18 3. Mai 2012
Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt
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Ein „Pilot“ für das Evangelium startet neu
SEA-Zentralsekretär Hansjörg Leutwyler über seinen Wechsel zur Missionsfliegerei, politischen Einfluss und Fundamentalisten Seite 4 7 SSuperstar: t Di Die Mutter M tt weiss i ihren ih
13 SSpenden: d Missionen Mi i profitieren fiti
9 Julia Medugno: Ihr Naturkonzert
24 Koran-Aktion: Für Ulrich Parzany
11 Marianne Streiff: So erlebt die
28 Zwangsarbeit: Christin überlebte
soll Gottes Schöpferkraft zeigen
Nationalrätin Gott in Frankreich
von Super- und Cumulus-Punkten
erfrischend.
geht es effektiv um Tod und Leben in Nordkorea die Hölle auf Erden
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G RÜ E Z I
Gemeinsame Wegstrecken Es müssen nicht immer lebenslange Seilschaften oder lang andauernde Verbindungen zu andern Menschen sein, die unser Leben bereichern und unseren Dienst motivieren. Auch weniger lange Wegstrecken, die wir miteinander gehen, können unser Leben inspirieren und uns in unseren Aufgaben und Verantwortungen stärken. Manchmal aber gehen wir gemeinsame Wegstrecken mit andern Menschen nicht deshalb, weil wir sie ausgewählt hätten, sondern wegen der Funktionen, in die wir berufen worden sind. So ist es mir mit Hansjörg Leutwyler ergangen, als er die Aufgabe des Zentralsekretärs der Schweizerischen Evangelischen Allianz (SEA) übernahm. Unsere Begegnungen waren anfänglich ausschliesslich dienstlicher Natur, entwickelten sich aber bald zu einer Art Freundschaft. Wir arbeiteten in grösseren Projekten wie dem Christustag zusammen, wir trugen manchmal Differenzen aus, wir suchten jedoch immer wieder Synergien und diskutierten Zukunftsperspektiven für das Reich Gottes. Hansjörg Leutwyler trug wesentlich dazu bei, dass sich die Beziehungen unserer beiden Organisationen, dem Verband der Freikirchen und Gemeinden in der Schweiz (VFG) und der SEA, nicht nur verbesserten, sondern dass wir uns auch in unsern spezifischen Aufgaben klarer respektierten. Beeindruckt hat mich zudem, dass Hansjörg Leutwyler trotz der übergemeindlichen Aufgabe bei der SEA immer klar in der lokalen Gemeinde in Aarau verankert geblieben ist
und dort Verantwortung getragen hat. An die Wegstrecke mit ihm werde ich mich immer wieder gerne erinnern, sie war bereichernd, und ich danke ihm herzlich dafür. Für die neue Aufgabe bei der MAF, von der wir auch im Interview lesen (Seite 4), wünsche ich ihm viel Freude, Kraft, Segen und Erfolg! Nun geht die SEA-Spitze ohne ihn weiter, aber VFG und SEA werden weiterhin gemeinsame Wegstrecken gehen, denn sie haben viele gemeinsame Berührungspunkte. Auf diesen Wegstrecken werden nun andere Personen miteinander unterwegs sein. Sie müssen sich bewusst dafür entscheiden, dass es gemeinsame Wegstrecken sind, denn diese ergeben sich nicht automatisch. Sie müssen bewusst gesucht und gewollt werden, damit sie auch erfolgreich sind. Die SEA ist zu einer weit verzweigten Organisation geworden mit einer unbestrittenen Stärke in der Vernetzung von Gemeinden, Werken und christlichen Organisationen. Der VFG hingegen vertritt als Dachverband die spezifischen Interessen der freikirchlichen Gemeinden, sucht deren Position in der Gesellschaft zu stärken und hat eine begrenztere, aber nicht weniger wichtige Berufung. Mein Wunsch für zukünftige gemeinsame Wegstrecken ist es, auf dem Erreichten aufzubauen, die guten Beziehungen zu vertiefen, einander zu unterstützen und dort, wo es sinnvoll ist, gemeinsame Projekte anzupacken. Zum Wohle der Gemeinden in der Schweiz.
BIBLISCH Ein Lieblingsbibelwort von Pierre Gutknecht, Konditionstrainer der ersten Mannschaft des HC Davos:
«Jesus spricht: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich.» (Johannes 14,6) «Als Ehemann, Vater von drei wunderbaren Kindern, aber auch als Trainer komme ich immer wieder an meine Grenzen (ausser bei meiner Frau, sie ist einfach zu gut!). Du willst das Beste für deine Kinder, und trotzdem darfst du ihnen nicht jeden Stein aus dem Weg räumen. Ich bin immer noch am Lernen, in allen Situationen meine Probleme Gott zu übergeben. Das Resultat ist oft verblüffend! Jesus wirkt und hilft wirklich in jeder Lebenslage. Als Trainer arbeite ich mit Athleten, die ich immer wieder an ihre physische wie auch psychische Grenzen bringe. Da entstehen auch ab und zu Emotionen, die ich aushalten muss. Ohne die Kraft, die aus meiner persönlichen Beziehung zu Jesus Christus fliesst, wäre ich sicher überfordert. Ich bin überzeugt, dass man physisch und psychisch noch so stark sein kann, aber ohne diese Beziehung kann ein Leben nicht erfüllt gelebt werden.»
WÖRTLICH «Jesus Christus ist mein Beistand. Ich bin nicht religiös, aber gläubig. Der Erfolg hängt von Gott ab, nicht vom Euro, nicht vom Menschen. Ich führe seit fünf Jahren das ‹Inseli›, und wir schreiben schwarze Zahlen …» Sami Debbabi, Pächter des Hotels Inseli in Romanshorn und neu auch des Hotels Metropol in Arbon und des Hotels Säntisblick in Abtwil, in der «Thurgauer Zeitung» auf die Frage nach seinem «Erfolgsrezept».
Kompetent
MAX SCHLÄPFER
Der Autor ist Präsident des Verbandes der Freikirchen und Gemeinden in der Schweiz (VFG).
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«Eine fromme ‹Weltwoche› – das wäre ein Traum» ABSCHIED Die Schweizerische Evangelische Allianz soll nicht politisieren, sondern eine Stimme für das Evangelium sein. Das sagt Hansjörg Leutwyler als abtretender Zentralsekretär der SEA. Er äussert sich zu seiner Rückkehr zur Mission Aviation Fellowship und zieht Bilanz. Und sagt, warum Christen eine «fromme Weltwoche» haben sollten.
Wann waren Sie als Missionspilot in arger Flugnot? Hansjörg Leutwyler: Ich erinnere
mich an ein Erlebnis in Mali. 50 Kilometer ausserhalb der Stadt Timbuktu, wo kürzlich eine Schweizerin entführt wurde, gab es eine Sandpiste. Als ich das Flugzeug starten wollte, sprang der Motor einfach nicht an. Kurz darauf erreichte uns ein grosser Sandsturm. Wären wir in der Luft Richtung Timbuktu gewesen, hätten wir nirgends mehr landen können. Ich wurde also vor einer Flugnot bewahrt.
Wohin führt Ihr nächster Flug?
Als Geschäftsleiter des Schweizer Zweiges der Mission Aviation Fellowship MAF werde ich weniger zum Fliegen kommen. Der nächste Flug wird mich im Sommer zum internationalen Hauptquartier in England führen. Dann werde ich nach und nach die 13 Mitarbeitenden besuchen, die von der Schweiz aus für die MAF in Afrika und Asien im Einsatz sind.
Warum wechseln Sie überhaupt von der Allianz zur MAF?
Ursprünglich wollte ich fünf bis zehn Jahre bei der SEA bleiben. Ich hatte die Überzeugung, dass die Allianz jung bleiben muss, um relevant zu bleiben. Jetzt sind es 13 Jahre geworden. Dass ich länger blieb, hatte mit der schweren Erkrankung unseres Kommunikationsverantwortlichen zu tun. Nach dem Heimgang von Fritz Herrli vor zwei Jahren wurde ein Wechsel wieder zu einer konkreten Option. Letzten Herbst kam
Hansjörg Leutwyler Jahrgang 1953, verheiratet, vier erwachsene Kinder, wohnt in Suhr AG. Aufgewachsen in Lenzburg, Ingenieurstudium in Windisch, theologische und Pilotenausbildung in den USA am Moody Bible Institut in Chicago und in Tennessee. 1984–1999 mit Mission Aviation Fellowship (MAF) vorerst als Pilot mit seiner Familie in Senegal, Mali Bild: idea/av
Blieb länger als geplant: SEA-Zentralsekretär Hansjörg Leutwyler kehrt nach 13 Jahren zur Mission Aviation Fellowship (MAF) zurück.
dann die Anfrage der MAF, für die ich schon in den 80er- und 90er-Jahren als Pilot und im Management tätig war.
Was hatte Sie 1999 dazu bewogen, eine SEA in grosser finanzieller und personeller Krise zu übernehmen?
Als Leiter eines MAF-Projektes und Präsident des Missionszusammenschlusses in Albanien hatte ich erlebt, welch starkes Zeugnis ein Miteinander der Christen in der Bevölkerung ist. So sah ich in erster Linie das evangelistische Potenzial der SEA-Plattform und weniger die grossen finanziellen Probleme der Allianz.
Was freut Sie besonders, wenn Sie jetzt an die Entwicklung der und Zaire (Kongo). 1991–1994 Aufbau und Leitung eines MAF-Programms in Albanien und ab 1994 MAF-Regionalleiter für Osteuropa und Zentralasien. Seit 1999 Zentralsekretär der Schweizerischen Evangelischen Allianz (SEA). Die Stabsübergabe an die beiden neuen Generalsekretäre Marc Jost und Matthias Spiess findet an der Delegiertenversammlung vom 4. Mai in Aarau statt.
SEA denken?
Christen sind einander über die Denominationen hinweg nähergekommen. Es freut mich auch, dass die Allianz einen wichtigen Beitrag leistet zu einem ganzheitlichen Ausdruck des Christseins in unserer Gesellschaft. Das zeigt sich in den 14 Arbeitsgemeinschaften zu relevanten Fachbereichen, von der Mission über die Umwelt, die Entwicklungszusammenarbeit bis zur Familie und der Kunst. Und in all den Jahren konnten wir finanziell immer positiv abschliessen.
Der grosse Höhepunkt für Sie als Zentralsekretär der SEA?
Das waren die Christustage 2004 und 2010 und die Lancierung der
Die SEA Die Schweizerische Evangelische Allianz (SEA) mit Sitz in Zürich ist eine Bewegung von Christinnen und Christen aus reformierten Landeskirchen, Freikirchen und christlichen Organisationen. In der Romandie tritt der französischsprachige Teil der Evangelischen Allianz als «Réseau évangélique suisse» auf. Die SEA besteht gesamtschweizerisch
Verteilzeitschrift «Viertelstunde» 2004 zum «Jahr der Bibel». Es war eine grosse Herausforderung, unser Team von dieser Zeitung zu überzeugen. Doch kaum war die Idee bekannt, trafen von einem Spender 50 000 Franken ein. Das war ein klares Signal. Seither erscheint die «Viertelstunde» jedes Jahr ein- bis dreimal in einer Auflage bis zu einer Million, immer mit klar evangelistischem Ziel. Und ein besonderer Höhepunkt: Eines Tages bekamen wir einen Anruf, wir sollten in den Briefkasten schauen. Im Kasten steckte ein anonymes Couvert. Uns war mulmig zumute. Wir taten es trotzdem und fanden 25 Tausendernoten. Damit konnte der Rest der ursprünglich 550 000 Franken Schulden beglichen werden.
Was ist Ihnen nicht wie erhofft gelungen?
Da gäbe es einiges zu sagen. Noch konnten wir nicht in jedem gesellschaftlich relevanten Fachbereich Arbeitsgruppen bilden. Soziales und Wirtschaft fehlen uns. Ich hätte auch gerne mehr Begeisterung und «Vision» geweckt für das lokale Miteinander von Gemeinden und für das gemeinsame Auftreten ganz allgemein.
Schwierige Monate erlebte die SEA wegen ihrer Ablehnung der Minarett-Initiative. Würden Sie das Thema heute anders angehen?
Das war eine Enttäuschung, und zwar nicht wegen der Initiative an sich, sondern wegen der Form der Auseinandersetzung. Ich musste zur Kenntnis nehmen, dass polizurzeit aus 81 Sektionen mit rund 590 Gemeinden und 170 christlichen Werken. Die Basis der SEA wird in der Schweiz auf 250 000 Personen geschätzt. Die SEA ist Mitglied sowohl der Europäischen (EEA) wie auch der weltweiten Evangelischen Allianz (WEA) mit global 128 nationalen Allianzen und schätzungsweise 600 Millionen Gleichgesinnten. www.each.ch
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tische Haltungen teils über christlichen Überzeugungen stehen. Ich wäre versucht, wieder gleich vorzugehen. Doch die Vernunft sagt mir heute, dass ein Pro und Kontra für die Allianz zielführender wäre.
Gibt es Nachwirkungen aus dieser heftigen Auseinandersetzung?
Die Minarett-Frage ist für uns abgeschlossen. Der Islam und die Frage, wie wir Menschen aus diesem Umfeld begegnen, werden uns noch lange beschäftigen. Wenn die Salafisten auf Pfingsten hin bei uns missionieren und breitflächig Korane verteilen, wie sie dies auf Ostern in Deutschland getan haben, wird uns dies als Gesellschaft herausfordern.
Auch unter Christen wächst die Angst vor der Islamisierung des Landes. Berechtigt?
Angst ist ein schlechter Ratgeber. Wir sollten vor dem Islam keine Angst haben, wachsam sein und dem politischen Islam widerstehen, das schon. Der beste Schutz gegen eine Islamisierung ist ein positives Eingehen auf Menschen aus muslimischen Ländern, durch Gastfreundschaft und Aufnahme. Es sind oft Leute, welche den christlichen Glauben kennen lernen möchten.
Wie politisch soll die SEA auftreten?
Die SEA will sich in erster Linie um Grundlagenmaterial bemühen für die politische Auseinandersetzung. Sie soll nicht selber politisieren, aber biblische Werte zur Entscheidungsfindung der Parteien und Stimmbürger einbringen.
Die SEA sollte also doch politischen Einfluss gewinnen?
Jein. Die SEA soll eine Stimme für das Evangelium sein. Biblische Werte sind lebensdienlich und sollen durchaus politisch einfliessen – Einfluss haben. Nicht als Zwang, aber als ein meinungsbildendes Element. Unsere Relevanz soll vor allem da sein, wo es um Glaubensfragen in der Bevölkerung geht.
Warum ist es den Schweizer Evangelikalen in den letzten Jahren kaum gelungen, medial positiver in Erscheinung zu treten?
Evangelikal ist eine negativ und mit Vorurteilen behaftete Beidea Spektrum 18.2012
zeichnung. Sie ist in der Medienwelt eine gern gebrauchte Negativfolie für die christliche Welt ausserhalb der anerkannten Kirchen. Sie ist salonfähig und daher dankbar zu gebrauchen. Natürlich hat es auch damit zu tun, dass wir eben fromm sind. Unser Ziel ist nicht Akzeptanz, sondern Relevanz. Trotzdem hoffe ich, dass wir heute durch unser Schaffen in verschiedenen Themenbereichen dem Christsein eine glaubwürdige Stimme verleihen, die über die Sexualmoral hinausgeht. Das wurde auch schon von Seite der Medien gewürdigt.
Brauchen die Evangelikalen eine eigene starke Zeitschrift, eine Art fromme «Weltwoche»?
Das wäre ein Traum! «idea Spektrum» kommt dem nahe. Unsere Unterstützung von «idea Spektrum» ist vor diesem Hintergrund zu sehen. Hätten wir mehr Finanzen, so könnte Aktuelles aus dem gesellschaftlichen Geschehen noch vermehrt inhaltlich vertieft und das Blatt einer noch breiteren Leserschaft zugänglich gemacht werden. Das wäre genial!
Wie hat sich die evangelikale Szene in den letzten zehn Jahren verändert?
Sie ist offener und ganzheitlicher geworden. Offener gegenüber der Welt, der Gesellschaft. Sie ist hinter den «Kirchenmauern» herausgekommen. Sie will sich einbringen – das «Beste der Stadt suchen». Der Übergang zwischen Welt und Glaube ist fliessend geworden, der Ausdruck des christlichen Lebensstils breiter – und damit transparenter und greifbarer.
Doch die christliche Szene wird auch mehr vom Zeitgeist beeinflusst.
Das ist so. Sie wird mit dem offen gelebten Glaubensstil noch vermehrt darauf achten müssen, dass Christus, die Hauptsache, auch wirklich die Hauptsache bleibt.
Welche «christlichen» Entwicklungen geben Ihnen zu denken?
Die vermehrten Berührungspunkte mit der «Welt» bringen uns auch näher an deren Massstäbe heran. Alkohol, Konsumorientierung, moralische Kompromissbereitschaft, Gleichgültigkeit gegenüber der Armut, der Schöpfung. Daneben ist zu beob-
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Sind freikirchliche Christen Fundamentalisten? Hansjörg Leutwyler: Wenn damit gemeint wäre, dass sich Christen auf das feste Fundament des Glaubens beziehen, dann trifft die Bezeichnung zu und geht über die Freikirchen hinaus. Der Fundamentalismus, wie er jedoch heute im Volksmund gebraucht wird, bezieht sich auf einen gewaltbereiten Extremismus radikaler Religionsanhänger. Dieser Vorwurf ist gegenüber Freikirchen aus dem Allianz-Umfeld unberechtigt. Er kommt meist von Menschen, welche sich einem radikalen Liberalismus verschrieben oder mit den Gläubigen ganz allgemein wenig am Hut haben. Wo beginnen für Sie fundamentalistische Tendenzen? Dort, wo Einzelne oder Gruppen mit
achten, dass in unserer Event-beladenen Gesellschaft die Kirche zunehmend zu einer Option wird.
Welche gesellschaftlichen Entwicklungen bereiten Ihnen Sorgen?
Sicher die Individualisierung. Aber auch die abnehmende Solidarisierung mit den Schwachen. Die Heterogenität der multikulturellen Gesellschaft erschwert das Zusammenleben. Durch den Islam wird zwar mehr über religiöse Themen diskutiert. Aber es braucht mehr religiöse Tiefe und gelebten Glauben.
Was macht Ihnen als Christ Hoffnung in unserm Land?
Das starke Glaubensbekenntnis leitender Persönlichkeiten in der reformierten Kirche. Menschen wie Gottfried Locher, Ratspräsident des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes (SEK), oder Wilfried Bührer, Lukas Kundert, Michel Müller und andere Leiter von Kantonalkirchen, die ihre Verantwortung mit einem unverkrampften Christusvertrauen verbinden, die nicht nur zum historischen Jesus stehen, sondern auch zum Wundertäter und Auferstandenen.
Wie weit sind wir von einer Erweckung entfernt?
Die Bibel sagt: «Der Wind weht, wo er will!» Eine Erweckung kann weit entfernt sein, kann nah sein. Es liegt nicht an uns, das zu wissen. Doch ich hoffe stark auf
allen Mitteln versuchen, ihre Ideologie andern aufzuzwingen oder andere auszugrenzen. Ich beobachte, dass sich solche Tendenzen heute öfter gegen glaubende Christen richten, als dass sie von diesen ausgehen. Worin sind die Christen in der Schweiz ein schlechtes Zeugnis? Ich glaube, dass viele Christen gar kein so schlechtes Zeugnis sind. Bei der Solidarität mit den Fremden oder den Armen und im Umgang mit der Schöpfung vielleicht. Manchmal auch im Umgang mit anderen Meinungen. Da sind auch Christen manchmal versucht, harsch oder überempfindlich zu reagieren. Diese Versuchung kenne ich selber.
eine Erneuerung unseres Landes durch den Glauben an Jesus.
