26 27. Juni 2012
Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt
www.ideaschweiz.ch
Einzelverkaufspreis: CHF 4.–
Die Würde des sterbenden Menschen Pfarrer Christof Naef über assistierten Suizid und einfühlsame Begleitung auf der letzten Lebensstrecke 7 „Marsch für’s Läbe“: Die besten
9 Leitertagung: Prophet Rick Joyner
8 Integration: Neue Beratungsstelle
22 Psalmen: Pfarrer Beat Weber über
8 Mark A. Gabriel: Der Ex-Imam
25 Israel: Die Leidensgeschichte des
für den Umgang mit Flüchtlingen ruft zum Respekt für Muslime auf
über die mächtige Kraft der Liebe
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25.06.12 14:55 idea Spektrum 26.2012
G RÜ E Z I
Selbstbestimmtes Ende? «Niemand darf meinen, definieren zu können, was die Würde am Ende des Lebens bedeutet - es sei denn für sich selbst», so Bundesrätin Simonetta Sommaruga letzthin am Weltkongress der Sterbehilfsorganisationen in Zürich. Der Satz war im Kampf um die umstrittene Sterbehilfe versöhnlich gemeint. Aber ist er auch wahr? Mir fehlt im Spannungsfeld zwischen Menschenwürde und Selbstbestimmung die sorgfältige Güterabwägung. Die Menschenwürde hat ideengeschichtlich ihre Grundlage im Schöpferwillen Gottes. Dieser schuf den Menschen ebenbildlich, nur wenig niedriger als er selbst. Das Leben ist eine einzigartige Gabe Gottes, die Menschenwürde der höchste ethische Wert. «Die Würde des Menschen ist zu achten und zu schützen», steht in der Bundesverfassung. Auf der öffentlichen und behördlichen Ebene muss der Lebensschutz Priorität haben – vor der individuellen Freiheit und der Selbstbestimmung des Einzelnen. Weder Suizidbeihilfe noch aktive Sterbehilfe können als Recht vom Staat eingefordert werden. Siehe dazu auch das Interview mit dem Berner Theologen Christof Naef im «Brennpunkt» (Seite 4). Allerdings ist nicht zu übersehen, dass in weiten Teilen unserer Gesellschaft eine gegenläufige Bewegung stattgefunden hat: aus der unbedingten Wesenswürde des Menschen ist eine bedingte Situationswürde geworden. Die Würde des Menschen ist nicht mehr unantastbar. Das Sterben ist planbar, das Recht auf den selbstbestimmten Tod zu einer Zwangsidee geworden. Allein Exit
BIBLISCH Ein Lieblingsbibelwort von Jean-Bernard Berger, Leiter «Sportler ruft Sportler»/Pro Sportler, Sportpfarrer, Personalentwickler, Coach, Thun:
hat heute 62 000 Mitglieder und tätigt jährlich etwa 250 Freitodbegleitungen, Tendenz steigend. Bei aller Bedeutung, die dem Recht auf Selbstbestimmung zukommt, gilt es zu bedenken, dass ihr Verlust nicht gleichbedeutend ist mit dem Verlust der Menschenwürde. Niemand kann überall und jederzeit vollkommen frei über sich selbst bestimmen. Wir alle leben in Beziehungsnetzen und gegenseitigen Abhängigkeiten. Planungssicherheit bis zum Lebensende ist eine Illusion. Deshalb haben auch Patientenverfügungen nur einen bedingten Wert. Es ist ein Trugschluss, zu glauben, ein Mensch könne auf dem Sterbebett oder in seiner Demenz dasselbe meinen, fühlen und wünschen wie in gesunden Zeiten. Deshalb gilt es Klarheit darüber zu gewinnen, wo Selbstbestimmung möglich ist und wo nicht. Souverän ist, wer sich auch bestimmen lassen kann. Selbstbestimmung ist ein Tun und ein Hinnehmen. Ich möchte einmal nicht durch, sondern an der Hand eines andern Menschen sterben können. Dazu gehört Palliative Care, was so viel bedeutet wie: Den Mantel schützend um jemanden legen. Nicht das durch fremde Hand abgebrochene, sondern das zu Ende gelebte Leben ist Ausdruck wahrer Selbstbestimmung. Alle Menschen, ob gesund oder krank, zur Selbstbestimmung fähig oder nicht, geniessen dieselbe Würde. Das Leben – vom Anfang bis zum Ende – gehört dem, der es erschaffen hat. Er allein hat das Recht zu rufen: «Kommt wieder, Menschenkinder!»
«Ich vermag alles durch den, der mich stark macht.» (Philipper 4,13) «Dieser Vers bringt für mich Wesentliches auf den Punkt: Es gibt keine Situation, die ich nicht bewältigen könnte! Ich kann mich freuen, wenn ich gewinne. Ich kann das Glücksgefühl auskosten, abheben – und trotzdem am Boden bleiben. Warum? Weil Gott mir hilft, mit Erfolg umzugehen. Verliere ich, schenkt mir Gott die Grösse, auch damit fertig zu werden. Der grössere Rahmen dafür ist die Verankerung im Glauben. Er ist ein Fundament für mein Leben. Und er hilft mir, mit den Hochs und Tiefs des Alltags, mit Siegen und Niederlagen umzugehen und sie richtig zu verarbeiten. Ich stehe jederzeit mittendrin: Ich kann mich am eigenen Erfolg und am Erfolg von andern freuen, aber auch mit ihnen mitleiden.»
WÖRTLICH
«Fehler verfolgen einen über Tage. Dann muss man sich wieder sagen: ‹Ich habe es probiert, Aber ich bin nicht Gott. Ich bin ein Mensch, ich mache Fehler.› Aber es ist schwierig, weil man so allein ist. Ich nenne es ‹la solitudine delle decisioni prese› – die Einsamkeit der getroffenen Entscheide. Niemand hilft dir.» Massimo Busacca, Tessiner, tiefgläubiger Katholik, bis vor einem Jahr Fifa-Schiedsrichter und nun Leiter der Schiedsrichter-Abteilung des Weltfussballverbandes Fifa. Antwortet in der «NZZ am Sonntag» auf die Frage, wie er nach einem offensichtlichen Fehlentscheid geschlafen habe.
Praktisch
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SAM MOSER
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Bild Frontseite: Diaconis
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BR E N N P U N K T
«Auch der sterbende Mensch hat seine Würde» BEGLEITETES STERBEN Assistierter Suizid kann nicht die Lösung sein, um Schmerzen und Leiden ein für alle Male in Griff
zu bekommen. Das betont Pfarrer Christof Naef, Leiter Bereich Theologie der Stiftung Diaconis (früher Diakonissenhaus Bern). Leidende Menschen müssten auf ihrem Weg einfühlsam begleitet werden – wenn sie dies denn auch wollen.
Pflegt die Stiftung Diaconis Kontakte mit Exit? Christof Naef: Es gibt keinen An-
lass, institutionell mit Sterbehilfeorganisationen Kontakt zu pflegen. Sicher, es kommt vor, dass Bewohner oder Patienten in bestimmten Situationen einen Sterbewunsch äussern. Manchmal sind sie auch Mitglied von Exit. Unser Anliegen ist, jederzeit eine fachlich und menschlich kompetente Therapie, Pflege und Begleitung anzubieten, so dass der Sterbewunsch gar nicht erst entsteht. Will jemand einen assistierten Suizid durchziehen, ist es nicht an uns und haben wir auch nicht das Recht, es zu verbieten. Dann wird der Patient bei uns austreten, damit er mit Hilfe von Exit das tödliche Mittel einnehmen kann. Assistierter Suizid ist in den Pflegeeinrichtungen der Stiftung Diaconis nicht erlaubt.
Treten Patienten deswegen aus?
Das kommt vor, aber sehr selten.
Wie oft stellt sich für Sie die Frage nach dem würdigen Sterben?
Sterbehilfeorganisation wie Exit derart wächst?
Pfarrer Christof Naef will den Menschen in seiner eigenen Würde sehen. Der Holzschnitt «Der neue Bund» stammt von Andreas Felger.
hat damit zu tun, wie sich der Mensch annimmt, wie er sich selber wahrnimmt, wie er in den Augen anderer gesehen wird – geschaffen nach Gottes Bild, ihm ähnlich. So ist und bleibt er selbst noch als vom Tod Gezeichneter immer Mensch und hat seine ihm eigene Würde bis zum letzten Atemzug.
«Würde» hat doch der Mensch, nicht das Sterben! Und diese Würde ist unverlierbar. «Würde»
Wie wichtig wird in dieser Phase die Frage der Selbstbestimmung?
Christof Naef
Stiftung Diaconis
Geboren 1954 und aufgewachsen im Toggenburg, verheiratet, vier erwachsene Kinder, wohnhaft in Bern. Handwerkliche Berufslehre, Maturität auf dem Zweiten Bildungsweg, Studium der Evangelischen Theologie in Bern und Zürich. 1983 Pfarrer in Guttannen. 1992 Vorsteher/Direktor des Diakonissenhauses Bern, heute Stiftung Diaconis, seit 2008 Leiter des Bereichs Theologie, welcher die Nahtstelle bildet zwischen der evangelischreformierten Landeskirche und der Stiftung. Präsident der Kaiserswerther Generalkonferenz, Verbindung der Diakonissenhäuser und Diakoniewerke, die in der Tradition der Kaiserswerther Mutterhausdiakonie seit 1836 weltweit gegründet wurden.
Diaconis ist der neue Name des Diakonissenhauses Bern, das 1844 gegründet wurde. Die Stiftung sieht ihren Grundauftrag unverändert im Dienst am Nächsten. Diaconis ist ein in Bern stark verankerter, anerkannter Ort für Alterswohnen, Pflege, berufliche und soziale Integration auf der Basis christlicher Werte. Die heutigen Tätigkeiten umfassen Gemeinschaften, (Schwesterngemeinschaft mit 70 Diakonissen, Freundeskreis, Diakonische Gemeinschaft), Theologie, Wohnen - Pflege - Palliative Care, Bildung und Services. Die Stiftung zählt 275 Vollzeitstellen und 105 Freiwillige. Sie erzielt einen Jahresumsatz von 31 Millionen Franken.
Bild: idea/av
Autonomie hat ihre Bedeu-
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tung und ihr Recht. Doch jeder Mensch weiss an sich, dass Autonomie Grenzen hat. Er weiss, dass er in Beziehungen und Abhängigkeiten verflochten ist. So gesehen gibt es keine absolute Autonomie. Wer meint, alles mit sich allein ausmachen und selbst bestimmen zu können, bestimmt zwangsläufig immer auch über andere. Das ist nicht konsequent. Abgesehen davon: Über Leben und Tod zu entscheiden – auch wenn es sich um den eigenen Tod handelt –, halte ich für eine Grenzüberschreitung.
Wer soll letztlich bestimmen, wie und wann ein todkranker Mensch stirbt?
Muss man das bestimmen? Leben ist ein anvertrautes, schützenswertes Gut. Niemand verdankt es sich selber. Es müsste ein breit angelegter Diskurs darüber in Gang gesetzt werden, was eine Gesellschaft dazu bewegt, Krankheit, die zum Tod führt, als Sonderfall zu betrachten, der erlaubt, Leben zur Sache zu erklären, um es in die eigene Verfügbarkeit zu stellen. Ich kann zwar verstehen, dass man über das Leben, gerade wenn es beschwerlich zu werden droht, selber final bestimmen möchte. Könnte es aber nicht sein, dass man sich damit etwas vorenthält?
Wie erklären Sie es, dass eine
Das hat mit dem Paradigmenwechsel in der Gesellschaft zu tun, mit dem Wertewandel. Man will nichts dem «Zufall» überlassen und sorgt deshalb vor. Das erweckt den Anschein, als hätte man eine Versicherung, die man im Bedarfsfall abrufen kann. Dabei hoffen wohl immer noch die meisten, dass sie diese «Versicherung» nie in Anspruch nehmen müssen. Dennoch scheint es beruhigend, zu wissen, dass eine Hintertüre offen steht – für alle Fälle.
Bis in den Bundesrat hinein wird dies als Fortschritt der gesellschaftlichen Liberalität gewürdigt.
Wenn der Staat den Schutz des Lebens zur Disposition stellt, bleibt fraglich, ob so verstandene Liberalität die Voraussetzung für eine langfristig solidarische Entwicklung der Gesellschaft sein kann. Die Forderungen der Sterbehilfeorganisationen gehen bereits viel weiter. Zugespitzt: uneingeschränktes Recht für jedermann auf assistierten Suizid beziehungsweise aktive Sterbehilfe und ungehinderter Zugang zu schnell wirksamen Barbituraten. Der Druck auf Menschen, die weder leistungsfähig noch gesund sind, wird zunehmen. Es darf nicht soweit kommen, dass begründen muss, wer am Leben festhalten will, obwohl er keine Leistung mehr erbringen kann und überdies nur Kosten verursacht. Dieser Weg führt in eine Sackgasse. Des Staates Aufgabe ist es, Rahmenbedingungen zu schaffen, damit kein Bewohner dieses Landes in die Lage kommen muss, Sterbehilfe in Anspruch «nehmen zu wollen».
Erstmals hat nun mit der Waadt ein Kanton dem Patienten das Recht auf begleitete Beihilfe zum Tod zugestanden. Wie interpretieren Sie diesen Entscheid?
Die angenommene Gegenvorlage der Regierung legt im Unterschied zur Initiative einschränkende idea Spektrum 26.2012
BR E N N P U N K T Bedingungen fest: Urteilsfähigkeit, konstanter Wunsch und unheilbare Krankheit des Patienten. Doch das löst das Dilemma nicht. Der assistierte Suizid wird einforderbar, salonfähig und damit zu einer Handlungsoption, die keine Begründung mehr braucht. Umkehr der Beweislast. Das macht die anspruchsvolle Arbeit der Ärzte, Pflegenden und Betreuenden noch schwieriger. Sie hatten bisher einen andern Auftrag, nämlich alles vorzukehren, damit der Bewohner sein Leben auch unter alters- oder krankheitsbedingten Einschränkungen möglichst schmerzfrei, mit menschlicher Zuwendung und in angstfreier Atmosphäre bis zu seinem natürlichen Tod leben kann.
Wird der assistierte Suizid in Alters- und Pflegeheimen bald zur alltäglichen Praxis gehören?
Massgebend wird die Werteorientierung der einzelnen Institution sein. Weil Pflegeinstitutionen im Wettbewerb mit andern Anbietern stehen, sollen sie sich auch entsprechend ihrer Werteorientierung profilieren und im Markt positionieren können. Es gibt nicht nur die Autonomie der Bewohner und Patienten, es gibt auch die der Mitarbeitenden und der Institution. Und die gilt es genauso zu respektieren. Falls die kantonalen Behörden die Erteilung der Betriebsbewilligung an die Auflage knüpfen, Sterbehilfeorganisationen uneingeschränkten Zutritt zu gewähren, könnte dies für einzelne Heime einer Schliessungsverfügung nahe kommen. Ich hoffe, dass es nie soweit kommt.
Kann der Freitod im grossen Leiden nie ein gangbarer Weg sein?
Ein gangbarer Weg ist er immer. Suizid ist weder verboten noch lässt er sich verhindern. Doch müssen wir unterscheiden, ob wir vom Freitod reden oder vom assistierten Suizid. Hier geht es um den assistierten Suizid.
Wo liegt für Sie als Theologe der springende Punkt in dieser Frage?
Im Gottesbild und im Menschenbild. Es gilt darüber nachzudenken, wofür wir leben, wofür es sich zu leben lohnt und an welchen Werten und Referenzpunkidea Spektrum 26.2012
ten wir unser Sein und Handeln orientieren wollen.
Auf welche Frage finden Sie selber keine Antwort?
Ich habe gelernt, mit unbeantworteten Fragen leben zu können. Vielleicht ist ja meine Frage falsch gestellt! Nicht auf alles eine Antwort zur Hand zu haben, kann vor Überheblichkeit bewahren. Und das ist gut so.
Warum lässt Gott viele todkranke Menschen fast unerträglich leiden, während andere schmerzlos abberufen werden?
Darauf gibt es wahrscheinlich keine schlüssige Antwort. Mit der Warum-Frage steuern wir ohnehin in die Sackgasse. Zielführender ist die Frage «Wozu». Diese Frage kann aber nur die betroffene Person im Blick auf sich selber beantworten. Wozu dient mein Leiden, was hat es zu bedeuten? In der eigenen Lebensgeschichte und ihrem Kontext lassen sich manchmal Hinweise entdecken. Deuten darf sie jeder nur für sich selbst – vielleicht gelingt es, vielleicht auch nicht. Wer zu wissen meint, warum andere leiden, erhebt sich zum Richter. Übrigens, wer sagt denn, dass es Gott ist, der Menschen leiden lässt?
Könnte es nicht ein Akt der Barmherzigkeit sein, schlimmes Leiden zu verkürzen? Barmherzigkeit gehört doch zu den Kernpunkten des christlichen Menschenbildes.
Das finde ich auch, doch assistierter Suizid ist ein finaler Akt. Er kann nicht die Lösung sein, um Schmerzen und Leiden ein für alle Male in Griff zu bekommen. Barmherzigkeit wird sich in einer möglicherweise aufwändigen Begleitung, im Nahesein, unterstützt durch therapeutische Massnahmen, die der Situation der leidenden Person angemessen sind, erweisen. Dazu gehört auch, selber die Zumutung anzunehmen, im Gegenüber den Menschen in seinem Leiden auszuhalten. Das ist nicht selten die noch grössere Herausforderung als das Leiden eines Schwerkranken.
Wo setzt Diaconis bei der Begleitung von sterbenskranken Menschen an?
Wir wollen den Menschen in seiner Dreidimensionalität mit Kör-
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Was im Blick auf das Sterben wichtiger ist Wie intensiv beschäftigen Sie sich selber mit dem eigenen Sterben? Christof Naef: Es ist mir sehr bewusst, dass Sterben zum Leben gehört. Das Leben ist wunderschön, aber es ist auch von Beginn an gefährdet. Eigentlich ist es viel zu kurz für das, was es an Gaben und Aufgaben bereit hält. Ich will die sinnstiftenden Momente erkennen und wahrnehmen, damit auch das Sterben dereinst seinen Platz bekommt, wenn es so weit ist. Was geht in Ihnen vor bei dieser Frage? Ich frage mich, was sich ändern würde, wenn der zeitliche Lebenshorizont durch äusseren Anlass, zum
per, Seele und Geist sehen. Wir sind in der westlichen Kultur zu sehr nur auf den Körper fokussiert. In Diaconis Palliative Care und unsern Heimen wählen wir einen multiprofessionellen und interdisziplinären Ansatz. Dabei erfahren die leidenden Menschen eine ganzheitliche, fachlich und persönlich überzeugende Pflege, Therapie, Begleitung und Unterstützung auf der Basis christlicher Werte.
Wie kann es gelingen, angstfrei zu sterben?
Indem leidende Menschen auf ihrem Weg einfühlsam begleitet werden – wenn sie dies denn auch wollen. Es gelingt ganz unterschiedlich. Längst nicht alle Sterbenden sind bereit, die Nähe anderer Menschen zuzulassen. Es gibt auch welche, die würden nur verunsichert, wollte man noch «letzte Dinge» mit ihnen besprechen, die sie längst geregelt haben oder auch nicht. Entscheidend sind Empathie, Vertrauen und Sensibilität der begleitenden Personen, um einem Menschen auf dem letzten Abschnitt seines Lebensweges gerecht werden zu können.
