Idea Spektrum Schweiz 49/2012

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49 5. Dezember 2012

Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt

www.ideaschweiz.ch

Einzelverkaufspreis: CHF 4.–

Weihnachten neu entdecken Hinter Kerzen, Tannen und Geschenken wartet eine bahnbrechende Botschaft.

7 Politik: 2012 und die Entwicklung

12 Porträt: George the Butler dient

8 Mission: M12 gibt Jugendlichen

24 Sprache: Wolf Schneider übt harte

9 Umfrage: So feiern Gemeinden

28 Kirchengeschichte: Vor 70 Jahren

guten Einblick in vielfältige Dienste und Kirchen dieses Jahr Weihnachten

Gott und so auch vielen Menschen

Kritik an der Theologensprache

nahm sich Jochen Klepper das Leben

Reklame

der beiden E-Parteien EVP und EDU

Seite 4

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walder, werber

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idea Spektrum 49.2012


e di t or i a l

im Fadenkreuz des Piraten Vor der Zeit der Aufklärung war es selbstverständlich: Keine Wissenschaft ohne Gott. Längst hat sich das Blatt gewendet. Gott wurde an den Rand gedrängt. Vor Kurzem beschränkte sich der Chef der Schweizer Piratenpartei, Thomas Bruderer, nicht grad auf leise Töne: «Heute halte ich die Religion für eine Massenpsychose, die eigentlich behandelt werden müsste. Ja, ich sehe die Religion als eine Geisteskrankheit.» Was als Diskussionsbeitrag in einem Internetforum gedacht war, wurde via «20 Minuten» öffentlich. Und Bruderer, der sich als Anhänger des «starken Atheismus» bezeichnet, legte nach: «Das Gros aller Religionen ist äusserst gefährlich.» Bruderer erzählt, er habe den evangelischen Religionsunterricht als «fanatisch und auf Indoktrination ausgelegt» empfunden. Er stieg aus, verwarf Gott und ist seither streitbarer Atheist. Seine Gedankengänge im Forum schloss er ab mit einem Zitat von Richard Dawkins. Dessen Inhalt ist derart blasphemisch, dass ich hier nur den Anfang zitiere: «Der Gott des Alten Testaments ist die unangenehmste Gestalt der gesamten Literatur.» Dawkins und Bruderer meinen, dass die moderne Wissenschaft Gott in die Ecke gestellt, «umgebracht» und begraben habe. Den Atheismus verkündigen sie als die einzig legitime Denkposition. Ein Schöpfer- und Erhaltergott ist für sie eine verzichtbare Hypothese und nichts als hinderlich für die Wissenschaft. Deshalb nehmen sie ihn und alle, die glauben, ins Fadenkreuz. Doch die Thesen des neuen Atheismus sind laut zu hinterfragen. Der Oxforder Professor John C. Lennox zum Beispiel ist überzeugt, dass Gott viel besser in die moderne Wissenschaft passt, als es sich manche Ideologen vorstellen können. Lennox fragt, wie die Welt denn ohne Gott zu erklären sei und geht den Voraussetzungen der modernen Naturwissenschaften auf den Grund. Ist die Komplexität der Natur ohne einen «Baumeister», ohne eine dahinterstehende Intelligenz überhaupt denkmöglich? Auf dieser Ebene laufen tiefgründige und fruchtbare Diskussionen. Chef-Pirat Bruderers Aussagen spielen in einer ganz anderen Liga. Er beleidigt Andersdenkende, bezeichnet Gläubige als geisteskrank und impliziert, dass man alle psychiatrisch behandeln müsste. Wer die Bibel verteidige, sei «moralisch am Boden». Wie soll man entgegnen? Soll man überhaupt antworten? Ja, meinte die Schweizerische Evangelische Allianz. Der Chef der Piratenpartei sei in seinen religionskritischen Äusserungen zu weit gegangen. Immerhin erklärte Bruderer sämtliche religiösen Menschen zu seinen Feinden. Sie seien gestört und gefährlich. Wieso tut er das? Wovor hat Bruderer Angst? Die SEA schreibt in einer Medienmitteilung zu diesem Umstand: «Wer so stark seine (antireligiösen) Gefühle verarbeiten muss, wäre eigentlich ein guter Partner für ein Gespräch über gesund machenden Glauben. Denn wer Vergebung und innere Heilung erfahren hat, kann auch Menschen begegnen, deren Motive und Denkweisen ihm noch fremd sind.» Stimmt!

BiBlisch Ein Lieblingsbibelwort von Paul Studer, dipl. Masch.-Ing. HTL, ehemaliger Geschäftsführer, Co-Autor des Buches «Evolution und Schöpfung im Licht der Wissenschaft», Gondiswil BE:

«Und Gott sah alles an, was er gemacht hatte. Und es war sehr gut.» (1. Mose 1,31) «Staunend und anbetend beuge ich mich vor dem Gott der Bibel. Seine unvorstellbare Schöpfungskraft hat diese herrliche Welt durch sein Allmachtswort erschaffen – die Welt und den Menschen, Sinn und Ziel seiner Schöpfung. Gott möchte dich und mich als Gegenüber haben, als seine geliebten Kinder – wir sind von Gott geliebt! Das gibt es in keiner anderen Religion. Das Evangelium richtet sich an die Glaubensgemeinschaft derer, die Jesus Christus angehören. Jesus sagte: ‹…dass ich hingehe, um euch eine Städte zu bereiten. Ich komme wieder und werde euch zu mir nehmen, damit ihr seid wo ich bin.› Wie bedauernswert sind jene Menschen, die ohne Sinn und Ziel leben, die alles Geschaffene dem Zufall zuschreiben. Beim Lesen der Bibel wird Gottes Wahrheit erfahrbar. Peter Hahne schreibt treffend: ‹Wer die Bibel nicht liest, ist schlecht informiert.›»

Wörtlich «Die fest angestellten Mitarbeiter sind mehrheitlich christen. Wir beten am Morgen vor Arbeitsbeginn zusammen für die Menschen. Die Bibel ist zudem die Grundlage für unsere Entscheide. Wir wollen für die Menschen da sein. Es geht darum, den Menschen Würde zu vermitteln. Meine Arbeit ist vielmehr Vaterschaft, also hinzustehen und zu unterstützen.» Hans-Peter Lang, der frisch gekrönte «Aargauer des Jahres» in der «Aargauer Zeitung» auf die Frage, welche Rolle der christliche Glaube in seiner täglichen Arbeit spiele.

ROLF HÖNEISEN

Reklame idea Spektrum 49.2012

Bilder: Scorp37/Dreamstime.com (Titelseite); zvg (Seite 3)

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BR E N N P U N K T

Warum wir Weihnachten neu entdecken sollten WEIhnachtEn Die Adventszeit hat begonnen. Die Kalendertürchen machen neugierig und sind gleichzeitig der

Countdown bis zum Fest. Zum Fest der Freude? Weihnachten ist für viele Menschen das Gegenteil. Dabei schlummert unter dem Berg von Geschenken ein bahnbrechendes Ereignis. Christen sollten neu darüber reden lernen.

Die Feiertage sind für manche ein Stachel: Die Wunden zerbrochener Beziehungen reissen auf. Wie ein kalter Hauch greift die Einsamkeit zur Seele. Der Stress in der Familie eskaliert am Heiligabend. Für verletzte Seelen ist Weihnachten ein Minenfeld. Das «O du fröhliche» bleibt im Halse stecken. Es sind beschwerte Tage. Still ist es und Nacht im Herzen. Denn jeder weiss, dass dem Tannendeko die Nachhaltigkeit fehlt. Der Weihnachtsmann grinst sich lächerlich. Engelshaar und Glitzersterne spiegeln sich in leeren Augen.

Etwas für die Glücklichen

Wir reden nicht darüber, aber in der Gesellschaft herrscht der Konsens, dass Weihnachten reserviert ist für die Glücklichen. Für die harmonischen Familien, für die Gesunden, für die Erfolgreichen und – o, für die Fröhlichen! Sie sind es, die Weihnachten geniessen können. Sie gehen nicht verloren, weil sie das neueste GPS unterm Baum haben, während sie sich um den Flachbildschirm scharen und die aktuelle Weihnachtskomödie ablachen. So stellt man sich heute Weihnachten vor! Verständlich, dass diese Feier von denen gehasst wird, die sich Fröhlichkeit nicht kaufen können und von Gesundheit nur träumen. Weihnachten wird gehasst von denen, die Mangel leiden an Zeit, Geld, Beziehungen und Gesundheit.

Die zugedeckte Inkarnation

Wir Christen sind an dieser unguten Entwicklung rund um Weihnachten mitbeteiligt. Theologisch liegt unser Fokus auf dem rettenden Tod von Christus am Kreuz. So fokussiert, haben wir es zugelassen, dass Gottes Menschwerdung im Schein von Lichtgirlanden unter den Geschenkeberg geriet. Vergraben liegt dort dieses Juwel des christlichen Glaubens. Seit wir das Fest der Inkarnation (Menschwerdung Gottes) eingetauscht haben gegen das Fest der Lichter, wissen viele nicht mehr, was das Bilder: Alexey Kryuchkov/Dreamstime.com; idea

Wesentliche von Weihnachten ist. Nämlich, dass sich Gott entschieden hat, so zu werden wie wir, um sich mit unserem Mangel und unserem Schmerz zu identifizieren. Der Schreiber des Hebräerbriefs hielt dies fest: «Weil nun aber alle diese Kinder Geschöpfe aus Fleisch und Blut sind, ist auch er ein Mensch von Fleisch und Blut geworden. (...) und konnte die, deren ganzes Leben von der Angst vor dem Tod beherrscht war, aus ihrer Sklaverei befreien. (...) Und weil er selbst gelitten hat und Versuchungen ausgesetzt war, kann er denen helfen, die ebenfalls Versuchungen ausgesetzt sind.» (Hebr. 2,14a.15.16.18 NGÜ)

Stallgeruch statt Kerzenduft

Die alten Weihnachtslieder besingen Stroh und Esel, immer und immer wieder, jedes Jahr von vorne. Ihr Stallgeruch stört den Kerzenduft. Das ist auch richtig. An uns liegt es, neue Wörter und Bilder zu finden, um dem postmodernen Menschen die wunderbare Nachricht von der Menschwerdung Gottes zu erzählen. Die Schrift sagt, dass Jesus Gott gleich war, dann aber auf alle Vorrechte verzichtete, um Mensch zu werden: «Er wurde einer von uns – ein Mensch wie andere Menschen.» (Phil. 2,7) Diese alles überragende Message eines Gottes, der nicht von uns getrennt leben wollte und deshalb so wurde wie wir.

Zur Welt gekommen

Im Jahr 2007 brachte eine junge Polin auf dem Flug von Bombay nach Rom ein Kind zur Welt. Das Bordpersonal half bei der Geburt. Als das Kind geboren war, klatschten die 150 Passagiere Beifall. Vor 2000 Jahren, in einer Nacht in Bethlehem, trat Gott, der weder Raum noch Zeit kannte, in die engen Dimensionen unseres Planeten ein. Der Grenzenlose und Unendliche nahm die wehrlose Gestalt eines Säuglings an. Er wurde Mensch, mit aller Konsequenz und allen Einschränkungen bis zum Tod.

Als Maria ihr Kind gebar, waren keine Geburtshelfer anwesend. Als sich das Kind zum ersten Mal lautstark meldete, ahnte niemand, was für eine gewaltige Botschaft diesem Schreien folgen würde. Und ganz sicher klatschte niemand Beifall.

Es geht um Gott

Weihnachten geht von Gott aus. Er ist ihr Initiant und gleichzeitig ihr Hauptdarsteller. Weihnachten ist seine Idee und seine Tat. Jedes Mal, wenn wir eine Kugel an den Baum hängen – oder fallen lassen – sollten wir uns bewusst machen, dass es an Weihnachten um ein von Gott geplantes Geschehen geht, bewegt von seiner Liebe. Gott schlägt eine Brücke. Weihnachten heisst: Gott suchte und fand einen Weg, der ihm und uns die Begegnung möglich macht. Der amerikanische Autor Philipp

Yancey benutzte das Bild vom Aquarium, um diese Situation in einem Vergleich zu erklären. In einem Salzwasser-Aquarium müssen Wasserqualität, Wärme und Licht genau stimmen. Dazu kommt das Füttern und Putzen. Das heisst, man muss sich regelmässig um die Verhältnisse im Aquarium kümmern, über die Bedürfnisse der Tiere und deren Lebensumfeld Bescheid wissen und viel Zeit in die Betreuung der Fische investieren. Und dennoch machte Fischliebhaber Yancey eine ernüchternde Erfahrung: «Man sollte meinen, dass meine Fische mir diesen ganzen Aufwand danken würden. Aber nein, weit gefehlt! Sobald mein Schatten auf das Wasser fiel, tauchten sie ab, um sich in der nächstbesten Muschel zu verstecken. Sie zeigten mir gegenüber nur ein einziges Gefühl, nämlich Angst. Obwohl ich idea Spektrum 49.2012


BR E N N P U N K T die Abdeckung dreimal täglich anhob, um sie zu füttern, reagierten sie immer so, als wollte ich sie quälen. Ich konnte sie von meiner echten Fürsorge nicht überzeugen.» Für die Tiere blieb der Mensch eine unnahbare Gottheit, die Angst macht. Er ist zu gross für einen Fisch, seine Handlungen bleiben unverstanden.

Der Unnahbare wird greifbar

Eine aus menschlicher Sicht gute Tat, wie zum Beispiel das Putzen des Aquariums, betrachteten die Fische als grausamen und gefährlichen Angriff. Yanceys Fazit: «Mit der Zeit begriff ich, dass ich eine andere Gestalt annehmen müsste, um die Wahrnehmung der Fische zu ändern. Ich müsste ein Fisch werden und zu ihnen in einer Sprache ‹sprechen›, die sie verstehen.» Würde ein Mensch zu einem Fisch, wäre das eine Weltsensation. Dabei wäre das nichts im Vergleich damit, dass Gott ein hilfloses Menschenkind wurde. Aber exakt das ist in Bethlehem passiert. Der Schöpfer-Gott, der die Materie erschaffen hat, nimmt selbst in der Materie Gestalt an. So wie ein Künstler, der sich in einem Detail seines Gemäldes selbst abbildet. Wie ein Schriftsteller, der selber in einer seiner Romanfiguren lebt. Wie ein Regisseur, der im eigenen Film vorkommt. Johannes 1, Vers 14: «Er, der das Wort ist, wurde ein Mensch von Fleisch und Blut und lebte unter uns.» Als Maria fragte, wie sie denn ein Kind bekommen sollte, ohne jemals sexuellen Kontakt mit einem Mann gehabt zu haben, antwortete ihr der Engel: «Nichts ist unmöglich für Gott.» (Luk. 1,37) Man sollte das Heilsgeschehen nicht auseinanderzerren und seine Einzelteile nicht werten. Dennoch: Nicht Karfreitag und Ostern sind das grösste Geheimnis mit dem uns die Evangelien konfrontieren. Sind Deko und Geschenkberge erst einmal weggeräumt, dann ist es Weihnachten mit der Botschaft, dass Gott Mensch wurde, einer von uns! Paulus erklärt: «Der Sohn ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes.» (Kol. 1,15 NGÜ) Anstatt nur schriftlich zu informieren, kam Gott persönlich. Und wie! Über eine Jungfrau, indem sich sein Geist in sie einpflanzte, so kam er in die Natur unseres Planeten. Winzig wie eine Eizelle, von Auge idea Spektrum 49.2012

kaum zu sehen. Die Zelle teilte sich, bis der Fötus die Gestalt eines Menschen annahm. Das Wesen Gottes steckte in menschlicher Haut. Gott war es möglich, sein eigenes Wesen in Maria «einzukodieren», so dass es neun Monate später als Kind zur Welt kam. Als Kind – unfähig mehr zu tun, als jedes andere Neugeborene auch. Nichts ist so phantastisch und so bewegend wie die Wahrheit der Menschwerdung Gottes. Dies zu verstehen, ist der eigentliche Prüf-

Menschwerdung Gottes. Einer, der dies verstanden hat, ist der Zürcher Pfarrer Ernst Sieber. Er beschreibt dieses Geschehen als den eigentlichen Kern seiner Theologie. Die Inkarnation sei «unbegreiflich und doch real». Sieber wörtlich in der Zeitung «Viertelstunde»: «Wir müssen uns mit dieser Menschwerdung und ihren Folgen auseinandersetzen.» Nahtlos fügt er an, dass sich die Kirche vor dem Hintergrund der Inkarnation Gottes überlegen

Nichts ist so phantastisch und bewegend wie die Tatsache der Menschwerdung Gottes. Dies zu verstehen, ist der eigentliche Prüfstein des christlichen Glaubens. stein des christlichen Glaubens. Gott drang in sein Universum ein, indem er das Unmögliche möglich machte. Jesus ist Gott, der Sohn. Ganz Gott und zusätzlich ganz Mensch geworden. Gott könnte nicht bei uns sein, wäre er nicht Fleisch geworden. Mary Ellen Ashcroft vom Bethel College in St. Paul schreibt: «Der Speichel Gottes vermischt mit dem Staub von Galiläa wurde zu einer heilenden Salbe.» Wer das glaubend akzeptiert, der erhält auch Zugang zu anderen göttlichen Wahrheiten wie der Erlösung, der Auferstehung, dem ewigen Leben.

Sieber: «Unbegreiflich, real»

Weihnachten ist das Fest der

müsse, was Christusnachfolge bedeute. Bewegt von der Weihnachtsbotschaft initiierte Ernst Sieber zahlreiche Einrichtungen für Randständige und Arme. Wie kein anderer Pfarrer in der Schweiz vermochte er das Evangelium in der Öffentlichkeit zur Sprache zu bringen.

Für die Gestrauchelten

Jesus kam für Menschen, die Weihnachten hassen. Für solche, die beim Blick in den Spiegel Elend sehen. Für Töchter, deren Väter ihnen nie sagten, dass sie schön sind. Für Menschen, denen der Krebs das Leben wegfrisst. Für Einsame, die an Heiligabend nichts anderes tun können, als

Die «Viertelstunde für den Glauben» Das Hauptthema der 16. Ausgabe der Verteilzeitung «Viertelstunde für den Glauben» ist Grosszügigkeit. Im Editorial ruft Bundespräsidentin Eveline Widmer-Schlumpf dazu auf, das Miteinander zu fördern. Hauptinhalt der Zeitung sind wie immer die Geschichten von Menschen. Da ist der ehemalige Bankräuber, der freimütig über Schuld und Vergebung spricht. Da erzählt Bojan, der von seiner Drogensucht loskommen will. Ein weiterer Artikel handelt vom langen Engagement einer Waadtländer Lehrerin in Beiruts Armenviertel, usw. Ein längerer Artikel beleuchtet die Weihnachtsgeschichte einmal anders: Kann es wirklich sein, dass die Geburt

von Jesus im Dezember stattgefunden hat? Wann kamen die Weisen aus dem Morgenland nach Bethlehem? Die Weihnachtszeitung wird während der Adventszeit verteilt durch viele engagierte Christinnen und Christen in der Schweiz. Ein grosser Teil der Zeitungen kommt auch durch sogenannte Dorfpatenschaften über die Post in die Briefkästen. So werden die 300 000 Exemplare der Deutschschweizer Ausgabe und 150 000 Exemplare der Westschweizer Ausgabe viele Leserinnen und Leser finden. Die Zeitung wird vor allem durch Spenden finanziert. (idea) www.viertelstunde.ch

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die Facebook-Gemeinschaft zu pflegen. Für Paare, deren Ehen auf der Kippe sind. Für die Pornostars, die am falschen Platz nach Liebe suchen. Für die Studenten, die kaum warten können, bis die Feier gelaufen ist. Für Eltern, die zusehen müssen, wie die Ehe ihres Sohnes zerbricht. Für sie alle ist Weihnachten geworden. Paulus stellt fest: «Was nach dem Urteil der Welt schwach ist, das hat Gott erwählt, um die Stärke der Starken zunichte zu machen.» (1. Kor. 27b NGÜ). Weihnachten für die Schönen und Erfolgreichen? Mitnichten! Es ist die gute Nachricht für Sünder und Gestrauchelte.

