Idea Spektrum Schweiz 14/2012

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14 4. April 2012

Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt

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Her mit der Frühlingsfigur!

Monika Riwar über Schlankheit und Gesundheit als moderne Religion Seite 4 7 «55+»: Prof. Ralph Kunz plädiert

13 Mission global: Welche Perspektive

8 Gemeindegrösse: «Hauptsache,

26 Osterblindheit: Die Emmausjünger

sie wächst!», meinen Freikirchenleiter

haben Rückkehrer in ihrer Heimat?

haben Jesus nicht erkannt. Warum?

12 «Digger»: Frédéric Guernes Roboter 28 Gottvertrauen: Weshalb ein junger räumen Kriegsfelder von Minen frei

Mann von Istanbul nach Hause radelte

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idea Spektrum 14.2012


G RÜ E Z I

Was wirklich sexy macht «In Israel sollen künftig keine Klappergestelle mehr auf Plakatwänden zu sehen sein. Ein Gesetz verbietet Magermodels in der Werbung. Damit will der Staat Essstörungen bekämpfen.» So schreibt es der «Spiegel» Ende März. Kein Israel spezifisches Problem. Auch wir sind von Barbie geprägt. Auch wir werden in Modekatalogen von magersüchtigen, photoshop-geschönten und schönheitschirurgisch-geformten Frauen diktiert. Und wir lassen uns das gefallen! Jetzt im Frühling titeln die Frauenzeitschriften: «Frühlingsfigur – wir verraten die Schlank- und Straff-Tricks der Stars», «Auf zur Bikini-Figur», «Das macht Sie sexy: Superschlank in fünf Schritten ohne Diät». Wenn ich solche Schlagzeilen lese, denke ich: «Mit dem Kauf einer solchen Zeitschrift hätte ich noch kein Pfund abgenommen! Und überhaupt: Eigentlich stehe ich ja völlig über solchen Schlagzeilen. Ich weiss, wie das normale Leben tickt ...!» Tatsache ist: Ich möchte zunehmen. Nein, sicher nicht an Pfunden! Sondern im Glauben, im Vertrauen und in der Liebe zu meinem Gott. Natürlich sind die Pfunde auch ein Thema in meinem Leben. Ich müsste keine Frau sein. Dabei kennen wir die schönen Sprüche, dass es doch auf die inneren Werte ankomme, dass wir uns doch endlich annehmen und uns mit Wichtigerem beschäftigen sollen. Klar, Gewicht ist durchaus relativ. Olivia, eine Bekannte von mir – bekennende Esoterikerin - ist wirklich dick. Jawohl, dick. Olivia entspricht überhaupt nicht dem Schönheitsideal, das

uns auf Schritt und Tritt begegnet. Sie bringt sicher weit über 100 Kilogramm auf die Waage. Dazu kleidet sie sich schrill und farbig und trägt grosszügigen, extravaganten Schmuck. Olivia besitzt vermutlich gar keine Waage. Bei mir ist das anders. Die Waage steht neben der Dusche und wird täglich benutzt. Sie zeigt mir jeden Morgen, wie ich mich fühlen soll. Völlig blöd, ich weiss. Eines jedenfalls kann ich von Olivia lernen: Sie hat sich angenommen, wie sie ist. Sie kleidet sich ihrer Figur entsprechend, und man merkt, dass sie – trotz der Pfunde – mit sich im Lot ist. Wenn ich mit Olivia zusammen bin, denke ich nie: «Wow, ist die dick!» Sie beeindruckt mich vielmehr mit ihrer selbstverständlichen Art, und ich glaube, das macht sie wirklich sexy. Und zwar ohne den Zeitschriftenartikel mit den fünf Schritten zu kennen. Wie viel mehr Grund haben Frauen, die ihre Identität in Christus haben, mit sich selber im Lot zu sein. Es kommt viel weniger auf unseren Körper und auf unsere Pfunde an, als auf unser Herz. Wenn wir unseren Fokus auf Gott anstatt auf das Display der Waage richten, nehmen wir zu im Glauben, im Vertrauen und in der Liebe zu ihm – und das macht wirklich sexy. Hoppla?! Ja, ich habe ein paar Männer gefragt, wann sie eine Frau sexy finden. Die Antworten: «Fröhliche, aufgestellte Frau.» «Schöne, herzliche Ausstrahlung.» «Eine, die mit sich und der Welt zufrieden ist.» Alles klar? Mehr zu diesem aktuellen Frühlingsthema im «Brennpunkt» auf den Seiten 4 und 5.

BIBLISCH Ein Lieblingsbibelwort von Niklaus Meier, Geschäftsleiter der Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM), Zürich:

«Denn Gottes Zusage, uns seine Ruhe zu schenken, ist noch nicht erfüllt … Darum lasst uns alles daran setzen, zu dieser Ruhe Gottes zu gelangen, damit niemand durch Ungehorsam das Ziel verfehlt.» (Hebräer 4,1a und 11) «In einer Zeit, in der sich viele Menschen über Leistung definieren und gegenseitig beurteilen, ist dieser Bibelabschnitt in Hebräer 4 für mich eine befreiende Zusage. Nein, es geht wirklich nicht um noch mehr und noch höher oder noch besser, sondern ums Vertrauen und die Nähe zu Gott und vielleicht auch in unseren zwischenmenschlichen Beziehungen. So komme ich bei diesem versprochenen Ruhepunkt bei meinem Herrn an und werde das Ziel garantiert nicht verfehlen.»

WÖRTLICH «Während der frühmorgendlichen Heimfahrt von einem Fest schauten meine Frau und ich uns an und fragten: ‹Hey, was haben wir davon gehabt?› Erst mit dem Älterwerden und einem Reifeprozess realisiert man: Wie lange du noch lebst, kannst du nicht bestimmen. Aber wie du lebst, das kannst du selbst bestimmen. Also versuche jeden Moment so gut zu nutzen, wie es nur geht.» Bernhard Russi, 63-jährige Urner Ski-Legende, TV-Kommentator, Pistenbauer und Werbeträger, im «Tages-Anzeiger».

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ESTHER REUTIMANN

Reklame idea Spektrum 14.2012

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BR E N N P U N K T

«Ich würde es eher Gesundheitsreligion nennen» SCHLANK UND RANK Der Stellenwert von Schönheit und Fitness nimmt oft religiöse Züge an. Das meint die Theologin

und Seelsorgerliche Beraterin Monika Riwar. Vom aktuellen Körper- und Kalorienkult liessen sich nicht nur Frauen anstecken. Doch Männer agierten anders. Ziel des christlichen Glaubens aber sei es definitiv nicht, gesund zu sterben. Gibt es eigentlich zu jeder menschlichen Frage eine biblisch-theologische Antwort? Monika Riwar: Ja, aber nicht zu je-

der Frage einen Bibelvers. Doch man kann im Sinne der Bibel über die Grundwerte nachdenken und mögliche Antworten finden.

Was sagt die Bibel zum Trendthema und Frühlingsdauerbrenner «Abnehmen und Schlanksein»?

Zum Thema direkt sagt die Bibel nichts. Gesundheit ist in der Bibel im Gesamtkontext wichtig, aber sie ist nicht das höchste Gut. Schlank oder dick sein ist kein zentrales Thema.

Was ist denn ein zentrales biblisches Thema?

Da denke ich an Matthäus 6,33: «Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit …» Fragen rund ums Körpergewicht sind unter dem Aspekt der Schöpfung einzureihen. Gott ist der Schöpfer, doch die jetzige Schöpfung wird vergehen, auch unsere jetzige Leiblichkeit. Haupt-

Monika Riwar rät zu einer Veränderung des Lebensstils.

thema ist das, was bleibt; nämlich dass wir zu Jesus gehören.

Würden Sie den Ausdruck «Schlankheitswahn» rund ums Körpergewicht gelten lassen?

Ich würde es eher Gesundheitsreligion und Körperkult nennen. Zu sich Sorge tragen ist richtig. Doch der Stellenwert von Schön-

heit und Fitness hat heute bei vielen Menschen etwas Religiöses. Paulus mahnt, dass unser Bauch nicht unser Gott sein soll – siehe dazu Philipper 3,15 oder 1. Korinther 6,13. Wir sollen nicht unseren Bauch zum Lebenszentrum machen: Weder Fressen noch Essen verweigern, noch soll uns das Thema Essen gefangen nehmen. Es geht immer wieder um einen angemessenen Umgang mit Essen, Trinken, Genussmitteln, Sport und so weiter. All das kann uns ungut gefangen nehmen, doch wir wollen einen guten, dankbaren Gebrauch mit all dem haben.

Warum sind Frauen so empfänglich, wenn es ums Körpergewicht geht? Warum gehen Männer mit diesem Thema lockerer um?

Oh, da bin ich nicht so sicher, ob Männer lockerer damit umgehen! Sie machen es anders. Sie gehen eher in den Kraftraum für einen muskulösen Body. Frauen machen es eher über Diäten. Die Medien spielen eine grosse Rolle. Su-

Jacqueline Rieder: «Überflüssige Kilos störten meine Zufriedenheit» «Meine Gewichtsprobleme begannen im Alter von 19 Jahren als AuPair-Mädchen in den USA. Meine Chefin nahm mich mit ins Aerobic, weil sie meinte, ich hätte keine Muskeln. Die ungesunde Ernährungsweise bewirkte, dass ich schwerer und runder wurde. Zurück aus den Staaten und im Arbeitsleben integriert, verlor ich meine überflüssigen Pfunde. Ich betrieb weiterhin Aerobic, später Jazztanz und Ballett. Das hielt mein Gewicht in Grenzen. Als ich dann heiratete und Kinder bekam, war es schwieriger, mein Gewicht zu halten. Nach der Geburt des dritten Kindes bekam ich die Pfunde mit Aerobic und Walking wieder in den Griff, so dass ich im Alter von 40 Jahren mein Traumgewicht hatte. Das stärkte mein Selbstvertrauen enorm. Nun bekamen mein Mann und ich eine neue Aufgabe in der Gemeindeleitung und zogen um. Der Wechsel Bild: Hedy Züger

vom Land in die Stadt und weitere Mehrbelastungen in der Erziehung der Kinder und in der Gemeinde bewirkten Stress. Fast unmerklich stieg mein Gewicht von Jahr zu Jahr in die Höhe und wurde zu einem zusätzlich belastenden Faktor. Über Jahre hinweg störten die überflüssigen Kilos meine innere Zufriedenheit. Ich schwankte zwischen Selbstannahme und Selbstablehnung. Das Kleiderkaufen wurde zur Belastung. Der Spiegel in der Umkleidekabine zeigte gnadenlos Pölsterchen und Dellen. Meine verschiedenen Versuche mit Diätprogrammen zeigten nur kurzfristigen Erfolg. Bei der Suche nach Ideen für mein Frauentreffen stiess ich auf das ‹Lebe leichter 12-Wochen Programm›. Das einfache und natürliche Konzept hat mich angesprochen: Kein Kalorienzählen, keine verbotenen Nahrungsmittel, keine separate Menüwahl. Ich habe es ausprobiert, und

Jacqueline Rieder, 49, verheiratet, drei Teenager, aktive Heilsarmee-Offizierin, wohnt in Luzern. bald konnte ich erste Abnahmeerfolge verbuchen. Besonders gefallen an diesem Programm haben mir die zwölf verschiedenen Themen. Es geht unter anderem um Selbstwert und Selbstannahme, also um Themen, die man mit biblischen Wahrheiten ideal vermitteln kann. Frauen müssen wissen, dass sie schön sind und sich auch mal wichtig nehmen dürfen. Deshalb habe ich mich entschlossen, ‹Lebe leichter›-Coach zu werden. Ich freue mich auf diese neue Herausforderung.»

permodels rücken Schönheit und Schlankheit absolut ins Zentrum. Das gibt eine Gesamtdynamik in unserer Gesellschaft, die diktiert, man müsse jung, erfolgreich und schön sein. Und dies beeinflusst Frauen und Männer. Das Idealbild des extrem schlanken weiblichen Körpers wirkt sich auf das Essverhalten der Frauen aus.

Wann ist der Wunsch nach weniger Gewicht noch normal? Wo wird es bedenklich und geht in Richtung Essstörung?

Die Übergänge sind fliessend. Der Bodymass-Index (BMI) gilt als Orientierung für das Normalgewicht. Essstörungen haben vielfältige Hintergründe. Da geht es nicht nur um Schönheit, sondern es spielen meist auch psychische Komponenten mit.

Was halten Sie von Diäten aller Art?

Ich habe selber auch schon Diäten eingesetzt. Es ist sinnvoll, darauf zu achten, dass man sich mit dem Gewicht im gesunden Bereich bewegt. Allerdings kann man mit einer zu radikalen oder einseitigen Diät den Körper gleichsam in Panik versetzen – er schaltet um auf Ernährungsknappheit, wie bei einer Hungersnot. Wenn dann wieder Nahrung kommt, lagert er erst recht Energie ein für den Notfall. Sinnvoller ist es, langsam abzunehmen, weniger zu essen, mehr Bewegung zu haben und sich Kenntnisse über gesunde Ernährung anzueignen. Es geht um die Veränderung des Lebensstils.

Welchen Rat geben Sie als Seelsorgerin Frauen mit Gewichtsproblemen?

Wenn es sich um massives Übergewicht handelt, braucht es meistens eine zusätzliche Hilfestellung. Eine Gemeinschaft, die gemeinsam abnehmen will und fachlich angeleitet wird, ist hilfreich. Die Seelsorge hat dann eine unterstützende Funktion, indem mit der Klientin Zufriedenheit, Selbstfürsorge, Lebensrhythmus, sinnvolle Lebensgestaltung und Beziehungsgestaltung angesprochen werden. idea Spektrum 14.2012


BR E N N P U N K T

Was sagt die Bibel zu Ernährungsfragen?

Sie sagt viel zu Ernährungsfragen, doch geht es dabei nicht um Gewichtsreduktion im eigentlichen Sinn. Das Grundthema ist der angemessene Umgang mit Schöpfungsgaben. Wir sollen, was wir essen, mit Dank annehmen. Bei den Essensvorschriften geht es um biblische Reinheitsgebote, Verhalten in Fest- und Fastenzeiten, also um kultische Ordnungen. Die haben zwar durchaus auch mit der Schöpfung zu tun, aber die Gesundheit steht nicht direkt im Zentrum. Im DanielBuch Kapitel 1 zum Beispiel geht es um die Treue zu Gott. Daniel und seine Freunde essen nur Gemüse, nicht um der Gesundheit willen, sondern weil sie nicht gegen die Reinheitsgebote der Thora verstossen wollen. Die Betonung ihrer Schönheit und Gesundheit hebt hervor, dass Gott seinerseits zu ihnen steht.

Ihre drei Tipps, wie wir Seele, Geist und Körper versorgen sollen?

Die Bibel versteht den Menschen als ein Ganzes. Die drei genannten Aspekte beeinflussen sich also gegenseitig. Deshalb: 1. Halte deinen Glauben lebendig und gesund; verbringe Zeit mit Gott und vermeide Extreme. 2. Lerne Dinge mit Freude und Dankbarkeit geniessen, auch den Sonntag! 3. Bewege dich ein wenig. Anmerken möchte ich dabei noch: Ziel des christlichen Glaubens ist definitiv nicht, gesund zu sterben, sondern mit Christus verbunden zu leben und zu sterben. Diese Schöpfung kommt an ihr Ende, wenn sein Reich vollendet wird. Interview: ESTHER REUTIMANN

Zur Person Monika Riwar, Single, wohnhaft in Muri AG, reformierte Pfarrerin, Beraterin SGfB und Supervisorin BSO sowie Erwachsenenbildnerin mit eidgenössischem Fachausweis. Sie ist Fachreferentin beim Bildungszentrum für christliche Begleitung und Beratung (bcb) sowie Beraterin und Supervisorin mit eigener Praxis in Zürich und Oberägeri. Vortragstätigkeit und Seminare zu seelsorgerlichen Themen. www.riwarberatung.ch

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Jacqueline Zimmermann: «Ich fühle mich schön» «Das Thema Körpergewicht verfolgte mich mein Leben lang. Mein Babyspeck, den ich einfach nicht loswurde, hatte in den Teenagerjahren eine dreijährige Magersucht zur Folge. Mein Endkampfgewicht lag bei 37 Kilogramm. Anfangs zwanzig kehrte etwas Ruhe ein, und ich erreichte ein normales Gewicht. Verliebtheit, Heirat und mein erstes Kind lenkten mich etwas vom Schlankheitsthema ab. Nach einer Fehlgeburt kamen dann einige ‹Trost-Kilos› dazu, und nach der Geburt unseres zweiten Kindes ein paar Übergewichtkilos. So begann sich die Abnehmen-Spirale wieder zu drehen. Ich probierte jede denkbare Diät aus. Dazu kamen negative Begleiterscheinungen wie verminderte Lebensfreude und falsche Selbstwahrnehmung, negatives Vorbild für die Töchter und die Infragestellung von Gottes wunderbarer Schöpfung. Vor einem Jahr bekamen mein Mann und ich die Chance, ein halbes Jahr in Rumänien zu leben. Ich nahm viele Bücher und christliche Zeitschriften mit. Fast in jeder dieser Zeitschriften sprang mich das Thema ‹Lebe leichter› an. Ich war wieder übergewichtig und kannte die Formel: Langeweile + Einsamkeit = Gewichtszunahme. Also wagte ich mit ‹Lebe leichter› einen weiteren Versuch. Ich bestellte das Buch und legte los. Als wir nach 14 Wochen in

PODIUM Überlegte Hilfe

Jacqueline Zimmermann, 47, verheiratet, zwei Kinder, Hausfrau, gelernte Medizinische Praxisassistentin, aktiv in der Evangelischen Landeskirche, Thal SG. den Heimaturlaub kamen, brachte mich die Waage zum Jubeln. Ich habe etwa zehn Kilogramm abgenommen und kann es bis heute problemlos halten. Und fast genauso schön: In meinem Kopf ist endlich Ruhe eingekehrt. Ich habe wieder Freude am Kochen und Backen. Ich freue mich auf eine Einladung, und ich gehe wieder gerne auswärts essen. Ich bin nun 63 Kilogramm schwer, habe immer noch einige Rundungen, die aber zu mir gehören. Ich fühle mich schön. Ich fand dann heraus, dass es Ausbildungen als ‹Lebe leichter-Coach› gibt. Diese zwei Ausbildungstage waren lehrreich und kostbar. Nun kann ich Frauen sagen, wie wunderschön sie sind.»

Mehr als nur abnehmen «LEBE LEICHTER» Zwei deutsche Pastorenfrauen haben

ein ganzheitliches Programm zum Abnehmen entwickelt.

Beate Nordstrand, 51, Diätassistentin, arbeitet als Ernährungsberaterin in Würzburg. Heike Malisic, 46, Fachfrau für Ernährungs- und Gewichtsmanagement, lebt in Oberkirch. Den beiden Pastorenfrauen liegt es am Herzen, dass Menschen zum Glauben an Jesus finden. Deshalb werden im Programm nicht nur die Bedürfnisse des Körpers berücksichtigt. Auch die Kompetenzzentren Herz und Kopf werden mit einbezogen. Die Fachfrauen glauben, dass «Lebe leichter» zu einem missionarischen Impuls für Gemeinden werden kann. Der Kurs sei hervorragend geeignet, Frauen anzusprechen, die sonst keinen Bezug zum christlichen Glauben haben. Da-

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mit die Treffen und Kurse professionell begleitet werden können, bieten Beate Nordstrand und Heike Malisic ein Training zum «Lebe leichter»-Coach an. Weil sie auch in der Schweiz grosses Interesse an ihrem Programm festgestellt haben, konnten diesen Frühling die ersten beiden Schweizer Coachs Jacqueline Zimmermann und Jacqueline Rieder ausgebildet werden. Anlässlich eines Frauenfrühstücks stellen die Autorinnen oder eine der Schweizer Coachs das Programm vor. Nebst Live-Treffen gibt es das 12-Wochen Programm auch als Online-Version.

