Idea Spektrum Schweiz 15/2012

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15 12. April 2012

Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt

www.ideaschweiz.ch

Einzelverkaufspreis: CHF 4.–

Glücklich sein im Altersheim Markus Schaaf über Lebensqualität in der Heimstätte Rämismühle und einen sinnvollen Lebensabend 7 Passionszüge: „Kreuzigung“ löst

11 Hans-Ulrich Bigler: Gewerbeboss

8 Diakonie: Hausgemeinschaft

21 Grab Jesu: Wo die Archäologie

Riehen erhält Gesundheitspreis

über die Agitationen gegen Israel

die Berichte aus der Bibel bestätigt

9 Bene Müller: Berner Familienband 28 Reinhold Ruthe: Seelsorgerliche führt mit Jazz in Gottes Anbetung

Schritte zu einem Leben mit Sinn

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an Ostern einige Irritationen aus

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idea Spektrum 15.2012


G RÜ e z i

«spagat bis ins Grab» Was gibt Ihrem Leben Sinn, liebe Leserinnen, liebe Leser? Hat Ihre Antwort vielleicht mit Ostern zu tun? So in etwa: «Weil Jesus für mich gestorben und auferstanden ist.» Oder: «Ich bin ein Geschöpf Gottes, also gewollt und kein Produkt des Zufalls. Das gibt doch Sinn!» Hand aufs Herz: Denken wir nicht sofort an Leistung, Output? Ich leiste, also bin ich… Das schliesst nicht aus, dass man seine Arbeit gerne macht. Aber Leistung beantwortet die Sinnfrage nicht abschliessend. Warum sonst fühlen sich viele alte Menschen nutz- und wertlos, eine «Last für die Gesellschaft»? «Alter an sich ist keine Leistung.» Der das sagte, ist 1976 geboren und heisst Daniel Bahr. Genau – auch ich kannte den Herrn nicht. Doch er ist seines Zeichens deutscher Gesundheitsminister. Was, bitteschön, soll denn nun seine Aussage bedeuten? Denken hält jung, und so lasse ich Sie noch ein wenig darüber rätseln. Jemand anderes hat kürzlich etwas ganz anderes gesagt. Es ist Ralph Kunz, Theologieprofessor und «Weisheitsforscher». Er sprach an der Fachtagung der Evangelisch-methodistischen Kirche in Aarau (siehe auch «idea Spektrum» 14/12). Seine Bemerkungen zu Johanna Spyris Bestseller «Heidi» bleiben mir unvergessen. Heidi gab dem eigenbrötlerischen Alpöhi mit ihrer frischen, unverdorbenen Art eine Aufgabe und (wieder) einen Sinn im Leben. Und es war die Frankfurter Grossmama der kranken Klara, die Heidi beten lehrte: «Jeden Augenblick zum lieben Gott hingehen und ihn um das bitten, was wir brauchen.» Ein durch-

BiBlisch Ein Lieblingsbibelwort von Roland Beat Diethelm, Pfarrer in Zürich-Wipkingen und Autor der Kolumne «Heiliger Bimbam» im «Blick am Abend»:

aus sinnvoller, sinnstiftender Rat, der zeitlos Gültigkeit hat. Im «Brennpunkt» lernen Sie einen Heimleiter kennen, der sich mit Rat und Tat für «seine» Seniorinnen und Senioren und für die Gesellschaft einsetzt. Er ist überzeugt davon, «dass Kirchen und Gemeinden das Riesenpotenzial der über 65-Jährigen noch nicht erkannt haben.» Was empfinden Sie bei der Lektüre der vier Porträts? Es berührt schon, wenn ein langjähriger Diener im Reiche Gottes plötzlich auf die andere Seite wechseln muss: Vom Prediger, Ratgeber und Sinnstifter hin zu einem Menschen, der mit Fragen, Unsicherheit und Angst konfrontiert ist. Zunehmend machen sich «Bresten» bemerkbar, wird der Bewegungsradius eingeschränkt, der Alltag zur Qual. Und doch: Die Hoffnung ist grösser, die Osterfreude überwiegt. Nein, alt werden ist keine Leistung. Glauben behalten bis zuletzt und nicht zweifeln an dem, was man nicht sieht, das hingegen schon. Hut ab vor Menschen, die trotz negativen Vorzeichen daran glauben, dass das Schönste noch kommt! Humor und Fantasie bis ins hohe Alter bewahren: Dazu rief Ralph Kunz auf. «Bleiben Sie sich selber! Und machen Sie weiterhin täglich einen Spagat. Von mir aus bis ins Grab!» Dranbleiben, das Beste aus einer Situation machen und die Lebensfreude behalten. Das hält uns frisch und lebendig. Bis zum letzten, zum alles entscheidenden Schritt. Auch das ist keine eigentliche Leistung, sondern vielmehr Gnade. Wie letztlich alles im Leben.

«Wie sich ein Vater über Kinder erbarmt, so erbarmt sich der herr über die, die ihn fürchten. Denn er weiss, was für ein Gebilde wir sind; er gedenkt daran, dass wir staub sind.» (Psalm 103, 13f ) «Was wir für Gebilde sind! Die alte Lutherübersetzung sagt ‹Gemächte›. Er weiss, wie wir geformt sind und woraus wir bestehen. Aus Staub. Aus vergänglichem Stoff. Aus dem Material, aus dem alles Leben ist. Mit seinem Begehren und Wollen, Aufspielen und Imponieren, mit seinem Träumen und Scheitern, Ermüden und Verfallen. ‹Gemächte› klingt in meinen Ohren ans Gemach an, den Ort der intimen Begegnung. Gott bildet mich, um mir nahe zu kommen. Ich finde es ein unerhört schönes Wort, ein gnädiges. Ich fühle mich angenommen und mit liebenden Augen erkannt. Dieser väterliche Gott trägt Verantwortung, hat mich gebildet, hat zugleich Humor und Verständnis. Er schaut von himmelweit her und ist wie ein Atemzug zugleich ganz nah.»

Wörtlich «in der Bibel hat man sich mit den zehn Geboten begnügt, wohl wissend, dass diese zur lösung aller Probleme nicht ausreichen. Die Politiker sollten sich an diesem Konzept orientieren und erkennen, dass sie in einer immer komplexer werdenden Welt heillos überfordert sind, wenn sie mit einer Flut von Vorschriften alle Probleme lösen wollen.» Kurt Schildknecht, Bankfachmann und ausserordentlicher Professor an der Universität Basel, in der «Weltwoche».

Praktisch

www.igw.edu

THOMAS FEUZ

Reklame idea Spektrum 15.2012

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BR E N N P U N K T

Auch im Altersheim lässts sich glücklich sein LEBEN IM ALTER Der Anteil alter Menschen steigt, die Geburtenrate wird auf knapp über ein Kind pro Frau prognostiziert,

«Kompensation» geschieht durch Zuwanderung. Markus Schaaf, Leiter der Heimstätte Rämismühle, ist überzeugt, dass sich Lebensqualität und Sinn im letzten Lebensabschnitt trotz veränderten Vorzeichen erhalten lassen. «idea Spektrum»: Sie engagieren sich seit 15 Jahren als Heimleiter. Was fasziniert Sie an dieser Aufgabe? Markus Schaaf: In meiner Arbeit

sich heute eher, ihre Ansprüche und Wünsche zu formulieren, als dies noch vor dreissig Jahren der Fall war. Die Suche nach einem geeigneten Heimplatz geschieht kritischer. Ich finde diese Entwicklung gut. Sie zwingt die Menschen, über ihre Erwartungen und Ansprüche nachzudenken.

habe ich mit Menschen und ihren Geschichten zu tun, aber auch mit Zahlen, Technik, Strategien, Konflikten, Entwicklungen und Projekten. Jeder Tag bietet neue Herausforderungen, und es gibt keine Routine. Ich kann mir keine abwechslungsreichere Arbeit vorstellen.

Vor 30 Jahren waren die Jugendtreffen in der Rämismühle landesweit ein Begriff. Heute liegen die Kernkompetenzen mehr auf dem Alterssegment. Wie kam es zu dieser Veränderung?

Die Heimstätte Rämismühle wurde vor über 125 Jahren gegründet und hatte stets zwei Personengruppen im Fokus: Die einen kamen für eine kurze Zeit zur Erholung, die andern blieben als «Dauergäste» bis zu ihrem Lebensende. Parallel zum Heimbetrieb fand während vielen Jahren das Jugendtreffen statt. Dieser Anlass wurde von einem eigenen

Wie lauten Ihre Maximen für einen sinnvollen Lebensabend im Heim?

Im Dienst für die Menschen – bis hin zum letzten Atemzug: Heimleiter Markus Schaaf.

Trägerkreis organisiert. Das Heim stellte die Infrastruktur, zum Beispiel Terrain und Übernachtungsmöglichkeiten zur Verfügung.

Wie würden Sie die wesentlichen Änderungen der letzten 20, 30 Jahre zusammenfassen?

Die allgemeinen Trends der Gesellschaft wie Individualität und Mobilität machen auch vor der älteren Generation nicht Halt. Die betagten Menschen getrauen

Maurers buchstabieren gemeinsam die «L» Emil und Martha Maurer (siehe das Frontbild) bezeichnen sich als «Lehrlinge». Sie sind vor gut einem Monat ins Altersheim eingezogen. Emil Maurer war Chrischonaprediger und Jugendsekretär der Chrischonagemeinden. Das Ehepaar leitete zudem während 13 Jahren das «Bergli» in Oberrieden ZH. Sie zogen während eines langen Lebens im Dienst für Gott und Menschen mehrmals um. «Gott hatte es immer gut gemacht, auch wenn wir es im Moment nicht gleich erkannten», sagen sie. «Nur jetzt ist es nicht mehr so gut.» Der neue Lebensabschnitt und die völlig neue Umgebung machen den Beiden zu schaffen. Der 86-Jährige hat trotz allem seiBilder: idea/tf

nen Humor nicht verloren. Er bezeichnet sich als Realist: «Wir sind in der Hochschule des Lebens. Gegenwärtig sind wir am Buchstabieren von Tätigkeiten, die alle mit ‹l› beginnen: lose, luege, lerne, liide…» Das Schlimmste sei das Bewusstsein um die Abhängigkeit, meint Emil Maurer. Hier ist ihm seine drei Jahre jüngere Frau eine grosse Hilfe. In einer Zimmerecke steht eine elektronische Leseeinrichtung, darunter die letzte Ausgabe des «idea Spektrum». Emil Maurer liest viel, auch wenn es ihm grosse Mühe bereitet. Maurers Lieblingslied heisst «Stark ist meines Jesu Hand», ihr Lieblingsbibelvers steht in Römer 15,4 ff: «Nehmt einander an, so wie Christus euch angenommen hat.» Dazu haben sie jetzt Zeit. Und sie nehmen sie sich, mit einer Portion gesundem Humor. Und viel, viel Gottvertrauen.

Wer sich früh genug mit dem Thema «Heim» auseinandersetzt, hat die grössten Einflussmöglichkeiten auf Ort, Zeit und Umstände eines Heimeintritts. Der geplante Eintritt in ein Alters- oder Pflegeheim schafft Entlastung und damit auch Zeit für die Dinge, die einem wichtig sind.

Was macht die Institution «Rämismühle» speziell?

Die Heimstätte Rämismühle soll ein Ort sein, an dem sich die Menschen wohlfühlen, sei es als Heimbewohner, als Angehörige oder als Feriengäste. Besondere Beachtung schenken wir dem Bedürfnis nach Gemeinschaft, zum Beispiel mit den gemeinsamen

Mahlzeiten. Zudem schätzen viele unser Angebot, dass sie jeden Tag eine Andacht besuchen können – wenn sie das wollen.

Glücksforschung ist in. Kann man im hohen Alter überhaupt noch glücklich sein?

Eine Studie des Nationalfonds untersuchte die relevanten Faktoren, die dazu beitragen, dass Menschen im Alter glücklich sind. Die Antworten waren für einige Soziologen höchst erstaunlich: Die Frage nach dem Sinn des Lebens muss geklärt sein, es braucht eine Bejahung des persönlichen Älterwerdens und einen Frieden mit der eigenen Lebensgeschichte. Ich kenne alte Menschen, die mir auf allen drei Gebieten grosse Vorbilder sind. Und es sind oft Menschen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens gelebt haben.

Wie schätzen Sie als Profi die demografische Entwicklung in den Industrieländern ein?

«Demographischer Wandel» bedeutet, es werden mehr Menschen älter, als jüngere nachkommen.

Von den glücklichsten Jahren der Hedi Lex Niemand würde ihr die 93 Jahre ansehen! Hedi Lex ist in Wald im Zürcher Oberland aufgewachsen und war viel in der Natur unterwegs. Sie schätzt die Spazierwege in der näheren Umgebung, auch wenn sie mit dem Rollator nicht mehr so beweglich ist. Seit gut zwei Jahren wohnt die aufgestellte Seniorin nun hier. «Das Zimmer ist nicht überladen. Ich musste mich von vielem trennen. Aber es ist mir jetzt sehr wohl. Alles ist übersichtlich und geordnet.» Nach dem Tode ihres Mannes lebte die dreifache Mutter während 25 Jahren allein. «Das kam mich hart an», schaut sie zurück. Dann die Überraschung: Sie bekam nach so langer Zeit wieder Kontakt zu

ihrem einstigen «Schuelschätzi». Gemeinsam unternahmen sie viele Reisen, tauschten Erinnerungen aus. «Diese sechs Jahre gehören zu den glücklichsten meines Lebens.» Den Winter hindurch habe sie zwar schon ab und zu etwas «gjömmerlet», aber nun gehe es ihr schon wieder viel besser. Ein frohes Lachen zeigt sich auf dem Gesicht von Hedi Lex. Wünsche hat die «bekennende Christin ohne Gemeindezugehörigkeit» keine mehr. «Ich habe viele schwere Zeiten gehabt, aber auch viel Schönes erlebt. Und hier habe ich alles, was ich brauche.» Dazu gehören die Andachten, die sie sich bequem im Zimmer anhören kann. Oder ihr Lieblingslied, das sie früher auf ihren Wanderungen laut und froh gesungen hat: «Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren!» idea Spektrum 15.2012


BR E N N P U N K T

Markus Schaaf Geboren 1966, verheiratet mit Rose, drei Kinder im Teenageralter. Nach den Berufslehren als Buchhändler und Kaufmann Theologiestudium auf St. Chrischona, danach Diplomausbildung zum Heimleiter. Schaaf ist Geschäftsführer der Heimstätte Rämismühle, einem Alters- und Pflegeheim mit Hotel und Seminarbetrieb, und Kantonsrat der EVP. Er engagiert sich bei der Feuerwehr und der Grundsteuerkommission der Gemeinde Zell ZH, Präsident beim Verein ERF Medien und beim Verein Evangelische Karmelmisson.

Diese Entwicklung stellt uns vor grosse Herausforderungen. Werden sich kommende Generationen noch solidarisch erklären mit ihren Alten oder werden sie nur an sich selber denken? Oder entdeckt die Gesellschaft gar wieder den Wert von alten Menschen? Das Phänomen der Zuwanderung (Migration) ist relativ neu, und Soziologen machen jetzt neue Berechnungsmodelle, wie sich dies auf die Bevölkerungsentwicklung auswirken wird.

Unterscheidet sich die Schweiz diesbezüglich?

Eine Besonderheit der Schweiz ist sicher der liberale Umgang mit Suizidhilfe. Die Inanspruchnahme einer Suizidorganisation gilt als ein Akt der Selbstbestimmung. Ich will einen Menschen, der diese Entscheidung trifft, nicht verurteilen. Aber die Entwicklung macht mir grosse Sorgen. Über kurz oder lang stellt sich uns die Frage: Was ist der Gesellschaft ein Mensch noch wert, der für sie keinen messbaren Nutzen mehr bringt? Wird die Tötung von pflegebedürftigen Menschen in Zukunft von Ökonomen und nicht mehr von Ethikern diskutiert werden? Diese Fragen bewegen mich sehr und haben mich letztlich zu einem Engagement in der Politik bewogen.

Zurück nach Rämismühle-Zell. Führen Sie eine Warteliste?

Wir haben eine Liste von Interessenten fürs Altersheim, mit denen wir regelmässig im Kontakt sind. Der Eintritt ins Pflegeheim erfolgt meist aus einer Notsituation, nach einem Spitaleintritt oder idea Spektrum 15.2012

einem akuten Vorfall. Hier muss jeweils schnell, das heisst innerhalb von ein bis zwei Tagen, ein Heimplatz zur Verfügung stehen.

Was ist Ihnen beim Eintritt «neuer» Pensionärinnen und Pensionäre besonders wichtig?

Wir wünschen uns, dass sich Heimbewohner möglichst bald bei uns wohl und sicher fühlen. Damit sie sich gut im Heimalltag orientieren können, haben wir eine kleine Broschüre «Heimalltag von A-Z» entwickelt, in welcher zu allen wichtigen Stichworten die betreffenden Ausführungen nachgelesen werden können.

Was raten Sie Menschen, die Angst «vor dem Schritt ins Heim» haben?

Ich finde es gut, wenn man zu diesen Befürchtungen steht. Die «Angst» wird greifbarer, wenn man versucht zu formulieren, was einem denn genau Angst macht. Die meisten Heime bieten heute Ferienzimmer an. Damit kann der Heimalltag «probeweise» erfahren werden. Und wer sich in einem Heim nicht wohlfühlt, kann selbstverständlich den Heimvertrag kündigen und in ein anderes Heim wechseln. Meist ist es aber nicht das Heim an sich, sondern die Angst vor der Pflegebedürftigkeit, die den Menschen Sorgen macht. In Ferienzimmern kann der Heimalltag «probeweise» erfahren werden.

