38 19. September 2012
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Starkes Bekenntnis für das Leben 2000 Christen fordern die Politik am Zürcher «Marsch für‘s Läbe» zum Handeln auf 4 SVP und SP: Erich von Siebenthal
13 Gallus live: Angebote der Allianz
9 StopArmut: Die vier Preisträger
21 Bibel TV: 10 Jahre christliches
12 Fit für die Firma: So lernt man
24 Glaubensserie: Ist Gott ebenso
und ihre Projekte gegen die Armut Geschäftsprinzipien aus der Bibel
verblüffen das St. Galler Publikum
Fernsehen in einer gottlosen Welt Allmächtiger wie liebender Vater?
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und Philipp Hadorn finden sich doch
Seite 7
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7 TownVillage: Wird die grosse
22 Billy Graham: Noch einmal erhebt
9 Asien-Mission: Die ÜMG will in
28 Bibel aktuell: Wie es der Schlange
12 Grüner Fisch: Der junge Verein
32 Neues Leben: So wurde Ruedi Szabo
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G RÜ E Z I
Wäre Jesus bei der SP? Unterschiedlicher könnten sie kaum sein. Nationalrat Erich von Siebenthal ist als einfacher Bergbauer überzeugter SVPPolitiker. Nationalrat Philipp Hadorn ist als gewandter Berufsgewerkschafter ebenso überzeugter SP-Vertreter. Politisch haben sie das Heu überhaupt nicht auf der gleichen Bühne. Das zeigte sich, als wir uns letzte Woche im Bundeshaus trafen (Seite 4). Punkto Sozialstaat, Asylwesen, Finanzen oder Sicherheit werden sie sich kaum je finden. Das liegt nicht nur am Parteiprogramm, sondern auch an den persönlichen Prägungen. Und nicht zuletzt an ihrem Verständnis der biblischen Botschaft. Dabei bildet gerade diese auch die gemeinsame Basis. Hadorn und von Siebenthal gehören beide der Evangelischmethodistischen Kirche (EMK) an. Und beide pflegen eine lebendige Beziehung zu Jesus Christus und glauben ohne Abstriche an sein Wort. Kann man dann politisch so meilenweit voneinander entfernt sein?
wollen. Beide wollen sie nach dem starken Wort des Propheten Jeremia «der Stadt Bestes suchen» (Jeremia 29,7). Wollen sie im biblischen Sinn «Salz und Licht» sein.
Machen wir uns nichts vor: Ein SVP-Christ und ein SP-Christ werden sich politisch nie finden. Abgesehen von der zentralen Frage des Lebensrechts. Da müssen sie sich finden. Das erleben wir in der christlichen Gemeindelandschaft doch genau gleich: Ein liberaler Methodist, ein konservativer Evangelikaler und ein schwärmerischer Pfingstler sind kaum zusammen in der gleichen Bibelwoche anzutreffen. Und trotzdem liegt allen daran, hier und heute glaubwürdig Reich Gottes zu bauen. So wie Hadorn und von Siebenthal glaubwürdig unserer Gesellschaft und unserm Land dienen
Stünde Jesus wohl politisch rechts oder links? Philipp Hadorn wagt die Behauptung, linke Politik stehe dem Evangelium am nächsten. Sie setze den Auftrag Christi im Umgang mit Schwachen und Fremdlingen am konsequentesten um. Jesus also bei der SP? Oder doch eher bei der SVP? Ihr liegen ja biblische Prinzipien wie Eigenverantwortung und persönliche Freiheit besonders nahe. Jedenfalls zeigte Jesus keinerlei Berührungsängste. Er war dort, wo seine Botschaft am nötigsten war. Seine Rettungsbotschaft. Seine Liebesbotschaft. Jesus käme heute zur SP. Und auch zur SVP.
Evangelium und Politik, Wort Gottes und Gemeinwohl, gehören eng zusammen. Daran gibt es für Hadorn und von Siebenthal keinen Zweifel. Darum liegt ihnen auch daran, dass christliche Gemeinden gesellschaftlich und politisch wach und aktiv werden. Dazu gehört natürlich das Gebet für das Land und die Politiker, doch nicht nur. Blick auf ein aktuelles Beispiel: Erstaunlich, dass sich christliche Gemeinden und sogar evangelische Verbände nicht motivierter am grossen «Marsch fürs Läbe» beteiligt haben (Seite 7). Denn in Zürich setzten am Samstag 2000 Christen ein deutliches und wichtiges Zeichen für das uneingeschränkte Lebensrecht. Auch wer abseits steht, gibt eine politische Botschaft von sich. Doch eine eher diffuse.
ANDREA VONLANTHEN
BIBLISCH Ein Lieblingsbibelwort von Reto Gerber, neuer Geschäftsführer des Hilfswerks «World Vision Schweiz», Dübendorf:
«Wenn ihr für ihn lebt und das Reich Gottes zu eurem wichtigsten Anliegen macht, wird er euch jeden Tag geben, was ihr braucht.» (Matthäus 6,33) «Dieser Vers hat mein Leben immer wieder auf Jesus zentriert, mir «die Kirche in die Mitte des Dorfes» gestellt. So oft lassen wir uns vom Alltag und vom Umfeld unbewusst beeinflussen. Wir fangen an zu glauben, dass Besitz, Konsum und Vergnügen unserem Leben Sinn geben. Wir streben nach Selbstverwirklichung und hören Gottes Stimme nicht mehr. Er ruft uns auf, das Reich Gottes zu bauen, indem er sagt: ‹Ich habe dir viel anvertraut, nicht dass du es für dich behältst, sondern dass du es teilst mit den Armen, den Hungrigen, den Kranken. Mein Reich soll kommen, indem Blinde sehen, Gelähmte gehen, Aussätzige geheilt werden, Taube hören, Tote auferweckt und den Armen die gute Botschaft verkündet wird› (Lukas 7,22). Diesem Ruf Gottes bin ich gefolgt, deshalb engagiere ich mich jetzt bei World Vision. Und du? Hörst du die Stimme auch?»
WÖRTLICH «Christliche Werte wie Liebe, Annahme und Vergebung sind einer guten gesellschaftlichen Entwicklung äusserst förderlich und keinesfalls gefährlich. Was soll denn daran gefährlich sein, wenn sich Kinder mit dem Gedankengut einer Mutter Teresa, eines Albert Schweitzer oder Dietrich Bonhoeffer auseinandersetzen?» Johannes Zollinger, Schulpräsident von Wädenswil und Zürcher Kantonsrat der EVP, äussert sich in der Zeitschrift «Reflexionen» der IVCG (Internationale Vereinigung Christlicher Geschäftsleute) zur Kritik an frommen Lehrern.
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BR E N N P U N K T
«Wir schätzen uns trotz unterschiedlicher Politik» POLITIK UND GLAUBE Als überzeugte Christen gehören beide der Evangelisch-methodistischen Kirche (EMK) an.
Doch politisch haben die Nationalräte Philipp Hadorn (SP) und Erich von Siebenthal (SVP) das Heu nicht auf der gleichen Bühne. Eine Begegnung während der aktuellen Session der eidgenössischen Räte im Bundeshaus. Wofür haben Sie Gott heute Morgen im Bundeshaus schon gedankt? Philipp Hadorn: Dass ich die Mög-
ken kann, obwohl es auch hier Leute gibt, die Mühe mit dem Christentum haben.
lichkeit habe, hier im Nationalrat frei, gesund und eingebettet in ein soziales Umfeld unsere Gesellschaft mitzugestalten. Erich von Siebenthal: Ich habe Gott für meine Familie gedankt und ihn gebeten, hier im Bundeshaus die Menschen und ihre Arbeit zu segnen.
Warum könnten Sie nie in der SP oder umgekehrt in der SVP politisieren? Von Siebenthal: Ich bin dankbar,
Was fasziniert Sie an der Politik? Von Siebenthal: Ich kann als Ein-
zelner etwas bewirken für unser Land. Ich muss aber konkrete Anliegen einbringen, seriöse Überzeugungsarbeit leisten und Mehrheiten finden. Ich empfinde es als grosses Vorrecht, dass ich als gewöhnlicher Bürger diese Möglichkeit habe. Hadorn: Ich habe als Nationalrat die Chance, unser Zusammenleben, die Beziehungen innerhalb und ausserhalb unseres Landes und die soziale Sicherheit mitzugestalten und klar Partei zu ergreifen für die schwachen Menschen.
Markante politische Unterschiede: SP-Nationalrat Philipp Hadorn (links) und SVP-Nationalrat Erich von Siebenthal im Bundeshaus.
immer kirchlich engagiert war, wurde ich für soziale Fragen sensibilisiert. Doch politisiert wurde ich eigentlich als Teenager durch
die Anti-AKW-Bewegung. Ich bin als Elfjähriger der überparteilichen Bewegung gegen AKWs beigetreten, nachdem vorher das Projekt AKW Kaiseraugst beerdigt worden war. Mir war nicht gleichgültig, was nun in der Energiepolitik passiert oder eben nicht passiert. Auch das Engagement im Asylzentrum der EMK Olten Anfang der 90er-Jahre und die gewerkschaftliche Bewegung haben mich stark geprägt. Von Siebenthal: Ich bin in einer politischen Familie aufgewach-
Philipp Hadorn
Erich von Siebenthal
Jahrgang 1967, verheiratet mit Karin, drei Söhne (16, 18, 21), wohnhaft in Gerlafingen SO. KV in der Uhrenindustrie, Ausbildung zum Marktanalytiker, eidgenössische Wirtschaftsmatur, Jus-Studium (ohne Liz), Lehrgang «Management in sozialen und politischen Organisationen». Seit 1999 Profi-Gewerkschafter, nun Zentralsekretär beim SEV, der Gewerkschaft des Verkehrspersonals. Politik: 1997 Eintritt in die SP, 19972011 Gemeinderat, 2006-2011 Kantonsrat, seit 2011 Nationalrat der SP. Mitglied der EMK Gerlafingen, bei der er 13 Jahre Vorsitzender der Gemeindeleitung war.
Jahrgang 1958, verheiratet mit Maria, drei erwachsene Kinder, wohnhaft in Gstaad BE. Bergbauer, Betriebsleiter Bergbahn Wasserengrat. Nach der Schule Welschlandjahr, Arbeit im elterlichen Bauernbetrieb und in verschiedenen Handwerksbetrieben, 1985 Übernahme des elterlichen Betriebes. Politik: 1978 Eintritt in die SVP. 2002-2007 Grossrat, seit 2007 Nationalrat der SVP. Seit Frühjahr 2012 Präsident der Parlamentarischen Gruppe Schweiz – Israel. Vorstandsmitglied Schweizerische Reformierte Arbeitsgemeinschaft Kirche-Landwirtschaft. Mitglied der EMK Gstaad.
www.philipp-hadorn.ch
www.erichv7thal.ch
Was hat Sie politisch geprägt? Hadorn: In unserer Familie, die
Bild: idea/av
sen. Mein Vater gehörte schon der SVP an. Er war Gemeindepräsident von Saanen und Grossrat. Stark geprägt hat mich auch meine ländliche Umgebung.
Diese Prägungen haben dazu geführt, dass Sie in einer Rechtspartei und in einer Linkspartei politisieren? Von Siebenthal: Ja, es ist die SVP,
die sich am meisten für den ländlichen Raum und seine Anliegen einsetzt, aber auch für andere konservative Werte. Hadorn: Welche Partei steht den Anliegen des Evangeliums am nächsten? Diese Frage bewegte ich zehn Jahre lang in meinem Gebetstagebuch. Dann bin ich zum Schluss gekommen, dass linke Politik klar den Auftrag Christi umsetzt, was den Umgang mit Schwachen, Armen, Bedürftigen, Randständigen und Fremdlingen anbetrifft. Auch die individuelle Würde des Menschen steht im Evangelium wie in der linken Politik im Zentrum. Von Siebenthal: Bei mir spielte auch mit, dass es in der Sektion Saanen der SVP sehr viele gläubige Mitglieder gibt. Überhaupt spielen christliche Werte in der SVP eine grosse Rolle. Darum ist es ein Vorrecht für mich, dass ich als Christ in dieser Partei mitwir-
dass meine Partei versucht, die christlichen Werte unserer Vorfahren, die unser Land stark gemacht haben, zu verteidigen und Gegensteuer zu geben zu vielen modernen Strömungen. Das ist in der SP viel zu wenig der Fall. Man darf auch den Einfluss des Staates nicht immer weiter ausbauen, wie das die SP will. Hadorn: Die SVP verkennt klar den biblischen Auftrag, sich parteiisch zugunsten der Benachteiligten zu engagieren. Sie verteidigt die Privilegien der Menschen auf der Sonnenseite des Lebens. Sie entwickelt sich zunehmend zur Interessenvertreterin der Vermögenden und der Finanzindustrie. Zudem nehme ich eine polemische und menschenverachtende Politik im Umgang mit Fremden und Schutzsuchenden aus andern Ländern wahr. Von Siebenthal: Die SVP orientiert sich durchaus an christlichen Werten, akzeptiert aber auch die politischen Realitäten. Und ihr liegt an der Eigenverantwortung des Bürgers. Wer wirklich in Not ist, soll vom Staat unterstützt werden. Er muss aber auch versuchen, wieder auf eigenen Beinen zu stehen. Echte Flüchtlinge müssen wir aufnehmen, das ist klar. Und ich erinnere daran, dass unser Wohlstand ohne eine erfolgreiche Finanzindustrie stark in Frage gestellt wäre.
Wo leiden Sie manchmal auch an Ihrer Partei? Hadorn: Noch immer ist die linke
Bewegung erzürnt über das Jahrhunderte anhaltende Bündnis zwischen Kirche und Staat mit den teils katastrophalen Folgen für Unterdrückte. Das heutige Bekenntnis von Kirchen und Christen zugunsten der sozial Schwachen, das leider immer noch allzu idea Spektrum 38.2012
BR E N N P U N K T schwach ist, wird zu wenig wahrgenommen. Das führt leider zu Vorurteilen gegenüber Christen. Von Siebenthal: Es beschäftigt mich, dass es auch in der SVP immer weniger überzeugte Christen gibt. Man steht zwar klar zum christlichen Gedankengut, doch der lebendige Glaube an Jesus kommt nicht mehr so oft vor wie früher. Und wenn ich nun den Fall Zuppinger sehe, dann tut es mir weh, dass man gestrauchelte Kollegen manchmal rasch fallen lässt.
Engagierter Politiker und engagierter Christ – wie passt das zusammen? Hadorn: «Suchet der Stadt Bestes»
und Bergpredigt: Ist ein noch deutlicherer Aufruf zum politischen Engagement überhaupt möglich? Es passt nicht nur zusammen, es gehört zusammen! Eine Nicht-Teilnahme am politischen Leben ist auch eine politische Aussage. Es ist auf jeden Fall eine arge Verkennung unserer Berufung als Christ. Von Siebenthal: Eine bessere Verbindung gibt es gar nicht! Es ist ein enormes Vorrecht, wenn man sich als Politiker in all den wichtigen Fragen und Auseinandersetzungen begleitet und geführt weiss. Gerade wenn es hart auf hart geht, kann ich doch sagen: «Herr, letztlich ist es deine Sache. Zeige mir, was ich machen soll!»
Wo bieten Sie als Christ offensichtlich Angriffsflächen? Hadorn: Bereits mit meinem Wahl-
kampfslogan «klar christlich, klar gewerkschaftlich, klar sozial» hatte ich mein Glaubensbekenntnis manifestiert. Das hat offensichtlich zu Irritationen geführt. Nicht wenige Menschen meinen, religiöse Bekenntnisse seien reine Privatsache und gehörten nicht an die Öffentlichkeit. Ich sehe das anders. Von Siebenthal: Mein Christsein wird bis heute allgemein akzeptiert, auch als Stündeler. Offensichtlich beurteilen die Leute zuerst meine positive politische Arbeit und weniger mein Bekenntnis. Sie akzeptieren darum mein Christsein.
Inwiefern ist die Bibel Ihr Massstab? Hadorn: Was sonst? Das Gebot und
das Angebot der Nächstenliebe bieten ein unbegrenztes politisches Programm und klare Massstäbe.
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Von Siebenthal: Die Bibel setzt mir
klare Massstäbe. Das Gebot der Nächstenliebe ist sicher zentral, doch man kann deswegen nicht allem zustimmen. Ich versuche immer wieder zu verstehen, was die Bibel sagt und es im Alltag auch zu leben.
«Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes»: Was heisst diese Aufforderung von Jesus für Sie? Hadorn: Bei allem Engagement
weiss ich, dass es Entscheidungen gibt, die mein Leben und die Lebensdauer unseres Planeten überdauern. Im Reich Gottes dominieren nicht die persönlichen Interessen, sondern Gnade, Vergebung und Gottes Gerechtigkeit. Diese Gewissheit und die Beziehung zu Christus machen mich widerstandsfähig und unabhängig und motivieren mich, meine Berufung immer wieder neu zu suchen und zu leben. Von Siebenthal: Mir ist es wichtig, überall dort, wo ich bin, im biblischen Sinn Salz und Licht zu sein. Es ist für jeden Menschen letztlich entscheidend, ob er Jesus Christus persönlich kennt oder nicht. Ich will meine politische Arbeit gut machen, durch mein Leben aber auch auf Jesus hinweisen. Das ist für mich eigentlich der schönste Teil meines Lebens.
Wo finden Sie sich denn als Linker und als Rechter politisch? Von Siebenthal: Hier bei diesem
Interview zum Beispiel … Wenn ich auf die Parteibücher schaue, sind die Unterschiede schon sehr gross. Was die landwirtschaftlichen Kleinbetriebe oder grüne Anliegen betrifft, finden wir uns vielleicht einmal, aber nicht oft. Und persönlich will ich auch dem Ausstieg aus der Kernenergie eine Chance geben. Hadorn: Ich bin in dieser Sache noch ein Suchender … Als politisierender Christ spüre ich aber eine persönliche Verbundenheit mit Erich. Wir beide fühlen uns Gott, unserm Schöpfer gegenüber verantwortlich und suchen Antworten aus der Beziehung zu Christus. Von Siebenthal: Die persönliche Verbindung zu Philipp empfinde ich wirklich als etwas Schönes. Wir respektieren und schätzen einander in der politischen Unterschiedlichkeit und anerkennen, dass der andere in der Verant-
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Das Gebet als grosse Hilfe für Nationalräte Wie erleben Sie als Politiker Ihre eigene christliche Gemeinde? Philipp Hadorn: Die Offenheit unserer Kirche ist mir eine Hilfe. Die EMK hat sich zum Ziel gesetzt, dass die Hälfte ihrer Aktivitäten nach aussen gerichtet ist. Damit kann der Glaube auch sichtbar und fassbar gemacht werden. Zudem verbinden mich in unserer Kirche Freundschaften, die mir sehr viel bedeuten. Das sind Menschen, die mich kritisch hinterfragen, aber auch betend hinter mir stehen. Erich von Siebenthal: Unsere Gemeinde interessiert sich stark für meine politische Arbeit und unterstützt mich im Gebet, so wie es die Bibel sagt. Dazu darf ich aber auch berichten, was ich erlebt habe. Das mache ich immer wieder. Es gibt auch sehr viele Leute ausserhalb unserer Gemeinde, die im Gebet für mich und meine Familie einstehen. Das ist etwas Wunderbares!
