Idea Spektrum Schweiz 11/2012

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11 14. März 2012

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Eine Interpellation zur weltweiten Christenverfolgung fordert den Bundesrat heraus 7 Bauernkonferenz: Gottes Segen

13 OM-Schiffe: 40 Jahre Mission und

8 «Church Dome»: Die erste Kirche

22 Indien: Gerade die Ärmsten der

12 Unheilbar: Das harte Leiden und

25 Joachim Gauck: Was glaubt der

in einer Zelthülle baut auf Gnade

das grosse Glück des Markus Hänni

Abenteuer auf allen Weltmeeren

Armen entscheiden sich für Jesus neue deutsche Bundespräsident?

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Ein starkes Duo für eine starke Allianz Was Marc Jost und Matthias Spiess als neue Generalsekretäre der SEA vorhaben 8 Führungskraft: Warum Brigadier Peter Stocker auf Gott vertraut

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19 Kulturmonat: So will „Arts+“ mit Kunst die Herzen für Gott öffnen

11 Fixe Buchpreise: Marianne Streiff 30 Passionszeit: Süsses, Internet, im Clinch mit Hans-Ulrich Bigler

13 Prostitution: Zürcher Christen

beim Strichplan keineswegs einig

Alkohol – wie fasten junge Leute?

36 Seelsorge: Als Pfarrer an Bord

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G RÜ e z i

Das schweigen der Feigen Jesus Christus mit Blut und Schmutz verschmiert. Dazu die Schlagzeile «Der stille Krieg gegen die Christen». So kündigt die «Weltwoche» in ihrer aktuellen Ausgabe die Titelgeschichte zum Thema «Christenverfolgung» an. Keine andere säkulare Schweizer Zeitschrift hat bisher so gründlich und so aufwühlend über das millionenfache Leiden berichtet. Die grosse Leserschaft erfährt, dass alle fünf Minuten ein Christ wegen seines Glaubens ermordet wird. Dass jährlich mehr als 100 000 Christen Opfer eines Gewaltdelikts werden. Dass die Christen in weiten Teilen der muslimischen Welt diskriminiert, verfolgt und ermordet werden. Die Christenverfolgung habe «eine ungekannte Dimension» erreicht, zitiert die «Weltwoche» die aus Somalia stammende Frauenrechtlerin Ayaan Hirsi Ali. Das sehen nicht alle so. In der gleichen Ausgabe erklärt Peter Niggli, als Geschäftsleiter von Alliance Sud so etwas wie der Wortführer der Schweizer Hilfswerke: «Es gibt keine Christenverfolgung.» Auch Simon Weber, Sprecher des Evangelischen Kirchenbundes, will «von einer spezifischen Christenverfolgung nicht reden». Eine skandalöse Haltung der Ignoranz. Zur gleichen Zeit deponiert EVP-Nationalrätin Marianne Streiff im Bundeshaus eine Interpellation. In Zusammenarbeit mit Heiner Studer, dem Beauftragten der Arbeitsgemeinschaft für Religionsfreiheit der Evangelischen Allianz, macht sie auf die erschreckende Christenverfolgung aufmerksam (Seite 4). Der Bundesrat soll zur brennenden Thematik deutlich Farbe bekennen und

dem Grundrecht auf Religionsfreiheit vermehrt Nachachtung verschaffen. Vielleicht hilft der Vorstoss auch mit, Parteien, Kirchen und christliche Werke aus ihrer erstaunlichen Lethargie aufzurütteln. Noch scheut man sich in Bern, Entwicklungs- und Wirtschaftshilfe mit der Christenverfolgung zu verknüpfen. Noch gibt es hierzulande keine einzige muslimische Organisation, welche die üblen Menschenrechtsverletzungen im eigenen Land anprangert. Noch gibt es keine christlichen Mahnwachen vor den Botschaften von Nordkorea, Somalia oder dem Iran. Noch sind kaum Fastenwochen und Gebetsinitiativen speziell für die verfolgten Christen bekannt. Es wäre an der Zeit, die «Verschwörung des Schweigens» (Ayaan Hirsi Ali) auf den verschiedenen Ebenen zu durchbrechen. Warum schauen angesichts der dramatischen Not so viele Christen weg? Vermutlich aus Angst, das schreckliche Leiden könnte einem zu nahegehen und zu viel kosten. Aus Gleichgültigkeit, weil man sich nicht noch um die Probleme in der Ferne kümmern kann. Aus Eigenliebe, weil man zuerst die eigenen Sorgen lösen muss. Noch ist ja nicht geklärt, wo man die nächsten Ferien verbringen soll, wann die nächste Schmuckparty stattfinden kann, welches Handy für einen Siebenjährigen passend wäre. Zudem spricht Jesus selber davon, dass Christen mit Verfolgung rechnen müssen (Johannes 15,20). Doch Jesus spricht auch leidenschaftlich von Nächstenliebe. Jesus leidet mit den Verfolgten und Unterdrückten. Und wir?

BiBlisch Ein Lieblingsbibelwort von Ueli Berger, Lokführer SBB, Rail-Pastor, Kaiseraugst:

«Jesus spricht: ich bin das licht der Welt.» (Johannes 12,46) «Stell dir vor, ein Pessimist, ein Optimist und ein Realist sind in einem dunklen Eisenbahntunnel. Der Pessimist sieht nur die Dunkelheit. Der Optimist sieht etwas Helles am Ende des Tunnels. Der Realist sieht drei weisse Lichter näher kommen – und der Lokführer sieht drei Idioten im Tunnel. Unterschiedliche Charaktertypen haben oft unterschiedliche Wahrnehmungen – auch in problematischen, dunklen Lebenssituationen. Jesus Christus ist das personifizierte Licht der Welt. Seine Worte geben Orientierung und helfen, Dunkles im Leben zu überwinden. Jesus lädt uns ein, sich ihm anzuvertrauen, indem wir vor ihm ehrlich werden. Er möchte auch Licht in deinem Tunnel sein.»

Wörtlich «ich will nicht behaupten, dass wir leiden ertragen und früh sterben sollen. Die stärkung der körperlichen, seelischen und geistigen Konstitution dient dem Wohl der Betroffenen. Die Altersmedizin tut viel Gutes, um Krankheiten zu heilen oder sie immerhin erträglicher zu machen und um damit die lebensqualität länger zu erhalten. Das ethische Ziel der Medizin ist aber nicht die Ausdehnung der Phase der Gesundheit, sondern die Förderung eines guten und sinnvollen lebens.» Christoph Rehmann, Schweizer Ethiker und Professor für Theorie und Ethik der Biowissenschaften in Kiel, in der «NZZ am Sonntag».

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ANDREA VONLANTHEN

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BR E N N P U N K T

«Die Christenverfolgung ist leider kein Thema …» VERFOLGUNG Das öffentliche Bewusstsein für die erschreckende Christenverfolgung muss geschärft werden. Aber auch das Bewusstsein des Bundesrates. Deshalb wendet sich EVP-Nationalrätin Marianne Streiff mit einer Interpellation an die Landesregierung, unterstützt von Heiner Studer, Beauftragter der Arbeitsgemeinschaft für Religionsfreiheit.

Stellen Sie sich manchmal vor, Sie würden als Christ in Pakistan oder im Iran leben? Marianne Streiff: Wenn ich so dra-

matische Meldungen lese wie von dem iranischen Pastor, der in der Todeszelle sitzt, weil er vor 19 Jahren als Muslim Christ geworden ist, kommen schon beklemmende Gedanken auf. Ich frage mich, wie ich mich in einer solchen Situation verhalten würde und ob ich auch so mutig wäre. Heiner Studer: Ich war schon mehrfach in Indien. Dort habe ich in gewissen Bundesstaaten erfahren, dass man es mit dem Leben bezahlen kann, wenn man als einheimischer Christ versucht, Gottes Auftrag wahrzunehmen und zu missionieren. Ich bin beeindruckt, wenn ich sehe, wie sich Christen trotzdem exponieren. Ich weiss nicht, ob ich auch so mutig wäre. Ich kann es nur hoffen.

Warum geht Ihnen die Christen­ verfolgung so nahe? Marianne Streiff: Die Glaubensfra-

ge ist für mich die zentrale Frage des Lebens. Darum kommt bei mir eine grosse emotionale Betroffenheit auf, wenn ich höre, dass Glaubensgeschwister so verfolgt werden. Heiner Studer: Es ist ein Faktum, dass es in mehreren Ländern des Nahen und Mittleren Ostens praktisch keine Christen mehr gibt, weil sie verfolgt und vertrieben werden. Die christlichen Werke, die sich noch in diesen Län-

korea konstant katastrophal. In den meisten islamischen Ländern jedoch hat sich der Widerstand in den letzten Jahren verstärkt. Es wird immer deutlicher, dass der Islam die Weltherrschaft will.

Verfolgung und Bedrängnis sind den Christen in der Bibel ja vor­ ausgesagt. Was wollen Sie daran ändern? Marianne Streiff: Sollen wir ein-

Der Bundesrat soll zur Christenverfolgung Farbe bekennen: Marianne Streiff und Heiner Studer beim Interview im Bundeshaus.

dern befinden, stellen fest, dass zum Beispiel die Revolution in Ägypten wohl ein Stück Freiheit gebracht hat. Doch das gilt nicht für andersgläubige Minderheiten wie die Christen.

Warum sind gerade Christen weltweit am meisten Verfolgungen ausgesetzt? Marianne Streiff: Wir Christen le-

ben in einer Kultur, in der man versucht, mit Andersdenkenden tolerant umzugehen. In der islamischen Kultur gibt es für Andersdenkende keinen Platz. Gerade christliche Mission stösst da auf grossen Widerstand. Wer im Islam seine eigenen Wurzeln

Marianne Streiff

Heiner Studer

Jahrgang 1957, verheiratet, drei erwachsene Kinder, eine Enkelin, wohnt in Oberwangen, Gemeinde Köniz. Seit September 2010 Nationalrätin der EVP. Bis 2010 Lehrerin am Berufsvorbereitenden Schuljahr für Integration. Präsidentin von Insos Schweiz (Branchenverband der Institutionen für Menschen mit Behinderung) und von Tear-Fund Schweiz (Christliche Entwicklungsund Nothilfeorganisation), Vizepräsidentin EVP Schweiz.

Jahrgang 1949, verheiratet, Vater von drei erwachsenen Töchtern und Grossvater von Grace, wohnt in Wettingen. Vizeammann von Wettingen. Präsident der EVP Schweiz. Von 1999 bis 2007 Nationalrat, von 2003 bis 2007 Mitglied der Aussenpolitischen Kommission. War Präsident der Stiftung «Brot für alle» und des Schweizerischen Evangelischen Missionsrates. Ist Beauftragter der AGR für die Verbindungen zur Politik.

Bild: idea/av

verlässt, gilt als Verräter und wird verfolgt. Heiner Studer: Würden Muslime bei uns aktiver missionieren, gäbe es auch einen gewissen Widerstand. In islamischen Ländern sind die Reaktionen aber viel heftiger. Christenverfolgung gibts aber auch in atheistischen Staaten in verschiedenen Facetten.

fach mit verschränkten Armen dasitzen und warten, bis die Welt untergeht, weil uns ja alles vorhergesagt wurde? Das wäre eine ganz fatalistische Haltung! Uns als Christen ist doch aufgetragen, aktiv zu sein in dieser Welt, füreinander einzustehen, das Evangelium weiterzugeben, der Schöpfung Sorge zu tragen, uns für den Frieden einzusetzen.

Welches soll hier das Ziel Ihrer politischen Anstrengungen sein? Marianne Streiff: In erster Linie

ke der Arbeitsgemeinschaft für Religionsfreiheit (AGR) wie CSI oder Ostmission sind für mich glaubwürdige Informanten. Heiner Studer: Als Beauftragter der AGR werde ich von den angeschlossenen Werken direkt informiert, von einzelnen auch durch ein Tagesmail. So erhalte ich viele Informationen direkt aus Ländern, wo Christen verfolgt werden.

geht es darum, dass die Thematik der Christenverfolgung überhaupt auf den Tisch kommt. Nur so kann das Bewusstsein der Christen für diese Not geschärft werden. Aber auch das Bewusstsein des Bundesrates und der Bundesverwaltung, die unsere Interpellation beantworten müssen. Und mit unserer Interpellation wollen wir erfahren, wie sich unsere Regierung zur Christenverfolgung stellt und wie sie damit umgehen will. Heiner Studer: Unser Land, das auch wegen seiner Neutralität geschätzt wird, hat hier einen besonderen Auftrag und besondere Möglichkeiten. Mit dieser Interpellation wollen wir auch erfahren, wie dies unser neuer Aussenminister Didier Burkhalter sieht.

Warum hat sich die Situation so dramatisch verschärft? Heiner Studer: Christenverfolgung

Was geschieht nun mit Ihrer Interpellation konkret? Marianne Streiff: Der Bundesrat

Wie kommen Sie zu verlässlichen Informationen über die schwie­ rige Lage der Christen? Marianne Streiff: Die Mitgliedwer-

gab es immer. Ich habe als Nationalrat vor zwölf Jahren schon eine Interpellation zu diesem Thema eingereicht. Laut dem Weltindex von Open Doors bleibt die Lage in gewissen Ländern wie Nord-

muss sie bis zur nächsten Session im Juni beantworten. Die Antwort erfolgt schriftlich in drei Landessprachen. Wir könnten dann eine Diskussion im Parlament beantragen, welche sehr idea Spektrum 11.2012


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selten gewährt wird. Die Interpellanten erklären dann einfach, ob sie von der Antwort befriedigt, teilweise befriedigt oder nicht befriedigt sind. Allenfalls können einzelne Antworten weiterführende Vorstösse mit konkreten Forderungen auslösen.

Warum kommt die Christenverfol­ gung nicht vermehrt aufs Tapet? Auch bei den eidgenössischen Wahlen war sie kein Thema. Heiner Studer: Wir von der EVP

hatten bei den Wahlen zwei aussenpolitische Schwerpunkte gesetzt: die Religionsfreiheit und die Nord/Süd-Frage. Da wollen wir in der neuen Legislaturperiode voll dran sein. Aber ausserhalb von engagierten Christen ist es leider kein Thema. Die betroffenen Länder und Menschen sind zu weit weg. Marianne Streiff: Es ist natürlich nicht ein Problem, das wir mit der Schweizer Politik lösen können. Wir müssen aber daran erinnern, dass wir Religionsfreiheit haben und dass diese Freiheit auch für andere Länder gelten soll. Als Präsidentin von Tear-Fund Schweiz kann ich auch dort auf das Thema eingehen. Selbst wenn es die Politik und das Volk sonst kaum interessiert, wir bleiben dran!

Von alt EDU­Nationalrat Andreas Brönnimann kommt demnächst ein Vorstoss ins Parlament, der die Entwicklungshilfe auch von der Religionsfreiheit abhängig machen möchte. Ein erfolgver­ sprechender Weg?

Wo Christen leiden Das überkonfessionelle christliche Hilfswerk Open Doors erstellt jährlich einen Weltverfolgungsindex. Dabei handelt es sich um eine Aufstellung von 50 Ländern, in welchen Christen am meisten unterdrückt werden. In diesen 25 Ländern leiden Christen demnach am meisten: 1. Nordkorea, 2. Afghanistan, 3. Saudi-Arabien, 4. Somalia, 5. Iran, 6. Malediven, 7. Usbekistan, 8. Jemen, 9. Irak, 10. Pakistan, 11. Eritrea, 12. Laos, 13. Nigeria (Nord), 14. Mauretanien, 15. Ägypten, 16. Sudan, 17. Bhutan, 18. Turkmenistan, 19. Vietnam, 20. Tschetschenien, 21. China, 22. Katar, 23. Algerien, 24. Komoren, 25. Aserbaidschan. www.opendoors.ch

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Die AGR und die Rechte verfolgter Christen Weltweit werden über 200 Millionen Christen der verschiedensten Denominationen verfolgt, gezielt unterdrückt oder mit dem Tod bedroht. Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Religionsfreiheit (AGR) der Schweizerischen Evangelischen Allianz (SEA) setzen sich für die Rechte verfolgter Christen ein. Dies geschieht durch Informationsarbeit, Ausstellungen über Christenverfolgung an öffentlichen Veranstaltungen, Protestschreiben an Regierungen, öffentliche Kundgebungen

Marianne Streiff: Auf den ersten Blick tönt das erfolgversprechend. Doch wir dürfen nicht vergessen, dass die Entwicklungshilfe ja an das Volk, an die Armen direkt geht. Der Regierung eines totalitären Staates ist es meist so lang wie breit, ob das Volk unter einer Kürzung der Entwicklungshilfe leidet. Man bestraft damit also die Falschen. Mit einer solchen Schwarz/ Weiss-Sicht kommen wir nicht weiter. Wichtiger ist, dass das Problem in den Verhandlungen mit diesen Regierungen immer wieder thematisiert wird und dass klare Erwartungen zur Religionsfreiheit und zu den Menschenrechten geäussert werden. Heiner Studer: Wir müssen aufpassen, dass unsere Entwicklungshilfe nicht in erster Linie den wirtschaftlichen Interessen unseres Landes dient. Gibt es eine Gewähr dafür, dass Entwicklungshilfe in autoritären Staaten wirklich bis zur leidenden Bevölkerung kommt? Marianne Streiff: Ich bin überzeugt,

dass das Geld in die Projekte und nicht in die Staatskassen fliesst. Einzelne Regierungen wären sogar froh, wenn gewisse Projekte nicht mehr unterstützt würden. Die Projekte werden vom Deza, der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit, kontrolliert. Die haben ihre Leute an Ort und Stelle.

Schon vor zwei Jahren hatte Ihre Arbeitsgemeinschaft eine Petition mit über 50 000 Unterschriften für mehr Religionsfreiheit eingerei­ cht. Was hat sie bewirkt? Heiner Studer: Eine Petition rich-

tet sich von ihrem Charakter her mehr an die allgemeine Öffentlichkeit und nicht so sehr an die

und Mahnwachen, Lobbying zu Bundesstellen und Parlamentariern. Der AGR gehören folgende Werke an: Aktion für verfolgte Christen (AVC), Christian Solidarity International (CSI), Christliche Ostmission (COM), Hilfe für Mensch und Kirche (HMK), Licht im Osten (LIO), Open Doors (OD), Stiftung Ostmission (OEM). Präsident der AGR ist Linus Pfister (HMK), Vizepräsident Eric Lecomte (OD). www.agr-glr.ch

politischen Entscheidungsträger. Es ist eine Bittschrift und damit ein eher schwaches Volksrecht. Petitionen werden aber in den Aussenpolitischen Kommissionen beider Räte diskutiert. In diesem Fall gab es sehr differenzierte Überlegungen. Auf einzelne Parlamentsmitglieder können sie schon eine Wirkung haben. Marianne Streiff: Wird eine Petition von so vielen Personen unterschrieben, zeigt dies dem Parlament auf jeden Fall, dass das Anliegen wichtig ist. Eine grosse Stärke einer Petition ist auch, dass sie die Leute, die unterschrieben haben, sensibilisiert.

Die Evangelische Kirche Thurgau ruft ihre Kirchgemeinden zu einem speziellen Gedenktag für verfolgte und bedrängte Christen auf. Warum geschieht das nicht gleich gesamtschweizerisch? Heiner Studer: Es ist erfreulich,

wenn einzelne Kantonalkirchen die Christenverfolgung so zum Thema machen. Den gesamtschweizerischen Tag gibt es schon, denn auch im kommenden November findet ein «Tag der verfolgten Christen» statt, an dem sich auch etliche Ortskirchen aus den Landeskirchen beteiligen. Von den AGR-Werken wird dazu viel Material abgegeben.