Möchten Sie persönlich in ein christlich geführtes Heim eintreten?

«Christlich» alleine wäre für mich

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Jakob Weber – ein «Chlütteri» hebt ab «Ich bin halt schon etwas älter und nicht mehr so fotogen…» Jakob Weber feiert am 16. April seinen 93. Geburtstag und ist immer noch voller Tatendrang. Auf dem Tisch liegt das Buch «Auf den Spuren grosser Entdecker», auf dem Buffet steht das Modell eines Dornier-Flugzeugs, das ihm ein Arbeitskollege zum Abschied angefertigt hat. Darf man einen Senior als «quirlig» bezeichnen? Bei Jakob Weber scheint es mir angebracht: Der Schalk ist ihm aus den Augen zu lesen, sein Geist ist wach, Fragen werden mit Gegenfragen gekontert, meist unterlegt mit einem träfen Witz. Seine buschigen Augenbrauen erinnern mich an Julius Cäsar. «Meinen Sie? Na, dann halt…!» Motoren haben ihn schon immer fasziniert. Als ihn ein Beamter des Bundesamts für Militärflugplätze

zu wenig konkret. Ich möchte vor allem in einem Heim leben, das mir Gemeinschaft mit meinen Mitmenschen bietet, aber auch genügend Raum, damit ich mich zurückziehen kann. Zudem habe ich meine Ansprüche an Sicherheit, respektvollen Umgang und Wohnlichkeit. Wenn ich all dies in einem Umfeld finde, in dem meine Mitmenschen auch noch die gleichen Werte und Überzeugungen teilen, ist mir das natürlich umso lieber.

(BAMF) aus seiner «Chlütteri-Buude» holte, startete er zu neuen Höhenflügen. «Ich blieb zwar meist auf dem Boden. Wenn ich jedoch bei einer Maschine Hand anlegte, dann kams gut.» Einmal reiste er von Dübendorf nach Samedan, um einer Mustang oder C-35 den Weiterflug zu ermöglichen. Und einmal verbrachte er fast drei Monate in Australien. Die Erinnerung an die Notlandung eines seiner Kollegen auf dem Aletschgletscher bleibt unvergessen. «Vielleicht war der Gletscher damals noch intakter als heute», schmunzelt er. 38 Jahre wartete er Flugzeuge, bis er 1984 pensioniert wurde. In der Rämismühle fühlt er sich sehr wohl, auch bei Regenwetter. «Sie habens bis heute beibehalten, das Wetter draussen stattfinden zu lassen!» Der Lieblingsvers des ehemaligen Mitglieds der Kirchenpflege steht in Johannes 8,12: «Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird das Licht des Lebens haben.»

Persönliche Frage zum Schluss: Haben Sie ein Lebensmotto?

Ein Zitat von Dietrich Bonhoeffer: «Die Ehrfurcht vor der Vergangenheit und die Verantwortung gegenüber der Zukunft geben fürs Leben die richtige Haltung.» Konkret heisst das für mich, ich will 49 Prozent meiner Energie dafür verwenden, um zu verstehen und zu begreifen, und 51 Prozent fürs Gestalten und Wirken. Interview: THOMAS FEUZ

Lydia Blaser: «Doch ich merkte, dass die Zeit reif war» Die gepflegte Lydia Blaser wird dieses Jahr bereits 88. Der Heimeintritt fiel ihr damals alles andere als leicht. «Doch ich merkte, dass die Zeit reif war. Nun bin ich hier daheim», sagt sie. «Die Betreuung ist sehr gut. Man fühlt sich geborgen und getragen.» Letztes Jahr ist die Predigerwitwe innert vier Monaten dreimal Urgrossmutter geworden. Darüber freut sie sich sehr. Und überhaupt: «Dass der frühere Chrischona-Direktor Markus Müller nun Heimpfarrer geworden ist, ist eine Freude für mich.» Der Wermutstropfen: Sein Vorgänger Heini

Deppe, der in einem halben Jahr pensioniert wird, habe so viel Geborgenheit vermittelt. Indes: Lydia Blaser ist eine Frau, die glaubt und hofft – von früher Jugend an. Als Halbwaise schätzte sie die «gute Grundlage», die sie in einer evangelisch-reformierten Landeskirche vermittelt bekam. Während der Kriegsjahre musste sie zu Hause auf dem Bauernhof anpacken. Im Welschland dann lernte sie ihren Mann kennen. An seiner Seite wirkte sie in den Chrischonagemeinden in Colombier NE, Winterthur-Seen, Rafz SH, Wattwil SG und Arbon TG. Manchmal kam es vor, dass ihr Mann an einem Sonntag vier Predigten halten musste. «Das kön-

nen sich viele Pastoren heute nicht mehr vorstellen», ist sie überzeugt. Sie erinnert sich an viele Umwälzungen in den Gemeinden, an Fragen des Musikstils, der «richtigen» Länge eines Gottesdienstes. Leider habe da der Ausgleich oft gefehlt, sinniert sie. Ihr Lieblingsvers? Lydia Blaser muss nicht lange überlegen: Philipper 4,7: «Der Friede Gottes bewahre eure Herzen und Sinne in Jesus Christus.» Der Friede auf ihrem Antlitz ist unübersehbar. Auch wenn sie um Defizite im aktuellen Lebensabschnitt weiss. «Aber Gott ist ja da! Er hat die Verantwortung.» Dass sie nun nicht mehr «allen Ansprüchen genügen» muss, empfindet sie als grosse Freiheit.


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«Die Gesellschaft braucht die Ostergeschichte»: «Kreuzigung» in der Langenthaler Marktgasse.

Die Kreuzigung löst «heilige Irritationen» aus PASSIONSZÜGE Christen in Langenthal und in Basel stellten in der Karwoche den Leidensweg Jesu mitsamt der

Kreuzigung in der Fussgängerzone dar. Eine Art der Verkündigung, die bei den Zuschauern geteilte Reaktionen auslöste. Zwischen Zustimmung und Ablehnung wurde aber deutlich: Der Anblick des Kreuzes lässt niemanden kalt. Es war eine eindringliche Atmosphäre in der Innenstadt von Langenthal: Der Himmel wolkenverhangen, wenige Menschen säumten die Strasse, als plötzlich dumpfe Trommelschläge ertönten. Ein Passionszug hatte sich von der Evangelisch-methodistischen Gemeinde in Richtung Marktgasse aufgemacht. Er zog durch eine Einkaufspassage, drehte eine Schleife durch das Stadtzentrum und kam schliesslich vor dem historischen «Choufhüsi» zum Stehen. Requiem-Musik drang aus den Lautsprechern. Das Kreuz mit dem Jesus-Darsteller wurde aufgerichtet. Ein Sprecher verlas den dazugehörigen Bibeltext und

richtete eine Kurzbotschaft an die etwa 60 Zuschauer. Mitarbeiter verteilten rote Rosen.

Darstellung als Event

René Hefti, Arzt an der Psychiatrischen Klinik SGM Langenthal, hatte die Idee zu dieser Aktion. Er selber spielte den Jesus mit einer intensiven Ausdruckskraft. «Es geht darum, die biblischen Ereignisse erlebbar zu machen», erklärt Hefti die Motivation. Vor einigen Jahren hatten einige Langenthaler Freikirchen damit angefangen, die Weihnachtsgeschichte öffentlich aufzuführen. Dann kam der Passionszug dazu, allerdings erst seit dem letzten Jahr mit Kreu-

zigung. «Das Eventmässige entpricht unserer Zeit», so Hefti. Ob es denn nicht zu provokativ ist? «Natürlich löst die Kreuzigungsdarstellung Irritationen aus, aber heilige Irritationen, die zum Nachdenken anregen.»

Man kann ja weiterlaufen…

Die Umstehenden gehörten zu einem grossen Teil den beteiligten Allianzgemeinden an. Eine Frau war durch eine Zeitungsanzeige auf das Schauspiel aufmerksam geworden: «Natürlich stellt sich die Frage: Darf man das? Aber ich finde, die Gesellschaft braucht die Ostergeschichte. Mich hat es sehr berührt.» Ein italienischstämmi-

ges Pärchen fand die Darstellung «sehr schön». Allerdings wunderten sie sich, dass nicht mehr Menschen gekommen waren. «Wenn wir das in Italien machen, ist die Stadt voller Leute», gaben sie stolz zu Protokoll. Ein kleiner Junge interessierte sich vor allem für die römischen Soldaten, die Jesus begleiteten. Auf die Frage, ob man so etwas zeigen dürfe, meinte seine Mutter: «Warum nicht? Wer das nicht sehen will, kann ja weiterlaufen.» Als Erinnerung blieb ein Kreuz mit der Aufschrift: «Er starb für uns…» über die Feiertage an Ort und Stelle stehen. CHRISTOF BAUERNFEIND

StIMMEN UND EINDrÜcKE VOM OStErEVENt IN BASEl

«Das ist doch lächerlich!» Rund 120 Christen machten sich auf Einladung der Evangelisationsplattform «Netzwerkbasel» am Ostersamstag auf, um die Kreuzigungsszene darzustellen. Im Vorfeld sind die Teilnehmer gespannt: «Ich erwarte, dass die Leute schockiert sein werden, verwundert und offen für das Evangelium.» Ein anderer hofft: «…dass Menschen sich berühren lassen.» Und der Jesus-Darsteller? «Ich werde versuchen, den Menschen in die Augen zu schauen, um ihnen mein Erbarmen auszudrücken. Ich weiss jedoch vom letzten Jahr, dass man mir kaum in die Augen schauen wird.» Seine Rolle war nicht begehrenswert: Lautstark, provozierend und aufrührerisch wurde der «geschundene Jesus» von Statisten durch die Altstadt getrieben. idea Spektrum 15.2012

Wer vor oder hinter der Prozession einher ging, begegnete aufgewühlten und erstaunten Passanten: «Ist da eine Demo im Gange?» «So viele junge Leute, die ‹Kreuzige ihn!› schreien. Das ist doch lächerlich. Die würden besser den FC Basel anfeuern, statt hier so eine Szene zu machen!»

«Voll krass. Ufs Facebook poschte!»

Zwei Jugendliche steigerten sich in eine hitzige Diskussion: «Ich weiss nicht, was ich denken soll. Das muss man doch nicht auf diese Weise darstellen!» «Ich finde es gut, was die hier machen», meinte eine junge Frau. Eine Mittevierzigerin stand betroffen auf dem Barfüsserplatz: «Ich stieg aus dem Tram, und gegenüber auf dem Platz wurde Jesus gekreuzigt. Ich bin schockiert. Das hätte ich

nicht sehen wollen.» «Voll krass – da muesch fötele und ufs Facebook poschte!» Eine Clique gestylter Teenager hielt sich neugierig am Schauplatz auf und hielt das Spektakel auf einem IPhone fest. Als die Kurzpredigt folgte, forderte einer dazu auf, weiterzugehen. Das werde ihm «zu kirchlich». Andere blieben stehen und hörten zu, staunend darüber, was gerade geschah. Viele von ihnen hatten ein Ostertraktat und eine Karte von «gottkennen.ch» in der Hand. Osterhasen und Schokoladeneier schienen einen Moment lang vergessen. Stattdessen rückte die eigentliche Bedeutung von Ostern in den Vordergrund. ROSMARIE LÜTHI Bilder: idea/chb, zvg


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TAG E SSC H AU

JOURNAL

Riehener Wohnmodell erhält Preis

Adventisten unerwünscht

GESUNDHEITSPREIS Thomas und Irene Widmer-Huber wurden für ihre «Diakonischen

275 Einwohner von Turgi bei Baden und 253 Personen aus Nachbargemeinden haben eine Petition gegen ein Versammlungslokal der Siebenten-Tags-Adventisten (STA) unterschrieben, teilt livenet.ch mit. «Eine Freikirche im Zentrum schadet dem Ansehen des Dorfes und wertet Turgi als Wohn- und Geschäftsstandort ab», heisst es darin. Die STA geniessen seit letztem Herbst Gastrecht in der Reformierten Kirche Turgi. Im Lokal an der Bahnhofstrasse 18 ist ein Begegnungszentrum geplant. (idea)

Neues Kirchenmagazin

«3E – echt. evangelisch.engagiert»: Das neue Ideenmagazin für die evangelisch-reformierte Kirche erscheint europaweit in einer Startauflage von 300 000 kostenlosen Exemplaren. Die neue Zeitschrift vermittelt neue Ideen für die Gemeindearbeit und setzt dabei auf den Erfahrungsaustausch. Das Projekt wird in einer Partnerschaft von fünf Werken und Verlagen realisiert, unter anderem vom Bundes-Verlag beziehungsweise dessen Tochter SCM bvMedia. (idea)

«Alles ist bezahlt!»

Christen aus dem Glarnerland haben an einem Stand am Glarner Wochenmarkt auf die Osterbotschaft hingewiesen. Unter dem Motto «Alles ist bezahlt» wurden Osterwürfel mit feinen Lamm-Pralinen verschenkt. «So fand man trotz des trüben Wetters Hoffnung und Sonnenstrahlen auf den Gesichtern vieler Gäste», heisst es in der Medienmitteilung. (idea)

SG: Muslim-Gräber

Eine Bestattung auf den Friedhöfen im Kanton St. Gallen soll auch für Muslime möglich sein. Das kantonale Gesetz über Friedhöfe und Bestattungen ermöglicht es den Gemeinden, in ihren Reglementen Grabfelder zum Beispiel für Kinder oder Religionsgemeinschaften festzulegen. In der Vernehmlassung lehnten FDP, SVP und politische Gemeinden die Vorlage als «unnötig» ab. (kipa) Bilder: zvg

Hausgemeinschaften Riehen» mit dem deutschen «Christlichen Gesundheitspreis» geehrt. Sie erwarten dadurch einen Auftrieb für weitere ähnliche Wohnprojekte.

Die Entscheidung der Jury, Fachleute aus dem Gesundheitswesen, aus Kirchen und Diakoniewerken im evangelischen und katholischen Umfeld, ist eindeutig ausgefallen. Das betonte Cord Meyer, Hauptgeschäftsführer des Albertinen-Diakoniewerks in Hamburg, bei der Preisverleihung. «Ausschlaggebend war die Innovationskraft des Schweizer Wohnmodells, weil hier Menschen mit psychischen Leiden nicht allein oder mit ihresgleichen in einem Heim leben, sondern integriert sind in tragfähige christliche Gemeinschaften», lautet die offizielle Begründung.

Integrieren statt ausschliessen

Thomas und Irene WidmerHuber sind leitende Mitarbeiter des Vereins «Offene Tür» und führen den Vorstand des Vereins «Lebensgemeinschaft Moosrain». Sie begannen die Arbeit 1995 – «mit Studenten und Menschen, die gewisse Hilfestellung brauchen, und auf ehrenamtlicher Schiene», erklärt der Pfarrer und Sonnenhalde-Klinikseelsorger. Fünf Jahre später wurde die erste Gemeinschaft mit einer Teilzeitanstellung gegründet, verbunden mit der staatlichen Anerkennung. «Von da an wurden bewusst beide Schienen gefahren. Heute haben wir vier Gemeinschaften mit Teilzeitanstellung beim Verein ‹Offene Tür› und fünf auf ehrenamtlich-diakonischer Basis.» Menschen mit psychischen Leiden werden in tragfähige christliche Gemeinschaften integriert, was die Isolation verhindert. Sie sind so nicht nur «Hilfeempfänger», sondern sind im Gemeinschaftsalltag Nehmende und Gebende. Dieses Umfeld stärkt das Selbstvertrauen und fördert die berufliche Integration. Zurzeit leben in sechs Häusern und neun Gemeinschaften mehr als 80 Personen, davon 10 mit Wohnbetreuung und einzelne mit leichter Wohnbegleitung. Einige Mitbewohner sind fünf bis zehn Jahre dabei, andere, etwa Studenten, wohnen nur vo-

Die Delegation aus Riehen mit Irene und Thomas Widmer-Huber (vorne).

rübergehend dort. Im grössten Haus, dem «Moosrain», wohnen rund 35 Personen in vier Gemeinschaften. Bewusst wird eine «Übergemeindlichkeit» gepflegt. «Wir sind keine Hausgemeinde, sondern sind in örtlichen Gemeinden und der Evangelischen Allianz verwurzelt.» Das Ehepaar Widmer versteht das Angebot der Hausgemeinschaften als Ergänzung zu den klassischen Heimen.

