Idea Spektrum Schweiz 22/2012

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22 31. Mai 2012

Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt

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Wenn das Parlament

auf Gott hört

Der erste „Bundeshauspfarrer“ Jörg Gutzwiller über die Besinnungen im Bundeshaus und die Verantwortung vor Gott 7 Bausparen Bausparen: HHans-Ulrich Ul i h Bi Bigler lr im Clinch mit Marianne Streiff

13 «Free at heart» heart»: Mä Männer sollen lle

Seite 4

@ Wein

zur eigentlichen Identität finden

@ Lebensmittel @ Kosmetik

rechnen mit dem Heiligen Geist

breitet sich trotz Verfolgung aus

11 Energiedebatte: Wie weiter nach

32 Lebenswege: Nach steiler Karriere

dem Ausstieg aus der Atomenergie?

in der Politik zurück zur Kanzel

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9 Pfingstkonferenz: 2500 Menschen 24 Indien: Der christliche Glaube

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G RÜ E Z I

Oasen im Bundeshaus Seit anfangs der fünfziger Jahre findet am ersten Donnerstag des Monats Februar in Washington, der Hauptstadt der USA, das «National Prayer Breakfast», das Nationale Gebetsfrühstück, statt. Mitglieder des Senates und des Repräsentantenhauses laden dazu ein. Vertreter der Demokraten und der Republikaner, der beiden grossen Parteien, sind gemeinsam Gastgeber. Viele Parlamentsmitglieder betonen bei allen politischen Unterschieden ihre gemeinsame Grundlage als Christen. Jedes Jahr ist der Präsident mit einem Grusswort dabei. Menschen aus zahlreichen Ländern treffen sich. Eindrücklich ist insbesondere das gemeinsame Singen von «Amacing Grace» (grossartige Gnade). Ich durfte als Nationalrat viermal daran teilnehmen. In der Schweiz lässt sich dieses Angebot nicht direkt umsetzen. Hauptgrund ist die Tatsache, dass kein Parlament der Welt seine Sitzungen so früh beginnt wie das schweizerische. Die Nationalratssitzungen beginnen um 8 Uhr. Häufig sind schon um 7 Uhr, in Einzelfällen bereits um 6.30 Uhr Kommissionssitzungen angesetzt. Seit Pfarrer Jörg Gutzwiller und EVP-Nationalrat Otto Zwygart senior im Dezember 1979 die «Besinnungen unter der Bundeskuppel» ins Leben riefen, lädt die zuständige parlamentarische Gruppe in jeder Sessionswoche am Mittwoch auf 7.40 Uhr dazu ein. Begrüssung durch ein Ratsmitglied, sechsminütige Besinnung, kurze Pause, Gebet und Abschiedswort machen ein konzentriertes, jedoch sehr geschätztes Angebot aus. (Siehe Seite 4) Diese Besinnungen sind klar christozent-

risch. Es nehmen Ratsmitglieder teil, für die der persönliche Glaube wichtig ist, aber auch solche, die offen sagen, sie gingen selten zur Kirche, doch seien diese Besinnungen für sie bedeutungsvoll. Ich bin dankbar, dass ich die Besinnungen während sieben Jahren zusammen mit CVP-Ständerat Theo Maissen leiten durfte, und dass wir immer «Bundeshauspfarrer/innen» hatten, welche uns kompetente Vorschläge für die Auslegungen unterbreiteten. Im Dezember 2004 durfte ich in der bundespolitischen Fernsehsendung «Galerie des Alpes» für 25 Jahre «Besinnungen unter der Bundeskuppel» die «Goldene Helvetia» entgegennehmen. Vom Schweizer Fernsehen wurde für einmal ein Angebot geehrt, das unspektakulär und trotzdem wirkungsvoll ist. Mein Anliegen war und ist es seit jeher, auf der Basis meines christlichen Glaubens die Gesellschaft mitzugestalten. Die Politik ist da ein ideales Arbeitsfeld. Politischer Einsatz kann polarisieren. Als Christ möchte ich bei allen inhaltlichen Gegensätzen menschlich integrieren, zusammenführen. Da sind auf Bundesebene die Besinnungen ein dankbares Angebot. Wer sich unter dem Wort Gottes immer wieder trifft, geht anders mit Ratsmitgliedern aller Farben um. Die «Besinnungen unter der Bundeskuppel» wollen politisch tätigen Menschen helfen, im Politikalltag zur Ruhe zu kommen und ihnen biblisch begründete Erfahrungen vermitteln. Gut, dass sie auch heute zum festen Programm im Bundeshaus gehören.

BIBLISCH Ein Lieblingsbibelwort von Zahai Röschli, Gründerin des Hilfswerks «Selam» in Addis Abeba/Äthiopien, als Adoptivkind in der Schweiz aufgewachsen:

«Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.»

(Psalm 23)

«Ich lebte in der Schweiz, als ich 1986 im Fernsehen von Krieg und Hungersnot in meinem Heimatland Äthiopien hörte. Das Leid erschreckte und bewegte mich zutiefst. Ich verliess deshalb meine Eltern und Geschwister, um in Äthiopien ein kleines Kinderheim zu gründen, im Wissen, dass der Herr mein guter Hirte ist. Trotz kommunistischem Regime und anderen Schwierigkeiten gab mir dies immer Zuversicht. Meine Familie und Freunde unterstützten mich im Gebet und mit Sammeln von Kleidern und Geld. Was damals mit einem Haus und mit 28 Kindern begann, ist dank Gottes beständiger Hilfe das Kinderhilfswerk Selam geworden, welches bis heute für über 700 Kinder ein Zuhause war und ist. Der Herr meint es gut mit uns! Amen.»

WÖRTLICH «Prekär ist die Lage meiner Meinung nach in der Familie, in welcher der Glaube dramatisch an Stellenwert verloren hat. Die Kinder müssen die Eltern als betende Menschen erfahren. Die Familie ist die Urzelle, in der der Glaube sich entfaltet und lebt. Die Kirche und die Schule sind nur subsidiäre Institutionen, die helfen, den Glauben zu verankern.» Kurt Koch, Kardinal in Rom, vorher Bischof des Bistums Basel, in einem Interview mit der «Weltwoche».

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HEINER STUDER Der Autor ist Präsident der EVP Schweiz, war 1999-2007 Nationalrat und ist Vizeammann von Wettingen AG.

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BR E N N P U N K T

«Auch ein Politiker sollte zuerst auf Gott hören» BUNDESHAUS Sommersession der eidgenössischen Räte: Wieder findet jeden Mittwoch früh eine ökumenische

Besinnung statt. Pfarrer Jörg Gutzwiller hatte sie 1979 mit ins Leben gerufen. Der erste «Bundeshauspfarrer» ist überzeugt, dass Politiker Oasen der Ruhe und Besinnung brauchen. Selber pflegt er sie mit 83 noch viel bewusster. Sie haben vor fast 40 Jahren in Zollikofen einen Jungen zu einem Schülerbibelkreis eingeladen, der sich danach bewusst für Jesus entschieden hat und heute Direktor des Schweizerischen Gewerbeverbandes ist. Erinnern Sie sich an Hans-Ulrich Bigler? Jörg Gutzwiller: Jaja, ich habe ihm

Wie kam es, dass Sie sich später immer mehr der Politik zuwandten?

sofort geschrieben, als er Direktor des Gewerbeverbandes wurde. Ich weiss noch, dass er mit Freunden zum Bibelkreis kam. Es freut mich, dass bei allen damals der Glaube Wurzeln gefasst hat.

Was wollten Sie Ihren Schülern damals vermitteln?

Ich habe immer versucht, ihnen mit Erfahrungen aus dem Leben den Zugang zur Bibel zu ermöglichen. Meine eigene Geschichte war ja sehr dramatisch. Ich habe ihnen aber auch von den Lebenserfahrungen eines Dietrich Bonhoeffer, eines Martin Luther King oder anderer bekannter Christen berichtet und auch davon, was sie mit ihrem Leben bewirkt haben.

«Unendlich dankbar für alles»: Pfarrer Jörg Gutzwiller in seinem Heim.

Ich war ein furchtbar ängstliches Kind. In Kleinbasel, wo ich aufwuchs, gab es raue Kerle. Ich hatte oft grosse Angst vor der Schule.

Als ich zehn war, kam heraus, dass ich einen Schiefhals hatte. Ich kam im Spital in ein Zimmer mit 14 Kindern. Ich sah schlimme Schicksale. In der Nacht vor der Operation gab es ein heftiges Gewitter. Es war der absolute Horror für mich. Da erinnerte ich mich an unsere Religionslehrerin. Sie war die einzige, die in der Schule keinen Stock gebrauchte. Sie erzählte uns von der Kreuzigung von Jesus, diesem jungen Mann,

Jörg Gutzwiller

Besinnungen

Geboren 1928 in Basel, verheiratet mit der ehemaligen Swissair-Hostess Judith Steiger, zwei Söhne, zwei Töchter, wohnhaft in Jegenstorf BE. Studium der evangelischen Theologie in Basel und Göttingen, 1952 Leben unter Bergarbeitern im Ruhrgebiet, 1953–54 in Bonn Engagement für die deutsch-französische Versöhnung an der Basis mit Arbeitern, Studenten, Politikern, 1959–60 Pfarrverweser in Riehen und Basel, 1961–73 Pfarrer in Wädenswil, 1973–1993 Pfarrer in Zollikofen BE. 1979–99 verantwortlich für die ökumenischen Besinnungen im Bundeshaus. Verfasser mehrerer Bücher, zuletzt «Oasen der Besinnung – ein spirituelles Angebot» (2011, Jordan-Verlag).

Die ökumenischen Besinnungen im Bundeshaus wurden im November 1979 von Nationalrat Otto Zwygart senior und dem ersten «Bundeshauspfarrer» Jörg Gutzwiller ins Leben gerufen. Von katholischer Seite wurden sie bis 1991 von Hans-Peter Röthlin, Informationsbeauftragter der Bischofskonferenz, mitverantwortet. Sie finden während jeder Session am Mittwoch von 7.40 bis 7.55 Uhr statt mit Meditation, Stille und Gebet. Parlamentarisch geleitet werden sie heute von Nationalrätin Marianne Streiff und Ständerat Peter Bieri. Inhaltlich verantwortet sie ein Team mit den evangelischen Pfarrern Alfred Aeppli und Beat Kunz, dem katholischen Theologen Thomas Ruckstuhl und Martine

Ihre Geschichte war dramatisch?

Bild: idea/av

der aus Liebe zu uns ans Kreuz ging. Der Lehrerin liefen die Tränen herunter. Daran dachte ich in dieser Horrornacht. Ich dachte an Jesus und betete zu ihm. In diesem Moment war alle Angst weg. Er war da! Nun habe ich gewusst, dass Christus für mich der grosse Mutmacher ist. Und von daher kam auch mein seelsorgerliches Engagement: Ich wollte den Menschen Mut machen, Christus als Mutmacher zu finden.

Schneider. Vielfach werden externe Referenten beigezogen. Seit 1998 werden zusätzlich Veranstaltungen für Führungskräfte unter dem Motto «Vision für die Schweiz – Eidgenössische Besinnung» durchgeführt, initiiert von Nationalrat Otto Zwygart junior und Pfarrer Jörg Gutzwiller, anfangs unterstützt von einem Team mit Ständerat Bernhard Seiler, den Nationalräten Franz Dietrich und François Loeb, Heiner Studer und anderen. Daraus entstand im Herbst 2011 die parlamentarische Gruppe «Christ und Politik», die von Nationalrat Jakob Büchler geleitet wird. Durch die Impulse von Jörg Gutzwiller wurde auch in andern Ländern zu parlamentarischen Besinnungen ermutigt, ebenso in kantonalen Parlamenten.

Ich habe zwei Leidenschaften: die Theologie und die Schweiz. Mit der Leidenschaft für Gott erlebt man eine goldene Kette von Führungen, Fügungen und Wundern. Darum habe ich mich gefragt, wie ich mithelfen könnte, eine andere Welt zu bauen. Im Alten Testament sagten es die Propheten klar: Ihr könnt euch von Gott führen lassen zu Frieden und Gerechtigkeit, oder ihr könnt Gott den Rücken kehren, doch dann taumelt ihr von Krise zu Katastrophe. Im Neuen Testament verkündigt Jesus die Herrschaft von Gott: Alle Völker werden an einem Tisch sitzen, wie wir es in Lukas 13,29–30 lesen. Dieses Bild der Einheit ist für mich die grösste Vision der Geistesgeschichte. In Basel hatte ich dann nach dem Zweiten Weltkrieg die besten reformierten Theologen wie Karl Barth, und auch sie haben mich überzeugt, dass Gott Herr sein soll über jedes Lebensgebiet, auch über die Politik. Darum habe ich hier die absolute Priorität gesetzt: Gottes Herrschaft über jedes Gebiet. Zudem habe ich während des Zweiten Weltkriegs als Teenager und Student die Schweiz richtig lieb bekommen. Ich habe unser Volk lieb.

Was bewegte Sie dazu, die ökumenischen Besinnungen im Bundeshaus ins Leben zu rufen?

Da spielte meine Frau eine wichtige Rolle. Wir waren zwölf Jahre im Pfarramt in Wädenswil, als 1973 der Ruf nach Zollikofen bei Bern kam. Ich war so unsicher, dass ich an den Rand einer Depression kam. Da sagte meine Frau: «Vielleicht musst du nach Bern, um Verantwortung zu übernehmen für Führungskräfte des Landes und sie geistlich begleiten.» Das gab mir eine Perspektive. Nach den Wahlen von 1975 bot ich im Schloss Hünigen ein Wochenende für Verantwortungsträger aus Politik und Wirtschaft an. Der Titel: «Inspiration». Es kamen idea Spektrum 22.2012


BR E N N P U N K T Leute aus allen vier Bundesratsparteien. Das Echo war so positiv, dass bei ihnen der Wunsch aufkam, im Bundeshaus eine Besinnung einzuführen. Aber niemand wollte aktiv werden. Zu dieser Zeit gab Nationalrat Otto Zwygart senior in der Synagoge des Parlamentsgebäudes in Jerusalem ein Gelübde ab: Sollte er wiedergewählt werden, würde er im Bundeshaus eine Besinnung initiieren. Ende November 1979 war es dann soweit. Mir wurde zusammen mit Hans-Peter Röthlin, dem Informationsbeauftragten der Schweizer Bischofskonferenz, die Verantwortung übertragen.

Wie liefen die Besinnungen ab?

Ich habe über Nacht ein Papier entworfen. Die Besinnungen sollten 15 Minuten dauern und eine biblische Meditation, Stille und ein Gebet für Land, Volk und Regierung enthalten. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Und die Besinnungen sollen überkonfessionell sein und vom Parlament selber verantwortet werden.

Wie gross war das Interesse?

Wir waren gespannt an diesem ersten Morgen. Und die Leute kamen – etwa 25 Parlamentsmitglieder. Die Initianten waren so begeistert, dass sie dann auch die Bundesräte eingeladen haben.

Wer kam von den Bundesräten?

Es gab Besinnungen, da waren vier von sieben Bundesräten anwesend. Oft kamen Schlumpf, Ritschard, Hürlimann, Furgler und auch Friedrich. Auch Cotti, Koller und Ogi waren je nach Terminkalender dabei. Regelmässig luden die Bundesräte dann Hans-Peter Röthlin und mich noch zum Kaffee ein. Da kam es zu einem echten Austausch, auch seelsorgerlich.

Waren alle Parteien vertreten?

In der ersten Zeit kamen von den Linken nur einzelne. Da traf ich in Berlin Alt-Bundesminister Hans-Jochen Vogel, ein prominenter Sozialdemokrat und überzeugter Christ. Er liess sich nach Bern einladen, um eine Besinnung zu halten. Da erschien SP-Chef Helmut Hubacher mit seiner ganzen Fraktion. Das war ein Durchbruch auch bei den Sozialdemokraten. idea Spektrum 22.2012

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Dankbar und froh auch mit 83, weil jeder Tag eine neue Chance ist Welche Vision leitet Sie in Ihrem letzten Lebensabschnitt? Jörg Gutzwiller: Mein grosser Wunsch steht schon in meinem Konfirmationsspruch aus Galater 2,20: «Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir.» Dass Christus in mir lebt – dieser Wunsch soll mich leiten bis zu meinem letzten Lebenstag, mehr und mehr. Welche Prioritäten gelten für Sie heute? Ich kann nicht mehr aktiv sein und nicht mehr reisen wie früher. Ich kann vor allem noch mitdenken, schreiben und beten. Das Gebet wird mir darum immer wichtiger, gerade auch das Gebet für die Besinnungen und die Regierung, aber auch für meine Frau, meine Kinder, Grosskinder und andere Menschen. Aus welchen Quellen schöpfen Sie? Die Quellen, aus denen ich das gan-

War das Parlament damals noch gottesfürchtiger?

Ich möchte es so sagen: Im Bundeshaus herrschte noch nicht so ein Riesenstress wie heute. Mehr und mehr ist es üblich geworden, Sitzungen schon um 7 Uhr anzusetzen. Es ist weniger eine Frage der Gottesfurcht als des massiven Drucks.

Welche Themen waren Ihnen besonders wichtig?

Ich habe meist ein Thema aus der Aktualität gewählt. Meine Linie war immer: auf Gott hören, gehorchen, sich von ihm führen lassen. Für Hans-Peter Röthlin, der sich in der Fokolarbewegung engagierte, war die Einheit ein wichtiges Thema. Einmal sprach Röthlin zum Thema «Abschied». Am Sonntag darauf hörte die Schweiz, dass Bundesrat Willi Ritschard bei einer Wanderung tot zusammengebrochen war. Ein Abschied, der allen sehr unter die Haut ging.

Welche Besinnung war wohl der Höhepunkt?

Das war sicher 1991 an der grossen Sondersession. Da wurde uns vor der vereinigten Bundesversammlung und dem Bundesrat in Corpore eine ganze Stunde für eine Besinnung zur Verfügung gestellt. Auf das Thema bin ich in der Nacht gekommen: Ich brachte das Beispiel von Henry

ze Leben geschöpft habe, sind mir noch wichtiger geworden: die Inspiration von Gott, das Gebet, die Gemeinschaft mit Christen, spirituelle Literatur von grossen Christen. Welches ist Ihre Liebeserklärung an das Leben? Ich bin unendlich dankbar für alles, was mir Gott geschenkt hat, für meine Frau, für meine Familie, auch dass ich so alt werden durfte. Ich konnte so viel Abenteuerliches erleben, wie ich es nie erwartet hätte. Auch als Pensionierter konnte ich noch reisen und in vielen Ländern und Parlamenten von unseren Besinnungen berichten. In Wien bat mich der Vizekanzler gleich nach dem Bericht, ich solle noch mit ihnen beten. In Bukarest wurde ich von Parlamentariern gebeten, im Büro der ehemaligen Präsidentengattin Elena Ceausescu, die den Christenglauben verfolgte und als «Hexe» bezeichnet

Dunant, der sagte: «Ich wollte nur ein Diener Jesu Christi sein, sonst nichts.» Ich sprach darüber, was es bedeutet, im Geist Christi zu wirken. Am Schluss sind alle aufgestanden, und alle haben in ihrer Landesprache das «Unser Vater» gebetet. Es war ergreifend.

