Idea Spektrum Schweiz 43/2012

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43 24. Oktober 2012

Nachrichten und Meinungen aus dder er eevangelischen vangelischen Welt

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Liebesbriefe aus Moskau

Marianne Beerle über Tataren, Albert Einstein Seite 4 und die Bibelübersetzung im Osten 8 Film ab: Pfarrer Kleiner lädt zu

12 SSternen: Doris und Manfred Riem

9 FEG Emmen: Mit neuem Buch

22 Seelsorge: Männer und der Umgang

11 Indicamino: Korni Siemens löst

26 Luther: Ein Blick auf die andere

über das Evangelium informieren Urs Trummer an der Spitze ab

sind Gastgeber aus Leidenschaft

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G RÜ e z i

An der Realität vorbei Muslime würden sich mit einem Wechsel zum Christentum grössere Chancen auf ein Bleiberecht ausrechnen – das meldete der «Tages Anzeiger» unter der Schlagzeile «Evangelikale missionieren bei Asylsuchenden». Ein Cartoon illustrierte den Beitrag: Ein Mann präsentiert einem muslimischen Ehepaar eine Bibel. Sprechblasen verraten, was die Akteure denken. Der Muslim: «Wenn wir konvertieren, kommen wir ins Paradies!» Dieses ist für ihn offensichtlich die Schweiz. Darauf verweisen Matterhorn, Schweizerfahne und Kuhweide. Der Mann mit der Bibel wiederum denkt: «Wenn sie konvertieren, komme ich ins Paradies!» Und er sieht sich als Engel in den Himmel schweben. Gekonnt gezeichnet, auf der Titelseite präsentiert, 190 000-fach gedruckt. Die angeblichen Hintergedanken des Muslims und des Christen verbreiteten sich in Windeseile. Ob mutwillig oder aufgrund von Unkenntnis: Die Texte in den Sprechblasen sind Unterstellungen. Sie zementieren Vorurteile, führen zu Ablehnung, schüren Hass. Dem Asylsuchenden wie dem Christen werden falsche Motive untergejubelt. Christliche Berater würden eine Notlage ausnützen und die Flüchtlinge mit Versprechungen für den Übertritt zum Christentum animieren. Dass Christen hierzulande ausländischen Glaubensgeschwistern mit Rat und Tat zur Seite stehen, ist wahrlich kein Grund, sie zu verurteilen! Als wäre sie blind für die Wahrheit, verpasst es diese Zeitung, über ein Thema zu informieren, dass tatsächlich hochdramatisch ist. Und zwar geht es um die Situation derjenigen Asylsuchenden, die in ihrer Heimat nicht aus politischen Gründen verfolgt werden, sondern wegen des Glaubens. Wird ihre Not gesehen und von den Asylprüfern verstanden? Erkennen und anerkennen die Beamten, dass in bestimmten Ländern die Konversion zum Christentum den Ausschluss aus der Gemeinschaft bedeutet und Vertreibung und Verfolgung auslösen kann? Oder der andere Fall: Ein Asylsuchender kommt in Kontakt mit Christen. Er wird ergriffen von der Guten Nachricht. Er erkennt sich als von Gott geliebt, und er macht seinen Glauben an Jesus fest. Ihm ist sehr bewusst, was er tut. Sein Entscheid kann zum Ausschluss aus der Familie führen und in der Heimat droht ihm die Todesstrafe. Gleichzeitig weiss er, dass ihm niemand das Aufenthaltsrecht in der Schweiz versprechen kann, daran ändert seine Konversion nichts. – Ich würde es nicht wagen, diesem Flüchtling Lug und Trug vorzuwerfen.

BiBlisch Ein Lieblingsbibelwort von Gerd Bingemann, Pianist und Liedermacher aus Wil SG. Er meistert seinen Alltag blind.

«Es ist der Glaube eine feste Zuver­ sicht auf das, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man sieht.» (Hebräer 11,1) «Mein Vater pflegte zu sagen: ‹Glauben heisst, nichts wissen›. Doch habe ich jene Definition kennen und leben gelernt, wie sie Paulus hier gibt: ‹Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht auf das, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht.› In meinem Alltag habe ich gelernt, mich regelmässig anderen, oft sogar völlig fremden Menschen anzuvertrauen . Ich bin darauf angewiesen, sonst würde sich mein Aktionsradius mit der fortschreitenden Erblindung meiner Augen immer stärker einschränken und meine Welt würde mit der Zeit unerträglich klein. Jeder Christ bekommt sein individuelles tägliches Glaubens-Trainingsprogramm, welches uns der – für alle heute noch unsichtbare – gute Hirte zumutet.»

WöRtlich

«ich bekam einen Einblick in die Botschaft und Bedeutung des christ­ lichen Glaubens und erkannte, dass es Gott gibt und er mich so liebt, wie ich bin. interessiert begann ich, in der mir geschenkten Bibel zu lesen.» Die in Ostdeutschland aufgewachsene Janine Haller erzählte in der «Thurgauer Zeitung», wie sie durch Kontakte in einem Jugendlager auf Gott aufmerksam wurde. Heute arbeitet sie als Pfarrverweserin in der Kirchgemeinde Langrickenbach-Birwinken.

In Deutschland finden jedes Jahr Hunderte oder sogar Tausende Iraner zum Glauben an Christus und lassen sich taufen. Offizielle Statistiken gibt es nicht, dafür Kirchen und Gemeinden, die seit rund fünf Jahren auffallend wachsen, vielfach durch iranische Konvertiten. Das neue Leben in diesen Gemeinden macht auch deutsche Ex-Kirchgänger neugierig. Sie kommen wieder in den Gottesdienst. Einige sagen wie Luther, dies sei «ein Platzregen des Heiligen Geistes». Gott ist am Wirken, auch in der Schweiz. ROLF HÖNEISEN

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Bilder: (Titelseite): Andrey Koturanov/Dreamtimes.com, LiO; Seite 3: idea, zvg

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BR E N N P U N K T

«Lebendig für alle, die nach dem Sinn suchen» FÜR DIE BIBEL Sie folgte ihrer Berufung. Die promovierte Sprachforscherin Marianne Beerle lebt in Moskau,

wo sie das Institut für Bibelübersetzung leitet. Wir sprachen mit ihr über Flexibilität im Alltag, über eine Aussage Albert Einsteins und was ihr die Bibel persönlich bedeutet. «idea Spektrum»: Frau Beerle – wo sind Sie aufgewachsen und was führte Sie nach Moskau? Marianne Beerle: Ich bin bis zum

zehnten Lebensjahr im Kanton Zürich aufgewachsen, dann im Kanton Bern. Was mich nach Moskau führte? Die kurze Antwort lautet: meine jetzige Arbeit.

Und wie lautet die ausführlichere Antwort?

Mein Interesse galt schon in jungen Jahren einerseits der Bibel und andererseits Russland – vor allem Sibirien und dem Kaukasus. Ich verstand es später als meine Berufung, mitzuhelfen, die Bibel den Völkern Russlands in ihren Sprachen zugänglich zu machen. Zu verstehen, was meine Lebensaufgabe ist, war sehr beglückend. Aber ich musste 18 Jahre warten, bis ich das in die Tat umsetzen konnte. Als sich die Grenze zu Russland öffnete, war ich dann mehr als bereit, nach Moskau umzuziehen.

Seit fünfzehn Jahren sind Sie nun Direktorin des Instituts für Bibelübersetzung. Wie sieht ein normaler Arbeitstag bei Ihnen aus?

Eigentlich kenne ich keine «normalen» Arbeitstage. Es gibt immer wieder Überraschungen: Unerwartete Besuche, zum Beispiel von einer kirchlichen Amtsstelle aus einer der Regionen, in denen wir arbeiten, von Sponsoren, die auf der Durchreise sind, Telefonanrufe und Briefe, die sofortige

Mein Wissen kann ich grösstenteils nur indirekt einsetzen, indem ich andere anleite, Ausbildungsprogramme entwickle, bei unseren Seminaren mithelfe. Nur in einem Projekt bin ich unmittelbar dabei, und zwar als «Übersetzungsberaterin». Das heisst, ich sehe die vom Über-

«Die Bibel hat für mich eine sehr grosse Bedeutung. Sie ist das eine Buch, das ich auf die verlassene Insel mitnehmen würde.» Massnahmen verlangen, Mitarbeitende, die meinen Rat brauchen und so weiter. Dazu kommt: Jeder Tag im Büro ist umrahmt von einer einstündigen Metroreise vom Wohnort zum Arbeitsplatz und wieder zum Wohnort. Meistens bin ich zehn Stunden im Büro. Einmal pro Woche arbeite ich zu Hause, da kann ich dann nachholen, wozu ich im Bürobetrieb nicht komme.

Sie sind Akademikerin, Sprachexpertin… warum setzen Sie Ihr Fachwissen für die Übersetzung und Verbreitung der Bibel ein?

setzungsteam bereits vielfach redigierten und geprüften Texte selber noch einmal durch mit Blick auf ihre exegetische und linguistische Qualität.

Um welche Übersetzung handelt es sich?

Um das Projekt für die Lesginen, deren Sprache ich gelernt und in meiner Dissertation beschrieben habe. Dieses Volk lebt im Gebiet des Flusses Samur, der die Grenze bildet zwischen Dagestan und Aserbaidschan. Zur Verbreitung der Bibel trage ich selber nicht viel bei, das ist

die Aufgabe anderer Organisationen und vor allem der Kirchen. Sie fragten noch nach meiner Motivation… Nun, die Bibel ist ein einmaliges Buch, der am häufigsten übersetzte Text der Weltliteratur, immer neu und anders und lebendig für alle, die nach dem Sinn suchen.

Hat die Bibel - abgesehen davon, dass sich Ihre ganze berufliche Tätigkeit um die Heilige Schrift dreht – für Sie auch eine persönliche Bedeutung?

Ja, gewiss, die Bibel hat für mich eine sehr grosse Bedeutung. Sie wäre das eine Buch, das ich auf die verlassene Insel mitnehmen würde. Das trifft allerdings nicht für alle Mitarbeitenden am Institut zu, es ist keine Bedingung, um bei uns zu arbeiten. Viele Übersetzer arbeiten mit, weil sie für ihre Sprache ein Kulturdenkmal errichten möchten. Sie bleiben aber selten unberührt und bezeichnen ihre Jahre als Bibelübersetzer oft als ihre wichtigste Zeit im Leben.

1954 schrieb Albert Einstein in einem Brief: «Die Bibel ist eine Sammlung ehrwürdiger, aber

Zur Person

LIO und das IBÜ

Marianne Beerle-Moor, 69, ist seit 1997 Direktorin des Instituts für Bibelübersetzung (IBÜ) in Moskau. Die promovierte Linguistin ist spezialisiert auf kaukasische Sprachen und Beraterin für verschiedene Übersetzungsprojekte. Ihre Dienste wurden vom russischen Staat mehrfach mit Auszeichnungen gewürdigt. 2005 erhielt sie auf Anordnung des Präsidenten der Jakutischen Republik ein Ehrenabzeichen «für Verdienste um zivile Werte», und zwar für ihren Beitrag zum Wiederaufbau des geistlichen Lebens in dieser Republik und für die Übersetzung des Neuen Testamentes ins Jakutische. Im selben Jahr verlieh die Russische Akademie der Wissenschaften Marianne Beerle die Ehrendoktorwürde.

Seit dem Jahr 2004 steht das Missions- und Hilfswerk «Licht im Osten» (LIO) in Kontakt mit dem Bibelinstitut in Moskau. LIO half bei der Finanzierung der Übersetzung der tatarischen Kinderbibel und des Neuen Testamentes ins Jakutische. Doch schon viel früher setzte sich «Licht im Osten» für die Bibelübersetzung ein. In Zusammenarbeit mit dem schwedischen Bibelinstitut wurden das Neue Testament und die fünf Bücher Mose in die usbekische Sprache übersetzt. Am kommenden Samstag lädt «Licht im Osten» in Winterthur zu einem Informations- und Begegnungstag ein. Nebst Gästen aus dem Kosovo, der Ukraine und Moldawien wird auch Marianne Beerle anwesend sein. www.lio.ch

Bilder: idea/rh; ref. zh

Ein fröhlicher Tatare: Ab 2015 kann auch er die Bibel in seiner eigenen Sprache lesen.

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BR E N N P U N K T

doch reichlich primitiver Legenden.» Wenn Sie dem PhysikGenie begegnen würden, was würden Sie ihm antworten?

Oh, ich würde ihm zuerst meine grosse Bewunderung für seine so weitreichenden Entdeckungen ausdrücken und ihm dann sagen, dass ich von seinen mathematischen Formeln gar nichts verstanden hätte, wäre mir nicht einiges erklärt worden von Leuten, die sich damit befasst haben. Mit den biblischen Texten verhält es sich ähnlich, man kann sie zwar leichter lesen als hochkomplizierte Formeln, aber sie können ebenso unberührt lassen wie diese ohne eine «Vermittlung», welcher Art auch immer. Übrigens hat Einstein keine Frage gestellt, er machte lediglich eine Aussage. Ohne gefragt zu werden, würde ich nicht auf solche Aussagen eingehen.

Fünf Arbeitsjahre werden für die Übersetzung des Neuen Testamentes gebraucht. Spielen da auch ökonomische Überlegungen mit beim Entscheid, für welche Sprachgruppe ein Übersetzungsprojekt gestartet wird?

Fünf Jahre sind der Idealfall. Keines unserer Neuen Testamente entstand in diesem Zeitraum.

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Wert aber in Frage. Eines unserer Leitgleichnisse ist das von den 99 und dem einen Schaf, für das es sich lohnt, die 99 zu verlassen; es steht in Lukas 15, 3 bis 7.

Wie wird Ihr Institut finanziert?

Ausschliesslich von privaten Sponsoren, von Kirchgemeinden, Stiftungen und christlichen Organisationen. Wir haben Sponsorenkontakte in Skandinavien, Holland, England, USA, Kanada und natürlich in Russland und der Schweiz. Es ist nicht einfach, Geld für eine Bibelübersetzung zu erhalten, da diese Arbeit wie säen ist. Die Früchte dieser Saat werden nicht sofort – oft nicht einmal zu unseren Lebzeiten – geerntet werden können. Sponsoren aber brauchen Erfolgsgeschichten. Deshalb sind wir allen, die dieses Prinzip verstehen und uns unterstützen, besonders dankbar.

Wie kamen Sie zur Ehre, gleich mehrfach von staatlicher Seite ausgezeichnet zu werden? Bedeutet dies, dass selbst in muslimisch geprägten Völkern die Bibel willkommen ist?

Die meisten Auszeichnungen galten nicht mir persönlich, sondern unserem Institut. Sie stehen nicht

«Diese Arbeit ist wie säen. Die Früchte können nicht sofort – oft nicht einmal zu unseren Lebzeiten – geerntet werden.» Im Durchschnitt sind es acht bis zehn Jahre. Da wir kein Geschäft machen mit unserer Arbeit, spielen ökonomische Überlegungen keine Rolle im Entscheid für ein Projekt.

Ihnen wird nachgesagt, Sie würden sich stets dafür stark machen, dass die Bibel auch kleinen Sprachgruppen zugänglich gemacht wird. Das führt doch in der Buchhaltung zu nichts als roten Zahlen.

Obwohl wir eben kein Geschäft machen mit unserer Arbeit, sind Projekte für kleine Volksgruppen eine grössere finanzielle Herausforderung, da sie bei den Unterstützern weniger beliebt sind. Wir sind in unserer westlichen Kultur ja sehr von Zahlen geprägt und schreiben ihnen einen Wert zu. Das Evangelium stellt diesen idea Spektrum 43.2012

im Zusammenhang mit den muslimischen Völkern, doch kann ich die Frage, ob dort die Bibel in ihrer Muttersprache willkommen ist, positiv beantworten. Wir arbeiten mit Vertretern muslimischen Hintergrunds zusammen und erleben immer wieder, mit welchem Respekt sie den biblischen Texten begegnen. In vielen Moscheen werden unsere Publikationen verkauft, in einigen wird jeden Freitag aus dem Neuen Testament vorgelesen. Es sei «der einzige heilige Text, den unsere Moschee-Besucher auch verstehen», ist die Begründung.

Sie leiten das Übersetzungsprojekt der Bibel für das Volk der Tataren. Diese sind uns durch den Geschichtsunterricht eher als wild bekannt und stehen im


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BR E N N P U N K T

PODIUM

Zusammenhang mit dem Eroberer Dschingis Khan.

Dass die Tataren in der Schweiz einen schlechten Ruf haben, merkte ich vor vielen Jahren bei meinem ersten Vortrag über unsere Arbeit. Offenbar habe ich diese Geschichtsstunden verpasst und deshalb keine Vorurteile mitgebracht... Die Tataren sind eines der rund 100 nicht-slawischen Völker Russlands und mit sechs Millionen Menschen das zahlreichste unter ihnen. Neben ihrem Kerngebiet Tatarstan mit der Hauptstadt Kazan finden sich tatarische Siedlungsgebiete auch in Sibirien, dem Kaukasus und jenseits der russischen Grenze in Zentralasien und China. Die heutigen Tataren sind ein Turkvolk, Dschingis Khan und die Goldene Horde waren Mongolen.

