der Willow-Creek-Gemeinde in South Barrington bei Chicago
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sicherheitsfaktor sei auch die Nachfolge der charismatischen Führungspersonen. Die meisten erreichten in 10 bis 15 Jahren das Ruhestandsalter. Willow-CreekGründer Bill Hybels wird am 12. Dezember 60. Baptistenpastor Rick Warren von der Saddleback-Gemeinde ist 57 Jahre alt.
USA: In 30 Jahren sind die weißen Bürger in der Minderheit Der Übergang zur nächsten Generation sei oft schwierig, so Jethani; Gemeinden, die ihn nicht klug angingen, erlebten oft einen Niedergang. Auch die Alterung der weißen Bevölkerung mache Großgemeinden zu schaffen. Das US-Statistikamt habe vorausgesagt, dass die Weißen, die die Mehrheit der Großgemeinden stellen, bis 2042 zur Minderheit werden. P
Die größten US-Gemeinden und ihre Besucher an Wochenenden Besucher
Name der Gemeinde
Ort (Staat)
Lakewood Church www.lakewood.cc
Houston (Texas)
43.500
North Point Community Church www.northpoint.org
Alpharetta (Georgia)
27.400
Willow Creek Community Church www.willowcreek.org
South Barrington (Illinois)
24.400
Saddleback Church www.saddleback.com
Lake Forest (Kalifornien)
22.000
N AC H R IC H T E N
Warum Mädchen Sex-Sklavinnen werden ENGLAND Aus Angst, als rassistisch zu gelten, schreiten Behörden nicht ein.
S
chwere Versäumnisse bei der Verfolgung von sexuellem Kindesmissbrauch durch meist muslimische Männer wirft die Londoner Zeitung „The Times“ der Polizei in Nordengland vor. Aus Angst davor, als rassistisch oder islamfeindlich kritisiert zu werden, hätten auch soziale Organisationen beim Schutz der Opfer versagt. Das Blatt hat eine Liste von Fällen veröffentlicht, bei denen Jugendliche missbraucht und gegen Geld zum Sex mit Männern gezwungen wurden. Jetzt sehe sich die britische Regierung gezwungen, einen Nationalen Aktionsplan gegen Kindesmissbrauch aufzustellen.
Jetzt wacht die Politik auf Der Parlamentarische Staatssekretär für Kinder- und Familienfragen, Tim Loughton, will jetzt alle Kommunalbehörden auffordern, Fällen von Kindesmissbrauch schneller und mit höchster Priorität nachzugehen. Besonders in Nord- und Mittelengland machen sich vor allem Männer pakistanischer Herkunft an Schulmädchen heran und verführen sie mit Alkohol, Drogen und Sex. Sie bringen die Minderjährigen in ihre Abhängigkeit und beuten sie als Sexsklavinnen aus.
Opfer begeht Selbstmordversuch Die jüngste Versäumnisliste der „Times“ bezieht sich vor allem auf die Grafschaft West Yorkshire. So sei ein Mädchen aus Leeds zunächst gefügig gemacht, dann von mehreren Männern gleichzeitig vergewaltigt und
als Sex-Sklavin missbraucht worden. Die Jugendliche versuchte im vorigen Jahr, sich das Leben zu nehmen, indem sie sich von einer Autobahnbrücke stürzte. Die „Times“: Die Behörden hätten es versäumt, Informationen nachzugehen, die sie auf die Täter verwiesen hätten. Die Zeitung hat auch andere Verzweiflungstaten aufgedeckt. So habe eine Mutter ihre 14-jährige Tochter zu Verwandten nach Neuseeland gebracht, damit sie von Männern loskommen konnte, die sie mit Rauschgift vollgestopft und vergewaltigt hätten. Solche Verbrechen seien seit den späten 90er Jahren fast ausschließlich von Männern pakistanischer Herkunft begangen worden. Anzeigen seien vielfach gar nicht oder nur zögerlich bearbeitet worden. Ein Jugendarbeiter aus Leeds schätze, dass „rund 80 % der Mädchen, mit denen ich arbeite, mit pakistanischen Männern schlafen“. Doch stammten von den 440.000 Einwohnern der nordenglischen Stadt nur 3 % aus Pakistan.
NOTIERT Pakistan: Jesus-SMS wieder erlaubt In Pakistan darf der Name Jesus Christus nun doch wieder in SMS-Nachrichten verwandt werden. Die Telekommunikationsbehörde PTA hat den Begriff nach einer Intervention des Ministers für religiöse Minderheiten, Akram Gill, wieder aus der Liste der verbotenen Wörter gestrichen. Der Katholik Gill hatte zuvor im Kabinett vor einer Gefährdung des Friedens im Land gewarnt. Die Behörde hatte Mobilfunkanbieter angewiesen, „im Interesse des Ruhmes des Islam“ SMS mit angeblich „anstößigen“ Begriffen nicht zu übermitteln. Die Firmen erhielten eine Schwarze Liste mit rund 1.500 Wörtern, darunter auch Jesus Christus. Wie es heißt, gilt das Verbot für Wörter und Redewendungen auf Englisch und der Landessprache Urdu sowie für vier Regionalsprachen. Pakistan mit seinen 174 Millionen Bürgern gehört zu den Ländern, in denen Christen besonders stark diskriminiert werden.
Für Muslime nur Jungfrauen Als einen Grund für die Verbrechen hatte die Zeitung schon früher genannt, dass Muslime gehalten seien, nur Jungfrauen zu heiraten. Englische Mädchen betrachteten viele als „leichtes Fleisch“, so der frühere Innenminister Jack Straw (Labour). Die Times hatte am 5. Januar eine Untersuchung veröffentlicht, wonach seit 1997 von den 56 Verurteilten 3 Weiße und 53 Asiaten waren, davon 50 mit muslimischen Namen. P
UK MUSLIM GANGS force thousands of middle-class white girls into the sex trade Auf einer britischen Internet-Seite wird vor kriminellen Moslem-Banden gewarnt: „Blanker, nackter Islam“ … „Im Vereinigten Königreich treiben muslimische Banden Tausende weiße Mädchen aus der Mittelschicht ins Sex-Geschäft“.
Jamaika: Regierungschef ist Adventist Der neue Ministerpräsident Jamaikas ist Adventist. Der 39-jährige Andrew Holness ist Nachfolger des zurückgetretenen Bruce Golding (63). Holness gehört zur evangelischen Freikirche der SiebentenTags-Adventisten. Während der Einführung habe Pastor Herro Blair von der Kirche „Jugend für Christus Jamaika“ für den neuen Ministerpräsidenten gebetet. Knapp 83 % der 2,8 Millionen Einwohner des Karibikstaats sind Kirchenmitglieder; mit 46 % stellen die Protestanten die größte religiöse Gruppierung. Etwa 10 % folgen Naturreligionen. Im Unterschied zu anderen Kirchen feiern die Adventisten den Sonnabend und nicht den Sonntag als Ruhetag. Außerdem legen sie Wert auf eine gesunde Lebensweise und verzichten auf Alkohol und Tabak.
Fotos: S.12: AP; s.13: idea/Huhn
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Theologenkonferenz: Der Atheismus ist missionarisch geworden THEOLOGIE Welchen Herausforderungen muss sich die Theologie heute besonders stellen? Damit beschäftigte sich die erste gemeinsame Theologische Studienkonferenz des Arbeitskreises für evangelikale Theologie (AfeT) und der Konferenz bibeltreuer Ausbildungsstätten (KbA).
B
ei der Tagung mit 110 Teilnehmern im thüringischen Bad Blankenburg sagte der Theologieprofessor Hans Schwarz (Regensburg), das lange Zeit friedliche Nebeneinander von Atheisten und Christen sei vorbei. Der Atheismus ist – so Schwarz – missionarisch geworden, wie sich an dem britischen Evolutionsbiologen Richard Dawkins (Oxford) zeige, dessen Buch „Der Gotteswahn“ zu einem Bestseller wurde. Widersprechen müsse man auch dem britischen Astrophysiker Stephen Hawking (Cambridge), der in seiner Weltentstehungstheorie keinen Raum für einen Schöpfer lasse. Zugleich gebe es aber auch Ansichten christlicher Naturwissenschaftler, denen die Theologie widersprechen müsse. So versuche der US-amerikanische Physiker Frank J. Tipler (New Orleans) in seinem Buch „Die Physik des Christentums“ die Existenz Gottes und
die Auferstehung nach dem Tode physikalisch zu erklären. Gott lasse sich jedoch nicht mit den Mitteln der Physik erfassen.
