5 1. Februar 2012
Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt
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Die grosse Dankbarkeit der Familie Hassu
Die kurdische Flüchtlingsfamilie hat wieder Hoffnung und ein neues Heim gefunden 4 FForum EEvangelisation: li ti Wi Wie man
12 Fi Finanzen: «Crown C Lif Life» verhilft hilf
8 „schön&buch“: Die Winterthurer
23 Lebenshilfe: Lieben kann man
Buch-Zukunft ist auch sehr sozial
zur finanziellen Unabhängigkeit
9 Entwicklungshilfe: Daniel Gerster 26 Willow Creek: Gründer sind von hat Nordkorea ins Herz geschlossen
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idea Spektrum 05.2012
G RÜ E Z I
... und die Füsse am Boden «Den Kopf im Himmel, die Füsse am Boden» – beim Motto des «Forum Evangelisation» musste ich letzte Woche unwillkürlich an die Geschichte von Hans-Guck-in-die-Luft im Struwwelpeter denken. Ein verträumter Junge, der mit seinen Gedanken irgendwo ist, nur nicht am Boden, dort wo seine Füsse hinlaufen, während er die schönen Wolken betrachtet. Es kommt, wie es kommen muss. Er passt nicht auf, landet schliesslich im Fluss. Nicht, dass ich baden gegangen wäre, aber die Erfahrung ist mir so ähnlich durchaus bekannt. Ich muss nur an die Schule denken: mal kurz verträumt zum Fenster rausgeschaut, und schon stand man vorne an der Wandtafel. Menschen, die ihren Kopf im Himmel haben – sind das nicht Träumer? Leben sie nicht an der Realität vorbei? Diese Frage stelle ich mir auch als Christ gelegentlich. Schliesslich liegt unsere Hoffnung ja im Himmel. Aber ein Detail geht schnell vergessen. Dieter Kemmler, Referent am Forum, hat es mir neu ins Bewusstsein gerufen: Der Himmel steht offen (siehe Seite 4) ! Durch Jesus Christus lebe ich unter einem geöffneten Himmel. Ich kann jederzeit Online gehen mit Gott. «Den Kopf im Himmel haben» heisst, diesen direkten Draht im täglichen Leben tatsächlich zu nutzen. Vielleicht kann man das mit einem U-Boot vergleichen. Durch das Teleskop hat es den Durchblick, was über Wasser geschieht, und kann so unter Wasser sein Ziel finden. Klar, wir sollen keine Schiffe versenken, aber wir haben einen
Auftrag. Jesus beruft Petrus und Andreas mit folgendem Satz: «Folgt mir nach; ich will euch zu Menschenfischern machen!», Matthäus 4,19. U-Boot-Christen, die ihr Teleskop nie in den Himmel ausfahren, sind in Gefahr, im Trüben zu fischen. Richtig interessant wird es beim zweiten Teil: «Die Füsse am Boden». Dieter Kühlein, ein weiterer Referent, malte den «Himmel auf Erden» aus. Im Garten Eden war der Mensch ganz Mensch – mit allen seinen Bedürfnissen und Gaben. Das Goethe-Zitat: «Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein» traf wohl für niemanden so zu wie für Adam und Eva. Diesen Zustand wiederherzustellen ist der Traum Gottes. Es ist das Ziel der Evangelisation: Volle Wiederherstellung der Beziehung zu Gott. Doch wie geht das? Dazu braucht es den Kopf im Himmel – und beide Beine auf dem Boden. Das Evangelium muss Füsse bekommen. Menschen, die bereit sind, ihren Glauben in die Tat umzusetzen. Susanne Rychiger berichtete, was das für sie bedeutet hat: als alleinstehende junge Frau in Thun ein Haus mit zwölf Zimmern für über 3000 Franken im Monat zu mieten. Heute befindet sich darin eine christliche Lebensgemeinschaft, die sich um Drogenabhängige in der Nachbarschaft kümmert. Klingt verrückt, ist aber Realität. Eine Frau, die nicht nur ihren Kopf im Himmel hatte, sondern mit kindlichem Glauben einfach drauflos geschritten ist.
BIBLISCH Ein Lieblingsbibelwort von Jacques-André Maire, Nationalrat der SP, Les Ponts-de-Martel NE:
«Dann werden sie fragen: ‹Herr, wann bist du hungrig gewesen und wir haben dir zu essen gegeben? Oder durstig und wir gaben dir zu trinken? …› Der Richter wird ihnen dann antworten: ‹Das will ich euch sagen. Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr für mich getan!›» (Matthäus 25,37–40) «Jesus kam unter die Menschen, um uns die Liebe Gottes spüren zu lassen. Dies soll für uns eine Einladung sein, die unendliche Liebe Gottes an unsere Mitmenschen wie ein Geschenk weiterzugeben. Unsere Gesellschaft wird immer egoistischer, der Graben zwischen Arm und Reich wird immer grösser. Wir sollten uns vermehrt solidarisch zeigen und uns unserer ‹geringsten Brüder (und Schwestern)› annehmen. Mit diesem Grundsatz und in diesem Sinne verstehe ich mein Engagement als Christ in der Politik. Ich will im Dienste unseres Volkes stehen und mich speziell für die Schwächeren in unserer Gesellschaft einsetzen. Ich will die Liebe des Herrn teilen!»
WÖRTLICH «Es gibt Beschimpfungen, Tätlichkeiten und schwere Angriffe gegen Polizisten. Früher hat man uns gesagt: ‹Nehmt das nicht persönlich; der sieht und meint nur die Uniform und damit den Staat.› Es muss ein Umdenken stattfinden und klar werden, dass in der Uniform ein Mensch steckt.» Adrian Haberthür, Leiter im Dezernat Leib und Leben der Berner Kripo, in der «Weltwoche».
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BAUERNFEIND
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BR E N N P U N K T
gottes traum – und wie man ihn ins Leben ruft Forum EvangELIsatIon «Den Kopf im Himmel, die Füsse auf dem Boden.» So vielfältig wie die Referenten, so unterschiedlich waren auch die Zugänge zu dem Motto des diesjährigen «Forum Evangelisation» im Zentrum Ländli in Oberägeri. Eines wurde aber durchgehend deutlich: Evangelisation fängt bei jedem ganz persönlich an.
Was macht ein Pilot, wenn eine Kuh auf der Landebahn steht und sich nicht bewegen will? Der scheidende SEA-Generalsekretär Hansjörg Leutwyler war längere Zeit in Afrika als Missionspilot tätig gewesen. Eines Tages sah er sich mit genau diesem Problem konfrontiert. Leutwyler berichtete an der Konferenz, er habe nicht lange gewartet, sondern versucht, das seelenruhige Tier durch Tiefflug zu vertreiben. Das gelang ihm auch und so konnte er schliesslich sicher landen. Die kleine Anekdote bringt auf den Punkt, mit was sich die 87 Teilnehmer vom letzten Montag bis Mittwoch befassten: Was ist der Traum Gottes und wie bringt man ihn herunter auf die Erde? Welche Hindernisse (Kühe) könnten im Weg stehen?
Lebensrettungsgesellschaft
«Wenn wir verändert werden, dann scheint das in die Welt hinaus.» Dieter Kemmler, Dozent am Theologischen Seminar Aarau, hat eine klare Vision für Evangelisation. Der Mensch werde in das Ebenbild Gottes «restauriert», wie Kemmler es ausdrückte. Je länger je mehr, glaube er nicht mehr so stark an Methoden. «Der Heilige Geist, den der Glaubende empfängt, wird zu einer Quelle, die ununterbrochen sprudelt.» Durch Jesus Christus stehe der Himmel offen. Das Tor in den Himmel sei die Gemeinde, die Kemmler als «Lebensrettungsgesellschaft» bezeichnete. Ihre Aufgabe sei es, den Vater zu verherrlichen. «Sie rührt die Werbetrommel für Gott.» Durch die Verherrlichung Gottes werde die «unwahrscheinliche Liebe Gottes» in ihr sichtbar. Die Menschen würden zu Gott hingeführt, weil sie Vertrauen gewinnen. Nichts sei so ansteckend wie die Freude und die Liebe Gottes. Wie ein guter Witz das Lachen hervorlocke, so locke das Evangelium den Glauben im Menschen hervor. «Das Geheimnis effektiver Evangelisation ist die unglaubliche Liebe Gottes in der Gemeinde», meinte Kemmler. Bild: idea/CHB
selbst habe das Wort «Dienst» aus ihrem Wortschatz gestrichen.
Idealbilder fallen lassen
«Kopf im Himmel, Füsse auf dem Boden»: am Forum im Ländli.
Lernen, aktiv hinzuschauen
Detlef Kühlein aus Eimeldingen bei Lörrach, Referent am zweiten Tag, beschrieb den Garten Eden als den Zustand, den Gott wieder herstellen wolle. «Der Garten Eden ist das Sinnbild für einen Lebensraum, ein Zuhause.» Der Mensch brauche eine Heimat. Einen Platz, wo er versorgt ist, wo er eine Aufgabe und Gemeinschaft hat. Der selbstständige Theologe und Erfinder des Bibelpodcasts «Bibletunes» forderte die Teilnehmer heraus. Jeder solle sich persönlich fragen, wie und wohin Gott ihn senden wolle. So wie Jesaja vor dem Angesicht Gottes gesagt habe: «Hier bin ich Herr, sende mich» (Jesaja 6,8). Für Detlef Kühlein ist es wichtig, aktiv hinzuschauen, wo die Not ist. Es gebe zu wenig Menschen, die hingucken. «Mit Jesus kann man das lernen.» Jesus habe den Himmel verlassen. Er erniedrigte sich, um mit den Menschen auf Augenhöhe zu kommen. «Was musst du verlassen?» war Kühleins Frage.
Das Wort «Dienst» gestrichen
Mit einigen interessanten, teils ungewöhnlichen Gedanken wurden die Teilnehmer am Mittwoch in die Praxis geführt. Susanna Rychiger von der Gebetsbewegung «24 - 7CH» betonte, dass das Reich Gottes zuerst innwendig in jedem Christen wohnt (Lukas
17,21). «Wenn wir das nicht begreifen, passiert gar nichts.» Kein Gemeindebaumodell werde funktionieren, wenn es nicht aus der persönlichen Beziehung zu Jesus heraus käme. Sie sei immer wieder erstaunt, wie viele Christen keine persönliche Beziehung zu Jesus pflegten. Susanna Rychiger, die auch mit einem befreundeten Ehepaar das Jüngerschaftshaus «imHuus» mitten im Nachtleben von Thun leitet, legt viel Wert auf einen ganzheitlichen Lebensstil. «Das heisst 24 Stunden als Kind Gottes.» Dazu gehöre ein ehrlicher und offener Umgang miteinander. Das bedeute, dass man sich verletzlich machen müsse. Viel zu oft würden «Leben» und «Dienst» getrennt. Sie
Gemeinden würden häufig vor allem die Präsenz ihrer Mitglieder verlangen. Dadurch würden diese aber nicht unbedingt an den Orten freigesetzt, wo sie leben und arbeiten. «Wenn Leute gesegnet sind, kommt dieser Segen auch wieder zurück.» Wichtig sei es auch, Idealbilder fallen zu lassen. Wer immer in Idealen lebe, werde die Dinge nicht unbedingt umsetzen. Christen würden zum Beispiel gewisse Berufe nicht ergreifen. Susanna Rychiger erzählte von einer Bekannten, die Herzchirurgin geworden sei. Dafür musste sie sich von ihren Traum von einer Familie trennen. Träume können Schmerzen auslösen. Mit über 40 ist Rychiger selbst Single und stösst damit nicht überall auf Verständnis. Aber Gott habe ihr in der Lebensgemeinschaft, in der sie wohnt, ebenfalls eine Familie geschenkt. Gott gehe manchmal ganz andere Wege, wie er Menschen gebrauche. Jeder habe einen Auftrag, sonst wären alle schon längst im Himmel. Und Gottes Traum sei, dass «Menschen zum Segen für andere werden.» Christen sollten das leben und nicht nur glauben. Susanna Rychiger ist sich sicher: Dann kommt Gottes Traum auf die Erde. CHRISTOF BAUERNFEIND
Bedürfnisorientierter gemeindebau in gossau Einen Weg, wie das Evangelium Füsse bekommen kann, beschrieb OK-Präsident Matthias Spiess in einem Workshop. Spiess gehört zur reformierten Kirchgemeinde Gossau. Diese ging den Wunsch, für die Menschen im Dorf wieder relevant zu werden, strategisch an. Zugrunde lag eine fundierte Bedürfnisstudie, die vor einigen Jahren erstellt wurde. Unter der Bevölkerung und einzelnen Behörden und Einrichtungen von Gossau machte man eine detaillierte Umfrage. Fragen wie: «Was denken Sie über Kirche?»
oder «Wie müsste eine Kirche aussehen, in die Sie gehen würden?» wurden gestellt. So fand man heraus, in was für einem Umfeld sich die Gemeinde befindet und was für Nöte und Bedürfnisse vorliegen. Anschliessend analysierte man die Ressourcen in der Gemeinde selbst. Unter dem einfachen Motto: «Schritte ins Dorf» werden nun zielgerichtete Projekte angegangen um Kirchenferne zu erreichen. Für Matthias Spiess befindet sich die Gemeinde nun auf dem «richtigen Weg». idea Spektrum 05.2012
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Warum Evangelisieren glücklich macht PoDIum gEmEInDEBau Für Dieter Kemmler ist klar: Wenn Gott in der Gemeinde verherrlicht
wird, kommen Menschen zum Glauben. Was das für Folgen hat und warum er persönlich nicht mehr so stark an Methoden glaubt, verrät er im Interview. sie sagten in Ihrem vortrag, dass durch Jesus der Himmel offen ist. sollten nicht viel mehr menschen zum glauben kommen? Dieter Kemmler: Menschen kom-
men dann zum Glauben, wenn sie durch die Verkündigung des Evangeliums von der bedingungslosen Liebe Gottes unter dem durch Jesus geöffneten Himmel Vertrauen zu Gott gewinnen. Wenn nicht mehr Menschen in der Gemeinde zum Glauben kommen, hängt das vielleicht damit zusammen, dass es in den Gemeinden nicht mehr Ströme lebendigen Wasser gibt, sondern nur kleine Rinnsale. Ströme lebendigen Wasser sind erfüllte Menschen, die andere an dieser Erfahrung teilgeben wollen.
Ihre vision von Evangelisation lautet: «Wenn wir verändert sind, dann scheint das in die Welt hinaus.» sollten wir uns zuerst auf unsere eigene Heiligung konzentrieren?
Wenn Heiligung bedeutet, fehlerlos zu werden, dann sicher Nein. Wenn aber Heiligung bedeutet, dass wir durch unsere täglich gepflegte Gemeinschaft mit Jesus mehr verfügbar werden und er uns so mehr und mehr in sein Ebenbild verändern und durch uns wirken kann – dann Ja. Jesus sagt in Johannes 13,34 und den folgenden Versen: «Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr
Zur Person Der gebürtige Stuttgarter Dieter Kemmler, 72, ist seit 1978 Dozent für Neues Testament am Theologisch-Diakonischen Seminar (TDS) Aarau. Nach einer Berufslaufbahn zum Bürgermeister, studierte er Theologie in Wuppertal, Basel und Zürich. Daraufhin begann er eine fünfjährige Lehrtätigkeit in der Pfarrerausbildung und der Beratung der deutschsprachigen Gemeinde in Ghana (mit der damaligen Basler Mission, heute mission 21). Nach der Pensionierung im Teilpensum weiterhin am TDS Aarau tätig. idea Spektrum 05.2012
den Gefangenen Befreiung...» Nun ist aber ganz wichtig, dass dies alles unter der Strategie des Heiligen Geistes geschieht. Dass sich also die Gemeinde – wie das Jesus und die Urgemeinde taten – durch das Verharren im einmütigen Gebet (Apostelgeschichte 1,14) Weisung und Kraft für die Evangelisation geben lässt.
Dieter Kemmler: «Die Daseinsberechtigung der Kirche steht und fällt mit dem Missionsauftrag.»
einander lieben sollt, wie ich euch geliebt habe ... Daran wird jedermann erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.»
sie beschrieben die gemeinde als eine «Lebens-rettungsgesellschaft». Heisst das, wenn sie keine Leben rettet, hat sie gar keine Daseinsberechtigung?
Davon bin ich fest überzeugt. Die Daseinsberechtigung der Gemeinde Jesu Christi steht und fällt mit dem Gehorsam gegenüber dem Missionsauftrag, den Jesus seiner Kirche in Matthäus 28,18 –20 gegeben hat. Das ist der Zuständigkeitsbereich der Gemeinde – und kein anderer. Sie sind zuständig dafür, dass Menschen heimfinden, wie der verlorene Sohn heimgefunden hat, zu Gott, seinem Vater.
sie glauben nicht mehr so stark an methoden. Braucht es nicht eine strategie, um heute menschen für das Evangelium zu erreichen?
Es braucht Methoden und Strategien. Aber die Frage ist, wie wir sie verstehen. Methode im ursprünglichen Sinn ist fantastisch: Wir wollen einander helfen, Wege zu finden, wie wir die, die Christus noch nicht kennen, erreichen und abholen können. Die Strategie ergibt sich aus dem Leitbild der Gemeinde. Und das Leitbild, würde ich sagen, haben wir in einer Stelle wie Lukas 4,16: «Er hat mich gesandt, den Armen frohe Botschaft zu bringen,
Wie muss eine gemeinde sein, damit menschen in ihr zum glauben finden können?
In Apostelgeschichte 2,42–47 wird uns das Gemeindeleben der ersten Christen beschrieben. Auch wenn wir diesen Bericht nicht eins zu eins auf unsere heutige Situation übertragen können, so gibt er uns doch ganz entscheidende Anstösse. Dieser Text beschreibt nichts anderes als die Liebesgemeinschaft der frühen Kirche. Und am Schluss dieses Berichtes heisst es: «Der Herr aber tat täglich solche hinzu, die gerettet wurden.»
Was bedeutet es für eine gemeinde, wenn menschen in ihr zum glauben kommen?
Sie erfährt das, was uns im Zusammenhang mit der Rückkehr des verlorenen Sohnes berichtet wird (Lukas 15,22 –24: «Und sie fingen an, fröhlich zu sein.» Das bedeutet aber auch, dass eine Gemeinde bereit ist, neu zum Glauben Gekommen bei sich aufzunehmen, sie zu integrieren und entsprechend ihren Begabungen zu Mitarbeitern zu machen.
macht Evangelisation glücklich?