Wie dient der Christ unserem Land am besten? Hadorn: Indem er tut, was er glaubt und versucht, das Evangelium im Alltag umzusetzen. Aber auch indem er zu eigenen Grenzen und zum Versagen steht. Und indem er unsere demokratischen Möglichkeiten nutzt. Mit Bedauern stelle ich fest, dass viele Christen ihre Berufung nicht wahrnehmen. Es wäre heute sehr wohl möglich, gerade auf lokaler Ebene auch politisch Verantwortung zu übernehmen und unsere Gesellschaft mitzuprägen. Von Siebenthal: Wenn Christen das wirklich auf dem Herzen haben, dann zeigt ihnen Gott auch, wie das geschehen soll. Man muss einfach bereit sein dazu! In unserer Region gibt es relativ viele Christen, die sich in der Politik engagieren. Ich selber habe Gott einfach gesagt: «Hier bin ich, ich stelle mich zur Verfügung. Führe mich so, wie du willst.»
wortung vor Gott das Beste für unser Land sucht. Und natürlich finden wir uns auch beim Schutz des Lebens. Hadorn: Was den Schutz und die Würde des Lebens betrifft, versuchen wir sicher gemeinsam Antworten zu finden. Die konkrete Umsetzung im politischen Alltag sieht dann gelegentlich nicht ganz deckungsgleich aus.
vor viele Menschen in unserm Land, die an Jesus Christus als ihren Herrn glauben. Es ist eine grosse Gnade, dass das noch so ist. Und weil auch viele Christen für unser Land beten, haben wir noch viele gute Politiker, von links bis rechts. Sie suchen ernsthaft das Beste für das Land. Doch die Christen sollten den Auftrag zum Gebet nicht vernachlässigen. Hadorn: Die Krise kann Menschen verändern. Gott kann Menschenherzen berühren, und Menschen können Umstände dann neu gestalten. Darauf vertraue ich.
Was stimmt Sie pessimistisch im Blick auf die Zukunft unseres Landes? Hadorn: Ich bin grundsätzlich
optimistisch. Doch es gilt, Fehlentwicklungen in Richtung Fremdenfeindlichkeit und Entsolidarisierung zu korrigieren und sich für Frieden und Gerechtigkeit einzusetzen. Von Siebenthal: Die Familie ist die kleinste und wichtigste Zelle unserer Gesellschaft. Es ist eine grosse Tragik, was mit der Familie passiert und wie sie zerfällt. Dazu gehört auch die ganze Freizügigkeit im sexuellen Bereich. Viele junge Menschen haben keine Geborgenheit mehr, wissen nicht mehr, was gilt, und verlieren darum den Boden unter den Füssen. Der innere Zerfall unseres Landes macht mir grosse Sorgen.
Was macht Ihnen trotzdem Hoffnung? Von Siebenthal: Es gibt nach wie
Wofür möchten Sie als Christ im Nationalrat ein klares Zeichen setzen? Hadorn: Ich möchte das sein, was
ich bin, ganzheitlich, und das noch ein wenig sichtbarer werden lassen – als Christ, Vater, Sozialist und Gewerkschafter. Von Siebenthal: Ich möchte ein glaubwürdiges Zeichen setzen für die Menschen im ländlichen Raum, für die Familie, für die christliche Gemeinde und ihre Werte und nicht zuletzt für Israel. Ich bin ja auch Leiter der parlamentarischen Gruppe SchweizIsrael. Ich möchte als Christ wahrgenommen werden, der wirklich «das Beste für die Stadt sucht». Interview: ANDREA VONLANTHEN
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für die Hauptleitung der CEVI Jungschar für die Hauptleitung der CEVI Jungschar Ihre Aufgaben:
Ihre Aufgaben: - Begleiten und Coaching des Leitungsteams - Planung Durchführung CEVI Anlässe (Nachmittage, Lager, Events) - Begleiten und und Coaching desderLeitungsteams Ihre Person: - Planung und Durchführung der CEVI Anlässe (Nachmittage, Lager, Events) -
Ein Herz für christliche Jugendarbeit
- Erfahrung in der Jungschararbeit Ihre Person: - Teamfähig - Als zu unserer Jugend-Diakonin suchen wir einen Mann - Ein Herz fürErgänzung christliche Jugendarbeit - Eine Ausbildung im diakonisch/sozialen Bereich ist erwünscht, aber keine Bedingung - Erfahrung in der Jungschararbeit Wir bieten Ihnen: - Teamfähig - Eine lebendige Kirchgemeinde - Als Ergänzung zu unserer Jugend-Diakonin suchen wir einen Mann - Gute Jugendräume und Infrastruktur - Unterstützung durch die Jugendkommission - Eine Ausbildung im diakonisch/sozialen Bereich ist erwünscht, aber keine Bedingung
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Die Schweizer Allianz Mission (SAM) ist eine Non-Profit-Organisation, die mit rund 90 Mitarbeitenden weltweit in acht Ländern tätig ist. Die SAM engagiert 13.09.12 038-2012_Cevi.indd 14:40 sich im 1Gemeindebau, in der Leiterförderung und im sozial-diakonischen 17.09.12 Bereich. Zur Unterstützung unseres Teams in Maroua, Kamerun, suchen wir per sofort eine belastbare Persönlichkeit als
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Praktikum bei idea Spektrum Sie erhalten einen Einblick in den Redaktionsalltag eines christlichen Magazins, setzen sich mit grundlegenden Fragen des Journalismus auseinander, recherchieren, schreiben, redigieren, betreuen die Webseite und engagieren sich bei der Inserate-Aquisition. Wir bieten einer interessierten jungen Persönlichkeit ein dreimonatiges oder längeres Praktikum auf der Redaktion unseres evangelischen Wochenmagazins in Belp bei Bern an. Wir erwarten: - Interesse an gesellschaftlichen, kirchlichen und theologischen Fragen - Interesse am Journalismus und an den Medien - Freude am Kommunizieren, Recherchieren und Schreiben - gute Deutschkenntnisse - erste journalistische Erfahrungen - grosse Einsatzbereitschaft und Flexibilität - persönliche Beziehung zu Jesus Christus
Als kaufmännische Fachperson sind Sie als Drehscheibe für unser Team in Kamerun tätig. Sie unterstützen die Mitarbeitenden (zurzeit 13 Personen) mit Dienstleistungen in der Administration und stellen die finanzielle Versorgung unserer Projekte sowie den Kontakt zur Zentrale in der Schweiz sicher. Sie halten auf diese Weise dem Team den Rücken für ihre Aufgaben frei. Daneben haben Sie Gelegenheit, sich in die Gemeinschaft einer lokalen Gemeinde zu investieren und sich vollumfänglich an deren Aktivitäten zu beteiligen.
Hauptaufgaben
Finanzen: Buchhaltung, Saläre, Projektfinanzierungen, Steuern, Sozialbeiträge, Budget etc. Dienstleistungen: Besorgung von Visas in Kamerun, Flugtickets, Aufenthaltsbewilligungen Zusätzliches Engagement: Dieses kann je nach Begabung und Ausbildung verschieden aussehen
Voraussetzungen
Berufserfahrung im kaufmännischen Bereich Gute Französischkenntnisse (mündlich und schriftlich) Organisationstalent mit viel Eigenverantwortung Teamfähigkeit, grosse Einsatzbereitschaft Lebendiger Glaube an Jesus Christus Einsatzdauer: mindestens 18 Monate
Bitte melden Sie sich bis 30. September 2012 mit den üblichen Unterlagen und mit Arbeitsproben, wenn Sie sich angesprochen fühlen. Ihre Fragen beantwortet Ihnen Redaktor Thomas Feuz als Praktikumsbegleiter gerne.
Interessiert? Wir freuen uns auf Sie! Rufen Sie uns an oder senden Sie uns Ihre Unterlagen. Schweizer Allianz Mission Susanne Gisler (Personalleiterin) Wolfensbergstrasse 47 8400 Winterthur | 052/269 04 69 engagement@sam-ame.org | www.sam-info.org
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Ein starkes öffentliches Bekenntnis für das Leben MARSCH FÜRS LÄBE Gegen 2000 Personen versammelten sich am Samstag zum dritten «Marsch für s’Läbe» durch die
Zürcher Innenstadt – deutlich mehr als im vergangenen Jahr. Sie demonstrierten für das uneingeschränkte Lebensrecht von Ungeborenen und forderten die Politik zum Handeln auf. Linke Aktivisten störten die Kundgebung massiv. Bunte Ballone in Grün, Blau und Rosa prägen das Bild. Von allen Seiten strömen Menschen auf den Platz bei der Zürcher Fraumünsterkirche. Familien mit Kindern, behinderte Menschen, Grauhaarige, Jugendliche und Singles bilden eine bunt gemischte Schar, die gemeinsam in der Öffentlichkeit gegen das Unrecht der Abtreibung protestiert.
Fristenlösung abschaffen
Die «Marsch für s’Läbe»-Trägerschaft setzt sich aus elf evangelischen und katholischen Organisationen zusammen. OKPräsident Daniel Regli eröffnet die Kundgebung. Seit Einführung der Fristenlösung vor zehn Jahren seien 100 000 Kinder abgetrieben worden, gibt er zu bedenken. «Wir wollen mit Gottes Hilfe bewirken, dass die Fristenlösung abgeschafft wird.» Das Thema werde in der Öffentlichkeit totgeschwiegen, obwohl es Hunderttausende von Christen in unserem Land gebe, die gegen die Abtreibung seien. Tünde Lodi, die zweimal abgetrieben hat, gehört zu denen, die nicht schweigen. Sie habe keine Zukunft gesehen für das Kind und sei verzweifelt gewesen, erklärt sie
in ihrem bewegenden Zeugnis. Bei der zweiten Abtreibung sei sie bereits in der zwölften Woche gewesen. Sie habe unter Schuldgefühlen gelitten, eine Depression und Selbstmordgedanken folgten. In der Seelsorge konnte Tünde Lodi ihre Last schliesslich Gott abgeben und Vergebung empfangen. Sie rät nachdrücklich, nicht abzutreiben: «Es gibt immer eine Lösung», auch wenn das Kind nicht in die Lebenssituation passe. Dagmar C. Müller musste ihren Traumberuf Hebamme aufgeben, weil sie sich weigerte, bei Abtreibungen zu assistieren. Heute betreut sie Frauen, die nach einer Abtreibung ihre Geschichte aufarbeiten wollen. Ihre persönliche Überzeugung: «Wer ein Kind abtreibt, lädt vor Gott Schuld auf sich.» Dagmar Müller ermutigte dazu, betroffene Frauen in Liebe abzuholen, anstatt sie zu verurteilen.
Im Stich gelassen
CVP-Nationalrat Alois Gmür, Präsident des Spitals Einsiedeln und Mitinitiant des Babyfensters, zeigt Gründe auf, warum Mütter ein Baby aussetzen: «Sie befinden sich in einer ausweglosen Situation, verdrängen ihre Schwanger-
«Ein ungeborenes Kind abtreiben ist Unrecht»
Salome (links) und Dorothea Wenger, beide 18, aus Uetliburg SG: «Es ist uns wichtig, uns für Menschen einzusetzen, die Hilfe brauchen und keinen Ausweg mehr sehen im Leben. Wir sind überzeugt, dass es Unrecht ist, ein ungeborenes Kind abzutreiben. Das Kind wird bestraft für das Unrecht, weil es nicht leben darf. Schade, dass unsere Gesellschaft Abtreibungen erlaubt – für uns ein absolutes No-go!» idea Spektrum 38.2012
Hansueli Gujer, 51, Familienvater aus Uster: «Aus Gottes Sicht ist jedes Leben lebenswert. Gerade unsere geistig behinderte Tochter Anna ist ein grosser Segen für uns. Das Grundrecht auf Leben braucht mehr Unterstützung in der Öffentlichkeit und sollte auch in der Politik vermehrt thematisiert werden. Dafür will ich mich einsetzen. Die Säkularisierung der christlichen Werte müssen wir stoppen.»
Gegen das Unrecht der Abtreibung: Viele Christen aus allen Gegenden des Landes wollten das traurige Thema nicht totschweigen.
schaft. Vom Kindsvater werden sie im Stich gelassen, und ihr Umfeld zeigt kein Verständnis.» Gmür betont: «Es ist Aufgabe der Politik, Rahmenbedingungen zu schaffen, damit ‹ungewollte› Kinder leben dürfen und nicht abgetrieben werden.»
Kreuze, Särge, Banner
Die Glocken der Fraumünsterkirche schlagen drei Uhr. Für die vielen Teilnehmer der Kundgebung gilt es, Aufstellung zum Bekenntnis-Marsch durch die Innenstadt zu nehmen. Vorne weisse Kreuze und kleine Särge mit Vorname und Todestag eines Kindes, das nicht leben durfte. Auch die Gegnerschaft ist angerückt. Unter den wachsamen Augen von zahlreichen Stadtpolizisten in Vollmontur folgt sie dem Zug und versucht massiv, mit Fussball-Tröten und zweideutiger «Gebärdensprache» das friedliche Bekenntnis zu stören. Schliesslich erreicht der Umzug nach einer guten Stunde wieder den Münsterhof, wo die «Charta für s’Läbe» verlesen wird – ein eindringliches Bekenntnis für das uneingeschränkte Lebensrecht in der Schweiz.
Gottes Ordnung als Leitkultur
Im überkonfessionellen Gottesdienst sagt der katholische Pfarrer Rudolf Nussbaumer aus Steinen
SZ, er staune jeweils über das Wunderwerk Gottes, wenn er ein neugeborenes Baby betrachte. «Mit einer Abtreibung verbauen wir uns die Zukunft. Egoismus führt immer in eine Sackgasse.» Wir hätten die Wahl zwischen Segen und Fluch. Hansjürg Stückelberger, reformierter Pfarrer aus Binz ZH, Präsident des Vereins «Zukunft CH», stellt fest: «Die Schweiz hat sich vom christlichen Menschenbild verabschiedet, das die Grundlage unserer gesellschaftlichen Ordnung ist.» Die Schöpfungsordnung Gottes helfe, dass das Leben gelinge. Stückelberger: «Für uns Christen ist der Dienst in Staat und Politik ein Talent von Gott, das wir nicht vergraben dürfen. Wir sollten uns öffentlich fürs Lebensrecht einsetzen.» Mit einem kräftigen Jubelruf, verbunden mit einem Dank an Jesus für das Leben, gelingt es für einen Moment, die Trompeten der linken Aktivisten zu übertönen. Nach dem Ende des Gottesdienstes löst sich die Versammlung rasch auf, während die Tröten noch eine Weile durch die schmalen Gassen der Zürcher Innenstadt hallen, als wollten sie die Öffentlichkeit für das starke Zeugnis auf dem Münsterhof wachrufen. CHRISTIAN BACHMANN www.marschfuerslaebe.ch Bilder: Christian Bachmann
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TAG E SSC H AU
JOURNAL
Wie nimmt man Freikirchen wahr?
Neue Oberin eingesetzt
LEITERKONFERENZ Nach den Erfahrungen des Religionswissenschafters Georg Otto
Sr. Ursula Seebach wurde am Sonn tag in einem Fest gottesdienst als neue Oberin des DiakonissenMut terhauses St. Chri schona eingesetzt. Die 73jährige bisherige Pflegedienstleiterin und Predigerin im Gemeinschaftswerk BerlinBrandenburg wird Nachfol gerin von Schwester Iris Neu, die das Werk während der letzten acht Jahre geleitet hat. (idea)
Konferenz der Hilfswerke
400 Interessierte aus rund 100 Ländern nahmen letzte Woche an der internationalen Konferenz für integrale christliche Entwicklungs zusammenarbeit in Thun teil. Der Anlass wurde von «Interaction», dem Dachverband von 22 christ lichen Hilfswerken in der Schweiz, mitorganisiert. (Siehe auch Seite 9) www.interactionschweiz.ch www.micachallenge.org
Dübendorf: Alle gemeinsam
Erstmals feierten fünf christliche Kirchen und Gemeinden in Dü bendorf ZH einen gemeinsamen Gottesdienst. Mit dabei waren die reformierte und die katholische Landeskirche, die Pfingstgemein de, die ChrischonaGemeinde und die Evangelischmethodistische Kirche, heisst es in einer Medien mitteilung. Ein adhocChor und die Band der ChrischonaGemein de umrahmten den Anlass musika lisch. (idea)
Für einmal ins Museum pilgern
Pilgern ist «in». Das Museum der Kulturen in Basel eröffnete am letz ten Freitag die Sonderausstellung «Pilgern – eine Ausstellung über die Wiederentdeckung des langsamen Reisens». Diese dauert bis 3.3.2013. (idea)
Kirchensteuer abschaffen?
Nach Zürich wird auch Graubün den über die Abschaffung der Kirchensteuern abstimmen. Die entsprechende Volksinitiative der Jungfreisinnigen ist letzte Woche mit 4225 gültigen Unterschriften zustande gekommen. Ihre Argu mentation: Das Bündner Gewerbe soll um jährlich 10 Millionen Fran ken entlastet werden. (idea) Bilder: Fritz Imhof, zvg
Schmid tun Freikirchen gut daran, vorsichtig bei ihrer Medienarbeit zu sein. Artikel und Sendungen über sie seien oft negativ. Häufig schielten Journalisten auf die Quoten. Im aktuellen Klima gelte für die Freikirchen das Bonmot «No News are Good News», sagte Georg Otto Schmid in seinem Referat an der Leiterkonferenz des Freikirchenverbandes (VFG) am letzten Freitag in Bern. Denn Freikirchen seien oft unfreiwil lig ein Thema in den Medien. Sie könnten aber auch negative Schlagzeilen auslösen, wenn sie selbst auf die Medien zugingen.
«Oft nicht übernommen»
Die LKF hatte den Leiter der «Informationsstelle Kirchen–Sek ten–Religionen» zu einem Referat und zur Diskussion eingeladen, nachdem Schmid öfter mit nega tiven Stellungnahmen in Medien über freikirchliche Bewegungen und Organisationen aufgefallen war. Leider würden seine diffe renzierenden Äusserungen von den Journalisten oft nicht über nommen, bestätigte Schmid auf Anfrage. Er bemühte sich daher in Bern, auch die positiven Sei ten der Freikirchen, die von der Öffentlichkeit als solche wahrge nommen würden, aufzuzeigen.
Stärken der Freikirchen
Positiv fallen demnach die Frei kirchen durch gut besuchte Got tesdienste, die gute altersmässige Durchmischung und zeitgemässe Musik auf. Man nehme in der Öffentlichkeit auch wahr, dass
Aktuelle Beschlüsse Bei der Vernehmlassung zur Um setzung der Ausschaffungsiniti ative stellt sich der VFG hinter die Vorschläge des Bundesrates. Der Verband will auch ein Pauschalab kommen für die Mitgliedskirchen bezüglich der Aufführungsrechte von Filmen aushandeln. Im Blick auf Funkmikrophone empfiehlt er den Gemeinden fachliche Bera tung, um unnötige Investitionen zu vermeiden. Ausserdem nahm die Leiterkonferenz drei neue Gastmit glieder auf: Campus für Christus, das Seminar ISTL und das Hilfswerk Compassion.
«Die Ethik ist auf dem Rückzug»: Sektenexperte Georg Otto Schmid.
einsame Menschen und Aus senseiter in Freikirchen freund lich aufgenommen würden. Als positiv gelte ausserdem, dass freikirchliche Menschen zu ih ren Überzeugungen stehen und diese auch im Sinne der «Praxis Pietatis» (gelebter Glaube) aus leben. Viele Menschen hielten FreikirchenMitglieder für «nette Leute». Für Schmid «eine nicht zu unterschätzende Ressource». Schlechte Feedbacks erhalten Freikirchler gemäss Schmid, wenn sie die Überzeugungen anderer kritisieren, insbesondere wenn sie diese nicht aus eigener Erfahrung kennen. Zudem seien sie im Ur teil vieler Journalisten intolerant, insbesondere wenn sie sich gegen über andern Weltanschauungen, Glaubens und Lebensformen wie Homosexualität abgrenzen und diese als Krankheit bezeichnen.
Clichés nicht bestätigen
Gepflegt werde auch das Cliché der Fundamentalisten. Dieses werde öfter mit Büchern und Videos mit kriegerischer Sprache wie «geistliche Kampfführung» bestätigt. Als weitere Schlagseiten würden Körperstrafen für Kinder, Missionsarbeit unter Kindern oder Untergebenen und Abhän gigen gewertet. Wer missioniere, gelte heute gemeinhin als Sektie rer, bestätigte Schmid. Mission in andern Kulturen gelte als Kul turimperialismus. Kritisch werde ausserdem die Abgrenzung von manchen Evangelikalen gegen über der Wissenschaft, insbeson dere der Evolution, gesehen.