Regelmässig erreichen uns Meldungen, dass weltweit Christen verhaftet, gefoltert oder sogar ermordet werden. Als christliches Land müssen wir alles Mögliche versuchen, um diesen verfolgten Menschen zu helfen. Leider gibt es Staaten, die selber für diese Übergriffe auf Christen verantwortlich sind oder dies ohne grosse Reaktionen einfach zulassen. Die Schweiz verteilt auf der ganzen Welt Milliarden in Form von Entwicklungshilfegeldern. Es ist selbstverständlich richtig, dass die reiche Schweiz hilft, Armut und Not auf dieser Welt zu lindern. Ohne die Zustimmung der Regierungen kann die Schweiz aber in diesen Ländern meist keine Hilfe leisten. Viele Staaten verlangen, dass die Finanzhilfe ganz oder teilweise über den örtlichen Staatsapparat abgerechnet wird. Selbstverständlich sind solche Länder mit leeren Staatskassen dankbar für die grosszügigen Gelder aus der Schweiz. Am 17. März 2011 reichte ich im Nationalrat eine Motion ein, die verlangt, dass der Bundesrat ein Konzept mit Bedingungen für die Ausschüttung von Entwicklungshilfegeldern erarbeiten muss. Dieses Konzept muss sich an der Frage orientieren, ob in dem jeweiligen Land Christen verfolgt werden. Bevor Geld in die Staatskasse fliesst, muss diese Regierung glaubhaft beweisen können, dass sie die verlangten Bedingungen erfüllt. In einer der letzten Ausgaben von «idea Spektrum» habe ich zu meinem grossen Erstaunen gelesen, dass es christliche Politiker gibt, die dieses Druckmittel zu Gunsten der verfolgten Christen nicht unterstützen wollen. In einer der nächsten Sessionen werden wir sehen, ob der Vorstoss eine Mehrheit finden wird. 42 Nationalräte aus SVP, CVP und Lega haben neben der EDU bereits beim Einreichen der Motion ihre Zustimmung bekundet. ANDREAS BRÖNNIMANN

ESTHER REUTIMANN www.lebe-leichter.com

Der Autor ist Altnationalrat der EDU und Unternehmer. Er wohnt in Belp BE.


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I nse r at e | s t e lle n Zur Ergänzung unseres Werkstatt-Teams suchen wir per sofort oder nach Vereinbarung eine motivierte und verantwortungsbewusste Persönlichkeit als

Reformierte Kirchgemeinde Ammerswil Dottikon Hägglingen

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Die Evangelisch-reformierte Kirchgemeinde Ammerswil AG erstreckt sich über die politischen Gemeinden Ammerswil, Dintikon, Dottikon und Hägglingen sowie über das Ballygebiet der Gemeinde Villmergen. Die Kirche und das Pfarrhaus stehen in Ammerswil. Das Büro Sozialdiakonie, das Sekretariat und der Arbeitsplatz des Teilzeitpfarramtes befinden sich in Dottikon.

für unsere Aussenstation in Winkel (Bülach).

Die Kirchgemeinde zählt rund 2200 Gemeindeglieder. Zwei Pfarrerinnen sind zu 100 resp. 25 % tätig. Die Stelle Sozialdiakonie umfasst 70 %, das Sekretariat 30 %. Auf 1. August 2012 oder nach Vereinbarung suchen wir eine(n)

Sozialdiakon oder Sozialdiakonin (70 %) Aufgabenbereich - Gemeinwesenarbeit - Arbeit mit Menschen unterschiedlichen Alters, mit Schwerpunkt in Kinder-, Jugendund Familienarbeit - Möglichkeit, diakonische Arbeitsschwerpunkte zu entwickeln Anforderungen - Abgeschlossene Ausbildung in Sozialdiakonie oder gleichwertige Ausbildung oder in Ausbildung dazu - Verwurzelung im evangelischen Glauben - Bereitschaft zur Mitarbeit bei ökumenischen Projekten

Für diese abwechslungsreiche Tätigkeit verfügen Sie über eine abgeschlossene Ausbildung als Mechaniker schwere Motorwagen und besitzen den Führerausweis der Kategorie C. Sie sind zuverlässig und arbeiten gerne selbstständig und effizient, zudem zeichnen Sie sich durch Ihre Loyalität, Eigeninitiative und Ehrlichkeit aus. Zusätzlich sind Sie bereit Pikettdienste an Wochenenden zu übernehmen. Wir bieten Ihnen einen innovativen Job mit Weiterbildungsmöglichkeiten, interessantes und selbstständiges Arbeiten mit hoher Eigenverantwortung und zeitgemässe Anstellungsbedingungen. Zur Unterstützung steht Ihnen ein grosses Team zur Seite. Haben wir Ihr Interesse geweckt? Senden Sie uns Ihre schriftliche Bewerbung bitte an:

Angebot - Vielseitige, abwechslungsreiche Tätigkeit - Neuzeitlich eingerichteter Arbeitsplatz - Anstellungsbedingungen und Besoldung nach Vorgaben der Landeskirche Bewerbungen sind mit den üblichen Unterlagen bis zum 23. April 2012 zu senden an den Präsidenten der Kirchenpflege, Peter Bircher, Obere Eichgasse 10a, 5607 Hägglingen, 056 624 17 50, bircher.16a@bluewin.ch, der auch gerne Auskünfte erteilt.

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TAG E SSC H AU

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Durch «Umwertung» das Alter würdigen JOURNAL SENIORENARBEIT Wie lässt sich Spiritualität im Alter gestalten? Was hat uns der Bestseller

«Heidi» heute noch zu sagen? An der Fachtagung der Evangelisch-methodistischen Kirche zur Seniorenarbeit vom letzten Samstag in Aarau gab es überraschende Antworten. Was Ralph Kunz als hilfreich fürs Alter bezeichnete, kam dem praktischen Theologen auch in Aarau zugut: Kompetenz, Humor, Tiefsinn. Ungeachtet seiner «Jugend» sprach der 45-Jährige aus seiner reichen Erfahrung, unter anderem auch als ehemaliger Altersheim-Seelsorger: «Alle Menschen sind alternd, vom ersten Tag des Lebens an. Es geht um eine Gewichtung: Betonen wir Altern als Prozess oder das Alter als Zustand?» Für den mehrfachen Familienvater ist klar: «Alt werden dürfen ist ein Segen, obwohl es ohne ‹Altersbresten› nicht geht. Das natürliche Sterben ist eigentlich etwas Wunderbares: Einfach sein dürfen, wie ein gesättigtes und gestilltes Kind an der Brust seiner Mutter.» Er plädierte für eine fundamentale Umwertung im Umgang mit Altersfragen und dafür, den Respekt vor der Einmaligkeit des Alters zu behalten.

«Sünder 55+» kehrt um

Die Lebenswürde alter Menschen verdeutlichte Kunz anhand von Johanna Spyris Bestseller «Heidi». Man erinnert sich: Heidi gelingt es durch ihre Natürlichkeit und kindliche Unschuld, dem zornigen und skeptischen Alpöhi, «einem verbockten, sozial isolierten, veritablen Sünder 55+» wieder Leben zu schenken. «Dieser merkt plötzlich: Ich werde gebraucht, entwickelt Fürsorge und Liebe und findet zur Heilung – eine der schönsten Bekehrungsgeschichten.» Heidi ihrerseits lernt in Frankfurt von Klaras Grossmama, wie mit Nöten und Ängsten umgegangen werden kann: «Jeden

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Der Freikirchenverband (VFG) hat Bundesrätin Eveline WidmerSchlumpf um ein Gespräch gebeten. Er kritisiert die Aufteilung in kultische und gemeinnützige Zwecke als «nicht sachgerecht», weil «praktizierter Glaube sich immer auch in gemeinnütziger Tätigkeit auswirkt.» Der VFG möchte die Situation klären und «zu einer einheitlichen Praxis in der ganzen Schweiz» beitragen. (idea) – www.vfg.ch

Für Jerusalem

Ralph Kunz: Theologieprofessor ohne Berührungsängste.

Augenblick zum lieben Gott hingehen und ihn um das bitten, was wir brauchen.» Zurück auf der Alp, liest Heidi dem Alpöhi die biblische Geschichte vom «Verlorenen Sohn» vor. Kunz ermutigte, «Geschichten der Bibel mit den Geschichten aus dem Leben zusammenwirken zu lassen und so zur eigenen Lebensgeschichte zu finden.»

Den Glauben «wachküssen»

«Im Mittelalter wurde das Leben als Kreis dargestellt: Gott in der Mitte, alles andere drumherum. Seit der Aufklärung wird der Lebenslauf mit Stufen dargestellt, wobei der Abschnitt 35 bis 55 zuoberst platziert ist. Wir haben die ‹Mitte› verloren, finden nicht mehr zum Ursprung zurück», beobachtet Kunz. «Menschen zwischen 35 und 55 sind mit der ‹Rush hour des Lebens› beschäftigt und nehmen sich keine Zeit für ihre religiöse Entwicklung.» Die Religiosität könne einschla-

Mit dem besonderen Etwas Stefan Moll, Pfarrer der EMK Zofingen (links), und Siegfried Stich stellten in Aarau ein innovatives Jungseniorenprojekt vor. Lange diskutierte man darüber, ob die Johanneskapelle in Strengelbach geschlossen werden sollte. Doch die Gemeinde

VFG schreibt Bundesrätin

schaffte den Turnaround mit dem «Besonderen»: Gottesdienste mit Schwerpunkt Gesang, Bild, Text. «Die Gottesdienste werden von durchschnittlich 80 über 55-jährigen Menschen besucht», freuen sich die Initianten. www.emk-strengelbach.ch

fen, von Dornen überwachsen werden. «Oft braucht es einen Prinzen, der uns wachküsst.» Für die am wenigsten erreichte Gruppe der 35- bis 55-Jährigen riet er, neue Möglichkeiten der Begegnung zu schaffen.

Vom Wert der Umwertung

«Ist Glaube ein Wachstum? Oder starten wir auf dem Höhepunkt, fallen dann ‹dem Herrgott ganz vom Karren›, um uns dann gegen Ende des Lebens wieder auf den Glauben zu besinnen?», fragte Kunz. Trotzdem: «Religiosität muss im Altern nicht zwingend grösser werden. Jedoch werden alte Leute spiritueller, weil es Wichtigeres als Geld und Karriere gibt.» Das Alter werde etwa auch als «natürliches Kloster» definiert, «weil wir uns von der Theaterbühne des Lebens zurückziehen dürfen, nicht mehr müssen müssen.» Diese bewusste Umwertung, das Bejahen dieses Lebensabschnitts trage letztlich eine grosse Kraft in sich, «im Alter gewisse Fragen und Probleme anders zu lösen, mehr auf Sorgfalt und Bedachtsamkeit zu achten, zur Abhängigkeit Ja sagen zu können». Oder, um es mit der Grossmutter zu sagen: «Wie hat mir dein Vorlesen wohlgetan, Heidi. Kreuz und Elende, das nimmt ein Ende!» THOMAS FEUZ www.emk-schweiz.ch Bilder: idea/tf, zvg

Sowohl die EVP (Evangelische Volkspartei) wie die EDU (Eidgenössisch-Demokratische Union) haben sich aus Anlass des «Internationalen Marsches nach Jerusalem» vom letzten Samstag für den Status Jerusalems eingesetzt: «Jerusalem ist und bleibt die Hauptstadt Israels», titelte die EVP, die EDU «Jerusalem gehört allen». Jerusalem werde in der Bibel unzählige Male genannt, jedoch nicht im Koran, schreibt die EDU. Die EVP hofft auf einen dauerhaften Frieden, «der ein Miteinander ermöglicht und die Lebenssituation aller Menschen in der Region verbessert.» (idea)

Dollenmeier tritt zurück

Stefan Dollenmeier, «EDU-Mann der ersten Stunde», tritt nach 13 Jahren per Ende April aus dem Kantonsrat zurück. Er wird durch den früheren Präsidenten der EDU Kanton Zürich, Erich Vontobel, ersetzt. Neuer Fraktionspräsident und damit Mitglied der Geschäftsleitung wird Heinz Kyburz. (idea)

Elternkomitee wird aktiv

Eine Gruppe von Basler Eltern will eine eidgenössische Volksinitiative zum «Schutz vor Sexualisierung in Kindergarten und Primarschule» lancieren. Anstoss dazu gab der umstrittene «Sex-Koffer». Über 3000 Protestbriefe aus christlichen Kreisen führten im vergangenen Sommer zu einer teilweisen Überarbeitung des Materials. Gemäss Initiativtext soll Sexualkundeunterricht ab der dritten Klasse schrittweise möglich sein; Sexualerziehung sei grundsätzlich Sache der Eltern. (idea)


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tag e ssc h au

Diese Gemeindebauer verstehen sich als «Labor» LEITERKONFERENZ René Christen, Pastor der Kirche im Prisma in Rapperswil, hat eine problembelastete Gemeinde zu

einer pulsierenden Freikirche entwickelt. An der Leiterkonferenz der Freikirchen erklärte er, wie das möglich wurde. Entscheidend für den Erfolg ist für René Christen nicht nur ein gutes Konzept – in Rapperswil sind es die «4D», sondern auch die von den Mitarbeitenden und Gemeindegliedern geteilte Über­ zeugung, dass solches Wachstum möglich und normal ist. Wäh­ rend der 16 Jahre, in denen Chris­ ten in Rapperswil gearbeitet hat, habe er 30 bis 50 wachstumsför­ dernde Faktoren entdeckt.

Kirche im Kino

René Christen hat seine Erkennt­ nisse und Prinzipien in das Kon­ zept «4D», vier Dimensionen, gegossen. Zusammengefasst sind es das übernatürliche Wirken von Gottes Geist (D1), die Motivation aus der guten Nachricht der Bibel und das Gebet (D2), die Vision, verbunden mit einem Leitbild und Werten, die von den Menschen ge­ teilt wird (D3), und die Kommuni­ kation nach aussen (D4). Christen legte in seiner Präsenta­ tion viel Wert auf die gute Quali­ tät der Angebote. So funktioniert zum Beispiel die Übertragung des Gottesdienstes in ein Kino auf technisch hochstehendem

Neuer VFG-Vorstand (von links): Daniel Moser (Sekretär), Siegfried Nüesch (Vizepräsident), Max Schläpfer (Präsident), René Winkler (Kassier).

Niveau, sowohl beim Bild wie beim Ton. Ebenso grossen Wert legte der Gemeindeaufbauer auf die Motivation und Förderung der Mitarbeitenden. Sein Ziel sei, «Mitarbeiter aufzubauen, die mich konkurrenzieren», so René Christen. Grosses Gewicht legt er auf den Gottesdienst, der nach wie vor das Hauptangebot der Kirche im Pris­ ma bilde. Bewährt habe sich dabei der Talk, Gespräche mit interes­

santen Leuten, die selbst nicht immer als Redner geeignet wären. Christen will immer wieder neu­ en Ideen Raum geben: «Wir ver­ stehen uns als Labor.»

Dürfen Gemeinden klein bleiben?

In einer lebhaften Diskussion wurden die Ausführungen des Referenten weiter entwickelt. Die Sozialdiakonie sehe er nicht unbedingt als Motor für den Gemeindebau, meinte Christen

auf eine Frage. Die biblische Bot­ schaft an den Menschen müsse im Zentrum stehen, die Identität des Christen, das gemeinsame Feiern und das Staunen über die Grös­ se Gottes. Auf dieser Grundlage könnten dann auch sozialdiako­ nische Projekte gestartet werden. Müssen Gemeinden wachsen? Darf es Gemeinden geben, die klein bleiben? Zu dieser Frage gab es geteilte Meinungen. Klar wurde, dass nicht jeder Pastor ge­ eignet ist, eine grosse Gemeinde zu führen, da die Leitung einer Gemeinde mit mehr als 200 Mit­ gliedern wesentlich komplexer wird. Schon wem es gelinge, die Mitgliederzahl zu halten, habe et­ was geleistet, Max Schläpfer, Präsi­ dent des Verbands der Freikirchen (VFG) fest. Man könne sowohl in kleinen wie in grossen Gemein­ den auftragsorientiert arbeiten. «Gross oder klein ist für mich nicht das Kriterium», meinte Jo­ hannes Wirth, Leiter der Kirche Hegi (Winterthur) dazu. «Haupt­ sache, sie wachsen». Fritz imhoF www.freikirchen.ch

DIE BEDEUTUNG VON OSTERN VERKÜNDEN

Kreuzigung in der Fussgängerzone Ostereier, Frühlingserwachen oder Auferstehung? Worum geht es eigentlich an Ostern? Wer auf der Strasse eine Umfrage zu diesem Thema macht, bekommt die unterschiedlichsten Antworten. Umso mehr setzen sich verschiedene Organisationen in der Schweiz dafür ein, dass die christliche Osterbotschaft nicht vergessen geht. Die Agentur-C, die Bibelverse plakatiert und inseriert, startet an den Feiertagen eine Aktion, mit der sie 2,5 Millionen Leser verschiedener Tageszeitungen erreichen will. Die Schweizerische Evangelische Allianz (SEA) berichtet: «Die Verteilung der Osterausgabe der ‹Viertelstunde für den Glauben› ist in vollem Gange.» Fast alle 230 000 Exemplare der Verteilzeitschrift seien bereits unter die Leute gekommen. Jetzt entschied man sich, noch einmal 270 000 nachzudrucken, die am Donnerstag dem «Blick» beigelegt werden. «In einer Zeit, in welcher 90 Prozent der Bevölkerung denkt, an Ostern gehe es um Schokoladenhasen, braucht es hin und wieder spektaidea Spektrum 14.2012

kuläre Aktionen, um auf die wahre Bedeutung von Ostern hinzuweisen», erklärte im letzten Jahr Gabriel Häsler, der Leiter der Evangelisationsplattform «Netzwerkbasel». Aus diesem Grund wurde der Barfüsserplatz in Basel gemietet, um eine öffentliche «Kreuzigung» durchzuführen.

Zu Requiem und Lesung

Natürlich hatte sich niemand tatsächlich hinrichten lassen. Ein Jesus-Darsteller trug sein Kreuz durch die ganze Innenstadt – begleitet von römischen Soldaten, den klagenden Frauen und einer ganzen Meute Statisten. Diese waren dazu da, die Jerusalemer Menschenmenge nachzuahmen und möglichst nicht mit lautem Gelächter, Hohn und Spott zu sparen. Am Barfüsserplatz angekommen, wurde Jesus unter den Augen hunderter Schaulustiger «gekreuzigt». Rund 90 Basler Christen beteiligten sich an dem Spektakel, bei dem rund 2 000 Ostertraktate verteilt wurden. Nun findet am

Samstagnachmittag das Schauspiel mit Kurzinput an gleicher Stelle wieder statt. Ein ähnliches Bild bietet sich den Passanten am Gründonnerstag um 16 Uhr in Langenthal. Die Arbeitsgemeinschaft für offene christliche Jugendarbeit (Acj) organisiert ebenfalls einen Passionszug. Durch die Marktgasse geht es bis zum «Choufhüsi». «Jesus wird ans Kreuz geschlagen. Das Geschehen wird von Requiem-Musik untermalt, unterbrochen durch Lesungen aus dem Originaltext», heisst es in einer Vorankündigung. ChristoF BauernFeind www.netzwerkbasel.ch www.acj.ch Bilder: zvg idea Spektrum 23.2011


TAG E SSC H AU

Breakdance auf der Dornenkrone?

