Idea Spektrum Schweiz 50/2012

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50 12. Dezember 2012

Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt

www.ideaschweiz.ch

Einzelverkaufspreis: CHF 4.–

Eine Partei buchstabiert das C

CVP-Präsident Christophe Darbellay über das Jubiläum seiner Partei und göttliche Hilfe 7 Umfrage: Wie viel Weihnachten

12 Gastronomie: Christliche Hotels

8 Feier: Berner Christen gestalteten

20 Glaube: Deshalb ist Gott vor über

interkulturelles Weihnachtsfest

laden zu festlichen Tagen ein

2000 Jahren zum Mensch geworden

9 Ohne Segen: Die Firma Wander will 23 Islam: Konvertitin kämpft gegen keine Segenswünsche auf der Ovi

Zwangsheirat und Unterwerfung

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darf es in der Schule denn sein?

Seite 4

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Christa Bauer

s‘chunt guet! Das rehaZENTRUM des MEILESTEIs ist ein Ort für Menschen mit psychischen Störungen und/oder mit Suchtproblemen, die an sich arbeiten wollen. Sie werden befähigt, ein sinnerfülltes Leben zu führen und sich sozial und beruflich zu integrieren. In der Wohn- und Lebensgemeinschaft erfahren die Therapieteilnehmer Wertschätzung, Würde und Achtung sowie eine zeitgemässe und professionelle Betreuung. Zur Ergänzung unseres Betreuerteams suchen wir ab 1.1.2013 oder nach Vereinbarung eine Fachperson für die

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Ihre Aufgaben: Sie begleiten und fördern unsere erwachsenen Therapieteilnehmer (ab 18 Jahre) als Bezugsperson von deren Eintritt bis zu ihrem Austritt und übernehmen die Verantwortung für die Führung, die Planung und die Umsetzung der individuell angepassten Therapie sowie eine seelsorgerliche Begleitung. Sie leisten einen Beitrag an die Führung unserer Therapiegruppe, die Alltagsbewältigung und die Freizeitgestaltung (Abendund Wochenende). Sie leiten Gruppensitzungen sowie Schulungen zu verschiedenen Lebensthemen. Was Sie mitbringen: Sie sind eine menschenorientierte und strukturierte Person mit Lebenserfahrung, die im christlichen Glauben verankert ist und sich mit den Anliegen des MEILESTEI identifiziert. Sie sind empathisch, konfliktfähig und belastbar. Sie haben eine soziale oder therapeutische Ausbildung, vorzugsweise im Psychiatriebereich (Pflegefachperson Psychiatrie DN2 oder Ergotherapie), die Sie in die Lage versetzt, Krankheits- und Suchtbilder und die erforderlichen Konzepte zu verstehen und in die Praxis umzusetzen. Das Verfassen eines Berichts fällt Ihnen leicht. Sie haben Freude, sich auch in praktischen Lebensbereichen für unsere Therapieteilnehmer einzusetzen. Wir bieten Ihnen: Eine breite, vielseitige und spannende Tätigkeit im Dienste von Menschen. Ein engagiertes Team. Eine Funktion mit viel Eigenverantwortung und Gestaltungsmöglichkeiten. Therapeutische Supervision durch externe Fachpersonen. Zeitgemässe Anstellungsbedingungen sowie ein Arbeitsort in idyllischer Umgebung. Bitte senden Sie Ihre Bewerbung mit Bild (auch per E-Mail möglich) an: Kontakt MEILESTEI Christoph Grunder Mühlebachstr. 18 8124 Maur

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idea Spektrum 50.2012


e di t or i a l

Die cVP und Weihnachten Es gibt reizvollere Jobs, als Präsident der CVP zu sein. Mit 12 Prozent ist der Wähleranteil der Christlichdemokraten bei den letzten Parlamentswahlen auf einen historischen Tiefstand gesunken. Der Richtungsstreit zwischen konservativem und liberalem Flügel spitzt sich weiter zu. Bei der Volksinitiative «Abtreibungsfinanzierung ist Privatsache» droht die Zerreissprobe. In den Medien wird die Partei vielfach belächelt, oft auch hämisch beurteilt. Der 100. Geburtstag bot der CVP nun doch die Gelegenheit, auf einige Verdienste und Vorzüge hinzuweisen. Als staatstragende Kraft prägten die Christlichdemokraten das heutige Staatswesen massgeblich mit. Keine andere Partei kann sich zur Zeit mit ihren Parolen so oft als Abstimmungssieger sehen. Im Bundesparlament spielt die CVP häufig das Zünglein an der Waage. Und mit den beiden kürzlich eingereichten Familieninitiativen zeigt sie eine bemerkenswerte neue Dynamik. Die beste Antwort auf all die kritischen Kommentare zum Jubiläum. Dynamisch und hoffnungsvoll gab sich CVP-Präsident Christophe Darbellay auch bei unserm Interview (siehe Seite 4). Eine markante politische Figur mit konservativen Walliser Wurzeln, sympathischer Ausstrahlung, grosser Leidenschaft. Und auch mit Gottvertrauen. Doch vermag er seine schlingernde Partei auf Erfolgspfade zu führen? Gelingt es ihm, die CVP auf eine gemeinsame Identität zu verpflichten und klar zu positionieren? Gelingt es ihm auch, verlässliche Verbündete zu gewinnen? Denkbar wären durchaus engere Beziehungen zur EVP und damit auch zur Evangelischen Allianz. Während sich die EDU als zweite christliche Kleinpartei vermehrt an die SVP anlehnt, sucht die EVP weiterhin nach dem stimmigen Partner. Das christlichkonservative Potenzial ist jedenfalls keineswegs ausgeschöpft. Profilierter, provokativer müsse die CVP künftig auftreten, hiess es an der nationalen Jubiläumsfeier in Luzern. Damit wurden die Defizite in der öffentlichen Wahrnehmung zweifellos richtig gedeutet. Die «Partei für alle Jahreszeiten» («Basler Zeitung») könnte im politischen Alltag von Jesus lernen, was Konsequenz heisst: «Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Übel.» (Matthäus 5,37). Immer wieder bleibt ihre Botschaft verschwommen, auch in ethischen Fragen. Identität und Inspiration jedoch kann eine CVP nur durch ein unmissverständliches «C» gewinnen. Wer es ihr nehmen will, nimmt ihr die Seele. Macht sie erst recht austauschbar. Ohne scharfes Profil als C-Partei verpufft auch die cleverste Provokation. Doch wie kann eine CVP wirksam provozieren? Warum nicht auch da von Jesus lernen? Von seiner radikalen, provokativen Botschaft. Von seiner Provokation den Mächtigen gegenüber. Von seinem Umgang mit Blinden und Bettlern. Von seiner bedingungslosen Menschenliebe. Die grösste Provokation einer CVP wäre heute ein klares Bekenntnis. Das «C» hat letztlich mit Jesus Christus zu tun. Genau wie Weihnachten. Darum: Frohe Weihnachten, liebe CVP!

BiBlisch Ein Lieblingsbibelwort von Joël Spörri alias «Chéjs Romero», Rapper aus Riedtwil (BE). Der 25-jährige gelernte Augenoptiker hat in Kamerun ein eigenes Hilfsprojekt «Komm und Sieh» aufgezogen, um auch Arme mit Brillen zu versorgen. Die Optikerabteilung mit sieben Angestellten im Hospital Bethesda in Yaoundé, der Hauptstadt Kameruns, konnte am 2. Juni 2012 eröffnet werden. www.kommundsieh.org

«Wer nun mich bekennt vor den Menschen, den will ich auch bekennen vor meinem himmlischen Vater.» (Matthäus 10, 32) «Ich bin ein Jesusfreak! Die meisten Menschen sind verblüfft, wenn ich offen über meine Beziehung zu Jesus Christus rede. Doch das Krasse daran ist, dass mein offenes Bekenntnis für Jesus Christus das Eis zwischen den Leuten und mir bricht – das erlebe ich immer wieder! Oft entstehen Gespräche über die tiefsten Geheimnisse der Seele, die preisgegeben werden. Jeder Mensch auf unserem Planeten sucht nach Liebe, Geborgenheit, Schutz und Halt. Jesus spricht: ‹Ihr seid das Licht der Welt.› Deshalb will ich euch motivieren, Brüder und Schwestern, geht raus in die Dunkelheit und brennt sie nieder mit der Liebe, die uns durch Gnade gegeben wurde! Umsonst habt ihr Liebe empfangen – umsonst gebt diese Liebe weiter!»

WöRtlich «hat es zukünftig nur noch eine Kirche in den Ballungsräumen? in den Dörfern oder stadtvierteln kommt dann der Kirchenbusdienst? Oder ähnlich wie früher die Migros: mit einem Pfarrdienst auf Rädern?» Rudy van Kerckhove, Pfarrer der evangelischreformierten Kirchgemeinde Gossau-Andwil, machte sich in der «Thurgauer Zeitung» Gedanken über die Zukunft der Kirche.

ANDREA VONLANTHEN

Reklame idea Spektrum 50.2012

Bilder: Béatrice Devènes; Markus Hubacher (Titelseite); zvg (Seite 3)

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BR E N N P U N K T

«Ohne das C würden wir sehr viel verlieren» 100 JAHRE CVP Ein Verzicht auf das C im Namen seiner Partei wäre ein grosser Fehler. Das betont Christophe Darbellay

im Gespräch zum Jubiläum der Christlichdemokratischen Volkspartei. Der CVP-Präsident erklärt aber auch, warum er die Präambel der Bundesverfassung nie aufgeben würde. Und warum ein Leben ohne Gott viel trauriger wäre.

Wofür haben Sie als christliche Partei Gott gedankt bei Ihrem Jubiläum? Christophe Darbellay: Wir sind

dankbar für die Schweiz, die ein freies und friedliches Land ist, in dem die Solidarität mit den Schwachen eine grosse Rolle spielt und die meisten Leute eine Arbeit haben. Wir haben eine Verfassung mit einer Präambel, die ernst genommen wird. Dafür ist die CVP dankbar.

Welche Gratulation zum Jubiläum hat Sie besonders gefreut?

In vielen Gratulationen wurde gewürdigt, dass die CVP seit langer Zeit eine staatstragende Kraft ist. Am Anfang unseres Bundesstaates gab es ja nur die FDP im Bundesrat. Bald übernahmen auch die Konservativen eine wichtige Rolle. Unsere Partei gibt es natürlich nicht erst seit hundert Jahren, doch damals war die offizielle Gründung der Katholisch-Konservativen. Zuerst ging es darum, die Katholiken zu integrieren in unseren Bundesstaat. Doch die CVP ist schon lange nicht mehr einfach eine katholische Partei. Sie versuchte sich mehr und mehr zu öffnen als Partei, die christliche Werte vertritt.

Unweigerlich tauchte wieder die Frage nach dem C im Parteinamen auf. Kann diese Frage bald einmal verbindlich geklärt werden?

Die CVP ist praktisch die einzige Partei im Land, die sich zum C

Christophe Darbellay Jahrgang 1971, verheiratet, ein Sohn (3), demnächst auch eine Tochter, dipl. Ing. Agr. ETH, wohnt in Martigny-Croix. Sozialökonomische Maturität in Sion, Diplom in Agrarwissenschaften (ETHZ), Zulassung Höheres Lehramt, 2000–04 Vizedirektor des Bundesamtes für Landwirtschaft, 2004–08 Geschäftsführer der Gesellschaft Schweizer Tierärzte. Seit 2003 Nationalrat, seit 2006 Präsident der CVP Schweiz. Bild: Andrea Vonlanthen

bekennt und wirklich christlichabendländische Werte vertritt. Gut, es gibt noch die EVP, aber sie hat keine grosse Bedeutung. Ich weiss nicht, warum die CVP diesen Anspruch immer wieder begründen muss. Haben Sie mal Frau Merkel gefragt, warum die CDU das C im Namen hat? Bei uns aber wird bei jeder Gelegenheit nach dem C gefragt, als sei das eine besondere Kuriosität. Wir haben ja eine repräsentative Imagestudie gemacht zu dieser Frage. Sie zeigt, dass das C für unsere Leute sehr wichtig ist. Von andern Wählern, die sich vorstellen können, auch einmal CVP zu wählen, sagt eine kleine Minderheit: «Das C ist das A und O, ohne das kann man nicht politisieren.» Eine andere kleine Minderheit sagt: «Es kann doch nicht sein, dass man im 21. Jahrhundert noch das C im Namen trägt.» Die meisten Leute aber stehen dieser Frage gleichgültig gegenüber und sagen: «Hauptsache, man macht eine gute Politik.»

Doch in der CVP gibt es starke liberale Kräfte, die einen neuen Parteinamen fordern.

Mit einem Parteinamen ohne C würden wir sehr viel verlieren. Doch noch viel wichtiger ist, sich auf Kernthemen zu konzentrieren, klare politische Positionen zu haben und sie konsequent zu vertreten, vielleicht noch etwas kämpferischer. Bei unseren Volksinitiativen für die Familie und die Ehe sieht man jetzt konkret, wofür die CVP einsteht. Wir wurden wegen dieser Initiativen ja auch stark kritisiert, doch wir betrachten Ehe und Familie keineswegs als Auslaufmodell. In einer Gesellschaft, in der Ehe und Familie stark durchgeschüttelt werden, braucht es eine klare Position für sie.

Wofür steht für Sie das C konkret?

Das C steht für wichtige Werte, eine Weltanschauung, eine menschliche Einstellung. Mit dem C sagen wir, dass der Mensch frei ist, dass er aber eine Verantwortung trägt für das Land, für

die Schwachen, für das Leben, für die Schöpfung.

Wie verstehen Sie das C im Blick auf Abtreibungen? Bei der Initiative «Abtreibungsfinanzierung ist Privatsache» sieht sich die CVP ja einer Zerreissprobe ausgesetzt.

Ich habe immer gegen die Abtreibung gestimmt. Meine Partei hat das Referendum gegen die Fristenlösung unterstützt. Doch wir sind eine Volkspartei, in der verschiedene Positionen vertreten werden. Da gehört eine offene Diskussion dazu. In einer ethisch so wichtigen Frage wie der Abtreibung über den rein finanziellen Aspekt zu reden, finde ich aber völlig daneben. Ich bin gegen Abtreibung. Ich bin aber dafür, dass wir alles unternehmen, damit es zu weniger Abtreibungen kommt.

Doch in der CVP sind die Meinungen gespalten.

Es stört mich, dass die beiden

Komitees für und gegen diese Initiative gerade von zwei CVPFrauen präsidiert werden. Doch die unterschiedliche Haltung und die offene Diskussion müssen in einer CVP möglich sein.

Die deutsche CDU ist sehr aktiv geworden im Einsatz für die verfolgten Christen vor allem in islamischen Ländern. Von der CVP hört man zu dieser Entwicklung wenig.

Unsere Solidarität mit den verfolgten Christen und anderen Minderheiten in diesen Ländern ist ganz klar gegeben. Ich habe das eine Zeitlang verschiedentlich öffentlich thematisiert. In letzter Zeit standen für uns andere Themen im Vordergrund, doch das heisst nicht, dass wir unsere Solidarität aufgegeben hätten. Ich habe mich noch in der Zeit, als Frau CalmyRey Bundespräsidentin war, dafür eingesetzt, dass Entwicklungshilfe abhängig gemacht wird von der idea Spektrum 50.2012


BR E N N P U N K T Einhaltung der Menschenrechte. Wir müssen gegenüber Ländern, welche Minderheiten verfolgen, härtere Auflagen machen.

Wie schätzen Sie die Gefahr einer Islamisierung unseres Landes ein?

Ich kann die Angst vor Muslimen, die voll überzeugt sind von ihrem Glauben, irgendwie nicht verstehen. Diese Angst kommt oft von Leuten, die nicht mehr in die Kirche gehen, keinen Gott haben und an nichts mehr glauben. Wir haben in der Bundesverfassung die Glaubensfreiheit verankert, und deshalb gilt es, alle Religionen zu respektieren. Ich habe nur Probleme mit Leuten, die ihre religiösen Überzeugungen über unsere Verfassung und Gesetzgebung stellen wollen. Solche Leute haben in der Schweiz nichts zu suchen.

«Im Namen Gottes des Allmächtigen»: Welchen Stellenwert hat die Präambel unserer Verfassung in einer stark säkularisierten Gesellschaft noch?

Ich bin froh, dass wir die Präambel 1999 bei der Verfassungsrevision so erhalten konnten. Dieser Hinweis auf unsere Verantwortung vor Gott ist wichtig. Unsere Verfassung enthält alles, was unser Land braucht, um sich positiv entwickeln zu können. In unserm Land mit seinem christlich-abendländischen Erbe wäre ich nie bereit, die Präambel aufzugeben.

Neben der EVP versteht sich auch die EDU als christliche Partei. Wäre eine Fusion mit diesen Parteien zu einer christlich-konservativen Partei undenkbar für Sie?

Die EDU orientiert sich stark an der SVP. Ich kenne sie eigentlich auch zu wenig, im Gegensatz zur EVP. Die beiden Kolleginnen aus der EVP im Nationalrat, Marianne Streiff und Maja Ingold, würden gut zu uns passen. Ich fände es eine grosse Chance, wenn die beiden christlich orientierten Parteien, die ihre konfessionellen Bindungen längst aufgegeben haben, vermehrt gemeinsam auftreten könnten.

Heisst das für Sie auch, dass ein klares Bekenntnis zu konservativen, christlichen Werten helfen könnte, den Abwärtstrend der CVP zu stoppen?

Das ist für mich eindeutig so. Ich stelle aber auch fest, dass in vielen Kantonen Top-Leute aus der idea Spektrum 50.2012

Das grösste Geschenk für den CVP-Präsidenten Was bewegt Sie momentan in der Adventszeit besonders? Christophe Darbellay: Meine Frau erwartet unser zweites Kind, das jeden Moment geboren werden kann. Das wird das schönste Weihnachtsgeschenk sein, das ich mir je hätte vorstellen können! Ich kann nur hoffen und beten, dass Gott unsere Familie und auch unser Töchterlein beschützt. Wie bereiten Sie sich auf Weihnachten vor? Während der Session bleibt wenig Zeit dazu. Doch ich habe immer wieder Kontakt zu den Seelsorgern im Bundeshaus, zu Jean-Claude Chabloz und Beat Christen. Ich werde demnächst auch an einem Anlass von Jean-Claude Chabloz im Wallis teilnehmen, und wir werden zusammen beten. Ich war gerade auch an einer Besinnung im Bundeshaus mit Abt Martin Werlen. Ich möchte noch

CVP in wichtige Ämter gewählt werden. Doch wenn es darum geht, bei Parlamentswahlen CVP zu wählen, hapert es. Wir bekommen oft Komplimente für unsere Positionen. Aber gewählt werden dann doch FDP, BDP, Grünliberale. Jede Studie zeigt, dass wir von allen Mitteparteien das grösste Potenzial haben. Doch wir können es zu wenig ausschöpfen.