Was gewinnt denn ein Parlamentsmitglied, wenn es sich stark an der Bibel orientiert?

Bei meiner Verabschiedung 1999 sagten die Präsidenten im National- und im Ständerat: «Gibt es einen tieferen Sinn des Daseins, der auch Motivation für politisches Engagement sein kann? Ist man jederzeit bereit, sein Tun und Lassen nicht nur von Menschen, sondern auch vor Gott zu verantworten? Die Orientierung an der Bibel hilft, persönliche Antworten auf solche Fragen zu finden.» Und in aller politischen Verschiedenheit gewinnt man einen Blick in die gleiche Richtung: den Blick auf Gott, eine höhere Autorität.

Was heisst es, als Politiker vor Gott verantwortlich zu sein?

Wer sich vor Gott verantwortlich weiss, fragt Gott im Alltag, welches sein Wille und sein Plan ist. Um das herauszufinden, braucht man auch Mitchristen. Darum habe ich oft auch begleitende Seminare angeboten.

wurde, eine Besinnung zu halten. Welches ist der wesentliche Punkt Ihrer Altersbilanz? Das Altwerden ist körperlich nicht immer leicht zu ertragen. Doch solange das Herz lebendig und der Geist klar sind, kann ich in Beziehung zu Christus leben und bin glücklich. Was stimmt Sie auch mit 83 Jahren so fröhlich? Von meiner Natur und der Vererbung her wäre ich eher gefährdet von Depressivität. Wenn ich morgens erwache, habe ich schon einmal sorgenvolle Gedanken. Doch dann stehe ich auf, mache den Kaffee, decke den Tisch für meine Frau. Wir lesen zusammen die Losung und wollen uns überraschen lassen, was uns an diesem Tag geschenkt wird. Dann freue ich mich auf den Tag, und die Ängste sind weg. Jeder Tag ist eine neue Chance.

Mit welchen Gefühlen blicken Sie heute auf den Parlamentsbetrieb?

Ich bin in grosser Sorge, weil im Parlament immer mehr Interessenvertreter sitzen, die von grossen Verbänden finanziert werden. Wer zuerst einem Verband verpflichtet ist und vor allem die Wiederwahl im Kopf hat, ist nicht mehr frei. Auch ein Politiker sollte in erster Linie auf Gott hören und ihm gehorchen – und nicht einer Interessengruppe.

Welches ist heute Ihr Gebet für unser Land?

Gott möge unsere Volksvertreter leiten und ihnen durch seine Nähe Kraft und Weisheit schenken. Sie mögen seine Stimme hören und seine Führung wollen. Gottes Plan möge sich verwirklichen über Parteien und Personen hinaus zum Besten für unser Land, zum Frieden für die Welt.

Wann ist ein Volk wirklich reich?

Es ist nicht reich, wenn es viel Geld verwaltet, sondern wenn es der Völkergemeinschaft viel geben kann an Dienst, Vorbild, Versöhnung, Werten und Glaube.

Wann kann Gott unser Land segnen?

Wenn wir ihn suchen, ihn lieben, ihm gehorchen, ehrlich und demütig sind – dann segnet er uns. Interview: ANDREA VONLANTHEN


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I NSE R AT E | S T E LLE N EVANGELISCHES GEMEINSCHAFTSWERK

www.kirche-jegenstorf.ch www.kirche-urtenen.ch Die reformierte Kirchgemeinde Jegenstorf-Urtenen besteht aus den Kirchenkreisen Urtenen-Schönbühl und Jegenstorf. Zur Kirchgemeinde gehören rund 8‘500 Gemeindeglieder, 4 Pfarrämter, eingespielte Mitarbeiterteams und eine erfreuliche Anzahl an freiwillig Mitarbeitenden. Im Rahmen von Pensionierungen und einer Neuorganisation der Verwaltung schaffen wir per 1. November 2012 eine neue Stelle als

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p ol i t i k

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Ja zum Mittelstand

Ungerecht und kostspielig

Pro

KonTra

Hans-UlricH Bigler Direktor des Schweizerischen Gewerbeverbandes

Die Gegner der am 17. Juni zur Abstimmung gelangenden BausparInitiative argumentieren, diese wirkungsvolle Form der Wohneigentumsbildung sei ungerecht. Damit wird versucht, der eigenen Position die ethische Absolution zu erteilen und den Eindruck der moralischen Überlegenheit zu erwecken. Allerdings versteckt sich dahinter eine Doppelmoral.

Geborgenheit durch Eigentum

Laut Untersuchungen gibt Wohneigentum Sicherheit und führt zu Geborgenheit sowie Zufriedenheit. Gemäss einer Umfrage vom gfs.Bern wünschen sich 76 Prozent der Stimmberechtigten in der Schweiz, in den eigenen vier Wänden zu wohnen. Auch eine überwiegende Mehrheit von 62 Prozent der Mieterinnen und Mieter wünscht sich, eines Tages in ein Eigenheim umzuziehen. Jene, die bereits Wohneigentümer sind, möchten nicht mehr zum Mieterleben zurückkehren.

Tiefe Eigentumsquote

Die Schweiz weist aber gleichzeitig verglichen mit dem benachbarten Ausland eine sehr tiefe Wohneigentumsquote von lediglich rund 39 Prozent auf – und das trotz ihres Wohlstandes. Die Schweiz steht punkto Wohneigentumsquote abgeschlagen auf dem letzten Platz. Deshalb ist die Wohneigentumsförderung dringend nötig. Dies steht im krassen Gegensatz zum Auftrag in der Bundesverfassung, Wohneigentum zu fördern. Geht es nach dem Willen der Gegner dieser Initiative, soll dieser verfassungsmässige Bruch weiter bestehen bleiben. Gerechtigkeit?

Für breite Schichten

Die Initiative richtet sich an den Mittelstand. Die Fakten sprechen für sich. Dies zeigt der Kanton Basel-Land, wo das Bausparen seit 20 Jahren eingeführt ist und das Bausparen den mittleren Einkommen zugute kommt. Das durchschnittidea Spektrum 22.2012

liche steuerbare Einkommen eines Bausparers liegt bei 56 000 Franken. 71 Prozent der Bausparer verfügen über ein steuerbares Einkommen von unter 100 000 Franken pro Jahr. Durch das Bausparmodell der Initianten kann damit der Traum von Wohneigentum für breite Bevölkerungsschichten Realität werden. Gerechtigkeit? Im Bereich der sehr hohen Einkommen besteht im Weiteren praktisch kein steuerlicher Unterschied zwischen bausparenden und nicht bausparenden Steuerpflichtigen, wie der Bericht der Kommission für Wirtschaft und Abgaben des Ständerates vom 24. Januar 2011 zeigt. Die meisten Haushalte mit hohem Einkommen haben aber bereits ein Eigenheim erworben und können nicht mehr vom Bausparen profitieren. Die Initiative «Eigene vier Wände dank Bausparen» ist also kein Geschenk an die Reichen. Gerechtigkeit?

Schwellenhaushalte profitieren

Der erwähnte Bericht hält ausdrücklich fest, dass die Anreize zur Steueroptimierung mittels Bausparen gering sind. Damit wird klargestellt, dass keine Steuerprivilegien für Leute eingeführt werden, die es nicht nötig haben. Ein Ja zur Bauspar-Initiative ist also weder ungerecht noch ein Steuergeschenk an die Reichen. Vielmehr profitieren insbesondere Schwellenhaushalte, die sich das Eigenheim ohne das Bausparen nicht oder erst viel später leisten könnten, vom Bausparmodell. Davon betroffen sind in der Schweiz rund 1,2 Millionen Haushalte. Ein Ja zur Volksinitiative sorgt damit für mehr Gerechtigkeit.

Marianne streiff Nationalrätin EVP Köniz BE

Am 11. März dieses Jahres hat eine klare Mehrheit des Schweizervolkes das Bausparen entschieden abgelehnt. Bereits am 17. Juni müssen wir nochmals über das gleiche Anliegen abstimmen, obwohl es kein einziges neues Argument dafür gibt. Die vom Hauseigentümerverband eingereichte Volksinitiative wird vom Bundesrat abgelehnt. Das Parlament hat auf eine Abstimmungsempfehlung verzichtet. Hingegen hat der Grossteil der Parteien die Nein-Parole herausgegeben. So auch die EVP. Ihre Delegierten haben die Vorlage mit 88 zu 5 Stimmen bachab geschickt. Weshalb? Weil diese Art von Bausparen ungerecht, kompliziert und kostspielig ist.

Viele Benachteiligte

Breite Bevölkerungskreise würden bei Annahme der Initiative von diesem Bauspar-Instrument ausgeschlossen bleiben. Ich bin ganz der Meinung des Bundesrates, der schreibt: «Wer wenig verdient, kann keine Bauspareinlagen bilden, um das notwendige Eigenkapital für den Wohneigentumserwerb aufzubringen. Wer hingegen viel verdient, ist auch ohne Bausparen in der Lage, selbstgenutztes Wohneigentum zu erwerben. Benachteiligt sind also all jene, die sich das Bausparen aus finanziellen Gründen gar nicht leisten können.» Mit anderen Worten: Unter-

Bauspar-Initiative: Darum geht es am 17. Juni Hinter der Initiative «Eigene vier Wände dank Bausparen» steht der Hauseigentümerverband. Ihr Ziel ist es, dass sich mehr Personen in der Schweiz selbstgenutztes Wohneigentum leisten können. Dazu will man mittels Steuererleichterungen das Bausparen fördern. Man will eine für Bund und Kantone zwingende Regelung auf Verfassungsebene einführen. Diese Regelung beinhaltet Steuerentlastungen, wenn man zum ersten Mal selbstge-

nutztes Wohneigentum erwirbt. Während zehn Jahren kann man bis zu 10 000 Franken pro Person (20 000 Franken bei Ehepaaren) jährlich vom steuerbaren Einkommen abziehen und auf ein Bausparkonto einzahlen. Auch die Zinsen davon wären steuerfrei. Will man das Geld doch anders nutzen, wird eine Nachzahlung fällig. Die Initiative wird von FDP, SVP und EDU unterstützt. CVP, EVP, GLP, Grüne und SP lehnen sie ab.

stützt würden also ausgerechnet jene, die es nicht nötig haben.

Geschenk für Gutverdienende

Statt neuer Steuerprivilegien für Gutverdienende bedarf es der gezielten Entlastung von mittelständischen Familien, damit diese überhaupt etwas auf die Seite legen können. Gerade Schwellenhaushalte profitieren nicht vom Bausparen, da sie gar nicht genügend verdienen, um innert zehn Jahren ausreichende Eigenmittel zur Seite legen zu können. Wegen der Progression profitieren Personen mit hohem Einkommen überdurchschnittlich vom Bausparen, was die Effizienz der Instrumente weiter verschlechtert. Die vorliegende Bausparinitiative ist nichts anderes als ein verstecktes Steuergeschenk an Gutverdienende und deshalb als ungerecht und untauglich abzulehnen.

Bewährte Instrumente

Im Übrigen stehen schon heute bewährte Bauspar-Instrumente zur Verfügung. So können Vorsorgegelder aus der 2. Säule und der Säule 3a zu einem günstigeren Steuertarif vorbezogen werden. Laut Bundesrat ist mit diesen Instrumenten der verfassungsmässige Auftrag der Wohneigentumsförderung erfüllt. Gegen die Initiative sprechen natürlich auch die Steuerausfälle, die bei dieser Vorlage bei der direkten Bundessteuer 70 Millionen und bei den Staats- und Gemeindesteuern 275 Millionen Franken betragen. In Zeiten, in denen mehrere Kantone Steuererhöhungen befürchten müssen, wären diese Geschenke an Wohlhabende unverantwortlich.

Gegen Ungerechtigkeit

Wie stimme ich in christlicher Verantwortung? Jesus war sich der Brisanz um wirtschaftliche Gerechtigkeit stets bewusst, das sehen wir zum Beispiel im Gleichnis der Arbeiter am Weinberg. Aber er stellte sich gegen jede Ungerechtigkeit, und vor allem auch gegen jede Gier nach Materiellem und gegen übermässige Angst um die eigene Sicherheit. Danke, wenn Sie am 17. Juni die gerechtere Variante unterstützen und nochmals ein Nein gegen diese Bausparvorlage in die Urne legen.


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TAG E SSC H AU

dringend gesucht: Gut ausgebildete theologen neues studienjahr In einer sich immer rascher verändernden Welt sind fundierte theologische Kenntnisse

gefragter denn je. Eine idea-Umfrage zeigt, dass es an den Ausbildungsstätten noch viele freie Plätze gibt. Der Bedarf an gut ausgebildeten Theologen hat offenbar in den letzten Jahren zugenommen. «Junge Menschen kommen heute mit immer weniger Bibelwissen und Kenntnissen der biblischen Dogmatik ins Studium», stellt Lukas Zaugg, Rektor der «BBS Academy» fest. «So wie unsere Gesellschaft gut ausgebildete Ärzte, Lehrer, Schreiner braucht, profitiert die Gemeinde von Theologen», erklärt Direktor Felix Aeschlimann vom Seminar für biblische Theologie Beatenberg. Zudem würden die Herausforderungen in der Gemeindearbeit immer vielschichtiger. Michael Girgis, Co-Rektor am Institut für Gemeindebau und Weltmission (IGW), spricht von einer «spannenden Zeit»: «Die Säkularisierung stellt manche geschichtlich gewachsenen Formen und Glaubensinhalte in Frage. Zugleich gibt es neue Aufbrüche, sozialdiakonische Projekte, Initiativen und vieles mehr.» Doch nicht nur in Gemeinden sind Theologen

stabile studentenzahlen

Die idea-Umfrage zeigt, dass die Zahl der Studierenden an den Theologischen Seminaren in den letzten Jahren in etwa gleich geblieben ist. So sind bis jetzt überall noch Plätze frei. Nach wie vor ist Theologie auch bei Frauen sehr beliebt. Allerdings zeigt sich an den verschiedenen Ausbildungsstätten ein unterschiedliches Bild: Am Theologischen Seminar Bienenberg etwa liegt der Frauenanteil bei 65 Prozent, in Beatenberg sind es 50 Prozent, während an der Staatsunabhängigen HochschuAusbildungsstätten vermitteln kompetentes Bibelwissen.

gefragt. Nach Dorothee Kanzinger vom Theologischen Seminar St. Chrischona in Bettingen BS ist der Bedarf an Mitarbeitern in internationalen Missionsgesellschaften «in einigen Ländern schon fast dramatisch».

le Basel ein Drittel und am IGW nur ein Viertel Studentinnen eingeschrieben sind. Immer mehr ist Theologie auch als zweiter Bildungsweg gefragt. Die berufsbegleitenden Angebote nehmen durchwegs zu. Für Felix Aeschlimann hat diese Option viele Vorteile: «Man kennt die Welt nicht nur aus der Perspektive von Schule und Studium, sondern besitzt wertvolle Erfahrungen aus der realen Arbeitswelt. Solche Menschen werden die Sorgen und Nöte ihrer Gemeindeglieder besser verstehen.» CHRISTOF BAUERNFEIND

theologische ausbildungsstätten in der schweiz Seminar für biblische Theologie Beatenberg: www.sbt-beatenberg.ch Theologisches Seminar Bienenberg: www.bienenberg.ch Theologisch-Diakonisches Seminar Aarau: www.tdsaarau.ch Staatsunabhängige Theologische Hochschule Basel: www.sthbasel.ch

Theologisches Seminar St. Chrischona: tsc.chrischona.ch Gemeinde-basierte Bibelschule Schweiz: www.bbs-academy.ch Institut für Gemeindebau und Weltmission: www.igw.edu International Seminary and Trainingcenter of Leadership: www.istl.ch

der aufbruch zu neuem Leben in alten Mauern FeG steFFisBurG Nach 15 Monaten Bauzeit erstrahlt das «Zentrum Brügg» in neuem Glanz. Ein Strahlen liegt auch auf den Gesichtern der Gemeindeglieder. Am Wochenende weihen sie ihr neues geistliches «Zuhause» ein.

Mit ihrem neu renovierten Gemeindezentrum setzt sich die Freie Evangelische Gemeinde (FEG) Steffisburg ein doppeltes Ziel: «Wir wollen Möglichkeiten zur Begegnung und zum gemeinsamen Feiern schaffen. Ein Schwerpunkt unseres Engagements liegt auf dem Training und der Aussendung», formuliert Co-Pastor Herbert Geiser die Gemeindearbeit. «Unsere Vision heisst: Von Christus überzeugt leben wir für unsere Mitmenschen. Das neue Zentrum bietet dazu gute Voraussetzungen.»

Längste Bar im dorf

Die FEG Steffisburg ist kontinuierlich gewachsen. Um den Ansprüchen der heutigen Mehrgenerationengemeinde gerecht zu werden, entschied man sich für Bilder: sxc.hu, idea/tf

Völlig neuer auftritt

Mit Herzblut am Werk: Das Umzugsteam am (alten) Herd. Links, in Braun und Blau, die Pastoren Herbert Geiser und Beat Fuhrimann.

eine umfassende Renovation und damit für einen Verbleib am alten Standort. Der Saal im Erdgeschoss präsentiert sich funktional und freundlich, im Obergeschoss entstand viel Raum für die verschiedenen Arbeitszweige, und

im Untergeschoss präsentiert die Jugendarbeit «No Limits» die wohl längste Bar Steffisburgs. Auf der obersten Etage befinden sich vier Mietwohnungen. Insgesamt wurden viereinhalb Millionen Franken investiert.

Das imposante Gebäude am Dorfbach soll zu einem Begegnungszentrum werden. «Der Begriff ‹Brügg› (Brücke) ist Programm. Niederschwellige Angebote sollen kirchenfernen Menschen den Eintritt erleichtern», meint Co-Pastor Beat Fuhrimann. «Wir haben den Auftritt neu gestaltet, unter anderem mit neuer Infobroschüre, neuer Website und der Zeitschrift ‹Einblick›.» Das Zentrum «Brügg» wird am Wochenende eingeweiht – mit einem bunten (Familien-)Programm, Ansprachen sowie Konzerten von Déborah Rosenkranz und einer klassischen Formation. THOmAS FEUz www.feg-steffisburg.ch idea Spektrum 22.2012


TAG E SSC H AU

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In der Gegenwart des Heiligen Geistes ÄXGÜSI PFINGSTKONFERENZ «Jesus hat aufgefordert, grössere Wunder zu tun als er»: 2500

Menschen beteten am Wochenende in Bern füreinander und segneten sich gegenseitig. Wunder und Heilungen sollen zum Alltag gehören, sind die Veranstalter überzeugt.