Schmid bilanzierte daher: «Wenn Freikirchen in der Öffentlichkeit ihre Stärken betonen und nicht ihre kontroversen Haltungen zu geltenden Auffassungen, sind sie viel erfolgreicher.» Gerade stark wachsende Bewegungen müssten gut auf ihre Äusserungen bezie hungsweise auf die Aussenwahr nehmung ihrer Aktivitäten und Botschaften achten.
Quotenjournalismus als Problem
Schmid bestätigte in der Diskussi on aber auch, dass Journalisten Zi tate, welche sie bei Vertretern von Freikirchen einholen, oft in einen andern Kontext als den beabsich tigten stellen und verkürzt wie dergeben. Der von Medienleuten regelmässig konsultierte Experte macht selbst die Erfahrung, dass Medienleute nicht immer ethisch handeln, sondern auf die Auflage schielen. Ethisch basierte Medien arbeit sei auf dem Rückzug. Um auf kritische Vorfälle vorbe reitet zu sein, empfahl Schmid dem Freikirchenverband, zu kri tischen Themen Positionspapiere zu erstellen, die im konkreten Fall schnell ausgehändigt werden könnten. Wichtig sei auch, dar zulegen, dass soziale Arbeit nicht als Mittel der Evangelisation be nutzt werde. Sind manchmal schlechte Nach richten trotzdem besser als gar keine? Sollen Freikirchen ledig lich Zurückhaltung üben und im Stillen wirken? Eine Frage, die zum Schluss kontrovers disku tiert wurde. FRITZ IMHOF idea Spektrum 38.2012
TAG E SSC H AU
Mit Ideenreichtum gegen die Armut
ÄXGÜSI
PREISVERLEIHUNG Der «StopArmut»-Preis soll Schweizer Christen motivieren, sich für
Rote Karte
globale Gerechtigkeit einzusetzen. Die Verleihung fand am Samstag im Rahmen der «StopArmut»-Konferenz in Thun statt. Wir stellen die Gewinner in den vier Kategorien vor. Die zwölfköpfige Jury hatte in den vier Kategorien Predigt-, Kreativ-, Projekt-, und Persönlichkeits-Preis die Gewinner zu bestimmen. Den Preis für die beste Predigt über soziale Gerechtigkeit erhielt Peter Bruderer, der im Jugendbereich von Chrischona Schweiz tätig ist. In seiner Predigt stellt er Gerechtigkeit als Wesenszug Gottes dar. In der Schweiz lebe man heute zwar fern von Unterdrückung, aber in einer globalisierten Welt hinterlasse die soziale Ungerechtigkeit auch hier ihre Spuren. «Unseren Wünschen nach Wohlstand und Konsum kann oft nur entsprochen werden, wenn gleichzeitig an einer anderen Ecke der Welt Menschen in Hoffnungslosigkeit und Armut gehalten werden», so Bruderer. Auch Gewinnsucht könne schnell zu einem Nährboden für Ungerechtigkeit werden. «Muss es immer der beste Preis sein, oder kann es auch ein fairer Preis sein?» Peter Bruderer sah in der Verleihung des «StopArmut»Preises eine «Aufforderung an mein eigenes Handeln».
4000 Besteckteile
Laut Jury gab es in der Kategorie «Kreativ» einen eindeutigen Gewinner. Für seine Skulptur mit dem Titel «Satt» hatte Preisträger Sven Unold aus Frick AG zwei Jahre lang Essbesteck gesammelt. Die zum grossen Teil gespendeten 4000 Messer, Gabeln und Löffel schweisste er daraufhin zu einem Globus mit zwei Meter Durchmesser zusammen. «So könnte unsere Welt aussehen», beschreibt
Gegen Korruption Unter dem Motto «Licht in eine korrupte Welt» wurde in Referaten, Workshops und Begegnungen das Problem der weltweiten Korruption behandelt. Erstmals wurde mit dem «Welt-Café» eine Plattform zum Austausch in rotierenden Diskussionsgruppen geboten. www.stoparmut2015.ch
idea Spektrum 38.2012
Die Preisträger Els Kazadi-Gysel, Sven Unold und Irène Cherpillod. Es fehlt Peter Bruderer. Unten die Skulptur «Satt» von Sven Unold.
der gelernte Schlosser sein Werk: «Alle könnten sich Besteck leisten und sich satt essen.» Inzwischen hat der 48-jährige Künstler das Werk verkauft und 80 Prozent des Erlöses an das Hilfswerk «Swissaid» gespendet. Die Kugel ist nun vor der Cafeteria des Bürgerspitals Basel zu bestaunen.
Korruption tötet
Der Projekt-Preis ging an ein Anti-Korruptionsprogramm der Heilsarmee in den beiden KongoStaaten. Die Verantwortliche für Afrikaprojekte, Irène Cherpillod, nahm den Preis entgegen. In dem Projekt werden Mitarbeiter verschiedener Organisationen vor Ort in der Korruptionsbekämpfung geschult. Es gehe darum, «transparente und verantwortliche Systeme aufzubauen», so Cherpillod. So soll es etwa Zeugen konkreter Korruptionsfälle erleichtert werden, diese zu melden. Laut Jury interessieren sich die lokalen Behörden bereits für das System. «Korruption tötet, hindert Entwicklung, behindert lebenswichtige Ressourcen, zerstört Vertrauen, Integrität und verstärkt die Gewalt», erklärte Cherpillod an der Preisverleihung.
Langfristiges Engagement
Die Gewinnerin des Persönlichkeits-Preises, Els Kazadi-Gysel, lebt seit 1964 in Kinshasa im Kongo und gründete 1980 die
«Lisanga-Schule». Die Jury honorierte «das langfristige Engagement, auch in schwierigen Bürgerkriegszeiten». Die christliche Schule habe Vorbildcharakter. Die Lehrer werden weitergebildet und den Eltern wird dabei geholfen, das Schulgeld zu generieren. «Der Preis ist eine grosse Ermutigung», sagte Kazadi-Gysel in ihrer Dankesrede. «Ich staune, was mit mir alles passiert ist. Ich komme aus einem kleinen Bauerndorf im Kanton Schaffhausen.» Eigentlich wollte sie nur zehn Monate im Kongo bleiben. Inzwischen sind 48 Jahre daraus geworden. Kazadi-Gysel rief zum sozialen Engagement auf: «Gott hat keine anderen Hände als die unseren. Eine andere Welt ist möglich.» CHRISTOF BAUERNFEIND Bilder: idea/chb, zvg
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Schiedsrichter haben es schwer! Sie werden von den verwöhnten, überbezahlten und verhätschelten Gelfrisurenträgern angespuckt, beleidigt, ja sogar mit Mord bedroht. Dabei sind sie die entscheidungsstärksten Personen im Land. Im Gegensatz zu vielen Gremien müssen sie in Sekundenschnelle entscheiden. Foul, nicht Foul? Rote Karte, ja oder nein? Dabei ist sich der Schiedsrichter bewusst, dass er auch einmal falsch entscheiden kann. Trotzdem muss er immer den totalen Überblick haben. Also lauter Führungsleute! Während ich diese Zeilen schreibe, wird auf SF1 die Alpabfahrt aus dem Appenzellerland übertragen. Lauter eigensinnige Viecher. Störrisch, verwegen, muhend und meckernd. Und was machen die älplerischen Führungspersonen? Sie behalten den Überblick, entscheiden in jeder Situation schnell und konsequent. Müssen sie auch. Wo käme sonst die Alpabfahrt hin, wenn sie auf jedes Gemecker und Gemuhe eingehen würden! Wenn ich in die Welt schaue, wünsche ich mir mehr Typen von diesem Schlag. Wir haben die Diskussion um den unsäglich dummen, billigen Islam-Film aus den USA mitbekommen. Und nun diskutiert man, ob der Film nicht doch möglicherweise, eventuell auf Youtube auch in der westlichen Welt gesperrt werden sollte. Der Film ist Schrott und gibt Stoff für Angriffe unterschiedlichster Art weltweit. Also, rote Karte und weg damit. Ich fordere Sennen und Schiedsrichter an die wichtigsten politischen Entscheidungsstellen. Die sind sich gewohnt, in Krisenmomenten schnell und effektiv zu entscheiden. Ich gebe zu, mein Vorschlag ist etwas arg pragmatisch. Aber inspirieren lasse ich mich gerne von diesen Fachleuten. Denn sie wissen, was sie tun. VERENA BIRCHLER Die Autorin ist Leiterin Kommunikation bei ERF Medien in Pfäffikon ZH.
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P u bl i r e P or tag e
Die Vereinigung Freier Missionsgemeinden als Teil des Reiches Gottes
Ein Steinchen in einem wunderbaren Mosaik Mit meinen zwei Brüdern durfte ich in einer Arbeiterfamilie in Bern aufwachsen. Als Kind dachte ich, dass unsere «Versammlung», wie wir die Gottesdienste unserer damals eher engen Freikirche nannten, die einzig richtige oder dann sicher die beste christlich-freikirchliche Gemeinde sei. Mit etwa 10 Jahren habe ich anlässlich eines übergemeindlich organisierten «Feldzugs» (Janz-TeamEvangelisation) die wichtigste Entscheidung meines Lebens getroffen. Fortan wollte ich mein Leben ganz unter die Herrschaft meines Herrn und Retters, Jesus Christus, stellen. Dabei lernte ich auch andere Christen kennen und schätzen, welche nicht in unsere Versammlung kamen.
Ein Ort, an dem Gaben gefördert werden Ich lernte Mechaniker und studierte anschliessend Ingenieur. Je älter ich wurde, desto mehr übernahm ich in Familie, Beruf, Gesellschaft und Gemeinde Verantwortung. Die christliche Gemeinde ist ein Ort, in welchem Menschen ihren Gaben entsprechend gefördert und gefordert werden. Für mich war es immer selbstverständlich, auch wenn ich als Laie meine Aufgaben wahrgenommen habe, dass ich als Glied im Leib Christi nicht nur von andern lernen und profitieren durfte, sondern auch meinen Teil zum Gelingen beizutragen habe. Die Vereinigung Freier Missionsgemeinden (VFMG) Die VFMG wurde 1967 gegründet. Sie ist aus dem Evangelischen Brüderverein (heute GfC) herausgewachsen. Die VFMG zeichnet sich speziell durch folgende Schwerpunkte aus: • Mehrgenerationengemeinden • Mission / Evangelisation in der Schweiz, Frankreich, Österreich und Italien • Solidarität Aufgabenschwerpunkte Die Schwerpunkte der Arbeit der VFMG liegen in der umfassenden Umsetzung des Missionsbefehls von Jesus Christus gemäss Matthäus 28,19 –20. Sie umfasst die Verkündigung des Evangeliums von Jesus Christus im In- und Ausland, die Gründung und Betreuung von örtlichen Gemeinden, den Einsatz in karitativen und gemeinnützigen Diensten auf ganzheitli-
Auch wenn sich in diesen einzelnen Steinchen viele Atome in wunderbarer Art eingereiht haben, sind diese doch nur Teil eines wunderbaren Bildes, dessen Schönheit wir erst in entsprechender Distanz – in der Ewigkeit Gottes – erkennen werden.
«Meine» Gemeinde – und die andern Als aktives Gemeindeglied entdeckte ich, dass «meine» Gemeinde in unserem Gemeindeverband VFMG nicht besser oder schlechter als andere Gemeinden in anderen Gemeindeverbänden ist. Ich lernte die anderen Gecher Grundlage, den Ruf zu einem für Gott geheiligten Leben, die Pflege der Gemeinschaft durch gemeinsame Anlässe und die Führung des Wydenhofs, Lebensqualität für Senioren. Zahlen und Fakten Inland: • Mehr als 40 Gemeinden • Mehr als 40 Prediger und Jugendarbeiter • ca. 30 nebenamtliche Wortverkündiger • ca. 4000 Mitglieder Ausland: • 17 Missionsehepaare in der eigenen Mission • 100 unterstützte Missionare in anderen Missionswerken Vereinigung Freier Missionsgemeinden Worbstrasse 36, 3113 Rubigen www.vfmg.ch
meinden und ihre Verantwortlichen achten und schätzte deren Aufgabenerfüllung im Reich Gottes immer mehr. Dabei entdeckte ich trotzdem einen Unterschied: Mein Verhältnis zu den «anderen» Gemeinden war Achtung; zu «meiner» Gemeinde in meinem Gemeindeverband war es Liebe und Hingabe.
Ewige Schönheit Wenn wir unseren Blick von der kleinkarierten, schweizerischen Szene weg auf den weltweiten, vielfältigen Leib Christi wenden, entdecken wir, dass alle christlichen Gemeinden, welche wirklich auf Seine Wiederkunft warten, nur je ein kleines Steinchen in einem für uns noch nicht vollständig sichtbaren Mosaik sind. Auch wenn sich in diesen einzelnen Steinchen viele Atome in wunderbarer Art eingereiht haben, sind diese doch nur Teil eines wunderbaren Bildes, dessen Schönheit wir erst in entsprechender Distanz – in der Ewigkeit Gotte – erkennen werden.
Markus Häsler ist Vorsteher der Vereinigung Freier Missionsgemeinden und vertritt diese in der Leiterkonferenz des VFG.
Der VFG Zum
Verband
«VFG
–
Freikirchen
Schweiz» gehören 15 freikirchliche Körperschaften mit über 700 lokalen Gemeinden, vorwiegend in der deutschen Schweiz. Wir bringen auf dieser Seite eine Folge von persönlichen Beiträgen der Leiter, welche über Erfahrungen mit Christen aus andern Bewegungen und Kirchen berichten. Diese Seite wurde von der Vereinigung Freier Missionsgemeinden als Publireportage in eigener Verantwortung geschrieben. Mit der Form der Publireportage unterstützt der VFG auch die Arbeit von «idea schweiz». www.freikirchen.ch, www.vfmg.ch idea Spektrum 38.2012
f oru m
SYNERGIE Leben in Freiheit Beim Mittagessen, mitten im Businesstalk, fragt mich mein Kunde: «Dani, hast du dir einen Mentor besorgt, oder was hast du genau gemacht?» Ich frage zurück, was er denn meine. Er sagt unumwunden: «Du bist nicht mehr derselbe wie vor einem halben Jahr. Du bist viel ruhiger geworden. Was hast du gemacht?» Das ist sie, die Frage, auf die es nur eine Antwort gibt. Doch was sage ich dem Kunden, den ich eigentlich nicht so gut kenne und von dem ich schon gar nicht weiss, was er über den Glauben und Gott denkt? Sage ich ihm die Wahrheit oder speise ich ihn mit einer Dutzendantwort ab? Ich denke einen zu langen Moment nach und sage: «Beim Kaffee rücken wir zwei dann zusammen, und ich erzähle dir meine Geschichte. Vielleicht denkst du nachher, ich sei übergeschnappt, aber was solls!» Sie erinnern sich vielleicht an meinen letzten Beitrag, in dem es um die Prophetie ging, dass ich dringend und zwingend an meiner geistlichen Reife arbeiten sollte (das Bild mit den Petronas-Towers). Ich
Kniefall vor Rom? «idea Spektrum» Nr. 37 – «Eine ökumenische Sternstunde» Nach seiner Rückkehr vom sogenannten «Ratzinger-Schülerkreis» aus Rom berichtet Chrischona-Dozent Werner Neuer über die Tage mit Papst Benedikt XVI., an denen die Ökumene im Zentrum stand. In Bezug aufs Reformationsjubiläum 2017 erhofft sich Neuer, dass der doppelte Papstwunsch in Erfüllung gehen möge: «Das gemeinsame Bekenntnis der Schuld und das Bekenntnis des gemeinsamen christlichen Glaubens». Christen, die für den biblisch-reformatorischen Protestantismus noch dankbar sind, reiben sich verwundert die Augen: Ist es Neuer egal, dass der Katholizismus eine eigenmächtig erweiterte Bibel hat, um seine Irrlehren zu stützen? Übersieht er aus falscher Ehrfurcht vor dem «unfehlbaren» Papst, dass dieser selbst das grösste Hindernis für einen «gemeinsamen christliideaSpektrum 36.2012
treffe mich seitdem regelmässig mit unserem Pastor, und wir tauschen aus. In meiner Agenda steht nun täglich ein Termin G@W (God@ Work), bei dem ich die Bibel lese, laut bete und proklamiere. Das alles ist an sich keine grosse Sache und geschieht ohne jeglichen «Chrampf». Die grosse Sache ist für mich aber die Tatsache, dass sich bei mir durch diese Gebete, Gespräche, Bibellesen und die konsequente Haltung, Gott die Führung in allem zu übergeben, meine Lebensart komplett verändert hat. Das hat so klare Folgen, dass ich viele Dinge in meinem Leben plötzlich völlig anders sehe. Menschen, die ich früher links liegen liess, begrüsse ich und kann plötzlich tiefe Gespräche mit ihnen führen. Dinge, die mich in der Kirche genervt haben, finde ich plötzlich völlig OK. Musste ich früher immer wieder meinen negativen Senf über gewisse Themen ausbreiten, kann ich diese nun so stehen lassen, wie sie eben sind. Doch das Beste kommt noch: Ich habe jetzt einen liebenden, statt einen strafenden Gott! Diese Tatsache ist einfach der Hammer! Es ist toll, zu wissen, dass dieser Gott einen Plan hat, der gut ist für mich. Auch wenn es vielleicht momentan nicht so ausschaut, wenn die Wellen
chen Glauben» ist, weil er sämtliche katholischen Sonderlehren explizit bestätigt und für unverzichtbar hält? Und wieso wünscht sich Werner Neuer von Gott (!), dass es zu einem «gemeinsamen Bekenntnis der Schuld» kommen möge? Ist es für ihn als Dogmatiker plötzlich Schuld, sich bewusst für das «Allein die Heilige Schrift», «Allein aus Gnade», «Allein durch Glauben» und das «Allein durch Christus» entschieden zu haben? Rom hatte 500 Jahre lang Zeit, dem Wort Gottes zu entnehmen, dass einzig die evangelisch-reformatorische Lehre schriftgemäss ist und der Ehre Gottes dient. Doch jeden Ansatz zu einem Schuldbekenntnis und zur biblischen Kurskorrektur hat Rom bisher gemieden und verpasst. Es ist abwegig, in Bezug auf das Gottesgeschenk der Reformation ein evangelisches Schuldbekenntnis zu verlangen! Als Martin Luther nach Rom kam, ging ihm manch ein Licht auf – andere scheinen dort zu erblinden. REINHARD MÖLLER, Pfarrer, Aesch BL
um mich her grösser sind denn je, kann ich meinem Gott vertrauen, dass er die Lage im Griff hat und mich ans Ziel bringt. Und Ziel ist bei Gott nicht zuerst mein Ziel auf Erden, sondern sein Ziel ist es, uns irgendwann bei sich zu haben. Diese Sicht und Freiheit erlangte ich erst, als ich bereit war, Gott meine irdischen Ziele zu übergeben und zu akzeptieren, dass er es vielleicht anders führt, als ich es mir vorstelle. Mein Pastor gab mir folgenden Anstoss dazu: Jedes Stück Freiheit kostet uns ein Stück unseres Stolzes! Das alles habe ich meinem Kunden beim Kaffee erzählt. Er hat stumm zugehört, und am Schluss hat er mir von Herzen gratuliert und gemeint: «Und ich dachte schon, du hättest zum Buddhismus konvertiert.» – Ich wünsche Ihnen allen, dass Sie auch ein Leben in Freiheit finden können. DANIEL SCHÖNI
Der Autor ist Inhaber der Schöni.ch Holding in Oberbipp. www.schoeni.ch E-Mail: daniel.schoeni@schoeni.ch
Nicht schönreden «idea Spektrum» Nr. 33 – «Warum nicht katholisch?» Danke für Ihre gute Arbeit für eine gut fundierte Zeitschrift. Aber die Erwiderung auf das Buch von A. Heurer hat uns beklommen und traurig gemacht. Es braucht nicht theologische Argumente. Bleiben wir auf dem Boden der Botschaft der Bibel. Wir schätzen und respektieren einige Katholiken, die wir kennen, voll. Aber die extraund gar antibiblischen Thesen der katholischen Kirche können wir nicht schönreden: Andere Mittler als Jesus, wie Fegfeuer, Messen für die Verstorbenen, Mariä Himmelfahrt und andere. Das kann sicher niemand in wohlmeinender Toleranz beschönigen. Auch für grosse Theologen gilt, «wenn sie nicht werden wie die Kinder» werden sie das Himmelreich nicht sehen. Das wäre schlimm. HEINZ UND MARLIS RAMSEIER, Burgdorf
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PODIUM Im Namen Gottes Einer alten Tradition folgend, feiert das Schweizervolk jeweils am dritten Sonntag im September den Eidgenössischen Dank-, Buss- und Bettag. Die Durchführung dieses Feiertags geht zurück auf einen Beschluss der Tagsatzung von 1832. Den Bettag feiern wir also schon 180 Jahre. Er ist kein vom Kirchenjahr her gegebener Feiertag, sondern soll – wie ein Mitgründer damals ausführte – dem «religiösen Nachdenken über den Zustand der Nation» gewidmet sein. Aber: Wer identifiziert sich noch mit diesem Schweizervolk? Ob der Bevölkerung noch am Bettag liegt, ob er überhaupt noch wahrgenommen wird, ist fraglich. Alle Erhebungen sprechen dagegen. Die religiöse Landschaft hat sich in den letzten Jahrzehnten tiefgreifend verändert. Der Stellenwert der Religion sinkt. Die Zahl der Kirchenaustritte und der Konfessionslosen steigt an. Es gibt ein paar wachsende zeitgeistige Jungkirchen, ansonsten Rückgänge in Landesund Freikirchen. Der Säkularisierungsprozess schreitet voran, und die Religion hat ihren Stellenwert als Autorität verloren. Doch Religion boomt. Religion ist in der Schweizer Öffentlichkeit sehr präsent. Da kann auch der Bettag seinen Platz finden. Und vor wenigen Wochen, am 1. August, wurde doch unsere Landeshymne von Tausenden von Festteilnehmern feierlich gesungen, darin auch «wenn der Alpenfirn sich rötet, betet, freie Schweizer, betet!». Warum haben wir diesen Schweizerpsalm nicht schon lange gekippt und ersetzt? Weil man nicht weiss, womit. Wir halten also fest am Bettag, an der Landeshymne – und auch an unserer Bundesverfassung, die mit Gott beginnt: «Im Namen Gottes des Allmächtigen! In der Verantwortung gegenüber der Schöpfung …» So könnte auch unser Gebet beginnen, nicht nur am Bettag. MAJA INGOLD Die Autorin ist Nationalrätin der EVP und wohnt in Winterthur.
