Idea Schweiz 09/2012

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9 29. Februar 2012

Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt

www.ideaschweiz.ch

Einzelverkaufspreis: CHF 4.–

Ein Mann der Hoffnung 20 Jahre nach der Schliessung des „Platzspitz“: Erwin Mannhart über seinen Weg aus dem Drogenelend in den Sozialdienst 5 Hans Hans-Ulrich Ulrich Bigler Bigler: So sieht der

122 Rapper Rapper-Pastor: Pastor Für „Sent“ Sent“ steht

7 Chrischona: Markus Müller zieht

24 Peter Hahne: Der Bestsellerautor

9 Fussball über alles: Ein FCB-Fan

28 Mission: Sieben Missverständnisse

Bilanz über zehn Jahre als Direktor

findet zu Gott und zu sich selber

die Gnade Gottes ganz im Zentrum zur Frage, warum Gott Leid zulässt

zu einem klaren Auftrag von Jesus

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G RÜ E Z I

Hoffnung statt Heroin «Wenn ich hier stehe, habe ich noch immer den Geruch in der Nase, den Geruch von Schweiss, Urin und Erbrochenem, kurz: von menschlichem Elend.» Dies sagt der damalige Zürcher Polizeivorstand Robert Neukomm zur Schliessung der offenen Drogenszene auf dem Platzspitz vor 20 Jahren. Kurzfristig verlagerte sich die Szene noch zum Letten, doch bald war sie gänzlich aufgelöst. Nicht verschwunden ist die Drogenproblematik. Die Polizei rechnet allein in Zürich mit 5000 Abhängigen von harten Drogen. Viele von ihnen kommen heute dank staatlicher Hilfe zu ihrem Stoff. Doch die Gesellschaft ist beruhigt, die «Drogenhöllen» sind ja weg. Die Politik lobt ihre VierSäulen-Politik mit Repression, Prävention, Therapie und Überlebenshilfe. Und ihr «pragmatisches Vorgehen». Pragmatismus will das politisch Mögliche möglich machen. Doch Pragmatismus klammert die Seele aus. Manche existenzielle Not ist gelindert. Nicht aber die Not der Herzen.

er Menschen, die auch ganz unten sind, praktische Hilfe an. Und er vermittelt ihnen Hoffnung.

Erwin Mannhart war in der Drogenhölle. Zwei Jahre nach der Schliessung des Platzspitz hatte er alles verloren: Job, Geld, Wohnung, Freundin. Er wog noch 48 Kilo, hatte keine Zähne mehr. Durch einen Franziskaner kam er in die Entzugsklinik Beth Shalom. Nach vielen Kämpfen und schlaflosen Nächten kapitulierte er dort: «Zwischen Fluchen und Beten übergab ich mein Leben in die Hände von Jesus Christus.» (Siehe Seite 4) Ganz unten machte er sich auf den Weg nach oben. Ein harter Weg. Aber ein lohnender. Heute ist er Leiter der Sozialen Dienste der Winterthurer Quellenhof-Stiftung. Hier bietet

20 Jahre nach der Schliessung des Platzspitz: Wer macht sich wohl an eine sorgfältige Untersuchung dazu, was aus den Süchtigen der damaligen Drogenhölle geworden ist? Wie viele haben überlebt? Wie viele führen ein hoffnungsvolles Leben wie Erwin Mannhart? Der Apostel Paulus betont es: «Hoffnung lässt nicht zuschanden werden.» (Römer 5,5) Diese Hoffnung findet sich allein in der Liebe Gottes. Diese Hoffnung ist keine Droge, die high und weltflüchtig macht. Sie setzt vielmehr in Bewegung. Zu Gott und zu den Menschen hin. Erwin Mannhart beweist es eindrücklich.

Als die Not am grössten war, klammerte sich Erwin Mannhart an den Strohhalm der Hoffnung. Doch ohne die Hilfe von barmherzigen Christen hätte er das nicht geschafft. Mehr und mehr wurde ihm Jesus Christus zur Säule der Hoffnung. Ohne diese Hoffnung wäre er heute keine wertvolle Stütze unserer Gesellschaft. Das ist die Tragik unserer aktuellen Drogenpolitik: Sie orientiert sich an Programmen statt an Persönlichkeiten wie Erwin Mannhart. Am Heroin statt an der Hoffnung. An Beruhigungspillen statt an Bekehrungen. «Unsere Drogenpolitik ist für die Gesellschaft, nicht für die Süchtigen», sagt Erwin Mannhart illusionslos. Darum braucht es christliche Drogentherapien heute umso dringender. Damit nicht nur ein erträgliches Leben, sondern eine Wende zum erfüllten Leben möglich wird.

BIBLISCH Ein Lieblingsbibelwort von René Winkler, wird am 4. März als neuer Direktor der Pilgermission St. Chrischona eingesetzt:

«Ich werfe dir aber vor, dass du deine erste Liebe verlassen hast.» (Offenbarung 2,4) «An diesem Vorwurf aus dem Mund von Jesus nagte ich über Wochen. Viel Lob und Anerkennung für unermüdliche Hingabe, saubere Theologie und Leidensbereitschaft an die Gemeinde in Ephesus. Mittendrin dieser Vorwurf, an dem ich persönlich nicht vorbei kam. Dann ging plötzlich die Tür auf: Die erste Liebe ist ja gar nicht meine erste, leidenschaftliche Liebe zu Jesus, wie ich das bisher immer gehört, gelesen und verstanden hatte! Es ist seine Liebe für uns und insbesondere auch für mich. Der belastende Vorwurf wurde umgehend zu einer herzlichen Einladung von Jesus.»

WÖRTLICH «Niemand wird im Ernst die Errungenschaften des Feminismus anzweifeln. Nie mehr soll die Frau dem Manne untertan sein. Vorbei sind die Zeiten, als die Frau nicht ohne Zustimmung des Mannes arbeiten durfte und intellektuell als minderwertig galt. Doch wie wir Frauen uns heute über den Mann mokieren, wie wir unablässig an ihm herumkritteln, wie wir die Mädchen in der Schule privilegieren: Das hat nichts mit Gleichberechtigung zu tun und zeugt auch nicht von Selbstbewusstsein.» Verena Vonarburg, ehemalige Bundeshausredaktorin und heute Kommunikationsberaterin, im «Tages-Anzeiger».

Praktisch

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ANDREA VONLANTHEN

Reklame idea Spektrum 09.2012

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BR E N N P U N K T

«Beim Spritzenbus wollte Brigitte mit mir beten» DROGENKARRIERE Er war betroffen, als die offene Drogenszene auf dem Zürcher Platzspitz vor 20 Jahren geschlossen

wurde. Doch Erwin Mannharts Drogensucht wurde nur noch schlimmer. Drei Jahre später wollte eine unbekannte Frau ausgerechnet beim Spritzenbus mit ihm beten. Heute leitet er die Sozialen Dienste der Quellenhof-Stiftung. Woran denken Sie, wenn Sie heute «Platzspitz» hören? Erwin Mannhart: Ich denke an die

beschreiben. Da war eine Situation, das sich wie ein Loch anfühlte. In meinem Leben war ein grosses Loch. Als ich Drogen konsumierte, hatte ich das Gefühl, dieses Loch sei nicht mehr da. Plötzlich konnte ich Sachen machen, die vorher nicht möglich waren. Ich hatte den Eindruck, nun könne ich etwas Grösseres bewegen.

Szenen, als ich mir morgens um 2 Uhr jeweils das Kokain besorgt habe. Ich wollte ja nicht erkannt werden und kam deshalb immer nachts. Ich kaufte mein Gift und ging rasch wieder weg. Begonnen hatte meine Suchtkarriere in der Cannabis-Szene auf der Brücke zwischen dem Platzspitz und dem Letten in Zürich.

Sie dachten nie daran, Sie könnten sich schaden?

Wann kamen Sie erstmals mit Drogen in Berührung?

Das war mit gut 17 Jahren. Vorher war gar nichts gelaufen. Im Gegenteil, ich war der Meinung, Drogen könnten nie ein Thema für mich werden. Mit 15 begann ich meine Lehre als Verkäufer, mit 17 schloss ich sie ab. Am gleichen Tag habe ich mich zu Hause in Rapperswil verabschiedet und bin nach Winterthur gezogen. Ich erlebte ein Jahr voller Frust. Ich fand keinen Anschluss, und die hohen Erwartungen mit dem Geldverdienen gingen nicht in Erfüllung. Zurück in Rapperswil, erzählte mir ein alter Kollege ganz locker vom Kiffen. Und da ging es bei ihm zu Hause los. Als ich Probleme mit diesem Kollegen bekam, besorgte ich mir den Stoff halt selber. Ich rauchte bis zu 17 Joints am Tag. Ich lebte ein Doppelleben: Ich arbeitete erfolgreich mit Krawatte als Verkäufer in einem Geschäft für Unterhaltungselektronik und

Heute will Erwin Mannhart süchtigen Menschen Hoffnung vermitteln.

Computer, doch persönlich hatte ich chaotische Zustände.

Was war ausschlaggebend für Ihre Drogenkarriere?

Ich bin grundsätzlich ein Abenteurer. Dazu kam nun die lange Frustzeit. Ich wäre selber wohl nie in die Szene gegangen, um mir Stoff zu besorgen. Doch das Angebot des Kollegen und das Kiffen im privaten, anonymen Rahmen haben die Schwelle zum Einstieg stark herabgesetzt.

Welche Rolle spielte Ihr Elternhaus?

Ich komme aus einer Familie mit sieben Kindern. Wir zogen sehr viel umher. In meiner Kindheit

erlebte ich etwa 20 verschiedene Wohnorte. So habe ich nie gelernt, Wurzeln zu schlagen und konstante Beziehungen zu leben. Das zentrale Thema in unserer Familie war immer das Geld – es reichte nie.

War der Glaube ein Thema?

Der Vater erzählte höchstens einmal, seine Eltern hätten verlangt, dass er am Rosenkranzgebet teilnehme. Als Kind hörte ich nur in der Schule etwas von Gott. Doch das wirkte wie Theater auf mich.

Was lösten die Drogen bei Ihnen aus?

Ich versuche es mit einem Bild zu

Erwin Mannhart

Quellenhof-Stiftung: Dienst am Mitmenschen

Jahrgang 1966, seit 1997 verheiratet mit Daniela, die als ausgebildete Krankenschwester in einem Männerwohnheim arbeitet. Lehre als Verkäufer, schon mit 20 Geschäftsleiter einer Interdiscount-Filiale. Studium als Sozialpädagoge. Seit 2000 in der Winterthurer Quellenhof-Stiftung tätig, seit 2004 als Leiter der Sozialen Dienste. Besucht die GvC Chile Hegi und wirkt dort mit seiner Frau im Team für Eheseelsorge mit. Hobbys: Filmen, Bildbearbeitung, Malen.

Die Quellenhof-Stiftung in Winterthur beschäftigt sich seit 1990 mit sucht- und psychisch kranken Menschen. Grundlage dieser christlichen Arbeit ist der diakonische Auftrag, sich für den Mitmenschen zu engagieren. Im Wohnbereich werden 55 Männer und Frauen begleitet. Dazu gehören Entzugsklinik, Teenagerhaus, Therapie, Rehabilitation und Lebenstraining sowie mehrere Integrationswohngruppen. In den verschiedenen Arbeitsbereichen und Werkstätten gibt es

Bild: idea/av

73 Plätze, an denen Menschen Beschäftigung, Arbeitstherapie oder eine Tagesstruktur finden. In neun Berufen werden 20 Lernende ausgebildet. Das Ziel mit allen Betreuten ist die soziale und berufliche Wiedereingliederung. Die QuellenhofStiftung beschäftigt 93 Personen. Präsident der Stiftung ist Johannes Wirth, auch Leiter der GvC Chile Hegi, als Gesamtleiter wirkt Marcel Mettler. www.qhs.ch

Am Anfang gab es schon Phasen, in denen ich dachte: «Läck, du müsstest eine Pause machen!» Doch ich hatte das Gefühl, es ginge nicht mehr ohne. So habe ich den andern Weg gewählt und den Konsum permanent gesteigert. Mit 20 wurde ich zum Geschäftsleiter einer Interdiscount-Filiale befördert. Da hatte ich einen Lehrling mit Drogenproblemen. Als Chef wollte ich nun ein Vorbild sein und aufhören. Doch das brachte ich emotionell nicht auf die Reihe. Durch eine Kollegin kam ich zu Heroin. Es füllte mein Loch perfekt aus. Doch das war einer meiner grössten Fehler.

Wann wollten Sie erstmals aussteigen?

Das wollte ich eigentlich gar nie. Ich hatte zwar viele Schulden, aber auch eine Freundin, und es ging mir eigentlich gut. Dann kam der Zeitpunkt, als einige Leute um mich herum anfingen, Druck auf mich zu machen, auch meine Freundin. So stieg ich in ein Methadonprogramm ein. Doch das förderte meine Sucht nur.

Wann kamen Sie doch zum Schluss, dass es so nicht weitergehen kann?

Das war 1994, als auch der Letten geschlossen wurde. Da war alles weg: der Job, das Geld, die Wohnung, die Freundin. Nun lebte ich auf der Gasse. Da sprach mich ein Franziskaner an. Er machte mich auf die Entzugsklinik Beth Shalom aufmerksam. Ich trat dort ein, vor allem wegen der Wärme. Ich wog noch 48 Kilo, hatte praktisch keine Zähne mehr. Da idea Spektrum 09.2012


BR E N N P U N K T

erlebte ich erstmals Christen. Doch sie passten mir nicht. Irgendwie gaben sie mir zu denken. Nach einer Woche war ich wieder auf der Gasse. Ich nahm meine letzten Drogen. 14 Tage später war ich wieder im Beth Shalom. Dann begann ein Prozess – ein Wunder. Im Dezember 1995 habe ich menschlich kapituliert. Nach vielen schlaflosen Nächten merkte ich eines Nachts: Jetzt ist etwas in meinem Herzen passiert! Jetzt will ich den Weg mit Jesus gehen. Mit einem Betreuer hatte ich in dieser Nacht ein ernstes Gespräch. Zwischen Fluchen und Beten übergab ich mein Leben in die Hände von Jesus Christus. Ich schöpfte neue Hoffnung. Hubert Hahn und Toni Walter vom Beth Shalom begleiteten mich in dieser Zeit als grosse Vorbilder.

Wege zu erkennen und zu gehen.

Welches war Ihr Gebet in dieser denkwürdigen Nacht?

Und Ihre Liebesgeschichte?

Es war ganz einfach in diesem Sinn: «Gott, ich will dich kennenlernen. Ich möchte in eine Beziehung zu dir treten und dich meinen Herrn nennen. Ich will ein neues Leben mit dir beginnen.» Ich habe Jesus aber auch gesagt, dass mir manches leid tut in meinem Leben.

Und die Beziehung mit Gott funktionierte wirklich?

Ich hatte ein eindrückliches Erlebnis. Vom Beth Shalom ging ich in ein katholisches Haus im Wallis. Ich sagte Gott: «Ich habe ein schlechtes Gefühl, wenn ich zu Maria beten soll.» Da hatte ich einen Traum. Im Traum fragte ich Leonhard, den Leiter des Hauses, wie der Himmel aussehe. Er wollte es mir mit einem grossen Quadrat zeigen. Ich aber nahm ein Dreieck und sagte zu ihm: «So sieht der Himmel aus!» Ein glasklarer Traum. Und ich erkannte auch die Bedeutung: Der dreieinige Gott hatte mir seine Realität bewiesen. Die Beziehung zu ihm war da. Ein Schlüsselerlebnis für mich!

Was hat sich mit Jesus verändert?

Ich war emotional wie entlastet. Vorher war alles irgendwie schwer für mich. Ich bekam den Mut, mit diesem Jesus vorwärts zu gehen. Wag es einfach! Es war immer wieder ein Kampf, doch ich war nie allein. Ich kam zum Schluss, dass es gut war, so gedemütigt zu werden. Nur so war ich bereit, Gottes idea Spektrum 09.2012

Wie kamen Sie mit der Quellenhof-Stiftung in Berührung?

Das Beth Shalom gehörte zur Heilsarmee, wurde in dieser Zeit aber von der Quellenhof-Stiftung übernommen. Von da aus war ich schon einmal im «Quelli». Doch in einer Art Protest wollte ich zuerst ins Wallis. Dort merkte ich nach vier Monaten, dass ich meinem Leben eine andere Richtung geben muss. Ich wollte einen Job haben, mich für andere Leute einsetzen, heiraten. Im Beth Shalom hatte ich mich auch in eine Frau verliebt – heute meine Frau. Als ich es ihr gestand, sagte sie einfach: «Geh zuerst einmal deinen Weg!» Im Mai 1996, nach dem Aufenthalt im Wallis, war ich für den Quellenhof wirklich parat. Nach vier Monaten im Wallis telefonierte ich ihr einmal und fragte sie ganz naiv nach dem Wetter in Zürich. Der Anruf löste bei ihr offenbar etwas aus. Im Verlauf der Therapie lernten wir uns dann näher kennen. Anfang 1997 habe ich die Therapie im Quellenhof abgeschlossen. Ich wollte mich dann extern noch ein halbes Jahr bewähren. Am 6. September 1997 haben wir geheiratet.

Wie wurden Sie Leiter der Sozialen Dienste der QuellenhofStiftung?

Gegen Ende meiner Therapie versuchte ich, in meinem christlichen Umfeld Arbeit zu finden. Meine Frau machte bereits Gassenarbeit für den Quellenhof, ich machte Freiwilligenarbeit im Beth Shalom. Doch je mehr ich Gott bat, eine Tür zu öffnen in einem Sozialwerk, umso erfolgreicher war ich im Beruf als Verkäufer. Als ich meine Schulden abbezahlt hatte, kam doch die Anfrage von Marcel Mettler, dem heutigen Gesamtleiter der QuellenhofStiftung. Im Dezember 1999 habe ich zugesagt und bald als Gassenarbeiter angefangen. Ich bin dann in dieses Werk hineingewachsen und habe auch ein berufsbegleitendes Studium als Sozialpädagoge absolviert. Seit 2004 bin ich in der jetzigen Funktion.

Haben Sie nie Angst vor einem späten Absturz?

Ich bin nun seit Ende 1995 weg

Falsche Drogenpolitik Wenn Sie Politiker wären: Wo würden Sie in der Drogenpolitik ansetzen? Erwin Mannhart: Ich sage fadengerade heraus, was ich denke. Ich wäre ein Hardliner. Ich hätte nur Gegner und wäre nicht beliebt. Hinter der Schweizer Drogenpolitik kann ich nicht stehen. Ich habe mich entschieden, mit den Menschen zu arbeiten, die aussteigen wollen. Wäre man zu meiner Zeit so einfach in ein Substitutionsprogramm gekommen wie heute, sässe ich jetzt wahrscheinlich nicht hier. Unsere Drogenpolitik ist für die Gesellschaft, nicht für die Süchtigen.

von der Drogenszene in Zürich. In den ersten Jahren danach gab es schon Alpträume und Ängste, ich würde mir wieder Heroin spritzen. Ich habe gelernt, mit diesen Ängsten umzugehen. Angst ist kein Thema mehr, aber Wachsamkeit. Vor ein paar Jahren habe ich in Oberwinterthur auf dem Bahnhof einen jungen Mann für eine Aufnahme im Beth Shalom abgeholt. Er drückte mir drei Gramm Kokain in die Hand. Er wollte sie nicht mit in den Entzug nehmen. Ich hatte das Gefühl, ich hätte heisse Kohlen in den Händen. Ich habe sie bewusst entsorgt.