«Es ist ein Fest, hier zu sein, einfach wunderschön!» Kathrin Van der Meer aus Uster strahlt, während sie darauf wartet, ein persönliches Gebet zu empfangen. Für einmal sind es Seelsorger, die segnen. Doch immer wieder werden die Anwesenden aufgefordert, gerade da, wo sie sind, füreinander zu beten. Denn das betonen alle Referenten der Pfingstkonferenz in Bern: Jeder der Anwesenden hat den Auftrag, für seine Nächsten zu beten, Hände aufzulegen und Heilung zuzusprechen. «Wenn Jesus in dir wohnt, kannst du die gleichen, ja noch grössere Werke tun als er!», ermutigen sie. Nicht alle in der Halle beten mit Worten. Es gibt auch solche, die während der jeweils einstündigen Anbetungszeit zur Ehre Gottes tanzen, sich betend auf den Boden legen, Fahnen schwingen oder Bilder malen. Als Martin Bühlmann, Leiter der Vineyard-Bewegung in Deutschland, Österreich und der Schweiz, den Heiligen Geist einlädt, seine Gegenwart zu zeigen, beginnen einzelne laut zu lachen, zu stöhnen oder fallen um. «Lachen bedeutet Befreiung», erklärt Bühlmann. Er lässt dem Geist Zeit und Raum, wartet gelassen, bis die Menschen ruhig werden. Erst dann hält er seine Predigt.

«Bringt sie zum Vater!»

Bill Johnson, Gastredner aus Redding USA, erzählt von vielen Heilungswundern, die er erlebt hat. Einmal habe eine Ärztin

Gemeinsamer Anlass Die Pfingstkonferenz zum Thema «The presence of god – kraftvolles Leben» wurde gemeinsam durchgeführt von Vineyard Bern, Stiftung Schleife, Schule für Heilung und ISTL. Während vier Tagen nahmen über 2500 Personen daran teil. Hauptredner waren die Pastoren Bill Johnson aus Redding USA, und Martin Bühlmann, Leiter Vineyard D, A, CH. www.vineyard.ch

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Den Menschen Begegnungen mit Gott ermöglichen: Bill Johnson (links) und Marius Bühlmann am übergemeindlichen Anlass.

ihre Hände um den Nacken eines Mannes gelegt, der wegen Tumorbefall seinen Kopf nicht mehr ohne Stütze tragen konnte. Sie betete für die Erstarkung der Muskeln und dies sei geschehen. Die Tumore waren anschliessend verschwunden. Johnson nennt nun Leidensgebiete wie Taubheit oder vermindertes Hörvermögen und fordert die Anwesenden auf, für Betroffene zu beten. Wer anschliessend wieder oder besser hört, soll die Hand erheben. Nach diesen etwa 30-minütigen «Ministries», Zeiten des gegenseitigen Dienens, während denen verschiedene Krankheiten erwähnt werden, tun das mehrere Dutzend Menschen. Einige erzählen auf der Bühne, wie genau sie ihre Heilung erlebt haben. «Der Heilige Geist lebt in jedem Gläubigen, aber er ruht nicht immer auf ihm», erklärt Johnson. «Wir können lernen, immer mehr in dem Bewusstsein zu leben, dass der Heilige Geist wie ein Fluss in uns ist, der fliessen will.» Wer Gott nahe sei, strahle dessen Ruhe, Liebe und Treue aus. «Wir schulden den Menschen um uns eine Begegnung mit Gott», hält der 61-Jährige fest. Wer Gott immer besser kennen lerne, erneuere dadurch sein Denken. «Man fängt an, aus Gottes Perspektive zu sehen.» Und dann seien Wunder etwas Selbstverständliches. «Jesus nutzte Zeichen und Wun-

der, um Menschen zum Vater zu führen.» Johnson betont: «Es geht nicht darum, Gottes Stimme besser zu hören, um ihm dadurch besser dienen zu können. Wir sollen Gottes Stimme erkennen, um ihn zu ehren.»

«Vergesst die Armen nicht»

«Wir wollen die Gerechtigkeit Gottes in die Gesellschaft tragen», erklärt Martin Bühlmann. Leidenschaftlich fordert er auf, nicht nur geistlichen Segen zu verschenken, sondern auch materiellen Reichtum. Seit Jahren verteilen Freiwillige aus der Vineyard Bern «Heiland-Säcke» an Arme. Damit sind Papiertaschen gemeint, die gefüllt sind mit Lebensmitteln und Nützlichem für den Haushalt. Die Anwesenden werden aufgefordert, am Sonntag solche Dinge mitzubringen, um «Heiland-Säcke» zu füllen. «Wie wollen wir Gott erleben, wenn wir nicht bereit sind, zu teilen? Wenn wir mehr auf Reichtum oder den Staat vertrauen als auf Gottes Versorgung?» Bühlmann ist überzeugt, dass Ausländerfeindlichkeit und Jesusjüngerschaft sich ausschliessen: «Jesus schickt uns Muslime, damit sie seine Liebe erleben können.» In Jesus sei uns alles gegeben. «Gottes Reich durchbricht sämtliche Gesetze der Menschen, um seine Herrlichkeit zu zeigen.» MIRJAM FISCH-KÖHLER Bilder: Mirjam Fisch-Köhler

Bravo Gino! Vor meinem Wechsel von A nach B (Arth nach Bremgarten) geniesse ich einen Monat ohne Dienste. Eine Woche verbrachte ich in Assisi. Assisi – das hat viel mit Franziskus und mit Chiara zu tun. Das waren eindrucksvolle Persönlichkeiten, die auf eine erstaunlich radikale Art Jesus nachfolgten. Im Verlauf der Woche begegne ich dem Denkmal von Gino Bartali, einem der grössten Radprofis aller Zeiten. So gewann er in seiner langen Kariere von 1935 bis 1953 dreimal den Giro d’Italia und zweimal die Tour de France. Doch viel eindrücklicher ist, dass dieser Spitzensportler nicht nur über starke «Wädli», sondern auch über ein grosses Herz verfügte. Gino der Fromme, wie er auch genannt wurde, begann jedes Rennen mit einem längeren Gebet. Während dem Zweiten Weltkrieg soll Bartali aktiv an der Rettung von 800 Juden beteiligt gewesen sein. Die Juden wurden in Klöstern und Kirchen versteckt. Bartali schmuggelte auf seinen zahlreichen Trainingsfahrten Papiere und Fotos, die es ermöglichten, den Juden eine neue Identität zu geben. Die Schmuggelware war im Rahmen des Rennfahrrades versteckt. In einer Druckerei in Assisi wurden die neuen Pässe gedruckt. Bravo Gino – ich ziehe meinen imaginären Hut! Es gab, und es gibt sie auch heute noch: Stars, die auch ihre Mitmenschen sehen und sich für andere einsetzen. Im Blick auf die neue Identität möchte ich noch erwähnen, dass sich Gott nicht einfach in die Welt schmuggelte, sondern für alle sichtbar in Jesus Christus gekommen ist, um all jenen, die Ihm vertrauen, eine neue Identität zu schenken. Wer dieses Geschenk angenommen hat, gehört definitiv zu den ganz grossen Siegern! THOMAS PRELICZ

Der Autor, bisher Pfarrer der Evangelischen Freikirche Arth, wirkt künftig in Bremgarten.


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P U BL I R E P OR TAG E

PUBLIREPORTAGE

Hoffnung säen im Hochland von Peru. Hermelinda packt ihre Zukunft an.

Film! AAuf uf w ww ww w.t.teeaarf rfuunndd.c h/fil mee fifinnddeenn SSie ein.ch/film ie eineenn FFililm m üübbeerr eein inee w weeititeere re FFaam mililie ie ddie iese sess PPro roje jekkte tes! s!

Hermelinda Hermelinda lebt lebt mit mit ihrer ihrer Familie Familie in in der der Provinz Provinz Pachitea Pachitea im im Hochland Hochland von von Peru. Peru. Es Es ist ist kein kein einfaches einfaches Leben Leben für für die die Kleinbauernfamilie: die Arbeit ist hart und der Speiseplan Kleinbauernfamilie: die Arbeit ist hart und der Speiseplan karg. karg. Doch Doch Hermelinda Hermelinda hat hat Pläne Pläne -- und und Unterstützung. Unterstützung. Ein Ein Gemüsegarten Gemüsegarten für für mehr mehr Gesundheit Gesundheit Dank einer Schulung, die Hermelinda Dank einer Schulung, die Hermelinda letzten letzten Januar Januar absolviert absolviert hat, hat, besitzt besitzt die die Familie Familie heute heute einen einen Gemüsegarten. Gemüsegarten. Die Die ersten ersten Pflänzchen sind gewachsen, bereits können Radieschen, Pflänzchen sind gewachsen, bereits können Radieschen, KarKarrotten rotten und und Blumenkohl Blumenkohl geerntet geerntet werden. werden. „Jetzt „Jetzt kann kann ich ich meine meine Kinder Kinder gesund gesund ernähren“, ernähren“, erzählt erzählt die die Ehefrau Ehefrau und und 4-fache 4-fache Mutter. Mutter. „Viele „Viele Kinder Kinder hier hier im im Hochland Hochland sind sind mangelmangel- oder oder unterernährt, unterernährt, weil weil praktisch praktisch nur nur Kartoffeln Kartoffeln und und Mais Mais angebaut angebaut werden.“ werden.“ Den Den Rest Rest des des Gemüses Gemüses verkauft verkauft Hermelinda Hermelinda auf auf dem dem lokalen lokalen Markt und gewinnt dadurch ein Zusatzeinkommen zur SchafMarkt und gewinnt dadurch ein Zusatzeinkommen zur Schaf- und und Meerschweinchenzucht. Meerschweinchenzucht. Geld, Geld, das das dringend dringend nötig nötig ist ist für für die die grosgrosse se Familie Familie mit mit schulpflichtigen schulpflichtigen Kindern. Kindern. Pedro, Pedro, ein ein Mitarbeiter Mitarbeiter von von EFOD, EFOD, der der lokalen lokalen PartnerorganisatiPartnerorganisation on von von TearFund, TearFund, erzählt: erzählt: „Die „Die Folgen Folgen von von Mangelernährung Mangelernährung bei bei Kindern sind fatal: fehlen wichtige Nährstoffe, bleiben die Kinder Kindern sind fatal: fehlen wichtige Nährstoffe, bleiben die Kinder in in ihrer ihrer Entwicklung Entwicklung zurück, zurück, die die Folgen Folgen sind sind bis bis ins ins ErwachsenenErwachsenenalter spürbar. Auch erblinden viele Menschen in alter spürbar. Auch erblinden viele Menschen in dieser dieser Region Region während während der der Kindheit Kindheit wegen wegen Vitaminmangel.“ Vitaminmangel.“ Das Das Projekt Projekt von von EFOD unterstützt Familien ganzheitlich: Mit Gemüsegärten und EFOD unterstützt Familien ganzheitlich: Mit Gemüsegärten und Schafzucht Schafzucht werden werden ErnährungsErnährungs- und und Einkommensgrundlagen Einkommensgrundlagen geschaffen, mit Latrinenbau und Küchenausbau geschaffen, mit Latrinenbau und Küchenausbau die die WohnWohn- und und Hygienesituation Hygienesituation erheblich erheblich verbessert. verbessert.

Hoffnung: Hoffnung: Hermelinda Hermelinda kann kann nun nun ihre ihre Familie Familie gesund gesund ernähren. ernähren. „Dank „Dank dem dem Garten Garten können können wir wir jeden Tag Gemüse essen!“ jeden Tag Gemüse essen!“ Wir Wir freuen freuen uns, uns, wenn wenn Sie Sie Familien Familien in in Peru Peru in in Form Form von von einer einer Spende Spende oder oder durch durch ein ein BesonBesonderes deres Geschenk Geschenk (s. (s. Inserat) Inserat) unterstützen! unterstützen! TearFund TearFund ist ist ein ein Hilfswerk Hilfswerk der der Schweizerischen Schweizerischen Evangelischen Evangelischen Allianz Allianz (SEA). (SEA). Zusammen Zusammen mit mit lokalokalen, len, christlichen christlichen Partnerorganisationen Partnerorganisationen in in Ländern Ländern des des Südens Südens fördert fördert und und stärkt stärkt TearFund TearFund benachteibenachteiligte ligte Menschen Menschen durch durch Bildung, Bildung, Basisgesundheit Basisgesundheit und und Einkommensförderung. Einkommensförderung. TearFund TearFund Schweiz Schweiz || Josefstrasse Josefstrasse 34 34 || 8005 8005 Zürich Zürich 044 044 447 447 44 44 00 00 || info@tearfund.ch info@tearfund.ch || www.tearfund.ch www.tearfund.ch PC-Konto: PC-Konto: 80-43143-0 80-43143-0

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f oru m | k u lt u r

SYNERGIE Gott nimmt unser Bekenntnis ernst Gott sagt uns in seinem Wort, dass wir unser Vertrauen auf ihn setzen können. Wir ehren Gott und ernten seinen Segen, wenn wir es im praktischen Leben auch tun. Wenn wir dies sogar durch ein Bekenntnis öffentlich festmachen, nimmt es Gott besonders ernst. Unsere Väter haben 1291 im Bundesbrief geschrieben: «Im Namen Gottes des Allmächtigen», und sie bekannten öffentlich: «Wir wollen trauen auf den höchsten Gott und uns nicht fürchten vor der Macht der Menschen.» So konnten Gottes Eigenschaften, die in seinem Namen enthalten sind, in den vergangenen gut 720 Jahren in unserem Land deutlich sichtbar werden: Frieden (die Schweiz blieb vor vielen Kriegen verschont), Einigkeit (trotz vier Landessprachen), Überfluss (ein reiches Land), Barmherzigkeit (Gott gab der Schweiz mit dem Roten Kreuz eine humanitäre Berufung).

Beim Bau des Bürohauses unserer Kellerei haben wir das Wort ins Fundament eingemauert: «Unsere Hilfe kommt von dem Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.» (Psalm 121,2) Wir durften es über Jahrzehnte erleben, dass wir in vielen bedrohlichen Situationen Gottes konkrete Hilfe erfahren durften. Zu Beginn unserer Ehe haben wir im Eingang unseres Hauses das Bekenntnis von Josua aufgehängt: «Ich aber und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen!» (Josua 24,15) Gott hat das ernst genommen und uns in verschiedene Aufgaben berufen und viele offene Türen geschenkt. Er hat uns ein reich erfülltes Leben mit viel Segen geschenkt, in Familie, in vielen Diensten und im Geschäft. Gott gefällt wohl besonders die Glaubenshaltung, wenn wir bekennen, dass wir, bevor wir Kinder haben, ihm «mit dem ganzen Haus» dienen wollen. Wenn er uns Kinder schenkt, so erziehen wir sie nicht neutral und geben ihnen dann die Freiheit, sich so zu entscheiden, wie sie es persönlich wollen. Nein, wir

zeigen ihnen von Kindesbeinen an, wie wir Jesus von Herzen lieben und wie wir ihm in den verschiedensten Lebenssituationen gemeinsam vertrauen. Wir leben ihnen vor, dass unsere Familie als erstes nach dem Reich Gottes trachtet. Natürlich ist es letztlich ein Geschenk von Gott, wenn unsere Kinder dann auch von Herzen Jesus lieben und ihm dienen, wissen wir doch auch um unsere Schwachheit in der Erziehung und im Vorbild. Doch wenn wir ihnen demütig diesen Geist von Jugend auf vorleben, und wenn die Kinder Gottes Handeln an uns erkennen, so machen wir es ihnen leicht, ihr Vertrauen auch von ganzem Herzen Gott zu schenken. ROBERT RAHM Der Autor ist Mitbegründer der Rimussund Weinkellerei Rahm AG, Hallau. Er engagiert sich in der IVCG und verschiedenen christlichen Werken sowie als Referent lebensnaher Themen. robert.rahm@rimuss.ch

Basel bereitet einmaligen Event vor FESTIVAL Basels Innenstadt wird vor Pfingsten 2013 mit Kunst erfüllt sein. In einer «Nacht des Glaubens/Festival für Kunst und Kirche» wollen christliche Künstler aller Richtungen auf die Botschaft des Evangeliums aufmerksam machen.

Die Initiatoren des Events sind «Crescendo»-Leiter Beat Rink und Gellert-Pfarrer Bruno Waldvogel. Unterstützt wird der Anlass von einer einmalig breiten Koalition von Kirchen und Werken, die von den Freikirchen bis zur römisch-katholischen Kirche reicht. An einem Kickoff-Event, der eine Kostprobe von Darbietungen bot, die am 17. Mai 2013 in Basel zu erwarten sind, sprachen neben dem Kirchenratspräsidenten der reformierten Kirche, Lukas Kundert, auch der Vertreter der Katholiken, Xaver Pfister, und Dick Leuveninck, Pastor der FEG Basel und Vertreter der Evangelischen Allianz.

Unterstützung durch Regierung

Die Bedeutung des Anlasses unterstrich der Regierungspräsident von Basel-Stadt, Guy Morin, mit einem Grusswort. «Unser kulturelles Erbe ist nicht laizistisch, ideaSpektrum 22.2012

sondern fusst auf Traditionen und Werten, die mit Religion und Kirche zu tun haben», sagte der Grüne Morin, der auch als «Organist» vorgestellt wurde. Kirchliche Kunst, aber auch Kunst schlechthin habe mit Werten und Identität zu tun, und damit mit Religion. Dass auch ein laizistischer Staat wie Basel-Stadt ein solches Projekt unterstütze, sei daher selbstverständlich.

Räume und Träume

Bruno Waldvogel, der das Unterstützungskomitee leitet, sagte zur Idee des Anlasses: «Einige haben Räume – andere haben Träume.» Während Kirchgemeinden ihre Räume zur Verfügung stellten, sei das Spektrum der Anbieter sehr breit. Ideen können noch bis Ende Jahr eingereicht werden. «Crescendo»-Leiter Beat Rink, auch Beauftragter für Kunst in

der reformierten Kirche Basel, ist überzeugt: «Kunst ist in der Kirche wieder im Kommen.» Er hat durch seine Frau enge Beziehungen zu Finnland, wo die «Nacht des Glaubens» bereits Tradition hat. In Basel lautet die offizielle Bezeichnung etwas vornehmer «Festival für Kunst und Kirche». An diesem Event werden Musiker, Schriftsteller, Tänzer, Filmund Theaterschaffende sowie bildende Künstler teilnehmen. Auf der Liste der Eingeladenen sind Namen wie Nina Hagen oder Wim Wenders, der Pantomime Carlos Martinez, der Kölner Domorganist Ulrich Brüggemann oder der deutsche Pianist Martin Helmchen. Den Auftakt soll ein Konzert mit einer Jazzkantate auf dem Barfüsserplatz bilden.