Christlicher Realismus

Mit welchem Begriff wird das Wort «Gnade» in der tatarischen Bibel übersetzt?

Es gibt ein arabisches Lehnwort im Tatarischen, das die Bedeutung von Gnade sehr genau wiedergibt: ‹merchemet›. Es war also kein Problem, für diesen Schlüsselbegriff das passende Wort zu finden.

Wann dürfen die ersten Tataren in «ihrer» Bibel lesen?

Die Publikation ist für 2015 geplant. Interview: ROLF HÖNEISEN

Übersetzungsarbeit verbindet: Lesgische Frau und Marianne Beerle.

Das Institut für Bibelübersetzung (IBÜ) in Moskau Ziel des Instituts für Bibelübersetzung (IBÜ) mit Sitz in Moskau ist es, die Bibel in die Sprachen der nicht-slawischen Völker Russlands und der anderen Länder der Gemeinschaft unabhängiger Staaten zu übersetzen, zu veröffentlichen und zu verbreiten. Diese Völker umfassen 85 Millionen Menschen, die mindestens 130 unterschiedliche Sprachen sprechen und zu unterschiedlichen Religionen gehören. Einige haben mehrere Millionen Angehörige, andere nur ein paar Tausend. Es gibt Sprachen mit einer langen Schrifttradition, während bei anderen zuerst eine Schrift entwickelt werden muss. Das Büro in Moskau koordiniert die Arbeit von 65 Übersetzungsteams in der gesamten ehemaligen Sowjetunion. Gegenwärtig arbeiten IBÜ-Teams an 24 Sprach- und Übersetzungsidea Spektrum 43.2012

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projekten. Das Moskauer Institut ist Mitglied des Internationalen Forums der Bibelorganisationen. In einigen Projekten arbeitet es partnerschaftlich zusammen mit

nationalen Bibelgesellschaften, sowie Wycliff oder den Pioneer-Bibelübersetzern. http://ibt.org.ru

Unsere Gesellschaft strebt lieber nach Selbstverwirklichung und persönlicher Entfaltung, als nach sozialem oder ideologischem Engagement. Sie gibt sich immer mehr dem Hedonismus (Lustprinzip) und dem Utilitarismus (Nützlichkeitsethik) hin. Die Maximierung des kurzfristigen Genusses wird zur Verhaltensnorm. Hingegen liegt der praktische Idealismus nicht mehr im Trend. Die Motivation der letzten Idealisten liegt nur noch darin, ihre Ideale objektiv oder subjektiv zu begründen. Das grosse ideologische Engagement interessiert nur noch eine Minderheit. Das gesellschaftliche Denken hat Konsequenzen. Während der Hedonismus sich verbreitet, erlebt das Christentum einen klaren Rückgang. Immer weniger Menschen besuchen die Gottesdienste. Die staatlichen Gesetze tangieren zunehmend Glaube und Praxis der Christen. Die Schwächung des Christentums in Europa und die Ausweitung des Hedonismus sind zwei Phänomene, die zusammenhängen. Je mehr eine Gesellschaft sich von der offenbarten Wahrheit und dem universellen Gewissen entfernt, desto mehr entzieht sie sich der Möglichkeit, an einen Sinn des Lebens zu glauben. In der Konsequenz wird sie hedonistischer, ich-bezogener. Gemäss der HeiligenSchrift ist es nicht angebracht und unbefriedigend, sich für ein Ideal einzusetzen, ohne an ein Gottesurteil über die menschlichen Taten und an die Auferstehung zu glauben. Die Bibel sagt: «Ist aber Christus nicht auferstanden, so ist euer Glaube vergeblich.» Und: «Wenn die Toten nicht auferstehen, dann lasst uns essen und trinken, denn morgen sind wir tot» (1. Kor. 15,14.32). Im Licht der Bibel ist es eindeutig: Das biblische Christentum ist sehr realistisch und keineswegs auf praktischen Idealismus oder humanistischen Existentialismus zu reduzieren. JEAN-PIERRE GRABER

Das Institut befindet sich in Räumen des Andrejewski-Klosters. Bilder: Licht im Osten; IBÜ

Der Autor, Dr. rer. pol., war Nationalrat der SVP. Er wohnt in La Neuveville BE.


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TAG E SSC H AU

JOURNAL

Mehr Spiritualität und Lebenssinn

Neues Gesicht bei FzS

FILM- UND DISKUSSIONSABENDE Filme bieten mehr als Unterhaltung: An sieben

Aline Baumann ist neue Moderatorin bei «Fenster zum Sonntag». Vor ihrem Abstecher zum Radio arbeitete die 32-Jährige schon während sieben Jahren fürs christliche Fernsehen. Ihr Wiedereinstieg erfolgt am 5. Januar 2013. Baumann ersetzt Jeannette Macchi, die nach Dubai ausreiste. (idea)

50 Jahre Campo Rasa

Am Wochenende feierten ehemalige und aktuelle Mitarbeitende sowie Freunde der VBG (Vereinigte Bibelgruppen in Schule, Universität, Beruf) das 50-jährige Bestehen des Campo Rasa. Das 1962 eröffnete Campo wurde zum Modell für gemeinsames Leben, geistliche Entdeckungsreisen und Impulse für die VBG. Der Jubiläumsgottesdienst fand in der Pfarrkirche Rasa statt. (fi) www.camporasa.ch, www.evbg.ch

SAM aufgelöst

Die Südafrika-Mission (SAM) hat sich am Sonntag mit einem Festgottesdienst aufgelöst. Sie wurde 1963 vom «Département Missionaire» in Lausanne gegründet, einer Verbindung von Kirchen und Missionen in der Westschweiz, und war 1968 Gründungsmitglied der Kooperation Evangelischer Kirchen und Missionen (KEM). «Weil sie für ihre Art, Partnerschaft zu leben, keine befriedigende Möglichkeit mehr sah, trat sie Ende 2011 aus der Nachfolgeorganisation Mission 21 aus. Nun gibt sie den Auftrag nach Lausanne zurück», teilt die SAM mit. (idea)

Anerkennung für Aleviten

Der Kanton Basel-Stadt hat erstmals eine nichtchristliche oder nichtjüdische Religionsgemeinschaft staatlich anerkannt. Wie «tachles» berichtet, gehen die beiden alevitischen Gemeinden auf Distanz zum Islam; sie bezeichnen ihren Glauben als humanistische Religion. (idea)

Über 200 Millionen

Die christlich-ethisch fundierte BVG-Sammelstiftung «Prosperita» verwaltet über 200 Mio. Franken. Die grösste Versichertengruppe bilden Angestellte und Missionare der Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM). (idea) Bild: idea/tf, Markus Reichenbach, zvg

Abenden kann in Schwarzenburg genossen, diskutiert und philosophiert werden. «Und täglich grüsst das Murmeltier» spielt im Winter. Die Hauptrollen besetzen Andie MacDowell als Aufnahmeleiterin Rita und Bill Murray als «Wetterprophet» Phil Connors. Dieser arbeitet bei der Wettervorhersage. «Ich mache das Wetter», prahlt er. Niemand wagt, ihm zu widersprechen. Sein TV-Sender berichtet jeweils exklusiv über ein Wetterritual in einem Provinznest. Ein Murmeltier streckt den Kopf aus seinem Holzkäfig, schnuppert eine Zeitlang – und soll so verraten, wie lange der Winter noch dauern wird.

Das Leben als Endlosschlaufe

Phil hasst diesen 2. Februar, an dem er Jahr für Jahr gute Miene zum langweiligen Spiel machen muss. Doch er ahnt nicht, in welche Zeitfalle er tappen wird: Wegen eines Schneesturms verlängert sich der Aufenthalt, an seinem zweiten Tag wird er wieder um 6 Uhr mit dem gleichen Song geweckt und von Gästen und Personal mit den genau gleichen Worten wie am Vortag begrüsst. Auch am Set

Austausch nach dem Film: Markus Kleiner im Kreis der Film interessierten.

spielt sich alles wie am ersten Tag ab. Das geschieht mehrere Male hintereinander …

Dann endlich: die Erlösung

Gebannt erleben die Zuschauer, wie Phil das Problem zu erkennen und einen Ausweg zu suchen beginnt. Aus dem egozentrischen Zyniker wird ein hilfsbereiter, aufmerksamer Gentleman, der zuletzt sogar die Liebe von Rita gewinnt. «Der Film ist bei aller Komik auch eine eindringliche Metapher für die Hölle», sagt Markus Kleiner. Seine These dient als Grundlage für einen lebhaften Austausch.

«Gute Filme schauen und über den Sinn des Lebens und den Glauben reden: Das passt zusammen», ist der 43-Jährige überzeugt. Schon der erste Abend hat ihm Recht gegeben. THOMAS FEUZ

«Film hoch zwei» Die EMK Schwarzenburg lädt zu sieben öffentlichen Filmvorführungen im Gasthof «Bühl» ein. Die Daten: 24. und 30. Oktober, 14. 20. und 28. November; Schlussabend mit Festbankett: 4. Dezember. (Kontakt: 031 731 03 49, markuskleiner@gmx.net)

Damit die Reformation weiter geht REFORMATION 2.0 Warum sollte das Thema Reformation mit dem Calvin-Jahr abgehakt

sein? JmeM entwickelt neue Lernmodule für ein gesellschaftsrelevantes Christsein. Die vor 20 Jahren von Walter Dürr lancierte Schule für biblisch-christliche Weltanschauung (SBCW) gründet auf der Idee einer neuen Reformation: «Die Reformatoren Calvin und Luther hatten eine ganzheitliche Weltsicht. Ihre Haltung hat die Welt verändert. Christen sollen sämtliche Gesellschaftsbereiche mitgestalten», ist Dozent Markus Reichenbach überzeugt. Hinter der SBCW steht die umfassend ausgerichtete Universität von Jugend mit einer Mission (JmeM), die Fakultäten in den Bereichen Bildung, Weltanschauung, Wissenschaft, Technologie, Politik, Kunst, Gesundheitswesen und Theologie/Seelsorge unterhält.

Reformationsdenkmal in Genf.

JmeM ermöglicht eine neue Sicht auf die Erde: Ihre Weltkarte unterteilt nicht in Kontinente und Länder, sondern in 4000 Zonen. Mit einem Klick auf die virtuelle Weltkarte lassen sich Informationen wie Alphabetisierung, Ernährung, Religion, Politik oder Wirtschaft abrufen. Um die umfassende Sichtweise der

Reformation zu veranschaulichen, führt JmeM Reformationstouren nach Genf und Bern durch. Reichenbach: «Gesellschaft und Christsein gehören zusammen. Christsein beinhaltet nicht nur soziale Fragen. Wir sollten Wirtschaft und Politik nicht ausblenden, sonst wird unsere Sicht immer enger, bis wir nichts mehr zu sagen haben.» Zusammenhänge aufzeigen, andere Sichtweisen ermöglichen und nachhaltige Lösungsansätze finden: Dazu bietet JmeM verschiedene Kurse und Seminare an. Die Reformation soll weitergehen – zeitlich, aber auch inhaltlich. THOMAS FEUZ www.sbcw.ch, www.4kworldmap.com idea Spektrum 43.2012


TAG E SSC H AU

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Neues Büchlein übers Buch der Bücher ÄXGÜSI EVANGELISTISCHES BUCHPROJEKT Im Quartier der FEG Emmen blieb kein Stein auf dem

andern. Die FEG geht innovative Wege, um Menschen in ihrem Umfeld zu kontaktieren. Seit Jahren führt Klaus Aeschlimann Glaubenskurse durch. «Wir wollen Menschen erreichen, die keinen Bezug mehr zum christlichen Glauben haben», sagt er. Vor einiger Zeit hatte der 56-jährige FEG-Pastor eine spontane Eingebung: «Ich möchte den Menschen einen handlichen Überblick über die Bibel geben, von A bis Z.» Gleichzeit formulierte er zwei Bedingungen: einfach und günstig sollte das Buch sein.

Prediger, nicht unbedingt Autor

«Ich sehe mich nicht als Schriftsteller», sagt der dreifache Vater bescheiden. Er suchte jemanden, der aus seinen Skizzen «etwas Anständiges» machen könnte. Erfolglos. «So blieb nichts anderes übrig, als selber zu schreiben», meint er lächelnd. Einen Vorteil hatte er auf seiner Seite: «Ich habe die Begabung, kom-

Hinweise zum Buch «Gottes Geschichte mit uns. Kurz, packend, verständlich durch die Bibel.» 90 Seiten, mit Übersichtsplan, Fr. 8.– (ab 10 Ex. Fr. 5.–); Verlag: msd, Frutigen BE. www.msd-online.ch

Der Autor mit Frau Marie-Louise.

plizierte Zusammenhänge plausibel, einfach und verständlich darzulegen.» Externe Fachkräfte unterstützten ihn in der Ausformulierung und beim Lektorat. Dabei gab es auch Überraschungen. «Ich schrieb in der ersten Fassung, dass Josef und Maria ein verliebtes Paar gewesen seien. ‹Woher weisst du das?›, fragte mich ein Berater und wies auf die Zweckehen in jener Zeit hin. Weil Josef sich seiner Maria gegenüber sehr vorbildlich verhalten hatte, blieb die Passage drin.»

Von der Botschaft ergriffen

Wie erlebte Marie-Louise das Projekt? «Es war eine spannende

Zeit», bestätigt sie im Gespräch. «Wir erlebten immer wieder, wie im richtigen Moment Türen aufgegangen sind.» Solche Augenblicke bezeichnet sie als «Händedruck Gottes». Klaus Aeschlimann entdeckte einige Aussagen der Bibel ganz neu. Etwa, dass Jesus viel mehr an der innerlichen Demütigung, als an äusseren Qualen gelitten haben muss. Von solchen Entdeckungen berichtet sein Werk. Integriert ist eine Faltkarte mit einer Übersicht über die biblischen Bücher und wichtige Ereignisse.

Persönliche Briefe von der FEG

Während Aeschlimann an seinem Buch arbeitete, erfolgte der Rückbau der Arbeitersiedlung im Quartier. Auf dem Areal entstehen 900 Mietwohnungen. Aktuell schreiben Gemeindeleute die rund 10 000 Haushalte Emmens an. Ein Brief orientiert über das vom Abriss verschonte Gemeindelokal und die Aktivitäten der FEG. Gleichzeitig kann das Buch ihres Pastors bestellt werden. Bereits werden weitere Ideen bewegt. Den Schlusspunkt hat Klaus Aeschlimann noch lange nicht gesetzt. THOMAS FEUZ

GRAHAM TOMLIN: KIRCHE, DIE PROVOZIERT

Identität, Erbarmen, Leidenschaft Aufbruchstimmung in Englands anglikanischer Kirche. Einer der Leiter der neuen Bewegung, Graham Tomlin, Dekan an der theologischen Fakultät St. Mellitus, war auf Blitzbesuch in der Schweiz. Bei uns bekannt wurde der promovierte Theologe als Autor des Buches «Die provozierende Kirche». Auf St. Chrischona beschrieb Graham Tomlin die Gemeinde als den Ort, an dem Jesus die Gebrochenheit des Menschen – mit Gott, der Schöpfung, sich selbst – seit dem Sündenfall wieder heilt. Sein Rat: In der Anbetung soll die Gemeinde die Präsenz Gottes erwarten, Bedürftigen soll sie helfen und das eigene Leben an Jesus ausrichten. Graham Tomlin: «Eine solche Haltung proidea Spektrum 43.2012

voziert Fragen, auf die das Evangelium Antwort gibt.» Am Anlass von Alphalive Schweiz betonte Tomlin, der Heilige Geist beantworte die Fragen nach unserer Identität und nach dem Sinn des Lebens. Der Heilige Geist ziehe den Glaubenden hinein «in die Liebe des Vaters zum Sohn». Mit der Gewissheit dieser Identität gesegnet, sei das zweite Geistwirken «das Einbinden in das Erbarmen und die Leidenschaft, die Jesus für diese Welt hat». (idea) Bilder: Eve Rickenbach, zvg

Land unter! Anfang Oktober war es mir vergönnt, einige Tage auf Sizilien – eine Insel, ungefähr gleich gross wie die Schweiz – zu verbringen; Meeresfrüchte, Gelati und italienischen Cafè inklusive. Einer meiner beiden Reisebegleiter ist Sizilianer, dort geboren und aufgewachsen. Somit hatten wir quasi einen Reiseführer, der Sprache und Kultur kannte. Er führte uns nicht nur in seiner Heimatregion südöstlich des Ätna herum, sondern machte uns auch mit seinem Vater und seinen beiden Schwestern bekannt. Sie erzählten aus ihrem Leben und gewährten uns damit einen Blick hinter die Kulissen. Sizilien ist in einem hoffnungslosen Zustand. Der wirtschaftliche und soziale Niedergang ist offensichtlich. Mein Freund war vor zwei Jahren das letzte Mal dort und auch er konnte es kaum fassen, wie sehr sich alles zum Schlechten verändert hatte: miserable Strassen, allenthalben verfallende oder nicht fertiggestellte Gebäude, geschlossene Geschäfte, überall Müll – desillusionierte Menschen in einer entsolidarisierten Gesellschaft, in der jeder nur noch für sich selber schaut, beziehungsweise schauen muss, um zu überleben. Der Staat als gemeinsamer Feind, dem jeder nur noch äusserst ungern Steuern zahlt, weil die viel zu hoch sind und keine adäquate Gegenleistung erfolgt. Eine Schwester meines Freundes bringt es mit Gelegenheitsjobs auf 300 bis 500 Euro pro Monat, bei einer Mietbelastung in einer Zweier-WG von 250 Euro monatlich. Solche Verhältnisse sind nicht die Ausnahme. Und das nur gut 2000 Kilometer von uns entfernt. «Aha, so sieht also ‹Krise› aus», denke ich verschämt. Die Begründung für all das? Ich habe keine plausible. Nur ein Satz geht mir seit dieser Reise nicht mehr aus dem Kopf: «Wo keine Offenbarung ist, wird das Volk wild und wüst; aber wohl dem, der auf die Weisung achtet! » (Sprüche 29,18). DANIEL LINDER Der Autor ist Mediensprecher von ICF Zürich.