Welches ist heute Ihr Traum?

Meine Frau und ich haben eine starke Gemeinsamkeit: Wir wollen Leben teilen, Gastfreundschaft üben. Wir begleiten in der Gemeinde Ehepaare. Wir unterstützen in Sri Lanka ein Projekt in der Suchtarbeit und pflegen Kontakte mit geistlichen Geschwistern in einigen Ländern. Wir wollen das tun, was uns Gott aufs Herz legt. Das ist unser Traum.

Warum sind gerade Sie von den Drogen losgekommen?

Mir kommt ein Wort von Jesus in den Sinn: «Wer Ohren hat, soll hören!» Jeder Mensch wird einmal von Gott angesprochen. Mein allererster Kontakt mit Christen war im Sommer 1995 beim Spritzenbus. Da erzählte mir Brigitte, eine Mitarbeiterin des Busses, von Jesus Christus. Sie sagte, sie wolle für mich beten, was sie dann gleich tat. Damit begann ein roter Faden mit Jesus. Es ist Gnade, dass ich diesen Weg gefunden habe. Interview: ANDREA VONLANTHEN

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PODIUM Grosser Reichtum Da sieht man sich über Jahre hinweg nicht, und plötzlich trifft man ganz unerwartet alte Bekannte wieder. So erging es mir kürzlich am Bahnhof, als ich einen Kollegen traf. Die anschliessende gemeinsame Bahnfahrt bot reichlich Gelegenheit zu einem anregenden Gedankenaustausch. Selber auch Christ, erzählte er mir von seinen beruflichen Projekten, seiner Familie und was sie mit den Kindern erleben. Mit leuchtenden Augen sprach er von einer Reise, den Naturerlebnissen und Eindrücken mit der Bevölkerung. Ebenso berichtete er von Erkenntnissen, die er aus einem Besuch in einer Missionsstation gewonnen hatte. Mit einer grossen inneren Zufriedenheit sagte er mir, ihnen gehe es gut mit Gott. Der Psalmist stellt fest, dass es demjenigen wohl gehe, der Gott fürchtet und grosse Freude an seinen Geboten hat, um dann fortzufahren, dass die Kinder der Frommen gesegnet seien und Reichtum und Fülle in ihrem Hause sein werden (Psalm 112). Mir wurde aus dem Gespräch neu bewusst, welchen Reichtum wir in der persönlichen Beziehung zu Jesus Christus haben. Reichtum nicht im materiellen Sinne, sondern Reichtum, der das eigene Erleben, aber auch die Beziehungen wertvoll und einzigartig macht. Es sind diese Schätze, die einem niemand rauben kann, auch dann nicht, wenn vielleicht nicht alles rund läuft. Persönlich fühlte ich mich nach diesem Gespräch trotz eines langen Arbeitstages erfrischt. Ich freute mich an dem, was ich gehört hatte, weil ich an diesem Reichtum Anteil nehmen durfte. «Der Segen des Herrn allein macht reich, und nichts tut eigene Mühe hinzu.» (Sprüche 10) In diesem Sinne wünsche ich Ihnen in Ihrem Glaubensleben den Reichtum Gottes und viele bereichernde Begegnungen mit Mitmenschen. HANS-ULRICH BIGLER Der Autor ist Direktor des Schweizerischen Gewerbeverbandes und Mitglied der FDP. Er wohnt in Affoltern am Albis.


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Weniger Problem- und Krisenmeldungen JOURNAL LEITERWECHSEL Nach gut zehn Jahren als Direktor der Pilgermission St. Chrischona

übergibt Markus Müller am 4. März an René Winkler. Welche Bilanz zieht er aus seiner Amtszeit, und was motiviert ihn für seine neue Aufgabe als Heimpfarrer?

«idea Spektrum»: Was war Ihr vorrangiges Anliegen während Ihrer Amtszeit? Markus Müller: Christliche Werke

wie die Pilgermission St. Chrischona haben so etwas wie eine Urbeauftragung von Gott, sozusagen eine «DNA». Die Frage nach dem Kernauftrag stand für mich als Anliegen ganz vorne. Zwei Dinge scheinen mir in diesem Zusammenhang elementar: Dass Christen ganz persönlich die unmittelbare Jesusbeziehung pflegen. Und dass wir einen klaren Blick auf das haben, was die Menschen unserer Zeit in den kommenden Jahren und Jahrzehnten brauchen werden.

Was ist die konkrete «DNA», die das Werk Chrischona ausmacht?

Wir haben es mal so zusammengefasst: Der Kernauftrag der Pilgermission besteht darin, Menschen zu befähigen, Gott verfügbar zu sein und ihm in unterschiedlichen Feldern und Formen zu dienen. Um diesem Auftrag zu entsprechen, versteht sich die Pilgermission als eine Jesus-Bewegung, als eine Wort-Gottes-Bewegung, als eine lernende und missionarische Bewegung und insbesondere als dienende Bewegung. Entsprechend sind wir konfessionsübergreifend, bilden Menschen auch für andere Werke aus.

Wo steht Chrischona heute im Vergleich zur Zeit Ihres Amtsantritts?

Ich glaube, dass es heute etwas weniger Problem- und Krisenmeldungen gibt.

Zur Person Markus Müller, 57, wohnhaft auf St. Chrischona in der Gemeinde Bettingen BS, verheiratet mit Doris, vier Kinder. Studierte Heilpädago­ gik in Fribourg. Von Ende 2001 bis März 2012 Direktor der Pilgermissi­ on St. Chrischona, Autor des Buches «Trends 2016 – Die Zukunft lieben», Brunnen Verlag 2009. Ab 1. April Heimpfarrer der Heimstätte Rämis­ mühle ZH. idea Spektrum 09.2012

Fasten und beten

Vom 22. Februar bis Ostern verzich­ ten viele Menschen bewusst auf Dinge, die sonst einen wichtigen Platz im Alltag haben. «Im Verzicht liegt auch Gewinn»: Davon ist die Schweizerische Evangelische Alli­ anz (SEA) überzeugt. Die diesjähri­ ge Broschüre «40 Tage Gebet und Fasten» nimmt auf den Propheten Daniel Bezug. (idea) www.fastengebet.ch

Pfarrer Sieber wurde 85

Markus Müllers Tipp an seinen Nachfolger René Winkler: «Liebe die Vergangenheit, wenn du die Zukunft gewinnen willst.»

«Diakonie» ist eines Ihrer Lieblingsthemen. Hat das Thema «Evangelisation» darunter nicht etwas gelitten?

Es ist immer die Frage, was man unter Diakonie versteht. Jesus ist gekommen, um den Menschen zu dienen – in Wort und in Tat. Diese Dienerschaft würde ich als vorrangiges Thema bei mir ansehen. Dabei steht mal die Diakonie im klassischen Sinne, mal die Evangelisation, mal das Denken und mal das Gespräch mit öffentlichen Verantwortungsträgern im Vordergrund. Ich glaube, dass unser Land, falls es seine Zukunft nicht verspielen will, Menschen mit einer unbändigen Liebe zur Dienerschaft braucht. Für mich sind Evangelisation und Diakonie wie die beiden Beine, die möglichst flink den Leib (Christi) tragen und fortbewegen.

2007 verfassten sie die Arbeitshilfe «Chrischona – gut mit den zukünftigen Herausforderungen umgehen». Welche Herausforderungen kommen auf Chrischona in den nächsten Jahren zu?

Wir werden herausgefordert sein, mündig mit «weniger» umzugehen. Dieses «Weniger» kann Unterschiedliches betreffen: Weniger Menschen, weniger Finanzen, weniger Anerkennung, weniger Erfolg, weniger gesellschaftlicher

Durchblick… Persönlich glaube ich, dass wir ganz neu eine hohe Kompetenz haben müssen, gut mit dem Scheitern umzugehen. Es scheitern Ehen, es scheitern Lebenswege, es scheitern Konzepte, es scheitern gute Bemühungen, es scheitern gesellschaftliche und politische Vorhaben. Die Frage lautet: Was ist ein emanzipierter, christuszentrierter Umgang mit solchem Scheitern?

Welchen wichtigen Tipp geben Sie Ihrem Nachfolger René Winkler mit auf den Weg?

Tipps haben kurze Beine. Wenn es sein muss: «Liebe die Vergangenheit, wenn du die Zukunft gewinnen willst – gesellschaftlich und auch, was die Pilgermission betrifft.»

Sie wenden sich nun der ganz anderen Aufgabe als Heimpfarrer zu. Was motiviert Sie für Ihre neue Arbeitsstelle?

Mich reizt es, älteren Menschen Wertschätzung, Dankbarkeit und (wenn immer möglich dienende) Nähe zu geben. Ich denke, dass das Ergehen unserer Gesellschaft wesentlich damit zusammenhängt, wie wir künftig mit älter werdenden Menschen und einer älter werdenden Bevölkerung umgehen werden – in der Schweiz und in der ganzen westlichen Welt. Christof Bauernfeind

Zusammen mit Obdachlosen, Dro­ genabhängigen, Mitarbeitenden und Stiftungsratsmitgliedern feierte Pfarrer Ernst Sieber letzten Sonntag in einem Festzelt beim Albisgüetli in Zürich seinen 85. Geburtstag. Aus Anlass des Jubiläums unterstützt der reformierte Stadtverband Zü­ rich Siebers Projekt «Brothuuse» mit 75 000 Franken. (idea)

Mission 21: Neue Leitung

Die Aargauer Kirchenratspräsiden­ tin Claudia Bandixen (links) wird neue Direktorin von Mission 21, dem Missionswerk der Evange­ lisch­reformierten Kirchen in der Deutschschweiz. Bandixen wird ihre neue Aufgabe im Sommer an­ treten. Die ausserordentliche Ab­ geordnetenversammlung vom 24. Februar wählte Christine Christ­von Wedel (rechts) als neue Vorstands­ präsidentin. (idea)

Für Stiefkindadoption

Der Bundesrat will die Stiefkindad­ option für gleichgeschlechtliche Paare möglich machen. Das geht aus der letzte Woche veröffentlich­ ten Antwort auf eine Motion des Ständerats hervor. Die uneinge­ schränkte Öffnung der Adoption für homosexuelle Paare lehnt die Lan­ desregierung hingegen ab. Das am 1.1.2007 in Kraft getretene Partner­ schaftsgesetz beseitigt gemäss Bun­ desrat «die Diskriminierung gleich­ geschlechtlicher Personen, ohne gleichzeitig eingetragenen Paaren die Adoption zu ermöglichen». Ge­ gen das Gesetz hatten EVP und EDU das Referendum ergriffen. (idea) Bilder: zvg


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TAG E SSC H AU

Japan erwacht geistlich – dank Hilfe aus der Schweiz FUKUSHIMA Am 11. März vor einem Jahr hat die dreifache Katastrophe die Bewohner Japans in ihrer Identität getroffen. Nach der Soforthilfe lancieren im Land der aufgehenden Sonne Christen verschiedene Langzeitangebote.

Jenes Ereignis, angefangen mit einem Erdbeben, gefolgt von einem Tsunami und einer AtomreaktorKatastrophe, hat nicht nur Japan tief erschüttert. Seine Auswirkungen sind weltweit zu spüren, haben Politiker und Bürger gleichermassen bewegt. «In Japan selbst hat ein neues Zeitalter begonnen», ist Matthias Langhans überzeugt. Langhans ist bei Campus für Christus für Internetprojekte verantwortlich. Er hat die Arbeit für eine «Gott-kennen-Website» in Japanisch koordiniert. Das Projekt wurde von den fünf Werken Campus für Christus/Gottkennen.ch, Überseeische Missionsgemeinschaft, Schweizerische Allianz-Mission, Liebenzeller Mission und WEC (Weltweiter Einsatz für Christus) unterstützt.

Mehr als Überleben

«Die Zerstörungen durch die dreifache Katastrophe werden noch lange sichtbar sein, obwohl rasch auch international vielseitige Hilfe

Vernetzt und kreativ: Das schweizerisch-japanische Team von www.knowinggod.jp.

geleistet worden ist. So auch durch ‹Crash› einem Zusammenschluss von verschiedenen christlichen Organisationen und Gemeinden der evangelischen Allianz», schreibt Tom Sommer von Campus für Christus. Und fügt an: «Die Wiederherstellung der seelischen Befindlichkeit der japanischen Menschen wird jedoch ungleich länger dauern.» Er und sein Team haben erkannt, dass in Japan das Internet nicht nur als Kommunikationsmittel dient, sondern oft auch die soziale Gemeinschaft darstellt. Die

Gottkennen-Website www.knowinggod.jp wurde Anfang letzten Dezember gestartet. Wer im Internet nach Lebensthemen sucht, soll mit den neuen christlichen Websites abgeholt werden. Die neuen evangelistischen Internetangebote motivieren die Christen in Japan, vermehrt zusammenzuarbeiten, neue Gemeinden zu gründen und neue Angebote sichtbar zu machen. Dazu gehören AlphaliveKurse, Gospelchöre, Kunstanlässe und mobile Cafés.

Einzelne geistliche Aufbrüche

Zur japanischen Kultur gehört es, freundlich zu sein und zu lächeln. Darunter verbirgt sich oft tiefes Unbehagen und Leid. Die über 20 000 Toten der Katastrophe in Fukushima sind die eine Seite, die jährlich über 30 000 Suizidtoten (pro Tag gegen 100) bringen eine tiefe innere Not zum Ausdruck. Japanische Christen sind es kulturell gewohnt, dass ihre Leiter und Pastoren die seelsorgerliche

und evangelistische Arbeit machen. Die Herausforderungen und Nöte sind aber so vielfältig geworden, dass Leiter dieser Aufgabe gar nicht gewachsen sind. «Der Wunsch wächst, dass sich jeder Christ seinen Gaben entsprechend für das Reich Gottes einsetzt. Langsam findet ein Paradigmenwechsel statt», beobachtet Tom Sommer. «Gemeinden werden bereit, suchende Menschen zu empfangen und ihnen den Weg zu Gott zu erklären. Wir schulen E-Coaches, die die Begleitung von suchenden Menschen via Internet übernehmen.» Im Hinblick auf den ersten Jahrestag haben die fünf Projektpartner einen online-Gebetskalender zusammengestellt. Alle diese Aktivitäten lassen auf einen geistlichen Aufbruch im Land der aufgehenden Sonne hoffen. THOMAS FEUZ www.internetministry.ch www.hopeforjapan.ch

Dieses «Dreiecksverhältnis» lässt Ehen gelingen EHE-IMPULSTAG «Fit für die Ehe?!» 30 verliebte Paare stellten sich am letzten Samstag in Aarau dieser herausfordernden Frage. Sie kamen beinahe aus der ganzen Schweiz und aus ganz unterschiedlichen Gemeinden.

Nähe zu Jesus ist zentral

Der Ehevorbereitungs-Impulstag wird jeden Frühling vom Team für Ehe und Familie der FEG Schweiz angeboten. Ziel dieses eintägigen Seminars ist es, Paaren Gedankenanstösse mitzugeben, wie Gott über Freundschaftszeit und Ehe denkt.

Eigene Auffassung prägt mit

Die beiden FEG-Pastoren Thomas Kaspar, Bülach, und Lukas Stolz, Wäldi TG, zeigten in ihren Referaten verschiedene wichtige Grundlagen für eine erfüllende Ehe auf. So wurde beispielsweise deutlich, dass die Vorstellung (Theorie), die der Einzelne von der Ehe hat, die Praxis, wie er seine Ehe lebt, entscheidend bestimmt. Wenn für zwei Partner klar ist, dass Gott, der Erfinder der Ehe, Scheidung nicht will und in jeder Situation helfen Bilder: zvg

Impulstag oder: So viel Verliebtheit «auf einem Haufen»!

kann, wird diese Ehe Krisen viel eher überstehen, als wenn ein Partner in Gedanken eine Scheidung als Hintertüre offenhält. «Drum prüfe, wer sich lebenslang bindet!», forderte Thomas Kaspar die Teilnehmenden heraus, «auch wenn man schon länger zusam-

men ist!» Lukas Stolz packte im Seminar «Freundschaftszeit als Training für die Ehe» das heisse Eisen Sex vor der Ehe an: «Ich wünsche euch, dass ihr bei eurer Eheschliessung den ganzen Segen empfangt! Darum toleriert nicht etwas, was nach Gottes Wort Sünde ist!»

Nach den Inputs der beiden Ehefrauen der Referenten über ihr persönliches Eheleben ermutigte Thomas Kaspar jede und jeden einzelnen dazu, seine eigene Beziehung zu Jesus zu pflegen. «Nur Jesus kann eure tiefste Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit stillen!» Mit einem Dreieck JesusMann-Frau zeigte er auf, dass sich Mann und Frau immer näher kommen, je näher sie beide bei Jesus sind. Zwischen den einzelnen Referaten hatten die Paare Zeit, sich zu zweit über das Gehörte auszutauschen. Informationen über den Impulstag vom Frühling 2013 können ab diesem Herbst von der Website der FEG Schweiz heruntergeladen werden. MIRJAM STOLZ idea Spektrum 09.2012


TAG E SSC H AU

Ein FCB-Fan findet zu sich selber

ÄXGÜSI

CHAMPIONS LEAGUE Sensation im St. Jakob-Park: Der FC Basel bezwingt am 24. Februar

Shaqiris Wert

den grossen FC Bayern München mit 1:0. Im Stadion sitzt auch der feurige FCB-Fan Daniel Mayer. Doch seine Leidenschaft war ihm fast zum Verhängnis geworden. «Fussball muss man leben, das ist Leidenschaft», sagt Daniel Mayer im «Joggelistadion» und blickt stolz hinunter auf die jubelnden FCB-Spieler. Nach Abschluss seines dreijährigen Studiums hat der 25-jährige Maschinenbautechniker endlich wieder Zeit, den Fussball mit «Bratwurst und Bier» zu zelebrieren, zusammen mit seinen Kumpels, der sogenannten «Muttenzerkurve». Freudenfeuer mit roten Pyros, wehende Fahnen, feierliche Hymnen, ausgefeilte Choreographien, die Begeisterung des Publikums: Die euphorische Stimmung im «Joggeli» verleiht dem FCB immer wieder Flügel – auch am 24. Februar gegen Bayern München.

Mit einem Bier fings an

Schon mit acht begeistert sich Daniel für Fussball, beginnt im Verein zu kicken, fängt bald mal Feuer für die legendären Stars des FCB. Er macht eine Lehre als Mechaniker, seine Freizeit wird vom Fussball bestimmt. Das hat Folgen. «Es hat mit einem Bier angefangen, daraus wurden zwei, drei und mehr, besonders wenn wir zusammen während Stunden mit dem Zug unterwegs zu einem Spiel waren.» Alkohol wird für Daniel zum ständigen Begleiter. «Hat man eine gewisse Menge getankt, dann brüllt man ‹jede Saich› mit und findet das lustig», erinnert er sich. Mit seinen Kumpels aus der «Muttenzerkurve» heizt er gerne den Zürchern oder den BernerFans zünftig ein. Und bei Auswärtsspielen zeigen sie lautstark und feurig, wer der Meister ist.

Sturz von der Tribüne

Daniel wächst wohlbehütet mit zwei älteren Schwestern in einer bürgerlichen Familie auf, der Vater Lokführer, die Mutter Hausfrau, sonntags ist Kirchgang. Der Glaube an Gott prägt die Familie. Doch die steife Sonntagsschule behagt Daniel nicht. Auch später in der Jungschar, selbst als Jungschileiter, fehlen im Action und Freiheit. Diese findet er in der Fussballszene. Warnungen seiner idea Spektrum 09.2012

Im «Joggeli» will Daniel Mayer für eine positive Fankultur sorgen.

