Idea Spektrum Schweiz 46/2012

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46 14. November 2012

Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt

www.ideaschweiz.ch

Mission possible! AEM-Leiter Niklaus Meier über Zeitgeist, Weltmission und die lokale Gemeinde. Seite 4

7 Genderdebatte: Kritische Anfragen 12 Senioren: Lebenslang lernen beugt vielen Alterserscheinungen vor

8 Verfolgung: Aishas Weg zu Jesus

22 Glaube: Warum muss man denn heute

9 New Leaders: Weiterbauen am

26 Ökonomie: Was die neue Wirtschaft

hat harte Folgen für ihren Alltag

Traum einer blühenden Jugendarbeit

noch immer an den Teufel glauben?

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e di t or i a l

Fallengelassen Langsam füllt sich der sanft beleuchtete Raum. Nur die Deckenlämpchen funkeln wie Sterne. In einer Ecke brennen Kerzen, in einer anderen steht ein Klavier. Die Besucher sitzen in drei Reihen. Vorne alles Menschen in teils ungewöhnlich grossen Rollstühlen. Wir sind im «Raum der Begegnung» in einer Rehabilitationsklinik für hirnverletzte Menschen. Viele der Patienten sind noch jung. Immer wieder hat es auch Opfer von Sportunfällen dabei. Einige erholen sich gut, dank ausgezeichneter Pflege und optimal abgestimmten Therapien. Irgendwann, nach Wochen oder Monaten, dürfen sie nach Hause. Sie können ihr Leben wieder selbständig oder mit Unterstützung bestreiten. Andere nicht. Zu schwer beeinträchtigt, bleiben sie in ihrem Körper gefangen, sind rund um die Uhr auf Pflege angewiesen, leben im angegliederten Wohnheim. An diesem Abend soll ich im Rahmen des «Klinik-Gottesdienstes» zu den Versammelten reden. Das Treffen unter der Woche hat keine konfessionelle Prägung. Eine Gruppe von Christen lädt jeweils ein, organisiert Musik und Redner und holt interessierte Patienten auf Wunsch im Zimmer ab. Der Raum ist voll geworden. Nach der Begrüssung durch Ueli, spielt Karin am Klavier. Ich lausche den Klängen und beobachte die Menschen. Ein Mann «hängt» im Rollstuhl. Ohne Gurte könnte er darin nicht sitzen bleiben. Er kann seinen Körper nicht aufrecht halten. Einer verdreht den Kopf, als wolle er den Tönen nachschauen; manchmal schreit er. Die junge Frau neben ihm starrt Löcher in die Luft. Die Frau dahinter lässt die Hand ihrer Begleiterin nicht mehr los und blickt sie unentwegt an. Was brauchen diese Menschen, was können sie aufnehmen – was sage ich ihnen? Mir wird klar: Entweder schweigen oder über Gnade reden. Ja natürlich! Ich wünsche mir, dass Gott ihre Körper wiederherstellt und sie ihre überdimensioniert erscheinenden, individuell angefertigten Rollstühle in die Garage schieben können. Aber mein Dienst besteht darin, Glauben zu wecken. Also erzähle ich die Biografie von Jonathans Sohn Mefi-Boschet. Als Fünfjähriger wird er auf der Flucht von seiner Amme fallengelassen; er bleibt durch diesen Unfall gelähmt. Der Prinzensohn fällt ins Bodenlose. Er verliert den Vater, wird vertrieben, enterbt, verfolgt. Fallengelassen zu werden, ist eine Erfahrung vieler Menschen. Von den Eltern, vom Partner, von der Firma, den Freunden. Fallengelassene ziehen häufig den Schluss, dass auch Gott sie aus seiner Hand hat fallen lassen. Nach vielen Jahren lässt David Mefi-Boschet suchen und holen. Er rehabilitiert ihn. Zwar ist Mefi noch immer gelähmt, aber seine Würde ist wiederhergestellt, für sein Leben ist gesorgt, er isst am Tisch des Königs. David demonstriert an Mefi-Boschet, was Gnade heisst: Überraschende, wohltuende Zuwendung. Tiefer Friede erfüllte mich, als ich von diesem Wesenszug Gottes, seiner in Christus sichtbar gewordenen Gnade, erzählen durfte. Gott sucht Menschen. Mit dieser Botschaft sind Christen unterwegs.

BiBlisch Ein Lieblingsbibelwort von Cla Gleiser, freiberuflicher Texter, Illustrator, Rhetoriker (www.verständlich.ch):

Da rief der Vater des Jungen: «ich glaube! hilf meinem Unglauben!» (Markus 9,24) «Dieser Vater ist verzweifelt. Sein Sohn ist krank, seit Jahren schon. Und jetzt setzt der Vater seine vielleicht letzte Hoffnung ganz auf Jesus. Jedenfalls so gut ihm das möglich ist. Denn da ist nicht nur Glaube. Da sind auch Zweifel, und offenbar nicht wenige davon. Doch anstatt sie zu vertuschen, wirft dieser Mann sein Durcheinander von Glauben und Zweifeln Jesus vor die Füsse – und beweist als gläubiger Ungläubiger echtes Vertrauen. Mehr noch: Er wird mir zum Vorbild des Glaubens, indem er mir zeigt: Bei Jesus hat es Platz, mein Durcheinander. Jesus bestätigt diesen von Zweifeln durchsetzten, unfertigen Glauben als echten Glauben und heilt den Jungen.»

Wörtlich «Für mich ist es ganz wichtig, im Gespräch mit Gott zu sein. Aus meiner ‹stillen Zeit› am Morgen, wo ich ruhig werde, in der Bibel lese und bete, ziehe ich sehr, sehr viel Kraft; dazu auch aus meinen Beziehungen zu Menschen, die mich teils schon seit Jahren begleiten.» So antwortete die Berner Theologin und Erwachsenenbildnerin Simea Schwab, 42, in der Sendung «Aeschbacher» von SF TV auf die Frage, woher sie die Kraft für ihr Leben nehme. Simea Schwab wurde ohne Arme geboren.

ROLF HÖNEISEN

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Bilder: fotolia.com/chris-m; idea/rh (Titel); idea/mw; zvg (Seite 3)

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BR E N N P U N K T

«Missionarisches Denken schärft den Blick» MISSION Niklaus Meier leitet die Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) der Schweiz. Dieser

Dachverband vereinigt 35 Missionsorganisationen und sieben theologische Ausbildungsstätten. Was bewegt den AEM-Leiter im Blick auf die Weltmission, die öffentliche Meinung und die lokale Gemeinde?

«idea Spektrum»: Niklaus Meier, Sie haben den schönen Beruf des Bäcker-Konditors erlernt. Heute arbeiten Sie als Geschäftsleiter der Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen. Wie kam es zu dieser Veränderung? Niklaus Meier: Ich bin immer noch

Bäcker, «Samstags-Beck» am Wochenende, für die Familie. Durch meinen Beruf kam ich nach Zentralasien, wo wir eine Bäckerei für notleidende Menschen aufbauten. Später wechselte ich an eine Privat-Universität, um dort Deutsch zu unterrichten.

Seit zwei Jahren leiten Sie die Geschäfte der AEM. In der Öffentlichkeit gilt die christliche Mission aber als sehr suspekt.

Im deutschen Sprachraum ist der Begriff «Mission» zu negativ besetzt. Es gibt andere Weltgegenden, wo ein christlicher Missionar geschätzt wird und angesehen ist. Der Auftrag von Jesus, das Evangelium weltweit bekanntzumachen, besteht – egal, ob man dem nun «missionieren» sagt oder nicht. Mit diesem Auftrag sind wir unterwegs. Die Menschen haben ein Recht darauf, die christliche Botschaft von der Gnade und Barmherzigkeit Gottes zu hören und sie haben das Recht, sie anzunehmen oder abzulehnen.

Der Atheismus kommt auf, das Christentum gerät in Rücklage...

Die gesellschaftliche Diskussion

Zur Person Niklaus Meier, 46, arbeitete nach seiner Lehre als Bäcker-Konditor und ersten Berufserfahrungen für zwei Jahre als Volontär in einem Kinderheim in Israel. Von 1990 bis 1992 war er mit dem OM-Schiff Logos II unterwegs. Von 1993 bis 1996 absolvierte er eine Bibelschule in Holland und engagierte sich anschliessend bis 2008 beim Missionswerk OM als Mitarbeiter in Kasachstan. Meier wohnt im Aargau, ist verheiratet und hat vier Kinder. Seit August 2010 ist Bild: idea/rh.

ist stark geprägt vom Zeitgeist. Das Religiöse, das Geistliche soll aus dem öffentlichen Leben verdrängt werden und im Privaten verschwinden. Das christliche Zeugnis ist unter Druck, und damit auch Kirchen, Gemeinden und ihre Mission. Ich finde es zum Beispiel paradox, dass in der Schweiz ein Missionar schlechtgeredet wird, obwohl er im Ausland trotz seiner christlichen Motivation arbeiten darf, weil er als christliche Fachkraft willkommen ist. Vergessen sollte man allerdings die Vorstellungen vom Afrikamissionar, der mit dem Tropenhelm auf dem Kopf den Ungläubigen die Bibel um die Ohren schlägt.

Wie ist das neue Missionarsbild?

Es geht um einen überzeugenden Lebensstil, um das Vermitteln von Hoffnung in Christus und einer entsprechenden Lebensperspektive, um ein gegenseitiges Nehmen und Geben in der Gastkultur. Und um Ansätze in ganzheitlicher Entwicklungshilfe. Nebenbei gesagt: Man sollte sich bewusst sein, dass Menschen, welche die christliche Mission ablehnen, ebenfalls Mission betreiben, einfach für ihre Sache.

Der gesellschaftliche Druck geht nicht spurlos an den Missionsgesellschaften vorbei. Etliche reden in der Öffentlichkeit nicht mehr von Missionaren, sondern von Mitarbeitenden oder interer Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM). Unter diesem Dachverband sind 35 Werke und sieben theologische Ausbildungsstätten vereint. Meiers Hauptaufgaben sind das Vernetzen, die Mitarbeitersuche und -schulung, Öffentlichkeitsarbeit, das Organisieren von Aus- und Weiterbildungen für Werksleitungen und Missionare sowie Member Care. Diese Tätigkeiten erfolgen im engen Kontakt mit den Werksleitern. www.aem.ch

kulturellen Mitarbeitern. Ist das durchdacht oder Einknicken aus Angst?

Es geht um die Frage: Wie kommunizieren wir unser Anliegen, damit alle das Gleiche verstehen? Kirchenintern reden viele nach wie vor vom «Missionar», in der Öffentlichkeit vom «interkulturellen Mitarbeiter». Mir ist dieser Begriff fast zu neutral. Wir sind zwar Leute, die humanitäre Hilfe leisten, aber wir tun dies christlich motiviert und zielorientiert. Persönlich stehe ich nach wie vor zum Wort Mission. Die Werke stehen hier in einem Spannungsfeld guter Kommunikation. Der Dachverband macht keine Vorgaben. Der Druck von aussen kann aber auch hilfreich sein.

Inwiefern?

Er zwingt uns, unseren Auftrag, unsere Positionen und unsere Tätigkeiten zu hinterfragen und zu definieren. Dabei müssen wir Sorge tragen, dass wir einige unserer Inhalte nicht aufgrund der öffentlichen Meinung oder wegen Finanzierungsfragen schmälern. Weiter darf man sagen, dass vermehrt sehr wertvolle Entwicklungsarbeit geleistet wird, die man nicht als «Mission» bezeichnen kann.

Vielleicht ist uns zu wenig bewusst, dass auch Muslime, Buddhisten und Hindus in der Schweiz missionieren?

Ja, und zwar ziemlich aktiv, wenn auch zuerst in ihren eigenen Reihen, wie bei den Muslimen. Es gibt aber auch Bestrebungen, Schweizer mit dem Islam zu erreichen. In Deutschland fanden die ersten öffentlichen KoranVerteilaktionen statt. Es ist eine Frage der Zeit, bis dies hierzulande ebenfalls geschieht.

Sie überblicken beinahe zwanzig Jahre missionarische Tätigkeit. Was hat sich verändert?

Die gesellschaftlichen Veränderungen färben auf die Christen und ihre Mission ab. Was sich

AEM-Leiter Niklaus Meier: «Die Botschaft Jesu verändert sich nicht.»

nicht verändert, das ist die Botschaft des Evangeliums.

Was ist heute anders?

Alles ist kurzlebiger, kurzfristiger. Man achtet auch auf eigene Wünsche, hat zum Teil hohe Erwartungen an einen Einsatz. Häufig lautet die erste Frage: «Hat es im Einsatzland Internetzugriff?» Dazu kommt die demografische Veränderung. Auch in christlichen Gemeinden sind weniger idea Spektrum 46.2012


BR E N N P U N K T Kinder und Jugendliche. Dafür suchen Menschen ab 50 vermehrt nochmals eine sinnerfüllte Herausforderung. Unser Verband erarbeitet Wege, damit diese Personen im weitesten Sinne missionarische Dienste – auch längerfristige – übernehmen können.

ge. Sie richten ihren Fokus auf die Schweiz. Es braucht wohl Zeit, bis es hier zu einem fruchtbaren Austausch kommt. Wir könnten voneinander profitieren. Wir von ihrem Enthusiasmus, sie von der enormen Erfahrung der Missionswerke.

Hat die Missionsbewegung Nachwuchsprobleme?

Wo sind ganz besonders Leute gesucht?

Nein. Der evangelistische Auftrag wird ja nicht nur von der Schweiz aus ausgeführt, sondern ist eine internationale Bewegung. Weltweit steigt die Zahl der Missionare, und zwar aufgrund der Christen aus der Zweidrittelwelt.

Aber Schweizer sind es weniger?

Es sind weniger, was sich mit der allgemein sinkenden Zahl an jungen Schweizern erklärt. Es sind hingegen mehr, die für eine kurze Zeit im Einsatz stehen wollen. Wenn sie durch einen Kurzzeiteinsatz eine Vision ins Herz bekommen, in der Schweiz auf Migranten zuzugehen, wäre das eine gute Entwicklung. Sie haben begriffen, dass ihr Nachbar, der Kosovare, genauso das Evangelium hören darf. Sie haben einen geweiteten Blick auf andere Nationen und können sich in der Nachbarschaft und in ihren Gemeinden für interkulturelle Begegnungen einsetzen.

Stichwort Gemeinden. Setzen diese ihre Schwerpunkte richtig?

Ich liebe Kirchen und Gemeinden, ja die gesamte Gemeinde Jesu von ganzem Herzen, deshalb gibt es auch Bereiche, die mich schmerzen.

Woran leiden Sie?

An der Tendenz zur Selbstzentriertheit und dort, wo unsere interkulturelle Kompetenz nur bis zur nächsten Fast-Food-Ecke reicht. Denn wenn Gemeinden nur noch sich selbst sehen, werden sie schwächer. Mission ist immer lokal und global. Missionarisches Denken schärft den Blick auf das Weltgeschehen, fördert das Beten, die Nähe zu Gott, die Bereitschaft zu geben und zu gehen.

Wo stehen die aufstrebenden Jugendgemeinden punkto Weltmission, kommen auch aus ihren Reihen Missionsanwärter?

Bis heute melden sich eher weniidea Spektrum 46.2012

Generell brauchen wir gute Fachkräfte, zum Beispiel im Bereich

der Wirtschaft, Politik und Gesellschaft, um in der Welt Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung zu unterstützen. Könnte dies zum Kippen des Gleichgewichts führen?

Missional definiere ich mit «auftragsorientiert leben». Eine Mission zu haben, bedeutet, einen Auftrag zu haben, den es in der Welt auszuführen gilt. Es ist wichtig, sich theologisch zu vertiefen und daraus den individuellen Auftrag

«Warum sollten wir keine Arbeiter in die Felder schicken, die von Gott vorbereitet und reif sind zur Ernte? » Gesundheit. Und über alles betrachtet, brauchen wir Menschen, die interkulturell und geistlich gut vorbereitet sind, damit sie ihren Auftrag ausdauernd ausführen können. Permanente Weiterbildung ist ein Schlüsselfaktor für den Missionar von heute. So kann er länger in seinem Arbeitsfeld wirken.

Ist Mission Verkündigung des Wortes oder sollen die Taten sprechen – oder ist es beides? Gibt es aktuell eine Verschiebung weg vom Wort, hin zur Tat?

Ein Missionar wird in seinem Einsatzland geschätzt und verstanden, wenn er einen Beruf ausübt, der signalisiert, dass er sich seinen Lebensunterhalt mit Arbeiten verdient. Zur Verschiebung vom Wort zur Tat ist festzuhalten, dass sie nur hierzulande vermehrt wahrgenommen wird. Vor Ort aber ist die Arbeit stark am Evangelium orientiert, weil die Motivation, Menschen zu helfen, dem Evangelium entspringt. Aber – wenn die Menschen nichts zu essen haben, dann hilft ihnen die Botschaft allein auch nicht mehr. Wort und Tat sind im Gleichgewicht zu halten. Wir haben ein Problem, wenn wir nur «Tun»; wir haben aber genau so ein Problem, wenn wir nur «Reden». Ich arbeitete in einer Drogenund Alkoholreha. Da waren Wort und Tat massgebend, dass die Menschen frei wurden.

Die missionale Theologie fördert den Einsatz von Christen auch in

abzuleiten und zu begründen. Dabei ist zu fragen, ob ich nur einem menschlichen Traum folge oder dem Willen Gottes. Was ist Gottes Mission? Ein Missionswerk sollte seine Motivation mit dem Auftrag von Jesus begründen. Das kann dort zu Konflikten führen, wo Entwicklungshilfe von christlichmotivierten Mitarbeitern betrieben wird und der Geldgeber deshalb die Finanzierung abstellen will. Meine persönliche Meinung dazu ist: Lieber wenig Geld mit Segen, als viel Geld mit Knebel.

Wirkt sich die aktuelle wirtschaftliche Unsicherheit auf das Spendenverhalten aus?

Es gibt Projekte, denen weniger Geld zufliesst. Die Unterstützung von Missionaren hingegen leidet weniger stark, als man annehmen könnte. Die Spender wollen, dass das Ganzheitliche des Evangeliums nicht geschwächt wird und sie unterstützen gerne ihnen persönlich bekannte Mitarbeiter.

In der Schweiz gibt es eher wenig Menschen mit einer persönlichen Beziehung zu Christus. Müsste man da die Strategie nicht umdrehen und im Land selber mehr missionarisch tätig sein?

Der Auftrag von Jesus Christus ist global, «bis ans Ende der Welt». Deshalb ist es berechtigt, Menschen zu senden. Warum sollen wir keine Arbeiter in Felder schicken, die von Gott vorbereitet und reif sind zur Ernte? Umgekehrt ist es genauso berechtigt, Menschen aus anderen Nationen für die evangelistische

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Arbeit in der Schweiz zu empfangen.

