51 21. Dezember 2011
Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt
www.ideaschweiz.ch
Einzelverkaufspreis: CHF 4.–
Sie leben Weihnachten – jeden Tag Peter und Dorothée Widmer über ihre Arbeit im Zürcher Rotlichtmilieu 7 Grossfamilie: Auch mit sechs
12 Esel: Was der Mensch von den
8 ICF Zürich: Die Trendkirche zieht
20 Vorbilder: Die Redaktion stellt
9 Bundesrat: Zwei Methodisten aus
22 Bethlehem: Was bedeutet es, dass
provisorisch in den Güterbahnhof
SP und SVP zum grossen Wahltag
biblischen Grautieren lernen kann
einige „Christen des Jahres“ vor
Gott als Kind auf die Welt kommt?
Reklame
Kindern besinnliche Weihnachten
Seite 4
aben
www.lio.ch n www.lio.ch
2
I NSE R AT E
focus israel „Israel“ und „Palästina“ sind zurzeit in aller Munde. Wir als amzi pflegen vor allem Kontakte zu messianischen Juden und arabischen Christen, d.h. zu Juden und Arabern, die an Jesus als den Messias glauben. Hier sollen sie selbst zu Wort kommen.
Prophetien Auch Maria sprechen für sich suchte Heil Die israelische Bibelgesellschaft hat in diesem Jahr eine Bibel mit Querverweisen herausgegeben, die über einen ausführlichen Erklärungsteil verfügt. Dieser weist u. a. auf die alttestamentlichen Prophetien zu Gottes Rettungsplan hin und zeigt auf, wo diese im Neuen Testament erfüllt wurden. Ein israelischer Student zeigte sich interessiert am Glauben und liess sich eine solche Bibel schenken. Einige Zeit später erfuhren die Mitarbeiter, dass sich jener Student nach dem Lesen der Erklärungen entschieden hatte, sein Herz für Jesus zu öffnen. Er hatte erkannt, dass Jesus der im Alten Testament verheissene jüdische Messias ist.
www.
.org
Die arabischen Christen Najeeb und Elizabeth Atteih vom Bibelladen in Haifa nutzen jede Gelegenheit, um mit Menschen ins Gespräch zu kommen. Wie z. B. mit einem Mann, der gleich zu Beginn klarstellte, dass er an Maria glaube. Najeeb las ihm Lukas 1,46-47 vor, wo Maria betet: „Meine Seele erhebt den Herrn, und mein Geist freut sich Gottes, meines Heilandes.“ „Bitte beachten Sie die letzten Worte: ‚Gott, mein Heiland‘“, erläuterte Najeeb. „Sie bedeuten doch, dass auch Maria sich nach einem Heiland, nach Erlösung, sehnte.“ Der Mann war bewegt und wollte nun anfangen, selbst in der Bibel zu lesen.
Unterstützung von messianischen Juden und arabischen Christen
FRAUEN MIT EINER MISSION! PC 40-726233-2 • www.mission-21.org
Meine Mission: Die Welt verändern. Jugendkongress in Erfurt (D) Silvester 2011 www.mission-net.org Die Gute Nachricht einfach und schnell in über 100 Sprachen O N L I N E - S HO P
amzi, Postfach, 4153 Reinach BL 1 info@amzi.org Tel. 061 712 11 38 www.amzi.org Postfinance Kto: 40–33695–4
amzi-Israelkalender mit Erklärungen zu den jüdischen Festen __ Stück à CHF 14.80 Name: Strasse: PLZ/Ort: E-Mail:
Zeitschrift focus israel per E-Mail per Post Gebets-E-Mail wöchentlich monatlich
Wein Lebensmittel Kosmetik Hochwertige Produkte aus Israel Wir beten und handeln – helfen Sie mit? Susanna Zwahlen, Joe Müller und Team, Obere Hauptgasse 19, 3600 Thun, 079 637 37 31
www.oelzweig.ch
Fueller_Oelzweig.indd 1
idea Spektrum 51/52.2011
15.03.2010 14:56:29
G RÜ e z i
Raus aus der Krippe! «Blättern Sie bitte gleich mal um zum Bericht von Widmers auf Seite 4!» Ich weiss, so sollte man kein «Grüezi» beginnen. Aber es gibt nichts, was das Bild eines süsslächelnden Jesus-Christkindes so stark zurechtrückt, wie dieses Interview. Dieser windelntragende «Jööö-sus» (schweizerisch für «herziger Jesus») wird regelrecht aus seinem Krippchen katapultiert, wo wir ihn als Gesellschaft hinverbannt haben – direkt hinein in einen Sumpf aus Nöten, Ängsten und Verletzungen. Dort, wo Jesus sein möchte und immer anzutreffen war und ist – im Milieu. Wahrscheinlich wären viele von uns überrascht, wenn sie Jesus am Sonntag nicht in ihrer Kirche, sondern auf der Gasse antreffen. Er würde dort mit jener Frau was Essen gehen, bei der wir froh sind, dass sie auf der Gasse ist und nicht vor uns im Gottesdienst sitzt. Er wäre vielleicht bei der Nachbarin mit dem schrecklichen Garten, die ihre zwei Kinder alleine grosszieht und nichts auf die Reihe zu kriegen scheint. Und auch beim Mann auf der andern Strassenseite, der ständig so mürrisch aussieht und nicht grüsst – das war schon so, bevor er seine Frau verloren hatte. Jesus würde genau dort sein, wo ein HerzensArzt gebraucht wird. Mich bewegt es zutiefst, wie Peter und Dorothée Widmer ihr Leben für diese Menschen investieren. Das ist wahre Nachfolge. Manch einer wird sagen: «Na, ich bin halt nicht fürs Milieu berufen!» Richtig. Aber gleichzeitig total falsch. Es ist doch einfach unsere
Ausrede, um ein bequemes, nettchristliches Leben zu leben. Jesus hat sich immer in Milieus hineinbewegt. Natürlich gings nicht nur um ein Rotlichtmilieu, aber immer war es ein Milieu, wo Menschen dringend eine Berührung durch die göttliche Kraft gebraucht haben. Wo Menschen Heilung benötigten, Vergebung suchten, sich nach einer liebevollen Berührung und einem herzwärmenden Wort sehnten. Jesus war da, wo die zerbrochenen Herzen waren, denn die «Gesunden brauchen keinen Arzt». Er war mitten im Milieu – und wenn Glaube «nachfolgen» bedeutet, dann haben wir keine Ausrede mehr, ihm nicht ins Milieu zu folgen. Gerade weil er nicht mehr da ist, muss ich ihn zu diesen Menschen tragen. Und da kann ich mich nicht einfach hinter meiner Kirche und unserem frommen Programm verstecken. Welches ist dein Milieu? Weihnachten beginnt nicht einfach mit ein paar Mandarinen, ein paar Kerzchen und einem netten Familienfest, das oftmals gar nicht so nett ist, wie es eigentlich sein sollte. (Vielleicht beginnt da schon der Rand deines Milieus!) Weihnachten beginnt da, wo wir diese frohmachendste aller Botschaften – die mit dem Leben, Sterben und Auferstehen von Jesus unzertrennbar verknüpft ist – wieder in die Milieus hineintragen. Und so dem Beispiel von Jesus nachfolgen. Jesus liegt nicht mehr in der Krippe. Es ist Zeit für uns, auch aufzustehen.
BiBlisch Ein Lieblingsbibelwort von Caroline Schröder Field, seit Anfang November die erste Frau als Pfarrerin am Basler Münster:
«lass dich nicht vom Bösen über winden, sondern überwinde das Böse mit Gutem!» (Römer 12,21) «Es ist die Losung des Jahres, das jetzt zu Ende geht. ‹Lass dich nicht überwinden!› Diese Worte tun mir gut. Denn es ist so leicht, sich überwinden zu lassen. Ganz egal, was du gerade erlebst oder mit wem du zu tun hast, zu schnell bist du mittendrin und lässt dich mitreissen von einem Strudel zerstörerischer Kräfte. Eine dieser Kräfte ist die Angst. Es ist so leicht, der Angst nachzugeben. Der Glaube, flankiert von Liebe und Hoffnung, steht gegen die Angst. Es ist immer Zeit, der Angst etwas entgegenzusetzen – dem Strudel der Zerstörung die Kräfte des Guten, die in Gottes Namen nach den Sternen greifen.»
WöRtlich «Jeder Mitarbeiter, den wir einstellen, erhält eine Einführungsschrift, in der steht, dass unsere Familie die Firma, die liegenschaften, die finanziellen Re serven nicht als ihr Eigentum betrach tet. sondern als ein uns zur verantwor tungsvollen Verwendung anvertrautes Gut. Jeder Mitarbeiter hilft umgekehrt durch seinen Einsatz ja auch mit, seinen eigenen Arbeitsplatz zu schützen.» Carl Elsener, der in vierter Generation das Familienunternehmen Victorinox in Ibach SZ führt, in der «Weltwoche». Heute vertreibt die Marke Victorinox nicht nur das weltberühmte Taschenmesser, sondern auch Uhren, Reisegepäck, Bekleidung und Parfums. Zehn Prozent des Reingewinns von Victorinox fliessen in eine Stiftung, die weltweit karikative Projekte unterstützt.
Innovativ
ANDREAS «BOPPI» BOPPART
Der Autor ist Evangelist und Leiter von Campus Generation Ministry.
www.igw.edu Reklame
idea Spektrum 51.2011
3
4
BR E N N P U N K T
«Im Rotlichtmilieu beginnt mein Herz zu weinen» WEIHNACHTEN AUF DER GASSE Die Liebe Gottes findet den Weg zu den Herzen. Auch zu den Prostituierten und
Zuhältern. Davon sind Peter und Dorothée Widmer überzeugt. Darum stehen Sie mitten im Zürcher Rotlichtmilieu im Einsatz. Sie erleben es, wie Gott an einzelnen Herzen wirkt. Das ist für sie Weihnachten. Das ganze Jahr hindurch.
Welche Stimmung herrscht kurz vor Weihnachten im Zürcher Rotlichtmilieu? Peter Widmer: Eigentlich herrscht
Katerstimmung. Die meisten möchten dem Milieu den Rücken kehren und heimfahren, sei es nach Ungarn, Südamerika, Afri ka oder Thailand. Man möchte schnell noch viel Geld verdienen, doch es gibt ein Überangebot. Für Frauen, die in kurzen Kleidern auf dem Strassenstrich sind, ist es momentan sehr kalt. Dorothée Widmer: Es geht ums Ge schäft, ums Geld, ums Überleben. Da kann gar keine Adventsstim mung aufkommen.
Färbt sich die Hektik in der Konsumwelt auch auf das Milieu ab? Dorothée: Für die Prostituierten
In ihren freundlichen Räumen mitten im Zürcher Rotlichtmilieu führen Peter und Dorothée Widmer immer wieder bewegende Gespräche.
ist es hektisch, weil sie momen tan noch mehr Probleme haben. Wegen der Kälte kommen weni ger Freier, und die Polizei führt viele Kontrollen durch. Dadurch werden auch Puffs geschlossen, so dass noch mehr Frauen auf der Strasse stehen. Peter: Die Polizei hat hier an der
Langstrasse gerade wieder ein Lokal geräumt wegen Drogen handel. Das Rotlichtmilieu hat immer mit Drogen zu tun. Dazu kommt der Menschenhandel. Die schlimmste Stufe ist die mit brachialer Gewalt. Die leichteste Stufe ist die mit dem Geld. Ein Zimmer über einer Kontaktbar kostet 2000 Franken im Monat.
Die Widmers
Heartwings
Peter und Dorothée Widmer, 43 und 48 Jahre alt, seit 18 Jahren verheiratet, 2 Töchter (17 und 14), wohnhaft am Zürichsee. Peter ist gelernter Mechaniker, Dorothée Arztsekretärin. In den Neunzigerjahren brachen sie nach Tansania auf, um bei einem Hilfswerk unter Waisen- und Strassenkindern zu wirken. Schon dort begleiteten sie auch Frauen, die aus der Strassenprostitution aussteigen wollten. Zurück in der Schweiz, absolvierte Peter ein fünfjähriges Theologiestudium am Institut für Gemeindeaufbau und Weltmission (IGW) und arbeitete bis zur Ordination als Pastor in einer Zürcher Pfingstgemeinde. Dorothée besuchte seelsorgerliche Weiterbildungskurse. Seit dem Frühjahr 2008 arbeiten sie zusammen im Zürcher Rotlichtmilieu. Sie treten bei ihren Gasseneinsätzen bewusst als Ehepaar auf.
Peter und Dorothée Widmer haben die seelsorgerliche Milieu- und Gassenarbeit in Zürich ins Leben gerufen und den Heartwings Verein gegründet (Heartwings=Herzflügel). Hartwings arbeitet gemeinnützig und überkonfessionell und hat seine Anlaufstelle an der Langstrasse 62. Hier werden Beratungen, seelsorgerliche Begleitung und Coaching-Gespräche angeboten. Frauen, die immer nur gebraucht werden, können sich hier auch von einer Masseurin kostenlos massieren lassen. Heartwings versteht sich als ergänzender Knoten in einem Netzwerk von Institutionen in Zürich. Präsident des Vereins und geistliche Stütze des Ehepaars Widmer ist Roland Oetiker, der zusammen mit seiner Frau Evelyn das Therapiehaus Felsengrund in Männedorf leitet.
Bild: idea/av
www.heartwings.ch
Dazu kommen für die Prostitu ierten Verträge mit dem Milieu, die ins dicke Geld gehen.
Wie viele Sexarbeiterinnen gibt es momentan in Zürich? Dorothée: Offiziell sind es etwa 4000. Doch es sind viel mehr. Es gibt sehr, sehr viele Illegale.
Was macht diesen Frauen am meisten zu schaffen? Peter: Das sind die zerbroche
nen Träume. Sie träumen vom schnellen Geld, vom Neuanfang. Vielfach haben sie zuhause noch zwei, drei Kinder. Sie leiden unter der Trennung. Und oft drohen Schlepper und Zuhälter damit, die Kinder zu entführen oder zu verstümmeln. Dorothée: Am meisten mangelt es ihnen an Liebe und Annahme. Sie meinen, sie müssten sich pros tituieren. Sie könnten gar nichts anderes. Es ist, wie wenn sie ein Gefängnis im Kopf hätten.
Wie gewinnen Sie das Vertrauen der Prostituierten? Dorothée: Indem wir sorgfältig
eine Beziehung zu ihnen aufbau en. Wir besuchen sie regelmässig auf der Gasse, meistens nachts. Wir sind wenig hier im Büro, ausser bei tieferen Gesprächen. Wir reden mit den Leuten und bringen ihnen ein Red Bull oder
eine Kleinigkeit zum Essen. (Peter zeigt sein Repertoire an Süssigkei ten.) Diese Besuche sind immer wieder anders. Manchmal kom men wir gerade zu einer Schläge rei, ein anderes Mal treffen wir auf völlig verzweifelte Leute. Peter: Wir sind dort, wo der Stras senstrich ist – in der Langstrasse, am Sihlquai, im Niederdorf. Manchmal werden wir aber auch ins Gefängnis oder in die Klinik gerufen. Am Anfang gab es nur Kontakte mit Frauen, doch plötz lich kamen auch Zuhälter auf uns zu. Ein Zuhälter sagte, wir sollten seine Frau in der Psychiatrie be suchen, eine frühere Begegnung mit uns habe ihr so gutgetan. Die Arbeit auf der Gasse schlägt den Frauen auf das psychische Gestell. Deshalb leiden viele von ihnen unter Depressionen oder dem Alkohol. Etliche von ihnen sind Selbstmord gefährdet.
Wo setzt Ihre Hilfe an? Dorothée: Wie bieten ihnen Trost,
machen ihnen Mut, fordern sie aber auch heraus. Wir fragen sie: «Welche Träume habt ihr noch? Wollt ihr das ganze Leben hier im Milieu verbringen?» Peter: Gott hat uns gezeigt, dass wir den Frauen manchmal einen Diamanten schenken sollen. Wir sagen zu ihnen: «Wie viel bist du wert? 100 Franken ist nicht genug. 1000 Franken, eine Million auch nicht. Du bist so wertvoll wie ein Brillant – unbezahlbar. Doch du wirst zertrampelt. Du bist in der Scheisse. Doch da ist einer, der deinen stillen Herzensschrei hört und jede Träne in deinem Gesicht zählt. Der Chef selber kommt in deine Misere, hebt dich auf und gibt dir wieder Glanz. Er zeigt dir deine Identität und die Bestim mung für deine Zukunft. Er zeigt dir, wie unbezahlbar wertvoll du bist!» Dann schenken wir der Frau den Diamanten.
Wenn Sie die grosse Not dieser Frauen sehen, verachten Sie dann unsere Gesellschaft? Dorothée: Eigentlich nicht. Aber
wenn ich im Milieu bin und all idea Spektrum 51.2011
BR E N N P U N K T
die Dunkelheit sehe, beginnt mein Herz zu weinen. Und ich bin sicher, dass Gott selber weint. Er weint aber auch über die Schweizer Christenheit. Es gibt wenige, die unterwegs sind, doch die Nöte sind riesig. Peter: Wir möchten die Kirchen und die Christen sensibilisieren, vermehrt Brücken zur verlorenen Welt zu schlagen. Wir waren beide in einem ganz frommen, hyperre ligiösen Umfeld. Doch wir sahen wenig Liebe für Menschen, die in Not sind. Richtig aufgeweckt wur den wir, als der Bruder von Do rothée an einer Überdosis Heroin gestorben ist. Niemand wollte von seiner schlimmen Sucht wis sen. Wir haben das geistliche Pro gramm durchgezogen und seinen Hilfeschrei nicht gehört.
Warum sind Prostitution und Drogenkonsum gesellschaftlich so salonfähig geworden? Dorothée: Eine sehr wichtige Fra
ge. Sie führt uns oft in Konflikte. Wir sehen immer wieder in ande re Institutionen der Stadt. Überall wird so getan, als wären die Frau en freiwillig und aus Spass auf der Gasse. Obwohl Prostitution salonfähig geworden ist, erleben die Frauen im Milieu viel Verach tung. Das grosse Problem ist, dass unsere Gesellschaft keine tragen den Wertvorstellungen mehr hat. Peter: Und es hat zu tun mit unse rer Leistungsgesellschaft. Im Mili eu verkehren Leute aus den höchs ten Schichten, auch Manager und Politiker. Sie konsumieren auch Kokain. Kokain wird den Frauen oft gratis verteilt.
Peter: Auf der Gasse kommen wir auch mit ihnen ins Gespräch. Weil wir als Ehepaar unterwegs sind, interessieren sie sich manch mal für uns. Wenn uns ein Freier gesteht, dass er sexsüchtig ist, ver suchen wir ihn an eine christliche Fachstelle zu vermitteln. Wie oft erleben Sie Aussteiger aus dem Milieu? Peter: Bei unserer Arbeit brauchts
einen langen Atem. Gott schafft über viele Wege und Mittel an diesen Menschen. Wir sprechen einfach in ihr Leben hinein und begleiten sie. Später hören wir manchmal, wie die Geschichte weiterging. Vor einiger Zeit platz te eine Frau in unsere Vorstands sitzung herein und sagte, sie habe vor einem Jahr einen Diaman ten von uns bekommen. Jetzt sei sie reif für eine Veränderung. Bis Ende Jahr wolle sie aus dem Scheiss heraus sein. Dorothée: Und sie hats geschafft! Sie hat Gott erlebt, liess sich tau fen, besuchte einen Alphalivekurs und hat heute eine andere Arbeit. Von einer anderen Frau, die wir lange am Sihlquai begleitet ha ben, hörten wir nach Jahren aus einer anderen Stadt, dass sie mit dem Ausstieg ernst macht.
Können Sie sich Zürich ohne Rotlichtmilieu vorstellen? Peter: Das Licht scheint in der
besseren Leben sitzt tief. Doch die Frauen fühlen sich ohnmächtig. Sie müssen aber auch irgendwie reif werden zur Veränderung. Wenn wir das spüren, beginnt unsere Begleitung. Druck bringt auch im Milieu gar nichts. Peter: Kürzlich kam eine 65jähri ge Frau zu uns. Wir spürten ihren tiefen Schrei nach Veränderung. Sie musste die Wohnung verlas sen und stand auf der Strasse. Manchmal brauchts auch äusse ren Druck für eine innere Verän derung. Das spüren wir auch bei Zuhältern, sogar bei Freiern.
Dunkelheit am hellsten. Es ist un sere Vision, Licht an die dunkels ten Plätze zu bringen. Dass das Milieu einmal ganz verschwindet, ist ein anderer Horizont. Wir wol len den Leuten unser Herz brin gen, unsere Füsse, unsere Hände. Wir wollen ihnen so unsere Liebe zeigen und sie segnen. Wir wollen sie auch mit den Augen segnen. Dorothée: Im Milieu gibt es ganz viele Kirchenverletzte. Sie errei chen wir nicht mit Frömmigkeit, sondern nur mit Liebe. Peter: Wir pflegen eine Freund schaft mit dem Sohn eines Pastors in einer grossen Bewegung, der auch den Rank nicht mehr gefun den hat. Dorothée: Eine Vision ist es aber, hier in der Gegend eine Arche aufzubauen, in der Leute aus dem Milieu Schutz, Geborgenheit und auch Heilung finden. Eine Arche mit schrägen, niederschwelligen Anlässen.
Sie beraten auch Freier?
Wie machen Sie einer Prosti-
Wünschen die Menschen im Milieu effektiv Veränderung? Dorothée: Der Wunsch nach einem
idea Spektrum 51.2011
5
Wenn Widmers erzählen, wird es ruhig Welches ist Ihre Botschaft, wenn Sie in Schulen Vorträge halten? Peter Widmer: Wir sind oft zusammen an Schulen, in Konfirmandenklassen und in diversen Kirchen. Wir berichten einfach aus dem eigenen Leben, vom eigenen Missbrauch, von all den Abgründen. Und wir ermutigen dazu, den eigenen Schrei nicht zu unterdrücken und sich von Gottes Liebe berühren zu lassen. Dorothée: Wir versuchen, die Jugendlichen zu sensibilisieren, dass es in unserer Gesellschaft wichtig ist, sich nicht nur um sich selber zu drehen. Wir müssen die Nöte unserer Mitmenschen sehen. Und wir müssen einen Beitrag leisten, dass sich etwas verändert.
Wie reagieren die jungen Menschen? Peter: Sehr, sehr gut! Wir sind offen und transparent und reden Klartext, und das kommt an. Wir waren an einer bekannt schwierigen Schule mit Schlägertypen. Es wurden gleich drei Klassen zusammengenommen. Zwei Stunden lang hörte man keinen Mucks. Alle waren betroffen. Am Schluss kamen sämtliche Schüler, um uns die Hand zu schütteln und zu danken. Dorothée: Die Schüler sind ja selber oft betroffen von Missbrauch, von Internetpornografie, vom nahen Milieu. Und sie haben keine guten Vorbilder.
tuierten bewusst, dass Gott sie annimmt, wie sie ist? Peter: Das können wir gar nicht.