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Breakdance und Cheerleading in St. Gallen SPORT UND GLAUBE Zum 14. Mal fand in St. Gallen eine erfolgreiche Projektwoche mit diversen Sportcamps statt. Mehr als 500 Kinder nutzten die Chance, in den Herbstferien mit namhaften Sportlern zu trainieren.

«Die Zusammenarbeit mit der Profi-Sportkletterin Barbara Büschlen war für mich das Highlight dieser Projektwoche», sagt ein begeisterter Andi Dubach, Initiator und Leiter der Projektwoche. Dubach ist Pastor der baptistischen «Kirche Bild». Er will unbedingt, dass Barbara Büschlen nächstes Jahr die Kletterlager U13/U17 fortsetzt. Die 22jährige Kletterin wuchs «in einem kletterverrückten, christlichen Elternhaus» auf. Acht Jahre betrieb sie Wettkampfklettern, sieben davon bei der Schweizer Elite. Auf das Wettkampfklettern verzichtet sie mittlerweile bewusst. Der Konkurrenzkampf hatte ihr zunehmend zu schaffen gemacht. «In einer Krise wurde mir klar, dass dieser Sport mich beherrschte. Daraufhin habe ich mich erneut und ganz für Jesus Christus entschieden», erklärt sie.

Dance ist gefragt

Erstmals auf dem Programm stand American Football. Schon früh ausgebucht waren die Dance Camps (Breakdance,

Mirjam. Michi über Breakdance: «Ich fand es super, wie jeder akzeptiert und unterstützt wurde, voll solidarisch.»

Projektwoche 2013

Technik in der Kletterhalle. Andi Dubach, Projektleiter (kleines Bild).

Dance, Cheerleading). Neben Fussball, Unihockey, Basketball und Volleyball fanden auch neuere Camps wie Boxen, Judo oder Selbstverteidigung Beachtung.

Spannende Erlebnisse

Das Besondere an der St. Galler Projektwoche ist, dass die Leiter in einer täglichen Sequenz über ihre persönlichen Erfahrungen mit Gott erzählen. Speziell staunte Ralph Saxer, Leiter von Fuss-

ball U12, über Fabio, einen Jungen, der bei den Inputs über den «verlorenen Sohn» jeweils geistig abwesend wirkte, am Schluss aber die ganze Geschichte nacherzählen konnte. Tanzlehrerin Jackie: «Genial, hier haben Sport und Glauben Platz, genau wie ich mir das wünsche.» Ähnliche Töne kamen auch von Teilnehmern. «Das Dance Camp hat mir mega gefallen, es war eine coole Stimmung», schwärmt

Für Projektleiter Andi Dubach beginnt bereits die Sponsorensuche für 2013. Ein, zwei neue Camps könnten dazukommen, vielleicht Handball. Bis Ende Februar muss das neue Programm stehen. An Arbeit mangelt es nicht. Verständlich, dass sich Dubach eine Teilzeitkraft wünscht, damit er neben seinem Job in der Kirche in den entscheidenden Phasen der Projektwoche mitwirken kann. ROLF FREY

Zahlen und Fakten 14. Projektwoche 2012 in St. Gallen: 18 Camps, 520 Kinder und Jugendliche, 120 Mitarbeiter und Trainer. Die 15. Projektwoche findet vom 14. bis 18. Oktober 2013 statt. www.projektwoche.ch, www.bueschlen.ch

Wegweiser zu Christus für Indios von heute LEITERWECHSEL Am Samstag übergab Urs Trummer, Leiter von «Indicamino», sein Amt an Korni Siemens. Die Ausbildung einheimischer Verantwortungsträger auf dem südamerikanischen Kontinent bleibt ein wichtiger Schwerpunkt.

«Indicamino» (bis 2003 «Schweizer Indianer-Mission») führt fünf Ausbildungszentren in Peru, Bolivien und Kolumbien und hat 51 europäische Mitarbeitende, davon 38 Schweizer. Zur Zielgruppe gehören Menschen ethnischer und sozialer Minderheiten.

Wo Gottes Reich anbricht

Korni Siemens ist gebürtiger Paraguayer mit Schweizerpass. Er absolvierte eine Ausbildung am Theologischen Seminar St. Chrischona, war Pfarrer im Evangelischen Gemeinschaftswerk Bern-Zentrum und von 2004 bis 2012 Leiter des Missionswerks «Licht in Lateinamerika» in Costa Rica. Er wolle sich nach demjenigen Programm idea Spektrum 42.2012

Stabwechsel: Urs Trummer (links) übergibt an Korni Siemens.

Christen in Erscheinung treten.» Für den 44-Jährigen Siemens ist Teamarbeit wichtig. Es gehe darum, gemeinsam herauszufinden, was Gott von uns heute wolle. «Das, was früher nötig und richtig war, entspricht nicht mehr den heutigen Bedürfnissen», betonte Siemens. Er freut sich auf den spannenden Prozess, «das Evangelium von Jesus Christus unter den heutigen Bedingungen so zu verkünden, dass es von Menschen heute gelebt werden kann.» Urs Trummer und seine Frau werden ab Frühjahr 2013 wieder als Missionarsehepaar in Südamerika arbeiten. HEINZ BÄHLER

ausrichten, das Jesus vorgegeben habe, meinte Siemens: ein Pro-

gramm, das auf Liebe aufbaut. «Das Reich Gottes bricht da an, wo

www.indicamino.org Bild: idea/Rolf Frey, zvg


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w i r t sc h a f t

Vom Käser zum leidenschaftlichen Gastgeber Gasthaus MIt hERZ Im «Sternen» in Rüdlingen (SH) sind Gäste noch Könige. Fast alles, was auf den Tisch kommt, ist hausgemacht. Auch Menschen mit einer schwierigen Biografie bekommen im Service oder in der Küche eine zweite Chance. Zu Besuch bei Manfred und Doris Riem.

Das Dorf Rüdlingen bildet zusammen mit Buchberg eine Exklave. Die beiden Dörfer sind umschlossen von deutschem, respektive zürcherischem Gebiet. Riegelbauten mit den typisch rot gestrichenen Balken sind charakteristisch für die Gegend. Bei meinem Besuch lässt sich die idyllische Lage nur erahnen – der Nebel lässt herbstlich grüssen. Umso freundlicher werde ich von Manfred und Doris Riem (beide 52) in die Gaststube gebeten. Die beiden lieben ihre Rolle als Gastgeber – das spürt man sofort. «Eigentlich ist es eine Berufung», sagt Manfred Diem, er schmunzelt und ergänzt: «Wir dienen anderen Menschen und werden auch noch dafür bezahlt.» Seine Karriere begann als Käser im Emmental; den Militärdienst

impressum idea schweiz Herausgeber: Idea Information AG, 4410 Liestal Verwaltungsrat: Heiner Henny, Präsident, Sam Moser Stellvertreter, Paul Beyeler, Hans Lendi, Helmut Matthies, Matthias Spiess ideelle Trägerschaft: Schweizerische Evangelische Allianz (SEA), Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG), Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) Redaktion: Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 44, Fax 031 819 71 60 E-Mail: redaktion@ideaschweiz.ch Internet: www.ideaschweiz.ch Chefredaktor: Rolf Höneisen Büro: Steinackerstrasse 4, 9214 KradolfSchönenberg, Tel./Fax 071 642 44 21 E-Mail: rolf.hoeneisen@ideaschweiz.ch Redaktor: Thomas Feuz Erweitertes Team: Esther Reutimann, Christian Bachmann, Mirjam Fisch-Köhler Praktikum: Christof Bauernfeind Verlagsmanager: Roland Rösti, 031 818 01 25, verlag@ideaschweiz.ch Kundenberatung anzeigen: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 42; Fax 031 819 38 54 E-Mail: inserate@ideaschweiz.ch aboservice: Jordi AG – das Medienhaus, Franziska Schüller, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 20, Fax 031 819 38 54 E-Mail: abo@ideaschweiz.ch abopreise: Jahresabo Fr. 145.–, Seniorenabo Fr. 117.–, Halbjahresabo Fr. 77.–. Das Abo ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar. Konto: PC-Konto 40-788586-4 Idea Information AG, 4410 Liestal layout/Druck/Versand: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp www.jordibelp.ch

Bild: Helena Gysin

leistete er in der Küche, wo er zum Küchenchef ernannt wurde. Später entschied er sich, diesen Beruf von der Pike auf zu lernen. Doris wollte eigentlich Ärztin werden, arbeitete aber während ihrer Zeit am Gymnasium im Service. Diese Tätigkeit gefiel ihr so gut, dass sie schliesslich die Hotelfachschule absolvierte und an der Seite ihres Mannes Wirtin wurde.

alles hausgemacht

Die beiden haben klar getrennte Arbeitsgebiete. Doris meint: «Sonst würde es kaum funktionieren. Wir sind 23 Stunden am Tag zusammen.» Manfred ist Koch aus Leidenschaft: Saucen, Fonds, Ravioli, Desserts und selbst die beachtliche Auswahl an Eis: alles ist hausgemacht. Spargeln im Frühsommer, Wild im Herbst, Risotto im Winter. Dem Gemüse gibt Riem in jeder Saison die Hauptrolle – Sorgfalt ist ihm hier besonders wichtig. Der Einkauf der Lebensmittel ist Chefsache, zudem bildet er Kochlehrlinge aus. Doris ist die Fachfrau für den Service, verantwortlich für Getränke- und Weineinkauf, Tischdekoration und für alles Schriftliche. Wann immer möglich, lässt sich Manfred aber auch in der Gaststube blicken, bedient Gäste und nimmt sich Zeit für Gespräche. Das Paar hat ein Herz für Menschen, die am Rande unserer Gesellschaft stehen. Es bietet ihnen temporär Arbeit, Struktur und offene Ohren. Auszubildende in Küche und Service sind meistens Jugendliche, die von Riems eine zweite oder sogar letzte Chance bekommen.

Gott und die Welt

Die beiden Wirtsleute verstecken ihren Glauben an Jesus Christus nicht. Man spürt ihn an der Atmosphäre, man sieht ihn auf ihren Gesichtern, allerdings hätten sie in dieser Hinsicht «zuerst das richtige Mass» finden müssen. Von Anfang an duldeten sie zum Beispiel das Fluchen am Stammtisch nicht. Einige Gäste kehrten ihnen deswegen den Rücken,

Doris und Manfred Riem: Zu Gastgebern berufen.

andere sind die ganzen 24 Jahre Stammgäste geblieben. Es gab auch ernüchternde Erlebnisse. Beispielsweise als ein Gast während seines ganzen Aufenthalts Bedienung und Essen in den höchsten Tönen lobte, dann aber – beim Anblick des Zuckerbeutels mit Bibelvers – aufstand und das Lokal schimpfend verliess. Im «Sternen» spricht man im wahrsten Sinne des Wortes «über Gott und die Welt». «Wir leben unseren Glauben und reden darüber, so oft wir gefragt werden», sagen die Riems. Manchmal geschieht Seelsorge eben auch im Wirtshaus.

Familie und Glaube

Zur Familie gehören drei fast erwachsene Kinder. Manfred weiss um das schlechte Gewissen, das Doris bis heute manchmal noch plagt: «Wir versuchten zwar immer, die Familie in den Mittelpunkt zu rücken, doch genau zu den wichtigen Zeiten herrschte auch im Restaurant Hochbetrieb.» Die Kinder mussten meistens selber ins Bett. «Wir waren zwar immer präsent, der Vater sogar öfter als in den meisten Familien. Aber Manches kam einfach zu kurz.» Dass sie es als

Familie trotz allem gut haben, sei ein Geschenk, darin sind sich die Eltern einig. Die beiden gehören zur Freikirche «Efra Rafz». Sie besuchen einen Hauskreis, aber: «Den Gottesdienst am Sonntag können wir nicht besuchen, persönliche Kontakte beschränken sich auf Montag und Dienstag.» Alle anderen Tage ist es das Ziel der Wirtsleute, dass Gäste, auch schlecht gelaunte, freundlich bedient werden und den «Sternen» mit einem Lächeln im Gesicht verlassen. Helena Gysin

«sternen» Rüdlingen Das Restaurant ist bekannt für seine saisonalen Menus mit regionalen Produkten, z.B. Flaacher Spargeln, und im Herbst für ausgewählte Wildgerichte. Auf der Weinkarte finden sich aus Überzeugung in erster Linie Weine aus Rüdlingen selber. Die Gaststube bietet Platz für 30 Gäste, daneben gibt es ein «Stübli» mit maximal 14 und einen Saal mit bis zu 60 Sitzplätzen. Im Sommer lädt auch der Garten zum Verweilen ein. www.sternen-rüedlingen.ch

idea Spektrum 43.2012


W I R T SC H A F T | F oRu m

SYNERGIE Auf dem Weg zu Gottes Ökonomie Christen sind in der Geschäftswelt in einer ähnlichen Situation wie die Israeliten in Ägypten. Der grosse Herrscher «Mammon» oder «Markt» bestimmt das Wirtschaftsleben. Wir wurden gemäss dessen Grundsätzen ausgebildet und gehen bewusst oder unbewusst davon aus, dass dies alles seine Ordnung hat, weil wir nichts anderes kennen. Aber oft klagen wir und fühlen uns wie die Israeliten in Ägypten. Denn – ist das auch wirklich so, wie Gott es gedacht hat? Da braucht es manchmal einen Weckruf durch schwierige Situa-

Bin entsetzt «idea Spektrum» Nr. 42 – «Verunsicherung ist Segen, spüre frischen Wind» Als Mitglied einer florierenden und wachsenden Gemeinde (allerdings mit weniger als 5000 Mitgliedern) im Kanton Zürich, bin ich über diesen Entscheid der Synode entsetzt. Der Rückgang der Mitglieder von 675 000 auf 475 000 (entspricht knapp 30 Prozent) rechtfertigt in keiner Weise einen Abbau der Gemeinden um 66 Prozent. Dass im Jahr 2025 vielleicht noch mehr Leute anderer Konfessionen im Kanton Zürich wohnen werden, darf in diesem Zusammenhang keinesfalls als Begründung akzeptiert werden. Und dann gibt es noch solche wie mich, die sich für diese Kirche einsetzen… das heisst, ich setze mich ein für Gott und werde es auch dann noch tun, wenn die reformierte Kirche des Kantons Zürich ihren Selbstmord vollendet hat. THOMAS GLAUSER, Otelfingen ZH

