Idea Spektrum Schweiz 35/2012

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35 29. August 2012

Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt

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Wie schaffen Christen den Umbruch? Walter Dürr über die enormen Veränderungen in der Gesellschaft und die Chancen der christlichen Gemeinde 7 LLandeshymne: d h Christliche Autoren 11 HHans-Ulrich Ul i h Bi Bigler: i l Gewerbeboss und Musiker sind sich nicht einig

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Praktisch

fordert die Kirche zum Dialog auf

8 Gemeindebau: Der VFMG über den 21 Beschneidung: Was hat sich Gott 11 Ausschaffung: Nun setzt sich auch der SEK für die Familie Darwish ein

wohl bei diesem Gebot gedacht?

24 Internet: Hirnforscher befürchtet,

dass moderne Medien dumm machen

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Sinn reiner «Programmgemeinden»

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idea Spektrum 35.2012


G RÜ E Z I

Umbruch ist lernbar Die Familie als Kernzelle unserer Gesellschaft befindet sich in einem dramatischen Umbruch. Die Schule erlebt einen hektischen Umbruch. Die Medien stecken in einem spektakulären Umbruch. Ganz zu schweigen von der Arbeitswelt, dem Gesundheitswesen, der Finanzszene, Technik und Wissenschaft. Die ganze Gesellschaft im atemberaubenden Umbruch. Ein Teil dieser Gesellschaft der Postmoderne ist die Kirche, sind die Christen. Macht sich der Umbruch auch bei ihnen bemerkbar? Wie agieren sie? Jedenfalls greift in mancher christlichen Gemeinde Verunsicherung um sich. Man sucht nach telegenen Programmen, originellen Formen, trendigen Songs. Zunehmend fühlen sich Christen im Alltag überfordert und verschliessen sich dem politischen Interesse und dem gesellschaftlichen Engagement. Wie gerufen kommt deshalb das Buch «Christen im Umbruch» von Walter Dürr. Der profilierte Bieler Theologe und Gemeindepraktiker macht deutlich, warum sich Christen dem Umbruch nicht entziehen können. Und dass der Umbruch für die Kirche zur grossen Chance werden kann. (Seite 4) Wo ansetzen? Walter Dürr zeigt auf, dass weder der Rückzug in die «sichere Burg» noch die kopflose »Flucht nach vorn» zielführende Auswege sein können. Er spricht sich für den dritten, den biblisch orientierten Weg aus: «Keine geistliche Transformation der Schweiz ohne erneuerte christliche Gemeinden, keine transformierte christliche Gemeinden ohne erneuertes christliches Denken und Handeln, kein trans-

formiertes Denken und Handeln ohne erneuerte Anbetung und vertiefte Aneignung der Schrift.» Anzusetzen ist beim Herzen Gottes und beim Wort Gottes. Wer die Bibel nicht liest und nicht kennt, kann auf die drängenden Fragen unserer Zeit letztlich keine fundierten Antworten geben. Das bedingt eine Bibellehre, die diesen Namen verdient. Knochenarbeit um biblische Inhalte, Zusammenhänge und Aussagen. Aber auch ein erneuertes Denken und Handeln vor dem biblischen Dreiklang von Glauben, Hoffnung und Liebe. Damit die Liebe schliesslich in allen Lebensbereichen Hand und Fuss bekommt. Eine neue Orientierung am Wort Gottes und am Leben von Christus. Jesus scharte seine Jünger um sich und sagte zu ihnen: «Nehmt meine Herrschaft an und lebt darin! Lernt von mir!» (Matthäus 11,29) Jesus fordert zum klaren Herrschaftswechsel und zur konsequenten Nachfolge auf. Nicht einfach nachbeten also, sondern nachfolgen. Nicht nachplappern, sondern nachleben. Mit den Worten und dem Wirken Jesu begann der grösste Umbruch der Geschichte. Er prägt die westliche Welt kulturell bis heute. Nun sind Jesu Jünger gefragt und in diese Gesellschaft gesendet. Der Einfluss der Kirche jedoch ist «am Verdampfen», wie Walter Dürr feststellt. Der Ausweg beginnt im Kopf und ist lernbar, wie Jesus aufzeigt. Doch er muss auch zum Umbruch der Herzen führen. Dann erst kann der Aufbruch sichtbar werden. Gefordert sind Hirn und Herz, Hochschule und Hingabe. Das Buch von Walter Dürr kann dabei eine Hilfe sein. Die Bibel erst recht.

BIBLISCH Ein Lieblingsbibelwort von Stephan Sigg, 27, katholischer Theologe, Autor von religiösen Jugendbüchern («Die 7 Todsünden»), St. Gallen:

«Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.» (Johannes 1,1) «Ein Wort kann sehr mächtig sein: Es kann verletzen, es kann glücklich machen, es kann einem die Augen öffnen, der Anfang einer Freundschaft sein, aber auch ihr Ende ... Im Zeitalter von Facebook, SMS & Co. wird man tagtäglich mit der Bedeutung von Worten konfrontiert. Das Johannes-Evangelium wird mit dem Bild des Wortes eröffnet – für mich immer wieder eine Erinnerung, mir über mein Kommunikationsverhalten Gedanken zu machen: Wofür nutze ich meine ‹Sprache›, was erzähle ich, was teile ich anderen mit? Verschwende ich meine Worte für leichtfertiges Geplapper, für Kritik, für Nörgelei? Oder investiere ich sie in Komplimente, Lob und Hinweise auf die vielen Wunder in unserem Alltag? Sind die Worte, die ich mündlich oder schriftlich äussere, ‹Worte Gottes›?»

WÖRTLICH «Was wir heute machen, ist respektlos gegenüber künftigen Generationen. Wir leben bequem im grösstenteils geerbten Wohlstand und häufen Schulden an, die wir nicht berappen werden. Dabei wäre es höchste Zeit, dass wir das Pensum der Erwerbsarbeit reduzieren, mehr Freiwilligenarbeit leisten und unser Glück und Wohlstand nicht länger so stark im Materiellen suchen.» David Bosshart, Trendforscher, Direktor des Gottlieb-Duttweiler-Instituts in Rüschlikon ZH, eines Think-Tanks für Wirtschaft und Gesellschaft, im «St. Galler Tagblatt».

Praktisch

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ANDREA VONLANTHEN

Reklame idea Spektrum 35.2012

Illustration Frontseite: Christoph Candrian

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BR E N N P U N K T

«Die Sprache der Liebe neu lernen und brauchen» UMBRUCH Christen sollten sich angesichts der vielen offenen Fragen der Gegenwart neu dem Wort Gottes aussetzen, um Antworten für unsere Zeit zu finden. Das betont Walter Dürr, Autor des Buches «Christen im Umbruch». Der Leiter der Landeskirchlichen Gemeinschaft Jahu in Biel meint, Christen müssten vermehrt Hand und Fuss Christi werden.

Sie schreiben über den gewaltigen Umbruch in der westlichen Gesellschaft und die Chancen und Herausforderungen, die sich daraus für Christen ergeben. Wo steht denn Ihre Bieler Gemeinschaft im ganzen Umbruch? Walter Dürr: Unsere Jahu-Gemein-

schaft ist mittendrin im gesamtgesellschaftlichen Umfeld, wie jede andere Gemeinde auch. Der Zeitgeist prägt uns genau gleich. Doch wir bemühen uns stark darum, auch den christlichen Umbruch zu schaffen. Während der Individualismus heute dem Zeitgeist entspricht, haben wir in unserer Gemeinde ansatzweise die Kommunität, also das gemeinschaftliche Leben entdeckt. Dazu gehört auch die Zusammenarbeit mit andern Gemeinden. Wir sind bereit, viel in die Einheit der Christen in unserer Stadt zu investieren.

Wie begann es mit Ihrem Umbruch?

Das hat bereits 1974 in unserer Jugendgruppe begonnen. Der Same wurde früh gelegt. Wir erlebten als Konfirmanden einen radikalen, erwecklichen Aufbruch und waren danach eine verschworene Gemeinschaft. Wir haben uns als von Gott geschenkte Bundesgemeinschaft wahrgenommen. Dieser frühe Umbruch wurde durch den grossen Umbruch der Postmoderne noch aktualisiert und akzentuiert. Er hat uns bewusst gemacht, dass der Glaube nicht

Walter Martin Dürr Jahrgang 1958, verheiratet mit Katharina, drei Söhne (Manuel, Oliver, Simon). Seit 1994 Pfarrer der Landeskirchlichen Gemeinschaft Jahu in Biel, wohnhaft in Aarberg BE. Mitinitiant der Schulkooperative Biel. Von 1984-94 Aufbau und Leitung des Deutschschweizer Zweiges von «Jugend mit einer Mission». Ab 1997 Mitgründer des Instituts für biblische Reformen (IBR) und des «Transforum». Von 2000 bis 2003 Dissertation an der Universität Freiburg mit dem Thema «Christliche Gemeinschaft in der Spannung zwiBild: idea/av

«Zeige mir, was du lebst»: Walter Dürr fordert die Christen heraus.

nur mit unserer Seligkeit zu tun hat. Der Glaube ist entweder eine Orientierung für das ganze Leben oder aber eine blosse Dekoration unseres Lebens.

Wie definieren Sie Postmoderne?

Die Erschütterungen des Fortschrittglaubens und die Allmachts-Fantasien des modernen Menschen gegen Ende des 20. Jahrhunderts haben zum Umbruch in die Postmoderne geführt. Diese stellt alle Überzeugungen der Moderne fundamental in Frage. Besonders wird dabei auch die Vernünftigkeit der Vernunft in Frage gestellt. schen Sammlung und Sendung». Untersucht wurden die Jahu-Bewegung und ihre Reich-Gottes-Sicht im Licht der gesellschaftlichen und kirchlichen Herausforderungen unserer Zeit. Das Buch «Christen im Umbruch» ist auch eine Popularisierung seiner Doktorarbeit. Walter Dürr hat speziell die Einheit des Leibes Christi auf dem Herzen, übt sich bewusst in die geistlichen Disziplinen ein, liebt aber auch gutes Essen und ein Glas Wein. «Christen im Umbruch», 1. Auflage 2012, 300 Seiten, CHF 19.80, Verlag profibooks profimusic gmbh, 6874 Castel San Pietro

automatisch ein biblischer Wert. Die christlich-abendländischen Werte sind als solche sicher wertvoll, doch wir müssen unser Wertesystem immer wieder biblisch reflektieren. Da sagt vielleicht jemand, der Schweiz gehe es wirtschaftlich so gut, weil sie ein von Gott gesegnetes Land sei. Dann müssen wir aber auch daran erinnern, dass es bei uns Banken gibt, die nicht nur anständige Geschäfte machten. Oder wenn man die Schweiz als Sonderfall rühmt, der sich abschotten müsse, sollten wir uns auch eingestehen, dass wir mit der EU in die «christlichabendländische» Geschichte eingebunden sind, und dass sich diese Werte auch gemeinsam fördern und pflegen lassen.

Wo sehen Sie die deutlichsten Veränderungen in unserer Gesellschaft?

Warum kommt die christliche Gemeinde gar nicht um den Umbruch herum?

Wir sind immerhin noch eine Gesellschaft mit christlichabendländischen Werten …

«Dein Reich komme» beten wir immer wieder im «Unser Vater». Wie weit sind wir mit dem Reich Gottes in der Schweiz?

Unsere Gesellschaft glaubt immer weniger an den Fortschritt. Sie ist tendenziell hoffnungslos. Die grossen Herausforderungen mit der Finanzkrise, der sozialen Ungerechtigkeit oder der Umweltverschmutzung haben die Hoffnungslosigkeit noch verstärkt. Diese wird jedoch mit einem ungehinderten Konsumismus überdeckt. Wir sind happy, wenn wir ein neues technisches Spielzeug haben oder wenn die nächsten Ferien gebucht sind. Und daneben kann die Welt kaputt gehen. Leider betrifft das auch die Christen, die sich in unserer Gesellschaft zunehmend überfordert fühlen oder unpolitisch werden.

Diese Werte haben eine grosse Bedeutung, weil sie aus starken Wurzeln gewachsen sind. Doch der wiederholte Bezug auf die Vergangenheit reicht nicht, um unsere Gesellschaft heute zu prägen. Das gelingt nur, wenn diese Werte auch die Herzen der Menschen erreichen. Es ist auch nicht jeder «christliche» Wert

Weil der Umbruch in der Postmoderne nach meiner Einschätzung eine ähnliche Grössenordnung entfalten wird wie die Aufklärung. Wenn sich die ganze Gesellschaft so massiv verändert, betrifft das auch die Kirche, denn wir sind ein Teil davon. Mögliche Reaktionen für die Kirche wären nun, den Kopf in den Sand zu stecken oder aber die Flucht nach vorn zu ergreifen. Doch das wären kaum biblisch orientierte Wege. Der dritte Weg besteht darin, sich mit den Fragen und Problemen der Gegenwart noch einmal dem Wort Gottes auszusetzen, um daraus Antworten für unsere Zeit zu finden.

Ich habe den Eindruck, dass Gott dran ist, unser Gebet zu erhören – aber nicht so, wie wir es gerne hätten. Wir meinen, ähnlich wie die Juden zur Zeit von Jesus, Reich Gottes heisse, dass es uns dann besser gehe. Wenn wir Reich Gottes aber als kraftvolles Wirken Gottes verstehen, dann beobachten wir zwar, dass der Einfluss idea Spektrum 35.2012


BR E N N P U N K T der Kirchen am Verdampfen ist. Gott schüttelt gerade die kirchlichen Instanzen und auch viele Gemeinden durch, und das ist nicht nur schlecht. Für das Volk Israel waren Zeiten des Gerichts immer auch Zeiten des Ausrichtens. Von aussen betrachtet ist das Reich Gottes in der Schweiz nicht am Wachsen. Doch wenn Gott am Schütteln ist, dann gehts dem Reich Gottes eigentlich gut. Je mehr wir uns dabei auf Jesus ausrichten lassen, umso mehr können wir auch auf das Reich Gottes hoffen.

ihren Ritualen und Traditionen noch ein Reservoir, das vielen Evangelikalen fehlt. Oftmals wird auch übersehen, dass es nicht nur um die Präsentation von Inhalten geht, sondern auch um die gelebte Umsetzung dieser Inhalte.

Ist es schwieriger geworden, Jesus konsequent nachzufolgen?

den ist oder lebendiges Manna darstellt. Mit unsern gesellschaft- Wie äussert sich eine Ökumene der lichen Problemen kommen wir Herzen in erster Linie? immer mehr an die Grenzen der menschlichen Weisheit. Darum nen und brauchen. Wachsende müssen wir ganz neu auf das Wort Liebe wird zum Prüfstein unseres Gottes hören lernen. Wir brau- Glaubens und unserer Hoffnung. chen eine Renaissance des Wortes Gottes. Es wird keine Erneuerung Von Augustinus stammt die zugeder Schweiz geben ohne erneuer- spitzte Auslegung des Galaterte Gemeinden. Dazu braucht es briefes: «Liebe nur, dann tue, was erneuerte Gemeindeleiter und du willst!» Wie kommen wir zu eine erneuerte Theologie. Und dieser Liebe? deshalb braucht es auch die bib- Liebe wird uns immer zuerst gelische Erneuerung des Denkens. schenkt, denn «die Liebe Gottes ist in unsere Herzen ausgegosZuerst also Erneuerung im Denken? sen.» (Römer 5,5) Weil wir geliebt Erneuerung muss ganzheitlich sind, deshalb können auch wir geschehen, beinhaltet aber das lieben. Liebe ist dann als zweites Denken stark. Unser Glaube auch die Frucht des Geistes. Sie gründet in der Vergangenheit, in wächst also auch Stück für Stück dem, was Jesus für uns getan hat. in uns. Je mehr wir Jesus nachfolDie Hoffnung gründet in dem, gen und ihm ähnlicher werden, was Jesus in Zukunft noch tun desto mehr wächst die Liebe. wird. Diese Zukunftshoffnung soll mein Handeln jetzt prägen. «Lernt von mir!», fordert Jesus Dabei sollen Glaube und Hoff- seine Jünger auf. Wo sollen wir nung durch die Liebe wirksam ansetzen? werden. Wenn Liebe die Sprache Wenn Jesus König und Priester des Himmels ist, dann können ist, dann heisst Nachfolge, in die wir diese Sprache jetzt schon ler- königliche Priesterschaft hineinzuwachsen. Dann wollen wir die Ebenbildlichkeit Gottes wieder 1994 Gemeinschaftsgründung unter herstellen. Wenn wir unsern Glaudem Namen «Landeskirchliche Geben als Weg zur Veränderung und meinschaft Jahu». Das Anliegen der zum Wachstum verstehen, dann Gesellschaftsverantwortung führte wird Jüngerschaft nicht einfach 1996 zur Gründung des Instituts für Programm, sondern Lebensstil biblische Reformen und 1997 zum sein.

Eigentlich ist es einfacher geworden. In der Postmoderne ist alles möglich, auch ein überzeugtes Christentum. Schwieriger ist heute, dass die Menschen nicht mehr interessiert sind an Informationen oder Proklamationen. Sie sagen mir: «Die Informationen kann ich mir im Internet holen. Zeige mir, was du lebst!» Es genügt nicht mehr, Bibelsprüche zu wiederholen.

Kaum zu übersehen, dass sich unsere Kirchen in vielen Formen und auch in der Predigtpraxis den Trends unserer Gesellschaft angepasst haben. Zu sehr?