Outfit stark verändert. Ich kom me heute als schräger Vogel von Heartwings viel besser an Men schen in Not heran als früher. Dorothée: Im Johannesbrief heisst es ja, dass uns Gott selber dient, wenn wir andern dienen. Dann schenkt Gott auch Heilung.
Doch die Liebe Gottes findet den Weg zu den Herzen. Manchmal kann das aber Jahre gehen! Dorothée: Eine Frau in unserer Gegend, ein sehr harter Typ, die in einem Sexshop arbeitet, ist immer verschwunden, wenn wir vorbeikamen. Vor zwei Monaten kam sie plötzlich auf uns zu und erzählte uns ihre Lebensgeschich te. Jetzt wartet sie immer auf uns.
Worüber möchten Sie auf einer freikirchlichen Kanzel an Weihnachten gerne reden? Peter: Dass Weihnachten das gan
ze Jahr hindurch ist! Gott steigt in seiner Liebe in den Abgrund zu uns Menschen, in unsere Gefan genschaft. Er will uns neue Frei heit schenken – jeden Tag. Dorothée: Die Liebe Gottes ist nichts Abstraktes. Sie wirkt durch dich und mich. Ich muss in mei nem Umfeld Träger dieser Liebe sein.
Wie wurden Sie selber verändert durch Ihre Arbeit? Dorothée: Gott hat mich schon vor
Jahren verändert. Aber ganz tiefe Heilung erlebte ich in dem Mo ment, als ich nach draussen ging zu den Armen und ihnen erzählt habe, was Gott in meinem Leben getan hat. Es hat sich viel mehr verändert als vorher, als Peter Pas tor war. Peter: Als Pastor haben wir nie über den eigenen Missbrauch ge sprochen, auch Dorothée nicht. Bei mir hat sich nicht nur das
Wie verbringen Sie Heiligabend? Peter: Wir machen sicher eine
Familienfeier mit unsern beiden 14 und 17jährigen Töchtern. Dann werden wir auch unsere Frauen im Milieu besuchen. Wir machen keine riesige Aktion, weil wir Weihnachten das ganze Jahr hindurch feiern wollen. Aber weil die Katerstimmung so stark ist, wollen wir Liebe verschenken. Dorothée: Das ist der Unterschied. Viele Kirchen machen vor Weih nachten mal einen sozialen Ein satz. Doch die Leute auf der Stras se sehnen sich nach mehr. Peter: Solche Einsätze wirken auf mich wie ein Heli, der kommt, Staub aufwirbelt und wieder weg ist. Die Leute sehnen sich nach Beziehungen.
Wann wird es für Sie Weihnachten? Dorothée: Nach jedem Einsatz
gehe ich zutiefst glücklich und beschenkt nach Hause, weil Gott an einzelnen Herzen wirkt. Das ist für mich Weihnachten. Peter: Wenn der Samen der Hoff nung und der Veränderung auf keimt, ist es für mich Weihnach ten. Wenn man merkt, dass es nach Gott «schmeckt» und wenn Gott durch unsere Hände und Füsse sichtbar wird. Interview: ANDREA VONLANTHEN
6
I nse r at e | s t e lle n
Die Stiftung Wendepunkt ist eine innovative und dynamische Sozialunternehmung mit Sitz in Muhen und Betrieben an mehreren Standorten im Kanton Aargau. Als Stiftung verfügt sie über ein marktwirtschaftliches Dienstleistungsangebot in verschiedenen Branchen. Die 550 Arbeits-, Ausbildungs-, Wohn- und Tagesplätze werden von 130 Fachpersonen auf christlicher und sozialer Grundlage geführt mit dem Ziel, Menschen in ihrer beruflichen und sozialen Integration zu unterstützen.
Die EMK Winterthur sucht
Für unseren Standort in Muhen suchen wir im Bereich Allround-Service per 1. März 2012 oder nach Vereinbarung einen
eine Person für die Jugendarbeit mit Interesse für die berufsbegleitende Ausbildung zum Jugendpfarrer / zur Jugendpfarrerin
Bereichsleiter Allround-Service 80–100 %
Die Stellenausschreibung und weitere Informationen sind auf der Homepage der Gemeinde zu finden. (www.emk-winterthur.ch/nc/de/aktuelles/jugendmitarbeiterin)
Sie werden unser neues Teammitglied, wenn Sie: ■ Eine handwerkliche Grundausbildung (z.B. Schreiner, Zimmermann, Maurer, Forstwart) und eine Weiterbildung zum Hauswart absolviert oder sich betriebswirtschaftlich weitergebildet haben ■ Auf Führungserfahrung zurückblicken können ■ Ein initiatives und gewinnendes Auftreten haben und sich durch ein hohe Selbständigkeit und Entscheidungsfähigkeit auszeichnen ■ Ein versierter EDV-Anwender (MS Office) sind ■ Organisationsgeschick und koordinatorische Fähigkeiten mitbringen ■ Eine gute Ausdrucksfähigkeit in Wort und Schrift (Deutsch) ausweisen ■ Sich als belastbare, flexible und lösungsorientierte Persönlichkeit sehen ■ Bereitschaft und Flair haben, mit Menschen unterschiedlichster Herkunft und in teils schwierigen Lebenssituationen zusammenzuarbeiten (v.a. Stellensuchende, Sozialhilfebezüger und Personen mit einer psychischen Leistungsbeeinträchtigung) ■ Vorzugsweise über agogische Kenntnisse verfügen ■ Sich durch hohe Sozialkompetenz und Kommunikationsfähigkeit auszeichnen ■ Die Bibel als Lebensgrundlage haben und eine persönliche Beziehung zu Jesus Christus pflegen Darin werden Sie sich entfalten können: ■ Organisation und Koordination des Bereiches (Umzüge, Räumungen, Abbrüche, Wald- und Naturschutzarbeiten, Landwirtschaftsarbeiten, Veranstaltungsservice, usw.) ■ Führung und Förderung der 1-2 Mitarbeitenden ■ Betreuung von Kunden und Lieferanten ■ Erstellen von Kalkulationen, Offerten und Rechnungen ■ Planung, Überwachung und Optimierung der Arbeitsabläufe ■ Administrative Aufgaben in der Teilnehmerbetreuung und im Auftragswesen ■ Beschäftigen, Führen und spezifischen Fördern von ca. 10-15 Teilnehmenden ■ Unterstützung und Zusammenarbeit mit dem internen Fachbereich Beratung und Integration
Für unsere interne Sonderschule suchen wir eine / einen Schulische Heilpädagogin /
Schulischen Heilpädagogen
Das wird Sie überzeugen: ■ Schrittweise Einführung in das Aufgabengebiet des Bereichsleiters ■ Abwechslungsreiche und selbstständige Arbeit ■ Gutes, kreatives Arbeitsklima ■ Moderne Infrastruktur ■ Fortschrittliche Sozialleistungen ■ Weitere Informationen zur Unternehmung erfahren Sie unter www.wende.ch
oder Primarlehrerin / Primarlehrer mit Interesse, diese Ausbildung zu machen Unser vollständiges Stelleninserat mit Anforderungsprofil, etc. finden Sie unter www.sonderschulinternat.ch. Wir freuen uns, wenn Sie sich durch diesen Hinweis angesprochen fühlen.
Wenn Sie diese Herausforderung anspricht, dann richten Sie Ihre Bewerbung mit Foto an: Stiftung Wendepunkt | Geschäftsleitung | Schlüsselring 10 | 5037 Muhen | Tel. 062 737 55 80
Auf Sommer 2012 suchen wir infolge des Rücktrittes des bisherigen langjährigen 051-2011_Sozpd_Sonderschul_Hemberg.indd 1
Mandatsinhabers 050-2011_StellenINS.indd 1 19.12.11 09:39
eine/-n Vereinspräsident/-in
In unserer therapeutischen Gemeinschaft leben und arbeiten maximal 12 Männer mit Drogenproblemen und leichten psychischen Krankheiten. Ein interdisziplinäres Team unterstützt die Bemühungen auf dem Weg zur Suchtfreiheit und Stabilisierung.
für unseren Verein Sonderschulinternat Hemberg mit Sitz in 9633 Hemberg. Der Verein ist Träger der staatlich anerkannten Sonderschule mit Internat. Der Vereinsvorstand hat die strategische Führung inne. Ein Freundeskreis unterstützt diese pädagogische und nach christlichen Grundwerten geführte Arbeit ideell und materiell. Ihre Aufgaben sind: • Planung und Leitung der anstehenden Sitzungen (ca. 6 Sitzungen/Jahr) • Strategische Führung zusammen mit Ihren VorstandskollegInnen • Konstruktive Zusammenarbeit mit dem Institutionsleiter • Vertretung des Vereins nach Aussen z.B. bei Behörden oder bei Anlässen
Wir suchen auf Anfang März 2012 oder nach Vereinbarung
einen pädagogischen Mitarbeiter (m) 80-100% Aufgaben: - Bezugspersonenarbeit (Prozessbegleitung der Klienten, Einzelgespräche) - Betreuungsdienste (ca. 1 Abend pro Woche, 1 Wochenende pro Monat) - Freizeitanimation - Spezialaufgaben je nach Neigung wir erwarten: - solides christliches Glaubensfundament - Dipl. Sozialpädagoge/ Sozialtherapeut/ Pflegefachmann Psychiatrie oder gleichwertige Ausbildung mit Erfahrung oder Zusatzausbildung im Bereich Sucht - Gute PC Kenntnisse auf den Office Programmen (Word, Outlook, Excel) - belastbare, teamfähige und flexibel Persönlichkeit und Freude am täglichen Umgang mit Menschen - Alter vorzugsweise ab 30 wir bieten: - motiviertes und gut eingespieltes Team - zeitgemässe Anstellungsbedingungen Bewerbungen an: Novizonte - Therapeutische Gemeinschaft Felix Hunziker, Erlenstrasse 102, 6020 Emmenbrücke Tel: 041 280 88 30 Fax: 041 280 88 09 felix.hunziker@novizonte.ch www.novizonte.ch
12.12.11 14:
Wir erwarten von Ihnen: Führungserfahrung (vielleicht in einer ähnlichen Funktion) • Der Sonderschulbereich ist für Sie kein Neuland • Sie sind eine kommunikative Persönlichkeit mit sicherem Auftreten • Der christliche Glaube und seine Werte sind wichtiger Bestandteil in Ihrem Leben. • Sie wohnen von Vorteil in der Ostschweiz. • Das Mandat ist ehrenamtlich. Gem. Spesenreglement wird eine monatliche pauschale Entschädigung vergütet. Sind Sie interessiert an dieser sehr interessanten Aufgabe? Weitere Informationen über die Institution erhalten Sie auf unserer Hompage: www.sonderschulinternat.ch oder bei P. Sbalchiero, Präsident, Telefon 044 913 27 15 / E-Mail: peter.sbal@sunrise.ch Bitte senden Sie Ihre schriftliche Bewerbung mit den üblichen Unterlagen an folgende Adresse: Hr. P. Sbalchiero Präsident Im Ebnet 66 8700 Küsnacht
idea Spektrum 51/52.2011 049-050-2011_Novizonte.indd 1
050-2011_Sonderschulinternat.indd 1 05.12.11 11:26
12.12.11 14
tag e ssc h au
7
Weihnachten zu acht: Zeit nehmen für den Einzelnen GROSSFAMILIE Das Familienauto hat insgesamt sieben Sitzplätze. Bei sechs Kindern, vier Kaninchen und einem
Hund benötigte Familie Roth aus dem Kanton St. Gallen eigentlich einen Zweitwagen. Mutter Claudia beschreibt «idea Spektrum» die Freuden und Leiden einer traditionellen Grossfamilie und was ihr an Weihnachten wichtig ist.
Die Dimensionen sind grösser als bei der Durchschnittsfamilie: Jeden Tag werden zum Beispiel gegen drei Liter Milch verbraucht. Nur gut, dass es Milch gleich beim Landwirt nebenan gibt.
Familie für eine Woche Ferien in einem Hotel in Adelboden. Ein Urlaub, der sonst nicht möglich gewesen wäre. Schon allein nicht jeden Tag kochen zu müssen und damit Zeit füreinander und die Kinder zu haben, tat «mega gut.» Dieses Jahr bekamen sie von von der Organisation einen Geschenkgutschein zu Weihnachten.
Dessert zwei Tage früher
Geschenke erst am 25. Dezember
Den Weihnachtsbaum schmücken ist dann wieder eine Aufgabe, bei der alle gemeinsam viel Freude haben. Das Fest selbst begeht die Familie sehr bewusst.
«Was, du arbeitest nichts?»
Claudia Roth mit Andrina, 2, Florin, 4, und Ladina, 6 Jahre.
Wenn alle feierlich herausgeputzt sind, wird am Heiligen Abend die Weihnachtsgeschichte gelesen, zusammen gesungen und gebetet. «Wir feiern, weil Jesus geboren ist!», betont Claudia. Darum gibt es die Geschenke auch erst am Morgen des 25. Dezember. In dem ganzen Trubel der Grossfamilie würde sonst «die eigentliche Bedeutung von Weihnachten untergehen». Wichtig ist ihr vor allem die Zeit, die man an Weihnachten gemeinsam verbringen kann. Das ist sonst eher schwierig. Roman beispielsweise wird Landwirt und ist während der Woche nicht zu Hause. Eine der grössten Herausforderungen für Claudia ist es immer wieder, auf jedes Kind einzeln eingehen zu können. Oder: Nicht immer nur die ganze Schar zu sehen.
Lungenentzündung nach Geburt
Letzten Sommer ging es Claudia nicht gut. Ihr war ständig
Effiziente Interessengemeinschaft Die «IG Familie 3plus» wurde1996 gegründet. Die Interessengemeinschaft ist ein lockerer Zusammenschluss von über 1000 Familien mit drei und mehr Kindern und gehört zu «Jugend und Familie». Ein unregelmässig erscheinender Rundbrief informiert über die neusten Entwicklungen und Aktionen. Der jährliche Familientag ist ein Fest mit idea Spektrum 51.2011
zahlreichen Kindern und Erwachsenen. Die überkonfessionelle christliche Arbeitsgemeinschaft «Jugend und Familie» setzt sich für christliche Grundwerte in Schule, Gesellschaft und Staat ein. Sie unterstützt Grossfamilien finanziell und durch Beratung. www.ig3plus.ch www.jugendundfamilie.ch
Hinten, von links: Simon, Ladina, Daniel, Roman, Michael. Vorne: Andrina, Claudia, Florin.
Oft fehlt Claudia auch die Anerkennung in der Gesellschaft für ihre grosse Aufgabe als Hausfrau und Mutter. Wenn sie gefragt wird, was sie denn arbeite, lautet ihre Antwort: «Im Haushalt.» Die Reaktionen sind oft abfällig: «Was, du arbeitest nichts?» Erziehungsarbeit werde oft nicht wertgeschätzt. Einen Ausgleich findet Claudia im Glauben und in der Musik. Beim Singen geistlicher Lieder, beim Spielen von Gitarre und Klavier schafft sie etwas, «das länger Bestand hat als Kochen, Backen, Putzen oder Waschen». Zusammen mit den Kindern erwächst daraus viel Freude und Vertrauen zu Gott. Dieser Umstand scheint auch «ganz oben» nicht unbemerkt geblieben zu sein. Einer Freundin erzählte Claudia kürzlich, sie wünsche sich eine Westerngitarre mit Stahlsaiten. Zwei Wochen später kam ihr Mann, ohne davon zu wissen, mit genau einem solchen Instrument nach Hause. Ein Kollege brauchte die Gitarre nicht mehr. Erst wollte Daniel sie nicht mitnehmen, da sie ja schon eine zu Hause hätten. Nun erklingen die Weihnachtslieder doppelt so schön.
schlecht, sie fühlte sich elend. «Gott, gib mir jeden Tag die Kraft, die ich brauche», war ihr Gebet. Dann ging es wieder aufwärts. «Das Vertrauen zu Gott wird nie missbraucht», weiss Claudia aus eigener Erfahrung. So war in schwierigen Zeiten oft Hilfe zur Stelle. Seit mehreren Jahren etwa hat sie Kontakt zu «IG Familie CHRISTOF BAUERNFEIND 3plus» (siehe Kasten). Nach der Geburt von Ladina bekam Claudia eine Lungenentzündung. Dank der Unterstützung durch ICF Stuttgart Pastoren beraten Sie gerne. die Organisation konnPersönlich und praxisnah für Ihre Kirche. te sie sich eine Woche am Walensee auskuSeminare in Sursee und auf Lanzarote rieren. Im Sommer www.vegetabilis.ch 2011 machte die ganze
Bilder: idea/chb, zvg
Reklame
Claudia Roth, 36, sitzt mit den drei jüngsten Kindern Ladina (6 Jahre alt), Florin (4) und Andrina (2) im Wohnzimmer. Sie lässt sich von dem Gewusel nicht aus der Ruhe bringen. Die jahrelange Erfahrung in der Erziehung merkt man ihr an. Der älteste Sohn Michael ist bereits 19 und macht eine Lehre als Zimmermann. Er hat dem Vater tatkräftig beim Ausbau des alten Bauernhauses geholfen, in dem die Roths seit fünf Jahren wohnen. Dazwischen sind noch die Söhne Roman (17) und Simon (14). Der 40-jährige Vater Daniel arbeitet im technischen Dienst. Auch wenn manche Menschen mit Unverständnis reagieren, ist der Kinderreichtum für Claudia ein wahrer Segen. Dafür braucht es allerdings gerade in der Weihnachtszeit eine gute Organisation und Planung. Allein schon das Essen für die acht Personen macht viel Arbeit. Das Dessert für das Weihnachtsmenue bereitet Claudia darum schon zwei Tage früher vor, damit sie dann Zeit für die Hauptspeise hat.
8
TAG E SSC H AU
JoUrnaL
Kässmann und die Frauen der Bibel
tdS: Beliebtes Schnuppern
Konzertmeditation Biblische Gestalten von Eva bis Maria: Die ehemalige deutsche
Das Theologisch-Diakonische Seminar in Aarau (TDS) meldet einen Besucherrekord: Seit 20 Jahren waren die Schnuppermorgen noch nie so stark besucht wie im zweiten Halbjahr 2011. (idea) – www.tdsaarau.ch
VCH-Hotelführer
Der Verband Christlicher Hotels (VCH) präsentiert im aktuellen Verzeichnis zahlreiche Hotels und Pensionen sowie viel Inspiration für Ferien mit Mehrwert. Kurzentschlossene finden auf der Website Ideen für (Kurz-)Ferien in letzter Minute. (idea) – www.vch.ch
neues Leiterteam
Der Bund Evangelischer Gemeinden (BEG)/New Life International (NLI) vollzieht einen Generationenwechsel: Marc Schachtler (1. von links) wird ab 1. Januar neuer Gesamtleiter, die Vernetzung Gemeinden-Werke liegt bei Stefan von Rüti (3.) und Roman Bamert (4.) ist zuständig für Administration und Koordination. Der langjährige Leiter Heinz Strupler (2. von links) bleibt dem Werk erhalten. (idea) www.beg-nli.ch, www.newlife.ch
780 000 Geschenke
Die Verteilung der Weihnachtsausgabe der «Viertelstunde für den Glauben» läuft auf Hochtouren. In der Deutschschweiz wurden 230 000 Exemplare verteilt, 270 000 werden dem «Blick» beigelegt. In der Romandie wird bereits die dritte Auflage gedruckt. Mit der Gesamtauflage von 280 000 Exemplaren bekommen 28 Prozent der Westschweizer Haushalte eine «Quart d’heure» geschenkt. Die nächste Ausgabe ist auf Ostern 2012 geplant. (idea) www.viertelstunde.ch
Kirche geht ins tram
Der neue «Basler Katechismus» wird in einer Auflage von 1200 Exemplaren nachgedruckt. 300 Exemplare sollen in Trams und Bussen verteilt werden. Das Werk fasst den christlichen Glauben nach evangelisch-reformiertem Verständnis zusammen. (idea) – Download: www.ref.ch Bilder: idea/tf, Petra Greykowski-Oberle, zvg
evangelische Bischöfin Margot Kässmann überzeugte in Bern und Zürich.
Sie ist wohl Deutschlands bekannteste Protestantin, die lutherische Pfarrerin und ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland. Wenn Margot Kässmann zur Konzertmeditation einlädt, spricht sie ein bunt gemischtes Publikum an. Am letzten Freitag und Samstag trat sie im Berner Münster und im Grossmünster Zürich auf.
«Der Tod eines Kindes ist immer ein viel zu früher.» Von der namenlosen Mutter von Mose über Noomi, Lea, Rahel, Hanna bis zu Elisabeth und Maria spannte sich ein Bogen mit vielen überraschenden Facetten. Kritik konnte ihr höchstens eine ihrer Schlussfolgerungen einbringen, dass in der «Liebe» alles gestattet sei, «was anderen nicht schadet».
die mütter der Bibel
«melodien der Kinder»
«Mütter der Bibel sind eine Entlastung für Mütter von heute», betonte Margot Kässmann. «Sie sind so unterschiedlich wie heutige Mütter und deren Umstände es sind.» Allen Müttern gleich ist jedoch, dass jede Geburt mit einer hohen Belastung und mit Risiko verbunden ist – «auch in der heutigen Zeit mit zunehmend vielen Kaiserschnitten». Am Beispiel von Eva, der Ur-Mutter, zeigte Kässmann auf, dass Eltern eine «Grundangst» für ihre Kinder haben. Und, bezogen auf den Brudermord von Kain an Abel:
Ein virtuoser Hans-Jürgen Hufeisen nahm in seinen musikalischen Darbietungen Bezug auf die jeweils geschilderten Mütter und ihre Kinder. Das Duell zwischen Kain und Abel wurde auf zwei Flöten zu beiden Seiten des Altars ausgetragen. Die Auseinandersetzungen zwischen den zwölf Stammesgründern Israels fand ebenso Aufmerksamkeit wie die Darstellung des im Bauch von Elisabeth hüpfenden Kindes unter einem grossen roten Tuch. Virtuos warf Hufeisen dem Publikum links und rechts des Mit-
Thomas Strauss, Margot Kässmann und Hans-Jürgen Hufeisen.
telgangs vereinzelte Töne zu. Er nutzte den Klangraum des sakralen Raums, verschwand im Innern des Chors, trat mit einer Kontrabassflöte quer auf den Schultern zur Melodie «O Haupt voll Blut und Wunden» ins Rampenlicht. Der Flötist und sein Begleiter am E-Piano, Thomas Strauss, bildeten tragende Elemente, wirkten aber dezent. Ihre Anerkennung gehörte den Müttern. Jenen der Bibel und wohl auch der vierfachen Mutter Margot Kässmann. THOMAS FEUZ
iCF zürich zieht in den Güterbahnhof zWiSCHenLÖSUnG Nach acht Jahren verlässt das ICF Zürich Ende Dezember das MaagAreal. Neuer Standort der «Celebration hall» ist der leerstehende Güterbahnhof. Ein neuer Stadtteil ersetzt auf dem Maag-Areal den industriellen Bestand. Trotz jahrelanger Suche konnte bisher noch keine längerfristige Lösung für den ICF-Standort Zürich gefunden werden. So bleibt auch der Güterbahnhof eine Übergangslösung, bis das Justiz- und Polizeidepartement des Kantons Zürich hier Quartier bezieht.