Welche Aufgabe stellt sich hier der christlichen Gemeinde angesichts der immer mehr älteren, leidenden Menschen?
Viele Aufgaben in der Altersbetreuung und Pflege können in Zukunft nicht mehr so finanziert werden wie heute. Vor diesem Hintergrund und eingedenk des sich abzeichnenden fehlen-
Beispiel durch eine Krankheit, konkret verkürzt würde. Ich habe heute keine Antwort darauf. Wo tauschen Sie aus darüber? Von Berufs wegen mit Kolleginnen und Kollegen, durch indirekte Betroffenheit in der Familie und im Freundeskreis mit den Menschen, die mir nahestehen. Wie möchten Sie selber einmal sterben? Das Wie ist mir im Moment gar nicht so wichtig. Viel wichtiger ist mir, dass sich das Vertrauen, das mir jetzt im Leben Halt gibt und Perspektiven schenkt, auch im Sterben bewähren wird.
den beruflichen Nachwuchses kommt neben der professionellen Arbeit dem freiwilligen Engagement zunehmend mehr Bedeutung zu. Freiwilliges Engagement trägt ein grosses Potenzial in sich. Hier ist die tätige Nächstenliebe der christlichen Gemeinden gefordert, Diakonie eben.
Was heisst für Sie in Würde leben?
Sich selber und andere – unabhängig von den äusseren Umständen – von einem Gegenüber, das grösser ist als der Mensch, nämlich Gott, als getragen und geliebt erfahren. Die Würde liegt auf dem Menschen. Er kann sie nicht verlieren. Der Vollzug des Lebens lässt sich darum nicht in Kategorien wie «würdig» oder «nicht würdig» beschreiben. Selbst schwierigste Lebensumstände oder Leidensdruck können die Würde, die im Menschen angelegt ist, nicht ausser Geltung setzen. Sowenig der Mensch sich seine Würde selber gibt, so wenig kann er sie sich und andern auch nehmen.
Was kann das für das Sterben heissen?
Wir sehen nur die Wege, die ins Sterben hinein führen. Und die verstellen nicht selten den Blick für die Würde, die auch der sterbende Mensch hat. Den Weg, der aus dem Tod heraus führt, sehen wir nicht. Auch nicht den Menschen auf diesem Weg. Spätestens hier verlassen wir den Boden der gesicherten Erkenntnis und kommen beim Glauben an. Interview: ANDREA VONLANTHEN
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Begeistert vom «Gschenk vom Himmel» JOURNAL SONGWETTBEWERB Für den diesjährigen «Marsch für s‘Läbe» suchten die Organisatoren nach passenden Songs: Melodien und Texte, die das Wunder des Lebens beschreiben. Die Sieger wurden am letzten Samstag in Zürich vom begeisterten Publikum gewählt.
Am «Marsch für s‘Läbe» vom 15. September werden Christen zum dritten Mal gegen Abtreibung protestieren. Ein Vorprojekt fand bereits vergangenen Samstag statt: Im Hotel «Kronenhof» in Zürich-Affoltern präsentierten Musikerinnen und Musiker Songs zum Thema Lebensrecht.
«Herzschlag» hörbar machen
Drei Lieder begeisterten das zahlreich erschienene Publikum besonders. Das Lied «Es neus Läbe» der drittplatzierten Barbara Studer mit Band begann damit, dass der Perkussionist auf dem Cajon den Herzschlag eines ungeborenen Babys klopfte. «Ghörsch du dä Herzschlag?», setzte die schwangere Barbara Studer singend ein, begleitet von Gitarre und Klavier. Bei einem Geigensolo der Sängerin nahm das Lied unter dem Klatschen des Publikums immer mehr an Tempo zu. Den zweiten Rang erreichte Nathanael Heimberg. Weil er im
Toby Meyer & Band
Tobias Meyer: «Wir freuen uns sehr über den ersten Platz. Wir hätten den Sieg auch allen anderen gegönnt. Durch meine Kinder habe ich die Welt und das Leben in noch viel intensiveren Farben kennengelernt. Ich will diese Freude am Leben besingen, auch in der säkularen Szene. Beim Recherchieren über den Anlass wurde mir bewusst, dass man mit einer Teilnahme klar Farbe bekennt. Zu Gott und den eigenen Werten stehen ist aber das A und O.» idea Spektrum 26.2012
Im neuen Zuger Obergerichtssaal soll künftig «ein gut sichtbares Kreuz oder Kruzifix angebracht werden». Das fordern zwei SVPKantonsräte mit einer Motion. Die Erkenntnis der Wahrheit, nach der die Justiz suche, bleibe für die Menschen stets vorläufig und bruchstückhaft, schreiben die Motionäre. Der Verweis auf das Höhere und Grössere sei daher «ein Akt der performativen Wahrheit und auch des Eingeständnisses der menschlichen Unvollkommenheit». (idea)
Neue Fachhochschule Daniel Regli, Präsident von «Marsch für s’Läbe», gratuliert den Siegern.
Moment an einer Kunstschule in Australien studiert, wurde das Lied per Video eingespielt. Er sang und rappte voller Leidenschaft für die, welche noch nicht singen können: «Ich sing fürs Läbe, singed alli mit – für die, wo nonig singe chönd.» Schliesslich erhielt der etwas ruhigere Titel «Es Chind isch es Gschänk vom Himmel» von Tobias «Toby» Meyer die besten Noten. Am Ende des Stücks spielte Meyer
über das Keyboard die Stimme seiner Tochter ein.
Nochmals «Bühne frei»
Wer die Lieder hören möchte, bekommt am 15. September Gelegenheit dazu: Die Siegersongs werden im überkonfessionellen Gottesdienst am diesjährigen «Marsch für s’Läbe» gespielt. SIMONE PFLÜGER www.marschfuerslaebe.ch
Das sind die drei Erstplatzierten
1. Rang: Tobias Meyer (Mitte; Klavier und Gesang), Marc Steiner (rechts, Gitarre) und Dave Bollinger (links, Perkussion) aus Strengelbach SO
Kreuz im Obergericht?
Von 27 Einsendungen zum Songwettbewerb von «Marsch für‘s Läbe» zog die Jury sieben in die engere Wahl. Wie fühlen sich die drei Siegerbands nach dem Auftritt? Was motivierte sie zur Teilnahme? Welche Erwartungen haben sie für ihren Auftritt am 15. September?
«Nath Heimberg and friends»
«Meine Freude über diesen zweiten Platz, trotz meines Auslandaufenthalts in Australien, ist riesig. Gott hat mir eine Stimme gegeben. Es liegt mir sehr auf dem Herzen, denen eine Stimme zu geben, die selber keine haben. Das Thema des Wettbewerbs hat mich sofort angesprochen. Wenn das Leben eine Chance bekommt, gibt es keine Grenzen, was daraus werden kann. Ich freue mich, bald live aufzutreten. Mein Lied soll eine Hymne für das Leben sein. Ich singe für das Leben und hoffe, dass die Schweiz mitsingt.»
3. Rang: Barbara Studer (Mitte; Gesang, Klavier, Geige), Joël Studer (links, Gitarre, Gesang) und Jonathan Merz (rechts, Perkussion) aus Lenzburg AG.
Barbara Studer & Band
«Wir freuen uns sehr über das positive Feedback zu unserem Song «Es neus Läbe». Vor meiner Schwangerschaft habe ich mich kaum mit dem Thema Lebensrecht auseinandergesetzt. Wenn man selber schwanger ist, geht einem die Sache plötzlich viel näher. Ich war tief berührt, als ich in einem Ultraschall zum ersten Mal das Herz meines Kindes schlagen sah. Das Lied habe ich erst am Abend vor dem Einsendeschluss eingereicht.»
Theologen in der Romandie lancieren das Projekt einer evangelischen Fachhochschule. Sie reagieren auf die Krise der Pfarrerausbildung in der Westschweiz und den bevorstehenden Pfarrermangel. Das Konzept für eine Haute école de théologie protestante (HET-PRO) soll nun in Kirche und Öffentlichkeit diskutiert werden. (livenet.ch)
«Beth Shalom» schliesst
Die zur Quellenhof-Stiftung gehörende Fachklinik für Drogenentzug und Krisenintervention «Beth Shalom» in Dinhard ZH (Bild) muss nach 27 Jahren eingestellt werden. Gemäss Urteil des Bundesverwaltungsgerichts wird sie definitiv nicht in die Spitalliste 2012 aufgenommen. Damit schliesst eine weitere christlich orientierte Entzugsstation. Dies wird auch für den Therapieverbund Ostschweiz mit den Therapiestätten Meilestei in Maur, Best Hope in Herisau und Quellenhof in Gundetswil Auswirkungen haben. Die Quellenhof-Stiftung will zusammen mit Fachleuten alternative Lösungen prüfen. (idea)
Mehr Konfessionslose
Jede fünfte Person in der Schweiz ist konfessionslos: So lautet das Fazit der Strukturerhebung 2010. Ende 2010 gehörten über 1,3 Millionen Menschen oder 20,1 Prozent keiner Konfession an (2000: 11,4 Prozent). Am meisten Konfessionslose leben in Basel-Stadt und Neuenburg (42,2/37 Prozent). Gegenüber 2000 ist der Anteil der islamischen Glaubensgemeinschaften um 0,9 auf nun 4,5 Prozent gewachsen. (idea) Bilder: zvg
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TAG E SSC H AU
Der Integration von Flüchtlingen die Tür öffnen FLÜCHTLINGSBERATUNG Christliche Gemeinden sind heute oftmals überfordert im Umgang mit Flüchtlingen. Eine neue
Beratungsstelle der SEA will die Integration von Flüchtlingen fördern und Gemeinden für diese Aufgabe ausrüsten. Die Arbeitsgemeinschaft für Religionsfreiheit der Schweizerischen Evangelischen Allianz (SEA) hat eine Anlaufstelle für religiös verfolgte Flüchtlinge geschaffen: die Beratungsstelle für Integrationsund Religionsfragen (BIR). Asylsuchende, die in ihrer Heimat verfolgt werden, weil sie an Jesus Christus glauben, finden hier Beratung und Hilfe.
durch die sieben Hilfswerke, die der Arbeitsgemeinschaft angehören und auf verfolgte Christen spezialisiert sind, Kontakt zu Fachleuten in den Herkunftsländern der Flüchtlinge. Davon profitiere auch das Bundesamt, wenn es Flüchtlinge zurückschaffen müsse.
Gemeinden fehlt Erfahrung
Positives Treffen mit Bundesamt
«In letzter Zeit haben sich einige Gemeinden an die SEA gewendet, weil sie mit Asylsuchenden konfrontiert wurden und nicht wussten, wie sie helfen könnten», berichtet Andreas Maurer aus Uster. Der 60-Jährige ist IslamExperte beim Aktionskomitee für verfolgte Christen (AVC) und Koordinator der Beratungsstelle. Das Hauptziel der BIR sei, mit
Leitet die neue Anlaufstelle für Integrations- und Religionsfragen: Andreas Maurer.
den Behörden so offen und so eng wie möglich zusammenzuarbeiten. Ein erstes Treffen im Dezember mit dem Bundesamt für Migration sei positiv verlaufen, erklärt Maurer. Die BIR habe
Maurer gibt zu bedenken, dass viele Schweizer wenig Ahnung hätten, was es bedeute, in einer fremden Kultur Fuss fassen zu müssen: «Migranten haben oftmals keine Kontaktpersonen in der Schweiz. Mit der Beratungsstelle wollen wir eine aktive Integration fördern und christliche Gemeinden befähigen, Migranten besser zu unterstützen und zu begleiten.» Viele Gemeinden wollten mehr tun für Flüchtlinge,
doch fehle es an Ressourcen und an Erfahrung. Die BIR steht den Lokalgemeinden mit Fachwissen und Fachberatern zur Seite. Ausserdem ist geplant, für christliche Gemeinden Seminare und Schulungen zum Umgang mit Flüchtlingen anzubieten. Maurer: «Wir wollen Gemeinden ausrüsten, um wirkungsvoller und effektiver mit diesen Menschen umzugehen. Unsere Nächsten zu lieben bedeutet, ihnen zu helfen, sich in unserer Kultur zuhause zu fühlen.» Man lege Wert darauf, dass sich die Migranten lokalen Gemeinden anschliessen, sich also integrieren statt in Parallelgesellschaften zu leben, betont der Koordinator. CHRISTIAN BACHMANN www.agr-glr.ch | www.agik.ch E-Mail der Beratungsstelle: bir@each.ch
Ex-Imam ruft zu Respekt und Liebe für Moslems auf ISLAM-VORTRÄGE «Wegen des Umbruchs in der arabischen Welt sind viele Muslime offen für das Evangelium», sagt Mark A. Gabriel an Vorträgen des Hilfswerks HMK (Hilfe für Mensch und Kirche). Das Publikumsinteresse ist gross. Mark A. Gabriel studierte an der Hochschule Al-Azhar in Kairo. Seine Magisterarbeit wurde im Radiosender «Heiliger Koran» live übertragen. Mit 28 Jahren wurde er einer der jüngsten Dozenten. Gleichzeitig war er Imam, das heisst Vorbeter und Prediger, in einer Moschee in Gizeh. Doch dann änderte sich sein Leben auf einen Schlag.
Durch die Bibel berührt
«Die Universitätsleitung hatte mich entlassen, weil die Studenten bei mir auch kritische Fragen stellen durften. Ich wurde mitten in der Nacht vom ägyptischen Geheimdienst verhaftet und bekam drei Tage lang weder zu essen noch zu trinken», so Mark A. Gabriel. Er wurde verhört und gefoltert. Dann wurde ich in einen Tank mit Wasser und hungrigen Ratten und anschliessend in eine Zelle mit einem grossen Hund gesteckt. Die Tiere konnten mir nichts antun.» Bilder: zvg
Der frühere Imam Mark A. Gabriel, übersetzt von seiner Frau Unja.
Nach seiner Entlassung war er ein Jahr lang auf der Suche nach ihm. «Da bekam ich von einer Christin eine Bibel geschenkt. Die Lektüre berührte mich, und ich beschloss, Jesus nachzufolgen.» So lautet Gabriels «Bekehrungserlebnis». Seine Entscheidung kam ihn teuer zu stehen: Er wurde aus seiner Familie ausgeschlossen, fanatische Moslems versuchten ihn zu töten. In den USA hat er
sich ein neues Leben aufgebaut. Seinen Widersachern hat er vergeben.
Grosses Interesse an der Basis
Immer wieder betont Gabriel: «Es ist wichtig, Muslimen mit Respekt und Liebe zu begegnen. Man muss zwischen Menschen und dem Islam als religiös-politischem Machtsystem unterscheiden.» Die HMK hilft verfolgten Chris-
ten und notleidenden Menschen in über 30 Ländern. «Gerade in muslimisch geprägten Staaten haben christliche Minderheiten und vor allem Christen mit islamischem Hintergrund einen sehr schweren Stand. Oft fürchten sie um ihr Leben. Vielen Menschen in der westlichen Welt ist das zu wenig bewusst. Wir wollen diesen Menschen helfen und ihnen unsere Stimme leihen», sagt ein HMK-Mitarbeiter. THOMAS FEUZ
Die nächsten Vorträge 27. Juni, 20 Uhr: FMG Oberburg, Schwandgasse 7; 29. Juni, 20 Uhr: FEG Balsthal, Brunnermoosstrasse 13; 1. Juli, 09.45 Uhr: FEG Davos (Englische Kirche), Scalettastrasse 1; 1. Juli, 19 Uhr: Treffpunkt Chur, Saluferstrasse 41; 1. Juli, 20 Uhr: IVCG Davos, Kongresszentrum www.hmk-aem.ch, www.verfolgt.ch
idea Spektrum 26.2012
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ÄXGÜSI De Chli Aus dem Glauben leben: Podiumsdiskussion mit Rick Joyner, Beth Alves, Übersetzer Manfred Schmidt, Moderator Andreas Keller, Bob Weiner, Marcel Rebiai, Lilo Keller und Bobby Connor (von links).
Aus der starken Kraft der Liebe leiten LeItertAGunG Um Reich Gottes bauen zu können, muss die Liebe im Zentrum stehen. Dies betonte der Prophet Rick Joyner am Leitertag der Stiftung Schleife in Winterthur im Anschluss an die Jubiläumskonferenz. Eine Ermutigung für die 150 Teilnehmer.
«Unsere Aufgabe ist es, wie Johannes der Täufer dem Herrn den Weg zu bereiten», sagte Rick Joyner, Gründer des prophetischen Dienstes Morning Star Ministries in den USA. Er wolle Einsicht geben in das, was der Herr heute am Tun sei. Die vier Winde in Offenbarung 7 bedeuteten vier grosse Machtstrukturen auf der Erde: das Militär, religiöse Macht, politische Macht und die Wirtschaft. Diese vier Mächte hätten das Weltgeschehen seit der Zeit der grossen Eroberer dominiert. Heute befänden wir uns im Zeitalter der Wirtschaft. Die Wirtschaft sei die grösste Macht, welche auch die Politik beherrsche.
Von der Liebe getrieben
Um andere Menschen geistlich anzuleiten, müssten wir unabhängig werden. Unsere Entscheidungen dürften wir nie vom Geld
abhängig machen. Joyner: «Frage Gott, was sein Wille ist, und wenn du seine Stimme hörst, tue, was er dir aufträgt.» Nur wer im Kleinen treu sei, dem könne Gott Grösseres anvertrauen. «Das stärkste Prinzip der Wirtschaftsordnung des Reiches Gottes ist die Liebe, denn die Liebe vergeht niemals. Wenn wir von der Liebe und nicht von der Angst getrieben sind und das, was wir auf dem Herzen haben, leidenschaftlich leben, werden wir erfolgreich sein.» Gottes Auftrag für unser Leben hätte stets mit unseren tiefsten Wünschen und Sehnsüchten zu tun.
Furcht mit Glauben besiegen
Am «Roundtable», einer Art Podiumsgespräch, berichteten die Referenten von ihren Erfahrungen. Die Fürbitterin Beth Alves aus den USA hat kürzlich ihren Ehemann verloren. Gott habe ihr
«Die Liebe ist der beste Antrieb, den es gibt» Andi Kleeli, 49, Gemeindeleiter der Freien Christengemeinde in Winterthur: «Meine grösste Herausforde rung als Pastor besteht im Spagat, den Bedürfnissen von Alt und Jung gerecht zu werden. Die Alten haben Gehorsam gelernt, kennen aber die Freiheit nicht, Junge wollen Freiheit, brauchen aber eine klare Lebensausrichtung. Besonders geholfen hat mir das Statement von Rick Joyner, dass die Liebe die stärkste ökonomische Kraft ist, weil in der Liebe keine Angst ist. Liebe ist der positivste Antrieb, den man sich nur vorstellen kann.» idea Spektrum 26.2012
Roger Rohner, 53, leitender Pfarrer der evangelischreformierten Gellertkirche in Basel: «Meine Herausforderung ist, das Feuer im geistlichen Dienst zu behalten und nicht selbstgenügsam zu werden. Ich möchte die Spannung zwischen den göttlichen Verheissungen in der Bibel und der Realität, die oft ein Krampf ist, aushalten. Rick Joyners Input zum Zeitalter der Wirtschaft fand ich hilfreich. Wir sollten uns nicht auf die Erschütterungen fokussieren, sondern lernen, unser Fundament auf den Felsen zu bauen und unseren Auftrag in Liebe ausführen.»
gesagt, wenn sie alles in ihrem Leben sterben sehe, werde er, Gott, in ihr leben. Alves: «Bitte Gott um diese Liebe, um die echte, tiefe Agape-Liebe, die nur er schenken kann.» Marcel Rebiai von der Gemeinschaft der Versöhnung betonte, wir müssten lernen, mit Widerstand umzugehen, denn die Gottlosigkeit werde überhandnehmen. Viele Christen seien leidensscheu. Bob Weiner aus den USA empfahl, aus dem Glauben zu leben, der die Welt überwindet. Wenn wir negative Gedanken zuliessen, könne der Segen Gottes nicht fliessen. Auch Rick Joyner warnte, sich nicht von der Angst bestimmen zu lassen: «Echter Glaube richtet sich nicht auf das Resultat, sondern auf eine Person, Jesus Christus.»