In der evangelikalen und vor allem auch in der charismatischen Szene gibt es sicher den Trend, dass wir meinen, moderne Formen brächten uns näher zu den Leuten. Doch wenn wir nur so das Wort Gottes zu den Leuten bringen wollen und nicht gleichzeitig die Menschen zum Wort Gottes führen, haben wir ein Problem. Da haben die Landeskirchen mit

Gemeinschaft Jahu «Jahu» versteht sich als ökumenischorientierte Landeskirchliche Gemeinschaft innerhalb der Evangelisch-reformierten Kirchen von Bern. Ihre Anfänge reichen bis 1974 zurück, als zwölf Jugendliche in einem Konfirmandenlager zum lebendigen Glauben an Jesus fanden. Die Treffen im Bieler «Jabärghuus» gaben der Jugendgruppe dann ihren Namen. «Jahu» steht auch für «Jahwe», die hebräische Bezeichnung für Gott. Immer mehr Jugendliche besuchten danach eine Jüngerschaftsschule bei «Jugend mit einer Mission». idea Spektrum 35.2012

Was bei einer «Ökumene der Herzen» zentral ist

Sie plädieren in Ihrem Buch stark für eine «Ökumene der Herzen». Inwiefern hindern uns Strukturen und Mitgliedschaften daran? Walter Dürr: Kirchliche Institutionen sind nicht an und für sich schlecht. Doch die Ökumene der Herzen ist Offensichtlich kommt die Bibeleine Herzensangelegenheit. Wenn lehre auch in evangelikalen Rechtgläubigkeit und nicht Liebe Gemeinden zu kurz. Wer sollte das entscheidende Kriterium ist, über die Bücher gehen? Alle! Ich beobachte, dass «Stille werden wir einen andern Christen Zeit» für viele Christen kein ech- bald abschreiben. Wenn aber Liebe tes Thema mehr ist. Da stellt sich die normale Frucht aus dem Glaudie Frage, ob das Wort Gottes ben ist, dann wird die Ökumene der mehr eine Pflichtübung gewor- Herzen das Normalste der Welt.

Start der Schulkooperative Biel. 2007 Umzug an die Südeinfahrt von Biel, um hier Anbetung, Gemeinschaft, Berufswelt, Bildung und gemeinsames Wohnen miteinander zu verbinden. 2008 Eröffnung der Christuskirche mit 500 Plätzen, in der auch Anlässe anderer Gemeinden und Organisationen stattfinden. Seit 2008 weiterer Standort in Steffisburg.

www.jahu.info

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Wie würde Jesus wohl selbst in der postmodernen Gesellschaft wirken?

Jesus hatte seine Sendung zu seiner Zeit zu seinen Leuten. Diese Sendung hat er eindrücklich gelebt. Heute sendet er uns Christen in diese Gesellschaft. Er wird durch unsere Gemeinden repräsentiert hier in Biel, durch

Wer immer auf die fünf Prozent Differenzen sieht und feststellt, der andere könne darum kein Bruder sein, begreift die Ökumene der Herzen nicht. Wer sich jedoch auf die Gemeinsamkeiten konzentriert und feststellt, das Jesus auch beim andern im Zentrum steht, kommt dieser Ökumene näher. Das entscheidende Kriterium ist die Frage: Wendest du dich zuerst Jesus zu? Einzusehen, dass wir als Christen bedürftig sind und Ergänzung brauchen, ist der wichtige Schritt. Es gehört aber auch Demut dazu, den Leib Christi in der eigenen Stadt zu suchen und aufeinander zuzugehen.

Christen mit einem veränderten Leben. Und zu ihnen sagt Jesus auch: «An eurer Einheit wird die Welt erkennen, dass mich der Vater zu euch gesandt hat.»

Wie könnte die Gesellschaft profitieren, wenn Christen so mehr von Jesus lernen würden?

Würde die christliche Gemeinde den Versöhnungsauftrag, wie ihn auch Paulus im Epheserbrief lehrt, vermehrt leben, dann könnte die Gemeinde ein Stück Himmel auf Erden sein! Wenn Arme und Reiche, Frau und Mann, Schwarz und Weiss, Juden und Araber in Christus versöhnt leben würden, dann hätte dies nicht nur grosse spirituelle, sondern auch soziale Auswirkungen. Wird Versöhnung bewusst erarbeitet und in der Gemeinde gelebt, werden die Auswirkungen für alle sichtbar.

Ihre Vision von einer Schweizer Christenheit im Umbruch?

In meiner Vision spielen die Christen eine Schlüsselrolle bei der Erneuerung der geistlichen Werte der Schweiz, weil sie von den lebensprägenden Werten Glaube, Liebe und Hoffnung selber neu angezündet sind und Gottes Wort neu ernst nehmen. Christen haben keine Machtvision, bringen sich aber ein in die Nachfolge, auch in der Politik. Sie wollen Hand und Fuss Christi sein und Versöhnung leben. Und wenn die Liebe wieder das Kennzeichen von erneuerten Christen wird, erhält auch das Reich Gottes eine gute Presse in der Welt! Interview: ANDREA VONLANTHEN


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Connexio pflegt im Auftrag der Evangelisch-methodistischen Kirche (EMK) Schweiz-Frankreich Beziehungen zu Partnerkirchen in 20 Ländern und unterstützt deren Sozial- und Entwicklungsprojekte. Die EMK in Bolivien ist eine Kirche der Armen. Sie ist nicht nur evangelistisch, sondern auch sozialdiakonisch tätig. Die rund 175 bestehenden Gemeinden haben neben der Verkündigung auch Angebote (z.B. Kindertagesstätten, Mittagessenstische), welche den Menschen ihrer Umgebung eine praktische Hilfe bieten. Ebenfalls betreibt die EMK Bolivien Schulen und Gesundheitsdienste sowie einen Entwicklungsdienst, welcher Dorfentwicklungs- und Landwirtschaftsprojekte für die arme Bevölkerung auf dem Altiplano betreut. Connexio bietet dazu finanzielle und praktische Unterstützung.

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Ihr Profil

Pfarrer Theo Castelberg, Tel. 034 431 29 51, theo.castelberg@kirchesumiswald.ch Pflegeausbildung DNII, HF) und Berufserfahrung Kirchgemeinderatspräsident PaulTertiäre Blaser, Tel. 034 435 16 30,(AKP, paul.blaser@kirchesumiswald.ch

7 TownVillage: Wird die grosse

22 Billy Graham: Noch einmal erhebt

9 Asien-Mission: Die ÜMG will in

28 Bibel aktuell: Wie es der Schlange

kämpft für soziale Gerechtigkeit

@ Lebensmittel @ Kosmetik

32 Neues Leben: So wurde Ruedi Szabo vom Bankräuber zum Sozialarbeiter

Wir bieten Zeitgemässe Anstellungsbedingungen Helle, moderne Arbeitsräume in schönem Garten Motiviertes Team Wertschätzende Betriebskultur Überschaubares Arbeitsumfeld

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tag e ssc h au

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Schweizerpsalm nicht leicht zu toppen JOURNAL NATIONALHYMNE Wieder einmal gerät der «Schweizerpsalm» in den Fokus der Kritik. Die

Gemeinnützige Gesellschaft (SGG) will durch einen Ideenwettbewerb eine neue Hymne finden. Wie beurteilen christliche Musiker und Autoren die heutige Nationalhymne? Am 1. August stimmten beim Nationalen Gebetstag in Aarau 5000 Christen den Schweizerpsalm an. Am gleichen Tag gab die SGG (Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft) bekannt, einen Ideenwettbewerb für eine neue Hymne zu starten. «Wie viele Bürgerinnen und Bürger dieses Landes erachtet die SGG den Text der Schweizerischen Nationalhymne als sprachlich sperrig und inhaltlich nicht mehr zeitgemäss», heisst es in einer Medienmitteilung. Besonders der Fokus auf Gott, der «dem Zeitgeist der 40er-Jahre des 19. Jahrhunderts» entspreche, wird beanstandet.

Kulturerbe vergangener Zeit

Adonia-Gründer und Musiker Markus Hottiger gibt grundsätzlich zu bedenken: «Es ist ein absolutes ‹No Go›, an einem Lied etwas herumzubasteln oder es zu modernisieren. Das würde die Authentizität des Songs verändern und wäre respektlos dem Autor gegenüber.» Markus Hottiger hat nicht zum ersten Mal mit dem Thema zu tun. Im Jahr 2008 wurde sein eigenes Lied «Euses Land» als mögliche neue Nationalhymne vorgeschlagen. Zum Schweizerpsalm sagt er: «Wenn man ihn als Kulturerbe einer vergangenen Zeit betrachtet, dann hat er auch heute noch seine Berechtigung. Wenn man ihn aber mit der Musik und den Texten der heutigen Zeit vergleicht, dann ist er alt und verstaubt.» Darum sei der Ruf nach einer Veränderung verständlich. Die Mundartsängerin Jackie Leuenberger bekam Gelegenheit, die Hymne am 1. August live im Radio zu singen. Als Liedermacherin meint sie dazu: «Ein umständlicher Song von der Me-

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Die Delegierten der Evangelischen Volkspartei (EVP) haben in Muttenz BL die Parolen für die Volksabstimmung vom 23. September beschlossen. Die Partei sagt Ja zur Volksinitiative «Schutz vor Passivrauchen» und zur Jugendmusikförderung. Die Volksinitiative «Sicheres Wohnen im Alter» wird zur Ablehnung empfohlen. (idea)

Bettags-Gebet zur Einheit

Hymne muss den Vergleich mit zeitgenössischer Songwriterkunst nicht scheuen: Diese Meinung wurde am Nationalen Gebetstag mitgetragen.

lodie her. Meinen SongwritingAnsprüchen würde die Hymne nicht genügen.» Sie sei schon lange der Meinung, dass man die Hymne sprachlich anpassen müsse. «Unser Wortverständnis hat sich komplett verändert. Das Lied wurde vor fast 200 Jahren geschrieben. Es ist klar, dass die Leute damals ein anderes Vokabular gebraucht haben.» Jackie ist für eine ganz neue Hymne.

Bemerkenswert sensibel

Etwas anders sieht das der Musiker und Leiter der «Arts Ministry School» in Walzenhausen AR, Dänu Wisler: «Unsere Hymne muss den Vergleich mit zeitgenössischer Songwriterkunst bei weitem nicht scheuen, auch wenn eine gewisse Sperrigkeit nicht zu leugnen ist. Ihr liegt eine raffinierte Struktur zu Grunde, die poetische Elemente und Sinnbildlichkeit zu einem Ganzen vereint. Es werden Bilder der Natur gezeichnet, die nicht nur vertraut schweizerisch sind, sondern allen etwas zu sagen

Die Geschichte des Schweizerpsalms Das Lied wurde 1841 von Alberich Zwyssig, einem Zisterziensermönch des Klosters Wettingen AG, zu einem Text von Leonhard Widmer komponiert. 1965 erfolgte die vorläufige Anerkennung des Schweizerpsalms

EVP sagt zweimal Ja

als Schweizer Nationalhymne. Am 1. April 1981 erklärte der Bundesrat den Schweizerpsalm zur offiziellen Nationalhymne der Schweiz und ersetzte damit «Rufst du, mein Vaterland».

haben.» Das Thema «Gott» werde bemerkenswert sensibel umschrieben: «Vom Erhabenen wird gesprochen, vom Unergründlichen und Ewigen. Ihn spürt man, ohne zu meinen, alle Fragen beantworten zu können. Schön formuliert. Zeitgemäss. Ein Bild, mit dem sich auch Angehörige anderer Glaubensgruppierungen identifizieren können.» Wer die aktuelle Version toppen wolle, der müsse schon «ein guter Songwriter» sein.

Dankbarkeit gegenüber Gott

Ein richtiger Fan des Schweizerpsalms und seines «frommen» Inhalts ist die Schriftstellerin Susanne Wittpennig: «Schliesslich wurde die Schweiz auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes gegründet. Hey, darauf bin ich stolz als Schweizerin! Jedes Mal, wenn ich den Schweizerpsalm höre, steigt in mir einfach Dankbarkeit Gott gegenüber hoch für dieses gute Land!» Sprachlich ist allerdings auch Susanne Wittpennig der Meinung, dass einige Ausdrücke verstaubt und unverständlich klingen. Dennoch fände sie es schade, die Nationalhymne einfach durch eine andere zu ersetzen. «Von mir aus darf sie gern so bleiben. Ich finde, es muss nicht immer alles zeitgemäss angepasst werden. Etwas Nostalgie darf doch auch mal sein.» CHRISTOF BAUERNFEIND

Die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in der Schweiz (AGCK) lanciert ein Bettags-Gebet, «damit die Einheit von Christen immer wieder neu erlebbar wird». Die Arbeitsgemeinschaft schlägt vor, das Gebet am Eidgenössischen Dank-, Buss- und Bettag oder in einem Gottesdienst vor- oder nachher aufzunehmen. Das Gebet sei «ein kleines Zeichen der Gemeinschaft, dass wir über das Vaterunser hinaus mit gleichen Worten beten». Der AGCK gehören elf Kirchen und Bewegungen an, darunter EMK und Heilsarmee. (idea)

Barbara Günthard gewählt

Freude bei der Evangelischen Allianz in Winterthur: Die 40-jährige Barbara GünthardMaier wurde im zweiten Wahlgang in die Stadtregierung gewählt, nachdem sie im ersten Durchgang noch hinter dem grünliberalen Kandidaten gelegen hatte. Die FDP-Frau ist aktives Mitglied der GvC Chile Hegi. Ihren kaum mehr erwarteten Erfolg dürfte sie auch der Solidarität vieler Christen zu verdanken haben. Sie bezeichnete sich im Wahlkampf «als FDP-Mitglied mit klarer bürgerlich-liberaler Grundhaltung mit sozialem Herz». (idea)

Am TDS diplomiert

Das Theologisch-Diakonische Seminar Aarau (TDS) hat am Sonntag 23 Studierende diplomiert oder zertifiziert. Zwölf Personen schlossen die vollzeitliche Ausbildung in Sozialdiakonie ab, zwei den berufsbegleitenden Studiengang. Fünf Personen wurden in «Theologie/ Mission» und vier in «Katechetik/ Jugendarbeit» zertifiziert. Gleichzeitig wurden 17 neue Studierende aufgenommen. (idea) Bild: idea/chb


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TAG E SSC H AU

Verlorene Seelen retten oder Gemeindewachstum? IMPULSTAG VFMG Neue Töne bei der Vereinigung Freier Missionsgemeinden (VFMG) in Suhr AG: Referent Klaus Eickhoff forderte die lokalen Gemeinden heraus, ihre eigene Arbeit und ihr Programm kritisch zu hinterfragen.

Die Zeiten der zwei Tage dauernden VFMG-Konferenzen sind seit Jahren vorbei. Doch nicht nur dies hat sich geändert. Die verbandsinterne Jahreskonferenz findet nicht mehr am Bettag statt – und sie wird nicht mehr als Konferenz, sondern neu als Impulstag bezeichnet.

Leben beinhaltet auch lieben

Zwei Referate, dazwischen Musik und ein Informationsfenster für Missionare sind die Standpfeiler des Tages. Referent ist Klaus Eickhoff, evangelischer Dr. theol., den man als Autor etlicher Publikationen kennt. Sein Thema lautet «Endlich leben». Er fügt eigenmächtig die Worte «Endlich lieben» hinzu. Eickhoff führt aus, dass die Selbstdefinition von Gott, Jahwe, bedeutet: «Ich bin da.» «Das ist eine Liebeserklärung an die Gemeinde», sagt er. Dieselben Worte verwende Jesus im Missionsbefehl. «Die Bezeichnung Missionsbefehl ist eine christliche Erfindung. Das ist kein missionarischer Imperativ, viel mehr eine Liebeserklärung Gottes.» Er

ermahnt die Pastoren, dass auch ihre Botschaften von der Liebe leben sollen. So omnipräsent die Liebe in der Sechspunktepredigt Eickhoffs ist, will er sich doch «von frommem Gesäusel» abgrenzen. Man spürt, wie seine Botschaft stets in Richtung Mission zielt. Die Mittagszeit wird zum Wiedersehen genutzt. Es sind vor allem ältere Generationen, dazu eine schöne Zahl Jugendlicher und Teenager vor Ort. Die jungen Familien fehlen jedoch. Gut 600 Personen sind gekommen. OK-Chef Frank Vornheder ist zufrieden: «Das entspricht unseren Erwartungen.»

Mission statt Gemeindewachstum

Am Nachmittag gehts mit einem Konzert der Band «Ashes to Beauty» aus dem Zürcher Oberland weiter. Sängerin Angela Kilchör nimmt immer wieder das Thema «Endlich leben» auf. Damit ist das Kurzkonzert die ideale Überleitung zum zweiten Referat von Eickhoff, in dem es um die Mission geht. Die Ausführungen sind ermahnend, stel-

auf den falschen Pfad gebracht. Menschen würden um Gottes willen gerettet, nicht um der Kirche willen. Eickhoff zielt darauf ab, dass die Existenzberechtigung der Gemeinde einzig durch die Sendung definiert wird. Und er erklärt vieles als gut, was in Gemeinden gemacht wird, aber nicht als nützlich für die Rettung von Seelen.

Umsetzung auf Gemeindestufe

«Ashes to Beauty» Angela Kilchör ergänzte die Ausführungen des Referenten Klaus Eickhoff.

lenweise auch sehr kritisch. Eickhoff hinterfragt die Programmgemeinde. «Programm, das nicht auf Sendung ausgerichtet ist, hat nichts in der Gemeinde verloren», sagt er etwa. Oder fragt: «Wollt ihr verlorene Seelen retten oder wollt ihr Gemeindewachstum?» Das Thema Gemeindewachstum habe die Gemeinde

OK-Chef Vornheder ist am Ende zufrieden: «Es hat viele Impulse gegeben, die nun nachverfolgt werden können.» Dies geschehe aber nicht auf Stufe des Verbands, sondern in den einzelnen Gemeinden. «Der Verband diktiert nicht von oben. Ob und was von diesen Inhalten in die Gemeinden einfliesst, entscheiden die Prediger und Ältesten.» Sicher ist, dass der Impulstag nächstes Jahr erneut am vierten Sonntag im August stattfinden wird. Und Vornheder kündigt auch schon den Referenten an: Johannes Reimer, Professor für Missiologie. DAVID KILCHÖR www.vfmg.ch

Der nächste Schritt auf dem Weg zur Bewegung NETZWERKBASEL Die Evangelisations-Plattform bekommt einen neuen Leiter. Gründer Gabriel Häsler übergibt das

Amt seinem Mitstreiter Raphael Brändle. Häsler kümmert sich künftig um die Dachorganisation «Netzwerk Schweiz».