«Angebot trifft Nerv der Zeit»

«Natürlich haben wir uns gefragt, ob renommierte deutsche Jurymitglieder unter rund 20 Mitbewerbern aus Deutschland uns Schweizer gewinnen lassen», schaut Widmer zurück. «Andererseits waren wir überzeugt, dass unsere Bewerbung den Kriterien der Jury entspricht.» Der Entscheid fiel deutlich aus. Der Preis von 2000 Euro stellt mehr eine symbolische Anerkennung dar. «Aber es hat gereicht, die Reisekosten, Spesen und Standgebühren zu decken», schmunzelt der 46-Jährige. Wie schätzen die Gewinner den Preis ein? Irene Widmer sagt: «Das ist eine starke Ermutigung für uns und unsere Hausgemeinschaften. Andererseits setzt er auch ein Zeichen für andere, die in irgendeiner Form gemeinschaftlich leben. Wir hoffen stark, dass die Diakonie im Rahmen des gemeinschaftlichen Lebens neu thematisiert wird.» Die «Fachstelle Gemeinschaftli-

ches Leben» des Vereins «Offene Tür» bietet Beratung, Seminare und Publikationen an. «Wir wollen Menschen unterstützen, die sich auf diesen Weg machen wollen.» Die Hoffnung, dass weitere innovative Wohnmodelle gestartet werden, ist unüberhörbar. Das Anliegen erhält Unterstützung von prominenter Seite. Samuel Pfeifer, Chefarzt der Psychiatrischen Klinik Sonnenhalde in Riehen, ist überzeugt: «Die Wohnform des gemeinschaftlichen Lebens trifft den Nerv unserer Zeit. Sensible Menschen, die eine Begleitung brauchen, wollen und sollen nicht von der Gesellschaft isoliert werden. Die ‹Diakonischen Hausgemeinschaften Riehen› haben Modellcharakter, über die Schweiz hinaus.» THOMAS FEUZ www.offenetuer.ch, www.moosrain.net

Beachteter Kongress Der «Christliche Gesundheitskongress» vom 24. März wurde von Vertretern aus Gesundheitswesen und Kirchen organisiert und von über 1400 Fachleuten besucht. Der Anerkennungs- und Förderpreis zeichnet die Zusammenarbeit von Kirchen und christlichen Gemeinschaften mit Einrichtungen des Gesundheitswesens aus. idea Spektrum 15.2012


BE G E G n u nG

Kinder und Kirche statt Karriere

ÄXGÜSI

JAZZ FÜR GOTT Am Forum für christliche Führungskräfte begeisterten Bene Müller und

Randständige

drei seiner Kinder mit jazzigen Klängen. Der Musiker aus Richigen gehört zum Leitungs­ team der Vineyard Bern und möchte mit seiner Musik in die Anbetung leiten. Musik ist seine Sprache. Er spielt in jeder Tonlage Saxophon, Gitarre und komponiert jazzige Worshipsongs. Als Familienband brachten er, die 26-jährige Tochter Judith am Saxophon, der 24-jährige David an der Zugposaune und der 19-jährige E-Gitarrist Joel mit Jazzmelodien immer wieder eine fröhliche Stimmung ins erste Forum christlicher Führungskräfte.

Gott spricht durch Musik

Anfangs der 80er-Jahre hatte Bene Müller nebst einem Teilpensum als Primarlehrer fünf Jahre lang an der Jazzschule Bern studiert. Beim Abschluss lobte ihn sein Lehrer: «Jetzt kannst du gut Saxophon spielen. Nun musst du alles auf die Karte Musik setzen, um wirklich Karriere zu machen!» Doch das tat das Musiktalent nicht. «Ich habe mich entschieden, darauf zu verzichten.» Positive Veränderungen im Leben eines befreundeten Musikers machten Bene Müller neugierig. Als dieser seinen neu gefundenen Glauben als Grund dafür nannte, wollte er mehr wissen. Zusammen mit seiner Freundin Therese begann er die Bibel zu lesen. Das Wort Gottes sprach konkret in sein Leben. «Ich übte jeden Tag mehrere Stunden und spielte in sechs Bands. Musik war mein Lebensinhalt. Als ich nun zu spielen begann,

Gott liebt Jazz «Als wir John Wimber kennen lernten, spürten wir, dass er genau die gleichen Herzensanliegen vertritt wie wir», erinnert sich Bene Müller. «Und ausserdem war er auch Saxophonist und spielte Jazz», schmunzelt er. So schloss sich Basileia den Vineyard-Gemeinden an, von denen es inzwischen an die 100 gibt in der Schweiz, Deutschland und Österreich. Ziel der Vineyard Bern ist es, auf kreative Weise auf Gottes Liebe aufmerksam zu machen, Menschen zu dienen und dabei auch zu anderen Kulturen und Nationalitäten Brücken zu schlagen. www.vineyard-bern.ch

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Joel, Bene, Judith und David Müller begeisterten mit ihren jazzigen Melodien am ersten Forum christlicher Führungskräfte in Bern.

hatte ich genau diesen Sound auf dem Saxophon, den ich für Monate hinzukriegen versuchte. Das traf mich mitten ins Herz. Dies war die Sprache, die ich verstand.» Gott sprach immer wieder durch die Musik zu seinem Herzen. Sein Wunsch wuchs, Musik für Gott zu machen. Gott wurde zu seinem Lebensinhalt. Er legte sein ganzes Leben vor ihn hin, auch die Musik. «Jesus hat nie von mir verlangt, die Musik aufzugeben, aber er will an erster Stelle stehen. Musik wurde zur schönsten Nebensache in meinem Leben!»

Zweifacher Bund

Seine Freundin Therese zog mit, und drei Monate später heirateten sie. «Gott zeigte uns, dass wir einen Bund miteinander und mit ihm schliessen sollten.» Mit befreundeten Christen trafen sie sich regelmässig und studierten die Bibel. Später lernten sie Martin Bühlmann kennen, der sie auf dem neuen Weg begleitete. Zusammen gingen sie auf die Strasse, machten Musik, sprachen mit Menschen über Jesus, erlebten Umkehr und Heilungen. Als Gruppe von zehn Menschen gründeten sie 1981 die Agape-Gemeinschaft, die sich später «Basileia» (Königreich) nannte. In den 90er-Jahren schloss sich die Basileia der Vineyard-Bewegung an. «Gott führt in die Gemeinschaft, er will, dass wir partizipieren, Teil der Gesellschaft sind als Licht

und Salz», erklärt Müller. Er war bereit, sein Leben in den Bau des Reiches Gottes zu investieren, als Mitglied des Leitungsteams seiner Gemeinde und als Familienvater.

Musik und Spaghetti

Heute sind Bene, 54, und Therese Müller, 53, Eltern von fünf erwachsenen Kindern und alle aktiv in der Gemeinde. Vater und Kinder musizieren oder leiten eine der neun Bands. Der Vater hat über 200 Worshipsongs geschrieben. Er liebt es, junge Menschen zu fördern. Ehefrau Therese, seit kurzem wieder als Lehrerin tätig, ist «die gute Seele mit grossem Herzen», welche zuhause die Stellung hält. «Sie erkennt, wer eine verwundete Seele hat und kümmert sich um sie», erklärt ihr Mann. «Und sie kocht wundervoll!», ergänzt David. Bis heute hat die Vineyard Bern kein eigenes Gebäude, sie feiern Gottesdienste nachmittags und abends in verschiedenen Kirchen. «Und danach gibts Spaghetti bei uns.» Gastfreundschaft zu pflegen, gemeinsam zu musizieren, sich verbindlich einzubringen sind Werte, die bei Müllers gelebt werden. Die Aufgaben in Gemeinde und Familie, die Musik, die Bene Müller vor ganz verschiedenem Publikum in Kirchen oder Clubs spielen kann, machen ihn reich. Auch ohne die ganz grosse Karriere als Künstler. MIRJAM FISCH-KÖHLER Bild: Mirjam Fisch-Köhler

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Mein Aha-Erlebnis war 2007 in Leipzig. Friedhelm Loh, Unternehmer und einer der 30 reichsten Deutschen, hielt ein Seminar. Es ging um die Frage, wie Unternehmer in der christlichen Gemeinde besser integriert werden könnten. Unternehmer sind tatsächlich so etwas wie «Randständige» in unseren Kirchen. Milliardär Loh erzählte von sich und anderen Unternehmern: «Man begegnet erheblichen Vorurteilen. Alles zwischen Ausbeuter und Wohltäter... Das liegt auch daran, dass es leider immer weniger christliche Unternehmer gibt. Man wird nicht ‹normal› behandelt. Das empfinde ich in vielen Bereichen als Belastung.» Gleichzeitig seien Unternehmer geprägt vom Berufsumfeld, wo sie ständig entscheiden müssen. Das ergebe eine gewisse Persönlichkeitsstruktur: «Da fällt es manchmal schwer, sich hinzusetzen, zuzuhören – und seinen Erfahrungshintergrund zu vergessen.» Ich hatte mir davor kaum überlegt, dass es gerade für diese Berufsgruppe schwierig sein könnte, sich in der christlichen Gemeinde wohlzufühlen. Aber in einem Seminar mitten unter dieser Spezies fiel es mir wie Schuppen von den Augen: In der Tat, sowohl Pastoren wie Unternehmer müssen mutige Schritte aufeinander zugehen. Wir brauchen keine besonderen «Unternehmerkirchen». Nötig ist eine Portion Mut und Demut, sich dem so ganz anderen auszusetzen. Unternehmer wollen nicht auf ihre Firma und ihr Vermögen reduziert werden. Die Kirche tut gut daran, sie zuerst einfach als Menschen mit Hoffnungen, Ängsten und Sorgen anzunehmen. Was dann geschehen kann, sah ich bei Loh: Er engagiert sich nicht nur in der Gemeinde, sondern auch in den Vorständen vom Bibellesebund, bei ProChrist und Christival, ist Vorsitzender der Stiftung Christliche Medien und hat das Bundesverdienstkreuz erhalten. MARC JOST

Der Autor ist Geschäftsführer des Hilfswerkverbandes «Interaction» und Berner Grossrat. Er wohnt in Thun.


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I nse r at e

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f oru m

SYNERGIE Enttäuscht Vorweg: Ich bin ein ausgesprochen fröhlicher Mensch. Ich liebe unser Land und unsere Institutionen, die uns fast unendliche Wirkungsmöglichkeiten bieten. Ich liebe meinen faszinierenden Beruf, der mir Verbindungen um den ganzen Erdball ermöglicht. Ich liebe meine Familie, die mich in jeder Situation trägt. Ich habe sogar eine besondere Liebe für ungewöhnliche und schwierige Menschen, die mir viel Geduld und Einfühlungsvermögen abverlangen. Und dennoch: Ich bin enttäuscht. Ich habe etwas von meiner jugendlichen Unbeschwertheit verloren. Die Jahre haben bei mir vertraute und liebgewonnene Täuschungen weggekratzt. Ich war überzeugt vom schweizerischen, demokratischen Staatsgebilde und seinen Institutionen. Wie überzeugend haben unsere damaligen Lehrer darüber berichtet. Ich war überzeugt von der Weisheit und Selbstlosigkeit unserer Landesväter. Ich habe politische Würdenträger mit Hingabe und Verantwortung verbunden. Ich war auch überzeugt

Sich töten lassen? «idea Spektrum» Nr. 13 – «Gibt es Verständnis für Israels Angriffspläne?» Die Argumentation von Rolf Verleger, Jude, Psychologieprofessor an der Universität Lübeck, erstaunt mich. Er lebt fern vom Schuss im Norden von Deutschland und hat Mühe, sich in die Ängste seiner Glaubensbrüder in Israel einzufühlen. Die mehrmaligen Drohungen und Handlungen des Despoten Ahmadinedschads, die Juden zu vernichten, sind eindeutig. Mit den internationalen Institutionen spielt er Katz und Maus. Der Iran könnte dank seinen Bodenschätzen ein wohlhabender Staat sein, ist jedoch wegen seiner Diktatur ein Gefängnis. Israel ist der einzige demokratische Staat im Nahen Osten. Zu beachten ist auch die Bevölkerung: 75 Millionen Iraner (Muslime) gegen 7,7 Millionen Israeli (wovon 77 Prozent Juden). Wie sich die reifere Generation daran erinnert, wurde Grossmaul Hitler auch nicht ernst genommen. Das sollte Rolf Verleger bewusst sein. «Du sollst nicht morden» ist ein Gebot Gottes. Doch es steht nirgends in der Bibel «Du sollst dich ideaSpektrum 15.2012

vom schweizerischen Militär. Eine wirkungsvolle Landesverteidigung schien mir sinnvoll und möglich. Auch war ich überzeugt von unseren Banken. Bankangestellte waren für mich Inbegriff von Sauberkeit und Charakter. Ich war überzeugt von verbreiteten Werten wie Vertrauen und Respekt. Davon ist wenig übrig geblieben. Das meiste hat sich als Illusion erwiesen – ein Haschen nach Wind. Die Realität ist anders. Unser demokratisches Staatswesen hat die Grenzen seiner Möglichkeiten in manchen Bereichen überschritten. Und wer glaubt noch dem Wort aus dem Munde eines Politikers? Das Militär braucht keine Gegner mehr. Es demontiert sich selbst. Die Banken haben die Begriffe Sauberkeit und Charakter schlicht für sich neu definiert. Für die Begriffe Vertrauen und Respekt gingen die Definitionen und die Beispiele landesweit fast ganz verloren.

aufzeigen, dass positive Werte und Werke stets neu erarbeitet, gefüllt oder erfunden werden müssen. Sonst verlieren sie früher oder später ihren Sinn. So können Enttäuschungen wichtig und wertvoll werden. Sie rütteln an uns. Sie fordern uns heraus zum kritischen Hinterfragen. Sie drängen uns zu konstruktivem Gestalten. Sie zeigen uns Grenzen und Möglichkeiten auf. Das Aufdecken von Täuschungen konfrontiert uns mit dem Echten. Mit Positivem und Negativem. Und mit dem realen Gott. Dieser erträgt die Menschen seit jeher trotz ihrem sündigen Wesen. Und er hat für sie ein Angebot mit Jesus Christus geschaffen. Und damit einen Weg, mit eigenen und fremden Unvollkommenheiten zurechtzukommen. So können Enttäuschte zu neuer Lebensfreude finden. MARIO

Ein zu schwarzes Bild? Ein unangenehmes Bild? Das Leben in der Realität ist schwieriger als jenes in der Täuschung. Es kann zu Resignation und Verbitterung führen. Es kann aber auch aufwecken. Es kann töten lassen». Was ist verheerender, eine zerstörte Atomanlage (wie dies damals im Irak geschah) oder eine Atombombe auf Israel, die das Leben von Millionen, inklusive Muslime, auslöschen würde? Ein Theologe sprach an einem Vortrag eindrücklich über die bereits erfüllten Prophezeiungen betreffend Babylonien (Irak), Iran und Israel und illustrierte eindrücklich die Aussagen der Bibel mit dem Zeitgeschehen. Nur eine Prophezeiung bezüglich dem Irak ist noch nicht erfüllt: «Babylonien wird unbewohnbar sein.» Als bibelgläubiger Christ gibt mir dies zu denken. ADOLF MEIER, Wermatswil ZH

Jesus ist das Beste «idea Spektrum» Nr. 12 – «Brauchen auch Juden Jesus zum Heil?» Wie gut, dass mit Wladimir Pikman ein messianischer Jude zum Thema «Judenmission» zu Wort kommt. Es bewegt mich, dass er schreibt: «Jesus ist das Beste und Wichtigste für uns Juden» und «Warum erlauben sich Christen, Jesus von Juden fernzuhalten?». Aus diesen Worten spricht ein

BRÜHLMANN Der Autor ist Gründer von Swiss Create, dem Nonprofit-Bereich der Swiss Consulting Group SCG AG in Orpund, und Präsident der Christlichen Ostmission COM. www.swisscreate.ch, www.ostmission.ch

grosser Schmerz. Wie schmerzlich war es, dass die messianischen Juden beim letzten Deutschen Evangelischen Kirchentag ausgegrenzt wurden! Die Missionierung der Juden war von Anfang an von Jesus gewollt und wurde praktiziert. Jesus selbst hat seine Jünger aufgefordert, «dass gepredigt wird in seinem [Jesu] Namen Busse zur Vergebung der Sünden unter allen Völkern. Fangt an in Jerusalem ...» (Lukas 24,47+48). Petrus richtete am Tage der Ausgiessung des Heiligen Geistes seine Worte an die Juden: «Ihr Männer von Israel, hört ...» (Apostelgeschichte 2,22). 3000 Juden nahmen den Glauben an Jesus an und liessen sich taufen. Paulus missionierte auf seinen Reisen zuerst in den Synagogen. So wurde in Ikonien eine «grosse Menge von Juden und Griechen gläubig» (Apostelgeschichte 14,1). Dass die Juden zum Volk Gottes berufen sind und unter der besonderen Gnade Gottes stehen (Römer 9,4 und 11,29), ist klar. Aber es schliesst ihre Missionierung nicht aus. CHRISTOPH LÜKE, Pfarrer i. R., D-Niederfrohna

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PODIUM Laststein Israel Vor Ostern liess der deutsche Literaturnobelpreisträger Günther Grass mit einer Provokation aufhorchen. In einem Gedicht «Was gesagt werden muss» erhebt er den Vorwurf, die Atommacht Israel gefährde den Weltfrieden. Gleichzeitig sei die Existenz einer Atombombe im Iran unbewiesen.Wer Zeitung liest, staunt ob der Verdrehungen dieses Literaten. Zunächst verbietet die komplizierte Lage im Nahen Osten einfache politische Lösungskonzepte mit einseitigen Schuldzuweisungen. Sodann fällt der iranische Präsident seit Jahren mit Verbalattacken gegen Israel auf und droht damit, das Land zu vernichten. Und schliesslich hat in diesen Tagen ein iranischer Spitzenbeamter öffentlich zu Protokoll gegeben, dass der Iran in der Lage sei, eine Nuklearbombe herzustellen. Szenenwechsel: Ende März rief ein ganzseitiges Zeitungsinserat zu einer Demonstration – «Globaler Marsch nach Jerusalem» – auf dem Bundesplatz in Bern auf. Hinter den Organisatoren steht eine angeblich unabhängige politische Organisation mit dem Namen «Antiimperialistische Koordination», die sich laut eigener Homepage als «revolutionär» definiert und durch ein entsprechendes Vokabular auffällt. Israel wird dabei «als jüdischer Kolonialstaat» und «Apartheid-Regime» bekämpft. Beide Ereignisse zeigen eines deutlich: Die Agitationen gegen Israel dauern auf den verschiedensten Ebenen in verschiedensten Formen unvermindert und gezielt an. Dies obwohl der Staat Israel als einziges Land im Nahen Osten – und im Gegensatz zu umliegenden Nachbarländern – eine funktionierende Demokratie kennt. Dies soll uns als Christen an der biblischen Aufforderung festhalten lassen, für Israel Partei zu ergreifen und gemäss Psalm 122 für den Frieden von Jerusalem zu beten. HANS-ULRICH BIGLER

Der Autor ist Direktor des Schweizerischen Gewerbeverbandes und Mitglied der FDP. Er wohnt in Affoltern am Albis.