Das erste Wort Jesu in der Bergpredigt lautet «Überglücklich sind...». Er erwähnt es dann noch acht Mal. Das Glücklichsein muss ihm also sehr wichtig sein. Evangelisation macht glücklich, weil die Frucht der Evangelisation Menschen sind, die die Quelle des Glücks gefunden haben: Jesus Christus, der von sich gesagt hat, er sei gekommen, damit die Menschen überfliessendes – das heisst auch glückliches – Leben haben. Insofern macht Evangelisation glücklich. CHRISTOF BAUERNFEIND Bilder: idea/CHB, zvg
no Compliance Die ganze Wirtschaftswelt redet von Compliance. Compliance ist der englische Begriff für die Erfüllung oder die Entsprechung gegenüber Gesetzen, Standards oder Standesregeln. Ein Unternehmen muss sich compliant verhalten. Entweder erfüllt man die Compliance-Anforderungen oder man ist non-compliant. Ich kann dieses Compliance-Geplapper bald nicht mehr hören. Die Erfüllung der Konformität sei Teil einer guten Unternehmensführung. Darum kommt als nächstes Element dann jeweils die Einführung von Verhaltensregeln und als nächster Standard dann vielleicht der EthikKodex. Was ist mit uns passiert? Alles wird reglementiert und in Standards gefasst, weil wir nicht mehr anständig wirtschaften können. Hans Küng meint in seinem Buch über das anständige Wirtschaften, ein Blick in die Geschichte zeige, dass erfolgreiche Ökonomien stets gestützt waren durch eine starke moralische Grundlage. Diese Grundlage erodiert bei vielen Verantwortlichen in der Wirtschaft. Sie erodiert auch in der Politik. Der peinliche globale Korrekturversuch heisst Compliance. Ich halte das für ein No-Go. Compliance bringt keine Einsichten, Compliance bringt keine eigenverantwortlichen, reflektierenden Menschen hervor. Sie macht uns alle nur zu reglementskonformen Ausführenden. «Ich habe nur das gemacht, was das Reglement auch erlaubt»: Dieser Satz ist die inzwischen meistgehörte Bankrotterklärung der Selbstverantwortung. Vielleicht hilft statt Compliance die klassische Lehre von Aristoteles: Zuerst kommt die Ethik, dann die Politik, erst dann die Ökonomie. Es ist nicht so kompliziert, aber es braucht dazu den Willen, selber nachzudenken. Compliance behindert demgegenüber das eigene Denken. ERIC NUSSBAUMER Der Autor ist Nationalrat der SP und lebt in Frenkendorf BL.
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Ehepaar Hassu: «Danke Gott, alles ist gut!» FLÜCHTLINGE Vor genau einem Jahr hatte unser Magazin erstmals über Faruq und Horiya Hassu berichtet. Die kurdische Flüchtlingsfamilie war von der Ausschaffung bedroht. Nun hat sich ihre Situation deutlich verbessert.
«Danke Gott, alles ist gut!», sagt Horiya Hassu gleich zu Beginn unseres Gesprächs mit leuchtenden Augen. «Lange haben wir in der Angst gelebt, bald ausgewiesen zu werden. Jetzt können wir hier als Familie in Sicherheit leben.» Und ihr Mann Faruq fügt bei: «Es ist alles gut, weil alles in Gottes Händen ist.»
Zittern und Bangen
Unsere Leser erinnern sich: Faruq und Horiya Hassu ersuchten im Juni 2008 in der Schweiz um Asyl. Sie waren ins Visier von Syriens Polizei und Geheimdienst geraten, nachdem Horiya öffentlich die Verfolgung der kurdischen Minderheit angeprangert hatte. In der Schweiz folgte eine Zeit des Zitterns und Bangens. Eine Ausweisung hätte den sicheren Tod bedeutet. Drei Asylgesuche wurden abgelehnt. Jederzeit war mit der Ausschaffung zu rechnen. Halt und Hoffnung fanden die Hassus erstmals, als sie im Februar 2011 von Familie Zingg in Bollodingen aufgenommen wurden. Daniel Zingg, der Leiter des Aktionskomitees «Gegen die strategische Islamisierung der Schweiz», begleitet die Familie seither mit beispielhaftem Engagement.
Wieder Farbe im Leben
Um den kleinen Salontisch in einer schlichten Dreizimmerwohnung sitzen jetzt die ganze Fami-
Grosse Vorbilder Daniel Zingg über seine Betreuung der Familie Hassu: «Einerseits sind mir die Hassus grosse Vorbilder im Glauben, gerade weil sie vorbehaltlos auf Gott vertrauen. Andererseits haben sie in mir das Verlangen geweckt, die Gemeinde Jesu auf das Schicksal der verfolgten Christen in unserem Land aufmerksam zu machen. Viele leben unter uns, im kalten Asylantenheim, rechtlos, abgeschoben, unerwünscht und unerkannt. ‹Sag allen herzlichen Dank, dass wir noch leben dürfen.› Diesen Dank der Familie Hassu gebe ich auf diesem Weg gerne weiter.» idea Spektrum 05.2012
«Alles in Gottes Händen»: Faruq und Horiya Hassu mit Klein-Tireej.
lie Hassu und auch Daniel Zingg. Tireej, zweieinhalbjähriges Juwel, nennt Zingg längst «Opa». Da ihr Fall vom Zürcher Migrationsamt behandelt wird, musste sich Familie Hassu im Kanton Zürich niederlassen. Hier erlebten sie im vergangenen Juli den entscheidenden Durchbruch: Das Bundesamt für Migration gab ihnen den sogenannten F-Status für vorläufig aufgenommene Flüchtlinge. «Nun ist die Aufenthaltsbewilligung als sehr sicher einzustufen», erklärt Zingg. «Unser Leben hat wieder Farbe bekommen», strahlt der 31-jährige Faruq. Wieder sagt seine 34-jährige Frau spontan: «Danke Gott, alles ist gut!»
Verständnisvoller Chef
Und doch gab es in den letzten Monaten auch schwierige Zeiten. Von Juni bis November konnten Hassus bei einer christlichen Familie im Zürcher Oberland eine kleine Wohnung mieten. Auf dem dortigen Bauernhof kamen sie sich aber bald wie eine Familie zweiter Klasse vor. Sie fühlten sich als wehrlose Flüchtlinge despektierlich und ohne menschliche Wärme behandelt. Seit 5. Dezember wohnen sie nun in einer kleinen Gemeinde am Zürichsee. Faruq, gelernter Cheminee- und Kaminbauer, hat in seiner Branche einen verständnisvollen und gläubigen Chef gefunden. KleinTireej hat sich längst mit den vierund siebenjährigen Kindern des Chefs angefreundet.
Guetzli von der Nachbarin
Horiya kümmert sich aufmerksam um ihre kleine Familie und pflegt erste Kontakte mit ihren Nachbarinnen. Eine ältere Nachbarin bringt zum Kaffee leckere Guetzli mit und weiss Interessantes zu berichten. Nach einem abgeschlossenen Studium in Pharmazie und Kunst in ihrer Heimat will Horiya den Intellekt vorerst in einem Deutschkurs trainieren: «Ich möchte Deutsch reden, ohne Fehler zu machen.» Immer wieder wenden sich Hassus vertrauensvoll an Daniel Zingg. Er ist Ratgeber in vielen alltäglichen Fragen, auch in Budgetfragen. Faruq erhält zwar seinen Lohn, doch den zieht das Sozialamt ein. Dieses deckt den Grundbedarf. Zingg spricht von einer «schizophrenen» Situation: «Sie bekommen vom Sozialamt gleich viel, wie wenn Faruq nicht arbeiten würde.» Eine Tankstelle der Kraft und der Ruhe ist den Hassus ihre kleine christliche Gemeinde. Sie freuen sich auf die Gottesdienste der Heilsarmee und die Kontakte mit Schweizer Christen. Die «Bibelstunde» gehört zum Alltag. Am Abend lesen sie momentan aus den Psalmen, er in Arabisch, sie in Deutsch. Horiya öffnet ihr Herz: «Gott ist heilig, und darum ist auch Gottes Wort heilig. Die Bibel gibt mir Ruhe im Herzen und stärkt meinen Glauben.» Schon in ihrer Heimat fühlten sich Faruq und Horiya zum christ-
lichen Glauben gezogen. «Im Herzen war ich schon Christ», erzählt Horiya. Ein Bekenntnis aber hätte sie in Lebensgefahr gebracht. Der Onkel, ein Imam, hatte ihnen dies unmissverständlich klar gemacht. Umso wichtiger war die Taufe im vergangenen April in Langenthal für sie. Faruq strahlt: «Für mich hat sich eine Sehnsucht erfüllt. Jetzt war für alle Leute klar, dass ich Christ bin.» Das heisst aber auch, dass er nun aus Sicht des Islam für immer verloren ist. Auch Horiya spricht von einem unvergesslichen Tag: «Als ich aus dem Wasser gestiegen bin, habe ich mich heil und geborgen gefühlt.»
Kein arabischer Frühling
Meine Gastgeber werden nachdenklich, als wir auf ihr Heimatland zu sprechen kommen. Faruq sagt: «Die Situation in Syrien ist ganz schlimm. In den letzten Monaten hat das Regime 7000 Menschen umgebracht. Zehntausende sind geflohen.» Horiyas Augen werden feucht: «In Syrien gibt es keinen arabischen Frühling. Für die Christen dort wird es immer schwieriger. Wer konvertiert, hat keine Chance mehr. Wir beten, dass die Christen bewahrt bleiben.» Und sie beten auch für ihre muslimischen Familien. «Wir beten, dass ihnen Jesus begegnet», flüstert Horiya. «Gott hat auch Muslime lieb!»
Gottes Plan
In ihrem Alltag, auch in allen Sorgen, wollen sich Faruq und Horiya an Römer 8,28 halten: «Nichts kann uns trennen von der Liebe Gottes!» Das lässt sie trotz allem hoffnungsvoll in die Zukunft blicken. «Ich bitte Jesus immer wieder, dass er uns gut führt», sagt Horiya. «Wir haben Platz in seinem grossen Herzen. Darum bitte ich ihn auch, dass er in das kleine Herz unserer Tochter kommt.» Auch Faruq nennt den Grund seiner Zuversicht: «Gott hat einen Plan mit uns, auch in schweren Zeiten. Wir wissen, dass es ein guter Plan ist.» ANDREA VONLANTHEN Bild: idea/av
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JOuRnAL Migros: VFG protestiert
«Der Glaube an die Kraft in Steinen ist ein Aberglaube, der der christlichen Tradition widerspricht.» Das meint der Verband Freikirchen und Gemeinschaften in der Schweiz (VFG) zu Animanca, der jüngsten Sammelaktion der Migros. Nach Mountainmania, Murmelmania, Nanomania, Oceanmania und Stickermania stossen sich viele Kunden an der religiösen Komponente der jüngsten Sammelaktion mit Tieramuletten. Kritisiert wird auch, dass Kinder gezielt zur Absatzförderung eingespannt werden. (idea)
Eine mutige Kirche
«Reformierte Pfarrer und Pfarrerinnen sollen vermehrt zur Herausforderung werden für die Gesellschaft.» So die Überzeugung eines neuen Studiengangs in der Ausund Weiterbildung der reformierten Pfarrer in der Deutschschweiz. Teilnehmende sollen das Sachwissen erwerben, um gesellschaftliche und politische Prozesse wahrzunehmen und daraus Handlungsoptionen abzuleiten. Zum Programm gehören nebst fundierter theologischer Reflexion die Stärkung ihres Engagements in der Gesellschaft Der Studiengang dauert eineinhalb Jahre. (idea)
Jeden Morgen neu
Der Bibellesebund präsentiert auf seiner Webseite täglich eine inspirierende Kurzbotschaft. Die Aktion steht im Zusammenhang mit der Initiative «Glaube am Montag». Diese ist Anfang Jahr von zahlreichen Werken und Privatpersonen gestartet worden. (idea) www.bibellesebund.ch
Doch keine Islam-«hetze»
Pfarrerin Christine Dietrich aus Siselen-Finsterhennen BE können keine hetzerischen Äusserungen gegen den Islam oder «Hasspredigten» vorgeworfen werden. Das geht aus einer Medienmitteilung der reformierten Kirchen Bern-JuraSolothurn vom 26. Januar hervor. Hingegen sei die «mitbestimmendverantwortliche» Funktion beim islamkritischen Blog «Politically Incorrect» nicht ganz unproblematisch. (kipa) Bilder: Idea/ChB, zvg
Attraktives Angebot nicht nur für Christen: Neuer Laden «schön&buch» im Zentrum von Winterthur.
Mehr als ein buchladen in Winterthur «schön&buch» Zwei christliche Buchhandlungen und ein Sozialwerk schliessen sich zusammen. So ist in Winterthur ein christlicher Buchladen gesichert. Die Fusion soll aber auch Menschen dienen, die in unserer Gesellschaft kaum gefragt sind.
Die Entwicklung auf dem Büchermarkt machte auch vor den beiden christlichen Buchhandlungen in Winterthur nicht Halt. Immer mehr Menschen kaufen Bücher im Internet ein. Der «Olivenbaum» und auch die «Evangelische Buchhandlung im Rathausdurchgang» hatten zunehmend mit starken Umsatzeinbussen zu kämpfen. Dies führte zur Planung einer Fusion mit dem Bereich Verkauf der Quellenhof-Stiftung, einer sozialen Institution in Winterthur (siehe «idea Spektrum» Nr. 45).
Vor der Eröffnung
Am 2. Februar wird der neue Laden «schön&buch» am Standort des ehemaligen «Olivenbaum» eröffnet. Die Geschäftsführung wird Simone Rüegg, Bereichsleiterin Verkauf der QuellenhofStiftung, übernehmen. Roland Sigrist, ehemaliger Geschäftsführer
des «Olivenbaum», und Christan Knecht, ehemaliger Inhaber der Evangelischen Buchhandlung, werden je mit ihren Lernenden für den Buch- und Medienbereich zuständig sein. Einzigartige und originelle Geschenkartikel sowie Produkte aus den Werkstätten der Quellenhof-Stiftung erhalten ebenfalls einen gebührenden Platz.
neue Lehrstellen
Was aber veranlasst die Quellenhof-Stiftung, in den leidenden Büchermarkt einzusteigen und den örtlichen christlichen Buchhandel aufzufangen? Der Auftrag der Quellenhof-Stiftung besteht darin, Menschen mit suchtbedingten oder psychischen Problemen auf dem Weg der beruflichen und sozialen Wiedereingliederung zu begleiten. «Der Grund, warum wir uns für diese Fusion engagierten: Im Bereich Lehrstellen bilden wir bis jetzt in neun verschiedenen
Berufen aus. Nun werden wir neu auch Buchhändlerlehrstellen anbieten können», erklärt Gesamtleiter Marcel Mettler. «Unser Auftrag ist sicher nicht, Firmen zu übernehmen, sondern ganz klar Menschen am Rande eine Eingliederungschance zu geben. Durch diesen neuen Bereich haben wir mehr geschützte Arbeits- und Job-Coachingplätze, die nahe am ersten Arbeitsmarkt sind und an denen unsere Betreuten echt profitieren können.» Marcel Mettler hofft, dass die Christen von Winterthur und Umgebung «schön&buch» berücksichtigen und damit auch das soziale Anliegen unterstützen werden. ESTHER REUTIMANN 2. Februar: Eröffnung «schön&buch» an der Steinberggasse 52 in Winterthur, unter anderem mit der singenden Flugbegleiterin und Buchautorin Déborah Rosenkranz. www.schoenundbuch.ch
Viel Zuversicht: «Drei schnüre reissen nicht so leicht entzwei» Christian Knecht, 63, war 15 Jahre lang Inhaber der Evangelischen Buchhandlung in Winterthur. Er sagt: «Als ich die Einladung bekam, mich an dieser Fusion zu beteiligen, begann für mich ein Ringen mit Gott. Ich wurde vor 15 Jahren klar in die Evangelische Buchhandlung im Rathaus berufen. War es nun richtig, aufzugeben? In einer schlaflosen Stunde griff ich zur Bibel und schlug die Seite auf, in der es eine Markierung hatte. Da stand: ‹Eine dreifache Schnur reisst nicht leicht entzwei…› (Prediger 4,12) Ich weiss heute
noch nicht, wie diese Markierung in meine Bibel kam. Doch für mich war das eine klare Bestätigung von unserem Herrn für den neuen Weg. So freue ich mich auf diesen neuen Abschnitt, im Wissen, dass wir drei verschiedene ‹Schnüre› sind. Doch wenn wir uns von Gott zusammenschweissen lassen, werden wir zu einem Seil, das nicht leicht zerreisst.» Roli Sigrist, 46, war 18 Jahre lang Geschäftsführer des «Olivenbaum». Er reflektiert: «Die letzten Wochen waren für mich emotional eine
Berg- und Talfahrt. Die Vorfreude auf eine reizvolle, neue Herausforderung im «schön&buch» wechselte sich ab mit Traurigkeit über den Abschied einer langjährigen, spannenden, selbständigen Arbeit, in die ich viel Herzblut investiert habe. Gerne hätte ich noch mehr ‹Olivenbäume› gepflanzt. Doch ich musste akzeptieren, dass meine Ressourcen beschränkt sind. Ich sehnte mich nach starken Partnern, welche die Liebe zum christlichen Buch und zu sinnvollen Geschenkartikeln mit mir teilen. Nun ist es soweit. Ich bin motiviert, in einem neuen Projekt alte Visionen zu verwirklichen.» idea Spektrum 05.2012
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«Christen können Nordkorea segnen» ÄXGÜSI ENTWICKLUNGSPROJEKTE Für Daniel Gerster ist Nordkorea weit mehr als Atombombe
und Hunger. Seit elf Jahren engagiert sich der Thurgauer Agronom nun dort. Christen könnten das abgeschottete Land segnen, sagt er bei einem Kurzbesuch in der Schweiz. Wie haben Sie die letzten Wochen in Nordkorea erlebt? Daniel Gerster: Bis zum 19. Dezem
ber verlief alles ziemlich normal. Dann wurde mittags um 12 Uhr am Fernsehen der Tod von Füh rer Kim Jong Il gemeldet. Damit begann eine zehntägige Staats trauer, und vieles vom normalen Alltagsleben stand still. Auf allen Plätzen standen grosse Bilder des Verstorbenen. Hier legten die Leu te – wie in Ostasien üblich – weisse Chrysanthemen nieder.
Die Leute waren in echter Trauer?
Sicher wollten sich die Koreaner auch so verhalten, dass es nach Protokoll korrekt ist. In vielen Fällen war die Trauer bestimmt echt. Kim Jong Il war eine Art Vater. Zudem sind die Koreaner sehr emotionell, viel mehr als wir Schweizer. Viele Ausländer reagierten zynisch auf diese Emo tionen. Doch als Gast will ich Respekt und Liebe für diese Men schen aufbringen.