Welches sind die wichtigsten Voraussetzungen für einen guten Missionspiloten?
Ora et labora: Wenn sich ein Missionspilot in Situationen bringt, in denen er beten muss, ist er am falschen Ort! Und wenn er nicht in jeder Situation betet, ebenfalls. Wichtig ist das gute Zusammenspiel zwischen Professionalität und Abhängigkeit von Gott. Das wünsche ich auch den beiden neuen «Piloten» der Allianz. Interview: ANDREA VONLANTHEN
Neuer Chefredaktor Der Verwaltungsrat der Idea Information AG hat den 50-jährigen Rolf Höneisen zum neuen Chefredaktor von «idea Spektrum» gewählt. Er löst im Oktober Andrea Vonlanthen ab, der die Chefredaktion seit sieben Jahren wahrnimmt und nun vor der Pensionierung steht. Höneisen stieg nach seiner Lehre als Kaufmann bald in redaktionelle Aufgaben ein. Heute wirkt er als Chefredaktor der beiden christlichen Magazine «factum» und «ethos». Er ist auch durch Buchprojekte zum Themenbereich Esoterik/Okkultismus bekannt geworden. Höneisen ist verheiratet, Vater von vier Kindern und stammt wie der jetzige Chefredaktor aus dem Thurgau.
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13 CGS: Geschäftsleute verpflichten
8 «gate27»: FEG Winterthur will
22 Streitgespräch: Evangelisation
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Die Mutter weiss ihren Luca in Gottes Händen Luca Hänni Der 17-jährige Maurerlehrling aus dem Berner Oberland ist umjubelter Sieger bei «Deutschland sucht
den Superstar» (DSDS). Der junge Star hielt seinen Wohnort wochenlang in Atem. «idea Spektrum» sprach mit seiner Mutter und seiner Grossmutter, zwei gläubigen Frauen, die Luca auf seinem Weg das Beste mitgegeben haben.
Die 6000-Seelen-Gemeinde Uetendorf bei Thun ist seit Wochen völlig aus dem Häuschen. Überall hängen «Luca»-Plakate, Teenies belagerten Lucas Wohnhaus, Nachbarn öffneten kistenweise Fanpost, Lucas Bett ist voller Plüschtiere. Der Tumult forderte ein prominentes Opfer: Der Gemeindepräsident übergab die Geschäfte kurzfristig an seinen Vize. «Wir sagen nichts, um die Familie zu schützen», hiess es bei der Gemeindeverwaltung. Ein Briefträger meinte diplomatisch: «Das ist nicht mein Zustellkreis.» Schliesslich gelang es «idea-Spektrum» doch, mit Lucas Mutter Marianne Schmid und «Grosi» Vreni Hänni zu sprechen.
in eine neue Welt eingetaucht
«Eigentlich sind wir ja Menschen, die nicht so in der Öffentlichkeit stehen», sagt Lucas Mutter Marianne Schmid. «Dann hat sich unser Sohn für ein Casting beworben. Seither rennen wir den Terminen hinterher.» Die engagierte Lehrerin hat kürzlich ihren 50. Geburtstag gefeiert. Sie sagt: «Wir sind urplötzlich in eine völlig neue Welt hineingeraten. Mein Arbeitstag hat plötzlich 24 Stunden.» Eine Dorfbewohnerin meint: «Luca ist trotz allem Rummel irgendwie sich selbst geblieben.» «Wir wollten unsere Kinder so erziehen, dass sie ‹gebödelet› sind. Als Eltern wollten wir ihnen Werte vorleben», sagt Marianne Schmid. Vor dem Final stand die vierfache Mutter unter erheblichem Druck. Auf einmal kamen grosse Bedenken auf: «Was geht da eigentlich ab? Kann Luca damit umgehen? Hat er das nötige Fundament?» Sie tröstet sich damit, dass Luca tragende Werte für sein Leben mitbekommen hatte.
Der heimliche Dorfprinz
Überall im Dorf hängen Plakate. «Unser Luca» leuchtet dem Betrachter dutzendfach entgegen. Der lässige junge Mann mit nacktem Oberkörper und Gitarre auf den Schultern ist einer von hier. Das Dorf steht hinter ihm. Am idea Spektrum 18.2012
Hänni. Trotz aller Hektik bleibt für sie die Kirche im Dorf.
«alles nach oben abgeben»
Glückliches Trio: Luca und seine Mutter in Köln; unten: «Grosi» Vreni Hänni im Musikzimmer.
meisten natürlich die Teenies. «Und die Grossmütter», meinte eine über 70-jährige Frau. Der sympathische Maurer-Lehrling eroberte halb Europa im Sturm. Dass es ein «Eidgenosse» so weit geschafft hatte, bescherte dem deutschen Privatsender RTL Traumquoten. Auch die helvetische Presse stimmte sich auf Luca ein. «Praktisch jede halbe Stunde kommt ein Anruf eines Journalisten», bestätigt Lucas Mutter. «Auch spätabends. Ich wundere mich über die langen Arbeitszeiten dieser Leute.» Die Popularität ihres Lehrlings ist auch der Firma Frutiger AG etwas wert. Luca Hänni wurde für DSDS freigestellt und kann seine Maurerlehre jederzeit weiterführen. «So etwas ist in der heutigen Zeit nicht selbstverständlich», ist Grossmutter Vreni Hänni überzeugt.
Grosi bleibt Ruhe in Person
«Natürlich freue ich mich für Luca. Aber eigentlich hätte ich auch ohne das Ganze genug Arbeit», sagt die vife Seniorin. Niemand sähe Vreni Hänni ihre 85 Jahre an. Sie engagiert sich im Bazarteam der Evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Ueten-
dorf, stellt für jährlich sechs Kirchen-«Frouezmorge» Früchtebrot und Konfitüre her und hilft im Bistro des örtlichen Altersheims mit. «Das hält mich jung, frisch, munter und dankbar», verrät sie. Luca und seine Geschwister haben bei ihrem Grosi ein zweites Zuhause. Lucas Musikzimmer dient der belesenen Frau auch als Bibliothek. Bibeln und Bücher von Jörg Zink schmücken die Regale ebenso wie Atlanten und Lexika. «Ich bin dankbar für den heutigen Tag. Den morgigen nehme ich, wie er kommt», sagt Vreni
Während ihrer ersten Ehe entschied sich Marianne Schmid für einen verbindlichen Glauben an Jesus Christus. Ihr damaliger Mann hatte Mühe mit dieser Entscheidung. Marianne Schmid freut sich, seit sieben Jahren mit ihrem zweiten Mann «auch im Glauben den Weg gemeinsam zu gehen». Das vermittelt ihnen innere Ruhe und Zufriedenheit. Als «der ganze Rummel» langsam ungeahnte Dimensionen annahm, stellten sich Marianne und Peter Schmid die Frage: «Was will Gott in dieser Situation von uns? Was sollen wir daraus lernen?» Für die Mutter ist klar: «Jesus selber ging mitten hinein ins Leben. Er verweilte nicht bei den Tiefgläubigen in geschützten Räumen.» Und so liess sie ihren Sohn getrost in den Final ziehen: «Soll Luca gewinnen oder besser nicht? Wir geben alle diese Fragen nach oben ab. Gott wird nur das zulassen, was für Luca richtig ist.» So reiste die Familie am Wochenende erneut nach Köln. Das «Wunder» geschah: Luca Hänni ist neuer DSDS-Superstar! Marianne Schmid bleibt gelassen. Sie weiss Lucas weiteren Weg in Gottes Händen, wie auch ihren eigenen. Sie, die immer wieder in der Natur unterwegs ist und über die vielen Wunder Gottes staunt, sagt überzeugt: «Ich möchte einfach Vertrauen haben in das, was ich im Leben von Luca säen durfte.» THOMAS FEUZ
Mit Gebet zum Sieg Der 17-jährige Luca Hänni aus Uetendorf holte sich am Samstag den Sieg bei «Deutschland sucht den Superstar» auf RTL. Ein Schweizer als Sieger bei DSDS? «Luca sagte einmal zu mir, dass er vor jedem Auftritt betet», sagte seine Mutter Marianne Schmid gegenüber idea. Das «Wunder von Köln» hat einen Die Autorin ist Hintergrund. Nationalrätin der EVP und geistlichen wohnt in Winterthur.
Bilder: zvg, idea/tf
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JournAl
Auf Gott ausrichten und «leuchten»
langenthal ohne minarett
Jubiläumskonferenz Unter dem Motto «Arise, Shine» (Steh auf und leuchte!) trafen
Auf dem islamischen Kulturzentrum in Langenthal BE wird kein Minarett gebaut. Das bernische Verwaltungsgericht hält fest, das Minarett widerspreche örtlichen Bauvorschriften. Die Gemeinschaft «Xhamia e Langenthalit» zieht das Urteil nicht ans Bundesgericht weiter. Das Aktionskomitee «Stopp Minarett Langenthal» sieht sich in seiner Arbeit bestätigt. Mit dem Verbot werde «nicht bloss ein ‹Türmchen›, sondern ein Symbol weltweiter islamischer Vormachtstellung verhindert.» (kipa)
buschtrommeln in bern
Die «International Staff Band» der Heilsarmee konzertierte auf ihrer S chweizer tournee in Morges VD, Sirnach TG und Bern. Die 30 Bläser und eine Bläserin überzeugten unter Leitung von Stephen Cobb mit Virtuosität und technischer Brillanz. Nebst traditioneller Musik gelangten auch sehr moderne Literatur und ein mit Buschtrommeln und Gesang begleitetes Stück zur Aufführung. Die Heilsarmee Schweiz umfasst heute 57 Korps (Gemeinden), 34 soziale Institutionen und 22 Brockis. (idea) www.heilsarmee.ch
für das lebensrecht
27 Bands und Solisten haben sich am Wettbewerb «Es Lied fürs Läbe» beteiligt, den die Lebensschutzorganisation «Marsch fürs Läbe» im Januar lanciert hat («idea Spektrum» berichtete). Das Finale steigt am 23. Juni im Zürcher Hotel Kronenhof mit einem Konzertabend mit Publikumswahl. Der dritte «Marsch fürs Läbe» findet am 15. September ebenfalls in Zürich statt. (idea)
«Trennungswelle»
Die Trennungsrate von schwulen und lesbischen Paaren liegt fünf Jahre nach der Einführung der registrierten Partnerschaft bei mehr als zehn Prozent. Demgegenüber nimmt die Zahl der Trauungen pro Jahr kontinuierlich ab. 2011 gab es in Zürich 133 neue eingetragene Partnerschaften und 30 Trennungen vor Gericht. (idea) www.familieistzukunft.ch
sich am Samstag 200 Mitglieder und Freunde von «Christen für die Wahrheit» (cft). Der Anlass markierte einen Meilenstein in der Geschichte des Vereins. Seit zwanzig Jahren ist cft in der Schweiz aktiv. Friedel Stegen aus Südafrika nahm in der Einleitung Bezug auf den Text in Jesaja 60,1, der dazu aufruft, Einfluss auf die Entwicklung in der Gesellschaft zu nehmen. «Arise, Shine» zog sich dann auch wie ein roter Faden durch die folgenden Referate. Didier Schott aus Paris berichtete unter dem Titel «Furchtlos für Christus» von seiner Arbeit unter Zigeunern. «Die Kraft Gottes wird fassbar, wenn man hört, wie die harten Herzen von Dieben und Drogenbaronen weich werden», so Schott. Michael Müller, Pastor in Deutschland, betonte: «Wir können die Gesellschaft nur verändern, wenn wir auf Gott ausgerichtet sind.» Er verglich den Christen mit einem Rohr, das den Menschen nur das zufliessen lassen könne, womit es von Gott gefüllt wird. In seiner eigenen, mitreissenden Art motivierte Hanspeter Nüesch als Leiter von «Campus für Christus» Schweiz dazu, die Berufung der Schweiz in der Welt wahrzunehmen. Diese
Wollen «aufstehen und leuchten»: cft-Leiter aus Europa und Südafrika.
sei mit ihren Möglichkeiten und Ressourcen bestens für den Einsatz im Reich Gottes ausgerüstet.
Wie ein sämann
Unter dem Titel «Evangelisation mit Traktaten» forderte Danie Bosman, Präsident von cft Südafrika, zu einer mutigen Verkündigung des Wortes Gottes auf. In einer verlorenen Welt sei es die Berufung der Christen, das Wort Gottes «wie ein Sämann den
Samen» zu streuen. «Young `n Precious», eine Jugendbewegung innerhalb von cft, berichtete von ihren Aktivitäten. Fast ohne Worte, aber dennoch verständlich, gab der bekannte Pantomime Carlos Martinez dem Anlass eine künstlerische Note. So unterschiedlich die einzelnen Beiträge waren: Alle ermutigten dazu, weiterhin «aufzustehen und zu leuchten». Michael Mannhart
zwischen kreuz und Auferstehung iGW-TAGunG Was bedeutet es, Christ zu werden und Christ zu bleiben? Christen lebten zwischen «jetzt schon» und «noch nicht», sagte Pastor Jürg Buchegger in Olten.
Der Begriff «Bekehrung» sei ein Sammelbegriff für alles, was mit dem Beginn des Christseins zu tun habe, meinte der Referent vor 35 Studierenden und Doktoranden des Instituts für Gemeindebau und Weltmission (IGW).
inneren Glaubensvollzug (Säuglingstaufe) sei als unvollständiges Element der Bekehrung abzulehnen. Christen verstünden sich als Geburtshelfer, die Menschen im Prozess einer ganzheitlichen Bekehrung unterstützen.
Ganzheitlicher Prozess
unterwegs zum «noch nicht»
Buchegger beschrieb die Bekehrung als ganzheitlichen Prozess: Busse gegenüber Gott, Glauben an Jesus Christus, Taufe im Wasser und Empfang des Heiligen Geistes. Jede dieser «Türen» habe eine verborgene und eine sichtbare Seite. Ein innerer Glaubensvollzug ohne Taufe oder eine Taufe ohne
Gilt die Gnade nur für die Bekehrung und wird danach wieder der Massstab der guten Werke angesetzt? Oder verlassen wir uns auf eine «billige Gnade», die keine Werke kennt? Bekehrung und Heiligung dürften einander nicht als separate Kategorien gegenübergestellt werden, sondern müssten in
Kontinuität verstanden werden. Heiligkeit werde nicht mit guten Werken erkauft, sondern von Gott in Jesus Christus geschenkt. Diese bewirke eine ständige Erneuerung und Umgestaltung in die Gottähnlichkeit. Das Leben eines Christenmenschen befinde sich somit zwischen Kreuz (Bekehrung) und Auferstehung (Vollendung) – in der Spannung zwischen «jetzt schon» und «noch nicht». Die Thesen von Jürg Buchegger lösten interessante Diskussionen aus. DaviD Staub www.igw.ch idea Spektrum 18.2012
Be g e g n u ng
Im Garten erlebte sie die Kraft Gottes
ÄXGÜSI
NATURKONZERT Bei Gott zählt nicht die Leistung. Das erkannte die Zürcher Musikerin,
Letzter Bahnhof
Tänzerin und Sängerin Julia Medugno in einem Garten. Dies inspirierte sie auch zum szenischen Naturkonzert «Viriditas». Es soll die Schöpferkraft Gottes zeigen.
Als 18-Jährige war Julia Medugno 1991 ihrer Schwester Katja nach New York gefolgt, um ihre Ausbildung als Tänzerin voranzutreiben. Zu Beginn von Power-YogaLektionen wurden jeweils Texte grosser Meister vorgelesen. Dazu gehörten auch Aussagen von Jesus Christus. Zum Beispiel: «Wer sein Leben hingibt, wird es gewinnen.» Dieser Satz blieb bei Julia hängen: «Ich musste immer wieder darüber nachdenken.»
In der Krise
Biblische Texte waren ihr nicht unbekannt. Sie ist in einer katholischen Musikerfamilie im Zürcher Oberland aufgewachsen. Ihr Vater war Cellist, die Mutter Violinistin. Die Familie engagierte sich als Kirchenorchester in der Pfarrei. Trotzdem distanzierte sich Julia nach der Firmung von Kirche und Glauben. Nach zwei Jahren USA-Aufenthalt kehrte sie zurück, arbeitete als Tänzerin, Sängerin und Choreografin und half mit, das Familienensemble «Puszta Company» aufzubauen. Sie lebte in Künstler-WGs und lernte mit 24 Jahren einen Mann kennen, der sie gerne geheiratet hätte. Doch die Beziehung zerbrach. Dazu hatte sie zu dieser Zeit auch keine Engagements mehr. Sie erinnert sich: «In dieser Krise bat ich Gott, sich mir zu zeigen.»
Naturkonzert Seit 2010 wurde das Naturkonzert Viriditas (Grünkraft) von «Ultra Schall» schon sechs Mal aufgeführt. Es ist eine Kombination von szenischen Bildern aus der Natur, Tänzen und Lichtinstallationen. Mit barocker Musik von G.F. Händel und J.S. Bach lädt es zum Staunen und zur Anbetung Gottes ein. «Viriditas» wird am Sonntag, 13. Mai, um 17 Uhr in der reformierten Kirche Sihlfeld in Zürich gezeigt. Beim Apéro kann man mit den Künstlern ins Gespräch kommen. www.ultra-schall.ch Mail: julia.medugno@gmx.ch
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Staunen und Anbetung: Szenisches Naturkonzert Viriditas (Grünkraft) mit Julia Medugno (Mitte) und ihrem Bruder David Wirth.
Neues Leben
Ihre Schwester Katja hatte inzwischen durch den authentischen Lebensstil anderer Tänzer zum Glauben an Jesus gefunden. Sie lud Julia in die Internationale Gemeinde Christi in Zürich ein. Dort bekehrte sich Julia Medugno und liess sich taufen. Mit voller Kraft setzte sich die vielseitig begabte Frau danach in der Gemeinde ein, arbeitete dazu als Künstlerin und kreierte verschiedene Projekte mit Musik, Tanz und szenischen Elementen. 2004 heiratete sie. Ihr Mann unterstützt sie seither stark dabei, ihr Talent zu Gottes Ehre einzusetzen. Die hochsensible Frau spürte jedoch mehr und mehr, dass sie sich seit langem zu viel aufgeladen hatte. «Ich nehme sehr viel wahr und habe immer neue Ideen, die ich umsetzen will. Dabei bin ich schliesslich ausgebrannt».
Unter dem Apfelbaum
Aufgrund ihrer anhaltenden Erschöpfung suchte die Mittdreissigerin 2008 nach einem Ort der Erholung. Während ihrer Ferien in der Toscana entdeckte sie, dass ihr der Aufenthalt im Freien und das Werken im Garten unendlich gut taten. Wieder zuhause in Zürich, bat sie Gott um einen Garten. Er schenkte es, dass sie seither den riesigen Garten einer Nachbarin mitbenutzen darf. Dank Therapie, Seelsorge, einer Veränderung ihrer Lebensweise und
diesem Garten wurde sie gesund. «Anfänglich sass ich oft nur dort im Gras unter dem Apfelbaum, machte gar nichts, und schaute einfach zu, was da wächst.» Und plötzlich wurde ihr bewusst: «Die Bibel gibt uns so viele Hinweise auf die sichtbare Kraft Gottes in der Schöpfung.» Mit ihrem Bruder Alexej Wirth aus Winterthur gründete sie 2010 das Ensemble «Ultra Schall». Zusammen mit weiteren Profis wollen sie in ihrer Konzerttätigkeit über den Schall hinausgehen, hin zu einem vielschichtigen Musiktheater.