Ein aufruf an alle

An alle, die Weihnachten hassen: Aufgrund dessen, was Christus am Kreuz getan hat, ist die Krippe der wirkmächtigste Platz auf diesem von Hoffnungslosigkeit durchtränkten Planeten. An alle, die Weihnachten lieben: Wenn Gott sich erniedrigte, sollten wir es auch tun und unsere Selbstgenügsamkeit ablegen. Vielleicht nennen wir den 25. Dezember künftig besser Inkarnationsfeier, das Fest der Menschwerdung Gottes? Und anstatt «Fröhliche Weihnachten!» rufen wir «Gott wurde Mensch!», «Gott wurde einer von uns!» Gott liess sich herab. «Das Wort wurde Fleisch und lebte unter uns.» An Weihnachten sollten wir seine Nähe feiern. Und von seiner Menschwerdung erzählen. ROLF HÖNEISEN


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I NSE R AT E | S T E LLE N

Der Verein Girella Oberengadin (www.girella.ch) bietet Menschen ab 18 Jahren in Sinnund Lebenskrisen eine begleitete Wohnmöglichkeit mit dem Ziel, ihre Selbstständigkeit zu fördern und die gesellschaftliche Integration zu erreichen. Für unser im Aufbau stehendes Wohnangebot für sieben bis neun Bewohner in Bever im Oberengadin suchen wir per 1. März 2013 oder nach Vereinbarung einen

In unserem familiären privaten Alters- und Pflegeheim bieten wir 26 Heimbewohnerinnen ein zu Hause. Auf 1. Dezember oder nach Vereinbarung suchen wir eine:

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Ihre Aufgaben: • Hauptverantwortung Bereich Betreuung • Individuelle Förderung und Unterstützung der BewohnerInnen in allen lebenspraktischen Bereichen • Verantwortung für die Erstellung der Entwicklungsziele der BewohnerInnen • Mitarbeit im administrativen Bereich • Zusammenarbeit mit externen Bezugspersonen und Fachstellen

Ihre Hauptaufgaben nach gründlicher Einführung: regelmässige Tages-Verantwortung Verantwortung für Lernende AGS

Ihr Profil: • Abgeschlossene Ausbildung im Sozialbereich, vorzugsweise Sozialpädagogik oder Pflegefachperson Psychiatrie • Hohe Sozialkompetenz • Belastbare Persönlichkeit die auch in Krisensituationen die Ruhe behält • Humorvoll, organisationsstark, zuverlässig und teamfähig • Bereitschaft Wochenendeinsätze zu leisten • Identifikation mit christlichen Werten mit der Bibel als Lebensgrundlage

Wir erwarten von Ihnen: abgeschlossene Ausbildung als Pflegefachperson, Berufserfahrung bekennender Christ / Christin Wochenendeinsätze gemäss Dienstplan

Möchten Sie das neue Wohnangebot aktiv mitgestalten? Dann freuen wir uns, Sie kennen zu lernen.

Wir freuen uns auf Ihre schriftliche Bewerbung an den Heimleiter: Christoph Sardi, Am Goldenberg, Pflegeheim GfC, Pflanzschulstr. 52, 8400 Winterthur, Tel. 052 242 82 65, goldenberg@gfc.ch. www.goldenberg.gfc.ch

Für weitere Informationen steht Ihnen Frau Ursula Costa, Präsidentin Verein Girella, zur Verfügung. Ihre Bewerbung senden Sie an: Verein Girella Oberengadin, Postfach 193, 7504 Pontresina, Tel: 078 644 36 06 / 081 842 78 84, info@girella.ch

Wir suchen per August 2014 oder nach Vereinbarung einen persönlich überzeugenden und innovationsfreudigen

Wir sind eine gastfreundliche evangelische Freikirche in Stäfa am Zürichsee mit ca. 80 Gottesdienstbesuchern, 30 Kindern und Teenagern. Das Leben als generationenverbindende Gemeinde ist uns wichtig. Zur gemeinsamen Führung der Gemeinde mit der Gemeindeleitung sowie zur Unterstützung der Ressortleitungen und ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen suchen wir

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Sie bringen einen persönlichen Glauben an Jesus Christus, Lebenserfahrung sowie Erfahrung in der Gemeindearbeit mit und haben eine theologische Grundausbildung abgeschlossen. Ihr Herz brennt für Menschen die noch keine persönliche Beziehung zu Jesus Christus haben. Kontextrelevante Gemeinde ist Ihnen ein Anliegen und Sie verstehen Gemeindearbeit als Dienst am Ort. Sie gehen offen auf Menschen aus allen Generationen zu und die Förderung authentischer Beziehungen ist für Sie von zentraler Bedeutung. Es erwartet Sie eine motivierte Gemeinde und Gemeindeleitung. Wir bieten Ihnen Freiraum, Entwicklungs- und Gestaltungsmöglichkeiten zu zeitgemässen Lohn- und Sozialleistungen und freuen uns auf Ihre Bewerbung.

Fragen und Bewerbungen an: David Schmid, Landstrasse 25a, 8633 Wolfhausen. 079 216 90 87. daveschmid@livenet.ch

ETG Evangelische Freikirche im Wiesengrund, Stäfa (ist dem Bund der evangelischen Täufergemeinden der Schweiz angeschlossen) Mehr zur Gemeinde unter: www.etgstaefa.ch

• • •

Studiengang Praktisches Christsein (Jüngerschaftsjahr)

Du lebst in einer authentischen und reifen Beziehung zu Jesus Christus Du hast Erfahrung im Coachen und in der seelsorgerlichen Begleitung junger Menschen Du lehrst und predigst anschaulich und mit Begeisterung die Inhalte der Bibel Du besitzt die Gabe, Nichtchristen das Evangelium ansprechend zu erklären Du hast ein Theologiestudium auf Masterstufe abgeschlossen oder bist bereit, diese Qualifikation nach einer mind. dreijährigen theol. Ausbildung zu erarbeiten Du verfügst über Organisationstalent, Flexibilität, Eigeninitiative, Leistungs- und Lernbereitschaft und trittst kommunikativ auf Du begeisterst junge Menschen für die Jesusnachfolge Du vertraust der Bibel in jeder Hinsicht und orientierst dich an ihren Werten Du bist zwischen 25 und 35 Jahre alt

Deine Aufgaben

• Leitung und Weiterentwicklung unseres Jüngerschaftsprogramms • Coaching und seelsorgerliche Begleitung der Studierenden im SPC • Theologischer Unterricht (Praktische Theologie und Bibelkunde) • Planung und Durchführung von evangelistischen Einsätzen im In- und Ausland • Predigt- und Vortragsdienste in Gemeinden • Leitung von Freizeiten am sbt

Unser Angebot

• Verantwortung für einen vielfältigen Arbeitszweig • Lernwillige junge Menschen • Infrastruktur für theologisches Arbeiten • Gutes Arbeitsklima in einem motivierten Team • Wunderschöner Wohn- und Arbeitsort

Passt die Ausschreibung zu deinem Profil? Wir freuen uns auf deine aussagekräftige Bewerbung (Motivationsschreiben, aktuelles Foto, tabellarischer Lebenslauf, Zeugnisse) mit deinem persönlichen Bericht über deinen geistlichen Werdegang. Weitere Informationen über uns findest du auf unserer Internetseite: www.sbt-beatenberg.ch Deine Bewerbung schickst du an: Seminar für biblische Theologie · Schul- und Direktionssekretariat Postfach 264 · CH-3803 Beatenberg Tel. +41 (0)33 841 81 00 · info@sbt-beatenberg.ch

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TAG E SSC H AU

Leichter Aufwind für die E-Parteien

JOURNAL

WAHLJAHR 2012 EVP und EDU konnten sich im Allgemeinen halten und sorgen regional

Petition von CSI

oder lokal für grössere Überraschungen. Ein Rückblick.

«Erstmals konnte die EVP im Kanton Jura in der Gemeinde Châtillon einen Gemeinderatssitz gewinnen», freut sich Joel Blunier, Generalsekretär der Evangelischen Volkspartei (EVP). Zufrieden ist auch Roland Haldimann, Präsident der EDU Kanton Aargau: «Wir realisierten einen zweiten Sitz im Grossen Rat; für den dritten Sitz fehlten lediglich 0,08 Prozent Stimmen.»

Beide Parteien legen zu

Weitere Erfolge kann die EVP in Pfäffikon ZH verzeichnen, wo sie nun mit zwei Personen im siebenköpfigen Gemeinderat vertreten ist. Im Kanton Bern gewann die EVP neu je ein Gemeinderatsmandat in Burgdorf, Rubigen und Belp. In Worb konnte neben dem Gemeindepräsidenten Niklaus Gfeller sogar noch ein zweites Mandat in der Exekutive gewonnen werden. Die EDU gewann im Kanton Aargau ein zweites Mandat und im Thurgau sogar drei weitere Grossratssitze. Erfolge auch im Kanton Bern: «In Belp, Kallnach und Thierachern konnten drei neue Gemeinderatssitze gewonnen werden», schaut Fred Schneiter, Fraktionschef der EDU Kanton Bern, zurück.

Politik bleibt für EVP und EDU eine Herausforderung.

Es gibt auch Verluste

In Heimberg, Vechigen und Ostermundigen (alle Kanton Bern) verlor die EVP einen Exekutivsitz. Joel Blunier: «Im Kanton BaselStadt machte das unfaire Wahlsystem zu schaffen: Wegen der 4-Prozent-Hürde pro Wahlkreis verlor die EVP drei Mandate und ist nun nur noch mit dem Riehener Sitz im Kantonsparlament vertreten.» Verluste musste auch die EDU hinnehmen. Fred Schneiter: «Das Gesamtfazit fällt trotzdem positiv aus. Der Sitzverlust im Berner Stadtrat ist unter dem Stichwort ‹ärgerlich› abzubuchen; zur Wiederwahl fehlte lediglich eine EDU-Liste. Angesichts der neuen Ausgangslage, dass

vielerorts BDP und GLP mitmischen, sind die stabilen Resultate der EDU umso höher einzuschätzen.» Joel Blunier ergänzt: «Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die EVP leider weiterhin unter der Konkurrenz in der politischen Mitte zu leiden hat.» Gewinne, aber auch Rückschritte: In den nächsten Wochen widmen sich deshalb beide Parteien vor allem auch der Basisarbeit. Nächste Herausforderungen sind die Gemeindewahlen 2013 im Kanton Thurgau oder die nationalen und kantonalen Wahlen 2015. THOMAS FEUZ www.evppev.ch, www.edu-schweiz.ch

Der Antrag der PLO für eine Anerkennung Palästinas als Nicht-Mitgliedsstaat mit Beobachterstatus wurde an der Uno-Vollversammlung von 138 der 193 Staaten unterstützt.

idea Spektrum 01.2012

CSI (Christian Solidarity International) wehrt sich gegen den «religiösen Säuberungsplan im Nahen Osten» (Zitat Nicolas Sarkozy). Die CSI-Jahreskampagne «Stopp Genozid» beinhaltet konkrete Forderungen an Aussenminister Didier Burkhalter und kann ab sofort unterzeichnet werden. (idea) – www. csi-schweiz.ch/stopp _genozid

Lehmann neuer Direktor

Die Schweiz stimmt für PLO-Antrag Die Schweiz und Österreich stimmten dafür. Dagegen waren neun Uno-Mitgliedstaaten, darunter die USA und Kanada. Deutschland enthielt sich der Stimme. Die parlamentarische Gruppe Schweiz-Israel hatte sich im Vorfeld an die Ratskollegen gewandt mit der Bitte, den Uno-Status der Pälastinenser nicht zu verändern. Kurz vor der Abstimmung schrieb die EDU einen Offenen Brief an den Bundesrat. Die Schweiz könne nicht den internationalen Terror verurteilen und gleichzeitig

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Terror-Organisationen wie der Hamas zu internationaler Anerkennung verhelfen. In New York hatten sich Pälastinenser und Israelis hitzige Rededuelle geliefert. Israels Uno-Botschafter Ron Prosor sagte zu Präsident Abbas, Israel werde als erstes Land einen palästinensischen Staat anerkennen, über den in direkten Verhandlungen Einigkeit erlangt worden sei. Zwar ist Palästina damit nicht den souveränen Staaten gleichgestellt, erhielt aber von der Uno dennoch die Anerkennung seiner Staatlichkeit. An der aktuellen Lage ändert

das nichts. Der palästinensischen Autonomiebehörde fehlt die Hoheit über grosse Teile des von ihr beanspruchten Gebietes. Christian Waber, Sekretär der parlamentarischen Gruppe SchweizIsrael ist enttäuscht: «Vergessen sind die Angriffe auf Israel, ausgeblendet die Forderungen nach Tilgung Israels von der Landkarte.» Die Staatengemeinschaft inklusive der Schweiz habe einen Präsidenten aufgewertet, der keine Macht habe, und die Hamas, die dem Terror nicht absage. ROLF HÖNEISEN

René Lehmann (52) ist neuer Direktor von Mercy Ships Schweiz. Nach längerer Karriere in der TelecomBranche hat er sein neues Amt Anfang November angetreten. Mit dem Spital-Schiff «Africa Mercy» erbringt Mercy Ships medizinische Hilfe für die Ärmsten und Ausbildung für einheimische Ärzte. Mercy Ships ist aus «Jugend mit einer Mission» mit dem Schiff «Anastasis» entstanden. (idea) www.mercyships.ch

Kopftuch in Schule erlaubt

In der Schule in Bürglen TG dürfen Kopftücher getragen werden. Das Thurgauer Verwaltungsgericht hob ein bisher geltendes Kopftuchverbot der Schulbehörde auf. Die Richter beurteilten die rechtliche Grundlage für ein solches Verbot als ungenügend und unverhältnismässig. Über den Rekurs der Schulbehörde entscheidet nun das Bundesgericht. (idea)

Christliches Bildungszentrum

Der «Verein Infrastruktur Christliche Bildung» (VICB) realisiert in Herisau AR ein Zentrum «für Bildung nach biblischen Prinzipien auf allen Altersstufen.» Nebst der Christlichen Schule Visionja sind eine Kindertagesstätte und weitere Bildungs-Institutionen geplant. Voraussichtliche Eröffnung: Sommer 2013. (idea) www.vicb.ch

Rekordträchtiger Film

Der von jungen Zürchern erstellte Film «Captus» (idea berichtete) stösst auf grosses Interesse. Die Vorführungstournee wurde deshalb um drei Monate vorgezogen. «Captus» kann ab sofort in kirchlichen Veranstaltungen vorgeführt werden. (idea) www.captus.ch Bild: idea/tf


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TAG E SSC H AU

Viele wertvolle informationen aus erster hand MiSSion M12 Aus der ganzen Schweiz reisten Jugendliche am Samstag nach Aarau, um sich bei M12 inspirieren

zu lassen, wie und wo sie am Reich Gottes bauen können. Die Ausstellung findet alle zwei Jahre statt. Das Motto der diesjährigen Ausstellung lautete «Powerplay for Life». Der Koordinator Andreas Zindel sagte unter anderem: «‹Powerplay for Life› heisst: Mit Gott in unserer Mannschaft ist uns der Sieg garantiert. Wir müssen uns auf dem Spielfeld nur noch richtig platzieren. Jesus hat uns erlöst; nun sollen wir nicht nur existieren, sondern die Aufgabe, die uns Jesus gegeben hat, wahrnehmen!» Dabei kann die Missionsausstellung M12 helfen. Sie wird vom Netzwerk «mission.ch» als Bereich der Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) veranstaltet.

Mission bekommt ein Gesicht

Passend zum Thema leitete die Band «Heimspiel» den Worship. Danach hielt Detlef Kühlein einen Input. Mit der Frage «Welche Bibelübersetzung lesen deine Freunde?» regte er zum Nachdenken an. Lernen unsere Mitmen-

M12 bietet jungen Menschen die Möglichkeit, einen Einblick in die Weltmission zu erhalten. Sie hören von Problemen, die in anderen Ländern herrschen, von Nöten, Unterdrückung, Mangel und dem Fehlen christlicher Gemeinden. Die Teilnehmenden konnten viele Leute kennenlernen, die an unterschiedlichsten Orten der Welt die unterschiedlichsten Aufgaben wahrnehmen. So bekam der Begriff «Mission» ein Gesicht oder sogar viele Gesichter. LEA BURKHALTER

Infos und Gastfreundschaft am Stand eine Missionsgesellschaft.

schen den Glauben durch unser Verhalten, die «Übersetzung in den Alltag», kennen? Anschliessend standen sechs Workshops zur Verfügung. An der Ausstellung konnten sich alle in der Schweiz vertretenen Missionsgesellschaften präsentieren. Viele Mitarbeiter trugen Kleider

aus anderen Ländern und boten fremdländische Esswaren an. Alle konnten spannende, traurige und lustige Geschichten aus «ihren» Ländern erzählen und gaben auch persönliche Erlebnisse weiter. Jüngerschafts- und theologische Schulen orientierten über ihre Ausbildungen und Kurse.

der Missionsbefehl «Geht in die ganze Welt und verkündet das Evangelium! Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet werden.» (Markus 16,15.16; aus dem Einladungsflyer) www.mission.ch, www.aem.ch

SEniorEnArbEit 55+ dEr EMK: KrAFtQUELLEn EntdECKEn

VoM «MELChiSEdEK-PrinziP» in MiSSionSProjEKtEn

Attraktive Kirche

Projekte gut zu Ende führen: Aber wie?

«Sehnen Sie sich danach, eigene Kraftquellen aufzuspüren oder neue spirituelle Ressourcen kennenzulernen?» fragt Susanne Vögeli. «Wer will auftanken, sich lösen von Worthülsen?» 60 Personen besuchten die Begegnungstage der Seniorenarbeit 55+ der EMK im Hotel Artos in Interlaken. Susanne Vögeli ist Beauftragte für die Seniorenarbeit 55+ der Evangelischmethodistischen Kirche (EMK). Sie ermutigt, Praktiken des Glaubens zu hinterfragen, «zu experimentieren». Zwei Workshops zur Nachlassregelung und über konstruktive Kommunikation gaben Lebenshilfen, zeigten Möglichkeiten zur Entlastung auf. «Die ‹Verjüngung› der Teilnehmenden zeigt, dass bei Jungsenioren und bei betagten Menschen ein grosses Bedürfnis nach Spiritualität besteht.» Bilder: zvg, Susanne Vögeli

Roter Stein in der Lonza: Sinnbild für den dritten Lebensabschnitt. Ein weiterer Schwerpunkt von Susanne Vögeli liegt in der Beratung der Gemeindebezirke. Sie will den Paradigmenwechsel von der «betreuten» Seniorenarbeit hin zur Partizipation (Beteiligung) von Freiwilligen in neue kirchliche Seniorenprojekte fördern. Denn: «Das Bedürfnis nach gehaltvollen Ritualen ist nicht nur bei kirchlich sozialisierten Menschen gross, auch die säkulare Gesellschaft sehnt sich nach tragbaren Formen von Spiritualität. Das macht die Kirche attraktiv.» THOMAS FEUZ www.emk-schweiz.ch, senioren55plus@ emk-schweiz.ch

Was bedeutet das für Missions- und Hilfswerke im personellen, finanziellen und theologischen Engagement? Parallel zur Missionsausstellung «Mission 12» in Aarau trafen sich 29 Missions- und Werkvorstandspersonen zu einem Forum der Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM). Niklaus Meier, Geschäftsleiter der AEM, zieht ein positives Fazit: «Das Forum nahm mutig ein Thema auf, über das sonst nicht gerne gesprochen wird. So konnten brisante Fragen zur Kommunikation mit Spendern und Gönnern, zu internationalen Partnerschaften, zu serbelnden und sterbenden Projekten, in ungezwungener Atmosphäre angesprochen werden.» Die verschiedenen Erfahrungsberichte im Plenum wurden von angeregten Diskussi-

onen in kleinen Gruppen ergänzt. Damit Projekte gut beziehungsweise besser begleitet werden können, wurden Ansätze zu einem guten Projektmanagement angeregt. Meier: «Die Arbeit geht weiter, über Werksgrenzen hinweg. Die Teilnehmer haben auch gegenseitige Kontaktdaten erfasst, um weiter am Thema arbeiten zu können.» Er selber spricht vom «Melchisedek-Prinzip in Missionsprojekten» – «häufig ohne Anfang und Ende.» THOMAS FEUZ www.aem.ch idea Spektrum 49.2012


TAG E SSC H AU

eine chance für suchende Menschen

ÄXGÜSi

WeihnAchTSAKTiOnen Die kürzesten Tage im Jahr stehen vor der Tür. Nie sehnen sich

Geschenkt!

die Menschen mehr nach Liebe, Wärme und Geborgenheit als in der Vorweihnachtszeit. Überall laden Christen dazu ein, die Liebe Gottes kennenzulernen. Für die breite Bevölkerung bedeutet Weihnachten vor allem Lichterglanz an Häusern und in den Strassen, Familienzusammenkünfte mit üppigem Essen und Geschenkaustausch. «WhyNACHT» will Menschen die ursprüngliche Bedeutung des Festes näherbringen: Der Erlebnisparcours des Bibellesebundes führt die Besucher Schritt für Schritt in die Weihnachtsgeschichte ein. Auch das ICF Zürich lädt ein, Weihnachten zu erleben. Vom 21. bis 26. Dezember finden sechs ganztägige «Weihnachts-Celebrations» statt. Mit Musik, Tanz und Theater werden die Anwesenden von zwei Engeln durch die einzigartige Geschichte von Weihnachten begleitet. Am 24. Dezember lädt die Schwesterngemeinschaft des Diakonissenhauses in Riehen zu einem Hirtenweg mit biblischer Verheissung, Hirten- und Weihnachtsliedern und besinnlichem Beisammensein am wärmenden Feuer ein.

Multikulturelle Feiern

Gottes Liebe kulturüberschreitend verkündigen will die Arbeitsgemeinschaft für Ausländer (AfA). Am 8. Dezember organisiert sie ein internationales Weihnachtsfest mit Musik, einer Botschaft in 10 Sprachen übersetzt, Essen und separatem Kinderprogramm im Christlichen Zentrum Forsthaus in Bern. Wer den Wunsch hat, Weihnachten mit Muslimen aus der Nachbarschaft oder seinem persönlichen Umfeld zu verbringen, wird von Frontiers mit Ideen und Tipps versorgt.