Es ist bemerkenswert, was in den viereinhalb Jahren entstanden ist, seit Gabriel Häsler und seine Frau Madeleine nach Basel gezogen sind. Die beiden Absolventen des Zürcher ISTL (International Seminary of Theology and Leadership) rührten kräftig die Werbetrommel in den christlichen Gemeinden der Stadt und sammelten schnell eine Schar Gleichgesinnter um sich. In der Folge brachten sie das Evangelium mit erstaunlicher Ausdauer jeden Samstag auf die Strassen von Basel. Gabriel Häsler schätzt, dass inzwischen über 10 000 Einzelgespräche geführt wurden. Sehr schnell hat sich das Modell in andere Regionen der Bilder: zvg, idea/chb

stellen. Weitere sind dabei, sich zu formieren.

Lange To-do-Liste

Statt eines Stabes: Gabriel Häsler gibt seinem Nachfolger Raphael Brändle ein Ritterschwert.

Schweiz multipliziert. Angefangen mit dem ersten «Netzwerk» im Zürcher Unterland entstanden bis heute bereits elf solche Aussen-

Das bringt natürlich zunehmend den Bedarf einer zentralen Koordination und Leitung mit sich. Aus diesem Grund gab der 32-jährige Häsler am vergangenen Samstag in einer «Stabübergabe», die eigentlich eine «Schwertübergabe» war, die Leitung des «Netzwerk Basel» ab. Häsler wird sich künftig um die Belange der Dachorganisation «Netzwerk Schweiz» kümmern. Vieles steht im jetzigen Zeitpunkt auf der To-do-Liste: Coaching der Regionalleiter, Neugründungen, Leiterschaftstreffen,

Outreach-Camps, evangelistische Events, Konferenzen und einiges mehr. Gabriel Häslers Nachfolger wird der 25-jährige Raphael Brändle, der seit rund drei Jahren in leitender Funktion vor Ort aktiv ist. Der Bauzeichner und ISTLAbsolvent wird die Arbeit im bewährten Sinn weiterführen, die im Wesentlichen zwei Ziele hat: Christen zu evangelistischen Engagements zu mobilisieren und die Stadt «mit dem Evangelium zu durchdringen». Raphael Brändle erklärte: «Es ist unser Auftrag, auf der Strasse von Jesus zu schwärmen.» CHRISTOF BAUERNFEIND idea Spektrum 35.2012


TAG E SSC H AU

Fachliche Kompetenz immer wichtiger

ÄXGÜSI

SeeLSorGe Das «Bildungszentrum christliche Begleitung und Beratung» (bcb) bildet

Pietismus 2.0

engagierte Mitarbeiter von Kirchen und Gemeinden im Bereich der Seelsorge aus. Am 1. September feiert die Einrichtung in Oberägeri nun das zehnjährige Bestehen. «Es braucht zunehmend Fachleute im Bereich Seelsorge und Beratung, denn unser heutiges Leben ist sehr viel komplexer geworden», meint Monika Riwar, Dozentin und Mitbegründerin des BCB. Das entsprechende Ausbildungsangebot habe in den letzten 15 Jahren «massiv zugenommen». Eine enorme, teils unübersichtliche Bandbreite von verschiedenen Ansätzen und Konzepten habe sich etabliert. Die Gründe hierfür sieht Monika Riwar einerseits in der gesellschaftlichen Entwicklung. Im säkularen Umfeld finden Coaching-, Beratungs- oder auch therapeutische Angebote immer grössere Verbreitung. Da verwundert es nicht, dass andererseits auch in Kirchen und Gemeinden der Wunsch nach fachlicher Kompetenz und Ausbildung in der Seelsorge lauter wurde.

Hilfreiche Gespräche führen

Seit gut zehn Jahren ist das BCB im Zentrum Ländli in Oberägeri eines dieser Angebote. In den Kursen können sich «Engagierte im Bereich Seelsorge, Begleitung und Beratung» schulen lassen. Die Kursteilnehmer kommen sowohl aus Landeskirchen als auch aus Freikirchen. «Jährlich besuchen über hundert Personen ganz unterschiedlichen Alters und Herkunft unsere SeelsorgeGrundkurse in Oberägeri und in Gemeinden vor Ort», so Ausbildungsleiter Martin Kromer. Die Teilnehmer sollen befähigt werden, in der Gemeinde im Sinne

Zehn Jahre BCB Die Jubiläumsfeier vom 1. September steht unter dem Thema «Seelsorge zwischen Stuhl und Bank» mit Impulsreferaten zu den Herausforderungen an die Seelsorge zwischen Professionalisierung und Gemeindealltag. Ausserdem: Historischer Rückblick, persönliche Berichte, Diplomfeier (Zentrum Ländli in Oberägeri, 10 bis 16 Uhr). www.bcb-schweiz.ch

idea Spektrum 35.2012

«… damit Leben gelingt»: Das BCB in Oberägeri gibt Menschen das nötige Rüstzeug für eine hilfreiche Seelsorge und Beratung.

begleitender Seelsorge hilfreiche Gespräche zu führen. «Gleichzeitig werden die Auszubildenden in die Lage versetzt, sich mit ihrem Beratungsangebot auf dem Markt zu platzieren», ergänzt Monika Riwar. Für Seelsorge und Beratung brauche es auch Anlaufstellen ausserhalb der Gemeinde. Während begleitende Seelsorge auch im vertrauten Umfeld möglich sei, funktioniere Lebensberatung eher nicht mit den Menschen, «die einem besonders nahestehen».

Damit das Leben gelingt

Das Besondere am BCB ist die explizite Unterscheidung zwischen «begleitender» und «beratender» Seelsorge. «In der Gemeinde wird beides benötigt», so Monika Riwar. In der Begleitung werden Personen unterstützt, die besonders in Krisenzeiten Seelsorge suchen. Die Beratung geht noch einen Schritt weiter: Sie will gezielt einen Veränderungsprozess in einem bestimmten Themenbereich herbeiführen. Das Leitmotto des BCB «… damit Leben gelingt» definiert Monika Riwar so: «Menschen vertiefen ihre Beziehung zu Gott und werden im Umgang mit sich selbst und anderen barmherziger.» Im christlichen Glauben verwurzelt, will das BCB praxisorientiert und fachlich fundiert

ausbilden. «Der Mensch hat psychologische Strukturen, an denen vorbei man nicht Seelsorge betreiben kann», betont Monika Riwar. Die Psychologie sei nicht blosse Erfindung des Menschen, sondern gründe sich in den Strukturen, die Gott als Schöpfer in den Menschen hineingelegt hat. «Wir verstehen psychologische Erkenntnisse als eine heutige Form weisheitlichen Denkens, wie es uns schon in der Bibel begegnet.»

Mehr als Lebenshilfe

Seelsorge sei letztlich Beratung, die mit dem lebendigen Gott in Jesus Christus rechnet. «Dabei geht es um mehr als hilfreiche Lebensstrategien, sondern zum Beispiel auch um Schuld und Vergebung. Zur biblischen Realität gehört, dass wir Menschen der Erlösung durch Gott bedürfen. Durch die Realität einer persönlichen Beziehung zu Gott sind Hoffnung und eine neue Orientierung möglich», so Riwar. In der Zukunft möchte das BCB vermehrt auch die jüngere Generation ansprechen. Aktuelle Themen wie die Kommunikation über das Internet und deren Auswirkung auf die Seelsorge sorgen für immer neue Herausforderungen. CHRISTOF BAUERNFEIND Bild: zvg

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Integrale Mission, integriertes Christsein, missionaler Lebensstil, Emergingchurch, ganzheitliches Evangelium, holistischer Ansatz: Alle diese Begriffe sind kaum älter als ich selber. Bei dieser Fülle an neuen Begrifflichkeiten könnte man meinen, in der Post-Moderne habe die Christenheit nun endlich verstanden, worum es im Leben mit Gott und der Versöhnung durch Jesus gehe. So intensiv wir uns auch bemühen, dass wir als Christen unseren «Glauben am Montag» leben, das «Büro als Fischteich» betrachten, «inkarnativ» leben, das Evangelium «kontextualisieren» und «holistisch» unsere Mission leben: Wir sind nicht die ersten. Im 17. Jahrhundert wurden Menschen, die in Europa ähnlich glaubten, dachten und lebten, anfangs spöttisch als «Pietisten» bezeichnet, als die «Frömmeler». Der Pietismus, diese Bibel-, Laien- und Heiligungsbewegung, wollte seine Gesellschaft transformieren, wie wir heute. Die Pietisten waren sich bewusst, dass eine innige Gottesbeziehung, intensives Bibelstudium und verbindliche Gemeinschaft in Hauskreisen die Grundlage ihres Wirkens waren. Gleichzeitig scheuten sie sich nicht, «in der Welt» zu leben, obwohl sie nicht «von der Welt» waren. Mehr und mehr entstanden dann unter ihrem Einfluss Universitäten, Missionsgesellschaften, Bibelgesellschaften, Volksschulen, Spitäler, Waisenhäuser und vieles mehr. Wer weiss, vielleicht würden grosse Pietisten wie Tersteegen, Neander, Spener, Francke und Zinzendorf unsere Bemühungen heute einfach als Pietismus 2.0 bezeichnen. Und sie waren ja auch nicht die ersten ihrer Art. Haben sie nicht einfach das getan, was Jesus seinen Jüngern 17 Jahrhunderte früher gelehrt hatte? MARC JOST

Der Autor ist Geschäftsführer des Hilfswerkverbandes «Interaction» und Berner Grossrat. Er wohnt in Thun.


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idea Spektrum 35.2012


f oru m | g e se ll sc h a f t

SYNERGIE Gold, Silber und andere Ziele Bunt war das Spektrum an Leistungen, welches wir während der Olympischen Spiele von London aus per Fernsehgerät ins Wohnzimmer geliefert erhielten. Wettkämpfe, geprägt von Emotionen. Die jungen Turnerinnen zeigten selbst Spagate auf dem schmalen Schwebebalken. Ist es nicht auch so im Leben? So oft müssen wir den Spagat machen, vielleicht zwischen Beruf und Privatleben, zwischen der virtuellen und der realen Welt, zwischen dem aktiven Leisten und dem entspannenden Ruhen. Paulus hat Briefe an die Korinther geschrieben und den Bezug zum Sport hergestellt, weil die Griechen vertraut waren mit den Olympischen Spielen. So fordert er die Korinther auf, den Siegespreis zu holen. Dem Ziel «nachzujagen».

Es geht dabei kaum um einen Spaziergang, eher um einen Marathon. Zudem muss ich wissen, was mir beim Lauf von Nutzen ist, um das Ziel zu erreichen, und was mir schaden kann. Wie verfolge ich dieses Medaillenziel, ohne einem frommen Leistungsstress zu verfallen? Worin besteht der Siegeskranz? Sicher nicht in der persönlichen Erlösung oder Errettung, denn diese ist ein Gnadengeschenk. Ich richte mich mit allen Kräften nach dem Ziel aus und lebe gleichzeitig aus Seiner Kraft, aus Seiner Gnade. Am Ende winkt als Preis die Ernte aus der aufgegangenen Saat. Wenn ich das Leben von Jesus Christus betrachte, dann sehe ich darin keine Methode, die zum Erfolg führt, sondern seine enge Beziehung zum Vater, oder anders gesagt, sein ungeteiltes Herz. Ein weiterer Gedanke zeigt mir, dass unser Blick oft stark beim harten Training verharrt und unsere Augen und Herzen die Attraktivität des Ziels verlieren. Im 2. Korintherbrief Kapitel 3,17-18 beschreibt Paulus einen

wunderbaren Siegeskranz. Dabei geht es um Unvergängliches im Gegensatz zur sportlich abverdienten Goldmedaille, die verstaubt und in Vergessenheit gerät. Aber Hand aufs Herz, wie feurig war so mancher Start auf der Laufbahn, und dann folgten Durchhänger, Enttäuschungen, Misserfolge. Vielleicht noch schlimmer: Das Ziel ist im Nebel von Zweifeln und Lebenslügen verschwunden. Doch genau da kommt uns die Gnade Gottes wieder entgegen – ein Neustart, Fokussierung, Klarheit und die Jahreslosung, dass Gott in den Schwachen mächtig ist. Es lohnt sich, das Ziel persönlich zu definieren, und in der grossen Gnade Gottes täglich mit ihm dem Ziel entgegen zu laufen. ELISABETH SCHIRMER Die Autorin ist Verwaltungsrätin und Familienfrau. Sie wohnt in Lausen. schirmer@bluewin.ch

Familie Darwish: Nun wird der SEK aktiv ASYLGESUCH Die syrisch-kurdische Familie Darwish ist noch nicht ausgeschafft. Nun

will sich auch der Schweizerische Evangelische Kirchenbund (SEK) einschalten. Grosse Empörung in unserer Leserschaft, nachdem «idea Spektrum» in der letzten Ausgabe über die drohende Ausweisung der christlichen Familie Darwish nach Tschechien berichtet hatte. Offensichtlich gingen zahlreiche Protestschreiben an die zuständige Bundesrätin Simonetta Sommaruga und das Bundesamt für Migration (BFM). Kopien an Daniel Zingg belegen es. Zingg und seine Hilfsorganisation Aseba setzen sich für stark bedrohte christliche Asylsuchende ein. Sie hatten auch in diesem Fall an Bundesrätin Sommaruga appelliert und sich gegen eine Ausweisung gewehrt, nachdem die achtköpfige Familie in Tschechien bereits einmal während sechs Monaten unter schlimmen Bedingungen im Gefängnis war und schwer traumatisiert wurde. Bundesrätin Sommaruga und das BFM reagierten bisher nicht auf die aktuellen Bittschriften. Unterstützung kommt nun aber ideaSpektrum 35.2012

Etwas Hoffnung: Familie Darwish mit drei von ihren sechs Kindern.

von einer kirchlichen Seite: Der Schweizerische Evangelische Kirchenbund (SEK) hat sich eingeschaltet und deutlich signalisiert, sich für die Familie Darwish einzusetzen. Im Vordergrund steht ein Selbsteintrittsrecht, welches das Asylgesetz für heikle Fälle dieser Art kennt und vom BFM gewährt werden kann.

Politische Intervention

Hellhörig wird auch die Politik. Der St. Galler SVP-Nationalrat Lukas Reimann kündigt an, parlamentarisch aktiv zu werden und

sich für einen Verbleib der Familie Darwish in der Schweiz einzusetzen. Reimann hatte sich im Frühjahr 2011 zusammen mit den Nationalräten Andreas Brönnimann (EDU), Erich von Siebenthal (SVP) und Theophil Pfister (SVP) im Parlament bereits für die syrische Familie Hassu eingesetzt. Der Bundesrat sicherte damals eine sorgfältige Prüfung eines vierten Asylgesuches durch das BFM zu. Inzwischen hat die Familie Hassu den Status F und ist vorläufig aufgenommen. Der Familienvater hat heute eine feste Arbeitsstelle. Die neue Entwicklung stimmt Daniel Zingg gedämpft hoffnungsvoll: «Die Empörung in der Öffentlichkeit und die zugesagte kirchliche und politische Unterstützung führen dazu, dass das Migrationsamt effektiv nochmals über die Bücher gehen muss. Von daher rechne ich nun nicht mehr mit einer raschen Ausweisung.» ANDREA VONLANTHEN Bild: Aseba

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PODIUM Ehrlicher Dialog In einem bedenkenswerten Beitrag thematisierte Chefredaktor Andrea Vonlanthen, dass sich immer mehr Führungskräfte von der Kirche verabschiedeten, weil sie in ihren Ansprüchen und Bedürfnissen nicht oder nicht mehr verstanden würden. Ebenso verwiesen Direktbetroffene auf den oft fehlenden Dialog der Kirche mit den Führungskräften. Interessant waren in der Folge die Statements der Verantwortungsträger aus verschiedenen Kirchen. Diese wünschten sich in ihren Kirchen aktive, dienende Verantwortungsträger. Mit diesem Anspruch ist indessen das grundlegende Problem nicht gelöst. Vielmehr wird hier gewissermassen der Spiess umgekehrt, die Problematik zurückdelegiert und werden die betroffenen Führungskräfte als Teil des Problems bezeichnet. Zudem: Führungskräfte, die sich von der Kirche verabschieden, stehen für einen Dienst schlicht nicht mehr zur Verfügung, weil sie eben von der Kirche enttäuscht sind. Dies ist umso gravierender, als sie sich sehr wohl auch mit spirituellen Fragen auseinandersetzen. Oftmals werden Alternativen dann auch im esoterischen Bereich gesucht. Die Kirche muss sich deshalb einem ehrlichen Dialog stellen. Führungskräfte sind es gewohnt, zu hinterfragen, Probleme direkt anzusprechen und konkrete Lösungsvorschläge zu unterbreiten. Dies nicht aus Besserwisserei, sondern im Bemühen, einen persönlichen Beitrag zu leisten. Die Führungskräfte der Kirche sind deshalb den Worten von Paulus in 1. Korinther 9 folgend aufgerufen, den Führungskräften eine Führungskraft zu sein und sich im Dialog fundiert mit der Führungskraft auch als Person auseinanderzusetzen und sie mit ihrer Haltung abzuholen. Zum Nutzen der Gemeinden, damit das Potenzial von Führungskräften voll zugunsten der Gemeinschaft erschlossen werden kann. HANS-ULRICH BIGLER Der Autor ist Direktor des Schweizerischen Gewerbeverbandes und Mitglied der FDP. Er wohnt in Affoltern am Albis.