Zur Anbetung berufen
Als selbständige Künstlerin ein Projekt zu lancieren, Veranstalter zu finden und die nötigen finanziellen Mittel aufzubringen, ist sehr arbeitsintensiv. Julia Medugno weiss, dass sie ihre künstlerische Tätigkeit stark einschränken muss, wenn sie nicht bald jemanden findet, der sie administrativ entlastet. Denn sie engagiert sich auch als Seelsorgerin. Ihre positiven Erfahrungen mit Gebetsseelsorge hatten sie motiviert, sich hier weiterzubilden. Inzwischen gehört sie zum Seelsorgeteam der Stiftung Schleife in Winterthur. «Ich glaube, unsere Familie ist zur Anbetung berufen», sagt Julia Medugno. «Durch meine Gaben Menschen zu Gott und in die Anbetung zu führen, ist heute meine grösste Erfüllung.» MIRJAM FISCH-KÖHLER Bild: Christian Glaus
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Das Leben ist wie eine Eisenbahnreise mit Weichen und Bahnhöfen. Wenn wir über eine Weiche fahren, wählen wir den einen Weg und lassen den andern Weg rechts oder links liegen. Man kann nicht beide Wege gleichzeitig befahren. Wer einmal mit diesen Bildern Rückschau auf das eigene Leben hält, kann sich an die verschiedenen persönlichen Stationen und Weichen erinnern. Kindergarteneintritt, Schuleintritt, Berufswahl, Partnerwahl, Heirat, Weiterbildung, Familiengründung, Auslandaufenthalte, klare Berufung, besonderer Einsatz, Verlusterfahrungen, Erfolge, Stellenwechsel, Pensionierung und vielleicht noch ein Projekt in Angriff nehmen, das bisher auf der langen Bank lag. Es mag sein, dass die Erinnerungen Wehmut oder Schmerz auslösen, weil man damals bei einer Weiche nicht die andere Fahrspur gewählt hat. Oder weil man bei einem Bahnhof, wo man hätte umsteigen können, im altvertrauten Zug sitzen geblieben ist. Täglich geht die Reise ein Stück weiter. Irgendwann kommt bei vielen der letzte Bahnhof: das Pflegeheim. Meine liebe Schwiegermutter ist vor ein paar Wochen da angekommen. Sie lebt nun zusammen mit andern betagten Menschen auf diesem Bahnhof. Doch für sie ist es nicht die Endstation. Für sie wird hier an einem unbestimmten Tag eine neue, viel schönere Reise beginnen – ohne Wehmut und Schmerz über verpasste Gelegenheiten. Eine Reise ins volle Licht der Herrlichkeit. Am Ort, wo sie jetzt ist, gibt es Ruhebänklein, feines Essen, liebevolle Betreuung und Pflege. Was man aber nirgendwo findet, sind Fahrpläne. Niemand weiss, wann die Reise in die Herrlichkeit beginnt. Leben auf diesem Bahnhof heisst also geduldig warten, hoffnungsvoll bleiben und sich freuen – auch hier auf diesem letzten Bahnhof. ESTHER REUTIMANN Die Autorin leitet Fundraising und Öffentlichkeitsarbeit der Quellenhof-Stiftung und wohnt in Winterthur.
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P u bl i r e P or tag e
Verband VFG – Freikirchen Schweiz mit neuer Webseite
Was glauben Freikirchen? Der VFG hat seine Webseite freikirchen.ch modernisiert. Sie ist übersichtlicher geworden, aber auch die Texte wurden aktualisiert und zum Teil ergänzt. Die Seite ist für Nutzer, die sich über die eigene oder andere Freikirchen und über grundsätzliche Fragen orientieren wollen, attraktiver geworden. Wir stellen die Überlegungen vor, die hinter dem Relaunch stehen.
Max Schläpfer, Präsident des VFG
Was ist ganz neu? DB: Wir beobachten, dass die Inter-
Max Schläpfer, Präsident des VFG, verantwortet die Inhalte der neugestalteten Webseite. Max Schläpfer, was ist aus Ihrer Sicht die Stärke der neue Webseite freikirchen.ch? Max Schläpfer (MS): Sie ist graphisch ansprechend gestaltet, regt an, weiterzuklicken, ist einfach und logisch aufgebaut und ermöglicht mit wenigen Klicks Zugang zu den wesentlichen Informationen über den Verband. Die Einstiegseite geht direkt auf die am meisten gestellte Frage ein: «Was ist denn eine Freikirche?» und listet unter einem «Aktuell»-Button die neuesten Informationen auf. Ausserdem besticht die Seite durch ihre Einfachheit und Übersichtlichkeit.
dern die Teste unterstützen. Sie soll den modernen Webseitenbenutzer ansprechen und ist vor allem auf User ausgerichtet, die primär an Informationen über den VFG interessiert sind. Die Texte auf den Hauptseiten wurden kurz und knackig gehalten, über den Button «mehr» können genauere Informationen gelesen und heruntergeladen werden. Die neue Lösung will ein breites Publikum ansprechen und gleichzeitig Medienprofis relevante Informationen einfach zugänglich machen.
Welche inhaltlichen Überlegungen haben die Überarbeitung geleitet? MS: Es ging hauptsächlich darum,
Geht das überhaupt mit einer einzigen Webseite? MS: Für unseren Verband ist es nicht
den Verband und seine Tätigkeit klarer abzubilden. Die Texte sollten rascher auffindbar sein und kompaktere Information enthalten, so dass auch Personen, die mit dem VFG nicht vertraut sind, sich schnell und gründlich informieren können. Dann sollte eine angemessene Darstellung der Verbandsmitglieder und eine gute Plattform für die Stellungnahmen und Publikationen geschaffen werden.
sinnvoll, mehrere Webseiten für spezifische Zielgruppen zu haben. Die Praxis muss beweisen, ob sich diese Version bewährt, wir sind aber sehr zuversichtlich. Ausserdem wird die VFG-Webseite durch die direkten Links zu den Webseiten der Mitglieder zum Türöffner für Detailinformationen über die einzelnen Denominationen.
Wer soll von Grafik und Inhalten angesprochen werden? MS: Die klare und offene Graphik von Markus Frehner (think visual AG) ist bewusst schnörkellos gehalten und soll nicht dominieren, son-
Daniel Bachmann, Geschäftsführer der internezzo ag
Gab es grössere Veränderungen gegenüber der früheren Version? MS: Es gibt nun einen internen Teil für die Verbandsleiter, in welchem verschiedene Dokumente wie Traktandenlisten, Protokolle, Jahresberichte und andere Arbeitsunterlagen zugänglich sind. Die Navigation der
Seite wurde wesentlich bedieungsfreundlicher gestaltet. Die meisten Texte wurden redigiert und aktualisiert und mit dem Beitrag: «Freikirchen aus globaler Perspektive» ergänzt. Ebenfalls neu wurde der VFG Gästestatus integriert, den es erst seit dem letztes Jahr gibt.
Daniel Bachmann, Geschäftsführer der internezzo ag, war für den Relaunch der Website verantwortlich. Daniel Bachmann, welche Überlegungen standen beim Relaunch im Vordergrund? Daniel Bachmann (DB): Die neue Webseite basiert auf dem Content Managementsystem (CMS) TYPO3. Es ist ein Werkzeug, mit dem die Inhalte der Webseite, beispielsweise Bilder oder Texte, ohne Programmierkenntnisse gepflegt werden können. Ebenso kann man mit diesem CMS Dokumente wie PDFs oder Filme einfach einbinden.
Worauf haben Sie besonders Wert gelegt? DB: internezzo war es sehr wichtig, eine Webseite zu kreieren, die vom VFG möglichst selbstständig und unkompliziert bewirtschaftet werden kann. So ist es möglich, zum Beispiel eine Medienmitteilung oder eine neue Broschüre schnell und einfach aufzuschalten.
aktivität im Internet immer intensiver wird. Diese Entwicklung berücksichtigten wir bei der WebseitenKonzeption. Viele Informationen werden heute ausschliesslich online ausgetauscht. Um diese Interaktivität auch beim VFG zu fördern, haben wir einen passwortgeschützten Bereich auf der Webseite eingebaut. In diesem Bereich kann der Verein mit seinen Mitgliedern Dokumente in einem geschützten Rahmen austauschen. Weiter verbinden die sogenannten Social Bookmarks die Webseite mit den Sozialen Medien wie Facebook, Twitter usw. Das neue, attraktive Design der Webseite mit der klaren, verbesserten Navigationsstruktur nimmt man als Webseitenbesucher als erstes wahr.
Der VFG Zum Verband «VFG – Freikirchen Schweiz» gehören 15 freikirchliche Körperschaften mit über 700 lokalen Gemeinden, vorwiegend in der deutschen Schweiz, sowie vier Gast-Mitglieder. Wir bringen auf dieser Seite Informationen aus dem Leben von Freikirchen in der Schweiz sowie wichtige Themen und Anliegen des Verbandes. Mit der Form der Publireportage unterstützt der VFG auch die Arbeit von «idea Spekrum Schweiz». www.freikirchen.ch idea Spektrum 18.2012
F oru m
SYNERGIE Intouchables Wie ein ansteckendes Virus verbreitet sich die Frage unter guten Freunden, Bekannten, Berufskollegen, Sekretärinnen, Familienangehörigen: «Hast du den Film schon gesehen?» Wer ihn neu gesehen hat, schwärmt am nächsten Morgen. Im Gespräch werden lustvoll einzelne Szenen in Erinnerung gerufen, und alle lächeln wissend. Der Film, von dem ich spreche: «Intouchables», eine tiefsinnige französischen Komödie. Weshalb, so frage ich mich, sind wir bereit und in der Lage, so gewinnend über eine flüchtige Erfahrung zu sprechen und sprechen so verklemmt, wenn es um die wesentlichen Dinge geht? Weshalb diskutieren wir unter Geschäftsfreunden über Wein, Ferien, gute und schlechte Geldanlagen – und erzählen, wenn überhaupt, so wenig gewinnend über Jesus Christus und das, was er in unserm persönlichen Leben bedeutet? Warum überlassen wir das Feld den Institutionen,
Klar vorausgesagt «idea Spektrum» Nr. 15 – «Laststein Israel», «Podium» von Hans-Ulrich Bigler Aus den Ausführungen von HansUlrich Bigler erkennt man seine Kenntnisse über die biblischen Aussagen der Propheten des Alten Testaments, angefangen bei Jesaja, Ezechiel, Daniel bis hin zu den bedeutenden «kleinen Propheten». Ganz gewichtige Prophetien über die Endzeit und über Jerusalem stehen im Buch Sacharja. Hier kommt auch die «Laststein»-Bezeichnung vor. In Sacharja 12,2 steht: «Siehe, ich mache Jerusalem zur Schale voll berauschendem Getränk für alle Völker ringsum.» Schon das zeigt sich heute, der Neid auf Israel. Der Grossmufti von Ägypten glaubt gar, die Einnahme von Jerusalem liege «sehr nahe»! Weiter sagt Gott (der Herr der Heere) in Sacharja 12,3: «An jenem Tag mache ich Jerusalem zum Stein, den man hochstemmen will. Jeder, der ihn hebt, wird schwer zerschunden. Alle Völker der Erde werden sich gegen Jerusalem verbinden. Dann bringe ich die Reiter ihrer Pferde zur Raserei.» Den letzten Satz kann man genau auslegen: Panzerwagen werden durch Pferdestärken getragen. Aufhorchen lässt aber, wie Herr Bigler schreibt, wenn in unserem «neutraideaSpektrum 18.2012
die aus verschiedensten Gründen an missionarischer Dynamik und Kraft verloren haben? Die ganze Werbung zum erwähnten Film lag in den Augen von Menschen, die ihn gesehen haben. In öffentlicher Diskussionsrunde fragt jemand: «Und warum in aller Welt verpacken die Christen und die Kirchen die einfache, frohmachende Botschaft von Jesus Christus in eine so komplizierte Sprache, in ein so wenig gewinnendes Gewand?» Meine Freunde hatten über den Film in sehr einfachen Worten gesprochen, und ich habe sie verstanden. In welcher Sprache spreche ich über meine Erfahrungen mit Jesus? Wie zitiere ich, wenn überhaupt, die Bibel? Ein zentraler Vers der biblischen Botschaft ist Johannes 3,16. Können Sie ihn auswendig? Und haben Sie ihn auch schon gegenüber (Noch-)Nichtchristen zitiert? «Also hat …, dass (oder damit) … nicht verloren gehen, sondern … .» Keine Frage: Ich hätte den erwähnten Film nie gesehen, wenn ich von meinen Freunden mit solcher Sprache konfrontiert worden wäre. Sätze wie «Also hat ...» rufen höchslen Land» ein ganzseitiges Inserat erscheint mit dem Aufruf «Globaler Marsch nach Jerusalem» im Namen «antiimperiale Koordination». Israel wird als «Kolonialstaat-Appartheit» erwähnt. Ein solcher Aufruf passt haargenau zu Ezechiel 38 (Kriegsvorbereitungen Gogs). Vor rund 2500 Jahren wurde dieser Marsch auf Jerusalem vorausgesagt. Unsere Zeit bringts ins Rollen. Ezechiel sagt sogar, wo dieser Marsch beginnt - nicht in Bern, doch lesen Sie bitte selber! Ich bin nun im 92. Lebensjahr. Ich war während dem Weltkrieg Unteroffizier und habe dann die Landnahme der Juden mit ihren Vor- und Nachgeschichten genau verfolgt. Jerusalem trägt mich weiterhin. ALOIS MÜLLER, Altdorf UR
Krasser Unterschied «idea Spektrum» Nr. 16 – Bild der Woche Vielen Dank für das Bild der Woche betreffend dem Protest gegen die Koran-Verteilaktion in Deutschland. Eigentlich müsste man die Verteilung des Korans begrüssen und die Leute ermuntern, diesen auch zu lesen. Denn je mehr Leute ihn gelesen haben, umso mehr wird der krasse Unterschied zur Bibel bekannt. Man weiss, dass in der Bibel steht: «Du
tens ein mitleidiges Lächeln hervor! «Eingeborener Sohn» – ja, diesen Begriff gibt es, zum Beispiel in Zusammenhang mit Zuwanderung und Zweitwohnungsbau. Aber Jesus Christus, ein Eingeborener? «Nicht verloren gehen» erinnert daran, dass es im Radio noch Vermisstmeldungen gibt … Das Beispiel ist einseitig und nicht ganz fair. Ich nenne es, weil ich selber in der Frage der richtigen Sprache übe und damit längst nicht fertig bin. Gegenüber (Noch-)Nichtchristen zitiere ich Bibeltexte nicht mehr wörtlich, sondern verwende konsequent die eigenen Worte – und finde es ausserordentlich herausfordernd! Lassen Sie sich auch herausfordern, damit mehr Menschen es hören: «Hey, Gott ist für uns und nicht gegen uns!» CHRISTOPH WYSS Der Autor ist Rechtsanwalt in Bern. Er präsidierte bis vor kurzem die Internationale Vereinigung Christlicher Geschäftsleute (IVCG). christoph.wyss@advobern.ch
sollst nicht töten.» Und zwar steht das mindestens 8-mal. Im Gegensatz dazu steht der Befehl zum Töten 27mal im Koran. Wer dies nicht als fundamentalen Unterschied sieht, muss blind sein. HANSRUEDI STUTZ, Dietlikon ZH
Die genaue Funktion «idea Spektrum» Nr. 16 – «Auch im Thurgau ist klar: Jesus ist auferstanden» Unter dem Foto mit Gottfried Locher sollte es wie folgt heissen: «Auferstehung ist das Herzstück: Pfr. Dr. Gottfried Locher, Präsident des Rates des SEK Schweizerischer Evangelischer Kirchenbund». – Was heisst «Kirchenratspräsident»? Das sind kantonale Funktionäre. In Zürich war es lange Zeit Pfr. Dr. h.c. Ruedi Reich. Im Kanton Bern heisst es Synodalratspräsident. Im Aargau heisst es wieder Kirchenratspräsident. HANS MÜLLER, Redaktion «Kirche und Volk», Matten bei Interlaken Anmerkung: Leser Hans Müller hat im Prinzip recht. «idea Spektrum» erlaubt sich aber wie viele andere Medien, auf Kurzformeln zurückzugreifen. Dies vor allem dann, wenn eine Umschreibung recht kompliziert ist und wenn nicht die Person, sondern deren Aussagen im Zentrum stehen.
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PODIUM Dieu en France Die Redensart «wie Gott in Frankreich leben» entstammt der Zeit der Französischen Revolution und gilt als Synonym für «herrlich und in Freuden leben». Nicht zufällig habe ich für diesen Beitrag unser Nachbarland zum Thema gemacht. Während ich diese Zeilen schreibe, lebe ich für vier Wochen in Südfrankreich, um meine Französischkenntnisse zu vertiefen. Hier beherrschen die Präsidentschaftswahlen die Schlagzeilen. Das ganze Land ist vom Sparzwang betroffen. Ganz Frankreich? Einer macht nicht mit: Präsident Sarkozy. Das Budget des Präsidenten war in Frankreich immer geheim. Sarkozy legte es nun als erster offen: In seinen 300 Quadratmeter grossen Privatgemächern müssen die Blumen immer frisch sein. Kosten pro Jahr: 280 000 Euro. Verreist Sarkozy privat, muss ihn ein leeres Flugzeug begleiten, um in dringenden Fällen sofort zurückfliegen zu können. Er hat 61 Dienstwagen, 2 Airbus-Maschinen und 6 Falcon-Jets, verfügt über 1 Mio. Euro jährlich für Getränke (Champagner etc.), beansprucht 1000 Angestellte, davon 44 Chauffeure und 87 Köche. Ein Präsidentenleben, das eher jenem eines Königs gleicht. Sicher aber kein Leben «wie Gott in Frankreich». Zu meinem Gott bete ich auch hier jeden Tag: «Du wohnst nicht in einem prunkvollen Palast. Du wohnst auch nicht in einem Tempel oder in einer Kirche (Apostelgeschichte 8,48). Du bist überall zugegen und begleitest dein Volk. Du bist bei mir, wohin ich auch gehe. Du hältst meine Hand. Du willst in unseren Menschenherzen wohnen. Du lebst seit Ostern mit und in uns durch deinen auferstandenen Sohn Jesus Christus und seit Pfingsten durch den uns gesandten Heiligen Geist. Hier in Frankreich, zu Hause in der Schweiz und überall: wann, wo und wie es auch sei.» MARIANNE STREIFF Die Autorin ist Nationalrätin der EVP und wohnt in Köniz. Bild: VBG
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TAG E SSC H AU
Trotz Niederlagen ein «geborener Sieger» sein VERTEIL-BROSCHÜRE Bei der kommenden Fussball-Europameisterschaft werden die Emotionen wieder hochgehen.