Eltern, sich zu mässigen, schlägt er in den Wind. Bis er 2006 bei einem Match in Zürch von der Zuschauertribüne stürzt und sich am Genick und am rechten Arm erheblich verletzt. Minuten lang ist er ohne Bewusstsein. Als Mechaniker ist er arbeitsunfähig, auch Sport ist nicht mehr möglich. Später verliert er wegen dem Alkohol auch seine Freundin. Mit 20 steckt Daniel in der Krise, ist verzweifelt, alles scheint sinnlos. «Ich sah nur noch das Negative, wollte mich zwar verändern, aber ich bin dabei immer wieder gescheitert. Doch es musste einen Weg geben. Ich suchte Hilfe bei Gott und bat ihn, mich zu verändern, da ich es selbst nicht schaffte. Dann ging es auf einmal vorwärts.»

Den Sinn finden

Beim Logotherapeuten Stefan Schwarz findet er fachliche Hilfe. Dieser erinnert sich: «Daniel wollte sich verändern. Das ist die beste Voraussetzung, um jemanden zu beraten. Anfangs erlebte ich ihn als innerlich zerrissen. Die Werte, die ihm etwas bedeuteten, lebte er nicht, und die Werte, die er auslebte, stressten ihn.» Mit gezielten Fragen hilft der Therapeut Daniel auf die Sprünge. «Daniel ist willensstark, sehr musikalisch und lernt leicht», stellt Schwarz fest. Als sie im Gespräch die Werte beleuchten, nach denen Daniel leben wollte, auch Werte aus der Bibel, findet Daniel zu sich selber.

Bereits nach dem sechsten Treffen hat Daniel seine Aufgabe, seinen Lebenssinn entdeckt. Dadurch kann er auf Ersatzhandlungen wie Alkohol verzichten. «Es war nicht immer leicht, zu meinen Taten zu stehen, aber heute bin ich froh, dass ich mich für diese Beratung entschieden habe», stellt Daniel fest. Beim Studium zum Maschinenbautechniker wird er von seiner Firma grosszügig unterstützt. Dennoch ist der Anfang schwer. Noch leidet Daniel an den Folgen des Unfalls. Doch er hält durch und schafft nach drei Jahren den Abschluss zum diplomierten Techniker. «Meine Freunde, meine Eltern, aber vor allem meine Beziehung zu Gott halfen mir dabei sehr.»

Positive Fankultur

Daniel Mayer will gemeinsam mit seinen Freunden den FCB weiterhin lautstark anfeuern: «Bis die Stimmung fast explodiert und die Spieler das letzte aus sich herausholen, so dass es «fägt» und ich eine Hühnerhaut bekomme!» Zur guten Stimmung gehöre für ihn auch eine gesunde Rivalität unter den Fans. Doch dazu müssten sie sich nicht gegenseitig runtermachen oder gar die Köpfe einschlagen. «Ich will Fussball einfach zusammen mit meinen Freunden erleben, aber ich will auch für eine positive Fankultur sorgen.» WILLY SEELAUS Bild: Willy Seelaus

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Eigentlich kann ich mit Fussball wenig anfangen. Trotzdem berührt es mich jeweils, wenn in der Tagesschau irgend ein Goal eingeblendet wird und die Spieler sich dann unglaublich begeistert umarmen, über den Rasen rollen und ihrer grenzenlosen Freude Ausdruck geben. Das fasziniert mich jedes Mal. Nun ist vor ein paar Tagen etwas passiert, das mich ins Nachdenken gebracht hat: 15 Millionen ist Xherdan Shaqiri vom FC Basel dem FC Bayern München wert! Eine Summe, von der Otto-Normalverbraucher nur träumt. Also genau genommen weiss ich nicht, ob jemand für mich überhaupt etwas bezahlen würde … Ach doch, mein Mann wohl schon. Aber sonst ist mir nicht bekannt, was für einen Wert ich habe oder für wie teuer ich mich zum Kauf ausschreiben könnte. Da ich aber kein Fussballer bin, stellt sich diese Frage schon gar nicht. Längst bevor ich mir solche abstrusen Gedanken über meinen Wert gemacht habe, hat einer für mich einen sehr hohen Preis bezahlt. In 1. Korinther 7, 23 steht: «Ihr seid teuer erkauft, werdet nicht der Menschen Knechte.» Ja, Jesus hat für mich am Kreuz bezahlt, und zwar den höchsten Preis, den man überhaupt bezahlen kann. Er hat nicht nur sein Leben hingegeben, sondern alle Sündenlasten auf sich genommen. Ich bin also mehr wert als Shaqiri, und ich bin frei. Shaqiri hingegen steht unter gewaltigem Erwartungsdruck eines Verbandes, eines Clubs und eines riesigen Fussballpublikums. Er muss für die 15 Millionen eine starke Leistung bringen und beweisen, dass er diesen Preis wert ist. Wie unglaublich entspannt darf ich dagegen das Geschenk annehmen, dass Jesus für mich den höchsten Preis bezahlt hat. Ich stehe in der Liebe meines Gottes und muss gar nichts mehr beweisen. ESTHER REUTIMANN

Die Autorin leitet Fundraising und Öffentlichkeitsarbeit der Quellenhof-Stiftung und wohnt in Winterthur.


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P u bl i r e P or tag e

Gut, dass wir einander haben … Ich gehörte nie zu den Leuten, die Berührungsängste gegenüber andersartigen Christen und Gemeinden hatten. Obwohl meine Eltern zu einer Freien Evangelischen Gemeinde gehörten, schickten sie uns in die Sonntagsschule des Evangelischen Brüdervereins im Nachbarhaus. Dort lernte ich die Bibel kennen und die Bedeutung von Jesus Christus. Auch wurde mir sehr klar, dass ich mein Leben ändern musste, und so entschied ich mich als Teenager für ein Leben mit Jesus. Den Unterricht und die Jugendarbeit erlebte ich anschliessend in der FEG, wo wir gemeinsam als Familie den Gottesdienst besuchten. Meinen Eltern bin ich dankbar, dass sie uns Kindern halfen, die unterschiedlichen Kulturen und Verständnisse der beiden Freikirchen zu verstehen und zu schätzen. Meine Ausbildung zum Pastor erlebte ich auf St. Chrischona. Dort begegnete ich vielen Studienkollegen aus dem landeskirchlichen Umfeld. Eine Begegnung hat mich besonders geprägt. Mit einem Kollegen zusammen leitete ich eine missionarische Jugendarbeit in Riehen. Auf der Strasse kamen wir ins Gespräch mit einer jungen Ordensschwester. Sie folgte unserer Einladung zur Jugendgruppe und fühlte sich sehr wohl in unserer geistlichen Ausrichtung. Sie lud uns ein, einen Abend bei ihnen in der katholischen Schwesternschaft zu verbringen. Mit unserem Leitungsteam (etwa 15 Leuten) nahmen wir die Einladung an und erlebten eine tiefe geistliche Gemeinschaft im Austausch, Bibellesen und Gebet. Offen konnten wir auch über Unterschiede sprechen. Beide Seiten waren tief beeindruckt von der gemeinsamen Liebe zu unserem Retter Jesus Christus und den täglichen Erfahrungen mit ihm. Jahre später stand ich in der Gemeindegründungsarbeit in Davos. Von Anfang an waren zwei Schwestern dabei – die eine war Hebamme und die andere Kindergärtnerin. Mit beeindrucken-

Die FEG Schweiz

Die FEG Schweiz (Freie Evangelische Gemeinden in der Schweiz) ist ein Gemeindeverband, der als gemeinnütziger Verein organisiert ist. Er wurde 1910 gegründet und umfasst heute 92 Ortsgemeinden, wovon 17 einen befreundeten Status haben. Als evangelische Freikirchen sind die Freien Evangelischen Gemeinden unabhängig vom Staat und anderen Kirchen.

Die Leitung der FEG Schweiz, v.l.n.r.: Daniel Rath, Rolf Messmer, Erwin Imfeld, Siegfried Nüesch, Franz Jenni, Peter Schneeberger.

der Liebe und Hingabe halfen sie uns beim Gemeindeaufbau. Ihre Stärken waren das Gebet und die Gastfreundschaft. Wenn sie beteten, spürte ich ein starkes inneres Engagement und einen wirklichen Glauben. Das hatte ich vorher kaum so erlebt, und ich habe von ihnen gelernt. Nach einem Gottesdienst konnte es passieren, dass sie uns überraschend zum Mittagessen einluden mit der Begründung: «Wir haben für vier Personen mehr gekocht in der Erwartung, dass wir spontan Leute einladen könnten, aber diesmal haben wir niemanden gefunden.» Die beiden Frauen waren in einer Pfingstgemeinde aufgewachsen und ihr Bruder war dort Pastor. Auch wenn die Schwestern eine

andere Prägung hatten, war für sie klar, dass sie hier mit Freuden mithalfen, eine FEG aufzubauen. Was wären wir, ohne unsere oft so anders geprägten Christen und Gemeinden neben uns? Wir wären arm dran. Natürlich kenne ich das Problem auch, dass die Unterschiede zu Spannungen und Streit führen können. Weit mehr habe ich aber Ergänzung und Bereicherung erfahren. Heute erlebe ich das in der Leiterkonferenz der VFG-Freikirchen. Es ist einfach schön, dass wir mit so unterschiedlichen Gaben und Prägungen Jesus Christus gehören und seinen Auftrag erfüllen. Siegfried Nüesch Leiter FEG Schweiz

Die Vision der FEG Schweiz lautet: «Die FEG Schweiz unterstützt die in ihm zusammengeschlossenen, eigenständigen Gemeinden in ihrer Bestreben, auf der Grundlage der Bibel das Evangelium von Jesus Christus zeitgemäss, innovativ und transparent auszuleben und zu verkündigen. Dadurch kommen Menschen zum Glauben an Jesus und wachsen geistlich, Beziehungen werden gefördert, bestehende Gemeinden gestärkt und neue gegründet. Dies wirkt sich positiv auf unsere Gesellschaft aus.» Die Leitung der FEG Schweiz (LFS) besteht aus sechs Personen: Siegfried Nüesch (Vorsitzender), Erwin Imfeld, Franz Jenni, Rolf Messmer, Daniel Rath und Peter Schneeberger. In folgenden Bereichen engagiert sich die FEG Schweiz mit Projekten und Unterstützungen: Gemeindeberatungen, Berufsbildungen von Pastoren und Mitarbeitern, Kandidatenkurse für Neueinsteiger, Pastorenkonferenzen, Mitarbeiterkongresse, finanzielle Unterstützung bei Bauvorhaben, Personaladministration, Engagement im Bereich Kinder und Jugendliche, Schulung und Beratung für Ehe und Familie. Aus dem Bund Freier Evangelischer Gemeinden sind zwei diakonische Werke hervorgegangen: Das Alters- und Pflegeheim Salem in Ennenda und die Kinderheimat Tabor in Aeschi bei Spiez. Die Missionswerke der FEG Schweiz, die Vision Schweiz und die Vision Europa sehen ihren Auftrag in der Gründung und im Aufbau selbständiger Gemeinden im Inland sowie in europäischen Ländern, die mit dem Evangelium noch wenig erreicht sind. FEG Schweiz Witzbergstrasse 7, CH-8330 Pfäffikon Tel. 043 288 82 20, Fax 043 288 62 23 sekretariat@feg.ch, www.feg.ch

Lobpreis am Mitarbeiterkongress 2010 der FEG Schweiz.

idea Spektrum 09.2012


F ORU M

SYNERGIE Würde nehmen – Würde geben Kürzlich fand der ChrischonaMännertag in Winterthur statt. Die Aussagen zum Thema «Würde» haben mich tief berührt. Wir können jemandem die Würde nehmen, wenn wir Negatives über ihn verbreiten. Deshalb sagt Gott schon in den Zehn Geboten: «Du sollst kein falsches Zeugnis reden.» Auch allgemein, keine negativen Aussagen! Wenn jemand selbst von entstellten oder falschen Aussagen betroffen ist, so soll er Jesus bitten, ihn vor den giftigen Pfeilen abzuschirmen. Wir stehen aber auch in Gefahr, die

Akt der Nächstenliebe «idea Spektrum» Nr. 8 – «Christen uneinig über Strichplatz» Ein überzeugtes «Ja» würde ich am 11. März in die Urne legen und mich damit für einen Strichplatz in der Stadt Zürich aussprechen! Leider ist mir das als Thurgauer nicht möglich. Selber habe ich jedoch zwei Jahre lang als Polizist sowohl uniformiert wie auch zivil Dienst im Bereich des Sihlquais in Zürich geleistet. Was uns da an menschlicher Grauenhaftigkeit begegnet ist, möchte der geneigte Leser wohl lieber nicht erfahren. Das grösste Problem in diesem Bereich ist sicher die momentane Tatsache, dass die Prostituierte im Auto des Freiers an einen x-beliebigen Ort chauffiert wird und dort ihre Dienste verrichten muss. Die Frau

eigene Würde zu verlieren, wenn wir schuldig geworden sind. Jesus gibt uns die Würde wieder zurück. Der verlorene Sohn durfte nicht nur Annahme und Vergebung durch seinen Vater erfahren. Der Vater gab ihm auch neue Kleider und einen Siegelring, mit welchem er als Sohn im Namen des Vaters handeln durfte! Diese Aussage hat mich überwältigt. Wie gross ist doch Gottes Liebe und Güte zu seinen Kindern! Der Referent schlug auch vor, uns als Christen an unseren Stand zu erinnern. Wir sollen denken, dass es unter der Würde eines Gotteskindes liegt, zum Beispiel seine Phantasie mit pornografischen Bildern zu füllen. Die Wahrnehmung unserer Identität in Jesus Christus kann uns dabei eine Hilfe sein, den Versuchungen zu widerstehen. Wir sollen aber auch Mitmenschen ist dem meist perversen Willen des Freiers völlig ausgeliefert. Es geht um die Sicherheit der Prostituierten als schwächstes Glied in der männlich dominierten Kette des Sexgewerbes. Diskussionen um die künftige Wirkung eines solchen Platzes und eine allfällige Verlagerung sind meiner Meinung nach müssig. Niemand kann die Entwicklung in der Stadt Zürich voraussehen. Einfach nichts zu tun ist die falsche Lösung. Und Steuergelder werden sowieso investiert, ob nun in die Polizeibeamten, die stundenlang Kontrollen vornehmen und Anzeigen von misshandelten Prostituierten bearbeiten, oder für einen offiziellen Strichplatz. Im Sinne der aufrichtigen Nächstenliebe möchte ich den Zürcher Stimmberechtigten daher ein «Ja» ans Herz legen. DAVID JÄGGI, Polizei-Wachtmeister, EVP-Mitglied, Lanzenneunforn TG

An die Kleinen denken «idea Spektrum» Nr. 8 – Pro und Kontra Buchpreisbindung Sicherheit und Ordnung

Ja

zum Strichplatz am 11. März

Klare Verhältnisse für ein uraltes Gewerbe

So werben die Befürworter für einen kontrollierten Strichplatz in Zürich. ideaSpektrum 09.2012

Lieber Herr Bigler, Ihre Liebe zum Buch in Ehren, aber Ihre Argumentation gegen die Buchpreisbindung ist nicht nachvollziehbar. Sie behaupten, dass beim von Deutschland dominierten Buchmarkt die ausländischen Grossverlage den Reibach machen würden. Von welchen Gewinnen sprechen Sie? Die Preisdifferenz gegenüber dem deutschen Markt entsteht doch vielmehr durch die höheren Kosten in der Schweiz für Infrastruktur, Personal und Transport

Würde geben, so wie Gott uns Würde gibt. Hilfsbedürftige Menschen öffnen sich, wenn wir sie als vollwertige Personen respektieren. Es gibt auch einen guten Geruch in der Öffentlichkeit, wenn sich Christen geprüften Menschen annehmen. Als ein christliches Ehepaar bereit war, zwei mongoloide Kleinkinder aufzunehmen, hat diese gelebte Dienstbereitschaft der christlichen Gemeinde am Ort die Türen weit geöffnet. Das Wort Jesu im Blick auf das Weltgericht soll uns Christen immer vor Augen bleiben: «Was ihr getan habt einem unter meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.» Dienen ist das Markenzeichen von uns Christen. Wo wir es als Lebensstil tun, da bestätigt es der Heilige Geist, oft sogar mit Zeichen und Wundern. Auch als Vorgesetzte in unseren Firmen öffnen sich Türen zu den Herzen unserer Mitarbeiteüber eine Nicht-EU-Grenze. Die «Gewinne» fliessen also zu 100 Prozent in die Schweizer Wirtschaft und sorgen fürs Überleben. Von künstlich hohen Preisen im Schweizer Buchhandel kann überhaupt nicht die Rede sein, zumal die Buchpreise in den letzten zwei Jahren im Durchschnitt über 20 Prozent gesenkt wurden. Sie behaupten, dass das Kulturgut Buch zurzeit mit 250 Millionen Franken gefördert werde. Schauen wir einmal, wie die «Förderung» aussieht: 50 Millionen für den niedrigeren Mehrwertsteuersatz (2,5 statt 8 Prozent) – davon profitieren alleine die Verbraucher. 185 Millionen für öffentliche Bibliotheken – wirkt eher kontraproduktiv auf den Buchhandel. Bleiben 15 Millionen, mit denen Autoren und Verlage in der Schweiz gefördert werden, von denen der Buchhändler in der Schweiz allerdings nichts sieht. Sie bezeichnen die Buchpreisbindung als ein Eigengoal. Nicht nachvollziehbar, denn in Deutschland funktioniert die Buchpreisbindung seit Jahrzehnten hervorragend und hat sehr zum Schutz der Vielfalt beigetragen. Fazit: Eine Buchpreisbindung hilft den Kleinen und sorgt für den Erhalt der Vielfalt. Ausserdem: Der Preisüberwacher wird bei einer Buchpreisbindung schon dafür sorgen, dass die Schweizer Buchpreise gerade mal die höheren Kosten decken und nicht mehr. DANIEL KOWALSKY, Mitarbeiter Brunnen-Verlag Basel und Jugendbuchautor, D-Steinen

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rinnen und Mitarbeiter, wenn wir ihnen durch diese Haltung Würde geben. Dann haben wir auch die Autorität, ihnen durch unser persönliches Zeugnis das Evangelium weiterzugeben. Nach diesem Männertag ging ich innerlich berührt nach Hause und sagte zu meiner Frau: «Ich glaube, wir sollten einander noch etwas mehr Würde schenken!» Die Ehe bekommt dadurch tatsächlich einen neuen Glanz! ROBERT RAHM Der Autor ist Mitbegründer der Rimussund Weinkellerei Rahm AG, Hallau. Er engagiert sich in der IVCG und verschiedenen christlichen Werken sowie als Referent lebensnaher Themen. robert.rahm@rimuss.ch

Geben ist seliger «idea Spektrum» Nr. 6 und Nr. 7 – Pro und Kontra Erbschaftssteuer sowie Leserbriefe dazu Ich verstehe, dass es schmerzt, 400 000 Franken von 4 Millionen herzugeben, wenn jemand sein Leben lang hart gearbeitet und gespart hat. Aber: Reich sein ist freiwillig. Niemand ist gezwungen, ein Vermögen von mehr als 2 Millionen zu besitzen. Dass bei der Nachlassregelung einer Firma besondere Ermässigungen gelten, wurde schon gesagt. Für diejenigen, die Jesus Christus nachfolgen, gilt es, die Gesinnung zu überprüfen. Die Bibel sagt: «Einen fröhlichen Geber hat Gott lieb» und «Geben ist seliger als nehmen». Jesus fordert uns in der Bergpredigt heraus: «Gib dem, der dich bittet. Wende dich nicht ab von dem, der von dir borgen will. Leiht, wo ihr nichts zurück erhofft. Wenn dich einer vor Gericht ziehen will, um dein Gewand zu nehmen, dann lass ihm auch den Mantel. Sammelt euch nicht Schätze auf Erden … So werdet ihr Söhne und Töchter eures Vaters im Himmel, denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.» Unabhängigkeit vom Besitz-Denken ist das Ziel, grosszügig zu sein wie Gott! Ich habe dies beim vertieften Lesen der Bergpredigt selbst erlebt und kann bestätigen: «Wenn der Sohn euch frei macht, werdet ihr wirklich frei sein.» (Johannes 8,36) SELMA ROLLI, Nidau BE


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BE G E G N U NG

«Sent»: «Ich bin ein mega Leistungsmensch.»