… weil das konservativ-christliche Profil zu wenig ausgeprägt ist?

Oder weil es fast zu stark ist? Wir leiden jedenfalls auch sehr unter

andere Gelegenheiten zur Besinnung wahrnehmen. Was beeindruckt Sie an der Weihnachtsgeschichte am meisten? Die Ankunft von Josef und seiner schwangeren Braut Maria in Bethlehem und ihre mühsame Suche nach einer Unterkunft bewegt mich immer wieder. Welches Weihnachtslied bedeutet Ihnen viel? «Les anges dans nos campagnes» (er beginnt es mitten in der HotelLobby gleich laut zu singen). Ich war lange Ministrant. Später war ich auch als Student in der Kirche aktiv. Damals waren die Kirchen oft voll, viel mehr als heute, an Weihnachten sowieso. Wenn dann alle im Mitternachtsgottesdienst laut «Les anges dans nos campagnes» gesungen haben, spürte man die Kraft der Gemeinschaft und die Freude von Weihnachten unglaublich stark.

den Homosexuellen buhlen. Was versprechen Sie sich davon?

Homosexualität an sich will ich nicht beurteilen. Wir waren nach intensiven Diskussionen für die eingetragene Partnerschaft. Doch wir haben immer wieder bekräftigt, dass dies kein Freipass sein darf für die Adoption von Kindern. Das ist für die CVP die klare Grenze. Es gibt heute in der SVP und in der SP homosexuelle Gruppen, und so muss auch die CVP akzeptieren, dass es Menschen mit verschiedenen geschlechtlichen Orientierungen gibt. Ich kann es aber nicht nachvollziehen, wenn

«Für mich wäre das Leben viel trauriger, wenn ich mich nicht an Gott halten könnte.» Christophe Darbellay

den Problemen, welche die katholische Kirche heute hat. Wir werden zu Unrecht immer noch mit der Kirche in Verbindung gebracht. Und für viele Mitte-Wähler hat es offenbar einen besonderen Reiz, neue Alternativen wie die GLP oder die BDP zu wählen.

Es gibt Kantonalparteien der CVP, die speziell um Sympathien bei

Homosexuelle diese Orientierung oft richtig zelebrieren. Aber warum sollen sie nicht CVP wählen?

An Ihrer Jubiläumsfeier Ende Oktober wurde betont, die CVP müsste mehr Farbe bekennen, auch mehr provozieren. Muss sich die CVP im Auftritt mehr der SVP oder der SP anpassen?

Weder noch! Klar Position be-

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ziehen und dann konsequent durchziehen: Das muss vermehrt unsere Devise sein. Unsere Position ist immer sehr ausgewogen. Darum gewinnen wir auch 90 Prozent der Abstimmungen. Doch in den Medien werden nur die zwei extremsten Positionen wahrgenommen, der Rest nicht. Wir müssen mehr zum Schluss kommen: «Nicht so, fertig! Da machen wir nicht mehr mit!» Unsere Familieninitiativen ziehen wir durch, koste es, was es wolle. Die Diskriminierung der Ehe und die Schwächung der Familie akzeptieren wir nicht mehr.

Der deutsche Spitzenpolitiker Wolfgang Schäuble zieht in einem Buch den Schluss, unsere Gesellschaft komme nicht ohne Religion aus. Braucht auch die Schweizer Politik vermehrt Religion?

Wir leben in einer Gesellschaft, die diese dritte Dimension praktisch ausschliesst. Ich finde es wichtig, dass wir uns an Werten orientieren, die uns die Religion vorgibt. Diese Werte sind für uns zukunftsweisend. Sie sind im Volk nach wie vor breit akzeptiert. Es ist für mich eigenartig, dass die Religionen weltweit viel stärker in die Politik vordringen, als es noch vor ein paar Jahren der Fall war. Doch in der Schweiz versucht man die Religion auszuschliessen.

Was wäre Ihr Leben ohne Religion?

Dann wäre ich viel weniger optimistisch! Es gibt im Leben und gerade in der Politik manche schwierige Situation, in der man sich sehr alleine fühlt und nicht weiss, wie es weitergehen soll. Wenn man glauben kann, ist alles viel einfacher. Darum weiss ich, dass es jemanden gibt, der mich führt und hält. Für mich wäre das Leben viel trauriger, wenn ich mich nicht an Gott halten könnte.

Warum fühlen Sie sich als Politiker verantwortlich vor Gott?

Ich fühle mich verantwortlich für unser Land und für unser Volk, selbst für Leute, die mich hassen. Ich will eine langfristig ausgerichtete Politik machen, die ich vor unserm Volk verantworten kann. Und wenn ich die Präambel unserer Bundesverfassung ernst nehme, dann bin ich mit meiner Politik auch vor Gott verantwortlich. Interview: ANDREA VONLANTHEN


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idea Spektrum 50.2012


Tag e ssc h au

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Wie viel Schul-Weihnacht darf heute noch sein? WEIHNACHTEN UND SCHULE Angesichts der wachsenden kulturellen und ideologischen Vielfalt in der Schweiz stellt sich

die Frage, ob und in welchem Rahmen christliche Feste an den öffentlichen Schulen thematisiert und gefeiert werden. «idea Spektrum» hat bei den Bildungsdirektionen nachgefragt und erfreulich viele Antworten erhalten.

Wird Weihnachten zum Anlass ohne Inhalt? Ein Gerichtsurteil aus dem Kanton Aargau veranschaulicht die Spannungen und Widersprüche, die sich zwischen dem Bekenntnis zur christlichabendländischen Kultur und dem modernen, religiös neutralen Rechtsstaat auftun: Solange Weihnachtsgeschichten, Weihnachtslieder und Krippenspiele nur einen bescheidenen Raum einnehmen und «keine religiöse Unterweisung und Erbauung» zum Ziel haben, werde nicht gegen die Glaubens- und Gewissensfreiheit verstossen. Ein Krippenspiel sei problematisch, da es deutlich mehr Zeit benötige und die Kinder stärker beanspruche als das Singen einzelner Lieder. Somit gehöre es in einen Rahmen eingebettet, der Hinweise auf andere Religionen beziehungsweise Weltanschauungen sowie deren Umgang mit Weihnachten beinhalte. Die zaghaft angetretene Gratwanderung zwischen christlicher Leitkultur und religiöser Neutralität des Staates gleicht einem verkrampften Spagat: Christliche Leitkultur ja bitte, aber nur mit religionsneutralem Inhalt. Im Bezug auf Weihnachten bedeutet dies: Ja zu Weihnachten mit den dazugehörigen Bräuchen und Ritualen, nein zur Weihnachtsbotschaft.

Ziel: «Neutraler Unterricht»

Die fortschreitende Säkularisierung des Staates gepaart mit der Pluralisierung der Gesellschaft, erschwert die Beantwortung der Sinnfrage von Weihnachten an den Schulen zusehends. Es bleibt bei oberflächlichen Aspekten des Weihnachtsfests, ohne Inhalt. Dies bestätigt auch die Umfrage von «idea Spektrum»: Zwar sind Weihnachtsfeiern in sämtlichen Kantonen erlaubt, und nirgends kennt man ein Verbot oder eine Empfehlung zur Ächtung gewisser Weihnachtslieder. Die meisten Kantone aber schreiben vor, dass die religiöse Neutralität der Volksschule unbedingt gewahrt werden müsse. Wie ein neutraler Unterricht auszusehen hat, wird idea Spektrum 50.2012

Christliche Feste polarisieren, gerade in der Volksschule. Im Bild: Krippenspiel mit «Esel», Maria und Josef in der FMG Münsingen.

allerdings nirgends erläutert und ist konkret nur schwer vorstellbar. Letztlich liegt es an der Schulleitung und den einzelnen Lehrpersonen, ob und wie Weihnachten gefeiert wird. Im Kanton Basel-Stadt etwa, wo je nach Schulklasse auch religiöse Feste anderer Religionen thematisiert und gefeiert werden, erfordert die Gestaltung der Weihnachtsfeier entsprechend viel Feingefühl. Viel Freiheit in der Gestaltung haben hingegen Lehrpersonen im Kanton Graubünden: «In Graubünden gibt es rund 140 Schulträgerschaften, die in sieben verschiedenen Schulsprachen ihren Schulunterricht autonom organisieren. Unser Kanton ist extrem vielfältig, so auch der Umgang mit Weihnachten in der Schule. Es gibt weder Richtlinien noch Vorgaben», sagt Regierungsrat Martin Jäger. Ähnlich sieht es in den Kantonen Jura, Solothurn und Appenzell-Ausserrhoden aus, wo man von Kantonsseite keinerlei Vorgaben zu Weihnachtsfeiern, Lesetexten und der Liederauswahl an die Schulen macht. Im Kanton Glarus wird dem Thema Weihnachten ein wichtiger Platz eingeräumt. «Wir unterstützen Weihnachtsfeiern ideell und auf Gemeindeebene auch finanziell. In den Schulen werden täglich Geschichten vorgelesen und mehr als sonst gesungen. Daneben werden Weihnachtsspiele einstudiert,

gebastelt und gebacken», erklärt Andrea Glarner von der Abteilung Volksschule und Sport des Bildungsdepartements. Zum festen Bestandteil des Lehrplans gehören Bräuche und christliche Feste in St. Gallen, wo Weihnachtsfeiern an den Schulen eine lange Tradition haben. Monika Knill, Thurgauer Regierungsrätin, betont, dass «adventliche Aktivitäten und Weihnachtsfeiern an den Schulen meist positiv prägende, schöne Momente sind und gerade für Kinder aus schwierigen familiären Verhältnissen zu einem besonders wertvollen Ereignis werden können». Martin Wendelspiess schreibt im Auftrag der Zürcher Regierungsrätin Regine Aeppli, dass «die Schule auch die Aufgabe hat, die Kinder mit unserer Tradition, unseren Festen und unserer Herkunft vertraut zu machen. Dazu gehören weihnächtliche Bräuche und Rituale, unter Wahrung der konfessionellen Neutralität der Volksschule». Im Kanton Freiburg möchte man «alle Kinder dazu ermuntern, sich mit den christlich geprägten kulturellen Werten und Traditionen unserer Gesellschaft vertraut zu machen.» Dazu zwingen kann man allerdings niemanden. So begrüsst auch Regierungsrat Urs WüthrichPelloli aus dem Kanton Basel-Land Weihnachtsfeiern an den Schulen, sofern damit keine Verpflichtung zur Mitwirkung verbunden sei

und nicht «missioniert» werde. Regierungsrat Stephan Schleiss freut sich an jeder Weihnachtsfeier an Zuger Schulen. «Natürlich wird aber niemand zur Teilnahme an einem Weihnachtsgottesdienst oder zum Mitsingen christlicher Weihnachtslieder gezwungen. Die betreffenden Schülerinnen und Schüler können in dieser Zeit durch ihre Lehrpersonen anderweitig beschäftigt werden; frei haben sie nicht.» Auch im Kanton Bern werden Weihnachtsfeiern unterstützt, «sofern vor Ort die gebührende Rücksicht auf Andersgläubige genommen wird. Die Schulen sind sich bewusst, dass Weihnachten nicht für alle Kinder die gleiche Bedeutung hat.»

Wenig Verständnis für Umfrage

Nicht speziell unterstützt werden Weihnachtsfeiern in den Kantonen Luzern und Aargau. In beiden Kantonen findet Weihnachten im Fach «Ethik und Religion» ihren Platz, wo das Kennenlernen von Feiern und Festen der verschiedenen Religionen in den Themenbereich «Menschen geben ihrem Leben Gestalt» beziehungsweise «Bräuche erleben und gestalten» fällt. Darüber hinaus überlassen es beide Kantone den Schulen vor Ort, ob sie eigentliche Weihnachtsfeiern veranstalten und wie sie Weihnachten thematisieren möchten. Auf wenig Verständnis stiess die idea-Umfrage im Kanton Nidwalden. Die zuständige Landrätin Regula Wyss-Kurath wollte keine Stellungnahme abgeben. EVELINE MERGAERT

Zur Umfrage «idea Spektrum» hat die Bildungsdirektionen aller 26 Kantone mit den Fragen konfrontiert, inwiefern Schul-Weihnachtsfeiern unterstützt und ob konkrete Empfehlungen dazu abgegeben werden. Gibt es eventuell eine «schwarze Liste» mit nicht empfehlenswerten Liedern? 16 Kantone haben auf die Anfrage reagiert, 15 die Fragen beantwortet. Bild: idea/tf


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TAG E SSC H AU

JOurnal

Gott zeigt sich suchenden Menschen

sonntagsarbeit

Interkulturelle WeIhnachtsfeIer Im dekorierten Saal in Bern warteten lange Tischreihen

Die «Sonntagsallianz» bezeichnet die geplante Ausdehnung der Ladenöffnungszeiten bei Tankstellenshops als inakzeptabel. Sie trägt das entsprechende Referendum mit. Bei der «Sonntagsallianz» handelt es sich um einen breiten Zusammenschluss von Kirchen, Gewerkschaften, Frauenorganisationen und Arbeitsmedizinern. (idea)

cvP und evP gemeinsam

Die CVP und die EVP bilden im Grossen Rat des Kantons Basel-Stadt unter dem Namen CVP/EVP eine Fraktionsgemeinschaft. EVP-Grossrätin Annemarie Pfeifer schliesst sich der CVP-Fraktion an. (idea)

theologen-Preis verliehen

Für seine Doktorarbeit «Charisma als Grundbegriff der Praktischen Theologie» wurde Dirk Kellner, Pfarrer aus Steinen, vom Arbeitskreis für evangelikale Theologie (AfeT) mit dem JohannTobias-Beck-Preis 2012 ausgezeichnet. Der Literaturpreis des AfeT ist nach dem Tübinger Theologieprofessor Johann Tobias Beck (1804– 1878) benannt und mit 1000 Euro dotiert. (idea)

eurovision-songcontest

Die Heilsarmee-Band hat sich mit dem Song «You and Me» für die ESC-Entscheidungsshow im Schweizer Fernsehen qualifiziert, die am 15. Dezember um 20.15 Uhr ausgestrahlt wird. Gegen Ende der Sendung wird für die einzelnen Bands per Telefon oder SMS abgestimmt. (idea)

Weihnachten einmal anders

Die Organisation Frontiers schlägt vor, Muslime aus der Nachbarschaft zum Weihnachtsfest einzuladen. Für die Aktion «Morgenland am Heiligabend» wird ein Info-Paket mit praktischen Tipps abgegeben. (idea) – www.frontiers.ch

Bibel-sonderausstellung

Das Bibel- und Orient-Museum in Freiburg präsentiert bis Ende November 2013 die Sonderausstellung «Von den Schriften zur (Heiligen) Schrift». (idea) – www. bible-orient-museum.ch Bilder: zvg, Gabriela Weyermann, idea/chb

auf die 300 Gäste. Die Gastgeber waren Newlife und die Gemeinde für Christus (GfC). Wieso nehmen diese Menschen an einer christlichen Weihnachtsfeier teil? Für Beat Moser, Mitgründer der AfA (Arbeitsgruppe für Ausländer) und visionärer Realist, ist klar: «Einerseits ist es die Festlichkeit, das Essen und die Gemeinschaft. Andererseits sind die Menschen auf der Suche nach einem lebendigen Gott.»

Insgesamt waren 50 freiwillige Mitarbeitende im Einsatz, davon 22 in der Kinderbetreuung. Viel Geduld wurde vor allem von den Helfenden im Taxidienst gefordert. «Unser Schweizer Zeitgefühl unterscheidet sich einfach von dem anderer Kulturen», erzählt ein Fahrer augenzwinkernd. Für Beat Moser war es die letzte interkulturelle Weihnachtsfeier als Präsident der AfA. Einen Nachfolger konnte er noch nicht nennen. Moser ist Englischlehrer an höheren Institutionen, unterrichtet Deutsch für Ausländer – und bleibt wohl für immer ein Freund der Fremden.

staunen über Gottes kreativität

Der Theologe Markus Frauchiger lebte 17 Jahre in Pakistan. Er kann nachvollziehen, wie man sich in einem fremden Land fühlt. «Wenn ich in diesen Raum schaue und die Verschiedenartigkeit von euch allen sehe, staune ich über die Kreativität Gottes», begrüsste er die Versammelten. Tigrina, Chinesisch, Kurdisch, Türkisch, Farsi sind einige der Sprachen, die an diesem Nachmittag gesprochen werden. In seiner Weihnachtsbotschaft erzählte Frauchiger die Geschichte der Geburt Jesu: Jesus das Licht, die Hoffnung und der Friede der Welt. Die Bläser und der Chor der GfC zauberten mit ihren Beiträgen

GABRIELA WEYERMANN

«Frohe Weihnachten!» für alle.

weihnachtliche Stimmung in den Saal. «Amazing Grace» oder «O Come All Ye Faithful» (Herbei, oh ihr Gläubigen) erbrachten den Beweis, dass auch eine bunt zusammengewürfelte Menschenschar andächtig sein kann. Bei der Ankündigung des Essens hob sich der Geräuschpegel merklich.

feier in steffisburg Am 15. Dezember findet im Saal der GfC in Steffisburg-Thun die Internationale Weihnachtsfeier (IWF) statt. Zum Anlass mit Referat von Kurt Beutler (Meos) werden einige hundert ausländische Gäste erwartet. Die Arbeitsgruppe IWF arbeitet überdenominell.

«Blitz-lobpreis» in der Innenstadt advents-eInsatz Die Evangelisationsplattform «Netzwerk Basel» brachte mit einem

«Flashmob» am Samstag den Marktplatz zum Klingen. Die Überraschung war gross.

Irgendetwas wird gleich passieren. Es bahnt sich förmlich an. Der Basler Marktplatz, gerade noch fast leer, füllt sich stetig mit Menschen. Um genau 15.45 Uhr stimmen etwa 400 Christen das moderne Lobpreislied «So gross ist der Herr» (Ein König voller Pracht) an. Unbeteiligte Passanten bleiben stehen und hören sich das unvermittelte Gotteslob an. Raphael Brändle, neuer Leiter von «Netzwerk Basel», gibt eine kurze evangelistische Botschaft weiter. Mit dem bekannten Kirchenlied «Amazing Grace» endet die Aktion dann auch schon wieder. «Eine sehr gute Idee», fand eine Sängerin, die extra aus Lörrach angereist war. «Aber zu kurz.

Kurz innehalten: beim Flashmob von Netzwerk Basel.

