Idea Spektrum Schweiz 10/2012

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10 7. März 2012

Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt

www.ideaschweiz.ch

Einzelverkaufspreis: CHF 4.–

Auch im Sterben getragen Gerhard Fischer über den Leidensweg seiner ersten Frau und Gottes Hilfe Seite 4

7 «Die 4 Punkte»: Campus erklärt

12 «Schönes Chaos»: Den Messies

8 Singtag: Thurgauer Landeskirche

24 Friedrich Hänssler: Rückblick

will zeitgemässes Liedgut fördern

9 Chrischona: René Winkler erklärt die Liebe zur höchsten Priorität

mit Liebe und Geduld begegnen

Wein @ Lebensmittel @ Kosmetik

auf ein erstaunliches Lebenswerk

28 US-Wahlen: Rick Santorum und der „geistliche Krieg“ in Amerika

Hochwertige Produkte aus Israel Wir beten und handeln – helfen Sie mit?

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20. / 21. März 2012

I NSE R AT E

Schwerkranke und sterbende Menschen begleiten

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Wir freuen uns auf Ihre Anmeldung • Hotel Sunnehüsi, Alte Gasse 10, 3704 Krattigen, Tel. 033 654 92 92 • Hedwig Fiechter info@sunnehuesi.ch idea Spektrum 10.2012


G RÜ E Z I

Sterben – aber wie? Sterben und Tod erfahren in der Gegenwart vermehrt unsere Aufmerksamkeit. Zu verdanken haben wir das den umstrittenen Sterbehilfeorganisationen. Sie leisten nicht nur schwerkranken, sondern auch nur lebensmüden Menschen Beihilfe zum Suizid. Menschenwürdig sterben gehöre untrennbar zum menschenwürdigen Leben, behaupten sie, und dazu gehöre auch das Recht auf Selbsttötung. Aber was heisst menschenwürdig sterben wirklich? Eine eindrückliche Antwort gibt uns das Interview im «Brennpunkt» (Seite 4). «Keine Krankheit und kein Siechtum darf die Würde des Menschen mindern. Kranke Menschen strahlen manchmal mehr Würde aus als gesunde», sagt Gerhard Fischer. Er begleitete seine geliebte, krebskranke Gattin zusammen mit seinen Söhnen auf ihrer letzten Wegstrecke. «Ruth starb strahlend», darf er heute berichten. Er hat das Sterben seiner Weggefährtin nicht verdrängt, sondern bewusst in sein Leben geholt. «Die einzig wirkliche Solidarität zwischen Menschen ist die Solidarität gegenüber dem Tod», hat der Schriftsteller Albert Camus festgehalten. Dazu gehört der Respekt vor dem, der Leben schafft. Er allein bestimmt die Länge des Lebens. Er ruft: «Kommt wieder, Menschenkinder!» So tröstete letzthin eine Tochter ihre hochbetagte, sterbende Mutter mit den Worten: «Jetzt kannst du heimgehen, aus meinen Armen in die Arme Jesu.» «Der Tod ist kein Ender, sondern ein Wender» (Paracelsus). Christen glauben nicht an den Tod, sondern an das Leben. Der Tod ist nicht nur der letzte

Feind, sondern auch die Schwelle für das neue Leben. Kurz vor seiner Kreuzigung auf Golgatha sagte Jesus zu seinen Jüngern: «Ich lebe, und ihr sollt auch leben.» Er starb nicht nur für unsere Sünden; das «für uns» gilt auch für die Auferstehung. Der Auferstehung verdanken wir die tragende Hoffnung über Tod und Grab hinaus. Was wir sterben nennen, ist in Wirklichkeit die Geburt zu einem neuen, herrlichen Leben. «Wenn wir das Ufer des diesseitigen Lebens verlassen, liegt ein neues Gewand am jenseitigen Ufer für uns bereit» (Emanuel Geibel). Monika Renz, die Psycho- und Musiktherapeutin am St. Galler Kantonsspital, fasst ihre Beobachtungen an 80 Sterbenden wie folgt zusammen: «Aufhorchen liess mich die Not zahlreicher Sterbender angesichts von belastenden oder unbereinigten Beziehungen. Diese hindern am Loslassen … Nur wenige Menschen sind echt schuldfähig. Umso häufiger lauert das Ungute und Unerlöste namenlos in der Luft.» Ich will es nicht verschweigen: Das neue Gewand am jenseitigen Ufer erhalten nur Versöhnte. Das schaffen wir nicht aus uns selber, sondern nur durch den Glauben an den, der in seiner Todesqual ausgerufen hat: «Es ist vollbracht!» «Herr, lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, damit wir weise werden», betet der Psalmist. Und im Dom zu Schleswig steht die Inschrift: «Wir müssen täglich sterben, damit wir nicht sterben, wenn wir sterben.»

BIBLISCH Ein Lieblingsbibelwort von Sara Serio, Sängerin und Pianistin, pflegt «Italopop mit Tiefgang», auch auf der jüngsten CD «Dararap», Zürich:

«Wo aber das Mass der Sünde voll geworden ist, da ist die Gnade überströmend geworden.» (Römer 5,20) «Dieser Vers ist einfach eine Vitaminspritze für die Seele. Oft hat man das Gefühl, es sei Endstation, wenn Sünde in unserem Leben entsteht. Hier sagt Gott, dass es nicht so ist! Sein Mass im Geben ist immer tiefer, höher und weiter als alles andere in der Welt. Gnade ist immer mehr als das, was wir uns verdienen können. Gnade ist etwas, das über alles hinaus geht, was wir aus eigener Leistung bewirken können. Gottes Natur ist Gnade, und das genau ist das, was mich letztendlich zur Umkehr bringt. Danke, lieber Vater!»

WÖRTLICH «Ich staune, was passiert, wenn Menschen in die heilende Gegenwart Gottes eintreten. Körperliche Heilungen sind eher die Ausnahme, aber Menschen erfahren die Zuwendung Gottes als stärkend an Körper, Seele und Geist. In verschiedenen klinischen Studien konnte nachgewiesen werden, dass ein persönlicher Glaube oft einen positiven Effekt auf den Heilungsprozess hat.» Thomas Bachofner, Pfarrer und Leiter von «Tecum», dem Zentrum für Spiritualität, Bildung und Gemeindebau der Evangelischen Landeskirche des Kantons Thurgau in der Kartause Ittingen, im «St. Galler Tagblatt».

Innovativ

SAM MOSER

Der Autor war Präsident des VFG/Freikirchen Schweiz und Stellvertretender Direktor der Eidg. Oberzolldirektion.

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BR E N N P U N K T

«Eines Tages sah Ruth ein ganz helles Licht …» WÜRDEVOLLES STERBEN Lange hoffte die ganze Familie, dass Gott ein Wunder tut. Doch am 10. März 1996 ist Ruth

Fischer nach schwerem Krebsleiden gestorben. Nun berichtet Gerhard Fischer in einem neuen «Debattenbuch zur Sterbehilfe» über den Leidensweg und das Sterben seiner ersten Frau. Und über Gottes gnädiges Durchtragen.

Wie möchten Sie sterben? Gerhard Fischer: Ich möchte am

hätte ich total nie erwartet. Für mich war es viel schlimmer als für meine Frau. Sie sagte: «Du glaubst doch nicht, dass das der Tod sein könnte!» Sie war eine kräftige und sehr engagierte Frau. Sie hatte mit 17 schon einen schweren Töffliunfall erlebt und lag danach mehrere Tage im Koma. Dass sie weiterleben durfte, war ein Wunder. Doch von da an gehörte das Kopfweh zu ihrem Leben.

liebsten einmal im Obstgarten dahinsinken, im Frieden mit Gott und den Menschen natürlich.

Wie möchten Sie unter keinen Umständen sterben?

Sicher nicht durch die Hand eines Sterbehelfers, sondern begleitet von liebevollen Händen, die mich auf dem letzten Weg nicht allein lassen.

In einem neuen «Debattenbuch» zum Thema «Sterbehilfe und Selbstbestimmung am Lebensende» schreiben Sie über das schmerzvolle Sterben Ihrer ersten Frau Ruth. Wie schwer ist Ihnen diese Aufarbeitung gefallen?

Es ging relativ gut. Es kam schon manches wieder herauf, und es gab durchaus Tränen. Das gehört bis heute dazu. Doch es tat auch gut, mich nochmals vertieft mit dem ganzen Geschehen zu beschäftigen. Es war ein Stück Lebenshilfe für mich. Und ich empfand es auch als Bestätigung meines Weges, indem ich mich stark für ein würdevolles Sterben einsetze.

Welches waren Ihre ersten Erfahrungen mit dem Sterben?

Meine Schwester Ruth, die ein Jahr jünger war als ich, hatte Leukämie. Sie ist mit zehn Jahren gestorben. Da habe ich schon gemerkt, wie wichtig es ist, dass man einen sterbenden Menschen als Familie liebevoll begleitet.

Was hat Sie durchgetragen in der folgenden Zeit?

Gerhard Fischer erlebte es: «Gott trägt durch alles hindurch.»

Welche Spuren hat dieses Sterben in Ihrem Leben hinterlassen?

Schon als Kind ist mir bewusst geworden, dass das Sterben zum Leben gehört. Auf einem Bauernhof erlebt man es ja noch viel intensiver, wie Leben entsteht und auch vergeht. Das Sterben hat damals für mich von seinem Schreck verloren. Ich sah, dass auch ein junger Mensch hoffnungsvoll sterben kann. Die letzten Worte meiner Schwester waren: «Der Heiland holt jetzt sein Schäfchen heim.» Bei mir ist damals die Gewissheit stark gewachsen, dass das Leben erst nach dem Tod richtig anfängt.

War das Sterben dann in Ihren ersten Ehejahren ein Thema?

Direkt nicht. Wir waren voller

Pläne, haben vieles angepackt, waren auch sehr gefordert. Wir waren gepackt von einer total positiven Lebenseinstellung und stark geprägt vom Glauben. Schon früh waren wir für andere Menschen da. Ich engagierte mich bereits mit 23 Jahren in einer Behörde und gehörte schon mit 25 dem Ältestenrat unserer Gemeinde an. Und wir haben immer wieder randständige junge Menschen in unsere Familie aufgenommen.

Was ist in Ihnen vorgegangen, als Sie 1991 von der Diagnose eines schwarzen Melanoms bei Ihrer Frau hörten?

Aufgrund der ärztlichen Diagnose habe ich sofort gemerkt, dass es ein schlimmer Krebs war. Das

Gerhard Fischer

Ein Debattenbuch zu 30 Jahre Sterbehilfe

Jahrgang 1951, seit Geburt wohnhaft in Bäretswil ZH, nach Verwitwung das zweite Mal verheiratet mit Lina. Aus erster Ehe fünf Söhne, aus zweiter Ehe ein Sohn. Zusammen mit den Kindern von Lina zehn Kinder. Elf Enkelkinder. Ausbildung als Landwirt, Übergabe des Hofes auf den 1. Januar 2012 an einen Sohn. Seit 1997 Kantonsrat der EVP, 2010/11 Kantonsratspräsident. Hobbys: Wandern, Fotografieren.

Gerhard Fischer ist Mitautor eines «Debattenbuchs», das Ende März mit dem Titel «Der organisierte Tod – Sterbehilfe und Selbstbestimmung am Lebensende» erscheint. Das Buch wird im Verlag Orell Füssli herausgegeben und erscheint zum besonderen Jahr für die Sterbehilfe, ist es doch 30 Jahre her, seit die Begleitung beim Freitod eingeführt wurde. Es handelt sich um einen Sammelband mit renommierten

Bild: idea/av

Fachleuten, Meinungsmachern und Kritikern der Sterbehilfe sowie der Palliativmedizin. In jedem Kapitel schreiben jeweils ein Verfechter und ein Kritiker der Sterbehilfe zum selben Thema. Als Kritiker berichtet Gerhard Fischer unter dem Titel «Im Sterben getragen – Schicksal einer Ehefrau und Mutter» über den Leidensweg und das Sterben seiner ersten Frau Ruth und die liebevolle Begleitung durch ihre Familie.

Die Hoffnung, dass Gott ein Wunder tut. Gleich haben viele Leute für Ruth gebetet, in der Familie, der Verwandtschaft, der Gemeinde. Nachdem ein grosses Hautstück wegoperiert worden war, fielen die nächsten Untersuchungen ja positiv aus. Es ging fünf Jahre gut. Ruth klagte zwar hie und da über wahnsinniges Kopfweh, dem wir zu wenig Beachtung geschenkt haben. Doch sie war ein starker, sehr ausgeglichener Mensch.

Wann kam der nächste grosse Tiefschlag?

Das war vor Weihnachten 1995. Ruth sagte plötzlich, mit ihren Augen stimme etwas nicht mehr. Sie sah die Texte nicht mehr genau. Zu Beginn des Jahres 1996 wurde sie von heftiger Übelkeit gepackt. Der Arzt war sehr besorgt und wies sie sofort ins Spital ein. Die Diagnose: Mehrere Hirntumore! Ich war völlig erschlagen. Ich meinte, den Boden unter den Füssen zu verlieren. Wir hatten fünf Kinder, das jüngste nicht mal zehn. Das war happig. Der Arzt im Spital erklärte, wir müssten selber entscheiden, wie es weitergehen solle. Wir entschieden uns, doch noch zu bestrahlen.

Damit wuchs Ihre Zuversicht?

Meine Frau war voller Zuversicht. Sie sagte: «Das kommt schon gut!» Doch sie wurde immer schwächer. Die Schmerzen nahmen stark zu. Als ganze Familie haben wir die Zeit zum Reden genutzt. Es war enorm wichtig für die Kinder, zu sehen, dass das Mami eigentlich idea Spektrum 10.2012


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bei uns bleiben möchte. Doch nach acht Wochen, am 10. März 1996, ist Ruth daheim gestorben, gerade erst 45 Jahre alt. Die Ärzte hatten uns darauf hingewiesen, dass sich ihre Persönlichkeit noch stark verändern könnte. Das hat nur in geringem Mass stattgefunden. Am Schluss konnte sie aber nicht mehr richtig mit uns reden. Doch eines Tages rief sie mich plötzlich zu sich in die Stube. Dort, hinter einer Wand, sehe sie ein ganz helles Licht. Das war ihre Perspektive. Einen Tag vor dem Tod hielt ich sie in den Armen. Ich flüsterte ihr zu: «Für dich wird nun alles gut …» Und da, mit einem Mal, unverhofft, strich sie nochmals liebevoll fein und sachte über meinen Nacken.

Wie konnten Sie Ihre Kinder in dieser Zeit aufrichten?

Das war ganz unterschiedlich. Die einen wollten viel mitbekommen und ganz nah bei ihrem Mami sein, andere hielten sich eher zurück. Wir haben viel miteinander geredet und einander gestärkt. Es war wichtig, dass wir den Kindern immer wieder sagen konnten, dass zwischen ihnen und Mami gar nichts mehr ist. Es war alles geklärt. Wo es noch notwendig war, hatten wir einander vergeben.

Wie oft haben Sie mit Gott gehadert?

Ich könnte nicht sagen, dass ich das getan habe. Ich habe Gott gesagt, dass ich ihn in manchem nicht verstehe. Mir kamen Aussagen von Hiob in den Sinn, als er Gott alles klagte und auch das nicht zurückhielt, das er nicht verstehen konnte. In der Nacht, um 1 Uhr, als Ruth starb, sagte die Frau, die oft bei ihr war und sie begleitete: «Komm, wir schauen in die Losung!» Und da stand: «Lass dein Weinen und Schreien, deine Mühen werden noch belohnt werden.» Daneben stand dieser Vers aus dem Römerbrief: «Wie wir am Leiden teilhaben, werden wir auch an der Herrlichkeit teilhaben.» Und dauernd hat mich in dieser Situation ein Lied begleitet: «Gib dich zufrieden und sei stille.»

Sahen Sie einen Sinn hinter diesem Sterben?

Der Sinn liegt wahrscheinlich darin, zu erkennen, dass Gott nicht einfach ein «Schönwettergott» ist. Er geht auch durch die tiefsten Tiefen mit uns. Gott griff idea Spektrum 10.2012

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«Wer sein Leben bewusst verkürzt, bringt sich um wichtige Erfahrungen» Was denken Sie, wenn Sie von den laufend steigenden Fällen von aktiver Sterbehilfe hören? Gerhard Fischer: Ich finde es sehr tragisch, dass gerade bei Dignitas fast alle Sterbewilligen aus dem Ausland kommen. In der Schweiz ist es relativ einfach, Suizidbeihilfe zu bekommen. Es ist eine tragische gesellschaftliche Entwicklung, dass man nicht mehr parat ist, sich den Ungewissheiten des Lebens und der Zeit des Schwächerwerdens auszuliefern. Selbstbestimmung ist der grosse Trend, auch über den Zeitpunkt des Todes. Die Menschen verpassen dadurch einen wichtigen Teil, der auch zum Leben gehört. Es ist wichtig für die Angehörigen, dass sie Abschied nehmen können und selber gestärkt werden für das,

was auf sie zukommt. Auch für den Sterbenden bietet sich die grosse Chance einer neuen Sinnerfüllung, besonders auch die gute Erfahrung, dass er sich von den Nächsten getragen weiss. Wer sein Leben bewusst verkürzt, bringt sich um viel menschliche Nähe und nicht zuletzt um die Erfahrung von Gottes gnädigem Durchtragen.

ganz konkret immer wieder ein, wenn wir nahe an der Verzweiflung waren. Ich spürte es immer wieder: Gott ist da, ich kann ihm vertrauen! Manche Frage bleibt bis heute unbeantwortet. Aber ich darf einfach dankbar sagen: Gott hat uns durchgetragen, seine Nähe zu uns wurde zur realen Erfahrung. Ich darf heute wieder verheiratet sein. Wir haben es gut in der Ehe und in der Familie. Wir wurden eine Patchworkfamilie mit allen Freuden, doch ich will nicht verschweigen, dass auch Leiden und Schwierigkeiten dazu gehören. Meine jetzige Frau, die ihren Mann durch einen Unfall auf dem benachbarten Hof verloren hatte, brachte vier Kinder mit. Wir durften zusammen noch ein gemeinsames Kind haben, so dass es jetzt zehn Kinder sind. Gott hat uns im Glauben gestärkt und reifer gemacht. Ein grosser Trost war für mich auch, dass sich vier Söhne kurz nach dem Tod von Ruth taufen liessen.

vielleicht reifer, um anzunehmen, was auf uns zukam.

Sie hatten sich zuletzt für eine weitere Bestrahlung entschieden. Was haben Sie gewonnen durch diese verlängerte Leidenszeit?

Diese zusätzliche Zeit war ganz wichtig, damit wir uns miteinander vorbereiten konnten auf das, was kommt und ganz bewusst Abschied nehmen konnten. Wir hatten natürlich auch gehofft und geglaubt, dass Gott noch ein Wunder tut. Doch wir wollten parat werden für das, was Gottes Wille ist. Nach dieser Zeit waren wir

Wie kommt es zu dieser Häufung bei der Sterbehilfe? Viele Politiker sind eigentlich auch gegen die Sterbehilfe und anerkennen meine Haltung. Doch sie denken wohl, sie könnten diese Notbremse vielleicht selber einmal brauchen. Und dadurch, dass die Suizidhilfe immer mehr beansprucht wird, wird auch die Schwelle immer

Warum wollte Ihre Frau die Leidenszeit nicht abkürzen?

Sie wollte bei uns und für uns da sein, so lange es ging. Sie sagte: «Ich habe keine Angst vor dem Sterben. Das Schwerste ist für mich, euch zurückzulassen.» Sie versuchte noch in der Küche zu stehen, als sie fast keine Kraft mehr hatte. Sie hat ihre Schmerzen still ertragen und kaum geklagt.

Wie konnten Sie Ihrer Frau die letzten Tage erleichtern?

Die Spitex war miteinbezogen und hat das Bestmögliche gemacht, und wir hatten die beste medizinische Betreuung durch den Hausarzt. Dazu kam die Schmerzlinderung durch Morphium.

Wofür sind Sie Ihrem Schöpfer im Rückblick besonders dankbar?