Rapper-Pastor «Sent»: Gnade Gottes im Zentrum MUSIKER Er interessiert sich für alte Sprachen und spielte Geige, bewunderte seine Eltern, war schon als Teenager

von der Bibel fasziniert. Später studierte er Theologie und wurde Pastor. Das Klischee eines Hip-Hop-Musikers sieht anders aus. Aber der Rapper Stefan Fischer alias «Sent» hat mehr im Sinn als Klischees zu bedienen. Stefan Fischers Leben lief lange wie am Schnürchen. Aufgewachsen in Aarau, hat er vor allem seinen Eltern viel zu verdanken. «Sie haben mir viel Liebe mitgegeben.» Durch sie lernte er einen «kraftvollen Glauben» kennen, «ein extrem gutes Vorbild» seien sie gewesen. Bereits in der ersten

Klasse der Kantonsschule wusste er, dass er Theologie studieren möchte. Die benötigten Sprachen Griechisch, Latein und Hebräisch hatte der 26-Jährige schon in der Schule gelernt. So absolvierte er die Ausbildung in nur vier Jahren, ohne grössere Durchhänger: «Ich habe vom Studium eine Glaubenskrise erwartet. Die ist aber nicht gekommen.»

Entscheidung für die Musik Impressum Idea Schweiz Herausgeber: Idea Information AG, 4410 Liestal Verwaltungsrat: Heiner Henny, Präsident; Sam Moser, Stellvertreter; Paul Beyeler, Hans Lendi, Hansjörg Leutwyler, Hanspeter Schmutz Ideelle Trägerschaft: Schweizerische Evangelische Allianz (SEA), Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG), Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) Redaktion: Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 44, Fax 031 819 71 60 E-Mail: redaktion@ideaschweiz.ch Internet: www.ideaschweiz.ch Chefredaktor: Andrea Vonlanthen Büro: Bahnhofstr. 65, 9320 Arbon Tel. 071 446 70 02, Fax 071 446 74 88 E-Mail: andrea.vonlanthen@ideaschweiz.ch Redaktor: Thomas Feuz Erweitertes Team: Esther Reutimann, Christian Bachmann, Mirjam Fisch-Köhler Praktikum: Christof Bauernfeind Inserateservice: Jordi AG – das Medienhaus, Roland Rösti, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 25, Fax 031 819 38 54 E-Mail: inserate@ideaschweiz.ch Aboservice: Jordi AG – das Medienhaus, Ursula Seifried Jordi, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 20, Fax 031 819 38 54 E-Mail: abo@ideaschweiz.ch Abopreise: Jahresabo Fr. 145.–, Seniorenabo Fr. 117.–, Halbjahresabo Fr. 77.–. Das Abo ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar. Konto: PC-Konto 40-788586-4 Idea Information AG, 4410 Liestal Layout/Druck/Versand: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp www.jordibelp.ch

Bild: zvg

Auch musikalisch ging Sent zielstrebig seinen Weg. Früh probierte er sich an eigenen Texten, begann zu rappen. Bald folgten erste Auftritte in Jugendgottesdiensten. Richtig gefördert wurde er ab 2006. Seine Gemeinde in Aarau fragte ihn, ob er in die Leiterschaft einsteigen wolle. Sent: «Ich wusste, entweder ich setze mich dort ein, oder ich setze voll auf HipHop.» Er spürte, dass Gott ihn in der Musik haben wollte. Das erste Kurzalbum «Forgive me» kam mit drei Songs heraus. Es verkaufte sich überraschend gut. Der Videoclip zu dem Titel «Esch das dis Läbe» lag über mehrere Monate auf den vorderen Rängen von «Roboclip.ch», einer Musikplattform des Schweizer Fernsehens. Dann kam der Abschluss des Studiums im Jahr 2010, gefolgt von einem Engagement als Pastor in seiner Gemeinde «Living Center», einer Freikirche in Baden AG.

«Ich habe versagt»

Doch kurz zuvor, im Jahr 2009, kam es zur Krise. Sent erinnert sich: «Durch verschiedene Um-

stände stand die Gemeinde vor einem Scherbenhaufen.» Sich selbst gibt er eine Mitschuld an der Situation. Auch zu Hause häuften sich die Probleme. Der Beziehung mit seiner heutigen Frau drohte das Aus. Selbstzweifel kamen auf. Sent war auf einmal überzeugt: «Ich gehöre auf das Abstellgleis. Ich habe so versagt… Rap ist nicht mein Ding.» Die Gründe werden ihm bald klar: «Ich bin ein mega Leistungsmensch. Ich habe auf meine eigene Kraft vertraut.» Der Heilige Geist habe ihm in dieser Zeit viele Sachen aufgezeigt. Und: «Ich habe das gebraucht.» Dass sich seine Beziehung und die Gemeinde wieder stabilisiert haben, ist für ihn ein reines Wunder. «Ich habe heute ein gesundes Misstrauen gegenüber meinen Schwächen. Es kann voll in die Hose gehen. Alles hängt von Gott ab.» Der spätere Trauvers, 1. Korinther 15,10: «Aber durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin», wurde zu Sents Lebensmotto. In seinen Predigten und Songs ist die Gnade Gottes das Kernthema.

Ziel immer im Blick

Ist Stefan Fischer nun eher ein Pastor oder ein Rapper? Für ihn ist beides miteinander verbunden. Den Künstlernamen «Sent» (Englisch: gesendet) erklärt er so: «Meine Botschaft kommt nicht von mir, sondern wird durch mich gesendet.» Sowohl in der Gemeinde wie mit der Musik will er junge Menschen für das Evangelium erreichen. «Ich liebe es, mit Menschen unterwegs zu sein. Gerade

auch mit unterschiedlichen Kulturen. Wenn ich ausländische Jugendliche in der Stadt treffe, blühe ich richtig auf.» Gerne würde er erleben, wie ganze Jugendbanden transformiert werden. Das «Living Center» soll ein Ort sein, wo junge Menschen authentisch, echt sein können. Die Gemeinde bietet Tanzworkshops an – ihre Musik ist Hip Hop und R’n’B. Kürzlich kam Sents erstes komplettes Album heraus: «Nassilia». Es dreht sich um eine aufwändige Hintergrundgeschichte. Ähnlich wie «Narnia» von C.S. Lewis, rückt sie den stellvertretenden Tod Jesu metaphorisch ins Zentrum. Die Idee dahinter: «Wie wäre es, wenn Jesus heute leben würde und die Medien berichten darüber?!» Auch dabei verliert Sent sein Ziel nie aus den Augen: «Beim Schreiben der Texte dachte ich immer an einige Kollegen, die von Jesus keine Ahnung haben.» CHRISTOF BAUERNFEIND

Album «Nassilia» Die Hintergrundstory zu «Nassilia» spielt in einem fiktiven Land im 21. Jahrhundert. Die Einwohner sind bedrückt von einer Gesetzgebung, die bereits kleinste Vergehen bestraft. Jeder bekommt Ende Monat einen Strafregisterauszug. Doch immer wieder tauchen Gerüchte über einen gewissen Leonido auf, der anscheinend noch eine völlig weisse Weste hat… www.nassilia.ch

idea Spektrum 09.2012


M I SSION G LOBA L

Ein SMS-Dienst mit Gebetsanliegen

BLOG

GEBETSIMPULS Die AEM hat einen werktäglichen SMS-Dienst mit Anliegen aus aller

Hauptsache «schnell»

Welt lanciert. Die Handy-Generation kann damit ein Gebetsanliegen vor Gott bewegen.

Warum dieser Dienst? Die Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) ist überzeugt, dass viele Leute gerne beten und auf der Suche nach zusätzlichen tagesrelevanten Themen sind. Sie will jedoch eine Informationsflut verhindern und gibt nur ein kurz formuliertes Anliegen weiter. Dieses lädt dazu ein, ein Gebet zu formulieren und damit vor den Thron Gottes zu kommen.

Doppelte Zielsetzung

– egal, wo man sich gerade befindet. Gebet verändert die Welt und Situationen! Bei den Betenden steigt das Interesse, sich nicht einfach nur in der eigenen kleinen Welt zu bewegen. Die Kosten betragen 20 Rappen pro SMS oder rund fünf Franken pro Monat – so viel wie eine Cola oder eine Tasse Kaffee. Den Dienst starten: Sende START WELT an 939. Den Dienst beenden: Sende STOP WELT an 939.

Wenn die Busfahrt zum Autorennen wird, dann befindest du dich nicht in der von Pünktlichkeit geprägten Schweiz, sondern in der total anders geregelten Arabischen Welt. Der Bus fährt nicht nach Fahrplan auf die Minute genau. Es heisst auch nicht: «Wehe, wenn er 30 Sekunden Verspätung hat!», sondern vielmehr: «Wehe, wenn er voll – oder gar übervoll ist!» Ein weiterer Unterschied: Die Busreihenfolge wird nicht durch die Uhrzeit oder den Fahrplan vorgegeben, sondern nach dem Motto «dä Gschnäller isch dä Gschwinder». So erklären sich das Rennen und oft auch halsbrecherisches Überholen, weil der Busfahrer vor den anderen Kollegen ankommen will.

Damit hat die Ich-lese-nur-nochSMS-Generation die Möglichkeit, einen Gebetsimpuls umzusetzen

www.aem.ch

AKTUELL

MISSION-NEWS

Gut unterwegs

«Kurzzeiter» willkommen

Die Liebenzeller Mission International hat seit 1935 einen Freundeskreis in der Schweiz und ist als Schweizer Verein konstituiert. Zu den rund 250 Missionarinnen und Missionaren gehören auch Mitarbeitende aus der Schweiz: Priscilla Kunz arbeitet in Japan, Emmi und Markus Riegert in Tansania, Shany und Martina Grimes in Sambia, Davina Dahlhaus in Malawi und Bettina Strub bei «Teens in Mission». Zuständig für den Schweizer Zweig sind Rita und Urs Argenton.

Grosse Dankbarkeit

NIKLAUS MEIER

Immer wieder packen Menschen die Gelegenheit, im Rahmen von «Mission erleben» einen Kurzzeiteinsatz zu leisten. Letzten November haben zwei junge Frauen aus dem Elsass in Haiti Familien in prekären Verhältnissen besucht. Sie versorgten sie medizinisch, spielten mit den Kindern und unterhielten sich mit den Leuten im Quartier. Von Mitte Februar bis Mitte März nehmen mehrere Pfarrer und missionsorientierte Christen aus Frankreich und der Schweiz an den jährlichen Bibelwochen der Evangelischen Kirchgemeinden in der Elfenbeinküste teil. Zehn Personen sind einzeln oder zu zweit mit einheimischen Pastoren zu Besuchsdiensten unterwegs. Nach den politischen Unruhen und den immer noch herrschenden Unsicherheiten wollen sie ermutigen, miteinander auf Gottes Wort zu hören und die Gemeinschaft unter Christen aus einer anderen Kultur zu vertiefen. Fachleute in Krankenpflege machten Kurzeinsätze in Kinderheimen und Gesundheitszentren, Handwerker haben mit lokalen Christen zusammen Sanierungen an Altbauten durchgeführt und ein Wohnhaus für Familien am Theologischen Seminar gebaut. www.missionbiblique.org

Während ihr Mann Markus als Missionspilot mit dem Flugzeug unterwegs ist, hält Emmi Riegert zusammen mit «Mama Kambenga», eine Kinderstunde. Die Tochter von «Mama Kambenga» litt an starken Unterleibsschmerzen. Sie wurde von verschiedenen einheimischen Ärzten auf eine Blinddarmentzündung behandelt. Ein amerikanischer Arzt stellte fest, dass sie jedoch einen Leistenbruch hatte. «Es ist einfach toll, dass wir Gottes Hilfe in den letzten Jahren immer wieder erleben durften», sagen sie.

Gesucht: Eine Braut

Das Leben in einem arabischen Land ist viel spannender und lebhafter als in der Schweiz. Auch im Bus: Da ist einmal der Contrôle («Fahrkartenverkäufer»), der durch seine Kommentare sehr viel zur Stimmung im Fahrzeug beiträgt. Und dann gibts die Musikanlage, die jeden noch so alten Bus in ein Festzelt verwandeln kann. Wenn nur gerade der richtige Radiosender läuft… Oder die Frau an der Bushaltestelle, der ich das erste Mal begegne und die mich gleich fragt, ob ich nicht eine jüngere Cousine hätte, die als Braut für ihren Sohn ihn Frage kommen könnte. So lernt man einiges über die Kultur und das Leben hier. Gelernt habe ich auch, dass man durch Gebet das «Busvolk» ein erstes Mal segnen und so Gottes Licht zu diesen Menschen ihnen bringen kann. Mit der Hoffnung, dass es einmal ganz hell wird in ihren Leben. Das kann man übrigens auch in der Schweiz tun – sogar auf den vom Fahrplan bestimmten Bus- und Zugfahrten. Gute Fahrt! Amira (arbeitet im arabischen Sprachraum) Hinweis In der Rubrik «Mission global» öffnen wir regelmässig ein Fenster zur weiten Welt. Amira lässt uns an ihrem Erleben teilhaben, während drei weitere Beiträge über Projekte von interkulturell tätigen Schweizer Werken informieren. (tf )

www.liebenzell.ch, www.liebenzell.org idea Spektrum 08.2012

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Bilder: zvg, idea/tf


14 14 P u bl i r e P or tag e

PUBLIREPORTAGE

9/2012 l ideaSchweiz

Erfolgreich nachhaltige Veränderungsprozesse in Kirchen initiieren und durchführen

Durch Verwandlung auf neuem Kurs «Ein grundlegender Wandel in Gesellschaft, Politik und in den Kirchen, sowie eine radikale Erneuerung des einzelnen Menschen sind unausweichlich» (Richard Rohr 2011). Das Weiterbildungsprogramm CAS Turnaround bietet Pastorinnen, Pastoren und ihren Leitungsteams die Möglichkeit, auf ihrem Weg der Kursänderung als Gemeinde begleitet, ermutigt und geschult zu werden. Verwandlung geht tiefer als die Änderung einiger Projektabläufe oder die Integration neuer Ideen ins Gemeindeprogramm. Verwandlung bedeutet, einen Zustand hinter sich zu lassen und sich in einen anderen Zustand umformen zu lassen. Dies geschieht nicht äusserlich, sondern innerlich – ähnlich wie bei der Verpuppung einer Raupe. Diese zieht sich zurück, macht den Kokon dicht, und erst nach einer Weile wird von aussen sichtbar, dass sich da im Innern einiges verwandelt hat. Wenn dann die Zeit da ist, löst der Schmetterling sich aus der Verpuppung, entfalten sich und macht sich auf in ein neues Leben.

Verändert für Veränderung Damit Gemeinden aus einer Lebensweise, in der sie mehr und mehr Kraft verloren haben, herauskommen, benötigen sie eine

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solche Verwandlung durch Gott. Und seit Jahrhunderten bewirkt Gott genau dies – durch Menschen, denen er neu begegnet und die er ruft, seine Werkzeuge zu sein. Solche Menschen lassen sich als Leiterinnen und Leiter zu einer Gemeinschaft zusammenführen, in der sie selbst heilend verändert und in der sie miteinander zu Werkzeugen werden für Gottes Ziel mit einer Gemeinde. Meist sucht Gott dafür keine heldenhaften Solo-Leiter und verlangt auch keine endlosen basisdemokratische Ausmarchungen. Stattdessen bildet er ermutigende Teams, die von seinem Geist neu bewegt ihm für seine Ziele in dieser Welt zur Verfügung stehen. Eine Gemeinschaft von Leitenden, die sich gegenseitig helfen Christus ähnlicher zu werden, werden auch mutig genug, um hinzuschauen, in welchem gesellschaftlichen Umfeld sie Gemeinde sind. Sie machen sich bewusst, welche Werte, Visionen und Aufträge Gott ihnen zutraut, und sie lernen, wie man mit Menschen Projekte startet, entwickelt und fördert, damit andere durch ihre Gemeinde Gott erfahren.

Gemeinsam auf dem Weg zu Gottes Zielen Sich diesen Themen zu stellen, hat mit Verwandlung zu tun, die durch Gottes Geist geschieht. Nach solcher Verwandlung werden Leitungsteams miteinander Christus verkörpern und sich

Teilnehmer berichten: «In der Gemeinde haben wir gelernt genau hinzuschauen, uns gegenseitig mehr wahrzunehmen und auch wertzuschätzen. Und das Schönste: Die Gemeinde hat gelernt zu fragen, was Gott von ihr will und dabei einen Auftrag und eine Zukunft entdeckt.» Brigitte Moser, EMK Klingenberg - Kreuzlingen «Die Auseinandersetzung mit den Referenten und Mitstudierenden hilft uns zu erkennen, dass Gemeindeerneuerung nicht nach Rezept funktioniert, sondern ganz viel mit uns selbst zu tun hat. Zudem lernen wir Werkzeuge und Hilfsmittel kennen, mit denen wir das Gelernte im Gemeindealltag umsetzen können.» Marcel und Angela Bernhardsgrütter, FCG Weinfelden

entfalten. Und Gemeinden werden durch ihre verwandelte Leitung auf einen neuen Kurs mitgenommen, zu den Zielen hin, die Gott für diese Welt hat. Der zweijährige TurnaroundKurs ist dafür kein perfektes Angebot, aber ein wirksames! Vielleicht ist dieser Kurs die Unterstützung, die eure Gemeindeleitung sucht und braucht.