ÄXGÜSI

KUNSTPREIS Die Darbietungen von Künstlern an der Preisverleihung von ARTS+ und

Vergeben ja …

Kulturfenster waren nicht für alle ein Ohren- oder Augenschmaus. «Das ist gut so», findet der Künstler Bryan Haab. «Kunst soll Fragen stellen, nicht beantworten.»

mann am Bass und Eric Rütsche am Schlagzeug. Während eines Podiumsgesprächs philosophierte der Pastor, Missionar und Autor Ellis Potter mit den Teilnehmenden über den Begriff «Geistlich». «Wenn ‹geistlich› unsichtbar ist, ist alles Sichtbare ungeistlich?», konterte er einen Definitionsversuch. Humorvoll, aber messerscharf reflektierte er die Diskussion. Auch er verwies auf die Schöpfung: «Gottes Schöpfung war gut, gut für den Menschen.» Kunst für etwas einzusetzen, nicht an sich zu verehren, sei das Ziel. Es komme auf die Herzenshaltung an. Augenzwinkernd formulierte er: «Liebe deinen Nächsten wie dein Werk!» Selbst Gott habe sich am siebten Tag von seinem Werk gelöst, es den Menschen zur Verfügung gestellt.

Der Kirchenraum war halb leer geräumt, auf dem Boden klebte eine Folie mit aufgedruckter Dornenkrone. Die klassische Friedenskirche in der Zürcher Altstadt bot den gewünschten Kontrast zu modernen Formen von Kunst, die von der Arbeitsgemeinschaft Arts+ und Kulturfenster gezeigt wurde. Mit Händen, Füssen und Kopf verteilte Christian Martinez während seines Breakdance Acrylfarbe auf dem Leidenssymbol. Der schweizerisch-kanadische Künstler Bryan Haab spritzte sie auf dessen Schuhe, T-Shirt und Mütze. Musikalisch wurde die Performance von der Pianistin Andrea Weland begleitet. Tanzen auf der Dornenkrone? Sie einfärben, mit Füssen treten? Was lösen solche Aktionen beim Zuschauer aus? Bryan Haab möchte mit seinen «Moving Colorz» (bewegten Farben) Fragen aufwerfen, zum Nach-Denken einladen. Und so waren etliche der Zuschauer irritiert von dieser Kunstform. «Ich muss mich zuerst daran gewöhnen», erklärte eine Teilnehmerin, die Comedy erwartet hatte.

Von Gotthelf bis Metheny

Die Preisverleihung des PrixPlus ist der Höhepunkt der christlichen Kulturszene in der Schweiz. Künstlerinnen, Künstler wie auch Interessierte treffen sich, tauschen aus und knüpfen Kontakte. Als besonderes Highlight wartet der Anlass mit Beiträgen aus verschiedenen Sparten auf. So rezitierte die Schauspielerin Dorothée Reize Texte von Jeremias Gotthelf, Kurt Marti und aus den Psalmen. Maria Strelbitska, ukrainische Violinistin der Welt-

Preisträger grüsst per Video

«And the winner is»: Michael Wespi.

klasse mit Wohnort Basel, und Polina Uschakowa am Piano begeisterten mit der kraftvoll vorgetragenen Sonate in g-moll von Bach und einer Sonate für Violine und Klavier von Beethoven. Das Trio von Carmine Maletta, einem Schweizer Jazz-Musiker mit italienischen Wurzeln, verwöhnte mit seinem sensiblen Gitarrenspiel in der Art von Pat Metheny die Ohren von Jazz-Liebhabern. Begleitet wurde er von Matthias Am-

Spannungsfeld Gemeinde In zwei Workshops wurde die Schöpfungskraft Gottes mit der Kreativität von Künstlern verglichen. Wer Kunst in Gemeinde leben wolle, stosse oft auf ein Spannungsfeld zwischen Stolz und falsch verstandener Demut. «Da liegt ein unerhörtes Potenzial brach, das nicht idea Spektrum 14.2012

genutzt wird!», klagte ein Musiker. Während sich einige Künstler gerne vergöttern lassen, kommen andere nicht mehr in die Gemeinde, weil sie nur als Künstler wahrgenommen werden, nicht als Mitchrist… www.artsplus.ch

Als Preisträger war aus 49 Vorschlägen der 23-jährige Bassersdorfer Sänger und Songwriter Michael Wespi gewählt worden. Mit seinem Album «Hope» wurde der Musiker von Radio DRS 3 im letzten Juni zum «best talent 2011» ernannt und auf den meisten Radiosendern der deutschen Schweiz gespielt. Neben der Qualität und Kreativität seiner Songs und Texte wertete die Jury die Tatsache, dass Wespi mit einer unbekümmerten und natürlichen Art seinen Glauben ohne Berührungsängste lebt und seine Auftritte und Musiktexte Hoffnung vermitteln. Der mit 1500 Franken dotierte PrixPlus wird an Kunstschaffende vergeben, welche – unabhängig von ihrer persönlichen Überzeugung – im Vorjahr der Preisverleihung durch ihr künstlerisches Schaffen den christlichen Glauben thematisiert und in der Schweizer Öffentlichkeit zur Diskussion angeregt haben. Weil er ein Konzert gab, konnte Michael Wespi den Preis nicht persönlich entgegen nehmen. Er bedankte sich mit einem Videoclip bei den Veranstaltern. MIRJAM FISCH-KÖHLER Bilder: Georg R. Rettenbacher, zvg

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Zu meinem christlichen Grundrepertoire gehört ganz selbstverständlich, wo immer möglich zu vergeben. Und dann? Was mache ich mit den zurückbleibenden Gefühlen, die sich dann und wann als Knoten in meiner Magengegend verankern und danach schreien, irgendwann doch noch Rache an meinen Peinigern – oder an irgendeinem unbeteiligten Dritten – zu nehmen? Ist mein Vergeben damit nicht eher als Verdrängen entlarvt? Wie kann ich wirklich frei werden und wieder unbeschwert mein Gott gewolltes Leben leben? Ich musste erkennen, dass ich einem grundlegenden Missverständnis unterlegen bin. Ich habe Vergebung mit Versöhnung gleichgesetzt! Ich habe zwar in bester Absicht vergeben, bin aber nicht frei geworden. Ich habe nicht vergessen können und mein zukünftiges Handeln damit der Gefahr ausgesetzt, jederzeit in alte Verhaltensmuster zurückzufallen. Was fehlte mir nur? Im Römerbrief, Kapitel 5, erklärt uns Gott, wie er sich selbst, als wir noch seine Feinde waren – also noch nicht einmal an ihn glaubten –, durch den Lebens- und Leidensweg von Jesus mit uns versöhnte. Aha! Versöhnung muss also der Schlüssel zur echten Freiheit sein. Aber wie geht das? Ich habe mit der Zeit entdeckt, dass Versöhnung ein Weg, ein Prozess ist. Er knüpft am Willensakt der Vergebung an, nimmt meine Prägungen, Erfahrungen und Bedürfnisse wahr und überführt meine aus Verletzungen entstandenen, negativen Denk- und Handlungsweisen in positive, lebensbejahende Verhaltensgrundlagen. Tönt esoterisch? Schon möglich. Ich verkündige diese Versöhnungsbotschaft im Sinne von 2. Korinther 5,18 –21 trotzdem mit Leidenschaft. Ich bin heute überzeugt, dass das, was Gott selbst für sich als gut, ja sogar notwendig erachtet hat, für mich nicht falsch sein kann! DANIEL LINDER Der Autor ist Mediensprecher von ICF Zürich.


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F ORU M

Wegen meines Berufs werde ich gelegentlich als Experte für Streitigkeiten angesehen. Tatsächlich ist die Streitbeilegung und Aussöhnung eine der schöneren Aspekte meiner Beschäftigung. Regelmässig landen auch Konflikte unter Christen auf meinem Schreibtisch. Dies überrascht im ersten Moment, denn wir Christen halten uns gemeinhin für konfliktfähig und hätten mit einem gerechten Gott sowie mit den Werkzeugen «Vergebung» und «Versöhnung» eigentlich auch die besten Voraussetzungen dazu. Para-

Islam ist gewalttätig «idea Spektrum» Nr. 12 – «Podium» von Maya Ingold Die Gedanken von Maya Ingold zum Thema Religionsartikel sind bedenkenswert. Aber gegen einen Satz wehre ich mich vehement: «Islamophobe Tendenzen in der Bevölkerung sind unverkennbar.» Ein grosser Teil unserer Bevölkerung hat begründete Vorbehalte gegenüber dem Islam, weil er die gewalttätigste und intoleranteste Religion der Welt ist. Der Vorwurf, islamophob zu sein, wird von Muslimen sofort gebraucht, wenn wir Fragen stellen oder ihre Aussagen bezweifeln. Der Islam ist auch die hauptsächlichste Ursache hinter dem palästinensisch-israelischen Konflikt. CLAIRE GLAUSER, Winterthur

Ein Bärendienst «idea Spektrum» Nr. 13 – «Nicht nur Christen», Antwort von Peter Niggli, Geschäftsleiter von Alliance Sud, auf den Kommentar «Das Schweigen der Feigen» Die Antwort von Peter Niggli hat mich sehr enttäuscht. Wenn er schreibt: «Eine einseitige Politisierung der Bedrohung der Christen durch die Angehörigen anderer Religionsgemeinschaften trägt nicht zur Lösung der Konflikte bei, sondern heizt sie weiter an», dann entsteht für mich der Eindruck von ideologisch geprägter, intellektueller Leisetreterei. Ich bin überzeugt, dass durch eine solch ängstliche Haltung den verfolgten Christen ein Bärendienst ideaSpektrum 14.2012

Womit wir bei der Frage wären, was zu tun ist, wenn zwei Parteien mit christlichem Hintergrund und erwiesen wird. Ein Engagement für vollständige Religionsfreiheit darf nicht an der klaren Erkenntnis hindern, dass Christen die weltweit am intensivsten verfolgte religiöse Gemeinschaft sind. In den letzten beiden Ausgaben von «idea Spektrum» stehen Artikel wie «Saudischer Grossmufti duldet keine christlichen Gemeinden in Arabien» oder «Der Gefangene des Monats April kommt aus Ägypten - Christ zu 6 Jahren Haft verurteilt» oder «Jeden Tag wird ein Mädchen entführt - wie erging es koptischen Christen in Ägypten?». Soll die Christenheit da wirklich alles relativieren, tolerieren und schweigen, um nur ja niemandem auf die Füsse zu treten? So bin ich dem SEK (Schweizerischer Evangelischer Kirchenbund) dankbar für sein Impulspapier «Solidarisieren und Handeln», in dem er sich mit den bedrohten Christen solidarisiert und seine Mitglieder zur Unterstützung aufruft. Von Vertretern christlicher Hilfswerke (zu Alliance Sud gehören auch Brot für 2012 11 14. März

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Christliche Streitkultur

doxerweise haben wir dennoch nicht die beste Streitkultur. Denn in einer falsch verstandenen Pflicht, mit allen Menschen Frieden zu halten sowie sanft- und demütig zu sein, gehen viele Christen einer offenen Auseinandersetzung aus dem Weg. Und dies, obwohl ein gründliches und sachliches Inventar aller Streitpunkte einer Aussöhnung oft erst den Weg bereitet. Der weltliche Gesetzgeber hat dies begriffen und in der neuen schweizerischen Zivilprozessordnung die Pflicht zur Durchführung einer Schlichtungsverhandlung verbindlich vorgeschrieben. Sinnigerweise hiess sie in einigen Kantonen früher «Aussöhnungsverhandlung».

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SYNERGIE

Wer an Jesus glaubt, riskiert gerade in muslimischen Ländern sein Leben, wie «idea Spektrum» in Nr. 11 aufgezeigt hat.

einem handfesten Streit (etwa über eine Geldforderung) sich nicht einig werden. Sollen sie diesen Streit vor Gericht austragen? Nach unserer Staatsordnung wäre dies der richtige Weg, um ein abschliessendes Urteil zu erhalten. Der Apostel Paulus hatte, was «Rechtssachen unter Christen» betrifft, klare Ansichten (siehe 1. Korinther 6). Kurz zusammengefasst findet er: man solle sich eher Ungerechtigkeit und Übervorteilung gefallen lassen, als seinen Bruder vor ein weltliches Gericht zu ziehen. Und er ist der Ansicht, Streitigkeiten unter den «Heiligen» seien durch diese selber zu beurteilen. Allerdings braucht die Durchführung eines solchen Verfahrens nebst Weisheit auch ein Minimum an juristischem Sachverstand. alle und HEKS/Hilfswerk der evangelischen Kirchen der Schweiz) erwarte ich als Christ ein klares Eintreten für an Leib und Leben bedrohte Christen auf der ganzen Welt! Amnesty International und die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) und die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) machen es Alliance Sud vor! Wie wäre es wohl herausgekommen, wenn Jesus von Nazareth bei seiner Botschaft sich auch immer zuerst gefragt hätte, ob seine Worte «politisch korrekt» oder gar «einseitig» sind? URS HEBEISEN, Herzogenbuchsee

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Aus diesem Grund äussere ich an dieser Stelle erstmals öffentlich die Idee, in absehbarer Zeit (zum Beispiel auf Stufe der Evangelischen Allianz) ein christliches Schiedsgericht einzurichten, welches die vornehme Aufgabe hat, zivilrechtliche Streitigkeiten unter Christen zu schlichten und zu entscheiden. Die rechtlichen Voraussetzungen zur Einrichtung einer solchen Institution liegen längst vor. Wer ist bereit, diesen Gedanken aufzunehmen und zu entwickeln? DANIEL ALBIETZ Der Autor ist Anwalt und Gemeinderat (Exekutive) in Riehen BS. www.albietz.biz, www.riehen.ch

Holocaust-Überlebender, hätte ohne das messianische Zeugnis nie meinen Erlöser kennengelernt. CARL FLESCH, Basel

Nichts gelernt?

«idea Spektrum» Nr. 11 – «Was glaubt eigentlich Gauck?»

Joachim Gauck schreibt: «Mit einem unglaublichen Schrecken erkennen wir, dass die Menge an Wissen nicht ausreicht, um die Welt zu verbessern. Es hat nie eine gebildetere Nation gegeben als die Deutschen im frühen 20. Jahrhundert. Aber nicht in den Tiefen Afrikas oder Asiens, sondern in diesem aufgeklärten mitteleuropäischen Land ist die Diktatur mit dieser Perfektionierung von Mordgier «idea Spektrum» Nr. 12 – «Brauchen auch Juden Jesus zum Heil?» aufgebrochen. Wir müssen uns davor Mit Wladimir Pikmans Ansicht kann hüten, dieses furchtbare Phänomen ich mich völlig identifizieren. Das nur als einen einmaligen historiContra-Argument von Thies Gund- schen Schrecken zu deuten, wenn lach kann man nur so verstehen, dass wir vom Holocaust sprechen.» Das er als Deutscher der Nachkriegsge- lässt mich bange fragen, ob wir aus neration starke Hemmungen hat, der Geschichte nichts gelernt haben. Juden Jeschua als ihren Messias zu Jesus hat den Pharisäern vorgeworbezeugen. Er rechtfertigt sich mit fen, sie würden versuchen, alles richeinem Bibelzitat aus Römer 11,25, tig zu machen, aber dabei das Wichwelches das Volk Gottes als Volk tigste vergessen (Matthäus 23,23). (Israel) betrifft. Das Argument «die Durch das Schulsystem wird meiner Fülle der Heiden zum Heil» bezieht Erfahrung nach der Kollektivismus sich auch auf die Masse, die Zahl der viel zu sehr absolut gesetzt. Der Heidenchristen, und nicht auf die Mensch braucht gesunde BeziehunMission an den einzelnen Menschen. gen, aber ohne die Preisgabe seiner Paulus selber war ein Jude, dem der Individualität. Als die «GeburtsstunHerr selber erschien, und so waren de der Kriegsbereitschaft» bezeiches während 2000 Jahren unzählige net der bekannte österreichische Juden, die in Jeschua ihren Messias Psychiater Erwin Ringel es, wenn erkannt haben. Der Missionsbefehl Grundbedürfnisse des Menschen unterscheidet nicht zwischen Juden missachtet werden. und Nicht-Juden: «Gehet hin!» Ich, als ELISABETH MEIER, Binningen

Der Erlöser für alle


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w i r t sc h a f t

Er fabriziert Friedens-Roboter für Kriegsgebiete MINENRÄUMUNG Die Stiftung Digger produziert in Tavannes BE Hilfsmittel zur Vernichtung von Minen. Ihre fernge-

steuerten Roboter kommen dort zum Einsatz, wo kein menschlicher Fuss auftreten sollte. Vom humanitären Engagement profitierten Tausende von Menschen – unabhängig vom religiösen, ethnischen oder politischen Hintergrund.

Mit Innovationsgeist, viel Mut und Ausdauer hat sich die heute 14 Mitarbeitende zählende Stiftung Digger weltweit einen Namen gemacht. Der Aufbau brauchte mindestens so viel Überzeugungsarbeit wie Kapital. Ganz am Anfang standen eine Kanone und ein Traum des Firmengründers.

Starkes «Déjà vu»

Der Firmengründer und heutige Direktor Frédéric Guerne ist in Tramelan BE aufgewachsen. «Alle Kinder damals kannten das Zeughaus in Tavannes. Mir imponierte vor allem die Kanone beim Eingang», erinnert sich der heute 43-Jährige. Später dann träumte der Elektroingenieur eines Nachts – nicht von der Kanone, sondern vom Areal, auf dem sie gestanden hatte. «Ich wurde im Traum zu

Impressum Idea Schweiz Herausgeber: Idea Information AG, 4410 Liestal Verwaltungsrat: Heiner Henny, Präsident; Sam Moser, Stellvertreter; Paul Beyeler, Hans Lendi, Hansjörg Leutwyler, Hanspeter Schmutz Ideelle Trägerschaft: Schweizerische Evangelische Allianz (SEA), Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG), Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) Redaktion: Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 44, Fax 031 819 71 60 E-Mail: redaktion@ideaschweiz.ch Internet: www.ideaschweiz.ch Chefredaktor: Andrea Vonlanthen Büro: Bahnhofstr. 65, 9320 Arbon Tel. 071 446 70 02, Fax 071 446 74 88 E-Mail: andrea.vonlanthen@ideaschweiz.ch Redaktor: Thomas Feuz Erweitertes Team: Esther Reutimann, Christian Bachmann, Mirjam Fisch-Köhler Praktikum: Christof Bauernfeind Kundenberatung Anzeigen: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 17, Fax 031 819 38 54 E-Mail: inserate@ideaschweiz.ch Aboservice: Jordi AG – das Medienhaus, Franziska Schüller, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 20, Fax 031 819 38 54 E-Mail: abo@ideaschweiz.ch Abopreise: Jahresabo Fr. 145.–, Seniorenabo Fr. 117.–, Halbjahresabo Fr. 77.–. Das Abo ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar. Konto: PC-Konto 40-788586-4 Idea Information AG, 4410 Liestal Layout/Druck/Versand: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp www.jordibelp.ch

Bilder: idea/tf, zvg

einer Besichtigung eingeladen und stand vor dem Hauptgebäude. Dann hörte ich eine Stimme: ‹Nein, nicht jenes Haus, dieses hier!› Ich folgte der Stimme in ein Nebengebäude. Dieses bestand innen aus viel Holz. Darum sagte ich: ‹Das ist nicht ideal. Ich möchte das Gebäude nebenan!›» Monate später wurde das Zeughaus zum Kauf ausgeschrieben. Es fand sich kein Käufer, die Stiftung konnte das Areal mieten. «Eine fantastische Sache», meint Guerne. «Absolut ideal für ein so verrücktes Projekt wie unsere Digger.» Als er damals die Liegenschaft vor Ort prüfte, hatte er das starke Erlebnis eines «Déjà-vu». «Es war genau so, wie ich es bereits im Traum gesehen hatte. Ich wusste: Das ist unser Platz!»