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tag e ssc h au

Eheberatung kann Spass machen: Käthi und Daniel Zindel im Kreise von christlichen Hoteliers.

Ehe und Berufsleben: «Es braucht beide im Boot!» CHRISTLICHE HOTELS 2011 war ein schwieriges Geschäftsjahr für die Hotelbranche in der Schweiz. Davon blieb

auch der Verband Christlicher Hotels (VCH) nicht ganz verschont. An der Jahresversammlung sprachen die beiden Paarberater Daniel und Käthi Zindel zudem zum Thema «Seinen Platz einnehmen in Ehe und Beruf».

Unter den etwa 50 Hoteliers, die am vergangenen Montag und Dienstag im Bibelheim Männedorf zusammenkamen, waren auch viele Ehepaare. Sie freuten sich besonders auf den zweiten Teil der Tagung. Nachdem man die üblichen Traktanden abgearbeitet und die durchwachsenen Geschäftszahlen des vergangenen

Impressum Idea Schweiz Herausgeber: Idea Information AG, 4410 Liestal Verwaltungsrat: Heiner Henny, Präsident; Sam Moser, Stellvertreter; Paul Beyeler, Hans Lendi, Hansjörg Leutwyler, Hanspeter Schmutz Ideelle Trägerschaft: Schweizerische Evangelische Allianz (SEA), Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG), Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) Redaktion: Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 44, Fax 031 819 71 60 E-Mail: redaktion@ideaschweiz.ch Internet: www.ideaschweiz.ch Chefredaktor: Andrea Vonlanthen Büro: Bahnhofstr. 65, 9320 Arbon Tel. 071 446 70 02, Fax 071 446 74 88 E-Mail: andrea.vonlanthen@ideaschweiz.ch Redaktor: Thomas Feuz Erweitertes Team: Esther Reutimann, Christian Bachmann, Mirjam Fisch-Köhler Praktikum: Christof Bauernfeind Kundenberatung Anzeigen: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 17, Fax 031 819 38 54 E-Mail: inserate@ideaschweiz.ch Aboservice: Jordi AG – das Medienhaus, Franziska Schüller, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 20, Fax 031 819 38 54 E-Mail: abo@ideaschweiz.ch Abopreise: Jahresabo Fr. 145.–, Seniorenabo Fr. 117.–, Halbjahresabo Fr. 77.–. Das Abo ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar. Konto: PC-Konto 40-788586-4 Idea Information AG, 4410 Liestal Layout/Druck/Versand: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp www.jordibelp.ch

Bild: idea/chb

Jahres hinter sich gelassen hatte (siehe Kasten), ging das Wort am Dienstag an die Paarberater Daniel und Käthi Zindel. Gerade in der Gastronomie gibt es viele Familienbetriebe und Eheleute, die gemeinsam im Beruf stehen. Da machte es Sinn, dass der VCH das Ehepaar Zindel für ein Kurzseminar eingeladen hatte. Die beiden haben sich intensiv mit Führungsverantwortung in Verbindung mit Partnerschaft und Familie beschäftigt. Die Ergebnisse finden sich zusammengefasst in ihrem Ehebuch für Führungskräfte «Lieben, leiten, leben». Zudem ist Daniel Zindel als Leiter der Stiftung «Gott hilft» eng mit den beiden VCH-Hotels Paladina und Scesaplana in Seewis GR verbunden.

Keine festen Rollenbilder

Den Hoteliers stellten die Zindels ihr sogenanntes «Ehe-LebensstilModell» vor. Dabei geht es vor allem um die Frage «Wie finde ich meinen Platz in der Ehe?». Wenn beide Ehepartner berufstätig sind, sei es besonders wichtig, die eigene Rolle immer wieder bewusst einzunehmen und zu kommunizieren. Heute gebe es keine festen Rollenbilder mehr. «Wir sind Pfarrleute geworden, als die alten Rollenbilder gerade ausgedient hatten. Aber es gab noch kein neues Modell», erinnert sich das Ehepaar. Die heutige Situation gebe den Partnern ganz neue Möglichkeiten in der Gestaltung ihrer Ehe. Dennoch brauche nach wie vor jeder seinen festen Platz. «Platzanweisungen in der Ehe schaffen eine entlasten-

de Klarheit. Sie engen aber auch ein», machte Daniel Zindel diesen Zwiespalt deutlich.

Den Platz definieren

Doch wer sich nicht bewusst darum bemühe, der bekomme seine Rolle automatisch von aussen aufgedrückt. «Wer bestimmt, was der Partner übernimmt? Wer sagt, was wo dazu gehört?» Wenn die eigenen Vorstellungen nicht besprochen würden, dann führe das zu innerer Unzufriedenheit, «denn Vorstellungen hat man sowieso». «Die Angestellten werden oft besser eingewiesen als der Ehepartner.» Es komme darauf an, gegenseitig und miteinander den Platz zu definieren. «In der Ehe wählen sich zwei Originale und werden eins.» Sie werden eine «Ehepersönlichkeit». Diese könne stabil, krank, müde, glücklich oder funktional sein. Es brauche Zeit, sich gemeinsam zu finden. Dazu müsse man auch einfach einmal etwas ausprobieren, auch wenn das nicht gleich funktioniere. «Man darf einander Spannung zumuten. Man muss nicht gleich aus der Spannung raus.» Wichtig sei es, den anderen zu unterstützen. «Es braucht beide im Boot», hielt Käthi Zindel fest. Dazu sei von beiden immer wieder Verzicht und Flexibilität gefragt.

Identität in Gott suchen

Anschliessend wurde aufgezeigt, in welchen verschiedenen Bereichen es gilt, seinen Platz zu finden. Auf farbigen Karten wurden Wörter wie «Gott», «Identität/Kindschaft», «Ehe», «Elternschaft»,

«Beruf» oder «Hobbys» auf dem Boden ausgelegt. «Gott» sei das tragende Fundament, hier seien die Ressourcen für alle anderen Lebensbereiche vorhanden. Darum sei es wichtig, seine Identität in der Beziehung zu Gott zu suchen und zu vertiefen. «Auf dem Platz der Kindschaft sind wir nicht schon Gottes Mitarbeiter.» Leider meldeten sich alle anderen Bereiche meist lauter und dringlicher. Jedoch: «Der Heilige Geist rennt keine Türen ein, er klopft sachte an.» CHRISTOF BAUERNFEIND

VCH im Jahr 2011 Zum Verband Christlicher Hotels (VCH) gehören 47 Hotels mit insgesamt 4158 Betten. Die Bandbreite reicht von der einfachen Pension über Gruppenhäuser bis zum Seminarhotel. Nach Rekordergebnissen in den Jahren 2009 und 2010 war das Jahr 2011 von starken Rückgängen in der Hotelbranche geprägt, bedingt vor allem durch den starken Franken. Die Hälfte der VCHHotels hatte zum Teil empfindliche Einbussen hinzunehmen. Es zeigte sich, dass sich die Schere zwischen Stadthotel- und Landhotellerie stärker öffnet. Einzelne Regionen, etwa der Tessin, waren besonders betroffen. Die andere Hälfte der VCH-Hotels konnte jedoch ihr Betriebsergebnis erneut verbessern. Laut VCH bewegt sich die gesamthafte Bettenbelegung mit einer Auslastung von 46 Prozent gut im schweizerischen Mittel. www.vch.ch

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Tore gibts auch noch in der zweiten Spielhälfte IMPULS-WEEKEND Die «middle age»-Generation fragt sich, ob das alles gewesen ist. Sie möchte ihre Berufung finden, Träumen nachspüren, sich Gott und seinem Plan fürs Leben aussetzen. Ein AEM-Seminar vermittelte Denkansätze.

Woher komme ich? Was steckt in mir? Wohin gehe ich? Wie packe ich die zweite Lebenshälfte an? Diesen Fragen stellten sich die Teilnehmenden auf unkonventionelle Art am Seminar der Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) zum Thema «Lebensmitte. Weichenstellung» vom 1. April.

Von Hühnern und Adlern

Ein Adler, der als «Findelkind» unter Hühnern aufgewachsen ist, pickt wie Hühner, gackert wie Hühner und fliegt wie Hühner! Wird er es wagen, wozu er geschaffen wurde: seine zweieinhalb Meter Spannweite ausnutzen und gegen die Sonne fliegen? Oder begnügt er sich ein Leben lang mit dem ihm anvertrauten Hühnerhof? Die Praxis zeigt, dass der «König der Lüfte» aus eigenem Antrieb kaum das Bedürfnis hat, aus der Reihe der gackernden Hühner zu tanzen. Wenn er auf einen hohen Berg getragen wird und seinesgleichen am Himmel

Die Konzentration auf das Ziel gibt Antrieb, dieses zu erreichen.

Kreise ziehen sieht, kann ihn nichts mehr davon abhalten, den Sprung in die Lüfte zu wagen! Diese Anekdote zog sich wie ein roter Faden durchs Seminar. Die Sinnfrage stellt sich eben auch in der Lebensmitte.

Spannende «Zweite Halbzeit»

Ob Geschäftsmann, Hausfrau oder Angestellter: Alle Teilnehmenden sind das Wagnis einer Standortbestimmung eingegangen und haben sich den Nah- und

Fernzielen im Leben gestellt. Dann nahmen sie Pfeil und Bogen zur Hand und lernten, aufs

Ziel fokussiert Pfeile abzuschiessen. Nicht jeder Pfeil trifft ins Schwarze. Aber die Konzentration auf ein Ziel gibt Antrieb, es zu erreichen und die gewonnene (Lebens-)Erfahrung hilft, Stärken auszubauen. Lebensfreude soll zurückkehren, Wasserquellen erschlossen und Energie für Neues freigesetzt werden. Ist es in der Lebensmitte für eine Weichenstellung schon zu spät? Nein, denn auf dem Fussballfeld werden auch in der zweiten Halbzeit noch Tore geschossen!. NIKLAUS MEIER www.aem.ch

Das sagen Teilnehmer: «Einige Denkanstösse» Michael, Rupperswil AG: «Es war interessant, gemeinsam zu erforschen, woher wir kommen, wer wir sind und wohin wir gehen. Das Wochenende hat mir einige Denkanstösse mitgegeben.»

Guisep, Agarone TI : «Die gelassene und väterliche Art der Kursleitung und die aktive Mitarbeit waren beeindruckend und motivierend. Ich möchte solche Seminare weiterempfehlen.»

Vier Frauen folgen Jesus ins Rotlicht-Milieu SOZIALPROJEKT Seit zehn Jahren besteht das «Projekt-Rahab» in Solothurn, ein Besuchsdienst im örtlichen RotlichtMilieu. Die Mitarbeiterinnen machen die Erfahrung, dass viele Prostituierte sehr offen für das Evangelium sind.

WWJD – Was würde Jesus tun? Wer kennt nicht das Armband mit diesen vier Buchstaben? Wer hat sich diese Frage nicht schon einmal selbst gestellt? Lilo Hadorn aus Selzach SO hat sie sich nicht nur gestellt, sondern auch gehandelt. Die Frage kam ihr jeweils in den Sinn, wenn sie aus dem Fenster auf das Rotlicht eines nicht weit entfernten Etablissements blickte. Schliesslich beschloss sie, etwas zu unternehmen und besuchte verschiedene sogenannte «Rahab»-Projekte in der Schweiz. «Rahab» nennen sich christliche Gruppen aus unterschiedlichen Hintergründen, die sich um Frauen im Milieu kümmern. Lilo Hadorn merkte zunehmend, dass hier ihre Berufung liegt. Seit zehn Jahren geht sie nun mit drei idea Spektrum 15.2012

Das Besuchsteam am Solothurner Jubiläumsanlass (von links): Martha Schmid, Christine Regolo, Sonja Hirschi, Lilo Hadorn.

anderen Frauen aus der Region einmal im Monat auf Besuch zu den Prostituierten.

Stark zerlesene Bibeln

Das Team Rahab Solothurn bietet ihnen Gespräche und Bibeln in ihrer jeweiligen Sprache an. «Un-

ser Ziel ist es, den Frauen einmal im Monat Gottes Wort zu bringen», sagt Lilo Hadorn. Das Rahab-Team macht immer wieder die Erfahrung, dass Frauen offen sind für Gottes Liebe und sein Wort. «Eine junge Thai-Frau drückte das Neue Testament an

ihr Herz und las es in drei Monaten ganz durch», erinnert sich Martha Schmid vom Team. «Latinofrauen zeigen oftmals ihre stark zerlesenen Bibeln und bekennen, dass sie ihr Leben nicht aushalten würden, wenn sie nicht jeden Tag in der Bibel lesen könnten.» Eine Ungarin ist eigentlich glücklich verheiratet und hat zwei Kinder. Doch die Familie konnte einen Baukredit nicht mehr bezahlen. Daraufhin reiste die Frau in die Schweiz, um mit der Prostitution schnelles Geld zu verdienen. «Ein bitterer Preis», sagt Martha Schmid. Sie hält aber auch fest: «Trotz all dem Schweren kehrt das Team jeweils dankbar heim, weil Jesus die Frauen im Rotlicht mit seiner Liebe berührt.» CHRISTOF BAUERNFEIND Bilder: zvg


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7.10.2008

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Das Bild der Woche HANDY-ENGEL

Nordsee Viele Menschen können sich ein Leben ohne Mobiltelefon nicht mehr vorstellen. Aber ob auch Engel per Handy kommunizieren? Sicher ist, dass eine entsprechende Skulptur des holländischen Bildhauers Ton Mooy eine regelrechte Telefonitis ausgelöst hat. Das „Bild der NIEDERLANDE Woche“ zeigt das Werk des 63-Jährigen. Die geflügelte Person mit Handy am Ohr und umgeAMSTERDAM hängter Laptop-Tasche steht an der katholischen St.-Johannes-Kathedrale im niederländischen HAUPTSTADT 's-Hertogenbosch. Das Handy hat nur eine Taste – nach Angaben des Künstlers ein Symbol für den direkten Draht zu Gott. Doch in Bars und Hotels kursieren inzwischen Visitenkarten mit einer Handy-Nummer des Engels. Wer anruft, kann tatsächlich mit jemandem sprechen, der sich 's-Hertogenbosch mit den Worten „Hallo, Sie sprechen mit einem Engel“ meldet. Ungefähr 30-mal pro Tag passiert das. Dahinter verbirgt sich laut Presseberichten eine 45-jährige Bewohnerin der Stadt, die geBELGIEN meinsam mit ihrem Ehemann die Telefonnummer (+31 626347470) eingerichtet hat. Ihr geht es darum, Menschen christliche Werte zu vermitteln und zu helfen. Angesichts dieses Erfolges hat die katholische Gemeinde unterdessen eine eigene Telefonleitung geschaltet. Ein Anruf dort kostet 80 Cent pro Minute. Dafür können die Anrufer wählen, ob sie etwas über die Kirche oder die Geschichte des Christentums hören oder für sich beten lassen wollen.

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N AC H R IC H T E N

Radikale Muslime sind auf Seelenfang

ISLAM 25 Millionen Koran-Exemplare sollen im deutschsprachigen Europa verteilt werden.

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Wie Salafisten Verbote umgehen Als Gegenmaßnahme haben einige Städte inzwischen ihre Genehmigungspraxis für die Koranverteil-Aktionen geändert. Die Salafisten umgehen diese Regelung: Wo ihnen die Infostände untersagt werden,

Was sind Salafisten? Salafisten treten für die absolute Geltung des islamischen Religionsgesetzes – der Scharia – ein. Sie wollen Staat, Gesellschaft und das Leben des Einzelnen nach ihren Normen umgestalten. Ziel ist in letzter Konsequenz ein Gottesstaat. Salafisten glauben, ihre Ziele durch Gewaltanwendung verwirklichen zu können, so der deutsche Verfassungsschutz. Zwar handele es sich bei der großen Mehrzahl der Salafisten um keine Terroristen. Aber fast alle bisher identifizierten terroristischen Netzwerkstrukturen und Einzelpersonen seien salafistisch geprägt bzw. hätten sich in diesem Milieu entwickelt.

Polizeibeamte überprüfen in Offenbach am Main einen Aktionsstand der Salafisten.

tauchen sie mit eigens entworfenen Umhängetaschen auf und verteilen Koranausgaben wie Flugblätter – genehmigungsfrei.

Anklage gegen Salafisten Hinter der Koranverteilung steckt nach Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden ein führender Salafist in Deutschland,

Die Zahl der Muslime 4,9

Deutschland 3,6

4,1

(geschätzt)

2,5 Mio.