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w i r t sc h a f t
diese Schule bietet lernen fürs geschäftsleben weiterbildung Reich Gottes bauen? Und das im Geschäftsalltag? Die «Schule für biblische Geschäftsprinzipien»
bietet Führungskräften und Verantwortungsträgern ein inspirierendes Training. Die Teilnehmer erhalten praktische Hilfen und werden so für ihre Führungsaufgaben fit gemacht. Im November startet das nächste Basisseminar. «Jetzt kommt die Praxis. Jetzt fängt die Lebensschule erst richtig an.» Zusammen mit einem Kollegen führt er eine Kunstgalerie, den «Kunstraum Riss» in Samedan. «Wir haben Gaben erhalten, um damit andere zu erfreuen. Es gibt noch so viel Schönes, das sichtbar werden muss.»
Die «Schule für biblische Geschäftsprinzipien» (SBG) orientiert sich an Fragen, die sich viele Christen im Alltag stellen: Was haben Christsein und Wirtschaft miteinander zu tun? Welche Anweisungen gibt die Bibel für die Arbeitswelt? Wie kann ich diese in die Praxis umsetzen?
Fit für den beruflichen Alltag
«Die Schule für biblische Geschäftsprinzipien (SBG) bietet ein inspirierendes Training für Christen in der Geschäfts- und Arbeitswelt», sagt Stefan Jakob. Der 47-Jährige ist seit acht Jahren Geschäftsführer der Beratungsund Personalentwicklungsfirma Vita Perspektiv AG in Heimberg BE. Die berufsbegleitende Ausbildung ist modular aufgebaut und beinhaltet ein Basisseminar
Zwei sind mehr als eins: Die SBG setzt stark auf Mentoring.
und drei Module zu sechs Monaten. Nebst dem Selbststudium findet alle vier bis sechs Wochen ein Mentoringgruppentreffen statt. Pro Modul gehört auch ein Wochenende zur Ausbildung. Die SBG will Berufsleute fit für den Alltag machen. Jakob ist überzeugt: «Die Bibel gibt auch für diesen Bereich Hilfen. Oft kennen wir sie nicht, weil kaum darüber gepredigt wird.»
lernen fürs leben Impressum Idea Schweiz Herausgeber: Idea Information AG, 4410 Liestal Verwaltungsrat: Heiner Henny, Präsident; Sam Moser, Stellvertreter; Paul Beyeler, Hans Lendi, Hansjörg Leutwyler, Hanspeter Schmutz Ideelle Trägerschaft: Schweizerische Evangelische Allianz (SEA), Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG), Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) Redaktion: Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 44, Fax 031 819 71 60 E-Mail: redaktion@ideaschweiz.ch Internet: www.ideaschweiz.ch Chefredaktor: Andrea Vonlanthen Büro: Bahnhofstr. 65, 9320 Arbon Tel. 071 446 70 02, Fax 071 446 74 88 E-Mail: andrea.vonlanthen@ideaschweiz.ch Redaktor: Thomas Feuz Erweitertes Team: Esther Reutimann, Christian Bachmann, Mirjam Fisch-Köhler Praktikum: Christof Bauernfeind Kundenberatung Anzeigen: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 42, Fax 031 819 38 54 E-Mail: inserate@ideaschweiz.ch Aboservice: Jordi AG – das Medienhaus, Franziska Schüller, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 20, Fax 031 819 38 54 E-Mail: abo@ideaschweiz.ch Abopreise: Jahresabo Fr. 145.–, Seniorenabo Fr. 117.–, Halbjahresabo Fr. 77.–. Das Abo ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar. Konto: PC-Konto 40-788586-4 Idea Information AG, 4410 Liestal Layout/Druck/Versand: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp www.jordibelp.ch
Bilder: idea/tf, zvg
Hält die SBG, was sie verspricht? Wir haben drei Persönlichkeiten nach ihrer Motivation und ihren Erfahrungen befragt.
«in einer gefallenen welt dienen»
«Ich würde die Schule wieder machen», sagt Hansjürg Buob. Der 50-Jährige ist Inhaber einer Immobilienfirma in St. Moritz mit vier Mitarbeitenden und zwei Filialen. An einem Geschäftsseminar in der Stiftung «Schleife» in Winterthur wurde er auf den Kurs aufmerksam. Motivierend war noch etwas anderes: «Viele gläubige Menschen sind unsicher, wie sie zu materiellen Fragen Stellung nehmen sollen. Die Schule half mir, die Bibel neu zu verstehen. Sie bietet fundierte Hilfen für Leiterschaft.» Von dieser Charakterbildung und Transformation profitierte auch seine Ehe. «Wir leben in einer gefallenen Welt. Wie führen wir hier unseren Dienst aus?», sinniert Buob. Nach der Diplomfeier wusste er:
«Auf dem richtigen weg»
Kurz vor der Eröffnung ihres Bistros wurde Petra Walter aus ZürichAffoltern auf die SBG angesprochen. «Ich dachte: Es ist mein erstes Geschäft. Ich möchte es nach Gottes Willen führen, so kann das sicher nicht schaden», erinnert sie sich. «Die Weiterbildung bedeutete eine grosse Umstellung. Das viele Lernen verunsicherte mich am Anfang, sagt die 38-Jährige. Die Mentoringtreffen haben ihr viel gegeben. Vor zwei Wochen ist sie diplomiert worden. Petra Walter sorgt zusammen mit einer Köchin in ihrem Bistro Quelle für das Wohl ihrer Gäste. Ihre Vision: «Meine Gäste können wegen des Essens oder des Trinkens kommen. Ich möchte, dass sie bei mir mehr finden, hier den Geist Gottes spüren.» Die SBG hat Petra Walter Vertrauen in Gott gestärkt. «Ich darf immer wieder merken, dass Gott da ist, mich konkret Schritt für Schritt lenkt», sagt sie.
«einzelteile werden ein ganzes»
David Hug, Betriebsökonom FH und ehemaliger Bankrevisor, ist aktueller Absolvent der SBG. Als Mitarbeiter der Vita Perspektiv AG gehört diese Ausbildung gewissermassen zum Pflichtprogramm, es ist ihm aber auch persönlich wichtig, für die Arbeit als Christ im Geschäftsumfeld ein gutes Fundament zu legen. Im Beratungsalltag stellt er fest: «Viele Menschen wollen
das Gute, können dies aber oft im Betrieb nicht umsetzen. Andere sind begabte Leiter, basieren aber auf nicht tragfähigen Werten oder einem einseitigen Weltbild.» Der 31-Jährige schätzt die ganzheitliche Sicht der SBG, die er zusammen mit seiner Frau absolviert. Er ist begeistert: «Dieser Kurs hat Potenzial, sämtliche Bereiche des Lebens zu prägen: Denkhaltung und Weltbild, Ziele und Verhalten im Geschäft, aber auch die Beziehung in der Ehe und zu Gott. Die innere Haltung zu jedem einzelnen Bereich beeinflusst alle anderen ebenfalls.» Die Schule bietet sowohl die Auseinandersetzung mit tragenden Werten als auch konkrete Praxishilfen: «So werden einzelne Puzzleteile des Lebens plötzlich zu einem kraftvollen Ganzen.» Diese Erkenntnisse möchte er auch anderen weiter geben. Er könnte sich vorstellen, später selber im Rahmen der SBG zu unterrichten oder als Coach Menschen zu begleiten.
«wie im Himmel so auf erden»
Wie kann Reich Gottes (auch) in der Wirtschaft sichtbar werden? Schulungsangebote wie jenes der SBG zeigen praktische Möglichkeiten zu einer persönlichen Transformation und einer Werteorientierten Prägung des Umfelds auf. Damit im realen Geschäftsalltag schon jetzt etwas von Gottes Herrlichkeit sichtbar wird. THOMAS FEUZ
Aktuelles Kursangebot Wie kann biblisches Gedankengut in den (Geschäfts-)Alltag einfliessen? Das nächste Wochenendseminar mit dem Titel «Grundprinzipien für Christen in der Arbeits- und Geschäftswelt» findet am 10./11. November in Sursee LU statt. Das Seminar steht allen interessierten Personen offen, unabhängig von einem Besuch der SBG. Weitere Informationen sind aus der Beilage in dieser Ausgabe ersichtlich. www.sbgnet.ch
idea Spektrum 38.2012
tag e ssc h au
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Christliche Werte allein genügen nicht (mehr) BETTAGSKONFERENZ Wie kann die christliche Weltanschauung in eine säkulare Politik eingebracht und hier umgesetzt werden? Dieser Frage stellte sich die Bettagskonferenz der EVP am Samstag im Saal des Grossen Rates in Aarau.
Eingangs präsentierte der Geistes- und Kulturwissenschafter Hanswalter Stäubli eine brisante These: Christliche Werte allein genügen nicht, um eine christliche Weltanschauung in der Politik zur Geltung zu bringen. Gerade antichristliche Ideologien hätten jüdisch-christliche Werte übernommen – und sie pervertiert. Dies habe sich besonders im Kommunismus gezeigt. Er habe drastisch vor Augen geführt, was geschehe, wenn man die tragenden Säulen des Christentums herausbreche. Daher müsse christliche Politik das christliche Verständnis der Geschichte: Schöpfung – Sündenfall – Erlösung – Wiederherstellung einbringen. Nur so könne das Christentum seine politische Kraft entfalten.
Hat das «C» noch Berechtigung?
Der Assistenzprofessor für Politik und Religion an der Universität
Luzern, Antonius Liedhegener, schilderte die Entstehungsgeschichte der Christdemokratie in Europa. Als gemeinsames Element seien das Bekenntnis zur Marktwirtschaft, zum Sozialstaat, das Engagement für den Lebensschutz und die europäische Integration geblieben. Liedhegener sprach sich für die Beibehaltung des «C» in den Parteinamen aus, weil christdemokratische Parteien ein eigenständiges, christlich fundiertes politisches Leitbild vertreten würden, das weiterhin seine Berechtigung habe.
Eine Schmiede für das Land
Ausländischer Gast war das niederländische Senatsmitglied Professor Roel Kuiper, Vertreter der Christlichen Union, die der EVP nahesteht. Er beschrieb, wie die niederländischen Calvinisten auf die Freie Universität gesetzt hätten, eine «Schmiede», welche An-
Politik «auf christlichem Menschenbild»: Lucrezia Meier-Schatz an der EVP-Bettagskonferenz.
wälte, Lehrer, Ärzte und Pfarrer ausbildete, welche das Land mit aufbauen half. Es gehe in der christlichen Politik zentral darum, «unsere Gemeinschaften und unsere Wirtschaft aufzubauen». Für ihn sind nebst den
Werten vor allem zwei Haltungen wichtig: Hoffnung und Liebe. Nationalrätin Lucrezia MeierSchatz, eine zentrale Figur in der CVP/EVP-Fraktion im Bundeshaus, schilderte die heutige Realität ihrer christlichdemokratischen Partei. 1960 habe sich diese von der KVP zur CVP gewandelt und sei eine überkonfessionelle Bewegung geworden, die sich von der katholischen Kirche emanzipiert habe. Heute wolle die Partei nicht «eine christliche Politik» machen, «sondern eine Politik, die auf dem christlichen Menschenbild basiert». Zum Schluss betonte EVP-Parteipräsident Heiner Studer, die EVP werde sich auch künftig als Volkspartei bezeichnen, weil sie mit ihrer Überzeugung Menschen aus allen Schichten der Bevölkerung ansprechen wolle. FRITZ IMHOF
Irisches Erwachen zum Gallus-Jubiläum in St. Gallen GALLuS LIvE Seit Jahresanfang feiert St. Gallen das 1400-Jahr-Jubiläum vom Kommen des Mönchs und Begründers
der Stadt, Gallus. Mit der «Irish Week» liess die Evangelische Allianz St. Gallen die damalige Zeit wieder aufblühen. Vier waschechte Iren in Mönchsklamotten machten letzte Woche die St. Galler Altstadt unsicher. Mit ihrer irischen Musik versprühten sie Lebensfreude pur und brachten so manches Auge zum Glänzen. Unterstützt wurden sie vom evangelistisch aktiven «Netzwerk St. Gallen» sowie von Leuten aus lokalen Kirchen. Den Passanten boten sie irische Spezialitäten (Soda bread, Irish Stew und Baileys) an und überreichten Karten mit irischen Weisheiten. Auch Gratis-Umarmungen liessen Distanziertheit schwinden.
Freiwilligen- oder Staatskirche?
«In Irland konnte sich das Christentum damals seine Echtheit bewahren. Auf dem Festland war aus der Freiwilligkeitskirche der ersten Jahrhunderte eine erzwungene Staatskirche geworden», erklärte Emil Aemisegger, Pastor idea Spektrum 38.2012
Kultur zu respektieren und nur dort einzugreifen, wo die Achtung vor Gott gefährdet sei.
Audienz beim Bischof
Im Element: Die vier irischen Musiker versprühen Lebensfreude pur.
der FEG «Stami». Ganze Völker mussten diesen neuen Glauben annehmen und wurden so zu «Christen» gemacht. Gemäss verlässlichen Quellen verliess der irische Mönch Columban um 590 das Kloster Bangor Richtung europäisches Festland. Gallus gehörte zu seinen Begleitern, die damals nach Mitteleuropa kamen, um den Menschen mit ihrem asketischen Lebensstil
und ihrer Liebe zu dienen. Gallus trennte sich von Columban, der weiterzog, und blieb im damals wilden Gebiet der heutigen Stadt St. Gallen. Er wurde von vielen Menschen aufgesucht, denen er zum Segen wurde. «Irische Spiritualität könnte man als ganzheitlich umschreiben», so Aemisegger. Es sei typisch für sie, sowohl den Schöpfer wie auch die Menschen mit ihrer fremden
Wie ein anderer Teilnehmer erzählte, bekamen die vier «Irländer» am Mittwoch höchstpersönlich eine Audienz beim St. Galler Bischof. Neben einem irischen Geschenk wurde dem Bischof dabei auch ein irischer Segen überreicht. Abgeschlossen wurde die «Irish Week» mit der Feier des Eidgenössischen Dank-, Buss- und Bettages am Sonntagmorgen in der «Stami». Die vier Iren machten nochmals richtig Dampf und überreichten zudem offizielle Geschenke ihrer Heimatregion. Mit Dank- und Bittgebeten wurde ganz neu der Segen Gottes über den Menschen der Stadt St. Gallen ausgesprochen. ROlF FRey Bilder: Rolf Frey, zvg
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N AC H R IC H T E N
Muslimische Extremisten: Wenn Hass und Rache regieren MOHAMMED-FILM Muslime greifen „den Westen“ an. Christen verurteilen „Schmäh-Video“ und Gewalt.
E
ine Welle des Hasses und der Gewalt gegen „den Westen“ haben extremistische Muslime in der gesamten islamischen Welt ausgelöst. Als Anlass dient ein in den USA produzierter islamkritischer Film. Christen, Muslime und Juden haben sich von ihm distanziert. Doch schon bevor 14-minütige Ausschnitte im Internet veröffentlicht wurden, soll die Terrororganisation El Kaida ihren bewaffneten Angriff auf die US-Botschaft in der libyschen Stadt Bengasi geplant haben. In dem Feuergefecht am 11. September – dem 11. Jahrestag der Terroranschläge auf New York und Washington – kamen Botschafter J. Christopher Stevens und 3 weitere Botschaftsangehörige ums Leben. Es folgten Angriffe auf 21 diplomatische Vertretungen der USA und Deutschlands. So wurde die Botschaft der Bundesrepublik in Khartum (Sudan) in Brand gesteckt. Die USA mussten ihre Vertretungen im Sudan und Tunesien evakuieren.
Sollte der Film verboten werden? Die Proteste gegen Deutschland gründeten sich vor allem auf die Ankündigung der rechtsgerichteten Partei „Pro Deutschland“, den Mohammed-Film in voller Länge in Berlin zeigen zu wollen. Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) kündigte entschlossene Maßnahmen gegen Unterstützer an. Wenn sie Islamisten provozieren wollten, handelten sie grob fahrlässig.