Ein «Panzer» für den Frieden

1998 gründeten der an technischen Fragen interessierte Idealist und eine Handvoll Gesinnungsgenossen den Verein Digger. Das Anliegen: in der Frage der Antipersonenminen aktiv werden. Der Verein wurde 2005 in eine nicht gewinnorientierte Stiftung umgewandelt. Die Stiftung ist spezialisiert auf die Entwicklung, Fabrikation und den Vertrieb von ferngesteuerten Minenräumgeräten. Der vier Tonnen schwere Digger D-1 konnte die Minen mit seinen Messern doppelt so schnell wegräumen, wie es manuell möglich war. Zudem senkte er das Unfallrisiko auf rund 20 Prozent. Der D-2 bewährte sich 2006 mit seinen Flegeln im extrem trockenen, staubigen Klima Nordsudans. «Ein Einsatz bei Temperaturen bis 50 Grad Celsius ist problemlos möglich», erklärt der zweifache Vater. Und gewährt mir stolz einen Exklusiv-Einblick ins Innere des brandneuen D-3: «Eigentlich ist alles ‹très simple›. Hier befinden sich ein Dieselmotor von John Deere mit rund 170 PS, ein ausgeklügeltes Kühlungssystem, eine praxiserprobte Hydraulik und die weiter verfeinerte Entminungsfräse. Das Gerät ist rundum mit zehn Millimeter

Grosse Aufgabe: Frédéric Guerne.

dickem Qualitätsstahl gepanzert und wartungsfreundlich.» Das neueste Modell schafft so viel wie 200 manuelle Minenräumer. Die Fernbedienung erlaubt ein sicheres Arbeiten aus bis zu 500 Metern Distanz. Die Entwicklungszeit der rund 500 000 Franken teuren Geräte dauert zwischen zwei und drei Jahren. Doch ist es nicht allein die Technik, die Guerne begeistert. Das Engagement seiner Stiftung ist ein Segen für ehemalige Kriegsgebiete. «Ist ein Feld von Minen geräumt, kann der frühere Besitzer das Land wieder bebauen und sich eine Existenz aufbauen.»

In erster Linie Christ

Im Jura wohnen zahlreiche Pazi-

fisten, nicht zuletzt als Folge der seinerzeit auf über 1000 Metern Höhe angesiedelten Täuferfamilien. Frédéric Guerne ist Realist: «Wir stehen in einem langen Prozess und brauchen viel Ausdauer. Ich bin überzeugt, dass unser Engagement vielen Familien in armen Gebieten das Überleben ermöglicht und ihr Leben sicherer und lebenswert macht.» 40 Prozent der Einnahmen stammen aus Spenden eines Freundeskreises. «Wir sind konfessionell neutral», betont Guerne. Er selber ist Mitglied einer Freikirche und hat ein grosses Herz für seine Mitmenschen. Er versteht sich in erster Linie als Christ und denkt auch politisch in grossen Dimensionen. Ein grüner Politiker hatte der Stiftung damals zur Miete des Betriebsareals verholfen. Vor zwei Jahren konnte das frühere Verwaltungsgebäude hinzugemietet werden – jenes Gebäude, dem Guerne damals im Traum den Vorzug gegeben hatte. «Eine weitere Bestätigung! Ich erinnere mich immer daran, wenn wir vor schwierigen Entscheidungen oder finanziellen Engpässen stehen.» Während er das sagt, geht Frédéric Guernes Blick nach oben. Ganz Romand, klopft er mir spontan auf die Schulter und sagt: «Ich könnte viele Geschichten über Gottes Inspirationen im Alltag erzählen.» Digger aus Tavannes haben in Bosnien-Herzegowina, Benin, Senegal oder Sudan Geschichte geschrieben. Genauso, wie Gott es im Leben des Firmengründers und heutigen Direktors tut. Frédéric Guerne will weiterhin dafür offen bleiben. THOMAS FEUZ

Tipp für den Gemeindeausflug Das im früheren Verwaltungsgebäude untergebrachte Museum steht Interessierten, Gruppen und Schulklassen offen. Auf dem Zeughausvorplatz laden ein «Minensuchercamp», ein Container mit Simulationsanlage und praxiser-

probte Digger zur Besichtigung ein. Tavannes ist ab Biel in rund 20 Minuten bequem erreichbar. www.digger.ch, www.expo-digger.ch

idea Spektrum 14.2012


M i ssion g loba l

«Was bedeutet Ostern?» AktUEll

BlOG

UMFRAGE Welche Bedeutung hat das Osterfest für Leitungs-

Change camps

«Ostern bedeutet für mich zwei Gegensätze. Einmal den Karfreitag, welcher die zeitweise dunklen (Wüsten-)Zeiten in meinem Leben symbolisiert: Da, wo ich manchmal den Eindruck habe, keinen Weg zu sehen, kein Licht, keine Freude und kaum Wärme zu haben, wo jedoch Schmerz und Tränen viel Raum bekommen. Zum anderen der Ostersonntag, welcher das Licht, die Hoffnung, die vergebende Hand, den Sieg von Jesus, die Liebe des Vaters, Freude, wahres Leben und Gottes Verheissungen für mich ganz persönlich greifbar, spürbar und erlebbar macht.»

Gemeinsam mit der lokalen Freikirche führen wir einen Einsatz durch. «Herr, schick mir die Leute über den Weg, die nach dir suchen!», bete ich. Plötzlich springt eine Türe auf, und eine ältere Frau holt rasch ihre Post aus dem Briefkasten. «Darf ich Ihnen einen Gratiskalender anbieten?», fragte ich. Meine Frage führt zu einer angeregten Diskussion über Gott und die Welt. Zwei Tage später verteile ich den Kalender in einer Wiener U-Bahnstation. Ein junger Ausländer will mehr über meinen Gott wissen. Nach einem kurzen Gespräch geht er glücklich mit seinem Kalender davon. Ich bin immer wieder überrascht von Gottes Timing. Möchten Sie das auch konkret erleben? Evangelistische Kurzeinsätze bieten immer wieder eine Möglichkeit dafür.

persönlichkeiten von christlichen Missionswerken?

Karin Quenzer, Administration Licht in Lateinamerika

«Das Ostergeschehen begeistert mich zutiefst, weil hier Gottes Triumph über die Mächte der Finsternis besiegelt wurde. Jesus ist auferstanden – wahrhaftig auferstanden! Er ist die Erstgeburt der neuen Schöpfung und gibt uns so eine erste Idee davon, wie diese Neuschöpfung aussehen wird. Das ist der Kern der christlichen Hoffnung, über die ich mich freue und die es wert ist, als frohe Botschaft der ganzen Welt bekannt gemacht zu werden.» Hannes Wiesmann, Direktor Wycliffe Switzerland

«Der Herr ist auferstanden.» «Der Herr ist wahrhaftig auferstanden!»

LuKas WäfLer www.msd-online.ch

MISSIOn-nEWS

Bald geschafft: «Mission possible» MISSIONSDIENST Urs und Susi Meier waren vier Jahre in Westafrika tätig. Zwei Monate vor ihrer Heimreise nehmen sie eine Standortbestimmung vor.

Ist eure Mission «erledigt»? Susi Meier: Ja, soweit das in einem afrikanischen Land überhaupt möglich ist. Wir konnten mit der protestantischen Kirche von Guinea eine Ehe- und Familienarbeit in Gang bringen. An Konferenzen und in Sonntagspredigten zeigten wir auf, dass eine Ehe nach biblischen Grundsätzen eine erfreuliche Sache ist. Wir haben über hundert Pastoren-Ehepaare ausgebildet, die nun ein Eheseminar anbieten. Urs Meier: Guinea ist ein islamisches Land mit knapp zwei Prozent Christen. Hier gilt die Frau als Sklavin. Ein Mann kann seine Frau «entlassen», wenn sie zum Beispiel keine Kinder bekommt oder den Schwiegereltern nicht passt. Frauen werden oft geschlagen, wenn sie etwa den Geschlechtsverkehr verweigern oder nicht bedingungslos gehorchen. Uneheliche Kinder und Polygamie sind an der Tagesordnung. Über 80 Prozent der Mädchen werden beschnitten, die Familienplanung ist ein Tabu. Susi Meier: Umso mehr freuen wir idea Spektrum 14.2012

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uns an den vielen Familien, die vom Ehekurs profitiert haben. Positive Veränderungen sind sichtbar! Wir haben Lehrmaterial erarbeitet und konnten zur Verbesserung der Gesundheitssituation beitragen.

Was werdet ihr vermissen? Susi Meier: Mir wird der einfache Lebensstil fehlen. Es geht auch ohne so vieles, was in der Schweiz selbstverständlich ist, aber viel Energie verbraucht. Ich kann es kaum fassen, wie in Afrika eine ganze Gesellschaft auf dem «1-Dollar-Level» lebt und dabei noch singt, abends auf einem Feuerchen den täglichen Reis kocht, von Hand wäscht und sich wenig ums Morgen sorgt. Da werden wir in der Schweiz wieder mit mehr Sorgen und Ängsten «auf hohem Niveau» konfrontiert sein…

Eure Zukunftsperspektive? Urs Meier: Wir würden unser Know-how gerne in einem christlich-sozialen Engagement einbringen. Gerade haben uns Freunde angefragt, ob wir unsere Afrika-Erfahrung nicht im Asylbereich einbringen möchten. Wir sind überzeugt, dass der himmlische Vater etwas Gutes für uns vorbereitet. Für mich steht fest: Der Einsatz fürs Reich Gottes in Afrika muss weitergehen! Interview: niKLaus meier Das Interview wurde geführt, kurz bevor Urs und Susi Meier zu einem zweiwöchigen «Lehrdienst im Urwald» aufbrachen. Susi Meier unterschrieb die Antwortmail mit «sUrSi», Urs Meier seinerseits sandte herzliche Grüsse «aus dem milden Westen». Bilder: zvg

Hat es wohl Mehl im Regal? Wo ich wohne, gibt es keine Supermärkte und Einkaufszentren, wo man alles im gleichen Laden findet. Die Läden hier führen nicht immer alles. Ich erinnere mich an die Zeit, wo ich tagelang nach Mehl suchte. Für Gemüse und Früchte gehe ich auf den Markt, zum Früchteladen oder zum «Ammo» (Onkel – so nennen ledige Frauen ältere Verkäufer) mit dem Obst-Lieferwagen.

Der Preis ist bezahlt!

Ich frage meinen «Ammo»: «Wie viel kosten diese Kakis (eine Art Tomaten)?» Er meint: «Hmm, für dich 2,25. Dir kann ich einen Spezialpreis geben.» Oft muss ich schmunzeln. Wahrscheinlich gilt dieser Sonderpreis auch für andere, aber das ist egal. Es gehört zum Charme hier, dass man so «speziell» behandelt wird. Leider sah ich «meinen Ammo» während langer Zeit nicht mehr mit seinem Lieferwagen am gewohnten Standort. War er krank? Oder etwa gar gestorben? Nein, bitte nicht! Hat er die Gute Nachricht denn schon erzählt bekommen? Er hat wahrscheinlich noch nicht Frieden mit Gott gemacht. Er kann ganz einfach noch nicht gehen! Dann war er eines Tages plötzlich wieder da. Ich fragte ihn, wo er gewesen sei. Er hätte gesundheitliche Probleme gehabt, sagte er mir. Doch nun ist er erneut nicht mehr da. Ich bete, dass es noch nicht zu spät ist für ihn, mit Gott ins Reine zu kommen. Da es für mich als Frau schwierig ist, mit Männern tiefe Gespräche zu führen, hoffe ich, dass Gott meinem «Ammo» anders begegnet – durch eine Vision, einen Traum, einen gläubigen Mann. Und dass er das Angebot von Jesus Christus annimmt. Denn dieser hat auch für meinen «Ammo» bezahlt, als er am Kreuz sagte: «Es ist vollbracht!» Keinen Sonderpreis zwar – denn es gilt für alle derselbe Preis. Aber bezahlt ist er bereits! Amira (arbeitet in der Arabischen Welt) Hinweis In der Rubrik «Mission global» öffnen wir monatlich ein Fenster zur weiten Welt. Amira lässt uns an ihrem Erleben teilhaben, während weitere Beiträge über Projekte von interkulturell tätigen Schweizer Werken informieren. (tf )


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Spanien: 5.337 Menschen wurden Christen EVANGELISATION Protestanten luden Arbeitskollegen, Freunde und Verwandte zu einer bisher einmaligen Aktion nach Hause ein.

I

n Spanien ist eine landesweite evangelische Kampagne auf große Resonanz gestoßen. Bei der Aktion „Mi Esperanza“ (Meine Hoffnung) luden Christen Arbeitskollegen, Freunde und Verwandte zu sich ein. Dabei schauten sie sich evangelistische Fernsehsendungen an und erzählten von ihren Glaubenserfahrungen mit Jesus Christus. Die drei halbstündigen Sendungen wurden im Dezember im Staatsfernsehen und von Lokalsendern ausgestrahlt. Über eine erste Auswertung des Missionsprojekts berichtet das evangelikale Missionswerk „Evangelisation in Aktion“ im Informationsblatt der West-EuropaMission (Wetzlar). Danach beteiligten sich 5.307 Haushalte an der Aktion. Sie luden 23.856 Gäste ein. 5.337 Personen hätten sich für ein Leben als Christen entschieden, und 11.951 Bürger wollten mehr über den christlichen Glauben wissen, schreibt die Missionarin Ana Maria Huck (Madrid).

„Eine nie gekannte Erfahrung“ Nach ihren Worten war „Mi Esperanza“ eine „beeindruckende und bisher nie gekannte Erfahrung in der Geschichte der evangelischen Gemeinden in Spanien“. Bei der Aktion habe man besonders großen Wert auf das Gebet gelegt. „Mi Esperanza“ ist ein Programm der Billy-GrahamGesellschaft. Es wurde erstmals in Europa

umgesetzt. Zuvor war es in fast 60 Ländern anderer Kontinente durchgeführt worden.

Die meisten Protestanten kommen aus dem Ausland Die West-Europa-Mission unter Leitung von Johannes Pfründer unterstützt sieben Missionare in Spanien. Nach seinen Angaben sind die meisten Protestanten Migranten und evangelikal geprägt. Der Anteil der einheimischen Evangelischen betrage lediglich 0,2 %. Formell seien zwar etwa 90 % der Bevölkerung Katholiken, Schätzungen zufolge stellten jedoch Atheisten einen Bevölkerungsanteil von 30 %. Erst seit 35 Jahren – nach der FrancoDiktatur von 1939 bis 1975 – herrscht in Spanien Religionsfreiheit. P

b www.west-europa-mission.de 06441 42822

Die Evangelisationen in Spanien fanden meist im Wohnzimmer statt.

Russland: Erstmals wird Protestant Bürgermeister einer Großstadt In Russland ist erstmals in einer Großstadt ein Protestant zum Bürgermeister gewählt worden. Bei einer Stichwahl in der 720.000 Einwohner zählenden Stadt Toljatti an der Wolga setzte sich der parteilose Baptist Sergei Andrejew durch. Auf den 39-Jährigen entfielen fast 57 % der Stimmen. Andrejew wurde in der St. Petersburger Baptistengemeinde „Neues Leben“ zum Laienprediger ausgebildet. 1993 zog er als Lehrer nach Toljatti. Die Stadt ist vor allem durch die LadaAutomobilwerke bekannt. Im Vorfeld der Stichwahl hatten Gegner Stimmung gegen Andrejew gemacht. Sie hängten Plakate auf, die die von Sonnenstrahlen beschienene orthodoxe Kathedrale von Toljatti zeigen. Daneben ist in dunklen Farben das baptistische Bethaus zu sehen, das von einem Raben umkreist wird. Der Präsident der „Russischen Union der Evangeliumschristen-Baptisten“, Alexei Smirnow (Moskau), protestierte gegen das „Schüren des interkonfessionellen Hasses“. Von den 142 Millionen Bürgern Russlands sind 35 Millionen Orthodoxe und nur 0,74 Millionen Protestanten.

China: 70 Besucher festgenommen

Spanien 47 Millionen Einwohner Katholiken Protestanten

NOTIERT

90 % 3%

Im Westen Chinas sind mehr als 70 Besucher einer christlichen Hausgemeinde vorübergehend festgenommen und verhört worden. Wie das Hilfswerk China Aid Association (China-Hilfsvereinigung) mit Sitz in Midland (Texas) berichtet, stürmten am 18. März zehn Polizisten den Raum im Privathaus von Pastor He Enjun in der Präfektur Aksu (Autonomes Gebiet Xinjiang). Sie erklärten, dass es sich um eine illegale Versammlung handele und beschlagnahmten Bibeln und PCs. Die Teilnehmer der Hausversammlung wurden zu Polizeistationen an ihren Arbeitsstätten gebracht und teilweise zwei Tage lang festgehalten. Nach Angaben von China Aid besteht die staatlich nicht registrierte Hausgemeinde seit fast 20 Jahren. Die meisten Christen in der kommunistisch regierten Volksrepublik versammeln sich in staatlich nicht anerkannten Hausgemeinden, um der Kontrolle des Regimes zu entgehen.

Foto: West-Europa-Mission

16

14.2012


N AC H R IC H T E N

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Frischer Wind am Frischen Haff KÖNIGSBERG In eine der atheistischsten Regionen Europas geht ein engagierter evangelischer Theologe aus der Pfalz: Thomas Vieweg.

