Idea Spektrum Schweiz 03/2013

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16. Januar 2013 | 3

Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt

Was bringt die Zukunft? Markus Müller über kommende Veränderungen Seite 4 und die Chance der Christen 7 Gründung Neue Allianz-Sektion im Seeland | 10 Ausbildung Die Jugendverbände Cevi und Besj und der Seilbahnbau | 13 Gassenarbeit Das Zürcher «Chrischtehüsli» braucht mehr Platz | 24 Parkinson Wie Jürgen Mette mit seiner Krankheit umgeht www.ideaschweiz.ch


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Bei ORANGE werden zwei Stärken vereint: der Einfluss der Gemeinde als Licht Jesu (gelb) mit der Liebe der Familie (rot). Dadurch entsteht eine neue Farbe: orange – oder eine neue Dynamik in der Arbeit mit Heranwachsenden. Die Konferenz zeigt auf, wie ORANGE in eine Gemeinde eingeführt werden kann – unabhängig von ihrer Größe oder Denomination.

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e di t or i a l

Abstieg oder nicht? In diesen Tagen bin ich gleich zwei Menschen begegnet, die ihre Stelle gewechselt haben und nun in völlig anderen Bereichen arbeiten. Der eine diente als Pastor in einer Gemeinde, bis ihm klar wurde, dass er wieder «mit den Händen» arbeiten sollte. Heute dient er einer Gemeinde als Hauswart. Der andere trägt einen Doktortitel, leitete während elf Jahren eine grosse christliche Institution und während vier Jahren ein theologisches Seminar. Heute arbeitet er als Heimpfarrer. Die Rede ist von Dr. Markus Müller. Ich traf ihn in einem unscheinbaren Büro in der Heimstätte Rämismühle. Vom Werksdirektor zum Heimpfarrer. Ich fragte nach seinem Befinden. Ihm sei bewusst, dass einige Stimmen munkelten, er sei «abgestiegen», meinte Markus Müller. Doch wenn er seine tägliche Arbeit in den grossen Rahmen gesellschaftlicher Zusammenhänge und Entwicklungen stelle, dann spüre er ihre Bedeutung und es gehe ihm gut. Dann kamen wir zum Thema. Im Hinblick auf die Zukunft gelte es auch, vom Erfahrungsschatz der alten Generation zu lernen. Die vergangenen 65 Jahre waren eine Zeit des Aufbaus und des Wachstums. Die kommenden 65 Jahre werden anders. Unsere Gesellschaft werde mit Scheitern und Versagen konfrontiert werden, sagt Müller. Angeregt unterhielten wir uns über künftige Entwicklungen (siehe das Interview ab Seite 4). Die innere Freiheit zu haben, entgegen den geltenden Konventionen «abzusteigen» und nochmals etwas ganz anderes anzupacken, zeugt von Lebendigkeit und Kraft. Abstieg? Ich erinnere mich… Vor vielen Jahren beendete ich meine Journalisten-Karriere, um mein Talent im Reich Gottes einzubringen. Image und Gehalt sackten ab. «Welch ein Abstieg!», hiess es hinter meinem Rücken. Aber im Vergleich mit Jesus ist das gar nichts. Er, der in allem Gott gleich war, «verzichtete auf alle seine Vorrechte und stellte sich auf dieselbe Stufe wie ein Diener. Er wurde einer von uns – ein Mensch wie andere Menschen. Aber er erniedrigte sich noch mehr: Im Gehorsam gegenüber Gott nahm er sogar den Tod auf sich; er starb am Kreuz wie ein Verbrecher.» (Philipper 2,6 bis 8 NGÜ). Er ist aus Liebe zu mir abgestiegen, um mich aufzuheben; ihm will ich dienen. Rolf Höneisen

Impressum Idea Schweiz Herausgeber: Idea Information AG, 4410 Liestal Verwaltungsrat: Heiner Henny, Präsident, Sam Moser Stellvertreter, Paul Beyeler, Hans Lendi, Helmut Matthies, Matthias Spiess Ideelle Trägerschaft: Schweizerische Evangelische Allianz (SEA), Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG), Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) Redaktion: Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 44, Fax 031 819 71 60 E-Mail: redaktion@ideaschweiz.ch Internet: www.ideaschweiz.ch Chefredaktor: Rolf Höneisen Büro: Steinackerstrasse 4, 9214 KradolfSchönenberg, Tel./Fax 071 642 44 21 E-Mail: rolf.hoeneisen@ideaschweiz.ch Redaktor: Thomas Feuz Erweitertes Team: Esther Reutimann, Christian Bachmann, Mirjam Fisch-Köhler, Christof Bauernfeind Praktikum: Eveline Mergaert

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BIBlIsCH Ein Lieblingsbibelwort von Peter Egger, alias «Pesche», Abenteurer aus Langenthal BE. Der gelernte Dachdecker hat die Welt zu Fuss in 511 Tagen umrundet und dabei 18 000 Kilometer zurückgelegt. www.peteregger.ch

«Durch unseren Herrn Jesus Christus haben wir Frieden mit Gott.» Römer 5,1b «Bei meiner Weltumrundung zu Fuss, auf der ich Gott getroffen und Frieden mit ihm geschlossen habe, schrieb ich mir den zweiten Teil des Bibelverses von Römer 5,1 auf die Rückseite meines Pullovers: ‹Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus.› So spazierte ich die letzten 3 500 Kilometer von Freeport in den USA nach Hause in die Schweiz. Meinen tief empfundenen Frieden wollte ich den Menschen auf meinem Weg mitteilen, denn ich wünsche allen, dass sie diesen Frieden finden mögen. Ich durfte erfahren, dass mir in Christus Jesus alle meine Sünden vergeben wurden. Nun will ich im Glauben daran festhalten. Jesus und seine Lehre versetzen mich immer wieder in Staunen. Seinem Ideal wünsche ich nachfolgen zu können.»

WörTlICH «Ich hatte eine aufreibende Kindheit, lebte im Heim und erfuhr Gewalt. Über Tolstoi bin ich schliesslich zur Bibel und zu Jesus gekommen.» Das sagte Roger Keller, Leiter der neu gegründeten Gemeinde Vineyard Lakeside in Kreuzlingen, gegenüber der «Thurgauer Zeitung». Er sei eines Morgens aufgewacht und habe gewusst, dass sein neuer Dienstort am Bodensee sein werde. Keller war zuvor Initiant der Vineyard in Liestal. Dort sei seine Arbeit getan.

Verlagsmanager: Roland Rösti, 031 818 01 25, verlag@ideaschweiz.ch Kundenberatung Anzeigen: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 42; Fax 031 819 38 54 E-Mail: inserate@ideaschweiz.ch Aboservice: Jordi AG – das Medienhaus, Franziska Schüller, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 20, Fax 031 819 38 54 E-Mail: abo@ideaschweiz.ch Abopreise: Jahresabo Fr. 145.–, Seniorenabo Fr. 117.–, Halbjahresabo Fr. 77.–. Das Abo ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar. Konto: PC-Konto 40-788586-4 Idea Information AG, 4410 Liestal Layout/Druck/Versand: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp www.jordibelp.ch Einzelverkaufspreis: CHF 4.–

Bilder: Memorialfoto/fotolia; Krass99/fotolia; idea/rh (Titelseite); zvg (Seite 3)

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«Mit Herz, Mut, Mass und Liebe» zukunft Christen könnten in dieser risikoreichen Zeit der Umbruchs zu Vorreitern werden. Sie

glauben an den Gott, der das Schwache bejaht und in der Zerbrochenheit die Chance zum Neuen sieht. Ein Gespräch mit dem ehemaligen Chrischona-Direktor und heutigen Heimpfarrer Markus Müller.

Markus Müller, Sie veröffentlichten bereits Ihr zweites Buch mit Gedanken über die Zukunft. Weshalb erachten Sie die Zukunft als so wichtig – immerhin wissen wir nicht einmal was morgen sein wird. Ohne ein deutliches Bild von der Zukunft wissen wir nicht, was wir mit der Gegenwart tun und anfangen sollen. Dies gilt für Einzelpersonen, für Gemeinden wie für unsere Gesellschaft. Liebe zur Zukunft ist nicht optional, sondern fundamental – nicht fakultatives Vergnügen einiger Spezialisten, sondern Chance und Notwendigkeit für uns alle. Wir können uns nie genug damit beschäftigen und auseinandersetzen, wissend oder auch nur ahnend. Es geht uns so gut wie nie zuvor. Technik, Medizin, Mobilität und Sozialstaat ermöglichen uns ein bequemes Leben. Der Fortschritt scheint ungebremst. In absehbarer Zeit werden einstige technische Revolutionen wie Faxgeräte, CDs oder DVDs durch elegantere Lösungen ersetzt werden. Der Zugang zu Informationen ist für jedermann möglich. Es herrscht Wohlstand. Wir leben im Überfluss. Warum zweifeln Sie, dass dies so weitergehen wird? Es stimmt: Wohlstand und Wohlergehen von uns Mitteleuropäern ist in der Weltgeschichte beispiellos. Andererseits haben wir viele Hinweise – mit Sicherheit liessen sich deren 25 nennen – die deutlich machen, welche Folgen die Überdehnung des Strebens nach Wohlstand und Wohlergehen hat. In besonderer Weise ist die Abnahme generationenübergreifender Hoffnung ein deutliches Signal für drohende Wohlstandseinbrüche.

zur Person

Dr. Markus Müller (57) war von 2001 bis 2012 Direktor der Pilgermission St. Chrischona. Fünf Jahre lang leitete er gleichzeitig das Theologische Seminar St. Chrischona. Er stammt aus Wasen im Kanton Bern und ist verheiratet mit Doris. Die beiden haben 4 Kinder. Markus Müller studierte Heilpädagogik, Erziehungswissenschaft und Anthropologie. Drei Jahre arbeitete er am Max-PlanckInstitut für Psychiatrie in München. 1986 promovierte er in Behindertenpädagogik an der philosophischen Fakultät in Fribourg. Danach arbeitete er zehn Jahre im vollzeitlichen Dienst des CVJM München. Es folgten drei Jahre als Dozent und – zusammen mit seiner Frau – als Leiter der Wohngemeinschaft an der Höheren Fachschule für Sozialpädagogik in Zizers (Stiftung Gott hilft). Seit April 2012 arbeitet Markus Müller als Heimpfarrer der Heimstätte Rämismühle bei Winterthur. Müller ist u.a. Autor der Bücher «Trends 2016 – die Zukunft lieben» (Brunnen Basel, 2009) und «Trends 2021 – es wird anders werden» (Brunnen Basel, 2012). In seinem aktuellen Buch blickt er zurück auf die vergangenen 65 Jahre des Aufbaus und Wachstums und stellt fest, dass die kommenden 65 Jahre anders sein werden. Unsere Gesellschaft werde mit Scheitern und Versagen konfrontiert werden. Wir sollten deshalb lernen, mündig damit umzugehen. Christen könnten in dieser risikoreichen Zeit Vorreiter werden, sagt Markus Müller. Denn sie seien Menschen, «die an einen Gott glauben, der das Schwache bejaht und gerade in der Zerbrochenheit die Chance zu Ungewöhnlichem sieht».

Bilder: zvg; idea/rh.

Steigen Wohlstand und Lebenszufriedenheit nicht im selben Masse? Der Zusammenhang von Wohlstandszunahme und Zunahme der Lebenszufriedenheit ist hinreichend erforscht worden. Unter anderem durch Meinhard Miegel, einem der bekanntesten Sozialforscher in Deutschland. Er spricht tatsächlich von der gleichzeitigen Zunahme von Wohlstand und Lebenszufriedenheit in der Zeit von 1945 bis ziemlich genau 1970. Rund sechzig Prozent der Bevölkerung waren 1970 «zufrieden oder sehr zufrieden». Der Wohlstand nahm dann bis 2009 nochmals um rund 75 Prozent zu, doch der Anteil Zufriedener und sehr Zufriedener verharrte bei 60 Prozent! Diese und weitere Zusammenhänge erklärt Miegel in seinem Buch «Exit – Wohlstand ohne Wachstum». Woran messen Sie die Lebenszufriedenheit? Natürlich gibt es sehr unterschiedliche Umschreibungen und Definitionen von Lebenszufriedenheit. In den vergangenen fünf bis sieben Jahren traten vermehrt ideelle Kriterien an die Stelle von nur materiellen Massstäben. Etwa Sinnerfüllung und Hoffnungsperspektiven im alltäglichen Leben, anstelle von Geld, Besitz. Aus meiner Sicht hängt Lebenszufriedenheit entscheidend davon ab, ob ich an einem sinnstiftenden, das eigene Leben überdauernden Projekt beteiligt bin, bzw. sein darf. Was sind die Schlüsselfelder der künftigen gesellschaftlichen Entwicklung? Ich sehe für die kommenden 30 Jahre vier Schlüsselfelder und ein Kernkriterium im Hinblick auf eine lebenswerte Zukunft. Die vier Schlüsselfelder sind: Demographische Entwicklung – insbesondere das Verhältnis von Jung und Alt; Migration bzw. Integration – insbesondere Umgang mit andersartigem Denken, Handeln und Glauben; Ressourcen – insbesondere knapper werdende Finanzen aufgrund von kaum mehr tragbaren Schulden; sowie Verbindlichkeit im alltäglichen Leben – insbesondere in Ehe und Familie. In all diesen Bereichen kommen bisherige, oft ideologisch untermauerte Überzeugungsmuster zu einem Ende. Das heisst, die alten Verhaltensmuster werden in diesen Bereichen versagen? Das Stichwort Scheitern könnte das «Wort des Jahres 2012» sein. Kernkriterium im Hinblick auf eine lebenswerte Zukunft ist deshalb die Fähigkeit, mündig mit solchem Scheitern – von Konzepten, Organisationen, Lebensentwürfen und vielem mehr – umzugehen. Zu all den Krisen um Energie, Klima, Finanzen, schliessen Sie eine weitere Krise nicht aus – die Demokratiekrise. Was ist darunter zu verstehen? Dieses Stichwort trat in den öffentlichen Diskussionen der Jahre 2011 und 2012 zunehmend auf. Gemeint ist, dass es in unseren Staaten Herausforderungen gibt, die anscheinend nicht mehr demokratisch zu bewältigen sind. Zum Beispiel der Schuldenabbau – hier treten übernationale Vorgaben an die Stelle demokratischer Entscheidungen. Worin liegt denn das Hauptproblem? Die eigentliche Frage betrifft das grundsätzliche Zusammenspiel von feststehender bzw. geglaubter Wahrheit und demokratischem Entscheidungsprozess. Aus meiner Sicht besteht die Krise darin, dass wir sehr viel Unsicherheit und Unklarheit in Bezug auf dieses Wechselspiel idea Spektrum 03.2013


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Umgang mit Sterben und Tod. Es scheint, als wäre das Urvertrauen verloren gegangen, dass der Schöpfer sich bei der verbindlichen Ehe etwas Gutes gedacht hat, und dass der natürliche Tod ein weitaus menschenwürdigeres Ende des Lebens ist, als alle selbstbestimmtkünstliche Verlängerung, bzw. Verkürzung des Lebens. Sie schreiben, wir seien geübt im Umgang mit Systemen, nicht aber im Nachdenken darüber, was hinter unserem Tun steht. Verlieren wir unsere Werte und Ziele, weil wir nicht mehr wissen, wer wir sind? Das 20. Jahrhundert kann als Jahrhundert der Systeme bezeichnet werden. Es gibt Bildungssysteme, Wirtschaftssysteme, Gesundheitssysteme, religiöse Systeme, politische Systeme. Hinter fast jedem System stand am Anfang eine gute und begründete Idee. Nun haben Systeme ausnahmslos das Merkmal, dass sie zum einen wachsen und zum andern unabhängig werden wollen. In der Folge wird erklärt, wie die Systeme funktionieren und was alles unternommen wird, damit ein System noch besser funktioniert. Dies läuft oft auch bei christlichen Gemeinden so. Selten wird erzählt und vermittelt, worin die Ursprungsidee lag und wie in Sorgfalt und Liebe mit dieser UrsprungsIdee umgegangen wird. Als Beispiel: Es wäre zu fragen, wieso Gott am Ort X die Gemeinde oder das Werk Y ins Leben gerufen hat. Für Sie steht fest, dass wir in eine Zeit des Weniger hineingehen. Wir würden mit Scheitern, Versagen, Niedergang konfrontiert werden. Das ist keine gute Nachricht. Was macht Sie da so sicher? Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass die Weltgeschichte immer in Zyklen verlief. Ein Mehr, ein Schneller, ein Grösser, ein Besser und ein Schöner hatte stets etwas Gutes, lief aber immer Gefahr, innerlich hohl und damit instabil zu werden. Unsere Zeit mit ihren ideologisch gestützten Systemen ist innerlich hohl, flach und überdehnt. Das Bröckeln und Brechen ist logisch und voraussagbar. Nicht nur an Finanzen wird es mangeln, sondern auch an Liebesfähigkeit, an Hoffnung oder an Menschen, die mit stets komplexer werdenden Systemen gut umgehen können. In alledem gilt allerdings: Dies ist nicht bloss schlechte Nachricht. Solche Prozesse entlarven Schieflagen im Denken und Handeln und bieten dadurch die Chance, nochmals neu nach echter Stabilität und tragfähigen Fundamenten – aktuell für das 21. Jahrhundert – zu fragen. haben. Dieses mangelnde Wissen betrifft leider in besonderer Weise oft auch uns Christen. Die Diskrepanz zwischen Soll und Ist wächst. Während die Verfassung die Würde des Menschen betont, ist diese in der Gesellschaft dehnbar geworden. Deckt sich die «innere Verfassung» der Bevölkerung immer weniger mit der Staatsverfassung? Verfassungen sind immer ein Spiegel der Einsichten und Überzeugungen von Völkern zu einer bestimmten Zeit. Das Problem besteht darin, dass wir diese Einsichten und Überzeugungen kaum oder nicht pflegen. Leider sind Vergangenheit und Geschichte für uns zu oft zu einer netten und schönen Nebenbeschäftigung verkommen. Die Folge: Verfassungen und ihre Grundwerte erkalten. Wer die geschichtlichen Hintergründe kennt, die sowohl in der Schweiz wie beispielsweise auch in Deutschland zum Verfassungsartikel etwa der «Unantastbarkeit der Würde des Menschen» führten, kommt nicht umhin, diesen Begriff neu mit Leben und Leidenschaft zu füllen. Das setzt aber übergeordnete Orientierung voraus. Was früher als allgemein selbstverständlich galt – beispielsweise die Ehe zwischen Mann und Frau, das Sterben, der Tod – ist heute wählbar geworden. Wie wird sich das in Zukunft auswirken? So wirklich frei wählbar ist das alles nicht. Mann und Frau bleiben aufeinander bezogen. Und ob wir sterben, liegt – und das ist gut so – nicht in unserer Hand. Stark verändert haben sich lediglich unsere Überzeugungen zur Beziehungsgestaltung zwischen Mann und Frau oder zum idea Spektrum 03.2013

Noch ist die Theologie des Sieges im Trend. Sie mahnen eine Theologie des Scheiterns an, das passt nicht. Ja. Theologie ist unser Nachdenken über Gott und seiner Logik für diese Welt. Dummerweise hinkt die Theologie nicht selten auch bloss den Zeitströmungen hinterher, beschreibt also das religiöse, christliche «Besser, Schöner, Schneller und Leichter». Wenn es aber stimmt, dass Gott in den Schwachen mächtig ist und dass wir hier auf dieser Welt «keine bleibende Stadt» haben, dann müsste die Theologie uns lehren, wie wir mündig mit dem Zerbruch innerweltlicher Illusionen, dem Scheitern gutgemeinter Absichten und der Beendigung überhitzter Organisationen gut, hilfreich und jesusgemäss zurechtkommen können.

