Idea Spektrum Schweiz 17/2012

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17 25. April 2012

Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt

www.ideaschweiz.ch

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Kirche zwischen

Zeitgeist und Zeugnis

Der Thurgauer Kirchenratspräsident Wilfried Bührer zu einem Sturm der Entrüstung gegenüber der Monopolzeitung 7 Entführung in Mali: Missionen

13 CGS: Geschäftsleute verpflichten

8 «gate27»: FEG Winterthur will

22 Streitgespräch: Evangelisation

9 Spiritual Care: Die Spiritualität

25 Koranverteilung: Was steht denn

Menschen mit 24 Millionen dienen kann die Heilungskosten senken

sich zu mehr Solidarität im Alltag oder Diakonie – was hat Vorrang? im heiligen Buch der Muslime?

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idea Spektrum 17.2012


G RÜ e z i

Von Billy Graham lernen Eine hoffnungsvolle Osterbotschaft tönt anders. In der Osterausgabe der «Thurgauer Zeitung» war es zu lesen: «Für die Reformierten ist der Karfreitag der höchste Feiertag, sie glauben nicht an die Wiederauferstehung. Jesus wurde ans Kreuz genagelt und fertig. Danach kommt für die Reformierten nichts mehr …» Es folgte ein Sturm der Entrüstung. Rasch schob die Redaktion ein knappes, klärendes Interview mit dem Schweizer Kirchenratspräsidenten Gottfried Locher nach. Für die Zeitung sei die Sache damit erledigt, erklärt der Redaktionsleiter gegenüber «idea Spektrum». (Seiten 4+5) Als Thema darf die Sache nicht erledigt sein. Am Beispiel der Thurgauer Auferstehungsdebatte werden zwei Probleme ersichtlich. Das eine: Die Medien haben sich weitgehend von den christlichen Wurzeln und Traditionen verabschiedet. Sie nehmen die christliche Kirche und ihre Botschaft nicht mehr ernst. Interessant ist die Kirche dann noch, wenn eine Kirchenrätin betrunken am Steuer sitzt. Oder wenn eine Jugendkirche die Schwulen «diskriminiert». Die Realität: Die christliche Kirche und der christliche Glaube finden in unsern Medien keinen Rückhalt mehr. Meist nicht einmal Goodwill. Der andere Aspekt: Landeskirchen, Freikirchen und ihre Exponenten haben als Gesprächspartner der Medien weitgehend resigniert. Zur Inkompetenz im Umgang mit den Medien kommt die Ignoranz. Man ist gar nicht mehr informiert. Man möchte zwar «in die Gesellschaft hineinwirken», interessiert sich aber kaum um ihre wesentlichen Hintergründe und

Fakten. Kirchenvertreter sind keine ernstzunehmenden Gesprächspartner mehr. Und sie haben selber die Sprache verloren. Sie können einer medialen Öffentlichkeit nicht verständlich sagen, was sie glauben und warum sie glauben. Noch rekrutiert die Kirche mühevoll theologischen Nachwuchs, doch sie fördert keine journalistisch begabten Kräfte. Sie ist heute meist gar nicht in der Lage, die noch vorhandenen offenen Türen in der Medienszene zu nutzen. Für Kirchenleute verschiedenster Herkunft wäre das autobiografische Werk «So wie ich bin» von Billy Graham die lohnende Pflichtlektüre. Früh suchte der gesegnete Gottesmann der Grossevangelisation den Kontakt mit den Mächtigen der Medien, der Politik, der Wirtschaft, auch mit dem Kreml und dem Vatikan. In der Presse hiess es bald: «Er hält in der einen Hand die Bibel und in der andern Hand eine Zeitung.» Billy Graham erklärte dazu: «Es symbolisierte mein ständiges Bemühen, die Aktualität der ewigen Wahrheiten Gottes anhand des aktuellen Zeitgeschehens zu demonstrieren.» Von einer Grossevangelisation in New York schrieb er vor 50 Jahren: «Ich verbrachte mehr Zeit auf den Knien im Hinblick auf die Medien als auf irgend etwas anderes, einschliesslich meiner Predigten.» Vor Lenins Grab bezeugte er 1959 in Moskau aber auch: «Die Inspiration meines Glaubens war das leere Grab des auferstandenen Christus.» So tönt eine hoffnungsvolle Osterbotschaft. Sie gehört auch in die modernen Schweizer Medien. Deutsch und deutlich. Die Kirche könnte noch heute von Billy Graham lernen.

BiBlisch Ein Lieblingsbibelwort von Torsten Danielsson, Geschäftsführer der indischen Restaurantkette «King’s Kurry», Zürich:

«Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt. ich habe euch dazu bestimmt, hinzugehen und Frucht zu tragen – Frucht, die Bestand hat.» (Johannes 15,16) «Die Aussage ist Versicherung, dass Er uns schon erwählt hat. Was ist mit dem freien Willen? Der ist uns gegeben – aber Gott weiss schon, was wir wählen werden! Zweitens sagt Er, dass wir Früchte tragen sollen, die Bestand haben. Das bedeutet, dass wir Verantwortung tragen. Es heisst auch, dass wir um alles beten dürfen – so lange es Gottes Wille ist und seiner Ehre dient. Die ‹King’s Kurry› (Jesus = King) Gruppe arbeitet mit Menschen aus vielen Kulturen. Wie lebt man in einem solchen Umfeld die christliche Nächstenliebe aus? Durch Vergebung! Früchte zu tragen im Alltag als Manager heisst, bereit zu sein, eine zweite oder dritte Chance zu geben. Diese Balance ist schwierig. Aber das ist genau der Unterschied zwischen der Welt und uns.»

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ANDREA VONLANTHEN

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BR E N N P U N K T

«Darum sind wir froh um die vielen Leserbriefe» KIRCHE UND MEDIEN Eine Monopolzeitung wie die «Thurgauer Zeitung» schreibt an Ostern, die Reformierten glaubten

gar nicht an die Auferstehung von Jesus. Ein Sturm der Entrüstung bricht los. Für den Thurgauer Kirchenratspräsidenten Wilfried Bührer ein wichtiges Zeichen. Er denkt über das Verhältnis zu den Medien nach. Und übt Selbstkritik. «Die Reformierten glauben nicht an die Auferstehung.» Was ging in Ihnen vor, als Sie diese Aussage in der «Thurgauer Zeitung» lasen? Wilfried Bührer: Ich war sehr verär-

Was lässt sich aufgrund dieser Reaktionen über die Volksfrömmigkeit im Thurgau sagen?

Das ist schwer zu sagen. Ich schreibe regelmässig Feiertagsbetrachtungen im «Thurgauer Bauer» und bekomme dazu viele dankbare und aufmunternde Reaktionen. Das zeigt mir, dass besonders in unserer Landbevölkerung noch einiges da ist an Frömmigkeit und Glauben. Wenn viele Kirchbürger sich durch einen solchen Osterartikel am Glaubensnerv getroffen fühlen, spricht das für eine verbreitete Frömmigkeit.

gert. Ich konnte zuerst fast nicht glauben, dass die Autorin wirklich meint, was sie schreibt. Nachher versuchte ich zur Kenntnis zu nehmen, dass man auch in den Redaktionsstuben unsere christlichen Traditionen nicht mehr kennt.

Wie haben Sie reagiert?

Ich habe prompt ein Mail geschrieben an die Redaktionsleitung in Frauenfeld und auch an die Zentralredaktion der Gesamtausgabe in St. Gallen. Ich habe meiner Verärgerung Ausdruck gegeben und auch Bezug genommen auf die hohen journalistischen Ansprüche, auf die sich die Redaktion immer wieder beruft. Ich machte klar, dass der Artikel weder journalistisch noch informativ noch humorvoll war.

Wie haben diese Organe reagiert?

Sie haben den Fehler eingestanden und sich bei mir entschuldigt und ein Treffen mit dem Chefredaktor vorgeschlagen.

Haben Sie diese Flut von empörten Reaktionen erwartet?

Nicht unbedingt, denn einen gra-

«Sprachlosigkeit überwinden»: Kirchenratspräsident Wilfried Bührer.

vierenden Fall wie diesen gab es in den letzten Jahren nicht. Deshalb konnte ich nicht einschätzen, ob das die Leute achselzuckend zur Kenntnis nehmen oder ob sie auf die Barrikaden steigen. Dass sie öffentlich protestiert haben, hat mich natürlich gefreut, umso mehr als die Leserbriefe fair und sachlich verfasst waren.

Was hat die Leute wohl am meisten getroffen?

Es war wohl beides: die effektive Fehlinformation zu einem Er-

Wilfried Bührer

Landeskirche Thurgau

Jahrgang 1956, verheiratet, drei erwachsene Kinder, ein Enkelkind, wohnt in Frauenfeld. Aufgewachsen in Sulgen, Theologiestudium in Zürich. 1981-93 Pfarrer in Alterswilen-Hugelshofen, 1993–2003 in Felben. Seit 2003 Präsident des Evangelischen Kirchenrates zu zwei Dritteln, im restlichen Drittel als Aushilfspfarrer tätig. Seine Ressorts im Kirchenrat sind neben dem Präsidialen: Theologie, Erwachsenenbildung, Medien. Seine Interessen liegen auch im kirchenmusikalischen Bereich, sowohl klassisch als auch popularmusikalisch. Er hat während vieler Jahre einen Gospelchor geleitet.

Die Evangelische Landeskirche des Kantons Thurgau umfasst knapp 100 000 Mitglieder, etwa 40 Prozent der Bevölkerung (neben 35 Prozent Katholiken). Im Thurgau gab es seit der Reformation Evangelische und Katholische nebeneinander. Während Jahrhunderten wurden vielerorts die Dorfkirchen gemeinsam (paritätisch) genutzt. Kirchenrat und Synode versuchen, mit innovativen Projekten die Kirche nach innen und nach aussen zu stärken, so mit dem kantonalen Kirchensonntag (2009 durchgeführt, 2013 wieder geplant) oder aktuell mit dem Projekt «Kirchenwege» aus Anlass des Jubiläums «300 Jahre Parität».

Bild: idea/av

eignis, das im Zentrum unseres Glaubens steht und uns heilig ist, und dann auch der schnoddrige Stil dieses Osterartikels.

Wie gross waren unter den Leserbriefschreibern die Anteile der Pfarrer und jene der Basis?

Am Anfang reagierten vor allem die Pfarrer. Sie waren einfach schneller. Wäre es nur bei den Pfarrern geblieben, hätte ich mich schon gefragt, ob das Thema nur ihnen wichtig sei. Mit zunehmender Dauer war es umgekehrt. Dann waren Reaktionen von Christen aus allen Teilen des Kantons und aus allen Generationen zu lesen.

Der Eindruck kam auf, dass sich kaum freikirchlich orientierte Christen zu Wort meldeten.

Für mich war es auch ein Novum, dass sich zu einer solch zentralen Frage unseres Glaubens fast nur Leute aus der evangelischen Landeskirche geäussert haben. Vielleicht fühlen sich Freikirchler weniger angesprochen, wenn es heisst «die Reformierten». Und die Katholiken sind heute vielleicht einfach härter im Nehmen. Die Autorin äusserte sich ja auch ihnen gegenüber despektierlich. Ich hätte mich auch als Katholik verletzt gefühlt.

Steckt hinter dieser Frömmigkeit ein lebendiger Glaube oder einfach eine gute alte Tradition im Landkanton?

(überlegt lange) Es ist beides. Bloss für eine gute alte Tradition schreibt man kaum empörte Leserbriefe. Das eine wird ohne das andere auf Dauer nicht Bestand haben. Wir können Traditionen nicht in die Zukunft retten, ohne dass die Menschen die Glaubensinhalte als eigene Anliegen verstehen. Und umgekehrt: Wo die Traditionen nicht mehr gelten, werden auch die zum Glauben einladenden Aktivitäten viel schwieriger.

Doch die Kirchen sind auch im Thurgau kaum einmal zur Hälfte besetzt.

Der Kirchenbesuch hat sich auf tiefem Niveau stabilisiert, das ist die Wirklichkeit. Doch es ist von Gemeinde zu Gemeinde verschieden. Darum darf ich auch das Maul nicht zu voll nehmen wegen der Volksfrömmigkeit. Doch wir sind in einer Übergangsphase von einem vermeintlich selbstverständlichen Glauben zu einem auch persönlich bezeugten Glauben. Wir müssen in der evangelischen Landeskirche bereit werden, im biblischen Sinn Rechenschaft abzulegen von dem, was wir glauben und hoffen.

Die Eltern erzählen keine biblischen Geschichten mehr, die Schule hat das Fach «Biblische Geschichte» abgeschafft, die idea Spektrum 17.2012


BR E N N P U N K T

Kirche kennt keine Sonntagsschule mehr – wer soll die jungen Thurgauer zu Gott führen?

Die Sonntagsschule gibt es noch, aber sie wird vielerorts nicht mehr so häufig besucht. Wir haben im Thurgau pro Jahr noch mehr als 1000 Konfirmanden, und die Zulassung zur Konfirmation ist recht anspruchsvoll. Wir erreichen damit einen Drittel eines Jahrgangs. Auch die Katholiken und die Freikirchen erreichen viele Jugendliche, so dass vielleicht nur ein Fünftel keine kirchliche Unterweisung hat. Doch ich mache mir keine Illusionen: Wird dieses Angebot von den Eltern nicht mitgetragen, steht es auf schwachen Beinen. Ganz entscheidend ist, dass die Leute, die Sonntagsschule oder auch kirchlichen Unterricht an der Schule erteilen, mit dem Herzen dabei sind. Dafür müssen wir sorgen.

Warum sucht die Landeskirche nicht vermehrt den Schulterschluss mit den Freikirchen?

Das sollte sowohl mit den Freikirchen als auch mit den Katholiken noch mehr geschehen. Hier auf dem Platz Frauenfeld findet jetzt während der Ferien gerade ein Musiklager des evangelischen Kinderchores statt. Gleichzeitig wird eine ökumenische Kinderbibelwoche angeboten. Und gleichzeitig arbeitet ein Team aus Landeskirche und Freikirchen zusammen am Projekt der GodiJugendgottesdienste. So sollten wir noch vermehrt ohne Berüh-

rungsängste zusammenarbeiten, um die Menschen für den Glauben zu gewinnen.

Auch in der einzigen Thurgauer Tageszeitung finden Glaubensfragen kaum mehr statt, nicht einmal vor kirchlichen Feiertagen. Wie kommt das?

Ich habe ein gewisses Verständnis dafür, dass man uns heute als Institution nicht einfach eine feste Plattform geben will. Ich erwarte aber im Minimum, dass der Glaube vor hohen Feiertagen ein Thema wird und dass es journalistisch sorgfältig und mit Respekt angegangen wird. Religion ist heute, wenn es nicht gerade um extremistische Formen geht, ein Tabu. Der Glaube muss enttabuisiert werden. Als Kirche müssen wir aber auch unsere Sprachlosigkeit überwinden. Wir können einer medialen Öffentlichkeit nicht mehr genau sagen, was wir glauben und warum wir glauben.

Ihre Kritik gilt also auch den eigenen Reihen?

Wir müssen uns überlegen, wie unsere Botschaft in den Medien klar und verständlich vermittelt werden kann. Bisher war es leider oft so, dass wir meinten, unsere Botschaft werde eher akzeptiert, wenn sie möglichst verschlüsselt und diffus daherkommt. Wir müssen lernen, die Sache mehr beim Namen zu nennen.

Warum versuchen Sie als starke kantonale Kirche bei der Redak-

tion nicht mehr Einfluss zu gewinnen?

Wir haben eine kantonale ökumenische Medienkommission, in der auch die Freikirchen mitwirken. Wir möchten den Medien so einen einzigen kirchlichen Ansprechpartner bieten. Doch die Medien begründen ihr bescheidenes Interesse damit, dass sie ja nur die gesellschaftliche Situation spiegelten. Das Interesse an der Religion sei eben gesunken. Darum sind wir jetzt froh um die vielen Leserbriefe. Sie können uns helfen, unseren Einfluss vermehrt geltend zu machen.

Warum bieten Sie den kleinen Lokalzeitungen zusammen mit den Katholiken und Freikirchen keine wöchentliche Glaubenskolumne an?

Bis jetzt wurden solche Kolumnen nur auf Anfrage der Medien geschrieben. Doch es ist eine gute Idee, zu prüfen, ob wir selber ein Angebot ausarbeiten könnten.

Was würde es dem Thurgau – und andern Kantonen – bringen, wenn der Glaube mehr Fuss fassen könnte?

Die Gesellschaft bekäme ein besseres Fundament. Sie käme wohl etwas weg von der extremen Individualisierung. Vermehrt würden Christen Aufgaben in der Gesellschaft und am Mitmenschen übernehmen. Ich stelle übrigens fest, dass bei den Konfirmanden ganz zentrale Themen wieder auf Interesse stossen: Woher komme ich?

Der Redaktionsleiter: «Sie ist wohl einem Vorurteil aufgesessen» Redaktionsleiter David Angst (Bild) nimmt die für den umstrittenen Osterartikel verantwortliche Redaktorin Elisabeth Reisp in Schutz: «Sie wollte sicher niemanden absichtlich provozieren. Sie ist mit ihrer Aussage über die Auferstehung wohl einem Vorurteil aufgesessen. Zudem musste der Artikel am Gründonnerstag leider unter Zeitdruck geschrieben werden, so dass er von niemandem gegengelesen werden konnte. Auch ich selber habe dann leer geschluckt, als ich die Passage über die Auferstehung las, weil mir klar war, dass sie nicht stimmt.» Der Reidea Spektrum 17.2012

daktionsleiter war daher über den Sturm der Entrüstung nicht überrascht. Zahlreiche Leser hätten ihrer Empörung Luft verschafft, meist aber durchaus sachliche Leserbriefe geschrieben. Gegenüber diesen Lesern habe er in einer kurzen Rückmeldung den Fehler eingestanden und sein Bedauern geäussert. Nachdem die «Fehlinformation» auch in einem kurzen Interview mit dem Schweizer Kirchenratspräsidenten Gottfried Locher korrigiert worden sei, betrachte er den Fall als erledigt. Kritik aus kirchlichen Kreisen muss sich die «Thurgauer Zeitung» auch gefallen lassen, weil sie nicht mehr mit besinnlichen Beiträgen auf christliche Feiertage wie Ostern eingeht. Der Redaktionsleiter meint, die Zei-

ten hätten sich geändert: «Früher hatten die Pfarrer vor Feiertagen praktisch einen Blankocheck, um ihre Botschaft ins Volk zu tragen. Heute greifen wir zwar immer noch kirchliche Themen auf, aber eher nach journalistischen Kriterien. Als Nachrichtenorgan ist es nicht unsere Aufgabe, der Kirche eine grosse Plattform zu bieten. Wir bringen nach wie vor viel über kirchliche Ereignisse. Doch auch ihre Nachrichten brauchen einen News-Wert. Wir sind im Übrigen ja nur der Spiegel dessen, was sich in der Gesellschaft abspielt. Und schauen Sie einmal, welche Bedeutung ein Bettag heute noch hat!» Ganz ausschliessen will Redaktionsleiter Angst aber nicht, dass er die Volksfrömmigkeit falsch einschätzen könnte.