Blick auf Königsberg. Kleines Bild: der wiederaufgebaute Dom

V

ieweg wird ab August Propst für die rund 2.100 Lutheraner im nördlichen Ostpreußen. Der 59-jährige gebürtige Erfurter – seit 13 Jahren an der Spitze des Kirchenbezirks Kirchheimbolanden zwischen Kaiserslautern und Mainz – übernimmt für 3 Jahre die Leitung der Evangelisch-Luthe-

V. l.: Thomas Vieweg, Vakanzverwalter Pastor Paul Kluge, Monika Vieweg, Bischof Dietrich Brauer von der EvangelischLutherischen Kirche Europäisches Russland

Gemeinden in Nordostpreußen helfen will, kann sich an Propst Thomas Vieweg wenden, der noch bis Anfang August in Deutschland erreichbar ist: thomasvieweg@t-online.de 0173 6555880

Thomas Vieweg wird der vermutlich letzte von der EKD entsandte Propst sein. In der

Die ev.-luth. Gemeinden der Propstei Kaliningrad / Königsberg

el

Stettin

la nd

Fotos: Viehweg/Probstei Königsberg; Übrige/PR

b Wer den sehr armen russlanddeutschen

m

14.2012

Für seine neue Aufgabe bringen Viewegs gute Voraussetzungen mit. In der Schule hatten beide in der DDR Russisch lernen müssen. Als Theologiestudent hat Thomas Vieweg in Ost-Berlin intensive Erfahrungen mit einem politisch schwierigen System gemacht, sagte er zu idea. Nach vielen Schikanen durch die Stasi verließen er und seine Familie 1984 die DDR. P

Übergang in einheimische Hände

Das dreigeteilte Ostpreußen Die Zahl der Christen in dem bis 1945 fast ausschließlich evangelischen Gebiet liegt nach der 45 Jahre währenden sowjetischen Verfolgungszeit und 20 Jahren relativer Demokratie bei etwa 26 % der fast eine Million Bürger (meist Russen) in der Region, die fast so groß ist wie SchleswigHolstein. Die meisten sind orthodox. Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs war Ostpreußen Teil des Deutschen Reiches. Seitdem ist es dreigeteilt: Der Norden –

Viele Erfahrungen in der DDR

Me

rischen Propstei Königsberg (Kaliningrad). Wie Oberkirchenrat Michael Hübner (Hannover) gegenüber idea sagte, hätten alle Gremien in Königsberg die Berufung einstimmig ausgesprochen. Demnächst soll noch die Bestätigung durch den Rat der EKD erfolgen. Viewegs Vorgänger in Königsberg – Jochen Löber – musste aus persönlichen Gründen bereits im letzten Jahr wieder nach Deutschland zurückkehren.

zweiten Hälfte seiner 3-jährigen Amtszeit soll Vieweg seinen einheimischen Nachfolger bei der Einarbeitung begleiten. Unterstützt wird Vieweg von seiner Frau Monika, die von der EKD als theologische Mitarbeiterin ausgesandt wird.

das Memelland – gehört zu Litauen, der Süden zu Polen und die „Mitte“ zu Russland. Die nach der sowjetischen Eroberung übrig gebliebenen 20.000 Deutschen in Nordostpreußen (Kaliningrader Gebiet) wurden 1947 und 1948 hauptsächlich in die Sowjetische Besatzungszone (die spätere DDR) deportiert. Erst nach dem politischen Umsturz – 1989–1991 – durften Deutsche aus Kasachstan und Sibirien ins nördliche Ostpreußen umziehen. Die Protestanten unter den rund 8.000 Zugezogenen gründeten mit Hilfe der EKD die lutherische Propstei, die heute rund 40 Gemeinden mit 7 Geistlichen umfasst. In der Königsberger Auferstehungskirche und in Gumbinnen finden zweisprachige (deutsch und russisch) Gottesdienste statt. Die Kirche unterhält ein Rehabilitationszentrum für Kinder und Jugendliche, eine Diakoniestation und ein Altenpflegeheim.

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Königsberg Mehlauken

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Brandenburg Peterswalde

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POLEN / SÜDOSTPREUSSEN

Prawdinsk

Domnau

Insterburg

Norkitten

Friedland Domnowo

Tschernjachowsk

Meschdurechje

N N O R D O S T P R E U S S E Druschba

Pörschken Gwardeskoje Mühlhausen

LITAUEN

Bolschoeje Matrossowo

Liska-Schaaken Groß Legitten Zimmerbude

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Golovkino Cranz Nemonien/Elchwerder Nekrassowo

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52

Berlin

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Königsberg/ Kaliningrad

8 Km

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Lesgewangen Schtscheglij

Saugehnen Gussev

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Barbuschkino

Degesen

Tschisti Prude

Gumbinnen Tollninkehnen Newskoje Schwalbental Jasnaja Poljana Trakehnen Pillupönen Krasnojarskoje Sodehnen Wolodarowka

Dubrawa

Schulzenwalde

Scheleznodoroschnij

Pribaltisk

Glechowo

Grieben

Kalinino

Gawrilowo

Gawallen

Mehölkehnen


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N AC H R IC H T E N

FERNSEHNACHRICHTEN:

Es gibt dreimal mehr Fußball als Religion MEDIEN In den Hauptnachrichtensendungen spielen Kirche und Religion eine winzige Rolle: 2011 machten sie 1 % der Berichterstattung aus. Zum Vergleich: 62 % der Bevölkerung gehören Kirchen an. Dagegen nahm der Fußball mit 2 bis 3 % mehr als doppelt so viel Raum ein. Das geht aus dem InfoMonitor 2011 hervor, dessen Ergebnisse die Fachzeitschrift Media Perspektiven (Frankfurt am Main) veröffentlicht hat.

Am meisten noch im ZDF Der Anteil der kirchlich-religiösen Themen ist im Verlauf von 5 Jahren leicht zurückgegangen: Im Jahr 2006 waren es 1,2 %. 2011 widmeten Tagesschau und Tagesthemen (ARD), heute und heute-journal (ZDF), RTL aktuell und die Sat.1 Nachrichten insgesamt 422 Minuten der Berichterstattung über Glaube und Kirche. Am stärksten waren diese Themen im heute-journal

l

vertreten (102 Minuten), gefolgt von den Tagesthemen (86), heute (77), der Tagesschau (73), RTL aktuell (50) und den Sat.1 Nachrichten (34).

So viel Platz hat die Religion im Fernsehen In Klammern: Anzahl der Minuten Tagesschau

1,3 % (73)

heute

1,1 % (77)

heute journal

1,1 % (102)

Tagesthemen Sat.1 Nachrichten RTL aktuell Gesamt

0,9% (86) 0,7% (34) 0,6% (50) 1,0% (422)

Januar: Anschläge auf Platz 10

Tagesthemen ohne Weihnachten

Im Monatsvergleich kam – abgesehen von den höchsten christlichen Feiertagen – nur im Januar ein religiöses Thema unter die ersten 10: Insgesamt 41 Minuten lang wurde über die blutigen Anschläge auf koptisch-orthodoxe Christen in Ägypten berichtet. In der Silvesternacht waren bei einem Terroranschlag vor einer Kirche in der Hafenstadt Alexandria 23 Menschen getötet worden. Das heute-journal widmete dem Thema 23 Minuten, die Tagesschau 9 und die Tagesthemen 2 Minuten.

Von den großen christlichen Feiertagen wurden nur Weihnachten und Ostern nennenswert berücksichtigt. Im Dezember schaffte es Christi Geburt mit 160 Minuten auf Platz 3 der Nachrichten-Rangliste. RTLaktuell berichtete 83 Minuten lang darüber gefolgt von den Sat.1-Nachrichten (36), heute (24), Tagesschau (9) und heute-journal (8). In den „Tagesthemen“ (ARD) kam Weihnachten nicht vor. Ostern landete im April auf Rang 7 mit insgesamt 85 Minuten Berichterstattung. P

idea Fernseh- und Hörfunk-Tipps

7. bis 13. April

FERNSEHEN Karsamstag, 7. April

Ostersonntag, 8. April

16.30–17.00 ERF 1 8.30–9.15 Der Schlunz: „Verräter auf der Stunde des Höchsten Burg“ (8.4.: „Alles für die Katz“; 10.00–11.00 9.4.: „Die Spur des Feuerpfeils“) Evang.-reform. Ostergottes21.55–23.30 dienst aus dem Castello di Ev. Gospelnacht mit Landes- Montebello in Bellinzona bischof Bedford-Strohm 17.45–18.15 20.05–22.05 „Fenster zum Sonntag“ – Ich Geheimnisse des Vatikan – müsste längst tot sein: Marneue, aufwendige Doku kus Hänni hat Mukoviszidose

Ostermontag, 9. April

Dienstag, 10. April

21.15–22.00 10.00–11.00 Ev. Gottesdienst aus Kempten Perspektive fürs Leben: eine christliche Schule in Indien 10.00–10.30 (siehe ideaSpektrum 11/2012) 20.15–21.05 Julias Abschied von der Welt: Tatort Rom vor 1.500 Jahren: Eine junge Moskauerin wird Donnerstag, 12. April Auf der Spur zweier Märtyrer russisch-orthodoxe Nonne 20.15–23.35 Die Mauer in Israel – Doku 20.00–21.00 ERF 1 20.00–21.30 ERF 1 Auf den Spuren von Jesus – Christoph-Zehendner-Konzert 22.00–23.30 eine Pilgerreise zu den heili„Nachtcafé“: Verbotene Lie20.15–21.00 gen Stätten in Israel Der Jordan: Quell des Lebens ben – Talk mit Wieland Backes 19.15–20.00 „Christos Anesti!“: Ostern in Griechenland – Doku

HÖRFUNK Karsamstag, 7. April

Ostersonntag, 8. April

13.30–14.00 „Kain und Abel“: Geschwister in der Bibel (für Kinder)

8.08–8.30 Ostergarten – Sinnesgarten

18.05–19.00 Geistliche Musik 20.00–21.00 ERF Plus „Sie haben meinen Herrn weggenommen“ – mit dem Theologen Hans-J. Eckstein

Ostermontag, 9. April 10.00–11.00 ERF Plus Gottesdienstliche Feier mit Pfarrer Tilo Brach

8.30–9.00 Vom Damaskuserlebnis bis 10.00–11.00 zum Traum von Freiheit: Ev. Gottesdienst aus St. NiSternstunden der Theologie kolai in Stralsund (auch NDRinfo, RBB kultur, NWR) 9.45–10.00 Ev.-ref. Predigt: Manuela Liech- 12.05–12.30 ti-Genge, Münchenbuchsee Das Wunder von Ostern

Dienstag, 10. April

20.30–20.50 10.05–11.00 Ev. Gottesdienst: Götzenhain Porträt des arabisch-israelischen Autors Syed Kashua 10.00–11.00 Ev. Gottesdienst aus St. Mang Donnerstag, 12. April in Kempten (auch BR1) 20.00–21.00 ERF Plus „Bilanz“ mit Ulrich Schlott10.00–11.00 Ev. Gottesdienst aus Limbach mann, der nach einer Urlaubsreise das Hilfswerk „Christli20.00–21.00 ERF Plus che Sambiahilfe“ gründete „Team.F“-Familienkongress

Wer reagieren möchte, kann dies unter folgenden Rufnummern tun: ARD: 089/5900-3344 | Bibel.TV: 040/4450660 | Das Vierte: 0180/5843783 Deutschlandfunk und Deutschlandradio: 0221/345-1831 | DRS 2: (0)848/808080 | ERF: 06441/957-0 | HR (TV): 069/1555111 | Kabel 1: 0180/5011150 KiKa: 0180/2151514 | Luth. Stunde: 04264/2436 | MDR: 0341/300-5401 | NDR: 0511/988-2393 | Phoenix: 0180/28213 | RBB: 030/97993-2171 SF 2: (0)62/2059050 | SR 2: (0)681/6022222 | SWR: 07221/929-0 | WDR (Radio): 0221/5678-333 | WDR (TV): 0221/5678888 | ZDF: 06131/7012164 14.2012


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idea-Leser haben Erfolg: 4 Gefangene frei VERFOLGUNG „Gefangene des Monats“ in China, Laos und Vietnam wurden vorzeitig freigelassen

S

eit den 80er Jahren setzen sich Leser von ideaSpektrum im Rahmen der Aktion „Gefangener des Monats“ für verfolgte Christen ein. Sie schreiben Briefe an Regierungen und beten für die Betroffenen. Dass dieses Engagement etwas bewirkt, wird auch daran deutlich, dass immer wieder inhaftierte Christen vorzeitig aus der Haft entlassen werden – so jüngst geschehen in den kommunistischen Volksrepubliken China, Laos und Vietnam.

2. Laos: 2 Pastoren freigelassen In Laos wurden zwei Christen nach einjähriger Haft freigelassen. Die Pastoren Wanna und Yohan waren im August 2011 „Gefangene des Monats“ in idea. Sie stammen aus dem Dorf Tonglar in der Provinz Khammouan. Polizisten hatten sie am 4. Januar 2011 verhaftet, als sie eine Weihnachtsfeier vorbereiteten. Zusammen mit neun weiteren Christen – darunter auch

freigelassen worden. Wie die Hilfsaktion Märtyrerkirche Kanada mitteilte, sei Y Wo Nie seit Dezember wieder in Freiheit. Der heute 38-Jährige war 2009 „Gefangener des Monats Januar“. Der Pastor war 2004 festgenommen worden, weil er eine friedliche Demonstration angeführt hatte. Die Teilnehmer forderten mehr Religionsfreiheit und die Rückgabe beschlagnahmten kirchlichen Besitzes. 2005 verurteilte das Volksgericht in

Li Ying

Yohan

1. Volksrepublik China Die Christin Li Ying ist nach fast zwölfjähriger Inhaftierung wieder in Freiheit. Sie war 2001 zusammen mit anderen Christen wegen „Sabotage der Landesgesetze mittels einer Sekte“ zum Tode verurteilt worden. Die heute 46-Jährige hatte seit 1986 dabei geholfen, Gemeinden vor allem in den Provinzen Henan und Hubei zu gründen. 2002 wurde das Todesurteil in eine 15-jährige Haftstrafe umgewandelt. Im Januar 2003 war sie „Gefangene des Monats“ in idea. Wie der kanadische Zweig der „Hilfsaktion Märtyrerkirche“ berichtet, hat die Gefängnisleitung Li Ying mitgeteilt, dass sie viele Briefe erhalten habe; sie durfte sie aber nicht lesen. Die Christin sei sehr dankbar für die Unterstützung von Christen in aller Welt.

Wanna

Y Wo Nie

Kindern – wurden Wanna und Yohan auf einem Lastwagen zu einem Gefängnis in der Stadt Takkhet gebracht. Man warf ihnen vor, ein „Geheimtreffen“ veranstaltet zu haben. Acht Gemeindemitglieder kamen gegen Geldzahlungen kurz darauf frei, ein anderes ein paar Monate später.

der Provinz Dac Lac den Pastor wegen „Störung der öffentlichen Ordnung“ zu neun Jahren Haft. Mitangeklagte erhielten Haftstrafen zwischen 8 und 13 Jahren. Bei der Aktion „Gefangener des Monats“ arbeitet idea mit der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) zusammen. P

3. Vietnam: Frei nach 7 Jahren

b Weitere Infos über den aktuellen Fall:

In Vietnam ist ein evangelischer Pastor nach über siebenjähriger Haft vorzeitig

www.idea.de oder 06441 915104 (Christian Starke).

Eine US-Umfrage ergibt: Kirchgänger sind glücklichere Menschen LANGZEITSTUDIE Der Gottesdienst macht den Sonntag zu einem schönen Tag. Der Grund wird hier genannt.

Fotos: PR

K

irchgänger sind glücklichere Menschen, besonders am Sonntag. Das hat das Meinungsforschungsinstitut Gallup (Washington) zusammen mit dem Unternehmen Healthways (Franklin/US-Bundesstaat Tennessee) in einer Langzeitstudie herausgefunden. Sie erstellen mit täglichen Telefonbefragungen von insgesamt über 300.000 Erwachsenen einen „Index des Wohlbefindens“. Damit werden positive Gefühle wie Lächeln, Lachen und Glück sowie negative wie Sorge, Trauer und Zorn gemessen. Regelmäßige Kirchgänger erreichen eine 14.2012

Punktzahl von 3,4, während Menschen, die nie zur Kirche gehen, auf 3,1 kommen. Der Sonntag wird für Kirchgänger zu einem besonders schönen Tag (3,5 Punkte); Leute, die zu Hause bleiben, erreichen nur 3,1. Das Wochenende wird generell als weniger mit Sorgen beladen empfunden als die Werktage. Als Grund nehmen die Meinungsforscher an, dass die Gemeinschaft mit Christen in einer Gemeinde das Wohlbefinden steigert. Bei anderen Menschen wüchsen hingegen sonntags bereits die Sorgen über die kommende Arbeitswoche.

Den Deutschen geht es besser Seit September 2011 messen Gallup und Healthways auch das Wohlbefinden der Deutschen. Nach den ersten Trends schält sich heraus, dass es ihnen generell besser geht als etwa US-Amerikanern oder Briten. Sie schätzten auch ihr berufliches Umfeld positiver ein. Vor allem Familien mit Kindern hätten ein höheres Wohlbefinden. P

b www.gallup.com www. healthways.com


20

K I RC H E W E LT W E I T

Nehmt die Christenverfolgung ernst! ISLAM Der höchste islamische Rechtsexperte in Saudi-Arabien hat dazu aufgefordert, alle Kirchen auf der großen Arabischen Halbinsel zu zerstören (ideaSpektrum 13) – nur der Islam sei dort erlaubt. Inzwischen werden Christen weltweit am stärksten verfolgt. Doch nur wenige westliche Politiker erheben ihre Stimme – denn wirtschaftliche Interessen zählen meist mehr als die religiöse Freiheit. Dazu ein Kommentar von Dr. Alexander Kissler (München), Sachbuchautor und Kulturjournalist.

80 % aller religiös Verfolgten sind Christen Ich weiß nicht, ob es diese Hadith in dieser Form gibt. Er wird wissen, wo-

von er redet. Auch fehlen mir die Kenntnisse, um das Wort auf seine innere Stimmigkeit abzuklopfen. Ich weiß aber, dass das 21. Jahrhundert im Zeichen wachsender Christenverfolgung steht. Die Fatwa aus Saudi-Arabien passt ins trübe, ja beängstigende Bild. Laut der katholischen Hilfsorganisation „Kirche in Not“ sind weltweit 80 % aller religiös Verfolgten Christen. Geschätzte 100.000 Christen verlieren deshalb jährlich ihr Leben – das heißt: Alle fünf Minuten stirbt ein Mensch, weil er Christ ist!

Im Gefängnis – weil er den Propheten kritisierte Laut der Hilfsaktion Märtyrerkirche werden rund 200 Millionen Christen weltweit wegen ihres Glaubens verfolgt. An der Spitze der Staaten, die am stärksten Christen verfolgen, steht seit zehn Jahren unangefochten Nordkorea. Auf den Plätzen 2 bis 10 folgen ausnahmslos islamisch geprägte Län-

der: Afghanistan, Saudi-Arabien, Somalia, Iran, Malediven, Usbekistan, Jemen, Irak und Pakistan. Von den insgesamt 50 im Index von „Open Doors“ angeführten Christenverfolger-Staaten haben 38 eine muslimische Bevölkerungsmehrheit. Und wie es aussieht, trägt auch der „arabische Frühling“ nicht dazu bei, diese erschütternde Bilanz zu verbessern. In Ägypten etwa wurde ein koptischer Christ kürzlich in einem fragwürdigen Prozess zu 6 Jahren Haft wegen „Beleidigung des Propheten“ verurteilt. Er soll sich kritisch zum Eheleben des Propheten Mohammed geäußert haben.

Islam und Religionsfreiheit passen nicht zusammen Leider müssen wir daher festhalten: Im Schatten einer muslimischen Mehrheit gedeiht keine Religionsfreiheit. Ob die Aufforderung des (katholischen) Erzbischofs Robert Zollitsch (Freiburg), die religiösen Führer in der muslimischen Welt mögen den Aufruf des Großmuftis zurückweisen, auf fruchtbaren Boden fallen wird? Darauf wetten sollte man nicht.

85 % aller Hassdelikte in Europa gegen Christen In den ehemals oder noch immer christlich geprägten Ländern des Westens verhält es sich anders. Der Fischer und Zimmermann Jesus Christus hinterließ eine andere Lehre als der Prediger, Prophet und Krieger Schmierereien an der Stiftskirche in Bretten bei Karlsruhe 2007

Fotos: Schmiererei/Werner Vollmer; Übrige/privat

Nein, es war nicht der Patriarch von Moskau oder der Kirchenpräsident von Hessen-Nassau oder gar der Bischof von Rom, der zum Abriss von Moscheen aufgerufen hätte. Auch hat kein Oberrabbiner oder Talmud-Gelehrter dergleichen gefährlichen Blödsinn geredet. Wohl aber forderte der saudi-arabische Großmufti (also der oberste islamische Rechtsgelehrte), Scheich Abdulasis bin Abdullah, nach übereinstimmenden Berichten arabischer Medien, alle Kirchen der Region dem Erdboden gleichzumachen: Auf der arabischen Halbinsel dürfe es nur den Islam geben. Der Prophet Mohammed habe es in einer „Hadith“ (einer Anweisung, die nicht im Koran enthalten ist) so verfügt.

ideaSpektrum 14.2012


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NEU Christenfeindlichkeit in Frankreich: Die Kirche in Langrune-sur-Mer bei Caen in der Normandie wurde im August 2011 verwüstet.