Auch engagierte Schweizer Christen müssen heute befürch­ ten, zunehmend diskriminiert zu werden. Eine wachsende Gefahr? Heiner Studer: Bei uns gibt es keine

Verfolgung. Und wer meint, diskriminiert zu werden, kann sich mit Zivilcourage wehren. Der Begriff «Diskriminierung» wird bei uns zu schnell verwendet. Es ist keine Diskriminierung, wenn nicht alles gleich ist.

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Marianne Streiff: Wir müssen mehr über Toleranz als über Diskriminierung reden. Bei uns wird alles toleriert, nur das christliche Zeugnis nicht. Das ist die Tendenz, und da müssen wir aufpassen. Viele Schweizer Christen fühlen sich hilflos, wenn sie von bedrängten Glaubensgeschwi­ stern hören. Wie kann Solidarität praktisch geübt werden? Marianne Streiff: Etwas ganz

Grundlegendes ist sicher das Gebet. Ausserdem kann man an aktuellen Aktionen wie einer Petition teilnehmen oder einen Aufruf an eine andere Regierung zur Religionsfreiheit unterstützen. Heiner Studer: Man sollte die kompetenten Werke in der AGR unterstützen. Sie kommen auch mit Referenten in einzelne Gemeinden und sagen dann, wie man sich am besten einsetzen kann.

Welche Botschaft möchten Sie verfolgten Christen in mus­ limischen Ländern mit Ihrem poli­ tischen Engagement vermitteln? Heiner Studer: Sie sollen wissen,

dass wir im gemeinsamen Glauben und im Gebet miteinander verbunden sind. Sie sollen unsere Fürbitte zu spüren bekommen. Marianne Streiff: «Ihr werdet wahrgenommen, wir hören eure Not, wir machen uns eins mit euch und machen andere auf eure Situation aufmerksam.»

Welches ist Ihr Gebet für verfolgte Christen? Marianne Streiff: Für mich ist im-

mer wieder beeindruckend, wie Dietrich Bonhoeffer gebetet hat. Das zeigt sich in seinem bekanntesten Lied besonders deutlich: «Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist mit uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.» Diese Gewissheit, diese Geborgenheit möge tief drin sein in den leidenden Menschen, wie immer ihre äusseren Umstände auch sind. Heiner Studer: Beides sollte unser dauerndes Gebetsanliegen sein: das Gebet generell für alle verfolgten Christen und auch individuell für Menschen, die uns von einzelnen Hilfswerken genannt werden. Wir sollten uns einzelne Namen und Situationen bewusst merken und für sie beten. Interview: ANDREA VONLANTHEN


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Deine Aufgaben  Mitgestaltung der Jugendgottesdienste • der Jugendgottesdienste  Mitgestaltung Begleitung verschiedener Teams (Jugendgruppe, Hauskreise, Ten Sing, Tanzgruppe Roundabout u. a.) • verschiedener Hauskreise, Ten Sing, Tanzgruppe Round Begleitung Haupt- und Mitleitung von LagernTeams (Action(Jugendgruppe, Camp, Konflager, u.a.) about u. a.)  Vernetzung mit anderen Angeboten der Kirchgemeinde und der KUW • Haupt- und Mitleitung von Lagern (Action Camp, Konflager, u.a.)  Mitwirkung in und Entwicklung von neuen Projekten • Vernetzung mit anderen Angeboten der Kirchgemeinde und der KUW AlsMitwirkung Arbeitgeberin in bieten dir Freiraum, EntwicklungsGestaltungsmöglichkeiten. In deiner Arbeit • undwirEntwicklung von neuenund Projekten wirst du vom Fachteam, den Behörden und einem Netz von freiwilligen Mitarbeitenden unterstützt. Wir bie-

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Bauern rechnen mit Gottes Eingreifen JOURNAL BAUERNKONFERENZ Viel Ermutigung, Visionen für eine Neuausrichtung und eindrück­

liche Zeugnisse gab es für die mehr als 800 Bauern, die sich in der Reithalle in Winter­ thur begegneten. Offensichtlich lohnt es sich, sogar für Birnbäume zu beten.

Der Parkplatz vor der Reithalle in Winterthur war restlos gefüllt. Auffallend stark vertreten war die Westschweiz. Die vierte Bauernkonferenz der Stiftung Schleife bot an drei Tagen viel für Landwirte aus allen Teilen der Schweiz und dem benachbarten Ausland.

Göttliche Umstände

Wie kaum ein anderer Berufsstand ist der des Bauern in seinem Alltag von göttlichen Umständen beeinflusst. Der Bauer ist verwurzelt mit seinem Land, kann weder den Arbeitsplatz noch seinen Boden aussuchen oder wechseln, wie es ihm passt. Er lebt in einer nachhaltigen Symbiose mit Gottes Schöpfung und unter Herausforderungen, die seine Existenz erschüttern – Grossverteiler, die mit Billigpreisen wetteifern, Discounter, die auf den Markt drängen, fallende Importschranken, Globalisierung. Die Bauernkonferenz bot keine Patentrezepte, sondern vermittelte Hoffnung und Zuversicht für den Alltag und ermutigte Bauern und Bäuerinnen, mit Gott und seiner Schöpfung kreativ zusammenzuarbeiten. Ob im Stall, bei Schutz vor Unwettern, dem Lösen von Schwierigkeiten oder Konflikten in der Familie, jeder-

Von Bauern für Bauern 2007 empfand Andreas Keller, Leiter der Stiftung Schleife und aus bäuerlichem Haushalt stammend, den inneren Auftrag, die Bauern der Schweiz zu versammeln und zu vernetzen. Er gründetet die Bauernkonferenz, die erstmals 2009 stattfand und nun jährlich von einem Team von Landwirten, Agronomen, Beratern und geistlichen Leitern durchführt wird. Die Konferenz richtet sich an Bauern und Bäuerinnen, ihre Familien und Menschen, die sich dem Land und der Landwirtschaft verbunden fühlen. Sie will zusammenführen, vernetzen und stärken und ist denominationsübergreifend. Die komplette Bauernkonferenz auf CD: www.bauernkonferenz.ch

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Jesus am «Engadiner»

Gut 600 Personen nahmen am Samstagnachmittag in der St. Moritzer Tennishalle am offiziellen Gottesdienst vor dem Engadiner Ski-Marathon teil. Laut einem Bericht der «NZZ am Sonntag» war der Gottesdienst «fest in evangelikaler Hand», obwohl auch die beiden Landeskirchen zu den Organisatoren zählten. Das OK des «Engadiner» stand «aus voller Überzeugung hinter dem Event», wie dessen Präsident Ivo Damaso ausführte. Missionierung jedoch werde nicht geduldet. (idea)

St. Gallen: Zwei EVP-Sitze Vielen Bauern tat es gut, auszutauschen und auch zu beten.

zeit darf mit Gottes Eingreifen gerechnet werden.

Den Rücken gestärkt

Stand bisher die Gemeinschaft und Vernetzung von Landwirten im Fokus, galt es an dieser Konferenz, den Teilnehmern geistlich den Rücken zu stärken. In acht Workshops wurden bäuerliche Alltagsfragen aufgegriffen: Leben im Mehrgenerationenhaushalt, Ehe im Alltagstrott, Betriebsalltag mit Kunden, Vorratshaltung für Notzeiten, Lebensfreude neu entdecken, Befreiung von falschen Kräften, Gottes Unterstützung im Betriebsergebnis, Segen der bäuerlichen Kultur. Neben vielen neuen Kontakten bot die Konferenz auch wieder Vernetzung für die Zeit danach an. In den lokalen «Tankstellen», den vielen Gebetsgruppen in den Regionen, können Landwirte Kraft und Unterstützung finden.

Grosser Zusammenhalt

Aufschlussreich sind Teilnehmerstimmen. Gerhard Karrer, Landwirt aus Memmingen (D): «Mich beeindruckte hier besonders der Zusammenhalt unter den Bauern. In Deutschland ist das anders. Da herrscht grosse Konkurrenz unter den Bauern – da heisst es wachsen und weichen. Nun bin ich schon das dritte Mal hier und kann es jedem weiterempfehlen.» Jan Ackermann aus Sommeri TG: «Für mich ist das die erste Bauern-

konferenz, mich hat ein ehemaliger Arbeitskollege mitgenommen. Es war total genial – sehr eindrücklich! Die Bauernkonferenz werde ich sicher weiterempfehlen.»

Merkwürdige Unfälle

Eindrücklich auch einige Zeugnisse. Elisabeth erzählte: «Ich heiratete auf einen Hof, auf dem merkwürdige Unfälle passierten. Diesen Situationen begegnete ich mit vollmächtigem Gebet. Ich betete und segnete beharrlich die Tiere von der Besamung über die Tragzeit bis zur Geburt. Es gab dann erstaunlich viele ZwillingsKuhkälber. Wir gerieten wegen dem Kuhkälbersegen von den besten Kühen sogar in Platznot und mussten Tiere verkaufen.» Walter berichtete: «Im letzten Jahr hat unser Hanslibirnbaum keine einzige Birne getragen, und sein Laub war gar nicht schön. Vor eineinhalb Jahren hörte ich das Zeugnis aus dem Thurgau, wo eine Obstanlage durch Gebet von Feuerbrand frei wurde. Dass man sogar für Bäume beten kann, wäre mir selber nicht in den Sinn gekommen! Also ging ich oft zu meinem Baum und betete, dass er im kommenden Frühling wieder Blätter habe und Birnen ansetzen würde. Und siehe da: Im Frühling blühte der Baum, machte schöne gesunde Blätter und trug im Herbst wieder Hanslibirnen!» PETRA GREYKOWSKI-OBERLE Bild: Peter Greykowski-Oberle

Die EVP des Kantons St. Gallen konnte bei den Kantonsratswahlen vom Wochenende die beiden bisherigen Sitze von Hans Oppliger, Werdenberg, und Reto F. Denoth, St. Gallen, halten. Die EDU verpasste einen Sitz. (idea)

Waadt: Verlust für EDU

Die EDU hat am Wochenende den Sitz von Maximilien Bernhard im Waadtländer Kantonsparlament verloren. Für die EVP reichte es in der Waadt zu keinem Sitzgewinn, obwohl sie in einzelnen Bezirken bis 2 Prozent der Stimmen erreichte und trotz «Alliance du Centre» mit CVP, EDU, BDP und GLP. (idea)

Berger wiedergewählt

Daniel Berger wurde an der Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) als Präsident wiedergewählt. Berger leitet die Organisation Medien, Schriften Dienste (MSD) in Frutigen. Bestätigt wurden ausserdem die Vorstandsmitglieder Hannes Wiesmann (Wycliffe) und Bea Ritzmann (Schweizerische MissionsGemeinschaft SMG). Als neues Mitglied wurde der Missionsverein EL Refugio aus Gais in die AEM aufgenommen. Es ist dies eine Arbeit unter Kindern in Lima in Peru. (idea)

Kreuze schützen

Ja zu einem eigenen Verfassungsartikel, der Symbole der christlichabendländischen Kultur im öffentlichen Raum explizit zulässt: Der Nationalrat hat eine entsprechende parlamentarische Initiative von Ida Glanzmann (CVP) mit 87 zu 75 Stimmen gutgeheissen. (idea)


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TAG E SSC H AU

Die Botschaft der Gnade unter einer Zelthülle CHURCH DOME In Bubikon ZH wurde am Wochenende die erste Kirche der Schweiz in einer Zelthülle eröffnet. Sie gehört zur «Grace Family Church» (Familienkirche der Gnade), vormals Familienkirche. Sie nutzt intensiv moderne Medien.

Der Church Dome vermittelt durch seine Ausstattung nicht den Eindruck einer Kirche. Die 320 Besucher der Eröffnungsfeier wurden von pastellfarbenen Lichtwellen überflutet, das Bühnenbild zeigt eine moderne Grafik, das auf sakrale Elemente und religiöse Symbolik verzichtet. Pfarrer, Pastoren und Behördenmitglieder aus der Region, Gäste aus anderen Kantonen sowie ein Car voll Deutscher der GemeindeAussenstelle in Heilbron nahmen am Anlass teil. Diese konnten bisher die Predigten von Pastor Erich Engler online mithören und – sehen. Nun feierten sie die Eröffnung des neuen Kirchengebäudes der Schweizer mit. Vorherrschendes Thema der Gemeinde ist die Botschaft von «Grace», Gnade, durch die «Menschen eine Befreiung von Schuldgefühlen jeder Art erfahren», so Engler. «It’ all about Jesus!», ruft er seinen Anhängern zu. Viele antworten laut und freudig mit «Amen!».

gibt es Coaching, Gebet und Angebote für jedes Alter. Der Dome wurde dazu mit Räumen für die Baby-Betreuung und für kleinere Anlässe ergänzt. «Wir wollen den Menschen dieser Leistungsgesellschaft dienen», so das Credo der Gemeindeleitung. MIRJAM FISCH-KÖHLER

Das läuft im Dome Pastor Erich Engler mit Frau Susanne während der Eröffnungsfeier.

Von den USA geprägt

Erich Engler hat in den USA seine theologische Ausbildung absolviert und 1999 mit einem Dutzend Zuhörer die «Familienkirche» gegründet. Inzwischen gehören 150 Erwachsene zur Gemeinde, von denen sich viele freiwillig engagieren und das 5-Millionen-Projekt des Domes auch finanziell kräftig unterstützen. Weiter ist die Grace-Church übers

Internet weltweit mit Interessierten vernetzt. Der 40-jährige Engler unterrichtet jedes Jahr einige Wochen an einer Bibelschule in Singapur, um Christen für ihren Dienst in China vorzubereiten. Auf der Homepage sind Zeugnisse von Menschen aus aller Welt zu finden. Englers Predigten werden jeweils auf Englisch und Spanisch übersetzt. Auch Musik-CD’s werden gratis abgegeben, daneben

Neu werden jeden Sonntag zwei Gottesdienste angeboten, um 10 Uhr (mit Kindergottesdienst) und um 18 Uhr. Am Freitagabend findet die Grace Youth Church für Jugendliche statt, jeden Samstag Heilungsschule und Gebet für Kranke. Erich Englers tägliche Kurzandachten werden monatlich 50 000-mal heruntergeladen. Diese Nutzer bilden die virtuelle Gemeinde des engagierten Pastors. www.gracefamilychurch.ch www.internetkirche.com

Früher Todfeinde, heute gemeinsam auf Tour VERSÖHNUNG Der ehemalige PLO-Scharfschütze Tass Saada und der messianische Pastor Geoffrey Cohen berichten auf

einer Vortragstournee gemeinsam über ihre Vergangenheit. Im Mittelpunkt steht die Frage: Ist echte Versöhnung möglich?

Unterschiedlicher könnten die Referenten wohl nicht sein. Der eine, Tass Saada, ist ein ehemaliger enger Gefolgsmann von Jassir Arafat und war überzeugt: «Nur ein toter Jude ist ein guter Jude.» Er liess sich zum Scharfschützen ausbilden und war ein gefürchteter Guerillakämpfer. Der andere, Geoffrey Cohen, wurde in orthodoxen jüdischen Traditionen erzogen und bekämpfte das Evangelium. Später erfuhren beide in ihrem Leben eine dramatische Wende und Bekehrung: hin zu Jesus Christus.

Begegnung mit Jesus

«Früher stolz auf meine Untaten, stand ich jetzt vor einem Trümmerhaufen. Während Stunden lag ich auf den Knien und bat Gott um Vergebung», erinnert Bilder: Mirjam Fisch-Köhler, zvg

Früher Undenkbar: Tass Saada (links) und Geoffrey Cohen Seite an Seite.

sich Tass Saada. Heute leistet er Versöhnungsarbeit zwischen Juden und Arabern. Dazu gehört beispielsweise das Kinder- und Jugendhaus «Seeds of Hope» in Jericho. Geoffrey Cohen über sein Bekehrungserlebnis: «Im Jahr 1984 hatte ich in Jerusalem eine

dramatische Begegnung mit Jesus Christus, die mein Leben komplett veränderte.» Seit 2006 ist er Pastor der «Gate Way Church» in Texas und verantwortlich für die diakonische Arbeit unter Juden. Das Missionswerk «Hilfe für Mensch und Kirche» (HMK) hat

nun die früheren Todfeinde in einer Vortragsreihe zusammengebracht. Gemeinsam berichten sie über ihre Vergangenheit und die aktuelle Situation im Nahen Osten. Am Sonntag war der erste Anlass in der Basileia Vineyard Basel. Über 300 Personen nahmen daran teil. Tass Saada betonte: «Echte Versöhnung gibt es nur durch Versöhnung mit Gott.» Er habe kurz nach seiner Bekehrung auf einmal angefangen, für die Juden zu beten. Gott habe ihm durch die Bibel auch aufgezeigt, dass ihnen das Land gehört. Er glaubt nicht an eine Zwei-Staaten-Lösung. Eine Meinung, die ihn unter seinem eigenen Volk verständlicherweise «nicht gerade beliebt macht». CHRISTOF BAUERNFEIND Weitere Vorträge: www.hmk-aem.ch idea Spektrum 11.2012


TAG E SSC H AU

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ÄXGÜSI Zwillinge mit 66

Sie wollen «brennen, ohne auszubrennen»: Missionsleiter der AEM-Werke und Gäste an der Jubiläumsversammlung auf St. Chrischona.

Auch Mose war oft «am Anschlag» JUBILÄUMS-VERSAMMLUNG DER AEM Erfolglosigkeit ist eine ebenso häufige wie auch bedrängende Erfahrung von Missionaren und Gemeindeleitern. Der Theologe und professionelle Berater Ernst Gassmann sprach an der 40. Jahrestagung der AEM. «Wir sind von Erfolgsmodellen überschwemmt worden: Gemeindebaumodelle, die aber oft schnell verebben und Erfolgsleichen zurücklassen», stellte Ernst Gassmann am 7. März an der Jubiläums-Mitgliederversammlung der Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) auf St. Chrischona fest. «Man glaubte an den Erfolg. Die Rezepte funktionierten aber an der Basis nicht.»

Leben ist auf Erfolg angelegt

Gassmann erklärt sich das so: «Es gibt viele gute Ideen und Metho-

«My mission» An der Jahreskonferenz der AEM auf St. Chrischona stellte Stefan Wunderli, neuer Geschäftsleiter von «Christen begegnen Mos­ lems», das Projekt «My mission – your happyness» vor. Junge Leute, die einen missionalen Einsatz pla­ nen, schliessen sich zusammen, informieren die Gemeinde und melden sich bei www.mission.ch/ mymission. Sie werden so Teil ei­ nes Schweizer Netzwerkes, das zu Missionseinsätzen ermutigt, diese begleitet und die Vorbereitung da­ rauf ermöglicht. Der Koordinator Andreas Zindel informierte über die Konferenz «Mission’12», die am 1. Dezember in Aarau stattfinden wird. Einige hundert Besucher und Dutzende Aussteller werden zu diesem trendigen und innovativen Anlass erwartet. www.mission.ch

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den, die aber alle keinen Erfolg garantieren.» Die Komplexität der Einflüsse auf den Erfolg sei eben viel zu gross. Es sei auch eine Illusion, den Erfolg von Gemeindebaumethoden messen zu können. Der Wunsch aber, im Leben Erfolg zu haben, sei vom Schöpfer im Menschen angelegt: «Die Erde bebauen und bewahren und eine Spur in dieser Welt hinterlassen.» Das Gefühl, erfolglos zu sein oder gar versagt zu haben, ist aber unter Mitarbeitenden in Gemeinde und Mission häufig spürbar. Das sei nicht überraschend oder gar neu, so der Referent. Er verwies auf biblische Beispiele: «Schon Mose kam auf der Wanderung ‹oft an den Anschlag›. Er machte Gott dafür Vorwürfe und schrie ihm sogar entgegen: «...dann bring mich doch um!» (4. Mose 11,10-15). «Mose hatte eine überhöhte Vorstellung von seiner Rolle. Das kommt auch heute oft vor», erklärte Gassmann. Er erinnerte zudem an Jeremia. Zu seiner Zeit war er «einer der erfolglosesten Propheten». Er stiess ständig auf Ablehnung, wurde mundtot gemacht, fiel in eine tiefe Krise und verfluchte schliesslich den Tag seiner Geburt.