Gott nahe sein
Pfarrer Geri Keller, Gründer der «Schleife», stellte in seinem Schlussreferat fest, der grösste Spagat bestünde in Europa darin, Menschen zu Jüngern Jesu zu machen und gleichzeitig selber Christus ähnlicher zu werden. «Gott nahe zu sein muss zu unserem Konzept gehören.» Europäern falle es schwer, arm im Geist zu sein. Wir bräuchten die Haltung der syrophönizischen Frau in Markus 7 und dürften Gott sogar für die Brotkrumen unter dem Tisch danken. Wenn wir Einheit wollten, kämen wir um Versöhnung nicht herum. Als sichtbares Zeichen dieser Versöhnung zwischen den einzelnen Denominationen sprach die evangelische Marienschwester Joela Krüger aus dem deutschen Darmstadt schliesslich darüber, was Armut im Geist praktisch bedeutet. CHRISTIAN BACHMANN Bild: Christian Bachmann
Unser Enkel, dreijährig, stellt sich und seinen sechsjährigen Bruder einer neuen Spielkameradin gleichen Alters vor. In waschechtem Berndeutsch: «I bi Lorin, und diese isch Noam. Mir si zwe Brüetsche … (und etwas kleinlaut) ... I bi leider de Chli!» I bi leider de Chli! Das scheint ein Problem zu sein. Eines, das tief sitzt. Immer der Kleine. Immer derjenige, der dieses und jenes nicht darf, nicht kann. Weder in den Kindergarten wie der Grosse, noch in die Musikschule, weder ins Fussballtraining, noch zur Geburtstagsparty, weder mit Papa zum Tennis, noch mit Mama in den Zirkus. I bi leider de Chli! Bei meinem letzten Besuch in Bern kommt Lorin mit der Kinderbibel unter dem Arm: «Verzöusch mer Gschicht vom Chline?!» Ich schalte nicht gleich. «Vom Chline, wo siegt.» «Ah, von David und Goliath.» Lorin nickt freudestrahlend und klettert erwartungsvoll aufs Sofa. Seine Mama klärt auf: Seit Grosspapi ihm diese Geschichte erzählt habe, wolle er sie immer wieder hören. Kleinsein. Der Dreijährige tut sich schwer damit. Nicht nur er. Es ist unserer menschlichen Natur zuwider. Lieber machen wir andere klein, um selber gross dazustehen. Wir sind gerne auf der Siegerseite. Und es liegt im Zeitgeist. Überall werden die Superstars gekürt: Erfolg, Triumph, Sieg, der Beste, der Grösste, der Schnellste, der Schönste. Das ist erstrebenswert! Lorin blickt fasziniert auf das Bild: Der Grosse liegt am Boden. Unglaublich riesig hat der Illustrator Kees de Kort den Goliath gemalt und unscheinbar klein den David mit seiner Steinschleuder. Gott kehrt die Massstäbe um: «Was schwach ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, damit er zuschanden mache, was stark ist.» (1. Korinther 1,27) «Gäuu, de Chlii isch de Sieger!» Ich nicke: «Ja, weil Gott die Kleinen besonders liebt!» Das scheint Lorin tief in der Seele wohl zu tun. Mir auch. MARIANNE VONLANTHEN Die Autorin war Lehrerin und Katechetin und korrigiert heute «idea Spektrum».
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P u bl i r e P or tag e
Die Evangelischen Täufergemeinden im Chor der Kirchen
Der Traum vom Chor Ich sehe die Vielfalt christlicher Kirchen als Chor. Manche singen «methodistisch», andere «reformiert», wieder andere «charismatisch» und noch andere «täuferisch». Ich glaube, dass Jesus diesen Chor mag – und dass er sich freut, wenn wir unsere eigene Stimme sicher singen und gleichzeitig in den vielstimmigen Chor der christlichen Traditionen einbringen. Ich habe gelernt, die eigene (täuferische) Stimme mit Überzeugung und Freude zu singen – und ich singe mit ebenso grosser Begeisterung im Chor. Ich höre gerne die anderen Stimmen. Sie bereichern mich. Sie zeigen mir Melodien und Tonlagen, die ich vielleicht (noch) nicht kenne. Und sie fordern mich heraus, genau hinzuhören und meine Melodie in den Gesamtklang des Chors einzubringen.
Begegnungen, die mich geprägt haben Vor mehr als dreissig Jahren habe ich die ETG im Rahmen der Jugendverantwortlichen in der SEA vertreten. Die Tagungen, die uns während Jahren als Jugendleiter zusammen brachten, haben meinen Glauben und meine Arbeit in Theologie und Gemeinde geprägt. Das Doktoralstudium am Oxford Centre for Mission Studies hat mich mit Theologinnen und Theologen vieler Kirchen auf allen Kontinenten zusammengebracht: Die Begegnungen mit Christen aus Lateinamerika, die im Schnittfeld von Befreiungstheologie und Pfingstbewegung forschten, mit Kollegen, welche Gemeindewachstum in Südkorea untersuchten, mit der Schwester aus der Gemeinschaft von Mutter Teresa aus Kalkutta, mit dem Afrikaner, der sich mit dem Kirchenverständnis unabhängiger afrikanischer Gemeinden befasste – sie alle haben meinen Horizont für den Chor der christlichen Kirche erweitert.
Mit Gott aufbrechen zu den Menschen
Die Evangelischen Täufergemeinden Die ETG sind vor 180 Jahren durch die missionarische Tätigkeit von Pfr. Samuel Fröhlich entstanden. Sie haben sich von Anfang an mit dem historischen Täufertum der Reformationszeit verbunden gewusst und sind deshalb zur grösseren Familie der täuferisch-mennonitischen Kirchen zu zählen. Die Bewegung hat sich bereits im 19. Jahrhundert auch nach Osteuropa und nach Nordamerika ausgebreitet.
Mit Gott aufbrechen zu den Menschen
Die Partnerschaft des Theologischen Seminars Bienenberg (dessen Leiter ich jahrlang war) mit dem Theologisch-Diakonischen Seminar Aarau hat eine faszinierende Zusammenarbeit einer täuferisch-freikichlichen Institution mit einem in reformatorisch-pietistischer Tradition stehenden Seminar ermöglicht.
gelisation und Proselytismus in Osteuropa», den ich zu leiten hatte. Wenn orthodoxe Kirchenführer und westliche, evangelikale Evangelisten darüber ins Gespräch kommen, wie legitime Evangelisation und negatives Abwerben von Mitgliedern unterschieden werden können, dann wird Chorsingen anspruchsvoll …
Die Studierenden im Masterprogramm (der oben genannten Partnerschaft) bilden einen multikonfessionellen Chor. Da sitzen im Kurs «Liturgik & Homiletik» nebeneinander die reformierte sozialdiakonische Mitarbeiterin und der freikirchliche Pastor, der charismatische Gemeindegründer und der Offizier der Heilarmee, die Pastorin einer Pfingstgemeinde und der Bruder einer katholischen Ordensgemeinschaft. Jede ist herausgefordert, ihre Stimme mit Gewissheit zu singen – und gleichzeitig auf die Anderen zu hören und im Chor zu singen.
Diese und noch viele andere Erfahrungen haben mein Leben geprägt. Ich habe auf diesem Weg auch gelernt, dass der Chor grösser ist, als die Evangelische Allianz und der Freikirchenverband – und dass er über die Schweizer Grenzen hinaus geht. Fritz Schwarz hat seinerzeit gefordert: «Lobsänger Gottes sollen wir werden.» Ich füge hinzu: «Chorsänger sollen wir werden! Damit das Wirklichkeit wird, was die Engel in der Weihnachtsnacht verkündet haben: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf der Erde …».
Im Sommer 2006 hatte ich das Vorrecht, die täuferischen Gemeinden an der Europakonferenz des Global Christian Forum zu vertreten. Umfassender kann man sich den Chor nicht denken. Unvergesslich ist mir der Workshop zum Thema «Evan-
Dr. Bernhard Ott ist Präsident der Evangelischen Täufergemeinden und vertritt diese an der Leiterkonferenz der Freikirchen
In ihrer Grundausrichtung orientieren sich die ETG an der Frage: «Wie hat Jesus Gemeinde gewollt?» Von Matthäus 28,16–20 her ist das Leitmotiv «Mit Gott aufbrechen zu den Menschen» formuliert. Das konkretisiert sich in fünf Leitwerten: • Wir fördern eine Kultur der Dankbarkeit und der Anbetung! • Wir fördern eine Kultur der Hoffnung! • Wir fördern eine Kultur der liebevollen Zuwendung zu den Menschen! • Wir fördern eine Kultur des Friedens! • Wir fördern eine Kultur der Erwartung und des Vertrauens! Siehe www.etg.ch > Porträt > Leitziel 2012
Zahlen und Fakten Zum Bund der Evangelischen Täufergemeinden gehören 19 Gemeinden in der Schweiz und 8 Gemeinden in Süddeutschland mit insgesamt ca. 2400 Mitgliedern. Zum ETG Bund gehören die Fachstelle für Interkulturelle Zusammenarbeit (EMD), das Sozialwerk HILFE, sowie die beiden Tagungshäuser CREDO (Wilderswil) und LINDENWIESE (Überlingen) sowie das zweimonatlich erscheinende Verbandsmagazins «unterwegs» mit einer Auflage von 1300 Exemplaren. Gemeinsam mit anderen täuferischmennonitischen Kirchen betreiben die ETG das Theologische Seminar Bienenberg (Liestal, BL). Sekretariat: Brunnenwiesenstr. 20, CH-8610 Uster www.etg.ch
Der VFG Zum Verband «VFG – Freikirchen Schweiz» gehören 15 freikirchliche Körperschaften mit über 700 lokalen Gemeinden, vorwiegend in der deutschen Schweiz, sowie vier GastMitglieder. Wir bringen auf dieser Seite Informationen aus dem Leben von Freikirchen in der Schweiz sowie wichtige Themen und Anliegen des Verbandes. Mit der Form der Publireportage unterstützt der VFG auch die Arbeit von «idea Spektrum Schweiz». www.freikirchen.ch
idea Spektrum 26.2012
F oru m
SYNERGIE Vertrauen, aber besser nicht blind «Jedermann hat in der Ausübung seiner Rechte und in der Erfüllung seiner Pflichten nach Treu und Glauben zu handeln. Der offenbare Missbrauch eines Rechtes findet keinen Rechtsschutz.» - Diese zentralen Aussagen in Artikel 2 des Schweizerischen Zivilgesetzbuches haben auch nach hundert Jahren nichts von ihrer Bedeutung verloren. So darf man mit Fug und Recht behaupten, das ZGB sei ein Jahrhundertwerk. Wie lange es noch gelten wird, ist eine Frage der gesellschaftlichen Entwicklung. Für jeden Juristen ist es ein gesetzgeberischer Wurf ohnegleichen. Aber auch für den Laien ist die Sprache des Gesetzes lesbar und verständlich, in der Regel wenigstens. Wenn die Bedeutung des ZGB mit einer Sondermarke gewürdigt wird, so sagt das doch einiges. Gerade in Beziehungen unter Christen, aber sicher nicht nur, setzen wir
Gegen Bevormundung «idea Spektrum» Nr. 25 – «Todesengel mit dem Gift-Cocktail» Schade, wenn die kritische Haltung der Christen zur Stimmungsmache mit Bevormundungstendenz verkommt. Offensichtlich will eine beträchtliche Anzahl unserer Mitmenschen für den Fall schwerer Leiden die Möglichkeit des selbstbestimmten Todes. Dies muss meines Erachtens respektiert werden. Mit Respekt meine ich: Wir gestehen den anderen zu, dies für sich zu entscheiden, ohne Verurteilen und Bevormunden. Deshalb braucht es weder Stimmungsmache noch den Ruf nach einem generellen Verbot der Sterbehilfe. Wir Christen sollten uns vielmehr für die nötige Finanzierung einer fachlich und menschlich hochstehenden Pflege und Medizin am Lebensende stark machen. Dann könnten wir uns für Rahmenbedingungen einsetzen, die den Missbrauch der Sterbehilfe aus eigennützigen Motiven verhindern. Wir sollten durchaus wachsam sein, dass nicht eine gesellschaftliche Kultur entsteht, in der aus Kostengründen von Kranken ein frühzeitiger Tod gefordert wird. ideaSpektrum 26.2012
im Partner voraus, dass er nach Treu und Glauben handelt, sei dies privat oder geschäftlich. Wir «setzen darauf» ist eigentlich der falsche Ausdruck - wir «vertrauen darauf». Es ist eben so: Rechte kann man missbrauchen, Pflichten vernachlässigen. Die Bestimmung von Art. 2 ZGB ist ein schönes Beispiel dafür, wie sittliche oder ethische Vorstellungen Eingang finden in einem Gesetz, in Stein gemeisselt sozusagen. Wohlverstandene Gesetzgebung bewegt sich ja nicht im leeren Raum, sondern stützt sich auf gesellschaftliche Verhältnisse und Entwicklungen. Die Aussagen in Art. 2 des ZGB finden ihre Grundlage auch in den ethischen Grundsätzen des Christentums. Es bleibt dem Leser überlassen, entsprechende Aussagen in der Bibel zu finden. Wie wäre die Stichwortsuche «Vertrauen»? Man darf darauf vertrauen, dass sich Christen nach diesen Grundsätzen richten. Entsprechend darf ich einem christlichen Partner mein Vertrauen schenken, ihm einen Vertrauensvorsprung gewähren. Das heisst aber nicht, blindes Vertrauen entgegenbringen. Gerade im Geschäftsverkehr gilt es, immer Ich finde es aber nicht richtig, wenn christliche Organisationen das Verbot der von weiten Teilen der Gesellschaft gewünschten Praxis der Sterbehilfe fordern. Wir Christen möchten unsere Überzeugungen ausleben können und respektiert werden. Diesen Anspruch, gemäss den eigenen Überzeugungen das Leben und auch das Sterben zu gestalten, sollten wir auch unseren Mitmenschen zugestehen. Es braucht keine bevormundende Gesetzgebung gegen die Sterbehilfe, sondern klare Rahmenbedingungen sowie gute Angebote der Palliativpflege, damit für die meisten der Freitod auch bei schwerer Erkrankung nicht die erste Wahl sein wird. ANDREAS EGGER, Niederwil AG
Solidarische Ferien «idea Spektrum» Nr. 25 – «Welche Ferien braucht der Mensch?» Ich komme gerade von einer sehr entspannten Woche in Saas Grund zurück. Wir erlebten den zauberhaften Bergfrühling mit blühenden Alpenrosen. Darum bitte ich alle Mitchristen: Seid doch in der Ferienzeit solidarisch mit Orten wie Saas Grund, die wegen
die üblichen Gepflogenheiten und Vertragsformen zu wählen, Risiken zu minimieren. Es dünkt mich empfehlenswert, Verträge mit Christen nicht anders abzuschliessen. In der manchmal heil anmutenden Welt der Christen gibt es zuweilen auch wenige graue Schafe, die es mit Treu und Glauben nicht so genau nehmen. Oder die zuweilen zu einer kleinen Notlüge greifen. Oder die die Steuerhinterziehung verwechseln mit der Steueroptimierung. Ich bin nicht Richter, aber für mich gilt: Geschäftsbeziehungen mit Christen gleich handhaben wie mit allen anderen. Und: es gibt keine Kavaliersdelikte, nur Delikte. Und: für Christen sind strenge Massstäbe anzulegen. Und wenn trotzdem einmal ein Rechtsstreit unter Christen unvermeidlich scheint: Schön, wenn man ihn unter Vermittlung von Vertrauenspersonen aussergerichtlich regeln kann. CHRISTOPH WIRZ Der Autor arbeitet als Notar mit eigenem Büro in Oberhofen am Thunersee.
dem starken Franken mit grossen Einbussen zu kämpfen haben. Dabei liegt das Appartementhaus «Atlas» mit seinen hübschen und praktischen Ferienwohnungen an bester Lage im wunderschönen Saastal. Es bietet unzählige Möglichkeiten für Klein und Gross am Fusse der höchsten Schweizergipfel (Mischabelgebirge). www.ferienerlebnis-saastal.ch Und für aktive Leute habe ich folgenden Tipp: Anstatt lange nach Neuem zu suchen, Ferien für einen guten Zweck buchen. Im schönen Saastal in Saas Grund, bist du willkommen, da läufts rund. Mit gutem Beispiel geht Familie Gysel voran, ihre Hilfe kommt bei den Menschen dort an. Mit anzupacken während ein paar Tagen, es lohnt sich, den Sozialeinsatz zu wagen. Ob in Berglandpflege oder Reben, viel Abwechslung und Spannung wirst du erleben. «WildwuchsSafari» mit Panoramasicht, blauer Himmel und Sonne lacht dir ins Gesicht. Dabei Fitness, Stimmung, Spass und Spiel, ganz klar, es bringt dir selber viel! Vom guten Essen ganz zu schweigen, die Menukarte lässt sich zeigen. Auch der Teamgeist ist so genial, ich komme wieder nächstes Mal! JOHANNA FREY-BOPP, Winterthur
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PODIUM Wunder der Natur Im Moment sitze ich gerade bei angenehmen sommerlichen Temperaturen hinter unserem Haus unter dem schattigen Dach der Pergola. Mich überrascht immer wieder das fröhliche Gezwitscher der Vögel. Ein riesiges Durcheinander von Vogelstimmen. Manchmal komme ich mir vor wie im Urwald. Wie hat Gott doch diese Vogelvielfalt grossartig und einzigartig geschaffen. Es ist einfach ein grosses Wunder! Ich nehme an, dass die Vögel das Gezwitscher verstehen und sich untereinander etwas zurufen. Wenn eine Katze auf leisen Pfoten vorbeischleicht, ändert sich die Tonlage auf jeden Fall schlagartig. Das Amselmännchen zum Beispiel gackert wie wild im Tiefflug über die Katze hinweg. Das Weibchen hingegen sitzt regungslos und still im kunstvoll gestalteten Nest und brütet geduldig seine Eier aus. Keine Finanzkrise, keine Wirtschaftskrise, auch keine drohende Arbeitslosigkeit beschäftigt diese Vögel. Gott hat weise vorgesorgt und die Natur so gestaltet, dass auch diese seine Geschöpfe immer genügend Nahrung finden, um existieren zu können. Sie fressen genüsslich Würmer, Insekten und verschiedenes Ungeziefer. Ab und zu erhalten sie von meiner Frau sogar einen Apfel oder sonstige Leckerbissen aus dem Regal eines hiesigen Tierladens. Das Beobachten dieser fröhlichen Vogelwelt erfüllt mich immer wieder mit grosser Freude und Genugtuung. Gott hat unsere Natur mit der vielfältigen Pflanzen- und Tierwelt wunderbar geschaffen. Es tut gut, die aufkommenden drohenden, schwarzen Wolken am Horizont ab und zu etwas hinter sich zu lassen und sich an Gottes Natur zu erfreuen. Sei es im Liegestuhl oder sonst wo. ANDREAS BRÖNNIMANN Der Autor ist Altnationalrat der EDU und Unternehmer. Er wohnt in Belp BE. Bild: VBG
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n e u e H e i m at ( t e i l 2)
«Menschenfischer» mit Herz und Leidenschaft AUSWANDERERSCHICKSALE Schon bei ihrem ersten Besuch in Kanada hatte das Land es ihnen angetan. Seit 15 Jahren
betreuen Esther und Markus Hauser die «Eglise évangélique» (Evangelische Gemeinde) in Farnham. Sie lieben ihren Dienst und fühlen sich nach wie vor wohl in dem von Jägern, Fischern und Holzfällern geprägten Osten des Landes. Vor 17 Jahren lernte das Ehepaar Hauser das Land kennen, das für viele ihrer Landsleute zur neuen Heimat geworden ist (siehe «idea Spektrum» 25/12). Der Umzug nach Kanada erfolgte im Jahre 1997 mit der Vision, die bestehende französischsprachige Gemeinde in Farnham in der Provinz Québec weiterzuentwickeln. Heute betreuen sie unter anderem auch zwei deutschsprachige Hauskreise, erreichen mit französischen Bibelfernkursen sowohl Kinder als auch Erwachsene und beliefern Deutsch sprechende Menschen in anderen Provinzen durch regelmässige Kalenderaktionen mit einer täglichen biblischen Botschaft. «Solche Einsätze im angrenzenden Ontario bringen ‹Würze› in den Alltag im Gemeindedienst», sagt Markus Hauser.