Sollen Chinesen und Amerikaner die Schweiz missionieren?

Auch wenn es befremdlich klingt – genau das wird zunehmend Realität. Unsere Werke bekommen Anfragen von Menschen aus anderen Kontinenten, die in der Schweiz ihren Auftrag sehen.

Was raten Sie ihnen?

Eigentlich müsste ich ihnen den fast einzig möglichen Weg nennen und sagen: «Bewirb dich um Asyl». Aber das darf ich nicht. Unter den Asylsuchenden gibt es immer wieder solche, die in ihrem Heimatland Pastoren waren, und sie bauen hier rasch wachsende Migranten-Kirchen auf. Aber ansonsten gilt, dass Menschen aus nicht EU/EFTA-Staaten nicht als Missionare in die Schweiz kommen können. Sie erhalten keine Aufenthaltsgenehmigung. Übrigens – in der Schweiz gibt es sehr viele gute evangelistische Initiativen. Die Schweizer Bevölkerung ist herausgefordert, Antwort zu geben.

Über ein Fünftel der Schweizer Bevölkerung sind Ausländer. Nur wenige Kirchen haben sie im Blick. Wie kann sich das ändern?

Aus diesem Grund sind Christen, die kurze Zeit im Ausland arbeiteten, wichtig. Sie kommen mit einem anderen Blick zurück. Die Muslime in der Schweiz haben ein Recht, das Evangelium zu hören. Wir sollten falsche Ängste weglegen und uns fragen, ob nicht wir es sind, die ein Problem haben über den Glauben zu reden und Fremden zu begegnen. Verpassen wir diese Chance nicht! Die SEA-Arbeitsgemeinschaft AGiK leistet hier viel Motivationsarbeit. Gemeinden sollten sich gegenüber den Fremden öffnen, und nicht abschotten. Oder sind Schweizer Christen besser als afrikanische? Es freut mich, wenn wir offen aufeinander zugehen können, um unserem Herrn gemeinsam nachzufolgen. Übrigens – vergessen wir die grössten Einwanderergruppen nicht – das sind die Deutschen und die Portugiesen. Auch sie sind eine Art Wirtschaftsflüchtlinge. Wie werden sie vom Evangelium berührt, werden sie in die Kirchen eingeladen? Interview: ROLF HÖNEISEN


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Lebenserfolg dank früher Zuwendung der Eltern GENDER-IDEOLOGIE Schadet die Krippen- und Genderpolitik der frühkindlichen Entwicklung? Am Seminar von «Zukunft CH» nahmen am Samstag 240 Personen teil, darunter viele junge Leute.

Hansjürg Stückelberger, Pfarrer und Präsident von «Zukunft CH», und die Schauspielerin Inge Thürkauf beleuchteten die grossen Zusammenhänge rund um die Gender-Ideologie und deren zerstörerische Wirkung auf das christlich-abendländische Wertesystem und Menschenbild. Der Neuroforscher Manfred Spreng und die Kinderpsychologin Christa Meves widerlegten die Gender-Ideologie durch Ergebnisse aus der neuesten Hirnforschung.

Ideales Team: Frau und Mann

Manfred Spreng, Professor an der Universität Erlangen-Nürnberg, entkräftete die Theorie der beliebigen Konstruierbarkeit von Geschlechterrollen durch den Nachweis der unterschiedlichen Beschaffenheit und Funktionsweise der Gehirne von Frau und

Mann. Männer und Frauen würden sich ideal ergänzen, sagte der Neuroforscher. Er thematisierte den noch kaum bekannten schädigenden Einfluss von Kinderkrippen auf die Sprach- und kognitive Entwicklung der Kinder. «Aufgrund der vorgeburtlichen Fixierung des Kindes auf die Stimme der Mutter wirkt sich deren ‹Ersetzung› durch Krippenpersonal negativ auf die Sprachentwicklung aus», betonte Spreng. So seien die Kosten für Sprachtherapien von Kindern in Deutschland auf jährlich 1 Milliarde Euro angewachsen. 28 Prozent der fünfjährigen Mädchen und 38 Prozent der Jungen litten unter Sprachentwicklungsstörungen. Christa Meves plädierte für eine enge Mutter-Kind-Beziehung als Grundlage für den Lebenserfolg. Nur die hormonell vorbereitete Mutter könne ihrem Kind ge-

ben, was es in den frühkindlichen Entwicklungsphasen brauche. Meves: «Allein durch dieses umfassende ‹Gestilltwerden› prägen sich dem Kind die positiven Grundgefühle der Zufriedenheit, der Verlässlichkeit und der dualen Zusammengehörigkeit ein, welche sich später in gesundem Selbstwertgefühl, Lebensfreude sowie Bindungs- und Bildungsfähigkeit zeigten.» Nicht selten blieben daher Krippenkinder innerlich unzufriedene, gierig nach Zufriedenheit suchende und somit suchtgefährdete Menschen. Am Podiumsgespräch wurde die Rolle der Frauen hervorgehoben. Manfred Spreng zitierte ein amerikanisches Sprichwort: «Die Hand, welche die Wiege bewegt, bewegt die Welt!» DOMINIK LUSSER www.zukunft-ch.ch

Lebenserfolg dank Mutter-KindBeziehung: Christa Meves.

Unsere Kinder verstehen, statt sie zu verurteilen VERTRAUENSPÄDAGOGIK Was heisst das konkret? «Entscheidend ist nicht, was wir tun, sondern wer wir für unsere Kinder sind», sagte Gordon Neufeld an einem Seminar am Samstag in Küsnacht ZH. Fazit: «Unsere Kinder brauchen uns.» «Niemand kann so sehr Ordnung halten wie die Schweizer», stellte Gordon Neufeld auf dem Weg vom Flughafen an den Tagungsort fest. Aber auch Schweizer Kinder würden «chaotisch» geboren. «Ziel der Erziehung ist es, die Ordnung herzustellen, ohne die Beziehung zu zerstören und die Kinder in der Entwicklung zu fördern», betonte Neufeld. Bedingung dafür sei, in einer festen Bindung mit dem Kind zu leben. CMYK COLOURS

«Alle Kinder haben von klein auf den inneren Wunsch, es uns recht zu machen. Diese Wünsche müssen wir pflegen. Kinder, die eine tiefe Bindung zu Bezugspersonen haben, sind auch einfacher zu leiten. Aber dazu brauchen wir den Zugang zu seinem Herzen, zum ganzen Bewusstsein. Weil das Kind in unserer Nähe bleiben möchte, wird es uns auch alles mitteilen, was es beschäftigt», meinte der weltweit anerkannte Entwicklungspsychologe und Bindungsforscher. Kinder würden auf dem Beifahrersitz geboren und möchten mit drei oder vier Jahren auf den Lenkersitz wechseln, zog Neufeld einen Vergleich. Hier gehe es darum, «sich einzuklinken und gute PC 85-541047-1 Absichten zu fördern.» www.maf-swiss.org Korrekturen sollten di-

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rekt in der Situation angebracht werden, und nicht erst 48 Stunden später.

Eine goldene Regel

Und warum benehmen sich manche Kinder von selbst gut? «Weil bei ihnen alles gut ablaufen konnte. Ihre Bindungen sind voll entwickelt, ihr Herz ist weich und zart», sagte Neufeld. Ein solches Kind fühle tief, nehme Anteil und meide Ärger. Kinder müssten jedoch den Gefühlen freien Lauf geben können, wütend sein dür-

fen, Angst haben. Es sei falsch, diese Gefühle zu unterdrücken. Gordon Neufeld und Heinz Etter gaben den 350 Elternteilen Ratschläge mit auf den Weg. Bevor Eltern korrigierend eingreifen, seien die Bindungsinstinkte zu aktivieren, also Augenkontakt, Lächeln oder Nicken. Eltern könnten dem Kind helfen, in sich die ausgleichenden Gefühle zu aktivieren und ihm in Trauer und Enttäuschung beistehen. Wichtig sei, alles, was Eltern und Kind trennen könnte, zu überbrücken. Ein Kind müsse wissen, dass wir zu ihm halten, egal was auf uns zukomme. Nichts solle uns trennen können. «Behandle die Menschen so, als wären sie, was sie sein sollten. So hilfst du ihnen zu werden, was sie sein könnten»: Dieser Leitsatz von Goethe sei auch heute noch aktuell. ESTHER FEUZ www.vertrauenspaedagogik.ch Bilder: zvg


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TAG E SSC H AU

JOURnAL

Christusglaube im muslimischen Alltag

Per Mausklick zu Gott

Leben in zwei weLten Was bedeutet es für eine nordafrikanische Muslima, Christin zu

Die Schaffhauser Kirchen ermutigen zur persönlichen Gottesbegegnung: Christen aus 17 Landes- und Freikirchen werben im November mit Plakaten, Inseraten und Strassenaktionen für eine persönliche Begegnung mit Gott via Internet. «Wenn die Menschen nicht mehr zur Kirche gehen, muss die Kirche eben zu den Menschen gehen», sagt Kampagnenleiter Christoph Grob von «Campus für Christus». (idea) – www.cfc.ch

Daniel Reuters Protest

werden und in ihrem Umfeld weiterzuleben? Von diesem «Doppelleben» schildert das Schicksal von Aisha, deren richtiger Name nicht genannt werden soll. Aisha stammt aus einer streng religiösen muslimischen Familie und war selbst eine eifrige Muslima, bis ihr Jesus Christus im Traum erschien und ihr Gottesbild auf den Kopf stellte. Damit begann für sie ein neues Leben unter schwierigen Umständen.

einbahnstrasse

Der VCH (Verband Christlicher Hotels) Schweiz pflegt Gastfreundschaft über Grenzen hinweg: Aus Anlass des 30-Jahr-Jubiläums der Schwesterorganisation in Österreich nahm Geschäftsführer Falk Pfleiderer an der Generalversammlung mit Festakt teil. Am Anlass des VCH-Ö nahmen Hoteldirektoren aus ganz Österreich sowie nationale und internationale Delegierte teil. (idea) – www.vch.ch

Gebürtige Muslime dürfen gemäss islamischem Verständnis in ihrer Heimat niemals Christen werden, da jeder Muslim den Gesetzen des Korans untersteht, der für den «Abfall vom Islam» die Todesstrafe vorsieht (Sure 4,8889). Umgekehrt ist aber jeder Christ oder Andersgläubige frei, zum Islam zu konvertieren. Entschliesst sich ein Muslim trotzdem zum Glauben an Jesus Christus, begibt er sich auf eine Gratwanderung zwischen muslimischem Alltag und christlichem Glauben. In dieser Situation befindet sich auch die Muslima Aisha, die beim Zappen zufällig auf einen christlichen arabischen TV-Sender stiess. Immer wieder beschäftigten sie dessen Sendungen und sie stellte sich ernsthafte Fragen über Gott, den Islam und Jesus Christus. Eines Nachts erschien ihr Jesus im Traum und lud sie ein, ihm nachzufolgen. Allmählich tat sich eine immer grösser werdende Kluft zwischen ihrer muslimischen Identität und ihrem neuen Glauben auf.

Fritz Peyer neu im Vorstand

eine Gratwanderung

Der Zürcher Kirchenrat Daniel Reuter protestierte an der Abgeordnetenversammlung des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes (SEK) in Bern gegen das Nein des SEK zur Volksinitiative «Abtreibung ist Privatsache»: «Ich stehe heute vor Ihnen, weil sich meine Mutter trotz Widerständen und sozialer Not für ihr Kind entschieden hat.» Wer zum Beginn des Lebens eine unklare Haltung habe, brauche sich in der Debatte über das Ende des Lebens nicht zu wundern, wenn er im gesellschaftlichen Kontext nicht mehr gehört werde. (idea)

zum wohl des Gastes

An ihrer Herbstversammlung wählten die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen den Theologen und IGWRektoren Fritz Peyer, 60, neu in den Vorstand. Das AEM-Leitungsteam besteht neben Peyer aus dem Präsidenten Daniel Berger (MSD), Walter Diem (SIM), Hannes Wiesmann (Wycliffe), Regula Zurschmiede (JmeM) und Beatrice Ritzmann. Geschäftsleiter ist Niklaus Meier. Der breit abgestützte Dachverband genehmigte zudem erleichterte Bedingungen für die Mitgliedschaft kleinerer Werke. (idea) Bild: zvg

In ihrer Not wandte sich Aisha an Nabila. Sie und ihre Freundinnen helfen ehemaligen Muslimas, die zum Glauben an Jesus Christus gefunden haben. Nabila ist gegenwärtig im Rahmen der Veranstaltungen zum «Sonntag der verfolgten Kirche» des Hilfswerks HMK (Hilfe für Mensch und Kirche) in der Schweiz unterwegs. Nabila gegenüber «idea Spektrum»: «Wir wollen Aisha ermutigen, dass sie am Ort bleibt, wo Gott sie gefunden hat, um dort ein Licht und ein Zeugnis für Jesus zu sein. Das Einzige,

Der Weg mit Jesus Christus ist oft mit Tränen verbunden. (Symbolbild)

was wir für ehemalige Muslimas tun können, ist ihnen beizustehen und zu helfen, die schwere Last zu tragen. Ihr Umfeld interessiert sich für Äusserlichkeiten, Gott aber interessiert sich für das Herz der Menschen. Geben wir also den Menschen den kulturellen Rahmen, den sie wollen, und Gott das, was für ihn von Bedeutung ist – unser Herz!»

Religiöse Oberflächlichkeit

Aisha hat gelernt, sich bewusst hinter muslimischen Riten und kulturellen Vorschriften zu verstecken. Da sie als Frau beim Gebetsritual beispielsweise nicht

laut und zudem in den hintersten Reihen zu beten hat, macht sie die Übung zwar äusserlich mit. Innerlich betet sie aber zu Jesus Christus. Auch trägt sie ihr Kopftuch weiterhin vorbildhaft und kleidet sich «züchtig» wie bis anhin. «Je stärker eine Frau verschleiert ist, desto gläubiger ist sie» – so die einfache muslimische Logik. «Aishas Doppelleben erfordert grosses Fingerspitzengefühl und viel Weisheit», erklärt Nabila. Unermüdlich lebt Aisha in Stille ihre Nachfolge. Diese ist gefährlich, mit viel Leid verbunden und erfordert Geduld und Demut. EVELINE MERGAERT

So können Sie helfen

Aktuelle Anlässe

Beten Sie für verfolgte Christen in Nordafrika und sprechen Sie in Ihrem Bekanntenkreis darüber. Helfen Sie mit, die Politik auf das Schicksal verfolgter Christen aufmerksam zu machen, beziehungsweise wachzurütteln. Und unterstützen Sie Organisationen, die sich für verfolgte Christen weltweit einsetzen.

Das Hilfswerk Hilfe für Mensch und Kirche (HMK) führt bis Ende November Vorträge zum «Sonntag der verfolgten Kirche» durch. Direktbetroffene aus Nordafrika, Arabien, Pakistan und Indonesien erzählen aus ihrem Leben und der Situation der Christen in ihrer Heimat. www.verfolgt.ch

idea Spektrum 46.2012


TAG E SSC H AU

Betreten der Baustelle erwünscht

ÄXGÜSI

LEITERSCHULUNG Am Newleaders-Kongress wurden Mauern eingerissen, Fundamente

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betoniert und Baupläne verfeinert. 400 Leitende bauten an ihrer «Traum-Jugendarbeit».

«Baustelle» war zwar nur das Leitbild der Konferenz, doch gearbeitet wurde auch ohne Schaufel und Pickel mit Volldampf.

Klar Menschen im Fokus

Am aktivsten waren die Teilnehmenden in den regelmässigen Teamzeiten. Die beiden «Vorarbeiter» Adrian Jaggi vom BESJ (Bund Evangelischer Schweizer Jungscharen) im Bereich evangelistischer Gemeindebau) und Michi Dufner (FEG-Jugend) gaben mit ihren kreativen Referaten praxisrelevante Hinweise für den Aufbau lokaler Jugendarbeit. Jaggi machte klar, dass auf dieser «Baustelle» nicht Programme und Methoden im Zentrum stehen. «In unserem Fokus stehen Menschen. Als programmfokussierte Leitende könnten wir Jugendlichen gar im Weg stehen, den Zugang zu Jesus finden», warnte der BESJ-Sekretär. Michi Dufner ermutigte, Gott nicht nur als Versorger zu sehen: «Gott lädt nicht nur an seinen Tisch ein, um uns zu nähren.

Workshop: Mit Leidenschaft, Überzeugung und Humor leiten.

Vielmehr will er mit uns Gemeinschaft haben. Aus einer lebendigen Gottesbeziehung entwickelt sich dann von selbst, was aus eigener Kraft gar nicht zu bewältigen ist.» Jaggi zündete zum Schluss ein rhetorisches Feuerwerk. Nicht unser Glaube müsse tragen, sondern «das Objekt unseres Glaubens»: Von Jesus komme die Liebe für Jugendliche und Teenies. Ohne diese Liebe sei auch der grösste Prachtbau, das beste Jugendprogramm, nichts wert.

Die Musikband worship@clz (housekreis) und der Comedian «Mimuk», Alex Fröhlich, rissen das Publikum mit feinem Humor mit. «newleaders.ch» wird von FEG-Jugend, Jugend Chrischona Schweiz, VFMG (Freie Missionsgemeinden), YouthPlus, BESJ und Jugendallianz organisiert. Nächste Jugendleiterkonferenz: 16./17. November 2013. ANDI BACHMANN-ROTH www.newleaders.ch

Teens holen den Himmel auf die Erde PRAYDAY Am 20. November wird für die Schulen gebetet: für positive Veränderungen an der Schule, im Leben von Klassenkameraden und Lehrkräften sowie für die Behörden. «Ich bin überzeugt, dass Gebet eine riesige Wirkung hat und dass es ein sehr grosser Bestandteil der Bibelgruppe sein sollte. Ich glaube auch, dass Gott besonders durch Gebet wirkt. Das ist es ja, was wir an unseren Schulen und in den Gemeinden wollen», sagt die Gymnasiastin Carole. Giulia vom Schülertreff im Tessin meint: «Was wir am Prayday-Abend erlebten, war einfach grossartig! Wir konnten uns gegenseitig durch Zeugnisse und Gebete ermutigen. Viele waren begeistert von diesem Abend voller Spass und Worship – und von Gott!»