Als Diener in der Erfolgskrise

Burnout und Erfolg beziehungsweise Misserfolg liegen nahe beieinander. Betroffene haben oft hohe Ziele und Ideale. Wenn diese nicht erreicht werden, verdoppeln sie ihre Anstrengungen – und brennen schliesslich aus. Doch es gebe Hoffnung, betonte

Gassmann. «Die Erfolgskrise ist in vielen Leben zur Chance geworden. Betroffene hinterfragen ihre Motivation: Wozu tue ich meinen Dienst, was muss er bringen? Geht es um mich oder um die Ehre Gottes?» Für Gassmann ist jedenfalls klar: «Wir müssen uns von falschen Erfolgsvorstellungen befreien.» Und: «Säkulare Erfolgsvorstellungen lähmen uns in unserem Dienst. ManagementLiteratur ist nur bedingt auf die Gemeinde übertragbar.» Für Mitarbeitende im Reich Gottes sei es zentral, ihre dreifache Berufung zu entdecken: Berufen zum Sein – Berufen zum Tun – Berufen zum Haben (Frucht). Letztlich liege der Erfolg darin, «dass du wirst, was Gott schon gedacht hat, und tust, was er dir aufträgt». Schliesslich gab der Berater und Theologe zu bedenken: «Wenn die Liebe nicht der Motor ist, machen wir uns kaputt.» Er verwies dabei auf das Wort von Paulus: «Die Liebe Christi drängt uns.»

Es gibt nur den «Leib-Erfolg»

Und bei allem Streben nach persönlichem Erfolg müsse jede Missionarin, jeder Pastor wissen: Es gibt im Reich Gottes keinen persönlichen Erfolg, sondern immer nur den «Leib-Erfolg». Erfolg entstehe «im Zusammenwirken aller Glieder des Leibes». Persönlicher Erfolg oder Frucht wachsen aus der Beziehung zum dreieinigen Gott. «Wir müssen lernen zu sehen, was Gott in seinem ganzen Leib weltweit tut ...» FRITz ImHoF Bilder: Fritz Imhof, zvg

Eine Bündner Pfarrerin wird mit 66 Mutter von Zwillingen! Darüber wurde in den letzten Tagen überall gross berichtet. Was sie «ihren» Kindern nur zumutet! Ich bin tief überzeugt, dass jeder Mensch Anrecht auf seine Geschichte hat. Sie mag noch so komplex sein – es bleibt unverwechselbar jene des betroffenen Menschen, der sich nur auf dem Hintergrund offen dargelegter Fakten verstehen und identifizieren kann. Geheimnisse legen sich wie dunkle Schatten auf einen Menschen, was ihm die Identitätsfrage extrem erschwert. Eine geklärte Identität aber ist Grundlage für das Bewältigen des eigenen Lebensweges. Heller Wahnsinn: Die betagte Mutter hatte zum Erreichen ihres Glücks einzig ihre Gebärmutter zur Verfügung gestellt. Die Eizellen sind fremd. Zimmer frei, nach Bed&Breakfast-Manier ... Die Identitätsfrage der Kinder gestaltet sich noch verzwickter. Für den unumgänglichen Samen hat die Frau einen «Shop» gefunden. Klingt wie ein «Man-nehme-Rezept»: Eizelle von da, Same von dort, mischen im Glas und ab in die Pfanne – ach nein: in eine Gebärmutter. Die Pfanne kam mir vom Kochen her in den Sinn. Aber Äxgüsi: Kochen wir Kinder? Ehrlich: Wer möchte so gebastelt werden? Sind das nicht gewaltsame Übergriffe am Kind, und erst recht Gott gegenüber? Wer möchte über seine Herkunft so im Dunkeln tappen – oder mit so querer Wahrheit über sich leben müssen? Wer möchte im Schulalter vor anderen eine solche Geschichte offenlegen? Und falls sie öffentlich wird: Wer möchte die Wunden leiden, die auf solche Kinder warten, wenn Kameraden zu verbalen Waffen greifen? Wer möchte …? Ja, es gäbe noch x ernste Fragen zu bedenken, bevor man ans «Kinder kochen» geht. Überlassen wir diesen Wunder-vollen Akt doch am besten noch immer ganz – Gott! KATHARINA STEINER Die Autorin ist Mutter und Heilpäda­ gogin. Sie wohnt in Untervaz GR.


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Evangelische Kirchgemeinde Ermatingen

Unsere Kirchgemeinde umfasst die beiden aufstrebenden politischen Gemeinden Ermatingen und Salenstein. Die romantische Lage am Untersee ist seit Jahrhunderten begehrt. Rund die Hälfte der 4000 Einwohner ist evangelisch. Unsere Kirche nutzen wir seit 1536 paritätisch. Wir suchen eine für die Ökumene offene Persönlichkeit als

Pfarrerin, Pfarrer oder Pfarrerehepaar (100%) Was uns wichtig ist: • Sie sind eine engagierte, im christlichen Glauben verwurzelte Persönlichkeit • Die Gestaltung vielfältiger, zeitgemässer Gottesdienste für verschiedene Zielgruppen ist Ihnen ein Anliegen • Sie legen einen Schwerpunkt auf Seelsorge und Besuchsdienst • Sie fördern gerne Kleingruppen, führen Glaubenskurse durch und sprechen auf vielfältige Art die Gemeindeglieder an • Sie entdecken in den Menschen das Potential für eine aktive Mitarbeit in der Kirchgemeinde und stärken ihre Fähigkeiten • Sie vernetzen die verschiedenen Gruppen und arbeiten gerne im Team mit der Vorsteherschaft und den freiwilligen Mitarbeitern Sie finden bei uns: • Ein grosses, geräumiges Pfarrhaus mit einem schönen Blick auf den Untersee • Einen aktiven Diakon mit Schwerpunkt Kinder- und Jugendarbeit • Ein Sekretariat, das mit den Abläufen vertraut ist und Sie unterstützt • Eine gut funktionierende Ökumene, die im Alltag gelebt wird Sind Sie angesprochen? Weitere Informationen über unsere Kirchgemeinde finden Sie unter www.evang-ermatingen.ch. Auskunft erteilen Ihnen Peter Hofer, Präsident der Pfarrwahlkommission, 071 227 18 10, tagsüber, 071 660 02 50 abends und Heiner Bär, Diakon, 071 660 09 63 Wir freuen uns auf Ihre vollständige Bewerbung bis 15. Mai 2012. Richten Sie diese bitte an: Peter Hofer, Postfach 117, 8272 Ermatingen oder Judith Keller, Sekretariat, Postfach 141, 8272 Ermatingen

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Unsere Kirchgemeinde mit rund 1300 Mitgliedern liegt im Kemmental, zwischen Thurtal und Bodensee. Wir sind eine weitläufige, ländliche Gemeinde mit zwei Kirchgebäuden. Per 1. August 2012 oder nach Vereinbarung suchen wir

eine Pfarrperson oder ein Pfarrehepaar (80–100 %) Was ist für uns wichtig? • Sie sind Pfarrer oder Pfarrerin aus Berufung. Sie pflegen eine lebendige Beziehung zu unserem dreieinigen Gott und lieben die Menschen. • Die begleitende Seelsorge liegt Ihnen am Herzen. • Sie können die Bedürfnisse der verschiedenen Altersgruppen wahrnehmen und finden leicht Zugang zu den Menschen. • Sie haben Freude, das Evangelium lebensnah und verständlich zu verkünden. • Sie haben die Fähigkeit, die Menschen zur Mitwirkung in der Gemeinde zu ermutigen und sie dabei zu begleiten. • Ihnen liegt der Gemeindeaufbau, der alle Altersgruppen einschliessen soll, am Herzen. Die Kirchenvorsteherschaft setzt sich dafür ein, dass für diese umfassende Arbeit weitere Stellenprozente (z.B. Diakon) geschaffen werden. • Wir freuen uns, wenn Sie gerne am Dorfleben teilnehmen und sich in unserem Pfarrhaus wohlfühlen. Sie finden bei uns: • viele Leute, die Sie schätzen werden und sich auf Sie freuen. • engagierte und motivierte Kirchenvorsteher sowie (freiwillige) Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Ihnen unterstützend zur Seite stehen. • Offenheit für Neues und die Möglichkeit zur Umsetzung Ihrer Ideen und freien Gestaltung Ihrer Arbeit. • eine gute Infrastruktur mit zwei Kirchgebäuden, einem Kirchgemeinde- und einem Jugendhaus. • ein schönes Pfarrhaus mit Büroräumlichkeiten und grossem Garten.

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SYNERGIE So ist Gott Im Rahmen von Jüngerschaftskursen habe ich immer wieder den Text des achtjährigen Zweitklässers Danny Dutton vorgelesen. Er ist aus dem Englischen übersetzt. Die wenigen Zeilen zeigen, was für einen Gott wir als Vater haben und wie der Himmel von einem Zweitklässler in dieser selbstverständlichen Art erfasst werden kann. Danny schreibt: «Eine von Gottes Hauptaufgaben ist es, Menschen zu machen. Er macht diese, um die zu ersetzen, die sterben, damit es immer genug Menschen hat, um sich um alle die Dinge auf der Erde zu kümmern. Er macht keine Erwachsenen. Nur Babys. Ich denke, weil sie kleiner und einfacher zu machen sind. Auf diese Weise muss er seine wertvolle Zeit nicht dafür verwenden, sie selber sprechen zu lehren und zu unterrichten. Er kann das den Müttern und Vätern überlassen. Gottes zweitwichtigste Aufgabe ist es, den Gebeten zuzuhören. Wahnsinnig viel ist da los. Wenn da Prediger und andere auch neben dem Abendgebet noch beten. Gott hat aus diesem Grund keine Zeit, Radio zu hören

Nicht immer so ideal «idea Spektrum» Nr. 10 – «Auch im Sterben getragen» Der Artikel (das Zeugnis) von Gerhard Fischer ist ermutigend. Besonders gefreut hat mich, dass seine Söhne auch nach dem Tod ihrer Mutter noch mit Gott unterwegs sind. Es scheint, dass sie ein echt positives Familienleben haben. Schön wärs, wenn alle Sterbenden so tolle Unterstützung von ihrer Familie (oder wenigstens von Freunden) erleben würden! Da das leider nicht der Fall ist, finde ich es zu kurz gegriffen, wenn Herr Fischer sich pauschal gegen Sterbehilfe äussert. Herr Fischer erwähnt nur Dignitas, welche bedauerlicherweise viele Ausländer «betreut». Exit geht da vorsichtiger vor. Eine gute Freundin von mir wählte diesen Weg mit Exit, da das Leben für sie unerträglich geworden war. Obwohl sie eine Gottesbeziehung hatte, war sie in ihrer Krankheit nicht mehr fähig, seine Nähe und Hilfe zu erfahren. Auch die Familiensituation war extrem belastet. Obwohl ich den Weg via Exit auch nicht bejahe, kann ich eine solche Situation recht ideaSpektrum 11.2012

oder Fernsehen zu schauen. Wenn er so alles hört, nicht nur Gebete, muss er einen schrecklichen Lärm in seinen Ohren haben. Gott sieht alles, hört alles und ist überall. Dadurch ist er ziemlich beschäftigt. Man sollte seine Zeit nicht vergeuden und ihn um Dinge bitten, bei denen die Eltern schon gesagt haben, dass man sie nicht haben kann. Jesus ist Gottes Sohn. Er war sich gewöhnt, alle schwierigen Aufgaben zu lösen wie: auf dem Wasser gehen, Wunder tun und versuchen, Menschen über Gott etwas beizubringen, die nichts davon wissen wollen. Schlussendlich verleideten diesen Menschen seine Predigten, so dass sie ihn kreuzigten. Aber er war gut und freundlich wie sein Vater und sagte seinem Vater, dass sie nicht wussten, was sie taten. Er (der Vater) solle ihnen vergeben. Gott sagte: «O.k.!» Sein Däddy (Gott) schätzt alles, was er (Jesus) getan hatte und dass er alle diese schwierigen Aufgaben auf der Erde übernommen hatte. So sagte er zu Jesus, dass er nicht wieder hinunter müsse. Er durfte im Himmel bleiben. Und jetzt hilft er seinem Vater beim Zuhören der Gebete. Er schaut auch, was wichtig für Gott ist und um was er sich selber kümmern kann, ohne Gott damit stören zu müssen. Wie ein Sekretär. Nur viel wichtiger natürlich. Du gut begreifen. Dies nur als Beispiel, dass es nicht immer so ideal ist, wie es von Herrn Fischer geschildert wird. Ich wünsche ihm etwas mehr Verständnis für zerrüttete Situationen, in denen der Betroffene nur den aus meiner Sicht durchaus falschen Weg mit Exit sieht. In einem solchen Fall plädiere ich aber für Barmherzigkeit dem kranken Menschen gegenüber. SUSAN WIESMANN, Biel

Die Gefahr im Essen «idea Spektrum» Nr. 6 – «Müssen wir Angst haben vor Alzheimer?» Georg Schiffer meint, wir sollten keine Angst vor Alzheimer haben, wir könnten etwas tun für uns und für andere. Das heisse aber auch Verantwortung übernehmen für unsere Gesundheit «in guten Tagen». Gesunde Ernährung wird auch als wichtiger Faktor genannt. Zuletzt zitiert er die Jahreslosung 2012: «Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.» An dieser Jahreslosung halte ich mich wie an einem rettenden Strohhalm, wenn ich sehe, wie wenig Einfluss der einzelne Mensch auf seine Ernäh-

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kannst beten, wann du willst, und sie werden dich bestimmt hören. Sie haben sich so organisiert, dass immer einer an der Arbeit ist.»

PODIUM

Soweit Danny. Auf die Frage der Jünger, wer der Grösste im Himmel sei (Matthäus 18,1), antwortete Jesus, indem er ein Kind in ihre Mitte stellte und erklärte, niemand komme in sein Reich, wenn er nicht umkehre und werde wie ein Kind. Auch der Musterschüler Nikodemus musste eine nächtliche Predigt in dieser Art zur Kenntnis nehmen. Es gibt zwei Arten von Sünden. Die eine ist uns bekannt. Die andere kann kurz als «Gut sein wollen» (siehe Nikodemus in Johannes 3) oder als Religiosität umschrieben werden. Das «Gut sein wollen» ist gesellschaftsfähig und haftet darum so hartnäckig an uns. Überwunden werden kann diese Religiosität nur mit Umkehr und einer persönlichen Beziehung zu Gott, wie es Danny tat.

Zunehmend mehr Europäer sind Relativisten. Sie behaupten, dass es keine transzendente, absolute und unantastbare Wahrheit gibt. Papst Benedikt XVI, einer der profiliertesten Gegner des Relativismus, sagt dazu: «Es bildet sich eine Diktatur des Relativismus heraus, die nichts als definitiv anerkennt und die als letztes Mass nur noch das eigene Ich und seine Wünsche gelten lässt.» Was soll der Christ vom Relativismus halten? Ich denke, dass es einen schlechten, aber auch einen guten Relativismus gibt. Der Relativismus muss verworfen werden, wenn er offen oder verdeckt die jüdisch-christliche Offenbarung, die Autorität der Schrift, die Normen des universellen Gewissens oder die unwiderlegbaren Realitäten der Welt in Frage stellt. In diesem Sinne verurteilt die Bibel den Relativismus. Paulus zögert nicht, zu beteuern, dass jene verflucht werden, die «ein anderes Evangelium» verkünden (Galater 1,9). Gleichzeitig stellt er fest, dass die Menschen «die Wahrheit unrecht ablehnen» (Römer 1,18). Andererseits und gemäss der Schrift selbst ist dagegen ein Relativismus gegenüber den Ideologien, den Projekten und den Werken der Menschen erforderlich. «Das Wesen dieser Welt vergeht» (1. Korinther 7,31). Der Bundesrat von 1996 hat diesen Gedanken in seinem Kommentar zur Präambel der revidierten Bundesverfassung von 1999 aufgenommen: «Inhaltlich soll die invocatio dei daran erinnern, dass neben den Menschen und dem Staat eine höhere Macht existiert, womit der Wert des Irdischen relativiert wird.» Die ewigen Wahrheiten relativieren und im Gegensatz dazu die Ideologien einer Menschheit, die bewusst in Autonomie gegenüber Gott handelt, für absolut halten: Das bedroht mit Sicherheit das Weiterbestehen der menschlichen Würde und der liberalen Demokratie.

DAVID SCHNEIDER Der Autor ist Geschäftsleiter der Stiftung SalZH (Schulalternative Zürich), FDPGemeinderat und Präsident der Evangelischen Allianz Winterthur.

rung nehmen kann. Weiss er denn, welche Chemikalien über die Nahrungsmittel auf ihn einwirken? Weiss er, dass das Herbizid Glyphosat kurz vor der Ernte noch über Getreidefelder gespritzt wird, damit möglichst wenig Feuchtigkeit im Korn bleibt? Weiss er, dass Weizen im grossen Stil immer noch auf möglichst hohen Gluteingehalt gezüchtet wird? Gott gab uns nicht nur die Gewissheit, dass er uns auch mit Alzheimer liebt. Er gab uns auch die Fähigkeit, zu spüren, wo die Schöpfung durch menschliche Eingriffe vergewaltigt wird, und wo sich die Medizinforschung nur noch mit den dadurch entstehenden Symptomen befasst. Die Bemühungen deutscher Umweltverbände, den Einsatz von Glyphosat und Gentechnik in der Landwirtschaft zu verbieten, sind ein Kampf von David gegen Goliath. Möge gemäss Jahreslosung die Schwachheit dieser Kreise so kräftig werden, dass die medizinische Forschung sich auch mit solchen Zusammenhängen befasst, damit die 1,3 Millionen Demenzkranken nicht schon bald auf 2,6 Betroffene steigen. ERNST FRISCHKNECHT, Tann

Relativismus

JEAN-PIERRE GRABER Der Autor, Dr. rer. pol., war Nationalrat der SVP. Er wohnt in La Neuveville BE.


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BE G E G N U NG

Das schwere Leiden und das Glück des Markus Hänni HOFFNUNGSTRÄGER Markus Hänni leidet an Cystischer Fibrose. Das schwere Lungenleiden schränkt sein Leben ein.

Die Ärzte gaben ihm maximal 30 Jahre. Im Juli seines «Schicksalsjahrs» wird der junge Berner heiraten. Vor zwei Wochen gab er ein Buch heraus. Jedes Kapitel zeigt: Das Leben ist stärker als der Tod. Doch der Preis ist hoch. «Eigentlich müsste ich längst tot sein. Aber man muss nicht immer das tun, was andere sagen.» Dieser Satz steht an Markus Hännis Auto. Seine Krankheit Mukoviszidose, auch Cystische Fibrose genannt, beschreibt er so: «In meiner Lunge macht sich zähes Sekret breit. Das bedeutet, dass alle körpereigenen Sekrete eingedickt produziert und deshalb nicht richtig abgeführt werden.» Immer wieder muss er deswegen zum Arzt oder ins Spital. Jährlich kommen in Deutschland 400 und in der Schweiz 40 davon betroffene Kinder zur Welt. Vor 1980 erkrankte Menschen haben eine Lebenserwartung von 30 Jahren. «Jetzt bin ich 29», sagt der sympathische junge Mann. «Ich könnte jeden Tag ersticken. Aber ich will nicht. Denn das Leben ist viel zu schön!»