Was geht momentan in den Menschen in Nordkorea vor?
Die Koreaner reden nicht über die hohe Politik. Auch wenn das Leben sehr schwierig ist, sind sie sehr po sitiv eingestellt. Und sie sind sehr innovativ. Das Land und seine Leu te haben enorm viel Potenzial und werden im Westen oft stark unter
Daniel Gerster Jahrgang 1973, aufgewachsen in Winden TG, wo seine Eltern noch heute wohnen. Lehre als Landwirt, später Besuch der Hochschule für Landwirtschaft in Zollikofen BE, dort spezialisiert auf Entwicklungszusammenarbeit. Jüngerschaftsschule in Berlin. Verschiedene Auslandeinsätze, unter anderem in Guinea (SAM) oder Vietnam (Nestlé). Seit 2001 in der Entwicklungshilfe in Nordkorea, zuerst mit einem Ziegenhaltungsprojekt von Campus für Christus, seit 2008 mit Obstbauprojekten für die Deutsche Welthungerhilfe. Momentan für einige Tage in der Schweiz. idea Spektrum 05.2012
sind für mich mindestens so wich tig wie die Bäume, die wir pflan zen. Die Beziehung mit unseren Partnern soll nicht nur einfach mechanisch fachlich sein.
Welches ist Ihre Botschaft an die Nordkoreaner?
Für Daniel Gerster ist Nordkorea zur Heimat geworden.
schätzt. Sie sehen wohl, dass einige Sachen nicht gut laufen. Trotzdem sind sie stolz auf ihr Land.
In erster Linie will ich eine fach lich gute Arbeit leisten, so wie an jedem Ort. Das ist auch mein Zeugnis als Christ. Und darin eine Person sein, die verlässlich ist und ihre Versprechen hält und die Leute achtet. Und dabei durchaus auch gewisse Entwicklungen hin terfragt, um sie wenn möglich po sitiv zu beeinflussen.
Wonach sehnen sich die Koreaner?
Man begegnet immer wieder Ängsten: Vor grossen Nachbarn wie etwa China, auf eine Art auch vor Amerika, vor allem vor erneu ter Fremdbestimmung von aus sen, aber auch Angst, im Alltag einen groben Fehler zu machen. Korea sucht auch nach Partnern, die es ernst nehmen, achten und die verlässlich sind und nicht zu erst eine politische Agenda haben.
Die Koreaner haben starke Fa milienstrukturen und finden hier viel Geborgenheit. Doch sie sehnen sich nach Wahrheit und Verlässlichkeit – viele Versprechen werden oder können nicht ein gehalten werden. Sie sehnen sich auch nach Verbesserungen im Alltag. In ihrem Land haben sie weniger Vergleichsmöglichkeiten mit andern Ländern, was aller dings ebenso ein Vorteil wie ein Nachteil ist.
Warum hat es Sie gerade nach Nordkorea gezogen?
Was können Schweizer Christen tun für Nordkorea?
Woran leidet das Volk effektiv?
Ich war mit Nestlé in einem sechs monatigen Praktikum in Viet nam, wo es mir sehr gefallen hat te. Ich lernte Asien schätzen. Als dann Campus für Christus einen Agronomen für ihr Geissenpro jekt in Nordkorea suchte, musste ich nicht lange überlegen.
Was können Sie hier bewirken?
Ich habe eine Projektleiterfunkti on und engagiere mich mit drei festen und drei temporären Mitar beitern auf landwirtschaftlichen Korporativen. Im Vordergrund stehen Beratung und Schulung zu Pflanzenschutz, Baumpfle ge, Bewässerung oder Düngung. Sichtbare Ergebnisse sind gute Erträge auf Obst oder Beeren anlagen und eine effizientere In frastruktur. Wichtig ist auch die Beziehungspflege. Die Menschen
Sie können in erster Linie beten und das Land und die Leute seg nen. Dazu wünsche ich mir, dass sich gerade Christen bemühen, ein differenzierteres Bild von Nordkorea und seinen Menschen zu bekommen. Nordkorea ist nicht einfach eine Diskussion um Atombomben oder Hunger. Kon kret kann man natürlich Projekte wie etwa das von Agape Interna tional oder andere unterstützen.
Was geht in Ihnen vor, wenn Sie in die Schweiz zurückkommen?
Ich versuche hier Kontakte zu pflegen, darunter viele projekt bezogene. Doch obwohl ich phy sisch zwar hier bin, ist mein Herz zum grossen Teil in Korea. Nord korea ist heute wohl mehr meine Heimat als die Schweiz. Interview: ANDREA VONLANTHEN Bild: idea/av
Wahre Freude Ja, ich bekenne: Seit Anfang Jahr drängen sich bei mir auf dem Schreibtisch neben einem fix installierten Desktop-PC, ein Laptop, ein Tablet und ein Smartphone der neuesten Bauart mit ihren Ladekabeln um eine einzige Stromschiene mit zu wenigen Steckplätzen. Und das alles, um meine Bedürfnisse nach optimalem Daten- und Informationszugriff via automatischer Synchronisation innerhalb irgendeiner Internet-Wolke zu gewährleisten, jederzeit und überall. Ich bin zugegebenermassen fasziniert von den Möglichkeiten dieser Technologien (den 3D-fähigen Fernseher im Wohnzimmer mit digitalem Empfang und über 150 Sendern nicht mal mitberücksichtigt) und behaupte, dass ich trotz fortgeschrittenen Alters technologisch mit meinem Teenager-, äh, Screenager-Sohn noch ganz gut mithalten kann. Und ja, trotz all dieser Hightech-Geräte bekenne ich, dass ich keinen Facebook- und keinen Twitter-Account habe. Ein Widerspruch? Nicht unbedingt. Wer nicht ständig erreichbar ist oder nicht regelmässig kommuniziert und sich informiert, muss das heutzutage schon beinahe entschuldigend rechtfertigen. Eine Theorie besagt, dass die Informationsmenge, die einen Menschen im Mittelalter während seines ganzen Lebens von durchschnittlich 35 Jahren erreichte, der Informationsmenge entspricht, die uns heute in einem einzigen Tag überschwemmt! Klar, da braucht es schon mindestens fünf Geräte, um das alles verarbeiten zu können. Gerade deshalb habe ich mich entschieden, trotz aller Affinität zu diesem Technik-Luxus, mir den wahren Luxus zu gönnen, nicht jederzeit verfügbar zu sein und nicht immer zu kommunizieren, sondern nur wenn und soweit ich das möchte. Darüber empfinde ich wahre Freude! DANIEL LINDER Der Autor ist Mediensprecher von ICF Zürich.
I nse r at e
EinE schEidung kann aus einem Menschen einen anderen machen.
SPINAS CIVIL VOICES
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Für Menschen, die vom Glück verlassen wurden. PC 30-444222-5
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F oru m | K u lt u r
SYNERGIE Mangelhafte Untersuchungen? Es wird gesagt, in der Medizin gelte der Spruch «Es gibt keine gesunden, sondern nur mangelhaft untersuchte Menschen». Der Spruch enthält Wahres. Es gibt Menschen, die mit positivem Bericht vom Arzt kommen und sich trotzdem nicht freuen können: «Ob der Arzt wirklich gut untersucht und alle Resultate richtig interpretiert hat?» Sie haben recht. Es gibt keine vollkommenen Menschen. Ähnliche Gedanken müssen sich «investigativ arbeitende» Journalisten machen. Wer in der Öffentlichkeit als integer wahrgenommen wird, ist nicht etwa integer, sondern bloss mangelhaft recherchiert. Und da heute fast alle Vorgänge irgendwo dokumentiert sind, geht es letztlich nur um Techniken, Zeit und Kommissar Zufall. Und wenn dies nicht zum Ziel führt (oder die Geduld fehlt), bedient man sich unsauberer, ja rechts-
widriger Methoden: Telefonate werden von Journalisten abgehört, der IT-Mitarbeiter einer Bank fotografiert Konten etc. In gewisser Hinsicht haben die Journalisten sogar recht. Ich behaupte, es gibt im Leben eines jeden Menschen Seiten, auf die er im Rückblick nicht stolz sein kann. Darum gilt auch im ethisch-moralischen Bereich: Es gibt keine vollkommenen Menschen. Wie geht man damit um? PRBerater haben ein ganzes Arsenal von «guten Ratschlägen». Ich nenne nur zwei: Immer nur das zugeben, was einem bewiesen werden kann. Dies führt zu einer Art Salamitaktik: Rädchen um Rädchen. Ein anderer Ratschlag geht in die folgende Richtung: Bei einer klaren Anschuldigung nicht die gleichen Worte wie der Anschuldiger verwenden. Es wäre also falsch zu sagen: «NN bezichtigt mich der Lüge; ich habe nicht gelogen». Man müsste es positiv formulieren: «Zum Schutz von XYZ habe ich mich entschieden, nur einen Teil meines Wissens in die Öffentlichkeit zu tragen.» Aus meiner Sicht stinken solche Ratschläge zum Himmel!
Es geht um etwas ganz anderes. Integer sein bedeutet doch nicht, ohne Fehler zu sein. Integre Menschen sind solche, die zu ihren Fehlern stehen, allenfalls um Vergebung bitten, allenfalls Dinge wieder gut machen, allenfalls Konsequenzen ziehen – je nachdem, was gut und richtig und angemessen ist. Und wir? Und ich? Der Entscheid, wie man mit eigenen Mängeln und mit Beschuldigungen (berechtigten und unberechtigten) umgeht, darf nicht erst dann gefällt werden, wenn das Haus schon brennt. Wer aufmerksam lebt, merkt sehr bald, dass es im einfachen Alltag viele Möglichkeiten des Einübens gibt. Und noch etwas: Das Thema ist auch ein gutes Übungsfeld, nicht andere zu richten. Was ich damit meine? Paulus beschreibt es in seinem Brief an die Römer, Kapitel 2, 1. CHRISTOPH WYSS Der Autor ist Rechtsanwalt in Bern. Er präsidierte bis vor kurzem die Internationale Vereinigung Christlicher Geschäftsleute (IVCG). christoph.wyss@advobern.ch
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Reizwort «Bekehrung» «idea Spektrum» Nr. 34/2011 – Interview mit Roman Meury Schon lange wollte ich Ihnen schreiben. Grundsätzlich finde ich Ihr Heft sehr interessant und informativ. Beim Artikel, auf den ich Sie ansprechen möchte, handelt es sich um das Interview von Andrea Vonlanthen mit Roman Meury unter dem Titel «Es gibt zu viele Leute, die Jesus nicht kennen». Inhaltlich finde ich es informativ, die Wortwahl aber scheint mir problematisch. Weshalb wird insgesamt 15 Mal das Wort «Bekehrung», «bekehren» oder ähnliches verwendet? Es macht mir den Eindruck, jemand wolle dieses Unwort salonfähig reden, ohne zu bedenken, dass man seriösen Christen damit einen schlechten Dienst erweist. Ich vermeide dieses Unwort konsequent und wünschte mir das eigentlich auch von seriösen christlichen Zeitschriften, zu denen ich auch «idea-Spektrum» zähle. Ich finde, dass zum Beispiel «Entscheidung für Christus» oder «Umkehr zum Leben mit Christus» viel aussagekräftiger und zudem unproblematischer wären. Was meinen wohl andere Leser dazu? Hans-Peter Wirth, Chur
Interkulturelle Arbeit bleibt weiterhin wichtig LEITERWECHSEL Die Arbeitsgemeinschaft interkulturell (AGiK) der Schweizerischen Evangelischen Allianz wird neu von einem Leitungsduo geführt. Der langjährige Leiter Martin Voegelin engagiert sich weiterhin.
Als Geschäftsleiter der Arbeitsge meinschaft Evangelischer Missio nen (AEM) hat Martin Voegelin mitgeholfen, die AGiK aufzubau en. Anfang Jahr hat er die Leitung der AGiK abgegeben. Die Nachfolger heissen Carl Hard meier und Samuel Kopp. «Diese multikulturelle Doppelspitze ver heisst viel Spannendes», ist der 61Jährige überzeugt. Dem Duo attestiert Voegelin viel Know how: «Carl Hardmeier ist sehr gut mit der Situation von Integrationsge meinden vertraut. Samuel Kopp hat von Anfang an in der AGiK mitgearbeitet und bringt dank seiner langjährigen Erfahrung in Afrika wichtige Inputs mit.»
Umfassende Komplexität
Die AGiK ist 2004 aus der Tä tigkeit der MEOS und der AfA (Arbeitsgemeinschaft für Auslän dermission) entstanden. Der Zu ideaSpektrum 05.2012
Von links: Carl Hardmeier, Martin Voegelin, Samuel Kopp.
sammenschluss wurde möglich, als die interkulturelle Tätigkeit als gemeinsamer Auftrag aller AEM Werke verstanden wurde. Die drei Kerninhalte lauten: mul tikulturelle Initiativen und Ge meindeförderung, theologische und strategische Reflektion sowie Migrations und Integrations prozesse. «Diese Themen haben eine grosse gesellschaftspolitische Dimension. Die Komplexität hat uns anfänglich fast erschlagen», schaut Voegelin zurück.
Geistliche Identität stärken
«Etwas vom Spannendsten für
mich sind die wachsenden Bezie hungen zu Migrationsgemeinde leitern. Das Bewusstsein wächst, dass wir miteinander einen Auf trag für die Schweiz haben», sagt Voegelin weiter. Wichtig ist ihm dabei, «dass die geistliche Identität ausgeprägter ist als die schweize rische». «Ausländerfragen führen immer wieder zu Schnittstellen, die uns herausfordern. Wir ma chen nicht einfach auf ‹Multikul ti›, sondern gehen eine wichtige Frage seriös an: ‹Wie gehen wir als Christen mit gesellschaftspoliti schen Fragen um?› «Es ist Sturmflut heute. Die Fun damente kommen wieder zum Vorschein», stellt Martin Voegelin in Anlehnung an eine Aussage des Theologen Paul Schütz fest. Voegelin ist heute Geschäftsleiter von Global Focus, einer Dienst leistung für lokale Gemeinden, die ihr Gemeindeleben von lokal
bis global missional ausrichten wollen. Er bleibt der AGiK er halten und freut sich, zusammen mit seinen beiden Nachfolgern die Fundamente des christlichen Glaubens immer mehr sichtbar zu machen. THOMAS FEUZ
Das ist die AGiK Die Arbeitsgemeinschaft interkulturell der SEA versteht sich als Kompetenzzentrum für Integrations- und Migrationsfragen. Aktuell zählen sich 22 Werke und Organisationen zur AGiK. Sie engagieren sich in einem kulturüberschreitenden Dienst in der Schweiz. Das nächste AGiK-Forum, eine Plattform für alle, die am interkulturellen Schaffen interessiert sind, findet am 28. April statt. www.agik.ch, www.globalfocus.ch
Bilder: zvg
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«Um Wohlstand zu schaffen, müssen wir arbeiten» FINANZIELLE FREIHEIT «Das Weltsystem und Gottes Reich sind Gegensätze», stellte Finanzberater Kurt Bühlmann am
Crown-Jahrestag in Zürich für Private und Familien fest. Die 80 Teilnehmenden lernten am Samstag, in welche Werte es sich zu investieren lohnt, wie sie zu finanzieller Freiheit kommen und was Gott über Wohlstand denkt.
«Ig wot au!» Dies schien das Lebensprinzip der Darsteller im Theater von PrismArt zu sein, einem Drama über Familienfinanzen. «Ich will alles sofort!», schrien die Kinder und der Vater. «Ich muss immer krampfen!», stöhnte die Mutter. «Woher kommt dieses Verhalten?», fragte Bernhard Zaugg, Leiter der Fachstelle Schuldensanierung Berner Oberland. «Was stillt unsere Sehnsucht? Ist es der Mammon oder ist es Gott?»
Prioritäten setzen
Der Schuldenberater empfahl, mit Kindern ab der Mittelstufe über die Einteilung ihres Taschengeldes zu sprechen. «Einteilen heisst Prioritäten setzen.» Prioritäten würden helfen, dem Drang zu widerstehen, mit Spontankäufen das fehlende Selbst-
Impressum Idea Schweiz Herausgeber: Idea Information AG, 4410 Liestal Verwaltungsrat: Heiner Henny, Präsident; Sam Moser, Stellvertreter; Paul Beyeler, Hans Lendi, Hansjörg Leutwyler, Hanspeter Schmutz Ideelle Trägerschaft: Schweizerische Evangelische Allianz (SEA), Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG), Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) Redaktion: Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 44, Fax 031 819 71 60 E-Mail: redaktion@ideaschweiz.ch Internet: www.ideaschweiz.ch Chefredaktor: Andrea Vonlanthen Büro: Bahnhofstr. 65, 9320 Arbon Tel. 071 446 70 02, Fax 071 446 74 88 E-Mail: andrea.vonlanthen@ideaschweiz.ch Redaktor: Thomas Feuz Erweitertes Team: Esther Reutimann, Christian Bachmann, Mirjam Fisch-Köhler Praktikum: Christof Bauernfeind Inserateservice: Jordi AG – das Medienhaus, Roland Rösti, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 25, Fax 031 819 38 54 E-Mail: inserate@ideaschweiz.ch Aboservice: Jordi AG – das Medienhaus, Ursula Seifried Jordi, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 20, Fax 031 819 38 54 E-Mail: abo@ideaschweiz.ch Abopreise: Jahresabo Fr. 145.–, Seniorenabo Fr. 117.–, Halbjahresabo Fr. 77.–. Das Abo ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar. Konto: PC-Konto 40-788586-4 Idea Information AG, 4410 Liestal Layout/Druck/Versand: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp www.jordibelp.ch
Bild: Christian Bachmann
Wie hilft man Freunden in der Schuldenfalle? Bernhard Zaugg (stehend) und Attilio Cibien (rechts daneben) im Gespräch mit Teilnehmern.
wertgefühl zu kompensieren. Bevor wir uns materielle Wünsche erfüllten, sollten wir uns fragen: «Vereinfacht ein neues iPhone mein Leben oder stiehlt es mir Zeit?» Mit einem altersgerechten «Wirtschaftsgeld» zusätzlich zum Taschengeld könnten Kinder lernen, für Schulmaterial, Kosmetikprodukte oder Kleider Verantwortung zu übernehmen. Ausgaben gelte es zu notieren und mit dem Budget zu vergleichen.
Wem gehört mein Herz?