Man könnte ein ganzes Adventssingen daraus machen. Die Leute hören das gerne.» Eine ältere Frau

hatte das Ganze aus der Ferne beobachtet. «Sehr schön», meinte auch sie. «Ich bin Buddhist», erklärte ein jüngerer Mann, der zufällig vorbeigekommen war. «Das Singen gefällt mir sehr. So etwas könnte man das ganze Jahr machen.» Der «Flashmob» kam also, wie schon im letzten Jahr, bei den Baslern gut an. In der allgemeinen Weihnachtshektik war es ein kurzes Innehalten. Die Weihnachtsfeier vom 24. Dezember, 19.30 bis 22 Uhr auf dem Marktplatz Basel, wird dann ein wenig länger dauern. CHRISTOF BAUERNFEIND www.netzwerkbasel.ch idea Spektrum 50.2012


TAG E SSC H AU

Synodalbeschluss mit Gegenwind

ÄXGÜSi

HOMO-SEGNUNG Breiter Widerstand: Mit einer Petition soll der Beschluss der reformierten

Gleitsicht

Waadtländer Synode, gleichgeschlechtliche Paare zu segnen, gestoppt werden. Den Beschluss fällte das Kirchenparlament am 2. November. Seither regt sich in den Kirchgemeinden Widerstand. Am 30. November versammelten sich in Cugy rund 200 Personen, um weitere Schritte zu koordinieren. Gemäss der Agentur «protestinfo» waren mehr als 20 der insgesamt 88 Kirchgemeinden vertreten. Man einigte sich auf eine Petition. Ziel ist ein Moratorium des Segnungs-Beschlusses, um die offenen Fragen breit diskutieren zu können. Auf dem Unterschriften-

Formular wird bekräftigt, dass sich die Aktion nicht gegen homosexuelle Menschen richte. Hingegen könne man den Synodalbeschluss nicht akzeptieren. Dieser sei «zu weit entfernt vom der biblischen Botschaft». Synodalpräsident David Freymond bezeichnet dieses Vorgehen als «beispiellos». Für das Kirchenparlament sei eine Petition nicht verpflichtend. Über die endgültige Form der Segnungsliturgie sollte im Juni 2013 abgestimmt werden.

Seit Ende November sind einige bekannte Mitglieder aus der Waadtländer Kirche ausgetreten. Unter ihnen ist Pfarrer Rudolf Staub. Die Segnung homosexueller Paare sei nicht vereinbar mit der Bibel, begründet er seinen Schritt. In über zwanzig Briefen an den Kirchenrat äusserten Mitglieder, sie würden sich den Austritt ernsthaft überlegen. Mindestens von einem Pfarrer ist bekannt, dass er aus Protest auf das Tragen des Talars verzichtet. ROLF HÖNEISEN

Eine Ovi-aktion ohne Gottes Segen GEScHENkaktiON Auf einer Ovomaltine-Büchse mit persönlich formulierten Wünschen hat Vieles Platz, ausser «Gott segne dich!» Diesen Satz lehnte die Firma Wander ab.

Die Firma Wander AG dachte sich eine besondere Weihnachtsaktion aus: eine Ovi-Büchse mit persönlich verfasstem Grusswort. «Gute Idee», dachte sich Ursula Ammann, 51, aus Laufen BL, und bestellte gleich drei Ovi-Büchsen mit individuellen Aufschriften. Für eine Freundin, eine Diakonisse, schrieb sie in typischer OviSchrift: «Gott segne dich!» Aber Achtung – diesen Segenswunsch wollte Wander nicht drucken. Am Telefon wurde Frau Ammann freundlich ausgerichtet, dass auf den orangen Büchsen aus Neuenegg keine religiösen Texte platziert werden. Was hat die im Coaching- und Seelsorgebereich tätige Ovi-Liebhaberin falsch gemacht? Unter den Bestell- und Lieferkonditionen heisst es: «Wird durch die Wahl des Textes oder durch die darin enthaltene Aussage gegen das Recht oder die guten Sitten verstossen oder ist der vorgeschlagene Text aus ethischen, politischen, religiösen oder geschäftspolitischen Gründen nicht vertretbar, behält sich die Wander AG das Recht vor, Bestellungen im eigenen Ermessen abzulehnen.» Verstösst der Gruss «Gott segne dich!» gegen Recht und Sitten? Ist er ethisch, politisch oder religiös idea Spektrum 50.2012

Ursula Ammann: «Bin empört! Weihnachten ist doch ein religiöses Fest.» Die Wander AG verweigerte den Aufdruck eines Segenswunsches.

inakzeptabel? Wohl kaum. Dann bleiben nur noch «geschäftspolitische Gründe». Gegenüber «idea Spektrum» erklärte Mediensprecherin Helena Meier, dass die Firma Wander keine primitiven oder sexistischen Sätze akzeptiere und auch keine politischen oder religiösen Aussagen. Sie könne den Ärger der Kundin verstehen, ihr Satz sei ein Grenzfall. Man habe aber «eine klare Linie» fahren wollen, zumal man eben auch Geschäftskunden bediene und keine Partei- oder Religionswerbung betreibe.

Bedingungen neu formuliert

Weshalb soll ein Segen aus «religiösen Gründen» nicht vertretbar sein? Helena Meier von der

Wander AG meinte, man wolle die Formulierung der Teilnahmebedingungen überdenken. Schon einen Tag nach dem Gespräch mit «idea Spektrum» war die Klausel geändert. Jetzt lautet sie: «Als apolitisches und konfessionsloses Unternehmen behält sich die Wander AG vor, Bestellungen abzulehnen, welche Texte mit politischer oder religiöser Aussage beinhalten. Wird durch die Wahl des Textes oder durch die darin enthaltene Aussage gegen das Recht oder die guten Sitten verstossen, behält sich die Wander AG das Recht vor, Bestellungen im eigenen Ermessen abzulehnen.» Die verhinderte Ovi-Kundin Ursula Ammann sieht darin aber keine Verbesserung: «Gottes Segen zu wünschen verletzt bei Wander nun offensichtlich die guten Sitten.» Die Weigerung bei Wander, ihren persönlichen Segenswunsch an eine Freundin auf die OviBüchse zu drucken, bezeichnet sie als «diskriminierend». Ursula Amman hat ihre Bestellung zurückgezogen. Das Versprechen der Firma Wander, die «persönlichste Ovomaltine-Dose aller Zeiten» zu liefern, gilt eben doch nicht für alle. Ovomaltine feiert Weihnachten ohne Gott. ROLF HÖNEISEN Bilder: amteam.ch; Wander AG

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Ich kann es nicht länger verdrängen: Das Nadelöhr meiner Nähmaschine ist drastisch geschrumpft, ebenso die Schrift meiner handlichen «Senfkornbibel». Trotz aller Anstrengung: Manches im Nahbereich verschwimmt, die Konturen werden unscharf. «Alterssichtigkeit» sagte dazu der Augenarzt gelassen, «ein normaler Funktionsverlust bei Menschen über vierzig». Ich habe es geahnt: jetzt hat der Abbau auch bei mir begonnen. Irgendwie komme ich mit meinen Gedanken ins Stolpern. «Man sieht nur mit dem Herzen gut», sagte einst Antoine de SaintExupéry. Sehen unsere Herzen wirklich gut? Wie scharf sehen wir die verschiedenen christlichen «Konturen»? Nehmen wir neben Schwarz und Weiss, zuweilen auch Graustufen wahr? Gelingt es uns, die Farbenpracht in Gottes Reich zu sehen oder gar zu geniessen? Oder wann begann allenfalls die Alters-, Kurz- oder Weitsichtigkeit unsere Herzen zu verändern? Ich wünschte mir eine «göttliche» Alterssichtigkeit: ein gnädiger, grosszügiger Blick auf Menschen und unser eigenes Leben, ein wachsendes Gottvertrauen, eine heilige Gelassenheit, eine aufrichtige Dankbarkeit, eine tiefe Zufriedenheit. Vielleicht brauchen wir eine Sehhilfe… Das Rezept für eine Herzensgleitsichtbrille erstellt der himmlische Augenarzt gerne. Er rückt die Perspektive auf Erde und Himmel ins rechte Licht. Er hilft uns im Nah- und Fernbereich scharf zu sehen. Und sollte der Blick durch Alter, Leiden und Schmerzen getrübt, langsam verschwimmen, dann sehen wir – Gott möge es schenken – den Himmel voller Vorfreude immer «schärfer» vor uns. HELENA GYSIN

Die Autorin ist Familienfrau und Sekretärin der Baptistengemeinde Bülach.


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M i ssion g loba l

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Was, wenn Projekte Flügel bekommen? BLog Projektmanagement «Projekte gut zu Ende führen». Mit diesem Thema befassten sich

die Missionsvorstände der Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM). Das Thema ist wichtig. Denn gutes Projektmanagement interessiert auch die Spender. Projekte werden nicht zuletzt auch mit freiwilligen Zuwendungen finanziert, oft von Schweizer Mitarbeitenden vor Ort betreut und mit Partnern wird über deren Nachhaltigkeit und Effizienz beraten. Das Problem im gerade im Umfeld von Missions- und Entwicklungshilfeprojekten: Einige Projekte sind klar formuliert und die Ziele definiert. Andere wiederum sind spontan entstanden, werden mit viel Herzblut realisiert, bekommen dann aber plötzlich «Flügel» und wachsen über die vorhandenen Ressourcen hinaus. Und: Sind die klassische Evangelisation und der Gemeindebau auch Projekte, die in einem bestimmten Zeitrahmen bemessen und beurteilt werden wollen oder gelten für sie andere Kriterien?

als Lernende unterwegs

In den letzten Jahren wurde viel reflektiert und darüber diskutiert, wie Projekte im Ausland aufgebaut werden sollen. Die Umsetzung fällt nicht immer leicht. Der Projektpartner im Ausland ist nicht mehr «nur» Empfänger der Initiative einer ausländischen Organisation. Andrea Suter meint: «Wycliffe Schweiz setzt sich dafür ein, dass Menschen aller Sprachgruppen Zugang zu Bibel und Bildung erhalten. Wenn diese Ziele durch einheimische Partner sichergestellt sind, klinken wir uns wieder

Einige Projekte haben einen deutlich längeren Zeithorizont als andere. Herzlich willkommen zum Gemeindebau!

aus. Es stellt sich die Frage: Wie können wir weltweit so miteinander teilen, dass ein gesundes, gegenseitiges Geben und Nehmen entsteht?» Samuel Inäbnit vom AllianzHilfswerk Tear Fund sagt: «Die Partnerorganisation muss zum frühestmöglichen Zeitpunkt über bevorstehende Veränderungen (phasing out) informiert werden. Die Mitarbeitenden müssen wissen, dass sie im besten Fall so lange eine Anstellung haben, wie das Projekt andauert. Information bleibt wichtig. Wir dürfen nicht bei andern einfordern, was wir nicht selber leisten!» Adrian Förster von der Schweizerischen Allianz-Mission schreibt:

«Oft hegen Missionsorganisationen den Traum von einem Projekt oder Dienst, der sich selbst multipliziert und aus lokalen Ressourcen betrieben und finanziert wird. Ist das die richtige Erwartung? Jesus hat nie gesagt: ‹Himmel und Erde werden vergehen, meine Projekte aber werden nicht vergehen.› Zu sehr übertragen wir fälschlicherweise die Ewigkeitsperspektive von Gottes Reich auch auf unsere Projekte.»

Wertvolle Praxistipps

Still lass ich die Blicke schweifen hin zum Baum, zur Sternenpracht. Und ich kann es kaum begreifen das Wunder dieser heil‘gen Nacht.

Soll ein Projekt gut zu Ende geführt werden, müssen bereits vor Projektbeginn folgende Fragen geklärt sein: •Ownership/Eigentum: Entspricht das Projekt oder der Dienst unserem Bedürfnis oder jenem der Einheimischen? •Lokale Trägerschaft: Ist ein lokaler Partner mit entsprechenden Kapazitäten vorhanden? •Finanzen: Kann sich die Arbeit durch lokale Ressourcen finanzieren? •Emotionen: Können wir loslassen? Wollen unsere Partner uns gehen lassen? Der offene Austausch und einige neu gewonnene Erkenntnisse machen Mut, Neues anzupacken.

Thomas Feuz

NIKLAUS MEIER

Die Mitarbeitenden der AEM und die an der Realisation dieser Seite beteiligten Personen wünschen allen Leserinnen und Lesern eine segensfrohe Weihnachtszeit.

Wunder-volle, heil’ge nacht

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Das könnte ich mich manchmal fragen, wenn ich auf der Post Einzahlungen mache und mit einer Note bezahlen will. Oftmals können (oder wollen?) die Angestellten kein Wechselgeld geben. Da wird man in die Papeterie oder sonst wohin geschickt, um das Geld zu wechseln. Da lob ich mir meinen Gemüsehändler oder den «AbendbusChauffeur». Sie haben meistens kein Problem mit dem Wechselgeld in Münzen. Ich bin ein Fan von Busfahrten und Gemüsehändlern.

Zeitungen und «Böses auge»

Frohe WeIhnachten!

Leise fallen Flocken nieder, lautlos, friedevoll und sacht. Aus den Stuben tönen Lieder: «O stille Nacht, o heil‘ge Nacht!»

Ist kleingeld Luxus?

Bild: idea/tf

Um sich zu informieren, was denn sonst! Und dann? Sie landen im Altpapier und warten auf ihre Wiederverwertung. Diese kann auch früher geschehen, wie hier in meinem Gastland: zum Fensterputzen, als «Tischtuch» oder um Brot einzuwickeln. Der Gedanke war mir fremd, frisches Brot mit Druckerschwärze zu mischen. Andere Länder, andere Sitten – und man überlebt es gut. Von wegen «andere Sitten»: In Europa hat das Kompliment für ein schönes Kleid oder ein neues Möbelstück keine weiteren Konsequenzen, als dass man dem Besitzer ein Lächeln aufs Gesicht zaubert und ein «Dankeschön» erhält. Macht man in der Arabischen Welt solch ein Kompliment, bekommt man das Kleidungsstück oft angeboten. Das ist zwar nicht ernst gemeint, aber die Standard-Antwort lautet: «Es ist alt», was so viel bedeutet wie: Du kannst es haben. Man muss aber aufpassen, dass man keine Komplimente ohne «Segensspruch» macht. Lässt man den nämlich weg, wird das Kompliment als aus Neid gesprochen empfunden. Das bedeutet, dass man es dem «Bösen Auge» aussetzt. Wenn dann etwas Schlimmes passiert, wird der Sprecher des Komplimentes zum Schuldigen erklärt. Wie gut, dass ich Komplimente annehmen kann und mich nicht vor Flüchen fürchten muss! Falls doch einer auf mich gelegt wird: Jesus ist stärker und kann den Fluch von den Seinen abwenden. AMIRA Hinweis: «Mission global» öffnet monatlich ein Fenster zur weiten Welt. Amira arbeitet in der Arabischen Welt.


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W I R T SC H A F T

Christliche Gastronomen setzen stark auf das «C» WEIHNACHTSOASEN Der Franken ist nach wie vor stark, viele zieht es über die Feiertage in die Ferne oder sie geniessen

die fröhliche Runde am Familientisch. «Auswärts essen» ist für viele zur Entscheidung geworden. Gastgeber des Vereins Christlicher Hotels (VCH) halten über die Festtage interessante Angebote bereit – ohne Aufpreis. Von A wie Adelboden oder Aeschiried bis Z wie Zürich: 50 Häuser von der Jugendherberge bis zum Vierstern-Superior-Hotel betonen das «C» im gemeinsamen Verbandsnamen VCH Schweiz (Verband Christlicher Hotels). Kleine Aufmerksamkeiten wie eine Schokolade mit Sinnspruch auf dem Kopfkissen oder ein besonders aufmerksamer Service zeichnen viele dieser Häuser aus. Nächstenliebe soll auch im Berufsalltag Programm bleiben. Falk Pfleiderer, Geschäftsführer des VCH, bestätigt gegenüber «idea Spektrum»: «Klarheit im ‹C›, Professionalität und Qualität sind Pflichtprogramm und nicht bloss Option.»«Nicht zu Hause und doch daheim»: Dieser Satz prägt sich ein. Gerade zwischen

Impressum Idea Schweiz Herausgeber: Idea Information AG, 4410 Liestal Verwaltungsrat: Heiner Henny, Präsident, Sam Moser Stellvertreter, Paul Beyeler, Hans Lendi, Helmut Matthies, Matthias Spiess Ideelle Trägerschaft: Schweizerische Evangelische Allianz (SEA), Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG), Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) Redaktion: Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 44, Fax 031 819 71 60 E-Mail: redaktion@ideaschweiz.ch Internet: www.ideaschweiz.ch Chefredaktor: Rolf Höneisen Büro: Steinackerstrasse 4, 9214 KradolfSchönenberg, Tel./Fax 071 642 44 21 E-Mail: rolf.hoeneisen@ideaschweiz.ch Redaktor: Thomas Feuz Erweitertes Team: Esther Reutimann, Christian Bachmann, Mirjam Fisch-Köhler, Christof Bauernfeind Praktikum: Eveline Mergaert Verlagsmanager: Roland Rösti, 031 818 01 25, verlag@ideaschweiz.ch Kundenberatung Anzeigen: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 42; Fax 031 819 38 54 E-Mail: inserate@ideaschweiz.ch Aboservice: Jordi AG – das Medienhaus, Franziska Schüller, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 20, Fax 031 819 38 54 E-Mail: abo@ideaschweiz.ch Abopreise: Jahresabo Fr. 145.–, Seniorenabo Fr. 117.–, Halbjahresabo Fr. 77.–. Das Abo ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar. Konto: PC-Konto 40-788586-4 Idea Information AG, 4410 Liestal Layout/Druck/Versand: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp www.jordibelp.ch

Bild: zvg

Weihnachten und Neujahr bekommt der Begriff «Herberge» eine besondere Bedeutung.