Konzerte

A capella Christmas – mit wenig instrumentaler Begleitung bringt Helmut Jost am 8. Dezember bekannte Gospellieder und altbe-

informationen Wer einen der Anlässe besuchen will, erkundigt sich bei den betreffenden Gemeinden, Organisationen oder Gemeindeverbänden. idea Spektrum 49.2012

I want for Christmas is you» ein Musical einstudiert, das mitten aus dem Leben gegriffen ist. Es findet am 14., 15., und 16. Dezember statt. Am dritten Advent mischt sich die christliche Gemeinde «Forum G» in der Stadt Solothurn unter die geschäftige Menschenmenge und führt die Weihnachtsgeschichte unter dem Titel «Weihnachtsreise» auf.

Ausstellungen

Hinweis auf Ankunft und Wiederkunft des Menschenretters.

kannte deutsche Weihnachtslieder im Begegnungszentrum der FEG Murten auf die Bühne. Die Lieder werden durch hoffnungsvolle Zwischentexte ergänzt. Der Gospelchor Happy Voices aus Bremgarten (AG) wird das Publikum am 15. Dezember mit einem erfrischenden Konzert in der Klosterkirche Hermetschwil begeistern. Einen besinnlichen dritten Advent gestaltet die ImPULS-Singgemeinschaft mit drei Musikern: Am 16. Dezember geben sie in der Kirche Schönau in Thun ihr Programm mit seltenen, kunstvoll gespielten Viola- und Flötenklängen zum Besten.

Musicals und Theater

Mit «D’Chrippestory» geht die GVC Chile Hegi in Winterthur am 15. und 16. Dezember der Weihnachtsgeschichte mit einem Musical auf den Grund. Beim ICF haben professionelle Musicals Tradition. Auch dieses Jahr bringen sie Grossartiges auf die Bühne. Die Crew von «The Way Back – Das letzte Wort hat die Liebe» tourt bis am 16. Dezember durch die Schweiz und Deutschland. Eine eigene Produktion hat das ICF Thun auf die Beine gestellt und verspricht am 15. Dezember mit «Chez Hiob» ein einzigartiges Musical. Das christliche Zentrum Buchegg in Zürich hat unter dem Titel «All

Die diesjährige liebevoll gestaltete Krippenfiguren-Ausstellung der Chrischona-Gemeinde in Buchs (ZH) widmet sich der spannenden Persönlichkeit von Simon Petrus, der Draufgänger, Versager und gleichzeitig Berufener war. Sie kann bis am 16. Dezember besichtigt werden.

Multimedia

Pünktlich zur Vorweihnachtszeit hat das Missionswerk Mitternachtsruf eine neue Verteil-CD mit dem Titel «Der Freundliche» herausgegeben. Passend zur Weihnachtszeit wird darauf Gottes Liebe und Freundlichkeit beschrieben. Philipp Kohli aus Köniz hat die Weihnachtsgeschichte vom Originaltext in modernes Berndeutsch übersetzt und auf CD herausgegeben.

Strasseneinsätze

Am 6. Dezember organisiert die FEG Bern ein Kerzenziehen im Zelt auf dem Waisenhausplatz mit anschliessendem Grittibänzessen. «Zäme i d’HOUPTstadt für d’HOUPTsach!» geht das Netzwerk Bern am 15. Dezember um 10 Uhr; Besammlung im EGW an der Nägeligasse 9/11.

Offene Weihnachtsfeiern

Für viele Menschen bedeutet Weihnachten Einsamkeit, Not, vielleicht auch Streit. Schweizweit bietet die Heilsarmee deshalb im Dezember Weihnachtsfeiern an: für Menschen, die am Rande der Gesellschaft sind, aber auch für solche, die sonst keine Möglichkeiten zum Feiern haben. EvElINE MErgAErT Bilder: Photowitch/Dreamstime, zvg

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Grosszügig sein ist sexy. Besonders, wenn es öffentlich bekannt wird. Firmen zeigen sich spendierfreudig, Prominente sprechen über ihre Freigebigkeit und selbst Medien wie das Schweizer Radio haben mit Aktionen wie «Jeder Rappen zählt» ein gutes Marketing-Tool gefunden. Auch gewöhnliche Durchschnittsbürger in der reichen Schweiz geben gern. Der durchschnittliche jährliche Spendenbetrag von gegen 700 Franken pro Haushalt ist im Vergleich zu anderen Ländern hoch. Geben macht eben nicht nur Eindruck, sondern es hilft uns auch irgendwie, zumindest zu einem besseren Gewissen. Auch das Nehmenkönnen ist natürlich willkommen. Wir lassen uns gerne beschenken, nicht nur zu Weihnachten. Das ist die Regel. Manchmal fällt es uns aber auch schwer, etwas Geschenktes anzunehmen. Wir wollen uns nicht eingestehen, dass wir – egal, welche materiellen Güter wir besitzen – eigentlich immer auf Geschenke angewiesen sind: auf das Geschenk von Mitmenschen, angenommen und angesprochen zu werden, auf das Geschenk des Mitgefühls und der Handreichung in einer Notsituation, auf den Rat eines Freundes … Und weil auch die spirituelle Seite eine wichtige Grundlage für unser Leben ist, sind wir letztlich auch auf die Gaben von Gott angewiesen. In der Bibel habe ich eine ganz kurze Zusammenfassung dieser Gaben gelesen: «Glaube, Liebe, Hoffnung». Solche Geschenke anzunehmen, die vielleicht dem Leben eine ganz neue Richtung geben, ist zugegebenermassen schwer für uns aufgeklärte und emanzipierte Menschen im 21. Jahrhundert. Es dürfte sich dennoch lohnen. Ich wünsche Ihnen, dass Sie sich reich beschenken lassen – nicht nur an Weihnachten. THOMAS HANIMANN

Der Autor ist Medienbeauftragter der Schweizerischen Evangelischen Allianz (SEA).


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P U BL I R E P OR TAG E

PUBLIREPORTAGE

Fröhliche Weihnachten und ein glückliches neues Schaf. Advent in Plazapunta. Im Hochland von Peru ist es Sommer. Auf einer Höhe von 3‘800 Meter bläst dennoch ein kalter Wind ums Haus von José und seiner Familie. Die Stimmung ist beschwingt, denn die Kinder üben für den grossen Auftritt am Weihnachtsgottesdienst alle Strophen von „Noche de paz“ (Stille Nacht) ein. Beschwingt ist die Stimmung auch, weil die einst kümmerliche Herde von José in den letzten zwei Jahren auf 50 Schafe angewachsen ist, dank einem „Besonderen Geschenk“ von TearFund. Die Familie erhielt ein Zuchtschaf einer stärkeren und fruchtbaren Rasse. Hoffnung auf ein gutes neues Jahr Die kargen Hänge des Hochlands von Peru sind dünn besiedelt. Am Heiligen Abend legen die Bauernfamilien dennoch den weiten Weg zur Kirche zurück. In diesen armen Landstreifen fällt der Weihnachtsgottesdienst jedoch eher schlicht aus. Die hoffungsvolle Botschaft des Jesuskindes, das in einem Stall geboren und in eine Futterkrippe gebettet wurde, spricht die Kleinbauern tief im Herzen an. Gottes Nähe gilt auch und ganz besonders ihnen, den Schafzüchtern vom Hochland. Nach dem gemeinsamen Singen lädt die Kirche alle zum traditionellen heissen Kakao und Panettone ein - etwas Spzezielles für die Peruaner. Beim fröhlichen Miteinander wird José sicherlich von seinen Wünschen fürs 2013 erzählen: „Ich will unsere Schafzucht vergrössern und mehr Schafe verkaufen können, damit ich unseren Kindern die Ausbildung bezahlen kann.“

Ein Nacimiento Peruano: Diese kleinen farbenfrohen Krippen zieren über Weihnachten die peruanischen Haushalte. (Foto: www.claro.ch)

300 weiteren Familien Zuchttiere zu schenken und ihnen für eine erfolgreiche Zucht Wissen und medizinische Grundkenntnisse zu vermitteln. Wir freuen uns, wenn Sie Familien in Peru in Form von einer Spende oder durch ein Besonderes Geschenk (s. unten) unterstützen! TearFund ist ein Hilfswerk der Schweizerischen Evangelischen Allianz (SEA). Zusammen mit lokalen, christlichen Partnerorganisationen in Ländern des Südens fördert und stärkt TearFund benachteiligte Menschen durch Bildung, Basisgesundheit und Einkommensförderung. TearFund Schweiz | Josefstrasse 34 | 8005 Zürich 044 447 44 00 | info@tearfund.ch | www.tearfund.ch PC-Konto: 80-43143-0

Die TearFund-Partnerorganisation „EFOD“ begleitet Bauern wie José für jeweils zwei Jahre. Ziel ist es, im kommenden Jahr

Das Besondere (Weihnachts-)Geschenk Mit einem Besonderen Geschenk von TearFund ermöglichen Sie eine bessere Zukunft, z.B. in Peru. Sie erhalten eine Karte zum Weiterschenken, die über das Besondere Geschenk informiert. Beispiel: Für CHF 175.00 erhält eine Familie in Peru ein Nutztier. José (Kleinbauer aus Peru): „Die Lämmer der neuen Zuchttiere sind gesund und stark!“

Weitere kleine und grössere Geschenke und Bestellungen auf: www.tearfund.ch/geschenke, 044 / 447 44 00 oder info@tearfund.ch

idea Spektrum 49.2012


tag e ssc h au

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Jetzt mit der agentur c zusammen flagge zeigen BeKennTniS Sie sind kaum noch wegzudenken, die Plakate mit den gelb gedruckten Bibelversen auf blauem Grund. Doch dabei bleibt es nicht. Die Agentur C bringt Gottes Wort mit neuen Ideen in die Öffentlichkeit.

1985 gründete der Sipuro-Inhaber Heinrich Rohrer die Agentur C. Aufgrund seiner persönlichen Gottesbeziehung sah er es als Auftrag, das Wort Gottes öffentlich zu machen. Seit Rohrers Tod trägt ein Verein dessen Vision weiter. Und so werden Bibelverse in Zeitungen publiziert, nationale Plakataushänge koordiniert, Plakatstellen auf privaten Grundstücken betreut und kostenlos Bibeln verteilt.

Wachsende Distanz

Peter Stucki, Präsident der Agentur C, ist umtriebig wie eh und je. Ob auf Zuckerbeuteln, Sesselliften oder Plakaten – Gottes Wort soll unters Volk. Dass dies nicht mehr so schlank geht wie noch vor zehn Jahren, spürt man aber auch in der Lysser Agentur. Nicht mehr jedes ihrer Baugesuche für feste Plakatstellen wird bewilligt. Die Einsprachen mehren sich. Wird in solchen Situationen der Rechtsweg eingeschlagen? «Nein», sagt Peter Stucki.

Peter Stucki und die Agentur C lassen Bibelworte ab «Hecken und Zäunen» sprechen: Sessellift, Wiese, Flaggen.

«Wir verhalten uns defensiv und vertrauen auf die alles überragenden Möglichkeiten Gottes.» Dass die Bibelplakate seit einigen Jahren nicht mehr nur mit offenen Armen empfangen werden, steht im Zusammenhang mit der allgemein wachsenden Distanz zu allem Religiösen hierzulande. Inmitten der Verunsicherung gegenüber dem erstarkenden Islam und dem eigenen Unwissen über den christlichen Glauben wird in die vermeintliche Neutrali-

tät geflüchtet. Als Konsequenz werden Glaubensbekenntnisse jeglicher Richtung zunehmend abgelehnt. Doch davon will sich das Team um Peter Stucki nicht abhalten lassen. Von der Statik zur Dynamik sei ihr Motto, sagte Stucki gegenüber «idea Spektrum». Künftig werde vermehrt auf private Standorte gesetzt. Für diesen Zweck realisierte die findige Agentur neue Produkte wie Strassenbanner und sogenannte Fun-Flags. Das sind

bis zu sechs Meter hohe schmale Flaggen mit der Aufschrift: «Jesus Christus ist der Herr!»

flagge zeigen

Wenn Christen im doppelten Sinn des Wortes «Flagge zeigen», dann redet das Wort Gottes schon bald in vielen Schweizer Gärten – von Hecken und Zäunen, Heuballen und Hauswänden. ROLF HÖNEISEN www.agentur-c.ch

TraumSchiff-PianiST auf WeihnachTSTournee

aDVenTS-KonZerTe Von aDonia

Bei Jesus ankommen

Siegesbotschaft im Gospel

Waldemar Grab war Chefsteward in der Kanzlermaschine und unternahm 87 Weltreisen. Dann fand der Pianist des ZDF-Traumschiffs 2002 zu Jesus Christus. Am Sonntagmorgen konzertierte und predigte er vor 250 Menschen in Erlen TG, abends vor 160 Besuchern in Münsingen BE. «Advent gilt als Wartezeit, auch wenn es eigentlich Ankunft bedeutet», sagte Grab. Nach langem Suchen in fernöstlichen Religionen und der Esoterik kam er bei Jesus an. Legt das «Traumschiff» ab, ist keine Langeweile an Bord. Gleiches gilt für Waldemar Grab: Legt er los, kann ein Gottesdienst auch mal zwei Stunden dauern. Die Menschen singen mit, hören mit geschlossenen Augen Bach oder Glenn Miller und schmunzeln ob idea Spektrum 49.2012

Grabs adventlichen Wortspielereien: «Es ist noch Gnadenzeit! Gnadenbringende Weihnachtszeit.» Oder: «Es ist nicht wichtig, wo Jesus geboren wurde, sondern dass er geboren wurde. Und mich störts auch nicht, dass das sieben Jahre vor Christus gewesen sein soll. Er war eben seiner Zeit immer voraus.» Dann folgen Geschichten und Gedichte, Episoden und immer wieder viel Musik. Eine fröhliche Einstimmung in die selige, gnadenbringende Weihnachtszeit. THOMAS FEUZ www.musikevangelist.de www.fmg-muensingen.ch

Nebst den über 40 Musicalcamps startete der Verein Adonia vor 15 Jahren mit dem ersten vorweihnachtlichen Gospel-Konzert. Anhand einer Übungs-CD lernen die HobbySängerinnen und -Sänger die Musik und den Text im Voraus. Am Intensivwochenende wird geprobt und am Sonntag ist der Auftritt. Das Interesse fürs Mitsingen ist enorm und die Warteliste entsprechend lang. Ein Grund mehr, 2013 bereits vier Konzerte anzubieten. Auch die freiwillige Kollekte bleibt im Programm. Die Gospel-Rhythmen, interpretiert von einem gewinnenden LaienChor, einer mitreissenden Band und drei Solokünstlern, begeisterten das Publikum im voll besetzten Konzertsaal des KKT in Thun. Der musikalische Leiter Mike Neeser ist nach seiner Gospel-Premiere bei Adonia beeindruckt vom Altersmix und

dem Mut, Neues zu wagen. «Gospel ist nicht der Sound, der Klang – es ist die Botschaft. Wenn sie von Jesus Christus handelt, ist es Gospel», sagte der Komponist und Sänger Edwin Hawkins («Oh Happy Day»). Ganz in seinem Sinne schafft Adonia mit seinen Konzerten eine Plattform, um das Evangelium auf fröhliche Weise weiterzugeben. GABRIELA WEYERMANN www.adonia.ch

Bilder: zvg, idea/tf, Marco Friedli


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w i r t sc h a f t/ P or t r a i t

Für den Butler ist Arbeit «edel und ehrenhaft» EIN MANN FÜR ALLE FÄLLE Im Zürcher Hotel Dolder hat er schon gearbeitet und Models im Mercedes chauffiert:

«George the Butler». Meist ist er jedoch in Haus und Garten oder bei Botengängen anzutreffen. Georg Ackermann aus Wetzikon will mit seinen praktischen Fähigkeiten den Menschen dienen – und führt auch exklusive Aufträge aus. «Ich fand keine Arbeit und irgendwann hatte ich kein Geld mehr», erzählt Georg Ackermann. «Was sollte ich tun? Ich kaufte mir ein Paar Latzhosen, liess mir einen Firmennamen einfallen und habe einfach mal angefangen.» Er habe Freude daran, Menschen zu dienen. So wie früher bei Wycliffe, wo er 22 Jahre als Allrounder in Ostafrika, Deutschland und der Schweiz tätig war. Nach seiner Rückkehr nach Wetzikon vor vier Jahren trat Ackermann eine Stelle im Aussendienst einer Handelsfirma an. Doch das Verkaufen entsprach nicht seinem Naturell. So kündigte der 58-jährige Vater von zwei erwachsenen Kindern nach der Probezeit und landete anfangs 2009 beim Regionalen Arbeitsvermittlungszentrum (RAV).

Impressum Idea Schweiz Herausgeber: Idea Information AG, 4410 Liestal Verwaltungsrat: Heiner Henny, Präsident, Sam Moser Stellvertreter, Paul Beyeler, Hans Lendi, Helmut Matthies, Matthias Spiess Ideelle Trägerschaft: Schweizerische Evangelische Allianz (SEA), Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG), Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) Redaktion: Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 44, Fax 031 819 71 60 E-Mail: redaktion@ideaschweiz.ch Internet: www.ideaschweiz.ch Chefredaktor: Rolf Höneisen Büro: Steinackerstrasse 4, 9214 KradolfSchönenberg, Tel./Fax 071 642 44 21 E-Mail: rolf.hoeneisen@ideaschweiz.ch Redaktor: Thomas Feuz Erweitertes Team: Esther Reutimann, Christian Bachmann, Mirjam Fisch-Köhler, Christof Bauernfeind Praktikum: Eveline Mergaert Verlagsmanager: Roland Rösti, 031 818 01 25, verlag@ideaschweiz.ch Kundenberatung Anzeigen: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 42; Fax 031 819 38 54 E-Mail: inserate@ideaschweiz.ch Aboservice: Jordi AG – das Medienhaus, Franziska Schüller, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 20, Fax 031 819 38 54 E-Mail: abo@ideaschweiz.ch Abopreise: Jahresabo Fr. 145.–, Seniorenabo Fr. 117.–, Halbjahresabo Fr. 77.–. Das Abo ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar. Konto: PC-Konto 40-788586-4 Idea Information AG, 4410 Liestal Layout/Druck/Versand: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp www.jordibelp.ch

Bild: zvg

Den roten Faden gefunden

«Ich fragte mich intensiv, wo es langgeht. Die Arbeitssuche war schwierig, und so verbrachte ich viel Zeit im Gebet», berichtet Ackermann. Was sich wie ein roter Faden durch sein Leben zog, war seine handwerkliche Begabung. Schon in jungen Jahren war der grossgewachsene Mann für das Praktische besorgt. Er schlägt seine Bibel auf und zitiert 1. Petrus 4,10, wo es heisst, dass Gott jedem eine besondere Gabe geschenkt hat, mit der wir einander dienen sollen. Schliesslich sei ihm die Idee gekommen, sich als Butler selbstständig zu machen. Im Januar 2010 hat er mit einem eigenen Geschäft begonnen.

Im Keller und im Hotel Dolder

«Der Name ‹George the Butler› ist natürlich ein Gag. Typische Butleraufgaben wie kochen oder einkaufen sind eher die Ausnahme», erklärt der gelernte Metallbauschlosser. George nimmt einen Stapel seiner Rechnungen zur Hand und liest vor, was er bisher alles gemacht hat: Keller räumen, Lavabo entstopfen, Rasen mähen, Garten pflegen, Fenster putzen, Parkett verlegen, Haustiere versorgen. Ein Teil dieser Aufgaben habe sein Mitarbeiter übernommen, fügt er hinzu. Reto, ehemaliger Banker und zweifacher Vater, arbeitet seit August auf Stundenbasis für ihn. Er ist als arbeitslos gemeldet und hofft, in der Zeit, wo er mit George arbeitet, eine passende Stelle zu finden. Wenn George etwas nicht selber machen kann, vergibt er den Auftrag extern. Er hat ein gutes Netzwerk. Im Zürcher Hotel Dolder half der Butler mit, im Ballsaal eine JazzLounge für einen VIP-Anlass der UBS einzurichten. An den «Mercedes Fashion Days» in Zürich, dem grössten Modeanlass der Schweiz, chauffierte er Models und Modedesigner.

Immer genug Arbeit

Arbeit sei ein göttlicher Auftrag, etwas Ehrenhaftes, ist der Butler

Mit praktischen Fähigkeiten Gott und den Mitmenschen dienen: Georg Ackermann alias George the Butler.

überzeugt. Manchmal wird er auf seine ungewöhnliche Arbeitskleidung angesprochen: eine graue Latzhose, ein weisses Hemd, eine schwarze Fliege und ein schwarzes Béret. Damit strahlt er etwas Edles aus, und genau das will er auch: die Arbeit «veredeln». Er lebe von der Hand in den Mund, erklärt George. «Meine Agenda füllt sich nie im Voraus, aber am Schluss habe ich immer genug Arbeit. Gott ist absolut treu, und er kommt nie zu spät.» Als sein Auftragsbuch kürzlich wieder einmal leer war, habe er Gott bestürmt. Noch am selben Tag sei ein grösserer Auftrag eingegangen. Ein besonderes Geschenk seien die Freiräume, die er als Selbstständiger geniesse. Wenn es sein müsse, könne er schon mal 12 oder 14 Stunden an einem Tag arbeiten, gönne sich danach aber einen halben Tag, um auszuspannen.