Leider sind Vergangenheit und Geschichte für uns zu oft zu einer netten und schönen nebenbeschäftigung geworden. Nach Jahren in Führungsverantwortung und der theologischen Tätigkeit arbeiten Sie heute – interessanterweise – vorwiegend mit älteren Menschen. Worin besteht der Beitrag der älteren Menschen zu einer lebenswerten Zukunft? Ältere Menschen haben ein enormes Erfahrungspotential. Sie haben wie kaum eine frühere Generation unzählige und immer schneller


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werdende gesellschaftliche Veränderungen durchgemacht. Sie erlebten, wie die jüngere Generation ihnen mit teils allergrösster Skepsis begegnet ist. Vorwurf und Selbstvorwurf bestehen darin, in der Weitergabe von Werten versagt zu haben. Wie kaum eine frühere Generation machen alte Menschen die Erfahrung, an den Rand gestellt zu werden. Sie werden nicht selten als Last erlebt, als überflüssig und oft nur noch als Betreuungsobjekte. Nun zur Frage: Die Chance mit diesen älteren Menschen besteht darin, dieses Erfahrungspotential und diesen Erfahrungsschatz zugänglich und verfügbar zu machen. Meine Fragen an die Älteren sind: Was hat Ihnen geholfen, mit den rasanten Veränderungen der vergangenen 60 Jahre gut zurechtzukommen? In welcher Art haben Sie Ablehnung

Die theologie müsste uns lehren, wie wir mit dem zerbruch innerweltlicher Illusionen zurechtkommen können. verarbeitet? Was hat sich bewährt, als Sie merkten, dass Gesellschaft und Gemeinde, manchmal die eigenen Kinder, nicht mehr wirklich an Ihnen interessiert sind – bis hin zur Mitwirkung in Gottesdiensten? – Was half Ihnen, trotz schwierigen Erfahrungen, fröhlich und im Frieden zu bleiben? Was sind die Antworten? Mein Eindruck ist, dass weder die ältere Generation wirklich gelernt hat, ihre Erfahrungen in guter Weise weiter zu geben, noch die jüngere Generation, dieses Erfahrungspotential in guter Weise abzurufen. Sicher ist: In den kommenden 30 Jahren werden wir den Erfahrungsschatz und das, was sich in schwierigen Zeiten bewährt – und sich somit als wahr und befreiend erwiesen hat – brauchen, um mündig mit dem vielen Neuen, das uns herausfordern wird, zurechtzukommen. Haben Christen in der Gesellschaft der Zukunft noch etwas zu sagen? Ich würde das «noch» weglassen und stattdessen von der einzigartigen Möglichkeit reden, die Christen in Zeiten des Umbruchs stets hatten. Beispiele finden sich im 3. und 4. Jahrhundert im Zusammenhang mit dem ausgehenden Römischen Reich, oder im 15. und 17. Jahrhundert im Zusammenhang mit dem Ende des Mittelalters und dem Beginn der Industrialisierung. In solchen sich fundamental verändernden Zeiten hat Gott immer Menschen und Gemeinschaften geschenkt, die Grundlegendes in die Geschichte eingebracht haben. Ich gehe davon aus, dass dies auch in der aktuellen Umbruchzeit so sein wird. Hauptkriterium wird nicht eine Konzept- und Strategiesicherheit sein, sondern eine sichere persönliche und gemeinschaftliche Identität.

Klare Identität, Orte der Hoffnung, lebensfördernde Milieus, Herzensuniversitäten sollen Christen gründen. Gibt es die nicht schon genügend in bestehenden Gemeinden, Kleingruppen, Schulen? Sehen Sie Neues? Die von Ihnen erwähnten Begriffe sind natürlich zunächst auch nur Chiffren, die es zu füllen gilt. Ich sehe aktuell viele solche Orte der Hoffnung, der Wahrheit und der Barmherzigkeit. Ich sehe viele Milieus und Biotope, in denen Leben gedeiht. Ich weiss von vielen Lebens- und Gnadenwerkstätten im Kleinen und manchmal auch im Grossen. Und nicht selten erlebe ich so etwas wie Herzensuniversität, in der auf der Grundlage des Schauens mit dem Herzen die Vernunft zur Höchstform aufläuft. Ich habe nicht das Gefühl, dass wir viele Neugründungen brauchen. Vielmehr benötigt unsere Zeit ein liebevolles und hartnäckiges Pflegen all jener zarten Pflänzchen, die nach Hoffnung, Sinn, Perspektive, Herzensschau, Dienerschaft und Jesusart riechen – manchmal auch entgegen althergebrachte Strukturen. Erkennen Sie einen grundlegenden Unterschied zwischen dem 20. und dem 21. Jahrhundert? Spannende Frage. Viel diskutiert wird die These, dass das 19. Jahrhundert den Engländern, das 20. den Amerikanern und das 21. den Chinesen gehörte bzw. gehören wird. Damit werden sicherlich Grundlinien gezogen. Ich selber glaube aber vor allem, dass weltweit das 20. Jahrhundert das Jahrhundert der Ideologien war und dass das 21. Jahrhundert ein Jahrhundert der Identitäten und der Auseinandersetzung zwischen Identitäten sein wird. Das Stichwort «Kampf der Kulturen», wie es seit dem Jahr 1993 Samuel Huntington ins Gespräch bringt, deutet auf genau diese Entwicklung hin. Für uns Christen sehe ich entsprechend die Kernherausforderung darin, mit der Identitätsfrage klar zu kommen. Sie schreiben «Nicht eine bessere Erde ist unsere Absicht, sondern dass es auf der Erde ‹wie im Himmel› ist.» Wenden Sie sich damit gegen den Willen, die Gesellschaft zu transformieren oder unterstützen Sie die missionale Bewegung? Im Himmel sind die Dinge klar. Um diese Logik des Himmels, um die Denk- und Handlungsweise des Himmels also, beten wir, wenn wir im «Unser Vater» beten «… wie im Himmel, so auf Erden». Vor diesem Hintergrund würde ich mich nur in krassen Notsituationen gegen etwas wenden, sondern all meine begrenzte Energie dafür investieren, dass da und dort, hier auf Erden, etwas Himmel aufleuchtet. Dieses und nicht weniger hat die Erde verdient – in sehr unterschiedlichem Gewand. Was brauchen wir Christen im Hinblick auf die vor uns liegende Zeit ganz besonders? Eine klare Identität, viel Herz, sowie Mut, Mass und Liebe. Interview: Rolf Höneisen

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Gemeinsam unterwegs mit Gott

JOURNAL

ALLIANZ-GEBETSWOCHE Es ist ein wichtiger Auftakt zum neuen Jahr und ein Zeichen

Parolen für den 3. März

der Einheit. Am Sonntag starteten Kirchen und Gemeinden in die Gebetswoche. Der Leitsatz «Unterwegs mit Gott» kommt von der Europäischen Evangelischen Allianz. Der Bezug zur Bibel findet sich im Prophetenbuch Micha: «Es ist dir gesagt, o Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert: Was anders als Recht tun, Liebe üben und demütig wandeln mit deinem Gott?» (6,8). Die Schweizerische Evangelische Allianz (SEA) hat ein Gebetsheft mit Impulsen für jeden Tag herausgegeben.

Ermutigung und Zeugnis

Das gemeinsame Beten, das Zusammenstehen vor Gott über die eigene Denomination hinaus, soll gleichzeitig Ermutigung wie auch Zeugnis sein. Die Mitglieder der örtlichen und regionalen Kirchenallianzen gestalten ihre Treffen während der Gebetswoche eigenständig und individuell. Beten in der Frühe vor der Arbeit, gemeinsame Gottesdienste, Jugendabende, Seniorentreffs, Gebetswachen oder Gebetsmärsche stehen auf dem Programm.

Rolf Höneisen

Die Sterbehilfeorganisation Exit registrierte 2012 so viele Neuanmeldungen wie noch nie. Über 7000 Mitglieder sind der Organisation im vergangenen Jahr beigetreten. Einen grossen Anteil am Andrang hat die neue Gesetzeslage. Seit dem 1. Januar gilt das überarbeitete Erwachsenenschutzrecht, das Ärzte nun schweizweit dazu verpflichtet, aktiv nach einer Patientenverfügung zu fragen. Exit zählt gemäss eigenen Angaben auf der Webseite 65 000 Mitglieder. (idea)

www.allianzgebetswoche.ch

VCH an der Ferienmesse

Amriswil: Fünf Gemeinden bauen gemeinsam am Reich Gottes.

In Ebnat-Kappel SG predigte am Sonntag SEA-Generalsekretär Marc Jost. In Frauenfeld TG am Jugendgottesdienst inspirierte OMGründer George Verwer durch seinen radikal gelebten Glauben. In Schaffhausen besuchten 500 Menschen den erstmals im Stadttheater durchgeführten Gottesdienst. Im Gottesdienst in Amriswil TG waren alle eingeladen,

einen Legostein auf ein vorgelegtes Fundament zu setzen. Dies als Symbol, sich gemäss 1. Petrus 2 Vers 5 «als lebendige Steine aufbauen zu lassen, als ein geistliches Haus». Schliesslich wuchs auf den «Grundmauern» ein interessantes Bauwerk – eines, wie man es in dieser Art nie hätte planen können.

NEUE ALLIANZ- SEKTION Die Schweizerische Evangelische Allianz (SEA) ist um eine

Sektion reicher. In Murten wurde der Grundstein zur Allianzarbeit im Seeland gelegt.

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Für die kommenden nationalen Abstimmungen vom 3. März hat die EVP drei deutliche Ja-Parolen beschlossen: Sie sagt Ja zur Abzocker-Initiative, Ja zum revidierten Raumplanungsgesetz und Ja zum Bundesbeschluss zur Familienpolitik. Die EDU empfiehlt an ihrer Delegiertenversammlung ebenfalls ein Ja zur Initiative gegen die Abzockerei. Für das revidierte Raumplanungsgesetz und den Bundesbeschluss zur Familienpolitik hat sie die Nein-Parole beschlossen. (idea)

Beitrittsrekord bei Exit

Des Seelands Salz und Licht sein Am 13. Januar war es so weit: Mit «Vater, mach uns eins, dass die Welt erkennt, du hast den Sohn gesandt» besangen die vier Gemeinden Chrischona Ins, EGW Kerzers, FEG Murten und die Hausgemeinde Biberen feierlich ihre Einheit in der neuen Allianz-Sektion «Seeland». «Mit der Gründung möchten wir die Vernetzung und das Miteinander der evangelischen Christen im Seeland fördern», sagte Harry Pepelnar, Präsident der Allianz Seeland. «Ausserdem ist es unser Anliegen, Menschen im Seeland mit dem Glauben an Jesus Christus und mit den Werten des christlichen Glaubens vertraut zu machen.» Mit dem gekreuzigten und auferstandenen Jesus im Zentrum bilden die sieben Allianz-

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Hochhalten der ALLIANZ-Werte an der Gründungsfeier.

Werte die Basis zur fruchtbaren Zusammenarbeit: Die Andersartigkeit wertschätzen, liebevolle Beziehungen pflegen, lokal handeln, in Jesus Christus eins sein, auftragsorientiert leben, national eingebunden sein und zusammenarbeiten. So sollten die Seeländer Christen verstärkt wahrgenommen werden. Wilf Gasser,

Präsident der SEA und Gastprediger am ersten Allianz-Gottesdienst, erinnerte an den zentralen Auftrag aller Christen, Salz der Erde und Licht der Welt zu sein. So kurz und bündig lasse sich der Auftrag der Allianz «Seeland» zusammenfassen. Gasser rief dazu auf, die gute Nachricht nicht nur zu verkündigen, sondern selber die gute Nachricht fürs Seeland zu sein und sich täglich aufzumachen, damit Christus in der Welt sichtbar werde. Die Herausforderung bestehe darin, Jesus Christus als Hoffnungsträger für die lokale Bevölkerung verständlich zu machen, meinte Gasser in Anspielung auf die aktuelle Hoffnungsumfrage von Andreas M. Walker. eVeline MeRGAeRT

Hoteliers des VCH (Verband Christlicher Hotels) waren mit einem Stand an der Ferienmesse in Bern vom 10. bis 13. Januar 2013 präsent. Gegen 40 000 Interessierte schlenderten während den Ausstellungstagen durch die Messehallen. Die VCH-Hotelvertreter des Bella Lui aus Crans-Montana, Bel’Espérance aus Genf, Bibelheim Männedorf, Seebüel Davos und Zentrum Ländli aus Oberägeri ZG brachten die Besucher auf den Geschmack nach schönen Ferien zum Innehalten – mit Auszeiten, Raum für Gespräch und Austausch sowie für nachhaltige Erholung. (idea) – www.vch.ch

Junge FDP kritisiert Kirchen

Die Zürcher Jungfreisinnigen stören sich am politischen Engagement der Kirchen in der Frage um die Liberalisierung der Sonntagsarbeit. Kirchen müssten sich politisch neutral verhalten. Dass die Kirchen vom Gewerbe jährlich rund 100 Millionen Franken kassieren würden und gleichzeitig gegen die direkten Interessen des Gewerbes und der Konsumenten ankämpften, sei stossend. (idea) Bilder: idea/rh; idea/em


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Geschäftsführer (m/w) 60% Über den Verein Dynamic Share: Der Verein Dynamic Share (www.dynamic-share.ch) organisiert die Finanzierung gemeinnütziger Projekte. Wir schlagen die Brücke zwischen Spendern und finanzierungswürdigen Projekten. Die Projekte wenden sich an:

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• Menschen in Armut und Arbeitslosigkeit • Menschen mit einer schweren Krankheit oder Behinderung • Ausländische Menschen ohne soziales Netzwerk • Menschen, die straffällig geworden sind oder im Strafvollzug sind. Bislang wurde der Verein vom Präsidenten ehrenamtlich geführt. Nun soll der Verein durch eine(n) GeschäftsführerIn verstärkt werden. Ihre Aufgaben: • Administrative Gesamtleitung des Vereins in Zusammenarbeit mit dem Präsidenten • Organisation von ein bis zwei Spendenapéros pro Jahr • Direktansprache von potentiellen Spendern (vermögende Privatpersonen) • Suche und Auswahl neuer zu finanzierender Projekte • Formalisierung der Prozesse zur Auswahl und Qualitätskontrolle von sozialen Projekten • Evaluation von Projektergebnissen • Kommunikation an Spender und Mitglieder Was Sie mitbringen: • Betriebswirtschaftliches Studium oder kaufmännische Ausbildung mit Berufserfahrung • Hohe Motivation, sich für sozial Schwache zu engagieren • Selbständige Arbeitsweise • Christliche Überzeugung • Englischkenntnisse

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Wir begleiten Menschen

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Die Stiftung Diaconis ist ein in Bern stark verankerter, anerkannter Ort für Alterswohnen, Pflege, Palliative Care sowie berufliche und soziale Integration. Sie bietet Arbeitsplätze für rund 400 Mitarbeitende. Wohnen – Pflege Oranienburg gehört zu Diaconis und ist das Zuhause pflegebedürftiger Diakonissen. Hier finden auch Menschen für Langzeit-, Kurzzeit- und Ferienaufenthalte Geborgenheit in der Gemeinschaft.

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Weitere Auskünfte:

7 TownVillage: Wird die grosse

22 Billy Graham: Noch einmal erhebt

9 Asien-Mission: Die ÜMG will in

28 Bibel aktuell: Wie es der Schlange

Vision von Johannes Wirth wahr?

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12 Grüner Fisch: Der junge Verein kämpft für soziale Gerechtigkeit

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32 Neues Leben: So wurde Ruedi Szabo vom Bankräuber zum Sozialarbeiter

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F ORU M

SYNERGIE Margrit Es ist kaum zu glauben, dass du in diesem Jahr 60-jährig wirst. Du siehst immer noch blendend aus, fast besser als bei unserer Heirat, die ja erst einige Jahre her ist... gut, es war 1974. Und es war anno 1973, als ich dich kennenlernte. Nein, es war nicht Liebe auf den ersten Blick, mir hatte schon ein Blinzeln genügt. Am nächsten Tag gleich drei gelbe Rosen, am nächsten Wochenende eine Einladung zum Nachtessen. Das war alles sehr erfolgreich, aber absolut ruinös für mein Studentenbudget... Du warst der strahlende Mittelpunkt an unserer Hochzeit. Du bist ihn noch heute, stets gut gepflegt und geschmackvoll gekleidet (nicht immer ganz billig, aber das Bessere war schon immer etwas teurer). Wie sind diese vierzig Jahre verflossen? Irgendwo zwischen den Höhen und Tiefen einer Ehe liegen sie, nicht vergessen, aber sehr unterschiedlich präsent. Sehr schmerzhaft war die unerwartete Rückgabe unseres zur Adoption

Freude über Pelli «idea Spektrum» Nr. 01/02 – zum Leserbrief von Fritz Fankhauser Danke für diesen interessanten Leserbrief bezüglich des Predigens in Jeans. Meine erste Frage: Was gefällt Gott besser – predigen in Jeans vor voller Kirche oder in Bügelfaltenhosen vor fast leerer Kirche? Weiter: Was meint Gottes Wort, wenn Paulus in 1. Korinther 9,20-23 schreibt: «Damit ich die Juden für Christus gewinne, lebe ich wie ein Jude … Bin ich aber bei Menschen, die ohne diese Gesetze leben, dann passe ich mich ihnen genauso an, um sie für Christus zu gewinnen… , um auf jede erdenkliche Weise wenigstens einige Menschen für Christus zu gewinnen»? Weiter: Was meint Jesus Christus, wenn er in Matthäus 28,19 sagt, dass wir zu den Menschen «hingehen» sollen?

vorgesehen gewesenes Pflegekind. Dann die Geburt unserer vier Kinder, das waren Highlights, nach jahrelangem Warten und Hoffen! Tief in der Erinnerung eingegraben die langen Zeiten im Dampfbereich der Dusche, ein Kind im Arm und den falschen Krupp im Nacken. Der erste Schultag der Kinder, schulische Erfolge und Misserfolge, alles wie eben erst geschehen. Oder der Bericht unseres Sohnes, sie hätten beim Fussballspiel zwar 2 zu 1 verloren, doch er habe gleich drei Tore geschossen... Dann kam eine schwierige Zeit, als du begonnen hast, «diesem Jesus» nachzuhängen, ohne erkennbare Vorwarnung. Etliche Jahre lebten wir in einer Ehe zu viert – du mit deinem mir unverständlichen Jesus und ich mit der Wut auf ihn. Es war eine harte Belastungsprobe für unsere Ehe. Jesus als Scheidungsgrund? Nein, ich habe das Feindbild abbauen können, um dann selbst eine sich vertiefende Beziehung mit Jesus Christus aufzubauen. Dann kam der Tod unserer Tochter Nicole – in einer Lawine ob Adelboden, absolut traumatisch für unsere Familie! Für uns schien die Zeit stillzustehen. Aber – und Könnte da auch ein kulturelles Hingehen gemeint sein? Was machen unsere Missionare, die sich in fernen Ländern sprachlich, kleidermässig, musikalisch, usw. den Eingeborenen anpassen, um sie für Jesus Christus zu gewinnen? Da heute in der Schweiz nur noch wenige der «Eingeborenen» Bügelfaltenhosen tragen, selbst auf Chefetagen und an Konzerten nicht, könnte es ja sein, dass Reto Pelli u.a. mit den Jeans näher an den Menschen ist, als der von oben bis unten «Zugebügelte»! Man darf nicht vergessen, dass Reto Pelli in den Gottesdiensten eben gerade nicht an einem Galaabend im Opernhaus ist, sondern beim Volk, nahe bei den Menschen. Oder wie wir es im Prisma sagen: Nahe am Wort Gottes und nahe bei den Menschen. Deshalb freue ich mich als leitender Pastor in der Kirche im Prisma über Pelli und seine Jeans. REN E CHRISTEN, Rapperswil-Jona SG

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BR E N

NPU

CHRISTOPH WIRZ Der Autor ist Notar mit Büro in Oberhofen am Thunersee; er wohnt in Lyss.

ten dazu schweigen. Meine Antwort: Schweizer Christen haben ein Gerechtigkeitsgefühl. Sie fragen sich, warum uns Länder wie die USA, Deutschland sowie diverse EULänder kriminelle Handlungen vorwerfen, während über deren Rolle in der Vergangenheit geschwiegen wird. Zudem wollen sie sich nichts von aussen aufzwingen lassen, was die EU immer wieder versucht. Doch worin Frau Lörcher wohl Recht hat: Das Bankgeheimnis würde von Jesus kaum unterstützt, denn es dient letztlich dem Betrug. Und da wäre es tatsächlich die Salz-und-Licht-Rolle der Christen, die zum Durchbruch verhelfen könnte. Durch die Abschaffung des Bankgeheimnisses könnte die Schweiz als Licht in der Welt wirken und so ein Zeugnis für Ehrlichkeit ablegen. Christen haben eine Vorbildrolle. Sie kämpfen für einen unvergänglichen Preis (vgl. 1. Kor. 9,25). ARTUR TEREKHOV, Zürich

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«idea Spektrum» Nr. 50 – zum Leserbrief von Ursula Lörcher

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das ist paradox – dieses Ereignis ermöglichte mir den Zugang zum Glauben an Gott. Ich habe mich in unregelmässigen Abständen jeweils neu in dich verliebt. Dabei hätte ich nie gedacht, dass so etwas überhaupt möglich ist, vor allem, wenn man sich mein jugendliches Alter von bald 63 Jahren vor Augen hält. Ganz besonders ist, dass du wesentlich mehr für mich da sein musstest als ich für dich. Ich hoffe eigentlich, dir noch etwas davon zurückgeben zu können. Ich bin mehr der Kopfmensch, du mehr die emotionale Figur. Zusammen sind wir stark. Wir haben viel erreicht, eine Ehe von bald vierzig Jahren, Kinder – erzogen und nicht schon nach zwei Wochen losgelassen. Es ging vierzig Jahre lang, trotz schwierigen Zeiten. Es geht auch noch länger, sehr gern sogar.