Hat auch der Glaube einen Platz im Sport? Ein neues Booklet möchte Sportler mit der Frohen Botschaft erreichen. Erst am Sonntag brachen in Basel einmal mehr alle Dämme: Der FC Basel konnte zum dritten Mal in Folge die Schweizer Meisterschaft feiern. Nicht selten nimmt die Sportbegeisterung geradezu religiöse Züge an. Hat der christliche Glaube auch in diesem hoch erfolgsorientierten Umfeld einen Platz? Manuel Rohner, Pfarrer und Sportseelsorger bei «Athletes in Action» (AiA), einem Arbeitszweig von Campus für Christus, hat da keinen Zweifel. Er glaubt an einen positiven Gott: «Man darf sich Erfolg wünschen, ob das im Beruf, im Alltag oder im Sport ist. Auch und gerade als Christ.» Die grosse Frage sei aber: «Was passiert, wenn der Erfolg ausbleibt? Wie geht man mit Niederlagen um, und woraus bezieht ein Sportler letztlich seinen Wert?» Auf diese Fragen könne der Glaube Antworten geben.
Impressum Idea Schweiz Herausgeber: Idea Information AG, 4410 Liestal Verwaltungsrat: Heiner Henny, Präsident; Sam Moser, Stellvertreter; Paul Beyeler, Hans Lendi, Hansjörg Leutwyler, Hanspeter Schmutz Ideelle Trägerschaft: Schweizerische Evangelische Allianz (SEA), Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG), Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) Redaktion: Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 44, Fax 031 819 71 60 E-Mail: redaktion@ideaschweiz.ch Internet: www.ideaschweiz.ch Chefredaktor: Andrea Vonlanthen Büro: Bahnhofstr. 65, 9320 Arbon Tel. 071 446 70 02, Fax 071 446 74 88 E-Mail: andrea.vonlanthen@ideaschweiz.ch Redaktor: Thomas Feuz Erweitertes Team: Esther Reutimann, Christian Bachmann, Mirjam Fisch-Köhler Praktikum: Christof Bauernfeind Kundenberatung Anzeigen: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 17, Fax 031 819 38 54 E-Mail: inserate@ideaschweiz.ch Aboservice: Jordi AG – das Medienhaus, Franziska Schüller, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 20, Fax 031 819 38 54 E-Mail: abo@ideaschweiz.ch Abopreise: Jahresabo Fr. 145.–, Seniorenabo Fr. 117.–, Halbjahresabo Fr. 77.–. Das Abo ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar. Konto: PC-Konto 40-788586-4 Idea Information AG, 4410 Liestal Layout/Druck/Versand: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp www.jordibelp.ch
Bilder: zvg
Woraus soll ein Sportler letztlich seinen Wert beziehen? «Born to Win» will Antworten geben.
10 000 Exemplare
Organisationen wie AiA oder «SrS pro Sportler» suchen immer wieder nach Wegen, die Frohe Botschaft der Welt des Sports näherzubringen. Zu diesem Zweck lanciert AiA nun die evangelistische Verteil-Broschüre «Born to Win». Darin nimmt sie typische Fragen und Erfahrungen im Alltag eines Sportlers auf. Training, Versagen, Disqualifikation, Sieg und Niederlage, all das wird gekonnt mit biblischen Aussagen und Prinzipien in Verbindung gebracht. Dabei helfen auch «Die
vier Punkte», mit denen «Campus Generation Ministry» seit Kurzem das Evangelium anschaulich auf einen kurzen Nenner bringt. Das Erscheinen des Booklets mit einer Auflage von 10 000 Exemplaren führt einen fast fünfjährigen Entwicklungs-Prozess zu einem guten Ende.
Gott der Bibel kennenlernen
«Wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis und überzeugt von unserem neuesten Produkt. Nun wollen wir Menschen im Sport damit in Berührung bringen, damit sie Gott persönlich kennenlernen!», freut sich Rohner. Mitte Februar wurden beim Fussballturnier für Kirchen, dem sogenannten «Church Cup», schon einmal 200 Exemplare verteilt. Hauptsächlich soll die Broschüre über die Anlässe von AiA, wie zum Beispiel den Sportcamps, zu den Menschen gelangen. Aber auch an Grossveranstaltungen, wie dem «Swiss Alpine Marathon» im
Juli, bei dem ein Gottesdienst abgehalten wird, soll «Born to Win» aufliegen. Einen Wermutstropfen gibt es natürlich: Wegen der verpassten Qualifikation der Schweiz für die Euro 2012 wird das Interesse daran hierzulande nicht besonders gross sein. Dementsprechend hat AiA auch keine Aktionen in der Schweiz geplant. Wer Interesse hat, kann die Broschüre aber kostenlos auf der Website bestellen. «Unser Wunsch ist es, dass Spitzen- und Breitensportler den Gott der Bibel kennenlernen dürfen. Wenn ‹Born to Win› dazu einen Beitrag leisten kann, wäre das wunderbar.» Natürlich hofft Manuel Rohner auch auf Feedbacks. In dem Booklets ist ein Antworttalon enthalten. Von den bisher 1000 verteilten Exemplaren sind bereits einzelne Rückmeldungen eingetroffen. CHRISTOF BAUERNFEIND www.athletes.ch
160 Jahre im Dienste der Bedürftigsten INTERSERVE Offene Herzen bei der Jubiläumsfeier: Die Missionsorganisation setzt im 161. Jahr ihres Bestehens auf die Arbeit von «Zeltmachern» und die nächste Generation. Stefan Peter, Leiter des Schweizer Zweigs von Interserve, erinnerte in seiner Jubiläumsansprache am letzten Samstag in Bern an die Anfangsjahre: Während der ersten 100 Jahre war die anfänglich englische Mission in Indien eine reine Frauenorganisation. «Benachteiligte Frauen und Kinder sind bis heute im Fokus unserer Tätigkeit», betonte er. Kerngedanke der Tätigkeit ist ein ganzheitliches Missionsverständnis. Interserve sendet Berufsleute aus, die Ausbildung, Arbeit und Evangelisation zusammenbringen, auch «Zeltmacher» genannt. Hand in Hand sollen biblische Werte vermittelt und christliche Gemeinden gestärkt werden.
Zum Beruf berufen
Der Wandel geht auch an Interserve nicht spurlos vorbei. «Die
Eine «runde Sache»: Familie Keller lanciert in Kambodscha das Eierprojekt «Impeggt».
Schwerpunkte haben sich verschoben», bestätigt Stefan Peter. Denn: «Seit einigen Jahren ist ‹Business as Mission› zu einem wichtigen Arbeitszweig geworden. Heute arbeiten über 800 Berufsleute, darunter 20 Schweizer, in ganz Asien und der Arabischen Welt.» Kurz- und Langzeitmitarbeiter
aus der Schweiz berichteten über ihre Tätigkeit in lokalen Organisationen und Geschäftsbetrieben. Der Schwerpunkt lag diesmal hauptsächlich bei Asien. David Keller berichtete von seinem Eierprojekt «Impeggt», mit dem er in Nordkambodscha Hühnereier aus der Region für die Region produzieren möchte. Die Arbeit geht weiter: Davon zeugen neue Kandidaten, die sich dem interessierten Publikum vorstellten. Im Jubiläumsjahr befasst sich Interserve unter dem Titel «Building the next Generation» mit der zukünftigen Ausrichtung der Missionstätigkeit. In praktisch allen Einsatzländern sind heute eigenständige Gemeinden vorhanden. THOMAS FEUZ www.interserve.org/ch/de idea Spektrum 18.2012
M i ssion g loba l
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Missionen profitieren von Punkten
BLog
SAMMELPUNKTE Viele sammeln Super- und Cumulus-Punkte. Andere wissen nicht
Essen – wirklich das Wichtigste?
wohin damit. Wie können Missionswerke diese Punkte für ihre Arbeit einsetzen? Schweizer Missionswerke entdecken eine neue Form der Unterstützung. Die Spenderinnen und Spender und die potenziellen Geber werden darauf aufmerksam gemacht, dass sie auch Coop-Superpunkte oder Cumulus-Punkte der Migros spenden können. Bei Coop können die gesammelten Punkte in Prämien und in speziellen Fällen in Gutscheine umgetauscht oder als Zahlungsmittel verwendet werden. Die Punkte bei der Migros werden automatisch in Gutscheine umgewandelt.
Vielfältige Möglichkeiten
Stellvertretend für verschiedene Missionswerke möchte ich die Verwendung dieser Punkte am Beispiel von Metro Ministries Schweiz und MEOS Svizzera aufzeigen. Mit den gespendeten Punkten kauft Metro Ministries
Die gute alte Briefmarke hat noch nicht ausgedient! Viele Missionswerke nehmen Briefmarken gerne entgegen: ausgeschnitten, mit 1 cm Rand, nicht abgelöst. Erkundigen Sie sich direkt bei den einzelnen Werken oder bei der Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM).
zum Beispiel Leintücher, Frotteetücher, Küchenmaterial und anderes mehr für ein Projekt in Rumänien. Bei einem unerwartet hohen Spendeneingang ist es
denkbar, dass die Punkte für die Arbeit im Schweizer Büro verwendet werden. Anders sieht es bei MEOS Svizzera aus. Bei diesem Werk werden die Punkte zur Entlastung der Betriebskosten am Sitz des Vereins verwendet. Darunter fallen alle Arten von Büromaterialien, Computerzubehör oder Material für den Unterhalt der Büroräumlichkeiten. Die Verwendung der Punkte kann jedoch noch vielfältiger sein und ist nur durch die Angebote der beiden Grossverteiler begrenzt. Die Superpunkte von Coop und die Cumulus-Punkte der Migros sind durchaus eine gute Ergänzung, um ein Missionswerk zu unterstützen.
«Wir haben heute extra früh gekocht, damit du bei uns essen kannst. Schliesslich bist du das erste Mal zu Besuch. Wir wollen, dass du lange bei uns bist. Dann essen wir halt schon um elf Uhr.» So etwa tönte es an jenem windigen, kalten Freitag, als ich endlich einmal diese Familie besuchte. Ein paar Stunden später war ich bei einer anderen Familie zu Besuch. Auch hier zum ersten Mal. Ich wollte nur schnell etwas für eine Kollegin vorbeibringen, danach war ich zum Abendessen eingeladen. Und auch hier wurde mir grosszügig aufgetischt. Meine Gastgeberin hätte mir gerne eine Mahlzeit serviert und nicht «nur» Tee und Früchte.
Urs staedeli
Meine Nachbarn und Bekannten sind sehr grosszügig, und es ist ihnen eine Ehre, mich und meine Gäste (aus dem Ausland) zum Essen einzuladen. Am besten gleich in den ersten Tagen ihres Aufenthalts bei mir. So bin ich herausgefordert, alle Einladungen im Ferienplan unterzubringen und meinen Einkauf sorgfältig zu planen. Aber wie heisst es im Lukas-Evangelium? «In demselben Hause aber bleibet und esset und trinket, denn der Arbeiter ist seines Lohnes wert.» So nehme ich diese Einladungen gerne an und hoffe, dass meine Gastgeber früher oder später das Brot des Lebens annehmen.
www.aem.ch
HiNTERgRUND
Mitarbeiter zum Blühen bringen MEMBER CARE Was gehört zum geistlichen Wachstum von Menschen? Was fördert den Prozess? An der achten Europäischen Member Care-Konsultation wurden Antworten gesucht. Einmal mehr war die Konsultation inhaltlich hochstehend und eine gute Plattform, um Beziehungen zu knüpfen und zu vertiefen. Die Arbeitsmitteln waren vertraut: Andachten, Vorträge, Kleingruppen, Workshops, Lobpreiszeiten. Jedoch gab es viel Überraschendes und Aussagen, denen vertieft nachgegangen werden muss.
Risiken im realen Dienst
Zum Wachstum von Menschen gehören auch Enttäuschungen, Leiden, das Verarbeiten von traumatischen Erlebnissen. Welche Theologie trägt in solchen Situationen und bringt nicht noch mehr Druck durch verschobene Bilder, was Erfolg bedeutet? Annemie Grosshauser von Member Care Deutschland sprach über die Realität von posttraumatischem Wachstum. Verbunden damit ist die Frage der Risiken, die in der interkulturellen Arbeit real sind, da sich Situationen über Nacht verändern können. Diese Frage war ebenfalls Thema eines Referates. Durch den Film «Des Hommes et des Dieus» (Von Menschen und Göttern) wurde das Thema durch die wahre Geschichte der sieben Trappistenmönche aufgegriffen, die 1996 in Algerien ermordet wurden. idea Spektrum 18.2012
Der Film zeigt die Zerrissenheit der Mönche in der Frage, ob sie ihr Dorf verlassen sollen oder nicht, und wie sie zu einer Entscheidung kommen.
Vorbereitung bleibt wichtig
Ich persönlich nehme zwei Dinge aus der Konferenz mit: Krisen werden kommen. Es ist wichtig, darauf vorbereitet zu sein – durch Schulung, Vorbereitung der Mitarbeiter, Ablaufszenarien, einen funktionierenden Krisenstab, Vernetzung mit anderen Werken, Pressearbeit und so weiter. In all dem wissen wir aber, dass es letztlich Gottes Mission ist. Die Verbindung mit Gott, eine wachsende tiefe Beziehung mit ihm und eine lebensfördernde Spiritualität gehören genauso dazu. Es ist kein Entweder– Oder: entweder professionell vorbereitet sein oder Gott in allem vertrauen. Beides gehört zusammen, damit die Mitarbeiter im interkulturellen Dienst ihre Berufung leben können. regUla ZUrschmiede
www.aem.ch
Alles eine Frage der Planung
Was lief da mit den Schuhen?
Wir sollen keine zweite Tunika oder Sandalen mitnehmen, heisst es im Zusammenhang mit dem oben zitierten Vers. Ob zurzeit von Jesus wohl auch schon überall Schuhe herumlagen, von denen man sich ein Ersatzpaar zusammenstellen konnte? Ich frage mich wirklich, weshalb einzelne Schuhe den Strassenrand zieren. Vielleicht wurden sie einfach von wilden Hunden verschleppt. Die gibt es hier wie Sand am Meer. Oder waren lauter Aschenputtels unterwegs, die den einen Schuh verloren haben? Wenn jemand eine bessere Antwort zum Schuhproblem kennt: Teilt sie mir doch via Redaktion mit! Amira (arbeitet in der Arabischen Welt)
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I NSE R AT E
TOP-INTERNET
2012
Ferien | Mission
MAI 2012 Traktate für alle Jahreszeiten www.christliche-schriften.ch
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12. Mai, 10 bis 16 Uhr, Wycliffe transparent, Infotag bei Wycliffe in Biel de.wycliffe.ch/transparent
23.01.12 13:58
JUNI 2012
DIE MEISTER
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Fünf starke Partner: idea Spektrum 18.2012
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Das Bild der Woche DIE KIRCHE AUS DEM KOFFER KOMMT AUS SCHLESIEN Eine ungewöhnliche Idee hat der ökumenische Verein „Andere Zeiten“ (Hamburg) mit einem „Missionspreis“ ausgezeichnet: die Kofferkirche des evangelischen Kirchenkreises Niederschlesische Oberlausitz (am östlichen Rand des Freistaates Sachsen). Sie enthält alles, was für einen Kindergottesdienst benötigt wird: eine Kinderbibel, Holzkreuz, Kerze, Tücher in liturgischen Farben, das Friedenskreuz, ein Handbuch über das Kirchenjahr, eine CD mit den Liedern und einen Klangstab. Der Koffer soll ehrenamtliche Mitarbeiter der Kirche im äußersten Osten Deutschlands in die Lage versetzen, an jedem Ort Kindern den christlichen Glauben zu vermitteln. Auch für den Besuch in Familien, am Krankenbett oder in den kirchlichen Kindereinrichtungen sei die „Kofferkirche“ geeignet, meint die „Erfinderin“, Anette Fünfstück (Vierkirchen bei Görlitz). 24 Gemeinden aus dem Kirchenkreis sind bereits mit dem Koffer ausgestattet. Fünfstück hofft, dass die „Kofferkirche“ künftig auch in den 22 Kindertagesstätten von Kirche und Diakonie in dem schlesischen Kirchenkreis eingesetzt wird. Weitere Informationen: www.kkvsol.net, www.anderezeiten.de 18.2012
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Neuwahl: Ober-Pirat lebt „polyamant“ PIRATENPARTEI Der neue politische Geschäftsführer bekennt sich zu Liebesbeziehungen zu mehreren Personen.
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rgendwie anders, etwas verrückt und skurril – so wirkt die Piratenpartei auf ihre Beobachter. Genauso schillernd ist der auf dem Bundesparteitag am 29. April in Neumünster neu gewählte politische Geschäftsführer, Johannes Ponader (Berlin). Der 35-Jährige, der 74,4 % der Delegiertenstimmen auf sich vereinen konnte, bezeichnet sich selbst als „Gesellschaftskünstler“. Er verdient sein Geld als freischaffender Autor, Schauspieler und Regisseur. Ponader, der nach eigenen Angaben Mitglied der evangelischen Berliner Landeskirche ist, bezeichnet sich als „polyamant“. Unter Polyamorie versteht man das Zusammenleben mit mehreren Partnern bzw. Partnerinnen. Über seine näheren Lebensumstände wollte Ponader auf Anfrage von idea allerdings keine Angaben machen. Der Generalsekretär des evangelischen Fachverbandes für Sexualethik und Seelsorge „Weißes Kreuz“, Rolf Trauernicht (Ahnatal bei Kassel), erläuterte die Lebensweise: „Weltanschaulich stellt das polyamore Konzept die Vorstellung infrage, dass Zweierbeziehungen die einzig erstrebenswerte, beste oder mögliche Form des Zusammenlebens darstellen. Es bejaht, dass ein Mensch mit mehreren Personen zur gleichen Zeit glückliche Liebesbeziehungen unterhalten kann. Teilweise schließen solche Partnerschaften mehrere Generationen ein.“
Weißes Kreuz: „Piratenpartei will Ehe abschaffen“ Nach Schätzungen leben bis zu 6.000 Menschen in Deutschland polyamant. Trauernicht wundert der Lebensstil Ponaders nicht: „Die Piratenpartei verfolgt ohnehin das Ziel, die Ehe abzuschaffen und alternativen Lebensformen mehr Raum zu geben. Ihr Grundsatzpapier zur ‚Geschlechter- und Familienpolitik‘ ist absurd und geradezu antibiblisch.“ Insofern sei es nur bezeichnend, dass der Geschäftsführer diesen Lebenswandel für sich gewählt habe. Un-
Geschäftsführer Johannes Ponader
ter anderem lehnt die Piratenpartei die Erfassung des Merkmals „Geschlecht“ durch staatliche Behörden ab. Sie fordert die Aufhebung des Inzestverbots und die vollständige rechtliche Gleichstellung von Ehe und eingetragener Partnerschaft.
Kontrast: Der neue Vorsitzende ist katholisch Ein Kontrastprogramm zu Ponader liefert der neue Bundesvorsitzende der Piratenpartei, Bernd Schlömer (Hamburg). Der 41-jährige Beamte ist Regierungsdirektor im Verteidigungsministerium und kümmert sich dort um Verwaltung der beiden Hochschulen der Bundeswehr. Der laut Nordwest-Zeitung (Oldenburg) „überzeugte Katholik“ absolvierte sein Abitur am Meppener Gymnasium Marianum, einer Privatschule in Trägerschaft der Schulstiftung des Bistums Osnabrück. Schlömer ist verheiratet und hat zwei Kinder. P
b www.piratenpartei.de
Kirchenmusiker: Singen erzeugt Glücksgefühle und Toleranz MUSIK & GESUNDHEIT Singen fördert die Gesundheit und verhilft zu sozialem Verhalten.