Essen, Feuerwerk, Bettflaschen «Über die Weihnachtstage bedienen wir unsere Gäste mit einem speziellen Menü. Dieses kann mit drei oder vier Gängen bestellt werden», sagt Matthias Sutter vom Hotel Glockenhof in Zürich. Der Gastgeber des sternereichsten VCH-Hotels hält noch eine weitere Überraschung bereit: «An Silvester stellt der Küchenchef ein schönes Galadiner zusammen. Um Mitternacht folgt das Ausläuten des alten Jahres, ab 00.20 Uhr ein wunderschönes Feuerwerk. Die Stimmung am See ist einzigartig.» In jeder Hinsicht prächtige Aussichten verspricht das Hotel Seeblick in Emmetten LU. «Die ‹feierlichen Weihnachtstage› sind ein ganz besonderer Höhepunkt. Vom 21. bis 26. Dezember sind wirklich Festtage angesagt: Zeit der Besinnung, wohltuender Gemeinschaft und des Feierns. Urs Schaub verspricht ein abwechslungsreiches Programm mit Gottesdiensten, Musik, Geschichten, gemeinsamen Ausflügen und individuellen Freiräumen. «Eingebettet in eine sanfte Winterlandschaft bietet das Zentrum Ländli in Oberägeri den idealen Rahmen für die bevorstehenden Festtage», sagt Hans-Beat Buol. Er bietetden Gästen «ein reichhaltiges Programm, reich an Tradition»: «Der Bogen spannt sich von der festlichen Heilig-AbendFeier über das traditionelle Weihnachts-Schauspiel bis zum wunderschönen Festtagskonzert mit dem bekannten Reicha-Quintett. Unsere Küche verwöhnt Augen und Gaumen. Höhepunkt ist die winterliche Pferdeschlittenfahrt. nostalgische Bettflaschen sorgen für die nötige Wärme.»

Nächstenliebe aus Überzeugung Wer die Feiertage lieber zu Hause verbringt, kann sich auch 2013 auf «Gastfreundschaft mit dem C» freuen. Urs Schaub: «Das Ho-

Gastfreundschaft auf hohem Niveau: VCH-Häuser wie das Zentrum Ländli öffnen zwischen Weihnachten und Neujahr ihre Türen weit.

tel Seeblick bietet das ganze Jahr über besondere Möglichkeiten: die einzigartige Lage über dem Vierwaldstättersee, das saisonal passende Küchenangebot, das umliegende Bergbahn-Paradies und viele andere attraktive Angebote im und ums Haus und in der Zentralschweiz.» Im Januar bietet das Hotel Glockenhof in der Älplerstube ein Käsefondue an – Heimat mitten in der pulsierenden Weltstadt Zürich. «Das Beste an allem: Im Ländli gibt es keine Festtagszuschläge. So können sich auch Gäste mit kleinem Budget diese wunderschöne Zeit leisten», ist Hans-Beat Buol überzeugt. Der VCH (Verband Christlicher Hotels in der Schweiz) zählt 50 Häuser, von der einfachen Unterkunft bis zum Vier-Stern-Hotel. Geschäftsführer Falk Pfleide-

rer zieht fürs laufende Jahr eine positive Bilanz: «Nach einer zeitweilig sehr schwierigen Belegungssituation Mitte des Jahres ziehen die Buchungen auf die Wintersaison 2012/2013 wieder leicht an.» Die Weihnachts- und Neujahrstage sind für die Betriebe traditionell eine wichtige Zeit. «Gerade an den letzten Tagen des Jahres auf Silvester hin sind viele VCH-Hotels ausgebucht», sagt der 49-Jährige. Und wie wird 2013? Pfleiderer ist zuversichtlich: «Natürlich müssen wir auch das Unsere tun. Klarheit im ‹C›, Professionalität und Qualität im Alltag sind Pflichtprogramm – und nicht bloss eine wünschenswerte Option. Aber wir dürfen auch darauf vertrauen, dass uns Gott mit allem versorgt, was wir brauchen.» THOMAS FEUZ

Neues Hotelverzeichnis Soeben ist das neue Verzeichnis der VCH-Häuser erschienen. Der Verband unterstützt seine Mitglieder in der Erfüllung des geistlichen Auftrags sowie in marktwirtschaftlichen und strategischen Fragen. Die rund 50-seitige Broschüre kann kostenlos beim VCH, Zentrum Ländli, 6315 Oberägeri, bezogen werden. www.vch.ch

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f oru m

SYNERGIE Geschäftsleute als Teil einer Erweckung? Nach den vielen Skandalen sucht man in der Wirtschaft wieder nach Werten. Man möchte zurück zur sozialen Marktwirtschaft. Dabei wird jedoch vergessen, dass die soziale Marktwirtschaft am Wort Gottes geeicht ist und nur in diesem Geist gelingen kann. Wenn nur schon die Grundlagen der Zehn Gebote gelebt würden, sähe es anders aus in unserer Welt. Für wiedergeborene Christen gelten nicht nur die Zehn Gebote. Wenn sie sich vom Heiligen Geist leiten lassen, können sie mit ihren Unternehmen in einer dunklen Welt ein grosses Licht sein. Dabei denke ich vor allem an eine Haltung des Dienens, die dem Wesen Jesu entspricht und der Gesellschaft Wärme gibt, die sie sehnlichst sucht. Ich denke an eine dienende Haltung den Mitarbeitenden gegenüber, indem wir ihnen Wertschätzung schenken, einen angenehmen Arbeitsplatz bieten und eine gerechte Entlöhnung

Mehr Frauen «idea Spektrum» Nr. 48 – «Von falscher Liebe und vom Verlust des Vertrauens» «Die City war glamourös, verführerisch, hatte beinahe etwas Sektenhaftes.» Unter diesem Motto hat ein 32-jähriger Investmentbanker 2,3 Milliarden Dollar verzockt. Das Fazit von Rolf Höneisen am Ende seines Artikels greift viel zu kurz: «Und wer unter uns ist frei von der Liebe zum Geld?» Ob wir es zugeben oder nicht, eigentlich wissen wir, dass es eine Personengruppe gibt, die solche und ähnliche Dummheiten praktisch nie begeht: Wer glaubt ernsthaft, dass eine Frau fremdes Kapital veruntreuen würde, um rauschende Partys zu feiern? Werden die Tragödien unserer Zeit – von der Finanzund Wirtschaftskrise über die Ausbeutung der dritten Welt, der Natur sowie der Energieressourcen bis zu den erbärmlichen Kriegen in Ost und West – von Frauen verantwortet? Die Antwort kennen wir alle. Ist es Schicksal, dass in unserer Gesellschaft beide Geschlechter weitgehend das Falsche tun? Stellen wir uns vor, unsere Staaten, Unternehmen ideaSpektrum 50.2012

ausrichten. Die Kunden wollen wir mit erstklassigen Produkten bei einem guten Preis-Leistungsverhältnis überraschen, mit den Lieferanten eine faire Zusammenarbeit pflegen und dem Staat mit den Steuern – ohne Groll – einen Beitrag an die öffentlichen Aufgaben leisten, usw. In dieser anziehenden Haltung finden wir zu motivierten Mitarbeitenden, zufriedenen Kunden und treuen Lieferanten, die zum guten Erfolg des Unternehmens führen und wir dürfen ihnen auch Zeuge Jesu sein. Wir haben einen guten Zugang zu ihnen und können sie zum Beispiel zu Vortragstreffen und Impulstagen der IVCG einladen. Schon manche haben dadurch zum Glauben an Jesus Christus gefunden. Jesus sagte zu seinen Jüngern in Matthäus 6,33: «Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch solches alles zufallen.» Das Unternehmen darf also zu einem Werkzeug werden, um Gottes Reich zu bauen. Ein christlicher Geschäftsmann kann einen Teil seiner Zeit Gott zur Verfügung stellen, um so auch mit den ihm geschenkten Talenten den christlichen Gemeinden und Werken zu dienen. Im Blick auf die finanzielle Unterstützung gilt das Wort Jesu: «Wo euer Schatz ist, und Organisationen würden von Frauen geführt, während Männer Kinder erziehen, Haushalte führen und ihr technologisches, gestalterisches, kognitives und handwerkliches Kreativpotenzial ausschöpfen und der Gesellschaft zur Verfügung stellen würden. Im besten Fall wären schuldenfreie Staaten, eine blühende, ethisch ausgerichtete Wirtschaft, eine lebensfrohe Jugend und unbegrenzte Kreativität die Folge. Ich halte ausdrücklich fest: Diese Vision ersetzt nicht die heilsame persönliche Gottesbegegnung, sondern ergänzt sie aus gesellschaftlicher Sicht. Und es geht nicht darum, einen zweiten Garten Eden zu errichten, sondern um einen Ansatz, der helfen könnte, unerträgliches Leid zu begrenzen. Mein Aufruf: Männer, macht den Frauen Platz! ANDRé KEspER, Winterthur ZH

Warum das Schweigen? «idea Spektrum» Nr. 48 – «Von falscher Liebe und vom Verlust des Vertrauens» Im Leitartikel wird Jesus zitiert, wie er sagt, man soll dem Kaiser geben, was

da ist auch euer Herz!» Wenn es finanziell gut geht, wird er nicht beim Zehnten eine Grenze setzen, sondern er gibt freudig, so viel wie er kann. Christliche Geschäftsleute haben von Gott meist ein besonders grosses Pfund erhalten. Setzen wir es im Glauben ein und werden dadurch Teil einer Erweckung! Ich habe in aller Schwachheit und Fehlerhaftigkeit versucht in diesem Sinn zu handeln und ich kann heute bekennen: Gott hat mir im Leben viel Freude und Segen geschenkt und hat sich an seine Verheissungen « …so wird euch solches alles zufallen!», gehalten. Menschen durften zum Glauben finden. Gott hat das Unternehmen reichlich gesegnet. Er hat mich aber auch mit einer lieben Frau gesegnet, seit 47 Jahren, mit vier Kindern, die im selben Geist im Leben stehen und neun Enkelkindern, die uns viel Freude bereiten. ROBERT RAHM Robert Rahm ist Mitbegründer der Rimuss- und Weinkellerei Rahm AG, Hallau. Er engagiert sich in der IVCG und verschiedenen christlichen Werken sowie als Referent lebensnaher Themen. robert.rahm@rimuss.ch

ihm gehöre, nämlich Steuern. Dieses Zitat gefällt mir. Es gibt dafür eine Anwendung in unserer Zeit und es ist nötig, die Stimme zu erheben. Im «Tages-Anzeiger» vom 28. November sagte der in Heidelberg lehrende Basler Historiker Thomas Maissen: «Es wird nicht verstanden, wie es ein demokratischer Rechtsstaat zulassen kann, dass seine Banken unversteuertes Geld aus Deutschland akzeptieren. Die Schweiz steht als Staat da, der einem Rechtsbruch Vorschub leistet.» Haben Christen dazu wirklich nichts zu sagen? Ihnen ist doch ein Wächteramt von Gott gegeben. Ein Schweizer Gesetz aus der Zeit von 1930 macht es möglich, dass dem Staat geschuldete Steuern hinterzogen werden können. Das ist auch eine Einladung an Anleger aus dem Ausland. Nicht nur der Schweiz entgehen damit jährlich 5 bis 6 Milliarden an Steuergeldern. Auch vielen anderen europäischen und weiteren Ländern werden riesige Summen entzogen. Kann so etwas Gott gefallen? Wenn nicht, warum schweigen die Schweizer Christen? URsULA LÖRCHER, Zürich Bild: VBG

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PODIUM Weihnachten Nach der christlichen Weihnachtsbotschaft hat Gott den Menschen nicht im konturlosen Universum, sondern im zerbrechlichen Körper eines Kleinkindes aufgesucht. Im Zentrum von Weihnachten steht ein Neugeborenes, das sich seinen Weg in diese Welt erkämpft hat und das radikal von anderen Menschen abhängig ist. Ob eine Geburt gut, abenteuerlich oder dramatisch verlaufen ist, ob sie von Euphorie, Hoffen, Bangen oder Verzweiflung begleitet war – einmalig wie das neugeborene Kind ist auch dessen Geburtsgeschichte. Die Geburt eines Kindes berührt ganz fundamentale Fragen nach dem, was Leben ist und woher es kommt. Daran vermögen auch die unaufhaltsamen Fortschritte der Reproduktionsmedizin nichts zu ändern. Und die Fragen des «Wohin» bedrängen uns. In welche Welt hinein wird dieses Kind wachsen angesichts der wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und klimatischen Veränderungen, die dieses Jahrhundert prägen werden? Was hat es zu bedeuten, dass Weihnachten, die Menschwerdung Gottes, durch ein neugeborenes Kind stattfindet? Kurt Marti sagt es als Dichter in seiner ganzen Radikalität, Gegensätzlichkeit und Anstössigkeit: «Weihnacht – als Gott im Schrei der Geburt die Gottesbilder zerschlug. Zwischen Marias Schenkeln: runzlig-rot – das Kind.» Wir feiern an Weihnachten das Fest der Geburt Jesu. Ein Fest im Überfluss unseres Wohlstandes mit Kerzenlicht, Engelhaar und hoffnungsvollen Wünschen. Ich habe vor fünf Wochen ein Enkelkind bekommen. Es wird an Weihnachten lächeln und ich werde es freudig zum Christbaum tragen, und dankbar sein für die Sonnenseite des Lebens, in die es geboren worden ist. Auf der Schattenseite aber wurden Millionen geboren. Die Weihnachtsgeschichte will unseren Blick dorthin lenken, wo wir nicht gerne hinschauen. MAJA INGOLD Die Autorin ist Nationalrätin der EVP und wohnt in Winterthur.


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P u bl i r e P or tag e

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ERF Medien nutzt die Chancen der crossmedialen Möglichkeiten träglich hören, bzw. anschauen oder als Podcast herunterladen.

Medienarbeit kostet viel Geld

Mit der ERF Medien-App stehen die Produktionen des Pfäffiker Medienhauses überall und jederzeit zur Verfügung. Auf einer ERF Medien-Tour erleben rund 40 Gruppen jährlich Medienarbeit hautnah.

Menschen sind weltweit unbegrenzt vernetzt. Sie bewegen sich zwischen TV und Radio. Sie twittern und tummeln sich auf Facebook oder in andern sozialen Netzwerken. Wenn in der Schweiz irgendetwas geschieht, sind die sozialen Netzwerke schneller als jeder offizielle Nachrichtendienst. Das sind die Wege, die auch ERF Medien nutzen, um die gute Nachricht der Liebe Gottes zu verbreiten. Digital, via Satellit, Kabel, Internet, Facebook, YouTube, mit Twitter und in Blogs. Eine Botschaft – viele Kanäle! ERF Medien erreichen täglich mehrere zehntausende von Menschen – im privaten Umfeld, in Spitälern, Altersheimen und öffentlichen Einrichtungen. Dabei arbeiten ERF Medien mit viel Sorgfalt daran, Gott, die Bibel und die Kirchen umfassend abzubilden.

Angebote nach christlich ethischen Werten ERF Medien will kirchendistanzierte Menschen mit der freimachenden Botschaft von Jesus Christus erreichen und unterstützt damit auch die Arbeit der lokalen Kirchen und Gemeinden. Dem über 40köpfigen Team ist es ein tägliches Anliegen, die gute Nachricht von Jesus Christus unkonventionell und modern aufzubereiten. • Radio Life Channel erreicht täglich über 46‘000 Menschen mit seinen Programmen. Porträts, Hintergrundmagazine, Reportagen, Gottesdienste und Talks sprechen Menschen an, die christliche Werte suchen. Zu hören ist das trendige Radio über Kabel, Satellit, Internet und DAB+. • ERF Plus ist seit dem 1. Dezember ebenfalls auf DAB+ auf-

geschaltet und deckt das Bedürfnis nach dem klassischen ERF-Programm für Christen. Im FENSTER ZUM SONNTAG – Talk erzählen Menschen seit über 16 Jahren von ihren persönlichen Lebens- und Glaubenserfahrungen. Moderiert wird der Talk von Ruedi Josuran.* Der digitale Fernsehkanal ERF eins ist ein christliches TV-Programm für die ganze Familie und via Satellit und Kabel auf swisscom-TV empfangbar. Das Medienmagazin antenne informiert monatlich über die Radio- und TV-Programme, bietet Artikel zu aktuellen Themen, Strömungen, Persönlichkeiten und gibt Film-, Medienund Surftipps. Hat man eine Sendung verpasst, kann man auf dem Medienportal www.erf-medien.ch die meisten Sendungen nach-

ERF Medien finanziert sich mehrheitlich durch Spenden und ist auf die Unterstützung von Einzelpersonen, Gemeinden, Kirchen und Stiftungen angewiesen. Viele Tausend Feedbacks zeigen, wie notwendig diese Radio- und TVProgramme sind: „Vor einem Jahr hab ich Swisscom-TV installiert und bin dadurch auf Radio Life Channel und Radio ERF plus gestossen. Es tönt vielleicht etwas pathetisch, aber es waren Ihre Sendungen, die mir geholfen haben, dieses Jahr zu überleben... Ihre Musik und die verschiedenen Lebensberichte haben mich durchgetragen. Ich möchte dem ganzen Team ganz herzlich danken für die sorgfältige, professionelle Arbeit.“ Wir freuen uns, wenn durch Sendungen von ERF Medien Menschen ihr Leben verändern und auf der Basis von Jesus Christus neu gestalten. * Die TV-Reihe FENSTER ZUM SONNTAG wird gemeinsam von der ALPHAVISION und ERF Medien produziert. FENSTER ZUM SONNTAG ist ein Projekt aus Freikirchen, Landeskirchen und der Evangelischen Allianz.

Redaktion auf Hochtouren … im 2011 Jährlich produziert ein 12-köpfiges Reda-Team sorg-fältig recherchierte Beiträge: 872 Life News-Bulletins 253 Presseschauen 179 Themensendungen 49 Beitragsserien Sound-Sendungen Musikgenuss pur …

1078 Musiktitel werden wöchentlich vorwiegend aus CCM gespielt. CD der Woche bringt Interpreten und Hits näher an Ohr und Herz. Unity Party Club Hiltl: Music with spirit & soul, jeden Freitag ab 22 Uhr. idea Spektrum 50.2012


Das Bild der Woche IST DIE EU-HAUPTSTADT GEGEN DAS CHRISTFEST?

Die Verweltlichung Europas macht auch vor dem Christbaum nicht halt. Die EU-Metropole Brüssel hat die traditionelle Fichte auf dem „Großen Platz“ durch eine 24 Meter hohe „elektronische Installation“ aus Röhren und Projektionsflächen ersetzt. Das empört viele der 150.000 Einwohner. Mehr als 25.300 Personen haben eine Internet-Petition gegen das Kunstgebilde unterzeichnet. Ihre Frage: „Sollen Muslime und andere Nichtchristen vom Anblick einer christlichen Tradition verschont werden?“ In diese Richtung deutet der Name des Objekts: Xmas3. Das steht für „Christmastree“ (Weihnachtsbaum), wobei der Wortteil „Christ“ – wie es Atheisten tun – durch ein X ersetzt ist. Anstoß nehmen Kritiker auch an den Kosten. Der Baum aus den Ardennen schlug mit etwa 500 Euro zu Buche, die Lichtinstallation mit 40.000 Euro, für die freilich der Energiekonzern Electrabel aufkommt. b www.lapetition.be

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N AC H R IC H T E N

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Droht in Südafrika ein Aufstand? BUSSRUF Ökumeniker und Evangelikale fordern eine Umkehr.

