27 4. Juli 2012
Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt
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Kein Platz für die Elite in der Kirche? VBG-Leiter Benedikt Walker über die Probleme vieler Intellektueller mit ihren christlichen Gemeinden
7 Klimaforum: Energiesparen, Leben 11 Mission 21: Klares Bekenntnis der neuen Direktorin Claudia Bandixen
8 Basisarbeit: Thomas Beerle hat
22 ICF: Warum die Trendkirche für
9 Krebs: Pflegeexpertin Agnes Glaus
26 Rettung: Letzte Überlebende des
die Sektionen der SEA neu belebt
über Hoffnung trotz böser Diagnose
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2 Wochen 7 Sexarbeit: Prostitution im Kanton
13 Connexio: EMK-Hilfswerk bringt
8 Netzwerk: So kommen Christen
22 Verkündigung: Worauf es heute
9 Crea: 1600 Jugendliche feiern
27 Seelsorge: Wie können wir unsere
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Kein Platz für die Elite? Begegnung mit zwei reiferen Verantwortungsträgern aus freikirchlichen Verbänden. Beide gestehen leicht verschämt: «Ich kann intellektuell anspruchsvollere Leute nicht mehr in alle unsere Gemeinden einladen. Manche dieser Gottesdienste mögen wir selber kaum mehr besuchen.» Zunehmend höre ich von Christen aus der gesellschaftlichen Elite ähnliche Reaktionen. Überhaupt scheinen sich immer mehr Männer aus der mittleren und älteren Generation in manchen Gemeinden und Gottesdiensten nicht mehr wohl zu fühlen. Sie leiden, verabschieden sich innerlich, mit der Zeit dann ganz. Die Kirche, vor allem jene freikirchlichen Zuschnitts, verliert die gesellschaftliche Elite. «In unsern christlichen Gemeinden findet die Elite gar keinen Platz mehr», stellt Benedikt Walker in unserm Interview fest (Seite 4). Der Leiter der Vereinigten Bibelgruppen in Schule, Universität, Beruf (VBG) beklagt, viele gesellschaftliche Verantwortungsträger fühlten sich von der Kirche nicht mehr verstanden. «Konzentration der Kirche auf das Kleinbürgertum»: So umschreibt es Ralph Kunz, Professor für praktische Theologie an der Universität Zürich, in einem Artikel des «Tages-Anzeigers». Die Welt der Führungsetage und die Welt der Sonntagspredigt klafften auseinander. «Wenn die Predigt für alle verständlich sein muss, darf sie intellektuell nicht zu anspruchsvoll sein», meint Kunz. «Problematisch wird dieser Anspruch, wenn er jeden Sonntag flächendeckend in allen Gemeinden eingelöst wird.» Qualität und Stil vieler Gottes-
dienste passen sich an: Stimmung kommt vor Substanz, Event vor Erbauung, Beamer vor Besinnung. Die Elite sammelt sich darum in geistlichen Konzerten, flüchtet sich in spirituelle Kongresse, immer mehr auch in die Klosterretraite. Sie erhofft sich dort, was sie sonntags in ihrer christlichen Gemeinde nicht mehr findet. In der Ortskirche jedoch hinterlässt sie eine Lücke, die offenbar nur wenigen bewusst ist. Die Entwicklung ist beunruhigend. Kirche und Elite sind Teile der Gesellschaft. Wenn sie dieser Gesellschaft wirkungsvoll dienen wollen, brauchen sie das verzahnte Miteinander. Die Gesellschaft braucht die Elite mit christlichem Menschenbild gerade auch als Meinungsmacher. Heute wird die öffentliche Meinung weitgehend von Atheisten, Aufklärern und Agnostikern geprägt. Gefragt wäre eine Elite, die ganz im protestantischen Sinne aufsteht, sich einmischt, ihren Glauben mutig bekennt. Dazu müsste sie aber von den Kirchen bewusst motiviert und begleitet werden. Die ernsthafte Diskussion über zeitgemässe Ideen und Wege des Miteinanders kann für alle Beteiligten befruchtend und segensreich sein. Wir führen diese Diskussion gerne auch in unserm Magazin. Jesus fordert von einer dienenden Elite einiges, wenn er betont: «Wem viel gegeben worden ist, von dem wird auch viel verlangt. Je mehr einem Menschen anvertraut ist, desto mehr wird von ihm gefordert.» (Lukas 12,48) Auftrag und Anspruch sind klar. Die Kirche sollte dabei eine Hilfe und kein Hindernis sein.
BiBlisch Ein Lieblingsbibelwort von Hans Fehr, Nationalrat der SVP, Eglisau ZH:
«Alles, was auf der Erde geschieht, hat seine Zeit: schweigen hat seine Zeit und reden hat seine Zeit.» (Prediger 3,1.7) «Dieser Vers bedeutet mir sehr viel, weil er eine tiefe Lebensweisheit ausdrückt. Manchmal ist ob der Einmaligkeit und der Grossartigkeit der Schöpfung doch einfach Schweigen angesagt. Der Mensch verstummt, staunt, neigt ehrfürchtig sein Haupt vor Gott. Er fühlt sich unendlich klein – und dennoch getragen durch die Liebe Gottes. Dann gibt es wieder die Zeit zu reden, zu handeln. Denn wir haben einen Auftrag zu erfüllen in dieser Welt – jeder an seinem Platz. Oder wie der Philosoph Heidegger es gesagt hat: ‹Wir sind in diese Welt geworfen – mit dem Auftrag, unsere Zeit bestmöglich zu nutzen.› Im politischen Alltag, insbesondere im Parlament, wünscht man sich oft, die (andern!) Politiker – vor allem die Vielredner – sollten doch einmal den Vers ‹Schweigen hat seine Zeit und reden hat seine Zeit› verinnerlichen. Vor allem den ersten Teil. Aber vielleicht denken das die andern auch über mich ...»
Wörtlich «Ein zentrales Element der christlichen Botschaft ist, dass gut ist, an das Wohl aller Menschen zu denken und nicht nur an das eigene und das der Familie. Das ist nicht historisch überholt, sondern bleibt in der Gegenwart eine ungeheuer begeisternde, aber natürlich auch anstrengende herausforderung.» Hans Joas, Religionssoziologe, Fellow am Freiburg Institute für Advanced Studies und Professor an der University of Chicago, in der «NZZ am Sonntag».
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ANDREA VONLANTHEN
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BR E N N P U N K T
«Intellektuelle Elite fühlt sich nicht verstanden» KIRCHE UND ELITE Die intellektuelle Elite fühlt sich in der Kirche immer weniger verstanden und verabschiedet sich
darum von ihr. Dies erklärt Benedikt Walker, Leiter der VBG, dem Netzwerk von Berufstätigen, Studierenden und Mittelschülern. Grosses Potenzial sieht er in der Landeskirche mit ihren intellektuell herausfordernden Predigten. Welche Predigt hat Sie als Akademiker zuletzt gepackt? Benedikt Walker: Es gibt immer
auch versuchen, den Kontakt zur Elite aufrechtzuerhalten. Zum Grundauftrag gehören beide, das Kleinbürgertum und die Elite.
wieder Predigten, die mich begeistern, Predigten mit neuen Gedanken. Ein Beispiel war eine Predigt über 1. Korinther 14, wo es heisst: «Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern …» Dann stellte der Pfarrer die Frage, was Paulus denn sage, was anders ist bei Gott. Wer die Bibel weniger gut kennt, würde nun sicher «Ordnung» sagen. In der Bibel aber steht «Friede». Es war spannend für mich, zu realisieren, dass Paulus die Ebene wechselt. Darüber denke ich auch nach vier, fünf Tagen noch nach.
Welche Kirche ist für Sie als Mitglied der gesellschaftlichen Elite noch attraktiv?
Die Elite wird heute mehrheitlich von der reformierten Landeskirche angesprochen. Es gibt auch Freikirchen, denen dies gelingt. Das grosse Potenzial liegt für mich aber in der Landeskirche mit ihren intellektuell herausfordernden Predigten.
Die intellektuelle Elite besucht gerne geistliche Konzerte und Retraiten im Kloster, hat sich aber weitgehend von der Kirche verabschiedet. Wie kommt das?
Schätzt anspruchsvolle Predigt: Benedikt Walker, Leiter der VBG.
konzentriere sich zu sehr auf das Kleinbürgertum. Berechtigt?
Im «Tages-Anzeiger» beklagen sich zwei bekannte reformierte Theologen darüber, die Kirche
Die Aussage ist von der Landeskirche her berechtigt. Zu beachten ist aber, dass wir Christen auch den Auftrag haben, uns um diejenigen zu kümmern, die es nicht so einfach haben: um Arme, Randständige, Arbeitslose, Schulversager. Diese Menschen gehören häufig zum Kleinbürgertum. Die Kirche muss aber
Benedikt Walker
Die VBG
Jahrgang 1968 und aufgewachsen in Riehen bei Basel, verheiratet, drei Kinder, wohnhaft in Winterthur. Dort Mitglied der reformierten Landeskirche. Studium an der ETH Zürich zum Chemieingenieur, Abschluss mit einer Promotion zu Dr. sc. techn. 1995 Einstieg in der VBG-Studierendenarbeit, daneben während zwölf Jahren mit einem kleinen Pensum als Chemielehrer an Zürcher Gymnasien tätig. Seit Sommer 2004 Leiter der VBG, dem christlichen Netzwerk von Berufstätigen, Studierenden, Mittelschülerinnen und Mittelschülern. In seiner Freizeit wandert er gerne mit seiner Frau Marianne durch die Schweiz, geniesst dabei das Plaudern und die Natur.
Die VBG ist ein christliches Netzwerk von Berufstätigen, Studierenden, Mittelschülerinnen und Mittelschülern. Als Christen aus verschiedenen Kirchen teilen sie die Überzeugung, dass der christliche Glaube alle Lebensbereiche prägt und umfasst. Weil sie Gottes Liebe erfahren haben, wünschen sie sich, dass die Menschen in ihrem Lern- und Arbeitsumfeld ihm begegnen und seine Liebe auch kennenlernen. Die VBG fördert Auszeiten zur Neuorientierung und zur Vertiefung des Glaubens. Dazu dienen zwei Kursund Ferienzentren im Tessin, die Casa Moscia am Lago Maggiore und das Campo Rasa im Centovalli.
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Eine Persönlichkeit, die politische Verantwortung wahrnimmt oder eine Firma leitet und wöchentlich 60 oder 70 Stunden im Einsatz steht, mag am Sonntag nicht mehr hören, was man sonst noch alles sollte. Sie fühlt sich nicht verstanden. Sie braucht in der Kirche Leute, die ihr helfen, zur Ruhe zu finden, die Gedanken zu ordnen, Prioritäten zu setzen, im ganzen Stress drin Gott zu erkennen. In Konzerten oder Retraiten kann das viel besser geschehen.
Philosophen und Literaten sprechen gerne von der «Rückkehr der Religion». Warum nicht auch Rückkehr zur Kirche?
Problematisch für die intellektuelle Elite ist wohl, dass die Kirche viele Antworten auf Fragen gibt, die ihr im Alltag gar nicht gestellt werden. Sie kümmert sich zu wenig um die Fragen, welche die Leute wirklich bewegen.
An welche Fragen denken Sie?
Zentrale Fragen der Elite sind: Wie bringe ich die vielen Herausforderungen meines Lebens zusammen? Wie kann ich die grosse Verantwortung, in der ich drinstehe, am besten wahrnehmen? Zu solchen Fragen höre ich selten etwas in einem Gottesdienst.
Wie könnte es der Kirche gelingen, der «Welt der Führungsetagen» vermehrt Rechnung zu tragen?
Die Kirche braucht mehr Leute aus diesem Milieu, die Gefässe schaffen, in denen sich auch die Elite wohlfühlt. In unsern christlichen Gemeinden findet die Elite gar keinen Platz mehr. Dabei brauchen diese Gemeinden auch Leute, die im Denken
vorausgehen und damit andere Leute inspirieren. Zu beachten ist aber, dass die Elite oft schwierige Gemeindemitglieder sind, weil sie sich stark mit Fragen beschäftigen und nicht gleich mit schnellen Lösungen. Sie gelten oft als Störenfried. Dabei möchten sie durch ihre kritischen Fragen dazu beitragen, der Wahrheit und guten Lösungen näherzukommen.
Die christliche Gemeinde versteht sich heute als Familienkirche, viele Gottesdienste sind lockere Events geworden. Wie soll eine Predigt da intellektuell noch anspruchsvoll sein? Wie soll das Bedürfnis nach würdevoller Feier abgedeckt werden?
Für mich besteht da nicht unbedingt ein Widerspruch. Event, Spass, Erholung gehören zum Leben, aber eben auch die inhaltliche Herausforderung. Darum ist es wichtig, dass die intellektuelle Herausforderung auch in der Predigt ihren Platz hat und dazu auch in Gesprächsgruppen.
Wann ist es Ihnen selber nicht mehr wohl im Gottesdienst?
Das ist dann der Fall, wenn die Formen eines Gottesdienstes stark nach Show riechen. Mir geht es im Gottesdienst um Gott, nicht um eine Show. Mir wird auch unwohl, wenn man mich auf dem Podium mit aller künstlichen Rhetorik überzeugen will. Für mich ist der Glaube eine Beziehungsfrage und keine Überzeugungsfrage.
Brauchen wir mehr Spezialgottesdienste mit intellektueller Predigt?
Ich bin kein Fan einer Aufsplittung in Gottesdienst 1 und Gottesdienst 2. Das führt letztlich fast immer zu einer Aufsplittung der Gemeinde. Meine Vision ist eine Gemeinde, in der Leute mit verschiedenstem Hintergrund zusammenkommen und gemeinsam Gott anbeten. Doch dazu braucht es sehr viel Kompromissbereitschaft und die Bereitschaft, sich in andere Menschen hineinzudenken. Das gelingt idea Spektrum 27.2012
BR E N N P U N K T heute nur wenigen Gemeinden.
Wie könnten sich Pfarrer und Prediger mehr in die Lebenswelt der Elite hineindenken?
Hier liegt auch der Grund, warum ich meine, dass die reformierte Landeskirche viel Potenzial hat. Pfarrer der Landeskirchen kommen fast ausschliesslich aus diesem gesellschaftlichen Segment. Bei den Freikirchen beobachte ich immer wieder eine denkfeindliche Haltung. Denken gilt auch als glaubenshinderlich. Mit dieser Einstellung und vielleicht auch mit fehlender Liebe fällt es schwer, Intellektuelle überhaupt abzuholen.
Ein Manko der Predigerausbildung?
Ich würde eher von einem kulturellen Problem als von einem Ausbildungsproblem reden. Ich vermute auch, dass etliche christliche Führungspersönlichkeiten einmal verletzt worden sind. Darum sind sie nun sehr skeptisch intellektuellen Leuten gegenüber.
Brauchen wir gerade in der freikirchlichen Szene mehr fundierte Theologie oder mehr Denkbereitschaft?
Gute Theologie versucht das Denken zu integrieren.
Welchen Beitrag leistet die VBG, um die Elite wieder in die Kirche zu führen?
Wir sehen uns ganz klar als Ergänzung zur Kirche. Mit unsern Angeboten möchten wir der intellektuellen Schicht helfen, sich mit ihren wesentlichen Fragen auseinanderzusetzen und ihre Bedürfnisse zu stillen. Ein Kernbereich von uns ist auch die Studierendenarbeit. In dieser Lebensphase werden viele Fragen an den Glauben gestellt. Wir wollen diesen jungen Leuten nahe sein und sie mit ihren Fragen ernst nehmen.
Auf welche Hindernisse stossen Sie da?
Es gibt viele intellektuelle Denkblockaden, welche die jungen Menschen hindern, überhaupt an Gott zu glauben. Ich gebrauche darum gerne dieses Bild: Auf dem Weg liegt ein grosser Stein. Ich kann erst weitergehen, wenn dieser Stein auf die Seite geschoben ist. Ein wichtiger Auftrag der VBG besteht also darin, Studierenden und Berufstätigen zu helidea Spektrum 27.2012
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Werner Messmer: «Führungsleute suchen Akzeptanz und Geborgenheit» Herr Messmer, in welche Kirche würden Sie am Sonntag Ihren kritischen Verbandskollegen ohne weiteres einladen? Werner Messmer, Präsident des Schweizerischen Baumeiste r ve r b a n d e s, alt Nationalrat der FDP: In die Gemeinde, in der ich selber ein- und ausgehe. Das schafft Vertrauen. Wo sehen Sie wesentliche Gründe für die Distanz zwischen Kirche und Elite? Ich nenne zwei Gründe: 1. Verkündiger beziehen zu Recht Position für die Schwachen und merken oft nicht, dass sie dabei unsere «Elite» undifferenziert angreifen. Die Kirche bekommt
fen, intellektuelle Denkblockaden wegzuräumen.
Welche Fragen stellen sich derzeit in VBG-Kreisen oft?
In der Berufstätigenarbeit wird diese Frage oft diskutiert: Was ist Religionsfreiheit? Eine andere Frage beobachte ich über alle Generationen hinweg: Spielt es eine Rolle, ob es Gott überhaupt gibt? Auf zentrale Fragen dieser Art müssen wir eine Antwort haben.
Welche Ihrer Angebote sind besonders gefragt?
Eine grosse Nachfrage erleben wir dort, wo es um Time-outs geht. Stark gefragt sind überhaupt Angebote, mit denen man Gleichgesinnte zusammenbringt, um gemeinsam über aktuelle Fragen zu diskutieren.
Wie gelingt es Ihnen, den intellektuellen Bedürfnissen Ihres Publikums Rechnung zu tragen?
Bei all unseren Angeboten hat der inhaltliche Beitrag stets das grösste Gewicht. Er wird auch bei der Planung höher gewichtet als die Organisation. Auch bei der Schulung unserer Mitarbeiter legen wir grossen Wert auf die apologetische Förderung.
Was könnte es für die Gesellschaft bedeuten, wenn sich die Elite verstärkt zur Kirche und zum Evangelium bekennen würde?
Das hätte Breitenwirkung! Die
damit einen Anstrich von linker oder gewerkschaftlicher Prägung. Manche Verantwortungsträger reagieren darauf instinktiv mit Distanz. 2. Die Qualitäten von erfolgreichen Führungspersönlichkeiten mit ihrer Selbstsicherheit, Überzeugungskraft und Redegewandtheit irritieren viele Fromme. Es entspricht nicht ihrem christlichen Bild. Auch wenn Führungsleute in der Lage sein müssen, mit Einsamkeit umzugehen, suchen sie in der christlichen Gemeinde doch Akzeptanz und Geborgenheit. Wo das nicht ist, entsteht Distanz und Entfremdung.
werden, sondern auch von den Geschwistern in einer christlichen Gemeinde.
Wie könnte die Elite für die Kirche gewonnen werden? Verantwortungsträger wollen wie viele andere Menschen Jesus Christus erleben. Aber sie wollen nicht nur von Jesus aufgenommen
In der nächsten Ausgabe bringen wir weitere Aussagen von Führungskräften zum Thema «Kirche und Elite». Auch Diskussionsbeiträge aus der Leserschaft sind erwünscht. – E-Mail: andrea.vonlanthen@ideaschweiz.ch
Elite sind die Meinungsmacher in unserer Gesellschaft. Die Kirche und der christliche Glaube würden ganz neu thematisiert.
kommt ja von Protest, Aufstehen, Widerstand leisten. Die Kirche sollte vermehrt den Mut haben, aufzustehen, sich einzumischen, Risiken einzugehen, und sie sollte auch keine Angst haben vor politischem Gegenwind.