Kritik: Viele Pfarrer nicht berufen In der Aussprache äußerte Prof. Schwarz, er habe das Gefühl, dass viele Bischöfe und Pfarrer zwar beamtet, aber nicht berufen seien. An den Kirchenleitungen störe ihn, dass sie versuchten, es allen recht zu machen. Dadurch bewirkten sie immer weniger. Viele Theologieprofessoren hätten nie die Gemeindepraxis kennengelernt. Wenn sie regelmäßig predigen und Hausbesuche machen würden, wäre bei ihnen mehr Feuer zu spüren. Schwarz: „Katheder und Kanzel gehören für mich zusammen.“ Er selbst predige mindestens einmal im Monat. Nach seiner Einschätzung sind viele Theologen für das Pfarramt ungeeignet. Man solle daher frühzeitig prüfen,
DER GEFANGENE DES MONATS DEZEMBER
5 Jahre Haft für einen Algerier, weil er eine christliche CD verschenkte Zum „Gefangenen des Monats Dezember“ haben die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) und die Evangelische Nachrichtenagentur idea den algerischen Christen Abdelkarim Siaghi benannt und zur Unterstützung für ihn aufgerufen. Der 29-jährige ehemalige Muslim wurde am 25. Mai von einem Gericht in Oran zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt. Sein „Vergehen“: Er hatte einem Nachbarn eine christliche CD geschenkt. Dieser beschuldigte daraufhin Siaghi, dass er ihn angeblich bekehren wollte und den Propheten Mohammed beleidigt habe. Der Christ bestreitet die Verunglimpfung Mohammeds. Der Nachbar, der Anzeige erstattet hatte, erschien nicht vor Gericht. ideaSpektrum 48.2011
Obwohl die Anklage weder einen Zeugen hatte noch Beweise für die Anschuldigung vorlegte, wurde Siaghi wegen Verstoßes gegen Artikel 144 des Strafgesetzbuchs verurteilt. Danach wird bestraft, wer „den Propheten und die Boten Gottes beleidigt oder das Dogma oder die Lehre des Islam herabsetzt, sei es durch Schriften, Zeichnungen, mündliche Äußerungen oder auf andere Weise“. Siaghi hat Berufung gegen das Urteil eingelegt. Algerische Menschenrechtsorganisationen sehen in der Entscheidung einen Angriff auf die Grundrechte. Die IGFM und idea rufen dazu auf, in Schreiben an den algerischen Präsidenten Abd al-Aziz Bouteflika gegen das Urteil zu protestieren, da es das Grund-
ob Studenten für das Gemeindepfarramt begabt seien. Wer beispielsweise nicht wisse, wie er mit Menschen reden und wann er Hans Schwarz einen Hausbesuch beenden solle, sollte auch nicht Pfarrer werden. Allerdings nutze die beste Kommunikation nichts, wenn man keine Inhalte zu vermitteln habe. Die Beschäftigung mit der Bibel solle daher im Mittelpunkt der Ausbildung stehen. Derzeit sei die Theologie in der Gefahr, sich zu viel mit Nebenfächern zu beschäftigen, etwa mit der Theologie der Geschlechter. (Eine weitere Meldung folgt.) P
b www.afet.de • 07131 2030441 www.kbaonline.de • 02261 406120 ALGIER HAUPTSTADT
TUNESIEN
MAROKKO
ALGERIEN
MALI
NIGER
recht auf Religionsfreiheit verletzt. Im islamischen Algerien sollen bis zu 365.000 Christen leben – überwiegend ehemalige Muslime; das sind etwa 1,5 % der 32,4 Millionen Einwohner. P
b Algerische Botschaft Willadingweg 74 3006 Bern Fax: 031/3501059 E-mail : info@ambassade-algerie.ch
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G A S T KOM M E N TA R
» Kein Geschiedener würde wohl behaupten, er wäre durch eine Scheidung gesund geworden!« Dr. Ingo Friedrich (Babenhausen bei Frankfurt am Main) ist Rechtsanwalt und Fachanwalt für Familienrecht.
Kann eine Scheidung gesund sein? Liebe Leserin, lieber Leser, im neuen „Philosophie Magazin“ äußert sich einer der – so das Blatt – „bedeutendsten Philosophen der Gegenwart“, Axel Honneth, über eines der traurigsten Kapitel unserer Gegenwart mit folgenden Worten: „Eine erhöhte Scheidungsrate ist auch der Ausdruck dafür, dass man sich nicht mehr in Zwangsverhältnisse einfach nur einfügen möchte, sondern durchaus seine eigenen Vorstellungen hat von dem, was Liebe und eine befriedigende Familiarität ausmachen sollte. Insofern sind gewachsene Scheidungsraten per se nichts Negatives, sondern immer auch Gesundungsprozesse.“
den Gott der Bibel nicht glauben kann, braucht man eben solche Notlösungen wie eine Scheidung. Doch für Christen? Müssen sie nicht zunächst mal nach ganz anderen Wegen suchen? Dazu heißt es in der Bibel: „Ich bin der Herr, dein Arzt“ (2. Mose 15,26). In diese Zusage sind auch die Ehe und die Familie mit allen irdischen Irrungen und Wirrungen eingeschlossen! Denn das Leben ist natürlich kein Wellness-Wochenende. Auch ich war schon in der Versuchung, meine eigene Akte anzulegen – denn ich kenne auch Krisen in meiner Ehe. Aber ich hätte nicht erwartet, durch eine Scheidung gesund zu werden.
Mir stockt beim Lesen der Atem
Für Christen gibt es viele Hilfen, aber …
Mir stockt beim Lesen der Atem. Gesundungsprozesse? Obwohl ich mich – wenn auch als Laie auf diesem Gebiet – schon mit wesentlichen philosophischen Strömungen beschäftigt habe, kann ich trotzdem nicht recht verstehen, was eine Scheidung mit Gesundheit zu tun haben soll. Die Pest ist ja auch nicht gesünder als Cholera. Natürlich kann Trennung und Scheidung – auch unter Christen – manchmal das kleinere Übel sein und für eine seelische Entlastung sorgen. Eine wirkliche Heilung ist sie aber nicht. Wenn ich mir die Hunderte Familienakten und die damit verbundenen Schicksale ansehe, mit denen ich die letzten fünfzehn Jahre zu tun hatte, finde ich keine einzige Scheidung, bei der beide Partner glücklich waren. Ein Rechtsanwalt wird nicht sagen: „Herr Richter, ich beantrage die Scheidung. Mein Mandant will jetzt unbedingt gesund werden, und hier ist der Krankenschein!“ Denn eine solche Haltung hilft Geschiedenen nie wirklich weiter. Wer so denkt wie der Philosoph Honneth, geht von falschen Prämissen aus. Klar: Wenn man an
Zumal es für Christen viele Hilfen bei Ehekrisen gibt. Und ich wäre als Scheidungsanwalt sehr dankbar, wenn sie die großen Möglichkeiten, die uns gegeben sind, in Anspruch nähmen: Seelsorge, Beichte und Psychotherapie – am besten bei einem Therapeuten, der den christlichen Glauben zumindest stehenlassen kann. Gott kann durch Jesus Christus alles heilen! Aber er muss es nicht tun – und manches bleibt in diesem Leben auch offen.
… wir dürfen auch mit Gottes Erbarmen rechnen Ich habe erlebt, wie Paare während des Scheidungsverfahrens wieder zueinandergefunden haben. Ich habe auch erlebt, dass Christen alles versucht haben – und trotzdem gescheitert sind. Auch dann dürfen sie mit Gottes Erbarmen rechnen. Aber niemand von ihnen würde wohl behaupten, er wäre durch eine Scheidung gesund geworden! Es grüßt Sie herzlich Ihr
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P RO & KON T R A
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Muss ein Pfarrer eine evangelische Ehefrau haben? PFARRHAUS „Ehepartnerinnen und Ehepartner sollen evangelisch sein. Sie müssen einer christlichen Kirche angehören …“, heißt es in § 39,2 des Pfarrdienstgesetzes der EKD. In Württemberg wird die Vikarin Carmen Häcker zum Jahresende entlassen, weil sie einen Muslim geheiratet hat.
„Ziehet nicht mit den Ungläubigen an einem Joch“, hat Paulus zu Recht geschrieben.
PRO
Die Ehe ist ein „weltlich Ding“, und das soll sie bleiben. Das heißt aber nicht, dass die Frage, wen ein Nachfolger Jesu heiratet, gleichgültig ist. Weil Jesus der „Herr“, der kyrios, ist, fragen die, die ihm gehören, gerne danach, was er zur Ehe und zum Ehepartner zu sagen hat. Die Ehe ist die intensivste Gemeinschaft, die ein Mensch haben kann. Undenkbar – sofern ich Wahlfreiheit habe –, dass ich ausgerechnet das Wichtigste in meinem Leben, die Beziehung zu Gott, der sich in Jesus Christus offenbart hat, nicht teilen kann. „Ziehet nicht mit den Ungläubigen an einem Joch“ (2. Korinther 6,14) gilt logischerweise für diese Frage. Hält sich jemand nicht an die gute Ordnung Gottes, ist der Mensch nicht abzuurteilen. Und eine Ehe zwischen zwei Christen ist kein Garant dafür, das sie gut wird. Aber die Grundlinie gilt es festzuhalten und zu lehren. Dass Pfarrer und Pastoren darin Vorbild sein sollen, ist selbstver-
Auch einem(r) nichtchristlichen Ehepartner(in) darf die Tür des Pfarrhauses nicht verschlossen bleiben.