Ihr seid herzlich willkommen, mit andern gemeinsam zu lernen und zu staunen, wie Gott euch und eure Gemeinde verwandelt, damit die Welt verwandelt wird und Gottes Herrlichkeit neu auf- Marc Nussbaumer Studienleiter CAS leuchtet. Turnaround CH

Partnerschaften Der Studiengang CAS Turnaround wird in Zusammenarbeit mit folgenden Partnern konzipiert und durchgeführt:

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idea Spektrum 09.2012


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idea Spektrum 09.2012


Das Bild der Woche TODESZELLE Eine Idylle aus vergangenen Zeiten zeigt das „Bild der Woche“: Vater Youcef Nadarkhani und Mutter Fatemeh auf dem Sofa mit ihren Söhnen Daniel (8) und Joel (6). Heute bangt die iranische Familie um das Leben des Vaters. Der 35-jährige Pastor einer evangelikalen Untergrundgemeinde sitzt in einer Todeszelle in Rascht im Norden Irans. Ihn erwartet der Henker – weil er als Muslim mit 19 Jahren Christ geworden war. Das ist in der Islamischen Republik Iran ein todeswürdiges Vergehen. Am 22. September 2010 wurde Nadarkhani unter anderem wegen „Abfall vom islamischen Glauben“ zum Tode verurteilt. Nach einer internationalen Protestwelle wurde der Fall noch einmal dem höchsten religiösen Führer und Rechtsgelehrten, Ayatollah Ali Khamenei, zur Begutachtung vorgelegt. Aber jetzt mehren sich die Anzeichen, dass eine Exekution unmittelbar bevorstehen könnte. Nadarkhani bleibt standhaft: In der Todeszelle hat er mindestens 4 Angebote ausgeschlagen, dem christlichen Glauben abzuschwören. Der Fall hat eine beispiellose Protestwelle ausgelöst. So fordern unter andeRascht (Haftort) ren US-Außenministerin Hillary Clinton, TEHERAN der deutsche Außenminister Guido HAUPTSTADT Westerwelle und CDU-Generalsekretär IRAN IRAK Hermann Gröhe seine sofortige Freilassung. Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte hat mehr als 23.000 Unterschriften für ihn gesammelt.

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N AC H R IC H T E N

Erst Klempner, bald Bundespräsidialamt in Berlin? WAHL Ein Oberkirchenrat aus Herrnhut („Losungen“) ist engster Vertrauter des von allen demokratischen Parteien nominierten Kandidaten für das deutsche Bundespräsidentenamt.

E

in Oberkirchenrat der EKD soll neuer Leiter des Bundespräsidialamtes werden: David Gill. Der 45-jährige Jurist ist mit dem Kandidaten für das Amt des Bundespräsidenten, Joachim Gauck, seit 1990 verbunden. Was nur wenige wissen: Seine Wurzeln hat Gill in der Herrnhuter Brüdergemeine. Sein Vater, Theodor Gill, ist Bischof der Freikirche in Herrnhut in der sächsischen Oberlausitz (östlich von Dresden). Sein Sohn David konnte zur DDR-Zeit kein Abitur ma-

chen. Er absolvierte eine Klempnerlehre. Als Theologiestudent am evangelischen Sprachenkonvikt in Berlin wurde er nach dem Fall der Mauer Vorsitzender des Bürgerkomitees zur Auflösung der Zentrale des Ministeriums für Staatssicherheit und bekam dadurch Kontakt zu dem in die DDR-Volkskammer gewählten Rostocker Pfarrer und Bürgerrechtler Gauck. Nach der deutschen Einheit nahm er Aufgaben in der von Gauck geleiteten Stasi-

David Gill

Unterlagenbehörde wahr, etwa als Pressesprecher. Seither gehört er zu Gaucks engsten Vertrauten. 1992 begann Gill ein juristisches Studium, u. a. in Philadelphia (USA), das er im Jahr 2000 abschloss. 2005 wurde er stellvertretender Bevollmächtigter der EKD bei der Bundesrepublik Deutschland und der Europäischen Union und erhielt den Titel Oberkirchenrat. Als Chef des Bundespräsidialamtes bekäme er die Amtsbezeichnung Staatssekretär. P

KOMMENTAR zum wahrscheinlich nächsten deutschen Bundespräsidenten

Worin muss ein Staatsoberhaupt Vorbild sein? Schon wenige Stunden, nachdem Joachim Gauck als Kandidat für die Wahlen zum deutschen Bundespräsidenten nominiert worden war, ging die Debatte los. Linksorientierte bemäkelten, seine Ansichten zu sozialen Fragen seien zu konservativ, für konservative Christen wiederum ist seine ethische Haltung zu liberal. Anhaltspunkt ist für sie sein Ehebruch. Gauck hatte sich nach 32 (!) Ehejahren von seiner Frau nach seinem Umzug von Rostock zur Stasi-Aufarbeitung nach Berlin 1991 getrennt. Seine Ehe war unter dem Druck des SED-Regimes zerbrochen. Seit 2000 ist er in einer Fernbeziehung mit einer Journalistin (52) aus Nürnberg liiert. Der CSU-Politiker Norbert Geis hat recht, wenn er Gauck auffordert, seine Lebensverhältnisse schnell zu ordnen. Gauck erklärte freilich bereits vor zwei Jahren, dass er im Fall seiner Wahl zum Präsidenten heiraten werde.

dert derart angebiedert wie er. Während Zehntausende in DDRGefängnissen saßen, weil sie anders als die SED dachten, und Tausende Christen kein Abitur machen konnten, weil sie sich weigerten, in kommunistischen Organisationen mitzuarbeiten, hat Weizsäcker beim Besuch Erich Honeckers 1987 in Bonn auch in kleiner Runde „kein Wort zu Menschenrechtsverletzungen in der DDR (gesagt), keine Frage zum Schießbefehl der Grenztruppen“ gestellt. Stattdessen habe er ein „klares Zugeständnis an Forderungen der SED“ gemacht, so die DDR-Protokolle. Altkanzler Helmut Kohl schreibt dazu in seinen „Erinnerungen“: Weizsäcker „fiel unserer Politik geradezu in den Rücken … das war eine einzigartige Entgleisung“. Anders ausgedrückt: Bundespräsident Weizsäcker hat seine unterdrückten Landsleute im Stich gelassen!

Man kann nicht alles in einer Person haben

Der parteilose Gauck hat dagegen Mut bewiesen vor und nach der friedlichen Revolution. Doch nicht nur deshalb sprechen sich 70 % der Bürger für ihn als Bundespräsidenten aus. Noch wichtiger dürfte für sie sein, dass er Dinge anspricht, die das Volk bewegen, aber die fast kein Politiker mehr zu thematisieren wagt – aus Angst, von der „Politischen Korrektheit“ an den Pranger gestellt zu werden. Was hat Gauck denn Falsches gesagt, wenn er zu Sarrazin äußerte, der SPD-Politiker sei mutig und spreche in seinem Bestseller „Deutschland schafft sich ab“ Probleme an, die es nun mal gebe? Ein großes Manko in Deutschland ist nicht fehlende Übereinstimmung im Bundestag, sondern zu viel, so dass die Zahl der Bürger wächst, die von der Politik keine Lösungen mehr erwarten. Wenn Gauck dieses fatale Desinteresse aufbricht und weiterhin Tabus anspricht, ist er genau der richtige Präsident. P Helmut Matthies, idea-Leiter in Deutschland

Doch wer die Qualität eines Staatsoberhauptes vor allem daran bemisst, dass er eine ordentliche Ehe führt, sollte vorsichtig sein. Die bekanntesten Könige Israels (und Vorfahren Jesu) – David und Salomo – hätten dann bald ihre Ämter aufgeben müssen. Man kann leider auch im höchsten Amt der Republik nicht alles in einer Person haben: Glaubwürdigkeit in allen Bereichen und die Fähigkeit, ein 82-Millionen-Volk würdig zu repräsentieren.

Wie sich Richard von Weizsäcker verhielt Nehmen wir als Beispiel Richard von Weizsäcker, der in der WulffDebatte als „Präsident aller Präsidenten“ gepriesen wurde. Er war und ist mit ein und derselben Frau verheiratet. Das ist heute zweifelsohne vorbildlich. Doch kein Bundespräsident hat sich zumindest der zweiten deutschen Diktatur im letzten Jahrhun-

Warum Gauck der richtige Präsident werden könnte

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Kritik am „Tod auf Bestellung“ in Holland STERBEHILFE Die Ausweitung der aktiven Sterbehilfe in den Niederlanden ab 1. März stößt auf Kritik.

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n Den Haag soll am 1. März (EKD), Friedrich Hauschildt eine „Lebensendeklinik“ er(Hannover), ist mit der Zulasöffnet werden. Sie ist für Patisung der aktiven Sterbehilfe in enten gedacht, denen ein Arzt den Niederlanden ein Damm den Wunsch nach aktiver Stergebrochen. Die Kirche sei gebehilfe nicht erfüllen will. Nach gen aktive Sterbehilfe: „Wir Angaben der „Niederländischen betrachten das Leben als Gabe Friedrich Hauschildt Vereinigung für ein freiwilliges von Gott, über die wir nicht Lebensende“ sollen dabei auch sechs am- einfach verfügen können“, sagte er ERF bulante Teams zum Einsatz kommen, die Medien. Bislang seien Ärzte beauftragt, jeweils aus einem Arzt und einem Kran- Leben zu schützen. Wenn sie Leben bekenpfleger bestehen. Sie sollen Betroffene enden sollen, habe das erhebliche Konsezu Hause aufsuchen und dort die lebens- quenzen für ihr Selbstverständnis. Als Albeendenden Maßnahmen durchführen. ternative zur aktiven Sterbehilfe beteilige In den Niederlanden ist aktive Sterbehilfe sich in Deutschland die Kirche an vielen seit April 2002 dann erlaubt, wenn ein Pati- Orten an der Errichtung von Hospizen, ent unerträglich leidet, aussichtslos krank in denen Sterbende auf ihrem letzten irist und mehrfach um die Tötung gebeten dischen Weg begleitet werden. hat. Jährlich werden rund 2.500 solcher Euthanasie-Fälle bei den zuständigen Schmerzfreien Tod ermöglichen Die Bundesvorsitzende der „ChristdemoKommissionen gemeldet. kraten für das Leben“ (CDL), Mechthild EKD gegen aktive Sterbehilfe Löhr (Königstein/Taunus), bezeichnete Für den Vizepräsidenten im Kirchenamt die Einführung der ambulanten Sterbeder Evangelischen Kirche in Deutschland hilfe als „Tod auf Bestellung“. Der Tod

werde kommerzialisiert. Gegenüber idea setzte sie sich stattdessen für den Ausbau der Hospiz-Dienste und der Palliativversorgung ein. Heute könnten bereits 97 % aller Schwerstkranken in Deutschland schmerzfrei und würdevoll sterben. „Eine fürsorgliche Medizin am Lebensende ist die deutsche Alternative zur aktiven Sterbehilfe, wie sie in den Benelux-Staaten erlaubt ist“, sagte der Präsident der Ärztekammer Nordrhein, Rudolf Henke, in Düsseldorf. Es bleibe seine tiefste Überzeugung, dass das Töten nicht ins Handwerkszeug von Ärzten gehöre. Es dürfe kein gesellschaftliches Klima entstehen, das Sterbehilfe für Menschen, die Angst vor körperlichen Schmerzen, seelischen Nöten oder Vereinsamung haben, zum Mittel der Wahl mache: „Unser Ziel ist es, dass niemand unter Symptomen wie Schmerzen, Atemnot oder Übelkeit leiden muss oder sich am Lebensabend alleingelassen fühlt.“ P

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DER GEFANGENE DES MONATS MÄRZ AUS PAKISTAN

Fotos: Hauschildt/PR; Masih/Barnabas Fund

Ein Christ wird ungerechtfertigt der Koranverbrennung beschuldigt Als „Gefangenen des Monats März“ haben die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) und die Evangelische Nachrichtenagentur idea den pakistanischen Christen Khurram Masih benannt und zur Unterstützung für ihn aufgerufen. Der 25-Jährige ist in einem Gefängnis von Lahore inhaftiert. Er hatte am 5. Dezember in der Residenz des Moslems Abdul Majed Marmorfliesen verlegt. Nach getaner Arbeit verbrannte der Maurer Papier und Holzbretter. Als der Moslem den Aschehaufen sah, beschuldigte er den Christen, einen Koran zerrissen und verbrannt zu haben. Andere Bauarbeiter kamen hinzu und zerrten ihn zur nächsten Polizeistation. Hier reichte Majed Klage gegen den Christen gemäß dem Blasphemiegesetz ein, das die Verunglimpfung des Koran mit lebenslanger Freiheitsstrafe bedroht. Nach seinen Angaben wurde er in der Haft geschlagen und mehrere Tage ohne Nahrung gelassen.

ideaSpektrum 9.2012

Khurram Masih

Morddrohungen gegen Christen Die IGFM erinnert daran, dass vor einem Jahr (2. März 2011) der einzige Christ im pakistanischen Kabinett, Shabaz Bhatti, wegen seines Einsatzes gegen das Blasphemiegesetz auf offener Straße erschossen worden war. Die IGFM und idea rufen dazu auf, sich in Briefen an den pakistanischen Staatspräsidenten Asif Ali Zardari für die Freilassung des Christen einzusetzen. Von den 174 Millionen Einwohnern Pakistans sind etwa 95 % Muslime und 2 % Christen.P Hier kann man protestieren: Seine Exzellenz Asif Ali Zardari Präsident der Islamischen Republik Pakistan via Botschaft der Islamischen Republik Pakistan Bernastr. 47, 3005 Bern E-Mail: parapberne@bluewin.ch, Fax: 031/3501799


N AC H R IC H T E N

Warum Ex-Bundespräsident Roman Herzog die Laudatio für Pfarrer Mitri Raheb hielt EHRUNG Umstrittener palästinensischer Theologe bekam Medienpreis.

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itri Raheb ist seit 1988 Pfarrer an der lutherischen Weihnachtskirche in Bethlehem. Die Medien-Organisation „Media Control“ zeichnete ihn – zusammen mit drei anderen Persönlichkeiten – als „leisen Friedensstifter“ und „Symbol der Menschlich-

der Bibel. Als Mitverfasser des umstrittenen Kairos-Dokuments habe er zum Boykott Israels aufgerufen. Zahlreiche christliche und jüdische Organisationen protestierten deshalb gegen die Ehrung Rahebs, während deutsche Kirchenleiter – die Bischöfe Ulrich Fischer (Baden) und Hans-Jürgen Abromeit (Pommern) sowie der westfälische Präses Alfred Buß – und der Weltkirchenrat ebenso wie der Lutherische Weltbund gratulierten.

„Deutsche Politiker für Israel“ Roman Herzog

Raheb bei der Verleihung des Medienpreises 2012

keit“ aus. Er setze sich für die Verständigung von Christen, Moslems und Juden ein und habe dazu Schulen, Gesundheitszentren und Begegnungsstätten geschaffen. Sein Wirken sei „die Alternative zu Gewalt und Radikalisierung“. Seine Kritiker sehen in ihm hingegen einen Antisemiten, der dem Staat Israel das Existenzrecht abspreche. Raheb behaupte, der Staat Israel sei ein dem Nahen Osten fremdes europäisches Gebilde ohne jegliche natürliche Verbindung zum Volk

In der Laudatio sagte der ehemalige deutsche Bundespräsident Roman Herzog, dass es für einen deutschen Politiker selbstverständlich sei, für das Lebensrecht Israels einzutreten. Dies hindere ihn aber nicht daran, den Vertreter eines kleinen Territoriums auszuzeichnen, der versuche, seinen palästinensischen Mitbürgern bei der Bewältigung der alltäglichen Nöte zu helfen. Herzog ging auch auf die „Bündel von Briefen“ ein, die ihm Gegner und Befürworter von Rahebs Aktivitäten geschickt hätten. Er habe den Eindruck, dass es sich um eine Auseinandersetzung von kleinen christlich-jüdischen Gruppen und ebenso kleinen evangelischen Gruppen handele. In theologische Streitereien habe sich jedoch der Staat nicht einzumischen, sagte Herzog. Ebenso wenig beteilige er sich an der geschichtsphilosophischen Debatte, welches Volk als Nachfahren vergangener Nationen gelten könne. P

„Stimme Gottes“ vertreibt Kirchendiebe GROSSBRITANNIEN Eine „Stimme Gottes“ soll Diebstahl verhindern.

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twa 100 Kirchen in England, Schottland und Wales wollen dazu besonders kraftvolle Lautsprecheranlagen installieren. Von Bewegungsmeldern ausgelöst soll eine dröhnende Stimme vor allem Buntmetalldiebe abschrecken. So könnte nach Angaben der Zeitung Daily Mail (London) etwa folgende Ansage ertönen: „Hier spricht Gott. Du sollst mei-

ne Kirche nicht bestehlen!“ Wegen der hohen Preise für Buntmetall haben die Kupfer- und Bleidiebstähle an britischen Kirchen „katastrophale Ausmaße“ angenommen. Etwa 2.600 Meldungen über Metalldiebstähle sind im vorigen Jahr bei der Versicherung „Ecclesiastical“ eingegangen, die etwa 96 % aller anglikanischen Kirchen abdeckt. P

NOTIERT USA: Größte protestantische Kirche behält ihren merkwürdigen Namen Die größte protestantische Kirche in den USA will ihren traditionellen Namen behalten. Doch er kann durch einen erläuternden Untertitel ergänzt werden. Das hat eine Arbeitsgruppe des „Bundes der Südlichen Baptisten“ vorgeschlagen. Die theologisch konservativ geführte Kirche hat mehr als 16 Millionen Mitglieder in über 45.000 Gemeinden in allen 50 Bundesstaaten. Der Name, der auf die Gründerzeit im 19. Jahrhundert in den Südstaaten zurückgeht, wird von vielen als zu geografisch fixiert angesehen. Außerdem sage er wenig über die theologische Ausrichtung aus. Nach einer Empfehlung der Arbeitsgruppe soll der offizielle Name durch den Zusatz „Baptisten des Missionsbefehls“ ergänzt werden können. Denn – so Kirchenpräsident Bryant Wright – der grundlegende Auftrag der Südlichen Baptisten bestehe darin, den Befehl Jesu zu erfüllen, „hinzugehen und alle Völker zu Jüngern zu machen“ (Matthäus 28,18). „Und das tun wir.“

Haiti: Von Voodoo zu Christus In Haiti wenden sich seit dem schweren Erdbeben vom 12. Januar 2010 immer mehr Menschen vom heidnischen Voodoo-Kult ab und dem Glauben an Christus zu. Diese Beobachtung macht die USAmerikanerin Linda Markee, die zu den Gründern der haitianischen „Stiftung der Hoffnung“ gehört. Das christliche Hilfswerk engagiert sich vor allem im Aufbau von medizinischen und seelsorgerlichen Diensten in dem Karibik-Staat. Voodoo gilt dort als Volksreligion. Er hat seine Wurzeln in westafrikanischen Stammesreligionen und Hexenkulten. Mit magischen Handlungen soll es möglich sein, Rache zu nehmen und Menschen zu Tode zu bringen. Wie Markee der Online-Zeitung Christian Post sagte, mache sich der Einfluss der zahlreichen christlichen Helfer, die sich seit dem Erdbeben in Haiti engagieren, auch geistlich bemerkbar: „Eine riesige Zahl von Menschen hat sich von Voodoo abgewandt und Christus zugewandt.“ Sogar eine 70-jährige Voodoo-Priesterin sei zum Glauben an Christus gekommen.

Fotos: Raheb/0dpa; Herzog/media control GmbH

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Malaysias Hauptstadt Kuala Lumpur; links: Besucherinnen eines Reformationsgottesdienstes

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Weltgebetstag der Frauen: „Steht auf für Gerechtigkeit“ ÖKUMENE Die Gottesdienstordnung haben Christinnen aus Malaysia erarbeitet.

S

teht auf für Gerechtigkeit“ – unter diesem Motto steht der Weltgebetstag der Frauen am 2. März. In über 170 Ländern feiern Christinnen Gottesdienste. 23 Frauen aus neun Kirchen im südostasiatischen Malaysia haben die Gestaltung vorbereitet.