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PODIUM Letzte Instanz Am 17. Juni werden das Schweizer Volk über die Initiative «Für die Stärkung der Volksrechte» und die Waadtländer über die Sterbehilfe abstimmen. Die Entscheide, die den Werdegang einer Gesellschaft verändern, spielen in der Politik eine wichtige Rolle. Diese Entscheide führen zu zwei Fragen der politischen Philosophie: Wer trifft sie und aufgrund welcher Wertesysteme? Die politischen Entscheide können durch einen Monarchen, eine informelle Elite, das Parlament, das Volk, ein totalitäres Regime oder auch – immer mehr – von der internationalen Gemeinschaft durch das Völkerrecht gefällt werden. Eine vorherrschende Religion, das universelle Gewissen, die dominante Ideologie oder auch eine Form von staatlicher Notwendigkeit bilden die grossen Wertesysteme, die indirekt den Inhalt politischer Entscheide bestimmen. In der Rechtsphilosophie bezeichnet man jene Personen als Anhänger des Naturrechts, die denken, dass die Gesetze sich aus dem universellen Gewissen ergeben müssen; als Anhänger des soziologischen Positivismus jene, welche postulieren, dass die Gesetzte die dominierende Meinung zum Ausdruck bringen; als Befürworter des staatlichen Positivismus jene, die meinen, dass die Gesetze sich auf den staatlichen Willen beziehen. Persönlich denke ich, dass die Entscheide, welche die Freiheitsrechte und die Menschenwürde am meisten hochhalten, durch das Volk und das Parlament einer Nation gefällt werden sollen, da sie eine grössere Verbundenheit mit dem universellen Gewissen als mit dem Utilitarismus und dem Relativismus haben. Das universelle Gewissen ist in besonders ausdrucksstarker Weise im Römerbrief (2,14–15) – das Gesetz Gottes im Herzen des Menschen – beschrieben. Leider ist die Schweiz davon weiter entfernt als noch vor 30 oder 40 Jahren. JEAN-PIERRE GRABER

FRITZ IMHOF www.nachtdesglaubens.ch

Der Autor, Dr. rer. pol., war Nationalrat der SVP. Er wohnt in La Neuveville BE.


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w i r t sc h a f t

Umdenken und sparen oder umdenken und ausbauen? ENERGIEDEBATTE Der Ausstieg aus der Atomenergie ist beschlossen – die einen atmen auf, andere kritisieren den «übereilten» Entscheid. Umstritten sind die Gaskraftwerke («CO 2-Schleudern»), welche die drohende Stromlücke füllen sollen. Welche Alternativen sehen christliche Fachleute? Und: Wie teuer darf oder soll die Energie sein?

Werner Hässig, Energieberater und Präsident der Arbeitsgemeinschaft für Klima, Energie und Umwelt (AKU) der Schweizerischen Evangelischen Allianz (SEA), ist Verfechter der 2000-Watt-Gesellschaft. Er meint, Energie dürfte teurer sein – «weil diese heute weit unter ihrem Wert gehandelt wird, und weil ich lieber andere Steuern senken möchte». Der Unternehmer Jonathan Hertig hat ein Energiekonzept erarbeitet, das «einen Schritt weitergeht».

Ausstieg wird begrüsst

Einig sind sich die beiden Fachleute im Ausstieg aus der Atomenergie. «Der AKU-Vorstand begrüsst diesen längst überfälligen Entscheid. Die Atomenergie war schon vor Fukushima aus mehreren Gründen nicht mehrheits-

Energielandschaft im Umbau

fähig», sagt Werner Hässig. Jonathan Hertig doppelt nach: «Der Entscheid ist richtig, die alten AKWs nicht zu ersetzen.» In der Beurteilung der Konsequenzen werden erste Unterschiede deutlich. Hertig: «Die Energiestrategie 2050 basiert hauptsächlich auf der 2000-WattGesellschaft. Das ist für eine Industrienation unrealistisch. Das Dilemma, genügend Energie zu produzieren und gleichzeitig das Kyoto-Abkommen einzuhalten, kann nicht aufgehen.» Anders Werner Hässig: «Mit dem Entscheid von Bundesrat und Parlament ist der Weg für Alternativen offen. Nun müssen die Rahmenbedingungen so gesetzt werden, dass Energieeffizienz attraktiv wird.» Die Krux liegt in der Ausgestaltung der Parameter.

Sparen oder besser speichern?

Impressum Idea Schweiz Herausgeber: Idea Information AG, 4410 Liestal Verwaltungsrat: Heiner Henny, Präsident; Sam Moser, Stellvertreter; Paul Beyeler, Hans Lendi, Hansjörg Leutwyler, Hanspeter Schmutz Ideelle Trägerschaft: Schweizerische Evangelische Allianz (SEA), Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG), Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) Redaktion: Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 44, Fax 031 819 71 60 E-Mail: redaktion@ideaschweiz.ch Internet: www.ideaschweiz.ch Chefredaktor: Andrea Vonlanthen Büro: Bahnhofstr. 65, 9320 Arbon Tel. 071 446 70 02, Fax 071 446 74 88 E-Mail: andrea.vonlanthen@ideaschweiz.ch Redaktor: Thomas Feuz Erweitertes Team: Esther Reutimann, Christian Bachmann, Mirjam Fisch-Köhler Praktikum: Christof Bauernfeind Kundenberatung Anzeigen: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 17, Fax 031 819 38 54 E-Mail: inserate@ideaschweiz.ch Aboservice: Jordi AG – das Medienhaus, Franziska Schüller, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 20, Fax 031 819 38 54 E-Mail: abo@ideaschweiz.ch Abopreise: Jahresabo Fr. 145.–, Seniorenabo Fr. 117.–, Halbjahresabo Fr. 77.–. Das Abo ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar. Konto: PC-Konto 40-788586-4 Idea Information AG, 4410 Liestal Layout/Druck/Versand: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp www.jordibelp.ch

Bild: idea/tf, zvg

Jonathan Hertig betont die Versorgungssicherheit und skizziert einen Lösungsansatz: «Unsere grösste Herausforderung ist nicht der Atomausstieg, sondern das Kyoto-Abkommen und der Ersatz der knapper werdenden fossilen Energien. Ein neues Energiekonzept muss sicherstellen, dass trotzdem genügend Energie verfügbar ist. Die Lösung sehe ich im Wasserstoff als Energiespeicher und Energieträger.» Der fehlende Strom könnte aus Erdwärme in Island und aus Sonnenkraft in Nordafrika gewonnen werden. Der so produzierte Strom würde in Wasserstoff umgewandelt, nach Norditalien verschifft und mit einer Pipeline in grossen Felskavernen in der Schweiz gelagert. «Wasserstoff könnte in Schweizer Kombikraftwerken praktisch CO2-neutral umgewandelt werden und Fahrzeuge mit Brennstoffzellen oder Verbrennungsmotoren antreiben. Das würde einen schrittweisen Ausstieg aus den fossilen Energien ermöglichen.» Werner Hässig schöpft aus einer langjährigen Erfahrung in der Energieberatung: «Die Verschwendung hat einen enormen

Die Idylle trügt: Die Debatte ist rauer als dieses friedliche Bild (Stromleitung bei Oppligen BE).

Umfang erreicht. Energieeffizienz ist das wichtigste Element in der neuen Politik. Allerdings sollten die Atomkraftwerke nicht vor Erreichen des Lebensalters ausgeschaltet werden. Von den erneuerbaren Energien ist vor allem die Solarenergie massiv auszubauen. Die Wasserkraft kann weiter optimiert werden, längerfristig auch die Geothermie.» Sein Massnahmenkatalog beinhaltet unter anderem: Energiesteuer statt Mehrwertsteuer, längerfristig eine ökologische Steuerreform mit Lenkungsabgaben, schärfere Wärmedämmvorschriften im Gebäudebereich, Bewilligungsfreiheit für Wärmedämmung und Sonnenkollektoren, Bewilligungspflicht für neue Anstriche (keine Pinselsanierung statt Wärmedämmung), eine Sanierungspflicht für nicht selbstgenutzte Bauten sowie Vorschriften zur effizienten Energienutzung (Einsatz von Wärmekraftkopplungsanlagen, Solaranlagen, Abwasserwärmenutzung).

Was erwarten und erhoffen sich die beiden Fachexperten vom einsetzenden Prozess? Werner Hässig sagt: «Die Vorteile von Energieeffizienz, Gebäudemassnahmen und KEV-Ausbau (kostendeckende Einspeisevergütung) sehe ich vor allem in der Stärkung der inländischen Wertschöpfung. Die Kosten für diesen ‹Umbau› sind im Vergleich zu neuen Atomkraftwerken bescheiden. Ich hoffe, dass die atomorientierten Entscheidungsträger Bundesrätin Leuthard bei der Effizienzstrategie und Förderung der erneuerbaren Energien unterstützen.» «Mein Energiekonzept macht es möglich, unseren Energiebedarf aus praktisch unerschöpflichen und erneuerbaren Quellen zu decken», kontert Jonathan Hertig. «Bei weiterem Bedarf (Bevölkerungswachstum, Verkehr, Industrie, Peak Oil) ist ein Zubau bei den Geothermie-Kraftwerken und bei den Sonnenkraftwerken möglich. Weil Wasserstoff grösstenteils CO2-neutral ist, kann das KyotoAbkommen eingehalten werden. Der Gedanke der 2000-WattGesellschaft zwingt letztlich zum Verzicht, einen Weg für genügend Ersatzenergie zu finden. Wir müssen erkennen, dass wir die definierten Ziele nicht mit den herkömmlichen Lösungsansätzen erfüllen können.» THOMAS FEUZ

Die Gesprächspartner

Werner Hässig, Dr., dipl. MaschinenIng. ETH/SIA und Energieberater, Uster (links), Jonathan Hertig, Büro für Projektbegleitung, Entwicklung und Marketing, Wichtrach BE. www.sustech.ch jonathan.hertig@bluewin.ch (Energiekonzept)

idea Spektrum 22.2012


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Wenn Männer ihren Platz einnehmen

JOURNAL

«FREE AT HEART» Als Mediziner machte Gerd Nagel Karriere, doch für seine Familie hatte

Suizidbeihilfe bestrafen?

er keine Zeit. Er ist Mitbegründer der Männerbewegung «Free at Heart» und ermutigt heute Männer, ihren von Gott bestimmten Platz einzunehmen, statt nach Leistung zu streben. «Heute ist mir das eher peinlich», sagt Gerd Nagel rückblickend. «In der akademischen Welt geht es vor allem darum, sich selber einen Namen zu machen.» Der 76-jährige Mediziner aus Uerikon im Kanton Zürich muss es wissen. Er hat selber eine akademische Karriere wie aus dem Bilderbuch hinter sich. Fast 600 Arbeiten zu Themen der Krebsmedizin hat er bis zu seiner Pensionierung veröffentlicht. Jeden Abend und jedes Wochenende habe er gearbeitet, erzählt er. «Das ist die Tragödie dieses Lebens.»

Auf der Erfolgsschiene

Nagel war gefangen in der Arbeit und leistete viel. Er definierte sich über seinen beruflichen Erfolg und die Anerkennung, die er erhielt. Sein Leistungsausweis war beachtlich, gewann er doch zahlreiche Auszeichnungen wie das deutsche Bundesverdienstkreuz. Er habe die Prioritäten falsch gesetzt, ist Nagel heute überzeugt. Seine Ehe scheiterte, es kam zur Scheidung. Als Nagel später zum Glauben an Jesus Christus fand, erkannte er, dass er bisher nur für seine eigenen Ziele gearbeitet und nicht nach Gottes Willen gefragt

«Free at Heart» Die Männerbewegung «Free at Heart» wurde 2008 gegründet. Sie organisiert jährlich ein bis zwei Männercamps nach dem Vorbild von Ransomed Heart Ministries von John Eldredge. «Free at Heart» will Männer ins «Leben» und in die Freiheit führen und ihnen helfen, ihre ureigene Identität zu finden, damit sie den ihnen zugedachten Platz als Mann in Ehe, Familie, Beruf und Gesellschaft einnehmen können. Gerd Nagel gehört seit 2010 nicht mehr zum Kernteam, wirkt aber weiterhin in den Camps mit. Das nächste Camp findet vom 7. bis 10. Juni in Vaumarcus NE statt. Lastminute-Anmeldungen sind über die Website möglich. www.freeatheart.net

idea Spektrum 22.2012

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Der Verein Ja zum Leben Schweiz schlägt vor, «das Überreden und Verleiten zum Suizid» unter Strafe zu stellen. Die «Grundregel», dass menschliches Leben mit der Befruchtung beginne und mit dem natürlichen Tod ende, sei für die Sicherheit der Gesellschaft «von zentraler Bedeutung». Ein Positionspapier mit sieben Forderungen wurde gestern Mittwoch den Medien präsentiert. (idea)

«Bedingung» für Heilsarmee

In der Bibel verwurzelt: Gerd Nagel weiss, wer er in Gottes Augen ist.

hatte. «Alle akademischen Auszeichnungen bedeuten mir heute nichts mehr», sagt Nagel.

Eine zentrale Frage

Der Mediziner gründete die «Stiftung Patientenkompetenz» und berät Patienten, wie sie selbst etwas zu ihrer Gesundung beitragen können. Er gehört zum Team der Männerbewegung «Free at Heart» und lehrt an Männercamps. «In der Medizin und in der Männerarbeit geht es um das gleiche Thema: um die Identität.» Viele Männer definierten sich über ihre Karriere, ihre Erfolge, über die Anzahl Doktortitel. Nagel meint: «Viele Männer machen sich Gedanken darüber, wer sie sind und wo ihr Platz auf dieser Welt ist.»

Aus der Krise geboren

Die Männerbewegung «Free at Heart» hat genau genommen mit einem kaputten Fuss begonnen. Nagels Sohn Adrian ist Physiotherapeut und behandelte im Jahre 2005 einen Patienten, der in einer Lebenskrise steckte. So empfahl ihm Adrian das Buch «Der ungezähmte Mann» von John Eldredge. Sein Patient, Ruedi Germann, war begeistert davon und besuchte im Herbst 2006 ein Männercamp von Eldredge in den USA. Dort erhielt er von Gott den Auftrag, solche Camps in der Schweiz durchzuführen. Durch seinen Sohn stiess so auch Gerd Nagel zum Gründungsteam

der Männerbewegung «Free at Heart». «Das Thema Identität beschäftigt mich stark», sagt Nagel. «Wenn ich Männer frage, wer sie sind, höre ich Antworten wie ‹Ich bin Bauer, habe zehn Kühe und 20 Rinder, eine Frau und drei Kinder und ein grosses Bauernhaus›.» Dies sei jedoch nicht die Antwort auf die Frage «Wer bin ich?», sondern auf die Frage «Was habe ich erreicht?». Um in unsere Identität hineinzuwachsen, müssten wir den Plan Gottes für unser Leben kennenlernen.

Wenn Männer eins werden

Und genau darum gehe es bei «Free at Heart», dass Männer ihre Identität finden und den ihnen von Gott zugedachten Platz in der Familie und im Beruf einnehmen. Als Team von drei oder vier Gleichgesinnten würden Männer gemeinsam entdecken, wer sie sind. «Fast alle Männer haben Probleme mit ihrem Selbstbewusstsein», weiss Nagel. «Das Camp schweisst Männer zusammen. Als ‹verschworene› Gemeinschaft helfen sie sich gegenseitig, ihren Platz als Mann einzunehmen.» Besonders auf dem Herzen liegen dem Team Männer-Kleingruppen, wo sich Männer regelmässig auf freundschaftlicher Basis treffen. Nagel wünscht sich, dass christliche Gemeinden Männer ins Camp aussenden und so für ihren Auftrag freisetzen. CHRISTIAN BACHMANN Bild: Christian Bachmann

Leistungsvereinbarungen mit der Heilsarmee sollen an die Bedingung geknüpft werden, «dass die Partnerorganisation nicht rassistisch, xenophob, sexistisch oder homophob handeln darf»: Das fordern Grünliberale vom Berner Stadtparlament. Dabei geht es auch um die Frage, inwieweit Angestellte die geistig-ideellen Grundsätze eines «Tendenzbetriebs» mitzutragen haben. (idea)

Neuauflage gefordert

Nach den Wirren um die Initiative «Schutz vor Sexualisierung in Kindergarten und Primarschule» fordern die Eidgenössisch-Demokratische Union (EDU), HLI (Human Life International) und die Arbeitsgruppe Jugend und Familie den sofortigen Rückzug der Initiative und die gemeinsame Ausarbeitung eines neuen Initiativtextes. (kipa)

EVP International

Die Evangelische Volkspartei plant die Gründung einer EVP International – «als Sammelbecken für eingebürgerte Ausländer/-innen, Secondos oder im Ausland lebende Schweizerinnen und Schweizer», meldet die Zeitschrift «akzente». Ein erstes Treffen soll im Herbst stattfinden. (idea)

Evangelischer «Nuntius»

Der Rat des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes (SEK) wünscht einen direkteren, ständigen Draht zur Landesregierung. Der Zürcher Kirchenrat Daniel Reuter hat die Idee einer Art evangelischen «Nuntiatur» eingebracht. Der SEK strebt eine Lösung nach deutschem Vorbild an: Dort haben die evangelischen Kirchen einen Bevollmächtigten beim Bundestag. (idea)


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N AC H R IC H T E N

Sie wollen nur den Armen helfen ENTFÜHRUNGEN Christliche Entwicklungshelfer in Afghanistan und im Jemen verschleppt

I

Tödliche Einsätze Ein blutiges Ende fand in Badachschan im August 2010 der Einsatz eines augenmedizinischen Teams des christlichen Hilfswerks International Assistance Mission (IAM). 10 Mitarbeiter, darunter die sächsische Dolmetscherin Daniela Beyer, wurden erschossen. Im vorigen Jahr wurden in Afghanistan 2 deutsche Entwicklungshelfer ermordet: Willi Ehret (59) und Siegbert Stocker (69). Am 5. September fand man die Leichen der Christen in der Provinz Parwan. Vermutlich fielen sie einem Raubmord zum Opfer.

Geleitet vom christlichen Glauben Über 99 % der 29 Millionen Afghanen sind Muslime. Seit 2009 gibt es dort keine öffentlich zugängliche Kirche mehr. Medair ist seit 1996 in Afghanistan tätig. 15 internationale und 175 einheimische Mitarbeiter engagieren sich vor allem in Nahrungsmittelhilfe und medizinischer Versorgung. Wie die Organisation mitteilt, setzen sich die ausländischen Mitarbeiter – „geleitet durch ihren christlichen Glauben“ – für notleidende Menschen ein. Medair ist auch in der Demokratischen Republik Kongo, Haiti, Madagaskar, Somalia, Südsudan und Simbabwe tätig.

Schweizerin im Jemen entführt Im Jemen befindet sich eine Schweizer Christin seit dem 13. März in der Hand von Kämpfern des Terrornetzwerks El Kaida. Für die Freilassung der 35-jährigen Lehrerin Silvia Eberhardt (Bülach/Kanton Zürich) fordern die Entführer 12 Millionen Euro Lösegeld. In einem Internet-Video bittet Eberhardt die Schweizer Regierung, „alles Nötige“ für ihre Freilassung zu tun. Sie arbeitet als Englisch-

Die entführte Schweizer Christin Eberhardt bittet den Schweizer Bundesrat in einer Video-Botschaft um Hilfe für ihre Freilassung.

lehrerin in der Küstenstadt Hudaida und wurde nach Schabwa im Südosten des Landes SAUDI ARABIEN verschleppt. Bis vor 4 Jahren besuchte SANAA sie laut Züricher HAUPTSTADT JE M EN Tages-Anzeiger eine Hudaida Schabwa Bülacher Baptistengemeinde. Offenbar ging sie auf eigene Initiative in den Jemen.