Ohne Grundlage «idea Spektrum» Nr. 42 – «Verunsicherung ist Segen, spüre frischen Wind» Mein Kollege Willi Honegger verspricht sich von der gewaltigen Strukturreform, zu der jetzt die Zürcher Kirche alle ihre Kräfte sammelt, einen geistlichen Neuanfang. Meine pastoralen Erfahrungen führen mich zu einer anderen Einschätzung. Viele unserer Zeitgenossen sind in der Tat offen. Unverkrampft fragen sie wieder nach der Wahrheit des Evangeliums. Doch es sind eigenständig denkende Menschen, die in ihren Berufen erfahideaSpektrum 43.2012

tionen oder durch einen «Boten», der uns die Augen öffnet. Gott, der Erfinder der Wirtschaft, weiss, wie sie funktionieren sollte. Wie aber kommen wir in dieses «verheissene Land»? Und wieso dauerte das bei den Israeliten so lange? Weil es ein Weg ist, auf dem die Israeliten viel lernen mussten. So ist es auch für uns. Für mich, wie für viele bisherige Studenten, war der Besuch der Schule für biblische Geschäftsprinzipien (SBG) ein solcher Weg. Als erstes braucht es eine Entscheidung, die «Komfortzone Ägypten» zu verlassen, sich auf das Wagnis eines Weges mit Gott einzulassen und auch die entsprechende Zeit zu opfern. Ein wichtiger Punkt für die Israeliten war, dass Gott ihnen in der Wüste seine Gesetze und Prinzipien offenbarte. Auch wir

müssen Gottes Prinzipien für die Wirtschaft kennen lernen, wie er sie uns in seinem Wort gegeben hat. Die SBG legt grosses Gewicht darauf, dass wir die Bibel als Handbuch für das Geschäftsleben entdecken. Die Israeliten erhielten viele Möglichkeiten, um zu trainieren: Sie mussten Hindernisse überwinden, erlebten ihr eigenes Versagen und Gottes wunderbares Eingreifen – erkannten, dass Ungehorsam Konsequenzen hat und Gehorsam gesegnet ist – lernten sich von Gott führen zu lassen, ihm als Versorger zu vertrauen und Sicherheiten loszulassen, usw. Das sind alles Lektionen, die wir auch im Geschäft erleben. Hier hilft es uns, wenn wir mit anderen unterwegs sind, einander ermutigen und voneinander lernen können. Deshalb sind die

ren haben, dass beides gefragt ist: ein weiter Umblick ebenso wie Präzision im Detail. Wenn sie sich fragen, ob das Evangelium die vertrauensvolle Hingabe des Lebens wert sei, suchen sie nicht nur Gemeinschaft und authentische Persönlichkeiten. Sie prüfen auch, ob die Antworten intellektuell überzeugen. Oft beklagen sie sich, dass sie von den Theologen, Pfarrern und Predigern nur simple Moral und schöne Stimmungen vermittelt bekommen. In den letzten zweihundert Jahren ist derart viel geschehen und derart viel Neues entdeckt worden! An der Tagung des Schweizerischen Pfarrvereins meinte die Dogmatikerin Barbara Hallensleben, von uns sei darum gefordert, die Arbeit der Kirchenväter neu zu leisten: Wie einst Irenäus im Kampf gegen die Gnostiker die biblischen Aussagen gebündelt hat, müssen nun auch wir das Verhältnis von Natur und Gnade im Angesicht der naturwissenschaftlichen Weltbilder wieder bibeltreu und lebensnah beschreiben können. Und wie Augustin im Angesicht der Völkerwanderung eine überzeugende Sicht auf den Gang der Geschichte darzulegen vermochte, müssen auch wir die revolutionären Entwicklungen der letzten Jahrhunderte stimmig schildern. Nur so kann das Evangelium wieder in breitere Schichten wirken und den nachdenklichen Zeitgenossen ernsthaft zu denken geben. Wie soll ein Prediger seine heutigen Hörer auf Dauer im Glauben festigen, wenn er selber niemals Darwin oder Heisenberg gelesen hat und nichts weiss von den Theorien der Politik- und Kunstwissenschaft und den

Modellen der Psychiatrie oder den Einsichten der neusten Geschichtsforschung? Wie aber soll er sich solchen Fragen widmen, wenn er viele Sitzungsstunden lang mit Strukturreformen beschäftigt ist? Oder soll man davon ausgehen, in Zürich werde es keine unterschiedlichen Meinungen geben, und die grosse Mehrheit der Prediger dürfe die Reformen getrost einer kleinen Gruppe von Wissenden und Wohlmeinenden überlassen? Reformen, die in demokratisch geordneten Bahnen verlaufen, sind äusserst zeit- und kraftraubend. Sie mögen aus finanziellen oder personellen Gründen unvermeidlich sein. Die Idee aber, dass sie der Kirche zu einer neuen Überzeugungskraft verhelfen, hat keine vernünftige Grundlage. Sie entspringt eher einem Vertrauen in die Macht gesetzlicher Weisungen. Davor warnt der Apostel: Über kurz oder lang führt es zur verzweifelten Erkenntnis, dass ich das Gute, das ich will, nicht tue, sondern das Böse, das ich nicht will (Römer 7,19). Pfr. Dr. PAUL BERNHARD ROTHEN, Vizepräsident des Schweizerischen Pfarrvereins, Hundwil AR

Sachliche Diskussion «idea Spektrum» Nr. 41 – «Dulden oder sachlich argumentieren? » Aufgrund des Artikels gewinnt man den Eindruck, dass Pornosucht mit Homosexualität gleichzusetzen ist, und dass gleichgeschlechtlich liebende Menschen unmöglich echte Christen sein können. Um einer sachlichen Auseinandersetzung gerecht zu werden, sind

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Mentoring-Gruppen in der SBG so wertvoll. Wo stehen Sie? Noch in Ägypten, abwägend, ob Sie den Schritt hinaus wagen wollen? Oder sind Sie bereits auf dem Weg ins «verheissene Land»? Unabhängig davon, wo Sie stehen: der Besuch des Wochenendseminares «Grundprinzipien für Christen in der Arbeits- und Geschäftswelt» in Sursee, kann Ihnen einen Schritt weiterhelfen. STEFAN JAKOB Unternehmensberater und Geschäftsführer vita perspektiv ag in Heimberg (www. vitaperspektiv.ch), Leiter SBG (Schule für biblische Geschäftsprinzipien, www. sbgnet.ch), sjakob@vitaperspektiv.ch

folgende Gegebenheiten zu berücksichtigen: Von den offiziellen «Vorzeigegeheilten» sind gleich mehrere von der Bildfläche verschwunden, haben widerrufen und sind nun bei uns, der homosexuellen Christenbewegung, aktiv. Weiter betrachten viele Anbieter von Konversionstherapien die Studie von Robert Spitzer als Grundlage ihres Angebots, obwohl dieser sie widerrufen hat. Wir sind überzeugt, dass die traditionelle Bibelauslegung – in ihrer Verdammung der Homosexualität – nicht Gottes Willen entspricht. Wir fordern die Kirche auf, Fehlentwicklungen der Kirchengeschichte zu korrigieren. Erst dies würde die Grundlage für eine echte sachliche Diskussion schaffen. MARCEL SCHMIDT, Zürich

Danke für den Mut! «idea Spektrum» Nr. 41 – «Sind Bibeln an Berliner Schulen unerwünscht?» Mich beschleicht das Gefühl, dass dieses Verteilverbot in Berlin in Richtung Beschneidung der Glaubens- und Gewissensfreiheit geht – und das darf nicht sein. Zwar setze ich hinter Bibel-Verteilaktionen auch einige Fragezeichen. Für die Kommunikation des Evangeliums braucht es auch Vorbilder, «Salz und Licht»-Figuren. Auch vor unserem Gymnasium fand kürzlich eine BibelVerteilaktion statt. Den «Gideons» sei dafür herzlich gedankt. Sie sind in dem Sinne Vorbilder, dass sie den Mut aufbringen, dem Mainstream entgegenzutreten. ARTHUR TEREKOV, Zürich Bild: VBG


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Wo Protestanten als „Fremdkörper“ gelten SÜDTIROL Es ist wenig bekannt, dass es in dem vom Katholizismus geprägten Landesteil auch eine Reihe von evangelischen Gemeinden gibt.

S

echs deutschsprachige freikirchliche Gemeinden veranstalteten in Nals bei Meran den 3. „Südtiroler Glaubenstag“ mit über 250 Besuchern. Nach Angaben von Pastor Daniel Schulte von der Freien Christlichen Gemeinde Meran bestehen in Südtirol etwa zehn solcher freikirchlichen Gemeinden, in denen sich jeweils 20 bis 80 Personen regelmäßig zum Gottesdienst versammeln. Die meisten Gemeinden würden von deutschen oder schweizerischen Pastoren geleitet. Daneben gibt es in Südtirol zwei lutherische Gemeinden in Bozen und Meran mit rund 800 Mitgliedern. Laut Schulte arbeiten die freikirchlichen Gemeinden Südtirols immer enger zusammen. Es gebe Frauentage, und im Januar 2013 seien erstmals gemeinsame Gebetsund Fastentage geplant. Schulte zufolge gelten evangelische Christen in Südtirol

zwar noch als „Fremdkörper“, sie erlebten aber keine offenen Anfeindungen mehr. Bei einem „Runden Tisch“ komme es regelmäßig zu Begegnungen mit dem Ökumenereferenten der katholischen Kirche.

Seelsorge-Initiative gegründet Freikirchliche Gemeinden haben – so Schulte – einen Verein „Christliche Seelsorge und Lebensberatung Südtirol“ ins Leben gerufen. Sie hätten damit auf die wachsenden seelischen Nöte in der Bevölkerung reagiert. Viele Bürger litten unter Depressionen und zerbrechenden Beziehungen: „Sie sind auf der Suche nach Menschen, mit denen sie beten und reden können.“ Von den rund 500.000 Einwohnern Südtirols sprechen 69 % Deutsch als Muttersprache. P

b www. fcg-meran.com • 039 334 1696441

Wo es evangelische Gemeinden gibt

Südtirol

ÖSTERREICH

SCHWEIZ

Goldrain

Schlanders

dt

ir

Sterzing Brixen Bruneck

Meran(2x)o l Bozen (3x)

iten lom o D

ITALIEN

500.000 Bürger 75 % Römisch-katholische 19 % Konfessionslose 4,5 % Protestanten 1,5 % Muslime

„Wer fromm ist, muss auch politisch sein“ EVANGELISCHER BUND Diese Ansicht vertrat der bayerische Landesbischof auf der Jahrestagung des Evangelischen Bundes.

Z

um Verhältnis von Glaube und sozialem Engagement erklärte der bayerische Landesbischof Heinrich BedfordStrohm: „Wer fromm ist, muss auch politisch sein … Dass wir politisch intervenieren, liegt an unseren geistlichen Einsichten. Wenn es uns nicht egal ist, wie es Menschen an den Enden der Welt geht, dann müssen wir helfen und Veränderungen politischer Verhältnisse herbeiführen.“ Darüber hinaus ermutigte der

Landesbischof vor den rund 150 Teilnehmern der Tagung in Rothenburg ob der Tauber zur Nutzung Sozialer Netzwerke. Der 1886 gegründete Evangelische Bund ist das konfessionskundliche und ökumenische Arbeitswerk der EKD. Er hat rund 4.000 Mitglieder. Seit 1947 unterhält er das Konfessionskundliche Institut im südhessischen Bensheim. P

b www.ki-bensheim.de

NOTIERT Homo-Parade in Brasilien: „Umarme mich – Jesus liebt Dich!“ „Umarme mich – Jesus liebt Dich!“ Mit dieser Aufforderung sind evangelikale Christen bei einer Homo-Parade in der zentralbrasilianischen Stadt Goiania aufgetreten. Zunächst seien die jungen Christen auf Skepsis gestoßen, aber bald hätten die Umarmungen ansteckend gewirkt, so die Organisatoren. Die Gruppe nennt sich „Verrückt nach Jesus“ und gehört zur Initiative „Unidos na Web“ (Vereint im Web). Sie will auf ungewöhnliche Weise evangelisieren. Der Leiter, Guilherme Batista: „Homosexualität ist Sünde, aber Gott liebt die Sünder.“ Die Gruppe wolle die Botschaft verbreiten, dass Jesus „unser Erretter“ ist. Seine Liebe könne Homosexuelle dazu bringen, dass sie die „fleischlichen Lüste“ hinter sich ließen und ein geistliches Leben führten. Wie die Internet-Zeitung Christian Post berichtet, wandten sich die Organisatoren der Homo-Parade gegen diese Evangelikalen. Bei der Veranstaltung im kommenden Jahr sollten Teilnehmer dafür sorgen, dass sie keine Plattform mehr erhielten, so die Vereinigung der Schwulen, Lesben, Bi- und Transsexuellen in der 1,3 Millionen Einwohner zählenden Stadt Goiania.

Israel: Netanjahu studiert die Bibel Zum Bibelstudium hat Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu 17 jüdische Gelehrte und Rabbiner in seiner Jerusalemer Residenz empfangen. Er knüpfte damit an eine Tradition seiner Vorgänger David Ben-Gurion (1886-1973) und Menachem Begin (1913-1992) an. Der 62-jährige Netanjahu hatte erstmals im Mai zu einer Bibelarbeit über das Buch Ruth eingeladen. Am 11. Oktober beschäftigten sich die Teilnehmer mit der Geschichte von Kain und Abel (1. Mose 4). Kain hatte seinen Bruder Abel erschlagen, weil Gott dessen Opfer gnädig ansah, seines aber nicht. Der Ministerpräsident fragte, warum Gott den Brudermord nicht mit der Todesstrafe gesühnt habe. Eine Antwort in dem Gespräch lautete: Gott wolle die Welt nicht untergehen lassen – Kain lebte weiter und zeugte Kinder –, und dies sei ihm wichtiger als Rache. 43.2012


Jeder 8. Mensch hungert

N AC H R IC H T E N

Haiti

17

Eritrea

Burundi

gravierend

mäßig / wenig Hunger

sehr ernst

Industrieland oder keine Angaben

ernst

WelthungerIndex 2012 Quelle: Welthungerhilfe

Hunger und Krankheit sind die größten Probleme der Armen ENTWICKLUNGSHILFE Die Ungleichheit und Ungerechtigkeit muss stärker bekämpft werden können.

D

as berichtete Prof. Claudia Warning (Berlin), Vorstandsmitglied des Evangelischen Werkes für Diakonie und Entwicklung, in Düsseldorf bei der ersten Jahreskonferenz dieser vereinigten Organisation von Diakonischem Werk, Evangelischem Entwicklungsdienst und dem Hilfswerk „Brot für die Welt“. Nach Warnings Angaben haben 925 Millionen Menschen nicht genug zu essen und damit auch ein erhöhtes

Krankheitsrisiko. 98 % lebten in Entwicklungsländern. Hauptgründe für Hunger seien die ungleich verteilte Nahrung, steigende Lebensmittelpreise oder der Anbau von Biokraftstoffen auf Ackerflächen. Die Armen in den Ländern des Südens könnten kaum Rücklagen bilden. Bei Ernteausfällen oder Krankheit gerieten sie schnell in eine Notsituation. Vor diesem Hintergrund änderten sich die Anforderungen an die

Entwicklungshilfe. Warning: „Es geht um die Stärkung der Rechte und das Selbstbewusstsein der Armen, damit sie an der Entwicklung ihrer eigenen Gesellschaften teilhaben und Ungleichheit und Ungerechtigkeit bekämpfen können.“ P

b www.diakonie.de/evangelisches-werkfuer-diakonie-und-entwicklung-9238. htm • 030 652110

Behinderte gehören in die Gemeinde – sonst fehlt etwas INKLUSION Christliches Behindertenforum für Gleichberechtigung von Behinderten und Nicht-Behinderten

N

ach Ansicht der rund 80 Teilnehmer aus 8 Ländern sind Gemeinden ohne Menschen mit Behinderungen unvollkommen. Am Ende der viertägigen Tagung verpflichteten sie sich, sich für einen barrierefreien Zugang zu kirchlichen Einrichtungen zu engagieren und Leitungsgremien zu einem „inklusiven“ Vorgehen zu ermutigen, also einem Miteinander von Behinderten und Nichtbehinderten. Der Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz, Hartmut Steeb (Stuttgart), plädierte in einem Grußwort für eine andere Einstellung gegenüber Behinderten. 43.2012

„Inklusion statt Integration“ Es reiche nicht, sie dadurch in die Gesellschaft integrieren zu wollen, dass man ihnen besondere Privilegien zugestehe. Laut Steeb sollte es die gemeinsame Aufgabe von Behinderten und Nicht-Behinderten sein, die Gesellschaft so zu ändern, dass alle Bürger unabhängig von ihren individuellen Fähigkeiten ihr Leben gestalten können. Dafür habe sich der Ausdruck Inklusion (Einbeziehen) eingebürgert. Es müsse normal werden, dass Behinderte gleichberechtigt an allen gesellschaftlichen Entwicklungen beteiligt werden. „Inklusion statt Integration“,

forderte deshalb Steeb. Als Beispiel für die Gedankenlosigkeit gegenüber Behinderten nannte er, dass Rollstuhlfahrer am Bahnhof in Schwäbisch Gmünd weder ein- noch aussteigen könnten. Zugleich würden mehr als 200 Millionen Euro für Umgehungsstraßen der Stadt ausgegeben. Die Veranstaltung wurde vom Arbeitskreis „Perspektivforum Behinderung“ der Deutschen Evangelischen Allianz und vom Europäischen BehindertenNetzwerk durchgeführt. P

b www.perspektivforum.org 036741 2424


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N AC H R IC H T E N

Die Wirtschaft soll sich an den Zehn Geboten orientieren WERTE Zu einer Besinnung auf die biblischen Zehn Gebote in Wirtschaft und Gesellschaft hat der Gründer und Vorstand der Stiftung Familienunternehmen, Prof. Brun-Hagen Hennerkes (Stuttgart), aufgerufen.