Demonstranten vor der US-Botschaft in London. Die Plakate tragen die Aufschriften „Mein Prophet ist meine Ehre“ und „Wir lieben unseren Propheten mehr als unsere Eltern“
Für ein Verbot des Films sehen indes Oppositionspolitiker keine Grundlage. Dies könne nur das letzte Mittel sein, erklärte der SPDInnenpolitiker Dieter Wiefelspütz. Volker Beck, Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der Grünen im Bundestag, sieht ebenfalls keine Grundlage für ein Verbot. Der Film sei „eine geschmacklose Dämlichkeit, aber ohne strafbaren Inhalt“. Er begrüßte aber das Einreiseverbot für den umstrittenen extrem-charismatischen
Worüber sich die muslimische Welt aufregt
Das Video beginnt mit dem Überfall aufgehetzter Muslime auf ein christliches Geschäft und der Anweisung eines Polizeioffiziers an seine Männer, erst einzugreifen, wenn der Laden zerstört sei. Es endet mit einem Zitat, dass alle Nicht-Muslime Ungläubige und ihr Land, ihre Frauen und Kinder den Muslimen als Beute gegeben seien. Dazwischen werden Spielszenen aus dem Leben Mohammeds dargestellt. Einige Ausschnitte zeigen den Religionsstifter als einen verspielten Jüngling, der sich mit einem Jungen um einen Knochen streitet, von seinen Gefährten zum Sex mit Frauen
gedrängt wird und schließlich wegen seiner vielen Geliebten von seiner Lieblingsfrau Aisha verprügelt wird. Im Gespräch zweier Mitstreiter wird bejaht, dass Mohammed schwul sei. Eine andere Szene soll deutlich machen, dass der Koran sich aus Inhalten des Alten und Neuen Testamentes speise und demnach zu Unrecht als göttliche Offenbarung angesehen werde. Es wird auch dargestellt, dass Muslime Christen und Juden als tributpflichtig ansehen. In einigen Szenen werden Menschen, die sich dem Machtanspruch von Mohammed und seinen Anhängern widersetzen, grausam
umgebracht. Es wäre wünschenswert, dass diejenigen, die über das Video schreiben, es sich zunächst ansehen und selbst prüfen, ob Etiketten wie Hassvideo und Verhöhnung Mohammeds angebracht sind. Einige Szenen entsprechen der Wirklichkeit in islamischen Staaten, und manche der im Video gemachten Aussagen werden von radikalen Muslimen als Rechtfertigung für ihren Hass auf Juden, Christen und andere Nicht-Muslime benutzt. P
b www.youtube.com/ watch?v=P26FYxkDbZg
Foto: picture alliance
BERICHT Unter dem Titel „The Innocence of Muslims“ (Die Unschuld der Muslime) ist im Internet ein knapp 14-minütiges Video zu sehen, das angeblich Ausschnitte aus einem rund einstündigen Amateurfilm zeigt. Dieser Film wurde bisher nur einmal in Hollywood einem kleinen Publikum vorgeführt. Das Video wurde im Juli im Internet hochgeladen und im September auf Arabisch synchronisiert. Von den Medien wird es als polemisch und islamfeindlich eingestuft. idea-Redakteur Klaus-Peter Grasse hat es sich angesehen.
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Prediger Terry Jones (Gainsville/US-Bundesstaat Florida), der zu den Unterstützern des Films zählt. Jones – der bis zu seinem Rauswurf durch seine Gemeindeleitung im Jahr 2008 Prediger in Köln war – wirbt für den Film „Unschuld der Muslime“. Kirchen und die Weltweite Evangelische Allianz (WEA) als Dachorganisation von rund 600 Millionen Evangelikalen haben sich von Jones distanziert.
Wer steckt hinter dem Film? Mutmaßlicher Produzent des mit einem Aufwand von etwa 3,8 Millionen Euro hergestellten Mohammed-Films ist der aus Ägypten stammende koptisch-orthodoxe Christ Nakoula Basseley Nakoula (Cerritos/ Kalifornien). Der 55-Jährige ist u. a. wegen Bankbetrugs vorbestraft. Im Jahr 2010 hatte ihm ein US-Gericht auch den Zugang zum Internet für 5 Jahre verboten. Trotzdem hat er eine Kurzfassung des Films ins Internet stellen lassen.
Ökumene: Der Film beleidigt alle Der Generalsekretär des Weltkirchenrates, Olaf Fykse Tveit (Genf), bezeichnete den Streifen als „Beleidigung“ nicht nur für Muslime, sondern für alle „Menschen des Glaubens“. Der Generalsekretär der Weltallianz, Geoff Tunnicliffe (New York), nannte das Video ebenfalls „verleumderisch“. Allerdings könne es auch keine Rechtfertigung für Gewalt geben: „Wir stehen Seite an Seite mit unseren christlichen Geschwistern in mehrheitlich islamischen Ländern, die sowohl das Video wie auch die auf seine Veröffentlichung folgende Gewalt verurteilen.“
Auf die Bibel urinieren In Kairo hatten am 13. September Christen zusammen mit Muslimen gegen den Film protestiert. Die koptisch-orthodoxe Kirche distanzierte sich von dem Film. Auch die katholische und die protestantische Kirche in Ägypten lehnten den Streifen ab. Gleichwohl kam es zu Racheaktionen. Nach Angaben der Assyrischen Nachrichtenagentur AINA zerriss der islamische Geistliche Ahmed Abdullah bei einer Demonstration in Kairo eine Bibel. Er habe die Seiten den Demonstranten vor die Füße geworfen, damit sie darauf trampeln sollten. Nächstes Mal werde er seinen Enkel auf die Bibel urinieren lassen, drohte der Geistliche.
Christen in der „Schusslinie“ Unterdessen wächst die Sorge um die christlichen Minderheiten in Nordafrika und im Nahen Osten. Der US-Zweig des Hilfswerks für verfolgte Christen „Open Doors“ befürchtet, dass Christen in islamischen Ländern zunehmend unter Druck geraten und weiter an den Rand gedrängt werden.
Keine Islamkritik mehr Aufgrund massiver Drohungen hat der britische Fernsehsender „Channel 4“ (London) die Wiederholung einer Dokumentation über die Geschichte des Islam abgesetzt. Der Zeitung Daily Telegraph (London) zufolge waren nach der Erstausstrahlung mehr als 1.000 Beschwerden eingegangen. Autor Tom Holland hatte im Internet Drohbotschaften erhalten. P
b www.worldea.org
Proteste gegen den islamfeindlichen Film fanden seit dem 11. September 2012 in diesen Staaten statt:
Großbritannien Frankreich
Libanon Syrien Israel Jordanien Afghanistan Türkei Tunesien Gazastreifen Irak Iran Pakistan Marokko Kuweit Libyen Ägypten Indien Mauretanien Sudan Jemen Khartum Bangladesch Nigeria 14. September 2012
Deutsche Botschaft in Khartum in Brand gesteckt
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Malaysia Indonesien
Australien
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NOTIERT Birma: Christliche Schüler werden gezwungen, ihr Kopfhaar zu scheren In Birma sind Christen weiterhin schwerer staatlicher Verfolgung ausgesetzt. Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation der Chin (CHRO) sind in letzter Zeit mindestens 13 große Kreuze zerstört worden. Christliche Jugendliche, die Militärschulen besuchen, würden mit Zwangsmaßnahmen dazu gebracht, sich dem Buddhismus anzuschließen. Sie würden geschlagen, wenn sie sich weigerten, buddhistische Texte aufzusagen, und gezwungen, ihr Kopfhaar zu scheren. Auch würden Christen als Zwangsarbeiter missbraucht. Das Militärregime betrachte den Buddhismus als Staatsreligion. Der Weltweiten Evangelischen Allianz zufolge sind rund 70 % der Bevölkerung Buddhisten, 8,7 % Christen und 3,6 % Muslime.
Polen: Atheisten kontra Kirche In Polen wollen Atheisten eine antichristliche Stimmung verbreiten. Großflächige Plakate in mehreren Städten sollen die Bevölkerung speziell gegen die katholische Kirche aufbringen. Die Slogans lauten „Ich töte nicht. Ich stehle nicht. Ich glaube nicht.“ und „Du glaubst nicht an Gott? Du bist nicht allein“. Das berichtet der katholische Informationsdienst kathpress unter Berufung auf Angaben der Stiftung „Freiheit von der Religion“. Ziel sei, die Finanzierung der Kirche aus dem Staatshaushalt und den katholischen Religionsunterricht in Schulen und Kindergärten zu unterbinden. Laut kathpress soll die Kampagne Anfang Oktober im ostpolnischen Lublin beginnen und im November u. a. in Krakau und Tschenstochau im Süden des Landes fortgesetzt werden. Politiker der (konservativen) Partei Recht und Gerechtigkeit betrachteten die Kampagne als Teil des Kampfes gegen die Beseitigung der Religion aus dem öffentlichen Raum. Von den 38,5 Millionen Einwohnern Polens gehören rund 86 % zur römisch-katholischen Kirche. Zweitgrößte Gruppe sind die etwa 547.000 Orthodoxen. Rund 75.000 Mitglieder hat die lutherische Evangelisch-Augsburgische Kirche in Polen.
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Vor Endzeitbotschaften wird gewarnt
INTERNET Vor „spekulativen und unseriösen Endzeitbotschaften” einer katholischen Seherin aus Irland warnt die Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW) in Berlin.
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eit März 2011 veröffentlicht die junge Mutter täglich anonym Botschaften im Internet, die sie nach eigenen Angaben direkt von Jesus Christus, Gott-Vater, dem Heiligen Geist oder Maria empfangen haben will. Ihr Ziel sei es, die Menschheit auf „Die Warnung“ vorzubereiten – „ein mystisches Ereignis, das in Kürze stattfinden wird“. In einem „Akt der Barmherzigkeit“ gebe Gott „der Welt die letzte Chance, um Vergebung zu bitten, so dass sie alle gerettet werden können“, heißt es auf ihrer Internetseite. EZW-Leiter Reinhard Hempelmann verurteilt diese Botschaften: „Panikmache und Endzeitspekulationen sind kein authentischer Ausdruck christlicher Zukunftshoffnung, die darauf abzielt, Menschen zu trösten und aufzurichten.“
Weltweite Verbreitung Mary Divine Mercy (Maria von der göttlichen Barmherzigkeit), wie sie sich selbst nennt, hat Anhänger auf der ganzen Welt. In 14 Sprachen sind ihre über 540 Botschaften übersetzt worden. Auch globale Unruhen wurden von ihr vorausgesagt, etwa ein atomarer Dritter Weltkrieg, in den Deutschland maßgeblich verwickelt sein soll. Die Gebete könnten helfen, Katastrophen aufzuschieben oder abzumildern. Die Irin gibt vor, sich ganz dem Papsttum zu unterstellen und ihre „Offenbarungen“ der römisch-katholischen Kirche zur Prüfung zugänglich gemacht zu haben. Doch haben laut Hempelmann auch zahlreiche römisch-katholische Stimmen inzwischen vor der „Warnung“ gewarnt, da sie der kirchlichen Lehre widersprächen. P
Aus ihrer Internetseite www.diewarnung.net
Protestanten beim Papst: Für ein Schuldbekenntnis der Kirchen ÖKUMENE Eine positive Bilanz der Begegnung mit dem „Ratzinger-Schülerkreis“ in der Sommerresidenz des Papstes – Castel Gandolfo bei Rom – hat der nordelbische Altbischof Prof. Ulrich Wilckens (Lübeck) gezogen. r war von Papst Benedikt XVI. als erster evangelischer Bischof eingeladen worden, an dem Treffen der Schüler teilzunehmen, die er als Theologieprofessor Joseph Ratzinger in Deutschland hatte. Der 84-jährige Lutheraner Wilckens sagte auf idea-Anfrage, es seien „geistlich großartige Gespräche“ gewesen. Die etwa 30 Teilnehmer hätten darin übereingestimmt, dass es eine zentrale Aufgabe der Kirchen sei, gemeinsam dafür einzutreten, dass die bis in die Gegenwart reichenden Folgen der Aufklärung im 18. Jahrhundert überwunden werden. Die Aufklärung habe u. a. zu einer Alleinherrschaft der Vernunft und einer Loslösung des
Der lutherische Altbischof Ulrich Wilckens und Papst Benedikt XVI.
Menschen von Gott geführt. Ohne die Bindung an Gott mache der Mensch jedoch die „quälende Erfahrung“, dass sein Leben letztlich sinnlos sei. Dies werde daran deutlich, dass Psychotherapeuten in der westlichen Welt immer mehr Zulauf hätten.
Das Herz der Theologie Martin Luthers Wilckens zufolge haben die Kirchen einen wesentlichen Anteil daran, dass es zur Aufklärung mit all ihren negativen Folgen gekommen sei. Die Kirchen sind sich, so der Altbischof, zwar dieser Schuld bewusst, hätten sie aber noch nicht offiziell anerkannt. Er fordert deshalb: „Die Kirchen sollten ein gemeinsames Schuldbekenntnis im Blick auf die Entstehung der Aufklärung und ihrer Wirkung bis in die heutige Zeit ablegen.“ Mit diesem Vorschlag sei er auf breite Zustimmung gestoßen, so Wilckens. Als Grundlage für ein solches Schuldbekenntnis könne die Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre des Lutherischen Weltbundes und der römisch-katholischen Kirche aus dem Jahr 1999 dienen. Die Rechtfertigung des Sünders allein aus Gnaden sei der Kern des christlichen Glaubens. Wilckens: „Vergebung setzt immer ein Schuldbekenntnis voraus. Das ist das Herz der Theologie Martin Luthers.“ Wilckens war von 1981 bis 1991 Bischof des Sprengels Holstein-Lübeck. Davor lehrte er Neues Testament in Marburg, Berlin und Hamburg. P
Foto: Servizio Fotografico
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Freie evangelische Gemeinden in Deutschland: Es ist Gründerzeit FREIKIRCHE „Bundestag“ nimmt 10 neue Gemeinden auf. Aber das Ziel ist noch nicht erreicht.
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ie Gemeindegründungsinitiative des deutschen Bundes Freier evangelischer Gemeinden (FeG) trägt Früchte. Die 310 Delegierten des „Bundestags“ nahmen in Dietzhölztal-Ewersbach 10 Gemeinden als Vollmitglieder in den Bund auf. Es handelt sich um Gemeinden in Altenkirchen (Westerwald), Bad Rappenau bei Heilbronn, Chemnitz, Emmelshausen (Hunsrück), Glonn (Oberbayern), Kölner Norden, Langenhagen-Kaltenweide bei Hannover, Offenbach und Oldenburg sowie die Andernach City Church (Mittelrhein). Im Jahr 2006 hatte sich der Bund zum Ziel gesetzt, binnen eines Jahrzehnts 100 Gemeinden ins Leben zu rufen. Inzwischen sind nach Angaben des Leiters ihrer Inland-Mission, Dietrich Schindler (Witten), 58 Gemeinden gegründet worden. Als jüngste sei eine russischsprachige Gemeinde in Koblenz hinzugekommen, teilte er dem Bundestag mit. Außerdem bestünden 18 Gründungsinitiativen. Der Bund Freier evangelischer Gemeinden ist eine der wenigen wachsenden Kirchen. Seine Mitgliederzahl nähert sich der 40.000. 462 Gemeinden gehören zum Bund. Unter den 472 Pastoren im aktiven Dienst sind 5 Frauen. Nach Worten von Präses Ansgar Hörsting (Witten) dürfe man das Reden vom Sühnetod Jesu am Kreuz nicht umgehen, weil es auf heutige Menschen anstößig wirken könnte. Das Kreuz bleibe vielen Menschen eine Dummheit
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oder intellektuelle Zumutung. Hörsting: „Für uns ist es Gottes Kraft, Rettung und der Weg zu Gott.“
Die Veranstaltungsevangelisation ist nicht passé Der Präses beobachtet, dass in Gemeinden zunehmend gefragt werde, wie man evangelisieren solle. Der Trend gehe weg von klassischen mehrtägigen Veranstaltungen hin zu einzelnen Aktionen. Doch habe man in Umfragen festgestellt, dass die meisten Menschen durch Veranstaltungen zum Glauben gekommen seien. Deshalb dürfe man die Veranstaltungsevangelisation „nicht begraben“.
Ein neues Missionsfeld ist Luxemburg Eine neues Missionsfeld stellte der Leiter der Allianz-Mission, Erhard Michel (Dietzhölztal), vor. In Luxemburg wollen die Missionare Vera und Matthias Schilp auch im Finanzsektor tätige Menschen mit der christlichen Botschaft erreichen – das ist etwa jeder 4. der 500.000 Einwohner. Die Allianz-Mission ist seit 50 Jahren das Missionswerk der Freien evangelischen Gemeinden. Sie ist in 21 Ländern mit 122 Langzeitmissionaren vertreten. P
b www.feg.de
idea Fernseh- und Hörfunk-Tipps
22. bis 28. September
FERNSEHEN Sonnabend, 22. September Sonntag, 23. September 16.30–17.00 Horizonte: Zwei Kirchen sind besser als eine? – Die Initiative „Ökumene jetzt“ will die Kirchenspaltung beenden
8.30–9.00 Das 4. Arche – Die Fernsehkanzel 10.00–10.30 „Sternstunde Religion“: Der Streit um die Beschneidung Rabbiner Marcel Ebel und Imam Bekim Alimi zu Gast
18.00–18.30 7 Tage im Altenheim: Wie ist das Leben in einem Senio11.00–12.15 ERF 1 renheim, wie fühlt es sich an, Gottesdienst aus der Freien wenn das Leben plötzlich ev. Gemeinde Simmersbach von anderen geregelt wird? mit Michael-Christian Diehl
Dienstag, 25. September 17.45–18.15 „Fenster zum Sonntag“: Zum internationalen Tag der Gehörlosen werden Menschen vorgestellt, die von Geburt an gehörlos sind Montag, 24. September 22.45–23.30 Chaostage: Wie geht es weiter mit dem Euro? Doku
Donnerstag, 27. September
22.15–22.45 20.15–21.15 37°: „Schätze aus der Tonne“ „Die Ungehorsamen“: Von Schrottladys und Müll- Widerstand gegen Hitler tauchern, Dokumentation 22.35–23.05 Mittwoch, 26. September Verschuldete Eltern – Wenn Geldnot die Familie bedroht 21.00–21.15 ERF 1 „kreuz+quer“ – Militärseel- Freitag, 28. September sorger und ihr Umgang mit 22.00–23.30 traumatisierten Soldaten, Nachtcafé: „Diagnose Krebs“ Magazin – wie damit umgehen?
HÖRFUNK Sonntag, 23. September 7.05–7.30 FeierTag. Raus aus der Sakristei! – Gespräche der Konfessionen im „Vorhof der Völker“ 8.35–8.50 „Sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund“, Das Kurzgespräch in der Seelsorge
9.45–10.00 Freikirchliche Predigt: Meinrad Schicker, BewegungPlus, Thun 10.05–11.00 Evangelischer Gottesdienst: „Der Anfang aller Anfänge“ Mit der Schöpfung der Welt fängt die grossartige Geschichte Gottes
Montag, 24. September
Mittwoch, 26. September
11.30–12.00 Camino: Zufriedenheit – Des Glücks bescheidene Schwester. Womit dürfen, womit müssen wir zufrieden sein?
20.00–21.00 ERF Plus Gemeinsam wohnen, kochen, beten – 25 Jahre Evangelische Lebensgemeinschaft Leipzig
20.05–21.00 „Gott in der Falle“ – Zwei verrückte Gestalten auf der Suche nach Gott (Hörspiel)
12.05–12.30 „Glauben“: Das Buch des Lebens – Einblicke in die himmlische Präsenzbibliothek von Friedrich Grotjahn
Dienstag, 25. September 18.50–19.00 Zum Fest Jom Kippur – Was der höchste Feiertag säkularen Juden bedeutet
Donnerstag, 27. September 20.00–21.00 ERF Plus Bilanz: „Beflügelt von seiner Güte“ – Horst Marquardt im Gespräch mit Pfarrer Martin Holland
Wer reagieren möchte, kann dies unter folgenden Rufnummern tun: ARD: 089/5900-3344 | Bibel.TV: 040/4450660 | Das Vierte: 0180/5843783 Deutschlandfunk und Deutschlandradio: 0221/345-1831 | DRS 2: (0)848/808080 | ERF: 06441/957-0 | HR (TV): 069/1555111 | Kabel 1: 0180/5011150 KiKa: 0180/2151514 | Luth. Stunde: 04264/2436 | MDR: 0341/300-5401 | NDR: 0511/988-2393 | Phoenix: 0180/28213 | RBB: 030/97993-2171 SF 2: (0)62/2059050 | SR 2: (0)681/6022222 | SWR: 07221/929-0 | WDR (Radio): 0221/5678-333 | WDR (TV): 0221/5678888 | ZDF: 06131/7012164
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Die Bibel als Drehbuch – in Zürich
THEATER Zehn Schauspieler, ein monumentaler Sandhaufen und die Bibel als Drehbuch – das Schauspielhaus Zürich überrascht mit einer Aufführung der „Genesis“, dem 1. Buch Mose. idea-Mitarbeiter Thomas Feuz war bei der fünf Stunden langen Premiere vor Ort.
