6 8. Februar 2012
Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt
www.ideaschweiz.ch
Einzelverkaufspreis: CHF 4.–
Was heisst denn Sonntagsheiligung?
Der Sonntag ist zum Sport- und Eventtag geworden. Doch nötig hätten wir Ruhe und Besinnung Seite 4 7 Erbschaftssteuer: Heiner Studer im Clinch mit Hans-Ulrich Bigler
13 Pilgerwanderung: EMK-Pastor lädt zum Pilgern durch den Jura
inspirierend.
9 Pro Israel: 1000 bekunden in Bern 22 Washington: Auch Barack Obama 12 Preisbindung: Der christliche
Buchhandel hofft auf den 11. März
am 60. Nationalen Gebetsfrühstück
28 Grubenunglück: 70 Tage unter der Erde – ein Augenzeuge berichtet
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G RÜ E Z I
52 freie Tage geschenkt So umstritten die Präambel «Im Namen Gottes des Allmächtigen!» in unserer Bundesverfassung auch ist, so zeigt sie doch eines: Unser Wertesystem ist immer noch christlich geprägt. Auf dieser Basis schreibt das Schweizerische Zivilgesetzbuch ein grundsätzliches Arbeitsverbot an Sonntagen vor. Ausnahmen gelten für Personen, die im Dienst des öffentlichen Verkehrs, in Pflegeberufen, in kirchlichen Ämtern oder in andern Dienstleistungsbetrieben arbeiten. Obwohl bei einem Grossteil der Bevölkerung die Kirche, Gott oder ein persönlicher Glaube kaum aktuell ist, stellen sich nur wenige gegen diesen gesetzlich vorgeschriebenen Ruhetag. So ruhig ist dieser Tag allerdings bei den wenigsten Zeitgenossen. Der Sonntag ist zum Event-, Mobilitäts- und Konsumtag verkommen. Da ist fast alles erlaubt! Einzig der Detailhandel hat es schwer. Obwohl liberale Kräfte immer wieder an den Ladenöffnungszeiten rütteln, bleiben Herr und Frau Schweizer standhaft. Seit 2006 sind in der Schweiz neun von zehn Liberalisierungsvorlagen gescheitert. Doch schauen wir uns einmal in Bahnhofshops und Tankstellenshops um. Sie sind sonntags meist proppenvoll mit kauffreudigen Menschen. Die Einkaufswagen bergen weit mehr als nur eine vergessene Tüte Milch. Man stimmt Nein und tut es doch… Oder waren Sie etwa noch nie am Sonntag einkaufen? Und wie steht es mit Internetshopping? Dort kann man rund um die Uhr einkaufen.
BIBLISCH Ein Lieblingsbibelwort von Stefan Broder, Co-Präsident Cevi Schweiz, Erlinsbach AG:
Denken Sie etwa ans Sonntagsgebot, wenn Sie surfen, finden und bestellen? Wo bleibt da die Konsequenz? Es ist kompliziert geworden! Doch denken Sie nicht, das sei eine neue Erscheinung. In unserm «Brennpunkt» verweist Pfarrer Alfred Aeppli auf ein Jesaja-Wort, aus dem klar hervorgeht, dass es damals schon ein Kampf war um die Sabbatruhe. (Seite 4) Doch gerade heute tut eine ehrliche, persönliche Auslegeordnung zur Sonntagsheiligung Not. Ist mein Sonntag zum Event-, Konsum- oder gar zum Arbeitstag geworden? Bin ich etwa deshalb so müde? Gehöre ich darum zu denen, die nach mehr Ferien rufen? Ich lade Sie zu einer kleinen Gedankenreise ein: Zu Beginn eines neuen Jahres stehen jeder Arbeitnehmerin und jedem Arbeitnehmer je nach Alter 20, 25 oder gar 30 neue Ferientage zur Verfügung. Ein grossartiges Gefühl, über so viele freie Tage verfügen zu können! Nur schade, dass diese Tage so rasch aufgebraucht sind und man noch mehr Erholungsbedarf hätte. Man stelle sich vor, dass da einer käme und uns 52 zusätzliche Tage schenken würde. Jede Woche einen Tag. Traumhaft! Und nun die frohe Kunde: Diese 52 Tage sind alles andere als ein Traum. Sie sind eine Tatsache, seit Erschaffung dieser Welt. Der Schöpfer selbst hat uns diesen einen freien Tag pro Woche geschenkt. Wir müssten dieses Geschenk nur neu ergreifen und gemäss seinen Weisungen nutzen. Und wir würden Wunder erleben!
«Und das sollt ihr wissen: Ich bin immer bei euch, jeden Tag, bis zum Ende der Welt.» (Matthäus 28,20) «Das Versprechen von Jesus Christus an seine Jünger im Matthäus-Evangelium begleitet mich schon lange. Es ist eine Zusage, dass Jesus an meiner Seite ist – mich begleitet, sich mit mir freut und jubelt, mich leidenschaftlich anfeuert, mich tröstend in den Arm nimmt und mich in meinen schwersten Lebensstunden ein Stück meines Weges trägt. Diese vorbehaltlose Treue und Hingabe von Jesus ist für mich immer wieder aufs Neue in der Ehe, in der Familie, im Beruf, im Cevi oder in anderen Bereichen des Lebens spürbar.»
WÖRTLICH «Als ich auf der Autobahn unterwegs war und in Gedanken noch bei einer sehr schwierigen Situation war, überholte mich ein Auto und fuhr vor mich. Als ich es wahrnahm, flog mir förmlich der Satz entgegen, der auf der Heckscheibe des Autos stand: ‹Jesus liebt mich›. Eine Liebeserklärung des lebendigen Gottes. Mitten auf der Autobahn zeigt mir der liebende Gott, dass er mich liebt.» Christine Bürk, Pfarrerin der evangelischreformierten Landeskirche in Rupperswil AG, im «Berner Oberländer» (BO).
Praktisch
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ESTHER REUTIMANN
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BR E N N P U N K T
«Internet und Mail jedoch sind am Sonntag tabu» SONNTAGSHEILIGUNG Christen sollten die eigenen Prioritäten im Umgang mit dem Sonntag überprüfen. Dies meint Pfar-
rer Alfred Aeppli, Präsident des Landeskirchen-Forums. Auch am Gebot der Sonntagsheiligung zeige sich, wie lebensdienlich die biblischen Weisungen sind. Heute ist der Sonntag zum Konsum- und Eventtag verkommen – mit Folgen. Wie halten Sie es als Pfarrer mit der Sonntagsheiligung? Alfred Aeppli: Zum Pfarramt ge-
hört selbstverständlich auch die Arbeit am Sonntag. Gegenüber den ungezählten Frauen und Männern in den Dienstleistungsberufen, die am Sonntag arbeiten müssen, habe ich jedoch ein grosses Privileg. Mein Einsatz findet im Gemeindegottesdienst und beim Kirchenkaffee mit der feiernden Gemeinde zusammen statt. Auch wenn die Leitung der Feier und die Predigt viel Kraft erfordern, hat dieser Tag doch einen besonderen Glanz. Ich werde oft reich beschenkt durch die Gemeinschaft mit den vielen mitwirkenden und teilnehmenden Gemeindegliedern.
Ein Gottesdienst mit Kirchenkaffee kann an gewissen Sonntagen gut und gerne drei Stunden bean spruchen. Wo bleibt da die Ruhe?
Gegenfrage: Wo bleibt die Gemeinschaft, wenn wir die Gelegenheiten zur Begegnung am Sonntag
bensdienlich die biblischen Weisungen sind.
Gibt es einen Unterschied zwischen Sonntagsheiligung im Alten Testament und im Neuen Testament?
Für Pfarrer Alfred Aeppli hat der Sonntag seinen besonderen Glanz.
nicht wahrnehmen? Neutestamentliche Studien zeigen, dass die frühen Gemeinden wesentlich durch das gemeinsame Essen auferbaut und gestärkt wurden. Am gemeinsamen Tisch und beim Kaffee lernen wir einander auch heute kennen, wir erzählen von erfreulichen Erfahrungen und hören von den Sorgen der andern. Das sind Grundbausteine einer gesunden Gemeindeentwicklung.
«Meine Betriebe sollen sonntags nicht laufen» Daniel Schöni, 40, Unternehmer /Inhaber einer Firmengruppe in der Transportbranche, verheiratet, 3 Kinder im Alter von 16, 11 und 6 Jahren, wohnhaft in Oberbipp: «Der Sonntag hat bei uns seit jeher als Ruhetag gegolten. In christlichen Elternhäusern aufgewachsen, haben meine Frau und ich mitbekommen, wie unsere Eltern den Sonntag wirklich geheiligt haben. Es war bei uns auch nie die Rede, ob wir nun in die Kirche gehen oder nicht. Es war einfach klar, wie Atmen und Essen. Nun merke ich heute als Familienvater und Unternehmer, wie gut diese Erziehung, aber auch wie gut Gottes Plan ist! Arbeit gäbe es immer genug, und man könnte problemlos sieben Tage durcharbeiten. Aber eben, der Sonntag gibt einem die innere Ruhe, nicht arbeiten zu Bild: Hedy Züger
müssen. Am Morgen in der Kirche auftanken, mit der Familie Zeit verbringen, und oft gehört auch ein Nachmittagsschläfchen zum Sonntag. Ich glaube, der Sonntag als das, was Gott mit ihm beabsichtigt, gibt jedem Menschen Elan für das Leben. Wer hingegen permanent am Werk ist, wird müde und stumpf. Ich bin froh, dass unsere Betriebe am siebten Tage nicht laufen und eigentlich all unsere Mitarbeiter die Möglichkeit haben, den Sonntag als freien Tag zu begehen. Bemerke ich, dass Kaderleute am Sonntag arbeiten, ermahne ich sie, das bleiben zu lassen. Wir versuchen auch bei unseren Kindern darauf zu achten, dass die Schulaufgaben nicht am Sonntag erledigt werden müssen. All dies ohne Krampf! Meine Frau und ich haben es als Kinder als Selbstverständlichkeit mit auf den Weg bekommen. Diesen Schatz möchten wir daher auch weitergeben.»
Was versagen Sie sich und was gönnen Sie sich am Sonntag?
Die Zeit, die nicht durch die Gemeinde belegt ist, verbringe ich zu einem grossen Teil draussen in der Natur. Am besten erhole ich mich auf ausgedehnten Wanderungen mit meiner Frau oder im Sommer beim Schwimmen oder Velofahren. Auch in der Gemeinschaft im Familienkreis und mit Freunden zusammen lebt meine Seele auf. Internet und Mail jedoch sind tabu. Der Sonntag ist mein Offline-Tag!
Gibt es einen freien Wochentag, der zu Ihrem persönlichen Sonn tag wird?
Normalerweise ist der Montag mein «Pfarrersonntag». Ich halte ihn frei von Verpflichtungen in der Gemeinde und nehme mir viel Zeit für Bibelstudium, Gebet und private Erholung. Ich schöpfe am Montag viel Kraft für das Vollprogramm von Dienstag bis Samstag.
Was hat sich Gott wohl gedacht, als er das Gebot der Sonntags heiligung aussprach?
Woher sollte ich wissen, was sich Gott gedacht hat? Die Work-LifeBalance-Experten lehren uns, wie wichtig regelmässige Entspannung und Erholung sind. Diese Einsicht hat schon von Anfang an zu den biblischen Richtlinien gehört. Am Gebot der Sonntagsheiligung zeigt sich wie an vielen anderen Beispielen auch, wie le-
Auf einer Studienreise in Israel referierte der bekannte Religionswissenschaftler Schalom BenChorin über messianische Hoffnungen in jüdischer Sicht. Er erklärte uns, wie die Juden nach wie vor auf ihren Messias warten. Wir fragten ihn, wann seiner Meinung nach der Messias erscheinen würde. Seine Antwort: «Sobald der Sabbat wirklich geheiligt wird!» Im Alten Testament ist das Sabbatgebot mit einer Verheissung verknüpft. Für uns Christen ist diese Verheissung schon erfüllt. Wenn wir den «Tag des Herrn» feiern, so denken wir an die frohe Gemeinschaft mit dem Auferstandenen.
Welches könnten – persönlich und gesellschaftlich – die Früchte sein, wenn der Sonntag vermehrt geheiligt wird?
Wir brauchen in unserer hektischen Zeit vermehrt Oasen der Besinnung. Es herrscht zu viel Betriebsamkeit ohne klare Zielsetzung. Auch wer mit Volldampf fährt, kommt nicht ans Ziel, wenn er den falschen Kurs gewählt hat. Stille und Gebet sind für meinen persönlichen Lebensweg absolut notwendig zur Orientierung. Hier empfange ich meine
Zur Person Alfred Aeppli, 60, ist reformierter Pfarrer in Jegenstorf BE und Präsident des Landeskirchen-Forums. Er ist Mitglied im Arbeitskreis Theologie der Reformierten Kirchen BernJura-Solothurn und wirkt regelmässig mit bei den Besinnungen im Bundeshaus. Früher arbeitete er als promovierter Ingenieur Agronom ETH in der landwirtschaftlichen Forschung. Er ist verheiratet mit Verena und Vater von vier erwachsenen Kindern. idea Spektrum 06.2012
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wegleitenden Einsichten. Auch im öffentlichen Zusammenleben werden weise Entscheidungen eher aus der Ruhe heraus geboren als in jener Hektik, wo alles nur grösser und besser und schneller werden soll.
Was bringt den Sonntag heute unter solch enormen Druck?
Es sind die gleichen Mechanismen, welche die Menschen schon immer von gesunden Prioritäten abgelenkt haben. Der Prophet Jesaja hat vor 2700 Jahren geschrieben: «Der Herr, der heilige Gott Israels, hat zu euch gesagt: Wenn ihr zu mir umkehrt und stillhaltet, dann werdet ihr gerettet. Wenn ihr gelassen abwartet und mir vertraut, dann seid ihr stark. Aber ihr wollt ja nicht. Ihr sagt: Nein, auf Pferden wollen wir dahinfliegen!» (Jesaja 30,15) Offenbar waren schon damals die schnellen Pferde wichtiger als die Besinnung. Heute sind es die Eventkultur und der Konsumismus, welche nicht Halt machen vor dem Ruhetag. Darüber hinaus leben wir in einer Gesellschaft, in der zu viele Werte einseitig materiell gemessen werden. Die Folge ist eine Entwertung der nichtmateriellen Werte. Wie wollen wir den Wert von guten Beziehungen in der Familie und im Freundeskreis beziffern, den Wert einer guten Gesundheit, den Wert von gepflegten Wanderwegen? Wie schon alle Generationen vor uns müssen auch wir lernen, die richtigen Prioritäten zu setzen.
Wie kann die Kirche dem Sonntag wieder zum richtigen Stellenwert verhelfen?
Indem jedes Gemeindeglied die
«Wir arbeiten fast immer an den Wochenenden»
Thomas und Brigitte Brauchli, 52 und 53, Gastgeber des Hotels Crea in Adelboden, 4 erwachsene Kinder: «Viel lieber würden wir an dieser Stelle berichten, wie vorbildlich wir es mit dem von Gott gedachten Ruhetag halten! Dem ist nicht so, weil wir fast immer an den Wochenenden arbeiten. Wir könnten ja unter der Woche freinehmen, denn schliesslich sind wir selbstständig. Das ist aber gerade der Haken. Für einen Angestellten sind die Tage geregelt, und meist weiss er lange im Voraus, wann er frei hat. Im Gastgewerbe kommt so viel Unvorhergesehenes, dass ein geregeltes
eigenen Prioritäten im Umgang mit dem Sonntag überprüft und die gewonnen Einsichten tatsächlich umsetzt.
Das Gebot der Sabbatheiligung stellt uns in die Pflicht, auch un sere Nächsten zur sonntäglichen Ruhe anzuhalten. Wie könnten Christen hierzu aktiv wirken?
Christen, die ihre Überzeugung konsequent leben, können mit ihrem Beispiel auch andere zum Nachdenken und zur Nachahmung herausfordern. Darüber hinaus sollten sich die Christen politisch auf der Ebene der Gesetzgebung einmischen, wenn der Sonntag immer mehr zu einem Event-, Konsum- und Arbeitstag wird.
Leben schwierig ist, besonders für einen Kleinbetrieb. Und Personal auf Vorrat anstellen, rentiert nicht. So reduzieren sich die Frei-Tage oftmals auf halbe Frei-Tage oder fallen ganz aus. Manche freie Tage müssen für Kommissionen oder Schneeräumungsarbeiten herhalten. Gut, dass wir in den Bergen eine Sommer- und eine Wintersaison haben. Zwischen diesen Saisonzeiten haben wir eine Pause, in der wir für ein paar Wochen den Betrieb schliessen. Das empfinden wir dann als nachgeholte Sonntage, wo wir die Batterien aufladen können. Ein auch nur ansatzweise geregeltes Gemeindeleben liegt leider nicht drin. Aber wir wissen, dass alles seine Zeit hat. Wir glauben, dass für uns wieder eine Zeit kommen wird, in der wir ein aktives Gemeindeleben erfahren und mitgestalten dürfen. Darauf freuen wir uns.»
Welches sind Ihre drei wich tigsten Empfehlungen zur Sonn tagsheiligung?
Die Sonntagsheiligung kann nicht vom christlichen Lebenswandel im Alltag getrennt werden. Darum beginne ich grundsätzlich bei der Gottesbeziehung: Lege erstens dein Leben in die grosse Hand des dreieinigen Gottes und suche eine lebendige Beziehung zum Vater im Himmel. Nimm dir zweitens Zeit zur Stille und zum Gebet und setze deine Prioritäten aus der persönlichen Besinnung heraus. Suche drittens am Sonntag eine besondere Zeit für die Begegnung mit Gott und mit den Menschen in der christlichen Gemeinde. Interview: ESTHER REUTIMANN
«Ich sehe meine Tätigkeit am Sonntag durch Jesu Wort legitimiert» Bruno Hüttenmoser, 53, Chirurg am Kantonsspital Schaffhausen, verheiratet, zwei Kinder, Winterthur: «Am siebten Tag hatte Gott sein Schöpfungswerk vollendet und ruhte von seiner Arbeit aus. Deshalb segnete er den siebten Tag und erklärte: Dieser Tag ist heilig, er gehört mir.» (1. Mose 2,2) «Am siebten Tage sollst du ruhen.» (Viertes Gebot in 2. Mose 20,8-11) «Wer am siebten Tag idea Spektrum 06.2012
irgendeine Arbeit tut und ihn dadurch entweiht, hat sein Leben verwirkt und muss aus seinem Volk ausgestossen werden.» (2. Mose 31,15) «Jesus fragte die Gesetzeslehrer: Ist es nach dem Gesetz erlaubt, am Sabbat Kranke zu heilen? Sie gaben ihm keine Antwort. Darauf berührte Jesus den Kranken und heilte ihn.» (Lukas 14,3) In diesem Spannungsfeld bewege ich mich als Arzt, wenn ich sonntags arbeite. Ich habe es im Vergleich zu anderen Berufsleuten noch verhältnismässig einfach, da ich für die Kran-
ken da bin und somit meine Tätigkeit durch Jesu Wort legitimiert sehe. Ich gebe aber zu, dass nicht jede Tätigkeit, die ich sonntags beruflich ausübe, auch an diesem Tag gemacht werden müsste, zum Beispiel Bürotätigkeit. Es ist auch für mich als Arzt und Christ immer wieder eine Herausforderung, dem vierten Gebot gerecht zu werden. Denn dass der Sonntag heilig sein soll, wird an mehreren Stellen in der Bibel immer wieder klar formuliert und durch die Tatsache, dass es eines der zehn Gebote ist, unterstrichen.»