Kirche neu erleben
Aktuell stehen auf dem Maag-Areal 2000 Quadratmeter Hallenfläche zur Verfügung, ab Januar wird es die dreifache Grösse sein. Allein der Eingangsbereich umfasst 2000 Quadratmeter. Für Kinderund Jugendarbeit, Mehrzweckräume und Büros stehen weitere 2000 Quadratmeter zur Verfü-
Signale auf «Grün»: Umbauarbeiten im alten Güterbahnhof.
gung. Die verbleibende Fläche füllt die Eventhalle mit über 1000 Sitzplätzen, welche je nach Anlass erweitert werden kann. Ausgestattet wird die Halle mit modernster Event-Technik, TV-Kameras und riesigem LED-Bildschirm hinter der Bühne. Den Besuchern stehen nebst gutem Anschluss an den öffentlichen Verkehr über 400 Parkplätze zur Verfügung.
«Let’s rock» die Baustelle
Eine riesige Logistik ist angelaufen, damit am 8. Januar alles für den ersten Gottesdienst fertig ist. Verständlich, dass das ICF sich an der Sylvesterparty mit dem Motto «Baustelle» vom Maag-Areal verabschiedet. PETRA GREYKOWSKI-OBERLE www.icf-zuerich.ch idea Spektrum 51.2011
p ol i t i k
9
«Wem kann man denn noch trauen?» ÄXGÜSI BUNDESRATSWAHLEN Sie sind überzeugte Christen, die beide der Methodistischen
Kirche angehören. Politisch trennen die Nationalräte Philipp Hadorn (SP) und Erich von Siebenthal (SVP) aber Welten. Das war auch am Wahltag vom 14. Dezember so. Sind Sie glücklich über den Ausgang der Bundesratswahlen? Philipp Hadorn: Aufgrund der Er-
eignisse im Vorfeld dieser Wahlen bin ich mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Grundsätzlich halte ich eine Doppelvertretung der SVP im Bundesrat für angebracht. Doch das intransparente Verhalten der SVP-Führung und das unsorgfältige Vorgehen bei der Auswahl der Kandidaten waren nicht zielführend für eine konstruktive Zusammenarbeit im Bundesrat. Erich von Siebenthal: Ich kann nicht glücklich sein. Wir hatten mit Hansjörg Walter und JeanFrançois Rime gute, für alle wählbare Kandidaten. Es wäre eine einmalige Gelegenheit gewesen, auch einmal einen Bauern zu wählen. Doch die andern Parteien wollten der SVP einfach keinen Sitz zugestehen. Ich bedaure auch, wie die einzelnen Parteien vor den Wahlen miteinander umgegangen sind – und da sind alle mitschuldig. Wenn man sich gegenseitig so kritisiert und diffamiert, wird es nicht einfacher, nachher gemeinsam gute Lösungen zu finden.
Wurden Sie vor diesen Wahlen von Christen angegangen? Hadorn: Einzelne Christen haben
mir auf den Weg mitgegeben, ich möge meine Verantwortung wahrnehmen und mithelfen, die Stabilität aufrecht zu erhalten. Konkret also eine Wahlempfehlung für Eveline Widmer-Schlumpf. Von Siebenthal: Nein, gar nicht. Ich bin froh, denn ich hätte nichts versprechen können. Ich nehme meinen Auftrag nach bestem Wissen und Gewissen wahr und rechne damit, dass mir Gott den richtigen Weg zeigt, gerade in einer so schwierigen Konstellation.
Was war für Sie wesentlich bei diesen Wahlen, gerade als Christ? Hadorn: Mir war wichtig, dass
Menschen in den Bundesrat gewählt werden, die mit Respekt vor Gleich- und Andersdenkenden im Interesse unseres Landes und in Verantwortung vor Gott eine
idea Spektrum 51.2011
Gleiche Kirche, aber völlig unterschiedliche politische Haltungen: SP-Nationalrat Philipp Hadorn (links) besucht die EMK Gerlafingen SO, SVP-Nationalrat Erich von Siebenthal die EMK Gstaad BE.
konstruktive sicherstellen.
Zusammenarbeit
Von Siebenthal: Für mich war wich-
tig, dass ich mich in unserer Fraktion klar geäussert habe. Ich habe gesagt, dass wir die FDP nicht angreifen sollten, dass Hansjörg Walter aber eine Wahl annehmen sollte, wenn er trotzdem gewählt würde. Von der Sache her ist die Wahl geordnet über die Bühne gegangen, das ist wichtig. Doch ich bedaure es, dass unsere eigenen Exponenten mit ihrem Vorgehen gegen die FDP viel Kopfschütteln ausgelöst haben.
Nie werde in der Politik so viel gelogen wie bei Bundesratswahlen, meinte ein TV-Kommentator. Teilen Sie diese Meinung? Hadorn: Das ist so sicher nicht
zutreffend. Es gab eine spezielle Konstellation, die sich bei den Wahlen zugespitzt hat. Doch ich stelle fest, dass es bei der Auswahl der SVP-Kandidaten einige Nebengeräusche gab. Dort wurden offensichtlich nicht alle Vorabklärungen mit der nötigen Sorgfalt getroffen und wurde entgegen vorgängigen Versprechen das Wahlverhalten während des Verfahrens geändert. Alle übrigen Parteien legten im Voraus transparent ihr Wahlverhalten dar und hielten sich daran. Von Siebenthal: Ich halte das für ein allgemeines Problem in der Politik: Wem kann man eigentlich noch trauen? Ich gehe nicht davon aus, dass bei den Bundesratswahlen mehr gelogen wird als
sonst. Wir hatten gewisse Signale so gewertet, dass wir uns Hoffnungen machten auf den zweiten Sitz. SP und CVP sagten stets, Eveline Widmer-Schlumpf werde nur unterstützt, wenn es zu einer klaren Annäherung zwischen CVP und BDP komme. Davon kann keine Rede sein.
«Ich schwöre vor Gott dem Allmächtigen …» Was ging in Ihnen vor bei der Vereidigung des Bundesrates? Hadorn: Dieser Akt hat mich sehr
gefreut. Der Eid manifestiert, dass unsere Regierung in der Verantwortung vor Gott und vor den Menschen steht. Es stimmt mich zuversichtlich, dass die Regierung damit für die neue Legislatur den Schutz und Segen Gottes in Anspruch nimmt. Wenn die Regierung ein Bekenntnis zu Gott ablegt, kann das auch Auswirkungen haben auf die Schweizer Bevölkerung und ein breites Interesse für den Glauben an Gott wecken. Von Siebenthal: Das war ein sehr eindrücklicher Moment. Damit verband ich die Hoffnung und auch das Gebetsanliegen, dass die Bundesräte wirklich das Beste machen wollen für unser Land. Es ist wichtig, dass wir die Bundesräte an diesen Eid erinnern. Ich habe kurz nach der Wahl gerade den neuen Bundesrat Alain Berset getroffen. Ich habe ihm gratuliert und Gottes Segen gewünscht. Bundesräte sind in einer sehr schwierigen Aufgabe und darauf angewiesen, dass wir sie im Gebet mittragen. Interviews: ANDREA VONLANTHEN
Weg der Hoffnung Sie haben sich wohl oder übel auf die Reise gemacht, denn Befehl war Befehl. Jeder musste in seine Heimatstadt, um sich einschreiben zu lassen. Es war eine unfreiwillige Reise, doch eine Reise der Hoffnung. Maria hoffte, dass sie erst in Bethlehm gebären würde. Josef hoffte auf ein anständiges Hotelzimmer. Gemeinsam hofften sie auf ein gesundes Kind. Ich hoffe, dass Josef sich nicht geärgert hat, als sie in einem Stall landeten, sondern dass er in diesem Moment seiner Frau das sein konnte, was sie brauchte: ein liebevoller, aufmerksamer, zuversichtlicher Ehemann. Kürzlich sah ich im Bus ein älteres türkisches Ehepaar, das schon viele Jahre in unserem Quartier lebt. Ihre müden Gesichter waren gezeichnet von enttäuschten Hoffnungen, Sehnsucht nach der verlorenen Heimat und von einem harten, arbeitsreichen Leben im «Paradies» Schweiz, das sich nicht als solches erwiesen hatte. Still und leise tat der Mann etwas, das sonst türkische Paare in der Öffentlichkeit nicht tun: Er legte seine Hand aufs Knie seiner Frau. In der andern Hand hielt er ein Kuvert mit dem Absender eines Frauenarztes unserer Stadt. Ob seine Frau soeben eine schlechte Diagnose erhalten hatte? Sie sahen jedenfalls sehr besorgt aus. Doch die kleine Geste der Liebe und Treue in aller Unbill des Lebens, die hat seiner Frau sichtbar wohlgetan. Unsere Lebensreise ist voller Hoffnungen, die oft nicht erfüllt werden. Aber gerade in der Adventszeit könnten wir diejenigen sein, die andern ein wenig Hoffnung geben. Es ist ganz leicht und kostet weder Geld noch viel Zeit: eine zarte Hand auf einem Knie, ein tiefer Blick, ein liebevolles Lächeln, ein warmer Händedruck, ein Brief, ein gutes Wort. Wir sind berufen, Hoffnungsträger zu sein! ESTHER REUTIMANN
Die Autorin leitet Fundraising und Öffentlichkeitsarbeit der Quellenhof-Stiftung und wohnt in Winterthur.
10
P u bl i r e P or tag e
Ein Projekt des Bundes Schweizer Baptistengemeinden
Sozialfirma «Läbeplus» etabliert sich «Läbeplus – mehr als Arbeit» ist mehr als eine weitere Sozialfirma, die Arbeitslosen und sozial Benachteiligten Arbeit vermitteln will. «Läbeplus» will sie auch persönlich ermutigen und bei der Arbeitssuche unterstützen. Deshalb der Zusatz «mehr als Arbeit». Wer selber schon von Arbeitslosigkeit betroffen war oder Betroffene im persönlichen Umfeld kennt, weiss, wie schwer dies wiegen kann. Fehlt der tägliche Arbeitsrhythmus, kommen Fragen nach Lebenssinn und Selbstwert auf. Ein Ansporn mehr für uns von Läbeplus, auch Menschen eine Chance zu geben, die in unserer Leistungsgesellschaft schon fast abgeschrieben sind.
Von A (Alltagshilfen) bis Z (Zügeln) Das zum «Netzwerk Sozialdiakonie St. Gallen» (gemeinsame Sozialprojekte von St. Galler Landes- und Freikirchen) gehörende Läbeplus startete im September 2010 mit den Fachberei-
Wir sind für Sie da Rufen Sie uns an, bestellen Sie Unterlagen, kommen Sie bei uns vorbei! Wir nehmen gerne jeden Auftrag an, den Sie uns anvertrauen, ganz egal welchen Umfangs. Möchten Sie uns einfach finanziell unter die Arme greifen oder gar als Sponsor auftreten, freuen wir uns ebenfalls auf Sie.
Pietro (Curci) und Christian (Irniger) beim Hauswarten
chen Coaching, Reinigung und Garten. Unterdessen wurden die Tätigkeiten durch Hauswartungen, Umzugshilfen, Entsorgungen, Alltagshilfen oder Chauffeurdienste erweitert. Im Winter kann Läbeplus auch für Schneeräumungen, Salzen oder Brennholzverarbeitung gebucht werden. Dank dem Engagement und der Begeisterungsfähigkeit der Bereichsleiter sind auch weitere Arbeiten jederzeit verhandelbar.
Professionelles Management
Taglohn-Mitarbeiter an der Arbeit
Für die Leitung der Aufträge und Führung der Taglohn-Mitarbeiter konnten Fachleute wie Leni Hasegawa (Gartenarbeiten, Hauswartungen) und Michael Ernst (Umzüge, Räumungen, Diverses) engagiert werden. Zudem steht mit Pietro Curci ein ausgebildeter Reinigungsfachmann zur Verfügung. Professionell werden auch das Administrative und Marketing durch Stephan Kürsteiner im Läbeplus-
Büro der Kirche Bild (Baptistengemeinde) gemanagt. Dort befindet sich auch das Lager mit Maschinenpark. Das Coachen und Begleiten der Arbeitslosen liegt unter der Obhut der sowohl erfahrenen als auch versierten Maya Leu. Dank ihrer Unerschrockenheit, Kreativität und ihrem grossem Beziehungsnetz konnten bereits Arbeitslose den Weg zurück in den ersten Arbeitsmarkt finden. Gegründet wurde Läbeplus durch Joe Schmidmeister, Sozialpädagoge mit einem grossen Herz für Menschen «am Ende der Skala».
Erfreuliche Auftragsentwicklung Wie jede neue Firma begann auch Läbeplus «bei null». Lag der erste Monatsumsatz bei wenigen tausend Franken, konnten die Monatsumsätze kontinuierlich gesteigert werden. Dies trifft auch auf die Daueraufträge bei Firmen und Privaten (aktuell rund 20) zu.
Läbeplus – mehr als Arbeit Piccardstrasse 18 9015 St. Gallen Telefon 071 310 00 04 Homepage: www.laebeplus.ch E-Mail: kontakt@laebeplus.ch
Der VFG Zum Verband «VFG – Freikirchen Schweiz» gehören 15 freikirchliche Körperschaften mit über 600 lokalen Gemeinden, vorwiegend in der deutschen Schweiz. Wir berichten auf dieser Seite über interessante Projekte und Entwicklungen bei zum VFG gehörenden Freikirchen und Mitgliedsverbänden. Diese Seite wurde vom Bund Schweizer Baptistengemeinden bzw. von «Läbeplus» als Publireportage in eigener Verantwortung geschrieben. www.freikirchen.ch www.baptisten.ch
idea Spektrum 51/52.2011
f oru m
WEIHNACHTEN ERLEBT
Fasnächtler feiert Weihnachten im Himmel Fröhlich und aufgestellt war Herr Meier (Name geändert), unser erfolgreicher Mitarbeiter im Aussendienst. Schallend konnte er über seine eigenen Witze lachen. Mit seiner Frohnatur wirkte er äusserst ansteckend. Als Basler bedeutete ihm die Basler Fasnacht viel. Dafür beanspruchte er jeweils eine Ferienwoche. Er war ein Original und stiess mit seiner Art bei vielen Kunden auf besondere Sympathie. Er war von unserer Konkurrenz wegen einer betrieblichen Umstrukturierung entlassen worden. So entschuldigte er sich bei seinen bisherigen Kunden in witziger Weise dafür, dass er ihnen nie gesagt habe, dass es ein noch viel besseres Produkt gebe. Nun vertrete er die beste Firma. Eines Tages berichtete er, dass er wie aus heiterem Himmel die Diagnose Krebs in fortgeschrittenem Stadium bekommen habe. Er sei ab sofort krank geschrieben. So schnell war alles anders. Seine witzige Frohnatur hatte wenig Fundament. Ich besuchte
Von Gott gesegnet «idea Spektrum» Nr. 49 – «Spenden ja, aber mit Verstand!» Dieser Artikel schadet ganz allgemein der Mission Ost-West und damit den Bedürftigen. Warum wir für diese Mission spenden: Die Mission Ost-West wird gemäss ihrem Motto ganz offensichtlich von Gott gesegnet und getragen. Sie betreibt eine einfache, kostengünstige und trotzdem sehr informative Werbung. Sie orientiert genauestens über die laufenden Projekte, Hilfsaktionen und die Wirkungen ihrer Einsätze. Sie gibt die Anzahl über Bibelschulen, Lehrer und Studenten bekannt und berichtet über Früchte ihrer Arbeit. Gerhard Jan Rötting versteht es, den Menschen Jesus lieb zu machen und die Lehrkräfte und Studenten für ihren Dienst zu motivieren. Sie alle tragen Jesu Liebe weiter. Er segnet diejenigen, die der Mission Ost-West Schaden zufügen. Trotz wiederholter Anschläge auf Gut und Leben kämpft er an vorderster Front unermüdlich weiter. Dazu bekennt er sich als verlorener und wiedergefundener Sohn. Er ist Bruder unter Brüdern. Gerhard Jan Rötting wird auf seinen Reisen sichtbar von Engeln begleitet. ideaSpektrum 51.2011
ihn bald. Nach einem herzlichen Gespräch nahm ich seine Hand und betete mit ihm. Ich gab ihm auch das Büchlein «Jesus unser Schicksal» von Pfarrer Wilhelm Busch. Eine Woche vor Weihnachten besuchte ich Herrn Meier erneut. Er war sehr erfreut und teilte mir mit, dass das christliche Buch und das Neue Testament seine Tageslektüre gewesen seien. Seine liebe Frau und er hätten erkannt, dass sie Vergebung ihrer Sünden durch Jesus Christus brauchen. Gemeinsam hätten sie die Vergebung angenommen. Ich las ihm das Wort von Jesus, das er im Angesicht des Todes von Lazarus zu Maria sagte: «Ich bin die Auferstehung und das Leben, wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt; und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben!» (Johannes 11,25) Er bat mich, wieder mit ihm zu beten. Herr Meier sagte mir dann auch, dass er mit seiner Frau in TrenMan lese seine Bücher! Dabei lernt man ihn auch noch als ausgezeichneten Schriftsteller kennen. Er wird die rufschädigenden Worte gewiss in Demut annehmen und überwinden, wissend, dass ihm alle Dinge zum Besten dienen müssen. WALTER UND HANNI BEUTLER, Rämismühle ZH
Brot des Lebens «idea Spektrum» Nr. 49 – «Spenden ja, aber mit Verstand!» Ich begrüsse es, dass «idea Spektrum» das sensible Thema Spenden aufgegriffen hat. Für Christen sind meines Erachtens neben den genannten Kriterien weitere Fragen prüfenswert: Welche geistliche Ausrichtung hat das Werk, an das ich spende? Wird nicht nur Gutes getan, sondern auch Gutes gesagt? Manch grosses Hilfswerk vermag es möglicherweise aus strukturellen und personellen Gründen nicht, neben der guten Tat auch Gottes Wort weiterzugeben. Es gibt Werke – auch mit kirchlichem Hintergrund – die sogar bewusst auf ein christliches Zeugnis im Kontext der Entwicklungszusammenarbeit verzichten. Dabei sollten wir den Menschen nicht nur Brot zum Leben geben, sondern auch
nung lebte, bevor er unsere Stelle angetreten hatte. Der andere Geist in unserem Unternehmen und die IVCG-Zeitschrift «Reflexionen», die er periodisch von uns erhalten habe, hätte ihnen Mut gemacht, wieder zusammenzufinden. Sie könnten sich wieder lieben. (Seine Frau hat ihn dann mit viel Liebe bis zu seinem Sterben zu Hause gepflegt.) Dann erzählte er, dass er Gott gebeten habe, Weihnachten noch im Kreise seiner Lieben feiern zu dürfen. Dann möchte er, dass ihn der himmlische Vater abberufe. Diesen Wunsch hat ihm Gott erfüllt. In der Nacht nach Weihnachten ist er sanft eingeschlafen. An der Abdankungsfeier erwiesen ihm seine Fasnachtskollegen mit lautem Trommelspiel die letzte Ehre. Ein Fasnächtler durfte dann die Weihnachtsfeier im Himmel fortsetzen! ROBERT RAHM Der Autor ist Mitbegründer der Rimussund Weinkellerei Rahm AG, Hallau. Er engagiert sich in der IVCG und verschiedenen christlichen Werken.
das «Brot des Lebens» anbieten. Materielle Hilfe allein greift zu kurz. Die Vermittlung von Hoffnung ist ebenso gefragt. Dies sollte in aller Transparenz und Offenheit auch kommuniziert werden – so wie es der Spender zu Recht erwartet. TOBIAS-BENJAMIN OTTMAR, Leiter Spenderkommunikation von Geschenke der Hoffnung e.V., D-Berlin
Vom Gericht reden «idea Spektrum» Nr. 49 – «Das Kreuz darf nicht verschwiegen werden» Es ist tragisch, dass sich die Deutsche Evangelistenkonferenz überhaupt mit der Frage beschäftigen muss, ob man die Botschaft des Kreuzes verschweigen kann. Allein angemessen wäre, sich zu überlegen, wie dieses «Ärgernis» des Kreuzes noch vollmächtiger weitergegeben werden kann. Vermutlich stand diese Frage auf der Tagesordnung, weil man die Botschaft vom göttlichen Gericht verschweigen will. Johannes Eissler, der Vorsitzende, hat sich jedenfalls kürzlich dafür ausgesprochen, das Gericht wegzulassen. Ich erkannte vor über 50 Jahren, dass Jesus mich vom messerscharfen und tödlichen Gerichtsurteil um Jesu Opfertod willen freispricht. BERND WETZEL, D-Calw-Altburg
11
PODIUM Religion zentral Die Arabische Revolution bewegt uns. Epochale Entwicklungen verändern das Gesicht der Staatengemeinschaft. Was soll man erhoffen mit dem Aufbau demokratischer Gesellschaften in Ägypten und Tunesien? Werden die Islamisten an den Rand gedrängt oder wird ihr Einfluss wachsen? Vieles spricht dafür, dass sie von den ehemaligen autoritären und repressiven Regimes in Schach gehalten wurden und jetzt ihre Chancen nutzen werden. Es wäre naiv zu glauben, dass sich die westlichen säkularen Vorstellungen von Demokratie durchsetzen werden. Nun hat die Bevölkerung gewählt. Der Westen ist konsterniert. Warum haben die islamistischen Parteien überall die ersten freien Wahlen gewonnen? «Der Westen ist kein Vorbild», so die Kurzbegründung in der Presse. Das westliche Demokratiemodell, auf das sich die liberalen Kräfte berufen, hat keinen guten Ruf. Wie skrupellos sich ein solches System manipulieren und missbrauchen lässt, haben die Menschen von Tunesien bis Ägypten Jahrzehnte lang am eigenen Leib erfahren. Was soll an einem System gut sein, das zwar Menschenrechte predigt, bei dem aber am Ende die eigenen Interessen doch wichtiger sind als Moral und Recht? Allein mit Gottes Hilfe und dem Koran lassen sich die katastrophalen Zustände in den arabischen Ländern nicht verbessern. Das wissen auch die Muslimbrüder. Aber eine religiöse Ausrichtung scheint für die wählende Bevölkerung die bessere Option als die säkulare nach westlichem Zuschnitt. Die Religion scheint ihr die tauglichere Richtschnur für ihr friedliches Zusammenleben. Das vertreten wir Christen auch. Christliche Werte müssen die Leitplanken bilden für die Politik. Religion ist zentral! Was machen wir falsch, dass unser Staatsmodell kein Vorbild ist? MAJA INGOLD Die Autorin ist Nationalrätin der EVP und wohnt in Winterthur. Bild: VBG
12
W I R T SC H A F T
Was Manager von «störrischen» Eseln lernen können ESELKOLONIE 130 Mal werden Esel in der Bibel erwähnt – aber nicht in der Weihnachtsgeschichte. Rahel Trüb aus
Oberwil ZH hat von ihren grauen Lieblingen viel gelernt. Die Frau mit dem grauen Filzhut lebt für Familie, Beruf und Hobby und bringt unterschiedlichste Ansprüche «unter einen Hut». Ein kleiner Anschauungsunterricht mit Eseln.