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Die Bibel: Vers um Vers Schritte ertönen. Von rechts nähert sich eine schwarze Gestalt mit Hut, Mantel und Bart. In der Hand einen Notenständer und einen Klappsessel aus Holz, passiert der Darsteller die vorderen Sitzreihen und stellt auf der linken Bühnenseite bedächtig seine Inventarien auf. Er verschwindet hinter dem Haufen und kommt mit einer großen Wasserflasche wieder zum Vorschein. Mäuschenstill ist es im Saal, als der Mann sich setzt und einen weissen Ordner aufschlägt. „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Und die Erde war wüst und leer …“ Vers um Vers wird aus der Bibel vorgelesen. Einige Zuschauer schauen sich verwundert an, andere kichern. „Ich glaub’s nicht», flüstert meine Sitznachbarin kurz vor der Pause. Danach bleibt ihr Platz leer.
Freude, Tränen und viel Blut Der Zuschauer erlebt die Erschaffung der Welt mit, die Vertreibung aus dem Paradies und die Sintflut, die erste Naturkata-
Jakob mit Rahel und Lea
strophe: Die Arche, ein Papierschiffchen in einem kleinen Loch des Sandhaufens, wird aus der grossen Wasserflasche umspült. An dem so entstehenden Wasserloch spielen sich später verschiedene Bruderzwiste ab, werden Kamele getränkt und Lagerfeuer entfacht, ringt Jakob mit Gott. Ausnahmslos auswendig rezitieren die Schauspieler die schier endlosen biblischen Geschlechts- und Namenregister. Eindrücklich auch die Darstellung der Himmelsleiter in Jakobs Traum. Die Projektion auf dem Sandhaufen wirkt verblüffend; Stufe um Stufe kriecht der Träumer die Treppe hoch. Am gleichen Ort bitten später die Brüder Josefs vor dem Statthalter des Pharao um Brot. Josef steht erhaben auf dem Sandhaufen und wird – auf dem Gipfel seiner Karriere – von der Tochter eines ägyptischen Priesters bezirzt. Dann gibt er sich seinen Brüdern zu erkennen. Die Wiedersehensfreude ist gross, Freudentränen fliessen. Regisseur Stefan Bachmanns Vorliebe für männliche nackte Haut ist unübersehbar. In einer Beschneidungsszene verdecken nackte Protagonisten knapp ihren
Penis, dann fliesst Blut. Weibliche Körper werden nur angedeutet. Rahel und Lea zum Beispiel präsentieren sich Jakob in ein und derselben Person, das Gewand vorne und hinten mit einem Frauentorso bemalt. Nur Josefs Frau zeigt etwas Bein. Keine zur Schau gestellte weibliche Nacktheit, keine Blasphemie. Wohltuend. „Josef starb mit 110 Jahren. Man legte ihn in Ägypten in einen Sarg.“ Der Tod als finaler Höhepunkt? Nach fünf Stunden wirkt der Schlusssatz wie eine Erlösung.
„Beeindruckend“ bis „verwirrend“ Was sagen die Besucher? „Schauspielerische Glanzleistung.“ – „Zu lange Monologe.“ – „Beeindruckend, obwohl ich keinen Bezug zum Glauben habe.“ – „Die Fülle an Namen und Zahlen ist verwirrend“, findet ein Kollege von einer Theaterzeitschrift. „Das Drehbuch war besser. Du hast es auch gelesen, oder?“ Habe ich! Und erst noch im (biblischen) Original. Das Theaterstück „Genesis“ hilft Bibellesern, die vielen Facetten in ein grösseres Ganzes einzubetten. Warum also nicht mal eine „Bibelstunde“ im Theater erleben? P
Foto: T. Feuz
om ersten Vers bis zum Ende des 1. Buches Mose wird die Bibel fortlaufend gelesen. Das Geschehen wird auf und rund um einen monumentalen, etwa zwölf Meter hohen Sandhaufen dargestellt. Im Theater wird aus dem Vorlesen grosse Kunst. Regisseur Stefan Bachmann kam dabei ohne Blasphemie aus. Dafür hätte man gerne auf entblösste Penisse und blutige Beschneidungsszenen verzichtet … Doch der Reihe nach. „Nun kommt etwas, was nie hätte geschehen dürfen“, heisst es zur Begrüßung. Hauptdarsteller Klaus Brömmelmeier und ein weiterer Schauspieler fallen gesundheitsbedingt aus. Gleich zwei Ausfälle ausgleichen – das Ensemble schaffte es mit der Doppelbesetzung der Rolle. „Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass einige Schauspieler mit Blättern in den Händen herumlaufen.“ Der Bitte wird entsprochen, die Geschichte nimmt ihren Anfang.
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Christliches Fernsehen in einer gottlosen Welt MEDIEN Vor 10 Jahren wurde eine Vision des Bonner Verlegers Norman Rentrop Wirklichkeit: ein deutschsprachiger Fernsehsender mit der Bibel im Mittelpunkt. Am 22. September feiert Bibel TV das Jubiläum mit einem Dankgottesdienst in Hamburg. Inzwischen ist das 24-Stunden-Programm in ganz Europa zu sehen. Von Beginn an leitet Henning Röhl Bibel TV; er war vorher u. a. Fernsehdirektor des Mitteldeutschen Rundfunks und Chefredakteur von „ARD aktuell“ (Tagesschau und Tagesthemen). Am 1. Februar übergibt der 69-Jährige das Amt an Matthias Brender (34). Mit Röhl sprach Wolfgang Polzer.
Was ist nach 10 Jahren aus Ihrer Sicht die größte Errungenschaft von Bibel TV? Das Größte ist, dass wir so viele Freunde, Zuschauer und Förderer haben. Aus dem Dialog mit ihnen ist eine große BibelTV-Gemeinde gewachsen. Daran habe ich anfangs nicht geglaubt – auch in finanzieller Hinsicht. Es hat viele Monate gegeben, wo ich am 15. nicht mehr wusste, wie wir am 1. die Gehälter der paar Mitarbeiter bezahlen konnten. Aber immer hat jemand geholfen – nicht nur materiell. Auch der seelische Zuspruch aus der Zuschauerschaft hat diesen Sender über die zehn Jahre getragen und wird ihn weiterhin tragen. Ist die enge Bindung an die Zuschauer etwas, was Bibel TV vor säkularen Fernsehanbietern, öffentlich-rechtlichen oder privaten, auszeichnet? Da bin ich ganz sicher. Ich war ja früher zuständig für viele Unterhaltungs- und Informationssendungen in der ARD, etwa für die Tagesschau. Niemals habe ich damals auch nur annähernd so viele und so intensive Briefe, Anrufe und E-Mails bekommen. Es sind ja auch viele, viele digitale Sender gegründet worden – und fast ebenso viele
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Bibel TV: Produktion im Studio in der Hamburger Zentrale.
wieder eingegangen. Bibel TV hat überlebt und wird weiterleben, weil es eine solche Gemeinschaft ist.
Wenn das Geld nicht von selbst kommt Zurück zur Finanzierung: Wenn Sie zum größten Teil auf Spenden und nicht auf Gebühren oder Werbeeinnahmen angewiesen sind, ist das auch ein Glaubenswagnis. Ist das ein Nachteil? Die Vorteile überwiegen bei Weitem. Ich kam ja von einem gebührenfinanzierten System, der ARD. Da musste man gar nichts tun; das Geld kam von selber. Bei den Kirchen ist es ähnlich. Die brauchen auch nicht viel zu tun; das Geld kommt durch die Kirchensteuer von selber. Aber wenn Sie immer wieder darum bitten müssen, gehen Sie nach meiner Erfahrung mit jedem Cent völlig anders um. Sie verspüren eine größere Verantwortung den Spendern gegenüber, die den Sender tragen. Bibel TV wird zu weit über 90 % von Spenden finanziert. Das muss man ständig rechtfertigen. Ideell wird Bibel TV auch von den großen Kirchen unterstützt. Nutzen diese das Potenzial aus? Ich glaube nicht, dass die Kirchen wirklich wissen, welch ein Instrument sie da haben. Das ist eine meiner großen Enttäuschungen der letzten 10 Jahre. Wir hatten neben Bibel TV einen Jugendsender gegründet und alles auf die Beine gestellt. Die Infrastruktur war da und eine sehr motivierte junge, fromme Mannschaft an Bord. Aber bald war uns klar, dass wir das auf Dauer nicht finanzieren können.
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Wir sind dann zu den Kirchen gegangen und haben gesagt: „Wir bieten euch einen wirklich funktionierenden Fernsehsender, der auch in den neuen Medien arbeitet. Wollt ihr den nicht übernehmen?“ – „Nein“, hieß es, „das kostet Geld. Das können wir auf keinen Fall.“ Wenn ich dann überlege, für welche anderen Dinge die Kirchen Geld ausgeben und wie sie immer weiter vergreisen! Hier hätte man die Chance gehabt, medial junge Leute zu erreichen.
Die Kirchen haben ja auch eigene Fernsehproduktionen, und dann gibt es noch eine Reihe von katholisch oder evangelikal ausgerichteten Kanälen wie ERF1 oder den adventistischen Hope Channel. Die Programme sehen manchmal ziemlich ähnlich aus, und die Spendergruppen dürften sich auch teilweise überschneiden. Ist das nicht eine Vergeudung von Potenzial und Mitteln? Zu den kirchlichen Produktionen möchte ich nicht viel sagen. Nur so viel: Wenn eine kircheneigene Produktionsgesellschaft – und das ist Tatsache! – einen „Tatort“ produziert, frage ich mich manchmal, was das noch mit dem Evangelium zu tun hat. Aber es gibt inzwischen 3 wesentliche christliche Fernsehsender in Deutschland: Bibel TV, ERF1 und Hope Channel. In der Gründungsphase war es wohl nicht zu vermeiden, dass insbesondere ERF und Bibel TV ein wenig auseinandergingen. Auch Bibel TV wollte seinen eigenen Weg gehen. Es gibt ebenfalls den einen oder anderen inhaltlichen Unterschied. Bibel TV versteht sich ja eher als Plattform und hat nicht so viele Eigenproduktionen wie der ERF, obwohl deren Zahl von Jahr zu Jahr wächst. Aber ich bin überzeugt, es ist für die Zukunft vorgezeichnet, dass man wieder zueinander findet, zum Beispiel wegen der neuen Verbreitungswege über das Internet oder der Ausstrahlung im hochauflösenden HD-Format. Das ist so kostenintensiv, dass es sich kleine arme Sender wie Bibel TV und ERF allein gar nicht leisten können. Das kann man nur mit gebündelten Kräften machen. Also ist es notwendig, dass man wieder stärker aufeinander zugeht und miteinander kooperiert trotz der einen oder anderen inhaltlichen Unterschiedlichkeit. Aber was bringt uns die Betonung der Unterschiedlichkeiten in einer rundherum gottlosen Welt? Wir müssen doch das Gemeinsame sehen und uns gemeinsam behaupten und unsere Botschaft in diese gottlose Welt hineintragen. Wir brauchen wieder viel mehr Vertrauen zueinander. Ich glaube, das wird auch in den nächsten Jahren kommen.
Erreicht ein frommer Sender auch Heiden? Kann man mit einem Sender wie Bibel TV auch Nichtchristen erreichen? Wir wissen aus vielen Zuschauerreaktionen, dass Zuschauer durch unser Programm wieder zur Bibel gegriffen haben, sich haben taufen lassen, einer Gemeinde beigetreten sind. Wir können das nicht mit Zahlen beziffern; das wollen wir
Der Vorsitzende Rentrop und Geschäftsführer Röhl beim Start 2001
auch gar nicht. Aber unsere Umfragen zeigen, dass eine ganze Reihe von Zuschauern keiner Kirche angehört. Wir haben in Deutschland Gesetze, nach denen es nicht erlaubt ist, im Fernsehen missionarisch zu sein. Deshalb sind wir verbal immer etwas zurückhaltend. Aber dass unsere Programme so wirken, kann ja niemand verhindern.
Auf die Reichweite kommt es an! Wenn ein Sender viele Menschen erreichen will, muss er möglichst überall zu empfangen sein. Worauf legen Sie mehr Wert – auf Reichweite oder auf Qualität? Wir legen ganz starken Wert auf die technische Reichweite. Dafür zahlt Bibel TV fast 4 Millionen Euro im Jahr – sehr, sehr viel Geld. Wir bekommen viele zugelieferte Sendungen, bei denen auch wir nicht immer mit der Qualität 100-prozentig einverstanden sind. Vieles ist gut gemeint, aber nicht immer gut gemacht. Wir haben es trotzdem gesendet, weil ich glaube, dass auch ein nicht so qualitativ hochstehendes Programm durchaus Wirkung haben kann. Wir sind in den letzten Jahren verstärkt dabei, selber zu produzieren, und wir werden besser. Wir haben eine ganz junge Mannschaft und bilden immer 7 oder 8 Volontäre aus. Daraus entsteht Fernsehkönnen. Unsere Produktionskosten liegen im Jahr bei 500.000 bis 600.000 Euro – ein Drittel der Kosten für einen einzigen „Tatort“ der ARD. Dafür machen wir 24 Stunden Programm an 365 Tagen im Jahr. Nicht alles ist Hochglanz, aber es muss auch nicht alles Hochglanz sein.
Gibt es Bibel TV bald auch im Radio? Bibel TV will auch in den Hörfunk einsteigen. Wie weit sind die Pläne gediehen? Ausschlaggebend war für mich die abendliche Fahrt vom Büro nach Hause. Da habe ich auf NDR Info die Tagesschau nicht gesehen, sondern gehört. Man kann also manche Fernsehsendungen auch nur als Ton bringen. Sollte das für Bibel TV nicht auch möglich sein? Bei Musiksendungen, Gottesdiensten, Predigten, Nachrichten geht das. Deshalb haben wir vorsorglich eine Lizenz für digitales Radio (DAB+) beantragt. Im Moment fehlen noch das Geld und das Personal. Aber es wird in den nächsten Jahren sicher kommen – nicht jetzt. Es wird auch etwas anderes als der ERF-Hörfunk. Heute muss man eine multimediale Verbreitung angehen – sonst ist man auf Dauer zum Untergang verurteilt.
Fotos: Bibel TV (3), ERF/Rühl
Bibel TV & ERF müssen zusammenfinden
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Die Entwicklung von Bibel TV Jahr
Monatsprogramme
Spenden
Mitarbeiter
2003
15.000
255.000 €
10
2012
190.000
7.500.000 € (2011)
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Reichweite 2012 ist Bibel TV in 30 Mio. Fernsehhaushalten in Deutschland, Österreich und der Schweiz empfangbar Henning Röhl übergibt zum 1. Februar sein Amt an Matthias Brender.
Wir wollen 500.000 erreichen Bald werden Sie Abschied nehmen von Bibel TV. Mit welcher „Vision“ gehen Sie? Wie sieht Bibel TV in 10 Jahren aus? Es gibt noch viele Entwicklungsmöglichkeiten – qualitative Programmverbesserungen, multimediale Ausbreitungsmöglichkeiten. Wir brauchen Diskussionsforen über biblische Inhalte. Ich wünsche mir sehr, dass wir auch wieder mehr junge Leute erreichen. Für mich ist es fast ein Alptraum, dass ein Großteil unserer Jugend ohne Berührung zum Evangelium aufwächst. Zukunft hat nur der, der die Jugend hat und der mit der Jugend im Gespräch ist. All das ist nicht mehr mein Bier; dazu bin ich zu alt. Deshalb habe ich auch mit dem 34-jährigen Matthias Brender einen sehr jungen Nachfolger, der sich gerade im Multimedialen sehr gut auskennt. Bibel TV ist mittlerweile zum Begriff geworden. Bei den Programmheften bin ich erst richtig zufrieden, wenn wir von jetzt 190.000 auf 500.000 gestiegen sind.
Fernseh-Trend: Ein Krimi löst den anderen ab Stichwort neue Medien. Hat das herkömmliche Fernsehen, wo man sich vor den Schirm setzt und das konsumiert, was einem gerade geboten wird, überhaupt noch Zukunft? Mit Sicherheit. In den USA hatte man das Fernsehen schon totgesagt, aber es ist so stark wie eh und je, wenn auch die Zuschauer ein bisschen weniger geworden sind. Fernsehen hat Zukunft. Vor allem müssen Inhalte gut produziert werden, nicht ärmlich - was bei Bibel TV zugegebenermaßen anfangs der Fall war. Diese Inhalte werden auf verschiedenen Wegen verbreitet. Sie werden zum einen über das traditionelle Fernsehen ausgestrahlt und zum anderen über das Internet. Die Chancen sind riesig. Apropos Inhalte: Werden Werte, wird das Christliche im etablierten Fernsehen vernachlässigt? Die Tendenz zur Boulevardisierung ist so stark wie noch nie. Ein Krimi löst den anderen ab. Ein Fernsehzuschauer muss denken, wir lebten in einem total gewalt- und verbrechensbeherrschten Staat. Wertebetonte Sendungen spielen hingegen auch im öffentlich-rechtlichen Fernsehen nicht mehr die Rolle wie vor zehn oder 20 Jahren. Daher ist es meines Erachtens notwendig, dass es christliche Sender gibt. Das ist auch eine Reaktion auf die Verflachung anderer Programme. Vielen Dank für das Gespräch, Herr Röhl. 38.2012
Zuschauerschätzung Die GfK-Zuschauerforschung weist 2012 für Deutschland täglich zwischen 150.000 und 200.000, in der Spitze bis zu 300.000 aus. Dazu kommen noch die Zuschauer in Österreich, der Schweiz und dem übrigen Europa sowie die steigende Zahl derer, die Bibel TV über den Livestream im Internet (www.bibeltv.de, zattoo.com) empfangen. Geschätzt dürften es so 300.000 Zuschauer pro Tag sein.
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www.bibeltv.de • 040 4450660
Was der ERF-Chef dazu sagt:
Der Geschäftsführer von Bibel TV, Henning Röhl, regt im idea-Interview eine stärkere Kooperation mit ERF Medien an. Dazu nimmt der Vorstandsvorsitzende, Jürgen Werth (Wetzlar), Stellung: Unsere Gesellschaft braucht so viel Christliches im Fernsehen und in allen anderen alten und neuen Medien wie nur eben möglich. Da schadet es gar nichts, dass es unterschiedliche Angebote für unterschiedliche Zielgruppen gibt. Bevor wir unseren Fernsehkanal an den Start geschickt haben, gab es viele offene und vertrauensvolle Gespräche mit den Freunden von Bibel TV. Am Ende haben wir nur den Weg gesehen, mit zwei verschiedenen Angeboten in die Öffentlichkeit zu gehen. Das hat zum einen etwas mit Strukturen zu tun. Bibel TV ist eine GmbH, wir sind ein Verein. Das hat auch etwas mit dem andersgearteten Gesamtangebot zu tun. Bibel TV ist Fernsehen. ERF Medien ist Fernsehen, Radio, Internet und Weltmission. Auch die konfessionelle Beheimatung ist unterschiedlich. Bibel TV versteht sich als ökumenisches Angebot, wir sind doch sehr viel stärker in der evangelischen Welt zu Hause. Und schließlich versteht sich Bibel TV als Plattform, wir sind ein Produzenten-Fernsehen. Aber trotzdem: Die Gemeinsamkeiten überwiegen. Und Henning Röhl hat recht: Vieles können wir nur mit vereinten Kräften schultern. Insofern bin ich gespannt, ob es künftig wieder zu einer stärkeren Kooperation zwischen unseren beiden Unternehmen kommt.
So handelt Gott 24
T H E OLO GI E
GLAUBENSBEKENNTNIS (4. TEIL) Wie kann Gott eigentlich gleichzeitig der Allmächtige und ein liebevoller Vater sein? Das erklärt in der 4. Folge der idea-Serie über das Apostolische Glaubensbekenntnis Pastor Klaus Jürgen Diehl (Wetter/Ruhr).