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w i r t sc h a f t

Kneippen und Kegeln zwischen Emus und Alpakas BERGHOF MONTPELON Ernst und Elsbeth Lanz aus Gänsbrunnen wurden im Frühjahr mit dem neuen Solothurner

Tourismuspreis geehrt. Das breite und nachhaltige Engagement auf ihrem Erlebnisbauernhof gab den Ausschlag. Daneben engagiert sich das Paar auch vielfältig in der Öffentlichkeit. Es erlebte auch schwierige Zeiten – und Gottes Hilfe. Grillen zirpen, Kuhglocken bimmeln. Auf der Terrasse geniessen Gäste ein Glas Wein, die Stille und den Ausblick ins Tal. Leise plätschert Wasser ins Kneippbecken am Ende des Barfussweges. Zwei Emus recken neugierig ihre langen Hälse. «Tiere gehören einfach zu einem Bauernhof», meint Ernst Lanz. Deshalb hält er neben 20 Galloway-Rindern eine kleine Alpakaherde, zwölf Schafe, vier Ziegen, zwei Kaninchen, Katzen und die beiden Emus, die dem Vogel Strauss ähneln, aber kleiner sind. Familien erreichen den Hof oft über den Zwergenweg, den Ernst und Elsbeth Lanz zusammen mit einer Familie aus dem Dorf gestaltet haben. Seit 1974 bewirtschaftet das Ehepaar Lanz den Bergbauernhof Montpelon auf 900 Metern Höhe im Solothurner Jura, zuerst als Päch-

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Bild: Mirjam Fisch-Köhler

keit. Schliesslich wurde der BarPreis von 5000 Franken an den Berghof Montpelon vergeben.

Kraft aus dem Gebet

Elsbeth und Ernst Lanz geniessen ihren neuen Barfussweg und die Kneipp-Becken auf ihrem Erlebnisbauernhof auch selber gerne.

ter, später als Besitzer. Der Hof umfasst 36 Hektaren, vor allem Weideland und etwas Wald.

Vom Pächter zum Besitzer

Als die neue Tierschutzverordnung den Bau eines geräumigeren Stalls für die Milchkühe nötig gemacht hätte, beschlossen die zuständigen kantonalen Behörden als Besitzer, den Hof an den Meistbietenden zu verkaufen. Dies forderte die Familie sehr heraus. «Als Pächter kann man kaum Reserven anlegen», erklärt Ernst Lanz, «und von den Banken bekamen wir damals keine Darlehen, höchstens Kleinkredite.» Das Ehepaar Lanz betete und vertraute in dieser schwierigen Situation auf Gottes Hilfe für die sechsköpfige Familie. «Es war ein spezielles Gefühl, Interessenten das Zuhause vorzuführen, das man gar nicht verlassen wollte», erinnert sich die heute neunfache Grossmutter. Als einer betonte, er kaufe den Hof und könne 80 000 Franken mehr bieten als Lanz, widersprach dieser im Vertrauen auf Gottes Hilfe: «Nein, den kaufen Sie nicht, ich selber werde das tun!» Tatsächlich, das Bauernsekretariat konnte ihnen zu den nötigen Darlehen verhelfen. Sie bekamen 1996 den Zuschlag. Trotzdem waren nicht alle Hürden überwunden. Wegen der Umstellung von Milchwirtschaft auf Mutterkuhhaltung gab es kein Milchgeld mehr. Also stellte die diplomierte Bäuerin Produkte des Hofes wie Würste und

Trockenfleisch, Sirup, Konfitüren und Liköre zu Geschenksäcken zusammen und zog damit auf den Markt. «Weil auf dem Verkaufstisch noch so viel Platz war, umrahmte ich das Ganze mit Zöpfen und Broten – und diese gingen als erste weg!» Seither ist das Marktfahren ein festes Standbein der Familie Lanz. An 49 Samstagen im Jahr sind sie in Solothurn und Moutier anzutreffen.

Auszeichnung des Kantons

Weiter bauten sie ihren Bauernhof zum Erlebnishof mit Gastronomie aus. Weil für die Galloway-Rinder ein Laufstall gebaut werden musste, rüstete das Paar den leeren Kuhstall fürs Schlafen im Stroh um. Dazu entstand im Lauf der Jahre zwischen Haus und Stall ein überdachter Saal, der als Restaurant genutzt wird. Gekocht und gebacken wird vor Ort, zusammen mit mehreren Voll- und Teilzeitmitarbeiterinnen. Lange bildete die 57-jährige Bäuerin auch Fachfrauen Hauswirtschaft aus, und als Wellness-Begleiterin führte sie Kneipp-Bäder ein. Das Paar fördert die Vermarktung von regionalen Produkten und motiviert mit dem Zwergenweg und im Winter mit dem Weihnachtsweg Familien, den Hof zu Fuss aufzusuchen. Dieses Engagement wurde im Frühling mit dem Tourismus-Preis des Kantons Solothurn honoriert. Eine Jury prüfte 23 Projekte auf Innovation, Wirtschaftlichkeit und Nachhaltig-

Das Bild mit Bibelzitat, das über der Theke hängt, führt manchmal zu Gesprächen über den Schöpfer. «Doch ich stehe auch einfach mittendrin im Geschehen, schaue mir die Leute an und segne sie im Stillen», erzählt die Wirtin. «Oft bete ich am Morgen um Kraft und Gelingen.» Die ruhige, freundliche Atmosphäre, die aus dieser Haltung entsteht, wird geschätzt. Das Paar gehört zur reformierten Kirche und einer Freien Evangelischen Gemeinde. Elsbeth Lanz ist Koordinatorin der Frühstückstreffen von Frauen für Frauen in Oensingen. Ernst Lanz war lange Präsident der IVCG Solothurn, zudem amtete er zwölf Jahre als Kantonsrat für die FDP, und er ist seit 24 Jahren Gemeindepräsident seines Dorfes. «Wir haben schwierige Zeiten erlebt, aber es lohnt sich, auf Gott zu vertrauen», sind sich die beiden einig. Dies erlebten sie auch, als bei Ernst Lanz ein hartnäckiger Husten zur Entdeckung eines Nierentumors führte. Eine Niere musste entfernt werden, doch jetzt geht es ihm wieder gut. «Wir sind sehr dankbar», sagt Elsbeth Lanz, bevor das Telefon klingelt, weil wieder jemand ein Fest bei ihnen feiern will. MIRJAM FISCH-KÖHLER

Feiern auf dem Hof Der Berghof Montpelon in Gänsbrunnen im Solothurner Jura bietet Übernachtung im Strohoder Matratzenlager, eine Ferienwohnung sowie den Fest- und Restaurantbetrieb. An speziellen Anlässen wie dem Bettags-Gospel-Brunch oder einer zweitägigen Gewerbeschau werden bis zu 1500 Personen bewirtet. Barfussweg, Kneipp-Becken, Trampolin, Kegelbahn und Bogenschiessen stehen zur Verfügung. www.montpelon.ch

idea Spektrum 35.2012


tag e ssc h au

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Mehr Liebe, Vertrauen, Respekt gegenüber Moslems LEITERKURS «Was hindert Christen daran, ihr Leben mit Muslimen zu teilen?» Diese Frage bewegte die Teilnehmer am Kurs «Sharing Lives – Leben teilen mit Muslimen». Dieser fand am letzten Wochenende in der FEG Kloten statt.

In ganz Europa leben christliche und muslimische Familien nahe beieinander. Man begegnet sich auf der Strasse, wartet gemeinsam auf den Bus, wohnt im selben Haus, die Kinder gehen in die gleiche Schulklasse, man isst in der gleichen Kantine – und doch bleibt man sich im Grunde fremd. Das sollte nicht so bleiben, wurden die 15 Teilnehmer des OMLeiterkurses ermutigt. Der Kursleiter und Referent Bert de Ruiter ist Mitglied in einer holländischen Baptistenkirche und bei OM (Operation Mobilisation) Europa zuständig für Fragen christlichmuslimischer Beziehungen.

Gemeinsam in die Moschee

Der Name «Sharing Lives» basiert auf der Bibelstelle in 1. Thessalonicher 2,8: «Wir haben euch so sehr geliebt, dass wir euch nicht nur Gottes gute Botschaft brachten, sondern auch unser eigenes Leben mit euch geteilt haben.» Die Idee des Leiterkurses ist fol-

Verhaltensänderung setzt Wissen voraus: Am Leiterkurs in Kloten.

gende: Teilnehmende vermitteln den Stoff später an fünf Abenden in verschiedenen Gemeinden an interessierte Personen weiter. In den ersten zwei Lektionen setzten sich die zukünftigen Kursleiter mit den Themen «Unser Bild vom Islam» und «Eine von göttlicher Gnade geprägte Haltung zu Muslimen entwickeln» auseinander. Nach einer weiteren

Lektion «Muslime verstehen» besuchten die Teilnehmenden eine Moschee in Wallisellen ZH. «Der Moschee-Besuch hat mich sehr beeindruckt. Er hat mir geholfen, zu verstehen wie Muslime denken», meinte ein Teilnehmer.

Berührungsängste abbauen

Der Kurs soll Christen helfen, Berührungsängste und Vorur-

teile gegenüber dem Islam und Muslimen abzubauen. Die Teilnehmenden werden ermutigt, Beziehungen mit Muslimen in ihrer Nachbarschaft aufzubauen, ihr Leben mit ihnen zu teilen und ihnen die gute Nachricht von Jesus Christus weiterzugeben. «Sharing Lives» wird seit zwei Jahren von CM (Christen begegnen Muslimen) und OM Schweiz in rund zwanzig Gemeinden und Gruppen unterrichtet. Die Reaktionen sind fast durchwegs positiv: «Der Kurs gab wieder Anstösse, mehr zu wagen, mehr Begegnung zu suchen und für Muslime zu beten», äusserte sich eine Teilnehmerin des Kurses in Kloten. Gelebter Glaube überzeugt. Eine Beziehung, die von gegenseitiger Liebe, Vertrauen und Respekt geprägt ist, bringt uns viel weiter als ein Streitgespräch mit einem fremden Menschen. MYRIAM KNECHT www.om.org, www.cmnet.org

«SUMMER JaM SESSIon» SETzT ScHwEIzER STäDTE In ScHwInGUnG

Singen, rappen und tanzen für Gott Menschen durch kreative Elemente begeistern: Lukas und Sara Etter von der GPMC-Gemeinde (GPMC: «Generation Post Modern Church») in Thun haben sich ein hohes Ziel gesteckt. Letzten Samstag traten 15 junge Christen im «Mokka» in Thun auf, am Sonntagnachmittag mitten in der Stadt Bern. Der Tourneestart versprühte Leben. Seit 26 Jahren gibt es das «Mokka». Die Institution ist für einige Kult, für andere ein totales «No Go». Trotzdem ist das Lokal eine der ersten Adressen im Berner Oberland. «Warum sollen nicht auch christlich geprägte Künstler an einem solchen Ort auftreten?», fragten sich Lukas und Sarah Etter aus Thun. Letzten Sommer starteten sie das damalige «summer project». «Weil jede Gruppe einen eigenen Beitrag produziert, wechselten wir auf ‹jam session›», erklärt der 27-jährige Luek (Lük). Das Anliegen ist unverändert: Gottes Liebe erlebbar machen.

Da wird viel Herz sichtbar

Unglaublich, die Akrobatik der verschiedenen Künstler! Ein Frauentrio tanzt zu eingängigen idea Spektrum 35.2012

Rhythmen, Rapper erzählen von ihrem Alltag, fegen in «Blessed»-T-Shirts über die Bühne, drehen Pirouetten auf dem Kopf, beeindrucken mit ihren spontanen Aussagen über ihren Glauben. Mäuschenstill ists im dichtgedrängt stehenden Publikum im Saal, wenns aus dem Lautsprecher tönt: «Gott ist nicht nur in der Kirche. Jesus ist heute Abend hier! Du kannst spotten drüber. Aber: Jesus ist hier!» Dann bricht bei den einen Jubel los. Es sind Mitglieder der Evangelischen Allianz Thun, die dieses Projekt mitträgt. Einige andere verlassen den Saal etwas später. Wenn auch niederschwellig, ist ihnen die «session» doch zu «fromm». «Das Projekt macht extrem Spass», sagt Vera Eberhardt. Sie ist eine der drei Tänzerinnen. «Wir teilen Leben miteinander und sind in ganz kurzer Zeit zu einer tollen Family geworden.» Freude kommt auf im Saal. Hände gehen nach oben, Körper wippen nach vorn und hinten, grosser Applaus fordert zu Zugaben heraus. Das Herzensanliegen der rund 15 Künstler wird spür- und sichtbar. In Deutsch und Französisch erzählen sie, was auch noch zählt im Leben. «Gottes Liebi het kes Änd» heissts im letzten Song.

Tiefgängige Rapps und coole Showeinlagen rissen das Publikum im «Mokka» mit.

Jahrelang für Partygäste gebetet

Parallel zum Anlass im «Mokka» wird im Nachbargebäude gebetet. «Eine ganze Woche lang, 24 Stunden pro Tag», weiss Gerhard Furrer. Er ist Jugendpastor der GPMC, die in Tierachern BE ein Aussendungshaus unterhält. Einige Christen beten seit Jahren für die säkularen Partygänger in der Nachbarschaft. «Dass wir das Lokal für einen solchen Event erhalten haben, ist ein Wunder!» Die «summer jam session» soll in weitere Städte multipliziert werden. Nach der diesjährigen Premiere in Thun steht fest: «The show must go on!» Nächster Event: Samstag, 2. September, 14.30 Uhr, Rümelinsplatz Basel. THOMAS FEUZ www.facebook.com/theonesummerproject Bilder: zvg, Eve Rickenbach


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TOURISMUS IM HEILIGEN LAND Im Norden Israels gibt es einen Bibelpark, der vor allem Touristen erläutern soll, was alles vor 2.000 Jahren im Heiligen Land geschah. Das Kuriose: Hier trifft uralt und ganz modern zusammen – dank modernster Technik. So wurden im Bibelpark Kfar Kedem in der Ortschaft Hoshaya jetzt alle Esel mit Wi-Fi-Hot-Spots (drahtlosen Internetzugriffspunkten) ausgestattet. Während die Besucher – auf Wunsch passend gekleidet mit historischen Gewändern – auf dem Rücken eines Esels den Park durchstreifen, um das Leben in biblischen Zeiten kennenzulernen, können sie dabei nun auch im Internet surfen oder ihre Freunde in aller Welt sofort per Facebook oder Twitter an ihrem Erlebnis teilhaben lassen. Auf die Idee kam der Manager des Parks, Menachem Goldberg. Er hofft, mit diesem Service neue Besucher ansprechen zu können. Das Bild zeigt die US-Touristin Ella beim Surfen mit ihrem i-Pad, während ihr Bruder Aaron den Esel führt.

Hoshaya

I S R A E L West-

jordanland

Gazastreifen

JERUSALEM Hebron

(Hauptstadt)

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N AC H R IC H T E N

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Die Weltbevölkerung altert rasant UMWÄLZUNG 2050 wird es erstmals mehr über 60-Jährige als unter 15-Jährige geben.

D

ie Zahl der über 60-jährigen Menschen weltonen. 2050 würden 80 % der Senioren in den Über 60-Jährige weltweit weit wächst rasant. Lag ihre Zahl 1950 noch ärmeren Weltregionen leben. Für die große bei 200 Millionen, wird sie bis 2050 auf etwa 1950: Mehrheit der heute etwa 740 Millionen Men200 Millionen 740 Millionen zwei Milliarden ansteigen. Damit rechnet der 2012: schen über 60 Jahre in den Entwicklungslän2.000 Millionen Geschäftsführer der Hilfsorganisation „HelpAge 2050: dern bedeute „alt sein gleich arm sein“. Nur eiDeutschland“, Michael Bünte (Osnabrück). Sie ne Minderheit verfüge über eine soziale Grundsetzt sich für die Rechte alter Menschen in den Entwicklungs- sicherung in Form von Renten oder Krankenversicherung. ländern ein und fördert Hilfsprojekte. Wie Bünte im Magazin 100 Millionen Alte hätten täglich weniger als einen US-Dollar der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (etwa 82 Cent) zur Verfügung. schreibt, werde es Mitte des Jahrhunderts erstmals in der Menschheitsgeschichte mehr über 60-Jährige als unter 15-Jäh- Großmütter – die „stillen Heldinnen“ in Afrika rige geben. Dabei verlaufe die Alterung der Bevölkerung in den Trotz Armut vollbrächten Senioren in den Entwicklungsländern ärmeren Ländern wesentlich rasanter als in den Industrienati- „großartige Leistungen“ für die Gesellschaft. Bünte: „Ohne sie wären viele Gemeinschaften längst zusammengebrochen.“ In den afrikanischen Ländern südlich der Sahara werde mehr als die Hälfte der Aids-Waisen von den Großeltern – überwiegend den Großmüttern – aufgenommen. 30 % aller Haushalte würden von ihnen gemanagt. Bünte bezeichnet die afrikanischen Großmütter als „stille Heldinnen“. Nach seinen Worten würden alte Menschen trotzdem in den Gesundheitseinrichtungen allein aufgrund ihres Alters benachteiligt. Es fehlten Mittel für die Behandlung alterstypischer chronischer Erkrankungen und entsprechend qualifiziertes Personal. Laut Bünte leben zwei Drittel aller Demenzkranken in den Entwicklungsländern. Dies sei „ein bisher vollkommen vernachlässigtes Problem“. Bünte erinnert daran, dass sich vor zehn Jahren 159 Staaten im zweiten Weltaltenplan verpflichtet haben, die Belange älterer Menschen stärker zu fördern und Diskriminierungen zu vermeiden. Doch die Umsetzung lasse bisher Eines der größten Probleme Chinas: die riesige Zahl der Alten sehr zu wünschen übrig. P

DIE GEFANGENE DES MONATS SEPTEMBER

Fälschlich verurteilt

Foto: ddp images

TANSANIA 17-Jährige lehnte Rückkehr zum Islam ab. Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) und die Evangelische Nachrichtenagentur idea haben eine 17-jährige Christin im ostafrikanischen Tansania als „Gefangene des Monats September“ benannt und zu ihrer Unterstützung aufgerufen. Eva Abdullah wurde am 26. Juli wegen angeblicher Entweihung des Korans zu zwei Jahren Haft verurteilt. Die Jugendliche war vor drei Jahren vom Islam zum Christentum übergetreten. Daraufhin wurde sie von ihren Eltern enterbt. Eine Gruppe radikaler Muslime in ihrer Heimatstadt Bagamoyo am Indischen Ozean versuchte, sie dazu zu überreden, ihren christlichen Glauben aufzugeben. Als sie dies ablehnte, klagten die Muslime 35.2012

sie fälschlich an, auf den Koran uriniert zu haben. Der Richter soll von militanten Muslimen bestochen worden sein, so die IGFM. Die Organisation und idea rufen dazu auf, den tansanischen Staatspräsidenten Jakaya Kikwete in Briefen zu bitten, sich gegen das ungerechte Urteil zu wenden und sich für die Freilassung der Christin einzusetzen. Von den 42 Millionen Einwohnern sind 52 % Kirchenmitglieder, 32 % Muslime. UGANDA Laut IGFM wächst der Einfluss des KENIA radikalen Islams in Tansania. P Hier kann man um die Freilassung bitten: Staatspräsident Jakaya Mrisho Kikwete via Botschaft der Vereinigten Republik Tansania Eschenallee 11 • 14050 Berlin info@tanzania-gov.de Fax: 030 30308020

TAN SAN I A

Bagamoyo DODOMA HAUPTSTADT

SAMBIA MOSAMBIK


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N AC H R IC H T E N

SÜDAFRIKA Es war der blutigste Einsatz seit dem Ende der Apartheid 1994, als Polizisten am 16. August am Rande der Platinmine in Marikana 34 streikende Arbeiter erschossen. Erst jetzt wird klar: Die Minenarbeiter fühlten sich aufgrund eines okkulten Rituals unverwundbar.