Keine Spur von deutscher Familie Dort sind mehrere ausländische Christen entführt und auch ermordet worden. Am 18. März wurde der US-amerikanische Sprachlehrer Joel Shrum in Tais, etwa 200 Kilometer südlich der Hauptstadt Sanaa, auf offener Straße erschossen. Der Terrorgruppe Ansar al-Scharia zufolge richtete sich das Attentat gegen eine „Evangelisierungskampagne“. Auch christliche Entwicklungshelfer aus Deutschland sind Opfer von Entführungen und Ermordungen im Jemen geworden. Johannes und Sabine Hentschel aus dem sächsischen Meschwitz bei Bautzen arbeiteten seit 2003 an einem staatlichen Krankenhaus in der Provinz Saada. Am 12. Juni 2009 wurden sie mit ihren 3 Kindern und 4 weiteren Christen verschleppt. Von den Eltern und ihrem damals einjährigen Sohn Simon sowie von einem britischen Ingenieur fehlt jede Spur. 3 Opfer – 2 deutsche Krankenschwestern und eine südkoreanische Lehrerin – wurden erschossen aufgefunden. Die Töchter Lydia und Anna wurden im Mai 2010 überraschend befreit und kehrten nach Deutschland zurück. Nahezu alle der 24,3 Millionen Einwohner Jemens sind Muslime. Die Zahl der fast ausschließlich ausländischen Christen schätzen Religionsstatistiker auf knapp 20.000. P

b www.medair.org

Screenshot/blick.ch

m Norden Afghanistans sind 4 Mitarbeiter des christlich-humanitären Hilfswerks Medair entführt worden. Es handelt sich Presseberichten zufolge um eine britische und eine kenianische Ärztin sowie 2 afghanische Mitarbeiter. Die Geiselnehmer verlangen Lösegeld in unbekannter Höhe. Die Mitarbeiter des Hilfswerks mit Hauptsitz in Ecublens (Schweiz) waren in der Provinz Badachschan im Grenzgebiet zu Pakistan, China und Tadschikistan unterwegs. Sie wollten Medikamente in ein abgelegenes Krankenhaus bringen. Am 22. Mai wurden sie nach Medair-Angaben von bewaffneten Männern verschleppt. Wie das Hilfswerk weiter mitteilt, arbeitet es eng mit den zuständigen BehörTADSCHIKISTAN TURKMENISTAN den zusammen, um eine schnelle FreilasProvinz Badachschan sung der Geiseln zu bewirken. Im InteKABUL HAUPTSTADT resse einer sicheren und raschen Lösung A FG H A N I STAN PAKISTAN gebe man keine weiteren Informationen heraus.

22.2012


N AC H R IC H T E N

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Wirtschaftskrise: Manager suchen Halt IVCG Die Chance, Führungskräfte mit der christlichen Botschaft zu erreichen, ist größer denn je. Davon ist der Präsident der Internationalen Vereinigung Christlicher Geschäftsleute (IVCG), Manfred Schaller, überzeugt.

W

ie er aus Anlass des Jahreskongresses seines Verbandes über Pfingsten in Erfurt gegenüber idea sagte, führe die Angst in der weltweiten Wirtschaftskrise dazu, dass Verantwortungsträger nach einem Halt suchten. Ihn könne tragfähig und anhaltend der Glaube an Jesus Christus bieten. Deshalb versuche die IVCG, ihre Aktivitäten zu verstärken. Bisher wirke sie an 80 Orten vor allem in Deutschland, der Schweiz und Österreich mit rund 800 ehrenamtlichen Mitarbeitern. Nach Schallers Worten will man künftig nicht nur Vorträge mit Abendessen in Hotels anbieten, sondern auch ungewöhnliche Seminare. So habe die Gruppe in Bern gute Erfahrungen mit einem Whisky-Verkostungsseminar gemacht, zu dem es ein Referat gegeben habe. Thema: „Der Geist, der nicht aus der Flasche kommt.“

Mission: Potsdam statt Afrika Auf dem Jahreskongress sagte die Volkswirtin Janina Kürschner, wer das Evangelium unter Nichtchristen verkündigen wolle, müsse dazu nicht nach Afrika gehen. In der Zeit der sozialistischen Diktatur in der DDR sei der Osten weithin atheistisch geworden. Hier gebe es zahllose Möglichkeiten für Christen. Sie sei vor einem Jahr mit ihrer Familie von Bielefeld nach Potsdam gezogen und versuche, dort – im Rahmen ihres ehrenamtlichen Engagements – eine IVCG-Gruppe aufzubauen. In der brandenburgischen Landeshauptstadt wüssten über 95 % der 157.000 Bürger nichts von Christus, sagte die 38-jährige Mutter von drei Kindern.

Manfred Schaller

Ehepaar Steinberg

Janina Kürschner

det, um sozial Schwache unterstützen zu können. Anfang Mai fand – auch auf Einladung Steinbergs – im Hofbräukeller acht Tage lang die Evangelisation ProChrist mit Ulrich Parzany statt. Zu den Veranstaltungen kamen mehr als 4.000 Besucher. (Eine weitere Meldung über den Kongress folgt.) P

Städte, in denen in Deutschland, Österreich und der Schweiz IVCG-Veranstaltungen stattfinden

Kiel

Stralsund

Lübeck Itzehoe Kaltenkirchen Hamburg Lüneburg

Bremen Berlin Hannover

Vor den rund 250 Kongressbesuchern berichtete das Ehepaar Günter und Margot Steinberg (München), dass sie durch Angebote der IVCG Christen geworden seien. Sie betreiben in der bayerischen Landeshauptstadt den Hofbräukeller, das mit 10.000 Plätzen größte Zelt beim Oktoberfest und sechs Wienerwald-Lokale. Sie gelten deshalb als die bekanntesten Wirtsleute Münchens. In einer Lebenskrise haben sie, wie sie bekannten, die Einladung zu einem Vortragstreffen der IVCG angenommen und sich als Folge davon entschieden, Christen zu werden.

Fotos: Schaller/idea; übrige/PR

Die Folgen einer Bekehrung Dieser Entschluss habe viele positive Folgen nicht nur für ihre Ehe und Familie, sondern auch für ihr Unternehmen und darüber hinaus gehabt. So würden jedes Jahr an Silvester 600 Obdachlose in den Hofbräukeller eingeladen, damit sie einen schönen und würdevollen Jahresabschluss erleben könnten. Beim Oktoberfest sorge man sich darum, dass in einem eigenen Bereich behinderte Menschen ohne Belästigungen mitfeiern könnten. Außerdem habe man eine Stiftung gegrün-

Osnabrück Bad Salzuflen Münster Bielefeld Bergkamen/Werne Essen Iserlohn

Leipzig Erfurt

Siegen

Köln

Jena

Bautzen

Chemnitz Plauen

Meiningen Hof

Koblenz

IVCG International Manfred Schaller, Präsident Tarunstr. 134 74821 Mosbach-Waldstadt 06261-35416 Fax 37979 m.schaller@ivcg.org www.ivcg.org

Bamberg

Ansbach

Bayreuth

Nürnberg

Regensburg Heilbronn Stuttgart Landau-Dingolfing Remstal Pforzheim m Neckartal Tübingen Baden-Baden Bad Urach Offenburg/ Nagold Reutlingen Ulm Ortenau München Rosenheimer Land Freudenstadt Schwarzwald-Baar Mühldorf Freiburg Mangfalltal/Bad Aibling Basel

Biel/Solothurn Bern

Baden

Schaffhausen

Berchtesgadener Land

Thurgau St. Gallen Aarau Zürich Zürcher Rapperswil Oberland Chur Davos Zentralschweiz

SCHWEIZ 22.2012

Hameln

Tessin

Südbünden

Wels-Linz

Wien

Salzburg Vorarlberg

Innsbruck

ÖSTERREICH

© l ideaGrafik

Die bekanntesten Wirtsleute Münchens wurden Christen nach einem Vortragsabend der IVCG


N AC H R IC H T E N

Frankreich: Reformierte & Lutheraner vereint ÖKUMENE In Frankreich schlossen sich Reformierte und Lutheraner zur Vereinigten Protestantischen Kirche Frankreichs zusammen.

A

uf ihren Tagungen vom 17. bis 20. Mai im ostfranzösischen Belfort haben die Synoden der Reformierten Kirche Frankreichs und der Evangelisch-Lutherischen Kirche Frankreichs die Fusion beschlossen. Die neue Kirche hat etwa 272.000 Mitglieder; davon stellen die 250.000 Reformierten die große Mehrheit. Wie der Präsident ihres Nationalrats, Laurent Schlumberger, und der Vorsitzende des Exekutivkomitees der lutherischen Kirche, Joel Dautheville, in einer Erklärung schreiben, seien beide Kirchen ohnehin in Christus vereint. Nach protestantischem Verständnis sei Kirche dort, wo das Wort Gottes verkündigt sowie Taufe und Abendmahl in rechter Weise gefeiert würden. Auch in einer gemeinsamen Kirche werde man freilich die legitimen Unterschiede bewahren. Wie Schlumberger sagte,

sei der Hauptgrund für die Vereinigung, dass man hoffe, so ein besseres Zeugnis für das Evangelium ablegen zu können. Die Protestanten sind darüber hinaus in zwei Dachverbänden organisiert. Die Föderation Protestantischer Kirchen umfasst rund 900.000 Mitglieder reformierter, lutherischer sowie anderer evangelischer Kirchen. Der Nationalrat der Evangelikalen Frankreichs repräsentiert etwa 460.000 Mitglieder. P

Frankreich Bürger Katholiken Muslime Protestanten Juden Atheisten

65,0 Millionen 32,0 Millionen 5,7 Millionen 1,7 Millionen 0,6 Millionen 20,0 Millionen

250.000 beim „Marsch für Jesus“ in Rio BRASILIEN Protest gegen ein geplantes Gesetz pro Homosexualität

S

ie gingen am 19. Mai in Rio de Janeiro auf die Straße, um für Religionsfreiheit, Meinungsfreiheit und die Institution Familie zu demonstrieren. Anlass gab ein geplantes Homophobie-Gesetz, das die Diskriminierung von Homosexuellen unter Strafe stellen soll. Der Vorsitzende des Jesus-Marsches, der Pfingstpastor Silas Malafaia, sagte, Evangelikale respektierten die für jeden Bürger geltende Freiheit. Aber sie träten auch weiter dafür ein, dass nach Gottes Willen Mann und Frau in der Ehe vereinigt seien. Der Gesetzentwurf

verletze die Religions- und Meinungsfreiheit. Wer praktizierte Homosexualität als sündig bezeichne, müsse schlimmstenfalls mit einer Freiheitsstrafe rechnen. Er dürfe dann z. B. keine küssenden Schwulen aus seinem Kirchhof weisen. In Brasilien dürfe man zwar Präsidenten kritisieren – „aber wenn man einen Schwulen kritisiert, ist es gleich Homophobie“. Malafaia ist Präsident der Kirche „Versammlungen Gottes – Sieg in Christus“ mit rund 20.000 Mitgliedern. P

b www.vitoriaemcristo.org

NOTIERT Indonesien: Führungskräfte beten In Indonesien hat eine der größten christlichen Gebetskonferenzen stattgefunden. Vom 14. bis 18. Mai versammelten sich in der Hauptstadt Jakarta etwa 9.000 christliche Führungspersonen aus 60 Ländern. Darunter waren auch Staaten, in denen Christen Verfolgung oder schwerer Diskriminierung ausgesetzt sind, wie Pakistan, Afghanistan, Indien, Nigeria, Laos, Vietnam, Ägypten und Nordkorea. An einem Abend kamen die vornehmlich aus charismatischen und pfingstkirchlichen Gemeinden stammenden Kongressteilnehmer in einem Stadion mit mehr als 90.000 indonesischen Christen zusammen. Im Mittelpunkt der Gebete standen die weltweite Ausbreitung der christlichen Botschaft und die Einheit der Christen. In Indonesien ist die christliche Minderheit zunehmendem Druck durch Muslime ausgesetzt. Von den 238 Millionen Indonesiern sind 87 % Muslime und rund 10 % Christen. b www.wpa2012.org

Norditalien: Evangelische Missionare überlebten das Erdbeben Vom Erdbeben in der Nähe der norditalienischen Stadt Modena sind auch evangelische Missionare aus Deutschland betroffen. Das Beben der Stärke 6 sowie weitere Nachbeben hat in der Nacht zum 20. Mai zahlreiche Gebäude zerstört. Agenturmeldungen berichten von sieben Toten und über 50 Verletzten. Das für die Deutsche Missionsgemeinschaft (Sinsheim bei Heidelberg) in Modena tätige Ehepaar Michael und Rosa Stoehr habe das Unglück unbeschadet überstanden, teilte das Werk mit. Auch in dem Haus, in dem ihr Verlag und eine Buchhandlung untergebracht sind, habe es keine gravierenden Schäden gegeben. Die Missionare erinnerten daran, dass im Neuen Testament geschildert werde, dass sich nach einem Erdbeben in Philippi in Kleinasien ein Kerkermeister mit seiner Familie zum christlichen Glauben bekehrte (Apostelgeschichte 16,25). „Mögen durch die Ereignisse in Norditalien ebenfalls Menschen zum Glauben kommen“, schrieben Stoehrs.

b www.dmgint.de

Foto: PR

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22.2012


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Nach 2.700 Jahren kehren Juden aus Indien nach Israel zurück ISRAEL Im Sommer wird eine Gruppe von 50 jüdischen Familien aus Indien nach Israel einwandern.

D

as berichtet die Internationale Christliche Botschaft Jerusalem. Dabei handele es sich um Nachfahren des Stammes Manasse aus Nordostindien. Ende August würden etwa 250 Personen in das Land ihrer Vorväter kommen. Später im Jahr werde eine weitere Gruppe folgen. Die Neueinwanderer sollen in Galiläa wohnen. Es ist das erste Mal seit fünf Jahren, dass wieder eine größere Gruppe dieser Juden aus Indien nach Israel einwandert. Initiator der Aktion ist die Organisation „Shavei Israel“. Sie hilft Nachkommen der zerstreuten Stämme Israels, zu ihren jüdischen Wurzeln zurückzufinden und nach Israel einzuwandern. Der Stamm Manasse war vor über 2.700 Jahren von den Assyrern aus Israel verbannt worden. Auf ihren langen Wanderungen siedelten die „Bnei Menasche“ (hebräisch für Söhne Menasses) vorübergehend in China und ließen sich schließlich in Nordostindien, an der Grenze zu Burma und Bangladesch, nieder. Dort leben heute noch rund 7.200 indische Juden. Trotz des Jahrtausende währenden Exils behielten

ISRAEL BURMA IN DIEN BANGLADESH Angehörige des Stammes Manasse warten in Indien auf ihre Ausreise nach Israel:

sie jüdische Bräuche und Riten bei. Der Leiter der Organisation „Shavei Israel“, Michael Freund, bezeichnete die Rückkehr dieses Stammes als ein Wunder biblischen

GEFANGENE DES MONATS AUS PAKISTAN

Fotos: Manasse/PR; Shamim Bibi/Organisation "Voice"

Als „Gefangene des Monats Juni“ haben die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) und die Evangelische Nachrichtenagentur idea die pakistanische Christin Shamim Bibi benannt und zu ihrer Unterstützung aufgerufen. Die 26-jährige Mutter eines fünf Monate alten Säuglings aus Khichiwala (Provinz Punjab) wird der Blasphemie beschuldigt und ist seit dem 28. Februar inhaftiert. Nach Angaben der Polizei will ein muslimischer Geistlicher von zwei Nachbarn Bibis erfahren haben, dass sie abschätzig über den Propheten Mohammed geredet habe. Laut Polizeibericht bestritt jedoch später einer der beiden Ohrenzeugen, etwas gehört zu haben, was die Anklage rechtfertigt. Nach Angaben der IGFM deutet vieles darauf hin, dass der Vorwurf der Blasphemie nur ein Vorwand ist, um die junge Frau ins Gefängnis zu bringen, weil sie nicht zum Islam übertreten wollte. Dazu hatten nahe Verwandte die Christin vier Tage vor der 22.2012

b www.int.icej.org

Pakistan

Die Todesstrafe droht PAKISTAN Blasphemie-Vorwurf gegen junge Mutter

Ausmaßes, das die hebräischen Propheten in der Bibel vorhergesagt hätten. P

Shamim Bibi

174 Millionen Einwohner 95 % Muslime 2 % Hindus 2 % Christen

Festnahme aufgefordert. Ein Richter in Bahalwapur lehnte es am 17. April ab, die Frau gegen Kaution freizulassen. In einem Telefonat sagte der Ehemann der Inhaftierten, seine Frau halte an ihrem Glauben an Christus fest und hoffe, dass Gott sie bald rette. Die Anschuldigungen gegen sie seien völlig unbegründet. Zahlreiche Bewohner von Khichiwala belagerten das Wohnhaus der christlichen Familie und forderten eine „harte Bestrafung der Ungläubigen“. Bei einer Verurteilung nach dem Blasphemiegesetz droht Frau Bibi die Todesstrafe. Die IGFM und idea rufen dazu auf, sich in Briefen an den pakistanischen Staatspräsidenten Asif Ali Zardari zu wenden. Er solle sich für den Schutz der Familie einsetzen und umgehend die Freilassung von Frau Bibi einleiten. P Hier kann man protestieren: His Excellency Asif Ali Zardari via Botschaft der Islamischen Republik Pakistan • Schaperstraße 29 10719 Berlin • Fax 030 21244210 • mail@pakemb.de


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Das Reformationsjubiläum ist eine „große missionarische Chance“ MISSION Die Luther-Botschafterin Käßmann: Täglich ein Vaterunser und darauf ein kräftiges Amen!