Das Grösste ist für mich, dass alle fünf Söhne bewusst auf dem Weg mit Jesus sind und ihm dienen wollen. Sie haben auch in den schlimmsten Momenten nicht gegen Gott rebelliert und sich nie von ihm abgewendet. Das ist ein Riesengeschenk für mich! Dankbar bin ich Gott auch, dass er mir wieder eine so glückliche Beziehung geschenkt hat.

Macht Ihnen diese Leidensgeschichte nicht Angst vor möglichen mühsamen Jahren im Alter?

kleiner. Damit fällt man niemandem mehr zur Last. Doch es ist fatal: Ich glaube nicht, dass dadurch das Sterben wirklich einfacher wird. Sterben ist oft so oder so ein schwerer Weg. Was soll die Politik tun in dieser Situation? Sie soll vor allem die Palliativmedizin ausbauen und die guten Hilfestellungen bekannt machen. Und sie soll den Sterbetourismus unterbinden. Und was soll die Kirche tun? Sie müsste sich viel mehr mit dem Thema beschäftigen und damit auch nach aussen treten. Und sie muss deutlich machen, dass sie gerne bereit ist, besonders auch leidende und sterbende Menschen zu begleiten.

(denkt länger nach) Das könnte ich nicht sagen. Ich habe es erlebt, dass die Gnade und Kraft Gottes immer wieder da sind. Er trägt uns wirklich durch! Das erlebte ich auch mit meinen Eltern, die unterdessen auch gestorben sind. Nein, ich habe keine grössere Angst deswegen, aber ich habe natürlich Fragen, wie es einmal gehen wird mit mir im Alter. Ich merke, dass ich der Typ bin, der stark mit den Kindern mitleidet und sie auch bewahren möchte.

Was heisst für Sie in Würde sterben?

Das heisst, ich habe jemanden, der mich auf dem Weg des Leidens begleitet und mich auch in der Stunde des Sterbens nicht allein lässt. Dafür sind wir auf der Welt, dass wir die Schwachen und Leidenden nicht allein lassen. Keine Krankheit und kein Siechtum mindert die Würde eines Menschen. Kranke Menschen strahlen manchmal mehr Würde aus als gesunde.

Welches ist Ihre grosse Perspektive als Christ?

Meine Perspektive für dieses Leben ist, dass wir einen lebendigen Gott haben, der uns durch alle Zeiten hindurchträgt. Und dann habe ich die ewige Perspektive: Ich bin auf dem Weg zum Tod, aber ich weiss, dass dann das Leben erst richtig beginnt. Mit dieser Hoffnung und dieser Gewissheit lebe ich jeden Tag. Interview: ANDREA VONLANTHEN


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I nse r at e | s t e lle n

Schulheim Zizers Schule und Wohnen für Kinder und Jugendliche

Das Schulheim Zizers bietet 25 Kindern und Jugendlichen mit Lern- und Verhaltensschwierigkeiten angemessene Wohn- und Schulmöglichkeiten. Die Erziehung, Schulung und Förderung der Kinder und Jugendlichen basiert auf der Grundlage des christlichen Glaubens. Der heilpädagogisch orientierte Unterricht in drei Kleinklassen lässt eine gezielte Förderung der Kinder zu. Das schulische Angebot wird auf allen Stufen an die individuellen Bedürfnisse der Schüler angepasst. Schwerpunkte sind die Förderung von Lern-, Selbst- und Sozialkompetenz.

Als private Tagesschule auf christlicher Basis führen wir in Winterthur zwei Kindertagesstätten, einen Kindergarten, die 1.- 6. Klasse und eine Oberstufe mit insgesamt 240 Schülern. Die SalZH unterrichtet an drei Schulstandorten und betreut Kinder in zwei Kindertagesstätten. Die Oberstufe besteht aus vier Klassen mit je rund 20 Schülerinnen und Schülern und ist in der Trollstrasse 34a in Winterthur zuhause. Wir unterrichten die Niveaus A und B in der gleichen Klasse und teilen die Klassen in den Fächern Mathematik, Englisch und Französisch nach Niveaus.

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TAG E SSC H AU

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Auch nach der Kältewelle: Osteuropas Not hält an OSTHILFE Die sibirische Kälte, die Europa während zwei Wochen im Griff hatte, ist abgeklungen. Ganz besonders in Osteuropa ist die Lage für viele Menschen aber weiterhin kritisch, wie die Stiftung «Pro Adelphos» berichtet.

Mehr als 600 Todesopfer forderte die historische Kältewelle im Februar. Besonders prekär war die Situation in Osteuropa. Allein die Ukraine hatte 130 Tote zu beklagen. Ein Mitarbeiter der international tätigen Hilfsorganisation «Mission without Borders» berichtete aus Rumänien: «Als sich das Wetter massiv verschlechterte, besuchten wir bei bitterer Kälte eine Familie in einem überaus baufälligen Haus. Der Vater war auswärts am Arbeiten, die Mutter war zu Hause mit ihren sieben Kindern. Die Kinder hatten keine Schuhe und konnten deshalb nicht zur Schule gehen… Es war demütigend zu sehen, wo und wie diese Familie lebt.»

In grösste Not geraten

Inzwischen sind mildere Temperaturen eingezogen. Das Elend bleibt aber weiterhin bestehen. «Immer mehr Menschen leben auf der Strasse», sagt Franz Michel. Er ist Geschäftsleiter von «Pro Adelphos», dem Schweizer Zweig von «Mission without Borders». «Hohe Arbeitslosigkeit, grosse Teuerung, Krankheiten, Entmuti-

Pro Adelphos hilft: Kinder nehmen Pakete mit Esswaren in Empfang.

gung als Folge der hoffnungslosen Lebensumstände: Zahlreiche Familien in Osteuropa sind dadurch in grösste Not geraten», heisst es auf der Website der Organisation.

Nachhaltige Projekte

Pro Adelphos ist mit seinen Partnern seit 50 Jahren in sechs osteuropäischen Ländern vor Ort aktiv. Jährlich werden etwa 167 000 warme Mahlzeiten verteilt. Mehr als 13 000 Familien werden mit Kleidern, Medikamenten, Brennholz und Essen versorgt. Die Hil-

fe ist darauf angelegt, «die grösste Not unverzüglich zu lindern und danach die Menschen Schritt für Schritt in ein unabhängiges Leben zu führen.» Verschiedene nachhaltige Projekte wie Waisenhäuser und Ausbildungsangebote sollen Notleidenden längerfristig ein besseres Leben ermöglichen.

4000 freiwillige Helfer

In Lehrwerkstätten können Jugendliche einen handwerklichen Beruf lernen. Sogenannte «Gemeinschaftszentren» bieten abge-

sonderten Betagten, Behinderten, Kriegsgeschädigten und Strassenkindern einen Ort, wo sie einen Unterschlupf und menschliche Zuwendung finden. Pro Adelphos arbeitet dabei stark mit lokalen Kirchgemeinden zusammen. Die europaweit 300 vollzeitlich Angestellten werden von mehr als 4000 freiwilligen Helfern unterstützt. Franz Michel erklärt, man engagiere sich seit letztem Herbst verstärkt für die zunehmende Zahl der Obdachlosen. Diese sind von Wind und Wetter am stärksten betroffen. Die nächste Kältewelle kommt bestimmt. CHRISTOF BAUERNFEIND

Aus wenig wird viel Pro Adelphos rechnet vor: Für 55 Franken erhält eine ganze Familie Esswaren für einen Monat. 95 Franken reichen aus, um einen Haushalt zusätzlich mit Holz für Heizung und Küche zu versorgen. Mit 180 Franken können wärmendes Bettzeug und warme Kleidung beschafft werden. www.proadelphos.ch

KREATIVES EVANGELISATIONSMITTEL

Campus bringt das Evangelium auf den Punkt Campus Generation Ministry präsentiert eine neue Möglichkeit, die gute Nachricht kreativ zu verbreiten: «Die vier Punkte» stellen die Kernaussagen der Bibel mit vier einprägsamen Symbolen dar. «Auch im Europa des 21. Jahrhunderts soll das Rettungsangebot Gottes nicht verstummen», betonen die Verantwortlichen von Campus Generation Ministry, dem Jugend-Arbeitszweig von Campus für Christus. Früher klebte man fromme Aufkleber wie «Jesus liebt dich» auf das Auto. Im Zeitalter von iPhone und Co. sind grafische Reize gefragt: Je einfacher und klarer, desto besser.

Ansprechendes Design

Die Symbole zu den «vier Punkten» wurden vor einigen Jahren in England kreiert. In komprimierter idea Spektrum 10.2012

Form geben sie die vier geistlichen Gesetze wieder, die der Campus-Gründer Bill Bright 1952 formulierte: «Gott liebt mich», «Ich habe gesündigt», «Jesus starb für mich» und «Ich muss mich entscheiden, für Gott zu leben». Ohne Erklärung bleibt dem Betrachter dieser Sinn aber zunächst verborgen. Die Idee dahinter: Die rätselhafte Zeichenabfolge soll Fragen auslösen. Jonathan Bucher, der Leiter der Kampagne, hat das selbst schon so erlebt. Als er ein entsprechendes Armband trug, wurde er prompt nach dessen Bedeutung gefragt. So könne man ganz unaufdringlich das Evangelium weitergeben. Zudem bewirke das «playstation-artige» Design des Logos, dass es von jungen Menschen gerne getragen werde, wie es auf der englischen Website heisst.

Eigene Website

Nun lanciert Campus für Christus das Produkt auch im deutschsprachigen Raum. Ab sofort sind Postkarten, T-Shirts, Pullover, Armbänder, Kugelschreiber, Visitenkarten und Traktate mit dem Logo erhältlich. Auf einer eigens initiierten Website werden die einzelnen Punkte in vier Videos erklärt. Die Möglichkeit besteht, sich bei Fragen mit einem E-Coach von Gottkennen.ch in Verbindung zu setzen. Die Evangelisationsplattform «Netzwerk Basel» hat bereits einige Produkte für ihre Strasseneinsätze bestellt, und Campus selbst wird die Symbole künftig bei ihren Anlässen verwenden. CHRISTOF BAUERNFEIND www.die4punkte.com Bild: zvg


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JOURNAL

Popularmusik begeisterte 220 Sänger

Fragen zur Religionsfreiheit

THURGAUER SINGTAG Der erste popular-musikalische Singtag der Evangelischen Lan-

EVP-Nationalrätin Marianne Streiff hat in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft für Religionsfreiheit der Schweizerischen Evangelischen Allianz eine Interpellation zum Thema Christenverfolgung eingereicht. Sie will wissen, was der Bundesrat zu unternehmen gedenkt, um der Religionsfreiheit weltweit zu einer grösseren Bedeutung zu verhelfen. «idea Spektrum» geht in der nächsten Ausgabe eingehend auf das Thema ein. (idea)

deskirche Thurgau vom 19. Februar übertraf die Erwartungen. 220 Sängerinnen und Sänger lernten in Kreuzlingen zeitgemässe Lieder für den Gottesdienst kennen.

Solidarität mit Verfolgten

Im Thurgau soll an einem Sonntag in der Passionszeit speziell auf die Situation der verfolgten und bedrängten Christen aufmerksam gemacht werden. Das empfiehlt der Kirchenrat der Evangelischen Kirche des Kantons Thurgau den Kirchgemeinden. Der Kirchenrat appelliert an die Kirchbürger, ihre Solidarität für bedrängte Christen in Wort, Tat und Fürbitte zu zeigen. (idea)

«Biblische» Kleidung

Das Bibelund Orientmuseum der Universität Miséricorde in Freiburg zeigt bis am 31. Juli «Kleider in biblischer Zeit». In Vitrinen ausgestellte Figuren tragen nach wissenschaftlichen Kriterien rekonstruierte Kleidung. Interessantes Detail: «Gemäss 1. Mose 3,21 hat Gott selber Adam und Eva mit Fellkleidern ausgestattet», erinnert Thomas Staubli, Leiter des Bibel- und Orientmuseums. (idea) www.bible-orient-museum.ch

Gedenkkonzert für Opfer

Am Sonntag veranstaltete CSI (Christian Solidarity International) in Greifensee ZH ein Konzert. Dieses erfolgte im Gedenken des am 2. März 2011 von Islamisten ermordeten pakistanischen Ministers für Minderheiten, Shahbaz Bhatti. CSI veranstaltet auch Lesungen mit Daniel Gerber, Autor von «Schicksalstage am Fusse der Pyramiden»: 17. März, 17 Uhr, Hotel Kreuz, Bern; 24. März, 16 Uhr, Brunnen-Buchhandlung, Spalenberg 20, Basel. (idea) Bild: zvg

Beflügelnd: Oliver Wendel begleitet die 220 Mitwirkenden am ersten Singtag der Evangelischen Landeskirche des Kantons Thurgau.

«Ich habe viele positive Rückmeldungen auf den Thurgauer Singtag erhalten», sagt Oliver Wendel, Kirchenmusiker aus Weinfelden und Leiter des Projekts «Popularmusik». «Viele Leute sind durch die Lieder persönlich berührt worden.» 220 Personen, darunter viele ältere Gesichter, aber auch Familien mit Kindern, nahmen am ersten Thurgauer Singtag für kirchliche Popularmusik im evangelischen Kirchgemeindehaus Kreuzlingen teil. Das waren 40 mehr als erwartet. Pfarrer Wilfried Bührer, Kirchenratspräsident der Evangelischen Landeskirche Thurgau, sprach von einem «wirklich rundum geglückten Erlebnis», wie die «Thurgauer Zeitung» vom 21. Februar schreibt.

Moderne, tolle Lieder

Der Thurgauer Singtag verband Jung und Alt miteinander. Die zwölf modernen Lieder, die eine Spurgruppe ausgewählt hatte, kamen mit ihren zeitgemässen Texten beim Publikum gut an. Nach dem Kennenlernen und Proben der Lieder folgte in einem zweiten Teil ein offener Singgottesdienst mit Band und Liturgie. «Der Singtag hat mir sehr gut gefallen und mich neu inspiriert für den Gottesdienst», schrieb ein Teilnehmer nach dem Anlass. Positiv aufgefallen sind «die tolle Liederauswahl und die gute Aufbereitung». «Der professionell organisierte Anlass hat mich sowohl musikalisch als

auch geistlich überzeugt», so eine weitere Besucherreaktion. Und auch Wendel denkt gerne an den Singtag zurück: «Ich bin wieder neu motiviert für meine vernetzende Arbeit als Kirchenmusiker. Der Aufwand hat sich gelohnt.»

80 Vorschläge geprüft

Der evangelische Kirchenrat des Kantons Thurgau hat die Spurgruppe aus zehn Musikern und Theologen vor einem Jahr ins Leben gerufen, um ein qualitativ gutes Repertoire von populären Liedern für die Landeskirchen zu schaffen. Die Spurgruppe prüfte 80 Vorschläge aus verschiedenen Kirchgemeinden und wählte für den Singtag zwölf aus. Dazu gehören bekannte Lieder wie «Herr, dein Name sei erhöht», «Lass die Worte, die ich sag», «Siehe, in meine Hände», «Wer bittet, dem wird gegeben» und «Geh!», welche die verbindende Gemeinschaft mit Gott betonen. Im 19-seitigen Liederheft erläutern Kurzkommentare den spirituellen Hintergrund und die Entstehungsgeschichte der einzelnen Lieder.

Nachholbedarf in Landeskirche

Wilfried Bührer ist aufgefallen, dass in der Landeskirche ein Nachholbedarf von Liedern der modernen Art besteht, von rhythmischen und groovigen Liedern. «Solche Lieder prägen seit über 50 Jahren das Musikempfinden vieler Menschen», meint der Kirchen-

ratspräsident und verweist dabei auf die Beatles. Nach dem ersten Singtag der Thurgauer Landeskirche habe er erstaunlich viele positive Reaktionen erhalten – auch von Organisten und Pianisten. Der Funke sei auf die 220 Sängerinnen und Sänger übergesprungen. Darunter seien sowohl Musiker und Chormitglieder wie auch normale Kirchgänger gewesen. «Wir wünschen uns, dass diese als Multiplikatoren wirken und die Lieder in die eigenen Kirchgemeinden tragen», sagt Bührer.

Poppige Lieder für die Jugend

Weil sich die Kirchenmusik ständig weiterentwickelt, sind seit dem Druck des neuen Kirchengesangbuchs im Jahre 1998 zahlreiche neue Kompositionen entstanden. Mit poppigen Liedern lassen sich gerade auch jüngere Zeitgenossen zum Gottesdienstbesuch motivieren – eine Chance, die sich viele Gemeinden nicht entgehen lassen wollen. «Der Erfolg des Thurgauer Singtags ruft nach einer Fortsetzung», meint Wilfried Bührer. «Ich habe den Anlass als sehr belebend empfunden und hoffe, dass es nicht bei einem einmaligen Ereignis bleibt. Wir sollten über eine Wiederholung im kommenden Jahr nachdenken.» CHRISTIAN BACHMANN

Thurgauer Singtag Der erste popular-musikalische Singtag der Evangelischen Landeskirche Thurgau fand am 19. Februar statt. Die Idee für den Singtag wurde von der St. Galler Landeskirche übernommen, die seit 2009 einen jährlichen Singtag durchführt. Leiter des Projekts «Popularmusik» ist der 38-jährige Oliver Wendel, Kirchenund Gemeindemusiker aus Weinfelden. Ziel des Singtags ist, dass die Sängerinnen und Sänger die Lieder in die eigenen Kirchgemeinden tragen und so als Multiplikatoren für die Verbreitung der kirchlichen popularen Musik wirken. www.evang-tg.ch

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Winkler will Prioritäten anders setzen ÄXGÜSI EINSETZUNG Auf den Vordenker und Zukunftsforscher Markus Müller folgt in der Leitung

des Chrischona-Werkes der Macher René Winkler. Doch an der Einsetzungsfeier vom letzten Sonntag wollte sich der neue Direktor bewusst nicht als Macher anbieten. Im vollbesetzten Konferenzzentrum der Pilgermission St. Chrischona auf dem Chrischonaberg bei Riehen fanden die feierliche Übergabe der Leitung des Chrischona-Werkes von Markus Müller an René Winkler und die Segnung des neuen Direktors statt. «Wenn mich die Liebe Gottes nicht treibt, habe ich viel leeres Stroh gedroschen», erklärte der neue Direktor in seiner Ansprache. Und er ergänzte: «Was immer ich tue, die Liebe Gottes soll mich motivieren. Auch wenn das in keinem Protokoll stehen wird.»

Das Entscheidende

Für den neuen Chrischona-Direktor soll Gottes Liebe zu den Menschen das Entscheidende in allem Planen, Organisieren und Tun sein. Winkler räumte in seiner Ansprache ein, dass er viel und gerne arbeite, aber die Liebe zur Arbeit dürfe erst an dritter Stelle stehen. Denn, so Winkler: «Die zweite Liebe ist meine Antwort auf seine Liebe, gemäss dem Wort ‹Wem viel vergeben worden ist, der liebt viel›.» Die Arbeit, unsere Erfahrungen und Kompetenzen seien zwar wichtig, doch: «Wir dürfen diese Prioritäten nicht durcheinander bringen.» Für Winkler ist daher klar, dass er sich in Zukunft leidenschaftlich

Ein Adler zum Start Der abtretende Direktor Markus Müller übergab den Stab in Form eines geschnitzten Adlers an seinen Nachfolger René Winkler. In Anspielung auf ein Wort des früheren Chrischona-Dozenten Klaus Haag sagte er: «Deine Aufgabe wird schön schwer und schwer schön sein. Ich wünsche dir, dass das Schöne immer etwas mehr ist als das Schwere.» Zum Symbol des Adlers wünschte Müller seinem Nachfolger ein ruhendes Segeln, den scharfen Blick und das Zupacken im richtigen Augenblick. Der scheidende Direktor wird eine Aufgabe als Seelsorger im Zentrum Rämismühle übernehmen. idea Spektrum 10.2012

Sags mit einem geschnitzten Adler: Übergabe der Werksleitung von Markus Müller an René Winkler und dessen Frau Monika. Ganz links der Präsident des Chrischona-Komitees, Hansjörg Hauser.

einsetzen will für Menschen und für seine Aufgaben. Dabei wolle er sich bewusst bleiben: «Wenn sich unsere Liebe an der ersten Liebe entzündet, werden wir viel Gutes tun, und dies mit einer grossen Gelassenheit.» Wenn sich unsere Leidenschaft an der dritten Liebe entzündet, führe dies leicht zur Verbissenheit und zu einer «Leidenschaft, die Leiden schafft».