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Für Frau Lörcher ist das Schweizer Bankgeheimnis eine Unverschämtheit. Sie fragt sich, warum die Chris-

Leserbriefe entsprechen nicht unbedingt der Meinung der Redaktion. Wir beachten alle Zuschriften, können aber nicht jede veröffentlichen. Kürzungen behalten wir uns vor. Die Redaktion

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PODIUM Zukunft ohne Gier Bis zum 1. Februar läuft das Konsultationsverfahren der Lufthansatechnik Switzerland (LTSW) in Basel. 2008 wurde die LTSW als Auslagerung der Technik der Swiss gegründet: 450 Menschen wechselten zur neuen Tochter der Lufthansa Technik. Nun geht es um die Entlassung der letzten 60 Beschäftigten der LTSW. Die Swiss, entstanden nach dem Swissair-Grounding mit über 2 Mrd. Steuerfranken, liess bereits zwei Massenentlassungen über die Mitarbeitenden ergehen; und dies nach der Halbierung der Belegschaft beim Grounding! Der letzte Finanzchef der Swissair erhielt bereits vor Stellenantritt 12 Mio. Franken. In der Bibel (Prediger 5,9) lesen wir: «Wer Geld liebt, wird des Geldes nicht satt, und wer den Reichtum liebt, nicht des Ertrages.» Und im Neuen Testament (Hebr. 13,5): «Seid nicht geldgierig ...» Gier nach Geld und Macht hat katastrophale Auswirkungen: persönlich und für die Gesellschaft! Darauf reagiert die Abzocker-Initiative: Die Aktionäre sollen mehr Einfluss auf die Honorare der obersten Führungsgremien in den börsenkotierten Unternehmungen der Schweiz nehmen können. Die Annahme der Minder-Initiative dämmt aber erst die Spitze der Gier ein. Auch ohne ewig bleibende Stadt auf dieser Welt sollen Christen die irdische Zukunft mitgestalten. Sozialer Ungerechtigkeit kann mit Initiativen begegnet werden: Mit 1:12 wird die Lohnschere reduziert; ein Mindestlohn garantiert existenzsichernde Löhne, eine Erbschaftssteuer führt einen Teil des Erbes an die Allgemeinheit zurück und die Abschaffung der Pauschalbesteuerung ist ein Schritt zur Steuergerechtigkeit. – Wagen wir es auf der Suche nach der zukünftigen Stadt (Hebr. 13,14) schon heute das Beste für unsere Städte (Jeremia 29,7) zu suchen: Als Hinweis auf die sichtbare Gnade Christi! PHILIPP HADORN Der Autor ist Nationalrat der SP, Gewerkschafter und wohnt in Gerlafingen SO.


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TAG E SSC H AU

menschen

mehr gewicht auf die Praxis legen

erwin sommer

AusbilDung Nach dem tödlichen Unfall in einem Pfingstlager im Jahr 2011 verfügte

Der Regierungsrat des Kantons Bern hat Erwin Sommer zum neuen Vorsteher des Amtes für Kindergarten, Volksschule und Beratung (AKVB) ernannt. Sommer arbeitet bereits seit August 2008 für die Erziehungsdirektion. Zwischen 2002 und 2008 sass er für die EVP im Grossen Rat. (idea)

Pascale huber

Die bisherige Projektleiterin Gottesdienste verantwortet neu die reformierten Beiträge für die kirchlichen Radio- und TV-Sendungen von SRF. In dieser Funktion wählt die für die Reformierten Medien arbeitende Theologin Personen und Gemeinden für kirchliche Sendungen aus, etwa «Wort zum Sonntag» oder die Radiopredigten auf Radio SRF 2. Zu ihren Aufgaben gehören die Vorbereitung von Gottesdienst-Übertragungen, das Erstellen von Drehbüchern sowie die Ausbildung und Begleitung der kirchlichen Sprecher. (idea)

Daniel Wittwer

Mit einer Gesetzesänderung will Daniel Wittwer (EDU TG) erreichen, dass der Religionsunterricht in Schulen den Landeskirchen vorbehalten bleibt. Damit wäre der Koranunterricht, den ein Verein in einem Schulzimmer in Kreuzlingen durchführt, nicht mehr möglich. Wittwers Motion wird kontrovers diskutiert. Die EVP hält den Weg für falsch. Jesus sei mit offenen Armen auf seine Gegner zugegangen, erklärte Matthias Müller. (idea)

Felix Aeschlimann

Seit zehn Jahren leitet Felix Aeschlimann das Seminar für biblische Theologie Beatenberg. Im Rückblick freut sich Aeschlimann über die gelungene Umstrukturierung, den akademischen Ausbau der Studiengänge und die Anpassung der Anforderungen für die Gemeinde- und Missionsarbeit. (idea) – www.sbt-beatenberg.ch

Bilder: Besj; zvg

der Cevi über ein Moratorium für Seilbahnkonstruktionen. Was geschah seither?

Wie der Cevi schreibt, hebt er das Moratorium für Personen auf, die den Seiltechnikkurs nach neuem Sicherheitsstandard besucht haben. Mit der Ausarbeitung dieses Standards habe der Cevi landesweit die strengsten Auflagen aller Kinder- und Jugendverbände für Seilbahnkonstruktionen.

besJ setzt auf Praxis

Der BESJ (Bund Evangelischer Schweizer Jungscharen) erklärte auf Anfrage, dass auch ihr Verband auf den Cevi-Unfall reagiert und seine Richtlinien angepasst habe: «Mit den neuen Richtlinien ersetzen wir Knoten durch Konstruktionen mit dem Abseilachter. Dadurch werden die Seile geschont und ihre Belastbarkeit erhöht, da jeder Knoten in einem Seil die Belastbarkeit reduziert», sagt Peter Blaser. Er warnt vor falscher Sicherheit durch Merkblätter oder schriftliche Unterlagen: «Die Konstruktion und der Betrieb einer Seilbahn kann nicht anhand von

Merkblättern oder Schulungsunterlagen erlernt werden.» Wichtig sei die praktische Ausbildung; Leiter müssten Erfahrung sammeln.

bedürfnisgerecht

Blaser: «Das Gefährlichste ist, wenn Seiltechnik unterrichtet wird, ohne dass die Teilnehmer alles mehrmals selber aufbauen und betreiben müssen.» Einen weiteren Gefahrenherd ortet Peter Blaser bei der Selbstüberschätzung und beim Gruppendruck: «Wer dem Druck im Sinne von ‹immer grösser, immer schneller, immer höher› nicht standhalten kann oder selber in dieser Gedankenwelt verhaftet ist, hat in der Seiltechnik mit Kindern nichts zu suchen.» Waghalsige Konstruktionen entsprächen nicht den Bedürfnissen der Kinder. Blaser mahnt: «Die Leiter müssen angeleitet werden, das Kind zu sehen, und nicht coole Programme für sich durchführen». EVELINE MERGAERT

Beim Seilbahnspass setzt der BESJ auf praktische Erfahrung.

sascha lang ist neuer gesamtleiter sTiFTung WenDePunKT Sascha Lang heisst der neue Leiter des Sozialunternehmens Wendepunkt. Er trat die Nachfolge seines Vaters Hans-Peter Lang an.

Jubiläum und Wechsel in der Leitung: Am 4. Januar wurde die Stiftung Wendepunkt in Muhen AG 20 Jahre alt. Gleichzeitig übergab Gründervater und Aargauer des Jahres 2012, Hans-Peter Lang, die Gesamtleitung der Stiftung seinem Sohn Sascha Lang. HansPeter Lang wird mit einem Teilpensum weiterhin für die Stiftung tätig sein. Anfang März wird im Wendepunkt gefeiert. Sascha Lang (40) kennt die Stiftung bestens. 1997 trat er als Bereichsleiter Wald und Umwelt in den Wendepunkt ein. Er machte eine berufsbegleitende Ausbildung zum technischen Kaufmann, Weiterbildungen in der Führung von Non-Profit-Organisationen und ist seit April 2008 Geschäftsführer. Als Gesamt-

leiter hat Sascha Lang neu die operative Verantwortung für die gesamte Stiftung und ist Mitglied in den Führungsgremien der vier Tochterfirmen.

ganzheitlich integrieren

Die christliche Sozialunternehmung Wendepunkt erarbeitet Programme zur vorübergehenden Beschäftigung von Stellensuchenden, Schulabgängern und Asylbewerbern. Das Angebot umfasst auch Arbeitsplätze für Sozialhilfeempfänger, geschützte Werkstätten, betreutes Wohnen und unterhält mit dem «Wegweiser» eine Anlaufstelle für Probleme im Alltag. Neben dem Hauptsitz in Muhen AG befinden sich weitere Standorte im Kanton Aargau. Der

Sascha Lang, der neue Gesamtleiter der Stiftung Wendepunkt.

Wendepunkt arbeitet mit Unternehmen aus Industrie, Handel und Dienstleistungen zusammen und übernimmt Aufgaben für das regionale Gewerbe, welche dieses nicht wirtschaftlich erbringen kann. ROLF HÖNEISEN www.wende.ch idea Spektrum 03.2013


TAG E SSC H AU

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bibelkunde via internet – ibs zehn Jahre online Online-bibelseminAr Das Internet-Bibel-Seminar ist ein Zweig des Seminars für biblische Theologie in Beatenberg.

Das vor zehn Jahren gegründete IBS zählt bereits über 1100 Kursteilnehmer. Initiant und Leiter ist Heinrich Kuhn. Das Internet-Bibelseminar (IBS) ersetzt keine mehrjährige theologische Ausbildung. Es beschränkt sich auf das Fach Bibelkunde, tut dies aber so gründlich, dass die im Online-Kurs erbrachten Leistungen beim Besuch des dreijährigen Studiengangs für Gemeinde und Mission am Seminar für biblische Theologie in Beatenberg BE angerechnet werden.

Durch die ganze bibel

Im Endausbau wird das IBS durch sämtliche 66 Bücher der Bibel führen und die Teilnehmenden mit der Heilsgeschichte sowie der Geschichte Israels vertraut machen. Teilnehmen können alle an der Bibel Interessierten ab 16 Jahren. Im Unterschied zu anderen Fernbibelkursen ist das IBS ein bibelkundliches Studium, ausgerichtet auf die persönliche Anwendung und auf Seelsorge. Zeitlich wie inhaltlich bietet es grosse Flexibilität bei bescheidenen Kosten.

eine idee wird realisiert

In den 1990er-Jahren wurde im Kreis der Dozenten intensiv darüber nachgedacht, wie die Bibelschule den veränderten Bedürfnissen der Zeit besser gerecht werden könnte. Auch ein Online-Bibelstudium sei im Gespräch gewesen, erinnert sich IBS-Leiter Heinrich Kuhn. Der

Der Leiter des Intenet-Bibel-Seminars Heinrich Kuhn: «Ich bin fasziniert, wie Gottes Geist wirkt.»

entscheidende Anstoss kam aber von seinem Sohn Markus. Er anerbot sich, eine Software für das Online-Bibelstudium zu schreiben. Und da war auch noch Rosemarie Kuhn. Heinrich Kuhns Frau war fest überzeugt, dass ein Internet-Bibelstudium ein echter Gegenpol zu allem Negativen im Internet sein würde.

Pensioniert und doch nicht

Eigentlich wäre Heinrich Kuhn seit 2003 pensioniert. Doch bis heute leitet der bald 75-Jährige das IBS ehrenamtlich, dafür mit umso mehr Herzblut. Die Aufgabe, Menschen den Zugang zum Verständnis der Bibel zu vermitteln, begeistert ihn. Viele Teilnehmer-Feedbacks zeigen, wie das begleitete Bibelstudium zu grundlegenden Veränderungen in ihrem Denken und im Glaubensleben geführt hat. Heinrich Kuhn: «Es wird etwas sichtbar,

das nicht menschlich machbar ist, sondern durch Gottes Wort und Geist gewirkt wird.» Dann wird Kuhn nachdenklich. Er gesteht, dass ihn eine Not quäle, und zwar die, dass der Inhalt der Bibel auch in sogenannt bibeltreuen Gemeinden «auffallend wenig bekannt ist und dass manche Gläubige – bis hin zu Gemeindeleitern – sich dieses Mangels nicht bewusst sind». Das sieht er mit Sorge. Denn wenn man den Inhalt der Bibel nicht kenne, dann liesse sich bei wichtigen Entscheidungen auch keine hilfreiche Wegweisung in ihr finden. Hier will der Bibelkunde-Kurs per Internet helfen.

blick in die Zukunft

Seit dem Start 2002 bis heute nahmen bereits 1 113 Personen am IBS teil. Im ungarischen Zweig sind es gar um die Hälfte mehr. In absehbarer Zeit werden Kurse in

französischer Sprache gestartet. Die markanteste Neuerung wird der Wechsel in der Leitung sein. Heinrich und Rosemarie Kuhn wollen den Stab weitergeben: «Ab Sommer 2013 wird sich, so Gott will, eine fähige Person in diese vielfältige und anspruchsvolle Aufgabe einarbeiten und ab 2014 die Leitung übernehmen.» Am IBS betet man aber nicht nur für einen künftigen Leiter. Das Beatenberger Internet-BibelSeminar sucht zusätzliche ehrenamtliche Mitarbeitende fürs Korrektorenteam, Administration und Übersetzungsarbeiten. Nach wie vor ist der langjährige Bibelschullehrer Heinrich Kuhn von dieser Arbeit fasziniert: «Etwas Schöneres kann ich mir nicht vorstellen, als wenn Gott mit und durch uns sein Werk tut.» ROLF HÖNEISEN www.internetbibelseminar.ch

mATeriAlmesse - eine FunDgrube Für Die ArbeiT miT KinDern

evangelium für die Welt der Kinder Ein vielfältiges Angebot an wertvollem Arbeitsmaterial wartet auf neugierige Besucher, wenn am 19. Januar die fünfte KiKo-Materialmesse ihre Türen öffnet. Drei Jahre nach der letzten Messe möchte die Kinder-Kommission (KiKo) wieder allen Interessierten den Zugang zu Material und Praxistipps für die christliche Arbeit unter Kindern ermöglichen. 25 Aussteller präsentieren ihr Angebot an kreativen Arbeitshilfen, Kinderbüchern, Zeitschriften, Multimedia, Fachliteratur, Projektideen und Weiterbildungsmöglichkeiten in der Freien Christengemeinde (FCG) in Aarau. Mitarbeitende aus Sonntagsschulen, KIDS TREFFS, Jungscharen und idea Spektrum 03.2013

Vorschulgruppen erhalten hilfreiche Tipps, können sich von Ideen aus der Praxis inspirieren lassen und das Arbeitsmaterial direkt vor Ort beziehen.

Zahlreiche neuerungen

Das Messepublikum darf dieses Jahr nicht nur auf Präsentationen von Arbeitsmaterialien gespannt sein. Mit ihren Kindern tauchen die Besucher in ein Kinderprogramm ein, das um 11 Uhr mit «Metro Ministries» und um 13 Uhr mit einem Angebot von KIDS TREFF startet. Den ganzen Tag über bietet die KiKo zusätzlich eine betreute Kinderzone an. Für einen guten Messeüberblick sorgen die Video-Clips

der Aussteller und Werke der KiKo, die rund um die Uhr abgespielt werden. Sie stellen die Highlights der Messestände oder neue Projekte vor. Auf der neu gestalteten Webseite sind alle Informationen zur Messe und den Ausstellern zu finden. EVELINE MERGAERT www.kiko-materialmesse.ch Bilder: zvg


12

I NSE R AT E | S T E LLE N Die Evangelisch-reformierte Kirchgemeinde der March, am oberen Zürichsee, zählt rund 5'800 Mitglieder. Mit dem Wachstum der Gemeinde soll das Mitarbeiter-Team erweitert werden.