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PODIUM Raum zum Leben Unlängst verkündeten es die Medien schweizweit: Der Wakkerpreis 2012 geht an Köniz. Als langjährige Gemeinderätin dieser grossen Gemeinde freue ich mich riesig über die Auszeichnung. Sie wird vom Schweizer Heimatschutz vergeben und ist im Fall von Köniz ein Aufruf an alle Agglomerationsgemeinden, ihre Entwicklung sorgfältig zu planen, um als Wohn- und Arbeitsort attraktiv zu bleiben. Für die Gesamtbeurteilung massgebend sind Landschafts- und Umgebungsschutz, Nachhaltigkeit, Verkehrsplanung und Wohnqualität. Insbesondere achtet die Jury auf die sichtbare, qualitative Weiterentwicklung und Aufwertung des Ortsbildes unter zeitgenössischen Gesichtspunkten. Nun gehört also «meine Gemeinde» offiziell zu jenen Orten, wo Menschen gerne wohnen. Während Jahrzehnten wurde die Raumplanung geschickt den aktuellen Bedürfnissen angepasst. Räume planen und errichten ist das eine. Mit Leben erfüllt, werden sie zu Biosphären, wo Menschen, Tiere und Pflanzen gedeihen. Bei aller Freude über diese Erfolgsgeschichte stieg in mir die Frage auf: «Wem gebe ich Raum in meinem Leben? Wer alles soll und darf in mir, mit mir wohnen?» Sicher mein geliebter Ehemann, meine wunderbaren Kinder, meine allerliebste Enkelin. Aber auch kostbare Menschen, die mich freundschaftlich begleiten oder die meine Hilfe brauchen, Menschen, mit denen ich in irgendeiner Form zusammenarbeite. Ihnen allen soll es mit mir zusammen wohl sein in meinen Räumen. Gibts dafür auch eine Art Wakkerpreis? Ja! Überreicht wird er im Namen Gottes von Paulus in 1. Korinther 6,19: «Euer Leib ist ein Tempel des Heiligen Geistes.» Deshalb: «Komm, Heil’ger Geist, kehr bei uns ein, und lass uns deine Wohnung sein!» MARIANNE STREIFF Die Autorin ist Nationalrätin der EVP und wohnt in Köniz.
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I nse r at e | s t e lle n
Im Im Quartier Neuhof in Pfäffikon ZH betreiben die Kirche Neuhof, VereinNeuhof Quartier Neuhof in Pfäffikon ZH betreiben die Kirche Neuhof, der Verein Alters- undder Pflegeheim sowie und die Genossenschaft Neuhofdie drei Genossenschaft Liegenschaften, in welchen reger Betrieb herrscht. AltersPflegeheimAlterssiedlung Neuhof sowie Alterssiedlung Neuhof suchen auf Frühsommer 2012 (Stellenantritt Absprache) einen dreiWirLiegenschaften, in welchen reger nach Betrieb herrscht. Wir suchen auf Frühsommer 2012 (Stellenantritt nach Absprache) einen
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Die Erbschaftssteuer ist Mit der Trauer kommt die gerechteste Steuer auch die Staatsbürokratie PRO
HEINER STUDER Präsident EVP Schweiz, alt Nationalrat
Jesus sagt, man solle dem Kaiser geben, was dem Kaiser gehört. Dass für die Bedürfnisse des Staates Steuern zu bezahlen sind, ist in der Bibel eine Selbstverständlichkeit. Dass dies nach wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit geschehen soll, ist naheliegend. Bereits im Alten Testament gibt es starke Warnungen davor, den eigenen Besitz im grossen Stil zu vermehren. Ein Beispiel finden wir im 3. Mosebuch mit dem dort beschriebenen Erlassjahr. Der Prophet Jesaja warnt im Kapitel 5,8: «Wehe denen, die Haus an Haus reihen…»
Erinnerung an Kaspar Villiger
Die Erbschaftssteuer sei die gerechteste Steuer, sagte unser damaliger freisinniger Finanzminister Kaspar Villiger bereits im Jahre 2003. Er überlegte sich, die Schaffung einer eidgenössischen Steuer vorzuschlagen. Nachdem dies nicht geschah, reichte ich damals im Nationalrat eine parlamentarische Initiative ein; sie wurde abgelehnt. Bei der Volksinitiative handelt es sich nun um eine Erbschaftssteuerreform. Viele Kantone kannten die Erbschaftssteuer schon früher. Bereits recht bescheidene Erbschaften wurden besteuert. Erst als viele Wohlhabende im Alter ihren Wohnsitz in Kantone verlegten, welche die höchsten Einkommen privilegiert behandeln, reduzierten viele andere Kantone aus Konkurrenzgründen diese sinnvolle Steuer. Die Kompetenz, eine Erbschaftsund Schenkungssteuer zu erheben, soll nun von den Kantonen an den Bund gehen. Als Entgelt dafür erhalten die Kantone einen Drittel des Ertrages, was rund einer Milliarde Franken entspricht, etwas mehr als die Kantone heute insgesamt einnehmen. Zwei Drittel des Ertrages gehen an die AHV. Damit erhält unser wichtigstes idea Spektrum 06.2012
Sozialwerk eine neue, nachhaltige Mitfinanzierungsquelle. Für die Zukunft bestünde sonst das Risiko, dass die Lohnnebenkosten steigen, das heisst dass Arbeitgeber und Arbeitnehmer höhere Abgaben bezahlen müssten, dass die Mehrwertsteuer – was alle treffen würde – erhöht werden müsste oder dass die Leistungen der AHV etwas abgebaut würden. All dies würde die Menschen mit tiefen und mittleren Einkommen besonders treffen.
Ohne eigene Leistung
Als Christ ist mir wichtig, dass es sich um eine gerechte Steuer handelt. Durch Arbeitsleistung verdientes Geld muss versteuert werden. Erbschaften, besonders Millionenerbschaften, sind «arbeitslose Einkommen». Sie fallen den Erben ohne eigene Leistung zu. Die hohen Einkommen und Vermögen sind in der Hand weniger Personen konzentriert. Dies ist staatspolitisch problematisch. Erbschaften fallen infolge der höheren Lebenserwartung in sehr vielen Fällen erst im Rentenalter an. Um die AHV langfristig zu sichern und die aktive, prämienzahlende Generation zu entlasten, sollen auch die Wohlhabenden unter den Rentnern solidarisch zur Finanzierung beitragen. Darum empfehle ich, unsere Initiative zu unterschreiben.
KONTRA
HANS-ULRICH BIGLER Direktor des Schweizerischen Gewerbeverbandes
Bis heute liegt die Steuerkompetenz für Erbschaften mangels einer Bundeslösung bei den Kantonen. Eine unheilige Allianz von Linksparteien, Gewerkschaften und EVP will dies ändern: Erbschaften über zwei Millionen Franken sollen neu eidgenössisch besteuert werden und die Erträge den Kantonen und der AHV zugute kommen – rückwirkend auf Anfang 2012. Der Präsident der EVP spricht stolz von «der gerechtesten Steuer», verweist auf christliche Werte, mehr Solidarität zwischen Reich und Arm und argumentiert mit höherer Verteilungsgerechtigkeit. Diese staatsgläubige Haltung übersieht, dass in diesen Fragen zunächst die individuelle Glaubenshaltung zählt.
Appell an Neidreflexe
Der bewusste Appell an Neidreflexe - «Millionen-Erbschaften besteuern» – und das Operieren mit falschen Zahlen erscheint wenig «gerecht». Bloss die reichsten zwei Prozent der Schweizer würden zur Kasse gebeten, heisst es. Dies ist kaum zutreffend, bedenkt man,
Erbschaftssteuer-Initiative: Worum geht es? Derzeit läuft eine – auch unter christlichen Politikern - stark umstrittene Volksinitiative «Millionen-Erbschaften besteuern für unsere AHV». Sie wurde unter der Leitung der EVP gemeinsam mit SP, Grünen, Gewerkschaftsbund und weiteren Organisationen lanciert. Darum geht es laut Initiativkomitee im Wesentlichen: Die Kompetenz, Erbschaftssteuern zu erheben, geht von den Kantonen an den Bund. Die Kantone erhalten einen Drittel des Ertrages, die AHV zwei Drittel. Besteuert wird der Nachlass von natürlichen Personen. Die Schenkungssteuer wird beim Schenkgeber erhoben. Die ersten 2 Millionen Franken werden nicht
besteuert. Nachlässe und Geschenke zugunsten der Ehegattin/des Ehegatten sind steuerfrei. Gelegenheitsgeschenke bis 20 000 Franken pro Jahr und beschenkte Personen sind steuerfrei. Zuwendungen an steuerbefreite juristische Personen (Hilfswerke, Missionswerke) sind steuerfrei. Die Steuer wird mit einem einheitlichen Satz von 20 Prozent bei Nachlässen von über 2 Millionen Franken festgelegt. Gehört zum Nachlass oder zur Schenkung ein Unternehmen oder ein Landwirtschaftsbetrieb, werden erhebliche Erleichterungen gewährt. www.erbschaftssteuerreform.ch
dass zum Beispiel Liegenschaften in den Steuererklärungen zum amtlichen Wert erfasst sind, neu aber zum viel höheren Verkehrswert besteuert werden sollen. Auch die Sozialversicherungen wurden nicht berücksichtigt: Guthaben aus der Dritten Säule – der Altersvorsorge – gehörten zum steuerbaren Vermögen. Die Zahl der Betroffenen dürfte damit weit in den Mittelstand reichen. Unfair ist auch die Ausgestaltung. Wer als Einzelkind eine Million erbt, geht steuerfrei aus, währenddem vier Nachkommen eines Nachlasses von vier Millionen je 10 Prozent abliefern müssten. Nebenbei sei erwähnt, dass der Nachlass vorgängig als Einkommen, Vermögen und Wertsteigerung schon mindestens dreifach besteuert wurde…
Grosse Belastung der KMU
Bedenklich ist angesichts der ungewissen Konjunktur auch das fehlende ökonomische Fingerspitzengefühl. Die Initianten nehmen eine übermässige Belastung namentlich der KMU in Kauf und setzen so Arbeitsplätze aufs Spiel. Gerade Nachfolgeregelungen von KMU dürfen nicht durch neue fiskalische Hürden erschwert werden. Der Verkehrswert von Unternehmen und Aktien liegt meistens deutlich höher als der Steuerwert. Eine Erbschaftssteuer kann deshalb zu ernsthaften Liquiditätsproblemen führen und als Hebel zur Betriebsliquidation wirken. Schliesslich scheint es den Initianten auch keine Rolle zu spielen, dass zwei elementare Rechtsgrundsätze verletzt werden: die Garantie der Rechtssicherheit mit der Rückwirkungsklausel sowie die Einheit der Materie mit der Zweckbindung der Steuer für die AHV. Noch während die Familie trauert, wird der Bundessteuerkommissär die Vermögenswerte schätzen, eine unsägliche Bürokratie die Abwicklung besorgen und werden Rechtskonflikte mit der Steuerverwaltung vorprogrammiert sein. Diese enorme Vermögens-Umverteilung, die den Willen des Souveräns sträflich missachtet, sollte deshalb nicht unterstützt werden.
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TAG E SSC H AU
JOURNAL
Die Ehe-Woche belebt auch Kirchen
Müller wird Heimpfarrer
MARRIAGE-WEEK Die Weltweite Evangelische Allianz lädt dazu ein, am 12. Februar
Nach zehn Jahren verlässt Markus Müller als Direktor der Pilgermission St. Chrischona den «Berg». Der 56-Jährige wird am 1. April eine neue Arbeit als Heimpfarrer in der Heimstätte Rämismühle bei Winterthur annehmen. Nachfolger von Müller wird René Winkler (wir berichteten). (idea)
Ein «Umdenker»
Andreas Wahlen, evangelisch-re formierter Pfarrer aus Oberentfelden AG, ist einer der sechs Kandidaten fürs Volvo-E-Team. Diese stellen sich in einem OnlineVoting dem Publikum. Angemeldet hatten sich 2000 Personen. (idea) www.e-team.ch
Jenni verlässt den Rat
Der Solarpionier Josef Jenni trat auf Ende der Januarsession aus dem Berner Grossen Rat zurück. Der Spagat zwischen seiner Tätigkeit als Umwelt-Unternehmer und dem Grossratsmandat sei zu gross geworden. Die EVP bedauert den Rücktritt des «ausgewiesenen Fachmanns in Energiefragen und Solarpioniers der ersten Stunde». Jenni wird ersetzt durch Martin Aeschlimann aus Burgdorf. (idea)
Prügel von etlichen Medien
«Erstaunlich, wie leicht eine Stellungnahme mit weltanschaulicher Kritik an der Marketingaktion eines Grossverteilers zur undifferenzierten Freikirchen- und Evangelikalenschelte wird. Im vorliegenden Fall wurden die Freikirchler als jene gescholten, die auch gegen die Evolution, die Schwulen und die Abtreibung sind. Leute von gestern, die Intoleranten schlechthin.» Das schreibt die Agentur kipa mit Bezug auf die Kritik des Freikirchenverbands VFG zu «Animanca». Dass die Migros-Aktion Eltern unter Druck ihrer Kinder setzen würde, blieb unerwähnt. Die Konsumentenorganisationen schwiegen diesbezüglich. (idea) Bilder: zvg
einen «Sonntag für die Ehe» zu begehen. Davor gibt es zahlreiche Anlässe.
«Ehen erhalten oft nur in Krisenzeiten die dringend nötige Aufmerksamkeit. Mit der ‹MarriageWeek› kann das anders werden», sagt Wilf Gasser. Der Paar- und Sexualtherapeut ist Koordinator für die Deutschschweiz. Er ist überzeugt: «Die ‹MarriageWeek› bietet Chancen, sich mit dem eigenen Lebensstil in der Ehe auseinanderzusetzen und positive Verstärkungen herbeizuführen, etwa in der Kommunikation. ‹MarriageWeek› will Paare ermutigen, über diese Woche hinaus in ihre Beziehung zu investieren, denn viele haben kein Konzept für die langfristige Pflege ihrer Ehe.» Die «MarriageWeek» sei deshalb nicht die Lösung von Eheproblemen, sondern vielmehr eine gute Möglichkeit zur Prävention. Bis Redaktionsschluss waren 120 Angebote aufgeschaltet. Die Organisatoren rechnen mit rund
200 Aktivitäten, was einer Steigerung um rund 30 Prozent gegenüber 2011 entspricht.
Events für alle Sinne
Einige Rosinen: «Liebe… Welche Sprache sprechen Sie?» So heisst das Input-Referat von Christoph Monsch, Präsident von «MarriageWeek» Schweiz, am 9. Februar in der Thomaskirche Basel (marriageweek.basel@gmx.ch). Auf dem Dorfplatz Allschwil BL (Kirchentreppe; Endstation Tram Nr. 6) treffen sich am 10. Februar Paare zu einer Fackelwanderung; Abschluss bei Feuer und Punsch (marriageweek.basel@gmx.ch). Zum Musik- und Lesevergnügen lädt das Brunnen-BibelPanorama Biel am 11. Februar ein. Mit dem «MarriageWeek»-Flyer gibt es zehn Prozent Rabatt aufs Buchund Musiksortiment (biel@bibelpanorama.ch).
Die Evangelische Kirche in Buchs SG bietet am 14. Februar, 20 Uhr, einen speziellen TrauversprechenErneuerungs-Gottesdienst an (www.evangkirchebuchs.ch). In der Region St. Gallen läuft die Aktion «Ein Abend mit Freunden» (www.frischer-wind.ch). Daneben sind Frühstückstreffen, Candlelight-Dinners, Filmabende geplant. Eine Liste aller Angebote ist auf der Website aufgeschaltet.
Immer wieder Neues entdecken
Einmal im Jahr steht die Ehe im Zentrum – mit fröhlichen, feierlichen, inspirierenden und hilfreichen Angeboten. Als besondere Form der Zweisamkeit benötigt sie viel Aufmerksamkeit und will immer wieder entdeckt werden, sind die Organisatoren überzeugt. THOMAS FEUZ www.marriageweek.ch
Dort wirken, wo es keine Kirchen gibt HOFFNUNGSTRÄGER «No hope, no future, no church»: Das gilt nicht für die mehr als 80 Personen, die an der Interessenten-Tagung «Zoom’12» von Frontiers teilnahmen. Meldungen aus «no church»-Zonen zeigen auf, dass der christliche Glaube nicht an Landesgrenzen gebunden ist. «Jeder Mensch, und damit auch jeder Muslim, soll das Recht haben, von Jesus Christus zu hören!», lautete der Grundtenor des Anlasses in Rorschach. Gesucht sind «Pioniere mit Vision», die bereit sind, «church» ans Ende der Welt zu exportieren und Gemeinde zu bauen.
Zu Hoffnungsträgern werden
«Wenn Gott dich in ein islamisches Land ruft, wirst du gute Erfahrungen machen und Gott in Aktion erleben. Ich habe Dinge erlebt, die die Region während 1400 Jahren nicht gesehen hat», sagte Robert MacNaughton. Der Schotte wirkte 13 Jahre lang als Direktor der Englischschule der saudiarabischen Marine. Er hat erlebt, was es heisst, bei Null zu beginnen. MacNaughtons Fazit:
«Christen müssen Hoffnungsträger bleiben – auch wenn die äusseren Umstände nicht dazu einladen.»
Auf Gottes Logik bauen
«Wir wollen das Evangelium dort verkündigen, wo es noch keine Gemeinde gibt, so wie dies bereits der Apostel Paulus getan hat», erklärt Röbi Bühler, einer der Leiter von Frontiers Schweiz. Anhand einiger Gleichnisse aus Matthäus 13 zeigte er auf, dass Gottes Logik eine grundlegend andere sei als die der Menschen. So bestünde sein Reich aus der Kraft der Liebe und nicht aufgrund militärischer, politischer oder wirtschaftlicher Überlegenheit. Bühler ermutigte: «Lasst uns Nachfolger Jesu sein und die Grenzen unserer menschlichen Logik in Gottes Geist überwinden. Für Gott ist nichts unmöglich – auch wenn es etwas länger dauert, als erwar-
Machte Mut zum Start bei Null: Robert MacNaughton.
tet, oder eine Entwicklung nicht gerade unseren Vorstellungen entspricht. Er hat versprochen, dass er seine Gemeinde bauen wird.» «Solche positiven News aus der arabischen Welt motivieren mich, weiterhin für Muslime zu beten», meinte eine Teilnehmerin. THOMAS FEUZ www.frontiers.ch idea Spektrum 06.2012
TAG E SSC H AU
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Israel braucht Freunde und viel Gebet ÄXGÜSI ISRAEL-TAGUNG Fast 1000 Personen haben am Sonntag den Anlass von Pro Israel in
Bern besucht. «Israel braucht Menschen, welche die Welle des antiisraelischen Denkens in Europa stoppen», betonte der Botschafts-Geschäftsträger Shalom Cohen.
Zentral über der Bühne hängt die Fahne Jerusalems, flankiert von zwei Israelfahnen. Bruno Werthmüller, Leiter der Vereinigung Pro Israel, stellt die Verheissungen aus Amos 9 ins Zentrum: «Ich will sie in ihr Land pflanzen, dass sie nicht mehr aus ihrem Land ausgerottet werde.» Auch ältere Menschen klatschen im Takt, als die Evangelische Brass Band Interlaken «Hevenu Shalom, alechem» spielt. Die Formation begeistert mit einfühlsamen und beschwingten Melodien, insbesondere die Solisten am Cornet und am Euphonium.