Vertrauen, Freude, Gelingen

Im Auftrag des Verbandes VFG – Freikirchen Schweiz wandte sich dessen Präsident Max Schläpfer an das neue Direktoren-Ehepaar Monika und René Winkler. Er wünschte ihnen gemäss dem Kürzel für den Freikirchenverband (VFG) viel Vertrauen, Freude und Gelingen für ihren gemeinsamen Dienst. Erstens Vertrauen, dass ihnen Gott immer wieder die richtigen Menschen als Ergänzung schenke. Zweitens Freude, und dies nicht nur an der Arbeit, sondern auch am Leben neben der Leitungsarbeit. Und drittens Gelingen in Form von konkreten Resultaten, die durch ihre Arbeit entstehen. Weitere Grussworte kamen von Vertretern des Gnadauer Verbandes (Theo Schneider), der Reformierten Kirche Basel-Stadt (Kirchenrätin Susi Labhart: «Wir sind miteinander geschwisterlich verbunden»), dem Gemeinderat von Bettingen (Belinde Cousin: «Die

Verbindung zwischen dem Dorf Bettingen und dem Chrischonaberg ist uns wichtig») und von den Länderleitern aus Deutschland (Wieland Müller), Frankreich (Jean Georges Gantenbein) und der Schweiz (Peter Gloor).

Strategische Ausrichtung

René Winkler war vor seiner Ernennung zum Direktor Landesleiter der Chrischona-Gemeinden Schweiz. Er war 2011 auch Präsident des Christustag-Komitees. Als neuer Direktor wird er für die strategische Ausrichtung des Werkes und der Verbände in Deutschland, Luxemburg, Frankreich, Schweiz, Namibia und Südafrika verantwortlich sein. Winkler ist der achte Direktor der Pilgermission St. Chrischona. Der erste war der Gründer des Werkes, Christian Friedrich Spittler, der die Pilgermission von 1840 bis 1867 leitete.

9000 Franken erlaufen

Gemäss dem Motto «Wir laufen für die Zukunft» nahm der Direktor anschliessend zusammen mit Dozenten und Studierenden des Theologischen Seminars (TSC) und Mitarbeitenden der Werke und Gemeinden an einem Sponsorenlauf teil. Der neue Direktor schaffte als sportlicher Mann 15 Runden und erlief damit den Betrag von rund 9000 Franken. FRITZ IMHOF Bild: Fritz Imhof

Lebbare Werte Mitte Februar wurde der niederländische Prinz Johan Friso von einer Lawine verschüttet. Er liegt seither im Koma. Aus medizinischer Sicht gibt es für ihn keine Hoffnung. Trotzdem wurde er nach London in eine Spezialklinik verlegt. Seine Frau Mabel hat sich immer wieder für Organspenden eingesetzt. Schon wurden Forderungen laut, dass sie nun so handeln soll, wie sie immer gepredigt hat. Szenenwechsel! Am vergangenen Samstag verkündete der Churer Bischof Vitus Huonder in einem unveröffentlichten Hirtenbrief zur Fastenzeit «Keine Gnade für Geschiedene». Damit wolle er die Ehe stärken. Kann man etwas stärken, indem etwas anderem offiziell die Gnade entzogen wird? In beiden Fällen urteilen Nichtbetroffene über das Verhalten anderer. Wertvorstellungen sind das Gerüst in unserer Gesellschaft. Aber was, wenn das Leben unsere eigenen Wertvorstellungen überrollt? Das gibt uns nicht das Recht, jemandem die Gnade abzusprechen. Das steht uns einfach nicht zu. Wer sagt, dass ich in zehn Jahren immer noch die gleiche Meinung, die exakt gleichen Werte haben muss? Vielleicht engagiert sich die Gattin des schwedischen Prinzen tatsächlich weiterhin im Bereich der Organspende. Sie weiss dann jedenfalls, wovon sie redet. Bei Bischof Huonder wird das sicher nicht der Fall sein. Er hat ein Wertesystem zum Thema Scheidung und Gnade, das er nie einer persönlichen Bewährung unterziehen musste. Ich weiss, jetzt denken wohl viele: «Aber man kann doch nicht dauernd die Werte ändern!» Stimmt! Aber Werte müssen lebbar sein. Dadurch werden sie glaubwürdig. Dann müssen wir auch niemandem die Gnade entziehen. Das steht uns ohnehin nicht zu. VERENA BIRCHLER Die Autorin ist Leiterin Kommunikation bei ERF Medien in Pfäffikon ZH.


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I NSE R AT E | S T E LLE N Vereinigte Bibelgruppen in Schule, Universität, Beruf

Für die Kurs- und Ferienzentren Casa Moscia und Campo Rasa suchen die Vereinigten Bibelgruppen VBG per 1. Nov. 2012 Die Stiftung SalZH betreibt in Winterthur (Nähe Bahnhof) eine Kita mit drei Gruppen und eine Kita mit vier altersgemischten Gruppen und Hortkindern in Winterthur Seen. Die KITAs sind der Privatschule SalZH angegliedert und arbeiten auf christlicher Basis.

Leiter/-in oder Leiterehepaar Wofür wir uns engagieren ...

Ab September 2012 suchen wir für unsere neue Kita an der Espenstrasse in Winterthur Wülflingen eine

Seit vielen Jahren führen die VBG im Tessin zwei Gästehäuser. Die Casa Moscia liegt direkt am Lago Maggiore (www.casamoscia.ch), das Campo Rasa auf einer Anhöhe im Centovalli (www.camporasa.ch).

Kita-Leiterin , 50 – 80 %

Hauptanliegen der Ferienzentren sind, Freiräume zu schaffen, die zum Glauben ermutigen und Gästen zu ermöglichen, aufzutanken.

Wen suchen wir? Wir suchen eine integre Persönlichkeit, die über Leitungserfahrung verfügt und Freude daran hat, mit einem jungen, engagierten Team zusammenzuarbeiten. Wichtig ist uns die christliche Basis und der Wunsch eine noch junge Einrichtung mit grossem Einsatz mitzuprägen.

Was wir erwarten ... • Eine unternehmerisch denkende Persönlichkeit mit abgeschlossener Berufsausbildung • Flair, Freude und Kompetenz in Führungs- und Planungsaufgaben • Verantwortung für den Liegenschaftsunterhalt der beiden gut frequentierten Häuser • Fähigkeit, auf Menschen zuzugehen • Verwurzelung im Glauben an Jesus Christus und Mittragen der Anliegen der VBG (www.eVBG.ch) • Bereitschaft zur Jahresarbeitszeit • Bereitschaft, Italienischkenntnisse zu erwerben

Was bieten wir? Eine interessante, vielseitige Anstellung in einem offenen, fröhlichen Team, zeitgemässe Arbeitsbedingungen, die Möglichkeit, neue Ideen einzubringen und eine wachsende Arbeit im Kleinkindbereich mitzugestalten.

Haben wir Ihr Interesse geweckt? Dann freut sich Corinne Weber, Leitung Kita, über Ihre schriftliche Bewerbung per Post oder per Mail (cweber@salzh.ch). Gerne gibt sie auch weitere Auskünfte (052 232 42 10).

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Vielseitige Arbeit in einem lebendigen Betrieb Zugehörigkeit zur VBG Eine Dienstwohnung direkt am See Entlöhnung gemäss den Richtlinien der VBG

Fühlen Sie sich angesprochen? Senden Sie uns Ihre schriftlichen Unterlagen. Für nähere Informationen steht Ihnen der Leiter der Vereinigten Bibelgruppen VBG, Herr Benedikt Walker, gerne zur Verfügung. Bewerbungen bitte bis 16. April 2012 an: Vereinigte Bibelgruppen VBG, Dr. Benedikt Walker, Zeltweg 18, 8032 Zürich benedikt.walker@evbg.ch, Direktwahl: 052 233 78 06, VBG-Sekretariat: 044 262 52 47

Die Evangelisch-reformierte Kirchgemeinde Olten mit ca. 11 000 Gemeindegliedern ist eine Kirche mit vielfältigen Aktivitäten für Stadt und Region. Für die Pauluskirche, eine von zwei Kirchen im Pfarrkreis Olten-Stadt, mit 4000 Mitgliedern und 340 zugeteilten Stellenprozenten, suchen wir infolge Pensionierung des Stelleninhabers

eine Pfarrerin oder einen Pfarrer (100 %) per 1. August 2012 oder nach Vereinbarung Sie wohnen in einer neu renovierten, geräumigen Pfarrwohnung direkt neben der Kirche. Was wir uns wünschen: Sie bekennen sich zu Jesus Christus, verkünden das Evangelium lebensnah und gestalten den Gottesdienst attraktiv. Sie sind gewohnt, in unterschiedlichen Teams mit verschiedenen Menschen zusammenzuarbeiten und nehmen Eigenverantwortung wahr. Den Gemeindebau, der insbesondere auch Menschen im zweiten und dritten Lebensabschnitt anspricht, sehen Sie als eine persönliche Herausforderung. Die seelsorgerliche Begleitung Ihrer Gemeinde liegt Ihnen am Herzen. Sie haben Freude an der Zusammenarbeit mit freiwillig Mitarbeitenden, die Sie ermutigen, begleiten, und fördern. Sie unterrichten gern und sind eine begeisterungsfähige Persönlichkeit. Menschen aller Alters- und Gesellschaftsgruppen und aus allen sozialen Schichten begegnen Sie mit Herzlichkeit und Humor. Weitere Informationen erhalten Sie unter www.ref-olten.ch. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an Werner Bütikofer-Rauber (Präsident der Pfarrwahlkommission) Telefon 062 212 24 31. Wenn Sie sich angesprochen fühlen, freuen wir uns über Ihre vollständigen Bewerbungsunterlagen, die Sie bitte an folgende Adresse senden: Werner Bütikofer-Rauber, Hombergstrasse 48, 4600 Olten oder per e-mail an doris. rauber@bluewin.ch

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Unser Team sucht Verstärkung … vielleicht Sie? Dich? Ab Mai 2012 oder nach Vereinbarung suchen wir in unserem Gästehaus

Mitarbeitende/r in der Hauswirtschaft (Pensum 80% - 100 %) Für weitere Auskünfte steht unser Leiter, Stefan von Wartburg gerne zur Verfügung. Ihre Bewerbungsunterlagen inklusive Lebenslauf und Foto senden Sie bitte per E-Mail (leiter@laebeshuus.ch) oder Briefpost an: Läbeshuus Heiligenschwendi, z.H. Stefan von Wartburg, obere Haltenstrasse 6, 3625 Heiligenschwendi, 033 243 03 87 Weitere Stellen auf Ausgabe

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F oru m

SYNERGIE Delegation nach oben

knapp 30 Prozent billiger als wir Schweizer, ohne dass sie dafür etwas tun mussten. Vor vier Jahren war ein Euro noch 1.68 Franken wert, heute Morgen aber gerade noch 1.20 Franken.

«Wo nicht der Herr das Haus baut, bauen umsonst, die daran bauen.» Dieses Bibelwort aus Psalm 127 passt gut in unsere Situation hinein. Wir sind seit über einem Jahr an einem Projekt, um endlich einen zentralen Sitz für unsere Transportfirmen zu realisieren. Dies fordert uns stark heraus. Da ist einerseits die Wirtschaftslage, die hier in Europa alles andere als rosig ist. Wir lesen täglich von Staaten, die eigentlich bankrott sind, aber es doch nicht sein dürfen, da sonst der Schaden für die Übrigen noch grösser wird. Andererseits sehe ich in der Schweiz immer mehr Firmen, die aufgrund dieser Misere und wegen dem schwachen Euro oder auch wegen dem starken Franken nicht mehr exportieren können. Der ungünstige Wechselkurs hinterlässt auch in unserer stark international ausgerichteten Transportfirma unschöne Spuren. Unsere europäischen Mitbewerber wurden durch den Eurokurs quasi über Nacht

Dann gibt es eben dieses grosse Bauprojekt, das in Rothrist, wo es zu stehen kommen soll, einige Gegner mobilisiert. Einerseits gibt es Leute, die einfach gegen LKW’s und Verkehr sind. Dann gibt es die Mitbewerber in Rothrist, die es auch nicht toll finden, dass wir neu nicht mehr im Nachbardorf, sondern in ihrem Dorf wären. So bleibt der Ausgang der Abstimmung zu diesem Projekt am nächsten Donnerstag offen und sehr spannend. Die Mischung aus alldem hat ein enormes «Druckpotenzial» auf mich und mein engstes Umfeld. Letzthin hatte ich gerade am PC einen gelinde gesagt «emotionalen Ausbruch». Die sechsjährige Tochter schaute mich ganz entsetzt an und fragte mich, wieso ich denn so schreie… Dann lief sie zur Mama und erzählte: «Papa benimmt sich ganz komisch am Compi.»

Bücher und Mission

«Missionsstationen» sind. Wer diese erhalten will, stimmt am 11. März mit «Ja» zur Buchpreisbindung! ANDREAS WALTER, Geschäftsführer Brunnen-Verlag Basel

«idea Spektrum» Nr. 8 – Pro und Kontra Buchpreisbindung Was bei der aktuellen Diskussion zur Buchpreisbindung oft unerwähnt bleibt, ist der Verdrängungswettbewerb zwischen den ausländischen Internetanbietern und dem Schweizer Buchhandel. Diesem soll das Wasser abgegraben werden. In England wurde die Preisbindung für Bücher im Jahre 1995 abgeschafft. Zuerst waren keine grossen Änderungen zu sehen. Aber ab 2005 trat ein Buchhandelssterben ein, so dass jede zweite Buchhandlung schliessen musste. Heute gibt es in England mehr als 200 grössere Städte ohne eine einzige Buchhandlung! Wenn wir für die Schweiz eine solch verheerende Entwicklung vermeiden wollen, brauchen wir die Preisbindung, wie sie in allen umliegenden Ländern (Deutschland, Österreich, Italien, Frankreich) üblich ist. Diese sorgt für überall gleiche, faire Preise und erhält den Buchhandel im Lande. Ich habe den Eindruck, dass es auch ganz stark um die christlichen Buchhandlungen bei uns geht, die ja auch ideaSpektrum 10.2012

Immer und immer wieder frage ich mich: Ist unser Projekt richtig,

Der Weg zum Frieden? «idea Spektrum» Nr. 9 – «Warum ExBundespräsident Herzog die Laudatio für Pfarrer Mitri Raheb hielt» Pfarrer Mitri Raheb vertritt mit andern arabischen Theologen die «Palästinensische Befreiungstheologie», welche sich als Antwort versteht auf die Not des unter der politischen Situation leidenden palästinensischen Volkes. Als Christen haben wir uns diese Not zu Herzen zu nehmen. Doch um der Not wirklich abzuhelfen, müssen wir ihren Ursachen auf den Grund gehen. Für Raheb und seinesgleichen ist es klar: Schuld sind die «Juden, die uns das Land weggenommen haben», als Fremdkörper im arabischen Nahen Osten. Die einzige Lösung wäre demnach die Beseitigung des jüdischen Staates mit einer arabisch dominierten, demokratischen «Einstaatenlösung». Bestes Beispiel dafür, dass dies in eine Sackgasse führt, ist Bethlehem

ist es am richtigen Ort, kommt es zur richtigen Zeit, ist es nicht zu gross? Aber auch immer wieder kann ich mich entspannen und es unserem himmlischen Vater überlassen, weil er sowieso die Hand im Spiel haben wird, wenn die Gemeindeversammlung zur Abstimmung schreitet. Ich erachte es als grosses Privileg, wenn man so wichtige Entscheidungen sprichwörtlich nach oben delegieren kann. Im realen Leben gibt es eigentlich nur die Delegation nach unten. Doch Christen haben das Privileg der Delegation nach oben! Egal wo du grad anstehst, wo du einen steinigen Weg zu gehen hast oder vor einer schier unüberwindbaren Wand stehst: Du hast einen grossen Gott über dir, der deinen Weg kennt und auch hinter die unüberwindbare Wand sieht. Also nimm das Anrecht der Delegation nach oben in Anspruch! Das befreit und gibt Raum für Vertrauen und Geborgenheit. DANIEL SCHÖNI Der Autor ist Inhaber der Schöni.ch Holding in Oberbipp. www.schoeni.ch daniel.schoeni@schoeni.ch

selber, wo Raheb Pfarrer ist: Unter israelischer Kontrolle hatten es die Christen besser, während sie jetzt unter der PA (Palästinensische Autonomie) von den Moslems immer mehr verdrängt werden. Theologen wie Raheb vertreten (entgegen Römer 9–11) die unbiblische «Enterbungstheologie», wonach das jüdische Volk von seinen Verheissungen zugunsten der Völkerkirche, konkret der Palästinenser, enterbt wurde. Diese sind jetzt das «auserwählte Volk», das um die Befreiung «aus dem Joch Ägyptens» (das heisst Israels) kämpfen muss. Die bibeltreuen Gruppen, die gegen die Auszeichnung Rahebs protestierten, haben realistischer erkannt, auf welchem Weg die Lösung im Nahostkonflikt zu erreichen ist: nicht durch (pazifistisch verbrämte) Israel-Hetze, sondern durch Ausbau der christlichjüdischen Zusammenarbeit gemäss dem biblischen Friedensplan, konkreter durch Unterstützung von Initiativen, wo Juden und Araber im Geist des «Friedensfürsten» praktische Versöhnungsarbeit leisten, bis hinauf in die Knesset. TILBERT MOSER Kapuzinerkloster, Olten

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PODIUM Hart werden Und wieder tönt es durch den Schweizer Blätterwald: Die Schweiz muss härter werden gegen Asylsuchende, die Schweiz muss härter werden gegen Menschen, die das Bürgerrecht wollen. Härter werden! So lautet die immer wieder erwachende Lust der Schweizer Öffentlichkeit. Und damit es klar ist: Nicht härter mit den Leistungsfähigen, sondern härter mit denen, die unten sind. Forsch, hart, kalt und ausgrenzend gegen Menschen, welche eine neue Perspektive suchen. Anders gehe es nicht mehr. Unser Land sei ohne harte Linie mehr und mehr überfordert. Es hat etwas: Sanftmut überfordert. Auch den zurückgetretenen deutschen Bundespräsidenten hat sie überfordert. Vor zwei Jahren fand er es noch ausdrücklich gut, wenn nicht nur Alphatiere auf der politischen Bühne sind. «Die Zukunft gehört den Sanftmütigen», war seine Aussage kurz vor der Wahl. Er hat es leider nicht geschafft, der Sanftmut ein einprägsames Gesicht zu geben. Mehr Sanftmut täte der Politik trotzdem gut. Ganz im Sinne von Aristoteles, der Sanftmut als Mitte zwischen einer zu geringen Unempfindlichkeit und einer zu grossen Aufgeregtheit gesehen hat. Sanftmütigkeit kann man lernen – auch in der Politik. Denn Sanftmut ist der Weg, der neues Terrain bei der politischen Lösungsfindung beschreitet. Nicht mehr Härte braucht unser Land, sondern neuen Raum für Respekt, Dialog und Verhandlungsfähigkeit. Ich bin in meiner zweiten Legislatur in Bundesbern. Vier Jahre habe ich Ihnen in dieser Kolumne Einblick gegeben in meine Gedanken und Positionen. Nun übergebe ich das Wort an meinen Parteikollegen Philipp Hadorn. Ich hoffe, dass er nicht nur über die Verhärtung in der politischen Landschaft berichten muss, denn die Zukunft gehört den Sanftmütigen. ERIC NUSSBAUMER Der Autor ist Nationalrat der SP und lebt in Frenkendorf BL. Die Redaktion dankt ihm sehr für seine gewissenhafte, profilierte Mitarbeit in den letzten Jahren.