Warum gibt es gerade auch bei der Elite so viele Hemmungen vor einem klaren Bekenntnis?
Die Philosophie geht heute von einer neutralen Weltanschauung aus, in der Gott als Element gar nicht mehr vorkommt. Gott spielt in unserer Gesellschaft keine Rolle mehr. Wer sich zum christlichen Glauben bekennt, hinterfragt dieses Paradigma und schwimmt gegen den Trend unserer Zeit. Dadurch wird der Christ automatisch an den Rand gestellt.
Er bräuchte mehr Zivilcourage?
Es ist sicher eine Frage der Zivilcourage. Wer sich dem Paradigma der Welt ohne Gott entgegenstellen will, muss sich bewusst einmischen wollen und sich auch die Fähigkeit aneignen, mitdiskutieren zu können. Mein Traum wäre es, dass am Sonntag in der TVSendung «Sternstunde Religion» auch Dialoge zwischen Atheisten und bekennenden Christen auf hohem intellektuellem Niveau geführt werden könnten.
Die Evangelische Kirche in der Schweiz rüstet sich zum Jubiläumsjahr 2017. Welche Reformation braucht die Kirche heute?
In der Schweiz reden wir von Protestanten. Und Protestantismus
Welche Bedeutung hat die Elite für unsere Gesellschaft? Eine Gesellschaft ohne Elite, also ohne Verantwortungsträger, ist nicht in der Lage, eine Volkswirtschaft, wie wir sie gewohnt sind, aufzubauen. Dazu gehören für mich die akademische Elite (Forschung und Innovation), die wirtschaftlich-unternehmerische Elite (Arbeitsplätze) und auch die politische Elite (Friede und Ordnung).
Wofür soll sie aufstehen?
Sie sollte dafür aufstehen, dass es Gott gibt, dass Jesus für uns gestorben ist und dass der Glaube an Gott relevant ist für das Leben.
Welche Elite dient der Gesellschaft wirklich?
Es ist die Elite, die mit ihrem Glauben, Denken, Reden und Handeln mithelfen will, die verschiedenen gesellschaftlichen Felder aktiv zu beeinflussen.
Und welche Elite dient der Kirche?
Das ist die Elite, die bereit ist, ihre Kompetenz, ihr Know-how einzubringen und so auch die Arbeit der Pfarrer und Prediger zu unterstützen. Die Elite hat auch in der Kirche einen dienenden Auftrag. Ein Intellektueller darf sich dabei auch nicht zu schade sein, beim Kirchenkaffee mitzuhelfen.
Welche Predigt wäre Jesus wohl für die Elite wichtig?
Jesus sagt der Elite: «Ihr müsst nicht die Welt retten. Ich will euch als Person. Ihr dürft schwach sein. Ich will euch in eurer Schwäche helfen und stärken.» Interview: ANDREA VONLANTHEN
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Wohnen und handeln im Blick auf Gott JOURNAL KLIMAFORUM Der Energieverbrauch in der Schweiz ist noch immer viel zu hoch: So
lautete ein Fazit des Klimaforums der «Arbeitsgemeinschaft Klima, Energie, Umwelt» (AKU) in Uster. An der Tagung gabs auch praktische Tipps zum Energiesparen. «An der heutigen Tagung sollen Christen grüner und Grüne christlicher werden.» Mit diesen Worten eröffnete Werner Hässig aus Uster das Klimaforum der AKU der Schweizerischen Evangelischen Allianz, das unter dem Motto stand: «Wohnen – wie im Himmel, so auf Erden.» Hässig ist Inhaber eines Ingenieurbüros für nachhaltiges Bauen und Minergie und Leiter der AKU.
Solarzellen statt Auto kaufen
«Die Hälfte des Energieverbrauchs der Schweiz fliesst in Bau, Betrieb und Unterhalt von Gebäuden», stellte der Energieberater fest. Er rief zu mehr Nachhaltigkeit auf: «Dieser hohe Verbrauch ist nicht mehr akzeptabel.» Ein nach Minergiestandard renoviertes Mehrfamilienhaus ermögliche eine Energieersparnis von 70 bis 90 Prozent. Hässig erläuterte die Vorteile der erneuerbaren Energien für die Haustechnik. 35 Quadratmeter Solarzellen reichten für die Stromversorgung eines ganzen Haushalts und kosteten rund 40 000 Franken. «Wenn Sie das nächste Mal ein neues Auto brauchen, könnten Sie stattdessen in die Reduktion des Energieverbrauchs investieren», riet Hässig. Auch weniger Wohnfläche zu beanspruchen diene diesem Ziel. In der Stadt Zürich betrage die Wohnfläche pro Person im Schnitt 52 Quadratmeter. «20 Prozent der Menschen ver-
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Hansjörg Leutwyler wird neuer Präsident der Schweizerischen Missions-Gemeinschaft (SMG). Der frühere Zentralsekretär der Schweizerischen Evangelischen Allianz ersetzt Edwin Baumgartner. Dieser engagierte sich während 50 Jahren in verschiedenen Funktionen für die SMG, zuletzt als ehrenamtlicher Präsident. Zum Werk zählen sich rund 240 Mitarbeitende in über 40 Ländern. (idea)
Andi Bachmann zur SEA Wohnen ist ein wichtiges Grundbedürfnis: Die Referenten Werner Hässig, Paul Kleiner und Josias Gasser (von links) am Klimaforum in Uster.
brauchen 80 Prozent der weltweiten Ressourcen», gab der grünliberale Nationalrat und Unternehmer Josias Gasser aus Chur zu bedenken. Er zeigte den gut 60 Teilnehmenden auf, welche energetischen Massnahmen an Gebäuden von Bund und Kantonen gefördert werden, so zum Beispiel die Sanierung der Gebäudehülle. Jedes zweite Gebäude in der Schweiz sei älter als 50 Jahre und sanierungsbedürftig.
Ein Lebensraum, der uns nährt
Paul Kleiner, Rektor des Theologisch-Diakonischen Seminars Aarau (TDS), nahm die Zuhörenden auf eine virtuelle Hausbegehung mit. Das Vater-Unser-Gebet bot dabei den Rahmen für seine theologische Betrachtung. Wohnen sei ein Grundbedürfnis des Menschen. «Der Garten Eden ist wie eine Küche – ein Lebensraum,
Energie sparen zu Hause und auch unterwegs Im Workshop «Ökologisch wohnen und leben im Alltag» zeigte die Geografin Susanne Menet vom Verein «Grüner Fisch» auf, dass der ökologische Fussabdruck pro Kopf in der Schweiz viermal so gross ist wie die Biokapazität des Landes. 27 Prozent des landesweiten Energieverbrauchs werden von der Mobilität verursacht, die Raumwärme steuert 36 Prozent bei. In drei Kleingruppen diskutierten die Teilnehmenden über die Auswirkungen des Wohnens, der Ernäh-
Leutwyler präsidiert SMG
rung und der Mobilität auf Energieverbrauch und Umwelt. Sie sammelten ebenfalls Tipps zum Energiesparen: ein Grad weniger heizen, Hände mit kaltem Wasser waschen, nicht jedes Jahr mit dem Flugzeug in die Ferien. Der «Grüne Fisch» wurde 2008 gegründet, will einen bewussten Lebensstil fördern und zur Reduktion der Ressourcenverschwendung beitragen. www.gruenerfisch.ch
der uns nährt. Das Wohnzimmer ist wie das bergende Zuhause, ein Ort der Gemeinschaft und des Rückzugs», sagte Kleiner. Er führte ins virtuelle Fernsehzimmer: Sein Name werde geheiligt, wenn Gott der Mittelpunkt des Lebens und Wohnens sei – und nicht der Fernseher oder der Computer. «Schönes Wohnen mit geschmackvoller Einrichtung ehrt Gott, weil es ein Ausdruck von unserer Gottesebenbildlichkeit ist.»
Mit leichtem Gepäck unterwegs
Im Estrich würden die «Schachteln der Pilgerschaft» lagern, so der Rektor, denn «Gottes Reich komme». Weil unsere irdische Wohnung nicht für immer ist, sei es besser, mit leichtem Gepäck unterwegs zu sein und zum Beispiel die Wohnfläche zu reduzieren. So könnten wir schon heute im Licht von morgen wohnen. Dann führte Kleiner ins Schlafzimmer: Gottes Wille sei, dass wir in Frieden und Gerechtigkeit wohnten. «Um unser tägliches Brot bitten wir im Wissen, dass wir das bekommen, was wir selber nicht schaffen können.» Kleiner schloss: «Wenn wir darauf vertrauen, dass Gott uns ein ewiges Zuhause gibt, können wir auf der Erde schon fast so wie im Himmel wohnen.» CHRISTIAN BACHMANN
www.sea-aku.ch www.sustech.ch www.dasgebaeudeprogramm.ch Bild: Christian Bachmann
Die Schweizerische Evangelische Allianz (SEA) hat mit Andreas Bachmann-Roth, 33, einen neuen Jugendbeauftragten. Bachmann-Roth war zuletzt in Luzern und Reinach BL in der Jugend- und Gemeindearbeit der Bewegung Plus engagiert. Er tritt die Teilzeitstelle am 1. Oktober als Nachfolger von Matthias Spiess an. (idea)
Jeanette Macchi nach Dubai
Die langjährige Moderatorin von «Fenster zum Sonntag» verlässt den Sender auf Ende Jahr. Macchi engagierte sich seit August 2002 fürs christliche Fernsehen. «Mit ihrer beachtlichen journalistischen Arbeit trug sie dazu bei, dass ‹Fenster zum Sonntag› kontinuierlich an Beliebtheit zugenommen hat», heisst es in der Medienmitteilung. Macchi wandert mit ihrer Familie nach Dubai aus. (idea)
Babyfenster in Davos
Auf Initiative der Stiftung «Schweizerische Hilfe für Mutter und Kind» hat das Spital Davos ein Babyfenster eingerichtet. Dieses zweite Babyfenster nach Einsiedeln habe einen «Wirkungskreis von 100 Kilometern», wurde an einer Medienkonferenz mitgeteilt. (idea)
ERF plus digital
Die Sendungen von ERF plus können ab 1. Dezember auch in der Schweiz digital empfangen werden. «Hörer von der Ostsee bis zum Gotthard können das deutschsprachige Programm ERF plus auf einer einheitlichen Frequenz empfangen», heisst es in einer Medienmitteilung. (idea)
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Thomas Beerle geht, doch das Anliegen bleibt VIER JAHRE BERATUNG Der bisherige Sektionsverantwortliche der Schweizerischen Evangelischen Allianz (SEA)
Thomas Beerle übernimmt ein Teilzeitpfarramt im St. Galler Rheintal. Er zieht ein positives Fazit über seine Tätigkeit.
Der 52-jährige Theologe und Organisationsentwickler war nun seit 2008 für die Sektionen der Schweizerischen Evangelischen Allianz (SEA) verantwortlich. Sein Nachfolger ist Matthias Spiess, der neue Co-Zentralsekretär der SEA.
Sektionen neu beleben
Thomas Beerle ist ein Allianzmensch. Als Präsident der Sektion Werdenberg im St. Galler Rheintal erkannte er, «wie viel Dynamik für eine ganze Region entstehen kann». Der Wunsch wuchs, Wissen und Erfahrungen über die eigene Sektion hinaus einzusetzen. Beerle erinnert sich: «Bei einem Gespräch mit dem damaligen SEA-Zentralsekretär Hansjörg Leutwyler rannte ich offene Türen ein. Das Anliegen war erkannt, konnte aber bis dahin aus personellen Gründen nicht umgesetzt werden.» Es kam zu einer Teilzeit-Anstellung. Beerles Ziel: «Ich wollte die Basisarbeit ankurbeln, Sektionen beleben und neue entstehen las-
Vier Jahre auf Draht für die SEA: Sektionsberater Thomas Beerle.
sen. Es ging darum, für die Möglichkeiten einer Allianzsektion zu begeistern.»
«Himmel auf die Erde holen»
«Zuerst wollte ich wissen, wo die einzelnen Sektionen stehen. Was sind ihre Anliegen, wohin wollen sie sich bewegen? Ich versuchte,
mitzudenken und Anregungen zu geben.» Verschiedentlich wurde Thomas Beerle eingeladen, um Entwicklungsprozesse zu begleiten. Unvergessen bleibt ihm die Aussage eines Sektionspräsidenten: «Wir wollen nicht Allianz spielen, sondern Allianz sein. Wir wollen gemeinsam die Gesellschaft erreichen.» Während der vergangenen vier Jahre entstanden neue Sektionen in den Kantonen Zürich, Uri und Bern, andere sind in Vorbereitung. Übers neue Leitungsduo der SEA, Marc Jost und Matthias Spiess, freut er sich: «Es sind die richtigen Leute zum richtigen Zeitpunkt.»
Thomas Beerle übernimmt nun ein Teilzeitpfarramt im St. Galler Rheintal. Der von ihm geleitete Verein «Frischer Wind – christliches Zentrum für Lebensfragen» organisiert periodisch Angebote für Menschen, die dem christlichen Glauben fernstehen. «Ich möchte den Himmel auf die Erde holen.» Will heissen: «Versuchen, möglichst viel mit dem Himmel in Verbindung zu bleiben. Die Herzensverbindung zu Jesus Christus soll Liebe freisetzen, die Kraft Gottes sichtbar werden lassen.» Sein Hauptanliegen: «Das Evangelium ganzheitlich vermitteln.» THOMAS FEUZ
80 Sektionen mit 600 örtlichen Gemeinden Die Schweizerische Evangelische Allianz (SEA) ist eine Bewegung von Christen aus reformierten Landeskirchen, Freikirchen und christlichen Organisationen. Ihre Basis bilden Einzelmitglieder, 180 Werke sowie rund 80 Sektionen mit 600 Gemeinden. Die Basis der SEA wird auf
250 000 Menschen geschätzt. Zum Service der SEA gehören Information, das Know-how der verschiedenen Arbeitsgruppen, Arbeitsmaterial, Vernetzung, Standortbestimmung und Beratung. www.each.ch
DEUTScHKURSE füR fREmDSpRAcHIGE
«Keine Deutsch» gibts nicht mehr Unweigerlich tauchen Erinnerungen an meine ersten Schuljahre auf: Als ich das Zimmer betrete und vorgestellt werde, erheben sich die anwesenden sechs Schüler. Ich nicke ihnen freundlich zu und setze mich. Der Unterricht kann beginnen.
Hilfe zur Integration
Seit bald vier Jahren finden im Gemeindezentrum der GfC Bern (Gemeinde für Christus) Deutschkurse für fremdsprachige Menschen statt. In fünf Klassen lernen 90 Menschen aus unterschiedlichen Nationalitäten fürs Leben – konzentriert und friedlich. «Was hier gemacht wird, ist eigentlich das Natürlichste in der Welt», begrüsst mich Markus Frauchiger. Der zweifache Familienvater ist als interkultureller Mitarbeiter bei der MEOS tätig. Er hat ein weites Herz für Menschen. 15 Mitarbeitende engagieren sich jeden Donnerstagmorgen im Gemeindezentrum der GfC. In «meiner» Klasse gibt es Menschen aus Afghanistan, Brasilien, Eritrea, Irak, Kirgistan, Syrien und Tibet. Der stämmige Kirgise Bilder: zvg, idea/tf
Max war früher Matrose. Dank dem Sprachkurs möchte er sich im Binnenland Schweiz eine neue Existenz aufbauen. «Es gibt zwei Möglichkeiten, eine Sprache zu lernen», erklärt Beat Moser. «Entweder, man nimmt einen Sprachkurs – oder man erteilt Unterricht.» Der frühere Rektor eines Lehrerseminars in Papua Neuguinea wirkt auch als Übersetzer vor Gericht. Seine Klasse kommuniziert auf hohem Niveau.
Niederschwelliges Angebot
An den Sprachkursen wirken Christen aus verschiedenen Gemeinden mit. An jedem Quartalsende und vor christlichen Feiertagen findet nach dem Unterricht eine Veranstaltung mit Musik und einem biblischen Input statt. «Menschen aus anderen Ländern haben eine grosse Sehnsucht, Gott kennenzulernen», stellt Beat Moser fest. «Obwohl wir in den Kursen keine Glaubensinhalte vermitteln, sprechen uns einzelne Teilnehmende auf den Glauben an.»
Lernen für das Leben: Markus Frauchiger (hinten, mit Brille) und seine Berner Sprachklasse. Max, mit Jeans-Jacke, sitzt vorne rechts. Markus Frauchiger fragt seine inzwischen auf neun Personen angewachsene Klasse: «Sprechen Sie Deutsch?» «Ein wenig», antwortet die zierliche Brasilianerin. «Super!», ruft ein Tibeter spontan. «Ja, ja», meint der Ex-Matrose zum Abschied. «Pünktlichkeit ist in der Schweiz sehr wichtig.» Er betont das «sehr» und hat schon viel gelernt. Die Sprachkenntnisse werden ihm bestimmt helfen, schon bald Kurs auf eine neue Heimat zu nehmen. THOMAS FEUZ www.gfc-bern.ch idea Spektrum 27.2012
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Trotz Krebs voller Hoffnung leben
ÄXGÜSI
ERSCHÜTTERUNG Für viele Menschen beginnt mit der Krebsdiagnose eine neue Zeit-
Andere Schuhe
rechnung. Doch Krebs ist nicht einfach Todesurteil, meint die Pflegewissenschafterin Agnes Glaus. An einem Treffen der IVCG Thurgau empfahl sie, Hoffnung zu teilen.
Über drei Jahrzehnte hinweg hat Agnes Glaus Erfahrungen mit überlebenden Krebspatienten, sogenannten «Survivors», und mit anderen, die nicht überlebt haben, gesammelt. «Ja, es ist ein häufiges, relevantes Problem», bestätigte die Referentin am Frühstückstreffen der IVCG Thurgau in Gottlieben (Internationale Vereinigung Christlicher Geschäftsleute). Glaus ist Pflegeexpertin am Tumor- und Brustzentrum ZeTuP in St. Gallen und wurde für ihre Leistungen für die Pflege krebskranker Menschen vielfach ausgezeichnet.
Diagnose zeigt Endlichkeit auf
In der westlichen Welt, besonders in wohlhabenden Ländern wie der Schweiz, komme Krebs häufig vor. Hunderte von Formen dieser Krankheit seien bekannt, heilbare, chronische, stabilisierbare, aber auch rasch zum Tod führende. Für die grossen Fortschritte in der Bekämpfung und Behandlung dieser Krankheiten dürfe man durchaus dankbar sein, sagte Glaus. Doch Krebs trete oft wie ein Blitz aus heiterem Himmel ein. Die Leichtigkeit des Seins sei vorbei, nichts scheine mehr so zu sein wie vorher. Für Betroffene beginne mit der Diagnose eine neue Zeitrechnung. Gedanken von Bedrohung, Leiden und Tod herrschten vor und führten zu verschiedenen Gefühlsreaktionen. Die einen reagierten mit Schock, würden
Von Gott gewollt? Viele mit Krebs konfrontierte Menschen stellten sich die Frage, ob es sich um eine gottgewollte Krankheit handle, stellt Agnes Glaus fest. Doch Jesus habe immer in Opposition zu Krankheiten gestanden. Er habe oft geheilt, getröstet und gelindert. Bei einem Nierenstein frage auch niemand danach, ob es ein gottgewollter Nierenstein sei. «Wieso sollte dann Krebs von Gott gewollt sein?», hinterfragte die Pflegewissenschafterin. idea Spektrum 27.2012
Endlichkeit des Lebens erkennen würden, dürften auch überleben. In der Tat überlebe die Mehrheit der Krebskranken. Doch wie sollen sich die Betroffenen nach der Diagnose verhalten? Sie sollen sich Zeit lassen, nichts überstürzen. Patienten hätten durchaus das Recht, eine Zweitmeinung einzuholen. «Es geht um ihren Körper, da muss man sich selber genug wichtig sein.»