I

n den Geboten sei alles zusammengefasst, was das menschliche Leben regel- und handhabbar mache. „Ohne diese Wertvorstellungen enden wir in einer eiskalten Gesellschaft, in der der Mensch dem Menschen ein Wolf ist“, sagte der Wirtschaftsanwalt dem „manager magazin online“ (Hamburg). Allerdings müsse man die abendländischen Werte, deren Basis die Gebote der Bibel seien, immer wieder aktualisieren und breiter auffächern. Als Beispiele nannte Hennerkes Nachhaltigkeit und gute Unternehmensführung.

Wer überstand Krise am besten? Zur Frage, ob er glaube, dass sich ein Handwerker oder global agierende Konzernma-

nager beim Buhlen um Aufträge Hennerkes: „Wer hat denn die auf die Zehn Gebote besinnen, wirtschaftlichen Verwerfungen sagte der 73-Jährige: „Diese Werder vergangenen Jahre in der te wie nicht lügen, nicht stehlen, Regel am besten verkraftet? Das nicht begehren, was einem anwaren doch die Familienunterderen gehört, sind auch heute in nehmen.“ In ihnen müsse der der realen Gesellschaft und WirtUnternehmer noch mit seiner schaft immer noch präsent und Prof. Hennerkes ganzen Person hinter der Firma aktuell.“ Jeder mittelständische Unterneh- stehen und sich vor seinen Mitarbeitern mer, der seinen Betrieb sicher in die Zukunft verantworten. Kritisch äußerte sich Henbringen wolle, stehe auf der Basis dieser nerkes zur virtuellen Finanzwelt. Sie habe Werte. Die Zehn Gebote seien im Grunde zum Teil Produkte entwickelt, „bei denen „unser Fundament für gutes Handeln“. Sie es nur darum ging, sich zu bereichern und beriefen sich auf Werte wie Verantwortung, keinen Mehrwert zu schaffen“. P Vertragstreue und Ehrlichkeit. Auf die Frage, ob biblisch orientierte Handwerker und Un- b www.manager-magazin.de/politik/ artikel/0,2828,859731,00.html ternehmer erfolgreicher seien, antwortete

Billy Graham an die US-Wähler: Stimmt für biblische Werte! WAHLKAMPF Der 93-Jährige schaltet Anzeigen in 12 Tageszeitungen – Ein Plädoyer für Mitt Romney?

I

m US-Präsidentschaftswahlkampf hat sich der bekannte Prediger und Evangelist Billy Graham (Montreat) zu Wort gemeldet. In ganzseitigen Anzeigen, die in 12 Blättern erscheinen – darunter „USA Today“ und das „Wall Street Journal“ – bittet der 93-Jährige die Leser, mit ihm zu beten, dass die USA eine Nation unter Gott bleiben. Weiter heißt es: „Ich spüre, dass diese Wahl meine letzte sein könnte. Ich glaube, es ist lebenswichtig, dass wir unsere Stimmzettel solchen Kandidaten geben, die ihre Entscheidungen auf der Grundlage biblischer Prinzipien treffen und den Staat Israel unterstützen. Ich bitte Sie eindringlich, für jene zu stimmen, die die biblische Definition der Ehe zwischen Mann und Frau schützen.“ Beobachter interpretieren das als indirekte Aufforderung, am 6. November den Kandidaten der Republikaner, den Mormonen Mitt Romney, zu wählen. Denn im Gegensatz zu USPräsident Barack Obama, der erneut als Kandidat der Demokraten ins Rennen geht, lehnt Romney die gleichgeschlechtliche Ehe ab.

Mormonentum hat besonders evangelikale Christen verunsichert. Auch die Billy-Graham-Gesellschaft führte die Mormonen bislang auf einer Liste religiöser Kulte – neben etwa den Zeugen Jehovas oder Scientology. Nach dem Treffen zwischen Graham und Romney wurden die Mormonen von der Liste entfernt. (Mit Obama hatte Billy Graham 2010 ein Gespräch geführt.) P

Ein Sprecher der Billy-Graham-Gesellschaft betonte allerdings, dass die Anzeigen neutral seien und weder eine Partei noch einen Kandidaten namentlich erwähnten. Man wolle die Wähler lediglich ermutigen, ihre Entscheidung auf der Grundlage biblischer Werte zu treffen. Vor einer Woche hatte sich Billy Graham mit Mitt Romney zu Gesprächen getroffen. Dabei soll es auch um dessen Glauben gegangen sein. Denn Romneys Bekenntnis zum

Der Mormone Mitt Romney zu Besuch beim Baptisten Billy Graham

Fotos: Tom Pingel, ddp images/AP

Eine neue Haltung zu den Mormonen?

43.2012


Das Bild der Woche DIE WIEDERKUNFT JESU In Jerusalem bereiten sich zwei US-Fernsehsender auf die Wiederkunft Jesu Christi vor. Sie haben Kameras für einen umfassenden Blick auf den Ölberg installiert. Dort hielt Jesus die Abschiedsrede an seine Jünger. Nach biblischen Berichten fuhr er von dort in den Himmel auf, und dort wird auch seine Wiederkunft erwartet (Apostelgeschichte 1,11+12, im Alten Testament steht der Bezug zum Ölberg beim Propheten Sacharja 14,4). Als erste Fernsehstation baute Ende September der im Bundesstaat Texas ansässige Sender „Daystar Television Network“ ein Studio auf, um fortwährend aktuelle Bilder über Satellit und das Internet zu verbreiten. Kurz darauf kaufte der kalifornische Sender „Trinity Broadcasting Network“ das Nachbargebäude, um ebenfalls nichts zu verpassen. Beide Fernsehanstalten verfolgen das Ziel, Juden das Evangelium nahezubringen. Außerdem wollen sie judenchristliche Gemeinden unterstützen. Viele Christen glauben, dass die Gründung des Staates Israel 1948 und die Heimkehr von Juden nach Israel ein Vorzeichen für eine baldige Wiederkunft Jesu Christi sein könnten. Jesus Christus selbst betonte allerdings gegenüber seinen Jüngern, dass er kommen werde zu einer Stunde, „da ihr’s nicht meint“ (Matthäus 24,44).

43.2012


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N AC H R IC H T E N

Lob für Nobelpreis: So kann Leben besser geschützt werden MEDIZIN-NOBELPREIS Die Preisträger zeigen einen ethisch guten Weg in der Stammzellforschung auf.

F

ührende Kirchenvertreter haben die Verleihung des Nobelpreises für Medizin an die Stammzellforscher Shinya Yamanaka (Japan) und John Gurdon (Großbritannien) als ein Signal für den Lebensschutz begrüßt. Die beiden haben entdeckt, wie sich die Zellen Erwachsener in stammzell-ähnliche Zellen zurückentwickeln lassen. Mit deren Hilfe sollen eines Tages bisher unheilbare Krankheiten wie Alzheimer behandelt werden. Nach Ansicht von Experten haben die beiden Forscher damit einen ethisch unbedenklichen Weg zur Stammzelltherapie eröffnet. Damit müssten nicht mehr menschliche Embryonen – also Menschen im frühesten Stadium – „verbraucht“ und damit getötet werden, um Kranken Heilung zu bringen. Gegen eine solche verbrauchende Embryonenforschung wendet sich seit langem der frühere bayerische Landesbischof Johannes Friedrich. Er freue sich über die Ehrung der beiden Forscher, weil sie deutlich mache, „dass die Forschung an adulten Stammzellen etwas bringen kann“, sagte das EKD-Ratsmitglied auf idea-Anfrage. Lange sei der Eindruck erweckt worden, dass Fortschritte bei der Behandlung

l

Sir John Gurdon

Shinya Yamanaka

schwerer Krankheiten nur mit Hilfe der Forschung an embryonalen Stammzellen möglich seien. Die beiden Forscher hätten dies widerlegt. Auch der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Alois Glück (CSU), gratulierte mit ähnlicher Begründung den beiden Forschern. P

idea Fernseh- und Hörfunk-Tipps

27. Oktober – 2. November

FERNSEHEN Sonnabend, 27. Oktober

Sonntag, 28. Oktober

16.30–17.00 „Horizonte“: Reiche kommen nicht in den Himmel! – Gott – Geld – Gerechtigkeit

9.30–10.15 Evangelischer Gottesdienst aus der Christuskirche in Innsbruck

10.00–10.30 18.00–18.30 „Sternstunde Religion“: „Arche – Die TV-Predigt“: Mitt Romney – Ein Mormone Die Kraft zufrieden zu sein. will ins Weisse Haus Mit Pastor Wolfgang Wegert

10.30–11.00 Abstinent und missionarisch? Mormonen in der Schweiz – Matthias A. Weidmann zu Gast bei Judith Hardegger 17.40–18.10 „Fenster zum Sonntag“: Urchigi Schwyz – Jodeln, Alphorn, Fahnenschwingen

Montag, 29. Oktober

Mittwoch, 31. Oktober

20.15–21.05 „Diese verfluchten Stunden am Abend“ – Häftlingsbordelle im KZ

10.00–11.00 Evangelischer Gottesdienst zum Reformationstag aus der Thomaskirche in Leipzig

21.15–21.45 ERF 1 „Inspiriert“: Der ehemalige Ministerpräsident Günther Beckstein über die Zehn Gebote in seinem Alltag

11.15–11.45 ERF 1 Gottesdienstliche Feier 17.30–18.00 Der Glaube der Anderen – Reformation und Toleranz

HÖRFUNK 7.05–7.30 „Feiertag“: Zieht man von der Reformation ihre Lieder ab, dann steht sie ohne ihre Kleider da 8.30–9.00 „Perspektiven“: Was uns Halt gibt – Gespräch mit Lukas Niederberger über Rituale

Donnerstag, 1. November 8.35–8.50 „Am Sonntagmorgen“: Gottesdienst mit Demenzkranken

10.00–11.00 ERF Plus Gottesdienst aus der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Westerstede

9.30–10.00 Ökumenische Dialogpredigt „Leben in der Verbannung“ zu Jeremia 29, 4-7.10-14 mit Henriette Meyer-Patzel

10.05–11.00 Evangelischer Gottesdienst aus Stuttgart, Predigt des EKD-Ratsvorsitzenden Präses Nikolaus Schneider

11.30–12.00 „Camino“: Du sollst Vater und Mutter ehren – vor allem, wenn sie alt und pflegebedürftig sind

20.00–20.30 ERF Plus „Brennpunkt Nahost“ mit Johannes Gerloff und Horst Marquardt

20.30–21.00 ERF Plus 20.04–20.30 „Reiseeindrücke“ mit „Orientierung“: Schwester Eva-Maria Mönnig Kann Musik evangelisch und Horst Marquardt sein? Reformation und Musik

Wer reagieren möchte, kann dies unter folgenden Rufnummern tun: ARD: 089/5900-3344 | Bibel.TV: 040/4450660 | Das Vierte: 0180/5843783 Deutschlandfunk und Deutschlandradio: 0221/345-1831 | DRS 2: (0)848/808080 | ERF: 06441/957-0 | HR (TV): 069/1555111 | Kabel 1: 0180/5011150 KiKa: 0180/2151514 | Luth. Stunde: 04264/2436 | MDR: 0341/300-5401 | NDR: 0511/988-2393 | Phoenix: 0180/28213 | RBB: 030/97993-2171 SF 2: (0)62/2059050 | SR 2: (0)681/6022222 | SWR: 07221/929-0 | WDR (Radio): 0221/5678-333 | WDR (TV): 0221/5678888 | ZDF: 06131/7012164

Fotos: Wellcome Library - London, picture alliance / dpa

Sonntag, 28. Oktober

43.2012


Höllentrip: „Lasst, die ihr eintretet, alle Hoffnung fahren!“, warnt Dante Alighieri (Mitte) in seiner Höllenvision, die er mit verschiedenen Personen darstellt.

Ein Höllenleben bringt es auf Dauer einfach nicht DIE GÖTTLICHE KOMÖDIE Im deutschsprachigen Theater beschäftigen sich überraschenderweise einige mit der Bibel. So führt das Staatstheater Mainz „Die göttliche Komödie“ von Dante Alighieri auf – und bringt damit Hölle und Himmel auf die Bühne. Karsten Huhn hat die Premiere besucht. Was ist nur in die Theaterleute gefahren? Im Schauspielhaus Zürich wurde in vier Stunden und im vollständigen Wortlaut das Buch Genesis aufgeführt. Es folgte das Münchner Volkstheater mit einer „Moses“-Aufführung. In Kürze feiert das Schauspiel Stuttgart die Premiere der „Apokalypse“, dem letzten Buch der Bibel. Auch der isländische Regisseur Thorleifur Örn Arnarsson beschäftigt sich mit biblischen Motiven. Am Staatstheater Mainz zeigt er „Die göttliche Komödie“ – die Höllen- und Himmelsreise des Italieners Dante Alighieri (1265-1321). In 100 Gesängen und 14.233 Versen beschreibt der Dichter eine Jenseitsreise, die als Weltliteratur gilt und deren Bilder bis heute prägen. Die Reise führt in die tiefsten Abgründe der Hölle, von dort zur Läuterung und schließlich ins Paradies.

Ein widerlicher Theaterintendant Wie bringt man die Hölle auf die Bühne? Das Stück beginnt mit Klamauk. Ein widerlich-zotiger Theaterintendant führt durch das Stück, kommandiert seine Mitarbeiter umher und setzt billige Pointen. Die Zuschauer lädt er zum Mitmachtheater ein, jeder soll seine Hände an den Kopf legen, um sich die Vorurteile aus dem Kopf zu massieren. In schwurbeligen Kurzvorträgen wie in einem schlechten Germanistikseminar wird bedeutungsvoll erklärt, wer Dante war und was er wollte. Eitelkeit, Machtgeilheit und aufgeplustertes Gelaber – das sind die Vorstufen zur Hölle.

Die Hölle? Das ist die Pornobranche! „Lasst, die ihr eintretet, alle Hoffnung fahren!“, warnt Dante. Der Höllentrip nimmt an Fahrt auf. Auf einer Plexiglasscheibe gehen die Schauspieler dem Abgrund entgegen – und finden starke Bilder für Todsünden und Höllenqualen. Die Hölle? Das ist die Pornobranche mit ihrer sexuellen Ausbeutung. Die Hölle? Das ist ein Fallsüchtiger, ideaSpektrum 43.2012

der 20, 30, 50 Mal zu Boden geht. Er schlägt hart auf, das muss wehtun. Sobald er steht, fällt er wieder, und man leidet mit. Die Hölle? Das ist ein Kratzen und Jucken nach unsichtbarem Ungeziefer. Die Hölle? Das ist ein Würgen und Brechen. Das Schauspielkollektiv stopft Äpfel in sich rein und kotzt sie wieder aus, und die Brocken pladdern auf die Bühne, dass man fast mitspeien muss. Die Hölle? Das ist die Blendung des Menschen, brutales Licht von vorn, das einen nichts mehr sehen lässt. Die Hölle beginnt mit Komödie, ist aber keine. Hölle ist Pein und Plage, kurze Lust und langes Leid.