«Wie gehen wir mit Gottes Eigentum um, das er uns anvertraut hat?», fragte Attilio Cibien, selbstständiger Finanzberater aus Schaffhausen und ehemaliger Leiter Finanzen der Pilgermission St. Chrischona. «Meine Beziehung zu Gott sollte mein Verhältnis zum Geld beeinflussen – nicht umgekehrt», betonte Cibien. Der Mammon, der Geist hinter dem Geld, wolle unser Herz von Gott entfernen. Er verspreche Macht und Einfluss, binde uns aber mit Furcht und Schulden. Deshalb sei es wichtig, einen Einnahmen- und Ausgabenplan zu erstellen und so den Bedarfskreis zu schliessen, damit zusätzliche Einnahmen nicht einfach versickerten. Gott wolle, dass wir auch anderen Gutes tun könnten (2. Korinther 9,8).
Schritte zur Freiheit
Horst Reiser, Verantwortlicher von Crown Life Schweiz, zeigte zwölf Schritte zur finanziellen
Freiheit auf: «Stelle dein ganzes Sein und Haben in einem Gebet unter Gottes Führung, denn Jesus hat dich ganz freigekauft.» Gott sei nun der 100-prozentige Eigentümer unseres Lebens und wir dessen Verwalter. So hätten wir eine doppelte Verantwortung: Das Reich Gottes zu fördern, aber auch gemäss 1. Timotheus 5,8 unsere Liebsten nicht zu vernachlässigen. Ein wichtiger Schritt sei, sinnvoll für die Zukunft zu sparen: «Für Alleinstehende empfiehlt es sich, ein Monatssalär als Reserve auf die Seite zu legen, für Familien drei Saläre.»
In Menschen investieren
Werner Grylka, selbstständiger Finanzplaner in Langenthal, betonte, wie wichtig eine persönliche Finanzplanung sei, um über die anvertrauten Mittel Rechenschaft ablegen zu können. Als Grundsatz schlug Grylka vor, jede Schuld zu tilgen und sich langfristige Finanzziele zu setzen. Zudem riet er, in Menschen und Realwerte zu investieren, also in Landwirtschaft, Immobilien, Firmen, Silber und Gold. «Geldwerte wie Aktien und Kapitalanlagen haben keinen realen Wert und eignen sich deshalb nur als Übergangslösung.»
Göttliche Rendite
Kurt Bühlmann, Seminarreferent aus Nyon, hatte als Bauunternehmer Millionen verdient. Sein Imperium zerbrach, der Schul-
denberg betrug 140 Millionen Franken. Nachdem er alles Materielle verloren hatte, wurde er durch Gottes Eingreifen frei. «Das Weltsystem und Gottes Reich sind Gegensätze», stellte Bühlmann fest. In der Welt drehe sich alles ums Kaufen und Verkaufen, in Gottes Reich gehe es ums Geben und Empfangen. Um Wohlstand zu schaffen, müssten wir arbeiten. Dies sei biblisch. «Das göttliche Prinzip heisst Multiplikation. Im Gleichnis vom Sämann bringt die Saat 30-, 60- und 100-fache Frucht – also eine bis zu 10 000-prozentige Rendite.» Bühlmann riet, nicht auf weltliche, sondern auf himmlische Werte zu setzen und zuerst nach Gottes Reich zu trachten.
Ein Budget ist einfach
Im praktischen Teil stellte Horst Reiser die Excel-Software «Crown Finanzmanager Light» vor und zeigte, wie einfach man damit ein Budget erstellen kann. Die passenden Hilfsmittel, um Kindern und Jugendlichen in Familie und Gemeinde den biblischen Umgang mit Geld nahezubringen, wurden in zwei weiteren Gruppen vorgestellt. Wer wollte, konnte mit Attilio Cibien und Bernhard Zaugg darüber diskutieren, wie man Freunden und Verwandten in der Schuldenfalle helfen kann. CHRISTIAN BACHMANN
Crown Life «Crown Life» ist ein Arbeitszweig von Campus für Christus und fördert seit elf Jahren biblische Verwalterschaft mit dem Ziel, Menschen in finanzielle Freiheit zu führen. Die Vereinigung schult Einzelpersonen, Kirchen und Gemeinden darin, Gottes Liebe neu zu entdecken und die geistliche und materielle Veränderung an andere weiterzugeben. «Crown Life» entwickelt Lehrmittel, hält Seminare und Schulungen und bietet Budget- und Lebensberatungen an. Schwerpunkt ist die Schulung von Multiplikatoren im Leib Christi. www.crownlife.ch
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Frau Fisch nimmt ein Auge voll von «Fischaugä» Gospel-ComeDy In 15 Sequenzen zeigen die beiden Schauspiel-Profis Beat Müller und Peter Wild Stationen des Lebens- und Leidenswegs Jesu. 250 Gäste erlebten in Rorbas ZH im Wortsinn ein Wechselbad der Gefühle.
Wer anders als die Frau mit diesem Namen wäre besser geeignet, eine Theaterproduktion zum Thema «Fischaugä» zu beäugen? Am besten, sie nimmt gleich noch den mit, von dem der Name stammt, nämlich ihren Ehemann. Zwei «Fische» sitzen gespannt in der Premiere der neuen Produktion von Beat Müller in Rorbas ZH. Ein Erlebnisbericht.
es zu einer Hochzeit geht. Doch bald sitzen sie dort auf dem Trockenen und Peschi will abhauen, als neuer Wein gereicht wird. Synchron drehen die beiden den Kopf; sie ahnen, wie es dazu gekommen ist. Nicht immer werden die Geschichten zu Ende erzählt. Doch wer sie aus der Bibel kennt, versteht sie auch so. Sie laden ein, selber fertig zu denken, zu überlegen, was wäre, wenn…
Comedy für Christen
Zu Countrymusik erscheinen zwei Typen mit Khakihemden und farbigen Hosenträgern auf der Bühne, die offenbar erfolglos fischen waren. «Das ist ja klar, wir waren an einer Nichtstelle!», erklärt Andreas, genannt Andi. Peschi, eigentlich Petrus, kapiert nichts. «Eine Nichtstelle ist da, wo die Fische definitiv nicht sind», legt Andi dar. Während sie die Netze säubern, scheint ihnen jemand Tipps zu geben. «Vom Fischen versteht er zwar nichts.
Altbekanntes neu entdeckt Der Schein trügt: «Humor kann auch über der Gürtellinie Tiefgang haben!»
Aber ich glaube, wir sollten nochmals einen Versuch wagen…», drängt Andi. Augenrollend gibt sein Bruder nach. Tatsächlich, diesmal ist das Netz voll. Die Begegnung mit dem Wanderprediger Jesus hat eingeschlagen. Die Brüder sind jedenfalls dabei, als
Die 90 Minuten Spielzeit vergehen wie im Flug. Peschis Mimik verrät, wie tief es ihn berührt hat, als er mit Jesus, Moses und Elia auf dem Berg der Verklärung war. Andi geniesst den Einzug nach Jerusalem hinter verspiegelter Sonnenbrille und verteilt grosszügig Autogramme. Und fragt später: «Werden sie uns auch morgen noch lieben?» Bekanntes wird aus neuer Perspektive gezeigt, welche oft das Zwerchfell kitzelt.
Michel Müller, Kirchenratspräsident des Kantons Zürich, war mit seiner Familie dabei. Ihm gefiel der rote Faden, der durch die persönliche Wahrnehmung der beiden Jünger immer wieder aufgenommen wurde. Die beiden Buben fanden: «Mir sind guet druus cho und ‹s isch luschtig gsii!» Die beiden Künstler bestätigen mit ihrem neuen Stück Müllers Ausspruch: «Humor kann auch über der Gürtellinie Tiefgang haben.» MIRJAM FISCH-KÖHLER
bepe Gospel-Comedy Beat Müller und Peter Wild bringen als «bepe gospel-comedy» das Stück «FishEyes» in Schweizerdeutscher Fassung auf die Bühne. Es eignet sich für Kirchgemeinden und die ganze Familie. 2012 treten sie 24 Mal auf; das Duo kann von Januar bis April 2013 gebucht werden. www.fischaugä.ch
musik als Ausdruck von Kultur, lob und Anbetung JuBiläumsKoNzerte Seit bereits 20 Jahren gibt das «ensemble animato» den christlichen Glauben mit Musik weiter.
Das aufwändige Jubiläumsprogramm «When you believe» überzeugt mit grossem Können und Authentizität. 21. Januar, Französische Kirche in Bern: Vor der noch geschlossenen Türe drängt sich ein bunt gemischtes Publikum. Nebst distinguierten Klassikliebhabern gibt es Paare im mittleren Alter und viele junge Menschen.
Bekenntnis nach Noten
Jugendliche Sängerinnen und Musiker, routinierte Musikbegeisterte und Berufsmusiker: Das macht die Authentizität des «ensemble animato» aus. Da geht es nicht um absolute technische Perfektion, sondern um eine variantenreiche Darbietung eines persönlichen Glaubensbekenntnisses. Immer wieder stellte das Ensemble seine Wandlungsfähigkeit unter Beweis. Die Chorprojekte «There will be joy» (Da wird Freude sein, 2009) und «Raise your voices» (Erhebt eure Stimmen, idea Spektrum 05.2012
Musizierend den Glauben bezeugen: Das «ensemble animato» in Bern.
2010) finden mit «When you believe» (Wenn du glaubst) im Jubiläumsjahr ihre Fortsetzung. Das 40-köpfige Sinfonieorchester tritt zusammen mit einem 50-köpfigen Frauenchor und einer Solistin auf. Im Jubiläumsprogramm: Klassik, geistliche Lieder und neue Songs, die vom Dirigenten Markus Geissbühler arrangiert oder komponiert wurden.
50-köpfiger Frauenchor
Bei der Premiere überzeugte der stimmgewaltige Chor durch hohe Präsenz und sichere Linienführung. Die Solistin Sandra Thomi aus Thun gewann im Lauf des Abends an Ausdruck und Dynamik. Ihre Darbietung vermochte gerade in Pianostellen zu überzeugen. Die meisterliche Hand des Dirigenten zeigte sich nicht
nur am Dirigentenpult, sondern auch bei diversen kunstvollen Arrangements, etwa bei verlangsamt dargebotenen Übergängen oder gekonnt gesetzten Zäsuren. Das Motto «Kultur, Lob, Anbetung» wurde am ersten von drei Konzerten überzeugend und glaubhaft umgesetzt. Die Darbietungen des «ensemble animato» wurden bisher von über 13 000 Gästen besucht. Ihnen allen wurde die Tür zu einem bereichernden Erlebnis aufgetan. THOMAS FEUZ
Die nächsten Konzerte 4. Februar, 20 Uhr, in Solothurn (Konzertsaal) 5. Februar, 17 Uhr, in Steffisburg (Saal GfC, Bernstrasse 75) www.animato.ch
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Podiumsgespräch beim Innovationsforum mit (v. l.) Johannes Reimer, Peter Aschoff, Steffen Beck, Moderator Thomas Härry
Gemeinden brauchen Ideen. Hier sind Beispiele! GEMEINDEBAU Wie müssen sich Kirche und Gemeinden verändern, um andere mit der christlichen Botschaft zu erreichen? Darüber diskutierten rund 400 Mitarbeiter bei „inno2012 – Innovationsforum für die Kirche von heute“ am 24. und 25. Januar in Stuttgart. Veranstalter war Willow Creek Deutschland (siehe auch S. 18 f). Präses: „Wir waren mal die hippen Kerle“ Nach den Worten des Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes und Vorsitzenden der Deutschen Evangelischen Allianz, Michael Diener (Kassel), stehen beide Organisationen „nicht unbedingt für Innovation“. Vieles sei heute erkaltet. Diener: „Wir waren mal die hippen Kerle – vor 125 Jahren.“ Viel Lava sei erloschen, aber bis heute gebe es viel Lebendiges und viele Erfahrungen. Daher brauche es das Miteinander von etablierten und neuen Bewegungen. Ihn bewege die Geschichte vom dienenden Gott, der seinen Jüngern die Füße wäscht. Er bedaure manchmal, dass die Fußwaschung als Ausdruck des Dienens nicht zum Sakrament geworden sei. Zum Auftrag der Christen gehöre es, der Gesellschaft zu dienen.
Pompe: Für eine Umverteilung in der Volkskirche Der Leiter des EKD-Zentrums „Mission in der Region“, Pfarrer Hans-Hermann Pompe (Dortmund), sprach sich für eine Umverteilung des kirchlichen Aufwandes an Personal, Zeit und Finanzen aus. Anstatt das meiste Engagement der Kerngemeinde zu widmen, sollte etwa ein Drittel für Menschen bestimmt sein, die noch nie etwas von Gott gehört haben. Ein weiteres Drittel ihrer Kräfte sollte die Kirche für Distanzierte aufwenden, riet Pompe. Diese Kirchenmitglieder hätten lose Kontakte zu Gemeinden, etwa an Festtagen oder im Urlaub. Das letzte Drittel des kirchlichen Aufwandes sollte bekennenden Christen zugutekommen. Sie brauchten Vergewisserung, Anleitung und Begleitung.
Wenz: Der Heilige Geist bewirkt bei uns alles! Der Pastor der unabhängigen charismatischen Gemeinde „Gospel Forum Stuttgart“, Peter Wenz, bezeichnete den Heiligen Geist als das Innovativste, das ihm im Leben begegnet sei. Das direkte Reden des Heiligen Geistes bewirke in seiner Gemeinde alles: von der Veränderung der Strukturen bis zu evangelistischen Aktivitäten oder Heilungserlebnissen. Millionen von Menschen in
Deutschland sehnten sich nach übernatürlichen Erfahrungen mit dem Heiligen Geist. Ohne ihn könne man weder innovativ noch erfolgreich sein und riskiere das „Ausbrennen“.
Jugendpastorin: Tut Außergewöhnliches! Für die Pastorin der unabhängigen evangelischen Jugendkirche „Kraftwerk“ in Dresden, Judith Ziegenthaler, ist die Gemeinschaft der Christen kein Selbstzweck. Sie habe vielmehr für andere da zu sein – gemäß den Worten von Franz von Assisi (1181-1226): „Verkündige das Evangelium und wenn nötig, gebrauche dazu Worte.“ Die Gemeinde solle beispielsweise Politiker fragen, was sie für ihre Stadt tun könne. Die Referentin für Mädchenspiritualität im evangelischen Jugendzentrum Weigle-Haus (Essen), Doreen Klug, ermunterte Christen dazu, besonders das Potenzial junger Menschen zu fördern und sie zu ermutigen, etwas Außergewöhnliches zu tun.
Gemeindeentwickler: Eine Kirche bei Surfern Der Leiter des Netzwerkes für Gemeindeentwicklung „Churchconvention“, Pfarrer Markus Weimer (Tübingen), machte Vorschläge zur Erneuerung der Landeskirche. So brauche man neue Ausdrucksformen, etwa eine Kirche im Rotlichtmilieu oder bei Surfern am Bodensee. Kirche bedeute nicht nur, zur Kirche zu gehen, sondern Gemeinschaft zu leben.
Wichtig ist die „Balance von drei Bekehrungen“ Für den Leiter der zur Stadtmission gehörenden Gemeinde „Junge Kirche Berlin“, Alexander Garth, gibt es keine echte Innovation. Er erinnerte an die Aussage des englischen baptistischen Erweckungspredigers Charles Spurgeon (1834–1892): „Es gibt in der Theologie nichts Neues – und wenn doch, ist es verkehrt.“ Wichtig sei jedoch die „Balance von drei Bekehrungen“, so Garth: die Bekehrung zu Gott, zur Gemeinde und zur Welt, um sie zu verändern. Viele Christen hätten heute ein Kommunikationsproblem ideaSpektrum 5.2012
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Der Leiter des EKD-Zentrums „Mission in der Region�, Pfarrer Hans-Hermann Pompe.
und stieĂ&#x;en auf hartnäckige Vorurteile. Dem mĂźsse man mit Kreativität begegnen.
Ihm persĂśnlich helfe sein groĂ&#x;er Gebetskreis. Beter warnten ihn manchmal vor unbedachten Aktionen.
Wie der „Jesus-Virus“ Ăźberspringt
Es nicht allen recht machen wollen
Nach Worten des MitbegrĂźnders des „Netzwerkes fĂźr missionale Gemeindeinnovation“ Novavox, Stefan Lingott (Heidelberg), ist es nicht entscheidend, was in einer Gemeinde geschieht, sondern wie sich die Welt durch sie positiv verändert. Die Kirche kĂśnne nicht erwarten, dass Menschen zu ihr kommen, sondern sie mĂźsse zu ihnen gehen. Wenn Christen Salz und Licht der Welt seien, springe der „Jesus-Virus“ auch auf andere Menschen Ăźber.
Der Pastor der freikirchlichen evangelikalen Gemeinde ICF Karlsruhe, Steffen Beck, sagte, er habe bei seiner GemeindegrĂźndung zu viel Zeit damit verbracht, es anderen Christen recht zu machen. So habe er in der BroschĂźre seiner Gemeinde den Satz formuliert: „Wir sind eine moderne Kirche.“ Dies sei von anderen Kirchen so missverstanden worden, dass sie nicht modern seien. Um mit dem Gemeindebau voranzukommen, mĂźsse man jedoch aufhĂśren, jedes Wort auf die Goldwaage zu legen. P
Berlinprojekt: Die erste Frage beim Bibellesen FĂźr den Leiter der Freien evangelischen Gemeinde „Berlinprojekt“, Christian Nowatzky, muss das Evangelium von der Gnade Gottes im Zentrum jeder Gemeinde stehen. Wichtiger als die Frage „Was wĂźrde Jesus tun?“ sei die Frage „Was hat Jesus fĂźr uns getan?“ Priorität beim Bibellesen mĂźsse daher sein: „Wo finde ich in diesem Text das Evangelium?“
Debatte: Wie sollen Christen mit Streit umgehen? Bei einer Podiumsdiskussion ging es darum, wie Christen mit Meinungsverschiedenheiten umgehen sollen? Der Pfarrer der EliaGemeinde in Erlangen, Peter Aschoff, vertrat die Ansicht, dass Leitungskräfte bereit sein sollten, Verletzungen zu erleiden. Sie mĂźssten sich trauen, auch Unpopuläres zu sagen, und mit den Konsequenzen leben. Es sei bei ihnen fast zwangsläufig, dass neben ihren Erfolgen auch „ein gewisser Flurschaden“ entstehe. Wenn man die „Macken“ von Leitungspersonen wegtherapieren wolle, bliebe wahrscheinlich keine Innovationskraft Ăźbrig. Wichtig seien fĂźr sie zudem Freunde, die den Mut hätten, ihnen „den Kopf zu waschen“.