Statt Frühling neue Eiszeit
Der 1955 in Tunesien geborene Shalom Cohen war bis 2010 Botschafter in Ägypten. Aktuell wirkt er als Geschäftsträger ad interim an der israelischen Botschaft in Bern. Er zeigte sich über die Präsenz der Israelfreunde erfreut. «Sie müssen sehr verliebt sein in Israel, um an einem so kalten Tag hierher zu kommen!» Nach dem emotionalen Einstieg wechselte er in einen für Diplomaten eher ungewohnten Klartext: «Israel geht durch eine schwierige Zeit. Wir erleben von überall her Hass, Feindschaft und Angriffe.» Experten zufolge seien rund 200 000 Cruise-Missiles-Raketen auf Israel gerichtet. Der Arabische Frühling – «eine Bewegung, um Diktatoren zu stürzen und die Demokratie einzuführen» – schlug ins Gegenteil um. «Wir stellen fest, dass die Muslimbrüderschaft ihren Einfluss ausbauen kann. Die Regimes in Tunesien, Libyen,
Vorträge und Reisen Die Vereinigung Pro Israel, Thun, proklamiert die Freundschaft und Liebe Israel gegenüber. Sie organisiert Freizeiten in der Schweiz und Reisen nach Israel. Im Herbst ist eine weitere Vortragstournee geplant. Die nächste nationale Tagung findet am 3. Februar 2013 in Bern statt. www.proisrael.ch
idea Spektrum 06.2012
len Nahen Osten – gegen den Radikalismus und fundamentalistischen Drang der islamischen Kräfte.» Die Anwesenden applaudierten und standen auf, als die Brass Band die Israelische Nationalhymne intonierte.
Israels Weg in die Zukunft
Erez Soref mit Übersetzerin.
Ägypten, Jemen oder dem Irak sind entschlossen, die Scharia einzuführen.» Die Botschaft dieser Staaten laute: «Tötet die Juden!» Ziel sei es, Jerusalem zu besetzen und das Land in Besitz zu nehmen.» Jedoch: «Der Hass gegen Israel geht nicht nur von der Region aus. In Afrika, Asien und und sogar in der Schweiz gibt es immer mehr Leute, die gegen Israel sind. Warum? Sie bekommen falsche Informationen und werden manipuliert.» Viele Menschen seien in ihrer Haltung festgefahren und wollten eine andere Meinung gar nicht mehr hören. «Die Feinde Israels tun ihr Möglichstes, um das Land zu demoralisieren und die Menschen und Organisationen in Europa für sie einzuspannen.» Es sei unverständlich, dass eine Organisation wie die Hamas vor der UNO-Menschenrechtskommission und in den Hörsälen der Universität Genf ein Podium bekämen und «Vorträge voller Lügen, Hass, Manipulationen» halten könnten.
Garant für Frieden in Nahost
Israel brauche deshalb Verbündete und Freunde. «Ihre Freundschaft mit Israel war noch nie so nötig wie heute. Wir brauchen Menschen, die die Wahrheit sagen, die die Welle des antiisraelischen Denkens in Europa stoppen», meinte der Geschäftsträger. Denn: «Ein blühendes Israel ist eine Garantie für einen friedvol-
Das Ehepaar John und Judy Bex leitet seit 1984 die Jugendherberge «Shelter» in Eilat und eine jüdisch-messianische Gemeinde von 80 Personen. Obwohl die Arbeit teils von der Stadtverwaltung erschwert wird, ist das holländisch-amerikanische Paar von der Wichtigkeit seines Aufklärungsdienstes überzeugt. «Warum diese Anti Israel-Haltung?», fragte John Bex. Für ihn ist klar: «Da gibt es einen Feind, der Israel psychisch und physisch zerstören will.» Der Geist des Antisemitismus komme aus der Hölle. «Der Teufel hasst Israel. Und er weiss, dass er nicht mehr viel Zeit hat. Da bleibt nur eins: Gebet, Gebet, Gebet.» Gott werde sein Volk nicht verlassen. Erez Soref, Direktor des «Israel College of the Bible» in Netanya, hob die Bewegung der an Jesus Christus gläubigen Juden hervor. Ihnen komme «eine spezielle Rolle» zu. Er teilte die Ansicht, dass der Antisemitismus nicht ein menschliches Konstrukt, sondern geistlich motiviert sei. «Das Problem liegt nicht beim Volk Israel, sondern beim Gott Israels. Letztlich lehnen sich Menschen und Staaten gegen diesen Gott auf», ist er überzeugt. Ausgehend von Sacharja 12 stellte er die Vorgänge in einen weiteren (end-) zeitlichen Zusammenhang. Spezielles Gewicht gab er der Aussage «An jenem Tag»: «Gott wird sein Volk nicht einfach retten. Er wird zuerst den Geist der Busse ausgiessen. Das ist der Auftakt zum letzten grossen Kapitel der Weltgeschichte.» Soref machte Mut, den Verheissungen der Bibel zu vertrauen. «Wir brauchen nicht ängstlich zu sein, denn wir kennen das Ende der Bibel!», brachte es John Bex auf den Punkt. THOMAS FEUZ Bilder: idea/tf, zvg
Geld und Moral Seit Monaten beherrschen Geld und Moral die öffentliche Diskussion. Es stechen riesige Unterschiede bei Einkommen und Vermögen ins Auge, ebenso immense Schuldenberge, die darauf hinweisen, dass hier eine (westliche) Gesellschaft über ihre Verhältnisse lebt. Das Thema regt zum Nachdenken an. Welche Kernaussagen macht eigentlich die Bibel zum Thema Geld? Sie sagt nicht pauschal, Geld und Reichtum seien einfach schlecht oder gut. Eine zentrale Aussage von Jesus steht in Matthäus 6: «Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz … Niemand kann zwei Herren dienen. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.» Auch wenn Jesus hier provozierend Gott und Mammon einander ausschliessend gegenüber stellt, wird Reichtum und Wohlstand nicht einfach verurteilt. Jesus weist aber auf die korrumpierende Macht des Geldes hin, wenn es zum wichtigsten Faktor im Leben geworden ist. Das muss uns beunruhigen: Hat mich das Geld so sehr im Griff, dass es meine ethischen Überzeugungen beeinflusst, ja über den Haufen wirft? Oder bewahre ich meine moralische Unabhängigkeit auch dann, wenn mir grosse Geldgewinne möglich wären? Nachdem bisher öffentlich vor allem darüber gestritten wurde, ob solche moralischen Massstäbe von Führungskräften mit grosser Verantwortung erwartet werden dürfen, möchte ich Herrn und Frau «Evangelikal» mit diesem Anspruch konfrontieren: Prüfen wir unsere Motive im Alltag? Bin ich in meinen Gedanken und Entscheidungen primär von finanziellen Faktoren beeinflusst? Oder ordne ich Anreize zu mehr Vermögen letztlich Gottes Geboten unter, die mich dazu verpflichten, das Gemeinwohl höher zu gewichten als mein Privatkonto? MARC JOST
Der Autor ist Geschäftsführer des Hilfswerkverbandes «Interaction» und Berner Grossrat. Er wohnt in Thun.
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idea Spektrum 06.2012
F ORU M
SYNERGIE Liebe schafft neue Synergien Die Kolumne «Synergie» ist aus einer Kooperation von «idea Spektrum» und CGS (Christliche Geschäftsleute Schweiz) entstanden. Anstatt dass zwei Körperschaften das gleiche tun, nämlich ein Magazin herausgeben, spannte man zusammen, und die CGS-Zeitschrift «Synergie» wurde eingestellt. Sind wir Menschen nicht extrem synergetische Wesen? Was da alles zusammenspielen musste, damit wir geworden sind, wie wir sind: ein
Nette Geschichten «idea Spektrum» Nr. 4 – «Wie kommt die Kirche zu einer neuen Autorität?» Man meint heute, die christliche Botschaft sei so zu vermitteln, wie sie in unserer Zeit der Aufklärung noch verstanden werden könne. Dabei hören wir nette Geschichten und besonders auf das allgemeine Menschenrecht ausgerichtete Predigten, in vorwiegend bester rhetorischer Verfassung. Auffällig ist auch oftmals ein Darumherum-Reden über die Auferstehung, die Gebote, die Bergpredigt und das Gericht. Man hört wenig Klartext, so wie das Evangelium über Jahrhunderte hinweg verstanden und ausgelegt wurde. Leider ist das Evangelium immer wieder dem Zeitgeist angepasst worden. Schon Paulus musste wiederholt feststellen, dass nach einiger Zeit innerhalb der von ihm gegründeten Gemeinden unterschiedliche Auffassungen dem eigentlichen Sinn des Evangeliums entgegen standen. Sie führten zu kontroversen Meinungen, die immer wieder ein gewisses Durcheinander innerhalb der Gemeindeglieder auslösten und die Umsetzung der christlichen Werte im Alltag erschwerten. In meiner mehrjährigen Kirchenarbeit als Präsident einer Kirchenvorsteherschaft hatte ich es mit Menschen unterschiedlichster beruflicher und gesellschaftlicher Herkunft zu tun und sie in ihren vielfältigen Aufgaben auch auf das Fundament unseres Glaubens auszurichten. Dabei ergaben sich oft Reibungspunkte. Natürlich kann es innerhalb der Textteile des Alten und des Neuen Testamentes unterschiedliche Ansichten geben. Allerdings ideaSpektrum 06.2012
wahrhaftiges Schöpfungswunder! Jesus vergleicht die Vielfalt der Funktionen und das Zusammenspiel des Körpers mit seiner Gemeinde als Leib. Ob wir von der Gesellschaft als solchen erkannt werden? Ansatzweise sicher schon. Aber da liegt noch ein riesiges Potenzial brach! Wir neigen dazu, das, was wir haben, als Schatz zu vergraben, anstatt es zu multiplizieren. So, wie es Jesus im Gleichnis erzählt. Als der Herr die Verwalter zur Rechenschaft zog, da fürchtete sich der Dritte. Er war ein Verlierer in seiner Grundhaltung und versteckte, was er hatte, aus Angst, etwas zu verlieren. Gerade in der heutigen Wirtschaftslage, wenn Gewitterwolken in Sicht sind, ein Wetteralarm mit sollten die Verantwortlichen sich in den fundamentalen Aussagen der Bibel doch einig sein und sie zu erklären vermögen. Trotz grosser Fortschritte überall sind wir sterblich geblieben, haben mit Krankheiten zu tun, sehnen uns nach Glück, Frieden und Freiheit. Darum sollten klare Aussagen vom Wort her mit Überzeugung und frohem Mut verkündet werden, damit das Evangelium wieder zum Leuchten kommt und Eingang zu den Herzen finden kann. Jesus sagt auch: «Wenn ihr mich nicht annehmen und glauben könnt wie die Kinder …» Sehen wir auch auf unsere «Leuchtfackeln der Verkündigung», die das Evangelium wohl von verschiedenen Seiten her beleuchteten und doch im Grunde alle dasselbe auszusagen hatten. Sehen wir auf Theologen wie Karl Barth, Bonhoeffer, den Prediger Wolfgang Wegert (Arche Hamburg), Theo Lehmann, Peter Hahne oder auf die Aussagen des verstorbenen deutschen Bundespräsidenten Johannes Rau (Bruder Johannes). Theologen mit klaren Aussagen, getreu dem Wort und dem Sinn des Wortes Gottes. In der verständlichen Einfachheit des Wortes ist letztlich auch die Autorität der Kirche und die Autorität christlicher Gemeinden festgemacht. Dazu gehört natürlich die Aufforderung an die Pfarrpersonen und an alle Gläubigen: Bleibt beharrlich im Gebet, danket, betet um Wahrheit und Erkenntnis und erbittet die Gnade unseres Herrn! Ich bin davon überzeugt, dass in diesem Sinn ein neuer Aufschwung und eine neue Autorität der Kirche geschaffen werden können. RUEDI HAYN, Arbon
Sturm sich ankündigt, gilt es, sich auf das zu konzentrieren, was wir haben. Jesus sagte als Résumée seines Statements: «Wer da hat, dem wird gegeben werden; von dem aber, der nicht hat (glaubt nichts zu haben), wird auch das genommen werden, was er hat.» Wir sollen vorwärtsschauen und die Häupter erheben, wenn Stürme auffahren. Diese Grundhaltung öffnet unsere Herzen nach mehr von oben, nach mehr Synergie, nach dem Glauben, der Berge versetzt. Sie macht uns frei, das Synergiepotenzial im Leib Christi zu entdecken. Schliesslich haben wir immer noch den gleichen Auftrag, nämlich Salz und Licht zu sein, die beste Botschaft hinauszutragen, wie es Paulus sagt: zur Zeit und zur Unzeit.
Sehr gefährlich «idea Spektrum» Nr. 3 – «ACE: Wende gegen Kernenergie kam zu schnell» Das naive Nachbeten der Atomlobby-PR erachte ich als sehr gefährlich und verantwortungslos. Herr Burckhard stört es wohl nicht, wenn die Axpo im russischen Majak und Severskatomar verseuchte Erde und eine erhöhte Krebsrate hinterlässt und dies hier verschleiert. Unsere Kinder brauchen Arbeitsplätze in erneuerbarer Technologie, nicht Atommüll und kostspieligen Rückbau unserer AKWs. Der Stromverbrauch nimmt nicht ab, weil kein Wille dafür da ist und die Atomlobby den Umstieg verhindert. Ein heutiger Fernseher braucht zum Beispiel nur noch zehn Prozent der Energie wie vor zwölf Jahren. Wenn das aktiv überall durchgesetzt würde und der Atomstrom einen echten, nicht subventionierten Preis hätte (AKWs haben keine deckende Haftpflichtversicherung, im Strompreis ist kein Rückbau enthalten, ebenso keine Entsorgung), würde alles sehr schnell gehen. Christen sollten nicht Angst vor der Zukunft haben, sondern Perspektiven entwickeln und der Atom-Dik-
AKW Mühleberg: Leser Beat Schmid wünscht sich neue Perspektiven.
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Das ist mein Wunsch für die nächsten Jahre: dass den Leuten um mich herum die Augen geöffnet werden und sie den Leib Christi erkennen. So sagte es Jesus: «An eurer Liebe füreinander wird die Welt erkennen, dass ihr meine Jünger seid!» Wenn diese Liebe in uns ist, ergeben sich göttliche Synergien, die uns Christen stark machen, um in der Gesellschaft auf vielfältigste Art präsent zu sein. BRUNO JORDI Der Autor ist Leiter des Jordi Medienhauses in Belp und Präsident der Christlichen Geschäftsleute Schweiz (CGS). bruno.jordi@jordibelp.ch
tatur zugunsten von Arbeitsplätzen widerstehen. Das Potenzial in Entwicklung, Herstellung und Unterhalt lokaler Anlagen wäre enorm. Aber genau das stört die Atomlobby, weil man dann nicht mehr von wenigen Orten für Wenige viel abkassieren kann. Oder warum kann Deutschland acht AKWs abstellen und hat keinen Engpass? Wir sollten unsere Energie in Entwicklung und Fortschritt zugunsten unserer Enkel investieren, nicht in die Verteidigung überholter, höchst problematischer Systeme. Beat Schmid-Moser, Zürich
Welche Werte? «idea Spektrum» Nr. 5 – «No Compliance» von Nationalrat Eric Nussbaumer «No Compliance» ist ein Ausdruck, den ich in der Schweiz bisher noch nie gehört habe. Deshalb las ich den Artikel aufmerksam und kam zum Schluss, dass der Autor, obwohl er diesen Ausdruck nicht mag, ihn elf Mal in seiner Kolumne verwendet hat. Nussbaumer weist darauf hin, dass statt «Compliance» die klassische Lehre von Aristoteles «Zuerst kommt die Ethik, dann die Politik und dann die Ökonomie» zu verwenden sei. Ich erlaube mir zu fragen, ob das gut herauskommt, wenn die christlichen Werte durch antike griechische Werte ersetzt werden. Zudem habe ich eher den Eindruck, dass bei den Entscheiden unserer Parlamente sehr egoistische Motive massgebend sind – zum Beispiel Erhöhung der Sitzungsgelder in einer wirtschaftlich schwierigen Zeit. ADOLF MEIER, Wermatswil ZH
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W I R T SC H A F T
Die Rettung für den christlichen Buchhandel? ABSTIMMUNGSVORLAGE Nach erfolgreichem Referendum wird am 11. März über das Gesetz zur Buchpreisbindung
abgestimmt. Worum geht es in der Gesetzesvorlage genau und welche Auswirkungen hätte sie auf den relativ kleinen christlichen Büchermarkt? Die betroffenen Händler und Verleger sind sich in ihrer Meinung grundsätzlich einig.
Seit knapp fünf Jahren gibt es in der deutschsprachigen Schweiz keine verbindlichen Bücherpreise mehr. Bis Mai 2007 wurden die Buchhändler von den Verlagen vertraglich verpflichtet, die Preise einzuhalten. Ein langer Rechtsstreit führte schliesslich zum Verbot dieser brancheninternen Absprache. Mit gravierenden Folgen, wie EVP-Nationalrätin Marianne Streiff erklärt: Bereits 13 Prozent der Buchhandlungen hätten schliessen müssen. Eine Preisbindung verhindere, dass nur Bestseller billig verkauft werden, während alle anderen Bücher teurer würden. Für den Kampagnenleiter gegen die Preisbindung, Matthias Leitner (FDP), funktioniert der Buchmarkt dagegen problemlos. Der Staat müsse schon sehr gute Gründe haben, um in
Impressum Idea Schweiz Herausgeber: Idea Information AG, 4410 Liestal Verwaltungsrat: Heiner Henny, Präsident; Sam Moser, Stellvertreter; Paul Beyeler, Hans Lendi, Hansjörg Leutwyler, Hanspeter Schmutz Ideelle Trägerschaft: Schweizerische Evangelische Allianz (SEA), Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG), Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) Redaktion: Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 44, Fax 031 819 71 60 E-Mail: redaktion@ideaschweiz.ch Internet: www.ideaschweiz.ch Chefredaktor: Andrea Vonlanthen Büro: Bahnhofstr. 65, 9320 Arbon Tel. 071 446 70 02, Fax 071 446 74 88 E-Mail: andrea.vonlanthen@ideaschweiz.ch Redaktor: Thomas Feuz Erweitertes Team: Esther Reutimann, Christian Bachmann, Mirjam Fisch-Köhler Praktikum: Christof Bauernfeind Inserateservice: Jordi AG – das Medienhaus, Roland Rösti, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 25, Fax 031 819 38 54 E-Mail: inserate@ideaschweiz.ch Aboservice: Jordi AG – das Medienhaus, Ursula Seifried Jordi, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 20, Fax 031 819 38 54 E-Mail: abo@ideaschweiz.ch Abopreise: Jahresabo Fr. 145.–, Seniorenabo Fr. 117.–, Halbjahresabo Fr. 77.–. Das Abo ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar. Konto: PC-Konto 40-788586-4 Idea Information AG, 4410 Liestal Layout/Druck/Versand: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp www.jordibelp.ch
Bild: zvg
Buchhandel mit seiner vergleichsweise kleinen Zielgruppe geht es ums Überleben», meint Morhard.
den Markt einzugreifen. Doch genau das soll jetzt geschehen. Mit dem «Bundesgesetz über die Buchpreisbindung» vom 18. März 2011 soll der Buchpreis staatlich kontrolliert werden. Das Referendum gegen die Vorlage liess nicht lange auf sich warten. Die Migros sammelte als treibende Kraft die meisten Unterschriften.
Die Zukunft ist ungewiss
Hohe Mieten, kleine Gewinne
Lars Lepphoff, Geschäftsleiter des Blaukreuz-Verlages, bestätigt die Beobachtung, dass schon einige kleinere Buchhandlungen verschwunden seien. Besonders treffe dies für ländliche Regionen zu. «Die Leute sind heute mobil. Sie kaufen dort ein, wo es billiger ist, oder beziehen die Bücher über den Online-Handel.» Aufgrund des hart umkämpften Marktes gebe es nur noch wenige unabhängige Schweizer Verlage. Im christlichen Bereich habe die Vielfalt der Verlage und Händler deutlich abgenommen. Das hängt für Lepphoff jedoch nicht nur mit der fehlenden Preisbindung zusammen. Mit Büchern könne man grundsätzlich nicht viel Geld verdienen. Die Mieten seien hoch, die Gewinnmargen klein. Wie jeder Verlag müsse auch Blaukreuz unpopuläre Bücher über die Topseller subventionieren. Die Buchpreisbindung würde er aber begrüssen: «Feste Preise geben dem Kunden eine gewisse Sicherheit.» Es käme dann nicht mehr darauf an, wo das Buch letztlich gekauft würde.