Impressum Idea Schweiz Herausgeber: Idea Information AG, 4410 Liestal Verwaltungsrat: Heiner Henny, Präsident; Sam Moser, Stellvertreter; Paul Beyeler, Hans Lendi, Hansjörg Leutwyler, Hanspeter Schmutz Ideelle Trägerschaft: Schweizerische Evangelische Allianz (SEA), Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG), Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) Redaktion: Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 44, Fax 031 819 71 60 E-Mail: redaktion@ideaschweiz.ch Internet: www.ideaschweiz.ch Chefredaktor: Andrea Vonlanthen Büro: Bahnhofstr. 65, 9320 Arbon Tel. 071 446 70 02, Fax 071 446 74 88 E-Mail: andrea.vonlanthen@ideaschweiz.ch Redaktor: Thomas Feuz Erweitertes Team: Esther Reutimann, Christian Bachmann, Mirjam Fisch-Köhler Praktikum: Christof Bauernfeind Inserateservice: Jordi AG – das Medienhaus, Roland Rösti, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 25, Fax 031 819 38 54 E-Mail: inserate@ideaschweiz.ch Aboservice: Jordi AG – das Medienhaus, Ursula Seifried Jordi, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 20, Fax 031 819 38 54 E-Mail: abo@ideaschweiz.ch Abopreise: Jahresabo Fr. 145.–, Seniorenabo Fr. 117.–, Halbjahresabo Fr. 77.–. Das Abo ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar. Konto: PC-Konto 40-788586-4 Idea Information AG, 4410 Liestal Layout/Druck/Versand: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp www.jordibelp.ch

Bilder: idea/tf, zvg

Kämpft um jede Minute: Markus Hänni, unten mit seiner Verlobten.

Zwischen Hoffen und Bangen

Sein bisheriges Leben beschreibt Markus Hänni in einem 180-seitigen Buch. Sein Leben: Das ist ein ständiges Auf und Ab zwischen Hoffen und Bangen, schönen Kindheitserinnerungen, Spitalaufenthalten und Seilziehen mit Behörden, Krankenkassen und IV. Als es ihm psychisch schlecht ging, schrieb Markus Hänni seine Geschichte auf. Zuvor plagten ihn Suizidgedanken. Der Wunsch nach Leben war trotz allem Leid(en) stärker als die Todessehnsucht. «Obwohl Christen ja wissen, dass es nachher nur noch schöner ist», betont Hänni. Mit fachlicher Unterstützung entstand ein authentisches Buch mit viel Lebensweisheit, Aufklärung und einem starken Zeugnis fürs Leben. «Es ist weltweit das erste Buch eines Direktbetroffenen.»

Theatern als Therapie

Er war schon immer der «Clown und der Witzemacher», sagt der im November 1980 in Bern geborene und in Toffen BE aufgewachsene Hänni. Das half ihm immer wieder über vieles hinweg. Nach einer KV-Lehre blieb Hänni der Wunsch verwehrt, sich weiterzubilden. Der junge Berufsmann wurde krankgeschrieben und erhielt später eine IV-Rente. Das ist bedrückend, auch psychisch. Genau im richtigen Moment kam das Angebot eines Volonta-

riats als «kreativer Eventmanager» beim ICF in Bern. «Nicht alle waren überzeugt, dass das gutgehen wird», schaut Hänni zurück. Sein Weihnachtsmusical «Äs Gschänk a d Wäut» hat überzeugt. Hänni: «Seither läufts bombastisch. Wir wollen Kirche attraktiv vermitteln, innovativ und kreativ Reich Gottes mitbauen.» Sein Zwillingsbruder Thomas eröffnet der Schauspielkunst neue Dimensionen: «Weil wir fast gleich aussehen und den gleichen Tonfall haben, können wir fantastische Sachen machen. Einer verschwindet am linken Bühnenrand und taucht rechts wieder auf. Nicht jeder Schauspieler hat ein Double.»

Immer wieder bei Null beginnen

Was bezweckt der junge Autor? «Mein Buch orientiert über die Krankheit, will aber vor allem Hoffnung und die Freude am Augenblick wecken.» Der Leser ist betroffen von der Authenti-

zität und vom Lebenswillen des Menschen, dessen Uhr eigentlich schon abgelaufen ist. «Nach jedem Krankheitsschub muss ich wieder bei Null anfangen. Jeder Rückfall bietet eine neue Chance und ermöglicht mir einen neuen Abschnitt im Leben.» Die bisherigen Echos sind überwältigend: über 300 Zuschriften und rund 20 Medienanfragen. Einen Neuanfang der ganz besonderen Art vollzieht Markus Hänni am 28. Juli: Da heiratet er seine Barbara. Die sechs Jahre und drei Monate jüngere Pflegefachfrau holt auf dem zweiten Bildungsweg die Matura nach. Mit ihr möchte der Aviatik-Fan sein Leben teilen und vielleicht eine Familie gründen. Mukoviszidose ist nur vererbbar, wenn beide Partner Träger der Krankheit sind. «Da ist wirklich Potenzial vorhanden», meinte der Lektor, als er Hännis Manuskript las. Der Satz hat prophetische Aussage. Denn das letzte Kapitel von Markus Hännis Lebensgeschichte ist noch nicht geschrieben. Wie es scheint, noch lange nicht. THOMAS FEUZ

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Auch Gaddafis Tochter war auf der «Logos Hope» 40 JAHRE OM Operation Mobilisation feierte am Samstag das Jubiläum seiner Missionsschiffe. Diese bedeuten für die Non-Profit-Organisation Abenteuer, aber auch eine Mammutaufgabe, die immer wieder vor dem Aus stand.

350 OM-Mitarbeiter und Unterstützer hörten am Samstag in der Parkarena in Oberwinterthur zahlreiche spannende Seefahrtsgeschichten. Unter dem Motto: «40 Jahre OM-Schiffe» wurde von brenzligen Situationen berichtet: Von misstrauischen Hafeninspektoren, hohen Wellen, Seekrankheit oder der Havarie des ersten Schiffes «Logos», dessen Wrack bis heute vor Südamerika auf einem Felsen liegt.

Investitionen in Millionenhöhe

Das alles konnte die Missionsarbeit in den Häfen der Welt nicht aufhalten, aber das Projekt läuft stets am Limit des Machbaren. «Wir finden es schwierig, damit umzugehen, dass wir so viel Geld brauchen», gestand Gian Walser, der Direktor der «Logos Hope», dem jüngsten und mittlerweile einzigen Schiff von OM. In den nächsten Jahren stehen Reparaturkosten in Höhe von neun Millionen Franken an. Zwei Generatoren müssen ersetzt werden. Aber die Einsätze mit den Schiffen bieten einmalige Möglichkeiten. Mit einem Schiff kommt man an Orte, wo ein Missionar

Nicoll, Direktor der OM-Schiffsarbeit. Diese Erkenntnis bestätigte sich in den vier Jahrzehnten in allen Teilen der Welt.

Wie weiter?

OM-Schiffsdirektor Peter Nicoll an der Jubiläumsfeier in Winterthur.

nicht so einfach hinkommt. Das gilt besonders für die Arabische Welt. Katar ist beispielsweise ein Land, in das im Normalfall nicht einmal ein Gesangbuch eingeführt werden kann. Die «Logos Hope» ankerte mit ihrem grossen Angebot an christlichen Büchern mehrere Tage im Hafen. Die Inspektoren liessen es gewähren. Sie beanstandeten lediglich eine Kinderbibel, die aus dem Sortiment genommen wurde.

Grosse Aufmerksamkeit

Wenn ein OM-Schiff im Hafen anlegt, dann erzeugt es grosse Aufmerksamkeit. Seit Beginn der

Arbeit besuchten pro Jahr eine Million Interessierte die Schiffe. In Taiwan kamen einmal an einem einzigen Tag 24 000 Menschen auf die «Doulos». Auch Persönlichkeiten wie die Präsidentin von Liberia oder die Prinzessin von Thailand gaben sich die Ehre. Kurz vor der Revolution ankerte die «Logos Hope» in drei Häfen Libyens. 130 000 Menschen informierten sich an Bord über die christliche Botschaft, darunter auch die Tochter des gestürzten Diktators Gaddafi. «Menschen gehen vielleicht nicht in eine Kirche, aber sie kommen auf ein Schiff», betonte am Samstag Peter

OM erlebt regelmässig, wie Gott die Arbeit trägt. Vor Kurzem stand wieder einmal die Frage im Raum, wie es weitergehen soll. Wenige Tage nach der Entscheidung, die Arbeit fortzuführen, meldete sich ein Gönner. Er kündigte an, für zwei gespendete Franken jeweils einen dazu zu legen. Es sieht also so aus, als könne die «Logos Hope» bald ihre neuen Generatoren in Empfang nehmen. CHRISTOF BAUERNFEIND

Die «Logos Hope» Die «Logos Hope», 2004 gekauft, ist ein 12 000 Tonnen-Schiff mit knapp 500 Mitarbeitern an Bord. Der christliche Buchladen enthält über 500 Titel. Teams werden vom Schiff ausgesandt, die in der Umgebung der Anlegestelle Hilfe leisten und Wohltätigkeitsarbeit tun. Dabei wird eng mit lokalen Kirchgemeinden zusammengearbeitet.

Christen zweifeln an der Wirkung der Sexboxen STRICHPLATZ Mit 52,6 Prozent Ja wurde in der Stadt Zürich der Kredit für Sexboxen auf der Industriebranche in

Altstetten nur knapp angenommen. Engagierte Zürcher Christen beurteilen die Auswirkungen skeptisch.

Lediglich eine Verlagerung

Claudia Rabelbauer, Gemeinderätin EVP Zürich: Alle Parteien, ausser EVP, EDU und SVP, haben eine Ja-Parole ausgegeben. Das knappe Ergebnis zeigt, dass viele Wähler anders abgestimmt haben. Die Skepsis ist gross. Es braucht in Zürich keinen Strassenstrich. Darunter leiden sowohl Anwohner als auch die Frauen. Die Stadt ist zu klein und zu dicht besiedelt. Der neue Strichplatz wird das Problem nicht lösen. Es gibt lediglich eine Verlagerung, und ob die Prostituierten besser geschützt sind, ist fraglich. Sie können weiterhin bei den Freiern ins Auto steigen. idea Spektrum 01.2012

Gute Begleitmassnahmen

Regula Rother, Leiterin der Stadtmission Zürich: Knappe Entscheidungen sind immer heikel. Wichtig wird sein, dass man jetzt die Vorlage konkret umsetzt und weiterhin mit einer offenen Haltung an das Problem geht. Eine Verbesserung wird sicher für die Anwohner am Sihlquai eintreten. Wie es für die Frauen wird, kann man noch nicht sagen. Einige können sich nicht vorstellen in den Verrichtungsboxen anzuschaffen. Dazu braucht es jetzt gute Begleitmassnahmen, damit die Frauen nicht weiterhin woanders hingehen.

Alternative zur Sexsucht

Peter Widmer von der Gassenarbeit «Heartwings»: Die Vorlage trifft nur die Spitze des Eisberges. Am neuen Strichplatz gibt es mehr Schutz vor Gewalteskalationen. Aber wir stellen eine Aufsplitterung der Strassenprostitution fest. Schon jetzt wandern Prostituierte vom Sihlquai in andere Teile der Stadt ab. Es braucht eine Lösung bei den Freiern, die ihnen eine Alternative zur Sexsucht anbietet. Das grundlegende Problem lässt sich durch Gesetze nicht lösen. Zudem wird die Umsetzung lange dauern. In Altstetten gibt es bereits Widerstand der Anwohner.

Prostitution nicht bezahlen

Joachim Witzig, Präsident der EDU Zürich: Die mehr als 47 Prozent Nein-Stimmen haben mich positiv überrascht. Ich finde es aber schade, dass man keine Massnahmen ergreift, die Prostitution zu unterbinden, anstatt sie zu etablieren. Mit staatlichen Mitteln sollte die Prostitution nicht finanziert werden. Man sollte lieber Massnahmen ergreifen, um den Menschenhandel und die Zuhälterei an der Wurzel zu bekämpfen und den Frauen in ihren Herkunftsländern helfen. Dazu müsste man International kooperieren. CHRISTOF BAUERNFEIND Bilder: idea/chb, zvg


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Das Bild der Woche JAPAN – EIN JAHR DANACH Nur die Grundmauern sind nach dem verheerenden Erdbeben und der anschließenden Flutwelle vom 11. März 2011 von der „Bibelkapelle an der Küste“ in der Millionenmetropole Sendai im Norden der japanischen Hauptinsel Honshu übrig geblieben. Das Kreuz der Gemeinde haben Mitglieder aus dem Schlamm gezogen und an dem Platz wiederaufgestellt, wo einst das Gemeindehaus stand. Auf einer Tafel bezeugt die Gemeinde, die von der deutschen Allianz-Mission (Dietzhölztal/Mittelhessen) unterstützt wird: „Wir glauben an eine Erweckung für diesen Ort.“ Die Region ist nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima weiter radioaktiv verseucht. Bei der Katastrophe kamen mindestens 16.000 Menschen ums Leben; mehr als 3.000 werden noch vermisst. Über eine halbe Million Menschen wurden obdachlos. An den Hilfsaktionen beteiligten sich christliche Werke aus aller Welt. Dadurch kamen einzelne Japaner zum Glauben an Jesus Christus. Doch nach wie vor bilden die Christen eine winzige Minderheit: Sie stellen nur 1,6 % der 127 Millionen Japaner. 83 % sind Schintoisten. Wie die Allianz-Mission mitteilte, habe man mit dem Hilfswerk „Geschenke der Hoffnung“ 267 Häuser neu errichtet. Hilfsprojekte organisierten u. a. auch die Liebenzeller Mission, die Marburger Mission, die Überseeische Missionsgemeinschaft, die Deutsche Missionsgemeinschaft und das christlich-humanitäre Hilfswerk World Vision.

Pazifik Epizentrum

Sendai AKW Fukushima

Von Erdbeben und Tsunami schwer betroffene Gebiete

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ZITIERT » Eine Super-Entscheidung. Das war längst überfällig. «

Markus Lanz (l.) war im März 2011 bei Gottschalk in der Sendung „Wetten, dass …” zu Gast.

„Wetten, dass …“ er bibelfest ist? FERNSEHSHOW Der neue Moderator – Lanz – kennt sich in der Bibel aus.

Foto: dapd/Jörg Koch

Auch Gottschalk ist fromm Auch Lanz’ Vorgänger Thomas Gottschalk bekennt in der Öffentlichkeit seinen Glauben. In einem „Spiegel“-Interview Ende 2011 sagte er: „Ich bin davon überzeugt, dass ein gläubiger Mensch und ein fröhlicher Mensch nicht nur deckungsgleich sein können, sondern auch sein sollten.“ Evangelium heiße frohe Botschaft – „und das nehme ich ernst“. Beim Glauben gehe es um Grundsätzliches: „Hat Gott die Menschen oder haben die Menschen Gott geschaffen?“ Diese Frage beantworteten der Kommunist Karl Marx (1818–1883) und der Apostel Paulus

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unterschiedlich. Er selbst denke schlicht und pragmatisch: „Mit dem Glauben an Gott sterbe ich lieber, wenn ich schon muss.“ P

Auszug aus dem Bibel-Test 1. Wen oder was erschuf Gott laut Bibel am 7. Schöpfungstag? A: Himmel und Erde B: Fische und Vögel C: Adam und Eva D: gar nichts 2. Wie erweckte Gott den ersten Menschen zum Leben? A: Handauflegen B: Mund-zu-Nase-Beatmung C: Blitzschlag D: Herzmassage 3. Über eines von Gottes „Hobbys“ klärt uns das Buch Genesis auf, denn dort betätigt er sich als …? A: Angler B: Schreiner C: Gärtner D: Maler

Die richtigen Antworten: 1. D 2. B 3. C

D

eutschlands beliebteste Fernsehshow „Wetten, dass …“ wird künftig von einem bibelfesten Moderator präsentiert. Der 42-jährige Katholik Markus Lanz soll nach Angaben des ZDF künftig 8 WettShows pro Jahr moderieren; die erste soll am 6. Oktober aus Düsseldorf übertragen werden. Er wird Nachfolger von Thomas Gottschalk (61), der seit 1987 insgesamt 151 Sendungen moderiert hat. Nach dem schweren Unfall des Wettkandidaten Samuel Koch am 4. Dezember 2010, der seither querschnittsgelähmt ist, entschied sich Gottschalk, bei „Wetten, dass …“ aufzuhören. Zuletzt führte der Katholik am 3. Dezember in Friedrichshafen durch die Sendung. Das ZDF tat sich schwer, einen Nachfolger zu finden. Lanz hat sich in der Vergangenheit als Bibelkenner bewiesen: 2005 war er bei der ZDF-Sendung „Gottschalks großer Bibel-Test“ der erfolgreichste prominente Teilnehmer. Der Ex-Klosterschüler beantwortete 23 von 28 Fragen richtig.

Der Sprecher der (katholischen) Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp, zur Entscheidung von „Bild“, die nackte Frau auf der Titelseite (seit 1984 wurden 5.000 entsprechende Fotos gedruckt) ab sofort im Inneren des Boulevardblattes zu drucken. Von protestantischer Seite gab es bisher keine Stellungnahmen.

» Die Jugend von heute ist auch nicht

mehr das, was sie mal war. ‚Das Komasaufen geht zurück’, meldeten die Agenturen. Sie saufen nicht, sie rauchen nicht, das sind ja schöne Früchtchen. Statt ordnungsgemäß betrunken oder bekifft auf der Straße oder unter Parkbänken herumzuliegen, pfeifen sich Kinder und Halbstarke womöglich bei einer Tasse Tee Bücher rein oder hängen in Museen und Galerien ab. Zustände sind das! « Die linksstehende „tageszeitung“ (Berlin)

» Aber wir dürfen uns nicht in

falscher Weise an das ‚Vaterunser’ gewöhnen, es darf nicht zum routiniert gesprochenen Gebet für alle Fälle werden. Es ist das Gebet aller Gebete, ein größeres, schöneres, wichtigeres Gebet gibt es nicht. « Reinhard Kardinal Marx, Erzbischof von München und Freising, bei der Frühjahrsvollversammlung der (katholischen) Deutschen Bischofskonferenz in Regensburg

» Noch in den sechziger Jahren saßen fünfzig frühere NSDAP-Mit-

glieder in der DDR-Volkskammer. Alt-Nazis wurden Minister, ein Offizier der Waffen-SS zog ins Zentralkomitee der SED ein, ein SA-Mann stieg zum Generalmajor der Volksarmee auf. Frau Klarsfeld hätte eine Menge Ohrfeigen bei ihren Besuchen in Ost-Berlin verteilen können. Stattdessen richtete sie ihre Aufklärungswut auf jenen Mann, der einst denunziert worden war, weil er im Auswärtigen Amt antijüdische Propagandaaktionen ausgebremst hatte. « Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung über die Kandidatin der „Linken“ bei der Wahl des deutschen Staatsoberhauptes, Beate Klarsfeld. Sie wurde berühmt, weil sie 1968 Bundeskanzler Kurt-Georg Kiesinger (CDU) geohrfeigt hatte, da er ein Mitläufer der Nationalsozialisten gewesen sei. Für diese Tat erhielt sie – die auch sonst mit der Stasi zusammenarbeitete – 2.000 West-Mark von der SED.


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Bei der Verleihung der BuberRosenzweig-Medaille an EKDChef Schneider (Mitte) waren in Leipzig dabei: Dieter Graumann (l.), der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, die katholische Präsidentin des Deutschen Koordinierungsrates der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, Eva Schulz-Jander, und Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU).