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Der Zeitungstext So stand es im Osterbeitrag der «Thurgauer Zeitung»: «Für die Reformierten ist der Karfreitag der höchste Feiertag, sie glauben nicht an die Wiederauferstehung. Jesus wurde ans Kreuz genagelt und fertig. Danach kommt für die Reformierten nichts mehr. Die Katholiken sind in ihrer Hoffnung ausdauernder. Unverbesserliche Optimisten eben …» Gegenüber «idea Spektrum» erklärte die Autorin, Redaktorin Elisabeth Reisp, der Beitrag sei am Gründonnerstag in «einer Situation von grosser Überarbeitung» geschrieben worden. Er sei «ein Fehler». Sie hätte danach allerdings die vielen heftigen Reaktionen nicht erwartet.

Wozu lebe ich? Wohin gehe ich? Als Thema am Konfirmationssonntag haben die Konfirmanden selber «Leben nach dem Tod» ausgewählt. Ich dachte zuerst, ich höre nicht recht. Aber sie meinten es ernst! Die Jungen wollen über Gott und den Himmel reden. Sie spüren, dass einiges hohl ist, was der Mainstream heute so anzubieten versucht.

Welche Rolle könnten die Medien spielen, um Gott vermehrt zum Thema zu machen? Und was kann die Kirche tun?

Die Kirche muss lernen, verständlich vom Glauben zu reden und den Glauben glaubwürdig zu leben. Von weltlichen Medien erwarte ich keine missionarische Plattform. Ich erwarte aber, dass sie unser Anliegen fair und sachlich abbilden. Ich erwarte Goodwill. Die Kirche muss auch dafür sorgen, dass eigene Instrumente wie der «Kirchenbote» oder eine TV-Sendung wie «Fenster zum Sonntag» auf gutem Niveau gehalten und einem breiten Publikum zugänglich gemacht werden.

Was lernen Sie aus der unseligen Ostergeschichte der «Thurgauer Zeitung»?

Wir müssen den Verlust der Kenntnisse über unsere abendländisch-christliche Tradition schonungslos zur Kenntnis nehmen. Wir müssen aber auch begreifen, dass wir die Möglichkeit haben, uns in der Öffentlichkeit zu Wort zu melden. Und wir müssen diese Möglichkeiten besser nutzen. Interview: ANDREA VONLANTHEN


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Missionswerke gehen kein unnötiges Risiko ein ENTFÜHRUNGSFALL Die tragische Verschleppung einer Schweizer Missionarin in Mali zog einen Pressewirbel nach

sich. Die Vorwürfe, evangelikale Christen würden aus Geltungsbedürfnis die Gefahr suchen und damit Entführungen provozieren, haben mit der Realität allerdings wenig zu tun. Missionsleiter erklären ihre Vorsichtsmassnahmen. Die öffentliche Diskussion hatte gerade begonnen. Doch bevor es richtig losgehen konnte, glätteten sich die Wogen auch schon wieder. «20 Minuten Online» hatte am Montag vergangener Woche über die entführte Schweizerin in Mali berichtet. Die Frau war am Sonntag zuvor von sechs bewaffneten Männern in der Oasenstadt Timbuktu unter lauten «Allahu akbar»-Rufen (Gott ist gross) entführt worden. Nach neuesten Berichten ist sie nun in die Hände einer weiteren Gruppe gefallen, die offenbar zu einer Freilassung bereit sei. Nachdem der Fall publik geworden war, versuchte der «Tages-Anzeiger» die Hintergründe der Missionarin zu beleuchten. Unter dem Titel «Evangelikale werden für riskante Missionseinsätze belohnt», konnte man lesen, dass gefährliche Missionseinsätze ein «hohes Ansehen in freikirchlichem Umfeld» einbringen würden. Entführungen würden durch die Arbeit von evangelikalen Missionsgesellschaften wie «Operation Mobilisation» (OM) geradezu «provoziert». Der reformierte Theologe und Sektenexperte Georg Samuel Schmid stelle unter jungen Evangelikalen eine «zunehmende Risikobereitschaft» fest. Es gehe ihnen um «Credits

Die Situation in Mali Tuareg-Rebellen und Islamisten kontrollieren seit Kurzem einen Grossteil des trockenen Nordens von Mali. Nach einem Bericht sind auch Kämpfer der nigerianischen Terror-Bewegung Boko Haram im Gebiet aufgetaucht. In Timbuktu müssen sich die Frauen verschleiern. Laut Radio France International wurden Bars angezündet. Extremistische Islamisten haben im Sahel und den angrenzenden Staaten in den vergangenen Jahren Dutzende westliche Ausländer entführt. Verschleppt wurden am 12. April in der Stadt Gao auch sieben algerische Diplomaten. (Quelle: livenet.ch) idea Spektrum 17.2012

In Mali wartet die verschleppte Missionarin auf ihre Freilassung. Unser Bild: Traditioneller afrikanischer Markt vor einer Lehm-Moschee in Mali.

für ein Leben im Jenseits» und das «Wiederkommen Jesu».

Vor Wochen evakuiert

Aufgrund dieser Vorwürfe plante das Schweizer Fernsehen, das Thema in der «Rundschau» aufzugreifen. Unter anderem sollte Franziska Moser von der Bibelübersetzungs-Gesellschaft «Wycliffe» eingeladen werden. Doch der Plan wurde fallengelassen. Vermutlich, weil die Redaktion einsah, dass sich der aktuelle Fall denkbar schlecht für diese Diskussion eignet. Nach aktuellem Kenntnisstand war die Frau auf eigene Faust in Mali aktiv. Offenbar gehörte sie nicht einer Missionsgesellschaft an, sonst wäre sie wohl nicht mehr vor Ort gewesen. Wycliffe hat bereits vor etwa vier Wochen seine Mitarbeiter aus Mali abgezogen – als nämlich klar wurde, dass die Lage brenzlig wird. Das zeigt aber, dass pauschale Schuldzuweisungen fehl am Platz sind.

Regelmässige Empfehlungen

Wie gehen evangelikale Missionen mit den Risiken in gefährdeten Regionen um? Niklaus Meier, Geschäftsleiter der Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM), gibt zunächst zu bedenken, dass die Mitarbei-

ter grundsätzlich auf Einladung vor Ort sind. «Das Gastland muss der Person ja ein Visum ausstellen.» Niemand halte sich verbotenerweise in den Gastländern auf. Meier ist überzeugt: «In ein ausdrückliches Gefahrengebiet würde man niemanden hinschicken. Das würde niemand verantworten.» Auch eine zunehmende Risikobereitschaft unter jungen Menschen kann er nicht bestätigen. Walter Diem, Direktor der Missionsgesellschaft «Serving in Mission» (SIM), erklärt: «Bei uns stehen die Leitungspersonen im Einsatzland mit Regierungsstellen, Partnern und Vertrauenspersonen im Einsatzland in regem Austausch. Zudem sind alle Mitarbeitenden bei ihren jeweiligen Botschaften angemeldet. Diese geben unseren Leitungspersonen regelmässige Empfehlungen. Jedes Jahr muss die Situation neu beurteilt werden. Der Notfall- und Evakuierungsplan werden angepasst und der internationalen Leitung vorgelegt.»

Motivation geprüft

Auf die Frage, ob die Risikobereitschaft bei den Missionen zugenommen habe, antwortete er: «Nein, im Gegenteil. Ausländische Mitarbeitende werden

von der lokalen Bevölkerung vermehrt geschätzt. Das Umfeld allerdings wird gefährlicher. Die letzten, von westlichen Mächten gestützten Kriege haben in vielen Kreisen zu erhöhter Gewaltbereitschaft geführt.» Im Artikel des «Tages-Anzeigers» wurde auch Markus Flückiger, Leiter von OM Schweiz, zitiert. OM ist zwar nicht in Mali, dafür aber unter anderem im Jemen aktiv, wo es auch schon Entführungsfälle gegeben hat. Flückiger kann nicht bestätigen, dass es besonders «trendy» sei, sich auf Missionseinsätzen in Gefahr zu begeben. «Wir senden jährlich 20 bis 30 Leute auf Langund 50 bis 100 auf Kurzzeiteinsätze aus. Im Vorfeld führen wir mit jedem Teilnehmer persönliche Gespräche. Die wenigsten wollen in Extremländer. Und wenn doch, prüfen wir ihre Motivation erst recht. Wer sich Punkte im Himmel sichern will, hat auf jeden Fall keine Chance.»

Ganzheitlicher Auftrag

Die Bewerber würden meist kein bestimmtes Land nennen. Es gehe ihnen eher darum, ihre Gaben optimal einsetzen zu können oder eine gewisse Sprache zu lernen. Für politisch heikle Gebiete gebe es Notfallszenarien. Ab einem bestimmten Gefährdungspotenzial würden die Leute zurückgerufen. «Wir sind eng verbunden und in ständigem Austausch mit den ausländischen Botschaften und christlichen, wie auch säkularen Organisationen, die im Land arbeiten.» «Missionieren» sei eben ein Reizwort, das in der Öffentlichkeit nicht gut aufgenommen werde, so Flückiger. Bei OM wird der Begriff darum auch intern kaum noch verwendet. Die Mitarbeiter seien in unterschiedlichen Bereichen engagiert, was auch praktische Hilfsleistungen und Lehrtätigkeit umfasse. «Nur reden und nicht handeln» gelte schon lange nicht mehr. OM habe einen ganzheitlichen Auftrag. Und so verstehen auch viele Freikirchen ihr Engagement. Christof Bauernfeind Bild: zvg


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TAG E SSC H AU

JOURNAL

FEG feiert Start zum Projekt «gate27»

9 Prozent Kirchgänger

GRUNDSTEINLEGUNG An zentralster Lage in Winterthur entsteht das Projekt «gate27». Das

Mit 9 Prozent Kirchgängern liegt die Schweiz im Mittelfeld einer weltweiten Erhebung der «NZZ am Sonntag». Am meisten Menschen gehen mit 89 Prozent in Nigeria in die Kirche, gefolgt von Irland und den Philippinen (84 beziehungsweise 68 Prozent). Das «Schlusslicht» bilden Skandinavien und das Baltikum (vier bis fünf Prozent) sowie Russland und Japan (drei Prozent). (idea)

Abgang auf St. Chrischona

Schwester Iris Neu tritt im Sommer nach acht Jahren als Oberin und Vorsitzende der Geschäftsleitung des Diakonissen-Mutterhauses St. Chrischona zurück. «Unterschiedliche Erwartungen und Vorstellungen sowie vielschichtige Verpflichtungen haben dazu geführt, dass sie ihre Berufung zum kommunitären verbindlichen Leben nicht wie gewünscht gestalten und entfalten konnte», schreibt das «Chrischona-Panorama» dazu. Iris Neu plane, in eine andere Kommunität überzutreten. (idea)

Ehrenvolle Wiederwahl

Bei den Grossratswahlen im Kanton Thurgau wurde idea-Chefredaktor Andrea Vonlanthen auf der Liste der SVP mit einer glänzenden Stimmenzahl wiedergewählt. Wir gratulieren und freuen uns, dass er seine politische Arbeit auf kantonaler Ebene weiterführen kann. – Bei den kantonalen Wahlen erhielt die EVP 4,8 Prozent und die EDU 4,6 Prozent der Stimmen. Da die beiden Parteien in vier der fünf Wahlkreisen eine Listenverbindung eingingen, diente dies beiden. Besonders spannend war es im Bezirk Münchwilen. Hier erhielt die EDU knapp eine Liste mehr als die EVP, weshalb diese das Mandat verlor. Ein Beweis mehr, dass es auf jede Stimme ankommt! (Heiner Studer/Thomas Feuz)

Erfolg für «Pfuusbus»

Im zehnten Betriebsjahr wurden im «Pfuusbus» von Pfarrer Ernst Sieber 3741 Übernachtungen gezählt, 321 oder fast zehn Prozent mehr als 2009/2010. Bis zu 30 Personen können jeweils im Sattelschlepper übernachten. (idea) Bilder: Nikos Kapelis, zvg

Zentrum der FEG wird 650 Menschen Raum bieten und kostet 24 Millionen Franken. Menschen aus der Stadt eine Begegnung ermöglichen: Dieses Ziel hat die Freie Evangelische Gemeinde (FEG) Winterthur seit 175 Jahren. In einer Wirtschaftsrezession bauten die Gemeindegründer an der Theaterstrasse 27 für 140 000 Franken einen Saal für 220 Gottesdienstbesucher.

Zentrales Begegnungszentrum

Seit längerem ist klar, dass das Raumangebot vergrössert werden muss, damit sich die FEG Winterthur als «nööchi Chile» weiterentwickeln kann. Trotzdem dauerte es fast zehn Jahre bis zum definitiven Entscheid: Die FEG bleibt an diesem Standort, das Grossprojekt wird in einer Etappe ausgeführt, das Bauprojekt beinhaltet 18 Eigentumswohnungen, das Auditorium bietet Platz für 650 Personen, und andere Räume sind multifunktional und können vermietet werden. Damit entsteht Raum für Gottesdienste, Konzerte, Seminare, Alpha-Kurse, für Kinder, Jugendliche, Er-

Auf bestem Grund: Die FEG Winterthur feierte am Sonntag die Grundsteinlegung ihres 24-Millionen-Projekts mitten in der Stadt.

wachsene, Senioren, Kinderhort, Mütterberatung, Studienplätze sowie Büros und ein Bistro.

Wir sind dann mal weg!

Die FEG Winterthur hat sich die Aussage von Dietrich Bonhoeffer auf die Fahne geschrieben: «Kirche ist nur Kirche, wenn sie für andere da ist.» Sie will eine Gemeinde sein, die nahe bei den Menschen ihrer Stadt ist, damit diese Jesus nahe kommen. Wäh-

rend der zweijährigen Bauphase feiert die Gemeinde den Gottesdienst in einem ehemaligen Kleintheatersaal, die anderen Aktivitäten finden in einem renovierten Abbruchobjekt statt. Die FEG will diese anspruchsvolle Phase nicht als «Wartezeit» überbrücken, sondern aktiv gestalten und nahtlos ins «gate27» einziehen. Marco Innocente www.feg-winterthur.ch

Der «Ungläubige Thomas» als Star ADONIA Am 11. April starteten die Adonia-Chöre in die neue Saison. Das neue Musical «Thomas» zeigt die Jesus-Geschichte aus einem ungewöhnlichen Blickwinkel. Wenn die Adonia-Chöre unterwegs sind, generiert das eindrückliche Zahlen: Etwa 1200 Jugendliche von 13 bis 19 Jahren meldeten sich vor zwölf Monaten im Adonia-Sekretariat an. Daraus sind inzwischen 18 verschiedene Chöre entstanden, die gegenwärtig mit dem neuen Musical «Thomas» durch die Schweiz touren. Insgesamt werden zu den Konzerten 25 000 Besucher erwartet. Beachtliche Eckdaten, die bei Adonia aber seit Jahren «normal» sind.

Interessanter Blickwinkel

Das aktuelle Projekt erzählt das Leben und Wirken von Jesus Christus einmal aus einer etwas anderen Sicht: nämlich aus der des Jüngers Thomas. «Er erlebt Zeichen und Wunder, sowie die

begegnen und berühren könne. Adonia-Leiter und Texter Markus Hottiger erklärt dazu: «Thomas wird an verschiedenen speziellen Schauplätzen der Evangelien als Erster erwähnt.» Ein interessanter Blickwinkel, der neues Licht auf die bekannten Geschichten wirft. chrIstof BauernfeInd

Abschlusskonzert Über 1200 Akteure: Die AdoniaChöre boomen nach wie vor.

schockierenden Ereignisse der Exekution von Jesus, welche ihm fast völlig den Glauben rauben», heisst es in der Vorankündigung. Schliesslich entscheidet er sich zu glauben, wenn er Jesus

Das Abschlusskonzert mit allen Chören findet am Sonntag, 6. Mai, um 14.30 Uhr in der Mehrzweckhalle Zofingen statt. Bis zum 4. Mai können Platzkarten reserviert werden. Es werden rund 2000 Besucher erwartet. www.adonia.ch

idea Spektrum 17.2012


TAG E SSC H AU

Spiritualität senkt Heilungskosten

ÄXGÜSI

SPIRITUAL CARE Durch eine begleitende geistliche Betreuung von Patienten können

Sorry

langfristig Heilungskosten gesenkt werden. Das zeigte sich am Symposium «Spiritual Care – von der Erkenntnis zur Wirklichkeit» in der Klinik SMG in Langenthal. 140 Fachpersonen aus Medizin, Therapie, Seelsorge waren am 19. April zum Symposium der Klinik für Psychosomatik SGM (Stiftung für ganzheitliche Medizin) gekommen. «Glaube, Religion oder Spiritualität kann krank oder gesund machen», stellte Christian Schäfer, Chefarzt Psychiatrie, bei der Eröffnung fest. 75 Prozent der Patienten der Klinik SGM vertrauten jedoch auf deren heilende Wirkung und seien deshalb hier. Schäfer sprach von einer Pionierleistung, dass die Privatklinik vor 25 Jahren gegründet wurde. Heute ist sie fest etabliert, nicht zuletzt dank der Definition für Gesundheit, in welche die Weltgesundheitsorganisation WHO 1995 auch Spiritualität aufgenommen hatte: «Gesundheit ist ein Bestimmungsfaktor für Lebensqualität einschliesslich des psychischen und spirituellen Wohlbefindens.» Schäfer wies jedoch auf eine mögliche Rollenkonfusion zwischen Therapie und Seelsorge hin: «Wenn mir ein Mann erzählt, er sei verheiratet, pflege daneben zwei Aussenbeziehungen und fühle sich dabei wun-

Wichtige Vernetzung

Sarah Böhm-Aebersold, christkatholische Priesterin, arbeitet als Spital- und Heimseelsorgerin in Solothurn. «Mir wurde am Symposium bewusst, wie wichtig die Vernetzung ist und dass ein interdisziplinärer Austausch viel bringt. Wenn ich dem Pflegepersonal mitteile, dass sich eine Patientin durch ein Gebet beruhigt, könnte es darauf zurückgreifen, wenn ich nicht da bin. So können wir einander ergänzen.» Mario R. Mainetti, Kunsttherapeut in Biel, ist begeistert, dass Spiritualität endlich enttabuisiert wird. «Viele Institutionen sind offen dafür, es fehlen aber die Finanzen. Wenn sich Gesundheitskosten senken lassen, ist das ein Anreiz, die Auswirkungen von Spiritualität wissenschaftlich zu erforschen. Und damit werden Gelder frei für entsprechende Therapieformen.» idea Spektrum 17.2012

Heilende Wirkung der Spiritualität: Refenten René Hefti, Samuel Pfeifer, Eckhard Frick, Constantin Klein und Christian Schäfer (von links).

derbar, muss ich als Therapeut nichts weiter unternehmen. Als Seelsorger sieht das anders aus.»