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Auch Messies verdienen Respekt, Liebe und Geduld MESSIE-SYNDROM Humorvoll und berührend gibt der Film «Ein schönes Chaos» Einblick in die Kreativität und Not von

Messies und ihren Angehörigen. Christian Grossenbacher gewann damit den Berner Filmpreis 2011. Sich zu outen bedeutete für die Protagonisten Befreiung und Ausstieg aus der Scham. Seit 1. März läuft der Film in den Kinos. «Wo gibt es ein Gesetz, das Ordnung vorschreibt?», fragt der Bauer Arthur provokativ eine Gruppe von Behördemitgliedern. Sie verlangen von ihm, sein Gelände von den in Wald und Wiese malerisch verteilten Traktoren, Baggern und anderen Fahrzeugen zu befreien. «Ich brauche diese Maschinen für meinen Betrieb!», erklärt der Tüftler. Dass er einen Traktor braucht, stellt niemand in Frage. Aber ob es gleich acht sein müssen? Auch Thomas lebt auf, wenn er auf dem Schrottplatz Nützliches sichtet. Die Antriebsmotörchen von Billettautomaten funktionieren noch tadellos. Die könnte man sicher nochmals verwenden. Irgendwann. Also nimmt er sie mit nach Hause. Der Architekt Karl stellt Laientheatern Requisiten und Bühnenbilder zur Verfü-

Impressum Idea Schweiz Herausgeber: Idea Information AG, 4410 Liestal Verwaltungsrat: Heiner Henny, Präsident; Sam Moser, Stellvertreter; Paul Beyeler, Hans Lendi, Hansjörg Leutwyler, Hanspeter Schmutz Ideelle Trägerschaft: Schweizerische Evangelische Allianz (SEA), Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG), Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) Redaktion: Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 44, Fax 031 819 71 60 E-Mail: redaktion@ideaschweiz.ch Internet: www.ideaschweiz.ch Chefredaktor: Andrea Vonlanthen Büro: Bahnhofstr. 65, 9320 Arbon Tel. 071 446 70 02, Fax 071 446 74 88 E-Mail: andrea.vonlanthen@ideaschweiz.ch Redaktor: Thomas Feuz Erweitertes Team: Esther Reutimann, Christian Bachmann, Mirjam Fisch-Köhler Praktikum: Christof Bauernfeind Inserateservice: Jordi AG – das Medienhaus, Roland Rösti, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 25, Fax 031 819 38 54 E-Mail: inserate@ideaschweiz.ch Aboservice: Jordi AG – das Medienhaus, Ursula Seifried Jordi, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 20, Fax 031 819 38 54 E-Mail: abo@ideaschweiz.ch Abopreise: Jahresabo Fr. 145.–, Seniorenabo Fr. 117.–, Halbjahresabo Fr. 77.–. Das Abo ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar. Konto: PC-Konto 40-788586-4 Idea Information AG, 4410 Liestal Layout/Druck/Versand: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp www.jordibelp.ch

Bild: Mirjam Fisch-Köhler

das Gebot der Nächstenliebe umsetzen. Die 42-Jährige hat selber schon schwierige Lebensumstände bewältigt und steht deshalb gerne denen bei, die dabei Unterstützung brauchen. «Man muss Messies mit Respekt, Liebe und Geduld begegnen», erklärt sie. «Sie sind wie wir von Gott geliebte Menschen.» Dass es nicht jedem Klienten gelingt, langfristig Ordnung aufrecht zu erhalten, stresst sie nicht.

Nicht alle wollen «Die grossen Drei»: Die Protagonisten Karl (links) und Thomas (rechts), in der Mitte der Filmregisseur Christian Grossenbacher.

gung, die er sammelt oder herstellt. Inzwischen füllen sie drei Scheunen… Wie leben Angehörige damit? Sie leiden oft lange unter der Situation, bevor sie Schritte unternehmen. «Du hast immer mehr von unserem gemeinsamen Leben verdrängt», stellt Karls Frau Trudi im Film fest. «Wenn du so weitermachen willst, kannst du das tun. Aber ohne mich.» Nach fast 40 gemeinsamen Jahren trennt sie sich von ihrem Mann.

Ein echtes Phänomen

Das Messie-Syndrom wird definiert als Kombination verschiedener Faktoren. Dazu gehören frühkindliche Fehlentwicklungen, Suchtverhalten, das nicht an einen gewissen Stoff gebunden ist, Unfähigkeit, Entscheidungen zu treffen und Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden. Messies haben Mühe, Termine einzuhalten und leiden oft an weiteren Süchten wie etwa Kaufzwang. Der Psychotherapeut Heinz Lippuner vertritt die Auffassung, dass Gegenstände die inneren Bestandteile der Seele der Messies symbolisieren. «Er kann sie deshalb nicht weggeben, weil er dann einen Teil seiner Seele verlieren würde. Materielle Dinge werden dafür eingesetzt, die Gefühlswelt zu stabilisieren.» Messies fühlen sich, als würde ihnen die Haut

abgezogen, wenn ihr Material rigoros entsorgt wird. Sie halten es fast nicht aus. Oft schämen sie sich sehr, dass es ihnen nicht gelingt, Mass zu halten. Sie lassen niemanden in ihre Wohnung und drohen zu vereinsamen. «Vor etwa zehn Jahren war ich so verzweifelt, dass ich mir das Leben nehmen wollte», erklärt Elmira. «Aber das konnte ich meinem Sohn nicht antun.» Heute ist die Akademikerin froh darüber. Dank einer Selbsthilfegruppe geht es ihr psychisch viel besser. Die Wohnung hat sich zwar nicht gross verändert, denn Messies gelingen oft nur winzige Schrittchen der Verbesserung. Immer mehr von ihnen lernen, zu ihrer Eigenart zu stehen und sich nicht ständig zu schämen, zumal viele ihren Beruf problemlos ausüben können. Nicht alle möchten ihren masslosen Lebensstil hinter sich lassen. Aber sie sehnen sich nach Freunden, die sie so annehmen, wie sie sind.

Nächstenliebe als Motivation

Sandra Weiss hat sich den Film angesehen und erkannt, dass ihre Aufgabe als Messie-Coach genau zu ihr passt. «Ich habe Menschen gern, und ich sorge gerne für Ordnung», erklärt sie. Dass sie ihre Tatkraft und ihr Organisationstalent für andere einsetzen kann, freut die Ehefrau und Mutter von drei Teenagern. So kann sie

Aus einer Sucht auszusteigen ist schwierig, Rückschritte gehören dazu. Auch kann es passieren, dass Messies die Zusammenarbeit mit einer Home-Managerin nur dazu benutzen, Hausverwalter und Behörden hinzuhalten. Trotzdem eröffnen Selbsthilfegruppen, Psychotherapie, Seelsorge und die Hilfe von Haushalts-Profis die Chance, dass durch wachsende Beziehungen und Wertschätzung Messies ein bisschen besser lernen, mit der Materialflut umzugehen. «Aber nur, wenn sie es selber wirklich wollen. Sonst nützt alles Coaching nichts», sagt Sandra Weiss. MIRJAM FISCH-KÖHLER

Hier gibt es Hilfe Der Austausch in Selbsthilfegruppen stärkt das Selbstbewusstsein der Betroffenen. Der Psychotherapeut Heinz Lippuner hat vor zehn Jahren die erste Gruppe ins Leben gerufen. Heute bietet die Psychologische Beratungsstelle «Offene Tür» in Zürich Starthilfe und Begleitung an. Eine Gruppe für Angehörige ist im Aufbau. 2005 wurde die Organisation lessmess gegründet. Sie orientiert über verschiedene Formen und Auswirkungen des Messie-Syndroms, vernetzt Betroffene, führt ein Austausch-Forum und bietet praktische Hilfe für die Alltagsbewältigung an. www.less-mess.ch www.homemanagement.ch www.selbsthilfecenter-schweiz.ch

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Leiterpaare lernen «lieben, leiten und leben» StrategiSche ehe- und LebenSpLanung «Nach der Bibel ist der Mann das Haupt», sagte Daniel Zindel am Eheseminar für

«Leiterehen» im Tagungszentrum Bienenberg. Es gelte, immer wieder von Gott zu hören, was für die Ehe gerade dran sei. «Wir sind gegen jegliche Familien­ ideologie», sagte Daniel Zindel, Leiter der Stiftung «Gott hilft» in Zizers und Eheseelsorger. Famili­ enideologisches Denken besagt, dass zum einen «eine richtige Frau zu Hause bei den Kindern bleibt und er ausserhalb berufstä­ tig ist». Oder dass die Arbeit einer Frau nur dann Wert hat, wenn sie «draussen, im Beruf» stattfindet. Es gibt aber auch Variationen dieses Themas: Da lebt der eine ganz die Berufung, die ihm von Gott gezeigt wurde, der andere ist dessen Helfer. Was aber, wenn beide eine Berufung für eine Be­ rufstätigkeit «draussen» haben? Oder die des einen Partners in eine ganz andere Richtung als die des anderen geht? Was heisst es beispielsweise, Pastorenfrau und Ärztin zu sein? «Stereotype oder Festlegungen auf Rollen, wie die Bibel sie etwa für immer festgelegt haben soll, helfen nicht weiter», so Zindel. Strategische Ehe­ und Lebensplanung sei eine spirituelle Herausforderung.

«Zeit zu zweit»: Leiterehepaare reflektieren gemeinsam Eheziele.

unterstützung und abgrenzung

Pastoren­, Manager­ und Ge­ schäftsführerehepaare ermittelten im Seminar ihre Führungsbio­ graphie: Wo habe ich, wo haben wir zusammen oder getrennt Führung und Verantwortung wahrgenommen? Welche Belas­ tungen, Knackpunkte, Erschwer­ nisse sind oder waren damit

verbunden? Im Wechselspiel der Kräfte ist es wichtig, festzuhalten, dass Gott die Vielfalt gewollt hat, auch wenn sie Angst macht. Er­ gänzung darf als Bereicherung, soll nicht als Bedrohung erlebt werden. «Wir mussten lernen, un­ sere Unterschiedlichkeit zu schät­ zen», sagt Käthi Zindel. «Und zu geniessen, wenn Intuition auf

digitales Denken traf», ergänzt Daniel anhand vielerlei Beispiele. In der Menge der Mandate, Hob­ bys, Erziehungsarbeit brauche das Entwickeln von echter Zu­ sammenarbeit viel Zeit, fordere konflikthaftes Ringen. Und wie in jeder anderen Führungsarbeit sei wichtig zu klären: Wer hat welche Kompetenzen? Was steht in meinem Pflichtenheft? Was heisst es genau, Unterstützung meines Mannes, meiner Frau zu sein? Viele sitzen dem Irrtum auf, dass sich das «schon irgendwie» ergebe. «Tut es nicht!», betonte das Ehepaar Zindel. Vielmehr gilt: «Aufgaben klären und unbedingt kommunizieren, was Sache ist!» In der Gesinnung zuerst beginne das Neue, wurde betont (Römer 12,1­2 und Jesaja 34,18). Die Ehe­ partner sind herausgefordert, zu fragen, welcher Schritt nun dran ist. Einüben in kleinen Schritten, Umgang mit Rückfällen, Verge­ bung empfangen und gewähren sind dabei wichtige Stichworte. DOROTHEA GEBAUER

«Marsch fürs Läbe» setzt stark auf die Musik SOngWettbeWerb Zehn Jahre Fristenregelung: Die Organisatoren des «Marsch fürs Läbe» in Zürich machen sich weiter fürs Leben stark. Bis Ende März läuft ein Wettbewerb für Songwriter und Songwriterinnen.

Als Vorprojekt zum «Marsch fürs Läbe» vom 15. September schrei­ ben die Organisatoren einen Wettbewerb aus. Die drei ersten Preise sind mit insgesamt 6000 Franken dotiert. Die Anmelde­ frist läuft noch bis 31. März.

Zehn Jahre Fristenregelung

«Mit dem Wettbewerb ‹Lied fürs Läbe› wollen wir den musikali­ schen Input in der Lebensrechts­ bewegung weiter ausbauen», sagt Daniel Regli. Der 54­Jährige ist Initiator und OK­Präsident des Vereins «Marsch fürs Läbe». «Rap­Songs, Saxophon­Soli, ein Alphorn­Trio und die 50­köpfige Samba­Steel Band verliehen den bisherigen Anlässen eine starke Ausstrahlung.» Im Juni jährt sich die Einführung der Fristenlösung idea Spektrum 10.2012

zum zehnten Mal. «Wir wollen sichtbar machen, dass im Zusam­ menhang mit diesem ‹Jubiläum› etwas geht. Und wir wünschen uns, dass das Thema ‹Abtreibung› in den Monaten Mai und Juni möglichst breit aufgenommen wird.» Die Abstimmung über die Fristenregelung fand am 2. Juni 2002 statt; 72 Prozent stimmten der Vorlage damals zu.

Wer schreibt den besten Song?

Der Wettbewerb will musikalisch oder sprachlich begabten Personen im Vorfeld des Marsches vom 15. September Gelegenheit geben, sich für das uneingeschränkte Lebens­ recht der Menschen in der Schweiz einzusetzen. «Bereits haben elf Per­ sonen ihre Beiträge angemeldet», freut sich Regli. Das Wettbewerbsre­

glement sieht keine Einschränkung in Sachen Alter, Formation und Stil vor, verneint jedoch reine Instru­ mentalstücke. «Wir wünschen uns Songs in Schweizerdeutsch, deren Texte auch ausserhalb der Kirchen­ mauern verstanden werden», präzi­ siert der OK­Präsident. In der Jury machen Jackie Leuenberger, Lilo Keller, Timo Schuster, Roger Lus­ tenberger und Daniel Regli mit. Es ist geplant, die acht bis zehn besten Songs am Konzertabend vom 22. Juni vorzustellen. Vorgesehen ist ebenfalls eine CD­Produktion. Die drei besten Songs kommen eben­ falls am diesjährigen «Marsch fürs Läbe» zur Aufführung. Die Anmel­ dung ist über die Website möglich. THOMAS FEUZ www.marschfuerslaebe.ch

Engagiert unterwegs: Daniel Regli (rechts) am letztjährigen «Marsch fürs Läbe» in Zürich. Bilder: zvg, idea/tf


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Menschen sind weltweit unbegrenzt vernetzt. Sie bewegen sich zwischen TV und Radio. Sie twittern und tummeln sich auf Facebook oder in andern sozialen Netzwerken. Wenn in der Schweiz irgendetwas geschieht, sind die sozialen Netzwerke schneller als jeder offizielle Nachrichtendienst. Das sind die Wege, die auch ERF Medien nutzen, um die gute Nachricht der Liebe Gottes zu verbreiten. Digital, via Satellit, Kabel, Internet, Facebook, YouTube, mit Twitter und in Blogs. Eine Botschaft – viele Kanäle! ERF Medien erreichen täglich tausende von Menschen – im privaten Umfeld, in Spitälern, Altersheimen und öffentlichen Einrichtungen. Dabei arbeiten ERF Medien mit viel Sorgfalt daran, Gott, die Bibel und die Kirchen umfassend abzubilden. Angebote nach christlich ethischen Werten ERF Medien will kirchendistanzierte Menschen mit der freimachenidea Spektrum 10.2012

den Botschaft von Jesus Christus erreichen und unterstützt damit auch die Arbeit der lokalen Kirchen und Gemeinden. Dem 42-köpfigen Team ist es ein tägliches Anliegen, die gute Nachricht von Jesus Christus unkonventionell und modern aufzubereiten. - Radio Life Channel erreicht täglich über 44 000 Menschen mit seinen Programmen. Porträts, Hintergrundmagazine, Reportagen, Gottesdienste und Talks sprechen Menschen an, die christliche Werte suchen. Zu hören ist das trendige Radio über Kabel, Satellit, Internet und DAB+. - Im FENSTER ZUM SONNTAG – Talk erzählen Menschen seit über 16 Jahren von ihren persönlichen Lebens- und Glaubenserfahrungen. Moderiert wird der Talk von Ruedi Josuran.* - Der digitale Fernsehkanal ERF eins ist ein christliches TV-Programm für die ganze Familie und via Satellit und Kabel auf swisscom-TV empfangbar.

- Das Medienmagazin antenne informiert monatlich über die Radio- und TV-Programme, bietet Artikel zu aktuellen Themen, Strömungen, Persönlichkeiten und gibt Film-, Medien- und Surftipps. - Hat man eine Sendung verpasst, kann man auf dem Medienportal www.erf.ch die meisten Sendungen nachträglich hören, bzw. anschauen oder als Podcast herunterladen. - Radio- und TV-Sendungen lösen oft Fragen bei den Zuschauern aus. Via Email, Telefon, Brief oder dem Kontaktformular auf der Homepage wenden sich Hilfesuchende an unsere Lebensberatung. Medienarbeit kostet viel Geld ERF Medien finanziert sich mehrheitlich durch Spenden und ist auf die Unterstützung von Einzelpersonen, Gemeinden, Kirchen und Stiftungen angewiesen. Viele Tausend Feedbacks zeigen, wie notwendig diese Radio- und TV-

Programme sind: «Vor einem Jahr hab ich Swisscom-TV installiert und bin dadurch auf Radio Life Channel und Radio ERF plus gestossen. Es tönt vielleicht etwas pathetisch, aber es waren Ihre Sendungen, die mir geholfen haben, dieses Jahr zu überleben... Ihre Musik und die verschiedenen Lebensberichte haben mich durchgetragen. Ich möchte dem ganzen Team ganz herzlich danken für die sorgfältige, professionelle Arbeit.» Wir freuen uns, wenn durch Sendungen von ERF Medien Menschen ihr Leben verändern und auf der Basis von Jesus Christus neu gestalten. Mehr Infos unter www.erf.ch *Die TV-Reihe FENSTER ZUM SONNTAG wird gemeinsam von der ALPHAVISION und ERF Medien produziert. FENSTER ZUM SONNTAG ist ein Projekt aus Freikirchen, Landeskirchen und der Evangelischen Allianz.


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Intersexualität: Weder Junge noch Mädchen. Warum? ETHIKRAT In Deutschland erblicken jährlich bis zu 400 Kinder das Licht der Welt, bei denen nicht eindeutig zu bestimmen ist, ob sie Mädchen oder Jungen sind. Der Deutsche Ethikrat hat jetzt empfohlen, ein „drittes Geschlecht“ einzuführen. Um was geht es genau – und was sagen Christen dazu?

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chätzungen zufolge soll es in unserem Land zwischen 80.000 und 120.000 Intersexuelle geben (weltweit 4,2 Millionen). Nach deutschem Recht muss das Geschlecht eines Neugeborenen binnen einer Woche in das Geburtenregister eingetragen werden. Ist keine Zuordnung möglich, wird dem Kind entweder das Geschlecht „männlich“ oder „weiblich“ zugewiesen. Umstritten ist die Frage, ob chirurgische Eingriffe insbesondere bei Kleinkindern zulässig sein sollten. Für Aufsehen hat jetzt die Empfehlung des Deutschen Ethikrates gesorgt, ein drittes Geschlecht einzuführen. Eine Person, die weder „weiblich“ noch „männlich“ sei, dürfe nicht gezwungen werden, sich zu entscheiden. Deshalb sollte neben „männlich“ und „weiblich“ auch die Kategorie „anderes“ eingeführt werden bzw. kein Eintrag erfolgen, bis die betroffene Person sich selbst entschieden habe. Im Blick auf chirurgische Eingriffe heißt es, unumkehrbare medizinische Maßnahmen müssten von den Betroffenen grundsätzlich selbst bestimmt werden.

Foto: Andre Bonn /Fotolia

Parteien urteilen unterschiedlich Die Stellungnahme des Ethikrates stieß auf ein geteiltes Echo. Die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, Christine Lüders, bezeichnete das Votum als richtungweisend. Die Sprecherin der Bundestagsfraktion für Lesben- und Schwulenpolitik, Barbara Höll, erklärte: „Wir müssen ak-

ideaSpektrum 10.2012

zeptieren, dass es mehr als zwei Geschlechter gibt.“ „Endlich“ werde der Blick auf die Menschenrechte von Intersexuellen gerichtet, „die in der Vergangenheit so schwer verletzt wurden“. Die CSU-Landesgruppe im Bundestag lehnt dagegen die Einführung eines „dritten Geschlechts“ ab: Dies sei „keine gute Idee“. Dagegen begrüßte die Partei „Die Linke“ die Empfehlungen. Von den übrigen im Bundestag vertretenen Parteien sind keine Stellungnahmen bekannt.