«Himmel auf Erden»

Dieses Jahr werden die Gebetsanidea Spektrum 46.2012

liegen auf eine «Himmelslaterne» geschrieben, die man symbolisch in den Himmel steigen lässt. Gleichzeitig wird für die aufgeschriebenen Anliegen gebetet. Die Verantwortlichen möchten nicht nur direkt Betroffene mobilisieren. Es ist ihr Anliegen, dass sowohl Schülerinnen und Schüler, als auch Gemeinden, MiK-Gruppen (Mütter in Kontakt), Lehrergebetskreise, Hauskreise sowie Einzelpersonen für die Schulen in der Schweiz und in Europa beten und dafür, dass noch mehr Himmel auf Erden kommen kann. Im Vertrauen auf die Aussage in 1. Johannes 5,15 haben die Organisatoren eine grosse Erwartung: «Weil wir wissen,

dass Gott unsere Bitten erhört, können wir sicher sein, dass er uns das Erbetene gibt – so sicher, als hätten wir es bereits bekommen.» Wer sich bis am 17. November auf der Homepage anmeldet, erhält eine Himmelslaterne zugeschickt. Natürlich darf «auch einfach so» mitgebetet werden! Der Prayday in der Schweiz wird von der Jugendallianz Schweiz, den Vereinigten Bibelgruppen sowie vom Schülertreff organisiert. Die drei Organisationen setzen sich für die Jugendarbeit in Kirchen und Gemeinden sowie Mittelschulen, Oberstufen und Gymnasien ein. TABEA WUNDERLI

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Ankunft im Hotel im Tessin. «Schön, dass Sie an uns gedacht haben!» Der Willkommensgruss prangt über der Hoteleinfahrt. Auf unserm Tisch im Speisesaal ein Kärtchen: «Wir freuen uns, dass Sie bei uns sind.» Wo der starke Franken abschreckt, wirkt die Freundlichkeit anziehend. Wir fühlen uns wohl. Auch das Servierpersonal trägt dazu bei: aufmerksam, flink, freundlich, immer mit einem Lächeln. Beste Werbung für das Ferienland Schweiz. Werbebande am Restaurant in Paradies, dem reizvollen Flecken im unteren Thurgau, direkt am Rhein. In grossen Lettern: «Sünder und Geniesser willkommen!» Ein einfallsreicher Werbetexter operiert mit biblischen Begriffen. Der schale Spruch nimmt mir die Lust zum Einkehren. Der Appetit ist mir irgendwie vergangen. Sonntagspredigt von Karl Albietz. Die christliche Gemeinde soll anziehend wirken durch ihre Qualität. Sie muss sich positiv mit ihren Angeboten abheben. Und: «Dein Lebensstil, deine Beziehungen müssen von einer Qualität sein, die andere aufmerksam macht.» Bibellektüre. Da wirbt auch Einer. Von der ersten bis zur letzten Seite. Unvergleichliche «Werbeversprechen», an mich persönlich gerichtet: «Ich hab dich je und je geliebt, darum zog ich dich zu mir aus lauter Güte.» Noch mehr: Da schickt Einer seinen geliebten Sohn als Werbeträger in Person. Und dieser wirbt um die verlorene Welt. Um dich, um mich! Dafür setzt er alles ein. Sogar sein Leben. Er wirbt mit der Liebestat am Kreuz. Für meine Rettung! «So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren gehen, sondern ewiges Leben haben.» (Johannes 3,16) Werbung, bei der es um mehr geht als um angenehme Ferientage. Werbung, bei der es um Leben oder Tod geht. MARIANNE VONLANTHEN Die Autorin war Lehrerin und Katechetin und schreibt heute gelegentlich Kolumnen.

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idea Spektrum 46.2012


p ol i t i k

Nötig und weitgehend unbestritten

TSG: eine gezielte Angstpropagenda?

Pro

KoNTrA

MARIANNE STREIFF Nationalrätin EVP Köniz BE

Bei der vorliegenden Gesetzesänderung, über die das Volks abzustimmen hat, handelt es sich um eine nötige und grossmehrheitlich unbestrittene Gesetzesrevision. Sie wurde im Nationalrat in der Schlussabstimmung mit 192:1 und im Ständerat mit 42:0 Stimmen gutgeheissen. Von Links bis Rechts, notabene mit der Unterstützung der Vertreter des Schweizerischen Bauernverbandes, erfuhr die Vorlage breiteste Zustimmung.

Absurde Impfdebatte

Das Referendumskomitee irritiert mit verzerrter Argumentation. Es setzt sich weitgehend zusammen aus Frauen und Männern aus dem Kreis der Naturheilkunde. Allen voran kämpfen Daniel Trappitsch, Präsident des Vereins Netzwerk Impfentscheid N.I.E., sowie die beiden Politiker Nationalrat und Bauer Jakob Büchler und der streitbare Zürcher Kantonsrat und Biobauer Urs Hans. Letzterer führte vor einem Jahr einen erbitterten, für ihn erfolgreichen Kampf gegen die vorgeschriebene Impfung zur Prävention der Blauzungenkrankheit. Das revidierte Tierschutzgesetz (TSG) beinhaltet jedoch keine Änderung bezüglich Impfungen. Durch bessere Kontrolle und Koordination können allenfalls sogar unnötige Impfungen verhindert werden.

Anpassung ist zeitgemäss

Das über 40-jährige Gesetz muss den aktuellen Entwicklungen in der Tierseuchenprävention und -massnahmenpolitik angepasst werden: Tierseuchen haben heute nicht nur regionale Bedeutung, sondern sind nationale und teilweise transnationale Phänomene. Tierseuchen, die in Asien ausbrechen, können innert kürzester Zeit in der Schweiz ankommen, idea Spektrum 46.2012

denn die Wirtschaft und die Gesellschaft sind heute global vernetzt. Seuchen sind mittlerweile nicht nur ein rein veterinärtechnisches und damit ein landwirtschaftliches Problem mit Ausstrahlung auf die Volkswirtschaft, sondern auch ein Problem für die Volksgesundheit; dies, seitdem auch Menschen von entsprechenden Krankheiten betroffen sein können. Es ist daher wichtig, dass die Rolle des Bundes und die Rolle der Kantone klar definiert und abgegrenzt werden können. Der Bund hat heute diesbezüglich keinen genügenden Handlungsspielraum, obwohl er gerade hier ganz klar eine Führungsrolle übernehmen muss. Deshalb: JA am 25. November!

HANS MOSER Präsident EDU Schweiz Buchs SG

Das Bundesamt für Veterinärwesen weibelt mit der Industrie, mit Parteien und Organisationen sowie mit dem Bauernverband für das Tierseuchengesetz (TSG). Für mich unverständlich, warum Menschenrechtsorganisationen, Konsumentenschützer und BioBauernvereinigungen die offensichtliche Entwicklung nicht bemerken. Besonders störend sind die Zahlen des Bundesamts für Veterinärwesen. Nach seriöser Vergleichsrechnung mit Deutschland wären in der Schweiz ohne die

Tierseuchengesetz: Darum geht es Bundesrat und Parlament argumentieren, der wachsende Tier-, Waren- und Personenverkehr in und aus aller Welt sowie die globale Klimaerwärmung würden das Risiko einer Einschleppung von Tierseuchen erhöhen. Eine gute Gesundheit der Tiere in der Schweiz sei nicht nur Voraussetzung für ihr Wohlergehen, sondern auch unerlässlich für die Produktion von sicheren Lebensmitteln tierischer Herkunft. Die gute Gesundheit der Tiere solle geschützt, der Ausbruch oder die Ausdehnung einer möglichen Seuche verhindert werden. Mit der Revision des Tierseuchengesetzes (TSG) erhält der Bund die Kompetenz, Früherkennungsprogramme durchzuführen. Wenn nötig, kann Impfstoff rechtzeitig und schnell beschafft und unentgeltlich oder verbilligt abgegeben werden. Der Bundesrat kann künftig die Finanzierung von

neuen Bekämpfungsprogrammen, zeitlich befristet, schweizweit einheitlich regeln. Der Hausierhandel mit Hunden wird verboten. Gleich bleibt, dass Tierseuchen auch künftig im Tierseuchengesetz nach objektiven Kriterien definiert werden. Die Kantone und die Tierhalter werden weiterhin in Entscheidungsprozesse einbezogen. Die Kantone bleiben zuständig für den Vollzug des Tierseuchengesetzes. Bezüglich der Anforderungen an eine nationale Impfkampagne ändert sich nichts. Welche Massnahmen für die einzelnen Tierseuchen gelten, ob zum Beispiel für eine bestimmte Tierseuche eine Impfung vorgesehen werden kann oder nicht, regelt der Bundesrat in der Tierseuchenverordnung. Das revidierte Tierseuchengesetz enthält keine Bestimmungen zu Impfkampagnen oder Impfobligatorien.

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Blauzungenimpfung maximal 3150 Tiere (davon 380 Rinder) gestorben. Das BVET gibt im «Tagi» vom 5. November bekannt, ohne Impfung wären der Krankheit 40 000 Tiere (davon 16 000 Rinder) zum Opfer gefallen. Ein Fehler des BVET? Oder braucht das «verfehlte» Gesetz zum Durchbruch falsche Zahlen?

Warum die Angstpropaganda?

Werden da gezielt negative Emotionen geschürt? Geht es vielleicht doch ums grosse Geld? Im neuen TSG werden Druckmittel wie Bussen und Gefängnis für Tierhalter erhöht, die nicht fristgerecht impfen lassen. Der Bund kann Impfstoffbanken auf Vorrat anlegen. Das kostet uns viele Millionen, wenn nicht Milliarden Das neue TSG räumt den Bundesbehörden mehr Kompetenz ein. Die hauptsächliche Begründung liegt im international verstärkten Verkehr mit lebenden Tieren, in der angehenden internationalen Seuchenprävention und somit der Notwendigkeit, rasch Massnahmen im Bedarfsfall umsetzen zu können. Die angeordneten Massnahmen gegen die Blauzungenkrankheit, die Schweinegrippe und die Vogelgrippe zeigten sich im Nachhinein als übertrieben. Der Verdacht, dass Impfstoffvorräte einfach aufgebraucht werden mussten, kann nicht vom Tisch gewischt werden. Es scheint, dass das Bundesamt einmal mehr «in vorauseilenden Gehorsam» gegenüber der EU Weisungen umsetzen will und voreilig per TSG Zwangsmassnahmen anordnen möchte.

Bewährter Status quo

Das TSG geht zu weit, schiesst über das Ziel hinaus, verursacht enorme Kosten und ist ein weiterer Schritt zum zentralistischen EU-Gehorsam. Die bewährte Kompetenzzuteilung wie Massenimpfung oder allenfalls Abschlachtungen sollte auch in Zukunft bei den kantonalen Veterinärstellen verbleiben. Sie führten in der Vergangenheit erfolgreich wirksame Massnahmen durch. Darum stimmen wir am 25. November entschieden NEIN. Bild: Idea/tf


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TAG E SSC H AU

Fröhliche Tischrunde: Älter werden hat verschiedene Gesichter!

Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans später mal LEBENSLANGES LERNEN Das unvermeidliche Altern locker nehmen – dazu ermutigte Sam Moser an der VFMG-

Seniorenfreizeit: «Altern ist oft mehr Last als Lust. Wir können gegensteuern, indem wir mit Lernen nicht aufhören.»

In der Schweiz leiden mehr als 100 000 Menschen an Demenz. Die Zahl dürfte sich bis 2050 verdreifachen, ebenfalls die Gesundheitskosten von heute sieben auf 20 Milliarden. Das «grosse Vergessen» wird mehr gefürchtet als Krebs. Auf diese Fakten wies Sam Moser, früherer Vorsteher der VFMG (Vereinigung Freier Missionsgemeinden) im «Sunnehüsi» in Krattigen BE hin. Neuste

Impressum Idea Schweiz Herausgeber: Idea Information AG, 4410 Liestal Verwaltungsrat: Heiner Henny, Präsident, Sam Moser Stellvertreter, Paul Beyeler, Hans Lendi, Helmut Matthies, Matthias Spiess Ideelle Trägerschaft: Schweizerische Evangelische Allianz (SEA), Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG), Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) Redaktion: Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 44, Fax 031 819 71 60 E-Mail: redaktion@ideaschweiz.ch Internet: www.ideaschweiz.ch Chefredaktor: Rolf Höneisen Büro: Steinackerstrasse 4, 9214 KradolfSchönenberg, Tel./Fax 071 642 44 21 E-Mail: rolf.hoeneisen@ideaschweiz.ch Redaktor: Thomas Feuz Erweitertes Team: Esther Reutimann, Christian Bachmann, Mirjam Fisch-Köhler Praktikum: Christof Bauernfeind Verlagsmanager: Roland Rösti, 031 818 01 25, verlag@ideaschweiz.ch Kundenberatung Anzeigen: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 42; Fax 031 819 38 54 E-Mail: inserate@ideaschweiz.ch Aboservice: Jordi AG – das Medienhaus, Franziska Schüller, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 20, Fax 031 819 38 54 E-Mail: abo@ideaschweiz.ch Abopreise: Jahresabo Fr. 145.–, Seniorenabo Fr. 117.–, Halbjahresabo Fr. 77.–. Das Abo ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar. Konto: PC-Konto 40-788586-4 Idea Information AG, 4410 Liestal Layout/Druck/Versand: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp www.jordibelp.ch

Bild: idea/tf

Forschungen zeigten jedoch, dass abgestorbene Hirnzellen wieder nachwachsen könnten. Ballspiele wie Jonglieren, das Erlernen einer Fremdsprache, bewusst gepflegte Beziehungen und regelmässiger Gedankenaustausch können sich positiv auswirken. Nebst dem Erweitern der «Basiskompetenzen» Lesen, Schreiben und Rechnen müssten neue Kompetenzen erworben werden, etwa der Umgang mit Computer und Internet. «Viele Senioren sind sehr interessiert», freute sich Moser. «Seniorenuniversitäten müssen meist im grössten Hörsaal abgehalten werden.»

«Lernen ist Jagen, ein Aneignen von Wissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten», zitierte der 77-Jährige. An sich sei dem Menschen praktisch nichts angeboren. Alles müsse erlernt werden. Der Mensch lerne durch Konditionierung, Training, durch Einsicht («Aha-Erlebnis») und positive Feedbacks. Aber: «Nichts ist so erfolgreich wie der Erfolg.» Wissen wird nicht nur in Kursen oder Seminaren erworben, sondern auch autodidaktisch. «Statt einen Krimi dürfen wir ruhig auch mal anspruchsvolle Literatur und einen Leuchtstift zur Hand nehmen», ermunterte Mo-

ser. Und machte Mut, «auch mit der Bibel zu lernen»: Sie nicht nur «lesen», sondern studieren, verinnerlichen, auswendig lernen und im Alltag anwenden. Hilfreich sei auch das «SOK»-Prinzip: Selektion, Optimierung, Kompensation. «Lernen ist wie Rudern gegen den Strom. Hört man damit auf, fällt man zurück», definierte Sam Moser. Er selber hält Erkenntnisse, Erlebnisse oder Zitate im einem «schwarzen Büchlein» fest. «Jedes Jahr kommt mindestens eins dazu!» So könnte lebenslanges Lernen auch aussehen. THOMAS FEUZ

Glaube verwandelt alle Lebensbereiche TAGUNG Das Reich Gottes liegt nicht nur in der Zukunft. Der Glaube verändert die Welt hier und heute. Diese Überzeugung stand hinter der Tagung «Faktor Gott» der VBG. «Reich Gottes ist da präsent, wo Christen Gerechtigkeit, Frieden und Freude im Heiligen Geist leben», betonte Felix Ruther, Studienleiter der Vereinigten Bibelgruppen (VBG) am Samstag vor rund 100 Teilnehmenden in Zürich. Solches Leben strahle in die Gesellschaft aus und bilde den «rechten Gottesdienst». Schon gegenüber dem Propheten Amos habe der Bundesgott Israels das «Geplärre der Lieder» kritisiert und ein glaubwürdiges Leben und soziale Gerechtigkeit gefordert.

Von den vier Lernfeldern

Christen stünden vor der Aufgabe, die rechte Beziehung zu Gott, zu sich selbst, zu den Mitmenschen und zur Schöpfung zu finden. Wegleitend sei die Weisung

aus Matthäus 6,33: «Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes...». Ein solches Leben stehe nicht im Zeichen der Abgrenzung gegen jene, die falsch handeln, sondern im Zeichen der Barmherzigkeit, der Zuwendung und der Wiederherstellung verletzter Beziehungen, betonte der promovierte Chemiker. Ruthers Appell gipfelte im Bekenntnis: «Gott wird den Himmel nicht mit Leuten bevölkern, die gerettet werden wollen, sondern mit solchen, die seine Vision teilen: Alles soll ‹ReichGottes-gerecht› werden.» Hanspeter Schmutz, Leiter des Instituts «Insist», das aus dem früheren VBG-Institut hervorgegangen ist, beschrieb die vier Beziehungsebenen des Christen als «Lernfelder»: Ich und Gott,

ich und meine Mitmenschen, ich und die Gesellschaft, ich und meine christliche Gemeinde. Diese Beziehungsebenen werden gemäss dem Konzept eines «integrierten Christseins» in drei Dimensionen gestaltet. Es gelte, jedes Problem nach sachlichen, menschlichen und geistlichen Kompetenzen zu lösen beziehungsweise auszugestalten. Hier komme es im Alltag oft zu Einseitigkeiten. Viele Christen neigten dazu, alle Probleme nur nach geistlichen Kriterien lösen zu wollen. Andere setzten auf rein wissenschaftliche Antworten und stellten menschliche oder geistliche Kriterien zurück. FRITZ IMHOF www.evbg.ch, www.insist.ch idea Spektrum 46.2012


W I R T SC H A F T | P ol I T I k

SYNERGIE Provozierend attraktiv Weshalb wird das Leben als Christ in der Öffentlichkeit so negativ dargestellt? Warum ist es für viele Menschen unserer Zeit keine wünschbare, ja nicht einmal eine prüfenswerte Option, Christ zu werden? Provozieren kommt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie «Herausrufen, Hervorrufen, Herausfordern». Wo Jesus Jünger beruft, pro-voziert er: Er ruft sie aus einer vertrauten Situation heraus in seine Nachfolge. Der Fischer steht auf, verlässt seinen Arbeitsplatz und folgt dem Rabbi in eine vorerst ungewisse Zukunft. Weshalb folgte Andreas der Aufforderung von Jesus? Warum rief Andreas seinen Bruder Petrus, damit auch dieser dem Rabbi folge? Jesus zog Menschen an, und zwar nicht durch seine äussere Erscheinung, sondern durch sein ganzes Wesen. Es heisst von ihm, seine Worte und seine Taten stimmten überein. Das beeindruckt! Dabei ging es nicht

allein um Heilungen und Wunder. Wer ihm begegnete, der spürte, dass da ein Mensch von anderer Qualität vor ihm stand. Darum genügte ein einziger Satz von Jesus, um Dinge zu verändern. Wir müssen uns der Tatsache stellen, dass das Bild, das wir Christen abgeben, wenig anziehend ist. Für viele nicht an Gott glaubende Menschen wirken wir kontra- statt provozierend. Ihr Schluss: «So werden wie die? Nein, danke!» Wollen wir wieder im guten Sinne attraktiv sein, müssen wir Jesus ähnlicher werden, und zwar in der Übereinstimmung von Wort und Tat. Nein, es geht nicht darum, dass wir in die Rolle von Jesus – damals – schlüpfen. Es geht darum, dass wir es zulassen, dass Jesus «in unsere Rolle schlüpft». Das bedeutet: • Anwalt sein, wie Jesus heute Anwalt wäre (und das mit meinem Namen, meiner Adresse!). • Architekt sein, wie Jesus heute Architekt wäre. • Autofahrer sein, wie Jesus heute Autofahrer wäre. • Banker sein, wie Jesus heute Banker wäre.