Beratung beim Fachhändler
Auch Esther Blumenthal, Leiterin «Haus der Bibel» in Basel, denkt, dass der christliche Buchhandel von der Buchpreisbindung profitieren würde. «Kleine Läden können eben nicht die grosse Masse einkaufen und den Preis auf diese Weise senken.» Um ihre Stammkundschaft macht sie sich keine Sorgen. «Menschen, die bewusst Bücher lesen, wollen meistens auch Beratung und kommen darum zum Fachhändler.» Aber die Situation ist auch für Blumenthal
Christlicher Buchladen: «Das Buch ist grundsätzlich nicht mehr so stark gefragt wie früher.»
nicht einfach. «Durch die neuen Medien ist das Buch grundsätzlich nicht mehr so stark gefragt wie früher.»
Es geht ums Überleben
Der Brunnen Verlag mit seinen angeschlossenen BibelpanoramaBuchhandlungen ist der unangefochtene Marktführer in der christlichen Szene. Seit dem Fall der Preisbindung habe man immer wieder versucht, den Kunden attraktive Angebote zu machen, erklärt Thomas Morhard, Leiter von Bibelpanorama. Die eigene Stellung habe man aber nicht unnötig ausgenutzt und auf harten Preiskampf verzichtet. Der Brunnen Verlag sei Ansprechpartner für alle christlichen Buchhandlungen in der Schweiz. Das grösste Problem sei, dass deren Sortiment auch im säkularen Handel bezogen wird – besonders über das Internet. Einzelne Artikel werden hier dauerhaft bis zu 30 Prozent günstiger angeboten. Da könne man natürlich nicht mithalten. «Für den christlichen
In den nächsten Jahren werde es gravierende Veränderungen geben. Die digitale Revolution macht auch vor der Buchbranche nicht halt. Morhard ist erstaunt, wie viele Menschen, ob jung oder alt, im Zug sitzen und Bücher oder Zeitschriften über das iPad lesen. «Früher oder später wird die Veränderung kommen. Man muss sich einfach darauf einstellen.» Dass das eventuell nicht ganz einfach wird, zeigt das Musikgeschäft. Hier sind die Umsätze in den letzten Jahren um bis zu 25 Prozent eingebrochen. In der Buchpreisbindung sieht aber auch Thomas Morhard eine Hilfe. Allerdings hat er die Befürchtung, dass die Preisüberwacher dann versuchen werden, den Buchpreis in der Schweiz möglichst tief zu halten. Der allgemeine Tenor zeigt aber: Ein fester Buchpreis kann ein gewisses Mass an Stabilität bewirken. Das Ausbleiben des Preiskampfes dürfte besonders kleinen Läden helfen und die Vielfalt des Angebots günstig beeinflussen. CHRISTOF BAUERNFEIND
Buchpreisbindung Grundzüge der Gesetzesvorlage: Der Verlag oder der Importeur legt den Buchpreis fest; Preisüberwacher haben die Möglichkeit der Intervention, wenn es eine missbräuchliche Preisüberhöhung gibt; gewisse Rabatte auf den Fixpreis werden möglich sein; die Preisbindung läuft nach einer bestimmten Mindestdauer aus . Der Gesetzestext sorgt jedoch für Verwirrung, ob auch der Onlinehandel von der Preisbindung betroffen ist. Explizit werden nur «gewerbsmässig» eingeführte Bücher aus dem Ausland erwähnt. Private Einkäufe, etwa bei Amazon, würden dann nicht unter das Gesetz fallen. idea Spektrum 06.2012
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«Wir wollen auf Dinge anstossen, die gut waren» EVANGELISATION Was hat das Forum für Evangelisation ausgelöst? Eine Woche nach der Konferenz der Schweizerischen Evangelischen Allianz (SEA) in Oberägeri berichten vier Teilnehmer über ihre Erfahrungen und ihre nächsten Schritte.
Welche Erwartungen hatten Sie an das Forum? Michael Matter, 29,
Winterthur: Ich wollte mit Menschen in Kontakt kommen und freute mich, die Projekte des Bibellesebunds vorzustellen. Schade, waren nicht so viele Teilnehmer gekommen. Die Inputs haben mir sehr gut getan. Kati Rechsteiner, 40, Dörflingen: Der Slogan hat mich angesprochen. Was ist Gottes Anliegen? Wie kann ich das herunterbrechen auf meine Situation, den Ort, wo ich stehe? Samuel Schmid, 41, Oberstammheim: Ich wollte hauptsächlich neu angezündet werden für das Anliegen der Evangelisation. Das hat sich voll erfüllt. Wilhelm Zurbrügg, 50, Frutigen: Das Thema «Den Kopf im Himmel, die Füsse am Boden» hat mich
fasziniert. Wir sind ja alle ein bisschen mit dem Kopf im Himmel.
Was bleibt Ihnen besonders in Erinnerung? Michael Matter: Mir ist vor allem
geblieben, was Dieter Kühlein gesagt hat: Es ist wichtig, aktiv hinzuschauen, sich im Alltag für die Menschen zu interessieren. Auch seine Beschreibung des Garten Eden hat mich beeindruckt. Die Prinzipien, die Gott dort aufgestellt hat, gelten heute noch. Kati Rechsteiner: Die Stimmung hat mir gefallen. Der Allianzgedanke stand im Vordergrund. Es wurde deutlich, dass wir alle für einen weltumspannenden Glauben einstehen. Und doch ist jeder Ort wieder anders. Das wurde mir speziell in den Workshops bewusst. Samuel Schmid: Die Tatsache, dass Evangelisation keine Frage von Anlässen ist, sondern eine Herzensangelegenheit. Nicht die Methode zählt, sondern die Art
und Weise, wie ich meine Mitmenschen sehe. Wilhelm Zurbrügg: Ich bin sehr ermutigt nach Hause gegangen. Mir gefiel die Praxisnähe, vor allem, was Susanna Rychiger über gelebtes Christsein im Alltag berichtet hat. Auch das Gemeinschaftserlebnis war schön, man fühlte sich wie eine Familie. Der Austausch war sehr wertvoll.
Was möchten Sie konkret im Alltag umsetzen? Michael Matter: Wir sind kürzlich
umgezogen. Ich möchte bewusst Begegnungen mit den Menschen im Haus suchen. Insgesamt möchte ich mein Christsein offen im Alltag leben. In meiner Arbeit beim Bibellesebund will ich über das ewige Leben reden. Das ist es ja, was Gott uns «bieten» will. Kati Rechsteiner: Mit der reformierten Gemeinde, wo ich als
Pfarrerin tätig bin, wollen wir bewusster am Ort präsent sein. Schön wäre es, wenn sich Christen verschiedener Gemeinden mehr treffen würden. Und: Wir wollen bewusst auf Dinge anstossen, die gut gegangen sind – nicht nur sehen, was schlecht war oder was noch ansteht. Samuel Schmid: Ich bete konkret, dass Gott mir die Augen gibt, zu sehen, was ihm auf dem Herzen ist. Das heisst die Not meiner Mitmenschen zu sehen. Darin möchte ich als Leiter einer Chrischonagemeinde vorausgehen und nicht nur darüber predigen. Wilhelm Zurbrügg: Ich bin in viele Projekte involviert, wie zum Beispiel dem «Treffpunkt Gipfelkreuz». Hier war das Forum für mich vor allem eine Bestätigung, dran zu bleiben und den Weg weiterzugehen. CHRISTOF BAUERNFEIND
Pilgern in Etappen: Von Basel ins Dreiseenland PILGERWANDERTAGE «Ich bin dann mal weg!» Mit seinem Bestseller über den Jakobsweg löste der TV-Mann Hape
Kerkeling eine wahre Pilgerwelle aus. Wer nicht so viel Zeit hat, dem bietet sich eine Alternative in der Schweiz an.
«Wenn ich mich mit meinem ganzen Körper bewege, ist die Chance gross, dass auch geistlich etwas in Bewegung kommt.» Walter Wilhelm, Pfarrer der Evangelisch-Methodistischen Kirche (EMK) in Birsfelden, hat das selbst so erlebt. Zwischen zwei Pfarrstellen ging er zusammen mit seiner Frau auf den Jakobsweg. Nach der fünften Woche merkte er, wie er innerlich für seine neue Aufgabe bereit wurde. Solche oder ähnliche Erfahrungen suchen viele Menschen. Ob das geistliche Auszeiten, die Verarbeitung von schwierigen Lebenssituationen, Veränderungen oder einfach Ruhe und Erholung sind: Das Pilgern ist längst keine «katholische» Domäne mehr. Es muss jedoch nicht immer gleich eine mehrwöchige Reise sein. Walter Wilhelm entschloss sich, seine idea Spektrum 06.2012
Die erste Etappe: Pilger finden sich im Basler Münster ein.
Begeisterung für das Pilgern auch mit Menschen zu teilen, die weniger Zeit und Ausdauer haben. In eintägigen Etappen geht es vom Basler Münster bis nach Payerne im Dreiseenland. Einmal im Monat, jeweils an einem Samstag, wird gepilgert. Am 28. Januar ging es los, mit der ersten Strecke nach Aesch im Baselland. Walter
Wilhelm leitete die elf Pilger zum Thema «Aufbrechen» durch den Tag. Kurze Themenimpulse unterbrachen die Wegabschnitte, auf denen jeweils eine halbe Stunde schweigend marschiert wurde. Das bietet Zeit, mit den Gedanken innerlich unterwegs zu sein. Dazwischen besteht natürlich auch Gelegenheit zum gegenseitigen Austausch. Der Abschluss erfolgte in der katholischen Kirche Aesch mit einem Lied.
Etappen in sich abgeschlossen
Die gesamte Route führt durch den Jura und endet im November mit der Etappe von Avenches nach Payerne im Dreiseenland. Von hier aus könnte theoretisch gleich weitergepilgert werden. In Payerne kommt man auf den ausgeschilderten Jakobsweg, der die
Schweiz vom Bodensee bis zum Genfersee durchquert. Die Pilgerwandertage werden von den EMK Basel-Bethesda, Biel und Birsfelden organisiert. Jede Etappe ist in sich abgeschlossen und eine vollständige Wanderung. Interessierte können sich jederzeit einklinken, unabhängig von ihrer kirchlichen Zugehörigkeit. CHRISTOF BAUERNFEIND
Schweigend wandern Die nächste Etappe führt am 25. Februar von Aesch nach Laufen. Treffpunkt: 9.30 Uhr bei der TramEndstation Aesch (Nr. 11). Anmeldung bis zwei Tage vorher. www.pilgernundwandern.ch Die Autorin ist Nationalrätin der EVP und www.emk-birsfelden.ch wohnt in Winterthur. Bilder: zvg
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MAI 2012 7. – 9. Mai, Warum lässt der gute Gott uns leiden? Kurs in zwei Teilen in Montmirail mit Pfr. Heiner Schubert, Pfr. Niklaus Schubert, MS Patient und Gerdi Schirl, Ärztin für Psychiatrie. Info: www.doncamillo.ch
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N AC H R IC H T E N
Je mehr sich Mütter um Kinder kümmern . . . ERZIEHUNG Kritiker einer Krippenerziehung sehen sich durch eine neue US-Studie bestätigt. Sie fordern auch eine Änderung der Politik.
W
enn Kleinkinder viel Zuwendung von ihrer Mutter erhalten, wirkt sich das positiv auf die Hirnentwicklung aus. Das haben Forscher der Washington Universität in St. Louis (US-Bundesstaat Missouri) herausgefunden. Durch die mütterliche Unterstützung wächst der Hippocampus schneller – eine Hirnregion, die einen wesentlichen Einfluss auf Gedächtnis, Emotionen und Stressbewältigung hat. Keinen besonderen Einfluss haben dagegen Faktoren wie das Alter oder die soziale Stellung der Eltern. Über ihre Erkenntnisse berichteten die Psychiatrieprofessorin Joan Luby und ihre Kollegen in der Zeitschrift der Nationalen Akademie der Wissenschaften. Für die Studie hatten die Wissenschaftler 92 Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren zahlreichen psychologischen Tests unterzogen und dabei auch die mütterliche Zuwendung berücksichtigt. Nach durchschnittlich drei Jahren maßen sie mit Hilfe der Magnetresonanztomographie (MRT) die Größe der Hirnregion. Dabei entdeckten die Forscher einen starken statistischen Zusammenhang mit einem „Zuwendungs-Index“, der zuvor bei den psychologischen Tests ermittelt worden war.
Evangelische Allianz fordert Umdenken der Politik Familienexperten sehen sich durch die US-Studie in ihren Bedenken gegen eine außerfamiliäre Betreuung von Kleinkindern bestätigt. Hartmut Steeb (Stuttgart), Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz – sie befasst sich intensiv mit Fragen der Familie –, fordert angesichts der Studie ein Umdenken in der Politik. Sie wirbt seit Jahren für eine Betreuung von unter Dreijährigen in Krippen, damit mehr Mütter einer Erwerbstätigkeit nachgehen können. Steeb zu idea: „Jetzt ist die Politik gefragt, ob die Ideologie wichtiger ist oder die Vernunft und ob das Wohl des Kindes oder das Wohl der Wirtschaft Vorrang hat.“
Ein Weckruf für die Politik Steeb verlangt, die „zukunftsträchtige Mutter-Tätigkeit zu Hause“ mindestens ebenso zu fördern wie die außerfamiliäre Berufsarbeit. Außerdem müsse Schluss sein mit den Diskriminierungen von Eltern, die ihre Kinder selbst betreuen wollen. Dazu gehöre der Begriff „Herdprämie“ für das geplante Betreuungsgeld und die Unterstellung von „Bildungsferne“. Steeb wünscht sich, „dass die Studie zu einem familienpolitischen Weckruf in unserem Land wird“.
Psychologen wissen es lange Für den Leiter des Heidelberger Büros für Familienfragen und Soziale Sicherheit, Kostas Petropulos, bestätigt die US-Studie nur, was Psychologen und Pädagogen schon lange wüssten: „Kinder entwickeln sich am besten mit verlässlicher Zuwendung und kompetenter Unterstützung beim Weg ins Leben durch einen sie liebenden Menschen.“ Das könnten nicht nur Mütter sein, sondern auch Väter, Großväter oder -mütter. Die zentrale Frage an unsere westlichen Gesellschaften laute daher: „Wollen wir Eltern nicht die (bezahlte) Zeit geben, ihre Kinder in den entscheidenden Entwicklungsjahren als wichtigste Lebenshelfer zu begleiten?” Für Vernunft und Herz gebe es nur eine klare Antwort.
Vater und Mutter unersetzbar Für die Vorsitzende des Familiennetzwerks, die Kinderärztin Maria Steuer (Stade), zeigt das Ergebnis: „Mutter und Vater sind eben einzigartig, und Kinder sehnen sich nach liebevoller Zuwendung und Anerkennung durch diese unersetzbaren Menschen.“ Laut Steuer verdient ein Aspekt der Studie besondere Beachtung, nämlich dass die Gehirnentwicklung unabhängig sei vom sozialen Status der Eltern. Das bedeute: „Die Krippe kann soziale Benachteiligung nicht ändern. Emotionale Verwahrlosung kommt in allen Schichten vor, und der gilt es entgegenzuwirken.“ Das erfordere ein radikales Umdenken. P
NOTIERT Muslimische Extremisten in England: Leugnung des Holocausts Wegen geplanter terroristischer Anschläge müssen sich neun muslimische Extremisten derzeit vor einem Londoner Gericht verantworten. Als Ziele ihrer Bombenattentate hatten die aus Bangladesch und Pakistan stammenden Männer Londoner Wahrzeichen wie das Parlamentsgebäude, den Glockenturm Big Ben und die Börse. Ferner wollten sie Briefbomben mit der Weihnachtspost verschicken und Granaten in Kneipen während eines Fußballspiels zünden. Die Bomben wollten sie nach Anleitungen des El-Kaida-Magazins „Inspire“ bauen. Extrem antisemitische Äußerungen wurden in Gesprächen der Angeklagten abgehört: Muslime hätten für Hitler gekämpft, weil Juden gefährlich seien. Außerdem hätten die Nationalsozialisten nicht sechs Millionen, sondern weniger als 100.000 Juden umgebracht. Vor dem Gericht bekannten sich die 20- bis 30-jährigen Angeklagten teilweise schuldig, um mildere Strafen zu erreichen, berichtet die Londoner Zeitung „The Times“.
England: Ausweis für Katholiken Katholiken in England erhalten demnächst einen Glaubensausweis. Die Karte im Scheckkartenformat soll den Kirchenmitgliedern „Mut machen, ihren Glauben zu bekennen und zu teilen“, gab die englischwalisische Bischofskonferenz bekannt. Eine Million Exemplare sollen an Gläubige in 24 Bistümern verteilt werden. Der Text auf der Glaubenskarte lautet: „Als Katholik bin ich (Namen einfügen) aufgerufen: mit anderen die Freude zu teilen, Jesus Christus zu kennen, zu beten, die Sakramente regelmäßig zu empfangen, meinen Nächsten zu lieben wie mich selbst, die Gaben, die ich bekommen habe, weise zu benutzen, zu vergeben, wie mir vergeben worden ist.“ Nach Worten von Bischof Kieran Conry, Vorsitzender der Kommission für Evangelisierung in der Bischofskonferenz, tragen Menschen eine Reihe von Karten bei sich, die etwas über ihre Identität aussagen: „Die Glaubenskarte mitzuführen, erfordert Mut. Sie signalisiert anderen jederzeit, dass man an Gott glaubt und die Absicht hat, seinen Nächsten zu lieben. Wir hoffen, dass Katholiken die Karte nutzen, um zu ihrem Glauben zu stehen.“ ideaSpektrum 6.2012
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Verletzt durch den „Heiligen Geist“? KLAGE IN DEN USA Weil sie im Gottesdienst durch eine umfallende Besucherin zu Boden gerissen wurde und sich Verletzungen zuzog, verklagt eine US-Kirchgängerin eine Gemeinde auf Schadensersatz.
D
ie Klägerin Cheryl Jones hatte die „Christliche Gemeinde der Jüngergemeinschaft“ in St. Louis (Missouri) besucht. Während des Lobpreises verlor eine andere Besucherin die Kontrolle über sich und stürzte nach hinten. Sie riss mehrere Kirchgänger um und landete auf der Klägerin. Als Folge verlor sie das Bewusstsein und zog sich Verletzungen an Kopf, Hals und Rücken zu. Nun verlangt sie Schadensersatz für die Kosten der medizinischen Behandlung in Höhe von 38.000 Euro. Nach Angaben ihres Anwalts, Brian Millikan, hat die Gemeinde fahrlässig gehandelt, weil sie keine „Auffänger“ für umfallende Gottesdienstbesucher bereitgestellt habe. Das berichten US-Medien wie ABCNews und der Online-Informationsdienst Courthousenews.com.
Foto: dpa
Das Phänomen: „Ruhen im Geist“ und die Bibel Das Phänomen des sogenannten „Fallens“ oder „Ruhens im Geist“ ist in manchen charismatischen und pfingstkirchlichen Gemeinden anzutreffen. Demzufolge geben sich Gottesdienstbesucher dabei so sehr dem Wirken des Heiligen Geistes hin, dass sie die Kontrolle über sich verlieren und nach hinten umkippen. Meist stehen Helfer bereit, die sie auffangen. Kritiker halten diese Praxis für unbiblisch, da die Heilige Schrift davon berichte, dass Anbetende vor Gott „auf ihr Angesicht“ fallen, aber nicht auf den Rücken. Hingegen sei aus heidnischen Religionen das Umfallen nach hinten bekannt. P
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Porträts von Lenin und Stalin waren am 15. Januar in Berlin bei einer Demonstration zum Gedenken an Rosa Luxemburg zu sehen. Die Demo wurde vor allem von der Linkspartei bestimmt. Während das Zeigen von werbenden Fotos von Hitler in Deutschland bestraft wird, sind sie von anderen Massenmördern erlaubt – im Gegensatz zur Lage in immer mehr Ländern in Osteuropa.
