Idea Spektrum Schweiz 51/52/2012

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51/52 19. Dezember 2012

Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt

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Im Meer des Unglaubens

Die Entwicklung der Freikirchen in der säkularisierten Gesellschaft 8 Ausbildung: Die Freikirchenleiter

12 Porträt: Anja verändert das Leben

9 Projekt: Jeder Rappen zählt auch

19 Politik: Peter Scholl-Latour über

bei der Aktion «Münz für Afrika»

eines kranken Jungen aus Polen

Krieg, Frieden und das Christentum

11 You and me: Die Heilsarmee-Band 24 Familie: Warum eine Christin ihr vertritt die Schweiz am ESC 2013

Kind trotz tödlicher Krankheit gebar

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e di t or i a l

heilsarmee kontra Apokalypse Noch haben wir den 21.12.2012 nicht hinter uns. Will man Meinungsumfragen glauben, dann geht weltweit jeder zehnte (!) Mensch davon aus, dass die Erde am nächsten Freitag untergeht. Auf der Infostelle von Georg Otto Schmid rufen besorgte Menschen an. Sie fragen, wie man sich auf den Untergang vorbereiten kann. Der 21. als Untergangstermin geht auf umstrittene und widerlegte Interpreten des Maya-Kalenders zurück. Geht die Welt eines Tages tatsächlich unter? Die Wissenschaft sagt Ja, unser Planet wird verglühen. Grund ist die Sonne. Sie bläht sich immer mehr auf und treibt die Erdtemperatur in die Höhe. Die UVStrahlung spaltet die Wasseratome. In 5 bis 6 Milliarden Jahren soll auf der Erde eine unsägliche Hitze von 2200 Grad Celsius herrschen. Ganze Meere glühenden Magmas blubbern dann vor sich hin. Der Planet dreht sich nicht mehr. Die Schwerkraft der Sonne hat ihre Rotation gestoppt. Die Erde verglüht und wird schliesslich von der Sonne verschluckt. Dieses Szenario war zu Lebzeiten des Apostels Petrus nicht bekannt. Trotzdem beschrieb er einen Tag, an dem «die Himmel mit Krachen vergehen, die Elemente sich vor Hitze auflösen und die Erde und die Werke darauf verbrennen» (vgl. 2. Petrus 3,10 - 12). Es ist wichtig zu wissen, was die Bibel punkto Apokalypse lehrt – gerade auch für das Gespräch mit fragenden und verängstigten Mitmenschen. Oder lassen wir sie alleine mit den Katastrophenfilmen aus Hollywood? Die Bibel nennt uns drei Wahrheiten: 1. Das uns bekannte Antlitz der Erde wird untergehen. 2. Den Zeitpunkt des Untergangs kennt niemand. 3. Jesus Christus wird ein zweites Mal kommen, diesmal als Richter und König, um einen neuen Himmel und eine neue Erde aufzurichten. Im Gespräch mit den Jüngern hat Jesus das Ende der Weltzeit thematisiert. Die «Endzeit» nach der Bibel meint nicht den Untergang, sondern die Zeitspanne zwischen dem ersten und dem zweiten Kommen von Jesus Christus. Ich warte nicht auf den Weltuntergang, sondern auf das Kommen des Königs. Die Adventszeit ohne singende Heilsarmisten ist unvorstellbar. Aber die Heilsarmee am ESC? Das ist genauso unvorstellbar – war es jedenfalls. Denn mitten ins düstere Gerede um den Weltuntergang platzte die frohe Kunde, dass an der Ausscheidung zum Eurovision Song Contest die Band der Heilsarmee haushoch gewonnen hat, und zwar mit über 37 Prozent der aller Stimmen! Die Zweitplatzierten «Carrousel» erreichten nur knapp halb so viele Stimmen. Völlig überraschend reist die Heilsarmee nach Malmö. Das «St.Galler Tagblatt titelte: «Die Schweiz entsendet die Heilsarmee». Das gefällt mir! Anderen allerdings weniger. Kommentatoren gifteln: «Es war eine Wahl auf denkbar tiefem Niveau», «Die Heilsarmee am Eurovision Song Contest ist wie der Papst an der Fasnacht.» Bei all dem Gemecker geht vergessen, dass es die Schweizer TV-Zuschauer sind, welche die Heilsarmee nach Schweden schicken. Im Namen der idea-Redaktion wünsche ich Ihnen allen gesegnete Festtage!

BiBlisch Ein Lieblingsbibelwort von Andreas Rossel, PR-Verantwortlicher des Hilfswerks AVC Schweiz, welches in Safnern (BE) ansässig ist. Zuvor war er als Pastor der Bewegung Plus tätig. Heute ist er oft unterwegs, um das Leben von Christen in anderen Ländern zu dokumentieren. Viele von ihnen sind Verfolgung, Diskriminierung und bitterer Armut ausgesetzt. Unter anderem produziert er den jährlichen Film der «Aktion Weihnachtspäckli». www.avc-international.ch

«Geben macht glücklicher als Nehmen.» (Apostelgeschichte 20,35) «Leicht poetisch, leicht gesagt. Aber trifft es zu? Weihnachten, die Zeit des Gebens und Nehmens, gibt Aufschluss über das Jesus-Zitat. Unterwegs mit der Filmkamera durch verlotterte, scheinbar gottverlassene Wohnquartiere Osteuropas, dokumentiere ich die Verteilung der Weihnachtspäckli. Nehmen macht hier offensichtlich glücklich, kurzfristig jedenfalls. Im Vorfeld habe ich einige ‹Päckliproduzenten› in der Schweiz gefilmt. Trotz grosser Arbeit – auch Geben scheint glücklich zu machen. Das grösste Konzentrat an glücklichen Gesichtern habe ich letzte Weihnachten in Leskovac, Serbien, eingefangen. Dort sind 25 Prozent der Bewohner eines Roma-Stadtteils in den vergangenen zehn Jahren Christen von Nehmenden zu Gebenden – und darin glücklich geworden. Und die Bibel hat doch recht.»

Wörtlich «ich kenne keine schwarze Madonna. Na prima, könnt ihr behalten. ich brauche keine abergläubischen Kerzen. ich nehme lieber normale Kerzen.» So lehnte Nina Hagen in der Sendung «10 vor 10» von SFR TV ein für sie gedachtes Geschenk ab. 2011 liess sich die einstige Ufo-Gläubige evangelisch taufen. Heute sagt sie, jedes ihrer Konzerte sei ein Gottesdienst.

ROLF HÖNEISEN

Reklame idea Spektrum 51/52.2012

Bilder: (Titelseite): Dreamstime/Claraveritas; Seite 3: zvg

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BR E N N P U N K T

Gottesdienst in der Kirche zum Prisma in Rapperswil. Die Kanzel ist einer Bühneneinrichtung gewichen. Pastor Reto Pelli predigt in Jeans und mit Flipchart.

Die Freikirchen und der gesellschaftliche Umbruch GEMEINDEBAU Was befähigt Freikirchen, gegen den säkularen Trend zur selbstbezogenen Lebensgestaltung zu

bestehen? Neue Studien belegen eine bemerkenswerte Dynamik in der Szene. Doch es gibt auch Menschen, die zu den freikirchlichen Gemeinden auf Distanz gehen. Über die Suche nach neuen Wegen in der Postmoderne.

Der Blick auf die Schweizer Kirchenlandschaft im Nationalen Forschungsprogramm NFP 58, hat die besondere Stellung und Dynamik von Freikirchen aufgezeigt. Freikirchliche Gemeinden machen ein gutes Viertel aller 5500 lokalen christlichen Gemeinschaften im Land aus. Von 690 000 Menschen, die an einem bestimmten Wochenende in der Schweiz eine religiöse Veranstaltung besuchten, gingen 29 Prozent in eine Freikirche. Auch wenn es manche noch immer nicht wahrhaben wollen: Auf einen Reformierten gehen landesweit zwei Freikirchler in den Gottesdienst. Neue Studien bestätigen, dass die Freikirchen noch immer wachsen, langsam zwar, aber sie wachsen. Gemäss dem Neuenburger Religionssoziologen Olivier Favre zählen sie 150 000 Mitglieder mehr als in eidgenössischen Volkszählungen erhoben. Denn dort machten viele Mitglieder von Freikirchen, die in der Landeskirche geblieben sind, ihr Kreuz beim Kästchen «protestantisch». Bilder: Kirche im Prisma; refZH.ch; Centre de Vie

Gleich und doch anders

Am Leiterforum der Schweizerischen Evangelischen Allianz (SEA) am 5. Dezember in Oberägeri kommentierte Olivier Favre die wichtigsten Aspekte des NFP 58 im Blick auf die nationale Kirchenlandschaft. Diese verknüpfte er mit Ergebnissen seiner Doktorarbeit (2006), welche die erste religionssoziologische Gesamtdarstellung der Freikirchen und Eglises évangéliques der Schweiz darstellt. Äusserlich entsprechen Besucher einer Freikirche in vielem dem helvetischen Durchschnitt, etwa beim Haushaltseinkommen. Doch Favre stellte auch charakteristische Abweichungen fest. Zum einen: Sie sind überdurchschnittlich häufig in sozialen und pädagogischen Berufen vertreten sowie in leitenden Stellungen. Zum anderen: Bei ihnen ist der Anteil der Verheirateten um die Hälfte höher als bei den Reformierten. Frauen haben mehr Kinder (1,9 gegenüber 1,4) und gehen weniger häufig einer Erwerbstätigkeit nach. Der Lausanner Soziologiepro-

fessor Roland Campiche spricht denn auch von einem starken familienbezogenen Ethos, das freikirchlich engagierte Christen verbindet. Markant unterscheidet sich ihre Glaubenspraxis: Während weniger als 10 Prozent der Gesamtbevölkerung täglich oder wöchentlich die Bibel lesen, tun dies neun von zehn Christen in freikirchlichen Gemeinden. Sie stellen somit den Hauptteil jener Schweizerinnen und Schweizer dar, die sich allein an der Bibel orientieren. Soziologen bezeichnen sie deswegen als «exklusive Christen».

Farbige Impulse

In der Freikirchenszene zeichnen sich Veränderungen ab. Migranten sind daran, die Gemeinden aufzumischen; in ihrer Offenheit fürs Übernatürliche sind die meisten pfingstlich-charismatisch geprägt. Vor zehn Jahren zählte man landesweit etwa 150 Migrantengemeinden. Seither häufen sich die Gemeindegründungen. «Die Migrantengemeinden explodieren förmlich», konstatiert Olivier Fav-

re. Gemeinden seien für die persönlich oft instabilen Zuwanderer in meist schwieriger Lage erste Anlaufstellen und Orte der Integration. Migranten bilden bereits die Hälfte der 80 evangelischen Gemeinden der Calvinstadt Genf, wo der Anteil der Reformierten unter 20 Prozent gefallen ist.

Religiös distanziert

Die freikirchlichen Gemeinden leben inmitten einer Gesellschaft, die sich seit den 1950er-Jahren stark gewandelt hat und sich heute spätmodern gibt. Früher habe die Kirche den Rahmen des Lebens mitbestimmt. Heute sei sie nicht mehr sozial prägend, sondern Teil der Freizeitgestaltung, erläutert der Soziologe Dr. Favre. «Zwar bleiben die Schweizer religiös, aber mit Distanz.» Eine Forschergruppe um den Lausanner Soziologieprofessor Jörg Stolz will unter der Schweizer Wohnbevölkerung vier Religionstypen erkennen: 64 Prozent geben sich religiös distanziert – Tendenz zunehmend. Der Anteil der praktizierenden, mit ihrer Institution idea Spektrum 51/52.2012


BR E N N P U N K T

Migranten bringen Farbe und Leben: Gottesdienst der Eglise Evangélique Missionaire International Zurich (EEMIZ) im Kirchgemeindehaus Zürich Wipkingen.

fest verbundenen Gläubigen (alle Richtungen) hat sich dagegen in 20 Jahren beinahe halbiert, auf 17 Prozent. 10 Prozent bezeichnen sich als religionslos und 9 Prozent als alternativ-religiös. Was charakterisiert religiös Distanzierte? Olivier Favre: «Sie glauben an eine höhere Macht, gehen an Weihnachten vielleicht zur Kirche, sind aber auch offen für Yoga, allerdings ohne ihm eine geistliche Dimension zu geben.» Das Christentum zeige sich für sie in Toleranz und Hilfe für Bedürftige, nach dem Motto: «Die

Kirche ist wichtig für jene, die sie brauchen – aber nicht für mich». Religiös Distanzierte mögen es nicht, wenn man ihnen sagt, was sie glauben sollen. Laut Favre bestimmt ein praktischer Materialismus den Alltag vieler Menschen – «doch ist ein geistlicher Durst wieder stärker spürbar». Gemäss Umfragen sehen noch vier von zehn Schweizern die christliche Religion als Grundlage der Gesellschaft und drei sind unentschieden; doch nur ein kleiner Teil dieser Mehrheit engagiert sich in einer Kirche. Bei

Fröhliche Gemeinschaftspflege: Apéro im Foyer des freikirchlichen Centre de Vie in Neuenburg. Gute Angebote für Familien und Kinder sind ein wichtiger Aspekt in den Programmen von Freikirchen.

Menschen, die sich religiös nicht belehren lassen, verlieren sich zentrale Inhalte des christlichen Glaubens: An Reinkarnation (Wiedergeburt auf der Erde) anstatt an die Auferstehung glauben fast 30 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer.

Auf den Umbruch reagieren

Was bringt die Zukunft? Geraten die Freikirchen in diesem gesellschaftlichen Umbruch ins Abseits? In der Postmoderne sind diejenigen erfolgreich, die sich vom Zeitgeist herausfordern lassen. Diese

Die Unverbindlichkeit wächst: Glauben ja – Gemeinde nein? In der Schweiz nimmt die religiöse Praxis ab. Das bekommen auch Freikirchen zu spüren. Die Zahl derer, die sich verabschieden und ihren Glauben individuell, familiär oder in losen Gruppen leben wollen, wächst. Was tun? Die am SEA-Leiterforum in Oberägeri anwesenden Leiter von Freikirchen, Werken und Ausbildungsstätten fanden kein Patentrezept. Mit «geistlichen Überfliegern», idea Spektrum 51/52.2012

die sich übermütig abgesetzt haben, sei aber anders umzugehen als mit Christen, die sich zurückziehen, nachdem sie verletzt oder demotiviert worden sind. Einige Antworten: Das Gespräch suchen, Kleinstgruppen bilden, Häuser und Kühlschränke öffnen. Verantwortliche sollten kritische Wahrnehmungen ernst nehmen, aber auch partizipativ und mit Visi-

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on führen. Durch angepasste Gottesdienstzeiten und einladende Räumlichkeiten werden Schwellen zur Gemeinde gesenkt. Den Distanzierten kann man darlegen, dass sie eine Gemeinschaft brauchen, die sie vor ihrer eigenen Einseitigkeit schützt. Und: Der Kontakt soll bei einem Ausstieg nicht abbrechen – bei grösseren Problemen oder in einer Lebenskrise sind Freunde wichtig.

These habe viel mehr für sich, als die Behauptung, Freikirchen überlebten durch fundamentalistische Abgrenzung und Abschottung von der Gesellschaft, meint der Religionssoziologe Favre. Es lässt sich sagen, dass in den letzten Jahrzehnten diejenigen freikirchlichen Gemeinschaften einen Aufschwung erlebt haben, die ihre Sing- und Musikkultur mit zeitgenössischen Liedern angereichert haben, aber dabei der inhaltlichen Oberflächlichkeit der Popkultur widerstanden. Durch kreative und ausgefeilte Angebote für Kinder und Jugendliche, junge Erwachsene und Paare, wie auch durch ihre Kultur der allgemeinen Mitarbeiterschaft, vermögen Freikirchen dem Traditionsabbruch, der die Landeskirchen in ihrer Existenz bedroht, eher zu entgehen.

In der Konkurrenz bestehen

Die Säkularisierung geht weiter. Soziologen beobachten in ganz Europa einen allgemeinen Rückgang religiöser Lebensführung. Dazu ist den Kirchen, wie Jörg Fortsetzung auf Seite 7


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28 Bibel aktuell: Wie es der Schlange

12 Grüner Fisch: Der junge Verein

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BR E N N P U N K T Fortsetzung von Seite 5

Stolz bemerkt hat, starke säkulare Konkurrenz erwachsen: Vereine und Organisationen bieten Gemeinschaft, Spirituelles, Rituale, Bildung und Kultur an. In dieser Konkurrenz schneiden manche Freikirchen mit Gottesdiensten und alltagsrelevanten – auch unterhaltenden – Angeboten besser ab als volkskirchliche Gemeinden. Spätmoderne Menschen sind laut Olivier Favre anderen Werten verpflichtet als den traditionellen, christlichen. Dem gilt es im Gemeindebau Beachtung zu schenken. Christen tun gut daran, die Menschen aufgrund ihrer Bedürfnisse anzusprechen und Bezug zu nehmen auf zeitgeistige postmoderne Werte, wie beispielsweise Authentizität oder Vielfalt. Doch auch dann ist die christliche Botschaft ohne Abstriche zu verkündigen. In der Gemeindearbeit rät Olivier Favre, alte Zöpfe abzuschneiden: «Elemente, die nicht mehr greifen, sollte man streichen.» Dabei sollten alte, aber inhaltlich wichtige Werte nicht verleugnet, sondern einfach später integriert werden, etwa in der Form von Glaubenskursen.