Fotos: privat
KONTRA
Die Bestimmungen des § 39,2 haben im Vorfeld der Synode der Evangelisch-reformierten Kirche in der Pastorenschaft und bei Gemeindegliedern und in der synodalen Debatte für heftigen Protest gesorgt. Und mit dem Beschluss zur Übernahme des Pfarrdienstgesetzes der EKD wird die innerkirchliche Debatte bei uns nicht beendet sein. Solange Partnerschaft, Ehe und Familie den Dienst des Pastors oder der Pastorin nicht beeinträchtigen, sehen weder Presbyterien noch Kirchenleitung einen Anlass, sich in die familiären Angelegenheiten im Pfarrhaus einzumischen. Das war bisher Grundlage für ein gelingendes Miteinander in Gemeinde und Kirche und wird es auch in Zukunft sein. Einmütig lehnen darum die Vertreter der Pfarrerschaft und die Synodalen die Bestimmungen des § 39,2 zu Ehe und Familie im Pfarrhaus ab. Die Kirchenleitung wurde ausdrücklich gebeten, bei anstehenden Änderungen des EKD-Pfarrdienstgesetzes für einen Verzicht auf § 39,2 zu votieren. Natürlich freuen
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Pastor Ansgar Hörsting (Witten) ist Präses des Bundes Freier evangelischer Gemeinden in Deutschland.
ständlich. Viele lehnen zwar das Konzept des „Vorbildseins“ ab, weil sie grassierendes Heuchlertum oder Burnout bei den Amtsträgern befürchten – das ist aber großer Unsinn. Es geht um die Liebe zu Jesus und darum, dass von Verantwortungsträgern in der Gemeinde (also nicht nur von Pfarrern und Pastoren) ein Verhalten erwartet werden kann, das gewisse Standards erfüllt. Auch das ist im Neuen Testament überall zu finden. Es mag sein, dass wir uns daran reiben. Es ist dennoch maßgeblich für jede Kirche mit dem Grundsatz „sola scriptura“ („nur die Schrift“). Zum aktuellen Aufreger: Ich habe gelesen, dass Frau Häcker (Christ&Welt 48/2011) meint, mit ihrem muslimischen Mann zu demselben Gott zu beten. Wenn das stimmt, dann ist klar, dass hier die Wurzel des Problems liegt. Denn dann geht es nicht um kirchenrechtliche Details, sondern um Grundfragen christlichen Glaubens. P
Jann Schmidt (Leer) ist Kirchenpräsident der Evangelisch-reformierten Kirche in Deutschland.
sich Presbyterien, wenn Pastorinnen und Pastoren im Pfarrhaus mit Menschen zusammenleben, die ihren Dienst in der Kirche mittragen und begleiten. Diese Freude über eine positive Nähe zur Kirchengemeinde ist aber nicht abhängig von Konfession oder Religion. Natürlich freuen sich Presbyterien, wenn die Partnerinnen oder Partner ihrer Gemeindepastoren auch der Evangelisch-reformierten Kirche angehören. Das mag für die Erziehung der Kinder hilfreich sein, das kann die gemeinsame häusliche praxis pietatis (Vertiefung des Glaubens) stärken und dann auch in die Gemeinde ausstrahlen. Aber wer sagt denn, dass nicht auch das ökumenische oder interreligiöse Gespräch im Pfarrhaus anregend auf die Diskussion in der Gemeinde wirkt? Internationale und konfessionsverschiedene Partnerschaften gehören zum Alltag in Deutschland. Die Tür des Pfarrhauses darf ihnen auf Dauer nicht verschlossen bleiben. Darum wäre § 39,2 des EKD-Pfarrdienstgesetzes verzichtbar gewesen. P
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Klarer denken – mit der Bibel WEISHEIT Viele Christen lassen sich immer wieder verunsichern durch Fernsehsendungen oder Bücher, in denen behauptet wird, Christen müssten an Universitäten ihren Verstand an der Garderobe abgeben. Anders ausgedrückt: Der Glaube und die Vernunft passten nicht zusammen. Doch dem ist überhaupt nicht so, wie ein Vergleich eines neuen Bestsellers mit einem alten – der Bibel – von Karsten Huhn deutlich macht. Auf der „Spiegel“-Bestsellerliste findet sich derzeit der Titel „Die Kunst des klaren Denkens“. Der Schweizer Schriftsteller und Unternehmer Rolf Dobelli macht in seinem Buch Mut, sich seines Verstandes zu bedienen – ebenso wie in seiner wöchentlichen Kolumne „Klarer Denken“ in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und der Schweizer Sonntagszeitung. Was sein Buch aber vor allem bemerkenswert macht, ist, dass sich viele seiner Einsichten auf verblüffende Weise mit den Erkenntnissen der Bibel decken, obwohl Dobelli – was er gelegentlich anklingen lässt – Vorbehalte gegenüber Kirche und christlichem Glauben hat.
Warum wir Friedhöfe besuchen sollten Gleich im ersten Kapitel seines Buches gibt Dobelli einen ungewöhnlichen Rat: Besucht regelmäßig Friedhöfe! Warum? Viele träumen davon, Künstler, Unternehmer, Sportler zu sein oder Schönheitskönigin zu werden. Denn über sie – die Erfolgreichen – berichten die Medien. Dadurch entsteht der Eindruck, dass jeder einen Spitzenplatz einnehmen kann. Zwar könnte theoretisch tatsächlich jedes Unternehmen zum Weltkonzern wie Microsoft werden – wahrscheinlicher ist es jedoch, so Dobelli, „dass die Firma gar nicht erst aus den Startlöchern kommt. Das Nächstwahrscheinliche ist der Bankrott nach drei Jahren.“ Wie kann man also dem Irrglauben entgegensteuern, dass jeder es zum Millionär bringen kann? Dobelli: „Besuchen Sie möglichst oft die Grabstätten der einst vielversprechenden Projekte, Investments und Karrieren. Ein trauriger Spaziergang, aber ein gesunder.“ Sein Rat – das Leben vom Ende her, vom Friedhof aus zu bedenken, weil man so Wichtiges vom Unwichtigen unterscheiden lernt – stand schon lange vor Dobelli im Alten Testament. So heißt es in Psalm 90,12: „Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.“ Und im neutestamentlichen Brief an die Hebräer 13,7 wird mit Blick auf die Vorbilder im Glauben, denen man nachfolgen soll, geäußert: „Ihr Ende schaut an!“
Der „Vater aller Denkfehler“: Gegensätze ausblenden Als den „Vater aller Denkfehler“ bezeichnet es Dobelli, nur danach zu suchen, was einen selbst bestätigt, und anderes auszublenden: „Wer mit der Idee ‚Menschen sind gut’ durchs Leben geht, wird genug Bestätigung für diese Theorie fi nden. Wer mit der Idee ‚Menschen sind schlecht’
durchs Leben geht, ebenfalls.“ Beide Seiten erhalten „tonnenweise“ Belege für ihre Weltsicht – und filtern gegenteilige Beweise einfach weg. Muss man diesen Vorwurf auch der Bibel machen? Bleiben wir bei dem von Dobelli genannten Beispiel: Die Bibel beschreibt, dass der Mensch nach Gottes Ebenbild und als sehr gut erschaffen wurde (1. Mose 1,26 ff.). Doch schon wenig später heißt es, dass „der Menschen Bosheit groß war auf Erden und alles Dichten und Trachten ihres Herzens nur böse war“ (1. Mose 6,5). Der Mensch ist also sowohl Gottes Ebenbild als auch Sünder! Und so erlebt man es ständig in der Bibel: Hier geht es widersprüchlich zu – weil eben auch das Leben, das die Bibel beschreibt, paradox und rätselhaft ist. Auf der einen Seite beschreibt die Bibel etwa König Davids Triumphe – nur eine Seite weiter wird er des Ehebruchs und der Anstiftung zum Mord überführt. David ist ein Vorbild sowie ein Versager.
Das Vergangene hinter sich lassen Als verheerend bezeichnet es Dobelli, an früheren Fehlern festzuhalten, nur weil man sich einen Irrtum nicht eingestehen will. Viele scheuen sich, Projekte abzubrechen – selbst wenn sie sich längst als sinnlos erwiesen haben. So halten viele Börsenanleger umso stärker an einer gekauften Aktie fest, wenn sie an Wert verliert – weil sie sich keinen Fehler eingestehen wollen. Zugegeben: Der Apostel Paulus hatte keinen Börsengewinn vor Augen, als er über seinen großen Lebensirrtum schrieb. Dennoch deckt sich seine Erkenntnis mit Dobellis Ratschlag auf bemerkenswerte Weise. Nachdem der Christenverfolger Saulus zum Missionar Paulus geworden war, schrieb er in seinem Brief an die Philipper: „Ich vergesse das Vergangene und schaue auf das, was vor mir liegt. Ich laufe mit aller Kraft auf das Ziel zu, um den Preis zu gewinnen“ (3,13-14). ideaSpektrum 48.2011
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Karikatur: Waldemar Mandzel; Foto S.18: PR
Wie man Giraffen verjagt Jeden Tag um kurz vor neun Uhr stellt sich ein Mann mit einer roten Mütze auf einen Platz und beginnt seine Mütze wild hin und her zu schwenken. Nach fünf Minuten verschwindet er wieder. Eines Tages tritt ein Polizist vor ihn: „Was tun Sie da eigentlich?“ „Ich vertreibe die Giraffen.“ „Es gibt keine Giraffen hier.“ „Tja, ich mache eben einen guten Job.“ Mit dieser Anekdote beginnt Dobelli sein Kapitel über die „Kontrollillusion“: die „Tendenz zu glauben, dass wir etwas kontrollieren oder beeinflussen können, über das wir objektiv keine Macht haben“. Dobelli zufolge haben wir unser Leben weit weniger im Griff, als wir glauben. Auch das ist eine biblische Einsicht! Im Buch der Sprüche 27,1 heißt es: „Rühme dich nicht des morgigen Tages; denn du weißt nicht, was ein einziger Tag bringen mag.“ Entsprechend heißt es bei Dobelli in einem Kapitel über die Unmöglichkeit, Risiken völlig auszuschalten: „Verabschieden Sie sich von der Vorstellung des Nullrisikos. Lernen Sie, damit zu leben, dass nichts sicher ist – weder Ihre Ersparnisse, Ihre Gesundheit, Ihre Ehe, Ihre Freundschaften, Ihre Feindschaften noch Ihr Land.“ Das klingt realistisch, aber auch ziemlich deprimierend. Dobelli bietet aber Linderung für die Seele: „Trösten Sie sich damit, dass es doch etwas gibt, was ziemlich stabil ist: die eigene Glückseligkeit. Forschungen haben gezeigt, dass weder der Millionen-Lottogewinn noch eine Querschnittslähmung Ihre Zufriedenheit langfristig verändern. Glückliche Menschen bleiben glücklich, egal was ihnen geschieht – unglückliche bleiben unglücklich.“ Die Bibel freilich bietet mehr! Hier muss niemand unglücklich bleiben! Die Bibel verspricht vielmehr, dass man und wie man glücklich wird. Diese Verheißung zieht sich wie ein roter Faden durch die Heilige Schrift: • „Glückselig sind alle, die auf Gott trauen“, heißt es in Psalm 2,12.