Mohammed. Auch darum zählt die Religionsfreiheit zum Kernbestand jeder liberalen Zivilgesellschaft. Doch die Tradition wird brüchig. Das in Wien beheimatete „Dokumentationsarchiv der Intoleranz gegen Christen“ schreibt im Jahresbericht für 2011, in Europa seien 85 % aller Hassdelikte gegen Christen gerichtet. Der ehemalige EU-Kommissar Lord Chris Patten hält es für „bemerkenswert, wie intolerant sich die Atheisten gegenüber Gläubigen verhalten“. Die Christophobie schreitet auch auf unseren Pfaden voran.

Foto: privat

In Frankreich richten sich 84 % des Vandalismus gegen Christen Gewiss sind wir (noch) weit davon entfernt, dass Hassreden wie jene des saudischen Großmuftis in Europa salonfähig werden. Um sein Leben muss hier (noch) kein Christ bangen. Besorgniserregend ist aber die Neigung zur Beschädigung oder Zerstörung von Kirchen und christlichen Einrichtungen. In Frankreich, resümiert das „Dokumentationsarchiv“, richteten sich 84 % aller Akte von Vandalismus gegen christliche Gebetsstätten; in Schottland wurden 95 % aller antireligiös motivierten Gewalttaten gegen Christen verübt. Das Wiener Archiv listet 180 Verstöße gegen die Religionsfreiheit auf – unter anderem durch „diskriminierende Gleichstellungspolitik, Ausgrenzung von Christen aus dem sozialen und politischen Leben, Repressalien ge-

ideaSpektrum 14.2012

Kirchenfeindliche Parole am CVJM-Haus in Nümbrecht bei Köln im Jahr 2008

gen christliche Symbole, Diffamierung, negative Stereotypisierung“.

Mit Leidenschaft für Freiheit einsetzen Was folgt aus dieser doppelten Gefährdung? Mehr, viel mehr Realismus tut not im Umgang mit den Religionen wie mit den Religionsverächtern – und mehr, viel mehr Leidenschaft ist gefragt für die Freiheit und vor allem für deren Königsdisziplin: die Religionsfreiheit. Ein echter Dialog kann nur stattfinden im Klima wechselseitiger Wertschätzung – sonst bleibt er eine Alibi-Veranstaltung, die die Sinne benebelt und die Wirklichkeit entstellt. Religion ist eben immer auch eine öffentliche Angelegenheit. Eine zivile Gesellschaft darf den Glauben (oder Unglauben!) ihrer Bürger nicht ins stille Kämmerlein verbannen. Christen, Juden, Moslems, Buddhisten, Atheisten, Agnostiker – sie alle müssen dasselbe unteilbare Recht haben, sich zu ihrer jeweiligen Weltanschauung friedlich zu bekennen. Nur so leisten sie der Freiheit einen Dienst – auf der ganzen Welt. Blicke ich auf die 38 islamischen Staaten, die der „Verfolgungsindex“ aufzählt, weiß ich nicht, was schlimmer ist: die aggressive Intoleranz dort – oder aber die organisierte Ignoranz (westlicher Politiker) hier, denen wirtschaftliche Interessen und geopolitische Macht wichtiger sind als Freiheit, Frieden, Gerechtigkeit. Manchmal schäme ich mich einfach für die Welt, in der wir leben. P

Kuno Kallnbach/Helmut Matthies (Hrsg.)

Bedrängt. verfolgt. getötet Wenn es lebensgefährlich ist, Christ zu sein. Einblicke, Schicksale und Erfahrungsberichte Ein hochaktuelles Buch mit Beiträgen von Volker Kauder, Bischof Damian, Winrich Scheffbuch, Mosab Hassan Yousef („Sohn der Hamas“) u. a. Es schildert die Situation von Christen in Ägypten, Irak, Pakistan, Nordkorea und anderen Ländern. Ein Buch für alle, die Anteil am Schicksal verfolgter Christen nehmen. 192 S., Paperback, 13,8 × 20,8 cm € 12,99 (D) / SFr. *19.50 / € 13,40 (A) Best.-Nr. 111498 ISBN 978-3-7655-1498-2 *(unverbindliche Preisempfehlung)

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Präses Kurschus:

Das Grab war leer! OSTERN Viele Christen leiden darunter, dass sie

idea: Frau Präses Kurschus, der Publizist Christian Nürnberger schreibt in seinem Buch „Jesus für Zweifler“: „Es gibt Theologen, die an der Historizität einer leiblichen Auferstehung festhalten, und andere, die sagen, Jesu Leiche sei im Grab verwest wie jede andere. Dazwischen tummeln sich jene, die schwer verständlich drumherum reden.“ Zu welcher der drei Gruppen gehören Sie? Annette Kurschus: Ich zähle mich zu keiner der drei. Die Frage, ob das Grab leer war oder nicht, hat für mich noch nie eine große Rolle gespielt. Ich habe keine Mühe zu glauben, dass das Grab leer war – warum sollte ich das Gott nicht zutrauen? Aber daran hängt der Osterglaube nicht. Wir beobachten in sämtlichen biblischen Ostergeschichten, dass die Entdeckung des leeren Grabes Furcht und Zittern auslöst, aber an keiner Stelle Glauben weckt. Der Glaube wächst ganz woanders! An welcher Stelle? Der auferweckte Jesus Christus ist unterschiedlichen Menschen erschienen – zuerst den Frauen, dann den Jün-

Zur Person Annette Kurschus (49, ledig) ist seit dem 4. März Präses (lateinisch „Vorsitzende“) der Evangelischen Kirche von Westfalen. Die Landessynode wählte sie im November mit großer Mehrheit für 8 Jahre. Zuvor war sie Superintendentin des Kirchenkreises Siegen. Die westfälische Kirche hat 2,4 Millionen Mitglieder und 1.349 Pfarrstellen in 522 Gemeinden und 31 Kirchenkreisen. Im Jahr 2010 standen 17.977 Taufen 31.461 Bestattungen gegenüber. Der durchschnittliche Gottesdienstbesuch an Sonntagen liegt bei 2,9 %.

gern, schließlich auch dem Apostel Paulus und etwa 500 weiteren Zeugen. Diese Begegnungen sind für mich die entscheidenden Ostererfahrungen, nicht das leere Grab.

Wunder sind nicht berechenbar Die Frauen am Grab waren ratlos, der Apostel Thomas zweifelte und die Emmausjünger hatten Tomaten auf den Augen, als sie dem Auferstandenen begegneten. Warum blieb die Freude über die Auferstehung zunächst aus? Für mich ist dies eine der Stärken der Ostergeschichte, die sie umso glaubwürdiger macht. Die meisten Glaubenswege verlaufen so, dass wir zunächst in unserer eigenen Welt gefangen bleiben. Wir neigen dazu, in dem verhaftet zu sein, was uns möglich und denkbar erscheint. Wenn dann etwas Unerwartetes geschieht, erschreckt uns das zunächst und erinnert uns daran, wie begrenzt wir sind. Wenn ein Wunder passiert, ist eine Kraft im Spiel, mit der wir im Tiefsten nicht rechnen – auch nicht rechnen können. Ein Wunder ist nicht berechenbar. Nach meiner Erfahrung können wir andere Menschen sehr viel überzeugender zum Glauben einladen, wenn wir von ihnen nicht verlangen, von jetzt auf gleich zu 100 % als überzeugte Christen dabei zu sein, sondern ihnen die Möglichkeit geben, auch ihre Zweifel und ihr Befremden zu äußern. Von den Menschen der Bibel lernen wir: Glaube und Unglaube gehen immer Hand in Hand. Ein Naturwissenschaftler wird Ihnen entgegenhalten: Die Auferstehung ist weder beobachtbar noch experimentell nachvollziehbar – und damit physikalisch auszuschließen. Auf seiner Argumentationsebene hätte der Naturwissenschaftler recht: Mit wissenschaftlichen Methoden können wir dem, was bei der Auferstehung geschehen ist, nicht beikommen. Die Auferstehung Jesu sprengt unsere menschlichen Möglichkeiten. Deshalb beschreibt der Theologe Karl Barth (1886–1968) unseren Auftrag der Verkündigung des Evangeliums geradezu als unmögliche Möglichkeit: „Wir sollen als Theologen von Gott reden. Wir sind aber Menschen und können als solche nicht von Gott reden.“

Foto: EKvW

selbst von manchen Theologen hören, Christus sei nur ideell auferstanden, aber nicht wirklich – also leiblich. Es heißt, dass dies völlig unwichtig sei. Dazu ein Interview mit der neuen Präses der viertgrößten Landeskirche, der westfälischen: Annette Kurschus (Bielefeld). Mit ihr sprach idea-Reporter Karsten Huhn.

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Die Theologen reden doch trotzdem ständig. Wir dürfen dabei nie vergessen, dass wir eine Botschaft weitergeben, die wir nicht in die engen Grenzen des Machbaren und Beschreibbaren einsperren können. Wenn ein Prediger zum Beispiel das Wunder der Auferstehung dadurch begreifbar machen will, dass er sie mit dem morgendlichen Aufstehen vom nächtlichen Schlaf vergleicht, greift er zu kurz. Die Auferstehung, von der die Bibel spricht, ist etwas viel Größeres. Der Jubel der Osterlieder ist meinen Erfahrungen, meinem momentanen Empfinden und meinem Glauben oft weit voraus.

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Dies darf uns in der Tat nicht unberührt lassen. Es trifft den Nerv dessen, worauf sich unsere Hoffnung gründet. Würde sich unser Glaube allein auf das Hier und Jetzt beschränken, wäre er jämmerlich und klammerte sich letztlich an eine Geschichte des Scheiterns. Ich verstehe dieses Umfrageergebnis als Anfrage an uns Christen – insbesondere an uns als Verkündiger des Evangeliums.

Machen die Kirchen schlechte Laune?

„Die Kirchen trauen sich kaum noch, die frohe Osterbotschaft offensiv zu verkündigen“, schreibt die Tageszeitung „Die Welt“. „Nur bei politischen Botschaften, die besser in den Statt Batman Jesus? Mainstream passen, erhebt man noch zaghaft die Stimme. Jeder Kinogänger kennt das Wirken übernatürlicher Kräfte: Zwar suchen viele Menschen nach Sinn, nach Spiritualität, Da gibt es Batman, Superman, Spiderman. Und die Christen nach Freude – doch oft bekommen sie in der Kirche eher schlechte Laune.“ haben eben ihren Jesus. Das ist ein schwieriger Vergleich, weil er die Kraft des christ- Diese Beobachtung stimmt nachdenklich. Im Gespräch mit Theologen stoße ich bisweilen auf eine lichen Glaubens nicht trifft. Christen Was Deutsche glauben wohl bedachte Vorsicht, das Evangeliverehren nicht eine höhere Macht, die „Glauben Sie an die Auferstehung Jesu Christi?“ um allzu volltönend in die Welt zu traim All wabert, sondern haben es mit gen. Grund dieser Vorsicht ist das gutGott als ansprechbarem Gegenüber nein 62% gemeinte Anliegen: „Wir wollen die zu tun. Dass Gott uns Menschen hört, ja 34% Menschen nicht überfordern. Niesieht und anredet, ist eine erfahrbare weiß nicht/ mand darf erschlagen werden mit der Wirklichkeit und keine fantastische 4% keine Angabe guten Nachricht vom Sieg des LeComic-Fantasie. Gott tritt uns gegenMit „Ja“ antworteten die Anhänger von bens.“ Das stimmt. Und auch das ist über, manchmal rückt er uns buch46% CDU/CSU meine feste Überzeugung: Wir dürfen stäblich auf den Leib. aus dieser berechtigten Vorsicht her39% FDP Was Mitmenschen wissen wollen aus nicht kärglich werden und den 37% Grüne Menschen das Evangelium vorenthalVielen Kirchenmitgliedern rückt das ten. gar nicht auf den Leib: Dem Religions31% SPD Sollte man etwa bei einer Beerdigung monitor der Bertelsmann-Stiftung zu8% Linkspartei vom ewigen Leben reden? folge halten 30 % der evangelischen © l ideaGrafik; Quelle: TNS Emnid Mitempfinden und einfühlsames BeChristen „gar nichts“ von der Vorstelgleiten gehören zu unseren wichtigsten seelsorglichen Auflung, dass es ein Weiterleben nach dem Tod gibt. Ich glaube nicht an ein Weiterleben nach dem Tod als eine gaben – besonders an den schmerzlichen Grenzen unseres Verlängerung meines jetzigen Lebens. Es wird – im Gegen- Lebens. Aber in der einfühlsamen Begleitung stehenzuteil – alles neu sein. Um für das Evangelium zu begeistern, bleiben und lediglich festzustellen, dass auch wir nur Fraerzähle ich von meinen eigenen Glaubenserfahrungen. Es gende und Suchende sind, ist zu wenig. Wir haben eine sind auch Erfahrungen darunter, die durchsichtig werden Botschaft weiterzusagen, die auch angesichts des erbärmfür die Osterbotschaft. Dazu gehören zum Beispiel Situa- lichsten Todes nicht verschwiegen werden darf – auch und tionen, in denen ich mit meiner eigenen Kraft und Weisheit gerade dann nicht, wenn mir die eigenen Worte und die am Ende war. Völlig unerwartet wurden mir manches Mal eigene Glaubensgewissheit fehlen, wenn ich Gott am liebsStärkung und Trost zuteil. Für mich sind dies Erfahrungen ten zur Rede stellen und ihn schütteln möchte: „Gott, was der Kraft Gottes. An ähnliche Erfahrungen kann ich auch hast du dir dabei eigentlich gedacht?“ Schließlich bin ich bei anderen Menschen anknüpfen. Es wäre absurd zu ver- manchmal selbst zutiefst verzweifelt und muss mir für die langen: „Nun glaub’ mal an die Auferstehung, die Kröte Verkündigung Worte aus der Bibel leihen, die meinem eimusst du schlucken, anders geht’s nicht.“ Die Menschen genen Glauben weit voraus sind. wollen nicht wissen, was ich theoretisch für wahr halte, sondern sie wollen spüren, was mich im Innersten trägt Ja, ich bin manchmal verzweifelt! und wovon ich selber lebe. Sie wollen wissen, wie der Glau- Sie sind verzweifelt? be an die Auferstehung mein Leben verändert. Ja, ich bin manchmal verzweifelt. Dann wünsche ich mir Dennoch ist es für die Kirche ein Offenbarungseid, dass fast ein den Glauben eindeutiger und klarer. Ich wünschte zum Drittel mit der Auferstehung nichts anfangen kann. Beispiel, ich könnte einem schrecklich leidenden Men- O 14.2012


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schen (und auch mir selbst!) erklären, warum es gerade ihn getroffen hat. Es sieht ja mitunter so aus, als ließe Gott manche Menschen ganz und gar im Stich. Da kommt unwillkürlich die quälende Frage auf: „Und dieser Gott, dem ich scheinbar völlig gleichgültig bin, soll mich liebhaben?“

Eine der größten Anfechtungen Hat sich Gott in den Ruhestand verabschiedet? Nein. Dass wir ihn oft nicht verstehen, dass es manchmal so scheint, als habe er sich zurückgezogen, ist wohl eine der schwierigsten Herausforderungen und Anfechtungen für unseren Glauben. Schon Paulus hat das so empfunden, wenn er sagt: Das Evangelium, das Wort vom Kreuz und Leiden Jesu, stellt sich für viele als eine Torheit dar. Ich glaube: Es ist eine Gotteskraft. Denn Gott selbst begibt sich in das tiefste menschliche Elend und stellt sich auch darin an unsere Seite. Das erscheint absurd, aber darin hat unsere Hoffnung ihren Grund! Kein Leiden – noch nicht einmal der Tod – kann uns seitdem aus Gottes Hand reißen.

losen Abwarten auferlegt, sondern sie ist uns geschenkt, um die Welt in der Nachfolge Jesu zu gestalten und möglichst vielen Menschen von Gott zu erzählen. Ich halte fest an Gottes Verheißungen – nicht, weil mein Glaube so besonders stark und vorbildlich wäre, sondern, weil schon viele Menschen vor mir mit dem christlichen Glauben gelebt haben und weil ich meinen Glauben mit anderen Menschen teilen kann.

„Sie müssen doch Vorbild sein!“

Sie sagen, dass Ihr Glaube nicht besonders stark und vorbildlich sei. Als Kirchenleiterin müssen Sie doch Vorbild sein! Ja, aber ich muss den Leuten keinen anfechtungsfreien Glauben demonstrieren. Ein solches Vorbild wäre wirklichkeitsfern und wenig hilfreich. Ich möchte meinen Glauben so leben, dass ich andere Menschen einlade und mitnehme auf einen gemeinsamen Weg in der Nachfolge Jesu Christi. Auf diesem Weg haben auch Zweifel und unbeantwortete Fragen ihren Platz. Frau Kurschus, in den Augen des Dichters Bertolt Brecht sind Hat sich Jesus verspätet? Sie eine Verführerin! Jesus Christus sagte: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Inwiefern? Weil ich andere auf einen Weg locken will? In seinem Gedicht „Gegen Verführung“ schreibt Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt. Bertolt Brecht: „Lasst euch nicht verführen! / Und wer lebt und an mich glaubt, wird niemals sterben“ Es gibt keine Wiederkehr / Der Tag steht in den (Johannes 11,25–26). Seit knapp 2.000 Jahren warten Türen / Ihr könnt schon Nachtwind spüren / Es die Christen auf Jesu Wiederkehr. Hat sich Jesus verkommt kein Morgen mehr … Lasst euch nicht verspätet? trösten! / Ihr habt nicht zu viel Zeit! / Lasst Moder Diesen Eindruck hatten schon die ersten Christen. Sie den Erlösten! / Das Leben ist am größten / Es steht erwarteten bereits kurz nach Jesu Auferstehung seine nicht mehr bereit.“ Wiederkunft. Viele Schriften der Bibel sind genau in Bertolt Brecht Brecht war zu Recht empfindlich gegen eine diese Situation der Verzögerung und des Zweifels hinein geschrieben, beispielsweise das Buch der Offenbarung. Art des Glaubens, die einschläfert und blind und taub Mit der Verheißung des ewigen Lebens verbinde ich zwei- macht für die Herausforderungen der Gegenwart. Religion erlei: Nach unserem jetzigen Leben wird es ein Leben bei kann auch zu einer Art „Opium fürs Volk“ werden. Wer Gott geben, das völlig anders ist, entgrenzt von Zeit und den Menschen im Namen Jesu Christi ein WolkenkuRaum. Und zweitens: Diese Hoffnung für die Zukunft wirft ckucksheim zurechtzimmert und ihre gesamte Sehnsucht ihr Licht bereits in die Gegenwart, sie macht uns schon jetzt allein auf das ewige Leben lenkt, der verführt sie tatsächzu anderen Leuten. Wer nicht von sich selbst und dem Le- lich! Christlicher Glaube darf nicht von dem ablenken, was ben hier und jetzt alles erwarten muss, bekommt eine ganz wir hier und jetzt tatkräftig anzupacken haben. andere Perspektive. Gelassener kann diese Hoffnung ma- Wer an die Auferstehung glaubt, kann sich doch entspannt zuchen – und demütiger. Die Aussicht, dass wir eines Tages rücklehnen und der Welt ihren Lauf lassen – denn eines Tages von Gott bei unserem Namen gerufen werden und Rechen- geht hier sowieso alles zu Ende. schaft abzulegen haben, verleiht unserem Leben Würde und Das gerade nicht! Wenn mit meinem letzten Atemzug das nimmt uns in Verantwortung für unser Tun und Lassen. Es Licht für immer ausginge, könnte mich hinterher keiner ist nicht gleichgültig und beliebig, wie ich mein Leben ge- mehr zur Verantwortung ziehen. Da ich aber gewiss darstalte. auf hoffe, dass ich einmal von Gott bei meinem Namen ins Das Stück des irischen Dramatikers Samuel Beckett (1906– neue Leben gerufen werde, ist es nicht beliebig, wie ich 1989) „Warten auf Godot“ karikiert dieses christliche Warten mich jetzt verhalte. auf Gott. Darin warten die beiden Hauptdarsteller, Estragon und Wladimir, auf eine unbekannte Person namens „Godot“. Warum das Jüngste Gericht wichtig ist Sie harren vergeblich – das Ergebnis ist absurdes Theater. Im Johannesevangelium 5,28–29 heißt es dazu: „Es wird die Ich bin gewiss, dass Gott zu seiner Verheißung steht – auch Stunde kommen, in der alle Toten in den Gräbern seine Stimwenn ich Zeit und Stunde der Wiederkehr Christi nicht me hören und herauskommen werden. Diejenigen, die das kenne. Die Zeitspanne bis dahin ist uns nicht zum taten- Gute getan haben, werden zum ewigen Leben auferweckt wer-

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Präses Kurschus: „Das Jüngste Gericht ist wichtig, weil es uns in Verantwortung nimmt.“ Das Altarbild in der Danziger Marienkirche zeigt, wie der Maler Hans Memling (1433–1494) es sah: In der Mitte entscheidet Christus, wer in den Himmel (links) und wer in die Hölle kommt.

den, und diejenigen, die das Böse getan haben, zu ihrer Verurteilung.“ Ich könnte mir vorstellen, dass da manche lieber liegen bleiben würden. Leider wird die Aussicht auf das „Jüngste Gericht“ oft als Drohbotschaft eingesetzt und verstanden. Sie dient jedoch nicht dazu, unser Leben in Furcht und Zagen zu verbringen – im Gegenteil! Diese Aussicht nimmt uns in Verantwortung – und sie macht uns gewiss: Gott wird einmal alles zurechtbringen, was wir nicht recht machen konnten. In der Bibel stoßen wir auf zwei Aussagen, die unsere Logik nicht zusammenbringen kann: Gott will, dass alle Menschen gerettet werden. Und: Es wird „Verlorene“ geben! Die Spannung zwischen beiden Aussagen hat schon immer zu Spekulationen verleitet und zu Zweifeln und Ängsten geführt.