Begründete Hoffnung teilen Das Leben trotzdem lieben: Pflegeexpertin Agnes Glaus.
erstarren, bei anderen Menschen löse die Diagnose Wut auf sich selber, auf andere oder auf Gott aus, danach Verzweiflung, Trauer und Depressionen. Sicher sei, dass durch die Diagnose Krebs ein Leben erschüttert und eine Krise ausgelöst werde. «Man realisiert, dass das Leben nicht ewig dauern wird.»
Nicht einfach Todesurteil
Dennoch: Die quälende Frage nach der Ursache plage Betroffene. Wieso gerade bei mir? Im Einzelfall gebe es darauf keine Antworten. Doch man erlebe immer wieder Überraschungen. Die Krankheit könne anders verlaufen als erwartet, wusste Glaus aus ihrer langjährigen Erfahrung zu berichten. Krebs sei nicht einfach als Todesurteil zu begreifen. Aber die Menschen dürften sich deswegen auch nicht zu Propheten aufspielen. Ärzte seien angehalten, wahr zu sein, und offen für Überraschungen. Alles, was Ärzte und Pflegende sagten, müsse wahr sein. «Müssen wir aber immer alles sagen, was wahr ist?», fragte Glaus.
Nichts überstürzen
Krebs sei eine bittere Realität, doch die Krankheit biete auch die Chance der Erkenntnis. Plötzlich entdeckten Betroffene, wie reichhaltig das Leben sei. Viele, die die
Krebsbetroffene sieht Glaus auf einer Reise über Täler und Höhen. Da brauche es eine Brücke, damit man weiterkomme, wohin die Reise auch führen möge. Wichtig sei es, mit dem Betreuungsteam, mit Angehörigen und Freunden über die eigene Situation zu sprechen. Glaus warnte davor, zu viel abzublocken. Oft sei es hilfreich, wenn die Menschen im Umfeld des Betroffenen wüssten, worum es eigentlich gehe. Hilfreich begleiten heisse für das soziale Umfeld, den Kontakt nicht abbrechen, Gefühle, ja Tränen zulassen, praktische Hilfe leisten, nicht aber medizinische Ratschläge erteilen, sondern taktvoll reden und hoffnungsvoll sein. Hoffnung teilen, wenn sie vorhanden sei. Auch das Leben mit einer Therapie sei schliesslich eine Hoffnung, präzisierte die Referentin.
Aus der Himmelsperspektive
Die «Survivor-Idee» sei eine gute Strategie. Was kann ich selber tun, was kann ich für meinen Körper, meinen Geist Gutes tun, wie trotz Therapien einigermassen gesund bleiben? Hoffnungsvoll zu leben und nicht hoffnungslos zu werden, könne eine Quelle der Kraft werden. Es gehe darum, das Leben trotz Krebs zu lieben, dieses nicht auf die Krankheit zu reduzieren. Über den Alltag hinaus böte das Evangelium die grosse Hoffnung auf ein ewiges Leben. Darum sollten die Betroffenen auch lernen, ihre Situation aus der Himmelsperspektive zu sehen: «Das Beste kommt noch!» MARTIN SINZIG Bild: Martin Sinzig
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Die Schaukästen vor Kirchgemeindehäusern oder Freikirchen sind dazu da, Passanten mitzuteilen, was in dieser Kirche los ist. Selbstverständlich sollen sie Interesse wecken. Tatsächlich sind viele dieser «Fenster zur Welt» kreativ gestaltet und einladend. Letzten Sonntag sass ich draussen vor unserer Kirche auf der Mauer und wartete auf meinen Enkel. Dabei habe ich mir unseren Schaukasten angeschaut. Da war einmal die Anzeige, wer am nächsten Sonntag über welchen Text predigt. Und es gab Schuhe: alte Turnschuhe, hellblaue Crocs, feuerrote High Heels, währschafte Schnürschuhe, warme Winterstiefel, leichte Sommerschuhe und anmutige Damenpumps. Dazu ein inspirierendes Gedicht, das mich zum Weiterdenken anregte. Ja, wenn ich einmal in die Schuhe anderer Leute schlüpfen und darin ein Stück Lebensweg gehen würde! Dann wüsste ich, wo sie der Schuh drückt, wüsste, wie es sich anfühlt, ihre Lebensgeschichte und ihre Schmerzen zu haben. Klar, Schuhe tauscht man nicht, die sind einfach zu persönlich. Doch Weiterdenken schadet nicht. Ich wünschte unseren Politikern, wenigstens eine Woche lang in den Schuhe eines ermatteten Flüchtlings zu stecken, der eine unglaublich abenteuerliche Reise und entsetzliche Erlebnisse hinter sich hat. Ich wünschte mir selber, ein paar Tage in den Schuhen eines kranken Freundes zu gehen und ihm dafür meine leichtfüssigen Sommersandalen zu leihen. Ich wünschte uns frommen Christen eine verordnete Zeit, in der wir in den Schuhen all derer stecken, die wir von oben herab behandeln, die wir nur ein ganz klein wenig verachten und über die wir so gerne ein hartes Urteil fällen. Zum Glück tauscht man Schuhe nicht, die sind einfach zu persönlich! ESTHER REUTIMANN Die Autorin leitet Fundraising und Öffentlichkeitsarbeit der Quellenhof-Stiftung und wohnt in Winterthur.
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• Ein Abschlusskonzert mit allen Chören findet am Sonntag, 19. August 2012 um 14:30 in der Mehrzweckhalle Zofingen statt. • Verpflegungsstände vorhanden. • Reservieren Sie sich für das Abschlusskonzert schon heute Ihre Platzkarte (CHF 5.00/Platz). Letzter Reservationstermin: Freitag, 17. August 2012, 12:00. Online: adonia.ch/abschlusskonzert Ticket-Line: 062 746 86 39.
4434 5742 8574 8267 3402 3657 9500 9497 9042 9056 5605 2542 8636 8600 3098 3714 7430 7220 6280 4803 8142 8405 2575 3110 4814 4704 8523 8405 4563 4142 8424 8442
Hölstein Kölliken Oberhofen-Lengwil Berlingen Burgdorf Schwanden (Sigriswil) Wil SG Triesenberg FL Speicher Gais Dottikon Pieterlen Wald ZH Dübendorf Köniz Frutigen Thusis Schiers Hochdorf Vordemwald Uitikon Winterthur Täuffelen Münsingen Bottenwil Niederbipp Hagenbuch Winterthur Gerlafingen Münchenstein Embrach Hettlingen
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Rübmatthalle, Gassenbachweg 13 Mehrzweckhalle, Bergstrasse Mehrzweckhalle, Hauptstr. 7 Unterseehalle, Bahnhofplatz Aula Gsteighof, Pestalozzistr. 73 Mehrzweckgebäude, Haltenstrasse Freie Christengemeinde, Zentrum Speer, Speerstr. 18a Hotel Kulm, Dorfzentrum, Jonaboden Buchensaal, Buchenstr. 32 Mehrzweckhalle Mehrzweckhalle Risi, Bahnhofstr. Mehrzweckhalle, Hauptstr. Schwert-Saal, Restaurant Schwert, Bahnhofstr. 12 Kirchgemeindehaus Aula Oberstufenzentrum, Schwarzenburgstr. 319/321 Pfimi Frutigen, Zeughausstr. 6 Mehrzweckhalle, Rosenrollweg Turnhalle der Evang. Mittelschule EMS, Tersierstrasse Kulturzentrum Braui, Brauiplatz 5 Gemeindesaal, Langenthalerstr. 21 Üdiker-Huus, Zürcherstr. 61 Zentrum Arche, Heinrich-Bosshardstr. 2 Aula Oberstufenzentrum, Burgerstr. 5 Schlossgutsaal, Schlossstr. 8 Turnhalle Räberhus, Hintergasse 5 Schulhaus im Fürstengarten, Schneitbergstr. 3 Zentrum Arche, Heinrich-Bosshardstr. 2 Restaurant Boccia, Boccia-Saal, Mühlegasse 23 KUSPO -Bruckfeld, Loogstrasse 2 Gemeindehaussaal, Dorfstr. 9 Mehrzweckhalle, Schulstr.
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02.07.12 16:06 idea Spektrum 27.2012
F oru m | m i ssion
SYNERGIE Meint Gott auch, was er sagt? Unlängst berichtete «idea Spektrum», dass an einer Konferenz dazu ermutigt worden sei, die gleichen Werke wie Jesus oder noch grössere zu tun. Zwei idea-Ausgaben später stellte jemand diese Aussage in Frage, indem er schrieb, die Wunder Jesu liessen sich «auf keinen Fall übertreffen». Wer das Gegenteil behaupte, fördere «Selbstbetrug und Glaubensabfall». Meines Wissens war es Mark Twain, der sagte, dass ihn Bibelstellen, die er nicht verstehe, weniger beunruhigten als diejenigen, die er verstehe. Und ich meine, dass die Aussage in Johannes 14,12 klarer nicht sein könnte: «Ich versichere euch: Wer an mich glaubt, wird die Dinge, die ich tue, auch tun; ja, er wird sogar noch grössere Dinge tun.» Für den Fall, dass eine Aussage von
Jesus nicht mit meiner Realität übereinstimmt, habe ich mir in letzter Zeit angewöhnt, die Ursache dafür eher bei mir und der geistlichen Grosswetterlage um mich herum zu sehen, anstatt nach Erklärungen zu suchen, wie der Satz sonst noch verstanden werden könnte. Die Herausforderung, Gott beim Wort zu nehmen, begegnet mir in letzter Zeit regelmässig. Oft lebe ich ziemlich autonom von Gott, so lange es gut läuft. Da ist er einfach ein willkommener Begleiter und Ratgeber. Noch zu oft bin ich also mit der Haltung unterwegs, dass Gott segnen soll, was ich tue. Dabei wäre es definitiv besser, das zu tun, was er segnet. Selbst in Krisen bin ich geneigt, Lösungen gestützt auf Verstand und Lebensrealität zu suchen, statt auf Jesus zu vertrauen. Dabei sind auch hier seine Anweisungen klar: «Macht euch keine Sorgen! … Denn um diese Dinge geht es den Heiden, die Gott nicht kennen.» Neulich hatte mein Unternehmen mit einem erheblichen Liquidi-
tätsengpass zu kämpfen. Gestützt auf meinen Verstand war ich zunächst versucht, diesen Engpass nach Art der Welt zu lösen, hätte damit aber eine Gelegenheit verpasst, Gottes Fürsorge zu erleben. Gott sei Dank suchte ich die Hilfe diesmal bei ihm und bekam von ihm die tiefe Gewissheit, dass er sich um dieses Problem kümmern wird. Es war, als ob Jesus zu mir sagte: «Mein Lieber, es ist noch kein Boot untergegangen, in dem ich drin war.» In diesem Frieden erlebte ich noch am selben Tag, wie er übernatürlich eingriff und ohne mein Zutun auf völlig unerwartete Weise aus der Enge führte. Und ich musste schmunzeln: Entscheidend ist nicht, ob mein Boot gerade im Sturm ist, sondern ob Jesus mit drin ist oder nicht. DANIEL ALBIETZ Der Autor ist Anwalt und Gemeinderat in Riehen BS. www.albietz.biz
Claudia Bandixen: Mission als Aufbruch MISSION 21 Ein klares Bekenntnis zur Mission als christliche Bewegung in Solidarität
mit den Bedürftigen legte Claudia Bandixen am 40. Missionsfest des Werks der evangelisch-reformierten Kirche ab. Die neue Direktorin tritt ihr Amt Mitte Juli an. «Mission ist eine Bewegung im Aufbruch», erklärte die neue Direktorin von Mission 21, Claudia Bandixen, in ihrer Rede vor der Festgemeinde im Hotel Bildungszentrum 21 in Basel. Das Fest der Kulturen für Gross und Klein fand zum 40. Mal statt.
Partei nehmen
Mission als Aufbruch bedeute, «immer wieder diese Solidarität zugunsten der von Gott geliebten Bedürftigen neu zu wagen», so die Pfarrerin, die zuletzt Kirchenratspräsidentin der Reformierten Landeskirche Aargau war. Mission sei «die Seite des Christseins, die weiss, dass man einstehen muss für das, was nicht unbedingt mehrheitsfähig ist», so Bandixen, und dass man Partei nehmen müsse für die Schwachen, auch wenn die Starken dies oft nicht gerne sehen. «Mission steht für die Würde jedes Menschen ein.» Zuvor waren Bandixen und ideaSpektrum 27.2012
Hans-Joachim Zobel, Müllheim (D). Aufgabe des Vorstandes ist es, das Missionswerk gemeinsam mit der Geschäftsleitung strategisch und operativ zu leiten.
Neuanfang nach Turbulenzen Die neue Direktorin Claudia Bandixen am Basler Missionsfest.
alle sieben Vorstandsmitglieder in einem internationalen Festgottesdienst im Basler Münster in ihre neuen Ämter eingesetzt worden. Die mehrsprachige Feier mit Abendmahl wurde zusammen mit der Münstergemeinde gestaltet. Im Vorstand von Mission 21 sind: Karl F. Appl, Märstetten, Christine Christ-von Wedel, Basel (Präsidentin), Johannes Blum, Basel (Vizepräsident), Felix W. Egli, Zürich, Albrecht Hieber, Biel, Kurt Kägi, Herisau, und
Das Missionswerk hat turbulente Zeiten hinter sich. Vergangenes Jahr zeigte sich nach diversen Kündigungen, dem Rücktritt von Martin Breitenfeldt als Direktor und des gesamten Vorstandes, dass das Hilfswerk in einer Krise steckte. Als Gründe dafür galten unter anderem die komplexen Strukturen des Missionswerkes, das im vergangenen Jahr auch den Rückzug eines von vier Trägervereinen hinnehmen musste. Mission 21 hat seither um einen Neuanfang gerungen. Im letzten Juni war ein Übergangsvorstand gewählt worden. Im Februar wurde als neue Direktorin Claudia Bandixen vorgestellt, die ihr Amt Mitte Juli antritt. (pd/kipa) Bild: Mission 21/Claude Giger
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PODIUM Gemeinschaft Am letzten Wochenende hatten wir das Vergnügen, mit Freunden zusammen an einem kulinarischen Anlass der besonderen Art teilzunehmen. An grossen, langen Tischen mit bis zu vierzig Personen wurde das Essen im Freien serviert. Da wurde getafelt, geschwatzt und gelacht, und es bot sich reichlich Gelegenheit, mit anderen Menschen ins Gespräch zu kommen. Musik spielte, das sommerlich warme Wetter war schön angenehm, und über allem lag eine entspannte Atmosphäre. Für die meisten von uns stehen die Sommerferien bevor. Für viele bekanntlich die schönste Zeit des Jahres. Nur schon deshalb, weil sich damit die Gelegenheit bietet, den Alltag hinter sich zu lassen, abzuschalten, aber auch zu entspannen. Für einmal rufen keine Termine und Verpflichtungen. Der Freiraum, der sich dadurch bietet, will aber trotzdem gestaltet sein. Warum die Zeit nicht auch nutzen, um Freunde zum gemeinsamen Essen einzuladen und miteinander Gemeinschaft zu pflegen? Im Alten wie im Neuen Testament wird uns die Gastfreundschaft als etwas Zentrales im christlichen Glauben dargestellt. Ebenso pflegte Jesus mit seinen Jüngern immer wieder Gemeinschaft beim Essen, diskutierte mit ihnen, tauschte sich aus und lehrte sie. Dieses Prinzip zeichnete auch die erste Gemeinde aus, wie sie uns zu Beginn der Apostelgeschichte beschrieben wird. Gastfreundschaft als Merkmal des christlichen Glaubens, aber auch als Möglichkeit, um ungezwungen mit Menschen in Kontakt zu kommen sowie Freunde aus nah und fern – vielleicht sogar nach langer Zeit wieder einmal – zu treffen. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine erholsame Sommerzeit mit vielen bereichernden Kontakten und vergnügter Gemeinschaft am langen Tisch bei Speis und Trank. HANS-ULRICH BIGLER Der Autor ist Direktor des Schweizerischen Gewerbeverbandes und Mitglied der FDP. Er wohnt in Affoltern am Albis.
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n e u e H e i m at ( t e i l 3)
Der lange Weg vom Karrer zum «Kaiser» von Québec AUSWANDERERSCHICKSALE Er wanderte gleich zweimal aus: Nach dem Krieg übersiedelte der Deutsche Paul Kaiser ins
Emmental. Der Karrer heiratete und pachtete später einen Hof in Rümlang ZH. Nach 22 Ehejahren wanderte Familie Kaiser nach Kanada aus. Aus bescheidenen Anfängen entstanden ein Konsortium von Farmen und eine Grosskäserei. Paul Kaiser schaut auf ein reiches Leben zurück. «Ich bin noch jung», meint er verschmitzt. «Erst zweimal 40 und zwei Jahre.» Täglich ist er in seinem Büro anzutreffen. Hier kontrolliert er beispielsweise den Zahlungsverkehr. Der rüstige Senior ist Farmer durch und durch.
«It’s a long way to go»
Paul Kaiser wuchs mit sieben Geschwistern in Süddeutschland auf. Nach den Kriegswirren reiste er 1950 in die Schweiz ein. Auf dem Hof «Waldhaus» oberhalb von Lützelflüh im Emmental fand er eine Anstellung als Karrer. In dieser Funktion war er für die Pferde, die Fuhrwerke und Fahrzeuge zuständig. Eine verantwortungsvolle Aufgabe, war er doch auch für den Transport der Herrschaft und ihrer Familie zustän-
Impressum Idea Schweiz Herausgeber: Idea Information AG, 4410 Liestal Verwaltungsrat: Heiner Henny, Präsident; Sam Moser, Stellvertreter; Paul Beyeler, Hans Lendi, Hansjörg Leutwyler, Hanspeter Schmutz Ideelle Trägerschaft: Schweizerische Evange lische Allianz (SEA), Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG), Arbeits gemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) Redaktion: Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 44, Fax 031 819 71 60 EMail: redaktion@ideaschweiz.ch Internet: www.ideaschweiz.ch Chefredaktor: Andrea Vonlanthen Büro: Bahnhofstr. 65, 9320 Arbon Tel. 071 446 70 02, Fax 071 446 74 88 EMail: andrea.vonlanthen@ideaschweiz.ch Redaktor: Thomas Feuz Erweitertes Team: Esther Reutimann, Christian Bachmann, Mirjam FischKöhler Praktikum: Christof Bauernfeind Kundenberatung Anzeigen: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 17, Fax 031 819 38 54 EMail: inserate@ideaschweiz.ch Aboservice: Jordi AG – das Medienhaus, Franziska Schüller, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 20, Fax 031 819 38 54 EMail: abo@ideaschweiz.ch Abopreise: Jahresabo Fr. 145.–, Seniorenabo Fr. 117.–, Halbjahresabo Fr. 77.–. Das Abo ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar. Konto: PCKonto 407885864 Idea Information AG, 4410 Liestal Layout/Druck/Versand: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp www.jordibelp.ch
Bild: idea/tf
Aktiv bis zuletzt: Paul Kaiser ist jeden Tag in seinem Büro anzutreffen. Unten ein Emailschild mit authentischer Werbung aus der Vorkriegszeit.
dig. «Grossbauern waren damals die eigentlichen Herren», erklärt Paul Kaiser. «Man hatte grossen Respekt vor ihnen. Ihr Wort galt etwas im Dorf.» Zu den Bediensteten gehörte ebenfalls eine junge Frau, die als Dienstmädchen angestellt war. Der deutsche Einwanderer warf mehr als nur einmal ein Auge auf sie. Paul bezeichnet die Heirat 1953 als «grösstes Geschenk». «Madeleine war in jeder Hinsicht die Richtige für mich.» Mit ihr baute er sich auf einem gepachteten Hof in Rümlang ZH eine Existenz auf. «Der im Besitz der Stadt Zürich befindliche Bauernhof bot uns alles ausser einer echten Perspektive», erinnert er sich. So nahm der Gedanke an einen weiteren Umzug mehr und mehr Gestalt an. Die Auswanderung nach Kanada im Herbst 1975 sollte zu einem prägenden Ereignis im Leben von Madeleine und
mit seiner Frau eine weitherum bekannte Grosskäserei auf (siehe Porträt in einer späteren Ausgabe von «idea Spektrum»). Paul Kaiser erinnert sich an eine frühe Aussage seines damals noch kleinen Jungen: «Papa, ich will Koch werden!» Ob er denn wirklich den ganzen Tag nur herumstehen und in Töpfen rühren wolle, fragte ihn der Vater. Später sagte sein Sohn überzeugt: «Papa, ich will Käser werden!» Mit der für Deutsche typischen Gründlichkeit verwirklichten die Kaisers in Kanada ihren Traum einer eigenen Existenz. Harte Arbeit führte auch in ihrem Leben zum Erfolg. Der Vater von Paul Kaiser war Laienprediger. Der Glaube an Jesus Christus ist für die Familie Kaiser wichtig. In den Entscheidungen suchte sie immer wieder Wegleitung im Gebet. Paul und Madeleine schätzen die gute Atmosphäre in der «Union Bible Church». Die verschiedentlichen öffentlichen Taufen von erwachsenen Personen im nahegelegenen See bleiben ihm unvergesslich. So langsam sieht Paul Kaiser der wohl wichtigsten Etappe seiner Lebensreise entgegen. «Bis mich Gott zu sich ruft, möchte ich hier unten meine Pflichten tun», meint er. Und dann wird der «Kaiser von Québec» bereit sein, seinem König gegenüber stehen. THOMAS FEUZ
Neue Heimat Kanada
Paul Kaiser werden. Nach einem langen Weg waren sie endlich am Ziel angekommen.