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• „Glückselig ist der, dessen Übertretung vergeben, dessen Sünde zugedeckt ist“, jubelt König David in Psalm 32,1. Im Brief an die Römer, Kapitel 4, zitiert der Apostel Paulus diesen Vers, wenn er über die Gerechtigkeit aus Glauben schreibt. • „Wer auf das Wort achtet, wird Gutes erlangen; und wer auf Gott vertraut, ist glückselig“ (Sprüche 16,20). • Wohl am bekanntesten sind Jesu Seligpreisungen in der Bergpredigt: „Glückselig die Armen im Geiste (also alle die, die alles von Gott erwarten), denn ihrer ist das Reich der Himmel. Glückselig die Trauernden, denn sie werden getröstet werden …“ (Matthäus 5). • Schließlich verspricht Jesus Christus im letzten Kapitel der Bibel, der Offenbarung des Johannes 22,7: „Siehe, ich komme bald. Glückselig, der da bewahrt die Worte der Weissagung dieses Buches.“
Überfluss führt nur zu Stress Im Kapitel „Das Auswahl-Paradox: Warum mehr weniger ist“ beschreibt Dobelli die Tücken der Wohlstandsgesellschaft: „Das Lebensmittelgeschäft in meiner Nachbarschaft bietet 48 Sorten Joghurt, 134 verschiedene Rotweine, 64 Arten von Reinigungsprodukten, insgesamt 30.000 Artikel … Mehr Auswahl war nie. Eigentlich ist das riesige Angebot eine schöne Sache. Das Problem: Eine riesige Auswahl führt zu Stress und macht unzufrieden. Wie können Sie sicher sein, dass Sie aus 200 Optionen die perfekte Wahl getroffen haben? Antwort: Sie können es nicht. Je mehr Auswahl, desto unsicherer und damit unzufriedener sind Sie nach der Wahl.“ Dobelli rät deshalb zur Beschränkung: „Nur das Beste ist gut genug? Im Zeitalter unbeschränkter Auswahl gilt eher das Gegenteil: ‚Gut genug’ ist das Beste.“ Eine ganz ähnliche Empfehlung gibt Psalm 62,11: „Wenn euer Wohlstand wächst, hängt euer Herz nicht daran!“
Klammern Sie nicht! In einem weiteren Kapitel über den „Besitztums-Effekt“ stellt Dobelli fest, dass es uns offensichtlich leichterfällt, anzuhäufen und den Haushalt mit Ramsch zuzumüllen – als loszulassen. Er rät deshalb: „Klammern Sie sich nicht an die Dinge. Betrachten Sie Ihren Besitz als etwas, das Ihnen das ‚Universum’ provisorisch überlassen hat – wohl wissend, dass es Ihnen alles jederzeit wieder wegnehmen kann.“ Das hat schon der schwer leidgeprüfte Hiob erkannt: „Ich bin nackt von meiner Mutter Leibe gekommen, nackt werde ich wieder dahinfahren. Der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen; der Name des Herrn sei gelobt!“ (Hiob 1,21)
Wer bringt den Müll aus der WG raus? Dobelli zufolge neigen wir dazu, unser Wissen und unsere Fähigkeiten systematisch zu überschätzen. Zur Illustration erzählt er folgende Anekdote: „Im Haus, in dem ich wohne, gibt es eine Wohngemeinschaft, die sich fünf Studenten O
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Rolf Dobelli Die Kunst des klaren Denkenss 52 Denkfehler, die Sie besser anderen überlassen Hanser-Verlag • 256 Seiten ISBN: 978-3-446-42682-5 EUR 14,90 / SFr. 21.90
teilen. Den einen oder anderen treffe ich manchmal im Fahrstuhl. Ich fragte jeden von den Jungs separat, wie oft er den WG-Müll Müll hinaustrage. Einer sagte: ‚Jedes zweite Mal.’ Ein anderer: ‚Jedes dritte Mal.’ Ein anderer, fluchend, denn ich traf ihn grad mit einem geplatzten Müllsack an: ‚Sozusagen immer, zu 90 %.’ Obwohl alle Antworten zusammen 100 % ergeben sollten, addierten sie sich zu 320 %! Die WG-Bewohner überschätzten systematisch ihre Rolle – und sind darin nicht anders als wir alle.“ Gegen das Problem der Selbstüberschätzung gibt der Apostel Paulus im Brief an die Römer gleich zweifachen Rat: „Haltet euch nicht selbst für klug“ (12,17) sowie „Einer komme dem andern mit Ehrerbietung zuvor“ (12,10). Damit sollte sich dann auch das WG-Müll-Problem lösen lassen!
Wie man Selbstüberschätzung vermeidet Um Selbstüberschätzung zu vermeiden, empfiehlt Dobelli Freunde, die einem „ungeschminkt die Wahrheit sagen“. Ein klassisch-guter Rat! Er findet sich bereits im Buch der Sprüche 27,6: „Treu gemeint sind die von einem liebenden Freund zugefügten Wunden.“ Und wenn gerade kein Freund verfügbar ist? Dann tut es auch ein Feind! Dobelli: „Springen Sie über Ihren Schatten und laden Sie ihn zum Kaffee ein. Bitten Sie ihn, seine Meinung zu Ihrer Person unverhohlen auszubreiten.“ Ein erstaunlicher Rat! Auch er findet sich bereits in der Bibel: „Eisen wird durch Eisen geschärft. So schärft ein Mann das Angesicht eines anderen“ (Sprüche 27,17). Oder noch klarer von Jesus Christus: „Liebt eure Feinde; tut wohl denen, die euch hassen“ (Lukas-Evangelium 6,27).
Jeden Tag genießen? Unsinn! Auch zum Verhältnis von Arbeit und Genuss hat sich Dobelli Gedanken gemacht. Er empfiehlt: „Genieße den Tag – aber bitte nur am Sonntag“. Unsinnig sei dagegen der in Lifestyle-Zeitschriften häufig zu lesende Satz „Genieße je-
den Tag, als wäre er dein letzter.“ Sich ständ dig unmittelbar zu belohnen, sei „unheimd llich verführerisch“, so Dobelli. Kreditkarteninstitute und Banken, die Konsumkredite in vergeben, lachten sich darüber ins Fäustchen. ve Der Mensch sollte sich jedoch die Fähigkeit D bewahren, eine Belohnung aufzuschieben, rät be Dobelli. Den Tag zu genießen, sei eine gute Do Idee – aber nur ein Mal die Woche! Dieses RuIde hetags-Gebot der Bibel kennt praktisch jeder – het was aber sagt die Bibel zur Arbeit? Mit einem drastischen Appell fordert sie dazu auf, vor den Ruhetag die Anstrengung zu setzen: „Geh hin zur Ameise, du Fauler, sieh ihre Wege und werde weise“ (Sprüche 6,6 ).
Wenn die Zufriedenheit verpufft Ebenfalls ein häufiger Denkfehler ist laut Dobelli das SichDrehen im „Zufriedenheits-Hamsterrad“. Irrtümlicherweise glauben viele, ein Sprung nach oben auf der Karriereleiter oder ein hohes Einkommen mache zufriedener. Dobelli berichtet von einem Freund, der in Zürich als Bankmanager arbeitet und „mit unanständig viel Einkommen gesegnet“ sei. Er beschloss, sich außerhalb der Stadt eine Villa zu bauen. Zehn Zimmer, Schwimmbad, Aussicht auf See und Berge. Nach drei Monaten war der Glückseffekt verpufft – nach einem halben Jahr war der Freund sogar unglücklicher als zuvor. Das Fazit des Freundes: „Ich komme nach der Arbeit nach Hause, stoße die Tür auf und realisiere gar nicht mehr, was für ein Haus das ist. Meine Gefühle unterscheiden sich in nichts von jenen, die ich als Student beim Betreten meiner Einzimmerwohnung hatte.“ Dobelli rät daher: „Erwarten Sie nur einen kurzfristigen Effekt von materiellen Dingen – Autos, Häuser, Boni, Lottogewinne, Goldmedaillen.“
Der große Rat von Jesus Christus Von der mangelnden Haltbarkeit materiellen Glücks sprach auch Jesus Christus in aller Deutlichkeit: „Sammelt euch nicht Schätze auf der Erde, wo Motte und Rost zerstört und wo Diebe durchgraben und stehlen; sammelt euch aber Schätze im Himmel, wo weder Motte noch Rost zerstört und wo Diebe nicht durchgraben noch stehlen; denn wo dein Schatz ist, da wird auch dein Herz sein“ (MatthäusEvangelium 6,19-21). P
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Krebs: Wenn die Luft ausgeht KRANKENHAUS-SEELSORGE Im Angesicht des Todes – da kommen Fragen nach Gott. Nicht immer, aber häufig. Das haben Gudrun Siebert und Thomas Peter festgestellt. Ihre Gesprächspartner sind oft schwerkrank: Viele haben Lungenkrebs. Die beiden arbeiten als Klinikseelsorger in der christlichen Lungenklinik Hemer (bei Iserlohn). idea-Redakteur Klaus Rösler hat sie besucht. Ende November. Das Kirchenjahr geht zu Ende. Auf dem Altartisch im Großen Saal im 1. Stock der Lungenklinik im westfälischen Hemer steht eine große Osterkerze. Der kaufmännische Direktor Torsten Schulte zündet sie an. Im Hintergrund erklingt Orgelmusik. Gudrun Siebert steht im Talar an der Kanzel. Langsam verliest sie Namen. Nach jedem wird an der Flamme eine kleine Kerze entzündet. Am Ende hat sie 90 Namen verlesen, und 90 Kerzen brennen. Jede Kerze steht für einen Verstorbenen. Den Angehörigen war es wichtig, dass in diesem besonderen Gottesdienst noch einmal an die Verstorbenen erinnert wird, die entweder direkt in der Klinik oder im Anschluss an den Klinikaufenthalt verstorben sind. Diesen Gedenkgottesdienst brauchen sie, um ihre Trauer zu verarbeiten. Viele der Verstorbenen – insgesamt sind es jährlich etwa 200 in der Klinik – haben die Seelsorger gekannt. Rund 800 Patienten erfahren jedes Jahr in der Klinik, dass sie Lungenkrebs haben. Bei vielen ist Rauchen die Hauptursache. Diese Diagnose erschüttert wohl die meisten in ihren Grundfesten. Nichts ist mehr wie zuvor. „Muss ich sterben?“ „Wie viel Zeit bleibt noch?“ „Was muss ich tun?“ Besonders eine Frage wird den Seelsorgern häufig gestellt: „Warum ich?“ Sie treffen auf verzweifelte Menschen mit Ängsten – vor den Schmerzen, dem Sterben, dem Tod, dem Ungewissen überhaupt. Wie findet man da tröstende Worte? Mit Einfühlungsvermögen und Professionalität, erläutert die Seelsorgerin. „Ich weiß nicht, warum Sie diese Krankheit bekommen haben“, räumt Gudrun Siebert dann oft offen ein: „Aber ich weiß: Gott ist da. Er trägt Sie durch.“ Immer wieder bietet sie an, mit den Patienten zu beten oder sie zu segnen. Viele nutzen dieses Angebot. Die beiden Seelsorger erleben es häufig, dass die Patienten danach ruhiger und gelassener werden.