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ls eine „große missionarische Chance“ hat die EKD-Botschafterin für das 500. Reformationsjubiläum im Jahr 2017, Margot Käßmann (Berlin), dieses geschichtliche Ereignis bezeichnet. Sie sprach auf der Delegiertenversammlung der Arbeitsgemeinschaft Missionarische Dienste im Diakonischen Werk der EKD in der Lutherstadt Wittenberg. Ihr seien vier Punkte theologisch wichtig auf dem Weg zum Jubiläum und für eine missionarische Ausrichtung: Bibellesen, Beten, Bildung und Bekenntnis. Die frühere EKD-Ratsvorsitzende nannte es eine Tragödie, „dass so viele Menschen in Deutschland die Bibel gar nicht mehr kennen“. In den nächsten fünf Jahren solle es darum gehen, einen „frischen neuen Zugang zur Bibel“ zu eröffnen und biblische Geschichten weiterzuerzählen: „Da sind wir mitten beim reformatorischen Erbe und den missionarischen

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Chancen des Jubiläums.“ Außerdem gelte es, aus diesem Anlass die Kraft des Betens zu verdeutlichen. Käßmann erinnerte an die Aufforderung Martin Luthers (14831546), täglich das Vaterunser zu beten und ein kräftiges Amen zu sprechen. Sie warb ferner erneut dafür, dass Protestanten und Katholiken gemeinsam der Reformation gedenken. In einer säkularisierten Gesellschaft sei das gemeinsame Zeugnis der Christen von großem Gewicht: „Je stärker wir gemeinsam auftreten, desto eher werden wir gehört. Desto eher können wir auch missionarisch wirken.“

Ministerpräsident Haseloff für ökumenisches Gedenken Käßmann traf sich in Wittenberg auch mit dem Ministerpräsidenten von SachsenAnhalt, Reiner Haseloff (CDU). Der Katholik führte die Theologin an zentrale Plätze der

Reformation wie die Schlosskirche, an der Luther am 31. Oktober 1517 die 95 Thesen gegen den Ablasshandel veröffentlicht haben soll. Dieses Ereignis gilt als Beginn der reformatorischen Bewegung. Bei der Begegnung plädierte Haseloff ebenso dafür, das Jubiläum ökumenisch zu begehen. Angesichts der niedrigen Mitgliederzahlen der Kirchen in der Region könne man sich keine Überlegungen leisten, „ob evangelisch oder katholisch gefeiert wird“. Haseloff grüßte auch die Delegierten der AMD-Tagung, die sich mit den Vorbereitungen zum Reformationsjubiläum befasste. In der AMD sind über 90 Missionswerke und Ämter für Missionarische Dienste zusammengeschlossen. Vorsitzender ist Altbischof Axel Noack (Halle/Saale). Als Generalsekretär fungiert Oberkirchenrat Erhard Berneburg (Berlin). P

b www.a-m-d.de • 030 83001313

idea Fernseh- und Hörfunk-Tipps

2. Juni – 8. Juni

FERNSEHEN Sonnabend, 2. Juni

Sonntag, 3. Juni

16.30–17.00 9.30–10.15 „Horizonte“: Kinderwunsch – Ev. Open-Air-Gottesdienst aus Nachwuchs um jeden Preis? Wittenberg mit Lutherbotschafterin Margot Käßmann 18.02–18.30 Essen, Hausaufgabenhilfe, 10.30–11.00 Zuhören: Für die Heilsarmee Der Kampf der philippinibetreibt im sächsischen schen Agtas um ihr Erbe Guben das Ehepaar Schleife 17.45–18.15 ein Begegnungszentrum für Die drei Garten-Profis benachteiligte Kinder

Montag, 4. Juni

Donnerstag, 7. Juni

15.30–16.00 ERF 1 9.00–9.30 Beratungsstelle „Aus-WEG?!“ „Religion: Gewalt, Gnade & hilft Schwangeren in Not Gottes Segen?“ Religionskritiker E. Drewermann im Gespräch 21.15–22.00 Der Afrika-Missionar Rein20.15–21.05 hard Bonnke im Gespräch Der Sechstagekrieg – Doku

22.35–23.05 Sonja Liggett arbeitet als Hebamme auf Zeit in Ghana Freitag, 8. Juni

20.00–20.30 ERF 1 „Wert(h)e Gäste“ mit Christian Hauter, Prior der Christusträ23.30–0.15 21.00–21.45 Betreuungs-Alptraum: Wenn Ärztin, Wissenschaftlerin, Mys- ger Bruderschaft im Kloster Senioren entmündigt werden tikerin: Hildegard von Bingen Triefenstein am Main

HÖRFUNK Sonnabend, 2. Juni

Sonntag, 3. Juni

12.05–13.00 Diskussion: Leben durch den Tod? Das Pro & Kontra bei der Organspende

7.05–7.30 Ein Gott – drei Personen?

16.00–17.00 ERF Plus Jürgen Werth im Gespräch mit Pastor Harry Moritz 18.05–20.00 Vesper: Geistliche Musik

Mittwoch, 6. Juni 10.00–11.00 Ev. Gottesdienst: Hannover (& NDRinfo; RBBkultur; NWR)

8.30–9.00 Jean-Jacques Rousseau & die 11.05–12.00 Gründung der Zivilreligion Empathie: Wozu dient sie? 9.45–10.00 Evangelisch-reform. Predigt 10.00–11.00 ERF Plus Ev. Gottesdienst: Trossingen

22.00–22.30 „… ein neues Lied“: Die Orgel beim Bachfest 2012 in Leipzig

Donnerstag, 7. Juni

9.05–10.00 11.30–12.00 Wissenschaft „Neuro-Theolo- Kirche gegen Kahlschlag: gie“: Wohnt Gott im Gehirn? Katholische Geistliche im brasilianischen Regenwald 22.00–23.00 Zwangsaussiedlungen aus 12.05–12.30 der Sperrzone an der „DDR- Leichtigkeit des Meditierens Staatsgrenze West“ – Rück20.00–20.30 ERF Plus blick auf ein dunkles Kapitel „Brennpunkt Nahost“ mit deutsch-deutscher Johannes Gerloff (Israel) Geschichte (& MDRfigaro)

Wer reagieren möchte, kann dies unter folgenden Rufnummern tun: ARD: 089/5900-3344 | Bibel.TV: 040/4450660 | Das Vierte: 0180/5843783 Deutschlandfunk und Deutschlandradio: 0221/345-1831 | DRS 2: (0)848/808080 | ERF: 06441/957-0 | HR (TV): 069/1555111 | Kabel 1: 0180/5011150 KiKa: 0180/2151514 | Luth. Stunde: 04264/2436 | MDR: 0341/300-5401 | NDR: 0511/988-2393 | Phoenix: 0180/28213 | RBB: 030/97993-2171 SF 2: (0)62/2059050 | SR 2: (0)681/6022222 | SWR: 07221/929-0 | WDR (Radio): 0221/5678-333 | WDR (TV): 0221/5678888 | ZDF: 06131/7012164

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G A S T KOM M E N TA R

Extreme Muslime haben im Internet dazu aufgerufen, islamkritische Deutsche zu töten. Wie sollen Christen damit umgehen? Ulrich Neuenhausen (Bergneustadt) ist Vorsitzender des Arbeitskreises Islam der Deutschen Evangelischen Allianz und Leiter des Forums Wiedenest (früher: Missionshaus Bibelschule Wiedenest).

Ich will mich nicht einschüchtern lassen! Liebe Leserin, lieber Leser,

Muslime, distanziert Euch von Gewalt!

ein radikal-islamischer Salafist erklärt auf der Video-Plattform YouTube seinen Glaubensgenossen, wie sie Anhänger der islamkritischen Bürgerbewegung „Pro NRW“ (für Nordrhein-Westfalen) und Journalisten umbringen können. Das ist schockierend und passt in das Bild von Gewalt, das Salafisten in den letzten Wochen abgegeben haben. Was bedeutet das für mich als Nachfolger Jesu? 1. Ich liebe Muslime. Es sind Menschen, die Gott geschaffen hat, Menschen, die er liebt, die er segnen möchte und für die er seinen Sohn Jesus Christus gegeben hat. Dass so viele Muslime in unserem Land leben, verstehe ich als eine großartige Chance für uns Christen, ihnen die Liebe Gottes in Wort und Tat zu bezeugen.

3. Einen solchen Prozess wünsche ich auch den Salafisten, die sich stolz auf den Glauben der Altvorderen berufen; aber auch denen, die zu den Taten der Salafisten schweigen und statt dessen – wie der Zentralrat der Muslime in Deutschland – „Pro NRW“ wegen Volksverhetzung anzeigen. Gewalt im Namen des Islam geschieht ja nicht nur in Deutschland, sondern weltweit in teilweise unfassbarer Grausamkeit. Es wäre ein starkes Signal des Friedens, wenn sich Muslime sowohl mit Gewalt in der islamischen Geschichte als auch mit Aussagen über Gewalt in ihren heiligen Schriften kritisch auseinandersetzen würden. Nur von der Basis dieser Religion her lässt sich das Problem der immer wieder auftretenden Gewalt lösen! 4. Schließlich: Ich will mich nicht einschüchtern lassen. Es ist nur ein kleiner Teil der muslimischen Gemeinschaft, der mit Gewalt arbeitet und droht. Aber es gibt eine große Zahl von Muslimen in Deutschland, die Sehnsucht nach Frieden haben, die gastfreundlich sind – und die die Freiheit unseres Landes genießen und bejahen. Es sind Menschen, die meinen fantastischen Herrn Jesus Christus nur kennenlernen, wenn Christen sie besuchen und ihnen die Freundlichkeit Gottes mit Leben und Worten bezeugen. Das geht nur, wenn wir Christen unsere Angst überwinden und Muslime lieben – selbst da, wo wir sie möglicherweise als Feinde empfi nden oder sogar erleben: Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde, und betet für die, die euch verfolgen. Damit erweist ihr euch als Söhne eures Vaters im Himmel (Matthäus 5,44–45)!

Gott wird richten – nicht der Mensch 2. Als Jesus einmal in einer samaritischen Stadt das Gastrecht verweigert wurde, weil er zur „falschen“ Volksgruppe gehörte (Lukas 9,52), wurden zwei seiner Jünger so sauer, dass sie wie einst Elia Feuer vom Himmel erbitten wollten, damit diese Stadt verbrannt würde. Jesus machte ihnen klar, dass dies überhaupt nicht zu Gottes guten Gedanken passt. Gott wird richten – aber nicht der Mensch. Wo immer eine Religion sich selber das Richten anmaßt, kommt es zu Grausamkeit und Ungerechtigkeit. Auch in der Geschichte der Kirche gibt es leider eine Vielzahl von schlechten Beispielen für die Verbindung von Religion und Gewalt. Christen ist das Richten verboten; und in einem langen und schmerzhaften Prozess hat das in der westlichen Welt zu der Einsicht geführt, dass jeder Mensch frei ist, seine Religion selbst zu wählen. 22.2012

Es grüßt Sie herzlich Ihr

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Das Bild der Woche DIAKONISSEN ZIEHEN JUGENDLICHE AN 9.500 Besucher kamen über Pfingsten ins württembergische Diakonissenmutterhaus Aidlingen bei Stuttgart. Das Jugendtreffen stand unter dem Thema: „Um Gottes Willen“. „Aidlingen“ gehört zu den wenigen Mutterhäusern, die Neuaufnahmen zu verzeichnen haben. Die 270 Diakonissen haben sich zu einer verbindlichen Glaubens-, Lebens- und Dienstgemeinschaft zusammengeschlossen. Sie tragen eine einheitliche Tracht als Zeichen der Zusammengehörigkeit und als erkennbares Zeichen der Bereitschaft zum Dienst für Gott und die Menschen. Sie praktizieren einen einfachen Lebensstil und verzichten auf Ehe und Familie. Die Schwestern sind in der Kranken- und Altenpflege, im Religionsunterricht und in Gemeinden tätig. Sie betreiben christliche Gäste- und Erholungshäuser und bilden junge Frauen in einem Theologischen Seminar (Fachschule für Religions- und Gemeindepädagogik), in der Gesundheits- und Krankenpflege sowie im Beruf Hauswirtschafterin aus. b www.diakonissenmutterhaus-aidlingen.de • 07034 6480

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C H R I ST & LE I D

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… und dennoch glaube ich an dich, Gott! HOFFNUNG Wenn Leid uns trifft, geraten auch Christen ins Zweifeln. Im kürzlich erschienenen Buch „Wenn sich der Himmel wieder öffnet“ (Brendow Verlag) schreiben leidgeprüfte Menschen. Im Folgenden ein Auszug aus dem Beitrag, den Heinrich Silber (Neukirchen-Vluyn) schrieb. Der Pastor im Bund Freier evangelischer Gemeinden verlor seinen sechsjährigen Sohn Benjamin durch Leukämie. Der jüdische Schriftsteller Zvi Kollitz schreibt: „Ich glaube an Gott, auch wenn er alles getan hat, dass ich nicht an ihn glaube.“ Dieser Satz drückt meine Gedanken aus, nachdem am 3. September 2003 unser jüngster Sohn Benjamin starb. Die Hälfte seiner 6 Lebensjahre war von Leukämie geprägt. Trotzdem beschenkte Benjamin uns Eltern in seinem kurzen Leben! Er ging so gern in den Kindergarten. Er jubelte, wenn im Fußball die „richtige“ Mannschaft siegte. Wir beteten, als er krank wurde. Unsere Gemeinde betete. Freunde in Japan, England und den USA beteten für Benjamin – aber für seine Heilung, nicht für unsägliches Leiden und einen verzweifelten Tod!

Fotos: privat

Wo war Gott im Todeskampf meines Sohnes? Und es war zum Verzweifeln, als ich seinen Todeskampf und seine entsetzlichen Qualen sah. Ich war so hilflos und konnte ihm in seiner Not nicht helfen. Wo warst du, Gott, als Benjamin um sein Leben rang und gegen den Tod kämpfte? Ich habe diese Frage häufig gestellt. Was hast du dir dabei gedacht, mir meinen Sohn zu nehmen? Ich brachte das nicht mehr zusammen: Was andere – ich auch – über Gott gepredigt hatten; was ich geglaubt hatte; und was ich nun so ganz anders erlebte. Gott hatte keine Allmacht, sondern Ohnmacht gezeigt. Wo war der barmherzige Gott? Ich habe in Benjamins Todesstunde keine Barmherzigkeit wahrnehmen können. Gab es diesen „gepredigten Gott“ überhaupt, oder hatten alle Beter einer Illusion geglaubt? Ich fand keine Antwort. Konnte ich noch mit Überzeugung Gottes Gnade predigen, wenn ich seine Gnadenlosigkeit erfahren hatte? „Kannst du überhaupt noch predigen?“, fragte mich ein Kollege. Ich fragte mich das auch. Nach Benjamins Tod machten wir die Erfahrung, dass viele Bekannte uns auswichen, weil sie mit unserem Leid nicht konfrontiert werden wollten. Die geballte Ladung Gleichgül-

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tigkeit und Egoismus, die uns entgegenschlug, erschütterte uns. Es tut doppelt weh, in der Lebenskrise auch noch gemieden zu werden. Der Freundeskreis wird in einer solchen Leidenszeit einer ernsten Probe unterzogen.

Dann bleiben auch noch die Freunde weg Und eine tragfähige Freundschaft wird wichtig. Ja, es gab sie: die wenigen Freunde, die bei uns aushielten und mit uns weinten, wenn die Trauer, die Wut, der Zweifel und die Kraftlosigkeit uns ergriffen. Diese Freunde blieben, und die Freundschaften wurden tragfähig und bereichernd. „Ich glaube an Gott, auch wenn er alles getan hat, dass ich nicht an ihn glaube.“ Das ist bis heute die vorläufige Bilanz meiner Erfahrung mit Benjamins Tod. Gott hat unsere Gebete nicht erhört – aber er war uns als Familie nah. Er hat mit Benjamin und uns gelitten. Das reicht mir nicht wirklich, ist aber ein Ansatz, auf dem Glauben an Gott wieder wachsen kann. Es bleiben noch viel Klage und auch Anklagen gegen Gott. Die Bibel, die so viel von Gott überliefert, fordert uns förmlich auf zu klagen, und zeigt uns, wie antike Menschen in anderer Zeit, anderer Kultur und anderer Gegend geklagt haben. Einer von ihnen schreibt in Psalm 88: Herr, Gott, mein Heiland, ich schreie Tag und Nacht vor dir. Lass mein Gebet vor dich kommen, neige deine Ohren zu meinem Schreien. Denn meine Seele ist übervoll an Leiden, und mein Leben ist nahe dem Tode. Das traf meine Situation und war so ehrlich formuliert. Von diesem Beter fühlte ich mich verstanden. Meine vielen Fragen sind noch nicht beantwortet und meine Zweifel noch nicht ausgeräumt. Sie bohren weiter. „Ich glaube an Gott, auch wenn er alles getan hat, dass ich nicht an ihn glaube.“ Warum? Weil ich keine bessere Alternative kenne! Ich weiß Benjamin in der Hand dieses Gottes gehalten. Trotz aller Zweifel – daran will und darf ich weiter festhalten. P


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Die Christus-Kaste verändert Indien INDIEN Seit etwa 4.500 Jahren gibt es den Hinduismus, der Indien prägt. In den letzten Jahrzehnten findet in dem nach China bevölkerungsreichsten Staat der Erde jedoch das Christentum immer mehr Anhänger – trotz teilweise massiver Verfolgung. Karsten Huhn sprach darüber mit Bischof Dr. Singh Komanapalli (Visakhapatnam), der die evangelische Nethanja-Kirche in den Bundesstaaten Orissa, Andhra Pradesh und Chhattisgarh leitet. Sie zählt über 1.000 Gemeinden.

Unterricht in einer Schule der evangelischen Nethanja-Kirche

Warum brauchen Hindus eigentlich Christus? Hindus haben viele Götter, die sie anbeten können. Warum brauchen sie nun auch noch Jesus Christus? Der Hinduismus ist für die Menschen eine schwere Last. Hindus müssen ihren Göttern opfern, um sie zufriedenzustellen – und für diese Opfer ist kein Ende in Sicht. Jedes Mal, wenn ein Hindu den Tempel aufsucht, erhalten außerdem die Priester Früchte, Geld und Gold, in den Dörfern oft auch ein Huhn, eine Ziege oder ein Schaf. Die hinduistischen Götter verlangen viel von den Menschen. Hindus glauben, dass sie für ihre Fehler in vorangegangenen Leben büßen müssen: Wer arm oder krank ist, ist daran also selbst schuld. Er hat auch keine Möglichkeit, dies zu ändern, sondern muss sein Leben erdulden. Wir Christen sagen jedoch: Jesus Christus hat dich durch seinen Tod am Kreuz von deiner Schuld erlöst – du bist nicht an dein Karma (dein Schicksal) gebunden, sondern du bist jetzt frei, du hast eine Zukunft! Jesus Christus sagt: „Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich gebe euch Frieden.“ Für Hindus ist das eine wunderbare Nachricht!