Evangelikale: Es gibt keine „dritte“ Schöpfungsvariante Aus christlicher Sicht äußerte sich der Vorsitzende der evangelikalen Studiengemeinschaft Wort und Wissen, der Arzt Henrik Ullrich (Riesa), gegenüber idea. Nach seinen Worten steht es außer Frage, dass aus biblischer Sicht auch Menschen mit biologisch zweigeschlechtlichen Variationen von Gott gewollt und geliebt seien. Gott habe den Menschen zwar als Mann und Frau geschaffen, allerdings sei der Idealzustand der Schöpfung, der von Gott das Prädikat „sehr gut“ erhalten habe, aufgrund des Sündenfalls nirgendwo mehr zu finden. Von dessen Folgen seien auch alle Gene, Organe und Hormone betroffen, die die biologische Ausbildung der Geschlechtsmerkmale beim Menschen steuerten. Es sei jedoch „unpassend“, bei den daraus resultierenden Formen der Intersexualität von „Schöp-

fungspannen“ oder einer „dritten Schöpfungsvariante“ zu sprechen.

Der Vorschlag einer Alternative Ullrich teilt die Forderung des Ethikrates, betroffene Menschen fachlich kompetent zu begleiten. Sie müssten vor Zwangsmaßnahmen geschützt und dürften nicht ausgegrenzt werden. Allerdings sei der Vorschlag, im Personenstandsregister die Kategorie „anderes“ neben „weiblich“ und „männlich“ einzuführen, „unverständlich und nicht hilfreich“. Dadurch würden Vorurteile eher vertieft, auch wenn dies nicht die Absicht des Ethikrates sei. Der bessere Weg bestehe darin, Betroffenen bzw. ihren Eltern die Freiheit zu geben, bis zu einem bestimmten Alter (21 Jahre) kein Geschlecht angeben zu müssen. Danach sollte der Personenstand individuell und in persönlicher Freiheit festgelegt und bewusst gelebt werden, so der Arzt. Die Studiengemeinschaft Wort und Wissen ist ein Zusammenschluss von Christen vorwiegend aus wissenschaftlichen Berufen. Der 26 Mitglieder zählende Deutsche Ethikrat berät die Regierung und den Bundestag in ethischen, medizinischen, juristischen und sozialen Fragen durch Empfehlungen und Berichte. Vorsitzender ist der frühere Bundesjustizminister Prof. Edzard Schmidt-Jortzig (Kiel). P

b www.wort-und-wissen.de • 07442 81006 www.ethikrat.org • 030 20370242


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Gelungene Integration: Deutsche und türkische Fußballfans feierten gemeinsam bei einem Spiel Deutschland–Türkei in Köln.

Aggressiv: 1.200 junge Muslime demonstrierten gegen Mohammed-Karikaturen vor der Botschaft Dänemarks in Berlin.

Wie soll Deutschland mit radikalen Muslimen umgehen? STUDIE Aufregung gibt es um die vom Innenministerium in Auftrag gegebene Studie „Lebenswelten junger Muslime in Deutschland“. Denn zahlreiche Muslime sind zur Gewalt gegen Andersgläubige bereit.

Innenminister: Die „MultikultiIllusion“ ist gescheitert Bei den Parteien löste die Untersuchung ein unterschiedliches Echo aus. Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) sagte der „Bild“-Zeitung, dass Deutschland den Import autoritärer, antidemokratischer und religiös-fanatischer Ansichten nicht akzeptiere: „Wer Freiheit und Demokratie bekämpft, wird hier keine Zukunft haben.“ Er betonte aber auch, dass „die Moslems in ihrer großen Mehrheit“ den Terrorismus scharf ablehnten und die allermeisten gern bereit seien, sich in Deutschland zu integrieren. Die „rot-grüne Multikulti-Illusion“ sei jedoch „ganz offensichtlich gescheitert“. Der innenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Hans-Peter Uhl, befürchtet, dass die Integrationsverweigerung zu religiösem Fanatismus und

Terrorismus führen könne. In anderen Parteien stieß die Studie auf Kritik. Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) warnte davor, lediglich Schlagzeilen zu produzieren: Sie befürchtet eine Debatte, „die ein Zerrbild des Einwanderungslandes Deutschland vermittelt“.

Grüne: Dürfen uns nicht wundern Die stellvertretende SPD-Vorsitzende, Aydan Özoguz, warf den Autoren der Studie vor, nur „nichteingebürgerte, also auch nicht hier geborene Jugendliche aus islamischen Kulturkreisen befragt“ zu haben. Der Parlamentarische Geschäftsführer der „grünen“ Bundestagsfraktion, Volker Beck, sagte, dass man sich über Abwehrhaltungen nicht wundern dürfe, wenn man Muslime nur im Zusammenhang mit Terrorismus wahrnehme „und sonst nicht müde wird, ihnen zu erklären, dass der Islam nicht Teil unserer Gesellschaft ist“.

Muslime für Sektenbeauftragte Lobende Worte fand hingegen der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek. „Die Studie bestätigt unsere Erkenntnisse, dass Ausgrenzung und Diskriminierung von Muslimen zusammen mit religiösen Ideologien zur Radikalisierung führen kann“, sagte er der „Süddeutschen Zeitung“. Dass es einen gewissen Anteil Radikale unter jungen Muslimen gebe, sei daher „nichts Neues“. Mazyek fordert deshalb Sektenbeauftragte für islamische Splittergruppen.

Deutschland positiver als Türkei Auch andere Details der Studie wurden in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen: So fühlen sich die befragten Muslime beispielsweise nur sehr selten persönlich diskriminiert, sondern eher als „die Muslime“ an sich. Ein Großteil bewertet Deutschland weit positiver als die Türkei. So lebe man hier sicherer, es gebe weniger Korruption, dafür mehr Entfaltungsfreiheit und das bessere politische System.

Die Schwäche des Christentums Nach Ansicht eines Vorstandsmitglieds des Arbeitskreises für Migration und Integration der Deutschen Evangelischen Allianz, Günther Korn (Nürnberg), ist die Integrationsunwilligkeit zahlreicher junger Muslime auch auf die religiöse Situation in Deutschland zurückzuführen. Wer leere Kirchen erlebe und ständige Klagen über Kirchenaustritte und rückläufige Besucherzahlen höre, sei empfänglich für die Botschaft des Korans, dass der Islam die bessere Religion sei, sagte Korn gegenüber idea. Dabei zeigten die Erfahrungen des Arbeitskreises, dass da, wo Kirchenmitglieder auf Muslime zugehen, Integrationsprobleme selten seien. Die Ergebnisse der Studie stützen diesen Eindruck. So sagten viele der Befragten mit Blick auf das Christentum in Deutschland, der christliche Glaube sei schwächer, das Wissen über ihn geringer und die Religion werde weniger gelebt. Positiv wurde auch angemerkt, dass im Christentum – anders als im Islam – keine

Fotos: dpa

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ie Studie ergab, dass gut 20 % aller Muslime nicht bereit sind, sich zu integrieren. Bei den Muslimen zwischen 14 und 32 Jahren mit deutschem Pass sind es 15 %, bei denen ohne deutschen Pass 24 %. Zu den Merkmalen dieser Gruppe gehören laut Studie auch eine strenge Religiosität, eine starke Abneigung gegenüber dem Westen und die Tendenz, Gewaltanwendung zu akzeptieren. Für die Studie wurden 700 junge deutsche und nichtdeutsche Muslime telefonisch befragt. Zudem hat man 692 Fernsehbeiträge aus Nachrichtensendungen analysiert. Von den rund 4 Mio. Muslimen hierzulande hat etwa jeder zweite keinen deutschen Pass.

ideaSpektrum 10.2012


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rigiden Regeln vermittelt würden, „sondern eher Ideale beziehungsweise Empfehlungen für eine richtige Lebensweise“.

Für „Wetteifer der Religionen“ Nach Ansicht des Geschäftsführers der Evangelischen Ausländerseelsorge, Pfarrer Hanna Josua (Stuttgart), stoßen junge Muslime vielfach wegen mangelnder Sprach-

kenntnisse oder auffälligen Verhaltens auf Ablehnung, was sie unberechtigterweise auf ihren Glauben zurückführten. „Integration ist vor allem ein Bildungsproblem“, sagte Josua gegenüber idea. Auch die Kirchen könnten zum Frieden beitragen, indem sie verstärkt Begegnungen von deutschen und ausländischen Jugendlichen ermöglichen. Außerdem sollten sie sich dem „Wetteifer

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der Religionen bei der Verwirklichung des Guten“ stellen. Wenn Muslime Islam mit Frieden gleichsetzten, müsse sich das in ihrem Verhalten ausdrücken. Ebenso sollten Christen zeigen, dass sich in ihrem Umgang mit Andersgläubigen der Geist des Friedensfürsten Jesus Christus widerspiegele. P

b www.bmi.bund.de

Evangelikale: Erstmals weniger Missionare auf dem Missionsfeld WELTMISSION Nach jahrelangem Zuwachs ist die Zahl der aus Deutschland entsandten evangelikalen Missionare erstmals zurückgegangen. Die Zahl der AEM-Missionswerke ist gleichzeitig auf 104 gestiegen.

Fotos: Murdoch/idea/kairospress; Wenzel/PR

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as geht aus dem Jahresbericht der Arbeitsgemeinschaft Evangelikaler Missionen (AEM) hervor, der bei der Mitgliederversammlung in Schwäbisch Gmünd vorgelegt wurde. Danach waren im vergangenen Jahr 3.668 Mitarbeiter für die 103 Mitgliedswerke der AEM weltweit im Einsatz. Das waren 6 % weniger als 2010. Die AEM ist aber nach wie vor der mit Abstand größte Missionsdachverband in Deutschland. Der AEM-Vorsitzende, Missionsdirektor Detlef Blöcher (Sinsheim bei Heidelberg), begründete die Entwicklung damit, dass die Zahl junger Erwachsener in der Bevölkerung deutlich sinke. Das wirke sich auch auf die evangelikale Jugendarbeit aus. „Und das ist der Teich, in dem wir fischen“, sagte Blöcher im Blick auf die Nachwuchsgewinnung. Allerdings sei das Interesse an Kurzzeiteinsätzen junger Christen in der Weltmission nach wie vor ungebrochen stark. Blöcher äußerte zugleich die Hoffnung, dass die wachsenden fremdsprachigen und internationalen Gemeinden in Deutschland künftig mehr Missionare aussenden. Deren Potenzial sei längst nicht ausgeschöpft.

oft die Sehnsucht nach einer einfacheren Welt mit klaren Antworten und Ordnungen. Außerdem gebe der Glaube – zu einem „Kreis der Auserwählten“ zu gehören – Halt und Stärke. Viele junge Muslime sähen „keine große Chance auf das große Glück“ im irdischen Leben und wollten so im Paradies ihren Lohn als Märtyrer empfangen. Diese Perspektive lasse sie zu Selbstmordattentätern und Kämpfern für den Dschihad (Heiliger Krieg) werden. Attraktiv an radikalen Gruppen wie der palästinensischen Hamas oder der nigerianischen Boko Haram sei auch, dass ihre Paul Murdoch Mitglieder den „Macho und Helden heraushängen können“. Allerdings gebe es religiöse Radikalisierungen nicht nur im Islam, sondern etwa auch im Hinduismus und Buddhismus. Diese Entwicklung sei ein wesentlicher Grund für die zunehmende Christenverfolgung.

Die größten deutschen Missionswerke sind die Deutsche Missionsgemeinschaft, OM und Liebenzell

Kritische Fragen zum Verhältnis von Christen und Muslimen in der westlichen Welt stellte der an der Freien Theologischen Hochschule in Gießen lehrende Alttestamentler und Islamwissenschaftler Prof. Heiko Wenzel. Persönliche Begegnungen seien eher selten. Man rede mehr übereinander als miteinander. Wenzel: „Haben wir überhaupt ein Interesse an Muslimen?“ Respekt im Umgang mit Muslimen zeige sich unter anderem darin, dass man hinhöre und ihre religiöse sowie lebenspraktische Wirklichkeit wahrnehme. Wichtig sei auch, zwischen dem Heiko Wenzel religiös-politischen System „Islam“ und Muslimen zu unterscheiden. Es gebe auch nicht „den Islam“, sondern unterschiedliche Wege, dieses System zu leben. Zur Differenzierung gehöre ferner, das eigene Islambild nicht nur von Ereignissen wie den Terroranschlägen vom 11. September 2001 bestimmen zu lassen. Wenzel fragte: „Pflegen wir ein Feindbild Islam?“ P

Nach der aktuellen AEM-Statistik arbeiten die meisten Mitarbeiter der AEM-Werke in Europa (1.137). Dahinter folgen Afrika (903), Asien (808) und Südamerika (709). Die größten Werke sind die Deutsche Missionsgemeinschaft mit 284 ausgesandten Mitarbeitern, das Missionswerk Operation Mobilisation (OM, 262), die Liebenzeller Mission (248) und die Vereinigte Deutsche Missionshilfe (234). Als 104. Werk wurde die „Mission am Nil“ aufgenommen, die in Nordostafrika Gesundheits-, Ausbildungs- und Ernährungssicherungsprojekte durchführt.

Warum radikale islamische Gruppen Zulauf haben Der Vorsitzende des Arbeitskreises Religionsfreiheit der Deutschen Evangelischen Allianz, Studienleiter Paul Murdoch (Tübingen), berichtete, dass die religiöse Radikalisierung zunehme. So sammelten sich viele junge Muslime in kämpferischen Gruppen, die ein „Zurück zu den Wurzeln“ versprächen. Sie wollten die Welt so verändern, „dass Allah die Herrschaft antritt“. Hinter der Radikalisierung stehe

ideaSpektrum 10.2012

Fehlt Christen das Interesse an Muslimen?

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USA: Die „Neuen Evangelikalen“ kommen! PROTESTANTISMUS Zwischen Evangelikalen in den USA und in Deutschland gibt es starke Unterschiede und neue Entwicklungen.

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ieser Ansicht ist die Professorin für multikulturelle Studien an der Universität von New York, Marcia Pally. Wie sie bei der Tagung des christlichen Netzwerkes „Gemeinsam für Berlin“ sagte, ist die evangelikale Landschaft in Deutschland stark von den Verhältnissen in den Landeskirchen bestimmt. Dagegen ist die evangelikale Bewegung in den USA eine von unten – von vielen einzelnen Gemeinden – aufgebaute Bewegung. Die Entstehung der USA ist laut

Prof. Marcia Pally

Religionen in den USA Protestanten Katholiken Orthodoxe Mormonen Juden Muslime Konfessionslose bzw. Atheisten

51,0 % 25,0 % 3,0 % 1,7 % 1,7 % 1,6 % 16,0 %

Pally wesentlich durch die Evangelikalen geprägt: „Der Versuch, die USA zu verstehen, ohne zu wissen, wer die Evangelikalen sind, gleicht dem Versuch, IKEA zu verstehen, ohne zu wissen, was eine Schraube ist.“ Nach Angaben von Pally sind viele Vorfahren der Evangelikalen in den USA aus Europa ausgewanderte freikirchliche Christen, die von den Staatskirchen verfolgt worden seien. Dadurch waren sie gezwungen, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Diese Mentalität sei in den USA bis heute bestimmend.

„Erdbeben“ unter Evangelikalen Pally zufolge vollzieht sich unter den Evangelikalen in den USA derzeit ein „langsames Erdbeben“. Immer mehr theologisch konservative Protestanten entdeckten ihr soziales Gewissen. Diese „Neuen Evangelikalen“ setzten sich ein für Armutsbekämpfung, Umweltschutz sowie die Versöhnung von Rassen und Religionen. Zudem kämpften sie gegen Militarismus, Folter sowie übermäßigen Konsum. Ein ausgeprägtes Kennzeichen sei ihr Engagement für Bildung, Gesundheit, Arme und Benachteiligte im eigenen Land und weltweit. Zudem wollten sie ihre Geschäftspraktiken mit biblischen Prinzipien in Einklang bringen. Sie versuchten Gott zu dienen, um dem Allgemeinwohl zu nutzen. Besonders die jüngere Generation der Christen interessiere sich verstärkt für ethische Themen. Zwar bleibe die „religiöse Rechte“ in den USA eine machtvolle politische Stimme, jedoch gebe es heute eine Vielzahl evangelikaler Positionen, die nicht mehr diese Strömung vertreten. Einer Umfrage zufolge hatten bei den letzten US-Wahlen – 2008 – 27 % aller Evangelikalen die Demokraten gewählt; von den unter-30-Jährigen waren es 32 %.

Und wie ist es mit Homosexualität? Pally äußerte sich auch zur Diskussion um gleichgeschlechtliche Partnerschaften. Ihr zufolge halte die Mehrheit der „Neuen Evangelikalen“ praktizierte Homosexualität für eine Sünde, sie sei jedoch kein Verbrechen, für das man bestraft werden solle. Sie sprächen sich deshalb für die Zulassung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften aus. Im Blick auf Schwangerschaftskonflikte setzten sich die „Neuen Evangelikalen“ für eine stärkere Unterstützung von Müttern und den Ausbau von Adoptionen ein. P

b Von Marcia Pally ist 2010 das Buch „Die Neuen Evangelikalen“ erschienen. ISBN 9783940432933 • 29,90 € / 43.50 SFr.

NOTIERT Afrika: Immer mehr christliche Radiosender In Afrika werden Lizenzen für Radiostationen zunehmend an nicht-staatliche Stellen vergeben. Das eröffnet christlichen Missionswerken neue Möglichkeiten. In den vergangenen 15 Jahren hat allein das in Haiger (Mittelhessen) ansässige Missionswerk DIGUNA (Die gute Nachricht für Afrika) 20 UKW-Stationen aufgebaut, erläuterte der zur Missionsleitung gehörende Missionar Kurt Zander (Haiger) idea. Die Sender in Kenia, Kongo, Südsudan, Tansania, Tschad und Uganda müssten aber auch gewartet oder repariert werden. Dies sei eine Aufgabe auch für ältere Missionsfreunde. 16 Interessenten mit Fachkenntnissen in Elektrotechnik und Elektronik wurden jetzt von dem Missionswerk geschult. Im Fall von Störungen an Sendern können die ehrenamtlichen Mitarbeiter kurzfristig nach Afrika reisen, um die Fehler zu beheben. DIGUNA unterstützt mit rund 230 Mitarbeitern ostafrikanische Kirchen bei evangelistischen Einsätzen und humanitären Projekten. b www.diguna.de • 02773 81020

USA: Kleinkind ertrinkt im Taufbecken In den USA ist ein Kleinkind in einem Taufbecken ertrunken. Der ein Jahr alte Juan Cardenas wurde in dem nicht abgedeckten Bassin der „LobpreisGemeinschaft“ der pfingstkirchlichen „Versammlungen Gottes“ in Indianapolis (Bundesstaat Indiana) entdeckt. Der Junge trieb leblos in dem etwa 60 Zentimeter tiefen Wasser. Er wurde sofort ins Krankenhaus gebracht, doch dort konnte man nur noch den Tod feststellen. In der Gemeinde werden wie in vielen Freikirchen Menschen nicht durch Besprengen oder Benetzen mit Wasser, sondern durch Untertauchen getauft. Dazu dient das Becken. Juan besuchte die Kindertagesstätte der Gemeinde. Ein Therapeut, der den Jungen behandeln wollte, vermisste das Kind. Der Vater zeigte sich erschüttert. „Es gibt keine gute Erklärung für das, was geschehen ist“, sagte er im Lokalfernsehen. Presseberichten zufolge ist die Tagesstätte den Aufsichtsbehörden bereits früher aufgefallen, weil etwa Hygienevorschriften nicht eingehalten wurden.