Die grosse Front

Allgemein weht den Kirchen in der Schweiz ein rauer Wind entgegen. Freidenker rufen dazu auf, Privilegien der Landeskirchen abzuschaffen und die Religionen aus der Öffentlichkeit zu verdrängen. Damit könne man Streit verhindern. Die eigentliche Stossrichtung zielt aber darauf ab, das christliche Zeugnis im öffentlichen Raum auszulöschen. Im Zeichen des Pluralismus und der religiösen Neutralität unterliegt der Staat der Versuchung, nur noch das reibungslose Nebeneinander von Überzeugungsgemeinschaften anzustreben und christliche Werte nicht mehr zu stützen. Die sich abzeichnende Front zwischen Religionsgemeinschaften und militant antireligiösen Gruppen lässt innerchristliche Differenzen zunehmend als nebensächlich erscheinen. Das betrifft auch die freikirchlichen Gemeinden. Ihre im Durchschnitt eher geringe Grösse, ihre Vielfalt und Aufsplitterung in viele Gruppen und Verbände, könnte sie im Blick auf die laufende Entwicklung eher schwächen. Peter Schmid idea Spektrum 51/52.2012

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«Die Menschen suchen nach Erfüllung» INTERVIEW Der Soziologe Olivier Favre über die Bedürfnisse suchender Menschen und die Chance des leidenschaftlich gelebten Gemeindebaus.

Manche Freikirchen wachsen. Erstaunt Sie das?

Sie wachsen gegen den gesellschaftlichen Trend. Wesentliches trägt die Kinderarbeit bei, welche von den Eltern unterstützt wird. Viele Freikirchler heiraten in ihrem Umfeld. Sie geben den Glauben überzeugter weiter als konfessionell gemischte Paare.

Hängt die Glaubwürdigkeit einer Freikirche an sozial-karitativen Tätigkeiten?

Ja, gegenüber Behörden und Medien. Doch bei Einzelpersonen zählt anderes. Die Heilsarmee ist in der Öffentlichkeit sehr angesehen und beliebt, doch sie wächst kaum, im Gegensatz zu charismatischen Gemeinden. Wenn Menschen Gott suchen, verlangen sie nach einer persönlichen Erfahrung, nicht nach einem Glaubenssystem.

Wie ticken religiös Distanzierte?

Sie haben den kirchlichen Unterricht besucht, sind katholisch oder reformiert, aber nie regelmässig in den Gottesdienst gegangen. Die Beziehung zur Kirche ist schwach. Manche treten aus; viele bleiben Mitglied der Landeskirche, weil sie ihrem Engagement für sozial Schwache Respekt zollen und

Wie kommen Menschen in Freikirchen zum Glauben?

In den evangelischen Freikirchen bekehren sich heute viele, weil sie etwas mit Gott erfahren haben, das ihnen zum inneren Gleichgewicht verhilft und Erfüllung verspricht. Ich nenne das psychologische Bekehrung. Von Zerbruch, Sündenbewusstsein und Reue ist da kaum etwas zu sehen.

«Was die Kirche bietet, muss Abwechslung beinhalten und zeitgemäss sein.» ihre Werte schätzen. Religiös Distanzierte würden sich nicht unbedingt als Christen bezeichnen, aber beziehen sich weiterhin auf die christliche Tradition als Referenz. Toleranz ist ihnen wichtig.

Sind sie auf der Suche nach Sinn?

Ein kleiner Teil. Die meisten suchen den Erfolg. Sie wollen vorankommen in ihrem Beruf, sich entfalten und mit Freunden und Familie glücklich werden. Fallen sie in ein Tief, kommen religiöse Fragen eher auf. Sehr wichtig für sie ist Selbstverwirklichung. Wenn der Glaube, wenn Spiritualität dazu beiträgt, haben sie nichts dagegen.

Solche Menschen schätzen an Freikirchen, dass sie sich beteiligen können und Raum erhalten, etwas zu gestalten.

Die Reformatoren setzten darauf, dass Gott durch die Verkündigung zu Menschen spricht. Worauf sollen Kirchen in der Informationsgesellschaft achten?

Ein Musikstil gefällt nicht allen. Gleich ist es mit der Religiosität. Aber was die Kirche bietet, muss Abwechslung beinhalten und zeitgemäss wirken. Freikirchen haben mehr aktive Leute in ihren Reihen, die mit der zeitgenössischen Kultur aufgewachsen sind. Sie sind flexibler als Landeskir-

chen. Manche fördern Versuche und das Engagement Unerfahrener. Was Begeisterung entfacht, funktioniert. Je mehr Energie und Intensität in einem Projekt steckt, desto mehr werden sich Leute dafür interessieren.

Welche Prognosen stellen Sie Landeskirchen?

Die Landeskirchen haben immer noch grosse Kraft, umfangreiche Mittel, viele Mitarbeitende und Gebäude. Wenn sie gute Wege gehen und zündende Ideen haben, wird das helfen. Sie müssen die Formen anpassen. Dabei muss der christliche Glaube mit Überzeugung vermittelt werden. Interview: Peter Schmid

Zur Person Olivier Favre, 46, hat an der Universität Neuenburg Theologie studiert. Er leitet die charismatische Gemeinde «Centre de Vie» in Neuenburg. Favre promovierte an der Universität Lausanne über «Evangelische Freikirchen in der Schweiz» (2006). Aktuell leitet er mit Professor Jörg Stolz eine Studie über Motive und Verhalten von Freikirchlern. Olivier Favre ist verheiratet und Vater von drei Kindern. Bild: Peter Schmid


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Journal

in der ausbildung mehr kooperieren?

erneut grosser erfolg

Pastorenausbildung Das Angebot für die Ausbildung freikirchlicher Pastoren ist breit

Bei der «Aktion Weihnachtspäck­ li» wurden in 420 Sammelstellen 87 300 Pakete gesammelt. Diese werden in Osteuropa bedürftigen Menschen verteilt. Die Aktion wird von den christlichen Hilfswerken AVC (Aktion für verfolgte Christen), Christliche Ostmission, HMK (Hilfe für Mensch und Kirche) sowie Licht im Osten durchgeführt. (idea)

allianzgebetswoche

Vom 13. bis 20. Januar wird die­ weltweite Gebetswoche der Evan­ gelischen Allianz durchgeführt. Die 167. Gebetswoche steht unter dem Thema «Unterwegs mit Gott». «Christen aus allen Ländern und Nationen lassen sich von Gott neu in die Verantwortung rufen», heisst es in der Medienmitteilung. (idea)

neue Prediger bei radio srF

Die neuen Radioprediger heissen Lukas Amstutz vom Bienenberg und Marlon Heins von der FEG Thun. Bisher hatten Meinrad Schicker (Be­ wegungPlus) und Heidi Oppliger (Heilsarmee) gepredigt. Letztere ist seit einiger Zeit in Wien tätig. (idea)

Kindsrecht vs. Zeitgeist

Letzten Donnerstag entschied der Nationalrat zugunsten der Kinder­ adoption bei eingetragener Part­ nerschaft. Die SEA schrieb, der Staat sollte besser die traditionelle Ehe unterstützen. Die EDU nahm «mit grosser Bestürzung» Kenntnis vom Entscheid: Zeitgeist und Wertever­ lust würden Tribut gezollt. Vielfältig war das Abstimmungsverhalten christlicher Politiker: Marianne Streiff (EVP BE) stimmte Nein, Maja Ingold (EVP ZH) mit dem Argument des Kindsrechts Ja; Philip Hadorn (SP SO) war abwesend. (idea)

Prostitution verbieten?

Die EVP Schweiz verlangt vom Bun­ desrat einen Bericht über die Be­ kämpfung des Menschenhandels. Insbesondere soll ein Verbot der Prostitution geprüft werden. (idea)

neue arche noah

Der Holländer Johan Huibers hat die Arche Noah in den bibelgetreuen Massen nachgebaut. Das 130 Me­ ter lange und 29 Meter breite Schiff wiegt 3000 Tonnen und ankert in Dordrecht NL. Pro Tag werden bis zu 3000 Besucher erwartet. (idea) Bild:

geworden. Braucht es jetzt Veränderungen? Der VFG packt ein heisses Eisen an. Die Bedingungen für die Ausbildung von Pastoren für freikirchliche Gemeinden haben sich innerhalb von 30 Jahren massiv verändert. Sind die dafür eingesetzten Mittel sinnvoll, oder braucht es mehr Kooperation? Diese Frage stellte sich die Leiterkonferenz der Freikirchen letzten Freitag in Bern. René Winkler, Direktor der Pilgermission St. Chrischona, stellte fest, dass die Bereitschaft junger Leute in den Gemeinden, sich für das Reich Gottes zu engagieren, ungebrochen sei. Und die Ausbildungsangebote seien vielfältiger geworden. Allerdings sei es nicht mehr die Regel, dass die Absolventen auch eine Pastorenstelle suchten. Denn: «Der Arbeitsplatz Pastor ist nicht mehr gesichert – und der Erwartungsdruck an ihn ist hoch.» Ausserdem sei der Predigerdienst nicht mehr unbedingt auf Lebenszeit ausgerichtet und die Angst vor dem Scheitern sei latent vorhanden. Mit der Rückkehr in den angestammten Beruf verliere ein Pastor aber heute nicht mehr sein Gesicht. Zudem gebe es zahlreiche weitere Dienstmöglichkeiten in christlichen Missionswerken. Winkler machte eine weitere

«Frohe Weihnachten!» für alle.

Beobachtung: Während für die Studierenden die Möglichkeit, einen Bachelor- oder Masterabschluss zu machen, wichtig sei, suchten die Gemeindeleitungen ein anderes Profil. Für sie sei die charakterliche Eignung wichtig sowie Werte wie Authentizität und Transparenz, Reich-Gottes-

Verständnis oder die Liebe zu Gott und Menschen. Dies bestätigten auch die Rückmeldungen der Verbandsleiter in Bern. Den richtigen Pastor für die Gemeinde zu finden, sei nicht immer einfach, weil die Kandidaten auch zum Profil der Gemeinde und des Verbandes passen müssten. Die Freikirchenleiter äusserten den Wunsch nach einer besseren Kooperation der Ausbildungsstätten und der Nutzung von Synergien. Aber auch die Grenzen für eine solche Entwicklung wurden deutlich. René Winkler wird jetzt die gesammelten Inputs zuhanden des VFG-Vorstandes auswerten. Fritz imhoF

Wechsel im Vorstand – VFg-informationen Der Verband Freikirchen Schweiz (VFG) hat an der Leiterkonferenz vom 14. Dezember 2012 Siegfried Nüesch (FEG) aus dem Vorstand verab­ schiedet und Claudia Haslebacher (EMK) sowie Meinrad Schicker (Bplus) neu in das Gremium gewählt. Beschlossen wurde auch, sich an den Vernehmlassungen zu den anstehenden Familieninitiativen zu beteili­ gen. Ausserdem konnte mit der Verwertungsagentur MCLI ein Vertrag ausgehandelt werden, der allen Gemeinden und Verbänden innerhalb des Verbandes VFG Freikirchen Schweiz günstige Konditionen für die Auf­ führung audiovisueller Medien garantiert. www.freikirchen.ch

Warum bethlehem «zum Heulen» ist israel/PalÄstina Ein in der Zeitung «reformiert» veröffentlichtes Bethlehem-Dossier löste in der Synode der Evangelisch-reformierten Kirche im Kanton Zürich Kritik aus.

Am 8. Dezember war Chaled Maschaal in Gaza-Stadt zu Gast. Maschaal gilt als Exilchef der Hamas. 100 000 Menschen waren versammelt, als Maschaal rief: «Palästina ist vom Mittelmeer bis zum Jordan und vom Norden bis zum Süden unser Land und unsere Nation.» Kein Ton von einer Zweistaaten-Lösung, Israel soll von der Landkarte gelöscht werden. Leidtragende dieser Haltung sind die Palästinenser selbst. Die Zustände in ihren Gebieten sind schlecht, für die christlich geprägten unter ihnen sehr schlecht. Doch sind die Gründe dafür so

einseitig, wie es ein Dossier in der Zeitung «reformiert» schilderte? Der Artikel fand ein Echo in der Kirchensynode der Evangelischreformierten Kirche im Kanton Zürich. An der Sitzung vom 11. Dezember verlas der Vorsitzende der Evangelisch-kirchlichen Fraktion, Willi Honegger, eine Erklärung. Natürlich sei Bethlehem im Herbst 2012 «zum Heulen». Doch man sei nicht damit einverstanden, dass die israelische Politik derart einseitig angeprangert werde. Die Mauer sei errichtet worden, um die israelische Bevölkerung vor Terror zu schützen. Sie sei

das Ergebnis «islamistischer Aggressivität». Kritisiert wurde auch die veröffentlichte «Chronik des Palästina-Konflikts». Diese verschweige die historische Verbundenheit der Juden mit ihrem Land. Und: «Kein Wort davon, dass der Judenstaat in der Nacht nach der Unabhängigkeitserklärung (!) von vier arabischen Staaten in einen Krieg um Sein oder Nichtsein verwickelt wurde.» Man frage sich, verlas Honegger weiter, ob es die Aufgabe einer kirchlichen Zeitschrift sei, «vereinfachende anti-israelische Klischees zu bedienen». roLF hÖNEiSEN idea Spektrum 51/52.2012


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Bei «münz für afrika» zählt jeder rappen ÄXGÜSi HilfSprojeKt 72 Franken ermöglichen einem Kind ein Jahr lang Nahrung und Bildung.

Wie die Organisation JAM Schweiz für Kinder in Afrika Kleingeld sammelt. Seit September läuft die Aktion «Münz für Afrika 2012». Dazu wurden rote Original-JAM-Breischalen zu Sparkassen umfunktioniert. Die mit Geld gefüllten Schalen füllen gleichartige Schalen in Afrika mit nahrhaftem Brei. 72 Franken ermöglichen einem Kind ein Jahr lang Nahrung und Bildung. Matthias Tobler, Geschäftsführer von JAM ist dankbar: «Seit September konnten wir rund 2500 Münz-Schalen verteilen. In den nächsten Tagen erwarten wir die Einzahlung des Kleingelds.» Ruth und Werner Altorfer aus Riehen fanden die Idee von «Münz für Afrika» so gut, dass sie innerhalb weniger Wochen 30 SammelSchalen an Private, Ladengeschäfte, Firmen und Schulhäuser in ihrem Wohnort verteilten. Ruth Altorfer meint: «Für uns ist es nur ein kleiner Beitrag, aber die Auswirkungen für die Kinder und ihre Familien in Afrika sind riesig.» Als eine von mehreren Gemeinden beteiligte sich das Christliche Zentrum Thalgut in Wichtrach BE. Ernst Stöckli strahlt: «Wir konnten über 150 Schalen an unsere Gottesdienstbesucher verteilen. Es war bewegend, wie wir am 2. Dezember die vollen Schalen

Bei Alina, Jasmin und Michaja gibt es regelmässig ein einfaches Mittagessen. Das gesparte Geld kommt in die Schale.

In Angola: Die Schale ist voll. Der nahrhafte Brei stärkt und hilft, dass die Kinder in der Schule konzentriert lernen können.

im Gottesdienst wieder einsammelten und JAM Schweiz 10 500 Franken übergeben konnten. Als Gemeinde können wir so 145 Kinder ernähren.»

werden Brunnen gebaut, landwirtschaftliche Projekte gefördert und HIV-Prävention gemacht.

Die Bewegung wächst

JAM Schweiz startete vor sechs Jahren. Matthias Tobler: «Was mit drei freiwilligen Personen damals begann, wuchs bis heute auf Hunderte von Menschen, die Zeit, Geld und Talent einsetzen, um Kindern in Afrika eine bessere Zukunft zu ermöglichen.» JAM Schweiz ist Partner von JAM International, die 1984 in Südafrika von Afrikanern für Afrikaner gegründet worden ist. Insgesamt sichert JAM für mehr als 690 000 Kinder Nahrung und Schulbildung. Dazu

Spielplätze finanzieren und bauen

Allein JAM Schweiz hilft insgesamt rund 10 000 Kindern mit Nahrung. Und wer will, kann selbst Hand anlegen. «Die einwöchigen Baueinsätze in Südafrika sind beliebt», verrät Geschäftsführer Tobler. Dabei muss ein Team im Vorfeld die Finanzen für den Bau einer Kindertagesstätte selbst zusammentragen, um dann während einer Woche eine kindergerechte Spiel- und Lernumgebung aufzubauen. ROLF HÖNEISEN www.jam-schweiz.org

Wie das praisecamp St. Gallen rockt praiSecamp 2012 4000 Jugendliche bevölkern über den Jahreswechsel das Olma-

Messegelände in St.Gallen. Motto des Mega-Events: «Step up – Läb dis Potential».