M

it einem Bußruf dringen die südafrikanischen Kirchen auf einen Neuanfang in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Die politische Führung habe weithin den „moralischen Kompass“ verloren. Angesichts weitreichender Korruption, hoher Jugendarbeitslosigkeit und fortgesetzter Armut befinde sich das Land am Scheidepunkt. Wenn nicht binnen 2 oder 3 Jahren grundlegende Reformen angegangen würden, werde es zu Aufständen der Jugend und der Armen kommen, mahnen der Südafrikanische Kirchenrat und die Evangelische Allianz Südafrikas in einer gemeinsamen Stellungnahme. Seit dem Ende der Apartheid – 1994 – regiert der weit linksstehende Afrikanische Nationalkongress (ANC), der zuvor auch mit Gewalt gegen die Herrschaft der Weißen vorgegangen ist. Damals stand der Südafrikanische Kirchenrat dem ANC nahe.

Atlantik

NAMIBIA

BOTSUANA Johannesburg

PRETORIA HAUPTSTADT

SWASILAND

S Ü DA F R I K A LESOTHO Kapstadt

Durban

Port Elizabeth

Indischer Ozean

Die Stadt Marinaka in Südafrika: Am 10. Sepetember demonstrierten hier Arbeiter einer Platinmine gegen zu niedrige Löhne. Dabei wurden 37 Menschen von der Polizei erschossen.

Weiß ist böse – Schwarz ist gut Im Bußruf der Kirchen heißt es, Südafrika sehne sich nach einem Wechsel hin zu einer Politik, die sich ihrer Rechenschaftspflicht gegenüber dem Volk bewusst sei. Einige Politiker dächten immer noch in den Mustern der Apartheid: Weiß stehe für Rassismus und Schwarz für Gerechtigkeit. Dieser einfache Gegensatz treffe aber nicht mehr zu und verhindere eine gute Staatslenkung, gerechte Aussöhnung und einen besseren gesellschaftlichen Zusammenhalt. Die Kirchen fragen die Regierung: „Verstehen Sie nicht, dass viele Ihrer Worte und Handlungen viele Südafrikaner in den Zynismus und weg von der Hoffnung führen?“

„Doppelzüngiges Gerede“ Es müsse Schluss sein mit dem „doppelzüngigen Gerede“ von Politikern, die zwar den Kampf gegen die Korruption im Munde führen, gleichzeitig aber davon profitieren oder die Augen davor verschließen. Ohne den ANC zu nennen, heißt es in dem Kirchenpapier, man sei besorgt über die wachsende Tendenz, „das Interesse der Partei über das Interesse der Nation zu stellen“.

Auch an die Wirtschaft richten die Kirchen mahnende Fragen: „Warum haben wir nach 18 Jahren Demokratie und einigen Jahren des Wirtschaftswachstums eine höhere Arbeitslosigkeit als zu Beginn der Demokratie? Warum vertieft sich die Ungleichheit?“

Nur der 2. Weg bleibt Die Armen und Unterdrückten stehen den Kirchen zufolge vor der Wahl: „Entweder wir brechen das südafrikanische Haus komplett ab, oder wir renovieren es, so dass es besser, sicherer und stärker wird.“ Wenn man nicht im Chaos enden wolle, bleibe nur der zweite Weg. Die Evangelische Allianz Südafrikas ist die Dachorganisation der Evangelikalen, während im ökumenisch orientierten Südafrikanischen Kirchenrat 27 evangelische, katholische und orthodoxe Kirchen zusammengeschlossen sind. Beide Verbände hatten im November beschlossen, „zum Wohle Südafrikas“ zusammenzuarbeiten. Von den 50,6 Millionen Bürgern Südafrikas sind 70 % Protestanten, 7 % Katholiken und 17,3 % Atheisten. P

b www.teasa.org.za • www.sacc.org.za

Es ist nie zu spät für eine Taufe Fotos: dpa, christianchronicle

USA 108-Jährige ließ sich taufen. Ein Jahr später ist sie gestorben.

I

m Alter von 109 Jahren ist die US-Amerikanerin Lula Wallace am 29. November in Batesville (Mississippi) gestorben; erst ein Jahr zuvor hatte sie den Glauben an Jesus Christus angenommen und sich taufen lassen. Sie hinterlässt 11 Kinder, 22 Enkel, 45 Urenkel und 20 Ururenkel. Ihre Tochter Margaret Cooke (78) hatte über 50 Jahre lang gebetet, dass ihre Mutter Christin 50.2012

werde. 2011 wurde ihr Flehen erhört. 2 Enkel ließen Wallace im Rollstuhl in das Taufbecken einer Gemeinde in Memphis hinab. In ihrem Bekenntnis sagte sie: „Ich mache das nicht für Menschen, sondern nur für mich und Gott.“ Eine weitere Tochter, Virginia Mack (66), sagte, Gott habe ihrer Mutter offensichtlich aus gutem Grund ein so langes Leben geschenkt. P

Lula Wallace


N AC H R IC H T E N

Pakistan: Schwedische Christin angeschossen ATTENTAT Stecken die Taliban und El Kaida hinter dem Attentat?

I

n Lahore ist eine schwedische Protestantin am 3. Dezember auf offener Straße angeschossen und schwer verletzt worden. 2 bewaffnete Motorradfahrer eröffneten das Feuer auf die 70-jährige Birgitta Almby. Sie trafen ihre Lunge und eine Halsvene. Almby arbeitet seit 38 Jahren im islamischen Pakistan. Sie ist Geschäftsführerin der pfingstkirchlichen „Gemeinschaften des vollen Evangeliums“. Ferner leitet sie eine Berufsschule, ein Erwachsenenbildungszentrum und ein Waisenhaus.

Jüdischer Helfer verschleppt

Taliban handelt. 2 Pfingstpastoren seien zuvor mit dem Tode bedroht worden, weil sie sich gegen den Missbrauch des Blasphemiegesetzes gewandt hätten. Es sieht die Todesstrafe für die Beleidigung des Islam vor. Ferner wurde vor 15 Monaten der 71-jährige Warren Weinstein, Mitarbeiter eines jüdischen US-Hilfswerks, in Lahore verschleppt. Am 28. Oktober bekannte sich der Anführer des Terrornetzes El Kaida, Ayman al-Zawahiri, zu der Entführung. Der Jude werde auf freien Fuß gesetzt, wenn die USA ihre Drohnenangriffe einstellten, sagte er. P

Pakistanische Medien vermuten, dass es sich um einen Anschlag radikal-islamischer

b www.pakistantoday.com.pk

Buchwerbung: Ist Christi Geburt ein Märchen? WELTBILD Für Unmut sorgt eine Werbung des katholischen Verlags.

S

ie bietet die biblische Weihnachtsgeschichte in der Edition „Nostalgischer Märchenschatz“ an. Die nach Angaben des Augsburger Verlages in „kindgerechter Weise“ erzählte Geschichte steht damit in einer Reihe mit den Märchen Aschenputtel, Rotkäppchen und Schneewittchen. Der Vorsitzende des papsttreuen Forums Deutscher Katholiken, Prof. Hubert Gindert (Kaufering/Oberbayern), übte scharfe Kritik an dem Buch. Damit werde „die unsägliche Skandalserie des Weltbild-Verlags fortgesetzt“. Das Ärgernis liege besonders darin, dass das Unternehmen völlig in kirchlichem Besitz sei. Der verantwortliche Redakteur des katholischen Magazins

Die umstrittene Werbung:

„Pur“, Bernhard Müller (Kißlegg/Allgäu), bezeichnete die Werbung als einen „Verrat an der Botschaft und der christlichen Wahrheit von Weihnachten“. Der Programminhalt von „Weltbild“ stehe damit „im krassen Gegensatz zu dem, was seine Eigentümer, die katholischen Bischöfe, an Weihnachten von den Kanzeln predigen werden“. Müller erinnerte an die Diskussion über die Verlagsgruppe im vergangenen Jahr. Sie war wegen des Verkaufs pornografischer und esoterischer Bücher in die Kritik geraten: „Die versprochene inhaltliche Neuausrichtung von Weltbild lässt auf sich warten.“

Verlag entschuldigt sich Die (katholische) Bischofskonferenz wollte die Werbung nicht kommentieren. Die Verlagsgruppe äußerte: „Wir stimmen der Kritik zu, dass es sehr unglücklich ist, die Erinnerung an die Weihnachtsgeschichte, auch wenn sie biblisch korrekt ist, in einer Reihe ‚Nostalgischer Märchenschatz‘ zu platzieren.“ Dies sei ein Fehler gewesen: „Wir können uns dafür nur nachdrücklich entschuldigen.“ P

NOTIERT Vorsicht auf den Malediven! Im Urlaubsparadies Malediven sind alle nicht-islamischen Schriften streng verboten. Die Folgen musste ein Christ aus Bangladesch schmerzlich erfahren: Der 46-jährige Jathish Biswas wurde am 27. September am Flughafen der Hauptstadt Malé festgenommen, weil er elf christliche Bücher bei sich hatte. Er musste sich bis auf die Unterwäsche ausziehen. 23 Tage lang wurde der Direktor des christlichen Entwicklungsdienstes „Way of Life“ (Weg des Lebens) gefangen gehalten und verhört; dann verwies man ihn des Landes. Die Malediven zählen neben Saudi-Arabien zu den strengsten muslimischen Ländern. Bei der Einreise müssen Ausländer ein Formular unterschreiben, das sie über das Verbot von Pornografie, Alkohol, Schweinefleisch und „Material, das im Widerspruch zum Islam steht“, unterrichtet. Mehr als 99 % der rund 320.000 Einwohner sind Muslime. Nach Angaben des Deutschen Reiseverbandes machen jährlich mehr als 77.000 Deutsche dort Urlaub.

Usbekistan: „Gefangener des Monats November“ ist frei Der usbekische Pastor Makset Djabbarbergenov, der in Kasachstan drei Monate lang in Haft war, ist frei. Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) und idea hatten den 32-jährigen Protestanten im November als „Gefangenen des Monats“ benannt und zu seiner Unterstützung aufgerufen. Am 4. Dezember wurde er nach Interventionen des Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen auf freien Fuß Djabbarbergenov gesetzt und durfte mit seiner Familie nach Deutschland ausfliegen. Die IGFM und idea hatten Bürger in Deutschland aufgerufen, sich in Briefen an den kasachischen Staatspräsident Nursultan Nasarbajew für die Freilassung und das Aufenthaltsrecht des Pastors einzusetzen. Von den 15,5 Millionen Einwohnern Kasachstans sind 70 % Muslime und 26 % Christen. In Usbekistan sind von den 27,7 Millionen Einwohnern 84 % Muslime und 1 % Christen.

Foto: Familie Courtesy Djabbarbergenov

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P RO & KON T R A

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Sollten Kirchenleiter per Los bestimmt werden? KIRCHENRECHT Aufsehen erregte, dass das neue Oberhaupt der 12 Millionen Koptisch-Orthodoxen in Ägypten, Tawadros II., kürzlich in Kairo per Los (unter 3 Kandidaten) bestimmt wurde. Ähnlich war es bereits in der Urgemeinde, wo der Apostel Matthias unter zwei Kandidaten als Nachfolger von Judas (Apostelgeschichte 1, 15–26), der Selbstmord begangen hatte, ausgelost wurde.

Eine Wahl nach dem Mehrheitsprinzip bedeutet Abhängigkeit von Wahlgruppen.

PRO

Die Kriegsknechte unter dem Kreuz Christi warfen das Los, um den in einem Stück gewebten Mantel nicht zu zerschneiden. So wurde die Schrift erfüllt: „Sie teilen meine Kleider unter sich und werfen das Los um mein Gewand“ (Psalm 22,19). Der ungeteilte Rock Jesu ist ein Symbol für die Einheit der Kirche. Nach dem Selbstmord des Judas war sein Amt neu zu besetzen. Zwei Zeugen des Lebens Jesu werden aufgestellt; dann folgt durch Gebet und Los die Erwählung Gottes (Apostelgeschichte 1,15–26). Im Alten wie im Neuen Bund werden Ämter durch das Los übertragen. Das aus dem Griechischen kommende Wort für Los – „Klerus“ – ist bis heute eine Bezeichnung für das geistliche Amt. Im Protestantismus hat sich das Losverfahren nur in den Losungen der Herrnhuter Brüdergemeine erhalten. In an-

Gott wird seinen Willen so oder so durchsetzen.

Fotos: idea/Starke, PR

KONTRA

Warum soll eine Personalentscheidung durch Losverfahren – jedenfalls wenn sie so gründlich vorbereitet wurde wie kürzlich in der koptischen Kirche – prinzipiell schlechter ausfallen als durch Wahlentscheidung? Man soll von Gott nicht zu klein denken, und wir hoffen ja darauf, dass der Heilige Geist auch die Entscheidungen einer Synodenmehrheit begleitet, – was aber auch nicht weniger schwierig erscheint als ein Wirken durch Zufall und Losverfahren. Gott wird seinen Willen so oder so durchsetzen, die Frage ist nur, welche konkreten Folgen eine solche Losentscheidung hätte. Wir Protestanten wählen zwar gerne Menschen in Leitungsämter, fi nden es aber doch irgendwie empörend, wenn diese dann tatsächlich Leitung ausüben. Diese Tendenz würde nochmals verstärkt, wenn das Los über die Leitung entschiede, denn dann können alle sagen: Mit die50.2012

Prof. Dr. Reinhard Slenczka (Erlangen) war Theologieprofessor in Bern, Heidelberg und Erlangen. Von 1997 bis 2005 amtierte er als Rektor der Luther-Akademie in der lettischen Hauptstadt Riga.

deren Kirchen wird es durchaus geübt, wie bei der Wahl des neuen Oberhauptes der koptischen Kirche zu sehen war. Eine Wahl nach dem Mehrheitsprinzip bedeutet Sieg und Niederlage, aber auch Abhängigkeit von Wahlgruppen, und zwar sowohl für die Wahl selbst als auch für die spätere Amtsführung. Bei Personal- und Sachentscheidungen sind im Protestantismus weithin Schrift und Bekenntnis durch gesellschaftspolitische Forderungen und Bekenntnisse verdrängt. Dadurch wird die Einmütigkeit in der Kirche und unter den Kirchen durch politische Mehrheiten zerstört. Welchen Segen hätte es für die Einheit der Kirche, wenn von den Wahlkommissionen in Synoden und Kirchenvorständen nach den Kriterien des Wortes Gottes würdige Kandidaten (1. Timotheus 3,10; 1. Timotheus 1,5–12) geprüft und ausgewählt würden, um dann mit Gebet das Los entscheiden zu lassen? P

Dr. Thies Gundlach (Hannover) ist Theologischer Vizepräsident des Kirchenamtes der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und Leiter der Abteilung „Kirchliche Handlungsfelder“.

sem „Zufallschef“ habe ich gar nichts zu schaffen. Für die ausgeloste Leitungsperson wäre ein Losentscheid ebenfalls schwierig. Denn entweder interpretiert sie die Entscheidung zu sehr als Gottesurteil und fühlt sich nur Gott verpflichtet, was – wie die Geschichte zeigt – tendenziell zu einer absolutistischen Leitungsform führt. Oder aber sie fühlt sich im Grunde nicht wirklich von den Menschen, die sie leiten soll, getragen und versucht darum, ihnen nach dem Mund zu reden, um wenigstens subjektiv das Gefühl zu haben, sie werde in der Leitungsrolle gewollt. Summa: Aus innerweltlich-menschlicher Sicht spricht nichts dafür, das Losverfahren zu befördern. Und da Gott zweifellos auf jegliche Weise seinen Willen durchsetzen kann, plädiere ich dann doch lieber für eine ordentliche Wahl mit gelungener persönlicher Vorstellung und einer – hoffentlich – soliden Mehrheit. P


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T H E OLO GI E

Warum Gott Mensch wurde CREDO Im Advent erinnern sich Christen weltweit daran, dass an Heiligabend Jesus Christus vor über 2.000 Jahren geboren wurde. Darum geht es im zweiten Absatz des Glaubensbekenntnisses. Doch warum wurde Gott zum Menschen? Dieser Frage geht Pfarrer Klaus Jürgen Diehl (Wetter/ Ruhr) im neunten Teil der idea-Glaubensserie auf den Grund. An der Nahtstelle zwischen dem ersten und zweiten Glaubensartikel fragen wir: Warum hat Gott, der Vater, einen Sohn, der dann auch noch Mensch wird? Zwar kennen etwa die Göttermythen der griechisch-römischen Antike wie auch der Hinduismus den Gedanken der Menschwerdung eines Gottes, doch handelt es sich dabei jeweils nur um Vorstellungen und nicht um handfeste geschichtliche Tatsachen. Das Bekenntnis zu dem in Jesus Christus Mensch gewordenen Gott wird von anderen großen Religionen als gotteslästerlich zurückgewiesen. Am stärksten artikuliert der Islam diese Ablehnung. Für Muslime ist es absurd, dass der allmächtige Gott einen Sohn hat, der dann auch noch als Kind ar-

» Weil Gott in tiefster Nacht erschienen, kann unsre Nacht nicht traurig sein! Der immer schon uns nahe war, stellt sich als Mensch den Menschen dar. Dieter Trautwein (1928–2002), Propst in Frankfurt a. M.

mer Leute auf dieser Welt gelebt hat. Sie werfen uns Christen deshalb mit unserem Glauben an Gott Vater, Sohn und Heiligem Geist Vielgötterei vor: eine unverzeihliche Beleidigung des einen Gottes. Umso wichtiger ist es darum, zu verstehen, warum Gott Mensch wurde und dass diese Menschwerdung nichts daran ändert, dass wir an einen Gott glauben.

Die Bundesschlüsse Gottes Wir sahen bereits: Obwohl sich der Mensch nicht im Geringsten zum Besseren geändert hat, beginnt Gott nach der Sintflut noch einmal neu, indem er mit Noah und der Tierwelt einen Bund schließt. Darin gibt Gott erneut seine Schöpfung in die Hände des Menschen und sichert ihm zu, sie auch für künftige Generationen zu erhalten. Zur Bestätigung setzt Gott den Regenbogen als sichtbares Zeichen in die Wolken. Dem Noahbund folgen später weitere Bundesschlüsse: zunächst der mit Abraham, dem Gott noch im hohen Alter einen Sohn verheißt und ihm damit zugleich das Versprechen gibt: „Ich will dich zum großen

Volk machen und will dich segnen und dir einen großen Namen machen, und du selbst sollst ein Segen sein“ (1. Mose 12,2). Damit wird Abraham zum Stammvater Israels, das Gott sich Jahrhunderte später aus der Völkerwelt erwählt: „Ihr sollt mein Eigentum sein vor allen Völkern!“ (2. Mose 19,5).