Dank für die Missionare In einem Gebet wird unter anderem für die Arbeit der ersten Missionare und ihre Glaubensstärke in dem Land gedankt. Sie hätten Missionsstationen gegründet und soziale Verantwortung übernommen: „Wir freuen uns an diesem lebendigen Glaubensgeschenk.“ Die Gottesdienstordnung geht auch auf die multireligiöse Situation des 28 Millionen Einwohner zählenden Landes ein: „Wir beten, dass Menschen aller ethnischen Gruppen und Religionen zusammenarbeiten – für religiöse Harmonie und eine gerechte und umfassende Entwicklung für alle.“ Staatsreligion ist der Islam, zu dem sich rund 60 % der Bevölkerung bekennen. Daneben gibt es etwa 19 % Buddhisten, 9 % Christen und 6 % Hindus. Wie es in den Erläuterungen des deutschen Komitees für

den Weltgebetstag (Stein bei Nürnberg) heißt, sprechen die malaysischen Christinnen auch die Probleme ihres Landes an. So könne die Regierung zwar eindrucksvolle wirtschaftliche Erfolge vorweisen, doch diese gingen häufig zulasten der Umwelt sowie mancher Bevölkerungsgruppen. Besorgt äußern sich die Christinnen über den Zustand ihrer Nation. Sie beklagen Gier, Korruption und Ungerechtigkeit. Dazu dürfe man nicht schweigen.

Religionsfreiheit eingeschränkt Als Beispiel wird die Lage der rund 300.000 Hausangestellten genannt. Sie leiden häufig unter ungerechter Bezahlung, Gewalt und sexuellen Übergriffen. Das Deutsche Weltgebetstagskomitee ruft die Besucherinnen der Gottesdienste auf, sich an einer Unterschriftenkampagne für die Rechte von Hausangestellten zu beteiligen. Im Blick auf die religiöse Situation heißt es, obwohl die malaysische Verfassung die Religionsfreiheit garantiere, hätten religiöse Minderheiten häufig mit Einschränkungen zu kämpfen.

Die „Heilige Geistkraft“ … In den Fürbitten der Gottesdienstordnung werden nicht nur Gott und Christus angerufen, sondern auch die „Heilige Geistkraft“. So bezeichnen Feministinnen den Heiligen Geist. Wörtlich heißt es: „Heilige Geistkraft, mach uns stark, für Gerechtigkeit und Frieden zu arbeiten!“ Das Deutsche Weltgebetstagskomitee wird von 12 Verbänden getragen, darunter den Evangelischen Frauen in Deutschland, der Arbeitsstelle für Frauenseelsorge der katholischen Bischofskonferenz und sechs Freikirchen. P

b www.weltgebetstag.de • 0911 6806301

Golf von Thailand

MA L AYS I A KUALA LUMPUR HAUPTSTADT Singapur

BORNEO

Fotos: Türme/Dirk Goldenstein; Thomas Paulsteiner

Parzany warnt: Nicht mit dem Wort Gottes „herumtricksen“ EVANGELISATION Vor Versuchen in der Verkündigung, die christliche Botschaft den Wünschen der Hörer anzupassen, hat der Leiter der evangelistischen Aktion ProChrist, Ulrich Parzany (Kassel), gewarnt.

W

ir Evangelisten stehen pausenlos in der Versuchung, das Evangelium so zu verdrehen, dass es den Leuten gefällt“, sagte er vor der Mitgliederversammlung des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes in Gunzenhausen (Mittelfranken). Parzany: „Wir tricksen nicht mit dem Wort Gottes herum.“ Er sprach über 2. Korinther (4,1-6): „Denn wir predigen nicht

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uns selbst, sondern Jesus Christus, dass er sei der Herr …“ Parzany rief dazu auf, mehr Vertrauen in die Kraft des Evangeliums zu haben. Was heute fehle, sei ein tiefer Glaube „an die Wirksamkeit des Wortes Gottes, das nicht leer zurückkommt. Warum denken wir so gering von unseren Predigten? Warum meinen wir, unsere Taten würden mehr bewirken als das gepredigte Got-

teswort?“ Parzany rief dazu auf, nicht so viel nach Methoden zu suchen, „wie wir in dieser Welt noch bedeutungsvoll werden können“. Verkündiger hätten keine andere Kraftquelle als den Heiligen Geist, um Menschen mit dem Evangelium zu erreichen. Christen würden unglaubwürdig, wenn sie Gott die Ehre raubten und diese auf ihr eigenes Konto buchten. P


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N AC H R IC H T E N

INTERNET

Das ganze Leben auf einen Klick FACEBOOK Ist die Privatsphäre durch die neue „Chronik“ in Gefahr? Im Internet herrscht Unruhe. Grund: Facebook stellt seit Februar nach und nach die Profilansicht seiner weltweit über 850 Millionen Nutzer um – ob die das wollen oder nicht. Die neuen Profile heißen Chronik. Sie stellen alle Einträge, Kommentare, Bilder, Videos etc. chronologisch dar. Eine Zeitleiste ermöglicht eine schnelle Navigation durch die vergangenen Jahre. Nun lassen sich ältere Einträge viel einfacher auffinden – längst vergessene Inhalte kommen plötzlich wieder zum Vorschein. Viele Anwender befürchten nun, dass die Chronik plötzlich ihr Privatleben offenlegt. Doch die Chronik gibt nichts preis, was nicht schon vorher auf Facebook sichtbar gewesen wäre. Wer keine bösen Überraschungen erleben möchte (weil er vergessen hat, was er alles

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mal auf Facebook geschrieben hat), sollte bei der Umstellung auf die Chronik alte Inhalte prüfen und gegebenenfalls löschen. Eine gute Übersicht, wie Nutzer die Umstellung meistern, liefert die Evangelische Jugend Bayerns: Sie hält auf ihrer Webseite (www.webcheck.ejb.de) eine Checkliste bereit. Die Initiative der EU-Kommission (www.klicksafe.de) hat ebenfalls einen Leitfaden mit Informationen zur Chronik zusammengestellt. Wem das alles zu kompliziert oder gefährlich ist, sollte bei Facebook austreten (siehe dazu Pro & Kontra in ideaSpektrum Nr. 6, Seite 15, sowie Kommentar in ideaSpektrum Nr. 4, Seite 14).

Facebook will das ganze Leben Was bezweckt Facebook mit der Umstellung? Mit den neuesten Funktionen

sollen die Mitglieder ihr gesamtes Leben auf der Plattform archivieren können. Alle wichtigen Ereignisse – wie Taufe, Einschulung, Konfirmation oder Hochzeit – können nachträglich in der Zeitleiste erfasst werden. „Es geht darum, die Geschichte des eigenen Lebens zu erzählen“, erklärte Facebook-Gründer Mark Zuckerberg. Datenschützer kritisieren diese Entwicklung: Facebooks Geschäftsmodell bestehe darin, seinen Mitgliedern durch detaillierte Kenntnis ihrer Interessen, Lebensumstände und Verhaltensweisen gezielt Werbung zukommen zu lassen. „Ein solches Geschäftsmodell führt in der Konsequenz zum Verlust der Privatsphäre“, sagte der Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar. Dennis Pfeifer P

idea Fernseh- und Hörfunk-Tipps

3. bis 9. März

FE R NSE H E N Sonntag, 4. März

Montag, 5. März

Dienstag, 6. März

Donnerstag, 8. März

Freitag, 9. März

10.00–11.00 Ev.-ref. Gottesdienst aus „Saint-Laurent“ in Lausanne

19.00–19.30 Christen im Islam: Im Visier von Extremisten

20.15–21.45 Pilgerreise zur Versöhnung in Israel & „Palästina” – Doku

15.00–15.30 Missionare in Japan

15.30–16.00 ERF 1 Richard Wurmbrand, rumänischer Untergrundpastor

11.00–12.00 Gottesdienst mit Allianzvorsitzendem Michael Diener

22.30–23.00 ERF 1 Hof mit Himmel: Wie eine leidgeprüfte Frau ihren dunklen Schatten loswurde

22.30–23.00 ERF 1 „hautnah“: Wenn die eigene Tochter an Leukämie erkrankt

17.45–18.15 „Fenster zum Sonntag“: Erstens kommt es anders

23.30–0.50 Japan: Die Tsunami-Kinder

Mittwoch, 7. März 20.15–21.55 Kirche & Hitler in Österreich

19.30–20.00 Kreuzfahrtseelsorge (siehe ideaSpektrum 8/2012) 21.00–21.30 ERF 1 Ehe – Gottes Idee! Talkrunde: Hartmut Hühnerbein, Detlef Kühlein, Siegbert Lehmpfuhl

20.00–20.30 ERF 1 „Wert(h)e Gäste” mit Thomas Günzel, Allianzhaus-Direktor 21.45–22.30 Ein Missionar aus Nigeria als Seelsorger in Österreich

HÖRFUNK Sonnabend, 3. März

Sonntag, 4. März

12.05–13.00 Wie schützt man seine Kinder?

8.08–8.30 Blickpunkt Religion

13.05–14.00 Japan nach der Katastrophe

8.30–9.00 Perspektiven

20.00–21.00 ERF Plus Wie frei ist der Mensch? Mit Hartmut Jaeger, Geschäftsführer der Christlichen Verlagsgesellschaft Dillenburg

10.00–11.00 ERF Plus Gottesdienst mit Allianzvorsitzendem Michael Diener 10.00–11.00 Ev. Gottesdienst aus Bremen

Montag, 5. März

Donnerstag, 8. März

10.04–11.00 Evangelischer Gottesdienst aus St. Wendel

20.00–21.00 ERF Plus „Jesus? Der hat uns gerade noch gefehlt!“ Torsten Hebel

10.05–11.00 Ev. Gottesdienst aus der Marktkirche Hannover mit Landesbischof Ralf Meister

20.05–21.00 Minister Shahbaz Bhatti – ein pakistanischer Märtyrer

20.00–21.00 ERF Plus „Bilanz“ mit Horst Marquardt: Dörthe Homuth pflegte 26 Jahre lang ihren Mann

11.30–12.00 Organspende in Deutschland

Mittwoch, 7. März 18.40–19.00 Zum jüdischen Purim-Fest

20.03–21.00 Die Ehe in unruhigen Zeiten 21.03–22.00 800 Jahre Thomanerchor Leipzig (ideaSpektrum 7/2012)

Wer reagieren möchte, kann dies unter folgenden Rufnummern tun: ARD: 089/5900-3344 | Bibel.TV: 040/4450660 | Das Vierte: 0180/5843783 Deutschlandfunk und Deutschlandradio: 0221/345-1831 | DRS 2: (0)848/808080 | ERF: 06441/957-0 | HR (TV): 069/1555111 | Kabel 1: 0180/5011150 KiKa: 0180/2151514 | Luth. Stunde: 04264/2436 | MDR: 0341/300-5401 | NDR: 0511/988-2393 | Phoenix: 0180/28213 | RBB: 030/97993-2171 SF 2: (0)62/2059050 | SR 2: (0)681/6022222 | SWR: 07221/929-0 | WDR (Radio): 0221/5678-333 | WDR (TV): 0221/5678888 | ZDF: 06131/7012164

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net F O R U M F Ü R J U N G E C H R I S T EN

„Es gibt nichts Schöneres, als Gott zu dienen!“ KÖLN Nach seiner Teilnahme an der RTL-Castingshow „Deutschland sucht den Superstar“ (er kam unter die besten 6) entschied sich Thomas Enns gegen eine Karriere auf dem säkularen Musikmarkt. Stattdessen rief er mit seinem Bruder 2007 den Jugendgottesdienst „Base“ (Basis) ins Leben. Aufgrund der großen Nachfrage fand er am Sonntag erstmals in der Konzerthalle „Essigfabrik“ statt. Simon Jahn sprach mit Enns.

Foto: Joe Design

E

s war eine rundum gelungene Premiere: Bis in den letzten Winkel standen die Jugendlichen an diesem Sonntagabend in der 1.200 Menschen fassenden „Essigfabrik“, wo sonst angesagte Bands ihre Fans verzücken. Und wie für ein Konzert hatten sich die jungen Leute herausgeputzt. Auch wenn mit Thomas Enns und Florence Joy bekannte Musiker auf der Bühne standen: An diesem Abend sollte es darum gehen, gemeinsam den Schöpfer des Universums anzubeten. Zweieinhalb Stunden hörten die Jugendlichen die klare Botschaft des Evangeliums im ausführlichen Lobpreis, einem bewegenden Bericht einer jungen Mutter, die ihren Mann verloren hat, und einer lockeren Predigt. Zwar brauchten die Besucher ein bisschen Zeit, um mit den Räumlichkeiten warm zu werden – doch im Laufe des Gottesdienstes wurde aus dem verhaltenen Mitsingen schließlich eine mitreißende Jesus-Party, die viele am Ende sichtlich gerührt verließen. „‚Base’ soll ein Gottesdienst sein, zu dem Jugendliche gern ihre Freunde mitbringen, denen sie schon immer von Jesus erzählen wollten“, erzählt Thomas Enns. Der Sänger wurde 2007 durch „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS) bekannt. Kurz darauf heiratete er Florence Joy, die Gewinnerin der Talentshow „Star Search“ 2004 auf Sat.1. Als Thomas nach dem Ausscheiden aus der Sendung mehrere Ange-

B e su cht uns au ch au f

bote bekam, in den säkularen Musikmarkt einzusteigen, beteten und fasteten sie einige Wochen. „Damals jobbte ich neben meinem BWL-Studium noch nachts bei einem Paketdienst, damit wir über die Runden kamen. Wäre ich auf die Angebote eingegangen, hätten wir wahrscheinlich finanziell ausgesorgt gehabt.“ Doch Thomas entschied sich dagegen, weil er und Florence das Gefühl hatten, Gott rufe sie dazu, Musik für ihn zu machen. Gemeinsam mit Thomas’ Bruder Jonathan, der es ebenfalls in die Finalshows bei DSDS geschafft hatte, starteten sie den Jugendgottesdienst „Base“ in Köln.

Die Mauern zwischen Gemeinden und Kirchen einreißen Ihr Ziel: „Wir wollen die Mauern zwischen Gemeinden und Kirchen einreißen. Es gibt so viele Gruppierungen, die sich untereinander nicht verstehen, obwohl sie an denselben Jesus glauben“, sagt der freischaffende Musiker. „Bei Konzerten von Chris Tomlin oder Hillsong beten Tausende Gläubige gemeinsam Gott an – unabhängig von ihrer Konfession. Wenn es in den USA und Australien möglich ist, warum dann nicht auch hier? Unser Fokus als Christen war jahrhundertelang: Was trennt uns? Wir aber wollen auf das schauen, was uns verbindet: Jesus.“ Deshalb trifft sich Thomas regelmäßig mit Pastoren aus Köln

face book .com/idealis te n

und Umgebung. Mit ihnen will er Beziehungen aufbauen und gemeinsam beten.

Enns: „Gott ist grenzenlos“ Vier Jahre sind seit dem Start von „Base“ vergangen und das Projekt ist enorm gewachsen. Irgendwann wurde das ChristusCentrum Troisdorf (bei Köln) zu klein für die Veranstaltung. Anfang 2012 gründete das inzwischen 16-köpfige Team den „solid base e. V.“. Schon kurz zuvor kamen sie in Kontakt mit dem Betreiber der „Essigfabrik“. Doch die finanziellen Mittel des Vereins hätten für die übliche Miete nie gereicht. Trotzdem beteten sie dafür, dass „Base“ dort stattfinden könne. Und tatsächlich: der Betreiber machte ihnen ein Angebot, das ihre Erwartungen sogar noch übertraf. „Gott ist grenzenlos. Er hat uns schon viele Türen geöffnet. Wäre es nicht wunderbar, wenn Köln – das man vor allem mit der Schwulen- und Lesbenszene sowie dem Karneval verbindet – zu einer Stadt wird, die dafür bekannt ist, dass junge Leute Jesus von ganzem Herzen nachfolgen? Gott kann das schenken, davon bin ich fest überzeugt!“, beschreibt Thomas die ambitionierten Hoffnungen des Base-Teams. „Dass ‚Base’ mehr und mehr wächst, ist Gottes Wille. Und ich darf ihm dabei dienen. Es gibt nichts Schöneres für mich!“ P

b www.solid-base.de

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C H R I ST & LE BE N

Wie sollen Christen mit Leid umgehen? LEID Warum müssen Menschen leiden? Die uralte Frage stellt sich immer wieder neu. Antworten versucht der ZDF-Moderator und Bestsellerautor Peter Hahne (Berlin) in der aktualisierten und erweiterten Neuausgabe seines Buches „Leid – Warum lässt Gott das zu?“ zu geben. Es erscheint am 15. März im MediaKern-Verlag. idea druckt exklusiv vorab Auszüge.

Jenseits von Eden Eines muss nüchtern festgehalten

werden: Gott will das Leid nicht. Er hat die Welt gut geschaffen (1. Mose 1,31). Gottes ursprüngliche Schöpfung war frei von Leid und Ungerechtigkeit, von Blut und Tränen. Erst die Rebellion des Menschen gegen Gott, die Emanzipation vom Schöpfer und seinem Wort hat die Harmonie zerbrochen. Die Welt von Leid und Tränen ist nicht die Welt, die Gott gewollt hat. Es ist die Welt jenseits von Eden. Und darin fühlt sich der Mensch fremd. Das ist die tiefe Begründung für Leid, wie der Wortsinn deutlich macht. „Leiden“ kommt vom althochdeutschen Verb „lidan“, was wörtlich heißt: in die Fremde ziehen. Leiden hat also etwas mit „fremd sein“ zu tun. Das Wort „elend“ bedeutet übrigens: außer Landes sein. Der leidende Mensch hat also den Eindruck: Das ist nicht die Welt, für die ich eigentlich geschaffen bin. Hier bin ich nicht zu Hause, meine Heimat ist irgendwo anders. Der Kirchenvater Augustinus (354–430) schreibt in seinen Bekenntnissen: „Unser Herz ist unruhig, bis es ruht in dir, o Gott. Denn auf dich hin hast du uns geschaffen.“

Hiobs Botschaft statt „Hiobsbotschaft“ In Hiob begegnet uns die Frage nach Gott im Leid in aller Schärfe. Hiob fragt und klagt als Betroffener. Ihm droht sein Glaube zu zerbrechen – nicht in der Theorie, sondern am eigenen Leib und Leben. Hiob verzweifelt daran, dass seine bisherigen Gleichungen vom „lieben Gott“ nicht mehr aufgehen. Das Gute, das er tut, wird nicht belohnt. Seine Gebete werden scheinbar nicht erhört. Alles wird ihm genommen. Doch Hiobs Botschaft bei all diesen „Hiobsbotschaften“ ist: Er ringt mit Gott und um Gott – und redet nicht bloß über Gott. Seine Freunde wollen ihm stattdessen erklären, warum er so leidet. Sie wollen Gott rechtfertigen, woran sich bis heute nichts geändert hat: Da sind die Frommen mit ihren vorschnellen Patentantworten, als hätte der Allmächtige die Verteidigung durch Ohnmächtige nötig. Und da sind die Spötter, Zweifler und Atheisten, die nun eine willkommene Selbstrechtfertigung suchen. Aber für Hiob ist es keine Frage, dass es Gott in seinem Leid noch gibt: Er fragt, wie Gott da ist und wo er jetzt zu finden ist.