«Gott hat gewaltig viel Potential und Talent in jeden Menschen hineingelegt. Ich wünsche mir, dass viele junge Menschen in St.Gallen noch mehr davon entdecken und entfalten können», sagt Peter Reusser, Hauptleiter des PraiseCamp12. Er und sein Team wollen die Teens und Jugendlichen am Camp darin unterstützen und anleiten, mit Worten und Taten ihr Umfeld positiv zu verändern und Hoffnung in die Schweiz und in die ganze Welt hinauszutragen. Während an den Abenden mit Unterhaltung, Referaten und Konzerten die Begeisteidea Spektrum 51/52.2012

Begeisterte junge Menschen.

rung im Vordergrund steht, geht es bei den sogenannten «Themenwelten» und «Workshops» um die Praxis und die Umsetzung des Mottos. An mehreren Nachmittagen werden Hunderte von Campbesuchern den Kontakt mit der Bevölkerung suchen, Passanten

zum Tee, Kaffee und zu Gesprächen einladen, kostenlose Hilfe anbieten, kreative Hausbesuche machen, mit originellen Darbietungen und Gedankenanstössen auf Gott aufmerksam machen, für Leute beten und vieles mehr. Der Grossanlass ist seit dem 30. Oktober ausverkauft. Für alle, die nicht dabei sein können, gibt es jedoch eine gute Nachricht: Über den «PraiseCamp12 Livestream» kann man sich jeden Abend ab 20.10 Uhr via Bildschirm zuschalten und so die PraiseCamp-Stimmung hautnah miterleben. EVELINE MERGAERT Bilder: zvg

Kühler Kopf Nach Jahren schwitze ich wieder einmal in einer Sauna. Während mir der Schweiss nur so runtertrieft, bewege ich eine etwas eigenartige Frage: «Wie kann ich hier kühlen Kopf bewahren?» Später musste ich mir eingestehen, dass ich mich einer Banalität hingegeben hatte. Es gibt Fragen, die tiefer gehen. Zum Beispiel verunsichern mich Fragen rund ums Geld. Klar, ich bin mir bewusst, dass ich Geld benötige, um meinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Doch schon beim Unterscheiden zwischen Steuerhinterziehung und Steuerbetrug habe ich ein grosses Fragezeichen. Auch Wirrungen um das sogenannte Bankgeheimnis irritieren mich. Am allerwenigsten verstehe ich die Zusammenhänge, wenn Wirtschaftsberichte wie dieser publiziert werden: Eine grosse Firma macht einen Jahresgewinn von 100 Millionen Franken. Doch anstatt in das grosse «Freude herrscht!» eines beliebten Alt-Bundesrates einzustimmen, wird der Gewinnbericht mit jammerndem Unterton weitergegeben. Der Grund: Im Vorjahr sind 120 Millionen Reingewinn erzielt worden. Die Folgen sind drastisch. In der Firmenleitung werden einige Führungskräfte mit «einem goldenen Fallschirm» ausgestattet und verabschiedet. Die neu eingesetzte Führung handelt rasch. Sie optimiert die Kosten, indem sie einen Teil der Belegschaft entlässt. Dass dadurch viele Menschen von einem harten Schicksal getroffen werden, lässt kalt. Folgende Fragen ergeben sich daraus: Liege ich völlig daneben, wenn mir bei all den Überlegungen der Gedanke aufkommt, dass die Wurzel allen Übels die Gier nach Geld ist? Sind wir da als Christen nicht gefragt, Stellung dazu zu nehmen? Damit sind wir wieder in der Nähe der Sauna: Ich möchte kühlen Kopf bewahren, aber noch viel mehr ein brennendes Herz! THOMAS PRELICZ Der Autor ist Pastor der Evangelischen Gemeinde Bremgarten AG.


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I NSE R AT E

focus israel Versöhnung oder: Früh übt sich Beim Kinder-Camp der Versöhnungsarbeit Musalaha wurde das Leitungsteam gleich zu Beginn damit konfrontiert, mit welchen Vorurteilen die israelischen und palästinensischen Kinder aufwachsen. Shadia, die Hauptverantwortliche, berichtet:

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STELLENINSERATE

Als die Kinder am ersten Tag eintrafen, wurden sie von ihwerden zusätzlich Sehnsucht nach Heimat ren Gruppenleitern begrüsst und in ihr Zimmer begleitet. Doch schon bald kamen zwei junge Leiter zu mir, weil es in ihren Zimzur gedruckten mern Probleme gab. Ein jüdisches Mädchen weigerte sich, Ausgabe auch mit arabischen Mädchen das Zimmer zu teilen; bei einem arabischen Jungen war es umgekehrt. Ich forderte die Mitarbeiter 2 Wochen auf: „Sprecht mit den Kindern und erklärt ihnen, weshalb sie auf unserer Website hier sind!“ Das Mädchen liess sich überzeugen, beim Jungen war meine Hilfe gefragt. Er saß mit finsterem Blick vor dem Zimveröffentlicht! mer auf seiner Reisetasche und weigerte sich hineinzugehen. „Was ist denn das Problem?“ – „Ich möchte nicht mit Juden zusammen sein.“ – „Weshalb?“ – „Ich mag sie nicht.“ Christian Aeschlimann, – „Weshalb?“ – „Weiss ich nicht, ich weiss nur, dass es so 031 818 01 42, inserate@ideaschweiz.ch ist.“ Neunjährige Kinder sind noch sehr ehrlich. Im weiteren Gespräch erklärte ich ihm, dass wir auch diejenigen lieben sollen, die wir nicht mögen. Gott fordert uns dazu auf. Mit der Zeit stellte sich heraus, dass das eigentliche Problem daStellen_idea2012_achtel.indd 1 rin bestand, dass er in seinem Zimmer niemanden kannte. Das machte mich nachdenklich. Ist es in unserer Kultur einfacher zu sagen, dass wir jemanden von der anderen Seite nicht mögen, als mit ein paar Leuten, die wir noch nicht kennen, das Zimmer zu teilen? In der Regel schauen sich Kinder Verhaltensmuster ja bei den Eltern ab. – Wenn nur wir Erwachsenen auch von den Kindern lernen würden: Nach einem zehnminütigen Gespräch änderten sowohl der Junge als auch das Mädchen ihre Meinung und verbrachten ohne weitere Probleme die folgenden fünf Tage mit den Kindern der Zimmer, in die sie eingeteilt waren. Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt

www.ideaschweiz.ch

Nationalratspräsident Hansjörg Walter zu den wesentlichen Werten der Schweiz und patriotischen Gefühlen

7 Sommertipp: Zum Badeplausch

13 Eigen-Konferenz: 1500 Personen

8 Gebetsinitiative: 30 Tage beten

22 Pro und Kontra: Ist ein hirntoter

9 Bruder Tilbert: Auch mit 80 ein

32 Dänu Wisler: Der moderne Barde

auch für Muslime in der Schweiz

weites Herz hinter Klostermauern

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wollten Gottes Gegenwart erleben

erfrischend.

Mensch denn wirklich schon tot?

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Heilsarmee überrascht nicht nur Jury PODIUM EUROVISON SONG CONTEST Nun steht es fest: Mit «You and me» vertritt die Heilsarmee

unser Land am ESC 2013. Die Band setzte sich gegen acht Konkurrenten durch. Die Überraschung ist perfekt. Der Beitrag der Heilsarmee wurde im Vorfeld eher als Kuriosum gehandelt und erhielt zum Teil heftigen Gegenwind. Homosexuelle Kreise forderten dazu auf, den Beitrag der «homophoben Heilsarmee» zu boykottieren. Dann landete «You and me» vor dem Beitrag «J’avais rendez-vous» des jurassischen «Duo Carrousel» und «Forever and a Day» von Jesse Ritch auf Platz 1. «Das Beste, was ich je von der Heilsarmee gehört habe», meinte eine sehr kritische Helga von Sinnen. «Ein Geschenk des Himmels!», meinte der Vater des Sängers Christoph Jakob (31) spontan.

«Döllige Truppe» hats geschafft

Die Sängerin Sarah Breiter (20), die Paukistin und Sängerin Katharina Hauri (46), der Gitarrist Jonas Gygax (22), der Posaunist Michael Sterchx (47) und der Kontrabassist Emil Ramsauer (94) haben sich erfolgreich auf das «Experiment» eingelassen. Der Weg an den Schweizer Final in Kreuzlingen TG war allerdings kein einfacher. «Die Heilsarmee

Überzeugte die Wählerinnen und Wähler: Die Heilsarmee-Band gewinnt mit «You and me» am Schweizer Final in Kreuzlingen.

auf dem Kreuzzug nach Malmö», titelte der «Blick» am 13. Dezember. Jury-Mitglied Hella von Sinnen meinte kurz vor dem Final: «Falls diese döllige Truppe es nach Malmö schafft, können sie ihren Horizont erweitern und ihren Fundamentalismus aufweichen.» Die Deutsche bildete zusammen mit vier weiteren, in der Schweiz wohnhaften ausländischen Staatsangehörigen die Jury. Das Resultat der Nomination per Telefon und SMS war eindeutig, die Begeisterung entsprechend gross. «Echt mutig von euch… Ihr macht das super!», schrieb zum Beispiel die Userin Janina auf Facebook. Stefan meinte: «Herzliche Gratula-

tion! Guter Auftritt, jung und alt zusammen: Das ist eine mega Message. Weiter so!» Und Marion: «Wir sind stolz auf euch!!!» Der ESC-Final findet am 18. Mai im schwedischen Malmö statt. Sollte es nicht klappen, bleibt ein Trost: «Der Song eignet sich in seiner musikalischen und textlichen Schlichtheit durchaus als Stadionhymne. Er ist im Falle eines Scheiterns in Malmö also wiederverwertbar», schreibt Irving Wolther in einem Kommentar auf der offiziellen ESC-Webseite. So oder so kommt die Zeit für die Heilsarmee(-Band) damit wohl erst noch. THOMAS FEUZ

Schreiendes Unrecht, stiller Protest MAHNWACHE Die Verfolgung von Christen nimmt zu. Am 20. Dezember machen zwei Organisationen in Luzern an einem offenen Feuer auf die Situation aufmerksam.

«Christen sind die am meisten verfolgte Religion auf der Welt», zitiert CSI (Christian Solidarity International) die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel. Christen würden weltweit Un-

Stiller Protest

Am 20. Dezember werden drei Mahnwachen durchgeführt: Bern, bei der Heiliggeistkirche (Bahnhofplatz): 17.30 –18 Uhr Luzern, beim Torbogen auf dem Bahnhofplatz: 17.30 –18 Uhr Zürich, Züghusplatz (beim Paradeplatz): 18.30 –19 Uhr www.csi-schweiz.ch

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Christenverfolgung: Kerzenaktion als Zeichen der Solidarität.

sicherheit, Leid, Verfolgung und Vertreibung erleben. Die Organisation will am nächsten Donnerstag öffentlich ein Zeichen setzen. Das hat seinen Grund: Am 20. Dezember 1993 wurde die Resolution «zur Abschaffung aller Formen religiöser

Intoleranz» von der UNO verabschiedet. CSI will am 19. Jahrestag daran erinnern. Der Initiant der Mahnwachen, Hermann Suter-Lang aus Greppen LU, sagt: «Die weltweite Christenverfolgung ist in den hiesigen Medien kaum ein Thema. Ganz oben auf der Agenda stehen Fragen wie steigende Kirchenaustritte oder innerkirchliche Kontroversen. Die dramatische Entwicklung weltweit wird schlicht ausgeblendet.» Zudem würden die Aufrufe zur religiösen Toleranz weitgehend ungehört verhallen. Das Leiden der Verfolgten gehe unwidersprochen weiter. THOMAS FEUZ Bild: idea/tf, zvg

Zuversicht Das neue Jahr steht vor der Tür. Neugierig und voller Erwartung und Zuversicht freue ich mich darauf. Zahlreiche Termine und Verpflichtungen habe ich schon in der neuen Agenda 2013 eingetragen. Vieles möchte ich in den letzten Tagen des alten Jahres noch erledigen. So will ich endlich die immer wieder hinausgeschobenen Pendenzen abhaken. Ich habe mir vorgenommen, meinen Schreibtisch aufzuräumen und die mittlerweile unübersehbaren Aktenberge aus Unterlagen der Kommissions- und Ratsarbeit zu ordnen und zu sortieren. Und schliesslich möchte ich meiner Freundin in den USA noch ein paar Zeilen schreiben und dann möchte ich… Ob ich das noch alles schaffe? In solchen Momenten versuche ich mich auf das wirklich Wichtige zu konzentrieren. Wichtig ist doch zum Beispiel, dass ich mit meinem Mann den versprochenen Winterspaziergang unternehme und wichtig ist auch, dass ich mich mit unserem Sohn zum Kaffee treffe und wir uns gemeinsam eine gemütliche Stunde gönnen – alles andere kann eigentlich ganz gut bis 2013 warten! Ich bin zuversichtlich, dass ich dann schon noch Zeit für die längst fälligen Arbeiten finden werde. Zuversicht, das ist der feste Glaube, dass die Zukunft Gutes bringt. Der feste Glaube an Gott gibt mir auch (meistens) Gelassenheit und Geduld und erinnert mich daran, dass ich den Augenblick mehr geniessen sollte und mich nicht über das Gestern ärgern und um das Morgen sorgen sollte. Eduard Mörike hat dies alles mit wenigen Worten in seinem Gedicht «Zum neuen Jahr» festgehalten: «In ihm sei’s begonnen / der Monde und Sonnen / an blauen Gezelten des Himmels bewegt./ Du, Vater, du rate! / Lenke Du und wende! / Herr, Dir in die Hände / sei Anfang und Ende, sei alles gelegt!» BRIGITTE HÄBERLI Die Autorin ist Ständerätin und stellvertretende Fraktionspräsidentin der CVP. Sie wohnt in Bichelsee TG.


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P OR T R A I T

Anja und das doppelte Weihnachtsgeschenk LIEBE BEWEGT Anja Spaltenstein aus Flaach ZH ist 16 Jahre jung. Dank ihr kann der achtjährige Maciek Semak bald wieder aufrecht gehen. Innerhalb von sechs Monaten sammelte sie 44 000 Franken. Mit dieser Summe finanzierte Anja die dringend nötige Rückenoperation des achtjährigen Jungen aus Polen. Eine wahre Weihnachtsgeschichte.

In der Schule erhält Anja Spaltenstein den Auftrag, ein Projekt zu planen, durchzuführen und zu dokumentieren. Eines war der jungen Frau von Beginn an klar: sie wollte etwas Sinnvolles machen. Seit 12 Jahren arbeitet Andrzej Semak, Macieks Vater, während der Spargelsaison auf dem Spargelhof der Spaltensteins in Flaach. 2008 begegnete Anja dem Jungen zum ersten Mal. Maciek hat seit seiner Geburt mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Seine Wirbelsäule krümmte sich zunehmend (angeborene Skoliose), ein operativer Eingriff war unumgänglich. Weil Maciek noch im Wachstum ist, wären in Polen mehrere Operationen nötig geworden. Anjas Eltern,

Impressum Idea Schweiz Herausgeber: Idea Information AG, 4410 Liestal Verwaltungsrat: Heiner Henny, Präsident, Sam Moser Stellvertreter, Paul Beyeler, Hans Lendi, Helmut Matthies, Matthias Spiess Ideelle Trägerschaft: Schweizerische Evangelische Allianz (SEA), Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG), Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) Redaktion: Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 44, Fax 031 819 71 60 E-Mail: redaktion@ideaschweiz.ch Internet: www.ideaschweiz.ch Chefredaktor: Rolf Höneisen Büro: Steinackerstrasse 4, 9214 KradolfSchönenberg, Tel./Fax 071 642 44 21 E-Mail: rolf.hoeneisen@ideaschweiz.ch Redaktor: Thomas Feuz Erweitertes Team: Esther Reutimann, Christian Bachmann, Mirjam Fisch-Köhler, Christof Bauernfeind Praktikum: Eveline Mergaert Verlagsmanager: Roland Rösti, 031 818 01 25, verlag@ideaschweiz.ch Kundenberatung Anzeigen: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 42; Fax 031 819 38 54 E-Mail: inserate@ideaschweiz.ch Aboservice: Jordi AG – das Medienhaus, Franziska Schüller, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 20, Fax 031 819 38 54 E-Mail: abo@ideaschweiz.ch Abopreise: Jahresabo Fr. 145.–, Seniorenabo Fr. 117.–, Halbjahresabo Fr. 77.–. Das Abo ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar. Konto: PC-Konto 40-788586-4 Idea Information AG, 4410 Liestal Layout/Druck/Versand: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp www.jordibelp.ch

Bild: Helena Gysin

Susanne und Rolf, unterbreiteten die polnischen Röntgenbilder einem befreundeten Chirurgen. Schnell war klar, dass Macieks Wirbelsäule in der Schweiz mit einer einzigen Operation aufgerichtet werden könnte. Dies hätte aber einen enorm hohen finanziellen Aufwand bedeutet. Da begann in Anja eine Idee zu keimen.

Ein hohes Ziel

50 000 Franken kostet die Operation. So eine erste, vorsichtige Schätzung. Anja liess sich von dieser hohen Zahl nicht abschrecken. Ende April erstellte sie einen Zeitplan und eröffnete ein Konto. Mutig ging sie Schritt um Schritt voran und bat Gott immer wieder um Hilfe. Anja sagt: «Ich war dauernd am Überlegen, wie ich noch mehr Geld sammeln könnte.» Über ihre christliche Gemeinde, die EMK Flaach, knüpfte sie Kontakt zu einer jungen Frau, die für sie Flyer entwarf und druckte. Die Idee eines Sponsorenlaufs verwandelte sich in eine Tombola am Spargelfest auf dem elterlichen Hof. Dazu schrieb sie 60 Kleinfirmen an und bat diese um Preise oder finanzielle Unterstützung. Anja traf Entscheidungen, manchmal auch begleitet von Zweifeln, aber immer im Wissen, dass Gott sie führt. Begeistert erzählt sie von Begegnungen mit grosszügigen Menschen: Von Velohändlern, die ihr zwei neue Kindervelos, Velohelme, Lichter und Pumpen schenkten. Schnell waren gut 100 Preise beisammen. Ihre Schulkollegin veranstaltete als Projekt ein Klavierkonzert in der Kirche Flaach, die Kollekte von 1500 Franken spendete sie für Macieks OP. Anjas Bruder Joel pflanzte Frühkartoffeln und verkaufte sie im elterlichen Hofladen: Erlös 600 Franken. Eine Reiseleiterin, die selber an einer Skoliose leidet, sammelte bei ihren Reisegruppen. Immer mehr Menschen hörten von Maciek – kleine und grosse Spenden halfen Anja, dem Ziel näher zu kommen.