Die Pilgermission St. Chrischona (www.chrischona.org) ist ein internationaler,

Die Pilgermission Chrischona (www.chrischona.org) ist ein internationaler, christlicher VerbandSt.mit Sitz in Bettingen bei Basel. Kernauftrag ist die Bilchristlicher mit Sitz inSeminar Bettingen bei Basel.(tsc.chrischona.ch) Kernauftrag ist die BildungsarbeitVerband am Theologischen St. Chrischona mit dungsarbeit amStudierenden. Theologischen Seminar St.das Chrischona (tsc.chrischona.ch) mit aktuell über 120 Daneben zieht Konferenzzentrum aktuell über 120jährlich Studierenden. DanebenGäste ziehtzudas Konferenzzentrum (www.kpmc.ch) rund zehntausend Seminaren, Konferenzen oder Tagungen auf den höchsten Punkt des Kantons (www.kpmc.ch) jährlich rund zehntausend Gäste Basel-Stadt. zu Seminaren, Konferenzen oder Tagungen auf den höchsten Punkt des Kantons Basel-Stadt. Zur Unterstützung der Dienstleistungsbetriebe auf St. Chrischona suchen wir

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Hauswart (m/w) 100% Ihre Hauptaufgaben: • Liegenschafts- und Gebäudeunterhalt, Wartungsarbeiten Ihre Hauptaufgaben: • Führung von Mitarbeitern und Aushilfskräften •• LiegenschaftsGebäudeunterhalt, Wartungsarbeiten Ansprechpartnerund für Mieter/innen, Wohnungsabnahmenund übergaben Führung und Bauprojekten (Um- und Neubauten, •• Führung vonKoordination Mitarbeiternvon und Aushilfskräften Sanierungen) • Ansprechpartner für Mieter/innen, Wohnungsabnahmen- und übergaben Zusammenarbeit mit div. Ämtern Fachstellen (Um- und Neubauten, •• Führung und Koordination vonund Bauprojekten • Sanierungen) Umsetzung Arbeits- und Betriebssicherheit • Stellvertretung des Leiters Infrastruktur

• Zusammenarbeit mit div. Ämtern und Fachstellen •IhrUmsetzung Arbeits- und Betriebssicherheit Profil: •• Stellvertretung Leiters Infrastruktur Handwerklichedes Berufslehre (z.B. Schreiner, Maurer, Sanitär) und vorzugsweise Berufserfahrung im Bereich Hauswartung

Ihr • Profil: Hauswart mit eidg. FA oder die Bereitschaft zur Weiterbildung zum Haus• Handwerkliche wart mit eidg. FABerufslehre (z.B. Schreiner, Maurer, Sanitär) und vorzugswei• se Gutes technisches Verständnis und handwerkliches Geschick Berufserfahrung im Bereich Hauswartung Teamfähigemit Persönlichkeit mitdie Führungserfahrung •• Hauswart eidg. FA oder Bereitschaft zur Weiterbildung zum Haus• wart Freude aneidg. der Zusammenarbeit mit jungen Menschen mit FA Eigeninitiative, Selbständigkeit, Durchsetzungsvermögen, Organisations•• Gutes technisches Verständnis und handwerkliches Geschick fähigkeit • Teamfähige Persönlichkeit mit Führungserfahrung • Gute Deutschkenntnisse in Wort und Schrift •• Freude an der Zusammenarbeit mit jungen Menschen Gute PC-Kenntnisse (Word, Excel, Outlook usw.) • Eigeninitiative, Selbständigkeit, Durchsetzungsvermögen, OrganisationsWirfähigkeit bieten Ihnen: •• Gute Deutschkenntnisse sorgfältige Einarbeitung in Wort und Schrift •• Gute PC-Kenntnisse (Word, Excel, Outlook usw.) interessante, abwechslungsreiche und herausfordernde Aufgaben •

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idea Spektrum 03.2013


g e se ll sc h a f t

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Chrischtehüsli platzt aus allen Nähten ÄXGÜSI GASSENARBEIT In der Anlauf- und Beratungsstelle an der Cramerstrasse 11 in Zürich

finden drogensüchtige Menschen mehr als nur ein offenes Ohr. Derzeit wird das Lokal überrannt. Seit Anfang Winter werden ebenfalls Sprachkurse angeboten.

Im Juni 2010 besuchten 58 Personen das «Chrischtehüsli», zwei Jahre später schon 339. Nicht nur zu Weihnachten platzt das Zentrum aus allen Nähten. Während des Winters werden zusätzliche Gäste erwartet. Deshalb sehnt sich das Team nach einem grösseren Gebäude, um noch besser auf die Nöte eingehen zu können.

Nach wie vor grosse Not

«Gemäss einer neueren Studie gibt es immer noch gegen 5 000 Randständige im Einzugsgebiet von Zürich. Die heutige Szene spielt sich verdeckt ab. Umso wichtiger ist es, dass wir uns dieser Not vor der Haustür annehmen», sagt Emmanuel Parvaresh. Der 52-Jährige ist seit 1996 Leiter der übergemeindlichen Arbeit des «Chrischtehüsli». Zum Team gehören Ehrenamtliche, Praktikantinnen, Zivildienstleistende und einige Teilzeitangestellte. Parvaresh: «Wir hören den Leuten zu und suchen gemeinsam nach Alternativen. Erste Priorität ist die Würde und Einmaligkeit jedes Menschen.»

Jeder Fall ist wieder anders

An den Werktagen ist das Team in Zweiergruppen auf der Strasse präsent. «Wir sprechen die Leute an und wollen ihnen Hoffnung

Wer kann helfen? «EU-Flüchtlinge stürmen Hilfswerk» titelte «20 Minuten» am 8. Januar in der Zürcher Ausgabe. Emmanuel Parvaresh (52), Leiter des «Chrischtehüsli» in Zürich, bestätigt die Meldung: «Unser Lokal platzt aus allen Nähten, was früher höchstens zur Mittagszeit der Fall war. Wir suchen dringend zusätzliche freiwillige Mitarbeitende und ein grösseres Gebäude.» An einer Mitarbeit interessierte Personen können sich an untenstehende Koordinaten wenden. Hinweise auf möglichst kostengünstige Liegenschaften werden gerne entgegengenommen (044 241 62 42). www.chrischtehuesli.ch

idea Spektrum 03.2013

Leben in Gemeinschaft: oft ein Schlüssel zum (suchtfreien) Leben. Das Engagement des «Chrischtehüsli» hat vielfältige Facetten.

auf ein suchtfreies Leben vermitteln», erklärt Silvia Bosshard vom Sekretariat. Interessierte werden zu einem Gespräch eingeladen. In der Zusammenarbeit mit anderen Institutionen schaffen Menschen immer wieder den Ausstieg aus den Drogen. «Ein langwieriger und schwieriger Weg mit vielen Rückschlägen», weiss sie. Ein Beispiel ist N., den das Team während Jahren begleitet hat. «N. hat den Entzug geschafft und ist seit Längerem frei von jeder Droge. So braucht er auch kein Methadon», sagt Bosshard erfreut. Weil N. in verschiedenen Heimen gross geworden ist, konnte er sich jedoch nicht zu einer Therapie entschliessen. Das würde ihn zu sehr an diese schmerzhafte Zeit erinnern. «N. fand bei uns eine Heimat, was er früher nicht kannte.»

Timeout in der Toscana

Zweimal pro Jahr ermöglicht das «Chrischtehüsli» in Zusammenarbeit mit «Zürich Netz 4», einer Arbeit der Evangelisch-methodistischen Kirche, ein Timeout in der Toscana. «Diese Zeit ist ein erster Schritt weg vom gewohnten Umfeld», erklärt Silvia Bosshard. «Leider ist die Sucht oft

stärker und sind einige Interessierte oft plötzlich unauffindbar. Im Zusammenleben können die Teilnehmenden erste Schritte in ein suchtfreies Leben wagen.» Mit der Wirtschaftskrise in vielen europäischen Ländern erweitert sich das Tätigkeitsfeld des engagierten Teams. «Wir übersetzen den Lebenslauf zahlreicher Menschen und helfen bei der Arbeitssuche. Zudem bieten wir seit Dezember zwei Deutschkurse mit unterschiedlichen Niveaus an.» Oft hilft das «Chrischtehüsli» auch finanziell: für Kleidung, Notschlafstelle, eine warme Dusche im Hauptbahnhof, ein Billet. Wegen der steigenden Nachfrage überlegt sich das Team, das Mittagessen in zwei Schichten anzubieten. Alle Massnahmen tragen dazu bei, die «Not vor der Haustür» ein wenig zu lindern. THOMAS FEUZ Bilder: zvg

Bitte lächeln! «Es war ein wunderbarer Urlaub! Super Pisten. Perfektes Appartement. Gut gegessen.» Der Gast war mehr als zufrieden. Auf meine Frage, was ihm allenfalls nicht so gefallen habe, kam eine überraschende Antwort. Etwas trist sei jeweils die morgendliche Bergfahrt mit der Gondelbahn gewesen: «So still, unheimlich, manchmal fast gespenstisch ruhig. Viel zu ernst.» So wie er es im Alltag vom morgendlichen Pendlerzug her kenne: Keiner redet, jeder blickt leer vor sich hin. Etwas mehr Fröhlichkeit in der Gondelbahn hätte er sich gewünscht. Natürlich kann Fröhlichkeit nicht befohlen werden. Aber guttun würde sie uns! Warum geizen wir damit? Kürzlich erlebte ich im Wartezimmer beim Physiotherapeuten Unvergessliches. Hier ziehen sich die Patienten die Schuhe aus, setzen sich und warten auf die Behandlung. Die meisten Leute sind dabei in Gedanken oder in eine Illustrierte vertieft. Meist herrscht die oben erwähnte ernste «Gondelbahn-Atmosphäre». Nach der Behandlung wollte ich meine Schuhe holen. Doch die waren weg! Ich bemerkte, wie eine Dame in diesem Moment das Zimmer verliess. Geistesgegenwärtig lief ich ihr nach – in den Socken – und fragte, ob sie wirklich die richtigen Schuhe trage. Sie blickte hinunter – es waren meine Schuhe. Und dann mussten wir lachen. Und nicht bloss wir zwei, nein – alle! Und plötzlich herrschte eine fröhliche, lustige Stimmung. Die tat allen richtig gut. Die Frage stellt sich, ob wir darauf warten müssen, bis etwas Komisches passiert? Könnten wir die Atmosphäre nicht selber positiv gestalten? Als Christ weiss ich: Freundlichkeit ist eine Frucht des Heiligen Geistes. Sie tut gut – jedem Menschen. Übrigens, selbst wenn kein Lachen mehr möglich ist, ein Lächeln liegt immer drin. Christoph gysel Der Autor ist Pastor und TourismusFachmann in Saas Grund.


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Das CAMPUS SURSEE Seminarzentrum gehört zu den grössten und vielseitigsten Seminar- und Bildungszentren der Schweiz. Es verfügt über viel Platz und Raum zur vollen Entfaltung aller Gäste: Mehr als 50 modulare Veranstaltungsräume, knapp 400 Hotelzimmer, ein breites gastronomisches Angebot in vier Restaurants, ein multifunktionaler Konferenzsaal sowie vielfältige Sport- und Freizeitmöglichkeiten stehen auf dem Campus zur Verfügung. Für individuelle und unvergessliche Anlässe. In jedem Fall können Sie sich auf die kompetente Begleitung Ihrer Veranstaltung und den Extra-Service verlassen. Unser Gastgeber Willy Graf kümmert sich mit seinem Team persönlich um Ihren Anlass – sei es eine Konferenz, die Gemeinde-Ferienwoche, Pfingst- und Osterfreizeit oder eine Retraite. 200 + 125 neue Hotelzimmer Seit vergangenem Herbst schlafen Sie auf dem Campus auch mit der günstigen Budget-Variante sehr komfortabel. Diese 200 Zweibettzimmer, alle mit eigener Dusche/ WC, stehen den grösseren Gruppen ab 50 Personen am Wochenende zur Verfügung. Bereits ab CHF 58.00 nächtigen Sie so bei uns – reichhaltiges Frühstücksbuffet inklusive. 200 neue Budgetzimmer

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Neues Grill-Restaurant Anfangs Mai eröffnet das umgebaute Restaurant BAULÜÜT Tür und Grill. Alle Geniesser von grilliertem Fleisch, Fisch und Gemüse sind herzlich willkommen, das neue gastronomische Aushängeschild des Seminarzentrums kennen zu lernen. Eine grosse Sichtküche und ein richtiger Holzkohlegrill animieren die Gäste, dem jungen Team über die Schultern zu blicken. Eine attraktive Lounge mit grosser Bar rundet das Angebot des Restaurants ab. Erfrischendes Sommerspecial Am besten planen Sie Ihre Workshops, Konferenzen und Seminare fürs nächste Jahr bereits jetzt – es lohnt sich. Für Veranstaltungen vom 12. bis 16. August 2013 offerieren wir Ihnen ein Spezialangebot: Die Seminarraummiete des Plenums ist geschenkt und alle Teilnehmenden Ihres Anlasses geniessen einen sommerlichen Welcome-Drink – vom Haus spendiert. Das Angebot ist gültig für Buchungen bis Ende Februar 2013. Kontaktieren Sie uns per E-Mail an sales@ campus-sursee.ch. Sie sehen, bei uns ist alles andere als Alltag. Willy Graf und unser ganzes Team freuen sich auf Sie!

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idea Spektrum 03.2013


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N AC H R IC H T E N

Protest gegen Vergleich von Salafisten mit Evangelikalen KONTROVERSE Der Vorsitzende der Deutschen Evangelischen Allianz wirft

„Christ und Welt“ eine „Diffamierung evangelikaler Christen“ vor.

A

uf scharfen Widerstand sind Äußerungen des deutschen Islamwissenschaftlers Rüdiger Lohlker (Wien) gestoßen, der die evangelikale Bewegung mit den radikal-islamischen Salafisten verglichen hat. In einem Interview mit „Christ und Welt“ (einer Beilage der Wochenzeitung „Die Zeit“) sagte er zum Salafismus: „Es ist gewissermaßen die islamische Ausprägung eines Evangelikalismus, in der Form der Gemeinschaftsbildung, die gegen die Auflösung bestehender Bindungen gerichtet ist. Das findet man in allen Weltreligionen.“ Der Vorsitzende der Deutschen Evangelischen Allianz, Präses Michael Diener (Kassel), bezeichnete das Interview als „Bankrotterklärung eines seriösen und um Differenzierung bemühten Journalismus“. Er wirft „Christ und Welt“ Stimmungsmache vor: „Es ist durch nichts gerechtfer-

tigt, die Bezeichnung ‚Evangelikale‘ auf den Islam zu beziehen und das Ganze dann im Untertitel noch mit ‚rückständiger Religion‘ zu kombinieren.“ So werde der Eindruck erweckt, auch bei den Evangelikalen habe man es mit einer rückständigen Religionsgruppe zu tun. Der Ausdruck „evangelikal“ sei die englische Übersetzung des deutschen Wortes „evangelisch“. Der direkte Bezug zum „Evangelium“, also der Erlösungsbotschaft des christlichen Glaubens, sei unverkennbar.

Präses: Evangelikale stehen für Gewaltfreiheit und Toleranz Evangelikale in Deutschland und weltweit bekennen sich – so Diener – zur Gewaltfreiheit und zur Toleranz gegenüber Andersdenkenden. Diener fragt: „Wie voreingenommen und interessengeleitet muss

Rüdiger Lohlker

Michael Diener

man eigentlich sein, um Christenmenschen derartig zu diffamieren und in Bezug zu einer religiösen Gruppe des Islam zu bringen, der zum Beispiel alle Terroristen des 11. September angehörten? Ich finde es nicht hinnehmbar, wie unwidersprochen einseitig Titel und Fragerichtung von ‚Christ und Welt‘ hier auf eine Diffamierung evangelikaler Christen zielen.“ P

b www.christundwelt.de/detail/artikel/ evangelikale-des-islam

INTERNET

Atheisten reagieren wütend auf Gebetsvideo YOUTUBE Der „JesusKanal“ lädt zur Teilnahme am ProChrist-Experiment ein: „Funktioniert Gebet?“ gespannt, was sie erleben werden.“ Der JesusKanal stellt freitags Videos bei YouTube ein, die sich an Atheisten, Muslime und Zweifler richten. Er verzeichnet jeden Monat 15.000 Zuschauer. P

b www.jesuskanal.com • www.youtube.com/jesuskanal

Fotos: YouTube; PR, idea Kairospres

Auf wütende Reaktionen von Atheisten stößt ein Video zum Thema Gebet. Es wurde am 4. Januar vom „JesusKanal“ in das Portal YouTube gestellt. In dem Film ruft „Steffen vom JeusKanal” dazu auf, ein „Gebetsexperiment“ von „ProChrist“ persönlich zu testen: „Funktioniert Gebet?“ Die Evangelisationsbewegung lädt auf www. connect7.de Personen ein, „die nicht alles glauben“, sich mit dem Beten auseinanderzusetzen. Außerdem kann man über die Gebetsaktion „Dein Wunsch an Gott“ für sich beten lassen. Wie Steffen – Betreiber des JesusKanals – in dem Video weiter sagt, habe das Gebetsexperiment auf atheistischen Foren „für ungewöhnlich große Wellen“ gesorgt. Wie Steffen idea mitteilte, habe er innerhalb von vier Tagen rund 120 meist polemische Reaktionen erhalten. So heißt es in einer Stellungnahme: „Lieber Steffen, das ist alles kompletter Schwachsinn, was Sie da von sich geben.“ Steffen zufolge haben Atheisten die Aktion auch damit verspottet, dass sie ihm „Gebetswünsche“ geschickt hätten wie etwa: „Gott, bitte mach, dass die Christen nicht mehr an Dich glauben“. Allerdings habe er auch Anfragen von Menschen erhalten, die Gottes Hilfe wünschen: „Für sie bete ich, und ich bin sehr

3.2013


N AC H R IC H T E N

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Geld & Religion: Macht eine Göttin den Euro sicherer? GELD & EU Eine heidnische Göttin soll den Euro künftig vor Fälschungen schützen.

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er Präsident der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, stellte am 10. Januar in Frankfurt am Main die neuen FünfEuro-Scheine vor, die ab Mai ausgegeben werden. Im Wasserzeichen und im Hologramm zeigen sie ein Abbild der phönizischen Prinzessin „Europa“ aus der griechischen Mythologie. Ist die Wahl einer heidnischen Gestalt für das Geld ein Zeichen für die Abkehr Europas von seinen jüdisch-christlichen Wurzeln? Darüber gehen die Meinungen auseinander. Als „Griff in die mythologische Mottenkiste“ sieht der Vorsitzende der Deutschen Evangelistenkonferenz, der Baptistenpastor Jörg Swoboda (Buckow bei Berlin), die Wahl des Motivs. Es sei ein Zeichen der Ratlosigkeit und offenbare gleichzeitig den Wunsch nach Sicherheit in der Euro-Krise. Doch es wirke wie plumper Aberglaube, sagte Swoboda auf idea-Anfrage. Hätte man von einem besseren Halt gewusst, hätte man statt der Göttin „Europa“ wohl ein anderes Symbol gewählt. Die Abbildung auf den Geldscheinen werde Christen allerdings genauso wenig im Glauben erschüttern wie die ebenfalls nach Gottheiten benannten Raketen Ariane, Titan, Poseidon oder Apollo. Diese seien inzwischen längst verglüht.

Besser geeignet: Paulus Nach Ansicht des Präsidenten des Europäischen Wirtschaftssenats, Ingo Friedrich (CSU, Gunzenhausen/Mittelfranken), hätte man auch andere Personen aus der jüdisch-christlichen Tradition nehmen können, um der europäischen Währung ein einheitliches Gesicht zu geben. Denkbar sei etwa der Apostel Paulus, der den christlichen Glauben nach Griechenland brachte und dadurch den ganzen europäischen Kontinent nachhaltig veränderte.

Ein Bild der Göttin „Europa“ ist als Wasserzeichen in den neuen 5 Euroscheinen eingearbeitet.