Fotos: Willow Creek
Reimer: FĂźr eine „positive Streitkultur“ Der Missionstheologe Prof. Johannes Reimer vom Theologischen Seminar Ewersbach (DietzhĂślztal/Mittelhessen) des Bundes Freier evangelischer Gemeinden forderte dazu auf, bei Meinungsverschiedenheiten mit anderen Christen „nicht die Leitung zu kappen“, sondern im Gespräch zu bleiben. Gebraucht werde eine „positive Streitkultur“. Allerdings kĂśnne man mit anderen Christen – „egal wie komisch sie sind“ – nicht dauerhaft im Streit liegen, weil dies auch in der Ă–ffentlichkeit von Nicht-Christen bemerkt werde.
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Heilig-Kreuz-Kirche in Jyllinge (Dänemark)
Harajuku-Kirche in Tokio (Japan)
St.-Lorenz-Kapelle in Vantaa (Finnland)
Bilder der Woche ARCHITEKTUR
Emporis – eine führende Datenbank für globale Gebäudeinformationen in Hamburg – hat jetzt die 10 spektakulärsten modernen Kirchen ausgewählt. Die vier evangelischen sind hier abgebildet. Da ist als „revolutionär konstruiertes Gebäude“ die Martin-Luther-Kirche (großes Bild) in Hainburg an der Donau (Niederösterreich). Sie wurde am 30. April 2011 eingeweiht. Techniken aus dem Schiffsbau wurden für das Dach angewendet. Es besteht aus 23 Tonnen schweren gewölbten Stahlplatten. In der japanischen Hauptstadt Tokio steht die 2005 eröffnete futuristische Harajuku-Kirche (oben rechts). Ihr Dach besteht aus 7 gewölbten Flächen, die an die 7 Tage der Schöpfung erinnern sollen. Ein besonderer Effekt: Klänge hallen etwa zwei Sekunden nach. Im dänischen Jyllinge am Roskilde Fjord wurde 2008 die Kirche des Heiligen Kreuzes (oben links) eingeweiht. Von außen bildet sie einen Kontrast zur über 900 Jahre alten historischen Kirche der 10.00o Einwohner zählenden Stadt. Ganz in Weißtönen gehalten ist die 2010 eingeweihte St. Lorenz-Kapelle (Mitte) in der finnischen Großstadt Vantaa nahe Helsinki. Auf dem Weg zum benachbarten Friedhof soll Trauernden „der Weg der Seele zur Ewigkeit“ nahegebracht werden.
Martin-Luther-Kirche in Hainburg (Österreich) ideaSpektrum 5.2012
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Wer steht hinter atheistischen Verbänden? GOTTLOS IN DEUTSCHLAND Eine Studie der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen hat atheistische Gruppen untersucht.
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theisten melden sich zunehmend mit polemischer Religions- und Kirchenkritik zu Wort. Obwohl ihre Gruppen vergleichsweise klein sind, gelingt es ihnen, sich über die Medien Gehör zu verschaffen. Atheistische Angebote wie Jugendweihe, Lebenskundeunterricht und Kindertagesstätten konkurrieren mit denen der Kirche. Wie sollen Christen mit dieser Entwicklung umgehen, und wie kann man mit Atheisten
Deutschlandweit wirken:
ins Gespräch kommen? Darüber gibt eine neue Studie der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW) in Berlin Auskunft. Danach lebt der Atheismus vom Protest und vom Bekenntnis zum Nichtglauben: „Der Herr ist kein Hirte.” „Niemand hat die Welt geschaffen.” „Es gibt kein Leben nach dem Tod.” Allerdings gebe es eine Vielzahl von „Atheismen“, die sich häufig gegenseitig widersprächen. So stoße das von der atheistischen Giordano-Bruno-Stiftung herausgegebene „Manifest des evolutionären Humanismus“ bei anderen Atheisten auf scharfe Kritik. Das Manifest wendet sich gegen eine grundlegende Unterscheidung von Mensch und Tier sowie von „gut“ und „böse“ und bestreitet die Möglichkeit, dass man schuldig werden kann. Religiöses Bewusstsein wird auf „Überaktivitäten im Schläfenlappen“ zurückgeführt.
Wächst der atheistische Einfluss? In der Studie wird bezweifelt, dass atheistische Verbände für weite Teile der Bevölkerung sprechen können. Zwar beanspruche der Zusammenschluss von 11 Organisationen, der „Koordinierungsrat säkularer Organisationen“, die Interessen von mehr als einem Drittel der Deutschen zu vertreten, die keiner Konfession angehören, doch müsse dieser Anspruch zurückgewiesen werden. So teilten laut einer Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach (Allensbach am Bodensee) lediglich 7 % der Be-
völkerung die Ansichten etwa des Humanistischen Verbandes Deutschlands (HVD). Dieser hat derzeit etwa 10.000 Mitglieder. Es sei fraglich, ob er eine größere Zahl von Mitgliedern hinzugewinnen könne, so die EZW. Dennoch komme dem Verband kultur- und rechtspolitische Bedeutung zu. Große Chancen habe er beispielsweise beim Ausbau seines Dienstleistungsangebotes, etwa von Kindertagesstätten, dem Lebenskundeunterricht an Schulen sowie der „Jugendfeier“ als Alternative zur Konfirmation. Für „politisch mehrheitsfähig“ hält die Studie die Forderung des HVD, Religion als ordentliches Schulfach zugunsten des Faches „Ethik“ abzuschaffen bzw. in ein frei zu wählendes Fach umzuwidmen. Dem stünden zwar geltende Verträge entgegen, doch justiere sich das Verhältnis von Staat und Kirche derzeit neu. Für das Gespräch mit Atheisten empfiehlt die Studie, die Prinzipien des interreligiösen Dialogs anzuwenden: Ihnen sollte mit Respekt begegnet und das Recht auf eine eigene Weltanschauung zugestanden werden. P
b Die 120-seitige Studie (Nr. 216) ist erhältlich unter 030 28395-211 • www.ezw-berlin.de
„Lasst die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen“ WISSENSCHAFT Dieser Rat des Paulus (Epheserbrief 4,26) wurde jetzt neurowissenschaftlich untermauert.
Karikatur: Peter Thulke
H
irnforscher an der Universität von Massachusetts in Amherst (USA) haben festgestellt, dass sich negative Eindrücke oder schockierende Erfahrungen im Schlaf einnisten. Sie leben am nächsten Tag verstörender wieder auf, als wenn man wach geblieben wäre. Im Journal of Neuroscience (Zeitschrift für Neurowissenschaft) wird
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über die Untersuchung berichtet. Dabei wurden mehr als 100 jungen Männern und Frauen Videos von verstörenden Situationen gezeigt, etwa einem schweren Unfall. Ein Teil der Probanden versuchte wach zu bleiben, der andere schlief. Nach dem Schlaf standen die Bilder wieder stark vor Augen. Damit wiesen die Forscher nach, dass
Schlaflosigkeit nach traumatischen Erlebnissen geradezu hilft, sie besser zu verarbeiten. Andererseits bleiben negative Emotionen, etwa nach einem Ehestreit oder Konflikten am Arbeitsplatz, ebenfalls stärker wirksam, wenn man sie nicht möglichst vor dem Zubettgehen bereinigt. Insofern geben die Ergebnisse dem biblischen Rat recht. P
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Kinder aus einem HMK-Projekt in Nigeria
NOTIERT Digitales Zeitalter: Bibelschmuggel
HARTES SCHICKSAL Manche werden durch Anschläge zu Waisen, andere werden diskriminiert. Besonders schlimm ist die Lage in Nigeria.
C
hristen sind die am stärksten verfolgte Religionsgruppe der Welt. Nach Schätzungen werden rund 100 Millionen Personen wegen ihres Glaubens an Jesus diskriminiert, drangsaliert oder sogar getötet. Was geschieht mit den Kindern der Opfer? Wie können sie ihre Erfahrungen geistlich verarbeiten? Diesen Fragen ist die OnlineZeitung Christian Post (Washington) nachgegangen. Ein besonders hartes Schicksal trifft jene Kinder, deren Eltern bei Anschlägen ums Leben kommen. Nur in seltenen Fällen nähmen sich dann staatliche Stellen ihrer an. So habe der nigerianische Innenminister Patrick Abba Moro (Abuja) 2 Waisen, die bei den Anschlägen der islamischen Terrorgruppe Boko Haram am 25. Dezember ihre Eltern verloren hatten, Stipendien für ihre Schulbildung versprochen. Er werde die Vaterstelle für Nancy Maduka und Master Chiedu übernehmen, versicherte der Politiker. Ihre Eltern waren unter den 40 Opfern eines Bombenanschlags auf die katholische Theresienkirche in Madalla nahe der Hauptstadt Abuja. Von den vielen anderen Kindern der über 750 Christen, die seit Anfang 2011 getötet worden sind, ist staatliche Hilfe nicht bekannt.
Stephanus-Schule für Waisen Stattdessen helfen Christen: So besteht beispielsweise eine Schule für verwaiste Kinder in Abeokuta nahe Lagos im
Südwes ten Nigerias. Die „StephanusSchule“ soll vor allem Söhnen und Töchtern verfolgter Christen Lebensperspektiven geben, so Todd Nettleton, Mediendirektor des US-Zweiges der Hilfsaktion Märtyrerkirche (HMK, Bartlesville/Oklahoma). Auch das US-Hilfswerk Christian Freedom International (Christliche Freiheit International) in Sault Ste. Marie (Michigan) engagiert sich für Kinder verfolgter Christen. Der Gründer, Jim Jacobson, hat selbst acht Waisenkinder aus dem südostasiatischen Land Myanmar adoptiert.
Waisenkind: Für die Mörder beten Darunter ist auch Mark, dessen leiblicher Vater von Militärs umgebracht wurde. Es sei eine harte Erfahrung gewesen, so Mark. Er sei sehr stolz auf seinen Vater. Über den Verlust habe er nur hinwegkommen können, indem er für die Täter gebetet und ihnen vergeben habe. Anderen Kindern verfolgter Christen könne er nur den Rat geben, ihren Glauben nicht aufzugeben: „Wir haben alle einen Vater im Himmel.“ P
b Hilfe für Kinder verfolgter Christen in Nigeria bietet u. a. die Hilfsaktion Märtyrerkirche • Tüfinger Str. 3 D-88690 Uhldingen-Mühlhofen Tel. 07556/92110 Sparkasse Salem-Heiligenberg BLZ 690 517 25, Konto-Nr. 2031417
Karneval: Brasilianer streiten um Kondomwerbung Der brasilianische Karneval ist bekannt für Auftritte von Samba-Schulen mit leicht bekleideten Tänzerinnen und Tänzern. In den „tollen Tagen“ steigt die sexuelle Freizügigkeit und damit auch die Ausbreitung von Geschlechtskrankheiten. Als Gegenmaßnahme hat das Gesundheitsministerium die Kampagne „Nie ohne Kondom“ gestartet. Das erregt den Unmut einiger evangelikaler und katholischer Parlamentsabgeordneter. Sie appellieren an Minister Alexandre Padilha, zur sexuellen Enthaltsamkeit aufzurufen. Doch damit stoßen sie weder in der Politik noch in den Kirchen auf einmütige Zustimmung. So hält der reformierte Pastor Marcos Amaral ihren Appell für übertrieben. Der Karneval sei kein religiöses, sondern ein volkstümliches Fest; daher könne man auch nicht alle Menschen zur Keuschheit verpflichten. Von den 195 Millionen Brasilianern sind 60 % katholisch und 33 % evangelisch.
Foto: HMK
Was wird aus den Kindern verfolgter Christen?
Im Bibelschmuggel ist das digitale Zeitalter angebrochen: Auf kleinen Speicherkarten, wie sie etwa in Mobiltelefonen oder Fotoapparaten benutzt werden, soll die Heilige Schrift zu Christen gebracht werden, die aus Glaubensgründen verfolgt werden, z. B. in Saudi-Arabien. Das internationale Missionswerk Bibelliga (Chicago) will in Zusammenarbeit mit anderen Organisationen solche Materialien auf Micro-SD-Karten abspeichern. Christen in Verfolgerstaaten können sie in ihre Handys stecken und lesen, ohne Spuren im Internet oder auf ihrem Computer zu hinterlassen. Maximal lassen sich etwa 32 Gigabyte abspeichern. Da die Daten komprimiert werden, enthalten die Karten neben der Bibel und theologischen Kommentaren auch Videos und Anbetungsmusik. Sie seien wie ein „christlicher Mini-Buchladen“ erläuterte der Direktor der Bibelliga, Robert Frank. Andere Missionswerke stellen Bibelübersetzungen auf Arabisch, Mandarin (Chinesisch) und Farsi (Persisch) kostenlos für das Projekt zur Verfügung. Deutscher Partner des internationalen Missionswerks ist die Bibelliga. b www.bibleleague.org
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Appell: Baut Häuser für die Christen im Heiligen Land! ISRAEL Wie kann man die Abwanderung von Christen aus dem Heiligen Land stoppen?
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inen ungewöhnlichen Vorschlag dazu hat der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Fouad Twal, gemacht. Der höchste Vertreter der römisch-katholischen Kirche im Heiligen Land rief deren Diözesen in aller Welt auf, jeweils einer christlichen Fa-
Patriarch Fouad Twal
milie ein Haus zu errichten, berichtet das Nachrichtenportal „katholisches.info“. Wie es heißt, haben viele Christen ein Wohnungsproblem, besonders in Jerusalem. Dort hätten 500 christliche Familien keine menschenwürdige Unterkunft. Dies gehöre zu den Gründen, warum Christen aus dem Heiligen Land abwanderten. Ursache für den Wohnungsmangel sei ein „erbitterter ethnisch-religiöser Kampf zwischen Juden und Moslems, der auch auf dem Wohnungsmarkt ausgetragen wird“. Bei der stark wachsenden arabischen Bevölkerung herrsche eine große Nachfrage nach Wohnungen. Die jüdische Stadtverwaltung, die eine Zunahme der moslemischen Bevölkerung verhindern wolle, gewähre aber nur „tröpfchenweise Baubewilligungen“ an die Araber. Gleichzeitig schössen im arabisch-moslemischen Osten der Stadt neue jüdische Wohnviertel wie Pilze aus dem Boden. Aufgrund der Eingriffe
DIE GEFANGENE DES MONATS FEBRUAR
Fotos: PR
5 Jahre Gefängnis für vietnamesische Christin
Christen in Jerusalem:
Anteil der Christen in Palästina:
1940: 45.000 2011: 11.600
1948: 2010:
30,0 % 1,5 %
der Behörden befänden sich die Immobilienpreise auf einem Höchststand. „Eine normale christlich-arabische Familie kann sie sich schlicht und einfach nicht leisten“, so der Bericht. Angesichts der Wohnungsnot betätige sich das Lateinische Patriarchat von Jerusalem als Bauherr. Es werde in wenigen Wochen 40 neue Wohnungen an christliche Familien in Beit Safafa übergeben, einem arabischen Viertel im Süden Jerusalems. Allerdings seien katholische Einrichtungen im Heiligen Land nicht in der Lage, den Wohnungsbedarf der Christen zu decken. Das Patriarchat von Jerusalem umfasst Israel, die Palästinensergebiete, Jordanien und Zypern. P
Vietnam 91 Millionen Einwohner
Ho Thi Bich Khuong
Buddhisten 54 % Atheisten 22 % Christen, meist Katholiken 8 %
Als „Gefangene des Monats Februar“ haben die Interna- Ton war im März 2011 „Gefangener des Monats“. In der Klagetionale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) und die schrift, die der IGFM als Kopie vorliegt, wird den beiden Christen Evangelische Nachrichtenagentur idea die vietnamesische Chris- vorgeworfen, die Politik der regierenden Kommunistischen Partei tin Ho Thi Bich Khuong benannt und zur Unterstützung für sie Vietnams verleumdet zu haben. Die IGFM wertet die Verurteilung aufgerufen. Die 44-Jährige gehört einer evangelischen Haus- der beiden Christen als eklatanten Verstoß gegen den Internatiokirche an, der die kommunistische Staatsführung die Zulassung nalen Pakt über Politische und Bürgerliche Rechte, den Vietnam verweigert. Da sie als „illegal“ gilt, werden ihre Gottesdienste von unterzeichnet hat. Das Dokument enthält unter anderem das der Polizei gewaltsam aufgelöst oder masRecht auf Religions- und Meinungsfreiheit. siv gestört. Die Christin kritisierte öffentlich Die IGFM fordert Vietnam auf, diese Rechte CHINA Menschenrechtsverletzungen in ihrer Heizu respektieren und die beiden Christen somat. Deshalb wurde sie am 15. Januar 2011 fort freizulassen. P HANOI in der nordvietnamesischen Provinz Nghe HAUPTSTADT LAOS An verhaftet. Am 29. Dezember verurteilte Hier kann man protestieren: sie ein Volksgericht zu fünf Jahren Haft und Ministerpräsident Nguyen Tan Dung, Region Nghe An anschließend fünf Jahren Hausarrest. Mit ihr via Botschaft der Sozialistischen Republik stand Pastor Nguyen Trung Ton vor Gericht. Vietnam, Schlösslistr. 26, CH-3008 Bern, VIE TNAM Er muss zwei Jahre hinter Gitter und danach E-Mail : vietsuisse@bluewin.ch, zwei Jahre in Hausarrest verbringen. Pastor Fax: 031/3887879
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P RO & KON T R A
Rückgang: Liegt es an schlechten Predigten? GOTTESDIENSTBESUCH Immer weniger Protestanten besuchen einen landeskirchlichen Gottesdienst. Die Quote sank nach der neuesten Statistik der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) von 3,8 % im Jahr 2009 auf 3,6 % 2010. Im Jahr 2000 waren es noch 4,1 % aller Mitglieder, die regelmäßig sonntags zur Kirche gingen. Liegt der Rückgang an als schlecht empfundenen Predigten?
PRO
Natürlich sind die Gründe für den Rückgang des Gottesdienstbesuchs vielschichtig. Es wäre geradezu ignorant, ihn allein auf die Predigt zurückzuführen. Und es wäre inakzeptabel, in eine pauschale Predigtschelte zu verfallen. Dennoch bin ich als einer, der selbst um angemessene Predigten ringt, überzeugt davon: Es sind auch unsere Predigten, die Menschen von der Kirche fernhalten. Das sage ich durchaus selbstkritisch. Zu viele Frauen und Männer auf den Kanzeln politisieren, psychologisieren und schwadronieren. Was sie sagen, hat mit meinem Leben wenig zu tun und mit dem Wort Gottes der Bibel manchmal noch weniger. Allzu schnell werden Allgemeinplätze formuliert: Frieden sei besser als Krieg zu führen; wir sollen fair gehandelten Kaffee trinken und weniger Auto fahren; im Übrigen sollten wir uns annehmen, so wie wir sind. – Doch, es
Das Predigtniveau ist eher gewachsen. Ausreißer gibt es kaum noch.