Von einem Stall mit Krippe, Ochs und Esel steht nichts in der Weihnachtsgeschichte. Der Welterlöser hielt einst auf einem Eselsfüllen Einzug in die Stadt Jerusalem.
Eselkolonie von sechs Tieren. Diese stehen einer christlichen Drogentherapie, aber auch Familien und Privaten zur Verfügung. Beliebt sind Therapiemärsche und Kinderreiten. Die Esel erfordern Fachwissen, Geduld und Verständnis. Rahel Trüb stört sich daran, dass schon in Kinderbüchern Vorurteile geprägt werden: «Schweinchen quieken, der Esel bockt. Vielleicht wählte Jesus ein Eselsfüllen, um diese Denkweise zu durchbrechen?»
Der Welterlöser und das Füllen
Rahel Trüb besitzt vier Esel. Sie weiss: «Junge Tiere sind sich nicht gewohnt, von ihrer Mutter getrennt zu werden. Und schon gar nicht, durch eine bunte und laute Menschenmenge hindurch zu gehen.» Sie ist überzeugt, dass das Tier die ausserordentliche Persönlichkeit von Jesus gespürt hat. Ähnliches stellt sie im Alltag mit Behinderten und ehemaligen Drogensüchtigen fest. Dieses «Gspüri» traut sie auch dem Eselsfüllen aus den Evangelien zu. Übrigens: Alle Esel haben ein «Fellkreuz». Jesus sah damit be-
Impressum Idea Schweiz Herausgeber: Idea Information AG, 4410 Liestal Verwaltungsrat: Heiner Henny, Präsident; Sam Moser, Stellvertreter; Paul Beyeler, Hans Lendi, Hansjörg Leutwyler, Hanspeter Schmutz Ideelle Trägerschaft: Schweizerische Evangelische Allianz (SEA), Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG), Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) Redaktion: Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 44, Fax 031 819 71 60 E-Mail: redaktion@ideaschweiz.ch Internet: www.ideaschweiz.ch Chefredaktor: Andrea Vonlanthen Büro: Bahnhofstr. 65, 9320 Arbon Tel. 071 446 70 02, Fax 071 446 74 88 E-Mail: andrea.vonlanthen@ideaschweiz.ch Redaktor: Thomas Feuz Erweitertes Team: Esther Reutimann, Christian Bachmann, Mirjam Fisch-Köhler Praktikum: Christof Bauernfeind Inserateservice: Jordi AG – das Medienhaus, Roland Rösti, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 25, Fax 031 819 38 54 E-Mail: inserate@ideaschweiz.ch Aboservice: Jordi AG – das Medienhaus, Ursula Seifried Jordi, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 20, Fax 031 819 38 54 E-Mail: abo@ideaschweiz.ch Abopreise: Jahresabo Fr. 145.–, Seniorenabo Fr. 117.–, Halbjahresabo Fr. 77.–. Das Abo ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar. Konto: PC-Konto 40-788586-4 Idea Information AG, 4410 Liestal Layout/Druck/Versand: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp www.jordibelp.ch
Bilder: zvg
Arbeiten, um auszuspannen
Rahel Trüb: «Mit Eseln lässt sich der Alltag wunderbar entschleunigen.»
reits sein Kreuz vor sich. Und Esel haben «ihr Kreuz zu tragen», bei uns vor allem in Form von Vorurteilen.
Aus dem ABC des Eselalltags
«Kommandieren, kontrollieren, korrigieren»: Der militärische Grundsatz prägt viele Manager. Im Geschäftsalltag ist eine sorgfältige Analyse der Situation wichtig. «Dieses Vorgehen ist auch bei Eseln zu beobachten», bestätigt Rahel Trüb. Das habe ihm den Vorwurf von Sturheit oder Störrischsein eingebracht, sei aber ein Zeichen von Intelligenz. «Esel stammen aus den Wüstengebieten Nordafrikas und des Nahen Ostens. Droht Gefahr, bleiben sie stehen und schauen. Nur wenn die Situation es wirklich zulässt, gehen sie weiter.» Das frühere, meist lebensfeindliche Leben in unwegsamen Gegenden habe nichts anderes zugelassen. Das Fluchtverhalten eines Esels sei daher überlegter als etwa bei Pferden. Trübs Tipp: «Bleibt ein Tier stehen, muss man als Eselführer bis drei zählen. Oder auch einmal bis 20.» Diese Zeit aber nehme sich der moderne Mensch gar nicht.
Eine Vorsichtsmassnahme
Das «Bocken» sei daher nicht eine Verweigerungshaltung, sondern eine Vorsichtsmassnahme. Esel würden uns lehren, das Umfeld mit den Augen des anderen zu sehen. «Andererseits sind Esel auch durchtrieben. Wenn ein Kind sie zum Beispiel beim Ausführen fressen lässt, so verlangen sie diese Freigiebigkeit auch das nächste Mal.» Apropos Fütterung: «Esel sind exotische Tiere aus heissen Regionen. Die Haltungsbedingungen in der feuchtkalten Schweiz sind nicht ideal. Der viele Klee führt zu einer Überfütterung. Ideal wäre karges Futter, nicht zu viel. Eben: Das richtige Mass…» Wird ein Esel in seinen Stammlanden durchaus 35-jährig, werden seine Artgenossen in der Schweiz durchschnittlich keine 20 Jahre alt. Familie Karl-Heinz und Mireille Brunner beherbergt auf dem benachbarten «Eichhof» eine
Die gelernte Sattlerin führt seit fünf Jahren das auf Lederartikel für Esel spezialisierte Atelier Cuire in Oberwil/Dägerlen ZH. Der Geschäftsaufbau brauchte einen langen Atem. Diesen Sommer zeigte sich: «Das Atelier ist definitiv kein ‹Steckenpferd› mehr, sondern ein echter Beruf.» Bei der Lehrlingsausbildung fand sich eine innovative Lösung: Zwei Sattler-Betriebe «teilen» sich eine Lehrtochter. Wie bringt die Allrounderin alle Engagements unter einen Hut? Sie lacht: «Meine Arbeitszeit ist auch meine Freizeit, und die besteht aus Eseln, Atelier, Kirche, Familie und Haushalt. Will ich von einer Arbeit ausspannen, packe ich einfach eine andere an!» Zusammen mit ihrem Mann und den beiden vier- und sechsjährigen Kindern ist sie viel in der Natur anzutreffen. Am liebsten zusammen mit den Eseln – «weil mich diese Tiere nicht nur an Weihnachten oder Ostern faszinieren». Aus dem Leben für und mit Eseln hat sie viel über den Umgang mit Menschen gelernt: etwa vorauszuschauen, sensibel, einfühlsam, geduldig und verständnisvoll zu leben. Solche Werte will sie mit ihren Kindern und Geschäftspartnern teilen. THOMAS FEUZ
Spaziergang, Therapie und Kinderreiten In Zusammenarbeit mit dem «Eichhof» in Berg/Dägerlen ZH bietet Rahel Trüb verschiedene Aktivitäten mit Eseln an: therapeutische Spaziergänge, Eselerlebnis für Kinder,
Kutsche fahren. Ihr Atelier ist spezialisiert auf Esel-Zubehör, das sonst kaum in dieser Form erhältlich ist. www.ateliercuire.ch idea Spektrum 51.2011
tag e ssc a h u
13
Werke von Dalì und Mirò in kleinem Rahmen KUNSTGALERIE Parallel zur grossen Ausstellung in der Fondation Beyeler zeigt die Galerie Winteler in Riehen BS
Werke von Salvador Dalì und Mirò. Laut einem Fachmann eine «wohltuende, erholsame Ergänzung». Was ist eigentlich Kunst? «Wenn ein Bild einen packt und nicht mehr loslässt, dann ist es sehr wahrscheinlich Kunst», beantwortet Victor Winteler diese oft gestellte Frage. Der Inhaber der gleichnamigen Galerie hat als gelernter Maschinenbauer, Theologe, Pastor und Dozent für Griechisch am Theologischen Seminar St. Chrischona einen bewegten Lebenslauf. Doch seine Leidenschaft galt schon immer der Kunst. In christlichen Gemeinden organisierte er Ausstellungen, bevor im Jahr 2000 der Wunsch einer eigenen kleinen Galerie wahr wurde. Unter dem Namen «arteMedia» gehört auch ein Verlag dazu, der hauptsächlich die Bücher des Nürnberger Verlags für Theologie und Religionswissenschaft VTR in der Schweiz vertreibt.
Holzschnitte und Lithographien
In der aktuellen Ausstellung sind eine Auswahl handsignierter Holzschnitte von Salvador Dalì zu Dante Alighieris «Die Gött-
Christliche Künstler fördern
Galerist Victor Winteler vor einer Xylographie von Salvador Dalì.
liche Komödie» und einige Lithographien von Mirò zu sehen. Gerade die aufwändigen Holzschnitte, auch Xylographien genannt, beeindrucken durch eine intensive Farbtiefe, die durch bis zu 30 verschiedene Druckplatten erreicht wird. Die Werke aus der Spätzeit von Dalì zeigen einen etwas ruhigeren Stil als in der
früheren Schaffensperiode. Ein Kunsthistoriker, der die Galerie besuchte, nannte sie denn auch eine «wohltuende, erholsame Ergänzung» zu den berühmten surrealistischen Ölgemälden, die in der Fondation Beyeler gezeigt werden. Alle ausgestellten Werke stammen aus der persönlichen Sammlung Wintelers.
Die Galerie Winteler versteht sich nicht als eine christliche, aber als eine von Christen geführte Galerie. Die gut besuchten Vernissagen sind eine Möglichkeit, Begegnungen zu schaffen. Angeregt durch die Kunst komme man sehr oft aufs Thema Religion zu sprechen, erklärt Victor Winteler. Er möchte auch junge und christliche Künstler fördern, wenn ein gewisses Niveau erkennbar ist. Ab Mai 2012 können unter dem Motto «Wenn Theologen malen» einige Beispiele christlicher Kunst in der Riehener Galerie bewundert werden. CHRISTOF BAUERNFEIND
Aktuelle Ausstellung Dalì und Mirò bis zum 27. Januar 2012 in der Galerie Winteler, Störklingasse 60 in Riehen. Mittwoch bis Freitag, 14 bis 17 Uhr, oder auf Anfrage (Telefon 061 554 10 99). www.arte-media.ch
13 Diplomierte sind jetzt «fit für den Sturm» C-LEADERS Die Fachschule für Führungskompetenz hat am letzten Freitag 13 Persönlichkeiten diplomiert. «Sie sind
nun bereit für den Sturm der nächsten Jahre», betonte Hanspeter Nüesch in seiner motivierenden Festrede. Im «Kafi Mühli» in Winterthur stellte Markus Züger die Ziele und Arbeitsweise der Führungsschule vor. Der Gründer und Leiter von C-Leaders betonte dabei das Zusammenspiel von Leiterschaftsund Persönlichkeitskompetenz sowie den ausgeprägten Praxisbezug.
Vielfalt, Tiefe und Weite
In kurzen Inputs brachten die Diplomanden ihre Wertschätzung für diese Art von Weiterbildung zum Ausdruck: «Ich wurde ein neuer Mensch», «Endlich weiss ich, wie ich erfolgreich leiten kann», «Ich habe mich, meine Potenziale und Schwächen wirklich kennengelernt» oder «Die Vielfalt, Tiefe und Weite der Fachreferenten hat mich begeistert». idea Spektrum 51.2011
Hanspeter Nüesch: Zuversicht trotz «Sturmwarnung».
In seiner Festrede sagte Hanspeter Nüesch, Leiter von Campus
für Christus: «Es ist wichtig für Leitende, sich selber zu kennen. Noch wichtiger ist es aber, die Stärke Gottes in uns zu kennen und zu leben. Dies wird in den nächsten Zeiten, die deutlich schwieriger werden, noch wichtiger!» Der Sturm der nächsten Jahre werde eine Zeit der Unsicherheit in der Dunkelheit, wo wir Gott als Lotsen und als Licht nötig haben. «Wenn wir lernen, die Zukunft mit den Augen Gottes zu sehen, werden wir viel mit Gott bewegen können», betonte Nüesch. Der Apero bot Gelegenheit zum Gedankenaustausch und für Begegnungen. Das Nachtessen genossen die Diplomierten dann mit Begleitung im kleinen Kreis. THOMAS FEUZ
Sie wurden diplomiert Alborn Sascha, Zoe Gospelcenter Zürich; Brunner Jolanda, EGW Spiez; Ernst Andy, Ebenezer International; Imboden Heidi, Heilsarmee Winterthur; Margaroli Bruno, FEG Wallisellen; Nerz Christine, Chrischona Affoltern a. A.; Quero Marco, Diakonieverband Ländli; Regli Fredi, Herberge für Notleidende Andermatt; Schiesser Claudia, Christliche Gemeinde Töss; Steiner Andreas, EGW Häusernmoos; Thallinger Markus, EGW Kleindietwil; Zaugg Christoph, GvC Chile Bassersdorf; Zimmermann Dora, Evangelische Kirchgemeinde Frauenfeld. www.c-leaders.ch
Bilder: idea/chb, Andy Ernst
14
P u bl i r e P or tag e
Fliegen im tropischen Urwald Papua-Neuguinea ist ein Land voller Gegensätze. Nebst den stolzen, 4000 Meter hohen Bergketten befindet sich im südwestlichen Teil des Landes ein grosses Sumpfgebiet mit vielen Flüssen, welches von der einheimischen Bevölkerung mit Einbaum-Booten oder Ausleger-Kanus befahren wird. Wenn das MAF Flugzeug eine schwer kranke oder verunfallte Person retten kann, ist das für alle Beteiligten immer ein grosses Ereignis. Kürzlich hat sich die Pilotenfamilie Markus und Madeleine Bischoff aus Bern in diesem unwegsamen und tropischen Sumpfgebiet niedergelassen, um den Flugdienst der MAF zu übernehmen. Markus Bischoff schreibt: Die Spitäler sind regelmässige Kunden und nicht selten geht es dabei um Leben oder Tod, vor allem bei Frauen mit Geburtskomplikationen. Letzte Woche haben wir eine Frau von Balimo ins Spital in Rumginae geflogen, die ihr Kind quer im Bauch liegen hatte. Nur ein Arm des Kindes hat es nach aussen geschafft. Wir waren bereits abgeflogen und hatten an einem anderen Ort eine Zwischenlandung gemacht, als der MAF Agent vor Ort mittels Telefonanruf informiert wurde, dass der Ambulanzfahrer in Balimo uns nur noch wegfliegen sah und dass wir doch bitte diese Frau noch holen sollten. Nach einem bereits langen Tag kehrten wir also noch einmal um und holten die Frau. Am gleichen Abend wurde das Kind durch Kaiserschnitt entbunden. Es hatte nur noch einen Puls von 60. Wahrscheinlich hätten Mutter und Kind die Nacht ohne den Einsatz von MAF nicht überlebt. Was mich an der Geschichte besonders bewegt, ist die Tatsache, dass Gott alles in der Hand hatte. In die Gegend von Balimo fliegen wir nur etwa einmal pro Woche. Sie ist über eine Flugstunde von unserer Basis entfernt. Vor ein paar Jahren gab es dort noch eine eigene Basis mit einem Flugzeug und zwei Piloten. Dass wir gerade zu dieser Zeit dort waren, dass wir einen Zwischenhalt zum Tanken machen mussten und die Telefone alle funktionierten, kann nur Fügung Gottes gewesen sein. Und es bewegt mich, wenn ich daran denke, wie viele Frauen unsere Hilfe brauchen würden, uns aber nicht oder leider oft zu spät erreichen. Dann gibt es auch Situationen, wo wir kein Flugzeug oder keine Piloten zur Verfügung haben. Diese Geschichte ist übrigens kein Einzelfall. Pro Woche fliegen wir etwa vier Patienten (vor allem schwangere Frauen) ins Spital. Madeleine Bischoff hat sich in ihrem Daheim eingerichtet und kann nun mit ihren eigenen Pfannen und Kochutensilien arbeiten. Dies macht das Haushalten einfacher, denn es gibt hier noch genug anderes, das Zeit und Nerven rauben kann. So muss sie mindestens alle zwei Tage waschen, da Kleider und Bettanzüge schnell verschwitzt sind und schnell zu grauen anfangen. Dann sind da all die Insekten, vor allem Ameisen und Kakerlaken, welche uns die Arbeit erschweren. Es ist heiss und feucht, man mag sich nicht bewegen, und die Kinder werden auch schnell müde. In nächster Zeit wartet viel Arbeit auf Markus Bischoff. Er muss mit Trainings-Piloten das ganze Gebiet abfliegen und alle Flugplätze kennen lernen, bevor er alleine unterwegs sein darf. Beat Moser Verfügbare Medien: Buch: «Hoffnung hat Flügel» von Stuart King, Preis inkl. Versand Fr. 27.– DVD: «Flying for Life» Aus der Arbeit von MAF, Preis inkl. Versand Fr. 15.–
Krankentransport in Papua-Neuguinea
Wohnhaus von Familie Bischoff in Rumginae
MAF FLY I N G FO R LI FE Mission Aviation Fellowship MAF Switzerland Friedbühlweg 28 3653 Oberhofen Tel. 033 221 57 61 info@maf-swiss.org www.maf-swiss.org Postcheck 85-541047-1
Der grössere Rahmen der Organisation MAF ist der grösste internationale, humanitäre und nicht kommerzielle Missions-Flugdienst. Über 36 000 Hilfseinsätze wurden 2010 weltweit geflogen. Alle fünf Minuten startet oder landet auf einer abgelegenen Piste ein MAF-Flugzeug, um Menschen in Not Hilfe aus der Luft zu bringen. Mit einer Flotte von ca. 140 Flächenflugzeugen unterstützt MAF die einheimischen Kirchen, Missionare, Ärzte, Entwicklungshelfer und internationale Hilfsorganisationen. Wir fliegen für rund 1000 Partnerorganisationen in 35 Ländern der Dritten Welt. Viele unserer Destinationen sind so abgelegen, dass ohne unseren Flugdienst keine oder kaum eine Versorgung auf dem Landweg möglich wäre.
idea Spektrum 51/52.2011
TOP-INTERNET
2011
Ferien | Mission
DEZEMBER 2011/JANUAR 2012 Traktate für alle Jahreszeiten www.christliche-schriften.ch
Ferien und Seminare mit Weitblick www.ferienzentrum-aeschiried.ch Tel: 033 654 18 10
Ihr Top-Internet-Inserat? Jetzt buchen fürs 2012! 19.09.11
2011_v1-Christl-Schriften.indd 1
www.hoffnungsnetz.ch
Kinderpatenschaft - Indien Fr. 1.– pro Tag
www.fcg-lenzburg.ch/mission/indien
28. Dezember bis 2. Januar, Total verändert! Durch den Jugendkongress an Silvester 2011. Infos: www.mission-net.org
FEBRUAR 2012 15:51
25. Februar, Fit für die Ehe?! Impulstag für Verliebte und Verlobte. In der FEG Aarau. Anmeldung und Infos: ari.k@sunrise.ch
MÄRZ/APRIL 2012 30. März bis 1. April, Lebensmitte –
Weichenstellung? Impulsweekend mit 20.12.10 11:51
Top-Internet-Inserat.indd 1
DIE MEISTER
Inserateformat: 45 x 12.75 mm
e suberi Sach
3604 Thun www.daellenbach.ch Tel/Fax 033 336 83 30 / 29
www.ISTL.ch
Gipserei und Malerei
Theologische Ausbildung
Marcel Dürst und Team. Anmeldung: www.aem.ch/veranstaltungen
W. DÄllenbach AG
Ausbildung | Dienstleistungen
Für kluge Köpfe
direktkurier.ch
www.swisscg.ch
büsslivermietung.ch
Führungsseminare
P23180_scg_inserate_banner.indd 7 05.10.2009 07:57:25
weininger-keramik.ch
35 31. August 2011
www.ideaschwe
.ch www.ideaschweiz
Welt
Mehr Christen ins
er auch als ePapiz.c h
04.11.10 16:02
Kontrollen, Audits, Kurse, Shop
der Schöpfung.
aus der evangelischen
Einzelverkaufspreis: CHF
Bundeshaus
h Church: City Ch 14 Cit
Städten zur gleichen
www.cgs-net.ch
Seite 4
Seit jeher
eine spannungsreiche Steht uns Israel Länder? heute näher als andere
23 Pro und Kontra:
www.oelzweig.ch
Zeit loben
20 Juden und Christen:Beziehung
Reklame
i b in k baut
Armenien ein «Dorf Transport-Chef 11 Führung: So kamdie «drei C» Daniel Schöni auf Rockmusiker mit 13 Michael Wespi: als Vorbild viel Talent und Jesus
persönliche Geschenke
4.–
von sich neun Kolumnisten sie unterschiedlich. Am 23. Oktober stellen Wahl. Politisch ticken «idea Spektrum» zur h i mehreren GGott in Hilf D Hilfswerk i Das Diaconia: 9 Di der Hoffnung»
15. – 20. April, Malferien Kurs in Montmirail mit Don Camillo und Mut zur Gemeinde Infos: www.doncamillo.ch 15. – 20 April, Tanzwoche Kurs in Montmirail mit Don Camillo und Astrid Künzler-Büchter Info: www.doncamillo.ch
MAI 2012
CO2 kompensieren.