EZW: Eine elegante Lösung Keine Bedenken gegen die Wahl des Motivs für die neuen Geldscheine hegt der Theologe Kai Funkschmidt (Berlin) von der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW). Bei dem Frauenkopf handele es sich nicht um ein religiöses Motiv, sondern um eine Anleihe beim kulturellen Erbe des Kontinents. Bei der Suche nach Motiven, die in allen 17 Euro-Staaten akzeptiert würden, habe man eine elegante Lösung gefunden. Sie sei kein Symptom für eine Abkehr vom Christentum. Die Säkularisierung lasse sich eher an der prinzipiellen Ablehnung eines Gottesbezuges im Entwurf für die europäische Verfassung festmachen. P

Wenn sich Jugendliche das Leben nehmen SUIZIDFORSCHUNG Ergebnis: Die bisher angewandten Therapien sind nicht wirksam genug

Foto: DPA, EZB

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aum etwas ist tragischer, als wenn sich ein junger Mensch das Leben nimmt. Bietet eine psychiatrische Behandlung Schutz? Eine wissenschaftliche Studie an der US-Universität Harvard (Cambridge) und einer Kinderklinik im nahe gelegenen Boston kommt zu dem Ergebnis, dass die bisher angewandten Therapien bei suizidgefährdeten Jugendlichen nicht wirksam genug seien. Mehr als die Hälfte (55 %) seien in psychiatrischer Behandlung gewesen, bevor sie über eine Selbsttötung nachgedacht, sie geplant oder ausgeführt hätten. Dies spreche gegen die verbreitete Annahme, dass eine hohe 3.2013

Selbsttötungsrate bei Jugendlichen auf einen mangelnden Zugang zu Therapien zurückzuführen sei.

15 % dachten an Selbsttötung Für die Studie wurden 6.483 Jugendliche zwischen 13 und 18 Jahren befragt. 9 % der Jungen und 15 % der Mädchen hatten schon einmal über eine längere Zeit Gedanken an Selbsttötung gehegt. 5 % der Mädchen und 3 % der Jungen hatten einen Versuch geplant oder durchgeführt. Bei fast allen wäre eine psychiatrische Behandlung vonnöten gewesen. Meist wird die Ursache von Suizidgedanken in Stim-

mungs- oder Verhaltensstörungen – etwa Depressionen oder Aufmerksamkeitsdefiziten – sowie Alkohol- und Drogenmissbrauch vermutet.

USA: Jährlich töten sich über 1.300 Nach Angaben des US-Zentrums für Krankheitsprävention haben sich im Jahr 2010 in den Vereinigten Staaten 1.386 Teenager im Alter von 13 bis 18 Jahren das Leben genommen. Wie die jüngste Statistik der Weltgesundheitsorganisation WHO ausweist, gab es im selben Jahr in Deutschland 606 Selbsttötungen von jungen Menschen zwischen 15 bis 24 Jahren. P


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NOTIERT Slowakei: Gebet für redliche Politiker

Österreichs Evangelikale rücken zusammen JUBILÄUM Christen feierten 150 Jahre Evangelische Allianz.

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ie Christen in der Österreichischen Evangelischen Allianz sind in den vergangenen Jahren zusammengerückt. Unter ihnen ist zunehmend der Wunsch spürbar, überregional und überkonfessionell zusammenzukommen und gemeinsam für das Land vor Gott einzutreten. Das berichtete der Generalsekretär der Allianz, Christoph Grötzinger (Bürmoos bei Salzburg), gegenüber idea. Anlass waren die Feierlichkeiten zu „150 Jahre Evangelische Allianz in Österreich“ am 11. und 12. Januar. Die dortigen Anfänge des Christenbundes reichen bis in das Jahr 1863 zurück, als erstmals eine Allianzgebetswoche in einer evangelischen Pfarrgemeinde im heutigen Burgenland veranstaltet wurde. Erste Hinweise auf eine Allianzarbeit in Wien gibt es aus dem Jahr 1869.

Gebetswoche an 40 Orten Nach Grötzingers Angaben bestehen heute sieben regionale Allianzen, in denen sich vor allem Christen der (lutherischen) Evangelischen Kirche Augsburgischen Bekenntnisses und der Freikirchen engagieren, mancherorts aber auch Katholiken. Im Zentrum stehe die jährliche Gebetswoche der Allianz, zu der sich an 40 Orten jeweils rund 4.000 Christen versammelten. Außerdem bestünden sieben Arbeitskreise, die sich u. a. mit den Themen „Christ und Behinderung“, Pädagogik und Religionsfreiheit befassen. Jüngstes „Kind“ ist der im ver-

gangenen Jahr gegründete „Arbeitskreis Interkulturell“, der zur Verständigung zwischen verschiedenen Kulturen beitragen will. Vorsitzender der Allianz ist seit 2003 Frank Hinkelmann (Petzenkirchen/ Niederösterreich), Europaleiter des Missionswerks OM International.

Seid auch politisch aktiv! An einem Empfang zu dem Allianzjubiläum in Klosterneuburg bei Wien nahmen 140 Ehrengäste teil, darunter Vertreter der Evangelischen Kirche, der römischkatholischen Kirche, der Freikirchen sowie der Weltweiten und der Europäischen Evangelischen Allianz. Zu einem öffentlichen „Allianztag“ in Hörsching bei Linz kamen rund 250 Besucher. Die Festansprachen an beiden Tagen hielt der Vorsitzende der Deutschen Evangelischen Allianz, Präses Michael Diener (Kassel). Er plädierte für ein verstärktes gesellschaftliches Engagement der Evangelikalen. Sie sollten dabei nicht nur etwas „für die Welt“, sondern auch „in und mit der Welt“ tun, beispielsweise in der Politik, in den Medien und Vereinen. P

Österreich religiös 8,4 Millionen Bürger 69,0 % Katholiken 5,0 % Muslime 4,0 % ev.-landeskirchlich 0,2 % ev.-freikirchlich 0,2 % Juden

Großbritanien: Muslima prügelte ihren Sohn zu Tode Eine muslimische Mutter ist in Großbritannien wegen Mordes an ihrem 7-jährigen Sohn zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt worden. Mindestens 17 Jahre muss die 33 Jahre alte Sara Ege aus Cardiff (Südwales) hinter Gitter. Weil der Junge Korantexte nicht auswendig lernen konnte, hatte sie ihn wiederholt nach eigenen Angaben „wie einen Hund“ verprügelt. Als Yaseen im Juli 2010 seinen Verletzungen erlag, steckte die aus Indien stammende Mutter seine Leiche und ihr Haus in Brand, um einen Unfall vorzutäuschen. Sie wollte, dass ihr Sohn Yaseen ein „Hafiz“ wird – ein Muslim, der den Koran auswendig aufsagen kann. Binnen 3 Monaten sollte er 35 Seiten lernen, doch auch der Sonderunterricht in einer Moschee fruchtete nichts. Nach einem Jahr konnte er nur ein Kapitel rezitieren.

Foto: Österreichische Evangelische Allianz

Der Vorstand der Österreichischen Ev. Allianz: v. l.: Christoph Grötzinger (Generalsekretär), Ingelore Korb, Monika Faes, Frank Hinkelmann (Vorsitzender), Gerhard Krömer, Rainer Saga, Hans Widmann

Nach einem Internetaufruf beten Hunderte Slowaken mindestens fünf Minuten täglich dafür, dass sich ihre Politiker korrekt verhalten. Zu der Aktion aufgerufen hat eine Vereinigung junger christlicher Gemeinden Anfang Januar in Preßburg (Bratislava). Bisher hätten sich mehr als 400 Teilnehmer gemeldet, so die Sprecherin der Organisation, Maria Janusova. Auf deren Internetseite heißt es: „Wir glauben, dass Gott Werte wie Gerechtigkeit, Ehrlichkeit und Respekt in der Politik anerkannt sehen will.“ Wer mitmacht, verpflichtet sich, täglich mindestens fünf Minuten für einen Politiker seiner Wahl zu beten – und das mindestens sechs Monate lang. „Einige beten für ihren Lieblingspolitiker, andere für jemanden, den sie gar nicht mögen, damit er sein Verhalten ändert“, sagte Janusova. „Als Christen sind wir überzeugt, dass wir mit dem gemeinsamen Gebet eine Veränderung bewirken können.“ 2012 hatte ein Geheimdienstbericht die Slowakei erschüttert, wonach fast die komplette politische Elite des Landes in Korruption verwickelt sei. 62 % der 5,4 Millionen Einwohner sind römisch-katholisch und 8 % Mitglieder evangelischer Kirchen.

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Welche Kritik an Israel ist erlaubt und gerecht? KRITERIEN Dazu hat der deutsche Reformierte Bund eine Argumentationshilfe erstellen lassen.

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usgangspunkt ist das „Kairos-Dokument“ vom Dezember 2009, in dem palästinensische Christen, die – wie es heißt – bedrückende Wirklichkeit im Westjordanland schildern. Diese Erfahrungen müssten ernst genommen werden, fordert die Autorin der Broschüre, Beate Sträter (Bonn). Solidarität mit Israel bedeute nicht, die Politik der gegenwärtigen israelischen Regierung zu rechtfertigen, da sie die Sicherheit des Landes und seiner Menschen eher gefährde als schütze. Bei der Kritik am Staat Israel seien vier Kriterien zu beachten: 1. Israel müsse mit dem gleichen Maß gemessen werden wie andere Völker und Staaten. 2. Die Kritik dürfe keine Zweifel am grundsätzlichen Existenzrecht Israels aufkommen lassen. 3. Antijüdische Stereotypen müsse man vermeiden und 4. Vergleiche mit Ereignissen des Dritten Reichs seien zu unterlassen, weil dies einer Verharmlosung des Holocaust gleichkomme.

reichung, dass die Treue Gottes zu seinem Volk und zu seinen Verheißungen ein grundlegendes Element der christlichen Theologie sei: Christen vertrauten darauf, dass Gottes Verheißungen auch ihnen gelten. Denn durch den Glauben an Jesus Christus als dem Messias Israels seien sie in den Bund Gottes mit Israel hineingenommen. Der Reformierte Bund ist der Dachverband für etwa zwei Millionen Christen in etwa 400 reformierten Gemeinden in Deutschland. P

b www.reformiert-info.de/daten/File/Upload/doc-10505-1.pdf Ein seltenes Ereignis: Eine Schneeballschlacht vor dem islamischen Felsendom in Jerusalem in diesem Januar.

Umstrittenes „Zeichen der Treue Gottes“ Die Veröffentlichung geht auch auf die Diskussion um die Auffassung ein, dass die Gründung des Staates Israel ein „Zeichen der Treue Gottes zu seinem Volk“ sei. Für manche Christen sei diese – 1980 von der rheinischen Synode formulierte – Position auch heute noch theologisch bindend; anderen erscheine sie als verhängnisvoller Irrtum, weil sie die von Israel ausgehende Ungerechtigkeit gegenüber den Palästinensern theologisch verkläre. Dazu heißt es in der Hand-

Warum wünschen sich Menschen den Weltuntergang? APOKALYPSE Apokalyptische Szenarien haben Hochkonjunktur und sind ein großes Geschäft.

Foto: Reuters

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üngstes Beispiel war die Voraussage des Weltuntergangs für den 21. Dezember 2012. Ihn hatten esoterische Kreise unter Berufung auf ein vermeintliches Ende des Maya-Kalenders angekündigt. Doch auch in der Vergangenheit gab es immer wieder Endzeitpropheten, die den globalen Untergang vorhersagten. Warum üben solche Prophezeiungen eine große Faszination aus? Dieser Frage geht die Psychotherapeutin Ulrike Schiesser (Wien) im Materialdienst der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW) in Berlin nach. Nach ihren Worten reicht die Bandbreite der Untergangsszenarien von atomarer Bedrohung, ökologischen Gefahren (Klimaerwärmung), demografischen Bedrohungen (Überbevölkerung, Überalterung), medizinischen Herausforderungen (Aids, resistente Keime) bis zu technologischen Entwicklungen, die als bedrohlich 3.2013

wahrgenommen würden, etwa die Gentechnik. Sowohl Menschen mit einem religiösen als auch einem säkularen Weltbild wollten Warnungen aussprechen, Veränderungen herbeiführen, belehren und bekehren und letzten Endes ihre Vision einer „besseren“ Gesellschaft verwirklichen: „Die bevorzugte Methode, um Aufmerksamkeit und Unterstützung dafür zu gewinnen, sind Horrorvisionen von Untergang und Zerstörung des gesamten Planeten, Bilder einer gewaltigen globalen Bedrohung.“

Lieber gemeinsam sterben Die Psychotherapeutin sieht aber auch eine individuelle Komponente: „In der Angst vor dem Ende der Welt kann unter Umständen die Angst vor dem eigenen, ganz persönlichen Ende mitschwingen und mitbearbeitet werden.“ Der Gedanke, gemeinsam zu sterben, scheine für manche Menschen

leichter erträglich zu sein, als allein gehen zu müssen. Religiöse Ansätze beinhalteten meist ein Versprechen, dass es ein Weiterleben in einem paradiesischen Zustand geben werde als „unmittelbare Belohnung“ für zuvor „richtiges“ Verhalten. Im Gegensatz zu religiösen Untergangsvorstellungen hätten die weltlichen weniger Hoffnung zu bieten. Aber auch hier werde ein bestimmtes Verhalten als Schlüssel zur „Rettung der Welt“ vermittelt, etwa durch einen achtsamen Umgang mit Ressourcen, einen Atomausstieg und weniger Gentechnik. Laut Schiesser ist die Beschäftigung mit dem Weltuntergang auch ein großes Geschäftsfeld: „Katastrophenszenarien“ befriedigen ein Bedürfnis nach Sensation und Spaß. Bürgern würden Bücher, Kurse und Ideologien verkauft. Mit der Angst und der Faszination rund um das Thema Weltuntergang könne man viel Geld verdienen. P


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FINANKRISE Rettungsschirme, Schuldenberge und kein Ende der Finanzkrise: Wie kann es mit Europa wieder bergauf gehen? Dazu ein Interview mit dem Leiter Kapitalmarktanalyse von Allianz Global Investors, Hans-Jörg Naumer (Frankfurt am Main). Mit ihm sprach Karsten Huhn.

Wir stehen vor einer Wachstumswelle Bisher zeigen sich nur die Zerstörungen der Finanzkrise. Wo bleibt das Schöpferische? Nehmen Sie nur die Umweltbranche: Die Ökologie hat endlich einen Preis bekommen, und es gibt neue Formen, um Energie zu gewinnen, zu verteilen und sie effizienter einzusetzen. Dies wird zu einer Wachstumswelle führen, die den Planeten nicht mehr ausbeutet, sondern im Einklang mit unserer Umwelt liegt. Das Geld für Investitionen ist vorhanden, denn die Ursache der Krisen der letzten Jahre ist vor allem zu viel Liquidität. Liquidität, die jetzt sinnvoll investiert werden kann. Während der Finanzkrise haben die europäischen Regierungen zahlreiche Rettungsschirme aufgespannt und Rettungspakete geschnürt. Inzwischen summieren sich die Garantien auf mehr als 500 Milliarden Euro. Die Hoffnung ist natürlich, dass diese Bürgschaften nie eingelöst werden müssen. Diese Garantien sind ein Auffangmechanismus, der zu mehr Stabilität beigetragen hat. Die gute Nachricht ist: Die übertriebene Angst, dass der Euro zerbrechen könnte, geht aus den Märkten heraus. Wir sind zwar noch nicht am Ende der Krise, aber ich sehe bereits große Schritte der Gesundung. Die Botschaft der Rettungspakete

Hans-Jörg Naumer (45) ist seit 2000 Leiter Kapitalmarktanalyse bei Allianz Global Investors. Er ist verheiratet, Vater von drei Kindern und engagierter evangelischer Christ.

ist an den Märkten angekommen: Die europäischen Staaten stehen einander bei, und man kann dem Euro vertrauen. Die Bundesregierung verspricht Geld, das sie gar nicht hat. Das ist wahr. Wenn die Garantien eingelöst werden müssten, wäre der Steuerzahler gefragt. Aber ohne die Regierungszusagen wäre die Krise viel stärker über uns hereingebrochen.

Griechenland rausschmeißen? Wäre es nicht einfacher, Griechenland aus der Eurozone rauszuschmeißen? Über die Folgekosten dieses Schrittes können wir nur spekulieren. Es hätte ein fatales Signal an die Kapitalmärkte gesandt. Sie hätten sich gefragt: Welches Land ist als nächstes fällig? So wären neben Griechenland weitere Länder wie Spanien oder Portugal in den Abwärtsstrudel geraten. Und: Die politische Konsequenz wäre nicht zu übersehen: Es wäre ein Zeichen gegen den europäischen Einigungsprozess. Der FDP-Finanzexperte Otto Fricke hat dazu aufgefordert, dass die Deutschen gegenüber den Griechen Nächstenliebe zeigen sollten. Zu Recht? Ja, so lehrt uns das Gleichnis vom barmherzigen Samariter. Nächstenliebe bedeutet aber nicht nur, dem anderen in der Not zu helfen, sondern ihn auch zu lehren, wie er diese Not künftig vermeidet, etwa indem Griechenland seine Wirtschaft reformiert, den Staatshaushalt saniert und Schulden abbaut. Das Prinzip der Eigenverantwortung muss neu verankert werden.

Der deutsche Schuldenberg Bundeskanzlerin Angela Merkel erklärte mit Blick auf die Finanzkrise: „Man hätte einfach nur die schwäbische Hausfrau fragen sollen. Sie hätte uns eine Lebensweisheit gesagt: Man kann nicht auf Dauer über seine Verhältnisse leben.“ Ich bin mit einer schwäbischen Hausfrau glücklich verheiratet und kann diese Weisheit nur bestätigen. Deshalb bereitet

Foto: PR

Herr Naumer, die Wirtschaftsbücher unserer Zeit heißen „Finanzmafia“, „Die Pleite-Republik“, „Das Gesetz der Krise“, „Der Crash des Kapitalismus“ und „Sind wir noch zu retten?“ Also: Sind wir noch zu retten? Auf jeden Fall! Ich bin seit 20 Jahren an den Kapitalmärkten tätig, habe schon eine Menge Krisen miterlebt und hoffe, dass wir noch viele Krisen vor uns haben … … wie bitte? Warum hoffen Sie das? Das klingt sicher sarkastisch, aber ich bin der Überzeugung, dass jede Krise etwas Gutes mit sich bringt. Was soll an der jetzigen Finanzkrise gut sein? Wie alle Krisen birgt sie eine „schöpferische Zerstörung“ in sich. Krisen sind Ausdruck einer freien Gesellschaft. Gesellschaften, die nicht offen sind, kennen keine Krisen, sondern befinden sich in der Stagnation – denken Sie etwa an die DDR mit ihren Warteschlangen und mehrjährigen Lieferzeiten für einen Trabi. Dagegen gehören Krisen zum Mechanismus der Marktwirtschaft dazu. Sie sind häufig Wendepunkte und Ausgangspunkt einer neuen Welle des Wachstums. Ich behaupte: Das gilt auch für die derzeitige Krise. Wir sollten also auch das Positive in der jetzigen Situation sehen.

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es mir zunehmend Sorge, dass die Staaten nach wie vor über ihre Verhältnisse leben und die Schulden weiter wachsen. Deutschland schuldet seinen Gläubigern mehr als zwei Billionen Euro … … dabei sind das nur die expliziten Staatsschulden. Tatsächlich sind unsere Schulden jedoch etwa zweieinhalb Mal höher, weil der Staat Verpflichtungen eingegangen ist, die erst in Zukunft fällig sind, etwa für Pensionen und Sozialversicherungen.