Österreich Österreich

0,5

0,3

0,4

0,5

2000

2010

2020

0,1

Schweiz 1990

0,6

0,3

0,2

Salafisten: Deutschland: Österreich: Schweiz:

3.800 200 (unbekannt)

Ibrahim Abu Nagie (Köln). Im September 2011 erhob die Kölner Staatsanwaltschaft Anklage gegen den 47-Jährigen, weil er öffentlich zu Straftaten angestiftet und den religiösen Frieden gestört haben soll. Die Leiterin des Verfassungsschutzes in Nordrhein-Westfalen, Mathilde Koller (Düsseldorf), hält die Koranverteilung für den „aktuellsten Ausdruck der offensiven Missionierungsarbeit dieser islamistischen Strömung“. Ziel sei es, Übertritte zum Islam salafistischer Prägung herbeizuführen und damit diese Form des religiös motivierten Extremismus in Deutschland weiterzuverbreiten, sagte die Behördenleiterin der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Kirche: Religiösen Extremisten nicht auf den Leim gehen Nach Erkenntnissen des Verfassungsschutzes bilden Nordrhein-Westfalen und Hessen Schwerpunkte der salafistischen Aktivitäten. Die hessen-nassauische Kirche rät nach den Worten ihres Pressesprechers Stephan Krebs (Darmstadt), sehr genau hinzuschauen, mit wem man ins Gespräch kommt, „um nicht religiösen Extremisten auf den Leim zu gehen“. Die Kirche sei zuversichtlich, dass die Bürger seriöse und extremistische Religiosität unterscheiden könnten. Grundsätzlich sei es angesichts der Religionsfreiheit das gute

Foto: dapd

ährend die öffentliche Bibelverbreitung in den meisten islamischen Ländern verboten ist, verteilen derzeit radikale Muslime im großen Stil Koranausgaben in Deutschland, Österreich und der Schweiz. In diesen Ländern sollen nach Erkenntnissen des Verfassungsschutzes 25 Millionen deutschsprachige Exemplare an den Mann bzw. die Frau gebracht werden. Dies geschieht vor allem über Stände in Fußgängerzonen. Nach Schätzungen der Sicherheitsbehörden werben radikale Muslime inzwischen in fast 100 Städten auf diese Weise für ihre Ideologie. Hinter den Aktionen stünden Salafisten, die den Koran „sehr fundamentalistisch auslegen“, so ein Sprecher des Verfassungsschutzes auf Anfrage von idea.

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N AC H R IC H T E N

Recht von Muslimen, missionarisch aktiv zu sein. „Wir gewähren einander Missionsfreiheit, die wir uns für die islamischen Länder auch sehr wünschen“, sagte Krebs auf idea-Anfrage. Ähnlich äußerte sich EKD-Pressesprecher Reinhard Mawick (Hannover). Allerdings frage er sich, ob Menschen tatsächlich allein dadurch zum Islam überträten, dass sie einen Koran geschenkt bekämen: „Der Missionserfolg ist äußerst fraglich.“

Islamexperte: Kritischer zum Koran Stellung nehmen Nach Ansicht des evangelischen IslamExperten Pfarrer Eberhard Troeger (Wiehl bei Köln) kopieren die Salafisten Bibel-Verteilaktionen der Christen. Zwar werde mancher Passant aus Neugier ein Exemplar des Koran mitnehmen: „Ich glaube aber nicht, dass die Aktion unter Deutschen großen Erfolg haben wird.“ Sie ziele eher auf Migranten und Namensmuslime. Außerdem wollten die Salafisten mit der Werbeaktion auf sich aufmerksam machen. Anziehungskraft hätten sie möglicherweise auf desorientierte, innerlich heimatlose junge Menschen, die sich an der Gesellschaft rächen wollten. Troeger äußerte die Hoffnung, dass die Aktion die Christen herausfordert, kritischer zum Koran Stellung zu nehmen: „Wenn man ihn wörtlich nimmt, ist er ein gefährliches Buch, da manche Stellen zur Gewalt aufrufen.“

und wie sie sich für sie einsetzen: „Sie ist das Wort Gottes, das Buch unseres Glaubens, und sie enthält Gottes Gedanken, das Evangelium, die Gute Botschaft für unser Leben. Nicht nur für uns, sondern erst recht für die Menschen um uns herum, die nach Orientierung und Wahrhaftigkeit suchen. Dafür arbeiten Bibelgesellschaften, die Gideons, der Bibellesebund, im Grunde alle Gemeinden – egal ob katholisch, evangelisch oder freikirchlich. Die Frage ist: Wie sehr ziehen wir uns verunsichert zurück, anstatt diese frohe Botschaft zu den Menschen zu tragen?“ In diesem Sinne scheue er sich nicht, einen Koran entgegenzunehmen, wenn ihm jemand einen schenken möchte, so Brenner. „Ich schätze es wert, dass er sich für seinen Glauben einsetzt. Zugleich möchte ich dies nicht kommentarlos tun, sondern darauf hinweisen, woran ich glaube, und im Gegenzug gerne eine Bibel anbieten und zum gemeinsamen Bibellesen einladen.“

Ein Ansporn für Christen Thomas Römerscheidt – zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit des Missionswerks „Aktion: In jedes Haus“ (Radevormwald)

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nicht das Feld überlassen. Christen sollten sich vor Ort zusammenschließen und eine gemeinsame „Bibel-Aktion“ planen.

Für eine alternative Aktion Um wirklich alle zu erreichen, sei es ratsam, am jeweiligen Wohnort jeden Haushalt mit einer Gutscheinkarte für eine kostenlose Jesus-Biografie zu versorgen. Die Flugblätter stelle die „Aktion: In jedes Haus“ für Interessierte auf Spendenbasis zur Verfügung (www.ajh-info.de, 02195 91560). Der Bundesvorsitzende des Gideonbundes, Ralf Hille (Eschweiler), verwies gegenüber idea auf das im Grundgesetz verbürgte Recht auf Religionsfreiheit. Es gelte auch für Muslime.

Christlicher Glaube ist öffentlich Der Vorsitzende der Stiftung Marburger Medien, Jürgen Mette (Marburg), schreibt zu der Verteil-Aktion: „Wir sind dankbar für Religionsfreiheit in Europa. Wer in der Bibel und im christlichen Bekenntnis verwurzelt ist, wird in Freiheit anderen Religionen begegnen können. Vielleicht bewirkt die Koran-Kampagne auch ein neues Interesse an der Bibel.“ Die Stiftung Marburger Medien bleibe bei ihrem Konzept der persönlichen

Foto: Andreas Arnold

Bibellesebund: Ein verteilter Koran ist noch kein gelesener Koran Der Generalsekretär des Bibellesebundes, Christian Brenner (Marienheide), bezeichnete den Missionierungseifer hinter der Aktion als „beachtlich“. Zugleich mahnte er zur Gelassenheit: „Ein verteilter Koran ist noch kein gelesener Koran. Und auch ein gelesener Koran bewirkt nicht automatisch eine Bekehrung zum Islam.“ Über das Internet sei die islamische Schrift schon seit Jahren kostenlos verfügbar; in vielen Buchhandlungen gehöre sie längst zum Sortiment. Trotzdem zähle der Koran „nicht zu den Topsellern oder zu den am meisten gelesenen Büchern auf den Bücherlisten“. Laut Brenner sollte die Aktion Christen aber nachdenklich machen, welchen Stellenwert die Bibel für sie hat 15.2012

Salafisten verteilen kostenlos deutsche Koranausgaben in Frankfurt am Main.

– nannte die Koranverteilaktion einen „Weckruf“. „Was hier durchgeführt wird, darf nicht konkurrenzlos und unwidersprochen bleiben. Deshalb verfolgen wir das Ziel, jeder Familie das Evangelium in gedruckter Form zu bringen. So kann die Koranverteilung ein Ansporn für Christen vor Ort sein. Als Christen haben wir die befreiende Nachricht von Jesus Christus.“ Man dürfe extremistischen Muslimen

Begegnung, der einladenden Weitergabe von Glaubensinformationen. „Wir setzen nicht auf flächendeckende anonyme Streuwerbung.“ Weiter schreibt er: „Wir stellen fest, dass wir Christen immer öfter auf das öffentliche Bekenntnis unseres Glaubens verzichtet haben und allen Grund haben, etwas mutiger zu werden, das Evangelium überzeugt und charmant zu vertreten. Christlicher Glaube ist öffentlich.“ P


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Kalifornien: Ein Blutbad an einer christlichen US-Hochschule AMOKLAUF Ein ehemaliger Student erschießt aus Rache 6 Studenten und eine Angestellte.

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in Blutbad hat ein ehemaliger Student an einer christlichen Privathochschule in Oakland (US-Bundesstaat Kalifornien) angerichtet. Der gebürtige Koreaner One Goh (43) wollte nach Polizeiangaben Rache dafür nehmen, dass er zu Jahresbeginn von der Oikos-Universität wegen Verhaltensauffälligkeiten und schlechter Leistungen ausgeschlossen worden war. Auf der Suche nach einer Verwaltungsangestellten, die er für seinen Verweis verantwortlich machte, nahm der frühere Krankenpflegeschüler am 2. April mit einer Pistole bewaffnet zunächst eine Empfangsdame als Geisel, begab sich dann in eine Klasse und ließ ehemalige Mitschüler wie zur Hinrichtung in einer Reihe aufstellen. Danach feuerte er auf sie. 5 starben sofort; 2 weitere erlagen später ihren Verletzungen. Goh – der einen geistig gestörten Eindruck machte – begab sich danach in einen Supermarkt in der Stadt Alameda. Dort stellte er sich und wurde von der Polizei festgenommen. Inzwischen ist gegen ihn Anklage wegen mehrfachen Mordes und versuchten Mordes erhoben worden. Bei den Todesopfern handelt es sich um 6 Frauen und einen Mann aus Korea, Nepal,

SACRAMENTO HAUPTSTADT

NEVADA

Oakland San Francisco

K A L IFOR NIE N

Hier wurden am 2. April sieben Menschen in einer Universität getötet.

Gerichtsmediziner transportieren ein Opfer des Amoklaufs an der Hochschule ab.

Nigeria und den Philippinen im Alter zwischen 23 und 53 Jahren.

Motto: „Soli Deo Gloria“ Ein Gedenkgottesdienst fand am 10. April an der Hochschule statt. Die Oikos-Universität wurde 2004 von Pastor Jongin Kim (San Leandro) gegründet; die Mehrzahl der Studenten haben ausländische, meist koreanische Wurzeln. Die Hochschule bietet Kurse in Theologie, Musik, Kran-

kenpflege und asiatischer Medizin an. Sie ist mit der Praise God Korean Church (Koreanische Gotteslob-Gemeinde) und der Shepherd-University (Universität des Hirten) in San Francisco verbunden. Ihr Motto lautet „Soli Deo Gloria“ (Allein Gott zur Ehre). Die Hochschule ist evangelikal geprägt, hat aber keine offiziellen Verbindungen zu einer Kirche oder Freikirche. P

b www.oikosuniversity.org

Texas: Nächstenliebe machte einen Atheisten zum Christen TAT & WORT Weil ihm geholfen wurde, will ein kämpferischer Atheist jetzt eventuell sogar Pastor werden. och Ende vorigen Jahres hatte der ehemalige Taxifahrer Patrick Greene (San Antonio/Texas) gegen eine Weihnachtskrippe vor einem Gerichtsgebäude im Kreis Henderson gewettert. Er drohte mit einer Klage, weil die Krippe gegen die Trennung von Kirche und Staat verstoße. Gleichzeitig verschlimmerten sich seine Augenkrankheiten. Greene leidet an Grauem und Grünem Star sowie einer drohenden Ablösung der Netzhaut. Die Behandlungskosten sowie ausstehende Steuerforderungen brachten den Taxifahrer in Geldnot. Die Baptistin Jessica Crye (Athens/Texas) mobilisierte ihre Gemeinde, für den Atheisten Spenden zu

sammeln. Diese „Feindesliebe“ rührte ihn so sehr, dass er Christ wurde. Obwohl er wahrscheinlich erblinden wird, erwägt er inzwischen sogar, Pastor zu werden.

Keine befriedigenden Antworten durch Evolution Wie Greene der Internetzeitung Christian Post mitteilte, hatte er jahrelang mit der Frage gerungen, was den Menschen vom Tier unterscheide. In der Evolutionstheorie habe er keine befriedigende Antwort gefunden. Inzwischen habe er das Alte und Neue Testament gelesen und sei von Gott überzeugt. Seine atheistische Ehefrau toleriert sein Christsein. Nicht verstehen

kann er, warum manche Christen so wenig in der Bibel lesen. Dies sollte zur täglichen Gewohnheit werden wie das Zähneputzen, meint Greene, der sich einer Baptistengemeinde anschließen will. P

Greene im TV – Unterzeile: „Ein texanischer Atheist ändert seine Ansichten, nachdem sich Christen ihm helfend zuwandten”

Fotos: Amoklauf/AP; Greene/PR

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Die Gräber zur Zeit Jesu hatten einen Verschlussstein – im Bild das Jasongrab in Jerusalem mit einem eckigen Stein. So sah vermutlich auch das Grab Jesu aus. Rechts: Eines der seltenen intakten Gräber mit einem Rollstein befindet sich im Kloster der Schwestern von Nazareth.

Wo die Archäologie die Bibel bestätigt ARCHÄOLOGIE Über Ostern sind in den Medien und auch in manchen Predigten wieder Zweifel an der Zuverlässigkeit der neutestamentlichen Berichte über Jesu Kreuzigung und Auferstehung geäußert worden. Zu Unrecht – denn wissenschaftliche Funde stützen die Darstellungen in den Evangelien, schreibt der Qumran- und Israelexperte Alexander Schick (Westerland/Sylt) für idea.

Fotos: Alexander Schick – rechtes Bild mit freundlicher Genehmigung der Sisters of Nazareth

Selbst die Details der Kreuzigung stimmen 1968 machten israelische Wissenschaftler in einer Grabanlage in Giv’at Ha-Mivtar nordöstlich von Jerusalem einen grausigen Fund: einen Knochensarg mit den Gebeinen eines Mannes namens „Yohanan (Johannes) Ben-Hazkul“. Dieser Mann war im Alter von rund 25 Jahren zur Zeit Jesu gekreuzigt worden. In seinem rechten Fersenbein steckte noch ein 11 Zentimeter langer Eisennagel. Beim Anschlagen an das Kreuz hatte sich der Nagel so stark verbogen, dass er bei der Abnahme des Körpers nicht mehr entfernt werden konnte. Dieser Fund ist einzigartig für den historischen Hintergrund des Neuen Testamentes – denn er zeigt, dass viele Theorien über den Kreuzestod Jesu falsch sind. So wird immer wieder behauptet, dass Jesus am Kreuz hängenblieb, bis die Geier sich des Leichnams bemächtigt hätten – er hätte also gar nicht auferstehen können. Andere behaupten, dass die in den Evangelien geschilderte Kreuzabnahme durch die Freunde Jesu eine reine Erfindung der Evangelienschreiber sei: Die Römer hätten nie der Abnahme eines Gekreuzigten zugestimmt. Doch diese Ausgrabung zeigt eindrücklich: Es gibt keinen Grund, die Berichte in den Evangelien in Zweifel zu ziehen, dass Pilatus den Leichnam Jesu dem Joseph von Arimathäa überlassen hat! Zugleich liefert der Fund die erste archäologische Bestätigung für das in Johannes 20,25–27 angesprochene Nageln ans Kreuz – und widerlegt viele künstlerische Darstellungen: Jesu Füße wurden nicht vorne über Kreuz zusammen angenagelt – sondern einzeln seitlich am Kreuzesstamm.

„Wer wälzt den Stein vom Grab?“ In Felsen gehauene Gräber aus der Zeit Jesu, die mit einem Rollstein verschlossen sind – diese Funde aus Israel prägen unser Bild vom Ostermorgen, als die Frauen zum Grab Jesu gingen und sich besorgt fragten: „Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür?“ (Markus 16,2). Gräber mit einem Roll-

ideaSpektrum 15.2012

stein sind allerdings monumentale Familiengruften. Der Rollstein (mit einem Durchmesser von anderthalb Metern) trennte die Welt der Toten von den Lebenden. Das am besten erhaltene Rollsteingrab befindet sich unter dem Kloster der Schwestern von Nazareth; bekannt ist auch das sogenannte Grab des Herodes mit seinem großen Rollstein. Beide zeigen: Eine Person alleine konnte einen solch schweren Rollstein kaum bewegen. Doch die Evangelien berichten, dass Joseph von Arimathäa Jesu Leichnam „in ein Grab legte, das in einen Felsen gehauen war; und er wälzte einen Stein vor des Grabes Tür“ (Markus 15,46). Wenn der Stein von einer Person allein bewegt werden konnte, kann er nicht allzu groß gewesen sein. Ein Rollstein scheidet damit aus. Dies deckt sich auch mit den archäologischen Befunden: Von den über 900 Gräbern in Jerusalem haben nur 4 einen Rollstein! 98 % der bekannten Gräber haben hingegen einen quadratischen oder rechteckigen Steinblock als Verschluss. Sie ähneln einem Stöpsel oder Korkenverschluss. Auch diese Steinform war für Frauen nur schwer zu bewegen; die Sorge der Frauen war daher berechtigt. Ein einzelner Mann hingegen konnte einen solchen quadratischen Stein durchaus alleine „wegwälzen“.

Das Grab war leer – egal wo es lag Viele Bibelleser fragen sich: „Wo liegt das Grab Jesu denn genau?“ Die Evangelisten geben hierauf nur spärliche Hinweise – denn für sie war entscheidend: Mit Jesu Tod war eben nicht alles aus! Statt auf die Lage des Grabes verweist die Bibel daher auf das leere Grab, aus dem Jesus auferstanden ist. Unser Glaube an den auferstandenen Herrn hängt nicht davon ab, ob wir sein Grab sehen oder kennen. Wir können erfahren, dass er heute bei uns ist – dass er wirklich lebt. Darum ging es auch den Evangelienschreibern. P

b Ausführliche Informationen: www.bibelausstellung.de


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MUSLIME WERDEN CHRISTEN Während

Dass Gott ein liebender Vater ist, war ihm neu: Hamid alias Theodor ist einer der Iraner, die sich in der Osternacht in der lutherischen St.-Marienkirche in Berlin-Zehlendorf von Pastor Martens taufen ließen.

Christen in aller Welt um das Leben des iranischen Pastors Youcef Nadarkhani bangen, werden immer mehr Perser Christen. Ein Hauptschauplatz dieser Entwicklung ist Deutschland. Ein Bericht von Matthias Pankau und Thomas Kretschel (Fotos).