Aus Respekt vor lovech_2009-2010.indd 1
Nachrichten und Meinungen
APRIL 2012
aben
n www.lio.ch www.lio.ch
NEU_Top-Internet_2011.indd 1
www.crealeader.ch
IDEA-MARKT indd 1
011c. idea_epaper2
Private Kleinanzeigen Kontakte Ich (50) suche liebevolle, hübsche, gast- und kinderfreundliche Frau (ab 42 Jahren). CHIFFRE 2094
CHIFFRE-Inserate beantworten Stichwort: CHIFFRE Nr ... IDEA Information AG c/o Jordi AG – Das Medienhaus Aemmenmattstrasse 22 3123 Belp
idea Spektrum 51/52.2011
Sie suchen – wir bieten.
01.02.11 08:54
:30 19.09.11 13
crealeader.indd 1
22.11.11 13:48
Stellengesuch Gesucht pensionierte Männer aus dem Raum Zürich, welche sich ehrenamtlich in den Aufbau eines Sozialprojekts mit Fokus 11- bis 14-jährige Knaben investieren würden! Als Trainer für Arbeitserfahrungs-Einsätze. Oder im Hintergrund als Fundraiser oder in der Administration. Infos: Ch. Schwaninger / 079 636 64 14 / B: 044 500 11 92 / Abends 043 300 11 39 / info@brokids.ch
Zu vermieten Grosse 3-Zimmerwohnung (85m2) in 3072 Ostermundigen zu vermieten. Sehr zentrale, ruhige, sonnige Lage. 3. Stock, Lift, Balkon. Per 1. April 2012. Mietzins Fr. 1350.– + Nebenkosten, + Einstellhallenplatz. Auskunft: 031 931 99 21 oder m.i.baumann@bluewin.ch
IHR BUCHEN AUCH SIE T RA SE IN KT MAR HWEIZ.CH AUF W W W.IDEASC
7. – 9. Mai, Warum lässt der gute Gott uns leiden? Kurs in zwei Teilen in Montmirail mit Pfr. Heiner Schubert, Pfr. Niklaus Schubert, MS Patient und Gerdi Schirl, Ärztin für Psychiatrie. Info: www.doncamillo.ch
JULI 2012 14. – 27. Juli, Open House Sommerferien für Familien in Montmirail/ Don Camillo Info: www.doncamillo.ch
OKTOBER 2012 29. – 31. Oktober, Warum lässt der gute Gott uns leiden? Kurs in zwei Teilen in Montmirail mit Pfr. Heiner Schubert, Pfr. Niklaus Schubert, MS Patient und Gerdi Schirl, Ärztin für Psychiatrie. Info: www.doncamillo.ch
IHR AGENDA EINTRAG Agenda Eintrag buchen unter: inserate@ideaschweiz.ch - Erscheint 4x - Kostet CHF 100.00 exkl. MwSt.
16
N AC H R IC H T E N
Wenn es wirklich eine zweite Erde gäbe ... NATURWISSENSCHAFT … was würde dies für den christlichen Glauben bedeuten?
N
eue naturwissenschaftliche Erkenntnisse geben Anlass zu solchen Fragen. Astronomen haben einen Planeten entdeckt, dessen Beschaffenheit der Erde nahekommt. Die US-Raumfahrtsbehörde NASA hat bestätigt, dass man mit dem Weltraumteleskop Kepler einen erdähnlichen Planeten gefunden habe. „Kepler 22b“ kreise in einer Umlaufbahn um einen Stern, der unserer Sonne ähnlich ist und brauche dafür mit 290 Tagen ähnlich lange wie die Erde. Der Planet liegt in der sogenannten „Goldglöckchen-Zone“, in der es
nicht zu kalt und nicht zu heiß für Leben ist und in der flüssiges Wasser existieren könnte. Doch wurden schon 139 Planeten mit Temperaturen um 22 Grad entdeckt, auf denen Leben möglich wäre.
Theologe: Die Erde ist der Ort der Heilsgeschichte Für den Vorsitzenden des Arbeitskreises für evangelikale Theologie, Rolf Hille (Heilbronn), kann die Entdeckung erdähnlicher Planeten die Frage aufwerfen: „Was ist dann noch das Besondere an unserer Welt?“ Biblisch aber stehe fest: „Egal, wie winzig die Erde im riesigen Kosmos erscheinen mag, sie ist von Gott als Ort seiner Heilsgeschichte auserwählt. Und auch dann, wenn es astronomisch möglich würde, Leben auf anderen Planeten zu finden, wäre der Mensch als Bild des Schöpfers ein Gegenüber Gottes, das dieser liebt.“
Aussage über außerirdisches Leben ist nicht möglich
Exo-Planet „Kepler 22b“ (offizielles NASA-Foto der „zweiten Erde“) im Vergleich zu den inneren Planeten unseres Sonnensystems
Der Geschäftsführer der Studiengemeinschaft „Wort und Wissen“, der Biologe und Theologe Reinhard Junker (Baiersbronn/Schwarzwald), betonte, dass die Wissenschaft auch jetzt noch keine Aussage über die Existenz von außerirdischem Leben machen könne: „Das kann sie selbst dann nicht, wenn der Nachweis einer festen Oberfläche und dauerhaften Wassers auf Kepler 22b oder einem anderen Planeten gelänge.“ Wasser sei zwar eine notwendige Voraussetzung für Leben, aber dieses entstehe nicht zwangsläufig, nur weil die Bedingungen für seine Existenz gegeben seien. Junker: „Es wird leider häufig suggeriert, dass die Anwesenheit von Wasser die Existenz von Leben wahrscheinlich mache. Das ist falsch und führt das Laienpublikum in die Irre.“ P
DER GEFANGENE DES MONATS JANUAR
Iran: Pastor wegen Mission unter Muslimen inhaftiert Zum „Gefangenen des Monats Januar“ haben die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) und die Evangelische Nachrichtenagentur idea den iranischen Hauskirchen-Pastor Mehdi „Petros“ Foroutan benannt und zur Unterstützung für ihn aufgerufen. Der 27-Jährige wurde im März wegen Vergehen gegen die nationale Sicherheit zusammen mit vier anderen Christen zu einer einjährigen Haftstrafe verurteilt. Ihm wird Mission un-
ter Muslimen vorgeworfen. Er befindet sich nach vorübergehender Einzelhaft im „Abel Abad Gefängnis“ in Schiraz, der Hauptstadt der südiranischen Provinz Fars. Auf Intervention des Staatsanwaltes läuft gegen den Pastor ein weiteres Verfahren wegen angeblicher Blasphemie gegen den Islam. Die IGFM und idea rufen dazu auf, in Briefen an den iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad die Freilassung Foroutans zu fordern – mit dem Hinweis:
TEHERAN
IRAK
HAUPTSTADT IRAN
Schiraz
Der Pastor habe nur von dem auch in der iranischen Verfassung festgeschriebenen Recht auf Religionsfreiheit Gebrauch gemacht. Von den 74,2 Millionen Einwohnern Irans sind 99 % Muslime. P Seine Exzellenz Mahmud Ahmadinedschad via Botschaft der Islamischen Republik Iran Thunstr. 68 • 3000 Bern 6 E-Mail: ambassador@iranembassy.ch Fax: 031/3510812 ideaSpektrum 51/52.2011
N AC H R IC H T E N
17
Anzeige
Astrologie 2011: Es traf wieder nichts zu
(,1 :(,+1$&+76
HOROSKOPE Wissenschaftler: Die Prognosen erwiesen sich erneut als falsch.
& + 5 , 6 7 ( 1 , 1 '(876&+/$1'
J
edes Jahr schicken sich Astrologen, Hellseher und andere selbst ernannte Propheten an, Ereignisse vorherzusagen. Die Bandbreite reicht von Attentaten, Katastrophen, Hochzeiten und Trennungen Prominenter bis hin zur Antwort auf die Frage, wer deutscher Fußballmeister wird. Gemessen an der Wirklichkeit fällt das diesjährige Ergebnis „katastrophal“ aus – wie schon in den Vorjahren. Die Trefferquote lag bei fast null. Das hat eine am 14. Dezember veröffentlichte Auswertung der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (Roßdorf bei Darmstadt) von über 160 Prognosen ergeben. Die Prophezeiungen im Blick auf Katastrophen blieben in der Regel „extrem vage“. Ein Beispiel sei die Aussage der Astrologin Susanne Eder gewesen: „Die Uranus-Pluto-Verbindung lässt hinkünftig vermehrt auf Vulkanausbrüche und Erdbeben schließen.“ Die meisten Vorhersagen hätten weder Ort noch
Kein „geniales Jahr“: Dominique Strauss-Kahn wird von New Yorker Kriminalpolizisten abgeführt
Fotos: Strauss-Kahn/Reuters; Übrige/dpa
Entgegen der Vorhersage: Borussia Dortmund wird Deutscher Fußballmeister
Keine Trennung, wie eine Astrologin meinte: Fischer & Silbereisen sind weiterhin ein Paar
Zeit genannt und seien damit „absolut wertlos“, so der Mathematiker Michael Kunkel (Wuppertal), der die Prognosen analysiert. „Unspezifische Naturkatastrophen, Terroranschläge oder Unfälle vorauszusagen, ist so sinnvoll wie die Warnung vor drohender Kälte im Dezember.“
Japan-Katastrophe sagte keiner vorher Die wenigen klaren Vorhersagen hätten sich als falsch erwiesen. So hatten vermeintliche Seher katastrophale Erdbeben für Taiwan (11. Mai) und Rom (11. Mai) angekündigt. Dagegen hatte keiner der „Hellseher“ das Erdbeben im März in Japan samt Flutwelle und Nuklearkatastrophe in Fukushima vorhergesehen.
: 8 1 6 & + $ 1 ' , (
% ( . ( 1 1 ( 1 ' ( 1
3PLIL 4P[JOYPZ[LU ^PY OHILU =LYHU[ ^VY[\UN M Y KPL :JO WM\UN M Y KLU +PLUZ[ HT 5pJOZ[LU ZV^PL M Y LPULU IPILS VYPLU[PLY[LU .SH\ILU
Astrologin sah für Strauss-Kahn ein geniales Jahr – tatsächlich trat er zurück Bei den Prognosen über Prominente lag beispielsweise die Astrologin Elisabeth Teissier völlig daneben: Sie hatte dem Chef des Internationalen Währungsfonds, Dominique Strauss-Kahn, „ein geniales Jahr“, gar das „Jahr seines Lebens“ prophezeit. Tatsächlich stürzte er über eine Sexaffäre und ist sein Amt los. Auch kam es nicht zur Trennung des Traumpaares der Volksmusik, Helene Fischer und Florian Silbereisen, wie es die Wahrsagerin Casia Cheyenne geweissagt hatte. Der Starastrologe Winfried Noé wurde selbst zum Thema in der Regenbogenpresse. Nachdem sich seine Frau von ihm getrennt hatte, entdeckte er in ihrem Horoskop „übersteigertes Triebleben, wollüstiges Begehren, Unsittlichkeit und Ehebruch“. Dazu heißt es in der Auswertung der Ergebnisse der Prognosen für 2011: „Hätte er das nicht vorhersehen müssen?“
Alles falsch: Dortmund wird nicht Meister und Mönchengladbach steigt ab Geirrt hat sich auch die Astrologin Iris Treppner mit ihrer Fußball-Prognose. Sie hatte aus den Sternen gelesen, dass Borussia Dortmund mit Trainer Jürgen Klopp nicht Meister werden könne und Borussia Mönchengladbach absteigen müsse. Dortmund gewann die Meisterschaft und Mönchengladbach spielt nach wie vor in der 1. Fußball-Bundesliga. P
b www.gwup.org
4P[ KLT OLYaSPJOLU (WWLSS
®(6 ,67 1,( =8 63b7 $%(5 (6 :,5' =(,7 SHKL PJO :PL a\Y .Y UK\UN LPULZ - YKLY]LYLPUZ LPU \T NLTLPUZHT a\ IL[LU NLTLPUZHTL (R[PVULU a\ WSHULU NLTLPUZHT =LYHU[ ^VY[\UN PU RVURYL[LU (\MNHILU a\ ILY ULOTLU
*OYPZ[SPJOL /PY[LUZJOHM[ >HS[LY /LZZ 7- )HK =PSILS ;LSLMVU
JOYPZ[SPJOL OPY[LUZJOHM['[ VUSPUL KL +PL *OYPZ[SPJOL /PY[LUZJOHM[ PZ[ LPU IPISPZJO H\ZNLYPJO[L[LZ >LYR
ideaSpektrum
N AC H R IC H T E N
Israel ist stolz auf Christen JERUSALEM Israels Ministerpräsident hat die „tiefe“ Unterstützung christlicher Israelfreunde in einer Weihnachtsbotschaft gewürdigt.
I
n dem Videogruß hat Benjamin Netanjahu Christen aus aller Welt nach Israel eingeladen: „Besuchen Sie Jerusalem, besuchen Sie den See Genezareth, besuchen Sie die Orte, wo Jesus gelebt und seine Botschaft umfassenden Friedens verkündigt hat – eine Botschaft, die sich in aller Welt verbreitet hat.“ Im vorigen Jahr kamen etwa 3,5 Millionen Touristen nach Israel; etwa zwei Drittel waren Christen. Laut Netanjahu ist Israel auch auf die „starke und wachsende christliche Gemeinschaft“ im Inland „stolz“. In einer
Zeit großer Unsicherheit und Instabilität im Nahen Osten bleibe Israel ein „Leuchtfeuer religiöser Freiheit“, so der Ministerpräsident. Nach seinen Worten werden in anderen Ländern der Region Christen „regelmäßig verfolgt“. Israel hingegen gewährleiste die Glaubensfreiheit für alle. Netanjahu übermittelte seine Weihnachtsbotschaft dem Direktor der internationalen christlichen Organisation „Eagles’ Wings“ (Adlers Fittiche), Robert Stearns (Clarence/New York). Er ruft Christen auf, die Unterstützung für Israel „in dieser gefährlichen Zeit“ zu verstärken.
Jerusalem: Moschee angezündet
Eine beschmierte Moschee in Jerusalem
Unterdessen kündigte Israels Polizei ein hartes Vorgehen gegen jüdische Extremisten an, die vor Weihnachten mehrere Anschläge auf Moscheen verübten. Unbekannte zündeten eine leerstehende Moschee in Jerusalem an und beschmierten das Gebäude mit anti-muslimischen Graffiti wie „Mohammed ist tot“ und „Ein toter Araber ist ein guter Araber“. P
Wahl: „Paradebeispiel für Heuchelei und Lüge“ RUSSLAND Nach Protesten gegen Wahlmanipulationen hat die Russisch-Orthodoxe Kirche jetzt strengere Kontrollen gefordert.
D
er Leiter der Abteilung des Moskauer Patriarchats für die Beziehungen zwischen Kirche und Gesellschaft, Erzpriester Vsevolod Chaplin, plädierte für einen „nationalen Dialog“ über den Wahlprozess und dessen Kontrolle. Im orthodoxen Nachrichtenportal pravmir.ru bezeichnete der theologische Dozent Theodor Ljudogowski (Moskau) die Wahl als „Paradebeispiel für Heuchelei und Lügen“. Das könnten Christen nicht hinnehmen. Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) sprach von Manipulationen bei der Parlamentswahl vom 4. Dezember. Am Tag danach hatte die Zentrale Wahlkommission die Partei „Einiges Russland“ von Ministerpräsident Wladimir Putin und
Staatspräsident Dimitri Medwedew zum Sieger erklärt. Sie habe 49,5 % der Stimmen erhalten. Damit verlor sie zwar ihre Zweidrittelmehrheit, erreichte aber die absolute Mehrheit in der Duma. Inzwischen sind Zehntausende Bürger aus Protest gegen Wahlbetrug auf die Straße gegangen. Am 4. März sollen Präsidentschaftswahlen stattfinden. Dabei tritt Putin erneut als Kandidat an. Der 59-Jährige amtierte in diesem Amt bereits von 2000 bis 2008. P
Russland: 142 Millionen Bürger Kirchenmitglieder insgesamt: 25 % 35 Millionen Orthodoxe 740.000 Protestanten 500.000 Katholiken
NOTIERT Aggressiver Atheist: Hitchens † Der atheistische Publizist Christo-
pher Hitchens (Washington) ist am 15. Dezember in einem Krankenhaus in Houston (Texas) gestorben. Er wurde 62 Jahre alt. Seit eineinhalb Jahren litt der gebürtige Engländer an Speiseröhrenkrebs. Hitchens – Autor des Bestsellers „Der Herr ist kein Hirte – Wie Religion die Welt vergiftet“ – zählte zu den bekanntesten und aggressivsten Gottesleugnern. Er hinterlässt seine zweite Frau, die Schriftstellerin Carol Blue, und seine Kinder Alexander, Sophia und Antonia. Im Zusammenhang mit seiner schweren Erkrankung hatten Christen im Internet bekanntgegeben, dass sie für ihn beten. Dagegen hatte Hitchens nichts einzuwenden. Auf seine Bekehrung sollten sie aber nicht hoffen: Solange er bei Sinnen sei, werde er sich nicht Gott zuwenden. Der Lebensweg des 1949 in Portsmouth (Südengland) geborenen Journalisten war gespickt mit Widersprüchen. So freute sich der Atheist, als er entdeckte, dass er aufgrund der Abstammung seiner Mutter Jude sei. Hitchens: „Die Juden sind die nach-religiösesten Menschen der Welt. Das ist gut, denn wir sind der Welt noch etwas schuldig dafür, dass wir ihr das Gift des Monotheismus gebracht haben.“
Erzbischof: Griechenland „unfähig“ Scharfe Kritik an der griechischen Regierung hat das Oberhaupt der griechischorthodoxen Kirche in Deutschland, Metropolit (Erzbischof) Augoustinos (Bonn), geübt. Die Führung sei erstarrt und unfähig, die Finanzkrise des Landes zu bewältigen. Die Politik versage „in der Rolle des Moses, der sein Volk durch die Wüste führt“. Deshalb erwarteten die Bürger, dass die orthodoxe Kirche „moralische Hilfestellung leistet und Wege aus der Krise weist“. Griechenland stecke nicht nur in wirtschaftlichen Schwierigkeiten: „Es handelt sich vielmehr um eine spirituelle Krise.“
Fotos: Hitchens/PR; Moschee/Reuters
18
ideaSpektrum 51/52.2011
N AC H R IC H T E N
19
Alle fünf Minuten stirbt ein Christ für seinen Glauben CHRISTENVERFOLGUNG Die Russisch-Orthodoxe Kirche veranstaltete in Moskau eine internationale Konferenz.
A
lle fünf Minuten stirbt irgendwo auf der Welt ein Christ für seinen Glauben. Im vergangenen Jahr waren es 105.000. Diese Zahlen nannte der Leiter des Außenamts der RussischOrthodoxen Kirche, Metropolit Hilarion Alfejew, auf einer internationalen Konferenz dieser Kirche gegen die Verfolgung von Christen. An dem Treffen in Moskau nahmen 82 Vertreter vorwiegend orthodoxer Kirchen und der römisch-katholischen Kirche teil, aber auch des Judentums und des Islam. Von evangelischer Seite war allein die (theologisch konservative) Internationale Konferenz Bekennender Gemeinschaften eingeladen. Sie wurde von ihrem Ehrenpräsidenten, dem Missionswissenschaftler Prof. Peter Beyerhaus (Gomaringen bei Tübingen), repräsentiert. Im Schlussdokument der Tagung äußern sich die Teilnehmer besorgt über die Lage christlicher Minderheiten in zahlreichen Ländern. Genannt werden Ägypten, Afghanistan, Eritrea, Indien, Indonesien, der Irak, Nigeria, der Nordsudan und Pakistan. Die Teilnehmer forderten „sofortige Maßnahmen“ der Staaten, um verfolgte Christen zu schützen. Außerdem solle eine internationale Stelle gegen Christenverfolgung geschaffen werden, die Betroffenen beistehe. Das Oberhaupt
Hilarion Alfejew
Peter Beyerhaus
Mar Gewargis
der Russisch-Orthodoxen Kirche, der Moskauer Patriarch Kirill I., drückte ebenfalls seine Solidarität mit Christen aus, die unter Gewalt und Diskriminierung leiden. Seine Kirche werde „konsequent dafür eintreten, sie zu verteidigen und zu unterstützen“. Der Metropolit der Assyrischen Kirche des Irak, Mar Gewargis (Bagdad), sagte angesichts des Terrors gegen die Christen: „Der christlichen Gemeinschaft des Irak droht die Auslöschung.“ Der islamische Mufti von Moskau, Albir Krganov, plädierte dafür, die islamischen Gesetze so auszulegen, dass eine Ermordung von Priestern verboten sei. Die russischen Muslime rief er auf, Gewalttaten gegen Christen zu melden. P
DI E K LE I N E K A NZ E L
» Bereitet dem Herrn den Weg; denn siehe, der Herr kommt gewaltig! « Aus dem Buch des Propheten Jesaja 40,3.10
Pfarrer Karl Waldeck ist Direktor der Evangelischen Akademie Hofgeismar (Nordhessen).
Fotos: PR
Freut euch, denn Gott ist ganz nahe! „Gott ist nahe!“ In wenigen Tagen feiern wir Weihnachten: Jesus, der Heiland der Welt, wird im Stall zu Bethlehem geboren. Gott kommt! Diese Verheißung durchzieht die Bibel – im Alten wie im Neuen Testament: „Bereitet dem Herrn den Weg; denn siehe, der Herr kommt gewaltig.“ Vor 2.500 Jahren hat diese Hoffnungsbotschaft ein Prophet formuliert. Wir finden sie im zweiten Teil des Jesaja-Buchs. Der Prophet wollte damit dem Volk Israel Mut machen – in einer Situation scheinbarer Aussichtslosigkeit. Politische Niederlagen und Verschleppung in die Fremde liegen hinter den Angesprochenen. Dagegen setzt der Prophet die Hoffnung: Gott kommt! Und er wird den Menschen Zukunft geben: Freiheit, neues Leben, Rückkehr in die Heimat – auch im geistlichen Sinn. „Bereitet dem Herrn eine Bahn!“ Im Neuen Testament wird dieses Wort Johannes dem
ideaSpektrum 51/52.2011
Täufer zugeschrieben. Gott ist nahe – das kann nicht ohne Folgen bleiben: Es ist Zeit umzukehren, denn Gott kommt! Johannes wie Jesus konnten dies sagen – freilich mit unterschiedlichen Akzenten. Dass Gott „gewaltig“ kommt, ist für Johannes Verheißung und Drohung zugleich: Der Tag des Herrn, der Tag des Zorns ist nahe. Weihnachten erfahren wir: Gott kommt in einem Kind zur Welt. Schon als Kind will Gott uns nahe sein. Das ist gewaltig – doch dieses Wunder vollzieht sich gewaltlos. Bereits Jesu Geburt ist eine pure Botschaft der Freude. So bezeugt Gott seine Liebe, die er für uns Menschen hegt. Gott kommt – in menschlicher Gestalt. Durch sein Reden und Tun lässt Jesus den Gott sichtbar werden, der seine Geschöpfe bleibend liebt – trotz allen Leides, trotz aller Schuld. Jesus vermittelt Vertrauen, er schafft Zutrauen in die Güte Gottes, er weckt Freude in und an Gottes Welt. P
20
VOR BI LDE R 2011
Christen des Jahres 2011 VORBILDER Wer hat im Jahr 2011 überzeugend seinen christlichen Glauben gelebt? Es dürften viele sein! Die idea-Redaktion hat einige von ihnen ausgewählt und stellt sie in Kurzporträts vor.