• Manager sein, wie Jesus heute Manager wäre. • Mitglied einer Exekutive sein, wie Jesus heute Mitglied gerade jener Exekutive wäre. • Vater sein, wie Jesus heute Vater wäre (Mutter sein, wie Jesus heute Mutter wäre). • (….) sein, wie Jesus heute (…) wäre. Davon bin ich weit entfernt. Wie gehe ich mit der Diskrepanz um? Ich finde mich nicht damit ab; ich stehe zu meinen Fehlern gegenüber Gott, und gegebenenfalls auch gegenüber meinen Nächsten. Ich bitte um Vergebung. Und dann beginne ich von vorne – immer wieder! Hier müssen wir ansetzen, wenn wir als Christen glaubwürdig und anziehend sein wollen! In diesem Sinne hoffe ich in der Schweiz auf viele provozierend attraktive Menschen in Wirtschaft und Gesellschaft. CHRISTOPH WYSS

Der Autor ist Rechtsanwalt in Bern. christoph.wyss@advobern.ch

Arbeit als göttliche Berufung erleben BIBLISCHE PRINZIPIEN Arbeit wird zu Anbetung, wenn sie unserer Berufung entspricht: Das Seminar der SBG gab wertvolle Anstösse fürs Geschäftsleben.

Die «Schule für biblische Geschäftsprinzipien» (SBG) bietet ein inspirierendes Training für Christen in der Geschäfts- und Arbeitswelt. Unternehmer, Führungspersönlichkeiten und leitende Angestellte lernen biblische Prinzipien kennen, um in der Arbeitswelt Reich Gottes zu bauen. Am Wochenende fand das Seminar «Grundprinzipien für Christen» im Campus Sursee statt. Es bildet die Basis für das modulare Schulungsangebot der SBG.

Langfristig zum Erfolg

Was haben Christsein und Wirtschaft miteinander zu tun? Welche Anweisungen gibt die Bibel für die Arbeitswelt? Wie kann ich diese in die Praxis umsetzen? Diesen Fragen gingen Walter Dürr und Dennis Peacocke in ihren Referaten nach. Besonderes Gewicht wurde idea Spektrum 46.2012

auf die Schlüsselthemen für den langfristigen Erfolg gelegt: Verwalterschaft im biblischen Sinn, Miteigentümer sein, statt Angestellter, beziehungsmässig handeln, von innen nach aussen agieren. «Wir leben in der Spannung zwischen dem Königreich Gottes, das jetzt schon da ist und doch noch nicht vollständig entfaltet ist.» Diese Aussage von Walter Dürr machte das Spannungsfeld zwischen einer diesseitig und einer biblisch ausgerichteten Optik deutlich.

Während Hunderten von Jahren hätten Christen geglaubt, dass der Himmel das Ende von Arbeit bedeuten würde. Doch Arbeit sei kein Fluch, betonte Walter Dürr, Theologe und Autor des Buches «Christen im Umbruch». Selbst Gott arbeite – und zwar ewig. Auch praktische Tipps für die Arbeits- und Lebensplanung fehlten nicht. Dürr: «Strategisch denken heisst, vom Ende her zum Anfang hin planen.» Gefragt seien eine Erneuerung des Denkens sowie das Erkennen der persönlichen Berufung. Das bleibe nicht ohne Auswirkungen in die Gesellschaft. Denn «Geschäft» bedeute Beziehung und Arbeit und somit «einen Transfer unserer Liebe an die Menschen».

PODIUM Jugend ohne Plan? Die Medien bezeichnen die heutigen Jungen mehrheitlich als Generation ohne Lebensziele und ohne Eigenverantwortung. Sie würden planlos «in den Tag hinein leben». Sie bildeten eine Spass- und Konsumgesellschaft ohne Interesse an Wirtschaft und Gesellschaft. In der deutschen Zeitung «Die Welt» lautete eine Schlagzeile: «Ohne Mut, ohne Plan, ohne Biss». Allerdings: Eine Umfrage der Credit Suisse unter 1000 Schweizer Jugendlichen zwischen 16 und 25 Jahren besagt erstaunlicherweise das Gegenteil! Werte wie Ehrlichkeit und Treue werden von 89 Prozent als sehr wichtig angegeben. 73 Prozent wünschen sich eine eigene Familie mit Kindern. Die Umfrage zeigt weiter, dass die Jungen trotz Wirtschaftskrise optimistisch und leistungsbereit sind. Sie möchten einen Beruf, der sie interessiert und ausfüllt. Angestrebt wird auch eine eigene Wohnung oder ein eigenes Haus. Wobei es den Jungen nicht um das grosse Geld geht – mehr Wohlstand als die eigenen Eltern wünschen sich nur 30 Prozent der Befragten. Das positive Resultat dieser im Frühjahr durchgeführten Umfrage überrascht mich. Vor allem freut mich, dass 89 Prozent der Befragten Ehrlichkeit und Treue als «sehr wichtig» und weitere 9 Prozent als «wichtig» betrachten, das sind insgesamt 98 Prozent! Diese christlichen Grundwerte sind ein Segen für die Zukunft unseres Landes. Auch die zerstörerischen Ansätze des Gender Mainstreaming (Gleichschaltung von Mann und Frau) werden in der Schweiz verpuffen. Wenn sich drei Viertel der Schweizer Jugendlichen eine Familie mit Kindern wünschen, dann sind das beste Voraussetzungen für die weitere gesunde Entwicklung der Schweiz. Es lohnt sich, für unsere schöne Heimat zu beten. ANDREAS BRÖNNIMANN

THOMAS FEUZ www.sbgnet.ch

13

Der Autor ist Nationalrat der EDU und Unternehmer. Bilder: zvg


10 14

P U BL I R E P OR TAG E

DiE

GEbOTE

FÜR UNTERNEHMER – NUR FÜR UNTERNEHMER?

Seit über 20 Jahren engagiert sich der Unternehmensberater Mario Brühlmann in Zusammenarbeit mit der Christlichen Ostmission dafür, dass fähige Menschen eigene Betriebe aufbauen und Arbeitsplätze schaffen können. In Rumänien, Moldawien, Albanien und Vietnam konnten dadurch in den vergangen 20 Jahren weit über 10’000 Arbeitsplätze geschaffen werden. Nun hat er ein Buch über seine internationalen Erfahrungen geschrieben. Nicht nur für Unternehmer.

Mario Brühlmann fordert in sei-

Vielleicht ist das Cover nicht

nem Buch die Einhaltung der 10

ganz so gelungen. Mit dem Zu-

Gebote für Unternehmer ein. Er

satz «für Unternehmer» werden

meint, viel zu viele Unternehmer

vielleicht Leser, die eben keine

laufen ganz einfach nur dem

Unternehmer sind, von diesem

Geld hinterher und haben nicht mehr das Allgemeinwohl ihrer

Christliche Unternehmer

Beschäftigten und der Gesell-

reiten nicht auf den

schaft im Auge.

Wellen der Gesellschaftstrends

Mario Brühlmann rückt Gott wieder auf den Platz, auf den er gehört. Das Gleichgewicht gerät nämlich dann ins Wanken, wenn Gott vom Sockel geschupst wird und der schnöde Mammon

Buch abgeschreckt. Obwohl ich kein Unternehmer bin, habe ich dieses Buch gelesen und eigentlich den Lebensentwurf gefunden, der für jeden Christenmenschen annehmbar sein sollte.

auf den Sockel gelangt und die Chance erhält, regieren zu dürfen.

Nach dem hier entworfenen Lebensmodell zu leben heißt, Hoffnungszeichen innerhalb unserer Gesellschaft zu sein!

wiR baUEN aUF durch bildung und Gewerbeförderung

Christian Döring

Bodengasse 14 CH-3076 Worb Tel. 031 838 12 12 Fax 031 839 63 44 www.ostmission.ch mail@ ostmission.ch PC 30-6880-4 idea Spektrum 46.2012


P u bl i r e P or tag e

15

Mario Brühlmann hat

Fehlern. Sie regeln den Umgang

wissen wollen. Christliche Unter-

Lebens. Mein Buch hilft allen,

Christian Döring von

mit Mitmenschen und Gütern.

nehmer reiten nicht auf den

dieses unternehmerische Feuer

«buecheraendernleben»

Sie tun uns gut.

Wellen der Gesellschaftstrends.

wieder zu entfachen und in den

Sie beeinflussen diese, indem

verschiedensten Situationen an-

sie vorangehen, Beispiel sind

zuwenden. Ja, mein Buch ist für

und warnen.

alle da. Nicht nur für Hebammen,

folgende Fragen beantwortet:

Ein kleiner oder mittlerer

Mario Brühlmann, wie kam

Unternehmer hat heute die

es dazu, dass Sie ausge-

Freiheit Entscheidungen

rechnet jetzt dieses Buch

zu treffen so wie er allein

Mit Ihrem Buch greifen Sie

geschrieben haben?

sie für richtig hält. Warum

den sogenannten Raubtier-

Seit zwanzig Jahren findet ein

sollte er da Gott mitreden

kapitalismus an und setzen

globaler Werteverfall statt. Viele

lassen? Was hat der ganz

ihm ein ehtisches Modell

Manager haben ihre soziale Ver-

konkret für eine Ahnung

entgegen mit dem Sie zei-

antwortung vergessen und ren-

von Unternehmensführung?

gen wollen: «Hallo, es geht

nen dem Geld und egoistischen

Unternehmer sind keine Mario-

auch anders!» Mal Hand aufs

Zielen nach. Die Bevölkerung

netten Gottes. Sie sind frei in ih-

Herz, glauben Sie wirklich

hat das Vertrauen in ihre politi-

ren Entscheidungen. Diese Ent-

an den Erfolg Ihres Modells?

schen und wirtschaftlichen Füh-

scheidungen sind aber manch-

Mein Modell ist nicht für das

rungspersonen verloren. Jetzt

mal sehr schwierig. Unterneh-

Heer von Wirtschaftstheoretikern

ist Zeit zum Nachdenken und

mer können die Vergangenheit

gedacht, sondern für einzelne

Umdenken.

analysieren und neue Strategien

Unternehmer. Mein Modell ist

entwerfen. Sie sind aber keine

ein Same, der sich im Hirn ein-

Unternehmer sind keine

Propheten. Sie sehen nicht in

zelner Menschen einnistet und

Marionetten Gottes

die Zukunft. Und selbst die Ge-

der dort wächst. Das kann ich

genwart ist meist zu komplex,

in meinen Seminaren seit Jahr-

Sie fordern ein, den 10

um wirklich verstanden zu wer-

zehnten beobachten. Aus diesem

Gebote in unserem Leben

den. So sind viele unterneh-

Samen wachsen Geschäftsmo-

mehr Beachtung zu schen-

merische Entscheide verbunden

delle, und nach Jahren Fabriken

ken. Sind aber nicht heute

mit Hoffnung und Unsicherhei-

mit hunderten von Mitarbeitern.

die die Dummen die ihr

ten. Da ist es schon hilfreich,

Ich kann nicht den Raubtier-

Leben nach eben diesen

wenn Gott um Wegweisung,

kapitalismus bekämpfen. Aber ich

Geboten ausrichten?

Führung und Beistand angefragt

kann daneben etwas Neues,

Menschen, die sich nach den

werden kann. Unternehmer, die

Besseres pflanzen. Und es wächst.

biblischen zehn Geboten aus-

das ernsthaft tun, zweifeln nicht

richten, kommen sich tatsäch-

mehr an den unternehmerischen

«Die 10 Gebote für Unter-

lich oft dumm vor. Aber das ist

Fähigkeiten Gottes.

nehmer» steht auf Ihrem

eine Täuschung. Diese kommt

Lehrer, Führungskräfte, Mechaniker, Schreiner und Pastoren. Meine Sprache verstehen alle. Meine Sprachbilder passen in viele Situationen. Sie helfen Menschen in allen Berufen verantwortungsvoll und fröhlich an unserer Zukunft mitzugestalten. Der Buchpreis von CHF 25.– wird vollumfänglich als Spende für die Gewerbeförderungsprojekte der Christlichen Ostmission eingesetzt.

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Das Buch «Die 10 Gebote für Unternehmer» können Sie bei der Christlichen Ostmission bestellen. CHF 33.– inklusive Porto und Verpackung

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vom Vergleichen mit den kurz-

Sich mit seinem Unterneh-

wirklich nur Unternehmer

fristigen Erfolgen der Gottlosen.

men an den Geboten Gottes

dieses Buch lesen?

Die 10 Gebote sind aus der Liebe

auszurichten, kann das nicht

Jedes kleine Kind ist eigentlich

Vorname

Gottes entstanden. Sie sind zum

nur funktionieren wenn es

ein Unternehmer. Die Art, wie

Strasse

Wohl der Menschen gegeben

alle tun?

es die Welt entdeckt und für sich

und führen uns ans Ziel –

Es ist gerade das Wesen eines

einnimmt, ist der Kern des unter-

manchmal über Hindernisse.

guten Unternehmers, etwas zu

nehmerischen Denkens. Die meis-

Die 10 Gebote trainieren unser

tun, auch wenn die meisten

ten Kinder verlieren diese wert-

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Denken. Sie bewahren uns vor

anderen noch nichts davon

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N AC H R IC H T E N

Evangelikaler wird Oberhaupt der Anglikaner ENGLAND Er war Ölmanager und kam durch Alpha-Kurse zum Glauben.

E

iner der ungewöhnlichsten Theologen wird geistliches Oberhaupt der rund 77 Millionen Anglikaner weltweit: Bischof Justin Welby (Durham/Nordostengland). Der 56-Jährige ist zum „Erzbischof von Canterbury“ ernannt worden. Er tritt die Nachfolge von Rowan Williams (62) an, der eine leitende Funktion an der Universität Cambridge übernimmt. Welby war Ölmanager und ist theologisch konservativ, also evangelikal. Als Ölmanager arbeitete er für die Unternehmen Elf Aquitaine und Enterprise Oil u. a. im westafrikanischen Nigeria. Dort verhandelte er mit Kriegsherren auch über die Freilassung von Geiseln. Mindestens 3 Mal wurde er mit dem Tode bedroht. Seine Hinwendung zum christlichen Glauben begann 1983, als er und seine Frau ihr erstes Kind Johanna im Alter von 7 Monaten durch einen Verkehrsunfall verloren. Inzwischen haben die beiden 5 weitere Kinder. Welby kam durch einen Alpha-Kurs zum Glauben. Er studierte Theologie und wurde 1992 ordiniert. Zehn Jahre später wurde er „Domherr“ der Kathedrale von Coventry. Nach weiteren kirchlichen Ämtern wurde er vor 13 Monaten zum Bischof von Durham geweiht. Welby befürwortet die Weihe von Frauen zum

Bischofsamt – ein umstrittenes Thema in der „Kirche von England“ – und tritt für die traditionelle Ehe von Mann und Frau ein.

Vermittler in der „Homo“-Frage Die „Homo-Ehe“ lehnt er ab, ist aber nicht gegen eingetragene gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften. Dies könnte ihm seine Vermittlerrolle in der anglikanischen Weltgemeinschaft erleichtern. Theologisch Konservative – besonders aus den wachsenden Kirchen des Südens – drohen mit Abspaltung wegen der Weihe Homosexueller zum Bischofsamt, wie dies in der Episkopalkirche der USA praktiziert wird. Die anglikanische Kirche ist theologisch weithin evangelisch, in ihren Ordnungen aber katholisch orientiert. Sie spaltete sich

Bischof Welby wird neues Oberhaupt.

1534 von der katholischen Kirche ab – vor allem weil „Rom“ dem englischen König Heinrich VIII. die Scheidung von seiner ersten Frau versagte. P

Mitglieder konfessioneller Dachverbände Baptistischer Weltbund Lutherischer Weltbund Weltrat der Methodistischen Kirchen Anglikanische Kirche Reformierte Weltgemeinschaft Weltpfingstkonferenz insgesamt Zum Vergleich: Römisch-Katholische Kirche

˜ 42,0 Mio. Organisationen bzw. Barrett und Johnston, Annual Statistical Table ˜ 70,5 Mio. on Global Mission ˜ 74 Mio. ˜ 77 Mio. ˜ 80,0 Mio. ˜ 250,0 Mio. ˜ 593,5 Mio. Quelle: Die entsprechenden

˜ 1.196 Mio.

„Geh und sprenge die Söhne Zions in die Luft!“ PALÄSTINA Werden in palästinensischen Medien Kinder für Selbstmordattentate geworben? ls jüngstes Beispiel verweist die israelische Organisation zur Beobachtung palästinensischer Medien PMW (Jerusalem)

Eine Mutter legt ihrem Sohn eine Imitation eines Sprengstoffgürtels um.

auf einen Facebook-Eintrag auf der Homepage von Fatahs Informations- und Kulturabteilung im Libanon. Die Fatah-Bewegung stellt im Westjordanland die Regierung. Der erst Ende Oktober bekanntgewordene Eintrag vom 3. September zeigt, wie eine Mutter ihrem Sohn einen Sprengstoffgürtel umlegt. In einem fiktiven Dialog erklärt die Frau ihrem Sohn, warum er sich töten soll: „Die Heimat braucht dich, mein Sohn. Geh und sprenge die Söhne Zions in die Luft!“ Die Mutter selbst wolle „noch mehr Kinder für Palästina gebären“. Der Junge verabschiedet sich von seiner Mutter mit den Worten: „Bleib stark, Mutter, für dich und

für Palästina werde ich die Unreinen und Verdammten töten.“

Zweifel an der Echtheit Auf Anfrage der Evangelischen Nachrichtenagentur idea (Wetzlar) teilte eine Sprecherin der Palästinensischen Diplomatischen Mission in Berlin mit, dass nur israelische Medien über diesen FacebookEintrag berichtet hätten. Die Mission habe keine eigenen Erkenntnisse und bezweifele die Echtheit des Beitrags. P

b

www.palwatch.org/main. aspx?fi=157&doc_id=7704

Fotos: PR, Keith Blundy/Aegies Associates

A

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N AC H R IC H T E N

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US-Wahl: Wem Christen ihre Stimme gaben ANALYSE Der Protestant Obama gewinnt bei liberalen Christen, schwarzen Protestanten und Atheisten – der Mormone Romney bei konservativen Kirchenmitgliedern sowie weißen Evangelikalen.