Spirituelle Anamnese

Der Psychoanalytiker, Priester und Jesuit Eckhard Frick ist am interdisziplinären Zentrum für Palliativmedizin der Ludwig Maximilian Universität München Mitinhaber der Professur «Spiritual Care». Neben einer Einführung in dieses Thema liess er einen Teil der Teilnehmer an einer Studie mitwirken, die aufzeigen soll, wie Spiritualität in der medizinischen Landschaft der Schweiz und Deutschlands vorhanden ist. Er plädierte dafür, zur medizinischen auch eine spirituelle Anamnese (Vorgeschichte) zu erstellen. «Studien zeigen, dass es die meisten Ärzte als ihre Aufgabe ansehen, spirituelle Ressourcen und Ziele ihrer Patienten zu erfassen. Eine Minderheit sieht das nicht so, besonders wenn es ‹Religion› betrifft», führte er aus. Allerdings scheuten nicht nur Mediziner, sondern auch Patienten vor dem Thema zurück, da religiöse Fragen als sehr intim empfunden würden und immer noch ein Tabu darstellten. Andererseits zeigten weitere Erhebungen, dass spirituell gut betreute Patienten weniger Kosten verursachen. Wer durch seinen Glauben Kraft und Hoffnung empfängt oder zu einer tragenden Gemeinschaft gehört,

sei zum Beispiel am Lebensende eher bereit, der Verlegung in ein Hospiz zuzustimmen anstatt auf Intensivpflege zu bestehen. Der Psychologe und Theologe Constantin Klein aus Bielefeld belegte anhand diverser Statistiken, dass es auch aus wirtschaftlichen Gründen Sinn macht, Spiritualität in die Therapie mit einzubeziehen. Sobald dieser Faktor gesichert ist, werde das Thema für viele Anbieter interessant.

Warmherzige Beziehung

Samuel Pfeifer, Chefarzt der Psychiatrischen Klinik Sonnenhalde in Riehen, beschrieb die Herausforderungen bei hochreligiösen Patienten in der Psychotherapie. «Fundamentalistische Christen wie auch Jüdinnen oder Muslime fragen sich, ob ein Arzt ihren Glauben versteht und respektiert», so Pfeifer. Es gibt Hindus, welche von Heiligenschreinen eine heilende Wirkung erwarten. Orthodoxe Juden hielten sich an unzählige Gebote, um ihrer Religion zu genügen. «Solange sie innerhalb ihres Systems bleiben, kann es ihnen gut gehen. Schwierig wird es bei den Übergängen in eine andere Lebensform.» Für den Umgang mit diesen Menschen gelte daher: «Eine warmherzige, fürsorgliche Beziehung ist in der Therapie wichtiger als religiöse Übereinstimmung.» MIRJAM FISCH-KÖHLER Bild: Mirjam Fisch-Köhler

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Sonntagmorgen. Freue mich auf den Gottesdienst - sorry! - Celebration sollte ich sagen. Bin gespannt auf die Predigt - den Input, meine ich. Die Kinder – sorry, wie kann ich! - die Kids und Teenies gehen in die Sonntagsschule - nein! - in den Kidstreff, ins Follow-me oder ins Time-out. Jetzt beweise ich, dass ich nicht definitiv von vorgestern bin. Mache mit beim Worship mit Handsup und Klap your hands! Beeindruckend, mit welcher Inbrunst die englischen Texte ab Beamer gesungen werden. Bei der Aussprache sind sich nicht alle einig, Hauptsache, alle wissen, was sie singen. «Ich singe dir mit Herz und Mund …», geht mir durch den Kopf. Sorry! Konzentriere mich wieder auf den englischen Song. Verstehe den Text nur ansatzweise, habe Mühe mit der Silbenverteilung. Es folgen Informationen zum Cornerstone am Freitagabend, zum Praiscamp in der Nachbarstadt, zur Men’s Lounge vom Samstagmorgen und zu verschiedenen Lifegroups sowie zur Bibelstunde – sorry, so was von peinlich! – zum Bibel-Workshop. «Wes das Herz voll ist, des geht der Mund über.» Meine Herzensmelodie summt in Deutsch und meine Herzenssprache ist Deutsch. Ich stehe dazu. Und mit meinem himmlischen Vater rede ich gar in meiner Muttersprache, in biederem Schwizertütsch. Immer. Und er mit mir in seiner Vater-Sprache. Sorry, ich höre ihn immer auf Deutsch! Und wenn ich mich schon so weit geoutet habe, stehe ich auch dazu: Ich lese auch die Bibel in Deutsch und erst noch in einem veralteten Lutherdeutsch. Viele Verheissungen, Zusagen und Bibelverse kenne ich in dieser Sprache auswendig. Sie haben sich mir tief eingeprägt. Genauso wie viele Liederverse. Eingebrannt auf meiner HerzensFestplatte. Unauslöschbar! In meiner Herzens- und Muttersprache. Äxgüsi, himmlischer Vater! Danke, dass du mich trotzdem verstehst! MARIANNE VONLANTHEN Die Autorin war Lehrerin und Katechetin und korrigiert heute «idea Spektrum».


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idea Spektrum 17.2012


F oru m

SYNERGIE Fokussierung In verschiedenen Kontexten wird von professionellem Engagement verlangt, dass es voraussetzungsfrei geschieht. Voraussetzungsfrei bezieht sich auf Grundannahmen des Lebens, die Fragen der Weltanschauung, des Menschenbildes und der religiösen Überzeugungen betreffen. Es geht dabei um nicht beweisbare Axiome oder Glaubensinhalte, die für das Sein und Tun eines Menschen tragend und prägend sind. Voraussetzungsfrei zu arbeiten wird von Menschen erwartet, die eine öffentliche Funktion innehaben. Es wird in der Regel nicht toleriert, wenn eine christliche Pflegefachfrau mit einem Patienten in einer Grenzsituation des Lebens betet. Von einem Sozialarbeiter wird erwartet, dass er sich jeder explizit weltanschaulich oder religiös motivierten Handlung enthält. Die Rolle des christlichen Glaubens in der Leh-

Warten lohnt sich «idea Spektrum» Nr. 15 – «Wie weit dürfen wir gehen?» Christoph Pahl empfiehlt, dass sich junge Menschen für eine Partnerschaft und Ehe erst besser kennen lernen sollten. Mit wachsender Vertrautheit zueinander soll dann auch die körperliche Nähe zunehmen. Wo letztendlich die Grenze liegt, bleibt eine gemeinsame Entscheidung, wobei ja vielleicht auch Sex drinliegen könnte. Denn «in der Bibel wird Sexualität ausserhalb einer festen Beziehung fast immer als nicht im Sinne Gottes beschrieben» (Ch. Pahl). Damit wird alles relativ. Soll ich denn überhaupt noch heiraten? Eine feste Beziehung ist ja einfach so möglich … Wir haben bewusst einen anderen Weg gewählt. Zuerst war uns unsere Beziehung zu Gott am wichtigsten. Unsere zunehmende Vertrautheit mit Gott und seiner persönlichen Leitung liess unser geistliches Leben wachsen. Das stärkte unsere Gewissheit, dass Gott den richtigen Ehepartner vorbereitet und das auch zum rechten Zeitpunkt offenbart. Gefunden haben wir uns, ohne einander nahe zu kennen, aber jeder war gewiss, dass Gott uns für ein gemeinsames Leben bestimmt hat. Bei unserer Hochzeit haben wir uns dann das ideaSpektrum 16.2012

rerausbildung wird gegenwärtig in einer Nationalfondsstudie kritisch untersucht. Im Bereich der Psychotherapie ist es ein Ideal der wissenschaftlich geprägten Therapieformen, dass man religiös und weltanschaulich neutral operiert. Mir stellt sich die Frage, ob voraussetzungsfreies Sein und Arbeiten überhaupt möglich ist. Jeder Mensch baut sein Leben auf Grundannahmen auf, die man nicht beweisen kann. Das ist eine Grundkonstante des menschlichen Daseins und wird immer so bleiben - unabhängig vom wissenschaftlichen Fortschritt und von gesellschaftlichen Entwicklungen. Darum ist voraussetzungsfreies Arbeiten eine Illusion. Es führt lediglich dazu, dass handlungsleitende Grundannahmen vertuscht werden. De facto werden sie tabuisiert.

ablegt und sie offenlegt. Das sollte nicht nur auf individueller Ebene geschehen, sondern auch in der wissenschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Diskussion. Christen können unserer multikulturellen Gesellschaft einen wertvollen Dienst tun, indem sie das Ideal voraussetzungsfreien Arbeitens hinterfragen und eine konstruktive Auseinandersetzung initiieren. Das würde unter anderem das Risiko einer schleichenden Manipulation, von welcher Seite auch immer, vermindern. Eine offene Diskussion über handlungsleitende Grundannahmen des Lebens wäre ein wichtiger Beitrag zu mehr Transparenz. DIETER BÖSSER

Statt voraussetzungsfreies Arbeiten zu verlangen, wäre es sinnvoller und ehrlicher, dass man sich über Grundannahmen des Lebens im Bereich Glaubens- und Weltanschauungen explizit Rechenschaft erste Mal geküsst und gestreichelt. Es war wunderbar! Heute sind wir seit über 14 Jahren glücklich verheiratet und haben vier Kinder. Unsere eheliche Gemeinschaft ist in jeder Hinsicht erfüllt, und das Feuer brennt je länger desto mehr. Gott kann man in jeder Beziehung bedingungslos vertrauen! URS UND CHRISTINE HUNZIKER, Kaltbrunn SG

Keine Freikirche «idea Spektrum» Nr. 16 – «Schadet Freikirche dem Ruf von Turgi?» Die Gemeinschaft der SiebentenTags-Adventisten (STA) sei eine Freikirche, sie teile das Bibelverständnis der Freikirchen (VFG) und der praktisch einzige Unterschied sei die Sabbatheiligung. Derartige Aussagen zeugen von enormer Unkenntnis. Letzten August sagte der Prediger in der Basler Adventgemeinde: «Es gibt (neben der Bibel) auch noch eine zweite Stimme (Gottes)», und das sei die der Prophetin Ellen G. H. White. Ihre prophetischen Aussagen werden als ebenso inspiriert angesehen wie beispielsweise die Briefe des Apostels Paulus! Exegetische und dogmatische Publikationen der Verlage der STA belegen das vielfältig. Verfasser zahlreicher adventistischer Publikationen in mehreren Spra-

Der Autor, lic. theol. und lic. phil I, ist Studienleiter der Akademie für christliche Führungskräfte (AcF) Schweiz in Basel und Geschäftsleiter des Fachkreises Psychologie und Glaube bei den Vereinigten Bibelgruppen (VBG).

chen ist Clifford Goldstein. Über Ellen Whites Buch «Der grosse Kampf; Kirche, Politik und die Zukunft der Welt» schreibt er: « ... jede Seite (des Buches) ist getränkt im Blut des Erlösers», und später: Das Buch wird uns näher ziehen «in die Umarmung Christi, der dessen Worte inspirierte und der jede Seite (des Buches von White) mit Seinem Blut versiegelte; oder wir werden – indem wir den Geist zurückweisen – in die Klauen des einen gelockt, der (gemeint ist Satan!) das Blut Jesu vergossen hat und unseres ebenfalls zu bekommen sucht». Da das Buch mit dringlicher Empfehlung des STA-Präsidenten R. S. Folkenberg (er war bis 1999 Präsident ihrer Generalkonferenz) kam, habe ich damals mit ihm konkret korrespondiert. In seiner Antwort hat er sich von diesen Aussagen nicht distanziert. Bis auf diesen Tag lehren Adventisten, dass Jesus 1844 (als die sichtbar erwartete Wiederkunft ausfiel) mit Engeln ins Allerheiligste trat, um dort seitdem das «Untersuchungsgericht» durchzuführen. Dabei geht es um die Klärung, wer erlöst sei. Diese und einige andere Sonderlehren sind weiterhin Teil der STA-Lehren. Da die STA keine ihrer Irrlehren widerrufen haben, können sie nur als Sekte und nicht als Freikirche bezeichnet werden. REINHARD MÖLLER, Pfarrer, Aesch

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PODIUM Drei Willen Zahlreiche deistisch oder agnostisch eingestellte Personen fragen sich, warum trotz der Allmacht Gottes, der das Gute will, das Böse fortbesteht und sich sogar verbreitet. Um dieses Paradox aufzuklären, beruft man sich auf den unglaublichen Respekt der menschlichen Freiheit durch Gott, auf die Neigung zu Egoismus und zu Hochmut der menschlichen Natur und auf den realen Einfluss des Bösen auf die Menschen. Diese Erklärungen sind sehr zutreffend. Jedoch müssen sie durch eine Überlegung zu Gottes Willen ergänzt werden. Dieser Wille erscheint in drei Dimensionen. Gottes Wille ist zuerst normativ. Er offenbart sich insbesondere in den Zehn Geboten und findet auch Ausdruck in folgendem Wort Christi: «Jeder, der nach Gottes Willen lebt, ist mir Bruder, Schwester und Mutter» (Markus 3,35). Dieser Wille ist auch affektiv. Unter diesem Gesichtspunkt will Gott vor allem, dass «alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen» (1. Timotheus 4,2). Dieser Wille ist manchmal sogar auch berührend subjektiv! So wird gesagt, dass Johannes der Jünger war, «den Jesus besonders lieb hatte» (Johannes 13,23). Oft werden der normative und der affektive Wille Gottes nicht verwirklicht, weil sich die menschliche Freiheit ihnen entgegenstellt. «Jerusalem … wie oft wollte ich deine Kinder versammeln … Doch ihr habt nicht gewollt» (Matthäus 23,37). Im Gegensatz dazu erfüllt sich der historische und souveräne Wille Gottes immer und auf sicher. In diesem Sinne hat Gott den Zweiten Weltkrieg erlaubt – so brutal uns dies auch vorkommt. «Meine Pläne verwirkliche ich, und was ich mir vornehme, das tue ich auch», sagt Gott (Jesaja 46,10). Der dreieinige Gott ist wahrhaftig Herrscher über die Geschichte und über das Leben jedes Einzelnen! JEAN-PIERRE GRABER Der Autor, Dr. rer. pol., war Nationalrat der SVP. Er wohnt in La Neuveville BE. Bild: VBG


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w i r t sc h a f t

Unternehmer appellieren für mehr Solidarität CHRISTLICHE GESCHÄFTSLEUTE Sie wollen Visionen und Werte verstärkt einbringen. Die Konkurrenz zu segnen ist

eine der Herausforderungen, denen sich die 580 CGS-Mitglieder stellen. Die Partnerschaft von CGS und Livenet.ch zeigt erste Früchte. Davon profitieren die Mitglieder des Vereins, aber auch ihre Kundinnen und Kunden. An der Mitgliederversammlung der Christlichen Geschäftsleute Schweiz (CGS) vom letzten Donnerstag orientierten CGSPräsident Bruno Jordi und Beat Baumann von Livenet.ch über die Vision und den Nutzen von gelebten Leiterschafts-Werten im Geschäftsalltag. Die Anwesenden haben sich im Hotel-Restaurant Meielisalp in Leissigen BE zu christlichen Leiterschafts-Werten verpflichtet; mit neuen Portalen wollen sie das wirtschaftliche Umfeld, aber auch die Gesellschaft positiv verändern.

Kooperation bewährt sich

Vor einem Jahr wurde eine Zusammenarbeit mit dem christlichen Internetportal Livenet.ch beschlossen. Die beiden Organisationen gehen davon aus, dass auf dieser neuen Basis rund 90

Impressum Idea Schweiz Herausgeber: Idea Information AG, 4410 Liestal Verwaltungsrat: Heiner Henny, Präsident; Sam Moser, Stellvertreter; Paul Beyeler, Hans Lendi, Hansjörg Leutwyler, Hanspeter Schmutz Ideelle Trägerschaft: Schweizerische Evangelische Allianz (SEA), Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG), Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) Redaktion: Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 44, Fax 031 819 71 60 E-Mail: redaktion@ideaschweiz.ch Internet: www.ideaschweiz.ch Chefredaktor: Andrea Vonlanthen Büro: Bahnhofstr. 65, 9320 Arbon Tel. 071 446 70 02, Fax 071 446 74 88 E-Mail: andrea.vonlanthen@ideaschweiz.ch Redaktor: Thomas Feuz Erweitertes Team: Esther Reutimann, Christian Bachmann, Mirjam Fisch-Köhler Praktikum: Christof Bauernfeind Kundenberatung Anzeigen: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 17, Fax 031 819 38 54 E-Mail: inserate@ideaschweiz.ch Aboservice: Jordi AG – das Medienhaus, Franziska Schüller, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 20, Fax 031 819 38 54 E-Mail: abo@ideaschweiz.ch Abopreise: Jahresabo Fr. 145.–, Seniorenabo Fr. 117.–, Halbjahresabo Fr. 77.–. Das Abo ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar. Konto: PC-Konto 40-788586-4 Idea Information AG, 4410 Liestal Layout/Druck/Versand: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp www.jordibelp.ch

Fotos: idea/tf

dass der mir offerierte Preis fair und ethisch vertretbar ist? Das gegenseitige Vertrauen stärkt!» Entscheidend sei, in welchem Bereich Geld investiert werde: im «Königreich des Gebens» oder im «Königreich des Nehmens»? «Die ‹Geiz ist geil›-Mentalität sollte bei uns keinen Platz haben», meinte er. Und: «Wir sollten uns nicht vom aktuellen Mammon-Markt diktieren lassen und lernen, unsere Kosten zu verteidigen. Verantwortungsbewusste Unternehmer zahlen anständige Löhne. Wir müssen den Mut aufbringen, diese Punkte zu thematisieren und Position beziehen.» In einer Zeit, wo Kunden im Internet mit ein paar wenigen Klicks zum DirektKauf und oft zum Bezug im Ausland verführt würden, seien Einheit und Courage gefragt.

Gewitterwolken über dem Thunersee: Christliche Geschäftsleute wollen wirtschaftlichen Problemen mit verstärkter Solidarität begegnen (oben). An einem CGSTreffen darf auch mal gelacht werden (kleines Bild).

Prozent der geschätzten 2000 nach christlichen Prinzipien geführten Unternehmen erreicht werden können. Die statutarischen Geschäfte warfen keine hohen Wellen. Nach einem Gewinn von knapp 5000 Franken erhöht sich das Eigenkapital auf rund 20 000 Franken. «Das gibt uns den nötigen Spielraum, um die Ausbauarbeit in der Romandie und im Tessin voranzutreiben», zeigte sich der Präsident Bruno Jordi erfreut. Die Mitgliederzunahme im letzten Jahr beträgt rund acht Prozent. Als neue Vorstandsmitglieder wurden Franca Corrai aus dem Tessin und Klemens Ruoss aus der Innerschweiz gewählt. Sie werden die Ausbauarbeit, unter anderem mit Firmenaperos, flächen-

«Geiz ist geil» widerstehen

deckend in der ganzen Schweiz unterstützen und organisieren.