Unsere Kinder haben keine Lobby Warum hat die schwäbische Hausfrau keine Chance, sich in der Politik durchzusetzen? Das frage ich mich auch. Aber es ist für Politiker eben immer einfacher, Schulden zu machen, als Ausgaben zu kürzen oder die Steuern zu erhöhen. Unsere Kinder und die zukünftigen Generationen haben keine Lobby. Die Deutschen sitzen auf einem Vermögen von 10 Billionen Euro. Warum führen wir die Vermögenssteuer nicht wieder ein? Aus mehreren Gründen: 1. Von dieser Summe müssen sie zunächst die Schulden der Privathaushalte in Höhe von etwa ca. 2,5 Billionen Euro abziehen. 2. Wollen Sie die Leute bestrafen, die etwas Geld zur Seite gelegt haben? 3. Das Privatvermögen ist vielfach in Firmenanteilen gebunden. Wenn sie diese besteuern, gefährden sie den Bestand zahlreicher Unternehmen. 4. Sie besteuern die Substanz, denn das Privatvermögen wurde bereits durch Einkommenssteuer, Kapitalertragssteuer oder Abgeltungssteuer besteuert. Es täte einem Milliardär doch nicht weh, wenn der Staat ihm ein paar Millionen abknöpft. Aber das löst die Finanzprobleme des Staates nicht – denn so viele Milliardäre haben wir nicht – und ich bin auch dagegen, „die Reichen“ oder „die Banker“ zu stigmatisieren, wie es in letzter Zeit häufig geschieht.

Foto: reproscan idea

Die Verantwortung der Banker Immerhin haben die Banker uns die Krise eingebrockt. Darüber sollten wir noch einmal nachdenken. Unbestritten ist, dass die Banken an der 3.2013

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Finanzkrise mitgewirkt haben. Der Ursprung der Krise in den USA liegt aber im Hausbauprogramm unter der Regierung von Bill Clinton, das Banken verpflichtete, Kredite zu geringen Zinssätzen an einkommensschwache Haushalte zu vergeben. Dazu kam dann noch die Geldpolitik der Zentralbank, die das Rad erst so richtig ins Rollen brachte. Und die Schuldenkrise in Europa ist klares Staatsversagen durch zu hohe Verschuldung. Sie wollen die Banker reinwaschen. Nein, ich will unsere Probleme sauber analysieren. Natürlich tragen die Banken an der Finanzkrise eine Mitschuld. Zugleich ist aber die überwiegende Zahl der Bankmitarbeiter für die Krise nicht verantwortlich. Ich wehre mich deshalb gegen die Sündenbock-Mentalität, die sich gegen Banker richtet. Haben die verantwortlichen Banker inzwischen dazugelernt? Lernen Sie denn aus Krisen? Ich hoffe, doch. Und für wie lange? Banker sind Menschen wie alle anderen auch: Wir pendeln emotional zwischen Angst und Gier, und wir neigen dazu, unsere Probleme zu vergessen und zu verdrängen.

Finanzielle Massenvernichtungswaffen Der reichste Mensch der Welt, der USamerikanische Investor Warren Buffet, sprach mit Blick auf die neumodischen Finanzprodukte, die kaum noch jemand versteht, von „finanziellen Massenvernichtungswaffen“. Warum sind diese nicht längst verboten? Wenn es so einfach wäre! Diese Derivate dienen auch als Versicherungen gegen Kreditausfälle, sie haben also auch ihre guten Seiten. Zudem können sie weltweit gehandelt werden – mit einem Verbot käme man ihnen auch nicht bei. Woran derzeit aber gearbeitet wird, ist, die Bankenaufsicht zu verstärken, etwa dass Banken für ihren Handel mit Wertpapieren mehr Sicherheiten hinterlegen müssen und dass der Derivatehandel insgesamt transparenter wird. Die Todsünde Gier (um 1620 als Kupferstich von Jacques Callot): Sie ist fast immer die Ursache von Finanzproblemen gestern wie heute.


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„Gold ist einfach eine Religion“ Was sollte ein Privatanleger tun, der etwas Geld übrig hat? Gold kaufen, Aktien erwerben oder es lieber gleich bei einer Weltreise verjubeln? Eine Weltreise ist immer gut, das erweitert den Horizont. Gold? Gold ist einfach eine Religion. Wir glauben daran, dass Gold einen Wert hat. Dahinter steht aber nichts als ein Metall, das schön glänzt. Genauso gut könnten wir schöne Muscheln kaufen. Angesichts der niedrigen Zinsen scheint es mir daher am sinnvollsten, in Unternehmen zu investieren, indem man Aktien erwirbt. Nach dem Auf und Ab der letzten Jahre an den Börsen haben die meisten Deutschen von Aktien erst mal die Nase voll. Das bedauere ich sehr. Um mit Aktien Erfolg zu haben, genügen drei einfache Grundsätze: 1. Setze niemals auf eine Aktie, sondern streue dein Vermögen breit. 2. Lege dein Geld langfristig an. 3. Lass dich nicht von kurzfristigen Schwankungen verrückt machen, sondern bleibe gelassen. Wer diese Regeln befolgt, wird am Wirtschaftswachstum teilhaben und übersteht auch Krisen.

noch mehr getan werden, um die Finanzmärkte besser zu überwachen. Die Welt hat die Lektion der verheerenden Finanzkrise von 2008 noch nicht ausreichend gelernt.“ Europa hat den Tiefpunkt hinter sich und die finanzielle Kernschmelze verhindert. Aber die Aufräumarbeiten laufen weiter.

Machen Christen einen Unterschied? Sie sind als Christ in der Finanzwelt tätig. Machen Christen dort einen Unterschied, oder sind sie nur ein Tropfen auf dem heißen Stein? Das klingt so, als wäre ich der einzige Goldfisch in einem Haifischbecken – und so ist es sicher nicht. Als Christ versuche ich, die Prinzipien des ehrbaren Kaufmanns – Ehrlichkeit, Wahrheit, Vertrauen – zu leben. Damit bin ich in der Finanzbranche Gott sei Dank nicht alleine. Dass Deutschland wirtschaftlich so gut dasteht, hängt mit Sicherheit damit zusammen, dass unsere Gesellschaft auf christlichen Werten aufbaut. In den 90er Jahren hatte die Deutsche Bank das Motto: „Vertrauen ist der Anfang von allem“. Dieses Vertrauen hat sie inzwischen verspielt. Zuletzt wurde die Zentrale in Frankfurt am Main wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung durchsucht. Egal, wo sie arbeiten: Überall gibt es fehlbare Menschen. Natürlich gilt das Strafgesetzbuch, und Verfehlungen müssen bestraft werden. Zugleich gilt aber auch hier: „Wer ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein“ (Johannes 8,7).

Wie verhindere ich Krisen im Privatleben?

Angela Merkel und die Krise In ihrer Neujahrsansprache am 31. Dezember 2009 sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel: „Wir können mit guten Gründen hoffen, dass Deutschland diese Krise meistern wird; dass unser Land stärker aus ihr hervorgehen wird, als es in sie hineingegangen ist; dass sich eine solche Krise nie mehr wiederholt.” Ich habe großen Respekt vor dem Krisenmanagement von Frau Merkel und ich teile ihre Zuversicht. Derzeit haben wir in Deutschland die geringste Arbeitslosigkeit seit der Wiedervereinigung, und ich glaube auch, dass nicht nur Deutschland, sondern Europa insgesamt stärker aus der Krise hervorgehen wird. Bei ihrer jüngsten Neujahrsansprache klang die Bundeskanzlerin nicht mehr ganz so optimistisch. Sie sagte: „Die Krise ist noch längst nicht überwunden. Und auch international muss

Krisen nehmen nicht nur in der Wirtschaftswelt, sondern auch im Privatleben zu: „Scheidung ist für viele Topmanager der Preis der Karriere“, schreibt das „Manager Magazin“. Das „knallharte Zeitregime der Konzerne“ führe zu „verpfuschten Familienleben“. Nicht nur in meiner Branche, auch sonst in meinem Bekanntenkreis erlebe ich, dass die Schnelllebigkeit unheimlich zugenommen hat. Die Versuchung, seinem Beruf komplett zu erliegen und sein Familienleben dafür zu opfern, ist sehr groß. Diesen Preis würde ich auf keinen Fall zahlen wollen. Mein Glück ist, dass mein Beruf auch meine Berufung ist, aber mein inneres Gleichgewicht wäre dahin, wenn meine Kinder und meine Frau sich nicht mehr freuen würden, wenn ich nach Hause komme. Ich brauche einen Ort, an dem ich mich mit völlig anderen Dingen beschäftige als mit meinem Beruf. Das ist zum einen meine Familie und sicher auch meine Kirchengemeinde. Vielleicht muss man eine Weile suchen, aber ich weiß, dass es in ganz Deutschland Gemeinden gibt, die alles andere als langweilig sind. Wenn ich einen „Glücks“-Ratgeber schreiben müsste, wären das meine zwei wichtigsten Tipps: 1. Pflege Deine Familienbeziehungen. 2. Suche Dir eine Gemeinde mit einem guten Gottesdienst. Beides sind die besten Investitionen, die ich mir denken kann. Vielen Dank für das Gespräch! P 3.2013


P RO & KON T R A

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Sind Christen die besseren Unternehmer? WIRTSCHAFT Das Thema Werte hat in der Wirtschaft Hochkonjunktur. Besonders in Krisenzeiten scheint ein festes Fundament ein wichtiger Beitrag zum Erfolg zu sein. Doch sind Christen mit ihren klaren Wertevorstellungen wirklich die besseren Unternehmer?

Es macht halt doch einen Unterschied, wenn ein Mensch eine Gottesbeziehung hat.

PRO

Ja, ich bin überzeugt, Christen sind bessere Unternehmer. Woher ich das weiß? Für Personaler ist es immer wieder eine bittere Erfahrung: Wir stellen Mitarbeiter ein wegen ihrer fachlichen Kompetenz und wir entlassen sie hinterher wegen charakterlichen Schwächen. Dieser Trend hat sich in den letzten Jahren sehr verstärkt. Wissen kann man sich schnell aneignen, Charakterbildung dauert Jahre. Erfolgreich ist der, der charakterlich stabile Menschen hat. Das wiederum braucht ein gefestigtes Wertesystem, das der christliche Glaube schenkt. Man schaue sich die Länder an, die wirtschaftlich am besten dastehen. Das sind insbesondere die nordischen Länder Europas und die USA. Warum Länder mit protestantischem Hintergrund wirtschaftlich so erfolgreich sind, kann man beim Soziologen Max Weber nachlesen. Es macht halt doch einen Unterschied, wenn ein Mensch eine

Nach weltlichen Maßstäben sind Christen oft nicht die besseren Unternehmer.

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KONTRA

Unser Christsein allein macht uns nicht zu besseren Unternehmern. Auch für Christen gilt: Erfolg ist immer auch das Ergebnis von lebenslangem Lernen und harter Arbeit, nach Möglichkeit im Zentrum unserer Begabungen. Ob ein Christ ein besserer Unternehmer ist, ist eine Frage des Maßstabs: Nimmt man nur den wirtschaftlichen Erfolg, sind in unserem Lande nicht sehr viele erfolgreiche Unternehmer bekannt, die ihr Christsein artikulieren. Gründe hierfür könnten sein: Christliche Unternehmer setzen oft nicht all ihre Zeit und Energie für die Firma und zur Förderung geschäftlicher Beziehungen ein. Zeitliches und finanzielles Engagement für Gott in Kirche, Mission und sozialen Einrichtungen ist für sie auch wichtig. Christen sind aber auch Fremdkörper in einer Geschäftswelt, die von brutalem Egoismus dominiert wird. Eine Personalpolitik, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt, kostet 3.2013

Prof. Dr. Jörg Knoblauch (Giengen bei Ulm) ist geschäftsführender Gesellschafter der 3 Firmen tempus-Consulting, tempus Zeit- und Lebensplanung und persolog.

Gottesbeziehung hat, und er weiß, dass – obwohl kein Mensch zuschaut – Gott immer zuschaut.

Wo die Kraft der Vergebung ist Wo die Kraft der Vergebung da ist, gibt es Frieden. Wer Mitarbeitern Vertrauen schenkt, macht sie zu „Mit-Unternehmern“. Wer der Arbeit Sinn gibt, schafft fröhliche Menschen. Wo Lob das Klima prägt, entstehen Höchstleistungen. Wo Ziele nicht einfach vorgegeben, sondern gemeinsam erarbeitet werden, entstehen Hochleistungsteams. Nun weiß ich auch, dass nicht jeder christlich geführte Betrieb das so handhabt, und ich weiß auch, dass viele nicht christliche Chefs sich intensiv um Werte kümmern. Trotzdem: Wer seine Führungsaufgabe als eine Beauftragung von Gott versteht, sieht sich als Verwalter und nicht als Eigentümer, und auch das macht einen Unterschied. P

Günter Veit (Landsberg/Oberbayern) ist Gründer und Präsident des internationalen Maschinenbau-Unternehmens VEIT Group.

mehr. Absolute Ehrlichkeit – auch dem Finanzamt gegenüber – führt zu Mehrausgaben gegenüber der Konkurrenz. In vielen Teilen der Welt kommt dazu die Korruption. Wer da nicht mitmacht, hat einen Wettbewerbsnachteil. Gottes ausgleichender Segen hilft dennoch, im Wettbewerb zu bestehen.

Am Ende zählt, wie Gott die Dinge sieht Deshalb sind Christen als Unternehmer wichtige Beispiele in dieser Welt: Sie orientieren sich an Gottes Maßstäben. Und hier zählt nicht in erster Linie, wie hoch der Gewinn ist. Hier zählt vor allem, ob Gottes Gebote im Alltag beachtet und umgesetzt werden – auch und gerade dann, wenn es Nachteile bringt. Und von Hiob wissen wir, dass Krisen manchmal Teil eines guten Planes Gottes sind. Nach weltlichen Maßstäben sind Christen oft nicht die besseren Unternehmer. Aber am Ende zählt, wie Gott die Dinge sieht. P


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C H R I ST & LE BE N

PARKINSON Als Jürgen Mette während eines ERF-Fernsehdrehs mehrfach von einem unkontrollierten Zittern überfallen wird, ahnt er, dass mehr als Kälte und Erschöpfung dahinterstecken. Ärztliche Untersuchungen bringen die deprimierende Gewissheit: Parkinson. In seinem Mitte Januar erscheinenden Buch „Alles außer Mikado“ (Gerth Medien) erzählt der 60 Jahre alte Mette, wie er mit der chronischen Krankheit umgeht, die seinen Alltag seit vier Jahren mehr und mehr prägt. idea druckt Auszüge.

Der geheimnisvolle Herr P. Weil es zu kalt ist auf der Wartburg in Eisenach. Ich bitte darum, Heizlüfter aufzustellen, schließlich drehen wir die Fernsehserie mitten im frostig kalten Januar. Bei Kälte zittere ich immer. Aber ich weiß, dass es andere als thermische Gründe sind, die mich fremdbestimmen. Ich wollte es nur noch nicht wahrhaben. Das war der Anfang eines langen Weges, auf dem ich zunehmend meine Freiheit verlieren sollte. Der geheimnisvolle Herr P. war in mein Leben getreten. Irgendein Teil meines Nervensystems spinnt und verweigert mir zunehmend den Gehorsam. Ich bin nicht mehr selbstbestimmt. Ich teile die Steuerung meiner Bewegungsabläufe mit einer mir unbekannten Macht. Da hört nicht irgendeine Körperfunktion auf zu funktionieren; darauf könnte ich mich ja vielleicht noch einlassen. Was mich so verrückt macht, ist die Entdeckung, dass mein Organismus ohne mein Einverständnis eine neue Motorik entwickelt, die nicht nur völlig überflüssig und unbrauchbar ist, sondern auch furchtbar lästig. Ich kann diesen Reflex nicht abstellen. Es gibt keinen Schalter. Ich ahne, was Menschen mit Restless-leg-Syndrom durchmachen, die, sobald sie sich hinlegen, unruhige Beine bekommen und keinen Schlaf finden.

Reis nur noch mit dem Löffel Nachts gebe ich das Stichwort „Parkinson“ in eine Internetsuchmaschine ein und lese zum ersten Mal etwas über diese Krankheit. Nur ein paar Fragmente. Schnell wieder raus aus den Fachartikeln und der Selbsthilfe-Betroffen-

Was ist eigentlich Parkinson? Die Parkinson-Krankheit (auch Schüttel-/Zitterlähmung) ist eine langsam fortschreitende Nervenerkrankung. In der Folge treten – bei jedem jedoch unterschiedlich – Steifheit der Muskulatur, Ruhezittern und Gleichgewichtsstörungen auf. Die Erkrankung beginnt meist zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr. In Deutschland wird von 300.000–400.000 Erkrankten ausgegangen (Schweiz rund 15.000). Es gibt noch keine Möglichkeit, die Ursache von Parkinson zu behandeln. Ärzte konzentrieren sich daher darauf, die Symptome zu kurieren. Die Erkrankung wurde erstmals vom englischen Arzt James Parkinson im Jahre 1817 beschrieben.

heitsliteratur. Ich will mich nicht damit befassen. Das würde mich nur runterziehen. Aber ich verlasse den Laienstand und unterziehe mich widerwillig dieser medizinischen Lektion. Ich lerne einige Symptome kennen, die mich für den Rest meines Lebens beschäftigen werden. Tremor? Nie gehört. Was ist das? Zittern im Ruhezustand. Na ja, immerhin besser als gelähmt.

Die Tränen sitzen locker wie nie Beim Mittagessen zittert meine linke Seite. Reis und Nudeln fliegen auf halber Höhe von der Gabel. Fleisch und festgekochte Kartoffeln sind kein Problem. Da kann man zustechen, aber drei Erbsen auf einer Gabel balancieren, das ist Tischakrobatik der gehobenen Klasse. Ab jetzt wird Reis nur noch mit dem Löffel verspeist. Meine sonst so markante und laut vernehmliche Baritonstimme wird leise und brüchig, und zwar immer dann, wenn ich emotional bewegt bin – und das bin ich ständig. Die Tränen sitzen locker wie nie. Ich bin laufend „liquide“. Beim zweihändigen Schreiben am PC gerät die Synchronisation der Hände durcheinander. Links wird langsam. Handschriftliche Notizen beginnen für andere unleserlich zu werden. Er will wohl langfristig bleiben, der unerwünschte Gast. Herr P. übernimmt klammheimlich die Regie meines Lebens. Er hat sich die Zugangsrechte zu meiner Hülle erschlichen, zum funktionellen Apparat, zum Steuerungssystem zwischen Gehirn und Muskeln. Ich lerne zu akzeptieren, dass ich das Muskelmanagement künftig mit diesem üblen Genossen teilen muss, aber ich weiß auch um die Sperrbezirke, in die er nicht vordringen darf. Doch richtig sicher bin ich mir auch da nicht.

Auch Johannes Paul II. hatte Parkinson Immer wieder fiel mir Papst Johannes Paul II. ein, der an Ostern und Weihnachten auch dann noch den Segen sprach, als er schon stark von seiner Parkinsonerkrankung gezeichnet war. Es hat mich immer tief berührt, wie dieser Mann sein Leiden so vorbildlich getragen hat. Doch davon

Foto: Sasha Pfeffer

„Warum zitterst du so?“

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fühlte ich mich nun wirklich weit entfernt. Warum sollte ausgerechnet ich, ein Ausbund an Gesundheit, von dieser „Krankheit der alten Leute“ betroffen sein? Ich musste mich auf diesem unbekannten Terrain wohl doch ein wenig kundig machen. So erfuhr ich, dass dieser Genosse Tremor noch weitere unangenehme Kumpel hat: Rigor, die Muskelstarre – klingt verdächtig nach Rollstuhl –, und Akinese, Ursache für das maskenhafte Gesicht. Klingt alles nicht lecker! Rennen eines Tages meine Enkelkinder weg, weil ich so böse schaue? Meine Frau hat mich schon öfter ermahnt, den Mund zuzumachen. Hängen die Mundwinkel schon runter? Kriege ich eines Tages den Löffel nur noch verkehrt herum in den Mund? Düstere Perspektiven peinigten meine Fantasie. Sollte Gott diese Krankheit zugelassen haben, dann hat er sich geirrt. So ein Zitterleiden passt einfach nicht zu mir. Gut, zu einem Uhrmacher oder zu einem Chirurg passt dieses Leiden auch nicht. Letztlich ist jede Krankheit unpassend. Schluss mit dieser Wehleidigkeit! Eines steht fest: Gott sitzt nicht im Himmel und verteilt Krankheiten.