Gott ist einerseits der liebevolle Vater, wie es dieses Gemälde von Rembrandt van Rijn zeigt: „Die Heimkehr des verlorenen Sohnes“ (1669)
Israel erfährt immer wieder Gottes Macht Schon das Volk Israel setzt Gottes Allmacht nicht als Eigenschaft voraus, sondern bezeugt auf vielfache Weise: Wir haben Gottes Macht im Laufe unserer Geschichte immer wieder auf wunderbare Weise erfahren. Gott hat uns aus jahrhundertelanger Sklaverei in Ägypten befreit; er hat uns durch die Wüste geführt und endlich in das ver-
sprochene Land gebracht. Er hat uns in unserer wechselvollen Geschichte immer wieder dafür gestraft, dass wir den Treuebund, den er mit uns geschlossen hat, gebrochen haben. Doch nie hat er uns abgeschrieben, sondern stets einen neuen Anfang mit uns gewagt – bis dahin, dass er uns den endzeitlichen Messias versprochen hat, um durch ihn einen neuen, für immer gültigen Bund mit uns zu schließen.
Juden wagen es nicht, Gott mit Vater anzureden Doch als Erstes bekennen wir Christen uns nicht zu Gott als Allmächtigem, sondern zu ihm als Vater. Zwar konnte schon das Volk Israel im Alten Testament in Gott seinen Vater sehen, doch hätten fromme Israeliten es nie gewagt, Gott in ihren Gebeten so anzureden. Das Wissen um die Distanz zwischen dem erhabenen Gott und uns sterblichen Menschen verwehrte es ihnen, Gott mit dem vertraulichen Wort „Vater“ oder gar „Abba“ (aramäisch – die Sprache Jesu – für „Papa“) anzureden. Das gilt übrigens erst recht für fromme Muslime, für die es bis heute undenkbar ist, zu Allah als Vater zu beten. Sie empfinden diese Vertraulichkeit in der Beziehung zu Gott geradezu als Beleidigung seiner Majestät. Sie verstehen sich darum auch nicht als
Foto: dpa; Lebrecht Music & Arts/Corbis
„Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen“ … – so beginnt das Apostolische Glaubensbekenntnis. In einem Atemzug Gott als Vater und als Allmächtigen zu bekennen, empfinden viele Menschen als problematisch. Mit dem Bild eines allmächtigen Vaters verbinden sie die Vorstellung eines seine Macht ausspielenden, autoritären Übervaters, der seinen Kindern keine Luft zum Atmen lässt und ihnen seinen Willen aufzwingt. Wir werden sehen, dass zwischen dieser Vorstellung und der in der Bibel vielfältig bezeugten Offenbarung Gottes als allmächtiger, liebevoller Vater ein himmelweiter Unterschied besteht. Die Bibel erzählt uns lebenspralle Geschichten von Gott, der immer wieder überraschend heilsam in das Schicksal von Menschen eingreift und seine Macht als fürsorglicher Vater zu ihrem Besten einsetzt.
ideaSpektrum 38.2012
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Kinder Gottes, was sie für anmaßend halten, sondern als seine unterwürfigen Diener. Wir verdanken es einzig dem Beispiel und der ausdrücklichen Ermutigung durch Jesus, dass wir zu Gott „lieber Vater“ sagen dürfen. Jesus selbst hat in seinen Gebeten Gott als „mein Vater“ angeredet und sich dabei des vertrauten und zärtlichen „Abba“ aus der alltäglichen Familiensprache bedient. Dabei ist dieser für das Judentum unerhörte, kindlich-vertrauensvolle Umgang mit Gott in seiner unvergleichlichen Stellung als Sohn Gottes begründet. Niemand sonst kann von sich sagen: „Ich und der Vater sind eins!“ (Johannes 10,30).
Was wir beten sollen Als die Jünger miterleben, wie hingebungsvoll Jesus zu seinem himmlischen Vater betet, und ihnen dabei ihre kümmerlichen eigenen Gebetsversuche vor Augen stehen, bittet ihn einer: „Herr, lehre uns beten!“ (Lukas 11,1). Daraufhin ermutigt Jesus seine Jünger, so zu beten: „Unser Vater im Himmel …“. Es geht dabei nicht in erster Linie um neue Worte, sondern eine erst durch Jesus möglich gewordene neue Gottesbeziehung. Er selbst als Person öffnet uns den Weg zum himmlischen Vater (Johannes 14,6). Wer sich an ihn, den Sohn hält, kann auch zu Gott „lieber Vater“ sagen; oder anders gesagt: Gott seinen Vater nennen kann einer nur, wenn er glaubt, dass Gott uns Jesus als seinen Sohn zum Heil in unsere Welt geschickt hat. Man kann also nicht ohne Jesus an Gott als Vater glauben.
Wer einen schlimmen Vater hatte Manche Menschen tun sich schwer damit, Gott als Vater anzureden: Sie haben womöglich in ihrer Kindheit einen lieblosen, gewalttätigen oder überforderten Vater erlebt. Die Autorität vieler Väter ist heute in eine tiefe Krise geraten. Doch trotz häufig negativer Erfahrungen bewahren viele Kinder eine Ahnung davon, wie ein guter Vater eigentlich sein müsste: zärtlich und liebevoll, aber auch Gott ist andererseits der Allmächtige, wie es dieses Gemälde über die „Teilung des Roten Meeres“ von William Brassey Hole zeigt (ca. 1910)
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streng und konsequent; einer, der ihnen Grenzen aufzeigt, doch Freiheit lässt; einer, der immer zu ihnen steht, wenn sie im Leben Schiffbruch erleiden.
Alles wurde auf den Kopf gestellt Als einen solchen guten Vater stellt uns Jesus Gott vor in dem wohl bekanntesten „Gleichnis vom verlorenen Sohn“, das eigentlich zutreffender „Gleichnis vom barmherzigen Vater“ heißen müsste. Wie der Vater in diesem Gleichnis seinem schwer unter die Räder geratenen Sohn bei seiner Rückkehr entgegenläuft, ihn liebevoll in die Arme schließt, ein großes Fest für ihn ausrichten lässt und ihn wieder in seine vollen Rechte als Sohn einsetzt, das hat die Vatererfahrungen der Zuhörer Jesu damals völlig auf den Kopf gestellt: Ein jüdischer Familienpatriarch wäre seinem gescheiterten Sohn bei seiner Rückkehr nie entgegengelaufen; er hätte ihn erst einmal zu Kreuze kriechen lassen und ihm eine gehörige Standpauke gehalten, bevor er ihn zur Bewährung die Drecksarbeit auf seinem Hof hätte machen lassen. Aber eben so ist Gott, unser himmlischer Vater, nicht: Er sehnt sich danach, seine ihm entlaufenen Kinder wieder in die Arme zu schließen, und vergibt ihnen voller Erbarmen ihre Schuld, wenn sie zu ihm umkehren.
Kann Gott nicht auch wie eine Mutter sein? Aber muss man in Gott unbedingt einen Vater sehen? Kann er nicht auch wie eine Mutter sein? Ganz gewiss! So ruft er seinem am Boden liegenden Volk Israel durch den Propheten zu: „Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet“ (Jesaja 66,13). Und in einem bewegenden Bild ganz am Ende der Bibel wird uns geschildert, wie Gott im endzeitlichen Paradies den Erlösten wie eine zärtliche Mutter begegnet: „Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen“ (Offenbarung 21,4). Gott als himmlischer Vater vereinigt in sich eben auch die mütterlichen Züge!
Gott lenkt und Gott richtet Ist die Vorstellung von Gott als Vater ein besonderes Kennzeichen des christlichen (und teilweise des jüdischen) Glaubens, so wird man andererseits feststellen, dass die Vorstellung von Gott als einem allmächtigen Wesen in der Welt der Religionen weit verbreitet ist. Allerdings ist damit zugleich die Ansicht verbunden, dass ein allmächtiger Gott weder schwach sein noch leiden und erst recht nicht sich selbst erniedrigen und Mensch werden könne. Doch eben darin ist der sich in der Bibel offenbarende Gott einzigartig: Seine Allmacht ist kein fernes, entrücktes Thronen, keine den Menschen bedrohende Gewalt eines überirdischen Despoten, sondern eine Macht, die uns Menschen sucht und unser Bestes will. Aus eigener Initiative verzichtet Gott auf alle Merkmale seiner Macht und kommt als sterblicher Mensch auf unsere Erde. O
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Natürlich zeigt sich die Allmacht Gottes auch darin, dass er den Kosmos aus dem Nichts heraus schuf, dass er die Geschicke der Völker lenkt und am Ende der Menschheit aller Zeiten als Weltenrichter gegenübertritt. Gott setzt in grenzenloser Souveränität die Zeiträume und Termine für den Ablauf der Weltgeschichte fest; er bestimmt in eigener Vollmacht über Wohl und Wehe der Menschen.
Warum lässt Gott das Elend der Welt zu? Doch eben hier setzen tiefgreifende Fragen und Zweifel von Menschen an. So fragen sie immer wieder: „Wenn Gott wirklich allmächtig ist, warum lässt er dann all das Leid, Elend und die Ungerechtigkeit in der Welt zu? Es müsste ihm doch ein Leichtes sein, es zu beseitigen!“ Darauf ist zunächst zu antworten: Auch wenn Gott scheinbar nicht machtvoll eingreift, so verurteilt er doch das von Menschen verursachte Leid und Elend. Seine Gebote sind in dieser Hinsicht klar und eindeutig. Auf der anderen Seite lässt Gott den Menschen die Wahl, sich gegen ihn und seine Gebote zu entscheiden. Ein großer Teil der Nöte in dieser Welt ist eben darin begründet. Wir Menschen haben Gott, unsern Schöpfer verlassen und vergessen, weil wir in anmaßender Überheblichkeit selber sein wollen wie Gott (1. Mose 3,5). Schließlich: Gott überlässt eben keinesfalls teilnahmslos oder gar schadenfroh die Welt ihrem selbst verschuldeten Elend. Indem er in Jesus Mensch wird, stellt er sich auf die Seite der Ausgegrenzten und Unterdrückten, der Armen und Kranken, der Hungernden und Dürstenden. Die Wunder, die Jesus vollbringt, sind ein Fingerzeig Gottes, mit dem er der Not und dem Elend von Menschen entgegentritt und für heilsame Veränderungen sorgt. Seine Jünger fordert Jesus ausdrücklich auf, es ihm nachzutun. Für uns Christen ist daher unser solidarisches Mitleiden und entschlossenes Eintreten für die Notleidenden die gebotene Konsequenz unseres Glaubens.
Gott hat sich geändert: Er hat abgerüstet! Hatte Gott im Alten Testament immer wieder einmal äußere Gewalt als Strafund Erziehungsmittel gegenüber seinem abtrünnigen Volk Israel und anderen Völ-
kern eingesetzt und damit seine Geschichtsmächtigkeit unter Beweis gestellt, so vollzieht er mit der Verheißung des künftigen Messias eine Kehrtwende. Der kommende Erlöser offenbart uns Gott als einen, der auf die gewaltsame Durchsetzung seiner Macht verzichtet und darum als „Friedefürst“ (Jesaja 9,4) angekündigt wird. Das Leben und Wirken von Jesus ist ein eindrückliches Beispiel dafür, dass der allmächtige Gott abgerüstet hat. Gott setzt seine Macht nun nicht mehr durch, indem er Menschen seiner Herrschaft unterwirft, sondern indem er bis zur Hingabe seines Sohnes am Kreuz um ihren Glauben und Gehorsam wirbt. Vor seiner Himmelfahrt beauftragt und ermächtigt der auferstandene Jesus seine Jünger ausdrücklich, Menschen durch die Verkündigung des Evangeliums für den Glauben zu gewinnen. Zwar haben die christlichen Kirchen im Laufe ihrer Geschichte immer wieder gemeint, sie müssten die Sache Gottes mit den Mitteln von Druck, Zwang und Gewalt vertreten, und haben so das Christentum in schweren Misskredit gebracht. Doch die Weitergabe des Glaubens geschieht nach dem Willen Gottes nur so, dass Christen als seine Boten andere Menschen eindringlich, aber liebevoll einladen zum Vertrauen auf ihn, der uns durch Jesus zum Vater geworden ist. Allerdings verlieren Christen dabei nicht aus dem Blick, dass ihr Herr Jesus Christus einmal in einer überwältigenden Demonstration seiner Macht auf diese Erde zurückkehren wird und kein Mensch sich dann dem Gericht Gottes wird entziehen können. P
Was die Bibel dazu sagt Ich bin Israels Vater, und Ephraim ist mein eingeborener Sohn (Jeremia 31,9) Du, HERR, bist unser Vater; unser Erlöser, das ist von altersher dein Name (Jesaja 63,16)
media-kern.de Traugott Fränkle Erlebte Geschichten
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Darf ein
Mörder
Andachten halten?
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Darf ein Mörder Andachten halten? Erlebte Geschichten Bestell-Nr. 512 2605 Taschenbuch · 112 Seiten € 6,95 Kann man Gottes Eingreifen heute noch erleben? Ja, beweist Traugott Fränkle in den 21 erlebten Geschichten seines spannenden Buches. Er erzählt von einem Mörder, der heute Andachten hält, von der Bewahrung bei einem nächtlichen Überfall und … Eine muntere und Mut machende Lektüre.
Jesus zu seinen Jüngern: Darum sollt ihr so beten: Unser Vater im Himmel! (Matthäus 6,9) Jesu: Niemand kommt zum Vater denn durch mich! (Johannes 14,6) Wer den Sohn leugnet, der hat auch den Vater nicht; wer den Sohn bekennt, der hat auch den Vater. (1. Johannes 2,23).
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Wie ich Frieden mit meiner Mutter fand GENERATIONENKONFLIKT Das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern ist auch bei Christen nicht immer ungetrübt. Luitgardis Parasie (Northeim bei Göttingen) beschreibt für idea, wie sie nach vielen Jahren mit ihrer Mutter Frieden fand. Frau Parasie ist Pastorin der hannoverschen Landeskirche und Familientherapeutin. Der Anruf erreichte uns Sonntagnachmittag im Urlaub in den hintersten Bergen Korsikas: „Ihre Mutter liegt im Sterben.“ Davor hatte es mir immer gegraut. Nicht weil ich prinzipiell Angst vor Sterbebegleitung habe, sondern weil ich Zeit meines Lebens ein sehr schwieriges Verhältnis zu meiner Mutter hatte. Als Jugendliche litt ich unter ihren rigorosen moralischen Forderungen: keine langen offenen Haare, nicht mit einem Jungen allein ins Kino gehen, keine kurzen Röcke. Diese Streitereien bei der Schneiderin über die Rocklänge! Ich war froh, als ich zum Theologiestudium weit weggehen konnte und in der Heidelberger SMD (Studentenmission in Deutschland) fröhliche Christen kennenlernte. Aber eine Frau als Pastorin, und dann noch mit Theologiestudium an einer normalen Uni – das ging für meine Mutter gar nicht. Sie setzte sich für „bibeltreue“ Hochschulen ein. Kleine Kinder taufen, Jugendliche konfirmieren: in ihren Augen alles völlig „unbiblisch“. Irgendwann trat sie aus der Kirche aus. Bis zum Ende hat sie mich als „Ungläubige“ bezeichnet – auch in aller Öffentlichkeit. Geistlich fand ich nie einen Zugang zu ihr. Meine Mutter also im Sterben begleiten? Unmöglich, nichts für mich – so hatte ich es vor drei Tagen noch Freunden auf Korsika gesagt. Aber jetzt wusste ich: Ich muss da hin, es gab keine Wahl.
Foto: Jost Wetter-Parasie
Bring dein Gesangbuch mit Zwei Stunden Rückfahrt nach Calvi, im Internet nach dem nächsten Flug geguckt, unsere drei Kinder informiert. „Fahre morgen früh los, bin mittags da“, schrieben erst Nora, dann Brita und Nils per SMS zurück. Mein Mann und ich schafften es nach 16-stündiger Odyssee über Bastia–Paris–Straßburg erst abends um 18 Uhr. Da waren unsere Kinder schon lange da, sangen mit der Großmutter Choräle und lasen ihr Psalmen vor. Nora hatte ihrer Schwester vorher eine Nachricht geschickt: „Bring dein Gesangbuch mit.“ Aber Brita hatte es längst eingepackt. Ich fragte sie: „Wie kamst du auf die Idee, es mitzunehmen?“ „Weißt du noch“, sagte Brita, „vor einigen Jahren besuchten wir Tante Hanna, als sie im Sterben lag, und die ganze Fahrt über hast du uns das Lied ‚Befiehl du deine Wege‘ beigebracht, damit wir ihr das vorsingen können. Heute Morgen hab’ ich gedacht: Eh ich wieder auswendig singen muss, steck’ ich lieber das Gesangbuch ein.“ Die Oma war sehr schwach, aber klar orientiert und wach, versuchte teil-
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Weihnachten 2006: Die Autorin Luitgardis Parasie in der Mitte mit ihrer Mutter (rechts) und ihren Kindern Brita, Nora und Nils (v. l. n. r.)
weise mitzusingen. Was soll man sonst auch machen am Sterbebett? Das meiste, was man reden würde, erscheint einem jetzt als dummes Zeug. Wie gut, dass es Psalmen und Choräle gibt – man kann sich darin bergen und auch selber Trost finden, man kann sich Worte und Melodien „leihen“ und sich gemeinsam in einen größeren Zusammenhang hineinstellen.
Ich fühlte keinen Groll, nur Schmerz Es war gut zu spüren: Mein Mann, meine Kinder stärken mir den Rücken, stehen das mit mir durch. Getragen wurden wir auch von den Gebeten der Freunde, die um unsere Situation wussten. Ich fühlte keinen Groll, nur Mitgefühl und Schmerz, und war tief aufgewühlt. Ich konnte meine Mutter streicheln, mit ihr Psalm 121 beten, sie segnen: „Der Herr segne deinen Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit.“ Sie wurde ganz ruhig und bedankte sich: „Ihr seid so lieb zu mir.“ Zusammen mit den Kindern sangen wir dann noch „Der Mond ist aufgegangen“ bis zur sechsten Strophe: „Wollst endlich sonder Grämen / aus dieser Welt uns nehmen / durch einen sanften Tod, und wenn du uns genommen, lass uns in‘ Himmel kommen, du unser Herr und unser Gott.“ Dahin ist sie zwei Tage später gegangen.
Ein Geschenk Gottes Tja, kommt man im Himmel zur Einsicht? Und ist das denn zu wünschen? Ich weiß es nicht. Was aber mich betrifft, so bin ich tief dankbar und sehe es als Geschenk Gottes, dass trotz aller Kränkungen der Abschied von meiner Mutter so im Frieden möglich war. Und ich bin sicher: Diese letzten versöhnlichen Bilder werden mir helfen, Verletzungen zu überwinden und meiner Mutter einen angemessenen Platz in meiner Erinnerung zu geben. P
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Warum manche nicht glauben können NEUERSCHEINUNG Das Gefühl, im falschen Film zu sein, kennt jeder. Gefährlich wird es, wenn wir dadurch unser eigentliches Leben verpassen. Davon handelt das neue Buch des katholischen Psychiaters und Bestsellerautors Manfred Lütz, das am 17. September in Berlin vorgestellt wurde: „Bluff! Die Fälschung der Welt“. idea druckt einen Auszug.
Manfred Lütz: BLUFF! Die Fälschung der Welt Droemer • 189 Seiten ISBN 978-3-426-27597-9 16,99 EUR / 25,90 SFr
Deutschlands bekanntester Atheist, der Philosoph Herbert Schnädelbach:
„Das Beste, was das Christentum für die Menschheit tun kann, wäre: sich aufzulösen.“ ständlicher Wut über allzu platte Glorifi zierungen des Christentums entstanden war, legte das entscheidende Problem vieler Intellektueller mit dem Christentum offen.