Die erhoffte Umkehr bleibt aus Die Befreiung der lange Zeit in ägyptischer Sklaverei darbenden Israeliten wird zur Geburtsstunde dieser ganz besonderen Beziehung Gottes mit Israel. Dieses kleine, unbedeutende Volk soll von Anfang an erkennen, dass Gott ihm die Freiheit schenkt und darüber hinaus auch noch für die Zukunft ein Land verheißt, in dem „Milch und Honig fließen“. Dass Gott für Israel nur das Beste will, soll auch durch den Bundesschluss am Sinai bekräftigt werden, bei dem Gott dem Volk durch Mose die Zehn Gebote als Bundesverpflichtung übermittelt. Dabei ist von Anfang an klar, dass dieser Bundesschluss kein Vertrag zwischen gleichberechtigten Partnern darstellt, sondern die einseitige Schutzzusage eines Stärkeren für das von ihm erwählte Volk ist. Trotzdem erwartet Gott von seinem Volk natürlich Vertrauen und Gehorsam als Zeichen der Bündnistreue. Und eben hier beginnt zugleich die Geschichte fortwährender Vertragsbrüche Israels gegenüber Gott als seinem Bündnispartner. Obwohl Gott nicht müde wird, Israel immer wieder Gutes zu tun, und ihm in zahlreichen Notlagen hilfreich zur Seite steht, dankt ihm sein Volk damit, dass es ständig die Gebote übertritt, eigene Wege geht, sich fremden Göttern an den Hals wirft und sein Heil in fragwürdigen politischen Koalitionen sucht. Doch so schnell gibt Gott nicht auf – und sein Volk nicht preis. Mal um Mal sendet er ihnen Propheten, die in seinem Namen mahnend und warnend ihre Stimme erheben und das Gericht Gottes für das unbußfertige Volk ankündigen. Doch selbst als das Gericht eintritt, Israel durch Eroberung feindlicher Nachbarstaaten seine nationale Souveränität verliert und große Teile des Volkes in die Verbannung verschleppt werden, kommt es in Israel nicht zu einer grundlegenden Neubesinnung. Und auch als Gott sich dem geschlagenen Volk erneut zuwendet und ihm nach dem Zusammenbruch einen Neuanfang ermöglicht, bleibt die erhoffte Umkehr aus. ideaSpektrum 50.2012


T H E OLO GI E

1.000 Jahre lang gescheitert

Das große Wunder

So endet ein tausend Jahre währendes Bündnis als eine Geschichte des Scheiterns. Es verwundert daher nicht, dass Gott mit seinem Volk noch einmal ganz von vorne anfangen will: „Siehe, es kommt die Zeit, spricht der Herr, da will ich mit dem Hause Israel und dem Haus Juda einen neuen Bund schließen … Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben, und sie sollen mein Volk und ich will ihr Gott sein“ (Jeremia 31,31 und 33). Die Ankündigung eines neuen Bundes bereitet neben anderen Verheißungen den Boden für die Menschwerdung Gottes in Jesus Christus.

Jesus selbst hat in einem seiner Gleichnisse eine Antwort darauf gegeben, warum er als Sohn Gottes zu seinem Volk gesandt wurde. Im Gleichnis von den bösen Weingärtnern (Markus 12,1 bis 12) erzählt er von einem Weinbergbesitzer, der außer Landes reist, um dort seinen Geschäften nachzugehen. Nach einiger Zeit schickt er einen Knecht zu den Pächtern seines Weinberges, um sich von ihnen den verabredeten Anteil der Erlöse ausbezahlen zu lassen. Doch die Pächter reagieren feindselig, schlagen den Knecht und schicken ihn mit leeren Händen fort. Daraufhin beauftragt der Besitzer andere Knechte in der Hoffnung, bei den Pächtern mit seinem berechtigten Anspruch Gehör zu finden. Doch ein Knecht nach dem andern wird von ihnen abgewiesen, geschlagen oder sogar getötet. Aber der Besitzer des Weinbergs gibt trotzdem nicht auf. Schließlich – als alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft sind – schickt er „seinen geliebten Sohn“ und hofft, dass die Pächter nun endlich aus Respekt vor ihm ihre Schulden bezahlen. Das Ungeheuerliche geschieht: Die Pächter vergreifen sich selbst an dem Sohn und töten ihn. Wie wird der Weinbergbesitzer darauf reagieren? Jesus sagt: „Er wird die Weingärtner umbringen und den Weinberg andern geben.“ Mit der Ablehnung durch sein eigenes Volk geschieht das Wunder, dass der getötete Sohn zum „Eckstein“, d. h. zum tragenden Fundament der Völkerwelt wird. Mit diesem Gleichnis schildert auch Jesus die Geschichte des Bundes Gottes mit Israel als eine Geschichte des fortgesetzten Scheiterns. Statt dem Weinbergbesitzer (= Gott) den schuldigen Gehorsam zu leisten, werden seine Knechte (= Propheten) Mal um Mal O

Gott wagt das Äußerste

Foto: istockphoto /idea/Stephan

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Nun wird man fragen können, warum Gott alle diese „Umwege“ gegangen ist, um schließlich selbst in Gestalt eines Menschen auf den Plan zu treten und den Erfolg seiner Mission zu sichern. Gott ist doch allmächtig und allwissend: Er hat doch wissen können, dass letztlich all seine Bündnisse mit den Menschen scheitern werden. Warum hat er dann trotzdem dieses Scheitern in Kauf genommen und nicht sofort den zum angestrebten Ziel führenden Weg gewählt? Auf diese Frage – so verständlich sie ist – wird man keine unsere Vernunft und Logik zufriedenstellende Antwort finden können. Nur so viel wird klar: Gott kommt trotz aller Enttäuschungen nicht von seinen Menschen los und bleibt unbeirrbar bei seinem Vorsatz, für immer in Harmonie mit seinen Geschöpfen zu leben. Dazu aber ist es aus seiner Sicht unumgänglich, dass er das Äußerste wagt, sich selbst riskiert und Menschen durch seine Kraft eine grundlegende Verwandlung ihres Herzens erfahren.

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T H E OLO GI E

von den Pächtern (= Israeliten) geschmäht, bedroht und sogar getötet. Als der Weinbergbesitzer schließlich seinen geliebten Sohn (= Jesus) zu ihnen schickt, wird auch der umgebracht. Ist damit Gott, der Weinbergbesitzer, endgültig gescheitert? So könnte man denken. Doch Jesus deutet den Schluss auf überraschende Weise: Was wie ein totaler Fehlschlag aussieht, wird zur Voraussetzung dafür, dass der Weinberg (= Erbe Gottes, sein Heil) nun andern offen steht. Sein Tod am Kreuz wird zum verlässlichen Fundament für das Heil der ganzen Welt. Mit unserm Verstand lässt sich das nicht fassen. Es ist wirklich „ein Wunder vor unsern Augen“, wie Jesus am Schluss des Gleichnisses sagt.

musste er, um eine vollwertige, adäquate Genugtuung für unsere menschliche Schuld zu leisten, selber ein Mensch von Fleisch und Blut werden, um so als Gott und Mensch zugleich unsere Schuld zu sühnen und unsere Erlösung zu bewirken. Das ist in knappen Worten die berühmte Satisfaktionslehre („satisfactio“: lat. = „Genugtuung“) des Anselm von Canterbury, die in ähnlicher Weise auch von Augustin und Luther vertreten wird. Sie macht deutlich, dass Gott zur Sühne unserer Schuld nicht nur einfach Mensch werden, sondern auch bereit sein musste, mit seinem Sterben am Kreuz unsere Schuld auf sich zu nehmen.

Warum musste es unbedingt der Tod am Kreuz sein?

So biblisch berechtigt der Sühnegedanke als Grund für die Menschwerdung Gottes ist, so liegt darin für mein Verständnis doch nicht das zentrale Motiv. Nicht sein berechtigter Zorn, der für die Schuld des Menschen Sühne als Genugtuung fordert, war der entscheidende Anlass für Gott, Mensch zu werden, sondern seine durch nichts zu erschütternde Liebe, in der er trotz aller Enttäuschungen nicht von den Menschen loskommt. Darum hat wohl Jesus selbst auf die Frage nach der Menschwerdung Gottes im Johannesevangelium die am meisten berührende Antwort gegeben: „Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben“ (Johannes 3,16). P

Es hat im Laufe der Theologie- und Kirchengeschichte nicht an Bemühungen gefehlt, mit klugen Argumenten die Menschwerdung Gottes zu begründen. Einer der klügsten Köpfe, der dies versucht hat, war Anselm von Canterbury (gestorben 1109). Sein theologisches Hauptwerk trägt den Titel „Cur Deus homo“ (lat. „Warum Gott Mensch wurde“). Darin vertritt Anselm die Auffassung, dass die Sünde des Menschen eine ungeheure Beleidigung Gottes darstellt, die unbedingt gesühnt werden muss. Doch der Mensch ist zu schwach und gering, um selbst diese Sühne zu leisten. Das kann nur Gott, wenn er eine menschliche Natur annimmt, denn als Gott ist er selbstverständlich leidensunfähig. Also

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Das zentrale Motiv

idea Fernseh- und Hörfunk-Tipps

15. bis 21. Dezember

FERNSEHEN Samstag, 15. Dezember

Sonntag, 16. Dezember

16.30–17.00 Der lange Weg von Auschwitz nach Jerusalem – Die Schriftstellerin Cordelia Edvardson

8.30–9.15 Stunde des Höchsten – Fernsehgottesdienst mit Pfarrer Heiko Bräuning

22.45–23.30 Die Philosophen Richard David Precht und Robert Spaemann über das Thema „Dürfen wir Tiere essen?“

10.00–11.00 Evangelischer Gottesdienst aus der St. Annakirche in Augsburg mit Dekanin Susanne Kasch zum Thema Schutz des Lebens

Donnerstag, 20. Dezember 11.00–12.15 ERF 1 Gottesdienst aus der ChristenGemeinde Stadtheide in Paderborn mit Heinrich Epp

17.30–18.00 Weihnachten in Siebenbürgen – Pfarrer Joachim Lorenz lebt seit 20 Jahren in Rumänien

11.45–12.20 Nestwärme für Ungeliebte – Ein Diakon besucht Betrüger, Drogenabhängige und Kinderschänder

Dienstag, 18. Dezember

8.35–8.50 Er gilt als Mahner, Märtyrer, Mann der Wüste: Johannes der Täufer

10.00–11.00 Gottesdienst mit Thomas Prelicz aus der Evangelischen Gemeinde Bremgarten

21.00–22.00 ERF Plus Der Griff nach der Macht Du, meine Seele, singe – mit Horst Marquardt

10.00–11.00 Evangelischer Gottesdienst aus der Thomaskirche in Bonn mit Pfarrer Uwe Rieske

12.05–12.30 „Glauben“: Countdown zur Apokalypse? Der MayaKalender und die Angst vor dem Weltuntergang

Donnerstag, 20. Dezember

20.15–21.15 ERF 1 Wartburg-Gespräche: Arabischer Frühling – ein Neuanfang?

22.35–23.05 „Nah dran“: Vertragen sich Märchen und christlicher Glaube? Freitag, 21. Dezember 22.00–23.30 Nachtcafé: Zu viel, zu eng, zu intensiv – Wie viel Familie braucht der Mensch?

HÖRFUNK Sonntag, 16. Dezember 6.05–6.30 Süßer die Knaben nie singen – Über Kirchenmusik und himmlische Glocken 7.05–7.30 Wenn es länger dauert, als Du glaubst – Warten als Herausforderung für den Glauben

8.30–9.00 Weihnachtsmacher: Wie sich Kommerz und Kirche auf das Fest der Feste einstimmen 8.30–9.00 Und oben im Himmel … Sehnsucht nach einem verlorenen Ort

20.00–21.00 ERF Plus Bilanz: Horst Marquardt und der Indonesien-Missionar Volkhard Scheunemann

Wer reagieren möchte, kann dies unter folgenden Rufnummern tun: ARD: 089/5900-3344 | Bibel.TV: 040/4450660 | Das Vierte: 0180/5843783 Deutschlandfunk und Deutschlandradio: 0221/345-1831 | DRS 2: (0)848/808080 | ERF: 06441/957-0 | HR (TV): 069/1555111 | Kabel 1: 0180/5011150 KiKa: 0180/2151514 | Luth. Stunde: 04264/2436 | MDR: 0341/300-5401 | NDR: 0511/988-2393 | Phoenix: 0180/28213 | RBB: 030/97993-2171 SF 2: (0)62/2059050 | SR 2: (0)681/6022222 | SWR: 07221/929-0 | WDR (Radio): 0221/5678-333 | WDR (TV): 0221/5678888 | ZDF: 06131/7012164

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Sterben sollst du für dein Glück

Foto: Thorsten Lapp

ISLAM Muslimische Repräsentanten im deutschsprachigen Europa bemühen sich, ihre Religion als tolerant darzustellen. Doch die Realität in islamischen Ländern sieht oft anders aus – wie das Beispiel von Sabatina James zeigt. Die 30-Jährige wuchs in Pakistan auf und kam als 10-Jährige mit ihrer Mutter nach Österreich, wo ihr Vater bereits arbeitete. Mit 18 trat sie vom Islam zum Christentum über. Seither wird sie – jetzt in Deutschland – verfolgt. Günther Klempnauer sprach mit ihr. Frau James, warum stehen Sie unter Polizeischutz? Ich bin von meiner eigenen pakistanischen Familie mit dem Tode bedroht worden, als ich vom Islam zum Christentum konvertiert bin. Deshalb bin ich bereits im Jahre 2006 in das Opferschutzprogramm in Deutschland aufgenommen worden. Heute nehme ich in Vorträgen, in meinen Büchern und Fernsehsendungen aufgrund meiner Erfahrungen kritisch Stellung zum Islam. Dadurch fühlen sich islamische Fundamentalisten verunsichert, sprechen von Blasphemie und schicken mir Todesdrohungen. Manchmal frage ich meine Nachbarn, ob sie mich begleiten können, wenn ich mal draußen spazieren gehen will. Alle paar Monate muss ich meinen Wohnsitz wechseln. Ist es für Sie nicht eine furchtbare Belastung, durch Deutschland zu reisen und nicht zu wissen, wo Sie zu Hause sind? Ich weiß schon, wo ich zu Hause bin. Mein Zuhause ist immer da, wo Gott mich hinführt. Ich bin zwar ständig an neuen Orten, aber ich weiß, wofür ich lebe. Die Verfolgung ist der Preis, den ich für meine Berufung zahlen muss. Trotz der ständigen Bedrohung zahle ich aber lieber diesen Preis, als ein Leben ohne Sinn zu führen. Worin besteht Ihre Berufung? Ich mache mich zur Anwältin junger muslimischer Frauen, die nach Deutschland kommen und in ihren Familien Gewalt erleben, zur Kinderehe oder Zwangsheirat gezwungen werden. Die jüngste Studie des Bundesfamilienministeriums hat ergeben, dass im Jahr 2008 über 3.000 Muslima zwangsverheiratet worden sind. Die Dunkelziffer ist weit50.2012

aus höher. Diese jungen Frauen sind oft völlig verzweifelt und hilflos. Die Selbstmordrate bei jungen Musliminnen in Deutschland ist doppelt so hoch wie bei gleichaltrigen Einheimischen. Ich möchte den Frauen helfen, nicht ihr Leben zu beenden, sondern ihr Schweigen.

„Im Land der Ungläubigen“: Österreich Wie kam es bei Ihnen zur Zwangsheirat? Ich bin mit 10 Jahren nach Österreich gekommen. Meine Vater hat als Kranfahrer in Linz gearbeitet und seine Familie aus Pakistan nachgeholt. Wir wohnten in einem Dorf, in dem wir uns als einzige ausländische Großfamilie relativ schnell integriert haben. Auch zu den Nachbarn hatten wir ein herzliches Verhältnis. Mich quälte aber zunehmend die Frage, wie die unverheiratete Frau von nebenan mit ihren Kindern so unbekümmert zusammenleben konnte. Ich dachte, sie müsse wohl eine Ehebrecherin sein. Im Islam wäre sie von ihrer Familie verstoßen oder getötet worden. Wollten Sie als junges Mädchen eine fromme Muslima sein? Ich wollte Allah näherkommen, schaffte es aber nicht. Er war unnahbar. Mein Glaube an Allah war geprägt von ständiger Angst. Beängstigend war für mich auch die Vorstellung, nun in einem Land – Österreich – inmitten von Ungläubigen (wer nicht Muslim ist, gilt als nicht gläubig – Anmerkung der Redaktion) zu leben und mich auf Kosten meiner Religion anpassen zu müssen. In diesem Zwiespalt leben sehr viele Migranten, die aus wirtschaftlichen Gründen nach Europa in einen fremden Kulturkreis kommen. Das O


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Sabatina James im Gespräch mit einer Muslima

begann für mich schon bei der Kleidung. Meine österreichischen Klassenkameradinnen mobbten mich, weil ich im Hochsommer langärmelige Pullis anziehen musste. Meine Eltern verboten mir, am Schwimmunterricht teilzunehmen. Die Theatergruppe war für mich tabu; denn für meinen Vater waren Schauspielerinnen Prostituierte. Ich musste als Teenager um jede Freiheit kämpfen, meistens vergeblich. Kam es auch zu Gewaltanwendungen? Leider wurde von meiner Mutter auch Gewalt als Druckmittel angewendet. Sie hat mich an den Haaren durch die Wohnung gezogen. Oft habe ich mich im Bad eingesperrt, weil ich Angst vor brutalen Schlägen hatte. Irgendwann bin ich dann geflüchtet in die Notschlafstelle für Jugendliche in Linz. Ich war 16 Jahre alt. Dort habe ich erzählt, im Sommer würden meine Eltern mit mir nach Pakistan fliegen, um mich zu verheiraten. Ich hätte furchtbare Angst. Die Sozialarbeiter führten Gespräche mit meinen Eltern, die nach ihrem Eindruck vernünftig und westlich schienen. Deshalb vertrauten sie ihnen und schickten mich wieder nach Hause. Denn mein Vater hatte behauptet, er würde mich niemals zu einer Ehe zwingen. Hat sich Ihre Befürchtung bewahrheitet? Kurz darauf verbrachte ich mit meiner Familie den Urlaub in Pakistan und sollte meinen Cousin heiraten. Ich weigerte mich. Mein Vater setzte mich unter Druck: „Solange du deinen Cousin nicht heiratest, kommst du nie wieder zurück nach Österreich.“ Sie sind abgereist und haben mich zurückgelassen ohne Dokumente und Reisepass, so dass ich Pakistan nicht verlassen konnte. Fortan bewachte mich die Mutter meines Cousins, die meine Schwiegermutter werden sollte.