Was das Christentum so anziehend macht Was ist in den Ohren eines Hindus daran so wunderbar? Viele Hindus denken, dass sie von Gott nicht geliebt werden und keinen Zugang zu ihm haben. Wenn sie hören, dass Jesus Christus als Sohn Gottes zu uns Menschen gekommen ist und dass er uns zu sich einlädt, ist das für sie eine befreiende Nachricht. Gibt es etwas an der christlichen Botschaft, was für Hindus schwer zu akzeptieren ist? Die Frage, warum Jesus Christus am Kreuz leiden und sterben musste, wenn er doch Gottes Sohn ist. Das heißt: Die Botschaft vom Kreuz kann nicht ohne die Auferstehung gepredigt werden, denn sonst wäre das Kreuz nur schwer zu verstehen. Dass Gott Jesus Christus von den Toten auferweckt hat, verkünden wir in allen unseren Predigten. Sie zieht die Menschen an, und viele weinen, wenn sie hören, dass Gott für sie gestorben ist. Sie weinen? Sie weinen, weil sie begreifen, dass es Vergebung für ihre Sünden gibt. Die indische Tageszeitung „The Indian Express“ (Neu Delhi) schreibt: „Armut und Schlichtheit machen Inder zu einer leich-

Foto: idea/Huhn

Herr Bischof Singh, die Christenheit in Indien wächst schneller als die Bevölkerung. Warum? Ich sehe drei Gründe: 1. Es gibt in Indien immer mehr Kirchen, Organisationen und einzelne Christen, die sich ganz der Weitergabe des Evangeliums widmen. Zum Beispiel luden wir im letzten Jahr in das Cricket-Stadion von Visakhapatnam zu einer viertägigen Evangelisation ein – und 50.000 Menschen kamen. 2. Durch Internet und Fernsehen gibt es heute rund um die Uhr Möglichkeiten, auf Jesus Christus hinzuweisen. 3. Viele Organisationen sind inzwischen in für den christlichen Glauben bisher unerschlossenen Gebieten Indiens unterwegs. Unsere Evangelisten gehen in abgelegene Dörfer, ins Gebirge und zu den Stammesvölkern im Dschungel. Sie predigen dort nicht nur, sondern bleiben vor Ort, leisten soziale Arbeit und bieten medizinische Hilfe. Dadurch erfahren viele Menschen zum ersten Mal, was das Evangelium bedeutet. In Indien ist der Hinduismus die vorherrschende Religion. Ein Hindu könnte sagen: Das Christentum ist eine westliche Religion, es gehört nicht zur indischen Kultur. Das behaupten nur die radikalen Hindus. Sie fordern, dass jeder Inder ein Hindu sein sollte. In einigen Bundesstaaten Indiens stellen sie die Regierung. Die Mehrheit der Hindus hat gegenüber dem Christentum jedoch eine moderate, liberale Einstellung: Viele schicken ihre Kinder gerne auf christliche Schulen oder suchen bei Krankheiten christliche Krankenhäuser auf, weil sie deren Qualität schätzen.

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Hindus tragen in Bombay eine Statue der „Elefantengöttin“ Ganesha, die Wohlstand verheißt, anlässlich des Ganesha-Festes.

ten Beute, um zum Christentum bekehrt zu werden. Indem sie das tun, schneiden christliche Missionare das Volk von seinen Wurzeln und seiner Tradition ab.“ Ich denke, es gibt eine andere Erklärung: Wir behandeln die Menschen nicht als arm und dumm, sondern wir helfen ihnen – und das spüren sie. Wir sehen es auch nicht als unseren Auftrag an, das Volk von seiner Kultur abzuschneiden. In unseren Kirchen gibt es keine Orgeln, sondern Trommeln, wir musizieren nach indischen Rhythmen und Melodien. Wir predigen und singen in den jeweiligen Landessprachen. Und die Menschen sitzen nicht auf Kirchenbänken, sondern auf dem Boden. Wir verändern nicht die Kultur, sondern die Religion! Wenn in Indien zum Beispiel ein Haus eingeweiht werden soll, gibt es den Brauch, eine Kokosnuss zu zerbrechen und zu den Göttern zu beten. Wenn wir ein Haus einweihen, verzichten wir auf dieses Ritual und beten nur zu dem einen Gott.

würdigen wir die Hingabe, die die Dorfbewohner gegenüber ihren Göttern zeigen. Dann erzählen wir ihnen von dem Gott, der sie liebt und zu dem sie so kommen können, wie sie sind. Welche Gemeinsamkeiten gibt es zwischen Hinduismus und christlichem Glauben eigentlich? Wie das Christentum ist auch der Hinduismus eine gewaltfreie Religion, in der die Regel gilt: „Füge niemandem Schaden zu.“ Allerdings geht Jesus Christus noch darüber hinaus, wenn er fordert: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“ Ich finde es sehr interessant, dass viele hinduistische Politiker diesen Vers zitieren, obwohl er nicht in hinduistischen Schriften, sondern in der Bibel steht.

Fotos: Hindus/dpa; Singh/Ekkehard Graf

Wenn das ganze Dorf christlich wird Werden die Evangelisten Ihrer Kirche mit Begeisterung empfangen, wenn sie zum ersten Mal in ein Dschungeldorf kommen? Wenn wir den Dorfbewohnern von unserem Gott erzählen, sind sie meist besorgt, dass ihre Götter darüber zornig werden und sie bestrafen könnten. Die meisten zögern deshalb zunächst, wenn sie unsere Verkündigung hören. Wie erreichen Sie dann die Herzen? Eine Veränderung steht nicht in unserer Macht, sondern ist Gottes Angelegenheit. Was wir dabei tun können, ist: die Familien zu besuchen, für sie zu beten, den Kranken die Hände aufzulegen und sie zu unterstützen – medizinisch oder auch finanziell. Wenn die erste Familie beginnt, sich zu Jesus Christus zu bekennen, folgt mit der Zeit oft das ganze Dorf nach – manchmal auch erst nach Jahren. Laden die Familien Sie einfach in ihre Hütten ein? Wir versuchen zuerst, eine gute Beziehung zum Dorfbürgermeister aufzubauen. Wenn er uns vertraut, reden auch die Einwohner mit uns. Was ebenfalls wichtig ist: Wir kritisieren nicht die hinduistischen Götter. Stattdessen

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Bischof Singh im Gespräch mit Gemeindegliedern

Der Hinduismus kennt Millionen von „Göttern“ Was ist der größte Unterschied zwischen Hinduismus und christlichem Glauben? Im Hinduismus gibt es Millionen von Göttern. Für jeden Zweck gibt es einen eigenen Gott: für Weisheit, für Stärke, für Geld – für alles. Dagegen können sich Christen mit all ihren Bedürfnissen an einen Gott wenden. Alle unsere Hoffnungen beruhen auf Jesus Christus. O


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Die Unberührbaren (die Dalits)

Weshalb? CHINA Die von ihren Familien ausgestoßeFast ein Viertel der indischen Bevöl- PAKISTAN nen Christen geben die Hoffnung kerung sind Dalits – „UnberührbaNEUDELHI nicht auf. Sie beten für ihre Familie, re“: Sie gehören der untersten GeHAUPTSTADT bis diese Christus angenommen sellschaftsschicht an, werden stark Bundesstaat IN D I E N hat. Das kann manchmal 5, 10 oder diskriminiert und haben kaum Orissa Bundesstaat Kalkutta 15 Jahre dauern. Rechte. Beobachter der christlichen Bhubhaneshwar Chhattisgarh Mission in Indien sagen, das ChrisPenagoberi Was sich im Alltag verändert tentum in Indien sei eine „Dalit-ReVisakhapatnam ligion“, weil 70% der indischen Mumbay Kondalaagraharam Was ändert sich im Alltag, wenn ein Christen Dalits sind. In diesen Bundesstaaten Hindu Christ wird? Es gibt in unseren Kirchen aber Ein großes Problem in Indien ist der leitet Bischof Singh die Nethanja-Kirche nicht nur Menschen aus den untehohe Alkoholkonsum. Wenn ein Bundesstaat ren Kasten, sondern auch viele Hindu Christ wird, hört er in Andhra Pradesh reiche, gebildete Inder, zum Beider Regel mit dem Trinken auf, Indien spiel aus der Kaste der Brahmaspart das Geld und investiert 1.210 Millionen Einwohner nen. Sie sind sicher nicht auf die es in die Bildung seiner Kinder Hindus 80 % materielle Hilfe der christlichen Gemeinde angewiesen, oder den Bau eines Hauses. Moslems 12 % sondern ihre Herzen werden vor allem von der christlichen Das wird meistens auch von Christen 3–8 % Botschaft berührt. den Nachbarn bemerkt und hat eine große Vorbildwirkung. Ein weiteres Problem ist, Der Pastor arrangiert Ehen dass viele Frauen von ihren Männern geschlagen werden. Spielt es in den Kirchengemeinden noch eine Rolle, aus wel- Der christliche Glaube lässt es nicht zu, dass eine Frau geschlagen wird. Wenn die Männer Christen werden, fordern chen Kasten die Gottesdienstbesucher kommen? Wir versuchen in unseren Predigten, die Frage nach der wir sie dazu auf, mit dem Prügeln aufzuhören. Wir fordern Kastenzugehörigkeit aufzuheben. Bei uns gehören alle die Männer auch auf, sich mit ihren Frauen vor EntscheiMenschen zu einer Kaste: der Christus-Kaste! Zum Beispiel dungen zu beraten und das Haushaltsgeld mit ihnen zu kann in unseren Gemeinden jeder sitzen, wo er will. Es gibt teilen. Nicht nur Menschen aus verschiedenen Kasten, sonkeine Sitzordnung, in der die ehemalige Kastenzugehörig- dern auch Männer und Frauen werden bei uns gleich bekeit berücksichtigt wird. Oft wird in unseren Gemeinden handelt. auch der Pastor gebeten, Ehen zu arrangieren. Wir suchen Ist es wirklich so leicht, Veränderungen zu bewirken? dann nicht nach einem Partner aus der gleichen Kaste, son- Natürlich braucht es Zeit, bis sich das Verhältnis von Ehedern nach einem Christen – auch wenn er einst einer an- partnern verändert. Zum Beispiel sprechen Männer ihre deren Kaste angehörte. Eine weitere Möglichkeit ist der Frauen mit Vornamen an und erteilen ihnen Befehle. DaNamenswechsel: An vielen indischen Namen lässt sich die gegen müssen die Frauen ihre Männer mit „Herr“ anspreKastenzugehörigkeit ablesen. Bei der Taufe bekommt bei chen. Das zu ändern, braucht viel Zeit. Viele Männer beuns jedoch jeder einen neuen Namen, der auch im Perso- trachten ihre Ehefrau als ihr Eigentum, und es fällt ihnen schwer, ihren Frauen Verantwortung zu übertragen – auch nalausweis eingetragen wird. dann, wenn der Mann Christ geworden ist. Abschied vom Kastenwesen Was tun Sie in solchen Fällen? Ihr Versuch, das für Indien immer noch typische Kastenwesen Wir predigen sehr viel über Familienthemen und über das zu überwinden, muss von Hindus als große Bedrohung emp- Verhältnis von Mann und Frau, wie es zum Beispiel im Epheserbrief 5,25 beschrieben wird: „Ihr Männer, liebt eure funden werden. Ja! Viele Hindu-Führer sind besorgt, dass sie ihre Füh- Frauen, und zwar so, wie Christus die Gemeinde geliebt rungsrolle verlieren könnten. Es gefällt radikalen Hindus hat.“ Ich bin kein Heilungs- oder Wohlstandsprediger, der nicht, dass wir alle Menschen gleich behandeln und zum den Zuhörern Reichtum verspricht, wenn sie ihrer GemeinBeispiel auch Menschen aus den unteren Kasten Schulbil- de nur genug geben. Dagegen fordere ich meine Zuhörer dung anbieten. Daher muss eine Hindu-Frau, die Christin oft auf, ihr Familienleben in Ordnung zu bringen, damit wird, damit rechnen, von ihrer Familie ausgestoßen zu sie Frieden haben. Dafür sind viele Familien – besonders werden. Sie wird von den Angehörigen wie tot behandelt. die Frauen – sehr dankbar. In den höheren Kasten geschieht das sehr häufig! Aber das Haben Sie ein weiteres Beispiel für ein gelungenes FamilienWunderbare daran ist: In den meisten Fällen werden der leben? Ehemann und die anderen Familienmitglieder schließlich Ich fordere Eltern dazu auf, ihren Kindern nicht nur Vorgaben zu machen, sondern mit ihnen zu diskutieren. Eltern doch noch Christen. ideaSpektrum 22.2012


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sollten ihre Kinder auch um Entschuldigung bitten, wenn sie etwas falsch gemacht haben, denn Eltern machen nicht immer alles richtig und Kinder nicht immer alles falsch. Umgekehrt sollten Kinder aber auch nicht auf ihre Eltern herabschauen! Es gibt heute in Indien eine Kluft zwischen den Generationen: Die Jüngeren wachsen heute mit dem Internet auf, die Älteren sind an ihre Traditionen und Bräuche gebunden. Also sollten die Jüngeren versuchen, ihre Eltern zu verstehen.

Wie sieht Indien 2030 aus? Was in Indien verwirrend ist: Einerseits sichert die indische Verfassung Religionsfreiheit zu. Zugleich gibt es in fünf Bundesstaaten Anti-Bekehrungsgesetze: Christen dürfen nicht die christliche Botschaft so verbreiten, dass Hindus Christen werden. Wie passt das zusammen? Diese fünf Bundesstaaten werden von der radikalen Hindupartei BJP regiert. Ihr Ziel ist es, dass das Anti-Bekehrungsgesetz in ganz Indien eingeführt wird. Unter Religionsfreiheit verstehen sie, dass jeder Gläubige seine Religion

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ausüben kann. Dagegen sollen Konversionen zu einer anderen Religion nicht erlaubt sein. Deshalb ist es mir zum Beispiel nicht erlaubt, vor einem Hindu-Tempel eine Predigt zu halten oder ein Traktat zu verteilen – dafür würde ich ins Gefängnis kommen. Werden Christen im Jahr 2030 noch benachteiligt? Immer mehr Inder werden zu Jesus gehören. Doch sie werden von Verfolgung begleitet sein. Manche könnten ihr Haus verlieren, andere von ihren Familien verstoßen werden – und einige sogar ihr Leben verlieren. Es ist eine harte Wahrheit, aber nach meiner Erfahrung als Missionar im Dschungel spielt Christenverfolgung bei der Ausbreitung des christlichen Glaubens eine große Rolle. Vielen Dank für das Gespräch! P

b Die Arbeit von Bischof Dr. Singh Komanapalli wird unterstützt von der Organisation „Kinderheim Nethanja Narsapur/ Christliche Mission Indien“: www.nethanja-indien.de • 07157 5394111 Albrechtstraße 12 • 71093 Weil im Schönbuch

„Wir haben viel Angst“

Anita Pradhan

CHRISTENVERFOLGUNG Ein Beispiel, wie es Christen in Indien ergehen kann, ist die 23-jährige Anita Pradhan.

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nita Pradhan hat Glück gehabt. Sie bekam ein Stipendium für eine Lehrstelle im Emmanuel-Krankenhaus in Kondalaagraharam, das vom „Kinderheim Nethanja Narsapur/ Christliche Mission Indien“ betrieben wird. Hier macht sie im dritten Lehrjahr eine Ausbildung zur Krankenschwester. Aufgewachsen ist sie jedoch 500 Kilometer weiter nördlich: in Penagoberi im Bundesstaat Orissa. Von den rund 1.000 Einwohnern sind etwa 400 Christen; die heute 23-Jährige besuchte die katholische Kirche. Im Bezirk Khandhamal sind in den vergangenen Jahren schätzungsweise 20 % der gut 600.000 Hindus zum Christentum übergetreten – zum Verdruss der nationalistischen Hindu-Partei BJP.

Foto: idea/Huhn

Flucht in den Dschungel Am 23. August 2008 wurde der hinduistische Guru Swami Laxmananda ermordet. Der Führer des Welthindurates, Pravin Bhai Tagodia, machte die

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Christen für den Tod des Gurus verantwortlich: „Dies war ein Angriff der Kirchen auf die Religion der Hindus – die Aktivitäten der Kirchen in Orissa müssen verboten werden.“ Später stellte sich zwar heraus, dass der Mord von kommunistischen, maoistischen Rebellen begangen wurde – doch da zogen bereits Tausende Hindus durch die Dörfer, plünderten Kirchen und ermordeten Christen. Auch in Penagoberi dauerten die Angriffe mehrere Tage. Erst wurde die Kirche geplündert, dann abgebrannt. Die Hütte, in der Anita Pradhan mit ihrer Familie wohnte, wurde zerstört. Ihr Schwager fiel den Übergriffen zum Opfer – er war einer von 96 Ermordeten. Die junge Frau flüchtete in den Dschungel. Der indische Ministerpräsident nannte die Ausschreitungen eine „nationale Schande“. Der Staat richtete riesige Zeltlager für die Flüchtlinge ein. Auch Anita Pradhan lebte zwei Monate lang in einem Lager – mit 10.000 anderen Menschen.

„Bitte betet für uns!“ Mit ihrer Familie zog Anita Pradhan nach Bhubhaneshwar, der Hauptstadt von Orissa. Dort fühlten sie sich sicherer. „Durch die Verfolgung habe ich mehr darüber nachgedacht, was es für mich bedeutet, dass ich an Gott glaube“, erzählt sie. Von den 130 Auszubildenden am Emmanuel-Krankenhaus kommen 23 aus Orissa – alle haben Verfolgung erlebt. Wenn sie ihre Lehre abgeschlossen hat, möchte sie in ihre Heimat zurückkehren, denn dort gibt es kaum Krankenhäuser, Ärzte oder Krankenschwestern. „Wir haben aber viel Angst davor zurückzugehen. Bitte betet für uns und unsere Heimat!“ P


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W E LTA NSC H AU U NG

Vom Atheistenkongress ausgezeichnet wurde die Buskampagne atheistischer Gruppen, die 2009 durch Deutschland führte.

„Guten Morgen, liebe Heiden!“ „Guten Morgen, liebe Heiden und Häretiker! Sollten sich bekennende Christen hier im Saal befinden, heiße ich sie ebenfalls herzlich willkommen: mit einem ‚Kölle Alaaf’!“ So begrüßen sich Atheisten. Für ein Wochenende treffen sie sich in einem schwarzen, fensterlosen Saal im Kölner Comedia-Theater zu einer Internationalen atheistischen Tagung. Ihr Ziel: die Religionen kritisieren, den Atheismus befördern. In Deutschland ist inzwischen mehr als ein Drittel der Bevölkerung konfessionslos. Der Atheismus erfahre Zuspruch wie selten zuvor, sagen die Veranstalter. So attraktiv scheint die Ablehnung Gottes dann aber doch nicht zu sein. Während zu Kirchen- und Katholikentagen Zehntausende pilgern, sind zum „Atheistentag“ nach Köln nur 200 bekennende Gottlose gekommen. Im Publikum sitzen Junge wie Alte. Manche tragen T-Shirts mit Aufdrucken wie „Gottlos glücklich“, „Ich glaube an

Wissenschaft“ oder „Ich habe den Gottes-Virus überlebt“. Prominenteste Referentin ist die SPD-Politikerin und ehemalige Bankmanagerin Ingrid Matthäus-Maier.