EKD: Unter Juden nicht missionieren EKD-RATSVORSITZENDER Zur Frage, ob Christen Juden missionieren dürfen, hat der EKD-Ratsvorsitzende, Präses Nikolaus Schneider (Düsseldorf), kritisch Stellung genommen.

C

hristen sei die Judenmission aus biblischer Sicht nicht empfohlen; allerdings gelte die Einladung zum Glauben an Jesus Christus grundsätzlich allen Menschen, sagte er in einem Interview mit der „Welt am Sonntag“ (Berlin). Der EKD-Ratsvorsitzende: „Ein Christ kann sagen, dass Jesus Christus für ihn der Messias ist, dass er Jesus in dessen jüdischer Tradition sieht und dass Jesus auch der Messias für Israel ist. Paulus schreibt im Römerbrief, dass am Ende der Zeiten, wenn die übrigen Völker die christliche Botschaft erkannt haben, auch der Rest Israels hinzukommt.“ Dies könne ein Christ auch so deuten, „dass das jüdische Volk am Ende der Zeiten nicht an Jesus vorbeikommen wird“. Eine Missionierung setze freilich eine absichtsvolle Strategie voraus, die den Glauben der Juden ändern wolle. Dies halte er nicht für angebracht, so Schneider, denn Juden wie Christen glaubten an den Gott Israels. Das sei beim Islam anders. Dieser sei nicht „die Wurzel“ der Christen. Schneider: „Aber wir haben natürlich allen Grund, den Dialog mit den Muslimen zu pflegen, damit wir zu einem freundlichen Miteinander gegenseitiger Wertschätzung kommen.“

EKD-Chef Schneider erhält die Buber-Rosenzweig-Medaille Schneider wurde am 11. März in Leipzig zu Beginn der „Woche der Brüderlichkeit“ mit der Buber-Rosenzweig-Medaille ausgezeichnet. Damit würdigte der Deutsche Koordinierungsrat – ein Dachverband von mehr als 80 Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zu-

sammenarbeit – Schneiders Wirken für die Beziehungen zwischen Juden und Christen. Die Auszeichnung ist nach den jüdischen Philosophen Martin Buber (1878–1965) und Franz Rosenzweig (1886–1929) benannt.

Wenn Israel zum Militärschlag gegen den Iran ausholen sollte Im „Welt am Sonntag“-Interview äußert sich Schneider auch zur Einstellung der evangelischen Kirche zum Staat Israel. Wenn sich Israel wegen der iranischen Atomdrohung zu einem Militärschlag entschlösse, würde es laut Schneider „keine einheitliche Sprachregelung“ für evangelische Geistliche geben. Die meisten dürften aber beklagen, dass diplomatische Mittel nicht stärker genutzt worden wären. Andere würden Verständnis für die Sicherheit Israels zum Ausdruck bringen. Schneider: „Die meisten werden den Krieg ablehnen, denn Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein.“

Kritik an Israel in der EKD Schneider nimmt auch zu israelkritischen Äußerungen im Protestantismus Stellung, etwa zum „Kairos-Papier“, in dem Palästinenser zum Boykott Israels aufrufen. Daran habe er „kritische Fragen“, sagte Schneider. „Erschrocken“ sei er über einen Artikel im Deutschen Pfarrerblatt, in dem die „Landnahme“ als Hauptziel bei der Gründung des Staates Israel 1948 genannt wurde. Wie der EKD-Ratsvorsitzende hinzufügte, verschließe er sich bei seiner grundsätzlichen Solidarität mit Israel aber auch nicht den Klagen der Palästinenser. P

Über eine Million fordern Freilassung PROTEST Der weltweite Einsatz für die Freilassung des zum Tode verurteilten iranischen Pastors Nadarkhani wird immer stärker.

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ehr als eine Million Menschen beteiligen sich inzwischen an der Kampagne „Twittere für Youcef“. Die Aktion wurde von der Lebensrechtsorganisation „Zentrum für Gesetz und Recht“ in Washington gestartet. Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) mit Sitz in Frankfurt am Main hat bereits über 37.000 Unterschriften für Nadarkhani gesammelt und etwa 30 Mahnwachen abgehalten. Auch zahlreiche Politiker und Kirchenleiter haben sich den Protesten gegen das Vorgehen des islamischen Regimes in Teheran angeschlossen. Der 34-jährige Nadarkhani – Pastor einer Untergrundgemeinde – sitzt in einer Todeszelle in Rascht ein. Im Alter von 19 Jahren bekehrte er sich vom Islam zum Christentum. Im September 2009 wurde er verhaftet und ein Jahr später wegen „Abfalls vom Islam“ zum Tode verurteilt. Im Jahr 2011 wurde das Urteil aufgehoben und an eine niedrigere Instanz zurückverwiesen. Während der Neuverhandlung lehnte er es ab, seinen christlichen Glauben zu widerrufen, woraufhin er erneut zum Tode verurteilt wurde. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. P

b www.igfm.de • 069 4201080

CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe (l.) demonstrierte in Berlin gegen die geplante Hinrichtung von Pastor Nadarkhani

Fotos: Schneider/dapd/ Sebastian Willnow; Gröhe/CDU

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Die gute Nachricht: Weltweite Armut halbiert WELTBANK Die UNO-Millenniumsziele wurden früher erreicht als geplant – es muss aber noch viel getan werden

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ie weltweite Armenquote hat sich im Vergleich zu 1990 halbiert. Das geht aus einem aktuellen Bericht der Weltbank hervor. So sei der Anteil der Menschen, die in extremer Armut leben und ein Einkommen von weniger als 1,25 Dollar (rund 0,95 Euro) pro Tag zur Verfügung haben, in den vergangenen Jahren weltweit betrachtet kontinuierlich zurückgegangen. Entgegen den Erwartungen von Wirtschaftsexperten habe die globale Rezession nicht dazu geführt, dass die Armut in den Entwicklungsländern weiter anwächst. „Zum ersten Mal seit Beginn unserer Aufzeichnungen zeigen die Daten einen Rückgang sowohl bei der Armutsrate als auch bei den absoluten Zahlen der Armen in allen sechs Regionen der Entwicklungsländer“, heißt es in dem Weltbank-Bericht. Demnach mussten 1981 noch 52 % (1,94 Mrd. Menschen) der Menschen in der sogenannten „Dritten Welt“ ihr Dasein in absoluter Armut fristen. Bis zum Jahr 2009 ging dieser Wert auf 22 % zurück. Ein zentrales Millenniumsziel der Vereinten Nationen sieht die Weltbank damit vorzeitig erreicht, nämlich die Halbierung der weltweiten Armut. Sie sollte ursprünglich bis 2015 umgesetzt werden. Entwarnung gibt die Weltbank deswegen trotzdem nicht. „Dass nach wie vor 22 % der Menschen in Entwicklungsländern von weniger als 1,25 Dollar leben müssen, ist nicht hinnehmbar“, erklärte der Direktor der Abteilung für Gerechtigkeit und Reduzierung der Armut bei der Weltbank, Jaime Saavedra.

Micha-Initiative: Das ist ermutigend, aber ... Der Koordinator des deutschen Zweiges der Micha-Initiative, Alexander Gentsch (Leipzig), bezeichnete die aktuellen Zahlen

Leben in Armut Anteil der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze ( = verfügbares Einkommen von max. 1,25 US-Dollar pro Tag) 1990

2009 57,6 %

Schwarzafrika a

51,7

Südasien n

54,7

Ost- und Südostasien, Pazifik k Lateinamerika und Karibik k

11,3

n Europa und Zentralasien

2,0

a Naher Osten und Nordafrika

4,3

10,4

36,6 % 24,5 5,1 5,4

3,3

2,7

2,5

1 817 Mio. Einw.

*zu Kaufkraftparitäten von 2005; 2009 und 2015 Schätzung bzw. Prognose

33,9

7,0

41,7

tt Durchschnitt insgesamt mt

2015 46,0 %

1,8 20,7

1 184 Mio.

Q ll W Quelle: Weltbank, lb k Weltentwicklungsbericht 2009

15,1 925 Mio. 10724

zwar als ermutigend, weil sie zeigten, dass sich der Einsatz für die Millenniumsziele lohnt und bereits das Leben von Millionen Menschen zum Positiven verändert hat. Dennoch könne man keineswegs behaupten, dass die Wirtschaftskrise spurlos an den Ärmsten der Armen vorbeigegangen wäre, erklärte er auf Anfrage von idea. Denn die Krise sei eine der Ursachen für einen massiven Anstieg der Nahrungsmittelpreise. „Obwohl wir also sagen können, dass wir bei der Reduzierung von Einkommensarmut große Fortschritte gemacht haben, ist die Zahl der Hungernden in der Welt in den letzten Jahren auf eine Milliarde Menschen gestiegen. Und auch bei einigen anderen Millenniumszielen – besonders bei der Kinder- und Müttersterblichkeit – sind wir noch weit von den gesetzten Zielen entfernt.“ P

Atheistische Hacker attackieren Christen INTERNET Die Übergriffe auf christliche Webseiten nehmen zu

Grafik: picture alliance/dpa; Foto: PR

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ie Zahl der Hacker-Angriffe auf Webseiten christlicher Gemeinden und Institutionen nehmen zu. So war die offizielle Website des Vatikan www.vatican.va für Stunden nicht zu erreichen. Im Blog von „Anonymous Italia“ hieß es, man habe die Internetseite „in Entgegnung auf die Lehren, die Liturgien und die absurden und anachronistischen Vorschriften“ attackiert, die die katholische Kirche „zu Gewinnzwecken“ in der Welt verbreite. In den USA haben Hacker die Internetseiten von drei christlichen Werken im USBundesstaat Nord Carolina lahmgelegt. Betroffen waren die Auftritte der Gemeinden Bethel Outreach International Church

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(Internationale Missionsgemeinde Bethel) und Charlotte International Church (Internationale Kirche Charlotte) sowie das evangelikale Missionswerk Crossfire Ministries (Ashville). Die Täter, die sich ebenfalls als Teil des weltweiten Hacker-Netzwerks „Anonymous“ bezeichneten, ersetzten die Texte der Seiten durch ein 30-minütiges Video des Atheisten Prof. Richard Dawkins (Oxford), Autor des Bestsellers „Der Gotteswahn“. Zudem hinterließen sie eine „Kriegserklärung an die Religion“. In ihr heißt es: „Jede Art von Religion ist eine Krankheit für die Welt.“ Religion bringe Hass und Intoleranz hervor. Sie sei ein Überbleibsel aus einer Zeit, in der die

In der Öffentlichkeit treten die Mitglieder von „Anonymous” maskiert auf – wie hier in Los Angeles vor der Scientology-Zentrale.

Menschheit noch ungebildet gewesen sei. Abschließend riefen die Hacker dazu auf, das eigene Leben nicht von der Religion leiten zu lassen. Wenn keine Glaubenskämpfe mehr geführt würden, sei eine bessere Welt und ein friedlicheres Zusammenleben möglich. Das lose atheistische Netzwerk Anonymous ist weltweit für Cyber-Attacken verantwortlich. P


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Eine Passion für die Mission entwickeln AEM-JAHRESTAGUNG Ein Bischof aus Nigeria dankt für Missionare.

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as haben Mission und Passion (Leiden bzw. Leidenschaft) miteinander zu tun? Mit dieser Frage setzte sich die (deutsche) Arbeitsgemeinschaft Evangelikaler

ist.“ Kwashi bezeichnet die Boko-HaramKämpfer als „Kriminelle“, die auch Muslime töteten. Sie hätten deshalb in der muslimischen Bevölkerung nur wenig Rückhalt.

Wundersame Bewahrung Auch Kwashi selbst und seine Familie sind gefährdet. 2006 wurde seine Ehefrau bei einem Überfall schwer verletzt. Im Jahr darauf wollte eine Gruppe von 30 Angreifern den Erzbischof in seinem Haus töten. Die Eindringlinge erfüllten ihm die Bitte um ein letztes Gebet. Kurz darauf waren sie merkwürdigerweise verschwunden. Der 56-Jährige sieht darin ein „Wunder Gottes“. Seine Erklärung für die Bewahrung: „Meine Zeit ist noch nicht abgelaufen.“ Nach der Genesung hatte die Ehefrau des Erzbischofs entschieden, ihr Haus zu einer Heimat für Waisenkinder zu machen. Inzwischen leben dort 53 Jungen und Mädchen.

Erzbischof Benjamin Kwashi

Nigeria Einwohner: 158 Millionen Muslime: Kirchenmitglieder: Anhänger von Naturreligionen:

50 % 40 % 6%

Missionen (AEM) auf ihrer Jahrestagung in Schwäbisch Gmünd auseinander. Hauptredner war der anglikanische Erzbischof der Diözese Jos im westafrikanischen Nigeria, Benjamin Kwashi. Die Christen im Norden des Landes leiden unter der radikal-islamischen Terrorgruppe Boko Haram (Westliche Bildung ist Sünde). Ihren Anschlägen auf staatliche Einrichtungen, Kirchen und Häuser von Christen fielen seit Jahresbeginn 274 Menschen zum Opfer. Wie Kwashi sagte, herrsche unter den Christen immer wieder Angst und Unsicherheit. Manche seien geflüchtet, andere hätten ihren Glauben aufgegeben oder wollten Rache üben. Solche Reaktionen lehnt der Erzbischof ab.

Dem Terror Liebe entgegensetzen Er sieht in der Terrorwelle „eine große Chance, um das wahre und starke Evangelium weiterzugeben. Auf die Angriffe wollen wir mit einer Leidenschaft der Liebe antworten, die im Gebet verwurzelt

300 Gemeinden gegründet Nach seiner Schätzung besuchen in Nigeria zwischen 15 und 17 Millionen Menschen anglikanische Gottesdienste. In seinem Bereich seien in den vergangenen 20 Jahren trotz Verfolgung rund 300 Gemeinden gegründet worden. Auf der AEM-Tagung dankte Kwashi den Christen in Deutschland dafür, dass ihre Vorfahren als erste Missionare nach Nigeria gegangen seien.

„Wiedenester“ wird Vize Auf der Tagung kam es zu personellen Veränderungen im Vorstand der AEM: Der Vorsitzende, Missionsleiter Detlef Blöcher von der Deutschen Missionsgemeinschaft, hat einen neuen Stellvertreter. An die Stelle von Burkhard Glasow (Diguna) tritt der Missionsleiter von Forum Wiedenest, Horst Engelmann. Glasow trat altersbedingt zurück. Ein weiterer Stellvertreter ist Dieter Trefz von der Kontaktmission. P

b www.aem.de 0711 34218160

Horst Engelmann

NOTIERT Bin Laden: zwei Bibeln gefunden In dem Haus, in dem sich Terroristenführer Osama bin Laden bis zu seiner Erschießung im Mai vergangenen Jahres versteckt hielt, sind zwei Bibeln gefunden worden. Das berichtet die „Christian Post“ (Washington). Die Anlage im pakistanischen Abbotabad, in der Mitglieder einer US-Spezialeinheit den Anführer des Terrornetzwerks al-Qaida bei einer Kommandoaktion getötet hatten, wird derzeit abgerissen. Bei den gefundenen Bibeln handelt es sich um Exemplare in englischer Sprache. „Wir sind nicht sicher, warum die Bibeln dort waren“, zitiert das Blatt einen pakistanischen Behördensprecher. Einige Ermittler gingen davon aus, dass in den Bibeln möglicherweise Pläne für Anschläge versteckt waren; manche Bibelstellen waren farblich markiert. An anderen Stellen seien Seiten gefaltet worden. „Vielleicht war er auf der Suche nach Abschnitten, an denen es um den Heiligen Krieg geht“, so der Behördensprecher. Die beiden Bibeln sollen nun weiter untersucht werden.

USA: Endzeitprophet tut Buße Für seine falschen Vorhersagen des Weltuntergangs bittet der US-amerikanische Radioevangelist Harold Camping (Oakland/Kalifornien) um Entschuldigung. Der 90-Jährige hatte immer wieder den „Jüngsten Tag“ angekündigt. Zuerst sollte er nach seiner Berechnung im Jahr 1994 stattfinden; dann datierte er den Weltuntergang und die Entrückung der Gläubigen auf den 21. Mai 2011. Schließlich sagte er das Ereignis für den 21. Oktober 2011 voraus. Als die Termine ohne die angekündigten spektakulären Vorkommnisse verstrichen, erklärte er, die Ereignisse hätten „geistlich begonnen“. Der ehemalige Ingenieur ist Präsident des internationalen christlichen Radiosenders Family Radio. Jetzt ließ er über seine Organisation mitteilen: „Wir haben die schmerzhafte Lektion gelernt, dass die gesamte Schöpfung in Gottes Hand ist und dass er die Zeit zu seiner Zeit – nicht zu unserer – zu Ende bringen wird.“ Es sei nicht nur falsch, sondern auch „sündig“ gewesen, auf den angekündigten Terminen zu beharren.

Fotos: Kwashi/idea/Christian Starke; Engelmann/privat

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Antichristliche Schmierereien in Jerusalem HASSPAROLEN Israels Staatspräsident Schimon Peres nimmt die Vorfälle sehr ernst.

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ir werden euch kreuzigen“, „Tod der Christenheit“ und „Jesus sei verflucht“. Solche antichristlichen Parolen haben Unbekannte auf die Außenwände einer Baptistenkirche in Jerusalem und auf vor dem Haus parkende Autos geschmiert. Nach Angaben eines Polizeisprechers sei zu vermuten, dass die Täter radikale jüdische Siedler waren. Mit ähnlichen Parolen war Anfang Februar bereits ein griechisch-orthodoxes Kloster in Jerusalem besudelt worden. Nach Ansicht des Generalsekretärs des israelischen Baptistenbundes, Bader Mansour (Nazareth), weisen die Vorfälle auf eine wachsende Gewaltbereitschaft in der israelischen Gesellschaft hin. Die Baptistenkirche war 1923 errichtet und bereits zweimal durch Brandstiftung beschädigt worden. In Israel gibt es 20 Baptistengemeinden mit rund 800 Mitgliedern.

Europäische Rabbiner: Verantwortliche bestrafen Die Konferenz Europäischer Rabbiner hat beide Angriffe scharf verurteilt. Ein derartiger Vandalismus sei „unjüdisch“ und „schmerze uns alle“, sagte Präsident Rabbi Pinchas Goldschmidt in Brüssel. Die Rabbiner appellierten an die israelische Regierung, die Verantwortlichen zu bestrafen. Israels Staatspräsident S c h i m o n Pe r e s kündigte an, die Ermittlungen vorantreiben zu wollen. Man nehme die Schimon Peres Pinchas Goldschmidt Vorfälle sehr ernst.