Vertrauen befreit

In seinem Referat plädierte CGSPräsident Bruno Jordi für einen Paradigmenwechsel. «Ich muss doch nicht in jedem Fall eine Konkurrenzofferte einholen», zeigte er sich überzeugt. «Ich kenne zum Beispiel das missionarische Herz meines Bodenlegers. Warum sollte ich nicht darauf vertrauen,

Neues Angebot für christliche Unternehmer In heiklen Fragen sind christliche Geschäftsleute allein und finden in den Gemeinden nicht immer den gewünschten Rückhalt: So lautet die Einschätzung von CGSMitgliedern. Der Unternehmer Jürg Opprecht hat deshalb ein neues Gefäss lanciert: «Christian Leadership Values» (CLV). Monatliche Treffen mit Video-Inputs sollen anleiten

und ermutigen, christliche Werte im Alltag zu leben: Integrität, Geduld, Grosszügigkeit, gute Verwalterschaft … «Eine Stunde monatlich für christliche Werte: Das hat enorme Kraft, die Gesellschaft nachhaltig zu verändern», ist Jürg Opprecht überzeugt. www.christian-leadership-values.ch

«Wir leben im fortgeschrittenen Stadium der Globalisierung», zeigte sich Jordi überzeugt. Trotzdem sei das Phänomen der fallenden Preise, der sinkenden Margen und der Preisdrückerei nicht neu. Er begründete dies mit einem interessanten Vergleich zur Aussage in Sprüche 20,14: «‹Viel zu teuer!›, sagt der Käufer. Doch wenn er weggeht, reibt er sich die Hände.» Es mache den Anschein, als habe die Mentalität «Geiz ist geil!» schon früher den Preiskampf unnötig angeheizt. Demgegenüber postulierte Jordi als Maxime eine Anleitung aus Galater 6,9, nämlich: «Einander Gutes zu tun, andere leben zu lassen und selber leben zu können.» Ein Dutzend Mitglieder nahmen erstmals teil. «Das ist mit ein Grund, warum wir unsere Mitgliederversammlungen in verschiedenen Gegenden der Schweiz durchführen», betonte Präsident Bruno Jordi. Die nächste wird im Tessin stattfinden, als zweitägiger Anlass. «Wer will, kann dann gleich noch ein wenig in einem VCHHotel ausspannen.» THOMAS FEUZ www.cgs-net.ch idea Spektrum 17.2012


tag e ssc h au

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Dienst rund um die Uhr aus Liebe zum Nächsten SPITEX DELTA Seit einem Jahr gibt es eine private Spitex-Organisation in Münsingen BE. Das Team wuchs auf zehn Mitarbeitende, demnächst wird das 70. Dossier eröffnet. Das Team ist im Notfall sogar nachts erreichbar.

Kaum haben wir das Gespräch begonnen, klingelt das Telefon. «Eine Mitarbeiterin ist erkrankt», bemerkt Martha Moser. «Ich hoffe, sie kann ersetzt werden. Andernfalls übernehme ich ihren Dienst.» Die diplomierte Pflegefachfrau HF ist Leiterin der Spitex Delta in Münsingen. Trotz der Anspannung wirkt sie ruhig und souverän. «Flexibilität ist nicht nur bei unseren Angestellten, sondern auch bei der Leitung gefragt», meint Susanna Juesy. Sie ist stellvertretende Leiterin der Spitex Delta und ebenfalls diplomierte Pflegefachfrau HF.

Kleine Erfolgsstory

Es ist diese Flexibilität im Denken und im Handeln, die private Spitex-Organisationen häufig von den öffentlichen Einrichtungen unterscheidet. «Private Dienstleister können stärker auf die individuellen Bedürfnisse eingehen», beobachtet Rudolf Joder, Nationalrat und Präsident des Verbands privater Spitex-Anbieter.

Der kleine, feine Unterschied

«Allzeit bereit»: Martha Moser (links) und Susanna Juesy.

Die Idee zur Gründung der Spitex Delta hatte der Mann von Susanna Juesy. Eine Pflegefachfrau einer christlichen Freikirche vor Ort trug denselben Gedanken mit sich herum und half massgeblich mit bei der Gründung von Spitex Delta. Innerhalb von drei Monaten lag die kantonale Bewilligung vor. Dann jedoch war ein langer Atem

gefragt. «Es hat eine Weile gedauert, bis wir bekannt waren», sagt Susanna Juesy. Ab Frühling 2011 lief die Arbeit an. «Wir haben uns dynamisch entwickelt», fasst Martha Moser zusammen. Das Team besteht aus neun teilzeitlich angestellten Frauen sowie einem Mann im Büro. Demnächst wird ein weiterer Anstellungsschritt nötig.

Mit der neuen Pflegefinanzierung werden öffentliche und private Spitex-Anbieter auf die gleiche Ebene gestellt. Die Spitex Delta unterscheidet sich nicht bezüglich Angebot oder Preis, sondern in der Teamgrösse und der Art der Pflege. «Ein kleines Team ermöglicht eine Bezugspflege», sagt Susanna Juesy. «Es ist unangenehm, wenn jeden Tag jemand anders kommt.» Ein weiteres Plus: «Wir sind rund um die Uhr erreichbar. Im Notfall sind wir auch nachts rasch zur Stelle.» «Wir haben einen anderen Bezug zu den Problemen der Klienten», bestätigt Martha Moser. «Die Frage ist: Bin ich bereit, mich für andere Menschen zu engagieren?» Letztlich sind es christliche Werte, die die Spitex Delta von anderen unterscheidet. «Wir wollen nicht nur eine Etikette, sondern die Werte leben», sagt Susanna Juesy. THOMAS FEUZ www.spitex-delta.ch

Den Sonntag feiern und das Familienleben fördern RUHETAG Gläubigen Juden ist der Sabbat heilig, ähnlich halten es die Adventisten. Unter Christen ist die Sonntagsheiligung offenbar ein abnehmendes Anliegen. Das beobachtet zumindest der «Verein für Sonntagsfeier».

«Der Verein wurde vor bereits 130 Jahren von Pfarrherren und Freunden des Sonntags gegründet», erläutert dessen Präsident, Pfarrer Ernst Brunner aus Zofingen. Das grundsätzliche Anliegen hat sich aber bis heute nicht geändert. Im Zweckartikel wird es so formuliert: «Der Verein fördert die christliche Gestaltung des Sonntags und unterstützt die kirchlichen Angebote und gesetzlichen Bestimmungen, die dieses Ziel haben.» Leider werde dieser Wunsch von immer weniger Menschen geteilt. Das habe zur Folge, dass der Verein langsam seine Mitglieder verliere. Heute sind es noch 250 Einzelpersonen sowie «Kollektivmitglieder», meist reformierte Kirchgemeinden. In früheren Jahren hatte der Verein sogar noch kantonale Unterabteilungen idea Spektrum 17.2012

Seltenes Bild: In einer Gastwirtschaft ist der Sonntag ein Ruhetag.

in St. Gallen, Zürich, Aargau und Basel.

Christliches Kulturgut

Ernst Brunner macht sich ernsthafte Sorgen: «Wir stellen fest, dass der Sonntag immer mehr zum Werk-

tag verkommt.» Durch die Sonntagsheiligung werde etwa das Familienleben gefördert. «Der Sonntag soll frei bleiben, damit Zeit für die Familie bleibt», betont Brunner. Nicht zuletzt sei der Sonntag der Kirchtag. «Wir ermuntern

zum Besuch des Gottesdienstes.» Bei Abstimmungen über die Änderung des Arbeitsgesetzes oder vermehrte Sonntagsverkäufe engagiere sich der Verein finanziell und personell innerhalb eines ökumenischen Komitees. Immer wieder werde durch Plakate auf das Anliegen aufmerksam gemacht. Vierteljährlich erscheint die Zeitschrift «Schweizer Sonntagsfreund» mit einer Auflage von 1500 Exemplaren. Für grössere Werbeaktionen fehle allerdings mittlerweile das Geld. Trotzdem möchte Ernst Brunner nicht aufgeben: «Der Sonntag ist ein christliches Kulturgut, das man nicht über den Haufen werfen sollte.» CHRISTOF BAUERNFEIND www.sonntagsfeier.ch Bilder: idea/tf


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Im Osten hat man Gott „vergessen“ W

arum ist ausgerechnet das Mutterland der Reformation heute eine Hochburg der Gottesleugner? Diese Frage wird angesichts der Ergebnisse einer US-Studie neu diskutiert. Nach der Untersuchung der Universität Chicago ist im Osten Deutschlands der Glaube an Gott im internationalen Vergleich am schwächsten ausgeprägt. Nur 8 % der Bevölkerung glauben danach an einen personalen Gott. Gleichzeitig sind die neuen Bundesländer beim Anteil der Atheisten mit 46 % „spitze“. Der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Missionarische Dienste im Diakonischen Werk der EKD, der frühere Bischof der Kirchenprovinz Sachsen, Axel Noack (Halle/Saale), sieht für die Entkirchlichung mehrere Ursachen.

Der „bleibende Erfolg“ der SED So seien nach 1945 Millionen Menschen nach Westdeutschland gegangen, die zu den bürgerlichen, kirchentragenden Schichten gehört hätten: „Sie fehlen uns bis zum heutigen Tag.“ Dies sei der „bleibende Erfolg“ der SED, sagte Noack gegen-

„Ich glaube an einen persönlichen Gott“ Ost-Deutschland Tschechien Frankreich Schweden Japan Großbritannien Österreich West-Deutschland Lettland Russland Schweiz Portugal Polen Israel USA Chile Philippinen

8,2 % 16,1% 18,7% 19,1% 24% 26,9% 27,4% 32% 38,1% 40,8 % 45% 58,1% 59,6% 66,5% 67,5% 71,8% 91,9%

© lideaGrafik; Quelle: Universität von Chicago

Im Mutterland der Reformation – in Mitteldeutschland – gibt es heute die meisten Atheisten. Das Foto zeigt das Lutherdenkmal in Wittenberg.

über idea. Er lehrt heute Kirchengeschichte an der Universität Halle-Wittenberg. Nach seinen Worten waren für den Schrumpfungsprozess der Kirchen in der DDR nicht in erster Linie Austritte ausschlaggebend: „Grund waren vielmehr die Eltern, die ihre Kinder nicht mehr taufen ließen und sie nicht zum Kirchlichen Unterricht und zur Konfirmation geschickt haben, sondern stattdessen zur Jugendweihe.“

Altbischof: Die meisten haben sich nie mit Gott beschäftigt Noack zufolge ist der Großteil der Bürger im Osten Deutschlands heute nicht antikirchlich eingestellt: „Radikale Atheisten findet man bei uns fast nie. Die meisten Menschen sind vielmehr am christlichen Glauben nicht interessiert. Sie haben sich nie damit beschäftigt.“ Der Theologe warnt davor, den religionssoziologischen Blick auf die Lage im östlichen Deutschland überzubewerten und sich zu sehr auf Zahlen zu fixieren: „Wer das Kreuz Christi vor Augen hat, scheut sich nicht vor Statistiken.“ Es gebe viele hoffnungsvolle Entwicklungen. So seien christliche Schulen wegen ihrer Qualität auch bei den Eltern gefragt, die keinen Kontakt zur Kirche hätten. Und am kirchlichen Leben in den Dörfern beteiligten sich auch viele Konfessionslose.

Vorsitzender der Pietisten: Es fehlt jedes religiöse Grundwissen Der Vorsitzende des Landesverbandes Landeskirchlicher Gemeinschaften Sach-

sen, der Theologieprofessor Johannes Berthold (Moritzburg bei Dresden), weist darauf hin, dass ein Großteil der Bürger schon in 2. und 3. Generation in konfessionslosen Familien groß geworden sei: „In ihnen wird nicht von Gott gesprochen. Sie haben ihn schlicht vergessen.“ Deshalb fehle auch jegliches religiöse Grundwissen. Viele Familien hätten die eigene Konfessionslosigkeit als Identität so verinnerlicht, „dass sie zum Bekenntnis geworden ist“. Deshalb sei es erstaunlich, „dass trotzdem immer wieder junge Menschen zum christlichen Glauben finden – allerdings nicht in großen Zahlen“. Dies geschehe vor allem durch persönliche Beziehungen zu Christen. Aber warum ist das Interesse am Glauben in ehemaligen Ostblockstaaten, die ebenfalls atheistisch regiert wurden, heute größer als in der früheren DDR? Dies führt Berthold darauf zurück, dass dort orthodoxe Kirchen und die katholische Kirche dem „elementaren Bedürfnis nach Spiritualität“ durch Liturgien und Rituale entgegenkommen: „Der Kirche des Kultus gelingt das offenbar besser als der Kirche des Wortes.“

Diakoniechef: Der Osten erlebte zwei atheistische Diktaturen Der Direktor des Diakonissen-Mutterhauses Elbingerode (Harz), Pastor Reinhard Holmer, erinnert daran, dass schon die nationalsozialistische Ideologie stark atheistisch gefärbt gewesen sei. Als Folge hätten zwischen 1933 und 1945 viele Bür-

Fotos: Luther/dpa; Noack/PR; Übrige/idea/kairospres

GLAUBENSSTUDIE Der Osten Deutschlands ist die „ungläubigste“ Region der Welt. Theologen äußern sich zu den Ursachen.

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ger die Kirche verlassen. Außerdem habe es in manchen Regionen – etwa in Mecklenburg und Brandenburg – aufgrund fehlender Erweckungen relativ wenig geistliches Leben gegeben.

Auf „Angriff des Kommunismus“ war man nicht vorbereitet Dort sei man auf den „Angriff des Kommunismus“ geistlich nicht vorbereitet gewesen. „Hinzu kommt, dass der Druck der

Machthaber auf die Menschen, sich von der Kirche abzuwenden, relativ hoch war“, so Holmer. In Regionen mit stärkerer Frömmigkeit – etwa in Teilen Sach- Axel Noack sens oder im katholischen Eichsfeld – hätten die Menschen diesem Druck eher widerstanden. Holmer

Johannes Berthold

17

Reinhard Holmer

leitete 18 Jahre das Evangelische Allianzhaus im thüringischen Bad Blankenburg. P

Grüne für Missionsverbot an Schulen SCHUTZZONE Ein Missionsverbot an Schulen hat der kirchenpolitische Sprecher der grünen Bundestagsfraktion, Josef Winkler, gefordert.

A

nlass ist die öffentliche Verteilung kostenloser Koran-Exemplare durch radikal-islamische Salafisten. Winkler plädiert für eine religiöse Schutzzone an Schulen. „Ich halte es für richtig, dass man nicht in Schulen missionarisch tätig ist“, sagte er gegenüber „Christ & Welt“ (Bonn), einer Beilage der Wochenzeitung „Die Zeit“. Die Ordnungsbehörden sollten möglichst untersagen, sich auf diese Art und Weise zu

l

betätigen, so der Politiker. Er wies darauf hin, dass auch Parteien vor Wahlen nicht in Schulen werben dürften. Ein solches Verbot würde besonders den Gideonbund betreffen, der bisher an vielen Schulen Neue Testamente verteilen darf. Der bayerische evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm (München) lehnt hingegen religiöse Bannmeilen rund um Schulen ab. „Über Sekten und problematische

Grüner Kirchensprecher: Josef Winkler

Gruppierungen muss geredet werden.“ Bannmeilen und Schweigen weckten bloß Neugier. „Die Schule ist dazu da, damit Jugendliche sich mit Meinungen und Ideologien auseinandersetzen, und man sollte ihnen das zutrauen“, so Bedford-Strohm. P

idea Fernseh- und Hörfunk-Tipps

28. April – 4. Mai

FERNSEHEN Sonnabend, 28. April

Sonntag, 29. April

Montag, 30. April

Dienstag, 1. Mai

16.30–17.00 HR „Horizonte“: Wenn Kinder mit ihren Eltern brechen

10.05–11.00 Sternstunde Religion: Hunger – Genug ist nicht genug

18.00–18.30 Eine Nonne für harte Fälle: Sr. Margareta hilft Jugendlichen ohne Schulabschluss

11.00–12.00 ERF 1 Gottesdienst aus dem Geistlichen Rüstzentrum Krelingen

20.00–21.00 ERF 1 Kongress „Christenverfolgung heute“: Winrich Scheffbuch zum Thema „Wie Schafe mitten unter die Wölfe“

22.45–23.15 8.00–8.05 „Glaubwürdig“: Stephan Zim- Sicherungsverwahrung: Wohin mer, Kirchenmusiker & „Musi- mit gefährlichen Verbrechern? ca Sacra Saxoniae“-Gründer Donnerstag, 3. Mai 21.00–22.00 20.15–21.00 Die Amish in den USA – Doku Orthodoxie in Russland – Doku 21.00–22.00 ERF 1 22.35–23.00 „wirklich.“: Wie wirkt eigentlich „Nah dran“: eine „unmögliche“ der Heilige Geist? Talkrunde deutsch-marokkanische Liebe

20.15–21.45 Film „Cutback“ (Nr. 10, S. 23)

17.45–18.15 „Fenster zum Sonntag“ – Am Wendepunkt

21.15–22.00 Ein Pionier der evangelikalen Publizistik: Horst Marquardt schaut zurück – Talk

Mittwoch, 2. Mai

HÖRFUNK Sonnabend, 28. April

Foto: S. Kaminski

19.05–22.00 Streit: Nutzen & Nachteil – mit Eugen Drewermann

Sonntag, 29. April

8.40–9.00 10.00–11.00 Harald Poelchau, Pfarrer im Ev.-Luth. Gottesdienst aus Ha„Widerstands“-Gefängnis Ber- meln (& NDRinfo; RBBKultur) lin-Plötzensee im „3. Reich“ 20.05–22.00 11.30–12.00 Johann Sebastian Bachs 8.30–9.00 „Camino“: Liebe deinen fruchtbare Schaffensperiode Kleidermode in biblischer Zeit Nächsten wie dich selbst in Weimar (1708–1717) 9.45–10.00 15.05–16.00 23.05–0.00 Ev.-ref. Predigt mit Henriette Glocken – Bindeglieder zwiArmutszonen in Deutschland Meyer-Patzelt, Richterswil schen Himmel und Erde

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Montag, 30. April

Dienstag, 1. Mai

6.05–6.30 19.30–20.00 „Wo sitze ich?“ Wie Kinder mit 400 Jahre – Die Englische dem Leben in „Patchwork“- Gemeinde in Hamburg Familien zurechtkommen 9.00–10.00 Ökum. Gottesdienst: Bremen 22.30–23.00 ERF Plus Autor Stephan Sigg („Auf Donnerstag, 3. Mai mich kannst du zählen!“) erzählt 12 biblische Gleich- 20.00–20.30 ERF Plus Brennpunkt Nahost m. J. Gerloff nisse für Jugendliche neu


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NOTIERT In 1.171 Tagen durch die Bibel

Orthodoxe erschweren Protestanten das Leben LICHT IM OSTEN In den meisten Nachfolgestaaten der früheren Sowjetunion stoßen evangelische Gemeinden auf Widerstand.