Apfel fällt nicht weit vom Stamm
Vater Kaiser ist stolz auf seine Kinder, fünf Söhne und eine Tochter. Sohn Fritz entwickelte sich ganz im Sinne seines Vaters. Er baute
Die Schweiz – ein Einwanderungs land? In der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts war das Ge genteil der Fall: Schweizer wan derten zuhauf in alle Welt aus. Die Auslandschweizerorganisation ASO registriert eine halbe Million Schweizer auf allen Kontinenten. Auf Einladung eines kanadischen Leserpaars von «idea Spektrum» besuchte Redaktor Thomas Feuz Mitte März einige Auswanderer familien in der Provinz Québec. In einer Fortsetzungsserie stellen wir sie und ihre Schicksale vor. idea Spektrum 27.2012
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Gottes Anwesenheit wird im Sprechzimmer spürbar VBG-FACHTAGUNG Inspiriert durch die Initiative «Glaube am Montag» beziehen Christen in Psychologie, Psychotherapie, Psychiatrie oder Supervision den Glauben in den Alltag ein. In Aarau gaben sie Einblick in ihr professionelles Tun.
«Christsein – real und total»: Unter diesem Motto zeigten christliche Fachleute auf berührende Art, wie sie auf unterschiedliche Weise Unterstützung durch Gebet und Geführtwerden erfahren. Zum anderen berichteten sie vom Druck, der von verschiedenster Seite her auf den Therapeuten lastet, und mit dem man leben lernen muss. Doch gerade Situationen, wo alles gescheitert zu sein scheint, erweisen sich als Momente, wo eine wunderbare Wende geschieht.
Vor Gott ganz werden
Gerhard Neumann, Theologe und Psychotherapeut, zeigte anhand von biblischen Zusammenhängen auf, dass der Mensch vor seinem Gott «ganz» sein sollte. Verschiedene (Ab-)Spaltungen führen dazu, dass Menschen sich mindestens teilweise von dem
«ganz» zu sein. Jesu Begegnung mit den Emmaus-Jüngern überwand deren Enttäuschung über seinen Kreuzestod. Er machte ihnen verständlich, dass der scheinbar sinnlose Tod am Kreuz sein musste. Pointiert sagte Neumann: «Unsere Wege dürfen niemals an Golgatha vorbeiführen.»
Neue Wesenszüge Gottes Bilanz nach 25 Jahren Psychotherapie: Samuel Pfeifer in Aarau.
einen Gott abwenden und ihr Vertrauen ihm gegenüber einschränken. Jesus setzte sich über jüdische Ordnungen hinweg, die von Gott losgelöst wurden und ein seltsames Eigenleben entwickelt hatten. Er wurde dafür angefeindet, aber er ermöglichte es damit den Menschen, vor Gott
Samuel Pfeifer, Chefarzt der Klinik Sonnenhalde in Riehen, gab einen spannenden Einblick in die letzten 25 Jahre psychotherapeutischer Forschung und Arbeit. Trends kamen und gingen: Nach der Dominanz psychoanalytischen Arbeitens verbreitete sich die kognitive Verhaltenstherapie, vor einigen Jahren kamen die Schematherapie und epigenetische Ansätze auf. Anhand von vier Patientenbegegnungen zeigte Pfeifer verschiedene Facetten der
Gotteserfahrung auf, die die Patienten in kritischen Situationen erleben: Gottesbilder zerbrechen und neue Wesenszüge Gottes werden sichtbar. Erfahrungen der harten Realität des Lebens gingen nicht spurlos an ihm und seiner Gottesbeziehung vorbei. «Da ist doch noch mehr im Raum als wir beide.» Mit diesem Satz überraschte ein Klient seinen Therapeuten und brachte so etwas von Gottes Anwesenheit zum Ausdruck. Die Verbindung von theologischen und fachlichen Inhalten mit persönlichen Erfahrungen machte das Spezielle dieses Tages aus. Es gab den 50 Besuchern einen lebendigen Eindruck von Überraschendem und Schwerem aus der Beratungstätigkeit von Christen. FRITZ IMHOF www.evbg.ch
Schweizer Modell multipliziert sich im Ausland CHRISTUSTAG Nun war es auch in Paris soweit: 1500 Christen trafen sich zum ersten offiziellen Christustag in
Frankreich. Zuvor hatten die Initianten den vergangenen Schweizer Christustag vom Juni 2010 in Bern besucht.
Stade de la Porte de la Muette: Im Westen der französischen Hauptstadt feierten Christen aus den verschiedensten Kirchen und Bewegungen kürzlich Jesus Christus als Herrn und Erlöser. Als evangelischer Christ hätte man kaum vermutet, dass viele beteiligte Personen ihre Heimat in der katholischen Kirche und insbesondere in der katholischen Erneuerungsbewegung haben. Es ging allein darum, den gemeinsamen Herrn zu ehren und die Veränderung im eigenen Leben zu bezeugen.
Vision erfüllt sich
Mit dem sechsten Christustag 2004 in Basel war ein neues Element augenfällig geworden: die Repräsentation der Städte und Regionen durch Fahnen. Ziel war es, dass an jedem dieser Orte Gebet und Fürbitte einen hohen Stellenwert bekommen sollten. idea Spektrum 27.2012
«Fahnenübergabe»: Bruno Berthon (links), Koordinator des Christustages in Paris, mit dem Flaggen-Initianten Hanspeter Nüesch.
In Finnland wurde 2008 und 2010 ein Christustag «mit wehenden Fahnen» durchgeführt. Hanspeter Nüesch von Campus für Christus, Initiant dieser Vision, wurde in Paris gebeten, die Idee eines flächendeckenden Gebets mit Fahnenträgern aus allen politischen Gemeinden zu ver-
mitteln. Er stellte seine Botschaft unter die Verheissung Gottes in 2. Chronik 7,14: «Wenn mein Volk sich demütigt und umkehrt, dann will ich ihr Land heilen.»
Ein Tag für alle Denominationen
Bereits sind weitere Festtage geplant: Am 28. Juli steht Tallinn,
die Hauptstadt Estlands, im Zentrum der Aufmerksamkeit des ganzen Landes. Die Stadtbehörden und sämtliche Kirchen und Gemeinden stehen hinter dem geistlichen und kulturellen Grossanlass «Heartbeat Tallinn». Im Sommer 2013 ist ein entsprechender Anlass in Island vorgesehen. «Jésus au Coeur» hiess das treffende Motto des Christustages in Paris. Laurent Schlumberger, Präsident der reformierten Kirche Frankreichs, erinnerte daran, dass Christen eine grosse Familie sind. Darum sollten wir einander von Herzen annehmen und gemeinsam für das Evangelium einstehen. «Wir wollen uns gegenseitig ermutigen und einander sagen: ‹Es ist gut, dass du da bist – ob du zu dieser oder jener Tradition gehörst. Es ist gut, dass du da bist!›» TOM SOMMeR www.gebetstag.ch Bilder: Christine Bösser, Tom Sommer
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P u bl i r e P or tag e
MAF
Dienst in den schwer zugänglichen Dörfern Lateinamerikas, Afrikas und Asiens. MAF ist im regelmässigen Einsatz bei grossen Katastrophen wie dem Tsunami, dem Erdbeben in Haïti und in Dadaab Afrika, wo Hilfe über eine Luftbrücke gebracht werden kann. Wir evakuieren wenn nötig und möglich Missionare, Ärzte und Entwicklungshelfer aus Krisengebieten.
FLY I N G FO R LI FE Mission Aviation Fellowship
MAF in der Schweiz Wir machen aktives Fundraising in den Erstweltländern für unsere Arbeit in den Entwicklungsländern und rekrutieren gleichzeitig in der Schweiz Fachkräfte, wie Piloten, Avioniker, Flugzeugmechaniker und Ingenieure, aber auch IT Spezialisten. Zur Zeit stehen 11 Schweizer MAF Piloten plus 3 weitere Fachpersonen in verschiedenen Ländern im Einsatz. Wir suchen laufend Fachkräfte in all diesen Sparten, aber ganz besonders BerufsPiloten mit einem Herz für die Arbeit in den Missionländern.
te a chk r äf uf e n d F la n e z h n c a Wir su , ab e r g Sp a r te n n mit e t in allen o il -P Berufs s r e d n it in e o bes die Arb e r z für H m e rn in e de . sionlän den Mis
Samuel Jakob
Katastrophenhilfe – Wir fliegen für Notleidende
Herzliche Einladung zum
Entwicklungshilfe – Wir fliegen für die Ärmsten
MAF BEGEGNUNGSTAG
Mission – Wir fliegen im Vertrauen auf Gott
Samstag, 18. August 2012 Alpar Halle Flughafen Belp, Tor 4
Danke für Ihre Spende!
TAGESPROGRAMM
Unsere Mission
9.30 – 11.45
MAF ist der grösste internationale, christlich-humanitäre nicht kommerzielle Missions-Flugdienst. Mit einer Flotte von 142 Flächenflugzeugen unterstützt MAF die einheimischen Kirchen, Missionare, Ärzte, Entwicklungshelfer und internationale Hilfsorganisationen. MAF fliegt mehr als 1300 Partnerorganisationen in 35 Entwicklungsländern der dritten Welt. Im Jahre 2011 wurden in rund 48 000 Flügen mehr als 100 000 Personen geflogen. Medizinische Versorgung, angemessene Nahrung, Katastrophenhilfe, sauberes Trinkwasser und vor allem die christliche Botschaft erreichen durch unsern Dienst unzählige Menschen. Alle fünf Minuten startet oder landet weltweit auf einer der über 3000 abgelegenen Pisten ein MAFFlugzeug, um Menschen Hilfe aus der Luft zu bringen. Es gibt unzählige Orte auf der Welt, wo es noch kaum Strassen oder Bahnen gibt, andernorts gibt es zwar «Strassen» aber diese sind in der Regenzeit kaum passierbar oder dann wegen den vielen Bürgerkriegen zu gefährlich.
Notfall Evakuierungen In vielen hundert Medevacs fliegen wir Schwerverletzte in die Spitäler. Diese Flüge sind meist nicht kostendeckend. Durch Spendengelder wird der Fehlbetrag ausgeglichen. Mit den Medicalsafaries garantieren wir einen regelmässigen ärztlichen
MAF Switzerland Friedbühlweg 28 3653 Oberhofen
Tel. 033 221 57 61 info@maf-swiss.org www.maf-swiss.org
Postcheck: 85-541047-1
– Begrüssung – Andacht, Simon Tanner, Helimission – Dank und Rückblick – Cessna Caravan für PNG, Samuel Jakob, Beat Moser – Vortrag Hansjörg und Monika Schlatter MAF Pilot Uganda – Vortrag Michael und Jael Vogel, PNG – Vorstellung Hansjörg Leutwyler, André Bucher Der Vormittag wird umrahmt vom Posaunenchor Malleray, dem Jugendchor aus Osnabrück (Deutschland) und dem GfC Chor Gutenburg und Umgebung
11.45 – 13.30 – Zeit der Begegnung und Austausch – Verpflegung wird angeboten, Hotdogs, Kaffee und Kuchen, kalte Getränke und Glace
13.30 – 15.15 – – – – –
Vortrag von Hansjörg Leutwyler, Geschäftsführer MAF CH Zukunftspläne von Hermann und Jacqueline Lauber Iwan und Ruth Hess, Asien Zivildienst mit MAF, Beat Moser Schlusswort, André Bucher, Präsident MAF CH
ab 15.15 – Gemütliches Beisammensein mit Cafeteria-Betrieb Am Nachmittag begleiten uns die Brassband EGW Arni/Worb, der Jugendchor Osnabrück und Alphornbläser
Verfügbare Medien: Buch: «Hoffnung hat Flügel» von Stuart King, Preis inkl. Versand Fr. 27.– DVD: «Flying for Life» Aus der Arbeit von MAF, Preis inkl. Versand Fr. 15.– idea Spektrum 27.2012
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Das Bild der Woche GEBURTSKIRCHE JESU JETZT WELTKULTURERBE
JORDANIEN
Jordan
Gegen den Widerstand Israels hat die UN-Kulturorganisation UNESCO die Geburtskirche Jesu im Westjordanland auf die Liste des Weltkulturerbes gesetzt. Die Region gehört zu den palästinensischen Autonomiegebieten. Die Geburtskirche zählt neben der Jerusalemer Grabeskirche zu den heiligsten Stätten der Christenheit. Im Jahre 326 ließ Kaiser Konstantin (ca. 285–337) den Vorgängerbau errichten. Im 6. Jahrhundert wurde die Geburtsbasilika vergrößert. Der Hauptzugang zur Kirche ist seit dem 16. Jahrhundert die nur 1,20 Meter hohe „Tür der Demut“, durch die sich täglich bis zu 10.000 Besucher drängen. An beiden Seiten des Hauptaltars führen Treppen wie ein Nadelöhr hinunter zu jenem Punkt, an dem ein silberner Stern auf weißem Marmor den Geburtsort Jesu und damit den Ursprungsort der Christenheit markiert. „Hic de virgine Maria Jesus Christus natus est“, ist auf dem Stern zu lesen: „Hier wurde Jesus Christus von der Jungfrau Maria geboren.“ Mit dem Beschluss der UNESCO erhalten die Palästinenser acht Monate nach ihrer umstrittenen Aufnahme in die KulturorgaWE ST nisation erstmals einen J ORDAN der begehrten WeltkulturISRAEL LAND erbe-Titel. Per Definition JERUSALEM werden solche Stätten ins HAUPTSTADT Welterbe-Programm aufBethlehem genommen, „deren UnterTotes Hebron gang ein unersetzlicher GAZA Meer Verlust für die gesamte S TREIFEN Menschheit wäre“.
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Wie ein HinduPriester Christ wurde JESUS-FILM Er opferte das Blut von Ziegen, aber seine Seele blieb leer.
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ine ungewöhnliche Bekehrung zu Jesus hat ein Hindu-Priester in Südasien erlebt. Ein Film über das Leben von Jesus Christus brachte ihn dazu, dass er seine blutrünstigen Tieropfer aufgab. Wie das Jesus-Film-Projekt (Orlando/USA) mitteilt, war der Priester Tanath an zwei Tempeln in Indien tätig. An Festtagen opferte Tanath 100 Ziegen für die Sünden der Menschen. Doch die Opfer hinterließen bei ihm immer eine seelische Leere. Im vorigen Jahr kam der Hindu-Priester zur Vorführung der wortgetreuen Verfilmung des Lukas-Evangeliums. Dabei hat er – wie es heißt – begriffen, dass Jesus mit seinem Tod am Kreuz das endgültige und einzig von Gott akzeptierte Opfer gebracht habe. Er sei der Erste gewesen, der nach der Filmschau seine Hinwendung zum Glauben an Christus bekundet habe. Andere seien ihm gefolgt.
Fotos: dpa; PR
Der meistgesehene Film Der Jesus-Film ist der am meisten gesehene Film der Welt. Rund 6 Milliarden Menschen haben ihn in mehr als 1.100 Sprachen erlebt; mindestens 200 Millionen sind nach Angaben des „ J esus- Film Projekts“ Christen geworden. Der Film wurde 1979 an Originalschauplätzen in Israel gedreht und zunächst von Warner Brothers vertrieben. Später übernahm ihn das internationale evangelikale Missionswerk „Campus für Christus“ (Orlando). In Deutschland wird der Jesus-Film vom Zweig des Missionswerkes mit Sitz in Gießen (Mittelhessen) verbreitet. P
b www.jesusfilm.de • 0641 975180 27.2012
Auf die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem wurden skandalöse Sätze gesprüht. Links steht der Satz: „Hätte es Hitler nicht gegeben, die Zionisten hätten ihn erfunden.“
Jerusalem: Wenn Juden Hitler „loben“ ISRAEL Die Polizei verhaftete drei ultraorthodoxe Juden, die zugegeben haben, die Holocaust-Gedenkstätte geschändet zu haben.
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itte Juni hatten die drei 18, 26 und 27 Jahre alten Männer die zentrale Gedenkstätte für die Opfer der Judenverfolgung sowie zwei Mahnmale für gefallene israelische Soldaten mit hasserfüllten Worten besprüht: „Hätte es Hitler nicht gegeben, die Zionisten hätten ihn erfunden“ und „Danke, Hitler, für den wunderbaren Holocaust, den du für uns organisiert hast. Nur deinetwegen haben wir einen Staat bekommen.“ In den Wohnungen der Verhafteten wurde weiteres antizionistisches bzw. antisemitisches Material gefunden. Der Vorgang löste großes Entsetzen aus.
Der Grund des Hasses: Die Gründung Israels sei nicht von Gott Nach Angaben der Internationalen Christlichen Botschaft Jerusalem (ICEJ) lehnen Splittergruppen unter den ultraorthodoxen Juden den Staat Israel radikal ab. Ihrer Ansicht nach bleibe die Errichtung eines jüdischen Staates dem erwarteten Messias vorbehalten. Die Staatsgründung im Jahr 1948 werde als anmaßendes Menschenwerk betrachtet, das den göttlichen Plänen vorgreife. Manche Gruppen verweigerten deshalb jegliche Beteiligung an staatlichen Aktivitäten. Beispielsweise leisteten sie keinen Militärdienst. Allerdings nähmen einzelne Mitglieder staatliche Sozialleistungen in Anspruch. Auch im Ausland stellten einige Repräsentanten die Existenz Israels infrage, wie sie vor sechs Jahren bei einer Begegnung mit dem iranischen Staatspräsidenten Mahmud Ahmadinedschad in Teheran deutlich gemacht hätten. Angriffe auf die Holocaust-Gedenkstätte habe es bisher allerdings nicht gegeben.