Foto: idea/Rösler
Ein letztes Abendmahl am Krankenbett Einer der schwersten Fälle, an den Thomas Peter sich erinnert: Ein junger Mann ist schwerkrank. Ein riesiger Tumor drückt auf seine Lunge. Er bekommt kaum noch Luft. Soll man noch operieren, um ihm in seinen letzten Tagen das Leben etwas zu erleichtern? Noch bevor man sich entscheiden kann, stirbt er völlig überraschend. Nun muss der Seelsorger den trauernden Eltern beistehen, die nicht damit gerechnet haben, dass es so schnell zu Ende geht.
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Dortmund
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Nordrhein-Westfalen A46 Hemer
Hagen
Iserlohn A45
8.000 Patienten werden jedes Jahr in der Lungenklinik Hemer stationär behandelt, darunter viele Kranke mit Lungenkrebs
Hin und wieder werden die Klinikseelsorger auch von Patienten gebeten, mit ihnen am Krankenbett noch einmal das Abendmahl zu feiern. Dabei geht es feierlich zu. Eine ältere Dame liegt im Sterben. Kinder und Enkelkinder stehen um ihr Bett herum. Das Atmen fällt ihr schwer. Sie weiß: Sie wird nicht mehr lange leben. Für die Feier hat sich Gudrun Siebert einen Talar übergezogen, ein Kreuz mitgebracht und eine Kerze. Sie entzündet sie. Sie spricht die Abendmahlsworte und reicht den Anwesenden Brot und Wein. „Gott sieht dich jetzt, wo du bist.“ Die alte Dame hat Mühe beim Kauen und nimmt auch nur einen winzigen Schluck. Wenig später stirbt sie. Doch die Verwandten sind voller Dankbarkeit, dass sie mit ihr diese Feier erleben konnten. Oder aber Thomas Peter kommt am Bett mit Muslimen ins Gespräch. Das passiert nicht oft, denn wenn Muslime geistlichen Beistand wünschen, wird ein Imam gerufen. O
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Die beiden Seelsorger der Lungenklinik: Thomas Peter und Gudrun Siebert – hier im Großen Saal vor der Bühne mit Kreuz und Altartisch
Auf dem Sterbebett zur Bekehrung drängen? Sollte man als Geistlicher mit pietistischem Hintergrund einen Sterbenden nicht zu einer klaren Entscheidung für Jesus Christus drängen? Beide Seelsorger verneinen dies. „Unser Gott ist doch ein großer Gott“, sagt Gudrun Siebert. Wenn sie mit einem Kranken bete und ihn segne, traue sie Gott zu, dass er auch an diesem Menschen handele. Deshalb bedränge sie niemanden. Und auch Thomas Peter ist sich sicher: „Ich vertraue darauf, dass Gott selbst den Menschen das Herz aufmacht. Indem wir kommen, bringen wir Menschen in die Gegenwart Gottes.“ Impulse, Christ zu werden oder sich mit dem christlichen Glauben zu befassen, gibt es beim Klinikaufenthalt genug – in den Andachten und im Gottesdienst, die in die Krankenzimmer übertragen werden. Zudem stehen kleine Tische mit kostenlosen missionarischen Schriften der „Stiftung Marburger Medien“. Ihre Patienten, Angehörige und Besucher greifen immer wieder danach. „Jeden Monat gehen
Der Chor für die Andacht in der Lungenklinik Hemer
rund 30 Johannes-Evangelien weg – und wir hoffen und beten, dass sie auch gelesen werden“, sagt Gudrun Siebert.
Der Tod gehört zum Leben dazu Angesichts von Tod, Sterben und Leid um sie herum – wie schöpfen die beiden Seelsorger selber neue Kraft? Sie können miteinander über ihre Empfindungen reden, betonen sie. Und mehr als drei oder vier intensive Seelsorgegespräche am Tag seien – auch angesichts ihrer übrigen Arbeit – nicht möglich. Der Tod hat für sie keinen Schrecken: „Er gehört zum Leben dazu.“ Er ist für sie als Christen nur eine Durchgangsstation für ein anderes, neues Leben bei Gott. Dass Gudrun Siebert und Thomas Peter in einer christlichen Klinik tätig sind, wird schon beim Betreten deutlich. Im Windfang begrüßt Patienten und Besucher ein Bibelwort: „Jesus Christus, der Weg, die Wahrheit, das Leben“. Auf der gegenüberliegenden Seite findet sich ein Relief mit einem grünen Blatt auf blauem Hintergrund, daneben schwebende Blätter und Elemente. Der Schweizer Künstler Karl Imfeld hat so die Begriffe „Luft“ und „Leben“ gestaltet – durchaus passend für eine Lungenklinik. Thomas Peter: „Dass wir ohne Luft nicht leben können, entdecken wir vielleicht erst, wenn wir durch Krankheit begreifen: Es ist nicht selbstverständlich, lebensnotwendige Luft atmen zu können. Ebenso wenig können wir auf Dauer ohne Beziehung zu Gott leben.“
Seelsorger mit Zeit zum Zuhören Träger dieser Klinik mit 230 Betten, 8.000 stationären und 2.000 ambulanten Patienten pro Jahr ist der pietistisch geprägte Deutsche Gemeinschafts-Diakonieverband (DGD), ein Verbund missionarisch-diakonischer Einrichtungen im Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverband (Vereinigung Landeskirchlicher Gemeinschaften). Den Betreibern der Klinik ist es wichtig, dass die Patienten ganzheitlich betreut werden – auf der Basis des biblischen Menschenbildes. Neben der hochqualifizierten medizinischen Versorgung rund um das Atmen gehört auch die Ansprache für die Seele dazu. „Im durchorganisierten Gesundheitswesen sind wir die Berufsgruppe, die Zeit hat zum Zuhören“, sagt Tho-
Fotos: Seelsorger/idea/Rösler; Chor/PR; S.21: Rolf Oeser
In diesem Fall wünscht der Muslim aber das Gespräch mit dem evangelischen Pastor. Er bekennt, dass er in seinem ganzen Leben nie Liebe erfahren habe. Allah – das war für ihn der harte Gott, der zürnt und straft, wenn er etwas falsch gemacht hat. Von dieser Haltung ist auch das Familienleben des Mannes geprägt. „Sie sind doch Christ. Was können Sie mir sagen?“, will der Mann wissen. Die Tragik eines Lebens ohne Liebe kann auch der Seelsorger am Sterbebett nicht mehr rückgängig machen. Aber er nutzt die Gelegenheit, um dem Mann von Jesus Christus zu erzählen, der auch ihn liebt.