Repro: PR

Wir können diese Spannung nicht auflösen Das klingt bedrohlich … Wir können diese Spannung nicht auflösen – und wir dürfen sie nicht weglügen. Dabei haben wir uns an Gottes Verheißung zu halten: Alle sollen gerettet werden. Alle. Dass es dennoch Verlorene geben wird, bleibt für uns eine „unmögliche Möglichkeit“, die wir nicht erklären können – und mit der wir erst recht nicht drohen dürfen. Unsere Frage braucht – Gott sei Dank! – nicht sein, wer einmal zu den Verlorenen gehören wird. Das müssen und dürfen wir getrost Gott überlassen – und dessen gültiger Wille ist der Wille seiner Liebe, die allen Menschen gilt. Diese Liebe Gottes möchte ich unter die Leute bringen. 14.2012

... dann lieber in den Biergarten? Wenn sowieso alle gerettet gehen, könnten wir aber auch die Verkündigung einstellen und stattdessen in den Biergarten gehen. Nein, die Menschen sollen die frohe Botschaft hören! Immer wieder! Sie müssen wissen, dass Gott es gut mit ihnen meint! Woher sonst sollen sie Mut zum Leben nehmen? Woher Kraft zum Widerstand? Was verändert sich, wenn man weiß, dass das Leben als Christ in die Verlängerung geht? Die Auferstehung ist nicht mit der Verlängerung eines Fußballspiels zu vergleichen. Es wird nicht einfach in eine weitere Runde gehen. Jesus verheißt uns eine neue Form des Seins in einer neuen Welt – in der ich dennoch unverwechselbar ich bleiben werde. Das klingt zu schön, um wahr zu sein. Es klingt zu schön, um für uns begreifbar und erklärbar zu sein. Wird uns das ewige Leben nicht irgendwann anöden? Die Bibel verwendet Bilder eines Lebens frei von Leid und Geschrei, ohne Tränen und Schmerz – eines Lebens, in dem wir endlich auf alle quälenden Fragen Antwort finden werden. Mit genauen Beschreibungen hält sie sich zurück. Ich habe die tiefe Zuversicht, dass dieses Leben bei Gott rundherum gut sein wird. Das genügt, um meine Hoffnung zu beflügeln. Vielen Dank für das Gespräch! P

b www.evangelisch-in-westfalen.de


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Was stand der Osterfreude im Weg? THEOLOGIE Am ersten Ostersonntag der Weltgeschichte litten zwei der engsten Schüler Jesu Christi – die Emmausjünger – unter theologischer Demenz: Sie erkannten ihren Lehrer nicht mehr! Den Sinn dieser „Osterblindheit“ erläutert Armin D. Baum, Professor für Neues Testament an der Freien Theologischen Hochschule Gießen sowie an der Evangelisch-Theologischen Fakultät Löwen (Belgien).

Zwei von ihnen gingen an demselben Tage in ein Dorf, von Jerusalem etwa zwei Wegstunden entfernt; dessen Name ist Emmaus. Und sie redeten miteinander von allen diesen Geschichten. Da nahte sich Jesus selbst und ging mit ihnen. Aber ihre Augen wurden gehalten, dass sie ihn nicht erkannten. Er sprach zu ihnen: Was sind das für Dinge, die ihr miteinander verhandelt unterwegs? Da blieben sie traurig stehen. Und der mit Namen Kleopas antwortete und sprach zu ihm: Bist du der einzige unter den Fremden in Jerusalem, der nicht weiß, was in diesen Tagen dort geschehen ist? Und er sprach zu ihnen: Was denn? Sie aber sprachen zu ihm: Das mit Jesus von Nazareth, der ein Prophet war, mächtig in Taten und Worten vor Gott und allem Volk; wie ihn unsre Hohenpriester und Oberen zur Todesstrafe überantwortet und gekreuzigt haben. Wir aber hofften, er sei es, der Israel erlösen werde. Und über das alles ist heute der dritte Tag, dass dies geschehen ist … Und er sprach zu ihnen: O ihr Toren, zu trägen Herzens, all dem zu glauben, was die Propheten geredet haben! Musste nicht Christus dies erleiden und in seine Herrlichkeit eingehen? Und er fing an bei Mose und allen Propheten und legte ihnen aus, was in der ganzen Schrift von ihm gesagt war. Und sie kamen nahe an das Dorf … Und er ging hinein, bei ihnen zu bleiben. Und als er mit ihnen zu Tisch saß, nahm er das Brot, dankte, brach's und gab's ihnen. Da wurden ihre Augen geöffnet und sie erkannten ihn. Die Resignation war den beiden Männern ins Gesicht geschrieben. Zwei Tage nach der Kreuzigung ihres Lehrers machten sich die glühenden Jesusanhänger auf den Weg nach Emmaus, wahrscheinlich ihre Heimatstadt. Sie konnten Jesu Ankündigungen von Tod und Auferstehung nicht einordnen; daher wandten die Schüler, die wir heute als Emmausjünger kennen, ausgerechnet am Tag seines größten Triumphs dem Zentrum der Weltgeschichte – Jerusalem – enttäuscht den Rücken zu. Dabei stammten sie sogar aus seinem Verwandtenkreis: Kleopas war ein Bruder Josephs, des „Nährvaters“ Jesu, berichtet der Theologe und Geschichtsschreiber Eusebius (um 260–340). Beim zweiten Jünger handelte es sich laut dem Kirchenschriftsteller Origenes (185–254) um Simon, den Sohn des Kleopas – er löste später Jakobus, den Bruder Jesu, als Bischof der christlichen Gemeinde von Jerusalem ab.

In ihrer Frustration half es ihnen nicht einmal, dass der auferstandene Jesus selbst sich plötzlich ihrer kleinen Reisegruppe anschloss. Denn obwohl er neben ihnen herging, mit ihnen sprach und sie ihm tief in die Augen blicken konnten, erkannten sie ihren auferstandenen Meister nicht. Das lag nicht etwa daran, dass Jesus anders gekleidet war als vor Ostern oder verändert sprach – oder dass sie durch die Sonne geblendet wurden. Vielmehr „wurden ihre Augen gehalten“. Das heißt: Gott selbst verhinderte, dass die Emmausjünger den Auferstandenen erkannten! Aber welchen Grund mag der Allmächtige gehabt haben, ihre Osterfreude zu unterbinden?

Selbst die Frömmsten träumen sich die Zukunft rosarot Die Ursache kommt in der Kernaussage zum Ausdruck, mit der Kleopas und Simon ihre hochfliegenden Erwartungen zusammenfassten: „Wir hatten gehofft, dass Jesus der erwartete Retter ist, der Israel erlöst.“ Die Hoffnung der Emmausjünger deckte sich also mit der messianischen Erwartung der frommen Juden, die am Anfang des Lukasevangeliums zu Wort kommen: Der gottesfürchtige Simeon erwartete „den Trost Israels“; die Prophetin Hanna sah „die Erlösung Jerusalems“ voraus; und der gerechte Zacharias hoffte, dass der Sohn Davids Israel „aus der Hand aller seiner Feinde erretten“ würde. Die Lieblingsbibelstellen von Kleopas, Simon und ihren jüdischen Glaubensgeschwistern müssen leuchtende Texte wie 2. Samuel 7 und Jesaja 9 gewesen sein: Hier wird der majestätische Sohn Davids beschrieben, dessen gerechte Herrschaft bis in alle Ewigkeit bestehen wird. Ein gefolterter und ermordeter Erlöser war in der selektiven Endzeiterwartung der Emmausjünger jedoch nicht vorgesehen. Die Anbetungslieder und Gebete dieser Frommen handelten vom messianischen Versiegen aller Tränen – nicht von einem Retter, den seine Todfeinde einen bestialischen Verbrechertod sterben lassen.

Eine Nachhilfestunde im Bibellesen Auf die rosarot verkürzte Theologie seiner beiden resignierten Schüler reagierte Jesus mit einer Nachhilfestunde in ganzheitlichem Bibellesen: Die heiligen Schriften, so erklärt der Auferstandene, sprechen von Anfang bis Ende

Foto: Vitali Benz

Aus dem Lukasevangelium 24,13–35

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ten, war der Zweck dieser Ostererscheinung erfüllt: Das fehlende „Puzzleteil“ lag an seinem Platz. Es entstand ein sinnvolles Gesamtbild in den Herzen der beiden Jünger, das die beiden anschließend postwendend in die Welt hinaustrugen. Nicht auszudenken, wenn Kleopas und Simon das Auferstehungswunder „problemlos“ erfasst und ein Evangelium ohne Kreuz verkündigt hätten (so wie sie es vor ihrer Emmauserfahrung verstanden hatten)! Die Folgen wären dramatisch gewesen: Ostern ohne Karfreitag, Auferstehung ohne Kreuz, der Löwe ohne das Lamm, ewiges Leben ohne Sündenvergebung! Indem Gott über Kleopas und Simon eine zeitweilige Osterblindheit verhängte, bewahrte er sie davor, gefährliche Verkündiger eines nur halb verstandenen – und darum häretischen – Evangeliums zu werden. Beim Abendmahl erkannten die Jünger, dass es tatsächlich Jesus – der Auferstandene – ist: So sah es der Spanier Velázquez (1599–1660).

auch davon, dass der Messias schrecklich leiden und sterben muss. Welche alttestamentlichen Stellen Jesus in dieser Privatvorlesung mit den beiden durchgesprochen hat, sagt die Emmausgeschichte zwar nicht – sie lassen sich aber aus den vorösterlichen Worten Jesu und den späteren Predigten seiner Apostel erschließen: „In den Staub des Todes legst du mich“ (Psalm 22,13–19) dürfte dabei gewesen sein, oder auch „Sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben“ (Sacharja 12,10–13,1). Und natürlich das große Passionskapitel des Propheten Jesaja: „Wegen des Vergehens seines Volkes hat ihn Strafe getroffen“ (53,8). Die finsteren Leidensvorhersagen der Heiligen Schriften beziehen sich auf denselben Messias, der Leid und Tod für ewig auslöschen wird – und der im Moment neben ihnen herging.

Beim Abendmahl weicht der theologische Nebel Als die Reisenden in Emmaus angekommen waren, ließ Jesus sich einladen, im Haus seiner osterblinden Schüler die Nacht zu verbringen. Nachdem man sich zu Tisch gelegt hatte, „nahm er das Brot und segnete es. Und als er es gebrochen hatte, reichte er es ihnen. Ihre Augen aber wurden aufgetan, und sie erkannten ihn.“ Woran? Sicher nicht an seinen Nägelmalen, wie es manche Gemälde darstellen. Auch nicht an seiner besonderen Art zu beten. Sondern: Durch das symbolische Brotbrechen traf Jesus dieselbe Aussage wie die Bibelstellen, die er unterwegs zitiert hatte. Indem er in Emmaus demonstrativ das Brot brach, erinnerte Jesus seine Schüler an das bedeutungsschwere Brotbrechen im Jerusalemer Obergemach beim letzten Abendmahl (Lukas 22,19). Durch diese sprechende Geste bezog er sich auf die Deutung seines Todes als Opfer, die er seinen Schülern – bisher erfolglos – nahezubringen versucht hatte.

Repro: PR

Kein halbes Evangelium! Sobald Kleopas und Simon – durch ihr neues Verständnis der Heiligen Schriften und nach dem privaten Abendmahl mit Jesus – den grauenvollen Tod des Messias akzeptiert hat-

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Warum der Koran irrt Die Abneigung der Emmausjünger gegenüber einem brutal ermordeten Erlöser kann jeder ehrliche Mensch nachempfinden. Darum ist die (vorübergehende!) theologische Fehlleistung der beiden seit 2.000 Jahren endlos wiederholt worden. Der Koran etwa schafft die Kreuzigung Jesu durch eine unhistorische Hilfskonstruktion aus der Welt: „Sie haben ihn nicht getötet und nicht gekreuzigt.“ Vielmehr sei ein Jesus ähnlicher Mann hingerichtet worden, während Jesus selbst von Gott lebendig in den Himmel entrückt wurde (Sure 5,157–158; vgl. 3,55). Islamische Theologen lehnen auch die biblische Lehre ab, dass ein stellvertretendes Opfer nötig war: Weil die Sünde den Menschen nicht so radikal von Gott trennt wie im Christentum, ist im Islam ein Stellvertretungstod Jesu nicht nötig.

Wer an Karfreitag den Gottesdienst meidet … Aber auch die Christenheit tut sich stellenweise schwer mit dem Kreuz Jesu: Einigen gilt die biblische Lehre vom stellvertretenden Strafleiden Jesu als primitive Mythologie; andere entdecken hinter der neutestamentlichen Deutung des Todes Jesu ein sadistisches Gottesbild. Manche Christen empfinden daher eine starke Abneigung gegenüber den klassischen Passionschorälen. Und der eine oder andere verspürt an Karfreitag ein seelisches Unbehagen – und verzichtet lieber darauf, einen Gottesdienst mit einem so ernsten und bedrückenden Thema zu besuchen. Allerdings schwebt jeder Christ, der so empfindet und argumentiert, in der akuten Gefahr, zu Ostern von einer ähnlichen geistlichen Demenz erfasst zu werden wie die Emmausjünger. Wer die abgrundtiefe Erniedrigung des Erlösers nicht ertragen will, wird seine majestätische Herrschaft über den Tod nicht richtig erfassen können! Provokant formuliert: In den festlichen und erhebenden Ostergottesdienst darf nur gehen, wer auch am anstrengenden Karfreitag in der Kirche war. Vom ewigen Leben sollten wir nur reden, wenn wir auch regelmäßig zum Abendmahl gehen. Denn: Nur wer bereit ist, mit Jesus zu sterben, wird mit ihm auferstehen! P


net F O R U M F Ü R J U N G E C H R I S T EN EN

Christian Haupt vor dem Start seiner großen Reise nach Deutschland in Istanbul und später (r.) bei einer Rast kurz vor Igoumenitsa (Griechenland).

Die Tour des Glaubens FAHRRADTOUR Weil er lernen wollte, sein Vertrauen ganz auf Gott zu setzen, radelte Christian Haupt ohne Geld von Istanbul bis in seine niedersächsische Heimatstadt Duderstadt (bei Göttingen). Für idealisten.net schildert der 22-jährige Orthopädiemechaniker die eindrücklichsten Erlebnisse seiner sechswöchigen Reise. urz vor Ende meines Zivildienstes in einem Altenheim für Holocaustüberlebende in Israel hatte ich ein Erlebnis, das mein Vertrauen auf Gott heftig herausforderte: Mit fünf Freunden nutzte ich ein paar freie Tage, um das Land zu erkunden. Als wir eines Nachts in unseren Schlafsäcken auf einem Feld lagen und alle außer mir schon schliefen, vernahm ich das Geheul von Schakalen – zuerst von Ferne, dann immer näher. In rund 20 Metern Entfernung blieb einer hinter einem Busch stehen. Mich packte die Angst. Auf der einen Seite sagte ich mir: Ich vertraue Gott, dass er mich beschützt.

Die ganze Nacht heulte immer wieder ein Schakal Andererseits sagte mir mein Verstand: Du bist in einer Notlage! Wo soll denn da Hilfe herkommen? Es ging immer hin und her – wie bei einer Wippe. Die ganze Nacht konnte ich kein Auge zu tun. Jedes Mal, wenn mich die Müdigkeit zu überwältigen schien, fing der Schakal wieder an zu heulen – und ich war hellwach. Das Tier bewegte sich nicht von der Stelle. Erst im Morgengrauen verschwand es wieder.

Ich wollte lernen, mehr auf Gott zu vertrauen Dieses Erlebnis bewegte mich so sehr, dass ich beschloss zu lernen, mehr auf Gott zu vertrauen. Nur wie? Mir kam die Idee, den Rückweg nach Deutschland auf dem Fahrrad zu bestreiten. Ich wollte Gott aber nicht herausfordern, deshalb war es mir wichtig, alles zu prüfen. Dabei stellte ich fest, dass es zu gefährlich wäre, direkt von Israel loszuradeln, da es beispielsweise im Libanon gerade Unruhen gab. So beschloss ich, zuerst noch ein befreundetes Ehepaar in Istanbul zu besuchen und von dort die Tour in Angriff zu nehmen. In der Türkei war das Wetter mit 20 Grad perfekt und auch ein passendes Fahrrad fand ich in Istanbul. Ich hatte noch eine größere Summe Geld, die mir Leute bei einem Besuch in Israel geschenkt hatten. Es reichte genau für das Fahrrad, das für die lange Tour geeignet schien.