Vermutlich habe es sich um Einzeltäter gehandelt. Organisationen, die den Holocaust verherrlichten, wären in Israel längst verboten worden, sagte eine Sprecherin der Christlichen Botschaft gegenüber idea. Die im israelischen Parlament vertretenen ultraorthodoxen Parteien, etwa die ShasPartei, akzeptierten den Staat.
Schon der Jude Karl Marx … Dem jüdischen Journalisten Henryk M. Broder (Berlin) zufolge hat jüdischer Antizionismus eine lange Tradition. Einer der bedeutendsten jüdischen Selbsthasser sei Karl Marx (1818– 1883) gewesen, der eine „Emanzipation der Gesellschaft vom Judentum“ gefordert habe, schreibt Broder Karl Marx auf „Welt-online“.
Der Holocaust als Strafe Gottes Andere wie die Ultraorthodoxen seien fest davon überzeugt, dass der Holocaust eine Strafe Gottes für die 50 Jahre zuvor geborene Idee war, im Heiligen Land einen zionistischen Staat zu errichten. Außerdem gebe es progressive jüdische Intellektuelle, die die Idee eines Nationalstaates für ein überholtes Konzept aus dem 19. Jahrhundert betrachten. Ihrer Ansicht nach bildeten insbesondere Juden kein Volk, das einen eigenen Staat haben sollte, sondern seien bestenfalls eine „Schicksalsgemeinschaft“, die durch gemeinsam erlittenes Leiden zusammengehalten werde. P
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Wie man Armen dauerhaft helfen kann ENTWICKLUNGSHILFE Die nachhaltigste Wirkung bringt für arme Länder die Investition in Pastoren und andere christliche Leiter.
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avon ist der Geschäftsführer der Organisation „Overseas Council Europe“ (Übersee-Rat Europa), Pfarrer Andreas Kammer (Heidenheim), überzeugt, der mehrere Jahre in Angola (Südwestliches Afrika) an einer Bibelschule tätig war. Eine der wichtigsten Aufgaben von Weltmission heute sei die Ausbildung von einheimischen Pastoren und Gemeindeleitern, denn sie befähige die Kirchen im Land, ihrem Auftrag nachzukommen, sagte Kammer idea. Die Kirchen in Afrika, Asien und Lateinamerika wüchsen teilweise rasant, aber es mangele den Gemeinden vielfach an geistlicher Tiefe, weil es zu wenige theo-
Ein Beispiel für die Arbeit des Übersee-Rates: Eine Fortbildung für Schulleiter in der Elfenbeinküste
logisch qualifizierte Leiter gebe. Zwar gäbe es in Angola inzwischen etwa fünf Millionen Protestanten (etwa ein Viertel der Bevölkerung), aber nur etwa 100 Pfarrer hätten eine gründliche Bibelausbildung.
Wie Jesus investieren Die Kompetenz christlicher Führungskräfte wirkt sich nach Kammers Überzeugung auch positiv auf die Gesellschaft aus. Qualifizierte Kirchenvertreter nähmen als Multiplikatoren Einfluss auf die gesellschaftliche Entwicklung, etwa beim Abbau von Korruption oder bei der Bekämpfung von AIDS. Kammer: „Wer die Ethik einer Gesellschaft nachhaltig verändern will, muss – wie Jesus – in Menschen investieren.“
Theologie und Charakterbildung Overseas Council unterstützt eine praxisorientierte biblische Ausbildung an über 130 evangelikalen Theologischen Semi-
Andreas Kammer
Manfred W. Kohl
naren in Afrika, Asien, Lateinamerika, Osteuropa und dem Nahen Osten. Dort werden mehr als 35.000 Studenten auf ihren Dienst in Kirche und Mission vorbereitet. Dabei legen die Seminare auch großen Wert auf die geistliche und charakterliche Entwicklung der künftigen Gemeindeleiter. Die Ausbildung von einheimischen Christen bietet besondere Vorteile: Sie müssen keine Sprach- und Kulturbarrieren überwinden, und der finanzielle Aufwand ist relativ niedrig. So kann beispielsweise mit den jährlichen Kosten einer ausländischen Fachkraft etwa zehn einheimischen Leitern eine Ausbildung ermöglicht werden, die dann ein Leben lang ihrer Kirche und ihrem Land dienen.
Hilfe durch Fortbildung Overseas Council fördert die Ausbildungsstätten durch Teilstipendien für Studenten und Lehrer, durch Bereitstellung von Lehrmitteln in der jeweiligen Landessprache, durch Zuschüsse für die Errichtung von Wohnheimen, Verwaltungs- und Seminargebäuden sowie durch Fortbildungen. Durch Kurse, die Overseas Council jährlich auf allen Kontinenten durchführt, werden die theologischen Seminare auch untereinander vernetzt. Die Finanzierung wird durch Spender und Förderer sichergestellt. Overseas Council arbeitet auf der theologischen Basis der Weltweiten Evangelischen Allianz. Als Vorsitzender des europäischen Zweigs amtiert der frühere Direktor des Hilfswerks World Vision Deutschland, Manfred W. Kohl (Hubbards/Kanada). P
b www.overseas-council.eu 07321 3496050
NOTIERT Nigeria: Analphabeten hören gemeinsam die Bibel Die Nigerianische Bibelgesellschaft hat 762 Hörzentren in dem westafrikanischen Land eröffnet. Dort kommen Menschen zusammen, um gemeinsam Gottes Wort zu hören und darüber zu sprechen. Dafür werden Abspielgeräte mit dem Bibeltext in verschiedenen einheimischen Sprachen zur Verfügung gestellt, berichtet die Deutsche Bibelgesellschaft (Stuttgart). Von dem Projekt profitieren zum Beispiel Analphabeten, aber auch Strafgefangene, etwa die Insassen in einem Frauengefängnis von Lagos. „Die Hörbibeln unterstützen die Bemühungen der Regierung, die Frauen zu rehabilitieren. Sie führen die Frauen näher zu Gott“, so Gefängnisleiter Akinwale Folashade. Auch an anderen ungewöhnlichen Orten findet man Bibelhörzentren, zum Beispiel in einer Autowerkstatt in der Großstadt Ibadan. Nach Angaben ihres Besitzers ist die Werkstatt zu einem Treffpunkt für Freunde und Kunden geworden: „Sie kommen regelmäßig hierher, um gemeinsam die Bibel zu hören. Das ist toll! Viele würden sich gern ein eigenes Abspielgerät kaufen.“ Eine knappe Mehrheit der 158 Millionen Nigerianer sind Muslime.
Christoffel-Blindenmission: Mehr Einnahmen – weniger Spenden Die Christoffel-Blindenmission (CBM) hat 2011 einen Einnahmerekord erzielt. „Erstmals liegen wir bei über 60 Millionen Euro“, so der CBM-Direktor für Verwaltung und Finanzen, Reinhold Behr, in Bensheim (Südhessen). Die Gesamteinnahmen stiegen um 6,4 % auf 60,2 Millionen Euro. Dazu hätten die steigenden Erträge von öffentlichen Geldgebern wie der EU und dem deutschen Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung beigetragen. Sie wuchsen um 47 % auf 5,9 Millionen Euro. Allerdings war das Spendenaufkommen rückläufig: Es lag mit 41,3 Millionen Euro um 3,7 % niedriger als 2010. Die CBM hat 2011 36 Millionen Menschen geholfen. Das sei ein Rekordergebnis, sagte der Direktor für Kommunikation, Rainer Brockhaus.
Fotos: Kohl/idea/Polzer; übrige/PR
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Wo Muslime die Mehrheit haben, leiden Christen KARMELMISSION In Gebieten mit mehrheitlich muslimischer Bevölkerung wird der Islam radikaler.
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arunter haben insbesondere Christen zu leiden. Das berichteten Mitarbeiter der Evangelischen Karmelmission beim Jahresfest in Schorndorf bei Stuttgart. Als Beispiel wurde der Sudan genannt. Seit der Abspaltung des südlichen Landesteils, der jetzt einen unabhängigen Staat bildet, würden die Rechte der Christen im islamisch geprägten Norden immer mehr eingeschränkt. Präsident Omar Al Bashir habe sämtliche christlichen Feiertage gestrichen. Dagegen wehrten sich die Kirchen. Sie kündigten an, an Weihnachten Hunderttausende Bibeln auf den Straßen der Hauptstadt Khartum verteilen zu wollen. Auch im Norden Nigerias verschlechtere sich die Lage der Christen, teilten Mitarbeiter des Missionswerks mit. Die Terrororganisation Boko Haram (übersetzt: Alles Westliche ist Sünde) betrachte die Region als islamisches Herrschaftsgebiet und fordere alle Christen ultimativ auf, das Gebiet zu verlassen. Ständig würden Kirchen in die Luft gesprengt, während Christen dort Gottesdienste feierten.
Missionsmitarbeiter die Kehle durchgeschnitten Um Missionare einzuschüchtern, sei dem ältesten Sohn eines Mitarbeiters der Karmelmission die Kehle durchgeschnitten worden. Der Direktor der Evangelischen Kirche in West-Afrika, Steven Panya Baba, habe die Christen aufgerufen, sich nicht an Racheakten zu beteiligen. Mehrere Gäste aus Übersee dankten der Karmelmission, dass sie neben missionarischen Einsätzen auch humanitäre Hilfe leiste.
Andere hatten Angst – die Karmelmission blieb Der US-amerikanische Missionswissenschaftler Prof. Samuel Naaman (Chicago) würdigte das Engagement für Flüchtlinge im pakistanisch-afghanischen Grenzgebiet. Während zahlreiche Hilfsorganisationen das Gebiet verlassen hätten, als mehrere Helfer der Vereinten Nationen bei einem Sprengstoffanschlag ums Leben
Ein Junge trägt seine Schwester durch ein Flüchtlingslager an der Grenze von Pakistan und Afghanistan. Hier hilft die Karmelmission.
kamen, habe die Karmelmission die Versorgung der Flüchtlinge fortgesetzt. In Jordanien kümmert sich das Werk ebenfalls um Flüchtlinge. Das Land hat mehr als 200.000 Asylanten aus Syrien aufgenommen. Dabei seien die jordanischen Behörden überfordert, sagte Missionsleiter Martin Landmesser. Der Generalsekretär der Evangelischen Allianz von Indien und Asien, Richard Howell (Neu Delhi), lobte die Schulungsseminare der Karmelmission für asiatische Pastoren. Viele Christen seien verunsichert, wie sie mit Muslimen über ihren Glauben sprechen können. Die Karmelmission unterhält Regionalbüros in 20 Ländern mit mehr als 200 Mitarbeitern. Mit der Herausgabe christlicher Literatur in 43 verschiedenen Sprachen ist sie einer der größten Fachverlage für evangelistische Literatur in der islamischen Welt. P
b www.karmelmission.org • 07181 92210
Freizeitforscher: Der Ruhestand beginnt heute erst ab 80 ALTE SIND JÜNGER Der wirkliche Ruhestand beginnt heute in der Regel erst ab 80 Jahren.
Foto: ddpimages
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rst dann nimmt die Zahl der Aktivitäten deutlich ab. Das fand das Institut für Freizeit- und Tourismusforschung (IFT) in Wien heraus. Die Generation 60+ sei außerordentlich aktiv. Selbst 70- bis 74-Jährige betrieben im Schnitt regelmäßig 14,6 Tätigkeiten in der Freizeit. Die Forscher führen dies auf die verbesserte Gesundheit zurück. Zum Vergleich: Jugendliche widmen sich regelmäßig bis zu 21 Aktivitäten, Erwerbstätige 17,8. Erst ab dem 27.2012
80. Lebensjahr sinkt das Niveau auf 11,4 Aktivitäten. Quer durch alle Generationen hinweg ist vor allem die Beschäftigung mit den Medien beliebt. Bei den über 60-Jährigen sind Spaziergänge, Wandern, Gartenarbeit, kulturelle Aktivitäten, Kirchenbesuche sowie Gesellschafts- und Kartenspiele überdurchschnittlich verbreitet. Was abnimmt nach der Erwerbstätigkeit, sind Telefonate mit dem Handy von unterwegs sowie die PC- und Internetnutzung.
Das Kapital der Alten nutzen Nach Einschätzung von Institutsleiter Peter Zellmann nutzt die Gesellschaft das Potenzial der aktiven Alten bisher zu wenig: „Die Generation 60+ ist leistungsbereit, vital und hat soziales, finanzielles und kulturelles Kapital.“ Allerdings würden diese Senioren bislang vor allem als passive Konsumenten wahrgenommen. Wenn man sie verstärkt in Ehrenämter einbinde, könnte die Gesellschaft stärker sozial profitieren. P
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Muslime, Juden & Kirchen gegen Beschneidungsverbot
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as Kölner Landgericht hatte die religiös begründete Beschneidung kleiner Jungen als rechtswidrige Körperverletzung und Verstoß gegen das Selbstbestimmungsrecht des Kindes bezeichnet. Es verhängte gegen einen Arzt nur deswegen keine Strafe, weil dieser überzeugt gewesen sei, rechtmäßig zu handeln. Der Arzt hatte bei einem vier Jahre alten Jungen auf Wunsch seiner muslimischen Eltern die Vorhaut am Glied entfernt. Als es zwei Tage später (wie häufig bei Beschneidungen) zu Nachblutungen kam, wurde das Kind in die Notaufnahme der Uniklinik Köln gebracht. Hier konnte dem Kind geholfen werden. Nach einem daraufhin erfolgten Hinweis an die Staatsanwaltschaft wurde die Beschneidung zu einer Strafsache, die mit dem jetzigen Urteil endete.
Soll man eine Strafe riskieren? Das Urteil hat heftigen Widerspruch ausgelöst, da im Islam wie im Judentum die Beschneidung von Jungen deren Zugehörigkeit zur Religionsgemeinschaft ausdrückt. Der stellvertretende Vorsitzende der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüs (IGMG), Mustafa Yeneroglu (Köln), nennt es einen „Angriff auf die Religionsfreiheit
Beschneidungen weltweit (laut Weltgesundheitsorganisation) Etwa jeder 3. Mann ist beschnitten, 70 % von ihnen sind Muslime und 1 % Juden. Im Judentum ist die Beschneidung laut 1. Mose 17 geboten. Im Islam ist sie nicht im Koran vorgeschrieben, sondern eine Tradition aufgrund von Gebräuchen in vorislamischer Zeit.
So stellten sich Künstler in der Kathedrale Notre-Dame de Paris im 12. Jahrhundert die Beschneidung Jesu vor.
und das Elternrecht“. Es kriminalisiere Muslime und Juden und stelle Eltern vor die Wahl zwischen ihrem Gewissen und strafrechtlicher Verfolgung. Der Zentralrat der Juden spricht ebenfalls von einem „Angriff auf die Religionsfreiheit“. Sein Präsident Dieter Graumann (Frankfurt am Main) hält das Urteil für „einen unerhörten und unsensiblen Akt“. Die Beschneidung von neugeborenen Jungen – im Judentum gewöhnlich am 8. Tag nach der Geburt – sei fester Bestandteil der jüdischen Religion und werde seit Jahrtausenden weltweit praktiziert. Die Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit sehen einen „Angriff auf das jüdische Leben in Deutschland“. Auch die EKD und die katholische Kirche wandten sich scharf gegen das Beschneidungsverbot (siehe auch das Pro und Kontra, Seite 15).
Judenchristen: Wird eines Tages die Säuglingstaufe verboten? Der Leiter des messianisch-jüdischen Evangeliumsdienstes Beit Sar Shalom, Wladimir Pikman (Berlin), kritisiert das Urteil, weil Beschneidungen zu den zentralen Elementen des Judeseins gehörten. Nach Ansicht des Rabbiners ist es kaum vorstellbar, dass sich judenchristliche Gemeinden an das Verbot halten werden. Pikman hält es für möglich, dass eines Tages auch das Taufen von Säuglingen verboten werde, um es den Kindern zu ermöglichen, später ihre Religion frei zu wählen.
Vorteile aus medizinischer Sicht? Für die Internationale Christliche Botschaft Jerusalem ist das Urteil „nicht
nachvollziehbar“. Um die Religionsfreiheit derart einzuschränken, müssten schwerwiegende medizinische oder sonstige Gründe gegen die Beschneidung kleiner Jungen sprechen, sagte eine Sprecherin der Botschaft, Lisa Schmid, gegenüber idea. Die jahrtausendealte Praxis habe aber aus medizinischer Sicht viele Vorteile. So verbessere die Beschneidung die hygienischen Verhältnisse, schränke die Übertragbarkeit von Geschlechtskrankheiten ein und verringere das Krebsrisiko. In vielen Ländern ließen Eltern ihre Söhne gerade deshalb beschneiden, ohne dass es einen Bezug zur Religion gebe. Über traumatische Folgen einer Beschneidung von Jungen im Säuglingsalter, wie sie im Judentum praktiziert werde, sei zudem nichts bekannt.
Muslimin gegen Beschneidung und Gegner sogar in Israel Nachdem sich zunächst nur Kritiker des Urteils zu Wort meldeten, wächst die Zustimmung. So erklärte die muslimische Sozialwissenschaftlerin Necla Kelek (Berlin), dass der Koran kein Beschneidungsgebot kenne und es sich demnach nur um eine „nachahmenswerte Tat“ handele. Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ berichtete darüber, dass es sogar in Israel eine kleine jüdische Gruppe – Kahal – gebe, die Eltern bei ihrer Entscheidung gegen eine Beschneidung unterstütze.
Was Ärzteverbände raten Ärzteverbände raten ihren Mitgliedern, das Kölner Urteil zu respektieren, und sogar das Jüdische Krankenhaus in Berlin will vorerst keine Beschneidungen mehr vornehmen. P
Foto: dpa
RELIGION Ein Gerichtsurteil, das Beschneidungen von kleinen Jungen in Deutschland unter Strafe stellt, ist anfangs bei Muslimen, Juden und Kirchen auf scharfe Kritik gestoßen. Mittlerweile aber wächst die Zustimmung.
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Soll die religiös begründete Beschneidung verboten werden? RITUAL Für große Aufregung unter Juden und Muslimen in Deutschland sorgt das Urteil des Landgerichts Köln, eine religiös motivierte Beschneidung sei als Körperverletzung strafbar. Es wurde Ende Juni veröffentlicht und ist inzwischen rechtskräftig. Dazu ein Pro & Kontra.
Eine Beschneidung erfüllt den Tatbestand der Körperverletzung.
PRO
Zugegeben: Ich habe noch nicht alle Gesichtspunkte dieser schwierigen Frage durchgedacht und wohl gegeneinander abgewogen. Genau daran krankt übrigens die laufende Debatte – erst recht, wenn das Urteil indirekt gedanklich in die Nähe der NPD gerückt wird. Absurd! Doch ist klar: Wir leben in einem säkularen Rechts- und – Gott sei Dank – nicht in einem „Gottesstaat“. Unsere Richter sind unabhängig und nur dem Gesetz (und also keiner Religion) unterworfen. Die Stabilität unserer Rechtsordnung beruht zu einem guten Teil darauf, dass jede unserer drei Gewalten (Regierung, Gesetzgebung, Rechtsprechung) nur vor ihrer eigenen Türe kehrt. Die Gerichte sind nicht die Projektionsfläche unserer Wünsche und religiösen Einstellungen. Tatbestandlich stellt Beschneidung – wie Impfung, Operation oder Blutentnahme bei einer Autofahrt unter Alko-
Antireligiöse Eiferer wollen Kinder von religiösem Einfluss fernhalten.