Osteuropa: Bestraft werden soll auch die Leugnung kommunistischer Verbrechen VÖLKERMORDE Immer mehr Staaten in Europa verlangen, dass nicht nur die Leugnung des Holocaust bestraft wird, sondern auch der ähnlich brutalen kommunistischen oder islamischen Verbrechen.
I
n den meisten EU-Staaten wird man bisher nur bestraft, wenn man den Holocaust leugnet. In mehreren Staaten, die unter kommunistischer Herrschaft gelitten haben, ist dagegen auch die Verharmlosung sowjetischer Verbrechen strafbar. In der Tschechischen Republik ist gesetzlich geregelt: Wer die Massenmorde von Nationalsozialisten und Kommunisten „öffentlich verneint, in Zweifel zieht, billigt oder zu rechtfertigen versucht“, wird mit einer Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren bestraft. Im ungarischen Strafgesetzbuch heißt es: „Wer vom kommunistischen System begangenen Völkermord oder andere Verbrechen gegen die Menschlichkeit leugnet, in Zweifel zieht oder in ihrer Bedeutung herabmindert, wird mit einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren belegt.“
Außenminister: Stalin brachte noch mehr um Vor einem Jahr hatten sich die Außenminister Litauens, Lettlands, Ungarns, Bulgariens, Rumäniens und der Tschechischen Republik an die EU gewandt, EU-weit die Leugnung kommunistischer Verbrechen zu bestrafen. Sie wollen sich nicht damit abfinden, dass nur die Leugnung des Holocaust geahndet wird. Der tschechische Außenminister Karel Schwarzenberg erklärte dazu gegenüber Radio Prag, Stalin habe sogar noch mehr Menschen umgebracht als Hitler, beide
seien „Massenmörder“. Bisher hat die EU den Wunsch der ehemaligen Ostblockstaaten abgelehnt.
Frankreich: Leugnung der Ermordung der Armenier strafbar Großes Aufsehen erregte jetzt, dass die Nationalversammlung in Frankreich ein Gesetz beschloss, das die Billigung jeglicher Verbrechen gegen die Menschlichkeit unter Strafe stellt – nicht nur die des Holocaust. Konkret wurde auch die Leugnung des Völkermordes an 1,5 Millionen (christlichen) Armeniern 1915 durch türkische Moslems verboten. Darüber hinaus ist z. B. die Ukraine bemüht, dass die durch Josef Stalin herbeigeführte Hungersnot 1932/33, bei der sieben Millionen Ukrainer ums Leben kamen, weltweit als Völkermord missbilligt wird. Inzwischen haben zahlreiche Staaten, darunter Polen, Spanien, der Vatikan und die USA den sogenannten Holodomor (auf Deutsch: durch Hunger sterben lassen) als Genozid (Völkermord) anerkannt. Das Europäische Parlament stufte ihn als Verbrechen gegen die Menschlichkeit ein. Die Ahndung von sogenannten „Wortverbrechen“ begann in Deutschland 1994. Eine letzte Verschärfung trat am 1. April 2005 in Kraft, nach der auch die Billigung oder Verherrlichung der nationalsozialistischen Gewalt- und Willkürherrschaft unter Strafe steht. Dagegen können die Verbrechen des SED-Staates, Stalins, Lenins oder Maos in Deutschland weiterhin ohne Folgen relativiert werden. P
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Mexiko: Missionarsehepaar wurde ermordet KRIMINALITÄT Drogenkartelle machen ganze Regionen unsicher und bedrohen christliche Arbeit.
I
n Mexiko ist ein US-amerikanisches Missionarsehepaar ausgeraubt und umgebracht worden. Als Täter werden Mitglieder eines Drogenkartells verdächtigt. Der 76-jährige Baptistenpastor John Casias und seine Frau Wanda (67) wurden am 31. Januar in ihrem Anwesen im nordmexikanischen Monterrey erdrosselt aufgefunden. Die Missionare – die seit fast 30 Jahren in Mexiko tätig waren – wurden mit Elektrokabeln erwürgt. Die Täter nahmen zwei Computer, einen Flachbildfernseher und einen Tresor mit, der aus der Wand gemeißelt worden war. Alle Überwachungskameras waren deaktiviert. Außerdem ist das Auto der Missionare verschwunden. Das Paar leitete eine Baptistengemeinde im nahegelegenen Santiago. Nach Angaben ihrer Heimatgemeinde in Lewisville (Texas) – die sie nach Mexiko entsandt hatte – waren sich die Missionare der Gefahr durch Drogenkartelle bewusst; sie wollten jedoch die ihnen anvertrauten Menschen nicht im Stich lassen. Bereits im Januar 2011 waren US-Missionare in der Nähe der mexikanischen Grenzstadt Reynosa beschossen worden. Dabei erlag die 59-jährige Nancy
Davies ihren Kopfverletzungen, während ihr Ehemann Sam überlebte.
USA
Morde sind an der Tagesordnung Nach Angaben des in Mexiko tätigen Missionswerks E3 Partners (Texas) machen Kämpfe zwischen Drogenkartellen die Arbeit besonders in Nordmexiko fast unmöglich. Morde seien dort an der Tagesordnung, berichtete der Mitarbeiter Todd Szalkowski aus der Gegend um Reynosa. Fast jede Familie sei betroffen. Aus Angst vor Überfällen hätten es evangelikale Fra uengruppen nicht gewagt, zu einer Glaubenskonferenz in Guadalajara zu reisen. Doch seien die Verbreitung des Evangeliums und die dadurch hervorgerufene innere Veränderung von Menschen das einzige dauerhaft wirksame Mittel gegen die grassierende Gewalt. P
Monterrey
M E XIKO
Karibik
MEXIKOSTADT
BELIZE
Pazifik
GUATEMALA
Mexiko Einwohner: 110,6 Millionen Kirchenmitglieder: Katholiken: Protestanten: Konfessionslose:
95,0 % 87,6 % 7,4 % 3,6 %
Ermordet: Das Missionarsehepaar Casias
Ägypten: Mehr als 3.000 Muslime überfielen Christen in einem Dorf UNRUHEN Islamische Extremisten stecken Häuser und Geschäfte von Christen in Brand. gypten kommt auch ein Jahr nach dem Volksaufstand mit dem Rücktritt des Alleinherrschers Hosni Mubarak nicht zur Ruhe. Inzwischen demonstrieren wieder Zehntausende gegen den regierenden Militärrat. Den Sicherheitskräften wird nach Krawallen mit 74 Toten bei einem Fußballspiel in Port Said Versagen vorgeworfen. Auch die Angriffe islamischer Extremisten auf Christen reißen nicht ab. Am 28. Januar überfielen mehr als 3.000 Muslime orthodoxe Kopten im nordägyptischen Dorf Kobry el Sharbat (Gouvernement Alexandria). Sie plünderten Häuser und Läden und setzten sie in Brand. Zwei Kopten und ein Muslim wurden verletzt. Wie der assyrische Informationsdienst
Aina berichtet, kamen Sicherheitskräfte zu spät, um die Brandschatzung und die Vertreibung christlicher Familien zu verhindern. Muslime hätten die Feuerwehr gehindert, die Brände zu löschen. Die Unruhen seien durch ein Gerücht ausgelöst worden, dass ein Kopte angeblich mit seinem Handy ein intimes Foto von einer muslimischen Frau aufgenommen habe. Doch der koptische Priester Boktor Nashed vermutet, dass eine geplante Versammlung von Muslimen und Christen in dem Dorf verhindert werden sollte. Manche Beobachter befürchten, dass Kopten und liberale Muslime das Land verlassen könnten, wenn radikal-islamische Kräfte die Oberhand gewinnen. Bei den Par-
lamentswahlen bekamen die als gemäßigt geltenden Muslim-Bruderschaften 45,7 % der Stimmen; die radikal-islamischen Parteien kamen auf 24,6 %. Liberale Parteien schnitten schlechter ab: Die Wafd-Partei erhielt 8,4 %, die Ägyptische Allianz 6,6 %. Insgesamt sind 15 Parteien im Parlament vertreten. 10 Abgeordnete gehören der christlichen Minderheit an. P
Ägypten Einwohner: 84,5 Millionen Muslime: Christen: Nicht-Religiöse:
86,7 % 12,8 % 0,5 %
Foto: privat
Ä
ideaSpektrum 6.2012
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Hannoverscher Bischof: Die anonyme Häme im Internet gegen Wulff macht mich zornig RALF MEISTER Wir brauchen öffentliche Buße und Vergebung
S
charfe Kritik an anonymen hämischen Kommentaren im Internet hat der hannoversche Landesbischof Ralf Meister geübt. Vor dem Hintergrund der öffentlichen Auseinandersetzungen um Bundespräsident Christian Wulff sagte er, es mache ihn zornig, wenn Menschen „überhaupt nicht mehr zu ihren Worten stehen, weil sie diese anonym produzieren und im Schutz des Verborgenen alles ausschütten können“. Auch früher seien solche Meinungen etwa am Stammtisch oder im Freundeskreis geäußert worden; doch sei es persönlich und nicht anonym geschehen. Jeder müsse für seine Kritik geradestehen, betonte der Landesbischof in einem Interview mit der Neuen Osnabrücker Zeitung.
Bischof Meister
Kurt Beck (SPD)
Kultur der permanenten Anklage
Fotos: Meister/Jens Schulze; Rest/PR
Im Zusammenhang mit der Finanz- und Medienaffäre um Wulff beklagte Meister „eine Kultur der permanenten Anschuldigung und Anklage“, die teilweise auch von den Medien verfolgt werde. Eine Gesellschaft könne nur dann zusammengehalten werden, wenn es auch so etwas wie ein „Bußsakrament“ gebe, das eine Form der öffentlichen Vergebung möglich mache.
„Wir können öffentlich anklagen, aber nicht öffentlich vergeben.“ Das gebe es heute nicht mehr: „Wir können öffentlich anklagen, aber nicht öffentlich vergeben.“ An manche Personen des öffentlichen Lebens würden hohe moralische Erwartungen gestellt. Viele wünschten sich Menschen, die sich vorbildlicher verhalten als sie selbst. Die
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Debatte um Bundespräsident Wulff gebe Anlass, darüber tiefer nachzudenken. Meister: „Was mutet man diesen Vorbildern zu, und was kann man realistischerweise erwarten?“
Jetzt auch Spitzenpolitiker von SPD und Grünen in der Kritik Nun sind auch Spitzenpolitiker der Parteien, aus denen Rufe nach einem Rücktritt des Bundespräsidenten kommen, von öffentlichen Vorwürfen betroffen. So wurde bekannt, dass der rheinlandpfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (Mainz) 2008 als damaliger SPD-Bundesvorsitzender auf Kosten des Eventmanagers Manfred Schmidt mit einem Privatjet von Berlin nach Hamburg geflogen sei. Der Vorsitzende der Grünen, Cem Özd e m i r (B e r li n), musste zugeben, von Schmidt zu Cem Özdemir (Grüne) einem großen Fußballspiel nach Barcelona eingeladen worden zu sein. Das veranlasste CDUGeneralsekretär Hermann Gröhe (Berlin) dazu, der Opposition vorzuwerfen, unglaubwürdig mit ihrer Kritik an Bundespräsident Wulff zu sein. P
b www.landesbischof-hannovers.de
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ZITIERT » Ich bete, wenn es mir ein Herzens-
anliegen ist; und natürlich im Gottesdienst. Nach dem Tod eines Menschen empfinde ich es als sehr tröstlich, dreimal einen Rosenkranz zu beten. Das ist ja in der katholischen Kirche Sitte, und auf dem Dorf machen wir das auch noch. Dieses murmelnde Gebet bringt mich Gott näher, es ist eine Verbindung zwischen dem Einzelnen, der Gemeinschaft und Gott. « Die Generalsekretärin der SPD, Andrea Nahles (Berlin), im EKD-Magazin „Chrismon“
» Nach dem Krieg wurden die mit
dem Tode bestraft, die im großen Umfang in nationalsozialistischer Zeit Euthanasie betrieben haben. Heute wird in immer mehr Staaten Euthanasie ermöglicht, und dagegen sollten wir protestieren. « Der Vorsitzende der Europäischen SeniorenUnion, Staatssekretär a. D. Bernhard Worms (Brüssel), bei der Tagung des Arbeitskreises Christlicher Publizisten (ACP) in Kassel
» Seit die ethisch-moralische
Erziehung im Elternhaus von Schwindsucht heimgesucht, der Einfluss der großen Kirchen marginalisiert und der gesamtgesellschaftliche Ethik-Pegel gesunken ist, entstand ein beträchtliches Vakuum an verbindlicher Orientierung. « Der Pädagoge Joachim Kutschke in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
» Die Diskussion um den politischen Standort des deutschen Nationalsozialismus ist nie gründlich geführt worden. Klar ist jedenfalls: Zeit seines Bestehens hatte er mehr mit dem Totalitarismus Stalins gemein als mit dem Faschismus Mussolinis. Manche Gründe sprechen dafür, dass der Nationalsozialismus politisch eher auf die linke als auf die rechte Seite gehört. « Der Hitler-Biograf und frühere Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Joachim Fest, unter der Überschrift „War Adolf Hitler ein Linker?“ in der grün-alternativen „tageszeitung“ (taz, Berlin) vom 27. September 2003 und jetzt wieder zitiert in der gegenwärtigen Nazidebatte.
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M E DI E N
INTERNET
Die Bibel spielerisch entdecken TECHNIK Wie Bibel-Apps Kinder begeistern Das Hi-Tech-Unternehmen Apple (Kalifornien) will mit seinem Minicomputer iPad den Schulbuchmarkt aufmischen. Wenn es nach Unternehmenschef Tim Cook geht, kommen Schüler zukünftig statt mit schweren Büchern im Ranzen nur noch mit dem handlichen Lesegerät zur Schule. Apple wirbt damit, dass sich das iPad optimal zum Lernen eignet. Außerdem sei die Bedienung im wahrsten Sinne des Wortes kinderleicht. Diese Eigenschaften machen sich jetzt auch Verlage von Kinderbibeln zu eigen. In Apples „App-Store“ – dem Online-Laden für die MiniProgramme – finden sich verschiedene Bibel-Apps speziell für Kinder. So bietet die Deutsche Bibelgesellschaft ihre App „Meine ersten Bibelgeschichten“ schon für Sprösslinge ab drei Jahre an. Das Unternehmen Barcelona Multimedia liefert „Die Kinderbibel“ auf Basis der „Gute Nachricht Bibel“. Die Programme machen Kindern mit Hilfe von Comics, kurzen Filmen und Bildgeschichten die Heilige Schrift zugänglich. Bunte Illustrationen und eine verständliche Sprache sorgen für eine kindgerechte Aufbereitung. Bevor Eltern ihren Kindern ein iPad in die Hand geben, ist ein Test der entsprechenden Programme ratsam. Eine Kinder-App sollte die
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Geschicklichkeit fördern und anspruchsvolle Beschäftigung bieten. Eltern sollten bei der Auswahl der Kinderbibel darauf achten, dass die Inhalte dem Alter entsprechen. Trotz eines spielerischen Ansatzes sollte es den Lernprozess fördern. Oft helfen die Kommentare anderer Benutzer im „App-Store“ bei der Entscheidung. Dennis Pfeifer
idea Fernseh- und Hörfunk-Tipps
11. Februar – 17. Februar
FE R NSE H E N Sonntag, 12. Februar 9.30–10.15 ZDF Evang. Gottesdienst aus Gunzenhausen/Bayern mit Pfarrerin Susanne Thorwart 10.00–10.30 SF 1 Bei der Ökumene nicht auf die Fusskranken warten. Der Theologe Fulbert Steffensky im Gespräch
10.15–11.00 Jesus heilt. Wenn die Seele am Tropf hängt. Dokumentation über Krankenhausseelsorge in Nürnberg
17.45–18.15 Bruno Maurer hilft bei der Suche nach Verschütteten. 2010 wurde er in Japan selbst zum Opfer
11.00–12.00 ERF 1 Gottesdienst aus der Ev.Freik. Gemeinde Wetzlar mit Christopher Rinke
18.30–19.00 Für den Glauben mehrfach verhaftet: Der chinesische Pastor Bruder Yun
Montag, 13. Februar
Donnerstag, 16. Februar
22.45–23.30 Facebook. Milliardengeschäft Freundschaft: Privatsphäre unerwünscht? Dokumentation über das Soziale Netzwerk
20.15–21.00 Ludwig Hofacker: Berufen, Christus zu predigen. Dokumentation
21.00–21.30 ERF 1 Ehe: Romantik ade? Mit Grace und Erich Käthler
21.00–22.00 Butterkinder – Überleben nach dem Krieg. Ehemalige Betroffene erzählen. Dokumentation
HÖRFUNK 7.05–7.30 Wenn Mund zu Mund sich finden. Vom Küssen und anderen schönen Dingen, von Liebesbeweisen und Ritualen 8.30–9.00 Perspektiven: Vom Bankräuber zum AntiAggressivitäts-Trainer
Donnerstag, 16. Februar 8.35–8.50 Sehen und gesehen werden – der Regenbogen. Eckhard von Hirschhausen 8.40–9.00 Lob der Lauheit 9.04–9.30 Von Mönchen und Müllsammlern. Koptisches Leben im neuen Ägypten
10.00–11.00 (auch WDR 5 & NDR Info) Gottesdienst der Deutschsprachigen Evangelischen Gemeinde Barcelona mit Pfarrer Jeremias Treu 10.00–11.00 Ev.-meth. Gottesdienst aus Treuen, Predigt: Theologiestudentin Sarah Schulz
10.04–11.00 Evangelischer Gottesdienst aus Neunkirchen-Furpach 12.05–12.30 Zehn Jahre Prostitutionsgesetz in Deutschland 17.05–17.30 Samba, Tango, Armut. Der Kampf ums Überleben in Lateinamerika
ERF Plus 20.00–21.00 Bilanz: Wenn „Weichen“ gestellt werden. Gunter Kiene, langjähriger Hausvater und Verkündiger in der „Klostermühle“ sowie Personalleiter bei Christliche Fachkräfte International, im Gespräch mit Pastor Horst Marquardt
Wer reagieren möchte, kann dies unter folgenden Rufnummern tun: ARD: 089/5900-3344 | Bibel.TV: 040/4450660 | Das Vierte: 0180/5843783 Deutschlandfunk und Deutschlandradio: 0221/345-1831 | DRS 2: (0)848/808080 | ERF: 06441/957-0 | HR (TV): 069/1555111 | Kabel 1: 0180/5011150 KiKa: 0180/2151514 | Luth. Stunde: 04264/2436 | MDR: 0341/300-5401 | NDR: 0511/988-2393 | Phoenix: 0180/28213 | RBB: 030/97993-2171 SF 2: (0)62/2059050 | SR 2: (0)681/6022222 | SWR: 07221/929-0 | WDR (Radio): 0221/5678-333 | WDR (TV): 0221/5678888 | ZDF: 06131/7012164
Foto: iPad-Collage/PR
Sonntag, 12. Februar
ideaSpektrum 6.2012
G A S T KOM M E N TA R
Rund 700.000 Deutsche sind an Alzheimer erkrankt. Haben wir als Christen hierzu eine besondere Botschaft? Dr. Georg Schiffner ist Chefarzt „Geriatriezentrum und Palliativbereich“ des Krankenhauses „Groß-Sand“ in Hamburg und Vorsitzender des Vereins „Christen im Gesundheitswesen“.