B

ei der US-Präsidentschaftswahl am 6. November haben sich die religiösen Wählerblöcke kaum verschoben: Theologisch liberale Christen neigten dem demokratischen Kandidaten Barack Obama zu, konservative dem Republikaner Mitt Romney. Am meisten Unterstützung erhielt der wiedergewählte Präsident von Atheisten, Nicht-Christen und schwarzen Protestanten. Jeder zweite Katholik stimmte für den Protestanten Obama, während weiße Evangelikale überwiegend den Mormonen Mitt Romney wählten. Je geringer die Kirchenbindung der Wähler, desto deutlicher lag Obama vor Romney. Das geht aus einer Analyse des Forschungsinstituts Pew (Washington) aufgrund von Wählerbefragungen hervor.

Große Unterschiede zwischen Weißen, Schwarzen Danach votierten die Protestanten insgesamt zu 57 % für Romney. Bei den schwarzen Protestanten lag jedoch Obama mit 95 % an der Spitze. Von den Evangelikalen konnte der Präsident nur jede fünfte Stimme gewinnen. Bei den Katholiken hielten sich beide Kandidaten in etwa die Waage. Doch auch hier zeigten sich starke Unterschiede im Blick auf die ethnische Zugehörigkeit: Nur 40 % der Weißen gaben dem Amtsinhaber im Weißen Haus ihre Stimme, während 75 % der Katholiken mit lateinamerikanischen Wurzeln für ihn votierten.

So wählten Christen, Juden und Atheisten Obama

Romney 50 %

Total

42 57

Protestanten Weiße Protestanten

48 %

30 69 95 5

Schwarze Protestanten Evangelikale

20 79 44 54

Nicht-Evangelikale

50 48

Katholiken

40 59

Weiße Katholiken

74

Andere Religionen

70

Ohne Religion Mormonen

21

69 30

Juden

23 26

21 78 Quelle: PEW Research Center

46.2012

Bei Juden lag Obama mit 69 % klar vorn, ebenso bei Anhängern anderer Religionen (74) und Religionslosen (70). Kaum überraschen kann, dass Romney unter Mormonen mit 78 % ein überragendes Ergebnis erzielte. Im Vergleich zur Wahl vor vier Jahren, als der Republikaner John McCain Obama unterlag, hat sich das Wahlverhalten kaum verändert. Am stärksten verlor Obama bei Juden (-9 %), weißen Katholiken (-7) und Evangelikalen (-6). Leichte Zugewinne verzeichnete er bei Katholiken mit lateinamerikanischen Wurzeln (+3), schwarzen Protestanten und Anhängern nicht-christlicher Religionen (jeweils +1). Eifrige Kirchgänger stimmten mehrheitlich für Romney: Von jenen, die mindestens einmal pro Woche einen Gottesdienst besuchen, wählten ihn 59 %, von jenen, die dies mindestens einmal im Monat tun, 43 %. Dagegen gaben ihm nur 34 % der Bürger, die sich nie in einer Kirche, Moschee, Synagoge oder anderen religiösen Versammlungsstätte blicken lassen, ihre Stimme.

53 % der Wähler waren Protestanten 75

Hispanic-Katholiken

Juden votierten für Obama

Protestanten machten 53 % der Wählerschaft aus. Davon waren 34 % Evangelikale. Die Katholiken stellten 25 %. Lateinamerikanische Wurzeln hatten 5 %. Juden repräsentierten 2 % aller Wähler, Anhänger anderer Religionen 7 und Nicht-Religiöse 12 %.

Kirchenleiter: Für Obama beten Führende Vertreter der Kirchen riefen nach der Wahl dazu auf, für die Regierung zu beten, die Gräben des Wahlkampfs zu über- O


Pierre Tschanz

Angst Von verfolgten Christen lernen Christen in vielen Staaten erfahren belastende Angst. Sie werden bedroht, Lügen werden über sie verbreitet, das Vertrauen untereinander wird untergraben. Auch in Europa bestehen oft Ängste, den eigenen Glauben zu zeigen. Viele haben Angst, sich zu blamieren oder aufzufallen. In diesem Buch beschreibt Pierre Tschanz ermutigend, wie das Vertrauen auf Jesus die Angst überwinden hilft und die Verfolgten stärkt. 112 Seiten, Tb., 12 × 18,6 cm € 6,99 (D) / SFr *10,50 / € 7,20 (A) Best.-Nr. 114168 ISBN 978-3-7655-4168-1 *(unverbindliche Preisempfehlung)

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Pierre Tschanz Angst – Von verfolgten Christen lernen Best.-Nr. 114168

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Franklin Graham

Romney gratuliert Obama zu dessen Wahlsieg.

O winden und zusammenzustehen. Der Vorsitzende Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika, Mark Hanson (Chicago), sagte, er sei überzeugt, dass sich die Amerikaner auf der Grundlage des christlichen Glaubens versöhnen und gemeinsam „für den Nächsten nah und fern“ einstehen könnten. Die Präsidentin des Nationalen Kirchenrats, Kathryn Lohre (New York), erinnerte Präsident Obama an seine Verpflichtung, die Armut zu bekämpfen. Es gelte, eine Politik „für die Geringsten“ zu machen.

Evangelikale bzw. Baptisten: Eine Katastrophe für die Moral Führende US-Evangelikale beklagen den Wahlausgang. Wegen Obamas Ja zur „Homo-Ehe“ und zum Recht auf Abtreibung gerate das Land „auf einen Weg in die Zerstörung“, befürchtet beispielsweise der Leiter der Billy-Graham-Gesellschaft, Franklin Graham (Charlotte). Der 60-Jährige ist der älteste Sohn des Evangelisten und Baptistenpastors Billy Graham (94). Kritisiert wird auch die Verpflichtung der Krankenkassen, Verhütungs- und frühabtreibende Mittel (Pille danach) zur Verfügung zu stellen. Der Präsident des Theologischen Seminars der Südlichen Baptisten in Louisville, Albert Mohler, erklärte, die Wahl sei eine „Katastrophe für moralische Anliegen“. Evangelikale müssten neu lernen, wie sie ihre Landsleute für biblische Vorstellungen zu Ehe, Abtreibung und andere Fragen gewinnen können.

PLZ, Ort

Für eine Erweckung beten Pastor Fred Luter (New Orleans), erster schwarzer Präsident des fast 16 Millionen Mitglieder zählenden Bundes der Süd-

Datum, Unterschrift

Preisänderungen vorbehalten

lichen Baptisten, sagte, Amerika sei in großen Schwierigkeiten. Er rief Christen auf, für eine geistliche Erweckung zu beten. Der Vorsitzende der (katholischen) Bischofskonferenz, Erzbischof Timothy Dolan (New York), mahnte ebenfalls zum Gebet für den Präsidenten. Er solle sich besonders für die verletzlichsten Menschen einsetzen – „einschließlich der Ungeborenen, der Armen und der Einwanderer“.

Sozialpolitik spielt größere Rolle Der Direktor für ökumenische Angelegenheiten der Weltweiten Evangelischen Allianz, Rolf Hille (Heilbronn), erklärte gegenüber idea, er habe jüngst in den USA in Gesprächen mit (konservativen) Katholiken und evangelikalen Repräsentanten den Eindruck gewonnen, dass sich in ihrer politischen Ausrichtung einiges verschoben habe. Früher sei die Zustimmung zur Republikanischen Partei recht eindeutig gewesen, doch habe sich infolge der Kritik an der Regierung von Präsident George W. Bush (Amtszeit: 2001–2009) die Situation verändert. Sozialpolitische Fragen seien stärker ins Zentrum gerückt. Gegen Romney habe für biblisch orientierte Christen auch dessen Zugehörigkeit zur Sondergemeinschaft der Mormonen gesprochen. Hilles Fazit: „Nachdem Obama 2008 durch geradezu ‚messianische Erwartungen’ auch christliche Wähler enttäuschen musste, ist ihm nun zu wünschen und von Gott zu erbitten, dass er mit Nüchternheit und Augenmaß zum Wohl seines Landes wirken kann und dass die USA international ganz neu zur Stütze der Menschenrechte und besonders auch der Religionsfreiheit werden.“ P

Fotos: Reuters/Mike Segar, BGEA

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Buch 18 Ndes AC H RMonats IC H T E N


KOM M E N TA R

19

Sind die USA noch ein christlich geprägtes Land? US-WAHL Im deutschsprachigen Europa begrüßt eine große Mehrheit den Wahlausgang in den USA. Doch was bedeutet er für die mächtigste Nation der Welt? Dazu ein Kommentar des gebürtigen Leipzigers Uwe Siemon-Netto, Leiter des Zentrums für Lutherische Theologie und Öffentliches Leben in Capistrano Beach, Kalifornien. Seit 1964 habe ich fast jeden Wahlkampf in den USA journalistisch begleitet. Nie zuvor musste ich aufstöhnen: Kyrie eleison – Herr, erbarme dich! Diesmal tat ich es. Dies hat nichts mit Barack Obamas Hautfarbe zu tun, sondern hängt mit Amerikas Sinnkrise zusammen, die sich in der obszön teuren, von Gier, Verleumdungen, Halb- und Unwahrheiten geprägten Kampagne widerspiegelte. Sie währte 17 Monate, kostete fünf Milliarden Euro und entstellte das Gesicht der Demokratie zur Fratze.

Die größte Schuldnernation der Welt Eine knappe Mehrheit bestätigte Obama im Amt, obwohl unter ihm die Staatsschuld auf 12,3 Billionen Euro hochgeschnellt war und damit die Wirtschaftskraft der USA übersteigt. Die Führungsmacht ist jetzt die größte Schuldnernation, und das angesichts von Gefahren, die alle Welt bedrohen: des radikal-islamischen Terrorismus, des sich zur Atommacht entwickelnden Irans, der Erstarkung Chinas und der Bedrängnisse Europas. Geistlich gesehen hat aber ein anderer Aspekt dieses Wahlausgangs Gewicht: Er zeigt, dass das christlich geprägte Amerika infolge des Generationswechsels und der Macht der heruntergekommenen Medien rasant zurückweicht. Dafür folgendes Indiz: Die Amerikaner wählten einen Präsidenten wieder, dessen Parteimanifest neuerdings das Bekenntnis zur Homo-Ehe und zum uneingeschränkten Recht werdender Mütter, ihre Leibesfrucht zu töten, enthält.

Foto: privat

Seit 1973 56 Millionen Kinder am Leben gehindert Obamas radikales Bekenntnis zur Kultur des Todes bescherte ihm unter anderem zwei Drittel der Stimmen lediger weißer Frauen, die 18 % der Wählerschaft ausmachten. Seinem republikanischen Gegner Mitt Romney fehlte die Zivilcourage, diese Frauen zu fragen: Machen Amerikanerinnen wirklich ihre Vorstellung von weiblicher Würde an ihrem „Recht“ fest, ungeborene Kinder zu entsorgen? Die Republikaner distanzierten sich darüber hinaus von zweien ihrer Senatskandidaten, weil diese – der eine rhetorisch ungeschickt, der andere mit theologischer Präzision – für das Lebensrecht von Föten eintraten. Letzterer, Richard Mourdock, löste viel Polemik mit seiner Aussage aus, dass auch das nach einer Vergewaltigung im Mutterleib entstehende Leben gottgewollt sei. Selbst die Kommentatoren vorgeblich konservativer Sender begriffen nicht das christliche Paradox, das in meiner Gemeinde jedem Konfirmanden einleuchtet: Natürlich sind Vergewaltigungen ein Verstoß gegen den Willen Gottes. Aber das Leben, das infolge dieser Sünde gedeiht, ist – wie alles Leben – seine Schöpfung. Die Folge dieser Episode war, dass beide verloren. Die Republikaner verpassten also die Mehrheit im Senat. Dieser aber 46.2012

muss die Ernennung höchster Bundesrichter durch den Präsidenten absegnen. Die Chance, den Obersten Gerichtshof mit einer Mehrheit von Lebensrechtlern zu besetzen, wurde somit auf Jahrzehnte vertan – und dies, nachdem seit 1973 bereits 56 Millionen Kinder im Mutterleib umgebracht worden sind. Obama verdankt seinen Sieg vor allem einer Koalition nicht wirklich zusammenpassender Minderheiten: dazu gehören die Schwarzen, die Homosexuellen, Jungwähler und auch die meisten Wähler lateinamerikanischer Provenienz. Diese „Latinos“ – meist treue Katholiken oder Evangelikale – teilen die konservativen Werte der Republikaner, wurden aber von diesen sträflich vernachlässigt. Nach dem Debakel vom 6. November beginnen republikanische Parteistrategen ihr Augenmerk auf diese stürmisch anwachsende Volksgruppe zu richten. Vielleicht kann damit im Wahljahr 2016 Amerikas scheinbar unaufhaltsames Absinken im ethischen Treibsand gestoppt werden – sofern der Herr der Geschichte den USA nicht auf lange Zeit den Rücken zuwendet, was viele nachdenkliche Amerikaner befürchten. P Anzeige

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N AC H R IC H T E N

Soll Göring-Eckardt als EKD-Präses abtreten? KIRCHE & POLITIK Nach dem Wahlerfolg steht ihr Amt als Präses und Bundestagsvizepräsidentin zur Debatte.

S

oll die Spitzenkandidatin von Bündnis 90/Die Grünen für die Bundestagswahl 2013, Katrin Göring-Eckardt, ihre Ämter als Bundestagsvizepräsidentin und Präses der EKD-Synode aufgeben? Um diese Frage ist eine Debatte entbrannt. Göring-Eckardt – sie setzte sich bei der Urwahl in ihrer Partei klar gegen die Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Renate Künast, und die Parteivorsitzende Claudia Roth durch – will ihr Präsesamt bis zum Ende des Bundestagswahlkampfes im Herbst 2013 ruhen lassen, aber danach wieder aufnehmen. Zusammen mit Fraktionschef Jürgen Trittin bildet sie das Spitzenduo ihrer Partei. Der Vorsitzende des Evangelischen Arbeitskreises der CSU, Staatssekretär Christian Schmidt, begrüßte, dass Göring-Eckardt ab sofort

ihr Amt als Synodenpräses ruhen lässt. Die Spitzenkandidatur für eine Partei im Wahlkampf vertrage sich nicht mit dem Kirchenamt. Nach seinen Worten ist es „sehr zu begrüßen“, dass die Amtsführung der Synode dem „erfahrenen und souveränen Stellvertreter“ Günther Beckstein (Nürnberg) und dem zweiten Vizepräsidenten Klaus Eberl (Düsseldorf) anvertraut worden sei. Der 68-jährige Beckstein war von 1993 bis 2007 bayerischer Innenminister und anschließend bis 2008 erster evangelischer Ministerpräsident des Freistaates nach dem Zweiten Weltkrieg.

Sachsen: Ruhen lassen reicht nicht Dagegen fordert der Evangelische Arbeitskreis (EAK) der CDU in Sachsen, dass die

Göring-Eckardt auf der EKD-Synode

Politikerin den Synodenvorsitz ganz abgibt. „Ruhen lassen reicht nicht“, erklärte der EAK-Landeschef Hans Beck (Aue). Göring-Eckardt müsse eine klare Linie ziehen, damit das Amt des Präses nicht beschädigt werde. Die EKD-Synode solle bald einen Nachfolger für sie bestimmen.

Rat an Göring-Eckardt: Im Wahlkampf zurückhalten Der Vorsitzende der theologisch konservativen Konferenz Bekennender Gemeinschaften, Pastor Ulrich Rüß (Hamburg), äußerte die Erwartung, dass Göring-Eckardt so klug sein werde, sich eine „gewisse Zurückhaltung“ im Wahlkampf aufzuerlegen und „parteipolitischer Polemik“ zu enthalten. Sie habe nach wie vor eine Verantwortung gegenüber der Kirche, da sie im Anschluss an den Wahlkampf in ihr Amt zurückkehren wolle.

„Und noch mehr Kirche. Nach der Bundeskanzlerin und Pfarrerstochter Merkel sowie dem Bundespräsidenten und Prediger Gauck hat die grüne Basis jetzt die Theologin Katrin Göring-Eckardt zur Spitzenkandidatin ihrer Partei gewählt. ... Weil sie ist, wie sie ist, weil sie redet, wie sie redet, und aussieht, wie sie aussieht, kann sie sofort von der Gleichstellung von Schwulen und Lesben sprechen, ohne die Bürgerin und den Bürger auszuschrecken.“ Die grün-alternative „tageszeitung“ (taz, Berlin) „Bei der CDU müssten jetzt die Alarmglocken kräftig läuten. Kretschmann und GöringEckardt - in derartigen Führungsfiguren drückt sich der bürgerlich-wertekonservative Wandel der Grünen kongenial aus, zu einem Zeitpunkt, da wiederum die CDU im Grunde nicht mehr weiß, was konservativ und bürgerlich überhaupt noch für sie real bedeutet.“ Kommentar von spiegel.de „Das ist eine gute Wahl. Katrin Göring-Eckardt und Jürgen Trittin sind klasse Redner und gute Wahlkämpfer. Damit sind wir der Ablösung von Schwarz-Gelb einen großen Schritt näher gekommen. Heute ist ein guter Tag für Rot-Grün.“ Der Erste Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion, Thomas Oppermann

CDU/CSU: Das Amt der Bundestagsvizepräsidentin aufgeben Umstritten ist auch, dass Göring-Eckardt weiter Vizepräsidentin des Bundestages bleiben will. Der Fraktionsvorsitzende der CDU/CSU, Volker Kauder, legte ihr den Rücktritt nahe. „Die Mitglieder des Präsidiums des Bundestags sollten eine gewisse parteipolitische Zurückhaltung an den Tag legen“, sagte er der Tageszeitung „Die Welt“. Nach seinen Worten hätte Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) „selbstverständlich sein Amt abgegeben, wenn er als CDUSpitzenkandidat bei der nordrhein-westfälischen Landtagswahl angetreten wäre“. P

Foto: idea/kairospress

Pressestimmen zu den Folgen der grünen Urwahl

46.2012


BUC H R E Z E NSION E N

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Wenn eine Muslima Christin wird Sabatina James

Nur die Wahrheit macht uns frei Mein Leben zwischen Islam und Christentum Pattloch Verlag (München) 285 Seiten; 25.90 SFr. ISBN 3-629-02308-8 Die Autorin Sabatina James wächst in Pakistan auf und kommt im Alter von zehn Jahren nach Österreich. Ihr Name ist ein Pseudonym. In ihrer Biografie beschreibt sie, wie sie mit 17 Jahren nach Pakistan in eine Koranschule zurückgeschickt wird. „Tag für Tag wird Hass in unsere Herzen gelegt“, erinnert sich die

Autorin. Schließlich soll sie mit ihrem pakistanischen Cousin in Österreich zwangsverheiratet werden, sie weigert sich und flieht. Seither wird sie von ihrer Familie mit dem Tode bedroht, auch deshalb, weil sie 2003 vom Islam zum Christentum konvertierte. Sabatina James beschreibt in dem Buch, wie sie schließlich ihren Verein Sabatina e.V. mit Sitz in Hamburg gründet. Mit ihm unterstützt sie Frauen, die zwangsverheiratet werden sollen oder aufgrund von Ehrenmordandrohungen auf Hilfe angewiesen sind. Die Zahl der Ehrenmorde ist laut Sabatina James in einigen islamischen Ländern erschreckend hoch. Die Autorin geht davon aus, dass in Pakistan durch „Erschießen, Erschlagen, Verbrennen jährlich rund 10.000 Frauen ums Leben kommen“. Sabatina James wehrt sich gegen die verbreitete Überzeugung, dass die Ehrenmorde nichts mit der islamischen Religion zu tun hätten, sondern nur durch die kulturellen Prägungen zu erklären seien. Das Buch macht die erschreckende Erkenntnis offenbar, dass, wer sich für den Glauben an Jesus Christus entscheidet und deshalb vom Islam zum Christentum übertritt, auch in Deutschland und Österreich mit Gefahren für Leib und Leben rechnen muss. Peter Schuster

Die 68er bewertet: Was wurde schlechter, was besser? Matthias Dannenmann (Hrsg.)