Begeistert von Gottes Güte

«Manchmal ergeben sich auch tiefe Gespräche. Bei einem meiner Kunden ist die Beziehung zu seiner Frau in die Brüche gegangen. Ich habe ihn gefragt, ob ich für ihn beten dürfe, und er hat

spontan zugesagt.» Daraus sei eine Freundschaft gewachsen. Ackermann ist begeistert von Gottes Güte. Gott im Alltag zu erleben mache das Leben spannend, sagt er. Einmal sei es ihm dank Gebet gelungen, mit einem Draht ein Möbelstück mit wichtigen Dokumenten zu öffnen, das nicht einmal der Schlüsselservice aufgebracht habe. «Wenn wir bereit sind, aus Gottes Gnade und Barmherzigkeit zu leben und auf ihn zu vertrauen, dann wird unser Leben ansteckend. So werden Menschen neugierig auf die Kraft, aus der wir leben.» CHRISTIAN BACHMANN

Stets zu Diensten Wer braucht einen zuverlässigen Mann, der zwar nicht alles, aber vieles kann? Georg Ackermann alias «George the Butler» räumt Keller, entsorgt, was weg muss, putzt Fenster, baut Regale für Keller und Garage, liest aus Büchern vor, mäht den Rasen, hört zu. Für 50 Franken pro Stunde kann man ihn buchen. www.georgethebutler.com

idea Spektrum 49.2012


F ORU M

In meiner Umgebung leben viele junge Ehepaare mit Kindern. Diese Familien machen mir Freude. Bei ihnen läuft immer etwas! Dabei können Kinder eine grosse Herausforderung für die Eltern darstellen und Mama und Papa oft rund um die Uhr beschäftigen. Dennoch verspürt manche junge Mutter nach der Babypause den Wunsch, in das Berufsleben zurückzukehren. Die Beweggründe hierfür sind unterschiedlich. Sei es, um den beruflichen Anschluss nicht zu verlieren oder um etwas zum Familienbudget beizutragen oder auch einfach wegen des Tapetenwechsels und der sozialen Kontakte im Beruf. Das war bei mir auch so. Trotz der Liebe und Fürsorge für unsere Kinder wollte ich meinen Job nicht an den Nagel hängen. Nach drei Kindern wurde mir allerdings prophezeit, dass es mit meinem beruflichen Engagement vorbei sei – doch weit gefehlt. Mit Vertrauen auf Gottes Unterstützung fand ich eine

Einseitiger Blick «idea Spektrum» Nr. 47 – «Worum es beim Nahostkonflikt geht» Als die Israeliten aus Ägypten flüchteten und der Pharao hinter ihnen her war, da waren sie keine hochgerüstete Armee und der Pharao war kein unterdrücktes Volk – es war grad umgekehrt, das scheint Johannes Gerloff auszublenden. Zu behaupten, die Abriegelung des Gazastreifens sei reine Propaganda, zeugt von einem einseitigen Blick oder fehlenden Faktenkenntnissen. In Gaza sterben junge, an Krebs erkrankte Menschen, weil man sie nicht ins Spital nach Israel (oder Ägypten) einreisen lässt. Die Säuglingssterblichkeit ist fünf Mal höher als in Israel. Die Bevölkerungsdichte beträgt 3808 Menschen pro Quadratkilometer (Deutschland: 231, Schweiz: 180). Viele leben in notdürftigen Unterkünften, weil sie ihre Häuser seit dem Krieg von 2008 nicht reparieren konnten, weil Israel zu wenig Baumaterial durchlässt. Was kann ein palästinensisches Kind dafür, dass es unter seinen Landsleuten auch Extremisten gibt? Was kann ein jüdisches Kind dafür? Wenn Frauen und Kinder als Schutzschilde missbraucht werden, dann ist das schweres Unrecht. Aber: Wenn ich das weiss idea Spektrum 49.2012

und trotzdem bombardiere, bin ich dann unschuldig am Blut dieser Kinder und Frauen? Christen können Gewalt nicht gutheissen. Israel zuliebe dürfen wir nicht schweigen, denn Gott liebt das jüdische Volk. Aber glauben wir wirklich, dass ihn die Not vieler unschuldiger Menschen im Gazastreifen unberührt lässt, nur weil es darunter auch Gewalttätige gibt? KATHRIN MEUWLY, Tafers FR

Dickes Fragezeichen «idea Spektrum» Nr. 48 – «Pro und Kontra – Sollte man auf den Kauf israelischer Waren verzichten?» Bei der Auseinandersetzung zwischen Israel und den Palästinensern geht es – trotz Gaza-Krieg – nicht in erster Linie um kriegerische Handlungen, sondern um die Wahrheit. In seiner Stellungnahme zur Siedlungspolitik Israels erwähnt Dr. Manfred Budzinski drei Mal die «völkerrechtswidrigen Siedlungen». Namhafte Experten des Internationalen Rechts argumentieren, dass die Siedlungen rechtens seien, und zwar aufgrund der Beschlüsse der San-Remo-Konferenz 1920, an der das ehemalige osmanische Reich im Beisein von arabischen und jüdischen Vertretern

tierten ihre berufstätige Mutter und erlangten schon früh eine gewisse Selbständigkeit, was sich heute im Familienalltag positiv auswirkt. Sowohl die berufstätige Mutter als auch die Familienfrau haben ihre Berechtigung. Beide Lebenspläne können nebeneinander bestehen. Viel Freude machen mir die Väter in unserer Umgebung. Sie unterstützen ihre Frauen, versorgen die Kinder, spielen mit ihnen, wechseln die Windeln. Offensichtlich sind auch Papas in der Lage, ihre Sprösslinge gut zu betreuen und die Mama zu ersetzen. Mich ermutigt die Bibel, konkret Sprüche 31,17: «Sie packt ihre Aufgaben energisch an und scheut keine Mühe.» Das gibt mir Kraft und Zuversicht und lässt mich mein Vertrauen und meine Hoffnung auf Gott setzen. ANNE SACHS Die Autorin ist Ärztin im Bereich der Wirbelsäulen- und Neurochirurgie. Sie ist verheiratet, Mutter von drei Kindern und wohnt ihn Schafisheim.

aufgeteilt wurde. Den Juden wurde eine Heimat im britischen Mandatsgebiet zugesprochen, auch auf der ganzen Westseite des Jordan. Vor einigen Monaten gab der israelische Premierminister Netanyahu drei hochrangigen Rechtsexperten den Auftrag, die rechtliche Grundlage der Siedlungen im Westjordanland noch einmal zu klären. Der daraus resultierende Levy Bericht kam zum selben Ergebnis. Seit einigen Wochen ist ein Youtube-Film des stellvertretenden israelischen Aussenministers Danny Ayalon im Internet aufgeschaltet, in dem die historische Entwicklung erläutert wird. Hinter die «völkerrechtswidrigen Siedlungen» ist deshalb ein dickes Fragezeichen zu setzen. THOMAS WIESMANN, Biel BE Sollte man auf den

P RO & KON TRA

Kauf israelischer War en

verzichten?

NAHOST Wer trägt Kirchen zu Israel die Hauptschuld an der Gewal stehen, kritisie t lische) Solida ren andere die im Heiligen Land? Während rische Kirche Regierung in weite Teile der im Rheinland für einen gerech der Aktion „Besat Jerusalem. So hatte sich ten Frieden in die (evangezung schmeckt katholischen Bewegung „pax Palästina und Israel“ angesc bitter – Kaufv erzicht hlossen. Ziel christi“ ist, dass der Kampagne Christen keine der Waren israelis cher Siedler kaufen .

Die Palästinen ser leiden unte r der Siedlungs polit ik Israels.

PRO

Dr. Manfred Budzinsk i (Mühlacker bei Pforzheim) ist Sprecher

der NahostUm die Frage Kommission von beantworten zu pax christi Deutsche können, müssen Sektion. erst klarstellen, wir merksam um welche israelisc es geht: Stamme und fordern die hen Produkte n sie unzweifelhaft eindeutige Siedlungsprodu raels, empfehl aus dem Staatsge kten. Einen generell Kennzeichnung von en wir ausdrüc biet Is- Produkt en Boykott israelisc klich den Kauf ren. Stammen e halten wir indes israelischer Waher sie aus den völkerre nicht für den würde auch jene richtigen Weg: chtswidrigen fordern wir eine israelisc Siedlung Er klare Kennze hen Firmen treffen, en, klang mit ichnung und Konsumenten, geltendem Völkerre die – empfehlen den bis dahin keine cht – ausschließlich im Einschen Staatsge Waren zu kaufen, sen Siedlungen im israelibiet investieren die in die- 22 hergestellt worden und produzieren. europäischer sein könnten. Mai 2012 begonn Ein Bericht Hilfswerke Mit der enen Verbrau cherakt ion „Besatz im Titel „Handel gegen Frieden“ und Organisationen mit dem schmeckt bitter“ weist die Nahostk ung Wert von belegt, dass pro ommission der bewegung pax Jahr Waren im Friedens- Siedlun 230 Millionen Euro aus den christi in Deutsch völkerre land gen in die EU dass sich hinter importiert werden chtswidrigen der Herkunftsangab auf das Problem hin, mehr, als jährlich aus . Das ist 15-mal Produkte aus den e „Israel“ bislang den palästin völkerrechtswid auch ren Wirtsch rigen israelisc gen auf besetzte aft unter der Siedlung ensischen Gebieten – dehen Siedlunm palästinensische s- und Abriege massiv leidet n Gebiet verberge machen die Öffentlic lungspolitik – nach Europa n. Wir Aktion hkeit, die Verbrau ausgeführt wird. weisen wir auf zuständigen Ministe cherzentralen Mit unserer die Folgen dieser und die hin rien auf diese und laden Verbrau Besatzungspolit irreführende Praxis aufik cher ein, am Regal oder Bioladen ihres Superm s eine informie arkts rte Entscheidung zu treffen. P

Ein Boykott würd e palästinen sisch e Arbeitsplätze fördert sicherlich gefäh rden. Das keinen Frieden.

KONTRA

Waiblinger, PR

Karriere oder Kinder?

Teilzeitstelle und für die Kinder ergab sich eine gute Betreuungsmöglichkeit ab dem 2. Lebensjahr. Natürlich gab es stressige Zeiten und unsere Tage waren ausgefüllt. Doch ich würde es wieder so machen, trotz Mehraufwand. Uns war es wichtig, sensibel gegenüber unseren Kindern zu bleiben und bei Betreuungsproblemen nach neuen Lösungen zu suchen. So mussten wir unseren Sohn zuerst von einer Tagesmutter betreuen lassen, da er mit zwei Jahren eine Kita nicht tolerierte. Gleichzeitig war uns auch immer klar, dass bei grösseren Problemen, wie zum Beispiel Erkrankungen der Kinder oder bei Inakzeptanz einer Fremdbetreuung, ein Elternteil zu Hause bleibt. Ausserdem war uns wichtig, dass die Kinder so lange zu Hause blieben, bis sie gut genug sprechen konnten, um uns ihre Erlebnisse ausserhalb des Hauses zu berichten. Ab dem 2. Lebensjahr zeigte sich bei unseren Kleinen, dass sie mit anderen Kindern spielen wollten – nicht nur mit der Mama. Auch hat ihnen die zeitweilige Fremdbetreuung nicht geschadet, im Gegenteil: Sie akzep-

Fotos: Martina

SYNERGIE

Armin Bachor (Korntal bei Stuttgart Theologischer ) ist Leiter Evangeliumsdienst und Geschäftsführer des den und Initiative es für Israel, der Gemeinn von messianis in Deutschl chen Juden

Ein Boykott israelisc and und Israel unterstützt. her Waren? Niemals und nie wieder! betont andere Messlatte, wenn Warum legt Haltung! Mehr man die Es es um den Staat Wahrheit stünde einer Israel geht, höher anderen Staaten? kirchlichen Initiativ und Gerechtigkeit! als bei gleichbe Wer will denn e besser, sich abschließend ob eine Ware rechtigte Anerke für die beurteilen, – aus welchem nnung beispiel scher arabisch Land auch immer sweise baptisti rechten Bedingu er Christen durch – unter gengen produzi die „offiziellen“ und die palästin ert worden ist? initiative „Besatzu Kirchen ensische Regieru Die Boykottng schmeckt bitter“ starkzumachen. ng im Westjor ten Frieden im möchte einen danland Es wäre gerechte Nahen Osten gerech- zwische r, sich für die Versöhn erreichen. Wie aber, Israel das n arabischen Christen gerecht ist es ung Recht abzuspr und Juden, die ben, einzusetzen. echen, in den handlung vorgese an Jesus glau„für eine VerNach meiner henen Gebiete eigenen Erfahru sich dieses Bemühe n“ den dort lebende bischen Mensch ng lohnt n. Denn Jesus en Arbeitsplätze n ara- heute baut seine Gemein bereitzustellen immer noch aus für ordentlich de auch und sie daJuden und Nichtjud zu bezahlen? 22). Ein Diese Boykott würde en (Epheser 2,11– tenz gefährden. Überzeugung ihre Exis- für Das fördert sicherlic leitet uns im „Evange Israel“ in der einseitige Ton h keinen Frieden liumsdienst partnerschaftlic und die tendenz . Der messian hen Zusamm iösen Bilder des rufes lassen schon ischen Juden und enarbeit mit Boykottaufarabischen Christen erkennen, dass wenn der Friedefü man nicht fair Israel ist. Da erwarte in Israel. Nur rst Jesus Christu gegenüber ich von Christen s in die Herzen schen einzieht aus Deutschland , können wir auf der Meneine im Nahen einen nachhal tigen Frieden Osten hoffen. 48.2012 P

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PODIUM Altersvorsorge Der Bundesrat hat soeben seine Strategie im Bereich der Altersvorsorge veröffentlicht. Bundesrat Alain Berset beabsichtigt, das Referenzalter der Frauen von 64 auf 65 Jahre zu erhöhen und den Mindestumwandlungssatz des angesparten Kapitals für den Ruhestand herabzusetzen. Die koordinierte Reform der 1. (AHV) und 2. (Berufliche Vorsorge) Säule ist aus demographischen und wirtschaftlichen Gründen unausweichlich. Zwischen 1981 und 2001 ist die Lebenserwartung der 65-jährigen Männer in der Schweiz von 14,3 auf 19 Jahre gestiegen, jene der Frauen von 18,2 auf 22 Jahre! Ausserdem wächst der Anteil der über 65-Jährigen, u.a. weil die Anzahl Kinder pro Frau stark abgenommen hat. Das bedeutet, dass man für immer mehr Personen und für eine längere Zeit Renten bezahlen muss. Um den Umwandlungssatz der 2. Säule bei 6,8 Prozent zu halten, müsste das Kapital für die Vorsorge eine Rendite von 5 Prozent erbringen, was heute unmöglich ist. Diese Problematik betrifft die Christen, weil sie im engen Zusammenhang zur Wahrheit steht. Christen wissen: der dreieinige Gott ist letzte Quelle der Wahrheit und der spezifischen Wahrheiten, u.a. der sozialen, die sich daraus ergeben. Gegenüber der verlängerten Lebenserwartung kann nur eine differenzierte Erhöhung des Rentenalters eine unerwünschte Anhebung der Beiträge und eine unwillkommene Kürzung der Renten vermeiden. Auch kann nur so der Vertrag zwischen den Generationen gesichert werden. Die Christen müssen, mit anderen, diese Wahrheit verkündigen, weil sie besser als sonst jemand wissen, dass «die Fakten stur sind» – wie es Lenin verbittert sagte – und weil sie aufgefordert sind, sich «um das Wohl der Stadt zu bemühen und für sie zu beten … denn wenn’s ihr wohl geht, so geht’s auch euch wohl.» (Jer. 29,7) JEAN-PIERRE GRABER Der Autor, Dr. rer. pol., war Nationalrat der SVP. Er wohnt in La Neuveville. Bilder: zvg


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I NSE R AT E

Im April 2013 beginnt ein neuer Bibelfernkurs Der Kurs hilft den Überblick über die ganze Bibel zu bekommen, die Zusammenhänge biblischer Aussagen zu erfassen, biblische Bücher in ihrer Vielfalt zu entdecken und Freude an vertiefter Bibelkenntnis zu gewinnen. Für wen Für alle, die Interesse an der Bibel haben, sie besser kennenlernen wollen und bereit sind, dafür etwas Zeit und Ausdauer zu investieren.

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Kosten pro Semester

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Kursbeginn

Anmeldung

April 2013

bis 1. März 2013

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P u bl i r e P or tag e

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Bund Evangelischer Gemeinden / New Life International

Wie können wir die Schweiz wirklich prägen? Freikirchen – nein danke! In unserer Familie galten Freikirchen als Sekten. Unsere Eltern schickten jedoch mich und meinen jüngeren Bruder in die Sonntagsschule in unserem Schulhaus. Sie lachten, als ich schon ganz früh eifrig einem Klassenkollegen mit einem Büchlein aus der Sonntagsschule in seiner Not weiterhelfen wollte ... Ein Same war tief eingepflanzt worden. Mit 17 wurde ich gemäss Familientradition nach Neuchâtel an die Ecole de Commerce geschickt. Die Hoffnung war, dass ich einmal die Nachfolge im elterlichen KMU (Ziegelei im Kanton Bern) antreten würde. Ich lernte Jesus leider erst mit 22, nach ein paar wilden Jahren, in der Stami Neuchâtel kennen. Meine Entscheidung für Jesus war radikal: entweder ganz oder nichts! Anfangs 80er Jahre stiess ich zum new life Bern, predigte auf den Strassen Berns zusammen mit andern jungen Leuten und war begeistert von Jesus! Er war die Antwort auf meine Nöte und mein tiefstes Sehnen! Mir war klar: ich gehörte in die Mission, und zwar zu den Chinesen! Von 1983 – 86 studierte ich deswegen an der London School of Theology (LST) und arbeitete in einer chinesischen Gemeinde mit. An der LST lernte ich auch meine zukünftige Frau kennen: Katrina aus dem Kanton Aargau. Sie war schon Kandidatin der UeMG für Taiwan. Das new life Bern und die Chrischona Reinach (AG) sandten uns nach einem Praktikum in beiden Gemeinden 1988 gemeinsam mit der UeMG (www.omf.org/schweiz) nach Taiwan aus.

Begeistert von China Das Mandarin-Studium und die chinesische Kultur begeisterten uns. Viele tiefe Freundschaften mit chinesischen Christen und Nichtchristen und Menschen aus allen Nationen bahnten sich über die Jahre an. Die multikulti

Der VFG Zum Verband «VFG – Freikirchen Schweiz» gehören 16 freikirchliche Körperschaften mit über 700 lokalen Gemeinden, vorwiegend in der deutschen Schweiz. Wir bringen auf dieser Seite eine Folge von persönlichen Beiträgen der Leiter, welche über Erfahrungen mit Christen aus andern Bewegungen und Kirchen berichten. Diese Seite wurde von BEG/NLI als Publireportage in eigener Verantwortung geschrieben. Mit der Form der Publireportage unterstützt der VFG auch die Arbeit von «idea schweiz». Bild: new life bern

UeMG mit Menschen aus über 12 Nationen war inspirierend. Die ersten Jahre waren wir mit einem lokalen chinesischen Team im Gemeindebau unter Industriearbeitern tätig. Wir lebten umgeben von vielen kleinen und grösseren Tempeln. Dabei lernten wir auch einiges über geistliche Kampfführung. Später wurde ich Feldleiter und lernte in einem internationalen Umfeld ein Team von 60+ Missionaren führen. Zusammen mit einer Gruppe von taiwanesischen Presbyterianern gründeten wir das erste christliche AIDS Hospiz.

le, um von Gott Weisung zu erhalten. Dabei erlebte ich viele tiefste Begegnungen mit IHM. Das Zentrum von allem Streben (inklusive Mission!) soll Gottes Herrlichkeit sein. Immer wieder bewegte mich die Frage: «Wie können wir als Missionare im heutigen Taiwan mit einer starken lokalen Gemeinde einen echten Beitrag leisten?» Gott schenkte uns als Feld eine neue dynamische Vision! Durch diese Schärfung der Vision sind inzwischen schon rund 20 neue Missionare zum UeMG Taiwan Team gestossen. Nach 17 reichen Jahren in Taiwan kehrten wir 2005 in die Schweiz zurück, um die Leitung vom new life Bern anzutreten und um unseren beiden Kindern zu helfen,

sich in der Schweiz zu integrieren. Mein Herzenswunsch ist, Gottes Herrlichkeit – oder anders gesagt den Himmel – hier auf Erden zu erleben. Eine Frage, die mich immer wieder beschäftigt ist: «Wie können wir als freikirchliche Christen in der Schweiz wirklich neu relevant und prägend sein?» Ich glaube, dass Gott uns Christen in unserem Land einen neuen Aufbruch schenken will und versuche bewusst darauf hinzuarbeiten. Marc Schachtler

BEG / NLI

Unser Mission: Menschen heute für Jesus gewinnen

Der Bund Evangelischer Gemeinden und New Life International wurden seit den 70er Jahren geprägt von Heinz & Annelies Strupler und den Menschen, die sie begleiteten. Mit ihrer Hingabe, Menschen für Jesus zu gewinnen, haben Struplers immer wieder Neues ins Leben gerufen. Daraus ist der BEG / NLI gewachsen. Heinz Strupler hat 2011 die Leitung an ein Team übergeben mit mir als Gesamtleiter, während Stefan von Rüti für die Vernetzung der Gemeinden und Werke und Roman Bamert für die Administration und Koordination zuständig sind.