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mas Peter. „Wir kommen nicht nur einmal vorbei, sondern wir kommen wieder“, ergänzt Gudrun Siebert. Im Großen Saal der Klinik finden an jedem Donnerstag die Patientenandacht und am Sonntag der Gottesdienst statt – mit durchschnittlich 50 Besuchern. Patienten schauen vorbei – auch mit hinterhergezogenem Infusionsständer. Die Einrichtung ist schlicht: Auf der rechten Seite findet sich an der Wand ein Bibelvers: „Lasst Euch versöhnen mit Gott“, darunter ein kleiner Tisch mit einem Anliegenbuch. Viele Patienten schreiben Sätze hinein: „Bitte gib mir die Kraft, dass ich den Krebs besiegen kann. Hilf mir bitte, das alles zu überstehen.“ – „Bitte beschütze meinen Opa …“ – „Ich danke dir für die gelungene OP.“ – „Lieber Gott, nimm mir bitte die Angst vor der OP.“ – „Lieber Gott, ich danke dir. Du hast meine Gebete erhört. Ich bin gesund und gehe wieder zu meiner Familie nach Hause.“
Mit Gesang die Seele erreichen Andacht und Gottesdienst werden in Radio und Fernsehen der Klinik übertragen. Dass Patienten diese Sendungen wirklich einschalten, erfahren die beiden Seelsorger in ihren Gesprächen auf den Zimmern. Denn immer wieder werden sie mit den Worten begrüßt: „Ich habe Sie am Sonntag im Fernsehen gesehen.“ Und weil die Seelsorger in der Regel
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mit Schwerkranken und auch Sterbenden zu tun haben, ist ihnen der Hinweis wichtig: „Wir können mit den Patienten auch lachen!“ Manche zeigen ihnen Bilder von früher, erzählen aus ihrem Leben. Für eine halbe Stunde ist dann die Krankheit vergessen. Ein Eintauchen in die Erinnerung. Wichtig für ihre Arbeit ist Gudrun Siebert auch der Singkreis, den sie leitet. Er trifft sich an jedem Donnerstag eine Stunde vor der Patientenandacht. Der Kreis besteht aus Angehörigen der Landeskirchlichen Gemeinschaft und der Freien evangelischen Gemeinde in Hemer. Alte und neue Lieder werden eingeübt – teilweise mehrstimmig. Ein kleiner Chor, der dann die Andacht mit seinen Liedern musikalisch begleitet und auch schon vorher auf den Stationen singt.
Beifall für christliche Lieder von türkischer Familie Wenn die Patienten die Lieder kennen, summen oder singen sie oft mit. „Mit Liedern erreichen wir Schichten in der Seele, die sonst verschlossen bleiben“, meint die Seelsorgerin. Eine türkische Familie, die einen Verwandten in der Klinik besuchte, hat den singenden Christen sogar kräftig Applaus gezollt. P (Auch am Krankenbett gilt die seelsorgerliche Schweigepflicht. Deshalb sind die Beispiele verfremdet.)
idea Fernseh- und Hörfunk-Tipps
3. bis 9. Dezember
FE R NSE H E N Sonntag, 4. Dezember
Montag, 5. Dezember
Dienstag, 6. Dezember
Mittwoch, 7. Dezember
Donnerstag, 8. Dezember
9.30–10.15 Ev. Gottesdienst aus Prag
17.30–18.00 ERF1 HörBar mit dem Musiker & Produzenten Dieter Falk
11.30–12.00 Arbeiten in Manilas Slums
19.00–19.45 Weihnachten im bayerischen Voralpenland
15.00–16.00 Orte des Christentums: von Bethlehem bis Santiago
21.30–22.00 ERF1 „Oh Gott – warum?“ Renate Bieler verlor Kinder & Mann
20.15–21.50 Der Theologe Dietrich Bonhoeffer – Doku
22.00–22.30 ERF1 P Pf Hermann Traub (Pietist, Pfarrer & Lyriker) im Gespräch
21.00–22.30 ERF1 f t& Die Musiker Samuel Harfst Andi Weiss – Doku & Konzert
10.00–10.30 SF1 Heiner Bielefeldt ist UN-Sonderberichterstatter für Religions- und Glaubensfreiheit 17.45–18.15 SF1 Fenster zum Sonntag: Am Glauben verzweifeln
20.00–20.30 ERF1 B Märtyrer-Kongress: Ein Bericht über Irak & Ägypten 21.15–22.15 Rittal-Chef & ZVEI-Präsident: Friedhelm Loh im Gespräch
20.15–22.00 32 Jahre gewaltfreie Erziehung 22.15–22.45 Cyber-Mobbing in der Schule 22.30–23.00 ERF1 Marianne Becker baut „medizinische Brücken“ in Israel
HÖRFUNK Sonnabend, 3. Dezember Sonntag, 4. Dezember 10.05–11.00 Der Orgelbauer Philipp Klais (Bonn) im Interview 16.00–17.45 „Wert(h)e Gäste“: Hermann Traub: Pfarrer, Lyriker & Vorsitzender der Evangelischen Vereinigung für Bibel und Bekenntnis in Baden
Donnerstag, 8. Dezember
8.08–8.30 Blickpunkt Religion
10.04–11.00 Ev. Gottesdienst aus St. Arnual
10.05–11.00 Gottesdienst aus Schmölln
8.35–8.50 Die Adventshoffnung des Liederdichters Jochen Klepper
10.05–11.00 Evangelischer Gottesdienst
15.05–16.00 Erinnerungen: Ghetto-Pianist Wladyslaw Szpilman
10.05–10.35 orgenfeier: Evangelische Morgenfeier: Dekanin Hanna Wirth
10.00–11.00 Gottesdienst aus der Landeskirchlichen Gemeinschaft Spremberg: Friedhelm Geiß
21.00–22.00 Impulse fürs Älterwerden von Pastor Kurt Scherer
15.00–16.00 Lesezeichen: Der Liederdichter Jochen Klepper („Die Nacht ist vorgedrungen“) 20.00–21.00 Bilanz: Gespräch mit Herbert Reber, Inspektor i. R. des Thüringischen Gemeinschaftsbundes
Wer reagieren möchte, kann dies unter folgenden Rufnummern tun: ARD: 089/5900-3344 | Bibel.TV: 040/4450660 | Das Vierte: 0180/5843783 Deutschlandfunk und Deutschlandradio: 0221/345-1831 | DRS 2: (0)848/808080 | ERF: 06441/957-0 | HR (TV): 069/1555111 | Kabel 1: 0180/5011150 KiKa: 0180/2151514 | Luth. Stunde: 04264/2436 | MDR: 0341/300-5401 | NDR: 0511/988-2393 | Phoenix: 0180/28213 | RBB: 030/97993-2171 SF 2: (0)62/2059050 | SR 2: (0)681/6022222 | SWR: 07221/929-0 | WDR (Radio): 0221/5678-333 | WDR (TV): 0221/5678888 | ZDF: 06131/7012164
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Der Direktor der Gedenkstätte BerlinHohenschönhausen, Hubertus Knabe. In dem Stasi-Gefängnis wurden zur DDRZeit Tausende inhaftiert und gefoltert. www.stiftung-hsh.de
Warum Dichter Diktaturen feiern DIKTATUR-VERKLÄRUNG Warum sangen so viele Dichter und Denker Loblieder auf Nationalsozialismus und Kommunismus? Darüber diskutierten Experten auf Einladung der Gedenkstätte Hohenschönhausen und der Konrad-Adenauer-Stiftung in Berlin. Ein Bericht von Karsten Huhn.
Im Nationalsozialismus „das Christentum verraten“ Woher kommt die auffällige Vorliebe zu totalitären Systemen? Die Politikwissenschaftlerin Barbara Zehnpfennig (Passau) beschreibt es am Beispiel des Juristen Carl Schmitt (1888–1985). Er schrieb den Parlamentarismus der Weimarer Republik in Grund und Boden – später unterstützte er mit seinen Schriften die Hitler-Diktatur und rechtfertigte deren Mordaktion an SA-Führer Ernst Röhm mit den Worten: „Der wahre Führer ist immer auch Richter.“ Zehnpfennig beschreibt Schmitt als „ein Chamäleon“, voll brennenden Ehrgeizes. Der Katholik Schmitt habe „scharfsinnige Analyse kombiniert mit absoluter Verantwortungslosigkeit“. Zum Verhängnis sei ihm seine innere „Maßstabslosigkeit“ geworden, er habe „das Christentum verraten“ und sich stattdessen dem Glaubensbekenntnis des Nationalsozialismus angenähert.
Ein schlechtes Zeugnis für Professoren Nach Auffassung des Bonner Historikers Joachim Scholtyseck erlagen die meisten intellektuellen Unterstützer des Nationalsozialismus der „diabolischen Versuchung“ Hitlers. Sie passten sich an – aus Angst, ihren Lehrstuhl oder die Pension zu verlieren. Andere stiegen schnell auf, indem sie die Lehrstühle der entlassenen jüdischen Professoren einnahmen. Scholtyseck stellte Professoren ein schlechtes Zeugnis aus: Oft seien unter ihnen Ehrgeiz, Neid und Missgunst anzutreffen. „Intellektuelle erzählen genauso viel Unsinn wie der Mann auf der Straße“, so Scholtyseck.
Nazis beim „Spiegel“ – Keiner gestand sein Versagen ein Nicht weniger kritisch war das Fazit des Berliner Medienhistorikers Lutz Hachmeister über die Rolle von Journalisten im Dritten Reich: Sie hätten Adolf Hitler viel Bewunderung, aber nur wenig Kritik entgegengesetzt. Zugleich weigerten sich nach 1945 die Verlage, sich mit ihrer Vergangenheit auseinanderzusetzen. So habe etwa die Hälfte der ersten „Spiegel“Redakteure einen Nazi-Hintergrund gehabt. Erfolgreich sei der „Spiegel“ durch Recherchen über die NS-Vergangenheit von Politikern geworden – dagegen habe man es versäumt, über sich selbst aufzuklären. Ihm sei kein Fall bekannt, wo ein Journalist nach 1945 sein Versagen eingestanden habe.