Glauben, dass Neues möglich wird Südwestbuch-Verlag (Stuttgart) 460 Seiten; 25.90 SFr. ISBN 978-3942661-63-8 Dies ist ein außergewöhnliches Buch. Es konfrontiert Aussagender Elite der revolutionären 60er Jahre im damaligen Westdeutschland mit der Sichtweise heutiger Prominenter. Die Idee dazu hatte Pfarrer Matthias Dannenmann, der zusammen mit seiner Frau von 1964 bis 1969 in der Zeitschrift „Die Glocke“ (die in enger Verbindung mit dem Christlichen Jugenddorfwerk Deutschlands, kurz CJD, herausgegeben wurde) zahlreiche Interviews veröffentlicht hat. 15 davon hat er heutigen Fachleuten vorgelegt ideaSpektrum 46.2012

und ihnen Fragen dazu gestellt. So kann man in bisher einzigartiger Weise in einem Buch zusammengefasst sehen, wo sich etwas bewahrheitet hat oder eben nicht. Da antwortet auf einen der bedeutendsten Philosophen der damaligen Zeit, Ernst Bloch, beispielsweise der evangelikale Theologe Rolf Hille ebenso wie der völlig anders ausgerichtete Theologieprofessor Jürgen Moltmann. Die einstigen Positionen von Willy Brandt kommentieren heutige SPDGrößen von Kurt Beck bis Hans-Jochen Vogel. Zu den Thesen des in den 60er und 70er Jahren weit linksstehenden Berliner Theologen Helmut Gollwitzer nimmt der EKDRatsvorsitzende Nikolaus Schneider Stellung. Auf FranzJosef Strauß reagieren Spitzen der heutigen CDU/CSU-Garde. Zum Gespräch mit dem einst größten Verleger der Nachkriegszeit, Axel Springer, äußern sich epd- wie ideaJournalisten. Und selbst das Interview mit dem legendären Fußballtrainer Sepp Herberger wird abgedruckt und kommentiert. Es ist höchst spannend zu sehen, was in den letzten 50 Jahren besser bzw. schlechter geworden ist. Etwas Besonderes ist dieses Buch auch dadurch, dass es im Gegensatz zu vielen anderen Büchern zum Zeitgeschehen völlig unterschiedliche Wertungen zulässt. Die Zusammenstellung dürfte einmalig sein. Stephan Weddig


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Im Neuen Testament ist häufig vom Teufel die Rede. Der Holzstich nach einer Zeichnung von Gustave Doré (1832–1883) zeigt, wie sich der französische Maler die Versuchung Jesu durch den Teufel (Matthäusevangelium 4) vorstellte.

GLAUBENSBEKENNTNIS (7. Teil) Immer wieder werden wir mit Bösem konfrontiert. Schon der Beginn der Bibel handelt davon. Wo kommt es her? Wie ist das mit dem Satan bzw. Teufel? Diesen Fragen geht Pfarrer Klaus Jürgen Diehl (Wetter/Ruhr) in der idea-Serie zum Apostolischen Glaubensbekenntnis auf den Grund. brechen der bisherigen Menschheitsgeschichte nicht mehr aufrechterhalten. Holocaust, Gulag, Völkermorde in Kambodscha und Ruanda bis hin zu der gegenwärtigen Welle von Gewalt durch islamistische Terroranschläge haben uns ernüchtert und lassen uns neu nach der Wirklichkeiten des Bösen fragen.

... dann könnten wir nicht verantwortlich sein In der Bibel tritt das Böse ganz unvermittelt nach der Schöpfungsgeschichte in der Gestalt der Schlange an den Menschen heran. Als große Versucherin sät sie Misstrauen gegenüber den guten Absichten Gottes und verleitet Adam und Eva mit einem großspurigen Versprechen („Ihr werdet sein wie Gott!“) dazu, das Gebot Gottes zu übertreten. Das wirft die spannende Frage auf: Wie kommt überhaupt das Böse in die Welt, wo es doch am Ende der Schöpfungsgeschichte heißt: „Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut“ (1. Mose 1,31)? Doch die Frage nach dem Woher des Bösen bleibt in der Bibel unbeantwortet. Der entscheidende Grund liegt wohl darin: Wenn es eine Erklärung für die Ursache des Bösen gäbe, dann wäre die Sünde des Menschen keine persönlich zu verantwortende Schuld mehr. Dann könnte der Mensch die Verant-

Foto: dpa

Für viele Menschen gehört die Vorstellung vom Teufel oder Satan und der Glaube an seine zerstörerische Macht in die Welt der Mythen und Märchen. Sie belächeln sie als Ausdruck eines primitiven Aberglaubens. Sicher hat zu dieser Einschätzung auch die Art seiner mittelalterlichen Darstellung beigetragen: als furchterregende Gestalt mit Hörnern, Schwanz, Pferdefüßen und Fledermausflügeln. Die moderne Ablehnung des Teufels geht auf das Zeitalter der Aufklärung und des Idealismus zurück. Ihre Vertreter lehnten es ab, von einem persönlichen Bösen zu reden; allenfalls sprachen sie noch von einer „Idee“ oder dem „Prinzip“ des Bösen. Der Mensch galt fortan in seinem innersten Wesen als gut; seine „Bosheit“ bestand in einem Mangel an Gutem, der aber durch eine entsprechende Erziehung überwunden werden konnte. Hinzu kam, dass sich aus Sicht von Theologen die Allmacht Gottes nicht mit der Existenz einer zerstörerischen Macht des Bösen in Einklang bringen ließ und ihm daher allenfalls der Charakter des „Nichtigen“ zugestanden wurde. Er glich damit einer „Wespe ohne Stachel“, entbehrte also jeder Gefährlichkeit. Doch diese Verharmlosung des Bösen lässt sich nach den Erfahrungen des 20. Jahrhunderts mit den schlimmsten Ver-

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wortung für seine Schuld von sich weisen und dem Verursacher in die Schuhe schieben. Der Alttestamentler Walther Zimmerli (1903–1983) schreibt dazu in einem Bibelkommentar: „Die Verführung, die Sünde des Menschen steht als etwas absolut Unerklärtes unversehens da inmitten der guten Schöpfung Gottes. Sie wird als Rätsel stehengelassen. Auch auf die Frage, wie denn der von Gottes Güte geschaffene und mit allem Guten ausgestattete Mensch dazu kommt, der Verführung nachzugeben, wird keine Antwort gegeben … Ein Böses, das irgendwoher erklärt und abgeleitet werden könnte, wäre ein entschuldigtes Böses, weil dieses Irgendwoher doch in jedem Fall vom Sünder abführte.“ Es ist darum müßig, darüber zu spekulieren, ob es sich bei dem Bösen um einen von Gott abgefallenen „Engel des Lichts“ (Luzifer bzw. Satan) handelt, wie später einige Kirchenväter der Frühen Kirche meinten (so z. B. Origines). Der Anfang des Hiobbuches (Kapitel 1 und 2) mit seiner Schilderung einer himmlischen Ratsversammlung und der zwischen Gott und Satan abgeschlossenen Wette macht immerhin so viel klar: Der Satan als Widersacher Gottes hat nur so weit Macht und Einfluss auf den Menschen, wie sie ihm von Gott zugestanden wird. Seine Macht stellt keine eigenständige, schöpferische Kraft dar. Er bleibt ein von Gott Abhängiger, auch wenn er die ihm von Gott eingeräumte Macht dazu missbraucht, Menschen zu verführen, sich ihm zu unterwerfen, und ihr Leben zu zerstören. Und auch das andere macht diese Szene bereits deutlich: Der Satan empfindet offensichtlich eine sadistische Lust dabei, Menschen zu quälen, sie leiden zu sehen und ihren Untergang herbeizuführen.

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Das Neue Testament redet 110 Mal vom Teufel Wird Satan bzw. der Teufel im Alten Testament nur einige Male erwähnt, so überrascht seine häufige Erwähnung im Neuen Testament: insgesamt 110 Mal, wobei auffällt, dass er immer wieder mit ganz unterschiedlichen Namen bezeichnet bzw. Verhaltensweisen charakterisiert wird, darunter Beelzebul, Beliar, Widersacher, Verderber, Verführer, Drache, Ankläger, Schlange, Fürst dieser Welt. Wollte man aus allen Aussagen einen „Steckbrief“ über den Teufel entwerfen, so sähe der etwa folgendermaßen aus: Der Teufel ist der große Aufrührer und Unruhestifter (das griechische Wort für Teufel = diabolos bedeutet Durcheinanderwerfer, Auseinanderbringer), der die Menschen dazu verführt, Gott zu misstrauen. Er ist ein großer Lügner, der sich aber gerne mit dem Schein der Wahrheit umgibt und als ein „Engel des Lichts“ verkleidet. Er verspricht den Menschen das Blaue vom Himmel nur, um sie seinem Einfluss gefügiger zu machen und schließlich als ihr Ankläger aufzutreten und sie dem Verderben preiszugeben. Ja, er ist ein „Mörder von Anfang an“ (so Jesus in Johannes 8,44).

Der Angriff Gottes auf den Satan Jesu Kommen in unsere Welt ist der entscheidende Angriff Gottes auf die satanische Macht, die die Menschen in ihren zerstörerischen Bannkreis gezogen hat. Der Lebensweg Jesu ist daher gekennzeichnet durch seine Auseinandersetzung mit der Macht der Finsternis. Die beginnt am Anfang seines Wirkens mit der Versuchung durch den Teufel, der Jesus siegreich widersteht. Sie setzt sich fort in Krankenheilungen und Dämonenaustreibungen, in de- O

Was die Bibel dazu sagt

Nachdenkenswerte Zitate zum Thema Teufel:

Denn das Gute, das ich will, das tue ich nicht; sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich … Ich elender Mensch, wer wird mich erlösen von diesem todverfallenen Leibe? Dank sei Gott durch Jesus Christus, unserm Herrn! Römer 7,19,24 und 25

Die größte List des Teufels besteht darin, den Menschen glauben zu machen, es gäbe ihn nicht. Charles Baudelaire (1821–1867), französischer Schriftsteller

Da sprach Jesus zum Teufel: Weg mit dir, Satan! Denn es steht geschrieben: Du sollst anbeten den Herrn, deinen Gott, und ihm allein dienen. Da verließ ihn der Teufel. Und siehe, da traten Engel zu ihm und dienten ihm. Matthäus 4,10 und 11 Jesus: Ich sah den Satan vom Himmel fallen wie einen Blitz. Lukas 10,18 Denn er selbst, der Satan, verstellt sich als Engel des Lichts. 2. Kor. 11,14 Zieht an die Waffenrüstung Gottes, damit ihr bestehen könnt gegen die listigen Anschläge des Teufels. Epheser 6,11 Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zerstöre. 1. Johannes 3,8

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Den Teufel spürt das Völkchen nie, und wenn er sie beim Kragen hätte. Johann W. von Goethe (1749–1832), deutscher Dichter Der Teufel hat die Welt verlassen, weil er weiß, die Menschen machen selbst die Höll´ einander heiß. Friedrich Rückert (1788–1866), deutscher Dichter Es mag der Teufel sein oder es mag Christus sein, aber du wirst jemandem dienen müssen.

Bob Dylan, US-Musiker

Während an den Gottesbeweisen schon die größten Denker gescheitert sind, beweist jeder gemeine Lump mit Leichtigkeit die Existenz des Teufels. Gregor Brand, deutscher Verleger und Jurist Und wenn die Welt voll Teufel wär und wollt uns gar verschlingen, so fürchten wir uns nicht so sehr, es soll uns doch gelingen. Der Fürst dieser Welt, wie sau´r er sich stellt, tut er uns doch nicht; das macht, er ist gericht´: ein Wörtlein kann ihn fällen. Martin Luther (1483–1546), Reformator


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Das Böse zeigte sich im 20. Jahrhundert in vielerlei Gestalt. Zuletzt im großen Stil 1994 beim Völkermord im kleinen, nur 8 Millionen Einwohner zählenden ostafrikanischen Ruanda, wo das Mehrheitsvolk der Hutu etwa eine Million des Minderheitsvolkes der Tutsi (Foto) umbrachte.

Der Böse gibt sich noch nicht geschlagen Hat Jesus mit seinem Triumph über den Teufel ihn endgültig aus dem Feld geschlagen? Nein, so weit sind wir noch nicht. Zwar ist Satan durch Jesus endgültig das Rückgrat gebrochen, aber er gibt sich noch nicht geschlagen. Er setzt alles daran, sein böses Spiel mit den Menschen weiter zu treiben, d. h. sie zu verführen und zu verderben. Darum mahnen die Apostel die ersten Christen, die Schliche des Teufels zu durchschauen, sich geistlich gegen seine Angriffe zu wappnen und ihm mit Jesu Hilfe zu widerstehen. Er kann uns befähigen, das Böse mit Gutem zu überwinden. Es mag dem Teufel immer wieder gelingen, auch Christen zur Sünde zu verführen, doch hat er als Ankläger der „Auserwählten Gottes“ verspielt und wird sie darum nicht mehr von Gottes Seite wegreißen können. Das Versprechen Jesu steht: „Ich gebe meinen Schafen das ewige Leben … und niemand wird sie aus meiner Hand reißen“ (Johannes 10,28). Wenn wir als Christen im Vaterunser beten „… und erlöse uns von dem Bösen!“, dann verbinden wir damit die Zuversicht, dass der Tag kommt, an dem Gott den Bösen endgültig schachmatt setzt und ihn für immer vernichtet. Zwar wird der Widersacher Gottes vor der machtvollen Wiederkunft Jesu noch einmal alles daransetzen, in einem letzten dramatischen Aufbäumen das Blatt zu seinen Gunsten zu wenden, um den Himmel zu entvölkern, doch wird es ihm nicht gelingen.

Je älter ich werde Müssen wir an den Teufel glauben? So lautete die Ausgangsfrage. Als Christ antworte ich auf diese Frage klipp und klar: Ich glaube nicht an den Teufel. Nein, so viel Ehre

möchte ich ihm nun wirklich nicht antun! Im Übrigen ist in keinem einzigen christlichen Glaubensbekenntnis vom Teufel die Rede. Wenn wir uns im Apostolischen Glaubensbekenntnis zum dreieinigen Gott bekennen, dann hat der Teufel daneben keinen Platz. Er ist auch kein selbstständiges Thema der Verkündigung. Teufels- und Höllenpredigten mögen zwar die Nerven frommer Seelen kitzeln, tatsächlich aber haben sie in der Vergangenheit eher zur Verbreitung von Unsicherheit und Angst unter den Hörern beigetragen. Es kann nicht die Aufgabe eines Predigers des Evangeliums sein, den Menschen erst die Hölle heiß und anschließend den Himmel schmackhaft zu machen. Auf einem anderen Blatt steht allerdings, ob ich den Bösen als widergöttliche Macht ernst nehme oder im Bösen allenfalls einen Mangel an Gutem sehe, der sich durch Erziehung und ehrliches Bemühen beheben lässt. Ich muss gestehen: Je älter ich werde, umso ernüchterter und desillusionierter bin ich im Blick auf die Fähigkeit des Menschen zur Humanität. Oder deutlicher gesagt: Gerade in unserer heutigen Zeit offenbaren materielle Gier und Unersättlichkeit, Unterdrückung, Ausbeutung und Missbrauch von Schwächeren, Hass, Feindseligkeit und Gewalt gegenüber Andersdenkenden ein solches Potenzial an diabolischer Macht, dass man darüber immer wieder nur erschrecken kann. Wer den Bösen unterschätzt, öffnet ihm damit Tür und Tor zu ungestörtem Wirken.

Ist der Teufel eine Person? Bleibt schließlich noch die Frage: Ist der Teufel nun ein eigenständiges, personales Wesen – oder handelt es sich um eine unpersönliche Macht? Zwar überwiegt in der Bibel die personifizierende Rede vom Teufel bzw. Satan, aber er wird auch als „finstere Macht“ – oder einfach als „Bosheit“ bzw. „das Böse“ benannt. Der griechische Wortlaut der Vaterunser-Bitte „Erlöse uns von dem Bösen“ lässt beide Übersetzungsmöglichkeiten zu, der oder das Böse. Wenn ich der sachlichen Vorstellung den Vorzug gebe, so aus einem einfachen Grund: Ich möchte dem Bösen nicht die Würde einer eigenständigen Person zukommen lassen. Ich erkläre den Bösen in jeder Beziehung für unwürdig und darum zur Unperson. P

Foto: ddp-images

nen sich Jesus stärker als der Teufel und seine bösen Geister erweist. Und sie findet ihren Höhepunkt im Triumph des auferstandenen Jesus über die Todesgewalt des Teufels, der den Apostel Paulus jubilieren lässt: „Der Tod ist verschlungen vom Sieg. Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg?“ (1. Korinther 15, 54 und 55). So ließe sich das ganze Wirken von Jesus unter der Überschrift zusammenfassen: „Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zerstöre“ (1. Johannes 3,8).

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USA: Ist es für Christen eine gute Wahl? POLITIK Selten hat die Wahl eines US-Präsidenten so polarisiert wie in diesem Jahr. Zu unterschiedlich waren die Positionen der beiden Kandidaten besonders in ethischen Fragen, wobei der evangelische Christ Barack Obama sich viel liberaler äußerte als der Mormone Mitt Romney. idea wollte wissen: War die Wiederwahl Obamas für Christen eine gute Wahl?