Müssen wir Angst vor Alzheimer haben? Liebe Leserin, lieber Leser, wie eine Bombe eingeschlagen ist das in der vergangenen Woche erschienene Buch, in dem der „Manager, Macher, Macho“ (so die „Bild“-Zeitung) Rudi Assauer beschreibt, dass er an Alzheimer leidet. Die Krankheit des ehemaligen Fußballstars – er hatte mit Borussia Dortmund 1966 als erster deutscher Mannschaft den Europapokal gewonnen – erregt die Gemüter. „Alzheimer ist zu einem Synonym geworden für die Urangst, das Letzte zu verlieren, was uns im Leben bleibt: das eigene Ich“, schrieb passend die „Süddeutsche Zeitung“. In der Tat: Während früher Krebs als schlimmstmögliche Erkrankung gefürchtet war, ist dies heute die Demenz – nicht zuletzt, weil die Heilungschancen bei Krebs inzwischen bei rund 50 % liegen. Besonders Alzheimer, die häufigste Ursache für Demenz-Erkrankungen, ist zum Inbegriff geworden für den zunehmenden Verlust der Selbstständigkeit mit geistigem und körperlichem Verfall. Die Krankheit ist nach wie vor medizinisch unheilbar. Schätzungsweise 700.000 Menschen in Deutschland sind an Alzheimer erkrankt, insgesamt leiden rund 1,3 Millionen an Demenz – und die Tendenz ist deutlich steigend. Medizinische Forschung sowie Sozial- und Pflegeprojekte werden intensiv gefördert, um dieser Herausforderung zu begegnen.
Wir bleiben stets ein Ebenbild Gottes Gibt christlicher Glaube einen besonderen Halt in der Konfrontation mit Demenz? Ja! Denn Leistungsfähigkeit und Unabhängigkeit sind nicht das höchste Gut des christlichen Lebens, sondern die Erfahrung, in unserer Schwachheit von Gott angenommen und gehalten zu sein. Es stimmt: Alzheimer verändert unsere Persönlichkeit – zuweilen in erschreckendem Ausmaß. Aber unser Person-Sein, ideaSpektrum 6.2012
unsere Würde als einzigartiger Mensch kann sie nicht nehmen. Im Person-Sein des Menschen ist die Ebenbildlichkeit Gottes benannt – „personare“ bedeutet im Lateinischen so viel wie „hindurchtönen“. In uns bleibt trotz aller möglichen Entstellungen eine Dimension des „wahren Selbst“, der „Personmitte“, in der unser Geist für den Geist Gottes ansprechbar ist, wo nach biblischem Zeugnis sogar Gott selber „wohnen“ möchte – ob demenzkrank oder nicht. In unserer extrem auf Denken und Verstehen fixierten, leistungs- und erlebnisorientierten Gesellschaft mag eine fast prophetische Mahnung anklingen, wenn Christen dies einbringen.
Wir können etwas für uns und andere tun! Das heißt aber auch: Wir müssen Verantwortung übernehmen für unsere Gesundheit „in guten Tagen“ durch einen gesundheitsfördernden Lebensstil (genügend Bewegung, gesunde Ernährung, intellektuelle und kreative Tätigkeiten, aktive Gestaltung tragfähiger Beziehungen zu Mitmenschen und Gott). Wir sollten bereit sein, frühzeitig professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn unsere Denkleistung auffällig nachlässt (Hausarzt, Beratungsstellen, Pflegedienste, Geriatrien und Spezialeinrichtungen). Wir dürfen mitwirken an „demenzfreundlicher“ Gemeindegestaltung (Seniorenarbeiten, Besuchsdienste, Seelsorgeangebote, Gottesdienste für Demenzkranke und Angehörige, Mehrgenerationenprojekte). Und nicht zuletzt: Wir müssen unsere eigene Bedürftigkeit frühzeitig annehmen, in der Gott seine Zuwendung erfahrbar machen will. Wie treffend passt hierzu die Jahreslosung 2012: „Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig“! Es grüßt Sie herzlich Ihr
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Barack Obama nahm in diesem Jahr zum 4. Mal als US-Präsident am Nationalen Gebetsfrühstück teil. Neben ihm, v.l.: der Senator des US-Bundesstaates Arkansas, Mark Pryor, US-Vizepräsident Joe Biden und New-York-Times-Journalist und Bonhoeffer-Biograf Eric Metaxas
Eine Erfolgsgeschichte wird 60 NATIONALES GEBETSFRÜHSTÜCK Bisher hat jeder US-Präsident seit Dwight D. Eisenhower (1890–1969) daran teilgenommen: Die Rede ist vom Nationalen Gebetsfrühstück, das seit 1953 traditionell am ersten Donnerstag im Februar in Washington stattfindet. Zum 60. Geburtstag dieses jährlichen Treffens stand ein deutscher Theologe im Mittelpunkt. idea-Redakteur Matthias Pankau war dabei.
US-Präsident Obama bekommt „Bonhoeffer“ Dietrich Bonhoeffer, der für seinen Widerstand gegen das Dritte Reich im April 1945 von den Nationalsozialisten im Konzentrationslager Flossenbürg hingerichtet wurde, habe aus seinem Glauben an Jesus Christus heraus gehandelt. Das sei etwas anderes als „schlichte Religiosität“, betonte Metaxas, Sohn einer deutschen Mutter und eines griechischen Vaters. Auch heute brauche es Menschen, die sich von Jesus leiten ließen und das, was sie glauben, auch leben. Nicht wenige der Gebetsfrühstücksteilnehmer dürften sich Metaxas‘ Bestseller („Bonhoeffer – Pastor, Agent, Märtyrer und Prophet“) seither gekauft haben – und das nicht nur, weil Metaxas Präsident Obama ein Exemplar mit einem Augenzwinkern und den Worten überreichte: „Der
frühere Präsident George W. Bush hat es schon gelesen – aber ich möchte keinen Druck ausüben …“ Mit seiner lockeren und humorvollen Art stahl Metaxas dem Präsidenten ein wenig die Show. Der stellte gleich zu Beginn seiner Rede klar: „Ich werde nicht so witzig sein wie Eric Metaxas.“ Überhaupt wirkte Barack Obama, der zum vierten Mal als Präsident am Nationalen Gebetsfrühstück teilnahm, in diesem Jahr eher nachdenklich. Er bekannte, dass Glaubenswerte für ihn nicht nur im privaten Leben (er bete jeden Morgen und nehme sich Zeit, um in der Bibel zu lesen), sondern auch in der Politik eine entscheidende Rolle spielen. „Wir sind die Hüter unserer Brüder und Schwestern“, rief er den Teilnehmern zu. „Wir sollen Täter des Wortes und nicht Hörer allein sein.“ Das bedeute, auch praktisch für die Schwachen einzustehen. Als Beispiel nannte Obama die von ihm angestrebten Änderungen des Steuerrechts und eine stärkere Belastung Gutverdienender: „Wem viel gegeben ist, von dem wird man auch viel fordern.“ Sein Glaube helfe ihm zudem, auch nach Rückschlägen weiterzumachen, bekannte der Präsident. Auf den Wahlkampf und die Siegesserie des republikanischen Kandidaten Mitt Romney, der ihn höchstwahrscheinlich am 6. November herausfordern dürfte, ging der Demokrat Obama beim Gebetsfrühstück nicht ein.
Bisher kam jeder Präsident zum Gebetsfrühstück Die Geschichte des Nationalen Gebetsfrühstücks reicht zurück bis in die Zeit des Zweiten Weltkriegs. Als damals die Frage im Raum stand, ob die Vereinigten Staaten in den Krieg eintreten sollten, trafen sich unter dem damaligen Präsidenten Franklin D. Roosevelt (1882–1945) einige Ab-
Foto: dpa
„Dittrick Bonnhofer?“ Viele der über 3.000 Gäste des diesjährigen Nationalen Gebetsfrühstücks aus rund 140 Staaten schienen diesen für angelsächsische Zungen nur schwer auszusprechenden Namen zuvor noch nie gehört zu haben. Doch eines war schnell klar: Es muss ein besonderer Mann gewesen sein, den der Redakteur der New York Times – Eric Metaxas – in seiner Ansprache als „Vorbild für wirklichen Glauben“ beschrieb. Denn es herrschte gespannte Ruhe, als der Bestseller-Autor von dem Mann sprach, der in Zeiten, in denen Deutschland weithin im Gleichschritt marschierte, auf der Basis seines Glaubens Zivilcourage zeigte; der aus dem sicheren Exil in den USA nach Deutschland zurückkehrte, weil er seine Geschwister im Glauben nicht alleinlassen wollte und konnte; und der Sätze gesagt hatte wie: „Wer nicht für die Juden schreit, darf auch nicht gregorianisch singen.“
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geordnete immer wieder zum gemeinsamen Gebet. Seit 1953 findet das Gebetsfrühstück jedes Jahr am ersten Donnerstag im Februar statt. Und seitdem hat jeder US-Präsident daran teilgenommen. Ziel des Gebetsfrühstücks, zu dem Abgeordnete des Repräsentantenhauses und des Senats einladen, ist es, Menschen mit unterschiedlichem gesellschaftlichen, kulturellen und religiösen Hintergrund zusammenzubringen. „Wir fragen nicht: Bist du katholisch oder evangelisch? Bist du Moslem oder Hindu? Wir fragen: Interessierst du dich für Jesus?“, erklärt Douglas Coe (84), beratender Begleiter des Nationalen Gebetsfrühstücks in den USA, das Konzept. Und so ist das Publikum an den Zehner-Tischen im Ballsaal des Hilton-Hotels an diesem Morgen bunt gemischt – Christen, Juden, Moslems, Hindus und Atheisten. Sie tauschen sich aus, suchen nach Verbindendem und beten im Namen Jesu. „Wer wie Jesus redet und wie Jesus handelt, kann mit Menschen überall auf der Welt kommunizieren – mit Königen und mit Bettlern, mit Gläubigen und mit Atheisten“, sagt Douglas Coe.
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Verleger Friedrich Hänssler (Holzgerlingen bei Stuttgart) griff Decker die Idee auf. Die Offenheit, die das Gebetsfrühstück in Washington prägt, ist auch dem deutschen Politiker wichtig. Er möchte Brücken bauen. Schließlich seien die Jünger Jesu auch nicht alle von Anfang an bekehrte Apostel gewesen, erklärt er und verweist auf Thomas oder Philippus: „Wenn es selbst Jünger gab, die es nach Jahren noch nicht begriffen hatten, dann sollten auch wir die Geduld nicht aufgeben – und hoffen, dass der Heilige Geist seine Hausaufgaben macht und den Menschen Gott und Jesus offenbart.“
Deutsches Pendant: Internationale Berliner Begegnung
Es scheint, als täte er das immer wieder. Heute gibt es bereits in neun deutschen Landtagen – Hamburg, SchleswigHolstein, Hessen, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, BadenWürttemberg, Bayern, Sachsen und Sachsen-Anhalt – Frühstückstreffen. Im Bundestag findet in den Sitzungswochen jeden Freitag ein Gebetsfrühstück statt, das regelmäßig bis zu 40 Abgeordnete aus allen Fraktionen und mit unterIst Jesus nur ein Vorbild? schiedlichem geistlichen Hintergrund besuchen. AußerNicht jeder kann da so ohne weiteres mitgehen. Der Bevoll- dem gibt es einmal im Jahr die Internationale Berliner Bemächtigte des Rates der EKD bei der Bundesrepublik gegnung – eine dem Gebetsfrühstück in Washington verDeutschland und der Europäischen Union, Prälat Bern- gleichbare, wenn auch deutlich kleinere Veranstaltung. Ziel hard Felmberg (Berlin), etwa, der in diesem Jahr erstmals ist es dort unter anderem, politische Gegner oder Vertreter die deutsche Delegation nach Washington begleitete, geriet verfeindeter Volksgruppen aus Afrika oder Südamerika an sichtlich an seine Grenzen, wenn es immer wieder hieß, einen Tisch zu bringen. Auch weltweit hat das Modell der Jesus von Nazareth sei die verbindende Brücke zwischen Gebetsfrühstücke Schule gemacht und kann durchaus als allen Religionen. Eine „jesuanische Religion der Liebe“ als Erfolgsgeschichte bezeichnet werden. In mehr als 180 Staakleinster gemeinsamer Nenner und einigendes Band sei ten gibt es sie inzwischen. Und in vielen Ländern haben sie sich zu einem wichtigen Faktor für das pozu wenig, fi ndet er. Von Jesus als dem litische Miteinander entwickelt. Christus, dem Gottessohn und Erretter, Doch zurück zu Dietrich Bonhoeffer, sei hingegen kaum die Rede gewesen. Da der dem diesjährigen Nationalen Gebetshabe er als evangelischer Theologe frühstück eine besondere theologische Schwierigkeiten. Eine ähnliche BeobachTiefe verlieh. Mittelpunkt seiner Theolotung machte der CDU-Bundestagsabgegie sei Jesus Christus gewesen, so sein ordnete Volkmar Klein (Siegen): Jesus als Biograf Metaxas. Von dieser Mitte her persönliches Vorbild stehe sehr stark im hätten sich bei ihm theologisches NachFokus, während die Erlöserrolle Christi denken, spirituelle Tiefe und ethisches nur am Rande vorkomme. Und dennoch Verantwortungsbewusstsein ergänzt. Dasei das Ziel, Brücken zu bauen, genau das, mit sei Bonhoeffer Ausnahmetheologe was die Welt gegenwärtig brauche. und Vorbild gewesen. Abschließend Felmberg und Klein waren Teil der inswarnte der Biograf vor einer Überheblichgesamt 24-köpfigen deutschen Delegation keit gegenüber den Deutschen: „Denkt um den früheren CDU-Landtagsabgeordnicht, ihr wäret in dieser Zeit besser geneten Rudolf Decker (Böblingen). Decker, wesen“, rief er den Gästen aus aller Welt der seit über 30 Jahren am Nationalen Gezu. „Ihr wäret nicht besser gewesen!“ betsfrühstück teilnimmt, ist der MitbeDenn von sich aus sei der Mensch nicht gründer der Gebetsfrühstücksbewegung Ein „Vater“ der Gebetsfrühstücksgut. Erst wenn er sich von Jesus Christus in Deutschland. Douglas Coe selbst hatte bewegung in Deutschland, Rudolf anrühren lasse, könne er Liebe üben und ihm bei seinem ersten Besuch in Washing- Decker, überreichte dem deutschen auf andere Menschen zugehen. Eine starton 1979 gesagt, die Amerikaner hätten da- Botschafter in den USA, Peter ke Botschaft für die Jubiläumsveranstalfür gebetet, dass in Deutschland etwas Ammon, bei einer Begegnung ein Herrnhuter Losungsbuch. tung des Nationalen Gebetsfrühstücks. ähnliches entsteht. Zusammen mit dem
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Im Hilton-Hotel in Washington findet das Nationale Gebetsfrühstück der USA traditionell am ersten Donnerstag im Februar statt.
Die deutsche Delegation kam auch zu einem Gespräch mit dem deutschen Botschafter in den USA, Peter Ammon (9. v. l.).
Beeindruckend, dass Bonhoeffer im Zentrum stand
Brücken bauen ist das, was unsere Welt braucht
Besonders beeindruckt hat mich, dass ausgerechnet beim Jubiläums-Gebetsfrühstück – dem 60. – der deutsche Theologe Dietrich Bonhoeffer im Zentrum stand. Denn er ist wirklich ein politisches und theologisches Vorbild. Das hat auch viele amerikanische Freunde neugierig gemacht, habe ich an den Tischen beobachten können. Darüber hinaus habe ich neu gespürt, dass das Gebet die stärkste politische Kraft ist, die wir in dieser Welt haben. Dafür bin ich dankbar, denn auch ich möchte als Abgeordneter durch das Gebet getragen werden. Und auch ich möchte mit anderen über Parteigrenzen hinweg beten. Dazu wurde man hier ermutigt. Überrascht hat mich der eher nachdenklich wirkende Präsident Barack Obama. Das war ein starker Kontrast zu der impulsiven Rede Metaxas’. Patrick Meinhardt (Bretten bei Karlsruhe), Bundestagsabgeordneter, Kirchenexperte und bildungspolitischer Sprecher der FDPPatrick Meinhardt Bundestagsfraktion
Das bewegt und motiviert mich: Gott danken und ohne Bedingungen oder Vorbehalte über alle Grenzen hinweg auf Menschen zugehen. Diese Vorgabe Jesu ist der Kern des Nationalen Gebetsfrühstücks. Über zwei Tage wird das in unzähligen Veranstaltungen und Treffen von Verantwortlichen aus 140 Ländern, allen Religionen und Völkern gelebt. Miteinander reden, Freundschaften schließen und Brücken bauen ist genau das, was unsere Welt braucht. Für diesen guten Zweck wird amerikanisch-pragmatisch Jesus von Nazareth als persönliches Vorbild sehr stark in den Mittelpunkt gestellt und Jesus Christus als Erlöser eher am Rande erwähnt. Faszinierend und ermutigend finde ich dennoch jedes Mal das weltweite Netz persönlicher Verbindung und Wertschätzung jenseits aller politischen Gegensätze. Volkmar Klein (Burbach bei Siegen), BunVolkmar Klein destagsabgeordneter (CDU)
Eine Religion der Liebe als einigendes Band ist zu wenig
Schweiz: Eine Atmosphäre Christliche der Besinnung Offenheit und stattToleranz Gebetsfrühstück
Mein Gesamteindruck ist, dass sich Menschen bemühen, über religiöse Prägungen und Unterschiede hinweg miteinander ins Gespräch zu kommen. Das ist ehrenwert. An der einen oder anderen Stelle hatte ich aber den Eindruck, dass mit aller Macht versucht wird, ein gemeinsames Band zu finden – auch indem Jesus auf sein Menschsein reduziert wird. Aus christlicher Sicht wird damit etwas Entscheidendes weggebrochen. Um nicht missverstanden zu werden: Den Versuch, Verständigung zu ermöglichen, begrüße ich. Ob man Juden, Muslime, Hindus, Christen und Menschen anderer Religionen allerdings wirklich zusammenbekommt, indem man quasi eine „jesuanische Religion der Liebe“ proklamiert, wage ich als evangelischer Theologe zu bezweifeln. Jesus ist viel mehr als ein gutes Vorbild. Hier erlebe ich als Christ eine Reduzierung Jesu, die ich nicht mittragen kann. Bernhard Felmberg (Berlin), Bevollmächtigter des Rates der EKD bei der BundesrepuBernhard Felmberg blik Deutschland und der EU
In Beider meinem Schweiz ersten gibt Besuch es kein desGebetsfrühstück; Nationalen Gebetsfrühstücks stattdessen findet vor zwei während Jahren war derich Beratungen so beeindruckt der Bundesversammvon der Offenheit, lung der Warmherzigkeit in Bern jede Woche und dereine Toleranz, Christliche die dieses Besinnung Ereignis statt. prägt,Daran dass ich nimmt gernetwa wiedergekommen jeder sechste der bin. 200Das NationalPrayer räte Breakfast und 46 istStänderäte nicht auf eine teil.bestimmte Am Nationalen Religion Gebetsfrühoder Glaustück bensgemeinschaft in Washington fixiert. nahm So diesmal gab es bei keine einem PolitikerdeleTreffen vier gation Reden –aus und der zwar Schweiz von einem teil. Als Christen, Grund einem dafürJuden, nannte einem der Präsident Moslem und dereinem Evangelischen Buddhisten. Volkspartei, Jeder schilderte Heinerauf Studer, sehr die persönliche Tatsache, Weise dass seinen in der eigenen SchweizZugang im Oktober zum Glauben. gewählt worden Und trotzdem sei, die merkte Anmeldung man, dass fürdiese eineMenschen Teilnahme viel ammehr Gebetsfrühstück verbindet als sieaber trennt. bereits In meinen am 1. NoAuvember gen kannhätte das National vorliegen Prayer müssen. Breakfast Das sei denzu Dialog knapp zwischen gewesen. den ImReligionen nächsten Jahr stärken. würden In erster aber Linie wieder aber stärkt Schweizer es den Parlamentarier Austausch zwischen nachMenschen Washington mit ganz reisen, unterschiedlichen so Studer, derHintergründen. bereits viermalUnd am Nationalen das hat mir auch Gebetsfrühstück in diesem Jahr wieder teilnahm. besonders Ausgefallen. Österreich war in diesem Jahr Altnationalrat Josef Höchtl (ÖVP) Raju Sharma Heiner Studer vertreten. P
Fotos: idea/Pankau
Stimmen aus der deutschen Delegation:
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P RO & KON T R A
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Muss man bei Facebook jetzt aussteigen? SOZIALES NETZWERK Menschen sollen ihr ganzes Leben im Netz erzählen. Dazu führt Facebook neue Profile, genannt Chronik, ein. Sie werden für alle 800 Millionen Mitglieder Pflicht. Datenschützer wähnen die Privatsphäre am Ende. Muss man deshalb aussteigen? Ein Pro und Kontra.