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as berichteten Referenten beim Jahresfest des Missionsbundes „Licht im Osten“ in Korntal bei Stuttgart. In den von orthodoxen Kirchen geprägten Ländern würden alle anderen Christen pauschal als Sektierer bezeichnet. Dennoch bemühten sich die Gemeinden, ihren Landsleuten das Evangelium in Wort und Tat zu bezeugen, sagte der Missionsleiter, Pfarrer Johannes Lange, vor rund 400 Besuchern. Besonders brisant sei die Situation in der Ukraine. Dort habe Anfang des Jahres eine Hetzkampagne gegen alle Protestanten begonnen. Anlass sei der Selbstmord eines jungen Mädchens, das eine Bibelausstellung in Kiew besucht und ein Heft der von „Licht im Osten“ herausgegebenen Kinderzeitschrift „Tropinka“ mitgenommen hatte. Medien hätten Protestanten danach öffentlich als Sekte bezeichnet, obwohl es keinen Zusammenhang zwischen dem Heft und dem Selbstmord gäbe. Selbst ein orthodoxer Theologe, den man um eine Begutachtung von „Tropinka“ gebeten habe, habe nichts Schlechtes festgestellt. Lange hofft, dass sich die Lage bald beruhige. Andererseits würden die Aktivitäten von „Licht im Osten“ von der Bevölkerung sehr geschätzt. So hätten 1.600 Bibliotheken um christliche Kinderbücher gebeten, weil die Nachfrage so groß sei.

Päckchen für arme Kinder An Weihnachten seien rund 2.000 Geschenkpakete an Kinder armer Familien verteilt worden. Bei 14 evangelistischen Einsätzen hätten sich im letzten Jahr mehr als 1.400 Personen für ein Leben als Christ entschieden. Auch in anderen Ländern gebe es Schwierigkeiten, weil die jeweilige orthodoxe Kirche eine christliche Monopolstellung beanspruche. So behandle die

russisch-orthodoxe Kirche alle evangelischen Kirchen gleichermaßen als Fremdkörper. Das wirke sich auch politisch aus: Die zollfreie Einfuhr von Geschenkpäckchen für arme Kinder in der Ukraine sei wesentlich erschwert worden.

Muslime haben es leichter Der Vorstandsvorsitzende von „Licht im Osten“, Pfarrer Martin Hirschmüller (Ruit bei Stuttgart), bekräftigte den Auftrag der 92 Jahre alten Organisation, die Bibel in Osteuropa und der ehemaligen Sowjetunion zu verbreiten. Doch reichten die Spenden nicht aus, um die Nachfrage zu befriedigen. Muslime hätten es leichter. Sie könnten 25 Millionen Koran-Exemplare im deutschsprachigen Europa verteilen, während man sich bei „Licht im Osten“ freue, 30.000 Bibeln für Russland drucken zu können. „Licht im Osten“ arbeitet mit neun Partnerorganisationen in Russland, Osteuropa und Zentralasien zusammen und unterstützt dort etwa 140 einheimische Missionare und Mitarbeiter. Der Missionsbund stellt ihnen Bibeln, christliche Literatur, Lebensbeschreibungen und Zeitschriften in über 30 Sprachen zur Verfügung. Bestseller ist das russischsprachige Zweimonatsmagazin „Glaube und Leben“ mit einer Auflage von 90.000 Exemplaren. Tropinka erscheint in neun Sprachen und erreicht mehr als eineinhalb Millionen Leser. Außerdem fördert der Missionsbund soziale Projekte, darunter ein Alphabetisierungsprogramm für bulgarische Roma, ein Flüchtlingslager im Kaukasus und die Betreuung von aidskranken Kindern in St. Petersburg. P

b www.lio.org • 0711 8399080

Eine weltweite Bibellesekampagne haben die Siebenten-Tags-Adventisten am 17. April gestartet. Unter dem Motto „Erneuert durch sein Wort“ sollen Menschen rund um den Globus an 1.171 Tagen alle 1.189 Kapitel der Bibel lesen. Bibelinteressierte können sich während der 39 Monate täglich die entsprechenden Bibelverse per E-Mail zuschicken lassen. Im deutschsprachigen Raum wird die Initiative vom Verein staonline (Köln) organisiert. Während der Lesezeit lädt der Veranstalter Gemeinden, Jugendgruppen und Hausbibelkreise ein, kreative Bibellesungen zu gestalten. Zugesandte Berichte oder Videos werden im Internet veröffentlicht. Die Teilnehmer können sich außerdem über das Gelesene austauschen. Ein Moderatoren-Team aus Pastoren und Ehrenamtlichen beantwortet Verständnisfragen. Die öffentliche Abschlusslesung findet am 11. Juli 2015 in San Antonio (Texas) statt. Weltweit hat die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten rund 16 Millionen Mitglieder. Im Unterschied zu anderen Kirchen feiern sie den Sonnabend und nicht den Sonntag als Ruhetag.

b www.erneuertdurchseinwort.de Von „Watergate“ zu Jesus Einer der einflussreichsten US-Evangelikalen ist tot: Charles – genannt „Chuck“ – Colson ist am 21. April im Alter von 80 Jahren an den Folgen einer Hirnblutung Charles Colson gestorben. Er war von 1969 bis 1973 Chefberater von USPräsident Richard Nixon (1913–1994) und als „Mann fürs Grobe“ bekannt. Im Zuge der Watergate-Affäre wurde 1973 Anklage gegen ihn erhoben; in dieser Zeit las er das Buch „Christentum schlechthin“ von C. S. Lewis und erlebte eine Bekehrung zu Christus. Wegen „Watergate“ saß Colson 7 Monate im Gefängnis. 1976 gründete er die Straffälligenorganisation Prison Fellowship, die sich heute in 113 Ländern um Häftlinge und ihre Familien kümmert. In Deutschland gehört dazu der Verein „Prisma“, der u. a. das „Seehaus“ in Leonberg betreibt.

b

www.prisma-jugendhilfe.de

Fotos: Ukraine/Licht im Osten; Colson/PR

Ein Projekt des Ost-Hilfswerks „Licht im Osten“: eine Zeltmission in der Ukraine

17.2012


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In China gilt das Christentum als modern UNTERNEHMER Christliche Chefs gründen Gemeinden, und Betriebsorchester spielen auf Beerdigungen.

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ie kommt es, dass sich das Christentum in China so rasant ausbreitet? Unter anderem tragen die etwa 100.000 christlichen Unternehmer in der Volksrepublik dazu bei. 12 von ihnen besuchten die Evangelische Nachrichtenagentur idea in Wetzlar und berichteten aus ihrer Arbeit. Sie waren von dem Unternehmer Karl Schock (Schorndorf bei Stuttgart) eingeladen worden, um Geschäftskontakte zu knüpfen und christliche Organisationen kennenzulernen. Wie sie sagten, sei es ihnen ein Anliegen, die Botschaft von Jesus Christus unter Mitarbeitern, Kunden und Geschäftspartnern bekanntzumachen – teilweise mit ungewöhnlichen Mitteln.

Eine Firma hat eine Gemeinde mit 10.000 Mitgliedern So hat der Inhaber eines Elektronikkonzerns vor 20 Jahren mit 24 Interessenten eine christliche Firmengemeinde gegründet; heute hat sie über 10.000 Mitglieder. Großen Zulauf hat sie durch die Gründung eines Orchesters bekommen, das vor allem auf Beerdigungen spielt. Der Chef nutzt jede Gelegenheit, um am Grab über die christliche Auferstehungshoffnung zu predigen. Er war vor seiner Unternehmertätigkeit Evangelist. 3 Mal sei er vor 16 Jahren inhaftiert worden, als es noch keine Liberalisierung in der Volksrepublik gab. Aus der staatlich anerkannten protestantischen Kirche sei er ausgetreten und habe in seiner Firma eine eigene Kirche gegründet.

Volksrepublik China

Christen in China

1.300 Millionen Bürger

1949 1990 2010

Atheisten Chinesische Religion (v. a. Buddhismus) Protestanten Katholiken (Schätzungen)

49,5 % 36,8 % 6,0 % 1,3 %

2 Millionen 35 Millionen 90 Millionen

Zunahme seit 1949: Christen 4.400 % Bevölkerung 132 % (Schätzungen)

Restaurant: An jedem Tisch liegt Christliches

Ein christlicher Führungskongress in China?

Ein Inhaber von 2 Restaurantketten erklärte, er habe Erfolg, weil er als Christ als glaubwürdig gelte und seine Kunden wüssten, dass er nur hochwertige Lebensmittel verarbeite. An jedem Tisch in seinen 166 Filialen mit jeweils bis zu 450 Sitzplätzen lägen christliche Schriften. Andere Unternehmer erläuterten, dass sie sich um verarmte Wanderarbeiter kümmerten oder um Senioren. Die Ein-Kind-Politik führe dazu, dass immer weniger jüngere sich um immer mehr ältere Menschen kümmern müssten. Daher seien Hilfsangebote christlicher Gemeinden für die häusliche Pflege stark gefragt. Andere Unternehmer berichteten, dass sie Pastoren eingestellt hätten, um Mitarbeiter bei Problemen zu begleiten.

Nach deutschem Vorbild planen christliche Unternehmer in China einen Kongress christlicher Führungskräfte. Zunächst wollen sie vom 17. bis 19. Januar 2013 am achten Führungskräftekongress in Leipzig teilnehmen. Veranstalter ist idea in Zusammenarbeit mit der Unternehmensberatung „tempus-Consulting“ (Giengen bei Ulm). Zum letzten Kongress hatten sich im Februar 2011 3.800 Teilnehmer in Nürnberg versammelt. In China werde eine solche Tagung die Ausbreitung von christlichen Werten in der Gesellschaft stark beschleunigen, zeigte sich Schock überzeugt. Vor kurzem habe der Volkskongress beschlossen, eine Gesellschaft mit „spirituellen Werten“ anzustreben, um die Fehlentwicklungen einer rein materialistischen Weltanschauung zu korrigieren.

Stolz auf den Glauben

Foto: idea/Bannach

Unternehmer aus China beim Gespräch mit idea in Wetzlar

In der Diskussion wurde deutlich, dass es zwischen dem Christentum in China und Europa deutliche Unterschiede gibt. In China werde es mit einem modernen Lebensstil in Verbindung gebracht, während es in Europa häufig als überholt gelte. Voller Stolz und Freude bekennten sich in China Christen bei jeder Gelegenheit zu ihrem Glauben. 17.2012

RUSSLAND MONGOLEI PEKING HAUPTSTADT

C H INA

Mehr Christen als KP-Mitglieder Schätzungen über die Zahl der Christen unter den rund 1,3 Milliarden Bürgern Chinas variieren stark: Die Regierung spricht von 24 Millionen in staatlich anerkannten Gemeinden – 18 Millionen Protestanten und sechs Millionen Katholiken. Andere Experten geben bis zu 130 Millionen an. Zum Vergleich: Die Kommunistische Partei hat etwa 80 Millionen Mitglieder. P


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Eine Verzweiflungstat: Ein Missionsleiter nimmt sich das Leben STIMME DER MÄRTYRER US-Direktor sah sich mit Ermittlungen wegen „Belästigung“ konfrontiert.

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ffenbar aus Verzweiflung hat des Werks habe keine Kenntnis sich in den USA der Leiter des von den Verdächtigungen gehabt. Hilfswerks „Voice of the Martyrs“ Der Leiter der Hilfsaktion Märty(Deutschland: Hilfsaktion Märtyrerkirche in Deutschland, Pastor rerkirche) das Leben genommen. Manfred Müller (Uhldingen/BoDer 65-jährige Tom White wurde densee), bat Freunde und Unteram 18. April in einer Lagerhalle des stützer um Gebet für Whites FaWerks in Bartlesville (Bundesstaat Tom White milie, wie er auf Anfrage von idea Oklahoma) tot aufgefunden. Wie die Orga- sagte. White war seit 1973 mit seiner Frau nisation mitteilte, habe die Polizei zuvor auf- Ofelia verheiratet und hat 2 Kinder. grund einer Anzeige Ermittlungen wegen des Verdachts der „Belästigung“ einer Min- Bibelschmuggel: Haft in Kuba derjährigen aufgenommen. White habe sich Er war mehr als 30 Jahre lang für die Ostwohl wegen der möglichen Folgen für seine mission tätig. Er arbeitete auch mit dem Familie das Leben genommen. Die Leitung Gründer des Werks, Pfarrer Richard Wurm-

brand (1909–2001), zusammen, der 14 Jahre in Rumänien inhaftiert war. In den 70er Jahren war White als Englischlehrer auf den Cayman-Inseln tätig und warf in seiner Freizeit aus einem Kleinflugzeug Bibeln über Kuba ab, nachdem der kommunistische Staatschef Fidel Castro die Vernichtung von 100.000 Exemplaren angeordnet hatte. 1979 stürzte White über Kuba ab und wurde zu 24 Jahren Haft verurteilt. Aufgrund internationalen Drucks kam er 1980 frei. Danach engagierte er sich für verfolgte Christen weltweit. P

b www.verfolgte-christen.org

250.000 Siebenbürger Sachsen: Die alte Heimat zieht an RUMÄNIEN Die Siebenbürger Sachsen in Deutschland und die Zurückgebliebenen sollen zusammenarbeiten.

Schon seit dem Jahr 2003 ist laut Cosoroaba eine doppelte Kirchenmitgliedschaft möglich. Ausgewanderten Gemeindemitgliedern stehe eine Wiedereingliederung in ihre Heimatgemeinde offen. Laut Cosoroaba halten sich im Sommer regel-

Klausenburg

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Im Sommer reisen Tausende hin

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mitteilte, kommt es gelegentlich zu „harter Ablehnung“ zwischen Daheimgebliebenen und Ausgewanderten. Wegen der Auseinandersetzungen um „Bleiben oder Gehen“ sei die Gemeinschaft gespalten. Hier wolle man „ein neues Kapitel“ aufschlagen. Denn es bestehe ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl. Für viele sei Siebenbürgen nach wie vor eine „Sache des Herzens“.

SIEBENB ÜRG Schäßburg Hermannstadt EN

Kronstadt

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BULGARIEN

Blick auf die Altstadt von Hermannstadt (Sibiu) mit der evangelischen Stadtkirche

Rumänien 21,2 Millionen Bürger Orthodoxe Protestanten Katholiken

87 % 6% 5%

mäßig über 5.000 ehemalige Gemeindemitglieder in Siebenbürgen auf; dort verlangten sie immer wieder auch nach Taufen oder Trauungen. Eine Doppelmitgliedschaft diene dem Zugehörigkeitsgefühl, und der Siebenbürgischen Kirche stärke es den Rücken, wenn sie wieder mehr Mitglieder habe. Auch helfe die finanzielle Unterstützung etwa beim Erhalt der historischen Kirchenburgen.

Eine lange Geschichte Die Geschichte der Siebenbürger Sachsen begann im 12. Jahrhundert. Historiker vermuten, dass der ungarische König Géza II. (1130-1162) Kreuzfahrer bewogen hatte, in Siebenbürgen sesshaft zu werden, anstatt nach Jerusalem zu reisen. 1546 nahm die Siedlergemeinschaft den evangelischen Glauben an. Als Bischof amtiert Reinhart Guib in Hermannstadt. In Deutschland leben rund 250.000 Siebenbürger Sachsen. P

Fotos: White/PR; Hermannstadt/imago

D

ie Beziehungen zwischen jenen Siebenbürger Sachsen, die nach dem Fall des Eisernen Vorhangs nach Deutschland ausgesiedelt sind, und jenen, die in der Heimat in Rumänien blieben, sind oft nicht gut. Das soll sich ändern. Deshalb hat die lutherische Evangelische Kirche A. B. in Rumänien ein Referat mit einem Büro in München eingerichtet. In Siebenbürgen, einer Region fast von der Größe Belgiens, lebt seit rund 850 Jahren die deutsche Minderheit der Siebenbürger Sachsen. Aufgrund der Auswanderung ist die Zahl der evangelischen Kirchenmitglieder von 200.000 auf rund 14.000 geschrumpft. Wie der Leiter des Referats, Pfarrer Stefan Cosoroaba, der Siebenbürgischen Zeitung (München)

17.2012


P RO & KON T R A

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Kann man als Christ die Piratenpartei wählen? POLITIK Repräsentative Umfragen sehen die deutsche Piratenpartei – die am 10. September 2006 in Berlin gegründet wurde – bei über 10 % Wählerstimmen. Anlässlich der anstehenden Landtagswahlen in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen ein Pro & Kontra.

Wer die Freiheit liebt, kann die Piraten guten Gewissens wählen.

PRO

Freiheit ist ein bedrohtes Gut. Aber nur in Freiheit kann Überzeugung vertreten werden – auch christliche. Es waren deutsche Piraten, die den Ägyptern halfen, die Internetsperre des alten Regimes zu durchbrechen. Und es sind Piraten, die freien Austausch von Ideen und Überzeugungen bei uns verteidigen. Ist die Freiheit denn bedroht? Leider ja. Netzsperren etwa werden uns verkauft als Schutz gegen Böses – und dieselben Kontrollprogramme deutscher Firmen filtern in islamischen Ländern auch christliche Inhalte und finden ihre Verbreiter. Wer Zensur einführt, wird nicht mehr kontrollieren können, was damit gemacht wird. Piraten treten ein für die Freiheit aller. „Es ist möglich, für die Freiheit anderer einzutreten, ohne deren Glaubensüberzeugung für wahr zu halten”, so die Deutsche Evangelische Allianz. Freiheitsrechte sind ein urchristlicher Grundsatz, begründet in der ebenbildlichen Schöpfung

Die Piraten wollen Religion aus der Öffentlichkeit verbannen.

Fotos: privat

KONTRA

Am Horn von Afrika will die Bundeswehr die Piratenbekämpfung ausweiten. In Deutschland weiten sich die Zustimmungswerte für die gleichnamige Partei ins Unermessliche. Ihr Slogan „Klar machen zum Ändern“ ist pfiffig und offenbart das Problem. Wie die Namensgeber wollen die Politpiraten sich ein Gut aneignen, das ihnen bisher nicht gehörte. Dieses Gut heißt Deutschland. Geändert werden soll die Republik grundsätzlich. Wer in den Politpiraten nur eine sympathische Chaotentruppe sieht, gibt sich als Übernahmeziel zu erkennen. Natürlich wissen die Politpiraten ihre Unzufriedenheit mit dem Parteienstaat überzeugend zu inszenieren. Natürlich haben sie recht mit der Mahnung, Politik dürfe nicht aus Hinterzimmerklüngeleien, gelenkter Rede und Karrierismus bestehen. Dagegen setzen die Politpiraten das Versprechen auf mehr Transparenz und eine knallharte Interessenpolitik. Sie wollen dem Gender Mainstreaming 17.2012

Hans Immanuel Herbers (Bad Salzuflen/ Ostwestfalen) ist Diplomtheologe und evangelisch-lutherischer Pastor in Lippe. Er ist aktiv in der Piratenpartei Nordrhein-Westfalen.

des Menschen. Bei Piraten werde ich oft gefragt, wie denn ein Pirat Christ sein könne. Hier nun also andersherum: Ja, Christen können guten Gewissens Piraten wählen, denn „Ihr seid zur Freiheit berufen“ (Galater 5,13).