Christen.“ Deshalb hätten ultra-orthodoxe Juden 1980 viele Ausgaben des Neuen Testamentes verbrannt. Shomali erwartet vom Staat, dass er versucht, „die Lehre vom antichristlichen Hass in den Talmud-Schulen zu verhindern“. Sie sollten vom Erziehungsministerium kontrolliert werden: „Eine Kultur der Toleranz und des Respekts vor dem anderen zu lehren, ist eine Pflicht des Staates.“

Postboten verweigern Zustellung von NTs Unterdessen haben sich israelische Postboten geweigert, Neue Testamente (NT) auszuliefern. Es verstoße gegen ihren Glauben und das jüdische Religionsgesetz, missionarisches Material zu verteilen, hieß es zur Begründung. Der Fall wird möglicherweise noch das Parlament, die Knesset, beschäftigen. Wie mehrere israelische Medien berichten, sollten am 5. März Tausende Postwurfsendungen mit dem Neuen Testament in hebräischer Sprache an Haushalte in Ramat Gan, einem Vorort von Tel Aviv, ausgeliefert werden. Doch Dutzende Angestellte hätten diesen Auftrag aus Glaubensgründen abgelehnt. Sie hielten die Verteilung für illegal. Man würde sich strafbar machen, weil Mission verboten sei, so die Begründung. Ähnlich würde man handeln, wenn Vorgesetzte verlangten, dass am Sabbat gearbeitet werden müsse. Die Postboten baten den Knessetabgeordneten Zevulun Orlev von der zionistischen Partei Habayit Hayehudi (Jüdische Heimat) um Unterstützung. Nach Orlevs Ansicht ist es nicht hinnehmbar, dass sich die israelische Post an der Verbreitung missionarischen Materials beteiligt. Nach Angaben der Jerusalem Post will Orlev in Kürze einen Gesetzentwurf in die Knesset einbringen, der harte Strafen für die Verbreitung missionarischer Schriften androht. P

Fotos: Jerusalem/idea/kairospress; Übrige/PR

Bischof: Israel mitverantwortlich Scharfe Kritik an den Schmierereien übte auch Jerusalems katholischer Weihbischof William Shomali. Die Täter seien „Staatsfeinde“, die dem Image Israels geschadet hätten, sagte er der katholischen „Tagespost“ (Würzburg). Auch wenn nur geringer Sachschaden entstanden sei, gehe von den Tätern eine „reale Bedrohung“ aus. Der Slogan „Tod den Christen“ könnte eines Tages wahr werden. Indirekt trage der Staat Israel Mitverantwortung für die Vorfälle. Shomali: „Der Unterricht in den Talmud-Schulen der ultra-orthodoxen Juden ist manchmal schon antichristlich. Der Talmud selbst hat antichristliche Passagen.“ Der Talmud ist eines der bedeutendsten Schriftwerke des Judentums. Er zeigt auf, wie die Regeln der Thora – der 5 Bücher Mose im Alten Testament – in der Praxis und im Alltag umgesetzt werden sollen.

Orthodoxe Juden lehren über Maria: eine „Hure“ So könne man dort lesen, dass die Mutter Jesu eine Hure gewesen sei. „Genau das wurde an die Mauern der Kirche geschrieben.“ Der Täter habe das offenbar aus Büchern gelernt. Im Talmud gebe es zudem „Ausfälle gegen Jesus und die heiligen Schriften der

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In Jerusalem (oben) wurde eine Baptistenkirche beschmiert: „Tod den Christen” und „Verflucht sei Jesus. Wir werden Euch kreuzigen”


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CHINA

PAKISTAN

NEUDELHI HAUPTSTADT

INDIEN Bundesstaat Orissa Mumbay

Narsapur

Kalkutta

Kenduguda Kondalaagraharam

Bundesstaat Andhra Pradesh Bischof Singh Komanapalli (mit erhobener Hand) bei einer Taufe im Godavari-Fluss im Bundesstaat Orissa …

Wie Christen Indien verändern SUBKONTINENT Im nach China einwohnerreichsten Staat der Erde wächst die Zahl der Christen etwa dreimal so schnell wie die der Bevölkerung. Vor allem Menschen aus den untersten Gesellschaftsschichten wenden sich dem christlichen Glauben zu. Warum? idea-Reporter Karsten Huhn war vor Ort und wird zu unterschiedlichen Themen berichten.

Die Taufe: der Waschtag der Kirche Am Tag nach dem Evangelisationsabend im Dschungeldorf Kenduguda findet am Godavari-Fluss eine Taufe statt. Frauen und Männer stehen in zwei Schlangen vor dem Fluss. „Nimmst du Jesus Christus als deinen Herrn an?“, fragt der Bischof jeden. „Wirst du ihm treu sein, so lange du lebst?“ Am Ufer feuert ein Chor – begleitet von Trommeln und Rasseln – die Täuflinge an. Nur zwanzig Meter entfernt ist Waschtag. Mehrere Frauen haben Tröge mit Wäsche an den Fluss gebracht und schlagen den Schmutz aus den Kleidern. Es ist ein treffendes Bild: Bei der Taufe wird die Sünde von der Seele gewaschen. Die Taufe ist der Waschtag der Kirche. „Jesus Christus ist der Maharadscha“, jubelt der Chor. Jesus ist König. Mehr als 50 Menschen lassen sich an diesem Tag taufen.

Ein Land der zwei Geschwindigkeiten Indien ist ein Land der zwei Geschwindigkeiten: Seit einem Jahrzehnt wächst die Wirtschaft um mindestens 6 % pro Jahr und gehört inzwischen zu den fünf mächtigsten Volkswirtschaften der Welt. Doch ein Drittel der Bevölkerung profitiert davon kaum – und lebt weiterhin von weniger als einem Euro pro Tag. Auch in Indien gibt es Sozial- und Krankenversicherung – allerdings nur für etwa 20 % der Bevölkerung. Obwohl offiziell Schulpflicht gilt, gehen tatsächlich nur etwa 70% der Kinder zur Schule. In den Städten dürften es mehr sein, in den Dörfern zum Teil deutlich weniger; kontrollieren lässt sich das kaum. Dennoch ist die Globalisierung inzwischen bis in die Dschungeldörfer vorgedrungen. So kann man in einem Dorf einen Bauern bei der Arbeit beobachten: Er trennt die Spreu vom Reis, in dem er einen mit Reiskörnern gefüllten Korb über seinem Kopf

Fotos: idea/Karsten Huhn

Sie sind aus den Nachbardörfern gekommen, mit Fackeln, mit Taschenlampen oder dem Licht, das ihre Mobiltelefone spenden. In Kenduguda – einem Dschungeldorf am Godavari-Fluss, einem Ort ohne Stromanschluss im Süden des indischen Bundesstaates Orissa – findet ein Evangelisationsabend statt. Manche Männer tragen Mützen oder Ohrenschützer, die Frauen haben sich Decken umgelegt. Es ist noch indischer Winter, 20 Grad Celsius, für örtliche Verhältnisse ist das kühl. Die Menschen haben sich am Dorfplatz versammelt, um zu trommeln, zu singen, zu tanzen und zu feiern. Es wird ein enthusiastischer Abend voller Halleluja und Hosianna, ein Höhepunkt für das Dorf: Gleich wird Singh Komanapalli predigen, Bischof der unabhängigen evangelischen Nethanja-Kirche. Um in das Dorf zu kommen, ist der Bischof stundenlang durchs Land gefahren, immer tiefer in die Berge, hinein in den Dschungel, dahin, wo der Pfeffer wächst und sich Tiger und Affe „Gute Nacht“ sagen. Er ist an vielen kleinen Siedlungen vorbeigefahren, an zahlreichen Hindutempeln und auch an nicht wenigen Kirchen. Viele dieser Kirchen sind in den letzten 30 Jahren durch die Arbeit von Bischof Komanapalli und seinen Mitstreitern entstanden. Etwa 150.000 Getaufte und 1.200 Gemeinden zählt die Kirche inzwischen. Sie beschäftigt 1.500 hauptamtliche Pastoren und Evangelisten. Allein im letzten Jahr gab es etwa 4.000 Taufen. Unterstützt wird die Arbeit von einem Verein in Deutschland: „Kinderheim Nethanja Narsapur/Christliche Mission Indien“. Begonnen hat die Zusammenarbeit Anfang der 70er Jahre – mit dem Aufbau eines Kinderheims in der Küstenstadt Narsapur im Süden des Bundesstaates Andhra Pradesh. Heute betreibt die NethanjaKirche neben der Gemeindearbeit elf Kinderheime sowie mehrere Schulen und Ausbildungsstätten.

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Warum die Gemeinden wachsen Als Indien 1947 die Unabhängigkeit erlangte, soll es etwa 2 % Christen im Land gegeben haben. Heute sind es offiziell 3 %. Weil sich viele Getaufte jedoch nicht staatlich registrieren lassen, gehen die Kirchen von 6 bis 8 % aus. Diese Zahlen mögen auf den ersten Blick gering erscheinen. Bei einer Bevölkerung von 1,2 Milliarden Menschen entspricht das jedoch – je nach Schätzung – 36 bis 96 Millionen Christen. Welche Gründe gibt es für das Gemeindewachstum? Bischof Singh nennt vier: „1. Unsere Gemeinden sind nicht durch … nur wenige Meter davon entfernt reinigen Frauen ihre Wäsche. große Theologen, gewaltige Prediger und riesige Versammlungen entstanden und gewachsen, sondern durch den einsanft hin und her schüttelt. Ein langsames, jahrtausendeal- fachen Dienst treuer Christen, die das Wort Gottes erlebt tes Handwerk. Plötzlich ein Klingelton. Der Bauer unter- und weitergegeben haben. 2. Viele Christen haben Anfeinbricht, greift in seine Hosentasche und zieht sein Mobiltele- dungen und Verfolgungen geduldig ertragen. 3. Wir erleben Wunder, Krankenheilungen und die Befreiung von bösen fon heraus und telefoniert. Dass Gott existiert, steht für Inder außer Zweifel. Es gibt Geistern. Dadurch hat Gott Gemeinden gestärkt und wachGott – die Frage ist nur: wie viele? Beim Besuch eines der sen lassen. Wir erfahren, dass Gott immer wieder sein Wort zahlreichen Hindu-Tempel kann man Dutzende von Gott- durch machtvolle Zeichen bestätigt und beglaubigt. 4. Es hat viele gegeben, die zu Märtyrern geworden sind heiten um Hilfe anrufen und mit einem Opfer und ihr Leben um ihres Glaubens willen hergefällig stimmen. So soll Ganesh Hindernisse Indien beseitigen; Schiva verheißt Fruchtbarkeit und 1.210 Millionen Einwohner gegeben haben. Ihr Zeugnis und ihr Leiden hat Lakschmi verspricht Glück. Bischof Singh Ko- Hindus 80 % vielfältige Frucht gebracht.“ manapalli zufolge ist der Hinduismus für die Moslems 12 % 3–8 % Ein Kinderheimplatz für 20 Euro Menschen jedoch eine schwere Last, weil sie Christen sich der Liebe ihrer Gottheiten nie sicher sein Um ein Kinderheim betreiben zu können, können: „Hindus sind an ihr Karma, also ihr Schicksal, ge- braucht es militärische Ordnung. Beim morgendlichen Abbunden. Hindus glauben, dass sie für ihre Fehler in voran- marsch zur Schule treten die Kinder in Zweierreihen an; täggegangenen Leben büßen müssen. Wer also arm oder lich werden Schlafsaal und Gemeinschaftsräume geschrubbt. krank ist, ist daran selbst schuld. Er hat keine Möglichkeit, Bis zu 20 Kinder schlafen in einem Raum. Jedes Kind besitzt dies zu ändern, sondern muss sein Leben erdulden. Wir eine Matte, eine leichte Bettdecke und einen kleinen Koffer, Christen sagen jedoch: Jesus Christus hat dich durch sei- in dem es seinen ganzen Besitz verstaut. Umgerechnet etwa nen Tod am Kreuz von deiner Schuld erlöst – du bist nicht 20 Euro kostet ein Kinderheimplatz pro Monat. Für die Kinan dein Karma gebunden, sondern du bist jetzt frei, du hast der, die einen dieser Plätze erhalten, ist das wie ein Lotterieeine Zukunft!“ gewinn. Viele sind Waisen oder Halbwaisen, andere haben alkoholabhängige Eltern, manche sollten in die Prostitution Eine „Kirche für Aussätzige“ verkauft werden. Statt auf der Straße zu leben, besuchen sie In Indien ist das Evangelium politisch hochbrisant, weil es nun die Schule und wachsen im Kinderheim mit christlichen die Gesellschaftsordnung infrage stellt. Aus hinduistischer Werten auf. Zu Besuch in Gudem, einem Kinderheim im DschunSicht ist der christliche Glaube vor allem ein Angriff auf das Kastenwesen. Noch immer ist die indische Gesellschaft von gelgebiet. 29 Mädchen, 8 Jungen und 4 Erzieher leben hier. einem pyramidenartigen Aufbau geprägt: An der Spitze ste- Ein Schlafsaal für die Mädchen, einer für die Jungen, zwei hen die Brahmanen (Priester und Gelehrte), unter ihnen ran- Räume für die Erzieher, dazu eine kleine Küche. Die Gäsgieren die Kshatriya (Krieger), die Vaishya (Händler, Hand- te werden von den Kindern mit Blumengirlanden und werker und Bauern) und die Shudra (Handlanger). Ganz un- Halleluja-Liedern empfangen. Stolz präsentieren sie Biten angesiedelt sind die „kastenlosen“ Dalits („Unberühr- belverse, die sie auswendig gelernt haben, zum Beispiel: bare“) – ihre Zahl wird auf 240 Millionen geschätzt, was rund „Geh hin zur Ameise, du Fauler, sieh an ihr Tun und lerne einem Fünftel der indischen Bevölkerung entspricht. Dage- von ihr“ (Sprüche 6,6). Einige Kinder besuchen nach ihrer gen sagt Bischof Komanapalli: „Wir kennen nur eine Kaste: Zeit im Kinderheim eine Bibelschule, werden Pastoren die Jesus-Kaste“. Vor allem für Menschen aus den untersten und gründen Gemeinden. Bezahlt werden die Pastoren Gesellschaftsschichten ist diese Botschaft attraktiv. Die der Nethanja-Kirche mit einem Grundgehalt, dazu erhalMehrheit der Christen in Indien gehört zu den Armen, wes- ten sie oft Naturalien wie Reis und Gemüse von den Dorfhalb die christlichen Gemeinden Indiens manchmal auch als bewohnern. Manchmal werden zunächst nur einzelne Dorfbewohner Christen, mitunter wendet sich aber O „Kirche für Aussätzige“ bezeichnet werden. ideaSpektrum 11.2012


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auch ein ganzes Dorf von seinen Naturgöttern ab und dem christlichen Gott zu.

Der Schlüssel: Bildung und Sozialarbeit Der Schlüssel für den Gemeindeaufbau der Nethanja-Kirche ist die Bildungs- und Sozialarbeit. Neben den 11 Kinderheimen betreibt sie über das Land verteilt ein Ausbildungszentrum für Industriemechaniker, ein Technikzentrum, in dem die Auszubildenden Fernseher, Computer und Radios zu reparieren lernen, sowie Nähschulen, nach deren Besuch sich die Frauen als Schneiderin selbstständig machen können. In Kondalaagraharam – einem 3.000-Einwohner-Dorf westlich von Visakhapatnam – betreibt die Nethanja-Kirche das Emmanuel-Missionskrankenhaus. 8 Ärzte, 18 Krankenschwestern und 2 Apotheker arbeiten hier. „Aus christlichem Geist heraus den Ärmsten der Armen helfen – unabhängig von Religion, Kaste oder Hautfarbe“, ist das Motto der Mitarbeiter. Die Behandlungskosten im Emmanuel-Krankenhaus sind abhängig vom Einkommen des Patienten. Arme werden kostenlos behandelt. Die Mehrheit der Mitarbeiter sind Christen, es gibt in der Belegschaft aber auch Hindus, Muslime und Angehörige von Stammesreligionen. Wohl am wichtigsten dürfte die Geburtsstation des Krankenhauses sein. Mehr als 700 Geburten gab es im letzten Jahr. Inzwischen kommen fast alle Frauen aus den umliegenden Dörfern zur Geburt hierher. Die Säuglingssterblichkeit konnte dadurch deutlich verringert werden.

3,6 Millionen AIDS-Infizierte leben in Indien 500 Meter vom Krankenhaus entfernt widmet sich die Emmanuel-Sozialstation den HIV-Erkrankten der Region. Zwar wütet der AIDS-Virus in Indien nicht so stark wie in vielen afrikanischen Ländern: Etwa 3,6 Millionen Menschen sollen infiziert sein. Es ist das eine, von diesen Zahlen zu wissen. Und dann sitzt man plötzlich vor 50 Kindern – und erfährt, dass sie den HI-Virus in sich tragen. Täglich bekommen sie Medikamente, um den Ausbruch der Krankheit so lang wie möglich hinauszuschieben. Finanziert wird die Behandlung vom indischen Staat, der mit dem christlichen Anbieter eng zusammenarbeitet. 15 Emmanuel-Sozialarbeiter – die meisten selbst infiziert – besuchen die Dörfer, informieren über die AIDS-Gefahr und zeigen, wie man Kondome verwendet, um eine Übertragung des Virus zu vermeiden. Bisher 5.570 Erkrankte sind in den dicken Registrierbüchern der Emmanuel-Sozialstation verzeichnet. Bisher gab es 73 durch AIDS bedingte Todesfälle.

Wir haben den Sinn unseres Lebens gefunden … Der Gesamtleiter des Emmanuel-Werkes ist Jeevan Komanapalli, ein Bruder von Bischof Singh. Mit unternehmerischem Geschick, politischer Diplomatie und guten Kontakten zu den deutschen Unterstützern hat Jeevan Komanapalli immer neue Arbeitszweige ins Leben gerufen: Ne-

ben Krankenhaus und Sozialstation betreibt das Emmanuel-Werk eine Schule zur Ausbildung von Krankenschwestern, Hebammen oder Kinderpflegerinnen. Es gibt ein staatlich anerkanntes Kolleg für 120 Lehramtsstudenten; 250 Kinder besuchen die Grund- oder Sekundarschule; 60 geistig oder körperlich behinderte Kinder erhalten in zusätzlichen Unterrichtsstunden eigene Therapieangebote. So lernen hier 26 gehörlose Kinder die Zeichensprache, wie man Laute bildet und Lippen liest. „Wir haben den Sinn unseres Lebens in der Arbeit mit den Armen gefunden“, sagt Komanapalli.

Laut ist gut – damit auch die Nachbarn es hören Am Abend besuchen wir zwei Dörfer weiter eine Evangelisationsveranstaltung mit etwa 200 Gästen. Die musikalische Begleitung haben zwei Knaben übernommen, sie trommeln und rasseln, das Publikum singt und klatscht euphorisch. Auf der Bühne führen Mädchen und Jungen Tänze auf, die Mädchen zart und anmutig; die Jungen springen so wild, dass die Bühne ins Wackeln gerät. Lampen und Lautsprecher werden von einem Generator versorgt. Plötzlich ist der Strom weg. Dunkelheit. Alle singen weiter, als wäre nichts passiert. Ein paar Taschenlampen gehen an. Nach einer Minute ist der Strom wieder da. Laut ist gut, könnte das Motto dieses Abends sein: Lieder und Predigt werden mit Diskolautstärke übertragen, damit auch die Nachbarn, die nicht zu kommen wagten, hören können, was die Christen glauben.

Mein Bett, meine Bibel, mein Koffer Berührend sind die Empfänge in den Kinderheimen, zum Beispiel im Mädchenhaus in Rajahmundry: Man wird von den Mädchen umringt und buchstäblich gefangen genommen. Sie führen durch ihr Haus, als wäre es ein Palast. Sie zeigen ihren Schlafsaal, das Zimmer der Hausmutter und überraschen mit einem Blumenblüten-Attentat. Dann zeigen sie ihre Schätze: mein Bett, meine Bibel, mein Koffer. Die Mädchen fordern dazu auf, im Bett Probe zu liegen, sie öffnen ihren Koffer und zeigen ihre Schätze, als wären es Kronjuwelen: ein paar Ringe, Spangen, die Schulhefte. Es ist eine kindliche, eine überwältigende Freude, ein Heilbad für die Seele. Hier ist das Himmelreich ziemlich nahe herbeigekommen. P Weitere Artikel in den nächsten Ausgaben: 1. Interview mit Bischof Singh Komanapalli zur Lage der Christen in Indien 2. Porträt über Anita Pradhan, die die Christenverfolgung im Bundesstaat Orissa miterlebte 3. Bericht über Sunder Rao: Er war ein maoistischer Rebell und wirkt nun als Pastor.

b Geschäftsstelle von „Kinderheim Nethanja Narsapur/ Christliche Mission Indien“: Reinhold Rückle Albrechtstraße 12 • 71093 Weil im Schönbuch www.nethanja-indien.de • 07157 5394111 ideaSpektrum 11.2012


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Bundespräsidenten-Kandidat Joachim Gauck (l.) begrüßt bei einem Besuch 2010 in seiner früheren EvangelischLutherischen Kirchengemeinde Rostock-Evershagen Gemeindeglieder. Hier war Gauck bis 1990 als Pfarrer tätig.