Impressum Idea Schweiz Herausgeber: Idea Information AG, 4410 Liestal Verwaltungsrat: Heiner Henny, Präsident; Sam Moser, Stellvertreter; Paul Beyeler, Hans Lendi, Hansjörg Leutwyler, Hanspeter Schmutz Ideelle Trägerschaft: Schweizerische Evange lische Allianz (SEA), Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG), Arbeits gemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) Redaktion: Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 44, Fax 031 819 71 60 EMail: redaktion@ideaschweiz.ch Internet: www.ideaschweiz.ch Chefredaktor: Andrea Vonlanthen Büro: Bahnhofstr. 65, 9320 Arbon Tel. 071 446 70 02, Fax 071 446 74 88 EMail: andrea.vonlanthen@ideaschweiz.ch Redaktor: Thomas Feuz Erweitertes Team: Esther Reutimann, Christian Bachmann, Mirjam FischKöhler Praktikum: Christof Bauernfeind Kundenberatung Anzeigen: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 17, Fax 031 819 38 54 EMail: inserate@ideaschweiz.ch Aboservice: Jordi AG – das Medienhaus, Franziska Schüller, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 20, Fax 031 819 38 54 EMail: abo@ideaschweiz.ch Abopreise: Jahresabo Fr. 145.–, Seniorenabo Fr. 117.–, Halbjahresabo Fr. 77.–. Das Abo ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar. Konto: PCKonto 407885864 Idea Information AG, 4410 Liestal Layout/Druck/Versand: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp www.jordibelp.ch
Bilder: zvg, idea/tf
nerinnen geheiratet», erklärt Hauser. Erschwert das seine Aufgabe oder erleichtert es sie gar? «Die Unterschiede zwischen den Menschen in den einzelnen Bezirken sind teils sehr gross, innerhalb der Provinzen sowieso. Wichtig ist es, die Menschen zu lieben und sie so zu nehmen, wie sie sind.» Das gelingt dem kinderlosen Ehepaar Hauser sehr gut. Ihre Türe ist offen für Gäste. Diese schätzen die liebevolle Gastfreundschaft und den unverkrampft gelebten Glauben an Jesus Christus. Sie haben eine neue Berufung erlebt: Ehepaar Esther und Markus Hauser. Schlichte Botschaft an der Wohnzimmerwand (kleines Bild).
Ein Herz für die Mission
In der Schweiz gehörten Hausers zur Gemeinde für Christus (GfC), damals noch Evangelischer Brüderverein. Markus besuchte die gemeindeeigene Bibelschule in Herbligen bei Thun und war in der schweizweit grössten GfCGemeinde Steffisburg BE als Abwart tätig. Die Räumlichkeiten bieten insgesamt über 3000 Menschen Platz. Das brachte viel Arbeit, aber auch viele wertvolle Kontakte mit sich. Der Wunsch, Menschen ganzheitlich zu dienen, wuchs zunehmend. Nach einer ersten Informationsreise 1995 in die Region Québec wurde ihm klar, dass dies sein späterer Wirkungsort werden könnte. Esther Hauser teilte das Anliegen für den Gemeindedienst. Die ehemalige Missionarin und Hauswirtschaftslehrerin fand auch in Kanada Gelegenheit, sich in den vielfältigen Arbeitsbereichen einzubringen. So begleitet sie den Chorgesang bei den Gottesdiensten auf dem Klavier, hält Sonntagsschule und unterrichtet Teenager in Gesang. Alles begann mit Gebetsstunden der zwei Farmersfamilien Aeschlimann (Porträt folgt in einem der nächsten «idea Spektrum») und Reichenbach in den früheren 80er-Jahren des letzten Jahrhunderts. Regelmässige Besuchsdienste, Stubenversammlungen und
Evangelisationsveranstaltungen des damaligen Evangelischen Brüdervereins (heute Gemeinde für Christus) liessen bald den Gedanken an eine eigenständige Arbeit aufkommen. Die Idee einer «Mission des frères au Canada» wurde zugunsten der Bezeichnung «Eglise évangélique» im Kreisstädtchen Farnham fallengelassen. In diesem Umfeld fühlt sich das Ehepaar Hauser wohl. Kanada ist ihnen auch zur geistlichen Heimat geworden. Und sie arbeiten täglich dafür, dass viele Menschen eine persönliche Begegnung mit Jesus Christus erleben dürfen.
Dem Fischer ein Fischer
Doch wie kommt man in Kontakt mit den Menschen in diesem multikulturellen Schmelztiegel? «Wir müssen zu ihnen hingehen», war Markus Hauser schon bald überzeugt. So begann er selber zu fischen, um den Menschen näherzukommen. Während der langen Wintermonate bohrt er wie viele andere Fischer ein Loch ins dicke Eis. «Kanada ist ein klassisches Einwanderungsland. Siedler aus West- und Osteuropa haben verschiedentlich auch Ureinwoh-
Berufung wurde bestätigt
Es sind drei Dinge, die Markus Hauser im Rückblick wesentlich sind: Eine seriöse Vorbereitung auf den späteren Dienst, die «Führung von oben», die sich in einer klaren Berufung ausgedrückt hat, und die Einsicht, dass im Gemeindedienst in der Provinz echte «Hirten» fehlen. Während eines neunmonatigen Urlaubs im letzten Jahr erlebte das Ehepaar Hauser die Erneuerung des früheren Rufes in den Gemeindedienst in Kanada. Das liess sie frisch und unverzagt ihre Arbeit erneut antreten. Auch wenn die Felder rings um Farnham im Winter schneebedeckt und dann einige Wochen lang «traurig grau» sind: Sie vertrauen darauf, dass ihre geistliche Saat aufgehen wird. THOMAS FEUZ
Neue Heimat Kanada Die Schweiz – ein Einwanderungs land? In der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts war das Ge genteil der Fall: Schweizer wan derten zuhauf in alle Welt aus. Die Auslandschweizerorganisation ASO registriert eine halbe Million Schweizer auf allen Kontinenten. Auf Einladung eines kanadischen Leserpaars von «idea Spektrum» besuchte Redaktor Thomas Feuz Mitte März einige Auswanderer familien in der Provinz Québec. In einer Fortsetzungsserie stellen wir sie und ihre Schicksale vor. idea Spektrum 26.2012
M i ssion g loba l
Für Hartgesottene oder Weichlinge?!
BLog
BIBELSCHULE Drei lange Jahre studieren – wofür denn? Zwei junge Menschen liessen
mein Herz, mein Leben, meine Augen ...
sich auf das Abenteuer ein. Ihre Erfahrungen übertrafen die kühnsten Erwartungen.
Sarah setzte alles auf eine Karte: So schnell als irgend möglich wollte sie in die arabische Welt ausreisen. Zuhause würden Familie und Freunde ein konsequentes Lernen verunmöglichen. Sarah kennt sich da zu gut. Matthias sieht sein Talent in der Förderung von Jugendlichen. Ohne Abitur mit anderen jungen Leuten zusammen studieren und leben, das geht eben am intensivsten in einem Seminar mit angeschlossenem Campus.
ich nach Verletzungen anderen vergeben sollte.»
Über den Schatten springen
on tätige Menschen nicht perfekt sein müssen. So wagen sie dann, über ihren Schatten zu springen. Egal, ob sie sich hart oder weich fühlen: Mit der während drei wertvollen Jahren eingeübten Teamarbeit, wie auch im Vertrauen auf den, der in den Schwachen stark ist, kann es gelingen.
Fakt im Blick auf die Zukunft ist: Missions- und Gemeindepraktika, Vorträge, Gespräche vermitteln den Studierenden ein sehr konkretes Bild heutiger Anforderungen in der Gemeinde und in der Gesellschaft. Mancher «kommt auf die Welt», andere entdecken, dass auch in der Missi-
Der Autor ist Dozent am Seminar für biblische Theologie in Beatenberg.
«Nach meinem Abi war ich mit Operation Mobilisation ein Jahr lang in Asien unterwegs. Ich kannte manche Verse aus der Bibel auswendig. Nur, was meinen diese Worte im historischen und im biblischen Zusammenhang? Wie kann ich sie heute verstehen? In Beatenberg möchte ich eine Grundlage für mein Leben legen, um mich effektiv für Gottes Reich einzusetzen. Schon jetzt bin ich gespannt, wohin Gott mich führt. Menschen sollen von seiner Liebe erfahren!» Rebekka Riehl, 2. Semester
«Es war gut, diese drei Jahre zu investieren. Meine Ehe brauchte diese Zeit, um nach einer Krise vor der Ausbildung wieder zu heilen. Drei Jahre waren auch nötig, um durch Exegese und Praxis genauer zu verstehen, wie Gott durch sein Wort heute zu uns spricht. Jetzt sind meine Frau und ich motiviert, in die Inlandmission im Nordosten Deutschlands zu ziehen. Da geht es nicht um Weichlinge, nicht um Abgebrühte, sondern um Gott: Sein Reich komme!» Samuel Rahn, 6. Semester
THEO WÜEST
Auch eine Lebensschule
Was beide dann in der Ausbildung hautnah erfahren, geht über ihre Vorstellungen hinaus. Sie meinten, Wissen anzuhäufen genüge. Plötzlich ist nicht Härte, sondern Weiches gefragt. Der Charakter braucht eine neue Form. Ein anderer meint kurz vor dem Abschluss: «Vor der Ausbildung hielt ich mich für reif. Doch hier wurde mächtig an meinem Lebensstil gearbeitet – im Unterricht und besonders im Zusammenleben mit so vielen ‹verrückten› Christen! Studierende, Mitarbeitende und Dozenten ‹halfen› mir, unterbelichtete Gaben zu entfalten: etwa Geduld mit Vertretern völlig anderer Ansichten, aber auch Liebe, wenn
mISSIon-nEWS
Werden wir heute re-missioniert? Was passiert, wenn Missionare aus dem Süden in die nördlichen Länder hineinwirken? Wie können sie ihrem Ruf des Herrn der Ernte gerecht werden? Das Thema hat hohe Aktualität.
Breiter Dialog gewünscht
Rund 30 Leiter der FMFE (Fédération de Missions Evangéliques Francophones; Missionswerke der französischsprachigen Schweiz und Frankreichs) diskutierten kürzlich bei einem Treffen im Elsass über folgende Fragen: Welche Auswirkungen ergeben sich durch den Dienst von schwarzen Missionaren in Europa? Welche Voraussetzungen sind nötig? Die Leiter haben keine abschliessenden Antworten gefunden. Sie möchten vielmehr eine Diskussion über idea Spektrum 05.2012
die offenen Fragen anstossen: Werden Evangelisten und Missionare aus Afrika einfach andere Migranten erreichen? Können wir uns vorstellen, dass sie eine Gemeinde unter waschechten Schweizern gründen? Wie werden sie von den etablierten evangelischen Gemeinden wahrgenommen und empfangen? Ignorieren wir sie und zeigen ihnen die kühle Schulter? Oder sind wir bereit zur offenherzigen Partnerschaft? Hindert uns vielleicht der Stolz daran, uns dieser neuen Bewegung zu öffnen? Missionswerke, Gemeinden und Bibelschulen sind eingeladen, an diesem Dialog teilzunehmen! NIKLAUS MEIER www.aem.ch Bilder: idea
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Nein, dies sind nicht die Antworten beim Arzt auf die Frage, wo es weh tut, sondern die Worte, mit denen mich eine Nachbarin begrüsst. Es ist eine ziemlich blumige Sprache, das Arabische. Aber eine schöne. Noch schöner ist es jedoch, dass es einige Menschen wirklich ernst meinen mit dem, was sie sagen. Und die einen oder anderen Beschützer habe ich im Dorf, wie folgende Zeilen zeigen: Ich war unterwegs zum Bus, als mir Schulbuben entgegenkamen. Sie riefen mir englische Sätze und andere Bemerkungen nach. Die zuvor erwähnte Frau sah es und empfing die Knaben oben an der Strasse mit den Worten, dass sie jeden von ihnen kenne und wehe, wenn sie den Ausländerinnen etwas antun würden!
Beharrlichkeit will gelernt sein
Einmal kaufte ich auf dem Markt ein, als eine Frau auf mich zukam, mich «Madame» nannte und um Geld bettelte. Als ich ihr erklärte, dass ich ihr kein Geld geben wolle, ihr aber etwas kaufe, entschied sie sich für Linsen. Als ich für sie bezahlen wollte, stellte sich heraus, dass der Verkäufer die Lage erfasst hatte und selber die Kosten übernahm. Dann kam die Frau erneut und wollte immer noch Geld – für den Bus. Ich erklärte ihr nochmals, dass ich ihr kein Geld geben wolle, aber etwas für sie kaufe. Dieses Mal entschied sie sich für Kichererbsen. Zuerst nervte ich mich ein bisschen über ihre Unverschämtheit, einfach weiter zu betteln, nachdem sie schon etwas erhalten hatte. Doch dann kam mir die «sture» Witwe aus dem neuen Testament in den Sinn, die so lange beim Richter anklopfte, bis er ihr endlich zu ihrem Recht verhalf. Es wurde mir bewusst, dass ich von Gott auch mehr als nur etwas erbitten darf. – Ich darf «unverschämt» sein! Du auch. AMIRA In der Rubrik «Mission global» öffnen wir monatlich ein Fenster zur weiten Welt. Amira lässt uns an ihrem Erleben in der arabischen Welt teilhaben. Weitere Beiträge informieren über Projekte von interkulturell tätigen Schweizer Werken. (tf)
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N AC H R IC H T E N
Wie religiös ist eigentlich Fußball? KIRCHE & SPORT Über diese Frage wird angesichts der Euphorie bei der Europameisterschaft neu diskutiert.
Im Sport geht es um Vorletztes Im Sport aber gehe es um Vorletztes – Spannung und Unterhaltung. Ein weiterer Unterschied ist laut Weber: „Im Sport ist das Glück an den Sieg gebunden. Nur der Stärkere gewinnt.“ Die Religion stehe hingegen auch auf der Seite der Verlierer: „Gott kommt allen Menschen nahe, den Starken und Schwachen gleichermaßen.“
Kardinal: Erfindung der Medien In ökumenischer Eintracht wendet sich auch der Berliner Kardinal Rainer Woelki gegen eine religiöse Überhöhung des Fußballs. Insbesondere die Rede vom Fußballgott lehnt er ab: „Den haben Journalisten erfunden.“ Es gebe „allein den einen Gott
über allen“. Diesem Gott seien alle kostbar – Sieger und Verlierer.
Orthodoxer Patriarch: Die Fußballfans sehen eher aus wie Affen Regelrecht eine Abneigung gegen Fußball hat Patriarch Filaret II., Oberhaupt der Ukrainisch-orthodoxen Kirche – Kiewer Patriarchat. Er sagte laut der ukrainischen Nachrichtenagentur UNIAN: „Die Kirche heißt die Ekstase und die Psychose nicht gut, in die Leute fallen, wenn sie ein Spiel schauen.“ Die Euphorie der Fans sieht er mit Unverständnis: „Schauen Sie diesen Leuten einmal ins Gesicht, das sind doch keine Menschen mehr, die sehen eher aus wie Affen. Die haben ihre (emotionale) Balance verloren.“ Es sei eine Sünde, wenn Menschen sich nicht mehr im Griff hätten: „Dann trinken sie und prügeln sich. Wir lehnen das ab.“ Der Patriarch räumte ein, dass er „nichts mit Fußball zu tun“ habe. Er unterstütze keine Mannschaft, auch nicht die ukrainische. Allerdings befürworte die Kirche Sport und einen gesunden Lebensstil.
Italien: Trainer ließ seine Mannschaft vor dem Turnier segnen Zu den Akteuren bei der EM, die sich zu ihrem Glauben bekennen, gehört der italienische Nationaltrainer Cesare Prandelli. Der Katholik ließ sein Team vor dem Tur-
nier von einem Priester segnen. Nach dem 2:0 über Irland pilgerten er und 14 weitere Trainer und Funktionäre nachts vom Quartier in Wieliczka bei Krakau dreieinhalb Stunden zum 21 Kilometer entfernten Kloster Camaldolesi in Bielany. Im Morgengrauen unterhielt sich die Gruppe mit Mönchen und Nonnen. Die Fußball-Pilger lösten damit ein Versprechen ein. Bei ihrer Ankunft in Polen hatten die Italiener dem Vorstand des Klosters zugesagt, sich im Falle eines Einzugs ins Viertelfinale per pedes auf den Weg zu machen.
Wenn Italien den Titel holt Torwart Gianluigi Buffon, der wesentlich zum Viertelfinal-Sieg seiner Mannschaft im Elfmeterschießen gegen England beitrug, kündigte an: „Wenn wir den Titel holen, gehe ich zum Kloster und wieder zurück.“ Dazu muss das Team aber erst die deutsche Mannschaft im Halbfinale besiegen.
Tschechen: Aberglaube half nicht Weniger erfolgreich bei der EM war das Team von Tschechien, das nach der Viertelfinal-Niederlage (0:1 gegen Portugal) die Heimreise antreten musste. Alle Spieler hatten sich aus Aberglauben während der EM Bärte stehen lassen. Geholfen hat es nicht. Nach dem Ausscheiden griffen alle zum Rasierer … P
Es ist viel Religiöses beim Fußball im Spiel – aber wenig Christliches. Der deutsche Nationalspieler Bastian Schweinsteiger wird in München von Fans als „Fußballgott“ bezeichnet. Die Anhänger des englischen Fußballclubs Chelsea (rechts) nennen ihren Verein „unsere Religion“.