Fotos: Friedrich/Anke Schemion; Heinig/PR
KONTRA
Die Beschneidung ist im Judentum und Islam nicht bloßes Brauchtum, sondern konstitutiv für die religiöse Identität. In allen Spielarten des Judentums begründet die Beschneidung die Aufnahme in den Bund mit Gott (1. Mose 17,10–14). Neben religiösen gibt es aber eine Fülle weiterer Gründe dafür, dass die Beschneidung bei Männern weltweit in unterschiedlichsten Kulturkreisen sehr verbreitet ist. Die zuweilen angestellten Vergleiche mit der Genitalverstümmelung von Mädchen muten vor diesem Hintergrund nachgerade absurd an.
Dann müsste ja auch die Kindertaufe verboten werden In der Beschneidungsfrage steht viel auf dem Spiel: • das Recht der Eltern, über die religiöse Kindererziehung zu entscheiden, und damit die Annahme, dass die religiöse 27.2012
Dr. Ingo Friedrich (Babenhausen bei Frankfurt am Main) ist Rechtsanwalt und Fachanwalt für Familienrecht. Er engagiert sich zudem beim Verein „Christ & Jurist“.
holeinfluss – eine Körperverletzung dar. Die Frage ist aber, ob die Eltern als Personensorgeberechtigte hierin einwilligen können, weil ein solcher Eingriff angeblich aus religiösen Gründen dem Kindeswohl dienen soll. Das Kindeswohl zu schützen – besonders bei irreversiblen Eingriffen –, ist auch Aufgabe des Staates. Immerhin scheinen sich Befürworter und Gegner der Beschneidung unversöhnlich gegenüberzustehen. Aus medizinischen Gründen ist sie in Mitteleuropa unnötig. Gerade als Christen müssen wir aber – jedoch in angemessenem Ton – darauf achten, dass die Freiheit der Religionsausübung überall geachtet wird. Würde das aber auch heißen, dass ich meiner Tochter bei einem schweren Vergehen zur Strafe ein Ohrläppchen abschneiden dürfte, wenn mein Glaube es – ehrlich! – so vorsähe? Damit Rechtssicherheit entsteht, ist der Gesetzgeber aufgerufen, für Klarheit zu sorgen! P
Prof. Dr. Hans Michael Heinig ist Inhaber des Lehrstuhls für Öffentliches Recht – insb. Kirchen- und Staatskirchenrecht – an der Universität Göttingen und im Nebenamt Leiter des Kirchenrechtlichen Instituts der EKD.
Beheimatung in der Religion der Eltern grundsätzlich dem Kindeswohl dient; • die Frage, ob der jüdisch-christliche Dialog lediglich fröhliches Girlandenflechten ist oder Ausdruck theologischer Ernsthaftigkeit; • die Frage, ob man in Deutschland – dem Land der Shoah! – wirklich will, dass Juden sich wieder fragen müssen, ob sie ihre Kisten packen sollten, weil hier keine jüdische Existenz möglich ist. Wenn in der Beschneidungsfrage das Elternrecht auf religiöse Kindererziehung zurücktritt, triumphieren antireligiöse Eiferer. Die wollen Kinder am liebsten von jedem religiösen Einfluss fernhalten. In dieser Logik kann man auch die Kindertaufe (als „Beschneidung der Herzen“) verbieten. Christen sollten diesem Denken nicht auch noch Vorschub leisten. P
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Ein Rockkonzert? Ein Gottesdienst! GEMEINDEGRÜNDUNGSBEWEGUNG Ein Anruf bei idea Deutschland in der Zentrale in Wetzlar: „Meine Kinder besuchen in Berlin Veranstaltungen einer ICF. Ist das eine Sekte?“ idea verspricht einen längeren Beitrag und ein Interview. Und hier ist beides von idea-Redakteur Karsten Huhn.
Ein Gottesdienstbesuch in Zürich, wo alles begann In einer Halle des ehemaligen Züricher Güterbahnhofs spielt sich eine neunköpfige Band warm. Scheinwerfer strahlen auf das Podium, Bühnennebel steigt auf. Über drei Großleinwände flimmern Videos. Ein Countdown an einer Uhr zählt die Sekunden bis zum Start.
Der Meister der Zeremonie hat alles im Griff Sonntagmorgen, 9.30 Uhr. Gleich beginnt der erste von vier Gottesdiensten der Züricher Freikirche ICF. Ihre Gottesdienste nennt sie „Celebrations“, die Lobpreismusik heißt hier „Worship“, die Predigt „Message“. Der Liturg nennt sich „Master of Ceremony“ (Meister der Zeremonie), und konsequenterweise treffen sich die ICF-Anhänger nicht in einer Kirche, sondern in einer „Location“ (Örtlichkeit). 6.000 Quadratmeter ist das angemietete Gelände auf dem stillgelegten Güterbahnhof groß, viel Stahl, viel Holz, die Fenster sind abgeklebt. Allein die Räume für die Kinder-
Das überwiegend jugendliche Publikum feiert begeistert Gottesdienst.
arbeit mit Fußballkäfig, Video-Playstation, Rutsche und Bällebad sind so groß wie ein Supermarkt.
Lobpreis mit 95 Dezibel Der Güterbahnhof ist stillgelegt? Von wegen! Das Eingangslied des ICF-Gottesdienstes ertönt mit etwa 80 Dezibel – so laut wie ein Presslufthammer. Gesungen wird auf Schwizerdütsch: „Du strahlsch über alles Gott / Zmizt i mis Härz schiinsch mir dis Wort / Ja da isch Freiheit, ja da isch Wahrheit / Ich wot i dim Liecht stah.“ Die Lautstärke schraubt sich auf 95 Dezibel. Eine Frau, die mit ihrem Baby den Gottesdienst besuchen will, wird am Einlass abgewiesen. Ohne Ohrenschützer sei der Gottesdienst für das Baby zu laut. Dabei nennt sich der Morgengottesdienst „Unplugged“ (etwa: „nicht in die Steckdose eingesteckt“) und gilt als vergleichsweise ruhig. Beim 11-Uhr-Gottesdienst soll es schon deutlich lauter sein – und so richtig rockig wird es am Abend, wenn die jüngeren ICF-Besucher kommen. Wieder läuft auf einem Monitor auf der Rückseite die Zeit herunter: Noch 5 Minuten und 11 Sekunden Worship, dann folgt eine Moderation, für die 3:30 Minuten zur Verfügung stehen, mit Einladungen zum Herbstcamp, zu den Special Sunday-Celebrations (speziellen Sonntagsgottesdiensten) und zum Public Viewing der Fußball-EM im Güterbahnhof. Wer jetzt anstatt im Gottesdienstraum lieber noch mit Freunden bei einem Kaffee sitzen will, kann die Übertragung im Foyer auf einem von 8 Bildschirmen mitverfolgen.
Die Kollekte ist auch per SMS möglich Die Kollekte wird eingesammelt. Währenddessen zeigt ein Video Waldarbeiter, die einen Baum fällen, Männer, die Motorrad fahren, Gerüstbauer, Fassadenreiniger, die sich abseilen. Und wer gerade kein Geld dabei hat, kann auch per SMS spenden, „einfach 339 wählen“. Die ICF ist eine Kirche mit Sendungsbewusstsein. Genutzt werden alle Kanäle: Kontakt zur Gemeinde kann man über Facebook und Twitter halten, die Predigten kann man als Video im Internet herunterladen oder auf „Das Vierte“ oder Super RTL im Fernsehen anschauen. Dann die Predigt: Hauptpastor Leo Bigger betritt die Bühne. Er trägt eine durchlöcherte Jeans, T-Shirt, Turnschuhe. Außerdem trägt er einen blauen Bauarbeiterhelm auf dem blonden Haarschopf. In der Predigt geht es heute um den Glauben am Arbeitsplatz. Wieder läuft der Countdown: Für die „Message“ sind 30 Minuten eingeplant.
Fotos: ICF Zürich
Was ist nun die ICF? Die 1996 in Zürich ins Leben gerufene ICF (International Christian Fellowship, auf Deutsch: Internationale Christliche Gemeinschaft) ist eine der ungewöhnlichsten Gemeindegründungen der letzten Jahre. Inzwischen gibt es in der Schweiz 19, in Deutschland 11 Gemeinden, in Österreich eine. Die neuevangelikale Bewegung beschäftigt in der Gemeinde in Zürich 60 hauptamtliche Mitarbeiter und erreicht mit ihren Gottesdiensten etwa 3.000 Besucher. Der Jahresetat beträgt 4,5 Millionen Schweizer Franken (etwa 3,8 Millionen Euro). Die ICF kennt keine Mitgliedschaft. Sie arbeitet mit der Evangelischen Allianz zusammen.
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Das Lobpreisteam der evangelikal-rockigen ICF-Bewegung in Zürich
Die Predigt ist locker, flockig Bigger spricht locker, flockig und 80 Dezibel laut. Vier Gedanken will er seinen Hörern mitgeben: 1. Diene Gott am Arbeitsplatz. 2. Identifiziere dich mit deinem Job. 3. Erstrebe gute Leistungen. 4. Sei ein Ermutiger an deiner Arbeitsstelle. Dazu zitiert er den China-Missionar Hudson Taylor, den US-Verleger Malcolm Forbes, den schottischen Olympiasieger über 400 Meter, Eric Liddell, und den Menschenrechtler und Pfarrer Martin Luther King. Zudem werden auf den Leinwänden Bibeltexte und Bilder eingeblendet, eines zeigt einen jungen Mann, der über einem Aktenberg eingeschlafen ist. Es fällt leicht, Bigger zuzuhören. Er redet frei, und nur selten tritt er an den Stehtisch, auf dem Zettel mit seinen Predigtnotizen liegen. Arbeit ist eine Form von Anbetung, sagt Bigger. Und wenn man keinen Traumjob gefunden und ständig Probleme mit dem Chef hat? „Der beste
Coach in deinem Leben sind die Menschen, die dir auf den Wecker gehen“, sagt Bigger. „Das ist Gottes Art, unsere Herzen größer zu machen.“
Ist es eine Show? Nach der Predigt geht es weiter mit Worship, 95 Dezibel, dazu wieder Videos, Popcorn für die Augen. Ist es eine Show? Ja, auch. Aber so viel spürt man: Es ist eine Show, die von Herzen kommt. Zum Schluss hebt Leo Bigger die Hände über seine Zuhörer, „dass Gunst, Power und Segen dein Leben bestimmen“. Bigger lädt noch zum Gebet in Zweiergruppen und zum Abendmahl ein. Dann ist der Gottesdienst aus. Traubensaft und Toastbrot kann sich der Besucher am Ausgang selbst von einem Stehtisch wegnehmen. Es ist ein Abendmahl im Vorübergehen – ohne die biblischen Einsetzungsworte. Währenddessen läuft schon der Countdown: bis zum Beginn des nächsten Gottesdienstes bleiben noch knapp 20 Minuten. P
Zürich, die Stadt mit der größten ICF-Gemeinde
ICF-Gemeinden im deutschsprachigen Europa
Mit seinen 390.000 Einwohnern ist Zürich zwar eine Kleinstadt unter den Weltstädten, aber groß als globaler Finanzplatz und als wirtschaftliches Zentrum der Schweiz. Kirchenhistorisch bedeutsam ist die Gründung der evangelisch-reformierten Kirche um 1519 durch Ulrich Zwingli, damals Priester am Großmünster in Zürich. Die Mehrheit der Stadt schloss sich dem reformierten Glauben an – und blieb es jahrhundertelang. In den letzten Jahren ging es mit der Mitgliederzahl der reformierten Kirche allerdings steil bergab. Heute gehören nur noch 25 % der Bürger der reformierten Kirche an, 30 % sind römisch-katholisch, der Rest meist konfessionslos.
In der Schweiz: Zürich, Basel, Baselland (Sissach), Bern, Biel, Chur, Emmental, Genf, Langenthal, Lausanne, Luzern, Mittelland, Rapperswil, Schaffhausen,St.Gallen,Thun,Winterthur,Zug,ZürcherOberland(Wetzikon)
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In Deutschland: Augsburg, Berlin (2 x), Bielefeld, Freiburg, Karlsruhe, München, Nürnberg, Paderborn, Reutlingen, Stuttgart In Österreich: Vorarlberg
b www.icf.ch
• +41 433667676
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„Je lauter, desto besser!“ GEMEINDE Der Initiator der neuevangelikalen Gemeindegründungsbewegung ICF (International Christian Fellowship/Internationale Christliche Gemeinschaft), Leo Bigger, ist einer der erfolgreichsten Prediger in der Schweiz. Jeden Sonntag kommen bis zu 3.000 Besucher in die Gottesdienste der ICF in Zürich. Mit Bigger sprach idea-Redakteur Karsten Huhn. Herr Bigger, wie beschreiben Sie jemandem, der Ihre Gottesdienste nicht kennt, was Sie hier machen? Was wir mit anderen Kirchen gemeinsam haben, ist der Glaube an Gott und das Vertrauen auf die Bibel als Gottes Wort. Was bei uns anders ist, ist die Verpackung: Unsere Gottesdienste sind modern und sprechen vor allem junge Leute an. In Ihrem Buch „Erfolgreich leiten“ schreiben Sie: „Ich bin geboren, um eine neue Art von Kirche ins Leben zu rufen.“ Was ist so neu an Ihrer Gemeinde? Ich bin katholisch aufgewachsen und kannte nur die katholische Messe. Ich fand das nicht ansprechend. Die Musik war nicht mein Stil, und die Predigt war mir zu wenig lebensnah. Ich fi nde, die Musik sollte dem entsprechen, was die meisten Leute heute hören – und das ist Pop- und Rock-Musik. Und die Predigt sollte immer etwas aus der Bibel bieten, das den Leuten hilft, wenn sie am Montagmorgen an ihre Arbeit gehen. Es sollte so kommuniziert werden, dass es die Leute packt und fasziniert. Dafür braucht es Bilder, Geschichten und Zitate. Manchmal führen wir während der Predigt auch ein Interview, zeigen ein kurzes Theaterstück oder ein Video. Die Gottesdienste der ICF erreichen teilweise eine Lautstärke von mehr als 100 Dezibel – so laut wie eine Motorsäge. Warum feiern Sie so laut? Wenn ich auf ein Rockkonzert gehe, ist es noch lauter! Ich finde es irritierend, wenn in einem Gottesdienst die Musik so leise ist, dass ich das Singen der Nachbarn links und rechts von mir hören kann. Wir haben als Jugendkirche angefangen und unser Motto war: Je lauter, desto besser! Inzwischen variieren wir unsere Gottesdienste etwas: Der Morgengottesdienst ist vergleichsweise sehr, sehr ruhig, am Abend wird es dafür richtig laut. Wir wollen eben allen etwas bieten.
Ein Gottesdienst mit Bühnennebel Während der Gottesdienste blasen sie Nebel auf die Bühne. Warum? Das hat mit der Lichttechnik zu tun: Ohne Bühnennebel sieht man die Kanten des Lichts nicht und das Licht verschwimmt. Mit Bühnennebel ist unser Licht so scharf wie bei den Shows von „Germany’s next Topmodel“. Das Abendmahl kann sich nach Ende des Gottesdienstes jeder Teilnehmer selbst von einem Tisch nehmen. Warum feiern Sie das Abendmahl nur so nebenbei?
Wenn wir dieses liturgische Element in den Gottesdienst einbauen, ist es für manche langweilig. Es gibt eben Leute, die interessiert das Abendmahl nicht groß. Viele Dinge bieten wir deshalb nach dem Gottesdienst an: So kann man für sich beten lassen, ein prophetisches Wort erhalten oder eben das Abendmahl zu sich nehmen. Sie verwenden viele Anglizismen: Worship, Celebration, Message. Warum neue Begriffe für alte Formen? Wir wollten keine gebrauchten Wörter verwenden, die viele mit negativen Gefühlen verbinden. Mit den neuen Begriffen möchten wir auch ein neues Gefühl vermitteln.
Krass, geil, megacool In Ihren Predigten verwenden Sie Umgangssprache wie „krass“, „geil“ oder „megacool“. Weshalb? Das ist die Sprache der jungen Leute! Und ich spreche auf der Bühne keine andere Sprache als privat. So wie in der Predigt spreche ich auch mit meinen Kindern und meiner Frau. Außerdem: Bei der Generation, die nach uns kommt, ist die Sprache noch viel krasser. Und gegen christliches Vokabular wie „Salbung“ habe ich eine Allergie. Solche Wörter hören sich gut an, sagen aber nichts aus. Ich möchte aber von den Leuten verstanden werden. An der ICF gibt es viel Kritik. Welche ärgert Sie am meisten? Am Anfang wurde oft gesagt, wir seien zu laut, zu oberflächlich und böten zu viel Show. Wenn das jemanden stört, respektiere ich das. Wir wollen aber am Puls der Zeit sein. Wenn unsere Gottesdienste eines Tages nicht mehr funktionieren sollten, werden wir sie ändern.
Ist die ICF eine „Jesus-Disco“? Schweizer Medien beschreiben die ICF als „Jesus-Disco“, in der sich „Partychristen“ treffen. Wenn diese Aussage positiv gemeint ist, habe ich nichts dagegen. Aber oft schwingt da ein negativer Ton mit – und der passt mir nicht. Die Menschen sind verschieden, und jede Gemeinschaft spricht andere Leute an. Meine Mutter ist Katholikin. Sie war zweimal in unseren Gottesdiensten, und es gefiel ihr gar nicht. Sie verwelkt bei uns und blüht in der katholischen Messe auf. Bei mir ist es umgekehrt. Wir wollen mit der Art unserer Musik, Verkündigung und Kleidung etwas von dem Lebensgefühl unserer Zeit widerspiegeln. Ich bin mit dem Motto aufgewachsen: „Wenn du Spaß haben willst, dann lebst du mit der Welt, aber wenn du Christ bist, hast du keinen Spaß mehr.“ Ich glaube aber, dass ideaSpektrum 27.2012
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ICF-Initiator Leo Bigger (43) absolvierte eine Ausbildung zum Offsetdrucker und besuchte das Institut für Gemeindebau und Weltmission in Zürich. Er ist verheiratet und Vater von zwei Söhnen. Das T-Shirt mit seinem Namen ist doppeldeutig: Über „Bigger“ (auf Deutsch „größer“) steht (übersetzt): „… Gott denkt …“
Spaß und Kirche Hand in Hand gehen können – das haben wir neu entdeckt! Die „Partykirche“ ist aber nur eine Seite von uns. Wir haben nicht immer nur Halligalli, sondern lesen in Kleingruppen die Bibel, reden, beten und weinen. Die ICF wirkt auf mich wie ein UFO: Die Gottesdienste scheinen wie von einem anderen Stern. Empfinden Sie das so? Für meine Familie ist es völlig normal. Ich bin mit meinen zwei Kindern mal in eine andere Kirche gegangen, und danach sagte mein ältester Sohn zu mir: „Papi, bitte mach das nie mehr mit mir.“ Er fand es todlangweilig. Wir wollen uns aber nicht mit anderen vergleichen, sondern die Menschen erreichen, die in keine andere Gemeinde gehen.