STAATSOBERHAUPT Mit großer Wahrscheinlichkeit wird am nächsten Sonntag Joachim Gauck (Berlin) zum Bundespräsidenten gewählt. Bisher ist kaum beschrieben worden, wo er seine geistlichen Wurzeln hat. Der evangelische Theologe und Publizist Günther Klempnauer (Siegen) hat mit ihm darüber ein Interview geführt. Es ist 2005 in seinem Buch „Suche nach Sinn“ erschienen, das aber vergriffen ist. Mit freundlicher Genehmigung von Klempnauer druckt idea wesentliche Aussagen des heute 72-jährigen Pfarrers aus Mecklenburg nach. Herr Gauck, Sie sind als Anhänger von Dietrich Bonhoeffer (1906–1945) bekannt. Was verbindet Sie mit dem Widerstandskämpfer im „Dritten Reich“? Als Theologiestudent inspirierte mich Bonhoeffer durch sein Verständnis der Welt und ihrer Strukturen, auf die man sich als Christ zunächst einlassen muss. So hatte es Christus auch getan, indem er Mensch wurde. Bonhoeffers Frömmigkeit konnte mit dem Verstand Schritt halten. Ich hatte bei ihm nie das Gefühl einer Spaltung zwischen Glauben und Denken. Später wies er mich auf meinen Auftrag für diese Welt hin: Als Christ macht mich Gott verantwortungsfähig, indem ich ständig im Dialog stehe mit Gott, seinem geoffenbarten Wort sowie meinem Gewissen und mit meinem praktischen Tun Antwort gebe – koste es, was es wolle.

Foto: picture alliance/dpa

Wenn Menschen Gott spielen wollen Steht der von Gott entfremdete Mensch in der Gefahr, selbst Gott spielen zu wollen? Trotz Aufklärung und Modernisierung leben wir – theologisch gesprochen – in einer gefallenen Welt. Der nationalsozialistische wie auch kommunistische Herrschaftsgestus und die dazugehörenden Verbrechen spiegeln das andere Gesicht der Moderne wider. Jene Menschen, die in ihrem Größenwahn Gott spielen wollten und deshalb maßlos geworden sind, hätten sich menschenwürdiger verhalten,

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wenn sie in der Verantwortung vor Gott gehandelt und die Verbindung von Herz und Verstand zustande gebracht hätten! Mit einem unglaublichen Schrecken erkennen wir, dass die Menge an Wissen nicht ausreicht, um die Welt zu verbessern. Es hat nie eine gebildetere Nation gegeben als die Deutschen im frühen 20. Jahrhundert. Aber nicht in den Tiefen Afrikas oder Asiens, sondern in diesem aufgeklärten mitteleuropäischen Land ist die Diktatur mit dieser Perfektionierung von Mordgier aufgebrochen. Wir müssen uns davor hüten, dieses furchtbare Phänomen nur als einen einmaligen historischen Schrecken zu deuten, wenn wir vom Holocaust sprechen ... Als Christen müssen wir immer wieder mit Martin Luther in der Bibel suchen, „was Christum treibet“, als Bürger suchen wir, was innerhalb dieser „gefallenen“ Politikwelt die Menschenwürde unterstützt und fördert. Dazu hilft uns der christliche Glaube, weil er uns letztlich auf unsere Verantwortlichkeit anspricht. Der Glaube macht die Rolle eines Menschen in der Welt nicht kleiner, sondern erhöht sie! Das Christentum beruht auf dem Grundprinzip der Hoffnung – und nicht der Angst. Wie kommt es, dass die politischen Ideologien wie Nationalsozialismus und Kommunismus religiöse Elemente verwenden, Gott aber ablehnen? Der Erlösungsansatz der „Braunen“ hieß: Wenn wir nur ein homogenes Volk sind, dann werden wir die Welt schon richten. Das hat sich von selbst erledigt. Aber der „rote“


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Erlösungsansatz ist deshalb so wirkmächtig, weil er eben nach der Aufklärung einen Teil der religiösen Sehnsüchte der Menschen auf sich gezogen hat. Ohne diese paradiesische Zukunftshoffnung wäre die Anziehungskraft des Sozialismus überhaupt nicht zu verstehen. Deshalb spricht man von „politischen Religionen“ … Aber auch wir Christen leben in einer gefallenen Welt, in der es die erträumte Existenzform noch nicht gibt.

Furcht vor der Freiheit Warum fällt es dem aufgeklärten Menschen so schwer, sich seiner gesellschaftlichen Verantwortung zu stellen? Es ist die Furcht vor der Freiheit. Der Mensch hat sich in einem Akt der Freiheit gegen Gott aufgelehnt und ist aus dem Paradies vertrieben worden. Er ist jetzt frei, aber einsam und voller Angst. Wir verwechseln Freiheit oft mit dem Gefühl eines Pubertierenden: „Ich darf jetzt alles, meine Eltern haben mir nichts mehr zu sagen.“ Aber die Freiheit der Erwachsenen hat mit Verantwortung zu tun und schließt immer die Frage nach dem Wozu ein. War die Sehnsucht nach Freiheit nicht entscheidend für die Revolution von 1989? Über die Rolle der Sehnsucht in der DDR habe ich mir oft Gedanken gemacht: Wie kam es eigentlich, dass wir zur Freiheit aufgebrochen sind? Wir waren ein Volk, das sich seit 1933 an politische Ohnmacht und Gehorsam gewöhnt hatte. Wir waren tatsächlich nicht fähig, diese Ohnmacht abzulegen … Doch trotz Manipulierung hat jeder Mensch die Fähigkeit zu einer Wahrnehmung, die Blendungen überwindet, sowie zur Rückkehr zum eigenen Gewissen … Die Sehnsucht nach einer besseren Welt wird hilfreich, weil sie nicht im romantischen Sinn weltflüchtig ist, sondern konkrete Hoffnungen formuliert und daraus praktikable Politikziele und Handlungsmuster erwachsen. War es nicht auch dieser Glaube der Christen, der die friedliche Revolution in Osteuropa ausgelöst hat? Erstaunlicherweise ja. Vorläufer waren aktive Bürgerrechtler, die unverrückbar an den Rechten des Individuums festgehalten haben. Zuerst war es eine reformatorische, dann eine revolutionäre Bewegung, die sich aus Leuten zusammensetzte, die größtenteils durch christliches Denken und Handeln geprägt wurden – in der DDR oftmals Amtsträger, viele Gemeindemitglieder sowie die Junge Gemeinde. Daraus entwickelte sich eine Demokratiebewegung, die weite Teile des Volkes erfasste. Damals war die Kirche lebendig und erfüllt von der Sehnsucht nach Befreiung.

Die zusätzliche Überlebensration der Christen Wie ist es zu verstehen, dass die Kirche im Osten nach der Wiedervereinigung diese Dynamik weitgehend verloren hat? Viele Christen fühlten sich überrumpelt vom westlichen Kapitalismus, überzeichneten die Gefahren der Freiheit in der Wirtschaft und Globalisierung und suchten einen dritten ökonomischen Weg, von dem sie träumten, ohne ihn

realisieren zu können. Das Handeln aus eigener Entscheidung war ihnen deshalb suspekt, weil es ihren Idealen noch nicht entsprach. Diese rückläufige Sehnsucht kann Menschen weltfremd und weltflüchtig machen. Auch vermissen viele Christenmenschen die Eindeutigkeit. Früher war die Kirche die einzige positive Sinnanbieterin, sozusagen ohne Konkurrenz. In der heutigen offenen Gesellschaft gibt es viele positive Sinnangebote. Schulen etwa, Gewerkschaften und Parteien standen damals im Dienst der Diktatur, heute sind sie positive Sinnanbieter. Einige schwärmen: „Ach, wäre es doch wie früher, als wir noch im Widerstand waren.“ Dann könnten sie wieder ihre Rolle spielen und wären in dem Schema, das ihnen vertraut war. Deshalb brauchen auch viele kirchliche Mitarbeiter ihre Zeit, um ihr Ja zur freiheitlichen Gesellschaft zu formulieren. Und viele haben es getan, einige zögern bis heute. Paulus hat uns aufgerufen: „Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, haltet an am Gebet“ (Römer 12,12). Daraus haben Christen besonders in Zeiten des Widerstands neue Kraft geschöpft. In hoffnungslosen Situationen, in denen auch Wahrheit und Menschlichkeit unterdrückt werden, ist es gut, eine zusätzliche Überlebensration zu haben … Rückblickend erscheint es mir, als könnten Menschen, die an Gott glauben, Minderheitssituationen länger aushalten, den längeren Atem haben, nicht so leicht verzweifeln, indem sie Gott mehr gehorchen als den Menschen. Fröhlich in Hoffnung, gleichzeitig geduldig in Trübsal zu sein und auch noch die Kraft zu finden, Kontakt zu deinem göttlichen Gegenüber aufzunehmen, ist alles andere als selbstverständlich. Aber wo es gelebt wird, gibt es etwas wie einen geheimen Schatz, der einem in entscheidenden Situationen Angst nimmt und dafür Vollmacht oder Vertrauen in die Zukunft gibt.

Wo politische Ohnmacht und Unterwerfung normal waren Ist es nicht eine Schande, dass „Die Linke“ als Nachfolge-Partei der SED in weiten Teilen der ostdeutschen Bevölkerung immer noch oder wieder neu Ansehen genießt? Gelegentlich haben sogar frühere Oppositionelle aus kirchlichen Kreisen so gewählt. Während der kommunistischen Unterdrückung in der DDR bot die Kirche eine Heimat. Nachdem die Freiheit errungen war, kehrte bei vielen Verunsicherung ein. Man lebte wie in einem Zwischenreich. Viele sind in der offenen Gesellschaft der Freiheit noch nicht angekommen. Geleitet werden sie vom Schema „Fremdheit und Vertrautheit“. Es ist keine ideologische Prägung, die sie die „Linke“ wählen lässt – anders als bei denen, die „linke“ politische Gründe für ihre Wahl haben. Angesichts des permanenten Streits in der Politik, dieser ewigen Debatten, der Uneindeutigkeit der politischen Lage und vielleicht auch einer gewissen Visionsarmut erschien ihnen das Leben früher geordneter. Man war zwar unten, aber man war dagegen und hatte eine klare politische Wahrheit und Moral. Diese Klarheit fehlt heute, und die angesprochene Personengruppe reagiert ideaSpektrum 11.2012


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frustriert und verweigert sich den Wahlen generell. Und das hat mich dazu geführt, das Phänomen der Prägung durch Lebensprozesse stärker zu würdigen. Für mich ist also die eigentliche Last, die nach der Diktatur auf uns liegt, weniger die, falsches oder verführtes Denkens zu ändern, sondern die, Haltungen zu verlernen, die ich angenommen habe. Das ist schwer und langwierig; denn Mentalität und Haltung ändern sich signifikant langsamer als das Denken. Wir lebten in einem Land, in dem lange politische Ohnmacht, Unmündigkeit, Unterwerfung und Kadavergehorsam zur Normalität gehörten. Menschen, die von 1933 bis 1989 ununterbrochen unter einem totalitären Gesellschaftssystem lebten – zuerst unter dem Nationalsozialismus und dann dem Kommunismus –, können nicht von heute auf morgen ein uneingeschränktes Ja zur Freiheit sagen.

Eine Lebensbilanz: Du bist gewollt und geliebt Welche Bilanz ziehen Sie im Blick auf Ihre bisherigen Lebensstationen? Ich war als junger Mensch auf der Suche nach Sinn und konnte mir noch nicht richtig vorstellen, ins Pfarramt zu gehen. Dann habe ich diesen Schritt gewagt und meine Erfahrungen im Gegenüber zu Menschen und Gott gemacht. Ich bin in einen Lebens- und Glaubensprozess ge-

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raten, der mich weiter geprägt hat und mich voranschreiten ließ. Es galt, einfach loszugehen – auch wenn man unvollkommen war. Das galt auch für meinen Dienst in der Kirche, meine Rolle in Rostock in der Revolutionszeit 1989, meine spätere Abgeordnetentätigkeit sowie mein Amt als Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen. Nichts war von vornherein klar – aber alle Schritte hingen unlösbar miteinander zusammen und haben sich für mich so ergeben. Und ich kann Ja sagen zu diesem Weg. Ich habe durch meinen Glauben ein Zutrauen dazu gewonnen, dass wir Unvollkommenen hinlänglich ausgestattet sind für die Aufgaben in dieser Welt: Wir sind eben nicht nur die Summe unserer Mängel. Wir sind mehr und wir können mehr! Dahinter steht die Überzeugung, dass wir gewollt und geliebt sind. Im Gleichnis vom Verlorenen Sohn stellt Jesus uns zwei Söhne vor Augen, die zwei Lebensweisen von sehr unterschiedlicher Qualität haben. Ihr Vater als eine unverrückbare, sichere Instanz lässt jeden – auch den noch so entfernten Sohn – wissen: Du hast eine Heimat, die meine Liebe schafft … Ich wünschte, am Ende wäre ein Wort der Bibel in meiner Seele: „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein“ (Jesaja 43,1). Wäre das so, würde ich sagen: Amen! P

idea Fernseh- und Hörfunk-Tipps

17. bis 23. März

FERNSEHEN Sonnabend, 17. März

Sonntag, 18. März

16.00–16.30 Reise rund um den See Genezareth – Reportage

Montag, 19. März

23.10–23.40 10.00–11.00 Ev. Gottesdienst: Bechhofen Scientology – Sekte oder Kirche? Dokumentation 10.00–11.00 16.30–17.00 Ökumenischer Gottesdienst Dienstag, 20. März „Horizonte“: Familien ganz aus Bellinzona – zur Aktion 20.15–21.00 anders: Homosexuelle Eltern Brot für alle & Fastenopfer Glaube & Volkskunst: Ober17.00–17.30 ammergauer Passionsspiele 17.45–18.15 „Die Koran-Kicker“: Reportage „Fenster zum Sonntag“: Von 21.00–22.00 ERF 1 über eine muslimische Fußden letzten Dingen – Was Wartburg-Gespräche: ballmannschaft in Hamburg zählt am Lebensende? Menschenwürde & Hartz IV

Mittwoch, 21. März

Freitag, 23. März

20.15–21.05 Dokumentation über die „Zeugen Jehovas”

20.00–20.30 ERF 1 Wert(h)e Gäste mit Horst Afflerbach, Leiter der Biblisch-Theologischen Akademie Wiedenest

23.30–0.00 Talk mit Bernd Gülker, Leiter „Geschenke der Hoffnung“ 20.15–21.00 Sexualität im Wandel der Zeit Donnerstag, 22. März 22.00–23.00 21.30–22.00 Nachtcafé – Thema: „Was Wie geht es den Christen in das Leben mit uns macht“ Indien? Dokumentation

HÖRFUNK Sonnabend, 17. März

Sonntag, 18. März

Montag, 19. März

11.05–12.00 8.30–9.00 21.05–22.00 10.05–11.00 „Mein Tod gehört mir”: Über Perspektiven: Walliser Kultur- Ev. Gottesdienst aus der Jubiläum: 800 Jahre Leipzidie Sterbehilfe in Holland gut „Ds Niww Teschtamänt“ Bleckkirche in Gelsenkirchen ger Thomaner-Knabenchor 16.00–17.00 ERF Plus Wert(h)e Gäste mit Helge Stadelmann, Rektor der Freien Theologischen Hochschule Gießen

9.45–10.00 Ev.-ref. Predigt von Luzia Sutter Rehmann, Binningen 10.00–11.00 ERF Plus Gottesdienst aus Wetzlar

Dienstag, 20. März 11.30-12.00 Christen im Vorderen Orient 19.15–20.00 Der Streit um den Wiederauf12.05–12.30 Gleiches Recht für alle? Scha- bau der 1968 abgerissenen ria vor deutschen Gerichten Garnisonkirche in Potsdam

Mittwoch, 21. März 22.05–23.00 Feature: Wie kann ein deutscher Christ zugleich brutaler Milizenführer in Ruanda sein? Donnerstag, 22. März 20.00–21.00 ERF Plus „Bilanz“ mit Klaus Schubert: „Loben & singen auch unter Tränen“

Wer reagieren möchte, kann dies unter folgenden Rufnummern tun: ARD: 089/5900-3344 | Bibel.TV: 040/4450660 | Das Vierte: 0180/5843783 Deutschlandfunk und Deutschlandradio: 0221/345-1831 | DRS 2: (0)848/808080 | ERF: 06441/957-0 | HR (TV): 069/1555111 | Kabel 1: 0180/5011150 KiKa: 0180/2151514 | Luth. Stunde: 04264/2436 | MDR: 0341/300-5401 | NDR: 0511/988-2393 | Phoenix: 0180/28213 | RBB: 030/97993-2171 SF 2: (0)62/2059050 | SR 2: (0)681/6022222 | SWR: 07221/929-0 | WDR (Radio): 0221/5678-333 | WDR (TV): 0221/5678888 | ZDF: 06131/7012164

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BI BL I SC H E S N E U E R Z Ä H LT

Die Rettung der Hundertzwanzigtausend GNADE Gott sandte den Propheten Jona im 8. Jahrhundert vor Christus nach Ninive im heutigen Nordirak, um die Einwohner der assyrischen Hauptstadt zur Umkehr aufzufordern. Doch Jona weigert sich: Er möchte verhindern, dass Gott dieser Stadt gnädig TÜRKEI sein könnte – denn sie ist mit Israel verfeindet. Deshalb versucht Ninive er mit einem Schiff zu fliehen und wirft sich in einem schweren (Heute: Mosul) SYRIEN Mittelmeer IRAN Sturm ins Meer (siehe ideaSpektrum 7/2012). Doch Gott schickt IRAK ISRAEL ihm einen riesigen Fisch zur Rettung – und sendet ihn erneut nach Ninive. Der Bestsellerautor Titus Müller (München) hat die SAUDI ARABIEN Geschichte aus Jona 3 und 4 für idea neu erzählt. Jona folgte dem Menschenstrom durch das riesige Stadttor Ninives. Kalksteinplatten verschmolzen die Mauern zu einer makellosen Fläche. Rechts und links des Tors wachten Gruppen von Soldaten mit zugeschnittenen Bärten. Die Straße führte an Hunderten Lehmziegelhäusern vorbei in einen höher gelegenen Stadtbezirk. Hier hatten sich die Könige der Assyrer Paläste errichtet, auf deren Bronzetüren das Sonnenlicht funkelte. Glasierte Ziegel in Lapislazuliblau und Obsidianschwarz schmückten die Gebäude. In einem Baum turnten Affen, sie stritten sich kreischend um eine Feige, die sie wohl von irgendeinem Tisch gestohlen hatten. Durch den benachbarten Palastgarten schritt würdevoll ein Pfau. Überall an den Mauern und auf den Plätzen waren wilde Tiere dargestellt, auch Mischwesen, steinerne Stiere mit Menschenköpfen. Jona erschrak über einen mannshohen geflügelten Löwen aus Bronze, der mit aufgerissenem Maul seine Reißzähne zeigte. Und dann war da der prächtige Tempel der Göttin Ischtar. Auch in Israel sprach man von ihm. Blütenweiße Säulen schmückten seine Halle, die Wände waren mit herrlichen Mosaiken dekoriert. Der dazugehörige Turm ragte bis in den Himmel hinauf, er warf einen langen Schatten. Jona hörte das selbstsichere Lachen der Assyrer. Freche Musik dudelte aus einem Fenster. Überall patrouillierten Krieger in schimmernden Rüstungen. Man erzählte selbst in Galiläa von ihrem Mut: Sie gingen zu Pferde auf die Jagd nach Löwen – und zwar nicht etwa mit Pfeil und Bogen, sondern mit dem Speer! Wer das Raubtier verfehlte, wurde von ihm zerrissen. Jona erschauderte. Ja, dachte er, dieses stolze Volk willst du zerschmettern, Gott. Er verließ den Bereich der Paläste und Tempel und wanderte hinunter zum Marktplatz. Dort stellte er sich neben einen Händlerstand mit Schalen aus schimmerndem weißen Alabaster und sagte: „Ich bin Jona ben Amittai, ein Prophet Gottes aus Israel. Noch vierzig Tage könnt ihr leben und feiern, wie ihr es tut. Dann aber wird