Bis heute lebt der Kommunismus weiter – auch im Westen Intellektuelle, die ihre Sympathien für den Nationalsozialismus bekunden, wird man heute kaum noch finden. Dagegen lebt ein anderes totalitäres Weltbild in den Köpfen vieler Denker fort: der Kommunismus. Dem Berliner Politikwissenschaftler Klaus Schroeder zufolge ist der Sozialismusgedanke in öffentlichen Debatten überall präsent. Jüngst bezeichnete der „Spiegel“ die Ansichten der Kommunistin Sahra Wagenknecht – sie ist stellvertretende Parteivorsit- O
Foto: dpa
Es war eine Lehrstunde in Sachen Diktatur. Auf dem Gelände des ehemaligen Stasi-Untersuchungsgefängnisses in Berlin-Hohenschönhausen trafen sich 150 Teilnehmer, um über den „Verrat der Intellektuellen“ nachzudenken. Die Beispiele, in denen Dichter und Denker Diktaturen feierten, sind zahlreich: In den 60er und 70er Jahren demonstrierten westdeutsche Studenten und ließen auf Plakaten und mit Sprechchören die Massenmörder Lenin, Stalin und Mao hochleben. Die Schriftstellerin Luise Rinser feierte 1981 in ihrem „Nordkoreanischen Reisetagebuch“ das abgeschottete Land als „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ und beschrieb Staatschef Kim Il-sung als bescheidenen, gütigen Landesvater, der ausschließlich auf Wunsch seines Volkes verehrt werde. Literaturnobelpreisträger Günter Grass wetterte 1989 gegen die Deutsche Einheit und bezeichnete die DDR noch im Jahr 1995 als „kommode Diktatur“ (kommod heißt: bequem).
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zende der „Linken“ – sogar als „die neue Mitte“. Es gebe kaum Intellektuelle, die sich für westliche Werte, Parlamentarismus und soziale Marktwirtschaft einsetzen, beklagt Schroeder. Unter Politikwissenschaftlern beobachtet er derzeit eine „Verklärung und Weichzeichnung der DDR“. Schroeder: „Bei allen Problemen, die die soziale Marktwirtschaft mit sich bringt: Wie kann man glauben, dass der Staatssozialismus eine ernstzunehmende Alternative bietet?“
Das Paradies auf Erden versprochen Für den Direktor der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, Hubertus Knabe, ist der Kommunismus eine „quasireligiöse Glaubenslehre“, die das Paradies auf Erden verspreche und den Weg dorthin als historisch zwangsläufig beschreibe. Als Beispiel für die Verblendung westdeutscher Intellektueller zitiert Knabe den damaligen „Zeit“-Chefredakteur Theo Sommer, der 1986, nach einer Reise in die DDR, deren Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker mit den Worten hochleben ließ: „Seine Sätze kommen ohne Schnörkel und Stanzfloskeln daher; er formuliert beredt … er räsoniert aus der Sache, nicht aus der Ideologie.“ Wer Honeckers Politbüro-Sprech auch nur einmal gehört habe, könne über solchen Unsinn nur staunen.
Warum stützten viele Intellektuelle das SED-Regime? Warum aber hielten es viele Intellektuelle in der DDR so lange aus? Der Berliner Literaturwissenschaftler Hans Dieter Zimmermann: Im Gegensatz zu anderen DDR-Bürgern durften die intellektuellen Stützen des Systems wie die Schriftsteller Hermann Kant, Christa Wolf und Stefan Heym in den Westen reisen und verfügten über Westautos und Westdevisen. Dass sie sich gegen die Deutsche Einheit aussprachen, sei daher nicht weiter verwunderlich: Durch sie sei ihnen das Privileg – mehr zu haben als ihre Mitbürger – verloren gegangen.
beide systematisch Massenmord an ihren Völkern verübten, hätte man schon damals wissen können, so Koenen: „Aber wir wollten es nicht wissen.“ Das Ignorieren kommunistischer Verbrechen sei vergleichbar mit der Leugnung des Massenmordes an den Juden. Heute sagt Koenen über seine kommunistische Vergangenheit: „Gestern wäre ich mir selber lieber nicht begegnet.“
Was heute verklärt wird: der Islam und Russland Eine weitere Diskussionsrunde beschäftigte sich mit den Verklärungen in der Gegenwart. Für den Politikwissenschaftler Hendrik Hansen sind die Argumente von DDRVerteidigern nahezu identisch mit denen von „IslamismusBeschönigern“. An deutschen Universitäten behindere ein falsch verstandener Liberalismus die offene Auseinandersetzung mit dem Islamismus. Der Moskauer Büroleiter des Nachrichtenmagazins „Focus“, Boris Reitschuster, kritisierte den deutschen Umgang mit dem autoritär regierten Russland. In Russland herrschten Willkür und Rechtlosigkeit, die Opposition komme kaum noch zu Wort – doch dies werde in Deutschland nur wenig bemerkt. Der ehemalige KGBOffizier Putin sei gut darin, sich gegenüber dem Westen zu tarnen. Reitschuster erinnerte daran, dass Gerhard Schröder in seiner Zeit als Bundeskanzler den russischen Präsidenten Putin als „lupenreinen Demokraten“ bezeichnet hatte. Heute verdient Schröder sein Geld beim russischen Energieriesen Gazprom. Reitschuster zitiert dazu das russische Fernsehen: „Erstaunlich, für wie wenig Geld man sich einen deutschen Ex-Regierungschef einkaufen kann.“ Für Intellektuelle gibt es also auch heute genug Betätigungsfelder. Der Schriftsteller Rolf Schneider (Berlin) gibt dazu eine schöne Definition: „In totalitären Regimen sind Intellektuelle automatisch Dissidenten – sonst sind sie überflüssig.“P
Fotos: Kim Il Sung/PR; Übrige/dpa
Ein Intellektueller, der bereut Zu den wenigen Intellektuellen, die den Mut haben, frühere Irrtümer zu bekennen, gehört der Historiker Gerd Koenen (Frankfurt am Main). In den 70er Jahren war er Mitglied des Kommunistischen Bundes Westdeutschland. Sein Vater war während der nationalsozialistischen Zeit ein Anhänger Hitlers gewesen. „Mach nicht denselben Fehler wie ich“, habe der Vater ihn damals gewarnt. „Nein, ich mache genau das Gegenteil“, antwortete Koenen ihm – und wurde Anhänger des Diktators Mao und des kambodschanischen Gewaltherrschers Pol Pot. Dass
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1986: „Zeit“-Chefredakteur Theo Sommer lobte Erich Honecker.
Der „Spiegel“ bezeichnete die Ansichten der Kommunistin Wagenknecht (Vizechefin der Links-Par- Die Schriftstellerin Rinser feierte in einem Reisetagebuch 1981 tei) als „die neue Mitte“. einen der brutalsten Diktatoren: den Staatschef von Nordkorea.
net F O R U M F Ü R J U N G E C H R I S T EN
Weihnachtslieder neu entdecken MUSIK Simon Jahn stellt fünf neue CDs vor, mit denen Du Dich auf Jesu Geburtstag einstimmen kannst. Für alle, die Chartmusik hören „Das Beste aus HipHop, Dance und Pop“ – was sich wie der Slogan eines Radiosenders anhört, beschreibt treffend das neue Weihnachtsalbum von TobyMac (Franklin/ USA). Der Künstler schafft es, altbekannte Lieder wie „O come, all ye faithful“ (Herbei, o ihr Gläubigen) nah am musikalischen Puls der Zeit neu zu interpretieren. So frisch und energiegeladen hat man Weihnachtslieder wohl noch nie gehört. Der Name der CD „Christmas In DiverseCity“ heißt übersetzt etwa „Weihnachten in Vielfalt“. Die Schreibweise spielt mit dem Namen der Band, die TobyMac bei seinen Auftritten begleitet: „Diverse City“. Und das nicht ohne Grund: Neben sechs Songs, die der Musiker selbst singt, hat er jedem seiner Mitstreiter Platz für ein Weihnachtslied eingeräumt. TobyMac: „Christmas In DiverseCity“ • 13 Titel 48 Minuten • Gerth Medien • 13,99 €
Für alle, die es klassisch mögen Wer klassische Weihnachtsklänge bevorzugt, sollte zu „Freue dich Welt“ greifen. Die 46 Titel der Doppel-CD sind eine Zusammenstellung bekannter Advents- und Weihnachtslieder. Die Auswahl reicht von Chorälen aus dem Weihnachtsoratorium über Bläserstücke bis hin zu reinen Vokalnummern. Die Stücke laden immer wieder zum Mitsingen ein. Mit über zwei Stunden Spielzeit für unter 10 Euro ist „Freue dich Welt“ dazu noch
B e su cht uns au ch au f
ein echtes Weihnachtsschnäppchen! „Freue dich Welt“ • 2 CDs • 46 Titel • 123 Minuten • SCM Hänssler • 9,95 €
Für alle, die es ausgefallen mögen Sie sind bekannt für ihre extravaganten, detailverliebten Arrangements und für ihre etwas verrückte Art. Die David Crowder*Band aus Waco (USA) hat mit „oh for joy“ (oh Freude) einen lang gehegten Wunsch verwirklicht: ein Weihnachtsalbum aufzunehmen. Musikalisch geht es gewohnt abwechslungsreich zu: Die Rockcombo lässt mal ruhige Gitarren erklingen, mal fast nur Schlagzeug, packt mal Banjo und Geige aus und lässt es auch mal richtig krachen. Simple Mitsingnummern gibt es nicht, auch wenn die acht Lieder allesamt Weihnachtsklassiker sind. Witzig: Auf dem Cover sind die sechs Bandmitglieder als Nussknacker zu sehen. David Crowder*Band: „oh for joy“ • 8 Titel 36 Minuten • Gerth Medien • 13,99 €
Für alle, die es festlich wollen Eine der wenigen deutschen Neuerscheinungen weihnachtlicher Musik im Bereich Rock/Pop kommt von Anja Lehmann. Auf „Crystal Clear“ (glasklar) räumt sie englischen und deutschen Titeln nahezu gleichviel Platz ein. Hinzu kommen eine zweiminütige Lesung weihnachtlicher Bibelverse sowie ein paar „normale“ Lobpreislieder. Musikalisch bietet „Crystal
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Clear“ große Abwechslung: Es erklingen Pop, Gospel und Swing genauso wie soulige Balladen – immer getragen von Lehmanns ausdrucksstarker Stimme. Und obwohl hier und da ein bisschen Weihnachtspathos durchscheint – die festlichgetragenen Lieder wirken nie aufgesetzt. Anja Lehmann: „Crystal Clear“ • 13 Titel 55 Minuten • Janz Team Music • 17,95 €
Für alle, die es besinnlich mögen Zu den zwölf Stellen in der Weihnachtsgeschichte, in denen es um Engel geht, hat der bekannte Flötist Hans-Jürgen Hufeisen besinnliche Instrumentalstücke eingespielt – begleitet von Gambe und Flügel. Hier und da lässt er dabei Melodien bekannter Weihnachtslieder mit einfließen. Die Stücke der CD „Weihnachtsengel“ laden ein, zur Ruhe zu kommen. Schade ist, dass der Hörer nicht erfährt, welches Lied von welchem Engel bzw. welcher wellch her Bibelstelle Bibel elst s el ellee handelt. han a delt. Hans-Jürgen en Hufeisen: Hufe Hu feis i en is en:: „Weihnachts„Wei „W eihn ei hnac hn accht acht htssengel“ • 12 Titel Tite Ti tell • 48 Minuten te Min M inut in uteen ut en Herder • 17,95 955 €
W ir v Exemp erlosen je e in la CDs. E r der vorges infach tellten eine Wunsc h-CD u E-Mail mit n an kon t ak t@ d Adress e idealis schick ten.ne en. Ein t s ende s c h lu s 7. Dez s : e mb e r
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DI E K LE I N E K A NZ E L
» Gelobt sei der Herr täglich. Gott legt uns eine Last auf, aber er hilft uns auch. «
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Otto W. Ziegelmeier (Frankfurt am Main) ist evangelischer Pfarrer und Publizist.