Wenn die Seele nicht mehr lacht

Fotos: dpa, ddp images/AP, idea/kairospress

Der Absturz in die Depression war auch ein Abschied vom Elfenbeinturm einer seriösen und sicher geglaubten Theologie. Ich bin in einem christlichen Elternhaus aufgewachsen und habe mich früh für ein Leben nach dem Vorbild von Jesus Christus entschieden. Meine Eltern waren uns dabei ein beeindruckendes Vorbild für eine fröhliche christliche Lebenspraxis. Unser Christsein sollte ansteckend sein, authentisch, unverkrampft. Wir hatten ein offenes und tolerantes Haus, in dem viele Frömmigkeitstypen ein und aus gingen. Die Mitte war Jesus Christus. Ehrenamtliche Mitarbeit in Gottesdienst und Jugendarbeit waren Ehrensache. Der Weg ins Theologiestudium führte folgerichtig in den pastoralen Dienst: zunächst als Jugendpastor, später als Dozent und Gemeindeberater und vor allen Dingen als

Prediger und Referent. Das Thema „Umgang mit Leid, Krankheit und Tod“ stand oft auf dem Wunschzettel der Gemeinden. Irgendwann „kniete“ ich mich in die Hiobsgeschichte und entwickelte unter dem Thema „Wenn guten Menschen Böses passiert“ einen Vortrag, der x-fach gehalten und publiziert wurde. Das waren Trockenübungen eines gefragten Referenten über ein Thema, zu dem er damals außer theologischen Richtigkeiten relativ wenig zu sagen hatte. Für manche vollmundige Predigt, die nicht in der Realität meines Lebens geerdet war, kann ich mich deshalb im Rückblick auch nur schämen. Wie aber geht ein Profi des Evangeliums nun tatsächlich mit Krankheit und Leid um? Etwas war mir vom ersten Moment an klar: Wenn mein Glaube mich nicht durch diese Krise trägt, dann taugt das ganze System nichts. Dann kann ich meine Berufung zurückgeben und den Predigtdienst einstellen. Ich hatte zwar das Studium als „Master“ der Theologie abgeschlossen, aber die Meisterprüfung meines Lebens sollte erst noch kommen.

Moderne Musik wurde mir fremd Wovon lebe ich in einer Phase der Schwermut, wenn ich selbst zum Beten keine Kraft habe und mir alle frommen Sprüche im Hals steckenbleiben, weil Herr P. so viel Macht über mich gewonnen hat? Ich konnte kaum etwas lesen, Fernsehen war noch langweiliger als sonst. Moderne Musik wurde mir bis auf einige Ausnahmen fremd. Obwohl ich Rock, Pop, Gospel und Soul normalerweise sehr liebe, erreichten diese Töne und Texte mein Herz nicht mehr. Auch die meisten neuen geistlichen Lieder reichten nicht bis auf den Grund meiner Verzweiflung. Es waren die Passionen und Oratorien von Johann Sebastian Bach, die mich tief getröstet haben. Die JohannesPassion habe ich tagelang rauf und runter gehört. Obwohl mich diese Musik ziemlich aufwühlte und ich ständig tränengeflutet war, bin ich unter dem Einfluss Bachs, des „fünften Evangelisten“, zur Ruhe gekommen.

Prominente Parkinson-Kranke: Papst Johannes Paul II. vier Monate vor seinem Tod während einer Messe Ende 2004. Er starb im Alter von 84 Jahren. Billy Graham (r., damals 89 Jahre) mit seinem Sohn Franklin (l.) 2007. Hermann Barth (67, Hannover), ehemaliger Präsident des Kirchenamtes der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), 2010 bei einer Konferenz der Evangelischen Allianz in Bad Blankenburg.

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Ich fand die Geborgenheit nicht in flüchtigen Dingen, nicht in seichten Modeerscheinungen, sondern in vertrauten liturgischen Ritualen, die wir seit Jahren in unserer Familie pflegten. Dazu kam himmlische Musik, die seit Jahrhunderten mit Ehrfurcht interpretiert wird und einfach nicht zu toppen ist. Texte, die zeitlos geistliche Prägungen nachhaltig bewahren. Das waren meine Favoriten, meine Trostlieder in traurigen Phasen:

Die alte Sprache Luthers Die Markus-Passion von Johann Sebastian Bach. Musik, die mich nach sechs Wochen Weihnachtsoratorium auf die Passion Jesu vorbereitet. Hinreißend schöne Choräle. Vitamine für die Seele in ihrer bekömmlichsten Form. Die von Wolf Euba ergreifend gesprochenen Evangelisten-Rezitative in der alten Sprache Luthers kommen ungefiltert durch die Gehörgänge. Modernes Deutsch kann das nicht besser! Der andere Tröster in der Not war Paul Gerhardt (16071676). Er wurde der Hirte meiner verwundeten Seele. In seinen Texten steckt seit Generationen ein hoher Trostfaktor. Sie wurden mir zum Proviant auf dem mühsamen Weg zur inneren Heilung. Musiktherapie – der biblische König David erfand sie vor 3.000 Jahren. Damals spielte er als junger Thronfolger vor dem schwermütigen König Saul auf der Harfe. Wer sich in guten Jahren von der Musik inspirieren lässt, wird auch in den Stunden der Anfechtung nicht ungetröstet bleiben.

Gespräche, die mich deprimieren Die gut gemeinten „noch“-Fragen sind es, die mich zunehmend deprimieren. „Ach, Sie sind allein mit dem Auto gekommen? Dürfen Sie denn noch selber fahren?“ „Können Sie noch Treppen steigen, oder wollen Sie den Lift nehmen?“ „Dürfen Sie denn noch alles essen?“ – Ja, ich darf. Sieht man das nicht? „Können Sie denn noch predigen?“ – Ja, ich kann. Noch. Wenn man die 40 überschritten hat, steht alles im Leben unter dem „Noch“. Ich fühle kindischen Trotz in mir aufsteigen. Sehen die mich denn alle schon im Siechenhaus? Hätte ich meine Erkrankung doch besser geheim gehalten? Kürzlich erzählte mir eine liebenswürdige Dame, dass der Mann ihrer Freundin durch die Parkinsonmedikamente ente geistig verwirrt worden sei und sich im Wahn umgebracht acht habe. Brutale Story! Der Tag war für mich gelaufen. Meine ine Frau merkte es gleich und erstickte die Panikattacke mit einer liebevollen Umarmung im Keim.

„Danke, schlecht!“ Die Leute, die mir diese Parkinsongeschichten erzählen, n, meinen es ja gut. Manche interessieren sich wirklich für ür mich, andere wollen ein schnelles „Es geht mir gut!““ hören. Sie sind mit den Füßen noch bei mir, aber mitt dem Kopf schon längst woanders. Irgendwann lassee ich mir eine Baseballmütze oder ein T-Shirt mit dem Aufdruck „Danke, schlecht!“ machen.

„Na, wie geht’s?“, ist die flüchtigste aller Small-TalkPhrasen. Wer so fragt, hat das „Gut!“ schon einkalkuliert, denn er hat gar keine Zeit, meine Antwort aufzunehmen. Darum schocke ich die Frager gern mit der flapsigen Antwort: „Danke, schlecht!“ Die wenigsten registrieren die Ironie. Wer hat denn noch Zeit, sich den detaillierten Rapport meiner Befindlichkeit anzuhören? Aber ich erlebe auch viel wohltuende Sprachlosigkeit, stilles Mitleiden, berührende Verlegenheit. Das ist echt, das kommt an, das tut gut.

49 % Zweifel, 51 % Glaube Was kann ich meinen Parki-Genossen und allen, die mit Leid konfrontiert und im Zweifel steckengeblieben sind, sagen? Was habe ich in diesen vier Jahren gelernt? Wenn mich dienstliche Anfragen erreichen, fällt meine Antwort immer dreifach aus: • Gern! • So Gott will! • Falls Herr Parkinson nichts dagegen hat. Das „So Gott will“ gilt ohnehin für jeden von uns. Ich verwende diese Formel gern, weil damit die Prioritäten meiner Lebensplanung klar beschrieben sind. Mein dienstlicher und privater Kalender wird von mir verwaltet, mehr nicht. Gestaltet wird er von Gott, der über die Gestalt und Gestaltung meines Lebens wacht. Wie befreiend ist diese Einsicht! Ich sterbe einzig und allein am Willen Gottes. Sachlich betrachtet, als Momentaufnahme, sprechen 49 % Zweifel dagegen, 51 % Glaube sprechen dafür. Mit Abstand betrachtet und in der Gesamtschau meines Lebens kann ich mit Paulus sagen: „Ich bin gewiss, dass mich nichts von der Liebe Gottes trennen kann“ (Römer 8,38). Das gibt meinem brüchigen Leben eine tiefe Qualität. Und was morgen sein wird, überlasse ich dem, der Initiator und Vollender meines Lebens ist. Ich lebe bewusst jetzt schon auf Abschied hin, auf ewige, zitterfreie Gemeinschaft mit Gott. P

Jürgen Mette, Jahrgang 1952, gelernter Zimmermann, studierte am Theologischen Seminar Tabor in Marburg und an der Trinity International Universität in Deerfield (USA). Mette ist verheirat verheiratet und Vater von drei erwachsenen Söhnen. Seit 2002 ist er Geschäftsführender Vorsitzender der Stiftung Marburger Medien. Diese Funktion übergibt er aus gesundheitlichen Gründen zum 1. Februar an das bisherige Kuratoriumsmitglied Harry Wollmann ((Marburg). Der 63-Jährige will das A Amt jedoch im Laufe des Jahres in jü jüngere Hände übergeben. Jürgen Mette: Alles außer Mikado Jü Le Leben trotz Parkinson. 1. A Auflage • EAN/ISBN: 9783865917621 EU EUR 14,99 • SFr 21.90 Geb Gebunden, 192 Seiten · GerthMedien

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Ganz Gott und ganz Mensch WAS WIR GLAUBEN Christen bekennen: Christus ist wahrer Mensch und wahrer Gott. Doch wie geht das zusammen? Damit beschäftigt sich Pastor Klaus Jürgen Diehl (Wetter/Ruhr) im zehnten Teil der idea-Serie über das Apostolische Glaubensbekenntnis ein. Im Apostolischen Glaubensbekenntnis bekennen wir uns zu Jesus als „Gottes eingeborenen Sohn“. Das bedeutet nichts Geringeres, als dass Gott selbst Mensch wird. Warum? Der entscheidende Grund dafür ist – so sahen wir – Gottes brennende Liebe zu allen Menschen, die ohne eine Verbindung zu ihm verloren sind, weil sie am Sinn ihres Lebens vorbeileben. Aus dieser Liebe heraus hält er unerschütterlich daran fest, sich mit seinen Menschenkindern endgültig zu versöhnen und dafür selbst ihre Schuld ein für allemal zu sühnen. Doch wie sollen wir uns vorstellen, dass uns in der Person Jesus von Nazareth Gott und Mensch zugleich begegnen – und zwar jeweils ganz und gar? Wie passt der sündige, sterbliche Mensch mit dem heiligen, ewigen Gott zusammen?

In der Alten Kirche wurde lange gerungen Schon in der Urchristenheit hat man über diese Frage intensiv gerungen. So gab es bereits früh heftige Auseinandersetzungen mit den Vertretern der Bewegung der Gnosis (griechisch = Erkenntnis), in der viele behaupteten, Jesus sei kein wirklicher Mensch aus Fleisch und Blut gewesen, sondern habe nur einen Scheinleib gehabt. Für diese sogenannten „Doketen“ (von griechisch dokeo = scheinen) war der Gedanke unerträglich, dass Gott wie ein Verbrecher am Kreuz gehangen und gestorben sein soll. Die Apostel haben diese Auffassung entschieden zurückgewiesen und sie als antichristlich gebrandmarkt. Sie hielten uneingeschränkt daran fest, dass Gott wirklich Mensch geworden ist. So schreibt der alte Apostel Johannes in einem Brief: „Ein jeder Geist, der bekennt, dass Jesus Christus in das Fleisch gekommen (d. h. wirklicher Mensch geworden) ist, der ist von Gott; und ein jeder Geist, der Jesus nicht (so) bekennt, der ist nicht von Gott. Und das ist der Geist des Antichrists“ (1. Johannes 4,2 und 3).

einen gegen die Lehre des Arius gerichteten Beschluss der Konzilsmehrheit durchsetzte, schwelte der „arianische Streit“ noch über 100 Jahre weiter und drohte die Kirche zu spalten. Erst auf dem Konzil von Chalcedon wurde 451 endgültig als Bekenntnis der Kirche die Lehre von den zwei Naturen Christi bestätigt: „Wir bekennen alle einen und denselben Sohn, unsern Herrn Jesus Christus, vollständig in Bezug auf die Gottheit und zugleich vollständig der Menschheit nach … gleiches Wesens dem Vater seiner Gottheit nach, und auch uns gleich nach seiner Menschheit, einen und denselben Christus, Sohn, Herrn, Eingeborenen, in zwei Naturen unvermischt und unverwandelt, ungeteilt und ungetrennt“. Besonders mit den zuletzt zitierten vier Begriffen wollten die Konzilsväter daran festhalten, dass Jesus kein Mischwesen aus Gott und Mensch gewesen sei, sondern beide Naturen ganz und gar in sich vereinigt habe. Und auch wenn zwischen Gott und Mensch deutlich unterschieden werden müsse, so lassen sich beide doch in der Person Jesu nicht auseinanderdividieren. Uns Heutigen mag dieses Ringen um Worte theologisch spitzfindig erscheinen. Wir werden jedoch sehen, dass das Festhalten an den beiden Naturen Christi von zentraler Be-

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Jesus ist kein Mischwesen Wollten die Gnostiker die Göttlichkeit Jesu auf Kosten seiner Menschlichkeit hervorheben, so gab es innerhalb der Alten Kirche auch immer wieder die entgegengesetzten Bestrebungen, nämlich an der Göttlichkeit Jesu Abstriche zu machen. Besonders der aus Alexandria (Ägypten) stammende Presbyter (Kirchenvorsteher) Arius (um 260 bis 331) tat sich bei diesen Auseinandersetzungen hervor. Für ihn war Jesus nicht wesenseins mit Gott; er habe auch nicht schon wie sein Vater vor der Erschaffung der Welt existiert, sondern sei erst später von ihm geschaffen worden. Obwohl Kaiser Konstantin auf dem Konzil von Nicäa (325)

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Jesus war ganz Mensch (so könnte er sich in der heutigen Welt bewegen, meint ein US-Künstler) …


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Kein Supermann oder strahlender Held

deutung für den christlichen Glauben ist. Dass Jesus „wahrer Gott und wahrer Mensch“ ist, wurde darum auch Jahrhunderte später von den Kirchen der Reformation bekräftigt. So heißt es in dem 1530 von den Lutheranern verabschiedeten Augsburger Bekenntnis, der „Confessio Augustana“: „Es wird gelehrt, dass Gott, der Sohn, Mensch geworden ist, geboren aus der reinen Jungfrau Maria, und dass die zwei Naturen, die göttliche und die menschliche, also in einer Person untrennbar vereinigt ist, ein Christus sind, der wahrer Gott und wahrer Mensch ist.“

Jesus – ganz und gar Mensch Indem Gott in Jesus als armer Leute Kind auf unsere Welt kommt – und eben nicht als Königskind in einem Palast –, wird er uns normalen Menschen gleich, teilt unsere Lebensbedingungen und verzichtet dabei auf jede Bevorzugung. Er wird in einem Stall geboren, von seiner Mutter Maria gestillt und macht wie jedes andere Baby in die Windeln. Er teilt das Schicksal von Millionen von Flüchtlingen, denn seine Eltern müssen schon kurz nach seiner Geburt vor den Morddrohungen des Königs Herodes nach Ägypten fliehen. Später lernt er von seinem Vater den Beruf des Zimmermanns. In den Berichten über sein öffentliches Wirken erzählen die Evangelien völlig unbefangen von seinen inneren Kämpfen und Versuchungen, von ganz menschlichen Bedürfnissen und Empfindungen wie Hunger und Durst, Trauer und Zorn, Angst und Verzweiflung. Besonders die Passionsgeschichte zeigt uns Jesus als einen Menschen, der in seiner tiefen Todesangst den Beistand seiner Jünger sucht. Darum betont der Verfasser des Hebräerbriefes ausdrücklich, dass Jesus „mit unserer Schwachheit mitleiden kann, weil er versucht worden ist in allen Stücken wie wir“ (Hebräerbrief 4,15). Ja, er geht sogar so weit, seinen Lesern Jesus als heulendes Elend vor Augen zu stellen: „Er hat in den Tagen seines irdischen Lebens Bitten und Flehen mit lautem Schreien und Tränen dem dargebracht, der ihn vom Tod retten konnte“ (Kapitel 5,7). Schließlich stirbt er einen grausamen Tod am Kreuz und wird begraben.

Jesus – ganz und gar Gott Mit seiner Menschlichkeit ist Jesus uns ganz nah und wird vollkommen solidarisch mit uns. Manche Christen sehen darin das ausschließliche Merkmal seiner Sendung. Die uns von Jesus so eindrücklich vorgelebte Solidarität und Parteinahme für die Armen, Schwachen und Ausgegrenzten – für die er in letzter Konsequenz sogar bereit war, sein Leben zu opfern – sollte ein starker Impuls für uns sein, uns heute ebenso entschlossen an die Seite dieser Menschen zu stellen und für ihre Rechte und Freiheit einzutreten. Doch wenn sich das Leben und Wirken Jesu in solidarischer Mitmenschlichkeit erschöpft hätte, wäre er nicht der Erlöser einer vor die Hunde gehenden Menschheit. Dann müssten wir uns am Ende doch selber am eigenen Schopf aus dem Dreck ziehen. Nein, so unaufgebbar wichtig die Menschlichkeit Jesu für unsern Glauben ist: Erst als Gottes Sohn vermag er uns und diese Welt aus ihren tausend Nöten zu befreien.

Außergewöhnliche Kraft und Vollmacht Schon bei seiner Taufe durch Johannes im Jordan bekennt sich Gott zu Jesus: „Du bist mein lieber Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen“ (Markus 1,11). Später wird Jesus vor seinen Jüngern immer wieder das Einssein mit seinem himmlischen Vater betonen: „Ich und der Vater sind eins!“ (Johannes 10,30). Er wird zwar vom Teufel aufs Glatteis geführt wie wir, aber er widersteht allen Versuchungen und bleibt ohne Sünde. Gott stattet ihn mit außergewöhnlicher Kraft und Vollmacht aus: Er heilt Kranke, weckt Tote auf, treibt Dämonen aus und gebietet den Naturkräften. Er durchschaut die Menschen durch und durch, auch wenn er ihnen nie zuvor

Foto: akg-images

… und Jesus war ganz Gott. Bei seiner Taufe „geschah eine Stimme vom Himmel: Du bist mein lieber Sohn …“ (Markus 1,11). So sah es 1303/05 der italienische Maler Giotto di Bondone.