Zurzeit besteht der Bund Evangelischer Gemeinden aus 7 Gemeinden (Bremgarten, Wohlen und Muri im Aargau, sowie Rohrschach, Niederhasli, Meilen und Bern). Dazu gehören weitere 7 Werke, wobei das International Seminary of Theology and Leadership (ISTL) sich sehr dynamisch entwickelt. Wir sind eine Gruppe von Menschen mit einer Leidenschaft für Jesus und Humor, die es schätzen, freundschaftlich miteinander unterwegs zu sein. Wir sind offen für andere Gemeindeleiter oder Werksleiter mit den gleichen Werten, um gemeinsam Grösseres zu erreichen! Eine Initiative, die uns alle begeis-

tert, ist eine einjährige Ausbildung für Evangelisten. Sie heisst Confession. NLI ist dabei ein wichtiger Partner. Bei den wöchentlichen Einsätzen auf der Strasse kommen im Moment jedes Mal Menschen zum Glauben!

Gott schenkte die Vision Ich liebte den Job und reservierte mir jeden Monat 24 Stunden Stil-

Marc Schachtler, 54, ist Gesamtleiter des Bundes Evangelischer Gemeinden und New Life International.

Kontakt Marc Schachtler, new life Bern Fabrikstrasse 2a, 3012 Bern m.schachtler@newlifebern.ch http://www.beg-nli.ch http://www.theconfession.ch

idea Spektrum 49.2012


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N AC H R IC H T E N

Nach dem Unglück: Gott kann Wege aus der Trostlosigkeit weisen BRANDKATASTROPHE Freikirchliches Gemeindehaus war Einsatzzentrale – 14 Tote in Behindertenwerkstatt

M

it einem ökumenischen Trauergottesdienst haben rund 1.000 Menschen von den Opfern der Brandkatastrophe in Titisee-Neustadt (Schwarzwald) Abschied ge-

nommen. Bei dem Unglück waren in einer Behindertenwerkstatt der katholischen Caritas 14 Personen durch giftige Rauchgase ums Leben gekommen. Den Gottesdienst Bei der ökumenischen Trauerfeier im Münster von Titisee-Neustadt zündete ein Feuerwehrmann für jedes Opfer eine Kerze an.

leiteten Erzbischof Robert Zollitsch und der badische Landesbischof Ulrich Fischer. Dabei äußerte Fischer die Hoffnung, „dass Gott Wege aus der Trostlosigkeit weisen und Trauer in Hoffnung verwandeln kann“. Unter den Toten war auch ein Mitglied der Freien evangelischen Gemeinde. Nach dem Unglück wurde das Gemeindehaus für Hilfsmaßnahmen geöffnet. Gemeindemitglieder hätten Angehörige und Einsatzkräfte bis in die Nacht hinein mit Getränken versorgt, berichtete Pastor Dieter Roth. Sämtliche Räume seien von Polizei, Feuerwehr und dem Roten Kreuz genutzt worden. Im Gemeindesaal hätten Notfallseelsorger Angehörige betreut. Die Situation sei sehr bedrückend gewesen. Eltern, die durch die Behinderung ihrer Kinder ohnehin belastet gewesen seien, hätten jetzt zusätzlich verkraften müssen, dass ihr Kind durch eine Katastrophe starb. P

Die SPD und die EKD wollen eine soziale Spaltung verhindern POLITIK Die Spitzen von evangelischer Kirche und Sozialdemokratie trafen sich in Berlin.

S

pitzenrepräsentanten der EKD und der SPD haben sich in Berlin getroffen. An der zweistündigen Begegnung nahmen von kirchlicher Seite u. a. der EKD-Ratsvorsitzende, Nikolaus Schneider, die Vertreterin des Pietismus im Rat, Tabea Dölker, und Diakoniechef Johannes Stockmeier teil. Die Sozialdemokraten waren u. a. vertreten

durch ihren Bundesvorsitzenden Sigmar Gabriel, Kanzlerkandidat Peer Steinbrück und Generalsekretärin Andrea Nahles. Laut EKD warnte Gabriel vor einem weiteren Auseinanderdriften zwischen Arm und Reich. Die Erfolgsgeschichte Deutschlands habe bisher darauf beruht, die soziale Spaltung der Gesellschaft zu verhindern. EKD-

Chef Schneider stimmte dem zu und sagte, Solidarität sei in ganz Europa gefordert. Der EKD-Mitteilung zufolge haben beide Seiten unterschiedliche Positionen zum Streikrecht in kirchlichen Einrichtungen formuliert. Dennoch sei es ein gemeinsames Anliegen, die Rahmenbedingungen sozialer Arbeit zu verbessern. P

Der Protest gegen die ZDF-Sendung „Götter wie wir“ geht weiter MEDIEN Der kirchliche Medienbeauftragte äußert Verständnis für die Kritik. zwei männliche Schauspieler – verkleidet als die „Göttinnen“ Ingeborg und Renate – in kurzen Beiträgen biblische Geschichten auf die Schippe. Viele Christen – so die Petition – sind der Ansicht, der christlich-jüdische Glaube werde in den Darstellungen lächerlich gemacht. Der Medienbeauftragte der EKD und der Vereinigung Evangelischer Freikirchen, Oberkirchenrat Markus

Bräuer (Frankfurt am Main), sagte idea, er könne gut verstehen, dass Christen sich durch die Sendung verletzt fühlten. Daher werde er bei der nächsten Begegnung mit dem ZDF die Sendung ansprechen. P

b Petition: http://cxflyer.com/petition-gegen-die-zdf-sendung_goetter-wie-wir, ZDF-Zuschauertelefon: 06131 7012161

Foto: dpa

D

ie Satire-Sendung „Götter wie wir“ – seit Oktober im Spartenkanal ZDFkultur (Mainz) zu sehen – sorgt weiterhin für scharfe Kritik unter Christen. Mehr als 32.800 Personen (Stand: Montag, 03.12., 18 Uhr) haben inzwischen die Petition des Internetportals „cxflyer.com“ gegen die Sendung unterzeichnet. In der Sendereihe, die sonntagabends ausgestrahlt wird, nehmen

49.2012


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N AC H R IC H T E N

UN: Fördert die Aufwertung der Palästinenser den Frieden? NAHOST Die Entscheidung der UN-Vollversammlung, Palästinensern den Status eines Beobachterstaates einzuräumen, hat bei Kirchen und christlichen Organisationen ein gegensätzliches Echo ausgelöst.

1949

1967

Teilungsplan der UNO

Israel nach dem Unabhängigkeitskrieg

Israel nach dem Sechs-Tage-Krieg

Israelischer Staat

Von Israel besetzte Gebiete

Von Israel besetzte Gebiete

Eilat

internationaler Sonderstatus

SYRIEN

Tel Aviv

ägyptisch verwaltet

Jerusalem Gaza

ISRAEL

Eilat Jerusalem geteilt Quelle: UN

Sinai*

Eilat

ISRAEL

*Rückgabe der Halbinsel Sinai 1979 (Camp David) ** Stand: Januar 2012

Eilat

JORDANIEN

Mandatsgebiet PALÄSTINA

Golan

WESTJORDANLAND**

WESTJORDANLAND Jerusalem Gaza

Jerusalem Gaza

LIBANON

ÄGYPTEN

Totes Meer

Golan

Tel Aviv

Tel Aviv

Jerusalem Gaza

16068

Jordanien angegliedert

LIBANON

JORDANIEN

Tel Aviv

LIBANON

ÄGYPTEN

LIBANON Mittelmeer

Israelischer Staat

SYRIEN

Arabischer Staat

SYRIEN

Jüdischer Staat

heute

SYRIEN

1947

JORDANIEN

Kritisch äußerte sich die Internationale Christliche Botschaft in Jerusalem. Die Aufwertung als Nichtmitgliedsstaat werde es der Palästinenserführung erlauben, „ihre sorgfältig geplante Strategie auszubauen, Israels Existenzrecht in einer Fülle von UN-Foren anzufechten“. Der Theolo-

können. Anhänger des Islam würden niemals einem jüdischen Staat auf einem einmal von Muslimen eroberten Territorium zustimmen, sagte Rösch idea. Dennoch sei Versöhnung möglich. Denn in Israel und in den palästinensischen Gebieten gebe es friedenswillige Juden und Araber, die an den Friedefürsten Jesus glaubten und die Begegnung mit der jeweils anderen Seite suchten. P

Israel und die Palästinenser

ÄGYPTEN

Kritik von Evangelikalen

gische Leiter der evangelikalen Arbeitsgemeinschaft für das messianische Zeugnis an Israel, Pfarrer Martin Rösch (Reinach bei Basel), zweifelt am Friedenswillen der palästinensischen Führung. Er verweist auf Aussagen der palästinensischen Wohlfahrtsministerin Majida Al Masri. Sie habe im April im Rundfunk und in einer Zeitung an Fatah und Hamas appelliert, geschlossen aufzutreten, um Israel vernichten zu

TRANS JORDANIEN

ach Ansicht des Repräsentanten der EKD im Heiligen Land, Propst Wolfgang Schmidt (Jerusalem), stärkt die Entscheidung die gemäßigten Kräfte um den Präsidenten der palästinensischen Autonomiebehörde, Mahmud Abbas. Er habe sich zu einer Zwei-Staaten-Lösung bekannt, was eine Anerkennung des Existenzrechts Israels in den Grenzen von 1967 einschließe, sagte Schmidt idea. Der UN-Beschluss sei auch eine Absage an die im Gaza-Streifen herrschende Hamas-Bewegung, deren Charta die Vernichtung Israels enthält. Den Jubel vieler Palästinenser über die Aufwertung ihres Volkes deutet Schmidt als Freude darüber, dass die Weltgemeinschaft ihre Anliegen zur Kenntnis nehme. „Dankbar und glücklich“ äußerte sich der katholische Patriarch von Jerusalem, Fuad Twal. Der Weltkirchenrat und der Vatikan erwarten ebenfalls neue Impulse im Bemühen um einen dauerhaften Frieden auf der Grundlage einer Zwei-Staaten-Lösung.

ÄGYPTEN

N

Palästinensergebiete israel. Zivilverwaltung und Siedlungen

EKD: Man kann, aber man muss keine Organe spenden KRANKENKASSEN „Es gibt keine christliche Verpflichtung zur Organspende.“ So eine Erklärung der EKD

Foto: dpa

W

ie der EKD-Ratsvorsitzende, Nikolaus Schneider, erklärte, könnten Christen der Organspende zustimmen, sie aber auch ablehnen. Man könne die Frage auch unbeantwortet lassen, wenn man sich derzeit nicht in der Lage sehe, eine Entscheidung zu treffen: „Alle diese Optionen sind christlich verantwortbar und ethisch zu respektieren.“ Anlass für Schneiders Erklärung ist das neue Transplantationsgesetz, das 49.2012

jetzt in Kraft ist. Es verpflichtet alle Krankenkassen dazu, ihre Mitglieder nach der Bereitschaft zur Organspende zu befragen. Nach Worten Schneiders will die evangelische Kirche Mut machen, sich der Frage „ohne das Gefühl einer Bedrängung zu stellen“. Dazu könne man auch seelsorgerliche Beratung in Anspruch nehmen. Nach christlichem Verständnis sei das Leben und damit der Körper des Menschen ein Ge-

schenk Gottes: „Diesen kann und darf er aus Liebe zum Nächsten und aus Solidarität mit Kranken einsetzen.“ Eine Organentnahme verletze nicht die Würde des Menschen und störe nicht die Ruhe der Toten: „Unsere Hoffnung auf die Auferstehung bleibt davon unberührt.“ Schneider besitzt einen Organspendeausweis. In Deutschland stehen rund 12.000 Patienten auf den Wartelisten für ein Spenderorgan. P


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N AC H R IC H T E N

NOTIERT Litauischer Bischof: Nicht schweigen zu Christenverfolgung

Christen retteten 29 Kindern das Leben RUMÄNIEN Ehepaar baute in Siebenbürgen „Haus der Hoffnung“ auf.

E

in christliches Ehepaar aus Dillenburg (Mittelhessen) hat in den letzten 15 Jahren 29 Sinti- und Roma-Kindern in Rumänien das Leben gerettet und ihnen eine Schulausbildung ermöglicht. Petra (56) und Heinz Gräbe (68) waren 1997 in das südosteuropäische Land umgezogen, um in Meschen (Mosna) bei Hermannstadt (Siebenbürgen) ein diakonisch-missionarisches Kinderheim aufzubauen, das „Haus der Hoffnung“. Wenn sie die Babys – überwiegend Mädchen – nicht aufgenommen hätten, wären sie gestorben. Ihre verarmten Eltern hatten sie ausgesetzt, berichtete das Ehepaar in der Brüdergemeinde Dillenburg-Manderbach. Dort wurde das 15-jährige Bestehen des „Hauses der Hoffnung“ mit 350 Förderern gefeiert. Alle 29 Kinder im Alter zwischen zehn und 17 Jahren waren dabei und gestalteten das Festprogramm. Wie es hieß, werden Sinti und Roma in Rumänien oft diskriminiert. Einige der Heimkinder gehörten zwar zu

den besten Schülern in ihren Klassen; bei offiziellen Auszeichnungen gingen diese als „Zigeuner“ bezeichneten Kinder aber immer leer aus. Ein Fernsehbericht über die Not der Kinder in Rumänien war der Auslöser für die Arbeit. Das Ehepaar Gräbe, das sieben Kinder hatte, wollte zunächst ein betroffenes Kind adoptieren. Doch das Dillenburger Jugendamt verbot die Adoption. Die Eheleute fragten sich, was in dieser Lage der Wille Gottes sei, und kamen zu der Überzeugung, nach Siebenbürgen auszuwandern und ein Kinderheim aufzubauen. Es wird überwiegend durch Spenden und den Verkauf von Waren aus Deutschland in drei Gebrauchtwarenläden in Rumänien finanziert. Geistlich wird die Arbeit von der Brüdergemeinde in Manderbach getragen. Juristischer Träger ist der Verein Bibel- und Missionshilfe Ost (Weitefeld bei Siegen). P

b www.hausderhoffnung.de 02771 3 51 72

Somalia: Islamisten enthaupteten öffentlich einen Christen In Somalia haben muslimische Extremisten einen Christen öffentlich enthauptet. Mitglieder der terroristischen Shabab-Miliz hätten den 25-jährigen Farhan Haji Mose in der Hafenstadt Baraawe – etwa 180 Kilometer südlich der Hauptstadt Mogadischu – hingerichtet. Der frühere Muslim hatte 2010 in Kenia den christlichen Glauben angenommen und war im vorigen Jahr in sein Heimatland zurückgekehrt. In Baraawe betrieb er einen Kosmetikladen. Die Shabab-Milizionäre hatten ihn sechs Monate lang observiert. Sie beschuldigten ihn, ein Spion zu sein, der „die fremde Religion des Christentums“ angenommen habe. Nach der Hinrichtung haben sich die Familienangehörigen des Opfers aus Angst vor Rache nicht getraut, den Leichnam zu bergen und zu beerdigen. Ein Fischer habe ihn am nächsten Morgen gefunden. Die Shabab-Miliz hatte bereits im Februar den 26-jährigen Konvertiten Zakaria Hussein Omar im Dorf Cee-carfiid nahe Mogadischu enthauptet. Die schätzungsweise 7.000 Mitglieder zählende Terrorgruppe will das Land am Horn von Afrika von Christen „säubern“. Von den 9,4 Millionen Einwohnern Somalias sind 99,7 % Muslime und 0,3 % Christen.

Missionsschiff: Es geht wieder los Das Missionsschiff „Logos Hope“ des evangelikalen Missionswerks „Operation Mobilisation“ (OM) wird nach monatelangen Reparaturarbeiten voraussichtlich nächste Woche wieder in See stechen. Seit April liegt das Schiff im Hafen von Subic Bay auf den Philippinen. Schwierigkeiten beim Austausch der Generatoren verlängerten den Aufenthalt. Nach acht Monaten können die Mitarbeiter endlich mit ihrer Arbeit fortfahren. Das nächste Ziel der „Logos Hope“ wird Hongkong sein. Das Missionsschiff wurde 2009 in Dienst gestellt. Im vorigen Jahr kam der zweimillionste Besucher an Bord. Dort ist u. a. eine Buchausstellung mit 5.000 Titeln zu sehen. Über 2,7 Millionen christliche Bücher und Schulbücher sind laut OM auf der Logos Hope weitergegeben worden. Die Besatzungsmitglieder besuchen an Land auch Kranken- und Waisenhäuser sowie Gefängnisse, um dort den christlichen Glauben zu bezeugen. Die 400-köpfige Besatzung, zu der Christen aus 45 Nationen gehören, ist auf Spendenbasis angestellt. b www.gbaships.org

Foto: Ralf Triesch, GBA Ships e.V. / Thomas Brouwer

Die Sinti- und Roma-Kinder im „Haus der Hoffnung“ im siebenbürgischen Mosna (Rumänien)

Mehr Solidarität mit Christen, die rund um den Globus angefeindet werden, hat der Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Litauen, Mindaugas Sabutis (Wilna), gefordert. Rund 220 Millionen Christen würden diskriminiert und verfolgt. Aber die Welt scheine das schweigend hinzunehmen. Das mache ihm Angst, sagte Sabutis in Detmold. Anlass war eine Feier zum 20-jährigen Bestehen einer Partnerschaft der Lippischen Landeskirche mit der Kirche in Litauen. Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Litauen hat rund 21.000 Mitglieder und die reformierte etwa 7.000 Mitglieder. 79 % der rund drei Millionen Einwohner Litauens sind römisch-katholisch.

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Indien: Zwölf Millionen Mädchen in 20 Jahren abgetrieben TECHNIKFOLGEN Die Abtreibung ungeborener Mädchen gehört in Indien zum Alltag. Wer sich trotzdem für die Geburt einer Tochter entscheidet, lebt gefährlich. 85 Millionen Mädchen fehlen in Indien und China.

D

as berichtet die linksalternative „tageszeitung“ („taz“, Berlin). Indischen Studien zufolge seien in den letzten 20 Jahren zwölf Millionen Mädchen im Mutterleib getötet worden, weil ihre Familien lieber einen Jungen wollten. Seit den 90er Jahren können Familien in Indien mit dem Ultraschallgerät frühzeitig das Geschlecht ihres ungeborenen Kindes bestimmen lassen und trieben dann die Mädchen ab, so die taz. Nach Angaben der Vereinten Nationen fehlten dadurch heute schon 85 Millionen Mädchen allein in Indien und China (wo es aufgrund der Ein-Kind-Politik der Staatsführung zu massenhaften Abtreibungen kommt/d. Red.). Der Bericht zitiert die Vorsitzende der Nationalen Kommission für Kinderrechte in Indien, Shanta Sinha: „Die Motive für den Mord an den ungeborenen Töchtern entstammen einer sehr zeitgemäßen Einstellung – man will große Hochzeiten, große Geschenke und einen stolzen Sohn, aber keine wirtschaftlich unnütze Tochter.“ Der Bericht schildert auch das Schicksal der 34-jährigen Ärztin Mitu Khurana, die gegen den Willen ihres

Mannes Zwillingsmädchen gebar. Sie verklagte ihren Ehemann wegen des Mordversuchs an seinen eigenen ungeborenen Mädchen. Dazu die taz: Sie ist „die Erste, die vor Gericht gegen ein millionenfaches Verbrechen aufbegehrt, das fast alle verschweigen“. Nachdem nach einer Ultraschalluntersuchung feststand, dass sie zwei Mädchen bekommen würde, habe ihr Mann sie zur Abtreibung aufgefordert, so Khurana. Dies habe sie verweigert. Daraufhin habe ihr Mann sie zu Hause eingesperrt und ihr kein Essen mehr gegeben. Um eine Fehlgeburt zu provozieren, habe er sie zweimal die Treppe hinuntergeworfen.

Mehr Opfer als Hitler oder Stalin Zudem habe die Familie ihres Mannes gedroht, die Töchter nach der Geburt zu ertränken. Khurana gelang es, zu ihren Eltern zu flüchten, und gebar die zwei Mädchen, die heute sieben Jahre alt sind. Der Ausgang des Prozesses gegen ihren Mann ist noch offen. Die meisten Verfahren in Indien dauern zehn Jahre oder länger, so der Bericht. Mit dem Prozess gegen ihren Mann will Khurana

das Unrecht der Abtreibung aufzeigen: „Wir töten heute mehr ungeborene Mädchen, als Hitler oder Stalin an Opfern verursachten. Aber hier in Indien schreit niemand auf und niemand wird dafür bestraft.“ P

99 Tage lang Wünsche an Gott schreiben PROCHRIST-AKTION Rund 1.600 Christen beten für Anliegen.

Foto: reproscan idea

D

ie evangelistische Aktion „ProChrist“ hat am 1. Dezember die Aktion „Dein Wunsch an Gott“ gestartet. Internetnutzer können 99 Tage lang unter www.zweifelnund-staunen.de ihre Gebetsanliegen an Gott formulieren. Die Bitten werden per E-Mail an ehrenamtliche Mitarbeiter weitergeleitet, die dafür beten. Der Absender des Anliegens erhält daraufhin eine persönliche Antwort des Beters und bekommt die Möglichkeit, sich weiter über Gebet und christlichen Glauben zu informieren. Wie ProChrist-Geschäftsführer, Michael Klitzke (Kassel), sagte, sei der Start „erstaunlich gut“ verlaufen. An den ersten beiden Tagen seien fast 300 Gebetsanliegen eingegangen. 12.2012

Was gewünscht wird Dabei gehe es vor allem um den Wunsch nach Heilung von Krankheiten und um Hilfe bei Problemen in Partnerschaft und Familie. Das Angebot wird während des Aktionszeitraums bis Mitte März 2013 auch auf den Portalen von WEB.DE und GMX beworben. Laut ProChrist haben sich rund 1.600 Beter registriert.