Die andere iranische Revolution Draußen ist es dunkel; drinnen in der St. Marienkirche in Berlin-Zehlendorf ebenfalls. Nur Kerzen tauchen den sakralen Raum in ein schummriges Licht. Es ist die Osternacht. Rund 150 Christen haben sich zum Gottesdienst versammelt. Sie singen und beten gemeinsam. Dann intoniert Pastor Gottfried Martens am Altar: „Ehre sei Gott in der Höhe“, und die Gemeinde stimmt zu vollen Orgelklängen ein: „Wir loben dich, wir benedeien dich, wir beten dich an …“. In diesem Moment gehen die Lichter an und es wird hell in der Kirche. Eine stärkere Symbolik kann es wohl kaum geben: Mit der Auferstehung Jesu hat Gott dem Tod die Macht genommen und Licht in die Welt gebracht. Das feiert die Gemeinde in dieser Nacht zusammen mit der weltweiten Christenheit.

Sie haben alles riskiert, um Christen zu werden Für einige Gottesdienstteilnehmer ist dies ein ganz besonderer Tag. Sie sitzen vorn in der ersten Reihe, sieben Männer und eine Frau – jung, attraktiv. Sie wollen ihr Bekenntnis zu Jesus Christus heute festmachen, indem sie sich taufen lassen. Leichtgemacht haben sie sich diese Entscheidung nicht. Im Gegenteil: Sie haben alles dafür riskiert, womöglich gar ihr Leben. Sie sind Exil-Iraner, die aus ihrem Land geflohen waren, weil sie sich zum Christentum hingezogen fühlten. Für die Herrscher im Iran ist Apostasie – also der Abfall vom Islam – ein todeswürdiges Vergehen. Einer von ihnen ist Hamid (Name von der Redaktion geändert). Noch vor einem Jahr lebte der 25-Jährige im Iran das gute Leben der Erfolgreichen. Als Inhaber eines großen Einkaufszentrums besaß er eine Villa am Meer und musste sich um Geld keine Sorgen machen. Jetzt sitzt er in einer Berliner Kirche und hat – materiell betrachtet – nichts

mehr. Er lebt als Asylbewerber in einem Zimmer. Was war geschehen? Ein Bekannter hatte ihm von seinem christlichen Glauben erzählt. Aus Neugier begleitete Hamid ihn zum Gottesdienst in seiner kleinen Hausgemeinde; dann ging er immer wieder hin. Denn was dort über Gott gesagt wurde, hatte er so noch nie zuvor gehört: „dass Gott ein liebender Vater ist, der eine persönliche Beziehung zu jedem Menschen möchte“. Bisher kannte Hamid nur die islamische Vorstellung, dass Gott ferne sei und strafe.

Im Iran wurden sie für ihren Glauben gefoltert Eines Sonntags, als er den Gottesdienst besuchte, wurde er festgenommen. In Verhören verlangte die Religionspolizei, dass er dem christlichen Glauben abschwöre. Er wurde gefoltert, und doch weigerte er sich, sein Bekenntnis zu Jesus Christus zu widerrufen. Spätestens zu diesem Zeitpunkt erkannte er, dass es für ihn nur eine Möglichkeit gab, als Christ zu leben – nämlich das Land zu verlassen. Verwandte holten ihn für eine stattliche Summe und über verschlungene Wege nach Deutschland. „Für uns Christen in Deutschland ist es kaum vorstellbar, was diese Menschen auf sich nehmen, um ihren christlichen Glauben frei leben zu können“, sagt Gottfried Martens. Seit fünf Jahren kümmert er sich als Pastor der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) um christliche Konvertiten aus dem Iran und begleitet sie seelsorgerlich. Er berichtet, dass ihre „Reise“ nach Deutschland manchmal mehrere Wochen dauert. „Viele Flüchtlinge tragen dabei auch körperliche Schäden davon – etwa wenn sie tagelang in den Kofferraum eines Autos gesperrt waren.“ Noch schmerzhafter sind seelische Narben, fährt er fort. „Die Botschaft von einem Gott, der einem vergibt ideaSpektrum 15.2012


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und vor dem man keine Angst zu haben braucht – diese Vorstellung ist für viele ehemalige Muslime so faszinierend und revolutionär, dass sie all dies auf sich nehmen.“

Vor allem junge Akademiker verlassen den Iran Was Martens berichtet, ist keine Ausnahme. Schätzungen zufolge konvertieren in Deutschland jeden Monat einige Dutzend iranische Flüchtlinge vom Islam zum Christentum. Pastor Hans-Jürgen Kutzner aus Hannover betreut deutschlandweit bis zu 1.000 Iraner. Er ist der einzige hauptamtliche evangelische Iraner-Seelsorger innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Für die meisten Konvertiten habe der Islam jegliche moralische Integrität verloren, sagt er weiter: „Sie kommen aus einem Gottesstaat, in dem Religion und Politik nicht getrennt sind.“ Viele hätten Gewalt und Folter im Namen des Islam erlitten. „Wenn man eine Diktatur auf diese Weise erlebt, will man sich davon befreien.“ Vor allem die junge und akademische Oberschicht kehre diesem System den Rücken: Mediziner und Juristen, Ingenieure und Wirtschaftsfachleute.

Schon die drei Weisen waren Perser Aber woher rührt die große Offenheit solcher Iraner für den christlichen Glauben? Die Geschichte des Christentums in Persien reicht weit zurück. Schon die drei Weisen aus dem Morgenland, die sich laut den biblischen Berichten aufmachten, das Jesuskind anzubeten, waren wahrscheinlich Perser. In der Pfingstgeschichte werden die Perser neben Medern und Elamitern ausdrücklich erwähnt. Als in Rom die Christenverfolgung wütete, fanden die ersten verfolgten Christen Schutz und Zuflucht im Perserreich. Mit der Erhebung des Christentums zur Staatsreligion im Römischen Reich im Jahre 380 wurden die Christen im heutigen Iran jedoch aus politischen Gründen abgelehnt, weil dieses Reich pausenlos mit Rom im Krieg lag. Gleichwohl etablierte sich das Christentum dort. Aber dieser Einfluss wurde im 7. und 8. Jahrhundert durch den Siegeszug des Islam ausgemerzt. Allerdings sagt heute noch mancher Iraner, er sei nie wirklich bewusst Muslim

gewesen; diese Religion sei ihm vielmehr aufgezwungen worden. Daher nennen sich viele Konvertiten – und nicht nur sie – Perser und nicht Iraner. Sie sagen, die Geschichte ihres Landes reiche schließlich viel weiter zurück als die Islamische Revolution von 1979 und die von ihr ins Leben gerufene Islamische Republik.

Den Konvertiten begegnete Jesus im Traum Ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, an dem Präsident Mahmud Ahmadinedschad und Staatsoberhaupt Ajatollah Chamenei den Absolutheitsanspruch des Islam in Form eines „Gottesstaates“ proklamieren, macht sich im Iran eine christliche Erweckung bemerkbar. Immer wieder berichten Konvertiten, dass Jesus ihnen im Traum erschienen sei. Auch in Pastor Martens’ Gemeinde in Berlin-Zehlendorf gibt es solche Fälle. Unabhängig voneinander erzählten ihm drei Perser von solchen Träumen. „Sinngemäß war es etwa so, dass ihnen Jesus leuchtend hell erschien, sie bei der Hand nahm und sie aufforderte, in die Kirche zu gehen.“ Martens hält dies für durchaus glaubwürdig und betont: „Als Lutheraner neigt man ja nun wirklich nicht zu Schwärmereien.“ Er empfindet es als ein Zeichen für Gottes Humor, dass ausgerechnet eine der am stärksten entchristlichten Regionen der Welt – Ostdeutschland – ein Hauptschauplatz dieses geistlichen Aufbruchs unter Persern geworden sei.

Vom Deutsch- zum Taufunterricht Begonnen hatte diese Entwicklung vor 12 Jahren in Leipzig, und zwar ganz unspektakulär – mit Deutschunterricht. Anders als heute gab es damals für Asylbewerber noch keine Möglichkeit, Deutschkurse zu besuchen. So stellte die dortige Gemeinde der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche – St. Trinitatis – ihre Räume zur Verfügung und gab den Männern und Frauen Sprachunterricht, wobei sie die Luther-Bibel als Textbuch benutzte. So lernten sie nicht nur die Sprache, sondern erfuhren zugleich etwas über die Grundlagen des christlichen Glaubens. Wenig später baten die ersten Kursteilnehmer darum, getauft zu werden. Bald brachten sie Freunde und Bekannte mit, die sich ebenfalls O

Sieben Ex-Muslime wurden in der Osternacht in der St.-Mariengemeinde (links) in Berlin getauft. Sie bekamen christliche Namen.

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In Taufvorbereitungskursen macht Pastor Martens die Iraner mit den Grundlagen des Christentums vertraut. Rechts: Sie studieren jede Woche zusammen die Bibel: Pfarrer Fischer von der Leipziger St.-Trinitatisgemeinde, Amin aus dem Iran und Missionar Hugo Gevers (v. l.).

für den christlichen Glauben interessierten. „Heute besteht unsere Gemeinde mit ihren rund 150 Mitgliedern zu einem Drittel aus früheren Muslimen aus dem Iran“, sagt Pfarrer Markus Fischer. Auch wenn zu den Sonntagsgottesdiensten selten alle Gemeindeglieder kommen, wird es in der kleinen, weinroten Holzkirche allmählich eng. Das Gebäude war 1950 als Notkirche für die ausgebombte Gemeinde errichtet worden. Infolge des starken Zuwachses durch Konvertiten möchte sich die Gemeinde jetzt vergrößern und die von der sächsischen Landeskirche nicht mehr genutzte Lukas-Kirche in Leipzig-Volkmarsdorf übernehmen. „Schließlich muss in einem Gotteshaus Christus verkündigt werden“, kommentiert Pfarrer Fischer die heutige Leere dieses riesigen Backsteinbaus aus dem 19. Jahrhundert.

Fast jede Woche kommen neue Interessenten In der St. Trinitatisgemeinde wird Christus freilich nicht nur sonntags in der Kirche verkündet. An mehreren Tagen in der Woche finden Bibelgesprächskreise und Taufkurse in deutscher und persischer Sprache statt. Um letztere kümmert sich vor allem Hugo Gevers, der von der lutherischen Freikirche als Missionar speziell mit der Arbeit unter Migranten beauftragt ist. So besucht der 49-Jährige etwa Asylbewerberheime in und um Leipzig. In Elbisbach bei Borna beispielsweise ist so unter den dort lebenden Asylbewerbern eine Gemeinde entstanden, die jeden Freitag in der örtlichen Kirche Gottesdienst feiert – auf Deutsch, Persisch und Arabisch. Fast jede Woche kommen neue Besucher.

Der Stammbaum reicht bis Mohammed zurück Einer, der Ende vorigen Jahres zur St.-Trinitatisgemeinde stieß, ist der 28 Jahre alte Amin (Name von der Redaktion geändert). Seine Geschichte ähnelt Hamids Lebenslauf. Auch Amin war im Iran erfolgreich. Als Wirtschaftsmanager hatte er die ganze Welt bereist, er machte in China und Indien lukrative Geschäfte. Seine Familie hatte ein hohes Ansehen; ihr Stammbaum reicht bis zum Propheten Mohammed zurück. Aber eines Tages sprach ein armenischer Freund mit Amin über seinen christlichen Glauben, schilderte ihm anschaulich, was es mit Jesus auf sich gehabt habe. Dies bewog Amin, Christ zu werden. Das hatte zur Folge, dass er und seine schwangere Frau bedroht wurden. Sie beschlossen, den Iran zu verlassen und in Europa Asyl

zu suchen. Amin zahlte einem Schlepper aus der Türkei 30.000 Euro für zwei gefälschte Pässe. Ursprünglich wollte das junge Ehepaar damit nach Großbritannien. Aber die beiden blieben am Flughafen Köln/Bonn hängen, weil der türkische Mittelsmann unangekündigt mit den Pässen verschwand. Amin stellte sich der Polizei, und die Behörden schickten ihn als Asylbewerber nach Leipzig (Sachsen).

Vom Vorteil einer großen Liturgie Als er dort Landsleute fragte, an welche christliche Gemeinde er sich wenden könne, nannten sie ihm sofort die St.-Trinitatisgemeinde. „Inzwischen haben wir hier so etwas wie Heimat gefunden“, sagt er. Freilich könnte dies eine Heimat auf Zeit sein. Denn es ist ungewiss, ob das Ehepaar in Leipzig bleibt. Im Juni wird seine Tochter zur Welt kommen, und Amin hofft auf eine Aufenthaltsgenehmigung, die ihm mehr Bewegungsfreiheit gewähren wird. „Viele bleiben nicht in Sachsen, sondern gehen dorthin, wo sie Verwandte haben – also zumeist in die alten Bundesländer, wohin Iraner schon vor der Wiedervereinigung emigrierten“, erläutert Hugo Gevers. „Die Erfahrung zeigt jedoch, dass – egal, wo in Deutschland sie sich niederlassen – sie auch dort Anschluss an eine Gemeinde suchen werden.“ Und so kommt es, dass in den vergangenen Jahren einige lutherische Freikirchen-Gemeinden aufgrund persischer Konvertiten leicht gewachsen sind, etwa in Hamburg, Düsseldorf, Dresden und vor allem in Berlin. Warum sind gerade diese Gemeinden so attraktiv für Perser? „Ein Grund ist sicherlich, dass wir – anders als viele landeskirchliche Pfarrer – nur eine Gemeinde zu betreuen haben und uns so auch zeitlich intensiver um diese Menschen kümmern können“, versucht Missionar Gevers zu erklären.

„Wir stehen hier am Anfang eines Aufbruchs ...“ Einen weiteren Grund sieht Pastor Martens von der Berliner St.-Mariengemeinde aber in der hochliturgischen Form der Gottesdienste: „Ein Gottesdienst, der alle Sinne anspricht, ist gerade für Menschen, die des Deutschen vielleicht noch nicht so mächtig sind, einfach attraktiver als ein nüchterner Wortgottesdienst.“ Er muss es wissen. Die Mitgliederzahl seiner Gemeinde hat sich seit 1992, als er sie übernahm, von 200 auf jetzt 900 fast verfünffacht. In den 90er Jahren hatten mehrheitlich junge Aussiedlerfamilien ideaSpektrum 15.2012


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aus der ehemaligen Sowjetunion dieses Was im Iran derzeit geschieht Iraner im deutschsprachigen Europa Wachstum bewirkt, seit letztem Jahr Hier findet derzeit eine Welle von VerhafDeutschland: 100.000 aber verstärkt Perser. „Wir stehen hier tungen von Christen besonders in den Österreich: 15.000 am Anfang eines Aufbruchs, den ich Großstädten statt. Vor allem betroffen Schweiz: 5.000 mir so nicht hätte vorstellen können“, sind Leiter von Konvertitengemeinden, bekennt Martens. „Es ist kaum zu glaudie vom Geheimdienst systematisch bedroht werden. Da fast allen offiziell ben, wie missionarisch aktiv die Perser Iran genehmigten Kirchengemeinden Gothier vor Ort sind: Wer selber Christ ge74,2 Millionen Einwohner tesdienste in der Landessprache Farsi worden ist, fängt sofort an, zu missionieMuslime: 99 % verboten sind und ehemalige Muslime ren und den Nächsten davon zu berichfürchten, dort entdeckt und verhaftet zu Konvertiten zum ten, wie der Christus der Bibel sein christlichen Glauben (geschätzt): 250.000 werden, treffen sich die meisten KonverLeben verändert hat.“ Inzwischen kätiten heimlich in Hausgemeinden. Orthodoxe Christen (geschätzt): 150.000 men fast jede Woche neue Männer und Frauen hinzu. Martens hält das Argument, dass einige sich nur taufen ließen, um ihre Chancen Als die Gläubigen in jener Osternacht in Berlin-Zehlendorf auf ein dauerhaftes Aufenthaltsrecht in Deutschland zu aus ihrer Kirche kommen, gratulieren viele Gemeindeglieverbessern, nicht für stichhaltig. Die Perser, denen er Tauf- der den Täuflingen – auch Hamid. Aber er möchte nicht unterricht gegeben und die er getauft habe, seien „mit länger so heißen, sondern Theodor („Geschenk Gottes“). großem Ernst“ Christen. „Außerdem stellen die deutschen „Viele persische Täuflinge wünschen sich, mit der Taufe Behörden bei ihren Entscheidungen über das Bleiberecht auch einen neuen christlichen, meist biblischen Namen zu von Asylanten die Ernsthaftigkeit ihres christlichen Glau- bekommen, weil sie nun in der Taufe neue Menschen gebens auch dann, wenn sie getauft sind, zunehmend grund- worden sind“, erklärt Pastor Martens. Eigentlich wollte sätzlich infrage und unterziehen sie vor Gericht ausführ- Hamid gern Lukas heißen, aber dieser Name war schon lichen Glaubensverhören“, erläutert der Geistliche, der vergeben. „Wenn wir weiter einen solchen Zulauf von Gemeindeglieder oft auch bei Behördengängen begleitet. Taufbewerbern haben, müssen wir bald an die biblischen „Die allermeisten entscheiden sich für die Taufe, weil sie Geschlechtsregister“, sagt Martens schmunzelnd. Die erssich damit vor Gott und der Welt zu Jesus Christus beken- ten Anmeldungen für den nächsten Taufunterricht liegen bereits vor. nen und zu ihm gehören möchten.“ P

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idea Fernseh- und Hörfunk-Tipps

14. bis 20. April

FERNSEHEN Sonnabend, 14. April

Sonntag, 15. April

16.00–16.30 Felsen des Glaubens – Reise durch Äthiopiens Norden

9.30–10.00 Das Vierte Arche-TV-Predigt: „Die zwei Naturen des Psalmisten“

16.30–17.00 10.00–11.00 Ein katholischer Theologe Ernesto Cardenal – Dichter, outet sich als schwul – Doku Revolutionär, Mönch und ehemaliger Kulturminister 20.15–22.05 Biblische Detektivgeschich- 11.00–12.00 ERF 1 ten – Dokumentarfilm Freik. Gottesdienst: Altenburg

17.45–18.15 Der irische Wandermönch Gallus und seine Begleiter

Dienstag, 17. April

Freitag, 20. April

21.00–22.00 ERF 1 Wartburg-Gespräche: Glaube und Wissenschaft

20.15–23.05 TV-Drama „Gelobtes Land“ über das Leben in Israel (Forts.: 27. 4.)