PRO
» Es handelt sich um einen gravierenden Eingriff in die Persönlichkeitsrechte. «
Nun ist es vorbei; ich habe Facebook verlassen. Das Abmelden war umständlicher als der Einstieg. Und dass meine Daten nicht gelöscht werden, ist mir auch klar. Trotzdem ist dieses „soziale Netzwerk“ nicht mehr mein Ort. Vor zwei Jahren hatten junge Freunde mich veranlasst, dort Mitglied zu werden. Seitdem freute ich mich arglos, wenn einer mitteilte, seit wann er mit wem zusammen war. Nun werden diese Mitteilungen zu Teilen einer Chronik, die sich nicht mehr löschen lässt. Mit der zwangsweisen Einführung von „Timeline“ wird jede derartige Freundschaft dauerhaft dokumentiert, auch falls sie auseinandergehen sollte. Das heikle und wichtige Gespräch über frühere Freundschaften wird sofort in der Chronik von Facebook nachgeprüft. Die Verfügungsgewalt über die einmal in Facebook eingestellten Daten geht für alle Zeit an den Internetkonzern über. Es ist Zeit einzusehen, dass die Menschenrechte nicht nur ein Bollwerk gegen
» Es steht weit mehr auf dem Spiel als die christliche Privatsphäre. «
Fotos: Huber/PR; Dechert/Lothar Rühl
KONTRA
Facebook ist von Anfang an für einen laxen Umgang mit persönlichen Daten bekannt – und seine Nutzer auch: 1987 protestierten unzählige Bürger gegen die staatliche Volkszählung; heute vertrauen wir Facebook mehr persönliche Daten an, als der deutsche Staat jemals erfassen wollte. Das Geschäftsmodell von Facebook ist einfach: 1. Bilde das soziale Gefüge der Gesellschaft auf einer Plattform im Internet ab. 2. Verkaufe den Zugang zu dieser Plattform an Werbetreibende. Der Umgang mit der Privatsphäre darf Facebook-Nutzer also nicht verwundern, schließlich sind sie nicht die Kunden, sondern das verkaufte Produkt. Ich finde es richtig, wenn Christen kritisch dazu beitragen, dass wir in der Informationsgesellschaft bewusster mit unserer Privatsphäre umgehen. Bei der Frage nach dem „Facebook-Ausstieg“ steht aber weit mehr auf dem Spiel als die christliche Privatsphäre. Denn die eigentliche Frage ist eine andere: Wenn 22 Millionen
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Prof. Dr. Wolfgang Huber (Berlin) war bis 2009 Ratsvorsitzender der EKD und Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz
Freiheitseingriffe von Staaten, sondern auch von mächtigen Konzernen sind. Facebook ist ein solcher Konzern. Kein Zufall, dass die Einführung von „Timeline“ und der Börsengang des Internet-Giganten zeitlich zusammentreffen. Denn jetzt wird Facebook noch gezielter werben können; das steigert den Aktienkurs.
Facebook ist einer der vier Supermächte Viele werden das hinnehmen, weil ihnen die Vorteile von Facebook wichtiger sind. Doch im persönlichen Miteinander würde man ein solches Vorgehen als „übergriffig“ bezeichnen. Aber es geht um mehr: Es handelt sich um einen gravierenden Eingriff in die Persönlichkeitsrechte der Beteiligten. Und dieser Eingriff kommt nicht von irgendwem. Unter den vier Supermächten, die ein amerikanischer Admiral unlängst aufzählte, waren China, Indien, die USA – und Facebook. P
Dr. Jörg Dechert (Wetzlar) ist Leiter des Internetdienstes von ERF Medien (früher Evangeliums-Rundfunk)
Deutsche einen Teil ihrer sozialen Kommunikation über Facebook abwickeln – wollen Christen sich davon abschotten? Stellen wir uns vor, diese 22 Millionen lebten in einer Mega-City mitten in Deutschland – würden Christen dazu aufrufen, dort keine Kirche zu gründen? Dorthin keine Missionare zu entsenden? Dort keine „Rechenschaft abzulegen über die Hoffnung, die in uns ist“?
Christen müssen nicht bei Facebook mitmachen, aber … Christen müssen nicht bei Facebook mitmachen. Aber sie müssen wissen, dass nicht nur ihre persönliche Privatsphäre auf dem Spiel steht. Sondern die Chance, 22 Millionen Menschen auf einem Weg zu erreichen, der für viele zu ihrem Alltag gehört. Ein medienwirksamer Ausstieg von Christen wird Facebook nicht ändern – aber die Chance vertun, dort Salz und Licht zu sein, wo 22 Millionen Deutsche ihr virtuelles Zuhause haben. P
net F O R U M F Ü R J U N G E C H R I S T EN
Diospi Suyana Ein Krankenhaus voller Gottvertrauen Die Sonne brennt heiß, aber die Luft schmeckt nach Schnee. Der Wind trägt den herben Duft von Eukalyptus herüber, und in der Ferne leuchten die Gipfel der Anden. Frieden liegt über dem eindrucksvollen Bergmassiv und den Häusern im Tal. Dort in der Tiefe leuchten rote Dächer inmitten brauner und grüner Felder, auf denen Mais und Anis wachsen. Es ist mein erster Blick auf „Diospi Suyana“, wo ich zwei Monate lang arbeiten werde. Ein Krankenhaus in einer Idylle oben in den Bergen Perus, in der alles leicht und einfach scheint.
Neuer Lebensmut für Antroferno Nach wenigen Tagen im Krankenhaus bin ich schon zum ersten Mal bei einem Außeneinsatz dabei. Im Bett mir gegenüber liegt Antroferno. Er lächelt und antwortet schüchtern auf die Fragen der Ärztin. Der Quechua-Indianer kann sich nicht bewegen. Wegen einer missglückten Wirbelsäulenoperation vor vielen Jahren ist er querschnittsgelähmt. Lange hauste er im Dunkeln, Geschwüre übersäten seinen Körper, er wartete auf den Tod – doch der kam nicht. Stattdessen brachte ihn seine Tante zu „Diospi Suyana“. Dort pflegte man seinen gelähmten Körper. Und noch mehr: Man brachte Antroferno Lesen und Schreiben bei und gab ihm neuen Lebensmut.
B e su cht uns au ch au f
Das Krankenhaus mit dem schönen Namen aus der Quechua-Sprache liegt außerhalb des Städtchens Curahuasi direkt an der „Panamerikana“, der Straße, die von Ecuador nach Feuerland mitten durch den südamerikanischen Kontinent führt. In Curahuasi ist die „Panamerikana“ nur eine schmale Landstraße. Sie schlängelt sich durch die Andenlandschaft und durch die Dörfer der ärmsten Bewohner Perus, der Quechua-Indianer. Sie lassen heute kaum noch etwas von dem Stolz ihrer Vorfahren – der Inka – erkennen. Ihr Leben ist von Armut und Krankheit gezeichnet. Gewalt, Missbrauch und Alkoholismus zerrütten viele Familien. Vor acht Jahren kam der Arzt Klaus-Dieter John aus Wiesbaden nach Curahuasi. Er war auf der Suche nach dem richtigen Ort, um ein Vorhaben zu erfüllen, das ihn und seine Frau Martina seit ihrer Schulzeit umtrieb: Sie wollten ein Krankenhaus bauen – irgendwo in einem armen Land –, um Bedürftigen zu helfen.
Firmen leisteten die größten Spenden ihrer Geschichte Und hier in Peru schien er diesen Ort gefunden zu haben. Und so fassten die beiden Ärzte einen verrückten Plan: Ohne jegliches Startkapital und mit dem Vorsatz, keine Schulden zu machen, sammel-
face b ook .com/idealis te n
ten sie auf einer 18-monatigen Reise durch die ganze Welt rund 7,5 Millionen Euro in Geldund Sachspenden, um eines der modernsten Krankenhäuser Süda m e r i k a s f ür d i e ärmsten Einwohner Perus zu bauen. Insgesamt haben bis heute rund 40.000 Privatpersonen und 180 Firmen rund 10,5 Millionen Euro gespendet. Was sich so leicht in einem Satz schreiben lässt, ist das Ergebnis jahrelanger Arbeit – und vor allem unzähliger Gebete. Denn immer wieder wusste Klaus-Dieter John nicht weiter, immer wieder rief er zu Gott, und immer wieder öffneten sich kurz darauf Türen, Hände und Herzen: So leisteten manche Firmen beispielsweise die größten Spenden ihrer Geschichte. Und weil die Johns wissen, wem sie den Erfolg ihres Riesenprojekts zu verdanken haben, beginnt auch jeder Arbeitstag in Diospi Suyana mit einer Andacht in der Kapelle des Krankenhauses. Hier sitzen Quechua-Indianer aus abgelegenen Bergdörfern neben wohlhabenden Patienten aus Cusco (der nächst größeren Stadt, die rund 125 km entfernt liegt) oder gar aus
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Fotos: PR
PERU Als „modernes Wunder“ gilt dieses Krankenhaus: „Diospi Suyana“ („Wir vertrauen auf Gott“). Mitten in Lateinamerika hilft es den ärmsten Bewohnern der Quechua-Indianer in Peru. Aufgebaut haben es zwei evangelische Ärzte aus Deutschland. Helfer aus aller Welt stehen ihnen bei. Auch die Studentin Anja Reumschüssel (27) arbeitete zwei Monate lang im „Krankenhaus der Hoffnung“ mit. Hier ihr Bericht.
KOLUMBIEN Anja Reumschüssel beim Blutdruckmessen
ECUADOR
BRASILIEN
PERU LIMA HAUPTSTADT
Curahuasi (Standort der Klinik)
der rund 1.000 km entfernten Hauptstadt Lima. Die einen kommen, weil sie auf die günstige oder auch kostenlose Behandlung angewiesen sind, die anderen, weil das Krankenhaus mittlerweile weit über seine Umgebung hinaus hoch angesehen ist. Dazwischen sitzen die Mitarbeiter, vorwiegend aus Deutschland, aber auch aus der Schweiz, Österreich und den USA. Für kurze Zeit gehöre auch ich mit dazu. In meiner Gemeinde hatte ich einen Artikel über die Arbeit der Johns gelesen. Und da ich sowieso in den Semesterferien nach Südamerika reisen wollte, fragte ich bei Diospi Suyana an, ob ich nicht mitarbeiten könne. Einen Fragebogen für Kurzzeitmitarbeiter musste ich noch ausfüllen, dann waren die Formalitäten schon erledigt und ich konnte meinen Flug buchen.
In Peru bin ich die „Doctorita“ In Deutschland habe ich neben dem Studium als Sanitäterin im Rettungsdienst und auf einer Intensivstation gearbeitet. In Peru bin ich für die Patienten die „Doctorita“ - im Gegensatz zu den echten „Doctoras“. Ich nehme ängstlichen Peruanern Blut ab, dokumentiere nach einer Operation im Aufwachraum Herzfrequenz und Blutdruck oder halte auch mal einem kleinen Jungen die Hand, der nach einer Narkose langsam wieder erwacht. Aber auf meiner Schlüsselkarte steht meine eigentliche Bezeichnung: „Ayudante General“ – Helfer für alles. Denn neben den medizinischen Kenntnissen, die ich als Rettungssanitäterin mitbringe, ideaSpektrum 6.2012
sind im Krankenhaus auch meine anderen Fähigkeiten gefragt. Immer wieder muss in „Diospi Suyana“ improvisiert werden. Denn man versucht aus finanziellen Gründen, alles selbst zu machen, was nicht unbedingt angeschafft werden muss. So sind meine handwerklichen Fähigkeiten zum Beispiel gefragt, um aus Draht und Mullbinden Schienen für gebrochene Gliedmaßen zu basteln. Einmal in der Woche wird für die vielen deutschen Langzeitmitarbeiter, die sich nach heimischem Essen sehnen, Vollkornbrot gebacken. Da bin ich Bäckereigehilfin. Und wenn am Abend in Curahuasi die wöchentlichen Kinderclubs stattfinden – mit Liedern, Geschichten und Bastelei – helfe ich mit meinem lückenhaften Spanisch bei der Kinderbetreuung. Für viele der kleinen Quechua ist es die seltene Gelegenheit, dass sich einmal Erwachsene mit ihnen beschäftigen, sie ernst nehmen und fördern. Auch diese „Sozialarbeit“ gehört zu den Aufgaben, die sich „Diospi Suyana“ gesetzt hat. ru Da der Rettungsdienst in Peru selbst in den großen Städten nochh kaum ausgebaut ist, kommt meinee m eigentliche Ausbildung selten zum Einsatz. Nur der Krankenwagen wird hin und wieder gebraucht, wenn ein Patient über steile Serpentinen in die nächste Stadt verlegt werden muss. Dann kann ich tatsächlich einmal Rettungssanitäterin sein.
immer wieder nur kaltes Wasser, doch ich werde morgens vom Krähen eines Hahns geweckt, die Kinder auf der Straße lachen mich neugierig an, wenn ich von der Arbeit nach Hause komme, und die Nachbarn haben mir schon ihre vielen Meerschweinchen gezeigt, die in Peru als Delikatesse gelten.
100 Patienten täglich Was mich am meisten beeindruckt, ist der Glaube, der „Diospi Suyana“ trägt. Täglich stehen rund 100 Patienten vor den Türen des Krankenhauses, das seit acht Jahren durch Spenden finanziert wird. Die Johns hatten kein dickes Sparbuch oder persönliche Kontakte zu willigen Sponsoren. Sie hatten nur einen Traum und ihr Vertrauen auf Gott. „Diospi Suyana“ ist damit für mich ein modernes Wunder: ein Zeichen dafür, dass Gott noch immer Menschen beruft und denen hilft, die in seinem Namen anderen helfen wollen. P
b www.diospi-suyana.org Über sein Leben, die Entstehung E von „Diospi S Suyana“ und all die unerklärlichen e Zufälle und Fügungen, F die den Bau des Kr Krankenhauses begleiteten, erzählt er Klaus-Dieter John in seinem se Buch „Ich habe Gott ge gesehen“ • Brunnen Verlag 272 S. • 14,95 € / 22,40 SFr. ISBN 9783765517570
Wohnen unter den Einheimischen Wer in „Diospi Suyana“ mitarbeitet, kann auf dem Gelände des Krankenhauses in einem Gästezimmer unterkommen. Ich habe mich aber dafür entschieden, in Curahuasi zu wohnen – näher am Leben der Einheimischen. Zwar gibt die Dusche
Cusco
Peru Einwohner: Katholisch: Evangelisch:
29,8 Mio. 81,3 % 12,5 %
BOLIVIEN
Pazifischer Ozean
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70 Tage unter der Erde GRUBENUNGLÜCK Es war die Rettung nach einer Katastrophe, die die ganze Welt in Atem hielt: Am 13. Oktober 2010 wurden 33 Bergleute aus dem chilenischen Bergwerk San José gerettet. Sie hatten 70 Tage lang in einer Mine 700 Meter unter der Erde überlebt. Einer von ihnen war der Bergmann José Henriquez. In seinem Buch „70 Tage unter der Erde“, das demnächst im BrunnenVerlag erscheint, beschreibt er die dramatische Rettungsaktion. idea druckt vorab Auszüge.
Der Autor dieses Beitrages – José Henriquez – wurde als 24. von 33 Kumpeln gerettet. Der 56-Jährige ist verheiratet und Vater von zwei Töchtern. Während der 70-tägigen Gefangenschaft unter Tage wurde der evangelikale Christ von seinen Kameraden zum „geistlichen Leiter“ bestimmt.
Wir erlebten schon einige Warnungen der Natur. Wir hörten ungewöhnliche Geräusche und ein Rumpeln von Gestein innerhalb des Berges. In den Biegungen und auch an anderen Stellen hatte es kleine Gesteinsexplosionen gegeben. Wir teilten es unserem Chef mit. Auch der Geologe unseres Bergwerks hatte uns gewarnt, dass die Mine einstürzen könnte, die Rampe werde jedoch intakt bleiben. So schickte der Chef uns wieder an die Arbeit und forderte uns auf, Ruhe zu bewahren. Im Blick auf die Sicherheit wurde jedoch nichts unternommen.
Explosion in der Mine Am 5. August 2010 gegen 14 Uhr wurden wir von einem Felsendonnern aufgeschreckt. Die Gesteinsexplosion kam wie eine heranrollende Welle auf uns zu und überzog uns mit einer Schmutzschicht. Eine dichte Staubwolke hüllte uns ein. Es dauerte vier Stunden, bis sie sich wieder gelegt hatte. Wir befanden uns an verschiedenen Orten innerhalb der Mine, und es schien uns am besten, den Schutzraum aufzusuchen. Nach und nach kam ein Kumpel nach dem anderen herein. Der Schutzraum war etwa 5 x 15 Meter groß und mit einem Vorrat an Sauerstoff, Wasser und Nahrungsmitteln für Krisensituationen ausgestattet. Nachdem die Explosionen und der Bergrutsch vorbei waren und die Staubwolke sich gelegt hatte, waren 33 von uns versammelt. Einer nach dem anderen bestätigte, dass er keine Verletzung erlitten hatte. Allein das war ein Grund zum Feiern und gab uns das Gefühl, ein Wunder zu erleben.
Warten auf Rettung Nachdem der Staub und der Rauch sich so weit gelegt hatten, dass wir uns aus dem Schutzraum hinauswagen konnten, begannen wir, unsere Situation zu begreifen. Der Zugangstunnel war durch eine riesige Masse Felsen und Schutt blockiert. Wir führten mehrere Erkundungsgänge durch, um einen Fluchtweg zu finden. Zuerst versuchten wir, durch die Belüftungsschächte zu entkommen, doch das erwies sich als unmöglich. Uns fehlte die Ausrüstung (Leitern oder Seile), um senkrecht nach oben zu gelangen. Außerdem waren unsere Laternen beschädigt. Wenn wir weiter nach einer Fluchtmöglichkeit suchten, würden wir uns zusätzlichen Gefahren aussetzen. So gaben wir schon am ersten Tag jede Hoffnung
Fotos: ddp
Wie konnte es zu dieser Katastrophe kommen? Dazu muss man wissen, wie und wo wir arbeiten! Die Mine San José liegt etwa 45 Kilometer von der Stadt Copiapó entfernt in der Atacama-Wüste, dem trockensten Ort der Welt. Ich arbeitete seit sieben Monaten dort und bediente einen riesigen Bohrer, der auf einem hydraulischen Fahrwerk saß. Mein normaler Arbeitsablauf bestand darin, eine Bohrung vorzunehmen und dann den Schutt abzuräumen. Jeder Bohrvorgang dauerte etwa zwei Stunden. Wenn ich mit dem Bohren fertig war, kam der nächste Arbeiter, platzierte Sprengkörper im Bohrbereich und ließ sie detonieren. Der Schutt türmte sich dort auf, bis die Frontlader kamen, ihn aufsammelten und zu den Lastwagen hinaustransportierten. Dies hört sich alles sehr einfach an, aber es war eine gefährliche Arbeit. San José war eigentlich eine Kupfermine, wurde jedoch als Goldmine betrieben. Denn das Kupfer, das aus der Mine gewonnen wurde, war von minderwertiger Qualität. Aber das dort gefundene Gold schien zu rechtfertigen, dass die Mine weiter betrieben wurde. Und so kam es zu einer völlig unangemessenen Ausschachtung. Ihre Ursache liegt rein in der menschlichen Gier. Dies war nicht die einzige Gefährdung. Wir bohrten in einer Tiefe von 500 bis 700 Metern unter Tage. Darüber oder darunter gab es nichts mehr zu holen, weil dort bereits alles ausgeschöpft war. Dazu kam, dass die Mine zu wenige Belüftungsschächte besaß. Die Hitze der Motoren der Lastwagen und Maschinen verstärkt die Wirkung des Kohlenmonoxids, das von den Maschinen ausgestoßen wird. Bei den hohen Temperaturen von um die 34 Grad entsteht ein gefährliches Gasgemisch in der Luft. Ich habe selbst zwei Unfälle durch die Ansammlung von Stickoxiden und Kohlenmonoxid erlebt. Beide Male war ich mindestens 40 Minuten bewusstlos.