Aus dem Buch der Psalmen 68,20
Wie viel Leid kann ein Mensch ertragen? Frau E. kenne ich nun seit über 25 Jahren. Kennengelernt habe ich sie, als ich noch Vikar war. Die Beerdigung ihres zweiten Mannes, der nach langer Krankheit qualvoll starb, war eine meiner ersten Beerdigungen. Sie hatte sich aufopfernd um ihn gekümmert, obwohl er sie verprügelt und im Winter nackt auf den Balkon gesperrt hatte. Ihr erster Mann hatte den großen Lottogewinn mit anderen verprasst, dabei hätte die Familie dieses Geld dringend gebraucht. Er ertrank im Rausch in einem Bach. Nun ging Frau E. putzen, da sie das Geld benötigte, um ihren Enkel aufzuziehen. Es brach ihr fast das Herz, als er sie bestahl, in die Drogenwelt abtauchte – und verschwand. Sie weiß nicht einmal, ob er noch lebt. Im Laufe der Jahre wurde Frau E. durch Krankheit immer dünner, ihre Haare sind nun schlohweiß. Vor einigen
Wochen feierte sie ihren 75. Geburtstag – allein in einem Café. Von den Kindern hatte keines Zeit. Ich habe viel von Frau E. miterlebt – aber nie, dass sie gejammert hätte. Dabei wäre das nur zu verständlich gewesen. In ihrem jüngsten Brief schrieb sie: „Der Herr legt mir nicht mehr auf, als ich tragen kann. Ich bete und hoffe.“ Wenn ich das sehe und lese, werden meine Sorgen ganz klein. Ich bewundere ihre Glaubenskraft und ihren Lebensmut. Da spüre ich, wie sehr der Glaube Kraft verleihen kann und Leid ertragen lässt. Denn Leid ist für Frau E. nicht die Abwesenheit Gottes: Auch im Leid spürt sie die Nähe Gottes. Er trägt mit und macht so das Leid erträglich. Dieses Gottvertrauen und die Gewissheit, dass Ihnen im Leben nicht mehr zugemutet wird, als Sie tragen und ertragen können, wünsche ich Ihnen von Herzen! P
Auch ich lese idea Spektrum…
«…weil mich Informationen aus der christlichen Szene interessieren.» Paul Kleiner, Rektor des Theologisch-Diakonischen Seminars Aarau (TDS)
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PORTRÄT
Wie die fromme Jägerin nach Plagiaten vorgeht PLAGIATSAFFÄREN Der ehemalige Bundesverteidigungsminister
Zur Erinnerung: Die Uni Bayreuth hatte zu Guttenberg im Februar dieses Jahres seinen Doktortitel aberkannt, weil er in seiner Arbeit geschummelt hatte. Einen Monat später legte der CSU-Politiker seine politischen Ämter nieder. Inzwischen wurde das Strafverfahren gegen ihn gegen eine Spende von 20.000 Euro an die Kinderkrebshilfe eingestellt. Dabei hatte er auf 93 % der Seiten und in 63 % aller Zeilen aus 135 Quellen zitiert, ohne dies anzugeben. Die Staatsanwaltschaft recherchierte 23 Verstöße gegen das Urheberrecht. In einer Doktorarbeit die Erkenntnisse anderer als eigene auszugeben – „das gehört sich einfach nicht!“, sagt Weber-Wulff. Dass die Urheber nicht geschlossen gegen den Freiherrn juristisch vorgegangen sind, verwundert sie aber nicht. Denn Doktorarbeiten erscheinen meist in nur kleinen Auflagen: „Deshalb geht es wirtschaftlich um wenig.“ Und dennoch ist sie sauer – über jeden, der versucht, sich mit fremden Federn zu schmücken: „Das macht mich wütend. Niemand ist gezwungen, eine Doktorarbeit zu schreiben. Aber wer es tut, muss wissenschaftlich sauber arbeiten!“
Mit Software Fälschungen auf der Spur Seit zehn Jahren beschäftigt sich die Professorin mit Computerprogrammen, die Fälschungen auf die Spur kommen. Ein Seminar an ihrer Hochschule war für sie Anlass, überhaupt in diese Thematik einzusteigen: „Von 32 eingereichten Arbeiten waren 12 Plagiate.“ Kollegen wollten von ihr wissen, wie sie das herausgefunden habe. Darüber schrieb sie in einem Fachmagazin einen Aufsatz – und seither gilt sie als gefragte Expertin. Was treibt sie an? Die Laienpredigerin der methodistischen Gemeinde in Berlin-Charlottenburg verweist auf eine bekannte Bibelstelle (Lukas 3,9): „Es ist schon die Axt den Bäumen an die Wurzel gelegt; jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen.“ Dieser Satz Jesu gelte auch für unsaubere wissenschaftliche Arbeiten.
Erst Reue und Buße, dann Vergebung Was ihr auch missfällt: Die ertappten Sünder zeigen nur selten Reue und erfinden Ausreden. Zu Guttenberg führte an, seine Promotion sei das Ergebnis einer chaotischen Arbeitsweise. Wenn er hätte betrügen wollen, hätte er sich geschickter angestellt. Das empfindet
sie als „Frechheit“. Wem ein Plagiat nachgewiesen wurde, der müsse Reue zeigen und bekennen: „Ich bin ein Sünder.“ Erst Buße, dann Vergebung. Zweimal habe sie dies erlebt – bei ihren eigenen Studierenden. Beide hätten sich unter Tränen entschuldigt und daraufhin eine neue Chance bekommen. Sie konnten eine zweite Arbeit einreichen. Plagiate aufzuspüren – zusammen mit anderen Interessenten –, das hält sie für nötig. Denn Mogelarbeiten leisteten keinen Beitrag zu neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen. Zu der Arbeitsgruppe, die Plagiate aufdeckt, gehören 20 Leute. Alle sind ehrenamtlich tätig. Eine verdächtige Arbeit wird von mindestens zwei Leuten überprüft. Enthalten 10 % oder mehr der Seiten Plagiate, wird eine Dokumentation mit Namensnennung im Internet veröffentlicht. Dann können noch andere diese Arbeit überprüfen. Eine solche systematische Untersuchung gibt es bisher nur in Deutschland. Doch die 54-Jährige hofft, dass auch andere Länder dem Beispiel folgen. Dass sie Menschen die Zukunft verbaue, lässt sie nicht gelten. Dafür seien die Betroffenen selbst verantwortlich: „Niemand sollte sich größer machen, als er eigentlich ist.“ P
Foto: PR
zu Guttenberg ist wieder in aller Munde. Ist doch bereits von seinem Comeback die Rede. Nicht nur über ihn sprach Klaus Rösler mit der wohl bekanntesten Plagiatsjägerin: Prof. Debora Weber-Wulff. Die Informatikerin von der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin ist Methodistin.
DAS WORT DER WOCHE » Unsere Kinder sind getauft, und ich lege Wert darauf, dass sie nach christlichen Werten erzogen werden. Wir beten immer vor dem Abendessen. « Die Frau des deutschen Bundespräsidenten, die Protestantin Bettina Wulff (Berlin), im Magazin „Bunte“. Ihr katholischer Ehemann – Christian Wulff – hat eine Tochter aus erster Ehe, sie einen Sohn ebenfalls aus erster Ehe. Gemeinsam haben beide einen Sohn. ideaSpektrum 48.2011