Die Geschichte des Christentums wurde verfälscht Die Fälschung der Geschichte von Christentum und Kirche ist es, die es manchem redlichen gescheiten Menschen unmöglich macht, sich bei der Frage nach dem Sinn des Lebens ernsthaft mit dem Christentum zu befassen. Und so begegnet man nicht so sehr kämpferischen, sondern eher traurigen Atheisten oder Agnostikern, die wohl gerne glauben würden, für die aber das, was sie für das Christentum halten, keine Option ist. Doch die von vielen eigentlich gebildeten Menschen geteilten historischen Behauptungen gegen das Christentum, sind zum Teil eklatant falsch. Daran sind die Christen selbst nicht ganz unschuldig. Jahrzehntelang haben gewisse beifallheischende christliche Theologen keine Gelegenheit ausgelassen, sich mit Klischeebestätigungen durch schiefe oder falsche Behauptungen auf Kosten ihrer eigenen Vorfahren zu profilieren. Wer diese Gesellschaft aufklären will, aufklären über die eigenen religiösen Wurzeln, muss all die abschreckenden Pappkameraden zur Seite räumen, die zum Teil seit Jahrhunderten zur Fälschung der Christentumsgeschichte aufgebaut worden sind, und so nüchtern wie möglich beschreiben, was war und was ist. Dann können den Menschen wieder die Kräfte zufließen, die sie aus der Geschichte erreichen.
Das Christentum hat das Mitleid erfunden Tatsächlich war da nicht alles gut. Natürlich gab es sie, die verlogenen Tartüffs, die leichtlebigen Casanovas, die geldgierigen Tetzels. Aber das Christentum hat auch das Mitleid mit den Schwachen erfunden, die Heiden setzten
Foto: idea/Henning Lüthje
Die Frage nach Gott ist wieder merkwürdig aktuell. Ein Philosoph wie Jürgen Habermas, der sich selbst als „religiös unmusikalisch“ bezeichnet, scheint tief beunruhigt von der Frage nach der Zukunft von Staat und Gesellschaft und glaubt, dass ohne wirkliche Religion wohl kein wirklicher Staat zu machen sei. Man müsse den religiösen Bürger im säkularen Staat als religiösen Bürger ernst nehmen, sagte er in seiner berühmten Paulskirchenrede 2001. Im Jahre 2004 diskutierte er höchst lebendig und interessiert mit dem damaligen Kardinal Ratzinger. Auch anschließend äußerte er sich immer wieder zu diesen Fragen. Und der dann zum Papst gewählte Benedikt XVI. erstaunte in seiner Ansprache 2011 in Freiburg mit den Worten: „Agnostiker, die von der Frage nach Gott umgetrieben werden…, sind näher am Reich Gottes als kirchliche Routiniers, die in ihr [der Kirche] nur noch den Apparat sehen, ohne dass ihr Herz davon berührt wäre, vom Glauben berührt wäre.“ Der Philosoph Peter Sloterdijk, der nicht dumme Leute belehren will, sondern zur kritischen Nachdenklichkeit einlädt, auch über die eigenen Ideen, schreibt Hellsichtiges über „Gottes Eifer“. Und Deutschlands bekanntester Atheist, der Philosoph Herbert Schnädelbach, verfasst einen ergreifenden Essay zum Thema „Der fromme Atheist“, in dem er bekennt, er könne die Matthäuspassion von Bach, vor allem den Text, nicht mehr hören, ohne dass ihm die Tränen kämen und er rausgehen müsse. Aber er könne nun mal nicht glauben. Derselbe Herbert Schnädelbach, der ein persönlich sehr eindrucksvoller Mensch ist, hatte im Jahre 2000 in der Wochenzeitung „Die Zeit“ einen Artikel geschrieben mit dem provozierenden Titel „Der Fluch des Christentums“, der mit dem scharfen Satz endete, das Beste, was das Christentum für die Menschheit tun könne, wäre: sich auflösen! Dieser Artikel, der aus ver-
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Der polnische Philosoph Leszek Kolakowski:
„Wer behauptet, dass es Gott nicht gibt und es lustig sei, belügt sich selbst.“ behinderte Kinder im Gebirge aus. Und der Philosoph Peter Sloterdijk fügt hinzu, dass die Menschenrechte, „das moralische Kernstück der Aufklärung“, nur als „Säkularisat der christlichen Anthropologie“ zu verstehen seien. Wer freilich bloß das Reine in der Geschichte sucht, vor dem könnte die wirkliche Geschichte nie bestehen und wir alle später auch nicht, wenn wir zu Geschichte geworden sind.
Am Ende der Geschichte steht der große Abfall Die Christen glauben, dass Gott selbst als Jesus Christus in die Zeit eingetreten ist, geschichtlich geworden ist und auch weiter in der Geschichte wirkt. Für das Christentum ist Geschichte also nicht nebensächlich, wie für fernöstliche Meditationsformen, und deswegen ist es von der Fälschung der Geschichte auch so sehr betroffen. Dennoch werden die Christen von ihren heiligen Büchern davor gewarnt, an ihren geschichtlichen Erfolg zu glauben. Insofern sind Analysen, die dem Christentum geringere Marktanteile zuschreiben, für wirkliche Christen nicht besonders aufregend. Am Ende der Geschichte steht für die Bibel nicht der Triumph der Christen, sondern der große Abfall vom Glauben und ganz am Schluss die Apokalypse, die Wiederkunft Christi.
oder ob das alles bloß eine große bunte zufällige Sinnlosigkeit war. Der ungläubige polnische Philosoph Leszek Kolakowski hat gesagt: „Wenn Gott wirklich tot ist, dann reden wir uns vergeblich ein, dass der Sinn unversehrt geblieben sein könnte. Die gleichgültige Leere saugt uns auf und vernichtet uns. Von unserem Leben und unseren Mühen bleibt nichts zurück. Keinerlei Spuren hinterlassen wir im sinnlosen Tanz der Atome. Das Universum will nichts, strebt nichts an, kümmert sich um nichts, spricht weder Lob aus, noch verhängt es eine Strafe. Wer behauptet, dass es Gott nicht gibt und es lustig sei, belügt sich selbst.“
Eine Warnung an Christen Doch auch die Christen können sich nicht einfach beruhigen. Ihnen hat der atheistische Philosoph Ludwig Feuerbach (1804-1872) ins Stammbuch geschrieben: „Die wahren Atheisten sind die heutigen Christen, die behaupten, an Gott zu glauben, aber genau so leben, als ob er nicht existiere; diese Christen glauben nicht mehr an die Güte, die Gerechtigkeit, die Liebe, d. h. alles, was Gott definiert; diese Christen, die nicht mehr an das Wunder, sondern an die Technologie glauben, die mehr Vertrauen in die Lebensversicherungen setzen als ins Gebet; die angesichts des Elends nicht mehr im Gebet Zuflucht suchen, sondern beim Vorsorgestaat.“ Atheist zu sein oder Christ zu sein, ist nicht irgendeine lustige Rolle im großen Welttheater, sondern es ist zweifellos eine ernste Sache, die jeder für sich entscheiden muss und die eindeutig in der Wirklichkeit stattfindet, es ist eine Sache auf Leben und Tod. P
… und dann kommt das Jüngste Gericht Wer sich also am Ende bewährt, das entscheidet nicht die Statistik, das entscheidet nach christlicher Auffassung noch nicht einmal die Kirche, das entscheidet Gott, erstinstanzlich, beim Jüngsten Gericht. Die Frage nach Gott kann man nicht mathematisch beantworten. Gottesbeweise sind keine naturwissenschaftlichen Beweise, sie sind viel mehr. Gottesbeweise sind wie Liebesbeweise. Sie sind nicht zwingend, aber es sind die wichtigsten Beweise unseres Lebens.
Fotos: Jens Möller/stagefoto.com, ddp
Und was, wenn Gott tot wäre? Und so wird sich jeder von uns am Ende seines Lebens an genau diese Momente erinnern, in denen er geliebt hat und geliebt wurde, Schuld auf sich lud oder Opfer von Schuld war, oder in denen er Gott gefunden oder verloren hat. Und je nachdem, welche Überzeugung er aus diesen Erfahrungen seines einmaligen Lebens gewonnen hat, wird er eine Antwort auf die Frage geben können, ob es überhaupt Sinn macht, dieses einzelne Leben als ein Ganzes zu betrachten,
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Manfred Lütz
Der Autor des Buches, Manfred Lütz, ist Psychiater, Psychotherapeut, Diplomtheologe und seit 1997 Chefarzt des Alexianer-Krankenhauses in Köln. Seine Bücher „Gott – eine kleine Geschichte des Größten“ und „Irre! – Wir behandeln die Falschen. Unser Problem sind die Normalen“ waren Bestseller.
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Wie kann ich ein gute Freund se FREUNDSCHAFT Du wünschst Dir Freunde, die Dich trotz all Deiner Macken lieben? Dann lerne selbst ein solcher Freund zu sein. 5 Tipps, wie das funktionieren kann, gibt Nikita Goseberg. 3. Guter Rat ist Gold wert
Die Bibel fordert Dich dazu auf, zu jeder Zeit zu Deinen Freunden zu stehen (Sprüche 17,17) – also nicht nur, wenn Du Spaß mit ihnen hast und alles problemlos läuft. Sondern auch, wenn der andere durch Krisen geht oder sich durch negative Einflüsse verändert. Wenn Du Dich einmal für eine Freundschaft entschieden hast, dann bedeutet das: Sei für die Person da – auch dann, wenn Dich ihre Lage oder Charaktereigenschaften manchmal herausfordern. Aber ziehe Grenzen, wenn Dich etwas überfordert.
Freundschaften sollten sowohl zur Ermutigung als auch zum charakterlichen Wachstum dienen. „Süß ist der Freund, der wohlgemeinten Rat gibt“, sagt die Bibel (Sprüche 27,9b). Zuspruch und Belehrung schließen einander nicht aus. Bist Du als Freund bereit, Kritik zu äußern, oder hast Du zu viel Angst davor, die Freundschaft dadurch zu zerstören? Und auch umgekehrt gilt: Gib Deinen Freunden die Freiheit, Dich zu kritisieren, ohne dass sie Streit oder Ablehnung befürchten müssen. Ihre Ratschläge und Zurechtweisungen können Dir helfen, charakterlich reifer zu werden. Wenn Du Dich zu jeder Zeit geliebt weißt, kannst Du Kritik ohne Angst aussprechen und annehmen.
2. Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft Freundschaften leben von liebevollen Gesten. Höre aufmerksam zu und beobachte gut, was der andere mag. Als Mädchen kannst Du z. B. die Lieblingsschokolade Deiner Freundin mit einer ermutigenden Karte in ihrer Handtasche verstecken oder sie zum Mädelsabend ins Kino einladen. Als Junge kannst Du Deinem Freund eine aufbauende SMS schreiben oder ihn mit Konzertkarten für seine Lieblingsband überraschen. Und: „Freundliche Worte sind wie Honig – süß für die Seele und gesund für den Körper“ (Sprüche 16,24). Wenn es Dir schwerfällt, anderen Gutes zuzusprechen, fang doch an, mit kleinen Komplimenten in Deiner Familie zu üben.
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4. Geteilte Freude ist doppelte Freude Die Bibel berichtet von einer Frau, die zu ihren Nachbarinnen und Freundinnen läuft, nachdem sie ein verlorenes Geldstück wiedergefunden hat. Sie ruft: „Freut euch mit mir!“ (Lukas 15,8-9). Freude vermehrt sich, wenn Du sie mit anderen teilst. Deshalb freu Dich von Herzen über die Erfolge und Beziehungen Deiner Freunde. Oder hast Du mit Neid und Eifersucht zu kämpfen? Wenn das der Fall ist, darfst Du diese Dinge vor Gott bringen – und sie ehrlich vor Deinen Freun-
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den ansprechen. Auch gilt: Geteiltes Leid ist halbes Leid. Deshalb trage die Sorgen und Probleme Deiner Freunde mit. Und sei selbst bereit, nicht nur über Deine Erfolge, sondern auch über Deine Niederlagen zu sprechen.
5. Wo die Liebe fehlt … Auch Freunde können Dich manchmal verletzen. Kein Freund ist perfekt. Doch „wer Freundschaft halten will, verzeiht Unrecht; wer es immer wieder auftischt, zerstört sie“ (Sprüche 17,9). Lässt Du Dir kränkende Worte und Situationen immer wieder durch den Kopf gehen, oder bist Du bereit, wirklich zu verzeihen? Verletzungen solltest Du immer ansprechen und auch vergeben. Danach haben sie kein Recht mehr, deine Freundschaften zu belasten. Wenn Du einen Fehler gemacht hast, mach einen Schritt auf den anderen zu. Und sei auch einmal bereit, als Erster zu vergeben.
b Eine spannende Geschichte über Freundschaft kannst Du in 1. Samuel 18-20 nachlesen. Wer sich für Medien interessiert: Vom 5.–7. Oktober findet in Marburg die Nachwuchsjournalisten-Tagung der Christlichen Medienakademie der KEP statt. www.christliche-medienakademie.de
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1. Ein Freund ist treu
DI E K LE I N E K A NZ E L
» Da machte sich Mose auf mit seinem Diener Josua und stieg auf den Berg Gottes. «
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Jürgen Werth (Wetzlar) ist Vorstandsvorsitzender von ERF Medien. Er war bis Ende 2011 Vorsitzender der Deutschen Evangelischen Allianz.
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Foto: idea/kairospress
Willst Du auf diesen Berg … Willst Du auf diesen Berg, musst Du früh aufstehen. Weil Du vor dem Sonnenaufgang oben sein solltest. Du bist mitten in der Wüste Sinai. Und der Berg, auf den Du steigen möchtest, ist der Djebel Mussah, der Mosesberg. Hier hat Gott Mose die Zehn Gebote anvertraut. Seine Regeln fürs Leben, fürs Zusammenleben, fürs Überleben. Der Weg schlängelt sich sanft den Berg hinauf. Nach einer guten Stunde aber wird es steiler. Kurz bevor die Sonne über die Gipfel der umliegenden Berge klettert, bist Du oben. Und Du ahnst, wie es wohl dem alten Anführer des Volkes Israel zumute gewesen sein muss, als er ganz allein hier oben stand. Allein vor seinem Gott. Wie Du an diesem Morgen. Du betest. Auch um Vergebung. Denn allzu oft hast Du Dich nicht an die Regeln dieses Berges gehalten.
Ein paar Tage später besteigst Du einen anderen Berg. Und bist so gar nicht mehr allein. Tausende von Touristen aus aller Welt drängen und schieben hierher. Du bist in der Grabeskirche, die man in Jerusalem über dem Felsen errichtet hat, der einmal Golgatha war. Hier haben sie das Kreuz in den Felsen gerammt, an dem der Sohn Gottes für die Gesetzlosigkeit der Menschen gestorben ist. Auch für Deine, das weißt Du. Und Du kannst kaum glauben, dass Gott so völlig unerwartet ein neues Kapitel der Weltgeschichte aufgeschlagen hat. Und die Überschrift heißt: Gnade. Und Du staunst und Du dankst. Und auf einmal freust Du Dich über die unzählbar vielen Menschen, die hierher strömen. Und Du betest, dass sie wie Du die liebevoll ausgestreckte Hand Gottes ergreifen. Die Hand, die Jesus Christus heißt.
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PORTRÄT
Der Bär von Brachbach BOXER Peter Hussing war der erfolgreichste deutsche Amateurboxer. Pastor Günther Klempnauer erinnert an seinen Freund, der am 13. September beerdigt wurde. Er ist im Alter von 64 Jahren an einer Krebserkrankung gestorben.
Wenn ein Christ Gegner k. o. schlägt Jesus Christus war für ihn der Sinn des Lebens. In einem Interview sagte er: „Er soll mein Tun und Handeln bestimmen. Durch den Gang ans Kreuz schien Gott eine Niederlage erlitten zu haben, aber in Wirklichkeit war es ein riesiger Sieg. Er hat den Leidenskelch um unseretwillen getrunken. Er ist nicht im Grab geblieben, sondern von den Toten auferstanden.“ Hatte er als Christ keine Bedenken, seine Gegner im Boxring k. o. zu schlagen? „Boxen ist für mich Selbstverteidigung mit der Faust. Wenn ich an Gott glaube, weiß ich, wo meine Grenze ist, was legal und illegal ist. Meine Richtschnur sind
die Zehn Gebote. Am wichtigsten ist für mich nicht der erste Platz, sondern dass ich in der Niederlage groß bin.“
Ein Kämpfer ohne Killerinstinkt Der ehemalige Boxweltmeister Max Schmeling sagte über Peter Hussing: „Hussing hätte mein würdiger Nachfolger werden können, aber er hatte keinen Killerinstinkt.“ Mit vielen seiner Gegner im Boxring blieb Hussing freundschaftlich verbunden, selbst mit seinem größten Rivalen, dem kubanischen Boxidol Teofilo Stevenson. Als Hussing seinen 34. Geburtstag feierte, überreichte ihm eine russische Boxdelegation eine Goldtrophäe als Wertschätzung für seine großartigen fairen Kämpfe gegen sowjetische Boxer.
Vom Boxer zum Bürgermeister Hussing war verheiratet und Vater von zwei Töchtern und einem Sohn. Nach dem Ende seiner Sportkarriere arbeitete er als Bauleiter. Seit September 2008 war Hussing Bürgermeister seines Geburtsortes Brachbach. Zugunsten krebskranker Kinder nahm er an Benefizeinsätzen und Radtouren („Tour der Hoffnung“) teil. Auf den Touren durch Deutschland mit andern Prominenten kamen bisher 23 Millionen Euro für Krankenhäuser zusammen – für dieses Engagement sowie in Würdigung seiner Boxsport-
Hussing 1972 bei der deutschen Meisterschaft
karriere wurde Peter Hussing 2008 das Bundesverdienstkreuz verliehen. Der Besuch bei krebskranken Kindern hat den empfindsamen Boxer immer wieder tief berührt: „Wir machen uns viel zu wenig Gedanken über den Tod und leben einfach in den Tag hinein.“ Rückblickend auf seine Sportkarriere sagte Hussing: „Gott allein habe ich alles in meinem Leben zu verdanken.“
Der Pokal seines Lebens Unter dem Dach seines Hauses bewahrte Hussing Medaillen, Pokale und Siegerurkunden auf. Für ihn war das „alles Schnee von gestern“. Begeistern konnte er sich aber für den Pokal des ewigen Lebens, den Christus für uns erworben hat. Trotzdem wäre er noch gern auf dieser Erde geblieben. Er fühlte sich am wohlsten im Kreis seiner Familie. Gott hat es anders beschlossen, und Peter hat es angenommen. Er ist nach einer Krebserkrankung ohne Schmerzen im Beisein seiner Lieben unter Gebet hinübergegangen in die andere Welt. P
Foto: imago/Sven Simon
Peter Hussing bestritt 439 Kämpfe im Boxring. 16 Mal gewann er in ununterbrochener Folge die deutschen Boxmeisterschaften im Superschwergewicht – die längste nationale Serie im deutschen Sport. Bei den Olympischen Spielen gewann er 1972 die Bronzemedaille, 1979 wurde er Europameister. Wegen seiner Schlagkraft wurde er auch „der Bär von Brachbach“ genannt. Brachbach ist ein kleines Dorf im Westerwald in Nordrhein-Westfalen. Das verlockende Angebot einer Profiboxkarriere lehnte er aus gesundheitlichen und moralischen Gründen ab, obwohl er Millionen hätte verdienen können.
DAS WORT DER WOCHE » Viele Menschen leben heute in künstlichen Welten. Aber für jeden, der das echte Leben sucht, gibt es einen Ausweg: Gott, der wahres Leben ermöglicht, damit nicht am Schluss auf dem Grabstein steht: ›Er lebte still und unscheinbar, er starb, weil es so üblich war.‹ « Der Psychiater und Bestsellerautor Manfred Lütz (Köln), dessen neues Buch jetzt erschien: „Bluff! Die Fälschung der Welt“ (Droemer)
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