100.000 Gebetswünsche

ProChrist hofft, dass mindestens 100.000 Gebetswünsche eingehen. Mit der Aktion „Dein Wunsch an Gott“ beginnt die Vorbereitung auf eine ProChrist-Veranstaltungsreihe, die vom 3. bis 10. März 2013 von Stuttgart aus an mehrere Hundert Orte Europas über Satellit ausgestrahlt wird. P

Sie müssen ferner eine Referenzadresse eines geistlichen Leiters angeben und an einer 60-minütigen Online-Schulung teilnehmen. Beter sollten bereit sein, für mindestens drei Anliegen pro Woche zu beten.

Gebetsanliegen nennen auf www.zweifeln-und-staunen.de Anmeldung für Beter (noch bis 24. Dezember möglich): www.gebetsaktion.prochrist.org


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M I SSION

Dresden

Sachsen Chemnitz

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Marienberg

DEUTSCHLAND

Von Paraguay ins „Arzgebirg“ MISSION Immer weniger Deutsche sind Missionare im Ausland. Stattdessen kommen PAR AGUAY

immer mehr Ausländer nach Deutschland, um hier die christliche Botschaft zu verbreiten. So auch dieses junge Missionarsehepaar aus Paraguay, das im Erzgebirge in Sachsen unter Jugendlichen tätig ist. Eines ihrer Projekte ist so wegweisend, dass es sogar vom Programm der Bundesregierung „Toleranz fördern, Kompetenz stärken“ unterstützt wird. Matthias Pankau und Thomas Kretschel (Fotos) waren vor Ort. ideaSpektrum 49.2012


M I SSION

Zöblitz im Erzgebirge. Der Gruppenraum im „Haus des Kindes“ ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Rund 70 Kinder haben es sich auf Turnmatten bequem gemacht. Sie sind zwischen 3 und 6 Jahre alt und blicken erwartungsvoll zur Tür. Denn für diesen Vormittag haben sich Gäste angekündigt: Marcelo und Mera Hildebrandt aus Paraguay. Sie wollen den Kleinen ihr Heimatland vorstellen. Als das junge Ehepaar aus Südamerika mit der akademischen Viertelstunde Verspätung endlich eintrifft, gibt es Applaus. „Guten Morgen“, rufen die beiden den Kindern zu. „Gu-ten-Mor-gen“, hallt es zurück. „Buenas Dias“, legen Marcelo und Mera nach. „Bena-dias“, rufen ein paar Kinder etwas verhaltener. „Glück auf“ grüßt das Paar. Und die Kinder erwidern den Gruß mit erzgebirgischem Zungenschlag – „Gligg auf“. Die Chemie zwischen beiden Seiten stimmt. Das bleibt auch die nächsten eineinhalb Stunden so. Denn Mera und Marcelo verstehen es, die Kinder zu begeistern.

Foto: idea / Kairospress

Deutsche mitten in Paraguay Besuche in Kindergärten und noch viel häufiger an Schulen gehören zu den Hauptaufgaben von Mera und Marcelo Hildebrandt, die seit fast einem Jahr im erzgebirgischen Marienberg leben. Das temperamentvolle junge Ehepaar aus Südamerika möchte Kindern und Jugendlichen klarmachen, dass die Botschaft der Bibel und der christliche Glaube mehr sind als nur Tradition. Doch was verschlägt ein junges Ehepaar aus Paraguay ins Erzgebirge? Marcelo Hildebrandt – der Familienname lässt es erahnen – hat deutsche Vorfahren. Seine Urgroßeltern väterlicherseits wanderten Anfang des 20. Jahrhunderts nach Paraguay aus. Sie waren nämlich Mennoniten. Die aus der Täuferbewegung der Reformationszeit hervorgegangene evangelische Freikirche (den Baptisten verwandt) wurde in weiten Teilen Europas als Wiedertäufer bis ins 20. Jahrhundert hinein verfolgt. Para-

ideaSpektrum 49.2012

guay war eines der wenigen Länder, das den Glaubensflüchtlingen Asyl gewährte. Auf diese Weise entstanden in dem südamerikanischen Land zahlreiche mennonitische Siedlungen. In denen spricht man bis heute Deutsch. Um das zu pflegen, fi nden dort auch regelmäßig deutschsprachige Jugendfreizeiten statt. Bei einer lernte Marcelo seine Frau Mera – Tochter philippinischer Missionare in Paraguay – kennen. Die Leidenschaft der beiden: anderen – vor allem jungen – Menschen die Botschaft von Jesus Christus weiterzusagen.

Statt nach Indien ins Erzgebirge So kam es ihnen gelegen, als ein Gast aus Deutschland sie und einige Mitstreiter nach einer dieser Jugendfreizeiten zu einem Jugendlager nach Deutschland einlud. Das führte sie 2008 unter anderem ins erzgebirgische Pockau. Dort brachten sie Kindern und Jugendlichen Englisch bei und erzählten bei dieser Gelegenheit auch davon, was ihnen persönlich Jesus bedeutet. Das vom evangelikalen „Jesus Zentrum Erzgebirge“ veranstaltete Camp wurde ein voller Erfolg und findet seitdem jeden Sommer statt. 2 Jahre später verschlug es die beiden allerdings eher unfreiwillig für 3 Monate ins Erzgebirge. Eigentlich sollte es gemeinsam mit einem in Deutschland lebenden Missionar zu einem Missionseinsatz nach Indien gehen. Marcelo und Mera hatten dafür extra ihre Anstellungen als Radiomoderator und als Lehrerin in Paraguay gekündigt, weil sie nicht so viel Urlaub bekommen hätten. Doch dann erlitt der Leiter des Einsatzes einen Schlaganfall und die Reise musste kurzfristig abgesagt werden.

Von Erd- zur Bibelkunde „Nun waren wir in Deutschland und wussten nicht, was wir tun sollten“, erzählt Marcelo. Die Gruppe beschloss, ins Erzgebirge zu reisen, wohin es ja bereits Kontakte gab. Dort hatte dann eine Mutter die Idee, die Gäste aus Paraguay könnten in der

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örtlichen Schule doch ihr Land vorstellen. Das kam so gut an, dass Marcelo, Mera und ihre Mitstreiter schließlich Anfragen von immer mehr Schulen bekamen. „Wir haben Geografie-, Musik- und sogar Religionsunterricht gehalten“, erzählt der 27-Jährige begeistert. Einige Schüler baten schließlich darum, dass die Gruppe aus Paraguay Andachten oder Schülerbibelkreise hält. Weil die ungezwungene Art des Ehepaares, über seinen Glauben zu sprechen, gerade bei Jugendlichen so gut ankam, fragte die Leitung des „Jesus Zentrums Erzgebirge“ die beiden, ob sie sich vorstellen könnten, für einen längeren Zeitraum nach Sachsen zu kommen, um diese Form der evangelistischen Arbeit fortzusetzen.

Vielen fehlt der Halt Im März schließlich tauschten Marcelo und Mera ihr Haus in Tres Palmas samt Hund und Fischteich gegen eine kleine Mietwohnung im Erzgebirge. Das Jesus Zentrum hat die beiden zunächst für 2 Jahre auf Teilzeitbasis angestellt. Finanziert wird das Ganze aus Spenden der gut 40 Gemeindemitglieder des freikirchlichen Zentrums. „Ich hatte schon längere Zeit das Gefühl, dass Gott uns für eine begrenzte Zeit an diesem Platz haben will“, erklärt die junge Frau. Zwar sei der Lebensstandard in Deutschland ungleich höher als in Paraguay, sagt sie, das mache die Menschen aber nicht unbedingt glücklicher. Am häufigsten berichteten ihr Jugendliche von zwischenmenschlichen Problemen, etwa mit den Eltern. „Viele sind auf der Suche nach einem Halt in ihrem Leben“, erklärt sie. „Und obwohl einige Jugendliche, mit denen wir zu tun haben, zur Kirche gehören, haben sie nicht verstanden, dass Jesus dieser Halt ist und dass er eine ganz praktische Bedeutung für ihr Leben hat.“

Mit Werten gegen Kriminalität Das wollen Mera und Marcelo den jungen Menschen in und um Marienberg klarmachen – ob in Jugendkreisen, O


NEU Da kommt Stimmung auf: Die Kleinen im „Haus des Kindes“ singen mit Mera und Marcelo.

Dan Woolley

Lebendig begraben Ich schrieb schon meine letzten Worte. Haiti im Januar 2010: Ein schreckliches Erdbeben verwüstet den Inselstaat. Dan Wolley ist für die Hilfsorganisation Compassion unterwegs, als ein Hotel über ihm zusammenstürzt. Er überlebt schwer verletzt, unter den Trümmern begraben. Werden die Rettungskräfte ihn finden? Wird er seine Familie wiedersehen? Zwischen Hoffnung und Verzweiflung setzt er auf seinen Glauben. Ein Überlebender der Katastrophe auf Haiti berichtet. 288 S., geb., mit 8 Farbseiten, 14 × 21 cm € 14,99 (D) / SFr *25,50 / € 17,50 (A) Best.-Nr. 191260 *(unverbindliche Preisempfehlung)

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Dan Woolley Lebendig begraben Best.-Nr. 191260

Fußball-Camps oder beim Englischunterricht. Ein derzeit besonders vielversprechendes Projekt nennt sich „Youth Alive“ (Lebendige Jugend) und wird im Rahmen des Bundesprogramms „Toleranz fördern, Kompetenz stärken“ sogar unterstützt. Der Grund: Wegen der Nähe zur tschechischen Grenze ist die Drogenkriminalität in der Region in den vergangenen Jahren stark angestiegen. In der Kriminalstatistik der Polizeidirektion Chemnitz-Erzgebirge für das Jahr 2011 heißt es dazu in Beamtendeutsch: „Die verstärkte Kontroll- und Ermittlungsarbeit im Bereich der Rauschgiftkriminalität (im Erzgebirgskreis – Anm. d. Red.) widerspiegelt sich in größeren Fallzahlen. Insbesondere beim illegalen Handel und Schmuggel insgesamt wurden mehr als doppelt so viele Fälle (+52) erfasst wir im Vorjahr (42).“ Vielfach sind dabei Jugendliche und junge Erwachsene betroffen. So sei im Erzgebirgskreis im vergangenen Jahr erstmals seit 2007 ein Anstieg der Jugendkriminalität zu verzeichnen gewesen – wobei dazu freilich nicht nur Drogenkriminalität gehört.

Vorbilder sehen

bernhau, wenige Kilometer von Marienberg entfernt. Die Gäste stellen ihre Arbeit vor und sprechen darüber, welche Werte und Prinzipien sie in ihrem Leben leiten. „Dabei hören die Schüler nicht nur Beispiele, sie sehen Vorbilder“, erklärt Andreas Hahn, Mitglied im Leitungskreis des Jesus Zentrums, die Idee dahinter. Zu Gast waren bereits unter anderen der TrialBike-Weltmeister Marco Hösel, der spanische Pantomime Carlos Martinez oder die österreichische Katastrophenhelferin Rosi Mundl. Und auch der Leibwächter und Christ Michael Stahl, der bereits Papst Benedikt XVI. oder Boxlegende Muhammad Ali bewachte, war an der Olbernhauer Mittelschule zu Gast.

„Kommen Sie bald wieder!“ Im „Haus des Kindes“ in Zöblitz zeigen Mera und Marcelo auch Bilder aus ihrer südamerikanischen Heimat. Die Kinder sehen Schulen und Kindergärten, die teilweise in einem erbärmlichen Zustand sind. Aber die Kinder auf den Bildern lachen trotzdem. „Das zeigt, dass Glück und Freude nicht davon abhängen, was wir haben“, erklärt Marcelo. „Gott hat jeden Menschen geschaffen und deshalb ist ihm auch jeder Einzelne wichtig.“ Die Kinder lauschen gespannt. Und als die beiden Missionare gehen, ruft ihnen die Leiterin noch hinterher: „Kommen Sie bald wieder!“ Das hören die beiden nicht zum ersten Mal.P

Im Rahmen eines lokalen Aktionsplans wurden deshalb Projekte gesucht, die Jugendlichen und jungen Erwachsenen Courage und Kompetenzen vermitteln. Auch „Youth Alive“ wurde von der Jury ausgewählt. Das Konzept ist einfach: Einmal im Monat ist das junge Ehepaar zusammen mit einem jeweils anderen Referenten zu Gast an der Mittelschule Ol- Andreas Hahn

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Buch Monats 22 Mdes I SSION

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P RO & KON T R A

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Advent: Statt Rummel besser fasten? KIRCHENJAHR Ist heute die Adventszeit vom Einkaufsbummel bestimmt, so war sie ursprünglich etwas ganz anderes: nämlich Fastenzeit. Das Adventsfasten ist seit dem 11. Jahrhundert überliefert. Es soll auf das Fest der Menschwerdung Gottes – die Geburt Jesu an Heiligabend – vorbereiten. Sollten sich Christen heute wieder darauf besinnen?

Fasten hilft uns, Gott wieder wahrzunehmen und im Alltag mit Ihm und aus Ihm heraus zu leben.

PRO

Die Adventszeit ist die Zeit der Vorbereitung auf die Ankunft unseres Herrn Jesus Christus. Für viele Menschen ist es eine Zeit der Hektik und der Ruhelosigkeit. Vieles wird vorbereitet, das Haus wird gründlich geputzt und dekoriert, Plätzchen gebacken, Geschenke besorgt und eingepackt und der Weihnachtsbaum aufgestellt. Da ist nicht viel Raum, damit wir uns selbst vorbereiten können! Und in diesem ganzen Stress auch noch fasten, auf die „Nervennahrung“ verzichten? In unserer Kommunität gibt es keine „Fastenregeln“ für die Adventszeit. Das Fasten ist etwas ganz Persönliches zwischen mir und Gott. Wenn das Motiv stimmt, ist auch das „herkömmliche“ Fasten sinnvoll und wohltuend. Doch der eigentliche Sinn des Fastens liegt nicht in der reduzierten Nahrungsaufnahme. Echtes Fasten ist das, woran der Herr Wohlgefallen hat (vergleiche Jesaja 58).

Ich muss nicht im Advent verzichten, damit ich innerlich auf Weihnachten vorbereitet bin.

Fotos: privat

KONTRA

Der Advent ist die Zeit der Sinne. Wir hören, sehen, riechen, fühlen – und schmecken. Kerzenschein und Glitzerglanz hellen die dunklen Tage auf. Glöckchen, Flöten und Weihnachtslieder klingen aus Fenstern und Türen und beschwingen die gefrorenen Glieder. Herrliche Gerüche nach Zimt und Glühwein, nach Zitrusfrüchten und Räuchermännchen steigen mir an jeder Straßenecke in die Nase. Köstliche Speisen werden zubereitet. Man trägt bunte Schals und lustige Mützen und bringt den Lieben Überraschungen aus Schokolade und Marzipan mit. Alles ist in Bewegung, wir denken ans Schenken und freuen uns darauf, beschenkt zu werden. Ich liebe diesen Trubel! Ob da nicht der Sinn von Weihnachten verloren geht – wie es mir aus konservativ-christlichen Kreisen immer mal wieder zu Gehör kommt? Aber hallo: ganz und gar nicht! Jesus sagt: „Ich bin gekommen, dass sie 49.2012

Sandra Lück ist Ordensschwester der Diakonissen-Kommunität Zionsberg in Warburg-Scherfede (Ostwestfalen).

Ein netter Gruß für die störrische Dame! Was nützt es Gott, meinem Nächsten und mir selbst, wenn ich wegen verminderter Zuckerzufuhr reizbar bin? Vielmehr soll ich mich doch auf das besinnen, was mich näher zu Jesus bringt. Was tut meiner Beziehung zu Gott gut? Womit kann ich meinem Nächsten wohltun? Wir leben doch auf Jesu Geburtstag zu: Also worüber freut sich Jesus? Vielleicht könnte ich mich in der Adventszeit aus Lästereien heraushalten; einer Familie, die im Dorf so unbeliebt ist, einen netten Gruß in den Briefkasten werfen; die störrische ältere Dame aus der Nachbarschaft zum Kaffee einladen; einmal nicht auf mein Recht bestehen; vielleicht könnte ich auch jeden Morgen eine halbe Stunde früher aufstehen, um Zeit mit Gott zu verbringen. Solches Fasten hilft uns, Gott wieder wahrzunehmen und im Alltag mit Ihm und aus Ihm heraus zu leben. Das ist ein unbezahlbares Geschenk! P

Uwe Heimowski ist Gemeindereferent der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Gera (Thüringen) und Autor der beiden Bücher „Ich bin dafür!“ und „Weiter so!“.

das Leben und volle Genüge haben sollen“ (Johannes 10,10). Jesus verknüpft den Advent – „ich bin gekommen“ – mit einem Leben im Überfluss. Kein Wunder, dass er mitunter als „Fresser und Weinsäufer“ verschrien wurde. Nein, nein, der Advent muss nicht zum Verzicht werden, damit ich innerlich auf Weihnachten vorbereitet bin.

Nur wenn sich die Konsumspirale zu kräftig dreht! Sollte allerdings – und das kann man natürlich nicht ausschließen – der Weihnachtstrubel mich so sehr stressen und die Konsumspirale mich so kräftig in ihren Strudel ziehen, dass ich in diesen Tagen noch weniger zur Ruhe komme, als das im gewöhnlichen Alltag sonst schon möglich ist, dann, ja dann lassen sich die Sinnlichkeit des Advents und die Vorfreude auf Jesu Geburt vielleicht durch den einen oder anderen Verzicht noch steigern. P


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Bloß kein Kirchendeutsch! SPRACHE Der Protestantismus versteht sich als „Kirche des Wortes“. Predigten spielen die Hauptrolle in Gottesdiensten. Doch wie gehen evangelische Landes- und Freikirchen mit den Worten um? Dazu ein Interview mit dem meistgelesenen Lehrer für deutsche Sprache und Stil, Wolf Schneider (87). Er rät: „Liebe deinen Leser wie dich selbst!“ Mit ihm sprach Karsten Huhn. Herr Schneider, Sie bezeichnen die Bibel als „Sprachkunstwerk“ und Martin Luther als „ewiges Vorbild“. Warum? Das begründen zu müssen, finde ich kurios. Es ist unumstritten, dass Martin Luther einer der Großmeister der deutschen Sprache ist – allerdings mit einem Abstrich: Ich habe mit Hilfe der englischen, spanischen, französischen Bibel festgestellt, dass vieles, was ich an Luther meisterhaft finde, in anderen Übersetzungen ebenso gelungen ist. Die eigentlichen Sprachmeister sind also die Autoren der Bibel. Luther hatte offenbar eine großartige Vorlage, die er mit gewaltiger Kraft ins Deutsche transponiert hat. Zum Beispiel 1. Mose 3,19: „Du bist Erde und sollst zu Erde werden“ – das ist saftiges, herrliches Deutsch, aber das Englische ist eben nicht minder großartig: „From dust thou art, and unto dust shalt thou return.“ Sie haben fünf Bücher zum Gebrauch der deutschen Sprache geschrieben. Kein Buch zitieren Sie dabei häufiger als die Bibel. Luther hat eine Sprache gefunden, die den kleinen Mann beeindruckt und zugleich die Professoren nicht unterfordert. So zu schreiben ist eine ganz seltene Kunst. Ich kenne nur 5 Autoren

deutscher Sprache, die das geschafft haben: Martin Luther, Georg Christoph Lichtenberg, Heinrich Heine, Franz Kafka und Bertolt Brecht. Sie sind Vorbilder für jeden, der ein breites Publikum erreichen und zugleich anspruchsvoll schreiben will.

Welcher Theologe spricht normal? Die evangelische Kirche versteht sich selbst als „Kirche des Wortes“. Entdecken Sie dort keine Vorbilder? Ich habe in den letzten Jahren auf Wunsch Dutzende Predigten analysiert. Margot Käßmann finde ich recht gut und alle anderen herzlich schlecht. Im Gegensatz zu den meisten anderen Theologen spricht Frau Käßmann normales Deutsch. Ihre Sprache ist meilenwert entfernt von der des EKD-Ratsvorsitzenden Nikolaus Schneider. Nanu? Der fordert doch gerade, dass wir verständlich von Gott sprechen sollen. Leider bedient er sich dabei einer völlig unverständlichen Sprache. Auf der letzten EKD-Synode sagte er: „Angesichts der Gott-Vergessenheit und des christlichen Traditionsabbruchs unserer Zeit brauchen wir eine neue Kreativität für das Zur-Sprache-Bringen

Wolf Schneider

der Befreiung, die uns Menschen im Kommen Christi zuteilwurde. Wir brauchen eine theologische Sprache von Gott, die elementarisiert, ohne zu simplifizieren.“

Gelobt sei, den man nicht versteht! Und das verstehen Sie nicht? Das ist typisches AkademikerDeutsch! Diese Sprache ist von der Universität verdorben. Deutsche Geisteswissenschaftler haben es schwer, zu saftigem Deutsch zu kommen, denn die Universität ist die antideutsche Schule schlechthin. Die meisten schreiben kompliziert und schwerverständlich – und sie wollen das auch so. Denn es gilt als Zeichen hohen geistigen Ranges, dass man nicht von Hinz und Kunz verstanden wird. „Als Ausweis der Wissenschaftlichkeit gilt die Unverständlichkeit“, hat die Neue Zürcher Zeitung geschrieben.