KONTRA
Ein Blick in die Kirchenbücher des 18. und 19. Jahrhunderts genügt, um zu erkennen, dass der im Vergleich zur römisch-katholischen Kirche geringe Gottesdienstbesuch der Protestanten kein Phänomen unserer Zeit ist. Er bewegt sich seit jeher auf einem beklagenswert mäßigen Niveau. Genauso alt wie Proteste gegen den mäßigen Zuspruch ist das Bemühen, Gottesdienste attraktiv(er) zu machen. Da ist viel Gutes über die Jahrzehnte hinweg unternommen worden, das Wort Gottes auf die Bedürfnisse der Menschen hin auszurichten. Der rückläufige Besuch hat wesentlich mit der demografischen Entwicklung zu tun: Es werden immer weniger Menschen geboren. Es ist wohlfeil, die Ursache für das aktuell geringer werdende Interesse am Gottesdienst auf eine vermeintlich mangelnde Qualität der Predigten zurückzuführen. Als Vorsitzender einer Jury, die seit 2000 den öku-
Steffen Kern (Stuttgart), Pfarrer und Journalist, Vorsitzender der Apis, Evangelischer Gemeinschaftsverband Württemberg
gibt sie, diese Verkürzungen des Evangeliums. Zu viel Schall und Rauch von den Kanzeln: Politische Parolen, die manchmal recht populistisch daherkommen und den komplexen Sachfragen nicht gerecht werden. Ethische Appelle – mal in liberaler, mal in evangelikaler Färbung –, die das Evangelium von der freien Gnade Gottes in Jesus Christus in den Hintergrund drängen. Und ich höre halbwissenschaftliche Spekulationen, die mir den Bibeltext mehr entfremden als ihn mir nahebringen. Zudem ist mein Eindruck: Immer mehr Prediger haben immer weniger Zeit für die Vorbereitung. Der Text hat nicht die Chance, die Gewohnheiten und Phrasen des Predigers zu durchbrechen. Heraus kommen 20 Minuten geballte Belanglosigkeit. – „Das tu ich mir nicht an, zumindest nicht regelmäßig“, sagen sich viele und bleiben zu Hause. Ehrlich gesagt, ich kann sie verstehen. P
Udo Hahn, Pfarrer und Direktor der Evangelischen Akademie Tutzing und Vorsitzender der Jury für den „Predigtpreis“
menischen „Predigtpreis“ des Verlags für die Deutsche Wirtschaft AG (Bonn) vergibt, kann ich diese These nicht bestätigen. Im Gegenteil! Das Predigtniveau ist eher gewachsen und ebenso die Sensibilität von Pastorinnen und Pastoren, bei Liturgie und Auslegung biblischer Texte gleichermaßen Sorgfalt walten zu lassen. Inzwischen gibt es in einer Reihe von Zeitungen und Zeitschriften – auch im säkularen Bereich – regelmäßige Kolumnen, in denen Gottesdienste rezensiert werden. Demnach kommen Ausreißer nach unten so gut wie nicht vor. Wie lässt sich der Gottesdienstbesuch stabilisieren, gar steigern? Möglicherweise nur dadurch, die Angebotspalette zu erweitern. Dies würde der wachsenden Heterogenität der Gemeinde gerecht werden. So erfreuen sich z. B. Gottesdienste am Sonntagnachmittag wachsender Beliebtheit. Sie helfen gerade Familien, das Wochenende gemeinsam abzuschließen. P
Fotos: PR
20 Minuten geballte Belanglosigkeit tut sich niemand mehr an.
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Lieben kann man lernen LEBENSHILFE Gerade haben das deutsche Top-Model Heidi Klum und Ehemann Seal das Aus ihrer Ehe bestätigt. Leider ist das keine Ausnahme: Immer mehr BeWalter Nitsche ziehungen zerbrechen. Die vielen groß aufgemachten Medienberichte von Scheidungen Prominenter demotivieren in zweifacher Hinsicht: Paare, deren Ehe sich in einer großen Krise befindet, resignieren noch mehr. Und Alleinstehende, die eigentlich heiraten wollen, verlieren oft den Mut, es trotzdem zu versuchen. Gegen jede Resignation ein Beitrag von Walter Nitsche, Leiter des Christlichen Partnerschaftsdienstes (www.cpdienst.com). Er meint: Lieben kann man lernen! Dieses bezaubernde Lächeln der Braut, dieses strahlende Gesicht des Bräutigams geht zu Herzen. Das Brautpaar, das sich soeben das Jawort gegeben hat, ist sicherlich davon überzeugt, dass ihr gemeinsames Hochgefühl der Liebe anhält: „Bis dass der Tod euch scheidet.“ Berichte von Ehepaaren sprechen eine andere Sprache: Da ist vom „Abklingen der Liebesgefühle“ die Rede, vom „Erkalten der Liebe“, vom „Funktionieren statt Leben“, von unerwarteter Resignation und dem Wunsch nach Ausbrechen aus der Ehe. Man kann viele Gründe dafür anführen. Doch der Hauptgrund von Beziehungsmiseren wird allzu leicht vergessen: Man hat verpasst, lieben zu lernen! Liebe ist eben kein ewiger „Rock ´n Roll der Hormone“. Starke Verliebtheitsgefühle, die einen überzeugen, dass mich dieser andere ewig anzieht und ich ihm zugeneigt sein werde, sind es ebenfalls nicht.
Foto: privat; Karikatur: Werner „Tiki” Küstenmacher
Wie sich Liebesgefühle einstellen Liebe ist eine ganzheitliche Gesinnung, die das Beste für den andern will. Praktisch: die seine wahren Bedürfnisse zu erforschen und zu stillen sucht. Eine Begeisterung für einen Menschen, den man dabei unterstützen will, zu dem zu werden, wie Gott ihn geplant hat – denn das ist wahres Glück für diesen Menschen. Liebesgefühle stellen sich als Folge dieser inneren Haltung ein. Sie können auch ohne diese innere Haltung vorhanden sein. Doch dann werden sie mit der Zeit erkalten. Das richtige Ziel war nie klar vorhanden. Meist ging es um „mein“ Verliebtheitsgefühl, um „meine“ Zuneigung. Doch wahre Liebe will lernen, die wahren Bedürfnisse des anderen (die Gott selbst ins Herz gelegt hat) kennenzulernen und ein Meister darin zu werden, auf sie einzugehen. Das Gegenteil davon ist eine Art „Zwangsbeglückung“ – man stillt Bedürfnisse, die der andere gar nicht hat bzw. die nicht seine wahren sind. Das wird der Partner dann auch nie als Liebe empfinden können.
Beziehungskiller: Zwangsbeglückungen Da ist beispielsweise ein Ehemann, der gerade einen ausgiebigen Spaziergang mit seiner Frau bräuchte, um mit ihr über anstehende berufliche Herausforderungen zu reden. Stattdessen drängt sie ihn zu einem Einkaufsbummel und
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zum Gedankenaustausch über neue Modefarben. Oder eine Ehefrau bekommt zum Geburtstag von ihrem Mann zwei Eintrittskarten – zu einer Boxveranstaltung. Keiner von beiden wird sich dabei „geliebt“ fühlen. Warum? Weil die wahren Bedürfnisse nicht getroffen wurden. Zwangsbeglückungen gehen meistens von der eigenen Motivation (nach dem Motto „Ich hab’s doch nur gut gemeint“) und den eigenen Vorlieben aus. Doch das, was man selbst gerne hat, muss noch lange keine Ermutigung für den andern sein. Der Liebe-Lern-Prozess beginnt also mit einem interessierten, hingegebenen Erforschen. Wer nicht erforscht, liebt nicht. Wer nicht erforscht, kann die wahren Bedürfnisse des andern nicht erkennen und tätigt – je länger, desto mehr – Zwangsbeglückungen.
Beziehungskiller: fehlende Selbstliebe Wer es allerdings nicht gelernt hat, seine eigenen wahren Bedürfnisse kennenzulernen, dem wird es sehr schwerfallen, sie beim anderen wahrzunehmen. Um lieben zu lernen, gilt es also auch, sich selbst lieben zu lernen. Die Aufforderung Jesu in Matthäus 19,19 weist darauf hin, dass ja der Schöpfer selbst die wahren Bedürfnisse in unser Herz gelegt hat. Wer sie nun erforscht, entdeckt zugleich den guten Willen Gottes für sein Leben. Ansonsten verlieren wir den Zugang zu uns selbst, zu unserer inneren Persönlichkeit. Egoismus ist der Versuch, fehlgeleitete Bedürfnisse zu
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stillen. Echte Selbstliebe nimmt die konstruktiven Herzenswünsche wahr, achtet darauf, folgt ihnen – und erlebt ein erfülltes Leben. Ist ein Glas voll, kann es überfließen. Lernt man, sich in richtiger Weise selbst zu lieben, kann man überfließen – mit engagierter Liebe zum Partner.
„Einen Ehepartner zu haben ist schön“ reicht nicht „Autofahren ist schön“, sagten wir, als wir gerade den Führerschein bekommen hatten. Und man fährt – egal wohin, Hauptsache man erlebt das, was man ein schönes Fahrgefühl nennt. Doch das nutzt sich mit der Zeit ab. Wer 20 Jahre den Führerschein besitzt, wird sich wohl kaum noch in sein Auto setzen, nur um zu fahren. Er braucht ein Ziel, er möchte von A nach B gelangen. Deshalb fährt er. Ein solches Zweckbewusstsein spiegelt sich auch in der Aussage wider: „Einen Ehepartner zu haben ist schön.“ Doch das ist zu wenig. Die Realität wird dieses Zweckbewusstsein bald zertrümmern. Es braucht vielmehr ein Zielbewusstsein. Wie wär’s beispielsweise mit der Einladung gemäß Epheser 5,25, wonach die Liebe zu meiner Frau ein Abbild sein soll von der Liebe, die Jesus Christus zu uns hat? Und
zwei Menschen aus dem eigenen Überfluss heraus beschenken. Ansonsten wird die Beziehung überfordert. Die Erwartungen sind hoch. Die Enttäuschungen noch höher.
Die wahren Bedürfnisse Wer die Prinzipien dieses Liebe-Lern-Prozesses erfasst hat, tut sich auch mit vielen praktischen Fragen viel einfacher. Gerade vor einer möglichen Beziehung. Worin sollen wir übereinstimmen? Wie viele Unterschiede sind akzeptabel? Muss der andere auch Christ sein? Wer verstanden hat, dass gesunde Selbstliebe die Voraussetzung für überfließende Nächstenliebe ist, dem wird klar, dass nur derjenige weiß, was für ihn in einer Beziehung bedeutsam und wichtig ist, der seine eigenen wahren Bedürfnisse kennt. Da möchte beispielsweise ein Mann aus tiefstem Herzen als Entwicklungshelfer in einem armen Land arbeiten, weil das seinem wahren Bedürfnis und seiner Lebenszielorientierung entspricht. Die Frau, in die er sich verliebt hat, besitzt eine ganz andere Prägung. Für sie gilt „ein Häuschen mit Garten, ganz klein, aber fein, was braucht´s noch mehr, um glücklich zu sein“, wie´s in einem alten Schlager heißt. Aber beide sammeln Briefmarken, essen gerne Pizza und mögen Filme mit Julia Roberts. Ausgehend von den wahren Herzensbedürfnissen wäre diese Übereinstimmung jedoch zu wenig, denn der Mann besitzt andere Prioritäten – existenziell Bedeutsames, bei dem es eine Übereinstimmung braucht.
genauso, wie Gott mit liebevoller Leidenschaft wirkt, damit wir zu dem heranreifen dürfen, zu dem uns Gott bestimmt hat, genauso begeistert wollen wir unseren Ehepartner in diesem Reifungsprozess unterstützen. Das wäre Zielbewusstsein statt lediglich Zweckbewusstsein.
Erst einmal ohne einen Partner … „Wenn wir mit unserer inneren Leere losziehen, um nach Liebe zu suchen, dann können wir nichts anderes finden als noch mehr Leere“, schreibt die Psychotherapeutin Robin Norwood. Wer mit der Frage „Wer kann mich glücklich machen?“ umgeht, sollte bedenken, dass kein Mensch die tiefste persönliche Bedürftigkeit stillen kann. Die Frage ist ein Hinweis darauf, dass man zuerst den Zugang zum eigenen Herzen, den Weg zu einem persönlich erfüllten Leben (ohne Partner!) lernen muss, damit es dann zu einer erfüllenden Liebesbeziehung kommen kann, in der sich
In einer anderen Konstellation (bei der so große berufliche Ziele nicht vorhanden sind) wäre es dann wichtiger, dass es in anderen Bereichen Übereinstimmung gibt: dass man z. B. gerne gemeinsam Tanzen geht, in der Auswahl der Urlaubsorte harmoniert und gemeinsame Hobbys hat. So ist es auch wichtig, ob ein Christ mit seinem Ehepartner gemeinsam beten, sich über die Bibel austauschen und nach dem Willen Gottes fragen möchte oder eben nicht. Die persönlichen Prioritäten prägen die Kriterien bei der Partnerwahl. Wer sich hier nur auf ein Verliebtheitsgefühl oder eine körperliche Anziehung verlassen würde, würde seine eigenen Herzenswünsche mit Füßen treten. Für einen ist es wichtig, dass er sich über alles mit dem Ehepartner austauschen kann. Für einen anderen muss es Grenzen geben dürfen – beispielsweise wenn er seelsorglich arbeitet und daher niemals „alles“ mit seinem Ehepartner besprechen kann. Die eine ist mehr ein Beziehungsmensch, der am liebsten jeden Tag Gäste hätte, wieder eine andere zieht das Alleinsein oder die Zweisamkeit vor. Da gibt es keine allgemeingültigen Prinzipien, denn jeder ist ein Original und daher anders. Wenn diese Unterschiede nicht entscheidend die gemeinsame Zielorientierung tangieren, kann man sich einfach über das Anderssein freuen, es nicht nur tolerieren, sondern als Horizonterweiterung annehmen und „umarmen“. O
Karikatur: Werner „Tiki” Küstenmacher
Es kann aber auch ganz anders sein …
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Zum Reifungsprozess gehört auch Konfrontation Gelassenheit können wir bekommen, wenn wir beachten: Wenn zwei sich Liebende seelisch vertraulicher werden, kommt oft der Punkt, an dem sie mit den eigenen tiefsten Ängsten und Verletzungen konfrontiert werden. Hier gilt es dann, im offenen Gespräch zu bleiben, sich möglicherweise dem Schmerz zu stellen, ihn zu benennen, ihn betend vor Jesus zu bringen und sich gegenseitig mit Annahme zu begegnen. Die Gefahr besteht, dass wir diesem inneren Schmerz entfliehen, dass wir das Gespräch abbrechen (oder gar die wachsende Beziehung). Die Fluchtwege sind verschieden: hin ins Vergessen oder Verdrängen, hin zu Süchten (auch Arbeitssucht) oder hin zur schnellen körperlichen Intimität. Alles Versuche, der aufkommenden wichtigen Konfrontation mit den eigenen inneren Ängsten aus dem Wege zu gehen. Tun Sie es nicht! Lassen Sie sich damit konfrontieren (vielleicht brauchen Sie dabei auch seelsorgliche Begleitung) und ernten Sie dadurch wertvolle Persönlichkeitsreifung – und vielleicht zum ersten Mal einen guten Zugang zu sich selbst.
Worauf beim ersten Treffen zu achten ist Christliche Singles fragen mich immer wieder, worauf sie beim ersten Treffen achten sollen. Zuerst sollte man sich darüber im Klaren sein, was das Ziel dieses Treffens ist. Geht es darum, einen potenziellen Ehepartner kennenzu-
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lernen? Oder geht es um die Frage, ob hier zwei Menschen an einer Freundschaft interessiert sind, weil ein bestimmtes Thema oder Anliegen sie verbindet? Bei verschiedenen Voraussetzungen kann es zu schweren Missverständnissen – und Verletzungen kommen.
Warum man zuversichtlich sein kann! Geht es um einen eventuellen Ehepartner, dann ist es ratsam, auf die wichtigen Prinzipien eines Lieben-Lern-Prozesses zu achten: • Hat der andere nur ein Lieblingsthema – sich selbst? Oder hat er Interesse, meine Persönlichkeit zu erforschen? • Hat der Mann Interesse an meiner Gesamtpersönlichkeit oder ist er vor allem von meiner „Karosserie“ angetan? • Welches sind die bedeutsamen Werte, die uns verbinden könnten? Passen die Herzenswünsche zusammen? • Wie sieht das Zielbewusstsein des andern aus? • Würde ich selbst diesen Menschen gerne unterstützen, zu dem zu werden, wie Gott ihn geplant hat? • Und neben allen kognitiven Fragen nicht vergessen: „Was sagt mein Herz dazu?” Kommen „Störgefühle“, denen ich zuerst nachgehen muss? Muss ich mich verbiegen, oder fühle ich mich ganzheitlich angenommen und auf dem Weg, geliebt zu werden und zu lieben? Weil mal lieben lernen kann, darf man zuversichtlich sein. P
idea Fernseh- und Hörfunk-Tipps
3. Februar – 9. Februar
FE R NSE H E N Sonntag, 5. Februar 9.00–9.20 Sat 1 So gesehen: Mit Fernsehmoderatorin Judith Rakers 10.00–10.45 Ev.-reformierter Gottesdienst aus Bümlingen 11.00–12.00 ERF Eins Ev.-freik. Gottesdienst (s. u.)
13.15–13.50 Fenster zum Sonntag: Schneeverrückt. ExtremWintersportler im Porträt 14.50–15.20 Kinderschinder – Der Preis für eine Tasse Kaffee. Reportage über den Anbau von Kaffee in Guatemala
Mittwoch, 8. Februar
Donnerstag, 9. Februar
Freitag, 10. Februar
14.05–15.00 Istanbuls Hagia Sophia – Kirche, Moschee, Museum
18.30–18.55 ERF Eins Buch für Buch: Symbol Dreieinigkeit (2. Mose 37)
9.05–9.45 Im Anfang war das Teilchen. CERN & die Frage nach Gott
14.30–15.00 ERF Eins Hinter den Kulissen: Willow Creek Leitungskongress
19.30–20.00 Kann die Kirche das Klima schützen?
21.45–22.30 Wenn die Seele krank ist. Doku über das „Haus Tabor“
19.00–19.45 Haben Tiere eine Seele?