Polizisten untersuchen die Körper der erschossenen Minenarbeiter.

B

is zu 3.000 Minenarbeiter hatten sich auf einem Hügel unweit der Stadt Rustenburg verschanzt und wollten mit Gewalt eine Lohnerhöhung durchsetzen. Während die Polizei sich nach dem Einsatz auf „legitime Notwehr“ berief, warfen Kritiker ihr vor, die Arbeiter „wie streunende Hunde abgeknallt“ zu haben. Als Grund für die Eskalation wurde vielfach die schlechte Ausbildung der Polizisten genannt. Ein weiterer Grund wurde in der Berichterstattung bisher allerdings kaum berücksichtigt – die Anwendung okkulter Rituale.

Unverwundbar gegen Kugeln? So bestätigten einem Bericht des Tagesspiegels (Berlin) zufolge inzwischen mehrere Seiten – darunter die Arbeiter selbst –, dass ein Großteil von ihnen kurze Zeit vor der Konfrontation mit der Polizei an einem sogenannten „Muti“-Ritual teilgenommen habe. Die Medizin, die von einem Heiler – dem sogenannten Sangoma – verabreicht wird, soll außergewöhnliche Fähigkeiten verleihen – „im Falle der Minenarbeiter eine angebliche Unverwundbarkeit gegen die Kugel der Polizei“. Ein solcher Medizin-

Südafrika religiös 50 Millionen Einwohner 79,7 % Kirchenmitglieder 17,3 % Atheisten 2,8 % Hindus und Muslime 0,2 % Juden

mann soll auch an der Mine in Marikana gewesen sein. Mit einer Rasierklinge habe er den Arbeitern die Haut eingeritzt und ihnen eine braune Tinktur in die Wunde geschmiert. Wie tief der Glaube an die Kraft solcher Rituale sitzt, lasse sich auch daran ablesen, dass ein Großteil der Überlebenden selbst nach dem Blutbad noch immer fest an die Wirkung des „Muti“ glaube, heißt es weiter in dem Bericht. Ohne das Ritual, so die Argumentation, wären noch viel mehr Menschen umgekommen.

80 % der schwarzen Südafrikaner besuchen bis heute Wunderheiler Experten bezifferten den Anteil der schwarzen Südafrikaner, die regelmäßig einen Wunderheiler aufsuchten, auf 80% bis 85%. Die Vereinigung der Traditionellen Heiler, wie sich die Sangomas selbst nennen, zähle rund 200.000 Mitglieder. Selbst Akademiker konsultierten vor dem Gang zu einem Schulmediziner oft erst einmal einen Sangoma. In westlichen Medien würden die Muti-Rituale unter Schwarzen häufig ignoriert, weil viele befürchteten, durch eine Darstellung des Aberglaubens ein abschätziges Bild von Afrikanern zu geben. Der „Tagesspiegel“: „Dabei werden diese Themen in südafrikanischen Zeitungen seit langem ganz offen debattiert, so dass die Angst, unbeabsichtigt ein kolonialistisches oder gar rassistisches Bild zu entwerfen, völlig unbegründet ist.“ P

NOTIERT Sri Lanka: Christen beklagen Intoleranz von Buddhisten In Sri Lanka klagen Christen über eine wachsende Intoleranz der buddhistischen Mehrheit. Sie erhielten keine Hilfe von Behörden und der Polizei, berichtete der Direktor der Kommission für Religionsfreiheit der Weltweiten Evangelischen Allianz, Pastor Godfrey Yogarajah (Colombo/Sri Lanka). So seien am 9. August ein evangelikaler Pastor, Lasantha Jayalath, und seine Frau von einem buddhistischen Mob zusammengeschlagen worden. Buddhistische Mönche hätten zugesehen, ohne einzugreifen. Bedroht würden auch Mitglieder anderer Kirchen, etwa der Evangelisch-methodistischen Kirche. Laut Yogarajah richtet sich die Gewalt auch gegen Muslime, Hindus und andere religiöse Minderheiten. Von den über 20 Millionen Einwohnern des Landes sind rund 70 % Buddhisten, 14 % Hindus, 8 % Muslime und 8 % Christen.

Werbung: „In mir steckt ein Christ“ Sie tragen grüne T-Shirts mit der Aufschrift „In mir steckt ein Christ!“. Junge Christen suchen in nordrhein-westfälischen Innenstädten das Gespräch mit Bürgern über den Glauben. 17 gingen in Essen auf Passanten zu und machten dabei gute Erfahrungen. Jetzt ist eine weitere Aktion am 14. September in Gelsenkirchen geplant. Dazu rufen die katholische Jugendkirche „Gleisarbeiten“ und das jugendpastorale Projekt „Ruhrfisch“ gemeinsam mit dem sozialen Netzwerk „non-profit-net.de“ auf. „Die Gespräche in der Essener Innenstadt waren so gut, dass wir nun auch gerne in Gelsenkirchen auf die Straße gehen wollen“, erklärte Stefanie Gruner, Jugendreferentin bei „Gleisarbeiten“, idea. b www.gleisarbeiten.de • 0209 1580215

T-Shirt-Aktion: „In mir steckt ein Christ!“

Fotos: dpa, Bistum Essen

Okkultismus führte zur Katastrophe

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Wer wird die US-Wahl gewinnen?

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(Forsa-Umfrage Mitte August unter Deutschen)

Mitt Romney Barack Obama Weiß nicht

13 % 80 % 7%

Religionen in den USA

Mitt Romney (Mitte) und seine Frau Ann in der Mormonenkirche in Salt Lake City

Protestanten Katholiken Orthodoxe Mormonen Juden Muslime Konfessionslose bzw. Atheisten

51,0 % 25,0 % 3,0 % 1,7 % 1,7 % 1,6 % 16,0 %

Barack Obama spricht in einer Baptistengemeinde in New Orleans im Jahr 2007.

Was glauben US-Präsident Obama und sein Herausforderer Romney? CHRIST & POLITIK Das US-Magazin „Cathedral Age“ befragte dazu beide Präsidentschaftskandidaten.

P

räsident Barack Obama antwortete auf die Frage, welche Rolle der christliche Glaube in seinem Leben spiele, er gebe ihm „eine Perspektive und eine Sicherheit, die ich sonst nicht hätte, nämlich, dass ich geliebt bin“. Sein Glaube sei gewachsen, seit er Präsident sei. Dieses Amt sorge einfach dafür, dass man mehr bete, bekannte Obama, der sich als junger Erwachsener der evangelischen Dreifaltigkeitsgemeinde in Chicago anschloss. Seit er Präsident ist, besuchen er und seine Familie auf dem Landsitz Camp David die Gottesdienste der konfessions-unabhängigen Gemeinde „Evergreen Chapel“. Es sei gut, am Ende eines jeden Tages zu wissen, dass Gott es ist, der im Regiment sitzt. Sein Anliegen sei es stets, Gott von ganzem Herzen und von ganzer Seele zu lieben und seinen Nächsten wie sich selbst, erklärte er – auch, wenn ihm dies nicht immer gelinge. Sein republikanischer Herausforderer, der Mormone Mitt Romney, erklärte, der Glaube sei „integraler Bestandteil“ seines Lebens. Ihm sei schon als Kind beigebracht worden, Gott und den Nächsten zu lieben.

Fotos: ddp images/AP

Welche Bibelverse Präsident Barack Obama prägten Sein Glaube wurzele in der Überzeugung, dass alle Menschen – weil sie zum Ebenbilde Gottes geschaffen seien – Verantwortung füreinander trügen – „zuerst unseren amerikanischen Mitbürgern gegenüber, dann aber auch für alle anderen Menschen“. Seine Lieblingsstelle in der Bibel seien die Worte Jesu: „Denn ich bin hungrig gewesen und ihr habt mir zu essen 35.2012

gegeben ... “ (Matthäus 25,35-36). Obama nannte Psalm 46 sowie einen Vers vom Propheten Jesaja: „Die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler ...“ (Jesaja 40,31).

Kandidat Romney: Ich glaube, dass Christus der Sohn Gottes ist Obama und Romney wurden auch zu Gerüchten um ihren Glauben gefragt. So hieß es besonders in konservativen Kreisen immer wieder, der Protestant Obama sei gar nicht Christ, sondern heimlich Moslem. Der Mormone Romney wurde immer wieder als „Sektierer“ bezeichnet. Auf die Frage, wie er mit solchen Behauptungen umgehe, erklärte Obama: „Dagegen kann ich nicht viel tun. Als Präsident habe ich eine Aufgabe zu erledigen, zu der es nicht gehört, die Bevölkerung davon zu überzeugen, dass mein Glaube an Jesus echt ist. Aber ich tue mein Bestes, meinen Glauben zu leben, am Wort Gottes zu bleiben und zu versuchen, dass mein Leben seinem ähnlicher wird. Ich bin nicht perfekt. Ich kann ihm nur weiter nachfolgen und anderen dienen.“ Romney entgegnete, er werde oft nach seinem Glauben gefragt: „Ich glaube, dass Jesus Christus Gottes Sohn und der Retter der Menschheit ist.“ Allerdings sollte die religiöse Zugehörigkeit von Menschen nicht Kritik hervorrufen. Vielmehr könne sich hier zeigen, wie tolerant ein Land und eine Nation seien. Die Mormonen – zu denen er gehört – gelten weithin als Sekte, da sie nicht nur die Bibel als Grundlage haben, sondern auch das Buch Mormon, in dem ihr Grün-

der Joseph Smith (1805–1844) neue Offenbarungen schrieb, die angeblich von Gott stammten.

Mormonen: Romney missionierte in Frankreich für seine Religion Die „Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage“ – so die offizielle Bezeichnung – betreibt eine intensive Missionsarbeit; weltweit sind 52.000 Missionare unterwegs. Mitt Romney selbst missionierte ab 1966 für zweieinhalb Jahre in Frankreich. Die Mormonen haben weltweit 14 Millionen Mitglieder, davon 37.500 in Deutschland, 8.000 in der Schweiz und 4.000 in Österreich.

Rick Warren sagt Forum ab: Der Wahlkampf ist zu schmutzig Indes hat einer der einflussreichsten Evangelikalen der USA, der Pastor der evangelikalen Saddleback-Gemeinde nahe Los Angeles (US-Bundesstaat Kalifornien), der Baptist Rick Warren, ein Gesprächsforum mit den beiden Präsidentschaftskandidaten abgesagt. Zur Begründung erklärte er, der Wahlkampf der beiden sei ihm zu schmutzig. Er habe noch nie solch „unverantwortliche persönliche Angriffe“ und „bösartige Beleidigungen“ erlebt. Ursprünglich wollte Warren beide zu ihren politischen Ansichten interviewen – so wie im Wahlkampf 2008 Obama und den damaligen Kontrahenten John McCain. Doch es sei heuchlerisch, einen Abend höflich miteinander umzugehen, wenn die persönlichen Angriffe am nächsten Tag von vorn begännen, so Warren. P


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M E DI E N T I P P S

idea Fernseh- und Hörfunk-Tipps

1. bis 7. September

FERNSEHEN Sonntag, 2. September 8.30-9.15 Stunde des Höchsten

17.45-18.15 „Fenster zum Sonntag“: Frédéric Guerne erfand eine Entminungs-Maschine

10.00-11.00 „Sternstunde Religion“: Musik und Religion

Montag, 3. September

11.00-12.15 ERF 1 Ev. Gottesdienst mit Pfarrer Frankjörn Pack

21.45-22.15 „Wie billig kann Bio sein?“ Reportage

Dienstag, 4. September

Mittwoch, 5. September

Donnerstag, 6. September

14.45-16.00 „Soldatinnen Gottes“: Die Anhängerinnen der Hamas sind die mächtigsten Frauen im Gazastreifen

19.15-19.30 Das Vierte „Deutschland hilft“: Ostafrika: Hungersnot am Horn von Afrika

20.15-21.15 „Reisewege zur Bibel“: Gottes Weg mit seinem Volk – Im Land der Plagen

19.30-20.00 h““ : „Gerechtigkeit willll ich“ Christliche Provokation für die Ökonomie

20.15-21.00 Verschwörungstheorien auf dem Vormarsch: Was geschah wirklich am 11. September 2001?

20.15-21.00 „Deutschland in Gefahr?“: Ein Land im Visier des islamistischen Terrorismus

HÖRFUNK Samstag, 1. September

Sonntag, 2. September

17.05-18.00 8.08-8.30 „Sinn- und Glaubensfragen“ „Blickpunkt Religion“ mit „Religion aktuell“ 9.45-10.00 20.00-21.00 ERF Plus Evang.-reformierte Predigt „Was im Leben wirklich 10.05-11.00 zählt: Die Wahrheit“ Gottesdienst aus der Evanmit Bestseller-Autor gelischen Akademie RheinPeter Hahne land mit Frank Vogelsang

Donnerstag, 6. September 10.35-11.00 rgenfeier Evangelische Morgenfeier mit Pfarrer Hans Jürgen Luibl, Erlangen 11.00-12.15 ERF Plus Gottesdienst aus der Evangelischen Kirche Niederbiel mit Pfarrer Frankjörn Pack

11.30-12.00 „Camino“: Orientierung in der Lebensmitte Montag, 3. September 20.05-21.00 Leben am Rand der Gesellschaft: Das Café YUCCA in der Zürcher Altstadt

20.00-20.30 ERF Plus „Brennpunkt Nahost“: Pastor Horst Marquardt spricht mit Johannes Gerloff 20.05-21.00 „Kompass Basics“: Zu den Begegnungen zwischen Jesus und einzelnen Menschen

Wer reagieren möchte, kann dies unter folgenden Rufnummern tun: ARD: 089/5900-3344 | Bibel.TV: 040/4450660 | Das Vierte: 0180/5843783 Deutschlandfunk und Deutschlandradio: 0221/345-1831 | DRS 2: (0)848/808080 | ERF: 06441/957-0 | HR (TV): 069/1555111 | Kabel 1: 0180/5011150 KiKa: 0180/2151514 | Luth. Stunde: 04264/2436 | MDR: 0341/300-5401 | NDR: 0511/988-2393 | Phoenix: 0180/28213 | RBB: 030/97993-2171 SF 2: (0)62/2059050 | SR 2: (0)681/6022222 | SWR: 07221/929-0 | WDR (Radio): 0221/5678-333 | WDR (TV): 0221/5678888 | ZDF: 06131/7012164

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T H E OLO GI E

„Die Beschneidung Christi“ von Michael Pacher (1435–1498), Kirche St. Wolfgang

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BIBEL Die Debatte über die Beschneidung von Jungen aus religiösen Gründen wird heftig geführt. Für viele Christen stellt sich die Frage, warum wollte Gott das eigentlich für die Juden. Dazu ein Kommentar von Dr. Walter Hilbrands, Dozent für Altes Testament an der Freien Theologischen Hochschule Gießen.

Warum wollte Gott die Beschneidung? In der Zeit des Alten Testaments wurde die Beschneidung in vielen Völkern nur an Männern durchgeführt und war ein Initiations- oder Fruchtbarkeitsritus. Das war jedoch in Israel anders. Nach dem alttestamentlichen Gesetz mussten Jungen im Alter von acht Tagen beschnitten werden (3. Mose 12,3), aber mit religiöser Bedeutung. Zentraler theologischer Text dafür ist 1. Mose 17. Dort wird berichtet, dass Gott mit Abraham einen Bund schließt. Dieser Vertrag wird von Gott einseitig und ohne Bedingungen verfügt. Das bereits bestehende Verhältnis mit Abraham erhält nun rechtliche Struktur. Alle bisherigen Verheißungen an Abraham (Land, Nachkommen, Segen) werden bestätigt. Mehrmals wird unterstrichen, dass es ein „ewiger Bund“ sei (1. Mose 17,7.13.19). Im abrahamischen Bund wird die Beschneidung zum Zeichen für die persönliche Verbindung mit Gott. Gott selbst setzt dieses Bundeszeichen ein. Sie hat identitätsstiftende Funktion und signalisiert die Zugehörigkeit zu Gottes Bundesvolk. Wo die Beschneidung versäumt wurde, musste sie nachgeholt werden, sei es bei Mose (2. Mose 4,24–26) oder bei der Wüstengeneration, die das verheißene Land betrat (Josua 5,1–9).