Elisabeth Augstburger, Landrätin der Evangelischen Volkspartei (EVP) aus Liestal im Kanton Baselland, vertritt unbeirrt ihre christlichen Werte in der Öffentlichkeit - auch gegen Widerstände. Bekannt wurde sie durch ihren Protest Elisabeth Augstburger gegen die Erotikmesse «Extasia», die 2009 von Zürich nach Münchenstein bei Basel verlegt wurde. Augstburger reichte im Landrat eine entsprechende Interpellation ein und unterstützte die Petition «Nein zur Erotikmesse Extasia» der Evangelischen Allianz Basel. Doch die 50-Jährige beschränkt sich nicht auf politische Massnahmen. Sie scheut sich nicht vor dem direkten Kontakt. Vom «SonntagsBlick» wurde sie zu einem Gespräch mit einer Sexdarstellerin eingeladen. Dabei überraschte Augstburger die Journalisten durch ihren wertschätzenden Umgang mit ihrem Gegenüber. Mit der Evangelisationsplattform «Netzwerk Basel» stellte sie sich vor den Eingang der Messe, sprach mit den Besuchern und verteilte Herzen mit einem Bibelvers darin. Diese Offenheit und doch klare Positionierung macht sie zu einer beachteten Person in den Medien. Die „Basler Zeitung“ veröffentlichte im November ein grosses, durchaus anerkennendes Portrait. Sie falle durch ihr „überdurchschnittliches soziales Engagement auf“. Eine Parlamentskollegin bezeichnete sie als «das Gewissen des Landrats». Selbst dem Veranstalter der Erotikmesse war ihre Bereitschaft zum Dialog nicht entgangen. In diesem Jahr bekam sie eine Einladung von der „Extasia“, sogar einen Stand im Innenraum zu betreiben, was sie jedoch dankend ablehnte. Vom 25. bis 27. November öffnete die Messe wieder ihre Tore. Bis jetzt waren die Proteste noch nicht von Erfolg gekrönt. Entscheidend für Augstburger ist aber, für eine Sache zu kämpfen: »Wenn man immer wieder dran bleibt, dann hinterlässt das Spuren.“ Elisabeth Augstburger lebt ihren Glauben überzeugend in der Öffentlichkeit. Ein Regierungsrat hatte ihr einmal etwas Persönliches aus seinem Leben erzählt. Darauf erklärte sie ihm, für ihn zu beten. Immer wieder stellt sie fest: „Die Menschen sind berührt, wenn ich das sage.“ Doch sie stellt klar: „Ich bin nicht perfekt. Gott gibt mir, was ich für die Arbeit brauche.“ Christof Bauernfeind
Der Wirtschaftsvertreter des Jahres Da staunte nicht nur die Fachwelt: Zum zweiten Mal nacheinander wurde der Campus Sursee im Kanton Luzern nach einer breit angelegten Gästebefragung zum „beliebtesten Tagungszentrum der Schweiz“ ernannt. Der Campus Sursee ist nicht Willy Graf nur das Ausbildungszentrum des Schweizerischen Baumeisterverbandes, sondern auch eines der grössten Seminar- und Tagungszentren der Schweiz. Es zählt einen Konferenzsaal mit 500 Plätzen, 57 Seminar- und Gruppenräume, 340 Hotelzimmer und 102 Mitarbeiter. Die Auszeichnung ist wesentlich das Verdienst von Willy Graf (50), Leiter Hotellerie und Mitglied der Geschäftsleitung. Der ausgebildete Versicherungsfachmann, auf St. Chrischona nicht nur theologisch ausgebildet, sondern auch in die Gästebetreuung hineingewachsen, kam 2005 nach diversen Führungspositionen in der Gastronomie zum Campus Sursee. Hier setzte er das Konzept des attraktiven Tagungszentrums zielstrebig in die Tat um und förderte die Kundenfreundlichkeit und das Betriebsklima nach Kräften. „Wir nehmen jedes Feedback ernst“, betont der begeisterungsfähige Gastgeber. „Drei Tage nach der Verabschiedung rufen wir alle Gäste an und fragen sie, was wir noch besser machen könnten.“ Ohne Hemmungen bezeugt Graf in seinem Zentrum auch den christlichen Glauben. „Ich will authentisch sein“, bekräftigt er. Offen bekennt Graf auch, dass er die grosse Aufgabe nicht alleine lösen kann: „Ich habe gelernt, abzugeben. Ich sage Gott: ‚Herr, ich mache, was ich kann. Aber ich brauche deine Hilfe!’“ Seine Kraft für den Alltag holt sich der erfolgreiche Hotelfachmann nicht zuletzt im Gebet mit seiner Frau Valérie. Die Mitarbeiter wissen, dass er am Dienstag erst um 9 Uhr eintrifft. Zuvor hält er zusammen mit seiner Frau eine anderthalbstündige Gebetszeit. Andrea Vonlanthen
Die Märtyrer des Jahres Nichts anderes hatten sie im Sinn, als geschundenen Menschen zu helfen – und zahlten dafür mit ihrem Leben: Siegbert Stocker (69) aus Wilsdruff bei Dresden und Willi Ehret (59) aus Ditzingen-Heimerdingen bei Stuttgart. Am 5.
Fotos: PR
Die Politikerin des Jahres
ideaSpektrum xx.2010
VOR BI LDE R 2011
September wurden ihre Leichen nördlich der afghanischen Hauptstadt Kabul gefunden. Wa h r s c h e i n l i c h wurden sie Opfer eines Raubmordes. Siegbert Stocker, Willi Ehret Beide sahen sich von Christus beauftragt, „von ganzem Herzen den Ärmsten zu dienen“, so Stocker, der zur evangelischen Christus-Bruderschaft (Triefenstein bei Würzburg) gehörte und in Kabul Jugendliche zu Metallbauern ausbildete. Tief im christlichen Glauben verwurzelt war auch der Agrarwissenschaftler Ehret. Nach dem Besuch der Bibelschule Wiedenest ging er zunächst als Missionar nach Nigeria. Dann war er als Entwicklungshelfer für die staatliche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit in Malawi tätig. Seit 2008 leitete der Vater von drei Kindern ein Landwirtschaftsprogramm in Afghanistan. Wolfgang Polzer
Fotos: PR
Die Designerin des Jahres Die Bibel ist ein vielfach ausgezeichnetes Buch. In diesem Jahr bekam sie gleich mehrere Preise für ihr Design. Beim weltweit größten Festival für Kommunikation in Cannes (Frankreich) im Juni ging ein „Goldener Löwe“ an das Neue Testament der BaEva Jung sisbibel. Sie hatte sich gegen 1.400 eingereichte Arbeiten durchgesetzt. Nur einen Monat später folgte der nächste Preis: Der „Art Directors Club of Europe” (ADCE) zeichnete in Barcelona das Buchdesign der Basisbibel mit dem „ADCE Gold Star” aus. Zuvor hatte sie bereits vom „Art Directors Club für Deutschland” (ADC) zwei ADC-Nägel in Silber erhalten. Herausgegeben wurde die Basisbibel von der Deutschen Bibelgesellschaft. Gestaltet wurde sie von der Hamburger Designerin Eva Jung (43). Ihr Motto: „Bisher habe ich den Menschen verkauft, was sie nicht unbedingt brauchen, aber meinen haben zu müssen. Von nun an will ich auch das unters Volk bringen, was die Menschen brauchen, aber meinen nicht unbedingt haben zu müssen.“ Für die Basisbibel schuf sie fünf verschiedene Farbeinbände (purpur, grün, petrol, blau, orange). Den Titel ziert jeweils ein Kreuz, das das gesamte Buch umspannt und zugleich an eine Geschenkschleife erinnert – die Bibel als ein Geschenk des Himmels. Neben dem Design lieferte Jung auch die Werbeslogans für die Basisbibel, zum Beispiel „Lies mich. Lieb mich. Leb mich“. Zuvor hatte Eva Jung bereits die „Neue Genfer Übersetzung“ des Neuen Testaments gestaltet – im Stil eines Notizbuches mit Gummiband. Auch dafür wurde Jung mehrfach ausgezeichnet. Karsten Huhn
ideaSpektrum xx.2010
21
Die Ermutigerin des Jahres Seit zehn Jahren hat Irmgard Grunwald (50) aus Pulheim bei Köln eine schwere Krankheit: ALS – Amyotrophe Lateralskerose. Die Folge: Sie kann sich nicht bewegen und braucht sogar Hilfe beim Atmen. Doch von Selbstmitleid will sie nichts wissen: „Gott tut Irmgard Grunwald nichts Sinnloses“. Deshalb müsse sie nicht gegen die Krankheit ankämpfen: „Ich kann sie als Herausforderung annehmen und versuchen, diese Aufgabe, die Gott mir stellt, so gut wie möglich zu lösen.“ Sie braucht rund um die Uhr Hilfe. Und sie freut sich darüber, dass eine Pflegerin durch den Kontakt zu ihr Christin geworden ist. Dass sie eine tödliche Krankheit in sich trägt, ficht die fünffache Mutter nicht mehr an. Jedes Leben sei „grundsätzlich lebensgefährlich“. Sie will sich „schon jetzt optimal auf die Ewigkeit vorbereiten“. Dass sie noch sprechen, singen und schlucken kann, sieht sie als ein Wunder Gottes. Sie hat bereits „eine Fülle von Segen“ erlebt: „Das wiegt meine Krankheit tausendfach auf.“ Ihre Erfahrungen rund um die Krankheit hat die ausgebildete Übersetzerin mit Hilfe eines Sprachcomputers in drei Büchern beschrieben. Ihr letztes Werk heißt: „Dem Himmel entgegen – Helle Gedanken auf einem dunklen Weg“. Damit hat sie vielen anderen Kranken Mut gemacht. Klaus Rösler
Der Kindermissionar des Jahres Kinder lieben ihn und er liebt Kinder: Harry Voß (Gummersbach bei Köln). Weil sich der 42-Jährige als Religionspädagoge und Kinderreferent des Bibellesebundes (Marienheide bei Gummersbach) gut in Kinder hineinversetzen kann, konnte er die erfolgreichste Harry Voß christliche Kinderbuch-Reihe der letzten Jahre verfassen: „Der Schlunz“. Über 125.000 Bände der siebenteiligen Reihe wurden seit 2007 gekauft. Es geht um ein Findelkind, das sich selbst „Schlunz“ nennt, unter Gedächtnisverlust leidet – und das Leben der christlichen Familie „Schmidtsteiner“, die ihn aufnimmt, kräftig durcheinanderbringt. Mit einer kräftigen Portion Humor bringt Voß seinen kleinen und großen Lesern den christlichen Glauben nahe. Auch wenn der letzte Band der Erzählung längst erschienen ist, so ist der Vater von zwei Kindern doch weiter landauf, landab unterwegs, um aus den „Schlunz“-Büchern vorzulesen. Inzwischen gibt es den „Schlunz“ auch als Hörspiel, Film, Comic, Internetauftritt und Hausaufgabenheft. Reich wurde Voß als Erfolgsautor zwar nicht, denn er hat alle Bücher als Angestellter des Bibellesebundes verfasst. Doch er freut sich sehr, dass sein Schreibtalent dazu beigetragen hat, „dass sich Tausende von Kindern für den christlichen Glauben interessieren“. Klaus Rösler
22
IN T ERV IEW
Was bedeutet es, dass Gott Mensch wird? CHRISTFEST An Weihnachten feiert die Christenheit die Geburt Jesu Christi. Was bedeutet es, dass Gott als Kind zur Welt kommt? Hat sich die Weihnachtsgeschichte so ereignet, wie sie in der Bibel beschrieben wird? Und was hat Weihnachten mit der Schuldenkrise zu tun? Karsten Huhn sprach darüber mit Prof. Roland Deines, der in Nottingham (England) Neues Testament lehrt. idea: Herr Prof. Deines, Weihnachten wird von vielen bestritten. Ich fürchte, die Theologen haben das Christkind umgebracht. Roland Deines: Das ist eine harte Aussage! Ohne Theologen wüssten wir heute vom Christkind nichts. Sie haben über Jahrhunderte hinweg geholfen, dass Menschen im Christkind den Mensch gewordenen Gott und den Erlöser der Welt sehen können. Zugegeben: Seit der Aufklärung gab es einzelne wirkungsmächtige Theologen, die versuchten, dem Messiaskind den historischen Boden zu entziehen. Nur einzelne? „Von 100 Hochschultheologen in Deutschland halten vielleicht zwei die Weihnachtsgeschichte für wahr“, sagt der Heidelberger Neutestamentler Klaus Berger. Was ist „wahr“? Matthäus und Lukas erzählen die Weihnachtsgeschichte aus verschiedenen Perspektiven. Beide betonen dabei unterschiedliche theologische Aussagen, stimmen aber in den wesentlichen Aussagen überein. Die entscheidende Frage lautet dabei für mich: Kommt Gott in diesem Kind zur Welt – oder nicht? Und – kommt er? Natürlich! Woher nehmen Sie diese Gewissheit? Aus der Erfahrung des Glaubens der Kirche und aus den Erfahrungen, die ich selbst mit Gott gemacht habe. Ich verlasse mich also nicht allein auf meinen Glauben und meine Empfindungen beim Lesen der Bibel, sondern auf deren gesamte Wirkungsgeschich-
te. Die frohe Botschaft hat über Grenzen, Kulturen, Sprachen und Nationen hinweg Menschen verändert. Deshalb nähere ich mich als Wissenschaftler den Evangelien offen und erwartungsvoll. „Für den biblischen Glauben ist es wesentlich, dass er sich auf wirklich historisches Geschehen bezieht. Er erzählt nicht Geschichten als Symbole über geschichtliche Wahrheiten, sondern er gründet auf Geschichte, die sich auf dem Boden dieser Erde zugetragen hat“, schreibt Papst Benedikt XVI. im ersten Band seiner Jesus-Trilogie. Können Sie dem Papst folgen? Völlig! Diesen Satz würde ich gerne überall an den Theologischen Fakultäten in Stein gemeißelt sehen.
sucht. Sie beschreibt und erklärt etwas Einzigartiges, etwas bis dahin Ungeschehenes, Ungehörtes und Ungesehenes. Deshalb bestehen die größten Spannungen zwischen den Evangelien am Anfang und am Ende von Jesu Leben: bei seiner Geburt und bei seiner Kreuzigung und Auferstehung – also an den Stellen, wo das Eingreifen Gottes in den Ereignisablauf am stärksten ist. Dass diese Beschreibungen nicht völlig deckungsgleich sind, bedeutet nicht, dass die Ereignisse nicht geschehen sind – sondern, dass es schwer war, dieses überraschend neue Handeln Gottes so in Worte zu fassen, dass die Bedeutung dieses Geschehens erkannt werden konnte.
Sind die Evangelien nur ein Märchen?
„Sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln“
Folgt man der Mehrheit der zeitgenössischen deutschsprachigen Theologen, sind die Ereignisse der Weihnachtsgeschichte – angefangen bei der jungfräulichen Empfängnis über die Geburt in Bethlehem bis zur Flucht nach Ägypten – ungewiss bis sogar ausgeschlossen. Sie sind historisch ungewiss, weil es kaum außerbiblische Zeugnisse für diese Ereignisse gibt – es gibt eben kein Visum, das belegt, dass Josef und Maria nach Ägypten geflüchtet sind … … und kein ärztliches Attest über Marias Jungfräulichkeit. Folgen wir also nur einem zu Herzen gehenden Märchen? Nein, in der Bibel begegnen wir einer Erzählung, die göttliches Geschehen in menschliche Sprache zu fassen ver-
Sind die Evangelisten eher Romanautoren, die eine Geschichte erfanden und ausschmückten, oder Reporter, die tatsächliche Ereignisse recherchierten? Sie waren Evangelisten, das heißt: Sie versuchten, die Heilsgeschichte – die Geschichte Gottes mit seinem Volk – verständlich zu machen, so dass sich spätere Leser dieser Botschaft anvertrauen können. Sie lieferten nicht nur die nackten Fakten, sondern erklärten auch ihre Bedeutung. Faszinierend finde ich dabei, dass auf psychologisierende Details verzichtet wird. Es geht den Evangelisten also nicht darum, unsere menschliche Neugier zu befriedigen, etwa die Frage zu beantworten: Wie war Jesus als Kind? Auch die jungideaSpektrum 51/52.2011
T H E OLO GI E
23
fräuliche Empfängnis Marias wird nur angedeutet: „Die Kraft des Heiligen Geistes wird über dich kommen“ (Lukas 1,35). Punkt, aus! Keine Details! Genauso bei der Geburt: „Sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln“ (Lukas 2,7) – nichts über Schmerzen, Wehen oder Blut. Die Ereignisse werden in äußerster Zurückhaltung berichtet – nur was zum Verständnis wirklich nötig ist, steht in der Bibel. Hierin zeigt sich für mich der besondere Charakter dieser Texte – wenn Sie so wollen: ihre göttliche Inspiriertheit. Selbst dem Gesang der Engel wird nicht mehr gewährt als ein Zweizeiler, aber dieser ist inhaltlich so dicht, dass er einem bis heute Tränen in die Augen treibt: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens“ (Lukas 2,14).
Foto: Roland Deines
Wie weit geht Gott? Was bedeutet es, dass zu Weihnachten Gott Mensch wird? An Weihnachten verdichtet sich die Menschheitsgeschichte, wie es etwa der Dichter Jochen Klepper (1903– 1942) beschreibt: „Der sich den Erdkreis baute, der lässt den Sünder nicht / Wer hier dem Sohn vertraute, kommt dort aus dem Gericht.“ Gott, der Schöpfer – das ist der Ur-Anfang. Gott, der Richter – das ist das Ur-Ende. Dies sind die beiden Anker unserer Zeit, dazwischen ereignet sich Weihnachten: „Er lässt den Sünder nicht“ – in diesem Satz bündelt sich die alttestamentliche Erwartung, dass Gott sich seinem Volk zuwendet und dass ein Erlöser kommt, der alle Not wendet und den Frieden bringt. Weihnachten zeigt, wie weit Gott bereit ist zu gehen, um Gemeinschaft mit seinen Geschöpfen zu haben. „Wer hier dem Sohn vertraute“ – das ist die Geschichte Gottes mit den Menschen seit Jesu Wirken. Menschwerdung Gottes bedeutet: Gott ist ab sofort ein anderer – er ist bereit, sein eigenes Wesen aus Liebe zu den Menschen zu verändern. „Gottheit und Menschheit vereinen sich beide, Schöpfer, wie kommst du uns Menschen so nah“ – darüber sin-
ideaSpektrum 51/52.2011
Gott wurde Mensch: Ein Glasfenster des britischen Malers Edward Burne-Jones (1833–1898) in der St.-Philip-Kathedrale in Birmingham zeigt das schlafende Christkind. Auf der linken Seite kniet seine Mutter Maria, auf der rechten steht Josef, hinter ihm wachen drei Engel. Alle Gestalten blicken schweigend auf das schlafende Kind. Es ist, als würden sie den Atem anhalten ob des Außergewöhnlichen, das sich in ihrer Mitte befindet. Bevor der Jubel anhebt, steht das stille Staunen und Sprachloswerden angesichts dessen, was Gott hier tut.
gen, staunen und freuen wir uns an Weihnachten.
Kam Maria als Jungfrau zum Kind? Über die Vorstellung, dass Gott Mensch geworden sei, staunt sogar der atheistische Philosoph Herbert Schnädelbach. Er sagt: „Ich gestehe zu, dass der Gedanke der Menschwerdung Gottes das Tiefsinnigste ist, was das Christentum hervorgebracht hat. Dass Gott Mensch geworden sein soll, macht das Christentum im wahrsten Sinne des Wortes menschlich. Diese Idee ist in der Religionsgeschichte eine Revolution! Ein Gott, der zu den Menschen kommt – für die damaligen griechischen Philosophen war das ein Skandal, ein Irrsinn.“ Und dieser Irrsinn geht im Grunde genommen bis heute weiter! Die Menschwerdung Gottes widerspricht allen
Vorstellungen, die wir uns von Gott machen. Dass Gott auf seine Allmacht verzichtet und sich mit seinen Geschöpfen identifiziert, sich also mit ihnen gleichmacht, wie es tiefer und enger nicht geht – das ist bis heute die große Überraschung! Muss man auch daran glauben, dass Maria als Jungfrau zum Kind kam? Wenn wir den Gedanken, dass Gott in seinem Sohn Mensch wird, als historischen Vorgang ernstnehmen, kommen wir daran nicht vorbei. Wie soll ich mir sonst vorstellen, dass Gott in die Welt kommt? Im Alten Testament begegnet Gott beispielsweise dem Abraham als „Engel des Herrn“ – aber das ist keine Menschwerdung, sondern Gott verkleidet sich gewissermaßen. In der griechischen Mythologie haben die Götter dagegen Sex mit Frauen, O
IN T ERV IEW
und so entsteht ein Mischwesen – halb Gott, halb Mensch. Die Schwangerschaft durch den Heiligen Geist ist dagegen etwas völlig anderes! Sie ist kein sexueller Akt, sondern ein Schöpfungsvorgang Gottes, der sich in der Geschichte ereignet. Leider gibt es in der Theologie die Tendenz, diesen Gedanken als ein unser Verständnis von „historisch“ veränderndes Geschehen nicht ernst zu nehmen. Eine Theologie greift zu kurz, die sich darin bescheidet, das historisch Zugängliche so zu beschreiben, dass göttliches Wirken methodisch ausgeschlossen wird. Wer Jesus nur historisch als Wanderprediger und Sozialreformer beschreibt – aber nicht als den Mensch gewordenen Gottessohn –, zeichnet im Grunde einen Jesus, den es so nie gegeben hat. Eine theologische Betrachtung der Geschichte sollte sich signifikant unterscheiden von der eines Historikers, der die Geschichte ohne das Eingreifen Gottes beschreibt.
Das Eingangstor zum Glauben Für viele ist die Vorstellung einer Jungfrauengeburt eine Zumutung. Sagen wir es so: Die Jungfrauengeburt ist nicht das Eingangstor zum christlichen Glauben. Man kann auch ohne sie an Jesus glauben. Paulus legt in seinen Predigten den Schwerpunkt eindeutig auf Kreuz und Auferstehung. Andererseits: Die Auferstehung bedeutet, dass der Gottessohn zu seinem Vater zurückkehrt. Das fordert die Frage heraus: Woher kam dieser Gottessohn? Die Jungfrauengeburt drückt aus, dass es Gottes unverfügbare Gnade ist, dass Jesus in diese Welt gekommen ist. Es gibt von menschlicher Seite keine Möglichkeit, Gott in die Welt hineinzuzwingen!