Brandreden gegen die Lüge – Und der Himmel? Dante hält Brandreden gegen Wucher, Habgier, Lüge und Vertrauensbruch. Zitiert wird der Prolog des JohannesEvangeliums, der Schöpfungsbericht der Genesis und das Hohelied der Liebe aus 1. Korinther 13: „Wenn ich mit Menschen- und mit Engelszungen redete und hätte der Liebe nicht, so wäre ich ein tönend Erz oder eine klingende Schelle … Wir sehen jetzt durch einen Spiegel ein dunkles Bild; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, wie ich erkannt bin.“ Der nervige lüstern-narzisstische Theater-Impresario, der seinen Schauspielerinnen hinterherstieg, ist kleinlaut und erschöpft von seiner Höllenreise. Ein Höllenleben bringt es eben auf Dauer einfach nicht. Dann doch lieber den Himmel versuchen! Also raus aus der Hölle, hinauf zur Erde, dort, wo Sonne, Sterne, Himmel warten. Der letzte Teil von Dantes Reise wird charmant angedeutet: Die Schauspieler steigen auf, eine Himmelfahrt zu Mozartklängen. P

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• 06131 28510 Weitere Vorstellungen am 24. und 31. Oktober sowie am 9., 16., 17. und 21. November


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C H R I ST & LE BE N

Das Geschenk der Sexualität DER MANN Sexualität ist Gottes geniale Idee. Doch sie ist auch stark angefochten. Manche erleben ihre Ehe als unbefriedigend und konfliktreich. Andere versinken im Sumpf der Pornografie. Der Seelsorgeexperte Matthias Burhenne zeigt, wie Männer Versuchungen widerstehen und wie sie ihre Sexualität erfüllt leben können. Sexualität ist etwas Wunderbares, denn sie stammt von einem wunderbaren, kreativen, liebevollen und heiligen Gott. Über diesen Gott heißt es in 1. Mose 1,27: „So schuf Gott die Menschen nach seinem Bild, nach dem Bild Gottes schuf er sie, als Mann und Frau schuf er sie.“ Und in Vers 31: „Danach betrachtete Gott alles, was er geschaffen hatte. Und er sah, dass es sehr gut war.“ Gott hat dem Menschen die Fähigkeit gegeben, echte, freiwillige Liebesbeziehungen aufzubauen. Er hat die Ehe erschaffen. Er erfindet die Eheordnung (1. Mose 2,24), auf die sich Jesus in Markus 10,7-9 bezieht: „Deshalb wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und sich an seine Frau binden, und die beiden werden zu einer Einheit. Dann sind sie nicht mehr zwei, sondern eins, und niemand darf sie trennen, denn Gott hat sie zusammengebracht.“ Gott ist Schöpfer und Erfinder von Mann und Frau. Diese beiden Geschlechter bekommen das Prädikat „sehr gut“. Von ihm stammt die Idee, dass die sexuelle Begegnung beim Menschen mit schönsten Gefühlen einhergehen kann. Sexualität in Gottes Sinn zu leben, ist „sehr gut“ und ehrt Gott! Gottes Idee von Sexualität ist eine intensive Liebesbeziehung. In ihr können sich beide wunderbar ergänzen. Sie werden ein Fleisch, nicht nur im sexuellen Bereich. Sie gehen zusammen durch die unterschiedlichsten Lebensphasen und meistern sie – im Gespräch mit Gott, dem es ein Herzensanliegen ist, dass Ehe gelingt und die Liebesbeziehung leidenschaftlich bleibt.

… und der größte Irrweg Die Kreativität im sexuellen Bereich kann leider oft nicht unbelastet angesprochen werden. Das hängt mit der großen Tragik zusammen, dass viele Männer immer wieder Pornos sehen. Die erste und wichtigste Hilfe ist auch hier wieder das ehrliche Gespräch. Es geht nicht darum, den anderen zu überlisten, sondern liebevolle sexuelle Kreativität gemeinsam zu entwickeln. Wenn einem der Partner dabei etwas unangenehm oder eklig ist, dann soll er das zu jeder Zeit sagen dürfen, und dies muss beachtet werden.

Sexualität braucht Charakter Was haben Sexualität und Charakter miteinander zu tun? Ist es nicht übertrieben, jemandem gleich einen schlechten Charakter zu unterstellen, weil er in einem Bereich seines Lebens immer wieder strauchelt, Fehler macht – sündigt? Im Sinne von: „Dieser Mann hat einen schlechten Charakter, weil er Pornos schaut.“? Ja, das wäre eine nicht gerechtfertigte Verurteilung eines Menschen. Dieser Mensch würde damit auf eine sündige Verhaltensweise reduziert. Auf der anderen Seite geht es aber darum, sich nicht mit Lieblingssünden abzufinden, denn Sünden haben immer eine zerstörerische Kraft. Nun sind sexuelle Sünden nicht „die“ schlimmen Sünden, wie es überhaupt schwierig und eher fraglich ist, Sünden nach ihrer Schwere einzuteilen. Aber sexuelle Sünden haben die Eigenschaft, weitere schwierige und sündige Verhaltensweisen mit sich zu bringen, die sich gerade in einer Ehebeziehung fatal auswirken. Je nach Charakter und dem des Partners können sie schwerste Krisen auslösen. Manche Männer ziehen sich aus der Gemeinde zurück. Sie können das Leben in zwei Welten nicht mehr aushalten, ihre Gottesbeziehung wird immer brüchiger. Vergebung und Gnade werden kaum mehr in Anspruch genommen. Die Angst vor Konsequenzen hindert das InAnspruch-Nehmen von Hilfe. Ein fataler Kreislauf! Ein „geistlicher Charakter“ ist nicht dadurch gekennzeichnet, dass man nie Fehler macht, versagt oder sündigt, sondern durch die Art und Weise, wie man mit diesen „Fehltritten“ umgeht, und dass man nach einem Fall wieder aufsteht.

Kontaktadressen & Beratung Weißes Kreuz • 05609 83990 • www.internet-sexsucht.de Wüstenstrom • 07141 6889670 • www.wuestenstrom.de Team.F • 02351-81686 • www.team-f.de Weißes Kreuz • 062 7676000 • www.wkz.ch Living Waters • 031 8397758 • www.torrentsdevie.ch

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Hat jeder zweite Pastor schon einmal? Es gibt Schätzungen, die davon ausgehen, dass circa 10 % aller Männer sexsüchtig sind, 10 % haben keine Probleme mit pornografischen Versuchungen und 80 % schauen gelegentlich Pornos. Eine Umfrage – durchgeführt über die Internetseite des US-Pastors Rick Warren (www.pastors. com) – unter 1.351 Pastoren im Jahr 2002 ergab, dass 54 % der Pastoren im letzten Jahr Internetpornografie gesehen hatten, davon 30 % im letzten Monat. Mir ist es wichtig, uns bewusst zu machen, was Pornografie für Auswirkungen hat. Dies soll uns zur Motivation werden, den nächsten falschen Klick nicht zu tun. Zuerst ist die traurige Tatsache zu nennen, dass sich sehr viele Pornodarstellerinnen vor den Aufnahmen mit Drogen vollpumpen und eine erhöhte Selbstmordrate haben. In Asien werden Pornodarstellerinnen oft durch Menschenhandel rekrutiert. Das alles sind Auswirkungen dessen, dass überwiegend Männer diese Angebote nutzen. Doch die Nutzung von Pornografie hat auch große Auswirkungen im Umfeld der Konsumenten: Es sind zerstörende Auswirkungen auf Ehen und Familien. Zuletzt seien die Auswirkungen genannt, die man als die „Lügenbotschaften“ (so Thomas Schirrmacher) betiteln kann. Sie prägen uns leider mehr, als wir oft wahrhaben wollen: „Was sind diese Botschaften? • Sex ist überall möglich und gut, zu jeder Zeit und mit jedermann. • Sex hat keine Konsequenzen. • Das Aussehen bestimmt den Wert der Menschen. • Sex ist ein Zuschauersport, der möglichst öffentlich stattfinden sollte. • Treue ist langweilig. • Frauen müssen immer zu allem bereit sein. • Frauen sind nackte Wesen und vor allem zur Befriedigung geschaffen. • Männer sind die Bestimmenden, und es hat nach ihren Wünschen zu gehen. • Oft tritt hinzu: Gewalt/Schmerzen und Sex gehören zusammen.“

Unser entscheidendes Sexualorgan Ob es nun das Fremdgehen mit einer realen Frau oder die Internetpornografie ist, ich ermutige jeden, einen Weg einzuschlagen, der aus der Pornografie und dem Fremdgehen herausführt. Dabei zeige ich gerade im Bereich des Pornografiekonsums ein realistisches Bild dieses Weges auf, da ich in der Seelsorge erlebe, wie überhöhte Ideale („Ab heute muss ich es schaffen. Ich darf auf keinen Fall mehr ‚fallen’“) eher kontraproduktiv sind. Fällt man doch, so folgt – aus Frust und Verzweiflung – gleich eine Serie von Niederlagen durch intensives und häufiges Pornografieschauen. Der Weg aus der Pornografie ist nicht leicht und geht über viele Schritte und Monate. Unser größtes und entscheidendes Sexualorgan ist unser Gehirn. Hier können wir verantwortliche Entscheidungen treffen. Häufig stellen ideaSpektrum 43.2012

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mir Männer die Frage: „Wie lange wird es dauern, bis ich gar keine Pornos mehr schaue?“ Meine Antwort frustriert manche Männer und auch deren Ehepartner zunächst, aber sie ist von der Bibel her eindeutig. So wenig, wie wir versprechen können, grundsätzlich nie mehr zu sündigen, nie mehr zu lügen, nie mehr habgierig zu sein etc., so wenig kann man in der seelsorgerlichen Begleitung zusagen, dass der Betroffene irgendwann nie mehr Pornos schauen wird. Aber was man eindeutig sagen kann, ist: „Eine sehr deutliche Reduzierung ist möglich!“ Diese Reduzierung geht bei einem Teil der Männer in einen Bereich, dass sie nur noch ein- bis zweimal im Jahr – oft mit einem „unglücklichen“ verführenden Umstand verbunden (zum Beispiel ein Hotelzimmer mit freiem Internetzugang) – doch kurz einen Porno schauen. Einigen Männern gelingt es auch, mehrere Jahre lang keine Pornografie zu konsumieren, was nicht heißt, dass der Anblick einer realen Frau, die genau den Merkmalen der eigenen Liebeslandkarte für eine Frau entspricht, manche Herausforderung mit sich bringt. Mir ist klar, dass dies für den Ehepartner eine sehr unangenehme Aussicht ist. Und ich will damit die Sünden im sexuellen Bereich nicht verharmlosen, sind sie doch extrem demütigend und Vertrauen erschütternd.

Es gibt Wege aus der Pornofalle Es gibt Wege aus der Pornografie, aber sie gleichen schwierigen Berganstiegen, die teilweise langwierig sind und auch Talfahrten (Rückfälle) beinhalten. Es ist nicht immer einfach, diese Wege zu gehen, besonders wenn man schon seit Jahren Pornografie konsumiert. Man muss sich bewusst dazu entscheiden. Aber es ist möglich, aus dem Sumpf der Pornografie herauszukommen. Sie können es schaffen, wenn Sie bereit sind, sich das Fehlverhalten einzugestehen, es zu beichten und die Entscheidung treffen, den Kampf gegen die sexuelle Versuchung aufzunehmen. Bei diesem Kampf benötigt man häufig Weggefährten – Freunde, Seelsorger – und bei süchtigen Verhaltensweisen auch TheAutor Burhenne rapeuten. P Matthias Burhenne ist verheiratet et und hat zwei Kinder. Bis 2002 war er als n in Biologe in Forschungsprojekten Deutschland und den USA tätig.. Seit enest 2002 arbeitet er im Forum Wiedenest e-, (einem freikirchlichen Gemeinde-, Bildungs- und Missionszentrum in rent Bergneustadt bei Köln) als Referent in der Seelsorge- und Männerar-beit. Sein Beitrag ist ein Auszug aus seinem Buch „Mann sein. Sexualität mit Charakter“, das demnächst bei SCM Hänssler erscheint.


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Arbeiter bei der Produktion des Mercedes-Benz Actros

Pastor trifft auf A Ar Arbeiter rrb b ARBEITSWELT Wer Theologie studiert, hat in der Regel noch keinen Bezug zum Arbeitsleben – so ist es auch bei Stephan Dreytza (27). Nach seinem 1. theologischen Examen im Sommer arbeitete er zum ersten Mal in einem Mercedes-Werk. Für idea fasst er seine Eindrücke zusammen.

Ganz ohne Vitamin B In diesem Umfeld von grauen Stahlund Aluminiumteilen habe ich mich für fünf Wochen bewegt. Via OnlineBewerbung und Nachrückverfahren war ich ohne „Vitamin B“ an eine Stelle als Ferienarbeiter gekommen. Mit dem Ende des Studiums war auch das

Ende des Geldes erreicht. Also hieß es: Auf in die Welt der Arbeiter! Statt theologischer Überlegungen in der Bibliothek sollte ich jetzt „arbeiten und nicht denken“. Nun besteht meine Arbeit darin, in voller Schutzausrüstung als Handlanger in der Nacharbeit der Karosserieteile zu assistieren. Sehr enge Zeitvorgaben wie in der Montage am Band gibt es nicht, denn jeder hier zu beseitigende Fehler benötigt unterschiedlich viel Zeit.

„Schlimmer als das Tier“

Mit der Zeit lerne ich viele verschiedene Menschen kennen. Besonders durch die Ferienzeit ist die Fluktuation der Kollegen hoch. Mehrheitlich sind es Männer um die 50. Kaum einer hat studiert. Weil viele schon zwanzig Jahre oder mehr für Mercedes arbeiten, haben sie Stephan Dreytza wird viel Lebenserfahrung gesammelt. Sie am 28. Oktober als Studiwird dann gerne weitergegeben. Als enleiter des pietistischen wir eine Nachricht lesen, welche Studienhauses PhilippJakob-Spener-Haus in Gräueltat ein Mensch mal wieder vollMainz eingeführt. bracht hat, kommentiert Frank: „Der www.spener-haus.de Mensch ist der Mieseste von allen. Er

Fotos: Daimler AG /Klaus Oppermann, privat

Im Sekundentakt wummert die Presse für Karosserieteile in der ersten Etage. Es klingt, als würde jemand mit aller Kraft auf eine riesige Pauke schlagen – nur noch lauter und noch mächtiger. Jedes Mal wackeln die Scheiben der „Buden“ – der kleinen Werkstatteinheiten –, in denen fehlerhafte Karosserieteile nachbearbeitet werden. Kein Wunder, wenn bei jedem Pressvorgang ein Druck von bis zu 800 Tonnen erzeugt wird! So folgt in der Pressenstraße – der Aneinanderreihung mehrerer Pressen – auf jedes Donnern nach einer kurzen Stille ein ohrenbetäubendes Klimpern der ausgestanzten Teile, die in Schächte ins Erdgeschoss auf Fließbänder fallen.

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ist noch schlimmer als das Tier!“ Plötzlich ist die Sündhaftigkeit der Welt Thema und wie man ihr oft hilflos gegenübersteht. Und weil ich von den Kollegen als „Papst“, „Priester“, „Theologe“ „Pfarrer“ oder „(Herr) Pastor“ klassifiziert werde, stellt man mir auch Fragen: Zum Beispiel, was ich aus christlicher Sicht über Lotto spielen, Homosexualität oder soziale Gerechtigkeit denke. Im Blick auf Letzteres: Erstmals entsteht bei mir ein echtes Verständnis für die Gewerkschaften. Denn je länger ich vor Ort bin, umso deutlicher habe ich den Eindruck: Arbeiter scheinen nur eine ersetzbare Kostenstelle zu sein, um die von beiden Seiten mit harten Bandagen gekämpft wird. Lang sind die Gespräche nie, dafür aber ehrlich. Sie verdeutlichen mir, wie wichtig es ist, gründlich Theologie zu studieren, um den eigenen Glauben einem Frank einigermaßen durchdacht und kompakt erklären zu können. Denn als ruhiger Zeitgenosse beobachtet Frank sehr genau, was in seinem Umfeld passiert, und zieht seine Schlussfolgerungen. Mit klischeehaften Äußerungen in Schwarz-Weiß hält er sich zurück.

Benehmt euch, der Pastor ist da! Damit unterscheidet er sich von vielen Kollegen, deren Sprache und Humor anders sind. Über Sex sprechen sie direkt und ungeniert, zuweilen überbordend derb. Da ändert auch meine Anwesenheit als „Pfarrer“ nichts. Manche meinen nur: Benehmt euch, der Pastor ist da! Einmal bekam ich zu hören, ich würde „anderen“ auf die Nerven gehen. Ich müsse wohl eine unangenehmere Arbeit machen, um „wieder runterzukommen“. Mit was ich wem auf die Nerven gegangen sei, kann mir aber keiner sagen. Es sei „egal“, ich solle „einfach Füße stillhalten“. Hier ticken die Uhren anders. Die Kunst besteht darin, Gehörtes nicht auf die Goldwaage zu legen oder persönlich zu nehmen. Ich sehe, wie Christen es auf der Arbeit schwer haben können. Was würde passieren, wenn so ein Arbeiter auf einer Gemeindefreizeit im obligatorischen „Stuhlkreis um die gestaltete Mitte“ dabeisäße und mitreden würde? Der butterweich geschulte Pastor würde vermutlich in Verzweiflung geraten! Doch wo sind in den evangelischen Kirchen die Arbeiter? Die Offenheit, mit der mir wildfremde Kollegen begegnen, ist allerdings beeindruckend. So ergeben sich in Pausen auf einmal sehr persönliche Gespräche. Da ist zum Beispiel Kevin. Er muss um seine Ehe kämpfen. Die Sorgen stehen ihm regelrecht ins Gesicht geschrieben. Die begründete Angst, ob sein Arbeitsplatz bald durch eine billigere Arbeitskraft ersetzt wird, erscheint ihm darum eher zweitrangig. So verbirgt die raue Arbeiterfassade manche Not.