Foto: ICF Zürich
Woher kommt das Wachstum der ICF? Ihre Kritiker schätzen, dass 80 % Ihrer Besucher aus anderen Freikirchen kommen, 10 % aus der Landeskirche und nur 10 % vorher keine Christen waren. Woher nehmen diese Leute solche Zahlen? Rund ein Drittel unserer Besucher sind frisch Bekehrte; ein Drittel waren mal gläubig, gingen aber seit Jahren in keine Gemeinde mehr; und ein weiteres Drittel sind aus anderen Kirchen zu uns gewechselt – mehr sind es nicht! Wir „stehlen“ keine Leute, und ich wüsste auch gar nicht, wie das gehen soll. Aber selbst, wenn wir „nur“ 10 % Bekehrungen hätten, frage ich unsere Kritiker: „Erreicht ihr denn 10 %?“ Der „Tagesanzeiger“ aus Zürich schreibt über die ICF: „Der Unterschied zu den Landeskirchen scheint schlicht darin zu liegen, dass diese Freikirche das Geschäftsmodell Gottesdienst innovativ den Maßstäben der Popkultur angepasst hat.“ Das ist ein bisschen billig. Wenn es so wäre, dann könnten wir unsere ganze Seelsorge- und Kleingruppenarbeit streichen. Die ICF besteht aber aus mehr als nur Worship, Verstärkern und Lautsprechern! Uns gibt es seit 16 Jahren – die große Kunst besteht darin, die Leute nicht nur anzuziehen, sondern auch zu halten. Nur mit Show ist das nicht zu machen. Unsere Gemeinde ist viel mehr als nur der Sonntag! Kehren nicht viele Besucher der ICF wieder den Rücken zu, sobald sie etwas älter geworden sind? Es gibt in jeder Gemeinde Leute, die weiterziehen. Aber die meisten halten uns die Treue. Erst letzte Woche kam eine Frau zu mir, die seit 12 Jahren bei uns ist. Sie hat hier ihren Mann kennengelernt und mit ihm eine Familie gegründet. Sie sagte zu mir: „Für mich ist das immer noch die geilste Kirche!“
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Was Kritiker zur ICF sagen Der Leiter der Evangelischen Informationsstelle Kirchen – Sekten – Religionen, Georg Schmid (Zürich) … … oh, er ist einer unserer treuesten Begleiter. Er versteht sich als religiöser Konsumentenschützer und kritisiert uns regelmäßig … … Schmid wirft Ihnen vor, Sie betrieben „einen sehr autoritären Führungsstil. Eine Handvoll Leute entscheidet, die anderen zahlen. Ich kenne keine andere Freikirche, die so undemokratisch ist.“ Schmid gehört der evangelisch-reformierten Kirche an, die basisdemokratisch organisiert ist. Jeder Leitungsstil hat Vor- und Nachteile. Wenn ich bei jeder Veränderung erst die Basis befragen muss, kommt man nicht voran. Ich habe es selbst bei einer Freikirche erlebt, die sich darüber zerstritt, ob der Wein beim Abendmahl in kleinen Plastikbechern durch die Reihen gehen oder ob man ihn aus einem gemeinsamen Kelch trinken soll. Unser Leitungsmodell ist ein anderes. Bei uns entscheidet das Leitungsteam, das die einzelnen Arbeitsbereiche der Gemeinde repräsentiert. Damit sind wir viel dynamischer und schneller. Allerdings können auch damit nicht alle Streitigkeiten vermieden werden. Und wenn jemandem unsere Entscheidungen stinken, stimmt er auch darüber ab – erst mit seinem Geldbeutel und dann mit seinen Füßen. Das ist unsere Form von Basisdemokratie! Auch die Zürcher „Wochenzeitung“ hat etwas an Ihnen auszusetzen: „Er gibt einfache Antworten, wo es keine einfachen Antworten gibt. Das lockt die Leute an … So fängt er die verlorenen Seelen ein.“ Damit sagt der Autor dieser Zeilen: „Die Leute, die Leo Bigger zuhören, sind ganz schön blöd!“ Aber dann war Jesus Christus auch blöd! Denn er hat so gesprochen, dass ihn alle verstanden haben. Eine Predigt sollte so einfach wie möglich sein. Ich mag keine Predigten, die so intellektuell sind, dass die Leute am Ende nicht mehr wissen, wo links und wo rechts ist. Die Leute brauchen Hoffnung für ihre Lebenssituation – und nicht tausend neue Fragen! Die Gefahr ist immer, aus dem einfachen Evangelium eine Botschaft zu machen, die niemand mehr versteht. Die Tatsache, dass wir nach 16 Jahren immer noch kritisiert werden, zeigt mir aber, dass wir vielen immer noch ein Dorn im Auge sind. Wir sind immer noch „on fire“ für Jesus! Das stört manche – und das empfinde ich als Kompliment. Vielen Dank für das Gespräch! P
Der bereits brennende Nordturm des Welthandelszentrums (vorne) in dem Moment, als das zweite 26 in den C HSüdturm R I ST &rast. LEImBE N Flugzeug Nordturm wurde die Buchautorin als letzte Überlebende gefunden.
Glaube – in unglaublichen Trümmern 11. SEPTEMBER 2001 Kaum eine andere Katastrophe hat sich so in das Gedächtnis eingebrannt wie die islamistischen Terroranschläge vom 11. September 2001 in New York und Washington, die fast 3.000 Bürger das Leben kosteten. Demnächst erscheint im Brunnen Verlag ein Buch der Frau, die als letzte Überlebende unter den Trümmern des Welthandelszentrums in New York gefunden wurde: Genelle GuzmanMcMillan. idea druckt vorab einen Auszug.
Der Turm schwankte, aber ich reagierte nicht Doch das war erst der Anfang. In dem Augenblick, als das Zittern aufhörte, begann der ganze Büroturm von oben nach unten zu schwanken. Ein Abteilungsleiter kam zu uns und sagte, dass wir das Gebäude verlassen sollten. Er erklärte uns nicht groß, warum, aber sein Ton war ernst.
Ich reagierte nicht. Das Schwanken war schon eine Viertelstunde her, und der Turm schien sich beruhigt zu haben. Warum in Panik verfallen? Der Gedanke, zusammen mit Tausenden anderen Menschen zig Stockwerke nach unten zu sausen, entweder in überfüllten Liften oder zu Fuß auf der Treppe, war sowieso nicht sehr einladend.
Warten auf die Polizei Ich schaute mich um, was die anderen so machten. Fast jeder war am Telefonieren. Ein Kollege rief bei einem Polizeibeamten an, der uns Instruktionen gab. Wir sollten oben bleiben und warten, bis die Polizei bei uns ist. Die nächsten 20 Minuten verbrachten meine Kollegen und ich damit, einander Mut zu machen und zu versichern, dass schon alles gut werden würde. Plötzlich begann der Büroturm wieder zu schwanken. Das zweite Schwanken war genauso wie das erste: ein unangenehmes Hin- und Herschaukeln, wie der Start einer Fahrt mit einem Geisterschiff im Freizeitpark. Es war nicht so stark, als ob das Gebäude gleich umkippen oder zerbersten würde, aber doch stark genug, dass ich mich fragte, warum ich nicht gleich nach dem ersten Mal gegangen war.
Der lange Abstieg: Es regnete Steine Aus dem Flur drang dicker Rauch in unsere Büros ein. Wir schoben uns durch den Rauch zu einem der Treppenhäuser. Wir hatten einen langen Abstieg vor uns – über die Hälfte der Gesamthöhe des Gebäudes. Wir rannten nicht, aber unser Tempo war ordentlich. Im 41. Stock sahen wir zu unserer Überraschung mehrere New Yorker Feuerwehrmänner in voller Montur auf
Foto: dpa
Es war ein ziemlich typischer Dienstagmorgen. Ich fuhr mit dem Zug bis Broadway-Nassau, wo ich gegen 7.50 Uhr ausstieg. Die Station lag etwa einen Block entfernt vom Welthandelszentrum, einem Komplex aus sieben Gebäuden in Manhattan. Ich arbeitete in der Hafenbehörde der US-Bundesstaaten New York und New Jersey, im 63. Stock des 110-stöckigen Nordturms. Er war einer jener Riesenwolkenkratzer, bei denen einem schwindlig wird, wenn man davorsteht und gerade nach oben schaut. Ein kleiner Plausch, diverse Telefonate, ein Brief, der geschrieben werden musste, Post sortieren, einen Bagel essen – alles kein Problem. Ich tippte gerade einen Brief für meinen Chef, als meine Finger in der Luft erstarrten. Von irgendwoher kam ein Geräusch. Es klang wie zerbrechendes Glas, wie ein Schlag, der etwas zerschmetterte. Ein grollendes Zittern, das durch den Fußboden, die Decke und die Wände ging, ein pulsierender Bass, der vom einen Ende des Raumes zum anderen ging. Ich hörte, wie mehrere Kollegen kurz schrien oder aufkeuchten; vielleicht waren es noch mehr, die aber in dem dumpfen Geräusch untergingen. Möbel und Menschen wurden durchgeschüttelt, dass es uns eine halbe Handbreit in die Luft hob. Es war, als ob eine gigantische Welle einmal quer durch das Gebäude rollte.
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den Stufen sitzen. „Was machen Sie hier?“, fragte ein Kollege sie. „Etwas verschnaufen“, erwiderte einer, schwer keuchend. Der Schweiß troff ihm von der Stirn, in der einen Hand hielt er eine Wasserflasche. Wir gingen weiter nach unten, wurden schneller. Wir erreichten den 19. Stock … den 18. … den 14. … den 13. … den 12. Plötzlich merkte ich, wie ich das Gleichgewicht verlor. Alles zitterte und schwankte. Die Treppen über uns begannen zu bröckeln, die Wände neben uns brachen auf, als ob ein Sattelschlepper in sie gekracht wäre. Der Boden unter uns riss wie ein morsches Brett. Ich duckte mich, die Arme über den Kopf gelegt, während ein Regen aus Betonbrocken über mich niederging, als ob ein wütender Mob mich steinigte. Dichte Staubwolken wirbelten hoch, bissen mir in die Augen und nahmen mir fast die Luft. Unvorstellbare Mengen Beton, Stahl und Glas trommelten auf jeden Quadratzentimeter meines Körpers. Ich lag zusammengekauert, den Kopf in den Armen, die Augen zugepresst, die Zähne zusammengebissen, den Atem angehalten, während um mich herum die Trümmer regneten.
Meine einzige Chance: Gebet unter Trümmern Ich wartete, bis es still war und schlug die Augen auf. Nur schwarze Dunkelheit und Totenstille. Mein Kopf lag eingeklemmt zwischen, wie es sich anfühlte, massiven Betonblöcken. Durch meine Beine schossen heftige Schmerzen wie Stiche. „Hiiilfee!“ Meine Stimme trug nirgends hin und machte das nicht lange mit. Ein trockener Husten begann mich zu schütteln; meine Lunge und mein Mund waren wahrscheinlich voller Staub. Ich atmete langsam, aber tief durch die Nase ein. Ich war körperlich und seelisch am Ende. Ich musste plötzlich an den Glauben denken, den ich hatte oder vielmehr nicht hatte. Ich war katholisch aufgewachsen und die ersten 28 Jahre meines Lebens brav zur Kirche gegangen. Seit ich in New York war, ging ich in keine Kirche mehr. Ich hatte mir nie vorstellen können, dass mein Schicksal nicht in meiner Hand war. Aber es war nicht in meiner Hand. Ich brauchte Hilfe. Gottes Hilfe. Es gibt viele Menschen, die in ihrer größten Not Gott um Hilfe anflehten, aber den Eindruck bekamen, dass er sie nicht hörte. Aber dieses Anflehen war meine einzige Chance. Ich musste es versuchen! Ich beschloss, einige Gebete zu sagen, die ich als Kind jeden Sonntag in der Kirche gesagt hatte – sozusagen als Bußsakrament, wenn man so will. „Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe …“ Ich sprach das Vaterunser wohl fünf oder sechs Mal. Ich rief weiter zu Gott. „Bitte hilf mir, nicht aufzugeben! Hilf mir hier raus!“
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Herz hämmerte. Das waren wirklich Sirenen, wie von der Feuerwehr. Und das Piepsen war das typische Geräusch eines Baufahrzeugs im Rückwärtsgang. Ich hörte es, ich hörte es wirklich! „Oh Gott, bitte gib, dass es wahr ist!“, schrie ich laut – oder jedenfalls so laut, wie meine ausgetrocknete Kehle es erlaubte. Wahrscheinlich war es nicht viel mehr als ein Wimmern. Ich fuchtelte mit der Hand, winkte, streckte sie, so hoch ich konnte. Und dann spürte ich es – die warme Haut eines anderen Menschen! Er drückte seinen Handteller fest gegen meinen und schlang seine Finger um meine Hand. Ich keuchte, für den Augenblick atemlos vor Ergriffenheit. Spürte ich das wirklich? Ja! Und all meine Stunden des Fragens, Betens, Rufens, Schreiens, Bittens, Bettelns und Versprechens, sie endeten mit dem unglaublichsten Gefühl und den schönsten Worten, die ich je gehört hatte. „Ich hab dich, Genelle.“ Die männliche Stimme strahlte Ruhe und Zuversicht aus. „Ich heiße Paul. Bald holen sie dich raus. Es wird alles gut.“ Es war Mittwoch, der 12. September, vielleicht um 9.15 Uhr, fast 23 Stunden nach dem Einsturz des Turms.
Wie es weiterging … Es dauerte etwa vier Stunden, bis das Rettungskommando Genelle Guzman-McMillan mit der Hilfe von Kreissägen, Presslufthämmern und Schneidbrennern aus den Trümmern befreien konnte. Genelle hatte am oberen Ende eines sieben bis zehn Meter hohen Schutthügels gelegen. Sie wurde in ein Krankenhaus gebracht, aus dem sie nach 48 Tagen und mehreren Operationen entlassen werden konnte. Am zweiten Tag nach ihrer Entlassung aus der Klinik rief Genelle bei der unabhängigen evangelischen Brooklyn Tabernacle-Gemeinde an und erklärte, dass sie sich taufen lassen wolle. Am Tag darauf nahm sie bereits am Taufunterricht teil und Genelle begann, jeden Tag in der Bibel zu lesen. Am Morgen des 7. November 2001 heiratete sie ihren Lebensgefährten Roger. Am Abend desselben Tages ließ sie sich taufen. P Genelle Guzman-McMillan / William Croyle: Engel gibt's wirklich • Brunnen Verlag ISBN: 978-3765512216 14,99 Euro/22.40 Sfr.
Foto: ddpimages
Die Hand eines Menschen Ich merkte, dass ich etwas Schlaf brauchte. Das wollte ich nicht, aber ich war so müde … Ich hörte so etwas wie Sirenen, ein komisches, piepsendes Geräusch und … Fing ich jetzt auch noch an zu halluzinieren? Mein
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Genelle Guzman-McMillan im Krankenhaus – drei Tage nach dem Anschag
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Das missachtete 3. Gebot 10 GEBOTE Sind alle Gebote Gottes gleich wichtig? Beim Blick auf leere Kirchenbänke am Sonntag könnte man meinen, die „Heiligung“ des Sonntags sei überholt. Pfarrer Jürgen Blunck (Essen), Vorsitzender des Instituts für Gemeindeaufbau und Weltmission Deutschland e.V., fordert, das 3. Gebot wieder ernst zu nehmen.
Ein gefährliches theologisches Missverständnis! Der Grund dürfte ein schweres theologisches Missverständnis sein: Das 3. Gebot „Du sollst den Feiertag heiligen“ wird meist so verstanden, dass an diesem Tag nicht gearbeitet werden solle. Mehr wissen viele Christen zum Sonntag nicht zu sagen. Dies führt dann unweigerlich zu einem pharisäerhaften Denken nach dem Motto „Wie viele und welche Ausnahmen sind erlaubt?“. Meint man in unserer Kirche tatsächlich, dass man das 3. Gebot ernster nimmt, wenn man sich darum bemüht, dass Sonntagsarbeit verboten wird? Dass nicht gearbeitet werden muss, ist doch nur die Voraussetzung für den entscheidenden Inhalt des 3. Gebotes: den Sonntag zu „heiligen”. Und „heiligen“ bedeutet: mit dem Heiligen Gott zusammenkommen, sich von dem Heiligen Gott beschenken lassen, für den Heiligen Gott da sein. Martin Luther (1483–1546) erklärt dazu in seinem Kleinen Katechismus: „Wir sollen Gott fürchten und lieben, dass wir die Predigt und sein Wort nicht verachten, sondern dasselbe heilig halten, gerne hören und lernen.” „Heiligen“ heißt mit anderen Worten: Gott die ihm gebührende Anbetung in Lied und Gebet bringen; auf Gott in seinem Wort – die Bibel und bezeugende Auslegungen – hören; und bereit sein, das Gehörte im Alltag umzusetzen.
Die ersten Christen kannten keinen arbeitsfreien Tag Luther hat damit nichts Neues erklärt – er hat nur in wenige Worte gefasst, was seit Beginn der Christenheit selbstverständlich war. Im jüdischen Gebiet nutzten die Christen den
freien Sabbat zur Feier ihres Gottesdienstes; im Römischen Reich gab es aber keinen arbeitsfreien Tag pro Woche. Hier trafen sich die ersten Christen am Sonntagmorgen vor der Arbeit zu einem Wortgottesdienst und nach der Arbeit zu einem Abendmahlsgottesdienst mit Abendessen. Sie durften auf keine Arbeitszeit verzichten und sparten daher an der Schlafenszeit, um diesen Tag zu heiligen und Gott die Ehre zu geben. Erst seit Kaiser Konstantin im Jahr 321 den Sonntag zum Feiertag erklärte, feiern die Christen am arbeitsfreien Sonntag einen großen Gottesdienst mit Abendmahl.
Warum der Sonntag statt des Sabbats gefeiert wird Ging es den Christen dabei nur um den äußeren Gehorsam gegenüber dem 3. Gebot? Nein – das spielte nicht einmal die wichtigste Rolle. Sie feierten Gottesdienst, weil die Freude über die Auferstehung Jesu – darum wählten sie den Sonntag statt des Sabbats – und über den Auferstandenen selbst ihr Herz erfüllte. Sie wollten den Gedenktag an die Auferstehung „heiligen“, also zur Ehre des dreieinigen Gottes verbringen. Damit praktizierten sie, was schon der Prophet Jeremia als Kennzeichen des Neuen Bundes angekündigt hatte (31,33): „Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben.“ Die ersten Christen „mussten” das Gebot nicht mehr halten – sie „wollten” es einhalten!
Weniger als 4 % gehen sonntags in die Landeskirchen Heute feiern in Deutschland am Sonntag weniger als 4 % (!) der evangelisch-landeskirchlichen Gemeindeglieder Gottesdienst (Schweiz: knapp 5 %) – und niemand wagt es, dieses Missverhältnis öffentlich als Übertretung und Missachtung des göttlichen 3. Gebotes anzuprangern. In den vergangenen 10 Jahren ist der landeskirchliche Gottesdienstbesuch um weitere 20 % geschrumpft – doch wehe, wenn ein Pfarrer dies als Sünde bezeichnete! Schließlich genießen nicht wenige Kollegen ihren predigtfreien Sonntag selbst als gottesdienstfreien Sonntag. Auch in vielen freikirchlichen Gemeinden nehmen längst nicht alle Mitglieder am Gottesdienst teil. Jeder verurteilt es, wenn ein Dieb gegen das 7. Gebot verstößt. Aber kaum jemand schreit auf, wenn die Gemeindeglieder regelmäßig gegen das 3. Gebot verstoßen. Wo liegt denn der Unterschied bei den Geboten? Hat Gott dem Mose Gebote 1. und Gebote 2. Klasse gegeben – solche, die unbedingt gelten, und andere, die nur in Stein gemeißelt waren bzw. lediglich auf dem Papier stehen?