Wenn Christen zu Tode betrübt sind Dennoch bleibt die Frage für viele Christen, warum gerade ihnen so viel Leid aufgebürdet wird. Da gibt es so manche, die in der entschiedenen Nachfolge Jesu leben – und eine

Foto: Saimen./photocase.com

Als der erfolgreiche Fußballmanager Rudi Assauer sich im Februar zu seiner Alzheimer-Krankheit bekannte, war ganz Deutschland zutiefst geschockt. Wenn ein solch lebenslustiger und durchtrainierter Mann das in so „jungen“ Jahren bekommt, was wird dann aus uns? 67, das ist doch heute kein Alter, wo wir Lebenserwartungen bis mindestens 90 haben! Müssen wir uns darauf einrichten, bald 20 Jahre ohne Gedächtnis und Orientierung zu leben, ständig auf fremde Hilfe angewiesen? Wir kultivieren Wellness und Fitness, verlängern das Leben durch die modernste Medizintechnik – doch gegen Alzheimer sind wir machtlos. 1,3 Millionen Demenzkranke leben heute schon unter uns – in 20 Jahren werden es mehr als fünf Millionen sein. Wie wollen sich die Angehörigen trösten, die den Verfall ihrer Liebsten erleiden müssen? Oder der junge Pfarrer, der soeben seine Ehefrau verloren hat? In sein Tagebuch schreibt er: „Meine geliebte Frau liegt aufgebahrt vor mir. Nur 28 Jahre währte ihr Leben. Nein, jetzt fließen keine Tränen. Ich lächle sie etwas verhalten an, als wollte ich ihr sagen: Du warst eine liebe Frau, ich hätte mir keine bessere wünschen können. Dann stehen wir am offenen Grab. Nun bin ich also wieder allein. Warum hat Gott uns so früh auseinandergerissen? Warum?“ Es ist keineswegs altmodisch, verschroben oder fromm versponnen, wenn unsere Väter in den alten Kirchenliedern vom „Jammertal Erde“ sprechen.

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C H R I ST & LE BE N

einzige Leidensgeschichte hinter sich haben. Doch Christen haben keine Leidverhinderungsversicherung abgeschlossen; der Glaube ist keine schwärmerische Gefühlsreligion. Er führt eher durch tiefe Täler als auf Höhenwege – denn erst im Dunkeln erweist sich die Kraft des Lichtes: „Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück. Denn du bist bei mir …“ (Psalm 23). Und dieses „Du“ ist der, der von sich sagt: „Ich bin das Licht der Welt“ (Johannes 8,12). Die Bibel ist voller Leidensgeschichten – das macht Gottes Wort glaubwürdig. Für jeden Schmerz des Leibes und der Seele finden sich dramatische Beispiele: der Tod eines Kindes, der Verrat durch beste Freunde, quälende Einsamkeit, Verfolgung, Untreue – und immer wieder das Elend der Gerechten und das Glück der Gottlosen. Dazu die Pleiten und Pannen im Glauben derer, die zu Gott gehören wollen und immer wieder versagen – bis hin zu Totschlag und Ehebruch. Der Schritt zu Jesus heißt, sein Kreuz auf sich zu nehmen. Gott macht uns nichts vor: Christen sind in der Sprache der Bibel „selig“. Ihnen wird verheißen: „Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden“ (Matthäus 5,4).

Foto: idea/kairospress

Wir sollten fragen „Wozu?“ statt „Warum?“ Viele Christen bekennen, dass ihnen gerade Leid und Not zum Segen in ihrem Leben geworden sind. Der Essener Jugendpfarrer Wilhelm Busch (1897–1966) erzählt von einem Bergarbeiter, der nur Spott für Gott übrig hatte. Ein Unfall machte ihn zum Querschnittsgelähmten. Im Rollstuhl kommt er in Buschs Bibelstunden und findet zum Glauben an Christus. Jahre später bekennt der leidgeprüfte Mann: „Herr Pfarrer, ich danke Gott, dass er mir die Wirbelsäule zerschlagen hat, damit ich zu seinem Sohn Jesus Christus finden konnte. Es ist besser, gelähmt zu Jesus zu gehören und ein Kind Gottes zu sein, als mit zwei gesunden Beinen in die Hölle zu laufen. Oft habe ich zu Gott geschrien: ‚Warum hast du das zugelassen?!’ Heute weiß ich, wozu es gut war.“ Die Frage nach dem Wozu weist den Blick in die Zukunft. Wer hingegen „warum?“-fragend nach hinten schaut, gerät in Schwermut, Depression und Resignation – bis in die Nähe des Selbstmordes. So war es bei Nationaltorwart Robert Enke, der sich am 10. November 2009 nahe Hannover vor einen Zug warf – wenige Hundert Meter vom Grab seiner Tochter entfernt, die mit nur zwei Jahren an einem Herzfehler gestorben war. Kurz vor seinem Tod hatte der sensible Fußballer gesagt: „Ich weiß nicht, ob jemand das Leben lenkt. Aber so viel weiß ich: Man kann es nicht ändern.“ Dies gehört zu den Grundirrtümern und Irrwegen des Menschen: dass wir uns stets bei dem aufhalten, was an den Kräften zehrt, statt bei dem auszuhalten, der unsere Kräfte nährt.

Vom Leiden einer jungen Familie Ich werde nie die junge Familie vergessen, die ich einmal im Urlaub kennenlernte. Das Ehepaar ist in der Freizeit-

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und Jugendarbeit stark engagiert. Ihr Haus ist offen für Gruppen und Kreise. Nur ihr sehnlichster Wunsch scheint nicht in Erfüllung zu gehen: ein Kind. Sie flehen zu Gott. Erst nach sieben Ehejahren meldet sich Nachwuchs an. Welch eine Freude! Als der Junge zur Welt kommt, ist er spastisch gelähmt. Das einzige Kind, Jahre hindurch ersehnt, von Gott erfleht, von einer tiefgläubigen Mutter geboren – ein Leben lang körperlich behindert. Und jetzt treffe ich das Ehepaar mit ihrem inzwischen schulpflichtigen Sohn am Meer. Der Junge muss im Kinderwagen zum Strand geschoben werden. Wo andere Gleichaltrige fröhlich in Sand und Wellen herumtollen, muss er sich ungelenk abquälen. Stets benötigt er die Hilfe seiner Eltern. Als wir uns nach einigen Tagen besser kennen, wage ich die Frage: „Ihr seid Christen. Habt ihr euch nicht gefragt, warum Gott das so zugelassen hat? Es gibt Familien, die bewusst ohne Gott leben und eine Reihe kerngesunder Kinder haben. Verzweifelt man da nicht an seinem Glauben?“

So bekommt man eine neue Perspektive Heute noch habe ich die Antwort der Mutter im Ohr. Sie hat mich tief bewegt. „Weißt du, wir haben anfangs viel geweint. Wir haben an Gott gezweifelt, unser fröhlicher Glaubensmut war dahin. Aber dann haben wir andere behinderte Kinder gesehen. Wir haben erlebt, wie sie abgeschoben werden; wie sie für ihre Eltern eine Last sind, die sie am liebsten abschütteln würden. Dabei ist doch jedes Kind ein Geschenk Gottes! Seit wir das sahen, danken wir Gott, dass dieser Junge in unsere Familie geboren wurde; dass wir ihn lieben können; dass er uns willkommen ist. Wir danken Gott, dass er uns diese Last aufgeladen hat – denn er gibt uns auch die Kraft, sie zu tragen.“ Den jungen Eltern wurde dieser Blickwechsel geschenkt: dass sie als Christen ja über eine Kraftquelle verfügen, die Leid tragen hilft, und dass Gott ihnen diesen Jungen anvertraut hat. Gott hilft uns nicht immer am Leiden vorbei, aber er hilft uns hindurch. In Neuguinea haben Grabkreuze auf der Querlatte viele kleine Kreuze. Warum? Das große Kreuz Jesu Christi trägt die vielen kleinen Kreuze menschlichen Leidens. P

Peter Hahne: Leid – Warum lässt Gott das zu? Verlag mediaKern 160 Seiten • 9,95 EUR / 14.90 SFr. ISBN 978-3-8429-1002-7


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RUSSL A N D

UNESCO-Weltkulturerbe: Das Kloster der Dreifaltigkeit in Sergiev Posad liegt rund 70 Kilometer nordöstlich von Moskau.

Es ist wieder schick, orthodox zu sein RUSSLAND Am 4. März wählt das Riesenreich einen neuen Präsidenten. Schon im Vorfeld gibt es darüber heftige Auseinandersetzungen. Wie verhält sich da eigentlich die größte Kirche, die russisch-orthodoxe? Dazu ein Beitrag des Russlandexperten Dr. Gerd Stricker (Küsnacht/Schweiz).

1.000 Jahre orthodoxe Staatskirche Vor mehr als tausend Jahren wurden die ostslawischen Völker (Russen, Ukrainer und Weißrussen) von Konstantinopel (heute: Istanbul/Türkei) aus missioniert und haben die Taufe empfangen. Auf dem sich ständig ausdehnenden russischen Territorium leben bis heute zwar fast 100 kleine nichtchristliche Völker; in dem riesigen Reich machten die Russen trotzdem 70 % der Gesamtbevölkerung aus und waren das staatstragende Volk. Praktisch jeder „echte“ Russe war orthodox getauft. Der Russisch-Orthodoxen Nationalkirche stand der Zar als Oberhaupt vor. Die Orthodoxie verlieh dem Zarenreich äußeren Glanz. Als Staatskirche war sie freilich stets eine Dienerin des Staates.

Die Sowjets verfolgten die Kirche gnadenlos Unter dem Sowjetregime wurde die Russisch-Orthodoxe Kirche nach den gnadenlosen Religionsverfolgungen durch Josef Stalin (1878–1953) fast vernichtet. Ihre Bischöfe hatten den Sowjetherrschern von Stalin bis zu Michail Gorbatschow Lobeshymnen darzubringen; dem Westen mussten sie Religionsfreiheit in der Sowjetunion vorgaukeln. Die orthodoxe Kirche war weiterhin eine Staatskirche – und zwar kommunistischen Typs: Sie wurde staatlich kontrolliert und gesteuert. Gegner dieser Vereinnahmung durch das Regime gingen vielfach in den Untergrund („Katakombenkirche“) oder litten in den Straflagern. Die meisten Russen haben sich in den 75 Jahren staatlicher Christenverfolgung von der Orthodoxie abgewandt – viele wurden Kommunisten, die meisten jedoch verloren jegliches Interesse an Religion. Wer sich behaupten und Karriere machen wollte, musste Mitglied der Kommunistischen Partei sein oder ihr nahestehen. Mit dem Glauben haben die Kommunisten auch gezielt ein Fundament des menschlichen Zusammenlebens zerstört.

Als die Sowjetunion zusammenbrach Als die Sowjetunion Ende 1991 auseinanderbrach, standen die neuen Machthaber – im Herzen meist noch Kommunisten – vor einem Fiasko: Verwaltung und Wirtschaft funktionierten nicht mehr; einstige Sowjetfunktionäre hatten sich die lukrativsten Staatsbetriebe zugeschoben. Der neue

Fotos: Kloster/ddpimages; Putin/dpa

Russlands Städte erstrahlen wieder im Glanz von Zehntausenden Kuppeln und Zwiebeltürmen der orthodoxen Kirchen. Nach den kommunistischen Kirchenverfolgungen im 20. Jahrhundert erscheint das fast wie ein Wunder: Hatte es im 1917 untergegangenen Zarenreich etwa 50.000 orthodoxe Gemeinden gegeben, so waren es am Ende der sowjetischen Religionsverfolgungen und Kirchenschließungen im Jahr 1991 nur noch 6.800. Auch die anderen christlichen und nichtchristlichen Religionsgemeinschaften, die gegenüber den Orthodoxen stets eine verschwindende Minderheit bildeten, litten unter der religionsfeindlichen Politik der Sowjets – gerade die evangelikalen Baptisten und Evangeliumschristen.

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RUSSL A N D

„Raubtier-Kapitalismus“ und die folgende Hyper-Inflation bewirkten, dass ein Großteil der Bevölkerung verarmte.

Glanzvoller Wiederaufstieg – staatlich gefördert Präsident Boris Jelzin (1931–2007) trieb die Russische Föderation – wie sich die einstige Russische Sowjetrepublik als eigener Staat heute nennt – fast in den Staatsbankrott. Dann übertrug er dem einstigen KGB-Hauptmann Vladimir Putin die Präsidentschaft. Zur Sanierung der Staatswirtschaft verstaatlichte Putin mit harter Hand die zuvor vielfach unrechtmäßig privatisierte Erdöl-Industrie und erzielte für den Staat bald wieder erhebliche Gewinne. Doch nachdem die ideologischen Leitplanken des Kommunismus weggebrochen waren, machte sich unter den einstigen Sowjetbürgern Orientierungs- und Hoffnungslosigkeit breit. Putin musste den Bürgern eine neue, über das Heute hinausweisende Perspektive anbieten. Er griff auf Bewährtes zurück: auf den großrussischen Nationalismus der Zarenzeit – und auf die orthodoxe Volkskirche. Ihr ermöglichte Putin einen glanzvollen Wiederaufstieg in der Hoffnung, dass sie Russland aus der moralischen Verwüstung herausführen werde.

Zahlreiche Privilegien vom Staat Aber es ging Putin nicht so sehr um Religion, sondern vor allem um Politik: Er erkannte das gewaltige Wählerpotenzial der Russisch-Orthodoxen Kirche – geschätzt 100 Millionen Menschen. Folgerichtig nahm er 1999 – noch als Ministerpräsident – Verbindung mit Patriarch Alexius II. (1929– 2008) auf, dem Oberhaupt der Orthodoxie. Durch immer neue Geschenke gewann er die Kirchenführung für sich. Putins Kalkül ging auf: Mit massiver Unterstützung der Kirche wurde er in den Jahren 2000 und 2004 – und wird sicherlich auch am 4. März – zum russischen Präsidenten gewählt.

Andere Kirchen haben es schwer Die Russisch-Orthodoxe Kirche erhielt Zehntausende einst verstaatlichter Kirchen und Klöster zurück; heute soll sie in Russland über 15.000 Gemeinden verfügen. Damit ist sie die größte gesellschaftliche Organisation im Lande. Im Religionsgesetz von 1997 wird sie wegen ihrer zentralen Bedeu-

tung für Geschichte und Kultur Russlands sogar als „erste Religion“ in Russland bezeichnet. Sie genießt vor anderen Religionsgemeinschaften erhebliche – auch finanzielle – Privilegien. Als vor einigen Jahren die Orthodoxen das Wirken nichtorthodoxer Gruppen – also etwa von Katholiken – als gegen sie gerichtete „Mission“ diffamierten, wurde zu ihrem Schutz sogar Polizei eingesetzt. Es gibt heute kaum ein staatliches Ereignis ohne Beteiligung des Patriarchen. Freudig stellt sich die Kirche dem Staat zur Verfügung. So verteidigte etwa ein Sprecher der Kirche den geplanten Ämtertausch von Präsident Medwedew und Ministerpräsident Putin gegen die harsche Kritik der Demokraten.

Man sollte heute in Russland orthodox sein Obwohl die meisten Russen auch heute nichts mit Kirche und Religion zu tun haben wollen, wurde Putins Staatsideologie „Großrussischer Patriotismus mit orthodoxem Kern“ angenommen – nicht zuletzt, weil er sie geschickt mit dem Zarenreich verknüpft und dessen Symbole übernommen hat, etwa die Flagge und den doppelköpfigen Adler oder prunkvolle staatliche Rituale in Anwesenheit des Patriarchen. Putin setzte auch durch, dass der 1918 mit seiner Familie ermordete Zar Nikolaj II. im Jahre 2000 von der orthodoxen Kirche heiliggesprochen wurde. Die „Russische Föderation“ trat damit das Erbe des Zarenreiches an. Angesichts der Verarmung der Bevölkerung waren das verheißungsvolle Perspektiven, für die sich auch viele alte Kommunisten mit der Orthodoxie anfreundeten. Unter Putin wurde es schick, orthodox zu sein: Wer Karriere machen will, sollte orthodox sein. Wer Russe ist, ist heute eigentlich automatisch orthodox – ob er gläubig ist oder nicht.

Wieder eine Staatskirche Die Russisch-Orthodoxe Kirche ist wieder Staatskirche. Eine grundsätzliche Kritik an der Staatsführung geht von der Kirche nicht aus – dagegen fällt ihr intensives Bemühen um das Wohlwollen der Staatsführung ins Auge. Die totalitären Tendenzen des Systems sieht die Kirche – der solche Neigungen selbst auch nicht fremd sind – dem Staat gern nach: Russland brauche eben eine „harte Hand“. P

Russland: 142 Mio. Bürger Insgesamt 25 % Kirchenmitglieder 35 Millionen Orthodoxe (Rund 100 Millionen Einwohner bezeichnen sich jedoch als orthodox.)

500.000 Katholiken 250.000 Lutheraner 150.000 Baptisten 150.000 Charismatiker Ministerpräsident Putin beglückwünscht Patriarch Kyrill von Moskau und ganz Russland zu seinem 65. Geburtstag im November. ideaSpektrum 9.2012

120.000 Pfingstler 70.000 Adventisten

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Proteste vor den Präsidentschaftswahlen Seit Wochen demonstrieren Zehntausende gegen Ministerpräsident Putin, der Präsident Russlands werden will. Internationale Organisationen unterstellen der Regierungspartei „Einiges Russland“ – darunter Putin und dem jetzigen Präsidenten Medwedew –, das Ergebnis der Wahlen zum Parlament am 4. Dezember zu ihren Gunsten gefälscht zu haben. Zu Empörung führte besonders die Ankündigung des Führungstandems, nach den Präsidentschaftswahlen am 4. März ihre Ämter zu tauschen. Der Hintergrund: Laut Verfassung darf ein Präsident maximal 2 Amtszeiten nacheinander amtieren, nach einer „Auszeit“ jedoch wieder antreten. Nach acht Jahren als Präsident und vierjähriger „Auszeit“ als Ministerpräsident will Putin erneut Präsident werden.


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Was heißt eigentlich Mission? FAKTEN UND MISSVERSTÄNDNISSE Kaum ein anderes Wort ruft so starke Emotionen hervor, erfährt engagierten Zuspruch oder heftige Ablehnung wie „Mission“ oder – noch schlimmer – „missionieren“. Die einen sehen Mission als unverzichtbaren Bestandteil ihres Glaubens, andere als Ausdruck von religiösem Fanatismus. Was ist nun eigentlich Mission? Wie sollte sie heute erfolgen? Dazu Dr. Detlef Blöcher, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Evangelikaler Missionen (AEM) und Direktor der Deutschen Missionsgemeinschaft (Sinsheim bei Heidelberg).

Detlef Blöcher

Der Begriff „Mission“ kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „Sendung“: Christen sind gesandt in die Welt mit der guten Nachricht von Jesus Christus. Diesen Auftrag hat Jesus selbst vor 2.000 Jahren seinen Jüngern gegeben, quasi als Vermächtnis. Die bekannteste Form des „Missionsbefehls“ finden wir am Ende des Matthäusevangeliums (28,19–20): „Geht nun zu allen Völkern der Welt und macht die Menschen zu meinen Jüngern! Tauft sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch aufgetragen habe.“

ge immer noch. Und genau diesen verunsicherten Jüngern gibt Jesus den Missionsauftrag! Er gilt den Glaubensstarken und den Glaubensschwachen, den Mutigen und den Zweifelnden. Gesucht sind also nicht Experten, sondern alle Christen. In unserer nachchristlichen Gesellschaft haben viele Mitbürger eine Abneigung gegen das traditionelle Christentum. Sie reagieren geradezu allergisch auf „Kirche“ und fürchten religiöse Propaganda. Sie werden nur dann Interesse an der christlichen Botschaft bekommen, wenn sie bei uns Christen einen glaub-würdigen Lebensstil erleben.