Maciek Semak und Anja Spaltenstein: Das Schulprojekt machte Sinn und fand den Weg an die Öffentlichkeit. Das «Migros Magazin» wählte die 16-jährige Flaacherin zur «Frau der Woche».

Auf der Zielgeraden

Monatlich überprüfte die junge Projektleiterin den Kontostand und entwickelte laufend neue Ideen. Gott segnete, was sie anpackte. So trug ihr eigener Quittenbaum 2011 so viele Früchte wie nie zuvor. Anja liess die Quitten zu Schnaps brennen und verkaufte ihn im Hofladen unter dem Label «Anjas Quittentröpfli». Trotzdem – im Juli, als der eigentliche Projektabschluss nahte, waren gerade mal 20 000 Franken auf dem Konto. Zum ersten Mal wurde ihr Glaube auf die Probe gestellt. Die Zeit drängte. Maciek sollte noch in diesem Jahr operiert werden. Mit dem Beginn ihrer Ausbildung als medizinische Praxisassistentin blieb Anja nicht mehr so viel Zeit, doch ihre Eltern unterstützten sie tatkräftig. Im Frühherbst lag die Spitalkostenberechnung vor: 39 036 Franken – der Kontostand wies

zu diesem Zeitpunkt 39 753 Franken auf! Am Ende waren es sogar 44 000 Franken, genug, um auch den Flug für Maciek und seinen Vater, ein MRI und ein ElternKind-Zimmer zu finanzieren. «Gott ist wunderbar grosszügig! – Ich habe viele Stunden investiert, aber ohne ihn hätte ich das nie geschafft!» meint Anja freudestrahlend. Sie drückt Maciek an sich.

Erfolgreich operiert

Am 21. November wurde Maciek Semak vom Wirbelsäulenspezialisten Dr. Forster im Kantonsspital St.Gallen erfolgreich operiert. Zwei Tage später ging der Junge bereits erste, zaghafte Schritte. Seine Wirbelsäule richtet sich nun langsam auf, ohne Reha oder Physiotherapie. Maciek wird dank Anjas grossem Einsatz aufrecht durchs Leben gehen können: ein Weihnachtsgeschenk für beide. HELENA GYSIN idea Spektrum 51/52.2012


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SYNERGIE Neues Leben in grosser Freiheit Meine Frau und ich waren Ende Oktober an einem Seminar zum Thema «Leben in Freiheit» von Campus für Christus. Am Donnerstag – wir sollten eigentlich losfahren – musste ich zu einem Grosskunden und unsere kleinste Tochter war krank. Wir fuhren mit drei Stunden Verspätung. Am Seminarort angekommen, fiel ich in ein Stimmungstief, aus dem ich kaum noch herausfand. Sieht so ein Leben in Freiheit aus? Am Freitagabend führte uns Mike Riches kaugummikauend in ein weiteres Seminar-Thema ein: «Furcht und Unglaube» und schon nach wenigen Sekunden wusste ich, dieses Referat würde mich aus meinem Tief herausholen. Einige Tage danach wusste ich: Diese Erkenntnisse holten mich nicht nur aus meinem temporären Loch, sondern verhalfen mir zu einem Leben in Freiheit. Das Seminar war der Hammer! Der Inhalt basierte auf folgenden Punkten: 1. In jeden Mensch legte Gott sein für diesen Menschen bestimmtes

Merkmal Ignoranz «idea Spektrum» Nr. 49 – «Pro und Kontra» Wir lesen von völkerrechtswidrigen Siedlungen, Besatzung, etc. Falsch, Herr Budzinski! Das Völkerbundmandat von 1922 wies den Juden das Land zwischen Jordan und Mittelmeer zu. Das blieb so, weil die Araber 1947 den UNO-Teilungsvorschlag ablehnten. Am 15. Mai 1948 griffen fünf arabische Armeen Israel an, um die Juden ins Meer zu werfen. Dies misslang. Doch 1949 besetzte Jordanien widerrechtlich Judäa/Samaria (heute Westjordanland) und Ostjerusalem und machte die Gebiete judenrein. Im Krieg von 1967 eroberte Israel diese Gebiete zurück. Heute geht es um die Resolution 242 (englische Version), die Verhandlungen zwischen Israel und Palästinenser über sichere und anerkannte Grenzen vorsieht, auf die Israel sich zurückziehen wird. «Grenzen von 1967» gibt es nicht, nur die alte Waffenstillstandslinie ideaSpektrum 51/52.2012

«Original-Design». Dieses individuelle Design wurde jedem Teilnehmer durch zwei bis drei Beter einer Parallelkonferenz «Hörendes Gebet» in Einzelsitzungen übermittelt. Ich war beim «Kaugummikauer»! Was Gott ihm über mein OriginalDesign erzählt hatte, war so treffend und schön, dass ich zu Tränen gerührt war. Was er in meinem Leben als Festungen ausmachte, war noch einmal ein Volltreffer. Diese Festungen gemeinsam niederzureissen, war unbeschreiblich! 2. Durch von uns begangene Sünden (allenfalls auch Generationensünden) und auch durch Verletzungen entstehen in uns Festungen. Von diesen Festungen aus bekämpft Satan uns und unseren Glauben. Das zeigt sich unterschiedlich, zum Beispiel mit Ängsten, Minderwertigkeitsgefühlen, Zorn, Bitterkeit, Hass, Stolz, Unglaube, Passivität, Ablehnung, Scham und Hoffnungslosigkeit. Wie aber werden wir diese Festungen los? A: Bekenne deine Sünden und empfange Gottes Vergebung. B: Widerstehe (und widerrufe sie) allen Lügen, die Gottes Wahrheit widersprechen und weise damit den Einfluss Satans zurück. C: Ersetze die bisherigen Lebenslügen, bzw. dein sündhaftes Verhalten (ich bin nichts wert; ich kann das

nicht; Gott bestraft mich wegen meinen Sünden; ich bin sowieso besser als alle anderen; der andere hat es immer besser als ich; zu mir redet Gott sowieso nicht; Gott meint es nur mit den anderen gut; ich werde Gott sowieso nie genügen können usw.) durch das, was in Gottes Augen wahr und richtig ist. Erneuere dein Denken durch Gottes Wahrheit. D: Empfange die Erfüllung mit dem Heiligen Geist und freue dich an ihm. Einen Tag nach dem Seminar fing ich mit der Umsetzung an, und zwar mit meiner Frau. Ein Charakter wie ich hat nach bald zwanzig Ehejahren schon eine ordentliche Liste beisammen, die es zu bereinigen gilt. Ich wollte, dass meine Frau mir alles richtig vergibt. Einiges davon hatten wir zwar schon besprochen und hielten es für bereinigt, aber ich spürte mehr und mehr, dass dies Festungen waren, die uns und unsere Beziehung hemmten. Und anderes musste neu besprochen und bereinigt werden. So konnten wir das Gelernte an uns sofort umsetzen und unsere Beziehung massiv auffrischen! Wir erleben aktuell den zweiten Frühling in unserer Beziehung. Wir feierten dann gemeinsam auch so eine Art zweite Hochzeit und meine Frau trägt seit jenem Abend einen

von 1949. Siedlungen sind gemäss Völkerbundsmandat rechtens und widersprechen der Resolution 242 nicht. Die 4. Genfer Konvention ist nicht anwendbar, weil Jordanien 1949-67 illegaler Besetzer des Westjordanlands/Ostjerusalems war. Boykottaufrufe sind ohne Grundlage, erinnern aber an den Geist des «Kauft nicht bei Juden». Auch Israel macht Fehler, doch muss es sich mittels Schutzzaun und -Mauer sowie Checkpoints vor Terroristen schützen. Die Chartas von Hamas und PLO sprechen unmissverständlich von der Vernichtung Israels, deshalb keine Anerkennung dessen Existenzrechts, deshalb Hetze und Desinformation gegen Israel. HANSPETER BÜCHI, Stäfa ZH

Seelsorger, Philippe Decorvet, hat jedoch diesen Schritt vollzogen. Meine Frau und ich haben unsere Kirchgemeinde Prilly-Jouxtens verlassen. An der Kirchgemeindeversammlung hat sich unser Pfarrer, Dr. Guy Lasser, voll hinter den Synodenbeschluss gestellt. Unter anderem erklärte er: «Der Beschluss der Synodalen, ein Ritual für die Segnung homosexueller Paare einzuführen, ist unter demokratischen Bedingungen zustande. gekommen. Wir sollten das zur Kenntnis nehmen und akzeptieren.» Daraufhin habe ich erklärt, dass wir die Kirchgemeinde verlassen werden. Wir haben uns bereits der Nachbargemeinde Le Mont angeschlossen. Beim Beschluss der Synode wurde die Basis total übergangen, nachdem vor vier Jahren eine Konsultativumfrage bezüglich homosexueller Pfarrer eine erdrückend grosse, negative Reaktion ausgelöst hatte. Ungeachtet sehr vieler Protestbriefe mit der Bitte, die Synode solle nicht auf das Anliegen eintreten, entschieden die Synodalen der evan-

Basis übergangen «idea Spektrum» Nr. 50 – «Synodalbeschluss mit Gegenwind» Nach Rücksprache mit Kollegen bin ich letztlich doch nicht aus der Waadtländer Kirche ausgetreten. Einer der bekanntesten Pfarrer und

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zweiten Ehering als Zeichen dieser neu gewonnen Freiheit. Es war und ist immer noch fantastisch. Von etlichen anderen Teilnehmern dieser Freizeit haben wir ähnliche Berichte gehört. Niemand blieb unberührt und diese Freiheit ist so ansteckend, dass sich nun auch andere Menschen in unserem Umfeld dafür interessieren. So werden wir in der Gemeinde schon bald ein eigenes Seminar zu diesem Thema durchführen, um noch mehr Menschen in diese Freiheit zu begleiten. Bitte beschäftigt euch mit dieser von Gott gewollten Freiheit! Wohl noch nichts hat mich so stark verändert, wie die Erkenntnisse aus diesem Seminar, und ich bin ja nachweislich ein ziemlich harter Brocken… Vielleicht gibt es auch andere hilfreiche Programme zu diesem Thema. Egal welches man wählt – aber helft euch und euren Mitmenschen das Leben in Freiheit zu finden. Viel Mut allen, es lohnt sich. Hier der Link: www.lebeninfreiheit.ch DANIEL SCHÖNI Der Autor ist Inhaber der Schöni Holdung in Oberbipp. www.schoeni.ch E-Mail: daniel.schoeni@schoeni.ch

gelischen Kirche Waadt, wie bereits neun andere Kantonalkirchen, ein Segnungs-Ritual für homosexuelle Paare einzuführen. RUDOLF STAUB, Pfarrer i.R., Jouxtens-Mézery VD

Keine Angst Es macht mich traurig zu erleben, wie viele Menschen Angst vor dem angeblichen Weltuntergang haben. Jesus hat auch von einem Weltuntergang geredet und Zeichen beschrieben, die auf das Ende der Welt hindeuten (vgl. Matth. 24). Aber wann dies genau sein wird, weiss nur der Vater im Himmel allein. Menschen, die sich mit Gott versöhnt haben durch Jesus Christus, brauchen sich nicht zu fürchten, wenn die Welt untergeht. Sie sind auch jetzt nicht von allem Leid verschont, aber sie machen die Erfahrung, dass Gott sie in jeder Lebenslage trägt. Für Christen ist der Weltuntergang nicht das Letzte, sondern der Beginn eines neuen Abschnittes im Plan Gottes. BERNHARD DURA, Chur GR Bild: VBG


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Frankreich: Statt Vater künftig „Elternteil 1“? KONTROVERSE Massenproteste in Frankreich – Streit in Großbritannien

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n 3 führenden westlichen Ländern sorgt die Einführung der „Homo-Ehe“ für heftigen Wirbel. In Frankreich sind jetzt Hunderttausende gegen ein von Präsident François Hollande propagiertes Gesetz auf die Straße gegangen, das auch ein Adoptionsrecht für schwule Partner vorsieht. In Großbritannien regt sich Widerstand gegen einen Vorstoß von Premierminister David Cameron, religiöse „Trauungen“ von Homosexuellen zuzulassen. Und in den USA wird das Oberste Gericht im kommenden Jahr darüber entscheiden, ob nur die Ehe von Mann und Frau verfassungsgemäß ist.

Mutter im Bürgerlichen Gesetzbuch durch „Elternteil 1“ und „Elternteil 2“ ersetzt würden. Dagegen sind mindestens 200.000 Personen auf die Straße gegangen. Sie fürchten um die traditionelle Familie.

NOTIERT Pakistan: Schwedische Missionarin nach Anschlag gestorben

Vandalismus: „Jesus ist ein Hurensohn“

Die schwedische Missionarin Birgitta Almeby ist den schweren Schussverletzungen erlegen, die ihr bei einem Anschlag in Lahore (Nord-Pakistan) am 3. Dezember zugefügt wurden. Birgitta Almeby Die 71-jährige Protestantin, die seit 38 Jahren in Pakistan arbeitete, starb am 12. Dezember in einem Stockholmer Krankenhaus. Sie war wegen ihres kritischen Gesundheitszustands in ihre Heimat ausgeflogen worden. Bei dem Überfall hatten 2 Motorradfahrer das Feuer auf sie eröffnet. Danach war sie zunächst in einem Krankenhaus in Lahore behandelt worden. Almeby war Geschäftsführerin der pfingstkirchlichen „Gemeinschaften des vollen Evangeliums“ in Pakistan. Ferner leitete sie eine Berufsschule, ein Erwachsenenbildungszentrum und ein Waisenhaus. Die Täter des Überfalls sind weiterhin unbekannt. Pakistanische Medien vermuten, dass es sich um radikal-islamische Taliban handeln könnte.

JERUSALEM Mit antichristlichen Schmierereien haben Unbekannte einen christlichen Friedhof und ein orthodoxes Kloster geschändet.

Sri Lanka: Buddhisten stürmten eine evangelikale Gemeinde

„Elternteil 1“ und „Elternteil 2“ Der Sozialist Hollande hatte vor seiner Wahl am 15. Mai versprochen, die „HomoEhe“ einzuführen und gleichgeschlechtlichen Partnern ein Adoptionsrecht einzuräumen. Die Gleichstellung mit der Ehe von Mann und Frau bewirkt unter anderem, dass die Bezeichnungen Vater und

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n der Nacht vom 11. auf den 12. Dezember wurden Slogans wie „Jesus ist ein Hurensohn“ und „Jesus ist ein Affe“ in hebräischen Buchstaben an den Mauern angebracht. Auch Autos des „Klosters vom

Premier für „Homo-Trauungen“ In Großbritannien trifft der konservative Premier Cameron ebenfalls auf Widerstand für sein Vorhaben, den Weg für homosexuelle „Trauungen“ in Kirchen, Synagogen und Moscheen freizumachen. Obwohl etwa 40 % der Tory-Abgeordneten gegen den Gesetzentwurf stimmen könnten, wäre er nicht gefährdet, weil er mit Zustimmung der Liberaldemokraten und der Labour-Opposition rechnen könnte. Der Entwurf soll Anfang April eingebracht werden. Das künftige geistliche Oberhaupt der anglikanischen „Kirche von England“, Justin Welby, befürchtet, dass eine Neubestimmung der Ehe die Bedeutung dieser Institution „verwässert“. P

Heiligen Kreuz“ wurden besprüht sowie Reifen zerstochen. Die Polizei vermutet, dass es sich bei den Tätern um radikale jüdische Siedler handelt. Darauf deutet der Schriftzug „Preisschild“, der bereits bei früheren antichristlichen Aktionen gefunden wurde. Dieser Ausdruck werde verwendet, um der Forderung Nachdruck zu verleihen, die jüdischen Siedlungen im Westjordanland beizubehalten. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu verurteilte den Anschlag, der allen jüdischen Werten widerspreche, und versicherte, dass die „Vandalen“ zur Rechenschaft gezogen würden.

5 Anschläge in diesem Jahr

Der Schriftzug „Jesus war ein Hurensohn“ am Eingang des Klosters am Berg Zion

In diesem Jahr sind in Israel bereits vier ähnliche Anschläge auf katholische und orthodoxe Klöster sowie eine Baptistenkirche verübt worden. P

Auf Sri Lanka haben militante Buddhisten eine evangelikale Gemeinde gestürmt. Nach Angaben der Kommission für Religionsfreiheit der Weltweiten Evangelischen Allianz ereignete sich der Vorfall am 9. Dezember in Weeraketiya im Süden des Inselstaats. Angeführt von rund 80 Mönchen seien etwa 1.000 Personen während des Gottesdienstes in die „Licht des Lebens“-Kirche eingedrungen. Das Mobiliar sowie geparkte Autos von Gottesdienstbesuchern seien schwer beschädigt worden. Bei einer Prügelei mit Steinen habe der Pastor Verletzungen im Unterleib davongetragen. Am Vortag hatten buddhistische Mönche gedroht, die Kirche zu zerstören, wenn die (erfolgreichen) Gottesdienste nicht eingestellt würden. Von den über 20 Millionen Einwohnern sind rund 70 % Buddhisten, 14 % Hindus (meist Tamilen), 8 % Muslime und 8 % Christen.

Fotos: custodie.org, Screenshot Youtube

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Maya-Kalender: Ist am 21. Dezember Schluss? ENDZEIT Ist das Ende tatsächlich nahe? Jeder 10. Erdenbürger glaubt einer Umfrage des internationalen Marktforschungsinstituts Ipsos, dass die Welt am 21. Dezember untergeht.