Fotos: dpa; imago
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mmer wieder sprechen Reporter vom „Fußballgott“ oder vom „heiligen Rasen“. Fan-Hymnen erinnern an liturgische Gesänge. Der braunschweigische Landesbischof Friedrich Weber (Wolfenbüttel) stellt dennoch klar: Fußball ist keine Religion, und auch zur Ersatzreligion darf die „schönste Nebensache“ nicht werden. In einem Videoblog des Norddeutschen Rundfunks (NDR) warnt er davor, Fußball zu einem Glaubensersatz werden zu lassen. In der Religion gehe es um die letzten Dinge – „um das, was uns im Leben und Sterben Halt und Trost gibt“.
26.2012
Das Bild der Woche WENN GOTTESDIENSTBESUCHER MIT GEBÄRDEN „SINGEN“
Rund 80.000 Gehörlose leben in Deutschland (knapp 10.000 in der Schweiz). Oft sind sie isoliert, weil ihre Einschränkung auf den ersten Blick nicht erkennbar ist. Auch in Kirchengemeinden finden sie häufig keinen Anschluss, weil viele nur etwa ein Drittel des gesprochenen Wortes von den Lippen ablesen können. Den Rest müssen sie erraten. Dass sie dennoch Ansprechpartner in den Kirchen finden, darum kümmern sich speziell geschulte Gehörlosenseelsorger, die auch die Gebärdensprache der Gehörlosen „sprechen“. Es gibt immer wieder auch Sonderveranstaltungen als besondere Höhepunkte, wie den Gehörlosenkirchentag der Landeskirchen Hessen-Nassau, Kurhessen-Waldeck und Pfalz. Das Treffen im mittelhessischen Herborn zählte 250 Teilnehmer. Höhepunkte waren der Auftritt des Gebärdenchores aus Kassel, der zum Mitmachen motivierte, und ein Theaterstück ohne Worte. Immer wieder quittierten die Besucher die Darbietungen mit geräuschlosem „Applaus“, indem sie die Arme über den Kopf hoben und die Hände dabei schnell drehten. Das Bild zeigt Mitwirkende des Gebärdenchors Kassel mit seiner Leiterin Jutta Hempel beim Dirigieren.
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M E DI E N
FILMKRITIK
Was Spiderman und Jesus gemeinsam haben KINO In „The Amazing Spiderman“ hangelt sich der Spinnenmensch Peter Parker wieder durch die Hochhaus-Schluchten von New York. Zum 4. Mal haben die Filmemacher von „Spiderman“ (Spinnenmann)ihr Netz gewoben – und die Chancen stehen gut, dass sich erneut viele Besucher darin verfangen. Zwar wirkt die Handlung der neuesten Spinnenmensch-Verfilmung manchmal etwas fadenscheinig. Macht aber nichts! Denn längst haben wir den freundlichen High-School-Jungen Peter Parker (Andrew Garfield) mit den übernatürlichen Fähigkeiten ins Herz geschlossen. Diesmal kämpft er gegen den verrückten Wissenschaftler Curt Connors (Rhys Ifans). Connors will in seinem biogenetischen Labor die Menschheit von allen Übeln befreien und zu ewigem Leben verhelfen. Doch das geht gründlich schief – und Connors mutiert nach einem misslungenen Selbstversuch zu einem zerstörungswütigen Echsenmonster. Durchzogen wird die Handlung des 170 Millionen Euro teuren 3D-Streifens von feinem Humor und Leitsätzen, die sich sinngemäß auch in der Bibel finden: „Aus großer Kraft folgt auch große Verantwortung“ und „Wer Gutes tun kann, ist verpflichtet, es auch zu tun“.
Die Sehnsucht nach einem Retter Die „Spiderman“-Geschichten bieten ein modernes Gleichnis – denn Peter Parkers Heldenreisen bedienen die menschliche Sehnsucht nach einem Retter der Menschheit, der Gerechtigkeit wiederherstellt und das Böse besiegt. Ähnlichkeiten mit Jesus von Nazareth? Sind wohl beabsichtigt: Jesus und Spiderman haben
beide eine menschliche und eine übermenschliche Seite; beide werden vom Bösen versucht; beide kämpfen den Kampf „Gut gegen Böse“, und beide sind bereit, dafür ihr Leben zu opfern. Und natürlich siegen beide am Ende. Eine erstaunliche Geschichte also, die man nicht oft genug sehen kann. Die Drehbücher für den 5. und 6. Teil liegen bereits vor. Karsten Huhn P The Amazing Spider-Man • Regie: Marc Webb Darsteller: Andrew Garfield, Emma Stone, Rhys Ifans • 136 Minuten FSK: 12 • ab 28. Juni im Kino
Die christlichen Bestseller im Mai 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
(2) Christoph Fasel: Samuel Koch – Zwei Leben • adeo • 26.90 SFr. Biografie (1) Burpo/Vincent: Den Himmel gibt’s echt • SCM Hänssler • 23.50 SFr. Biografie/Erzählung (4) Sarah Young: Ich bin bei dir • Gerth • 29.90 SFr. Andachten (3) Nick Vujicic: Mein Leben ohne Limits • Brunnen • 25.90 SFr. Biografie (6) Lynn Austin: Luisas Töchter • Francke • 11.90 SFr. Roman (8) Axel Kühner: Ein Lächeln macht die Runde • Aussaat • 14.90 SFr. Lebenshilfe (9) Lynn Austin: Bibliothek der Träume • Francke • 22.90 SFr. Roman (-) Max Lucado: Schön, dass es dich gibt • Gerth • 11.90 SFr. Erzählungen/Geschenk (-) David Kadel: Fußball-Bibel • Gerth • 14.90 SFr. Neues Testament mit Fußballer-Interviews etc. (7) Eric Metaxas: Bonhoeffer • SCM Hänssler • 14.40 SFr. Biografie
Umfrage bei evangelischen Buchhandlungen in Zusammenarbeit mit der Vereinigung Evangelischer Buchhändler und Verleger.
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Wenn Zehntausende Schwerkranke vorzeitig sterben müssen GROSSBRITANNIEN Experte klagt: Ärzte lassen Patienten sterben, um freie Betten zu erhalten.
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n Großbritannien lassen Ärzte Zehntausende schwerkranke Patienten vorzeitig sterben. Ein Grund: Sie brauchen die Krankenhausbetten. Das behauptet der Neurologe Prof. Patrick Pullicino von der Universität von Kent (Canterbury). In einem Vortrag bei der Königlichen Medizinischen Gesellschaft in London beklagte er den Patrick Pullicino Missbrauch einer Richtlinie für Krankenhäuser des staatlichen Nationalen Gesundheitsdienstes NHS, wonach lebenserhaltende Maßnahmen bei Patienten beendet werden können, die nach menschlichem Ermessen in Kürze sterben werden. Wenn die Zufuhr von Flüssigkeit und Nahrung, etwa durch eine Magensonde, eingestellt wird, sterben die Patienten binnen 33 Stunden. Nach Pullicinos Angaben sind 29 % der jährlich rund 450.000 Todesfälle in NHS-Krankenhäusern – also 130.500 Patienten – diesem Verfahren ausgesetzt. Er bezeichnete dies als einen „Weg zum Tod“, wie die Tageszeitung Daily Mail (London) berichtet. Es handele sich letztlich um „Euthanasie durch die Hintertür“, die in Großbritannien verboten sei.
Ministerium bestreitet Angaben Nach Pullicinos Worten ist es unmöglich zu bestimmen, dass ein Patient unweigerlich binnen kürzester Zeit sterben wird. Er selbst
Richard Scott
habe in mehreren Fällen interveniert und erlebt, dass Patienten wiederhergestellt worden seien oder zumindest erheblich länger gelebt hätten. Das Gesundheitsministerium bestreitet Pullicinos Angaben: Das Verfahren werde „umsichtig und mit Bedacht“ angewandt.
„Gelbe Karte“ für frommen Arzt Der Nationale Gesundheitsdienst ist auch wegen Diskriminierung von Christen öfter ins Gerede gekommen. Laut einer Richtlinie werden Versuche von Ärzten oder Pflegepersonal, etwas von ihrem christlichen Glauben weiterzusagen, als Belästigung oder Einschüchterung angesehen. Jüngst handelte sich ein Arzt eine Rüge ein, weil er einem suizidgefährdeten Patienten geraten hatte, sich Jesus zuzuwenden. Der 51-jährige Allgemeinmediziner Richard Scott aus Margate hatte angeblich gegenüber einem 24-Jährigen erklärt, dass der Teufel Menschen bedränge, wenn sie sich nicht an Jesus halten. Dafür zeigte ihm die Ärztekammer die „gelbe Karte“. In den nächsten 5 Jahren darf er sich nichts mehr zuschulden kommen lassen, sonst setzt er seine Approbation aufs Spiel. Scott bezeichnete seine Anhörung als „Scharade“. Die Ärztekammer wäre nicht eingeschritten, wenn es sich um einen religiösen Hinweis etwa auf Reiki oder den Islam gehandelt hätte, so der früher in Indien und Ostafrika tätige evangelikale Missionsarzt.
Katholische Beraterin klagt wegen Diskriminierung Anfang Juni hatte eine katholische Abtreibungsgegnerin den Gesundheitsdienst wegen religiöser Diskriminierung verklagt. Die 40-jährige psychologische Beraterin war wegen „groben dienstlichen Fehlverhaltens“ vom Dienst suspendiert worden. Sie hatte gegenüber Kolleginnen ihre Sorge darüber zum Ausdruck gebracht, dass Schwangere unzureichend über seelische Belastungen nach Abtreibungen aufgeklärt würden. Der Tod tritt ein, wenn die Maschinen abgeschaltet werden.
b www.dailymail.co.uk
Fotos: Maschinen/Rainer Weisflog; übrige/PR
Der Glaube an die Hölle lässt Verbrechen schwinden US-LANGZEITSTUDIE Es gibt einen Zusammenhang zwischen Religion und Kriminalität
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er Glaube an Himmel und Hölle hat Auswirkungen auf die Kriminalitätsrate eines Landes. Je mehr Menschen an einen strafenden Gott glauben, desto niedriger ist die Zahl der Verbrechen. Umgekehrt gilt auch, dass die Kriminalität in jenen Ländern höher ist, wo der Glaube an einen gütigen und verge26.2012
benden Gott vorherrscht. Das hat der US-amerikanische Psychologieprofessor Azim F. Shariff von der Universität von Oregon (Portland) in einer Langzeitstudie herausgefunden. Sie gründet sich auf die Befragung von 143.197 Menschen in 67 Staaten über einen Zeitraum von 26 Jahren von 1981 bis 2007. Die Ergebnisse
korrespondieren laut Shariff mit anderen Studien. So habe er festgestellt, dass Studenten, die an einen vergebenden Gott glauben, eher zum Schummeln neigen als solche, die einen strafenden Gott verehren. P
b www.uoregon.edu
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Christen veranstalten größten Wertekongress GIPFELTREFFEN Vom 17. bis 19. Januar wird in Leipzig der 8. Kongress christlicher Führungskräfte stattfinden. Etwa 4.000 Teilnehmer und 250 Aussteller werden erwartet. Wer sich bis 30. Juni anmeldet, spart.
D
er Kongress, der seit 1999 alle zwei Jahre veranstaltet wird, steht unter dem Motto „Mit Werten in Führung gehen“. In den vergangenen Jahren hat er sich als „Gipfeltreffen“ zum Thema Wirtschaft und christliche Werte einen Namen gemacht und gilt inzwischen als größter Wertekongress im deutschsprachigen Europa. Er möchte Christen in verantwortlichen Positionen dazu ermutigen, Verantwortung zu übernehmen und Werte zu leben – auch und vor allem in der Wirtschaft. In Referaten und Seminaren geht es unter anderem um christliche Führungsprinzipien, Persönlichkeitsentwicklung, einen wahrhaftigen Umgang miteinander. Spezielle Zusatzangebote bietet der Kongress für
7 Kongresse christlicher Führungskräfte Fellbach
1999
Teilnehmer 1.000 Teilnehmer
Kassel 2001
1.400
Hannover 2003 2.200 Nürnberg 2005 Leipzig 2007
2.500 3.500
Düsseldorf 2009
3.854
Nürnberg 2011
3.792
Der nächste Kongress:
Leipzig vom 17. bis 19. Januar 2013
angehende Führungskräfte sowie für Familienunternehmer. Am ersten Kongresstag wird zudem der „Preis für christliche Führungskräfte“ verliehen.
Prominente: Wirtschaft & Politik Zu den Referenten des kommenden Kongresses, der von der Evangelischen Nachrichtenagentur idea (Wetzlar) in Kooperation mit der Firma „tempus Akademie & Consulting“ (Giengen bei Ulm) veranstaltet wird, zählen neben Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) auch die erfolgreiche Unternehmerin Nicola Leibinger-Kammüller, Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) und der Extremsportler Joey Kelly. Getragen wird der Kongress von einer breiten Allianz aus Unternehmerverbänden – u. a. dem Arbeitskreis Evangelischer Unternehmer (AEU) und dem Bund Katholischer Unternehmer (BKU), Christen in der Wirtschaft (CiW), „Christen im Beruf“, Internationale Vereinigung Christlicher Geschäftsleute (IVCG), landes- und freikirchliche Organisationen. Schirmherr ist Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich. Kongressvorsitzender ist Pastor Horst Marquardt (Wetzlar), Vize ist Prof. Jörg Knoblauch (Giengen). P
b www.fuehrungskraeftekongress.de Kongressbüro: 06441 915132
NOTIERT Ägypten: Christen sind besorgt Verhalten bis besorgt haben Christen auf den Ausgang der Präsidentenwahl in Ägypten reagiert. Am 24. Juni hatte die Wahlkommission Mohammed Mursi zum Sieger der Stichwahl erklärt. Der Kandidat der religiös-konservativen Muslimbruderschaft hatte sich mit knapp 52 % der Stimmen durchgesetzt. In einer ersten Ansprache hatte Mursi erklärt, Präsident aller Ägypter sein zu wollen: „Muslime oder Christen, Männer oder Frauen, Alte oder Junge, ihr seid alle meine Familie.“ Zweifel daran hat der Bischof der koptisch-orthodoxen Christen in Deutschland, Anba Damian (Höxter), geäußert. Die Kopten stellen etwa 10 % der Ägypter. Wie er idea sagte, herrsche unter den Christen wie auch unter gemäßigten Muslimen in Ägypten nach dem Wahlausgang eine „deprimierte Stimmung“. Die Muslimbrüder hätten deutlich gemacht, einen streng islamischen Staat durchsetzen zu wollen, in dem der Islam die einzig legitime Religion sei. Damian: „Auch wenn das Mubarak-Regime nicht überall beliebt war, garantierte es Minderheiten zumindest eine gewisse Stabilität und setzte radikalen Gruppierungen wie der Muslimbruderschaft Grenzen.“
Iran: „Gefangener des Monats Januar“ wurde freigelassen Der iranische Hauskirchen-Pastor Mehdi „Petros“ Foroutan ist aus der Haft im Iran entlassen worden. Das berichtete der kanadische Zweig der „Hilfsaktion Märtyrerkirche“ (Mississauga/Provinz Ontario). Er war seit März 2011 inhaftiert. Ihm wurden Vergehen gegen die nationale Sicherheit vorgeworfen, weil er unter Muslimen missioniert habe. Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) und die Evangelische Nachrichtenagentur idea hatten Foroutan im Januar als „Gefangenen des Monats“ benannt und dazu aufgerufen, in Briefen an die iranische Führung seine Freilassung zu fordern. Von den 74,2 Millionen Einwohnern Irans sind 99 % Muslime. Die Zahl der Konvertiten zum christlichen Glauben wird auf 250.000 geschätzt. Ferner gibt es bis zu 150.000 meist orthodoxe armenische und assyrische Christen. 26.2012
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USA: Erstmals führt ein Schwarzer die größte protestantische Kirche BAPTISTEN Die theologisch konservativen Südlichen Baptisten erlebten ein historisches Ereignis
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inmütig wählten die rund 7.700 Delegierten des knapp 16 Millionen Mitglieder zählenden Bundes der Südlichen Baptisten in New Orleans den 55-jährigen dortigen Pastor Fred Luter zu ihrem Präsidenten. Das Ereignis wird als historisch angesehen, da sich die überwiegend aus Weißen bestehende Kirche damit von der Last ihrer von Rassentrennung geprägten Geschichte verabschiedet. Die Kirche entstand 1845 aus einer Abspaltung von den nördlichen Baptisten. Ursache war ein Streit um die Sklaverei, die die Baptisten in den Südstaaten beibehalten wollten. Erst vor rund 20 Jahren bat die Kirche offiziell um Vergebung dafür, dass sie lange den Rassismus gebilligt habe. Die meisten schwarzen Baptisten in den USA versammeln sich in eigenen Kirchen. Bei einer Umfrage im Mai erklärten 86 % der Pastoren der Südlichen Baptisten, dass es ihrer Kirche guttue, wenn ein Schwarzer an der Spitze stünde. Luter tritt die Nachfolge von Bryant Wright an, der nach zwei Jahren turnusgemäß aus dem Amt ausschied. Der neue Präsident hat in seiner Gemeinde
eine ungewöhnliche Entwicklung erlebt. 1986 war der frühere Straßenprediger an eine Baptistengemeinde in New Orleans berufen worden. Sie zählte damals 86 Mitglieder. Bis 2005 wuchs sie auf 7.000 Gottesdienstbesucher an. Dann zerstörte die Überschwemmung nach dem Wirbelsturm Katrina einen Großteil der Stadt und auch die Gemeinde. Zahlreiche Gemeindemitglieder wurden obdachlos und verließen die Stadt. Drei Jahre später wurde die Gemeinde, die sich stark in der Nachbarschaft engagierte, neu eröffnet. Heute hat sie rund 5.000 Gottesdienstbesucher.
Präsident: Schäme mich für die USA Luter wurde als 21-Jähriger nach einem schweren Motorradunfall Christ. In seiner Predigt vor der Jahreskonferenz sagte er: „Ich habe keinen Zweifel, dass wirkliche Veränderung in unserem Leben, in unserer Gesellschaft und in unserer Welt mit dem Evangelium unseres Herrn und Heilands Jesus Christus beginnt.“ Gleichzeitig gebe es vieles in Kirche und Welt, dessen er sich schäme – etwa der hohen Zahl der
Fred Luter und sein Vorgänger Bryant Wright
im Mutterleib getöteten Babys, des Fortbestehens von Rassismus in den USA, der kleinlichen Streitereien unter Christen, des Egoismus der Politiker, der hohen Scheidungsrate unter Christen, der Kinderpornografie und der Pastoren, die nicht das leben, was sie predigen. Der theologisch konservativ geführte Bund der Südlichen Baptisten hat in den vergangenen fünf Jahren Mitglieder verloren; zuvor war er jahrzehntelang gewachsen. Binnen eines Jahres büßte die Kirche knapp 1 % ein. Baptisten lehnen die Säuglingstaufe als unbiblisch ab und praktizieren nur die Glaubenstaufe, bei der sich der Täufling zu Jesus Christus bekennt. P CHINA
GEFANGENER DES MONATS JULI
Fotos: dpa; PR
Mutiger Christ verurteilt
LAOS
HANOI HAUPTSTADT
VIETNAM Phan Ngoc Tuan kritisierte die religiöse Diskriminierung.