Wir sind gegen Staatsmillionen für Oberkirchenräte Piraten seien kirchenfeindlich, heißt es. Ist es kirchenfeindlich, gegen Staatsmillionen für Oberkirchenratsgehälter und andere kirchliche Privilegien zu sein? Dann gilt das Verdikt auch für die Freikirchen. Ich bin im Interesse unseres christlichen Zeugnisses für eine faire Trennung von Kirche und Staat. Wer meint, dass Transparenz, Teilhabe aller und Freiheit für alle in der Politik wieder gestärkt und Mauschelei und Lobbypolitik zurückgedrängt werden müssen, der kann und soll guten Gewissens Piraten wählen. Trotz und wegen der alten Wahrheit: „Niemand ist perfekt“. Wir sind’s gewiss auch nicht – Sie etwa? P

Dr. Alexander Kissler (München) ist Sachbuchautor und Kulturjournalist.

(Gleichstellung der Geschlechter) zum Durchbruch verhelfen, die „religiöse Bevormundung“ stoppen und „Religion privatisieren“. Religion soll in der Öffentlichkeit nicht vorkommen. Den grundgesetzlich garantierten Schutz christlicher Feiertage wollen die „Piraten“ schleifen.

Soll auch die Vielweiberei gesetzlich erlaubt werden? Im Namen von Gender Mainstreaming sollen Ehe und eingetragene Partnerschaft völlig gleichgestellt werden. Die „Ehe“ soll für Gemeinschaften von „mehr als zwei Personen“ geöffnet werden. Im Klartext: Bigamie und Vielweiberei – ja, „alle Formen der Partnerschaft“ sollen legalisiert werden. Auch gegen „Ehen“ zwischen Erwachsenen und Minderjährigen oder unter Verwandten haben die Politpiraten demnach nichts einzuwenden. Fallen soll ferner die Pflicht, sich für ein Geschlecht entscheiden zu müssen. Fazit: Die Politpiraten sind derzeit für Christen nicht wählbar. P


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Sollen Christen die Welt verändern? THEOLOGIE Besonders in den 70er und 80er Jahren stritten sich liberale und konservative (evangelikale) Protestanten wieder um die Frage: Soll die diakonische und gesellschaftspolitische Arbeit oder die missionarisch-seelsorgerliche Priorität haben? Hat sich die Debatte zwischen diesen beiden Lagern beruhigt, so ist sie inzwischen unter Evangelikalen selbst aufgebrochen. Dazu ein Gespräch zwischen den evangelikalen Theologen Martin Erdmann und Tobias Faix. Es moderierte Karsten Huhn. idea: Herr Erdmann, Herr Faix, gehören soziales und politisches Engagement zum Auftrag der Christen? Erdmann: Der Auftrag der christlichen Gemeinde ist es, vor allem das Heil in Jesus Christus zu verkündigen: Er ist für unsere Sünden am Kreuz gestorben, um uns die Rückkehr in eine persönliche Beziehung zu Gott zu ermöglichen. Das muss im Mittelpunkt stehen, alles andere ist zweitrangig. Faix: Die persönliche Beziehung ist die eine Seite, aber das Evangelium zeigt sich auch im sozialen Miteinander. Christus ist gekommen, um die Welt zu versöhnen, und dies macht sich auf unterschiedlichen Ebenen bemerkbar. In Lukas 4,18 sagt Jesus zum Beispiel:

„Ich bin gekommen, den Armen gute Botschaft zu bringen, den Gefangenen ihre Freilassung zu verkünden, den Blinden zu sagen, dass sie sehend werden, den Unterdrückten die Freiheit zu bringen.“ Dadurch wird die Liebe Gottes greifbar. Ein völlig unpolitisches Evangelium hielte ich für ebenso gefährlich wie ein Evangelium, das sich in der Politik auflöst.

Erdmann: Politik keine Gemeindeaufgabe Erdmann: Die Versöhnung, die zwischen Gott und mir geschieht, lässt sich aber nicht auf die gesellschaftlichen Strukturen übertragen. Beim Evangelium geht es darum, die durch Sünde radikal gestörte Beziehung zwischen Gott und mir in Ordnung

zu bringen. Um dieses Problem zu lösen, wurde Jesus Christus in die Welt gesandt. Natürlich ändert sich meine Lebenseinstellung, wenn ich durch Christi Blut von meinen Sünden reingewaschen bin. Ein Christ wird sich in der Kraft Gottes selbstverständlich auch der sozialen Nöte seiner Mitmenschen annehmen. Aber es ist nicht die Aufgabe der Gemeinde, weltliche Strukturen zu ändern, Regierungen auszutauschen oder soziale Ungerechtigkeiten zu bekämpfen. Weshalb nicht? Erdmann: Weil das Allerwichtigste die geheilte Beziehung zu Gott ist. Jesus Christus ist in die Welt gekommen, „Sünder selig zu machen“ (1. Timotheus 1,15). Dr. Tobias Faix (43) ist Dozent für Praktische Theo logie und Missionswissenschaft am Marburger Bildungs- und Studienzentrum, das vom Deutschen Gemeinschafts-Diakonieverband getragen wird. Er leitet dort das Studienprogramm Gesellschaftstransformation und das Institut empirica für Jugendkultur und Religion. Faix ist Mitherausgeber des Buches „Die Welt verändern. Grundfragen einer Theologie der Transformation“. Darin plädiert er für den Einsatz von Christen in der Gesellschaft. b www.gesellschaftstransformation.de 06421 91290

Tobias Faix (l.) und Martin Erdmann stellen ihre Bücher vor.

Dr. Martin Erdmann (50) ist Leiter des Verax Institutes (Beatenberg, Schweiz). Er lehrte an der Staatsunabhängigen Theologischen Hochschule Basel, der Akademie für Reformatorische Theologie in Hannover sowie am Patrick Henry College Purcellville (Virginia/USA). Erdmann ist Autor des Buches „Der Griff zur Macht. Dominionismus – Der evangelikale Weg zu globalem Einfluss“. Er kritisiert darin als Evangelikaler das „Weltverbesserungsstreben“ evangelikaler Gemeinden als einen „Irrweg“. b www.veraxinstitut.ch 0041 33 841 80 17


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Faix: Die Gemeinde muss sich auch gegen Ungerechtigkeit einsetzen Faix: Ich kann das persönliche Heil nicht vom Einsatz gegen soziale Ungerechtigkeit trennen. Christen sind aus dieser Welt nicht herausgenommen, sondern sollten ganz konkret Nächstenliebe zeigen. Deshalb kann ich nicht wegschauen, wenn es anderen Menschen auf der Welt schlechtgeht – sei es nun geistlich oder materiell. Wir Christen können die Gesellschaft nicht heilen, dennoch haben wir Verantwortung für sie. Das Evangelium nur auf das persönliche Heil zu beschränken, ist eine Verengung des Evangeliums.

Foto. idea/Bannach

Irrlehre oder konsequente Nachfolge? Herr Erdmann, in Ihrem Buch „Der Griff zur Macht“ werfen Sie evangelikalen Christen vor, das „biblische Evangelium zugunsten von Einfluss und Anerkennung in den Gremien dieser Welt verworfen“ zu haben. Nicht mehr das Wort Gottes, sondern das soziale Miteinander stehe im Zentrum. Erdmann: Ich gebe zu: Das ist provokant formuliert. Sicher trifft es nicht auf jeden Christen zu, der sich der Gesellschaftstransformation widmet. Grundsätzlich stehe ich aber zu dieser Aussage. Ich frage mich immer: Was ist das eigentliche Ziel dieser Gesellschaftsveränderung? Faix: Dabei geht es uns um die konsequente Nachfolge Christi in dieser Welt. Sie hat nichts mit Macht zu tun, sondern mit dem Dienst an dieser Welt. Daher verstehe ich die Schärfe in Ihrem Buch nicht, etwa wenn Sie Vertreter der Gesellschaftstransformation als „Irrlehrer“ bezeichnen. Erdmann: Es tut mir auch weh, das feststellen zu müssen. Ich beobachte aber in der evangelikalen Szene ein erschreckendes Machtstreben. Faix: Sie stellen Behauptungen auf, die Sie nicht belegen. Das geht meiner Meinung nicht. Ich erinnere an das achte Gebot: „Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider Deinen Nächsten.“

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Herr Erdmann, welche Belege haben Sie denn für das Machtstreben evangelikaler Christen? Erdmann: Zum Beispiel ist der Baptistenpastor und Leiter einer US-Megagemeinde – Rick Warren – schon seit Jahren Mitglied im US-amerikanischen „Rat für auswärtige Beziehungen“. Diese Organisation strebt danach, die Weltherrschaft zu erringen.

Kaum noch Unterschiede zwischen Liberalen und Evangelikalen? Rick Warren hat sich dem Kampf gegen „fünf globale Giganten“ verschrieben: gegen geistliche Leere, egozentrische Regierungen, extreme Armut, allgegenwärtige Krankheit und unzureichende Bildung. Was ist dagegen einzuwenden? Erdmann: Ursprünglich habe ich über das „Soziale Evangelium“ der liberalen Kirchen geforscht. Zu meiner Überraschung habe ich dieses Programm der Gesellschaftstransformation dann auch bei evangelikalen Christen entdeckt. Die Evangelikalen unterscheiden sich heute kaum noch vom liberalen Christentum. Faix: Liberal, evangelikal – mit solchen Kategorien kann ich nicht viel anfangen. Wir sollten uns stattdessen die Inhalte anschauen! Außerdem sollten wir dabei nicht vergessen, dass unser eigentlicher Auftrag – der darin besteht, das Reich Gottes zu bauen – dabei nicht verloren geht.

Genau hier unterscheiden wir uns Erdmann: Genau in diesem Punkt unterscheiden wir uns! Wir beide wollen das Reich Gottes bauen und das Heil des einzelnen Menschen erlangen, aber wir defi nieren „Reich Gottes“ und „Heil“ anders. In Ihrem Buch „Die Welt verändern“ wird zum Beispiel das alttestamentliche „Jubeljahr Gottes“ mehrfach als Grund dafür genannt, sich gesellschaftlich zu engagieren. Ich sehe aber deutliche Unterschiede zwischen Altem und Neuem Testament. Im Neuen Testament lesen wir viel über „geistlich Arme“, aber nicht sehr viel über materiell Arme.

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Faix: Doch! Im Neuen Testament geht es auch um soziale Armut. Für mich gehören Altes und Neues Testament untrennbar zusammen. Ich kann Jesus Christus nur richtig verstehen, wenn ich das Alte Testament ernst nehme.

Schuldenerlass für arme Länder Machen wir es konkret: In 3. Moses 24 ist vom „Jubeljahr“ die Rede: Danach sollen einem Schuldner nach 49 Jahren die Schulden erlassen werden. Ist ein Schuldenerlass für die armen Länder dieser Welt also biblisch geboten? Faix: Ja, wir haben eine biblisch-theologische Verantwortung, den Armen dieser Welt zu helfen. Dazu kommt eine geschichtliche Verantwortung, da wir zum Teil mitschuldig an der Verschuldung armer Länder sind, weil wir sie etwa durch Kolonialismus und ungerechte Strukturen ausgebeutet haben. Erdmann: Einen Schuldenerlass für arme Länder sehe ich biblisch nicht begründet. Richtig ist, dass Jesus in Lukas 4,10 das „Gnadenjahr des Herrn“ ankündigt. Aber dessen Erfüllung steht noch aus. Sie wird erst mit der Wiederkunft Jesu geschehen. Herr Faix, viele Dinge, die Sie schon jetzt erhoffen, erwarte ich erst in der Zukunft. Zudem rechne ich nicht damit, dass es durch Menschen geschieht, sondern durch Jesus Christus.

Auf Jesus warten? Herrn Erdmann zufolge ziehen Frieden und Gerechtigkeit also erst ein, wenn Jesus Christus wiederkommt. Herr Faix, können Sie so lange warten? Faix: Nein! Wer auf den Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit verzichtet, nimmt dem Evangelium einen wichtigen Teil. Herr Erdmann, indem Sie gegen Leute wie mich kämpfen, verpulvern Sie Ihre Kraft. Ich habe aber auch eine Frage an Sie: Wie wollen Sie den Leuten in einem sozial schwachen Stadtteil mit 40 % Migrationshintergrund und schlechten Bildungschancen das Evangelium bringen? Gehen Sie da hin und lesen Sie den Menschen aus der Bibel vor? O


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Erdmann: Sehr gute Frage! Seitdem ich Christ geworden bin, hatte ich keinen anderen Gedanken, als Missionar zu werden und mit der Bibel in der Hand so konsequent wie möglich das Evangelium zu verkündigen.

Reicht allein das Wort Gottes? Faix: Sie haben nur ein Evangelium für den „Mittelstand“. In dieser Gesellschaftsschicht mag die Verkündigung mit der Bibel in der Hand vielleicht funktionieren – und ich habe auch nichts dagegen. Aber was ist mit den Menschen, die Ihre Verkündi-

zialen Nöte seiner Mitmenschen kümmern.

Die Evangelikalen sind in der Krise „Haben wir doch den Mut und sagen es: Wir haben versagt“, schreibt der Missionstheologe Johannes Reimer. „Die evangelikale Bewegung scheint in einer Krise … Sie wurzelt in einem einseitigen und damit falschen Verständnis der Mission.“ Man habe in der Vergangenheit zu einseitig auf evangelistische Verkündigung gesetzt. Hat Reimer recht? Erdmann: Richtig ist, dass wir uns in einer Krise befinden. Es wäre aber

Biblische Lehre ist mir ein Herzensanliegen. Sie ist aber kein Selbstzweck, sondern muss auch gelebt werden.

Machen wir doch den Test! Machen wir doch den Test: Wie leben Sie den christlichen Glauben im Alltag? Erdmann: Ich sehe meine Hauptaufgabe in der Lehre an theologischen Hochschulen. Dies schließt natürlich nicht aus, dass ich als Wissenschaftler in der Gesellschaft Leistungen erbringe, die gezielt auf die Linderung von Not und Elend ausgerichtet sind. Fünf Jahre lang war ich als Senior Scientist am Universitätsspital in Basel in einer Forschungsarbeit im Bereich „Klinische Nanomedizin“ engagiert. Faix: Ich stelle mir immer die Frage: Wie gehe ich mit den Menschen um? Wie viel Zeit verbringe ich mit ihnen? Bringe ich ihnen Wertschätzung entgegen? Wie zeigt sich dies in meiner Nachbarschaft, in meinem Alltag? Außerdem bin ich beispielsweise in einem Fair-Trade-Projekt in Marburg engagiert, bei dem es darum geht, nur gerecht bezahlte Produkte zu kaufen.

Was wollte Jesus? So stellte ihn sich der Maler Julius Schnorr von Carolsfeld (1794–1874) vor.

gung gar nicht verstehen? In Deutschland leben Millionen Menschen, die durch das Wort allein nicht erreicht werden. Erdmann: Die Kraft des Evangeliums liegt im Wort Gottes selbst – und zwar dem ganzen Ratschluss, der ganzen Heiligen Schrift. Diese Kraft kann nur in einer christlichen Gemeinschaft, in der das Wort verkündigt wird, zur Entfaltung kommen. Der von Gottes Geist ergriffene und wiedergeborene Mensch wird sich dann als Folge auch um die so-

falsch, wenn wir uns deshalb von der Verkündigung wegbewegen. Wir brauchen mehr Gemeinden, in denen Gott verkündigt und verherrlicht wird! Dagegen wird Herr Faix vermutlich einwenden, Verkündigung sei sicher wichtig, aber sie sei nicht alles. Faix: Genau so ist es! Einer der Gründe für die derzeitige Krise ist die einseitige Betonung der Verkündigung. Natürlich bin ich nicht gegen Lehre – sonst hätte ich nicht Theologie studiert und wäre kein Bibellehrer geworden.

Was sollten Gemeinden tun – und was besser nicht? Erdmann: Das Allerwichtigste ist die Verkündigung des Evangeliums. Zudem sollten wir daran arbeiten, neue Gemeinden zu gründen. Wir sollten nicht über das hinausgehen, was unser unmittelbarer Auftrag ist. Faix: Gemeinden sollten das Evangelium leben und sich fragen: Wo besteht an meinem Ort die größte Not? Für diese Not sollten wir Verantwortung übernehmen und versuchen, den Menschen ganz praktisch zu helfen. Ich bin ein großer Bewunderer des evangelischen Theologen Dietrich Bonhoeffer (1906–1945). Er forderte: „Wir können nicht nur die Wunden der Opfer verbinden, wir müssen dem Rad in die Speichen fallen.“ So wie Bonhoeffer sollten deshalb auch wir in die Gesellschaft eingreifen. Denn die Not der Menschen ist auch eine Not Gottes. Vielen Dank für das Gespräch! P

Repro: akg-images

Was tun – und was besser nicht?

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ISLAM Islamistische Salafisten verteilen derzeit 25 Millionen Ausgaben des Korans im deutschsprachigen Europa. Wer schon einmal hineingeschaut hat, weiß: Er ist nur schwer zu verstehen. idea bat deshalb einen evangelischen IslamExperten, Pfarrer Eberhard Troeger (Wiehl bei Köln), die wichtigsten Aussagen des Korans zusammenzustellen. Die Zitate sind dem GTBSachbuch „Der Koran“ (1992) in der Übersetzung von Adel Theodor Khoury entnommen.

Korandrucke werden kunstvoll gestaltet und sehen schön aus. Die Rezitation des Korans (auf Deutsch: Lesung, Vortrag) auf Arabisch ist beeindruckend. Doch wer versteht seinen Inhalt? Für gläubige Muslime ist der Koran die Offenbarung Allahs (also Gottes nach islamischem Verständnis). Muslimische Gelehrte haben früh versucht, mit verschiedenen Methoden alle Probleme des Textes zu erklären. Dabei griffen sie zurück auf die recht fragwürdigen Hadithe („Nachrichten“ vor allem über den Propheten Mohammed). Durch diesen „Auslegungsschlüssel“ ist das Verständnis des Korans weitgehend festgelegt worden. Der unvoreingenommene Koranleser kann sich damit nicht zufriedengeben. Zum inhaltlichen Verständnis muss er sich mit der religiösen und politischen Geschichte des Nahen Ostens im 7. Jahrhundert nach Christus und mit der Geschichte des frühen Islams beschäftigen. Denn der Koran ist ein sehr irdisches Buch. Er spiegelt einen religiösen und politischen Prozess wider, in dem sich die zentralarabischen Stämme vom Heidentum lossagten, manche Glaubensinhalte und Praktiken aus dem Judentum und dem Christentum entlehnten, diese aber umdeuteten, um einem typisch „arabischen Eingottglauben“ zu folgen. Er wurde die Gemeinschaftsreligion eines neuen Großstaates. Dieser Prozess verlief konfliktreich und blutig, wurde aber vom Koran göttlich sanktioniert. Der Koran ist somit die Urkunde der religiösen und politischen Emanzipation der Araber von den umgebenden Völkern, Kulturen und Religionen.