Foto: dpa

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N AC H R IC H T E N

Was die Juden in Israel glauben

Foto: ddpimages/AP

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ittlerweile glauben 8 von 10 Juden in 80 %: Gute Taten werden belohnt Israel an Gott. Das fand das Guttman- Die weiteren Ergebnisse: 80 % der Juden Zentrum des Israelischen Demokratie-In- sind überzeugt, dass man für gute Taten bestituts (Jerusalem) in einer lohnt wird. 75 % glauben, neuen Erhebung heraus. Es Religionen in Israel dass man für Vergehen ist die dritte Studie dieser bestraft wird. 72 % sind 7,7 Millionen Bürger Art nach ähnlichen Untervon der Kraft des Gebets 5,90 Millionen suchungen in den Jahren Juden überzeugt. Dass die Juden 1,40 Millionen 1991 und 1999. „Es gibt Muslime das von Gott auserwählte Christen 0,15 Millionen einen Trend hin zu mehr Volk sind, meinen 67 %. An Religiosität“, erläuterte die ein Leben nach dem Tod Wissenschaftlerin Ayala Richtungen im Judentum glauben 56 % und an das Keisser-Sugarmen. Denn Kommen des Messias 51 %. 1999 2012 vor 13 Jahren glaubten nur Jeder dritte Jude (34 %) ist Antireligiöse 6% 3% 76 % an Gott. Der Prozentüberzeugt, dass ein Jude, Orthodoxe 16% 22% satz derjenigen, die sich als der die Gebote nicht hält, Traditionelle 33% 32% damit das gesamte Volk säkular bezeichnen – sie Säkulare 46% 43% besuchen selten oder nie Israel gefährdet. eine Synagoge und halten nicht die jüdischen Feiertage –, sank Der Glaube hat nur wenige von 46 im Jahr 1999 auf heute 43. Auch Auswirkungen auf den Lebensstil der Anteil der Antireligiösen ging zurück Was sollte maßgeblich das Zusammen– von 6 auf 3 %, während die besonders leben prägen? 44 % der Juden meinen, strenggläubigen Juden – die orthodoxen dass die Demokratie Maßstab sein sollte, oder ultra-orthodoxen – von 16 (1999) auf 20 % wollen dagegen eine durch die jü22 % zulegten. Fast unverändert blieb die dischen Gesetze (Halacha) geprägte GeQuote der „traditionellen“ Juden (die nur sellschaft. 36 % haben dazu keine Meidie hohen jüdischen Feiertage feiern und nung und können sich beides vorstellen. selten in eine Synagoge gehen): 1999 wa- Wenig konkrete Auswirkungen hat der ren es 33 %, heute sind es 32. Der Grad der Glaube offenbar auf den Lebensstil vieReligiosität hängt stark mit der Herkunft ler Juden, vor allem am Ruhetag Schabzusammen. bat (Sonnabend). 68 % wollen geöffnete Kinos, 65 % schalten den Fernseher oder Die aus Westeuropa kommenden das Radio ein, 52 % beschäftigen sich mit Juden sind meist weltlich dem Internet, 37 % treiben Sport, 29 % suDie aus Westeuropa stammenden Juden chen Vergnügen oder gehen essen, 16 % sind zu 67 % weltlich orientiert, die aus nutzen den Tag zum Einkaufen und 11 % der ehemaligen Sowjetunion und den zum Arbeiten. Allerdings ist für 84 % am arabischen Ländern kommenden Juden Schabbat das Zusammensein in der Fabezeichnen sich dagegen zu 73 % als tra- milie wichtig. Der Glaube bestimmt vielditionell, orthodox oder ultra-orthodox. fach die Ernährung: 76 % essen zu Hause

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koscher, 70 % auch außerhalb. 72 % meiden Schweinefleisch.

Jüdisch: ein Nationalgefühl Nach Worten des Soziologen Prof. Menachem Friedman von der Bar Ilan Universität (Ramat Gan bei Tel Aviv) ist jüdisch nicht nur eine Religion, sondern auch ein Nationalgefühl. Von den gut 7,7 Millionen Einwohnern Israels sind 5,9 Millionen Juden, 1,4 Millionen Muslime und 154.000 Christen. Der Rest ist religionslos oder gehört anderen Glaubensrichtungen an. Die Zahl der „messianischen“ Juden, die an Jesus Christus glauben, wird auf 10.000 bis 15.000 geschätzt. P

b www.idi.org.il Woran die Juden in Israel glauben Ich glaube an Gott 80 % Für Gutes werde ich belohnt 80 % Höhere Gewalt lenkt die Welt 77% Für Böses werde ich bestraft 74% Ich glaube an die Kraft des Gebets 72% Juden sind das auserwählte Volk 67 % Ich glaube an ein Leben nach dem Tod 56 % Ich glaube an das Kommen des Messias 51 % Ein Jude, der nicht die Gebote hält, gefährdet das gesamte Volk Israel 34 %

© lideaGrafik; Quelle: israelheute

Ultra-orthodoxe jüdische Männer gehen neben Palästinensern durch die Altstadt Jerusalems.

NEUE STUDIE Viele Christen gehen davon aus, dass alle Juden – mindestens im Heiligen Land – an Gott glauben. Doch dem ist nicht so – auch wenn es Hoffnung gibt.


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C H R I ST & K U NS T

Abraham, der weinende Glaubensheld THEATER Es gibt nicht viele Christen, die als Schauspieler tätig sind. Der Berliner Benjamin Stoll (32) ist einer von ihnen. Er erzählt in seinem Solo-Stück „Abraham – aus Liebe“ die ungeheuerliche Geschichte von Abraham. Karsten Huhn hat die Aufführung des Stücks besucht. Es ist einer der verschreckendsten Texte der Bibel: die Geschichte von Abraham, der auf Gottes Geheiß auszieht, seinen Sohn zu opfern (1. Mose 22). Ein Vater, der seinen Sohn opfert? Auf Gottes Befehl? Das wäre heute ein Fall für Gericht, Jugendamt und Psychiatrie. Was die Sache noch rätselhafter macht: Im Hebräerbrief wird Abraham in der ewigen Bestenliste der Glaubenshelden für sein Gottvertrauen gerühmt. Großer Stoff fürs Theater also – der Schauspieler Benjamin Stoll hat ihn als EinMann-Stück inszeniert. Er erzählt, was in der Bibel nur zwischen den Zeilen steht. Schon der Beginn der Geschichte ist bizarr: Abraham und seine Frau Sara, ein Greis und eine Greisin, beide über 80 Jahre alt, kinderlos. Gott verspricht ihnen Nachwuchs – doch weil es mit Sara bislang nicht geklappt hat, geht

Arm – und der Zuschauer weiß, was gemeint ist. Liebt Abraham seinen Sohn? Er liebt ihn, natürlich liebt er ihn.

Gottes unfassbarer Marschbefehl Und dann kommt unvermittelt Gottes unfassbarer Marschbefehl: „Geh und gib mir deinen Sohn!“ Warum treibt Gott dieses grausame Spiel? Die Nachbarn opfern ihre Söhne dem Gott Moloch – aber man muss den Nachbarn ja nicht alles nachmachen. Abraham bittet und winselt, er bettelt und feilscht, wie er es früher schon einmal getan hatte, als Gott Sodom und Gomorra zerstören wollte. Diesmal lässt Gott nicht mit sich handeln. Abraham gehorcht, sein Blick wird glasig-irr. Erst hat er den einen Sohn in die Wüste geschickt – jetzt soll auch noch der andere sterben? Drei Tage sind Abraham und Isaak unterwegs, den Berg hoch, eine Tortur für Körper und Seele. Es sind die intensivsten Momente dieses Stücks. Ein letztes Mal gibt er seinem Sohn zu essen, „damit du groß und stark wirst“. „Ja, Isaak, die Aussicht ist toll.“ Was er vorhabe? Wo das Opferlamm sei? Abraham schweigt grimmig.

Abraham hebt das Messer …

Abraham zu ihrer Dienerin Hagar. So kommt Ismael auf die Welt, der als Stammvater der Araber gilt. Von ihm soll Mohammed, der Prophet des Islam, abstammen. Der Islam – entstanden aus einem Seitensprung.

So hatte das Gott nicht gemeint Doch so hatte das Gott eigentlich nicht gemeint. Also ein neuer Versuch – und tatsächlich wird Sara diesmal schwanger. Bald hat Abraham zwei Kinder von zwei Frauen – so etwas geht selten gut. Es gibt Eifersucht in der PatchworkFamilie. Hagar und Ismael müssen gehen. Abraham, der Wüstenfuchs, zieht seinen Sohn auf. Er zeigt Isaak die Sterne, er spielt mit ihm Fußball und Verstecken, er rennt durch die Zuschauer-Reihen, um Isaak zu suchen. Für all diese Szenen braucht Stoll nur wenig Worte: Er spielt pantomimisch und mit vollem Körpereinsatz; oft reicht eine Geste, etwa das Wiegen des Neugeborenen im

b Nächster Auftritt: 18. März in Salzgitter • www.baptistensalzgitter.de • event@baptisten-salzgitter.de • 05341 36299 Weitere Vorstellungen können direkt bei Benjamin Stoll gebucht werden: www.benjaminstoll.com • 0160 97253121

Fotos: PR

Die Geschichte Abrahams – dargestellt von Schauspieler Benjamin Stoll

Man spürt: Hier spielt einer nicht nur. Stoll ist Vater von vier Kindern. Und er weiß, wie es ist, plötzlich seinen Sohn zu verlieren. Vor drei Jahren starb sein zweites Kind nach einer Krankheit. Abraham baut Gott einen Altar. Er fesselt seinen Sohn, führt ihn zur Opferstelle. „Schau nach unten“, ruft Abraham, weil er Isaak nicht ins Gesicht sehen mag, während er das Messer gegen ihn hebt. Ob er ihn nicht mehr liebhabe, fragt Isaak seinen Papa. Abraham weint, natürlich weint er. Warum verlangt Gott so etwas? Dann die Erlösung: Gott greift ein. Isaak rennt davon, ein Widder steht bereit – ihn opfert Abraham statt seines Sohnes. Noch sind nicht alle Fragen beantwortet, klar ist aber: Gott will kein Menschenopfer. Zum Schluss steht Abraham vor dem Publikum und sagt: „Vielleicht verstehen Sie jetzt, was es heißt, wenn ein Vater seinen einzigen Sohn opfert – aus Liebe.“ Mit dem Zeigefinger weist er himmelwärts. Gott opfert sich selbst. So verharrt Abraham, bis das Licht ausgeht. P

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P RO & KON T R A

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Fehlt Griechenland die protestantische Ethik? WELTWIRTSCHAFT Trotz aller milliardenschweren Rettungspakete geht es mit Griechenland immer weiter bergab. Liegt dies auch daran, dass es den zu 96 % nominell griechisch-orthodoxen Bürgern an der vergleichsweise strengen protestantischen Arbeits- und Wirtschaftsethik fehlt?

PRO

In Griechenland mangelt es den Bürgern wie dem Staat an Ehrlichkeit und Vertrauen.

Es ist wissenschaftlich belegt: Die protestantische Ethik führt in den skandinavischen Ländern, in den Niederlanden und in manchen Schweizer Kantonen dazu, dass es den Einwohnern schwerfällt, ihren Staat – etwa durch den unberechtigten Bezug von Sozialleistungen – zu betrügen. Die größtenteils orthodoxen Griechen kennen solche protestantischen Werte naturgemäß nicht. Sie waren 400 Jahre lang türkisch beherrscht, danach von Königs- und Militärdiktaturregimen – und leben erst seit gut 40 Jahren in einer Demokratie. Schon immer hatten sie ein gespanntes Verhältnis zu ihrer Obrigkeit, war das Vertrauen in Staat und Regierung nie hoch – bis heute. Korruption ist daher weit verbreitet: So muss man etwa im Krankenhaus „selbstverständlich“ zusätzlich etwas bezahlen – obwohl man zuvor in seine Krankenversicherung eingezahlt hat. Viele Griechen sehen keinen Grund darin, ehrlich zu sein – sie arbeiten „schwarz“

Fotos: Lehmann/idea/kairospress; Schneider/privat; Lachmann/Erich Malter

Eine protestantische Wirtschaftsethik hätte in Griechenland auch nicht geholfen.

KONTRA

Ob protestantische Tugenden die Krise vermieden hätten, ist anzuzweifeln. Es ist interessant, dass auch andere nicht-protestantische Staaten – etwa die katholisch geprägten Länder Italien, Spanien, Portugal und Irland – ebenfalls unter dem wirtschaftlichen Fehlverhalten ihrer Eliten leiden. Das Entscheidende sind aber gesellschaftliche Rahmenbedingungen, die auch eingehalten werden müssen. Das Problem der orthodoxen Kirche ist zudem, dass sie noch gar keine Sozialethik entwickelt hat. Im Blick auf die EU ist festzustellen, dass alle Politiker die Vereinbarung „Keine Übernahme staatlicher Schulden von Mitgliedsstaaten“ im Maastricht-Vertrag eklatant verletzt haben – dazu gehört gerade auch die protestantisch dominierte deutsche Regierung! Ebenso wurde das Prinzip der Haftung ausgesetzt. Wer haftet, wird jedoch verantwortungsvoller entscheiden. Das Totschlagargument „Solidarität“ verhindert leider oft

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Dr. Friedrich Schneider ist Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Linz und Forschungsprofessor am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin.

und betrügen den Staat. Wenn sich etwas ändern soll, muss also zuerst der griechische Staat gegen die Bestechung vorgehen, Steueraußenstände in Höhe von rund 13 Milliarden Euro eintreiben und das ins Ausland geschaffte Vermögen von ca. 70 Milliarden Euro zurückholen oder wenigstens besteuern. Dadurch könnte die Regierung wieder Vertrauen zurückgewinnen, ein Stück Gerechtigkeit herstellen und dann (!) die Bürger zu Recht für Schwarzarbeit oder Steuerhinterziehung bestrafen. Allerdings fehlt es in der griechischen Politik gerade an guter, verantwortungsvoller Regierungsarbeit. Hier sehe ich die größte Herausforderung in der aktuellen Krise: Die Politiker müssen endlich ein Vertrauensverhältnis zwischen Bürgern und Staat herstellen, so dass die Einwohner ihr Gemeinwesen auch gerne mit ihren Steuern finanzieren – weil sie wissen, dass sie vom Wiederaufbau ihres Staates ihren gerechten Anteil erhalten werden. P

Dr. Werner Lachmann (Nürnberg) ist Vorsitzender der Gesellschaft zur Förderung von Wirtschaftswissenschaften und Ethik und war Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Erlangen-Nürnberg.

verantwortliche Politik – das gilt auch im Fall Griechenland. Die Bundeskanzlerin stellte sogar fälschlicherweise einen Zusammenhang von Europa und Griechenlands Rettung her, der die an sich kleine griechische Krise zu einer großen europäischen Bedrohung werden ließ. Wir sollten darüber hinaus nicht vergessen, dass die ganze Weltwirtschaftskrise ihren Ausgangspunkt in einem protestantisch geprägten Land hatte: den USA. Die biblisch-protestantische Ethik ihrer Eliten hat den unglaublichen Betrug mit Wertpapieren nicht verhindert. Die Entscheidungsträger hafteten wiederum nicht. Entscheidend sind daher allgemein verbindliche Haftungsregeln. Gefragt sind Sachkenntnis, Menschenkenntnis und gute Regeln, um Anreize zu verantwortlichem gesellschaftlichen Handeln zu setzen. Protestantische Tugenden reichen nicht aus. Gut gemeint reicht nicht – besser ist: gut geregelt! Denn eine protestantische Ethik muss auch gelebt werden. P


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IN T ERV IEW

Nicht aufgeben – abgeben! LEBENSWERK Einer der führenden christlichen Verleger Deutschlands feierte am 6. März seinen 85. Geburtstag: Friedrich Hänssler. International bekannt wurde der schwäbische „Buch- und Musikmissionar“ (so der württembergische Landesbischof Frank Otfried July) vor allem durch geistliche Musikproduktionen, etwa einer 172 CDs umfassenden Johann-Sebastian-Bach-Edition. Mit dem Jubilar sprach idea-Redakteur Karsten Huhn.

Friedrich Hänssler (Holzgerlingen bei Stuttgart) übernahm 1958 den 1919 gegründeten Hänssler-Verlag von seinem Vater und prägte mit Büchern, Tonträgern und Filmen die christliche Medienlandschaft im deutschsprachigen Europa. Pro Jahr bringt der gesamte SCM-Verlag – zu dem der Hänssler-Verlag seit 2002 gehört und für den Friedrich Hänssler weiterhin beratend tätig ist – mit rund 300 Mitarbeitern circa 550 neue Bücher, Bild- und Tonträger auf den Markt. Hänssler wirkte zudem in zahlreichen Werken mit, darunter der Kammer für Publizistik der EKD und der von ihm mit gegründeten Konferenz Evangelikaler Publizisten. 22 Jahre lang leitete er den pietistischen Württembergischen Brüderbund. Zudem ist Hänssler einer der Initiatoren der Gebetsfrühstückstreffen im Bundestag, zu denen sich Abgeordnete aller Fraktionen treffen. Für seine Verdienste erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, darunter das Bundesverdienstkreuz sowie die höchste Auszeichnung der württembergischen Landeskirche, die Johannes-Brenz-Medaille in Silber. Hänssler ist seit 57 Jahren mit Ursula verheiratet und Vater von sechs Kindern.

nenstadt wurde zerstört – und unsere Flakstellung versuchte, die alliierten Bomber vom Himmel zu holen.

„Wenn Sie sich weigern zu schießen …“ Plötzlich standen Sie mitten im Krieg. Auf diese Weise ist unserer Generation die Jugend gestohlen worden. Man wird dadurch tiefgründiger. Nach den schweren Bombenangriffen auf Ulm im Dezember 1944 kam ich zur Infanterie. Meine erste Aufgabe war, Tote aus den Trümmern auszugraben. Das für mich prägendste Ereignis war, als ich an einem Erschießungskommando teilnehmen sollte. Wir wurden in ein Waldgebiet gefahren und ein Offizier teilte uns mit: „Wenn Sie sich weigern zu schießen, werden Sie heute standrechtlich erschossen.“ Ich sah die Lastwagen, auf denen die Menschen saßen, die wir erschießen sollten, wobei ich bis heute den Grund dafür nicht weiß. Ich schrie innerlich zu Gott: „Herr, wenn du wirklich existierst, dann greife jetzt ein.“ Jeder von uns bekam ein Gewehr in die Hand gedrückt. Als schon die ersten zum Tode Verurteilten vor uns standen, Sekunden vor der ersten Salve, befahl mir ein Offizier: „Sie brauchen nicht zu schießen. Ihre Aufgabe ist es, die Toten zu versorgen.“ Ich betete damals: „Gott, ich möchte zu dir gehören.“ An diesem Tag wurde ich sehend. Wie viele Tote gab es an diesem Tag? Das weiß ich nicht mehr. In einem solchen Moment hat man einen so hohen Adrenalinspiegel, da achtet man darauf nicht mehr. Ich habe jahrzehntelang über diese Geschichte nicht gesprochen. Aber im Traum habe ich diese Ereignisse zigmal nacherlebt.

Theologie statt Hühnerfarm Kam nach dem Krieg die „schön aufregende“ Zeit? Ja, denn eigentlich wollte ich nach dem Krieg eine Hühnerfarm aufmachen. Ich habe eine besondere Beziehung zu Tieren, und wir hatten zu Hause auch eine Menge Hühner. Ich wusste also, wie man mit ihnen umgeht. Doch mein Interesse für Theologie war noch größer, daher begann ich, in Tübingen zu studieren. Hat Ihnen das Studium Freude bereitet? Es war zunächst ein Schock für mich! Ich habe vieles gelernt, was in der Bibel scheinbar nicht stimmig ist. Die „Entmythologisierung“ der Bibel durch den Theologen Rudolf Bultmann

Foto: PR

Herr Hänssler, was war bisher die aufregendste Zeit Ihres Lebens? Die Zeit während des Nationalsozialismus. Ich kam 1933 zur Schule. Nach sechs Monaten war mein Lehrer verschwunden. Er war Kommunist und kam in ein Konzentrationslager. Der Musikverlag meines Vaters wurde wegen „jüdischer Machenschaften“ verboten, weil jüdische Komponisten zum Programm gehörten. Als 13-jähriger Gymnasiast in Stuttgart musste ich in den Nächten Feuerwache stehen. Und wir mussten als „Wirtschaftseinsatz“ am Bodensee Hopfen zupfen, damit die Soldaten Bier hatten. 1943 endete Ihre Jugend abrupt. Es war ein Sonntag im Februar, wir kamen gerade vom Gottesdienst nach Hause. Ich hatte meine Geige ausgepackt, meine Schwester sang, mein Vater begleitete uns am Klavier. Da läutete die Hausglocke – und drei SS-Führer standen vor der Tür. Sie wollten wissen, warum ich nicht die „Hitlerjugend“ besuchte. Am nächsten Tag erhielt ich den Einberufungsbefehl zur Luftwaffe. Als 16-jähriger Flakhelfer habe ich am Radargerät die Bombenangriffe auf Stuttgart miterlebt. Mehr als die Hälfte von Stuttgarts In-

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2001 besuchte Bundespräsident Johannes Rau (l., SPD) den Hänssler-Verlag.

erschütterte meinen Kinderglauben. Wir lernten, welche Paulus-Briefe echt sind und welche angeblich nicht und dass man nicht an die Geister- und Wunderwelt des Neuen Testaments glauben könne. Ich dachte: Das kann es nicht sein. Warum nicht? Der Liederdichter Matthias Claudius schrieb: „Etwas Festes muss der Mensch haben.“ Ich habe doch die Wunder Gottes in meinem Leben selbst erlebt! Ich war mit einer Lungentuberkulose aus dem Krieg heimgekehrt. Acht Monate lang lag ich im Krankenhaus und wurde von den Ärzten als „nicht-operationsfähig“ aufgegeben. Der Chefarzt sagte zu meinen Eltern: „Für Ihren Sohn gebe ich keine fünf Pfennige mehr aus!“ Aber es wurde viel für mich gebetet, ich erlebte Krankensalbung und Gebet gemäß Jakobus 5 – und wurde wieder gesund. Das habe ich später noch bei zwei weiteren schweren Krankheiten erlebt. Deshalb ist für mich klar: Mit dem Wort der Bibel kann ich leben und sterben!