Foto: akg-images

Die persönliche Hingabe an Gott Im weiteren Alten Testament wird der Begriff im übertragenen Sinn verwendet. „Beschneidung“ steht bildhaft für die persönliche Hingabe an Gott. So meint die „Beschneidung des Herzes“ (5. Mose 10,16; 30,16; Jeremia 4,4 u. a.) und der „Lippen“ (2. Mose 6,12.30), heidnische Lebensweisen zu entfernen und sich ganz und gar nach Gott auszurichten, so wie Abraham es tat. Die Propheten unterstreichen, dass diese innere „Beschneidung“ auch für Israel wesentlicher als die äußerliche ist (Jeremia 6,10; 9,24–25) und die Voraussetzung für den Dienst am Heiligtum darstellt (Hesekiel 44,7–9). Das Alte Israel war nicht das erste und nicht das einzige Volk des Alten Orients, das die Beschneidung kannte, wie das Alte Testament selbst bestätigt (Jeremia 9,24–25; Hese-

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kiel 32,28–39). Schon vor Abraham war im Alten Orient die Beschneidung von Männern weit verbreitet. Eine Ausnahme stellen die Philister dar, die im Alten Testament abfällig als „Unbeschnittene“ bezeichnet werden (Richter 14,3; 2. Samuel 14,6 u. a.). Auch die Sidonier und Ostsemiten führten die Beschneidung nicht durch. Griechen und Römer lehnten sie später sogar ab und verhöhnten die Juden. Gegen Ende des 1. Jahrtausends gaben viele Nachbarvölker die Beschneidung auf oder vernachlässigten sie. Eine umgekehrte Entwicklung vollzog sich im Judentum: Das Verbot der Beschneidung durch Antiochus IV. unter Androhung der Todesstrafe löste 167 v. Chr. den Aufstand der Makkabäer aus. Die Beschneidung wurde für die Juden zum Bekenntnisfall.

Wie Taufe oder Abendmahl Die Beschneidung wurde von Gott als Bundeszeichen eingesetzt. Ähnlich wie der Sabbat ist sie zu einem wesentlichen Kennzeichen des Judentums geworden. Den Juden die Beschneidung zu verbieten, wäre gleichbedeutend, den Christen Taufe oder Abendmahl zu verbieten. Das alles ist konstitutiv für die religiöse Identität. Diese Zeichen bestätigen demjenigen, der Gott vertraut, dass Gott treu ist und zu ihm steht. P Anzeige

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C H R I ST & P OL I T I K

POLITIK In den letzten Tagen gab es Schlagzeilen darüber, ob die „konservative Wurzel“ in CDU/ CSU wieder gestärkt werden müsse. Das ist jedenfalls das Ziel des „Berliner Kreises“, zu dem etwa 40 Politiker gehören, darunter der CDU-Fraktionschef im hessischen Landtag, Christean Wagner, und die Sprecherin für Menschenrechte und humanitäre Hilfe der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Erika Steinbach. Mit einem Kommentar von Karl Feldmeyer eröffnet idea die Debatte.

Die CDU und das christliche Menschenbild Alles in allem: Die CDU hatte ungeachtet vieler Differenzen im Einzelnen einen gemeinsamen soliden Überzeugungsschatz, für den sie eintrat. Sie stritt für diese Positionen – aus Überzeugung. Als es um die Wiederbewaffnung und später um die Nachrüstung ging, stand die CDU Der Autor – Karl Feldmeyer (Berlin) – war von 1970 bis 2005 Korrespondent der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ in Bonn und Berlin. Er erhielt zwei Mal den bedeutendsten Journalistenpreis: den TheodorWolff-Preis des Zeitungsverlegerverbandes.

Christean Wagner Erika Steinbach

für beide ein, obwohl sie genau wusste, dass dies bei den jeweils nächsten Wahlen Stimmen kosten würde. Kurz: Die CDU hatte einen Standpunkt. Sie bekannte sich zum christlichen Menschenbild und damit zur Freiheit des Einzelnen – und sie war bereit, sich zu den Konsequenzen zu bekennen. Dieses Eintreten für das Bewahren, das Erhalten und Gestalten von Werten, die aus 2.000 Jahren europäischchristlicher Kultur erwachsen waren, war gewiss eine christlich geprägte, auch eine liberale, vor allem aber eine prinzipiell konservative Politik – denn konservativ ist das Adjektiv zu conservare, zu Deutsch: bewahren. Und weil sie Überzeugungen hatte, verfügten CDU und CSU auch über Persönlichkeiten, die fähig und willens waren, für ihre Überzeugungen öffentlich einzustehen, und die andere überzeugen konnten – eben, weil sie selbst überzeugt waren: Der wortarme, aber glasklare Adenauer; der wortgewaltige Kurt-Georg Kiesinger (1904–1988), Karl Theodor zu Guttenberg (1921–1972), Franz Josef Strauß (1915–1988), um nur die herausragendsten zu nennen.

Der Kampf um die Lufthoheit Das ist die Vergangenheit. Sie war innenpolitisch nicht zuletzt von dem Ringen um die größere Überzeugungskraft von Sachpositionen und Persönlichkeiten geprägt – was Heiner Geißler (Generalsekretär der CDU von 1977 bis 1989) den „Kampf um die Lufthoheit über den Stammtischen“ im Ton der Geringschätzung für die daran Beteiligten bezeichnete. Diesen Kampf hat die CDU längst verloren. Was sich schon unter Kohl abzeichnete, hat seine Nach-Nachfolgerin Angela Merkel zur Perfektion entwickelt. Unter ihr hat die CDU in den vergangenen zwölf Jahren alle inhaltlichen Positionen aufgegeben, mit denen sie sich von den übrigen Parteien grundsätzlich unter-

Fotos: PR

„Christlich, liberal und konservativ“ zu sein – das war der Anspruch der CDU über die Jahrzehnte ihrer Existenz. Ihr einstiger Vorsitzender Helmut Kohl (von 1973 bis 1998) hat dies immer aufs Neue bekräftigt – häufig gerade dann, wenn Zweifel daran öffentlich geäußert wurden. Inwieweit sich solche Bekenntnisse in der praktischen Politik belegen ließen, müsste im Einzelfall geprüft werden. Der Druck eines Großteils der veröffentlichten Meinung und der linken Opposition bestand auch damals schon, wenn es darum ging, sich zu politischen Inhalten zu bekennen, denen die Linke das Etikett „konservativ“ oder auch „christlich konservativ“ aufklebte. Der Wind des Zeitgeistes blies auch schon zu Konrad Adenauers (1867–1976) und zu Kohls Zeiten von links – mal mehr, mal weniger heftig. Das reicht zurück bis in die Anfänge der Bundesrepublik, als um die Soziale Marktwirtschaft als wirtschaftlich-freiheitlichem Handlungsrahmen des jungen Staates ebenso gerungen werden musste wie um die Wiederbewaffnung. Damals kämpfte die CDU für das, wovon sie unter der Leitung Adenauers und Ludwig Erhards (1897–1977) als richtig und notwendig überzeugt war. Drei große Themen hatte die CDU, die sie inhaltlich weitgehend ausmachten: Ihr Eintreten für Demokratie und Rechtsstaat fand ihren Niederschlag im Engagement für die Soziale Marktwirtschaft, im Herbeiführen der Westbindung, der Wiederbewaffnung und dem prinzipiellen Festhalten am Ziel der Wiedervereinigung – auch wenn dies gegen Ende der alten Bundesrepublik zum Lippenbekenntnis verkommen war.

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schied. Damit löste sie Widerspruch aus – was ihr dabei half, sich von den übrigen Parteien abzuheben und zu überzeugen. Das gilt auch für die Europa-Politik, das einzige Politikfeld, in dem sie bis heute Kontinuität wahrt. Aber hier bewegt sie sich im Geleitzug aller Parteien – kein Feld zur Profilierung. Den Kampf um die Lufthoheit hat die CDU längst aufgegeben. Sie versucht gar nicht mehr zu überzeugen – offenkundig, weil sie (Europa ausgenommen) keine Überzeugung mehr hat, zu der es ihr lohnend erschiene, sich öffentlich zu bekennen.

Der Wille zum Machterhalt Deshalb hat sie einem anderen Handlungsmotiv Platz eingeräumt: dem Machterhalt. Das Bemühen um Macht war immer ein bestimmendes Element der Politik – legitimerweise. Was sich unter Merkel verändert hat, ist die Durchsetzung des Machtwillens als Selbstzweck: Es geht nicht mehr darum, die errungene Macht dazu nutzen zu wollen, diesen und jenen Politikinhalt zu gestalten und Wirklichkeit werden zu lassen – sei es die Soziale Marktwirtschaft oder die Westbindung, um nochmals auf die großen Leistungen der CDU zurückzukommen. Neu in der Geschichte der CDU ist der Wille, die Macht zu keinem anderen Zweck zu besitzen als eben diesem: um sie zu haben. Was damit gestaltet wird, ob etwas damit gestaltet wird, ist nachrangig, ja unerheblich. Was getan wird, was unterbleibt, richtet sich an einem einzigen Kriterium aus: Dient es dem Machterhalt, oder schadet es ihm?

Hat die CDU die Familie verraten? Der Verlauf dieser 2013 endenden Legislaturperiode ist eine Abfolge von Beweisen dafür. Überall dort, wo die CDU-Vorsitzende und Kanzlerin zu der Überzeugung kam, es sei für ihre Machtsicherung von Nutzen, gab sie die bis dahin von ihr vertretenen Positionen auf und tat das Gegenteil von dem, was in ihrem Regierungsprogramm dazu vereinbart und von ihrer Partei beschlossen worden war – vor allem aber, was bis dahin unstrittige CDU-Politik gewesen war, in einigen Fällen sogar seit Adenauers Zeiten. Die markantesten Beispiele dafür sind die Familienpolitik und die Abschaffung der Wehrpflicht. „Vor der Familie hat die Politik haltzumachen. Da hat sie sich nicht einzumischen“, sagte Kohl vielmals – und es war so selbstverständlich für die CDU, dass man sich wunderte, wenn er es eigens aussprach. Und ebenso klar war das Leitbild dessen, was Familie sein sollte: Vater, Mutter und Kinder – nicht Alleinerziehende, nicht Patchwork-Familie, schon gar nicht gleichgeschlechtliche Partnerschaften. Dieses Leitbild hat die CDU nicht nur aufgegeben, sie hat es verraten – still und heimlich, damit es möglichst niemand bemerken sollte. Dieser Verrat traf nicht nur die Familie; er traf die CDU selbst ins Herz. Wenn ihre Führung noch versucht hätte, ihren Schwenk zu erklären, hätte man darüber ideaSpektrum 35.2012

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streiten und abwägen können. Dazu war sie zu feige, und so verkroch sie sich nach dem Anschlag. Wenn eine Partei jemals ihre Glaubwürdigkeit mit einer einzigen Tat vernichtet hat, dann die CDU mit dieser.

Eine lange Liste an Brüchen Die Zahl ihrer weiteren Kehrtwendungen und Vertrauensbrüche lässt sich beliebig verlängern, wenn sie auch im Vergleich zur Familienpolitik fast banal wirken: Ausstieg aus der Nutzung der nuklearen Energie von heute auf morgen – angeblich, weil in Japan ein Tsunami und ein Erdbeben (was beides in Deutschland ausgeschlossen ist) die Insel erschütterten; tatsächlich, weil die Kanzlerin angesichts der Atomangst großer Teile der Bevölkerung ihrer Überzeugungskraft nicht traute und wahltaktisch auf „Nummer sicher“ gehen wollte. Die Abschaffung der Wehrpflicht gehört auch dazu. Sie ist nicht wichtig, weil wir hier und heute Wehrpflichtige brauchten, sondern weil sich mit ihr das Verhältnis von Staat und Staatsbürger verändert hat. Die Überzeugung, dass der Staatsbürger der geborene Verteidiger seines Landes ist, hat sich erledigt.

Die CDU – ein Etikett ohne Inhalt Das prägt das Verhältnis zwischen dem Einzelnen und seinem Staat. Andere Bespiele mögen folgen: etwa die Verweigerung der Bündnis-Solidarität beim Einsatz in Libyen; oder die Kehrtwende beim flächendeckenden Mindestlohn; oder die Bereitschaft, vom dreigliedrigen Schulsystem abzurücken; oder der Bruch des Maastricht-Vertrages und die Verletzung seiner No-bail-out-Klausel (keine Übernahme von fremden Staatsschulden) zulasten der deutschen Steuerzahler; oder die Verstöße gegen das „Gesetz der Europäischen Zentralbank“; oder, oder, oder. Wer keine Überzeugungen hat, kann auch nicht gegen sie verstoßen. Nur der Wille, an der Macht zu bleiben, bleibt davon ausgenommen. Macht als Selbstzweck, ohne dienende Funktion, ist eine Perversion der Politik. Das – und nicht nur der einzelne Verstoß in der Sache gegen konservative Prinzipien – macht heute das Verhältnis der CDU zu Konservativen aus, genauer: das der Vorsitzenden, die sich zur Alleinherrscherin aufgeschwungen hat. Die CDU 2012 – das ist ein Etikett ohne Inhalt. P

„Wir brauchen Konservative – ihre Herangehensweise an Politik fehlt uns ... Entgegen eines weit verbreiteten Vorurteils kommen Parteien aus der bürgerlichen, christdemokratischen oder konservativen Familie besser in dynamischen Gesellschaften zurecht als ihre linken Gegner.“ Aus einem Kommentar in der Tageszeitung „Die Welt“ (Berlin)


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Macht das Internet P RO & KON T R A

KONTROVERSE Ein weltweit anerkannter Gehirnforscher schlägt Alarm: Weil die Menschen das Denken immer mehr den Maschinen überließen, nähmen ihre geistigen Fähigkeiten ab. Durch Internet würden wir verdummen, behauptet Prof. Manfred Spitzer in seinem jüngst erschienenen Buch „Digitale Demenz: Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen“. idea bat ihn um Erläuterung seiner provokanten Thesen. Der Internet-Experte Rolf Krüger widerspricht.

PRO: Auf dem Weg in die „Digitale Demenz“ Die Folgen mangelnder geistiger Tätigkeit Digitale Medien nehmen uns geistige Arbeit ab – so wie Rolltreppen, Fahrstühle und Autos uns körperliche Arbeit abnehmen. Die Folgen mangelnder körperlicher Tätigkeit für Muskeln, Herz und Kreislauf sind bekannt; und wir tun viel, um uns körperlich fit zu halten. Mit unserem Geist verhält es sich ähnlich – nur haben wir das noch nicht begriffen!

Was sich gegenüber früher alles geändert hat Was wir früher einfach mit dem Kopf gemacht haben, wird heute von Computern, Smartphones und Navigationsgeräten erledigt. Wir überlassen das Denken immer mehr den Maschinen, anstatt selbst zu denken – und dadurch Neues zu erlernen. Dies birgt immense Gefahren, insbesondere für die sich noch entwickelnden Gehirne von Kindern!

Foto: Cult12 - Fotolia

Vor fünf Jahren verzeichneten Ärzte im hochmodernen Industriestaat Südkorea bei jungen Erwachsenen immer häufiger Gedächtnis-, Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen sowie emotionale Verflachung und allgemeine Abstumpfung als Folge intensiver Nutzung der modernen Informationstechnik. Sie nannten das Krankheitsbild „Digitale Demenz“. In der Medizin werden mit Demenz (aus dem Lateinischen de = herab und mens = Geist) Krankheitsbilder bezeichnet, die mit der Abnahme höherer geistiger Leistungen verbunden sind. Demenz meint also geistigen Abstieg – und wie bei jedem Abstieg dauert dieser umso länger, je höher man damit beginnt. Von einer Stranddüne steigt man sehr rasch bis auf Meereshöhe hinab, vom Mount Everest kann man sehr lange absteigen und sich zugleich immer noch auf großer Höhe befinden.

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Kinder (6-13 Jahre alt) in Deutschland Infos für Schule

85 %

Infos für Freizeit

65 %

Online-Spiele

59 %

E-Mails

58 %

Chatten

50 %

Musik hören

50 %

Filme, Videos, Clips

Was die Playstation anrichtet Die hierzu bereits vorliegenden Forschungsergebnisse sind alarmierend: Wer schon als Kleinkind viel Zeit vor Bildschirmmedien verbringt, zeigt in der Grundschule vermehrt Störungen bei der Sprachentwicklung sowie Aufmerksamkeitsstörungen. Eine Playstation im Grundschulalter verursacht nachweislich schlechte Noten bei Lesen und Schreiben sowie Verhaltensprobleme in der Schule. Der Computer im Jugendzimmer wirkt sich negativ auf die Schulleistungen aus und kann zur Sucht führen, wie die 250.000 Internet- und Computersüchtigen in Deutschland zeigen. Weitere Folgen der intensiven Nutzung digitaler Medien sind Ängste und Abstumpfung, Schlafstörungen und Depressionen, Übergewicht und Gewaltbereitschaft.