Phan Ngoc Tuan
Als „Gefangenen des Monats Juli“ haben die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) und idea den Christen Phan Ngoc Tuan in Vietnam benannt und zu seiner Unterstützung aufgerufen. Das Mitglied einer lutherischen Hauskirche wurde am 6. Juni zu 5 Jahren Haft verurteilt. Die Justiz wirft ihm „Propaganda gegen den sozialistischen Staat“ vor. Der Prozess vor dem Volksgerichtshof der zentralvietnamesischen Provinz Ninh Thuan fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit und ohne Rechtsbeistand für den Angeklagten statt. Der 1959 geborene Phan Ngoc Tuan wurde am 10. August 2011 in Ho-Chi-
Vietnam wurden in den Region vergangenen Monaten KAMBODSCHA Ninh Thuan wiederholt Christen zu Ho-Chi-Minh-Stadt mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Von den knapp 89 Millionen Einwohnern sind 52,5 % Buddhisten, 23,3 % Nicht-Religiöse und 9,4 % Christen. P
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Minh-Stadt (früher Saigon) verhaftet. Auf Flugblättern, Transparenten und Videos im Internet hatte er sich u. a. gegen eine Diskriminierung von Religionsgemeinschaften gewandt. Petitionen schickte er an vietnamesische Behörden, ausländische Botschaften und den Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen. Diese Aktivitäten sind durch den Internationalen Pakt über Politische und Bürgerliche Rechte geschützt, die auch Vietnam unterzeichnet hat. Die IGFM und idea rufen dazu auf, die vietnamesische Regierung aufzufordern, das Recht auf Meinungs- und Religionsfreiheit zu respektieren und den Christen freizulassen. In
VIE TNAM
Hier kann man um die Freilassung bitten: Ministerpräsident Nguyen Tan Dung via Botschaft der Sozialistischen Republik Vietnam, S. E. Botschafter Hoa Binh Do Elsenstraße 3 • 12435 Berlin • info@ vietnambotschaft.org • Fax: 030 53630200
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Die Psalmen: Kein Buch der Bibel ist so ungewöhnlich PSALMEN Das Buch der Psalmen ist ein ungewöhnliches
Er soll viele Psalmen gedichtet haben: König David mit seiner Harfe (wie ihn Matej Metlikovic aus Laibach 1996 sah)
Buch. In 150 Gebeten beschreibt es höchst gegensätzliche Gefühle: Freude und Anfechtung, Jubel und Rachewünsche. Was haben uns die Psalmen heute zu sagen? Darüber sprach Karsten Huhn mit dem Psalmen-Experten Pfarrer Beat Weber.
Herr Pfarrer Weber, das Buch der Psalmen ist ein seltsames Buch. Warum? Weil es so gegensätzlich ist: In den Psalmen wird gelobt, gejauchzt und gejubelt und dann wieder geseufzt und gezweifelt. So ist das Leben! Diese Gegensätzlichkeit findet sich auch im Neuen Testament: Christen sind in der Welt, aber nicht von der Welt (Johannes 17,12.16). Auf der einen Seite wissen wir von unserer Heimat im Himmel mit ihrem Jauchzen und Jubeln, zugleich leben wir aber auf dieser Erde mit ihrem Seufzen. Das Leben besteht eben nicht nur aus Lobpreis. Interessanterweise gibt es im Verlauf der 150 Psalmen aber eine Entwicklung von der Klage hin zum Lobpreis. Am Anfang des Psalmenbuches dominieren die Klagepsalmen; im Laufe des Buches wird der Ton immer heller, bis er im Schlussakkord des 150. Psalms gipfelt: „Alles, was Odem hat, lobe den Herrn!“ Das hebräische Wort Psalmen bedeutet „Lobgesänge“. Dabei sind mehr als die Hälfte der Psalmen Klagelieder. Warum wird in den Psalmen so viel gejammert? Entscheidend ist eben das letzte Wort – und das ist das Lob Gottes. Aber es ist sehr menschlich, dass Klagen und Bitten dominieren. Die Psalmenbeter jammern aber nicht, sondern sie klagen. Was ist der Unterschied? Die Klage wendet sich an Gott als Adressaten – und wir können alles, was uns bewegt, ins Gebet nehmen. Dagegen dreht sich das Jammern um sich selbst: Man kann eben nicht „zu Gott jammern“. Zu den Psalmen gehören auch Rachewünsche. Zum Beispiel betet David mit Blick auf seine Feinde: „O Gott, zerbrich ihnen die Zähne im Maul“ (Psalm 58,6). Dürfen wir so beten?
„Zerbrich ihnen die Zähne im Maul“ Ja, man darf – in bestimmten Situationen! Erstaunlicherweise nehmen heute manche Psychotherapeuten solche Psalmworte in ihre Behandlung auf. Es ist wichtig, Ungerechtigkeit nicht einfach unter den Tisch fallenzulassen, sondern aussprechen zu dürfen. Gott ist eben nicht nur der Gott der Liebe, sondern auch der Gerechtigkeit. Und wenn wir Gerechtigkeit nicht selbst wiederherstellen können, dann wird sie eben Gott anempfohlen. Das ist besser, als Selbstjustiz zu üben. Wohl am drastischsten formuliert es Psalm 137,8–9: „Tochter Babel, du Verwüsterin! Wohl dem, der dir vergilt, was du uns angetan hast! Wohl dem, der deine Kinder nimmt und sie am Fels zerschmettert!“ Das klingt schrecklich, und ich will es auch nicht schönreden. Hintergrund ist die gewaltsame Eroberung und Deportation Israels nach Babylon. Im Buch der Klagelieder ist beschrieben, dass die Not so groß war, dass Israels Mütter sogar ihre eigenen Kinder kochten (Klagelieder 4,10). Nur wenn man diese Situation vor Augen hat, wird ein solcher Wunsch vielleicht verständlich. Dieses Bibelwort lässt sich nicht in unsere Friedenszeit in Europa übertragen. Wenn wir aber selbst Krieg und Gräueltaten erleben müssen, kann dieser Psalm für uns eine neue Bedeutung erlangen. In Gottesdiensten werden oft nur die angenehmen Psalmverse zitiert. Die anstößigen Worte lässt man gerne weg. Psalm 139 ist ein Beispiel dafür. Sehr beliebt ist Vers 5: „Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir.“ Seltener hört man von den Versen, die am Ende folgen: „Ach Gott, dass du tötetest die Gottlosen, und dass doch die Blutgierigen von mir weichen müssten!“ (Vers 19). ideaSpektrum 26.2012
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Wir sollten die Psalmen aber nicht beschneiden, sondern auch in ihren dunklen Seiten zur Geltung kommen lassen.
Nichts zitiert Jesus häufiger als die Psalmen Dann gibt es wiederum ganz sanfte Psalmen: „Meine Seele ist stille zu Gott, der mir hilft. Er ist mein Fels und mein Heil, meine hohe Burg“ (Psalm 62,1–2). So wie man sich damals bei Bedrohungen in eine Felskluft oder in die Sicherheit einer Burg flüchtete, finden wir bei Gott Zuflucht. Die Bibel beschreibt Gott in Bildern, die tiefer in uns einsinken, als es abstrakte Begriffe wie „Sicherheit“ und „Beständigkeit“ vermögen. Wir verstehen solche Bilder intuitiv, selbst wenn in unserer Kultur Felsen, Burgen oder auch Hirten keine große Rolle mehr spielen. Was auffällig ist: Kein Buch wird von Jesus Christus und den Autoren des Neuen Testaments häufiger zitiert als die Psalmen. Vor allem mit den „Königspsalmen“ (Psalm 2; 110 u. a.) verband sich die Hoffnung auf den kommenden Messias. Das Warten auf einen größeren König als David – also auf den Messias – kam nicht aus dem luftleeren Raum, sondern hat sich über Jahrhunderte aufgebaut. Diese Psalmen sind Jesus wie auf den Leib geschneidert. Jesus hat die Psalmen intensiv gebetet, etwa das berühmte Wort am Kreuz: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen“ (Matthäus 27,46 aus Psalm 22,1). Der Psalm geht weiter mit den Worten: „Ich heule; aber meine Hilfe ist ferne …“ Viele Ausleger gehen davon aus, dass Jesus den ganzen Psalm 22 gebetet und Matthäus nur den Anfang zitiert hat. In der Mitte wendet sich dieser Psalm dann zum Dank: „Dich will ich preisen in der großen Gemeinde … Es werden gedenken und sich zum Herrn bekehren aller Welt Enden und vor ihm anbeten alle Geschlechter der Heiden.“ Damit lassen sich auch die Folgen von Jesu Erlösungstat am Kreuz beschreiben.
Foto: privat
Ein geistlicher Reiseführer Danach folgt Psalm 23, der mit Abstand bekannteste Psalm: „Der Herr ist mein Hirte“. Die Zusammenstellung der Psalmen ist nicht zufällig. Die Psalmen sind eben keine Loseblattsammlung oder ein Telefonbuch, das man ja auch nur selektiv liest. Vielmehr ähneln sie einem Stationenweg, einem spirituellen Reiseführer. Um die Zusammenhänge wahrzunehmen, sollte man die Psalmen deshalb nicht nur einzeln lesen, sondern auch als ganzes Buch. Ich empfehle deshalb, immer mehrere Psalmen hintereinander zu lesen. Aber wer liest heute schon noch die Psalmen? Der Schriftsteller Heinz Piontek (1925–2003) schrieb dazu: „Ich bin ziemlich sicher, dass heutzutage außer unseren Geistlichen nur noch wenige in den Psalmen des Alten Testaments lesen. Ein paar Bibeltreue wahrscheinlich, einige kranke alte Menschen, vielleicht auch ein junger Dichter, der bei Bertolt Brecht (1898– 1956) gelernt hat, wie gut Martin Luthers (1483–1546) kräf-
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tiges oder fein gestimmtes Deutsch in unserer Zeit noch zu gebrauchen ist …“ Ich hoffe, dass er unrecht hat! Ich vermute, dass von den 66 Büchern der Bibel das Psalmenbuch noch immer zu den meistgelesenen gehört. Zudem sind die Psalmen auch in vielen Kirchenliedern präsent.
Was uns die Psalmen nützen Was habe ich davon, wenn ich die Psalmen lese? Das ist eine typisch moderne Frage. Die Psalmen sind beglaubigte Gebete, die mich mit Gott in Beziehung bringen. Luther bezeichnete die Psalmen auch als „kleine Bibel“, das heißt, sie enthalten eigentlich bereits alles, was in der Bibel vorkommt: Klage und Lobpreis, Geschichte und Weisheit. Die Psalmen sind Worte, die seit Jahrhunderten gebetet und von Gott erhört wurden. Zugleich sind sie Gottes Wort: Ich kann mit Gottes eigenen Worten zu ihm beten. Das klingt verrückt! Das empfand auch Dietrich Bonhoeffer (1906–1945) so. Er schrieb dazu: „Es ist zunächst etwas sehr Verwunderliches, dass es in der Bibel ein Gebetbuch gibt. Die Heilige Schrift ist doch Gottes Wort an uns. Gebete aber sind Menschenworte. Wie kommen sie daher in die Bibel? Wir dürfen uns nicht irremachen lassen: Die Bibel ist Gottes Wort, auch in den Psalmen … Wir begreifen es nur, wenn wir daran denken, dass wir das rechte Beten allein von Jesus Christus lernen können, dass es also das Wort des Sohnes Gottes, der mit uns Menschen lebt, an Gott den Vater ist, der in der Ewigkeit lebt. Jesus Christus hat alle Not, alle Freude, allen Dank und alle Hoffnung der Menschen vor Gott gebracht. In seinem Munde wird das Menschenwort zum Gotteswort, und wenn wir sein Gebet mitbeten, wird wiederum das Gotteswort zum Menschenwort. So sind alle Gebete der Bibel solche Gebete, die wir mit Jesus Christus zusammen beten, in die er uns hineinnimmt und durch die er uns vor Gottes Angesicht trägt – oder es werden keine rechten Gebete; denn nur in und mit Jesus Christus können wir recht beten.“
Wo ist Gott in der Not? In den Psalmen werden Gott viele Fragen gestellt, aber nicht beantwortet, zum Beispiel Psalm 10,1: „Warum stehst du so ferne, verbirgst dich zur Zeit der Not?“ Zum Glück muss ich diese Frage nicht beantworten! Sie ist an Gott gerichtet und nicht an mich als Ausleger. Das Leben bringt viele für uns nicht beantwortbare Fragen mit sich – und wo sollen wir sie sonst unterbringen, wenn nicht bei Gott? O Beat Weber ist Pfarrer der Evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Linden im Kanton Bern (Schweiz). In einem dreibändigen Werkbuch zu den Psalmen hat er über die Theologie des Psalters geschrieben. Dafür erhielt er 2011 den Johann-Tobias-Beck-Preis der Arbeitsgemeinschaft für evangelikale Theologie.
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Aber welche Antwort gibt Gott? Leider geben die Psalmen nur die eine Seite des Dialogs wieder. Welche Antwort Gott auf die Fragen gibt, erfahren wir in den Psalmen in der Regel nicht. Aber genau das macht die Psalmen auch so authentisch: Wir machen doch auch selbst die Erfahrung, dass Gott uns manchmal ferne steht und sich angesichts unseres Leids verbirgt. Die Psalmen beschönigen das nicht. Manchmal stehen die Psalmen in großer Schroffheit da, am schlimmsten vielleicht in Psalm 88, in dem fast gar kein Licht mehr ist. Darin heißt es: „Ich liege verlassen wie die Erschlagenen, die im Grabe liegen, deren du nicht mehr gedenkst und die von deiner Hand abgesondert sind. Du hast mich in die Grube hinuntergelegt, in die Finsternis und in die Tiefe.“ Das Schlimmste ist nicht, wenn Gott als abwesend erfahren wird – sondern wenn ich aufhöre, mit Gott zu reden. Solange wir uns noch an Gott wenden und mit unserer Klage nicht verstummen, besteht Hoffnung! Erst das Verstummen führt in die Gottlosigkeit. Martin Luther bezeichnete die Psalmen auch als „kleine Bibel“, weil sie alles bereits enthalte, was in der ganzen Bibel vorkomme.
Für Dietrich Bonhoeffer (1906–1945) ist die ganze Bibel Gottes Wort – auch in den Psalmen, die er als Gebetbuch charakterisierte.
Es gibt keinen dritten Weg Eine andere offene Frage lautet: „Herr, wie lange sollen die Gottlosen noch prahlen?“ (Psalm 94,3). Ich kenne die Antwort nicht – aber Psalm 73,16–19 spricht gegenüber den Gottlosen, denen es scheinbar gutgeht, eine Warnung aus: „Ich dachte darüber nach, um es zu verstehen; aber es schien mir vergebliche Mühe zu sein, bis ich in das Heiligtum Gottes ging und auf ihr Ende achtete. Du setzt sie auf schlüpfrigen Boden; du lässt sie fallen, dass sie in Trümmer sinken. Wie geschah das so plötzlich und entsetzlich! Sie gingen unter und nahmen ein Ende mit Schrecken.“ Zugleich heißt es in dem Psalm: „Mir aber ist die Nähe Gottes köstlich; ich habe Gott, den Herrn, zu meiner Zuflucht gemacht“ (Psalm 72,28). Die anderen kommen um, man selbst wird gerettet – ist das nicht Schwarz-Weiß-Denken? Das ist keine Besonderheit der Psalmen. Es findet sich auch bei Jesus. Er spricht in der Bergpredigt vom „schmalen Weg“ zum ewigen Leben und vom „breiten Weg“, der ins Verderben führt (Matthäus 7,13–14). Einen dritten Weg kennt die Bibel nicht. Ich finde diese Vorstellung zutiefst beunruhigend. Keiner kommt ja aus Versehen oder aus Unwissenheit auf den Weg des Verderbens. Aber wer sich dafür entscheidet, ohne Gott zu leben, wird auch die Konsequenz dafür zu
tragen haben. Beunruhigend fände ich es, wenn jemand bei seinen gottlosen Taten bleibt und am Ende dafür auch noch belohnt würde. Eine der schwierigsten Menschheitsfragen überhaupt steht in Psalm 8,4: „Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst?“ Hier liefert der Psalm ausnahmsweise eine Antwort gleich mit: „Du hast ihn wenig niedriger gemacht denn Gott, und mit Ehre und Schmuck hast du ihn gekrönt“ – eine Anspielung auf die Gottesebenbildlichkeit des Menschen in der Schöpfungsgeschichte. Das führt in dem Psalm aber nicht zur Selbstverherrlichung des Menschen, sondern zur Gottesverherrlichung: „Herr, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name in allen Landen!“ (Psalm 8,9).
Mit einem Bein im Himmel … Nur wenige Psalmen später dominiert plötzlich ein zutiefst pessimistisches Menschenbild: „Da ist keiner, der Gutes tut, auch nicht einer“ (Psalm 14,3). Wie passt das zusammen? Beides stimmt! Und dieser Zwiespalt zeigt die ganze Bandbreite des Menschseins: Mit einem Bein steht der Mensch im Himmel und ist nahezu gottgleich – mit dem anderen im Abgrund, und er verhält sich wie ein Teufel. In Psalm 24,3 heißt es: „Wer wird auf des Herrn Berg gehen, und wer wird stehen an seiner heiligen Stätte?“ Die Antwort: „Der unschuldige Hände hat und reines Herzens ist“. Dann müssen wir also alle draußen bleiben! Die Psalmisten wissen natürlich um die Schuld des Menschen. Um dennoch Zugang zum Tempel zu haben, brachte man deshalb zu Zeiten des Alten Bundes Gott Opfer dar. Seit dem Neuen Bund opfern wir nicht mehr selbst, sondern nehmen das Opfer Jesu in Anspruch, das er am Kreuz für uns vollbracht hat.
Nur so lassen sich die Psalmen verstehen Es handelte sich dabei um ein Menschenopfer. Das Bewusstsein dafür, dass man über eine Schuld nicht einfach hinwegsehen kann, sondern dass sie gesühnt werden muss, ist auch heute sehr gegenwärtig. Bei jedem Unfall, bei jeder Katastrophe und bei jedem Verbrechen fragen wir sofort: Wer hatte daran Schuld? Anstatt darüber einfach hinwegzusehen, beauftragen wir jedes Mal Unfallgutachter, Sachverständige oder Mordkommissare, um den Schuldigen zu ermitteln – und manchmal suchen wir uns dafür auch einen Sündenbock. Hier wird auch wieder die Beziehung zwischen den Psalmen und Jesus Christus klar: Nur wenn wir die Psalmen mit Blick auf Jesus Christus lesen, lassen sie sich in ihrer Tiefe verstehen. Vielen Dank für das Gespräch! P Beat Weber: Werkbuch Psalmen • 2 Bände • Kohlhammer 87 Euro bzw. 28 Euro / 44.90 SFr. • Werkbuch Psalmen III – Theologie und Spiritualität des Psalters und seiner Psalmen ISBN: 978-3170186767 • 28,90 Euro / 44.90 SFr.
Fotos: PR
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Familie Schroth (v. l.): Yael, Malkiel, Martin sowie Hadas – und ihr kleines Bauernhaus im Westjordanland, das aus einem Wohnwagen entstand
Der fromme Siedler von Sussia-Ost HEILIGES LAND Bundespräsident Joachim Gauck hat sich bei seiner Israelreise kritisch zum Siedlungsbau von Juden im palästinensischen Westjordanland geäußert. Für diese besonders überzeugten Juden gehört das Gebiet weiterhin zum jüdischen Staat. In Gaucks Kritik kann Martin Schroth einstimmen – aber aus einer ganz anderen Perspektive. Er hat dort gelebt – und große Ungerechtigkeiten erlebt. Seine Leidensgeschichte hat er idea-Redakteur Klaus Rösler erzählt.