Foto: dpa

Der Koran: Eine Anrede an eine anonyme Person Der Koran besteht aus 114 Suren (Abschnitten), die unterschiedliche Namen tragen (Sure 2 heißt etwa „Die Kuh“, 22 „Die Wallfahrt“, 48 „Der Erfolg“). Formal ist der Korantext weitgehend eine Anrede Allahs an eine anonyme Person, in der die muslimische Tradition den Propheten Mohammed (ca. 570–632) sieht (Sure 96,1–3). Der Text enthält zahlreiche Anspielungen auf die Lebensgeschichte dieser Person (93, 6–8; 33,53) und seine – teilweise kämpferischen – Auseinandersetzungen mit verschiedenen Gegnern und Feinden.

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Kindern wird in einer Moschee in Pakistan aus dem Koran vorgelesen.

Weder chronologisch noch thematisch geordnet Es ist mühsam, den Koran zu lesen, da die Suren weder chronologisch noch thematisch, sondern nach Länge angeordnet sind. Zudem stammen die Texte aus unterschiedlichen Lebenssituationen seines Verkündigers: Die frühen Texte lassen sich seiner religiös und friedlich geprägten Wirkungszeit in Mekka zuordnen (nach der Tradition die Jahre 610 bis 622 n. Chr.). Die späteren Texte (nach Mohammeds Flucht – der Hidschra – 622 nach Medina) atmen hingegen den Geist des politischen und militärischen Kampfes. Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass der Koran zahlreiche Widersprüche enthält. Da die Texte in knapper und vager Reimprosa verfasst sind, lassen sie viele Deutungsmöglichkeiten zu. Insofern ist es problematisch, aus dem Koran grundsätzliche Aussagen etwa zum Gottesglauben, zum Menschenbild, zur Lebensgestaltung oder zur Menschheitsgeschichte herauszuarbeiten, da hinter vielen Texten heftige Kontroversen sichtbar werden. Die heute vertretene muslimische Lehre, kultische Praxis und Rechtsauffassung decken sich außerdem nur zum Teil mit den Aussagen des Korans.

Die Endzeitkatastrophe: das ewige Feuer Die frühen Korantexte kündigen das Gericht Allahs über die egoistisch und materialistisch lebenden Menschen an (Sure 82). Die Endzeitkatastrophe wird in drastischen Bildern geschildert (Sure 101: „ein glühendes Feuer“; 69,13– 27). Konsequenterweise verkündigt der Koran eine allgemeine Auferweckung der Toten, damit Allah alle Menschen zur Rechenschaft ziehen kann (79,6–14). Er fällt die Entscheidung über Paradies und Hölle. Die gottlosen Menschen können in diesem Gericht nicht bestehen – ihr Ende ist im ewigen Höllenfeuer (102,6).

Islam bedeutet Unterwerfung und Gehorsam Zahlreiche Texte preisen die Einheit, Allmacht und Barmherzigkeit Allahs, nennen seine verschiedenen Namen (Herr, König usw.) und loben ihn als Schöpfer und Erhalter des Seins (2,255). Dabei beinhaltet die Betonung der O


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Laut Koran sollen einem Dieb die Hände abgehackt werden. Das Foto zeigt einen entsprechenden „Schraubstock“ in einem iranischen Gefängnis. Rechts: Zahlreich sind im Koran die Aufrufe zum „Krieg“ gegen „Ungläubige“ – zu denen auch Juden und Christen gehören.

Was vom Menschen verlangt wird Zahlreiche Texte zählen die Inhalte des muslimischen Glaubens auf: Muslim ist, wer an Allah glaubt, an die von Allah gesandten Propheten und Boten, an den Koran und die früheren Offenbarungen, an die Engel, an die Vorherbestimmung und das Endgericht (4,136; 2,3–4; 2,177; 2,285). Zahlreiche Texte führen die kultischen Pflichten auf (z. B. 2,177: Gebete verrichten, die Armen und Gefangenen unterstützen) sowie sonstige Gebote und Verbote (17,22–37: Verbot von Mord, Ehebruch, Diebstahl).

Frauen stehen grundsätzlich unter den Männern In verschiedenen Zusammenhängen wird das Menschenbild des Korans deutlich. Der Mensch ist Diener Allahs, um die Erde zu verwalten (2,30 f.). Dabei stehen die Frauen grundsätzlich unter den Männern (4,34). Der Mensch ist von Natur schwach (4,28) und neigt zur Übertretung der Gebote Allahs – er ist aber fähig, das Gute und Richtige zu tun. Der Mensch sündigt nicht gegen Allah, sondern (schon im Paradies!) gegen sich selbst (7,23) und verliert dadurch sein Leben. Als schlimmste Sünde gilt, neben Allah andere Gottheiten zu verehren (4,48). Der Mensch kann seine Sünden durch Beten, Fasten – d. h. durch „islamisches“ Verhalten

– ausgleichen (Sure 101,6–9: „Wer dann schwere Waagschalen hat, der wird ein zufriedenes Leben haben. Und wer leichte Waagschalen hat, der wird zur Mutter einen Abgrund haben.“) und deshalb auf Allahs Gnade im Gericht hoffen (2,38). Eine Gewissheit darüber würde jedoch der Freiheit Allahs widersprechen (2,284). Der Glaubende bleibt also in Unsicherheit bis zu seinem Tod! Im Gericht ist Fürsprache ausgeschlossen (82,19). Der Koran verkündigt Allah als einen gerechten Richter über die Taten und Untaten des Menschen (31,16).

Nach dem Koran war auch Jesus ein Muslim Der Koran projiziert seine Verkündigung in die Vergangenheit zurück: Alle gottesfürchtigen Menschen waren demzufolge Muslime, z. B. Abraham, der als Musterbeispiel eines vorbildlichen Muslims gilt, weil er seine Zeitgenossen zum Glauben an Allah aufrief (Sure 29,16–18). Alle früheren Propheten – Noah, Mose, David – waren Muslime und verkündigten nichts anderes, als was im Koran steht. Allah schickte immer wieder Propheten (33,7) und Gesandte (2,285), um die Menschen zum Islam zu rufen. Nach dem Koran war auch Jesus ein Muslim und Gesandter Allahs (4,171); er war also nicht Sohn Gottes und starb auch nicht am Kreuz (4,157). Er hat sogar einen Nachfolger angekündigt (61,6), was auf Mohammed gedeutet wird. Dieser gilt als der letzte Gesandte Allahs (33,40). Alle Menschen müssen Mohammeds Botschaft glauben und ihm gehorchen (24,54).

Die Überlegenheit des Islams Damit spricht der Koran die Überlegenheit des Islams über die früheren Glaubensweisen aus, denn die Muslime sind die beste Gemeinschaft (Sure 3,110). Da sich der Islam bereits in Medina (einer Stadt in Saudi-Arabien) zu einem Herrschaftssystem entwickelt hatte, wird hier im Kern die Herrschaft des Islams über die ganze Welt formuliert (vgl. 61,9).

Juden und Christen werden verflucht Der Koran enthält zahlreiche Verfluchungen der Gegner des Islams. Juden und Christen (die „Schriftbesitzer“) werden verdächtigt, ihre heiligen Bücher nicht richtig zu zitieren bzw. Texte zu „verheimlichen“ – und werden dafür verflucht (Sure 2,159: „Diejenigen, die verschweigen, was wir an deut-

Fotos: dpa; PR

„Einsheit“ Allahs eine polemische Spitze gegen den heidnischen Glauben an viele Gottheiten und auch gegen das christliche Bekenntnis zu Jesus Christus als Sohn Gottes bzw. zur Dreifaltigkeit Gottes (Sure 112,3: „Er hat nicht gezeugt, und er ist nicht gezeugt worden“; 5,73). Gerühmt wird die Größe Allahs als unumschränkter Schöpfer (35,1), Erhalter (35,41) und Richter. Er bestimmt alles (8,17), gegen ihn kann niemand etwas ausrichten. Er fordert vom Menschen bedingungslose Hingabe, Unterwerfung und Gehorsam – genau das ist auch die Bedeutung des Wortes „Islam“. Gleichzeitig wird Allah als der „Allerbarmer“ gepriesen. In seinem Namen werden alle Suren gelesen, jede Sure beginnt mit der Formel „Im Namen Gottes, des Erbarmers, des Barmherzigen.“. Er gewährt den Menschen ihren Lebensunterhalt, beschützt sie und zeigt ihnen im Koran den rechten Weg zum Paradies (1,6–7). Der Koran verkündigt Allah als den von allem Menschlichen getrennten, absolut freien und gleichzeitig großzügigen Herrn.

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lichen Zeichen und Rechtleitung hinabgesandt haben … diese wird Gott verfluchen, und verfluchen werden sie auch die Fluchenden“). Noch schärfer sind Texte, die Juden und Christen vorwerfen, Menschen zu „Söhnen Gottes“ erhoben zu haben (Sure 9,30): „Die Juden sagen ‚'Uzayr ist Gottes Sohn‘. Und die Christen sagen: ‚Christus ist Gottes Sohn … Gott bekämpfe sie! Wie leicht lassen sie sich doch abwenden! (31) Sie nahmen sich ihre Gelehrten und ihre Mönche zu Herren neben Gott, sowie auch Christus, den Sohn Marias. Dabei wurde ihnen doch nur befohlen, einem einzigen Gott zu dienen. Es gibt keinen Gott außer ihm. Preis sei ihm! Erhaben ist er über das, was sie (ihm) beigesellen.“ Der Koran fordert Allah auf, gegen sie zu „kämpfen“ und sie zu bestrafen. Es sind solche Texte, die heute die Sicht vieler islamistischer Fundamentalisten auf Nichtmuslime prägen.

Die Blutrache wird vorgeschrieben Der Koran enthält „Rechtsvorschriften“, die sich mit einer Rechtsordnung nach unserem Verständnis nicht vertragen. In den muslimischen Rechtsschulen werden solche Anweisungen unterschiedlich „streng“ ausgelegt: Moderate Muslime wollen sie nicht mehr angewandt wissen, aber Fundamentalisten fordern ihre wörtliche Befolgung. Viele Vorschriften basieren auf konkreten geschichtlichen Anlässen in der Entstehungszeit des Islams – sie lassen sich keinesfalls wörtlich in die heutige Zeit übernehmen! So soll etwa einem Dieb die Hand abgehackt werden (Sure 5,38): „ … und hackt dem Dieb und der Diebin die Hände ab zur Vergeltung … dies als abschreckende Strafe vonseiten Gottes“. (Im nächsten Vers heißt es übrigens geradezu zynisch: „Wenn aber einer … umkehrt und Besserung zeigt, wird Gott sich gewiss ihm zuwenden.“ Die abgehackte Hand dürfte davon allerdings nicht wieder anwachsen.) Die Blutrache wird vorgeschrieben bzw. erlaubt mit der Möglichkeit, Blutgeld zu zahlen (2,178: „der Freie für den Freien“; 17,33). Bis heute führt diese Regel in muslimischen Gesellschaften zu blutigen Fehden.

Frauen dürfen gezüchtigt werden Der Koran erlaubt Männern, ihre Frauen körperlich zu züchtigen, wenn sie ihnen nicht gehorchen (4,34: „Entfernt euch von ihnen in den Schlafgemächern und schlagt sie“). Den Frauen wird befohlen, sich in der Öffentlichkeit zuchtvoll zu kleiden („ihre Scham zu bewahren“) und ihren Schmuck nicht zu zeigen (24,31). Aus Anweisungen wie Sure 33,59 („etwas von ihrem Überwurf über sich herunterziehen“) eine Ganzkörperverhüllung abzuleiten, ist allerdings weit hergeholt.

Wer vom Islam abfällt, dem droht die Hölle Der Koran verurteilt scharf den Abfall vom Islam (16,106; 3,85–91; 2,217): Den Abtrünnigen werden der Fluch Allahs und die Höllenstrafe angedroht. Im Koran ist allerdings nicht eindeutig, ob das die muslimische Gemeinschaft zum Töten des Abtrünnigen berechtigt, wie das später die ideaSpektrum 17.2012

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Rechtsschulen festgelegt haben! Der Koran verbietet außerdem Nichtmuslimen, Menschen vom Islam abzuhalten oder Muslime zum Abfall zu verführen (8,39; 2,191; 2,217). Auch hier ging es um konkrete Situationen zur Zeit Mohammeds. Heute fordern Fundamentalisten jedoch, jegliche Herabsetzung des Islams und jede Verkündigung unter Muslimen für einen anderen Glauben hart zu bestrafen.

Wer gegen den Islam kämpft, wird mit dem Tod bedroht Eindeutig ist die Tötung von Menschen vorgeschrieben, die gegen den Islam kämpfen (Sure 5,33): „Die Vergeltung für die, die gegen Gott und seine Gesandten Krieg führen … soll dies sein, dass sie getötet oder gekreuzigt werden, oder dass ihnen Hände und Füße wechselseitig abgehackt werden.“ Dabei kommt es darauf an, was hier unter „Kampf“ zu verstehen ist: Sind verbale Angriffe auf Mohammed oder eine Verunglimpfung des Korans schon Grund genug, den Täter umzubringen? In manchen Ländern gelten entsprechende Blasphemiegesetze, und für Selbstjustiz radikaler Gruppen gibt es genügend Beispiele.

Aufruf zum Krieg gegen die „Ungläubigen“ Zahlreich sind im Koran die Aufrufe zum Krieg gegen Andersdenkende (9,73f.: „setze dich gegen Ungläubige ein“), worunter sowohl die heidnischen Gegner Mohammeds, heuchlerische Opportunisten wie auch jüdische und christliche Gegner zu verstehen sind. Auch hier stellt sich die Frage nach der Verhältnismäßigkeit zwischen einem „Angriff“ auf den Islam und den muslimischen Reaktionen: Für radikale Muslime sind grundsätzlich alle Nichtmuslime sowie alle „liberalen“ Muslime Ungläubige! Sie begründen dies mit einem Text, der ursprünglich zum Kampf gegen heidnische Gegner aufrief (Sure 9,29: „Kämpft gegen diejenigen, die nicht an Gott … glauben und nicht verbieten, was Gott und sein Gesandter verboten haben, und nicht der Religion der Wahrheit angehören“), weil sie nicht der „wahren Religion“ angehörten. Durch den Anschluss „… – von denen, denen das Buch zugekommen ist …“ (gemeint sind also Juden und Christen) werden auch sie zu Gegnern des Islams, die bekämpft werden müssen, bis sie den Muslimen „Tribut entrichten als Erniedrigte“!

Es gibt kein einheitliches Verständnis des Korans Während sich im Laufe der muslimischen Auslegungsgeschichte eine relativ einheitliche Deutung des Textes ergeben hat, gehen Muslime heute recht unterschiedlich mit dem Koran um: Manche wollen nur noch die religiös unbedenklichen und ethisch vertretbaren Texte gelten lassen. Die meisten glauben zwar, dass der gesamte Koraninhalt dem Willen Allahs entspricht, wollen aber für problematische Bestimmungen „pragmatische“ Lösungen finden. Die fundamentalistisch denkenden Muslime fordern dagegen, den Korantext auch in der heutigen Zeit wortwörtlich anzuwenden. Und dafür liefern sie täglich Beweise. P


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Wenn Gott Gehorsam fordert ERRETTUNG Gott fordert von Abraham, seinen

Seit drei Tagen flehte Abraham bei jedem Schritt: Verschone meinen Sohn. Verschone Isaak! Der Gedanke, dass sein geliebtes Kind sterben sollte, schnürte ihm das Herz ab. Aber Gott antwortete nicht. Blau und weit stand der Himmel über den Bergen. Der Wind zerrte an den Ginstersträuchern und rauschte in den Blättern wilder Pistazienbäume. Myrtenbüsche blühten weiß, trotz des steinigen Bodens. Abraham ging auf die Berge zu, die Gott ihm gewiesen hatte. Neben ihm liefen zwei Knechte, und Isaak führte den Esel am Strick, sein Sohn sah fröhlich in die weite Ebene, die Reise gefiel ihm. So viele Jahre hatte er auf diesen Prachtburschen warten müssen! Gott wusste genau, dass er Isaak mehr liebte als alles andere auf der Welt. War es deswegen? War Gott eifersüchtig? Wie konnte er Isaaks Tod verlangen! Vielleicht habe ich den Allmächtigen vernachlässigt, dachte er, weil ich mich so in die Liebe zu Isaak hineingesteigert habe. Abrahams erster Gedanke am Morgen galt Isaak – und wenn er einschlief, dachte er an alles, was er an diesem Tag mit seinem Sohn erlebt hatte, dachte über Isaaks Zukunft nach, freute sich an seinem guten Wuchs und der Klugheit seiner Gedanken. Bist du böse auf mich, Gott?, betete er in Gedanken. Findest du, dass ich es mit Isaaks Erziehung übertreibe, dass ich zu streng zu ihm bin? Aber er ist der Erbe, er muss der Anführer des großen Volkes werden, das du mir versprochen hast, da ist es doch verständlich, dass ich jeden seiner Schritte ernst nehme! Schon einmal hatte Gott Gehorsam gefordert. Er hatte ihn aus Ur, dem Land seiner Väter, herausgerufen und ihn

„Abrahams Opfer“: So sah es der österreichische Künstler Adi Holzer 1997 in einer Farbradierung.

fortgeführt in die Fremde. Jetzt verlangte er erneut sein Vertrauen. Wie schwer es ihm fiel, Gott zu gehorchen! Lieber sterbe ich selbst, dachte Abraham, als meinen Sohn zu opfern. Und doch wanderte er weiter, hin zum verabredeten Ort. Welche furchtbare Schuld lag denn auf der Familie, dass Gott den Erstgeborenen als Opfer forderte? Was haben wir falsch gemacht, betete er, dass du uns so hart strafen willst, Gott? Es gab keinen Zweifel, eindeutig war es die Stimme des Allmächtigen gewesen, die ihn zu dieser schweren Reise aufgefordert hatte. Viele Male hatten sie miteinander gesprochen. Er kannte das Tosen und Donnern von Gottes Stimme und ihren warmen, vollen Klang. Warum ließ er diesmal nicht mit sich reden? Als es um Sodom ging und um seinen Neffen Lot, da hatten sie verhandeln können. Gott war doch gnädig! Über einem der Berge stand eine einzelne Wolke, hell von der Sonne angestrahlt. Das musste das versprochene Zeichen sein. Er dachte: Dort oben stirbt Isaak. Dort oben stirbt mein geliebter Sohn. Er blieb stehen und sagte zu den Knechten: „Bleibt hier mit dem Esel und wartet auf uns. Ich steige mit dem Jungen auf den Berg. Wir opfern für Gott und beten ihn an, dann kommen wir zurück.“ Der Junge band das Feuerholz vom Rücken des Esels und sie marschierten los. Beim beschwerlichen Aufstieg reichte Isaak ihm oft die Hand und half ihm. Eine warme, kräftige Hand. Isaak war stark; er trug das Bündel mit Feuerholz, als wäre es ein Bausch Wolle. Bald waren sie so weit hinaufgestiegen, dass sie auf Salem hinabblicken konnten, die Stadt Melchisedeks, der ihn einst gesegnet hatte. Prächtig lag sie da in der Nachmit-