Was Arbeiter sagen, ist nicht politisch korrekt Im Studium habe ich gelernt, man müsse alles zweifelnd „historisch-kritisch“ hinterfragen: War alles wirklich so, wie wir glauben, lesen und zu wissen meinen? Hier unter Arbeitern höre ich das Gegenteil: Die Worte „Is‘ so!“ oder „Das glaub‘ man!“ beenden mit einem Achselzucken viele ideaSpektrum 43.2012

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Sätze. Sie irritieren mich. Aber es gefällt mir, wie viele hier einfach reden, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist. Somit steht politische Korrektheit gar nicht zur Debatte, sondern wird zur Lachnummer von Schreibtischideologen. Gleichzeitig will ich aber gelegentlich Ausländer-, Frauen- oder Schwulenrechtler werden, wenn ich irgendwo Sprüche höre, die selbst für meine Ohren zu viel sind. Grundsätzlich entscheide ich mich aber für die Variante Konrad Adenauers: „Nehmen Sie die Menschen, wie sie sind, andere gibt's nicht.“ Denn mein Grundanliegen als Christ ist es, Menschen und nicht Diskussionen zu gewinnen.

Sehr wichtig ist das saftigste Steak Statt der Frage des grünen Bürgertums, welche Einkaufstaschen am umweltverträglichsten sind, stellt sich die Frage nach dem saftigsten Steak – Herkunft egal. Fleischkonsum (gerne auch in großen Mengen) ist von großer Bedeutung, ebenso wie der Kaffee und die BILD-Zeitung in der Pause.

Wenn der Student zu Bett geht Bedrückend bei der Arbeit in dieser Fabrik ist: Es gibt wenig Abwechslung. Die Arbeit ist fast immer dieselbe, Monotonie stellt sich ein. Draußen knallt die Sonne. Drinnen spenden Neonröhren den Betonwänden künstliches, kaltes Licht. Und die Hierarchie ist klar von oben nach unten durchstrukturiert, den postmodernen Mitmach-Mercedes gibt es hier nicht. Arbeitsaufträge sollen ausgeführt, nicht grundlegend diskutiert werden. „Is‘ so!“ würden die Kollegen sagen. Das steht der ausgeprägten studentischen Beteiligungskultur ebenso völlig entgegen wie die Schichtarbeit an sich. In Dauernacht- oder Wechselschicht (früh/spät) geregelt zu arbeiten und sehr lange Anfahrtswege in Kauf zu nehmen, kennt kaum ein Student. Für Frank heißt das aber in der Frühschicht, um 4.15 Uhr aufzustehen. Denn von seinem Einfamilienhaus auf dem Land muss er eine Stunde zur Arbeit zu fahren, schließlich fängt um 6 Uhr die Arbeit an. Eine schockierende Uhrzeit! Ein Student geht um diese Zeit wahrscheinlich eher ins Bett, als dass er aufsteht. Dort hat er nämlich seine Ruhe und kann schlafen. Allerdings fehlt ihm dann das Klimpern frisch gepresster Metallteile, das ihm neue Horizonte erschließen könnte. P

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T H E OLO GI E

Der ganz andere Luther REFORMATION Mit vielen Aktionen bereitet sich die evangelische Christenheit auf das 500. Jubiläum des Anschlages der 95 Thesen durch Martin Luther (1483–1546) im Jahr 2017 vor. Was am 31. Oktober in Wittenberg geschah, gilt als Auftakt zur Reformation überhaupt. Viele Menschen sehen in Luther vor allem den glaubensstarken Erneuerer der Kirche. Doch dieses Bild ist einseitig, bemängelt Dr. Thorsten Dietz, Professor an der (pietistischen) Evangelischen Hochschule Tabor (Marburg). Der 41-Jährige wurde 2010 von der Luther-Gesellschaft mit dem Martin-Luther-Preis ausgezeichnet.

Was von Luther verschwiegen wird Doch was davon in die Öffentlichkeit dringt, erinnert in der Tat häufig an das, was Thea Dorn beschreibt. Denn allzu oft findet sich dasselbe Muster: Zuerst nimmt man pflichtschuldig Abstand von allem, wo Luther uns fremd geworden ist – obwohl es weit und breit niemanden mehr gibt, der sich allen Ernstes auf Luthers Gedanken beruft, wie mit aufständischen Bauern umzugehen oder was von Türken, Juden und Wiedertäufern zu halten sei. Dann wird der Reformator für seine Anstöße gewürdigt, die auch heute noch „aktuell“ sind: christliche Freiheit, fröhlicher Glaube, Gesang, Muttersprache in der Kirche. Bei allen Feierlichkeiten ist jedoch wenig – oder auch gar nichts – zu hören über den Luther, der uns in seiner Fremdheit vielleicht auch infrage stellen, kritisieren oder sogar auf ganz neue Gedanken bringen könnte! Es läuft aber etwas falsch, wenn das Reformationsjubiläum nur daran gemessen wird, ob auch ja alle Beteiligten mitfeiern können und ob auch ja die erreichten ökumenischen Fortschritte nicht angezweifelt werden. Als Konsenskandidat aller Parteien taugt Luther allerdings nicht: „Jedermanns Liebling“ zu sein war nie seine Traumrolle. Luther strotzt

hingegen geradezu vor Widerständigkeit gegen heutige Brauchbarkeitsbedürfnisse!

Der Reformator war ständig angefochten Luther wird gerne als Vorbild des Glaubens in Anspruch genommen; eines Glaubens, der mutig, fröhlich und gelassen macht. Nicht zu Unrecht! Aber er hatte auch eine ganz andere Seite. Sein Wirken lässt sich nicht einfach mit „erst zweifelnder Mönch, dann glaubensstarker Reformator“ zusammenfassen. Zeit seines Lebens rang Luther mit seinen Ängsten, die sich bis zu Panikattacken steigerten. Immer wieder musste er innere Kämpfe ausfechten. Immer war er begleitet von dem, was er „Anfechtung“ nannte:

» Deshalb müssen wir Christen darauf gerüstet und täglich dessen gewärtig sein, dass wir ohne Unterlass angefochten werden. « Der Reformator betonte, dass wir unser Leben lang „zugleich Sünder und Gerechter“ bleiben. Luther eignet sich nicht zum Vorbild für Menschen, die ihre eigene Glaubensgewissheit wie eine Monstranz vor sich hertragen. Aber sein Glaubenszeugnis wäre interessant auch für die Menschen, die im Grenzgebiet von Glaube und Unglaube leben; für die, deren Gebete von Zweifeln zersetzt sind; und für diejenigen, die im Spannungsfeld zwischen Nicht-glauben-Können und Sehnsucht nach Gott fast zerrissen werden. Eine Kirche, die den angefochtenen Glauben Luthers wiederentdeckt, könnte lernen, dieses geistliche „Zwischenland“ nicht als Problemzone der Uneindeutigkeit, sondern als Ernstfall des alltäglichen Glaubens wahrzunehmen.

Die dunklen Seiten Gottes Wer in Luthers Texten liest, merkt schnell: Er hat wirklich oft vom Teufel und vom Bösen geredet. Schon im Morgenund Abendsegen Luthers heißt es jeweils: „Dein heiliger

Foto: PR

Die Schriftstellerin Thea Dorn brachte es in einem Interview in der Wochenzeitung „Die Zeit“ auf den Punkt: „Als ich Martin Luther wieder las, stellte ich fest, dass die evangelische Kirche uns mit einem fragwürdigen Lutherbild traktiert. Im Vorfeld des 500-jährigen Jubiläums der Reformation 2017 geht das schon los. Man macht Luther zu einem leicht zu vereinnahmenden Menschenfreund, der darüber nachgesonnen habe, wie wir Gott gnädig stimmen, indem wir uns kuschelig und mit dem fröhlichen Tralala der heutigen Kirchentage mit dem lieben Gott gemein machen.“ Gewiss, die von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ausgerufene Lutherdekade unter dem Motto „Luther 2017 – 500 Jahre Reformation“ ist eine großartige Idee. Wichtige Themen wie Freiheit, Bildung, Musik werden auf Tagungen und Kongressen vielschichtig erörtert.

Thorsten Dietz

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T H E OLO GI E

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Engel sei mit mir, dass der böse Feind keine Macht an mir finde.“ Kaum etwas wirkt heute anstößiger. Sollte der allmächtige, gute Gott neben sich einen Abgrund der Bosheit dulden? Verdunkeln solche Vorstellungen nicht die Rede von der Liebe Gottes? Doch mit einer Aufteilung in einen „heute noch brauchbaren“ Luther und seinen „mittelalterlichen Rest“ machen wir es uns zu leicht. Natürlich will wohl niemand wieder ganz in Luthers Vorstellungswelt leben; etwa wenn dieser das Wirken des Teufels unmittelbar in Gegnern wie Thomas Müntzer, einem Anführer der Bauernkriege, oder in der Geburt behinderter Kinder annahm. Es geht auch nicht darum, wieder von Pferdefuß und Schwefelgeruch, Hexenwut und Poltergeist zu reden. Auffällig ist aber schon, dass uns oft nicht klar ist, was wir eigentlich meinen, wenn wir „Erlöse uns von dem Bösen“ beten! Im Blick auf diese Verlegenheit gegenüber Luthers Rede vom „Bösen“ beklagte der Lutherforscher Gerhard Ebeling (1912–2001) „eine oft an Erstickung grenzende Spracharmut“ und sah darin „ein alarmierendes Signal dafür, dass wir nicht einmal mehr sagen können, woran wir kranken und was uns gefangen hält“.

Was die Kirche daraus lernen könnte Wenn die Kirche auch diesen Luther ernst nähme, böte sie Raum dafür, dass Menschen klagen dürfen über die tiefen Verstörungen und Verletzungen durch das Böse. Denn nur wer vom Bösen redet, kann auf seine Überwindung hoffen. Schließlich wäre jede Dämonisierung anderer Menschen überflüssig: Wer um die Erlösung von dem Bösen weiß und dafür betet, kann Menschen nicht mehr verteufeln.

Meine Wünsche zur Halbzeit der Lutherdekade Die Lutherdekade nähert sich ihrer Halbzeit. Die noch ausstehenden Themenschwerpunkte „Toleranz“ (2013), „Politik“ (2014), „Bild und Bibel“ (2015) und „Eine-Welt“ (2016) sind gewichtig – lassen es aber keineswegs als gewiss erscheinen, dass die geistlichen und religiösen Herausforderungen der Reformation zur Geltung kommen werden. Ich wünsche mir daher mehr Mut, die geistlichen Fragen Luthers und der Reformation hervorzuheben. Und habt bitte weniger Angst vor dem „anderen“ Luther, der vermeintlich nicht in unsere aufgeklärte Zeit passt! Die Welt wartet nicht auf Einsichten und Ratschläge zu gesellschaftlichen Problemen, die auch ohne den Umweg des Reformationsgedenkens zugänglich sind.

Foto: dpa

Daran denkt bei der evangelischen Kirche niemand Es verdächtigt sowieso niemand die evangelischen Kirchen, nur mit Glaubensfragen befasst zu sein. Im Gegenteil: Ich halte es für überfällig, in Kirche und Öffentlichkeit Gesprächsprozesse darüber anzustoßen, was Jesus Christus, die Gnade Gottes und der christliche Glaube heute bedeuten können. Ansonsten können wir auf die Luther-Feierlichkeiten auch gleich ganz verzichten.

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Luther im Erfurter Augustinerkloster in seiner körperlichen und geistigen Selbstquälerei. Eine Radierung von Gustav König 1847.

Was Luther nicht wollte: eine „lutherische“ Kirche Martin Luther war nämlich der Letzte, der darauf Wert legte, in seinem Namen Jubelfeiern zu begehen:

» Wie käme denn ich armer stinkender Madensack dazu, dass man die Kinder Christi mit meinem heillosen Namen nennen sollte? « Der Reformator wäre ein schlechter Begleiter, wenn Kirche „bloß nicht provozieren und herausfordern“ möchte. Er könnte uns aber weiterhelfen, wenn wir uns von ihm erinnern lassen, wodurch die Reformation letztlich ausgelöst wurde und was Luther in der 62. seiner 95 Thesen ausformulierte, die er (wahrscheinlich) am 31. Oktober 1517 ans Hauptportal der Schlosskirche in Wittenberg angeschlagen hat: „Der wahre Schatz der Kirche ist das allerheiligste Evangelium von der Herrlichkeit und Gnade Gottes.“ P Anzeige


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BI BL I SC H E S N E U E R Z Ä H LT

Ein langsamer Tod BIBEL Kaum jemandem ging es zur Zeit Jesu schlechter als den Leprakranken: Ausgestoßen und als Sünder verachtet, mussten sie schrittweise den Zerfall ihres Körpers erleiden. Man sah die Lepra als göttliche Strafe für schwere Sünden an. Gleich nach der Bergpredigt wagte sich ein Leprakranker zu Jesus vor. Titus Müller erzählt die Geschichte aus dem Matthäusevangelium 8,1–4 nach. Simon hasste seine schäbige Hütte – durch die der Wind pfiff – und die Einsamkeit. Noch mehr hasste er das Hocken am Straßenrand, das Betteln mit der fingerlosen Hand. Die Menschen wichen vor ihm zurück, als wäre er ein Untier, und vielleicht war er längst eines. Heute würde er nicht um Brot betteln, auch wenn das bedeutete, dass ihm der leere Magen wie ein Stein im Bauch hing. Er machte ein Ende. Bisher war er jedes Mal zu feige gewesen, sich von der Klippe zu stürzen, er stand dann da und brachte den Schritt in die Tiefe nicht zuwege. Aber heute fühlte er sich stärker, heute lähmte ihn die Verzweiflung nicht. Er würde es schaffen zu sterben. Die Sonne knallte ihm unbarmherzig auf das zerschundene Haupt. Das Klettern war eine Herausforderung für

Titus Müller

ihn: Auf der rechten Seite fehlten ihm die Finger, und links war ihm nicht einmal ein Rest der Hand geblieben, der Unterarm war nur noch ein Stumpf, mit dem er sich auf dem Weg nach oben mühevoll abstützte. Seit seiner Erkrankung, seit der erste weiße Fleck auf der Haut erschienen war und die Stelle sich taub anfühlte, waren acht Jahre vergangen, acht Jahre, in denen sich der Tod durch sein Gewebe fraß. Er griff die Gliedmaßen an und das Gesicht, er ließ die Augenlider, die Nase und die Ohren verfaulen, bis sie abfielen. Er machte ihn zum lebenden Toten. Genau das war die Lepra, ein beschwerlicher, langsamer Tod. Deshalb fürchteten die Menschen die Leprakranken. Ihr Anblick erinnerte sie daran, dass auch sie, die Gesunden, eines Tages sterben mussten. Sie sahen ihr eigenes Ende und schreckten davor zurück. Die vorgeschriebene zerris-

Leprakranke im indischen Kaschmir. Weltweit gibt es heute bis zu vier Millionen Leprakranke. Über 70 % leben in Indien. Weitere Schwerpunkte sind Indonesien, Brasilien und Myanmar (Burma). Jedes Jahr erkranken mehrere Hunderttausend Menschen neu. Lepra ist mittlerweile heilbar. Wer zu spät behandelt wird, braucht für Verstümmelungen Prothesen.