Christen können dankbar sein für einen gereiften US-Präsidenten

PRO

Was Obamas Wiederwahl bedeutet, zeigte der Blick auf die Börse: Die Kurse der Banken und Rüstungskonzerne fielen; oder auf Reaktionen mancher Verlierer, in deren blinder Wut und grotesker Leugnung des Offensichtlichen deutlich wurde, wie sie über ihren zahl- und maßlosen Verschwörungstheorien den Kontakt zur Wirklichkeit schlicht verloren hatten. Die meisten Christen leben im globalen Süden und dürfen vorsichtig hoffen, dass der US-Präsident die fatale Gier der Spekulanten mutiger und konsequenter eindämmt als der millionenschwere Mormone – und den ökologischen Raubbau am Weltklima beendet, unter dessen gravierenden Folgen ja wieder die Armen leiden, wie Sir John Houghton vom Weltklimarat IPCC beim Evangelisationskongress in Kapstadt klagte. Verfolgte Christen müssen nicht befürchten, dass US-Kreuzzugsrhetorik religiösen Extremismus an-

Obamas Positionen zum Lebensrecht sind ganz und gar nicht mit christlichen Werten vereinbar.

Fotos: idea/Waschkowitz, PR

KONTRA

Bei seiner ersten Wahl galt Obama fast als messianisch. Über 20 % der Evangelikalen haben ihm zum erneuten Sieg verholfen. Auch Katholiken wählten ihn. Zum Beispiel, weil er das Ziel verfolgt, eine allgemeine Krankenversicherung einzuführen, oder weil er gegen die verbreitete Armut vorgehen will. Doch da ist die andere Seite der Medaille, die schwerer wiegt: In Bereichen, wo es um Leben und Tod geht, ist die Position Präsident Obamas ganz und gar nicht mit christlichen Werten vereinbar. Am deutlichsten zeigt sich das bei der Abtreibung. In die genannte Krankenversicherung soll sie als „Leistung“ integriert werden. Zu Beginn der ersten Amtszeit gab Obama zweistellige Millionenbeträge an Organisationen wie den Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen, die Abtreibung propagieren und finanzieren. Er hat sich nicht gegen die Teilgeburtsabtreibung (Partial Birth Abortion) ausge46.2012

Dr. Peter Aschoff ist Theologe und gehört zum Leitungskreis der „Koalition für Evangelisation“ sowie zum Leitungsteam von ELIA, einer Gemeinde im evangelischen Dekanat Erlangen.

heizt und ihren Mördern neue Vorwände liefert. Colin Powells früherer Stabschef, Lawrence Wilkerson, räumte jüngst ein, seine Republikanische Partei sei „voller Rassisten“, der republikanische Polit-Profi Mike Lofgren nannte sie eine „apokalyptische Sekte“. Christen in den USA können aufatmen, weil die Spaltung der Gesellschaft durch soziale Kälte und die Ausgrenzung von Minderheiten vielleicht noch abzuwenden ist (und es wäre naiv zu glauben, dass Romney beim laschen Abtreibungsrecht für mehr als nur rhetorische Bewegung gesorgt hätte!). Leider sind Teile der konservativen Christenheit mit demselben Götzendienst an Waffen, Geld und Nation vergiftet wie die TeapartyFundamentalisten – vielleicht nutzen sie nun die Chance zur Umkehr? Obama geht ernüchtert in die zweite Runde. Christen können dankbar sein für einen gereiften US-Präsidenten, der nicht erst noch Lehrgeld zahlen muss. P

Alexandra Linder (Weuspert/Sauerland) ist Publizistin und 1. stellvertretende Vorsitzende im Bundesvorstand der Aktion Lebensrecht für Alle e. V. (ALfA).

sprochen, bei der ein Kind während der Geburt getötet wird (bei der Abstimmung enthielt er sich). Er trat für ein Gesetz namens FOCA ein, das Abtreibung ohne Einschränkung, ohne Zustimmungspflicht der Eltern bei Minderjährigen, ohne Weigerungsrecht für Mediziner freigeben würde. Embryonale Stammzellforschung hält er für förderwürdig. Er gestattet, dass potenzielle Terroristen getötet werden, und tritt in schweren Fällen für die Todesstrafe ein. Man darf sich nicht anmaßen, den Glauben eines Menschen zu beurteilen. An Taten und Worten aber kann man ihn erkennen. Wer ohne Not die gezielte Tötung von Menschen befürwortet, ist für einen Christen defi nitiv nicht wählbar. Politiker werden dies erst begreifen und umdenken, wenn ihnen die Stimmen der Christen fehlen und die Gründe dafür klar und deutlich geäußert werden – nicht nur in den USA. P


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Der Kapitalismus darf uns nicht beherrschen

WIRTSCHAFT Der 35-Jährige ist einer der jüngsten Wirtschaftsexperten in der EU: Prof. Tomáš Sedlácek. Der evangelische Christ lehrt Wirtschaftsgeschichte und Philosophie an der Karls-Universität in Prag, ist Chefvolkswirt der tschechischen Handelsbank AG sowie Mitglied des Nationalen Wirtschaftsrates. Beim Kongress christlicher Führungskräfte vom 17. bis 19. Januar in Leipzig ist er einer der Hauptredner. Mit ihm sprach Karsten Huhn.

Für sein Buch (448 Seiten, 24,90 Euro/37.90 SFr) im Hanser Verlag erhielt Sedláček den Deutschen Wirtschaftsbuchpreis 2012.

Die klügsten Leute haben über dieses Problem nachgedacht, aber ich kenne keinen, der eine bessere Idee hatte. Was ich besonders bemerkenswert daran finde: Die Banken haben damit mit ihren eigenen Glaubenssätzen gebrochen. Sie haben immer gepredigt, dass sich die Regierungen nicht in ihre Geschäfte einmischen sollen. In der Krise haben die Banken plötzlich darum gebettelt, dass die Regierungen eingreifen und Gnade walten lassen! Sie haben um ein Erlassjahr gebeten – ganz ähnlich, wie es bereits vor 3.000 Jahren in der Bibel gefordert wurde.

Jesus & Griechenland: Gott ist unfair Sollen jetzt auch Griechenland die Schulden erlassen werden? Ja. Ohne Vergebung, also einen Schuldenerlass, kann das Land nicht überleben. Die USA mussten ihren Banken bei den Schulden beispringen, ebenso Deutschland. Das Gleiche passiert jetzt im Falle Griechenlands. Die Vorstellung, dass Gott unsere Schuld vergibt, unterscheidet das Christentum von allen anderen Religionen. Und dieses religiöse Konzept der Vergebung ist immer noch aktuell. Schauen Sie mal nach den Überschriften im „Handelsblatt“: „Regierung befreit Banken“, heißt es da. Ganz ähnlich klingt es bei Jesus Christus: „Ich bin gekommen, den Armen gute Botschaft zu bringen, den Gefangenen ihre Freilassung zu verkünden, den Blinden zu sagen, dass sie sehend werden, den Unterdrückten die Freiheit zu bringen und ein Jahr der Gnade des Herrn auszurufen” (Lukas 4,18-19). Jesus rief ein Jubeljahr aus, einen Schuldenerlass, der Schuldsklaven befreien sollte. „Gott ist unfair“, schreiben Sie dazu in Ihrem Buch. Was verstehen Sie darunter? Das ist die Grundidee des Christentums. Wenn Gott sich an seine eigenen Regeln halten würde, wären wir alle verloren. Gott ist aber in einem positiven Sinne ungerecht: weil er uns unsere Schuld vergibt – was er nicht tun müsste. Darauf spielt etwa das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg

Foto: PR

idea: In Ihrem Buch „Die Ökonomie von Gut und Böse“ zitieren Sie aus den Büchern Mose, Hiob, Prediger, den Propheten und dem Neuen Testament. Was haben diese Bücher mit Ökonomie zu tun? Sedlácek: Ökonomie beruht nicht nur auf Mathematik und Analytik, sondern in hohem Grade auf Glaubensaussagen, Kultur und Normen. Unsere Überzeugung, dass es in der Gesellschaft gerecht zugehen sollte, ist beispielsweise eine typisch jüdisch-christliche Idee. Auch jemand, der kein Christ ist, glaubt an Gerechtigkeit, also an eine christliche Überzeugung. Um Gut und Böse unterscheiden zu können, bedarf es der Vorstellung eines guten Gottes. Wie haben Sie die Bibel für Ihre Arbeit entdeckt? Ich habe es immer genossen, die Bibel zu lesen. Es gibt in ihr Parallelen zu unserer Zeit, die man einfach nicht übersehen kann. Im Grunde ähneln die Probleme von damals ziemlich denen, vor denen wir heute stehen. Nehmen wir zum Beispiel das „Vaterunser“: Die Jungs an der Wall Street haben Gott durch die „unsichtbare Hand des Marktes“ ersetzt. „Dein Wille geschehe“ ersetzten sie durch „der Wille des Marktes geschehe“. Aber der Markt ist launisch und unberechenbar. Heute beten die Banker: „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.“ Unsere Schulden wiegen heute so schwer, dass wir sie nicht länger tragen können – wir brauchen jemanden, der sie für uns trägt. So ging es Banken während u der Finanzkrise, aber auch Staaten wie d Griechenland. G War es richtig, dass der Staat die Banken W während der Finanzkrise freikaufte? w Ja, J es war der einzige denkbare Weg. Es war w ungerecht, dennoch war es richtig.

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(Matthäus 20,1-16) an: Die Arbeiter, die den ganzen Tag gearbeitet haben, bekommen den gleichen Lohn wie die Arbeiter, die erst eine Stunde vor Arbeitsende angestellt werden. Das ist im positiven Sinne ungerecht. Gott gegenüber sind wir in der Situation der erst zum Tagesende angestellten Arbeiter: Wir bekommen von ihm mehr als uns gebührt.

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Europa und die Josefsregel In Ihrem Buch spielt die Geschichte von Josef am Hof des Pharao (1. Mose 41) eine wichtige Rolle. Was können wir aus dieser uralten Geschichte lernen? Josef deutete den Traum des Pharao von den 7 fetten und 7 mageren Kühen als 7 fette Jahre, auf die für Ägypten 7 magere Jahre folgen. Es handelt sich um den ersten Konjunkturkreislauf, der in der Geschichte der Menschheit schriftlich überliefert ist. Es war ein Test von Josefs Weisheit: Josef ließ in den guten Jahren 20 % der Getreideernte aufbewahren, um für die schlechten Jahre vorbereitet zu sein. Dagegen machen moderne Staaten keine Überschüsse mehr – sie machen Schulden. Stellen Sie sich vor, die europäischen Staaten hätten sich an die Josefsregel gehalten und in den vergangenen Jahren 20 % ihrer Einnahmen zurückgelegt, dann könnten wir heute durch die Krise steuern, ohne einen einzigen Cent Schulden aufzunehmen. Die westliche Zivilisation ist über Jahrzehnte an einem ganz einfachen Wirtschaftsprinzip gescheitert. Biblisch gesprochen: „Alles hat seine Zeit“ (Prediger 3,1). Es gibt die Zeit, in der wir ein Defizit machen, und es gibt die Zeit, in der wir Überschüsse machen. Leider haben wir nur Schulden gemacht und die Überschüsse vergessen. Schauen Sie sich nur die Maastricht-Kriterien an, zu denen sich die EU-Mitgliedsländer 1992 verpflichtet haben: Die Staatsschulden dürfen nicht mehr als 60 % des Bruttoinlandproduktes betragen und das jährliche Haushaltsdefizit nicht mehr als 3 % – und selbst diese Forderungen sind nicht eingehalten worden. Dabei wäre es nötig gewesen, die Staaten zu verpfl ichten, während der guten Jahre Überschüsse zu erwirtschaften. Warum war Josef in der Lage zu sparen – und wir sind es nicht? Gute Frage! Wir müssen bedenken, dass Ägypten damals viel ärmer war, als es die europäischen Staaten heute sind. 46.2012

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Ich sehe 3 Gründe: 1. Wir haben den Wald vor lauter Bäumen nicht gesehen und dieses einfache Prinzip, Vorräte zu bilden, schlicht vergessen. 2. Wir sind fälschlicherweise davon ausgegangen, dass die Zukunft für uns immer nur besser wird. 3. Wir haben die dramatischen Auswirkungen der Schulden unterschätzt. Wir haben lange auf des Messers Schneide gelebt, ohne dass etwas passierte – und gedacht, das könnte einfach immer so weitergehen. Unsere Wirtschaft ist manisch-depressiv. In der manischen Phase, die hinter uns liegt, sahen wir alles rosig. Dass zu einem Konjunkturzyklus auch Abwärtsphasen gehören, haben wir einfach ignoriert.

„Konsum macht süchtig“ „Wir sind die reichste Zivilisation, die je existiert hat, aber wir sind immer noch weit entfernt vom Wort ‚genug’“, schreiben Sie in Ihrem Buch. Warum können wir nicht genug haben? Konsum macht süchtig. Je mehr wir haben, desto mehr zusätzliche Dinge wollen wir. Heute möchte ich viel mehr Dinge besitzen als noch vor 20 Jahren. Damals hatte ich kein Handy, keinen Laptop und keine Internetverbindung. Heute habe ich das alles – und will immer noch mehr. Wir erwarten vom Konsum Erlösung – aber er gewährt sie uns nicht. Das Bruttoinlandprodukt in Europa ist heute etwa 40 Mal höher als vor 200 Jahren. Ist es nicht großartig, dass wir heute deutlich wohlhabender sind als unsere Vorfahren? Entscheidend ist nicht, ob wir reich sind, sondern ob wir zufrieden sind. Und Zufriedenheit ist weitgehend unabhängig davon, wie reich wir sind. Natürlich: Es ist besser, reich und gesund zu sein als arm und krank. Das Problem ist nur: Unsere Wirtschaft schafft in uns mehr Wünsche, als wir befriedigen können. Mit jedem befriedigten Wunsch tauchen 3 neue auf. Das Wachstum des Bruttoinlandproduktes gilt als zentrale Größe für unsere Wirtschaft. Warum stehen Sie ihm so skeptisch gegenüber? Das Bruttoinlandprodukt ist eine sehr seltsame Größe. Drei Beispiele: 1. Wenn wir heute das Prager Schloss zerstören würden und von Grund auf neu bauten, würde das BIP wachsen. 2. Wenn wir heute alle Bäume fällen und verkaufen würden, würde das BIP wachsen. 3. Wenn wir alle O


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Kinder aus der Schule nähmen und stattdessen in Fabriken zur Arbeit schicken würden, würde das BIP ebenfalls wachsen. Jeder sieht ein, dass das 3 völlig unsinnige Maßnahmen wären – aber das Bruttoinlandsprodukt würde davon profitieren. Die größte Schwäche des BIP: Es sagt nichts über die Staatsverschuldung aus. Wenn ich einen Kredit über 10.000 Euro aufnähme, würde nur ein Idiot behaupten, jetzt sei ich um 10.000 Euro reicher. Wenn jedoch der Staat einen Kredit in Höhe von 3 % des BIP aufnimmt und in der Folge die Wirtschaft um 3 % wächst, sind alle begeistert.

Schulden sind wie Alkohol Gibt es eine bessere Messgröße als das BIP? Ja: das BIP nach Abzug der Neuverschuldung. Sonst betrügt sich der Staat selbst. Mit einem Freund habe ich das mal für die USA berechnet. Ohne Neuverschuldung wäre das BIP der USA im Jahr 2008 um 23 % geringer gewesen. Ein Wirtschaftswachstum bringt auf Dauer nichts, wenn gleichzeitig die Schulden noch stärker wachsen. Mit Schulden ist es wie mit dem Alkohol: Am Freitagabend tanzen sie betrunken, sind ausgelassen und tun Dinge, von denen sie gar nicht wussten, dass sie sie tun können. Mit dem Alkohol leihen sie sich die Energie des ganzen Wochenendes und verpulvern diese bereits Freitagnacht. Am nächsten Morgen haben sie dann einen Kater. Gegen diese Art der Alkoholabhängigkeit muss unsere Gesellschaft ankämpfen.

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Welche Lösung haben Sie? Wir brauchen ein gesundes Wachstum, das langsamer, aber dafür stabil ist. Und wir brauchen einen Mechanismus, der Regierungen dazu zwingt, in guten Zeiten Überschüsse zu bilden. Politikern sollte es nicht mehr ohne weiteres erlaubt sein, Schulden zu machen. An welcher Stelle des Staatshaushaltes würden Sie denn kürzen: bei den Sozialausgaben, dem Militär oder den Löhnen der Staatsbediensteten? Diese Entscheidung muss jedes Land für sich selbst treffen. Grundsätzlich gibt es 2 Möglichkeiten: Ein Staat, der auf hohe Steuereinnahmen verzichtet, kann auch nur wenig ausgeben – das gilt etwa für die USA. Oder man macht es wie die skandinavischen Länder: Eine hohe Steuerbelastung macht auch hohe Staatsausgaben möglich. Welches Modell bevorzugen Sie? Das ist unerheblich. Beide Modelle haben ihre Vor- und Nachteile. Entscheidend ist, dass das Budget ausgeglichen ist und wir die „Josefsregel“ anwenden. Hat Europa seine „fetten Jahre“ bereits hinter sich – und jetzt kommen die „mageren“? Ja, die fetten Jahre hatte Europa von 2001 bis 2008.

Unser System ist besser als das der USA Der Ökonom und ehemalige „Wirtschaftsweise“ Bert Rürup sieht das anders. In seinem Buch „Fette Jahre. Warum Deutsch-

idea Fernseh- und Hörfunk-Tipps

17. bis 23. November

FERNSEHEN Sonntag, 18. November 8.30–9.15 „Stunde des Höchsten“ Gottesdienst mit Pfarrer Heiko Bräuning

11.00–12.15 ERF 1 Gottesdienst aus der Freien evangelischen Gemeinde Kassel-Wilhelmshöhe

9.30–10.15 Evangelischer Gottesdienst aus der St. Nikolaikirche in Berlin-Spandau mit Bischof Markus Dröge

13.00–14.00 „Tacheles“: Organisierte Sterbehilfe: Sollen wir Schwerstkranken dabei helfen, sich selbst zu töten?

Dienstag, 20. November

Mittwoch, 21. November

17.45–18.15 „Fenster zum Sonntag“: Scheitern verboten – Krisen als Chance nutzen: Wie schafft man das?

20.15–21.15 ERF 1 Wartburg-Gespräche: Streitfall Kinderbetreuung – Gehören Kinder zu den Eltern oder in die KiTa?