Foto: ddp images/dapd/Clemens Bilan
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iese Überzeugung äußerte der Leiter des Evangelischen Zentrums für Gottesdienst und Kirchenmusik, Jochen Arnold (Hildesheim) in einem Vortrag an der Hochschule für Musik in Herford. Laut Arnold ist das Hormon Oxytocin dafür verantwortlich, dass beim Singen Glücksgefühle entstehen: „Bereits nach einer einzigen Gesangsstunde konnten schwedische Wissenschaftler einen deutlichen Zuwachs dieses Hormons im Vergleich zu anderen Testpersonen nachweisen.“ Auch Serotonin, „der klassische Stimmungs18.2012
aufheller für Depressive“, werde bei singenden Menschen in dreifacher Menge ausgeschüttet wie bei nicht singenden Menschen. Arnold zufolge hat Musik eine integrierende Kraft. Beim gemeinsamen Musizieren fänden Menschen unterschiedlicher Herkunft und Frömmigkeit, aber auch unterschiedlichen Alters und Milieus zusammen: „Geistliches Singen und Spielen ist ein Angebot, durch das Gottes Geist Menschen zueinander finden lässt, die oft kaum etwas miteinander gemeinsam haben.“ Kirchenmusik könne vielen, denen
Kirche und christlicher Glaube fremd geworden seien, eine neue religiöse Heimat geben. Zur stilistischen Vielfalt stellt er fest: „Vom meditativen Choral bis zum abgefahrenen Rap: Es gibt keinen Musikstil, der unantastbar oder völlig ungeeignet für den kirchlichen Gebrauch wäre.“ Arnold berichtete, dass an musikbetonten Schulen nur halb so viele Schüler ausgegrenzt würden wie an anderen Schulen. Musikunterricht fördere die Teamfähigkeit, die emotionale Stabilität und gegenseitige Toleranz. P
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Das christliche Rundfunkangebot wird größer DIGITALISIERUNG Bibel TV kann bald auch Hörfunk senden. Die Reaktionen anderer Werke sind geteilt.
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ie christliche Rundfunklandschaft in Deutschland weitet sich aus. Hörer und Zuschauer haben die Wahl unter immer mehr weitgehend spendenfinanzierten Programmen. Zu den Hauptanbietern zählen das evangelische Werk ERF Medien (früher: Evangeliums-Rundfunk) in Wetzlar (Mittelhessen), das überkonfessionelle Bibel TV (Hamburg), der adventistische Kanal Hope Channel (Stimme der Hoffnung) in Alsbach-Hähnlein bei Darmstadt sowie die katholischen Sender EWTN (Eternal World Television Network) mit Sitz in Bonn, das Domradio im Raum Köln sowie Radio Horeb (Immenstadt/ Allgäu).
Neu: Hörfunk von Bibel TV Sie senden über Internet und digitalen Satelliten, teilweise auch über Kabel, UKW und die digitalen Antennennetze DVB-T (Fernsehen) und DAB+ (Radio). Ab Juli hat
der seit knapp 10 Jahren bestehende Fernsehsender Bibel TV die Möglichkeit, auch Hörfunk anzubieten. Eine 10-jährige Lizenz für die Henning Röhl Ausstrahlung über DAB+ und Internet hat die Kommission für Zulassung und Aufsicht der Medienanstalten (ZAK) erteilt.
Röhl: Das Evangelium muss auf allen Wegen verbreitet werden Wie Bibel-TV-Geschäftsführer Henning Röhl dazu mitteilt, überlege man, eine Reihe von Fernsehinhalten wie Talkshows, Vorträge und Musiksendungen auch im Radio zu verbreiten. Man wolle nichts überstürzen und „niemandem Konkurrenz machen“. Röhl: „Das Evangelium muss auf allen Wegen verbreitet werden – über das
Ausrichtung
040 4450660 www.bibeltv.de
01803 463368 64 www.hopechannel.de w
Reichweite
evangelisch
TV, Radio
mehrere Hunderttausend (laut Pressestelle)
überkonfessionell
TV, künftig auch Radio
300.000 täglich (Schätzung)
Christian Vogel
Fernsehen, über das Internet und, wenn möglich, auch über das Radio.“
ERF Medien: Kein Kommentar Bedeckt reagiert ERF Medien auf die Möglichkeit von „Radio Bibel TV“. Man habe die Nachricht zur Kenntnis genommen, nehme dazu aber vorerst nicht Stellung, teilte Pressesprecher Michael vom Ende idea auf Anfrage mit. ERF Medien hat in Deutschland 3 Radiokanäle ERF Plus, ERF Pop und Crosschannel.de. Ferner unterhält es seit 2009 den eigenen Fernsehkanal ERF 1.
Der ERF war einst bei Bibel TV mit zwei Sendestunden vertreten Zuvor war der ERF zwei Jahre lang mit einem 2-stündigen Sendeblock bei Bibel TV vertreten. Zur Trennung kam es unter anderem, weil Zuschauer vermehrt an Bibel TV spendeten statt dem ERF. Das Werk ist besonders mit der Deutschen Evangelischen Allianz verbunden.
Adventisten: Wir freuen uns adventistisch
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Radio
100.000 täglich (Schätzung)
08323-9675110 www.radio-horeb.de
katholisch
Radio
keine Angaben
Der Radio-Chefredakteur von „Stimme der Hoffnung“, Christian Vogel (AlsbachHähnlein), freut sich, dass mit „Radio Bibel TV“ das Angebot noch breiter wird. Es tue der Gesellschaft gut, wenn mehr christliches Gedankengut verbreitet werde, sagte Vogel idea. Finanziell mache er sich keine Sorgen. Das Potenzial der Spender sei groß genug; jeder Sender habe seine spezifische Zielgruppe. Die „Stimme der Hoffnung“ und Hope Channel senden über digitalen Satellit und Internet. Die Siebenten-Tags-Adventisten gehören in Deutschland als Gastmitglied zur Vereinigung Evangelischer Freikirchen. P
Foto: PR/ERF
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Michael vom Ende
18.2012
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Kirchlicher Sportbeauftragter: Die Fußball-EM nicht boykottieren
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n Deutschland mehren sich Forderungen, dass Politiker während der Fußball-Europameisterschaft vom 8. Juni bis 1. Juli nicht in die Ukraine reisen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) erwägt, die Spiele des deutschen Teams in der Ukraine zu boykottieren, um dadurch gegen die Haftbedingungen der Bürgerrechtlerin und Ex-Ministerpräsidentin Julia Timoschenko zu protestieren. Ende April hatte Bundespräsident Joachim Gauck eine Reise in die Ukraine abgesagt. Auch der EKD-Sportbeauftragte, Prälat Bernhard Felmberg (Berlin), hält einen Verzicht auf Politikerreisen für möglich, um zu zeigen, dass Menschenrechtsverletzungen nicht akzeptiert werden.
Gaucks Absage: ein Signal Er rät allerdings von einem Boykott der Spielorte in der Ukraine ab, sagte er dem epd. Der Bischof der Deutschen Evange-
Ukraine 45 Millionen Bürger Orthodoxe 60 % Katholiken 11 % Muslime 4% Protestanten 3 %
Timoschenko
lisch-Lutherischen Kirche in der Ukraine, der aus Bayern stammende Pfarrer Uland Spahlinger (Odessa), bezeichnete Gaucks Absage der geplanten Ukraine-Reise als Signal, dass Deutschland sich nicht nur diplomatisch, sondern auch öffentlich für die Gültigkeit der Menschenrechte einsetze. Dies solle auch während der Spiele sichtbar werden. Gerade in Charkow, wo das deutsche Team am 13. Juni ein Vorrundenspiel gegen die Niederlande austragen wird, bestehe eine gute Möglichkeit, sich über die Verhältnisse in der Ukraine zu informieren. Dort ist Timoschenko in Haft. Die deutsche lutherische Kirche besteht aus 30 Gemeinden.
POLEN
FUSSBALL-EM Das große Interesse nutzen, um auf Menschenrechtsverletzungen hinzuweisen. RUSSLAND
KIEW HAUPTSTADT
Charkow
UKRAINE
Baptisten wünschen Solidarität Auch der Präsident der Europäischen Baptistischen Förderation, Hans Guderian (Berlin), plädiert dafür, während der Fußball-EM alle Kontakte zu Einheimischen zu nutzen, um für die uneingeschränkte Geltung der Menschenrechte zu werben. Mehrere ukrainische Parlamentarier, die Mitglieder von baptistischen Gemeinden sind, hätten um internationale Solidarität gebeten, um eine menschenwürdige Behandlung Timoschenkos zu gewährleisten. Anlass für die Diskussion ist die Verurtei-
Julia Timoschenko im Gefängnis
lung Julia Timoschenkos zu sieben Jahren Gefängnis mit der Begründung, während ihrer Regierungszeit von 2007 bis 2010 sei es zu Unregelmäßigkeiten gekommen. Die kranke Politikerin befindet sich im Hungerstreik, um eine angemessene medizinische Betreuung zu erhalten. Außer Timoschenko sind rund ein Dutzend ihrer ehemaligen Gefolgsleute inhaftiert. P
Evangelikale distanzieren sich von einer Koran-Verbrennung WELTWEITE EVANGELISCHE ALLIANZ US-Prediger Terry Jones repräsentiert niemanden außer sich selbst.
Foto: Timoschenko/Jones/picture alliance; Gefängnis/dapd
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er umstrittene US-Prediger Terry Jones hat erneut Koran-Exemplare verbrannt. Er wollte damit gegen die Inhaftierung des 35-jährigen iranischen Pastors Youcef Nadarkhani protestieren, der nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen wegen „Abfalls vom Islam“ und „Verbreitung nicht-islamischer Lehren“ zum Tode verurteilt ist. Vergeblich hatten führende Vertreter der Weltweiten Evangelischen Allianz versucht, den 60-jährigen Pastor von seinem Vorhaben abzubringen. Jones blieb dabei und entzündete am 28. April in Anwesenheit von etwa 20 Mitgliedern seiner extrem pfingstkirchlichen Gemeinde 18.2012
Dove World Outreach Center (Taube-Weltmissionszentrum) in Gainesville (Bundesstaat Florida) mehrere Koran-Exemplare. Jones hatte bereits im letzten Jahr ein Koran-Exemplar verbrannt. Daraufhin gab es blutige Unruhen in muslimischen Ländern. Der Generalsekretär der Weltweiten Evangelischen Allianz, Geoff Tunnicliffe (New York), erklärte nach der jüngsten Aktion, das Verbrennen Heiliger Schriften sei „falsch und ungerechtfertigt“. Es kränke Muslime und spiegele nicht den Geist Jesu Christi wider. Tunnicliffe appellierte an islamische Führungskräfte, zur Kenntnis zu nehmen, dass Jones die Christen nicht
Jones vor seiner Kirche in Florida
repräsentiere: „Er handelt dem Aufruf Jesu zuwider, alle Menschen zu lieben. Solche Gewalt schadet uns allen.“ Die Allianz repräsentiert rund 600 Millionen Evangelikale. P
b www.worldea.org
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Ein guter Zahnarzt ist auch ein Seelsorger MEDIZIN Zahnärzte sind mehr als „Mechaniker im Mund“. Zunehmend sind auch ihre seelsorgerlichen Fähigkeiten gefragt.
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as berichteten Leitungsmitglieder der Fachgruppe Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Akademiker-SMD (Studentenmission in Deutschland) idea. Rund 50 Christen aus der Dentalbranche trafen sich zu ihrer Jahrestagung in Marburg. Die Zahnärzte Joachim Kauffmann und Thomas Schünemann berichteten, dass Kiefer- und Gesichtsschmerzen als Folge von Stress deutlich zugenommen hätten. Er äußere sich etwa durch Muskelverspannungen, nächtliches Zähneknirschen oder Tinnitus (ständige Geräusche im Ohr). Deshalb sei es wichtig, mit den Patienten intensiv über ihre Lebensumstände zu sprechen, um die Ursachen der Beschwerden zu ergründen. Schünemann: „Deshalb muss heute ein guter Zahnarzt auch ein guter Psychologe und Seelsorger sein.“ Es gehe darum, den ganzen Menschen mit seiner Lebenssituation zu sehen.
Zähneknirschen in der Bibel Kauffmann verwies darauf, dass Zähneknirschen als Ausdruck von Aggression und Stress an mehreren Stellen der Bibel vorkommt. So heißt es in Psalm 37,12: „Der Gottlose droht dem Gerechten und knirscht mit seinen Zähnen wider ihn.“ Dem Zahnarzt zufolge suchen manche Patienten gezielt einen Christen auf, weil sie sich von ihm Trost und Ermutigung erhofften. Mitglieder der SMD-Fachgruppe beteiligen sich an Einsätzen in Afrika, Lateinamerika und Asien, um Notleidenden zahnmedizinische Hilfe zu leisten. Die Teilnehmer investieren dafür drei Wochen ihres Urlaubs. 2001 hatten fünf Zahnmediziner die Gruppe gegründet. Sie hat heute Kontakt zu 230 Selbstständigen und Beschäftigten in der Dentalbranche. P
b www.smd.org
Eine „wilde Ehe“ erhöht das Scheidungsrisiko UMFRAGEN Wer mit dem Zusammenleben wartet, ist im Vorteil.
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ass Paare vor der Ehe ohne Trauschein ben, später weniger zufrieden mit ihrer Ehe zusammenleben, ist heute fast zur seien und sich eher wieder scheiden ließen. Norm geworden. Christen, die aus Glaubensgründen auf Sex vor der Ehe verzich- In die Ehe „gleiten“? ten, gelten als Außenseiter. Man müsse Dies lasse sich nicht allein mit individudoch „ausprobieren“, ob man zusammen- ellen Faktoren wie Religion, Bildung oder passe, lautet ein häufig vorgebrachtes Ar- politischer Einstellung erklären; vielmehr gument. Nur so könne man einer späteren lägen die Ursachen auch im ZusammenScheidung vorbeugen. Doch weit gefehlt: leben selbst. Es führe beispielsweise daDie Realität sieht anders aus, schreibt die zu, ohne bewusste Entscheidung in eine US-Psychologin Meg Jay in der New York Ehe zu „gleiten“. Dies mache es aber viel Times. Nach Erkenntnissen der an der Uni- schmerzhafter und schwieriger, sich später versität von Virginia (Charlottesville) tätigen wieder aus der festen Beziehung zu lösen. Wissenschaftlerin erhöht das Zusammenle- Neueste Forschungsergebnisse ließen daben sogar das Scheidungsrisiko. Nach ihren rauf schließen, dass ein Zusammenleben Angaben ist die Zahl der „wilohne Trauschein ein höheres den“ Ehen in den vergange- Zusammenleben in Risiko für das Scheitern in den USA in Millionen nen 50 Jahren enorm gewachsich trage als eine feste Besen. Doch Umfragen hätten ziehung. P 1960 2012 gezeigt, dass Paare, die schon vor der Ehe: 0,45 7,5 vor der Trauung zusammenleb www.drmegjay.com
NOTIERT Vertrag: Schweizer und deutsche Kirchen rücken enger zusammen Die evangelischen Kirchen in Deutschland und der Schweiz wollen grenzüberschreitend zusammenarbeiten. Dies betrifft vor allem theologische und ethische Themen sowie Fragen des kirchlichen Lebens. Einen entsprechenden Partnerschaftsvertrag vereinbarten der EKD-Ratsvorsitzende, Präses Nikolaus Schneider (Düsseldorf), und der Präsident des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes, Gottfried Locher (Bern), in Hannover. Die Leitungsgremien beider Kirchen müssen dem Entwurf noch zustimmen. Ferner plädierten Schneider und Locher dafür, dass sich Schweizer Pfarrer auf die rund 30 EKD-Stellen im Ausland bewerben können und deutsche Pfarrer auf Gemeindepfarrstellen in der Schweiz. Bewerbungen Schweizer Pfarrer in deutschen Gemeinden seien jedoch nicht möglich, hieß es nach dem Treffen. In Deutschland hätten Pfarrer einen beamtenähnlichen Status.
Atheisten: Aktion „Schmutz gegen Schmutz“ landet einen Flop Einen Flop haben Atheisten an der Universität von San Antonio (US-Bundesstaat Texas) mit ihrer Tauschaktion „Schmutz gegen Schmutz“ gelandet. Sie boten Kommilitonen an, heilige Bücher wie die Bibel, den Koran oder die Thora gegen Pornohefte einzutauschen. Doch nur etwa 30 Studenten zeigten Interesse. Fünf Bibeln, eine islamische Enzyklopädie und ein Koran wurden bei der zweitägigen Aktion eingetauscht. Die Organisation „Atheistische Agenda“ blieb auf dem Pornomaterial weitgehend sitzen. Es gehe nicht darum, Pornografie zu verbreiten, stellte Kyle Bush von der Atheistischen Agenda klar. Vielmehr wolle man für den Atheismus werben. Religiöse Texte seien ebenso „obszön“ wie Pornografie; sie enthielten etwa Schilderungen von Kindermord, Völkermord und Gewalt sowie frauenfeindliche Aussagen. Die jährliche Kampagne wurde erstmals 2008 durchgeführt; seither hat sie stetig an Anziehungskraft verloren. In der Vergangenheit hatten Christen noch Gegendemonstrationen gestartet. 18.2012
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Barack Obama
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Mitt Romney
USA: Wie der Glaube Wahlen beeinflusst WAHLKAMPF Der Mormone Romney punktet bei sehr Religiösen, der Christ Obama bei weniger Religiösen.
I
m US-Präsidentschaftswahlkampf haben sich die Umfragewerte zwischen Amtsinhaber Barack Obama und seinem wahrscheinlichen Herausforderer, dem Republikaner Mitt Romney genähert. Nach einer aktuellen Gallup-Umfrage würden 49 % für den reformierten Christen Obama und 43 % für den Mormonen Romney stimmen. Doch spielt im Wählerverhalten der USAmerikaner die Religion eine große Rolle. Aufgrund der Ergebnisse der Umfrage vom 19. bis 23. April lässt sich generell sagen: Je religiöser die Wahlberechtigten sind, desto mehr neigen sie Romney zu. Er erhielt bei den „sehr religiösen“ Befragten 54 % Zustimmung, Obama 37 %. Hingegen votieren die gemäßigt Religiösen mehrheitlich für Obama (54 %), während Romney 40 % erreicht. Noch deutlicher ist der Abstand bei den Nicht-Religiösen: 61 % für Obama,
30 % für Romney. Der Rest ist unentschieden oder bevorzugt andere Bewerber. Als „sehr religiös“ definiert das Gallup-Institut Personen, bei denen der Glaube im Alltag eine wichtige Rolle spielt und die mindestens einmal pro Woche eine Kirche, Synagoge oder Moschee besuchen. Sie stellen 41 % der registrierten Wähler.
Fotos: picture alliance
Für Obama Für Romney 49 % 43 % 43 % 48 % 51 % 45 % 37 % 54 % 61 % 30 %
Gesundheitspolitik an 1. Stelle
Bei den Protestanten liegt Romney mit 48 % vor Obama (43 %). Eine knappe Mehrheit der Katholiken (51 %) votiert für den Präsidenten; 45 % sind für den Republikaner. Bei den nicht konfessionell gebundenen Wählern hat Obama eine gute Zweidrittelmehrheit (67 %); hinter Romney steht in der Gruppe nicht einmal jeder Vierte (23 %). Bei den Evangelikalen führt der Mormone mit 54 % vor Obama mit 35 %.