JORDANIEN
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ÄGYPTEN
Fotos: idea/Rösler; privat
SYRIEN
Sieht so ein gebrochener Mann aus? Sonnenge- ger. Und er legt sich einen weiteren Namen zu: Jochanan bräunt mit Cowboyhut? Nein – und der 46-Jährige Martin Shareth. Joachanan bedeutet „Begnadigung“. Er scheint auch nicht verzweifelt zu sein, obwohl er absolviert den Wehrdienst in der israelischen Armee, dient vor den Ruinen seines bisherigen Lebens steht. Er ist ein bei der Polizei und studiert einige Semester Geschichte Kämpfer. Bis auf wenige Habseligkeiten in zwei Koffern hat und Philosophie. Unter seinen christlichen Glauben zieht er alles verloren. Aber er und seine Familie sind noch am er einen Strich. Doch Christen, die es ernst meinen, schätzt Leben. Auch das ist längst keine Selbstverständlichkeit er nach wie vor. nach seinen Erfahrungen im wilden Südosten Israels, wo recht haben und recht bekommen zweierlei sind. Martin Ein beruflicher Neuanfang mitten in der Wüste Schroth muss sich eine neue Zukunft suchen. Wieder im Zunächst lebt er im Norden Israels in der Nähe des Sees Heiligen Land? Er hofft es weiterhin, weil Gott – so ist er Genezareth. Dann zieht er weiter in den Süden – genauer gewiss – Gerechtigkeit liebt und sein Fall auch noch Gerich- gesagt: in die Wüste. Im Westjordanland betreiben Freunte in Israel beschäftigt. Seine Familie – das sind seine Frau de von ihm seit 1998 einen „kleinen“ Bauernhof. „Am Ende Yael und die in Israel geborenen zwei Kinder, die zweijäh- der Welt noch einmal rechts abbiegen“, sagt Jochanan rige Tochter Hadas und das Baby Malkiel. Vorübergehend scherzhaft. Außer einer steinigen Hügellandschaft gibt es wohnt die Familie in Bischofsheim in der Rhön. Sein Vater dort wirklich nichts. Die „Magen David Farm“ liegt rund ist Fritz Schroth, der bayerische Landessynodale und frü- 2 Kilometer östlich der jüdischen Siedlung Sussia. Nach here Leiter der „Christlichen Gästehäuser Hebron im Norden sind es rund 30 KiloHohe Rhön“. meter, zur Grenze nach Israel im Süden LIBANON Mittelmeer ebenfalls nur 2. Das Wort Farm klingt alDeutscher wird israelischer Staatsbürger lerdings etwas großspurig: Als er in die Arbeit einsteigt, steht auf dem rund 300 Worum geht es? 1988 – da ist er 22 – zieht Hektar großen Gelände nur ein alter es Martin Schroth nach Israel. Er macht klappriger Wohnwagen. Die Gegend ist sich auf Spurensuche. Sein Vorhaben: Er Westso karg, dass nur 70 Hektar bewirtschafmöchte der Wahrheit der Bibel auf den jordanland Gazatet werden können. Der Job ist echte KnoGrund gehen. Und er meint, dass er das streifen JERUSALEM chenarbeit. Und seine drei Freunde geben am besten dort kann, wo sich ein großer (Hauptstadt) Hebron aus unterschiedlichen Gründen auf. Doch Teil der Bibel zugetragen hat. Im Heiligen Sussia Land lernt er in einem Kibbuz – einer Jochanan Shareth bleibt. Er befreit die Fellandwirtschaftlichen Kollektivsiedlung – der von Steinen, sät Gerste aus. Er pflanzt ISRAEL die hebräische Sprache und beschäftigt Ölbäume, Weinreben und hält einige Rinsich mit dem jüdischen Glauben. Er wird der, Schafe, Ziegen und Hühner. Um fidadurch Jude und israelischer Staatsbürnanziell über die Runden zu kommen, O
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vermarktet er die meisten Produkte direkt – oder er veredelt sie: Er stellt Seifen, Parfüme und Shampoos her, Käse, Liköre und ätherische Öle. Er errichtet eine Werkstatt, ein Gewächshaus und baut den Wohnwagen zu einem kleinen Haus aus. Er kümmert sich auch um jüdische Jugendliche, die mit dem Leben nicht zurechtkommen. Bis zu 4 junge Männer zwischen 16 und 21 Jahren leben bei ihm – und finden wieder neuen Lebensmut. Was ihn antreibt, ist sein Glaube. Er will erleben, wenn es im Alten Testament von Gott heißt (Jesaja 41,18 ff.): „Ich will Wasserbäche auf den Höhen öffnen und Quellen mitten auf den Feldern ... Ich will in der Wüste wachsen lassen Zedern, Akazien, Myrten und Ölbäume … damit man zugleich sehe und erkenne: Des Herrn Hand hat dies getan.“ Um Gott die Ehre zu geben, ziert er das Tor zu seinem Grundstück mit dem hebräischen Schriftzeichen für Gott.
„Kein Palästinenser will da leben“ Doch darf er als Israeli überhaupt mitten im Gebiet der Palästinensischen Autonomiebehörde siedeln? Er sieht da keine Probleme. Seit dem Sieg der Israelis im „Sechstagekrieg“ im Juni 1967 hat Jordanien jeden Anspruch auf das Westjordanland aufgegeben. Für das Gebiet seiner Farm hat es nie jemanden gegeben, der Besitzansprüche geäußert hätte. „Kein Palästinenser will da leben oder arbeiten“, ist sich Shareth sicher. Aus jüdischer Sicht ist die Farm ohnehin legal: Der damalige Ministerpräsident Ehud Barak geneh-
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migte sie 1999 offiziell als Viehhof. Daraufhin teerte die zuständige Behörde die Straße zum Hof und verlegte eine Strom- und Wasserleitung. Und nicht nur das: Der deutsche Siedler findet heraus, dass auf einem Teil seines Landes 18 sehr seltene Pflanzen wachsen, die zum Teil als ausgestorben galten. Weil er gute Kontakte zur Ben-Gurion-Universität in Jerusalem hat – er ist mit einem Wissenschaftler dort befreundet –, wird ein Teil des Landes daraufhin unter Naturschutz gestellt. Doch die Umsetzung gelingt nur teilweise, da dafür ein Kabinettsentscheid benötigt wird, der aber nie erfolgt. Sein privates Glück wird nahezu vollkommen, als eine aus Südafrika eingewanderte Frau sich die Farm anschauen will: Sie möchte sich über die Wüstenpionierarbeit informieren. Damit sie gleich den richtigen Eindruck von der Arbeit erhält, holt Shareth sie mit seinem Traktor von der Bushaltestelle ab. Die beiden verlieben sich und heiraten schließlich. Und doch gibt es kein Happy End – denn sie werden von ihrem Hof vertrieben. Warum?
Sächsische Israelfreunde als Nazis beschimpft Als 4 jüdische Jugendliche aus Sussia eine 75-jährige Palästinenserin krankenhausreif schlagen, mischt sich Shareth ein und protestiert öffentlich. Er informiert die Polizei – doch die stellt nicht einmal Ermittlungen an. Er weiß, dass Angehörige der Familie des Landrates in den Vorfall verwickelt sind. Es stößt den übrigen Siedlern auch sauer auf, dass der deutsche Jude sich offenbar mit den Palästinensern
idea Fernseh- und Hörfunk-Tipps
30. Juni – 6. Juli
FERNSEHEN Sonnabend, 30. Juni
Sonntag, 1. Juli
18.02–18.30 Doku: Das beliebte jüdische Café Bleiberg in Berlin
9.30–10.15 Ev. Gottesdienst: Christuszentrum Arche in Elmshorn
11.00–12.00 ERF 1 Ev. Gottesdienst: St.-NikolaiKirche in Neuendettelsau
20.15–22.15 Sehenswerter Spielfilm aus Afrika: „Tief verwurzelt“
9.30–10.00 Das 4. Arche-TV: Gottesdienst mit Pastor Christian Wegert
11.15–12.00 Bibelkunde mit Joachim Cochlovius: Kain und Abel
21.00–22.00 ERF 1 10.00–11.00 17.45–18.15 Abschlusskonzert des 44. Sternstunde Religion: Faulsein! Fenster zum Sonntag: Landesposaunentags in Ulm Anleitung zum Müssiggang „Aus Vernunft wurde Liebe“
Montag, 2. Juli
Donnerstag, 5. Juli
22.00–22.30 Gespräch mit Autor & Motivations-Coach David Kadel über seine „Fußball-Bibel“
16.15–17.15 ERF 1 „beziehungsWEISE Liebe“ – Die Pfingstjugendkonferenz 2012 in Siegen
Dienstag, 3. Juli
20.15–21.00 Doku: Das „heilige“ Jerusalem
22.45–0.00 Doku: Warum spenden Superreiche Milliarden für wohltätige Zwecke?
22.35–23.00 „Nah dran“: Wie gehen Soldaten mit ihrer Angst um?
HÖRFUNK Sonnabend, 30. Juni
Sonntag, 1. Juli
20.05–22.00 Johann S. Bach und die weltberühmte Orgel von Alexander Schuke im Dom zu Bardowick bei Hamburg
8.05–8.30 Reihe „Sinnsucher“: Lässt sich Glauben lernen? (BR 2: 8.30 Uhr; HR2: 11.30 Uhr; SWR2/NDRinfo: 12.05 Uhr)
21.00–22.00 ERF Plus „Es ist das Heil uns kommen her“: Lieder aus der Reformationszeit
Mittwoch, 4. Juli 8.35–8.50 Andacht: „Das Leben als Existenz auf der Grenze“
10.00–11.00 ERF Plus Ev. Gottesdienst: St.-NikolaiKirche in Neuendettelsau
8.40–9.00 10.00–11.00 „Glaubenssachen“: Was die Ev. Gottesdienst: Gemeinde8.30–9.00 Kirche künftig können muss zentrum Mittelstraße in Bonn Ev. Perspektiven: „Jugendar(auch: NDRinfo, RBBkultur) 10.00–11.00 beit zwischen gottlosem Gottesdienst aus der Ev.-Luth. 10.35–11.00 Christentum & Spiritainment“ f i Christuskirche Bremerhaven Evangelische Morgenfeier
13.30–14.00 Musiktag für Kinder: Jiddische Lieder erzählen vom Leben auf dem Dorf, von Liebe & Leid und von Verfolgung Donnerstag, 5. Juli 20.00–20.30 ERF Plus „Brennpunkt Nahost“ mit Johannes Gerloff
Wer reagieren möchte, kann dies unter folgenden Rufnummern tun: ARD: 089/5900-3344 | Bibel.TV: 040/4450660 | Das Vierte: 0180/5843783 Deutschlandfunk und Deutschlandradio: 0221/345-1831 | DRS 2: (0)848/808080 | ERF: 06441/957-0 | HR (TV): 069/1555111 | Kabel 1: 0180/5011150 KiKa: 0180/2151514 | Luth. Stunde: 04264/2436 | MDR: 0341/300-5401 | NDR: 0511/988-2393 | Phoenix: 0180/28213 | RBB: 030/97993-2171 SF 2: (0)62/2059050 | SR 2: (0)681/6022222 | SWR: 07221/929-0 | WDR (Radio): 0221/5678-333 | WDR (TV): 0221/5678888 | ZDF: 06131/7012164
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Schroths Acker: Das ist in der Wüste eine steinige Angelegenheit
Neben Rindern züchtete Schroth auch Hühner und Ziegen.
gut versteht. Als Beleg reicht es ihnen, dass er überhaupt mit ihnen spricht – „das tut man nicht“. Und man gönnt ihm auch seinen bescheidenen wirtschaftlichen Erfolg nicht. Immer wieder wird er wegen seiner deutschen Herkunft als „Nazi“ beschimpft, der nur gekommen sei, „um die Arbeit von Auschwitz zu vollenden“. Dabei ist Shareth ja längst Jude und israelischer Staatsbürger. Die Siedler schrecken sogar nicht davor zurück, Besucher der Farm zu verunglimpfen. Als einmal eine Gruppe der Sächsischen Israelfreunde vorbeischaut, wird sie mit Rufen wie „Haut ab, ihr Nazis!“ empfangen – dabei setzen sich die Christen aus Sachsen mehr als viele andere für Israel ein. Shareth stellt Strafantrag – aber niemand verfolgt die Sache.
Gegenseite von über 3.000 Euro bezahlen. Und er wird verurteilt, innerhalb eines Monats den Hof zu verlassen! Als die Siedler ihn und seine Familie immer wieder bedrohen, erklären palästinensische – muslimische – Nachbarn sich bereit, ihn aufzunehmen. Doch Shareth lehnt ab. Stattdessen schaltet er die Medien ein. Das Israelische Fernsehen und auch die renommierte Zeitung Haaretz berichten fair über den Fall. Doch es nützt nichts: Die Familie muss gehen. Ein großer Teil seines Besitzes wird beschlagnahmt. Seine Landmaschinen – einige sind Geschenke aus Deutschland – stellt er bei Freunden unter. Shareth versteht nicht, warum illegal errichtete Siedlungen in der Nähe, für die staatliche Abrissverfügungen vorliegen, weiterexistieren können, während ihm seine Lebensgrundlage geraubt wird – wo er doch über Papiere verfügt, die eindeutig zeigen, dass der Hof legal ist. Vom letzten Geld kauft er für seine Familie die Flugscheine nach Deutschland.
Siedler demolieren die Farm des Ex-Deutschen Schließlich eskaliert die Lage. Ein Trupp Siedler aus Sussia fährt am 3. September 2008 um kurz vor 6 Uhr vor. Die Männer kappen die Strom- und Wasserversorgung. Shareth erstattet erneut Strafanzeige – und wieder kümmert sich die Polizei um nichts. Fortan erzeugt er mit einem Generator seinen eigenen Strom und repariert die Wasserversorgung. Doch die Siedler werden immer dreister. Sie kommen vorbei und halten ihm eine geladene Pistole an die Schläfe: „Hau endlich ab!“ Sein Hund wird vergiftet. Shareth versucht, vor Gericht sein Recht durchzusetzen. Doch er verliert. Dem Gesetz nach steht es den Siedlern von Sussia frei zu entscheiden, wer zu ihnen gehört und wer nicht. Dass der Hof 1999 seinen damaligen Freunden offiziell zugesprochen wurde, interessiert nicht. Die Siedler behaupten stattdessen, dass Shareth erst seit 2006 auf dem Hof lebe, dass er die Strom- und Wasserleitung illegal verlegt und der Siedlung Sussia so großen Schaden zugefügt habe. Dass das Gericht ihnen folgt, erklärt sich Shareth damit, dass der Richter, der Landrat und der Vorsitzende des zuständigen Knesset-Ausschusses seit Jahrzehnten enge Wirtschaftsverbindungen nach Sussia haben – und zudem Nachbarn sind.
Vom letzten Geld kauft er die Flugscheine Fotos: privat
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Zeugen, die für ihn aussagen wollen, werden vom Gericht nicht zugelassen. Ein Luftbild dient dem Richter als eindeutiger Beweis über Eigentumsrecht – Katasteramtsauszüge werden vom Gericht dagegen nicht zugelassen. Shareth muss sogar die Gerichtskosten und Anwaltsgebühren der
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Mitleid mit den Tätern Hasst er nun die Siedler von Sussia? Nein, sagt er. Er hat nur Mitleid mit ihnen: „Dem Siedlerrat geht es nur darum, möglichst schnell möglichst viel Geld zu machen. Sie wollen Immobilien errichten und sie mit viel Gewinn verkaufen.“ Shareth weiß, dass dort, wo sein Hof steht, 250 Wohnungen errichtet werden sollen. Die Erstellung einer Wohnung kostet 30.000 Euro – der Verkauf bringt bis zu 157.000 Euro. Es ärgert ihn, dass sich diese meist jüdischen Siedler als „nationalreligiöse Elite“ verstehen, die das Land im biblischen Sinne „befreien“ wollen. Seiner Meinung nach gehört der Hügel mit der Farm weiterhin ihm. Und er will vom Ausland aus weiter versuchen, seine Rechte durchzusetzen.
Ein kleiner Sieg des nach Deutschland vertriebenen Juden Es gibt erste bescheidene Erfolge. Der religiöse rabbinische Gerichtshof in Jerusalem hat Shareth den Bauernhof zugesprochen. Doch das Jerusalemer Bezirksgericht will die Entscheidung nicht anerkennen. Zudem wurde ein weiterer Beschluss erlassen, nach dem kein gläubiger Jude mehr Geschäftsbeziehungen und Kontakte zum Gemeinderat in Sussia unterhalten darf, bis der Shareth seine Farm zurückgegeben hat. „Das ist ein moralischer Sieg für uns“, freut sich Shareth – auch wenn sich an der Faktenlage tatsächlich noch nichts geändert hat. Deshalb will er als nach Deutschland vertriebener Jude weiterkämpfen. P
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Warum unsere Gemeinde wächst GEMEINDEBAU Seit Jahren schrumpft die größte deutsche Freikirche, der Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (Baptisten- und Brüdergemeinden): Im Jahr 2000 zählte sie rund 86.000 Mitglieder, heute sind es nur noch etwa 82.200. Manche Gemeinden mussten sogar schließen. Doch es gibt auch wachsende Gemeinden – wie die in Kempten im Allgäu. Was ist ihr Erfolgsgeheimnis? Dazu ein Beitrag von Stefan Vatter, seit 2001 Hauptpastor und zudem seit Anfang des Jahres Sprecher der (charismatischen) Geistlichen Gemeinde-Erneuerung der Freikirche.
Das Leben in unserer Gemeinde ist bunt. Seit 30 Jahren befinden wir uns im Aufbruch: Wir haben eine dynamische Jugendarbeit, 25 Hauskreise, eine christliche Pfadfinder-Arbeit (die „Royal Rangers“), Kinderdienstgruppen; bei uns gibt es Aktivitäten für Senioren, mehrere Lobpreis-Teams, eine Abendbibelschule und verschiedene Projekte in der 62.000-Einwohner-Stadt Kempten. Im Jahr 1997 haben wir unser neues, 2.400 Quadratmeter großes Gemeindezentrum bezogen – mit einem großen Versammlungsraum für 600 Personen, einer Turnhalle, mehreren Kinder- und Jugendräumen, einem Bistro, einer Großküche, großem Foyer, Büroräumen. Der Bau war ein Wagnis und ein entscheidender Glaubensschritt für die gesamte Gemeinde: Seit dieser Zeit hat sich die Mitgliederzahl auf über 500 verdoppelt.
Lebendigkeit kann man nicht schaffen – nur fördern Häufig wird mir die Frage gestellt, auf welches Modell oder auf welche Strategie wir das Gemeindewachstum zurückführen. Doch darauf gibt es keine einfache Antwort. Konzepte vermitteln den gefährlichen Irrtum, dass Wachstum machbar sei. Sicher: Wir können schwungvolles Leben – wenn es denn da ist – fördern. Aber wir können es nicht hervorrufen! Die meisten Gemeinden – so meine Beobachtung – brauchen Impulse, wie sie überhaupt zu einem ansteckenden geistlichen Leben gelangen. Pulsierendes Leben einer Gemeinde ist Ausdruck einer von Gott gewirkten Lebens- und Beziehungskultur. Gott allein schenkt Zuwachs! Und doch können wir bei uns drei Wachstumsfaktoren erkennen, die vielleicht auch für andere Gemeinden hilfreich sind.