Der atheistische Missionsbefehl „Gott ist tot. Das steht fest. Wir diskutieren darüber nicht mehr“, verkündet der US-amerikanische Biologieprofessor Paul Zachary Myers. Dennoch wird auf dem Atheistentag öfter von Gott, Glauben, Bibel gesprochen als in mancher Predigt. Auch der Missionsbefehl kommt hier vor – wenn auch mit neuem Inhalt: „Wenn ihr hier nur rumsitzt, seid ihr nutzlos. Propagiert die Ideen des Atheismus“ fordert Myers. „Geht nach Hause und teilt diese Ideen mit dem Rest der Welt.“ Und er fügt hinzu: „Ich habe schon ein paar Christen bekehrt.“

Das Publikum ruft Halleluja Der vielleicht interessanteste Redner ist Dan Barker. „Gott ist nicht mit

uns“, sagt er zur Begrüßung. Das Publikum applaudiert und ruft „Halleluja“ dazu. 19 Jahre lang war Barker Prediger einer evangelikal-charismatischen Gemeinde in den USA. Er wuchs in einer christlichen Familie auf, besuchte ein christliches College und ein theologisches Seminar. Für die christlichen Kindermusicals, die er schrieb, bekommt er bis heute Tantiemen. Er evangelisierte in Parks und an Haustüren. Dann lernte Barker liberale Christen kennen. Adam und Eva seien nur eine Metapher, erfuhr er von ihnen, ein Gleichnis wie das vom verlorenen Sohn. Nichts sei wahr in der Bibel, alles seien nur erfundene Geschichten. Also „bekehrte“ sich Barker zum Atheismus. Aber Barker kommt nicht los vom Christentum. 98 öffentliche Diskussionen hat er bisher über den Glauben geführt. Auch in Köln erzählt er von Himmel, Hölle und ewigem Leben – nur, dass er sich jetzt darüber lustig

Foto: idea/Thomas Schneider

ATHEISTEN Über Pfingsten trafen sich nicht nur Christen zu Konferenzen, sondern auch Atheisten. Karsten Huhn war bei ihrer Tagung „Die atheistische Perspektive: national, regional, global“ dabei.

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W E LTA NSC H AU U NG

macht. Barker macht immer noch Musik, nur heißen seine Songs jetzt anders, zum Beispiel „Ich brauche Jesus nicht“.

Atheisten brauchen Gott, um ihm eine reinzuhauen Draußen lockt die Sonne. Ein Atheist, der seiner Sache sicher ist, könnte jetzt bei einer Schorle am Rhein sitzen. Stattdessen sitzt der Atheistentag in einem sargähnlichen Theatersaal und schlägt mit Inbrunst auf einen Gott ein, den es doch angeblich gar nicht gibt. „Religionskritik dient der Selbstvergewisserung“, erklärt einer der Referenten. Genau das ist die faszinierende Inkonsequenz des Atheismus: Man entsagt Gott, wird ihn aber nicht los. Ein echter Atheist erklärt Gott für tot, lässt ihn aber im nächsten Moment wieder auferstehen – um ihm anschließend eine reinhauen zu können. Strenggläubige Atheisten sind so bibelfest wie nur wenige Christen. Anstatt die Bibel konsequent zu ignorieren, zitieren sie immer wieder daraus.

Fotos: Barker/ Tim Hughes; Schmidt-Salomon/Udo Ungar

Die atheistischen Massenmörder Genüsslich werden alle Schwächen, Versagen und Kuriositäten sämtlicher Religionen durch die Jauche gezogen. Aber war das 20. Jahrhundert nicht die Zeit der atheistischen Massenmörder? Darüber spricht der Geschichtsstudent Lukas Mihr in seinem Vortrag „Ohne Gott ist alles erlaubt?“. Josef Stalin sei Atheist gewesen, das gebe er zu. Dagegen sei Maos Fall kniffl ig – der sei zwar atheistisch, aber auch von fernöstlichen Religionen geprägt gewesen. Okay, der war auch Atheist. Und Adolf Hitler? Der gehörte doch der katholischen Kirche an. Aber selbst wenn er Atheist gewesen wäre, beweise das gar nichts, so Mihr. Denn Hitler sei doch auch Vegetarier und Nichtraucher gewesen. Sind deswegen alle Vegetarier oder Nichtraucher Massenmörder? Außerdem kommen in dem Vortrag vor: Kaiser Wilhelm II., der Lenin nach Russland einreisen ließ; die USA, die im 2. Weltkrieg mit Russland koalierten; US-Präsident Richard Nixon, der

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dem Kommunisten Mao die Hand reichte; die Blockpartei CDU in der DDR und noch manches mehr. Mihrs These: Wenn Atheisten an der Macht waren, haben Christen immer mit ihnen paktiert. Für seinen Vortrag erhielt Mihr Beifall. Hätte er ihn beim Deutschen Historikertag gehalten, wäre er dafür ausgelacht worden.

Deutschlands Chef-Atheist und die Affen Zu Wort kommt auch der Philosoph Michael Schmidt-Salomon. Er ist Vorstandssprecher der Giordano-BrunoStiftung und Autor von solch bedeutenden Werken wie „Keine Macht den Doofen“ und dem atheistischen Kinderbuch „Wo bitte geht’s zu Gott?, fragte das kleine Ferkel“. Vom „Spiegel“ wurde er zu „Deutschlands ChefAtheisten“ ausgerufen. Schmidt-Salomons Reden sind geprägt von der Lust an Pointen, Polemik und Beleidigung. Christen wirft er „idiotische Verseuchung“, „religiotische Hirnwürmer“ und „rituellen Kannibalismus“ vor. Papst Benedikt XVI. attestiert er eine „schwerwiegende Form von Wahnsinn“. In Köln referiert Schmidt-Salomon über den Unterschied zwischen Mensch und Schimpanse. Seine These: „Der Mensch ist der Affe, der am besten nachäffen kann.“ Nachgeäfft würden zum Beispiel religiöse Traditionen. In christlichen Kindertagesstätten und Sonntagsschulen sowie im Religionsunterricht würde das „intellektuelle Immunsystem“ von Kindern geschädigt. Nötig sei es daher, „bekenntnisfreie“ Kindergärten und Schulen zu gründen.

Der Atheismus hat keine Perspektive Dann wird Schmidt-Salomon selbstkritisch: Der Atheismus an sich habe keine Perspektive, da er nur unhaltbare religiöse Annahmen verneine, aber selbst keine Orientierung biete. Zudem sei der Atheismus auch nicht notwendig human – die Geschichte habe gezeigt, dass er barbarisch sein könne. Anstatt ständig die Nachteile des

Der Ex-Christ Dan Barker (l.) & Deutschlands „Chef-Atheist“ Michael SchmidtSalomon

Glaubens zu benennen, müsse man künftig die Vorzüge des selbstbestimmten Lebens aufzeigen. SchmidtSalomon hält diesen Vortrag schon seit Jahren. Warum benennt er nicht einfach selbst die Vorzüge des Atheismus? Ob das von ihm angekündigte Projekt „Evokids“ – das Evolutionstheorie an Grundschulen vermitteln soll – ausreicht, um Menschen für den Atheismus zu begeistern, darf jedenfalls bezweifelt werden.

„Mein Verstand ist meine eigene Kirche“ Am Abend wird ein Preis verliehen. Vier Kameras filmen das Ereignis, als handle es sich um den Eurovision Song Contest. Ein Trickkünstler zaubert mit Tüchern und Ringen. Der ExPrediger Dan Barker spielt am Klavier und singt „Nichts scheitert so wie Gebet“ und „Mein Verstand ist meine eigene Kirche“. Mehr als die Hälfte der Plätze ist leer geblieben, nur noch 70 Leute wollen dabei sein. Ausgezeichnet werden die Macher der „Buskampagne“ mit dem Slogan „Es gibt (mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit) keinen Gott“ um Carsten Frerk (Chefredakteur des Humanistischen Pressedienstes, Berlin), die 2009 auf Missionstour durch Deutschland waren. Dass es sich um einen renommierten Preis handeln muss, ist daran zu erkennen, dass ihn zuletzt der Sexfilmer Oswalt Kolle erhalten hat. P


net F O R U M F Ü R J U N G E C H R I S T EN

Echte Freundschaften auf Facebook BEZIEHUNGEN PFLEGEN Für viele junge Menschen ist „Facebook“ kaum noch aus ihrem Leben wegzudenken. Doch das soziale Netzwerk steht auch immer wieder in der Kritik (so zuletzt im Editorial von Alexander Kissler in Ausgabe 21/2012). Für ideaSpektrum-Leser Christian Jung (26) aus Dillenburg ist Facebook eine wertvolle Hilfe, um mit seinen engsten Freunden in Kontakt zu bleiben.

A

ls vor ein paar Jahren meine beste Freundin nach Wales zog, um dort ihren Schulabschluss zu machen, war ich neidisch. Nicht auf sie – so schön ist Wales auch wieder nicht –, sondern auf einen meiner Freunde. Denn der schaffte es, mindestens einmal im Monat in Wales anzurufen und einfach mal zu fragen, wie es ihr geht. Mir hingegen fällt es schwer, mit Menschen in Kontakt zu bleiben, die weiter weg wohnen. Nicht, dass sie mir weniger am Herzen lägen. Ich verliere einfach den Kontakt aus den Augen. Seit mehr als 8 Jahren ist mein enger Freundeskreis eine eingeschworene Clique – fünf beste Freunde. Aber über die Jahre wurden wir durch Schule, Ausbildung und Studium weit verstreut: Die einst nach Wales gezogene Freundin wohnt mittlerweile in England, ein anderer Freund studiert nun in Wales, ein dritter hat gerade sein Medizinstudium in Mainz und Trier abgeschlossen. Vielleicht hätten wir den Kontakt schon völlig verloren, wenn uns nicht das Internet neue Möglichkeiten gegeben hätte, uns im Blick zu behalten.

Vom „Online-Tagebuch“ zum sozialen Netzwerk Zuerst war das ein Blog. Wir erstellten uns solch ein gemeinsames „Online-Tagebuch“, in dem jeder aus seinem Alltag berichtete. Wir schrieben von der Uni, von Privatem und zeigten uns gegenseitig Videos oder neue Musik, die wir gut fanden. Schnell erweiterte sich unser Kreis: Freunde, Bekannte, sogar unsere Eltern lasen, was wir im Blog veröffentlichten und hinterließen ihre Kommentare. Dann kam Facebook. Mit einem Mal konnten wir das, was wir uns mit dem Blog geschaffen hatten, in einem neuen Kanal bündeln. In letzter Zeit ist viel davon zu lesen, dass Facebook-Nutzer

B e su cht uns au ch au f

fa ce book .com/idealis te n

virtuelle Freundschaften den echten vorziehen. Für manche mag das zutreffen, für uns aber ist das Netzwerk wie ein Direktflug zu den weit entfernten besten Freunden. Ich muss mich nicht mehr länger zwingen, ab und zu einmal anzurufen. Über Facebook bekomme ich jeden Tag, jede Woche mit, was bei meinen Freunden los ist. Der Nachrichtenfluss meines Profils zeigt mir alles an, was für mich wirklich wichtig ist – und das macht die gelegentlichen Anrufe noch interessanter.

Facebook ist mein digitales Leben Facebook stand in den letzten Monaten häufig am Pranger: Die Datenschutz-Bestimmungen seien mangelhaft, man mache sich transparent und opfere seine Persönlichkeit dem Zwang, auf Facebook vertreten zu sein. Natürlich ist die Kritik nicht ganz unberechtigt, sie lässt jedoch außer Acht, wie viel Facebook zuletzt für den Datenschutz getan hat. Über Freundesgruppen erlaubt das Netzwerk eine umfassende Kontrolle über das eigene Bild im Internet. Wer nichts preisgeben will, der kann nahezu alles Persönliche verstecken. Mit wem habe ich oft kommuniziert, wer kommt aus meinem Ort oder ist auf meine Schule gegangen? Der könnte doch zu meinen „Engen Freunden“ gehören. Und andere, mit denen ich kaum Kontakt habe, könnten in die Gruppe „Eingeschränkt“ passen. Auf der Grundlage dieser Vorschläge habe ich eingestellt, wer welchen Teil meines digitalen Lebens verfolgen kann. Facebook ist genau das: mein digitales Leben. Hier treffe ich meine Freunde, hier halte ich Kontakt. Facebook ist nicht das Übel, nicht der große Lauschangriff auf eigenen Wunsch. Das Netzwerk ist eine Bereicherung für unser soziales Leben. P

Ko s te n l o s i m A p p -Sto r e e r h ä l t l i c h:

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DI E K LE I N E K A NZ E L Z U M F E ST DE R DR E I FA LT IGK E I T (3 . J U N I )

» Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. «

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Dr. Wilfried Härle (Ostfildern) ist Professor für Systematische Theologie. Er war von 1997 bis 2010 Vorsitzender der Kammer für Öffentliche Verantwortung der EKD.

Eine Aufforderung Jesu nach dem Matthäusevangelium 28,19

Foto: privat

Trinitatis: Drei – und doch eins Trinitatis ist ein sprödes, irgendwie theoretisches Fest. Im Unterschied zu Weihnachten, zur Passionszeit, zu Ostern und Pfingsten ist es nicht mit Erzählungen und anschaulichen Bildern verbunden, sondern mit der Lehre von der „Dreieinigkeit“ bzw. „Dreifaltigkeit“ Gottes – einer Lehre, die „verkopft“, unverständlich oder sogar widersprüchlich erscheint. Das erschwert vielen Menschen den Zugang zu diesem Fest-Sonntag. Andererseits kommt zu keinem anderen Anlass im Kirchenjahr der christliche Glaube an Gott so umfassend zum Ausdruck. Denn die Trinitätslehre zeigt, dass – und wie – Gott der Vater, Jesus Christus und der Heilige Geist eins sind. In Jesus Christus begegnet uns Gott selbst zum Heil der Welt. Deshalb kann Jesus sagen: „Wer mich sieht, der sieht den Vater“ (Johannes 14,9). Diese Einheit von Vater und

Sohn ergibt sich allerdings nicht daraus, dass Jesus sich zu Gott „hochgearbeitet“ hätte, sondern weil Gott seinen Sohn in die Welt gesandt hat (Galater 4,4). Doch schon im Neuen Testament schließt sich daran die Frage an: Woher wissen wir das? Klare Antwort: Nicht durch „Fleisch und Blut“ (Matthäus 16,17), sondern durch Gott selbst, der uns durch seinen Geist zur Erkenntnis der Wahrheit führt! Darum lehren die Konzilien von Nicaea (325) und von Konstantinopel (381), dass Vater, Sohn und Heiliger Geist ein und dasselbe göttliche Wesen haben, aber drei unterschiedliche Seinsweisen Gottes sind. Der Vater offenbart sich in seinem Sohn durch seinen Geist, also dreifaltig, aber immer als der eine Gott – uns zum Heil! Trinitatis regt an, neu zu bedenken und fröhlich zu feiern, dass uns das eine göttliche Wesen in diesen drei Seinsweisen begegnet. P

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PORTRÄT

Vom Pfarramt in die Politik – und zurück POLITIK Als Theologe gehörte Steffen Reiche noch zu Diktatur-

Steffen Reiche muss heute noch schmunzeln, wenn er an jenen 18. Oktober 1989 zurückdenkt. Damals saß er – der 29-jährige Pfarrer aus dem Osten – zusammen mit Helmut Schmidt und anderen gestandenen Politikern aus dem Westen im ARD-„Brennpunkt“ und sollte sich dort zum Rücktritt von Erich Honecker äußern. „Das war eine verrückte Zeit“, sagt er. Als Pfarrer hatte Reiche anlässlich des Geburtstages seiner Großmutter in Bonn eine Reisegenehmigung in den Westen bekommen. Die Woche nutzte er auch, um Kontakte zu führenden SPD-Politikern zu knüpfen. Dabei hatte seine eigene politische Karriere erst kurz zuvor begonnen, als er mit Kollegen im Pfarrhaus von Schwante in Brandenburg am 7. Oktober – dem 40. Jahrestag der DDR – die Ost-SPD (damals SDP) ins Leben rief. „Zu so einem besonderen Geburtstag wollten wir der DDR und der Staatsführung auch ein richtiges Geschenk machen“, erzählt er mit schelmischem Unterton.

Engagiert für verfolgte Christen Es folgt eine steile politische Karriere. 1990 wird Reiche Landesvorsitzender der SPD im neuen Bundesland Brandenburg, 1994 Kultusminister, 1999 Minister für Bildung, Jugend und

Sport. 2005 zieht er in den Bundestag ein. Als er in seinem Wahlkreis 2009 trotz besserem Erststimmenergebnis knapp unterliegt, zieht es ihn zurück zu seinen beruflichen Wurzeln – ins Pfarramt. „Das war immer mein Beruf und meine Berufung“, sagt er. „Nach der friedlichen Revolution und der deutschen Wiedervereinigung ging es allerdings darum, die erstrittene Freiheit verantwortungsvoll zu gestalten. Und dabei wollte ich helfen.“ Seit 2011 ist Reiche Pfarrer an der Epiphaniengemeinde in Berlin-Charlottenburg. Daneben hat er zahlreiche Ehrenämter inne, ist unter anderem stellvertretender Vorsitzender der deutsch-israelischen Gesellschaft in Potsdam und engagiert sich bei der Hilfsaktion Märtyrerkirche, die sich für verfolgte Christen in aller Welt einsetzt.

Jugendherbergen in der Nähe von KZs Zudem ist er Präsident des Leichtathletikverbandes Brandenburg und des Landesverbandes Berlin-Brandenburg des Deutschen Jugendherbergswerkes. Dort sucht er auch Kontakt zu anderen Kirchengemeinden. Die rund 500 Jugendherbergen in ganz Deutschland seien für die kirchliche Arbeit mit Kindern und Jugendlichen optimal, so seine Erfahrung. Als Gruppe könne man ein ganzes Haus mieten: „Dort können

wir einen Gottesdienst gemeinsam vorbereiten und thematisch arbeiten, ohne dass uns jemand stört.“ Besonders am Herzen liegen ihm die beiden Häuser in Sachsenhausen und Ravensbrück. Sie eignen sich aufgrund ihrer Nähe zu den KZs der Nationalsozialisten – zudem diente Sachsenhausen ab 1945 als Speziallager der Sowjetunion für Oppositionelle – hervorragend für die Gedenkstättenarbeit mit Jugendlichen. In seiner Tätigkeit als Pfarrer ist Reiche das Thema Gerechtigkeit besonders wichtig. So setzt er sich u. a. dafür ein, dass das „Bekenntnis von Accra“ – das 2004 von der Weltgemeinschaft Reformierter Christen in Ghana verabschiedet wurde – bekannter wird: „Es handelt sich um ein Glaubensbekenntnis angesichts wirtschaftlicher Ungerechtigkeit und ökologischer Zerstörung.“ Könnte er dagegen als Politiker nicht mehr tun? „Als Christ soll jeder an seinem Ort für eine gerechtere Welt eintreten.“ Eine Rückkehr in die Politik schließt der 51-jährige Vater von drei Töchtern aber dennoch nicht ganz aus: „Das Europaparlament bleibt eine denkbare Option.“ Matthias Pankau P

Foto: PR

zeiten zu den Gründern der Sozialdemokratischen Partei in der DDR. Anschließend verbrachte er fast zwei Jahrzehnte in der Landes- und Bundespolitik. Jetzt ist er wieder Pfarrer.

DAS WORT DER WOCHE » Die Pfingsttagung in Bobengrün hat mein ganzes Leben begleitet. In den Aufs und Abs meines Glaubens habe ich hier immer die Gewissheit erfahren: Wir Christen sind mit dem Wort Gottes auf dem richtigen Weg. « Der deutsche Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) gegenüber idea. Der evangelische Christ sprach vor den 16.000 Besuchern der traditionellen Pfingsttagung des CVJM in Bobengrün (bei Hof) an der bayerisch-thüringisch-sächsischen Grenze. 22.2012


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