Welche politischen Themen sind den USAmerikanern wichtig? 74 % nennen die Gesundheits-, 62 % die Steuer- und 54 % die Beschäftigungspolitik. Das geht aus einer Umfrage des Barna-Instituts hervor. Ethische Themen, die engagierten Christen wichtig sind, rangieren in der gesamten Wählerschaft relativ weit hinten. P
Im Gottesdienst verhaftet
18.2012
Alle: Protestanten: Katholiken: Sehr Religiöse: Nicht Religiöse:
Protestanten für Mormonen
DIE GEFANGENEN DES MONATS: 5 CHRISTEN AUS LAOS
Fünf Christen in Laos haben die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) und idea als „Gefangene des Monats Mai“ benannt und zur Unterstützung für sie aufgerufen. Von den Inhaftierten ist jeweils nur ein Name bekannt: Die drei Frauen Alee, Poon und Narm sowie die beiden Männer Phosee und Viengsai wurden am 25. März während eines Gottesdienstes im Süden des Landes verhaftet. Sie hatten sich in der Ortschaft Boukham in der Provinz Savannakhet versammelt. Dort treffen sich evangelische Christen außerhalb der staatlich kontrollierten Kirche in Privat-
Umfrage zur Wahl am 6. November
häusern, was nicht erlaubt ist. Die IGFM und idea rufen dazu auf, sich in Briefen an den laotischen Staatspräsidenten Choummaly Sayasone dafür einzusetzen, dass die Christen umgehend freigelassen werden, denn in der Verfassung sei Religionsfreiheit garantiert. Trotzdem gehen die Behörden in der kommunistischen Volksrepublik vor allem gegen Mitglieder von evangelikalen Hausgemeinden vor, weil sie sich nicht kontrollieren lassen wollen. Von den rund 6,8 Millionen Einwohnern des Landes sind 61 % Buddhisten, 31 % Anhänger von Stammesreligionen, 3 % Christen und 1 % Muslime. P
b www.gallup.com • www.barna.org
CHINA VIETNAM
L AOS VIENTIANE HAUPTSTADT
Provinz Savannakhet
THAILAND Hier kann man protestieren: S.E. Staatspräsident Choummaly Sayasone via Botschaft der Demokratischen Volksrepublik Laos • Route de Colovrex 14 • CH-1218 Le GrandSaconnex • laomission_geneva@bluewin.ch
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G A S T KOM M E N TA R
In den Kirchen wird gegen Massenschlachthöfe von Hühnern protestiert, aber das Thema Abtreibung kaum noch erwähnt. Dr. theol. Sebastian Moll (31) ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Kirchen- und Dogmengeschichte der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Uni Mainz. Sein Buch „Jesus war kein Vegetarier“ hat für viel Wirbel gesorgt.
Zählen Hühner mehr als ungeborene Kinder? Liebe Leserin, lieber Leser,
Der entscheidende Denkfehler
Gutmenschen setzen sich für den Erhalt der Schöpfung ein. Vielleicht nicht unbedingt für Zecken oder Streptokokken, aber doch für flauschige Kaninchen und grüne Bäume. So ähnlich muss auch der hannoversche Landesbischof Ralf Meister gedacht haben, als er im Rahmen des „Ökumenischen Kreuzweges der Schöpfung“ gegen die exzessive Hühnermast protestierte. Sicherlich stellen viele moderne Tierzuchtmethoden eine Perversion des von Gott geplanten Mensch-Tier-Verhältnisses dar – und es ist gut und richtig, wenn sich die Kirche dagegen ausspricht. Gleichzeitig verwundert es aber doch, warum evangelische Würdenträger beim Erhalt der Schöpfung anscheinend heute oft zuerst an die Tiere denken. Warum traut sich kaum einer von ihnen, beim jährlich stattfindenden „Marsch für das Leben“ in Berlin mit aufzutreten, bei dem der jedes Jahr über 100.000 im Mutterleib getöteten Kinder in Deutschland gedacht wird? Warum war auch bei der gerade zu Ende gegangenen kirchlichen „Woche für das Leben“ kaum noch von Abtreibung die Rede, obwohl man diese Veranstaltungsreihe vor fast 20 Jahren initiiert hatte, um auf dieses Unrecht immer wieder aufmerksam zu machen?
Doch liegt genau in dieser Gleichsetzung der entscheidende Denkfehler: Rassismus und Sexismus sind ja nicht deswegen verwerflich, weil sie auf biologische Unterschiede hinweisen, sondern, weil ihre Schlussfolgerungen falsch sind! Wir empfi nden es als sexistisch, wenn Frauen das Recht auf Bildung oder gesellschaftliche Teilnahme vorenthalten wird – aber niemand hält es für verwerflich, wenn wir Männer und Frauen (etwa beim Fußball) in verschiedene Mannschaften stecken, da sich ihre sportliche Leistungsfähigkeit offensichtlich deutlich unterscheidet. Wo also Unterschiede bestehen, ist es auch sinnvoll, sie entsprechend geltend zu machen. Sicherlich verdienen Tiere jenen Respekt, den uns die Ehrfurcht vor allem Leben gebietet. Aber auf die Idee, Tieren das Wahlrecht zuzusprechen, ist (zumindest bisher) zum Glück noch niemand gekommen.
Sind Tiere die besseren Menschen? Die Volksweisheit, dass Tiere angeblich die besseren Menschen seien, gewinnt auch in akademischen Kreisen mehr und mehr an Zustimmung. Einige Philosophen behaupten mittlerweile sogar, das Überlegenheitsgefühl der Menschen gegenüber den Tieren sei letztlich nichts anderes, als wenn sich Weiße gegenüber Schwarzen oder Männer gegenüber Frauen überheblich zeigten. Mit einem derartigen Vorwurf lässt sich ohne Zweifel Eindruck schinden: Wer möchte schon gern mit Rassisten und Sexisten in eine Ecke gestellt werden?
Umwelt – das sind auch die Nachbarn! Jenseits aller Lächerlichkeiten liegt in solchen Gedanken aber auch eine ernsthafte Gefahr: Wer die Schöpfung nur noch in Form der sogenannten Umwelt wahrnimmt – aber nicht mehr in Gestalt des Menschen –, der verliert den Glauben an seinen Schöpfer! Und letztlich kommt ihm auch der Glaube an sich selbst abhanden. Wäre es daher so abwegig, hier eine der Ursachen für die immer weiter um sich greifende Depression unserer Gesellschaft zu sehen? Auch wenn es manchmal schwerfällt zu glauben: Wir Menschen haben die Verheißung, das Licht der Welt zu sein. Vielleicht sollten wir beim Stichwort Umwelt künftig einfach mal an unsere unmittelbare Umwelt denken: an unsere Nachbarn.
Es grüßt Sie herzlich Ihr 18.2012
P RO & KON T R A
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Sollte man im „Ruhestand“ ruhen? DEMOGRAFIE Über 20 % der deutschen Bevölkerung (Schweiz/Österreich: 17 %) sind 65 Jahre und älter – Tendenz steigend: 2050 liegen die Zahlen bei 30 %. Die Dauer des „Ruhestands“ nimmt gleichzeitig zu. Experten fordern daher, die „Lebensarbeitszeit“ zu verlängern. Andere meinen, schon jetzt sollte man sich im Ruhestand für das Gemeinwohl einsetzen.
Lasst die jungen Leute ran! Gott hat die Welt auch erschaffen, dass wir sie genießen.
PRO
Die Arbeit ist für den Menschen da – nicht der Mensch für die Arbeit. Wo steht denn geschrieben, dass man schuften soll „bis zum Schluss“? Nein: Gott hat diese Welt auch dazu erschaffen, dass wir sie genießen – zumal dann, wenn man sich jahrzehntelang eingebracht hat. Wann – wenn nicht im Alter – sollte man Gottes Schöpfung dankbar und freudig „er-leben“? Es geht ja nicht nur um den „Rentner“ allein. Es geht auch um meine Frau, für die ich endlich da sein kann – nachdem sie über lange Jahre immer zurückstecken musste. Ich kann meine Erfahrungen an meine Kinder und – vor allem – Enkel weitergeben, ihnen die mir so wichtigen christlichen Werte bewusst vermitteln und buchstäblich „vor-leben“ – das konnte ich im hektischen Berufsalltag nur selten. Darüber freue ich mich jeden Tag aufs Neue. Natürlich wäre es fahrlässig, am „Tag X“ einfach die Brocken hinzuwerfen nach dem Motto: „nach
Ältere können sich im „Ruhestand“ viel besser in die Gesellschaft einbringen und sollten das auch tun.
Fotos: PR
KONTRA
Im „Ruhestand“ nur „ruhen“? Das kann's nicht sein! In der Ruhe liegt die Kraft. Klar können wir es im „Ruhestand“ langsamer angehen lassen und das Leben neu strukturieren. Doch Jesus hat nie gesagt: „Handelt bis zum Rentenbescheid – und wartet dann auf den Tod!“ Zudem verkommt das geistige Profil des Menschen zum Egoismus, wenn er keine Verantwortung übernimmt und keine Aufgabe mehr hat. Wer geben kann und gibt, ist immer ein reicher Mensch. Vor 15 Jahren rief ich im Ring Missionarischer Jugendbewegungen das „Freiwillige Soziale Jahr für Ältere“ ins Leben – in der Erkenntnis, dass alle Generationen Verantwortung übernehmen müssen und sich nicht daraus entlassen können, auch nicht durch den sogenannten „Ruhestand“. Die Herausforderungen einer alternden Gesellschaft nehmen in der Politik einen Spitzenplatz ein. Der Mensch ist in der Regel bis 18.2012
Klaus Gerth (69, Frankfurt/Main) erwarb 1978 den „Schulte-Verlag“ (Aßlar bei Wetzlar/ Mittelhessen), den er zu „Gerth Medien“ ausbaute und bis 2007 leitete.
mir die Sintflut“. Wir haben die Verantwortung, dass unsere bisherige Tätigkeit auch sinnvoll weitergeführt werden kann. Und doch verwundert – und ärgert! – es mich immer wieder, wie schlecht ältere Menschen „ihre Arbeit“, „ihr Werk“ loslassen können. Wissen sie nicht, dass ihnen alles von Gott auf Zeit überlassen wurde? Ich finde es wichtig, nicht an seinen Aufgaben „zu kleben“, sondern sie vertrauensvoll – und frühzeitig! – in jüngere Hände zu übergeben. Und es ist respektlos, sich als „Ruheständler“ immer noch einzumischen und den jungen Leuten reinzureden. Schließlich ist es ein Gottesgeschenk, in aller Ruhe (!) einen Schritt zurücktreten zu können. Nur dann kann ein frischer Wind wehen und ein neues Denken Einzug halten! Natürlich erhält gerne Tipps, wer mich um Rat fragt – aber ich dränge mich nicht auf. Lasst doch die Jugend machen! Sie werden „unser“ Schiff schon nicht auf die Sandbank setzen. P
Fritz Schroth (70, Bischofsheim/Rhön) ist Vorstandsmitglied des Evangelischen Seniorenwerks und Vorsitzender des Ausschusses „Weltmission und Ökumene“ der bayerischen Landessynode.
weit ins 8. Lebensjahrzehnt geistig und körperlich fit und kann zum Gemeinwohl beitragen. Der „Ruhestand“ ist somit keine „Rest-Zeit“ des Lebens, sondern eine eigenständige Lebensphase – oft sogar der längste zusammenhängende Abschnitt in der Biografie eines Menschen! Gerade Ältere haben die besondere Aufgabe, für die Gerechtigkeit zwischen den Generationen einzutreten: Sie sind die „Brückengeneration“. Nicht zuletzt haben die Älteren ein immenses Potenzial an Fähigkeiten, Wissen und Erfahrungen – das sie im „Ruhestand“ viel besser in die Gesellschaft einbringen können als während der Erwerbstätigkeits- und Familienphase. Die Verantwortung, seine Gaben und Fähigkeiten einzusetzen, endet nicht mit dem 67. Lebensjahr. Wir müssen uns fragen, was Gottes Berufung „nach dem Broterwerb“ für uns ist. Denn seine Verheißungen – und seine Aufträge – gelten auch für das Alter! P
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THEMA
Ulrich Parzany als Hauptredner bei ProChrist 2009. Die Evangelisation wurde von Chemnitz aus europaweit übertragen.
Es geht um Tod und Leben EVANGELISATION Christen stehen derzeit im deutschsprachigen Europa vor besonderen Herausforderungen: Muslime verteilen 25 Millionen Korane und drohen Christen mit der Hölle, wenn sie nicht islamisch werden. Gleichzeitig wurden die Ergebnisse einer Studie bekannt, nach der der Osten Deutschlands die „ungläubigste“ Region der Welt sei. Nur 8 % glauben danach an einen persönlichen Gott. Eigentlich müsste jetzt als Antwort kommen, mit aller Kraft den christlichen Glauben bekanntzumachen. Zum Thema Evangelisation ein Kommentar des Leiters der größten Missionsaktion in Europa – ProChrist –, Pfarrer Ulrich Parzany aus Kassel. zu bringen! Die Menschen können Jesus nur vertrauen und folgen, wenn sie ihn kennen. Und sie können ihn nur kennen, wenn ihnen jemand von Jesus erzählt (Römerbrief 10,13–17).
Im Supermarkt der Religionen Dabei darf niemandem etwas aufgezwungen werden. Die Zeiten der Staatsreligion sind – Gott sei Dank – vorbei. Wir leben heute in einem Supermarkt der Religionen und Lebenshilfeangebote. Wir Christen wollen aber nichts verkaufen – wir bitten unsere Mitmenschen im Auftrag von Jesus Christus: „Lasst euch versöhnen mit Gott!“ (2. Korinther 5,20). Wer bittet, wird allerdings auch erleben, dass seine Bitte abgelehnt wird. Das tut weh. Wir bitten trotzdem immer wieder eindringlich – aus Liebe zu Gott und den Menschen. Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten dazu – etwa in persönlichen Gesprächen. Gute Anlässe bieten Glaubenslehrgänge wie die „Alpha-Kurse“. Die evangelischen Kirchen bemühen sich intensiv, solche Glaubenskurse regel-
mäßig in allen Gemeinden für Suchende anzubieten. Ich hoffe, dass diese Initiativen Erfolg haben.
Ist heute inzwischen alles Mission? Mission und Evangelisation haben in der evangelischen Kirche seit der EKD-Synode 1999 in Leipzig – die das Schwerpunktthema Mission hatte – die „offizielle“ Unterstützung in der Volkskirche erfahren. Trotzdem geht es in der Praxis nur mühsam voran. Woran liegt das? Ich habe einen Verdacht: Die Begriffe Mission und Evangelisation werden inzwischen so weit gefasst, dass alles darunterfällt, was in der Kirche sowieso schon geschieht. Natürlich bieten Sonntagsgottesdienste, zahlreiche Gemeindeveranstaltungen und die vielfältigen Seelsorgekontakte anlässlich von Taufen, Trauungen und Beerdigungen großartige missionarische Möglichkeiten – wenn in ihnen die Einladung zum Glauben an Jesus Christus tatsächlich zur Sprache kommt. Evangelisation (und Mission) bezeichnet nämlich zuerst einen Inhalt: Die Botschaft von Jesus den
Foto: idea/kairospress
Wenn in der Christenheit gilt, was Jesus gesagt hat, sollte unsere Aufgabe eigentlich klar sein: „Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen! Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet; wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden“ (Markusevangelium 16,15– 16). Alle Leute sollen wissen, wer Jesus ist, was er gesagt und getan hat, dass er gekreuzigt und von Gott auferweckt wurde. Durch Jesus wird jeder Mensch mit Gott, dem Schöpfer, versöhnt. Das Leben in der Gemeinschaft mit Jesus ist unsere Rettung. Wir dürfen nach seinen Wegweisungen und aus seiner Kraft im Alltag leben. Selbst der Tod kann uns nicht von Jesus trennen. Nach dem Tod erleben wir Gott noch intensiver: Wir werden ihn sehen, wie er wirklich ist. Die Entscheidung dazu fällt in unserem irdischen Leben. Es geht um Rettung, sagt Jesus, also um Tod und Leben. Deshalb ist es doch wohl die wichtigste Aufgabe der Christen, die Nachricht von Jesus unter die Leute
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Menschen zu sagen, die ihm noch nicht nachfolgen. Diese inhaltliche Ausrichtung der kirchlichen Dienste ist aber leider nicht immer gewährleistet. Trotzdem werden gern schön klingende Sätze verlautbart wie: „Die Kirche veranstaltet nicht nur dann und wann Evangelisationen – sie ist Evangelisation und Mission.“ Oder, besonders beliebt: „Mission und Evangelisation müssen ganzheitlich geschehen.“
Was gesagt werden muss „Ganzheitlich“? Was heißt das? Leben, Worte und Taten gehören selbstredend zusammen. Wenn damit „ganzheitlich“ gemeint ist, dann kann man nur zustimmen. Keine Frage: Das Leben der einzelnen Christen und der Gemeinden sollte einladend sein; Gemeindeglieder sollen Kontakte zu Menschen außerhalb der Kirche suchen. Wenn das nicht geschieht, werden diese Menschen auch durch evangelistische Projekte wie Glaubenskurse oder „ProChrist“ nicht erreicht! Selbstverständlich gehören also Wort und Tat in Gottes Mission zusammen. Ohne den Kontext des Lebens und der tätigen Liebe verkäme Evangelisation zu hohler Propaganda. Aber zum Kontext der Evangelisation gehört der Klartext der Botschaft von Jesus Christus unbedingt dazu. Das Wort und die Tat sollen aus dem gleichen Motiv geschehen – aus der Liebe. Der Apostel Paulus schreibt: „Denn wir predigen nicht uns selbst, sondern Jesus Christus, dass er der Herr ist“ (2. Korinther 4,5). Der Inhalt des Evangeliums ist Jesus Christus. Sein Name muss genannt werden; von seinem Leben, Reden, Leiden, Sterben und Auferstehen, von seiner Erhöhung zur Rechten Gottes und seinem Kommen zum Gericht müssen wir erzählen – weil nur er uns retten kann.
Man hat die Evangelisten abgeschafft Seit langem hören wir diese großen Worte von „Kirche ist Mission“ und „ganzheitliche Evangelisation“. In Diakonie und Caritas arbeiten allein in Deutschland über 950.000 Angestellte ideaSpektrum 18.2012
– das sind mehr als in der Automobilindustrie! Im Gegensatz dazu gibt es insbesondere in den landeskirchlichen Missionarischen Diensten nur eine Handvoll hauptamtliche Evangelisten. Weil ja alles in der Kirche „Mission“ ist, hat man die speziellen Dienste der Evangelisten schlicht abgeschafft. Wie tragisch!
Auch in Freikirchen beliebt … Und was in den Landeskirchen seit gut 50 Jahren läuft, wird neuerdings auch in Freikirchen und Gemeinschaften unter dem Begriff „Gesellschaftstransformation“ beliebt. Es ist ja nicht verkehrt, dass wir eine Veränderung unserer Gesellschaft hin zu mehr Gerechtigkeit und Barmherzigkeit anstreben. Wir sind das Salz der Erde – also hat die Bekehrung Einzelner zu Jesus auch Folgen für diese Welt, weil wir Beziehungswesen sind und andere dieses neue „Salz-Sein“ schmecken werden. Wenn wir mit Gott versöhnt werden, sollen wir unsere Feinde lieben, den Besitz teilen, für die Armen eintreten, treu leben, die Wahrheit reden, Frieden stiften, uns für Gerechtigkeit einsetzen.