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1. Den Hammer ergreifen Ist mein Wort nicht wie ein Hammer, der Felsen zerschmeißt?, fragt Gott in seiner Rede wider die falschen Propheten (Jeremia 23,29). Gemeinde ist der Ort, an dem uns der Hammer Gottes treffen muss. Doch in vielen Gemeinden ist das Vertrauen in das Wort Gottes gebrochen. Predigten gleichen humanistisch-netten – aber harmlosen! – Reflexionen,
in die einige Bibelverse eingestreut werden. Ein das Leben verändernder Glaube oder missionarische Zugkraft können so nicht entstehen! Die Bibel darf nicht zum Trostbuch verkommen – denn sie ist weit mehr.
Dem Wort Gottes kindlich vertrauen Ein positives, kindliches Vertrauen in Gottes Wort halte ich für einen wichtigen Faktor unseres Gemeindewachstums. Fragen, die wir uns immer wieder im Blick auf die Bibel stellen, sind: Welche Worte der Bibel korrespondieren mit unserer Zeit? Wo ist die Heilige Schrift gerade jetzt für uns aktuell? In unserer Abendbibelschule behandeln wir Themen im Licht des Wortes Gottes, z. B.: Wie sollen wir leben in Ehe, Familie und Beruf? Welche Bedeutung haben die Gaben des Geistes für mein Leben? Außerdem sprechen wir über Leiterschaft oder Seelsorge und arbeiten biblische Texte durch. In unserer „ABC“-Lehrserie geben wir zentrale Themen schriftlich heraus; sie stehen auch im Internet zum Herunterladen bereit. Die Grundaussagen der Sonntagspredigt sind in einem Predigtmanuskript zusammengefasst, das nach dem Gottesdienst verteilt wird und ebenfalls online verfügbar ist. So kann die Predigt in den Hauskreisen vertieft werden. Zudem geben wir zu Jahresbeginn immer einen Bibelleseplan für die persönliche Lektüre heraus. Dutzende Menschen haben dadurch sichtbare Veränderungen im alltäglichen Leben erfahren! Besonders beeindruckt hat mich jüngst unsere Jugend: An einem Abend lasen Jugendliche Passagen aus der Bibel vor und erklärten, warum die Verse für sie wichtig sind und was sie mit ihrem Leben zu tun haben. Warum tun wir das alles? Weil wir der Überzeugung sind, dass eine Sonntagspredigt allein für eine gemeinsame Werteorientierung nicht ausreichend ist! Vielmehr ist eine gute biblische Lehre als solide Grundlage nötig, damit wir in der Gemeinde den Rücken zum Handeln frei haben – oder frei bekommen.
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2. Räume öffnen: Keine Angst vor dem Heiligen Geist Den Geist dämpft nicht, mahnt Paulus im 1. Thessalonicherbrief (5,19). Viele Menschen haben vor dem Wirken des Heiligen Geistes Angst, da er sich nicht an unser religiöses ideaSpektrum 26.2012
G E M E I N DE
Gottesdienst im Stadtpark von Kempten im Allgäu
System hält. Doch der Geist Gottes ist die wesentliche Kraft, die unsere Gemeinde davor bewahrt, in fromme Selbstgerechtigkeit zu verfallen! Gott will durch seinen Geist zu uns reden. Prophetische Worte tragen zum Wachstum der Gemeinde bei.
„Wirf dein Leben nicht weg. Ergreife meine Hand.“
Fotos: PR
In einem Weihnachtsgottesdienst kam eine Frau auf mich zu. Sie hatte den prophetischen Eindruck, dass unter uns jemand sei, der Selbstmordgedanken habe. Gott jedoch wolle ihm sagen: „Ich habe deine Not gesehen. Ich bin da. Wirf dein Leben nicht weg. Ergreife meine Hand.“ Würde die Weitergabe eines solchen Gedankens zum Ende unseres schönen Gottesdienstes nicht irritieren? Trotz dieses berechtigten Einwands entschlossen wir uns, den Eindruck weiterzugeben. Das Erstaunliche war, dass nach dem Gottesdienst tatsächlich eine Person auf uns zukam und bekannte, dass sie gemeint gewesen sei. Solche Wirkungsweisen des Heiligen Geistes rufen eine heilige Gottesfurcht hervor. Sie ist ein Wachstumsfaktor unserer Gemeinde.
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Baptistenpastor Stefan Vatter tauft im See.
3. „Herzenszucht“ – nicht Strategien Behüte dein Herz mit allem Fleiß, denn daraus quillt das Leben, lesen wir in den Sprüchen (4,23). Nicht nur das Herz eines einzelnen Christen, sondern auch das einer ganzen Gemeinde kann gefährdet sein. Ich weiß aus eigener Erfahrung und zahlreichen Gemeindeberatungen, dass sich eine Gemeinde immer wieder demütig an Jesus ausrichten muss. In Kempten jedenfalls benötigen wir stets aufs Neue seine Korrektur, um nicht vom Kurs abzukommen. Zu meinen, Jesus sei sowieso da, weil es sich ja um „seine“ Gemeinde handele, ist – wie wir den Sendschreiben in der Offenbarung (Kapitel 2 und 3) entnehmen können – eine fatale Fehleinschätzung. Wo Gemeinde nach den Maßstäben kultureller Prägung oder den Vorgaben der Postmoderne vorgeht, hat sie Jesus aus Herz und Augen verloren. Eine Gemeinde Jesu wird nicht durch Gemeindewachstums-Strategien belebt, sondern durch Begeisterung für Jesus Christus. Diese „Herzenszucht“ ist unverzichtbar! Lobpreis und Anbetung sind bei unseren Gottesdiensten daher sehr bedeutsam – hier findet immer wieder eine Art „Neukalibrierung“ unserer Herzen hin zu Jesus statt.
Damit Gemeinde zur Heimat wird
Nicht Gäste-, sondern „Jesus-freundliche“ Gottesdienste
Dem Geist Gottes Raum geben bedeutet auch, den Besuchern Entfaltung zu ermöglichen. Regelmäßig gibt es in unserem Gottesdienst Gelegenheit, etwas von dem weiterzugeben, was man persönlich mit Gott erlebt hat. Ich bin oft erstaunt, wie konkret Gott zu Einzelnen spricht und was er tut. Das ist durchaus ein Risiko, das wir aber bewusst eingehen. Außer getarnter Langeweile und gepflegter Bedeutungslosigkeit haben wir doch nichts zu verlieren! Und nach dem Gottesdienst geht kaum jemand sofort nach Hause – die meisten reden noch miteinander im Bistro, im Foyer oder in der Turnhalle. Hier findet Vernetzung statt. So wird die Gemeinde zu einer echten Heimat. Wer meint, allein mit Strukturen ein solches Gemeinschaftsgefühl hervorrufen zu können, hat nicht verstanden, wie das Leben in einer Gemeinde hervorbricht. Ich kann noch so lange ein Flussbett ausheben und Kanäle bauen: Wenn das Wasser nicht fließt, bleibt alles tot.
Wir streben „Jesus-freundliche“, aber nicht in erster Linie Gäste-freundliche oder Gemeinde-freundliche Gottesdienste an. Wo Gott wirkt, werden Menschen sowieso angezogen! Wir richten unsere Gemeinde aus nach seinem Gebot, Gott und die Menschen zu lieben (Matthäus 22,37), und nach seiner Beauftragung, das Evangelium in die Gesellschaft einzubringen (Matthäus 28,18 ff.). Was die Liebe zu Jesus und den Menschen nicht fördert – und was in der Gesellschaft Jesus nicht sichtbar werden lässt –, kann getrost in die Mülltonne geworfen werden. Besinnung auf das Wesentliche! Unnötiges Gepäck zurücklassen! Die wesentlichen Voraussetzungen für das Wachstum einer Gemeinde sind nicht ihre Größe, ihr Finanzvolumen oder ihr Bekanntheitsgrad, sondern ihre Beziehung zu Jesus, zu seinem Wort und zum Heiligen Geist. P
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b www.efg-kempten.de
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net F O R U M F Ü R J U N G E C H R I S T EN
In den Krallen des Schönheitswahns SCHÖNHEITSIDEAL Viele Jugendliche finden sich zu dick. In einer aktuellen Studie gaben 53 % der 15-jährigen Mädchen und 30 % der gleichaltrigen Jungen in Deutschland (Schweiz: 41 bzw. 22 %) an, Probleme mit ihrer Figur zu haben – obwohl sie objektiv betrachtet gar nicht übergewichtig sind! Als Ursache gilt vor allem das Schönheitsideal vieler Medien. Ein Beitrag von Anja Reumschüssel. ür die Studie der Universität Bielefeld unter Schirmherrschaft der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurden 200.000 Kinder und Jugendliche aus 39 Staaten in West- und Osteuropa sowie Nordamerika befragt. Das traurige Ergebnis: Die deutschen 15-Jährigen sind Spitzenreiter, wenn es um die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper geht. Die Schweizer Jugendlichen belegen zwar „nur“ Platz 20, trotzdem findet sich auch dort mehr als jedes dritte Mädchen zu dick. Grund für die hohen Zahlen ist vor allem der Vergleich, den die jungen Leute häufig mit Menschen ziehen, die für Glück und Erfolg stehen: Models, Musiker, Sportler. Die meisten Bilder von Stars zeigen makellose Gesichter und Körper – kein Wunder also, dass gerade junge Menschen an ihrem eigenen Körper ständig neue „Schönheitsfehler“ entdecken. Denn schlank oder muskulös zu sein, gilt als das Nonplusultra.
Wenn Medien Bilder manipulieren Makellose Haut, perfektes Dekolleté, volle Lippen und ein flacher Bauch: Die rundum perfekte Schönheit, wie die Werbung sie uns vorgaukelt, gibt es allerdings selten. In den Medien heißt das Schönheitselixier „digitale Bildbearbeitung“. Bei durchschnittlicher Nutzung von Fernsehen, Internet und Magazinen sehen wir bis zu 5.000 Mal wöchentlich manipulierte Fotos, schätzt die Psychoanalytikerin Susie Orbach, die das Buch „Schönheitswahn: Der Körper als Baustelle“ herausgegeben hat. Diese Bilder prägen uns – vor allem unterbewusst. Denn was wir in den Medien sehen, halten wir häufig für real. Gerade junge Menschen vergleichen sich mit diesem Schönheitsideal. Dass digital veränderte Bilder zu Depressionen und Magersucht führen können, hat in manchen Ländern sogar schon zu politischen Debatten geführt: In Frankreich wollten Abgeordnete retuschierte Fotos deutlich kennzeichnen lassen; in den USA
B e su cht uns au ch au f
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verbot die National Advertising Division (der Nationale Werberat) Ende 2011 ein Werbeplakat für Wimperntusche – das die 22-jährige Countrysängerin Taylor Swift mit digital „verbesserten“ Wimpern zeigte –, da die Darstellung irreführend sei.
Die natürliche Schönheit wirken lassen Dem Schönheitswahn zu entfliehen, ist nicht einfach. Doch wenn Übergewicht und „Schönheitsfehler“ nicht ein medizinisches Problem bei Dir darstellen, solltest Du lernen, Deine eigene, natürliche Schönheit wirken zu lassen! Und die kommt tatsächlich auch von innen. Wer zufrieden mit sich und seinem Leben ist, der strahlt nach außen, dessen Lachen steckt an und überschattet alles, was als körperlicher Makel gelten könnte. Ein täglicher, bejahender Blick in den Spiegel kann Dir helfen, Dein Selbstbild zu verändern. Gott hat Dich wunderbar geschaffen, in seinen Augen bist Du wertvoll – und schön!
Die Schönsten sind oft nicht die Glücklichsten Und vor allem: Macht die makellose Schönheit, wie sie die Medien uns präsentieren, denn wirklich glücklich? Gerade in der Modewelt berichten ehemalige Models immer wieder, wie viel innere Leere zurückbleibt, wenn die Scheinwerfer ausgehen. So ging es auch Jennifer Strickland. Sie war auf den größten Laufstegen der Welt von Tokio bis New York zu Hause, arbeitete für Giorgio Armani und drehte Werbespots für Mercedes. Doch glücklich wurde die US-Amerikanerin erst, als sie Christ wurde – und sie erkannte, dass wahre Schönheit mehr ist als ein makelloses Aussehen. P
b Zum Weiterlesen: Jennifer Strickland: „Bekenntnisse eines Topmodels“, 252 S., Gerth Medien, 14,99 € / 22.50 SFr, ISBN 978-3-86591-666-2
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DI E K LE I N E K A NZ E L
» Sofort streckte Jesus ihm die Hand hin und hielt ihn fest. «
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Hansjörg Leutwyler (Suhr bei Aarau) ist ab 1. Juli Geschäftsführer beim Missionsflugdienst MAF in der Schweiz.
Aus dem Evangelium des Matthäus 14,31
Foto: privat
Vom Geheimnis des Wasserläufers Da sitzt er, der Wasserläufer. Die Oberflächenspannung des Wassers lässt ihn da laufen, wo es mir nicht möglich ist: auf dem Wasser. An unserem kleinen Dorfweiher ist es ruhig. Die Sonne lässt ihre letzten Strahlen durch die Buchenzweige auf das Wasser scheinen. Dann bricht die Abenddämmerung herein. Außer dem Gesang einer Amsel und einer Mönchsgrasmücke ist es still. Idylle pur. So könnte es damals in etwa gewesen sein: Jesus Christus sucht nach der Speisung der 5.000 in den Abendstunden die Stille. Er betet zu seinem himmlischen Vater. Ob er für seine Freunde einsteht? Denn sie kämpfen gleichzeitig mit aller Kraft gegen einen Sturm. In dieser dunklen Nacht den See zu überqueren, ist nicht ihre Idee gewesen: Jesus hatte sie zum Rudern geschickt. Es ist ein Auftrag Gottes! Aber, wo ist denn Jesus inmitten des Sturms? Im Gebet.
Gegen 3 Uhr morgens kommt Jesus auf dem Wasser auf sie zugelaufen, mitten im Sturm. „Ein Gespenst!“, schreien die Jünger entsetzt. Dann gibt Jesus sich als ihr Meister zu erkennen. „Herr, wenn du es bist, befiehl mir, auf dem Wasser zu dir zu kommen!“ Nach 7 Stunden zunehmend verzweifelten Ruderns sucht Petrus nicht etwa die Erlösung vom Sturm – er sucht Jesus! Denn er weiß: Leben ist mehr als ruhiges Navigieren in stillen Wassern. Er ist bereit, sich auf den Weg zu neuen Ufern zu machen und dafür sein vertrautes Boot zu verlassen. Und das nicht etwa im Übermut oder durch übersteigertes Selbstvertrauen – erst auf Jesu Bestätigung hin traut Petrus sich aufs Wasser. Er wird zum Wasserläufer und erfährt: Selbst wenn ich den Fokus verliere, Jesus hält mich fest. Immer! Den Sturm lässt er zu – aber das Sinken nicht. P
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PORTRÄT
Der Werbefritze SLOGANS FÜR GOTT Der Berliner Werbefachmann Eberhard Koll wirbt vor allem für gemeinnützige Organisationen, darunter auch christliche Werke. Ein Porträt von Karsten Huhn.
War König David ein Hallodri? Vor 10 Jahren machte sich Koll mit der Agentur „kollundkollegen“ selbstständig. Heute sagt er: „Ich bin mit guten Kunden gesegnet.“ Er hat sich spezialisiert auf gemeinnützige Organisationen wie das Kinderhilfswerk Unicef und christliche Unternehmen wie World Vision oder das „Bibelmobil“. Der u. a. von der Deutschen Bibelgesellschaft und der Arbeitsgemeinschaft Missionarische Dienste betriebene Bus ist ein „rollendes Bildungszentrum“ und soll Jugendliche neugierig auf die Bibel machen. „War König David ein Hallodri?“, steht auf dem Bus – diesen und weitere Sprüche hat Koll für das „Bibelmobil“ getextet. Und – war David nun ein Hallodri? Koll: „David sündigte wie verrückt, aber er erkannte seine Sünden und warnt alle Bibelleser davor, die gleichen Fehler
Eine der Kampagnen von Eberhard Koll: das Bibel-Mobil
noch mal zu machen – diese Charakterentwicklung find’ ich super.“ Koll ist ein begeisterter Bibelleser. „Ich flieg auf die Bibel“, sagt er. „Das Bibellesen ist mir immer leichtgefallen.“
„Eine tolle Zeit für das Evangelium“ „Wir leben in einer wirklich tollen Zeit für das Evangelium“, sagt Koll. „Durch das Internet ist die Verbreitung der frohen Botschaft unglaublich günstig geworden. Man kann sie x-beliebig vervielfältigen, jederzeit und überallhin versenden – bis in arabische Länder.“ Koll will „das Evangelium neu inszenieren“, in Bilder und Sprache übersetzen, die jeder sofort versteht. Christ wurde Koll, als er 21 Jahre alt war. Er kann sich sogar an den Tag erinnern: Sonntag, 19. Oktober 1986, in einer Baptistengemeinde in Hagen, bei einer Predigt des Evangelisten Anton Schulte (1925–2010). „Meine Schwester hat mich mitgeschleppt“, erzählt Koll. „Der Prediger sprach sehr einfach, sehr klar. Es hat mich einfach getroffen. Aus Angst um mein Seelenheil bin ich Christ geworden.“ Ein halbes Jahr später ließ sich Koll taufen.
Wie wichtig die Oma ist Koll ist Single, ein enthusiastischer Typ, der immer auf der Suche nach der nächsten ungewöhnlichen Aktion ist, nach einer entflammenden Idee. Mit einem Freund fuhr er auf dem Mountainbike über die Alpen, in Berlin betreibt Koll eine Galerie und ist Mitgründer der „Freischwimmer“-Gemeinde, einer unabhängigen Freikirche im Stadtzentrum. Die Gemeinde pflegt gute Kontakte zur Landeskirche und nutzt ein Kirchengebäude. Noch eine Frage zum Schluss: Woran erkennt man, ob ein Einfall etwas taugt? „Eine gute Idee ist immer einfach und schnell zu erzählen“, sagt Koll. „Wenn du sie nicht in 30 Sekunden deiner Oma erzählen kannst, ist sie Mist.“ P
Fotos: PR
Er konzipiert Kampagnen, gestaltet Magazine und erfindet griffige Slogans: Der 47-jährige Eberhard Koll ist auf der Suche nach Ideen, die sich direkt ins Herz des Betrachters bohren. Er selbst sagt von sich: „Ich bin ein Werbefritze.“ 16 Jahre lang arbeitete Koll bei Werbeagenturen in Köln, Hamburg und Berlin. Für die Agentur Jung von Matt begleitete er den Börsengang der Deutschen Post, machte Wahlkampf für die CDU, warb für den „Tagesspiegel“ und für die Berliner Kindl-Brauerei.
DAS WORT DER WOCHE » Nur wenn wir die Psalmen mit Blick auf Jesus Christus lesen, lassen sie sich in ihrer Tiefe verstehen. « Der Pfarrer und Psalmenforscher Beat Weber (Linden, Kanton Bern) im idea-Interview dieser Ausgabe über die Psalmen 26.2012