1. Missverständnis: Mission ist nur ein Auftrag von Jesus.

3. Missverständnis: Mission gilt es im Gehorsam auszuführen.

Nach seiner Auferstehung ist Jesus seinen Jüngern mehrfach begegnet, und stets sprach er mit ihnen über das eine Thema: Mission. Tatsächlich durchzieht dieses Thema die gesamte Bibel! Von den ersten Seiten an geht es um Gottes Sehnsucht nach Gemeinschaft mit uns Menschen (1. Mose 1,27) und darum, wie viel Gott es sich kosten lässt, uns aus unserer Selbstzerstörung zu retten. Gott selbst ist der große Missionar. Er suchte bereits Adam (1. Mose 3,9); später sandte er seinen Sohn, an Pfingsten den Heiligen Geist – und er sendet alle Christen in die Welt. Die Botschaft von Jesus ist so einzigartig, dass alle Menschen sie erfahren sollen. Die modernen Medien bieten dazu Gelegenheiten wie nie zuvor: vom Radio über das Satellitenfernsehen bis zu sozialen Medien und Internet-Chats, wo sich Interessierte für die christliche Botschaft in „verschlossenen“ Ländern wie Nordkorea zum virtuellen Hauskreis treffen, weil sie zu Hause keine Fremden empfangen können. Viele Menschen im islamischen Orient laden die Bibel aus dem Internet auf ihr Handy. So können sie Gottes Wort diskret lesen, während ein Buch in ihrer Wohnung viel zu gefährlich wäre.

Jesus beginnt mit den Worten: „Mir ist gegeben alle Gewalt …“ Er zeigt sich als der auferstandene Herr und Herrscher des Universums. Er öffnet Türen, heilt zerbrochene Herzen und schenkt neue Hoffnung. Es ist seine Mission – doch erstaunlicherweise bezieht er uns Menschen in sein kraftvolles Wirken in der Welt mit ein. Darum ist Mission kein menschlicher Gehorsamsakt, sondern Teilhabe an „Gottes Mission“, wie der lutherische Theologe Karl Hartenstein (1894–1952) es nannte. Gott ist Ausgangspunkt, Kraftquelle und Ziel. Er gibt uns Mut beim Reden, Kraft zum Schweigen und Liebe für den Nächsten. In vielen Ländern erleben wir heute eindrucksvoll, wie Gemeinden wachsen: in Nepal und Indien, Iran, Äthiopien, Kambodscha und unter den Berbern in Algerien. Es kommen heute mehr Menschen zum Glauben an Jesus Christus als je zuvor. Oft wirkt Gott dabei – besonders unter Muslimen – durch Träume oder Wunder und zieht so Menschen zu sich. Allerdings wächst auch die Weltbevölkerung so schnell wie nie zuvor! Es gibt also noch viel zu tun bei Gottes Mission.

2. Missverständnis: Mission ist etwas für starke Christen.

Wörtlich übersetzt lautet jedoch der Missionsauftrag: „Macht zu meinen Jüngern, indem ihr hingeht und lehrt und tauft.“ Jesus will nicht nur Retter, sondern Herr in unserem Leben sein. Das ist der Kernauftrag, dem alle anderen Tätigkeiten untergeordnet ist: hingehen, evangelisie-

Foto: idea/Kretschel

Unmittelbar vor dem „Missionsbefehl“ heißt es (Matthäus 28,17): „Einige aber zweifelten.“ Obwohl Jesus seinen Jüngern bereits mehrfach erschienen war, etwa den Frauen am Grab oder dem ungläubigen Thomas, zweifelten eini-

4. Missverständnis: Mission bedeutet vor allem evangelisieren.

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Die Mission hilft auch sozial: Mit einem Dorfentwicklungsprojekt unterstützt die Liebenzeller Mission u. a. den Bau von Brunnen in Malawi.

Fotos: PR

ren, lehren und anderes mehr. Der Glaube soll alle Lebensbereiche durchdringen. Dann wird unser Leben zum Schaufenster von Gottes Kraft – und wirkt ansteckend. Christsein kann man nicht in erster Linie aus Büchern oder von Websites lernen; es muss konkret erlebt werden. Gott sandte nicht ein „goldenes Buch“ vom Himmel, sondern seinen Sohn. Jesus kam nicht nur für einen Kurzeinsatz, sondern lebte 36 Jahre lang unter uns. Darum ist es notwendig, dass Christen hingehen und bei den Menschen leben – also Missionare werden. In vielen klassischen Missionsländern wie Brasilien, Kenia und Äthiopien sind inzwischen große, eigenständige Kirchen herangewachsen. Sie brauchen nicht mehr Missionare für Evangelisation und Gemeindebau – das können Einheimische oft besser. Diese Partnerkirchen bitten jedoch um Fachmitarbeiter etwa für Finanzverwaltung, Sozialarbeit, Kinder- und Jugendarbeit, Sportprogramme, Aidsprävention, Hilfe bei Alkoholsucht, theologische Lehre, Medienarbeit – und vor allem sollen sie einheimische Mitarbeiter in diesen Bereichen ausbilden. Andere Missionare gehen in Staaten, wo die christliche Botschaft noch völlig unbekannt ist. Theologen erhalten dort oft kein Visum – jedoch andere Fachkräfte, auch wenn sie Christen sind. Sie leben das Evangelium in Wort und Tat. Sie können Gottes Liebe durch praktische Hilfe und die Ausbildung einheimischer Mitarbeiter weitergeben. Christen, die beim Aufbau ihres Gastlandes helfen, werden überall geschätzt. Für sie gibt es keine „verschlossenen“ Länder.

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Die Mission bringt das Evangelium: Eine Missionarin der Deutschen Indianer Pionier Mission bei den Apurina-Indianern in Brasilien.

Mission ist keine Einbahnstraße, sondern geschieht von überall nach überall. Viele ehemalige Missionsländer wie Korea, die Philippinen, Brasilien und Nigeria senden heute eigene Missionare aus. Sie stellen inzwischen die Mehrheit der evangelischen Missionare weltweit! Einige senden auch Missionare nach Europa, um ihre hier lebenden Landsleute zu erreichen – und uns Deutsche, Schweizer oder Österreicher. Suchen wir die Zusammenarbeit mit ihnen? Bieten wir fremdsprachigen Gemeinden unsere Gemeindehäuser an, die viele Stunden in der Woche leer stehen? Lassen wir uns anstecken von ihrem Mut und inspirieren von ihrem fröhlich gelebten Glauben?

6. Missverständnis: Mission ist ein Auftrag für Einzelne. Mission ist kein spezieller Auftrag an Einzelne, sondern an die ganze Gemeinde – lokal und global. Jeder Christ soll gehen – zum Nachbarn oder auch in fremde Länder, ob privat, im Beruf oder als Missionar. Dabei kenne ich nur ganz wenige Gemeinden, die mehr als 3 % ihrer Gemeindeglieder als Missionare entsenden. Damit bleiben mindestens 97 % der Mitglieder zu Hause – für die Mission vor der eigenen Tür. Nur gemeinsam kommen wir ans Ziel! Das ist ein zentrales biblisches Prinzip. Gemeinden senden heute ihre Missionare vermehrt selbstständig aus – ohne Missionswerk, weil sie meinen, es lasse sie nicht genug am Leben ihrer Missionare teilhaben. Doch fehlt O

5. Missverständnis: Mission geschieht vor allem im Ausland.

Die 10 größten Völker mit den wenigsten Christen

Der Missionsauftrag schließt mit der Zusage: „… und ich bin bei euch jeden Tag.“ Jesus sagt uns seine Gegenwart und Hilfe fest zu – denn aus eigener Kraft können wir seinen Auftrag nicht tun. Dieses Versprechen gilt allen, die zu ihren Nachbarn, Arbeitskollegen, Bekannten, Angehörigen gehen – selbst wenn die Knie schlottern, wir unbeholfen Worte stammeln und Fehler machen. Mission heißt: Grenzen überschreiten vom Glauben zum Unglauben. Alle Christen sind gesandt – mindestens zur Welt vor ihrer Haustür! Ihnen hat Jesus seine Hilfe zugesagt – nicht jenen, die ängstlich schweigen, die nichts tun, aber nachher alles besser wissen, oder die einfach nur abwarten, bis Jesus wiederkommt.

Volk

Land

Bevölkerung % Christen Hauptreligion

Japaner

Japan

122.413.000 1,56 %

Shaikh

Bangladesch 121.769.000 0,00 %

ideaSpektrum 9.2012

Buddhismus Islam

Shaikh

Indien

76.298.000 0,00 %

Islam

Brahman

Indien

57.835.000 0,01 %

Hinduismus

Yadav

Indien

56.539.000 0,00 %

Hinduismus

Chamar

Indien

51.406.000 0,93 %

Hinduismus

Türken

Türkei

51.301.000 0,20 %

Islam

Rajput

Indien

43.558.000 0,02 %

Hinduismus

Han-Chinesen China

35.853.000 0,40 %

Nichtreligiöse

Hakka

33.294.000 0,70 %

Nichtreligiöse

China

Quelle: www.joshuaproject.net


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es vielen Gemeinden am Wissen in der Betreuung ih- Die Bilanz der Weltmission: Die Zahl der Christen hat leicht abgenommen rer Missionare – dann gibt es bittere Enttäuschungen. 1900 2011 Heute ist es einfach, eigene Beziehungen zu PartnerWeltbevölkerung 1,62 Milliarden 7 Milliarden kirchen zu knüpfen und dort Projekte zu unterstützen 1,06 Mrd. – doch werden die jeweiligen Erwartungen nicht imNichtchristen (65,5%) mer erfüllt. Wie wertvoll ist da eine effektive Zusam- darunter Menschen, die noch 0,81 Mrd. (50,2%) 2,84 Mrd. (40,6%) nie von Christus gehört haben menarbeit zwischen Gemeinde und Missionswerk als 0,56 Mrd. 2,19 Mrd. „Kompetenzzentrum“, damit es ein fruchtbarer Lern- Kirchenmitglieder (34,5%) (31,3%) prozess für alle Beteiligten wird! © lideaGrafik; Quellen: Barrett & Johnson, Joshua Project

7. Missverständnis: Der Missionsauftrag ist bereits ausgeführt.

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Der „Missionsbefehl“ schließt mit den Worten „… bis ans Ende der Welt“ – räumlich und zeitlich. Manche Christen behaupten, dieses Wort habe nur den ersten Aposteln gegolten oder sei von ihnen bereits ausgeführt worden. Doch was nützt es etwa den Menschen in der Türkei, dass es dort vor Jahrhunderten lebendige Kirchen gab – wenn sie in der Gegenwart noch nie das Evangelium in einer verständlicher Form gehört haben? Gott will, „dass alle Menschen zur Erkenntnis der Wahrheit kommen“ (1. Timotheus 2,4)! Fachleute schätzen, dass es noch 6.650 Völker ohne eigene christliche Gemeinde gibt (www.JoshuaProject.net) – das sind 2,8 Milliarden Menschen! Viele Völker leben kulturell oder geografisch isoliert – sonst hätte das Evangelium dort schon lange Fuß gefasst. Deshalb braucht es Menschen, die ihre Heimat verlassen und zu ihnen gehen. In den meisten Großstädten der Welt gibt es inzwischen christliche Gemeinden – doch sind sie nur auf

wenige Sprachgruppen beschränkt. Auch ist es absurd, ein Volk als „erreicht“ zu erklären, wenn es dort nur eine kleine Gemeinde unter Millionen Einwohnern gibt – die zudem vielleicht sogar im Untergrund lebt. Globalisierung, Verstädterung, Naturkatastrophen, Flüchtlingsströme, religiöser Extremismus, neuer Atheismus in Europa – das sind nur einige Themen, die uns in der Mission gegenwärtig beschäftigen. Die Schwerpunkte der Mission verschieben sich auf den Aufbau einheimischer Missionsbewegungen sowie christlicher Unternehmen, übergreifende Kooperationen, nebenberufliche Missionare, Lobbyarbeit für verfolgte Christen, eine wirkungsvolle Zusammenarbeit mit sendenden Gemeinden. Das erfordert angepasste Arbeitsweisen, veränderte Ausbildungskonzepte – und neue Missionswerke. Weltmission braucht mehr Mitarbeiter mit einer tiefen Liebe zu Jesus und einem Herz für die Mitmenschen; Mitarbeiter mit der Bereitschaft zum Dienen und einer demütigen Haltung. Einsatzmöglichkeiten gibt es für jeden von uns. P

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DI E K LE I N E K A NZ E L

» Wie es um mich (im Gefängnis) steht, ist zur Förderung des Evangeliums geraten … die meisten haben durch meine Gefangenschaft Zuversicht gewonnen und sind umso kühner geworden, das Wort zu reden ohne Scheu. «

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Manfred Müller (Uhldingen am Bodensee) ist Missionsleiter von HMK – Hilfe für verfolgte Christen (Hilfsaktion Märtyrerkirche) und Pastor der Evangelisch-methodistischen Kirche.

Aus dem Brief des Paulus an die Philipper 1,12–14

Foto: Müller/privat

Wir müssen endlich aufwachen! Fast täglich erreichen uns Meldungen von Übergriffen auf Christen. In 64 Ländern sind über 200 Millionen Christen in Gefahr, bedrängt und verfolgt zu werden. Dennoch habe ich den Eindruck, dass uns Mitteleuropäern der Preis der Nachfolge gar nicht mehr klar ist. Bewegt uns das Leiden der Geschwister wirklich? In dem bekannten Lied von Christian Gottlob Barth heißt es: „Weck die tote Christenheit aus dem Schlaf der Sicherheit, dass sie deine Stimme hört, sich zu deinem Wort bekehrt. Erbarm dich, Herr.“ Aufwachen müssen wir! Die verfolgte Gemeinde ist hellwach. Ihr Glaubenszeugnis sollte uns wachrütteln. Wir wollen doch als Salz und Licht erkennbar sein – und nicht auch noch in den Chor der Hoffnungslosen einstimmen. Die Märtyrerkirche lebt uns eine im Evangelium begründete Radikalität vor, die wir durch Wohlstand und Frie-

den vergessen haben: Das Leben auf Erden ist nicht alles – du brauchst Versöhnung mit Gott! Doch es erfordert Mut, die Gute Nachricht ins Herz der Finsternis zu tragen – und es hat seinen Preis, bis zu Folter und Tod. Diesen Preis bezahlen von Paulus bis heute unzählige Gläubige. Wir brauchen auch in unserem Land Christen, die in diesen unruhigen Zeiten mutig daran erinnern: Es gibt in dieser Welt keine echte Sicherheit! Und die darüber nicht jammern, sondern das „Aber des Glaubens“ ausrufen: Aber seid getrost, Jesus hat die Welt überwunden! Denn das ist die wichtigste Botschaft der Welt: Das irdische Leben werden wir nicht behalten. Nie verlieren können wir aber, was Gott uns in Jesus Christus schenkt – auch über den Tod hinaus. Diese Auferstehungshoffnung will uns furchtlos machen, mutig und kühn. Den Mut dafür will Gott uns gerne schenken. P

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Ein heller Kopf ist informiert. Darum lese ich idea Spektrum. ideaSpektrum 9.2012

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PORTRÄT

Wenn Gott den Glauben zurechtrüttelt GOTTVERTRAUEN Eine deutsche Missionarin auf den Philippinen hat es ohnehin schwer. Dann aber verliert sie bei einer Naturkatastrophe noch ihr ganzes Hab und Gut. Warum Wiebke SchmidtHolzhüter trotzdem an Gott festhält, beschreibt Klaus Rösler.

Gottes Stimme im Gebet Noch während des Studiums wird Wiebke Schmidt-Holzhüter klar, dass sie Missionarin werden soll. Bei einer

Gebets- und Lobpreiszeit mit zwei Freundinnen hatte sie den Eindruck, dass Gott sie frage, ob sie bereit wäre, von ihm auch im Ausland weiterzuerzählen. Sie hält diesen Impuls für eine Gefühlsregung und misst ihm keine Bedeutung zu. Doch am nächsten Tag liest sie in den „Losungen“ Hebräer 3,15: „Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verstockt eure Herzen nicht.“ Ihr wird klar, dass dieses Wort ihr gilt. Sie bewirbt sich bei der Allianzmission – einem Missionswerk im Bund Freier evangelischer Gemeinden in Deutschland –, die in 21 Ländern tätig ist. Da in der Hauptstadt der Philippinen – Manila – eine Frau mit genau ihren Fähigkeiten dringend gesucht wird, geht sie dorthin. Seit 9 Jahren arbeitet Wiebke Schmidt-Holzhüter nun in der 20 Millionen Einwohner zählenden Metropole unter den Ärmsten der Armen. Sie sorgt dafür, dass Kinder eine Schulausbildung erhalten, gibt Unterricht an einer Bibelschule und engagiert sich in der Gemeindearbeit. Zu ihren eindrücklichsten Erfahrungen gehört es, wenn Menschen in den Armenvierteln durch den Glauben an Gott Hoffnung erhalten.

Der einzige Halt Als persönliche Katastrophe erlebt sie den Taifun Ketsana, der im September 2009 Manila überschwemmt. 500 Menschen kommen ums Leben. Die Häuser von zwei Millionen Bürgern werden überflutet. Auch sie verliert alles. Der materielle Schaden wird ihr zwar ersetzt; doch ihre Tagebücher, ihre kleine theologische Bibliothek und ihre Bibel, die sie seit Jahren in Gebrauch hat, gehen verloren. Dieses Erlebnis „erschüttert“ ihren Glauben: Es fällt ihr schwer zu verstehen, warum Gott es zulässt, dass sich das Elend im Land weiter verschärft. Aber zugleich erlebt sie, dass Gott in dem Chaos nach der Katastrophe ihr einziger Halt ist. Heute sagt sie: „Diese Erfahrung hat meinen Glauben zurechtgerüttelt.“ Ihre Beziehung zu Gott sei sogar noch tiefer geworden. Ihre Zukunft sieht sie weiter auf den Philippinen – „jedenfalls so lange, bis Gott mir einen anderen Platz zuweist“. P

Foto: privat

Die Rastlosigkeit hat sie offenbar im Blut. Ganze 6 Tage bleibt Wiebke SchmidtHolzhüter nach ihrer Geburt in Lüdenscheid. Dann geht es weiter – in verschiedene Städte Deutschlands, in die USA und nach Österreich. Der Grund: Die Position ihres Vaters bei einer Computerfirma macht viele Umzüge nötig. Dass sie Christin wird, verdankt sie auch ihren Eltern, die ihr regelmäßig von Gott erzählen. Mit 11 Jahren entscheidet sie sich nach einer ergreifenden Predigt in den USA, als Christ zu leben. Nach dem Abitur wird sie Ergotherapeutin. Doch sie spürt eine innere Unruhe: Sollte sie sich nicht intensiver mit dem Wort Gottes befassen? Sie schreibt sich am Neues Leben-Seminar (heute: Theologisches Seminar Rheinland) in Wölmersen/Westerwald ein. Nach der 4-jährigen Ausbildung erwirbt sie anschließend einen MasterAbschluss als Theologin an der Evangelisch-Theologischen Fakultät im belgischen Löwen.

DAS WORT DER WOCHE » Viele Gottesdienste beginnen heute nicht im Namen des dreieinigen Gottes, sondern mit Sätzen wie ‚Wir freuen uns, dass Sie den Weg hierhin gefunden haben’. Das ist offenbar dem Massenphänomen Demenz geschuldet. Der evangelische Theologieprofessor Wilfried Härle (Heidelberg) beim Kongress für missionarischen Gemeindeaufbau – Missionale – in Köln

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