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soteriker und Verschwörungstheoretiker berufen sich auf einen Kalender der Maya-Indianer in Mittelamerika. Doch dieser sagt gar nicht das Ende voraus, sondern „nur“ den Übergang in eine neue Zeit. Christen sind zwar überzeugt, dass Gott einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen wird, doch den Zeitpunkt weiß der Bibel zufolge niemand außer Gott selbst. Trotzdem treiben die Spekulationen um den Maya-Kalender die seltsamsten Blüten. So hat der Chinese Lu Zhenghai umgerechnet mehr als 122.000 Euro investiert, um eine Art „Arche Noah“ zu bauen, die ihn und seine Familie vor dem Untergang retten soll. Noch mehr, nämlich 180.000 Euro, gab sein Landsmann Yang Zongfu aus. Er baut gelbe Kugelgehäuse, die drei Personen zwei Wochen lang vor Feuer und Strahlung schützen soll.

US-Regierung: Dieses Jahr kein Untergang

Pyrenäen. Dort soll es eine Startbahn für Außerirdische geben, die eine begrenzte Zahl von Erdenbürger mitnehmen können. Wegen des erwarteten Ansturms will der Bürgermeister des 180 Einwohner zählenden Dorfs, Jean-Pierre Delord, den Zugang zum Berg sperren lassen. Auch in dem türkischen Dorf Sirince bei Izmir mit 600 Einwohnern sind alle 400 Hotelbetten ausgebucht. Laut Esoterikern ist in dem Ort eine besondere Bündelung positiver Energien festzustellen. Angeblich soll dort die Jungfrau Maria in den Himmel aufgestiegen sein. Die türkische Religionsbehörde Diyanet mahnt, „solchen bedeutungslosen, gefälschten und irrgläubigen Weltuntergangsszenarien“ keine Bedeutung beizumessen. Im westafrikanischen Ghana wirbt der selbst ernannte Prophet Peter Anamoah Auf eine der ältesten für ein Bergdorf etwa 800 Maya-Handschriften, dem „Dresdner Kodex“, gehen Kilometer nördlich der die Prophezeiungen einer Hauptstadt Accra als Zugroßen Flut zurück. fluchtsort.

Fotos: ddp-images, PR

Aber nicht nur in China grassiert die Endzeitangst, sondern etwa auch in den USA. Weil sie mit E-Mails ängstlicher Bürger überhäuft wird, gab die US-Regierung Entwarnung: „Die Welt wird nicht am 21. Dezember oder irgendeinem anderen Datum 2012 zu Ende gehen.“ Es könne auch keine Rede davon sein, dass ein Komet oder Planet unvorhergesehen mit der Erde kollidiere. Der Astronom des Vatikans, José Funes, hat ebenfalls jeglichen Spekulationen über einen Weltuntergang am 21. Dezember eine Abfuhr erteilt.

„Zufluchtsorte“ sind ausgebucht Gleichwohl strömen zahlreiche Menschen an Zufluchtsorte wie etwa den Berg Bugarach in Südfrankreich nahe der 51/52.2012

Weltuntergangspartys Viele Menschen, die nicht an das nahe Ende glauben, machen sich einen Jux daraus. So finden in Hamburg Weltuntergangspartys statt. Doch was steckt hinter der Aufregung? Wie der Ethnologe Lars Frühsorge (Hamburg) im Materialdienst der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (Berlin) schreibt, prophezeie der Maya-Kalender gar keinen Weltuntergang. In der Blütezeit ihrer Kultur von etwa 250 bis 900 nach Christus entwickelten die Maya eine Reihe von Kalendern ihrer „Gottheiten“. In der sogenannten „Langen Zählung“ entspricht der 21. Dezember 2012 dem Beginn einer neuen Periode (in der

Zählung der Maya: 13.0.0.0.0). Dieses Datum bezeichne zugleich den Tag aus einer früheren Zeitrechnung, an dem die Welt erschaffen worden sein soll. Laut Frühsorge vermischen viele heutige Bücher und Filme Maya-Vorstellungen mit Bibelpassagen, fernöstlichen Lehren, Nostradamus und Verschwörungstheorien.

Bibel: Wir kennen nicht den Tag In der Bibel spricht Jesus Christus wiederholt vom Ende der Welt. Als Zeichen der Endzeit nennt er Kriege und Kriegsgerüchte, Hungersnöte und Erdbeben, Christenverfolgung und das Auftreten von falschen Propheten (Matthäus 24). Zugleich warnt er davor, sich auf ein Datum festzulegen: „Von dem Tag aber und von der Stunde weiß niemand, auch die Engel im Himmel nicht, auch der Sohn nicht, sondern allein der Vater. … Darum wachet; denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommt!“ P

Siedlungsgebiet MEXIKO der Mayas BELIZE GUATEMALA EL SALVADOR

HONDURAS

Hier liegt der Ursprung der Gerüchte.


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USA: Führt die Tragödie zur geistlichen Wende? SCHULMASSAKER Hauptpastor betet, dass das Land wachgerüttelt wird.

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ird das Schulmassaker von Newtown (US-Bundesstaat Connecticut) zum geistlichen Weckruf? Das hofft der frühere Generalsekretär der Britischen Evangelischen Allianz, Clive Calver, der in Newtown wohnt und seit 8 Jahren als Hauptpastor die Walnut-Hill-Gemeinde im nahegelegenen Bethel leitet. Der 63-Jährige gehörte mit seiner Frau Ruth zu den 4 Geistlichen, die unmittelbar nach dem Amoklauf vom 14. Dezember den Eltern der 20 getöteten Kinder und den Angehörigen der 6 erschossenen Lehrerinnen und Angestellten als Seelsorger beistanden. Binnen kürzester Zeit seien etwa 500 Menschen zusammengekommen, um „zu beten, zu weinen und Gott anzurufen“, berichtet Calver. „Unser Gebet ist, dass dieses Böse, dieser unfassbare Schrecken zum geistlichen Wendepunkt wird.“ NeuEngland, zu dem Connecticut mit rund 3,5 Millionen Einwohnern gehört, sei eine weithin von Gottlosigkeit geprägte Region. Schätzungsweise 3 % der Bevölkerung seien evangelikale Christen. Calver: „Die Menschen hier brauchen Jesus, und es ist unsere Aufgabe, sie mit ihm in Verbindung bringen.“ Im Bundesstaat Connecticut ist die römisch-katholische Kirche mit knapp 1,4 Millionen Mitgliedern die größte Religionsgemeinschaft, gefolgt von der liberalen reformierten „Vereinigten Kirche Christi“ (125.000).

waren, verschanzten sich Lehrerinnen mit ihren Schulklassen zum Teil in Toiletten. Sie forderten die Kinder auf, leise zu beten.

Obama tröstet mit der Bibel Weltweit löste die Bluttat Entsetzen aus. Der sichtlich mitgenommene US-Präsident Barack Obama konnte bei seiner Fernsehansprache kaum die Tränen zurückhalten: „Unsere Herzen sind zerbrochen.“ Er sagte den Hinterbliebenen Fürbitte zu und zitierte aus Psalm 147,3: „Er heilt, die zerbrochenen Herzens sind, und verbindet ihre Wunden.“ Bei einer Gebetsversammlung in Newtown erinnerte er an das Jesuswort „Lasset die Kindlein zu mir kommen, und hindert sie nicht daran, denn Menschen wie ihnen gehört das Reich Gottes“.

Auch Gottes Herz ist zerbrochen US-Kirchenrepräsentanten reagierten auff das Massaker mit Schock, Mitgefühl und Trauer. Unteren anderen spendeten derr Evangelist Billy Graham und der Best-sellerautor Pastor Max Lucado Trost und riefen zum Gebet auf. Die Präsidentin dess Nationalen Kirchenrats, Kathryn Lohree (New York), erklärte, auch Theologen und Seelsorger könnten für Tragödien wie dass Schulmassaker keine Erklärung finden:: „Aber wir suchen Trost in unserem Glau-ben, dass unser Gott ein Gott der Liebe ist.. Sein Herz ist heute ebenfalls zerbrochen.“

Lehrerinnen: Kinder, betet!

Strengere Waffengesetze?

Das Massaker in der Sandy-Hook-Grundschule von Newtown (27.000 Einwohner) zählt zu den blutigsten Amokläufen in der jüngsten US-Geschichte. Zuerst hatte der 20-jährige Adam Lanza seine 52-jährige Mutter Nancy – eine Waffennärrin – getötet und Gewehre sowie Pistolen an sich gebracht. Dann verschaffte er sich mit Gewalt Zugang zu der Grundschule und erschoss 12 Mädchen sowie 8 Jungen im Alter zwischen 6 und 7 Jahren. Außerdem tötete er 6 Lehrkräfte, darunter Rektorin Dawn Hochsprung, bevor er sich selbst richtete. Nachdem die Schüsse in den Gebäuden zu hören

Gleichzeitig erinnerte sie daran, dass der Kirchenrat bereits im Jahr 2010 zu stärkerem Einsatz für Waffenkontrolle aufgerufen hat. Ohne die Waffengesetze ausdrücklich zu nennen, appellierte Obama an alle Verantwortlichen, entschlossen zu handeln, um Kinder vor Amokläufen zu schützen. Das Land habe zu viele solcher Tragödien erlebt. 1999 töteten 2 Schüler der Columbine High School in Littleton (Colorado) 12 Mitschüler und einen Lehrer, bevor sie sich selbst umbrachten. 2007 gab es einen Amoklauf an der Hochschule Virginia Tech (32 Tote), 2008 an der

Northern Illinois Universität bei Chicago (6), und am 2. April dieses Jahres erschoss ein ehemaliger Student 7 Personen an der christlichen Oikos-Universität in Oakland.

USA: Viele Waffen in Privathand In den USA kommen auf 100 Einwohner fast 89 Schusswaffen; das Land steht mit dieser Rate weltweit an 1. Stelle. Zum Vergleich: Deutschland liegt mit etwa 30 Waffen pro 100 Einwohner auf Platz 15. Trotz strengerer Waffengesetze hat es auch in Deutschland Amokläufe an Schulen gegeben, so in Erfurt am 26. April 2002 mit 17 Toten und in Winnenden bei Stuttgart am 11. März 2009 mit 16 Opfern. P 51/52.2012


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Die Welt ist ganz anders KRIEG & FRIEDEN Er ist der wohl bekannteste Journalist im Peter Scholl-Latour deutschsprachigen Europa: Peter Scholl-Latour (Berlin/Paris). Und der 88-Jährige kennt die Welt wie kein anderer. Als Fernsehkorrespondent und Buchautor hat er fast alle Länder bereist, viele mehrfach. In seinem neuesten Buch „Die Welt aus den Fugen“ zeichnet er ein düsteres Bild: „Die Weltpolitik gleicht derzeit einem aufziehenden Gewittersturm.“ Mit Deutschlands erfolgreichstem Sachbuchautor sprach Karsten Huhn. Herr Scholl-Latour, Ihre Bücher künden von Terror, Blutfehden und Heiligen Kriegen. Man gewinnt den Eindruck: Die Erde taumelt dem Abgrund entgegen. Aber ich schreibe auch über positive Entwicklungen, und ich verteufle die Menschen nicht, die im Allgemeinen verteufelt werden. An wen denken Sie? An Organisationen wie die libanesische Hisbollah, die palästinensische Hamas oder die afghanischen Mudschaheddin, die als terroristische Organisationen eingestuft werden. Natürlich gibt es da auch Übeltäter, aber eben auch ganz ordentliche Menschen. Ich spreche mit allen, und SchwarzWeiß-Malerei lehne ich ab. Nicht alle Taliban sind Verbrecher, und nicht alle Verbündeten des Westens sind gute Menschen.

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Der Irrtum der Amerikaner Ihre Reiseberichte handeln vom Kommen und Gehen von Schurken, Tyrannen und Massenmördern. Sie sagen: „Ich glaube nicht mehr daran, dass der Mensch gut ist. Der Mensch ist von der Veranlagung her böse.“ Ich teile die Welt nicht in Gut und Böse ein, aber ich verneine das Böse auch nicht. Wir erleben ständig neue Ausbrüche des Bösen. Die christliche Lehre von der Erbsünde kommt nicht von ungefähr: Das Böse steckt tief im Menschen. Wir leben in einem darwinistisch denkenden Zeitalter. Eine Religion oder Weltanschauung, die davon ausgeht, dass der Mensch von Natur aus gut sei, muss scheitern. Diese Einsicht fehlt zum Beispiel derzeit der amerikanischen Politik. Sie will die Welt nach ihrem Bilde gestalten. Die Menschheit zum Guten zu führen, haben weder die Kommunisten geschafft, noch schaffen es jetzt die Amerikaner. Die USA ist für Sie ein „Koloss auf tönernen Füßen“ – eine Anspielung auf das Buch des Propheten Daniel. Das Buch über die USA habe ich geschrieben, als alle Amerika noch als unbesiegbare Weltmacht sahen. Ich wollte darauf hinweisen, dass dem nicht so ist. Die USA hat im 51/52.2012

Zweiten Weltkrieg gegen Japan und Deutschland grandios gesiegt, und die Landung der Amerikaner in der Normandie war eine logistische Meisterleistung. Heute sind die USA nicht in der Lage, den Irak, Afghanistan oder Somalia in den Griff zu bekommen. Sie beschreiben unsere Erde als „Welt aus den Fugen“. Wie lässt sich die Welt wieder zusammenleimen? Wahrscheinlich gar nicht. Die Welt hat sich wohl schon immer in einem Zustand der Auflehnung befunden.

Wo Bibelbesitz unter Strafe steht Es gibt derzeit 20 Kriege – so viele wie seit 1945 nicht mehr. Es hat schon immer viele Kriege gegeben. Nur erfahren wir durch die Medien heute viel eher von Konflikten, die wir früher gar nicht zur Kenntnis genommen hätten. Was mich dabei stört, ist, dass wir die Länder mit unterschiedlichem Maß messen. Zum Beispiel werden Christen und Juden in Saudi-Arabien viel stärker diskriminiert als etwa im Iran. In Saudi-Arabien dürfen keine Kirchen und Synagogen gebaut und keine Gottesdienste gehalten werden, und der Besitz einer Bibel steht unter Strafe. Der Iran lässt das alles zu – aber er gehört zu den Ländern, die wir anprangern. Nach Saudi-Arabien liefern wir ohne Bedenken Hunderte von „Leopard 2“-Panzer, während wir gegen den Iran eine Sanktion nach der anderen verhängen – die im Übrigen viel weniger Wirkung haben, als man meint. Sie lehnen Sanktionen und Boykottmaßnahmen ab. Warum? Ich halte Boykottmaßnahmen für zutiefst unmoralisch. Sie treffen vor allem die einfache Bevölkerung und bewirken politisch gar nichts. Zum Beispiel hatten die Sanktionen gegen den Irak zwischen 1991 und 2003 eine erschreckend hohe Kinder- und Säuglingssterblichkeit zur Folge. Saddam Hussein hat darunter nicht gelitten. Ich halte es auch für eine große Schweinerei, wenn man heute iranischen Flugzeugen die Ersatzteile verweigert – und heimlich auf einen Absturz der Maschinen wartet. O


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Auch Syrien ist anders: Freiheit für Christen unter Assad Was raten Sie der deutschen Außenpolitik bei Schurkenstaaten? Mehr nachdenken! Ich verstehe zum Beispiel nicht, warum Deutschland Patriot-Raketen in die Türkei schickt, die gegen Syrien aufgestellt werden. Dazu gibt es keinen UNO-Beschluss. Ich will gar nicht das Assad-Regime in Syrien von seinen Gräueln freisprechen – aber es ist das letzte säkulare Regime in der arabischen Welt und war unendlich liberaler als etwa Saudi-Arabien. Die Christen konnten sich in Syrien frei entfalten, genauso wie es im Irak unter Saddam Hussein der Fall war. Inzwischen ist die Christenverfolgung in Syrien fast so schlimm wie im Irak – aber in Europa will davon kaum jemand etwas wissen. Zudem ist fraglich, ob nach dem Sturz Assads jemand Besseres folgt. Unter den Aufständischen sammeln sich mehr und mehr Salafisten, die mit dem Terrornetzwerk al-Qaida verbündet ist. Sie haben das Scheitern der Russen in Afghanistan und der USA in Vietnam vorausgesagt. Zuletzt haben sie prognostiziert, dass die USA in Irak und Afghanistan keinen Erfolg haben werden. Sie können ruhig von einer Niederlage der USA reden! Ein Krieg ist verloren, wenn man seine Ziele nicht erreicht – und die USA haben ihr ursprüngliches Ziel, Frieden, Demokratie und Menschenrechte zu bringen, weit verfehlt. US-Präsident George W. Bush wollte in Bagdad einen Leuchtturm

der Demokratie errichten. Stattdessen haben die USA nach ihrem Einmarsch in den Irak die zuvor stabile Verwaltungsstruktur zerstört und ein Chaos angerichtet. Und in Afghanistan waren selbst die Russen erfolgreicher als die USA.

Sind deutsche Auslandseinsätze sinnvoll? Derzeit befinden sich 6.700 Soldaten der Bundeswehr in Auslandseinsätzen: in Afghanistan, Kosovo, Sudan, Libanon und am Horn von Afrika. Sind die Einsätze sinnvoll? Der Bundeswehr-Einsatz in Afghanistan wurde mit dem Artikel 5 des NATO-Vertrages begründet, dem sogenannten Bündnisfall, wenn ein Bündnispartner angegriffen wird. Als Gegner galt der internationale, islamistische Terrorismus. Aber das ist eine blödsinnige Kriegsbegründung! Denn Terrorismus ist kein politischer Gegner, sondern eine Art, Krieg zu führen. Mit dem Kampf gegen den Terrorismus sind wir in einen Konflikt verwickelt, der zeitlich und räumlich unbegrenzt ist. Die Bundesrepublik hat den Afghanistan-Krieg wohl nur deshalb mitgemacht, weil wir den Amerikanern noch etwas schuldeten. Sind Sie ein Anti-Amerikaner? Nein, ich mache nur auf die Fehler der USA aufmerksam. Wenn man ihre Bücher liest, gewinnt man den Eindruck, dass der Krieg der Normalfall und Frieden die Ausnahme ist.