Koranschule: Es geht um Unterwerfung Was hat Ihre Tante mit Ihnen gemacht? Ich wurde in der pakistanischen Metropole Lahore in die Koranschule geschickt. Als ich dort ankam, glaubte ich, in ein Gefängnis zu kommen. Ich ging durch ein großes Eisentor, das Tag und Nacht bewacht war. Die Mädchen durften sich nicht unverschleiert außerhalb des Schulgebäudes aufhalten. Unsere Lehrer saßen während des Unterrichts immer hinter einem Vorhang, weil Männer Frauen öffent-

lich nie in die Augen schauen dürfen. Den ganzen Tag mussten wir Koranverse auswendig lernen. Bisher hatte ich immer noch geglaubt, dass Allah nicht damit einverstanden sein könnte, wie meine Eltern den Koran auslegten. Aber hier musste ich erkennen, dass sie sich auch in der Erziehung strikt an ihn gehalten haben. Oft habe ich geweint. Eine Koranschülerin fragte mich, warum ich weine. „Weil ich meinen Cousin heiraten muss“, erwiderte ich. „Warum findest du das so schlimm?“, wollte sie wissen und meinte: „Er ist doch ein Stadtjunge, und du hast ihn vor der Hochzeit gesehen. Er ist nicht mal doppelt so alt wie du.“ Sie konnte mein Problem gar nicht verstehen und erzählte mir, ihre Mutter habe sie mitgenommen auf einen Basar. Dort habe sie Kleider gekauft und dann einen Mann geheiratet, den sie vorher noch nie gesehen hatte. Auf meine Frage, ob sie diesen Mann liebe, antwortete sie: „Es geht nicht um Liebe, es geht um Unterwerfung.“ … unter den Mann? Genau das ist der Punkt. Und das hängt mit der Religion zusammen. In Pakistan darf eine Frau ohne Einwilligung des Vaters nicht heiraten. Sie darf auch keinen Nichtmuslim heiraten. Das ist islamisches Recht. Leider werden in Koranschulen Suren nur auf Arabisch auswendig gelernt, ohne auch nur ein Wort zu verstehen. Man muss sich schon die Mühe machen, die Verse in die eigene Muttersprache zu übersetzen. Sonst kommt man nie dahinter. Wie stellten Sie sich Ihre Zukunft vor? Ich musste wieder zurück nach Österreich, aber wie? Notgedrungen habe ich zum Schein der Ehe mit meinem Cousin zugestimmt. Es gab keine Alternative. So kam mein Vater nach einem halben Jahr nach Pakistan, um mich mit meinem Cousin zu verloben. Danach flogen mein Vater und ich zurück nach Wien. Haben Sie dann als Frau und Mann gelebt? Nein. wir waren ja noch nicht verheiratet. Aber mein Cousin hat mich wiederholt sexuell missbraucht, als ich bei meiner Tante in Pakistan wohnte. Das war für mich sehr schlimm. Immer wieder habe ich an Selbstmord gedacht. Ich wurde sehr krank und litt unter Bulimie. Ich habe regelrecht mein Leben ausgekotzt. Meine muslimische Verwandtschaft in Pakistan meinte, ich stünde unter dem Fluch Allahs, der mich wegen meines Widerstandes gegen die Zwangsheirat bestraft habe.

Muslim: „Die Kirchen sind leer, die Bordelle voll“ Als Sie wieder nach Hause kamen, vertrauten Sie sich einem Christen an. Ich war wieder eingetaucht in den westlichen Lebensstil. Im Gymnasium kam ich mit einem Mitschüler ins Gespräch, der ziemlich oft in der Bibel las, was mich als Muslima beeindruckte; denn außer meiner Klassenlehrerin in der Grundschule war ich bisher keinem bekennenden Christen begegnet. Mein Vater pflegte immer zu sagen: „Schau dir die Christen an. Ihre Kirchen sind leer und die

Foto: Sabatina e.V.

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Bordelle voll.“ „Was ist mit dir passiert“, fragte ich meinen Klassenkameraden, der anders war als früher. „Ich habe Jesus kennengelernt“, sagte er. Ich war verblüfft und glaubte zunächst, der spinnt wohl. Für mich war Jesus ein Prophet, wie ihn Mohammed im Koran vorstellt. Doch ich war begeistert, einen Christen kennenzulernen, der seinen Glauben ernst nahm und Jesus nicht verschmähte. Ich hatte zu Christian, so hieß er, im Laufe der Zeit großes Vertrauen gewonnen und sagte ihm, meine Eltern würden mich zwingen, meinen Cousin zu heiraten, damit er nach Österreich einreisen könne. In meiner Verzweiflung habe ich Allah um Hilfe angefleht und fünfmal am Tag gebetet. Und nichts passierte. Dann meinte Christian: „Vielleicht betest du zum falschen Gott.“ Einen solchen Satz hatte ich noch nie von einem Christen gehört.

Der große Unterschied Was faszinierte Sie an der Bibel? Zu Weihnachten schenkte Christian mir eine Bibel. In der Nacht saß ich voller Trauer auf meinem Bett und weinte bitterlich. Ich schrie zu Gott und fragte ihn: „Wer bist du? Allah, Buddha, Krishna oder Jesus?“ Und ich schlug die Bibel wahllos auf und las voller Überraschung folgenden fettgedruckten Vers: „Wenn ihr mich von ganzem Herzen sucht, werde ich mich von euch finden lassen.“ Es kam mir vor, als hätte ich mein ganzes Leben lang Gott angerufen und das erste Mal die richtige Nummer gewählt. Da hat jemand abgehoben am andern Ende. Ich habe mich gefragt: Warum ist das mit dem Koran nicht passiert, in dem ich täglich gelesen habe? Warum hat Allah nicht geantwortet? Und ich habe angefangen, das Neue Testament zu lesen. Dann stieß ich auf Jesus und war fasziniert von seiner Person. Worin unterscheiden sich Jesus und Mohammed? Als Muslima wurde ich gelehrt, die Feinde des Islam zu hassen und zu verfluchen. Und jetzt lese ich in der Bergpredigt Jesu: „Du sollst deinen Feind lieben.“ Einer von beiden hat unrecht. Dann bin ich auf die biblische Geschichte gestoßen, in der die Pharisäer eine Ehebrecherin steinigen wollen. Und Jesus sagt zu ihnen: „Wer von euch ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein.“ Auch zu Mohammed kommt eine Ehebrecherin, die er aber nicht von ihrer Schuld freispricht, sondern zur Steinigung freigibt. Den menschenfreundlichen Gott fand ich in der Bibel. Gott hat ein Gesicht, und das heißt Jesus Christus. Er vergibt Schuld und führt in die Freiheit. Und danach sehnte ich mich. Er bietet mir seine Gnade an, wenn ich mich für ihn entscheide.

Mein Vater bedroht mich mit dem Tod Als Sie getauft und Christin wurden, lebten Sie noch zu Hause, und die Heirat mit Ihrem Cousin war letztlich noch nicht vollzogen. Wie haben Sie diesen Konflikt gelöst? Als meine Eltern von meiner Bekehrung zum Christentum erfuhren, setzte mein Vater mir eine Frist von 2 Wochen: Wenn ich nicht innerhalb dieser Zeit wieder Muslima wür50.2012

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de, sei ich ein Kind des Todes. Er hatte als Zeugen einen islamischen Geistlichen mitgebracht, der mich mit gefalteten Händen beschwor: „Bitte, lass mich das nicht tun, was ich dann zu tun habe.“ Mit andern Worten, er müsse dann diese Todesdrohung wahrmachen. Wie haben Sie darauf reagiert? Ich bin daraufhin zur Polizei gegangen und sagte zu dem Beamten, ich sei vom Islam zum Christentum konvertiert, und mein Vater habe mich mit dem Tod bedroht. Das mache mir Angst. Er antwortete lapidar: „Na, Fräulein, dann werden Sie wieder Muslim. Es ist doch wurscht, ob Sie an Jesus oder Allah glauben.“ Und dann erzählte ich ihm von der Zwangsheirat mit meinem Cousin. Da horchte er auf und ging von einem Extrem ins andere: „Was Ihre Eltern getan haben, ist schwere Nötigung, Körperverletzung und Freiheitsentzug. Ich muss Ihren Vater verhaften.“ Aber das wollte ich nicht. Da ich mich geweigert hatte, die Heiratsurkunde zu unterschreiben, hat es einfach mein Vater getan. Dadurch durfte mein Cousin nach Österreich kommen. So war ich also verheiratet, ohne es zu wissen.

Zwangsehe und Kinderheirat – ein Erbe Mohammeds Ihre Kritiker werfen Ihnen vor, dass Sie Zwangsehe und Kinderheirat vor allem in Verbindung mit Mohammed bringen … Der Prophet Mohammed war über 50 Jahre alt, als er mit einem 9-jährigen Mädchen das Bett teilte. Mohammed gilt für Muslime als das höchste moralische Vorbild. Alles, was er getan und gesagt hat, sollen die Gläubigen buchstabengetreu befolgen. Kürzlich hat der Großmufti von Saudi Arabien das Heiratsalter für Mädchen wenigstens auf 10 Jahre heraufgesetzt.

„Mein Leben liegt in Gottes Hand“ Ein bekannter Brüsseler Anwalt verlangte in einem Pariser Buchladen Ihr Buch „Sterben sollst du für dein Glück“. Der arabische Verkäufer sagte: „Dieses Buch führen wir nicht. Aber wenn ich der Autorin auf der Straße begegnen sollte, würde ich sie töten.“ Sie müssen doch ständig damit rechnen, von Islamisten umgebracht zu werden. Ich glaube zunächst einmal, dass mein Leben nicht in der Hand eines Islamisten, sondern in Gottes Hand liegt. Solange Gott mich leben lässt, um den islamischen Frauen in ihrer Ausweglosigkeit beizustestehen und Hoffnung zu geben, werde rde ich diese Aufgabe erfüllen. Das ist meine Berufung. Deshalb fürchte hte ich mich nicht. Vielen Dank für das Gespräch. P Sabatina James, Nur die Wahrheit macht uns frei Pattloch Verlag, 288 Seiten 16,99 Euro, 25.90 SFr ISBN 978-3-629-02308-7


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Panorama von Kaliningrad: Nachdem das historische Königsberg von Anfang 1945 bis 1985 zu 93 % zerstört und zu einer Plattenbausiedlung wurde,

Hätte der Himmel Augen … KÖNIGSBERG/KALININGRAD „Sie wollen für ein verlängertes Wochenende nach Kaliningrad? Das liegt doch irgendwo in Asien? Das lohnt doch gar nicht für 3, 4 Tage!“ – „Doch, denn es sind nur 55 Flugminuten. Das einstige Königsberg liegt genauso nah an Berlin wie Bonn!“ Mein Gegenüber ist sprachlos wie so viele, die hören, dass man mal kurz in die einstige Hauptstadt Ostpreußens per Flugzeug oder per Bahn möchte. Ein Bericht von Helmut Matthies mit Fotos von Thomas Kretschel.

Ostpreußen seit 1945 LITAUEN

Memel/Klaipéda

RUSSLAND

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Danzig/Gdansk

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Königsberg/ Kaliningrad

Kaunas

WEISSRUSSLAND

Königsberg/ Kaliningrad

englischer Bomber und der Granaten der Roten Armee. Die andere Hälfte besorgten dann die Kommunisten bis 1985. Man glaubte bis dahin, dass das Gebiet doch einmal wieder zu Deutschland zurückkehren könnte und beutete die einstige Kornkammer Deutschlands aus.

Eine Region mit gleich 5 Superlativen

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Seit 1945 ist die einstige Provinz Ostpreußen in drei Teile geteilt: Der Norden – das Memelland – gehört zu Litauen, der Süden zu Polen und die Mitte (Nordostpreußen) zu Russland. Während in den anderen verloren gegangenen Gebieten wie Schlesien oder Pommern noch Hunderttausende Deutsche von einst 12 Millionen verbleiben konnten, verhungerten von den nach der sowjetischen Eroberung Ostpreußens übrig gebliebenen 110.000 Deutschen etwa 85.000 (oder man hatte sie erschossen). Der Rest wurde bis zum 21. Oktober 1948 ausgewiesen. Hans Graf von Lehndorff schildert das Ende Königsbergs in seinem „Ostpreußischen Tagebuch“. Einst waren die 2,5 Millionen Ostpreußen weithin evangelisch. Heute ist das zu Litauen gehörende, früher lutherische Memelland mehrheitlich katholisch – ebenso wie das südliche (jetzt polnische) Ostpreußen. Nach Nordostpreußen kamen nach Kriegsende Russen, die aufgrund der Christenverfolgung nach der Oktoberrevolution 1917 in der Sowjetunion fast gänzlich atheistisch sind. Religion war seit April 1945 in Nordostpreußen verboten. Kein Gebiet in Europa war auch so lange hermetisch abgeschlossen. Für Ausländer war es tabu. Und selbst Sowjetbürger aus dem 1.250 km entfernten Moskau brauch-

2.

3.

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Foto: idea/Kairospress

Die lange Zeit des Eisernen Vorhangs (von 1945 bis 1991) hat eine Stadt aus dem Gedächtnis Europas gelöscht, die eine der wichtigsten kulturellen und wirtschaftlichen Metropolen des Deutschen Reiches war. Hier wirkte Europas berühmtester Philosoph, Immanuel Kant (1724 bis 1804), wurde der erste König in Preußen gekrönt (1701 Friedrich I.). Hier entstand bereits 1525 – nur acht Jahre nach dem Thesenanschlag Luthers – die erste lutherische Landeskirche der Welt. Die große Geschichte Königsbergs fand am Ende des Zweiten Weltkrieges ein brutales Ende. Keine Stadt wurde so in Mitleidenschaft gezogen durch den von Hitler und Stalin begonnenen Krieg wie sie. Etwa 50 % wurden zerstört aufgrund der Angriffe

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bemüht man sich inzwischen wieder um den Aufbau historischer Gebäude. Rechts ist der Dom zu sehen (siehe auch das Foto auf der Rückseite).

ten eine Sondergenehmigung, um die Region betreten zu dürfen, die so groß ist wie Schleswig-Holstein, aber nur 941.000 Einwohner zählt. Alles war bis Anfang 1991 militärisches Sperrgebiet. Im Gegensatz zu Danzig und Breslau, die die Polen vorbildlich wiederaufbauten, verwandelten die Kommunisten das heute 420.000 Einwohner zählende Königsberg in eine trostlose russische Plattenbaustadt. Als ich gleich nach der Öffnung der Grenzen 1991 die Stadt besuchte – zusammen mit Bürgern, die dort geboren wurden –, weinten viele, fanden sie doch ihr Geburtshaus nicht mehr. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung schrieb über die „neue“ Stadt: „Hätte der Himmel Augen, er könnte über diesen Anblick nichts als Tränen gießen.“

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Foto: idea/Kairospress

Hoffnung auf den Westen Doch in den letzten 20 Jahren hat sich vieles zum Positiven verändert. Man baut sogar nach und nach historisch wichtige Gebäude wieder auf. Ein Meisterstück ist bereits das Herzstück Königsbergs – der Dom –, das vor allem mit Geldern aus Deutschland wiedererrichtet wurde. Die einst evangelische Kirche beherbergt heute ein Kantmuseum, einen Konzertsaal und zwei Kapellen (für die evangelische und die orthodoxe Gemeinde). Heute ist die Stadt, die sich nach einem Weggefährten Stalins und großen Verbrecher – Michail Kalinin – nennt, eine aufstrebende Metropole. Man sieht viele junge, strebsame Menschen. Doch sie fühlen sich isoliert – grenzt doch das Verwaltungsgebiet (Oblast) Kaliningrad an zwei fremde Staaten – Polen und Litauen – und ist damit vom russischen Kernland weit entfernt. Der Blick richtet sich nach Westen. Man hofft auf viele deutsche Touristen, wenn Königsberg 2018 einer der 11 Austragungsorte der Fußballweltmeisterschaft in der Russischen Föderation sein wird. Staatschef Wladimir Putin ist jedenfalls bestens über Kaliningrad informiert, ist doch seine Frau Ludmilla dort aufgewachsen. Mittlerweile leben hier auch wieder bis zu 15.000 Deutsche, die vor allem aus Kasachstan und Sibirien stammen. Für ihre Betreuung sowie für die zunehmende Zahl deutscher Manager und Touristen gibt es ein Generalkonsulat. Als Begegnungsstätte ragt das Deutsch-Russische Haus heraus, das

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Sprachkurse anbietet, bei Aus- und Weiterbildung hilft und zahlreiche kulturelle Angebote macht. Deutschland ist ein gefragter Partner, und immer mehr Bürger Kaliningrads wollen etwas über die 720-jährige deutsche Geschichte ihrer Region wissen – zur Sowjetzeit ein absolutes Tabu. Jetzt lernt etwa die Hälfte der Schüler Deutsch, die andere Englisch.

Kein Gebiet war so lange zwangsatheistisch Keinem Gebiet in Europa war nach 1945 auch so lange der Atheismus verordnet worden wie Nordostpreußen. In den über 200 evangelischen Kirchen durfte kein einziger Got- O

Königsberg: Helfen Sie mit, dass es den ersten christlichen Kindergarten in Nordostpreußen gibt! Ein großes Problem in der Region Kaliningrad – wie Königsberg seit 1945 heißt – ist die große Armut vieler Bürger. Sie hat zur Folge, dass sich Väter und Mütter gleichzeitig darum bemühen müssen, Geld zu verdienen. Ihre Kinder bleiben dann oft sich selbst überlassen. Die weniPropst Vieweg und gen Kindertagesstätten sind sehr teuer. Als Evangelisch-Lutherische Kirche wollen seine Ehefrau Monika wir deshalb in Königsberg den ersten christlichen Kindergarten einrichten. Er ist sowohl für die Kinder von Russlanddeutschen als auch von russischen Eltern offen und zweisprachig. Als Propst verbürge ich mich dafür, dass Ihre Spenden bestmöglich verwandt werden. Bei meinen Reisen in meine deutsche Heimat bin ich gerne bereit, über dieses Projekt wie über die Situation in Nordostpreußen zu berichten. Bitte scheuen Sie sich nicht, mit mir Kontakt aufzunehmen! Nur durch die Unterstützung von Christen aus Deutschland (oder anderen Staaten) kann das Projekt verwirklicht werden. Die Spenden dafür sind steuerabzugsfähig.

b Evangelisch-Lutherische Kirche in Russland, Propstei Kaliningrad (Königsberg) • Propst Thomas Vieweg 236010 Kaliningrad, Pr. Mira 101, Russland thomasvieweg@me.com • Tel.: 007-4012 916987 • Fax: 956112 Spendenkonto für die lutherische Kirche: Gustav-Adolf-Werk in Sachsen e. V. (GAWiS) Landeskirchliche Kreditgenossenschaft Dresden (LKG), BLZ 350 601 90 • Konto 164 105 00 12 Kennwort: Christlicher Kindergarten Königsberg


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Das moderne Kaliningrad breitet sich immer mehr aus.