„Rom“ hat hier eine klare Position … „Die Jungfräulichkeit Marias ist keine überholte mythologische Vorstellung, sondern grundlegend für das Leben Jesu. Er wurde von einer Frau geboren, hatte aber keinen menschlichen Vater. Jesus Christus ist ein von oben gestifteter neuer Anfang in der Welt … Obwohl die Kir-
che seit ihren ersten Zeiten wegen ihres Glaubens an die Jungfräulichkeit Marias verspottet wurde, hat sie immer geglaubt, dass es sich dabei um eine reale und nicht bloß symbolische Jungfräulichkeit handelt.“ Was halten Sie davon? Dem stimme ich zu – an der jungfräulichen Empfängnis ist unbedingt festzuhalten! Das Zitat stammt aus dem neuen katholischen Jugendkatechismus „Youcat“. Die katholische Kirche hat viele grundlegende Glaubensaussagen sehr klar formuliert und hält an ihnen fest. Auch ihre ethischen Positionen – wenn auch leider nicht immer ihre Praxis – sind meist sehr klar. Für diese Standfestigkeit bin ich dankbar!
… die EKD leider weniger Dann kann ich Ihnen noch das „Glaubens-ABC“ der EKD anbieten, wo es beim Stichwort „Jungfrauengeburt“ heißt: „Kann man an die Jungfrauengeburt glauben? Aus naturwissenschaftlicher Perspektive wohl kaum, doch geht es bei der biblischen Erzählung nicht um ein biologisches Wunder. Die Texte wollen etwas anderes aussagen: dass Jesus ohne menschliche Zeugung geboren wurde.“ Das ist die typische protestantische Trennung von Glaubenswelt und Wirklichkeit. Ich halte diese Aussage für wenig hilfreich. Gerade bei der Menschwerdung Gottes lässt sich diese Trennung nicht durchhalten. Wie soll ich die Jungfrauengeburt theologisch verstehen, wenn sie nicht zugleich auch ein biologisches Wunder ist?
eigentlich nur ein einfacher Wanderprediger gewesen wäre. Sie haben vielmehr im Rückblick entdeckt, was schon von Anfang an da war!
Persönliche Schuldenkrise gelöst „Siehe ich verkündige euch große Freude“, heißt es in der Weihnachtsgeschichte. Warum freuen Sie sich über Weihnachten? Weil mit Weihnachten meine ganz persönliche Schuldenrettung und die der ganzen Welt ihren Anfang genommen hat! Es gibt Wichtigeres als EuroKrise und Bankenrettung. Wir sehen ja derzeit in Europa, wie die Schulden den Staaten die Freiheit nehmen und die Politiker sich von einer Notkonstruktion in die nächste flüchten. Die politische Schuldenkrise ist aber gerade darum unlösbar, weil niemand die Schuld dafür auf sich nimmt – im doppelten Sinn: Niemand ist für das Fiasko der Staaten und Banken verantwortlich, und niemand will dafür bezahlen. Genauso verstricken wir Menschen uns in Schuld und versuchen, sie immer aufwendiger zu kaschieren. So wird auch das persönliche Leben immer unfreier. Weihnachten ist das Angebot Gottes, sich diesen Schulden zu stellen, weil ein wahrhaftiger „Retter“ gekommen ist. So wird unsere persönliche Schuldenkrise gelöst! Vielen Dank für das Gespräch. P
Wurde Jesus wirklich erst nachträglich zum Sohn Gottes? Eine von Theologen heute häufig vertretene Ansicht ist, dass Jesus erst nachträglich zum Gottessohn wurde – durch den Glauben seiner Anhänger. Das bereitet mir große Not! Sicher haben die Jünger erst nach Jesu Auferstehung richtig begriffen, in welch einzigartiger Weise Gott selbst ihnen im Messias Jesus begegnet ist. Das bedeutet aber nicht, dass die biblischen Autoren Jesus erst im Nachhinein zum Sohn Gottes gemacht haben, obwohl er
Roland Deines (50) studierte evangelische Theologie in Basel, Tübingen und Jerusalem. Seit 2006 lehrt er als Professor für Neues Testament an der Universität Nottingham (England). Deines ist verheiratet und Vater eines Sohnes.
Foto: privat
24
ideaSpektrum 51/52.2011
GL AU BE 2011
25
Zum Schluss nur Gutes … 2011 idea fragte Prominente, was sie an Positivem aus dem zurückliegenden Jahr mitnehmen. Politiker: Gebete helfen Es ist, als hätte dieses Jahr fast ein Jahrzehnt gedauert: so hektisch, so aufgeregt, so atemlos, so voll ist es gewesen. In diesem Jahr schien immer wieder alles auf dem Spiel zu stehen – und das ist manchmal Otto Fricke mehr, als man tragen kann. In den Momenten der Bewährung aber lernt man, was und wer einen wirklich trägt. Nie habe ich bislang für meine Arbeit mehr Kraft gebraucht – und doch erneut diese Kraft an manchem Abend und manchem Morgen im Gebet gefunden. Nie hatte ich eine größere Sehnsucht nach Hoffnung – und niemals zuvor hatte ich mehr Hoffnung erlebt. Daher schaue ich auf dieses Jahr voller Dankbarkeit zurück: Wie viel hätte schiefgehen können, und wie viel ist doch gutgegangen. Wir wurden vielfach bewahrt. Es geht Deutschland gut. Seit der Wende zum Beispiel waren nie weniger Menschen arbeitslos. Und bewahrt worden ist auch meine Familie – jeder Einzelne von uns, aber auch wir als Familie. Weihnachten heißt für mich dieses Jahr auch, in ihrem Kreis zu sein und hoffentlich an den Feiertagen ganz für sie da zu sein – und auf andere Dinge zu hören als auf das Telefon. Der evangelische Politiker Otto Fricke (Krefeld). Er ist Haushaltsexperte und Parlamentarischer Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion
Fotos: Hagen/idea/kairospress; Cacau/VfB Stuttgart; Übrige/PR
Rockstar: Die Wahrheit macht uns frei Wenn ich an das vergangene Jahr denke, bin ich Gott unendlich dankbar. Ich habe wunderbare neue Geschwister im Herrn kennengelernt; ich wurde zur Botschafterin der christlichen Arche-Schule in Berlin-Hellersdorf ernannt und zum Ehrenmitglied beim Contergan-Netzwerk. Nina Hagen Ich bin Gott dankbar, dass ich gleich nach meinem Gospelalbum „Personal Jesus“ eine neue, deutschsprachige CD produzieren durfte. Ich denke an und bete auch für die vielen Menschen, die im letzten Jahr in den Kriegsgebieten dieser Welt sterben mussten, verletzt wurden, ihre Liebsten verloren und zu Flüchtlingen und Staatenlosen wurden. Ich denke an die neugeborenen Babys im Irak, die mit schweren genetischen Schäden aufgrund der Kriegsführung mit abgereichertem Uranium geboren wurden. Ich denke an die vielen ausgebeuteten und missbrauchten Kinder in der Welt. Ich denke an die Fernsehfilme über Satanismus in Deutschland und die Tatsache, dass es immer noch geheime,
ideaSpektrum 51/52.2011
antichristliche, menschenfeindliche Netzwerke gibt. Ich denke an Gottes Versprechen, dass die Wahrheit uns befreien wird – und bin Gott dankbar dafür, dass ich dabei helfen darf, dass das Evangelium weiter weltweit verkündigt wird. Die Sängerin und Schauspielerin Nina Hagen (Berlin). Sie ließ sich 2009 von einem evangelisch-reformierten Pastor taufen.
Bischof: Jesus in Vorpommern Unglaublich bereichert hat mich in diesem Jahr unser „Ökumenischer Kirchentag in Vorpommern“ am 3. September. Wir haben Ökumene konfessionell und weltweit verstanden und sowohl mit Katholiken und Freikirchen als auch mit all unseren Partnerkirchen Hans-Jürgen aus Afrika, Amerika und Europa ein Abromeit Glaubensfest gefeiert unter dem Thema: „Voll das Leben. Freude in Fülle“. „Komm näher zu Jesus, dann wirst du dieses Leben und diese Freude erfahren“, predigte Bischof Bowles aus Südafrika. Es war eine große Glaubensstärkung in unserer sich entleerenden Region – in der die Christen sich häufig als ein kleines Häuflein fühlen –, mit 2.000 bis 3.000 Menschen diese Botschaft zu vernehmen. Der ganze Kirchentag zeigte: Mit vielen guten Ideen und hohem Engagement lebt die Gemeinde Jesu Christi bei uns hier in Vorpommern – über alle Konfessionsgrenzen hinweg. Gott lässt sich nicht unterkriegen! Der Bischof der Pommerschen Evangelischen Kirche, Hans-Jürgen Abromeit (Greifswald).
Fußballstar: Gott ist in meiner Nähe In der letzten Saison hatte ich lange Zeit körperliche Probleme. Die Leisten bereiteten mir große Schmerzen. Eigentlich hätte ich mich operieren lassen müssen, doch ich verschob die Operation, weil ich meinem Verein VfB Stuttgart in der abstiegsbedrohten Lage helCacau fen und das Team nicht im Stich lassen wollte. In dieser Zeit spürte ich eine besondere Nähe zu Gott. Er gab mir sehr viel Kraft, und so konnte ich diese schwierige Situation gut bewältigen. Gott ist immer in meiner Nähe, in guten wie in bösen Zeiten. Diese Wahrheit habe ich schon oft erlebt, und dafür bin ich Gott sehr, sehr dankbar. Der Stürmer vom Fußballverein VfB Stuttgart, Cacau. Er ist Mitglied einer internationalen Gemeinde in Stuttgart.
26
T H E OLO GI E
Warum ist Weihnachten wichtig? RELIGIONEN Wieso brauchen wir Weihnachten? Den zentralen Unterschied zwischen Juden, Christen und Muslimen erläutert anhand dieses Festes Armin D. Baum, Professor für Neues Testament an der Freien Theologischen Hochschule Gießen sowie Gastprofessor an der Evangelischen Theologischen Fakultät Löwen (Belgien).
Eine Welt ohne Weihnachten? Die Weihnachtsfragen, die der irische Schriftsteller und Literaturwissenschaftler C. S. Lewis (1898–1963) in seiner wunderbaren Erzählung „Die Chroniken von Narnia“ gestellt hat, sind mehr als Kinderfragen: Was fehlte uns ohne Weihnachten? Warum musste Jesus überhaupt als Mensch geboren werden? Wie genau unterscheidet das Weihnachtsfest uns Christen von den Anhängern anderer großer Religionen?
Für Muslime eine Gotteslästerung Die Juden glauben bekanntlich nicht an Gottes Sohn. Jesus war für sie „nur“ ein menschlicher Prophet Gottes. Auch der Koran sagt: Gott hat keinen Sohn und kann deshalb nicht der Vater Jesu sein. Von den Christen heißt es voller Empörung: „Sie sprechen: ‚Der Barmherzige hat sich ein Kind zugelegt.‘ Da habt ihr etwas Ungeheuerliches begangen … Es ziemt sich für den Barmherzigen nicht, sich ein Kind zuzulegen“ (Sure 19,88–92). Aus muslimischer Sicht ist der christliche Glaube an Jesus als Gottessohn eine Gotteslästerung. Im Islam gilt Jesus „nur“ als einer der bedeutendsten Wundertäter und Propheten. Aber er wurde von Mohammed überboten, „dem Siegel der Propheten“ (Sure 33,41), dem letzten und wichtigsten Boten Gottes. C. S. Lewis hat festgestellt, dass die muslimischen Aussagen über Jesus aus christlicher Sicht eine Irrlehre sind. Das ist zwar hart – aber theologisch völlig korrekt!
Warum muss Jesus unbedingt Gottes Sohn sein? Aber, so kann man fragen, was macht es eigentlich für einen Unterschied, ob Gott uns durch menschliche Boten oder durch seinen Sohn begegnet? Was fehlt denn demjenigen, der bestreitet, dass Jesus Gottes Sohn ist? Warum reicht es nicht aus, sich an Mose und andere Propheten zu halten? Auf diese Fragen hat der Evangelist Johannes eine markante Antwort gegeben: „Durch Mose wurde das Gesetz
gegeben, aber die Gnade und die Wahrheit sind durch Jesus Christus gekommen“ (Johannes 1,16–17). Selbstverständlich war die Gnade Gottes auch schon im „alten Bund“ Gottes mit Israel sichtbar. Das Volk Gottes wusste schon immer, dass Gott „barmherzig und gnädig, langsam zum Zorn und reich an Gnade und Treue“ ist (2. Mose 34,6). Aber in den Schriften des Alten Testaments ist Gottes Gnade teilweise verhüllt. Sie ist noch nicht zum vollen Durchbruch gelangt. Erst der Sohn Gottes brachte Gnade im Überfluss. Durch ihn wurde aus einem schmalen Gnaden-Rinnsal ein breiter, mächtiger Strom.
Der Unterschied zwischen Altem und Neuem Testament Der Gegensatz zwischen dem Gesetz des Mose und dem weihnachtlichen Durchbruch der Gnade Gottes wird in der Geschichte von Jesus und der Ehebrecherin besonders gut sichtbar. Das Gesetz des Mose kannte für Ehebrecher keine Schonung. Auf Ehebruch stand die Todesstrafe. Mit diesem Argument brachten die jüdischen Vertreter des Gesetzes eine Frau zu Jesus, die auf frischer Tat beim Fremdgehen ertappt worden war. Jesus ist aber nicht gekommen, um das Todesurteil des Gesetzes zu bestätigen – oder gar zu vollziehen –, sondern: Er ist Mensch geworden, um denen, die unter dem Gesetz des Mose keine Überlebenschance haben, Vergebung und Straffreiheit anzubieten. Darum lässt er die Frau gehen. Die Gnade überbietet das Gesetz.
Wir brauchen eine völlig weiße Weste Ein anderer Versuch, Verstöße gegen das Gesetz Gottes wiedergutzumachen, verwendet eine Waage, auf der die guten und bösen Taten gegeneinander aufgewogen werden. Diese Vorstellung gibt es nicht nur im nachbiblischen Judentum und im Islam, sondern auch im modernen Volksglauben: „In den Himmel“ komme, wer im Endgericht mehr gute als böse Taten vorzuweisen habe. Aber die Waage ist keine Lösung. Denn damit wird das Problem der Sünde in unzulässiger Weise verharmlost. Niemand kann vor Gott seine bösen Taten durch seine guten Taten aufwiegen! Gottes Anspruch ist viel radikaler. Er fordert nicht einfach einen Überhang an guten Taten, sondern eine völlig weiße Weste. Weiße Westen gibt es aber nur aus Gnade, niemals aufgrund von Taten. Und diese Gnade hat nicht der große Gottesmann Mose gebracht –
Foto: privat
Als sich Edmund, Peter, Suse und Lucy durch die Wintermäntel im Kleiderschrank des Professors hindurchgearbeitet haben, geraten sie in eine eigenartige Welt: Der Kleiderschrank bildet die Tür zu dem geheimnisvollen Land Narnia, das von einer bösen Schneekönigin regiert wird. In Narnia ist es immer Winter – und niemals Weihnachten.
ideaSpektrum 51/52.2011
T H E OLO GI E
27
Jüdische Klagemauer (rechts) und islamischer Felsendom (goldene Kuppel) in Jerusalem. Beide Religionen erkennen Jesus nicht als Sohn Gottes an. In Bauinschriften an der Innen- und Außenseite des Felsendoms wird mit Koranversen die Gottessohnschaft Jesu Christi bestritten.
und auch kein anderer Bote Gottes –, sondern erst und ausschließlich Jesus, der einmalige Sohn Gottes.
Gott zeigt sein Gesicht Wie erklärt sich diese einzigartige Bedeutung Jesu? Sie ist die Folge der unvergleichlichen Nähe des Sohnes zu seinem Vater: „Kein Mensch hat jemals Gott gesehen. Nur der einzige Sohn, der im Schoß des Vaters ist, der in einzigartiger Weise mit dem Vater verbunden ist, der hat ihn uns offenbart“ (Johannes 1,18). Dass niemand jemals Gott gesehen hat – nicht einmal Mose –, sagt schon das Alte Testament. Als Mose Gottes Herrlichkeit sehen wollte, wurde ihm das verweigert. Aber er durfte sich in eine Felsenhöhle stellen, über die Gott, während er vorüberzog, schützend seine Hand breitete: „Dann werde ich meine Hand wegnehmen, und du wirst mich von hinten sehen; aber mein Angesicht darf nicht gesehen werden“ (2. Mose 33,23). Mose durfte Gott also nur „von hinten“ sehen. Damit sind die Grenzen der alttestamentlichen Gotteserkenntnis klar umrissen.
Kehren wir in Europa wieder zurück zum Heidentum? Und heute? Das nachchristliche Europa nähert sich wieder der Situation des griechischen Denkers Simonides an! Soweit es den Inhalt von Weihnachten und damit den Sohn Gottes verloren hat, steht es in der Gotteserkenntnis wieder nahe am Nullpunkt. Und wer Gott nicht mehr kennt, verliert auch das Wissen von seiner unerschöpflichen Gnade.
Wo das Christentum überlegen ist
Der unaufgebbare „Markenkern“ des Christentums
Im Vergleich zu Mose hat Jesus das Wesen Gottes viel umfassender offenbart – weil er als Sohn dem Vater unvergleichlich viel nähersteht. Die Worte und Taten Jesu stellen eine Offenbarung des Vaters dar, die die alttestamentliche Gottesoffenbarung weit übertrifft. Darum ist das Christentum seinem Anspruch nach nicht nur dem Islam, sondern auch dem Judentum weit überlegen: Zu Weihnachten zeigt Gott sein Gesicht – in seinem Sohn. In der alttestamentlichen Zeit gleicht Gott einem Mann, der per Brief mit einer Frau in Kontakt tritt. Weihnachten bedeutet: Jetzt trifft er sie persönlich in einem Café. Anders ausgedrückt: Im Alten Testament verhält sich Gott wie ein geheimnisvoller Prominenter, der nie in der Öffentlichkeit auftritt, sondern lediglich einigen ausgewählten Journalisten schriftliche oder telefonische Interviews gibt. Zu Weihnachten zeigt sich der Prominente zum ersten Mal in der Öffentlichkeit.
Es gibt manches, was das Christentum mit dem Judentum, dem Islam und selbst mit den großen heidnischen Denkern der Antike verbindet. Aber Weihnachten unterscheidet uns Christen radikal von den Anhängern aller anderen Religionen und Weltanschauungen. Denn zu Weihnachten betritt Gott in seinem Sohn selbst die Bühne der Weltgeschichte. Darin besteht der Markenkern des Christentums. Allen anderen Religionen und Weltanschauungen fehlt das aus christlicher Sicht Entscheidende: der einzigartige Sohn Gottes und die unerschöpfliche göttliche Gnade.
Die Not der Heiden: Wenn man nichts von Gott weiß Foto: dpa
ten die heidnische Gotteserkenntnis übertroffen, die ganz ohne göttliche Offenbarung auskommen musste. Im 5. Jahrhundert vor Christus lud der Tyrann Hieron I. von Syrakus den Dichter Simonides nach Sizilien ein. Hieron legte ihm die Frage vor, wie Gott sei. Simonides erbat sich einen Tag Bedenkzeit. Als der Herrscher am nächsten Tag seine Frage wiederholte, erbat sich Simonides zwei Tage Bedenkzeit. Bei den nächsten Treffen verdoppelte der Dichter die Zeitspanne immer weiter. Nach dem Grund für dieses eigenartige Verhalten befragt, antwortete Simonides: „Je länger ich über diese Frage nachdenke, desto dunkler erscheint sie mir“ (Cicero, Über das Wesen der Götter I 60).
Noch weit mehr als die jüdische Gotteserkenntnis – die sich immerhin auf die von Mose und den Propheten geführten „Interviews“ stützen konnte – wird zu Weihnach-
ideaSpektrum 51/52.2011
Wir dürfen dem Konflikt nicht ausweichen Darum halten sich das Christentum, der Islam und der moderne Säkularismus gegenseitig für Irrlehren – sowohl was die Rolle Jesu Christi (Christologie) als auch den Weg zum Heil (Soteriologie) anbelangt. Aus diesem Grund möchten Christen die Andersdenkenden dazu bekehren, an Weihnachten zu glauben – und die Skeptiker fordern uns auf, diesen „falschen“ Glauben endlich fallenzulassen. Diesen Konflikt müssen wir in gegenseitiger Achtung austragen. Aber wir können und dürfen ihm nicht ausweichen. P
28
C H R I ST & LE BE N
Adelheid Süßenguth (geb. von Zastrow)
Heinrich Himmler
Hans von Zastrow
Mit 18 schaffte es Adelheid von Zastrow 1944, bei Reichsinnenminister Himmler die Haftentlassung ihres Vaters Hans von Zastrow zu erwirken.
Sie schaffte es bis zu Himmler WIDERSTAND Zu Weihnachten werden häufig Biografien von Prominenten verschenkt. Dabei gibt es viele, leider noch unbekannte Christen, die etwa in den zwei deutschen Diktaturen des letzten Jahrhunderts Erfahrungen mit Gott gemacht haben und die andere ermutigen könnten – wenn ihre Lebensgeschichten denn veröffentlicht würden. Ein Beitrag von Helmut Matthies.
„Ein Christ muss gegen das Hitlerregime sein“ Weil er das Hitlerregime ablehnte – „ein Christ muss dagegen sein“, sagte er –, wurde schon 1934 sein großes Gut enteignet. Er konnte sich zwar ein Stück Land zurückkaufen, die Familie musste aber nun von 100 Reichsmark im Monat leben. Weil das Schulgeld fehlte, konnte Tochter Adelheid erst verspätet – 1938 – zur Oberschule nach Köslin gehen. Im gleichen Jahr wurde die Zwölfjährige aus dem Jungmädchenbund ausgeschlossen, weil sie am Sonntag den Gottesdienst besuchte und sich zur Bekennenden Kirche hielt. Ihr drohte der Ausschluss aus der Schule. Deshalb wechselte sie mit 15 Jahren zur Oberschule nach Thüringen: erst nach Eisenach, dann nach Weimar.