6.700 Soldaten der Bundeswehr sind derzeit in diesen Krisengebieten im Einsatz: Koordination Deutschland

Usbekistan

Kosovo Libanon Afghanistan Sudan Dschibuti

Demokratische Republik Kongo

Somalia Seychellen Kenia Uganda 51/52.2012


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Sie müssen sich selbst zu Ihrer Religion bekennen! Wer der islamischen Welt als Atheist gegenübertritt, hat nicht die geringste Chance, ins Gespräch zu kommen. Sie zitieren häufig den französischen Politiker André Malraux (1901-1976): „Das 21. Jahrhundert wird religiös sein, oder es wird nicht sein.“

Die Schwäche des Christentums

Im Irak haben – so Peter Scholl-Latour – die USA eine Niederlage erlitten, denn von Frieden und Demokratie sei das Land weit entfernt.

Wir haben in Deutschland – was den Westen anbetrifft – bald 70 Jahre Frieden, und wir denken, das würde ewig so weitergehen. Aber die anderen europäischen Staaten haben in der Zeit immer weiter Kriege geführt, etwa die Franzosen den Indochinakrieg (1946-1954) und die Briten den Falklandkrieg (1985).

Die Deutschen sind von gar nichts geheilt Vielleicht sind die Deutschen nach den Erfahrungen der beiden Weltkriege ja ein für alle Mal vom Kriegführen geheilt? Die Deutschen sind von gar nichts geheilt. Wir stolpern doch schon wieder in neue militärische Abenteuer hinein. Sicher hat sich eine mentale Veränderung vollzogen, die deutsche Truppe hat nicht mehr den Kampfgeist der Wehrmacht. Aber das war nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) auch schon mal so. Damals befanden sich die Deutschen im Zustand der totalen kriegerischen Erschöpfung. Als Napoleon 1806 in Deutschland einmarschierte, sagte er, er sei noch nie so friedfertigen Menschen begegnet. Nur 50 Jahre später gab es aber schon den preußischen Militarismus. Und heute engagieren wir uns gegen den Iran, gegen Syrien und natürlich in Afghanistan. Dort trägt die deutsche Kriegsführung Züge der Lächerlichkeit. Sie ist – rein militärisch gesehen – völlig unzulänglich. 80 % der Truppe sitzen in den Camps und kommen nie raus. Jeden Abend rufen sie zu Hause Mutti an, aber haben noch keinen Krieg erlebt. Dabei habe ich völliges Verständnis für diese Jungs, die ihre Haut für eine unsinnige Sache zu Markte tragen müssen.

Foto: dpa

Wir können anderen Freiheit nicht aufzwingen Sind Demokratie und Menschenrechte nicht die höchsten Güter, für die es sich zu kämpfen lohnt? Natürlich möchte ich selbst in einem Staat leben, der die Freiheit garantiert. Aber wir können die Freiheit anderen Staaten nicht aufzwingen. Sie haben mit vielen Moslems Gespräche geführt. Was ist dabei zu beachten? 51/52.2012

Die Welt befindet sich in einer religiösen Gärung. Europa bildet da eine Ausnahme, und es ist eine unserer Schwächen, dass wir den Sinn für die Religion verloren haben. Es ist ein erstaunliches Phänomen, dass es – vor allem in Ostdeutschland – immer mehr bekennende Atheisten gibt. Dagegen besinnt man sich in Russland viel eher der christlichen Wurzeln. Dabei stand das Land viel länger und viel radikaler unter der kommunistischen Zwangsherrschaft. Die wieder aufgebaute Erlöser-Kirche, in der die Punk-Band „Pussy Riot“ ihren Unfug aufführte, war von Stalin gesprengt worden! Diese dummen Mädchen führten ihren Tanz an einem Ort auf, der für Tausende von orthodoxen Geistlichen steht, die durch den Kommunismus ihr Leben verloren. „Ich fürchte nicht die Stärke des Islam, sondern die Schwäche des Abendlandes. Das Christentum hat teilweise schon abgedankt. Es hat keine verpflichtende Sittenlehre, keine Dogmen mehr.“ Viele evangelische und auch katholische Kleriker sind dazu übergegangen, die Jenseitsbestimmung ihres Glaubens und die Dogmen ihrer Kirchen dem Zeitgeist zu opfern. Sie neigen dazu, das Christentum auf eine humanitäre Philosophie oder auf eine Soziallehre zu reduzieren.

Ich beten jeden Tag auf Latein Sie selbst beten täglich auf Latein. So habe ich es gelernt. Ich war Messdiener und habe als Schüler ein Jesuiten-Internat in der Schweiz besucht. Als ich von meinem Präfekten verabschiedet wurde, sagte er zu mir: „Bleiben Sie Ihren religiösen Praktiken treu.“ Ich bete „Introibo ad altare Dei / Ad Deum, qui laetificat juventutem meam“ – „Ich trete ein zum Altar Gottes, zu Gott, der meine Jugend erfreut.“ Psalm 43, ein sehr schöner Psalm. Wie geht es weiter mit dem christlichen Abendland? Machen wir uns keine Illusionen: Europa wendet sich vom Christentum ab, wird agnostisch, aggressiv aufklärerisch, atheistisch. Die Frömmigkeit wird weiter nachlassen und die Verhöhnung der Religion weiter zunehmen. Haben Sie einen Rat für die Kirchen? Sie sollten bei ihren ursprünglichen Lehren bleiben. Vielen Dank für das Gespräch! P

Peter Scholl-Latour: Die Welt aus den Fugen Betrachtungen zu den Wirren der Gegenwart Propyläen Verlag • 400 Seiten • 24,99 Euro 37.90 SFr • ISBN-10: 354907431X


Jeanette Macchi

Hans-Peter Lang

Wanda und John Casias

Gottfried Martens

Die Christen des Jahres 2012 VORBILDER Wer hat im Jahr 2012 überzeugend seinen christlichen Glauben gelebt? Es dürften viele sein! Die idea-Redaktion hat einige von ihnen ausgewählt und stellt sie in Kurzporträts vor. Während 10 Jahren hat Jeanette Macchi-Meier mit ihrer offenen und herzlichen Art der christlichen TV-Magazin-Sendung „Fenster zum Sonntag“ ein Gesicht gegeben. Ende des Jahres verlässt die kompetente und beliebte Moderatorin die Sendereihe, nachdem sie diesen Sommer mit ihrer Familie (Zitat) „vom lieben Gott in die Wüste geschickt“ wurde. Weil ihr Ehemann Patrick fortan als Pilot für die Fluggesellschaft „Emirates“ arbeitet, lebt sie nun mit ihm und ihren beiden Söhnen Elio und Aaron in Dubai. Die 39-Jährige prägte die TV-Produktion von Alphavision nicht nur als Moderatorin, sondern brachte ihr grosses persönliches Engagement für die Sendung auch redaktionell ein. Mit ihrer beachtlichen journalistischen Arbeit trug sie dazu bei, dass „Fenster zum Sonntag“ kontinuierlich an Beliebtheit gewann. Macchis Aufstieg ins Rampenlicht begann 1995 mit der Teilnahme an den MissSchweiz-Wahlen. Ihre Anstellung bei „Fenster zum Sonntag“ ab Mitte August 2002 war für die Sendung „ein Glücksfall“, wie Chefredaktor Jürgen Single sagt, und für Jeanette Macchi-Meier ein „grosses Geschenk“. Nach Engagements im Showgeschäft als Frontfrau der DancefloorGruppe „E-ROTIC“ und Moderatorin einer Erotiksendung auf „Star TV“ erlebte die engagierte Christin eine Umkehr im Stil einer Saulus-Paulus-Wende, die in den Medien viel Beachtung fand. (Eveline Mergaert)

Der Sozialmanager des Jahres Hans-Peter Lang, (64) macht sich politisch, unternehmerisch und im Gebet stark für die Schweiz. Im November wurde er beim NAB AWARD 2012 der Neuen Aargauer Bank für sein Engagement als Gründer und Geschäftsführer der christlichen Stiftung Wendepunkt zum „Aargauer des Jahres“ gewählt. Seine nach biblischen Prinzipien arbeitende Stiftung gründete er vor rund 20 Jahren mit einem Startkapital von 1000 Franken. Seither hat sie vielen Menschen in Not neue Perspektiven ermöglicht. Der Wendepunkt arbeitet erfolgreich mit Unternehmen aus Industrie, Handel, Gewerbe, Dienstleistungen sowie den Behörden zusammen und übernimmt dabei Aufgaben, die von den

Firmen nicht wirtschaftlich erbracht werden können. Geschickt verbindet die Sozialunternehmung unternehmerisches Denken mit sozialem Handeln und unterstützt 550 Personen (zum Beispiel Stellensuchende, IV-Klienten, Sozialhilfeempfänger). Sie erhalten eine Aufgabe, Wert und Anerkennung. Hans-Peter Lang ist ein bemerkenswerter Türöffner und Brückenbauer zur Gesellschaft. Ende des Jahres wird er die Stiftungsleitung in die Hände seines Sohnes Sascha Lang übergeben. (Eveline Mergaert)

Die Märtyrer des Jahres Sie gaben alles für Jesus, sogar ihr Leben. Das US-Missionarsehepaar John (76) und Wanda (67) Casias wurde am 29. Januar in Monterrey (Nordmexiko) von Drogenhändlern beraubt und erdrosselt. Seit 1981 waren sie dort als Missionare tätig. Ursprünglich war John Casias ein erfolgreicher Autoverkäufer in Amarillo (Texas). 1972 wurde er Christ, gab seinen Beruf auf und betreute junge Christen. 1980 reiste er erstmals nach Mexiko. 9 Menschen wurden Christen, doch das war Casias zu wenig. Ihn ließ das Schicksal der Armen und geistlich Verlorenen nicht los. Mit seiner Frau baute er eine Baptistengemeinde in Monterrey auf, einer Hochburg des Drogenhandels. Da Casias kaum Spanisch sprach, mühte er sich mit einem Wörterbuch ab, jeden Morgen vier Kapitel der Bibel in der Fremdsprache zu lesen. Die Gemeinde wuchs, und wird heute vom Missionswerk Casias Ministries unterstützt. Das Leitwort des Ehepaars: „Der Gott aller Gnade, der euch zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus Jesus berufen hat, der wird euch, die ihr eine kurze Zeit leiden müsst, aufrichten, stärken, kräftigen und auf einen festen Grund stellen“ (1. Petrus 5,10). (Wolfgang Polzer) b www.casias.org

Der Pfarrer des Jahres Während sich die Situation der Christen im Iran zunehmend verschlechtert, werden immer mehr Perser heimlich Christen. Ein Hauptschauplatz dieser Entwicklung ist Deutschland. Pfarrer Gottfried Martens von der St. Mariengemeinde der Selbstständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche in Berlin-Zehlendorf kümmert sich seit 5 Jahren

Fotos: PR, privat, idea / Kairospress, ARD-Foto

Moderatorin des Jahres

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VOR BI LDE R 2012

Birgit Kelle

Charles Mulli mit Frau Esther

Aad Peters mit seiner Arche im Sommer im Kölner Rheinauhafen

um christliche Konvertiten aus dem Iran. „Für uns Christen in Deutschland ist es kaum vorstellbar, was diese Menschen auf sich nehmen, um ihren christlichen Glauben frei leben zu können“, sagt er und berichtet, dass ihre „Reise“ nach Deutschland manchmal mehrere Wochen dauert. „Die Botschaft von einem Gott, der einem vergibt und vor dem man keine Angst zu haben braucht, ist für viele ehemalige Muslime aber so faszinierend und revolutionär, dass sie all dies auf sich nehmen.“ Die Mitgliederzahl seiner Gemeinde hat sich seit 1992 von 200 auf jetzt 900 fast verfünffacht. „Wir stehen hier am Anfang eines Aufbruchs, den ich mir so nicht hätte vorstellen können“, bekennt Martens. Schätzungen zufolge konvertieren in Deutschland jeden Monat einige Dutzend iranische Flüchtlinge vom Islam zum Christentum. idea meint: Es ist gut, wenn es Pastoren und kirchliche Mitarbeiter gibt, die sich ganz gezielt um ehemalige Muslime kümmern und ihnen das Evangelium erklären – und das in einer Zeit, in der weite Teile der evangelischen Kirche Mission und Evangelisation unter Andersgläubigen für überflüssig halten. (Matthias Pankau) b www.lutherisch.de

Fotos: MCF, PR, idea/Halfmann (2)

Die Familienfrau des Jahres Sie ist eine unermüdliche Werberin für Ehe und Familie: die vierfache Mutter Birgit Kelle (Kempen/Niederrhein). In ihren Beiträgen in den Medien setzt sie sich für eine stärkere Wertschätzung dessen ein, was Mütter Tag für Tag leisten. Sie plädiert für ein positiv behaftetes Familienbild in der Öffentlichkeit („Wie viele Kinder mehr hätten wir wohl in diesem Land, wenn wir im Zusammenhang mit ihnen mehr von Liebe, Freude, Zusammenhalt und Glück reden würden anstatt von Kosten, Mühe und Verzicht.“) und eine klare Rollenverteilung von Mutter und Vater in der Familie. Dafür setzt sich auch der Verein „Frau 2000plus“ ein, dem sie vorsteht. Für ihre eindeutigen Positionen wird die 37-Jährige aber auch angefeindet. Nachdem sie sich Anfang Dezember in der Fernsehsendung „Hart aber fair“ zum Thema „Papa, Papa, Kind: Homo-Ehe ohne Grenzen?“ gegen ein Adoptionsrecht für homosexuelle Partnerschaften gewandt hatte, wurde sie im Internet zum Teil wüst beschimpft – etwa mit Formulierungen wie „Ich wünsch Ihnen die Hölle auf Erden“ oder „Der sollte man die Kinder wegnehmen“. Ein WDR-Redakteur, der getwittert hatte „Ich glaub, Frau Kelle ist eine Hexe. Hexe. Verbrennen!“, hat sich inzwischen entschuldigt. Und Birgit Kelle hat die Entschuldigung angenommen. idea meint: Vergebungsbereitschaft und ein vorbildliches Leben brin-

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gen mehr Menschen zum Nachdenken als militante Positionen. (Matthias Pankau) b www.frau2000plus.net

Die Entwicklungshelfer des Jahres Entwicklungshilfe muss kein „Millionengrab“ sein: Das zeigen der Kenianer Charles Mulli (62) und seine Frau Esther (59). Die Christen – selbst Eltern von 8 Kindern – leiten das größte Kinderhilfswerk Afrikas: Mully Children’s Family (MCF). Mehr als 7.000 Straßenkinder, Drogenabhängige und ehemalige Prostituierte erhielten neue Lebens-, Bildungs- und Berufsperspektiven an 6 Standorten. Und das kam so: Mit 6 Jahren wird Charles Mulli von seinen Eltern verlassen und muss sich selbst durchkämpfen. Später baut er ein Wirtschaftsunternehmen auf und macht „Millionen“. 1989 schlägt die Geburtsstunde von MCF: Straßenkinder klauen sein Auto. Gott zeigt ihm, dass er etwas für sie tun soll. Zuerst nehmen die Mullis Kinder bei sich auf, dann verkaufen sie ihr Haus und erwerben ein großes Anwesen in der Nähe von Nairobi. Die Kinder leben in einer Großfamilie; neben Unterkunft, Unterricht und Essen erhalten sie auch geistliche Nahrung. Die Schul- und Berufsausbildung von MCF ist in Kenia führend. Über 100 Kinder haben einen Hochschulabschluss; ebenso viele studieren an Universitäten und Hochschulen. Kurz: Charles und Esther Mulli leisten Entwicklungshilfe mit Gottes Hilfe. (Wolfgang Polzer) b www.mully-childrens-family.com

Der originellste Christ des Jahres Biblische Geschichten begeistern ihn, sind Inspiration für ungewöhnliche Projekte. 2007 erwarb der Holländer Aad Peters ein 70 Meter langes Holzschiff. 7 Monate lang baute es der 57-jährige Puppenspieler und Produzent von christlichen Fernsehsendungen zu einer schwimmenden Arche um. Der erste deutsche Ankerplatz am Kölner Rheinauhafen war gut gewählt. „Wir haben rund 70.000 Besucher gehabt“, bilanziert er. Die Arche wird in Deutschland als Nächstes beim 34. Deutschen Evangelischen Kirchentag (1. bis 5. Mai) im Hamburger Hafen besucht werden können. Der 1974 bei den „Jesus People“ in Den Haag zum Glauben gekommene Künstler stellt biblische Geschichten ernsthaft und mit einer Prise Humor dar. Die Arche ist mit lebensgroßen Holzfiguren bestückt, damit die Bibel erlebbar wird. Peters: „Gerade Christen haben oft beim Arche-Besuch erkannt, an was sie eigentlich glauben, wie eine Art Aha-Erlebnis.“ Die Bekehrung überlasse er Gott. (Reiner Waschkowitz) b www.diearchenoah.com P


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Im Januar erwarten Constanze und Tibor Bohg wieder ein Baby. „Aber Julius wird immer unser Erstgeborener bleiben“, sagen sie.