20.15–21.30 Corrie ten Boom. Doku
22.00–23.30 Mythos Mutter. Talkshow
HÖRFUNK Sonntag, 5. Februar 7.05–7.30 Friedrich der Große als Friedensherrscher (s. auch ideaSpektrum Nr. 3, S. 3+13) 8.30–9.00 Sündenfall Biosprit 8.30–9.00 Bin ich, wenn ich nicht mehr bin?
Mittwoch, 8. Februar 9.04–9.30 Kirche und Sterbehilfe 9.45–10.00 Ev.-ref. Predigt von Pfarrerin Pascale Käser-Huber 10.00–11.00 Ev. Bläsergottesdienst der Sächsischen Posaunenmission aus Zwenkau
10.00–11.00 ERF Plus Gottesdienst der Freien ev. Gemeinde Lüdenscheid
13.00–15.00 ERF Plus Glaube am Montag: Der Versuchung standhalten
10.05–11.00 Ev.-methodistischer Gottesdienst aus Stuttgart
20.00-21.00 ERF Plus Die deutsche Sozialpädagogin Nicole Borisuk im Gespräch. Sie kümmt sich in Odessa (Ukraine) um Straßenkinder
17.05–17.30 Pastorin Kathrin Oxen – mehr als ein Predigtalent
Donnerstag, 9. Februar 20.00–21.00 ERF Plus Genf–Johannesburg–Windhoek. Pastor Horst Marquardt im Gespräch mit dem Missionar Johannes Trauernicht, der in Südafrika und Namibia dreieinhalb Jahrzehnte lang Gemeinden gegründet und Menschen zum Glauben geführt hat
Wer reagieren möchte, kann dies unter folgenden Rufnummern tun: ARD: 089/5900-3344 | Bibel.TV: 040/4450660 | Das Vierte: 0180/5843783 Deutschlandfunk und Deutschlandradio: 0221/345-1831 | DRS 2: (0)848/808080 | ERF: 06441/957-0 | HR (TV): 069/1555111 | Kabel 1: 0180/5011150 KiKa: 0180/2151514 | Luth. Stunde: 04264/2436 | MDR: 0341/300-5401 | NDR: 0511/988-2393 | Phoenix: 0180/28213 | RBB: 030/97993-2171 SF 2: (0)62/2059050 | SR 2: (0)681/6022222 | SWR: 07221/929-0 | WDR (Radio): 0221/5678-333 | WDR (TV): 0221/5678888 | ZDF: 06131/7012164
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Wie groß ist der Einfluss von Willow Creek? LEITUNGSKONGRESS „Ich hatte gedacht, dass die von Willow Creek inspirierten Gemeinden in Deutschland mehr bewegen würden.“ Dieses Resümee zog der Hauptpastor der Willow-Creek-Gemeinde in South Barrington bei Chicago, Bill Hybels, beim 7. Willow-Creek-Leitungskongress in Stuttgart. Der 1. fand 1996 statt.
I
n Deutschland stellt Hybels seit 15 Jahren seine Ideen und Erfahrungen vor. Jetzt bekannte er, von der geringen Resonanz etwas enttäuscht zu sein. Aufgrund des hohen Bildungsniveaus in Deutschland hätte er mit einem größeren Gemeindewachstum oder einer stärkeren Ausstrahlung in die Gesellschaft gerechnet. Hybels riet den 7.100 Kongressbesuchern in Stuttgart, ihre kirchlichen Leitungsaufgaben mutig und konsequent wahrzunehmen. In der Wirtschaft werde großer Wert auf eine effektive Mitarbeiterführung gelegt, während in der Kirche über Schwächen und Probleme häufig hinweggesehen werde.
Von manchen Mitarbeitern trennen Manchmal sei es notwendig, überforderten Mitarbeitern andere Aufgaben zuzuweisen und sich von jenen zu trennen, die unmotiviert seien oder eine schlechte Stimmung verbreiteten. Vielfach herrsche sogar Unklarheit über die Ziele, die eine Gemeinde verwirklichen wolle. Hybels bezeichnete es als wichtigste Aufgabe von Führungskräften, Visionen zu entwickeln
und Menschen für ihre Verwirklichung zu begeistern. Entscheidend für das Wachstum von Gemeinden seien nicht großartige Strategien, sondern wie die Leitung mit Mitarbeitern umgehe.
Checkliste: Gemeindeaufbau 1. Sind Sie mit Ihrer Arbeit unterfordert, überfordert oder gut ausgelastet? 2. Ist Ihre Gemeinde mit ihren Aktivitäten unterfordert, überfordert oder gut ausgelastet? 3. Mit welchen schwierigen Mitarbeitern haben Sie es derzeit zu tun? 4. Werden Ihre Mitarbeiter richtig angeleitet und motiviert? 5. Wie lange lassen Sie es zu, dass Mitarbeiter schlechte Stimmung verbreiten? 6. Wie lange tolerieren Sie Mitarbeiter, die ihre Leistung nicht bringen? 7. Haben Sie den Mut, Probleme in der Gemeinde zu benennen und zu lösen? 8. Welcher Arbeitsbereich Ihrer Gemeinde brummt? Welcher stagniert? Welcher stirbt ab? Welchen wollen Sie neu starten? 9. Mit welchen fünf Begriffen würden Sie das Wesentliche der christlichen Botschaft bezeichnen? 10. Besteht in dieser Frage unter den Ältesten Ihrer Gemeinde Einigkeit? (von Bill Hybels)
Eggers: Willow hat großen Einfluss Der erste Vorsitzende von Willow Creek Deutschland und der Schweiz, der freikirchliche Pastor Ulrich Eggers (Cuxhaven), erklärte vor Journalisten, der Einfluss von Willow Creek auf die deutsche Gemeindelandschaft sei sehr groß. Man habe Kontakt zu 8.000 Gemeinden in Deutschland. Zu den Zielen der Bewegung sagte Eggers, sie wolle zu Gemeindebau, Diakonie und Evangelisation inspirieren. P
Ulrich Eggers
Deutscher Theologe stellt Kirchensteuer infrage
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ie Kirchensteuer sei „eine kalte Steuer“, die nicht unaufgebbar sei, so der Direktor des Instituts zur Erforschung von Evangelisation und Gemeindeentwicklung der Theologischen Fakultät der Universität im pommerschen Greifswald. Herbst empfahl den Kirchen eine radikale Aufgabenbeschränkung. Sie sollten sich fragen, welche Aktivitäten sie für unaufgebbar halten, und alles andere zurückstellen. Jede Gemeinde sollte mit wenigen Sätzen ausdrücken können, wie sie den allgemeinen kirchlichen Auftrag umsetzt, Menschen mit
Jesus Christus in Kontakt zu bringen. Nötig seien präzise Beschreibungen, die „etwas anderes“ seien als mühsam formulierte Leitsätze wie „Unsere Gemeinde bezeugt der Welt die Liebe Gottes“. So könne es heißen: „Wir haben die Aufgabe, in diesem Viertel besonders den sozial schlecht gestellten Kindern und Jugendlichen Gottes Liebe zu bezeugen, indem wir ihnen Schularbeitenhilfe, Spiel- und Sportangebote und persönliche Betreuung anbieten und indem wir ihnen bezeugen, dass sie für Jesus unaufgebbar sind. So hoffen wir, dass
auf Dauer auch ihre Familien gewonnen werden. Mit ihnen wollen wir die Gemeinde bilden und die Gottesdienste gestalten, die zu diesem Viertel passen.“ P
Michael Herbst
Eggers/Fotos: idea/Schwanecke; Herbst/Willow Creek
VOLKSKIRCHE Als verzichtbar bezeichnete der evangelische Theologieprofessor Michael Herbst sowohl die Kirchensteuer als auch die privilegierte Stellung der Kirche in der Gesellschaft.
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Warum wachsen Gemeinden nicht? LEITUNGSKONGRESS Warum sind die Leitungskongresse von Willow Creek so beliebt? Und was ist Willows große Schwäche? Ein Kommentar von idea-Redakteur Karsten Huhn.
Fehlt es den Pastoren an Mumm? Für den größten Diskussionsstoff sorgte Bill Hybels. Ungewohnt kritisch äußerte er sich zur deutschen Situation. Er zeigte sich enttäuscht, dass die Anregungen von Willow Creek in den vergangenen 15 Jahren nicht mehr bewirkt haben und äußerte sogar PastorenSchelte: Eine Gemeinde verändere sich nur, wenn der Pastor sie mutig anleite. – Fehlt es den Pastoren hierzulande also an Mumm? Eine These, die viele Pastoren verärgerte. Einen Schwachpunkt gibt es aber auch bei den WillowVorträgen selbst: Sie weisen in der Regel keinerlei Bezug zur deutschen Kirchenlandschaft auf. So forderte Hybels, unfähige Mitarbeiter zu entlassen. Für seine Gemeinde mit 400 hauptamtlichen Mitarbeitern und einem Jahresbudget von 31 Millionen Euro mag diese Empfehlung zutreffend sein. In Deutschland und der Schweiz dürfte sie für die große Mehrheit der Gemeinden kaum eine Rolle spielen – hier ist der Pastor meist der einzige hauptamtliche Angestellte.
Wo bleiben die deutschen Ideen? Was auch auffiel: Auch nach fünfzehn Jahren Willow-Kongressen in Deutschland kommen nur zwei der elf Vortragenden aus Deutschland: Michael Herbst und Hanspeter Wolfsberger. Wo sind weitere deutsche Redner, die begeistern können – und die Situation vor Ort kennen? Oder will Willow Creek nicht mehr? Selbst die Lobpreis-Band wurde zum Kongress aus den USA eingeflogen (wenn auch mit einigen deutschen Sängerinnen verstärkt). Ein ähnliches Bild bietet sich an den Büchertischen des Kongresses: Schätzungsweise 80 % der angebotenen Literatur kommt aus den USA. Ist Deutschland zu einem theologischen Entwicklungsland geworden, das auf Ideen-Import angewiesen ist?
Mit Schokoriegeln durch die Wüste Was unterscheidet Willow-Creek-Redner von den meisten anderen Sprechern, die hierzulande zu hören sind? Es ist vor allem die Redekultur. Alle Redner sprechen frei, ohne das Sicherheitsnetz eines Manuskripts. So kann man den Rednern beim Denken zusehen, und man hört gerne zu, selbst dann, wenn die Botschaft mitunter etwas banal gerät und man etwas ratlos auf seinen Notizblock schaut. Die Botschaft eines Vortrages lässt sich meist in einem Satz zusammenfassen, etwa: „Vertraue Gott auch in schwierigen ideaSpektrum 5.2012
Zeiten.“ Diese Kernaussage wird von den Vortragenden meist von allen Seiten beleuchtet und ausgeschmückt durch Beispiele, etwa einem Baseball-Spiel oder dem Kampf um den freien Platz am Swimmingpool. Eine Geheimwissenschaft ist das nicht. Wenn etwa Bill Hybels zur Verdeutlichung seiner Management-Merksätze eine Grafik an die Tafel malt, ist das eher eine Kritzelei als ein Kunstwerk. Dennoch ist das, was sich so mühelos anhört, harte Arbeit. Statt einen Streuschuss abzugeben, bleiben die Redner konsequent bei einem Thema. Sehr schön zu beachten war das beispielsweise bei Pastor Jeff Manion. Er berichtete von Israels Durststrecke in der Wüste auf dem Weg ins verheißene Land (4. Mose 11). Das Volk murrte über das von Gott angebotene Himmelsbrot. Zur Verdeutlichung berichtete Manion von einem Selbstversuch: Vier Tage lang ernährte er sich nur von Schoko-Müsli-Riegeln. Minuziös schilderte er die Versuchungen: wie er die Bilder einer Restaurant-Anzeige in der Zeitung studierte, wie seine Familie die leckersten Mahlzeiten zu sich nahm, während er bei seiner Müsli-Diät blieb, wie seine Tochter ihn zur vorzeitigen Aufgabe verführen wollte und wie er schließlich heimlich ein paar Kartoffelchips naschte. Das hat großen Unterhaltungswert, vor allem aber: Es bleibt haften. So erinnert man sich auch noch eine Woche später an die Predigt über das Schokoriegel-Manna.
Diesmal gab es nicht nur Erfolgsmeldungen Ebenfalls bemerkenswert: Mehr als bisher waren bei diesem Kongress nachdenkliche Töne zu hören. Neben dem pragmatischen Ja-Du-schaffst-es-Denken sprachen mehrere Redner von Sünde und Zerbruch, Niederlagen und Enttäuschungen. Wahrscheinlich war das für viele Teilnehmer Mut machender als die Meldungen von amerikanischen Taufrekorden. (Dass Wachstum nicht einfach eine Frage von Willen und starker Leiterschaft ist, zeigt sich ja auch darin, dass zahlreiche US-Missionare in den letzten 20 Jahren Europa wieder verlassen haben, weil sich der Erfolg nicht einstellte.) Spricht man mit Teilnehmern des Kongresses, hört man vor allem zwei Reaktionen: 1. Wir haben großen Nachholbedarf in Sachen biblischer Leiterschaft, Mitarbeiterführung und Management – im Studium haben wir das nicht gelernt. 2. Vieles von dem, was bei Willow zu hören ist, ist nicht neu. Aber man hört es immer wieder gern. P
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Eine Familie mit 130 Kindern ERZIEHUNG Viele christliche Paare wünschen sich Kinder – bekommen aber keine oder nicht so viele, wie sie erhofften. Auf der anderen Seite gibt es 90.000 Kinder in Deutschland, 13.000 in der Schweiz und 11.000 in Österreich, die in Heimen leben und sich meist nichts sehnlicher als eine Familie wünschen. Eine Chance für Christen, sich dieser Kinder anzunehmen. Klaus Rösler porträtiert ein hessisches Pfarrerehepaar, das über 130 Pflegekindern ein Zuhause gegeben hat: Marga und Gerhard Beyer in Neustadt (bei Marburg). Der 14-jährige Justin sagt „Vatter“ zu Gerhard Beyer (71). Dessen Frau Marga ist für ihn die „Oma“. Dem Ehepaar macht diese unterschiedliche Bezeichnung nichts aus. Gerhard Beyer erläutert: „Der gehört zu uns.“ Der – das ist ihr Pflegesohn, der seit 2009 bei ihnen lebt. Wichtiger ist den beiden, dass sie den Jungen positiv prägen – auch durch eine christliche Erziehung. Hin und wieder trifft sich Justin auch mit seinem leiblichen Vater. Den nennt er „Papa“. Wenige Augenblicke später: Die 20-jährige Christin kommt von ihrem Dienst in einem Krankenhaus in Marburg zurück: „Das ist Christin – die gehört zu uns.“ Sie hat ihre Pflegeeltern gebeten, während ihres Freiwilligen Sozialen Jahres zur Vorbereitung auf ihr Medizinstudium weiter in Neustadt wohnen zu können. Sie durfte bleiben. Die beiden jungen Leute berichten kurz, wie ihr Tag bisher war. Dann ziehen sie sich in dem 103 Jahre alten, renovierten Fachwerkhaus in ihre Zimmer zurück. Sie sind die letzten Pflegekinder des Ehepaares, das sagt: „Wir sind eine völlig normale Familie.“ Aber das seien sie auch früher gewesen. In den zurückliegenden gut 40 Jahren haben sie über 130 Kinder betreut – neben ihren eigenen zwei: „Wir waren eine große Familie.“ Sechs bis acht Pflegekinder waren immer bei ihnen. Manche sind nur einige Wochen geblieben, andere ihre ganze Kindheit und Jugend über – und zählen bis heute zur Familie.
Liebe und Zuneigung weitergeben Woher kommt diese Kinderliebe? Beide Eheleute stammen aus einem christlichen Elternhaus. Schon als Verlobte beschließen sie, nicht nur eigene Kinder haben zu wollen, sondern auch Pflegekinder. Kindern das geben, was ihnen fehlt – nämlich Liebe und Zuneigung: Darin sehen sie eine Lebensaufgabe. Doch so einfach ist das nicht vor einem halben Jahrhundert: Sie müssen zuerst aufs Jugendamt – dann weiter zum Gesundheitsamt, das überprüft, ob sie ansteckende Krankheiten wie Tuberkulose haben. Schließlich werden sie als Pflegeeltern akzeptiert. Neun Monate, nachdem ihr Sohn geboren wurde, kommen die ersten zwei Pflegekinder. Ihre Mutter muss eine Gefängnisstrafe absitzen. Und die beiden sollen nicht ins Heim. Also kommen sie zum Ehepaar Beyer in den Neustädter Ortsteil Speckswinkel. Dort arbeitet Gerhard Beyer damals noch in der Tischlerei seines Vaters.
Für die ersten Kinder ist der Aufenthalt in der Familie kaum mehr als ein Ferienlager. Als die Mutter nach vier Monaten wieder entlassen wird, kehren auch die Kinder wieder heim. Weitere Jungen und Mädchen kommen. Obwohl die meisten noch im Vorschulalter sind, haben sie alle bereits schwere Erfahrungen hinter sich. Sie wurden verprügelt, misshandelt, sexuell missbraucht. Ihre Eltern sind mit der Erziehung überfordert, oder sie haben schlicht kein Interesse an ihnen. Beim Ehepaar Beyer ist das anders: Jedes Kind ist eine Bereicherung und eine neue Herausforderung. Es sind keine „Fälle“, sondern „Geschöpfe Gottes“. Nach zwei Jahren bekommt das Ehepaar eine eigene Tochter. Kinder wie Pflegekinder wachsen wie Geschwister auf. Auch in der Schule behaupten sie, Geschwister zu sein – trotz unterschiedlicher Nachnamen.