Gottes Zorn euch treffen! Diese prächtige Stadt wird ein Trümmerhaufen sein.“ Die umstehenden Leute starrten ihn ungläubig an. Jemand begann zu lachen und rief: „Der Mann hat Mut, sich als Hebräer hier hinzustellen und so etwas zu behaupten.“ Eine Frau sagte: „Hört nicht auf ihn. Die Göttin Ischtar hat Ninive gegründet. Sie wird uns beschützen.“ „Ich habe den Tempel gesehen“, antwortete Jona, „und die sternförmigen Zeichen, die ihr ins Mauerwerk ritzt. Aber ich sage euch: Nicht Ischtar, sondern Nimrod hat Ninive gegründet. Nimrod, ein Urenkel Noahs. Als Noah lebte, hat Gott die Menschen durch eine große Flut bestraft. Genauso hart wird er euch züchtigen.“ Es wurde still. Die Händler priesen ihre Waren nicht mehr an. Immer mehr Männer und Frauen drängten heran und wollten hören, was Jona zu sagen hatte. Er erklärte: „Wenn Gott etwas ankündigt, dann tut er es auch. Flieht von diesem verfluchten Ort!“ Bis in den Nachmittag hinein trug er der stetig wachsenden Zuhörerschar Gottes Warnung vor, bis seine Stimme heiser wurde. Da rief plötzlich jemand: „Der König hat seine Kleider abgelegt und sich in Sacktuch gehüllt! Mein Vetter arbeitet im Palast, er hat’s selbst gesehen. Der König bittet den Schöpfergott dieses Hebräers um Gnade!“ Große Furcht erfasste die Menschen in der Stadt. Sie begannen zu weinen und zu beten. Bald tauchten Boten des Königs auf, die den Einwohnern befahlen, nichts mehr zu essen und zu trinken und mit aller Kraft zu Gott zu rufen. Jeder sollte von seinen bösen Taten ablassen, von Diebstahl und Gewalt, und den hebräischen Gott um Vergebung bitten. Bestürzt warfen sich die Assyrer vor Gott nieder. Überall war Wehklagen zu hören. Jona verließ verwirrt die Stadt. „Willst du etwa auf sie hören?“, fragte er Gott. Seine Ahnungen sagten ihm nichts Gutes. „Du hast ein großes Unglück angekündigt“, betete er, „wenn jetzt nichts passiert, dann wird alles, was ich gesagt habe, unglaubwürdig. Die Assyrer müssen doch einsehen, dass du existierst! Willst du, dass sie in sechs Wochen so weitermachen wie vorher?“ ideaSpektrum 11.2012


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Repro: akg-images

Jona ist zornig auf Gott, weil er die Stadt Ninive verschont: Holzschnitt von Hans Sebald Beham (1500–1550)

Er wandte sich nach Osten und erklomm einen Hügel, der einen guten Blick über die Stadt bot. In der Ferne, an ihrer Westmauer, sah er das Wasser des Tigris glitzern. Er setzte sich auf den sonnengewärmten Sandboden und stellte sich vor, wie Schwefel und Feuer auf die Stadt niederregnete, wie die Bewohner in panischem Schrecken aus den Toren rannten. „Ach, ich wusste, du bist ein gnädiger und barmherziger Gott“, schimpfte er, „schwer zu reizen und viel zu gütig. Wäre ich doch gar nicht erst hergekommen! Wie kannst du ihnen nach einem einzigen Tag verzeihen, Gott? Die Schuld, die sie angehäuft haben über die letzten Jahrzehnte, reicht bis zum Himmel. Ihre Flüche, ihr Morden, stinkt das nicht vor dir? Lass dich doch nicht von ihrem Gewimmer beeindrucken!“ Er durchfurchte den Sand mit seinen Händen. „Haben sie sich denn wirklich geändert? Sie leben im Ehebruch. Die gestohlenen Kleider, das geraubte Gold, das liegt alles noch in ihren Häusern. Und du willst jetzt schon klein beigeben? Ein Anflug von Reue reicht aus, und du knickst ein? Ich ertrage das nicht. Wie ich diese Stadt der Mörder verabscheue, dieses Volk von Räubern und Dieben! Weißt du denn nicht, was sie meiner Familie angetan haben, damals, bei ihrem Überfall? Meiner kleinen Schwester? Meinem Onkel aus Nazareth?“ Er legte sich unter einen aufschießenden Rizinusstrauch. Bald spendeten die Blätter ihm Schatten, sie wuchsen ungewöhnlich schnell. Es war, als wollte Gott ihn besänftigen. Vielleicht merkte Gott, dass die Reue der Assyrer nur von kurzer Dauer war. Morgen würden sie vergessen, was sie heute geglaubt hatten, und wieder sündigen. Dann vernich-

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tete er die Stadt doch. Er, Jona, würde es sich von diesem Hügel aus ansehen und anschließend aller Welt berichten. Der Gedanke tröstete ihn, und er schlief ermattet ein. Am nächsten Tag erwachte er spät. Die Sonne stach ihn, und ein sengender Ostwind wehte. Sogar der Rizinusstrauch war verdorrt, Gott hatte ihm nicht mal diese kleine Aufmunterung erhalten. Und Ninive erstrahlte nach wie vor in heller Pracht. „Ich will nicht mehr leben“, sagte Jona bitter. Da sprach Gottes Stimme aus dem Wind. „Du weinst wegen eines Rizinusstrauchs, den du nicht gepflanzt hast. Und ich soll nicht traurig sein über die große Stadt Ninive, in der über hundertzwanzigtausend Menschen leben, die nicht zwischen ihrer rechten und linken Hand unterscheiden können?“ „Ja, aber du hast auch deinem Volk etwas versprochen!“ „Was? Was habe ich denn versprochen? Dass ich alle anderen Völker auf der Welt vernichte, damit sie mein Volk durch ihre Existenz nicht länger in seinem Stolz und seiner Selbstgerechtigkeit kränken?“ „Offenbar liebe ich Israel mehr als du.“ „Niemand liebt meine Geschöpfe mehr als ich.“ Dieser Satz klang nach in Jona, Stunde um Stunde. Schließlich murmelte er: „Du hast recht, Gott.“ Er stand auf und klopfte sich den Staub von den Kleidern. „Ich bitte dich, vergib mir. Schenkst du mir ein Herz, das deinem ähnelt, wenigstens ein wenig?“ Er machte sich auf den Weg nach Hause, um die Geschichte von Ninive zu erzählen. Die Geschichte der Stadt, deren Bewohner sich in so vielem irrten, und die Gott doch aus Liebe verschonte. P


net F O R U M F Ü R J U N G E C H R I S T EN

Was lesen junge Christen? BÜCHER Weit über 100.000 „Bücherwürmer“ treffen sich vom 15. bis 18. März auf der Leipziger Buchmesse. idealisten.net hat bei jungen Leuten nachgefragt, welches Buch sie zuletzt begeistert hat.

SCM Hänssler • 304 Seiten • 7,95 €/11.90 SFr. Zugegeben, der Titel klingt etwas altbacken, doch der Stoff hat es in sich: Frauen, die aufgrund ihres christlichen Glaubens verfolgt werden, berichten aus ihrem Leben. In ihren Heimatländern haben sie es schon deshalb schwer, weil sie keine Männer sind. Als Christinnen müssen sie darüber hinaus mit Verachtung, Gewalt und Morddrohungen sogar aus ihren eigenen Familien umgehen. Das hat mich aufgewühlt und betroffen gemacht. Sogar beschämt. Es hat an den Grundfesten meines Glaubens gerüttelt: Bin ich wirklich überzeugt davon, dass Gott gut ist? Steht er tatsächlich an erster Stelle in meinem Leben? Ist meine Beziehung zu ihm auch dann tragfähig, wenn es um Leben und Tod geht? Bislang dachte ich: Christliche Märtyrer, ist das nicht ein Thema der Vergangenheit? Das Buch hat mich eines Besseren belehrt. Teresa Maaß (31) arbeitet als Redakteurin in Berlin.

Dietrich Bonhoeffer 1906–1945: Eine Biografie von Ferdinand Schlingensiepen dtv • 432 Seiten • 12,90 €/19.90 SFr. Die Biografie über Dietrich Bonhoeffer habe ich kürzlich im Bücherregal meiner Mitbewohnerin entdeckt und gleich mitgenommen. Denn für Bonhoeffer interessiere ich mich schon lange. Was auf den ersten Seiten über ihn geschrieben steht, fand ich trotz seines beeindruckenden

B e su cht uns au ch au f

Werdegangs nicht so spannend. Das ändert sich ab der Stelle im Buch, an der er Christ wird. In jeder Zeile ist die Veränderung in seinem Leben zu spüren. Seinen Widerstand und sein Einstehen für die Kirche und den Glauben bewirkte offensichtlich Jesus in ihm. Bonhoeffers Geschichte spornt mich an, den Entwicklungen unserer Gesellschaft nicht gleichgültig gegenüberzustehen – auch wenn wir heute mit ganz anderen Herausforderungen kämpfen als er. Und sie verdeutlicht mir ganz neu die Bedeutung der Bibel für eine intakte Gesellschaft. Henrik Hörmann (27) studiert Fahrzeugund Motorentechnik in Stuttgart.

Der Junge, der aus dem Himmel zurückkehrte von Kevin und Alex Malarkey Gerth Medien • 256 Seiten • 16,99 €/25.50 SFr. Als ich nach den letzten Uniprüfungen meine Familie besuchte, sah ich im Regal dieses Buch stehen. Meine Mutter hat es mir daraufhin geschenkt, und ich habe auf der Zugfahrt nach Hause gleich angefangen zu lesen. Darin berichten Vater und Sohn Malarkey von ihren Erfahrungen nach einem schweren Autounfall. Während der Vater fast unverletzt überlebt, liegt Sohn Alex im Koma – und begegnet Gott, wie er erzählt, nachdem er wieder aufgewacht ist. Es ist eine Herausforderung, sich auf die Schilderungen der übernatürlichen Erlebnisse des 6-Jährigen einzulassen und zu glauben, dass Gott sich ihm so persönlich gezeigt hat. Es ist erstaunlich, wie er ihn und seine Familie durch eine schwere

fa ce book .com/idealis te n

Zeit getragen hat. Aber gerade dies macht das Buch so spannend. Es öffnet die Augen für die unsichtbare Welt. Das Buch ist sehr persönlich geschrieben. Es zeigt Zweifel, Angst und Hoffnung – und vor allem einen großen Gott. Ein Buch, das herausfordert und den eigenen Horizont erweitert. Anne Kleemann (19) studiert Medienkommunikation in Chemnitz.

Krieg oder Frieden. Arabische Revolution & Zukunft des Westens von Hamid Abdel-Samad Droemer • 240 Seiten 18 €/21.70 SFr. In „Krieg oder Frieden“ geht der ägyptischdeutsche Politologe auf den „Arabischen Frühling“ in Ägypten ein und beschreibt die Revolution, ihre Folgen und die globale Bedeutung dieser massiven politischen Umwälzung. Das Buch las ich als Vorbereitung auf eine Exkursion nach Ägypten. Besonders interessant ist, dass Hamed Abdel-Samad während der Revolution selbst in Kairo war und so die Geschehnisse sehr lebendig schildern kann. Faszinierend finde ich auch, dass er einige landestypische Phänomene als Ägypter beschreibt, das große Ganze hingegen als Politologe erklärt. Bewegend war es, den letzten Teil des Buches nach meiner Rückkehr aus Kairo zu lesen, nachdem ich den Tahrir-Platz selbst gesehen und ähnliche Berichte von ägyptischen Studenten gehört hatte. Mathias Birsens (18) studiert Geschichte, Sprachen und Kulturen des Vorderen Orients in Hamburg. P

b www.leipziger-buchmesse.de

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Foto: istockphoto.com

Mit brennendem Herzen Frauen der Untergrundkirche


DI E K LE I N E K A NZ E L

» Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht! «

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Jürgen Mette (Marburg) ist Geschäftsführender Vorsitzender der Stiftung Marburger Medien und Mitglied des Hauptvorstandes der Deutschen Evangelischen Allianz.

Aus dem Johannesevangelium 12,24

Foto: privat

Wenn das Weizenkorn in den Boden fällt Nach einem kurzen, knackig kalten und vielerorts schneearmen Winter sind sie endlich da, die Frühlingsgefühle. Wir wollen raus. Die Schneeglöckchen läuten grün-weiß still vor sich hin, die Vögel üben schon eifrig die Partituren für das Frühlingskonzert. Die Agrarmanager programmieren die Bordcomputer ihrer HightechTraktoren, die – über Satelliten gesteuert – die Saat exakt in den Boden bringen. So weit modern. Doch nun uralt, biblisch, erdig: Das Saatkorn muss in die Erde, es wird be-erdigt; es landet nicht in der Mühle und auch nicht im Brotteig, sondern es wird vergraben und „erstirbt“ – aber ohne kaputtzugehen. Nur in der Vereinzelung des erdigen Grabes, umgeben von Feuchtigkeit, Mineralien und Mikroorganismen, besteht die Chance, dass sich das Korn öffnet und keimt. Wer viel Frucht bringen will, muss diese Beerdigung der Selbst-

verwirklichung überstehen, diese Bestattung seines Ego. Wenn ich mir diese Be-erdigung gefallen lasse, kann viel Gutes, Fruchtbares entstehen. Urbild dieser Agrarlektion ist Jesus selbst, der körperlich „ersterben“ musste, damit wir ewig leben können. Wir sind mitten in der Passionszeit, Ostern liegt schon in der Luft: Blüte, keimende Körner, Saat auf Hoffnung. Ich wünsche uns gute Erfahrungen mit diesem biblischen Bild, gerade im Einsatz der Medien. Manchmal denken wir, das Weizenkorn sterbe vergeblich, es werde in den Boden getreten und komme um. Aber am Ende dieses Sterbeprozesses steht sprichwörtlich ein Strohhalm: ein Wunderwerk an statischer Schlankheit und Tragfähigkeit für die später schwere Ähre, das kein Mensch künstlich reproduzieren kann. Das kommt dabei heraus, wenn die Saat im Dreck erstirbt. Nichts ist vergeblich! P

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PORTRÄT

Wie Christen in Japan überzeugten JAPAN Die Dreifachkatastrophe vom 11. März 2011 in Japan – Erd- und Seebeben sowie das Reaktorunglück – hat das Leben von Millionen völlig aus dem Tritt gebracht. Doch die Hilfe von Christen aus aller Welt hat manchem einen neuen Lebenssinn gebracht – und das in einem Land, in dem nur 1,6 % von 127 Millionen Christen sind. Klaus Rösler zeigt es an einem Beispiel.

Was unter Japanern unbekannt ist Seine 18-jährige Tochter brachte Hideo in Kontakt mit dem US-amerikanischen Hilfswerk „Geschenke der Hoffnung“, das wenige Tage nach dem Unglück eine Anlaufstelle in Kesennuma eröffnete. Sie half herauszufinden, welche Hilfe wo am dringendsten benötigt wurde. Hideo begleitete sie und war verwundert darüber, dass sich in dem internationalen Helferteam so viele unterschiedliche Nationalitäten engagierten, die ohne Bezahlung halfen, die Not der Menschen zu lindern.

So eine Selbstlosigkeit kannte er von seinen Landsleuten nicht. Die Christen sorgten dafür, dass völlig fremde Menschen wieder ein Dach über den Kopf bekamen. Sie renovierten beschädigte Häuser und zogen neue hoch. Er fragte nach, ob auch er etwas tun könne – und wurde eingeladen, beim Wiederaufbau mitzumachen.

Ein Liter Reisschnaps täglich Allerdings hatte Araki Hideo ein Problem: Er war Alkoholiker. Jeden Tag trank er mindestens einen Liter Reisschnaps. Wenn er mehr Geld hatte, trank er auch mehr. Das blieb den anderen Team-Mitgliedern nicht verborgen. Aber niemand sprach ihn darauf an. Doch der japanische Chef des Hilfsteams, Koji Nakano – ein Christ –, handelte: Jeden Tag ging er zu Hideos Haus und betete dort zu Gott, dass er das Leben und Herz von Araki Hideo erneuern würde. „Ich hatte davon keine Ahnung“, bekennt Hideo heute. Doch von einem auf den anderen Tag habe ihm der Schnaps plötzlich nicht mehr geschmeckt. Das habe er seinem Teamleiter gegenüber bekannt. Und

der erklärte ihm umgehend, dass das eine Folge der Gebete sei. „Da habe ich zum ersten Mal erfahren, dass Menschen für mich beteten“, so Hideo. Zuvor habe er an nichts geglaubt. Doch nach diesem Erlebnis sei er nicht länger davon überzeugt gewesen, dass es Gott nicht gibt – schließlich habe er ja seine Macht am eigenen Leib erfahren. Auch sein Verhalten habe sich geändert: Vorher sei er oft aufbrausend und jähzornig gewesen; nun finde er einfach keinen Grund mehr, um sich aufzuregen.

Ich tue, was ich zuvor nie tat Seitdem besucht Hideo regelmäßig die Gottesdienste der „Ersten Bibel-Baptistengemeinde Kesennuma“. Dort hat er auch endgültig zum Glauben an Jesus Christus gefunden. Aber nun hat er noch, wie er zugibt, „viele Fragen“. Er freut sich, dass die Christen in der Gemeinde ihm dabei helfen, Antworten zu finden. Rückblickend hat sein Leben seit der Katastrophe eine völlig neue Qualität bekommen: „Ich tue jetzt, was ich nie zuvor getan habe: Ich helfe anderen Menschen, so gut ich kann.“ P

Foto: Samaritan'sPurse

Als die Erde bebte, hatte der Zimmermann Araki Hideo aus Kesennuma im Norden der japanischen Hauptinsel Honshu gerade einen Fernsehtechniker zu Besuch. Die beiden Männer stürzten aus dem Haus in den Garten – und konnten sich so vor den herabstürzenden Trümmern retten. Sie kamen mit dem Schrecken davon. Doch die 70.000 Einwohner zählende Stadt wurde stark verwüstet. 10.000 verloren ihre Wohnungen, 1.500 ihr Leben. Wie sollte es weitergehen?

DAS WORT DER WOCHE » Ich wollte die DDR 1983 verlassen, weil ich damals zwei kleine Kinder hatte und ich keinesfalls wollte, dass sie das durchmachen müssen, was ich in der Schule (in Rostock) erleben musste. Diese ständigen Gängeleien und Hänseleien durch einige Lehrer, aber auch Mitschüler, nur weil wir an Gott glaubten und zu bestimmten Dingen eine andere Meinung hatten. « Christian Gauck (52) in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Er arbeitet heute als leitender Oberarzt in Hamburg. Christian ist der älteste Sohn von Joachim Gauck (72), der mit hoher Wahrscheinlichkeit am 18. März zum neuen deutschen Bundespräsidenten gewählt wird. ideaSpektrum 11.2012


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