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Für einen Augenblick zu dritt STERNENKINDER Das Weihnachtsfest ist auch ein Plädoyer für das Leben. Denn Gott kam als Baby in diese Welt. Doch was, wenn bei einem ungeborenen Kind eine unheilbare Krankheit diagnostiziert wird? Soll die Mutter es austragen oder die Schwangerschaft beenden? Constanze und Tibor Bohg aus Berlin standen vor dieser Frage – und entschieden sich gegen eine Abtreibung. Ihr Sohn Julius Felix lebte zwei Stunden. Von Matthias Pankau und Thomas Kretschel (Fotos) Es war der 16. Mai 2011, als Constanze und Tibor Bohg vom siebten Himmel in die tiefste Hölle gestoßen wurden. Die 33-Jährige ist zu diesem Zeitpunkt in der 14. Woche schwanger. Mit ihrem ersten Kind – einem absoluten Wunschkind! „Glück konnte sich unmöglich größer anfühlen als unseres in diesen Tagen“, erinnert sie sich. Trotzdem ist die werdende Mutter irgendwie beunruhigt. Am Morgen jenes 16. Mai schreibt sie in ihr Tagebuch: „Heute ist Feindiagnose-Termin. Ich bin den ganzen Morgen am ‚An-Gott-Abgeben‘ … Das Baby hat Gott in meinen Bauch getan – er wacht darüber, lässt es wachsen und passt auf es auf. Das ist alles nicht in meiner Hand. Das ist in Gottes Hand. Auch gut, dass ich diese Sorge und Sorgfaltspflicht an ihn abgeben muss.“

„Mit Ihrem Kind ist leider nicht alles in Ordnung“ Einige Stunden später liegt sie in der Praxis von Prof. Rabih Chaoui in der Berliner Friedrichstraße auf einer bequemen Liege. Eine Ärztin fährt ihr mit der Sonde über den mit Kontaktgel eingeriebenen Bauch, misst die Knochendichte, untersucht die Organe des Babys. Constanze und ihr Mann Tibor können alles an einem großen Flachbildschirm an der Wand mitverfolgen. „Nieren unauffällig“, hören sie die Ärztin sagen. „Herz normal.“ Doch dann herrscht Stille. Quälende Stille. Wortlos fährt die Ärztin immer wieder über die gleiche Stelle, um dann Prof. Chaoui hinzuzuziehen. Die Ärzte erklären den werdenden Eltern kurz darauf: „Mit Ihrem Kind ist leider nicht alles in Ordnung. Es hat eine schwere Hirnfehlbildung. Sein Kopf ist hinten offen, sein Kleinhirn wuchert dort hinaus, eine sogenannte occipitale Encephalocele.“

sung leitete. Sie war sehr erfolgreich – sechsstelliges Einkommen, ein Haus, zwei Autos. Doch irgendwann hatten sie und ihr Mann genug. Die beiden wollten einen Neuanfang – wieder in Deutschland. „Wir wollten eine Familie mit vielen Kindern gründen.“ Als sie dann im Februar erfuhr, dass sie schwanger ist, schien alles perfekt. „Wir wälzten uns auf dem Bett, lagen uns in den Armen, heulten, tobten vor Glück.“

Alles spricht für eine Abtreibung Das war vor drei Monaten. Nun wurde sie unsanft in die Gegenwart zurückgerufen. „Aus meiner Sicht spricht alles für einen Schwangerschaftsabbruch. Andere Frauen in ihrer Situation entscheiden sich meistens dafür“, hörte sie Prof. Chaoui sagen. Wollte er, dass sie ihre kleine „Erdbeere“, wie Constanze und Tibor das Baby wegen ihres Heißhungers auf die Frucht in den ersten Wochen der Schwangerschaft nannten, abtreiben? Jetzt schon sollte alles vorbei sein mit dem Leben ihres heißersehnten Kindes? „Herr Professor, wie lange wird unser Kind leben?“, fragte sie. „Eine Stunde? Eine Woche?“ „Vielleicht stirbt es bei der Geburt. Vielleicht in zehn Jahren, vielleicht in 40 Jahren. Wenn es überlebt, wird es jedenfalls die höchste Pflegestufe haben. Wie lange es leben kann, weiß ich aber nicht“, erklärte er, um dann fortzufahren: „Sicher ist nur, dass das Kind nichts können wird. Es wird vom Kopf abwärts gelähmt sein. Vielleicht wird es selbstständig atmen können oder schlucken, aber ich glaube eher nicht. Mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit bekommt es nichts mit, weil das Gehirn stark geschä- O

Foto: ida / Kairospress, Tibor Bohg

„In mir war plötzlich alles dunkel“ Constanze Bohg ist versteinert, steht unter Schock: „In mir war plötzlich alles dunkel. Ich fühlte mich wie im freien Fall. Kommt die Hand, die dich auffängt, dachte ich, oder schlägst du auf den Boden und zerspringst in tausend Teile?“ Wo war es plötzlich – das Glück, das sich nicht größer anfühlen konnte? Erst Anfang des Jahres war das junge Ehepaar nach Deutschland zurückgekehrt. Zuvor hatte es mehrere Jahre in den USA gelebt, wo die aus der Oberlausitz (Sachsen) stammende Constanze Bohg für einen deutschen Automobilzulieferer den Einkauf der US-Niederlas-

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Julius Füße in der Hand seiner Mutter. Zwei Stunden verbrachte er mit seinen Eltern. Dann starb er. (Foto: Tibor Bohg)


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digt sein wird. Dem Kind steht – wenn es überhaupt je leben wird – ein Leben mit Schwerstbehinderung bevor.“ Das sei jedoch lediglich eine Vermutung, so der Mediziner. Er kenne nämlich keinen Fall mit so einer Diagnose, bei dem sich die Eltern für das Austragen entschieden hätten.

Nur zu Hiob fand ich Zugang Die Tage darauf verbringt das Ehepaar in einem abgedunkelten Raum. „Wir waren beide so verzweifelt und so wütend – vor solch eine Entscheidung sollte niemand gestellt werden!“, erzählt Constanze Bohg. Die beiden bitten ihre Verwandten und Freunde, sie eine Zeit lang nicht zu kon-

konnten – obwohl sie doch wussten, dass es höchstwahrscheinlich sterben würde? Aber bei solch einer wichtigen Entscheidung durfte es keine Denkverbote geben. Selbst über einen Schwangerschaftsabbruch dachte Constanze Bohg nach. „Es gab den Moment, in dem ich dachte, ich halte das alles nicht mehr aus.“

Entscheidung nach viereinhalb Wochen Zurück in Berlin sucht sie im Internet nach Informationen zur Krankheit ihres Babys. Bei ihrer Recherche stößt sie auf eine Frau, die ihr Kind mit der gleichen Diagnose ausgetragen hatte. Das macht ihr Mut. Trotzdem fühlen sie und ihr Mann Tibor sich überfordert mit der zu treffenden Entscheidung: „Wer sind wir denn, dass wir Richter über Leben und Tod sein sollen?“ Sie nehmen die Hilfe einer Psychologin in Anspruch, die ihnen Prof. Chaoui empfohlen hatte. Es dauert viereinhalb Wochen, bis sich die beiden entscheiden, die tödliche Diagnose zu akzeptieren und ihr Baby trotzdem auszutragen. Am 17. Juni schreibt Constanze in ihr Tagebuch: „Wir werden austragen. Nicht abbrechen. Julius Felix wird, solange er mag, in mir, bei uns sein. Stand heute gehen wir davon aus, dass Julius spätestens kurz nach der Geburt zu Gott zurückkehrt – und bis dahin wollen wir jeden Moment für ihn wunderschön gestalten und mit ihm genießen.“

taktieren. Sie möchten keine gut gemeinten Ratschläge hören. Sie brauchen eine Auszeit, wollen allein sein, um wieder klare Gedanken fassen zu können. „Mein Gottesbild war wie eine Statue auf den Boden gefallen und dort in tausend Teile zerbrochen“, so die junge Frau, die in einem christlichen Elternhaus aufwuchs. In der ganzen Bibel gibt es in dieser Zeit nur noch ein Buch, das sie lesen kann: das Buch Hiob. „Es war die einzige Schrift, zu der ich Zugang fand, die einzige, in der ich mich wiederfand.“

Zwar liegt auch über den folgenden Wochen die Gewissheit, dass Julius dem Tode geweiht ist. Doch versuchen Tibor und Constanze Bohg nun, die verbleibende Zeit mit ihrem Sohn so intensiv wie möglich zu nutzen. So fahren sie zusammen schwimmen, machen Ausflüge oder besuchen Konzerte. Dabei merken sie, dass ihr ungeborener Sohn die Musik von Max Raabe und seinem Palastorchester oder die Stücke des amerikanischen Jazz-Pianisten Keith Jarrett mag. „Wenn er diese Musik hörte, fi ng er richtig an zu strampeln“, berichtet die Mutter. Weil nicht klar ist, wann ihr Sohn zur Welt kommen wird, verfassen die Eltern einen Geburtsplan. Darin heißt es gleich zu Beginn: „Aufgrund der Hoffnung in unseren Herrn Jesus Christus haben wir entschieden, die Zahl seiner Tage in Gottes Händen zu belassen.“ Er sollte die wenige Zeit, die er haben würde, nicht an Schläuchen auf der Intensivstation verbringen.

„Hol ihn oder heil ihn!“

Nach zwei Stunden wurde er ein Engel

Constanze und Tibor Bohg fahren für einige Tage an die Ostsee. Ihre Abmachung: Jeder soll für sich um eine Entscheidung ringen. „Ich rang mit Gott in diesen Tagen, fragte ihn, ob er unseren Sohn nicht einfach zu sich holen könne, anstatt ihn so etwas auszusetzen.“ „Hol ihn oder heil ihn“, ist in dieser Zeit ihr ständiges Gebet. Auch schweren Fragen müssen sich die beiden stellen, etwa ob sie dazu imstande wären, ein schwer behindertes Kind ein Leben lang zu pflegen? Oder ob sie diesem, ihrem ersten Kind die schönsten Namen geben sollten, die sie sich vorstellen

In der 28. Schwangerschaftswoche setzen bei Constanze Bohg die Wehen ein. Was bei anderen Eltern Grund zur Freude ist, ist für die Bohgs zugleich Grund zur Trauer. Denn sie wissen: Die Geburt wird zugleich der Abschied von ihrem geliebten ersten Kind sein. Am 23. August 2011 kam Julius Felix zur Welt. Er weinte nicht, ließ die Augen geschlossen – aber sein Herz schlug. Erst lag er auf der Brust seiner Mutter, später – als diese medizinisch versorgt wurde – auf der seines Vaters. Der streichelte ihn, sprach mit ihm und sang ihm Lieder vor. Nach zwei Stunden schlief Julius friedlich

Constanze und Tibor Bohg

Foto: idea / Kairospress

Er mochte im Mutterleib Max Raabe

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ein. Auf der Geburtskarte, die das Team des St. Joseph-Krankenhauses in Berlin-Tempelhof den Bohgs am nächsten Morgen überreichte, stand: „Ich, Julius Felix, wurde heute am 23.08.11 um 0:45 Uhr in Berlin in der 28. SSW geboren, Mein Kopfumfang betrug 22 cm, ich war 34 cm groß und habe 800 g gewogen. Ich bin 125 Minuten nach meiner Geburt zum Engel geworden und in den Himmel zurückgeflogen.“

Es wird ein Mädchen Eine Woche später nahmen Tibor und Constanze im Garten der Sternenkinder (ein Bereich speziell für Kleinstkindergräber) auf einem Friedhof in Berlin-Schöneberg Abschied von ihrem ersten Sohn. In der Einladung an die Familie und die engsten Freunde hieß es: „Wir haben unseren Sohn Julius Felix nicht verloren, er ist uns nur vorausgegangen.“ Am Grab verlesen die Eltern noch einen bewegenden Brief an ihren Julius, dann übergeben sie ihn Gott. Wie viele Male sie seitdem an seinem Grab gewesen sind, wissen Constanze und Tibor Bohg nicht. Sie wissen nur eines: Die Entscheidung, Julius auszutragen, war richtig. Sie würden es jederzeit wieder so machen. Constanze Bohg hat ihre Geschichte aufgeschrieben. Für sich, aber auch, um andere Eltern zu ermutigen, ihren eigenen Weg zu finden und sich Zeit zu lassen, um Entscheidungen zu treffen, mit denen sie dann auch leben können. Am Ende ihres Buches schreibt sie: „Ich fühle mich immer noch oft so, als säßen wir auf der Bord-

Das Grab von Julius in einem Garten für Sternenkinder. Seine Eltern sind regelmäßig hier.

steinkante und sähen zu, wie das Leben an uns vorbeizieht. Doch ich weiß genau, irgendwann kommt der Moment, in dem es uns wieder einsammeln wird – und dann gehen wir wieder auf eine Reise. Tibor und Constanze, mit Julius im Herzen und einem Geschwisterchen im Bauch.“ Inzwischen ist Constanze Bohg wieder schwanger. Geburtstermin ist Mitte Januar. „Es wird ein Mädchen“, sagt sie und lächelt – um nach einer kurzen Pause hinzuzufügen: „Aber Julius wird immer unserer Erstgeborener bleiben.“ P

b Constanze Bohg, Viereinhalb Wochen – Die Geschichte von unserem kleinen Julius, Pattloch-Verlag 2012

DER GEFANGENE DES MONATS JANUAR

Foto: Foto:Tibor privatBohg, privat

Urteil: 6 Jahre Haft im Iran für eine Taufe Als „Gefangenen des Monats Januar“ haben die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) und idea den iranischen Christen Alireza Seyyedian benannt und zu seiner Unterstützung aufgerufen. Der 37-Jährige wurde im Dezember 2011 zu sechs Jahren Haft wegen „Aktionen gegen die nationale Sicherheit und Propaganda gegen das Gesetz“ verurteilt. Er befindet sich im berüchtigten Teheraner Evin-Gefängnis in der Sektion für politische Gefangene. Dort müssen sich rund 30 Häftlinge eine Zelle teilen. Der frühere Muslim war 2006 zum Christentum übergetreten. Sicherheitskräfte hatten 2011 bei einer Razzia in seiner Wohnung ein Video entdeckt, auf dem seine Taufe in der Türkei zu sehen ist. Die Behörden werfen ihm unter anderem vor, Treffen von Konvertiten aus dem Islam organisiert und Bibeln an Jugendliche verteilt zu ha-

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Alireza Seyyedian. Bei ihm entdeckten die Behörden ein Video über seine Taufe. Jetzt sitzt er in Teheran im Gefängnis.

ben. Nach Angaben der IGFM steht die Verurteilung wegen seines Übertritts zum christlichen Glauben und seines religiösen Engagements in „klarem Widerspruch“ zu dem für den Iran völkerrechtlich bindenden Internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte. Die Menschenrechtsorganisation und idea rufen dazu auf, sich in Briefen an den Generalsekretär des iranischen Menschenrechtsrates, Mohammad Javad Larijani, für die Freilassung von Seyyedian einzusetzen. Von den 74,2 Millionen Einwohnern Irans sind 99 % Muslime. P Seine Exzellenz Mohammad Javad Larijani, Generalsekretär des Iranischen Menschenrechtsrates, via Botschaft der Islamischen Republik Iran, Thunstrasse 68, 3000 Bern 6 E-Mail: Ambassador@iranembassy.ch, Fax: 031 3510812


net F O R U M F Ü R J U N G E C H R I S T EN

Wer bekommt die „David Awards“? MUSIKPREIS Die Promikon ist DAS Treffen christlicher Musiker und Musikbegeisterter in Deutschland. Am 2. Februar öffnet die Messe zum 18. Mal ihre Tore – im Audimax der Uni Marburg. Am Abend werden dort auch die „David Awards“ – die Preise der deutschen christlichen Musikszene – verliehen. Und Du kannst mitentscheiden! Simon Jahn sitzt für idealisten.net mit in der Jury. Er stellt die Nominierten vor und sagt Dir, wie Du abstimmen kannst.

Soundbar Mit ihrem ansteckenden Musikmix aus Reggae, Hip-Hop und Rock hat es Soundbar bereits ins Vorprogramm von Sammy Deluxe, Clueso und Gentleman sowie zum Chiemsee Reggae, einem der größten Reggae Festivals Europas, geschafft. 2010 nahm die Band ihr erstes Album „Liebe zur Musik“ in Eigenregie auf – damals noch zu zweit. Inzwischen steht die Gruppe aus Gummersbach zu siebt auf der Bühne. Ihre Musik geht ins Ohr und in die Beine. Damit begeisterten sie 2012 beispielsweise beim „Rock im King Bandcontest“ Jury und Publikum – und holten den Sieg.

Pamela Natterer Mit der Lobpreisband „Gracetown“ holte Pamela Natterer bereits bei der letzten Verleihung den David Award für das „Beste Album 2010“. 2011 hat die Sängerin, die an der Popakademie in Mannheim studiert, ihr erstes Soloalbum „Bringg it on“ veröffentlicht.

warumLila

Soundbar

Pamela Natterer

B e su cht uns au ch au f

fa ce b ook .com/idealis te n

Ihre amerikanisch klingenden Folk-Lieder überzeugen durch viel Gefühl und die eindrückliche Stimme der 28-Jährigen. Mit ihrer Akustikgitarre gibt Natterer regelmäßig Konzerte in Wohnzimmern, in die man sie einlädt.

warumLila Zwischen Pop, Rock und Punk bewegen sich warumLila seit rund 5 Jahren. Anfangs noch unter anderem Namen und mit teils englischen, teils deutschen Texten, haben die 4 Jungs aus der Nähe von Minden inzwischen ihren persönlichen Stil gefunden – und zahlreiche Fans. Sowohl live auf großen christlichen Festivals wie der Christmas Rock Night oder dem Himmelfahrt-Festival als auch mit ihrer dritten – komplett deutschen – EP „Wenn alles so leicht wär“ konnten sie 2012 überzeugen.