Nirgendwo verklärt die Bibel das Bild Jesu zu dem eines strahlenden Helden, der als Supermann haushoch über den Niederungen des Lebens steht und lässig zu seinen Fans als armen Würstchen herunter winkt. Ganz im Gegenteil! Diesem Jesus ist nichts Menschliches fremd: Nicht das Leid von Menschen, die von andern verachtet und ausgegrenzt werden. Aber auch nicht die ausgelassene Freude von Hochzeitsgästen, die es sich bei üppigem Essen und Wein gutgehen lassen. Er wird von seinen Zeitgenossen als „Fresser und Weinsäufer“ verspottet, während ihn die theologische Elite als „Gotteslästerer“ abstempelt, weil er handfesten Sündern die Schuld vergibt. Doch eben dadurch ist Jesus uns ganz nah, rückt uns auf den Leib, wird ein Heiland zum Anfassen: Der Zweifler Thomas darf seine Hände in seine Nägelmale legen, als er nach seiner unerwarteten Auferstehung den vor Angst gelähmten Jüngern erscheint. Mögen manche Menschen darüber die Nase rümpfen oder es gar für blasphemisch halten, dass Gott sich in Jesus von Nazareth mit uns Menschen so gemein und damit so klein macht: Es ist gerade diese geheimnisvolle Wahrheit, die im Zentrum des christlichen Glaubens steht.

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im Leben begegnet ist. Er vergibt ihnen vorbehaltlos ihre Schuld, was nach jüdischer Vorstellung allein Gott in seiner Souveränität vorbehalten ist. Er stirbt zwar einen schmachvollen Tod, aber in seiner Auferweckung bestätigt ihn Gott als Sohn und erhöht ihn schließlich zu seiner Rechten. Darum halten wir daran fest: Erst als Sohn Gottes wird Jesus zu unserem Erlöser: Er befreit uns von der Macht der Finsternis, schenkt uns „die herrliche Freiheit der Kinder Gottes“ und stößt die Tür zum Paradies für uns weit auf.

Die Vernunft kann es nicht begreifen Zweifellos stoßen wir mit dem Bekenntnis, dass Jesus ganz Gott und ganz Mensch ist, an die Grenzen unserer Vorstellungskraft und unseres logischen Denkvermögens. Unsere Vernunft fragt: Wenn Jesus Gott ist, wie kann er zu Gott beten? Führt er dann nicht bloß ein Selbstgespräch? Und wenn am Kreuz nicht nur der Mensch Jesus gestorben ist, sondern auch Gott: Wie lässt sich das mit der Aussage in Einklang bringen, dass Gott unsterblich ist? Fragen über Fragen, für die es letztlich keine für die Vernunft befriedigenden Antworten gibt. Was bleibt, ist entweder kopfschüttelnde Skepsis über eine solche Zumutung – oder dankbares Staunen über das einzigartige Wunder, dass Gott in Jesus Mensch geworden ist. Der Liederdichter Paul Gerhardt hat dieses

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Staunen in einem Lied in die Worte gefasst: „Ich sehe dich mit Freuden an und kann mich nicht sattsehen; und weil ich nun nichts weiter kann, bleib ich anbetend stehen. O dass mein Sinn ein Abgrund wär und meine Seel ein weites Meer, dass ich dich möchte fassen!“ P

Was die Bibel dazu sagt Bei der Taufe Jesu: Und da geschah eine Stimme vom Himmel: Du bist mein lieber Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen (Markus 1,11). Jesus: Ich und der Vater sind eins (Johannes 10,30). Gott sandte seinen Sohn in der Gestalt des sündigen Fleisches (Römer 8,3). Jesus ist versucht worden in allem wie wir, doch (war er) ohne Sünde (Hebräer 4,15b). So hat Christus, obwohl er Gottes Sohn war, doch an dem, was er litt, Gehorsam gelernt (Hebräer 5,8). In Christus wohnt die ganze Fülle der Gottheit wahrhaftig (Kolosser 2,9). Denn es ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, nämlich der Mensch Christus Jesus, der sich selbst gegeben hat für alle zur Erlösung (1. Timotheus 2,5 und 6a). Der römische Hauptmann unter dem Kreuz Jesu: Wahrlich, dieser Mensch ist Gottes Sohn gewesen! (Markus 15,39).

idea Fernseh- und Hörfunk-Tipps

19. bis 25. Januar

FERNSEHEN Samstag, 19. Januar 7.15–7.30 Christen in der Türkei – wie frei können sie ihren Glauben praktizieren? 15.30–16.00 Tod einer Scientologin – Eine Frau steigt in die höchsten Kreise der Sekte auf und begeht Selbstmord

Freitag, 25. Januar 16.30–17.00 Was darf William kosten? – Der Kampf eines Rollstuhlfahrers um Anerkennung und Menschenwürde Sonntag, 20. Januar 8.30–9.15 Stunde des Höchsten

10.00–11.00 Ökumenischer Gottesdienst zur Einheit der Christen aus der Pfarrkirche San Cristoforo 11.00–12.15 ERF 1 Gottesdienst aus der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Moormerland mit Wolfram Krebs

17.45–18.15 Im Schatten meines Bruders: Der plötzliche Tod eines Kindes ist für die betroffenen Geschwister oft ein Schock

20.15–20.45 ERF 1 Hooligan auf Höllen-Trip – Wie Stefan Driess sein Leben aus Hass, Gewalt und Alkohol änderte und zu Gott fand

19.30–20.15 Der Friedenspfarrer von Bethlehem Mitri Raheb – Christ und Palästinenser

20.15–21.00 Die Rüpel-Republik – Wenn Umgangsformen und Höflichkeit Fremdworte sind

21.00–22.00 ERF Plus Die Gottesmauer – Horst Marquardt über Clemens Brentano

HÖRFUNK Sonntag, 20. Januar 6.05–6.30 Kehrseiten des Wirtschaftswachstums – Evangelische Entwicklungshilfe in China

8.40–9.00 Das Heil der Unheilbaren – Gilt Gottes Segen nur den Geheilten und Reparierten?

10.00–11.00 Evangelischer Gottesdienst aus der Stadtkirche „Zur Gotteshilfe“ Waltershausen

10.00–11.00 Gottesdienst mit Philipp Kohli, Evangelisch freikirchliche Gemeinde, Bern

7.05–7.30 Leichentuch und Kälteschutz: Der Schnee im Wandel der Zeiten

9.45–10.00 Evangelisch-freikirchliche Predigt von Pastor Lukas Amstutz, Wisen

10.05–11.00 Evangelischer Gottesdienst aus der Erlöserkirche in Kiel, Pastor Joachim Kretschmar

12.05–12.30 Donnerstag, 24. Januar Morgen früh, wenn Gott 20.00–21.00 ERF Plus will … Über das Schlafen als Bilanz: Geführt – behütet – spirituelle Erfahrung berufen, Teil 2

Wer reagieren möchte, kann dies unter folgenden Rufnummern tun: ARD: 089/5900-3344 | Bibel.TV: 040/4450660 | Das Vierte: 0180/5843783 Deutschlandfunk und Deutschlandradio: 0221/345-1831 | DRS 2: (0)848/808080 | ERF: 06441/957-0 | HR (TV): 069/1555111 | Kabel 1: 0180/5011150 KiKa: 0180/2151514 | Luth. Stunde: 04264/2436 | MDR: 0341/300-5401 | NDR: 0511/988-2393 | Phoenix: 0180/28213 | RBB: 030/97993-2171 SF 2: (0)62/2059050 | SR 2: (0)681/6022222 | SWR: 07221/929-0 | WDR (Radio): 0221/5678-333 | WDR (TV): 0221/5678888 | ZDF: 06131/7012164

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net F O R U M F Ü R J U N G E C H R I S T EN

Hund, Katze, Kind. Die Welt im Jahr 2030 SCHÜLERSCHREIBWETTBEWERB 2012 hat idea mit dem Verband Evangelischer Bekenntnisschulen zum 2. Mal einen Schülerschreibwettbewerb veranstaltet. Aus den rund 40 eingesandten Texten hat eine Jury nun die fünf besten gekürt. Die Reihenfolge der Preisträger wird am 18. Januar beim Kongress christlicher Führungskräfte in Leipzig bekanntgegeben. In den kommenden Wochen veröffentlicht idea Beiträge des Wettbewerbs in ideaSpektrum und im Internet auf idealisten.net. ls Erstes druckt idea die Kurzgeschichte von Lara Joy Herbst. Sie hat in der Kategorie der Oberstufenschüler einen der Gewinnerplätze belegt. Lara erzählt, wie das Familienleben im Jahr 2030 aussehen könnte: „Tschüss, kleiner Mann. Wir sind jetzt weg!“, sagt Mama und bindet ihren Sprössling am Rastplatz der Space1 an. „Meinst du nicht, wir hätten ihn in die Kinderpension bringen sollen?“, fragt Papa, als Mama zu ihm ins Shuttle steigt. Mama guckt ihn verwundert an: „Der hat doch, was er braucht: Ein Katzenklo, einen Fressnapf und einen Plasmafernseher, wie zu Hause auch. Er wird kaum merken, dass wir weg sind.“ Und schon machen sich die glücklichen Eltern auf den Weg in den Urlaub. Den haben sie sich auch redlich verdient, immerhin arbeiten sie 27 Stunden am Tag. Währenddessen ist der Kleine immer irgendwo abgestellt und durch SupernannyFernseher ist er auch nie unbeschäftigt. Mit anderen Kindern spielt er nie, warum auch? Es gibt doch das KiKaninchen, das Kaninchen auf dem Kinderkanal, wenn er mal traurig ist oder sich einsam fühlt.

„Rente“ ist ein Begriff aus der Vergangenheit Wie es so weit kommen konnte? Ganz einfach: Mama geht arbeiten, Papa geht arbeiten und Oma und Opa sind mit ihren 66 Jahren ebenfalls noch mindestens 10 Jahre berufstätig. Dass Opa als Mechaniker inzwischen nicht einmal mehr unters Auto kriechen, geschweige denn einen Reifen heben kann, interessiert genauso wenig wie dass Oma als Bäckerin schon lange keine Brötchen mehr formen oder Teig kneten kann. „Rente“ ist ein Begriff aus der Vergangenheit: Wer nicht bei der Arbeit stirbt, gehört inzwischen zur Seltenheit. Was der Staat jetzt zahlt, ist die Beisetzung. Und wo sind die Kinder in der Zeit? Die Zukunft der Menschheit wird in der Schule, in Vereinen, bei Betreuern oder vor dem Fernseher geparkt. Worum muss man sich dann noch kümmern? Selbst an freien Tagen verbringen die Eltern die Zeit lieber mit Hausputz, Einkaufsbummel oder Ausschlafen als mit den Kindern – nein, mit dem Kind, denn der Trend geht immer mehr zur Ein-Kind-Familie. Ein Kind ist nicht nur billiger im Unterhalt, man kann es auch leichter abstellen. Dabei ist es für Kinder so immens wichtig, Zeit mit ihren Eltern zu verbringen. Sie lernen von ihnen, bauen eine mehr

oder weniger sichere Bindung zu ihnen auf und sollten von den Eltern bedingungslos geliebt, verstanden und akzeptiert werden. Inzwischen findet man diese Liebe und Akzeptanz nur noch in Heimen, zum Beispiel im „Rauhen Haus“ (Johann Hinrich Wicherns Rettungshaus in Hamburg). Das Kind hat kaum mehr die Chance, sich so wundervoll zu entwickeln, wie wir Eltern es konnten.

2030 wird es keine normalen Kinder mehr geben Und warum das Ganze? Weil die Eltern ihre Berufswünsche ausleben wollen! Da sind kleine Einsparungen doch normal. Das Problem ist nur, dass am Kind als Erstes gespart wird, wenn nicht sogar das ganze Kind selbst eingespart wird. Im Jahr 2012 waren Abtreibungen noch nicht gerne gesehen, im Jahr 2030 gehören sie zum Alltag. Eine Schwangere ist so etwas wie das 8. Weltwunder sein, also eine absolute Ausnahme. Die kleinen, süßen Wonneproppen, die tapsig die Welt erkunden, die wirklich nur spielen und nicht beißen wollen, gibt es nur noch selten.

Wir sollten uns jetzt Zeit nehmen! Jesus sagte: „Lasst die Kinder zu mir kommen!“ (Markus 10, Vers 14). Damit es nicht so kommt, wie ich es eben für 2030 prophezeit habe, sollten wir genau das tun: Wir müssen viel öfter mit unseren Kindern etwas unternehmen, sie nicht einfach vor den Fernseher parken. Wir müssen den Fernseher wenigstens beim Essen ausschalten und ab und zu mit den Kindern auf den Spielplatz gehen. Ein Kind ist auch Arbeit, das ist klar. Aber kann man sich denn nicht Hals über Kopf in diese wundervolle Arbeit stürzen und das Kind zum Hauptberuf machen? Kinder sind die Zukunft, ihnen gehört schließlich das Himmelreich. Und nur mit ihnen ist 2030 auch (er-)lebenswert. P Lara Joy Herbst (18) macht am Berufskolleg Bleibergquelle in Velbert eine Ausbildung zur Erzieherin mit Abitur. Ihre Freizeit verbringt sie mit Kickboxen und Lesen. Außerdem arbeitet sie gern mit den Kindern in ihrer Gemeinde und trifft sich mit ihren Freunden.

Lara Joy Herbst

Fotos: photocase, privat

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DI E K LE I N E K A NZ E L

» Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen. «

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Dr. Andreas Franz (Uhrsleben bei Magdeburg) ist Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Pfingstlich-Charismatischer Missionen und Studienleiter der Theologisch-Missionswissenschaftlichen Akademie des Vereins Horizonte Weltweit.

Aus dem Evangelium nach Johannes 7,38

Wer glaubt, lebt gesünder In den letzten Jahren wurde von der Gesundheitsforschung empirisch zweifelsfrei nachgewiesen, dass diejenigen Menschen, die eine persönliche Gottesbeziehung pflegen, statistisch gesehen gesünder sind und länger leben als der Bevölkerungsdurchschnitt. Glauben im Sinne einer erfahrbaren und vertrauten Verbundenheit mit Gott erwies sich dabei als der bedeutendste Gesundheitsfaktor. Die Zeiten, in denen Glauben von manchen weltanschaulich vorgeprägten Geisteswissenschaften als krankmachend diskreditiert wurde, sind vorbei und widerlegt.

Foto: privat

Es geht weder um Philosophie noch um Weltanschauung Entscheidend ist dabei der Aspekt des emotionalen Verbundenseins mit Gott. Während im Deutschen unter Glaube eher rationales „Fürwahrhalten“ oder vage Hoffnung verstanden wird, bedeutet das hebräische „`emunah“ vor

allem „Vertrauen, Treue, Zuverlässigkeit“. Ähnlich verhält es sich mit dem griechischen Wort für Glauben – „pistis“ –, das gleichfalls eine Beziehungsaussage enthält. Es geht beim christlichen Glauben also nicht um die Zustimmung zu einem religiösen Lehrsystem, einer Philosophie oder Weltanschauung, sondern um eine verlässliche Beziehung.

Wer glaubt, der liebt – auch mit Verstand Wenn Jesus formulierte: „Wer an mich glaubt …“, verstanden seine hebräischen Zuhörer: „Wer mir fest vertraut …“. Insbesondere der erfahrbare, emotionale Aspekt des Vertrauens darf nicht vernachlässigt werden. Glauben ist weder reine Verstandessache und schon gar keine seelische Kraftanstrengung, sondern eine erfahrbare emotionale Verbundenheit mit Gott. Wer glaubt, der liebt – von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit dem ganzen Verstand. P

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PORTRÄT

Gott segnet kein Schwarzgeld UNTERNEHMER Das Motto des Kongresses christlicher Führungskräfte vom 17. bis 19. Januar in Leipzig lautet „Mit Werten in Führung gehen“. Doch geht das überhaupt – besonders im Baugewerbe? Ja, meint Helmut Rensch. Er hat seine kleine Zimmerei zu einer erfolgreichen Fertighausfirma umgestaltet. Klaus Rösler sprach mit ihm.

Vor dem Konkurs Die erste Zeit ist schwer. Kunden bleiben weg, weil sie meinen, dass die Zimmerei in Uttrichshausen bei Fulda nach dem Tod des Chefs am Ende sei. Sein Sohn klappert deshalb die Baustellen in der Nähe ab und wirbt um Aufträge. Er hat Erfolg und sichert so den 15 Mitarbeitern ihre Stellen. 1965 bittet ihn ein befreundeter Architekt, für ihn komplette Rohbauten herzustellen – aus Holz. Das ist der Einstieg ins Fertighausgeschäft. Als die Firma des Architekten pleitegeht, wird Rensch selbstständiger Anbieter. Doch 1972 steht „Rensch-Haus” selbst vor dem Konkurs. Der Grund: Ein wichtiger Kunde wird zahlungsunfähig und droht Rensch mit in den fi nanziellen Abgrund zu ziehen. „Da habe ich viel gebetet“, erinnert sich der Chef. Ein Gespräch mit der Hausbank bringt die Wende. Sie erhöht den Kreditrahmen der Firma von 60.000 auf 600.000 Mark. Jetzt können die vielen Aufträge ausgeführt werden. 1978 ist die Firma schuldenfrei. 1997 übergibt Helmut Rensch seinem Sohn Martin die Geschäftsführung. 250 bis 300 hochwertige Häuser verkauft die Firma inzwischen jährlich.

Helmut Rensch in seiner Fertighausfirma

Gotteserfahrungen im Betrieb Immer wieder macht Helmut Rensch Glaubenserfahrungen im Unternehmen. Etwa bei einem Einbruch 1989. Da wurden einige Tausend Mark gestohlen. Was nur er weiß: Das Geld war nicht versteuert. Wenn Mitarbeiter für den Hausgebrauch Platten, Schrauben oder Nägel benötigten, bezahlten sie dafür nur den Einkaufspreis. Rensch wird klar: „Das ist Sünde. Gott segnet kein Schwarzgeld.“ Er unterbindet diese Praxis und staunt, dass die Firma danach mehr Gewinn erwirtschaftete als je zuvor. Rensch unterstützt viele christliche Werke. Auch seine Landeskirchliche Gemeinschaft profitiert davon: Als sie einen Neubau plant, bringt sich „Rensch-Haus“ mit ein.

Beten mit den beiden Chefs Dass Helmut Rensch Christ ist, weiß die Belegschaft. Einige Mitarbeiter treffen sich jeden Montag zum Gebet im Büro – mit dem inzwischen 75-jährigen Seniorchef und seinem Sohn und Chef Martin. Zum Geburtstag und zur Weihnacht erhält jeder Mitarbeiter einen christlichen Kalender oder eine evangelistische Verteilschrift. Zudem schmücken das Foyer ein Kreuz und ein Plakat mit einem Bibelvers. Rensch selbst engagiert sich bei der Bewegung „Christen im Beruf“ und beim Internationalen Gideonbund. In Hotels, Schulen und im Gefängnis Bibeln zu verteilen, wie es die Gideons tun, erfüllt ihn: „Da ist man nie außer Dienst.“ P

Foto: idea/Rösler

Mit 24 besteht Helmut Rensch seine Meisterprüfung als Zimmermann. Wenige Wochen später stirbt sein Vater – ein engagierter Christ – an Krebs, ruhig und gelassen. Das beeindruckt Helmut Rensch so sehr, dass er seitdem ganz auf Gott vertraut. Er besucht die Landeskirchliche Gemeinschaft, liest zusammen mit seiner Ehefrau täglich die Bibel und betet mit ihr.

DAS WORT DER WOCHE » Ich bin lieber ein harter Hund für Recht und Ordnung als ein Weichei für Unrecht und Unordnung. « Der frühere bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein, auch stellvertretender Präses der EKD-Synode, im Münchner Merkur

3.2013


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