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BI BL I SC H E S N E U E R Z Ä H LT

sene Kleidung sah aus, als würde er Totentrauer tragen. Er trauerte um sich selbst, er trug sich selbst zu Grabe. Simon stutzte. Er hörte Stimmen. Als er über die Felskuppe blickte, sah er Menschen, eine große Menge. Viele hockten auf dem Boden, andere standen oder waren auf Felsenbrocken geklettert. Was wollten die hier? Sie blickten in eine Richtung. Dort stand jemand und redete. „Wenn deine Augen das Licht hereinlassen, wirst du im Licht leben“, sagte der Mann. „Verschließt du die Augen dem Licht, lebst du in der Dunkelheit. Wenn aber das Licht in dir erloschen ist, wie tief ist dann die Finsternis!“ Simon schluckte. Es schien ihm, als spräche der Mann direkt zu ihm. War es nicht so? War das Lebenslicht in ihm nicht fast verloschen? „Bittet Gott“, sagte der Mann, „und er wird euch geben, was ihr braucht. Sucht ihn, und ihr werdet ihn fi nden. Klopft an, er wird euch die Tür aufmachen. Wer von euch gibt seinem Sohn einen Stein, wenn er ihn um Brot bittet, oder eine Schlange, wenn er einen Fisch haben möchte? Ihr, die ihr böse seid, gebt euren Kindern Gutes. Da soll euer Vater, der in den Himmeln ist, nicht denen Gutes geben, die ihn bitten? Ihr könnt ihm vertrauen.“ Was dieser Mann sagte, rührte Simon so tief, dass er zitterte. Er musste mit ihm sprechen, und wenn es das Letzte war, was er in diesem Leben tat. Er stand auf. Er ging um die Felskuppe herum und trat mitten unter die versammelten Menschen. Die ersten wichen angstvoll zurück. Wie es das Gesetz verlangte, sagte er: „Unrein, unrein.“ Er sah ihre angewiderten Blicke. Er wusste ja selbst, dass man bereits seine Wangenknochen sehen konnte, wo das Fleisch weggefault war. Die Leute fürchteten, von seiner Sündhaftigkeit angesteckt zu werden. Man sagte, Lepra sei die Strafe für begangene Sünden. Und wenn ein Leprakranker unter einem Baum Schatten suchte, hieß es, war jeder unrein, der sich im selben Schatten aufhielt, der Schatten verbreite die Sünde weiter. Aber bei diesem Mann war Licht. Und zu seiner großen Freude wich der Mann nicht vor ihm zurück. Freundlich sah er ihm entgegen. „Bleib gefälligst stehen!“, rief jemand. „Lass den Messias in Frieden!“ Den … Messias? Gott hatte den langersehnten Befreier geschickt, den Erlöser? Zögerlich fragte er: „Bist du der Gesalbte?“ Der Mann antwortete: „Ich bin es.“ Simon sank nieder auf die Knie. Er beugte das Gesicht zum Boden, von ganzem Herzen verneigte er sich, und aller Zorn auf Gott fiel von ihm ab. Er durfte den Messias sehen. „Herr“, sagte er leise, „wenn du willst, kannst du mich heilen.“ Er hatte Angst vor seiner eigenen Hoffnung. Er fürchtete, zutiefst enttäuscht zu werden. Aber der Messias hatte gesagt, man dürfe Gott bitten. Noch einmal, mit bebender Stimme, brachte er seinen sehnlichen Wunsch heraus: „Bitte heile mich.“ ideaSpektrum 43.2012

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Der Messias legte ihm die Hand auf den Kopf. Ein entsetztes Stöhnen ging durch die Menschenmenge. Jetzt war er unrein. Er hatte ihn berührt, er war nun selbst von der Sünde angesteckt. „Ich will es tun“, sagte der Messias. „Sei gesund!“ Simons Herz setzte aus. War der Messias stärker als die Krankheit? Hastig schlug das Herz wieder, es raste, es flatterte in seiner Brust. Er spürte die Hand, ihre Wärme, nicht nur das Gewicht auf seinem Schädel, nein, er konnte sie fühlen. Er spürte den Boden unter seinen Knien. Simon hob sich die Hände vor Augen, und es verschlug ihm den Atem: Sie waren heil, zehn gesunde Finger an jeder Hand! Er richtete sich auf und sah dem Messias in die Augen. Liebe und Zuversicht lagen in dessen Blick. „Du hast mich gesund gemacht“, flüsterte Simon. Die Menge starrte ihn voller Verblüffung an. Er befühlte sein Gesicht. Die Nase war da, die Ohren, die Augenlider. Auch den Wangen fehlte nichts. Der Messias sagte: „Geh heim in deine Stadt. Sag niemandem etwas davon, wie du gesund geworden bist, sonst strömen sie auch noch alle hierher, wir sind bereits zu viele. Aber zeige dich dem Priester, und bring die Gabe dar, die Mose angeordnet hat.“ „Ich … Ich danke dir. Großer Gott, ich bin geheilt!“ Er tanzte durch die Menge, er tanzte die Straße hinunter. Unten am Fuß des Berges lachten die Leute, die ihn sahen, sie dachten, er wäre betrunken. Sie erkannten ihn nicht. Noch am gleichen Abend tauchte der Priester einen Büschel Ysop in das Blut einer frisch geschlachteten Taube und besprengte ihn damit sieben Mal. Der Priester sagte: „Ich erkläre dich für rein.“ Er nahm die zweite, gesunde Taube und ließ sie fliegen. Simon sah ihr nach, bis sie im weiten Blau des Himmels verschwunden war. „Wasche deine Kleider“, sagte der Priester, „und rasiere den Kopf, den Bart, die Augenbrauen und alle anderen Haare. Sieben Tage sollst du das Haus deiner Familie nicht betreten. Am achten Tag kommst du zu uns in den Tempel. Wir schlachten einen weiteren Vogel und ich werde dir sein Blut an das rechte Ohrläppchen, den rechten Daumen und die große Zehe deines rechten Fußes streichen. Dann badest du dich in der Kammer für die Aussätzigen bei der Schönen Pforte. Danach kannst du zu deiner Familie zurückkehren.“ Simon brachte nichts heraus. Was würden die staunen, oh, sie würden ihm um den Hals fallen, die Mutter, die beiden Schwestern, der Vater! „Gott muss dich sehr lieben, dass er dich geheilt hat“, sagte der Priester. „Habe ich dich nicht gestern an der Straße vor der Stadt gesehen, völlig vom Aussatz zerfressen?“ „Du weißt es noch nicht?“, fragte Simon. „Der Messias ist da! Gott hat den Erlöser geschickt! Durch ihn hat er mich geheilt.“ „Der Messias“, flüsterte der Priester ehrfürchtig. Er ließ das blutige Büschel Ysop sinken. „Endlich.“ P


net F O R U M F Ü R J U N G E C H R I S T EN

Wie Facebook Beziehungen beeinflusst INTERNET Eine Milliarde Menschen tummeln sich beim Internet-Netzwerk Facebook. Vor allem Jugendliche nutzen das Angebot, um sich täglich – am besten rund um die Uhr – mitzuteilen. Doch in den vielen OnlineBeiträgen geht es nicht nur um Gemütszustände und Kommentare zum eigenen Leben, sondern zunehmend auch um Liebesbeziehungen. Über Angaben zum Beziehungsstatus, Fotos und Pinnwandeinträge machen junge Menschen ihr Liebesleben für ihre vielen „Freunde“ öffentlich. Dazu ein Beitrag von Julia Bergner.

Facebook kann enthemmen Die interaktive „Liebeswelt“ verdreht gerade bei 13- bis 18-Jährigen – die 17 % der Facebook-Mitglieder ausmachen – die Realität. „Schatziiii, ich liebe dich soooo sehr!“, ist nach einem Monat Liebesglück leichter und schneller geschrieben als gesagt. Der Kontakt mit dem anderen Geschlecht ist online enorm enthemmt. Da „entschließen“ sich schon 14-Jährige, dass sie bis zum Tod mit ihrem Partner zusammen sein wollen – und geben intime Details bekannt: „Ich weiß, ich hab es dir schon persönlich gesagt, denn du hast ja bei mir geschlafen: Wow, du bist so besonders!“ Doch wie groß die Beteuerungen auch sein mögen, hin und wieder kommt es doch zu einem Ende der „großen Liebe“. Dann wird der Beziehungsstatus wieder geändert, Fotos und Verlinkungen entfernt, denn in den vergangenen Monaten hatte man schließlich

B e su cht uns au ch au f

fa ce b ook .com/idealis te n

auf Facebook alles geteilt und mitgeteilt. Mitunter wird die Freundschaft blockiert, so dass man keine Mitteilungen über das Leben des jeweils anderen mehr bekommt. Doch Facebook konfrontiert einen trotz aller getroffenen Maßnahmen immer wieder mit dem Ex-Partner: Gemeinsame Freunde kommentieren Meldungen oder sogenannte „Lebensereignisse“. Sogar bei Beendigung der Freundschaft wird einem der, den man eigentlich gerne aus dem Kopf bekommen möchte, immer wieder als möglicher Freund vorgeschlagen.

Je mehr Facebook, desto größer ist der Kummer Eine Studie der Universität von Western Ontario (Kanada) hat ergeben, dass die Nutzung von Facebook und das Niveau des Trennungsschmerzes stark voneinander abhängig sind: Je intensiver die Plattform besucht wird, desto größer ist der Kummer. Nicht zuletzt kommt das davon, dass man das Profil des Verflossenen immer wieder einsehen, aber auch ihn und vermeintliche neue Partner regelrecht „stalken“ (belästigen) kann. 88 % der Befragten schnüffeln tatsächlich so dem anderen hinterher, und 52 % werden dabei auf Fotos und Meldungen des Ex-Partners eifersüchtig. Doch auch in eine bestehende Beziehung kann Facebook Eifersucht und Misstrauen bringen. Der Kontakt zu einem früheren Partner, der durch die Internetplattform leicht zustande kommt, kann eine Beziehung schnell und oft unbegründet belasten oder gar beenden.

Wie geht man also mit der Liebe auf Facebook um? Den richtigen Umgang mit dem Thema Liebe auf Facebook zu finden, ist schwer. Die Möglichkeiten, sich mitzuteilen, andere zu belästigen oder sich provozieren zu lassen, sind schier unendlich. Da sind Wille und Standhaftigkeit gefragt. Gebe ich der Versuchung nach, oder mache ich mein Leben einfacher, indem ich auf die Online-Variante meiner Beziehung verzichte? Auch bei Facebook ist keiner gezwungen, alles zu teilen und alles zu durchforsten. P

Fo l g t uns au f

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enn junge Leute verliebt sind, zeigen sie das gerne der ganzen Welt. Die „ganze Welt“ hat in Zeiten von Facebook jedoch eine völlig neue Dimension erreicht. Es sind nicht mehr nur die Freunde auf dem Schulhof und im Jugendkreis, die das turtelnde Pärchen sehen können. Bei Facebook sind es neben den eigenen „Freunden“ auch Freunde von Freunden, die man selber gar nicht kennt. Wenn sich ein junges Paar findet, erfahren es meist zuallererst die Facebook-Bekanntschaften. Und das sind laut einer Statistik bei 50 % der Nutzer immerhin mehr als 100 Personen. Dann aktualisieren die Verliebten den Beziehungsstatus von „Single“ zu „In einer Beziehung mit ...“. Und dann wird gepostet, was das Zeug hält. Gerade junge Menschen teilen völlig unbedacht Fotos von sich und ihrem „Schatzi“, hinterlassen Herzchen auf der Pinnwand des Partners und warten, dass ihre Freunde auf „Gefällt mir“ klicken. Minuten später treffen die ersten Kommentare ein, denn viele Jugendliche sind mit ihren Mobiltelefonen ständig im Internet unterwegs. Wer mehr Reaktionen bekommt, erscheint einfach als beliebter.


DI E K LE I N E K A NZ E L

» Wer den Sohn nicht ehrt, der ehrt den Vater nicht, der ihn gesandt hat «

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Prälat i. R. Rolf Scheffbuch (Korntal bei Stuttgart) war Regionalbischof in Ulm (19891995) und u. a. Vorsitzender der pietistischen Hofacker-Vereinigung (1980–1999).

Aus dem Johannesevangelium 6,23

Es kommt alles auf Jesus Christus an! Mit Gott haben es alle Religionen. Irgendwie. Sogar im Okkultismus und in der Esoterik bis hin zu Reiki geniert man sich nicht, von Gott zu sprechen. Deshalb ist es so wichtig, dass wir als Christen so vielen Menschen wie möglich sagen: Es kommt alles auf Jesus Christus an! So etwa schrieb mir ein ehemaliger Konfirmand. Jetzt ist er gerade dabei, sich von Jesus aus belastenden Bindungen zu lösen – aus erschreckenden Abgründen des Aberglaubens.

Worin der ganze Glaube besteht Es kommt alles auf Jesus an! Der ganze Glaube der Christen besteht darin: Gott hat es für nötig – ja für unumgänglich – angesehen, den von ihm so geliebten, aber der Rettung bedürftigen Menschen den Erlöser zu geben. Jesus soll Menschen retten. So sagt schon der Name, den Gott ihm beilegen ließ. Wer also Gott wirklich ernst nehmen möchte, der muss Jesus bekennen. Dass Christen das Bekenntnis zu Jesus aus dem Schaufenster nehmen, das liegt heute näher als je zuvor. Schließlich sind

wir ja mittendrin auf dem Weg hin zu „einer Welt“. In ihr werden Christen erst recht Störenfriede sein, die sich nicht auf die Formel „Gott“ beschränken. Wenn sie darauf beharren, allein in Jesus den wahren Gott zu bekennen, dann werden sie ausgegrenzt und abgestoßen. Natürlich scheint es für Christen taktisch klüger zu sein, statt von „Jesus“ zuerst einmal von „Gott“ oder von „Kirche“, von „Glauben“ oder gar von „Werten“ zu sprechen. Das könnte sogar als „missionarisch geboten“ erscheinen.

Diese Versuchung kenne auch ich Diese Versuchung kenne auch ich. Aber was mich jener ehemalige Konfi rmand wissen ließ, das hat mich aus scheinbar „missionarischer Träumerei“ gerissen. Für den Rest der mir gewährten Tage und für alle Begegnungen mit Menschen möchte ich das Wort des Christus Jesus viel ernster als bisher nehmen: „Sie sollen alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren. Wer den Sohn nicht ehrt, der ehrt den Vater nicht, der ihn gesandt hat“ (Joh 6,23). P

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PORTRÄT

Alt in einer neuen Heimat RUSSLAND Es ist ein schöner Herbst in der Nähe von Königsberg, der 420.000 Bürger zählenden Metropole des einstigen Ostpreußens, die sich rund 530 km östlich von Berlin befindet.

Vergeltung und Hilfe Der 1933 geborene Nikolai stammt aus der Nähe der Großstadt Brjansk an der russisch-ukrainischen Grenze. Während des Zweiten Weltkrieges wird 1942 ein feindlicher Späher der mit Deutschland verbündeten Finnen in seinem Heimatdorf erschossen. Und wie das so in Kriegen leider üblich ist, wird schwere Vergeltung geübt. Finnische Soldaten ziehen daraufhin mit Fackeln durchs Dorf und zünden ein Haus nach dem anderen an. Nikolai und seine Familie fliehen zu Verwandten. Sein Vater befindet sich längst in deutscher

Kriegsgefangenschaft. Doch ausgerechnet dank eines Deutschen – der ihm einen Tipp gibt – kann er schon bald fl iehen. Der Deutsche gibt ihm sogar noch ein Brot mit, und Nikolai hat seinen Vater wieder.

Das Drama zweier Soldaten Im August 1943 erlebt der Zehnjährige erneut Dramatisches: Zwei deutsche Soldaten treffen in der Nähe seines Heimatdorfes auf zwei russische Veteranen aus dem Ersten Weltkrieg. Es muss zu einer Auseinandersetzung gekommen sein, denn der eine Soldat will beide Russen erschießen. Doch sein Kamerad ist vehement dagegen, kann sich aber nicht durchsetzen. Über den Tod der beiden Russen ist der Deutsche so erbost, dass er seinen Kameraden erschießt.

Das Geheimnis einer glücklichen Ehe Nach Kriegsende – 1946 – kommen Regierungsbeamte in das zerstörte Dorf und fordern die Bewohner auf: „Geht in das von uns eroberte nördliche Ostpreußen. Dort habt ihr Platz. Dort könnt ihr etwas Neues aufbauen.“ Mit dem Güterzug geht es 1.100 Kilometer in Richtung des untergegangenen Deutschen Reiches. Als Einziges gibt der Staat für jedes Familien-

mitglied ein Pfund Mehl mit. Die Familie Nikolais muss per Anordnung nahe Gumbinnen östlich von Königsberg siedeln. Die Stadt ist so gut wie leer. Fast alle Deutschen sind geflüchtet. Nur ein paar Frauen haben überlebt. Nikolai: „Wir haben uns mit ihnen sehr gut verstanden und bedauert, dass sie sämtlich 1948 (von den Kommunisten) aus Nordostpreußen ausgewiesen wurden.“ Nikolais Frau kam einst im gleichen Waggon wie er in Gumbinnen an. 1957 heirateten sie. Er wird Ingenieur in Königsberg. Sie haben zwei Kinder, drei Enkel und zwei Urenkel. Nach dem Geheimnis ihrer glücklichen Ehe befragt, sagen sie: „Man muss immer einen Kompromiss fi nden, damit man gemeinsam seinen Weg gehen kann.“ Lidia: „Ich bin sehr zufrieden mit meinem Mann. Er raucht nicht, er trinkt nicht, er streitet nicht.“ Helmut Matthies P

Foto: idea/kairospress

Das alte Ehepaar – Nikolai Schkotov und seine Frau Lidia – hat es sich in seiner Datscha (Gartenhaus) weit vor den Toren der Ostseestadt, die seit der Besetzung durch die Rote Armee 1945 Kaliningrad heißt, gemütlich gemacht. Sie strahlen den Besucher aus Deutschland an, zeigen ihm das selbst gezimmerte doppelstöckige Häuschen, in dem sie die meiste Zeit des Jahres leben. Sie sind zufrieden nach einem aufregenden Leben, getragen vom Glauben an Gott, wie sie ihn in der russisch-orthodoxen Kirche gelehrt bekommen.

DAS WORT DER WOCHE »Wenn man da oben steht, wird man demütig. Manchmal müssen wir wirklich hoch hinaus, um zu sehen, wie klein wir sind. « Der österreichische Extremsportler Felix Baumgartner, nachdem er mit einem Heliumballon in die Stratosphäre aufgestiegen war und dann aus 39.000 Metern Höhe mit einer Geschwindigkeit von bis zu 1342 km/h der Erde entgegenstürzte. 43.2012


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