Montag, 16. April

21.00–22.00 Frauen im Vatikan – Doku 19.30–20.00 „Hautnah“: dem „Es-gibtMittwoch, 18. April wahrscheinlich-keinen21.00–22.00 ERF 1 Gott“-Bus auf der Spur. Gast: „Wert(h)e Gäste“: Talk Evangelist Thomas Schneider mit Kirchenrat Dan Peter

21.55–22.30 Christen in Indien: rechtlos, machtlos, perspektivlos 22.–23.30 „Nachtcafé“: Jeder ist sich selbst der Nächste? Talkrunde

HÖRFUNK Sonnabend, 14. April

Sonntag, 15. April

13.05–14.00 Spurensuche: In Spanien wurden bis in die 80er Jahre ca. 300.000 Kinder verkauft – auch mit Duldung der Kirche

8.30–9.00 10.00–11.00 20.00–21.00 ERF Plus Ev. Perspektiven: Auf der Ev. Gottesdienst aus Rösrath: Der „Neue Atheismus“ – Suche nach dem Lebenssinn Pfarrer Armin Kopper (& WDR5) eine Einführung von Heinzpeter Hempelmann 9.45–10.00 11.30–12.00 Evang.-reform. Predigt von Ultraorthodoxe in Israel: Blick 21.33–22.30 Luzia Sutter Rehmann, in eine vormoderne Welt „Erzähl von Ruanda!“ – Eine Theologin, Binningen Hörspielproduktion des Ru12.05–12.30 anders Diogène Ntarindwa 10.00–11.00 ERF Plus Koptische Christen in Ägypüber die Konflikte im Land Ev.-freikirchl. Gottesdienst ten: Verlierer der Revolution?

18.05–19.00 „Liebe & andere Zwischenfälle“: Wenn Down-Kinder erwachsen werden

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Mittwoch, 18. April

Donnerstag, 19. April 20.00–21.00 ERF Plus „Bilanz“ mit Horst Marquardt: Udo Lüsse betreibt seit 40 Jahren auf der Karibikinsel Bonaire einen Radiosender 23.05–0.00 Der israelische Autor Ron Lesehm erzählt aus dem geheimen Leben in Teheran


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OST E R-P R E SSE SC H AU

Die größte Geschichte aller Zeiten OSTERN Wie Medien über Ostern berichteten – zusammengestellt von Karsten Huhn.

„Wer glaubt schon an Auferstehung?“

Ostern und die Forschung

In der Wochenzeitung „Die Zeit“ stellt Klaus Harpprecht die Frage „Wer glaubt schon an Auferstehung?“: „Viele Christen können mit der zentralen Botschaft der Bibel nichts mehr anfangen. Die Kirchen ignorieren das Problem … Lediglich 40 % der deutschen Katholiken bejahen die Auferstehung, wie sie das Neue Testament verheißt, bei den Protestanten ist es jeder Zweite. Im Korintherbrief steht geschrieben: ‚Ist aber Christus nicht auferstanden, so ist auch euer Glaube vergeblich.’ Stellen sich die Kirchenoberen die Frage, wie sie’s mit den Christen halten, für die des Heilands Auferstehung keine Wahrheit mehr ist? Wagt es einer der Glaubenshüter, ihnen das Christsein abzusprechen? … Unter den evangelischen Theologen ist jede seriöse Debatte um diese wahrhaft ‚letzte Frage’ verstummt. An den Gräbern retten sich die Pastoren, wie ein prominenter Kirchenlehrer dieser Tage sagte, meist in die wolkige Beschwörung einer vagen transzendentalen Hoffnung. Wie ertragen die Kirchen diese amtliche Heuchelei, diese christliche Lebenslüge, ohne Schaden zu nehmen?“

„Jesus endete am Kreuz. Das ist kein Geheimnis, im römischen Reich wurde ganz offen getötet. Doch nicht die Kreuzigung hat eine Weltreligion begründet, sondern das, was danach im Verborgenen geschah, in der Dunkelheit des Grabes. Keiner hat gesehen, wie sich Jesus aus der Todesstarre löste. Die Auferstehung war ein vollkommen intransparenter Vorgang. Und doch entfachte gerade der Glaube an einen so unwahrscheinlichen, rätselhaften Vorgang eine ungeheure Kraft. Hätten sich die Christen mit dem Tod ihres Anführers abgefunden, sie wären eine kleine Sekte geblieben. Nicht das Offensichtliche, sondern der Glaube an ein Mysterium hat aus ihrer Niederlage einen Sieg gemacht; erst die Hoffnung hat ihre Schwäche in Stärke verwandelt … Erst durch den Glauben daran, dass die Welt mehr ist als das Sichtbare, entsteht etwas Neues. Wäre Fortschritt möglich, wenn Menschen nicht träumen und experimentieren würden und nicht überzeugt wären, dass alles ganz anders sein könnte? Das Vertrauen darauf, dass Unmögliches vielleicht doch möglich ist, setzt unglaubliche Energien frei, die Forschung, die Universitäten wären undenkbar ohne diesen Antrieb.“

Der Glaube braucht keine Beweise „Gegen Ende seines langen Lebens wurde der Philosoph und Mathematiker Bertrand Russell gefragt, wie er denn, falls er sich nach seinem Tode wider Erwarten vor dem Throne Gottes wiederfinden sollte, auf des Höchsten Frage reagieren würde, warum er nicht an ihn geglaubt habe. Er, so Russell, würde sagen: ‚Nicht genug Beweise, Gott, nicht genug Beweise.’ An solcher Evidenz fehlt es nicht nur berufsmäßigen Zweiflern, sondern bisweilen auch Anhängern eines Gottesglaubens. Auch davon geben die Evangelien Zeugnis … Der Glaube bleibt – zumal in reformatorischer Perspektive, die zwischen unerreichbarer Sicherheit und ‚geschenkter’ Glaubensgewissheit zu unterscheiden weiß – ein Wagnis. Das besagen auch die Worte, die der johanneische Jesus, nachdem der Ungläubige den Glauben wiedergefunden hat, an Thomas richtet: ‚Du glaubst, weil du mich gesehen hast. Selig, die nicht mehr sehen und doch glauben!’ Die nicht mehr sehen und doch glauben – die Nachgeborenen – glauben aufs Wort; sie suchen keine Evidenz, keine Beweise.“

Der Konsens über christliche Feiertage schwindet Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ sieht den Konsens über christliche Feiertage schwinden: „Auferstehung im Frühling, Fülle des Geistes wie der Natur zu Pfi ngsten, Dank für die Ernte im frühen Herbst, Tod und Trauer im November und dann wieder Neugeburt und neues Licht in den dunklen Weihnachtstagen. Das Kirchenjahr flicht die Grundfragen der menschlichen Existenz in den Wechsel der Jahreszeiten ein, so dass im Laufe eines Jahres jede Lebensfrage einmal aufgerufen wird … Die Misstöne in diesem Gefüge werden allerdings lauter. Der Konsens schwindet oder verschiebt sich: Aus immer weniger Christi Himmelfahrt wird immer mehr Vatertag, und orangefarbene Kürbisse verleiben sich Stück für Stück den unter chronischer Kultschwäche leidenden Reformationstag ein … Die Proteste gegen das Verbot öffentlicher Tanzveranstaltungen an Karfreitag, die 2011 in Frankfurt begannen, dürften nur die Vorboten größerer Konflikte sein.“ ideaSpektrum 15.2012


OST E R-P R E SSE SC H AU

„Ein Einzelner besiegt ein Weltreich“ „Ein gekreuzigter Gott – für den antiken Menschen war diese Vorstellung eine Absurdität. Obendrein handelte es sich bei dem Gekreuzigten um einen Juden, und die Juden galten den Römern wegen ihrer religiösen Exklusivitätsvorstellungen als besonders verächtliche oder zumindest verrückte Völkerschaft unter den ohnehin ‚verächtlichen’ Barbaren. Die Idee, einen der schmählichsten Todesstrafe überantworteten Juden anzubeten, für den Juden Zeugnis ablegen und dessen Evangelium vor allem von Juden verbreitet wurde, war für einen Römer des ersten Jahrhunderts eine Zumutung unvorstellbaren Ausmaßes. Und doch wurde der Kult um diesen Mann 300 Jahre später römische Staatsreligion. Und doch fegte der eine, durch seinen Sohn auf Erden bezeugte Gott den bunten antiken Götterhimmel leer. Ein Einzelner besiegte nach seinem Tod ein Weltreich! Vom ‚sonderbarsten Ereignis, das sich jemals zugetragen hat’, sprach der französische Aufklärer Montesquieu … ‚Die größte Geschichte aller Zeiten’ hieß ein Hollywood-Film über den Heiland aus dem Jahr 1965. Genau so verhält es sich.“

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und Kirche müssen wieder ihre wahre Ware ins Schaufenster legen, die Botschaft, die sie konkurrenzlos wichtig macht. Viele andere Themen können auch das Rote Kreuz, Parteien oder Gewerkschaften bedienen, doch dass es Hoffnung über den Tod hinaus gibt und so etwas wie ‚Freude in allem Leide‘ möglich ist, bietet allein der Glaube. Davon will ich etwas hören, wenn ich eine Kirche betrete. Seid-nett-zueinanderAppelle finde ich besser im Internet.“

Wann beginnt eigentlich Ostern? „Wie heißt der Tag nun eigentlich: Karsamstag oder Ostersamstag? Wem der religiöse Hintergrund dieser Festzeit wichtig ist, wird großen Wert darauf legen: Am Karsamstag sind wir noch in der Kar- und keineswegs schon in der Osterwoche. Für manche mag das wie Wortklauberei klingen, aber aus christlicher Sicht geht es just an dieser Stelle ums große Ganze. Denn wenn zu entscheiden wäre, was das Christentum im Konzert der Weltreligionen originär auszeichnet, dann ist es gar nicht so sehr die an Weihnachten gefeierte Geburt des Gottessohnes. Sondern es ist im Kern dessen Leidensweg und Selbstopferung ‚für die Sünden der Welt’, also seine Passion – um dann im Bruch mit jeder bisherigen Weltordnung doch über den Tod zu triumphieren und aufzuerstehen. Und wann hat dieser Triumph über das scheinbar unumstößliche Nichts stattgefunden? Eben: ‚Am dritten Tag’. Früher als frühestens in der Nacht zu Ostersonntag ist die christliche Osterfreude nicht zu haben.“ P

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Das Magazin „Focus“ ließ sich zusammen mit „Katholisch.de“ etwas Besonderes einfallen: Von Palmsonntag bis Ostermontag – also an 8 Tagen – erklärte man im Internet, worum es in der Passions- und Osterzeit eigentlich geht, und lud zur Diskussion darüber ein. Sie sei sehr zahlreich und sachlich gewesen, wie idea erklärt wurde.

18. bis 31. August 2012

VENEDIG KORFU KANAL VON KORINTH PIRÄUS/ATHEN KUSADASI/EPHESUS FETYJE/MYRA ANTALYA LIMASSOL/ZYPERN HAIFA/GALILÄA ASHDOD/JERUSALEM HERAKLION/KRETA KANAL VON KORINTH KORINTH VENEDIG

Was allein der Glaube bietet In seiner wöchentlichen Kolumne schreibt Fernsehjournalist Peter Hahne: „Frühling ist da! Diese Nachricht überbrachte mir ein Chor nicht etwa beim Liederabend eines Schützenvereins, auch nicht bei Carmen Nebels Volksmelodien; ich hörte den Gesang letzte Woche in einem Gottesdienst. Aber brauche ich für eine solche Allerwelts-Osterbotschaft eine christliche Kirche? … Christen ideaSpektrum 15.2012

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LE BE NSH I L F E

5 Schritte zu einem Leben mit Sinn LEBENSSINN Es sind für viele Menschen die Fragen aller Fragen: Wie führe ich ein sinnvolles Leben? Woher nehme ich die Kraft, auch schwere Schicksalsschläge zu meistern? Antworten gibt der Seelsorger und Therapeut Reinhold Ruthe (Wuppertal).

Wer ein Ziel hat, ist besser dran Wer ein Ziel hat, • zeigt Engagement, • geht ermutigt an die Realisierung heran, • packt zuversichtlich Aufgaben an, • lässt sich in seiner Willensanstrengung nicht umstimmen. Da ist ein Schüler, der das Ziel verfolgt, sein Abitur zu machen; da ist ein Facharbeiter, der das Ziel verfolgt, die Meisterprüfung zu machen; da ist ein Ehepaar, das das Ziel verfolgt, ein Haus zu bauen: Je deutlicher sie das Ziel vor Augen haben, desto weniger lassen sie sich entmutigen. Auf unser Thema gemünzt, heißt das: Wo ein Ziel ist, hat das Leben einen Sinn – wenn auch einen begrenzten, weil das Ziel unter Umständen ein begrenztes ist. Was können wir tun, um in allen Lebensphasen einen Sinn zu sehen? Ich nenne fünf Schritte.

Reinhold Ruthe Als Generalsekretär des CVJM Hamburg gründete Reinhold Ruthe (84) Deutschlands erste „Eheschule“. Von 1968 bis 1992 leitete er die evangelische Familienberatungsstelle des Diakonischen Werks Wuppertal-Elberfeld. Zusammen mit seiner Ehefrau und Tochter Lydia gründete er 1986 das Magnus-Felsenstein-Institut für angewandte therapeutische und beratende Seelsorge. Als Dozent lehrte Ruthe in Wuppertal am Universitätskrankenhaus Bethesda und an der staatlichen Krankenpflegeschule. Sein Motto: „Das Geistliche und das Menschliche müssen im Gleichklang stehen. Der ganze Mensch gehört dem Herrn Jesus Christus.“ Seine Erfahrungen schlugen sich in mehr als 100 Büchern zu Theologie, Pädagogik, Psychologie, Ehe- und Partnerschaftsberatung sowie therapeutischer Seelsorge nieder.

1. Schritt: Nimm Dich selbst an! Wer sich selber nicht bejaht, ist unglücklich und unzufrieden; wer sich nicht bejaht, bejaht auch das Leben nicht; wer sich nicht bejaht, bejaht auch seinen Sinn nicht. Wer sich aber akzeptiert, akzeptiert sein Leben, das Leben, den Sinn im Leben. Das Neue Testament sagt uns, was wir tun können: „Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat“ (Römer 15,7). Er liebt uns – wie wir sind. Warum können wir uns da nicht selbst lieben? Ich bin mit mir einverstanden – wie ich bin: mit meinen Eigenarten, mit meinen Fehlern, mit meinen Begabungen, mit meinen Grenzen und Begrenzungen. Wer das sagen kann, hat Lebensmut. Wer das leben kann, packt zu und resigniert nicht. Wer so von sich denkt, denkt positiv von sich, von den anderen, von seinen Chancen und Möglichkeiten. Wer sich so sieht, • dreht sich nicht um sich selbst, • er sieht den anderen, • er kümmert sich auch um ihn, • er geht zu ihm hin, • er findet den anderen – und findet damit jedes Mal auch den Sinn im Leben.

2. Schritt: Klage nicht Dein „Schicksal“ an! Wer das Schicksal, die Eltern, die Welt oder die anderen anklagt, der leidet und ist unglücklich. Er flüchtet in die Vergangenheit, in Anklagen, in Selbstmitleid. Er richtet ständig seinen Blick auf das Verlorene, jammert über Defizite. Solche Menschen gehen nicht konstruktiv an die Bewältigung ihrer Krisen heran – sondern sie klagen, sie jammern, machen Vorwürfe und leiden an sich, an den anderen und an der Gesellschaft. Und Gott wird nicht selten in diese Anklagen mit einbezogen. Solches Handeln ist fehlerorientiert – und nicht erfolgsorientiert.

3. Schritt: Mache nicht Kinder zum alleinigen Lebenssinn! Eine Lebensphase, die besonders zur Sinnkrise werden kann, ist die Zeit, wenn die Kinder „aus dem Haus“ gehen. Da kommt eine Frau in die Beratung, die vom Internisten geschickt wird. Er hat eine vegetative Dystonie festgestellt, also eine Fehlfunktion des vegetativen Nervensystems. Die Frau ist seelisch völlig durcheinander, hat gefährlichen Bluthochdruck und will morgens nicht mehr aufstehen. Was ist geschehen? Sie hat bis vor einem halben Jahr für zwei erwachsene Töchter gelebt. In ihrer Ehe kriselt es. Pfingsten haben sich plötzlich beide Töchter verlobt. Für

Foto: PR

Wir alle kennen das Sprichwort: „Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg!“ Das erscheint richtig. Und umgekehrt: Wo kein Wille ist, da ist auch kein Weg. Die entscheidende Frage lautet: Woher bekomme ich den Willen, und woher nehme ich meine Motivation? Der Psychotherapeut Viktor Frankl (1905–1997) hat das Sprichwort „Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg!“ anders formuliert. Seine These lautet: „Wo ein Ziel ist, da ist auch ein Wille.“ Anders ausgedrückt: Wer ein Ziel verfolgt, hat auch die Willenskraft, das Ziel anzustreben.