Die orthodoxe Kirche hat die ehemalige evangelische Kirche in Insterburg übernommen.

tesdienst gefeiert werden. Sie wurden als landwirtschaftliche Lager genutzt, abgerissen oder dienen bis heute als Puppentheater – wie die berühmte Luisenkirche in Königsberg. Nach dem Ende der Sowjetunion öffnete sich das Gebiet nach und nach. Aber auch die uralte Verbindung von russischem Staat und russisch-orthodoxer Kirche ging auf Nordostpreußen über. Die vom Staat in jeder Hinsicht bevorzugte Orthodoxie beansprucht nun die ursprünglich evangelischen Kirchen für sich. Das führt zu grotesken Situationen. So ist beispielsweise in Insterburg (41.000 Einwohner) die große evangelische Kirche von den Orthodoxen übernommen worden, während sich die 120 Lutheraner in einem großen Wohnzimmer treffen müssen. Doch der russisch-orthodoxe Einfluss ist in der Bevölkerung wesentlich geringer, als die Kirchenführung behauptet. So wurde zwar in Königsberg eine riesige Kathedrale gebaut, aber die Besucherzahl hält sich außer an Festtagen stark in Die wiedererrichtete berühmte Salzburger Kirche in Gumbinnen

Grenzen. Unser Stadtführer meint offenherzig: „Wir waren zur kommunistischen Zeit – also 74 Jahre – atheistisch. Wir können nicht von einem Tag zum anderen gläubig werden.“ Seine Großmutter – erinnert er sich – habe immerhin noch eine in ein Tuch gewickelte Bibel besessen. Er selbst sei nicht gläubig, respektiere aber die Gläubigen.

Eine Hochburg der Baptisten Sehr aktiv sind die Baptisten mit ihren zehn Gemeinden und etwa 1.000 (erwachsenen) Mitgliedern. Ebenso viele wie die 13 pfingstkirchlichen Gemeinden. Sie arbeiten zusammen in einer Evangelischen Allianz. In keiner deutschen Metropole gab es bis 1945 so viele Baptisten wie in Kaliningrad: sieben Gemeinden mit über 7.000 Mitgliedern, die in Ostpreußen zahlreiche Tochtergemeinden gründeten. Heute haben die Baptisten ein 1998 eingeweihtes großes Gemeindezentrum in Königsberg, in dem am Wochenende drei Gottesdienste gefeiert werden. Die Finanzierung ermöglichten Spenden deutscher Baptisten auf Initiative des damaligen Generalsekretärs des Bundes EvangelischFreikirchlicher Gemeinden (Baptisten- und Brüdergemeinden), Eckhard Schaefer, der in der Nähe von Königsberg geboren ist. Die katholische Kirche zählt etwa 4.500 Mitglieder – vor allem Polen und Litauer.

Im Dezember 1991 kam der erste Pfarrer aus Deutschland – Kurt Beyer aus Dresden – nach Kaliningrad, um dort den jetzt einwandernden Deutschen eine geistliche Heimat zu bieten. Mittlerweile ist die lutherische Kirche mit 34 Gemeinden und rund 2.000, meist russlanddeutschen Mitgliedern die größte evangelische Kirche in Nordostpreußen. Deutschsprachige Gottesdienste gibt es jeden Sonntag in Königsberg und in Gumbinnen. Alle sieben Geistliche sprechen Deutsch. Hoffnungsvoll stimmen junge Gemeindemitglieder wie Martin Wäschenfelder. Der 18-jährige fromme Wirtschaftsstudent in Königsberg möchte gerne als Manager Russland und Deutschland stärker verbinden. Die Propstei Kaliningrad (Königsberg) – wie sie offiziell heißt – hat in den letzten Jahren schwere Krisen durchlebt. Sie ist dringend auf finanzielle Hilfe angewiesen, die kaum von den sehr armen russlanddeutschen Mitgliedern kommen kann. Von daher war es eine kluge Entscheidung der EKD, in diesem Sommer einen krisenerprobten Pfarrer als Die Gemeinde führt für Arme eine Kinderspeisung in Gumbinnen durch.

Fotos (l. u. r.): idea/kairospress (8)

Die Wiederauferstehung der lutherischen Kirche

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Königsberg war einst eine Hochburg der Baptisten. In Kaliningrad sind sie bereits wieder in ihrem Zentrum sehr aktiv.

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Martin Wäschenfelder, der zum Jugendkreis im Zentrum der (vor allem deutschstämmigen) lutherischen Christen in Königsberg gehört: der Auferstehungskirche

neuen Propst nach Königsberg zu schicken: Thomas Vieweg. Der 60-Jährige ist in der DDR aufgewachsen und war zuletzt Dekan in der Pfalz. Er soll unter anderem einen Nachfolger suchen, der nicht mehr von der EKD entsandt wird. Wer jedoch die Situation vor Ort kennengelernt hat, fragt sich, ob sich die EKD tatsächlich schon Ende 2015 personell zurückziehen kann.

Gumbinnen: Was christlicher Glaube bewirkt Ein Juwel unter den lutherischen Gemeinden ist Gumbinnen. Hier hat der preußische König Friedrich-Wilhelm I. ab 1732 Protestanten, die aus katholischen Gebieten in Österreich fliehen mussten, erlaubt, sich anzusiedeln. Sie schufen im toleranten Ostpreußen eine blühende Stadt, in der nach dem Ende der Sowjetunion auch die erste evangelische Kirche im Kaliningrader Gebiet restauriert worden ist: die aus dem 18. Jahrhundert stammende Salzburger Kirche. Sie diente in kommunistischer Zeit als Lagerschuppen der Straßenbauverwaltung. Zur Gemeinde gehört das Diakoniezentrum „Haus Salzburg“, das seit 1998 in vorbildlicher Weise eine Speisung für Kinder aus sozial schwachen Familien unterhält. Etwa 50 Kinder bekommen hier täglich ein kostenloses Mittagessen. Von Spenden aus Deutschland wird ihnen – wo nötig – auch Kleidung gegeben. Darüber hinaus fahren fünf Schwestern durch die Stadt und die umliegenden Dörfer, um Menschen in Not zu helfen. Eine Besonderheit ist auch, dass Mutter-und-Kind- sowie BehindertenFreizeiten angeboten werden. Hier zeigen Christen im weithin atheistischen Umfeld, was christlicher Glaube ganz praktisch bewirkt. Der langjährige Bürgermeister der Stadt, Nikolai Zukanow, ist der heutige Gouverneur des Kalinin-

grader Oblast. Er hat miterlebt, dass Evangelische keine Sektierer sind, sondern Bürger, die „der Stadt Bestes“ suchen, wie es Gott schon den Israeliten im Exil befohlen hat. Die Geschichte Nordostpreußens zeigt, dass Gott nach furchtbaren Verbrechen von Deutschen, Sowjets und Briten wieder einen Neuanfang ermöglicht hat, der staunen lässt. P

Ein gerade im Brunnen Verlag Basel erschienenes Buch von Ursula Pasut über das alte Ostpreußen und die dramatische Geschichte ihrer Flucht im Zweiten Weltkrieg und den Folgen. 144 Seiten, ISBN 978-3-7655-4177-3, 8,99 Euro • 13.95 SFr.

Ein sehr informativer Reiseführer von Gunnar Strunz, Trescher Verlag, ISBN 978-3-89794-178-6, 18,95 Euro • 31.90 SFr.

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net F O R U M F Ü R J U N G E C H R I S T EN EN

… wofür ich dankbar bin RÜCKBLICK „Danken schützt vor Wanken“ heißt ein Sprichwort. Wer sich auf Momente zurückbesinnt, in denen ihm Wunderbares widerfahren ist oder er Gottes Eingreifen erlebt hat, kann daraus Kraft für schwere Stunden schöpfen. Wir haben junge Christen gefragt, für was sie im Jahr 2012 dankbar sind.

Ich bin dankbar dafür, dass 2012 alles genauso gelaufen ist, wie ich mir das vorgenommen habe: Ich habe es geschafft, bei den Olympischen Spielen dabei zu sein, und wir haben als krönenden Abschluss auch noch die Goldmedaille gewonnen! Außerdem bin ich dankbar, dass ich eine wundervolle Familie und eine Freundin habe, die mich in den letzten Jahren sehr unterstützt haben. Lukas Müller (25) ist Leistungssportler und studiert Maschinenbau. Der evangelische Christ gewann mit dem deutschen RuderAchter 2012 Olympisches Gold in London.

… für die Musik! Wir sind unglaublich dankbar, uns seit der Teilnahme an „X Factor“ gemeinsam intensiv unserer Lieblingsbeschäftigung – der Musik – widmen zu dürfen. Wir freuen uns über all die wunderbaren Erfahrungen und Ereignisse, die wir durch die Casting-Sendung erleben durften. Und natürlich sind wir dankbar, dass im Dezember noch unser erstes Album herauskommt. Das ist unser schönstes Weihnachtsgeschenk! Unsere Freunde und Familien waren in chao-

B e su cht uns au ch au f

tischen Zeiten immer ein Ruhepol für uns. Sarah Nücken (28) und Steffen Brückner (36) ziehen seit 6 Jahren gemeinsam als FolkDuo „Mrs. Greenbird“ durch Deutschland. 2012 setzte sich das Paar gegen 24.000 Mitbewerber durch und gewann die auf VOX ausgestrahlte Casting-Sendung „X Factor“.

… für meinen Abschluss! Mein Studienabschluss ist einer der Momente, für die ich persönlich große Dank barkeit empfinde. Auch die Gewissheit, dass es viele meiner Kommilitonen bis zum Abschluss geschafft haben und wir nun in den Bereichen arbeiten können, die wir uns gewünscht haben, macht mir großen Mut für die Zukunft! 2012 war für mich aber auch ein Jahr vieler Hochzeiten. Ich bin dankbar, dass es auch heute noch Menschen gibt, die sich über das Gefühl des Augenblicks hinaus ein solches Versprechen geben. Nils Sönksen (26) ist Sprecher der „Generation Benedikt“, einer Initiative von jungen Leuten für den katholischen Glauben.

... für ermutigende Begegnungen!

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Ich bin 2012 das erste Mal aus Europa herausgekommen und habe eine Lobpreis-CD aufgenommen! Zwei Menschen aus meinem

Umfeld haben zu Jesus gefunden. Und mir fällt ein junger Iraner ein, den wir eines Abends trafen. Er war im Iran Christ geworden. Nun hat es ihn in die Schweiz verschlagen, doch war er voller Sorgen und Zweifel. Bei einer Tasse Tee durften wir ihn ermutigen und für ihn beten. Noch heute sind wir mit ihm in Kontakt. Dafür bin ich Gott dankbar! Aber auch dafür, dass ich mich nach ihm ausstrecken kann und er auch in Zukunft vieles für mich bereithält. Simon Walder (27) ist Vorstandsmitglied der Evangelisationsplattform „Netzwerk Schweiz“ sowie Gitarrist und Sänger der Lobpreis-Band „Upstream“.

… für eine tolle Auszeichnung! Ich halte wenig von Elite-Denken. Und doch steht in der Bibel, wir sollen mit unseren Gaben „wuchern“. 2012 zählte mich das medium-Magazin zu den Top-30-Journalisten bis 30 Jahre. Das ist die Schokoladenseite meines Berufes – neben dem ganz normalen Alltagsstress mit Kollegen und Kunden. Und mit diesem Kontrast im Kopf hält so eine Auszeichnung auch etwas länger als ein Schaulaufen auf dem roten Teppich ... Jan Thomas Otte (28) schreibt als freier Journalist vor allem über Glaube und Karriere – u. a. für das von ihm gegründete Magazin www.karriere-einsichten.de

Fo l g t uns au f

t w it te r.co m/ id e a lis te n

Fotos: istockphoto, Martin Steffen, privat, PR, Nikolaj Georgiew, Matt Penberthy

… für den Olympiasieg!


DI E K LE I N E K A NZ E L

» Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens. «

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Jürgen Schmidt (Marburg) ist Leiter der Schülerarbeit der Studentenmission in Deutschland (SMD).

Aus dem Evangelium nach Matthäus 2,14

Foto: SMD

Gloria in der Celsiusstraße „Ein kleines Handbuch des Verhörens“ nennt Axel Hacke seinen Bestseller „Der weiße Neger Wumbaba“. Er sammelt darin Geschichten, wie man sich verhören und was sich alles daraus ergeben kann. Zum Beispiel: Wer die Zeile aus dem Abendlied „Der Mond ist aufgegangen“ – „und aus den Wiesen steiget der weiße Nebel wunderbar“ – nicht richtig hört, könnte meinen, es heiße: „und aus den Wiesen steiget der weiße Neger Wumbaba“. Verhören kann man sich überall – selbst im Gottesdienst an Heiligabend. Beim Lied „Hört der Engel helle Lieder“ denkt eine Mutter, sie hört nicht richtig, aber bei der zweiten Strophe vernimmt sie es eindeutig: Ihre kleine Tochter singt beim Refrain aus voller Kehle „Gloria in der Celsiusstraße“ statt „Gloria in excelsis deo“. Statt die fremden lateinischen Wörter nachzuplappern, die sie nicht kannte,

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hat das Mädchen einfach einen für sie sinnvollen Text daraus gemacht. Denn die Celsiusstraße war in aller Munde, ist doch die Gemeinde zuvor dorthin umgezogen. Die Hirten auf dem Feld von Bethlehem dachten wahrscheinlich auch, sie hätten sich verhört: Hatten die Engel wirklich gesagt, der Heiland der Welt liege in Bethlehem in einer Futterkrippe? Sie machten sich auf den Weg und fanden heraus, dass es wirklich wahr ist. So konnten sie auf dem Rückweg lautstark in das Lob der Engel einstimmen. Seit Weihnachten gilt nicht nur „Gloria in excelsis deo – Ehre sei Gott in der Höhe“, sondern auch „Gloria in der Celsiusstraße – Ehre sei Gott in der Tiefe“. In der Celsiusstraße oder wo wir sonst leben. Schon jetzt und hier ist er der Heiland der Welt. Manchmal müssen wir uns scheinbar erst verhören, um richtig zu verstehen. P

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PORTRÄT

Macht hoch die Tür DIE GESCHICHTE EINES LIEDES Eines der beliebtesten Adventslieder ist „Macht hoch die Tür“. Es hat eine bewegende Geschichte.

Der Weg zur Kirche war versperrt Erstmals gesungen wurde das Lied im Advent des Jahres, in dem es Georg Weissel schrieb – 1624 –, und zwar vor

dem Gartentor des Geschäftsmannes Sturgis. Er hatte ein an seine neue Villa angrenzendes großes Wiesengrundstück erworben, mit einem Zaun versehen und die Tore fest verschlossen. Damit war den Leuten aus dem dahinter liegenden Armen- und Krankenheim nicht nur der nahe Weg in die Stadt versperrt, sondern auch der zum Dom. Sie mussten jetzt eine weite Strecke zurücklegen, für die die Kräfte vieler Heimbewohner nicht mehr ausreichten. Die Forderungen der Stadtväter und zahlreicher Bürger, die Gartentore zu öffnen, stießen bei Herrn Sturgis auf taube Ohren.

... und so wurde er wieder frei Jetzt kam es zu einem ungewöhnlichen Ereignis: Am Adventssonntag zog nicht nur der Kirchenchor zu Sturgis’ Haus, sondern auf Vorschlag von Pfarrer Weissel auch zahlreiche arme und gebrechliche Leute aus dem Heim. Nachdem sie sich vor dem Gartentor des Geschäftsmannes aufgestellt hatten, predigte Weissel: „Heute, lieber Herr Sturgis, steht auch der König aller Könige, Jesus Christus, vor eurem verriegelten Tor. Ich flehe euch an bei eurer Seele Seligkeit, öffnet ihm nicht nur dieses sichtbare Tor, sondern auch das Tor eures Herzens und lasst ihn demütig mit Freuden ein, ehe es

Der Königsberger Dom

zu spät ist.“ Er hatte das letzte Wort noch nicht ausgesprochen, als der Chor zu singen begann: „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit! Es kommt der Herr der Herrlichkeit, ein König aller Königreich, ein Heiland aller Welt zugleich, der Heil und Leben mit sich bringt ...“ Sturgis stand wie angewurzelt. Kurz bevor das Lied zu Ende gesungen war, griff er – die Sänger sahen es mit Erstaunen – in seine Tasche und brachte einen Schlüssel zum Vorschein, mit dem er die Gartentore aufsperrte. Und von diesem Zeitpunkt an wurden sie nie mehr verschlossen. Die Heimbewohner hatten ihren kurzen Weg zur Kirche wieder, der noch lange Zeit „Adventsweg" genannt wurde. P Stephan Weddig

Foto: idea/kairospress

Sein Dichter – Georg Weissel, von 1623 bis 1635 Pfarrer in der Hauptstadt Ostpreußens, Königsberg (heute Kaliningrad), – hat sie selbst erzählt: „Neulich, als der starke Nordoststurm von der nahen Samlandküste herüberwehte und viel Schnee mit sich brachte, hatte ich in der Nähe des Königsberger Domes zu tun. Mit mir strebten ihm viele Leute zu, um Schutz zu suchen. Der freundliche und humorvolle Küster öffnete uns die Tür mit einer tiefen Verbeugung und sagte: ‚Willkommen im Hause des Herrn! Hier ist jeder in gleicher Weise willkommen, ob Patrizier oder Tagelöhner! Das Tor des Königs aller Könige steht jedem offen.’ Ich klopfte dem Küster auf die Schulter und sagte: ‚Sie haben da eben eine ausgezeichnete Predigt gehalten!’ Wir blieben im Vorraum des Domes, bis sich das Unwetter ein wenig legte. In der Zwischenzeit sah ich fortgesetzt zu dem hohen Portal, und da kamen mir die ersten Verse in den Sinn. Zu Hause beendete ich es in kurzer Zeit: ‚Macht hoch die Tür, die Tor macht weit ...’“

DAS WORT DER WOCHE » Komm, o mein Heiland Jesu Christ, meins Herzens Tür dir offen ist. Ach zieh mit deiner Gnade ein, dein Freundlichkeit auch uns erschein. Dein Heilger Geist uns führ und leit den Weg zur ewgen Seligkeit. Dem Namen dein, o Herr, sei ewig Preis und Ehr. « Die 5. Strophe des Adventsliedes „Macht hoch die Tür“ von Georg Weissel (1590 bis 1635 in Ostpreußen)

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