Die Grenzen der Diakonie Wer aber meint, er würde durch diakonisches und politisches Handeln Relevanz in der Gesellschaft gewinnen und könnte dadurch dem Evangelium mehr Gehör verschaffen, der täuscht sich! Und wer eine Veränderung der Gesellschaft durch politisches und soziales Handeln fordert, muss die Frage beantworten, welche Gesellschaft er als Ziel vor Augen hat – und wie er mit denen umgehen will, die diesen Weg nicht freiwillig mitgehen. Der Staat setzt seine Gesetze bekanntlich durch Androhung und Anwendung von Gewalt durch. Zwang war auch in Zeiten der Staatsreligion üblich; auch der Islam kennt Zwang. In einigen Entgleisungen des schwärmerischen Christentums – wie bei der angeblichen Aufrichtung des Reiches Gottes zu Münster im Jahr 1534 – wurde ebenfalls Gewalt gebraucht.
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Gott wird die Welt transformieren! Bei allen positiven Veränderungen jedoch, die aufgrund der Bekehrung Einzelner und des vorbildhaften Lebens der Gemeinden in einer Gesellschaft möglich sind, hat Gott sich die endgültige Transformation der Gesellschaft durch die Auferweckung der Toten, das Weltgericht und die Schaffung des neuen Himmels und der neuen Erde vorbehalten. Auf dem Wege dahin tun wir Gottes Willen im Vertrauen darauf, dass Gott die neue Welt schafft – und nicht aus der Vermessenheit heraus, dass wir sie schaffen könnten. Unsere wichtigste Aufgabe auf dem Weg dahin ist die Verkündigung des Evangeliums von Jesus Christus.
Was uns Christen heute fehlt Aber warum hapert es ausgerechnet dabei? Zweierlei fehlt uns: Erstens das Bewusstsein über die Dramatik, dass alle Menschen ohne Jesus Christus in Ewigkeit verloren gehen, also von Gott getrennt und verdammt sind! Und zweitens fehlt uns das Vertrauen in die Wirksamkeit des Wortes Gottes. Der Glaube kommt aus der Predigt, übersetzt Martin Luther (1483–1546) den Vers aus dem Römerbrief 10,17. Das griechische Wort „akoä“ bezeichnet das Hören und das Gehörte – also die Botschaft. Eine soziale Pantomime reicht daher nicht aus! Die Weitergabe
Unter „Mission“ wird in der Kirche heute – so Ulrich Parzany – fast alles verstanden. Ein aktuelles Beispiel unter vielen ist die Kampagne der westfälischen Kirche „Mission: Klima retten! powered by heaven“. Sie wird verantwortet u. a. vom Institut für Kirche und Gesellschaft, dem Amt für Jugendarbeit sowie der Vereinten Evangelischen Mission (Wuppertal). Dabei werden u. a. – weithin kirchlich finanziert – von Konfirmanden Bäume gepflanzt. Dazu sagte Regina Kaiser von der Evangelischen Jugend Dortmund: „Im Sinne der Schöpfungsbewahrung ist die Baumpflanzaktion ein aktiver Beitrag für den Klimaschutz.“
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des Evangeliums geschieht mit Worten. Wenn wir anderen von Jesus erzählen, tun wir das mit der Zusage von Jesus selbst: „Wer euch hört, der hört mich; und wer euch verachtet, der verachtet mich; und wer mich verachtet, der verachtet den, der mich gesandt hat“ (Lukas 10,16). Diese Zusage gilt für jede Form der Verkündigung – für das persönliche Gespräch, die kleine Gruppe und die große öffentliche Versammlung.
Schlagzeile über einen Bericht über eine internationale Studie, die ergeben hat, dass die „ungläubigste“ Region der Welt im Osten Deutschlands liegt (siehe ideaSpektrum 17, Seite 6). Man braucht als Missionar also nicht unbedingt nach Afrika gehen …
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Angst vor der Fundamentalismuskeule Das persönliche Gespräch über den Glauben ist weitgehend unbestritten. In der Postmoderne, die jeden allgemeingültigen Wahrheitsanspruch bestreitet, scheint das private Gespräch die einzige noch akzeptable Kommunikationsform zu sein. Die öffentliche Verkündigung hingegen signalisiert den Anspruch auf verbindliche Gültigkeit der Botschaft für alle Menschen. Das ist nach postmodernem Verständnis unerträglicher Fundamentalismus. Zwar garantiert uns das Grundgesetz die öffentliche Verkündigung des Evangeliums, aber das postmoderne Klima übt einen zunehmenden Druck aus, unbeliebte Wahrheitsansprüche zu unterlassen. Dem scheinen sich leider vermehrt auch Christen zu beugen – wir möchten es uns „mit den Leuten schließlich nicht verderben“. Zudem wird in den Mas-
senmedien immer kräftiger die Keule des Vergleichs von Evangelikalen mit islamistischen Fundamentalisten geschwungen. Das hat Wirkung: Viele Christen ziehen sich in private Nischen zurück. Wir brauchen neuen Mut, mit der Verkündigung der Guten Nachricht in die Öffentlichkeit zu gehen. Selbstverständlich ist es wichtig, das Evangelium im persönlichen Gespräch weiterzusagen – es ist auch eine persönliche Botschaft. Aber gilt es nur für unsere Freunde? Nein – das Evangelium von Jesus ist eine öffentliche Wahrheit! Der Schöpfer und Erhalter des Weltalls hat sich in Jesus selbst offenbart: „Gott war in Christus und versöhnte den Kosmos mit sich“ (2. Korinther 5,19). Jesus wird als Weltenrichter wiederkommen – das geht alle Menschen an! Wir sollten es ihnen daher auch laut und deutlich sagen. P
idea Fernseh- und Hörfunk-Tipps
5. Mai – 11. Mai
FERNSEHEN Sonnabend, 5. Mai
Sonntag, 6. Mai
8.50–9.55 10.00–11.00 SF1 Hunger: Zu wenig Nahrung? Ev. Gottesdienst aus Köthen Ungerechte Verteilung? 11.00–12.00 ERF 1 15.00–16.00 Altpietistischer GottesVorträge vom 3. Christlichen dienst aus Heidenheim Gesundheitskongress 2012 16.00–16.30 22.15–23.35 3SAT Wie ein christliches Ehepaar „The Green Wave“: die Prodas älteste vegetarische testbewegung im Iran – Doku Restaurant Europas führt
Montag, 7. Mai
Dienstag, 8. Mai
11.10–12.10 Axel Springer: Verleger, Feindbild, Privatmann
17.30–18.00 ERF 1 9.40–10.00 SF1 Talk mit Herbert Reber, Familienformen im Wandel – Gemeinschaftsinspektor i. R. Wenn Väter sich mehr Zeit für ihre Kinder nehmen 20.15–21.00 „Jerusalem – Du heilige 16.30–17.00 Stadt“: Dokumentation Talk: Lobpreis & Anbetung
22.00–22.30 Pastor gegen Rechtsextremismus: Wilfried Manneke
Freitag, 11. Mai
22.45–23.30 22.15–22.45 17.30–18.30 ERF 1 Doku: Psychopharmaka für Reportage: Jugendliche & ihr Willow-Creek-Gottesdienst: Kinder – Gefahren & Chancen Traum vom „Superstar“-Sein die Bedeutung der Familie
HÖRFUNK Sonntag, 5. Mai
Dienstag, 8. Mai
7.05–7.30 Feiertag: Wie Singen die Seele heilen kann
19.15–20.00 Das Feature: Ins Ghetto gehen wir nicht. Deutsch-jüdische Schicksale in Litauen.
9.30–10.30 10.05–11.00 Ev.-ref. Gottesdienst, Luzern Evangelischer Gottesdienst aus der Kirche Bornim in 10.00–11.00 ERF plus Potsdam mit Gemeinde8.30–9.00 Gottesdienst aus dem „Api“pädagogin Anke Spinola Heiliger, Missionar und Gemeinschaftszentrum in Kultfigur – 1400 Jahre Gallus Heidenheim (s. o.) 11.30–12.00 Zerbombte Gefühle – 9.04–9.30 10.00–11.00 Die seelischen Folgen Viele Stimmen, harte Hand Ev. Festgottesdienst aus des Zweiten Weltkriegs – Gotteslob mit Chormusik Köthen (bei Dessau)
Donnerstag, 10. Mai
20.00–21.00 ERF plus Bilanz: Unter Chilenen, Indianern und Deutschen. Pastor Horst Marquardt im Gespräch mit dem Ehepaar 20.15–20.30 Hartmut und Magdalena Zeitzeichen: Am 8. Mai 2007 Spanagel, das 30 Jahre lang wurde das Grab von König in Chile beim Aufbau von Herodes nahe Jerusalem christlichen Gemeinden half gefunden
Wer reagieren möchte, kann dies unter folgenden Rufnummern tun: ARD: 089/5900-3344 | Bibel.TV: 040/4450660 | Das Vierte: 0180/5843783 Deutschlandfunk und Deutschlandradio: 0221/345-1831 | DRS 2: (0)848/808080 | ERF: 06441/957-0 | HR (TV): 069/1555111 | Kabel 1: 0180/5011150 KiKa: 0180/2151514 | Luth. Stunde: 04264/2436 | MDR: 0341/300-5401 | NDR: 0511/988-2393 | Phoenix: 0180/28213 | RBB: 030/97993-2171 SF 2: (0)62/2059050 | SR 2: (0)681/6022222 | SWR: 07221/929-0 | WDR (Radio): 0221/5678-333 | WDR (TV): 0221/5678888 | ZDF: 06131/7012164
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T H E AT E R
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SCHAUSPIEL Bibel im Theater – da
Sieben magere Jahre – das Getreide verdorrt, und Josefs Brüder stammeln ihre Schuld. Der ägyptische „Wirtschaftsminister” Josef gibt sich ihnen aber noch nicht zu erkennen.
Tief ist der Brunnen der Bibel. Wohl dem, der aus ihm schöpft! „Josef und seine Brüder“ unter der Regie von Alize Zandwijk fängt buchstäblich bei Adam und Eva an. Josefs ältester Bruder Ruben malt mit Filzstift seinen Stammbaum auf eine weiße Leinwand und gibt eine Bibelstunde im Schnelldurchlauf: über Abel und Kain, Liebe und Verdruss, Segen und Betrug, Schwangerschaft und Unfruchtbarkeit, bis er schließlich bei seiner Familie angekommen ist – und bei Josef, dem Lieblingssohn von Vater Jakob. Behaupte noch einer, dass Stammbäume langweilig seien! Josef kommt erst später dran. Das Stück nimmt sich Zeit für die Vorgeschichte: Jakob verdingt sich bei seinem Onkel Laban, einem Klops in Gummistiefeln, um dessen Tochter Rahel zur Frau zu bekommen. Sieben Jahre dient Jakob, dann stürzt er sich liebesblind in die Hochzeitsnacht – und muss feststellen, dass sein fieser Onkel nicht Rahel, sondern seine ältere Tochter Lea an den Mann gebracht hat. Während er noch mit Laban verhandelt, gebiert Lea wie im Zeitraffer die ersten Söhne. Schon stehen sie erwachsen neben ihr.
Foto: Arno Declair
Ein Untier hat Josef gezaust Für sieben weitere Jahre Dienst bei Laban darf Jakob auch Rahel freien. Er wird von der Missgunst seiner beiden Frauen zerrieben. Jakob ist des Kindermachens müde, erschöpft schleppt er sich von einem Ehelager zum anderen. Rahel gebiert die beiden jüngsten Söhne, Josef und Benjamin. Nun kann Josef, das Gunstkind, in den Brunnen fallen – halbtot geschlagen und hineingestoßen von seinen eifersüchtigen Halbbrüdern. Sie kehren heim zum Vater und tischen ihm eine Lüge auf: Ein Untier habe Josef gezaust. Josef ist nun ganz unten, doch bald beginnt sein Aufstieg: Er wird von einer Kaufmanns-Karawane gefunden, die Luftballons, Uhren, Sonnenbrillen und anderen Tand verkauft. Die Händler nehmen Josef mit nach Ägypten und verkaufen ihn dort als Sklaven an den Hof des Pharaos. Josef, der seltsame Jüngling aus Kanaan, kann lesen, schreiben, denken, er fi ndet Segensworte wie kein anderer,
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kommt selten etwas Gutes dabei heraus. Eine Ausnahme bildet das Deutsche Theater in Berlin. Es bringt mit „Josef und seine Brüder“ eine üppige biblische Geschichte auf die Bühne. Karsten Huhn war bei der Premiere dabei.
bringt die Geschäfte des Pharaos in Ordnung und tröstet bei einem Todesfall mit der Hoffnung auf Auferstehung.
Dialoge, die schmunzeln lassen Das Stück kommt mit barocker Fülle daher. Mehrfach wechseln die Schauspieler ihre Rollen, säuseln und toben, juchzen und jammern, dass es eine Freude ist. Die mal roten, mal blauen, mal weißen Bühnenbilder, die Dialoge, selbst kleine Gesten – alles ist voller Ideen, die es zu entschlüsseln gilt. Der Schriftsteller John von Düffel hat dafür Thomas Manns 1.300 Seiten langen Roman-Vierteiler dramaturgisch bearbeitet, der auf der Bibel basiert (Genesis 25–50). So mischen sich altertümliches Deutsch mit modernen Redewendungen, die den Zuschauer schmunzeln lassen. Drei Stunden geht das Stück – in hohem, manchmal wohl zu hohem Tempo. So wirkt das Ende zu hastig erzählt, wie drangeklebt: Die Frau vom Schatzmeister des Pharaos verfällt Josef und will ihn auf ihr Liebeslager locken. Josef reißt sich aus den Armen der lüsternen Sirene. Zu spät – der Pharao lässt ihn wegsperren. Doch wieder feiert Josef ein unerwartetes Comeback. Er deutet die rätselhaften Träume des Pharaos, die diesem auf der Seele lasten. Zur Belohnung wird Josef als „Wirtschaftsminister“ eingesetzt. Er lässt riesige Vorräte anlegen. Nach den fetten kommen die mageren Jahre. Mit ihnen ziehen die untreuen Brüder nach Ägypten und betteln um Getreide. Josef nimmt sie ins Verhör, bis sie Schuld und Sühne stammeln. Er hält ihnen eine Predigt von Gottes Zorn und Güte. Als Josef sich zu erkennen gibt, umarmen sich die Brüder nicht, sondern wirken entsetzt, erstarrt, verstört. Das ist gut nachgespürt. Zudem erhält nicht Josef den erhofften Segen seines Vaters, sondern Juda, der den Verrat der Brüder an Josef eingestand. Nicht alles im Leben geht glatt auf, nicht jeder Weg führt zum Happy End. P
b „Josef und seine Brüder“ • Deutsches Theater Berlin Schumannstraße 13a • www.deutschestheater.de 030 28441225 • Weitere Vorstellungen: 5./10./16./20. Mai
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NOR DKOR E A
Die Hölle auf Erden überlebt VERFOLGUNG Wer geglaubt hat, dass nach den KZs im Nationalsozialismus und den Gulags in der kommunistischen Sowjetunion die Zeit der Massenvernichtungslager zu Ende sei, sieht sich getäuscht, blickt er nach Nordkorea. In der seit 1948 kommunistischen Volksrepublik leiden rund 200.000 politisch Andersdenkende – darunter etwa 70.000 Christen – unter schlimmsten Bedingungen in Zwangsarbeitslagern. idea-Redakteur Matthias Pankau sprach mit einer Betroffenen.
Ein Lager vom Ausmaß einer Großstadt
menschliche Herrschaftssystem in Nordkorea aufzuklären. Ihre Mission: Sie will nicht, dass die Menschen in diesen Lagern vergessen werden. Detailliert schildert sie, wo sie untergebracht war und wo die Wächter wohnten. Auch die Bergwerke, die Folterkeller und den Hinrichtungsplatz hat sie aus der Erinnerung eingezeichnet. „Ich hatte ja 28 Jahre Zeit, mir alles genau einzuprägen“, sagt sie.
Klassenfeinde über drei Generationen ausrotten Warum sie eigentlich eingesperrt war, wusste sie während der gesamten Zeit nicht. Denn schon auf die Frage nach dem Grund für die eigene Inhaftierung stand die Todesstrafe: „Das hätte bedeutet, dass man die Gesetze der kommunistischen Führung infrage stellt.“ Erst nach ihrer Entlassung 2001 erfuhr sie von ihrem Onkel die Ursache für ihr jahrzehntelanges Martyrium: Ihr Großvater war während des Koreakrieges (1950–1953) nach Südkorea übergelaufen. Die kommunistische Führung sah darin Grund genug, die gesamte Familie zu bestrafen – als „gefährliche Elemente“. „Staatschef Kim Il-Sung selbst hatte ja die Parole ausgegeben: Klassenfeinde – wer immer sie sind – müssen über drei Generationen ausgerottet werden“, erklärt die zierliche Frau.
„Direkt bei meiner Ankunft erfuhr ich, dass mein Vater bereits gestorben war“, erzählt sie mit ruhiger Stimme. Der Tod ist keine Ausnahme im ältesten nordkoreanischen Straflager in der Provinz Pyongan-namdo, das 70 Kilometer nördlich der Hauptstadt Pjöngjang liegt. Denn Arbeit unter unmenschlichen Bedingungen, brutalste Quälereien und öffentliche Erschießungen sind an der Tagesordnung. „Kwan-li-so Nr. 18“ ist aber nicht einfach ein Lager: Mit knapp 80 Quadratkilometern entspricht es einer Fläche knapp halb so groß wie die US-Hauptstadt Washington. Das Lager wurde Ende der 1950er Jahre nach dem Vorbild der sowjetischen Zwangsarbeits- und Straflager – den Gulags – errichtet. Bis 7 zu 27.000 vornehmlich politische Ge5 fangene sind hier zeitgleich inhaftiert, China 12 überwacht von 3.000 Sicherheitsleu6 ten. Entkommen konnte niemand – Lager 18: 3 In diesem Lager 9 lebte denn gesichert ist das riesige Gelände Kim Hye-sook, über Hye-sook über 8 1 2 14 die in diesem Beitrag von einem vier Meter hohen Stark- berichtet wird. 13 Pjöngjang stromzaun. „Wer in die Nähe des 4 (Hauptstadt) 11 Zauns kam, den sog er regelrecht an, 10 so dass man verbrannte“, erzählt die ehemalige Insassin. Seoul Kim Hye-sook hat ein großes Plakat des Lagers angefertigt. Es ist mehrere Meter lang und an vielen Stellen schon mit Tesafilm geklebt. Sie hat es immer dabei, wenn sie unterwegs ist. Denn sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Weltöffentlichkeit über das un-
Wer einen Gottesdienst besuchte Dass sich an diesem Leitspruch inzwischen etwas geändert habe, bezweifelt die in Seoul ansässige „Bürger-Allianz für Menschenrechte in Nordkorea“: Der jetzt herrschende Enkel des Diktators – Kim Jong-Un – habe bisher nicht erkennen lassen, neue Wege einschlagen zu wollen. Zwar gebe es heute im nördlichen Teil der Halbinsel „nur“ noch sechs Lager – und nicht mehr wie bis Ende der 1980er Jahre 12. Doch am brutalen Umgang mit den geschätzt 200.000 Gefangenen in den Strafkolonien in Nordkorea habe sich nichts geändert. Zum gleichen Ergebnis kommt der Anfang April vorgelegte Bericht „Der versteckte Gulag“ des in
Karte: Komitee für Menschenrechte in Nordkorea
Für Kim Hye-sook (51) ist die Hölle nichts Abstraktes – sie ist etwas ganz Reales. Und sie hat einen Namen: „Kwan-li-so Nr. 18“. So lautet der Name des „Internierungslagers Pukch’ang“ in Nordkorea. Sie war gerade einmal 13 Jahre alt, als sie 1974 verhaftet und in das berüchtigte Straflager gebracht wurde. Ihre Eltern und die vier Geschwister waren zu der Zeit bereits seit fünf Jahren dort. Sie selbst war bis dahin von ihrer Großmutter versteckt worden, doch schließlich fand man auch sie. Beide wurden verhaftet und – wie Zehntausende andere auch – ohne Gerichtsverhandlung weggesperrt.