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Das 7. Gebot „Du sollst nicht stehlen“ erfreut sich allgemeiner Anerkennung in Kirche und Gesellschaft. Jede Übertretung wird selbstverständlich gebrandmarkt. Auch das 5. Gebot „Du sollst nicht töten!” genießt einen sehr hohen Stellenwert – allerdings nur, solange man von der Tötung ungeborener Kinder absieht. Selbst das 6. Gebot „Du sollst nicht ehebrechen“ nimmt immer noch eine zentrale gesellschaftliche und kirchliche Stellung ein. Am weitesten fortgeschritten aber ist der Bedeutungsverlust der 10 Gebote beim 3. Gebot: „Du sollst den Feiertag heiligen!” Sogar in vielen christlichen Gemeinden scheint es kaum noch eine Rolle zu spielen. Allenfalls wenn es um die Ladenöffnungszeiten am Sonntag geht, melden sich (neben den Gewerkschaften) die Kirchen noch zu Wort. Woran liegt es, dass dieses Gebot selbst in der innerkirchlichen Diskussion de facto fast gestrichen ist?
Jürgen Blunck
ideaSpektrum 27.2012
T H E OLO GI E
Wir brauchen eine Werte-Debatte auch bei den Geboten … Wir müssen eine ernsthafte Diskussion beginnen, welchen Stellenwert das 3. Gebot in der Kirche selbst (!) künftig haben soll. Ist es Sünde, den Gottesdienst ohne schwerwiegende Gründe (Krankheit, lebensnotwendige Arbeit) zu missachten – wie es Sünde ist, zu töten oder zu stehlen? Schnell ließe sich eine solche Diskussion abwürgen durch Plattheiten wie: • „Wir haben das Evangelium zu verkündigen und nicht Gebote aufzurichten“; • „das wäre ja ein Wiederaufleben alter Gesetzlichkeit“; • „nur Pharisäer unterscheiden, wann man dem Gottesdienst fernbleiben darf und wann nicht“;
Feldkreuz und Schilder mit Gottesdienst-Zeiten in Bad Schönborn
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• „keiner darf sich richten und verurteilen“; • „wir leben doch alle Tag für Tag von der Vergebung“ usw. Doch darum geht es gar nicht!
… sonst können wir das 3. Gebot auch streichen! Es geht um die zentrale theologische Frage: Ist eine Übertretung des 3. Gebotes in gleichem Sinne eine Missachtung des göttlichen Willens wie eine Übertretung des 7. Gebotes? Hat der Wille Gottes zur Heiligung des Feiertages noch einen Stellenwert in unserer Kirche? Wenn ja – welchen? Wenn nein – kann man es dann nicht aus den 10 Geboten herausstreichen? Erst nach Klärung dieser Grundfrage sollten wir über Konsequenzen und Detailfragen nachdenken. Christen brauchen klare Antworten. Und wenn Synoden und Kirchenleitungen sie nicht geben wollen, müssen Protestanten die Bibel auch im Blick auf das 3. Gebot intensiv lesen. Die sagt eindeutig: Das 3. Gebot ist genauso Gottes Wille wie die anderen Gebote! Wie wäre es, wenn schon mal alle Pfarrerinnen und Pfarrer, alle Hauptamtlichen in Kirche und Diakonie, alle Presbyter und Kirchenältesten, alle ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in unseren Gemeinden wieder an jedem Sonntag – wenn irgend möglich – Jesus Christus im Gemeindegottesdienst Dank und Anbetung brächten und auf sein Wort hörten? Könnte das vielleicht der Anfang einer Erweckung in Europa sein? Es wäre einen Versuch wert. P
idea Fernseh- und Hörfunk-Tipps
7. bis 13. Juli
FERNSEHEN Sonnabend, 7. Juli
Sonntag, 8. Juli
Montag, 9. Juli
Dienstag, 10. Juli
13.00–13.50 Das israelische Atombombenprogramm – Doku-Film
10.00–11.00 Jenseits der Rache – Luces Kampf gegen die Blutrache in Albanien
22.25–23.35 Magazin „Kreuz und quer“: Glaube & Homosexualität / Der Rabbi ist eine Frau
22.15–22.45 20.15–21.00 „Sie wird ein Engel“: 5 Jahre mit Vernetzt gegen die Zensur der todkranken Luca (Doku) 22.35–23.00 22.45–0.15 „Nah dran“-Reportage: Wenn Die DITIB-Moschee in Köln Kinder vor den Eltern sterben
15.30–15.30 ERF 1 Der Allianzvorsitzende 17.30–18.00 22.45–23.30 Michael Diener im Gespräch Mein Mann, der Spieler (Doku) „Mama, hör auf damit“: Sexueller Missbrauch von 16.30–17.00 18.00–18.30 Frauen an Kindern – ein „Vatileaks“-Affäre: Was ist „Neuer Glaube, neues Glück?“ Tabuthema (Doku) los im Vatikan? Menschen ändern ihre Religion
Donnerstag, 12. Juli
Mittwoch, 11. Juli
Freitag, 13. Juli
20.05–20.45 ERF CH Ruedi Akert – Christsein als Arzt und Psychologe
20.45–21.15 ERF 1 Start einer Doku-Reihe: Die Erweckung in China
Mittwoch, 11. Juli
HÖRFUNK Sonnabend, 7. Juli
Sonntag, 8. Juli
Montag, 9. Juli
16.00–17.00 ERF Plus Wert(h)e Gäste: Jürgen Werth interviewt Michael Diener, Vorsitzender der Deutschen Evangelischen Allianz
8.08-9.00 10.00–11.00 US-Nonnen vor der Inquisition Gottesdienst aus Fambach / Mathematik & Spiritualität 11.30–12.00 10.00–11.00 ERF Plus Rosenkriege zwischen alten Gottesdienst: Gemeinde Ehepartnern – muss das sein? Gottes in Calw-Hirsau 12.05–12.30 10.00–11.00 Mit Bart und Schläfenlocken: Ev. Gottesdienst aus der Die unbekannte Welt der Ludwigskirche in Freiburg/Br. Ultraorthodoxen in Israel
9.05–10.00 19.30–20.00 Wie der deutsche Zeitgeist „Schlechtes Gewissen“: Was das Verständnis von Freiheit die Moral mit uns macht und Sicherheit verändert Donnerstag, 12. Juli 23.05–0.00 20.00–21.00 ERF Plus „Schwarze Schafe“: Vor 20 „Bilanz“: Horst Marquardt im Jahren zündeten radikale Gespräch mit der KindergärtMusikfans des „Black Metal“ nerin Sr. Doris Henßler vom Kirchen in Norwegen an Freizeitzentrum Monbachtal
Sonntag, 8. Juli
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7.05–7.30 „Am See“ – Was eine Landschaft von Gott erzählt
Wer reagieren möchte, kann dies unter folgenden Rufnummern tun: ARD: 089/5900-3344 | Bibel.TV: 040/4450660 | Das Vierte: 0180/5843783 Deutschlandfunk und Deutschlandradio: 0221/345-1831 | DRS 2: (0)848/808080 | ERF: 06441/957-0 | HR (TV): 069/1555111 | Kabel 1: 0180/5011150 KiKa: 0180/2151514 | Luth. Stunde: 04264/2436 | MDR: 0341/300-5401 | NDR: 0511/988-2393 | Phoenix: 0180/28213 | RBB: 030/97993-2171 SF 2: (0)62/2059050 | SR 2: (0)681/6022222 | SWR: 07221/929-0 | WDR (Radio): 0221/5678-333 | WDR (TV): 0221/5678888 | ZDF: 06131/7012164
ideaSpektrum 27.2012
net F O R U M F Ü R J U N G E C H R I S T EN
So klappt der Start auf eigenen Beinen FLÜGGE WERDEN Die Abitur-Prüfungen sind geschafft. Für viele beginnt mit dem Studium nun ein neuer Lebensabschnitt. Simon Jahn gibt einige Tipps, wie Du zu einer eigenen Bleibe kommst, welche Geldquellen Du anzapfen kannst und wie Du eine neue Gemeinde findest.
In vielen Uni-Städten gibt es evangelische Studentenwohnheime. Dort kommen zwar nicht nur Christen unter, aber die Betreiber legen Wert auf ein an christlichen Werten orientiertes Miteinander in ihren Häusern. Zudem steht den Bewohnern meist ein großes Freizeitangebot zur Verfügung – von Sport über Musik bis hin zu Andachten und seelsorgerlicher Betreuung. So kannst Du schnell neue Kontakte knüpfen. Beachte aber auch, dass Du Dich in den meisten Studentenwohnheimen an gewisse Regeln halten musst, z. B. an bestimmte Ruhezeiten. Vielleicht möchtest Du lieber das Zusammenleben in einer Wohngemeinschaft (WG) ausprobieren? Wenn es Dir wichtig ist, dass Deine zukünftigen Mitbewohner auch Christen sind, nimm am besten Kontakt mit christlichen Hochschulgruppen (siehe Service-Angaben) vor Ort auf. Sie haben einen guten Überblick über christliche WGs und können Dein Zimmergesuch über ihren E-Mail-Verteiler weiterleiten. Manche Gruppen bieten sogar eine Zimmerbörse auf ihrer Homepage an, wie z. B. die Studentenmission in Deutschland (SMD) in Berlin. Schweizer Studenten finden auf wg.commonlife.ch eine Liste freier Zimmer in christlichen WGs. Ansonsten helfen große Internetportale wie www.wg-gesucht.de oder www.studenten-wg.de bei der Suche nach einer geeigneten Bleibe.
Die Finanzen regeln Wer aus dem Elternhaus auszieht, muss oft auch seine finanzielle Versorgung regeln, falls er nicht von seinen Eltern unterstützt werden kann. Um die eigene Miete bezahlen zu können, steht dann als Erstes der BAföG-Antrag auf dem Plan. Den bekommst Du im Studentenwerk. Das ausgefüllte Formular gibst Du am besten persönlich ab, da Du so direkt erfährst, ob noch Unterlagen fehlen oder Du etwas falsch ausgefüllt hast. So ersparst Du Dir eine verzögerte Bearbeitung. Wurde Dir BaFöG bewilligt,
B e su cht uns au ch au f
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kannst Du auch eine Befreiung von der Rundfunkgebührenpflicht beantragen. Das Formular dazu gibt’s auf www.gez.de. Zusätzlich kannst Du Dich für ein Stipendium bewerben – auch wenn Du kein Einser-Abi in der Tasche hast! Manche Stipendien können gar nicht vergeben werden, weil die meisten Absolventen denken, ihr Notendurchschnitt sei zu schlecht dafür. Dabei setzen viele Stiftungen vor allem auf soziales oder sogar kirchliches Engagement der Bewerber. Ein Stipendium bietet meist nicht nur finanzielle Unterstützung – auch Seminare oder Tagungen sind oft inklusive. Ein spezielles Angebot für Christen bietet z. B. das Evangelische Studienwerk Villigst. Eine ausführliche StipendienÜbersicht findest Du auf http://ideali.st/stipendium.
Eine neue Gemeinde suchen Für junge Christen ist auch eine zentrale Frage, wo sie ein neues geistliches Zuhause finden können. Vielleicht bist Du bisher mit Deinen Eltern in eine Gemeinde gegangen? Am neuen Wohnort kommt nun die Herausforderung auf Dich zu, Dir genau zu überlegen, wo Du Deinen Glauben an Jesus am besten entfalten kannst. Bei der Suche behilflich sein können Dir Kommilitonen aus christlichen Hochschulgruppen, die schon länger an der Uni sind. Sie kennen die umliegenden Gemeinden und wissen auch, wo man viele christliche Studenten antreffen kann. Egal, ob Dich die landeskirchliche Ortsgemeinde oder eine Freikirche mehr anspricht: Informiere Dich über die Gemeinden in Deiner Nähe, besuche ein paar Gottesdienste und sprich mit Mitgliedern und Leitern über die jeweilige Ausrichtung. Vielleicht gibt es auch spezielle Angebote für junge Leute. Während Dich Dein Studium beruflich fit macht, sollte Deine neue geistliche Heimat Dir helfen, weiter im Glauben zu wachsen. P Studentengruppen in der Schweiz: Vereinigte Bibelgruppen • www.evbg.ch • 044 2625247 CAMPUS live • www.campuslive.ch • 044 9420326
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Das passende Zimmer finden
Was ein Pfarrer im Trauergottesdienst für 4 von ihrem Vater erstochene Kinder am 23. Juni im niedersächsischen Groß Ilsede sagte (Auszüge):
» Sammle meine Tränen in deinen Krug; ohne Zweifel, du zählst sie. «
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Walter Faerber ist Pastor an der evangelisch-lutherischen St.-NikolaiKirche in Groß Ilsede bei Peine.
Aus dem 56. Psalm, Vers 9
Gott kennt alle unsere Tränen In unserem Ort ist ein großes Unheil geschehen, das uns alle erschüttert hat. Es erinnert daran, dass es in der Welt entsetzliche Dunkelheiten gibt, von denen wir nichts geahnt haben. Sie sind verborgen, manchmal direkt neben uns. Jesus Christus hat gesagt: Alles Unheil beginnt im menschlichen Herzen. Da wohnen die Enttäuschungen, die Ängste, die Verletzungen. Manchmal mischt sich das alles – und daraus wird Wut und der Wunsch zu zerstören. Ich glaube nicht, dass jemand von uns davor sicher ist! Doch Gott sei Dank geht das bei den meisten von uns vorüber. Es gibt aber auch diese schrecklichen Augenblicke, in denen mörderische Gedanken es schaffen, zur Realität zu werden: zur Tat. Deshalb müssen wir alle auf unser Herz achten – damit darin das Leben wohnt und nicht der Tod. Zwar schaffen wir es nicht, ungeschehen zu machen, was passiert ist – aber wir sind trotzdem nicht ohnmächtig! Denn wir können Zei-
chen aufrichten gegen die Mächte der Zerstörung und des Todes. Von Jesus sollen wir lernen, Menschen des Lebens zu sein, bewegt von den Kräften des Himmels – und in Solidarität verbunden mit allen, die uns brauchen. Alles, was daraus erwächst, wird bleiben: jedes freundliche Wort, jede Geste der Anteilnahme, jedes aufrichtige Gebet, und auch alle Tränen der Liebe werden bleiben. Gott kennt unsere Tränen, er vergisst keine und bewahrt sie alle auf – in einem „Krug“ in der unsichtbaren Welt, wo jetzt schon sein Wille geschieht. Und in seiner verborgenen Welt behütet Gott jetzt auch diese 4 Kinder, damit sie am Ende doch noch ihren vollen Platz finden – den Platz, den er ihnen von Anfang an zugedacht hat: in der kommenden Welt, wenn alle Tränen abgewischt werden und wenn Himmel und Erde wieder zusammenkommen. Gott setzt der Zerstörung die sanfte, ausdauernde Kraft seiner Liebe entgegen – und deshalb tun wir es auch. P
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PORTRÄT
Wie Unglück zum Glück wird LEBENSWENDE „Mein Unglück wurde zu meinem Glück“, bekennt
Als Kind leidet sie unter einer Lese- und Rechtschreibschwäche, die nicht erkannt wird. Eigentlich soll sie die Hauptschule besuchen, doch ihre Eltern schicken sie zur Realschule in Gevelsberg (Nordrhein-Westfalen). Gerade so schafft sie den Schulabschluss, obwohl sie auch in der 10. Klasse nicht in der Lage ist, einen Deutschaufsatz zu schreiben. Sie vermutet, dass sie nur deshalb statt der verdienten 6 eine 4 erhielt, weil die Lehrer sie nicht noch länger ertragen wollten. Denn auch ihr Betragen ist ungehobelt: „Ich bin immer wieder aus dem Unterricht geflogen.“ Sie wechselt auf eine Wirtschaftsschule ins nahe Ennepetal, wo die Noten besser werden. Doch sie merkt: Auch gute Noten machen nicht glücklich. Es kommt zu einer tiefen Krise. Für sie lohnt es sich nicht mehr zu leben.
Evangelisation weckt Lebensfreude In dieser Phase erhält sie – mit 17 – eine Einladung zu einer Evangelisation. Sie geht hin, weil die frommen Jugendlichen, die sie bitten mitzukommen, etwas ausstrahlen, was sie nicht kennt. Vom Gehörten versteht sie nichts – außer, dass Gott ein Leben völlig umkrempeln kann. Zu Hause betet sie
und hat eine Vision. Sie sieht – wie in einem Film – das „Haus ihres Lebens“ in Trümmern liegen und Gott sagt ihr dabei, dass er alles neu machen kann. Schon am nächsten Sonntag spricht sie mit dem Pastor, der auch bei der Evangelisation mitwirkte. Sie wird Christ. Tatsächlich ändert sich ihr Leben – sie hört auf zu lügen, und zum ersten Mal empfindet sie etwas Lebensfreude. Trotzdem fühlt sie sich oft vom Leben stark überfordert. Als ein Selbstmordversuch mit Tabletten scheitert, bittet sie Gott, sie zu sich zu holen. Neuen Lebensmut bekommt sie durch die Seelsorgeabteilung des Evangeliums-Rundfunks in Wetzlar und durch die Lektüre christlicher Bücher. Dann stirbt plötzlich ihr Vater durch einen Unfall. Dadurch ist sie zwei Jahre lang wie gelähmt. Erst der Besuch eines Konzertes des US-amerikanischen christlichen Musikers Andrae Crouch in Siegen vertreibt ihre ständige Traurigkeit. Sie meint, Gott spreche zu ihr: „Andrea, ich bin für dich da.“
Mit 27 macht sie das Abitur In Hessen macht sie eine Ausbildung zur Orthoptistin (Schielbehandlung und –diagnostik). Sie lernt, sich noch mehr auf Gott zu verlassen. Dann zieht
sie nach Essen um. Eine Augenklinik stellt sie ein. Sie hält sich zu einer Baptistengemeinde mit einer boomenden Jugendarbeit. Dort wird sie auch intensiv seelsorgerlich begleitet. Ihr immer wieder neu aufkommender Kummer verfliegt. Und sie will mehr lernen, weil sie immer neugieriger wird. Mit 27 Jahren macht sie das Abitur. Und erstmals bekennt sie aus vollem Herzen: „Gott, ich lebe gerne.“ Später studiert sie Zahnmedizin und eröffnet eine eigene Praxis. Sie arbeitet bis zu 70 Stunden in der Woche. Sie merkt, dass ihr das hohe Arbeitspensum guttut. Denn sonst würde sie zu sehr grübeln. Im Beruf anderen Menschen zu helfen, erlebt sie als große Lebenshilfe. Inzwischen ist sie verheiratet und hat zwei Kinder. Nun freut sie sich sehr auf diesen Sommer. Da will sie im Urlaub in Jerusalem armen Kindern kostenlos die Zähne behandeln. Ihr Vorbild ist der Barmherzige Samariter. Und endlich fühlt sie sich innerlich „frei, heil und froh“. P
Foto: privat
die Zahnärztin Andrea Motz (Geeste/Emsland). Denn immer wieder hat sie erlebt, wie der Glaube an Gott ihr gerade in manchen Krisen neuen Mut gegeben hat. Ein Beitrag von Klaus Rösler.
DAS WORT DER WOCHE » Grund genug zum Jubeln haben wir Christen (angesichts der frohen Botschaft Jesu Christi – d. Red.). Aber tun wir es auch? Fällt ein Vergleich mit den Fußballfans nicht beschämend aus? Was gewinnen sie schon, wenn ›ihre‹ Mannschaft gewonnen hat? … Und doch bekennen sie sich öffentlich zu ihrer Mannschaft, leiden mit ihr, wenn sie verliert, und freuen sich, wenn sie gewinnt. « Der (evangelische) Theologieprofessor Rolf Schieder in seiner Predigt im Berliner Dom 27.2012