„Anziehen und mitkommen!“ Ein großer Einschnitt in ihrem Leben kam nach ihrem Abitur 1944, als sie sich gerade in der Heimat aufhielt. Adelheid von Zastrow: „Es war am 21. Juli. Um 3.30 Uhr morgens klingelte es. Die Gestapo stand vor der Tür. Meinen Vater brüllten sie nur an: ‚Anziehen und mitkommen!‘” Was die Familie nicht wusste: Am Tag zuvor war im Führerhauptquartier in der ostpreußischen Wolfsschanze auf Adolf Hitler ein Attentat verübt worden. Der Kreis der Attentäter um den Offizier Claus Schenk Graf von Stauffenberg bestand vor allem aus Christen – zumeist konservative Adelige. Eine Welle der Verfolgung setzte ein. Es gab über 110 Todesurteile. Auch Hans von Zastrow wurde verhaftet, weil man glaubte, er sei in das Attentat verwickelt gewesen. Doch das stimmte nicht, auch wenn er als klarer Gegner Hitlers bekannt war und Kontakt zu Dietrich Bonhoeffer hatte, der in der Nähe der pommerschen Hauptstadt Stettin das Predigerseminar der Bekennenden Kirche leitete und später hingerichtet wurde. Man nannte von Zastrow weder den Grund für seine Verhaftung, noch gab es eine Verhandlung. Seine Tochter Adelheid erfuhr erst nach vielen Nachforschungen, dass er sich in Neustettin in Einzelhaft befand. Sie hatte sich mittlerweile freiwillig beim Roten Kreuz gemeldet, um in Lazaretten in Pommern verwundeten und sterbenden Soldaten zu helfen.
Heinrich Himmler war „der gefürchtetste Mann“ Nun aber nahm sie sich unmöglich Erscheinendes vor: Sie wollte unbedingt die Entlassung ihres Vaters bewirken. Dazu quartierte sie sich bei Verwandten in Berlin ein. Doch niemand konnte ihr sagen, wer eigentlich für die Verhaf-
Fotos: Himmler/dpa; Übrige/privat
Berlin liegt heute am östlichen Rand Deutschlands. Doch es gab eine lange Zeit, da bildete die Metropole fast die Mitte – nämlich vor 1945, als es noch das Deutsche Reich gab. Durch die nationalsozialistische Schreckensherrschaft ging ein Viertel verloren. 14 Millionen Deutsche verloren ihre Heimat. Eine von ihnen ist Adelheid Süßenguth, geborene von Zastrow. 1926 wurde sie in Naseband im pommerschen Kreis Neustettin geboren. Sie wuchs in einem kleinen Schloss auf, denn ihr Vater war ein angesehener Gutsbesitzer. Als Patron der örtlichen Kirche engagierte er sich für „seine“ Gemeinde. In Pommern gab es mehr Widerstand gegen die Nationalsozialisten als in vielen anderen Teilen des Reiches. Wenn der Dorfpfarrer für Stunden oder Tage von Nationalsozialisten eingesperrt wurde, damit er nicht predigen konnte, dann sprang Hans von Zastrow ein, spielte die Orgel und hielt Lesegottesdienste.
ideaSpektrum 51/52.2011
C H R I ST & LE BE N
29
Ostsee
Naseband Nosibądy Stettin Szczecin
Oder
DEUTSCHLAND
Köslin Koszalin
BERLIN HAUPTSTADT
Neustettin Szczecinek
POL PPO O L EEN Grenze der Provinz Pommern bis 1945
Das Schloss derer von Zastrow in Naseband heute mit Adelheid Süßenguth (geb. von Zastrow) und ihrer Tochter Cornelia sowie (Mitte) bis 1945.
tung ihres Vaters verantwortlich war. Schließlich nahm sie an: Das kann eigentlich nur Reichsinnenminister Heinrich Himmler sein. Doch wie sollte sie in Berlin, wo es nach dem Attentat von Gestapo-Leuten und Polizei nur so wimmelte, überhaupt über die Schwelle des Ministeriums kommen können, geschweige denn in die Nähe Himmlers, der als der „gefürchtetste und neben Hitler mächtigste Mann im nationalsozialistischen Staat“ galt (so „Der Spiegel“). Ihr halfen – wie sie betont – viel Gebet, die Rot-Kreuz-Uniform und eifriges Heil-Hitler-Grüßen. Und tatsächlich geschah nach vielen gescheiterten Versuchen das schier Undenkbare: Sie überwand alle Sicherheitsstufen, sämtliche Wachen wie Kontrollen und stand plötzlich vor dem Mann, der einmal Nachfolger Hitlers werden sollte. Der Gegensatz konnte kaum größer sein: Hier der Mann, der für die Verbrechen der SS unmittelbar verantwortlich war, da die nur 160 Zentimeter große Krankenschwester aus dem fernen Pommern. Ihr einziger Gedanke in diesem Moment war: Wird er mich völlig fremde, unbedeutende Person nicht sofort rausschmeißen? Doch Himmler hörte sich nicht nur die Bitte um Freilassung ihres Vaters an, sondern reagierte auch mit den Worten: „Ich kümmere mich darum!“ Nun trieb es Adelheid von Zastrow noch mehr auf die Spitze: Sie bat um eine schriftliche Bestätigung. Und: Sie bekam sie am nächsten Tag! Mit ihr reiste sie sofort nach Neustettin und nahm ihren durch die Einzelhaft nervlich angeschlagenen Vater am 14. November 1944 glücklich mit nach Hause.
Fotos: privat
Sowjets und Polen 1945: Saufen und Vergewaltigungen Der Krieg ging schrecklich zu Ende. In Pommern übten mal Sowjets, mal Polen die Macht aus. Frau von Zastrow: „Viele führten ein wildes Leben mit Saufen und Vergewaltigungen.“ Schließlich erteilten die Polen den Befehl: Alle Deutschen östlich von Oder und Neiße müssen raus! Auch aus der pommerschen Hauptstadt Stettin – obwohl sie westlich der Oder liegt und die Siegermächte in Potsdam beschlossen hatten, nur alles, was östlich liegt, sollte von Polen verwaltet werden. Aber nach Rechtmäßigkeiten fragte damals niemand, die Metropole Stettin wurde einfach besetzt. In Viehwaggons wurden zahllose Deutsche wegtransportiert. Doch alle waren trotz des Leides dankbar,
ideaSpektrum 51/52.2011
ging es doch Richtung Westen. Wer nach Osten kam, verschwand oft auf Nimmerwiedersehen in Sibirien.
KZ Bergen-Belsen: Tod nach der Befreiung Adelheid von Zastrow kümmerte sich aufopferungsvoll so lange um die verwundeten Soldaten in Pommern, bis es die Sowjets unmöglich machten. Mit ihrem Stabsarzt und einigen Schwestern verschlug es sie dann nach Hamburg. Das dortige Gesundheitsamt beorderte sie in das gerade von Engländern befreite KZ Bergen-Belsen bei Celle in der Lüneburger Heide. Ihr traten Elendsgestalten entgegen, die sie mit dem Ruf empfingen: „Ihr deutschen Schweine!“ Sie hätten sie am liebsten umgebracht. Adelheid von Zastrow: „Sie konnten ja nicht wissen, dass wir Schwestern mit dem Naziregime nicht paktiert hatten.“ Die Engländer reagierten auf die fast Verhungerten menschlich verständlich, aber medizinisch völlig falsch. Von Zastrow: „Sie kochten fetten Eintopf. Wir deutschen Schwestern versuchten vergeblich, sie davon abzubringen, denn wir wussten als medizinisch geschultes Personal, was mit ihnen passieren würde: Sie bekamen furchtbaren Durchfall, schafften es nicht einmal zu den Toiletten. Sie starben – aufgrund der Uneinsichtigkeit der Engländer.“
Mein größtes Glaubenswunder Nach einem halben Jahr konnte Adelheid von Zastrow ihre Entlassung erwirken und kam nach Hamburg. Da ihr Vater nach der Ausweisung durch die Polen völlig mittellos war, konnte sie nicht – wie sie immer gewünscht hatte – Medizin studieren, sondern musste als Krankenschwester Geld verdienen. In der Evangelischen Studentengemeinde in Hamburg lernte sie später ihren Mann – Walther Süßenguth – kennen. Sie wurden Eltern dreier Kinder und konnten bis zum Tod des Mannes 2001 eine glückliche Ehe führen. Inzwischen lebt die 85-Jährige bei einer Tochter und dem Schwiegersohn in Hamburg. Sie ist geistig und geistlich sehr rege. Das Fazit ihres Lebens fasst sie so zusammen: „Ich habe immer erfahren, dass das Einzige, was sicher und fest war, Gott ist. Ihn kann keine Diktatur einsperren.“ Und ihr größtes Glaubenswunder: „Dass ich zu Himmler durchkam, um meinen unschuldigen Vater zu retten.“ P
net : :
:
F O R U M F Ü R J U N G E C H R I S T EN
Was ich mir für das neue Jahr vornehme VORSÄTZE Fast jeder Vierte unter 30 Jahren möchte 2012 mit dem Rauchen aufhören, ergab eine aktuelle Forsa-Umfrage. Und was gibt es sonst noch für Vorsätze? Wir haben fünf junge Christen gefragt. Einsatz für verfolgte Christen
Mein Hauptziel als Fußballer für das kommende Jahr ist, mit Holstein Kiel die Meisterschaft der Regionalliga Nord zu gewinnen. Die Konkurrenz ist zwar stark, dennoch haben wir das Potenzial, am Ende ganz oben zu stehen. Ich möchte jeden Tag hart an meinen sportlichen Schwächen arbeiten, um reifer zu werden. Momentan bin ich nur Torwart Nummer 2 im Verein. Diese Situation soll sich schnellstmöglich ändern. Und – auch wenn das kein „richtiger“ Vorsatz ist: Mein wichtigster, den Sport betreffender Wunsch für 2012 ist, unverletzt zu bleiben. Gesundheit ist das größte Geschenk, doch sie liegt in Gottes Hand. Zudem möchte ich, solange ich hier im hohen Norden unter Vertrag stehe, den bereits guten Umgang mit meinen Mitmenschen vertiefen. Als Schwabe brauchte ich, als ich im Sommer zu Holstein Kiel wechselte, erst mal eine gewisse Zeit, um mich hier richtig einzuleben. Inzwischen schnuppere ich hier auch schon in eine Gemeinde und einen Hauskreis hinein. Das ist im nächsten Jahr noch ausbaufähig. Daniel Strähle (20) ist Torwart bei Holstein Kiel, dem Zweitplatzierten der FußballRegionalliga Nord.
Für Millionen von Menschen in vielen Teilen der Welt blieb ein Leben in Frieden und persönlicher Freiheit leider auch im Jahr 2011 nur ein frommer Wunsch. Viele unserer christlichen Brüder und Schwestern sind Verfolgungen ausgesetzt, in vielen Ländern sind Unterdrückung und Gewalt durch despotische Regime traurige Realität. Für jeden Christen müssen die Durchsetzung von Menschenrechten weltweit und ein friedliches Zusammenleben auf unserer Erde fundamentale Anliegen sein. Im kommenden Jahr möchte ich deshalb weiterhin für die Einhaltung von Menschenrechten und Frieden kämpfen. Philipp Mißfelder (32, Berlin) ist Bundestagsabgeordneter und Bundesvorsitzender der Jungen Union Deutschlands.
B e su cht uns au ch au f
Ich werde wieder Mutter! Ich freue mich auf 2012, da ich in diesem Jahr mein zweites Kind erwarte – ein Geschenk, das mir die Übernatürlichkeit Gottes greifbar macht! Dafür bin ich sehr dankbar. Es ist für mich das größte Glück auf Erden, eine Familie zu haben und an Gottes Reich mitzubauen. Ich bin gespannt, was er in und um Köln durch den überkonfessionellen „BASE Jugendgottesdienst“ bewegen wird, an dem mein Mann Thomas
fa ce book .com/idealis te n
Enns und ich mitwirken. Denn ab Februar haben wir die Möglichkeit, in der „Essigfabrik“ Gottesdienst zu feiern, die rund 1.200 Menschen fasst. Mit meinen Gaben möchte ich Gott ehren und ihn über den Städten unseres Landes hoch erhoben sehen. Florence Joy Enns (25) ist Sängerin und Mutter. 2004 gewann die Kölnerin die SAT.1Talentsendung „StarSearch“.
Predigen, um Menschen für Gott zu begeistern Ich möchte mich im Jahr 2012 weiter für eine weltzugewandte und tolerante evangelische Kirche einsetzen, die auf die Menschen außerhalb der Kirchenpforten mit offenen Armen zugeht und keinen ausgrenzt – auch keine Homosexuellen, wie das an manchen Orten leider geschieht. Andere sollen sehen, dass Menschen, die zu Jesus gehören, aufgeschlossen, witzig, fröhlich, authentisch und tolerant sein können. Das muss natürlich bei mir selbst anfangen. Außerdem möchte ich im kommenden Jahr wieder – so oft es mir möglich ist – predigen, um Menschen für Gott zu begeistern. Tim Dornblüth (20) studiert evangelische Theologie in Halle (Saale). Er hat 2011 den Jugend-Predigtpreis der EKD gewonnen.
Ko s te n l o s i m A p p -Sto r e e r h ä l t l i c h:
i deal i sten .n et-A pp
Fotos: FloKu - photocase.com; Übrige/PR
Ich will Nummer 1 werden
N AC H R IC H T E N
l
idea Fernseh- und Hörfunk-Tipps
31
24. Dezember – 6. Januar
FE R NSE H E N Heiligabend, 24. Dezember
Christfest, 25. Dezember
Montag, 26. Dezember
Altjahrabend, 31. Dezember
Neujahr, 1. Januar 2012
16.00–16.45 Evangelische Christvesper
10.00–11.00 Ev.-ref. Weihnachts-Gottesdienst aus Saint-Imier
10.00–11.00 Giganten der Gotik – Sens, Chartres, Lausanne: Wie die Kathedralen in den Himmel wuchsen
12.00–13.00 Stunde des Höchsten: Gottesdienst aus Wilhelmsdorf
10.00–11.00 Sternstunde Religion
16.45–18.00 D'Zäller Wienacht – Ein Krippenspiel von Paul Burkhard 22.15–23.00 Evangelische Christvesper 22.35–23.15 Christmas in Vienna 2011
11.00–11.30 ERF 1 Gottesdienstliche Feier mit Burkhard Weber 17.45–18.15 SF info Fenster zum Sonntag: Weihnachten, wir feiern
20.15–22.45 Johann Sebastian Bach: Weihnachtsoratorium aus der Leipziger Nikolaikirche
16.00–16.45 Ökumenische Vesper 17.00–17.30 ERF 1 Der Schlunz (7): „Verräter auf der Burg“ • Sonntag, 1. 1., 17 Uhr: „Alles für die Katz“
10.15–13.45 Neujahrsgottesdienst aus der Dresdner Frauenkirche, danach Neujahrs-Konzert 17.45–18.15 SF info Fenster zum Sonntag: Der Schauspieler Eric Wehrlin
HÖRFUNK Heiligabend, 24. Dezember Christfest, 25. Dezember 17.05–18.00 Ev. Christvesper aus dem Bundeswehr-Camp Marmal in Afghanistan 18.00–19.00 ERF plus Christvesper mit Rainer Dick 22.00–23.00 Evangelische Christmette aus Schloss Solitude
8.30–9.00 Optimistischer Jahresrückblick 9.45–10.00 Ev.-ref. Predigt: Henriette Meyer-Patzelt, Richterswil 10.00–11.00 ERF plus Gottesdienstliche Feier 20.03–22.00 Weihnachtskonzert
Montag, 26. Dezember 7.30–8.00 Evangelische Morgenfeier mit Kirchenpräsident Volker Jung 10.00–11.00 Ev. Gottesdienst: Erlöserkirche Rosenheim (auch: BR1) 13.30–14.00 Seit 500 Jahren: Weihnachten im evangelischen Pfarrhaus
Donnerstag, 29. Dezember Neujahr, 1. Januar 2012 20.00–21.00 ERF plus Horst Marquardt & Konrad Straub, Pastor der Langensteinbacher Höhe Altjahrabend, 31. Dezember 18.00–19.00 ERF plus Gottesdienstliche Feier zum Altjahrabend mit Superintendent i. R. Rainer Kunick
10.00–11.00 Ev. Gottesdienst aus Lübbecke (auch NWR, NDR) 10.35–11.00 i Bischof Bi h f Ev. Morgenfeier mit Heinrich Bedford-Strohm 11.00–12.00 ERF plus Gottesdienstliche Feier mit Ernst Günter Wenzler
Wer reagieren möchte, kann dies unter folgenden Rufnummern tun: ARD: 089/5900-3344 | Bibel.TV: 040/4450660 | Das Vierte: 0180/5843783 Deutschlandfunk und Deutschlandradio: 0221/345-1831 | DRS 2: (0)848/808080 | ERF: 06441/957-0 | HR (TV): 069/1555111 | Kabel 1: 0180/5011150 KiKa: 0180/2151514 | Luth. Stunde: 04264/2436 | MDR: 0341/300-5401 | NDR: 0511/988-2393 | Phoenix: 0180/28213 | RBB: 030/97993-2171 SF 2: (0)62/2059050 | SR 2: (0)681/6022222 | SWR: 07221/929-0 | WDR (Radio): 0221/5678-333 | WDR (TV): 0221/5678888 | ZDF: 06131/7012164
Ja, auch ich abonniere idea Spektrum Impuls-Abo 12 Ausgaben für nur Fr. 25.– Jahres-Abo für Fr. 2.96 pro Ausgabe oder Fr. 145.– pro Jahr Halbjahres-Abo für Fr. 3.01 pro Ausgabe oder Fr. 77.– pro Jahr Geschenk-Abo für Fr. 2.96 pro Ausgabe oder Fr. 145.– pro Jahr Abo 66 für Rentner nur Fr. 2.39 pro Ausgabe oder Fr. 117.– pro Jahr Studenten-Abo für nur Fr. 1.48 pro Ausgabe oder Fr. 72.50 pro Jahr (Alle Preise inkl. Portokosten. Das Abonnement ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar.)
Adresse für Geschenk-Abo Name Vorname Adresse PLZ/Ort Telefon E-Mail
Mein Abo / Meine Adresse (Rechnungsadresse) Name
Papi weiss einfach mehr. Er liest idea Spektrum.
Vorname Adresse PLZ/Ort Telefon E-Mail
ideaSpektrum 51/52.2011
Einsenden an: Jordi AG - das Medienhaus, Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp Telefon 031 818 01 20, Fax 031 819 38 54, E-Mail: abo@ideaschweiz.ch
PORTRÄT
„Das alles wäre nicht auszuhalten ohne Gott“ „WETTEN, DASS …?“ Kein Unfall hat in den letzten 12 Monaten die Öffentlichkeit im deutschsprachigen Europa so sehr beschäftigt wie der Sturz von Samuel Koch in der ZDF-Sendung.
Was nur wenige wissen Was diese Kritiker nicht wissen können: Samuel Koch ist kein Abenteurer. Er ist bekennender Christ, engagiert in seiner evangelischen Kirchengemeinde Wintersweiler, einem kleinen Dorf bei Lörrach an der deutsch-schweizerischen Grenze. Für ihn ist der Hauptbeweggrund für den Fernsehauftritt, vor Millionen Zuschauern von Gott Zeugnis geben zu können. Und: Er ist als mehrfach preisgekrönter Kunstturner Profi. Den Sprung über das Auto hat er mit seinem Vater 500 Mal geübt. Es klappte fast immer fehlerfrei.
„Fürchte ich kein Unglück“ Fachleute hatten erklärt, das Risiko sei nicht größer als beim Skispringen. Am 4. Dezember „hüpfte“ er dann fehlerfrei über zwei Autos, eines lässt er aus. Dann kommt der Audi mit seinem Vater Christoph am Steuer. Bei jedem Auto wollte sich Samuel Koch ei-
nen Vers aus Psalm 23 („Der Herr ist mein Hirte“) durch den Kopf gehen lassen. Als er stürzte, war Vers 4 dran: „... fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir“.
Millionen Zuschauer hören von Gott Samuels Schicksal erschüttert viele: vom Intendanten des ZDF über Kanzlerin Angela Merkel bis hin zu Thomas Gottschalk, der beständig Kontakt zu ihm hält. Dadurch ist er aber auch ein gefragter Mann, und er hat nun die Möglichkeit, in zahlreichen Medien von Gott zu reden – so wie das kaum einem Gesunden möglich ist. Vor fast zwei Wochen – am 9. Dezember – sagte er vor sechs Millionen Zuschauern im ZDF-Jahresrückblick „Menschen 2011“: „Mein Glaube gibt mir Kraft und Mut und Zuversicht.“ Wie er so dasaß in seinem Rollstuhl, hätte man denken können, es wäre inzwischen alles halbwegs gut. Doch dem ist nicht so. Samuel hat Schmerzen. Von der Schulter abwärts kann er nichts bewegen: keine Hände, keine Beine, nur den Hals und ganz leicht die Schultern. Er muss 24 Stunden lang betreut werden. Über die Perspektive sagen die Ärzte nichts, „weil sie es nicht wissen“ – so der Vater letzte Woche gegenüber idea. Trotzdem will Samuel Koch ein Experiment machen, nämlich zum Studium an die
Samuel Koch und diee Titelgeschichte des „Stern“ am Jahresanfang
Schauspielschule nach Hannover zurückkehren. Doch noch ist er in einem Schweizer Spezialzentrum für Paraplegiker in Nottwil. Als idea ihn Anfang Februar besuchte, war der große Wunsch, dass es schneller wieder aufwärtsgehen könnte.
Am Geburtstag geschah nichts Hoffnung wurde besonders aus der Losung von Samuels 24. Geburtstag geschöpft: Da hieß es am 28. September: „Das Volk verwunderte sich, als sie sahen, dass die Gelähmten gingen ... und sie priesen den Gott Israels“ (Matthäus 15,31). An dieses Wunder glaubten Kochs monatelang. Doch es geschah nichts an jenem Tage. Wie gehen nun Vater und Sohn damit um? Der Vater: „Wir nehmen dieses Bibelwort weiterhin als Zusage: Gott kann, aber zu seiner Zeit.“ Und er sagt auch: „Das alles wäre nicht auszuhalten ohne Gott. Ich glaube an die Macht des Gebetes, und wir sind sehr dankbar dafür, dass so viele Menschen für Samuel und uns beten.“ Samuel: „Ich hoffe, dass Gott mich heilen wird, aber ich glaube, ich bin noch nicht so weit.“ Helmut Matthies
Foto: ZDF
Es war am 4. Dezember letzten Jahres. In der Sendung mit Thomas Gottschalk stürzte der 23-jährige Schauspielstudent beim Sprung über ein Auto so schwer, dass er seitdem querschnittsgelähmt ist. Es gab nicht wenige, die damals sagten: „Warum macht er auch so etwas Waghalsiges! Er hat doch letztlich selbst Schuld!“
DIE JAHRESLOSUNG 2012 » Jesus
Christus spricht: Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig. « Paulus im 2. Brief an die Gemeinde in Korinth (12,9) ideaSpektrum 51/52.2011