„Ihr ward immer für uns alle da“ Sind die eigenen Kinder nicht zu kurz gekommen? Diese Frage hat die Mutter auch ihren Kindern gestellt. Die Antwort beruhigt sie: „Mach dir keine Gedanken, Mama. Ihr ward immer für uns alle da!“ In der Familie gibt es feste Zeiten und Rituale. Die Familienandacht gehört dazu wie auch das Singen von Schlafliedern am Bett. Es gibt gemeinsame Mahlzeiten am Tag. „Da waren wir jahrelang 14 Personen am Tisch!“, erinnert sich Marga Beyer. Denn auch ihr Vater lebte in der Familie und eine Haushaltshilfe, die die Familie unterstützte. Auch Urlaubsreisen sind möglich. Die Familie besitzt zwei geräumige Autos. Eins lenkt der Vater, eins die Mutter. Die weitesten Reisen führen bis in eine Appartementanlage in Kroatien, andere an die Nordsee oder in den Taunus. Einen Hotelaufenthalt kann sich die Familie aber nicht leisten. Das wäre zu teuer gewesen. Wer mehr als vier Pflegekinder betreut, ist nach Sicht der Behörden eine „Großpflegestelle“. Sie steht unter der besonderen Kontrolle des Landesjugendamtes. Das heißt: Es gibt unangemeldete Kontrollen schon morgens um 8 Uhr oder abends um 20 Uhr. Doch nie ist etwas zu beanstanden. Zudem werden die Pflegeeltern gezielt für ihren Dienst fortgebildet. Die Kurse im nordhessischen Dörnberg sind für das Ehepaar eine echte Bereicherung: „Wir haben pädagogisch sehr viel gelernt.“ ideaSpektrum 5.2012
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Acht Kinder – die Familie Beyer in den 70er Jahren …
Wenn der Vater plötzlich Pfarrer wird Ein besonderer Einschnitt im Leben der Familie ist die berufliche Neuorientierung von Gerhard Beyer: Er fühlt sich in den Pfarrdienst berufen. „Pfarrer sein – das ist mein Traumberuf“, sagt er. Er holt das Abitur nach, studiert Theologie. Er weiß, dass er seine Frau mit dieser Entscheidung fast zu einer Alleinerziehenden macht. Während des Studiums ist er nur am Wochenende zu Hause. Doch Marga Beyer steht hinter den Plänen ihres Mannes. Der Vater tritt schließlich eine Pfarrstelle in Wabern-Hebel (Nordhessen) an. Die Familie zieht mit ihm um ins Pfarrhaus. Die Erwartungen des neuen Pfarrers an den Beruf – für andere Menschen da zu sein, Freuden und Nöte mit ihnen zu teilen, ihnen zu helfen, ihnen von der Liebe Gottes weiterzusagen – gehen allesamt in Erfüllung. Die anfänglichen Sorgen mancher Gemeindemitglieder, ob der Pfarrer bei so vielen Kindern überhaupt genügend Zeit für seine „Gemeindeschäfchen“ hat, erweisen sich schnell als unberechtigt. Und als der Geistliche nach Jahren im Kirchenvorstand anklingen lässt, es sei an der Zeit für einen Gemeindewechsel, wird er regelrecht bedrängt: „Bleib doch bitte!“ Gerhard Beyer zehrt sich für seine Gemeinde auf – bis er keine Kraft mehr hat und 2003 mit 63 in den Ruhestand geht. Das Ehepaar kehrt nach Speckswinkel zurück.
Fotos: Kinder/privat; Ehepaar/idea/Rösler
Die „Notfallkinder“ Mitte der 80er Jahre sind sowohl die eigenen Kinder wie die Pflegekinder – es waren bis dahin etwa 30 – erwachsen und haben das Haus verlassen. Was nun? Marga Beyer entscheidet sich, „einfach weiterzumachen“ – denn die Kinderbetreuung macht ihr Spaß. Und es kommt eine weitere Aufgabe auf die Beyers zu – das Pfarrhaus wird zur „Bereitschaftspflegestelle“: Wenn in einem Notfall kurzfristig Kinder untergebracht werden müssen, ist das Pfarrhaus offen. Mal greift die Polizei mitten in der Nacht einen 12-Jährigen auf, der irgendwo aus einem Heim ausgerissen ist und auf die Schnelle eine Bleibe braucht. Mal wird an einem Sonntag ein Säugling vorbeigebracht, dessen Mutter Alkoholikerin ist. Eigentlich ist das Kind genügsam und ruhig – doch wenn es sich einnässt, fängt es jedes Mal an zu brüllen. Als sich Marga Beyer nicht mehr zu helfen weiß, geht sie zum Arzt. Der stellt fest, dass das Kind am
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ganzen Po Brandblasen hat. Die Mutter hat ihr Kind offengan n barr mit seinem nackten Hintern auf den Herd gesetzt! Mal wird wir r ein Junge gebracht, der an den Armen schreckliche Exzeme hat. Doch die vermeintliche Hauterkrankung ist Exz z nichts anderes als Dreck – der Junge ist wochenlang nicht nic gewaschen worden. Nach drei Wochen ist seine Haut wie verwandelt. Eigentlich sollten die „Notfallkinder“ jeweils nur wenige Tage bleiben, doch einigen gefällt es so gut, dass sie um eine Verlängerung bitten. Bis zum Jahr Jah h 2000 wird das Pfarramt für weitere 98 Kinder ein Zuhause ha au auf Zeit. Auch schwere Erfahrungen bleiben nicht aus. Mit zwei geistig behinderten Kindern kommt das Ehepaar nicht zurecht. Diese Kinder müssen zurück ins Heim.
Mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt 1991 wird Marga Beyer für ihren großen Einsatz mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Die ganze Familie freut sich über diese unerwartete Ehrung. Das Ehepaar wiegelt eher ab. Sie hätten doch „einfach den Willen Gottes umgesetzt“: „Wir hatten und haben ein schönes und erfülltes Leben!“ Nach dem Burn-out im Pfarrdienst ist Gerhard Beyer inzwischen wieder zu Kräften gekommen. Und auch seine Frau ist beschäftigt. Sie strickt Socken – für das erste „Urenkelkind“, das Enkelkind einer Pflegetochter, die acht Jahre lang bei ihnen lebte. Auch bei ihrer Hochzeit und bei der Taufe ihres Kindes waren Beyers mit dabei – „eben wie eine ganz normale Großfamilie“. Für Eltern, die auch Pflegekinder bei sich aufnehmen möchten, haben Beyers viele Tipps parat: „Man darf sich nicht zu hohe Ziele setzen! Denn nicht jedes Kind wird so, wie man sich das wünscht.“ Wichtig seien vor allem viel Verständnis und viel Geduld. Sie raten zu einem „erzieherischen Mittelweg“: Man dürfe den Kindern nicht alles durchgehen lassen – doch bei jedem Regelverstoß das Strafgericht zu predigen, sei ebenfalls falsch. Wie so häufig sei die Goldene Regel Jesu (Matthäusevangelium 7,12) auch in der Kindererziehung richtig: „Behandle andere so, wie du von ihnen behandelt werden willst!“ P
b marga.beyer@gmx.de
… und das Ehepaar Marga und Gerhard Beyer heute
net F O R U M F Ü R J U N G E C H R I S T EN
Was Gott aus Krisen machen kann MUSIK Mit seiner Band „Allee der Kosmonauten“ und dem Projekt „Zeichen der Zeit“ schaffte er es 2003 bis 2006 mehrfach in die Charts. Nun meldet sich Mischa Marin mit seinem ersten Soloalbum „Die Mehrzahl von Glück“ zurück. Simon Jahn sprach mit ihm über Krisen, Glück und die Bedeutung von Erfolg. Mischa, Du warst mit „Allee der Kosmonauten“ sehr erfolgreich. Warum habt Ihr Euch 2008 aufgelöst? Unsere Vorstellungen hatten sich einfach zu weit auseinanderentwickelt. Die Monate vor der Auflösung standen wir uns immer mehr auf den Füßen. Jeder hatte seine eigenen Vorstellungen und wollte sie durchziehen. Wir diskutierten viel, stritten auch immer wieder. Wir hatten zwar nach wie vor Freude an den Auftritten, doch das Außenrum war sehr beschwerlich geworden. Trotzdem, die Band nach so vielen Jahren aufzugeben, war kein einfacher Schritt. Ich glaube, das war insbesondere für unser soziales Umfeld schon ein wenig wie eine Scheidung. Wie ging es danach für Dich weiter? Die Musik hatte mich zuvor völlig in Beschlag genommen. Deshalb habe ich die Auflösung der Band als Chance gesehen, mir erst mal eine Auszeit zu nehmen und mich mit Themen auseinanderzusetzen, für die ich zuvor keine Zeit gehabt hatte. All diese Fragen, die wir unter dem Schlagwort Gerechtigkeit verbuchen und die jetzt auch in das Album mit eingeflossen sind. Schon bald fing ich wieder an, neue Lieder zu schreiben. Sogar das Studio war schon angemietet. Da kam aus heiterem Himmel ein gesundheitlicher „Breakdown“. Ich hatte mich immer für einen sportlichen Typ gehalten. Plötzlich war ich so schwach, dass ich nicht mal mehr eine Treppe hochgehen konnte. Aber kein Arzt fand die Ursache. Und so wurde ich immer ängstlicher: Was wird mit mir passieren? Was mit uns als Familie? In dieser Zeit hat mir meine Gemeinde – die Freie evangelische Gemeinde Worms – viel Halt gegeben. Ich ha-
B e su cht uns au ch au f
be dann von den Ältesten über mir beten lassen, wie es die Bibel sagt (Jakobus 5,14). Am nächsten Tag war ich wieder „aufgerichtet“. Ich bin überzeugt, ich kann heute hier nur so sitzen, weil Gott dieses Gebet erhört hat. Ich bin bestimmt kein besserer Christ. Warum Gott das in meinem Fall getan hat und bei anderen nicht so, wie wir es uns wünschen, weiß ich nicht. Aber ich empfinde seitdem jeden Tag als ein großes Geschenk, viel mehr noch als vorher. Dein Album ist aber gar nicht so melancholisch geworden, wie man nach diesen Tiefschlägen vermuten könnte. Du hast auch viele beglückende Erfahrungen in den letzten Jahren gemacht. Ja. Einer der schönsten Momente war zum Beispiel, als ich Papa wurde. Da habe ich Freude erlebt, die ich so vorher nicht gekannt hatte. Bevor ich Christ geworden bin, konnte ich mir nicht mal vorstellen zu heiraten. Als ich die Kleine dann im Arm meiner Frau liegen sah, dachte ich mir: Junge, was für ein Idiot warst du nur, dir so ein Glück so lange vorzuenthalten? Einige Lieder der CD erzählen sehr persönliche Geschichten, z. B. wie Du Deine Frau kennen und lieben gelernt hast oder von der Geburt Deiner Tochter. Wieso hast Du das veröffentlicht? Ich bin nicht der Typ, der wild darauf ist, sein Privatleben allen auszubreiten. Aber ich habe das Persönliche bewusst nicht rausgenommen, um ein authentisches Zeugnis zu geben von dem, was ich erlebt habe: den Höhen wie den Tiefen. Und ich möchte zeigen, was Gott aus Krisen machen kann.
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Mischa Marin: „Die Mehrzahl von Glück“, 14 Lied er, 59 Minuten , Gerth Medien, 17,99 €/28,95 SF r
Ist es Dein Ziel, wieder so erfolgreich zu werden wie mit „Allee der Kosmonauten“ und „Zeichen der Zeit“? Wenn du immer im Fokus der Medien stehst und dann plötzlich nicht mehr, ist das ja nicht per se schlimm. Du kannst trotzdem ein tolles Leben haben. Aber die Leute schauen dich mit fragendem Blick an: Was ist denn jetzt los? Warum kommt nichts mehr über dich im Fernsehen? Und auch wenn du selbst kein Problem damit hast, kann dich diese Erwartungshaltung von außen doch ganz schön verunsichern. Erfolg um des Erfolges willen ist nicht mein Ziel. Ich verbinde mit der Musik mehr. Ich möchte Menschen ermutigen und motivieren. Aber ich mag Herausforderungen. Und ich wünsche mir natürlich, dass meine Musik Gehör findet und Herzen erreicht.P
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DI E K LE I N E K A NZ E L
» Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen. «
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Samuel Moser (Belp), Präsident i. R. der Vereinigung evangelischer Freikirchen und Gemeinden in der Schweiz
Aus dem Brief des Paulus an die Gemeinde in Rom 8,28
Foto: privat
Wir brauchen nichts mehr zu fürchten – außer Gott Unser Leben ist wie ein Teppich: Es gibt dunkle Fäden, und es gibt helle Fäden. Wenn wir beginnen, die dunklen Fäden auszureißen, zerstören wir den ganzen Teppich. Sich mit dem Leben versöhnen heißt: Ich gebe mein Ja zu den hellen und den dunklen Seiten meines Lebens. Ich höre auf, alles dauernd in einem schlechten Licht zu sehen. Ich vertraue darauf, dass Gott jedes Details zurechtbringt und mir alles zum Besten dienen muss. Doch wie sieht das praktisch aus? Der Psychologe Viktor E. Frankl kam 1945 aus der Hölle des Konzentrationslagers nach Wien zurück. Obschon er seine Eltern, seinen Bruder und seine Frau durch die Nationalsozialisten verloren hatte, war er frei von dem Drang nach Rache. Er schrieb das Buch „… trotzdem Ja zum Leben sagen“. Darin schildert Frankl eine eindrückliche Beobachtung: „Und mögen es auch nur wenige gewesen sein
– sie haben Beweiskraft dafür, dass man dem Menschen im KZ alles nehmen kann, nur nicht: die letzte menschliche Freiheit, sich zu den gegebenen Verhältnissen so oder so einzustellen. Und es gab ein so oder so!“ Nicht die schrecklichen Erlebnisse sind also das Problem – sondern ihre Anschauung. Und an anderer Stelle: „Uns ging es um den Sinn des Lebens als jener Totalität, die auch noch den Tod mit einbegreift und so nicht nur den Sinn von Leben gewährleistet, sondern auch den Sinn von Leiden und Sterben; um diesen Sinn haben wir gerungen.“ Im Schmerz und über den Verlust seiner Liebsten hat Frankl nach einem Sinn gesucht! Vielleicht ist der letzte Satz des Buches der Schlüssel zu dieser Lebenshaltung: „Gekrönt wird dieses Erleben des heimfindenden Menschen von dem köstlichen Gefühl, nach all dem Erlittenen nichts mehr auf der Welt fürchten zu müssen – außer seinen Gott.“ P
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PORTRÄT
Ein Rechtsanwalt will Pfarrer werden KARRIEREWECHSEL Eine vielversprechende Laufbahn liegt vor ihm, als ein Jurist noch einmal durchstartet: Der junge Rechtsanwalt will Pfarrer werden. Ein Porträt von Wolfgang Polzer.
„Wenn das deine Konfirmanden wären?“ Der Anstoß zum Umschwung kommt bei einer Faschingsfreizeit. Seit Jahren veranstaltet er sie mit anderen für Schüler aus Backnang. Da sitzt er unter rund
100 jugendlichen Rabauken und Chaoten, die eine „geile Zeit“ genießen. Und plötzlich schießt Kuttler ein Gedanke durch den Kopf: „Was wäre, wenn das deine Konfirmanden wären?“ Ganz abwegig ist eine Pfarrerkarriere für ihn nicht: Sein Vater, sein Großvater, ein Onkel, ein Bruder sind Geistliche, und eine Schwester studiert Theologie. Aber gerade weil ihm als Heranwachsender eine kirchliche Karriere vorgezeichnet erschien, hatte er sich gegen Theologie und für Jura entschieden. Sollte er jetzt das Ruder herumreißen? Friedemann Kuttler fragt Gott und schließt mit ihm ein Abkommen: Er wird Freunde und Bekannte fragen, ob er Pfarrer werden soll, und wenn auch nur einer Nein sagt, wird er das Ganze vergessen. Mit Absicht sucht er sich die am wenigsten christlich vorbelasteten Berater aus, zum Beispiel Rechtsanwaltskollegen. Aber keiner sagt: „Du hast einen Vogel!“ Vielmehr geben ihm alle zu verstehen: „Ja, das passt!“
Auf Hunderttausende Euro verzichtet Also hängt er seine Rechtsanwaltstätigkeit in der Kanzlei an den Nagel und beginnt die theologische „Ochsentour“: ein Jahr Studium der alten Sprachen Hebräisch, Griechisch und Latein in Neuendettelsau bei Nürnberg, dann
Studium in Tübingen und Leipzig. Die Finanzierung des zweiten Studiums ist schwierig und deshalb ein Gebetsanliegen: Bafög ist passé; er lebt von einer Studienhilfe der württembergischen Landeskirche und kleineren Honoraren für seine Tätigkeit als beratender Rechtsanwalt. Aber wenn er auch im Vergleich zu seinen Einkünften als Anwalt insgesamt auf mehrere Hunderttausend Euro verzichtet – niemals hat er Mangel gelitten. Nächstes Jahr will Kuttler sein theologisches Examen ablegen; danach hofft er, gemeinsam mit seiner derzeit in Berlin studierenden Freundin ins Vikariat gehen zu können.
Mission ist die höhere Berufung Im vorigen Jahr wurde er erstmals als Jugenddelegierter der SMD in die EKD-Synode berufen, wo er unter anderem mit einer Kollegin die morgendlichen Gebetstreffen für Synodale und kirchenleitende Personen organisierte. Seine Leidenschaft ist die Mission. Er will nahe bei den Menschen sein und sie in Kontakt mit Christus bringen. Das ist für den Juristen die höhere Berufung. P
Foto: idea/kairospress
Der heute 31-jährige Theologiestudent Friedemann Kuttler aus dem württembergischen Allmersbach im Tal hatte schon 2008 viel erreicht. Andere brauchen dafür ein halbes Leben: Abitur, Wehrdienst, ein komplettes Jura-Studium samt Referendariat und Promotion, CDU-Gemeinderat in Backnang, Kreisvorsitzender des Evangelischen Arbeitskreises der CDU, Kirchengemeinderat der Backnanger Stiftskirche, Mitglied der ChristusBewegung (früher: Ludwig-Hofacker-Vereinigung), Datenschutzbeauftragter und Freizeitleiter der SMD (Studentenmission in Deutschland), Rechtsanwalt für Zivilrecht, Verkehrsrecht und Strafrecht in einer angesehenen Kanzlei in Schorndorf. Die Juristerei macht ihm Spaß und bringt Anerkennung – aber trotzdem fehlt ihm etwas. Wenn er aus seinem Büro mit zwei Sekretärinnen nach Haus kommt, fragt er sich: „Welchen Sinn hat das? Will ich wirklich mein Leben vornehmlich dafür einsetzen, den Egoismus anderer durchzusetzen?“
DAS WORT DER WOCHE » Die christliche Botschaft verkündet uns: Wenn wir an Christus glauben und nach besten Kräften versuchen, unser Leben entsprechend zu gestalten, und bei Schuld die Vergebung durch Christus annehmen, haben wir nichts zu fürchten. Der Tod ist dann das Tor zu einem neuen Leben, das unendlich viel herrlicher ist als alles, was wir hier auf Erden je erleben können. « Die „First Lady“ der Bundesrepublik Deutschland, Veronika Carstens, 1983 in einem Beitrag für ideaSpektrum. Ihr Mann, Karl Carstens, war von 1979–1984 Bundespräsident. Frau Carstens starb am 25. Januar im Alter von 88 Jahren in Bonn. ideaSpektrum 5.2012