Fotos: Privat

Ich kenne kein Burn-out Sie haben den Hänssler-Verlag ausgebaut, eine Familie mit sechs Kindern gegründet und in zahlreichen christlichen Organisationen verantwortlich mitgearbeitet. Heute würde man sagen: Sie sind ein klarer Fall für einen Burn-out. Dieses Problem hatte ich nie. Ich konnte mit meiner Familie viel erleben. Bei meiner Freizeitarbeit im Württembergischen Brüderbund waren unsere Kinder oft dabei. Zudem hat mich meine Frau zu den Reisen häufig begleitet, etwa zum Gebetsfrühstück in Washington oder nach Moskau, Peking und Israel. Sie sind einer der Initiatoren des Gebetsfrühstücks im Deutschen Bundestag. Was bringt es eigentlich, wenn Politiker zusammensitzen, Kaffee trinken und Brötchen essen? Diese regelmäßigen Treffen von Abgeordneten aus allen Fraktionen haben einen besonderen Charakter. Hier wird nicht über Politik geredet, sondern über Jesus Christus. Am Anfang oder am Schluss des Treffens beten die Teilnehmer miteinander. Wer bei diesen Treffen dabei war, geht in der parlamentarischen Auseinandersetzung ganz anders mit dem anderen um. Für viele Abgeordnete ist das Gebetsfrühstück ein Rückzugsraum, ein Glücksfall. In Ihrem Verlag haben Sie Tausende Bücher, CDs und Filme veröffentlicht. Welche drei liegen Ihnen besonders am Herzen?

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Die Familie Hänssler im Jahr 2006

Das Entscheidende ist für mich die Bibelverbreitung. „Der Same ist das Wort Gottes“, sagt Jesus Christus im Lukasevangelium 8,11. Deshalb freue ich mich, dass durch unsere verschiedenen Übersetzungen die Bibelverbreitung weiter zunimmt.

Von Bach und Bibel Die Bibel gilt als das meistverschenkte Buch aller Zeiten; gemessen daran dürfte es aber zugleich auch das am wenigsten gelesene sein. Trotzdem kenne ich eine ganze Reihe Leute, die durch „Zufall“ eine Bibel in die Hand bekamen und dadurch zum christlichen Glauben fanden. Es lohnt sich also, den Samen weiter auszustreuen! International anerkannt ist der Hänssler-Verlag vor allem für seine 172 CDs umfassende Johann-Sebastian-Bach-Edition. Warum sind Ihnen die Bibeln dennoch wichtiger? Weil Jesus Christus sagt: „Himmel und Erde werden vergehen, aber mein Wort wird nicht vergehen“ (Matthäus 24,35). Diese Aussage nehme ich sehr ernst. Natürlich bin ich auch ein großer Fan von Bach – er ist für mich das Nonplusultra der Musik. Zudem gibt es keinen Komponisten, der so viele Bibelworte vertont hat wie er. Nicht zu Unrecht gilt Bach deshalb als der „fünfte Evangelist“.

„Ich bin ein Fundamentalist“ „Im Grunde bin ich ein Fundamentalist“, sagten Sie einmal. Was meinten Sie damit? „Unser Fundament ist Jesus Christus“, so übersetzt die lateinische Bibelübersetzung – die Vulgata – den 1. Korinther-Brief 3,11 … … unter einem Fundamentalisten versteht man heute allerdings eher einen engstirnigen, dogmatischen Betonkopf. Das bin ich ganz sicher nicht. Allein schon durch die Gebetsfrühstücksarbeit – nicht nur in Deutschland, sondern in vielen weiteren Ländern – hat mein Denken eine große Weite bekommen. Ich vergleiche den Glauben an Jesus Christus mit einem Zirkelschlag: Wenn mein Zirkel einen festen Stand findet, dann kann ich auch große Kreise schlagen. Haben Sie ein Lebensmotto? Ich nenne Ihnen zwei: Einer meiner Grundsätze heißt: „Nicht aufgeben, sondern an Gott abgeben“, und der zweite


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stammt von Hans-Peter Wolfsberger: „Wer mich beleidigt, das bestimme allein ich“. Beides hat mir schon viel geholfen.

Mehr Jesus, weniger Pipifax Der Prediger Salomo stellt mit Rückblick auf sein Leben fest: „Alles ist eitel und ein Haschen nach Wind“ (Prediger 1,14). Würden Sie das auch sagen? Nein, trotz aller schwierigen Zeiten empfinde ich mein Leben als wunderschön und erfüllt. Sicher würde ich heute manches anders machen – allerdings würde ich dann wohl auch andere Fehler machen. Was würden Sie anders machen? Ich würde mich mehr auf das Wesentliche konzentrieren, so wie es der gescheite Apostel Paulus in 1. Korinther 2,2 formuliert: „Ich habe mir vorgenommen, dass ich nichts anderes wüsste unter euch als allein Jesus Christus und den als gekreuzigt.“ Darauf kommt es an – und nicht auf den ganzen Pipifax drum herum! Was meinen Sie? Empfänge und Ordensverleihungen? Ja, mit Empfängen und Behängnissen kann man viel Zeit verbringen. Aber Ansehen habe ich nur dadurch, dass Jesus Christus mich angesehen hat. In Ihrem Leben gibt es ein merkwürdiges Aufeinandertreffen zweier Ereignisse: 2001 erhielten Sie für Ihre Verdienste um die christliche Literatur in Deutschland das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse. Im Jahr darauf musste Ihr Verlag Insolvenz anmelden – und konnte erst durch die Unterstützung der Stiftung Christlicher Medien gerettet werden. Bei der Insolvenz kamen mehrere Probleme zusammen. Wir hatten in Holzgerlingen ein neues Verlagsgebäude mit einem vollautomatischen Lager- und Vertriebssystem gebaut. Doch das Lager funktionierte nicht richtig. Zur selben Zeit verloren wir durch den Konkurs von Geschäftspartnern in den USA Millionen Dollar. Die Pläne, unseren Verlag in eine Stiftung einzubringen, gab es allerdings schon vor der Insolvenz – und alle unsere Kinder hatten bereits zugestimmt.

Über 40 neue evangelische Verlage Beobachter des christlichen Buchmarktes fürchten, dass durch diese Machtkonzentration die Meinungsvielfalt schwindet. Das sehe ich anders. Zwar sehe ich auf Dauer nur für große Verlage eine Chance für eigenständiges Überleben. Allerdings sind allein in den letzten zehn Jahren mehr als 40 kleinere evangelische Verlage entstanden, für die wir zum Teil die Auslieferung übernommen haben. Sie haben den christlichen Buchmarkt mehr als 50 Jahre geprägt. Ist das Glas heute halbvoll oder halbleer? Mir bereitet Sorge, dass das Interesse an theologischer Literatur deutlich abgenommen hat. Viele sind auch seltener bereit, christliche Literatur zu verschenken. Zum Beispiel haben wir in den 70er Jahren Gerhard Bergmanns „Was habe ich vom Glauben?“ mehr als 800.000 Mal verkauft. Solche Riesenauflagen erreichen wir heute nicht mehr. Heute sind wir froh, wenn wir mit einem Buch wie „Den Himmel gibt’s echt“ von

Todd Burpo 100.000 Exemplare absetzen können. Die meisten Bücher starten dagegen mit einer Auflage von etwa 3.000. Generell ist aber spürbar, dass sich das theologische Grundwissen verflüchtigt. Ich fürchte, dass sich das noch rächen wird. Weshalb? Vor mir liegt zum Beispiel das Buch „Jesus plus nothing“ des US-amerikanischen Pastors Tim Timmons. Auf der Rückseite des Buches heißt es: „Muslime, Buddhisten, Hindus, Juden und Agnostiker sind Nachfolger von Jesus. Jesus nannte Gott Allah.“ Das Buch zitiert manche Bibelverse – Verse, die der eigenen Sicht entgegenstehen, werden jedoch ausgespart, zum Beispiel 1. Johannes 2,22: „Wer nicht bekennt, dass Jesus der Christus ist, der ist der Anti-Christ.“ Das Buch ist mir von deutschen Freunden empfohlen worden – aber in unserem Verlag wird so etwas nie erscheinen!

Was es geben müsste Bräuchte es ein populäres Grundlagenwerk – etwa eine „VolxDogmatik“ oder eine „Dogmatik in 40 Tagen“? Ja, notwendig wäre ein Buch, ähnlich wie der Jugendkatechismus „Youcat“ der katholischen Kirche. Allerdings bin ich nicht sicher, ob das in der zersplitterten evangelischen Christenheit auch so gut angenommen würde.

Es gibt zu viele Besserwisser Wie schätzen Sie die Lage des Protestantismus heute ein? Leider gibt es viele Gemeinden, die sich im Kampf gegen die Welt eingeigelt haben und nach draußen nur noch die Stacheln aufstellen – das bereitet mir große Sorge. Dazu kommt, dass es zu viele Besserwisser gibt, die Gemeinden spalten, weil sie sich nicht über den Termin der Entrückung einig werden. Sie pflegen die Gartenzäune – und vergessen dabei das Pflanzen. Und leider bekomme ich viele seltsame Briefe, zuletzt zum Beispiel ein 29 Seiten langes Schreiben, in dem der Nachweis geführt wurde, dass das Wort „Tempel“ teuflischen Ursprungs wäre. Die meiste Kritik dieser Art kommt heute aus dem besonders frommen Bereich.

Gott sucht sich die Lieder selber aus Älteren Menschen wird oft Kulturpessimismus nachgesagt, andererseits aber oft auch Altersmilde. Was trifft bei Ihnen zu? Vor 40 Jahren habe ich manche Musikstile „hinabgenehmigt“ – etwa christliche Bands verdammt, die versuchten, die Beatles nachzuahmen. Inzwischen habe ich gemerkt, dass die Zeit alles unerbittlich siebt – und das Gute am Ende bestehen bleibt. Gott sucht sich die Lieder, die er gebrauchen möchte, selber raus – und wenn es die von einem schon seit Jahrhunderten toten Liederdichter wie Paul Gerhardt sind. Sehen Sie einen Roten Faden, der sich durch Ihr Leben zieht? Natürlich: die gute Hand Gottes, die mich an Abgründen vorbeigeführt, mich mit Menschen zusammengeführt und manchmal auch angeschoben hat. In dieser Hand bin ich geborgen. Vielen Dank für das Gespräch! P ideaSpektrum 10.2012


THEMA

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Wenn Gemeinde anziehend ist: hier ein Gottesdienst in der Dresdner Dreikönigskirche, in dem Kinder selbst gemalte Zeichungen vorstellen.

In welche Gemeinde gehen Sie? VOM REDEN ÜBEREINANDER Ein humorvoll-kritischer Kommentar der Pastorenfrau und Autorin („Am Rande der gefrorenen Welt“) Nicola Vollkommer aus Reutlingen. Jeder Gemeindeleiter kennt sie, wahrscheinlich aus den eigenen Reihen: gutmeinende Mitchristen, die stets Bescheid wissen, dass es „bei den anderen viel besser läuft“; die immer ein Buch mit den neuesten Evangelisations-Tipps dabei haben; die gerade auf einem Kongress in den USA waren und nun vor Ideen strotzen, wie man die Nachbarschaft oder gleich die ganze Region im Sturm erobern könnte. Dabei sind die Lager hübsch aufgeteilt: hier die „Charismatiker“, bewaffnet mit einer Erweckung (die aber mal wieder nicht so recht „rüberschwappen“ will); dort die „Nicht-Charismatiker“, die sämtliche neuen Ideen mit der peniblen Aufteilung in „bibeltreu“ oder „nicht-bibeltreu“ kontern; dazwischen und drumherum die „Hauptsache progressiv“-Kirchenleute, die mit einer Fusion von Jahwe, Allah und den Esoterik-Gurus liebäugeln und gerne noch den Dalai Lama zurate ziehen.

Ein betretenes Schweigen

Fotos: Gottesdienst/dpa; Vollkommer/privat

Kein Wunder, dass die Frage „In welche Gemeinde gehst du?“ häufig ein betretenes Schweigen hervorruft. Der eine geht „gelegentlich“ am Sonntag „irgendwohin“ – falls er nichts Wichtigeres zu tun hat; während die andere ihren Glauben lieber ganz ohne Gemeinde lebt – aus Angst, wieder enttäuscht oder verletzt zu werden. Christliche Multimedia-Events oder auch die TV-Fernbedienung liefern spirituelle Begegnungen ohne die schmerzlichen Reibungsflächen menschlicher Beziehungen. Fromme Wellness ohne Verpflichtungen und Stress steht hoch im Kurs.

In dieses Chaos spricht Christus In dieses Chaos hinein, das wir trotzdem zuversichtlich „Leib Christi“ nennen dürfen, spricht Jesus Christus: „Ich werde meine Gemeinde bauen“ (Matthäusevangelium 16,18). Immer wieder aufs Neue fesselt mich das Bild von Gemeinde in der Apostelgeschichte. Wir fi nden vor Freude strahlende Christen, die „in der Gemeinschaft verharrten“ (2,42) und keine Kosten scheuten, ihre Privatsphäre

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um des Evangeliums willen aufzu- Nicola Vollkommer, gebürtige Engländerin geben; die mit umwerfender Kühnheit – manchmal sogar unter Einsatz ihres Lebens – „den Erdkreis“ mit der Botschaft der Auferstehung „aufwiegelten“ (7,6); und noch besser: Man sah es ihnen an, „dass sie mit Jesus gewesen waren“ (4,13) – weil sie ihrem Streben nach Selbstverwirklichung eine Absage erteilt hatten.

Anders leben als die anderen Hatte nicht genau das Gott im Sinn, als er Abraham verordnete, anders zu leben als die Gesellschaft um ihn herum? Und zwar nicht in einer „Du-darfst-nicht“-Religion, die – auf Musikstile und Gottesdienstabläufe reduziert – von Machtkämpfen und Ehrgeiz durchdrungen ist! Gottes Idee war ein Leben aus Freude, Dankbarkeit und mit der Dynamik einer fröhlich-bunten Familie. Das Reich Gottes wurde immer schon um die Festtische herum gebaut – und nicht in blutleeren Gremien, komplexen Organisationen oder auf kalten Kirchenbänken! Die Vollmacht des Heiligen Geistes wurde für die Ausführung eines lebensgefährlichen Aussendungsauftrags erfleht – nicht nur für Lobpreis-Emotionen mit etwas Gänsehaut in christlichen Insider-Versammlungen.

Wie ein fröhliches Gesicht wirkt In einer Gesellschaft, in der christliche Werte öffentlich durch den Dreck gezogen und unsere Kinder von moralischer Zügellosigkeit bedroht werden, müssen wir gerade den jungen Leuten eine lebendige und attraktive christliche „Gegenkultur“ vorleben. Griesgrämige Gesetzlichkeit und erhobener Zeigefinger werden hierbei die Jugend kaum von Jesus überzeugen, viel eher wohl ein fröhliches Gesicht und eine Gemeindekultur, in der anhaltend gebetet und nicht endlos diskutiert wird. Wer den Glauben als etwas Unwiderstehliches erlebt – das geht nur in einer Gemeinde vor Ort! –, wird sich kaum in die Nachtlokale und Drogenhöhlen dieser Welt verirren. P


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Amerikas „geistlicher Krieg“ US-VORWAHLKAMPF Wer wird bei der Präsidentschaftswahl am 6. November den demokratischen Amtsinhaber Barack Obama herausfordern? Darüber stimmen die Republikaner in den 50 Bundesstaaten ab. Neben Mormonen-„Bischof“ Mitt Romney hat der katholische Ex-Senator Rick Santorum gute Chancen. Uwe Siemon-Netto (Kalifornien) beleuchtet die geistlichen Hintergründe des Wahlkampfes. „Was ist mit den Amis los?“, fragt Bestsellerautor Christoph von Marschall aus Washington auf dem Titel seines neuen Buches. Es soll den Europäern helfen, den US-Wahlkampf zu verstehen. Für den Ex-Senator und Außenpolitiker Rick Santorum (53), der sich trotz finanzieller Widrigkeiten im Ringen um die republikanische Kandidatur fürs Präsidentenamt respektabel behauptet, ist die Antwort eindeutig: In Amerika sei der „Teufel los“; „Satan“ habe das Land „im Fadenkreuz“. Diese Aussage macht Santorum bei den Vorwahlen seiner Partei zwar nicht zum Favoriten – er ist die Nummer 2, während Mitt Romney führt. Aber beim Parteikonvent am 27. August in Tampa (Florida) muss dieser mindestens 1.144 Delegiertenstimmen auf sich vereinigen, um nominiert zu werden. Bis dahin ist der Weg noch weit.

„Wird Gott Amerika den Rücken zuwenden?“ Santorums gutes Abschneiden ist faszinierend, weil es die Gemütslage Amerikas offenbart. Die in den USA starken Evangelikalen bevorzugen den Katholiken Santorum – aber nicht nur sie. Nach Ansicht des lutherischen Theologen Robert Benne hat dieser Sohn eines Italieners nach wie vor Chancen, von seiner Partei nominiert zu werden. Denn das Unbehagen vieler Amerikaner – gerade aus der Arbeiterund Mittelschicht – über den sittlichen Verfall der USA greift um sich. Mir sind die Worte eines braunhäutigen Krankenhaus-Assistenten im Ohr, der mich – während der von ihm bediente Siemens-Kernspintomograph meine Frau untersuchte – bange fragte: „Wird Gott unserem Land den Rücken zuwenden, nachdem wir uns von ihm abgewandt haben?“

Ethische Themen werden immer wichtiger In der Provinz ist diese Furcht immer öfter zu hören. Gewiss, laut Meinungsumfragen ist zurzeit die Wirtschaft das erste Wahlkampfthema. Aber ethische Faktoren spielen eine wichtige, wenngleich für Meinungsforscher manchmal schwer auszulotende, schattenhafte Rolle: Was sagt es über die USA aus, wenn immer mehr Fahnen auftauchen, die das hoch in Ehren gehaltene Sternenbanner mit HomoSymbolik kombinieren? Auf welcher abschüssigen Bahn sind wir gelandet, wenn schon acht der 50 Bundesstaaten Schwulenehen zulassen; wenn seit Obamas Amtsantritt Militärseelsorger gleichgeschlechtliche Paare trauen dürfen; wenn, wie in Kalifornien, ein Bundesgericht gar einen

Volksentscheid wider solche Vermählungen als verfassungswidrig verwirft?