Goethe, Luther und „Bild“ Was stört Sie an Schneiders Aussage? 1. „Christlicher Traditionsabbruch“ – das ist schiefes Deutsch. Denn christlich ist keine Eigenschaft des Traditionsabbruchs, sondern ist eine Handlung von Christen. 2. Braucht die Kir-

Luther (1483–1546)

Lichtenberg (1742–1799)

Heine (1797–1856)

Kafka (1883–1924)

Brecht(1898–1956)

Fotos: dpa (2), Bundesarchiv, gemeinfrei

Wer so schreibt wie sie, ist ein Vorbild – so der deutsche „Sprachpapst“ Wolf Schneider:

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che „eine neue Kreativität“? Kreativität ist ein zu Tode gerittenes Modewort für Fantasie. Es bedeutet „Schöpferkraft“ und sollte auf Gott und Michelangelo beschränkt bleiben. 3. „Das Zur-Sprache-Bringen der Befreiung, die uns Menschen im Kommen Christi zuteilwurde“ – könnte das so in der Bibel stehen? Wer redet so? Ich rede nicht so, die „Bild“-Zeitung nicht, Goethe und Luther nicht und Sie auch nicht. Warum reden dann Theologen so? Es ist die Sprache von einem anderen Planeten! 4. „Eine Sprache, die elementarisiert, ohne zu simplifizieren“ – fragen Sie mal Ihre Frau: „Was tust du gerade?“ Antwort: „Ich elementarisiere.“ Können Sie sich jemanden vorstellen, der so redet? Im Eröffnungsgottesdienst zur EKD-Synode sagte Bischof Gerhard Ulrich: „Wir gehen zu auf das Jubiläum der Reformation 2017. Reformation: ein doppelter Ruf nach vorwärts. Im Anfang war das Wort: Reformation stellt Kirche wieder auf ihren Anfang – und stellt sie hinein in die Welt. Wir wissen und müssen uns immer wieder vergewissern, wie nah unser Reden und Tun dem Fleisch gewordenen Wort Gottes ist. Und nie darf aufhören diese Vergewisserung, diese Erneuerung, dieses Anfangen mit dem Wort.“ 1. „Kirche“ ohne Artikel – eine Marotte, wie „Schule“ im Jargon der Kultusminister. „Die Kirche“ muss es heißen! 2. „Ein doppelter Ruf nach vorwärts“ – sprachlich falsch. 3. „Wir müssen uns vergewissern, wie nah unser Reden und Tun dem Fleisch gewordenen Wort Gottes ist“ – es fällt mir schwer, mir darunter etwas vorzustellen. Der frommen Bäuerin in Unterzeismering wird es nicht anders gehen als mir. 4. „Nie darf aufhören diese Vergewisserung, diese Erneuerung, dieses Anfangen mit dem Wort“ – merkwürdiger Satzbau und wieder diese bürokratischen „-ungs“. Dieses abscheuliche Deutsch lädt geradezu dazu ein, verspottet zu werden!

Hiob konnte es besser Was schlagen Sie stattdessen vor? 49.2012

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Ein letztes Beispiel von der EKD-Synode: Das Hauptreferat behandelte die Frage „Wozu feiern wir das Reformationsjubiläum 2017?“. Der ehemalige Präsident der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa, Pfarrer Thomas Wipf, erklärte dazu: „Das Bewusstsein dafür, wo wir herkommen, für unsere Traditionen, in denen wir leben, für die Geschichte und die Geschichten, auf deren Fundamenten wir stehen und auf deren Spuren wir uns bewegen, macht uns erst zukunftsfähig.“ Ein unmögliches Satzgebilde. Kein Simultandolmetscher kann diesen Satz übersetzen, weil er auf die Aussage so lange warten muss. Subjekt („Das Bewusstsein“) und Prädikat („macht“) sind um 32 Wörter auseinandergerissen. Am Ende des Satzes weiß kein Mensch mehr, worum es am Anfang ging. Die längsten Nebensätze in der Bergpredigt sind sieben Wörter lang.

genau wie „Der Tag des Herrn wird kommen wie ein Dieb in der Nacht“. Oder wie Rosa Luxemburg. Im Ersten Weltkrieg geißelte sie die Gewinne der Rüstungsindustrie mit dem gewaltigen Satz: „Die Dividenden steigen und die Proletarier fallen.“ Das nenne ich Luther-Deutsch! Oder Mahatma Gandhi über den passiven Widerstand: „Zuerst ignorieren sie dich. Dann lachen sie dich aus. Dann bekämpfen sie dich. Dann hast du gewonnen.“ Hauptsätze, Hauptsätze, Hauptsätze! Wissen Sie, wann der erste Nebensatz gesprochen wurde? Nein. Am Abend des ersten Schöpfungstages! Zunächst heißt es: „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Und die Erde war wüst und leer, und es war finster auf der Tiefe, und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser. Und Gott sprach: Es werde Licht. Und es ward Licht.“ Für Hauptsachen, Handlungen und Schöpfungsakte ist allein der Hauptsatz da. Erst als Gott nichts mehr tat und sich ausruhte, hatte er Zeit, den Nebensatz zu erfinden: „Und Gott sah, dass das Licht gut war.“ Der Nebensatz bietet sich an für Betrachtungen und Erläuterungen und für sonst nichts.

Hauptsätze! Hauptsätze! Hauptsätze!

Das ist großartiges Deutsch!

„Nichts ist gut in Afghanistan“, sagte Margot Käßmann in einer Predigt. Ist das ein guter Satz? Der Inhalt ist fragwürdig, aber der Satz ist von großer Klarheit: eine ungeheure Aussage in einfachen Worten,

Martin Luther forderte: „Ein Prediger soll Zähne im Maul haben, beißen und salzen und jedermann die Wahrheit sagen. Denn so tut Gottes Wort, dass es die ganze Welt antastet, Herrn und Fürsten, und jedermann ins Maul greift, don- O

Verben sind Substantiven immer vorzuziehen. Hiob sprach: „Der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen; der Name des Herrn sei gelobt!“ Er sagte nicht: „Die Gabe durch den Herrn und die Wegnahme durch den Herrn sollte Lob auf sich ziehen.“

Sprechen Schweizer besser?


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nert und blitzt und stürmt gegen große, mächtige Berge, schlägt drein, dass es raucht, und zerschmettert alles, was groß, stolz und ungehorsam ist.“ Fantastisch! „Die Stimme des Herrn zerschmettert die Zedern des Libanon“ – solche Beispiele verwende ich in meinen Sprachseminaren: Das ist konkretes, einfach großartiges Deutsch!

Wenn der Prediger seine Zuhörer quält Eine berühmte Journalistenweisheit lautet: „Mit einem Erdbeben beginnen und dann langsam steigern.“ Ist das auch ein guter Tipp für eine Predigt? Ich lehre den guten Einstieg: Ein Autor hat etwa 20 Sekunden, 40 Wörter oder 300 Zeichen Zeit, den Leser zu fesseln. Wenn es in dieser Zeit nicht gelingt, ist der Leser weg. Bei einer Predigt bleiben die Zuhörer in der Regel bis zum Schluss sitzen. Eben! Redenschreibern sage ich: Ihr habt die Macht, eure Zuhörer zu quälen. Kommt Langeweile auf, ist der Leser schnell weg, aber der Zuhörer muss sitzen bleiben, wenn er nicht einen Affront begehen will. Mit einer langweiligen Rede ärgert man den Hörer also viel mehr, weil der sich nicht wehren kann. Wer seinen Hörer langweilt, tut ihm Gewalt an! Eine Rede bedarf also süffiger Sätze, Anekdoten, Pointen, zugespitzter Formulierungen und saftiger Vergleiche – und idealerweise sollte sie auch schon amüsant beginnen. Von Jesus Christus sagt die Bibel: „Nie hat ein Mensch so geredet wie dieser.“ Jesus benutzte einfache Wörter, sprach schnörkellose Sätze und schuf saftvolle Vergleiche. Er befolgte durchweg Arthur Schopenhauers Regel: „Gebrauche gewöhnliche Worte und sage ungewöhnliche Dinge.“ Das klingt simpel – und ist doch das Schwerste auf der Welt. Am auffallendsten und wirkungsvollsten sind die Bilder und Vergleiche. „Seht euch vor vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie reißende Wölfe“ (Matthäus 7,15). Oder: „Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge, und

den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht?“ (Lukas 6,41). So lernen Kinder begreifen, und Erwachsenen verschlägt es die Sprache.

Die Bibel in den Deutschunterricht! Sie empfehlen, dass die Bibel im Deutschunterricht gelesen wird. Warum? Eine Sprache wächst und blüht mit ihren heiligen Texten, und wo es solche nicht mehr gibt, treibt sie dem Verfall entgegen – diese Diagnose wird man stellen dürfen, ob man evangelischen, katholischen, mosaischen oder überhaupt keines Glaubens ist. Das Heilige und Großartige ist obendrein Voraussetzung für das Satirische und Komische. Wie wäre es sonst zu erklären, dass die Juden, die auf heilige Schriften eingeschworen sind wie kein anderes Volk, die geistreichsten, bösesten Witze auf Erden produzieren und in Hollywood die bissigsten Dialoge?

Mit Luther schreiben lernen Sie behaupten, aus Luthers Texten ließen sich „alle Einsichten der Verständlichkeitsforschung, alle Regeln der Lesbarkeit destillieren“. Welche Regeln sind das? 1. Der Abstand zwischen zusammengehörigen Teilen eines Satzes sollte nicht länger als sechs Wörter sein. Sonst bleibt der Zuhörer oder Dolmetscher zu lange im Ungewissen. Ein Beispiel: „Captain Jones fiel im Krimkrieg“ (Gott sei Dank, denkt sich der Dolmetscher, das Verb steht diesmal vorn, ich kann schon anfangen, der Captain ist gefallen, so ist das in Kriegen), „nachdem er nicht weniger als 21 feindliche Kanonen erbeutet hatte“ (dabei fällt man, das ist klar), „auch in der Schlacht von Balaclava durch große Tapferkeit auf.“ Wehe, ich muss auf das Wörtchen „auf“ 30 Wörter warten! Es ist eine Unverschämtheit, mit dem Zuhörer so umzugehen. 2. Hauptsachen gehören in Hauptsätze, Nebensachen in Nebensätze. 3. Das Konkrete ist immer besser als das Abstrakte.

Jesus, Kafka und Sarkozy In der Bergpredigt sagt Jesus: „Schaut die Lilien auf dem Feld an, wie sie wach-

sen: Sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht. Ich sage euch, dass auch Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht gekleidet gewesen ist wie eine von ihnen.“ Das ist wunderbar konkret und ein Paradebeispiel für das Prinzip „Pars pro toto“ (ein Teil steht für das Ganze). Jesus spricht nicht von den Blumen – einem Hundertstel der Pflanzen –, sondern von den Lilien – einem Hundertstel der Blumen. Indem er also ein Zehntausendstel dessen sagt, was er meint, erklimmt er den Gipfel der Anschaulichkeit. Oder Franz Kafka, der an seine Freundin Milena in Wien schreibt: „Ich sah heute einen Plan von Wien. Einen Augenblick lang erschien es mir unverständlich, dass man eine so große Stadt aufgebaut hat, während Du doch nur ein Zimmer brauchst.“ Was für eine unglaubliche Liebeserklärung! Ein jüngeres Beispiel: Als Nicolas Sarkozy noch französischer Präsident war, ärgerte er sich darüber, dass die Europäische Kommission bis in die Nacht hinein über irgendwelche Kinkerlitzchen verhandelt. Sarkozy sagt es so: „Ich habe keine Lust mehr, bis vier Uhr morgens über drei Erdnüsse zu verhandeln.“

Gegen unsinnige Anglizismen Das Magazin „Geo“ beschäftigte sich in einer Titelgeschichte mit dem „Untergang der deutschen Sprache“. Es kommt zu einem versöhnlichen Schluss: „Macht euch keine Sorgen. Das Deutsche verändert sich, aber es wird deshalb nicht schlechter.“ Sehen Sie das auch so? Mich nervt dieses Abwiegeln, es sei alles nicht so schlimm. Die deutsche Sprache befindet sich im Niedergang. Allein die unsinnigen unter den Anglizismen! Dazu die Hasenherzigkeit und Leisetreterei, mit der deutsche Unternehmen und Behörden auftreten. Die Deutsche Post benennt sämtliche Abteilungen in englischer Sprache. Sie sitzt in Bonn auch nicht mehr im „Postturm“, sondern im „Post Tower“. In diesem Turm gibt es auch kein Café mehr, sondern eine „Post Tower Lounge“. Wir ersetzen gutes Deutsch durch schlechtes Englisch! 49.2012


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Ist es nicht so: Die großen Sprachen sind die großartigsten Kulturleistungen, die die Menschheit überhaupt hervorgebracht hat; der Kölner Dom ist klein dagegen. Nach abendländischen Maßstäben bilden Englisch, Französisch, Deutsch die absolute Spitze. Und auf der sollen wir ungewaschen herumturnen?

Wenn mich Adonaj weidet In den vergangen Jahren sind einige neue Bibelübersetzungen erschienen. Was halten Sie von dieser? „Adonaj weidet mich, mir fehlt es an nichts. Auf grüner Wiese lässt Gott mich lagern, zu Wassern der Ruhe leitet Gott mich sanft. Meine Lebendigkeit kehrt zurück.“ Das kann nur die „Bibel in gerechter Sprache sein“ – und sie ist der Gipfel des Unsinns. Hat sich die EKD eigentlich je davon distanziert? Dem feministischen Sprachgebrauch habe ich öffentlich den Krieg erklärt, weil er die deutsche Sprache verhunzt. Der Zwang, von „Bürgerinnen und Bürgern“ zu sprechen, macht die Sprache

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ungeheuer umständlich und ist auch nicht durchzuhalten. Das Einwohnermeldeamt müsste sonst konsequenterweise Einwohnerinnen- und Einwohnermeldeamt heißen. Brauchen wir neben dem Erbsenzähler wirklich die Erbsenzählerin und neben den Finnen die Finninnen? Schon die Behauptung, das grammatikalische Geschlecht habe mit dem natürlichen Geschlecht etwas zu tun, ist der schiere Unsinn. Was wäre männlich am Löwen, weiblich an der Schlange, sächlich am Pferd? Und wie viele Deutsche mögen diesen feministischen Krampf? Vielleicht drei Promille der Männer und drei Prozent der Frauen.

Und die Volxbibel? Eine weitere Übersetzung von Psalm 23: „Gott höchstpersönlich ist mein Dauergastgeber, der mich nonstop erfüllt, denn seine Power ist unfehlbar. Er bringt mich zu einer All-you-can-eat-Bar mit allem, was mein Herz begehrt und liebt.“ Ist das eine Bibel für 17-Jährige? Es handelt sich um die „Volxbibel“.

idea Fernseh- und Hörfunk-Tipps

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Abscheulich. Das ist Liebedienerei gegenüber einer Jugendmode und der Versuch, Gott auf das Niveau einer Wohnküche herunterzuholen. Ich bin nicht dafür, dass man die Sprache, die zu Hause gesprochen wird, eins zu eins übernimmt: Ein bisschen Mühe darf man sich schon geben. Ihr letzter Rat in „Deutsch. Handbuch für attraktive Texte“ lautet: „Liebe deinen Leser wie dich selbst!“ Viele Geisteswissenschaftler erwarten, dass sich ihre Leser mühsam an das Niveau des Autors herantasten. Gute Schreiber sollten jedoch den Liebesdienst leisten, sich auf die Wünsche und Fähigkeiten ihrer Leser einzustellen. Denn einer muss sich immer p plagen: g entweder der Schreiber ber oder der Leser. Vielen Dank für das Gespräch! P rowohlt Verlag Taschenbuch, 192 Seiten 8,95 € / 17.90 SFr 978-3-499-62245-8

8. bis 14. Dezember

FERNSEHEN Sonnabend, 8. Dezember

Sonntag, 9. Dezember

15.30–16.00 Raus aus Afghanistan – Der schwierige Abzug der Bundeswehr

8.30–9.15 Stunde des Höchsten, Gottesdienst

16.30–17.00 „Horizonte“: Wer krank ist, hat selbst Schuld! – Vom Gesundheitswahn und der Endlichkeit

10.00–10.30 Religion auf der Leinwand: Zwischen Faszination und Skepsis – Der Theologe und Filmpublizist Charles Martig zu Gast bei Judith Hardegger

Donnerstag, 13. Dezember 10.00–11.00 Adventsgottesdienst der Brüdergemeine aus dem Gemeinsaal Gnadau 11.00–12.15 ERF 1 Gottesdienst aus der Evangelisch-lutherischen Stephanuskirche Garbsen mit Christoph Morgner

16.10–16.40 20.15–21.00 Brasilien – Der Kreuzzug der Auf Messers Schneide – Gotteskinder Schächten in Europa Dienstag, 11. Dezember 21.45–23.15 Im Dickicht der Spendenindustrie – Kommen unsere Spenden überhaupt an?

22.35–23.05 Von Sternen, Stollen und Weihnachtschören – Wie der erste Herrnhuter Stern als Botschafter der Weihnachtsgeschichte entstand

HÖRFUNK Sonntag, 9. Dezember

Mittwoch, 12. Dezember

7.05–7.30 Adventshoffnung im Klang der Lieder – Pfarrer Stephan Krebs stellt christliche Adventslieder vor

8.30–9.00 „Unter dem Schatten Deiner Flügel“: Das Leben, die Lieder und der Tod des Liederdichters Jochen Klepper

10.00–11.00 Gottesdienst mit Pfarrer Jürg Luchsinger aus der Reformierten Kirchgemeinde Birr

12.05–12.30 Das evangelische Pfarrhaus im Wandel – Neue Herausforderungen für die Gesellschaft

7.30–8.00 Evangelische Morgenfeier mit Propst Sigurd Rink aus Wiesbaden

9.30–9.45 Evangelisch-reformierte Predigt mit Pfarrerin Caroline Schröder Field aus Basel

10.05–11.00 Evangelischer Gottesdienst aus der Dorfkirche in Alt-Lübars, Berlin

20.04–20.30 Hoffnung auf eine Zeitenwende – Die Mayas und das Ende der Welt

20.00–21.00 ERF Plus Glaube – erlebt, gelebt Kindern die Bibel verständlich machen Donnerstag, 13. Dezember 20.00–21.00 ERF Plus Bilanz: Horst Marquardt und der Japan-Missionar Joachim Kleemann

Wer reagieren möchte, kann dies unter folgenden Rufnummern tun: ARD: 089/5900-3344 | Bibel.TV: 040/4450660 | Das Vierte: 0180/5843783 Deutschlandfunk und Deutschlandradio: 0221/345-1831 | DRS 2: (0)848/808080 | ERF: 06441/957-0 | HR (TV): 069/1555111 | Kabel 1: 0180/5011150 KiKa: 0180/2151514 | Luth. Stunde: 04264/2436 | MDR: 0341/300-5401 | NDR: 0511/988-2393 | Phoenix: 0180/28213 | RBB: 030/97993-2171 SF 2: (0)62/2059050 | SR 2: (0)681/6022222 | SWR: 07221/929-0 | WDR (Radio): 0221/5678-333 | WDR (TV): 0221/5678888 | ZDF: 06131/7012164

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K I RC H E NG E SC H IC H T E

„Die Nacht ist vorgedrungen“ CHRISTEN IM DRITTEN REICH Jochen Klepper war einer der bedeutendsten geistlichen Liederdichter des 20. Jahrhunderts. Das Evangelische Gesangbuch enthält heute seine wichtigsten Lieder. Der Schlesier ist nach Martin Luther und Paul Gerhardt der dritthäufigste Autor. Kleppers Ehe mit einer Jüdin wird ihm im Dritten Reich zum Verhängnis. Vor 70 Jahren – am 10. Dezember 1942 – nimmt sich fast die ganze Familie das Leben. Hans Steinacker (Witten) zeichnet das Leben Kleppers anhand von Tagebuchaufzeichnungen nach.

Ein christliches Elternhaus Klepper wurde am 22. März 1903 im schlesischen Beuthen an der Oder als drittes von 5 Kindern eines Pfarrers geboren. Die modische, künstlerisch begabte Mutter mit ihrer katholischen Herkunft war alles andere als der Typ der traditionellen deutschen Pfarrfrau. Jochen verdankt ihr den Geschmack für Möbel, Bilder, Blumen und die Liebe zum Theater. Der aus dem niederschlesischen Landadel stammende Vater ist in der lutherischen Frömmigkeit Herrnhuter Prägung verwurzelt. Jochen will ebenfalls Pfarrer werden und widmet sich dem Theologiestudium in Erlangen und Breslau. Doch erste literarische Erfolge führen zu dem Entschluss, Redakteur beim Evangelischen Presseverband zu werden.

„Der Glaube ist kein Glücksbrief“ Der April 1929 bringt dem 26-Jährigen die Bekanntschaft und Liebe zu der 39-jährigen wohlhabenden jüdischen Notarswitwe Johanna Stein, genannt Hanni. Sie entstammte einer führenden Modedynastie und lebt mit ihren beiden Töchtern Brigitte und Renate

im großbürgerlichen Breslauer Residenzviertel. Klepper fi ndet nach der standesamtlichen Eheschließung 1931 für seine Familie ein Haus in dem dörflichen Berliner Südende. Im März 1932 beziehen sie die gemeinsame Wohnung. Er ist glücklich.