Das Gehirn wird nicht mehr trainiert Diese Entwicklung ist besorgniserregend. Sie erfordert vor allem bei Kindern eine Konsumbeschränkung, um die Gehirnbildung nicht zu beeinträchtigen: Wer 35 Wochenstunden Schule hat, verbringt täglich 3,75 Stunden mit dem Schulstoff – der durchschnittliche Konsum digitaler Medien liegt dagegen bei 7,5 Stunden täglich! Junge Menschen verbringen also doppelt so viel Zeit mit Handy & Co. als mit dem gesamten Schulstoff. Sie verlagern das ideaSpektrum 35.2012

25

43 %

Download von Musik

29 %

Gewinnspiele Download von Spielen, Programmen Einkaufen

27 % 17 % 16 %

© l ideaGrafik; Quelle: Egmont Ehapa Verlag

dumm?

Wofür nutzen Kinder das P RO & KON T R A Internet häufig oder ab und zu?

Denken an Geräte und lassen sich von ihnen berieseln – ihr Gehirn wird nicht mehr genügend trainiert.

Was sich beim Kind ändert Das menschliche Gehirn besteht aus etwa 100 Milliarden Nervenzellen, die dadurch lernen, dass sich die Verknüpfungen zwischen ihnen gebrauchsabhängig verändern. Dabei wird das Gehirngewebe zuweilen – wie ein Muskel – messbar größer oder dichter. Etwa eine Million Milliarden solcher Verknüpfungen – die Synapsen – unterliegen in der permanenten Großbaustelle Gehirn einem beständigen Abbau, Neubau und Umbau: Was nicht eingesetzt wird, wird weggeräumt; nur wenn Neues gelernt wird, entstehen neue Verbindungen. Daraus folgt: Täglich 7,5 Stunden Mediennutzung muss im Gehirn eines Kindes oder Jugendlichen zwangsläufig schwere negative Auswirkungen haben!

Längsschnittuntersuchung mit 678 Nonnen Wie wichtig die Ausgangslage der Gehirnbildung für den Verlauf des geistigen Abstiegs im Alter ist, zeigte eine der bedeutendsten Studien zum Altern, die jemals durchgeführt wurden. Der Arzt und Wissenschaftler David Snowdon von der Kentucky University (USA) führte mit 678 Nonnen des Ordens der Armen Schulschwestern von Un-


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P RO & KON T R A

Geistig rege trotz Demenz – weil das Gehirn trainiert war!

rem Tod geistig anspruchsvolle Aufgaben lösen konnten, bei der Gehirnuntersuchung aber deutliche Zeichen einer bereits vorhandenen Demenzkrankheit aufwiesen. Krankhafte Veränderungen bei Alzheimer-Demenz werden durch geistige Tätigkeit also nicht verhindert. Aber ein gut gebildetes Gehirn kann deutlich kränker sein als ein schwacher Geist, ohne dass man das merkt – weil das geistige Niveau bei Beginn der Erkrankung hoch war. Man kann sich die Zusammenhänge genauso vorstellen wie im körperlichen Bereich: Ein Gewichtheber, der an Muskelschwund erkrankt, wird über längere Zeit noch weit kräftiger sein als die meisten anderen Menschen, die nicht an einer Muskelkrankheit leiden. Bei der geistigen Leistungsfähigkeit ist dieser Effekt allerdings deutlich größer, denn das Gehirn ist flexibler – und damit leistungsfähiger – als jedes andere Organ in unserem Körper. P

Schwester Maria, eine Teilnehmerin an der Studie, war bis ins Alter von 84 Jahren als Lehrerin tätig und verstarb mit 101 an einem Tumorleiden – geistig noch immer sehr rege. Auch die im letzten Jahr vor ihrem Tode gemachten Tests zur Ermittlung der intellektuellen Leistungsfähigkeit zeigten keinerlei krankhafte Auffälligkeiten. In krassem Gegensatz dazu war jedoch ihr Gehirn – wie sich nach ihrem Ableben zeigte – voller krankhafter Veränderungen, wie sie für Alzheimer-Demenz typisch sind (multiple Alzheimer-Plaques). Dies war kein Einzelfall; vielmehr fand man eine ganze Reihe von Personen, die bis unmittelbar vor ih-

Manfred Spitzer ist Professor für Psychiatrie und leitet die psychiatrische Universitätsklinik in Ulm sowie das von ihm 2004 gegründete Transferzentrum für f f Neurowissenschaften und Lernen. Von ihm erschien jetzt das Buch: „Digitale Demenz. Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen“ • Droemer 368 Seiten • 19,99 EUR /29.90 SFr.

serer Lieben Frau im Alter von 76 bis 107 Jahren eine Längsschnittstudie durch, in deren Verlauf sie sich jährlich untersuchen und testen ließen und ihr Gehirn nach dem Tod einer wissenschaftlichen Untersuchung zur Verfügung stellten. Die Teilnehmerinnen waren alle bereits in jungen Jahren dem Orden beigetreten und wiesen eine sehr einfache und vor allem sehr ähnliche Lebensweise auf. Die Archive der Klöster boten zudem Einblicke in den Lebenslauf der Teilnehmerinnen und deren geistige Aktivitäten vor Jahrzehnten. Dadurch konnte Snowdon zeigen, dass diejenigen Schwestern, die in ihrer – im Alter von 22 Jahren geschriebenen – Autobiografie eher positive emotionale Inhalte beschrieben hatten, ein um den Faktor 2,5 verringertes Sterblichkeitsrisiko im Alter aufwiesen.

Kontra: Das Internet ändert alles

Von Wissen und Autoritäten Vordergründig betrachtet betrifft dieser Wandel unseren Umgang mit Informationen: Der Einzelne hat heute in einem geschichtlich beispiellosen Maße Zugang zu Wissen. Machen wir uns bewusst: Mit unseren Smartphones können wir überall und in wenigen Sekunden Antwort auf fast jede Wissensfrage bekommen. Wozu noch die Staaten Europas büffeln, wenn ich die Welt in der Hosentasche habe? Unser Bildungssystem muss und wird sich umstellen. Unsere Enkel werden weniger Fakten pauken – und dafür ein-

üben, eigenverantwortlich Informationen zu filtern und zu u filtern bewerten, ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen, Wissen aus vielen Quellen zusammenzuführen und anzuwenden.

Wer bestimmt, was richtig ist? Eine weiterreichende Veränderung allerdings folgt daraus und ist viel unterschwelliger: Weil sich unsere Art ändert, an Informationen zu kommen und mit ihnen umzugehen, verschieben sich auch unsere bisherigen Referenzpunkte für die Überprüfung und Validierung von Wahrheiten. Hatten bisher weitgehend Eltern, Lehrer, Staat, Kirchen und Medien die Rolle als Autoritäten inne, ist es zunehmend der „Schwarm“ – die Masse an Nutzern. Was richtig und was falsch ist, bestimmen nicht mehr die alten Monopole, sondern die Freunde auf Facebook, die Twitterer, die Blogger. Die digitalen Medien haben damit die Postmoderne geprägt – oder gar erst in dieser Form möglich gemacht: freier, stets verfügbarer Informationsfluss; Auflösung von Wissensmonopolen; jeder wird zum Meinungsmacher. Wahrheiten sind nicht mehr die unerschütterlichen Leuchttürme, das Bild wird facettenreicher, unschärfer. Der Blick wird breiter – und auch die Akzeptanz des anderen. Und natürlich erhöht sich mit den digitalen Medien auch die Geschwindigkeit unseres All-

Fotos: PR

Sicher: Wir leben in einer turbulenten Zeit. Viele Menschen beunruhigt die digitale Revolution, die seit einigen Jahren unser aller Leben durcheinanderwirbelt. Schließlich geht es um mehr als nur das Verschieben von Informationen per Strom: Zeitliche, räumliche, private, sogar ideologische Grenzen fallen – und das Internet hat einen großen Anteil daran. Wir schreiben keine Briefe mehr. Per Twitter werden Regierungen gestürzt. Branchen bangen um ihr Geschäftsmodell. Und wie bei allem Neuen werden die ungewohnten Möglichkeiten von manchen Menschen mit Begeisterung aufgenommen, von anderen kritisch beäugt, von einigen auch missbraucht.

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Den richtigen Umgang erlernen Statt uns also über internetsüchtige Jugendliche und Gewaltexzesse in Ballerspielen zu beklagen, statt uns zu beschweren, dass der digitale Mensch Wissen in die „Wolke“ auslagert und der moderne Jugendliche nur noch über Smartphone ansprechbar ist, sollten wir die Dinge nüchtern sehen: Wenn wir nicht mehr Fakten lernen müssen, um erfolgreich zu sein, und unser Gehirn deshalb das Memorieren verlernt, dann passiert das, weil wir Menschen uns flexibel auf die Anforderungen unserer jeweiligen Welt einstellen. Und in einer Welt, in der Wissen ständig abrufbar ist, sind zum Überleben andere Techniken gefragt. Die müssen und werden wir uns aneignen.

Verantwortung vorleben

tags – und das Tempo, mit dem wir Informationen verarbeiten müssen. Es prasselt heute viel mehr vermeintlich Relevantes auf uns ein. Die Gefahr, alles gleichzeitig zu machen und damit am Ende nichts fertig zu bekommen, ist groß. So wird sich auch unsere Art zu arbeiten ändern – und die Notwendigkeit der Selbstbeherrschung.

Welche Zukunft gestalten wir? Ist das nun alles gut oder schlecht? Immerhin: Die Welt ist schneller geworden. Wir haben unsere Autoritäten verloren. Wir hängen immer über dem Smartphone und müssen ganz neu lernen zu lernen. Ist das der Fortschritt, den wir uns wünschen? Die Versuchung ist groß, bei der Bewertung von Entwicklungen Positives und Negatives gegeneinander aufzurechnen, um dann eine Entwederoder-Entscheidung zu treffen: gut oder böse, erlaubt oder verboten, bejubeln oder meiden? Damit allerdings stehen wir immer in der Gefahr, Chancen zu verpassen oder – wenn wir uns für etwas entscheiden – die Schattenseiten stillschweigend zu dulden. Beides ist schlecht. Wollen wir die Zukunft dieser Welt bewusst gestalten, müssen wir zwei Dinge tun: uns auf die neuen Möglichkeiten der digitalen Medien einlassen und gleichzeitig die damit verbunden Herausforderungen annehmen. Das Internet ist nur als Gesamtpaket zu haben: Es ist ein praktisches Werkzeug, um den Fahrplan der Straßenbahn herauszufi nden. Es verändert aber auch unser Denken, unser Lernen; es verändert, wie wir an Fragestellungen herangehen. Das eine zu wollen und das andere abzulehnen, ist nicht möglich. ideaSpektrum 35.2012

Wenn depressive Menschen das Internet als Rückzugsort nutzen und sich darin verlieren, dann hat sie nicht das Internet depressiv gemacht. Vielmehr bietet es vielleicht erstmals die Möglichkeit, sich unter Umgehung direkter Begegnungen doch nicht ganz von der Welt abzuschotten. Wenn Jugendliche den halben Tag mit Onlinespielen verbringen, dann können wir ihnen (vergeblich) das Internet verbieten. Oder wir leben den Jugendlichen vor, wie verantwortungsvoller Umgang mit Medien funktioniert. Wenn im Wohnzimmer den ganzen Tag der Fernseher fl immert, brauchen wir uns nicht zu wundern, wenn auch der PC im Kinderzimmer immer angeschaltet ist. Deswegen sind weder Fernseher noch PC per se böse – es ist unser falscher Umgang mit ihnen. Um den Richtigen zu erlernen, gehört das Internet in den Kindergarten. Haben wir keine Scheu vor einem frühen Kontakt! Keiner der heute Internetsüchtigen hatte im Kindergarten ein iPad.

Eine Frage der Selbstkontrolle Unsere Gesellschaft wird lernen, mit den digitalen Medien umzugehen. Wir werden merken, dass die Vielfalt uns zwingt, uns einen bewussten Umgang damit zu verordnen. Das aber ist nicht erst seit dem Internet ein Thema. Nicht die digitalen Medien rauben uns die Selbstkontrolle – um diese Kulturtechnik kämpfen wir seit der Steinzeit. Und wir brauchen sie beim Essen genauso wie am Laptop. Macht das Internet also dumm? Nein, nur ein falscher Umgang damit kann das tun. Den richtigen müssen und werden wir gemeinsam erlernen. Und er besteht nicht aus Vermeidung. P Rolf Krüger (Witten) leitet die Digitalredaktion des Bundes-Verlages. Er trägt dort u. a. die Verantwortung für das von ihm gegründete Web-Portal www.jesus.de. Der Bundes-Verlag gehört zur Verlagsgruppe Stiftung Christlicher Medien.


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Das Ehepaar Laubvogel 2005: Britta Laubvogel

(Friedberg/Mittelhessen) ist Sozialpädagogin. Als Bildungsreferentin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau ist sie in der Erwachsenenbildung tätig. 2006 starb ihr Mann – der Pfarrer und Liedermacher Matthias Laubvogel – an Lungenkrebs. Sie hat vier erwachsene Kinder.

Wenn die Liebe Trauer trägt SEELSORGE Es trifft jeden Christen, dass er einmal Abschied nehmen muss von einem geliebten Menschen. Was hilft dann eigentlich? Darüber schreibt Britta Laubvogel, die ihren Mann 2006 durch Lungenkrebs verlor. Der Arzt und Psychotherapeut Jost Wetter-Parasie kommentiert ihre Aussagen. idea druckt dazu Auszüge aus ihrem jetzt erscheinenden Buch „Wenn die Liebe Trauer trägt. Was beim Abschiednehmen von einem lieben Menschen hilft“.

Jost: Es ist morgens sieben Uhr. Ich frühstücke gerade. Da klingelt das Telefon. „Hier ist Matthias. Hallo Jost. Ich muss dir was sagen. Hast du einen Augenblick Zeit? Du weißt ja, dass ich seit geraumer Zeit Probleme mit der Luft habe. Gestern Abend haben mir die Ärzte mitgeteilt, dass ich Lungenkrebs habe. Zack, einfach so wurde ich mit der Diagnose konfrontiert. Ich hatte denen ja auch gesagt: Bitte sagen Sie mir die volle Wahrheit. Ich bin Pfarrer und möchte nicht belogen werden. Ja, und jetzt stehe ich da und weiß gar nicht, wie es weitergehen soll. Wie sage ich es Britta? Die ahnt noch nichts. Was rätst du mir?“ Ich bin wie vor den Kopf geschlagen. Matthias, der Sportler, der sich zu seinem 50. Geburtstag vor drei Monaten eine Outdoor-Ausrüstung gewünscht hatte und eine Reise nach New York. Und jetzt das: Krebs. Ich schlucke und sage: „Britta ist eine starke Frau. Die möchte nicht stückchenweise die Wahrheit hören.“

Gibt es eine Chance auf Heilung? Britta: Ja, das war genau der Weg. Ich wollte die Wahrheit nicht portionsweise erfahren, wenn es auch im ersten Moment ein Schock war. Ich erinnere mich noch genau, wie ich damals in die Klinik kam, wo er zur Untersuchung war, und Matthias mich empfing mit den Worten: „Britta, ich habe dir etwas zu sagen.“ Wie ein Keulenschlag trifft mich die Diagnose Lungenkrebs. „Das kann nicht wahr sein. Doch nicht du. Du hast doch nie geraucht.“ „Was passiert jetzt?“, ist meine bange Frage. „Es ist eine äußerst seltene Form des Lungenkrebses, die Ärzte schlagen eine Chemotherapie vor, am Montag soll es losgehen“, berichtet Matthias. „Gibt es eine Chance auf Heilung?“, frage ich später die Ärzte. „Nein“, sagen sie. „Dieser Krebs ist unheilbar. Wir können nur versuchen, ihn im Wachstum zu verzögern und die Symptome zu lindern.“

Plötzlich ist der Tod so nahe Jost: Die Konfrontation mit einer unheilbaren Krankheit ist Stress im höchsten Maße. Alles wird infrage gestellt. Der Tod ist plötzlich so nahe. Das ganze Leben läuft vor dem inneren Auge ab wie ein Film. Stress bewirkt, dass der Organismus auf Notfallplan umschaltet, und die in großen Mengen ausgeschütteten Stresshormone mobilisieren Energie. „Man muss kämpfen. Jetzt erst recht!“, so oder ähnlich habe ich es von vielen Menschen in dieser Phase des Lebens gehört. Doch irgendwann sind die Reserven erschöpft. Der Verstand macht uns die Situation klar, und Resignation oder auch Ergebenheit in das schwere Schicksal stellen sich ein. So auch bei Matthias. Resignation habe ich bei ihm allerdings wenig gespürt. Als ich ihn besuchte und um Worte rang, die angemessen und hilfreich sein könnten, bin ich selbst gestärkt worden von seinem unerschütterlichen Glauben an die Liebe Gottes, die ihn auffängt, egal was geschieht.

Das letzte Konzert Britta: Einen Tag, nachdem er die niederschmetternde Diagnose erfahren hatte, trat Matthias bei seinem letzten Konzert auf. Er sang sein Lied von der Raupe. Ich höre noch seine Stimme und sehe ihn am Klavier sitzen. Er sang sich an diesem Abend ein Stück dem Himmel entgegen – so kam es mir vor: „Ich bin ’ne Raupe mit Schmetterlingsflügeln, der große Flug steht noch bevor. Ich bin ’ne Raupe mit Schmetterlingsflügeln, der große Flug trägt mich empor. Noch kriechen wir hier unten rum, sind nicht sehr klug, sind eher dumm. So manche Frage bleibt noch offen, doch ich weiß, ich darf hoffen.“

Foto: privat

Die Diagnose

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Wir haben mit ihm gehofft und gebangt. Gott rief ihn im Januar 2006 zu sich in die Ewigkeit, vier Monate nach der Diagnose. Er hat „den großen Flug“ angetreten und ist am Ziel. Immer wieder hat mich Matthias’ Bild vom Schmetterling begleitet. Was steckt da alles drin: Wandlung, Freiheit, Fliegen, Aufbruch, Sehnsucht.

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wo es heißt: „Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“ Gott lieben und den Nächsten lieben, das sind zentrale Forderungen von Jesus. Aber was entscheidend zählt am Ende, ist der Glaube.