Nominiert für das Beste Album 2012 Samuel Harfst: „Schritt zurück“ Sam No vor wenigen Jahren sang er auf Englisch, heute sorgt SaNoch muel mu Harfst mit seinen deutschen Liedern für Furore weit über die Grenzen der christlichen Musikszene hinaus: Er spielte im Vorprogramm V von Whitney Houston, das längste Straßenkonzert der Welt brachte ihn ins Guinnessbuch der Rekorde, k in einem iPhone-Werbespot erklang sein Song „Alles Gute zum Alltag“ in den Wohnzimmern der Nation. Erschien das zu Vorgängeralbum noch bei einer führenden Plattenfirma, wagt Vo der d 27-Jährige mit seiner neuen CD nun einen mutigen „Schritt zzurück“: Er produziert sie in Eigenregie, um unabhängiger zu ssein und sich textlich wie musikalisch wieder auf die eigenen Wünsche zurückzubesinnen. Der Plan geht auf: Die ehrlichen, W zzarten Lieder tragen unverwechselbar Harfsts Handschrift und haben das Potenzial, beim Hörer lang nachzuklingen.

Fo l g t uns au f

t w it te r.co m/ id e a lis te n

Fotos: PR, Patrick Depuh, Tim Volz, Jörg Steinmetz, Chris Wolf

Nominiert als Newcomer 2012


Tobias Hundt: „Am Leben“ 2010 überreichte er noch den David Award für den „Künstler des Jahres“ seinem besten Freund Samuel Harfst. Diesmal steht Tobi-as Hundt selbst auf der Liste der Nominierten. Mit seinem dritten n Album „Am Leben“ unterstreicht der 25-Jährige eindrucksvoll,l, dass er zur Spitze der christlichen Rock-Pop-Musik in Deutschland d gehört. Die sehr persönlichen Texte des Albums ziehen den Hörerr mit viel Emotion, Poesie und Lebensnähe in ihren Bann. Und auch h musikalisch kann „Am Leben“ durch ausgefeilte Arrangements, s, vielfältige Facetten und Eigenständigkeit auf der ganzen Liniee überzeugen.

Arne Kopfermann & Friends: „Wenn ich nur Worte hätte“ Ende der 80er Jahre brachte Arne Kopfermann als einer der ersten in Deutschland Anbetungslieder und Rockmusik zusammen. Seitdem hat der 45-Jährige die moderne Lobpreismusik hierzulande geprägt. Über 600 selbst geschriebene Songs, 14 eigene Alben und mehr als 50 CD-Produktionen gehen auf sein Konto. Für sein neues Album hat Kopfermann Musiker seiner Gemeinde – „Ichthys Frankfurt am Main“ – versammelt und mit ihnen in 9 Monaten 30 Lobpreislieder geschrieben. 15 davon spielten sie zusammen mit namhaften Gastmusikern für „Wenn ich nur Worte hätte“ ein. Man spürt beim Hören der CD die besondere Atmosphäre ihres Entstehungsprozesses. Die Texte sind gottesdiensttauglich, die Musik lebendig. Sicher werden einige der Lieder den Weg ins Repertoire zahlreicher freikirchlicher Gemeinden finden.

Nominiert als „Künstler des Jahres“ Judy Bailey Geboren in London, aufgewachsen auf Barbados, als Musikerin bekannt in der ganzen Welt und schließlich in Deutschland gelandet – Judy Bailey ist eine echte Weltbürgerin. Das merkt man auch an ihrer Musik: ein bisschen afrikanischer Rhythmus, y

Outbreakband

Arne Kopfermann

Samuel Harfst

ein wenig karibischer Reggae und ein Stück europäischer Pop vereinigen sich zu einem einmaligen Stil. Seit über 20 Jahren ist sie unterwegs, um die Botschaft von der Liebe Gottes unter die Menschen zu bringen. In diesem Jahr war die 44-Jährige auf einer ganz besonderen Tour durch Deutschland. Sie gab Konzerte an ganz alltäglichen Orten: im Supermarkt, in Fabriken oder in einem Autohaus – mitten im Alltag der Menschen. Sie sagt: „Gott ist in jeder Situation und an jedem Ort da.“

Johannes Falk Mit seiner früheren Band „on a mission“ wurde Johannes Falk bereits vor 12 Jahren auf der Promikon als „Newcomer 2000“ ausgezeichnet. Damals arbeitete der heute 35-Jährige in der Chemie branche. 2004 hängte er seinen Beruf dann an den Nagel, um sich ganz der Musik zu widmen. Er begann ein Studium an der Popakademie Mannheim. Mit der Band „Gracetown“ gewann er den David Award für das „Beste Album 2010“. Falk hat an zahlreichen Lobpreis-Produktionen mitgewirkt und arbeitet derzeit an seinem zweiten Soloalbum, das im Frühjahr 2013 erscheinen soll. Seine Lieder zeichnen sich vor allem durch eine lebensnahe Sprache jenseits des vielerorts typischen Gottesdienst- und Lobpreisjargons aus. Mit einfachen Worten richten sie den Blick auf das, was junge Menschen im Alltag bewegt.

Outbreakband Seit 2007 2007 veranstaltet ver das charismatische Glaubenszentrum Bad Gan Gandersheim ndersheim jährlich das „Outbreak“, zu dem rund 3.000 Jugendliche aus ganz Deutschland kommen. Speziell für die Freiluft-Festival gründete sich die Outbreakband. Doch schnell bekam die heute 10-köpfige Formation Einladungen, auch bei anderen Großveranstaltungen aufzutreten. Inzwischen hat die Band 5 Alben veröffentlicht – 2 davon in Zusammenarbeit mit dem Team von v „Glaubenszentrum Live“ – und gilt als deutsches P Pendant zu der weltweit bekannten Musikarbeit der a australischen Hillsong-Gemeinde. Kaum eine andere Ba begeistert derzeit so viele junge Menschen mit Band vo vorwiegend deutschen Lobpreisliedern. P

b Mehr Infos zu den David Awards und wie Du Für Deinen Favoriten der jeweiligen Kategorie abstimmen kannst, finde ndest ndde Du auf www.david-award.de

Judy Bailey

Johannes Falk ideaSpektrum 51/52.2012

Tobias Hundt


30

Willkommensgruß

DA S I DE A-W E I H NAC H T SR ÄT SE L Was fünf Brautjungfern fehlte (Mt. 25,3) chem. Zeichen für Strontium

Theologe, Forscher, Hrsg. engl. der „Sinai Bibel“ Längenmaß (gest. 7.12.1874)

tödlich (lat.)

christlicher einer der vier Jugendver- Evangelisten band (Abkz.) (Abkz.)

weiblicher Kurzname

kündigte den Hirten die Geburt des Heilands an (Lk. 2,10)

dt. Prof. des bapt. Theol. Seminars in Rochester 1858–1888

Dichter d. Liedes „Dies ist der Tag“ (gest. 13.12.1769) baumbewohnende Tiere

Teil einer Pflanze

5

Kantor u. Dichter des Liedes „Nun danket alle Gott“ (gest. 8.12.1649)

Zweifingerfaultier Abkz. vor Sportvereinsnamen

8 gelungen

König in Ägypten 1922–1936

heftig

winterlicher Niederschlag

leistungsfähig

3 orientalische Kopfbedeckung

Werkzeug pers. Fürwort Gemahlin Otto I., „Mutter der Königreiche“ (gest. 16.12.999)

int. Kennzeichen für die Schweiz engl.-amerik. Männerkurzname engl.: sie

6

Prophetin, die Jesus im Tempel sah (Lk. 2,36f) Qualle

14

Kopfbedeckung

Mutter Jesu

4

12

tschechischer Reformator hebr. Buchstabe

jetzt, dieser Tag

Schluss, Ende

Zeitmesser

2

Haltung der Ehrerbietung hebr. Name Gottes

7

Vorname des Lieddichters Strauch Wohlwollen

Ausdruck von Abneigung Weg, Straße (lat./ital.)

weibl. Vorname altdt. Eule was Gott jeden Morgen seinen Kindern öffnen will (Jes. 50,4)

griech. Buchstabe

1 Verbrennungsrückstand

Echse

griech. Buchstabe

Sohn Noahs

Babynahrung Altes Testament (Abkz.)

beliebter Weihnachtsbraten

Geräusch einer Hupe

bek. Evangelist im 19. Jh. in England und Amerika (gest. 22.12.1899)

Rennstrecke in Berlin

Abkz. für den amerik. Staat Maine

Fuß eines Tieres

Ton- und Bildträger

ausgeschlossen

15

9

frz. Adelsprädikat: von

chem. Zeichen für Beryllium

10

engl.: Strand

dt. Schlagersänger

pers. Fürwort

hebr. Buchstabe

elekt. Bauteil

13

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Spitzname in Berlin

1

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Senden Sie die Lösung bitte per Postkarte, Fax oder E-Mail an: idea, „Rätsel“, Postfach 1820, 35528 Wetzlar, Fax: 06441 915-118, E-Mail: raetsel@idea.de. Einsendeschluss ist der 11. Januar 2013 (Datum des Poststempels). Unter den richtigen Einsendungen wird verlost: 1. Preis: Große Sommer-Kreuzfahrt „Rund um Westeuropa“ über England – Frankreich – Portugal – Spanien für 2 Personen in einer Außenkabine im Wert von € 5.200 vom 20. August bis 2. September 2013 mit dem exklusiv gecharterten ehemaligen ZDF-Traumschiff MS BERLIN. Diese Reise wird von hand in hand tours gesponsert. Weitere Infos zur Reise unter www.handinhandtours. de oder auf Seite 2 in diesem Heft.

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2. Preis: Kindle Fire HD, 17 cm, Dualband-WLAN, HD-Farbdisplay, DolbyAudio-Technologie, 16 GB. Internet, Apps, Bücher und Zeitschriften, Spiele, Musik, Filme und mehr. 3. Preis: Neues Leben. Die Hörbibel. 78 CDs 4. Preis: Kommentar zum Neuen Testament in 3 Bänden mit CD-Rom. 5. Preis: Biblica – Der Bibelatlas. Reise durch die Kulturgeschichte 6. Preis: Metaxas, Wilberforce – Der Mann, der die Sklaverei abschaffte 7. Preis: Ein Nokia Handy 1616 mit UKW-Radio und Taschenlampe 8. Preis: Wandkalender der ideaEdition „Auf seinem Weg“ 2013. 9. Preis: idea Wanduhr mit Bibelvers und Quarzwerk, inkl. Batterien. 10. Preis: „Führ mich ans Ziel“ – Die CD zum Kongress christlicher Führungskräfte 2013. Felicia Taylor, Cae & Eddie Gauntt, Lukas Di Nunzio


DI E K LE I N E K A NZ E L zur Jahreslosung für 2013

» Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir. «

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Stephan Dreytza ist Studienleiter des Philipp-Jakob-Spenerhauses in Mainz.

Aus dem Brief des Paulus an die Hebräer 13,14

Wir leben in heiliger Unruhe Wenn alles einigermaßen seine Ordnung hat, lebt es sich gut. Ein schönes Gemeindehaus, ein festes Einkommen, etwas Luxus sind nicht zu verachten. Gerade an Weihnachten klingeln deswegen die Kassen! Wenn die Weihnachtsgeschenke organisiert sind und für 2013 die Termine schon stehen, scheint alles gut und richtig.

zählte nur der Glaube an Christus. Wir sind immer wieder anfällig, uns an Gemeindehäuser, schöne Altäre und sonstige Dinge zu hängen. Es läuft unserem Empfi nden und Planen zuwider, Sicherheit in Form von Besitz nicht als das Wichtigste anzusehen. Die Sorgen des Alltags konzentrieren entsprechend den Blick auf das Sicht- und Machbare.

Wofür wir anfällig sind

… und was dagegen hilft

Die Jahreslosung weist aber in eine andere Richtung: Als Christen leben wir in heiliger Unruhe. Nie zu sehr in den (christlichen) Besitz verliebt sein, heißt die Devise. Stattdessen sollen wir danach streben, die himmlische Stadt zu erreichen. Das kommende Jerusalem ist unser Ziel – nicht das sichtbare! Wenn morgen Jesus wiederkäme, würde jeder Besitz belanglos. Pläne für 2013 wären hinfällig. Dann

Gott sei Dank stehen wir dem nicht alleine gegenüber. Zweimal ist die Rede von „wir“. Nicht einsam, sondern gemeinsam mit anderen Christen sind wir unterwegs. Gemeinsam können wir dann Gott um zwei Dinge bitten: Zum einen, dass er uns die Sehnsucht nach dem himmlischen Jerusalem gibt. Zum andern, dass er uns zeigt, wo wir bis dahin hier auf Erden anpacken sollen. P

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51/52.2012

Einsenden an: Jordi AG - das Medienhaus, Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp Telefon 031 818 01 20, Fax 031 819 38 54, E-Mail: abo@ideaschweiz.ch


PORTRÄT

„Das war doch nicht die Tat Gottes!“ ATTENTAT Eine Stadt im Ausnahmezustand: In Newtown im US-Bundesstaat Connecticut erschießt ein 20-Jähriger bei einem Massaker an der Grundschule 20 Kinder im Alter zwischen 6 und 7 Jahren, sechs Mitarbeiter, seine Mutter und sich selbst. Die US-Medien erinnern an die Opfer – und die Reaktionen der Hinterbliebenen. Dazu ein Beitrag von Klaus Rösler. Voller Begeisterung geht Charlotte Bacon (6) an diesem Freitag zur Schule. Zu Hause hat sie so lange gequengelt, bis ihre Mutter ihr erlaubt, ihr pinkfarbenes Kleid zu den Schneestiefeln anzuziehen. Sie kommt nicht wieder. Ihr Onkel meint: „Dieses Mädchen hat jeden Raum erhellt, den sie betreten hat.“

Mit 6 das Tischgebet gesprochen Olivia Engel (6) interessiert sich für Fußball, Tanzen und die Pfadfinder. Und als große Schwester kümmert sie sich um ihren kleinen Bruder Hayden (3). Beim Mittagessen darf sie immer das Tischgebet sprechen. Sie wird es nie wieder sprechen. James Mattiolo (6) hat sich so auf Weihnachten gefreut. Für seinen Opa hat er bereits ein Geschenk von seinem Taschengeld gekauft – eine Kaffeetasse, die er ihm nun nicht mehr geben kann. Den Eltern von Catherine Hubbard (6) fehlen die Worte: „Wir sind einfach unendlich traurig. Unsere Gedanken und Gebete sind bei den anderen Familien, die von dieser Tragödie betroffen sind.“ Im Kugelhagel sterben auch die Direktorin der Grundschule, Dawn Hochsprung (47),

und die Schulpsychologin Mary Sherlach (56). Als die ersten Schüsse fallen, verlassen sie das Büro, in dem sie gerade ein Elterngespräch führen. Die Direktorin wird von Kugeln durchsiebt, als sie versucht, dem Attentäter die Waffen zu entreißen. Auch Mary Sherlach stirbt. Sie meinte, von Gott für die Arbeit an der Schule beauftragt worden zu sein. Sie wollte Kindern helfen, ihre Probleme in den Griff zu kriegen, so ihr Schwager.

Eine Lehrerin als Heldin Die Lehrerin Victoria Soto (27) gilt in Newtown unterdessen als Heldin. „Sie hat sich mehr um ihre Schüler als um sich selbst gekümmert“, heißt es. Sie stellt sich schützend vor ihre Kinder, als der Attentäter Adam Lanza in ihren Klassenraum eindringt. Sie bezahlt das mit ihrem Leben. In einer ersten Pressekonferenz im Feuerwehrhaus der Stadt ringt der Krankenhausmitarbeiter Robbie Parker (30) mit den Tränen. Die Familie ist erst vor acht Monaten nach Newtown umgezogen. Unter den Opfern ist auch seine Tochter Emilie (6). Er erinnert an sie, an ihre blonden Haare und ihr ansteckendes Lachen. Aber

Auch ihre Tochter ist tot: das Ehepaar Parker

er spricht auch dem Vater des Attentäters sein Mitgefühl aus: „Ich kann mir kaum vorstellen, wie schwer das jetzt für Sie sein muss. Unsere Liebe und unsere Anteilnahme gelten auch Ihnen.“ Und er versucht, aus dem schrecklichen Vorfall eine Lehre zu ziehen: „Das alles sollte uns herausfordern, dass wir uns besser und mit mehr Leidenschaft um andere Menschen kümmern.“ Der Verlust seiner Tochter sei schrecklich und zugleich sei es „ein Segen gewesen, ihr Vater sein zu dürfen“.

Wo war Gott? In den Gottesdiensten am nächsten Sonntag ringen die Geistlichen nach tröstenden Worten. Pfarrerin Kathleen Adam-Shepherd von der TrinityGemeinde liegt vor allem der Ausspruch eines 16-jährigen Gemeindemitglieds auf dem Herzen: „Wir dürfen jetzt nicht den Glauben verlieren.“ Immer wieder geht es um die Frage: Wo war Gott? Doch Rabbi Shaul Praver von der Jüdischen Gemeinde, aus deren Reihen Noah Pozner (6) ermordet wurde, stellt klar: „Das war doch nicht die Tat Gottes! Das war die Tat eines verrückten Mannes.“ P

DIE JAHRESLOSUNG FÜR 2013 (ausgewählt von der Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft für das Bibellesen)

» Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir. « Aus dem Brief des Apostels Paulus an die Hebräer (Kapitel 13, Vers 14)

51/52.2012


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