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WOFÜR MAN DANKEN K ANN Den meisten Christen im deutschsprachigen Europa geht es gut. Trotzdem sind viele unzufrieden. Diese Frau – Rita Börner – gehört zu den rund 6.000 Bürgern in Deutschland (1.300 in der Schweiz), die weder sehen noch hören können. Sie sind taubblind und ständig auf die Hilfe anderer angewiesen. Trotzdem ist Rita Börner dankbar – dafür, dass sie wenigstens riechen kann, als sie im Zentrum für Taubblinde – dem „Storchennest“ – in Radeberg bei Dresden einen Blumenzweig gereicht bekommt.

die Mutter kam die Nachricht „wie aus heiterem Himmel“. Sie verlor den Boden unter den Füßen. Ihr Sinn im Leben waren die Kinder. Ihr Mann spielte eine völlige Nebenrolle. Erst die Verlobung der Kinder brachte die „Sinnkrise“ ans Licht. Und die Beratung deckte die fragwürdige Sinngebung der Frau auf. Lebenskrisen müssen keine Katastrophen sein. Lebenskrisen sind Herausforderungen, den Sinn des Lebens kritisch zu hinterfragen und zu überdenken – und die Spreu vom Weizen zu trennen. Wer Kinder zum einzigen Mittelpunkt seines Lebens macht, steht plötzlich ohne Lebensinhalt da.

Foto: idea/kairospress

4. Schritt: Habe positive Augen! Habe nicht Augen, die überall die Schatten sehen, die Dunkelheit wahrnehmen, das Hässliche erkennen, die Fehler beobachten, die Unvollkommenheiten wahrnehmen, die Kriege, das Unheil und die Skandale im Auge haben. Wir brauchen positive Augen, die das Schöne sehen, die die Chancen wahrnehmen, die Lösungen einkalkulieren, die Hoffnungen haben. Wir brauchen positive Augen, die sich nicht entmutigen lassen. Positive Augen • danken für das schöne Wetter, • danken für die Augen, die noch sehen können, • danken für die Füße, die noch laufen können, • sehen die Fähigkeiten, die wir haben, • suchen die Veränderung und streben sie an, • geben nicht auf. Ich liege oft abends im Bett und danke dafür, • dass ich gesund bin, • dass ich meine Sinne benutzen kann, • dass ich Musik hören kann, • dass ich Autofahren kann, • dass ich sprechen kann. Danken macht fröhlich. Danken hebt meine Stimmung. Positive Augen kann man schulen, sie haben etwas mit meinem Denken zu tun. Betend kann ich üben, für tausend Wohltaten zu danken. Dabei hebe ich nicht euphorisch ab und schwebe auf „Wolke 17“, sondern ich gehe dankbar und mutig an die Arbeit und verändere die Welt, weil ich an Gottes Schöpfung glaube. Weil ich positive Augen habe, gehe ich hoffnungsfroh das Leid an und packe zuversichtlich die Nöte in meiner Umgebung an – denn es ist besser, ein Licht in der Dunkelheit anzuzünden, als über die Dunkelheit in der Welt zu jammern.

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5. Schritt: Warum Dein Leben einen Sinn hat! Wenn ich an Gott glaube, weiß ich, dass mein Leben nicht sinnlos verlaufen kann. Ich weiß mich gehalten und getragen, ich weiß mich geführt: Ich bin sein Kind. Was geschieht, muss an Gott vorbei, ist kein blinder Zufall, hat einen Sinn – wenn auch für uns oft nicht erkennbar. Unser Leben gleicht einem Teppich von unten. Wir sehen nur Verknüpfungen, Knoten, Fäden, ohne die schönen Farben und Muster von oben zu erkennen. Ich glaube, dass aus der Perspektive Gottes mein Leben ein schönes Muster abgibt. Ich glaube, dass sogenannte sinnlose Knoten und Verknüpfungen einen Sinn ergeben. Wer glaubt, kann sagen: „Mein Leben hat einen Sinn“ – weil er davon überzeugt ist. Meine Jugend und mein Alter, meine Gesundheit und meine Krankheit, mein Handwerk und meine Kopfarbeit geschehen in Gott und aus Gott. Ich bin nicht nur ein winziges Rädchen im Getriebe der Welt – nein, ich weiß: Auch auf dieses kleine Rädchen kommt es an.

Wie ich Christ geworden bin Ich bin in der Kriegsgefangenschaft zum Glauben an Jesus Christus gekommen. Wir waren eine Gruppe von sieben jungen Männern, die der Glaube an Christus zusammenbrachte und zusammenhielt. Wir bekamen nur sehr wenig zu essen. Mit Inbrunst haben wir die Strophe aus dem Lied des evangelischen Pfarrers und Liederdichters Paul Gerhardt (1607–1676) „Du, meine Seele, singe“ gesungen: „Er macht schön’ rote Wangen oft bei geringem Mahl, und die da sind gefangen, die reißt er aus der Qual …“ Wir haben geglaubt und gehofft. Wir haben uns auf den lebendigen Gott verlassen. Vielleicht klingt es verrückt, aber es war so: Ich kam aus der Gefangenschaft und habe nur zwei oder drei Pfund weniger gewogen als vorher. Wir haben geglaubt – und leibhaftig und existenziell seine Hilfe erfahren. Der Glaube an Gott ist der tiefste Sinn für unser Leben. Er mobilisiert ungeahnte Kräfte. P idea druckt hier Auszüge aus Reinhold Ruthes neuem Buch, das dieser Tage erscheint: Die sieben großen Untiefen unseres Lebens – Auf Kurs bleiben mit Reinhold Ruthe • Brendow-Verlag 160 Seiten • ISBN: 978-3-86506-378-6 12,95 EUR / 19,50 SFr.


net F O R U M F Ü R J U N G E C H R I S T EN

Wie weit dürfen wir gehen? BEZIEHUNG Wenn sich junge Christen – Männlein und Weiblein – anfreunden, stellt sich bald die Frage: Wie weit darf unsere körperliche Nähe gehen? Christoph Pahl (31) gibt dazu Tipps. Er ist Referent bei der christlichen Jugendarbeit „crossover“ in Leipzig und Autor des Buches „Voll Mann“. in Tipp passt fast immer am Anfang einer Beziehung: Lass Dir Zeit! Lerne „Dein Mädchen“ erst mal besser kennen. Macht Sport zusammen, erzählt Euch Kindheitsgeschichten, geht ins Kino, unternehmt etwas mit Euren Freunden, stellt Euch gegenseitig Fragen. So merkst Du, ob Du nur ein bisschen für das Mädchen geschwärmt hast oder ob Deine Gefühle bleiben. Entweder Du sprichst sie einfach an oder Du schreibst ihr einen Brief. Oder Du bittest einen Freund um Hilfe. Er könnte Euch beide zum Beispiel einladen.

Frauen können ihre Gefühle gut verstecken Der nächste Schritt ist dann herauszufinden, ob sie auch etwas von Dir möchte. Das zu bemerken ist oft schwierig, da Frauen sehr gut schauspielern und ihre Gefühle verstecken können. Deswegen empfehle ich die offene Kommunikation: Frag sie. Hier kann ein Brief eine Hilfe sein, dann hat sie Zeit, darüber nachzudenken. Beschreibe, was Du an ihr magst, und frage sie, ob sie sich mehr als Freundschaft vorstellen kann. Ich glaube übrigens, dass die meisten Frauen noch immer den Wunsch haben, „erobert“ zu werden. Also sei kreativ und überlege Dir, wie Du ihr was Gutes tun kannst. Wenn Ihr dann zusammen seid, gilt: Lass Dir Zeit. Körperliche Nähe ist etwas Wunderschönes. Die Wärme des anderen genießen, den Geruch wahrnehmen, sich zärtlich berühren, streicheln und gestreichelt werden. Mit der Zeit darf man ruhig neue körperliche Bereiche „erobern“ – und muss nicht – wie einige amerikanische Ratgeber es empfehlen – bis zur Hochzeit sogar mit dem Küssen warten. Aber: Die Nähe im seelischen, körperlichen und geistlichen Bereich sollte gleichzeitig wachsen! Viele Beziehungen werden zwar körperlich schnell sehr intensiv, aber die seelische und geistige Nähe und das Kennenlernen kommen zu kurz . Für guten Sex ist Vertrautheit wichtig.

Wie viel Intimität ist vor der Ehe o.k.? Viele Menschen finden die Vorstellung, mit dem Sex bis zur Ehe zu warten, total absurd. Auch Heiraten ist für viele kein Thema mehr. Meine Frau und ich haben mit unserem „ersten Mal“ bis nach unserer Hochzeit gewartet. Drei Jahre lang wa-

B e su cht uns au ch au f

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ren wir zusammen. Wir waren uns körperlich nah und hatten auch Petting, aber wir hatten beschlossen, unsere körperliche Nähe erst nach und nach zu steigern. Sicherlich hat das „Warten“ nicht immer Spaß gemacht, aber ich bin heute froh über diese Entscheidung. Wenn Du Dir auch vorgenommen hast zu warten, dann helfen Euch klare Grenzen, wie weit Ihr gehen wollt. Diese Grenzen solltet Ihr gemeinsam festlegen.

Ist Gott sexfeindlich? Viele Menschen denken, dass Gott sexfeindlich ist. Das glaube ich ganz und gar nicht. Gott mag Sex! Gott hat Intimität erfunden – und das nicht nur, damit Kinder entstehen. Schon ganz am Anfang der Bibel sagt Gott, wie er sich das vorstellt: „Deshalb verlässt ein Mann Vater und Mutter, um mit seiner Frau zu leben. Die zwei sind dann eins, mit Leib und Seele“ (1. Mose 2,24). Sexualität hat für Gott immer etwas mit der Seele – mit unserem Herzen – zu tun. Gott weiß, dass der Mensch im Sex mehr sucht als körperliche Befriedigung.

Wie der erste Sex in der Bibel beschrieben wird Der erste Sex der Bibel wird übrigens so beschrieben: „Adam erkannte Eva und sie wurde schwanger“ (1. Mose 4,1). Das Wort „erkennen“ kann auch „verstehen“, „Respekt haben“, „sicher sein“ bedeuten. Es geht Gott beim Sex um eine tiefe Beziehung. Ich erkenne meinen Partner an. Ich lerne ihn kennen. Ich bin sicher und geborgen bei ihm. In der Bibel wird Sexualität außerhalb einer festen Beziehung fast immer als nicht im Sinne Gottes beschrieben. Auch Jesus bekräftigt sein Ja zu einer festen, auf ein Leben lang angelegten Partnerschaft (Matthäus 19). Sex ohne „Einssein“ und „tiefes Erkennen“ ist nicht Gottes Idee. Nicht, weil er uns quälen will, sondern weil er sich um unsere Seele und unseren Respekt sorgt – und sicher auch um die Kinder, die beim Sex entstehen können. P Mehr zu diesem und weiteren „heißen“ Themen findest Du in Christoph Pahls neuem Buch: „Voll Mann? – Mit Lust und Frust ein echter Kerl werden“ • 256 Seiten Francke • 9,95 € / 14,95 SFr • ISBN 978-3-86827-316-8

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DI E K LE I N E K A NZ E L

» Wir aber wollen ganz beim Gebet und beim Dienst des Wortes bleiben. «

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Dr. Armin Mauerhofer ist Professor an der Staatsunabhängigen Theologischen Hochschule Basel und Pfarrer der Freien Evangelischen Gemeinde Aarau (Schweiz).

Aus der Apostelgeschichte des Lukas 6,4

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Vergesst vor dem Reden das Beten nicht! Viele idea-Leser verkünden das Wort Gottes – sei es in Gottesdiensten oder in Andachten im Hauskreis. Bei jeder Verkündigung sollte zweierlei beachtet werden: Sie sollte einerseits textgemäß und andererseits für die Hörer verständlich und ansprechend sein. Dafür ist man besonders auf den Heiligen Geist angewiesen, damit man auch tatsächlich die Dinge anspricht, die für die Zuhörer eine Ermutigung oder konkrete Hilfe sind. Entscheidend ist also, dass man seine Vorbereitung immer wieder unterbricht und Jesus Christus bittet, einem bei der Ausarbeitung weiterzuhelfen. Denn jeder Verkündiger wünscht sich, dass durch seine

Predigt die Herzen seiner Hörer berührt werden. Deshalb sollte sich auch jeder Zeit zum Gebet nehmen. Wichtig ist aber nicht „nur“, dass der Verkündiger selbst betet. Er braucht auch dringend Menschen, die mit ihm und für ihn beten. Im Gebet des Ehepartners etwa können meist die tiefergehenden Fragen besprochen und beraten werden. Kaum weniger bedeutsam ist es, dass die Ältesten bzw. Kirchenvorsteher und auch die anderen Gemeindeglieder für ihren Pastor, Pfarrer sowie jeden anderen beten, der in irgendeiner Weise verkündigt. Ein Blick in die Kirchengeschichte zeigt: Alle Prediger, die Gott in ganz besonderer Weise gebrauchte, waren – Beter! P

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15.2012

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PORTRÄT

Die Friedensstifterin BRUDERKRIEG Mehrmals war sie in Lebensgefahr, doch Denise Uwimana Reinhardt (47) hat einen der größten Völkermorde der letzten Jahrzehnte überlebt. In dem kleinen, nur 8 Millionen Bürger zählenden ostafrikanischen Staat tötete das Mehrheitsvolk (85 %) der Hutu fast eine Million Angehörige der Tutsi. Anlässlich des weltweiten Gedenktages am 7. April hat Frau Reinhardt ideaRedakteur Klaus Rösler von ihren „Wundern Gottes“ erzählt.

Warum ihr Sohn „Gnade Gottes“ heißt

Warum habe ich überlebt? Denise spricht mit Hunderten, die Ähnliches erlebt haben wie sie – und nicht verstehen, dass sie überlebt haben, während Verwandte und Freun-

de ermordet wurden. Sie arbeitet als Seelsorgerin, erst ehrenamtlich, später hauptamtlich. Sie organisiert medizinische Behandlungen, kümmert sich um AIDS-kranke Frauen, um Bildung und Ausbildung, fördert landwirtschaftliche und kunsthandwerkliche Projekte. Und sie lernt den RuandaExperten des Missionswerks Frohe Botschaft, Wolfgang Reinhardt (Kassel), kennen, der dafür sorgt, dass der Völkermord nicht in Vergessenheit gerät. Nach ihrer Heirat 2008 zieht Denise nach Deutschland, wo sie weiterhin als Versöhnerin für ihr Land unterwegs ist und Vorträge hält. P

b 0561 45007310 • dunir@online.de DEM. REP. KONGO

UGANDA

KIGALI

RUANDA BURUNDI

Foto: privat

In der nächsten Nacht setzen die Wehen ein. Denise bringt ihren Jungen allein zur Welt. Sie nennt ihn „Gnade Gottes“. Seinen Vater lernt der Junge nie kennen: Auch er ist umgebracht worden. Als die Hutu-Milizen einige Tage später erneut in ihr Haus eindringen, versteckt sich Denise mit dem Säugling hinter einer geöffneten Tür. Männer werfen zwei Handgranaten ins Haus, die aber nicht explodieren. Erst Mitte Juli hört das Töten auf und Denise fragt sich: „Warum habe ich überlebt?“ Sie ist davon überzeugt, dass Gott etwas Besonderes mit ihr vorhat. Mitten in den Unruhen hat sie Gott ein Versprechen gegeben: „Wenn ich überlebe, werde ich allen Menschen erzählen, dass du ein großer Gott bist.“ Das ist nicht einfach in einem Volk, in dem 2 Millionen Menschen – davon die meisten Kirchenmitglieder – zu Mördern wurden. Aber sie erfüllt ihr Versprechen – und vergibt auch den Tätern.

TANSANIA

Als am 6. April 1994 in Ruanda der Völkermord beginnt, ist Denise hochschwanger. An diesem Tag wird das Flugzeug mit Ruandas Präsident Juvénal Habyarimana an Bord – er gehörte den Hutu an, die er auch politisch bevorzugte – nahe der Hauptstadt Kigali abgeschossen. Bereits eine halbe Stunde später sind die ersten Tutsi tot – ermordet von Hutu. Damit beginnt eine monatelange Jagd auf Tutsi sowie auf jene Hutu, die sich am Töten nicht beteiligen wollen. Am neunten Tag – dem 15. April – soll eigentlich auch Denise sterben. Sie hört, dass die Schlächter auf dem Weg zu ihrem Haus sind, wo sie mit Verwandten betet – die meisten sind wie sie evangelikale Christen. Sie ahnen, dass sie die Attacke nicht überleben werden. Denise macht allen Mut: „Wir werden uns im Himmel wiedersehen.“ Als die Haustür aufgebrochen wird, flieht sie ins Badezimmer. Sie wird entdeckt. Einer der blutdürstigen Täter erhebt seine Machete und will zuschlagen. Doch ein anderer hält ihn davon ab. Warum? Denise weiß es bis heute nicht. Dann verlassen die Mörder das Haus – doch fünf Menschen sind tot.

DAS WORT DER WOCHE » Ich glaube an Ostern und die Auferstehung. Welch ein Gewinn für das Leben, wenn man glaubt, dass mit dem Tod nicht alles endet. Und ich glaube an die Zusage von Gnade und Vergebung, die gewährt werden kann, wenn man sich schuldig gemacht hat. Kann, wohlgemerkt. Dass Sünde vergeben werden kann, finde ich großartig. Einen Automatismus gibt es nicht. Aber die Aussicht auf Gnade gibt neue Zuversicht. « Der deutsche (evangelische) Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) in der „Süddeutschen Zeitung“ 15.2012


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