Anregungen für den Umgang mit Trauer

Jost: Wenn ich mit Trauernden spreche, fällt mir auf: Es ist für die meisten kaum vorstellbar, dass der Verstorbene nicht irgendwo in einer anderen Welt ist. Eine Frau, die ihren Mann durch einen Autounfall verloren hatte, sagte mir: „Ich bin absolut sicher, dass Daniel jetzt in einer besseren Welt weiterlebt, in der er gesund ist und in der es ihm gutgeht.“ Diese Frau hat nur eine sehr lockere religiöse Bindung – und doch hat sie die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod. Viele Trauernde fragen sich: Was darf ich hoffen? Ist der Tod das Letzte, oder kommt da noch etwas? Es ist eine alte religiöse Frage, die in jeder Religion gestellt wird. Auch Kinder stellen sie immer, wenn sie mit dem Tod konfrontiert werden, selbst wenn sie nicht religiös erzogen worden sind. Manche Menschen erschließen sich trotz offener Fragen in ihrem persönlichen Glauben eine Kraftquelle und fühlen sich auf dem Trauerweg getragen und getröstet. Einige wenden sich aber auch ganz von Glauben und Religion ab. Oder sie stürzen in tiefe Glaubenszweifel, hadern mit Gott und ringen um ein erneuertes Vertrauen zu ihm. Sie treten eine spirituelle Reise an, auf der Suche nach Antworten, nach Sinn.

• Nehmen Sie sich Zeit für den ersten Abschied. Nehmen Sie bewusst Abschied vom Körper des Verstorbenen. Sprechen Sie mit dem Menschen, der Ihnen so nahestand, berühren Sie den Körper, wenn Sie das Bedürfnis danach haben. • Es gibt die Möglichkeit, einen Verstorbenen im eigenen Haus noch einmal aufzubahren, auch wenn er im Krankenhaus verstorben ist. Sprechen Sie mit dem Beerdigungsinstitut darüber. • Manche Trauernde schreiben in aller Ruhe einen Brief an den Verstorbenen und geben ihn bei der Beerdigung mit ins Grab. • Suchen Sie sich einen Menschen, der Ihnen zuhört, dem sie die letzten Eindrücke des Sterbens erzählen können. • Überhören Sie leichtfertigen Trost. Es ist nicht leicht, als Tröstende die richtigen Worte zu finden. • Eine Freundin hat mir einen Engel geschenkt. Es ist ein sechs Zentimeter großer Bronzeengel mit einem Psalm auf einer Spruchkarte. Ich habe den Engel oft in die Hand genommen und Psalm 91 laut gelesen: „Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt, der spricht zu dem Herrn: Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe.“

Wie werden wir auferstehen?

Anregungen für Wegbegleiter eines Trauernden

Im christlichen Glauben ist die Hoffnung über den Tod hinaus eng verbunden mit der Auferstehung von Jesus Christus. Die Auferstehung ist jedoch keine Wiederbelebung eines irdischen Leibes, sondern eine völlig neue Existenz: „Es wird gesät ein natürlicher Leib und wird auferstehen ein geistlicher Leib“ (1. Korinther 15,44). Ein unsterblicher Leib wird also neu geschaffen, und zwar mit derselben Identität wie hier auf Erden. Verstorbene in der Ewigkeit an ihrem Wesen wiederzuerkennen, wäre demzufolge möglich. Diese Hoffnung teilen Christen mit den Juden und Muslimen. Aber Christen müssen nicht im Ungewissen bleiben, ob Gott gnädig ist oder nicht, denn Christus tritt im Endgericht für sie ein. Das unterscheidet den christlichen Glauben von allen anderen – durch Christus gibt es Gnade: „Wer will die Auserwählten Gottes beschuldigen? Gott ist hier, der gerecht macht. Wer will verdammen? Christus Jesus ist hier, der gestorben ist, ja vielmehr, der auch auferweckt ist, der zur Rechten Gottes ist und uns vertritt“ (Römer 8,33–34). Die Hoffnung der Christen hängt also nicht daran, ob sie ein anständiges Leben geführt haben, sondern an Gottes Gnade. Darum können sie Gewissheit des ewigen Lebens haben. Zwar werden auch sie nach ihren Taten beurteilt. Das zeigen die Reden von Jesus über das Endgericht, z. B. Matthäus 25,31–46,

• Stehen Sie für Besorgungen, Einkäufe und Laufwege bereit. Mir brachte eine liebe Freundin einfach einen Korb voller Lebensmittel. Sie wusste, dass gerade die körperliche Versorgung ganz wichtig sein kann. • Unterstützen Sie die Wege, die im Zusammenhang mit der Beerdigung gegangen werden müssen. • Zeigen Sie, dass der Trauernde nicht allein ist, ohne ihn dabei zu entmündigen. • Bieten Sie Ihre Hilfe konkret und jetzt an. Das Angebot „Wenn du mich brauchst, dann melde dich“ wird oft nicht wahrgenommen. Der Trauernde weiß selbst nicht, wann und wo er Unterstützung ng braucht. Sagen Sie konkret: „Ich ch bringe morgen eine Suppe vorrbei.“ Oder: „Ich begleite dich h gern, wenn du Trauerkleidung g kaufst. Wann gehst du?“ P

Eine Frage, die alle bewegt

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Wenn die Liebe Trauer trägt: Was beim Abschiednehmen von einem lieben Menschen hilft 144 Seiten • Brunnen-Verlag Gießen • ISBN: 978-3765515118 9,95 EUR / 14.90 SFr.


net F O R U M F Ü R J U N G E C H R I S T EN

Ich mache Musik, weil Gott sie gebraucht MUSIK Er ist von den Bühnen großer christlicher Festivals nicht mehr wegzudenken: Tobias Hundt aus Hüttenberg bei Gießen. Mit seinen Poprock-Liedern trifft er das Lebensgefühl vieler junger Christen. „Am Leben“ heißt Hundts 3. CD, die am 10. September erscheint. Simon Jahn hat mit dem 25-Jährigen gesprochen.

Du hast die vergangenen drei Jahre Theologie an der Biblisch-Theologischen Akademie in Bergneustadt bei Köln studiert. Hat sich das auf deine Musik ausgewirkt? Das intensive Bibelstudium hat auf einige neue Lieder einen entscheidenden Einfluss gehabt. Die Idee zum Song „Gethsemane“ beispielsweise entstand in einer Christologie-Stunde, in der es darum ging: Wie kann es eigentlich sein, dass Jesus ganz Mensch und ganz Gott war? Da kam mir die Szene im Garten Gethsemane in den Sinn, bei der diese Spannung besonders deutlich wird: Einerseits sehen wir Jesus da als Menschen, der zittert und Blut schwitzt, andererseits hätte er genauso

B e su cht uns au ch au f

die Macht, zwölf Legionen Engel zu holen, die ihn aus der Situation befreien würden. In dem Lied schilderst du aus Jesu Perspektive, wie innerlich zerrissen er sich gefühlt haben muss. Hast du dich da nicht ein bisschen übernommen? Anfangs dachte ich mir: So etwas darf man nicht machen! Denn ich erzähle in dem Text ja nicht nur nach, sondern lege Jesus auch meine Worte in den Mund. Beim Schreiben kamen mir immer wieder Zweifel, ob das wirklich okay ist. Schließlich ging ich mit dem fertigen Text zu unserem Schulleiter. Und als der begeistert davon war, wusste ich: Das Lied kann mit auf die CD. Auch Emotionen spielen eine große Rolle in deinen Texten … Ich bin ein total emotionaler, melancholischer Typ und brauche immer wieder Zeit für mich – zum Spüren. Doch während des Studiums habe ich mir selbst so viele Dinge aufgebürdet, dass ich dafür kaum noch Zeit hatte. Irgendwann konnte ich gar nicht mehr wirklich sagen, wie es mir geht oder was ich fühle – es war, als würde ein Teil von mir fehlen. Und die Sehnsucht nach dem Fühlen spiegelt sich beispielsweise im Titelsong wider: „Lass mich wieder spüren, dass ich noch am Leben bin.“ Was treibt dich an, Musik zu machen? Ich frage mich oft: Braucht es den Musiker Tobias Hundt? Meine Antwort ist dann: Eigentlich

fa ce book .com/idealis te n

nicht. Es gibt genug christliche Musiker. Doch dann erlebe ich immer wieder, dass Gott durch meine Musik Menschen anrührt. Und das motiviert mich, mich voll in die Sache reinzuhängen. Vor zwei Jahren arbeitete ich auf einer Jugendfreizeit mit. Eine der Teilnehmerinnen war selbstmordgefährdet. Am Ende der Veranstaltung drückte ich ihr eine CD von mir in die Hand. Wenig später schrieb mir ihre Betreuerin, dass mein Lied „Gnade“ das Mädchen seitdem durch die Nächte tragen würde. In solchen Momenten merke ich: Gott hat so unendlich viel Macht, meine Begabungen zum Nutzen anderer zu gebrauchen. In der säkularen Musikszene ist deutsche Popmusik wieder sehr im Kommen. Im christlichen Bereich allerdings hast du noch nicht viel Konkurrenz. Welche Entwicklung siehst du da? Ich freue mich, dass moderner, deutscher Lobpreis immer mehr ins Bewusstsein rückt – durch Gruppen wie die „Outbreakband“. Darüber hinaus sehe ich noch viel Potenzial – besonders in der jungen Generation. Auf Festivals fühle ich mich mit meinen deutschen Popsongs oft noch wie ein Exot. Mich hat damals mein bester Freund Samuel Harfst dazu überredet, selbst Lieder zu schreiben. Und so ermutige auch ich oft junge Leute, deutschsprachige Musik zu machen – und nicht von sich zu denken, sie seien nicht gut genug dafür.

b Tobias Hundt: CD „Am Leben“ 10 Lieder • 45 Minuten • Gerth Medien • ISBN 4029856396910 15,99 EUR/25.95 SFr.

Fo l g t uns au f

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Foto: idea/Simon

Früher sah es aus, als würdest du HandballProfi werden; mit 18 hast du sogar einen Vertrag für die 2. Bundesliga unterschrieben. Was hat dich veranlasst, dann doch einen ganz anderen Weg einzuschlagen? Ich hatte durch den Sport viel zurückstecken müssen: An Wochenenden fuhr ich oft auf Lehrgänge oder spielte in Auswahlmannschaften. Besonders hart für mich war, dass ich wegen des Handballs nicht mit meinen Freunden aufs Christival gehen konnte. Als ich den Vertrag dann in der Tasche hatte, wurde mir klar, dass ich mir nicht vorstellen konnte, in Zukunft jeden Tag dem Handball zu widmen. Aufgeben konnte ich das aber nur, weil ich wusste, dass mein Wert als Mensch nicht von meinen sportlichen Leistungen abhängt, sondern dass Gott ihn mir gibt. Und so wie er die Welt geschaffen hat, so darf ich nun eine musikalische Welt schaffen, wenn ich ihm dabei von ganzem Herzen folge.


DI E K LE I N E K A NZ E L

» Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten und du sollst mich preisen. «

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Luitgardis Parasie (Northeim bei Göttingen) ist Pfarrerin der hannoverschen Landeskirche und Familientherapeutin.

Aus dem Buch der Psalmen 50,15

Foto: privat

Aus dem Graben Neulich abends im Dunkeln verfuhr ich mich mit meinem Auto in der Feldmark. Irgendwann merkte ich, du bist hier total falsch. Ich wollte in einen Seitenweg zurücksetzen und wenden. Doch ehe ich mich versah, kippte mein Auto nach links hinten weg, das rechte Vorderrad stand steil in der Luft – ich war in den Graben gerutscht. Und der war tief. Handy zu Hause vergessen. So ein Mist. Ich joggte also ins nächste Dorf, klingelte an einem Haus. Bei Leuten, wo ich vor einiger Zeit den Opa beerdigt hatte. Ein Mann öffnete und sagte: „Ach, da kommen wir doch gleich mit, mein Sohn und ich, vielleicht können wir das Auto rausheben.“ Aber das klappte nicht. „Dann hol ich jetzt den Nachbarn, der hat einen Trecker“, sagte der Mann. Gesagt, getan. Bald hörte man schon von weitem das satte Brummen. Die beiden Fahrzeuge wurden mit ei-

nem Seil verbunden, der Trecker fuhr an, und im Nu war meine Karre wieder flott.

Warum erzähle ich die Geschichte aus meinen Dörfern? Warum erzähle ich das? Nicht nur, um zu sagen, dass in meinen Dörfern hilfsbereite Menschen wohnen, die ihrer Pastorin zupackend aus dem Schlamassel helfen. Sondern weil die Geschichte ja auch sehr symbolisch ist: Du brauchst einen, der deinen Karren aus dem Dreck zieht. Aus dem Graben, aus dem du nicht alleine rauskommst. Hilfe von außen, jemand, der stärker ist. „Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten“, ermutigt uns Gott in der Bibel. Seine Kraft kann sogar Gräber sprengen und Tote erwecken. Der Trecker steht schon bereit. Dein Gebet ist das Seil, das dich mit ihm verbindet. Dann kommt Bewegung in die festgefahrene Sache, die Reifen greifen, du findest Halt. P

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PORTRÄT

Statt eines Gurus fand er Jesus Christus FÜHRUNG Er sucht einen Lehrer in Sachen Religion, einen Guru – und stößt ausgerechnet bei einer Asienreise auf das Buch „Jesus, unser Schicksal“ des früheren Essener Jugendpastors Wilhelm Busch (1897–1966). Uwe Walter hat idea-Redakteur Klaus Rösler seine ungewöhnlichen Erfahrungen mit Gott erzählt.

Gott auf einem Hoteldach erlebt Antworten auf seine Existenzfragen erhofft er sich von einer Reise nach Asien: Als 25-Jähriger wandert er 1976 durch Sri Lanka, Indien und Nepal. „Ich hatte genug vom gut bürgerlichen Leben in Deutschland.“ Der Katholik hofft, „den Sinn des Lebens“ zu finden – oder wenigstens einen Guru, der ihm Hoffnung vermitteln kann. Vergeblich. Stattdessen betritt er eines Tages in Pakhara – mitten in Nepal – einen Laden für gebrauchte Bücher und greift zu „Jesus, unser Schicksal“, weil ihn in der Fremde alles auf Deutsch interessiert. Er ist innerlich berührt, und nun möchte er eine Bibel lesen. Er kauft sie in der Hauptstadt des buddhistischen Nepals, in Kathmandu. Jeden Tag liest er darin – und ist glücklich. Als er ein-

mal nicht schlafen konnte, steigt er auf ein Hoteldach. Dort hat er den Eindruck, dass „der Himmel für mich offen steht, dass Gott mich mit seiner Freude und Liebe übergießt“. Nach einem halben Jahr kehrt er nach Deutschland zurück. Auf einem Flohmarkt in Offenbach trifft er auf einen Stand, bei dem ebenfalls das Buch des lange verstorbenen rheinischen Pfarrers Busch auslag. Hierbei lernt er zum ersten Mal entschiedene Christen kennen. Doch es dauert noch viele Jahre, bis er selbst Christ wird. Als 1987 in seiner Heimatstadt Gelnhausen bei Frankfurt am Main eine Zeltevangelisation mit dem Missionswerk „JanzTeam“ stattfi ndet, geht er hin – und folgt dem Aufruf zum Glauben.

Verschlossene Türen Seitdem will er jenen die frohe Botschaft von Jesus Christus bringen, die sie noch nie gehört haben. Er fühlt sich berufen: „Ich will Missionar werden.“ Er besucht in Brake bei Lemgo eine Bibelschule. Dort lernt er seine spätere Frau Anna kennen. Sie teilt seine Sicht. Anschließend geht es zur Akademie für Weltmission in Korntal bei Stuttgart. Doch alle Türen in Richtung Weltmission gehen zu. Und so zieht die junge Familie nach Senften-

berg im Bundesland Brandenburg und kümmert sich um eine gerade gegründete Gemeinde. Es geht voran – aber viele Gemeindeglieder ziehen in den 90er Jahren in den Westen, auf der Suche nach einer Arbeitsstelle. Nach fünf Jahren schrammt Uwe Walter an einem Burn-out vorbei. Daher kehrt er in seine hessische Heimat zurück und wird wieder Orthopädietechniker.

Wo es Hilfe bei Krisen gibt Hin und wieder predigt er am Sonntag in Gemeinden. Eines Tages lernt er dabei zwei Vorstandsmitglieder des christlichen Werks „help center“ in Buchenau (bei Marburg) kennen. Sie suchen für ihr Seelsorgezentrum für Menschen in Krisensituationen dringend Mitarbeiter. Als er davon hört, wird ihm „warm ums Herz“. Auch die Familie ist „Feuer und Flamme“. Er bewirbt sich – und wird genommen. Seit 2008 ist Uwe Walter Leiter des „help centers“. Er weiß, dass er am richtigen Platz ist: „Gott selbst hat uns dorthin geführt.“ P

b www.help-center-ev.de 06466 9112000

Foto: privat

Als junger Mann wird Uwe Walter beneidet. Er ist sportlich, hat Geld und viele Freunde. Ein Partygänger – der aber keine Lust zu leben hat. Immer wieder plagen ihn Depressionen. Auslöser könnten die Scheidung seiner Eltern oder die Trennung von seiner ersten Freundin gewesen sein, meint er rückblickend. Er schmeißt zweimal das Studium – Jura und Pädagogik; stattdessen wird er Orthopädietechniker.

DAS WORT DER WOCHE »Das Wissen um den einen Herrn verbindet selbst die schärfsten politischen Gegner. « Der erste Mann auf dem Mond (21. 7. 1969), Neil Armstrong, beim Nationalen Gebetsfrühstück 1981 in Washington. Das Mitglied einer methodistischen Gemeinde in den USA starb am 25. August mit 82 Jahren an den Folgen einer Bypass-Operation. 35.2012


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