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Iquique
„Danke Gott”: Jeder der geretteten Bergmänner, hier Alex Vega, trug ein T-Shirt mit dieser AufschriftCinHSpanisch undLE Englisch. R I ST & BE N 29
Antofagasta
CHILE Pazifik
SANTIAGO
ARGENTINIEN
Copiapo (Ort der Katastrophe)
Conception
auf ein Entkommen auf. Wenn wir überleben wollten, mussten wir auf eine Rettungsmannschaft von außen hoffen. Wir hatten keine Ahnung, wie lange das dauern könnte. So begann unser Kampf ums Überleben.
Unsere einzige Hoffnung Im schattenhaften Dunkel der Mine wurde uns schnell klar, dass Gott unsere einzige Hoffnung und unsere einzige Kraftquelle war. Schon ganz am Anfang äußerte ich meinen Freunden gegenüber diesen Gedanken. Sie sagten mir: „José, wir möchten, dass du uns im Gebet anleitest.“ Es bestand kein Zweifel, dass wir die Hilfe des Himmels brauchten. Und so kam es, dass ich außer den praktischen Aufgaben auch eine geistliche Aufgabe zugewiesen bekam. So begann meine Aufgabe als Gebetsleiter. Meine Kollegen wünschten sich, dass ich Gebetszeiten einrichtete, bei denen wir alle gemeinsam den Herrn um unsere Befreiung bitten würden. In den folgenden Tagen beteten wir gemeinsam, und ich verkündete das Wort Gottes. In meinen Predigten stellte ich ihnen Christus vor, und dann beteten wir zusammen ohne Rücksicht auf unsere Konfessionen oder religiösen Vorlieben; wir beteten einfach in der Hoffnung, eine Antwort vom Herrn zu erhalten. Das Gebet wurde zu unserer wichtigsten Kraftquelle. Das Interesse an unseren Gebetszeiten wuchs im Lauf der Zeit und die Beteiligung wurde intensiver. Wir begannen, auch persönliche Gebete zu sprechen, sodass jeder von uns mit eigenen Worten teilnahm. Unsere Gebete hatten eines gemeinsam: Wir baten Gott, die ganze Situation in seine Hand zu nehmen, denn es war sonst niemand da, der uns hören konnte.
„Bergmann Nr. 34” Als wir verschüttet wurden, hatten wir keine Bibel. Doch als ich mit meinen Kollegen über den Herrn sprach, merkte ich, wie viele Bibelverse und geistliche Gedanken, die ich früher gelernt hatte, wieder in mein Gedächtnis zurückkehrten. Jeder Abschnitt aus Gottes Wort, den ich weitergab, und jedes Gleichnis unseres Herrn, das ich erzählte, war zuerst in meinem eigenen Herzen ausgesät worden. Dabei erinnerte ich ideaSpektrum 6.2012
Die Titelzeile der Tageszeitung Die Welt” W (B l am 14. 14 Oktober 2010 „Die (Berlin)
mich an die Gebetstreffen, an denen ich als Kind teilgenommen hatte: Dort hatten die Menschen immer die Gelegenheit erhalten, Gott zu loben und ihm zu danken. Das Gebet spielte in unserer Geschichte die allerwichtigste Rolle. Aus menschlicher Sicht konnten wir überhaupt nichts tun. Wir hatten keine Ahnung, was außerhalb der Mine vor sich ging, und die Rettungsmannschaft wiederum hatte keine Ahnung, was in der Mine vor sich ging. Doch beim Beten fühlten wir uns von der Gegenwart des Herrn umgeben. Er war sozusagen „Bergmann Nr. 34”. Wir konnten seine Gegenwart spüren, und wir sprachen täglich mit ihm. So konnten wir durchhalten, während wir sehnsüchtig auf Hilfe warteten. Denn wir wussten nicht, ob man überhaupt noch nach uns suchte oder ob man uns schon für tot erklärt hatte. Irgendwann hörten wir endlich Bohrgeräusche in den Felsen. Sie benutzten also einen Sondierungsbohrer, um uns zu finden! Dies war ein ermutigendes Zeichen. Doch während wir lauschten, merkten wir plötzlich, dass die Bohrgeräusche nicht mehr von oben kamen. Stattdessen hörten wir sie unter uns. Der Bohrer hatte sein Ziel verfehlt! Er hatte unseren Schutzraum nicht erreicht, sondern war in einiger Entfernung an uns vorbeigegangen. Damit schwand für viele von uns die Hoffnung.
Der Bohrer bricht durch Nach 17 Tagen des Wartens kam endlich eine zweite Sondierungsbohrung und erreichte tatsächlich unseren Schutzraum. Als der Bohrer durchbrach, machten wir uns dadurch bemerkbar, dass wir mit einem Hammer auf die eiserne Bohrstange schlugen, damit sie bis nach oben vibrierte. Die Männer oben fühlten die Vibration und stoppten die Maschine. Das verschaffte uns Zeit, die Botschaften anzubringen, die wir vorbereitet hatten. Ein Kollege hatte mit dickem Filzstift geschrieben: „Es geht uns gut im Schutzraum. Die 33.“
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führen können, doch ich hielt es für einen So begann unsere Kommunikation mit der guten Gedanken, wenn ein Pastor aus der Außenwelt. Nachdem das Rettungsteam beGegend per Videokonferenz teilnahm. So gonnen hatte, uns Lebensmittel zu schicken, nahm ich Kontakt zu einem Pastor aus Coerhielten wir auch viele Geschenke. Eines dapiapó auf, der nächstgelegenen Stadt, in von war eine Bibel, und zwar für jeden der 33 der die meisten der Männer wohnten. DieMänner, die in der Mine eingeschlossen waser Pastor würde die Kumpel weiter beren. Wir waren sehr überrascht, dass die chiletreuen, wenn wir draußen waren. nische Bibelgesellschaft den Namen des jeweiligen Kumpels auf die Bibel aufgeprägt hattee Gutes B Gute G Buch h in i guten „Ja, ich nehme Christus an” sowie die Worte: „Gute Bücher sollten in guten Händen: die Bibel von Händen sein.“ Es war ein großer Segen für jeden An einem Sonntagmittag – während des José Henriquez von uns, dass wir das Wort Gottes zum Lesen hatGottesdienstes – sagte der Pastor ein paar ten. Außerdem bekam jeder von uns die Bibel als Hörbuch, Worte und wir sangen Loblieder. Dann sprach er ein Gebet, in dem die Geschichten wie Theaterstücke aufbereitet waren. das einen Aufruf zur Umkehr mit einschloss. 22 von den 33 So wurde das Wort Gottes für uns viel leichter verständlich. Bergleuten, die in der Mine gefangen waren, gaben ihr Leben dem Herrn und sagten: „Ja, ich nehme Christus an.“ Auch andere Dinge wurden in die Mine heruntergeschickt, darunter solche, die wir besser nie bekommen hätten. Die Leute versorgten uns mit Pornozeitschriften und mit anderem Lesematerial voll schmutziger Witze. Sie meinten, das sei gut für uns und würde die Stimmung der Männer heben. Doch keiner von uns hatte darum gebeten, und es war nicht gut für uns. In Wahrheit verdarb es nur die Atmosphäre. Diese Dinge bezeugten nur das oberflächliche Glück, das die Welt uns bietet.
Ein Ruf zur Umkehr tief unter der Erde Das Rettungsteam kam enorm gut voran. Tag und Nacht hämmerte es in den Felsen. Es war nicht leicht, mit dem ständigen Lärm zu leben. Eines Tages wurden wir noch einmal von einer großen Staubwolke eingehüllt. Aber wir beklagten uns nicht. Die Alternative wäre ja gewesen, dass sie mit dem Bohren aufhörten, und so wollten wir lieber bis zum Ende durchhalten. Nun würde es nicht mehr lange dauern, bis wir die Mine verlassen konnten. In mir verstärkte sich der Eindruck, ich sollte die Männer dazu aufrufen, den Herrn anzunehmen. Wochenlang hatten wir das Evangelium gepredigt. Wir waren Zeugen all dessen geworden, was der Herr für uns getan hatte. Wir hatten für die Kranken gebetet und sogar Gebetsanliegen von draußen aufgenommen. Was wir da abhielten, waren keine einfachen Gebetstreffen mehr, sondern Gottesdienste. Die jungen Männer trauten sich, zu beten und auch zu singen. Das Einzige, was sie nun noch tun mussten, war, den Gott in ihr Herz einzuladen, der die ganze Zeit über bei ihnen gewesen war. Natürlich hätte ich einen solchen Gottesdienst auch selbst durchJosé Henriquez: 70 Tage unter der Erde. „Ich habe nie aufgehört, an ein Wunder Gottes zu glauben” • Brunnen Verlag 152 Seiten • gebunden • mit 8 Fotoseiten IISBN: 978-3-7655-1187-5 112,99 € / 19.50 SFr EErscheinungsdatum: 16. Februar
„Danke, Herr!“ In den letzten Tagen, bevor die Rettungskapsel zum ersten Mal zu uns herunterkam, informierte uns das Team draußen über die Idee eines Missionars. Er hatte vorgeschlagen, dass jeder Kumpel beim Verlassen der Mine ein T-Shirt tragen sollte mit der Aufschrift: „Danke, Herr!“ Dies würde ein außergewöhnliches Zeichen sein. Wenn man bedachte, dass die Fernsehkameras der ganzen Welt in diesem Moment jedes Detail aufzeichnen würden, so wäre es eine einzigartige Gelegenheit, der Welt zu zeigen, dass die in der Mine eingeschlossenen Männer Gott persönlich kennengelernt hatten. Wir konnten so unsere Dankbarkeit gegenüber Gott zum Ausdruck bringen und den ganzen Planeten wissen lassen, dass Gott die Gebete derer erhört, die zu ihm rufen. Wenn wir diese T-Shirts trugen, brauchten wir noch nicht einmal den Mund aufzumachen. Das Motto auf unserer Brust –„Danke, Herr!“ – würde auf Spanisch und Englisch zu lesen sein. Auf der Rückseite der Shirts sollte ein Bibelvers stehen: „In seiner Hand liegen die Tiefen der Erde und die Gipfel der hohen Berge“ (Psalm 95,4). Keiner in der Gruppe hatte etwas gegen den Vorschlag einzuwenden, und so schickte man uns ein paar Tage später die T-Shirts. Am 13. Oktober traf die Rettungskapsel schließlich ein. Bevor wir einer nach dem anderen nach oben gefahren wurden, sprach ich noch einmal zur Gruppe: „Der Herr hat unser Gebet beantwortet, darum soll niemand diesen Ort verlassen, bevor wir zusammen gebetet und dem Herrn gedankt haben, dass er die Rettungsarbeiten gesegnet hat.“ Dann beteten wir mehrere Minuten lang. Um 17.59 Uhr war ich der 24. Mann, der die Mine verließ. Mit der Rettungskapsel Phoenix II wurde ich an die Erdoberfläche befördert. Die Fahrt dauerte neun Minuten, Chile und die ganze Zeit über lobte ich 16,8 Mio. Einwohner Gott und dankte ihm. Der Herr hatte unsere Gebete erhört. DaKatholiken 70,0 % für danke ich Gott und gelobe, Protestanten 15,0 % ihm für den Rest meines Lebens Nicht-Religiöse 8,3 % zu dienen. P Anhänger von Naturreligionen 6,7 %
Foto: Bible/ddp
Was die Atmosphäre verdarb
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DI E K LE I N E K A NZ E L Z U R LOSU NG DE S NÄC H ST E N K I RC H E N TAGE S
» Jeder hatte gesammelt, soviel er zum Essen brauchte. «
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Dr. Hans-Georg Wünch (Altenkirchen/ Westerwald) ist Studienleiter und Dozent für Altes Testament am Theologischen Seminar Rheinland (früher: Neues Leben-Seminar).
Aus dem 2. Buch Mose 16,18b
Foto: Wünch/privat
Gott versorgt uns – wenn wir ihm nachfolgen In der letzten Woche wurde die Losung des nächsten Deutschen Evangelischen Kirchentages bekanntgegeben, der 2013 in Hamburg stattfindet: „Soviel du brauchst“. Das Motto bezieht sich auf einen Vers aus dem zweiten Buch Mose. Nach eineinhalb Monaten Wüstenwanderung waren den Israeliten die aus Ägypten mitgebrachten Vorräte zur Neige gegangen. Das Volk hatte Hunger. Und es fing an zu klagen. Die Israeliten fragten sich: Warum hat uns Mose eigentlich in diese Wüste gebracht? In diese Situation hinein handelte Gott und gab seinem Volk zu essen: Manna, das vom Himmel geschenkte Brot. Jeden Morgen lag es da, die Israeliten mussten es nur einsammeln. Vierzig Jahre lang versorgte Gott sie damit. An diesem ersten Morgen sammelten die Israeliten das Manna ein. Jeder sollte pro Person in seinem Haushalt einen Krug voll sammeln. Der eine (mit einem kleinen Haushalt) sammelte daher wenig, der andere (mit einem großen Haus-
halt) viel. Beim Nachmessen passte es bei jedem genau zur Größe seiner Familie: „Jeder hatte gesammelt, soviel er zum Essen brauchte.“ Durch dieses Wunder am ersten Morgen verspricht Gott seinem Volk, dass er es versorgen wird. Es wird immer genügend zu essen da sein. In diesem Sinne ist die Kirchentagslosung gut getroffen. Aber Vorsicht! Schon für Israel galt: Gott versorgt seine Menschen mit dem, was sie brauchen – und nicht mit dem, was sie wollen! Zudem ist zu beachten: Gott versorgte sein Volk, weil es mit ihm unterwegs war. Auch Jesus hat das deutlich gemacht: Wir brauchen uns um nichts zu sorgen, wenn wir Gott und sein Reich an die erste Stelle setzen (Matthäus 6,33). Wenn wir unterwegs sind auf Gottes Wegen und in seiner Nachfolge leben, wenn Gott und sein Reich bei uns den ersten Platz einnehmen, dann gilt auch uns diese Zusage. Dann werden wir erleben, dass wir immer haben, soviel wir brauchen. P
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PORTRÄT
Ein Engel in Berlin-Mitte KÄLTEWELLE Tagsüber arbeitet die Ärztin Jutta Herbst-Oehme in einer Praxis, nachts versorgt sie Obdachlose medizinisch – ehrenamtlich und ohne einen Cent dafür zu nehmen. idea-Redakteur Matthias Pankau hat mit ihr gesprochen. Bitterkalte Temperaturen bis zu minus 34 Grad setzen derzeit den Menschen in Deutschland und Osteuropa zu. Europaweit sind bisher rund 300 Kältetote zu beklagen, vor allem Obdachlose. Auch in Deutschland hat die extreme Kälte bereits einige Opfer gefordert. Für viele der schätzungsweise 4.000 wohnungslosen Menschen in Berlin hat die Hoffnung indes einen Namen: Jutta Herbst-Oehme. Während der Wintermonate kümmert sich die Ärztin nachts um obdachlose Menschen und versorgt sie medizinisch. Geld nimmt sie dafür nicht. Vielmehr möchte die bekennende Christin mit ihrem Ehrenamt einen „kleinen Beitrag zum Gemeinwohl leisten“, wie sie es bescheiden formuliert.
Abends beginnt der zweite Arbeitstag Wenn andere nach einem langen Arbeitstag beginnen, den Feierabend zu genießen, packt Jutta Herbst-Oehme ihren Arztkoffer und macht sich aus dem gutbürgerlichen Ortsteil Dahlem – wo sie tagsüber Privat- und Kassenpatienten behandelt – auf den Weg zum Hauptbahnhof in Berlin-Mitte. Dort befindet sich das größte Notquartier der Hauptstadt für Obdachlose: das der Berliner Stadtmission. Wenn es draußen dunkel wird und die Temperatu-
ren empfindlich zurückgehen, wird es hier – wie in anderen Notunterkünften auch – voll. Wegen der Kälte übersteigt die Nachfrage derzeit häufig das Angebot. Im Januar suchten in Berlin jeden Tag zwischen 350 und 450 Menschen diese Einrichtungen auf. Die einen haben Hunger, andere suchen einen warmen Schlafplatz, und wieder andere brauchen medizinische Versorgung, würden aber nie in eine Arztpraxis gehen – weil sie gar nicht versichert sind. Aber Jutta Herbst-Oehme fragt nicht nach Krankenkassen-Karten oder Zuzahlungen. Sie behandelt die Menschen einfach – Platzwunden ebenso wie Kopfschmerzen oder leichte Erfrierungen. Bis zu 30 Patienten sind es während einer Schicht zwischen 21 und 1 Uhr nachts. Berührungsängste hat die 55-Jährige dabei nicht: „Ich behandle Menschen und unterscheide nicht zwischen Arm und Reich.“ Schließlich habe Gott jeden Menschen nach seinem Ebenbild geschaffen. Worüber sich die engagierte Ärztin indes freut, sind Helfer. So würden gut ausgebildete Krankenschwestern immer gebraucht. Auch sprachbegabte Unterstützer seien nötig, denn die Zahl der aus Osteuropa stammenden Patienten habe in den vergangenen Jahren zugenommen. Und die Sprachbarriere erschwere eine Behandlung natürlich.
Selbst das Preisgeld spendete sie Seit mittlerweile acht Jahren engagiert sich die Ärztin, die auch in der „Berliner Kantorei“ singt, für die Kältehilfe der Berliner Stadtmission. 2003 war sie über eine Spendenaktion der Evangelischen Gemeinde Grunewald auf das Projekt aufmerksam geworden. Wie viele Menschen sie seitdem behandelt hat, kann sie nicht sagen – aber das spiele auch gar keine Rolle, da es um jeden Einzelnen gehe. Für ihr ehrenamtliches Engagement wurde die außergewöhnliche Medizinerin im vergangenen Jahr mit der Bundesverdienstmedaille ausgezeichnet. Im Dezember erhielt sie zudem die Helene-Medaille der Stiftung Oskar-Helene-Heim, die damit besonderes ehrenamtliches Engagement auf medizinisch-sozialem Gebiet ehrt. Die damit verbundenen 10.000 Euro spendete Frau Herbst-Oehme sofort: an das Obdachlosenprojekt der Berliner Stadtmission. Davon werden Medikamente und Verbandsmaterial gekauft – damit weiteren Bedürftigen geholfen werden kann. P
b www.berliner-stadtmission.de
DAS WORT DER WOCHE » Wenn Sie morgens im Badezimmer vor dem Spiegel stehen, sagen Sie zu sich selbst: ‚Das Beste, was heute anderen passieren kann, ist, mich zu treffen. Als Gott mich schuf, wollte er angeben!’ Wenn Sie nicht dieser Meinung sind, bleiben Sie bitte im Bad. « Der Komödiant Johannes Warth (Berlin) beim 2. Christlichen Medienkongress in Schwäbisch Gmünd
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