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Aus dem Gedächtnis hat Kim Hye-sook Kim eine Karte des Lagers Nr. 18 angefertigt. Rechts: ein Foto aus einem anderen Arbeitslager in Nordkorea.
Washington beheimateten „Komitees für Nordkorea Menschenrechte in Nordkorea“. Auf mehr als 200 Seiten berichten ehemalige Häftlinge, die Einwohner: Christen: ins Ausland flüchten konnten, was sie in nord- (staatliche Angaben) koreanischen Lagern erlebt haben. Es reichte im Untergrund: schon, ein ausländisches Radioprogramm zu in Straflagern: hören oder einen christlichen Gottesdienst zu besuchen, um sich eines „staatsfeindlichen Verbrechens“ schuldig zu machen. Kim Hye-sook musste nach ihrer Einweisung ins Lager zunächst drei Jahre lang eine „Umerziehungsschule“ besuchen. Besonders schlimm sei die Schule im Winter gewesen, da die meisten Kinder keine warme Kleidung hatten. „Viele kamen barfuß“, erzählt sie. „Die Folge waren so schwere Erfrierungen, dass ihnen schließlich die Füße amputiert werden mussten.“ Sie habe ihre Füße in den Wintermonaten in die Fetzen einer alten Decke gewickelt und diese mit Schnüren zusammengebunden.
Fotos: Kim/idea/Pankau; Lager/Open Doors
Täglich 18 Stunden im Bergwerk Wer 16 Jahre alt wurde – ob Mann oder Frau –, musste zur Arbeit ins Kohlebergwerk. Kim Hye-sook verbrachte 14 Jahre dort – und schuftete bis zu 18 Stunden täglich. An jedem einzelnen Tag habe sie Schmerzen gehabt, erinnert sie sich. Eines der größten Probleme war, dass es nicht genug zu essen gab: „Einer siebenköpfigen Familie standen pro Monat vier Kilogramm Mais und 300 Gramm Salz zu.“ Da das nicht gereicht habe, hätten sich die meisten Lagerinsassen in den warmen Monaten zusätzlich von Blättern, Pflanzen und Insekten aus dem Wald ernährt. „Wir wurden nur aus einem Grund als Menschen bezeichnet – weil wir wie Menschen aussahen. Der Begriff Menschenrecht aber war ein Fremdwort“, sagt die 51-Jährige und schweigt einen Moment, um dann leise hinzuzufügen: „Unzählige Male habe ich darüber nachgedacht, Selbstmord zu begehen. Doch ich hatte nie den Mut dazu.“
Wegen des Glaubens an Christus hingerichtet Es gab Monate, da starben die Häftlinge um sie herum wie die Fliegen, berichtet sie. „Es dauerte nicht lange, bis ich beim Anblick von Leichen überhaupt nichts mehr fühlte – hatte ich doch schon so viele tote Menschen gesehen.“ Bei Hinrichtungen mussten prinzipiell alle Lagerinsassen zusehen. Sie seien immer als „öffentliche Verhandlung“ angekündigt
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worden. „Dann wurde der Gefangene, der vorher meist schon halbtot geschlagen worden 24 Millionen war, an den zentralen Hinrichtungsplatz in der 12.800 Nähe des Kraftwerks gebracht. Dort musste er ca. 200.000 sich aufrecht hinstellen und wurde erschosca. 70.000 sen.“ Jedes Jahr seien auf diese Weise oder durch den Strang mehr als 100 Insassen hingerichtet worden. Die Gründe reichten von „Diebstahl“ bis hin zu „Aberglaube“ (wozu auch der christliche Glaube gehörte).
Plötzlich frei: eine unter 1.000 2001 erlebte sie die große Überraschung: Sie und ihre zwei Kinder – ihr Mann war im Lager umgekommen – wurden plötzlich begnadigt. Anlässlich des 60. Geburtstages des „lieben Führers“ (wie der Diktator genannt wurde) am 16. Februar wurden sieben Familien entlassen: 28 der insgesamt 27.000 Insassen. Bevor sie die Lager-Hölle aber verlassen durften, mussten die Begnadigten eine Erklärung unterschreiben, „dass wir nichts erzählen von dem, was wir gesehen und erlebt haben“. Wieso wurde ausgerechnet Kim Hye-sook freigelassen? Sie hat lieber nicht nachgefragt. Ihre beiden Schwestern und ihr zweiter Bruder kommen indes nicht frei. Kim geht davon aus, dass sie nach wie vor im „Lager Nr. 18“ sind. Auch ihre Mutter erlebte die Freiheit nicht mehr, sondern starb im Lager. Und auch Kims Leiden endete noch nicht: Bei einem Hochwasser im August 2003 ertranken ihre beiden Kinder.
Trost im christlichen Glauben gefunden Was sollte sie jetzt noch in dem Land, das ihr doch alles genommen hatte? Kim Hye-sook vertraute sich Schleusern an, mit deren Hilfe sie über China, Laos und Thailand schließlich nach Südkorea gelangte, wo sie heute lebt. Dort fand sie Trost im christlichen Glauben. Doch vergeben kann sie denen, die ihr all das angetan haben, bis heute nicht. Auch deshalb leitet sie eine Organisation, die sich dafür einsetzt, dass die nordkoreanischen Gulags aufgelöst werden, und hält dafür weltweit Vorträge. Wie lange sie das noch machen kann, ist ungewiss: Sie leidet an einer Staublunge im fortgeschrittenen Stadium – eine Folge der schweren Zwangsarbeit im Kohlebergwerk. P
b www.hrnk.org • www.nkgulag.org • www.igfm.de
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Jamie Grace
Switchfoot
Chris Tomlin
Diese frommen Musiker geben weltweit den Ton an PREISVERLEIHUNG In den USA wurden jetzt wieder die begehrten „Dove Awards“ von der Gospel Music Association (Vereinigung Evangeliumsmusik) vergeben. Die in 43 Kategorien verliehene Trophäe gilt als die bedeutendste Auszeichnung der internationalen christlichen Musikszene. Simon Jahn stellt sie vor.
Nominiert für einen Dove Award war Laura Story schon acht Mal – mitnehmen konnte sie die Auszeichnung bisher aber nur ein Mal. Bei der diesjährigen Verleihung war die US-Sängerin aus Spartanburg (South Carolina) mit drei Trophäen nun die Abräumerin des Abends! Die Kategorien „Pop-Album des Jahres“, „Pop-Song des Jahres“ und „Song des Jahres“ konnte die Singer/Songwriterin mit ihrer CD „Blessings“ und dem gleichnamigen Titelstück für sich entscheiden. Die Lieder der Scheibe handeln davon, auch in Krisenzeiten Gott anzubeten. Musikalisch sind sie durch Pianoklänge und ruhige bis poppig-rockige Rhythmen geprägt. www.laurastorymusic.com Seit 2005 ist Chris Tomlin „Stammgast“ bei den Dove Awards. Bis zu sechs Trophäen räumte er schon an einem Abend ab. In diesem Jahr konnte er mit seiner CD „And if our God is for us …“ das Rennen um das „Lobpreis-Album des Jahres“ für sich entscheiden. Zudem erhielt die Scheibe „The Story“, an der Tomlin mitgewirkt hatte, die Auszeichnung als „Album des Jahres zu einem besonderen Anlass“ (für sie schrieben zahlreiche Musiker Lieder zu Geschichten und Personen der Bibel). Damit konnte
B e su cht uns au ch au f
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der US-Amerikaner seinen 19. und 20. Dove Award einheimsen. Es ist bereits die zweite bedeutende Prämierung für „And if our God is for us …“: Erst im Februar wurde die CD mit dem Grammy – dem bedeutendsten internationalen Musikpreis – für das „beste christliche Album“ ausgezeichnet. Doch trotz des großen Erfolgs ist der Sänger aus Grand Saline (Texas) bescheiden geblieben: „Je weiter mein Einfluss reicht, umso mehr möchte ich auf Gott hören und auf seine Führung achten. Es geht um Gott, nicht um mich!“, erzählte Tomlin idealisten.net 2011 in einem Interview. Hier kannst Du es in voller Länge lesen: ideali.st/christomlin Switchfoot sind bereits seit 1997 aktiv. Die US-Rockband hat neun CDs veröffentlicht und große Erfolge – auch auf dem säkularen Musikmarkt – gefeiert. Fünf Alben kletterten bis in die Top 20 der US-Charts. Ihre aktuelle Platte „Vice Verses“ brachte der fünfköpfigen Gruppe aus San Diego (Kalifornien) nun den Dove Award für das „Hardrock-Album des Jahres“ ein. Ihr Lied „Dark Horses“ wurde darüber hinaus zum „Hardrock-Song des Jahres“ gekürt. Textlich handelt die CD davon, dass es im Leben – und auch im Glauben – immer Höhen und Tiefen gibt. Unter ideali.st/viceverses stellen wir das Album ausführlich vor. Eine der spannendsten Neuentdeckungen der christlichen Musikszene ist Jamie Grace. Ihre Gute-Laune-Musik zwischen R&B und Pop brachte der 20-Jährigen in diesem Jahr neben einer Grammy-Nominierung für den „besten christlichen Song“ auch vier Nominierungen für die Dove Awards ein – und das, obwohl sie erst 2011 ihr Debut-Album „One song at a time“ veröffentlicht hat! Nun darf sie sich „Nachwuchskünstlerin des Jahres“ nennen. Die junge US-Amerikanerin reist viel durchs Land, um Konzerte zu geben und von ihrem Glauben zu erzählen. Ein besonderes Anliegen ist ihr dabei, jungen Leuten Mut zu machen, die wie sie am Tourette-Syndrom leiden – einer Erkrankung, die sich durch unkontrollierbare Zuckungen und Laute äußert. Zudem studiert Grace Kinder-Evangelisation an der privaten Point University in East Point (Georgia). www.jamiegrace.com P
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Fotos: PR
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um dritten Mal in Folge haben sich Needtobreathe den Dove Award als „Band des Jahres“ geholt – und sogar zum vierten Mal hintereinander den „Rock-Song des Jahres“ abgeliefert. Die vierköpfige US-Formation um die Brüder und Pastorensöhne Bear und Bo Rinehard ist eine der angesagtesten christlichen Bands weltweit. Doch auch im säkularen Bereich wächst der Erfolg der Gruppe stetig. Mit ihrem aktuellen Album „The Reckoning“ schafften sie es bis auf Platz sechs der US-Charts. Und das, obwohl sich ihre Musik bewusst jenseits des Massengeschmacks bewegt – zwischen Indie-Rock, Southern Rock und Folk. In ihren Liedern kontrastiert die Band aus Seneca (South Carolina) krachende E-Gitarren mit Banjo, Akkordeon, Xylophon und ruhigen Pianoklängen. Doch besonders der markante Gesang von Bear Rinehart und die ausgefeilten Melodien machen Needtobreathe unverwechselbar. Eine Besprechung ihrer aktuellen CD findest Du auf ideali.st/reckoning
DI E K LE I N E K A NZ E L
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Pfarrer Hans-Joachim Martens (Woltersdorf bei Berlin) war Vorsitzender des EvangelischKirchlichen Gemeinschaftswerks in der DDR und bis 2001 stellvertretender Vorsitzender des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes.
Jesus Christus spricht: » Lass dir an meiner Gnade genügen. « Aus dem 2. Brief des Paulus an die Gemeinde in Korinth 12,9a
Foto: Eberhard Scharf
Wie man kreuz-gefährlich lebt Manager der Frömmigkeit haben wieder Hochkonjunktur. Strategen für Gemeindeaufbau zelebrieren neue Programme. Funktionäre und Visionäre der Kirchen spekulieren über Wachstum „gegen den Trend“. Nichts gegen Frömmigkeit, Programm und Vision. Ganz im Gegenteil! Wie wohltuend ist es, einem aufrichtig frommen Menschen zu begegnen. Wie spannend kann es werden, wenn geistliche Bewegung in eine Gemeinde kommt. Wie ermutigend muss es sein, in einer offenen und erwartungsvollen Kirche zu arbeiten. Wer aber meint, er müsse mit Tugenden, Aktivitäten und Rechnungen Gottes Sache in Gang bringen, lebt kreuz-gefährlich. Er verpasst die allein rettende Botschaft von der Gnade Gottes. Nicht mehr das Kreuz Jesu Christi, sondern Kreuze, die er sich selbst auferlegt, bestimmen dann sein anstrengendes Leben! Er übernimmt sich und andere. Er fordert nicht nur „Hingabe“ an Gott. Sie soll total sein,
„hundertprozentig“. Dabei ist das kostbare Wort aus der Sprache der Liebe kaum zu überbieten. Sein inflationärer Gebrauch macht es wertlos! Wer darauf setzt, ist arm dran. Er wird abhängig von seinen Leistungen. Sein Glaube verliert das Befreiende. Liebe rechnet nicht mit Prozenten. Sie kommt aus einem dankbaren, fröhlichen, Gott und Menschen zugewandten Herzen. Was wir vor allem brauchen, sind evangelische Predigten, bei denen Herz und Sinne weit werden: Gott hat alles getan und wird alles tun. Sie kommen ohne Forderungskataloge aus, die guten Christenmenschen das Herz schwer und den Glauben zur Qual machen. Gott gibt genug. Es reicht wirklich. Seine unverdiente Gnade können wir durch keine noch so imposanten Leistungen überbieten. Es kann lange dauern, bis wir das begreifen. Auch Paulus, der schwer angeschlagene Apostel, hat das in seiner Situation lernen müssen. P
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18.2012
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PORTRÄT „Es könnte nicht besser sein!“ MEDIENGESCHICHTE Politisch ist er seit Kriegsende eindeutiger als viele andere gewesen, religiös war er lange auf der Suche: der erfolgreichste deutsche Verleger, der am 2. Mai seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte, Axel Springer (1912–1985). Er schuf das größte Zeitungshaus Europas mit „Welt“, „Bild“, „Hörzu“ usw. Ein Porträt von Helmut Matthies. Axel Springer war ein Verleger, der nach dem Krieg politisch fast immer gegen den Zeitgeist stand. Von den meisten Nachfolgern in den vielen Zeitungen seines Unternehmens kann man das heute nicht mehr sagen.
Erst war er Freimaurer, dann wurde er zu einem „wiedergeborenen Christen“ Religiös bezeichnete er sich lange als Gottsucher. In Hamburg trat er einer Freimaurerloge bei. Gleichzeitig war er derart Horoskop-gläubig, dass er 1958 den Termin mit dem sowjetischen Parteichef Chruschtschow, von dem er die Wiedervereinigung verlangte, erst zu dem Zeitpunkt wahrnahm, den ihm seine Astrologin genannt hatte. Dann machte er Ende der 50er Jahre eine Lebenskrise durch. Nach einem ihn sehr berührenden Glaubenserlebnis sah er sich fortan als „wiedergeborenen Christen“. Er widmete sich intensiv dem Studium der Bibel, überlegte gar, ob er nicht Prediger werden sollte. Er spendete der West-Berliner evangelischen Kirche Millionen. Doch als sich Teile dieser Kirche der linksorientierten Aktion „Enteignet Springer“ anschlossen und Bischof Kurt Scharf in der für Springer existenzbedrohenden Situation auf die Seite seiner Gegner trat, verließ
er die Landeskirche und schloss sich der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) an, zu deren Mariengemeinde in Zehlendorf seine Frau Friede (69) bis heute gehört.
„Warum weinst du?” Auf den Widerspruch zwischen seinem Christusbekenntnis und dem Kurs der „Bild“ angesprochen, bekannte er, dass er unter seiner Verantwortung für das Blatt manchmal leide „wie ein Hund“. Über seinen Sterbetag am 22. September 1985 schrieb seine Frau: „Ich las ihm die Losung vor, die auf seinem Kalender stand: ‚Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, ob er gleich stürbe’ (Johannes 11,25). Die Tränen liefen mir über das Gesicht. Axel verstand meine Tränen nicht, als ich meinte: ‚Das ist für dich geschrieben.’ Er nickte und fragte: ‚Warum weinst du?’ Ich hatte keine Antwort. Axel strahlte eine heitere Gelassenheit aus, war voller Frieden ... Er schaute mich an und sagte, mit etwas verzerrter Stimme: ‚Es könnte nicht besser sein!’ Im gleichen Moment hörte sein Herz zu schlagen auf.“ P
Foto: AP/dapd
Politisch: Im Dritten Reich ist er weder für Hitler, noch befand er sich im Widerstand. Als 21-Jähriger ist er auf einem Foto von 1933 in einer NS-Uniform zu sehen, 1937 war er verantwortlich für Politik bei den Altonaer Nachrichten, die von der „tatsächlichen Einheit von Bolschewismus und Judentum“ schrieben. Nach dem Krieg setzte er sich dann wie kein anderer großer Verleger für die Aussöhnung zwischen Deutschland und Israel sowie für die Wiedervereinigung Deutschlands ein. Springer ist der erste Deutsche gewesen, dem der Ehrentitel „Bewahrer Jerusalems“ verliehen wurde. Dabei sagte er 1983: „Für mich ist das Überleben des jüdischen Volkes und der Wiederaufbau des Staates Israel der Beweis, dass Gottes Versprechen in der Bibel sich erfüllen werden.“ Kein anderer Verleger wies auch so deutlich auf Menschenrechtsverletzungen im Kommunismus und insbesondere in der DDR hin. Die Stasi steckte vielfach – wie man heute weiß – hinter Ausschreitungen gegen den Springer-Verlag in den 60er und 70er Jahren. Sein Haus in der Schweiz wurde niedergebrannt. Als 1972 in seinem Verlag in Hamburg eine Bombe explodierte, wurden 36 Mitarbeiter verletzt.
DAS WORT DER WOCHE » Ich verstehe Pfarrer nicht, die sagen, das Evangelium sei nur eine Froh-Botschaft und keine Droh-Botschaft. Natürlich ist das Evangelium eine frohe Botschaft, aber diese Botschaft wird von Warnungen vor dem ewigen Verlorengehen begleitet. « Einer der bedeutendsten Philosophen der Gegenwart, Prof. Robert Spaemann (Stuttgart), in einem idea-Interview. Der Katholik – der bis heute einen Lehrauftrag wahrnimmt – wird am 5. Mai 85 Jahre alt. 18.2012