10.00–11.00 Evangelischer Gottesdienst zum Buß- und Bettag aus der Christuskirche in Hamburg mit Bischöfin Kirsten Fehrs

21.30–22.00 „Hof mit Himmel“: Samuel Koch über sein Leben und seine Wünsche

22.15–22.45 37°: „Du bist mein Ein und Alles“ – Pflege zwischen Liebe und Bankrott

20.15–22.10 „Ajami“: In Jaffa leben Juden, Muslime und Christen auf engstem Raum, Spielfilm

9.45–10.00 Evangelisch-reformierte Predigt mit Heidi Oppliger, Heilsarmee Majorin, Wien

20.04–20.30 Warum tust Du Dir das an? Ehrenamt im Hospiz

10.00–11.00 Ökumenischer Gottesdienst zum Buß- und Bettag aus der Stadtkirche Unser Lieben Frauen in Bremen

HÖRFUNK Sonntag, 18. November 6.05–6.30 „Lebenswelten“: Einsam wach – Erkundungen über den Nachtmenschen 7.05– „Feiertag“: Sehnsucht nach Geborgenheit – Was heißt es, im Leben, in sich selbst, in Gott aufgehoben zu sein?

8.30–9.00 „Perspektiven“: Genug leben – der Theologe und Autor Martin Lienhard im Gespräch

10.05–11.05 8.40–9.00 Gottesdienst mit „Glaubenssachen“: Pfarrer Marcel Wildi, Noch eine Weile – Gedanken Evangelische Kirchgemeinde über Leben und Sterben Buchs

Mittwoch, 21. November 10.00–11.00 ttesdienstt Evangelischer Gottesdienst aus der Kirche St. Matthäus in München mit Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm

Donnerstag, 22. November 20.00–21.00 ERF Plus „Bilanz“: Banker Willi Enders zu Gast bei Horst Marquardt

Wer reagieren möchte, kann dies unter folgenden Rufnummern tun: ARD: 089/5900-3344 | Bibel.TV: 040/4450660 | Das Vierte: 0180/5843783 Deutschlandfunk und Deutschlandradio: 0221/345-1831 | DRS 2: (0)848/808080 | ERF: 06441/957-0 | HR (TV): 069/1555111 | Kabel 1: 0180/5011150 KiKa: 0180/2151514 | Luth. Stunde: 04264/2436 | MDR: 0341/300-5401 | NDR: 0511/988-2393 | Phoenix: 0180/28213 | RBB: 030/97993-2171 SF 2: (0)62/2059050 | SR 2: (0)681/6022222 | SWR: 07221/929-0 | WDR (Radio): 0221/5678-333 | WDR (TV): 0221/5678888 | ZDF: 06131/7012164

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IN T ERV IEW

Pro-Kopf-Verschuldung in Euro: Stand 1. Januar 2012 83.348

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USA

Irland

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Griechenland Deutschland

EU

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Spanien

land eine glänzende Zukunft hat“ schreibt er: „Die Diskussion über die Aussichten Deutschlands ist von Angst dominiert. Doch diese Angst ist unbegründet. In Wahrheit stehen Deutschland goldene Jahre bevor – mit guten Wachstumsraten, sinkenden Arbeitslosenzahlen und steigenden Löhnen.“ Ich habe keine Angst um Europas Zukunft. Unser System ist besser als das der USA. Europa ist stabil, unsere Schulden sind geringer als die der USA und weit geringer als die Japans. Zugegeben: Derzeit steht Europa vor einer grausamen Bewährungsprobe. Aber wir können sie bestehen – und müssen es auch. Denn wenn Europa zerbrechen sollte, wird es so schnell nicht wieder zusammenfinden. Der amerikanische Anthropologe David Graeber sieht einen anderen Ausweg aus der Schuldenkrise als Sie. In seinem Buch „Schulden. Die ersten 5.000 Jahre“ schreibt er, dass hohe Schulden in der Vergangenheit oft zu politischen Veränderungen und Revolutionen geführt haben. Steht uns eine Revolution bevor? Ich schätze David Graebers Buch sehr, aber in diesem Punkt unterscheiden wir uns: Graeber glaubt an die Möglichkeit eines Umsturzes. Ich dagegen bin sozusagen ein „reformierter Kapitalist“. Ich glaube, dass sich unser System selbst korrigieren kann. Zum einen sehe ich keine Alternative, kein besseres anderes System. Zum anderen ist der Kapitalismus flexibel, er sieht heute anders aus als vor 100 Jahren. Und in 10 Jahren wird er wieder eine neue Gestalt haben. Allerdings müssen wir aufpassen, dass der Kapitalismus nicht zu einem Fetisch wird. Viele Menschen haben heute das Gefühl, dass wir nicht mehr den Kapitalismus beherrschen, sondern dass der Kapitalismus uns beherrscht.

Wenn der Kapitalismus zum Götzen wird Der Kapitalismus ist unser Fetisch? Das sind starke Worte! Ich wähle sie mit Absicht. Ein Fetisch ist ein Götze, etwas, was uns Erfüllung, Erlösung verspricht – aber dieses Versprechen nicht einlösen kann. Diese Gefahr besteht auch bei unserem derzeitigen Wirtschaftssystem. Ökonomen gelten vielen als die neuen Priester, die uns in das gelobte Land führen. Wir erwarten, dass wir aus der Krise kommen, wenn wir nur härter arbeiten, produktiver, effizienter werden und unsere Wirtschaft wieder stärker wächst. Dieser Glaube ist ebenso ein Götze, wie es vor etwa 100 Jahren 46.2012

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der Nationalismus war. Ich denke, dass wir Wirtschaft und Spiritualität nicht voneinander trennen sollten. Die Wirtschaft braucht eine Seele, sie braucht den christlichen Geist, wenn sie gedeihen soll. Sie fordern eine „Sabbat-Ökonomie“. Was verstehen Sie darunter? Von den 10 Geboten ist das Sabbat-Gebot heute das am häufigsten gebrochene Gebot. In vielen Kirchen ist derzeit der Umgang mit Homosexualität ein großes Thema. Die Bibel spricht darüber vielleicht drei-, viermal. Die Bibel spricht aber über 100 Mal davon, dass wir den Sabbat halten sollen. Wir wurden nicht nur zum Arbeiten geschaffen, sondern auch, um die Früchte unserer Arbeit zu genießen. Dazu sind wir aber immer weniger in der Lage. Wir arbeiten zu viel und zu hart. Das treibt viele Menschen in den Burn-out. Schaffen Sie es denn selbst, einen Tag in der Woche auszuruhen? Selbstverständlich! An diesem Tag tue ich gar nichts. Wirklich gar nichts? Na schön, ich lese zum Beispiel – aber ich tue nichts, was mit meiner Arbeit zu tun hat. Ich schreibe keine E-Mails, ich gehe nicht ans Telefon. Stattdessen gehe ich mit meinem Sohn spazieren oder gehe mit ihm ins Kino. Vielen Dank für das Gespräch!

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net F O R U M F Ü R J U N G E C H R I S T EN

Leben mit geschiedenen Eltern

Gott vergibt auch eine Trennung

Beziehungen funktionieren selten

Ich glaube nach wie vor an die Ehe

Dass etwas nicht mehr gestimmt hat, war schon seit langem offensichtlich. Aber es traf mich trotzdem sehr, als meine Eltern uns mitteilten, dass sie sich scheiden lassen werden. Nun leben wir getrennt: Meine beiden jüngeren Geschwister sind bei meiner Mutter, ungefähr 900 Kilometer von mir und meinem Vater entfernt. Das Schlimmste ist für mich aber nicht, dass wir keine geschlossene Familie mehr sind, sondern wie mein Vater unter der Trennung leidet. Ich frage mich immer, wie ich ihm helfen kann. Als jemand aus der Gemeinde damals kam und uns erklärte, dass unsere Eltern sich nicht trennen dürften, weil es gegen ein Gebot verstößt, war ich sehr wütend. Denn sie kannte unsere Verhältnisse zu Hause überhaupt nicht: Wir waren alle immer angespannt und aggressiv. Meine Eltern hatten wirklich versucht, ihre Ehe zu retten, aber es hatte einfach nicht mehr funktioniert. Gott kann nicht gewollt haben, dass es uns allen schlechtgeht. Eine Trennung ist natürlich nichts Schönes, aber manchmal ist sie einfach eine Entscheidung, die getroffen werden muss. Und ich kann ehrlich sagen, dass ich jetzt glücklich bin. Ich und meine Familie glauben mehr an Gott als je zuvor, denn er ist immer da und vergibt uns wirklich alles – auch eine Trennung. Hannah (17), Gymnasiastin

Beziehungen funktionieren nur in den seltensten Fällen – und dann auch nur mit absoluter Kompromissbereitschaft! Das ist radikal und pessimistisch, aber das habe ich aus der Scheidung meiner Eltern gelernt. Als meine Eltern sich getrennt haben, war ich 14 Jahre alt. Ich habe versucht, irgendwie Verständnis für sie aufzubringen, und wollte ihnen keinen Vorwurf machen. Doch im Grunde haben meine Eltern mir damals die Geborgenheit dieses klischeehaften Familienbildes genommen, das man sich normalerweise als Jugendlicher trotz aller Rebellion gegen die Familie wünscht. Als meine Mutter schließlich die Familie verließ, war ich unglaublich enttäuscht und aggressiv. Das Ganze geschah zur Zeit meiner Konfirmation. Meine Pfarrerin hörte mir damals zu, und ich fand dadurch ein wenig Halt. Allerdings waren ihre Bemühungen letztendlich leider doch sehr oberflächlich. Im Nachhinein würde ich sagen: Man muss auch bedenken, dass so eine Trennung durchaus positiv sein kann. Mit der Zeit habe ich gemerkt, dass sich viele neue Möglichkeiten ergeben haben: Ich konnte vor allem neue Kontakte durch die folgenden Beziehungen meiner Eltern knüpfen und mit meinem Stiefvater endlich meine Leidenschaft zu werkeln ausleben. Oliver (26), Großhandelskaufmann

Am Anfang war die Trennung meiner Eltern sehr schlimm für mich. Ich konnte mit 8 Jahren einfach nicht nachvollziehen, warum sie sich nicht mehr mochten. Wenn sie sich gestritten haben, habe ich mich immer verkrochen. Nach einem Einbruch hatten sich meine Eltern so sehr gestritten, dass meine Mutter am nächsten Tag zu mir sagte: „Heute gehen wir nicht in den Schwimmkurs, heute gehen wir woandershin.“ Dann nahm sie mich und zog mit mir zu einer Freundin. Meinen Vater durfte ich von da an nicht mehr sprechen, dabei wollte ich ihm sagen, wo ich bin, denn es war mein Wunsch, zu ihm zu ziehen. Als meine Mutter – eine Argentinierin – mir plötzlich erklärte, morgen fliege sie zurück in ihr Heimatland und ich könne mitkommen, organisierte mein Vater sofort alles, um mich zu sich zu holen. Ich glaube, in der ganzen Zeit hat mir meine Gemeinde sehr geholfen. Dort habe ich gelernt, dass Gott mich trotz aller Probleme führt und leitet. Heute glaube ich – entgegen allem, was ich erlebt habe – noch immer an die Ehe! Man kann eine gute Beziehung haben, indem man redet, Streitigkeiten beseitigt und Probleme anspricht. Bei mir klappt das gut. Ich lebe schon seit einigen Jahren in einer glücklichen Beziehung. Michele (25), Erzieherin

B e su cht uns au ch au f

fa ce b ook .com/idealis te n

Fo l g t uns au f

t w it te r.co m/ id e a lis te n

Foto: istockphoto

FAMILIE Im Jahr 2011 waren 148.200 minderjährige Kinder in Deutschland neu von der Scheidung ihrer Eltern betroffen. Nicht selten geben sie sich die Schuld, haben Schwierigkeiten mit den neuen Partnern ihrer Eltern und tun sich in ihrem späteren Leben mit Beziehungen schwer. Drei junge Menschen berichten für idealisten.net, wie sie mit der Trennung ihrer Eltern zurechtkommen.


DI E K LE I N E K A NZ E L

» Was du von mir in Gegenwart vieler Zeugen gehört hast, das vertraue treuen Menschen an, die tüchtig sein werden, auch andere zu lehren! «

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Pastor René Winkler ist Direktor des grössten pietistischen Werkes im deutschsprachigen Europa: der Pilgermission St. Chrischona (Bettingen bei Basel).

Aus dem 2. Brief des Timotheus 2,2

Foto: Stuke/ERF

Seid wie Spielertrainer! Im Mannschaftssport kommt es in den AmateurLigen vor, dass der Trainer der Mannschaft selber auch noch mitspielt. Als erfahrener Spieler und ausgebildeter Trainer leitet und trainiert er die Mannschaft. In Kirchen, Gemeinden und Gemeinschaften kommt es häufig vor, dass einer spielt und viele sein Spiel geniessen und ihn sogar bezahlen, dass er weiterspielt. Sein Spiel ist im guten Fall eine Wohltat; sogar für ihn selber. Wie es auch immer dazu gekommen ist: Zu häufig sind wir als Hauptamtliche alleine auf dem Spielfeld. Wir lassen unseren Gemeindegliedern meist gerne die Dienste zukommen, die sie von uns verlangen und für die wir von ihnen ja auch bezahlt werden. Wir halten die Predigt. Wir machen den Krankenbesuch. Wir führen das Seelsorgegespräch. Wir bestreiten den biblischen Unterricht. Wir ma-

chen den Glaubenskurs. Wir schreiben das Wort zu Ostern in der Lokalzeitung. Und wenn unsere Zeit abgelaufen ist, kommt der nächste Hauptamtliche, der dies alles hoffentlich wieder so gut oder besser kann wie wir. Wie es auch immer dazu kommt: Wir werden es lernen, häufig mit andern auf dem Spielfeld zu sein, ihnen neue Fertigkeiten beizubringen und den Blick fürs Spiel zu schärfen. Wir werden uns regelmässig selber auswechseln und neue Spieler aufs Spielfeld schicken und sie damit fördern und voranbringen. Wir werden es lernen – und unsere Kirchen, Gemeinden und Gemeinschaften auch. Das Argument „Das musst du tun. Dafür bezahlen wir dich ja!“ wird zur Rarität. Wir alle werden es lernen. Wenn nicht, so vermute ich, werden wir Hauptamtliche auch zur Rarität und unsere Kirchen, Gemeinden und Gemeinschaften leerer. P

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PORTRÄT

So wollte ich sterben EIN NACHRUF Einer der bekanntesten Evangelikalen, Rolf Scheffbuch aus Korntal bei Stuttgart, ist am 10. November im Alter von 81 Jahren im Nachtschlaf gestorben. Er war lange Jahre Vorsitzender der pietistischen Hofacker-Vereinigung, Regionalbischof für Ostwürttemberg und Sprecher der Evangelikalen in der EKD-Synode. Ein Weggefährte – Pastor Horst Marquardt – erinnert sich an ihn.

Jesus hautnah erlebt Oft erlebte Rolf Scheffbuch Jesus hautnah. Einmal überreichte ihm ein Unbekannter einen Offenen Brief. Der Mann suchte Hilfe aus großer Bedrängnis. „Warum sprechen Sie gerade mich an?“, wollte Rolf Scheffbuch wissen. Die Antwort: „Das sieht man doch einem Menschen auf 10 Meter Entfernung an, ob er an dem Tag den ‚Namen’ angerufen hat.“ Gemeint war offensichtlich der Name Jesus. Einmal kommt er zu einem Mesner (Kirchendiener), der gerade ins Krankenhaus muss und gebetet hatte: „Herr Jesus, schick mir doch den Scheffbuch.“ Ein anderes Mal besuchte er einen Ster-

benden, der voller Freude sagt, dass er nun wisse, „Jesus ist da“.

Beten konnte ich nicht mehr In jüngeren Jahren musste sich Rolf Scheffbuch einer Operation unterziehen. Eine Narkose war damals viel umständlicher als heute. Er versank – wie er schreibt – wie in einem Nebelschwaden: „Beten konnte ich nicht mehr. Aber in meinem Kopf war nur noch der Ruf ‚Jesus’ – als ich nach zwei Stunden im Bewusstsein auftauchte, geschah das in einem Gefühl unaussprechlicher, unbeschreiblicher Jesusnähe. Es ist mein Wunsch, dass ich einmal so sterben kann: geborgen in Jesu Nähe.“ Eine Krebserkrankung hatte sich 2002 so ausgebreitet, dass die Ärzte keine Hoffnung hatten. Rolf Scheffbuch nahm bewusst Abschied und legte sein Ende in Jesu Hände. Gott schenkte ihm noch weitere erfüllte Jahre.

Mutig und tapfer Ich hatte ihn als Dekan in Schorndorf bei Stuttgart bei einer Evangelisation kennengelernt. Evangelisation, das war das andere große Thema, das ihn bewegte. Daher wunderte es auch nicht, dass er sich voll in die Lausanner Bewegung für Weltevangelisation einbrachte. Als „ProChrist“ seine Tätig-

Noch am Reformationstag (31. 10.) hielt Scheffbuch eine vielbeachtete Rede in Glauchau in Sachsen.

keit aufnahm, gehörte er zu den Förderern – auch gegen alle Widerstände, die sich an manchem Ort außerordentlich stark zeigten. Nachdem idea gegründet war, fand diese Evangelische Nachrichtenagentur in ihm einen der stärksten Befürworter überhaupt. Wo immer etwas gegen idea beispielsweise auf Synoden unternommen wurde, widerstand er mutig und tapfer. Einst hatten ihn amerikanische Armeeangehörige gebeten, ihren Kindern Konfirmandenunterricht zu erteilen. Die jungen Amerikaner waren ohne jede Bibelkenntnis zu ihm gekommen. Er schilderte ihnen die Höhepunkte des Wirkens Gottes in der Bibel. Plötzlich sagte eine der jungen Damen: „Es zielt doch alles auf den Augenblick, da bloß noch Jesus wichtig ist.“ Wie recht hatte sie – und wie sehr war ihm dieser Satz aus dem Herzen gesprochen. P

Foto: idea/Kairospress

„Dies ist der Weg, den geht“, sagte der Prophet Jesaja (Jesaja 31,21). Rolf Scheffbuch hatte diesen Satz zum Leitwort einer der großen Veranstaltungen gewählt, die auf seine Initiative zurückgingen – dem „Gemeindetag unter dem Wort“. Er sagte es eindrücklich und unüberhörbar. Ich erinnere mich daran bis heute. „Weg“, das war für ihn gleichbedeutend mit „Jesus“. Dessen Namen bekanntzumachen, für ihn zu wirken, dazu sah er sich beauftragt. Das führte ihn zusammen mit anderen Männern und Frauen im In- und Ausland.

DAS WORT DER WOCHE »Mit Gott haben es alle Religionen. Deshalb ist es so wichtig, dass wir als Christen so vielen Menschen wie möglich sagen: Es kommt alles auf Jesus Christus an! « Prälat i. R. Rolf Scheffbuch in seinem letzten idea-Beitrag – der „Kleinen Kanzel“ – in ideaSpektrum vom 24. Oktober 46.2012


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