Austritt aus der SPD Die Idylle wurde im November 1932 durch eine mäßig dotierte Anstellung Kleppers beim Berliner Rundfunk „gekrönt“. Der von Klepper zu entrichtende Preis für diese karge Existenzmöglichkeit ist sein Austritt aus der SPD. Die 3 Jahre vorher erfolgte Mitgliedschaft bei den Religiösen Sozialisten war mit dem SPD-Parteibuch gekoppelt. Lebenswichtig war die Aufnahme in die staatliche Reichsschrifttumskammer im Februar 1934, ohne die es keine publizistische Arbeitsmöglichkeit gab. Klepper wendet sich mit seinem ersten, im schlesischen Oderbruch spielenden Roman „Der Kahn der fröhlichen Leute“ (1933) einem Heimatthema zu, den der Verlag bei Gewährung einer Monatspauschale von 300 Mark honoriert.

Denunziert und entlassen Am 10. Juni 1933 bewirkt eine Denunziation beim Intendanten wegen seiner politischen Vergangenheit und der Ehe mit einer Jüdin die sofortige Beendigung seiner Tätigkeit. Durch Vermittlung des Filmregisseurs Harald Braun kann er schon nach 5 Wochen beim Ullsteinverlag eine neue Beschäftigung finden, wird aber schon im September 1935 wieder entlassen. Während wohlhabende jüdi-

Familie Klepper (ca. 1937). Hinten v. l. Stieftochter Brigitte, Jochen Klepper, vorne v. l. Johanna Klepper, Stieftochter Renate

sche Bürger den Weg ins vermeintlich sichere Ausland suchen, bauen Kleppers ein neues Haus im noblen Nikolassee, in das sie 1939 ziehen. Der gastfreundliche, mit erlesenen Möbeln ausgestattete Neubau gilt „als eines der schönsten, stimmungsvollsten Dichterhäuser ganz Deutschlands“.

Es gilt Luthers Zwei-Reiche-Lehre In den Aufzeichnungen Kleppers klingt Abstand, ja Abneigung gegenüber den kirchenpolitischen Vertretern der „Bekennenden Kirche“ – wie Martin Niemöller, Dietrich Bonhoeffer oder Helmut Gollwitzer – an. Deren „Aktivismus“ missfällt dem Konservativen, dem bei allem Unbehagen über den widergöttlichen, nationalsozialistischen Staat allein Luthers Zwei-Reiche-Lehre

Foto: Luther Verlag

„Unter dem Schatten deiner Flügel“ lautet der Titel der Tagebücher aus den letzten 10 Lebensjahren von Jochen Klepper. Sie enden am 10. Dezember 1942, als er mit seiner Frau und deren Tochter Renate den Freitod wählte: „ … Wir gehen heute Nacht gemeinsam in den Tod. Über uns steht in den letzten Stunden das Bild des Segnenden Christus, der um uns ringt. In dessen Anblick endet unser Leben.“

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Richtschnur für die politische Existenz des Christen ist. In der Zeit beginnender innerer Vereinsamung findet Klepper die Kraft, sein großes Hauptwerk von 800 Seiten zu schaffen. Sein Tagebucheintrag vom 13. September 1933 klingt wie ein Befreiungsschrei: „Nun ist das neue Buch da (...) Und dann, mitten beim Abendbrot, durchfährt es einen auf einmal am ganzen Körper: Das ist das neue Buch! ‚Der Vater. Die Geschichte Friedrich Wilhelm I.’“

Einheit von Luthertum und Preußen In dieser Geschichtsdichtung schmiedet Klepper ein Werk vollkommener Einheit aus Luthertum und Preußentum. Gleichsam ist sie eine christliche Schau über einen königlichen Vater, der durch die Prunksucht seines schwachen Vorgängers Friedrich I. das bettelarm gewordene Preußen neu aufblühen lässt. Friedrich Wilhelm I. ist somit der mit unbezähmbarer Energie ausgestattete Prototyp des in seiner politischen Verantwortung vor Gott handelnden Königs. Im Februar 1937 erscheint endlich das Buch, und die erste private Bestellung kommt von der Gemahlin des Kaisers, der sich seit Ende der Monarchie 1918 im Exil in den Niederlanden befindet. Wegen des großen Erfolgs ist die erste Auflage 2 Monate nach dem Erscheinen vergriffen. Das Reichskriegsministerium empfiehlt die Lektüre, und Reichsinnenminister Wilhelm Frick veranlasst etliche Bestellungen. Im folgenden Monat erfolgt Kleppers Ausschluss aus der Schrifttumskammer, was einem Berufsverbot gleichkam.

Das Meisterwerk „Kyrie“ Kleppers Verwurzelung in der Bibel gibt ihm dennoch die Kraft, eine große Zahl von sprachmächtigen Liedern zu schreiben. Er stellt sich damit in die große Tradition von Martin Luther und Paul Gerhardt. Der Dichter ist gewiss, dass „allein das Buch, das die Zuflucht der Kirche erschließt“, von Bestand sein kann. In der häuslichen Abgeschiedenheit im Advent 1937 entstehen die Weihnachtslieder „Sieh nicht an, was ideaSpektrum 49.2012

du selbst bist“, „Die Nacht ist vorgedrungen“ und kurz vor dem Fest das „Weihnachtskyrie“. Durch eine Ausnahmegenehmigung gelingt 1938 die Herausgabe unter dem Titel „Kyrie“, dem zahlreiche Nachauflagen folgen. Bis in die Gegenwart werden die vertonten Gedichte gesungen, denn allein 12 davon haben im Stammteil des Evangelischen Kirchengesangbuchs Eingang gefunden.

Eine Jüdin lässt sich taufen Am 4. Adventssonntag 1938 lässt sich die Jüdin Johanna Klepper in BerlinMariendorf von dem mit der Familie verbundenen Gemeindepfarrer taufen. Anschließend wurde das Ehepaar kirchlich getraut. Klepper ist erleichtert, Anfang Dezember 1940 doch zur Wehrmacht einberufen zu werden. Willig folgt er dem Befehl, denn er sieht – bei aller Verachtung – im Unrechtsstaat der Nationalsozialisten die von Gott eingesetzte Obrigkeit, gegen die aufzubegehren ihm sein Glaube verbietet. Aber schon im April 1940 hatte Hitler angeordnet, „Arier“, die mit Jüdinnen verheiratet sind, aus der Wehrmacht zu entlassen. Im September 1941 wird der „Wehrunwürdige“ nach Hause entlassen.

Die Schweiz lässt ihn nicht rein Kleppers ältere Stieftochter – Brigitte – emigrierte bereits kurz vor Kriegsbeginn nach England und konnte dort ein neues Leben aufbauen. Die jüngere, kluge, lebhafte Abiturientin Renate ist zuletzt bei unangemessenem Lohn als Fabrikarbeiterin bei den Siemens-Werken verpflichtet. Als die inzwischen Getaufte 1941 die Weihnachtsmette besucht, setzt sie sich auf einen abseitigen Platz, weil sie „mit ihrem gelben Stern hinter einer Säule verborgen sein wollte“. Noch am 27. Oktober 1942 teilt der persönliche Referent des Reichsinnenministers mit, Klepper könne wegen des Verbleibs von Renate unbesorgt sein. Es ist ein „Schutzbrief“, der in der täglichen Repression eine kleine Pause gewährt. Doch dann sollte die Ehe der Kleppers zwangsgeschieden werden.

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Die Deportation von Mutter und Tochter in ein Konzentrationslager drohte. Für Klepper wird die Situation immer auswegloser. Verbindungen ins Ausland werden genutzt. Sogar der schweizerische Diplomat und Präsident des internationalen Roten Kreuzes, Carl J. Burckhardt, wurde bemüht. Aber die Schweiz, wie auch andere Länder, befürchteten Überfremdung und Belastung ihrer Arbeitsmärkte. Die Eidgenossen lehnen die bereits von den Nazis genehmigte Aufnahme Kleppers ab. Die letzte menschliche Hoffnung richtet sich auf Kleppers langjährigen Freund, Pfarrer Kurt Meschke in Schweden. Dessen Frau meldet am 10. Dezember 1942, dass Renate willkommen sei. Am gleichen Tag wird von Adolf Eichmann der Ausreiseantrag abgelehnt. Die Konsequenz für die drei ist der gewählte Selbstmord.

Selbstmord unter dem Kreuz Hilde Klepper, die Schwester, die am Abend des 10. Dezember in der Wohnung war, schildert die letzen Stunden des Dichters: „Als die Hausgehilfin zurückkam, bemerkte sie an der Küchentür einen Zettel mit Hannis Schrift: ‚Vorsicht Gas’. Sie öffnete die Küchentür, stellte die Gashähne ab, riss die Fenster auf. Die Toten lagen auf einer Daunendecke in der Küche auf dem Boden. Beide Frauen hielten sich umarmt, ihre Augen waren geschlossen. Jochens Augen waren offen geblieben und drückten ein großes Erstaunen aus.“ Der Dichter Reinhold Schneider deutet den freiwilligen Tod des Weggefährten so: „Es war ein Selbstmord unter dem Kreuz,, dem Zeichen der Liebe. Das Problem stellt sich ch in einer Gestalt, auf die es keine Antwort gibt.“ P Ein Bestseller:: „Der Vater“, 928 Seiten, ISBN 978-3423-11478-3, dtv Verlag, 16,90 €, 23.90 SFr


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Wie ich den Gaza-Konflikt in Israel erlebe HEILIGES LAND Im jüngsten Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern ist es zu einem Waffenstillstand gekommen. Geklärt sind die Probleme im Nahen Osten aber nicht. Viele rechnen mit einer erneuten Eskalation in nächster Zeit. Ruben Vogel (21) aus Breckerfeld bei Hagen arbeitet als Freiwilliger in einem Altenpflegeheim für Holocaust-Überlebende im israelischen Ma’alot. Der gelernte Mechatroniker berichtet für idealisten.net, wie er die Situation erlebt. eit 10 Monaten lebe ich in Ma’alot, einem Ort im Norden Israels. Er liegt nur wenige Kilometer von der libanesischen und der syrischen Grenze entfernt. Ich arbeite als Freiwilliger für die christliche Organisation „Zedakah – Liebeswerk für Israel e.V.“ in dem Altenpflegeheim „Beth Elieser“. Die 24 Heimbewohner haben die Schrecken des Holocausts überlebt. Ich wusste natürlich, bevor ich hierher kam, dass Israel sich in ständigen Auseinandersetzungen mit den Palästinensern befindet. Doch nun lernte ich zum ersten Mal eine kriegerische Situation hautnah kennen. Gaza liegt zwar rund 210 Kilometer von Ma’alot entfernt, aber durch die Nähe zur libanesischen und syrischen Grenze war der bewaffnete Konflikt in den letzten Wochen auch hier in den Köpfen der Menschen sehr präsent. Keiner weiß, wie Syrien und der Libanon reagieren werden, falls die gegenseitigen Angriffe wieder aufflammen sollten.

Die Waffenruhe wird nicht von Dauer sein In den letzten Jahren hatte sich die Sicherheitslage in Israel weitgehend beruhigt. Die Kontrollen wurden entschärft, es gab weniger Anschläge. Doch seit Israel sich gegen die Raketenangriffe aus Gaza zur Wehr setzt, werden auch hier im Norden die Kontrollen vor öffentlichen Gebäuden und Einrichtungen verstärkt. Soldaten statten Bunker mit Essensrationen, Decken und anderen notwendigen Dingen aus. Wir lernen, wer im Falle des Falls für was zuständig ist und welchen Schutzraum wir aufsuchen müssen. Jeden Tag macht das Militär Übungsflüge. 30.000 Reservisten hat die israelische Armee bislang eingezogen. Darunter sind auch Bekannte unserer israelischen Mitarbeiter. Trotz des Waffenstillstands und der ägyptischen Vermittlungen gehen die israelischen Vorbereitungen für einen möglichen Militäreinsatz unvermindert weiter. Die Mitarbeiter in meinem Heim erzählen oft von ihren Erfahrungen der letzten Kriege. Dieses Mal

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weiß keiner, wann es losgeht und vor allem, was genau die Armee vorhat. Aber alle sind sich einig: Die Waffenruhe wird nicht von Dauer sein. Es wird wieder krachen. Trotzdem scheinen die Menschen hier alles mit einer geradezu stoischen Gelassenheit hinzunehmen. Denn sie sind solche Situationen gewohnt. Sie diskutieren zwar viel und regen sich auf, aber sie haben keine Panik. Auch ich lebe nicht ständig in der Angst, es könne losgehen. Aber ein unangenehmes Gefühl habe ich ebenfalls.

Deutsche Medien sind oft einseitig gegen Israel Der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern war mir bis jetzt nur aus den deutschen Medien bekannt. Doch hier habe ich zum ersten Mal hautnah erfahren, was diese nicht enden wollende Auseinandersetzung für Israel bedeutet. In der deutschen Berichterstattung, die ich über das Internet verfolge, wird sehr einseitig Stellung bezogen. Ich bin der Meinung, dass Israel das Recht hat, sich zu verteidigen. Der Staat muss sogar reagieren, um seine Bürger zu schützen. Zu Beginn der Eskalation hat sich Israel lediglich verteidigt. Doch in den Medien hieß es: „Jetzt greift Israel an.“ Vieles wird auch gar nicht berichtet. Letzte Woche ist beispielsweise ein Bus in der Hafenstadt Haifa, die etwa 60 Kilometer von uns entfernt liegt, explodiert. Drei Menschen wurden verletzt. Auch die Tatsache, dass die Hamas immer noch täglich Raketen aus Gaza in die umliegenden israelischen Gebiete abfeuert, wird weitgehend verschwiegen. Daher ist es notwendig, sich ein objektives Bild der Lage zu verschaffen. Samuel Roller, unser Gärtner in Ma’alot, sagt zu mir: „Für mich ist der Nahost-Konflikt ein Religionskrieg. Die Bibel spricht in Sacharja 12,2 von einem ständigen Kampf um Israel und insbesondere um Jerusalem. Ich kann mir daher keinen dauerhaften Frieden vorstellen.“ P

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DI E K LE I N E K A NZ E L

» Darum muss der Kluge dieser Zeit schweigen; denn es ist eine böse Zeit «

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Samuel Moser (Belp), Präsident i. R. der Vereinigung evangelischer Freikirchen und Gemeinden in der Schweiz

Aus dem altestamenlichen Prophetenbuch Amos 5,13

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„Gesammeltes Schweigen“ im Advent „Doktor Murkes gesammeltes Schweigen“, heißt der Titel einer vieldeutigen Kurzgeschichte von Heinrich Böll. Sie spielt in einer Rundfunkredaktion. Murke erhält den Auftrag, einen gesprochenen Text nachzubearbeiten. Er soll das Wort „Gott“ durch „jenes höhere Wesen, das wir verehren“ ersetzen. Er tut es widerwillig und durchlebt Alpträume. Er bekämpft seine Abneigung, indem er Stellen aus den Bändern, bei denen der Sprecher schweigt, herausschneidet und sammelt. Beim Abspielen des gesammelten Schweigens am Abend erholt er sich von der Hohlheit und Geschwätzigkeit des Rundfunks. Wäre gesammeltes Schweigen nicht eine treffliche Idee für die Adventszeit? Um zu reden ist immer Zeit, aber nicht um zu schweigen. „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold“, sagt ein geflügeltes Wort. Es setzt die Fähigkeit des Redens

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voraus. Deshalb gibt es „Zeiten des Redens und Zeiten des Schweigens“ (Prediger 3,7). Schweigen fällt uns meist schwerer als reden. Wir brauchen nur zwei Jahre, um Reden zu lernen, und ein ganzes Leben, um Schweigen zu lernen. Reden lernen wir durch Nachahmung, Schweigen ist eine Verstands- und Willenssache. Der Kluge weiß deshalb: In böser Zeit ist es besser zu schweigen. Es geht um ein Schweigen in der Gegenwart Gottes. Etwa im Sinne Terstegens: „Gott ist in der Mitte. Alles in uns schweige und sich innigst vor ihm beuge.“ Es geht darum, „ganz Ohr“ zu sein für das, was aus der Ewigkeit kommt. Sören Kierkegaard sagte: „Zuletzt wurde ich ganz stille. Ich wurde, was womöglich noch ein größerer Gegensatz zum Reden ist, ein Hörender … Ich lernte, dass Beten nicht bloß Schweigen, sondern auch Hören ist.“ P

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PORTRÄT

Auf Glaubenskurs! EVANGELISATION Von Hause aus ist Alexander Graf zu Castell-Castell Bankier. Doch diesen Beruf hängte er an den Nagel um seiner Berufung willen – nämlich Menschen Jesus Christus bekanntzumachen. Matthias Pankau traf ihn in der deutschen Literaturhauptstadt Weimar.

Als der Bruder starb Dabei war nicht abzusehen, dass er einmal diesen Weg einschlagen würde. Denn gelernt hat er das Bankengeschäft – auch wenn er selbst ursprünglich einmal Theologie, Journalismus oder Geschichte studieren wollte. Doch dann – er war gerade 19 – starb sein älterer Bruder Maximilian bei einem Autounfall. Am selben Tag beschloss Alexander, das Leben seines Bruders weiterzuführen, dessen Pläne zu verwirklichen und die eigenen hinten anzustellen. Vorerst. Also machte er eine Ausbildung bei der Bayerischen Vereinsbank und studierte Wirtschaft. In

den 80er Jahren war er im Investmentbanking tätig und an den Börseneinführungen zahlreicher Unternehmen beteiligt. Doch der Erfolg hat seinen Preis: Seine erste Ehe – aus der zwei Kinder hervorgehen – zerbricht.

Nach Mauerfall in den wilden Osten Mit dem Mauerfall taten sich neue Geschäftsfelder auf. Den Grafen zog es nach Leipzig und Halle, von wo aus er neue Filialen aufbaute. „Wir hatten ein Büro in einer Messe-Suite des Außenhandelsministeriums der DDR mit rotem Telefon, verwanzter Holzvertäfelung, einem Fernschreiber und ein CNetz-Telefon, dessen 4,2 Kilogramm schwerer Akku es ermöglichte, 35 Minuten lang zu telefonieren, wenn das Netz nicht überlastet war“, erinnert er sich. In dieser Zeit lernte er auch seine heutige Ehefrau Donatha kennen, die er 2002 im Erfurter Augustinerkloster heiratete und mit der er 3 Söhne hat. Seine Bankkarriere beendete er schon Mitte der 90er Jahre in Mainz: „Die für den Erfolg erforderliche Narrenkappe wollte mir einfach nicht passen“, blickt er auf diese Zeit zurück. Fortan arbeitete er als Berater, ab 2007 als Vorstand der Diakoniestiftung Weimar Bad Lobenstein. Nun ist er Geschäftsführer von „Alpha Deutschland“. Um künftig noch mehr Menschen mit den Grundlagen des christ-

lichen Glaubens vertraut zu machen, möchte Alexander zu Castell-Castell die Kontakte zu den beiden Alexander Graf großen Kir- zu Castell-Castell chen sowie zu den Freikirchen weiter ausbauen.

Warum kein Wachstum in Europa? „Die Gemeinde Jesu Christi wächst weltweit. Nirgends steht, dass das nicht auch in Europa und in Deutschland geschehen kann“, sagt er. Alpha Deutschland bietet deshalb unter anderem Schulungen an, die Gemeinden dazu befähigen, den Glaubenskurs in Eigenregie durchzuführen. 10 Wochen lang träfen sich Interessierte je einen Abend, um miteinander über ihren Glauben und christliche Inhalte ins Gespräch zu kommen. „Und die Erfahrung zeigt, dass sich viele Teilnehmer später einer Gemeinde anschließen.“ Und manch einer wird sogar Bischof: Der frühere Erdölmanager Justin Welby soll in einem Alphakurs zum Glauben gefunden haben. Er studierte danach Theologie. Jetzt wurde er zum neuen Oberhaupt der 77 Millionen Mitglieder zählenden anglikanischen Kirche gewählt. P

Foto: privat

Das großzügige Haus mitten in Weimar lässt es erahnen: Hier ist man bei Blaublütern zu Gast. Hohe Räume, schwere Leuchter und jede Menge in silbernen Fassungen gerahmte Fotos derer zu Castell-Castell. Doch von einem Standesdünkel ist beim Hausherrn, Alexander Graf zu Castell-Castell, nichts zu spüren. Stattdessen merkt man schnell, wofür sein Herz schlägt, wenn man ihm zuhört: für Jesus Christus. Den möchte er auch der Kirche fernstehenden Menschen bekanntmachen. Seit Juni ist der 58Jährige Vereinsgeschäftsführer von „Alpha Deutschland“, dem Träger der Arbeit „Alphakurs“ in Deutschland.

DAS WORT DER WOCHE » Jesus benutzte einfache Wörter, sprach schnörkellose Sätze und schuf saftvolle Vergleiche. Er befolgte durchweg Arthur Schopenhauers Regel: ‚Gebrauche gewöhnliche Worte und sage ungewöhnliche Dinge.’ Das klingt simpel – und ist doch das Schwerste auf der Welt. « Der deutsche „Sprachpapst“ und Journalist Wolf Schneider (Starnberg bei München) im Interview in dieser Ausgabe 49.2012


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