Eine lebensrettende Erkenntnis dank des Ultraschalls Santorums Popularität hängt auch damit zusammen, dass neuerdings eine Mehrheit das Recht von Frauen ablehnt, ihre Leibesfrucht töten zu lassen. Dies trifft namentlich auf jüngere Leute zu, seit sie dank Ultraschall sehen können, was im Mutterleib wächst, nämlich ein Mensch und kein bloßer Zellklumpen. Furios versuchen deshalb Feministinnen in den US-Teilstaaten Gesetze zu unterbinden, die werdende Mütter zwingen sollen, sich dies vor der Abtreibung auf dem Bildschirm anzusehen.

Als „bizarrer Jesus-Kandidat“ verhöhnt Santorum, der dem ärztlichen Drängen widerstanden hatte, das jüngste seiner sieben Kinder wegen eines genetischen Defektes abtreiben zu lassen, wurde weltweit verhöhnt, als bekanntwurde, dass er vor vier Jahren in einem Referat an der Ave-Maria-Universität in Florida vom „Vater der Lügen“ gesprochen hatte. Satan beim Namen zu nennen gilt in aufgeklärten Kreisen als „mittelalterlich“, auch in Deutschland. „Spiegel Online“ verspottete denn auch den „Jesus-Kandidaten“ Santorum als „bizarr“. Wenn aber ein Mensch „bizarr“ genannt wird, weil es ihm mulmig wird beim Gedanken an die 56 Millionen Unbescholtenen, die umgebracht wurden, seit der Oberste US-Gerichtshof 1973 die Abtreibung zugelassen hat, dann ist es an der Zeit, an die griechische Wurzel des deutschen Wortes Teufel zu erinnern: „Diabolos“, der Durcheinanderwerfer. In seinem Vortrag sprach Santorum von dem „geistlichen Krieg“, den Satan schon seit fast 200 Jahren gegen die großen Institutionen Amerikas führe, wobei Hochmut, Eitelkeit und Sinnlichkeit seine Waffen seien. Zuerst und am erfolgreichsten habe der Teufel das Hochschulwesen attackiert, weil es die Eliten ausbilde. „Nachdem es seinem eigenen Stolz und seinen falschen Wahrheiten erlegen war“, sagte er, sei der Protestantismus gefallen, der die US-Kultur geprägt habe. „Betrachten wir den Zustand der Mainline-Kirchen (gemeint: der liberalen Volkskirchen), dann sehen wir, dass sie sich in ihrer Verwirrung aus dem Weltchristentum … verabschiedet haben.“ Besonders anschaulich lässt sich dieser Sachverhalt am Fall des Abtreibungsarztes Dr. George Tiller aus Wichita (Kansas) festmachen. Er hatte nach eigenem Bekennen 60.000 ideaSpektrum 10.2012


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Die Kandidaten beim Vorwahlkampf der Republikaner

Mitt Romney

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Rick Santorum Ron Paul Newt Gingrich

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© l ideaGrafik; Quelle: CNN

Die einzelnen Kandidaten und die Delegierten, die sie bereits jetzt hinter sich haben. Stand: 4. März 2012

Der Katholik Rick Santorum hält seine behinderte Tochter Isabella im Arm, nachdem er im Juni letzten Jahres verkündet hatte, beim republikanischen Kandidatenwahlkampf mitzumachen.

Föten getötet, die meisten im letzten Drittel der Schwangerschaft. Nach Santorums Meinung war dies nur möglich, weil die Wissenschaft die im Naturrecht verankerten ethischen Werte infrage gestellt hat – einschließlich des Wertes menschlichen Lebens. Tiller gehörte einer Gemeinde der konservativen lutherischen Missouri-Kirche an, trat aber aus, bevor sie ihn exkommunizierte.

Er schloss sich der liberalen Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika (ELCA) an, deren Prediger manchmal Abtreibungskliniken als „Gesundheitszentren für Frauen“ verniedlichen. In seiner neuen ELCA-Gemeinde war „Tiller, the Killer“ – so sein Spitzname – ob seiner Großzügigkeit hochwillkommen und durfte den Abendmahlskelch reichen. Vor drei Jahren erschoss ihn der Busfahrer Scott Roeder in der Kirche, woraufhin Tiller als Märtyrer geehrt wurde; der renommierte Bioethikprofessor Jacob Appel aus New York feierte ihn gar als einen „echten Helden im Pantheon der Verteidiger menschlicher Freiheiten, neben Martin Luther King“.

Santorum vermeidet zurzeit persönliche Angriffe auf Obama. Aber vor vier Jahren zeigte er in Florida die tiefe Kluft zwischen sich selbst und dem damaligen Präsidentschaftskandidaten Obama auf, der 2001 als Abgeordneter im Oberhaus des Staates Illinois gegen eine Gesetzesvorlage stimmte, die das Lebensrecht eines Babys garantiert hätte, das den Versuch einer Spätabtreibung überlebte. Santorum zitierte damals ein Interview Obamas mit der Zeitung „Chicago Sun-Times“. Es verlief so: Frage: „Was ist Sünde?“ Obama: „Von meinen eigenen Werten abzuweichen.“ Mit anderen Worten: Die eigenen Werte sind der Sündenmaßstab – und nicht die Unfähigkeit des Menschen, Gott zu vertrauen, kombiniert mit „böser Lust und Neigung“, wie die Augsburger Konfession (1530) die Erbsünde deutet. Santorums Kommentar: „Hier haben wir den ersten wahrhaft postmodernen Präsidentschaftskandidaten, der ausdrücklich seine eigene Realität definiert.“ Eines der Merkmale der Postmoderne ist, dass jeder nach seinem eigenen Belieben seine Werteskala bestimmen und ändern kann.

Die Politik im Kampf mit der Kirche

Kampf um die Seele der westlichen Welt

Auch die Politik war an diesem Vorgang schändlich beteiligt: Kathleen Sebelius, damals Gouverneurin von Kansas, war mit Tiller befreundet, deckte ihn – und nahm seine Wahlkampfspenden dankbar entgegen. Sebelius ist Katholikin; ihr Bischof bat sie, in seiner Diözese fortan nicht mehr das Sakrament zu empfangen. Jetzt ist sie als Präsident Barack Obamas Gesundheitsministerin in einen monumentalen Konflikt zwischen der Regierung und der mächtigen katholischen Kirche verwickelt: Washington will die Kirchen zwingen, in die Krankenversicherungsverträge für die Angestellten ihrer Krankenhäuser und Hochschulen auch empfängnisverhütende Mittel und die „Pille danach“ einzubeziehen. Die Kirche – einschließlich liberaler Katholiken – bäumt sich gegen diesen Eingriff in ihre Glaubenssätze auf; dies kann Obama im November schaden: Mit 65 Millionen Mitgliedern ist sie die größte Konfession in den USA, und normalerweise stimmt eine Mehrheit unter ihnen demokratisch.

Wohlgemerkt: Santorum verteufelt Obama keineswegs. Als Christ identifiziert er lediglich den Frontverlauf im „geistlichen Krieg“ um Amerika. Ob Santorum im November gewinnen oder auch nur antreten wird, ist ebenso wenig ausgemacht wie die törichte Annahme mancher rechtsextremer Amerikaner, dass Obama der Wahrhaftige sei und zwangsläufig im postmodernen Denken verharren müsse. Aber wer Amerikas Drama verstehen will, muss sich erst einmal die Dimension des Kampfes vergegenwärtigen, der um seine Seele – und damit die Seele der westlichen Welt – ausgetragen wird: Hier ringt das christliche Amerika – zu dem Santorum sich bekennt – mit dem Vermächtnis des ersten Wortführers der Ich-bezogenen Postmoderne – Aleister Crowley (1875–1947) –, dessen Motto lautete „Tue, wonach dir der Sinn steht; dies allein ist das Gesetz“ und der sein Leben entsprechend gestaltete. Der irische Dichter W. D. Yeats nannte ihn den „König der Verderbtheit“. P

Ein Massenmörder ist Mitglied einer Kirche

Foto: ddpimages/AP

Die eigenen Werte als Maßstab

ideaSpektrum 10.2012


net F O R U M F Ü R J U N G E C H R I S T EN

Die Welle deines Lebens DVD Du hast Lust auf einen guten Film, aber im Kino und im Fernsehen kommt nichts nach Deinem Geschmack? Wie wäre es mit einem gemütlichen DVD-Abend? In letzter Zeit sind einige christliche Filme herausgekommen. Lohnenswert ist besonders der Film „Cutback“, den sich Simon Jahn angesehen hat.

D

as Surfbrett ist sein zweites Zuhause: Täglich zieht es Luke aufs Meer zum Wellenreiten. Auf dem Wasser ist er einer der Besten, träumt sogar von einer Karriere als Profisurfer. Angespornt wird er dabei von seinem besten Freund Casey, obwohl der sich noch nicht einmal ins Wasser traut. Trotzdem sind die zwei unzertrennlich. In der Schule läuft es für Luke hingegen mäßig. In seinem Elternhaus ist eher Streit als Harmonie an der Tagesordnung. Und als Luke seinen Eltern verkündet, lieber professionell surfen zu wollen, als nach dem bevorstehenden Abschluss auf die Uni zu gehen, hängt der Haussegen vollends schief. Doch die Strenge, mit der sein Vater reagiert, treibt Luke noch stärker in die Rebellion: Er betrinkt sich auf einer Party und ignoriert am Morgen darauf einfach den Hausarrest, weil er einem neuen Mitschüler beweisen will, dass er der bes-

sere Surfer ist. Lukes Mutter, die ebenso besorgt um ihren Sohn wie um ihre Ehe ist, versucht den Jungen auf andere Weise zur Vernunft zu bringen: Sie schickt ihn zur christlichen Jugendgruppe des Ortes. Widerwillig geht Luke hin. Dort begegnet er auch seiner Mitschülerin Emily, mit der er sich anfreundet.

Ein Unfall mit Folgen Eines Tages überredet Luke seinen Freund Casey, mit zur Jugendgruppe zu kommen – damit sie sich anschließend gemeinsam über sie lustig machen können. Doch der Abend läuft anders als geplant: Casey entscheidet sich für ein Leben mit Gott. Auf der Heimfahrt verunglücken die beiden schwer mit ihrem Auto – nur Luke überlebt. Das Erlebte bringt ihn ins Nachdenken. Auch er wird schließlich Christ – und kommt außerdem Emily näher ... Ein

ideales Programm für einen gemütlichen Filmabend zu Hause – oder auch für die Jugendgruppe. P

b Cutback • Regie: Lance Bachelder, Johnny Remo • Darsteller: Justin Schwan, Angel Cruz, Kelsey Sanders • 87 Min. • FSK: ab 6 SCM Hänssler • 15,95 Euro / 25,95 SFr.

idea-Schülerschreibwettbewerb geht in die zweite Runde

Fotos: SkipStone Pictures

idea und der Verband Evangelischer Bekenntnisschulen suchen zum zweiten Mal junge Schreibtalente aus den Klassen 9 bis 13. Mach mit und schreib einen Beitrag zum Thema „Ein ungewöhnliches Geschenk“ (Stufen 9 und 10) bzw. „Die Welt im Jahr 2030“ (11 bis 13). Als Preise winken u. a. je ein iPad 2 sowie eine Freizeitreise eigener Wahl. Zusätzlich gibt es diesmal einen Sonderpreis zu gewinnen: Unter der Überschrift „Der entwertete Mensch“ suchen wir Beiträge von Schülern über Initiativen oder Organisationen, die sich für die Würde des Menschen einsetzen. Der beste Text wird mit einer Reise nach Israel prämiert!

Der Wettbewerb läuft bis zum 30. Juni 2012. Informier Dich und mach mit unter www.idea.de/schuelerschreibwettbewerb !

B e su cht uns au ch au f

face book .com/idealis te n

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DI E K LE I N E K A NZ E L

Âť Denn der Buchstabe tĂśtet, aber der Geist macht lebendig. ÂŤ

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Dr. Theo Lehmann aus Chemnitz (Sachsen) ist Evangelist und Buchautor.

Paulus im 2. Korintherbrief 3,6

Von wegen toter Buchstabe! Toter Buchstabe? Von wegen! Das hĂśrt man ja immer wieder: Man dĂźrfe nicht am bloĂ&#x;en, toten Buchstaben kleben, das sei toter Buchstabenglaube usw. Aber nirgends in der Bibel ist von „toten Buchstaben“ die Rede – im Gegenteil heiĂ&#x;t es dort: „Der Buchstabe tĂśtet.“ Wer tĂśtet, ist selbst nicht tot – das TĂśten ist ja gerade der Beweis seiner Lebendigkeit. Was ist also hier mit „Buchstabe“ gemeint? Die Schrift als Gesetz. Das Gesetz tĂśtet – so bezeugt es der RĂśmerbrief 7,10: „Das Gebot brachte mir den Tod!“ Das Gesetz fĂźhrt also nicht zum Leben. Deshalb schloss Gott den Neuen Bund, der allein zum Leben fĂźhrt – durch die am Kreuz von Jesus geschenkte Vergebung. „Denn wo Vergebung ist, da ist Leben und Seligkeit“, so der Reformator Martin Luther (1483–1546). Von einer Abwertung des Buchstabens im Sinne von Gesetz kann also ebenso wenig die Rede sein wie von einer Ab-

wertung im Sinne des geschriebenen Buchstabens. Jesus sagt: „Nicht der kleinste Buchstabe wird vergehen“ (Matthäus 5,18). Warum? Weil der Buchstabe Träger und Vermittler des Geistes ist. Noch einmal Luther: „Der Geist kann nirgends gegenwärtiger und lebendiger gefunden werden als in seinen eigenen heiligen Schriften, die er geschrieben hat.“ Alles, was wir von Gott wissen, wissen wir durch sein Wort, das er uns gnädigerweise geschenkt hat. Es ist von Menschen geschrieben, die „getrieben waren vom heiligen Geist“ (2. Petrus 1,21). Der Geist muss nicht erst zum Wort dazukommen – er ist bereits im Wort. Und in der Anfechtung – also wenn es wirklich darauf ankommt – haben wir Gewissheit und Trost nur im Festhalten am äuĂ&#x;eren Schriftwort. Zum Beispiel: „Wer glaubt, hat das ewige Leben“ (Johannes 6,47). Gott sei Dank, dass das buchstäblich so in der Bibel steht! P

STELLENINSERATE 9 29. Februar 2012

Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt

www.ideaschweiz.ch

Einzelverkaufspreis: CHF 4.–

Ein Mann der Hoffnung 20 Jahre nach der Schliessung des „Platzspitz“: Erwin Mannhart Ăźber seinen Weg aus dem Drogenelend in den Sozialdienst 5 Hans Hans-Ulrich Ulrich Bigler Bigler: So sieht der

122 Rapper Rapper-Pastor: Pastor FĂźr „Sent“ Sent“ steht

7 Chrischona: Markus MĂźller zieht

24 Peter Hahne: Der Bestsellerautor

9 Fussball Ăźber alles: Ein FCB-Fan

28 Mission: Sieben Missverständnisse

Bilanz Ăźber zehn Jahre als Direktor

findet zu Gott und zu sich selber

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die Gnade Gottes ganz im Zentrum zur Frage, warum Gott Leid zulässt

zu einem klaren Auftrag von Jesus

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Gewerbe-Direktor wahren Reichtum

Inselcoaching: WERDE DER DU BIST mit Dan und Karin Schmid 4 Tage in Lanzarote: 7.–10. Mai 2012 19./20.4.2012 Mitarbeiter fÜrdern und fordern 21./22.6.2012 Strategiemanagement Weitere Seminare: www.vegetabilis.ch

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ideaSpektrum 10.2012


PORTRÄT

Nach 3 Jahren aufgewacht SCHICKSALE Nach einem Skiunfall liegt der niederländische Prinz Friso im Koma. Maschinen halten ihn am Leben. In Holland wird jetzt heftig diskutiert, ob sie nicht lieber abgeschaltet werden sollten. Dabei gibt es Hoffnung, denn Wachkoma muss kein Todesurteil auf Raten sein. Ein Bericht von Klaus Rösler und Roland Schwanecke. selbstständigen Atmung, sondern nach dem menschlichen Niveau.“ Das bedeutet: Sollte der Prinz nicht alleine atmen können, könnten niederländische Ärzte – ohne Rücksprache mit den Angehörigen – die Beatmungsmaschine abschalten. Und so gibt es in ganz Holland auch nur 30 KomaPatienten. Zum Vergleich: In Deutschland sind es nach Schätzungen 5.000.

Kuhn: Ich fand zurück ins Leben Hätten die Ärzte in Deutschland bei Alexander Kuhn so gehandelt wie möglicherweise ihre Kollegen in Holland, wäre der 49-Jährige heute tot. Als Unternehmensberater mit weltweiten Geschäftsbeziehungen ist er in ständigem Stress. Im Oktober 2003 platzt ein Blutgefäß im Kopf. Bis man ihn in seiner Heilbronner Wohnung findet, vergeht wertvolle Zeit. Erst nach 13 Stunden wird er in einer neunstündigen Operation gerettet. Auch er ist ein Koma-Patient. Nach drei Monaten Rehabilitation im Schwarzwald wird Kuhn nach Besigheim (bei Stuttgart) ins Robert-Breuning-Stift verlegt. Dort werden 26 Koma-Patienten betreut. Sie erhalten neben der Pflege auch eine intensive Therapie, um sie wieder ins Leben zu-

Alexander Kuhn

Prinz Friso

rückzuholen. Nicht bei allen gelingt das. Doch Kuhn erwacht wieder – nach drei Jahren! Heute lebt er in einer betreuten Wohnung auf dem Gelände des Stifts, wo er sich alleine versorgen kann. „Das ist ein Wunder Gottes“, sagt der Diakon und Seelsorger Kuhns, Helmut Mergenthaler. Das Gedächtnis von Kuhn sei „wieder voll da“ – auch seine Fremdsprachenkenntnisse. So unterhalte er sich mit den Angehörigen einer Wachkomapatientin fließend auf Italienisch.

Ich habe im Wachkoma alles gehört Vor kurzem besuchte Kuhn den kirchlichen Seniorentreff „Treff 60 plus“ in Bönnigheim bei Stuttgart, wo er über seine Erfahrungen sprach. Er überraschte die Zuhörer mit der Aussage: „Auch im Koma habe ich gehört, was das Pflegepersonal über mich gesprochen hat.“ Er hofft, dass er bald Arbeit findet. Denn nur seine Zeit zu vertreiben, erfüllt ihn nicht. Zugleich aber sollte sein Erleben nicht ungehört verhallen: Sterbehilfe ist der falsche Weg. Es kann Wege heraus aus dem Wachkoma geben. P

Fotos: Kuhn/dpa; Friso/imago

Beim Skifahren in Österreich wird Prinz Friso am 17. Februar von einer Lawine verschüttet. 50 Minuten ist er ohne Sauerstoff. Er wird geborgen und wiederbelebt. Doch sein Hirn ist schwer geschädigt, sagen die Ärzte, die den 43-jährigen Sohn von Königin Beatrix in Innsbruck betreuen. Nach zwei Wochen wird er nach London in eine Spezialklinik verlegt. Die Ärzte dort halten seinen Gesundheitszustand geheim. In Holland gäbe es keine Behandlungsmöglichkeit für ihn. Das einzige Rehabilitationszentrum für solche Fälle befi ndet sich in Tilburg. Doch dort wird nur aufgenommen, wer jünger als 25 Jahre ist. In einer holländischen Klinik hätte er wohl keine Überlebenschance: Seit 2001 ist in den Niederlanden Sterbehilfe erlaubt. Im Fall des Prinzen hält der Arzt Prof. Jan Bakker (Rotterdam) die Prognose für eine Genesung für „äußerst ungünstig“. Wie er sagte, liegt die Chance, dass er aus dem Koma erwacht, „näher bei null als bei 10 %“. In einem anderen Bericht wird der Intensivpflegearzt Rik Gerritsen (Leeuwarden) zitiert: „Wir beurteilen solche Fälle hier nicht nur ... im Sinne eines schlagenden Herzens oder einer

DAS WORT DER WOCHE » Viele nehmen heute bei offenen Fragen zuerst den Weg zur Suchmaschine im Internet und nennen es ›googeln‹. Wäre es bei den Grundfragen unseres Lebens nicht hilfreicher und verlässlicher, zuerst zu ›bibeln‹? « Der Vorsitzende der (katholischen) Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch (Freiburg), in seinem „Hirtenbrief zur Fastenzeit“ ideaSpektrum 10.2012


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