B e su cht uns au ch au f

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Ohne Bargeld unterwegs Nun war ich blank. Doch ich hatte sowieso beschlossen, kein Bargeld mit auf die Reise zu nehmen – ganz im Vertrauen auf Gottes Versorgung. Für Notfälle hatte ich eine Kreditkarte dabei. Ansonsten bestand mein Gepäck aus Klamotten, einem Schlafsack, einer Trinkflasche und einem Säckchen voller kleiner „Geschenke“ für die Menschen, denen ich begegnen würde. Denn ich wollte mich nicht nur aushalten lassen. Das passende Mitbringsel dafür schienen mir kleine Muscheln zu sein, die ich einmal in Israel am Strand gesammelt hatte. Sie waren das perfekte Bild: Wir Menschen sind so gering und doch so wertvoll in Gottes Augen. Wir haben auch scharfe Kanten, aber wir sind perfekt geschaffen – keiner gleicht dem anderen. Am nächsten Morgen startete ich meine große „Mission“. Mein Ziel war nicht, nach der Reise anzugeben, dass ich 2.000 km mit dem Fahrrad zurückgelegt habe, sondern zu erzählen: Schaut euch diesen mächtigen Gott an, dessen Worte wahr sind, wenn er sagt: „Seht die Vögel unter dem Himmel an: Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr als sie?“ (Matthäus 2,26).

Gestandene Männer waren den Tränen nah Anfangs klingelte ich einfach an Haustüren und fragte nach einer Schlafmöglichkeit – bis einmal eine Frau zu mir sagte: „Nein, ich bin verheiratet!“ Von da an suchte ich Orte auf, an denen ich mit den Menschen leichter ins Gespräch kommen konnte: Cafés, Imbisse, Restaurants. Mit ein bisschen Englisch, ein paar Vokabeln der Landessprache und mit Händen und Füßen klappte das auch überall! Es war genial zu erleben, wie mir die Leute halfen – nicht immer direkt, oft nach dem Motto: „Ich kann dir nicht helfen, aber ich kenne jemanden, der dir alles Nötige geben wird.“ Und wenn ich dann von meiner Reise erzählte und meine Muscheln herausholte, sah ich vielfach in leuchtende Augen. Manche gestandene Männer waren sogar den Tränen nah.

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Fotos: privat

K


Duderstadt

Mit dem

D E U TS C H L A N D

Fahrrad Fähre

ÖSTERREICH

Kempten

Zug/Bus

Schladming

Venedig

I TA L I E N Zaponetta

Malkara

Bari

Istanbul

Thessaloniki T ÜR K EI Igoumenitsa

GRIECHENLAND Sergio (r.) besorgte Christian einen Schlafplatz in einer Lagerhalle für Liegestühle.

Gott gab mir immer die nötige Kraft Doch meine Reise hatte nicht nur solche Glücksmomente. Mehrfach kam ich an meine Grenzen – vor allem körperlich. Als ich losfuhr, dachte ich, ich sei ziemlich sportlich. Doch schon am dritten Tag tat mir alles so weh, dass ich mich fragte: Was mache ich eigentlich hier? Am Abend jenes Tages erreichte ich ein einsames Dorf namens Malkara in einem Tal in der Türkei. Dort ging ich in einen kleinen Laden und ließ mich in einen Stuhl fallen. Der Verkäufer brachte mir sofort eine Tasse Tee. Ich versuchte, ihm deutlich zu machen, dass ich keinerlei Geld habe. Doch er nickte nur freundlich. Dann sah ich mich um und erblickte zwei Massagesessel. Ich musste laut lachen, denn kurz zuvor hatte ich gebetet: „Herr, ich habe keine Kraft mehr, hilf mir doch.“ Als der Verkäufer meinen Blick zu den Sesseln sah, ging er zur Kasse, holte etwas Geld heraus und startete das Massageprogramm. Da wurde mir klar, dass Gott kein Ding unmöglich ist, um uns zu versorgen.

Sollte ich mein Fahrrad abschließen? Von der Türkei wollte ich über Griechenland und den Balkan nach Italien weiterradeln. Doch dann hörte ich, dass es in Albanien Ausschreitungen gab. Weil ich mich nicht in Gefahr bringen wollte, nahm ich die Fähre nach Italien. In diesem Land erlebte ich den härtesten Tag der ganzen Strecke: Der Gegenwind war so stark, dass ich auf gerader Strecke den kleinsten Gang benutzen musste. Am Abend fand ich in dem kleinen Dorf Zaponetta eine Pizzeria, vor der ich entkräftet Platz nahm. Neben mir standen mehrere Männer und unterhielten sich. Einer von ihnen bestellte mir sogleich auf seine Kosten Pizza und Cola. Der Mann stellte sich als Sergio vor, und ich versuchte, ihm meine Situation zu erklären – was nicht so einfach war, denn er sprach nur Italienisch. Er gab mir zu verstehen, dass ich mir um meine Übernachtung keine Sorgen machen bräuchte. Dann war Sergio auf einmal verschwunden. Nach einiger Zeit tauchte er mit seinem Auto wieder auf und winkte mir, einzusteigen. Mein Fahrrad stand noch unangeschlossen vor der Pizzeria, und ich überlegte: Soll ich wirklich zu ihm ins Auto steigen? Doch ich wusste: Würde ich das Rad jetzt anschließen, gäbe ich damit den Leuten zu verstehen: Ich vertraue euch nicht. Also stieg ich ein. Wir fuhren aus dem Ort heraus und hielten vor einer Lagerhalle. Ich hatte ein ziemlich flaues Gefühl im Bauch, aber ich sagte mir: „Gott ist bei mir.“ Wir betraten die Halle und mir bot sich ein Bild wie in einem

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Mafia-Film. Dort standen drei Männer: Francesco trug eine Sonnenbrille (mitten im Winter!), Giovanni eine Bomberjacke und einen Pferdeschwanz und Michelle war so ein kleiner Verschmitzter. Als ich mich umschaute, sah ich lauter Strandliegestühle. Sergio hatte seine Freunde gefragt, ob ich in ihrer Lagerhalle schlafen könne.

Es war doch nicht wie bei der Mafia Sie gaben mir noch eine warme Jacke und Decken – dazu Frühstück für den nächsten Morgen. Dann fragten die Italiener mich über meine Reise aus – und waren ziemlich bewegt von meinem Zeugnis. Nachdem ich auch Italien durchradelt hatte, entschied ich mich, mit dem Zug über Österreich bis kurz hinter die deutsche Grenze zu fahren, da eine Überquerung der Alpen im Winter mit dem Fahrrad unmöglich gewesen wäre. Von Kempten aus ging es dann wieder per Fahrrad zurück in meinen Heimatort Duderstadt in Niedersachsen. Auf der Reise habe ich gelernt, dass das Spannungsfeld zwischen dem Vertrauen auf Gott und dem Hören auf meinen Verstand in meinem Leben bestehen bleiben wird. Ich habe aber ganz neu erlebt, wie sehr es sich lohnt, Gott zu vertrauen. Er lässt uns nie fallen! P Christian freut sich über Reaktionen und Fragen zu seiner Tour unter hauptsache1@googlemail.com . Anzeige Seit mehr als 20 Jahren Reisen nach Israel

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FILMKRITIK

Bleiben die Toten am Meeresboden? TITANIC Vor 100 Jahren startete das damals größte Schiff der Welt – die „Titanic“ – zu ihrer Jungfernfahrt nach New York. „Nicht einmal Gott kann dieses Schiff versenken“, sagte Kapitän Edward J. Smith. Doch es kam anders. Der Film „Titanic“ von Regisseur David Cameron erzählt die Geschichte ihres Untergangs – und ist nun erstmals in 3D zu sehen. Von Karsten Huhn. Was für ein Schiff! Mit 21 Knoten rauscht die „Titanic“ übers Meer. Ein Koloss aus Stahl, größer als die Schiffe der Konkurrenz, mit Squash-Halle und dem ersten Schwimmbad auf einem Dampfer. 2.200 Menschen aus 50 Nationen sind an Bord, als die Titanic am 10. April 1912 im englischen Southampton startet. Was dann passierte, ist mehrfach verfilmt worden – zuletzt von Regisseur James Cameron, dessen „Titanic“ vor 15 Jahren in die Kinos kam. Damals war es der teuerste und erfolgreichste Film zugleich. Nun kommt der Film zum zweiten Mal ins Kino, diesmal dreidimensional. Eine Wiederbesichtigung zeigt: Der Film ist so packend wie beim ersten Mal. Er hat jeden seiner elf „Oscars“ verdient.

Ein Katastrophen- und Liebesfilm „Titanic“ ist alles zugleich: Abenteuer-, Katastrophen- und Liebesfilm. Es gibt einen Selbstmordversuch, eine Verfolgungsjagd, Eifersuchtsszenen, feinen Humor, dazu zwei bezaubernde Hauptdarsteller. Geschickt mischt Cameron die Fakten um den Untergang der Titanic mit der fiktiven Liebesgeschichte des Arbeiterjungen Jack (Leonardo DiCaprio) aus der 3. Schiffsklasse mit der 17-jährigen Rose (Kate Winslet) aus der 1. Klasse. Zudem stellt der Film große Fragen: Was ist das Juwel im Safe noch wert, wenn das eigene Leben zu Ende geht? Was soll ich in Notsituationen tun – mich selbst retten oder mich für andere aufopfern?

Der Sündenfall Die biblischen Bezüge sind dabei nicht zu übersehen: 1. Der Sündenfall. Die „Titanic“ ist ein moderner Fall von babylonischem Größenwahn. Der Schiffseigner befiehlt, Tempo zu machen, um einen neuen Geschwindigkeitsrekord aufzustellen. „Nicht einmal Gott kann dieses Schiff versenken“, sagte der Kapitän damals. Auf eine ausreichende Zahl von Rettungsbooten hatte man verzichtet – damit es auf dem Deck der 1. Klasse mehr Beinfreiheit gibt. Und keiner hat den Mut, seinem Chef zu widersprechen. So steuert die „Titanic“ mit voller Kraft auf den Eisberg zu.

Der Atlantik wird zum Leichenmeer 2. Der Tod ist der Sünde Sold. Da kann das Dessert noch so lecker sein und der Wein noch so gut munden – irgendwann, plötzlich und unerwartet, ist das Leben zu Ende. Die von der „Titanic“ abgeschossenen Leuchtraketen sind kein Freudenfeuerwerk, sondern Notrufsignale. Das Schiff knarzt und stöhnt, das Wasser arbeitet sich durchs Schiff und reißt Sessel, Betten, Teller und Gläser mit sich. Das Licht geht aus, das Schiff bricht auseinander und versinkt in einem Höllenschlund. Der Atlantik wird zum Leichenmeer. 3. Hoffnung. Woran klammert man sich in solch einer Situation? Was darf ich hoffen? Das Bordorchester spielt einen Hochzeitswalzer, ein Mann genehmigt sich an der leeren Schiffsbar einen Schnaps. Die Familien halten sich an ihre Liebsten, der 1. Offizier schießt sich eine Kugel in den Kopf. Jemand betet Psalm 23, an Deck zelebriert ein Priester einen Notgottesdienst und liest aus Offenbarung 21: „Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde.“

Wird so der Himmel sein? Und schließlich 4.: Die Erlösung. Bleiben die Toten am Meeresboden? Auch darauf versucht der Film eine Antwort zu geben. In der traumähnlichen Schlussszene betritt die überlebende Rose das Schiffswrack, das plötzlich zu neuem Leben aufersteht. Eine Tür öffnet sich und gibt den Blick auf die Haupttreppe frei, die zum Salon führt. Oben wartet ihr Geliebter Jack. Menschen stehen Spalier, der Kleidung nach stammen viele aus der 3. Klasse, die zum Salon eigentlich keinen Zugang hatten. Jack und Rose küssen sich, die Zuschauer applaudieren. P Titanic • Regie: James Cameron • Darsteller: Kate Winslet, Leonardo DiCaprio • 194 Minuten • FSK: 12 • ab 5. April Zur „Titanic“ passender aktueller Buchtipp: Elisabeth Büchle: Der Klang des Pianos (Roman) • Gerth Medien 445 Seiten • 978-3865916631 • 16,99 Euro / 24.40 SFr.

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DI E K LE I N E K A NZ E L

» Damals sangen Mose und die Israeliten dies Lied dem Herrn: Ich will dem Herrn singen, denn er hat eine herrliche Tat getan; Ross und Mann hat er ins Meer gestürzt. «

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Jürgen Werth (Wetzlar) ist Vorstandsvorsitzender von ERF Medien. Er war bis Ende 2011 Vorsitzender der Deutschen Evangelischen Allianz.

Aus dem 2. Buch Mose 15,1

Foto: ERF

„ ... und hast dem Tod zerstört sein Macht ...“ Beinahe jeden Tag sehen wir solche Bilder: Kriegsund Katastrophenopfer, die zu Tausenden von einem Land ins andere fliehen. Männer, Frauen und Kinder mit den letzten Habseligkeiten auf dem Buckel. Keiner lächelt. Keiner singt. Das Leben hat Sorgenfalten auf ihre Stirn gebrannt und Hoffnung und Lebensmut aus ihren Augen gespült. Doch hier ist ein Volk auf der Flucht, das lacht und singt und tanzt! Das Volk Israel erlebt einen unvergleichlichen Exodus aus jahrhundertelanger Sklaverei. Die Lehmgruben und Ziegelfabriken Ägyptens sind Geschichte. Die Armeen des Pharao können sie nicht zurückholen. Sie sind frei! Es ist das Wunder der Wunder. Ausgedacht und inszeniert von einem wunderbaren und wundertätigen Gott. Immer tut er das Unerwartete. Damals und heute. Und im-

mer bringt er alle und alles ans Ziel. Das wollen die Israeliten nie mehr vergessen. Und feiern dieses Wunder darum Jahr für Jahr beim Passah-Fest. Dieser unvergleichliche Gott kann sich nur selbst übertreffen – und das tut er auch: Nimmt es Jahrhunderte später mit einem noch unerbittlicheren Unterdrücker auf, wagt sich in einen noch aussichtsloseren Kampf. Und befreit seine geliebten Menschen aus der Sklaverei der Schuld und des Todes. Sein Sohn wird zu Beginn des Passahfestes gekreuzigt. Und besiegt am dritten Tag Hölle, Tod und Teufel. Und ein noch gewaltigerer Exodus beginnt. Ostern ist das Passahfest der Christen. Bald singen wir’s wieder und strahlen wie damals das Volk Israel: „Wir danken dir, Herr Jesu Christ, dass du vom Tod erstanden bist und hast dem Tod zerstört sein Macht und uns zum Leben wiederbracht. Halleluja!“ P

Ja, auch ich abonniere idea Spektrum Impuls-Abo 12 Ausgaben für nur Fr. 25.– Jahres-Abo für Fr. 2.96 pro Ausgabe oder Fr. 145.– pro Jahr Halbjahres-Abo für Fr. 3.01 pro Ausgabe oder Fr. 77.– pro Jahr Geschenk-Abo für Fr. 2.96 pro Ausgabe oder Fr. 145.– pro Jahr Abo 66 für Rentner nur Fr. 2.39 pro Ausgabe oder Fr. 117.– pro Jahr Studenten-Abo für nur Fr. 1.48 pro Ausgabe oder Fr. 72.50 pro Jahr (Alle Preise inkl. Portokosten. Das Abonnement ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar.)

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PORTRÄT

Der Rebell im Auftrag Gottes INDIEN Als kommunistischer Kämpfer im Dschungel Indiens zieht Sundhar Rao durch die Dörfer und sät Angst und Schrecken. Dann wird er Christ. Wieder zieht er durch die Dörfer – diesmal, um Gottes Liebe zu verkündigen. Ein Porträt von Karsten Huhn.

Gewalt erlebt – nun selbst gewalttätig Rao schließt sich den Naxaliten an, einer kommunistischen Rebellenbewegung, die bis heute in den Dschungelregionen Indiens aktiv ist. Er will seinen Vater rächen. In allen Dörfern sucht er den Mörder, um ihm Hände und Füße abzuschlagen. Er leitet ein Aktionskommando, das Dörfer überfällt, die Bewohner entführt und erpresst. Wer nicht mit ihnen zusammenarbeitet, wird geschlagen oder ausgepeitscht. Rao hat früher Gewalt erlebt – nun übt er selbst Gewalt aus. Der Staat ist dagegen weitgehend

machtlos: Bevor Polizeieinheiten die schwer zugänglichen Dschungeldörfer erreichen, haben sich die kommunistischen Rebellen längst wieder in den Dschungel zurückgezogen.

Vergeben statt vergelten? Doch Rao plagt sein Gewissen. Ist es richtig, was er tut? Er spricht mit einem Evangelisten darüber, der in einem Dschungeldorf eine Gemeinde gegründet hat. Der Prediger sagt, dass man vergeben statt vergelten solle. Eine seltsame Botschaft. Rao geht immer wieder zur Kirche des Evangelisten, um mehr zu hören. Die christliche Botschaft führt zu einer Lebenswende. „Herr, vergib mir meine Sünden“, betet Sundhar Rao schließlich. Kurz danach lässt er sich taufen.

Im Dschungel gründet er 20 Gemeinden Rao will nun selbst das Evangelium verkünden und besucht eine Bibelschule. Wie schafft das jemand, der nur wenige Monate die Schulbank gedrückt hat? Er musste das Lesen und Schreiben erst wieder lernen, erzählt er. Seitdem ist viel passiert. Rao hat geheiratet und ist Vater von drei Töchtern und einem Sohn. Zwei seiner Kinder sind bereits gestorben – das eine an einer Durchfallerkrankung, das andere an Gelbsucht. Als Evangelist zieht Rao

durch die Dschungeldörfer, er besucht die Hütten, bietet Krankensalbung und Gebet an und erzählt Geschichten aus der Bibel. 20 Gemeinden hat Rao in den Dschungeldörfern gegründet; erst vor einigen Wochen hat er 50 Menschen getauft, im nächsten Monat stehen 100 weitere Taufen an. Inzwischen ist Rao als Dekan der evangelischen NethanjaKirche verantwortlich für 40 Pastoren.

Mit Bibel & Honig zum Stammeshäuptling Wenn Rao in ein Dorf kommt, sucht er zuerst den Stammeshäuptling auf. Er bringt eine Bibel und ein Glas Honig mit. „Die Bibel ist wie Honig“, sagt er stets bei der Übergabe. Er unterhält sich mit dem Häuptling und bittet ihn um Rederecht in der Dorfversammlung – manchmal muss er auch mehrfach bitten. Wenn Rao schließlich reden darf, beginnt er ungefähr so: „Ich komme aus dem gleichen Stamm wie ihr, denn der gleiche Gott hat uns erschaffen. Ich kann euch nicht verlassen, ohne euch von der Liebe Gottes zu erzählen, die ich selbst erlebt habe. Wir sind Brüder und Schwestern – nicht, weil wir zum selben Stamm gehören, sondern weil Gott uns liebt.“ Und dann erzählt er von Christus. P

Foto: idea/Huhn

Die Geschichte von Sundhar Rao klingt so ungewöhnlich, dass man sie kaum glauben kann. Er wächst auf im Stamm der Kothi – in Warthanapalli –, einem Dschungeldorf mit etwa 100 Familien im indischen Bundesstaat Andhra Pradesh. Geboren wurde er vor ungefähr 46 Jahren – sein genaues Geburtsdatum kennt er nicht. Zwei Jahre lang besucht er die Schule, danach hilft er seinen Eltern auf dem Reisfeld. Als er etwa 10 Jahre alt ist, fi ndet er seinen Vater tot im Dschungel – er war bei einer Stammesfehde umgebracht worden. Sundhar Raos Mutter wird mit einem anderen Mann zwangsverheiratet; Rao kommt bei einer Tante unter.

DAS WORT ZU OSTERN » Ist aber Christus nicht auferstanden, so ist unsre Predigt vergeblich, so ist auch euer Glaube vergeblich. « Der Apostel Paulus im 1. Brief an die Gemeinde in Korinth (15,14) in Griechenland 14.2012


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