Repro: Adi Holzer

Sohn zu töten. Diese Geschichte ist wahrlich eine „harte Nuss“, denn sie passt nicht zum Bild des liebevollen Schöpfers. Der Bestsellerautor Titus Müller (München) hat exklusiv für idea die spannende Begebenheit aus 1. Mose 22 neu erzählt.

ideaSpektrum 17.2012


BI BL I SC H E S N E U E R Z Ä H LT

tagssonne. Kleine Menschen waren zwischen den Dächern zu sehen. Hätte er nicht besser noch zu Melchisedek gehen und ihn um Rat fragen sollen? Aber was hätte das gebracht? Gottes Anweisung war klar. Isaak sah ebenfalls zur Stadt hinunter. Er sagte: „Wir haben Holz, Zunder und Feuersteine. Wo kriegen wir denn das Opferlamm her, Vater? Hätten wir nicht in Salem eines kaufen sollen?“ Abraham schluckte. „Gott wird sich ein Schaf aussuchen“, sagte er mit heiserer Stimme. Was habe ich getan? Wie habe ich unsere Familie so tief in die Schuld getrieben? Bitte, schrie er innerlich zum Himmel, allmächtiger Vater, du weißt, wie sehr ich Isaak liebe! Du hast ja selbst gesagt: Nimm deinen Sohn, der dir ans Herz gewachsen ist, den Einzigen, Isaak. Aber du hast doch auch versprochen, durch Isaak alle Nationen der Erde zu segnen! Gilt dein Versprechen nicht mehr? Ist deine Gnade aufgebraucht, bist du ihrer überdrüssig? Oben, auf dem kleinen Bergplateau, trugen sie Steine zusammen und bauten einen Altar. Gemeinsam, Vater und Sohn. Er nahm das Messer und zerschnitt den Strick, der das Holz zusammengehalten hatte. Isaak häufte das trockene Holz auf den Altar. Der furchtbare Moment war da. Sie hatten alles vorbereitet, aber es gab kein Opfertier. Er sagte: „Isaak, ich muss dir etwas erklären. Es bricht mir das Herz.“ Seine Zunge war wie gelähmt. „Gott hat mir aufgetragen, dich zu opfern.“ Isaak stand schweigend da, sein junger, starker Körper begann zu zittern. „Also werde ich heute sterben?“, fragte er leise. „Mein Sohn.“ Tränen liefen ihm über die Wangen. „Ich will dir und Gott gehorsam sein“, sagte Isaak. „Aber nimm den Strick und fessele mir die Hände, damit es mir leichter fällt stillzuhalten.“ Er fesselte seinen Sohn. Half ihm hinauf auf den Altar, hielt ihm, als er sich niedergelegt hatte, die Hand auf die Brust. „Ich liebe dich, Isaak.“ „Und ich dich, Vater.“ Abraham zog das Messer aus der Scheide. Das überlebe ich nicht, dachte er. Gib mir Kraft, Gott! Und er hob die Klinge in die Höhe, um sie Isaak ins Herz zu stoßen. Da rief Gottes mächtige Stimme vom Himmel: „Abraham, Abraham!“ Er hielt inne. „Lass den Jungen am Leben! Ich habe erkannt, dass du mich fürchtest und mir selbst deinen einzigen Sohn nicht vorenthältst.“ Da brach er zusammen, seine Beine gaben nach, sie knickten einfach weg. Er kauerte sich wie ein Häuflein Elend an den Fuß des Altars und schluchzte. Isaak würde leben. Sein Sohn war gerettet! Er flüsterte: „Das verstehe ich nicht. Du wusstest doch längst, dass ich dir gehorchen würde. Du kannst in mein Herz sehen!“ ideaSpektrum 17.2012

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„Ich wusste es“, sagte Gott. „Aber auch du solltest es erfahren, Abraham.“ Da begriff er: Er war tatsächlich in der Lage, Gott mehr zu lieben als seinen Sohn, der doch sein Ein und Alles war. Er war bereit, selbst das Kostbarste in seinem Leben loszulassen für diesen Gott. Isaak sagte: „Vater, war das Gott? Hat er zu uns gesprochen?“ Er setzte sich auf und ließ sich an der Seite des Altars herunter. „Ich muss nicht mehr sterben?“ „Ja, das war Gott. Und du wirst leben.“ Sie lachten und weinten im Wechsel, während er ihm die Fesseln zerschnitt. „Vergib mir, Isaak. Gott hat Großes mit dir vor, aber das ist eine Sache zwischen Gott und dir. Ich will dir ein guter Vater sein.“ Hinter ihnen blökte es. Abraham drehte sich um. Ein Widder hing mit den Hörnern im Gebüsch fest und versuchte freizukommen. Noch einmal war Gottes Stimme vom Himmel zu vernehmen: „Alle Völker der Erde werden mich bitten, sie so zu segnen, wie ich dich segnen werde, Abraham.“ Mit Freudentränen in den Augen sah er zur hellen Wolke hinauf. Du forderst viel von mir, Gott, betete Abraham in Gedanken, aber noch größer ist deine Liebe. Danke, dass du mich mein Leben lang begleitest. P PS: Auf demselben Berg – wo Abraham Isaak opfern sollte – nahe der antiken Stadt Salem (dem heutigen Jerusalem) soll knapp 2.000 Jahre später Jesus Christus gestorben sein. Und es gab keinen Widder, um Jesus auszulösen – der Sohn Gottes selbst war es, der sich auf den Altar legte.

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Sommer Kreuzfahrt im Mittelmeer Große

18. bis 31. August 2012

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net F O R U M F Ü R J U N G E C H R I S T EN

Die besten Tipps für Deinen Sommerurlaub URLAUB Du weißt noch nicht, wo Du im Sommer die Ferien verbringen sollst? Dann solltest Du hier mal einen Blick riskieren: idealisten.net hat interessante Freizeiten für junge Christen zusammengetragen. 6.–15.7. • Nordcamp in Ascheberg (Schleswig-Holstein) Unter dem Thema „Königsklasse“ geht es am Plöner See um Gemeinschaft, Austausch über biblische Themen und jede Menge Wassersport – Surfkurs inklusive. Alter: 14–18 • Kosten: 165 Euro/ ca. 198 SFr. • www.smd-freizeiten.de • 06421 910520 9.–13.7. • Teeniekreativfreizeit in Frankfurt am Main Malen, basteln, schreiben, beten, singen: Bei dieser Freizeit kannst Du auf künstlerische Weise Gott begegnen. Alter: 13–18 • Kosten: 265 Euro/ca. 318 SFr. • www.gjw-hessen.de • 06426 928134 14.–22.7. • Camp of God in Schwarzenborn (Hessen) Hier kannst Du Deine Englischkenntnisse in der Praxis erproben: Singe, bete und studiere die Bibel mit jungen Christen aus den USA – und genieße die freie Zeit mit ihnen. Alter: 15–25 • Kosten: ab 220 Euro/ca. 264 SFr. • www.knuellcamp.de • 05686 730 16.–25.7. • Beach Camp in Pescador (Spanien) Das Zeltlager liegt direkt am Strand der Costa Brava. Auf dem Programm stehen neben Sonne, Sand und Meer auch geistliche Impulse, Lobpreis und ein HipHop-Workshop. Alter: 14–17 • Kosten: 590 SFr./ca. 490 Euro • www.surprise-reisen.ch • 0041 (0)71 414 50 80

29.7.–4.8. • JugendSportArena in Wölmersen (Westerwald) Dich erwartet eine Woche Training in 13 Sportarten. Dazu gibt’s reichlich geistliche Nahrung und Musik. Alter: 13–17 • Kosten: ab 200 Euro/ca. 240 SFr. • www.srsonline.de • 02681 941168 3.–17.8. • Missio-Camp in Bischofsheim/Rhön (Bayern) Zu dem Zeltlager kommen rund 3.000 Leute. Neben der Verkündigung von Gottes Wort spielt Musik eine große Rolle, z. B. bei kostenlosen Workshops mit erfahrenen Musikern. Alter: alle • Kosten: ab 22 Euro pro Tag/ca. 26 SFr. • www.missio-camp.de • 09772 93040 5.–11.8. • Tour „Unter Brücken“ (quer durch Deutschland) Nur mit Schlafsack und Handgepäck ausgestattet, reist Ihr zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln durchs Land – wohin, entscheidet die Gruppe spontan. Übernachtet wird im Freien. Inhaltlich geht es darum, was im Leben zählt. Alter: 15–18 • Kosten: 110 Euro/ca. 132 SFr. • www.cvjm-bayern.de • 0911 6281432 16.–24.8. • ProCamp in Sulz am Eck (Schwarzwald) Beim ProCamp heißt es diesmal: „Unglaublich – aber wahr“. Für die 400 bis 500 jungen Leute dreht sich dabei alles um Gemeinschaft, Bibel und Action. Alter: 13–17 • Kosten: 135 Euro/ca. 162 SFr. www.pro-camp.de • 07158 939130 18.–29.8. • Berg- und Wanderfreizeit in Saas Almagell (Schweiz) Dich erwarten geführte Bergwanderungen, Klettersteige und Hochtouren in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden sowie viel Zeit zum Hören auf Gottes Wort. Alter: 18–35 • Kosten: ca. 450 Euro/ca. 540 SFr. • www.dipm.de • 07122 1836

25.7.–5.8. • Int. Jugendcamp in Bad Blankenburg (Thüringen) Im Vorfeld der 116. Konferenz der Deutschen Evangelischen Allianz hast Du die Chance, Jugendliche aus ganz Europa kennenzulernen und mit ihnen Deinen Glauben zu vertiefen. • Alter: 16–26 Kosten: 145 Euro/ca. 174 SFr. • www.allianzhaus.de • 036741 210

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26.8.–2.9. • Outdoor-Bibelschule in Hartenstein (Sachsen) Hier beschäftigt Ihr Euch intensiv mit der Bibel, tauscht Euch mit Eurer Zeltgruppe aus, hört Predigten und bekommt Tipps für die Umsetzung des Gelernten im Alltag. Daneben ist Zeit zum Ausspannen und für Unternehmungen. Alter: 15–27 • Kosten: ab 110 Euro/ca. 132 SFr. • outdoor-bibelschule.de • 0351 2088097 P

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Fotos: Wilfried Feder

24.–31.8. • MissioCamp in der Strobel-Mühle (Erzgebirge) Zum Motto „Abgefahrn!“ predigt der Evangelist Lutz Scheufler bei dem Sommerlager. Höhepunkte sind die Konzerte von „October Light“ und „Good Weather Forecast“. Alter: 14–20 • Kosten: ab 150 Euro/ca. 180 SFr. • www.missiocamp.com • 03735 660222


DI E K LE I N E K A NZ E L

Jesus Christus spricht: »Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. «

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Dr. Andreas Franz (Uhrsleben bei Magdeburg) ist Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft PfingstlichCharismatischer Missionen und Studienleiter der Theologisch-Missionswissenschaftlichen Akademie des Vereins Horizonte Weltweit.

Aus dem Johannesevangelium 14,6

Foto: privat

Was heißt: Jesus ist die Wahrheit? Mit diesem Wort gibt Jesus Christus manchen Lesern und Interpreten ein Rätsel auf, da der Begriff „Wahrheit“ sich in der deutschen Sprache vor allem auf Aussagen und Ideen bezieht. Wie kann aber eine Person „Wahrheit“ sein? Was wollte Jesus damit ausdrücken? Vielleicht „Ich habe immer recht“ oder „Ich bin das richtige Glaubenssystem“? Wohl kaum. Etwas verunsichert gebrauchen viele diese Aussage wie eine mathematische Formel: „Jesus = Wahrheit“. Was immer das praktisch auch heißen mag – es klingt zumindest tiefgründig und rechtgläubig. Doch was uns sachorientierten Mitteleuropäern große Schwierigkeiten macht, ist für die meisten Völker dieser Welt kein Problem. Sie sind stärker beziehungsorientiert als wir. Und Wahrheit hat für sie immer einen Beziehungsaspekt, der auch auf Personen angewendet werden kann. Denn das hebräische Wort

„’emeth“ bedeutet neben Wahrheit – vor allem im Blick auf eine Person – auch Vertrauen, Treue, Zuverlässigkeit. Wenn Jesus sich als „’emeth“ bezeichnete, dann war dies für seine hebräischen Zuhörer also zuerst eine Beziehungsaussage: „Ich bin der Zuverlässige, Treue, Unwandelbare“ oder „Auf mich ist vollkommen Verlass“. In diesem Sinne sind Jesu Worte auch für uns natürlich problemlos verständlich. Es geht bei christlicher Wahrheit also nicht um ein fehlerloses Lehrsystem, das wir verzweifelt suchen oder verteidigen müssten, oder gar um theologische Rechthaberei. Wer für Jesus als Wahrheit einsteht, ruft in eine Beziehung – nämlich in die Verbundenheit mit dem „treuen, zuverlässigen, unwandelbaren“ Gottessohn, der uns den Weg zu Gott ebnet. Jesu Wahrheit bedeutet: „Ich werde mich in unserer Beziehung für immer als vollkommen treu erweisen.“ P

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PORTRÄT

Ein Stoßgebet brachte die Wende ALKOHOLISMUS In Hanau wurde ein Christ mit dem „Ehrenbrief des Landes Hessen“ ausgezeichnet, weil er vorbildlich in Kirche, Politik und Sport aktiv ist. Dabei war Götz Wachs einmal Alkoholiker. Wie sich sein Leben grundlegend änderte, schilderte er idea-Redakteur Klaus Rösler.

Ein Schrei nach Hilfe Weil er deshalb immer wieder arbeitslos wurde, machte er sich schließlich selbstständig. Seine kleine Firma war auf den Vertrieb von Galvanozubehör und Metallreinigungsanlagen spezialisiert. Er heiratete eine Barfrau. Doch immer mehr wurde ihm bewusst, dass er Hilfe brauchte. Er erinnerte sich, dass er als Kind Betrunkenen oft nachgeru-

fen hatte: „Blaukreuzler!“. Er erkundigte sich und rief schließlich in der (deutschen) Bundeszentrale vom Blauen Kreuz in Wuppertal an: Sie sollten jemanden vorbeischicken. Stattdessen wurde er zum Gruppentreffen eines Männerkreises eingeladen. Er ging tatsächlich hin und fühlte sich auch wohl. Doch er trank trotzdem noch vier Jahre lang weiter. Mittlerweile hatte er seinen Führerschein verloren und musste Kunden mit der Bahn besuchen. Eines Tages – es war der 26. Juli 1973 – wurde ihm das Elend seines Lebens in besonderer Weise bewusst. Er sah nur noch zwei Alternativen: Er könnte sich vor den nächsten Zug werfen oder es mit Jesus versuchen, von dem er beim Blauen Kreuz viel gehört hatte.

Die Folgen eines Gebets Er sprach ein einfaches Gebet: „Gott, wenn es dich wirklich gibt, dann hilf mir.“ In dem Moment riss merkwürdigerweise der trübe Himmel auf und die Sonne kam durch. Für ihn war das ein Zeichen, dass sein Gebet erhört worden war. Seitdem ist er „trocken“. Nun wurde er sogar Mitarbeiter beim Blauen Kreuz. Seine Frau trennte sich von ihm und ließ sich scheiden. Denn mit so einem „frommen Spinner“ wollte sie

nichts zu tun haben. Er stotterte seine Schulden ab, rund 100.000 Mark. Später suchte er sich eine neue Stelle. So kam er 1977 nach Hanau bei Frankfurt am Main. Dort lernte er eine verwitwete Baptistin kennen. Die beiden heirateten. Wachs ließ sich taufen und arbeitete in der Gemeinde mit – von der Sonntagsschule bis zur Gemeindeleitung.

Jetzt hilft er anderen Mit einem anderen Ehepaar aus der Gemeinde baute er eine Blau-KreuzGruppe auf. Auch in der örtlichen Evangelischen Allianz wurde er aktiv, die er sechs Jahre lang – bis 2004 – leitete. Er macht bis heute Kommunalpolitik und arbeitet auch im Vorstand des Evangelischen Arbeitskreises der CDU im Main-Kinzig-Kreis mit. Im Sportverein prüft er die Kasse. Viel Freude macht dem 74-Jährigen eine Kindertagesstätte, die er einmal in der Woche als „Opa Götz“ besucht und den Kindern vorliest. Dass er als „trockener“ Alkoholiker ein solches Leben führt, ist für ihn ein Wunder. Und er wird nicht müde, anderen davon zu erzählen, dass Gott jeden Menschen so verändern kann, wie er es erlebt hat. P

Foto: privat

Götz Wachs hatte eine schwere Kindheit. Er war kurzsichtig und kam deshalb in der Schule in Wuppertal nur schwer mit. Auf seine schlechten Noten reagierte sein Vater – ein Studienrat – mit viel Geschrei. Daraufhin bekam sein Sohn eine schwere Angstneurose. Als er nach der Mittleren Reife eine kaufmännische Lehre machte, kam es unter Kollegen zu viel Alkoholkonsum. Wenn er trank, lösten sich scheinbar alle Ängste. Doch die Sucht blieb nicht verborgen. Der Vater hoffte: Wenn der Sohn körperlich schwer arbeite, würde er vom Alkohol loskommen. Und so musste er den damals schmutzigen Beruf des Galvaniseurs erlernen. Seine Ausbildung schloss er zwar mit dem Gesellenbrief ab, aber in seiner Freizeit soff er weiter.

DAS WORT DER WOCHE » Durch den Tod unserer jüngsten Tochter habe ich Gott fürchten gelernt. Das kannte ich bis dahin nicht. Martin Luther schreibt vor jeder Erklärung der Zehn Gebote: ›Wir sollen Gott fürchten und lieben.‹ Das ›fürchten‹ habe ich erst lernen müssen. « Der Ratsvorsitzende der EKD, der rheinische Präses Nikolaus Schneider (Düsseldorf), in der ARD-Sendung „Günther Jauch“ am Sonntagabend. Seine Tochter Meike starb 2005 im Alter von 22 Jahren an Leukämie. 17.2012


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